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Wo soll ich landen • Programmheft

Rockpoet, Baggerfahrer und Stimme des Ostens. Gerhard Gundermann war als Musiker und Mensch eine Persönlichkeit mit Ecken und Kanten. Geboren 1955 in Weimar, zog er in jungen Jahren zusammen mit seiner Mutter nach Hoyerswerda. In der Schulzeit hatte Gundermann den Ruf eines Außenseiters. Mit 15 Jahren begann er, Gitarre zu spielen und fand eine Ausdrucksmöglichkeit in der Musik. Nach dem Abitur schlug er die Laufbahn zum Politoffizier ein. Bei einem Besuch des DDR-Verteidigungsministers weigerte er sich „Unser General“ anzustimmen, woraufhin er aus „Mangel an Verwendungsfähigkeit“ entlassen wurde. Anschließend machte er eine Ausbildung zum Facharbeiter für Tagebaugroßgeräte und arbeitete ab 1978 als Baggerfahrer. Ab Mitte der 1980er Jahre trat er als Liedermacher auf und gewann mit seinen Texten schnell die Aufmerksamkeit von Publikum und Presse. Durch Songs wie „Hier bin ich geboren“, „Frühstück für immer“ und „Trauriges Lied vom sonst immer lachenden Flugzeug“ gilt er bis heute als Kultmusiker. Als musikalisches Trio widmen Matthias Manz, Jan Schönberg und Mirko Warnatz dem außergewöhnlichen Künstler einen Liederabend. Ausgehend von der Inszenierung „Engel über dem Revier“, die bereits vor neun Jahren an der neuen Bühne zu sehen war, entwickeln sie zusammen ein neues Programm. Eine liebevolle Hommage und eine persönliche Sichtweise auf den Sänger aus der Lausitz. Musikalische Leitung: Matthias Manz Szenische Einrichtung: Matthias Manz, Jan Schönberg, Mirko Warnatz Kostüm: Karin Laïd Dramaturgie: Daniel Ris mit Matthias Manz, Jan Schönberg, Mirko Warnatz

Rockpoet, Baggerfahrer und Stimme des Ostens. Gerhard Gundermann war als Musiker und Mensch eine Persönlichkeit mit Ecken und Kanten. Geboren 1955 in Weimar, zog er in jungen Jahren zusammen mit seiner Mutter nach Hoyerswerda. In der Schulzeit hatte Gundermann den Ruf eines Außenseiters. Mit 15 Jahren begann er, Gitarre zu spielen und fand eine Ausdrucksmöglichkeit in der Musik. Nach dem Abitur schlug er die Laufbahn zum Politoffizier ein. Bei einem Besuch des DDR-Verteidigungsministers weigerte er sich „Unser General“ anzustimmen, woraufhin er aus „Mangel an Verwendungsfähigkeit“ entlassen wurde. Anschließend machte er eine Ausbildung zum Facharbeiter für Tagebaugroßgeräte und arbeitete ab 1978 als Baggerfahrer. Ab Mitte der 1980er Jahre trat er als Liedermacher auf und gewann mit seinen Texten schnell die Aufmerksamkeit von Publikum und Presse. Durch Songs wie „Hier bin ich geboren“, „Frühstück für immer“ und „Trauriges Lied vom sonst immer lachenden Flugzeug“ gilt er bis heute als Kultmusiker. Als musikalisches Trio widmen Matthias Manz, Jan Schönberg und Mirko Warnatz dem außergewöhnlichen Künstler einen Liederabend. Ausgehend von der Inszenierung „Engel über dem Revier“, die bereits vor neun Jahren an der neuen Bühne zu sehen war, entwickeln sie zusammen ein neues Programm. Eine liebevolle Hommage und eine persönliche Sichtweise auf den Sänger aus der Lausitz.

Musikalische Leitung: Matthias Manz
Szenische Einrichtung: Matthias Manz, Jan Schönberg, Mirko Warnatz
Kostüm: Karin Laïd
Dramaturgie: Daniel Ris
mit Matthias Manz, Jan Schönberg, Mirko Warnatz

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Musikalische Erinnerung an Gundermann


<strong>Wo</strong> <strong>soll</strong> <strong>ich</strong> <strong>landen</strong> …<br />

Musikalische Erinnerung an Gundermann<br />

von und mit Matthias Manz, Jan Schönberg & Mirko Warnatz<br />

mit<br />

Matthias Manz<br />

Jan Schönberg<br />

Mirko Warnatz<br />

Der Abend verwendet Texte aus:<br />

„Tankstelle für Verlierer“ von Hans-Dieter Schütt, Karl Dietz Verlag, 2006<br />

„GUNDERMANN. Von jedem Tag will <strong>ich</strong> was haben, was <strong>ich</strong> n<strong>ich</strong>t vergesse“<br />

von Andreas Leusink (Hg.), Christoph Links Verlag, 2018<br />

& dem Dokumentarfilm „Gundermann Revier“ von Grit Lemke,<br />

inselfilm Produktion, 2019<br />

Premiere am 11. November 2023 in der neuen Bar<br />

Musikalische Leitung Matthias Manz<br />

Szenische Einr<strong>ich</strong>tung Matthias Manz, Jan Schönberg & Mirko Warnatz<br />

Kostüme Karin Laïd<br />

Dramaturgie Daniel Ris<br />

Regieassistenz / Inspizienz / Soufflage Mirko Warnatz<br />

Technische Leitung Peter Jeske Technische Einr<strong>ich</strong>tung Khaled Nouh<br />

Beleuchtung Jens Luboch Tontechnik Luke-Gene Krause Leitung der Kostümabteilung<br />

Karin Laïd Gewandmeisterin Cornelia Weise Requisite Antje Kühne<br />

Dauer ca. 120 Minuten (inkl. Pause)<br />

→ Die neue Bühne dankt<br />

Blumen Mädler für die Premierenrosen.<br />

Impressum<br />

neue Bühne Senftenberg, Theaterpassage 1, 01968 Senftenberg<br />

Intendant Daniel Ris Gestaltung www.pingundpong.de Redaktion Dramaturgie Fotos Steffen Rasche<br />

→ Gefördert mit Mitteln des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kultur des Landes Brandenburg.


Gundermann<br />

im Gespräch mit Hans-Dieter Schütt (1995 & 1997)<br />

„Ich weiß n<strong>ich</strong>t, ob <strong>ich</strong> ein Talent habe. Ich fühle m<strong>ich</strong> eher als so eine<br />

Art Übersetzer. Nimm den Fernseher, der hier steht: Den schaltest du<br />

an, und da kommt eine Oper. Die hat der Fernseher n<strong>ich</strong>t erfunden,<br />

aber er hat die Fähigkeit, Wellen so zu übertragen, daß sie als Bild oder<br />

Ton wahrnehmbar werden. Wenn du in die Waschmaschine reinguckst,<br />

wirst du die Oper n<strong>ich</strong>t sehen können. Ich habe nun eben die Fähigkeit,<br />

irgendwelche Wellen in Lieder zu übersetzen. Es findet also nur eine<br />

Umwandlung von vorhandenen Energien statt. Talent? Ich weiß n<strong>ich</strong>t;<br />

also <strong>ich</strong> will die eigene Kreativität wirkl<strong>ich</strong> n<strong>ich</strong>t zu hoch hängen. Wenn<br />

schon Talent, dann besteht es in der Fähigkeit, s<strong>ich</strong> als solches Übersetzungsgerät<br />

zu erhalten und gewissermaßen zu pflegen. Der Fernseher<br />

darf ja auch n<strong>ich</strong>t als Waschmaschine benutzt werden. Das ist<br />

das Talent: daß man weiß, wofür man programmiert ist, daß man s<strong>ich</strong><br />

in dieser Programmatik pflegt, repariert, tunt. Es kommt darauf an,<br />

s<strong>ich</strong> aus seinen realen Mögl<strong>ich</strong>keiten heraus zu definieren. Sonst gehst<br />

du an falschen Träumen zugrunde. Das unglückl<strong>ich</strong>ste Wesen ist der<br />

Fernseher, der davon träumt, eine Waschmaschine zu sein.“<br />

(1995)<br />

„Ich habe einen Film gesehen, da sitzen irgendwelche zum<br />

Tode Verurteilten in einem Keller und da spielt s<strong>ich</strong> zwischen<br />

zweien folgender Dialog ab: „Du, willst du noch ein paar Backpflaumen?“<br />

– „Nein, da krieg <strong>ich</strong> immer Magenbeschwerden.“<br />

– „Das ist doch jetzt egal, wir sind doch sowieso gle<strong>ich</strong> dran.“<br />

– „Du weißt nie, was in der nächsten Minute passieren kann in<br />

diesem Leben.“ Ja, es kann immer anders kommen. Das ist der<br />

Punkt, an dem <strong>ich</strong> an ein homöopathisches Weltsystem glaube.<br />

Es ist ja auf der Welt noch nie zur totalen Katastrophe gekommen,<br />

sondern es hat immer Kräfte gegeben, die das wieder<br />

ausgeschwungen haben. Da würde <strong>ich</strong> m<strong>ich</strong> schon bereithalten.<br />

Ich nehme die Backpflaumen, wenn sie mir einer anbietet.“<br />

(1997)


v


.l.n.r. Mirko Warnatz, Matthias Manz & Jan Schönberg


Du hast d<strong>ich</strong> verpisst, wie der liebe<br />

Gott für den hier nüscht mehr zu<br />

machen is. Manchmal denken wir<br />

noch an den Beton und die Revolution.<br />

<strong>Wo</strong> meine Schaukel stand und später<br />

dein Bagger ist jetzt nen See. Die Ossi-<br />

Reservation wird zum Freizeitpark. In<br />

der Lausitz zählt alles doppelt, hast<br />

du gesagt. Och die Schmerzen. Die der<br />

Dörfer, aus denen wir kamen und die<br />

der Kumpel, die jetzt ihre Rollatoren<br />

durch die Stadt schieben. Kohle, Gas<br />

und Energie – Schwarze Pumpe liefert<br />

sie. <strong>Wo</strong> <strong>soll</strong>’n wir hin? <strong>Wo</strong> nüscht is, is<br />

alles mögl<strong>ich</strong>. Bei uns hast du gesagt<br />

gescheh’n noch Wunder. Der Schnee<br />

ist wieder weiß geworden hier, aber es<br />

schneit n<strong>ich</strong>t mehr. Unsere Sch<strong>ich</strong>tbusse<br />

sind lange verschrottet. Danach<br />

war Frühstück für immer, jetzt haben<br />

wir Sommer für immer. Ich bin zurückgekommen,<br />

zum See. Das Wasser ist<br />

blau und blau.<br />

aus „Gundermann Revier“ (2019)

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