Thermenland_01-2024
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
KULTUR & FREIZEIT<br />
Helmut Degenharts Erinnerungen „Schön war die Zeit“ in 2. Auflage erschienen:<br />
Eine Rottaler Kindheit in Zeiten des Umbruchs<br />
Von seinen frühesten Erinnerungen, da war er knapp drei Jahre alt, über<br />
die Grundschulzeit bis hin zu den Jugendjahren berichtet Helmut Degenhart<br />
auf den fast 100 Seiten seines Buches „Schön war die Zeit“, das jetzt in<br />
2. Auflage erschienen ist. Darin erzählt der Rottaler Journalist über eine<br />
Zeit, die nach den vielen Berichten über die Kriegsjahre fast ein wenig in<br />
Vergessenheit geraten ist. „So bin ich auch auf das Thema gekommen: In<br />
der ZEIT stand ein Artikel, dass es über die Nachkriegsgeneration noch gar<br />
nicht so viele Erfahrungsberichte gibt“, erzählt der Pockinger. Und so kam<br />
es dann auch: Beim Aufschreiben kehrten zahlreiche Erinnerungen zurück.<br />
Und mit Hilfe der Hauzenberger Gestalterin Ellen Hirsch ist dann ein Buch<br />
entstanden, das allein schon durch seine Aufmachung überzeugt. Viele<br />
Fotos illustrieren das Werk. Im Mittelpunkt steht der Alltag in den Nachkriegsjahren<br />
1945 bis 1956 – und wie nebenbei bekommt man einen Einblick<br />
in die lokalen und gesellschaftlichen Entwicklungen rund um Pocking<br />
mitgeliefert. „Das war eine Übergangszeit – das Alte war noch teilweise da,<br />
das Neue kam erst nach und nach“, beschreibt Degenhart diese Jahre vor<br />
dem Umbruch, die auf die Nazi-Zeit und den Krieg folgten, etwa seine Zeit<br />
als Volksschüler:<br />
Mit 13 über die Alpen radeln<br />
Heiter, hintersinnig und auch etwas nachdenklich erzählt Helmut Degenhart<br />
Geschichten zu seiner eigenen Geschichte, von den Leuten, die bei seiner<br />
Mutter immer wieder vorbei kamen und die Zeitung ersetzten, von den<br />
harten Zeiten, in denen Care-Pakete das Überleben sichern mussten, aber<br />
auch vom Fasching in dieser Zeit, den Palmbuschen, einem Maifest, den<br />
Bräuchen im Jahreskreis oder wie er als 13-Jähriger im Sommer 1956 mit<br />
dem Radl zu einer Italien-Reise aurach und die auf dem Brenner abrupt<br />
endete. In der Provianttasche: Brathering, Tomatenhering, Bismarckhering<br />
und etliche Gläser mit von der Mutter eingemachter Marmelade.<br />
„Eingeschult wurde ich 1948. Meine Mitschüler waren teilweise Einheimische,<br />
teilweise Flüchtlingskiunder. Die erste und zweite Klasse der Volksschule<br />
waren im Kloster der Englischen Fräulein untergebracht. Dort hatten<br />
viele von uns schon die Kindergartenjahre verbracht, so dass wir uns<br />
schnell heimisch fühlten. (…) Schwieriger wurde es für mich ab der dritten<br />
Klasse der Volksschule, da wurden wir in das eigentliche Schulhaus umgesiedelt.<br />
(…) Ich hatte einiges zu leiden unter dem neuen Lehrer, einem ehemaligen<br />
Offizier der Whrmacht. Kopfnüsse und das Ziehen an den kurzen<br />
Haaren und an den Ohren waren seine Spezialität. Dazu kam sein streng<br />
geregelter, fantasieloser Unterricht.<br />
Religionsunterricht als Lichtblick<br />
Ein Lichtblick war da der Religionsunterricht. Den übernahm der Ortspfarrer<br />
und Geistliche Rat selbst. Schließlich hieß es, uns auf die Erste Heilige Kommunion<br />
vorzubereiten. Das machte er gut, einfühlsam und humorvoll.<br />
Außerdem war er ein begnadeter Geschichtenerzähler. (…) Das Unterrichtsmaterial<br />
war spärlich. Wir sammelten Bilder von Zeitschriften, die wir für<br />
den Erdkundeunterricht verwendeten. bei einem anderen Lehrer lernten<br />
wir im Naturkundeunterricht Tiere hautnah kennen. Er stellte ein Terrarium<br />
mit einem Leguan, ein anderes mit einer Kreuzotter, ein großes Aquarium<br />
mit Fischen und einen Käfig mit Siebenschläfern in das Klassenzimmer. Der<br />
Turnunterricht beschränkte sich auf Leibesübungen, die noch stark an die<br />
Übungen des Dritten Reichs erinnerten.“<br />
Helmut Degenhart: „Schön war die Zeit“<br />
erschienen im Selbstverlag, ISBN 978-3-00-051631-3<br />
Hardcover, 94 Seiten, 19,50 Euro<br />
Erhältlich im Buchhandel und per E-Mail-Bestellung beim Autor:<br />
had.tv@t-online.de<br />
... die Druckerei dahoam.<br />
Drucken Sie regional.<br />
Drucken Sie bei uns!<br />
Jetzt bewerben – job@passavia.de<br />
19 www.thermenland-magazin.de