DGCM176FischervonErlach
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AUS DEN FACHKREISEN<br />
Der Barockarchitekt Johann Bernhard Fischer von Erlach<br />
(1656–1723). Die Uhren seiner Salzburger Bauten<br />
Michael Neureiter<br />
Abb. 1: Kupferstich und<br />
Radierung von Karl<br />
Remshard nach Franz<br />
Anton Danreiter: Die H. H.<br />
Dreyfaltigkeit Kirchen zu<br />
Saltzburg, um 1735. (Salzburg<br />
Museum GS Bd. 7)<br />
Abb. 2 (unten): Gouache<br />
von Hubert Sattler: Die<br />
Dreifaltigkeitsgasse, 1833,<br />
nach einem Ölgemälde<br />
seines Vaters Johann<br />
Michael Sattler, 1828. Sie<br />
zeigt die Türme mit den<br />
Notdächern und Zifferblättern.<br />
(Residenzgalerie<br />
Inv. Nr. 483<br />
Abb. 3 (re.): Die Dreifaltigkeitskirche<br />
heute<br />
(© Creative Commons,<br />
HHelmlechner)<br />
Die Türme wurden erst 1757 um mehr als 20<br />
Der große Barockarchitekt<br />
schlüsse“ aufweisen. 6 Johann Bernhard<br />
Fischer von Erlach ist<br />
vor 300 Jahren verstorben.<br />
Im Salzburg Museum<br />
gab es 2023 eine<br />
Fuß (knapp sechs Meter) erhöht 7 , ein weiteres<br />
Halbgeschoß wurde als Abschluss der Türme<br />
hinzugefügt 8 . Dabei wurden sie auch mit insgesamt<br />
acht Zifferblättern ausgestattet. Über das<br />
Turmuhrwerk gibt es noch keine Informationen:<br />
Sonderausstellung, ab Gut möglich, dass es von Jacob Bentele stammte,<br />
Februar 2024 gibt es<br />
der um 1750 auch ein Turmuhrwerk für die<br />
eine Ausstellung im Franziskanerkirche und 1751/52 eines für St. Sebastian<br />
Wien Museum.<br />
lieferte. 9 Er war Hof-Großuhrmacher bis<br />
1769. 10<br />
Die Tätigkeiten von<br />
Johann Bernhard Fischer von Erlach als Architekt<br />
für Salzburg beginnen 1693 mit einer „Zeichnung<br />
für Klesheim“, vermutlich für das Hoyos-<br />
Stöckl, das nach seiner eigenen Angabe 1694<br />
gebaut wurde 1 . Im Sommer 1709 war Fischer<br />
zum letzten Mal in Salzburg, die neue Kapelle<br />
im Schloss Kleßheim wurde nach seinen Rissen<br />
vollendet. Am 20. April 1709 war Fürsterzbischof<br />
Johann Ernst Graf Thun, „der größte Mäzen Fischers“<br />
, dem er „die zahlreichsten Aufträge und<br />
die ersten kirchlichen Aufträge überhaupt“ verdankte<br />
Beim großen Stadtbrand, der am 30. April 1818<br />
in der an die Kirche anschließenden Pagerie<br />
ausbrach, wurde auch die Dreifaltigkeitskirche<br />
erfasst: Die Turmdächer fingen Feuer, die Glockenstühle<br />
wurden vernichtet. Schon am 5. Mai<br />
1818 erging seitens des Kreishauptmanns der<br />
Auftrag, auch die Kirche mit Eildächern versehen<br />
zu lassen. Gegebenenfalls müsste auch an die<br />
Beschaffung von Glocken und einer Uhr gedacht<br />
werden. 11 Diese war offensichtlich auch zerstört<br />
worden (Abb. 2).<br />
3 , verstorben.<br />
1831 wurde der „sehr gebrechliche Zustand der<br />
Hier geht es um die Uhren an und bei Bauten<br />
des Architekten. Uhren sorgen mit ihren Zifferblättern<br />
für die optische Zeitanzeige und mit<br />
dem Schlag auf Glocken oder Schlagschellen für<br />
die akustische Zeitinformation. Ihre Zifferblätter<br />
waren in der Architektur ein wichtiges Element,<br />
während Glocken wenig und die zugehörigen<br />
Uhrwerke von außen kaum sichtbar waren.<br />
vorhandenen Nothbedachungen“ festgestellt<br />
und die „Nothwendigkeit einer baldigen Herstellung<br />
der Thurmkuppeln“ 12 . Die Restaurierung<br />
der Türme samt Eindeckung der beiden<br />
Kuppeln erfolgte 1832/1833 und kostete 4860<br />
Gulden. 13 Dabei wurde auch der schlechte Zustand<br />
der 16 Uhrzeiger aus Eisenblech festgestellt.<br />
Es wurden neue Zeiger aus Kupfer hergestellt<br />
und feuervergoldet. 14 Es war also nach<br />
Salzburger Bauten von Johann Bernhard Fischer<br />
von Erlach waren nur teilweise schon von Anfang<br />
dem Stadtbrand 1818 ein neues Turmuhrwerk<br />
angeschafft worden.<br />
an mit Uhren ausgestattet, Zeitmesser<br />
wurden manchmal erst viel später ergänzt. Heute ist das Uhrwerk aus dem frühen 19. Jahrhundert<br />
verschwunden, die vorhandenen Zeiger<br />
Dreifaltigkeitskirche – eine Uhr erst<br />
später<br />
Der Bau der Salzburger Dreifaltigkeitskirche<br />
(Abb. 1) begann mit dem Baubeschluss und<br />
dem Vertrag mit Fischer am 25. Juni 1694.<br />
Sein erster Kirchenbau 4 wurde 1702 geweiht.<br />
Es fällt auf, dass die Türme ursprünglich niedriger<br />
waren, „keine wirklichen Türme ausgebildet“<br />
wurden 5 und sie auf Kupferstich und<br />
Radierung von Remshard nach Danreiter<br />
noch „die für Fischer charakteristischen Ab-<br />
MITTEILUNGEN Nr. 176 42 WINTER 2023