KIWI-Journal 15 web
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<strong>15</strong> |<br />
Mai 2021<br />
(TEAM-)RESILIENZ IM<br />
PÄDAGOGISCHEN ALLTAG<br />
HERAUSFORDERUNGEN FÜR<br />
GEMEINSAME ENTWICKLUNG NUTZEN
Es sind nicht die Dinge,<br />
die uns beunruhigen, sondern die Meinungen,<br />
die wir von den Dingen haben.<br />
– Matthias Schäfer<br />
2
Editorial<br />
Liebe Leser*innen,<br />
wir greifen in unseren <strong>KIWI</strong>-<strong>Journal</strong>en<br />
immer pädagogisch relevante Themen auf und<br />
versuchen, auch in stürmischen Zeiten diese thematischen<br />
Schwerpunkte aus unterschiedlichen Perspektiven<br />
zu beleuchten – unser Anspruch dabei ist, eine gute Balance<br />
zwischen Theorie und Praxis zu schaffen.<br />
In dieser mittlerweile schon <strong>15</strong>. Ausgabe des <strong>KIWI</strong>-<strong>Journal</strong>s<br />
widmen wir uns einem Thema, das in den letzten Jahrzehnten<br />
eine große Bedeutung in der pädagogischen Diskussion<br />
erlangte, seit aber nunmehr einem Jahr durch die Auswirkungen<br />
der Corona-Pandemie noch mehr Relevanz erfahren hat:<br />
(Team-)Resilienz im pädagogischen Alltag.<br />
Wir wünschen unseren Leser*innen viel<br />
Gesundheit, Zuversicht und Freude und stärkende<br />
Impulse durch die Lektüre unserer Artikel.<br />
Mag. a Gudrun Kern Thomas-Peter Gerold-Siegl, MBA<br />
Geschäftsführerin<br />
Geschäftsführer<br />
Pädagogische Leitung <br />
Wirtschaftliche Leitung<br />
Um besser mit Krisen, Stress und Herausforderungen umgehen<br />
zu können, braucht es eine Form von flexibler Bewältigungskompetenz.<br />
Darunter versteht man die Fähigkeit, die<br />
belastende Situation anzunehmen und nach Möglichkeiten<br />
der Bewältigung zu suchen. Menschen und Teams, die an<br />
ihre eigene Selbstwirksamkeit glauben, sind zuversichtlich,<br />
dass sie auch bei überraschend auftretenden Ereignissen<br />
oder Herausforderungen eine Lösung finden und diese Krise<br />
bewältigen können. Diese Menschen wissen, dass sie selbst<br />
etwas bewirken können und auch in schwierigen Situationen<br />
handlungsfähig bleiben.<br />
Unser aller Leben ist immer auch geprägt von unerwarteten<br />
Wendungen, Herausforderungen und auch Krisen. Zentral<br />
scheint uns dabei zu sein, wie wir selbst diese Situationen<br />
dann bewerten und inwiefern wir es auch schaffen, uns selbst<br />
nicht nur im Sinne eines Opfers der äußeren Einflüsse zu<br />
sehen, sondern in schwierigen Momenten positive Aspekte<br />
wahrnehmen. Gemäß dem chinesischen Schriftzeichen für<br />
Krise, das sowohl die Silbe für Gefahr als auch für Chance<br />
enthält, möchten wir im Rahmen dieses <strong>KIWI</strong>-<strong>Journal</strong>s unsere<br />
Leser*innen darin bestärken, individuell aber auch gemeinsam<br />
im Team Wege zu finden, wie sie an Krisen wachsen und<br />
gestärkt aus ihnen hervorgehen.<br />
Der <strong>KIWI</strong>-Leitspruch „In Freude miteinander wachsen“ behält<br />
für uns damit auch in Pandemiezeiten seine Gültigkeit.<br />
Inhaltsverzeichnis<br />
Das Stehaufmännchen und der Fels in der Brandung 4<br />
Resilienz im pädagogischen Alltag<br />
Mit Resilienz zur Zukunftskompetenz18<br />
Teamresilienz im pädagogischen Alltag 24<br />
Ein Perspektivenwechsel lohnt sich jedenfalls!32<br />
Buchrezensionen36<br />
1o<br />
3
Das Stehaufmännchen und<br />
der Fels in der Brandung<br />
Über den Unterschied zwischen Resilienz und Stressresistenz<br />
In diesem Artikel geht es um verschiedene Möglichkeiten,<br />
mit belastenden Situationen konstruktiv<br />
umzugehen. Ausgehend vom Kohärenzmodell von<br />
Antonovsky werden Gemeinsamkeiten und Unterschiede<br />
zwischen Stressresistenz und Resilienz<br />
beschrieben sowie Resilienzfaktoren erläutert. Von<br />
den zahlreichen Resilienzfaktoren werden in weiterer<br />
Folge die Selbstwirksamkeit und die Selbstwirksamkeitserwartung<br />
ausführlicher dargestellt und als<br />
wertvolle Ressource für Teamresilienz beschrieben.<br />
Mag. a Lisa Kneidinger<br />
Mag. a Lisa Kneidinger<br />
Kindergarten- und Hortpädagogin, Psychologin,<br />
Supervisorin & Coach, Konflikt- und Mobbingberaterin,<br />
bei <strong>KIWI</strong> als pädagogische Qualitätsentwicklerin<br />
tätig.<br />
4
The skipjack and the rock of resilience<br />
On the difference between resilience and stress resistance<br />
This article deals with different options of dealing<br />
constructively with stressful situations. Based on<br />
the coherence model of Antonovsky, similarities and<br />
differences between stress resistance and resilience<br />
are described, and resilience factors explained.<br />
From the numerous resilience factors, self-efficacy<br />
and self-efficacy expectation are subsequently<br />
presented in more detail and described as a valuable<br />
resource for team resilience.<br />
Das Leben in Mitteleuropa im 21.<br />
Jahrhundert ist geprägt von zahlreichen<br />
Erfolgen in Wissenschaft und Forschung.<br />
Gleichzeitig existiert in der Gesellschaft<br />
eine große Verunsicherung durch die<br />
rasch aufeinanderfolgenden Veränderungen<br />
und Restrukturierungen. Diese<br />
machen eine Neuausrichtung notwendig,<br />
um in einer Welt, die als zunehmend<br />
unsicher und unberechenbar wahrgenommen<br />
wird, wieder ein Gefühl der<br />
Kontrolle und Orientierung zu erlangen.<br />
Das in den 1990er-Jahren im US Army<br />
War College entstandene Akronym VUCA,<br />
gebildet aus V für volatility (Unbeständigkeit,<br />
Unberechenbarkeit), U für<br />
uncertainity (Unsicherheit, Ungewissheit),<br />
C für complexity (Komplexität,<br />
Vielschichtigkeit) und A für ambiguity<br />
(Mehrdeutigkeit, Unklarheit) beschreibt<br />
die schwierigen Rahmenbedingungen in<br />
der modernen Welt.<br />
Tatsächlich bestimmen Schnelllebigkeit,<br />
Unvorhersehbarkeit, Vielschichtigkeit<br />
und das Nichtvorhandensein von Eindeutigkeit<br />
viele Entscheidungsprozesse. Das<br />
Leben in einer VUCA-Welt erfordert hohe<br />
Flexibilität und Beweglichkeit (Amann,<br />
Egger, 2017). Gleichzeitig besteht das<br />
Bedürfnis nach Kontinuität, Stabilität<br />
und Sicherheit.<br />
Das Kohärenzmodell von Antonovsky<br />
Unter diesen Voraussetzungen ist ein<br />
ständiges Ausbalancieren, je nach Anforderungen<br />
und vorhandenen Ressourcen,<br />
notwendig geworden, um mit diesen<br />
Herausforderungen konstruktiv umzugehen.<br />
Der kognitive Ansatz des Kohärenzmodells,<br />
das psychische und körperliche<br />
Gesundheit als ständigen Prozess der<br />
Auseinandersetzung mit der Umwelt<br />
unter Zuhilfenahme eigener Ressourcen<br />
betrachtet, bietet eine theoretische Basis,<br />
um dieses Ausbalancieren zu erläutern.<br />
Die Ressourcen haben im Kohärenzmodell<br />
eine zentrale Bedeutung, weil sie den<br />
Menschen bei der Bewältigung von Stressoren<br />
und das durch sie hervorgerufene<br />
Spannungserleben unterstützen.<br />
Das Kohärenzmodell stammt von Aaron<br />
Antonovsky (israelisch-amerikanischer<br />
5
Medizinsoziologe, 1923–1994), dem<br />
Vater der Salutogenese. Er plädierte für<br />
einen Paradigmenwechsel: Anstatt eines<br />
pathologischen Zugangs als Suche nach<br />
den Ursachen von Krankheiten sollten<br />
besser förderliche Ressourcen ergründet<br />
werden: „Was hilft den Menschen,<br />
gesund zu bleiben?“ Übertragen auf den<br />
Umgang mit herausfordernden Situationen<br />
lautet die Frage also nicht „Was sind<br />
die Ursachen des Scheiterns?“, sondern:<br />
„Was unterstützt Menschen, auch unter<br />
widrigen Bedingungen wie Stress handlungsfähig<br />
zu werden und zu bleiben?“<br />
Verstehen, bewältigen und einen Sinn<br />
erkennen<br />
Im Zentrum des Kohärenzmodells<br />
steht das Kohärenzerleben, das auf drei<br />
Komponenten basiert: Verstehbarkeit,<br />
Handhabbarkeit und Sinnhaftigkeit.<br />
Wenn Menschen eine herausfordernde<br />
Situation für sich verarbeiten und bewerten<br />
können, wird es für sie möglich, diese<br />
zu durchschauen und Zusammenhänge<br />
zu verstehen. Gleichzeitig ist für eine<br />
konstruktive Bearbeitung die Überzeugung<br />
notwendig, die Anforderungen mit<br />
eigenen Ressourcen und Kompetenzen<br />
bewältigen zu können. Die wichtigste<br />
Komponente lt. Antonovsky ist aber die<br />
Sinnhaftigkeit, also die Gewissheit, dass<br />
die eingesetzte Energie es wert ist, sich<br />
den Problemen und Herausforderungen<br />
zu stellen (vgl. Huber, 2019). Wenn<br />
Menschen die Herausforderung durchschauen,<br />
sie als bewältigbar einordnen<br />
und den Sinn dahinter verstehen, werden<br />
sie auch aktiv. (de.wikipedia.org)<br />
Ressourcen <br />
Sinnhaftigkeit<br />
Handhabbarkeit<br />
im pädagogischen Alltag einzusetzen.<br />
Damit diese Aufgabe konstruktiv gelöst<br />
werden kann, ist es notwendig, dass<br />
das Team von jemandem – etwa durch<br />
die pädagogische Fachberatung – in die<br />
genaue Umsetzung eingeführt wird.<br />
Gleichzeitig müssen von dieser auch<br />
Zusammenhänge zwischen den einzelnen<br />
Instrumenten und dem pädagogischen<br />
Alltag dargestellt werden.<br />
Darüber hinaus muss die Führungskraft<br />
diese Instrumente im pädagogischen Alltag<br />
einsetzbar machen, sprich, sie muss<br />
bspw. Beobachtungszeiten organisieren<br />
Kohärenz<br />
Salutogen<br />
Verstehbarkeit<br />
und im Wochenplan fixieren. Wenn das<br />
Team letztlich davon überzeugt ist, dass<br />
pädagogische Planung unbedingt auf<br />
Beobachtungsergebnissen aufbauen<br />
muss, damit Bildungsprozesse initiiert<br />
werden, wird das Team diese neuen<br />
In strumente auch anwenden.<br />
Psychische Widerstandskraft als wichtige<br />
Voraussetzung<br />
ext. Stimuli<br />
Um besser mit Krisen, Stress und Herausforderungen<br />
umgehen zu können,<br />
braucht es psychische Widerstandskraft.<br />
Darunter versteht man die Fähigkeit, die<br />
6<br />
Neues – stressig oder attraktiv?<br />
Übertragen auf die Teamarbeit und in<br />
weiterer Folge auf die Teamresilienz kann<br />
dies folgendermaßen aussehen: Das<br />
Team steht bspw. vor der Herausforderung,<br />
sich mit neuen Beobachtungsinstrumenten<br />
vertraut zu machen und sie
elastende Situation anzunehmen und<br />
Sie differenzieren in ihren Bewertungen<br />
ist in der Psychologie seit den 1970er-<br />
nach Möglichkeiten der Bewältigung zu<br />
der jeweiligen Situationen zwischen<br />
Jahren bekannt. Die US-Psychologin<br />
suchen. Diese psychische Widerstands-<br />
als für sie relevant oder nicht relevant.<br />
Emmy Werner hat in einer Studie in<br />
kraft kann nun als Stressresistenz oder<br />
So nehmen diese Menschen bspw. eine<br />
Hawaii bei einer Langzeitbeobachtung<br />
aber auch als Resilienz wirksam werden.<br />
Vielzahl an Aufgaben nicht automa-<br />
von Kindern festgestellt, dass sich man-<br />
„Beide Strategien machen je nach Kon-<br />
tisch als belastend wahr, weil sie etliche<br />
che Kinder trotz Benachteiligungen wie<br />
text Sinn“ (Amann, Egger, 2017, S.30).<br />
dieser Aufgaben nicht als dringend<br />
Armut und Gewalt dennoch gut entwi-<br />
Allerdings sind sie mit unterschiedlichen<br />
einschätzen. Oder sie bezeichnen einen<br />
ckeln und hat für diese Kinder den Begriff<br />
Haltungen und Einstellungen verbunden.<br />
unübersichtlichen Arbeitsplatz nicht als<br />
der Resilienz geprägt.<br />
Besonders gut sichtbar wird das anhand<br />
chaotisch, sondern als das Ergebnis ihrer<br />
Für Resilienz werden häufig Metaphern<br />
der Metaphern, die mit Stressresistenz<br />
Produktivität.<br />
wie das Stehaufmännchen oder die<br />
und Resilienz verbunden werden.<br />
Des Weiteren lassen sich diese Menschen<br />
Spirale verwendet. Es geht darum, die<br />
weniger von äußeren Faktoren beeinflus-<br />
Beweglichkeit und das Zurückfinden in<br />
Wie ein Fels in der Brandung<br />
sen oder von anderen unter Druck setzen<br />
den ursprünglichen Zustand zu beschrei-<br />
Stressresistenz kann auch als Uner-<br />
und bleiben standhaft.<br />
ben und damit innere Stärke verbunden<br />
schütterlichkeit oder Unempfindlichkeit<br />
mit äußerer Flexibilität (vgl. Amann,<br />
gegenüber Stressoren wie Lärm oder<br />
Resilienz als Anpassungsfähigkeit<br />
Egger, 2017) darzustellen.<br />
psychischen Belastungen bezeichnet<br />
Der Begriff Resilienz, der eigentlich<br />
Welter-Enderlin (2012, S.12) definiert<br />
werden. Stressresistente Menschen<br />
aus der Materialwissenschaft stammt<br />
Resilienz als Fähigkeit von Menschen,<br />
reagieren weniger empfindlich auf Belas-<br />
und beschreibt, dass ein Material nach<br />
„Krisen im Lebenszyklus unter Rückgriff<br />
tungen bzw. auf Konflikte, weil sie diese<br />
einer Einwirkung von außen in seinen<br />
auf persönliche und sozial vermittelte<br />
nicht unbedingt als solche wahrnehmen.<br />
ursprünglichen Zustand zurückkehrt,<br />
Ressourcen zu meistern und als Anlass<br />
7
für Entwicklung zu nutzen“. Damit wird<br />
deutlich, dass Resilienz keine stabile<br />
Persönlichkeitseigenschaft oder angeboren<br />
ist, sondern sich unter bestimmten<br />
Bedingungen entwickelt. Dazu gehören<br />
personale Ressourcen, aber auch soziale<br />
Schutzfaktoren wie etwa Bindungen<br />
an stabile emotionale Bezugspersonen.<br />
Ebenso sind die Ressourcen sozialer<br />
Netzwerke (vgl. Fröhlich-Gildhoff,<br />
Rönnau-Böse, 2019) notwendig, wie<br />
bspw. jene von Teams im beruflichen<br />
Kontext oder die Gesellschaft gesamt,<br />
um Resilienz zu entwickeln.<br />
Resilienzfaktoren als protektive,<br />
personale Ressourcen<br />
Resilienzfaktoren stärken die Widerstandsfähigkeit<br />
gegenüber Belastungen<br />
und verbessern die Bewältigungsfähigkeit<br />
von Krisensituationen (vgl. Fröhlich-<br />
Gildhoff, Rönnau-Böse, 2019). Die unten<br />
angeführten Resilienzfaktoren korrelieren<br />
mit den „life skills“ (Lebenskompetenzen),<br />
die von der Weltgesundheitsorganisation<br />
WHO 1994 definiert wurden.<br />
Zu den Lebenskompetenzen zählen<br />
Selbstwahrnehmung, Empathie, kreatives<br />
und kritisches Denken, Fähigkeit,<br />
Entscheidungen zu treffen, Problemlösefähigkeiten,<br />
effektive Kommunikationsfähigkeit,<br />
interpersonale Beziehungsfertigkeiten,<br />
Gefühlsbewältigung und<br />
Stressbewältigung.<br />
Zu den Resilienzfaktoren gehören<br />
• Selbstwahrnehmung mit einem<br />
positiven Selbstkonzept und Selbstreflexivität<br />
sowie Selbstwirksamkeit,<br />
Selbstregulationsfähigkeit,<br />
• soziale Kompetenzen mit Kommunikationsfähigkeiten,<br />
Kooperationsfähigkeiten,<br />
Empathie,<br />
• internale Kontrollüberzeugungen,<br />
• eine optimistische Lebenseinstellung,<br />
• Planungskompetenz, Zielorientierung,<br />
• Problemlösefähigkeiten,<br />
• aktive Bewältigungsstrategien,<br />
• realistischer Attribuierungsstil,<br />
• Kreativität,<br />
• Talente und Hobbys,<br />
• Leistungsbereitschaft.<br />
In der Aufzählung fällt der umfangreiche<br />
Teil rund um das Selbst auf, der<br />
auch in der Schutzfaktorenforschung<br />
empirisch am besten abgesichert ist<br />
(vgl. Fröhlich-Gildhoff, Rönnau-Böse,<br />
2019). So besitzen etwa Menschen mit<br />
einer internalen Kontrollüberzeugung<br />
die Gewissheit, dass sie überwiegend<br />
selbst für ihre Erfolge und Misserfolge<br />
verantwortlich sind und weniger das<br />
Glück oder Pech bzw. die Einfachheit<br />
oder Schwierigkeit der Aufgaben das<br />
Gelingen bestimmen.<br />
Selbstwirksamkeit und<br />
Selbstwirksamkeitserwartung<br />
Selbstwirksamkeitserwartung als das<br />
kognitive Konstrukt des Konzepts der<br />
Selbstwirksamkeit bezeichnet „die<br />
Überzeugung, durch eigene Fähigkeiten<br />
solche Handlungen ausführen zu können,<br />
die zu den gewünschten Zielen führen.<br />
(…) Sie kann auch als Vertrauen in die<br />
eigene Handlungsfähigkeit – selbst unter<br />
extremen Belastungen bzw. Krisen – verstanden<br />
werden“ (Egger, 2020, S.327).<br />
Wenn nun Individuen oder Teams davon<br />
ausgehen, dass sie als Personen oder als<br />
eine Gemeinschaft gezielt Einfluss auf<br />
bestimmte Dinge oder die weitere Ent-<br />
8
wicklung von Prozessen nehmen können,<br />
werden sie aktiver und zeigen eine größere<br />
Ausdauer bei der Bewältigung von<br />
Aufgaben (vgl. Egger, 2020). Somit ist es<br />
lohnenswert, durch kleine Interventionen<br />
(Micro-Inputs) die Selbstwirksamkeitserwartung<br />
und damit die Resilienz von<br />
Teams zu stärken.<br />
Individuen und Teams mit einer hohen<br />
Selbstwirksamkeit glauben auch bei<br />
überraschenden Ereignissen oder Problemen,<br />
dass sie eine Lösung finden bzw.<br />
gut damit zurechtkommen werden. Diese<br />
Menschen wissen, dass sie selbst etwas<br />
bewirken können und auch in schwierigen<br />
Situationen handlungsfähig bleiben.<br />
Abschließend muss festgestellt werden,<br />
dass das Festmachen der Widerstandsfähigkeit<br />
eines Menschen oder eines Teams<br />
lediglich an den Ressourcen und Fähigkeiten<br />
Einzelner der Komplexität des Lebens<br />
nicht gerecht wird. Das Überwinden<br />
schwieriger Situationen oder das Bewältigen<br />
von Krisen hängt von zahlreichen<br />
Faktoren ab, die nicht immer vom Einzelnen<br />
beeinflusst werden können. Dennoch<br />
zeigt das Konzept der Resilienz auf, wie<br />
proaktiv Menschen mit herausfordernden<br />
Situationen, Stress und auch Krisen<br />
umgehen können bzw. welche Faktoren<br />
dabei unterstützend sind.<br />
Literatur:<br />
Amann, Ella Gabriele und Egger, Anna (2017). Micro-Inputs Resilienz. Lebendige Modelle, Interventionen und Visualisierungshilfen für das<br />
Resilienz-Coaching und -Training. Bonn: managerSeminare Verlag.<br />
Egger, Josef W. (2020). Selbstwirksamkeit und Selbstwirksamkeitserwartung – ein wirkmächtiges kognitives Konstrukt für gesundheitliches<br />
Verhalten. Psychologie in Österreich, 40, S. 327–335.<br />
Fröhlich-Gildhoff, Klaus und Rönnau-Böse, Maike (2019). Resilienz. München: Ernst Reinhardt Verlag.<br />
Huber, Monika (2019). Resilienz im Team. Ideen und Anwendungskonzepte für Teamentwicklung. Wiesbaden: Springer.<br />
Wustmann, Cornelia (2016). Resilienz. Widerstandsfähigkeit von Kindern in Tageseinrichtungen fördern. Berlin: Cornelsen Verlag.<br />
9
Matthias Schäfer<br />
Dipl.-Sozialpädagoge (FH), systemischer Coach<br />
(DGfC), Gruppen- und Leitungserfahrung in Krippe,<br />
Kindergarten, Hort und alterserweiterten Gruppen,<br />
externer Qualitätsbeauftragter bei <strong>KIWI</strong>.<br />
Resilienz im pädagogischen Alltag<br />
Sich selbst hinterfragen und immer wieder neu ausrichten<br />
In diesem Artikel geht es um Resilienz durch Selbstmanagement<br />
und wie damit personale Ressourcen<br />
ganz allgemein, insbesondere aber von Menschen,<br />
die mit Kindern in Teams arbeiten, gestärkt werden<br />
können. Nach einer allgemeinen Definition von Resilienz<br />
werden die Zusammenhänge der Risiko- und<br />
Schutzfaktoren sowie Merkmale resilienter Menschen<br />
dargestellt. Anhand von sechs Resilienzfaktoren<br />
werden Impulsfragen zur Selbstreflexion gestellt, die<br />
dabei helfen, eigene Schutzfaktoren für eine resiliente<br />
Bewältigung des Alltags zu entwickeln.<br />
Matthias Schäfer<br />
10
Resilience in everyday teaching<br />
Questioning oneself and reorienting oneself repeatedly<br />
This article is about resilience through self-management<br />
and how it can be used to strengthen personal<br />
resources in general, but especially those of people<br />
working with children in teams. After a general<br />
definition of resilience, the correlations between the<br />
risk and protective factors as well as characteristics<br />
of resilient people are presented. On the basis of six<br />
resilience factors, impulse questions are posed for<br />
self-reflection, which will help in developing one’s<br />
own protective factors for resilient coping mechanism<br />
during everyday life.<br />
Zwei Bilder, zwei unterschiedliche Empfindungen.<br />
Reflexionsimpuls: Wie wirken diese Bilder auf dich? Was lösen sie in dir aus? Welche Gefühle in dir sind mit ihnen verbunden?<br />
Du kannst dir hier dazu Notizen machen …<br />
Nehmen wir einmal an, das linke Bild<br />
– mit einigen Ausflügen in das linke. Viel-<br />
Diese Frage kann eine entscheidende<br />
löst eher Ruhe, Entspannung, Freude<br />
leicht würdest du gerne mehr Zeit in der<br />
sein, wenn es darum geht, Umstände,<br />
usw., das rechte Bild eher Hektik, Stress,<br />
Atmosphäre des linken Bildes verbringen,<br />
Situationen, Erlebnisse, die uns belasten,<br />
Unruhe usw. aus.<br />
aber die Notwendigkeiten des Alltags<br />
zu verarbeiten. Menschen, denen es<br />
Wenn du in der Stadt wohnst, hältst du<br />
konfrontieren dich mit der Atmosphäre<br />
gelingt, immer wieder stabil und gesund<br />
dich vermutlich tages- und lebenszeitlich<br />
im rechten Bild. Was tust du? Und bist<br />
mit belastenden Ereignissen umzuge-<br />
länger im Umfeld des rechten Bildes auf<br />
du mit dem zufrieden, was du tust?<br />
hen, bezeichnet man als resilient.<br />
11
Resilienz<br />
„Resilienz (von lateinisch resilire<br />
‚zurückspringen‘, ‚abprallen‘) ist der Prozess,<br />
in dem Personen auf Herausforderungen<br />
und Veränderungen mit Anpassung<br />
ihres Verhaltens reagieren. (…)<br />
Resilienz kann einen wichtigen Beitrag<br />
zur Fähigkeit eines Einzelnen leisten, sich<br />
zu erholen oder auf Herausforderungen<br />
und Veränderung zu reagieren.“ (https://<br />
de.wikipedia.org/wiki/Resilienz_%28Psychologie%29;<br />
letzter Abruf 29.01.2021)<br />
Vom Englischen „resilience“ – Widerstandsfähigkeit,<br />
Spannkraft, Elastizität<br />
abgeleitet, meint der Begriff den erfolgreichen<br />
Umgang mit belastenden Lebensumständen<br />
und negativen Stressfolgen.<br />
Grundlage der dahinter stehenden Theorie<br />
sind Risiko- und Schutzfaktoren, die<br />
unser Leben beeinflussen.<br />
Die Risiko- und Schutzfaktoren im Detail<br />
Risikofaktoren können in personenbezogenen<br />
Umständen liegen. Dabei sind<br />
angeborene Faktoren, wie bspw. prä-,<br />
peri- oder postnatale Behinderungen,<br />
von erworbenen Faktoren, wie pränatale<br />
Ereignisse, Traumata oder andere schädigende<br />
Umstände wie bspw. Drogensucht,<br />
zu unterscheiden. Risikofaktoren können<br />
auch in der Umwelt liegen, bspw. in der<br />
Atmosphäre des Wohnens (siehe Seite<br />
11) oder im sozialen Umfeld, bspw. in<br />
gewaltbereiten Familien.<br />
Biografische Erfahrungen, v. a.<br />
• Selbswirksamkeitserleben, bisherige Bewältigungserfahrungen<br />
• Selbstregulation<br />
• Erfahrungen mit sozialen Beziehungen, soziale Unterstützung<br />
• Erfolgsorientierung<br />
• „Helfen müssen“ (Wiedergutmachung traumatischer Erfahrungen)<br />
(hohe) Arbeitsbelastung<br />
(Vielzahl<br />
Anforderungen,<br />
Zeitdruck)<br />
wahrgenommene<br />
Belastungsfaktoren<br />
(Stressoren)<br />
x<br />
wahrgenommene<br />
Bewältigungsmöglichkeiten<br />
• eigene (berufl.)<br />
Kompetenzen<br />
• soziale Unterstützung<br />
• Resilienz,<br />
Kontrollerleben<br />
(geringer) Entscheidungsspielraum<br />
(schlechte)<br />
Organisationskultur<br />
(Wertschätzung,<br />
Qual. soz. Bez.)<br />
körperliche und<br />
seelische Belastung<br />
Balance<br />
Arbeit –<br />
Soziales Netz –<br />
Freizeit<br />
Erschöpfungsspirale<br />
(wenige)<br />
Möglichkeiten,<br />
eigene Fähigkeiten<br />
zu realisieren<br />
Depression<br />
Burn-out<br />
aus: Fröhlich-Gildhoff, 2012<br />
12<br />
Schutzfaktoren können ebenso personenbezogen<br />
sein, wie bspw. angeborene<br />
Charaktereigenschaften oder die durch<br />
Erfahrungen erworbenen Fähigkeiten,<br />
erfolgreich mit schwierigen Situationen<br />
umzugehen. Sie können auch durch die<br />
Umwelt vermittelt werden, bspw. durch<br />
sichere Bindungen, positive Vorbilder<br />
oder ein stärkendes soziales Umfeld.<br />
Reflexionsimpuls: Was waren wichtige Schutzfaktoren in deiner eigenen Kindheit?<br />
Warum?
Resilienz als positives Bewältigungskonzept<br />
Resilienz ist eine variable Größe: Sie ist<br />
keine Charaktereigenschaft! Vielmehr<br />
wirkt Resilienz situationsspezifisch und<br />
multidimensional.<br />
„Es ist jene Kraft und Gelassenheit, mit<br />
frustrierenden Ereignissen positiv und<br />
energievoll umzugehen, zu akzeptieren,<br />
was nicht veränderbar ist und den Blick<br />
optimistisch nach vorne zu richten.<br />
Resiliente Menschen verbinden diese<br />
Fähigkeit mit Ziel- und Lösungsorientierung,<br />
Konsequenz und Disziplin in ihrem<br />
Handeln.“ (https://www.stresscoach.at/<br />
resilienz-coaching/)<br />
Resilienz ist also an zwei Bedingungen<br />
geknüpft:<br />
• Es besteht eine Risikosituation und<br />
• diese wird erfolgreich bewältigt.<br />
Ein effektives Bewältigungskonzept ist<br />
mit Lernerfahrungen und Erlebnissen<br />
verbunden, die sich schon in der Kindheit<br />
auf die persönliche Entwicklung positiv<br />
auswirken. Hinweise geben uns auch<br />
zentrale Erkenntnisse der Hirnforschung,<br />
nach denen Lernsituationen immer<br />
mit Emotionen gekoppelt sind. Jedem<br />
geistigen Entwicklungsschritt geht ein<br />
emotionaler voraus. Auch wurde festge-<br />
Merkmale resilienter Menschen<br />
Menschen, die belastende Erfahrungen besser verarbeiten und Krisen positiver<br />
bewältigen als andere, zeichnen sich durch folgende Fähigkeiten aus:<br />
• individuelle Problemlösekompetenzen,<br />
• eine hohe soziale Interaktionskompetenz (Empathiefähigkeit, Kontaktfähigkeit,<br />
soziale Perspektivenübernahme),<br />
• die Fähigkeit zur Selbstregulation (Selbstmanagement),<br />
• ein aktives und dynamisches Bewältigungsverhalten (z. B. die Fähigkeit zu<br />
zeigen, dass sie Hilfe brauchen und auch annehmen können, oder sich von einer<br />
dysfunktionalen Beratungssituation in einem Kundengespräch innerlich zu<br />
distanzieren und damit eine professionelle Distanz aufbauen zu können),<br />
• eine optimistische, bejahende Lebenseinstellung,<br />
• ein hohes Selbstwertgefühl sowie Selbstvertrauen in die eigenen Fähigkeiten,<br />
was eine sehr gute Reflexionsfähigkeit voraussetzt und<br />
• Selbstwirksamkeitsgewissheit und nicht -zufälligkeit.<br />
(https://www.coaching-magazin.de/hr/krisenkompetenz-in-unternehmen)<br />
stellt, dass eine anregende Umwelt durch coaching zielt auf die Bewältigung von<br />
Veränderungen im Frontalkortex sichtbar Risikosituationen mit Hilfe der Schutzfaktoren,<br />
auf psychische Stabilität und<br />
wird. Auch wissen wir, dass sozial emotionales<br />
Verhalten erlernbar ist.<br />
Gesundheit trotz Risikobelastungen ab.<br />
Dabei sind zwei Ansatzpunkte wichtig:<br />
Resilienz entwickeln ist ein Lernprozess 1. der Aufbau und die Stärkung personaler<br />
Ressourcen des Coachees,<br />
Das Erlernen von Resilienz ist nicht nur bei<br />
Kindern seit einigen Jahren ein aktuelles 2. der Aufbau und die Stärkung sozialer<br />
Ressourcen in der Lebenswelt des<br />
Thema. In Coachingsettings im beruflichen<br />
Alltag spielt die Förderung der Coachees (Familie, Team, soziale und<br />
Bewältigungskompetenz der Coachees berufliche Netzwerke).<br />
(Klienten) eine große Rolle. Resilienz-<br />
13
Impulsfragen zur Lebensfreude bei der Arbeit<br />
©Matthias Schäfer<br />
• Was macht mir im Moment bei meiner Arbeit Spaß? (etwas Großes, etwas Kleines?)<br />
Was genau löst diesen Spaß aus?<br />
Wie fühle ich mich dadurch?<br />
• Was befriedigt mich in meiner Arbeit zurzeit am meisten?<br />
Wie fühlt sich diese Zufriedenheit an?<br />
• Wo erlebe ich in meiner Arbeit im Moment Anerkennung?<br />
Was ist der Grund für diese Anerkennung?<br />
Wie fühlt sich diese Anerkennung an?<br />
• Wofür bin ich bei meiner Arbeit zurzeit dankbar?<br />
Wem kann ich dafür dankbar sein? (mir selbst, anderen Menschen?)<br />
Wie drücke ich diese Dankbarkeit aus?<br />
• Was genieße ich in meiner Arbeit im Moment besonders?<br />
Wie drückt sich dieser Genuss aus?<br />
Wen lasse ich an diesem Genuss teilhaben?<br />
• Lasse ich Kolleg*innen an meiner Freude teilhaben?<br />
Wie mache ich das?<br />
• Was macht mir im Team besonders Freude?<br />
Was löst diese Freude aus?<br />
Wie kann ich Lebensfreude im Team leben, auch wenn nicht immer alles „rosig“ ist?<br />
Lebensfreude ist die Kunst, trotz alltäglicher Konflikte, Probleme und Unzulänglichkeiten<br />
dankbar zu sein, dass das eigene Leben genau so ist, wie es ist!<br />
Mittels Selbstmanagement personale<br />
Ressourcen stärken<br />
Diese Ansatzpunkte können auch in den<br />
persönlichen Umgang mit herausfordernden<br />
Situationen und in Selbstlernprozesse<br />
zur Unterstützung und Förderung<br />
der eigenen Resilienz übertragen werden.<br />
Auch wenn der zweite Ansatzpunkt für<br />
die Entwicklung von resilientem Handeln<br />
sehr wichtig ist, soll in diesem Artikel<br />
der erste Ansatzpunkt näher beleuchtet<br />
werden.<br />
Es geht um das, was Selbstmanagement<br />
genannt wird. Fragen dazu sind bspw.:<br />
Wie gehe ich mit mir selbst um? Wie<br />
kann ich selbst ruhiger werden? Wie<br />
erlange ich wieder Sicherheit? Wie gehe<br />
ich mit Zukunftsangst um? Der Umgang<br />
mit persönlichen Bewältigungskompetenzen<br />
steht hier im Vordergrund.<br />
Jede, jeder von uns hat seine „Knöpfe“<br />
(Trigger, die eine starke emotionale Reaktion<br />
auslösen), die im Alltag dazu führen,<br />
„aus der Haut zu fahren“ oder alles<br />
hinschmeißen zu wollen. Diese können<br />
durch das Verhalten anderer Menschen,<br />
Kinder oder durch spezielle Situationen<br />
ausgelöst werden. Wichtig ist zu wissen:<br />
Der Grund, warum wir auf diesen<br />
Menschen, diese Situation so reagieren,<br />
liegt in uns! Nicht in der anderen Person<br />
(schon gar nicht beim Kind), nicht in der<br />
Situation. Dem griechischen Stoiker und<br />
Philosophen Epiktetos wird der Aphorismus<br />
zugesprochen:<br />
„Es sind nicht die Dinge, die uns beunruhigen,<br />
sondern die Meinungen, die wir von<br />
den Dingen haben.“<br />
Reflektieren der sechs Resilienzfaktoren<br />
Resilienz können wir, wie bereits gesagt,<br />
erlernen. Allerdings nicht an einem Tag<br />
und nicht in einer Situation. Es sind<br />
stetige und manchmal auch langwierige<br />
Lernprozesse, die uns immer resilienter<br />
machen. Und selbst wenn es uns gelingt,<br />
14
einigermaßen stabil im Alltag zu sein,<br />
können Situationen kommen, die uns<br />
wieder sehr herausfordern. Dennoch<br />
lohnt es sich, an der eigenen Resilienz zu<br />
arbeiten. Es ist also sinnvoll, präventiv<br />
und dauerhaft Strategien zu erlernen und<br />
zu üben, die in Risikosituationen helfen,<br />
erfolgreich Lösungen zu finden. Dazu<br />
kann zählen, seine eigenen Bewältigungsmechanismen<br />
entlang von sechs<br />
Resilienzfaktoren zu reflektieren. Und<br />
zwar nach jeder Situation, die uns überfordert.<br />
So können sich hilfreiche Bewältigungsstrategien<br />
langsam verinnerlichen<br />
und ihre Wirkung auch akut entfalten.<br />
1. Selbst- und Fremdwahrnehmung:<br />
Damit ist die ganzheitliche und adäquate Wahrnehmung der eigenen Emotionen und Gedanken gemeint oder die Fähigkeit, sich selbst<br />
dabei zu reflektieren und in Bezug zu anderen und ihrer Wahrnehmung zu setzen. Des Weiteren die Fähigkeit, andere Personen und<br />
ihre Gefühlszustände angemessen und möglichst „richtig“ wahrzunehmen bzw. einzuschätzen.<br />
Impulsfragen: In welcher emotionalen Situation bin ich?<br />
Übertrage ich diese Gefühle auf andere? Was hilft mir, jetzt<br />
mit meinen Gefühlen umzugehen? Was brauche ich, um<br />
wieder handlungsfähig zu sein?<br />
Impulsfragen: Wie erlebe ich gerade meine Umgebung? Was<br />
löst das bei mir aus? Übertrage ich die Gefühle anderer auf<br />
mich selbst? Wie kann ich mich von den Emotionen um mich<br />
herum abgrenzen?<br />
2. Selbststeuerung<br />
Damit ist die Fähigkeit, sich und seine Gefühlszustände selbstständig zu regulieren, gemeint. Dazu gehört beispielsweise das Wissen,<br />
welche Strategien zur Selbstberuhigung und welche Handlungsalternativen es gibt.<br />
Impulsfragen: Inwiefern könnte das, was gerade passiert,<br />
genau richtig sein für mich?<br />
Was könnte hier die Chance sein?<br />
Was könnte ich lernen? Wie könnte ich das noch sehen? Wie<br />
würde es mir gehen, wenn ich das anders sehen würde? Ist<br />
mein Glas „halb voll oder halb leer“?<br />
Eine wichtige Technik zum Erlernen<br />
der Selbststeuerung ist das Reframing.<br />
„Reframing“ lässt sich wörtlich mit<br />
„einen neuen Rahmen geben“ übersetzen<br />
oder etwas freier mit „umdeuten“. Es<br />
geht darum, Ereignisse, Phänomene oder<br />
auch Informationen in einem anderen<br />
Zusammenhang zu sehen, als den, den<br />
wir ihnen spontan geben.<br />
Gestalte ich die Umstände oder gestalten<br />
die Umstände mich?<br />
Reframing ist eine gute Möglichkeit, eine<br />
Distanz zwischen dem stattgefundenen<br />
Ereignis und der zunächst getätigten<br />
emotionalen Bewertung herzustellen. Es<br />
kann dazu beitragen, schwierige Gegebenheiten<br />
leichter werden zu lassen<br />
oder sogar mit Humor zu betrachten. Zu<br />
beachten ist jedoch, dass die zentrale<br />
Botschaft und Aussage nicht aufgehoben<br />
und auch nicht verniedlicht oder verharmlost<br />
wird. Vielmehr wird es dadurch<br />
möglich, das Ereignis oder die Begebenheit<br />
aus einer anderen Sicht zu sehen.<br />
Der Grundsatz eines gesunden Reframing-Zugangs<br />
ist deshalb: Erst bewusst<br />
wahrnehmen und zulassen, was man<br />
fühlt und was in einem vorgeht. Und das<br />
in einer der Situation angemessenen<br />
Intensität und auch in einem angemessenen<br />
Zeitraum.<br />
<strong>15</strong>
3. Selbstwirksamkeit<br />
Womit das Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten und die Überzeugung, ein Ziel – wenn nötig auch durch Überwindung von Hindernissen<br />
– erreichen zu können, gemeint ist.<br />
Impulsfragen: Was gelingt mir zurzeit gut? Wie kann ich diese<br />
Stärke für die schwierige Situation nutzen? Habe ich in der<br />
Vergangenheit eine ähnliche Situation schon gemeistert? Was<br />
hat mir dabei geholfen? Was kann ich nicht verändern, was<br />
kann ich verändern?<br />
In herausfordernden Situationen und<br />
stressigen Zeiten schauen wir häufig auf<br />
die Dinge, die wir nicht ändern können.<br />
Da sind die Rahmenbedingungen, das<br />
nervige Umfeld, die fordernden Eltern<br />
und, und, und. Diese Störfaktoren sind<br />
ohne Zweifel vorhanden und an vielen<br />
sollte etwas geändert werden. Die Frage<br />
ist aber: Können wir das direkt bewirken?<br />
Steht es in unserer Macht, die Umstände<br />
so zu gestalten, wie wir sie jetzt gerne<br />
hätten? Selbstwirksamkeit lässt sich nur<br />
erfahren, wenn wir Dinge bewegen, die<br />
wir auch beeinflussen können. Dabei<br />
erleben wir die größte Wirksamkeit,<br />
wenn wir an die Veränderbarkeit glauben,<br />
auch wenn wir noch im Zweifel sind,<br />
ob uns dies gelingt. Und dann schaffen<br />
wir es plötzlich! Resilienz entwickeln wir<br />
also, wenn wir unsere Energie in Projekte<br />
stecken, deren Ziel wir beeinflussen<br />
können. Der Ärger über Situationen,<br />
Menschen und Umstände, die wir nicht<br />
oder nicht akut verändern können, raubt<br />
uns Energie. Energie, die uns dann fehlt,<br />
wenn es darum geht, konstruktiv Dinge<br />
zu bewegen.<br />
4. Soziale Kompetenz<br />
Damit ist die Fähigkeit, im Umgang mit anderen soziale Situationen einschätzen und adäquate Verhaltensweisen zeigen zu können,<br />
gemeint. Dazu gehört, sich empathisch in andere Menschen einfühlen sowie sich selbst behaupten und Konflikte angemessen lösen<br />
zu können. Weiterhin zählt zur sozialen Kompetenz die Fähigkeit, sich soziale Unterstützung zu holen, wenn dies nötig ist.<br />
Impulsfragen: Wie geht es den Kindern, den anderen Erwachsenen<br />
in dieser Situation? Verstehe ich, was diese bewegt?<br />
Beziehe ich die Gefühle und die Situation meiner Umgebung<br />
in meine Reaktionen mit ein?<br />
Impulsfragen: Von wem kann ich mir Hilfe holen? Gestehe ich<br />
mir ein, dass ich Hilfe gebrauchen könnte? Kann ich Verantwortung<br />
abgeben, wenn ich mich überfordert fühle?<br />
5. Umgang mit Stress<br />
Damit ist das Einschätzen, Bewerten und Reflektieren von stressigen, belastenden Situationen und das Kennen der eigenen Grenzen<br />
und Bewältigungsstrategien gemeint.<br />
Impulsfragen: Kenne und berücksichtige ich meine Grenzen?<br />
Habe ich emotionale Handlungsspielräume, wenn mich eine<br />
Situation überfordert? Was bringt mich wieder „herunter“?<br />
Wieviel Bedeutung gebe ich einer akuten Stresssituation in<br />
meinem Leben?<br />
16
6. Problemlösungskompetenz<br />
Damit ist das Verstehen und Reflektieren von komplexen Sachverhalten und Entwicklungen sowie die Umsetzung von Lösungsmöglichkeiten<br />
unter Rückgriff auf vorhandenes Wissen und Können gemeint.<br />
Impulsfragen: Reflektiere ich regelmäßig mein Verhalten in<br />
herausfordernden Situationen? Bin ich bereit, mir Schwächen<br />
einzugestehen und aus Fehlern zu lernen? Gelingt es<br />
mir, auch in schwierigen Situationen Entscheidungen zu<br />
treffen?<br />
Problemlösungskompetenz beinhaltet,<br />
Entscheidungen treffen zu können.<br />
Aus der Betrachtung der Situation und<br />
der Reflexion der eigenen Handlungsmöglichkeiten<br />
gilt es, zu entscheiden,<br />
welche nächsten Schritte gegangen<br />
werden. Dabei gibt es immer auch die<br />
Möglichkeit, sich nicht zu entscheiden.<br />
Das ist sogar sehr häufig in herausoder<br />
überfordernden Situationen der<br />
Fall. Wichtig ist jedoch, sich bewusst<br />
dafür zu entscheiden, keine Entscheidung<br />
zu treffen, wenn die Bedingungen<br />
für eine Veränderung noch nicht da<br />
sind. So bleiben wir handlungsfähig.<br />
Wenn ich mich jetzt entscheide, nichts<br />
an der Situation zu ändern, behalte ich<br />
die Möglichkeit, weiter an Lösungsstrategien<br />
zu arbeiten. Tue ich dies nicht,<br />
ergebe ich mich der Situation und kapituliere<br />
unter Umständen. Genau das<br />
verhindert aber die Aneignung resilienten<br />
Handelns.<br />
Literatur:<br />
https://de.wikipedia.org/wiki/Resilienz_%28Psychologie%29<br />
https://www.stresscoach.at/resilienz-coaching/<br />
https://www.coaching-magazin.de/hr/krisenkompetenz-in-unternehmen<br />
Fröhlich-Gildhoff/Becker/Fischer (2012): Gestärkt von Anfang an. Resilienzförderung in<br />
der Kita. BELTZ.<br />
Bildnachweis:<br />
Wald – https://bluetenclan01.de.tl/Territorium.htm<br />
Stadt – https://www.public-manager.com/aktuelles/einzelansicht/article/stadt-heisststress-auch-fuer-baeume-hier-ist-professionelle-pflege-gefragt.html<br />
Damit wären wir wieder bei unserem<br />
Anfangsbeispiel mit den zwei Bildern<br />
(vom Wald und der Stadt). Entscheidend<br />
ist nicht, ob ich mich zum Wald<br />
oder zur Stadt hingezogen fühle,<br />
sondern dass ich aktiv und bewusst mit<br />
den jeweiligen Möglichkeiten, die ich<br />
habe, umgehe. Und dass mir bewusst<br />
ist, ich habe immer die Möglichkeit<br />
einer Entscheidung, ich muss sie aber<br />
treffen.<br />
17
Mit Resilienz zur<br />
Zukunftskompetenz<br />
Selbstführung und Verantwortung praktizieren<br />
Wir befinden uns in der weltweit größten Gesundheitskrise<br />
seit hundert Jahren … und damit verbundenen<br />
schwersten, wirtschaftlichen Turbulenzen.<br />
Aber … Krisen wollen uns auch immer etwas lehren<br />
und wollen, dass wir uns weiterentwickeln. Der<br />
nachfolgende Artikel beschreibt verschiedene<br />
Anregungen und Übungen, Resilienz als natürliche<br />
Ressource zur Bewältigung von Krisen zu nutzen.<br />
Peter Jesacher<br />
Peter Jesacher<br />
Trainer, Berater und Coach bei Future Training Beratung<br />
Coaching Ges.m.b.H im Bereich: Konfliktmanagement,<br />
Teamkultur und Teamentwicklung, FUTURE-Leadership-<br />
Training, Burn-For statt Burn-Out, Einzelcoaching für<br />
Führungskräfte, Coaching für Menschen in Krisen,<br />
Coaching für Menschen, die „weitergehen“ möchten,<br />
Teamcoaching zur Bewältigung von Konflikten<br />
(„Vom Konflikt zur Kooperation”), synergistische<br />
Teamentwicklung („Vom Haufen zum Powerteam”),<br />
Paarcoaching<br />
18
With resilience to future competence<br />
Practising self-leadership and responsibility<br />
We are in the midst of the world’s biggest health<br />
crisis in a hundred years ... and with it the most<br />
severe economic turbulence.<br />
But ... crises always want to teach us something<br />
and want us to develop further.<br />
The following article describes various suggestions<br />
and exercises for using resilience as a natural<br />
resource for coping with crises.<br />
Das Jahr 2020 wird zweifelsfrei in<br />
die Geschichte der Menschheit eingehen.<br />
Der Klimawandel mit seinen<br />
Auswirkungen, die Erderwärmung, die<br />
Verschmutzung der Meere waren die<br />
großen Herausforderungen, die es zu<br />
bewältigen gilt.<br />
Und dann kam wie aus dem Nichts<br />
Covid-19 als Pandemie. Lockdown<br />
und Shutdown, Distance-Learning,<br />
Home-Schooling und Remote Work,<br />
Triage, vulnerable Gruppen, Sequenzierung,<br />
Inzidenz, systemrelevante Berufe<br />
sind Worte und Begriffe, die wir vorher<br />
kaum kannten und verwendeten, jetzt<br />
aber wie selbstverständlich Einzug in<br />
unseren Sprachgebrauch gefunden<br />
haben.<br />
Herausforderungen annehmen<br />
Resilienz ist die psychische Widerstandskraft,<br />
schwierige Situationen zu meistern<br />
und unbeschadet zu überstehen. Sie ist<br />
die Fähigkeit, aus gegebenen Rahmenbedingungen<br />
das Bestmögliche zu machen<br />
bzw. Krisen für Entwicklung zu nutzen.<br />
Resilienz ist dynamisch und trainierbar<br />
und untrennbar mit Zukunftsfähigkeit<br />
verbunden.<br />
Das Leben lehrt uns von Kindheitstagen<br />
an, mit Herausforderungen, Rückschlägen<br />
und Krisen umzugehen. Wir lernen<br />
daraus und entwickeln Bewältigungsstrategien.<br />
Seit einem Jahr jedoch stoßen<br />
wir fast alle an unsere Grenzen – von<br />
Jung bis Alt. Als wären wir nicht schon als<br />
Eltern, Paare, Söhne und Töchter, die sich<br />
um betagte Eltern kümmern, Arbeitnehmer*innen,<br />
Arbeitgeber*innen genug<br />
gefordert, bringt uns die Pandemie, die<br />
wir alle noch nie erlebt haben, an die<br />
Grenzen der Belastbarkeit.<br />
Kinder und Jugendliche dürfen nicht<br />
mehr in die Schule, alte Menschen werden<br />
isoliert und dürfen oder sollen nicht<br />
mehr besucht werden. Unsere sozialen<br />
Kontakte sind eingeschränkt. Im Berufsleben<br />
sind die einen gefordert durch<br />
19
Personal- und Fachkräftemangel, die<br />
anderen sind durch Arbeitslosigkeit und<br />
Kurzarbeit zum Nichtstun gezwungen.<br />
Und viele stehen vor den Trümmern ihrer<br />
Existenz. Und all das zusammen macht<br />
vielen von uns Angst.<br />
„Ich habe Angst, es nicht mehr zu schaffen“,<br />
sagt mir eine Frau im Coaching, die<br />
schon seit Monaten im Home-Office ist.<br />
Die drei Kinder sind im Distance-Learning<br />
und ihr Mann ist arbeitslos. „Ich schäme<br />
mich wegen meiner Ängste und gleichzeitig<br />
merke ich, dass ich sie auf meine<br />
Familie übertrage. Mein Widerstand<br />
gegen diese unlösbare Situation wächst<br />
von Tag zu Tag.“<br />
Ob mit oder ohne Pandemie … „Druck<br />
und Angst verhindern Resilienz, Gelassenheit<br />
und das Vertrauen, dass es gut<br />
wird“, sagt der Neurobiologe und Hirnforscher<br />
Dr. Gerald Hüther.<br />
Wahrnehmen, was ist<br />
Angst besteht darin, sie sich einzugestehen.<br />
Je länger wir unsere Ängste unter-<br />
Je mehr wir im Widerstand gegenüber<br />
Situationen, gegenüber Menschen oder drücken, umso übermächtiger werden<br />
uns selbst sind, umso mehr schwächen sie in uns und zwingen uns zu einem<br />
wir uns. Das Wissen, dass Widerstand die Handeln, das uns nicht stärkt, sondern<br />
meiste Kraft kostet, ist fundamental für immer weiter schwächt.<br />
die eigene Resilienz.<br />
Eine Übung, die immer dann hilfreich<br />
Resilient zu werden heißt, dem zu<br />
ist, wenn in einem selbst Widerstand<br />
begegnen, was ist, anstatt zu versuchen, gegen etwas oder gegen jemanden<br />
es zu verdrängen oder zu bekämpfen. aufkommt, ist:<br />
Der erste Schritt zur Bewältigung der<br />
Die Formel des Herzens – der Weg zur Gelassenheit<br />
1. Wahrnehmen, was ist.<br />
2. Bejahen, was ist.<br />
3. Annehmen, was ist.<br />
4. Schauen, was es in dieser Situation braucht.<br />
5. Dankbarkeit für das, was gut ist im Leben.<br />
Diese Übung bringt uns vom Reagieren zum Agieren!<br />
20
Selbstführung für die individuelle<br />
Resilienz<br />
Eine wichtige Säule der Resilienz ist<br />
Selbstführung. Es braucht ein bedingungsloses<br />
JA zu uns selbst, ein JA zu<br />
unseren Stärken und Fähigkeiten, aber<br />
auch ein JA zu unseren Fehlern und<br />
Schwächen.<br />
Schauen wir, wo wir Fülle haben in unserem<br />
Leben, anstatt den Fokus permanent<br />
auf den Mangel zu richten. Der Zustand<br />
von Zuversicht bringt uns sehr schnell in<br />
die Balance. Achten wir auf unsere Wirkung.<br />
Erzeugen wir Fülle oder erzeugen<br />
wir Mangel?<br />
Wenn wir den Fokus auf „Fülle“ legen,<br />
bringt es den Zustand von Zuversicht<br />
mit sich. Gönnen wir uns immer wieder<br />
Zeitpunkt, ein neues Verantwortungsbe-<br />
Unsere Verantwortung für Resilienz<br />
etwas, das uns individuell stärkt und uns<br />
wusstsein zu entwickeln.<br />
bei Kindern<br />
wirkliche Freude bereitet.<br />
Eine sehr bekannte Studie der Resilienz-<br />
Verantwortung, …<br />
forschung ist die Kauai-Längsschnittstu-<br />
Dass Meditation für Entspannung von<br />
• … für mich selbst, für die eigene<br />
die der US-amerikanischen Entwicklungs-<br />
Körper, Geist und Seele sorgt, ist seit dem<br />
ganzheitliche Entwicklung – für die<br />
psychologin Emmy Werner. Sie führte sie<br />
20. Jahrhundert zunehmend auch in<br />
Entwicklung der eigenen Potenziale,<br />
mit ihrem Team über vier Jahrzehnte auf<br />
unserer westlichen Welt angekommen<br />
der eigenen Gesundheit und des<br />
der hawaiianischen Insel Kauai mit 700<br />
und erforscht. Meditieren kommt auch in<br />
körperlichen Wohlbefindens, des<br />
Kindern durch. Die Kinder wuchsen in<br />
der Medizin immer häufiger zum Einsatz.<br />
eigenen mentalen und emotionalen<br />
einem emotional schwierigen, alkoholi-<br />
So gilt als erwiesen, dass dadurch der<br />
Zustandes, der Erfüllung des eigenen<br />
schen und drogensüchtigen Milieu auf. In<br />
Blutdruck sinkt und das Immunsystem<br />
Lebenssinns.<br />
einem Milieu, das die gesunde Entwick-<br />
und die Selbstheilungsprozesse des Kör-<br />
Indem ich selbst im Vollbesitz meiner<br />
lung eines Kindes massiv und nachhaltig<br />
pers angeregt werden.<br />
Kräfte bin, stärke ich auch das Ganze.<br />
negativ beeinträchtigen kann. Bei zwei<br />
Alles was uns in Balance bringt, stärkt<br />
• … für das größere Ganze, dessen Teil<br />
Drittel der Kinder zeigten sich später<br />
unsere Resilienz und dadurch sind wir<br />
ich bin, indem ich mich als in dessen<br />
Alkohol- und Drogensucht, Kriminalität<br />
besser gewappnet für die alltäglichen<br />
Dienst stehend erlebe. Verantwortung<br />
und emotionale Instabilität.<br />
Herausforderungen und für allfällige<br />
dafür, welche Wirkung ich durch mein<br />
Ein Drittel der Kinder schaffte jedoch ein<br />
Krisensituationen.<br />
Denken, Kommunizieren, Handeln,<br />
einigermaßen normales Erwachsenen-<br />
„Die Erkenntnis, dass ich auf mich selbst<br />
durch die Qualität meines Seins im<br />
leben. Es stellte sich heraus, dass diese<br />
komplett vergessen habe, hat mir die<br />
Ganzen erzeuge.<br />
Erwachsenen in der Kindheit mindes-<br />
Augen geöffnet. Jetzt nehme ich mir<br />
• … für die Gestaltung meiner Beziehun-<br />
tens zwei Jahre lang einen Menschen<br />
immer wieder Auszeiten für mich selbst.<br />
gen, stärkend mit anderen zusam-<br />
in der Umgebung hatten, der dem Kind<br />
Die Atmosphäre in unserer Familie hat<br />
menzuwirken, sie in ihrer Eigenverant-<br />
Anerkennung, Wertschätzung und Liebe<br />
sich positiv verändert und ich habe das<br />
wortung zu fördern.<br />
schenkte. Einen Menschen, der die<br />
Gefühl, wir werden diese schwierige Zeit<br />
Wenn wir als Individuum, als Familie,<br />
Fortschritte des Kindes sah, anerkannte<br />
gemeinsam gut überstehen.“<br />
als Organisation, als politische Partei,<br />
und bestätigte und vor allem an das Kind<br />
Das sagte mir meine Coaching-Kundin<br />
als Staat nach dieser Maxime handeln,<br />
glaubte.<br />
drei Wochen nach unserem Erstgespräch.<br />
sichert das unsere Existenz, unsere<br />
Das Glück, in einer förderlichen Atmo-<br />
Vielleicht ist gerade jetzt der richtige<br />
Zukunft, unser Wohlsein und Glück.<br />
sphäre, von den Eltern bedingungslos<br />
21
22<br />
geliebt und anerkannt zu werden, wird<br />
leider nicht allen Kindern zuteil.<br />
Wenn sie jedoch im Kindergarten, im<br />
Hort und in der Schule auf Pädagog*innen<br />
treffen, die ihnen wohlwollend und<br />
liebevoll begegnen, sie positiv fördern,<br />
werden emotionale Zentren aktiviert,<br />
die wiederum der Nährboden sind, um<br />
Widerstandsfähigkeit und Resilienz zu<br />
entwickeln. Im Schutz und Wohlwollen<br />
dieser wichtigen Bezugspersonen ist es<br />
den Kindern erlaubt, zu lernen, zu experimentieren,<br />
zu erkunden und dadurch ein<br />
positives Selbstbild zu entwickeln.<br />
Resilienz im Team<br />
Beispiel eins:<br />
„Ich habe erst im Lockdown gemerkt, wie<br />
sehr mir meine Kolleg*innen fehlen und<br />
wieviel Kraft und Lebensfreude ich aus<br />
unserem Miteinander im Team schöpfe …<br />
auch für mein Privatleben. Ich bin jeden<br />
Tag dankbar, in diesem Unternehmen<br />
arbeiten zu können.“<br />
Beispiel zwei:<br />
„Ich möchte in einem Team arbeiten, in<br />
dem wir uns alle gegenseitig respektieren<br />
und unterstützen. In dem die Mitglieder<br />
miteinander lachen und sich auch einmal<br />
bei jemandem ausweinen können. Es<br />
wäre schön, wenn ich mich jeden Tag auf<br />
meine Arbeit freuen könnte. Aber das ist<br />
bei uns nicht der Fall, es herrscht Eiseskälte<br />
und Lieblosigkeit im Miteinander<br />
und jeder ist nur mehr auf seinen eigenen<br />
Vorteil bedacht. Manchmal fürchte ich<br />
mich nahezu vor meinem nächsten<br />
Arbeitstag.“<br />
Das sind die Aussagen von zwei Coaching-Klienten,<br />
die unterschiedlicher<br />
nicht sein könnten. Im ersten Beispiel gibt<br />
es offensichtlich eine förderliche Unternehmenskultur<br />
und ein Miteinander und<br />
eine Atmosphäre von Fülle. Im zweiten<br />
Beispiel gibt es offensichtlich wenig Kultur,<br />
Machtspiele, ein Gegeneinander, also<br />
eine Atmosphäre von Mangel.<br />
Es gibt ein einfaches Prinzip: Fülle<br />
erzeugt Fülle und Mangel erzeugt<br />
Mangel.<br />
• Nur gestärkte Mitarbeiter*innen sind<br />
imstande, andere zu stärken.<br />
• Nur geförderte Mitarbeiter*innen sind<br />
imstande, andere zu fördern.<br />
• Nur motivierte Mitarbeiter*innen sind<br />
imstande, andere zu motivieren.<br />
• Nur sich wohlfühlende Mitarbeiter*innen<br />
sind imstande, anderen Wohlgefühl<br />
zu vermitteln.<br />
Krisensichere Organisationen durch<br />
Kooperation<br />
Wie der Mediziner Joachim Bauer in seinen<br />
Büchern wissenschaftlich belegt, ist<br />
Kooperation der natürliche Zustand zwischen<br />
Menschen. Zwang, Manipulation,<br />
Anpassungsdruck verhindern, dass dieser<br />
natürliche Zustand zur Wirkung gelangt.<br />
In einer Kultur, in der die/der Einzelne in<br />
seiner Einzigartigkeit und Eigenart, in seiner<br />
Autonomie und Selbstverantwortung<br />
Förderung erfährt, in der gemeinsame<br />
Werte gelebt werden, ist Kooperation<br />
eine Selbstverständlichkeit.<br />
Dr. Gerald Hüther toppt das Ganze noch<br />
und sagt: „Sobald wir uns von ,Mensch<br />
zu Mensch‘ begegnen, ist Potenzialentfaltung<br />
nicht nur möglich, sondern sogar<br />
unvermeidbar.“ Aus dem inneren Zustand<br />
von Kooperation erfolgt konkretes<br />
Wachstum und Potenzialentfaltung mit<br />
dem Effekt, dass die Wirkung der Gruppe<br />
höher ist als die Summe der Einzelwirkungen<br />
ihrer Mitglieder – wir nennen das<br />
Synergieeffekt.<br />
Das Team im Beispiel eins wird sich<br />
ständig weiterentwickeln und jede Krise<br />
bewältigen können. Ja sogar aus jeder<br />
Krise gestärkt herauskommen.
Im Beispiel zwei ist die Lage kritisch und<br />
das Unternehmen ist sicher sehr krisenanfällig.<br />
Potenziale von Mitarbeitenden,<br />
die keine Kanäle finden, um konstruktiv<br />
zur Wirkung zu gelangen, äußern sich in<br />
destruktiver Weise entweder selbstzerstörerisch<br />
oder aber in Form von Konflikten,<br />
Intrigen, Mobbing …<br />
Das führt also dazu, …<br />
… dass das Unternehmen viele Potenziale<br />
seiner Mitarbeiter*innen ungenützt lässt,<br />
… dass es gute Mitarbeiter*innen verliert,<br />
… dass es an Produktivität durch Konflikte,<br />
Demotivation, Fehler, Krankenstände<br />
verliert und<br />
… dass es Kund*innen verliert.<br />
Teil des Problems oder Teil der Lösung<br />
Fazit: Kooperation, gegenseitige Wertschätzung,<br />
gemeinsame Werte, die nicht<br />
nur auf einem Papier festgehalten sind,<br />
sondern von allen Beteiligten mitgetragen<br />
und gelebt werden können, gemeinsame<br />
Ziele, eine Prise Humor und Zuversicht<br />
bieten die besten Voraussetzungen<br />
für Resilienz im Team.<br />
Das Leben scheint so angelegt zu sein,<br />
dass es uns immer und immer wieder<br />
vor Herausforderungen stellt mit dem<br />
Auftrag, diese zu lösen. Der Zweck dieses<br />
Spiels liegt offensichtlich in der Einladung,<br />
uns zu entwickeln, immer fähiger,<br />
immer mehr Mensch, immer mehr wir<br />
selbst zu werden, immer mehr die uns<br />
innewohnende Liebe in die Wirkung<br />
zu bringen. Diese Herausforderungen<br />
mögen unangenehm, manchmal richtig<br />
bedrohlich sein, aber sie bergen die<br />
Chance in sich, zu einem guten, immer<br />
besseren, gelösteren Leben, mit immer<br />
mehr glücklichen Momenten.<br />
Sicherlich dienen sie nicht dazu, im<br />
„Ungelösten“ zu verharren und zu jammern,<br />
auch wenn uns ganz oft danach<br />
zumute ist und es sich als einfacherer<br />
Weg darstellt.<br />
Literatur:<br />
Nicht immer lässt sich die äußere Situation<br />
verändern, aber unsere Einstellung<br />
dazu ist auf jeden Fall veränderbar. Ein<br />
gutes Leben ergibt sich daraus, dass wir<br />
uns auf das Spiel einlassen, auftretende<br />
Dissonanzen aufzulösen, entstandenes<br />
Ungleichgewicht in eine neue Balance<br />
zu bringen, Konflikte zu lösen und in<br />
Fortschritt und ein besseres Miteinander<br />
münden zu lassen.<br />
„In Freude miteinander wachsen“ lautet<br />
das wunderschöne Motto von Kinder in<br />
Wien (<strong>KIWI</strong>). Mit Zuversicht und einer<br />
gemeinsamen Kraftanstrengung werden<br />
wir schlussendlich diese Pandemie und<br />
die damit verbundenen Krisen bewältigen.<br />
Es liegt an uns allen und an der<br />
Resilienz von uns allen.<br />
Berndt, Christina (2013). Resilienz. Das Geheimnis der psychischen Widerstandskraft.<br />
München: Deutscher Taschenbuch Verlag.<br />
Huber, Monika (2019). Resilienz im Team. Ideen und Anwendungskonzepte für Teamentwicklung.<br />
Wiesbaden: Springer.<br />
Lenz, Tanja; Fleck, Ingrid (2020). Exploratives Sandspiel: Wege zur Resilienz. Münster:<br />
Waxmann Verlag.<br />
Prieß, Miriam (2019). Resilienz. So entwickeln Sie Widerstandskraft & Stärke. München:<br />
Goldmann Verlag.<br />
Hüther, Gerald (2021). Lieblosigkeit macht krank: Was unsere Selbstheilungskräfte stärkt<br />
und wie wir endlich gesünder und glücklicher werden. Freiburg: Herder Verlag.<br />
23
Teamresilienz im<br />
pädagogischen Alltag<br />
Herausforderungen als Möglichkeit zur Teamentwicklung nutzen<br />
In diesem Artikel geht es um verschiedene Möglichkeiten,<br />
wie Kindergarten- und Hortteams mit lematisch sind, sondern mehr die Art und Weise, wie<br />
Schwierigkeiten, denen wir gegenüberstehen, prob-<br />
Herausforderungen in ihrem pädagogischen Alltag wir mit diesen umgehen. Also, die Art und Weise, wie<br />
umgehen und Belastungen bewältigen können. wir als Team herausfordernde Situationen einschätzen<br />
und interpretieren. Anonymisierte <strong>KIWI</strong>-Beispiele<br />
Vielleicht gelingt es ihnen sogar, belastende Zeiten<br />
als Potenzial zur Teamentwicklung zu nutzen. Denn aus dem pädagogischen Alltag illustrieren die wichtigsten<br />
Aussagen dieses Teamresilienz basiert auf der Idee, dass nicht die<br />
Artikels.<br />
Sabine Kickinger, BA MA und Mag. a Lisa Kneidinger<br />
Sabine Kickinger, BA MA<br />
Studium der Bildungswissenschaft an der Universität<br />
Wien; pädagogische Fachberaterin bei <strong>KIWI</strong>,<br />
Kindergarten-und Hortpädagogin; pädagogische<br />
Leitung beim Österreichischen Roten Kreuz<br />
(Bildungsprojekt Lernhaus), Sprachtrainerin für Kinder.<br />
Mag. a Lisa Kneidinger<br />
Kindergarten- und Hortpädagogin, Psychologin,<br />
Supervisorin & Coach, Konflikt- und Mobbingberaterin,<br />
bei <strong>KIWI</strong> als pädagogische Qualitätsentwicklerin<br />
tätig.<br />
24
Team resilience in everyday teaching<br />
Using challenges as an opportunity for team development<br />
This article is about different ways in which kindergarten<br />
and after-school teams can deal with challenges<br />
in their everyday teaching life and cope with<br />
stress. They may even succeed in using stressful<br />
times as a potential for team development.<br />
Because team resilience is based on the idea that it<br />
is not the difficulties we face that are problematic,<br />
but rather the way we deal with them. In other<br />
words, it deals with the ways we assess and interpret<br />
challenging situations as a team.<br />
Anonymised <strong>KIWI</strong> examples from everyday teaching<br />
life illustrate the most important statements of<br />
this article.<br />
Obwohl der Begriff „Resilienz“ allgemein<br />
und insbesondere in der Pädagogik<br />
seit mehr als 20 Jahren in zahlreichen<br />
Publikationen umfassend diskutiert<br />
wird, bekommt er aktuell in den durch<br />
Covid-19 herausfordernden Jahren 2020<br />
und 2021noch einmal eine besondere<br />
Bedeutung. Auch wenn individuelle<br />
Resilienz und Teamresilienz vieles<br />
gemeinsam haben, gilt es zwischen der<br />
individuellen Resilienz und jener von<br />
Teams zu unterscheiden, denn resiliente<br />
Individuen ergeben nicht automatisch<br />
ein resilientes Team.<br />
Resilienz als flexibles Reagieren auf<br />
Belastungen<br />
Der englische Begriff „resilience“ steht<br />
für Spannkraft, Elastizität oder Strapazierfähigkeit.<br />
Auf Individuen und Teams<br />
übertragen bedeutet das, dass sich<br />
sowohl Individuen als auch Teams trotz<br />
widriger Umstände gesund entwickeln<br />
oder ihre psychische Gesundheit wieder<br />
erlangen (vgl. Fröhlich-Gildhoff, Rönnau-<br />
Böse, 2019). Sie reagieren flexibel auf<br />
Belastungen und verlassen festgefahrene,<br />
lange eingeübte Routinen schneller<br />
als Nichtresiliente. Resiliente Individuen<br />
und Teams passen sich an veränderte<br />
Gegebenheiten und Herausforderungen<br />
an, sie erproben neue Möglichkeiten, um<br />
auf diese Belastungen in einer veränderten<br />
Art und Weise zu reagieren.<br />
Wesentlich ist bei dieser Definition, dass<br />
mit diesem Anpassen nicht ein passives<br />
Erdulden oder Erleiden der Schwierigkeiten<br />
verbunden ist, sondern dass<br />
das aktive Bewältigen im Vordergrund<br />
steht. Dies gelingt insbesondere dann,<br />
wenn alle Beteiligten prinzipiell darauf<br />
vertrauen, dass sie „es schaffen werden“<br />
oder dass die Schwierigkeit grundsätzlich<br />
zu bewältigen ist.<br />
Kritische Stimmen wenden ein, dass diese<br />
Sichtweise zu optimistisch ist, weil es<br />
nicht immer möglich ist bzw. nicht allen<br />
Menschen gelingt, in herausfordernden<br />
Situationen beweglich zu agieren.<br />
In einem <strong>KIWI</strong>-Standort wurde das Team<br />
in diesem Kindergarten-, Hortjahr auf<br />
25
Fokus vermehrt auf Beziehungsgestaltung<br />
legten und die Kinder partizipativ<br />
in die Raumgestaltung miteinbezogen.<br />
Das gesamte Team und insbesondere die<br />
Leitung mussten aufgrund von Krankenständen<br />
die fehlenden Fachkräfte<br />
sowie deren Tätigkeit kompensieren und<br />
zusätzlich die neue Kollegin „ins Boot<br />
holen“. Gemeinsam haben sie die letzten<br />
Monate gut gemeistert und Rebecca<br />
erlangte mittels intensiver Begleitung<br />
durch die Leitung die Möglichkeit,<br />
pädagogische Handlungen teilnehmend<br />
zu beobachten. Sie schaffte es, mit der<br />
Zeit immer intensiver mitzumachen, bei<br />
der Leitung nachzufragen und gegebenenfalls<br />
auch zu hinterfragen sowie im<br />
Verlauf kontinuierlich kompetenter in<br />
ihrer pädagogischen Performanz zu werden.<br />
Und das bis zu jenem Zeitpunkt, in<br />
welchem die Pädagogin in der Lage war,<br />
eine harte Probe gestellt. In den vergan-<br />
ändern kann“, signalisierte die Pädagogin<br />
von sich aus und autonom die Leitung<br />
genen Monaten fehlten an einigen Tagen<br />
die Bereitschaft, sich auf die aktuellen<br />
der Gruppe zu übernehmen.<br />
bis zu drei Vollzeit-Pädagog*innen, die<br />
Gegebenheiten mit all ihren Heraus-<br />
In den letzten Monaten hat Rebecca<br />
sich entweder in Quarantäne oder aus<br />
forderungen einzulassen und diesen zu<br />
viel geschafft und erntet gegenwärtig,<br />
Gründen der Erschöpfung im Langzeit-<br />
trotzen. Dieses Sich-Einlassen stellte<br />
was sie sich in den letzten Wochen hart<br />
krankenstand befanden. Pädagogin<br />
bestimmt kein leichtes Unterfangen für<br />
erkämpft hat. Die Beziehung zu den<br />
Rebecca, die in der Funktion der Teilzeit-<br />
Rebecca dar und es wäre nachvollziehbar<br />
Kindern ist gewachsen; dies zeigt sich<br />
Pädagogin seit September 2020 neu im<br />
gewesen, hätte die Pädagogin in dieser<br />
besonders deutlich in ihrer Kooperation<br />
Team ist, war bereits zu Arbeitsbeginn<br />
Situation resigniert. Doch Rebecca stellte<br />
Rebecca gegenüber und darin, wie sehr<br />
damit konfrontiert, in Zusammenar-<br />
sich den Herausforderungen – gewiss<br />
sie den Kontakt zur Pädagogin suchen<br />
beit mit Betreuerin Mary die Gruppe zu<br />
auch deshalb, weil Leitung und Kolleg*in-<br />
und genießen. Nicht nur Rebecca,<br />
führen und neben dem Kennenlernen<br />
nen ihr zur Seite standen und sie darin<br />
sondern jede/r Einzelne hat ihren/sei-<br />
von Kindern und Kolleg*innen sämtli-<br />
unterstützten, Stück für Stück die Kinder<br />
nen Beitrag geleistet, indem sich die<br />
che Agenden als Hauptverantwortliche<br />
kennenzulernen, in gelungene Interakti-<br />
Kolleg*innen gegenseitig unterstützten,<br />
der Gruppe zu übernehmen. Die größte<br />
onen mit diesen zu treten und allmählich<br />
sich Einzelne in ihren Bedürfnissen auch<br />
Herausforderung bestand darin, dass<br />
die Gruppenführung zu übernehmen.<br />
einmal zurückgenommen haben und sie<br />
Rebecca neu in der Gruppe war und<br />
In dem vorliegenden Fallbeispiel kann<br />
in diesen holprigen Zeiten nicht aufgege-<br />
dadurch selbstverständlich von den Kin-<br />
nicht nur im Hinblick auf die Pädagogin<br />
ben haben.<br />
dern überdurchschnittlich gefordert und<br />
von Resilienz gesprochen werden; viel-<br />
ausgetestet wurde sowie in der kurzen<br />
mehr handelte es sich um eine Team-<br />
Eingeübte vs. neu entwickelte Muster<br />
Zeit noch keine besonders tragfähige<br />
leistung. Sowohl Rebecca als auch die<br />
Die oben angeführten widrigen<br />
Beziehung zu diesen erarbeitet werden<br />
anderen Mitarbeiter*innen des Standorts<br />
Umstände erleben Teams meistens dann,<br />
konnte, was sich auch in mangelnder<br />
mussten mit den aktuellen Belastungen<br />
wenn es im Arbeitsalltag stressig wird:<br />
Kooperation seitens der Kinder zeigte.<br />
flexibel umgehen und haben bestmög-<br />
Es müssen viele Aufgaben bewältigt wer-<br />
Mit den Worten: „Ich nehme die Situation<br />
lich auf die standortspezifischen Her-<br />
den, die Zeit drängt, womit die Konflik-<br />
26<br />
an, wie sie ist, da ich es sowieso nicht<br />
ausforderungen reagiert, indem sie den<br />
tanfälligkeit im Team steigt
(vgl. Huber 2019). Wenn Teams in solchen<br />
Momenten resilient agieren, nehmen<br />
sie diese Situation als kritisch wahr und<br />
begegnen ihr, indem sie auf ihre Ressourcen<br />
zurückgreifen: Sie entwickeln<br />
konstruktive Muster, um diese widrigen<br />
Umstände zu bewältigen.<br />
Dies ist insbesondere bemerkenswert,<br />
weil es resilienten Teams trotz der Belastungen<br />
gelingt, handlungsfähig zu bleiben.<br />
Das Team könnte im Gegensatz dazu<br />
auch reflexartig mit Abwehr reagieren<br />
oder darauf bestehen, ausschließlich die<br />
bisher praktizierten Muster einzusetzen.<br />
Resiliente Teams hingegen bleiben auch<br />
in schwierigen Situationen produktiv und<br />
eignen sich weitere Kompetenzen an,<br />
um mit den Belastungsfaktoren immer<br />
besser umgehen zu können.<br />
In Zeiten von Corona werden von den<br />
pädagogischen Fachkräften kontinuierlich<br />
Themen begleitet bzw. bearbeitet,<br />
die unabhängig von Pandemien in den<br />
Fokus des pädagogischen Alltags rücken.<br />
In einem Standort beispielsweise wendeten<br />
sich die Eltern eines Mädchens ganz<br />
aufgeregt an die Leitung. Ihr Kind habe<br />
zu Hause erzählt, dass es selbst und ein<br />
Junge aus der Gruppe sich gegenseitig<br />
ihre Geschlechtsteile gezeigt hätten. Was<br />
für das pädagogische Personal unter den<br />
Aspekt „Schau- und Zeigelust“ fällt und<br />
sich im Interesse der Kinder an Erkundungsspielen<br />
(Doktorspielen) äußert,<br />
erzeugte bei den Eltern des betroffenen<br />
Mädchens viele Emotionen. Sie waren<br />
wütend über das Geschehene, fühlten<br />
sich ohnmächtig, weil sie ihr Kind vor der<br />
vermeintlichen Gefahr nicht schützen<br />
konnten und verbalisierten ihre Angst<br />
gegenüber der Leitung und dem Pädagogen<br />
der Gruppe. Obwohl es sich in dem<br />
geschilderten Fall um keinen sexuellen<br />
Übergriff handelte, sondern um ein<br />
Erkundungsspiel, das von beiden Kindern<br />
freiwillig und in einem geschützten<br />
Rahmen stattfand, hatten die Eltern eine<br />
andere Wahrnehmung von der Situation<br />
und fühlten sich in ihren Gefühlen<br />
vorerst nicht vollends ernst genommen.<br />
Sowohl für die Leitung als auch für den<br />
Pädagogen stellte das Geschehene eine<br />
kurzfristige Überforderung dar, da diese<br />
in ihrer Profession alles richtig machen<br />
wollten, jedoch weder ein Fehlverhalten<br />
seitens der beiden Kinder, noch seitens<br />
der pädagogischen Fachkraft erkennen<br />
konnten. Dennoch war es ihnen ein<br />
Anliegen, die Situation für alle Beteiligten<br />
bestmöglich zu bearbeiten und im Sinne<br />
einer guten Erziehungspartnerschaft zu<br />
einer konstruktiven Lösung zu kommen.<br />
Deshalb wendete sich die Leitung des<br />
Standorts an die kinderpsychologische<br />
und pädagogische Fachberatung der<br />
Region und die Vorkommnisse wurden<br />
zudem im Vier-Augen-Prinzip mit einer<br />
zuständigen Kinderschutzbeauftragten<br />
aus der Geschäftsstelle besprochen.<br />
So konnten die Eltern in einem zeitnah<br />
vereinbarten Gespräch mit der kinderpsychologischen<br />
Fachberatung in<br />
ihren Ängsten gut aufgefangen werden,<br />
denn nicht alle Eltern können kindliches<br />
Sexualverhalten und sexuelle Übergriffe<br />
zwischen Kindern voneinander<br />
unterscheiden und benötigen daher<br />
unbedingt professionelle Aufklärung<br />
und Information. Das Team hätte sich<br />
von den Reaktionen der Eltern auch in<br />
ihrer Professionalität bedroht fühlen und<br />
deren Emotionen bagatellisieren können.<br />
Doch die Mitarbeiter*innen blieben<br />
handlungsfähig, richteten ihren Fokus<br />
auf das institutionelle Netzwerk und<br />
holten sich in dieser vorerst belastenden<br />
Situation Unterstützung, Beratung sowie<br />
Fachwissen von unterschiedlichsten<br />
Stellen, da es ihnen ein Anliegen war, aus<br />
den Geschehnissen nicht ohnmächtig,<br />
sondern gestärkt hervorzugehen.<br />
27
Merkmale resilienter Teams<br />
zesse effizient organisiert sind, müssen<br />
chende Fehlerkultur zeigt Toleranz und<br />
Ein wesentliches Merkmal der Teamresi-<br />
diese nicht immer wieder neu ausdisku-<br />
Gelassenheit gegenüber Mängeln, im<br />
lienz ist die Überzeugung der Sinnhaftig-<br />
tiert werden. Gespräche im Team drehen<br />
Team stehen vielmehr die Potenziale der<br />
keit: Alle im Team wissen, wie wert- und<br />
sich nicht ständig um Probleme und<br />
Individuen im Vordergrund.<br />
sinnvoll die von ihnen geleistete pädago-<br />
Schwierigkeiten, sondern um Ideen und<br />
gische Arbeit ist. Auf die Covid-19-Situa-<br />
konstruktive Beiträge zum Bewältigen<br />
Einzelne Teams an Standorten nehmen<br />
tion übertragen kann die Sinnhaftigkeit<br />
der Schwierigkeit.<br />
stressbehaftete und herausfordernde<br />
bspw. darin erkannt werden, Kindern und<br />
Zeiten als unterschiedlich stark belastend<br />
ihren Eltern auch in turbulenten Zeiten<br />
Voraussetzungen für das Entstehen von<br />
wahr. Die gemeinsame Interpretation<br />
Stabilität zu vermitteln und Familien in<br />
Teamresilienz<br />
bzw. Reflexion der Mitarbeiter*innen<br />
ihrem anspruchsvollen Covid-19-Alltag<br />
Eine wesentliche Voraussetzung für<br />
von Ereignissen bestimmt maßgeb-<br />
zu unterstützen.<br />
Teamresilienz ist psychologische<br />
lich, ob Belastungen im Team verstärkt<br />
Die vom Team erlebte Sinnhaftigkeit der<br />
Sicherheit (Heller, 2021), die sich in<br />
werden oder mit diesen lösungsorien-<br />
eigenen Arbeit macht es auch möglich,<br />
Teams etwa durch die Wertschätzung<br />
tiert umgegangen wird. Leiter*innen an<br />
sich als Team gemeinsame Ziele zu set-<br />
der Unterschiedlichkeit der Teammit-<br />
den Standorten können diesbezüglich<br />
zen. Jedes Teammitglied weiß, welchen<br />
glieder oder eine ausreichend entwi-<br />
resiliente Vorbilder sein. Gerade in Zeiten<br />
Beitrag es zur Zielerreichung leisten kann,<br />
ckelte Fehlerkultur herausbildet. Wenn<br />
von Krisen und von erhöhten Belastun-<br />
d. h. es sieht sich nicht in erster Linie als<br />
alle im Team erleben, dass sie trotz der<br />
gen benötigen die Teammitglieder am<br />
Opfer der Umstände oder der Entschei-<br />
gemeinsamen und selbstverständlich<br />
Standort präsente und verfügbare Lei-<br />
dungen anderer. Die Teammitglieder sind<br />
verbindlichen Ziele jeweils individuell<br />
ter*innen, die sie in ihrem Tun ermutigen.<br />
vielmehr proaktiv in ihrem Tun.<br />
etwas zu deren Erreichung beitragen<br />
Antonia, die ihr Team kontinuierlich in<br />
Wenn dann auch noch die Abläufe im<br />
können, fühlen sie sich in ihrer Einzig-<br />
ihrer pädagogischen Tätigkeit stärkt und<br />
28<br />
Alltag geklärt sowie Strukturen und Pro-<br />
artigkeit wertgeschätzt. Eine entspre-<br />
immer ein offenes Ohr für ihre Mitarbei-
ter*innen hat, kommt durch ihre vielen<br />
Agenden auch einmal an ihre Grenzen.<br />
Gerade deshalb ist die Leitung darum<br />
bemüht, den Blick für das Positive nicht<br />
zu verlieren und sich bewusst auf „die<br />
Fülle“ – nicht die Mängel – zu fokussieren.<br />
Die Perspektive der Leitung auf<br />
Herausforderungen sowie ihr Umgang<br />
damit haben für Antonia Auswirkungen<br />
auf die Wahrnehmungen und Reaktionen<br />
ihrer Mitarbeiter*innen.<br />
Aus diesem Grund stellt sich die Leitung<br />
in turbulenten Zeiten die Frage: „Was<br />
macht es mit meinem Team, wenn ich<br />
nicht in meiner Mitte bin?“ und versucht<br />
am Standort Rahmenbedingungen zu<br />
schaffen, welche Teamresilienz fördern.<br />
Dabei stehen vor allem das Miteinander<br />
und das wechselseitige Aufeinander-Schauen<br />
im Vordergrund. Entscheidungen<br />
werden nicht nur von außen an<br />
die Mitarbeiter*innen herangetragen,<br />
sondern im gemeinsamen Dialog getroffen<br />
und daher schlussendlich von allen<br />
mitgetragen. Auch wenn die Leitung<br />
Dinge vorgibt, lassen diese Gestaltungsspielräume<br />
zu, welche an die Selbstwirksamkeit<br />
der Einzelnen appellieren.<br />
Zusätzlich unterstützt Antonia die Fachkräfte<br />
in der Gruppe und ermöglicht es<br />
den Kindern, sie im Büro zu besuchen,<br />
wenn sowohl Kinder als auch Erwachsene<br />
einmal eine kleine Pause voneinander<br />
brauchen. In ihrer Vorbildwirkung<br />
lebt sie das Miteinander und Aufeinander-Schauen<br />
vor und motiviert damit die<br />
Kolleg*innen, ähnlich miteinander umzugehen.<br />
Das äußert sich darin, dass diese<br />
spontan einspringen, füreinander Frühdienste<br />
übernehmen, sich zwischendurch<br />
gegenseitig entlasten und schonen.<br />
Relevant ist für Antonia diesbezüglich,<br />
eine Balance zwischen Geben und<br />
Nehmen zu halten, niemanden in seinen<br />
Bedürfnissen zu übersehen oder besonders<br />
hervorzuheben sowie transparent zu<br />
machen, dass jedes Individuum auch ein<br />
anderes Maß an Unterstützung braucht.<br />
Bei Antonia im Team beispielsweise<br />
löste die intensive Begleitung der neuen<br />
Kollegin Klara kurzfristig Irritationen bei<br />
anderen Mitarbeiter*innen aus.<br />
Klara hatte zu Beginn ihrer Tätigkeit mit<br />
starken Selbstzweifeln zu kämpfen und<br />
fühlte sich unsicher. Dahinter verbarg<br />
sich der Wunsch der Pädagogin, alles<br />
richtig und bloß keine Fehler zu machen.<br />
Teilweise brauchte die Mitarbeiterin<br />
mehr Bestätigung als andere und Antonia<br />
forderte ihr Team auf, Kollegin Klara<br />
bestmöglich zu unterstützen.<br />
Für einzelne Teammitglieder stellte sich<br />
die Frage, wann die intensive Begleitung<br />
bzw. die Rücksichtnahme auf die neue<br />
Kollegin ein Ende haben würde. Antonia<br />
zeigte Verständnis für die Gefühle und<br />
Irritationen und machte ihre Handlungsgründe<br />
für die Mitarbeiter*innen transparent.<br />
Die Leitung investierte gerne in die<br />
Begleitung der neuen Kollegin, da diese<br />
mit viel Engagement bei der Sache war<br />
und sich in ihrer pädagogischen Tätigkeit<br />
unbedingt weiterentwickeln wollte.<br />
Durch das Gespräch mit den Mitarbeiter*innen<br />
entwickelte das Team<br />
Verständnis für Unterschiede und die<br />
Situation der neuen Kollegin. Sie erkannten,<br />
dass sie ein unterschiedliches Tempo<br />
haben mögen, aber sie ein gemeinsames<br />
Ziel eint: nämlich die Kinder bestmöglich<br />
in ihrer Entwicklung zu begleiten und<br />
gemeinsam Hindernisse zu überwinden.<br />
Dazu gehört auch eine gewisse Fehlertoleranz,<br />
die Rückschläge und Irritationen<br />
Einzelner als einen Lernprozess<br />
erlaubt und individuelle Stärken der<br />
Mitarbeiter*innen in den Fokus rückt.<br />
Bei Antonia und ihrem Team gelingt es<br />
in herausfordernden Zeiten, persönliche<br />
Kompetenzen zu mobilisieren, aktiv auf<br />
Herausforderungen zuzugehen, aber<br />
auch individuelle Grenzen rechtzeitig<br />
wahrzunehmen und den Kolleg*innen<br />
mitzuteilen. Wenn Fehler nicht verleugnet<br />
werden müssen, kann für diese<br />
Verantwortung übernommen werden<br />
und das Team hat somit die Möglichkeit,<br />
Strategien zu entwickeln sowie gemeinsam<br />
daran zu wachsen.<br />
Klara ist mittlerweile zu einem wertvollen<br />
Teammitglied geworden, das ihr<br />
pädagogisches Handeln selbstkritisch<br />
hinterfragt und von welcher die Kolleg*innen<br />
„alles haben können“. Die<br />
Investition hat sich gelohnt und Antonia<br />
29
30<br />
ist davon überzeugt, dass Leiter*innen<br />
bei den einzelnen Mitarbeiter*innen<br />
ansetzen müssen, damit das große Ganze<br />
funktioniert.<br />
Resilienzfördernde Maßnahmen in Teams<br />
Für den Aufbau von Resilienz im Team<br />
ist neben der Führungskraft, die den<br />
Prozess anleiten und begleiten muss,<br />
selbstverständlich jedes Teammitglied<br />
mitverantwortlich. Wichtig ist in dem<br />
Zusammenhang, dass alle wissen, dass<br />
dieser Prozess Zeit braucht.<br />
Am Ende steht im besten Fall ein realistischer<br />
Optimismus, der mit der Aussage,<br />
„Es ist, was es ist“ umschrieben werden<br />
kann. Das führt dazu, dass Schwierigkeiten<br />
angenommen werden, anstatt<br />
gegen sie aus Wut zu kämpfen oder sie<br />
aus Angst zu ignorieren. Darüber hinaus<br />
muss die Führungskraft das „Unterbrechen<br />
von Mustern“ trainieren, sodass<br />
alte Gewohnheiten zugunsten neuer,<br />
veränderter Vorgangsweisen aufgegeben<br />
werden. Es geht darum, dass das Team<br />
gemeinsam mit der Leitung offen für<br />
Neues ist und flexibel agiert.<br />
Optimismus als wesentliche Säule von<br />
Resilienz kann im Team beispielsweise zu<br />
Beginn der Teambesprechung trainiert<br />
werden, indem der Beobachtungsfokus<br />
darauf liegt, das Gute zu sehen und<br />
Mitarbeiter*innen bewusst „Gelingendes<br />
in den Blick nehmen“ (Beobachtungsunterlagen<br />
NEU; Holzrichter, 2019).<br />
Gemeinsam kann in Corona-Zeiten die<br />
Perspektive also darauf gelenkt werden,<br />
was dennoch alles gut gelingt bzw.<br />
welche Vorteile sich aus den besonderen<br />
Umständen auch ergeben können. Das<br />
stärkt das persönliche Wohlbefinden<br />
im Moment und erzeugt ein Gefühl von<br />
Zufriedenheit, auf welches in herausfordernden<br />
Situationen zurückgegriffen<br />
werden kann.<br />
Ein Bewusstsein für das Gute zu entwickeln,<br />
ermöglicht es, in Notlagen lösungsorientiert<br />
zu bleiben und Verantwortung<br />
für Veränderungen zu übernehmen. Wird<br />
das Gelingende zudem schriftlich festgehalten,<br />
kann in Momenten von Unsicherheiten<br />
darauf zurückgegriffen werden.<br />
Darüber hinaus ist es wichtig, sich als<br />
Teammitglied aber auch als gesamtes<br />
Team mit den inneren Antreibern auseinanderzusetzen,<br />
also darüber nachzudenken,<br />
was die oder den Einzelnen und auch<br />
das Team gesamt „antreibt“.<br />
• Ist es für uns selbstverständlich,<br />
besonders stark zu sein? Wie gehen<br />
wir mit Schwäche um?<br />
• Dürfen wir uns Fehler erlauben oder<br />
müssen wir immer 100 % geben?<br />
• Wie gehen wir damit um, wenn wir<br />
auf Widerstand stoßen?<br />
Manchen Antreibern können Teams ganz<br />
bewusst mit „Erlaubern“ begegnen:<br />
„Auch wenn es leicht und einfach von der<br />
Hand geht, ist das Ergebnis wertvoll!“<br />
Literatur:<br />
https://juttaheller.de/resilienz/resilienz-abc/definition-team-resilienz/.<br />
Fröhlich-Gildhoff, Klaus und Rönnau-Böse,<br />
Maike (2019). Resilienz. München: Ernst<br />
Reinhardt Verlag.<br />
Holzrichter, Thurid (2019): Ich sorge mich<br />
– Burn-out-Prävention für ErzieherInnen.<br />
Symptome erkennen – Überforderung<br />
vermeiden – selbstfürsorglich handeln.<br />
Mülheim an der Ruhr: Verlag an der Ruhr<br />
Huber, Monika (2019). Resilienz im Team.<br />
Ideen und Anwendungskonzepte für Teamentwicklung.<br />
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31
Ein Perspektivenwechsel<br />
lohnt sich jedenfalls!<br />
Achtsamkeit als Schlüssel für einen<br />
bewussteren Alltag<br />
Der Alltag vieler Menschen im 21.<br />
Jahrhundert und insbesondere in Zeiten<br />
der Pandemie ist stressig, häufig durch<br />
Sorgen belastet und damit besonders<br />
anstrengend. Vieles können wir nicht<br />
verändern – Abläufe, Termine, Verpflichtungen<br />
sind einzuhalten, Aufgaben und<br />
Pflichten müssen erfüllt werden.<br />
Was jedenfalls verändert werden kann,<br />
ist der Blickwinkel der oder des Einzelnen<br />
auf die anspruchsvollen Situationen.<br />
Entweder werden sie ausschließlich<br />
als Belastung wahrgenommen, oder es<br />
gelingt, das Positive zu erkennen und<br />
damit die in der Herausforderung enthaltene<br />
Chance zu nutzen.<br />
Übertragen auf den pädagogischen Alltag<br />
bedeutet das, im Umgang mit anderen<br />
– Kindern, Eltern und im Team – weniger<br />
impulsiv zu agieren, sondern den herausfordernden<br />
Momenten mit Achtsamkeit<br />
zu begegnen.<br />
Im Begriff „Achtsamkeit“ ist der Wortteil<br />
„ACHT-“ enthalten, der auch im „beobachACHTen“<br />
oder „beACHTen“ steckt. Es<br />
geht um ein aufmerksames, bewusstes<br />
Hinwenden zum Gegenwärtigen – das<br />
Gegenteil vom Grübeln über die Vergangenheit<br />
oder zum sorgenvollen Blick in<br />
die Zukunft.<br />
Die folgenden Übungen (https://www.<br />
selbstbewusstsein-staerken.net/achtsamkeitsuebungen/)<br />
können eine Unterstützung<br />
am Weg zu mehr Achtsamkeit<br />
bieten. Sie können problemlos in den<br />
Alltag integriert und auch gemeinsam<br />
mit Kindern praktiziert werden.<br />
32
„Bestaune das kleine Weltwunder“<br />
Bei dieser Übung geht es darum, ein kleines<br />
Objekt aus der nächsten Umgebung –<br />
im Zimmer am Tisch oder auch im Freien –<br />
genau und von allen Seiten, aus der Nähe<br />
und der Ferne intensiv zu betrachten. Wie<br />
schaut der Stein, die Muschel oder der<br />
Briefbeschwerer aus? Wie verändert sich<br />
mein Eindruck, wenn ich den Gegenstand<br />
gegen das Licht halte? Wie fühlt sich die<br />
Oberfläche an? Glatt, rau, pelzig oder<br />
spröde? Jedes Objekt hat, wenn es für ein<br />
paar Minuten und ganz genau betrachtet<br />
wird, seine ganz eigene Faszination.<br />
Diese Achtsamkeitsübung kann auch mit<br />
Kindern bspw. im Freien praktiziert werden.<br />
In jeder Jahreszeit gibt es Faszinierendes<br />
zu entdecken, eine aufblühende Knospe im<br />
Frühling oder ein von der Sommersonne<br />
gewärmter Kieselstein im Sommer.<br />
„Verbessere deine Emotionssprache“<br />
Diese Achtsamkeitsübung hat das Ziel,<br />
durch das Verwenden positiv besetzter<br />
Begriffe positive Emotionen zu verstärken.<br />
Wenn man Wörter wie bspw. „bezaubernd“,<br />
„fabelhaft“, „phantastisch“ oder<br />
„entzückend“ nutzt, werden damit positive<br />
Assoziationen ausgelöst.<br />
Auch Kinder reagieren auf positiv besetzte<br />
Begriffe und zwar auch deswegen, weil<br />
Erwachsene bei deren Verwendung selbst<br />
positiv gestimmt sind. Diese positive Stimmung<br />
ist ansteckend!<br />
33
„Achte auf deine Haltung“<br />
Die jeweilige Körperhaltung beeinflusst direkt die Stimmung: Wenn man gebeugt oder schlaff<br />
sitzt, fühlt man sich müder oder antriebsloser. Eine aufrechte Sitzhaltung mit erhobenem Kopf<br />
und zurückgezogenen Schultern signalisiert nicht nur Tatkraft, sondern wirkt auch für die Person<br />
selbst motivierender und optimistischer. Kindern wird mit einer aufrechten Körperhaltung<br />
signalisiert: „Ich weiß, was ich will und nehme die Herausforderung mit Zuversicht an.“<br />
Kinder können die Wirkungen verschiedener Körperhaltungen auf ihre Stimmung selbst erproben:<br />
„Wir gehen jetzt gaaanz langsam, lassen die Schultern hängen, der Kopf kippt nach vorn. Wie fühlt<br />
ihr euch? Und dann halten wir den Kopf aufrecht und ziehen die Schultern nach hinten. Merkt ihr<br />
einen Unterschied?“<br />
„Nutze den Atem-Break“<br />
Bei dieser Achtsamkeitsübung geht es darum, in stressigen<br />
Situationen nicht sofort auf jede Aufforderung sofort zu<br />
reagieren, sondern sich einen Augenblick zurückzunehmen.<br />
Diese Pause kann dafür genutzt werden, bewusst ein- und<br />
langsam wieder auszuatmen.<br />
Der kleine „Break“ zwischen Ereignis und Reaktion reicht<br />
meistens aus, um bewusster, achtsamer, überlegter und<br />
gleichzeitig entspannter zu reagieren.<br />
Kindern kann der Nutzen des „Nicht-sofort-Reagierens“ bspw. in<br />
einem Handpuppenspiel vermittelt werden, wenn der Kasperl<br />
ohne zu überlegen, immer gleich aufbrausend wird und damit<br />
in zahlreiche Schwierigkeiten gerät. Gretel hingegen gelingt<br />
es mit dem Vorsatz „Bevor ich etwas mache, atme ich dreimal<br />
durch!“ besser, ihren Alltag zu meistern.<br />
34
„Der ultimative Geschmacks-Kick“<br />
Bei dieser Achtsamkeitsübung steht der<br />
Genuss mit allen Sinnen im Zentrum. Vor<br />
allem beim Essen geht es darum, mit Ruhe,<br />
genug Zeit und bewusst die unterschiedlichen<br />
Geschmacksrichtungen wahrzunehmen. Im<br />
hektischen Alltag kommt das bewusste Wahrnehmen,<br />
wie und wonach etwas schmeckt,<br />
meistens viel zu kurz. Es ist daher sehr<br />
lohnenswert, sich bei Mahlzeiten darauf einzulassen<br />
und das Essen in seiner Geschmacksfülle<br />
zu genießen.<br />
Auch Kinder lassen sich dafür begeistern,<br />
besonders dann, wenn diese Übung in ein<br />
Rollenspiel eingebaut wird: Heute findet ein<br />
„Feinschmecker-Treffen“ statt – die besten<br />
Gourmets weltweit kosten, genießen und<br />
bewerten verschiedene Speisen.<br />
Mit Achtsamkeitsübungen wie den<br />
beschriebenen gelingt es, den Energie level<br />
anzuheben und positiver gestimmt den<br />
Alltag zu meistern.<br />
35
Buchrezensionen<br />
Fachbücher<br />
Resilienz<br />
Der Leuchtturm in stürmischer See am<br />
Cover dieses Buchs im DIN-A5-Format ist<br />
die Metapher schlechthin für Resilienz als<br />
psychische Widerstandskraft.<br />
Fröhlich-Gildhoff und Rönnau-Böse<br />
führen auf knapp 90 Seiten alle wesentlichen<br />
Aspekte zum Konzept der Resilienz<br />
an und aus, wie etwa Schutz- sowie Resilienzfaktoren.<br />
Besonders übersichtlich<br />
wird dieses Buch durch die vom Verlag<br />
hervorgehobenen zahlreichen Definitionen<br />
und Merksätze. Am Ende jedes Kapitels<br />
gibt es außerdem Literaturangaben.<br />
Der sehr informative theoretische Teil<br />
des Buches wird am Ende durch exemplarisch<br />
ausgewählte und kurz beschriebene<br />
Präventionsprogramme abgerundet.<br />
Mit dabei sind hier Programme<br />
für Kindergarten- und Schulkinder<br />
(bspw. „Kinder stärken! Prävention und<br />
Resilienzförderung in Kindertageseinrichtungen“<br />
PRIK). Auch Trainingsprogramme<br />
für Jugendliche sowie Elternkurse,<br />
etwa STEP (Systematic Training for<br />
Effective Parenting), werden angeführt.<br />
Klaus Fröhlich-Gildhoff, Maike Rönnau-Böse | München | Ernst Reinhardt Verlag 2019 | ISBN-10: 382525206X |<br />
ISBN-13: 978-3-8252-5206-9<br />
Resilienz im Team<br />
Ideen und Anwendungskonzepte für Teamentwicklung<br />
Der Springer-Verlag stellt mit der Reihe<br />
„essential“ Wissen zu bestimmten<br />
Themen kompakt und verständlich dar.<br />
In diesem Fall schreibt Monika Huber<br />
auf ca. 50 Seiten zum Thema „Resilienz<br />
im Team“.<br />
Nach einer kurzen Einleitung führt die<br />
Autorin die Kauai-Studie von Emmy<br />
Werner und jene von Aaron Antonovsky<br />
zur Salutogenese sowie Erkenntnisse<br />
aus der Stressforschung an. Die Kapitel<br />
vier und fünf beschäftigen sich dann<br />
ausführlich mit Resilienz im Team und<br />
acht verschiedenen Resilienzfaktoren.<br />
Abgerundet wird dieses Büchlein mit<br />
Ideen zur Umsetzung und Förderung der<br />
Resilienz im Team anhand eines kurzen<br />
Beispiels der Prozessbegleitung in sechs<br />
Schritten.<br />
36<br />
Monika Huber | Wiesbaden | Springer Fachmedien GmbH 2019 | ISBN 978-3-658-24989-2 | ISBN 978-3-658-24990-8 (eBook)
Buchrezensionen<br />
Fachbücher<br />
Bilderbücher<br />
Micro-Inputs Resilienz<br />
Lebendige Modelle, Interventionen und Visualisierungshilfen für das<br />
Resilienz-Coaching und -Training<br />
Wer sich im Rahmen der Erwachsenenbildung<br />
mit dem Thema Resilienz auseinandersetzen<br />
möchte, wird mit dem<br />
Buch von Amann und Egger vielfältige<br />
Ideen für die Gestaltung von Trainings<br />
oder Coaching-Einheiten erhalten.<br />
Die beiden Autorinnen beschreiben in<br />
ihrem Buch das „Resilienz-Zirkel-Training<br />
nach dem Bambus-Prinzip und stellen<br />
damit ein Modell zur Diagnose bzw.<br />
eines für die Konzeption von Maßnahmen<br />
zur Resilienzförderung vor. Dieses<br />
Buch ist durch die detaillierte Darstellung<br />
der einzelnen Kompetenzfelder<br />
des „Zirkel-Trainings“ umfangreich und<br />
durchaus anspruchsvoll. Gleichzeitig ist<br />
es mit den praktischen Tools und Visualisierungshilfen<br />
recht praxisnah gestaltet.<br />
Im Übrigen können auch nur einzelne<br />
Teile für Interventionen ausgewählt<br />
werden, wie bspw. das Kapitel „Schnell<br />
wieder in die Kraft kommen“ mit der<br />
„Ressourcen-Dusche“ als Ansatz zur<br />
Resilienzförderung.<br />
Ella Gabriele Amann, Anna Egger | Bonn | managerSeminare Verlag 2017 | ISBN-10: 3958910343| ISBN-13: 978-3-958-91034-8<br />
Lotta zieht um<br />
Pippi Langstrumpf wird in Zusammenhang<br />
mit Resilienz öfters erwähnt, doch<br />
auch andere Figuren von Astrid Lindgren<br />
– wie die kleine Lotta – sind sehr<br />
resilient.<br />
In dieser Geschichte wacht Lotta bereits<br />
mit schlechter Laune auf. Als sie dann<br />
auch noch den kratzigen Pullover anziehen<br />
muss und vor Wut darüber ein Loch<br />
in ihn schneidet, beschließt sie auszuziehen<br />
– nämlich in die Rumpelkammer<br />
ihrer Nachbarin. Zunächst fühlt sie sich<br />
dort ganz wohl und ist stolz, nun mit<br />
Puppengeschirr ihren eigenen „Haushalt“<br />
zu haben. Auch als ihre Mutter und<br />
ihre Geschwister sie besuchen kommen,<br />
bleibt sie standhaft in ihrem neuen<br />
Zuhause. Erst als es Abend wird, kommt<br />
sie der Bitte ihres Vaters nach, doch<br />
wieder nach Hause zu kommen.<br />
Astrid Lindgren | Hamburg | Verlag Friedrich Oetinger 2014 | ISBN: 978-3-7891-7558-9<br />
37
Buchrezensionen<br />
Bilderbücher<br />
Der Kleine und das Biest<br />
In diesem Buch geht es um einen Buben,<br />
dessen Eltern sich getrennt haben und<br />
nun zu trauernden Biestern geworden<br />
sind. Und mit so einem Biest hat man<br />
es nicht leicht. Vieles muss man selbst<br />
tun und das traurige Biest dann noch<br />
trösten. Dafür erlaubt einem das Biest<br />
mehr und es ist viel einfacher, beim<br />
Fußballspielen zu gewinnen. Am Ende<br />
wieder in die Mama verwandelt. Wie<br />
lange die „Verbiesterung“ von Papa wohl<br />
noch dauert?<br />
Ein Bilderbuch für Kinder ab 4 Jahren,<br />
das durch starke Bilder mit wenig Text<br />
auskommt, Gesprächsanlässe bietet und<br />
einen starken Buben zeigt, der gelernt<br />
hat, mit der „Verbiesterung“ seiner<br />
Eltern umzugehen.<br />
ist es aber doch gut, wenn sich das Biest<br />
Marcus Sauermann | Stuttgart | Klett Kinderbuch Verlag 2017 | ISBN: 978-3-95470-049-3<br />
Der kleine Erdvogel<br />
Der kleine Maulwurf möchte so gerne<br />
fliegen. Seine Mutter erklärt ihm, dass<br />
sie unter der Erde leben und nicht fliegen<br />
Ein gefühlvolles Buch mit wunderbaren<br />
und detailreichen Illustrationen für Kinder<br />
ab 3 Jahren.<br />
können. Doch der kleine Maulwurf gibt<br />
nicht auf und fragt alle Tiere, die er trifft,<br />
wie das mit dem Fliegen geht. Die Tiere<br />
lachen über ihn und fragen ihn, warum<br />
er etwas will, das nicht geht. Nur die Eule<br />
lacht nicht. Und schließlich gelingt es dem<br />
kleinen Maulwurf doch noch zu fliegen –<br />
mit Kraft seiner Fantasie.<br />
Oliver Scherz | Weinheim | Basel: Beltz & Gelberg 2013 | ISBN: 978-3-407-79523-6<br />
38
Buchrezensionen<br />
Bilderbücher<br />
Frau Meier, die Amsel<br />
Obwohl es dieses Bilderbuch von Wolf<br />
Erlbruch bereits seit mehr als 25 Jahren<br />
gibt, ist seine Kernaussage in Text und<br />
Bildern in der siebten Auflage immer<br />
noch gültig und wichtig – vielleicht<br />
gerade jetzt in herausfordernden Pandemiezeiten<br />
mehr denn je!<br />
Im Zentrum der Geschichte steht Frau<br />
findet. Nun ist Frau Meier wirklich gefordert:<br />
Sie kümmert sich um den kleinen<br />
Vogel, zieht die Amsel groß und als der<br />
Zeitpunkt gekommen ist, das Fliegen<br />
zu lernen, wächst Frau Meier über sich<br />
hinaus. Sie überwindet ihre „Sorgenschwere“,<br />
hebt ab und zeigt dem Vogel,<br />
wie man fliegt.<br />
Meier. Sie macht sich viele Sorgen, große<br />
Sorgen, kleine Sorgen und nach Herrn<br />
Meiers Meinung sind diese völlig unbegründet.<br />
Bis Frau Meier eines Tages eine<br />
aus dem Nest gefallene junge Amsel<br />
Ein Buch für Kinder ab 4 bis 5 Jahren<br />
und Erwachsene, die ihrer gedanklichen<br />
Schwerkraft etwas entgegensetzen<br />
möchten.<br />
Wolf Erlbruch (Autor und Illustrator) | Wuppertal | Peter Hammer Verlag 2006 (Erscheinungsjahr) | ISBN-10: 3-87294-644-7 |<br />
ISBN-13: 978-3-87294-644-7<br />
Du bist richtig, wie du bist<br />
Der Drache Bodo lebt glücklich und<br />
zufrieden im Wald. Er genießt seinen Alltag<br />
mit Schmetterlingsbeobachtungen<br />
und probiert den Honig der fleißigen<br />
Bienen. Ganz zum Ärger des Königs, dem<br />
furchteinflößend. Doch Bodo kann und<br />
will nicht so sein. Die Konsequenz: Der<br />
Löwe vertreibt Bodo aus dem Wald.<br />
Doch allmählich wird klar, dass Bodo den<br />
Tieren im Wald fehlt – sogar dem Löwen.<br />
Löwen. Dieser fragt sich, warum er sich<br />
nicht wie ein richtiger Drache benehmen<br />
Für Kinder von 3 bis 6 Jahren.<br />
kann. Richtige Drachen sind laut und<br />
Stefan Gemmel (Autor), Marie-José Sacré (Illustratorin) | Heidelberg | Carl-Auer Verlag GmbH 2016 | ISBN: 978-3-8497-0149-9<br />
39
Buchrezensionen<br />
Bilderbücher<br />
Ein Fuchs namens Henry<br />
Henry ist ein Hase, der gerne ein Fuchs<br />
wäre. Er malt sein Fell rot an und spielt<br />
Und sie liebt ihren Henry, genauso wie<br />
er ist.<br />
gerne mit den Füchsen. Ganz zum Ärger<br />
seiner Mama. Diese möchte, dass Henry<br />
Für Kinder ab 3 Jahren.<br />
sich wie ein richtiger Hase verhält. Doch<br />
Henry kann kein Hase sein, denn er fühlt<br />
sich so, als wäre er ein Fuchs.<br />
Erst später versteht Mama, dass es egal<br />
ist, ob Henry Fuchs oder Hase ist – das<br />
Wichtigste ist ja, dass es ihm gut geht.<br />
Margaret Sturton (Autorin), Sabine Ludwig (Illustratorin) | Hamburg | Carlsen Verlag 2021 | ISBN: 978-3-551-51994-8<br />
Lucias Leuchten<br />
Lucia ist ein großartiges Kind – bis sie in<br />
Für Kinder ab 5 Jahren.<br />
die Schule kommt und um die Anerkennung,<br />
um ihre Einzigartigkeit und ihr<br />
Selbstvertrauen kämpfen muss.<br />
Aber sie schafft es. Sie besinnt sich auf<br />
ihre Stärken und darauf, was sie mit<br />
ihrem besonderen Leuchten so alles<br />
schaffen kann. Beispielsweise Gespenster<br />
verjagen oder ihrer kleinen Schwester<br />
beim Einschlafen helfen.<br />
Ian de Haes (Autor und Illustrator) | Heidelberg | Carl Auer Verlag 2020 | ISBN-10: 3-96843-010-7 | ISBN-13: 978-3-96843-010-2<br />
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Impressum<br />
Herausgeber: <strong>KIWI</strong> – Kinder in Wien, Wimbergergasse 30/1, 1070 Wien, office@kinderinwien.at, Tel: 01/526 70 07<br />
Verantwortlich für den Inhalt: Mag. a Gudrun Kern, Thomas-Peter Gerold-Siegl, MBA<br />
Inhaltliche Projektkoordination: Mag. a Lisa Kneidinger<br />
Organisatorische Projektkoordination und Illustration: Susanne Borth, MSc, Stefan Habermann<br />
Grafische Gestaltung: Eleonore Eder<br />
Fotos: Fotolia.com, Shutterstock.com und <strong>KIWI</strong><br />
Druck: ALANOVA Druckerei GmbH, Rathstraße 32a, 1190 Wien – www.alanovadruck.at<br />
Bildnachweis<br />
@<strong>KIWI</strong>: Seite 3<br />
@Adobe Stock: Seiten 4-12, 14-35<br />
@shutterstock: Cover, Seite 13, Back Cover<br />
Alle anderen Fotos befinden sich im urheberrechtlichen Besitz<br />
von <strong>KIWI</strong>, sofern nicht anders angeführt.<br />
ISBN: 978-3-9504424-6-5
www.kinderinwien.at