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KIWI-Journal 19: Werte und Normen im Miteinander - Wie Kinder Wertekompetenz erwerben

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<strong>19</strong> |<br />

Juni 2023<br />

WERTE UND NORMEN<br />

IM MITEINANDER<br />

WIE KINDER WERTEKOMPETENZ ERWERBEN


„<strong>Werte</strong> kann man nicht lehren,<br />

sondern nur vorleben.“<br />

– Viktor Frankl (<strong>19</strong>05–<strong>19</strong>97)<br />

2


Editorial<br />

Liebe Leser*innen!<br />

Im Hinblick auf die Vermittlung von<br />

<strong>Werte</strong>n kommt Bildungseinrichtungen<br />

für <strong>Kinder</strong> besondere Verantwortung zu: Die<br />

Ideen eines Menschen davon, welche Ansichten<br />

<strong>und</strong> Verhaltensweisen „gut <strong>und</strong> richtig“ sind, formen sich <strong>im</strong><br />

Wesentlichen in der Kindheit. Entscheidend ist dabei jedoch<br />

nicht allein, welche <strong>Werte</strong> <strong>im</strong> Einzelnen <strong>Kinder</strong>garten <strong>und</strong><br />

Hort hochhalten. Ebenso bedeutsam ist die Frage nach dem<br />

<strong>Wie</strong>; die Frage, auf welche Art <strong>und</strong> in welchen Situationen<br />

<strong>Werte</strong> vermittelt werden.<br />

Nur zum Teil nämlich lässt sich die Vermittlung von Toleranz,<br />

Empathie oder Solidarität absichtsvoll gestalten. Zum allergrößten<br />

Teil geschieht sie unbewusst <strong>und</strong> gewissermaßen<br />

„nebenher“: Jede beiläufige Geste, jede Planungsentscheidung,<br />

der Zeitpunkt einer Äußerung mitunter mehr als diese<br />

selbst, transportieren Wertvorstellungen. Auch – <strong>und</strong> möglicherweise<br />

gerade – in Situationen, in denen wir uns deren<br />

nicht bewusst sind, geben wir persönliche oder kulturelle<br />

<strong>Werte</strong> weiter.<br />

<strong>Wie</strong> die Vermittlung von <strong>Werte</strong>kompetenz unter dieser speziellen<br />

Voraussetzung <strong>im</strong> pädagogischen Alltag gelingen kann,<br />

inwieweit sie doch aktiv gestaltet werden kann <strong>und</strong> welche<br />

Faktoren dabei ins Spiel kommen, darum geht es <strong>im</strong> ersten<br />

Teil dieser Ausgabe unseres <strong>Journal</strong>s. Dipl. Sozialpädagoge<br />

(FH) Matthias Schäfer richtet den Blick unmittelbar auf den<br />

Umstand, dass die moralische Entwicklung eines Kindes einer<br />

Vielzahl von Einflüssen aus dem sozialen Umfeld unterliegt,<br />

die nicht oder nur bedingt „gesteuert“ werden können – <strong>und</strong><br />

auf die Frage, wie Pädagog*innen sich in diesem Netzwerk<br />

positionieren können.<br />

Die deutsche Dipl. Sozialpädagogin <strong>und</strong> Supervisorin Anja<br />

Cantzler stellt u. a. die „biografische Selbstreflexion“ vor,<br />

eine Methode zum Umgang mit wertbasierten Konflikten<br />

innerhalb von <strong>Kinder</strong>garten- <strong>und</strong> Hortteams, die durch den<br />

genauen Blick auf die eigene Sozialisierung Automatismen<br />

bewusstmacht. Der Essay unserer externen Qualitätsmanagerin<br />

Mag.a Lisa Kneidinger geht von der Frage aus, wie sich<br />

Wertvorstellungen zu <strong>Normen</strong> <strong>und</strong> Regeln verhalten, anderen<br />

Systemen, die das menschliche bzw. gesellschaftliche Handeln<br />

regulieren.<br />

Der zweite Teil des <strong>Journal</strong>s ist dem<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

<strong>KIWI</strong>-Schutzkonzept gewidmet, einem großen<br />

Organisationsentwicklungsprojekt, in dem<br />

Wertvermittlung eine zentrale Rolle spielt: Dass<br />

Fachkräfte einen bewussten Umgang mit <strong>Werte</strong>n praktizieren<br />

<strong>und</strong> die Kompetenz zur Hinterfragung des eigenen <strong>Werte</strong>systems<br />

an die <strong>Kinder</strong> weitergeben, ist ein wesentlicher Beitrag<br />

zum Schutz in einem ganzheitlichen Sinne. Wir stellen zunächst<br />

das Schutzkonzept, das bereits während der Entwicklung nach<br />

<strong>und</strong> nach <strong>im</strong>plementiert wurde, aus <strong>KIWI</strong>-Organisationssicht<br />

vor. Anschließend gibt Helga Embacher-Köhle, BA, die Leiterin<br />

eines Betriebskindergartens, Einblicke in die Praxis.<br />

Wir wünschen viel Vergnügen be<strong>im</strong> Lesen!<br />

Mag. a Gudrun Kern Thomas-Peter Gerold-Siegl, MBA<br />

Geschäftsführerin<br />

Pädagogische Leitung <br />

Geschäftsführer<br />

Wirtschaftliche Leitung<br />

Meine <strong>Werte</strong> – deine <strong>Werte</strong> – unsere <strong>Werte</strong> 4<br />

<strong>Werte</strong>kompetenz ins Zentrum rücken 10<br />

<strong>Wie</strong> <strong>Kinder</strong> in die Welt der <strong>Werte</strong> <strong>und</strong> <strong>Normen</strong><br />

hineinwachsen16<br />

Einführung ins Schutzkonzept 24<br />

Kompass Schutzkonzept 26<br />

Buchrezensionen30<br />

3


Meine <strong>Werte</strong> – Deine <strong>Werte</strong> – Unsere <strong>Werte</strong><br />

Die Bedeutung der biografischen Selbstreflexion für das<br />

professionelle <strong>Werte</strong>verständnis<br />

In diesem Artikel geht es um den Umgang mit<br />

<strong>Werte</strong>konflikten <strong>im</strong> pädagogischen Kontext.<br />

Biografische Selbstreflexion ist ein Schlüssel für<br />

<strong>Werte</strong>vermittlung sowie ein wesentlicher Schritt<br />

am Weg zum Ziel, <strong>Kinder</strong> zu verantwortungsvollen<br />

<strong>und</strong> reflektierten Menschen zu erziehen.<br />

Anja Cantzler<br />

Anja Cantzler<br />

Dipl. Sozialpädagogin, freiberufliche Weiterbildungsreferentin<br />

für Krippe, Kita <strong>und</strong> <strong>Kinder</strong>tagespflege,<br />

Mastercoach (DGfC), Supervisorin (DGSv), Fachautorin,<br />

Bloggerin <strong>und</strong> Podcasterin. Schwerpunkt: beziehungsstarke,<br />

bedürfnisorientierte <strong>und</strong> gewaltfreie<br />

Pädagogik.<br />

4


My values – Your values – Our values<br />

The <strong>im</strong>portance of biographical self-reflection<br />

for the professional <strong>und</strong>erstanding of values<br />

This article is about how to deal with value conflicts<br />

in the educational context. Biographical self-reflection<br />

is a key to transfer values and an essential step<br />

towards the goal of raising children to be responsible<br />

and reflective people.<br />

Als pädagogische Fachkraft geht es<br />

nicht nur um die Vermittlung von Kenntnissen<br />

<strong>und</strong> Fähigkeiten – eine wesentliche<br />

Aufgabe besteht in der Weitergabe<br />

von positiven Einstellungen, Haltungen<br />

<strong>und</strong> <strong>Werte</strong>n bei <strong>Kinder</strong>n. Im besten Fall<br />

vermitteln pädagogische Fachkräfte den<br />

<strong>Kinder</strong>n die Wichtigkeit von <strong>Werte</strong>n wie<br />

beispielsweise Respekt, Toleranz, Solidarität<br />

<strong>und</strong> Empathie <strong>und</strong> unterstützen<br />

sie, diese <strong>Werte</strong> in ihrem täglichen Leben<br />

umzusetzen. Eine positive <strong>Werte</strong>vermittlung<br />

trägt maßgeblich dazu bei, dass<br />

<strong>Kinder</strong> zu verantwortungsvollen <strong>und</strong><br />

reflektierten Menschen heranwachsen,<br />

die in der Lage sind, ihren Mitmenschen<br />

<strong>und</strong> der Umwelt respektvoll zu begegnen.<br />

<strong>Werte</strong> – eine Definition<br />

Was aber verstehen wir unter <strong>Werte</strong>n?<br />

<strong>Werte</strong> sind allgemeine, kollektiv geteilte<br />

Vorstellungen über das, was als wünschenswert<br />

angesehen wird. Sie beeinflussen<br />

den Sinn <strong>und</strong> die Bedeutung<br />

eines sozialen Systems <strong>und</strong> regulieren<br />

das menschliche Verhalten in dem<br />

jeweiligen System. <strong>Werte</strong> dienen <strong>im</strong><br />

pädagogischen Kontext der Fachkraft als<br />

Orientierung für die eigene Einstellung<br />

<strong>und</strong> Haltung. Sie beeinflussen deren<br />

Fühlen, Denken <strong>und</strong> Handeln <strong>im</strong> Umgang<br />

mit <strong>Kinder</strong>n, Eltern <strong>und</strong> anderen Mitarbeitenden.<br />

(vgl. Wedewardt/Cantzler,<br />

S.40, 2022).<br />

<strong>Werte</strong> lassen sich gr<strong>und</strong>legend in verschiedene<br />

Kategorien unterteilen. Es gibt:<br />

• Persönliche <strong>Werte</strong>, diese umfassen<br />

alles, was man an einer anderen Person<br />

schätzt wie z. B. Geduld, Gelassenheit,<br />

Offenheit etc.<br />

• Materielle <strong>Werte</strong> sind beispielsweise<br />

Geld, Statussymbole <strong>und</strong> Besitz<br />

• Geistige <strong>Werte</strong> beinhalten Weisheit,<br />

Bildung <strong>und</strong> Wissen<br />

• Religiöse <strong>Werte</strong> schließen die unterschiedlichsten<br />

Glaubensvorstellungen<br />

<strong>und</strong> Formen von Spiritualität mit ein<br />

• Sittliche <strong>Werte</strong> <strong>im</strong>plizieren <strong>Werte</strong> wie<br />

z. B. Verlässlichkeit <strong>und</strong> Ehrlichkeit<br />

(vgl. Franzke & Unterlinner, 2007)<br />

5


Die Prägung beginnt in<br />

der Kindheit<br />

Diese <strong>Werte</strong>vorstellungen entstehen in<br />

der Regel bereits in der frühen Kindheit<br />

<strong>und</strong> werden <strong>im</strong> Laufe des Lebens weiterentwickelt<br />

<strong>und</strong> verändert. Dabei spielen<br />

verschiedene Faktoren eine Rolle, wie<br />

zum Beispiel familiäre, kulturelle, soziale,<br />

religiöse <strong>und</strong> politische Einflüsse. Die<br />

Familie ist dabei oft der erste Ort, an dem<br />

<strong>Kinder</strong> mit <strong>Werte</strong>n in Kontakt kommen<br />

<strong>und</strong> diese verinnerlichen. Eltern <strong>und</strong><br />

andere nahe Bezugspersonen vermitteln<br />

ihren <strong>Kinder</strong>n beispielsweise durch ihr<br />

Verhalten, ihre Haltung <strong>und</strong> ihre Worte,<br />

was sie als richtig oder falsch, gut oder<br />

schlecht empfinden. Auch in Krippe <strong>und</strong><br />

Kita kommen die <strong>Kinder</strong> mit verschiedenen<br />

<strong>Werte</strong>n in Kontakt <strong>und</strong> bilden sich<br />

darauf basierend eigene Vorstellungen<br />

von richtigem <strong>und</strong> falschem Verhalten.<br />

Darüber hinaus können auch kulturelle,<br />

religiöse oder politische Einflüsse eine<br />

Rolle spielen. Die Gesellschaft, in der ein<br />

Mensch aufwächst, hat oft best<strong>im</strong>mte<br />

<strong>Werte</strong>vorstellungen, die von Generation<br />

zu Generation weitergegeben werden.<br />

Auch Medien nehmen einen nicht zu<br />

unterschätzenden Einfluss, indem sie<br />

best<strong>im</strong>mte <strong>Werte</strong> <strong>und</strong> damit verb<strong>und</strong>ene<br />

Verhaltensweisen vermitteln.<br />

Insgesamt entstehen <strong>Werte</strong>vorstellungen<br />

durch eine komplexe Wechselwirkung<br />

der unterschiedlichsten Faktoren <strong>und</strong><br />

werden <strong>im</strong> Laufe des Lebens weiterentwickelt<br />

<strong>und</strong> verfeinert.<br />

<strong>Werte</strong>vielfalt als<br />

Herausforderung<br />

Die <strong>Werte</strong>vielfalt ist in unserer heutigen<br />

pluralen Gesellschaft eine große Herausforderung.<br />

Schon seit einiger Zeit geht<br />

es nicht mehr um ein „Entweder–oder“,<br />

sondern es gilt einem „Sowohl–als<br />

auch“ gerecht zu werden. Dabei gilt es<br />

zu beachten, dass in jedem Wert <strong>im</strong>mer<br />

etwas Positives steckt. „Schlechte <strong>Werte</strong>“<br />

gibt es gr<strong>und</strong>sätzlich nicht.<br />

Trotzdem kommt es in der pädagogischen<br />

Arbeit <strong>im</strong>mer wieder zu sogenannten<br />

<strong>Werte</strong>konflikten, weil ein Elternteil<br />

regelmäßig morgens zu spät kommt,<br />

obwohl den pädagogischen Fachkräften<br />

Pünktlichkeit wichtig ist. Oder es tritt ein<br />

<strong>Werte</strong>konflikt auf, weil die eine Kollegin<br />

ständig irgendetwas herumliegen lässt,<br />

obwohl die andere auf Ordnung Wert<br />

legt. Unterschiedliche <strong>Werte</strong> stoßen auch<br />

dann aufeinander, wenn der Kollege <strong>Kinder</strong><br />

mit dem Essen spielen lässt, obwohl<br />

die Eltern des Kindes so eine „Matscherei“<br />

am Essenstisch ablehnen.<br />

Diese <strong>Werte</strong>konflikte entstehen in der<br />

Regel dann, wenn zwei <strong>Werte</strong> so <strong>im</strong><br />

Gegensatz zueinanderstehen, dass sie<br />

nicht gleichzeitig zu berücksichtigen sind.<br />

6


Die Kunst besteht nun darin, diese <strong>Werte</strong><br />

<strong>und</strong> ihre Wurzeln zu reflektieren <strong>und</strong> sich<br />

auf gemeinsame <strong>Werte</strong> zu verständigen,<br />

die den <strong>Kinder</strong>n vorgelebt <strong>und</strong> vermittelt<br />

werden.<br />

Dazu gehört, eine reflektierende Haltung<br />

einzunehmen, um neben den eigenen<br />

<strong>Werte</strong>n auch <strong>Werte</strong> anderer zulassen <strong>und</strong><br />

akzeptieren zu können.<br />

Ein Beispiel aus der Praxis<br />

Fachkraft Ina legt großen Wert darauf,<br />

dass die <strong>Kinder</strong> sich selbst an- <strong>und</strong> ausziehen.<br />

In der Garderobe kurz vor dem<br />

Rausgehen, genauso wie vorm Schlafengehen<br />

oder auch kurz nach dem Aufwachen<br />

ist es ihr wichtig, dass die <strong>Kinder</strong> möglichst<br />

viel selbst machen. Während der Abholzeit<br />

ist es daher für sie wenig nachvollziehbar,<br />

warum einige Eltern ihren <strong>Kinder</strong>n <strong>im</strong>mer<br />

wieder be<strong>im</strong> Anziehen helfen. Ihr Kollege<br />

Ben sieht das ganz anders. Er unterstützt<br />

die <strong>Kinder</strong> in den unterschiedlichsten<br />

Situationen be<strong>im</strong> An- <strong>und</strong> Ausziehen <strong>und</strong><br />

ist der Meinung, dass Ina viel zu viel von<br />

den <strong>Kinder</strong>n erwartet. Besonders wenn<br />

die <strong>Kinder</strong> schon oder noch müde sind,<br />

findet er es übertrieben, von den <strong>Kinder</strong>n<br />

zu erwarten, alles selber zu machen.<br />

Das Handeln der Eltern kann er sehr gut<br />

nachvollziehen, da aus seiner Sicht hier die<br />

Beziehung <strong>und</strong> Zuwendung der Eltern zum<br />

Kind <strong>im</strong> Vordergr<strong>und</strong> stehen.<br />

Wenn wir das Beispiel näher betrachten,<br />

wird deutlich, dass sich hinter Inas<br />

Einstellung <strong>und</strong> Verhalten der Wert der<br />

„Selbständigkeit“ verbirgt <strong>und</strong> für sie<br />

einen sehr hohen Stellenwert hat. Sie<br />

stammt aus einem Elternhaus, wo sie<br />

besonders beachtet wurde, wenn es ihr<br />

gelang, ganz viel ohne Hilfe <strong>und</strong> Unterstützung<br />

zu schaffen. Ben wiederum differenziert<br />

je nach Situation <strong>und</strong> sieht das<br />

Bedürfnis der <strong>Kinder</strong> nach Zuwendung,<br />

Nähe <strong>und</strong> Kontaktaufnahme. Anders als<br />

seine Kollegin sorgt er sich nicht darum,<br />

dass die <strong>Kinder</strong> unselbständig bleiben,<br />

wenn er nicht ständig darauf besteht,<br />

dass die <strong>Kinder</strong> sich selbst an- oder ausziehen.<br />

Er selbst hat diese Unterstützung<br />

seitens seiner Eltern als Kind <strong>im</strong>mer dann<br />

bekommen, wenn er sie brauchte. Für<br />

ihn haben aus dieser Erfahrung heraus<br />

„Beziehung“, „Nähe“ <strong>und</strong> „Zuwendung“<br />

den höheren Stellenwert.<br />

Erst in einem gemeinsamen Gespräch<br />

über diese unterschiedlichen Erfahrungen<br />

<strong>und</strong> Hintergründe entwickeln<br />

beide ein gegenseitiges Verständnis für<br />

ihr unterschiedliches Handeln. Darauf<br />

schließt ein Prozess <strong>im</strong> Team an, mit Hilfe<br />

dessen nach gemeinsamen <strong>Werte</strong>n <strong>und</strong><br />

Handlungsmöglichkeiten gesucht wird.<br />

Biografische Selbstreflexion<br />

als Schlüssel<br />

Unter biografischer Selbstreflexion<br />

versteht man die systematische Auseinandersetzung<br />

mit der eigenen Lebensgeschichte.<br />

Dabei geht es darum, die eigenen<br />

Erlebnisse, Gefühle <strong>und</strong> Einsichten<br />

zu reflektieren <strong>und</strong> sich bewusst damit<br />

auseinanderzusetzen. Die biografische<br />

Selbstreflexion kann dabei auf verschie-<br />

7


dene Arten stattfinden, zum Beispiel<br />

durch das biografische Schreiben oder<br />

durch Gespräche mit anderen Menschen.<br />

In dem zuvor beschriebenen Praxisbeispiel<br />

bietet die biografische Selbstreflexion<br />

ein gr<strong>und</strong>legendes <strong>und</strong> wertvolles<br />

Handwerkszeug für pädagogische Fachkräfte,<br />

um ihre eigenen <strong>Werte</strong> <strong>und</strong> <strong>Normen</strong><br />

zu reflektieren <strong>und</strong> zu hinterfragen.<br />

Es geht dabei darum, die eigene Biografie<br />

<strong>und</strong> die der anderen Teammitglieder zu<br />

betrachten, um die eigenen Wertvorstellungen<br />

<strong>und</strong> die der anderen besser zu<br />

verstehen. Dem Team <strong>im</strong> Beispiel gelingt<br />

es schließlich, gemeinsam abzuwägen,<br />

wann es für die <strong>Kinder</strong> wichtig ist, mehr<br />

selbständig zu tun <strong>und</strong> wann das Bedürfnis<br />

nach Nähe <strong>und</strong> Zuwendung Vorrang<br />

haben sollte.<br />

Dazu bedarf es einer Differenzierungsfähigkeit<br />

<strong>und</strong> Bereitschaft herauszufinden,<br />

ob es sich bei den einzelnen <strong>Werte</strong>n eher<br />

um persönliche oder berufliche <strong>Werte</strong><br />

handelt <strong>und</strong> ob sie Konsens <strong>im</strong> Team<br />

finden. Des Weiteren gilt es herauszufinden,<br />

inwieweit die einzelnen <strong>Werte</strong> für<br />

die weitere Entwicklung der <strong>Kinder</strong> eher<br />

förderlich oder hinderlich sind.<br />

So kann die Überbetonung von Selbständigkeit<br />

für einige <strong>Kinder</strong> beispielweise zu<br />

Überforderung <strong>und</strong> Frustration führen,<br />

was wiederum eine negative Wirkung<br />

auf das Selbstwertgefühl <strong>und</strong> die inneren<br />

Glaubenssätze haben könnte.<br />

Fazit<br />

Die pädagogische Fachkraft prägt<br />

gemeinsam mit dem Elternhaus die<br />

<strong>Werte</strong>haltung der <strong>Kinder</strong>. Dementsprechend<br />

wichtig ist es, dass sie sich ihrer<br />

<strong>Werte</strong> bewusst ist, die sie den <strong>Kinder</strong>n<br />

von Beginn mit auf den Weg gibt.<br />

Durch die Auseinandersetzung mit der<br />

eigenen Biografie können pädagogische<br />

Fachkräfte erkennen, welche Erfahrungen,<br />

Einstellungen <strong>und</strong> Prägungen ihre<br />

<strong>Werte</strong> <strong>und</strong> <strong>Normen</strong> beeinflussen. Dies<br />

kann dazu beitragen, dass sie ihre pädagogische<br />

Arbeit bewusster <strong>und</strong> reflektierter<br />

gestalten <strong>und</strong> die Bedürfnisse der<br />

<strong>Kinder</strong> besser berücksichtigen.<br />

8


Mögliche Fragestellungen zur (biografischen) Selbstreflexion <strong>im</strong> Team<br />

Um die eigene <strong>Werte</strong>haltung für sich <strong>und</strong> gemeinsam <strong>im</strong> Team zu reflektieren, sind folgende Fragen hilfreich:<br />

• Welche <strong>Werte</strong> sind den einzelnen pädagogischen Fachkräften des Teams besonders wichtig?<br />

• Welche Geschichte verbindet die einzelne pädagogische Fachkraft mit diesen <strong>Werte</strong>n?<br />

• In welchem Lebensabschnitt (Kindheit, <strong>Kinder</strong>garten, Jugendzeit, Schule, Ausbildung etc.) wurde dieser Wert maßgeblich geprägt?<br />

• Welche wichtigen Personen (Eltern, Geschwister, Fre<strong>und</strong>*innen, Lehrer*innen etc.) haben diese <strong>Werte</strong> vermittelt?<br />

• Sind dies eher private oder berufliche <strong>Werte</strong>? Inwieweit überschneiden sich private <strong>und</strong> berufliche <strong>Werte</strong>?<br />

• Gibt es einen Konsens <strong>im</strong> Team über die gemeinsam gelebten <strong>und</strong> vermittelten <strong>Werte</strong>?<br />

• Woran merken <strong>Kinder</strong>, Eltern <strong>und</strong> Kolleg*innen, welche <strong>Werte</strong> der einzelnen pädagogischen Fachkraft wichtig sind?<br />

• Woran merken <strong>Kinder</strong> <strong>und</strong> Eltern, auf welche <strong>Werte</strong> sich das Team verständigt hat?<br />

• <strong>Wie</strong> geht das Team damit um, wenn verschiedene <strong>Werte</strong> aufeinander treffen?<br />

• Nutzt das Team die Möglichkeiten <strong>und</strong> Chancen der biografischen Selbstreflexion, um sich <strong>und</strong> andere besser zu verstehen <strong>und</strong><br />

gemeinsam mehr Professionalität zu entwickeln?<br />

!<br />

Literaturverzeichnis<br />

Cantzler, Anja; Wedewardt, Lena (2022). Sich seiner selbst bewusst sein. Freiburg: Herder Verlag.<br />

Cantzler, Anja; Wedewardt, Lena (2022). Workbook – Sich seiner selbst bewusst sein. Freiburg: Herder Verlag.<br />

Franzke, Annette; Unterlinner, Andrea (2007). Skript zum Vortrag „<strong>Werte</strong>, <strong>Normen</strong> <strong>und</strong> Rollen“. Universität Augsburg.<br />

https://www.yumpu.com/de/document/read/25298572/werte-normen-<strong>und</strong>-rollen-universitat-augsburg (Zugriff: 31.03.2023).<br />

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<strong>Werte</strong>kompetenz ins Zentrum rücken<br />

Über das Kernstück des Bildungsauftrags in elementaren <strong>und</strong><br />

außerschulischen Bildungseinrichtungen<br />

In diesem Artikel werden Möglichkeiten der <strong>Werte</strong>bildung<br />

in der pädagogischen Praxis dargestellt<br />

<strong>und</strong> mit Erkenntnissen über die Zusammenhänge<br />

zwischen <strong>Werte</strong>n, <strong>Normen</strong> <strong>und</strong> Regeln sowie dem<br />

konkreten Verhalten verknüpft. Die Illustration<br />

mithilfe des Seerosen-Modells von Edgar H. Schein<br />

veranschaulicht diese Verbindungen.<br />

Mag. a Lisa Kneidinger<br />

Mag. a Lisa Kneidinger<br />

<strong>Kinder</strong>garten- <strong>und</strong> Hortpädagogin, Psychologin,<br />

Supervisorin & Coach, Konflikt- <strong>und</strong> Mobbingberaterin,<br />

bei <strong>KIWI</strong> als pädagogische Qualitätsentwicklerin<br />

tätig.<br />

10


Putting value competence into focus<br />

About the core of the educational mission<br />

in elementary and extracurricular educational institutions<br />

In this article, possibilities of value formation in<br />

educational practice are presented and linked<br />

to insights into the connections between values,<br />

norms and rules as well as specific behaviour. The<br />

illustration using Edgar H. Schein’s water lily model<br />

illustrates these connections.<br />

<strong>Werte</strong> <strong>und</strong> <strong>Normen</strong> best<strong>im</strong>men<br />

das <strong>Miteinander</strong> von Menschen. Auch<br />

das Zusammenleben von <strong>Kinder</strong>n <strong>und</strong><br />

Erwachsenen <strong>im</strong> pädagogischen Alltag<br />

ist durch gemeinsam geteilte <strong>Werte</strong> <strong>und</strong><br />

vereinbarte <strong>Normen</strong> best<strong>im</strong>mt.<br />

Während <strong>Werte</strong> Dinge, Ideen oder<br />

Vorstellungen beschreiben, die Menschen<br />

oder Gruppen von Menschen<br />

bedeutend <strong>und</strong> erstrebenswert halten,<br />

werden <strong>Normen</strong> als soziale Konventionen<br />

<strong>und</strong> als aus <strong>Werte</strong>n abgeleitete<br />

Verhaltensanforderungen verstanden.<br />

<strong>Normen</strong> legen fest, wie sich Menschen<br />

in best<strong>im</strong>mten Situationen zu verhalten<br />

haben. Bei Nichteinhaltung drohen Missbilligung<br />

oder Sanktionen. Von <strong>Werte</strong>n<br />

<strong>und</strong> <strong>Normen</strong> können Regeln als Vereinbarungen,<br />

geltend für eine best<strong>im</strong>mte<br />

Gruppe, abgeleitet werden. Gleichzeitig<br />

werden <strong>Normen</strong> <strong>und</strong> Regeln über <strong>Werte</strong><br />

vermittelt (vgl. Pädagogische Hochschule<br />

Niederösterreich 2018).<br />

Haltung als Ausdruck<br />

päda gogischer<br />

Professionalität<br />

Gerade weil <strong>Werte</strong> als Orientierung für<br />

die eigene Einstellung <strong>und</strong> als „Regulierer“<br />

des Denkens, Fühlens <strong>und</strong> Handelns<br />

<strong>im</strong> Umgang mit anderen (Wedewardt,<br />

Cantzler 2022, S.40) fungieren, ist es<br />

für pädagogische Fachkräfte besonders<br />

wichtig, <strong>im</strong>mer wieder zu reflektieren:<br />

Welche <strong>Werte</strong> sind durch Sozialisierung<br />

in der frühen Kindheit entstanden? <strong>Wie</strong><br />

best<strong>im</strong>men sie das soziale <strong>Miteinander</strong><br />

in der Gegenwart? Welche Erfahrungen<br />

haben mich persönlich stark positiv oder<br />

negativ geprägt?<br />

Für das professionelle pädagogische<br />

Handeln ist es darüber hinaus wichtig<br />

zu verstehen, in welcher Weise <strong>Werte</strong>,<br />

<strong>Normen</strong>, Einstellungen <strong>und</strong> Verhalten(sregeln)<br />

zusammenhängen. Dies ist insbesondere<br />

in einer Gesellschaft wichtig, die<br />

durch <strong>Werte</strong>pluralität geprägt ist. Diese<br />

Vielfalt bereichert zwar unsere Gesellschaft,<br />

fordert aber gleichzeitig sowohl<br />

11


die Gesellschaft als Gesamtes als auch<br />

einzelne Individuen heraus (vgl. Bertelsmann<br />

Stiftung 2017). Die pädagogische<br />

Praxis muss sich daher die Frage stellen,<br />

welche <strong>Werte</strong> sie in den Mittelpunkt ihrer<br />

Arbeit stellen möchte <strong>und</strong> vor allem, wie<br />

sie <strong>Werte</strong>bildung in den elementaren Bildungseinrichtungen<br />

unterstützen kann.<br />

Durch das Verbinden biografischer<br />

Selbstreflexion <strong>und</strong> dem Erkennen der<br />

Zusammenhänge von <strong>Werte</strong>n, Einstellungen<br />

<strong>und</strong> dem konkreten Verhalten ist<br />

ein weiterer Schritt hin zu pädagogischer<br />

Professionalität möglich.<br />

Das Seerosen-Modell<br />

Im Seerosen-Modell von Edgar H. Schein<br />

(* <strong>19</strong>28 in Zürich, US-amerikanischer<br />

Sozialwissenschaftler) werden die oben<br />

erwähnten Zusammenhänge zwischen<br />

<strong>Werte</strong>n, Haltungen <strong>und</strong> beobachtbarem<br />

Verhalten in einer sehr verständlichen<br />

Weise dargestellt. Zugleich zeigt dieses<br />

Modell auf, wie Veränderungsschritte zur<br />

Weiterentwicklung der Persönlichkeit von<br />

außen unterstützt werden können.<br />

Die Wurzeln der Seerose, die <strong>im</strong> Seegr<strong>und</strong><br />

fest verankert sind, stehen für tief<br />

in der Persönlichkeit verankerte Selbst<strong>und</strong><br />

Wertkonzepte. Diese Wurzeln<br />

(<strong>Werte</strong>) verhindern, dass die Seerose<br />

ihren Standort verändert. Wachstumsprozesse<br />

unter der Wasseroberfläche<br />

sind jedoch möglich. Übertragen auf das<br />

menschliche Leben sind Veränderungen<br />

der Wertvorstellungen nur durch eine<br />

intensive Auseinandersetzung mit der<br />

eigenen Persönlichkeit wahrscheinlich.<br />

Die Stängel der Seerose stehen in<br />

diesem Modell für Haltungen <strong>und</strong><br />

Einstellungen. Der Stängel erlaubt<br />

eingeschränkte Bewegung <strong>im</strong> Wasser.<br />

Vergleichbar damit können Haltungen<br />

<strong>und</strong> Einstellungen ebenso nur begrenzt<br />

verändert werden. Modifikationen der<br />

Haltungen <strong>und</strong> Einstellungen sind unter<br />

folgenden Bedingungen möglich: Es gibt<br />

glaubwürdige Modelle als Vorbilder <strong>und</strong><br />

das Individuum kann diese Veränderung<br />

konkret erfahren.<br />

Die Blätter der Seerose, die auf der<br />

Wasseroberfläche schw<strong>im</strong>men, stehen<br />

für das konkret beobachtbare Verhalten.<br />

Sie sind mit der Strömung des Wassers<br />

beweglich. Vergleichbar damit zeigen<br />

Menschen trotz ähnlicher Situationen<br />

unterschiedliches Verhalten. Veränderungen<br />

des Verhaltens gelingen relativ<br />

einfach durch konkrete Vereinbarungen<br />

<strong>und</strong> Regeln oder Sanktionen.<br />

Zuverlässigkeit <strong>und</strong><br />

Unpünktlichkeit<br />

Anhand eines Beispiels sollen diese<br />

Zusammenhänge illustriert werden: Der<br />

Wert „Zuverlässigkeit“ kann zur Einstellung<br />

„Ich halte Vereinbarungen ein“ führen<br />

<strong>und</strong> in weiterer Folge zum konkreten<br />

Verhalten, bspw.: „Ich fahre zeitgerecht<br />

weg, damit ich pünktlich ankomme.“<br />

Eine Veränderung des <strong>Werte</strong>s „Zuverlässigkeit“<br />

ist tatsächlich nur schwer<br />

vorstellbar, wenn Personen großen Wert<br />

darauf legen, dass sich andere auf sie<br />

verlassen können <strong>und</strong> es ihnen wichtig<br />

©flow consulting gmbh<br />

12


ist, sie nicht zu enttäuschen. Für eine<br />

Veränderung der Einstellung „Vereinbarungen<br />

müssen eingehalten werden“<br />

in Richtung „Es ist nicht so wichtig,<br />

dass ich ein Übereinkommen einhalte“<br />

braucht es hingegen konkrete Erfahrungen:<br />

Der Gewinn für die Person selbst<br />

muss größer sein, wenn sie Absprachen<br />

nicht so ernst n<strong>im</strong>mt. Wenn dann das<br />

konkrete Verhalten der Unpünktlichkeit<br />

zusätzlich mehrmals nicht sanktioniert<br />

wird, besteht tatsächlich keine Notwendigkeit<br />

mehr, das Zeitmanagement den<br />

jeweiligen Anforderungen entsprechend<br />

anzupassen.<br />

Implizite <strong>und</strong> explizite<br />

<strong>Werte</strong>bildung<br />

<strong>Werte</strong> geben Menschen sowohl Orientierung<br />

als auch Halt <strong>und</strong> verbinden sie<br />

miteinander. Sie wirken als Kompass,<br />

an dem sich das Handeln ausrichtet.<br />

Umso wichtiger ist es <strong>im</strong> pädagogischen<br />

Kontext, sich in Erinnerung zu rufen, wie<br />

<strong>Kinder</strong> so einen „<strong>Werte</strong>kompass“ entwickeln<br />

können, also, wie <strong>Werte</strong>bildung<br />

insgesamt gelingen kann.<br />

Dabei muss zwischen <strong>im</strong>pliziter <strong>und</strong><br />

expliziter <strong>Werte</strong>bildung unterschieden<br />

werden: Implizite <strong>Werte</strong>bildung setzt<br />

erwachsene Vorbilder voraus, zu denen<br />

das Kind in einer persönlichen Beziehung<br />

steht. Darüber hinaus müssen diese<br />

Vorbilder, damit <strong>Werte</strong>bildung gelingen<br />

kann, wertschätzend, respektvoll <strong>und</strong><br />

vertrauensvoll mit dem Kind interagieren<br />

(vgl. Wedewardt, Cantzler 2022).<br />

Schubarth (2017, S. 94) vergleicht das<br />

<strong>im</strong>plizite Lernen von <strong>Werte</strong>n bei <strong>Kinder</strong>n<br />

mit dem Spracherwerb: „Sie filtern<br />

die wesentlichen Muster <strong>und</strong> Strukturen<br />

aus dem Erfahrungsraum in ihrer<br />

Umgebung.“ Wenn <strong>Kinder</strong> erleben,<br />

dass sie selbst anerkannt bzw. auch<br />

andere respektiert werden oder sehen,<br />

wie Konflikte gelöst werden, erfahren<br />

sie Empathie <strong>und</strong> Anerkennung. Diese<br />

Erlebnisse werden zu Gr<strong>und</strong>lagen für<br />

wertebasiertes Handeln. Beides – sowohl<br />

das <strong>im</strong>plizite Lernen der Sprache als auch<br />

jenes der <strong>Werte</strong> – vollzieht sich in Interaktionen<br />

<strong>und</strong> Handeln <strong>im</strong> Alltag.<br />

Selbstverständlich ist auch explizite<br />

<strong>Werte</strong>bildung möglich. Diese „zielt darauf<br />

ab, mit <strong>Kinder</strong>n über <strong>Werte</strong>, <strong>Normen</strong><br />

<strong>und</strong> Regeln ins Gespräch zu kommen.<br />

Philosophische Kreise <strong>und</strong> Gesprächsr<strong>und</strong>en<br />

bieten <strong>im</strong> <strong>Kinder</strong>garten einen<br />

idealen Rahmen“ (Pädagogische Hochschule<br />

Niederösterreich, 2018). Bei diesen<br />

Gesprächen geht es etwa um eine wertebezogene<br />

Frage, bspw.: „Was bedeutet<br />

Fre<strong>und</strong>schaft?“. Gespräche dieser Art<br />

benötigen eine Kultur des Zuhörens <strong>und</strong><br />

gemeinsamen Nachdenkens. Damit diese<br />

philosophischen Kreise gelingen können,<br />

ist es wichtig, dass die pädagogischen<br />

Fachkräfte dafür sensibilisiert werden,<br />

sich in ihrer Rolle zurückzunehmen. Dies<br />

bedeutet aber nicht, sich als Erwach-<br />

13


sene wertneutral zu verhalten. Vielmehr<br />

geht es darum, <strong>im</strong> Sinne des „Sustained<br />

Shared Thinking“ <strong>Kinder</strong>n Raum zum<br />

Nachdenken <strong>und</strong> Ausprobieren zu geben.<br />

Sylva et al. (2004) beschreiben Sustained<br />

Shared Thinking als „gemeinsam geteilte<br />

Denkprozesse“. König (2010) erweitert<br />

diese Definition <strong>und</strong> bezeichnet Sustained<br />

Shared Thinking als „bewusst dialogisch-entwickelnde<br />

Denkprozesse“. Die<br />

an der Interaktion beteiligten Personen<br />

sind „auf Augenhöhe“. Das Hauptaugenmerk<br />

liegt dabei auf dem Prozess, d. h.<br />

auf dem Einbringen, Verhandeln <strong>und</strong> der<br />

gemeinsamen Diskussion von Ideen <strong>und</strong><br />

Sichtweisen zu einem Thema (Wadepohl<br />

2021, S.12).<br />

Bei Gesprächen über <strong>Werte</strong> als eine Form<br />

der expliziten <strong>Werte</strong>bildung begeben<br />

sich <strong>Kinder</strong> <strong>und</strong> Erwachsene auf eine<br />

gemeinsame, gleichberechtigte Suche<br />

nach dem, was dieser Wert bedeutet <strong>und</strong><br />

wie er <strong>im</strong> Alltag wirksam wird.<br />

<strong>Werte</strong>bildung statt<br />

<strong>Werte</strong>vermittlung<br />

Schubarth (2017, S. 25) versteht unter<br />

<strong>Werte</strong>bildung „einen Prozess, in dem<br />

Menschen <strong>im</strong> Laufe ihrer Persönlichkeitsentwicklung<br />

<strong>Werte</strong> bzw. Werthaltungen<br />

entwickeln <strong>und</strong> Wertkompetenz<br />

<strong>erwerben</strong>“. Im Zuge dieses Prozesses<br />

erfolgt sowohl eine persönliche Aneignung<br />

von <strong>Werte</strong>n als auch pädagogisch<br />

initiierte Auseinandersetzung mit <strong>Werte</strong>n<br />

bzw. deren Reflexion. <strong>Werte</strong>bildung<br />

setzt einen wechselseitigen Interaktionsprozess<br />

zwischen Individuum <strong>und</strong><br />

Umwelt voraus. In weiterer Folge grenzt<br />

Schubarth den Begriff der <strong>Werte</strong>bildung<br />

von jenem der <strong>Werte</strong>vermittlung ab:<br />

„<strong>Werte</strong>bildung betont <strong>im</strong> Unterschied<br />

zur <strong>Werte</strong>vermittlung den aktiven Anteil<br />

des Individuums bei der Auseinandersetzung<br />

mit der Umwelt <strong>und</strong> deren<br />

vielfältigen teils widersprüchlichen<br />

<strong>Werte</strong>angeboten.“<br />

Zudem wird „Vermittlung“ oft <strong>im</strong> Zusammenhang<br />

mit Wissen verwendet, was<br />

dem <strong>Werte</strong>begriff nicht entspricht.<br />

Die Aufgaben pädagogischer Fachkräfte<br />

gehen in dem Zusammenhang über das<br />

bereits erwähnte Moderieren (als didaktisches<br />

Tool) von philosophischen Kreisen<br />

zum Thema <strong>Werte</strong> hinaus. Sie müssen als<br />

Personen erlebbar sein, in deren Verhalten<br />

<strong>Werte</strong> auf vielfältige Weise verkörpert<br />

sind. Dadurch kann es gelingen, eine<br />

pädagogische Kultur zu entwickeln, die<br />

<strong>Werte</strong> transportiert <strong>und</strong> <strong>Kinder</strong>n wertbasierte<br />

Erfahrungen ermöglicht. Wenn<br />

sich pädagogische Fachkräfte selbst als<br />

nachdenkende Personen zeigen <strong>und</strong><br />

die eigene Meinung <strong>im</strong>mer wieder als<br />

Hypothese formulieren, werden denkanregende<br />

Interaktionen möglich.<br />

Der Kompetenzbegriff, wie er <strong>im</strong> BildungsRahmenPlan<br />

(2009, S.6) definiert<br />

ist, kann auch auf die Auseinandersetzung<br />

mit <strong>Werte</strong>n übertragen werden.<br />

<strong>Werte</strong>kompetenz als ein Netzwerk von<br />

Fähigkeiten <strong>und</strong> Fertigkeiten, Strategien<br />

<strong>und</strong> Routinen, die es einer Person erlauben,<br />

„wertgeb<strong>und</strong>ene Fragestellungen zu<br />

lösen <strong>und</strong> mit wertbezogenen Situationen<br />

erfolgreich <strong>und</strong> verantwortungsvoll<br />

umzugehen“ (Schubarth 2017, S. 27). Aus<br />

dieser Definition von Wertkompetenz<br />

lassen sich zahlreiche Aufgaben für die<br />

pädagogische Praxis ableiten. Im Alltag<br />

gibt es <strong>im</strong>mer wieder Situationen, in<br />

denen scheinbar widersprüchliche <strong>Werte</strong><br />

eine Rolle spielen, wie dies bei Konflikten<br />

zwischen <strong>Kinder</strong>n der Fall ist. Auch<br />

Märchen regen zu einer wertbezogenen<br />

Auseinandersetzung an.<br />

In diesem Zusammenhang ist es wichtig,<br />

den pädagogischen Alltag <strong>im</strong>mer wieder<br />

mit Blick auf zugr<strong>und</strong>eliegende <strong>Werte</strong><br />

zu betrachten <strong>und</strong> die Chancen der<br />

<strong>Werte</strong>bildung als Persönlichkeitsbildung<br />

zu nutzen.<br />

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Literatur:<br />

Bertelsmann Stiftung (Hrsg.): <strong>Werte</strong> lernen <strong>und</strong> leben. Theorie <strong>und</strong> Praxis der <strong>Werte</strong>bildung in Deutschland. Gütersloh: Bertelsmann<br />

Stiftung.<br />

Charlotte Bühler Institut <strong>im</strong> Auftrag der Landesregierungen der österreichischen B<strong>und</strong>esländer, des Magistrats der Stadt <strong>Wie</strong>n <strong>und</strong> des<br />

B<strong>und</strong>esministeriums für Unterricht, Kunst <strong>und</strong> Kultur (2009). B<strong>und</strong>esländerübergreifender BildungsRahmenPlan für elementare Bildungseinrichtungen<br />

in Österreich. <strong>Wie</strong>n: BMUKK.<br />

Franz, Margit (2021) Hauptsache <strong>Werte</strong>bildung. Mit <strong>Kinder</strong>n <strong>Werte</strong> erleben <strong>und</strong> entwickeln. München: Don Bosco Verlag.<br />

Heckner, Kathrin; Keller, Evelyne (2010). Teamtrainings erfolgreich leiten. Fahrplan für ein dreitägiges Seminar zur Teamentwicklung <strong>und</strong><br />

Teamführung. Bonn: managerSeminare Verlags GmbH.<br />

Hildebrandt, Frauke; Preissing, Christa (2016). <strong>Werte</strong>bildung in der Kita.: Frühkindlicher Bildungsort mit vielen Zusatzaufgaben. In: Bertelsmann<br />

Stiftung (Hrsg.): <strong>Werte</strong> lernen <strong>und</strong> leben. Theorie <strong>und</strong> Praxis der <strong>Werte</strong>bildung in Deutschland, S. 17–46. Gütersloh: Bertelsmann<br />

Stiftung.<br />

König, Anke (2010). Interaktion als didaktisches Prinzip. Bildungsprozesse bewusst begleiten <strong>und</strong> gestalten. Troisdorf: Bildungsverlag EINS.<br />

Pädagogische Hochschule Niederösterreich (2018): <strong>Werte</strong> leben, <strong>Werte</strong> bilden. <strong>Werte</strong>bildung <strong>im</strong> <strong>Kinder</strong>garten. Impulse für das pädagogische<br />

Handeln. Im Auftrag des Österreichischen Integrationsfonds (ÖIF) in Kooperation mit dem B<strong>und</strong>esministerium für Bildung, Wissenschaft<br />

<strong>und</strong> Forschung (BMBWF). Baden bei <strong>Wie</strong>n.<br />

Schein, Edgar H. (<strong>19</strong>85) Organizational Culture and Leadership, San Francisco: Jossey-Bass in Emmanuel Ogbonna (abridged from E.<br />

Ogbonna, Managing organisational culture: fantasy or reality, Human Resource Management <strong>Journal</strong>, 3, 2 (<strong>19</strong>93), pp. 42–54 in Jon Billsberry<br />

(ed.) The Effective Manager, Open University, Milton Keynes <strong>19</strong>97).<br />

Schubarth, Wilfried (2016): <strong>Werte</strong>bildung in der Fachdebatte. Theoretische Gr<strong>und</strong>lagen <strong>und</strong> pädagogische Konzepte. In: Bertelsmann Stiftung<br />

(Hrsg.): <strong>Werte</strong> lernen <strong>und</strong> leben. Theorie <strong>und</strong> Praxis der <strong>Werte</strong>bildung in Deutschland, S. 17–46. Gütersloh: Bertelsmann Stiftung.<br />

Siraj-Blatchford, Iram; Sylva, Kathy; Muttock, Stella; Gilden, Rose; Bell, Danny (2002). Researching Effective Pedagogy in the Early Years.<br />

Institute of Education University of London Department of Educationa<br />

Wadepohl, Heike (2021). Kognitiv aktivierende Interaktionsgestaltung. Nr. 10/2021. Verfügbar unter: https://www.kita-fachtexte.de/de/<br />

fachtxte-finde/kohnitiv-aktivierende-interaktionsgestaltung. [abgerufen am 29.01.2023]<br />

Wedewardt, Lea; Cantzler, Anja (2022). Sich seiner selbst bewusst sein. Biografische Selbstreflexion. Freiburg <strong>im</strong> Breisgau: Herder Verlag.<br />

https://praxistipps.focus.de/unterschied-werte-<strong>und</strong>-normen-einfach-erklaert_144908 abgerufen am 24.01.2023<br />

15


<strong>Wie</strong> <strong>Kinder</strong> in die Welt der <strong>Werte</strong><br />

<strong>und</strong> <strong>Normen</strong> hineinWachsen<br />

Meilensteine in der moralischen Entwicklung des Kindes<br />

Das Erlernen eines sozialen <strong>Werte</strong>- <strong>und</strong> <strong>Normen</strong>systems<br />

ist ein komplexer Vorgang. Dabei können<br />

<strong>Werte</strong> nicht direkt „gelehrt“ werden, sondern<br />

vermitteln sich über das Handeln der Menschen <strong>im</strong><br />

sozialen Umfeld des Kindes. Der Artikel will einige<br />

Meilensteine der Entwicklung <strong>im</strong> Hinblick auf das<br />

Verständnis von <strong>Werte</strong>n, <strong>Normen</strong> <strong>und</strong> Moral bei<br />

<strong>Kinder</strong>n aufzeigen <strong>und</strong> Hinweise zu förderlichem<br />

Verhalten der pädagogischen Fachkräfte geben.<br />

Matthias Schäfer<br />

Matthias Schäfer<br />

Dipl.-Sozialpädagoge (FH), systemischer Coach (DGfC),<br />

Gruppen –<strong>und</strong> Leitungserfahrung in Krippe, <strong>Kinder</strong>garten,<br />

Hort <strong>und</strong> alterserweiterten Gruppen, externer<br />

Qualitätsbeauftragter bei <strong>KIWI</strong>.<br />

16


HoW children groW into the World<br />

of values and standards<br />

Milestones in the child‘s moral development<br />

Learning a social system of values and standards<br />

is a complex process. Values cannot be „taught“<br />

directly, but are conveyed through the actions of<br />

people in the child’s social environment. The article<br />

a<strong>im</strong>s to show some milestones in the development<br />

of children’s <strong>und</strong>erstanding of values, norms and<br />

morality and to provide advice on beneficial behaviour<br />

by the educational staff.<br />

Damit <strong>Kinder</strong> <strong>Werte</strong> erlernen können,<br />

brauchen sie Erwachsene, die respektvoll<br />

<strong>und</strong> wertschätzend mit ihnen <strong>und</strong> ihrer<br />

Umwelt umgehen. Dabei ist es für pädagogische<br />

Fachkräfte zum einen wichtig,<br />

sich selbst <strong>und</strong> ihr <strong>Werte</strong>system zu reflektieren<br />

<strong>und</strong> zum anderen sich fachliches<br />

Wissen über den Reifungsprozess des<br />

Kindes <strong>im</strong> Zusammenhang mit <strong>Werte</strong>n<br />

anzueignen. <strong>Normen</strong> wiederum werden<br />

vor allem über Regeln erlernt. Da ein- bis<br />

vierjährige <strong>Kinder</strong> noch kein explizites<br />

Regelbewusstsein haben, sind best<strong>im</strong>mte<br />

Regeln für sie automatisch <strong>Normen</strong>, die<br />

über den Kanal „Beziehung <strong>und</strong> Interaktion“<br />

vom Erwachsenen weitergegeben<br />

werden. Rituale spielen hier eine besondere<br />

Rolle.<br />

<strong>Werte</strong>, <strong>Normen</strong> <strong>und</strong> Moral<br />

begleiten uns<br />

<strong>Werte</strong> leiten uns, <strong>Normen</strong> geben uns Orientierung.<br />

Beides sind wichtige Bestandteile<br />

unserer Sozialisation 1 .<br />

<strong>Werte</strong> sind Vorstellungen davon, was<br />

<strong>im</strong> Umgang von Menschen miteinander<br />

wertvoll <strong>und</strong> wünschenswert ist. Sie<br />

definieren Sinn <strong>und</strong> Bedeutung innerhalb<br />

eines Sozialsystems. <strong>Werte</strong> best<strong>im</strong>men<br />

maßgeblich, wie wir unserem Nächsten<br />

gegenübertreten <strong>und</strong> diesen wahrnehmen.<br />

Dabei sind sie abhängig von Kultur<br />

<strong>und</strong> Religion sowie der historischen Zeit,<br />

in der sie wirken.<br />

Eine Norm kann sich sowohl auf ein<br />

Gebot als auch auf ein Verbot beziehen.<br />

In beiden Fälle weist die Norm auf einen<br />

ihr zugr<strong>und</strong>eliegenden Wert hin <strong>und</strong><br />

erhält von diesem ihre eigentliche Bedeutung.<br />

Es gibt auch normative Vorschriften,<br />

die sich aus einer ganzen Fülle von<br />

<strong>Werte</strong>n begründen lassen.<br />

1 „Sozialisation ist (…) die Anpassung an<br />

gesellschaftliche Denk- <strong>und</strong> Gefühlsmuster<br />

durch Internalisierung (Verinnerlichung)<br />

von sozialen <strong>Normen</strong>“ wikipedia<br />

26.03.2023<br />

17


Unter Moral versteht man die Gesamtheit<br />

von <strong>Werte</strong>n <strong>und</strong> <strong>Normen</strong>, die in<br />

einer Gesellschaft festlegen, was als<br />

sittlich falsch <strong>und</strong> richtig, Gut <strong>und</strong> Böse<br />

gilt. <strong>Werte</strong> begründen daher auch unser<br />

moralisches Bewusstsein.<br />

<strong>Werte</strong> begleiten uns lebenslang. Wobei<br />

sie nicht starr sind, sondern <strong>im</strong> Zusammenspiel<br />

zwischen unserer inneren Einstellung<br />

mit unserer sozialen Umgebung<br />

sich <strong>im</strong> Laufe der Zeit verändern können.<br />

Auch <strong>Normen</strong> verändern sich mit der Zeit,<br />

indem sich gesellschaftliche Prozesse<br />

entwickeln <strong>und</strong> dadurch gegebenenfalls<br />

eine Veränderung des normativen<br />

Rahmens notwendig ist (bspw. gibt es<br />

<strong>Normen</strong> <strong>im</strong> Umgang mit digitalen Daten<br />

erst, seit Smartphones zum Massenprodukt<br />

geworden sind).<br />

Bevor Sie nun weiterlesen, schreiben Sie<br />

bitte drei <strong>Werte</strong> auf, die Ihnen <strong>im</strong> Umgang<br />

mit anderen Menschen besonders wichtig<br />

sind:<br />

1.<br />

2.<br />

3.<br />

Nun ein paar Beispiele aus<br />

der <strong>Kinder</strong>gartenpraxis:<br />

Vier <strong>Kinder</strong>, vier Verhaltensweisen <strong>und</strong><br />

-muster, die <strong>im</strong> pädagogischen Alltag<br />

<strong>im</strong>mer wieder herausfordernd sind.<br />

Joey ist zwei Jahre <strong>und</strong> zwei Monate<br />

alt <strong>und</strong> seit ca. einem halben Jahr <strong>im</strong><br />

<strong>Kinder</strong>garten. Seit drei Wochen beißt<br />

sie häufig andere <strong>Kinder</strong>, obwohl diese<br />

ihr gar nichts getan haben. Sie beißt so<br />

unvermittelt, dass die pädagogischen<br />

Fachkräfte gar nicht schnell genug eingreifen<br />

können, um sie daran zu hindern.<br />

Jedes Mal machen die Erwachsenen Joey<br />

deutlich, dass sie nicht beißen soll, weil<br />

das den gebissenen <strong>Kinder</strong>n weh tut.<br />

Theo ist drei Jahre <strong>und</strong> zehn Monate<br />

alt. Er ist ein sehr bewegungsintensives<br />

Kind. Das äußert sich darin, dass er in der<br />

Freispielphase viel herumläuft <strong>und</strong> sich<br />

selten für längere Zeit in einem Bereich<br />

aufhält. Leider stört er häufig andere<br />

<strong>Kinder</strong> be<strong>im</strong> Spielen, indem er ihnen ein<br />

Spielzeug wegn<strong>im</strong>mt oder sie körperlich<br />

bedrängt.<br />

Sabea ist fünf Jahre <strong>und</strong> vier Monate<br />

alt <strong>und</strong> kommt nächstes Jahr in die<br />

Schule. Sie zeigt wenig Interesse an den<br />

Angeboten für die <strong>Kinder</strong> <strong>im</strong> letzten<br />

<strong>Kinder</strong>gartenjahr (KILK). Lieber spielt sie<br />

mit jüngeren <strong>Kinder</strong>n <strong>im</strong> Rollenspielbereich.<br />

Gleichaltrigen <strong>Kinder</strong>n gegenüber<br />

verhält sie sich abweisend <strong>und</strong> ruft ihnen<br />

Sch<strong>im</strong>pfwörter nach, wenn sie ihr zu<br />

nahe kommen.<br />

Anton ist sechs Jahre <strong>und</strong> ein Monat alt.<br />

Er ist sprachlich <strong>und</strong> kognitiv sehr aktiv,<br />

bewältigt Aufgaben für die KILKs spielend<br />

<strong>und</strong> eher gelangweilt <strong>und</strong> sondert<br />

sich <strong>im</strong>mer mehr innerhalb der Gruppe<br />

ab. Einer <strong>Kinder</strong>betreuerin gegenüber<br />

äußert er: „Du hast mir gar nichts zu<br />

sagen, meine Eltern haben viel mehr<br />

Geld als du!“<br />

Was denken Sie über diese <strong>Kinder</strong>? Was<br />

lösen die Situationsbeschreibungen<br />

hinsichtlich der drei <strong>Werte</strong>, die Sie notiert<br />

haben, in Ihnen aus? Welchen Handlungs<strong>im</strong>puls<br />

verspüren Sie, wenn sie mit<br />

diesen <strong>Kinder</strong>n <strong>im</strong> pädagogischen Alltag<br />

konfrontiert sind?<br />

18


<strong>Kinder</strong> erlernen von Geburt an den<br />

Umgang mit anderen Menschen<br />

Ältere Jahrgänge unter den Leser*innen<br />

kennen vielleicht noch das Sprichwort:<br />

„Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans<br />

n<strong>im</strong>mer mehr.“ Ist dieser Spruch noch<br />

gültig? Und wie <strong>und</strong> wann lernen <strong>Kinder</strong><br />

wesentliche <strong>Werte</strong> <strong>und</strong> <strong>Normen</strong> ihres<br />

Kulturkreises?<br />

<strong>Kinder</strong> zeigen schon kurz nach der<br />

Geburt sogenannte Vorläuferfähigkeiten<br />

sozialen Denkens. Der Beziehungsaufbau<br />

zwischen einem Säugling <strong>und</strong> seinen<br />

engsten Bezugspersonen wird durch<br />

ein evolutionsbiologisch angelegtes<br />

Verhaltensprogramm angestoßen, das<br />

Nähe <strong>und</strong> Kontakt sowie Kommunikation<br />

sicherstellt. <strong>Kinder</strong> reagieren früh<br />

auf einen Gesichtsausdruck, den sie als<br />

fre<strong>und</strong>lich <strong>und</strong> zugewandt identifizieren.<br />

In einer Untersuchung von Cassia,<br />

S<strong>im</strong>ion <strong>und</strong> Umilta (2001) 2 antworteten<br />

2 In Rauh, H. (2008). Vorgeburtliche Entwicklung<br />

<strong>und</strong> frühe Kindheit. In R. Oerter<br />

& L. Montada (Hrsg.), Entwicklungspsychologie<br />

(6. Aufl., S. 149–224). Weinhe<strong>im</strong>:<br />

Psychologie Verlags Union.<br />

Säuglinge auf die Smiley-Darstellung a)<br />

häufiger mit Lächeln, als auf b) (siehe<br />

Abb. 1).<br />

Abb. 1<br />

a) b)<br />

Durch das Interaktionsverhalten der<br />

Bindungspersonen in Bezug auf seine<br />

unmittelbaren Bedürfnisse (Hunger,<br />

Durst, Geborgenheit etc.) baut das Kind<br />

eine Beziehung auf. Je nachdem, welche<br />

Qualität dieses Interaktionsverhalten seitens<br />

der Bindungspersonen hat, entwickelt<br />

das Kind best<strong>im</strong>mte Bindungsmuster,<br />

die sich später auch auf die Kontakte<br />

zu sek<strong>und</strong>ären <strong>und</strong> weiteren Bezugspersonen<br />

auswirken.<br />

Immer, wenn Säuglinge oder Kleinkinder<br />

die Handlung eines Lebewesens beobachten,<br />

gehen sie davon aus, dass hinter<br />

dem, was sie beobachten, eine Absicht<br />

steckt. Das bezieht sich zunächst auf<br />

Handlungen, die sich auf Objekte richten<br />

(bspw. das Greifen einer Tasse) oder auf<br />

Beziehungen (bspw. „Ich will mit dir<br />

Kontakt aufnehmen.“). Erst später (ca.<br />

mit drei bis vier Jahren) können <strong>Kinder</strong><br />

auch intentionale Kausalitäten (Warum<br />

tust du das?) erkennen. Das Erkennen<br />

von Absichten hinter einem Handeln<br />

ist f<strong>und</strong>amental für die BeWERTung<br />

einer Handlung innerhalb bestehender<br />

<strong>Normen</strong>.<br />

Die EntWicklung positiven<br />

sozialen Verhaltens<br />

<strong>Wie</strong> neuere Forschungsarbeiten zeigen,<br />

lehnen <strong>Kinder</strong> schon <strong>im</strong> ersten Lebensjahr<br />

aggressives <strong>und</strong> behinderndes Verhalten<br />

anderer Lebewesen ab, während<br />

sie fre<strong>und</strong>liches <strong>und</strong> unterstützendes<br />

Verhalten positiv bewerten. Schon <strong>Kinder</strong><br />

<strong>im</strong> 2. Lebensjahr können beschämt auf<br />

eine eigene Handlung reagieren, wenn<br />

sie signalisiert bekommen, dass diese<br />

nicht o.k. war. Das sagt allerdings noch<br />

nichts darüber aus, wie sie sich selbst ver-<br />

<strong>19</strong>


halten. Auch wenn <strong>Kinder</strong> zwischen Gut<br />

<strong>und</strong> Böse unterscheiden können, wird das<br />

für sie nicht zwangsläufig zum Leitbild<br />

eigenen Handelns. Erst wenn <strong>Kinder</strong> ihre<br />

Gefühle selbst regulieren (etwa ab dem<br />

späten 3. Lebensjahr) <strong>und</strong> Handlungen<br />

unabhängig von ihren Bedürfnissen<br />

steuern können (<strong>im</strong> Laufe des 4. Lebensjahres),<br />

sind sie auch in der Lage, eigene<br />

Handlungen entsprechend der positiven<br />

Erwartung der sozialen Umwelt zu<br />

kontrollieren. Wobei neben dem Entwicklungsalter<br />

des Kindes <strong>im</strong>mer seine<br />

Persönlichkeit <strong>und</strong> die Signale seiner<br />

sozialen Umwelt eine Rolle für das konkrete<br />

Handeln spielen. Denn <strong>im</strong> Wesentlichen<br />

erlernen <strong>Kinder</strong> <strong>im</strong> Säuglings- <strong>und</strong><br />

Kleinkindalter solche Reaktionen durch<br />

Beobachtung <strong>und</strong> Nachahmung.<br />

Theory of Mind – Teil<br />

der sozialen Kognition<br />

Mit der Fähigkeit, Handlungen eine<br />

Absicht zu zuordnen, entwickeln <strong>Kinder</strong><br />

eine „Theory of Mind“, also Annahmen<br />

über geistige Zustände <strong>und</strong> Prozesse, die<br />

menschlichem Verhalten zugr<strong>und</strong>e liegen.<br />

Das bezieht sich bei jungen <strong>Kinder</strong>n<br />

zunächst noch stark auf die Wirkung<br />

eines Geschehens. Wenn bspw. ein Glas<br />

zufällig herunterfällt <strong>und</strong> zerbricht,<br />

beurteilt das Kind die Handlung, die zum<br />

Fall des Glases führte als „böser“, als<br />

wenn das Glas nicht zerbricht, obwohl es<br />

absichtlich zu Boden geworfen wurde.<br />

Wir alle haben <strong>im</strong> Laufe unseres Lebens<br />

Erfahrungen gesammelt, die zu unserer<br />

Sicht auf die Welt oder zu unserem Bild<br />

von der Welt führen (das nennen wir <strong>im</strong><br />

Übrigen BILDung). Aus diesen Erfahrungen<br />

BILDen wir mehr oder weniger<br />

stabile „Glaubenssätze“.<br />

Wenn Sie sich ihre Notizen über die<br />

oben aufgeführten Reflexionsfragen<br />

anschauen, werden Sie evtl. solche Glaubensätze<br />

in Ihnen wiedererkennen (bspw.<br />

dass Anton „hochnäsig“, verwöhnt,<br />

überheblich oder anderes ist). Diese Glaubenssätze<br />

beeinflussen wiederum unser<br />

Handeln <strong>und</strong> steuern in vielen Situationen<br />

dieses sogar.<br />

Das bedeutet, dass unser erwachsenes<br />

Handeln Rückschlüsse auf unser <strong>Werte</strong>verständnis<br />

zulassen. <strong>Kinder</strong> spüren das<br />

(ohne sich dessen „bewusst“ zu sein)<br />

<strong>und</strong> richten ihr eigenes Handlungslernen<br />

daran aus. Denn <strong>Werte</strong> werden zum<br />

größten Teil nonverbal, also durch das<br />

Beobachten von Handlungen <strong>und</strong> den<br />

dabei ausgelösten Emotionen vermittelt.<br />

Das führt uns direkt zu der Vorbildfunktion,<br />

die wir als Erwachsene <strong>Kinder</strong>n<br />

gegenüber haben. Nicht, indem wir<br />

den <strong>Kinder</strong>n <strong>Werte</strong> <strong>und</strong> Moral erklären,<br />

sondern indem wir dies ihnen direkt<br />

vorleben, werden <strong>Werte</strong> „vermittelt“.<br />

Entsprechend wichtig ist in der institutionellen<br />

<strong>Kinder</strong>betreuung, wie sich<br />

die Fachkräfte untereinander verhalten,<br />

wie sie ihre Interaktionen gestalten <strong>und</strong><br />

Konflikte austragen.<br />

Die EntWicklung eines<br />

NormbeWusstseins<br />

<strong>Kinder</strong> lernen aber auch voneinander, <strong>im</strong><br />

Spiel, <strong>im</strong> Gespräch <strong>und</strong> auch in Konflikten.<br />

Während Zweijährige sich gegenüber<br />

anderen <strong>Kinder</strong>n etwa doppelt so häufig<br />

aggressiv wie prosozial verhalten, zeigen<br />

sich zwischen drei <strong>und</strong> sechs Jahren<br />

meist doppelt so viele positive soziale<br />

Interaktionen (Kontaktaufnahmen, Spiel,<br />

Kooperation etc.) <strong>im</strong> Vergleich zu rivalisierenden<br />

oder aggressiven Interaktionen.<br />

Das liegt u. a. an einem Handlungsmuster,<br />

das wir „instrumentelle Aggression“<br />

nennen. Dabei geht es darum, das sich<br />

ein Kind (zumeist <strong>im</strong> Alter zwischen<br />

eineinhalb <strong>und</strong> drei Jahren) gegenüber<br />

anderen aggressiv verhält, nicht um<br />

diesen zu schaden, sondern um einen<br />

innerpsychischen Ausgleich unangenehmer<br />

Emotionen (Angst, Wut, Scham<br />

etc.) zu erreichen. Das hängt wiederum<br />

mit der Entwicklung eines moralischen<br />

Bewusstseins zusammen (Definition von<br />

Moral siehe Anfang des Artikels).<br />

20


Die moralische Entwicklung von <strong>Kinder</strong>n<br />

beginnt mit dem Stadium der heteronomen<br />

Moral (mit ca. zwei bis sieben Jahren),<br />

das vor allem durch drei Merkmale<br />

gekennzeichnet ist:<br />

(1) Regeln werden als unveränderbare<br />

<strong>und</strong> gegebene Tatsachen angesehen.<br />

(2) Autoritätsinstanzen (Erwachsene,<br />

Gesetze oder Regeln) entscheiden darüber,<br />

ob etwas richtig oder falsch ist.<br />

(3) Das Verhalten anderer Personen wird<br />

nach dem Schadensausmaß <strong>und</strong> weniger<br />

nach den zugr<strong>und</strong>eliegenden Absichten<br />

<strong>und</strong> Motiven beurteilt. Erst später<br />

(<strong>im</strong> Stadium der autonomen Moral)<br />

lernen <strong>Kinder</strong>, dass nicht der Gehorsam<br />

gegenüber Autoritäten entscheidend<br />

ist, sondern dass Regeln untereinander<br />

ausgehandelt werden können.<br />

Das Augenmerk auf<br />

Intentionen lenken<br />

Motive <strong>und</strong> Absichten einer Person werden<br />

nun stärker berücksichtigt, wenn es<br />

um die Beurteilung einer Handlung geht.<br />

<strong>Wie</strong> früh <strong>Kinder</strong> diese Einsichten gewinnen,<br />

hängt stark davon ab, ob Erwachsene<br />

mit ihnen gleichberechtigt über<br />

Regeln verhandeln <strong>und</strong> ob sie <strong>Kinder</strong><br />

unterstützen, das Augenmerk auf Intentionen<br />

<strong>und</strong> Absichten zu lenken, wenn<br />

es um die Erklärung von Schuldfragen<br />

geht. Auch Diskussionen, die zu einer<br />

Änderung der Regel führen, sind für die<br />

Entwicklung des sozialen Denkens sehr<br />

hilfreich. Denn so spürt das Kind, dass es<br />

ernst genommen wird <strong>und</strong> dass soziale<br />

<strong>Normen</strong> gemeinsame Aushandlungsprozesse<br />

erfordern. Ganz wichtig scheint<br />

zudem, dass auch die Fachkraft sich an<br />

gemeinsame Regeln hält <strong>und</strong> akzeptiert,<br />

wenn <strong>Kinder</strong> auf ihrer Einhaltung<br />

bestehen. Auf diese Weise wird deutlich,<br />

dass <strong>Normen</strong> Verbindlichkeiten für alle<br />

haben <strong>und</strong> dass es besonderer Gründe<br />

<strong>und</strong> Erklärungen bedarf, wenn man sie<br />

nicht halten kann.<br />

<strong>Wie</strong> <strong>Kinder</strong> ein best<strong>im</strong>mtes Verhalten<br />

bewerten, hängt auch von ihrer Empathiefähigkeit<br />

ab. Empathie entsteht<br />

schon <strong>im</strong> Säuglingsalter in beziehungsvollen<br />

Interaktionen zwischen dem<br />

Kind <strong>und</strong> seinen erwachsenen Bezugspersonen<br />

(also auch zwischen dem<br />

Kind <strong>und</strong> der pädagogischen Fachkraft<br />

<strong>im</strong> <strong>Kinder</strong>garten). Je zugewandter die<br />

Reaktionen der Erwachsenen auf das<br />

Kind sind, je passgenauer das Antwortverhalten<br />

der Bezugspersonen ist <strong>und</strong> je<br />

stärker die Erwachsenen das Kind in ihre<br />

Überlegungen <strong>und</strong> Handlungen einbeziehen,<br />

desto ausgeprägter entwickelt<br />

sich die Empathiefähigkeit eines Kindes.<br />

Das „sich in andere Menschen Hineinversetzen“<br />

<strong>und</strong> zu verstehen, was der<br />

andere fühlt, gelingt <strong>Kinder</strong>n allerdings<br />

erst Ende des dritten, Anfang des vierten<br />

Lebensjahres (2;5–3;5 Jahre). Einem<br />

Kind <strong>im</strong> 2. Lebensjahr, das gerade ein<br />

anderes Kind gebissen hat, zu erklären,<br />

dass das andere Kind nun Schmerzen<br />

empfindet, ist für den weiteren Lernprozess<br />

des Kindes wichtig. Allerdings<br />

dürfen die Erwachsenen noch nicht<br />

erwarten, dass das Kind dies nun wirklich<br />

versteht.<br />

AusWirkungen kindlichen<br />

Handelns aufzeigen<br />

Dennoch führt das Verstehen <strong>und</strong> Kontrollieren<br />

eigener Gefühle <strong>und</strong> Erklärungen,<br />

warum best<strong>im</strong>mte Handlungen<br />

zu vermeiden sind, dazu, dass junge<br />

<strong>Kinder</strong> Schritt für Schritt in ein <strong>Werte</strong>system<br />

hineinwachsen. Die Erwachsenen<br />

unterstützen diese Entwicklung vor allem<br />

dadurch, dass sie in herausfordernden<br />

Situationen nicht die Person (bzw. die<br />

Persönlichkeit) des Kindes moralisch<br />

verurteilen, sondern dessen Handlung<br />

sprachlich bewerten <strong>und</strong> die Auswirkungen,<br />

die dieses Handeln hat, aufzeigen.<br />

Darüber hinaus schaffen pädagogische<br />

Fachkräfte Gelegenheiten zum positiven<br />

Austausch, sprechen mit <strong>Kinder</strong>n über<br />

Motive, Gefühle <strong>und</strong> Gedanken, moderieren<br />

in Konfliktsituationen <strong>und</strong> dienen als<br />

gute Modelle für einen positiven sozialen<br />

Umgang miteinander.<br />

AMZ ARBEITS- UND SOZIALMEDIZINISCHES<br />

ZENTRUM MÖDLING GESELLSCHAFT M.B.H.<br />

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21


Rituale geben Orientierung<br />

Ebenso von Bedeutung für das Erlernen<br />

von <strong>Werte</strong>n in einem Sozialsystem sind<br />

Rituale. Sie geben Orientierung <strong>und</strong><br />

Sicherheit <strong>im</strong> Umgang miteinander. Was<br />

mit Dingen passiert, die wir wegwerfen,<br />

warum Menschen best<strong>im</strong>mte Feste feiern,<br />

was uns als Gemeinschaft verbindet,<br />

manifestiert sich in Handlungen, die wir<br />

alltäglich oder zumindest regelmäßig<br />

vornehmen. <strong>Kinder</strong> sind erst <strong>im</strong> Gr<strong>und</strong>schulalter<br />

soweit abstraktionsfähig,<br />

dass sie sich nicht sinnlich erfassbare<br />

Inhalte soweit vorstellen können, dass sie<br />

regelmäßige Handlungen davon ableiten.<br />

Vorher erlernen sie die Bedeutung<br />

der Inhalte vor allem durch in-Beziehung-sein<br />

mit Vorbildern, durch Nachahmung<br />

deren Verhaltens <strong>und</strong> durch<br />

gemeinschaftliches Tun <strong>und</strong> <strong>Wie</strong>derholen<br />

von Ritualen.<br />

Das kann sich bspw. auch auf den<br />

Umgang mit Konfliktsituationen beziehen.<br />

Vor allem ältere <strong>Kinder</strong> (ca. ab vier,<br />

fünf Jahren) sind in der Lage, best<strong>im</strong>mte<br />

ritualisierte Abläufe auch in Konfliktsituationen<br />

zu berücksichtigen, wenn sie von<br />

den Erwachsenen dabei begleitet werden.<br />

Allerdings muss dabei berücksichtigt<br />

werden, dass auch hier das Lernen positiver<br />

Verhaltensmuster vor allem dann<br />

von <strong>Kinder</strong>n geleistet werden kann, wenn<br />

sie dies freiwillig tun <strong>und</strong> eine gewisse<br />

Einsichtsfähigkeit haben. In emotional<br />

aufgewühlten Situationen fällt es selbst<br />

Erwachsenen schwer, eigene Fehler zuzugeben<br />

oder sich direkt zu vertragen.<br />

Rituale zur Konfliktlösung<br />

Da junge <strong>Kinder</strong> noch keine Einsichtsfähigkeit<br />

in anti-soziales Handeln haben<br />

(siehe oben „instrumentelle Aggression“)<br />

<strong>und</strong> <strong>Kinder</strong>n zwischen drei <strong>und</strong><br />

vier Jahren die Perspektivenübernahme<br />

noch schwerfällt, sollten Erwachsene mit<br />

<strong>Kinder</strong>n zwar Rituale zur Konfliktlösung<br />

einüben, sie aber nicht zu Handlungen<br />

drängen, die sie in einer akuten Konfliktsituation<br />

nicht leisten können (in der<br />

Regel vertragen sich <strong>Kinder</strong> wesentlich<br />

schneller als Erwachsene). Vielmehr<br />

sollten sie die <strong>Kinder</strong> unterstützen, ihre<br />

Emotionen situativ zu regulieren, um<br />

dann wieder pro-soziales Verhalten zeigen<br />

zu können. Zudem brauchen <strong>Kinder</strong><br />

zwischen fünf <strong>und</strong> sechs Jahren ebenfalls<br />

Zeit, um ihre Gefühle zu regulieren.<br />

Zusammenfassung<br />

Gehen wir noch einmal zurück zu den<br />

vier Beispielen. Alle vier <strong>Kinder</strong> tun etwas,<br />

das bei Erwachsenen vermutlich einen<br />

Handlungs<strong>im</strong>puls auslöst. <strong>Wie</strong> dieser<br />

Handlungs<strong>im</strong>puls aussieht, hängt stark<br />

von dem <strong>Werte</strong>- <strong>und</strong> <strong>Normen</strong>system der<br />

Erwachsenen ab. Daher ist die Fähigkeit,<br />

sich selbst <strong>und</strong> sein Wertsystem zu<br />

reflektieren, eine Gr<strong>und</strong>voraussetzung,<br />

mit <strong>Kinder</strong>n in eine werteorientierte<br />

Interaktion zu treten.<br />

Indem sie handeln, vermitteln sie wiederum<br />

den <strong>Kinder</strong>n dieses <strong>Werte</strong>- <strong>und</strong><br />

<strong>Normen</strong>system. Dies tun sie nicht in<br />

erster Linie über die Worte, die sie sagen,<br />

sondern über die Haltung, die sie durch<br />

non-verbale Signale übermitteln. Die<br />

Weiterführende Literatur:<br />

beiden jüngeren <strong>Kinder</strong> sind dabei noch<br />

nicht in der Lage, ihr eigenes Handeln<br />

aktiv mit den Wertvorstellungen der<br />

Erwachsenen zu verbinden. Sie reagieren<br />

in erster Linie auf der Gr<strong>und</strong>lage ihrer<br />

Beziehung zu dem Erwachsenen <strong>und</strong><br />

ihren reifebedingten Möglichkeiten,<br />

ihre Emotionen zu regulieren bzw. ihre<br />

Handlungen zu kontrollieren. Sie brauchen<br />

Erwachsene, die sie nicht moralisch<br />

bewerten, sondern ihnen einen Handlungsrahmen<br />

bieten, der ihnen ermöglicht,<br />

schrittweise in das Verständnis von<br />

Wertvorstellungen hineinzuwachsen.<br />

Und auch die beiden älteren <strong>Kinder</strong>,<br />

wenn sie auch schon reifebedingt eine<br />

Einsichtsfähigkeit entwickeln können,<br />

brauchen die respektvolle Unterstützung<br />

von Erwachsenen, um Widersprüche<br />

<strong>im</strong> Umgang mit <strong>Werte</strong>n ihrer sozialen<br />

Umgebung zu verstehen <strong>und</strong> Regulationsverhalten<br />

zu erlernen. Und sie<br />

brauchen Erwachsene, die sie als Person<br />

nicht danach bewerten, was sie sagen<br />

oder tun, sondern mit ihnen über Absichten,<br />

Gefühle <strong>und</strong> die Auswirkungen ihrer<br />

Handlungen reden <strong>und</strong> ihnen Perspektiven<br />

aufzeigen, wie sie ihr Handeln<br />

ändern können.<br />

Dabei gilt bei allen vier <strong>Kinder</strong>n: Je stärker<br />

<strong>und</strong> emotional positiver die Beziehung<br />

zu den Erwachsenen ist, desto größer ist<br />

deren Einfluss auf die Entwicklung wertegestützter<br />

Handlungen der <strong>Kinder</strong>.<br />

Damon, William: Die Moralentwicklung von <strong>Kinder</strong>n. https://www.spektrum.de/magazin/<br />

die-moralentwicklung-von-kindern/825789. Letzter Zugriff 26.03.2023<br />

Fröhlich-Gildhoff, Klaus; Mischo, Christoph; Castello, Armin (2016). Entwicklungspsychologie<br />

für Fachkräfte in der Frühpädagogik. Kronach: Carl Link Verlag (4., vollständig überarbeitete<br />

Auflage, S. 63)<br />

Pauen, Sabina; Roos, Jeanette (2020) Entwicklung in den ersten Lebensjahren (0–3 Jahre)<br />

(2. Aufl.). München: Ernst Reinhardt. Daraus: Kap. 2.6 Soziale Entwicklung (S. 112-125)<br />

Roos, Jeanette (2018). Entwicklung von Wertvorstellungen <strong>und</strong> Moralverständnis bei <strong>Kinder</strong>n.<br />

In Janina Strohmer (Hrsg.), Psychologische Gr<strong>und</strong>algen für Fachkräfte in <strong>Kinder</strong>garten,<br />

Krippe <strong>und</strong> Hort (S. 1<strong>19</strong>-<strong>19</strong>9). Göttingen: Hogrefe.<br />

22


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23


Einführung ins Schutzkonzept<br />

<strong>Werte</strong> für den <strong>Kinder</strong>schutz<br />

Eine Bildungsinstitution, die <strong>Kinder</strong> schützen will,<br />

muss auch Eltern <strong>und</strong> Mitarbeitenden größtmögliche<br />

Sicherheit geben: Diese Idee steht hinter dem<br />

<strong>KIWI</strong>-Schutzkonzept, einem ganzheitlichen Organisationsentwicklungsprojekt,<br />

in dem auch die Vermittlung<br />

von <strong>Werte</strong>n eine entscheidende Rolle spielt.<br />

24


INTRODUCTION TO THE PROTECTION CONCEPT<br />

Child Protection Values<br />

An educational institution that wants to protect<br />

children must also provide parents and employees<br />

with the greatest possible security: This is the<br />

idea behind the <strong>KIWI</strong> protection concept, a holistic<br />

organizational development project in which the<br />

communication of values also plays a decisive role.<br />

<strong>Kinder</strong>schutz ist von jeher ein Herzensanliegen<br />

von <strong>KIWI</strong> – <strong>Kinder</strong> in <strong>Wie</strong>n.<br />

Die <strong>Kinder</strong>rechte <strong>und</strong> damit verb<strong>und</strong>ene<br />

<strong>Werte</strong> sind sozusagen Teil der DNA<br />

unseres <strong>19</strong>48 als „<strong>Wie</strong>ner <strong>Kinder</strong>rettungswerk“<br />

gegründeten Vereins; ihre Vermittlung<br />

war <strong>im</strong>mer wesentlicher Bestandteil<br />

unserer Pädagogik. Gewaltlosigkeit, Achtsamkeit<br />

<strong>und</strong> Wertschätzung fanden sich<br />

in der Liste jener 14 Begriffe, die Eltern<br />

<strong>und</strong> Mitarbeiter 2012 als Schlüsselwerte<br />

<strong>KIWI</strong>s definierten. In Anbetracht der großen<br />

Bedeutung des Kindeswohls für <strong>KIWI</strong><br />

erscheint es als logische Konsequenz,<br />

dass wir uns 2020 entschieden haben,<br />

dieses Herzensanliegen in ein international<br />

anerkanntes, aktuellsten fachlichen<br />

Standards entsprechendes Schutzkonzept<br />

zu „gießen“.<br />

Das <strong>KIWI</strong>-Schutzkonzept ist mehr als<br />

nur ein klares symbolisches Bekenntnis<br />

unserer Organisation zum <strong>Kinder</strong>schutz.<br />

Es unterstützt die Evaluation <strong>und</strong> Min<strong>im</strong>ierung<br />

von Risiken, trägt zur Sensibilisierung<br />

aller intern <strong>und</strong> extern für uns<br />

tätigen Menschen bei <strong>und</strong> liefert klar<br />

definierte Leitlinien für Fälle, in denen<br />

das Kindeswohl durch die Familie oder<br />

organisationsintern gefährdet scheint.<br />

<strong>KIWI</strong> hat 2020 in Kooperation mit der<br />

Akademie des <strong>Wie</strong>ner <strong>Kinder</strong>schutzzentrums<br />

die möwe als einer der ersten Träger<br />

in Österreich damit begonnen, ein solches<br />

Konzept zu entwickeln. Die Implementierung<br />

begann bereits <strong>im</strong> Laufe des Entwicklungsprozesses<br />

durch Bildungstage,<br />

Führungskräfteschulungen, Teamsupervisionen<br />

etc. Abschließbar ist die Arbeit an<br />

einem solchen Projekt freilich nicht. Durch<br />

regelmäßige Evaluation <strong>und</strong> Reflexion<br />

wird das <strong>KIWI</strong>-Schutzkonzept vielmehr<br />

beständig weiterentwickelt.<br />

Wesentlich ist der ganzheitliche Charakter<br />

des Projekts, das wir bewusst Schutzkonzept<br />

statt <strong>Kinder</strong>schutzkonzept genannt<br />

haben: In einem umfassenden Bottom-up-Prozess<br />

wurden die Bedürfnisse<br />

aller Beteiligten – <strong>Kinder</strong>, Familien, Teams<br />

– einbezogen. Unseren Mitarbeitenden<br />

geben etwa ein Verhaltenskodex sowie<br />

Leitlinien für das Fall- <strong>und</strong> Beschwerdemanagement<br />

Handlungssicherheit;<br />

als Ansprechpersonen (auch) für Eltern<br />

wurden unabhängige <strong>Kinder</strong>schutzbeauftragte<br />

eingesetzt (außerdem fungiert die<br />

möwe als externe Ombudsstelle). Zudem<br />

wurde das <strong>KIWI</strong>-Elternbildungsangebot<br />

erweitert; bei den Bildungsinhalten für<br />

<strong>Kinder</strong> wurden neue Schwerpunkte auf<br />

die Vermittlung des Konzepts „Gewaltfreie<br />

Kommunikation“ <strong>und</strong> <strong>Kinder</strong>rechte<br />

gesetzt. Unzählige kleine <strong>und</strong> große Adaptionen<br />

wurden vorgenommen, um den<br />

Schutzgedanken noch sensibler in unserer<br />

Praxis zu leben.<br />

Auch der Fokus auf Wertvermittlung, dem<br />

dieses <strong>Journal</strong> verpflichtet ist, ergab sich<br />

nicht zuletzt aus dem Entwicklungsprozess<br />

des Schutzkonzepts: Ein bewusster<br />

Umgang mit <strong>Werte</strong>n – <strong>Wie</strong> wollen wir<br />

gemeinsam leben? Was ist <strong>im</strong> <strong>Miteinander</strong><br />

wichtig? etc. – trägt Wesentliches zur<br />

Stärkung von <strong>Kinder</strong>n bei. Die Kompetenz,<br />

eigene <strong>und</strong> andere <strong>Werte</strong>systeme zu<br />

reflektieren, ist bei der Vermeidung (oder<br />

bei der achtsamen Lösung) vieler zwischenmenschlicher<br />

Konflikte nützlich. Vermitteln<br />

lässt sie sich indes auf keine Art so<br />

gut, wie wenn sie vorgelebt wird: Diesem<br />

Gedanken trägt die Aufnahme des neuen<br />

Qualitätsbereichs „Fachkraft-Kind-Interaktion“<br />

in das <strong>KIWI</strong>-Qualitätshandbuch<br />

(den Referenzleitfaden der <strong>KIWI</strong>-Pädagogik)<br />

Rechnung. Er konzentriert sich auf<br />

die vielfältigen Bildungspotenziale, die<br />

<strong>im</strong> „wert-schätzenden“ <strong>Miteinander</strong> von<br />

Fachkräften <strong>und</strong> <strong>Kinder</strong>n liegen.<br />

25


Kompass SchutzkoNzept<br />

Über die Orientierung <strong>und</strong> Struktur,<br />

die der Verhaltenskodex bietet<br />

Im folgenden Beitrag berichtet die Leiterin des<br />

ORF-Betriebskindergartens Helga Embacher-Köhle<br />

von der gelebten Umsetzung des Schutzkonzeptes<br />

bei <strong>Kinder</strong> in <strong>Wie</strong>n an ihrem Standort. Es geht in<br />

diesem Praxisartikel darum, wie das gesamte Team<br />

den Prozess der Implementierung jederzeit wieder<br />

starten würde <strong>und</strong> welche Fragen er ausgelöst hat.<br />

Helga Embacher-Köhle, BA<br />

Helga Embacher-Köhle, BA<br />

<strong>Kinder</strong>gartenpädagogin, <strong>Kinder</strong>gartenleitung bei<br />

<strong>KIWI</strong> – <strong>Kinder</strong> in <strong>Wie</strong>n, Kultur- <strong>und</strong> Sozialanthropologin<br />

26


Compass Protection Concept<br />

About the guidance and structure provided by the Code of Conduct<br />

In the following article, the head of the ORF company<br />

kindergarten, Helga Embacher-Köhle, reports<br />

on the practical <strong>im</strong>plementation of the protection<br />

concept for children in Vienna at her location. This<br />

practical article is about how the entire team would<br />

start the process of <strong>im</strong>plementation again at any<br />

t<strong>im</strong>e and what questions it raised.<br />

Der Verhaltenskodex <strong>und</strong> das Schutzkonzept<br />

sind wie ein Kompass für<br />

mich <strong>und</strong> mein Team. Er gibt uns eine<br />

Richtung vor, bietet Orientierung <strong>und</strong><br />

Struktur. Dennoch gibt es einen großen<br />

Unterschied zu rein strukturellen,<br />

theoretischen oder mathematischen<br />

Wegweisern, deren Charakteristika<br />

Berechenbarkeit <strong>und</strong> Exaktheit sind. Das<br />

Schutzkonzept ist ein <strong>im</strong> derzeitigen<br />

<strong>Werte</strong>system eingebettetes Instrument<br />

<strong>und</strong> benötigt daher Interpretation <strong>und</strong><br />

Einschätzung – <strong>und</strong> genau davon lebt es.<br />

KindesWohlgefährduNg<br />

erkennen<br />

Zu Beginn der Erarbeitung des Schutzkonzeptes<br />

fand ein Sensibilisierungsprozess<br />

statt. Bei Teambesprechungen <strong>und</strong><br />

Fortbildungen mit <strong>KIWI</strong>-Mitarbeiter*innen<br />

wurden wir über Kindeswohlgefährdung,<br />

deren Formen sowie Anzeichen für<br />

das Erkennen dieser aufgeklärt. Wesentlich<br />

dabei war die Beteiligung aller<br />

Mitarbeiter*innen, die direkt mit <strong>Kinder</strong>n<br />

arbeiten. Daher wurde das pädagogische<br />

Personal ebenso geschult wie die<br />

Betreuer*innen. Es ging darum, welche<br />

Schritte gesetzt werden müssen, wenn<br />

ein Verdacht auf Kindeswohlgefährdung<br />

besteht. Außerdem wurden die Abläufe<br />

systematisiert. Das gab meinem Team<br />

<strong>und</strong> mir nachhaltig Sicherheit.<br />

Die Abläufe sind s<strong>im</strong>pel <strong>und</strong> niederschwellig<br />

zugleich. Allen Mitarbeiter*innen<br />

stehen eine Telefonnummer, eine<br />

Mailadresse <strong>und</strong> eine Online-Sprechst<strong>und</strong>e<br />

für <strong>Kinder</strong>schutzfragen zur<br />

Verfügung. Die rasche Erreichbarkeit<br />

war bisher stets gegeben <strong>und</strong> trägt zum<br />

Erfolg der Maßnahmen wesentlich bei.<br />

Die einzelNen Schritte<br />

in der Praxis<br />

In der Praxis zeigt sich, dass zumeist ich<br />

als Leiterin die erste Ansprechperson bei<br />

<strong>Kinder</strong>schutzfragen in meinem Team bin.<br />

Wenn Anzeichen einer körperlichen oder<br />

psychischen Gefährdung bei einem Kind<br />

vermutet werden, beginnt ein Gespräch<br />

zumeist mit: „Helga, kann ich kurz mit<br />

dir sprechen?“ Es sind Gespräche, bei<br />

welchen die Türen geschlossen werden<br />

<strong>und</strong> die von Sorgen getragenen Emo-<br />

tionen eine große Rolle spielen. Denn<br />

anders als rein logische Bereiche wie<br />

der Mathematik ist <strong>Kinder</strong>schutz stark<br />

emotional besetzt. Es gilt dann, in Ruhe<br />

die Sorgen um ein Kind einzuordnen <strong>und</strong><br />

in Kooperation mit den unabhängigen<br />

<strong>Kinder</strong>schutzbeauftragten angepasste<br />

Interventionen zu treffen. Ein wesentliches<br />

Merkmal des <strong>Kinder</strong>schutzteams<br />

ist seine Unbefangenheit. Sie stehen in<br />

keiner Beziehung zu Mitarbeiter*innen,<br />

<strong>Kinder</strong>n <strong>und</strong> Familien <strong>und</strong> bringen damit<br />

neben ihrer Fachkenntnis Objektivität in<br />

den Klärungsprozess mit ein.<br />

Mein zwischenzeitliches Fazit: Wir sind in<br />

der glücklichen Lage, selten mit Kindeswohlgefährdungen<br />

konfrontiert zu sein<br />

<strong>und</strong> wenn doch, dann ist es wichtig, systematisch<br />

begleitet <strong>und</strong> unterstützt zu<br />

werden, damit am Ende des Tages jedes<br />

Kind die Hilfe <strong>und</strong> Unterstützung erfährt,<br />

die es braucht.<br />

Das Ampelsystem <strong>im</strong><br />

Verhaltenskodex<br />

In einem nächsten Schritt folgte eine tiefgreifende<br />

Auseinandersetzung meines<br />

27


Teams mit dem Verhaltenskodex be<strong>im</strong><br />

Verein „<strong>Kinder</strong> in <strong>Wie</strong>n“. Ein Ampelsystem,<br />

gut strukturiert in gewünschtes,<br />

pädagogisch kritisches <strong>und</strong> nicht akzeptables<br />

Verhalten bietet Orientierung. Im<br />

Erarbeitungsprozess wurde rasch klar:<br />

Die <strong>KIWI</strong>- <strong>Werte</strong> finden sich hier wieder<br />

<strong>und</strong> die dahinter stehende Haltung –<br />

jedes Kind so anzunehmen <strong>und</strong> zu begleiten<br />

wie es ist – entspricht selbstredend<br />

ganz unserer Überzeugung.<br />

Und wenn das Schutzkonzept dann<br />

doch an dem einen oder anderen Tag<br />

Diskussionen auslöst, dann hat es seine<br />

gewünschte Wirkung erzielt. Für meine<br />

Mitarbeiter*innen <strong>und</strong> mich war es<br />

wichtig, in aller Offenheit Situationen zu<br />

besprechen, in welchen wir merken, dass<br />

wir durch Stress <strong>und</strong> Belastung an unsere<br />

Grenzen gelangen. Hier liegen für uns die<br />

größten Gefahrenmomente: wenn wir<br />

die Achtsamkeit <strong>im</strong> Umgang miteinander<br />

verlieren könnten. Wir haben für solche<br />

Situationen Strategien <strong>und</strong> vorbeugende<br />

Maßnahmen besprochen <strong>und</strong> <strong>im</strong> Alltag<br />

<strong>im</strong>plementiert. So sind regelmäßige Pausen,<br />

das gegenseitige Unterstützen bei<br />

herausfordenden Situationen genauso<br />

elementar wie die vorrausschauende<br />

Planung, um bspw. Transitionen <strong>im</strong> Alltag<br />

gut zu begleiten.<br />

Sprache sensibel<br />

einsetzen<br />

Die Beispiele <strong>im</strong> Verhaltenskode haben<br />

uns gezeigt, dass wir <strong>im</strong> Umgang mit <strong>Kinder</strong>n<br />

durch Nuancen <strong>im</strong> Handeln sowie<br />

in der verbalen <strong>und</strong> auch nonverbalen<br />

Sprache große Unterschiede bzgl. dessen<br />

Wirkung erzielen. Bei all diesen Überlegungen<br />

sind wir inzwischen bei den<br />

Details unseres Verhaltens angelangt,<br />

diese werden für uns <strong>im</strong>mer wichtiger.<br />

Ich möchte dies anhand eines praktischen<br />

Beispiels für sensiblen Sprachgebrauch<br />

erläutern:<br />

„Beeil dich, JETZT! Wegen dir MÜSSEN<br />

alle anderen warten!!!“ oder „Bitte beeil<br />

dich, wir wollen schon los.“<br />

„Du stinkst! Komm, wir wechseln jetzt<br />

deine Windel!“ oder „Deine Windel<br />

stinkt. Komm, wir wechseln sie.“<br />

Oftmals sind es nur Details, bspw., wie<br />

das Gesagte durch Gesten oder die<br />

M<strong>im</strong>ik unterstrichen wird oder Betonungen,<br />

die den Unterschied machen.<br />

Dadurch kommt zum Ausdruck, dass ein<br />

Kind bestärkt <strong>und</strong> durch klare Aussagen<br />

Orientierung erfährt oder dass es mittels<br />

„kleiner“ Anmerkungen gekränkt oder<br />

unter Druck gesetzt wird.<br />

Mein Fazit: In der Bildungsarbeit mit jungen<br />

<strong>Kinder</strong>n sind viel Feingefühl <strong>und</strong> eine<br />

reflektierende Haltung für eine gelingende<br />

Beziehung notwendig. In elementaren<br />

Bildungseinrichtungen gelingt der<br />

professionelle Umgang mit <strong>Kinder</strong>n nicht<br />

von selbst, sondern bedarf neben einer<br />

f<strong>und</strong>ierten Ausbildung einer konkreten<br />

<strong>und</strong> steten Auseinandersetzung jeder<br />

Mitarbeiterin, jedes Mitarbeiters mit<br />

der eigenen Biografie. Der Verhaltenskodex<br />

hat dazu einen wertvollen Beitrag<br />

geleistet.<br />

28


29


BUCHREZENSIONEN<br />

Fachbücher<br />

Augenhöhe statt Strafen<br />

BeziehungsStark in Kita, Krippe <strong>und</strong> <strong>Kinder</strong>tagespflege<br />

In diesem Buch geht es um den für pädagogische<br />

Fachkräfte in Konfliktfällen<br />

mit <strong>Kinder</strong>n sehr vertrauten Balanceakt<br />

zwischen Konsequenzen setzen <strong>und</strong> die<br />

Beziehung aufrecht halten.<br />

Damit in der jeweiligen Situation der<br />

richtige, nämlich gewaltfreie Weg gef<strong>und</strong>en<br />

wird, braucht es neben Authenti-<br />

Dieses Buch versteht sich als Einladung,<br />

das eigene Kommunikationsverhalten<br />

gegenüber <strong>Kinder</strong>n genau zu betrachten<br />

<strong>und</strong> bewusst mit der eigenen Sprache<br />

umgehen zu lernen.<br />

Die 15 Kapitel zu je einem Sprachaspekt<br />

steigen jeweils mit einem kurzen Beispiel<br />

ein. Anschließend folgt eine Analyse „Was<br />

ist hier passiert?“ <strong>und</strong> einem Formuliezität<br />

vor allem Selbstreflexion. Dieses<br />

Buch unterstützt die Leser*innen dabei,<br />

beide Aspekte ihrer Persönlichkeit zu<br />

stärken.<br />

Kathrin Hohmann | Freiburg <strong>im</strong> Breisgau | Herder Verlag 2022 | ISBN-10: ‎ 345139555X | ISBN-13: ‎ 978-3451395550<br />

Wörterzauber staTt SprachgeWalt<br />

Achtsam sprechen in Kita, Krippe <strong>und</strong> <strong>Kinder</strong>tagespflege<br />

rungsvorschlag. Es gibt zwischendurch<br />

Exkurse zur Information <strong>und</strong> kurze Erklärungen<br />

für Fachbegriffe sowie Reflexionsübungen.<br />

Die Autorin signalisiert in ihrem Buch<br />

durchgehend Verständnis für die verbalen<br />

Reaktionen Erwachsener <strong>und</strong> regt<br />

gleichzeitig zu einer respektvolleren<br />

Sprache an.<br />

Lea Wedewardt | Freiburg <strong>im</strong> Breisgau | Herder Verlag 2022 | ISBN: 978-3-451-39111-8<br />

30


BUCHREZENSIONEN<br />

Fachbücher<br />

<strong>Wie</strong> Wir Werden, Was Wir sind<br />

Die Entstehung des menschlichen Selbst durch Resonanz<br />

Diese bereits 20<strong>19</strong> erschienene <strong>und</strong><br />

seit 2022 als Taschenbuch aufliegende<br />

Fachliteratur beantwortet eine entscheidende<br />

Frage „<strong>Wie</strong> kommt das Selbst ins<br />

Kind?“. Der Neurowissenschafter, Arzt<br />

<strong>und</strong> Psychotherapeut Joach<strong>im</strong> Bauer<br />

beschreibt wie das Wesen des Menschen<br />

in den ersten zwei Lebensjahren durch<br />

Beziehungen als Produkt von Resonanzen<br />

entsteht.<br />

Geteilte Erfahrungen, Freuden <strong>und</strong><br />

Ängste sind Chancen <strong>und</strong> Gefahren gleichermaßen<br />

– ein Gr<strong>und</strong> mehr, das Selbst<br />

in uns <strong>und</strong> <strong>im</strong> Gegenüber zu bewahren<br />

<strong>und</strong> zu stärken.<br />

Joach<strong>im</strong> Bauer | München | Verlag Heyne 2022 | ISBN 978-3-453-60563-3<br />

Sich seiner selbst beWuSst seiN<br />

Biografische SelbstreflexioN<br />

Dieses Buch aus der Herder-Buchreihe<br />

„Blickwinkel für pädagogische Fachkräfte“<br />

regt dazu an, sich mit dem<br />

Ursprung von <strong>Werte</strong>n, Entscheidungen<br />

<strong>und</strong> Sinnvorstellungen spielerisch auseinanderzusetzen<br />

<strong>und</strong> dadurch Orientierung<br />

zu finden.<br />

Dabei betrachten die Autorinnen<br />

Wedewardt <strong>und</strong> Cantzler biografische<br />

Selbstreflexion, also das Reflektieren<br />

eigener Denk- <strong>und</strong> Verhaltensmuster <strong>und</strong><br />

die Auseinandersetzung mit der eigenen<br />

Biografie als Schlüssel für professionelles<br />

Handeln. In 11 Kapiteln geben<br />

sie Hintergr<strong>und</strong>wissen <strong>und</strong> vielfältige<br />

Anregungen. Dabei werden in farbigen<br />

Kästen wichtige Begriffe erklärt, Beispiele<br />

zur Illustration sowie Übungen <strong>und</strong><br />

Reflexionsfragen angeführt. Es gibt auch<br />

Verweise auf einzelne Folgen des Kita-<br />

Podcasts von Wedewardt <strong>und</strong> Blogartikel<br />

von Cantzler. Ein Workbook kann zur vertieften<br />

Beschäftigung mit diesem Thema<br />

zusätzlich erworben werden.<br />

Lea Wedewardt <strong>und</strong> Anja Cantzler | Freiburg <strong>im</strong> Breisgau | Herder Verlag 2022 | ISBN (Print): 978-3-451-39290-0 |<br />

ISBN (EBook): 978-3-451-82771-6<br />

31


BUCHREZENSIONEN<br />

Bilderbücher<br />

Alles, Was gesagt Werden muSs<br />

Diese drei kurzen, aussagekräftigen<br />

Geschichten sind eine Hommage<br />

an das <strong>Miteinander</strong>, an die Fre<strong>und</strong>schaft<br />

<strong>und</strong> die Einzigartigkeit. In<br />

wenigen Worten wird beschrieben,<br />

wie verbindend eine erstgemeinte<br />

Entschuldigung wirkt, wie gut es<br />

tut zu hören: „Ich mag dich so, wie<br />

du bist.“ <strong>und</strong> dass das <strong>Miteinander</strong><br />

wertvoller ist, als alleine große<br />

Sprünge zu machen. Dafür braucht<br />

es nur wenige, aber die richtigen<br />

Worte mit Herzenswärme.<br />

„Und das ist alles was gesagt werden<br />

muss!“<br />

Dieses Buch, geeignet ab 5 Jahren,<br />

ist Preisträger des von Design Austria<br />

ausgelobten Romulus Candea Preises<br />

2021.<br />

Barbara Hoffmann (Autorin <strong>und</strong> Illustratorin) | <strong>Wie</strong>n | Jungbrunnen 2022 | ISBN: ‎978-3702659615<br />

Beißen darf nur das Krokodil<br />

Hanna <strong>und</strong> T<strong>im</strong>o sind eigentlich beste<br />

Fre<strong>und</strong>e. Außer die beiden streiten sich.<br />

Und so passiert es, dass Hanna T<strong>im</strong>o<br />

beißt. Liebevoll wird in diesem Buch<br />

vermittelt: Beißen darf nur das Krokodil!<br />

Kratzen darf nur der Tiger! Kneifen darf<br />

nur der Krebs! Spucken darf nur das<br />

Lama! Schlaue <strong>Kinder</strong> (<strong>und</strong> Erwachsene)<br />

aber reden miteinander!<br />

<strong>Kinder</strong>, vor allem junge <strong>Kinder</strong>, werden<br />

von ihren Emotionen häufig überrollt. Sie<br />

brauchen zugewandte Erwachsene <strong>und</strong><br />

Bücher wie dieses, die sie <strong>im</strong> Umgang<br />

mit ihren Emotionen begleiten <strong>und</strong> Wege<br />

aufzeigen, wie Konflikte gelöst werden<br />

können.<br />

Geeignet für <strong>Kinder</strong> ab 2 Jahren.<br />

Carina Heer (Autorin) <strong>und</strong> Marilena Friese (Illustratorin) | München | mgv Verlag 2022 | ISBN: 978-3747403860<br />

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BUCHREZENSIONEN<br />

Bilderbücher<br />

Gecko <strong>und</strong> das Glück des GebenS<br />

Schrill, bunt <strong>und</strong> laut. So erregt das<br />

Buch die Aufmerksamkeit der Leser:in<br />

<strong>und</strong> auch der kleine Protagonist der<br />

Geschichte, der Gecko Goldi, vereint<br />

diese Attribute in sich. Er hält sich für<br />

einen Star, n<strong>im</strong>mt keine Rücksicht auf<br />

andere, drängt sich in den Vordergr<strong>und</strong>,<br />

wo es nur geht <strong>und</strong> nervt die anderen<br />

mit seiner Überheblichkeit. Bis das Maß<br />

voll ist <strong>und</strong> sie ihm ehrlich die Meinung<br />

sagen. Aus Goldis Sicht ist nicht er das<br />

Problem, sondern die anderen. So macht<br />

er sich auf den Weg <strong>und</strong> erkennt bei<br />

seiner Reise, was sein Verhalten bei den<br />

anderen Inselbewoher:innen ausgelöst<br />

hat. Geläutert kommt er zurück, besticht<br />

nun durch Rücksichtnahme <strong>und</strong> Fre<strong>und</strong>lichkeit<br />

<strong>und</strong> erkennt.<br />

Eine humorvolle <strong>und</strong> liebevoll gere<strong>im</strong>te<br />

Vorlesegeschichte, geeignet für <strong>Kinder</strong> ab<br />

3 Jahren.<br />

Rachel Bright (Autorin) <strong>und</strong> J<strong>im</strong> Field (Illustrator) | Bamberg | Magellan 2023 | ISBN: 978-3734820762<br />

Teilst du mit mir?<br />

Erstes Aufklappen <strong>und</strong> Verstehen<br />

Dieses ansprechend gestaltete Klapp-Bilderbuch<br />

bereitet das Thema „Teilen“ auch<br />

bereits für jüngere <strong>Kinder</strong> auf. Unter 40<br />

Klappen findet die <strong>Kinder</strong> Antworten zu<br />

verschiedenen Fragen r<strong>und</strong> um`s Teilen:<br />

Warum soll ich teilen? Mit wem soll ich<br />

teilen? Muss man <strong>im</strong>mer alles teilen?<br />

Warum haben manche mehr als andere?<br />

Ist Teilen gut für die Erde? Was können<br />

wir noch teilen? Gemeinsam mit den Kin-<br />

dern kann man sich auf die Suche nach<br />

Antworten begeben, ihre Erklärungen<br />

<strong>und</strong> Vorstellungen einfließen lassen <strong>und</strong><br />

ohne erhobenen Zeigefinger aufzeigen,<br />

warum Teilen das Zusammenleben mit<br />

Menschen <strong>und</strong> anderen Lebewesen<br />

bereichert.<br />

Ein gelungenes Buch für <strong>Kinder</strong> ab<br />

4 Jahren.<br />

Katie Daynes (Autorin) <strong>und</strong> Christine Pym (Illustratorin) | Regensburg | Usborne 2022 | ISBN: 978-1789417807<br />

33


34<br />

Notizen


Sich für die Bildung unserer <strong>Kinder</strong> engagieren?<br />

Elementarpädagogische Einrichtungen professionell managen?<br />

Sozialmanagement in der Elementarpädagogik studieren.<br />

Das Studium mit international anerkanntem akademischen Abschluss.<br />

Besuchen Sie unsere Studiengangstagung EIN.BLICK. am 17. Juni 2023.<br />

www.fh-campuswien.ac.at/smep-tagung<br />

Bewerben Sie sich noch bis zum 30. Juni 2023 für das Bachelorstudium.<br />

www.fh-campuswien.ac.at/smep_b<br />

Rawpixel.com/Shutterstock.com<br />

ImpreSsum<br />

Herausgeber: <strong>KIWI</strong> – <strong>Kinder</strong> in <strong>Wie</strong>n, W<strong>im</strong>bergergasse 30/1, 1070 <strong>Wie</strong>n, office@kinderinwien.at, Tel: 01/526 70 07<br />

Verantwortlich für den Inhalt: Mag. a Gudrun Kern, Thomas-Peter Gerold-Siegl, MBA<br />

Inhaltliche Projektkoordination: Mag. a Lisa Kneidinger<br />

Organisatorische Projektkoordination <strong>und</strong> Illustration: Susanne Borth, MSc, Mag. (FH) Roman Gerold, Bakk. phil.<br />

Grafische Gestaltung: Eleonore Eder<br />

Fotos: Adobe Stock, Alamy <strong>und</strong> <strong>KIWI</strong> - <strong>Kinder</strong> in <strong>Wie</strong>n<br />

Druck: ALANOVA Druckerei GmbH, Rathstraße 32a, 1<strong>19</strong>0 <strong>Wie</strong>n – www.alanovadruck.at<br />

BildnachWeis<br />

<strong>KIWI</strong>: Seiten 3, 4, 8, <strong>19</strong>, 20, 28<br />

Alamy: Seiten Cover, 13<br />

Adobe Stock: Seiten 5, 6, 7, 10, 11, 15, 16, 17, 18, 24, 26<br />

Alle anderen Fotos befinden sich <strong>im</strong> urheberrechtlichen Besitz<br />

von <strong>KIWI</strong>, sofern nicht anders angeführt.<br />

ISBN: 978-3-95<strong>19</strong>770-0-3


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