Kuckuck Frankfurt 03/04 2024
Familienmagazin für Frankfurt und die Region, Ausgabe März/April 2024
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Fachanwalt für Familienrecht<br />
argiris balomatis<br />
© SewcreamStudio - stock.adobe.com<br />
Einen Vormund bestimmen<br />
Wer sich mit Vorsorge befasst, möchte in<br />
der Regel nicht nur die finanziellen Dinge<br />
klären, sondern auch wissen, dass das<br />
Kind nach dem eigenen Tod gut aufgehoben<br />
ist. Für den unwahrscheinlichen<br />
Fall, dass ein Kind alleine zurückbleibt,<br />
kann man im Testament einen Vormund<br />
bestimmen. Es ist übrigens nicht so, dass<br />
Pat:innen automatisch die Sorge für minderjährige<br />
Kinder tragen. „Das Patenamt<br />
hat einen rein moralischen religiösen<br />
Hintergrund“, macht Balomatis klar. Wünschen<br />
sich Eltern einen Paten oder eine<br />
andere geeignete Person als Vormund<br />
oder wollen jemanden bewusst ausschließen,<br />
sollten sie das in einem Testament<br />
festhalten.<br />
Vorsorge<br />
finanzen<br />
„Liegt keine Verfügung der Eltern vor,<br />
verständigen sich Familiengericht und<br />
Jugendamt über einen möglichen Vormund.<br />
Zunächst wird dazu im engeren<br />
Familienkreis geschaut“, erklärt der Jurist.<br />
Gibt es Großeltern, nahe Verwandte oder<br />
volljährige, geschäftsfähige Geschwister,<br />
wird in der Regel jemand von ihnen<br />
bestellt. Ab 14 Jahren sind Kinder in die<br />
Entscheidung mit eingebunden. Ist da<br />
niemand, der die Vormundschaft übernehmen<br />
kann, wird ein professioneller<br />
Vormund vom Familiengericht bestimmt<br />
und werden die Kinder gegebenenfalls in<br />
einer Pflegestelle untergebracht.<br />
Testament richtig schreiben und<br />
verwahren<br />
Es ist kein Muss, aber empfehlenswert,<br />
sich beim Verfassen des letzten Willens<br />
beraten zu lassen, denn es gibt einiges zu<br />
beachten. So muss ein Testament entweder<br />
notariell beurkundet oder aber vollständig<br />
mit der Hand geschrieben werden<br />
und dennoch offiziell aussehen, um als<br />
Testament anerkannt zu werden. Von der<br />
Einleitung bis zur Unterschrift muss es<br />
lesbar und mit Ort und Datum versehen<br />
sein. Zudem gehören alle Punkte hinein,<br />
die dem Schreibenden – oder im Falle<br />
eines gemeinsamen Testamentes beiden –<br />
wichtig sind.<br />
Zum Beispiel die Namen der Erben samt<br />
Geburtsdatum und Anschrift, eine Vermögensaufstellung<br />
und besondere Wünsche<br />
oder Auflagen. Wichtig sind auch offizielle<br />
Formulierungen. Geht es um die Vormundschaft,<br />
schreibt man also nicht „Tante<br />
Lena soll sich um das Kind kümmern",<br />
sondern „Meine Schwester Lena Meier,<br />
geboren am …, wohnhaft in …, soll im Falle<br />
meines Todes die Vormundschaft für unseren<br />
Sohn übernehmen."<br />
Damit das Testament nach dem Tod auffindbar<br />
ist, kann man es bei einem Anwalt<br />
oder einer Notarin hinterlegen. Auch<br />
Nachlassgerichte bewahren das Schriftstück<br />
für eine einmalige Gebühr von 75<br />
Euro auf. Zusätzlich muss es im Zentralen<br />
Testamentsregister der Bundesnotarkammer<br />
erfasst werden, was noch mal 18<br />
Euro kostet. Das zuständige Amtsgericht<br />
kann man über die Seite „gerichtsstand.<br />
net“ ermitteln und einen Antrag auf Hinterlegung<br />
stellen. Zum Termin muss man<br />
neben dem Testament auch Personalausweis<br />
und Geburtsurkunde mitbringen.<br />
Mit Kindern über Vorsorge<br />
sprechen<br />
Ob und wie ausführlich man mit einem<br />
Kind über Vorsorge spricht, hängt vom<br />
Alter ab und auch ein wenig vom Kind<br />
selbst. Bis zur Grundschule wird das Thema<br />
für die meisten zu abstrakt sein, um es<br />
überhaupt zu verstehen. Aber auch an ein<br />
Gespräch mit älteren Kindern sollten Eltern<br />
sensibel herangehen, um keine Ängste<br />
zu schüren. Dazu gehört eine liebevolle,<br />
kindgerechte Sprache, die das Thema Sicherheit,<br />
Schutz und Wohlbefinden in den<br />
Vordergrund rückt. Vielleicht kann man<br />
auch ein Kinderbuch oder ein passendes<br />
Hörspiel als Aufhänger nehmen.<br />
Je älter die Kinder werden, desto eher<br />
entwickeln sie eigene Vorstellungen und<br />
Wünsche für die Zukunft. Hier können<br />
sich Eltern im Gespräch langsam in Richtung<br />
Vorsorge und Erbe vortasten und<br />
schauen, wie ihr Kind reagiert. Vielleicht<br />
hat es selbst schon einmal über das Thema<br />
nachgedacht und Fragen dazu. Dann<br />
kann es ihm sogar Sicherheit geben,<br />
wenn man diese unaufgeregt und behutsam<br />
bespricht und dabei herausstellt, was<br />
Vorsorge eigentlich bedeutet: Ich bin und<br />
bleibe an deiner Seite.<br />
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