Kuckuck Frankfurt 03/04 2024
Familienmagazin für Frankfurt und die Region, Ausgabe März/April 2024
Familienmagazin für Frankfurt und die Region, Ausgabe März/April 2024
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vorsorge<br />
finanzen<br />
Für den<br />
Fall<br />
der Fälle<br />
Vorsorge für kinder<br />
und jugendliche<br />
Es ist eine Situation, über die niemand gerne nachdenkt. Schon gar nicht mitten in der Familienphase.<br />
Der Alltag ist trubelig, Verschnaufpausen rar. Das Ende des Lebens scheint weit<br />
weg, während wir Essen kochen, Hausaufgaben nachschauen, die Kids zum Sport fahren,<br />
sie begleiten und versorgen. Natürlich möchten wir so lange wie möglich für sie da sein, als<br />
Ansprechpartner:innen und Sicherheitsnetz – egal, ob sie nun 8, 18 oder 48 Jahre alt sind.<br />
Aber was, wenn Eltern früher gehen müssen als gedacht?<br />
Von Janina Mogendorf<br />
Argiris Balomatis ist Anwalt für Familienrecht<br />
in Tübingen. Er berät Eltern zum<br />
Thema Vorsorge, Vormundschaft und Testament.<br />
Es sind meist Menschen zwischen<br />
40 und 50 Jahren, die ihn aufsuchen. „Sie<br />
kommen, weil ihre eigenen Eltern in einem<br />
Alter sind, in dem das Thema in den<br />
Vordergrund rückt. Vielleicht steht eine<br />
Erbschaft an, vielleicht haben sie auch<br />
im Familien- oder Bekanntenkreis erlebt,<br />
dass es wegen eines Erbes drunter und<br />
drüber ging“, erklärt der Familienanwalt.<br />
„Die meisten Ratsuchenden denken an eine<br />
weit entfernte Zukunft, in der sie als Hochbetagte<br />
von ihren Kindern beerbt werden“,<br />
sagt Balomatis und hat Verständnis: „Viele<br />
möchten sich in der Lebensmitte mit so<br />
einem Thema einfach nicht auseinandersetzen.“<br />
Und doch macht es durchaus Sinn,<br />
seinen letzten Willen festzuhalten, solange<br />
die Kinder noch klein sind. Denn erben<br />
können sie im wahrsten Sinne von Anfang<br />
an – sogar schon vor der Geburt.<br />
Das Erbe des Kindes verwalten<br />
„Nun muss aber niemand in Panik verfallen,<br />
weil er noch kein Testament erstellt<br />
hat. Wo nichts geregelt ist, regelt das<br />
Gesetz. Niemand fällt da ins Bodenlose“,<br />
beruhigt der Rechtsberater. Verstirbt ein<br />
Elternteil, dann erbt bei Verheirateten der<br />
Partner eine Hälfte und die Kinder die andere.<br />
Bis zum 18. Lebensjahr der Kinder<br />
ist der verbliebene Elternteil automatisch<br />
für die Verwaltung ihres Erbes zuständig.<br />
„Der Gesetzgeber geht davon aus, dass er<br />
das im Sinne des Kindeswohls tut.“<br />
Das bedeutet: Alle Entscheidungen werden<br />
zugunsten des Kindes getroffen und<br />
zwar so, wie es der oder die Verstorbene<br />
gewollt hätte. Wer die Vermögenssorge<br />
hat – in der Regel also Vater oder Mutter –<br />
ist dafür verantwortlich, dass das Erbe<br />
vernünftig und im Interesse des Kindes<br />
verwaltet wird. Dazu gehört zum Beispiel,<br />
geerbtes Geld anzulegen, das nicht unmittelbar<br />
gebraucht wird. Weitreichende<br />
Entscheidungen, wie der Verkauf von Immobilien,<br />
müssen durch das Familiengericht<br />
genehmigt werden.<br />
„<br />
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Viele möchten sich<br />
in<br />
"<br />
der Lebensmitte<br />
mit so einem Thema<br />
einfach nicht<br />
auseinandersetzen.“<br />
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Waren die Eltern zum Zeitpunkt des<br />
Todes getrennt oder geschieden, übernimmt<br />
der verbliebene Elternteil in der<br />
Regel das volle Sorgerecht und damit<br />
auch die Vermögenssorge. Im konkreten<br />
Fall heißt das: Vater oder Mutter verwalten<br />
nun das Erbe der Kinder und damit<br />
den Nachlass der Expartnerin oder des<br />
Expartners. Wer das nicht möchte, muss<br />
sie oder ihn bei der Trennung im Testament<br />
aktiv von der Vermögenssorge<br />
ausschließen und diese an eine andere<br />
Person übertragen.<br />
Nicht immer führt ein Erbe zur Absicherung.<br />
Wurden Schulden angehäuft,<br />
sollten sie nicht bei den Kindern landen.<br />
„Deshalb müssen die Sorgeberechtigten<br />
das Erbe innerhalb von sechs<br />
Wochen für die Kinder ausschlagen“,<br />
so Balomatis. Um dabei alles richtig zu<br />
machen, ist eine Rechtsberatung sinnvoll,<br />
vor allem, wenn die Vermögensverhältnisse<br />
des Verstorbenen unklar<br />
sind. Hat ein Kind Schulden geerbt,<br />
muss es bei Volljährigkeit innerhalb<br />
von drei Monaten eine Beschränkung<br />
der Erbenhaftung beim Nachlassgericht<br />
beantragen. „Dann haftet es nur mit<br />
seinem vorhandenen Vermögen und<br />
kann schuldenfrei ins Erwachsenenleben<br />
starten.“<br />
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