M das Magazin für Wirtschaft und Gesellschaft - Darmstadt No. 01 2024
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WISSENSCHAFT<br />
Eiweiß aus Luft <strong>und</strong> Sonne<br />
Die Esa fördert die Herstellung von »Solein«<br />
Das finnischen Start-up Unternehmen<br />
»Solar Foods« entwickelte<br />
ein synthetisches Eiweiß,<br />
<strong>das</strong> <strong>für</strong> die Welternährung wichtig<br />
werden kann. Dabei handelt<br />
es sich um ein Proteinpulver zur<br />
Ergänzung von Nahrungsmitteln,<br />
<strong>das</strong> aus Luft, Mikroben <strong>und</strong><br />
Solarenergie hergestellt wird.<br />
Die Idee stammt von der NASA<br />
wurde von finnischen Forschern<br />
weiterentwickelt <strong>und</strong> von der<br />
ESA gefördert.<br />
Das Pulver ist senfgelb <strong>und</strong> erinnert<br />
an gemahlene Kurkuma.<br />
Aber »Solein«, wie die staubfeine<br />
Erfindung heißt, ist keine Pflanze<br />
<strong>und</strong> auch kein Gewürz. Vielmehr<br />
handelt es sich um ein Proteinpulver<br />
zur Ergänzung von Nahrungsmitteln,<br />
<strong>das</strong> aus Luft, Mikroben<br />
<strong>und</strong> Solarenergie hergestellt<br />
wird – <strong>und</strong> künftig als Gr<strong>und</strong>lage<br />
<strong>für</strong> den Ersatz von Fleisch <strong>und</strong><br />
anderen Lebensmitteln dienen<br />
soll. Ziel des Unternehmens ist<br />
es, mit seinem quasi aus dem<br />
Nichts erschaffenen Produkt die<br />
globale Ernährungsversorgung<br />
zu revolutionieren <strong>und</strong> gleichzeitig<br />
<strong>das</strong> Klima zu schützen. Das<br />
klingt zu schön, um wahr zu sein?<br />
»Solein« braucht keine Landwirtschaft<br />
<strong>und</strong> wird gleichzeitig<br />
als Ersatz <strong>für</strong> Eiweißlieferanten<br />
wie Fleisch, Milch, Sojabohnen<br />
oder Linsen gepriesen. Eine neuartige<br />
Alternative zu tierischem<br />
oder pflanzlichem Eiweiß. Nach<br />
Unternehmensangaben enthält<br />
es 65 bis 70 Prozent Eiweiß, zehn<br />
bis 15 Prozent Ballaststoffe, fünf<br />
bis acht Prozent Fett <strong>und</strong> drei bis<br />
fünf Prozent Mineralstoffe sowie<br />
Eisen <strong>und</strong> B-Vitamine. Und auch<br />
den Geschmack von Lebensmitteln<br />
ändert es offenbar kaum:<br />
Aber wie funktioniert <strong>das</strong>? „Im<br />
Gr<strong>und</strong>e so wie eine Brauerei“, sagt<br />
Pasi Vainikka, Mitgründer <strong>und</strong> Geschäftsführer<br />
von »Solar Foods«.<br />
Das Verfahren ähnele dem Fermentationsprozess,<br />
der zur Herstellung<br />
von Wein oder Bier verwendet<br />
werde. Aber anstelle von<br />
Zucker ernährten sich die Bakterien<br />
unter Einsatz von erneuerbarem<br />
Strom vor allem von Kohlendioxid,<br />
gelöstem Wasserstoff<br />
<strong>und</strong> Stickstoff. Damit würden sie<br />
„gefüttert“, um Aminosäuren, Vitamine,<br />
Fette <strong>und</strong> Kohlenhydrate<br />
zu bilden. „Wenn es an der Zeit<br />
ist, <strong>das</strong> »Solein« zu ernten, wird<br />
<strong>das</strong> überschüssige Wasser entfernt<br />
<strong>und</strong> es wird zu einem proteinreichen<br />
Pulver getrocknet, ohne<br />
<strong>das</strong>s dabei Pflanzen oder Tiere<br />
geschädigt werden“, heißt es auf<br />
der Webseite des Herstellers.<br />
Mirko Febrile, Chef de Cuisine in Singapur, arbeitet mit Solein<br />
(Fotos: Solar Foods)<br />
Was aber sind die Vorteile gegenüber<br />
der Landwirtschaft? „Die<br />
konventionelle Lebensmittelproduktion<br />
verschwendet Ressourcen<br />
wie Wasser, Chemikalien <strong>und</strong><br />
Tierfutter in einem nicht nachhaltigen<br />
<strong>und</strong> unvernünftigen Ausmaß“,<br />
schreiben die finnischen<br />
Tüftler. Für ihr Produkt werde nur<br />
ein Bruchteil dieser Ressourcen<br />
benötigt, um die gleiche Menge Eiweiß<br />
zu gewinnen. Das Verfahren<br />
sei auch 20-mal effizienter als die<br />
Fotosynthese, mit der Pflanzen<br />
Energie in Nahrung umwandeln.<br />
In Singapur soll <strong>das</strong> Pulver bereits<br />
<strong>2024</strong> auf den Markt kommen – es<br />
wäre <strong>das</strong> erste Land der Welt.<br />
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M – <strong>Magazin</strong>