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Rahmenkonzept Trauerqualifizierung

Der Deutsche Hospiz- und PalliativVerband (DHPV), die Deutsche Gesellschaft für Palliativmedizin (DGP) und der Bundesverband Trauerbegleitung (BVT) haben einen gemeinsamen Rahmen für die Qualifizierung zur Trauerbegleitung und Trauerberatung im Kontext der Hospizarbeit und Palliativversorgungmit erarbeitet. Die nun vorliegende Handreichung möchte dazu beitragen, dass haupt- und ehrenamtlich Engagierte die entsprechenden Begleitungs- und Beratungsangebote für Sterbende und ihre Zugehörigen sowie trauernde Hinterbliebene qualifiziert anbieten können. Außerdem soll der Tabuisierung der Trauer entgegengewirkt und die gesamtgesellschaftliche Trauerkultur gestärkt werden.

Der Deutsche Hospiz- und PalliativVerband (DHPV), die Deutsche Gesellschaft für Palliativmedizin (DGP) und der Bundesverband Trauerbegleitung (BVT) haben einen gemeinsamen Rahmen für die Qualifizierung zur Trauerbegleitung und Trauerberatung im Kontext der Hospizarbeit und Palliativversorgungmit erarbeitet. Die nun vorliegende Handreichung möchte dazu beitragen, dass haupt- und ehrenamtlich Engagierte die entsprechenden Begleitungs- und Beratungsangebote für Sterbende und ihre Zugehörigen sowie trauernde Hinterbliebene qualifiziert anbieten können. Außerdem soll der Tabuisierung der Trauer entgegengewirkt und die gesamtgesellschaftliche Trauerkultur gestärkt werden.

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<strong>Rahmenkonzept</strong><br />

<strong>Trauerqualifizierung</strong><br />

<strong>Rahmenkonzept</strong> für die Qualifizierung zur<br />

Trauerbegleitung und Trauerberatung im<br />

Kontext der Hospizarbeit und Palliativversorgung<br />

Gemeinsame AG von Bundesverband<br />

Trauerbegleitung (BVT), Deutsche<br />

Gesellschaft für Palliativ medizin<br />

(DGP) und Deutscher Hospiz- und<br />

PalliativVerband (DHPV)<br />

Deutscher Hospiz- und<br />

PalliativVerband e.V.


Rahmenvereinbarung <strong>Trauerqualifizierung</strong><br />

Inhalt<br />

Vorwort<br />

Vorwort .................................................... 3<br />

Präambel ................................................. 4<br />

Hinführung ............................................... 6<br />

Anforderungsrahmen............................... 7<br />

Rahmenbedingungen ................................ 7<br />

Ziele ....................................................... 7<br />

Zielgruppe .............................................. 7<br />

Anforderungen an die<br />

Teilnehmer*innen..................................... 7<br />

Struktur des Grund- und<br />

Aufbaukurses.......................................... 8<br />

Hinweise zur Kursleitung und<br />

Ausbildungsstätte/Veranstalter................ 9<br />

Zahl der Teilnehmenden ........................ 10<br />

Herausgeber<br />

Deutscher Hospiz- und<br />

PalliativVerband e. V. (DHPV)<br />

Stand: 15.1.2024<br />

Fehlzeiten ............................................. 10<br />

Zertifikat ............................................... 10<br />

Inhalte .................................................... 11<br />

Grundkurs ............................................... 11<br />

Aufbaukurs .............................................. 12<br />

Methoden ................................................ 13<br />

Evaluation ................................................ 13<br />

Zertifizierung von Kursen nach<br />

vorliegendem <strong>Rahmenkonzept</strong> ............. 14<br />

Zertifizierungskommission......................... 14<br />

Regelmäßige Weiterbildung und<br />

-entwicklung derTrauerbegleiter*innen ..... 14<br />

Evaluation des <strong>Rahmenkonzept</strong>es........ 15<br />

Autor*innen<br />

M. Bevier, D. Blümke, C. Fleck, G. Graf,<br />

C. Kehrbaum, M. Kern, A. Müller,<br />

U. Münch, P. Steinhauser<br />

Trauer gehört – wie Krankheit, Tod und Sterben<br />

– zum Leben. Trauerbegleitung wird seit<br />

den Anfängen der Hospizarbeit und Palliativversorgung<br />

als eine wichtige Aufgabe wahr<br />

genommen. Auch wenn wir gesamtgesellschaftlich<br />

noch immer weit davon entfernt<br />

sind, die natürliche Trauer prinzipiell als gesunde<br />

und heilsame Reaktion auf Verlusterfahrung<br />

anzuerkennen, so hat sich in den letzten<br />

Jahren und Jahrzehnten einiges in der Wahrnehmung<br />

und Akzeptanz der Trauer getan.<br />

Hospizarbeit, Palliativversorgung und qualifizierte<br />

Trauerbegleitung haben hierzu in erheblichem<br />

Maße beigetragen. Dabei bieten<br />

Trauerangebote Unterstützung an, für kranke<br />

und sterbende Menschen und zunehmend<br />

auch nachgehende Begleitung von zurückbleibenden<br />

An- und Zugehörigen. So bezieht sie<br />

das ganze Familiensystem ein, beispielsweise<br />

die Trauer von minderjährigen Kindern beim<br />

Tod eines oder beider Elternteile oder auch<br />

eines Geschwisterkindes. Die vielen sozialen<br />

und gesellschaftlichen erschwerenden Faktoren<br />

wie Armut, Ausgrenzung, Isolation und andere<br />

Handicaps werden in qualifizierter Trauerbegleitung<br />

und -beratung berücksichtigt.<br />

So wirkt die qualifiziert durchgeführte Trauerbegleitung<br />

als Angebot unterstützend und<br />

bestenfalls präventiv vor einer „erschwerten<br />

Trauer“. Damit das gelingen kann, müssen<br />

haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiter*innen,<br />

die im Kontext von Hospizarbeit und Palliativversorgung<br />

trauernde Menschen unterstützen,<br />

beraten und begleiten wollen, gut<br />

geschult sein.<br />

Als Vertreter*innen der Hospizarbeit, der Palliativversorgung<br />

und der Trauerbegleitung<br />

freuen wir uns daher sehr, dass wir mit der<br />

nun vorliegenden Handreichung einen einheitlichen<br />

Rahmen für die Qualifizierung zur Trauerbegleitung<br />

und Trauerberatung im hospizlichen<br />

und palliativen Kontext vorlegen können.<br />

So tragen wir einerseits dazu bei, dass hauptund<br />

ehrenamtlich Engagierte mit der entsprechenden<br />

Kompetenz in der Wahrnehmung<br />

und Begleitung von Trauerprozessen ausgestattet<br />

sind und die entsprechenden Begleitungs-<br />

und Beratungsangebote für Sterbende<br />

und ihre Zugehörigen sowie trauernde Hinterbliebene<br />

qualifiziert anbieten können.<br />

Qualifizierte Trauerbegleitung und -beratung<br />

ist außerdem ein wichtiger Schritt, um der Tabuisierung<br />

der Trauer entgegenzuwirken und<br />

die gesamtgesellschaftliche Trauerkultur zu<br />

stärken. In diesem Sinne danken wir allen an<br />

der Erarbeitung beteiligten Kolleg*innen und<br />

freuen uns über die intensive Verwendung der<br />

vorliegenden Broschüre.<br />

Dr. Carmen Birkholz<br />

Prof. Winfried Hardinghaus<br />

Prof. Claudia Bausewein<br />

2<br />

3


Rahmenvereinbarung <strong>Trauerqualifizierung</strong><br />

Präambel<br />

Im Selbstverständnis der Hospizarbeit und<br />

Palliativversorgung ist Trauerbegleitung eine<br />

zentrale Säule. Diese ist im Kontext der Begleitung<br />

der Zugehörigen seit den Anfängen<br />

der Hospizbewegung und der Palliativversorgung<br />

immer schon mitgedacht und gelebt<br />

worden. Seit Ende der 80er-Jahre haben sich<br />

in der Hospizarbeit und Palliativversorgung<br />

und darüber hinaus zahlreiche Konzepte zur<br />

Trauerbegleitung und -beratung, unterschiedliche<br />

Schulungsformate und Vertiefungsgrade<br />

im Rahmen der <strong>Trauerqualifizierung</strong> entwickelt.<br />

Für die Dienste und Einrichtungen der<br />

Hospizarbeit und Palliativversorgung ist es<br />

zunehmend unübersichtlicher geworden, sowohl<br />

die Qualität von Qualifizierungen als auch<br />

von Angeboten für Trauernde einzuschätzen.<br />

Deshalb haben sich der Bundesverband Trauerbegleitung<br />

(BVT), die Deutsche Gesellschaft<br />

für Palliativmedizin (DGP) und der Deutsche<br />

Hospiz- und PalliativVerband (DHPV) das Ziel<br />

gesetzt, ein „<strong>Rahmenkonzept</strong> für die Qualifizierung<br />

zur Trauerbegleitung und Trauerberatung<br />

im Kontext der Hospizarbeit und Palliativversorgung“<br />

unter Berücksichtigung von<br />

anerkannten Qualitätsmerkmalen (Standards)<br />

aus Praxis und Wissenschaft, inklusive regelmäßiger<br />

Evaluation und Aktualisierung zu erarbeiten.<br />

Die Teilnehmenden einer solchen Weiterbildungsmaßnahme<br />

erhalten die Möglichkeit,<br />

sich in einem geschützten Rahmen mit den<br />

Themenbereich Trauer auseinanderzusetzen<br />

sowie fachliche Grundkompetenzen zu<br />

erwerben bzw. zu erweitern. Sie bekommen<br />

konkrete Hilfestellungen, um den komplexen<br />

Problemfeldern Trauernder zu begegnen.<br />

Die Teilnehmenden erwerben Wissen und<br />

Fertigkeiten, um die Situation trauernder Menschen<br />

zu verbessern. Darüber hinaus können<br />

sie ihre eigenen Verlusterfahrungen, ihre Haltung<br />

und ihr eigenes Handeln reflektieren und<br />

sich mit ethischen und spirituellen Themen<br />

auseinandersetzen. Diese Sensibilisierung ermöglicht<br />

verantwortliches Handeln im Hinblick<br />

auf die Bedürfnisse von Trauernden. Weiterhin<br />

schulen die Teilnehmenden ihre Wahrnehmung<br />

und eigene Kommunikation im Hinblick<br />

auf die Bedürfnisse, sowohl der Trauernden<br />

als auch des Umfeldes.<br />

Zudem ist es im Arbeitsalltag und in der Organisation<br />

wichtig, Ressourcen und Belastungen<br />

wahrzunehmen und einzuschätzen sowie<br />

Bewältigungsstrategien zu kennen. Die Teilnehmenden<br />

sollen Hilfestellung bekommen,<br />

um im Bedarfsfall Maßnahmen zur Einbindung<br />

von Kooperationspartnern einzuleiten.<br />

In diesem <strong>Rahmenkonzept</strong> wird unter Trauerbegleitung<br />

und Trauerberatung ein niedrigschwelliges<br />

Unterstützungsangebot für einen<br />

trauernden Menschen verstanden – und das<br />

von Mensch zu Mensch.<br />

Trauerbegleitung soll bei vorhandenen sozialen<br />

Defiziten unterstützen, wenn beispielsweise<br />

ein soziales Netz oder das Verständnis im<br />

sozialen Umfeld fehlt. Es geht darum, da zu<br />

sein und den Weg der Trauer zu begleiten.<br />

Trauerberatung hingegen beinhaltet Unterstützung<br />

zur Klärung spezifischer Probleme<br />

oder Wissensfragen (z. B. Psychoedukation)<br />

sowie angeleitete Trauergruppen.<br />

Trauerbegleitung und Trauerberatung beinhalten<br />

keine Psychotherapie im Sinne einer Heilerlaubnis.<br />

Diese braucht es zusätzlich, wenn<br />

Anzeichen eines klinisch relevanten Trauerverlaufs<br />

vorliegen.<br />

BVT, DGP und DHPV beschreiben mit dem<br />

vorliegenden Papier gemeinsam Qualitätsanforderungen<br />

an die Inhalte und Durchführung,<br />

sowohl für Kursleiter*innen (Qualifizierende)<br />

als auch für Veranstalter*innen von <strong>Trauerqualifizierung</strong>en.<br />

Die „Handlungsempfehlungen<br />

im Rahmen einer Nationalen Strategie“ zur<br />

„Charta zur Betreuung schwerstkranker und<br />

sterbender Menschen in Deutschland“ geben<br />

hierfür eine Orientierung, die im <strong>Rahmenkonzept</strong><br />

u. a. zwischen einem empfehlenden und<br />

verpflichtenden Charakter unterscheidet.<br />

4<br />

1) In der Hospizarbeit finden wir in der Regel eine Koordinationskraft (ehren- oder hauptamtlich) vor, die die<br />

ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen begleitet und anleitet. Diese führt die Beratungen durch und leitet die Trauerangebote<br />

des Hospizdienstes und ist entsprechend in Grund- und Aufbaukurs qualifiziert.<br />

5


Rahmenvereinbarung <strong>Trauerqualifizierung</strong><br />

Hinführung<br />

Anforderungsrahmen<br />

Das <strong>Rahmenkonzept</strong> bildet die Grundlage für Kursleitungen in der Qualifizierung ehren- und<br />

hauptamtlichen Mitarbeiter*innen der Hospizarbeit und Palliativversorgung zum Thema Trauer.<br />

Es beinhaltet:<br />

a) den Anforderungsrahmen zur Qualifizierung<br />

für Trauerbegleitung bzw. Trauerberatung<br />

mit<br />

• einem Grundkurs (80 UE), der befähigt<br />

– befähigt zur Begleitung von Trauerprozessen<br />

in Einzelgesprächen<br />

– und als Co-Leiter*innen in Gruppenangeboten<br />

zur Unterstützung trauernder<br />

Menschen, 2<br />

sowie<br />

• einem Aufbaukurs (120 UE) der befähigt<br />

– befähigt zur Begleitung und Beratung<br />

von Trauerprozessen in Einzelgesprächen,<br />

– und als Leiter*innen von Gruppenangeboten<br />

und<br />

– befähigt zum Aufbau von Trauerbegleitungsangeboten<br />

im Kontext Hospizarbeit<br />

und Palliativversorgung<br />

(Die Aufbaustufe setzt die Teilnahme am<br />

Grundkurs voraus.);<br />

zudem<br />

b) die Anforderungen an die Qualifikation der<br />

Kursleiter*innen und Rahmenbedingungen<br />

der anbietenden Institutionen sowie Empfehlungen<br />

zur regelmäßigen Weiterbildung<br />

bzw. -entwicklung.<br />

Rahmenbedingungen<br />

Ziele<br />

• Haupt- und ehrenamtliche Mitarbeiter*innen<br />

aus der Hospizarbeit und Palliativversorgung<br />

sollen für das Thema Trauer und die<br />

Bedürfnisse trauernder Menschen sensibilisiert<br />

werden.<br />

• Die Kompetenz in der Wahrnehmung und<br />

Begleitung von Trauerprozessen im Kontext<br />

der Hospizarbeit und Palliativversorgung<br />

soll erweitert werden.<br />

• Begleitungs- und Beratungsangebote für<br />

Zugehörige schwerkranker und sterbender<br />

Menschen und trauernde Hinterbliebene<br />

sollen verbessert werden.<br />

• Das <strong>Rahmenkonzept</strong> soll Kursleiter*innen<br />

und Weiterbildungsträgern Hilfestellung und<br />

Orientierung bieten, einen Kurs (Grundund/oder<br />

Aufbaustufe) zur Trauerbegleitung<br />

vor Ort zu konzipieren und durchzuführen.<br />

• Die Qualifizierung befähigt die Teilnehmenden,<br />

trauernde Menschen, insbesondere<br />

An- und Zugehörige, im Rahmen der Hospiz-<br />

und Palliativversorgung zu begleiten<br />

und zu beraten.<br />

• Die kommunikative Kompetenz der Teilnehmenden<br />

durch Selbst- und Fremdwahrnehmung<br />

sowie Übung der Interaktion soll<br />

durch die Beteiligung an einem Gruppenprozess<br />

in einer festen Lerngruppe vertieft<br />

werden.<br />

Zielgruppe<br />

Zielgruppe der Qualifizierung sind haupt- und<br />

ehrenamtliche Mitarbeiter*innen, die im Kontext<br />

von Hospizarbeit und Palliativversorgung<br />

trauernde Menschen unterstützen, beraten<br />

und begleiten wollen.<br />

Anforderungen an die<br />

Teilnehmer*innen<br />

1. Motivation, trauernde Menschen respektvoll<br />

und offen gegenüber unterschiedlichen<br />

Lebensentwürfen und Weltanschauungen<br />

begleiten zu wollen<br />

2. Bereitschaft zur Selbsterfahrung und zur<br />

Auseinandersetzung mit der eigenen Verlustbiografie<br />

3. Einlassen auf ein Lernen in der Gruppe<br />

4. Klärung der Motivation, u. a. durch ein Motivationsschreiben<br />

und/oder ein persönliches<br />

Gespräch<br />

6<br />

2) Die Leitung von Gruppenangeboten in Hospizdiensten erfolgt in der Regel durch eine hierfür entsprechend<br />

qualifizierte Koordinationskraft.<br />

7


Rahmenvereinbarung <strong>Trauerqualifizierung</strong><br />

Struktur des Grund- und Aufbaukurses<br />

Grundkurs Trauer – ca. 80 UE<br />

Aufbaukurs Trauer – 120 UE<br />

Hinweise zur Kursleitung sowie<br />

Ausbildungsstätte / Veranstalter<br />

Anforderungen für Kursleiter*innen<br />

Hinweis: Sollte die Kursleitung die Anforderungen<br />

nicht vollständig erfüllen, sind die<br />

fehlenden Aspekte mit einer Co-Leitung, die<br />

durchgehend anwesend ist, abzudecken.<br />

Mind. 80 Prozent (= 64 UE) des Kurses sind<br />

als Präsenzunterricht im Seminarformat anzubieten.<br />

20 Prozent (= 16 UE) des Grundkurses können<br />

je nach Konzeption erbracht werden<br />

durch:<br />

• eine Seminararbeit,<br />

• das Selbststudium eines Grundlagenbuches<br />

über Trauer,<br />

• eine bescheinigte Hospitation bei Anbietern<br />

von (Empfehlung: außerhalb des eigenen<br />

Dienstes),<br />

• praktische Erfahrungen in Verbindung mit<br />

bescheinigter Praxisreflexion / Supervision<br />

vor Ort.<br />

Mind. 80 Prozent (= 96 UE) des Kurses sind<br />

als Präsenzunterricht im Seminarformat anzubieten.<br />

10 Prozent (= 12 UE) des Aufbaukurses werden<br />

durch Treffen in Peergruppen zwischen<br />

den Theorieblöcken absolviert.<br />

Weitere 10 Prozent (= 12 UE) können je nach<br />

Konzeption anerkannt werden durch:<br />

• das Selbststudium, u. a. von Literatur über<br />

erschwerte Trauerprozesse,<br />

• eine modellgestützte Seminararbeit mit<br />

Praxisbezug.<br />

Hinweis: Die Hospitation bei Anbietern von Trauerbegleitung außerhalb des eigenen Dienstes<br />

muss bescheinigt werden, damit sie auf die Kurszeit (siehe Grundkurs) angerechnet werden<br />

kann.<br />

1. Grund- und Aufbaukurs Trauer (200 UE)<br />

2. Erfahrung in der Hospizarbeit und Palliativversorgung<br />

3. mind. 3 Jahre Erfahrung in der Begleitung<br />

/ Beratung trauernder Menschen<br />

4. Qualifizierung und Erfahrung in der<br />

Erwachsenbildung, der Moderation von<br />

Gruppen<br />

Es wird dringend empfohlen, Kurse im Team<br />

abzuhalten. Beim Präsenzunterricht muss die<br />

Kursleitung mind. 80 Prozent der Unterrichtszeit<br />

anwesend sein und mind. 40 Prozent der<br />

Unterrichtszeit selbst erbringen. Wenn andere<br />

Referent*innen hinzugezogen werden, muss<br />

nachgewiesen werden, dass es sich um Expert*innen<br />

für das jeweilige Thema handelt<br />

oder diese die Voraussetzungen für Kursleiter*innen<br />

des <strong>Rahmenkonzept</strong>s erfüllen.<br />

Aufbaukurse sind grundsätzlich im Team<br />

durchzuführen. Eine (Co-)Leitung sollte mind.<br />

die ersten beiden Voraussetzungen erfüllen.<br />

Anforderungen an Ausbildungsstätten<br />

/ Veranstalter<br />

Es ist sinnvoll, als Seminarort eine atmosphärisch<br />

schützende Einrichtung mit ausreichend<br />

Rückzugsmöglichkeiten zu wählen. Die räumliche<br />

Ausstattung muss neben einem angemessen<br />

großen Seminarraum die Möglichkeiten<br />

zur Kleingruppenarbeit enthalten. Auf die<br />

technische und mediale Ausstattung ist ebenfalls<br />

zu achten.<br />

Eine gleichzeitige Unterbringung der Teilnehmenden<br />

im Tagungshaus hat sich sowohl für<br />

das Zusammenwachsen der Gruppe als auch<br />

als Schutzraum in der Auseinandersetzung<br />

mit existenziellen Themen bewährt. Gruppendynamische<br />

Prozesse sind in Kursen, bei denen<br />

die Teilnehmenden am Tagungsort übernachten,<br />

in der Regel intensiver, sie bedürfen<br />

daher auch einer aufmerksamen Beobachtung<br />

und Steuerung.<br />

Der Bildungsträger stellt die Rahmenbedingungen<br />

sicher.<br />

8<br />

9


Rahmenvereinbarung <strong>Trauerqualifizierung</strong><br />

Inhalte<br />

Der Veranstalter setzt entsprechend der dargestellten<br />

Anforderungen Kursleiter*innen ein.<br />

Veränderungen in der Besetzung der Kursleitung<br />

sind der Anerkennungskommission<br />

(siehe 2. Anerkennung) mitzuteilen und von<br />

dieser zu bestätigen.<br />

Zertifikat<br />

Nach Abschluss der jeweiligen Qualifikation<br />

erhalten die Teilnehmenden ein Zertifikat auf<br />

der Grundlage des <strong>Rahmenkonzept</strong>es über<br />

Umfang und Inhalt der Qualifizierung.<br />

Im <strong>Rahmenkonzept</strong> sind die notwendigen Inhalte 3 benannt. Die Ausgestaltung und die Tiefe<br />

der jeweiligen Themen orientieren sich an der Zusammensetzung der Teilnehmergruppen und<br />

sind prozessorientiert. Entsprechend der Vorkenntnisse und Berufsgruppenzugehörigkeit der<br />

Teilnehmer*innen können Lernziele vertieft und Themenschwerpunkte gesetzt werden.<br />

Grundkurs<br />

Zahl der Teilnehmenden<br />

Pro Kurs sind 8 bis 16 Teilnehmer*innen empfohlen,<br />

die Anzahl von darf 20 nicht überschritten<br />

werden.<br />

Fehlzeiten<br />

Im Grund- und Aufbaukurs dürfen die Fehlzeiten<br />

10 Prozent der Gesamtkursdauer nicht<br />

überschreiten. Fehlzeiten, die darüber hinausgehen,<br />

müssen nachgearbeitet werden.<br />

Art und Umfang werden mit der Kursleitung<br />

abgestimmt, z. B. durch Wiederholung des<br />

Kursmoduls oder zusätzliche Arbeitsaufgaben.<br />

• Selbsterfahrung / Auseinandersetzung mit<br />

eigener und fremder Lebensgeschichte<br />

/ Verlust- und Ressourcenbiografien / Umgang<br />

mit eigenen Ohnmachtserfahrungen<br />

• Grundlagenverständnis von Trauer / Definitionen<br />

• Haltung, Funktion, Aufgaben und Rolle von<br />

Trauerbegleitung<br />

• Trauermodelle und -theorien<br />

• Empfehlung:<br />

• Duales Prozessmodell nach Margaret<br />

Stroebe und Henk Schut inkl. Erweiterungen<br />

(Vertiefung im Aufbaukurs)<br />

• Traueraufgabenmodell nach William<br />

Worden<br />

• Kaleidoskop des Trauerns nach Chris<br />

Paul<br />

• Gezeiten der Trauer nach Ruthmarijke<br />

Smeding<br />

• Informationen über Sterben und Sterbeprozesse<br />

/ Auseinandersetzung und Erfahrungsaustausch<br />

• Unterschied zwischen Sterbe- und Trauerbegleitung<br />

(inkl. Pre-loss Grief)<br />

• Gesprächsführung in der Trauerbegleitung<br />

• Rahmenbedingungen / beispielhafte Settings<br />

von Trauerbegleitungsangeboten<br />

• Einzelgespräche<br />

• Trauercafé, offene und geschlossene Trauergruppe<br />

• Prozessgestaltung<br />

• Erstgespräch, Auftragsklärung<br />

• Ziele und Grenzen in der Trauerbegleitung<br />

(Wirksamkeit von Trauerbegleitung)<br />

• Abgrenzung von Trauerbegleitung / Trauerberatung<br />

zu Therapie<br />

• Phänomen der Übertragung / Gegenübertragung<br />

• Rituale und Symbole in der Trauer<br />

• Spiritualität<br />

10<br />

3) Im <strong>Rahmenkonzept</strong> wurde auf detaillierte Lernziele verzichtet. Zum grundsätzlichen Verständnis: Die Inhalte im<br />

Grund- und Aufbaukurs unterscheiden sich insbesondere in der Bearbeitungstiefe und der Zielsetzung, d.h.<br />

wozu befähigt wird.<br />

11


Rahmenvereinbarung <strong>Trauerqualifizierung</strong><br />

• Ressourcen<br />

• eigene Ressourcen / Selbstpflege und<br />

Selbstfürsorge in der Rolle als Trauerbegleiter*in<br />

• Ressourcen bei anderen entdecken<br />

• lösungsorientiert begleiten unter Nutzung<br />

vorhandener Ressourcen<br />

• systemische Aspekte im Trauerprozess<br />

• Risikofaktoren für erschwerte bzw. komplizierte<br />

Trauer / klinisch relevante Trauerverläufe<br />

(u. a. Prolonged Grief Disorder nach<br />

ICD-11 und Persistent Complex Bereavement<br />

Disorder nach DSM-V)<br />

• Kindertrauer (Schwerpunkt Todesverständnis<br />

von Kindern) – „Notfälle“ in der Trauerbegleitung<br />

(Worst Case)<br />

Aufbaukurs<br />

• Unterschied zwischen Trauerbegleitung<br />

und Trauerberatung, Abgrenzung zu<br />

Psychosozialer Notfallversorgung (PSNV),<br />

Krisenintervention (KIT), Notfallseelsorge<br />

• Rolle und Haltung der Trauerberater*in (inkl.<br />

systemischer Perspektive)<br />

• Trauermodelle vertiefen (inkl. Erweiterungen<br />

des Dualen Prozessmodells; wichtig:<br />

Modelle sind Heuristiken)<br />

• Bindungstheorie nach John Bowlby (inkl.<br />

Konsequenzen für Beratung und Begleitung,<br />

auch mit Blick auf die/den Begleiter*in<br />

bzw. Berater*in)<br />

• erschwerende Faktoren für Trauerprozesse<br />

• Verlustarten (z. B. Suizid, Demenz, traumatisch<br />

erlebtes Sterben)<br />

• vorbestehende psychische Störungen<br />

• Reaktionen auf Verlust (Schuld, Depression,<br />

Traumata, Krisen, Suizidalität, Prolonged<br />

Grief Disorder nach ICD-11 und<br />

Persistent Complex Bereavement Disorder<br />

nach DSM-V, Disenfranchised Grief)<br />

• Resilienz und Trauer<br />

• Kindertrauer (Schwerpunkt: Beratung von<br />

Bezugspersonen)<br />

• Vernetzung<br />

• Methoden in der Trauerbegleitung und -beratung<br />

(z. B. Fünf Säulen der Identität)<br />

• Trauer(n) digital<br />

• Trauergruppen planen und durchführen<br />

• Präsentation der Seminararbeiten<br />

Methoden<br />

• unterschiedliche Ebenen ansprechen (kognitiv,<br />

emotional, spirituell etc.)<br />

• Selbsterfahrung<br />

• Reflexion zu eigenen Werten, (Lebens-)<br />

Einstellungen, Motivation, Rollenverständnis<br />

und deren Einfluss auf die Begleitung<br />

(Entwicklung von Haltung als Trauerbegleiter<br />

und -berater)<br />

• Wissensvermittlung / Kompetenzerweiterung<br />

(z. B. Vortrag)<br />

• Lernen in der Gruppe / Austausch mit<br />

anderen Teilnehmenden / Interventionsgruppen<br />

/ Reflexion des Gruppenprozesses<br />

• Einzelarbeit, Kleingruppen<br />

• kreative Methoden<br />

• Übungen, Fallbeispiele, Rollenspiele<br />

• (kollegiale) Beratung (Intervision / fallbezogene<br />

Praxisbegleitung / Supervision)<br />

Evaluation<br />

Die Kursleitungen / Veranstalter stellen eine<br />

Evaluation der Kursteile sicher.<br />

12<br />

13


Rahmenvereinbarung <strong>Trauerqualifizierung</strong><br />

Zertifizierung von Kursen nach<br />

vorliegendem <strong>Rahmenkonzept</strong><br />

Evaluation des<br />

<strong>Rahmenkonzept</strong>es<br />

Zertifizierungskommission<br />

Die DGP und der DHPV bilden eine Kommission<br />

zur Zertifizierung von Kurskonzepten auf<br />

der Grundlage des <strong>Rahmenkonzept</strong>es der<br />

unter 1. und 2. beschriebenen Rahmenbedingungen<br />

und Anforderungen. Sie setzen den<br />

Rahmen für die Anerkennung.<br />

Die Kommission arbeitet auf der Grundlage<br />

einer Geschäftsordnung.<br />

Der Umfang der Vertiefungsangebote kann<br />

unterschiedlich sein:<br />

• Tages- oder Zwei-Tages-Veranstaltungen<br />

• Zusatzmodule mit spezifischen Schwerpunkten<br />

• ausgewählte Hospitationen<br />

• Supervision, kollegiale Beratung u. a.<br />

Das <strong>Rahmenkonzept</strong> wird durch die unterzeichnenden<br />

Organisationen regelmäßig in<br />

Bezug auf die Zielsetzung und Inhalte hin<br />

überprüft und angepasst.<br />

Regelmäßige Weiterbildung<br />

und -entwicklung der Trauerbegleiter*innen<br />

In der praktischen Tätigkeit ergeben sich Themen<br />

und Fragestellungen, die einer Vertiefung<br />

bedürfen. Aufbauend auf der Grund- und<br />

Aufbaustufe sind fortlaufend weiterführende<br />

Bildungsangebote zu absolvieren, welche<br />

diesem Bedarf Rechnung tragen. Die Zertifizierungskommission<br />

spricht hierzu Empfehlungen<br />

aus.<br />

14<br />

15


16<br />

Deutscher Hospiz- und<br />

PalliativVerband e. V.<br />

Aachener Straße 5<br />

10713 Berlin<br />

Tel. 030 82 00 758-0<br />

info@dhpv.de<br />

www.dhpv.de

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