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procontra | Ausgabe 02/2024

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April-Mai 2<strong>02</strong>4 | <strong>Ausgabe</strong> 101 | Jahrgang 18<br />

Das freie Finanzmagazin<br />

Benchmark-Battle beenden<br />

Wie der Erfolg aktiver Fonds sinnvoller<br />

als an einer Benchmark<br />

gemessen werden kann<br />

Indexpolicen in der Kritik<br />

Warum die Produkte im Boomjahr<br />

enttäuschten und welche Probleme<br />

in ihrer DNA zu beachten sind<br />

Fugenschutz gekittet<br />

Wie Versicherer ihre Wohngebäudepolicen<br />

nach dem „Fugenurteil“<br />

nachgebessert haben<br />

Pflege<br />

als Pflegefall<br />

Warum die private<br />

Vorsorge ein<br />

Dauerpatient ist


Ohne<br />

sie<br />

ist die Herzlichkeit a. D.<br />

Wertvolle<br />

Absicherung<br />

für junge<br />

Beamtinnen und<br />

Beamte!<br />

Im Fall der Fälle: Die Allianz ermöglicht Beamtinnen und<br />

Beamten mit der Berufs- und Dienstunfähigkeitsversicherung<br />

finanzielle Sicherheit für die gesamte Berufslaufbahn.<br />

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oder unter makler.allianz.de/beamte


EDITORIAL | 3<br />

»Private Pflegevorsorge<br />

kommt in Schwung«<br />

Die Kostenbelastung in der sozialen Pflegeversicherung<br />

wird größer. Um das umlagefinanzierte System stabilisieren<br />

zu können, führt kein Weg an der kapitalgedeckten<br />

und damit privaten Pflegevorsorge vorbei. Experten<br />

betonen, dass nur diese Kapitaldeckung die Solidarität mit<br />

den Pflegebedürftigen von heute und den kommenden<br />

Generationen sichere. Das werden Politik, Anbieter und<br />

Vermittler erkennen und das Thema in die Lande tragen.<br />

Dort ist es auch kein so unbekanntes, wie man immer tut.<br />

Seit Corona ist das Bewusstsein für die eigene Gesundheitsversorgung<br />

spürbar gestiegen. Das kann und sollte in<br />

der Beratung stärker genutzt werden – um über die Lücken<br />

der gesetzlichen Pflege weiter aufzuklären und sich einer<br />

Produktpalette zu bedienen, innerhalb derer Versicherer<br />

hoffentlich weiter an den Stellschrauben drehen, um die<br />

Vorsorge noch flexibler und attraktiver zu machen.<br />

Die Politik weitet mit jeder Reform die Leistungen in<br />

der gesetzlichen Pflegeversicherung aus. Damit erhöht sie<br />

nicht nur das Finanzierungsproblem – was der privaten<br />

Vorsorge eigentlich entgegenkommen müsste. Sie sendet<br />

aber vor allem die falschen Signale an die Bevölkerung.<br />

Diese wähnt sich in einer fatalen Versorgungssicherheit<br />

für den eigenen Pflegefall, die die Notwendigkeit der privaten<br />

Vorsorge verkennen lässt. Noch immer sehen zu viele<br />

Menschen in der gesetzlichen Pflegeversicherung eine Art<br />

Vollversicherung.<br />

Zudem mag der Vertrieb das Thema nicht. Zu sensibel, zu<br />

weit weg und stark konkurrierend mit dem lukrativeren<br />

Einkommensschutz und der Altersvorsorge, wo die Argumentation<br />

schon schwierig genug ist. Da auch die Versicherer<br />

das Thema nicht offensiver angehen, wird man bei<br />

der eigenen Pflegevorsorge weiterhin hoffen statt handeln.<br />

Liebe Makler, liebe Leser,<br />

die <strong>procontra</strong>-Redaktion wünscht Ihnen<br />

eine aufschlussreiche <strong>Ausgabe</strong>.<br />

www.<strong>procontra</strong>-online.de<br />

@<strong>procontra</strong>online<br />

facebook.com/<strong>procontra</strong><br />

Matthias Hundt<br />

Chefredakteur<br />

<strong>procontra</strong> 2 | 2<strong>02</strong>4


Inhalt April<br />

bis Mai 2<strong>02</strong>4<br />

28 46<br />

10 Starke Thesen Experten,<br />

Interviewpartner und Leser<br />

mit klaren Statements<br />

22 Booster für die Beratung<br />

Gesprächsaufhänger und<br />

Neues für Ihre Produktpalette<br />

Investmentfonds<br />

28 Goldpreisanstieg: »Warum<br />

nicht auch auf 3.000 US-<br />

Dollar?« DJE-Vorstand Ulrich<br />

Kaffarnik im Investmenttalk<br />

32 Benchmark-Battle war<br />

gestern Ist der Erfolg aktiver<br />

Fonds sinnvoller messbar?<br />

36 Stabilisator fürs Depot<br />

Dividenden und ihr Beitrag zur<br />

Gesamtperformance<br />

38 Wohin mit den grünen<br />

Kosten? Wie ESG-Daten die<br />

Fondskosten beeinflussen<br />

Titel<br />

»Die gesetzliche Pflege<br />

wird häufig für eine<br />

Vollversicherung<br />

gehalten.«<br />

Miriam Michelsen<br />

MLP<br />

14<br />

Pflege als Pflegefall<br />

Obwohl ihre Notwendigkeit seit Jahren<br />

betont wird, kommt die private<br />

Pflegevorsorge nicht vom Fleck.<br />

Dabei sendet die Politik mit jeder<br />

Reform die falschen Signale, und<br />

Produktgebern und Beratern fehlt<br />

das Rüstzeug, um den Pflegebock<br />

endlich umzustoßen.<br />

Versicherungen<br />

44 »Die Riester-Beitragsgarantie<br />

abzusenken wäre falsch«<br />

Walter Riester über ein Riester-Comeback<br />

46 Per Run-off aus der Kostenfalle<br />

IT-Kosten belasten<br />

Lebensversicherer immer<br />

stärker<br />

48 Gefangen im Index Kaum<br />

Rendite trotz Boomjahr 2<strong>02</strong>3.<br />

Woran Indexpolicen scheitern<br />

52 Schutz für Laubenpieper<br />

Welchen Schutz Kleingärtner<br />

brauchen<br />

54 Fugenschutz endlich<br />

gekittet? Wie Wohngebäudeversicherungen<br />

nach dem „Fugenurteil“<br />

angepasst wurden<br />

<strong>procontra</strong> 2 | 2<strong>02</strong>4


Impressum<br />

Verlag und Redaktion<br />

Alsterspree Verlag GmbH<br />

Firmensitz: Großer Burstah 50–52, 20457 Hamburg<br />

Postanschrift:<br />

Kurfürstendamm 173/174, 10707 Berlin<br />

Telefon: +49 (0 30) 232 56 27 00<br />

www.<strong>procontra</strong>-online.de<br />

Herausgeber Philipp B. Siebert<br />

Chefredakteur Matthias Hundt<br />

Art Directoren Niels Flender, Sabine Müller<br />

64 88<br />

Layout und Infografik Sabine Müller<br />

Bildredaktion Roman Kulon, Eleonora Mavromati<br />

Berater<br />

64 »Schon ein Verdacht<br />

muss gemeldet werden«<br />

Handlungszwang für Makler<br />

durch das Geldwäschegesetz<br />

66 So ist’s Recht Urteile, die<br />

Makler kennen sollten<br />

70 Mehr Zeit fürs Lernen?!<br />

In der EU-Kleinanlegerstrategie<br />

wird über höhere Weiterbildungspflicht<br />

nachgedacht<br />

72 Nachfolge selbst bauen Wie<br />

der Nachwuchs fürs Maklerunternehmen<br />

inhouse selbst<br />

herangeführt werden kann<br />

76 Heilpraktikerpolice im<br />

Check Der „Ambulant Plus“<br />

der Signal Iduna unter der Lupe<br />

78 pro & contra Rentenpaket II<br />

Chancen und Risiken der<br />

neuen Rentenreform<br />

Sachwerte<br />

82 »Förderungen von Land und<br />

Bund sind kombinierbar«<br />

Welche Zuschüsse energieeffizientes<br />

Bauen ermöglicht<br />

84 Jetzt oder nie?! Experten<br />

über Gelegenheiten am<br />

Immobilienmarkt<br />

88 Renditetreiber gesucht?<br />

Positive Entwicklungen am<br />

Rohstoffmarkt nutzen<br />

Rubriken<br />

3 Editorial<br />

5 Impressum<br />

6 Personen- und<br />

Firmenverzeichnis<br />

90 Privat gefragt Ruven Simon<br />

(WWK) mit privaten Einblicken<br />

Lektorat TextSchleiferei.de<br />

Textbeiträge Mailin Bartknecht, Florian Burghardt,<br />

Jörg Droste, Carla Fritz, Heike Gorres, Matthias Hundt,<br />

Mandy Lange, Oliver Mest, Dr. Hans-Jörg Naumer,<br />

Erika Neufeld, Stefan Terliesner, Jan Wagner, Nadine<br />

Wiesenthal,<br />

Coverillustration Roman Kulon<br />

Anzeigenberatung Nadin Korte<br />

n.korte@alsterspree.de, +49 (0)40 6 07 71 29 24<br />

Anzeigendisposition<br />

Sabine Müller, s.mueller@alsterspree.de<br />

Verlagsgeschäftsführer<br />

Philipp B. Siebert, Tilman J. Freyenhagen<br />

Verantwortlich für diese <strong>Ausgabe</strong><br />

i. S. d. P. Matthias Hundt<br />

Druckerei MÖLLER PRO MEDIA® GmbH<br />

Zeppelinstraße 6, 16356 Ahrensfelde,<br />

www.moellerdruck.de<br />

Leserservice<br />

leserbetreuung@<strong>procontra</strong>-online.de<br />

Abonnement<br />

abo@<strong>procontra</strong>-online.de<br />

Heftpreis: 4,80 Euro<br />

Jahresabonnement: 20 Euro für sechs <strong>Ausgabe</strong>n<br />

inkl. Versandkosten, inkl. USt.<br />

© 2<strong>02</strong>4 für alle Beiträge bei Alsterspree Verlag<br />

GmbH. Nachdruck, Aufnahme in Onlinedienste sowie<br />

Vervielfältigung auf Datenträger nur nach vorheriger<br />

schriftlicher Zustimmung.<br />

Hinweis Den Artikeln, Empfehlungen, Charts, Tabellen<br />

und Diagrammen liegen Informationen zugrunde,<br />

die die Redaktion für verlässlich hält. Trotz sorgfältiger<br />

Auswahl der Quellen kann für die Richtigkeit<br />

des Inhalts keine Haftung übernommen werden. Die<br />

in <strong>procontra</strong> gemachten Angaben dienen der Unterrichtung<br />

und sind keine Aufforderung zum Kauf oder<br />

Verkauf von Wertpapieren.<br />

Für Mitglieder der nachfolgend aufgeführten Verbände<br />

ist der Bezugspreis im Mitgliedsbeitrag enthalten:<br />

AfW Bundesverband Finanzdienstleistungen e. V.<br />

Votum Verband Unabhängiger Finanzdienstleistungsunternehmen<br />

in Europa e. V.<br />

Unser Druck ist zu 100 % klimaneutral. Der Innenteil<br />

wird auf 100 % Recyclingpapier gedruckt.<br />

<strong>procontra</strong> 2 | 2<strong>02</strong>4


6 | PANORAMA Unternehmens- und Personenverzeichnis<br />

Index<br />

Unternehmens- und Personenverzeichnis<br />

UNTERNEHMEN<br />

Adesso____________________ 46<br />

Admiral-Direkt_____________ 23<br />

Aeiforia_________________ 11, 43<br />

AEW_______________________ 23<br />

Afida____________________ 46 f.<br />

Agencio___________________ 23<br />

Airbus_____________________ 28<br />

Alcoa______________________88<br />

Allianz_11, 16 f., 23, 36, 38 f., 49<br />

Alte Leipziger______________ 55<br />

Arag______________ 16, 20, 46 f.<br />

Assekurata_____________15, 50<br />

Axa_______________20, 46 f., 55<br />

Baloise________________ 46, 53<br />

Barmenia__________________ 49<br />

Bayerische________________ 47<br />

BCA________________ 20, 23, 74<br />

blau direkt_______________ 20 f.<br />

BTC________________________40<br />

Canada Life_______________ 23<br />

Charta_____________________ 73<br />

Check24___________________ 24<br />

Commerzbank_____________ 89<br />

con4b___________________ 54 f.<br />

Condor____________________ 22<br />

Continentale______________ 16<br />

DBV Winterthur___________ 46<br />

Debeka____________________ 16<br />

Deka______________________ 39<br />

Dialog_____________________ 52<br />

Diva_______________________ 27<br />

DJE________________________ 28<br />

DKV_______________________ 20<br />

Domcura________________ 55 f.<br />

Dr. Klein___________________ 86<br />

DWS_____________________ 38 f.<br />

Ergo____________________47, 55<br />

ExxonMobil______________ 88 f.<br />

Feuersozietät______________ 53<br />

finsparent_________________ 38<br />

flightright_________________ 23<br />

Frankfurter Leben_________ 47<br />

Generali___________________ 46<br />

Going Public!______________ 73<br />

Gothaer________________ 16, 23<br />

Hallesche_______________16, 20<br />

Hannoversche_____________ 22<br />

HDI________________________ 55<br />

Helaba____________________ 89<br />

Heraeus___________________ 89<br />

Hiscox_____________________ 53<br />

Holcim____________________88<br />

Honorarfinanz_____________ 39<br />

Infineon___________________ 28<br />

Interhyp________________ 84 ff.<br />

Invios______________________88<br />

iShares____________________ 39<br />

ISS________________________ 39<br />

Itzehoer___________________ 23<br />

IVFP____________________ 48 ff.<br />

Jung, DMS & Cie.__________ 75<br />

KPMG___________________ 46 f.<br />

LSEG Lipper_____________ 33 f.<br />

LV 1871____________________ 22<br />

MLP____________________16, 20<br />

Morgen & Morgen______ 17, 24<br />

MSCI______________________ 39<br />

Münchener Verein_________ 23<br />

Nomura___________________ 34<br />

Öko-Zentrum NRW________ 82<br />

Opimas____________________40<br />

PerFinEx__________________ 68<br />

Pioneer Resources_________ 89<br />

Plansecur__________________ 75<br />

pma_______________________ 73<br />

PVS________________________ 50<br />

Rio Tinto__________________88<br />

Santander_________________ 87<br />

SAP________________________ 28<br />

Shell_______________________88<br />

Siemens___________________ 28<br />

Signal Iduna_______ 17, 47, 76 f.<br />

Standard Life______________ 74<br />

Stoxx______________________ 28<br />

Sustainalytics______________ 39<br />

Total______________________88<br />

Union Investment_________ 39<br />

Versicherungskammer Bayern________________________<br />

16<br />

VHV_______________________ 23<br />

Viridium___________________ 47<br />

Volkswohl Bund ___________ 53<br />

WWK______________________90<br />

Zurich__________________47, 53<br />

PERSONEN<br />

Bahr, Daniel _______________ 17<br />

Bardt, Hubertus___________88<br />

Bartz, Jochen______________ 87<br />

Becker, Dennis___________ 52 f.<br />

Beenken, Matthias_12, 16, 21, 70<br />

Bentele, Verena____________ 18<br />

Birnbaum, Jens____________ 55<br />

Böhm, Johannes_________ 39 f.<br />

Böhm, Stephan____________ 20<br />

Braun, Nikolaus____________ 69<br />

Brückner, Axel_____________ 68<br />

Dresig, Tilo________________ 46<br />

Fetzer, Stefan______________ 19<br />

Finke, Achim____________ 54 ff.<br />

Fritsch, Carsten____________ 89<br />

Gattung, Martin____________ 11<br />

Gladis, Robert_____________ 20<br />

Glow, Detlef_____________ 33 f.<br />

Grabmaier, Sebastian______ 75<br />

Hagist, Christian___________ 19<br />

Hanowski, Mario___________ 20<br />

Hauer, Michael__________ 48 f.<br />

Heermann, Lars____________ 50<br />

Heinz, Michael H.__________ 71<br />

Hoffmann, Bernd__________ 47<br />

Irmscher, Andrea__________ 86<br />

Kaffarnik, Ulrich________ 28 ff.<br />

Karwatzki, Jan___________ 82 f.<br />

Kern, Christian__________ 46 f.<br />

Klein, Martin____________ 64 f.<br />

Kober, Dirk________________ 20<br />

Kostolany, André___________ 69<br />

Kraus, Alexander_______ 15, 17<br />

Kreutz, Carsten____________ 56<br />

Kreuz, Nikolas___________ 88 f.<br />

Kronauer, Kevin__________ 38 f.<br />

Lambrecht, Barbara_______ 89<br />

Leibenzeder, Falk______ 10, 50<br />

Lindner, Christian__________ 12<br />

Lüschen, Hans-Hermann___ 55<br />

Macri, Mauricio____________ 30<br />

Marx, Hendrik_____________ 89<br />

Mayer, Brigitte_____________ 53<br />

Mayer, Carmen____________ 69<br />

Mest, Oliver_____________ 76 f.<br />

Michelsen, Miriam______16, 20<br />

Milei, Javier_______________ 30<br />

Mohr, Mirjam___________ 84 ff.<br />

Müller, Sebastian__________ 74<br />

Naumer, Hans-Jörg___ 11, 38 f.<br />

Neumann, Michael_______ 85 f.<br />

Oberle, Marcel____________ 75<br />

Petersen, Oliver_________ 73 f.<br />

Popp, Michael_____________ 79<br />

Pötzsch, Thorsten__________ 39<br />

Pradetto, Oliver__________ 20 f.<br />

Reuther, Florian___________ 19<br />

Riester, Walter___________ 44 f.<br />

Romstöck, Michael________ 75<br />

Sagner, Pekka_____________ 85<br />

Schulz, Anja_______________ 78<br />

Schumacher, Uwe_______ 55 f.<br />

Siebel, Rudolf______________40<br />

Simon, Ruven______________90<br />

Stolz, Wolfgang____________ 75<br />

Suchoweew, Thomas_______ 73<br />

Suttrup, Jennifer__________ 22<br />

Thu Lan Nguyen___________ 89<br />

Tolckmitt, Jens____________ 85<br />

Voigtländer, Michael_______ 85<br />

Wasem, Jürgen____________ 19<br />

Weidner, Jens_____________ 69<br />

Wittholt, Frank__________ 46 f.<br />

Wolf, Thomas______________ 47<br />

Wolfgang, Kuckertz________ 73<br />

Zekert, Florian_____________ 39<br />

Wir verpassen keine News.<br />

Sie auch nicht?<br />

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<strong>procontra</strong> 2 | 2<strong>02</strong>4


Robert Raeder<br />

HanseMerkur Leiter Mathematik<br />

Mit<br />

höchstem<br />

Budget am<br />

Markt<br />

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»ENDLICH HAT’S EINER DURCH-<br />

SCHAUT: VOLLER HAFTPFLICHT-<br />

SCHUTZ BEI GLASBRUCH.«


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10 | PANORAMA Meinungsmacher<br />

Starke Thesen<br />

Experten, Interviewpartner und <strong>procontra</strong>-Leser mit klaren Meinungen<br />

»Es gibt wenig<br />

Anreiz zur<br />

privaten<br />

Pflegevorsorge.«<br />

Prof. Matthias Beenken hält die Pflegeversicherung<br />

von Beginn an für falsch konstruiert.<br />

Mehr dazu im Titel ab Seite 14<br />

»Vermittler riskieren, wegen<br />

mangelnder Zuverlässigkeit<br />

ihre Zulassung zu verlieren.«<br />

»Die Nutzung von Finanzmarktdaten<br />

ist für die<br />

Fondsgesellschaften seit<br />

Jahren mit regelmäßigen,<br />

teilweise massiven Preiserhöhungen<br />

verbunden.«<br />

Rudolf Siebel, Geschäftsführer des Fondsverbands<br />

BVI, über die Kostenbelastung durch ESG-Ratingdaten<br />

Mehr dazu auf Seite 38<br />

Martin Klein vom Votum-Verband über die Konsequenzen<br />

für Vermittler, wenn die neuen Vorgaben des<br />

Geldwäschegesetzes nicht umgesetzt werden.<br />

Das komplette Interview dazu auf Seite 64<br />

»Gemanagte Fonds schlagen alles«<br />

Langfristig, was ja in der Regel der Fall ist, schlägt jeder gut gemanagte<br />

Fonds einen gleichwertigen ETF oder eine Indexpolice, und<br />

das wohlgemerkt nach Kosten! Da wird manche Geiz-ist-geil-Denke<br />

sich noch umschauen. (Anm. d. Red.: Versicherungsmakler Falk Leibenzeder<br />

hält Indexpolicen für ein „Geldvernichtungsmodell“. Damit<br />

ist er offenbar nicht allein.)<br />

Wolfgang Schröck, via Facebook<br />

<strong>procontra</strong> 2 | 2<strong>02</strong>4


Meinungsmacher PANORAMA | 11<br />

»Transparenz«<br />

Gerne können Sie mit unserem Unternehmen<br />

einen Termin vereinbaren. Schicken Sie mir einfach<br />

Ihre Kontaktdaten, per PN. Wir zeigen Ihnen<br />

die Daten der Umfragen per Teams. (Anm. d.<br />

Red.: Unter unserem Artikel über eine Umfrage,<br />

wonach bislang 22 Prozent der Deutschen die<br />

digitale Rentenübersicht genutzt haben, hatten<br />

zwei Nutzer an der Richtigkeit der Daten gezweifelt.<br />

Martin Gattung, Chef der Firma Aeiforia, die<br />

die Umfrage beauftragt hatte, bot den Skeptikern<br />

direkt unter dem <strong>procontra</strong>-Artikel einen tieferen<br />

Einblick an.)<br />

Martin Gattung, via LinkedIn<br />

»Die Kritik am Generationenkapital<br />

beruht fast<br />

ausschließlich auf<br />

Unwissenheit.«<br />

Anja Schulz von der FDP sieht entgegen der<br />

Kritik im Generationenkapital einen Paradigmenwechsel<br />

in der gesetzlichen Rente.<br />

Das pro & contra dazu auf Seite 78<br />

»Personalabbau«<br />

Weil immer mehr Tätigkeiten kostenfrei auf<br />

die Agenturen verteilt werden! (Anm. d. Red.:<br />

Insgesamt ist die Anzahl der Angestellten in der<br />

Versicherungsbranche 2<strong>02</strong>3 um 1,3 Prozent gestiegen,<br />

speziell im Außendienst ist sie aber um<br />

2,4 Prozent gesunken.)<br />

Dirk Schole, via Facebook<br />

Kolumne<br />

Dr. Hans-Jörg Naumer<br />

leitet Global Capital Markets &<br />

Thematic Research von Allianz<br />

Global Investors<br />

»Das Comeback von<br />

Multi-Asset«<br />

„Niemals alle Eier in einen Korb legen“ – diese Volksweisheit<br />

hat eine tiefe Verankerung in der Kapitalanlage. Dabei<br />

hatte es die von ihr abgeleitete Anlagephilosophie während<br />

der Zeit der Niedrig- und Negativrenditen schwer. Dazu<br />

kam das nicht minder schwierige Jahr 2<strong>02</strong>2, in dem viele<br />

Anlagemöglichkeiten eine negative Performance auswiesen<br />

und das Aktien- gleichermaßen wie das Anleihesegment<br />

verlor. Was sich auswirkte, war die Geldpolitik, die fast<br />

rund um den Globus in Anbetracht der fast schon sprunghaft<br />

gestiegenen Inflation von expansiv auf restriktiv<br />

umschaltete. Das bekam Aktien und Anleihen nicht gut. Die<br />

Korrelation erreichte im Betrachtungszeitraum einen<br />

derart hohen positiven Wert, wie er in der Vergangenheit<br />

kaum erreicht wurde. Der Diversifikationseffekt war perdu.<br />

In der jüngeren Zeit hat sich die Korrelation wieder der Null<br />

angenähert. Zwar kann daraus kein zuverlässiger, längerfristiger<br />

Trend abgeleitet werden, aber der Treiber einer<br />

restriktiven bzw. restriktiver werdenden Geldpolitik,<br />

welche durch Liquiditätsentzug die Märkte gleichermaßen<br />

durchschüttelt, ist nicht absehbar. Insgesamt lässt dies<br />

eine wieder niedrigere, vielleicht sogar schon bald negative<br />

Korrelation erwarten. Einem Comeback von Multi-Asset<br />

steht damit nichts im Wege, und gerade in disruptiven<br />

Zeiten ist die „Niemals alle Eier in einen Korb legen“-Regel<br />

so aktuell wie nie. Wenn mit höheren Inflationsraten und<br />

steigenden Unsicherheiten zu rechnen ist, reicht die Anlage<br />

in Anleihen nicht mehr aus. Es gilt, was immer gilt: Wer<br />

mehr Rendite will, muss bereit sein, mehr Risiken einzugehen.<br />

Es geht somit darum, die Anlage nach dem eigenen<br />

Risiko-Ertrags-Profil zu steuern. Und: Multi-Asset hilft,<br />

verhaltensökonomisch betrachtet, bei der Selbstbindung<br />

an eine längerfristige Strategie.<br />

<strong>procontra</strong> 2 | 2<strong>02</strong>4


12 | PANORAMA Meinungsmacher<br />

Leserumfrage<br />

Wie fit fühlen Sie sich in der ESG-Beratung?<br />

»Gold hatte lange ein<br />

charttechnisches<br />

Problem.«<br />

Ulrich Kaffarnik, Vorstand bei DJE Kapital,<br />

sieht den „Durchbruch“ für Gold und hält<br />

einen Unzenpreis von 3.000 US-Dollar für<br />

durchaus denkbar.<br />

Der komplette Investmenttalk auf Seite 28<br />

Sowohl Kunden als auch Berater<br />

haben, trotz Abfragepflicht,<br />

wenig Lust auf nachhaltige<br />

Finanzprodukte. Bei vielen<br />

Vermittlern hapert es sogar an<br />

einigen Grundbegriffen, besagt<br />

eine Umfrage des AfW, und das<br />

trotz der gesetzlichen Pflicht.<br />

Deshalb haben wir uns einmal<br />

auf <strong>procontra</strong>-online umgehört,<br />

wie unsere Leser ihr ESG-Wissen<br />

einschätzen.<br />

30<br />

Ich fühle<br />

mich topfit.<br />

8<br />

62<br />

Ich habe noch<br />

Schulungsbedarf.<br />

Quelle: <strong>procontra</strong><br />

»IDD-Nachweise«<br />

Es wäre zudem zu begrüßen, dass Nachweise für IDD nicht<br />

hinterhergeworfen werden, sondern man sich diese auch erarbeiten<br />

muss. Bei diversen Plattformen und Dienstleistern ist<br />

es nämlich Alltag, sich einmal digital einzuschalten und dann<br />

etwas anderes zu tun. Effekt = 0. Da helfen auch 50 Stunden<br />

pro Jahr nicht. (Anm. d. Red.: Prof. Matthias Beenken hält eine<br />

Anhebung der Bildungszeiten auf 30 Stunden für vertretbar.)<br />

Pascal Schultis, via LinkedIn<br />

»Aktive Fonds müssen erlebbaren<br />

Mehrwert liefern.«<br />

Detlef Glow von LSEG Lipper würde Fonds stärker an ihrer<br />

absoluten Performance messen als nur an der Benchmark.<br />

Mehr dazu auf Seite 32<br />

»Nachhaltige<br />

Panzer?«<br />

Lässt sich super mit dem<br />

Thema Nachhaltigkeit verknüpfen<br />

... NICHT! (Anm. d. Red.:<br />

Auf der Münchener Sicherheitskonferenz<br />

hatte Bundesfinanzminister<br />

Christian Lindner, FDP,<br />

unter anderem die Versicherer<br />

dazu aufgefordert, ihre Scheu<br />

vor Investitionen in die Rüstungsindustrie<br />

abzulegen.)<br />

Markus Riedel, via LinkedIn<br />

»Ich wünsche mir eine obligatorische<br />

Riester-Rente, die für alle<br />

Menschen direkt gilt.«<br />

Walter Riester im Gespräch mit <strong>procontra</strong> zur „Wiederbelebung“ der<br />

Riester-Rente und darüber, was man dabei auf gar keinen Fall tun sollte.<br />

Das komplette Interview auf Seite 44<br />

<strong>procontra</strong> 2 | 2<strong>02</strong>4


Meinungsmacher PANORAMA | 13<br />

»Die Trennung<br />

zwischen privater<br />

und gesetzlicher<br />

Pflegeversicherung<br />

muss aufgehoben<br />

werden.«<br />

Verena Bentele vom Sozialverband<br />

Deutschland (VdK) plädiert für die<br />

Abschaffung der privaten<br />

Pflegeversicherung.<br />

Mehr dazu im Titel ab Seite 14<br />

»Überflüssig«<br />

Und wenn es dann 10 Leser sind, klopft<br />

sich die EU auf die Schulter, sie habe die<br />

Leserschaft um 11 Prozent gesteigert.<br />

Bürokratie und überflüssige Berichte<br />

abschaffen wäre die richtige Lösung.<br />

(Anm. d. Red.: Eine Auswertung des<br />

GDV hatte ergeben, dass die verpflichtenden<br />

Solvenzberichte der Versicherer<br />

im Durchschnitt nur neun Aufrufe pro<br />

Monat erhalten. Jährlich muss jedes<br />

Unternehmen einen etwa 100 Seiten<br />

starken SFCR-Bericht erstellen, der viele<br />

Ressourcen bindet. In Zukunft soll es<br />

neben diesen, laut EU, auch noch eine<br />

leichter verständlichere und weniger<br />

umfangreiche Verbraucherversion<br />

davon geben.)<br />

Jens Klingenberg, via Facebook<br />

»Qualifikationszeiten<br />

für das Thema<br />

Nachhaltigkeit<br />

sind zu bürokratisch<br />

und aktuell<br />

verfrüht.«<br />

Michael H. Heinz vom BVK zur<br />

möglichen Anhebung der Weiterbildungszeiten,<br />

mit festem Anteil für<br />

Nachhaltigkeitskompetenzen.<br />

Mehr dazu auf Seite 70<br />

Was sie jetzt noch nicht weiß:<br />

Sie wird später einmal Artistin.<br />

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<strong>procontra</strong> 2 | 2<strong>02</strong>4<br />

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stehen für alle Geschlechter gleichermaßen.


14 | TITELTHEMA Pflegevorsorge<br />

Pflege als Pflegefall<br />

Trotz hoher Notwendigkeit lahmt die private Pflegevorsorge. Ein Grund liegt in der Politik,<br />

die an einer weiteren Reform bastelt und die private Vorsorge seit Jahren torpediert.<br />

Wie Produktgeber und Vertriebe den Pflegebock dennoch umstoßen können<br />

ST STEFAN TERLIESNER MH MATTHIAS HUNDT<br />

<strong>procontra</strong> 2 | 2<strong>02</strong>4


Pflegevorsorge TITELTHEMA | 15<br />

Was Sie erfahren<br />

werden:<br />

Warum das Geschäft mit<br />

Pflegezusatzpolicen so<br />

zäh verläuft<br />

Welchen Produkten die<br />

Zukunft gehören könnte<br />

Welchen Tatsachen Kunden<br />

ins Auge sehen müssen<br />

Menschenwürdige Pflege bleibt ein<br />

dominierendes Thema. Aktuell sind<br />

mehr als fünf Millionen Menschen in<br />

Deutschland pflegebedürftig; im Jahr<br />

2040 werden es sechs Millionen sein,<br />

erwartet der PKV-Verband. Statistisch<br />

wird mehr als jede zweite Person im<br />

Laufe ihres Lebens einmal pflegebedürftig.<br />

Die Wahrscheinlichkeit steigt<br />

mit dem Alter.<br />

Mit der Einführung der Pflegeversicherung<br />

im Jahr 1995 hat der<br />

Gesetzgeber auf die absehbare<br />

demografische Entwicklung reagiert.<br />

Kassenpatienten müssen in die<br />

soziale Pflegepflichtversicherung und<br />

Privatpatienten in die private Pflegepflichtversicherung.<br />

Von Beginn an<br />

sollte der Staat das Pflegerisiko nur<br />

teilweise abdecken; denn eine Vollversicherung<br />

ist im Umlageverfahren<br />

– das ja selbst ein Demografieproblem<br />

hat – nicht finanzierbar. Durch den<br />

Abschluss von Pflegezusatzpolicen<br />

kann dann ein höheres Leistungsniveau<br />

erreicht werden.<br />

Eine solche Absicherung erscheint<br />

nicht nur sinnvoll, sondern dringender<br />

denn je. Denn allein der Eigenanteil,<br />

den Pflegebedürftige im ersten<br />

Jahr ihres Heimaufenthalts selbst<br />

aufbringen müssen, steigt stetig und<br />

beträgt aktuell im Durchschnitt 2.700<br />

Euro pro Monat. Kann die betroffene<br />

Person den Betrag nicht bezahlen,<br />

müssen ab einer bestimmten Grenze<br />

die Angehörigen ran – oder eben kaum Absicherungen. Woran liegt<br />

sofort eine private Pflegezusatzversicherunggegangen.<br />

Fasst man die Antworten<br />

das? <strong>procontra</strong> ist dieser Frage nach-<br />

Trotz der lückenhaften Absicherung der Analysten, Vermittler, Versicherer<br />

durch die gesetzliche Pflegeversicherung,<br />

der immer größeren Kosten-<br />

schält sich ein Kernproblem heraus:<br />

und Wissenschaftler zusammen,<br />

belastung für Pflegebedürftige und das bei Politikern vorhandene Misstrauen<br />

gegenüber einem auch nur<br />

deren Angehörige sowie des mit dem<br />

Alter steigenden Risikos der eigenen teilweise eigenverantwortlichen Umgang<br />

mit dem Pflegefallrisiko. Trotz<br />

Pflegebedürftigkeit – die private Pflegevorsorge<br />

ist bis heute nicht richtig knapper Finanzen und der Grundidee,<br />

dass der Staat ebendeshalb nur<br />

in der Bevölkerung angekommen.<br />

Wie Alexander Kraus, Fachkoordinator<br />

für den Bereich Krankenverte<br />

der Gesetzgeber die Leistungen der<br />

eine Teilabsicherung bieten solle, weisicherung<br />

bei Assekurata, gegenüber sozialen Pflegepflichtversicherung<br />

<strong>procontra</strong> erläutert, „hatten Ende ständig aus. Das schüre Illusionen.<br />

2<strong>02</strong>2 nur 4,4 Millionen Deutsche eine Seit 2017 habe der Gesetzgeber alle<br />

zusätzliche Absicherung für den Pflegefall<br />

abgeschlossen“. Auf die Gesamt-<br />

sozialen Pflegepflichtversicherung<br />

zwei Jahre die Leistungen in der<br />

bevölkerung bezogen seien das maue ausgeweitet und damit auch deren<br />

5 Prozent. Die Corona-Pandemie habe Finanzierungsproblem vergrößert.<br />

kurzfristig zu mehr Abschlüssen Während die Mehrleistungen in Medien<br />

breit dargestellt würden, finde<br />

geführt. Zuletzt aber sei das Marktwachstum<br />

schon wieder abgeflacht eine Debatte über ihre Bezahlbarkeit<br />

und stagniere mittlerweile, berichtet nur in Fachkreisen statt, ist in der<br />

Kraus.<br />

Branche zu hören. Zurück bleibe eine<br />

ruhiggestellte Bevölkerung, die wenig<br />

Fatales Paradoxon<br />

Interesse an Eigenverantwortung<br />

In der Branche spricht man vom habe. „Die regelmäßigen Leistungsausweitungen<br />

vermitteln Pflegeparadoxon: hoher Bedarf, aber<br />

den<br />

Private Vorsorge wächst kaum<br />

Personen mit einer Pflegezusatzversicherung<br />

5,0<br />

4,5<br />

4,16 4,17<br />

4,0<br />

3,77<br />

3,78<br />

3,66<br />

3,5<br />

3,0<br />

3,45<br />

3,57<br />

2016 2017 2018 2019 2<strong>02</strong>0 2<strong>02</strong>1 2<strong>02</strong>2<br />

Angaben in Mio.<br />

Quelle: PKV-Verband<br />

Illustration: Roman Kulon


16 | TITELTHEMA Pflegevorsorge<br />

Menschen ein Gefühl der vermeintlichen<br />

Sicherheit“, kritisiert auch Miriam<br />

Michelsen, Leiterin Krankenversicherung<br />

beim Maklerunternehmen<br />

MLP, die Entwicklung. Abschlüsse<br />

einer zusätzlichen privaten Absicherung<br />

unterblieben, weil die Pflegeversicherung<br />

fälschlicherweise häufig<br />

für eine Vollversicherung gehalten<br />

werde; wie es beispielsweise bei der<br />

Krankenversicherung der Fall sei.<br />

Matthias Beenken, Professor für<br />

Versicherungswirtschaft an der<br />

Fachhochschule Dortmund, hält die<br />

Pflegeversicherung für von Beginn<br />

Risiko jetzt auf wenige, sehr gut<br />

verdienende Kinder“, so Beenken. Die<br />

Vorgabe sieht eine Unterhaltspflicht<br />

erst ab einem Jahresbruttoeinkommen<br />

von 100.000 Euro vor; darunter<br />

zahlt das Sozialamt. Das Einkommen<br />

des Ehepartners wird hierbei nicht<br />

angerechnet.<br />

Fehler im Vertrieb<br />

Lange Zeit hätten die Versicherer an<br />

eine Erfolgsgeschichte geglaubt, zuletzt<br />

2013 mit Einführung des staatlichen<br />

Zuschusses in Höhe von fünf<br />

Euro pro Monat bei Abschluss einer<br />

Produkt nicht bedarfsgerecht verkauft.<br />

Ein weiterer Grund für die geringe<br />

Verbreitung von Pflegezusatzpolicen<br />

sei das „Alles-oder-nichts-Prinzip“,<br />

das Kunden nicht gefalle: Sie zahlten<br />

jahrzehntelang Beiträge ein, um möglichst<br />

nie eine Leistung zu erhalten.<br />

Ohnehin gebe es eine Verwendungskonkurrenz<br />

der knappen Geldmittel<br />

der Kunden mit der Altersvorsorge,<br />

die als vorrangig angesehen werde.<br />

„Vielleicht wäre es sinnvoller, mehr<br />

Kombiprodukte zu entwickeln, die<br />

verschiedenen Bedürfnissen wie<br />

Berufsunfähigkeits-, Alters- und Pflegevorsorge<br />

gerecht werden und den<br />

Kunden das gute Gefühl geben, in<br />

jedem Fall eine Leistung zu erhalten“,<br />

schlägt der Professor vor.<br />

»Die Pflegeversicherung wird häufig<br />

für eine Vollversicherung gehalten.«<br />

Miriam Michelsen<br />

Leiterin Krankenversicherung beim Maklerunternehmen MLP<br />

an falsch konstruiert: „Es gibt wenig<br />

Anreiz zur privaten Vorsorge. Wer<br />

nicht selbst vorsorgt, kann auf die<br />

Grundsicherung vertrauen und wird<br />

davon vergleichbar gut gepflegt.“ Jede<br />

Leistungsausweitung in der sozialen<br />

Pflichtversicherung verschärfe die<br />

Fehlsteuerung. Zum Beispiel hätten<br />

bis 2<strong>02</strong>0 ältere Kunden mit erwachsenen<br />

Kindern oft den Wunsch gehabt,<br />

ihr Erbe zu schützen und ihren Kindern<br />

einen Rückgriff der Sozialämter<br />

zu ersparen. „Dank Angehörigen-Entlastungsgesetz<br />

beschränkt sich dieses<br />

Pflegetagegeldversicherung mit Eigenbeitrag<br />

von mindestens zehn Euro<br />

(„Pflege-Bahr“). Dann folgte sukzessiv<br />

die Ernüchterung – eben aufgrund<br />

des skizzierten Konstruktionsfehlers<br />

und der Leistungsausweitungen in<br />

der sozialen Pflegepflichtversicherung.<br />

Beenken zufolge haben aber<br />

auch Versicherer und Vertriebe Fehler<br />

gemacht. So habe es „Stornowellen<br />

an druckvoll per Aktionen verkauften<br />

Verträgen“ gegeben. Demnach haben<br />

einige Anbieter ihre Tarife nicht nachhaltig<br />

kalkuliert und Vermittler das<br />

Versicherer eher zurückhaltend<br />

Mittlerweile scheinen einige Versicherer<br />

das Geschäft mit Pflegezusatzpolicen<br />

nur noch halbherzig zu betreiben.<br />

Auf eine Umfrage von <strong>procontra</strong><br />

unter 15 Anbietern, ob sie die Intensität<br />

ihrer Pflegevorsorgeaktivitäten zukünftig<br />

verstärken, beibehalten oder<br />

reduzieren wollen, bekannten sich<br />

nur fünf Gesellschaften eindeutig zu<br />

ihren Wachstumsabsichten: Allianz,<br />

Arag, Hallesche, Debeka und Versicherungskammer<br />

Bayern (VKB). Continentale<br />

und Gothaer wollten an der<br />

Umfrage nicht teilnehmen; andere<br />

nicht genannt werden. Bezeichnend<br />

für die schwierige Situation bei den<br />

Produktgebern ist die Aussage eines<br />

Sprechers der VKB: „Wir sind bereit,<br />

einen noch stärkeren Beitrag zu leisten,<br />

sehen zunächst aber die Politik<br />

in der Pflicht, wichtige gesetzliche<br />

Grundlagen für die Gestaltung und<br />

Finanzierung der Pflege zu schaffen.“<br />

Demgegenüber geht die Allianz jetzt<br />

in die Offensive. Seit März läuft eine<br />

Pflegekampagne, die kurzweilig und<br />

im Jugendsprech darauf aufmerksam<br />

<strong>procontra</strong> 2 | 2<strong>02</strong>4


Pflegevorsorge TITELTHEMA | 17<br />

<br />

machen will, wie wichtig es ist, früh<br />

privat und kapitalgedeckt vorzusorgen.<br />

Darüber hinaus könnten Makler<br />

diverse Werbematerialien erhalten,<br />

um damit Kunden von der Notwendigkeit<br />

einer Absicherung zu überzeugen.<br />

Die Aktion ziele insbesondere auf<br />

die Generation Y, also die zwischen<br />

1980 und 1995 Geborenen. „Wir möchten<br />

zum Nachdenken anregen“, sagt<br />

Vertriebsvorstand Daniel Bahr gegenüber<br />

<strong>procontra</strong>. Bahr war von 2011 bis<br />

2013 Bundesminister für Gesundheit<br />

und hat den nach ihm benannten<br />

„Pflege-Bahr“ initiiert.<br />

Voller Schutz für wenig Geld<br />

Möglicher Monatsbeitrag in Euro einer privaten Pflegezusatzpolice<br />

… mit Alter 25 ab 37 €<br />

… mit Alter 35 ab 56 €<br />

… mit Alter 45 ab 84 €<br />

… mit Alter 55 ab 132 €<br />

Rhetorik in der Beratung<br />

Den Ausführungen Bahrs zufolge<br />

sollten Vermittler ihren Kunden<br />

offene Fragen stellen: „Wie haben Sie<br />

das Thema gelöst? Wie stellen Sie sich<br />

das vor?“ Und dann gemeinsam die<br />

besten Lösungen für die jeweiligen<br />

Bedürfnisse finden. „Wichtig ist bei<br />

der Pflegeversicherung, nicht mit<br />

Angstszenarien aufzuklären“, so der<br />

Vertriebsvorstand. Wie die Kampagne<br />

im Markt ankommt, bleibt abzuwarten.<br />

Bahr zufolge hat die Allianz im<br />

vergangenen Jahr das Neugeschäft<br />

mit Pflegezusatzpolicen nach Beiträgen<br />

um 12 Prozent gesteigert. Während<br />

andere Versicherer schwächeln,<br />

Quelle: Assekurata<br />

»Wichtig ist bei der<br />

Pflegeversicherung,<br />

nicht mit<br />

Angstszenarien<br />

aufzuklären.«<br />

Daniel Bahr<br />

Vertriebsvorstand, Allianz Kranken<br />

gibt die Allianz-Konzern-Tochter Gas.<br />

Die ständigen Eingriffe der Politik in<br />

das System verursachen auch Aufwand<br />

und Kosten bei den Versicherern.<br />

Ein Sprecher von Signal Iduna<br />

schätzt das eigentlich auf Langfristigkeit<br />

ausgerichtete Geschäft dennoch<br />

als rentabel ein. Es sei jedoch wichtig,<br />

die Produkte regelmäßig auf Kompatibilität<br />

mit veränderten gesetzlichen<br />

Vorgaben abzugleichen. Dass Staatseingriffe<br />

Folgen für die Gestaltung<br />

und Kalkulation von Pflegezusatzpolicen<br />

haben, darauf weisen auch die<br />

Analysten von Morgen & Morgen hin.<br />

Der Markt entwickle sich in Richtung<br />

Pflegetagegeld. Die Pflegerente sei ins<br />

Hintertreffen geraten. Zuletzt hätten<br />

etliche Versicherer die Tarife und Be-<br />

dingungsstände ihrer Pflegetagegeld-<br />

Angebote angepasst – auch weil die<br />

Politik in der sozialen Pflegepflichtversicherung<br />

höhere Leistungen<br />

beschlossen hat.<br />

Tarifqualität nimmt ab<br />

Nicht immer könne das Analysehaus<br />

dabei eine positive Veränderung feststellen.<br />

Im vergangenen Jahr hätten<br />

nur 58 Tarife die Bestnote fünf Sterne<br />

erhalten; nach 65 im Jahr 2<strong>02</strong>2 und 69<br />

davor. Auch die Anzahl der Tarife mit<br />

vier und drei Sternen sei gesunken.<br />

Dagegen seien die Zwei-Sterne-Einstufungen<br />

um 30 auf 71 gestiegen.<br />

Als Grund nennt Morgen & Morgen<br />

„Einschränkungen der Leistungsbedingungen,<br />

was nicht im Interesse<br />

der Versicherungsnehmer ist.“ Trotz<br />

des Leistungsabfalls erweise sich der<br />

Markt aber noch als leistungsstark.<br />

Auch nach Auffassung von Kraus „ist<br />

die aktuelle Produktwelt insgesamt<br />

gut“. Vermittler hätten immer noch<br />

eine breite Auswahl. Dennoch könne<br />

das Produktdesign überdacht werden.<br />

Denn das ausbleibende Wachstum<br />

müsse nicht ausschließlich auf<br />

Kundenseite begründet sein. „Es ist<br />

möglich, dass auch auf Angebotsseite<br />

Optimierungspotenzial besteht“, gibt<br />

Kraus zu bedenken. Er gesteht den<br />

Versicherern zu, dass das ständige<br />

Herumbasteln der Politik am System<br />

es ihnen erschwere, die Bedürfnisse<br />

der Kunden langfristig angemessen<br />

abzudecken. Ein weiteres Beispiel<br />

seien die jüngsten Zuschüsse im stationären<br />

Bereich, die zu einer Verringerung<br />

der Pflegelücke bei längeren<br />

Aufenthalten in Heimen geführt hätten.<br />

„Trotzdem gibt es derzeit keine<br />

Produkte, die sich an einen potenziell<br />

sinkenden Bedarf anpassen können.“<br />

Noch etwas betont der Fachmann:<br />

Ebenso wichtig wie ein leistungsstarkes<br />

Produkt sei die Qualität eines<br />

Unternehmens. Nur bei einer<br />

<strong>procontra</strong> 2 | 2<strong>02</strong>4


18 | TITELTHEMA Pflegevorsorge<br />

Sollte die private Pflegeversicherung<br />

abgeschafft werden?<br />

Um die Pflegeversicherung zukunftssicher zu machen und das Versorgungsniveau der<br />

Menschen zu verbessern, steht auch die private Pflegeversicherung auf dem Prüfstand.<br />

Doch kann ihre Abschaffung wirklich den erhofften Durchbruch bringen?<br />

pro<br />

Eine Pflegeversicherung für alle ist<br />

eine echte Investition in die Zukunft.<br />

Es ist an der Zeit, endlich die Pflegeversicherung<br />

zukunftssicher zu machen<br />

– und zwar jetzt! Wer sich gegen<br />

eine Pflegeversicherung, die alle<br />

Menschen miteinbezieht, ausspricht,<br />

verkennt die prekäre Situation, in<br />

der wir uns jetzt schon befinden. Das<br />

System ist am Limit. Pflegebedürftige<br />

verzweifeln, weil sie keinen bezahlbaren<br />

Pflegeplatz finden. Pflegende<br />

Angehörige sind mit ihren Kräften<br />

am Ende, weil sie niemanden haben,<br />

der ihnen unter die Arme greift. Pflegekräfte<br />

drohen unter der Arbeitslast<br />

zusammenzubrechen.<br />

Um dem entgegenzuwirken, müssen<br />

wir die gesetzliche Pflegeversicherung<br />

ausfinanzieren, hin zu<br />

einer Pflegevollversicherung, die alle<br />

pflegebedingten Kosten deckt. Und<br />

das könnte so einfach sein: Würden<br />

alle Menschen in Deutschland in<br />

einen gemeinsamen Topf einzahlen,<br />

wäre das Problem so gut wie gelöst.<br />

Doch leider gibt es zu viele, vor allem<br />

Wohlhabende, die sich nicht an der<br />

Bewältigung der großen Aufgabe für<br />

die Gesellschaft beteiligen.<br />

»Die strukturelle<br />

Trennung zwischen<br />

privater und gesetzlicher<br />

Pflegeversicherung<br />

muss aufgehoben<br />

werden.«<br />

Verena Bentele,<br />

Präsidentin, Sozialverband VdK<br />

Das muss sich ändern. Die strukturelle<br />

Trennung zwischen privater und<br />

gesetzlicher Pflegeversicherung muss<br />

aufgehoben werden.<br />

Das heißt natürlich nicht, dass sich<br />

niemand mehr zusätzlich privat versichern<br />

sollte, der sich das leisten kann.<br />

Aber die Grundversorgung sollte über<br />

eine einheitliche Pflegeversicherung<br />

laufen, die von allen Erwerbstätigen<br />

finanziert wird. Diese einzuführen<br />

wäre kein Problem: Anders als in<br />

der Krankenversicherung sind die<br />

Leistungen der Pflegeversicherung<br />

für privat und gesetzlich Versicherte<br />

schon heute bereits identisch. Es ist<br />

daher an der Zeit, eine einheitliche<br />

Pflegeversicherung auch auf der Finanzierungsseite<br />

umzusetzen.<br />

Ein Gutachten des Zentrums für Sozialpolitik<br />

der Universität Bremen zeigt<br />

eindeutig, dass die Einführung einer<br />

einheitlichen Versicherung einen<br />

positiven Effekt auf die Einnahmen<br />

hat. Neben dem Vorteil, dass durch<br />

Hinzunahme der jetzt Privatversicherten<br />

mehr – zumeist junge und<br />

gesunde – Menschen in die Pflegeversicherung<br />

einzahlen würden, hätte<br />

zusätzlich vor allem auch noch die<br />

Einbeziehung aller Einkunftsarten<br />

wie Vermögenseinkommen, Gewinne<br />

und Mieteinkünfte einen großen Effekt<br />

auf die unverzichtbaren Einnahmen<br />

der Pflegeversicherung.<br />

<strong>procontra</strong> 2 | 2<strong>02</strong>4


Pflegevorsorge TITELTHEMA | 19<br />

Soziale Gerechtigkeit heißt in Zeiten<br />

steigender Kosten und knapper<br />

Ressourcen, dass die Grundversorgung<br />

für alle kein individuelles Risiko<br />

sein darf. Jetzt gilt es dafür zu sorgen,<br />

dass alle Menschen im Bedarfsfall<br />

eine gute Pflege bekommen. Das ist<br />

eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe,<br />

der sich niemand entziehen sollte.<br />

Die Zusammenlegung der privaten<br />

an Alterungsrückstellungen zurückund<br />

gesetzlichen Pflegeversicherung<br />

ist ein wichtiger Schritt, um die Pflege<br />

grundsätzlich zu reformieren. Es ist<br />

höchste Zeit, neu zu denken und<br />

anders zu handeln.<br />

contra<br />

Die Sozialversicherungen in Deutschland<br />

steuern auf einen Kollaps zu.<br />

Ein entsprechendes Gutachten der<br />

Ökonomen Stefan Fetzer und Christian<br />

Hagist im Februar 2<strong>02</strong>4 zeigt<br />

deutlich, dass die umlagefinanzierte<br />

soziale Pflegeversicherung (SPV) nicht<br />

auf die Folgen unserer alternden<br />

Bevölkerung vorbereitet ist. Dass die<br />

SPV zu 100 Prozent umlagefinanziert<br />

eingeführt wurde, bezeichnen die<br />

Autoren als zentralen Konstruktionsfehler.<br />

Warum die Befürworter einer<br />

Pflege-Bürgerversicherung dieses demografieanfällige<br />

Umlageverfahren<br />

dennoch weiter ausbauen wollen, ist<br />

nicht nachvollziehbar. Zumal aus der<br />

Wissenschaft völlig entgegengesetzte<br />

Empfehlungen kommen.<br />

Zur nachhaltigen Stabilisierung der<br />

SPV empfehlen eine ganze Reihe wissenschaftlicher<br />

Analysen den Ausbau<br />

der kapitalgedeckten Finanzierung.<br />

Sowohl der Wissenschaftliche Beirat<br />

des Bundeswirtschaftsministeriums<br />

(BMWK) als auch der Expertenrat<br />

Pflegefinanzen unter Leitung des Gesundheitsökonomen<br />

Jürgen Wasem<br />

plädieren für eine kapitalgedeckte<br />

Vorsorge zur Absicherung der stark<br />

steigenden Pflegekosten. Die Vorteile<br />

zeigen sich schon heute in der privaten<br />

Pflegepflichtversicherung (PPV).<br />

Dort sorgt jede Altersgruppe selbst<br />

für ihr mit dem Alter wachsendes<br />

»Die private Pflegeversicherung<br />

sichert<br />

mit ihrer kapitalgedeckten<br />

Vorsorge die<br />

Solidarität mit den<br />

Pflegebedürftigen<br />

und mit den<br />

kommenden<br />

Generationen.«<br />

Florian Reuther,<br />

PKV-Verbandsdirektor<br />

Pflegebedürftigkeitsrisiko vor. Dafür<br />

finanziert ein Teil der Beiträge den<br />

Aufbau einer verzinslichen Nachhaltigkeitsreserve.<br />

Bis heute wurden so<br />

bereits mehr als 50 Milliarden Euro<br />

gelegt. Damit ist die PPV gut auf den<br />

demografischen Wandel vorbereitet,<br />

obwohl das Durchschnittsalter der<br />

Versicherten und die Kosten je Pflegebedürftigen<br />

schon jetzt höher sind<br />

als in der SPV. Dort gehen die Kosten<br />

im Umlageverfahren der SPV massiv<br />

zulasten der Erwerbstätigen, deren<br />

Beiträge sehr stark steigen werden. In<br />

der PPV hingegen sichern die Versicherten<br />

mit ihrer kapitalgedeckten<br />

Vorsorge die Solidarität mit den<br />

Pflegebedürftigen und den kommenden<br />

Generationen. So schützen sie die<br />

Jüngeren vor Überlastung und den<br />

Staat vor ungedeckten Versorgungslasten.<br />

Wir müssen der umlagefinanzierten<br />

Sozialversicherung ein demografiefestes<br />

Element an die Seite stellen,<br />

das den Zusammenhalt zwischen<br />

Alten und Jungen nicht gefährdet.<br />

Das gelingt nur mit Kapitaldeckung.<br />

Dafür könnte die Politik private und<br />

betriebliche Zusatzversicherungen<br />

mit steuerlicher Abzugsfähigkeit sehr<br />

einfach fördern. Oder das PKV-Konzept<br />

eines „neuen Generationenvertrags<br />

für die Pflege“, das den Jüngeren<br />

mehr Spielraum für individuelle<br />

Vorsorge bringen würde. Der Expertenrat<br />

Pflegefinanzen hat eine<br />

obligatorische Pflegezusatzversicherung<br />

vorgeschlagen: kapitalgedeckt<br />

und geschützt vor staatlichem Zugriff.<br />

Es liegen mehrere Lösungen auf dem<br />

Tisch. Eine Pflege-Bürgerversicherung,<br />

die stur die Fehler der Vergangenheit<br />

wiederholt, gehört ganz<br />

sicher nicht dazu.<br />

<strong>procontra</strong> 2 | 2<strong>02</strong>4


20 | TITELTHEMA Pflegevorsorge<br />

hohen Qualität – womit wohl primär<br />

die Kapitalstärke gemeint sein<br />

dürfte – könne ein Versicherer langfristig<br />

stabile Beiträge gewährleisten.<br />

Hintergrund: Zuletzt gab es teilweise<br />

kräftige Beitragserhöhungen bei Pflegezusatzpolicen.<br />

In diesem Umfeld aus kurzfristig agierenden<br />

Politikern, verunsicherten<br />

Verbrauchern und zum Teil frustrierten<br />

Produktgebern versuchen viele<br />

Versicherungsmakler nach besten<br />

Kräften auch die Vorsorgelücken im<br />

Bereich der Pflege bei ihren Kunden<br />

zu schließen. Wie das funktionieren<br />

könnte, schildert Oliver Pradetto,<br />

Beiratsvorsitzender des Maklerpools<br />

blau direkt (siehe „Maklers Meinung“<br />

rechts). Auch der Vertriebsprofi betont:<br />

Statt Ängste zu schüren, sollten<br />

Berater an die Liebe appellieren.<br />

Wunsch nach Flexibilität<br />

Dass der Vertrieb von Pflegezusatzpolicen<br />

generell schwierig ist, räumt<br />

auch Dirk Kober, Leiter Versicherungen<br />

bei BCA, ein. Das liege auch an<br />

der Komplexität der Produkte. „Es<br />

gibt Pflegetagegeld-, Pflegekosten-<br />

und Pflegerentenversicherungen, die<br />

alle eine Vielzahl von Leistungen und<br />

Optionen bieten, die für die meisten<br />

Verbraucher schwer zu durchschauen<br />

sind.“<br />

Umso wichtiger sei eine umfassende<br />

Beratung. „Die Tarifwelt ist so vielfältig<br />

wie der Bedarf“, betont Kober.<br />

Auch er rät Maklern, Kunden nicht zu<br />

verängstigen, sondern aufzuklären.<br />

Neben der finanziellen Absicherung<br />

seien Assistance-Leistungen ein starkes<br />

Argument.<br />

Gegen einen Mythos wendet sich<br />

Michelsen von MLP: „Anders als viele<br />

Menschen annehmen, ist private<br />

Vorsorge weder sehr teuer noch unflexibel<br />

– für jeden Kunden gibt<br />

es passende Optionen, sowohl aus<br />

der Welt der Kranken- als auch der<br />

4,4 Mio.<br />

Bundesbürger oder 5 Prozent der Bevölkerung<br />

haben eine Pflegezusatzversicherung.<br />

Top-Pflegezusatzpolicen<br />

Vorgaben: 30 Jahre, 5 Sterne,<br />

keine Risikotarife, Leistung in allen<br />

Pflegegraden ambulant und stationär<br />

Anbieter<br />

Allianz<br />

Tarif(gruppe)<br />

Pflegetagegeld Best<br />

Arag PIN-Tarife 1 bis 5<br />

Axa<br />

Barmenia<br />

BBKK<br />

Concordia<br />

DFV<br />

Akut-U, Vario-Tarife<br />

1U bis 5U<br />

MPA, MPS<br />

PflegePrivat<br />

Premium<br />

PG1<br />

Deutschland Pflege<br />

Flex 1-5<br />

Gothaer MediPG-Tarife 1 bis 4<br />

Hallesche<br />

Huk-Coburg<br />

Münchener Verein<br />

Nürnberger<br />

R+V<br />

UKV<br />

vigo<br />

vrk<br />

Württembergische<br />

OlgaFlex.AR<br />

PMv a1 bis a5 und<br />

PMy s1 bis s5<br />

DPP Premium a=s<br />

PAS<br />

PM2<br />

Pflege Privat<br />

Premium<br />

Düsseldorfer<br />

Pflegegeld 1500<br />

PF a1 bis a5 und<br />

PF s1 bis s5<br />

PZ (fixe Konfiguration)<br />

Quelle: Morgen & Morgen; Stand: 12.03.2<strong>02</strong>4<br />

Lebensversicherung sowie immer<br />

stärker aus dem Bereich der betrieblichen<br />

Krankenversicherung.“<br />

Was die Flexibilität betrifft, nennt<br />

Robert Gladis, Leiter Produktentwicklung<br />

bei Hallesche, auf Anfrage<br />

beispielhaft das Ergänzungsprodukt<br />

OlgaFlex. Es biete eine „flexible Beitragszahlung,<br />

wobei die Prämie bis<br />

zum 60. Lebensjahr der Lebenssituation<br />

angepasst werden kann – bei vollem<br />

Leistungsumfang“. Und Mario Hanowski,<br />

Produktverantwortlicher bei<br />

Axa, weist generell auf die „maximale<br />

Flexibilität“ des eigenen Angebots hin<br />

– zum Beispiel die Möglichkeit der<br />

anlassabhängigen Nachversicherung.<br />

Leistungsausweitungen seien ohne<br />

erneute Gesundheitsprüfung machbar;<br />

freilich steige dann auch der<br />

Beitrag entsprechend.<br />

Und schließlich sind auch betriebliche<br />

Pflegezusatzpolicen eine interessante<br />

Entwicklung, wie von Expertin<br />

Michelsen bereits erwähnt. Dieses<br />

Geschäft forcieren immer mehr Versicherer<br />

– wohl auch, weil hier der<br />

politische Widerstand geringer ist<br />

und sich Gewerkschaften mehr Einflussmöglichkeiten<br />

erhoffen. Beispiele<br />

sind die betrieblichen Pflegeergänzungsversicherungen<br />

FeelCare des<br />

Anbieters Hallesche und BonusMed<br />

Pflege Plus von DKV.<br />

Arbeitgeber mit einbinden<br />

Arag wiederum bietet seit 2<strong>02</strong>3 eine<br />

betriebliche Pflegeabsicherung speziell<br />

für tarifgebundene ambulante<br />

Pflegedienste an. Für Stephan Böhm,<br />

Hauptabteilungsleiter Produkte und<br />

Partner, hat das Produkt „Modellcharakter<br />

über die derzeitige Zielgruppe<br />

hinaus“. Neben den Versicherten und<br />

staatlichen Stellen müssten Arbeitgeber<br />

an der Finanzierung der privaten<br />

Eigenvorsorge beteiligt werden.<br />

Vielleicht tragen betriebliche Pflegezusatzpolicen<br />

eines Tages tatsächlich<br />

<strong>procontra</strong> 2 | 2<strong>02</strong>4


Pflegevorsorge TITELTHEMA | 21<br />

Maklers Meinung<br />

Beim Thema Pflege sollten Berater<br />

Statistiken mal außen vor lassen.<br />

Klar lassen sich aus den Zahlen über<br />

immer mehr Pflegefälle, immer mehr<br />

Demenzerkrankungen und eine steigende<br />

Lebenserwartung wunderbar<br />

die enormen finanziellen Belastungen<br />

eines Pflegefalls ableiten, aber<br />

am Ende kaufen die Menschen eine<br />

Pflegezusatzversicherung aufgrund<br />

von Gefühlen.<br />

„Willst du, dass deine Kinder ihr<br />

eigenes Familienleben, ihre Karriere,<br />

ihre Zukunft aus Liebe zu dir aufge-<br />

»Wer seine Familie liebt,<br />

sorgt vor«<br />

Oliver Pradetto,<br />

Beiratsvorsitzender des Maklerpools blau direkt<br />

ben müssen? Dass sie nur noch dafür<br />

leben, dich zu versorgen?“ Berater<br />

sollten ihren Kunden verdeutlichen,<br />

dass Pflegeversicherungen nicht nur<br />

finanzielle Belastungen zahlen. Sie<br />

bewahren Würde. Sie sind Ausdruck<br />

von Verantwortung gegenüber den<br />

Menschen, die wir am meisten lieben.<br />

Die zur Absicherung zur Verfügung<br />

stehenden Tarife sind hervorragend.<br />

Das Angebot an Absicherungsmöglichkeiten<br />

ist breit. Es gibt eine Fülle<br />

an Tarifen mit jeweils unterschiedlichen<br />

Leistungsbausteinen. Insofern<br />

ist die Beratung komplex – aber auch<br />

lohnend. Ein qualifizierter Berater<br />

wählt ein Produkt aus, dass die Kundensituation<br />

optimal berücksichtigt.<br />

Beim Thema Pflege leisten Vermittler<br />

und Versicherer viel Aufklärungsarbeit.<br />

Das kann man von der Politik<br />

nicht behaupten. Allein durch den<br />

Mangel an Pflegeplätzen und steigende<br />

Pflegekosten ist eine furchtbare<br />

Situation für betroffene Familien entstanden.<br />

Die Politik tut so, als ob sie<br />

alles gelöst hätte, tut aber de facto<br />

zu wenig. Fairerweise müsste man<br />

sagen: Nicht jedes private Problem<br />

kann auf die Gemeinschaft verlagert<br />

werden. Menschen müssen bereit<br />

sein, Verantwortung für ihre eigenen<br />

Risiken zu übernehmen.<br />

Wir werden alt. Wir werden gebrechlich.<br />

Wer seine Familie liebt, sorgt für<br />

sich selbst vor. So ehrlich und einfach<br />

ist das.<br />

zur Verbreitung dieser wichtigen Absicherung<br />

bei. Alle Beteiligten sollten<br />

aber den Bedarf der nicht abhängig<br />

Beschäftigten nicht vernachlässigen.<br />

Vor allem Maklern kommt hier eine<br />

wichtige gesellschaftliche Funktion<br />

zu. Auch in Zukunft zählt vor allem<br />

eines: Aufklärung! Das kam ebenfalls<br />

in der Marktumfrage von <strong>procontra</strong><br />

deutlich zum Ausdruck – ebenso, dass<br />

das Thema Pflege zu einer ganzheitlichen<br />

Beratung einfach dazugehöre.<br />

Versicherungsexperte Beenken hat<br />

noch einen Tipp: „Makler sollten<br />

die Pflegezusatzpolice nicht solitär<br />

ansprechen, sondern im Zusammenhang<br />

mit dem Bedarfsfeld Einkommenssicherung<br />

während und nach<br />

dem Berufsleben. Dann gehört das<br />

Pflegerisiko unbedingt ins Beratungsspektrum.“<br />

Neuer Reformversuch<br />

Wie es mit der Pflegeversicherung<br />

weitergeht, bleibt abzuwarten. Klar<br />

scheint, dass das immer krassere<br />

Missverhältnis zwischen Leistungsempfängern<br />

und -zahlern und damit<br />

die wegbrechende Finanzbasis der<br />

sozialen Pflegepflichtversicherung<br />

massive Beitragssteigerungen herbeiführen<br />

wird. Laut PKV-Verband steigt<br />

der Bundeszuschuss ohne Gegenmaßnahmen<br />

bis 2030 auf 32 Milliarden<br />

Euro pro Jahr. Es ist höchste Zeit<br />

für eine nachhaltige Finanzierung.<br />

Seit August 2<strong>02</strong>3 macht dafür auch<br />

ein Bündnis, unter anderem aus<br />

Paritätischem Gesamtverband, ver.di<br />

und Biva-Pflegeschutzbund, Druck<br />

auf die Politik. Das Bündnis fordert<br />

eine „solidarische“ Pflegevollversicherung.<br />

Welche Pläne die Bundesregierung<br />

für die Pflegeversicherung hat,<br />

offenbart sie voraussichtlich am<br />

31. Mai. Dann will sie die Eckpunkte<br />

für eine weitere Reform vorstellen.<br />

Ein weiterer Versuch, die Pflege auf<br />

gesunde Beine zu stellen. Hoffentlich<br />

mit den richtigen Signalen für<br />

Vermittler und Verbraucher.<br />

Long Story short<br />

Jede 2. Person wird ein<br />

Pflege­fall; jede 20. ist<br />

zusatzversichert.<br />

Ständig höhere staatliche<br />

Leistungen führen zu einer<br />

Vorsorgeillusion.<br />

Makler sollten ihre Kunden<br />

aufklären und bei Bedarf<br />

frühzeitig absichern.<br />

<strong>procontra</strong> 2 | 2<strong>02</strong>4


22 | PANORAMA Vertriebsunterstützung<br />

Booster für die Beratung<br />

Gesprächsaufhänger und Neues für Ihre Produktpalette<br />

MB MAILIN BARTKNECHT<br />

Condor<br />

Erweitertes nachhaltiges<br />

Fondsangebot<br />

LV 1871<br />

Neue Zielgruppenlösungen<br />

beim BU-Schutz<br />

Die Condor Lebensversicherungs-AG baut ihr Angebot an nachhaltigen<br />

Fonds weiter aus. Der Maklerversicherer bietet ab sofort<br />

vier weitere Fonds und damit nun insgesamt 87 nachhaltige<br />

Fonds an. Neu dabei ist der ETF SPDR S&P 500 ESG Leaders. Es<br />

ist ein Best-in-Class-Index, der die Performance von Wertpapieren<br />

aus dem S&P-500-Universum mit überdurchschnittlichen<br />

ESG-Merkmalen messen soll – wobei kontroverse Geschäftsaktivitäten<br />

mit negativen sozialen oder ökologischen Auswirkungen<br />

ausgeschlossen werden. Die laufenden Kosten des ETF SPDR<br />

S&P 500 ESG Leaders betragen 0,03 Prozent. Der World Sustainability<br />

Equity Fund, der Emerging Markets Sustainability Core<br />

Equity Fund und der Global Sustainability Targeted Value Fund<br />

ergänzen die Dimensional-Palette von Condor.<br />

Hannoversche<br />

Neue Sterbegeldversicherung<br />

Die Hannoversche Lebensversicherung<br />

AG hat eine neue<br />

Sterbegeldversicherung auf<br />

den Markt gebracht, die in<br />

Basis-, Plus- und Exklusiv-<br />

Tarif gegliedert ist. Mit dem<br />

Basis-Tarif finden Kunden<br />

einen günstigen Einstieg in<br />

die Bestattungsvorsorge. Der<br />

Plus-Tarif baut auf dem Basis-<br />

Tarif auf und bietet unter anderem<br />

Mitversicherung von<br />

Kindern sowie die zusätzliche Erstattung der Rückholungskosten<br />

bei Tod im Ausland. Der Exklusiv-Tarif kombiniert zusätzlich<br />

zum Plus-Tarif eine vorgezogene Todesfallleistung bei schwerer<br />

Erkrankung und Leistungen bei Pflegebedürftigkeit.<br />

Die LV 1871 stellt ihren Geschäftspartnern maßgeschneiderte<br />

Lösungen für die Absicherung bestimmter<br />

Zielgruppen wie Schüler, MINT-Berufe oder Handwerker<br />

zur Verfügung. „Der Wandel in der Berufswelt erfordert<br />

zunehmend flexiblere Berufsunfähigkeitsversicherungen.<br />

Daher öffnen wir mit unseren neuen Policen für<br />

spezielle Berufe und Zielgruppen bewusst den Zutritt<br />

zu Nischen. So schneiden wir Berufsunfähigkeitsversicherungen<br />

passgenau auf die jeweilige Zielgruppe zu.<br />

Durch die detaillierte Betrachtung können wir vollumfassenden<br />

Berufsunfähigkeitsschutz auch für Berufe<br />

bieten, die am Markt eher mal durchs Raster fallen“, sagt<br />

Jennifer Suttrup, Biometrie-Expertin der LV 1871. „Unsere<br />

auf Zielgruppen fokussierten Lösungen passen sich<br />

den heute üblichen Karrierewegen an, für die verschiedene<br />

Phasen mit unterschiedlichem Einkommen und<br />

Anforderungen typisch sind.“ So passt sich die Berufsunfähigkeitsversicherung<br />

für MINT-Berufe etwa durch<br />

die Karrieregarantie flexibel an Gehaltssprünge an und<br />

sichert so den Lebensstandard bei Berufsunfähigkeit.<br />

Fotos: Philippe Tuprin, Morsa Images


Vertriebsunterstützung PANORAMA | 23<br />

APKV<br />

Neue Vollversicherungstarife<br />

Die Allianz Private<br />

Krankenversicherung<br />

(APKV) startet mit<br />

einer neuen Tarifserie<br />

in der privaten Krankenvollversicherung:<br />

Ab dem 1. Mai lösen<br />

die neuen Krankenvolltarife<br />

mit dem Namen<br />

„MeinGesundheitsschutz“<br />

die bisherigen<br />

„Aktimed“-Tarife ab.<br />

Die neuen Tarife funktionieren<br />

nach dem Baukastenprinzip: Kundinnen und Kunden wählen zunächst<br />

ihr Tarifniveau und legen dann die gewünschte Selbstbeteiligung sowie ihre<br />

Absicherung bei zahnärztlichen Behandlungen fest. Eine Wechseloption sorgt<br />

für zusätzliche Flexibilität. Bei ihrem Zahnversicherungs-Schutz stehen Kundinnen<br />

und Kunden drei Bausteine zur Auswahl, die sich vor allem hinsichtlich der<br />

Erstattung von Zahnersatzleistungen unterscheiden.<br />

VHV<br />

Neuer Privathaftpflichtschutz<br />

Die VHV Allgemeine bietet mit dem<br />

Klassik-Garant und den optionalen Zusatzbausteinen<br />

Exklusiv und Best-Leistungs-Garantie<br />

einen neuen zielgruppengerechten<br />

Privathaftpflichtschutz<br />

für Familien, Singles, Singles mit Kind,<br />

Paare ohne Kind oder die Familie über<br />

55 Jahre. Das Produktupdate beinhaltet<br />

13 neue Leistungen, darunter die pauschale<br />

Versicherungssumme für Personen-,<br />

Sach- und Vermögensschäden bis<br />

30 Millionen Euro. Darüber hinaus sind<br />

nun zum Beispiel auch Persönlichkeitsrechts-<br />

und Namensrechtsverletzungen<br />

mitversichert. Glasschäden in Verbindung<br />

mit Mietsachschäden sind ab<br />

sofort im Baustein Exklusiv abgesichert.<br />

BCA: Bestandsübertragungsservice<br />

Die BCA AG hat ihre Serviceplattform<br />

Diva erweitert und<br />

ihren Bestandsübertragungsservice<br />

optimiert. Das System<br />

bietet einen Überblick über<br />

diejenigen Fremdverträge,<br />

die der Makler in den eigenen<br />

Bestand übernehmen kann.<br />

Auf Wunsch kann der Makler<br />

die Bestandsübertragung mit<br />

wenigen Klicks auslösen.<br />

Canada Life:<br />

Erhöhung Garantiewert<br />

Der Lebensversicherer Canada<br />

Life hebt den geglätteten<br />

Wertzuwachs zum zweiten<br />

Mal in Folge an. Dieser wächst<br />

von 1,7 auf 2,0 Prozent und ist<br />

Bestandteil aller fondsgebundenen<br />

Rentenversicherungen<br />

mit UWP-Garantien. Er gilt ab<br />

dem 1. April 2<strong>02</strong>4 für ein Jahr.<br />

Itzehoher: Kooperation<br />

mit flightright<br />

Die Itzehoher Versicherungen<br />

und ihre Direktversicherungs-<br />

Tochtergesellschaft Admiral-<br />

Direkt haben eine Kooperation<br />

mit flightright geschlossen. Dadurch<br />

können Rechtsschutzversicherte<br />

beider Gesellschaften<br />

kostenlos einen erweiterten<br />

Service zur Durchsetzung<br />

von Fluggastrechten nutzen.<br />

Gothaer: Digitale<br />

Datendrehscheibe<br />

Die Gothaer stellt ihren<br />

Vertriebspartnern ab sofort Bi-<br />

PRO-Services über den BiPRO-<br />

Hub bereit. Erster produktiver<br />

Partner ist Smart InsurTech<br />

mit ihrer Versicherungsplattform<br />

– mit ihr tauscht die<br />

Gothaer exklusiv über den<br />

BiPRO-Hub tagesaktuelle<br />

BiPRO-Daten und -Dokumente<br />

in allen Sparten aus.<br />

AEW: Immobilienkauf<br />

für Core Fonds<br />

Der global tätige Immobilien-<br />

Investment- und Asset-Manager<br />

AEW hat für seinen<br />

offenen, paneuropäischen<br />

Core Fonds, Eurocore2, eine<br />

Logistikimmobilie in Hannover-Sehnde<br />

erworben. Die<br />

Gesamtfläche umfasst circa<br />

50.200 Quadratmeter.<br />

Münchener Verein:<br />

Neue bKV<br />

Der Münchener Verein bietet<br />

ab sofort neben der arbeitgeberfinanzierten<br />

betrieblichen<br />

Krankenversicherung<br />

(bKV) GemeinsamGesund den<br />

Abschluss der arbeitnehmerfinanzierten<br />

Variante an. Mit<br />

dieser ist es Mitarbeitern möglich,<br />

den eigenen Gesundheitsschutz<br />

zu erweitern sowie<br />

Familie und Partner abzusichern.<br />

Agencio: All-Risk für<br />

Dauercamper<br />

Der Assekuradeur Agencio<br />

führt mit natura Camping<br />

Plus eine All-Risk-Deckung für<br />

Dauercamper ein, mit der sich<br />

unter anderem bewegliche<br />

Sachen und Grundstücksteile<br />

versichern lassen.<br />

Fotos: Luis Alvarez, Coroimage, Johner Images


24 | PANORAMA Vertriebsunterstützung<br />

Fakten für Vertrieb und Stammtisch<br />

Vorsicht, Marder!<br />

Zwischen April und Juni<br />

beißen Marder im Durchschnitt<br />

pro Tag die<br />

Kabel und Schläuche<br />

von bis zu 1.000 kaskoversicherten<br />

Pkw<br />

kaputt, warnt der<br />

GDV. Dies sei<br />

mit Abstand die<br />

Hochphase des<br />

Jahres. 2<strong>02</strong>2<br />

gab es 214.000<br />

versicherte Marderschäden.<br />

Teure Krankenrücktransporte<br />

Ein Kranken-Intensivtransport von Australien<br />

oder Neuseeland zurück nach Deutschland kostet<br />

350.000 Euro,<br />

sagt der ADAC.<br />

Per Flugzeug kommen<br />

generell<br />

schnell sechsstellige<br />

Summen<br />

zusammen.<br />

Ausweg:<br />

Auslandsreisekranken-<br />

und<br />

teils auch Unfallversicherungen.<br />

0 0<br />

0.0 5 3<br />

€<br />

Schutz vor Impfschäden<br />

Manche privaten Unfallversicherungen<br />

leisten<br />

auch bei Impfschäden.<br />

Zwar ist die Zahl der<br />

Leistungsfälle, laut einer<br />

<strong>procontra</strong>-Recherche,<br />

sehr gering. Jedoch<br />

bieten, so Morgen &<br />

Morgen, immer mehr<br />

Tarife auch Schutz für<br />

Covid-Impfungen.<br />

Elementarschutz<br />

Die Diskussion um eine verpflichtende<br />

Elementarschadenversicherung<br />

hält sich fest<br />

in Politik und Medien. Das<br />

nährt auch das Interesse der<br />

Verbraucher an dem Thema.<br />

Vielleicht sind viele längst<br />

dazu bereit, ihre Wohngebäudepolice<br />

freiwillig um<br />

Elementar zu ergänzen?<br />

Keine Haftpflicht<br />

Etwa eine von fünf Familien in Deutschland hat keine Privathaftpflichtversicherung.<br />

Das geht aus einer Umfrage von Check24 unter 2.073 Personen hervor. Von<br />

den 520 befragten Haushalten mit mindestens einem Kind unter 18 Jahren haben<br />

19 Prozent keine PHV-Police.<br />

Aktualisierte Cyberbedingungen<br />

Erstmals seit 2017 hat der GDV<br />

seine Musterbedingungen für<br />

die Cyberversicherung aktualisiert.<br />

Mit dabei auch Schutz<br />

beim mobilen Arbeiten (Remote).<br />

Vielleicht ein Aufhänger für<br />

das nächste Gespräch bei den<br />

Gewerbekunden.<br />

Quelle der Illustrationen: Flexire, Kilroy79


Condor-BU: Wir streichen<br />

die Umorganisation für<br />

Selbstständige.<br />

Umorganisationsklausel<br />

Statt an Leistungen<br />

sparen wir an Klauseln.<br />

Klarheit schaffen, Sicherheit bieten. Condor geht in der BU<br />

für Selbstständige neue Wege – ganz im Sinne Ihrer Kunden,<br />

versteht sich. Wir verzichten ab sofort vollständig auf die<br />

Umorganisationsklausel, einen der wichtigsten Punkte in<br />

der BU-Leistungsfallprüfung für Selbstständige.<br />

Mehr Informationen finden Sie unter<br />

www.makler-leuchttuerme.de/BU


INVESTMENTFONDS<br />

<strong>procontra</strong> 2 | 2<strong>02</strong>4


Interesse an<br />

grünen Anlagen<br />

lässt nach<br />

Mehrheit sieht in ESG-Anlagen<br />

eine Modeerscheinung.<br />

Einer aktuellen Umfrage des Deutschen Instituts<br />

für Vermögensbildung und Alterssicherung<br />

(DIVA) zufolge lässt das Interesse deutscher Privatanleger<br />

an nachhaltigen Geldanlagen wieder<br />

nach. Demnach war es unter den rund 2.000 befragten<br />

Verbrauchern nur noch 37,5 Prozent wichtig,<br />

ökologisch und sozial ausgerichtet zu investieren.<br />

Im Sommer 2<strong>02</strong>2 lag der Wert noch bei 40,6<br />

Prozent. Über die Hälfte (50,9 Prozent) bezeichnet<br />

ESG-Anlagen mittlerweile als Modeerscheinung.<br />

Vor drei Jahren äußerten das nur 46,8 Prozent.<br />

Kriterien wie Sicherheit (44 Prozent), Rendite (30)<br />

und Liquidität (17) sind Anlegern deutlich wichtiger<br />

als Nachhaltigkeit (10).<br />

Weitere Themen<br />

DJE-Vorstand Ulrich Kaffarnik im Interview28<br />

Fondsperformance neu bewerten 32<br />

Dividenden für höhere Gesamtrendite 36<br />

Folgen der ESG-Zusatzkosten 38<br />

Foto: Martin Barraud


28 | INVESTMENTFONDS Investmenttalk<br />

Goldpreisanstieg: »Warum nicht<br />

auch auf 3.000 US-Dollar?«<br />

Ob Zins, Inflation oder Weltkonjunktur: Vieles beginnt sich zu „normalisieren“.<br />

Ulrich Kaffarnik, Vorstand bei DJE Kapital, über aktuelle Anlagechancen –<br />

und die Folgen der neuen DAX-Regeln<br />

HG HEIKE GORRES<br />

Was Sie erfahren werden:<br />

Einschätzung zur Neuerung in den wichtigsten DAX-Indizes<br />

Welche Anlagen derzeit zu empfehlen sind<br />

Warum Gold jetzt durch starten könnte<br />

<strong>procontra</strong>: Der Indexanbieter Stoxx hat den Anteil,<br />

den Unternehmen im DAX, MDAX, SDAX und TecDAX<br />

haben dürfen, von jeweils 10 auf 15 Prozent erhöht.<br />

Wie bewerten Sie die Entscheidung?<br />

Ulrich Kaffarnik: Wir bekommen eine stärkere<br />

Fokussierung in den Indizes, weil diejenigen Werte,<br />

»Mit dem real positiven Zins sollte<br />

man wieder einen höheren Anteil<br />

festverzinslicher Wertpapiere im<br />

Portfolio haben.«<br />

die bereits ein hohes Gewicht haben, noch einmal<br />

ein höheres Gewicht bekommen können. Beim DAX<br />

ist die Anhebung vermutlich auch darin begründet,<br />

SAP ein höheres Gewicht zu verschaffen. Das Unternehmen<br />

geht derzeit in Richtung 14 Prozent Anteil.<br />

Infineon gibt es zwar auch im Technologiebereich.<br />

Im Wesentlichen ist aber SAP die deutsche Technologieaktie.<br />

Die Konzentration wird damit größer, was<br />

unter Risikogesichtspunkten negativ ist. Hinsichtlich<br />

der Indexperformance kann sich die Anhebung<br />

andererseits positiv auswirken. Die Entscheidung<br />

dürfte ein Stück weit auch der Börsenentwicklung<br />

in den vergangenen Monaten geschuldet sein, was<br />

ich gut nachvollziehen kann. Die Werte, die in dieser<br />

Zeit die Börse angetrieben haben, waren nicht allein<br />

in den USA auf einige Schwergewichte konzentriert,<br />

sondern zum Teil auch bei uns. Gerade die Unternehmen,<br />

die bereits ein hohes Gewicht hatten,<br />

haben besonders gut performt.<br />

<strong>procontra</strong>: In den USA sind dies zum Beispiel die<br />

viel zitierten „Magnificent Seven“.<br />

Kaffarnik: In Deutschland ist SAP das Paradebeispiel.<br />

Siemens wäre hier auch zu nennen, Airbus<br />

zählt ebenfalls dazu. Es ist allerdings unklar, wie<br />

sich die Performance weiterentwickelt, ob sie das<br />

Risiko ausgleichen kann oder nicht. Wie sich die Umstellung<br />

insgesamt auswirkt, kann man daher noch<br />

nicht sagen. Es hängt davon ab, wie stark die dann<br />

noch höher gewichteten Werte performen oder<br />

nicht performen.<br />

<strong>procontra</strong>: Als Anleger würden Sie derzeit mindestens<br />

50 Prozent in Anleihen investieren, etwas<br />

weniger in Aktien, 5 bis 10 Prozent in Gold und<br />

etwas Kasse halten, um bei Rücksetzern zukaufen<br />

zu können. Was sind die Gründe für diese Einschätzung,<br />

die Sie kürzlich äußerten?<br />

Kaffarnik: Zum Ende 2<strong>02</strong>2 und weit in den Herbst<br />

<strong>procontra</strong> 2 | 2<strong>02</strong>4


Investmenttalk INVESTMENTFONDS | 29<br />

Ulrich Kaffarnik ist seit mehr als 30 Jahren im Bereich Investmentfonds<br />

tätig. Bei DJE Kapital verantwortet er den Bereich Fondsmanagement<br />

und -handel. Grundlage seiner Berufskarriere ist ein Studium der<br />

Wirtschafts- und Sozialwissenschaften.<br />

2<strong>02</strong>3 hinein ist der Zins am langen Ende gestiegen,<br />

also die Zinsen für lang laufende Wertpapiere. Ich<br />

rede jetzt nicht von den Zinsanhebungen der Zentralbanken<br />

in dieser Zeit – dem Zins am kurzen Ende.<br />

Durch den starken Renditeanstieg haben wir im Vergleich<br />

zur Niedrig- und Negativzinsphase wieder ein<br />

akzeptables Zinsniveau erreicht, auch unter realen<br />

Gesichtspunkten, also nach Abzug der aktuellen Inflationsrate.<br />

Das sehen wir in der Eurozone, ebenso<br />

in den USA. Dazu kommt, dass die mittelfristigen<br />

Inflationserwartungen weiter rückläufig sind. Sie<br />

liegen in den USA und in der Eurozone mehr oder<br />

minder deutlich unter der aktuellen Inflationsrate.<br />

Der Zins ist also zurück und für ein Portfolio wieder<br />

attraktiv.<br />

<strong>procontra</strong>: Wie wirkt sich das in einem Mischportfolio<br />

konkret aus? Ist der Zins als stabilisierender<br />

Faktor wieder zurück?<br />

Kaffarnik: Man kann sagen, dass das Risiko von<br />

Renten, was die Schwankungsbreite anbelangt, ungefähr<br />

einem Drittel von dem von Aktien entspricht.<br />

Aus diesem Grund liegt es nahe, dass man mit dem<br />

real positiven Zins wieder einen höheren Anteil festverzinslicher<br />

Wertpapiere im Portfolio als Stabilitätsfaktor<br />

haben sollte. Beim Aktienmarkt sehen<br />

wir, dass sich die konjunkturelle Lage stabilisiert hat.<br />

Das Risiko einer Weltrezession 2<strong>02</strong>4 zum jetzigen<br />

Stand, sofern es keine größeren Störungen gibt,<br />

sehe ich bei null. Mit der verbesserten Lage haben<br />

sich auch die Möglichkeiten für steigende Unternehmensgewinne<br />

erhöht. In Europa rechnet man mit<br />

einem Gewinnzuwachs von 6 bis 7 Prozent. In den<br />

USA könnten es eher 10 Prozent werden und in China<br />

noch etwas darüber, da dort die Ausgangsbasis<br />

niedriger ist. Insofern würde ich den Aktienbereich<br />

in einem Portfolio im Verhältnis zu Renten derzeit<br />

nur leicht untergewichten.<br />

<strong>procontra</strong>: Einen gewissen Anteil in Gold zu halten,<br />

zählt ebenfalls zu den klassischen Empfehlungen<br />

bei der Kapitalanlage. Was ist Ihre aktuelle Überlegung?<br />

Kaffarnik: Gold ist generell eine Art Absicherung<br />

gegen die Unwägbarkeiten der Weltereignisse. Es<br />

Foto: Hendrik Steffen


30 | INVESTMENTFONDS Investmenttalk<br />

sollte tendenziell vom Zinssenkungszyklus in den<br />

USA profitieren, wann auch immer er beginnt. Ich<br />

glaube, dass er in diesem Jahr kommt. Im Zuge dessen<br />

könnte zudem der US-Dollar etwas nachgeben.<br />

Beide Faktoren sind positiv für Gold. Die Inflation<br />

ist es interessanterweise nicht. Wenn Inflationszahlen<br />

etwas höher ausfallen als erwartet, springt<br />

Gold nicht unbedingt an. Manchmal gibt es Phasen,<br />

in denen dies passiert, manchmal aber nicht. Gold<br />

kann in einem Portfolio natürlich nicht alles ausgleichen,<br />

falls es negative Ereignisse gibt und die<br />

Aktienmärkte unter Druck geraten. Aber es sorgt<br />

für ein gutes Gewissen, wenn dann ein gewisser Teil<br />

stabil bleibt.<br />

<strong>procontra</strong>: Wie ist Ihre Einschätzung zur Entwicklung<br />

des Goldpreises? Mittelfristig könnte er 3.000<br />

Dollar erreichen, meinten Sie ebenfalls vor Kurzem.<br />

Ist die Überlegung noch aktuell?<br />

Kaffarnik: Daran hat sich nichts geändert. Einige<br />

Fundamentals habe ich eben beschrieben. Gold<br />

hatte lange ein charttechnisches Problem. Rund vier<br />

Jahre hat der Goldpreis versucht, über die Marke<br />

von gerundet 2.070 Dollar zu kommen. Das war<br />

eine charttechnische Hürde par excellence! Das<br />

»Wenn Inflationszahlen etwas<br />

höher ausfallen als erwartet,<br />

springt Gold nicht unbedingt an.«<br />

hat jeder im Markt gesehen, der sich mit Asset-Allokation<br />

beschäftigt. Nun sind wir über diese Marke<br />

gekommen, was ich als Kaufsignal bezeichnen<br />

würde. Charttechnisch gesehen hört ein Wert nach<br />

einer Hürde, die so lange bestanden hat und dann<br />

überwunden ist, normalerweise nicht bei einem<br />

kleinen Zuwachs auf. Daher würde ich einen Anstieg<br />

auf 2.300, 2.400, 2.500 und warum nicht auch auf<br />

3.000 Dollar schätzen. Die Überwindung der Hürde<br />

könnte schnell zusätzliche Nachfrage nachziehen<br />

und den Goldpreis in neuen Höhen etablieren.<br />

Es gibt auch strategische Unterstützung von den<br />

Zentralbanken als Goldkäufer. Aus den Emerging<br />

Markets könnte die Nachfrage ebenfalls wieder<br />

2.070 US$<br />

steigen, insbesondere aus China und Indien.<br />

<strong>procontra</strong>: Der neu gewählte Präsident Argentiniens,<br />

Javier Milei, will Land und Wirtschaft sehr<br />

konsequent in Richtung mehr Markt und weniger<br />

Staat umbauen, um der tiefen Wirtschaftskrise entgegenzusteuern.<br />

Hierzu plant er auch, die Landeswährung<br />

Peso mit dem US-Dollar zu ersetzen. Wie<br />

ist Ihre Einschätzung zu Mileis Umbaumaßnahmen<br />

und Vorhaben?<br />

Kaffarnik: Was die Reformfähigkeit und die<br />

Umsetzungsmöglichkeit der Maßnahmen anbelangt,<br />

habe ich große Zweifel. In Argentinien herrscht seit<br />

vielen Jahren eine Politik des Muddling-Through,<br />

des Sich-Durchwurstelns im Quadrat. Vorvorgänger<br />

Mauricio Macri hatte ebenfalls versucht, mehr<br />

Markt und weniger Staat durchzusetzen, und ist an<br />

der Situation gescheitert. Sie haben dann immer<br />

den Kampf mit den alten Eliten, die ihre Vorteile<br />

halten wollen, den Gewerkschaftern, der Judikative,<br />

die zum Teil extrem politisiert ist. Der Anspruch,<br />

etwas zu verbessern, ist zwar da. Aber ich glaube<br />

nicht, dass es funktionieren wird.<br />

Es gibt zu viele widerstreitende Bestrebungen<br />

verschiedener gesellschaftlicher Gruppen, und der<br />

Anpassungsprozess ist extrem schmerzhaft. Alles,<br />

was nun kommt, dürfte daher sehr verwässert<br />

werden. Es könnte schnell zu Unruhen kommen,<br />

weil die Menschen nicht bereit sind, die Anpassungslasten<br />

zu tragen, die eben nicht nur drei Monate<br />

dauern, sondern vielleicht vier Jahre. Gerade<br />

nach der Erfahrung unter Macri wäre ich sehr<br />

verwundert, wenn es diesmal anders kommen<br />

würde.<br />

Nach fast vier Jahren hat der Goldpreis<br />

die charttechnische Hürde von rund<br />

2.070 US-Dollar übersprungen.<br />

Weiter im Thema<br />

Lesen Sie das vollständige<br />

Interview unter <strong>procontra</strong>online.de:<br />

<strong>procontra</strong> 2 | 2<strong>02</strong>4


Policierung im Nullkommanix.<br />

Läuft einfach.


32 | INVESTMENTFONDS Performance-Bewertung<br />

Benchmark-Battle war gestern<br />

Aktiv gemanagte Aktienfonds sollten sich stärker an der absoluten Performance<br />

statt einem Vergleichsindex orientieren. Das könnte helfen,<br />

Verluste zu verringern und Anleger zu halten.<br />

HG HEIKE GORRES<br />

Was Sie erfahren<br />

werden:<br />

Gründe für stärkere Orientierung<br />

an absoluter Performance<br />

Was Anleger an aktiv gemanagten<br />

Aktienfonds kritisieren<br />

Welche Rolle das<br />

Risikomanagement spielt<br />

Wie sich die Leistung von Fondsmanagern<br />

bewerten lässt, ist<br />

einer der Dauerbrenner unter<br />

den Investmentthemen. Die derzeit<br />

verbreitetste Methode ist, die<br />

Wertentwicklung eines Fonds<br />

mit der eines Referenzmaßstabs<br />

zu vergleichen. Häufig ist diese<br />

Benchmark ein Kapitalmarktindex<br />

des Bereichs, in dem das Portfolio im<br />

Schwerpunkt investiert ist, oder ein<br />

ähnlicher Vergleichsmaßstab, der den<br />

jeweiligen Anlagebereich am besten<br />

repräsentiert. Hat ein Fondsmanager<br />

in einem Betrachtungszeitraum<br />

besser abgeschnitten als die Bench-<br />

Illustration: Eleonora Mavromati


Performance-Bewertung INVESTMENTFONDS | 33<br />

200.00<br />

150.00<br />

100.00<br />

50.00<br />

0<br />

-50.00<br />

-100.00<br />

150.00<br />

telbewegungen nicht genau sagen<br />

könne, ob es dasselbe Geld ist, das von<br />

A nach B fließt. Aber die Vermutung<br />

liege nahe, wenn die Ab- und Zuflüsse<br />

einigermaßen übereinstimmen.<br />

ETFs schlagen aktive Aktienfonds<br />

Anleihen<br />

2<strong>02</strong>3 hätten aktive Vermögensverwalter<br />

die Chance gehabt, im Vergleich<br />

zu passiven Strategien einen hohen<br />

Mehrwert zu erzielen, indem sie in<br />

Zeiten von Marktturbulenzen Barmittel<br />

als Risikopuffer einsetzten und<br />

»Wenn ich einen<br />

Fonds aktiv manage,<br />

dann muss der<br />

Mehrwert für den<br />

Kunden auch<br />

erlebbar sein.«<br />

Detlef Glow<br />

LSEG Lipper<br />

Geschätzter Nettoumsatz in Europa 2<strong>02</strong>3<br />

Aktien<br />

Investmentfonds<br />

Angaben in Mrd. Euro Quelle: LSEG Lipper, Zeitraum: 1. Januar bis 31. Dezember 2<strong>02</strong>3<br />

mark, hat er nach diesem Ansatz gute<br />

Arbeit geleistet. Liegt er darunter,<br />

gelang es ihm nicht, einen Mehrwert<br />

zu erzielen.<br />

Dass viele Vermögensverwalter die<br />

Wertentwicklung eines Fonds im<br />

Verhältnis zu seiner Benchmark bewerten,<br />

führe dazu, dass eine negative<br />

Wertentwicklung des Portfolios als Erfolg<br />

gewertet wird, solange die negativen<br />

Renditen besser sind als die des<br />

jeweiligen Index oder der Benchmark,<br />

meint Detlef Glow, Leiter Research<br />

Europa, Naher Osten und Afrika<br />

beim Analysehaus LSEG Lipper. „Umgekehrt<br />

sehen die meisten Anleger<br />

negative Renditen im Allgemeinen als<br />

schlechte Ergebnisse an“, sagt Glow<br />

(siehe Interview). Der Marktbeobachter<br />

plädiert daher dafür, im Segment<br />

der Aktienfonds bei der Kapitalverwaltung<br />

stärker die absolute Wertentwicklung<br />

einzubeziehen und nicht<br />

nur auf die relative Performance<br />

abzustellen. „Wenn ich aktiv manage<br />

und sage, ich kann Mehrwerte erzielen,<br />

dann muss der Mehrwert für<br />

den Kunden auch erlebbar sein“, betont<br />

Glow. Die Berücksichtigung der<br />

absoluten Performance könne dazu<br />

beitragen, die Widerstandsfähigkeit<br />

eines Portfolios zu erhöhen, da der<br />

Fondsmanager Barmittel als Risikopuffer<br />

einsetzen könnte.<br />

Aktive Aktienfonds enttäuschen<br />

Zahlreiche Privatanleger würden<br />

sagen, wenn ein aktiv gemanagtes<br />

Portfolio nahezu das Gleiche verliert<br />

wie ein börsennotierter Indexfonds<br />

(ETF) und der ETF nach oben mit<br />

dem Markt mitzieht, was viele aktive<br />

Manager leider nur bedingt schaffen,<br />

dann seien sie mit ETFs besser aufgestellt.<br />

„Das erklärt vielleicht auch,<br />

warum wir im Moment eine Wechselbewegung<br />

aus aktiven Aktienfonds<br />

in Aktien-ETFs sehen“, meint Glow.<br />

Wobei man auf Basis der Nettomitin<br />

Zeiten eines Marktaufschwungs<br />

in Aktien mit hohem Beta investierten,<br />

argumentiert der Researcher<br />

in einer aktuellen Studie. Das Beta<br />

gibt die Schwankungshöhe einer<br />

Anlage im Vergleich zum Markt an.<br />

Eine Aktie mit hohem Beta kann bei<br />

einer Aufwärtsbewegung überdurchschnittlich<br />

steigen wie auch bei einer<br />

Abwärtsbewegung stärker fallen. Die<br />

meisten aktiven Manager haben der<br />

Studie zufolge jedoch keinen solchen<br />

Mehrwert geliefert. Zahlreiche<br />

Fondsmanager inklusive der Kapitalverwaltungsgesellschaften<br />

sähen sich<br />

für die Kassenhaltung im Portfolio<br />

des Anlegers nicht zuständig, ergänzt<br />

Glow.<br />

ETFs<br />

Gemischte<br />

Anlagewerte<br />

Einige Fondsanbieter stellen bei<br />

einigen Produkten ausdrücklich<br />

darauf ab, eine Strategie jenseits einer<br />

Benchmark zu verfolgen, auch wenn<br />

sie womöglich eine Benchmark als<br />

Vergleichsgröße angeben. Viele<br />

Anleger würden sich für einen<br />

„passiven“ Ansatz entscheiden, da nur<br />

wenige Fondsmanager die Aktienindizes<br />

dauerhaft übertreffen<br />

<strong>procontra</strong> 2 | 2<strong>02</strong>4


34 | INVESTMENTFONDS Performance-Bewertung<br />

»Indexvergleich nutzt<br />

nicht wirklich etwas«<br />

Detlef Glow, Leiter Research Europa, Naher Osten und Afrika bei<br />

LSEG Lipper, über die Tücken einer Benchmark-Ausrichtung<br />

<strong>procontra</strong>: Um die Leistung aktiv<br />

gemanagter Aktienfonds zu bemessen,<br />

schlagen Sie vor, die absolute<br />

Wertentwicklung heranzuziehen und<br />

weniger die relative Performance<br />

zu einer Vergleichsmarke. Weshalb<br />

halten Sie dies für passender?<br />

Detlef Glow: Wenn der Markt um<br />

50 Prozent fällt und der Fondsmanager<br />

48 Prozent verliert, hat er in der<br />

relativen Betrachtung outperformt.<br />

Dem Kunden nutzt das aber nicht<br />

wirklich etwas, weil er immer noch<br />

48 Prozent verloren hat. Da wäre es<br />

besser zu schauen, wie ich als Fondsmanager<br />

Verluste vermeiden kann.<br />

Zum Beispiel indem ich eine Cashquote<br />

aufbaue. Das hilft mir zwar<br />

nicht bei der Gesamtvermeidung von<br />

Verlusten. Aber es würde die Sache<br />

zumindest abfedern.<br />

<strong>procontra</strong>: Bei dem Fokus auf die absolute<br />

Performance wäre es aus Ihrer<br />

Sicht sinnvoll, wenn Fondsanbieter<br />

einige Risikomaßnahmen in Bezug<br />

auf die absolute Performance ihrer<br />

Fonds einführen würden. Welche<br />

Maßnahmen neben einer Cashquote<br />

wären dies?<br />

Glow: Risiko wird nicht bei allen, aber<br />

doch bei vielen Kapitalanlagegesellschaften<br />

relativ zum Markt betrachtet.<br />

Zahlreiche Fonds haben daher ein<br />

relatives Risikomanagement zu einer<br />

Benchmark. Nun erwarten wir alle<br />

von den Portfoliomanagern, dass sie<br />

Alpha verdienen, eine Überrendite<br />

zum Markt. Das kann ich nur dann<br />

erwirtschaften, wenn ich von meiner<br />

Benchmark innerhalb der Benchmark<br />

abweichen darf. Bei einem internationalen<br />

Referenzmaßstab zum Beispiel<br />

müssen zahlreiche Fonds länderneutral<br />

bleiben; sie dürfen Länder nur in<br />

einem gewissen Maß zur Benchmark<br />

unter- oder übergewichten.<br />

Das Gleiche gilt für Sektoren und<br />

Branchen. Schon da fängt es an, haarig<br />

zu werden, da die Möglichkeiten,<br />

Alpha zu verdienen, eingeschränkt<br />

sind. Ein Fondsmanager sollte daher<br />

die Möglichkeit haben, sich zum<br />

Beispiel von der Sektorgewichtung<br />

zu lösen und ganze Werte nicht<br />

zu investieren, von denen er nicht<br />

überzeugt ist und umgekehrt. Einige<br />

dieser Regeln müssten etwas weiter<br />

gefasst werden, um den Managern<br />

die Freiheit zu geben, Alpha zu erwirtschaften.<br />

<strong>procontra</strong>: Wie würden Sie die absolute<br />

Performance messen? Anhand<br />

der BVI-Methode zum Beispiel?<br />

Glow: Absolut heißt ganz einfach,<br />

darauf zu schauen, wie die real<br />

erzielten Werte im Fonds im Zeitablauf<br />

sind. Da wäre ein Minus von<br />

48 Prozent in einem Portfolio genau<br />

minus 48 Prozent. Bei LSEG Lipper ist<br />

es als Gesamtertrag oder Total Return<br />

eines Fonds dargestellt. Ob Sie es<br />

nach der BVI-Methode berechnen<br />

oder auf einem anderen Weg, ist am<br />

Ende des Tages zweitrangig. Da gibt es<br />

die unterschiedlichsten Methoden.<br />

könnten, schreibt zum Beispiel Nomura Asset<br />

Management zu seinem Global High Conviction<br />

Fund mit einem „uneingeschränkten Ansatz“.<br />

Inwieweit sich vergleichsweise freie Ansätze in<br />

für Anleger erfreuliche Ergebnisse ummünzen,<br />

bleibt im Einzelnen zu prüfen.<br />

Long Story short<br />

Aktiv gemanagte Fonds sind aus Anlegersicht inaktiv.<br />

Benchmark-Vorgaben können Verdienst deutlich einschränken.<br />

Bezug auf absolute Performance könnte Abhilfe schaffen.<br />

<strong>procontra</strong> 2 | 2<strong>02</strong>4


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36 | INVESTMENTFONDS Dividendenstrategie<br />

Stabilisator fürs Depot<br />

Die Ausschüttungssaison steht bevor, und jährlich werden neue Rekorde vermeldet.<br />

Warum eine Dividendenstrategie dennoch kein Selbstläufer und was zu beachten ist<br />

EN ERIKA NEUFELD<br />

Bereits 2<strong>02</strong>3 war ein starkes Dividendenjahr:<br />

Rund 407 Milliarden Euro<br />

schütteten Unternehmen des Aktienindex<br />

MSCI Europe aus, wie eine<br />

aktuelle Studie von Allianz Global<br />

Investors zeigt. 2<strong>02</strong>4 soll dies Experten<br />

zufolge noch mal getoppt werden.<br />

Mit 433 Milliarden Euro rechnen die<br />

Experten als Ausschüttung.<br />

Ist die Dividendenstrategie unter<br />

Rendite-Gesichtspunkten daher<br />

ein Selbstläufer? Kevin Kronauer,<br />

Finanzberater und Geschäftsführer<br />

von finsparent, zeigt sich kritisch:<br />

Im Vergleich mit einer marktbreiten<br />

Aktienanlage führe eine Dividendenstrategie<br />

langfristig nicht zu einer<br />

höheren Rendite oder einem geringeren<br />

Risiko. Dafür gebe es zumindest<br />

keine eindeutigen wissenschaftlichen<br />

Belege. Insbesondere für kleine und<br />

finanzschwache Unternehmen sei<br />

es riskant, wenn kontinuierlich ein<br />

größerer Teil des Gewinns an Aktionäre<br />

fließt. Denn dann bleibt weniger<br />

übrig für zukunftsweisende Reinves-<br />

titionen. Dies könne die zukünftige<br />

Kurssteigerung negativ beeinflussen,<br />

warnt der Experte. Für ihn ist klar:<br />

„Eine hohe Dividendenausschüttung<br />

ist kein Indikator für eine zukünftig<br />

hohe Gesamtperformance des Aktieninvestments.“<br />

Ein positives Bild zeichnet dagegen<br />

die Dividendenstudie von Allianz<br />

Global Investors. Das zentrale Ergeb-<br />

nis: Aktien, die Dividenden auszahlen,<br />

sind weniger volatil als Aktien,<br />

die keine ausschütten. Studienautor<br />

Hans-Jörg Naumer erklärt: „Wiederholt<br />

ausschüttende Unternehmen<br />

bleiben ihrer Dividendenpolitik oft<br />

treu. Sie neigen also dazu, kontinuierlich<br />

Dividenden zu zahlen und diese<br />

eher zu erhöhen als zu senken. Genau<br />

das hat einen starken und positiven<br />

Was Sie erfahren<br />

werden:<br />

Erwartete Ausschüttungen<br />

im Jahr 2<strong>02</strong>4<br />

Performancebeitrag<br />

von Dividenden<br />

Risiken einer<br />

Dividendenstrategie<br />

Illustration: Roman Kulon


Dividendenstrategie INVESTMENTFONDS | 37<br />

Signaleffekt.“ Anleger bleiben diesen<br />

Aktien eher treu, was hilft, den Kurs<br />

zu stabilisieren – ein Argument, das<br />

Berater im Hinterkopf haben sollten.<br />

Darüber hinaus können Dividenden<br />

selbst Stabilität liefern – auch in Zeiten<br />

politischer, wirtschaftlicher oder<br />

technologischer Veränderungen, wie<br />

Naumer deutlich macht. Zwischen<br />

2019 und 2<strong>02</strong>3 steuerten Dividenden<br />

im MSCI Europe insgesamt 2,51 Prozent<br />

der Performance bei. Damit<br />

lagen sie fast auf Augenhöhe mit den<br />

Kursgewinnen, die ein Renditeplus<br />

von 2,62 Prozent erzielten. In den<br />

Zeiträumen mit negativer Kursentwicklung,<br />

wie etwa zwischen 1999<br />

bis 2008, schafften es Dividenden<br />

sogar, die Gesamtperformance in den<br />

positiven Bereich zu heben. Dennoch<br />

sollten Berater ihre Kundschaft<br />

darauf hinweisen, dass sie neben der<br />

Dividendenrendite auch auf zukünftig<br />

zu erwartende Gewinne achten<br />

sollte. Diese sollten im besten Falle<br />

wachsen, „ohne die Substanz des<br />

Unternehmens aufzuzehren“, betont<br />

Naumer.<br />

Geringere Diversifizierung<br />

„Unternehmen, die langfristig eine<br />

regelmäßige Dividende zahlen, haben<br />

oft solide Geschäftsmodelle und<br />

verlässliche Einnahmen“, hat Florian<br />

Zekert, Finanzberater und Geschäftsführer<br />

von Honorarfinanz aus Markkleeburg<br />

bei Leipzig, beobachtet.<br />

Genau deshalb werden deren Aktien<br />

häufig den defensiven Aktien zugeordnet,<br />

da sie weniger konjunkturabhängig<br />

sind. Die Dividendenstrategie<br />

eigne sich daher besonders für konservative<br />

Anlegertypen, die das Risiko<br />

in Krisenphasen besser kontrollieren<br />

möchten, meint Zekert.<br />

Dennoch würde er seinen Klienten<br />

nicht empfehlen, auf die Dividendenstrategie<br />

zu setzen. „Die Annahme,<br />

dass Dividendenaktien langfristig<br />

auch eine überdurchschnittliche<br />

Marktleistung erzielen, ist spekulativ.<br />

Darüber hinaus ist die Dividendenstrategie<br />

wegen der geringeren Diversifizierung<br />

sogar riskant“, behauptet<br />

Zekert. Im Vergleich zu einer weltweit<br />

diversifizierten Aktienstrategie könne<br />

sie eine geringere Rendite bringen.<br />

Ähnlich sieht das Finanzberater<br />

Wichtiger Performance-Baustein<br />

Renditebeitrag von Dividenden und Kursgewinnen der letzten 40 Jahre<br />

3,2<br />

5,71<br />

MSCI Europe<br />

35,86<br />

Kursgewinne/-verluste<br />

Angaben in % p. a. Quelle: Datastream, Allianz GI Capital Markets & Thematic Research. Stand: Dezember 2<strong>02</strong>3<br />

»Faustregel:<br />

Konzerngewinne<br />

schwanken weniger<br />

als Aktienkurse,<br />

Dividenden schwanken<br />

weniger als<br />

Konzerngewinne.«<br />

Hans-Jörg Naumer<br />

Kronauer: Zwar könnten Anleger bei<br />

einer Dividendenstrategie bestimmte<br />

Faktorprämien, etwa Value, überge-<br />

2,44<br />

8,53<br />

22,26<br />

MSCI North America<br />

Performancebeitrag Dividenden<br />

wichten. Das könne die Rendite<br />

beflügeln. Aber auch er hält sich mit<br />

einer Empfehlung zurück: „Ein<br />

diversifiziertes Multifaktor-Portfolio<br />

ist die bessere Wahl“, meint Kronauer.<br />

Während Faktorstrategien in der<br />

Kapitalmarktforschung umstritten<br />

seien, sei hingegen unstrittig, dass es<br />

der Dividendenstrategie an Diversifizierung<br />

fehle. „Wer maximal breit<br />

gestreut innerhalb des globalen<br />

Aktienmarktes investiert, eliminiert<br />

langfristig branchen- und länderspezifische<br />

Risiken“, hebt Kronauer<br />

hervor. Übrig bleibe nur noch das<br />

allgemeine Marktrisiko.<br />

1,99<br />

2,84<br />

MSCI Asia ex. Japan<br />

Long Story short<br />

Wichtiger Anteil der<br />

Gesamtperformance<br />

41,20<br />

Dividendenstrategie als<br />

defensiver Investmentansatz<br />

für konservative Anleger<br />

Risiko liegt in der<br />

geringeren Diversifizierung.<br />

<strong>procontra</strong> 2 | 2<strong>02</strong>4


38 | INVESTMENTFONDS ESG-Ratings<br />

Wohin mit den<br />

grünen Kosten?<br />

ESG-Fonds gehören längst zum Inventar vieler Asset-Manager. Doch mit den Kosten<br />

und der Qualität der Ratings für ihre Fonds sind viele unzufrieden. Warum?<br />

Was Sie erfahren<br />

werden:<br />

Wie ESG-Ratings integriert<br />

werden<br />

Welche Kritik Fondsmanager<br />

äußern<br />

Kosteneffekte durch ESG-Rating<br />

JW JAN F. WAGNER<br />

Um zu beurteilen, welche Titel in<br />

ESG-Fonds aufgenommen werden<br />

sollen, müssen Asset-Manager einschätzen<br />

können, wie nachhaltig<br />

die Unternehmen sind. Dafür geben<br />

ESG-Kriterien darüber Aufschluss,<br />

inwieweit die Unternehmen die<br />

definierten umwelttechnischen (E),<br />

sozialen (S) und unternehmensspezifischen<br />

(G) Standards erfüllen. Weil<br />

aber selbst größere Fondshäuser wie<br />

DWS oder Allianz Global Investors<br />

Illustration: Roman Kulon


ESG-Ratings INVESTMENTFONDS | 39<br />

(AGI) nicht die internen Kapazitäten<br />

haben, die Einhaltung dieser Kriterien<br />

bei zahlreichen Unternehmen zu<br />

überwachen, müssen sie diese Dienstleistung<br />

einkaufen. Hier können<br />

Ratingagenturen wie MSCI, ISS und<br />

Sustainalytics den Fondsmanagern<br />

sehr dienlich sein. Sie sind aufgrund<br />

ihrer internationalen Ausrichtung in<br />

der Lage, Tausende börsennotierte<br />

Unternehmen zu bewerten.<br />

ESG-Kosten »unangemessen«<br />

Doch zufrieden mit ihrem Angebot<br />

scheinen die meisten Fondsmanager<br />

nicht zu sein. Eine BaFin-Befragung<br />

von 30 Managern hat ergeben, dass<br />

81 Prozent die Kosten für die Ratings<br />

als „unangemessen“ betrachteten.<br />

Außerdem: Trotz der Kosten waren<br />

lediglich 36 Prozent der Ansicht, die<br />

ESG-Daten und -Ratings seien „qualitativ<br />

hoch“. Eine deutliche Mehrheit<br />

von 62 Prozent war nicht dieser<br />

Meinung. Die Begründung der BaFin:<br />

„Neben der zum Teil schlechten<br />

Datenabdeckung wurde auch die zum<br />

Teil unzureichende Aktualität der<br />

Daten genannt; der Zeitraum würde<br />

zwischen tages- und jahresaktuell<br />

variieren.“<br />

Inwieweit die Kritik zutrifft, lässt sich<br />

schwer sagen. MSCI, ISS und Sustainalytics<br />

ließen <strong>procontra</strong>-Anfragen<br />

unbeantwortet. Ein Brancheninsider,<br />

der anonym bleiben wollte, hält aber<br />

die Kritik für überzogen: „Wir beziehen<br />

ESG-Daten und sind zufrieden<br />

mit dem Preis-Leistungs-Verhältnis.<br />

Ich kann es mir gut vorstellen, dass<br />

eher kleinere Fondshäuser unzufrieden<br />

über die Mehrkosten für ESG-<br />

Fonds waren. Anders als größeren<br />

Häusern fällt es ihnen viel schwerer,<br />

die Mehrkosten zu absorbieren.“ Von<br />

der Deka, dem Fondsanbieter der<br />

Sparkassen, heißt es, dass sie durchaus<br />

die Kosten für die Ratings auf die<br />

Managementgebühr umlegt. Aber:<br />

»Wir werden<br />

abwägen müssen, ob<br />

wir für ESG-Ratings<br />

einen Mindeststandard<br />

brauchen.«<br />

Thorsten Pötzsch<br />

BaFin<br />

„Diese bewegen sich im unteren Bereich<br />

der zweiten Nachkommastelle“,<br />

versichert eine Sprecherin.<br />

ESG-Fonds sind nicht teurer<br />

Insgesamt sind ESG-Fonds von größeren<br />

Häusern in Deutschland nicht<br />

teurer als konventionelle Fonds. Ein<br />

Blick auf die Aktienfonds, die <strong>procontra</strong><br />

in der <strong>Ausgabe</strong> 06/2<strong>02</strong>3 porträtierte,<br />

verrät beispielsweise, dass die<br />

Managementgebühren der ESG-Vari-<br />

Anstieg der Kosten erwartet<br />

Globale <strong>Ausgabe</strong>n für ESG-Daten könnten bis 2<strong>02</strong>5 auf 5 Milliarden US$ steigen.<br />

6<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

23 %<br />

2015 2<strong>02</strong>0 2<strong>02</strong>5 *<br />

Käufer Portfoliomanager Andere<br />

*<br />

Prognose, Angaben in US-Dollar Quellen: Opimas Consulting, BVI<br />

anten der DWS und der Union Investment<br />

nur ein wenig höher liegen. Bei<br />

den Fonds der Deka und der AGI dagegen<br />

sind die Managementgebühren<br />

für die Aktienfonds ohne ESG sogar<br />

etwas höher. Auch sind die Kosten für<br />

MSCI World ETFs mit und ohne ESG<br />

von iShares mit 0,20 Prozent pro Jahr<br />

identisch.<br />

Im Rahmen der Erhebung hat der<br />

zuständige BaFin-Exekutivdirektor<br />

Thorsten Pötzsch noch die Unzufriedenheit<br />

mit der Qualität der Ratings<br />

angesprochen. Er sagte: „Wir werden<br />

auf europäischer Ebene abwägen<br />

müssen, ob wir für die Erhebung und<br />

den Umgang mit ESG-Ratings einen<br />

Mindeststandard brauchen.“ Das ist<br />

schwierig, weil Nachhaltigkeit ein<br />

subjektives Thema ist. Johannes<br />

Böhm, Senior ESG Analyst bei der<br />

Union Investment, meint aber, dass<br />

die Ratingagenturen in Sachen<br />

Standards einen wichtigen Beitrag<br />

leisten könnten, indem sie für mehr<br />

Einigkeit hinsichtlich Identifikation<br />

und Gewichtung wesentlicher<br />

<strong>procontra</strong> 2 | 2<strong>02</strong>4


40 | INVESTMENTFONDS ESG-Ratings<br />

»Höhere Qualität<br />

wäre angebracht«<br />

Rudolf Siebel, Geschäftsführer des Fondsverbands BVI<br />

<strong>procontra</strong>: Sind die Kosten von Ratings<br />

ein Problem?<br />

Rudolf Siebel: Ja. Das bestätigt die<br />

jüngste BaFin-Studie. Auch Experten<br />

von BTC und Opimas Consulting<br />

erwarten für ESG-Daten jährliche<br />

Preissteigerungsraten von 25 Prozent.<br />

Darüber hinaus sieht die englische<br />

Finanzaufsicht FCA eine Marktmacht<br />

der Datenanbieter, die höhere Preise<br />

als bei einem funktionierenden Wettbewerb<br />

ermöglicht.<br />

<strong>procontra</strong>: Warum funktioniert der<br />

Wettbewerb im Datensegment nicht?<br />

Siebel: Daten sind das neue Öl. Auch<br />

im Vertrieb oder im Reporting ist<br />

die Verfügbarkeit von hochwertigen<br />

Finanzmarktdaten zwingend, insbesondere<br />

auch im Bereich ESG. Diese<br />

Daten werden von Unternehmen mit<br />

marktbeherrschender Stellung, wie<br />

große Ratinganbieter, zur Verfügung<br />

gestellt. Da die Asset-Manager aufgrund<br />

der gesetzlichen Vorgaben die<br />

Daten kaufen müssen, können die<br />

Anbieter einseitig Konditionen festsetzen.<br />

Die Nutzung von Finanzmarktdaten<br />

ist für die Fondsgesellschaften<br />

seit Jahren mit regelmäßigen,<br />

teilweise massiven Preiserhöhungen<br />

verbunden. Deshalb unterstützen wir<br />

Dataland, eine auf ESG-Daten fokussierte<br />

nicht-kommerzielle Datenaustauschplattform,<br />

die von den Nutzern<br />

– zum Beispiel Asset-Manager,<br />

Banken, Versicherungsgesellschaften<br />

– kontrolliert und betrieben wird.<br />

<strong>procontra</strong>: Die EU-Verordnung adressiert<br />

das Thema Kosten nicht. Ändert<br />

sich also nichts für die Branche?<br />

Siebel: Doch. Die politische Einigung<br />

zur ESG-Ratingverordnung ist aus<br />

unserer Sicht ein großer Fortschritt in<br />

Richtung bessere Transparenz und<br />

Qualität von ESG-Ratings. Wir<br />

erwarten beispielsweise einen<br />

verbesserten Umgang mit Interessenkonflikten.<br />

Darüber hinaus müssen<br />

die Beschwerdeprozesse bei Problemen<br />

mit ESG-Ratings transparenter<br />

werden. Nehmen wir als Beispiel die<br />

Vergabe der sogenannten „Red Flags“<br />

für börsennotierte Unternehmen bei<br />

Verstößen gegen ESG-Vorgaben.<br />

Fondsgesellschaften, die das Setzen<br />

der roten Flagge nicht nachvollziehen<br />

können, erhalten meist keine nachvollziehbaren<br />

Belege für diese<br />

Einstufung oder monatelang keine<br />

Antwort. Dann ist der Portfoliomanager<br />

gezwungen, die Aktie des<br />

Unternehmens zu verkaufen. Angesichts<br />

der hohen Kosten für die Daten<br />

wären eine höhere Qualität und ein<br />

besserer Service für die Kunden<br />

angebracht.<br />

ESG-Kriterien je Sektor sorgten. „Für den<br />

Pharma- oder Technologiesektor könnte das die<br />

Mitarbeiterzufriedenheit, für die Versorger und<br />

Industrie die Klimarisiken sein“, sagt Böhm.<br />

Allerdings: Es wird sich wohl kurzfristig nichts<br />

ändern, was die Themen Kosten und Standards<br />

der Ratings angeht. Die EU hat jüngst ein neues<br />

Regelwerk für die ESG-Agenturen beschlossen,<br />

das keinen der Kritikpunkte aus der BaFin-Studie<br />

adressiert.<br />

Was taugen ESG-Ratings?<br />

Für die Überwachung zahlreicher<br />

Firmen unerlässlich<br />

Mehrkosten bei Fonds von<br />

größeren Häusern minimal<br />

Erste Regulierungsmaßnahmen<br />

durch die EU<br />

Preis-Leistungs-Verhältnis<br />

scheint unangemessen.<br />

Bedenken hinsichtlich der<br />

Qualität der Ratings<br />

EU-Regulierung adressiert<br />

nicht die Kritikpunkte.<br />

<strong>procontra</strong> 2 | 2<strong>02</strong>4


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<strong>procontra</strong> 2 | 2<strong>02</strong>4


Potenzial durch<br />

digitale Rentenübersicht<br />

Junge Zielgruppe interessiert an DRÜ.<br />

Seit ein paar Monaten ist die digitale Rentenübersicht<br />

(DRÜ) im Regelbetrieb – so richtig bekannt<br />

ist das bislang aber noch nicht. Einer Aeiforia-<br />

Umfrage zufolge haben nur 22 Prozent der Bürger<br />

die Plattform bereits genutzt.<br />

Dabei kann die Übersicht über zu erwartende<br />

Renteneinkünfte eine ideale Beratungsgrundlage<br />

sein, um Versorgungslücken transparenter zu<br />

machen und entsprechende Lösungen zu vermitteln.<br />

Daran interessiert sind vor allem junge Menschen.<br />

62 Prozent der 18- bis 24-Jährigen und<br />

66 Prozent der 25- bis 34-Jährigen halten eine zusätzliche<br />

Beratung für wichtig oder sehr wichtig.<br />

Weitere Themen<br />

Walter Riester im Interview 44<br />

Zwingen hohe IT-Kosten zum Run-off? 46<br />

Indexpolicen zwischen Gut und Böse 48<br />

Laubenpieper richtig versichern 52<br />

Fugenschutz in WGV-Tarifen 54<br />

Foto: Oscar Wong


44 | VERSICHERUNGEN Geförderte Altersvorsorge<br />

»Die Riester-Beitragsgarantie<br />

abzusenken wäre falsch«<br />

Im <strong>procontra</strong>-Interview kritisiert Walter Riester die Reformvorschläge der Versicherer und<br />

spricht über ein mögliches Neugeschäfts-Comeback der Riester-Rente.<br />

FB FLORIAN BURGHARDT<br />

Was Sie erfahren werden:<br />

<strong>procontra</strong>: Braucht Deutschland weiterhin<br />

eine staatlich geförderte private<br />

Altersvorsorge?<br />

Walter Riester: Ja, die braucht es, weil<br />

viele Menschen mit dem ergänzenden<br />

Sparen überfordert sind und dabei<br />

Hilfe brauchen. Ich spreche speziell von<br />

den vielen Menschen hierzulande, die<br />

nur wenig Geld zurücklegen können<br />

und deshalb eben mehr Unterstützung<br />

benötigen, zum Beispiel in Form von<br />

Zulagen.<br />

Chancen für Riester-Neugeschäft<br />

Einschätzung der GDV-Reformvorschläge<br />

Was sich Walter Riester von der Politik wünscht<br />

<strong>procontra</strong>: Da die Riester-Rente bislang<br />

weder reformiert noch durch ein neues<br />

Produkt ersetzt wurde, könnte man<br />

auch den Eindruck erlangen, dass die<br />

Politik das anders sieht …<br />

Riester: Dass die Rücklagenbildung<br />

für eine Lebensstandardsicherung im<br />

Alter für viele Menschen nicht ausreichend<br />

ist, wird in der Politik sehr wohl<br />

gesehen. Es besteht kein Erkenntnis-,<br />

sondern ein Handlungsdefizit. Hinzu<br />

kommt, dass immer mehr Menschen,<br />

auch rentenversichert, keine ausreichende<br />

Rente bilden können. Zur<br />

»Der Höchstrechnungszins<br />

ist weder<br />

ein Messpunkt für<br />

die Profitabilität der<br />

Riester-Rente, noch<br />

bestimmt er die<br />

Vertriebskosten.«<br />

Zeit der Rentenreform im Jahr 1957<br />

waren 95 Prozent der Erwerbstätigen<br />

in Vollzeit beschäftigt. Heute sind das<br />

noch etwa 50 Prozent, und die andere<br />

Hälfte ist in Teilzeit beschäftigt mit in<br />

der Regel auch nur Teilzeiteinkommen.<br />

Dadurch bilden sie geringere Rücklagen<br />

in der sozialen Rentenversicherung und<br />

leisten nebenbei auch weniger Beiträge<br />

für das Umlageverfahren der gesetzlichen<br />

Rente. Aber auch die Teilzeitbeschäftigten<br />

möchten, wenn sie aus dem<br />

Erwerbsleben ausscheiden, eine Rente<br />

bekommen, die ihnen ihren Lebensstandard<br />

möglichst weitgehend absichert.<br />

Diese Situation ist also eine deutliche<br />

Veränderung. Vor diesem Hintergrund<br />

muss die Antwort ganz klar lauten: Ja,<br />

wir brauchen dringend weiterhin eine<br />

staatlich geförderte private Altersvorsorge.<br />

<strong>procontra</strong>: Wahrscheinlich wird der<br />

Höchstrechnungszins zu Beginn 2<strong>02</strong>5<br />

auf 1 Prozent angehoben. Damit würde<br />

die Riester-Rente wieder profitabel für<br />

den Vertrieb der Lebensversicherer, weil<br />

dann nach Abzug der Kosten wieder<br />

mindestens die eingezahlten Beiträge<br />

garantiert werden könnten. Erlebt die<br />

Riester-Rente also bald ein Comeback<br />

im Neugeschäft?<br />

Riester: Aus diesem Grund sicherlich<br />

nicht. Der Höchstrechnungszins gibt<br />

dem Versicherer den Höchstzinssatz<br />

für die Abzinsung der Deckungsrückstellung<br />

vor. Er ist weder ein Messpunkt<br />

für die Profitabilität der Riester-Rente,<br />

noch bestimmt er die Vertriebskosten.<br />

Die Riester-Rente hat bereits in ihrer<br />

parlamentarischen Entstehungsphase<br />

viel medialen Gegenwind erhalten, vor<br />

allem durch die „Bild“-Zeitung. Ursprünglich<br />

sollte sie ja obligatorisch<br />

für alle Menschen eingeführt werden,<br />

wofür ich am Ende aber leider keine<br />

<strong>procontra</strong> 2 | 2<strong>02</strong>4


Geförderte Altersvorsorge VERSICHERUNGEN | 45<br />

Mehrheit mehr bekommen habe. Bevor<br />

jetzt in 2<strong>02</strong>1 und 2<strong>02</strong>2 viele Anbieter<br />

das Neugeschäft eingestellt haben, hat<br />

die Riester-Rente eineinhalb Jahrzehnte<br />

lang ein Trommelfeuer der Kritik erfahren.<br />

Die Einstellung des Neugeschäfts<br />

war aus meiner Sicht ein solcher Tiefpunkt<br />

für das Image der Riester-Rente,<br />

von dem aus man jetzt nicht einfach<br />

wieder den Schalter umlegen und das<br />

Produkt wieder verkaufen kann.<br />

<strong>procontra</strong>: Heißt das, die Riester-Rente<br />

ist damit ein für alle Mal beerdigt<br />

worden?<br />

Riester: Nein. Aber um sie für das Neugeschäft<br />

wieder attraktiv zu machen,<br />

braucht es schon mehr, als nun einfach<br />

nur wieder mit dem Verkauf zu beginnen.<br />

<strong>procontra</strong>: Sollte man beispielsweise<br />

die 100-prozentige Beitragsgarantie<br />

lockern?<br />

Riester: Eine Absenkung der Beitragsgarantie,<br />

um dann mehr in Aktien<br />

investieren zu können, halte ich für<br />

komplett falsch. Das ist sogar total<br />

absurd. Denn es gibt ja bereits Riester-<br />

Fondssparpläne. Bei diesen wird das<br />

Geld in Aktien angelegt, und trotzdem<br />

müssen die eingezahlten Beiträge zu<br />

Beginn des Rentenbezugs laut Gesetz<br />

vollständig zur Verfügung stehen. Die<br />

eingezahlten Beiträge 100-prozentig zu<br />

garantieren, zu denen ja auch die Zulagen<br />

aus Steuermitteln zählen, ist das<br />

absolut Mindeste, was man von einem<br />

Anbieter erwarten kann. Die Riester-<br />

Fondssparpläne zeigen ja bereits, dass<br />

das möglich ist. Daran müssen sich auch<br />

die Lebensversicherer messen lassen.<br />

<strong>procontra</strong>: Sollte auch die lebenslange<br />

Rentenleistung erhalten bleiben oder<br />

könnte man daran drehen?<br />

Riester: Daran könnte man schon<br />

drehen, zum Beispiel indem man einen<br />

Riester-Fondssparplan macht und dann<br />

zum Ende der Einzahlungsphase einen<br />

individuellen Auszahlungsplan bis zum<br />

Alter von 75 oder auch 85 festlegt. Die<br />

lebenslange Rentenleistung bei Riester<br />

ist ein Argument für die Ergänzung zur<br />

Sozialversicherungsrente, muss aber<br />

nicht zwingend so bleiben.<br />

<strong>procontra</strong>: Was wünschen Sie sich für<br />

die Zukunft der Riester-Rente von der<br />

Politik?<br />

Riester: Dass sie, wie gesagt, obligatorisch<br />

ist und für alle Menschen direkt<br />

gilt. Also dass nicht unterschieden wird<br />

zwischen Förderfähigen, ihren Ehepartnern<br />

und so weiter. In Schweden<br />

gilt dieses Prinzip erfolgreich seit 25<br />

Jahren. So auch meine Forderung 1999.<br />

Hätte es dafür eine Mehrheit gegeben,<br />

bestünden heute deutlich über 50 Millionen<br />

geförderte Sparverträge.<br />

<strong>procontra</strong>: Sehen Sie in der aktuellen<br />

politischen Lage die Chance, dass die<br />

Riester-Rente in Zukunft obligatorisch<br />

wird?<br />

Riester: Nein. 25 Jahre des An-die-<br />

Wand-Klatschens und öffentlicher Streit<br />

über zu hohe Vertriebskosten haben<br />

hier leider nicht zum Umdenken<br />

beigetragen.<br />

Neugeschäfts-Comeback für Riester?<br />

HRZ von 1 % würde Vertrieb<br />

wieder profitabel machen.<br />

Großer Bedarf an geförderter<br />

Altersvorsorge<br />

Mehr Nachfrage durch<br />

gelockerte Beitragsgarantie<br />

Image hat zu sehr gelitten.<br />

Gelockerte Garantie wirkt<br />

wie Notlösung neben<br />

Fondssparplänen.<br />

Reform oder neues Standardprodukt<br />

stehen noch aus.<br />

<strong>procontra</strong> 2 | 2<strong>02</strong>4


46 | VERSICHERUNGEN Run-off<br />

Per Run-off aus der Kostenfalle<br />

Niedrigzinsen sind als Treiber für Run-offs vorerst verschwunden. Doch mit den immer<br />

dringenderen Investitionen in die IT türmt sich ein neuer bei den Lebensversicherern auf.<br />

JD JÖRG DROSTE<br />

Was Sie erfahren<br />

werden:<br />

Warum die Digitalisierung<br />

Treiber für Run-offs ist<br />

Wie sich Unternehmen aus<br />

der IT-Kostenfalle befreien<br />

Wie Run-offs auch in der<br />

Sachsparte eine Rolle spielen<br />

Wer zwischen 2012 und 2<strong>02</strong>2 über<br />

Run-off-Auslöser bei den Lebensversicherern<br />

sprach, war unweigerlich mit<br />

Niedrigzinsen, dem von der BaFin geforderten<br />

Aufbau stiller Reserven und<br />

hoch verzinsten Altbeständen konfrontiert.<br />

Die Arag, die Axa-Tochter<br />

DBV Winterthur, die Generali oder die<br />

Basler sind prominente Beispiele, die<br />

sich teils nur von ihren „Klassikern“<br />

trennten, teils aber auch komplett<br />

aus dem Leben-Geschäft verabschiedeten.<br />

Nach Angaben von Christian<br />

Kern, Aktuar und Director Insurance<br />

Advisory bei der Unternehmensberatung<br />

KPMG, gab es zwischen 2012 und<br />

2<strong>02</strong>3 insgesamt 14 externe Run-offs.<br />

Seit die Europäische Zentralbank zwischen<br />

Juli 2<strong>02</strong>2 und September 2<strong>02</strong>3<br />

die Zinsen in einer rasanten Rallye<br />

von 0 auf 4,5 Prozent anhob, gehören<br />

zumindest Niedrigzinsen als Auslöser<br />

für Run-offs der Vergangenheit an.<br />

IT: Alt gegen Neu<br />

Was dem Geschäftsmodell nun<br />

aber neues Leben einhaucht, sind<br />

die vielfältigen Herausforderungen<br />

im Schlepptau der Digitalisierung.<br />

Es geht um künstliche Intelligenz,<br />

veränderte Anforderungen junger,<br />

online-affiner Kundengruppen und<br />

insbesondere um millionenschwere<br />

Investitionen, um eine in die Jahre<br />

gekommene Alt-IT auf die Ansprüche<br />

der nächsten Generation einzustellen.<br />

„Es ist kein Geheimnis mehr, dass<br />

bei vielen Versicherern die IT-Systeme<br />

ganz oder zumindest teilweise<br />

nicht ausreichend zukunftsfähig sind.<br />

Sie werden mit hohem Aufwand am<br />

Leben gehalten, was keine nachhaltige<br />

Lösungsoption ist“, meint Frank<br />

Wittholt, Geschäftsführer der adesso<br />

Tochter Afida. „Die Erneuerung oder<br />

der Austausch von Bestandsführungssystemen<br />

beinhaltet auch eine<br />

komplexe Migration, die erhebliche<br />

Illustration: Eleonora Mavromati


Run-off VERSICHERUNGEN | 47<br />

finanzielle und personelle Ressourcen<br />

bindet, besonders im Bereich der<br />

Lebensversicherung“, so Wittholt.<br />

Hohe Investitionen notwendig<br />

So investierte etwa die Run-off-Plattform<br />

Viridium nach Aussage ihres<br />

CEO Tilo Dresig im Gespräch mit <strong>procontra</strong><br />

zwischen 2019 und 2<strong>02</strong>3 rund<br />

250 Millionen Euro in den Systemumbau.<br />

Bei der Signal Iduna Gruppe sind<br />

es jährlich 50 bis 100 Millionen Euro<br />

und bei der Arag immerhin noch<br />

30 Millionen. Geld, das nicht jeder<br />

Versicherer haben dürfte. Angesichts<br />

dieser notwendigen Lebenserhaltungs-<br />

bzw. Erneuerungsmaßnahmen<br />

für die eigene IT könnte der Run-off<br />

für Versicherer künftig eine Option<br />

bleiben. Auch weil viele Gesellschaften<br />

kaum Rückstellungen für kommende<br />

Investitionen in die Modernisierung<br />

ihrer IT-Systeme gebildet<br />

haben. Afida-Geschäftsführer Wittholt<br />

kritisierte im Februar auf einer<br />

Veranstaltung zum Thema Run-off in<br />

Hamburg, dass die meisten IT-Investitionen<br />

die Schnittstellen hin zum Vertrieb<br />

und Kunden beträfen. Das sei<br />

schick und neugeschäftsgetriggert,<br />

trage aber wenig dem strategischen<br />

Gedanken Rechnung, so Wittholt.<br />

Bernd Hoffmann, Finanzchef der<br />

Run-off-Plattform Frankfurter Leben,<br />

bestätigt: „Die Anschaffung neuer<br />

Bestandsführungssysteme und die<br />

Überführung des Bestandes auf die<br />

neue Infrastruktur verursacht sehr<br />

hohe Investitionen, die in einigen<br />

Fällen aus betriebswirtschaftlichen<br />

Gesichtspunkten und im Hinblick auf<br />

das Geschäftsvolumen nicht sinnvoll<br />

erscheinen.“<br />

Weitere Run-off-Deals erwartet<br />

Laut Ergo ist der Großteil des Lebensversicherungsgeschäfts<br />

im Run-off<br />

– also in Tarifen, in die kein Neugeschäft<br />

mehr fließt. Die Frage, was mit<br />

diesen geschlossenen Beständen mittelfristig<br />

passiere, müsse viele Unternehmen<br />

umtreiben, so ein Ergo-Sprecher<br />

gegenüber <strong>procontra</strong>. Hoffmann<br />

rechnet damit, dass es bis Ende 2<strong>02</strong>5<br />

zu weiteren Run-offs kommen dürfte.<br />

Auch Afida spricht aktuell mit Versicherern<br />

und Pensionskassen über die<br />

Migration von Beständen.<br />

Fragt man bei Versicherern nach, halten<br />

die sich bis auf wenige Ausnahmen<br />

bei dem Thema eher bedeckt.<br />

„Einen Run-off könnten wir uns im<br />

Bereich Komposit vorstellen, aber das<br />

ist kein Thema, das wir im Moment<br />

aktiv verfolgen. Aber sicherlich etwas,<br />

wo wir für die Zukunft eine Notwendigkeit<br />

sehen“, sagt beispielsweise<br />

Thomas Wolf, Geschäftsführer der<br />

Bayerische IT GmbH, der Digitaltochter<br />

der Bayerischen, gegenüber<br />

<strong>procontra</strong>. Im Bereich Leben hingegen<br />

sei ein Run-off allein wegen<br />

der langen Vertragslaufzeiten kein<br />

Thema.<br />

Run-offs seit 2012<br />

Versicherer, die in den Run-off gegangen sind, und ihre Käufer<br />

Versicherer Käufer Jahr<br />

Rheinisch-Westfälische Sterbekassen Ideal Lebensversicherung 2012/2013<br />

Heidelberger Leben Frankfurter Leben 2013/2014<br />

Skandia Leben (Deutschland und Österreich) Viridium 2014<br />

Delta Lloyd Deutschland Athene Holding, heute Athora 2015<br />

Basler Leben Deutschland (Klassik-Policen) Frankfurter Leben 2015/2017<br />

Arag Leben Frankfurter Leben 2016/2017<br />

Entis Leben Viridium 2017<br />

Prudentia Pensionskasse Viridium 2018<br />

Pro bAV Pensionskasse Viridium 2018<br />

Axa Life Europe (fondsgeb. Verträge „Twin Star“) Cinven/Viridium 2018<br />

Generali Leben (Proxalto) Viridium 2019<br />

Axa/DBV Winterthur Leben Athora 2<strong>02</strong>2<br />

Generali Deutschland Pensionskasse Frankfurter Leben 2<strong>02</strong>3<br />

Landeslebenshilfe Frankfurter Leben 2<strong>02</strong>3<br />

Weiter im Thema<br />

Das Interview mit<br />

Viridium-CEO Tilo<br />

Dresig zu Marktpotenzialen<br />

und<br />

dem geplatzten<br />

Zurich-Deal finden<br />

Sie unter:<br />

Quelle: KPMG & eigene Recherchen<br />

Mittlerweile schaut auch die BaFin<br />

genau hin, wie zukunftsfähig die<br />

Versicherer mit ihren IT-Systemen<br />

aufgestellt sind. So hatte sie im Mai<br />

2<strong>02</strong>3 die Axa Krankenversicherung<br />

und im November 2<strong>02</strong>3 die Signal<br />

Iduna wegen nicht näher benannter<br />

Mängel in der IT dazu verdonnert,<br />

ihre Kapitalrücklagen zu erhöhen.<br />

„Das erzeugt neuen Handlungsdruck“,<br />

bestätigt auch KPMG-Mann<br />

Kern. In welche Richtung, bleibt<br />

abzuwarten. Kern jedenfalls erwartet<br />

bis Ende kommenden Jahres bis zu<br />

zehn Run-off-Deals.<br />

<strong>procontra</strong> 2 | 2<strong>02</strong>4


48 | VERSICHERUNGEN Indexpolicen<br />

Gefangen im Index<br />

Indexpolicen enttäuschten im Boomjahr 2<strong>02</strong>3. Experten sehen dennoch den Turnaround<br />

in diesem Jahr. Die grundlegenden Probleme des Produkts sind indes geblieben.<br />

FB FLORIAN BURGHARDT<br />

„Das Börsenjahr 2<strong>02</strong>3 war eigentlich ein sehr<br />

gutes“, findet Michael Hauer, Geschäftsführer des<br />

Instituts für Vorsorge und Finanzplanung GmbH<br />

(IVFP). Da kann man ihm recht geben, blickt<br />

man zum Beispiel auf einige große Aktienindizes<br />

wie DAX, Dow Jones oder Nikkei 225. Alle drei<br />

konnten im vergangenen Kalenderjahr kräftige<br />

Renditen von weit über 10 Prozent erzielen. Auch<br />

viele andere Indizes landeten deutlich im Plus.<br />

Wer hier investiert war, müsste eigentlich glücklich<br />

sein. Doch auf die meisten Inhaber indexgebundener<br />

Rentenversicherungen dürfte das<br />

nicht zutreffen. Laut Hauer gab es, bezogen auf<br />

das Kalenderjahr 2<strong>02</strong>3, nur für etwa 40 Prozent<br />

Illustration: Eleonora Mavromati


Indexpolicen VERSICHERUNGEN | 49<br />

Was Sie erfahren werden:<br />

Warum Indexpolicen zuletzt<br />

nicht performten<br />

Was 2<strong>02</strong>4 an Rendite zu erwarten ist<br />

Warum Makler weiterhin<br />

kritisch sein sollten<br />

von ihnen eine Renditegutschrift. Das hat sein<br />

IVFP anhand einer Analyse herausgefunden,<br />

für die die Produkte aller 16 Lebensversicherer<br />

untersucht wurden, die derzeit eine Indexpolice<br />

anbieten.<br />

Dass so viele Kunden eine Nullrunde verkraften<br />

mussten, hängt zum einen damit zusammen,<br />

dass von den insgesamt 36 untersuchten Produkten<br />

19 keine Rendite erzielen konnten. Ein<br />

weiterer Faktor liegt darin, dass sich unter diesen<br />

19 Produkten, die komplett seitwärts performten,<br />

alle vier Indexpolicen der Allianz befinden. Die<br />

Münchener sind mit großem Abstand Marktführer<br />

bei der Vermittlung von Indexpolicen. Der<br />

Lebensversicherer erklärt die Nullrendite seiner<br />

Produkte; die ist auf den ersten Blick nämlich<br />

kurios, da die zugrunde liegenden Indizes Euro<br />

Stoxx 50 oder S&P 500 2<strong>02</strong>3 ebenfalls kräftig im<br />

Plus landeten. Es liege am Grundkonzept der<br />

Indexpolicen: „Durch die Indexpartizipation<br />

konnten in der Vergangenheit attraktive Wertentwicklungen<br />

erzielt werden, zugleich gleicht<br />

der Mechanismus Schwankungen an den Kapitalmärkten<br />

aus, wie wir sie gerade in den ersten Jahren<br />

dieses Jahrzehnts gesehen haben“, erklärte<br />

ein Allianz-Sprecher auf <strong>procontra</strong>-Nachfrage.<br />

auf den Kapitalmärkten solche Indexmodelle, die<br />

eine Obergrenze (Cap) besitzen. „Positive Monatsrenditen<br />

werden oben abgeschnitten, negative<br />

Ausschläge hingegen voll bei der Berechnung der<br />

Renditegutschrift berücksichtigt“, so der IVFP-<br />

Chef. Beispielsweise haben alle vier Index-Varianten<br />

der Allianz einen solchen Cap.<br />

Zwar haben die Kunden die Sicherheit, dass<br />

ihre Indexpolice auch bei einem katastrophalen<br />

Börsenjahr keinen Verlust macht – dieses<br />

Sicherheitsnetz kaufen sie sich mit dem Verzicht<br />

auf die laufende Verzinsung ihres Vertragsguthabens.<br />

Jedoch braucht es schon lange relativ<br />

ereignisarme Phasen, um wirklich einmal gute<br />

Renditen einzufahren. Das bestätigen auch die<br />

anderen von <strong>procontra</strong> angefragten Indexpolicen-Anbieter.<br />

Die Barmenia beispielsweise (drei<br />

Produkte mit Nullrendite) verweist für das Indexjahr<br />

April 2<strong>02</strong>2 bis März 2<strong>02</strong>3 auf die Folgen der<br />

Corona-Pandemie und des Ukraine-Kriegs sowie<br />

globale Lieferengpässe, steigende Energiekosten<br />

und eine allgemein hohe Inflationsrate. Im Indexjahr<br />

April 2<strong>02</strong>3 bis März 2<strong>02</strong>4 kamen im Zuge<br />

multipler Krisen auch noch die Terroranschläge<br />

der Hamas auf Israel und der Krieg in Gaza dazu,<br />

lautet die Analyse. Bei der Barmenia geht man<br />

davon aus, auch im noch laufenden Indexjahr<br />

keine Renditen zu erzielen.<br />

So funktionieren Indexpolicen<br />

Statt sich die Überschüsse gutschreiben zu lassen,<br />

können sich die Kunden damit auch die Option<br />

auf die Index-Wertentwicklung kaufen.<br />

Irgendein Problem gibt’s immer<br />

Ärgerlich für die Kunden, dass es speziell 2<strong>02</strong>3<br />

einige kräftige Schwankungen am Aktienmarkt<br />

gab. Denn bei Indexpolicen werden die Gewinnund<br />

Verlust-Stichtage innerhalb eines Indexjahres<br />

(dieses kann auch über den Jahreswechsel hinausgehen)<br />

zusammengewürfelt und daraus eine<br />

Gesamtrendite gebildet. „Da kann bereits ein<br />

schlechter Monat das ganze Indexjahr zunichtemachen“,<br />

erklärt Hauer. Besonders schwer hatten<br />

es zuletzt aufgrund der großen Schwankungen<br />

300 € für Optionskauf<br />

Vertragsguthaben:<br />

10.000 €<br />

Überschussbeteiligung:<br />

3 %<br />

maßgebliche<br />

Indexrendite:<br />

10 %<br />

Vertragsguthaben:<br />

11.000 €<br />

Quelle: IVFP<br />

<strong>procontra</strong> 2 | 2<strong>02</strong>4


50 | VERSICHERUNGEN Indexpolicen<br />

Maklers Meinung<br />

»Finger weg von<br />

Indexpolicen«<br />

Falk Leibenzeder,<br />

PVS Assekuranzmakler GmbH,<br />

Versicherungsmakler und<br />

Finanzanlagenvermittler<br />

Machen Indexpolicen Sinn?<br />

Kurz gesagt: Nein! Die Entwicklung<br />

der Policen ist an einen<br />

bestimmten Index gekoppelt.<br />

Mein letzter Beitrag zu dem<br />

Thema ist schon sechs Jahre<br />

her. Geändert hat sich nichts.<br />

Das Problem bei Indexpolicen<br />

ist die überaus magere Rendite.<br />

In Börsenhochzeiten wird sie<br />

durch einen Cap beschnitten<br />

und der Sparer verliert so<br />

wichtige Rendite.<br />

Allerdings bieten sie eine gewisse<br />

Sicherheit, da sie in der Regel<br />

einen Garantiewert haben, der<br />

vor Verlusten schützt. Für konservative<br />

Anleger eventuell ein<br />

Vorteil. Aber selbst für diesen<br />

Anlegertyp gibt es sinnvollere<br />

Alternativen. Die Kosten bei<br />

Indexpolicen sind oftmals höher<br />

als bei anderen Anlageoptionen.<br />

Nicht zu vergessen ist die Inflation.<br />

Was bringt eine Garantie,<br />

wenn das Kapital durch die<br />

Inflation vernichtet wird und die<br />

Policen nicht einmal die statistische<br />

Inflationsrate ausgleichen?<br />

Ich kenne keine Police,<br />

die selbst nach 20 Jahren ein<br />

effektives Plus erwirtschaftet<br />

hat.<br />

Mein Fazit bleibt: Finger weg<br />

von diesem Geldvernichtungsmodell.<br />

Rosige Zukunft oder<br />

Glücksspiel?<br />

Das klingt alles sehr gegenteilig zu<br />

der langfristig guten Wertentwicklung<br />

der meisten Indizes. Aber sind<br />

Indexpolicen wirklich ein reines<br />

Geldvernichtungsmodell, wie es<br />

Makler Falk Leibenzeder (siehe „Maklers<br />

Meinung“) beschreibt? Bei der<br />

Ratingagentur Assekurata nämlich<br />

bricht man gerade eine kleine Lanze<br />

für die Indexpolicen und sieht eine<br />

rosige Zukunft kommen. Das hängt<br />

vor allem damit zusammen, dass<br />

für 2<strong>02</strong>4 fast alle Lebensversicherer<br />

die Überschussbeteiligung für ihre<br />

Kunden erhöht haben. „Mit der Anhebung<br />

stehen wieder mehr Mittel zur<br />

Dotierung von Caps und Quoten zur<br />

Verfügung, wodurch sich die Renditechancen<br />

der Kunden verbessern<br />

dürften“, prognostiziert Lars Heermann,<br />

Bereichsleiter Analyse und<br />

Bewertung bei Assekurata.<br />

Eine höhere Überschussbeteiligung<br />

ermöglicht, vereinfacht gesagt, eine<br />

höhere Indexpartizipation. Wie das<br />

IVFP erklärt, wird nicht das gesamte<br />

Vertragsguthaben in den Index selbst<br />

investiert, sondern nur die Überschussbeteiligung<br />

des jeweiligen<br />

Vertrags dafür verwendet, quasi das<br />

Recht auf Partizipation an der<br />

Indexrendite zu erwerben. Laut dem<br />

IVFP geschieht dies durch spezielle<br />

Lohnen sich Indexpolicen?<br />

Mehr Renditechance durch<br />

gestiegene Überschüsse<br />

Allgemein steigende<br />

Indexwerte<br />

Kein Verlustrisiko<br />

»Die Rendite chancen<br />

der Kunden dürften<br />

sich 2<strong>02</strong>4 verbessern.«<br />

Lars Heermann<br />

Assekurata<br />

Finanzmarktinstrumente wie zum<br />

Beispiel Optionen. Je mehr Geld für<br />

die Optionen zur Verfügung steht,<br />

desto besser fallen deren Konditionen<br />

aus, zum Beispiel in Form einer<br />

höheren Renditeobergrenze (Cap).<br />

Gleichzeitig sichern die Optionen die<br />

möglichen Verluste von Indizes ab,<br />

weshalb Indexpolicen keinen Verlust<br />

einfahren können. Trotz der gestiegenen<br />

Überschüsse warnt Heermann<br />

vor überzogenen Erwartungen. Man<br />

könne die Performance von Indexpolicen<br />

nicht mit dem unterliegenden<br />

Basisindex gleichsetzen. Und<br />

nicht zuletzt braucht es auch ein<br />

wenig Glück, um als Inhaber einer<br />

Indexpolice eine gute Rendite zu<br />

erhalten. Denn die tatsächlich<br />

gutgeschriebenen Renditen sind von<br />

den Indexstichtagen des jeweiligen<br />

Produkts abhängig. Es heißt also<br />

Daumendrücken, dass diese möglichst<br />

auf ein Kurshoch fallen.<br />

Ein schwacher Monat kann<br />

Jahresrendite vernichten.<br />

Gewinne sind bei<br />

Cap-Tarifen gedeckelt.<br />

Renditen müssen langfristigen<br />

Überschuss -<br />

verzicht ausgleichen.<br />

<strong>procontra</strong> 2 | 2<strong>02</strong>4


AXA KONZERN AG<br />

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eine hervorragende Positionierung. Auf die Frage nach den<br />

wichtigsten Vorteilen der neuen Fonds-Rente antwortet AXA mit<br />

diesen drei Argumenten:<br />

1.) Professionell anlegen<br />

2.) Sicher beraten<br />

3.) Einfach gestalten<br />

Darüber hinaus schaffen Wertsicherungsbausteine einen weiteren<br />

Schutz und überzeugen gerade sicherheitsaffine Kund:innen in<br />

der Beratung. Durch eine kostenfreie Shift-Möglichkeit von bis zu<br />

100 % des Fondsvermögens ins Sicherungsvermögen von AXA kann<br />

mit der Garantieoption auch kurzfristig auf Veränderungen am Markt<br />

reagiert werden. Ein großer Vorteil gerade in unsicheren Zeiten.<br />

Ebenso wie eine flexible Gewinnsicherung zur Realisierung von<br />

Kursgewinnen. Eines der wichtigsten Highlights in diesem Bereich<br />

ist außerdem der neue Protect-Baustein: Dieser sorgt für eine<br />

Beitragsbefreiung im Berufs- bzw. Dienstunfähigkeitsfall. Und das<br />

bis 250 Euro Monatsbeitrag – mit 3 Jahren Wartezeit – sogar ohne<br />

Gesundheitsprüfung. Um es in wenigen Worten zusammenzufassen:<br />

Attraktive Leistungen bei gleichzeitiger Risikoabsicherung machen<br />

die Altersvorsorgeberatung mit JustInvest besonders sicher.<br />

Professionell anlegen<br />

Entscheidend für die herausragende Qualität von JustInvest ist das<br />

große Fondsuniversum. AXA setzt dabei auf eine breite, qualitativ<br />

hochwertige Auswahl namhafter Anbieter mit einer großen Palette<br />

an ETFs und exzellent gemanagten eigenen Portfolios. Wer will,<br />

kann durch Rebalancing das Risikoprofil regelmäßig readjustieren<br />

lassen – steuerfrei und kostenlos. JustInvest profitiert zudem von<br />

der Größe und Solvenz des Global Players AXA, einem der größten<br />

Vermögensverwalter weltweit. Die erfahrenen Kapitalanlage-<br />

Expert:innen von AXA sorgen für eine kontinuierliche Qualitätsprüfung<br />

und geben in regelmäßigen Investmentdialogen aktuelle Updates<br />

zu den Entwicklungen am Kapitalmarkt. Unser Fazit:<br />

JustInvest bietet höchste Professionalität durch ein großes Fondsuniversum<br />

mit qualitativ hochwertiger Auswahl, die mit großer<br />

Expertise getroffen und gemanagt wird.<br />

Einfach gestalten<br />

Eine große Fondsauswahl bedeutet immer auch mehr Komplexität.<br />

AXA macht diese ganz einfach beherrschbar – mit dem neuen Fonds-<br />

Navigator. Dieses digitale Tool macht es möglich, ganz einfach<br />

optimierte Portfolios für ganz verschiedene Kundenbedürfnisse<br />

und -ziele zusammenzustellen. Dazu erfasst und bewertet der<br />

FondsNavigator individuelle Präferenzen und Risikotoleranzen. Das<br />

Ergebnis ist eine maßgeschneiderte Portfolio-Empfehlung basierend<br />

auf dem jeweiligen Kundenwunsch. Somit lässt sich JustInvest auf<br />

die unterschiedlichen Bedürfnisse verschiedener Zielgruppen zuschneiden.<br />

Kund:innen aus der Privatwirtschaft, dem Öffentlichen<br />

Dienst oder solche mit besonderen Wünschen, bspw. nach nachhaltigen<br />

Fonds, werden mit den passenden Investmentlösungen<br />

direkt angesprochen. Eine gute, auf die Kund:innen zugeschnittene<br />

Beratung ist also mit JustInvest ganz einfach.<br />

Sicher beraten<br />

Um Kund:innen heute sicher und bedarfsgerecht zu beraten, ist es<br />

wichtig, ein Angebot zu haben, das in allen Bereichen „state of the<br />

art“ ist. Dazu gehört ein hoher garantierter Rentenfaktor genauso<br />

wie die Möglichkeit einer kapitalmarktorientierten Rentenphase. Da<br />

sich in den nächsten Jahren viel verändern kann und wird, hat AXA<br />

die neue Innovationsklausel in JustInvest integriert. Diese sichert<br />

die Wahlfreiheit für geeignete zukünftige, neue Verrentungsarten.<br />

Die neue Fonds-Rente von AXA bietet ein einzigartiges Gesamtpaket<br />

In einer Welt, die sich ständig verändert, ist es wichtig, moderne<br />

Lösungen anzubieten, die höchsten Ansprüchen gerecht werden.<br />

Genau das schafft JustInvest. AXA bietet Makler:innen damit die<br />

Möglichkeit, sich zu differenzieren und gleichzeitig das Beste für<br />

ihre Kund:innen zu erreichen. Denn JustInvest ist die neue Lösung<br />

für fondsgebundene Altersvorsorge am Puls der Zeit!<br />

Weitere Informationen zu JustInvest finden Sie unter: axa-makler.de


52 | VERSICHERUNGEN Absicherung von Kleingärten<br />

Schutz für Laubenpieper<br />

Seit der Pandemie zieht es (junge) Familien verstärkt in den Kleingarten. Für die Absicherung<br />

kommen Makler ins Spiel, weil Spezialanbieter und Konzepte dünn gesät sind.<br />

CF CARLA FRITZ<br />

Was Sie erfahren<br />

werden:<br />

Welche Konzepte für „Laubenpieper“<br />

infrage kommen<br />

Was beim Bundeskleingartengesetz<br />

zu beachten ist<br />

Welche Beratungsansätze<br />

sich für Makler bieten<br />

Berlin ist bundesweit Kleingarten-<br />

Hochburg. „Aber auch in Leipzig,<br />

Hamburg, Dresden, Hannover und<br />

Bremen sind sie weitverbreitet und<br />

generell im Osten Deutschlands“, so<br />

Dennis Becker, der neben seinem<br />

klassischen Maklergeschäft in Ahlen<br />

„Laubenpieper“ bundesweit versichert.<br />

Nicht zuletzt mit dem Ziel,<br />

dass aus „Kleingartenkunden einmal<br />

Vollmandatskunden“ werden. „Mit<br />

Beginn der Gartensaison, um Ostern<br />

herum, bis Juni verzeichnen wir regelmäßig<br />

einen Anstieg der Nachfrage<br />

nach Versicherungen für Kleingärten.<br />

Insbesondere in den Corona-Jahren<br />

2<strong>02</strong>0/2<strong>02</strong>1 war sie noch einmal<br />

höher.“<br />

Der Einschluss des Laubeninhalts in<br />

eine bestehende Hausratversicherung<br />

liegt nahe, „macht in vielen älteren<br />

Verträgen aber meist ein Problem,<br />

weil der Hausrat dauerhaft ausgelagert<br />

und die Außenversicherung von<br />

Zeit und Summe her begrenzt ist“,<br />

erläutert Becker. „Deshalb ist in unserem<br />

Deckungskonzept für die Laube<br />

der Inhalt separat mitversichert – bis<br />

zu 2.000 Euro bei der Mindestprämie<br />

von 35 Euro bei einem Feuerschaden,<br />

die Laube hier bis zu 5.000 Euro,<br />

außerdem Einbruchdiebstahl-/Vandalismusschäden<br />

bis zu 400 Euro.“<br />

Bundeskleingartengesetz<br />

als Knackpunkt<br />

Wahlweise kann man auch Sturm/Hagel<br />

und Leitungswasser dazunehmen<br />

sowie höhere Versicherungssummen.<br />

„Unser Rechner, den auch Kooperationspartner<br />

nutzen, ist auf 25.000<br />

Euro für die Laube und 10.000 Euro<br />

für den Inhaltswert Schluss begrenzt“,<br />

bezieht sich Becker auch da auf das<br />

Angebot der Dialog. Die Höchstprämie<br />

liegt dann bei 348 Euro im Jahr,<br />

wenn der Kunde zudem Material und<br />

Gartenmöbel im Freien versichert,<br />

Illustration: Roman Kulon


Absicherung von Kleingärten VERSICHERUNGEN | 53<br />

Vandalismus bis 1.150 Euro sowie<br />

Aufräumungs- und Abbruchkosten<br />

ebenfalls bis zum Maximum. Dabei<br />

immer vorausgesetzt, der Garten gehört<br />

zu einer Anlage mit mindestens<br />

zehn aneinandergrenzenden Gärten<br />

oder zu einem Kleingartenverein und<br />

man hält sich an die dort geltenden<br />

Spielregeln. „Die Parzellen haben ja<br />

nur eine gewisse Größe und dürfen<br />

auch nur in einem gewissen Maße<br />

bebaut sein“, erläutert Becker.<br />

„Der Knackpunkt dürfte das Bundeskleingartengesetz<br />

sein und gegebenenfalls<br />

Sonderregelungen der Bundesländer“,<br />

sagt Brigitte Mayer von<br />

der Verbraucherzentrale Hessen. Das<br />

heißt: Der Garten dient ausschließlich<br />

privaten Zwecken, ist höchstens 400<br />

Quadratmeter groß, Teil einer Kleingartenanlage<br />

und die Laube nicht<br />

größer als 24 Quadratmeter.<br />

„Wir sind immer wieder auf der Suche<br />

nach weiteren Versicherern, die ein<br />

solches Produkt zeichnen wollen,<br />

und aktuell mit einigen dazu im Gespräch“,<br />

so Becker. Bei den wenigen<br />

anderen Anbietern von Kleingartenversicherungen<br />

wie Zurich und Baloise<br />

könne man Schutz nur über einen<br />

Rahmenvertrag des Vereins mit teils<br />

starren Leistungen beziehen und bei<br />

der Feuersozietät nur begrenzt auf<br />

Brandenburg und Berlin.<br />

Verhältnisfrage<br />

Echter Kleingärtner mit Verein? Oder<br />

einzelnes Pacht- bzw. Erholungsgrundstück<br />

im Eigentum? „Hier sind<br />

wir dann bei einer Wochenendgrundstücksversicherung<br />

mit einer Mindestprämie<br />

von etwa dem Dreifachen,<br />

was eine Laubenversicherung kostet“,<br />

vergleicht Becker. Anbieter unter anderem:<br />

Hiscox und Volkswohl Bund.<br />

Egal welche Variante der Wohngebäudeversicherung:<br />

„Heruntergebrochen<br />

auf den Quadratmeter wird es im Vergleich<br />

zum Einfamilienhaus deutlich<br />

teurer. Auch für den Hausrat. Weil oft<br />

mit viel einfacheren Materialien gebaut<br />

wird und das Gartenhaus nicht<br />

ständig bewohnt ist“, zieht Mayer eine<br />

zweite Parallele. In einem Ballungsraum<br />

wie Frankfurt am Main koste<br />

eine Hausratversicherung über den<br />

Daumen gepeilt einen Euro pro Quadratmeter.<br />

„In einer Laube liegen wir<br />

durchaus bei zehn Euro pro Quadratmeter.“<br />

Bei einem Rundum-sorglos-<br />

Paket für den Kleingarten respektive<br />

das Erholungsgrundstück wäre zu<br />

fragen: Wo ist die Grenze – bezogen<br />

Hauptstadt der Kleingärten<br />

Berlin ist Deutschlands Kleingartenhochburg mit rund 66.000 Kleingärten.<br />

14<br />

13<br />

6<br />

3<br />

5<br />

10 11<br />

8<br />

7<br />

12<br />

15<br />

9<br />

2<br />

Long Story short<br />

1<br />

4<br />

Neuer Run auf Kleingärten seit der Pandemie<br />

Quellen: Landesverbände und BKD<br />

auch darauf, dass „der eine sich einen<br />

‚Palast‘ hinstellt und der andere einen<br />

‚Pappdeckel‘“?<br />

Von Elementarschutz war dabei bisher<br />

noch gar nicht die Rede. „Lauben<br />

stehen ja oft in Überflutungsgebieten.<br />

Auch von daher: Es kapriziert sich auf<br />

Feuer und Sturm, die alles vernichten<br />

können.“<br />

1 Berlin 66.000<br />

2 Leipzig 39.000<br />

3 Hamburg 32.000<br />

4 Dresden 25.000<br />

5 Hannover 20.000<br />

6 Bremen 16.900<br />

7 Frankfurt/M. 16.000<br />

8 Köln 12.000<br />

9 München 8.700<br />

10 Essen 8.500<br />

11 Dortmund 8.200<br />

12 Nürnberg 8.200<br />

13 Düsseldorf 6.600<br />

14 Duisburg 6.300<br />

15 Stuttgart 3.000<br />

Bliebe gegebenenfalls der Schutz für<br />

die PV-Anlage im Kleingarten. Hier<br />

plädieren sowohl Verbraucherberaterin<br />

wie Makler für eine separate<br />

Elek tro nikversicherung.<br />

Echte Kleingartenversicherung für Laube/Inhalt rar am Markt<br />

Wochenendgrundstücksversicherung als teurere Alternative<br />

<strong>procontra</strong> 2 | 2<strong>02</strong>4


54 | VERSICHERUNGEN Wohngebäudeschutz<br />

Fugenschutz endlich gekittet?<br />

Ob Nässeschäden durch undichte Fugen versichert sind, war bis zum „BGH-Fugenurteil“<br />

oft unklar. Wie die Gesellschaften die Zeit nun genutzt haben, um für klare Verhältnisse im<br />

Schadenfall zu sorgen, und was Makler weiterhin beachten müssen<br />

CF CARLA FRITZ<br />

Was Sie erfahren werden:<br />

Wie WGV-Tarife nach dem Fugenurteil nachgebessert wurden<br />

Deckungsunterschiede bei Nässeschäden durch Silikonfugen<br />

Weshalb Obliegenheiten eine Schlüsselstellung einnehmen<br />

Laut BGH-Urteil von 2<strong>02</strong>1 gehören Silikonfugen<br />

nicht zum Leitungswassersystem. Damit stellte<br />

das Gericht klar: Nässeschäden durch undichte<br />

Fugen sind in der Leitungswasserversicherung<br />

generell nicht mitversichert. „Die Versicherer<br />

wurden in Zugzwang gesetzt. Sie mussten nun<br />

ihrerseits für Klarstellung sorgen und die Bedingungswerke<br />

überarbeiten oder eine schriftliche<br />

Erklärung abgeben“, erklärt Konzept-Versicherungsmakler<br />

Achim Finke von con4b. Heißt:<br />

Illustration: Roman Kulon


Wohngebäudeschutz VERSICHERUNGEN | 55<br />

Sollen solche Schäden doch mitversichert sein,<br />

muss der Begriff Leitungswassersystem dort<br />

entsprechend weit gefasst werden. Das war bis<br />

dahin häufig nicht der Fall, auch wenn in der Regulierungspraxis<br />

in dieser Hinsicht teils Kulanz<br />

waltete.<br />

In guter Gesellschaft<br />

Ende gut, alles gut? Inzwischen sei das Fugenurteil<br />

in der Branche „kein großes Thema mehr“,<br />

sagt Domcura-Vorstandschef Uwe Schumacher.<br />

„Denn gute Produktgeber haben diesen Schutz<br />

nun in ihre Bedingungswerke aufgenommen<br />

oder per geschäftsplanmäßiger Erklärung entsprechende<br />

Regulierung zugesichert.“ Bis zu 80<br />

Prozent der Versicherer dürften nach Schätzung<br />

von Finke inzwischen so verfahren.<br />

„Fündig wird man aber nur in den höherwertigen<br />

Konzepten“, merkt Hans-Hermann Lüschen<br />

von der Sach-Vergleichsplattform Versnavi an.<br />

Und da fängt die Arbeit des Maklers im Grunde ja<br />

auch an und bedeutet oft genug: im Zweifel, auch<br />

schriftlich, nachfragen.<br />

Bei der Absicherung von Silikonfugen ergibt sich<br />

dann ein deutlich differenzierteres Bild – nicht<br />

nur im Hinblick auf Produktgenerationen und<br />

Tariflinien, Ein- und Mehrfamilienhäuser sowie<br />

Versicherungssummen, sondern insbesondere<br />

auch in Bezug auf Neu- und Altkunden mit<br />

einem Spektrum von Goodwill über Bestandsupdates<br />

bis klare Ansage.<br />

Jahrgang entscheidend<br />

Neukundschaft der Ergo etwa hat in der 2<strong>02</strong>3 eingeführten<br />

Wohngebäudeversicherung erklärtermaßen<br />

auch Schutz infolge undichter Fugen. „In<br />

älteren Produktgenerationen regulieren wir im<br />

Wohngebäude-Privatkundengeschäft vergleichbare<br />

Schäden in der Praxis regelmäßig nach<br />

individueller Prüfung“, erklärt Jens Birnbaum,<br />

Abteilungsleiter Produktmanagement, Produktentwicklung<br />

Sach.<br />

„Fortführung der bestehenden kundenfreundlichen<br />

Regulierungspraxis“ im Bestands- sowie in<br />

Teilen des Neugeschäfts, darauf läuft es bei der<br />

Axa hinaus. Für Makler und deren Kundschaft<br />

rollt die Gesellschaft mit dem ausschließlich für<br />

diesen Markt neu konzipierten Wohngebäudeprodukt<br />

den roten Teppich aus. „Hier sind die<br />

Maklers Meinung<br />

»Haftungspotenzial<br />

für<br />

Hausverwaltungen«<br />

Achim Finke,<br />

Inhaber/Geschäftsführer con4b GmbH, Düsseldorf<br />

Das BGH-Urteil zu Silikonfugen und Nässeschäden hat zunächst<br />

für Unruhe, letztlich aber für Klarheit gesorgt. Viele<br />

Gesellschaften haben nachgebessert oder klargestellt, dass<br />

es dafür nunmehr Deckung gibt. Auch die Vermittlerbranche<br />

hatte dahin gehend Druck aufgebaut. Man sollte dann auch<br />

bei Altverträgen schauen, ob man nachbessern kann, oder<br />

sonst wechseln. Mit Uraltverträgen tut sich auch der Makler<br />

bekanntlich keinen Gefallen. Letztlich, im Schadenfall – wenn<br />

irgendetwas nicht versichert ist – muss er ja nachweisen,<br />

dass er den besten Schutz besorgt hat. Ansonsten darf er<br />

seine Vermögensschadenhaftpflichtversicherung anbieten.<br />

Neuen Mandanten, die mit alten Policen zu uns kommen,<br />

empfehlen wir, auf das neueste Bedingungswerk bzw. unsere<br />

Spezialkonzepte umzustellen. Für den Differenzzeitraum bis<br />

zur Hauptfälligkeit bieten wir eine Summen- und Konditionendifferenzdeckung<br />

an und übernehmen die Kündigung.<br />

In unseren Gebäudekonzepten waren Fugen schon vor dem<br />

BGH-Urteil gedeckt. Sie machen bei uns etwa 10 Prozent der<br />

Leitungswasserschäden aus. Das dürfte in etwa auch dem<br />

statistischen Durchschnitt entsprechen.<br />

Wir sehen natürlich auch, dass bei bis zu sechsstelligen<br />

Schäden in diesem Bereich Versicherer immer mehr Wert auf<br />

die Einhaltung von Obliegenheiten legen. Es ist im Schadenfall<br />

eine Art Hintertür für die Gesellschaft, aber die Gebäudeversicherung<br />

nun mal auch keine Reparaturkostenversicherung.<br />

Wer beispielsweise Wartungsfugen nicht regelmäßig<br />

kontrolliert oder keinen Nachweis dafür hat, steht dann auch<br />

im Regen. Hier sehe ich auch mehr Haftungspotenzial für<br />

Hausverwaltungen. Insoweit meine Empfehlung an Kunden:<br />

eventuell auf Wiedervorlage legen und einen Wartungsplan<br />

mit dem Handwerker absprechen.<br />

Foto: con4b


56 | VERSICHERUNGEN Wohngebäudeschutz<br />

Wo die Installation versagt<br />

Leitungswasserschäden nach Baugruppen 2003–2<strong>02</strong>2<br />

Verbindungen/Dichtungen<br />

2<br />

Anlagen<br />

26 18<br />

Armaturen<br />

Schläuche<br />

10<br />

19<br />

25<br />

Geräte/Bauteile<br />

Angaben in %<br />

Rohrbruch<br />

Quelle: IFS<br />

Fugenschäden direkt in die Versicherungsbedingungen<br />

der Linien Kompakt und Komfort eingearbeitet.“<br />

Markteinführung war vor einem Jahr.<br />

Mit einer Klarstellung pro Fugenschäden in den<br />

Bedingungen seiner aktuellen Wohngebäudeprodukte<br />

hat der HDI reagiert und gleichzeitig<br />

»Das Fugenurteil ist in der Branche<br />

kein großes Thema mehr.«<br />

Uwe Schumacher<br />

Vorstandsvorsitzender der Domcura<br />

Altkunden mit Verträgen zwischen 2011 bis 2018<br />

zugesichert: Es bleibt „bei der bisherigen Regulierungspraxis“.<br />

Die Möglichkeit, einen Schaden auf<br />

Grundlage des BGH-Urteils abzulehnen, werde<br />

man nicht nutzen.<br />

Moderne Automatik<br />

In der 2<strong>02</strong>1 neu eingeführten Wohngebäudeversicherung<br />

der Alten Leipziger sind Folgeschäden<br />

aus undichten Fugen ab der Tariflinie Classic<br />

gedeckt. Durch eine Innovationsklausel profitieren<br />

auch Bestandskunden davon und wurden ab<br />

Tarifgeneration 2014 über den beitragsneutralen<br />

Einschluss informiert. Für alle anderen Kunden<br />

mit Tarifgenerationen davor heißt es: Vertrag neu<br />

ordnen, so die Gesellschaft.<br />

Auf eine vergleichbare Lösung für den Bestand<br />

stützt sich auch Domcura, die Fugenschäden seit<br />

2018 versichert und zeitgleich eine „Innovationsgarantie“<br />

eingeführt hat. Ab da erhalten Kunden<br />

Bedingungsverbesserungen nunmehr automatisch.<br />

Bei älteren Verträgen – vor 2018 – sei der<br />

Makler, „auch aufgrund seiner Maklerhaftung“,<br />

gefordert, auf eine aktuelle Tarifgeneration umzustellen,<br />

so Schumacher.<br />

Neuordnung des Vertrags – oder eben auch<br />

Wechsel zu einem anderen Anbieter. Das wäre<br />

die andere Option für den Makler respektive<br />

seine Kundschaft. Dabei sei die Wohngebäudeversicherung<br />

natürlich in ihrer Gesamtheit<br />

zu betrachten, verweist Versicherungsmakler<br />

Carsten Kreutz aus Aukrug in Schleswig-Holstein<br />

auf die Krux dabei. „Wir bieten ausschließlich die<br />

besten Bedingungswerke an, die den Bereich Silikonfugen-Leitungswasser<br />

mit mindestens 5.000<br />

bis 10.000 Euro versichert haben und häufig<br />

sogar darüber.“ Kreutz hat im ländlichen Bereich<br />

über 90 Prozent Ein- und Zweifamilienhäuser<br />

versichert. Er hatte mit Fugenschäden „aber<br />

bisher kaum Probleme, weil die Eigentümer sich<br />

<strong>procontra</strong> 2 | 2<strong>02</strong>4


Wohngebäudeschutz VERSICHERUNGEN | 57<br />

»Man sollte dann auch<br />

bei Altverträgen schauen,<br />

ob man nachbessern<br />

kann.«<br />

Achim Finke<br />

Konzept-Makler, con4b GmbH, Düsseldorf<br />

regelmäßig um die Fugen im Bad kümmern. Bei<br />

Mehrfamilienhäusern wird das anders aussehen.“<br />

Obliegenheiten prüfen<br />

Damit ist ein Thema angesprochen, das in den<br />

Bedingungen oft nur sehr allgemein gehalten ist<br />

und dann auch in der Beratung eher kurz<br />

abgefrühstückt wird: Obliegenheiten. Was Finke<br />

hier immer wieder feststellt: „Gebäudebesitzer<br />

oder auch Hausverwalter beschäftigen sich nicht<br />

mit ihren Pflichten aus Versicherungsverträgen.<br />

Die wenigsten wissen: Eine Silikonfuge ist eine<br />

Wartungsfuge, hält also nicht ewig. Da gibt es<br />

eine DIN-Norm, die ganz klar sagt: alle zwei Jahre<br />

kontrollieren, alle fünf Jahre austauschen.“ Hier<br />

sei auch der Makler in der Pflicht, dem Kunden<br />

mitzuteilen: Was muss er denn tun, um seinen<br />

Versicherungsschutz aufrechtzuerhalten? Das<br />

Stichwort dazu heißt Obliegenheitskontrolle.<br />

Long Story short<br />

JETZT AB 6 JAHREN<br />

GOLDEN BU-SCHUTZ FÜR KIDS?<br />

UNGEWÖHNLICH<br />

ZUKUNFTSSICHER.<br />

Speziell für Kinder entwickelt:<br />

Die flexible Schüler-Berufsunfähigkeitsversicherung<br />

der LV 1871.<br />

Gros der Gesellschaften versichert<br />

jetzt auch Silikonfugen.<br />

Deckungsschutz aber nur in<br />

höherwertigen Konzepten<br />

Unterschiedliche Regelungen für<br />

Bestandskunden<br />

Wartung/Instandhaltung jetzt<br />

noch mehr im Fokus<br />

<strong>procontra</strong> 2 | 2<strong>02</strong>4


58 | FOKUS Die Stuttgarter<br />

Vertriebskampagne: Sei kein Paul!<br />

Vieles im Leben haben Ihre<br />

Kunden nicht in der Hand.<br />

Oft spielt das Leben anders, als man denkt! Vor Unfällen oder Krankheiten können Sie Ihre<br />

Kunden zwar nicht bewahren – sie aber zumindest finanziell absichern. Denn die finanzielle<br />

Handlungsfähigkeit ist die wichtigste Voraussetzung für Lebensqualität. Beraten Sie Ihre Kunden,<br />

bevor sie überrascht werden.<br />

Die Stuttgarter unterstützt Ihre Beratung mit einer augenzwinkernden Kampagne -<br />

und überzeugenden Vertriebshilfen.<br />

seikeinpaul.stuttgarter.de<br />

<strong>procontra</strong> FOKUS in Zusammenarbeit mit der STUTTGARTER LEBENSVERSICHERUNG a. G.<br />

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Die Stuttgarter FOKUS | 59<br />

FOKUS<br />

DIE STUTTGARTER<br />

Sei kein Paul –<br />

so beraten Sie mit Humor!<br />

Einkommensabsicherung mit der Stuttgarter<br />

Statt auf pure Fakten und trockene<br />

Kommunikation setzt Die Stuttgarter<br />

bei ihrer neuen Kampagne zur Absicherung<br />

des Einkommens auf augenzwinkernden<br />

Humor. In der Zielgruppe<br />

junger Menschen bis 35 Jahre kann<br />

Sie ein solcher Ansatz in der Kundenansprache<br />

weit bringen.<br />

Paul ist ein junger Mann mit gutem Job,<br />

der im Hier und Jetzt lebt. Er macht<br />

sich keine Gedanken darüber, was sich<br />

ändern könnte, falls ihm einmal etwas<br />

passieren sollte – ein Unfall beim Skifahren<br />

oder ein Burn-out zum Beispiel.<br />

Sicherlich haben auch Sie Kunden in<br />

Ihrem Bestand, die wie Paul denken<br />

und sich noch niemals ernsthaft mit<br />

der Absicherung ihres Einkommens<br />

beschäftigt haben. Sie können sich das<br />

Risiko einfach nicht vorstellen, dass<br />

statistisch nachgewiesen jeder Vierte<br />

im Laufe des Erwerbslebens tatsächlich<br />

berufsunfähig wird.<br />

Wie wird eine BU für junge<br />

Menschen plakativ?<br />

Versierte Beratungsexperten wissen,<br />

dass junge Kunden, gerade aus der<br />

Generation Z, schwerlich über „Heile<br />

Welt“-Werbung oder gar über Angstkommunikation<br />

für eine Berufsunfähigkeits-<br />

oder Unfallversicherung interessiert<br />

werden können. Viele Vermittelnde<br />

stehen vor der Frage, wie sie die<br />

Zielgruppe erfolgreich abholen können.<br />

Wie spricht man junge Menschen zielführend<br />

für die private Vorsorge an?<br />

Genau hier setzt Die Stuttgarter mit ihrer<br />

neuen Aufklärungskampagne an und<br />

vermittelt die ernste Problematik mit<br />

viel Humor. In einem kurzweiligen Video<br />

wird Paul damit konfrontiert, warum die<br />

Absicherung seines Einkommens essenziell<br />

ist und was dies konkret bedeutet –<br />

nämlich dass er auch bei Unfällen und/<br />

oder Berufsunfähigkeit seine finanzielle<br />

Handlungsfähigkeit und somit seinen<br />

Lebensstandard behält. Dies ist immer<br />

relevant und noch wichtiger, falls Paul<br />

bereits eine Familie gegründet hat.<br />

Unterhaltsam und auf den<br />

Punkt informativ<br />

Die Kampagne der Stuttgarter macht<br />

Kompliziertes einfach und kommt<br />

schnell und unterhaltsam auf den<br />

Punkt. „Wir schaffen auf humorvolle Art<br />

Aufmerksamkeit für das sperrige Thema<br />

private finanzielle Absicherung“, betont<br />

Jens Göhner, Leiter Produktmarketing<br />

bei der Stuttgarter. Nutzen Sie daher<br />

gern die neuen AKS-Materialien der<br />

Stuttgarter für die Ansprache und<br />

Beratung junger Kunden. „Sehen Sie in<br />

unserem Film, wie Paul unter anderem<br />

auf einen feuerspeienden Drachen<br />

trifft, und teilen Sie seine Aha-Erlebnisse<br />

mit Ihren Kunden“, rät Göhner. Sie<br />

finden auf der Kampagnenseite (siehe<br />

QR-Code) alle Infos und Materialien<br />

zum kostenlosen Download. Danach<br />

starten Sie sicher mit einem Lächeln in<br />

die Beratung!<br />

Neue Materialien für Ihre<br />

Akquise und Beratung<br />

Vertriebspakete für junge<br />

Erwachsene/Familien<br />

Beratungspräsentation<br />

Social-Media-Posts<br />

Anschreiben<br />

Film-Spot mit Paul,<br />

lizenzfrei für Ihre<br />

Social Media<br />

<strong>procontra</strong> FOKUS in Zusammenarbeit mit der STUTTGARTER LEBENSVERSICHERUNG a. G.<br />

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60 | FOKUS Die Stuttgarter<br />

»Unfall- und Einkommensschutz<br />

clever kombinieren«<br />

Jens Göhner, Leiter des Produktmarketings bei der Stuttgarter Lebensversicherung,<br />

über einen verbreiteten Irrglauben beim Einkommens- und Unfallschutz sowie<br />

Beratungsansätze, um die Absicherungsquoten zu erhöhen<br />

Die Notwendigkeit, vor allem biometrische<br />

Risiken abzusichern, wird<br />

immer wieder betont. Dennoch hinkt<br />

die tatsächliche Absicherung oft hinterher.<br />

Oder täuscht dieser Eindruck?<br />

Jens Göhner: Leider täuscht dieser<br />

Eindruck nicht. Zwar wird die Notwendigkeit<br />

von Einkommensschutz oder<br />

Unfallvorsorge von vielen Seiten – auch<br />

vom Verbraucherschutz – seit Jahren<br />

betont. In der Realität hat die Mehrheit<br />

der Bevölkerung in Deutschland die<br />

eigene finanzielle Handlungsfähigkeit<br />

für den Fall eines Unfalls oder einer<br />

schwerwiegenden Erkrankung aber nur<br />

unzureichend abgesichert.<br />

Lässt sich das mit Zahlen belegen?<br />

Göhner: Die Statistik auf der Risikoseite<br />

kennt jeder Vermittler seit Jahren: Jeder<br />

vierte Erwerbsfähige verliert im Laufe<br />

seines Arbeitslebens seine Arbeitskraft.<br />

Die finanziellen Folgen, nämlich das<br />

Wegbrechen des Einkommens und<br />

damit der Stillstand des Motors für den<br />

gesamten Lebensstandard, werden<br />

jedoch oft unterschätzt. Gleiches gilt<br />

für den Unfallbereich. Laut Statistik des<br />

bayerischen Verbraucherministeriums<br />

ereignet sich in Deutschland alle vier<br />

Sekunden ein Unfall. Davon passieren<br />

60 Prozent in der Freizeit.<br />

Wie passt die tatsächliche Absicherung<br />

zu den genannten Wahrscheinlichkeiten?<br />

Göhner: Die Stuttgarter hat dazu<br />

zusammen mit dem YouGov-Institut<br />

Ende 2<strong>02</strong>3 eine Umfrage unter 2.133<br />

Personen ab 18 Jahren in Deutschland<br />

durchgeführt. Das Ergebnis zeigt, wie<br />

weit die Schere zwischen Risiko und<br />

Absicherung klafft: Nur 8 Prozent der<br />

Menschen besitzen sowohl eine Unfall-<br />

als auch eine Einkommensabsicherung.<br />

Die Mehrheit von 53 Prozent verzichtet<br />

hingegen auf beide Vorsorgeformen.<br />

Was sind Gründe für dieses<br />

„Mismatch“?<br />

Göhner: Hintergrund könnte der weitverbreitete<br />

Irrglaube sein, dass im Falle<br />

eines Falles eine ausreichende staatliche<br />

Absicherung greift. 30 Prozent der<br />

Deutschen glauben laut der Studie, dass<br />

sie für den Wegfall des laufenden Einkommens<br />

durch Unfall oder Krankheit<br />

eher gut bis sehr gut durch den Staat<br />

abgesichert sind.<br />

Gibt es hier Unterschiede in den Altersgruppen<br />

zu diesem Irrglauben?<br />

Göhner: Ja. Je jünger, desto verbreiteter<br />

diese Fehlannahme: Bei den 18- bis<br />

24-Jährigen glauben 49 Prozent der<br />

Befragten, ausreichend durch den Staat<br />

geschützt zu sein. Bei der Generation<br />

55+ sind es nur noch 22 Prozent. 26<br />

Prozent meinen, eher gut bis sehr gut<br />

durch den Staat für unvorhersehbare<br />

Kosten, zum Beispiel für Wohnungsumbauten,<br />

abgesichert zu sein.<br />

Einkommens- und Unfallschutz in Deutschland<br />

53 %<br />

Weder BU- noch<br />

Unfallschutz<br />

9 %<br />

Nur BU-Schutz<br />

23 %<br />

Nur<br />

Unfallschutz<br />

8 % 7 %<br />

Sowohl BU- als<br />

auch Unfallschutz<br />

Rest<br />

<strong>procontra</strong> FOKUS in Zusammenarbeit mit der STUTTGARTER LEBENSVERSICHERUNG a. G.<br />

Anzeige


Die Stuttgarter FOKUS | 61<br />

auf Produktebene?<br />

Göhner: Bei den Tarifen zur Einkommensabsicherung<br />

und Unfallvorsorge<br />

haben wir zu Jahresbeginn nochmals an<br />

drei Stellschrauben gedreht: Mit schlankeren<br />

Prozessen, besseren Bedingungen<br />

und einer attraktiveren Preisgestaltung<br />

wollen wir Vermittlerinnen und Vermittlern<br />

noch stärkere Argumente mit in die<br />

Beratung geben.<br />

Wie sehen diese konkret aus?<br />

Göhner: Beim easilife-Konzept verzichten<br />

wir bei der Nachversicherung nun<br />

auf die Risikoprüfung. Zudem gibt es<br />

eine Wechseloption vom Grundschutz+<br />

in die BU bereits beim Übertritt in die<br />

weiterführende Schule. Der Grundschutz+<br />

ist nun vollständig in das<br />

Risikoprüfungstool vers.diagnose von<br />

Franke und Bornberg integriert. Zudem<br />

wurde für Gymnasiasten sowie für viele<br />

Berufe der Elektrobranche die Preisgestaltung<br />

der Tarife verbessert. Gleiches<br />

gilt für unsere Unfallvorsorge aktiv, die<br />

2<strong>02</strong>3 grundlegend überarbeitet wurde.<br />

So erhalten beispielsweise Personen<br />

bis 50 Jahre nun noch preisgünstigeren<br />

Versicherungsschutz, und der vollständig<br />

unterschriftsfreie Vertragsabschluss<br />

beschleunigt und vereinfacht<br />

den Abschlussprozess für Kunde und<br />

Vermittler.<br />

Wie lautet Ihre Botschaft, um den<br />

Blick auf das Risiko zu schärfen?<br />

Göhner: Erst die Kombination von<br />

Unfall- und Einkommensabsicherung<br />

sichert gegen die kurz- und langfristigen<br />

finanziellen Folgen einer körperlichen<br />

Beeinträchtigung aufgrund von Unfall<br />

oder Krankheit ab. Denn nur dann<br />

können sowohl unerwartete hohe<br />

Zusatzausgaben beispielsweise für notwendige<br />

Wohnungsumbauten oder medizinische<br />

Geräte als auch der Wegfall<br />

des laufenden Einkommens aufgefangen<br />

werden. Unsere Studienergebnisse<br />

zeigen deutlich, dass es einen enormen<br />

Beratungsbedarf zur Sicherung der<br />

finanziellen Handlungsfähigkeit gibt.<br />

Beratung ist ein gutes Stichwort. Hier<br />

benötigen Vermittler ja auch zeitgemäße<br />

Lösungen, um Absicherungsquoten<br />

zu erhöhen. Wie unterstützt<br />

Die Stuttgarter ihre Geschäftspartner<br />

Wie wird der wachsende Wunsch nach<br />

Nachhaltigkeit in diesen Produkten<br />

berücksichtigt?<br />

Göhner: Beim Einkommensschutz<br />

sichern wir bereits seit Juli 2<strong>02</strong>2 zu,<br />

mindestens in Höhe des Deckungskapitals<br />

aller abgeschlossenen BU- und<br />

Grundfähigkeitsversicherungen in<br />

ökologischen und sozialen Projekten<br />

und Kapitalanlagen zu investieren. Bei<br />

unseren Unfalltarifen gibt es einen Bonus<br />

für nachhaltiges Kundenverhalten,<br />

indem wir die Invaliditätsgrundleistung<br />

um 25 Prozent erhöhen. Dies greift beispielsweise<br />

bei einem Unfall während<br />

der Nutzung des ÖPNV, beim Fahren<br />

mit Rad, Tretroller, Skateboard & Co.,<br />

wenn ein Helm getragen wurde, oder<br />

bei ehrenamtlichen Engagements und<br />

Einsätzen als Nothelfer.<br />

Welche Vertriebsunterstützung bieten<br />

Sie, um die Themen (be)greifbarer<br />

beim Kunden platzieren zu können?<br />

Göhner: Ganz aktuell unterstützen wir<br />

mit verschiedensten Materialien, um<br />

über die Sicherung der finanziellen<br />

Handlungsfähigkeit ins Gespräch zu<br />

kommen. Unter dem Motto „Sei kein<br />

Paul!“ werden zwei kostenfreie und<br />

neutrale Themenpakete mit Videocontent,<br />

Beratungspräsentation sowie<br />

Inhalten für die individuelle Social-Media-Kommunikation<br />

zur Verfügung<br />

gestellt.<br />

Informationen und Vertriebsunterstützung unter: https://seikeinpaul.stuttgarter.de/<br />

Anzeige


BERATER<br />

<strong>procontra</strong> 2 | 2<strong>02</strong>4


Haftpflicht für<br />

Vermittler bald<br />

teurer?<br />

Mindestversicherungssummen steigen.<br />

Was die Eiopa (Europäische Aufsichtsbehörde für<br />

das Versicherungswesen) bereits im vergangenen<br />

Jahr empfahl, wurde nun im Amtsblatt der Europäischen<br />

Union (EU) 2<strong>02</strong>4/896 veröffentlicht: Die<br />

gesetzlichen Mindestversicherungssummen der<br />

Vermögensschadens-Haftpflichtversicherung<br />

von Versicherungsvermittlern und -beratern soll<br />

steigen. Ab 9. Oktober 2<strong>02</strong>4 gelten 1.564.610 Euro<br />

pro Versicherungsfall (bisher 1.300.380 Euro) und<br />

2.315.610 Euro für alle Versicherungsfälle eines<br />

Jahres (bisher 1.924.560 Euro). Während einige<br />

Versicherer die höheren Anforderungen beitragsfrei<br />

übernehmen wollen, werden andere um<br />

einen Prämienaufschlag nicht herumkommen.<br />

Weitere Themen<br />

Wie das Geldwäschegesetz Makler fordert 64<br />

Weiterbildungspflicht bald 30 Stunden? 70<br />

So bauen Makler ihren Nachfolger auf 72<br />

Produkt-Check: Signal Ambulant Plus 76<br />

pro & contra: Rentenpaket II 78<br />

Foto: Claudiad


64 | BERATER Geldwäschegesetz<br />

»Schon ein Verdacht<br />

muss gemeldet werden«<br />

Bußgelder oder gar Entzug der Zulassung – warum Vermittler die Geldwäschevorgaben<br />

ernst nehmen sollten, erklärt Martin Klein, Vorstand des Votum Verbands.<br />

ST STEFAN TERLIESNER<br />

<strong>procontra</strong>: Was haben Finanzanlagenund<br />

Versicherungsvermittler mit dem<br />

Geldwäschegesetz, kurz GwG, zu tun?<br />

Martin Klein: Vermittler kommen mit<br />

dem Geld ihrer Kunden in Kontakt,<br />

wenn auch nur indirekt. Daher unterliegen<br />

sie besonderen Verpflichtungen.<br />

Neu ist die Pflicht, sich als Vermittler im<br />

Meldeportal der Financial Intelligence<br />

Unit zu registrieren.<br />

<strong>procontra</strong>: Wo ist die Registrierung<br />

vorgesehen?<br />

Klein: Das Meldeportal heißt goAML<br />

Web. Alle bereits tätigen Vermittler<br />

waren verpflichtet, diese Registrierung<br />

bis Ende 2<strong>02</strong>3 vorzunehmen. Wer dies<br />

noch nicht getan hat, sollte es dringend<br />

nachholen. Bedauerlicherweise handelt<br />

es sich hierbei um einen bürokratischen<br />

Anmeldeakt, für den im Internet lange<br />

Erklärvideos angeboten werden. Der<br />

AfW Bundesverband zum Beispiel hat<br />

dazu auf seiner Homepage einen nützlichen<br />

FAQ-Katalog veröffentlicht.<br />

<strong>procontra</strong>: Gelten die Pflichten für alle<br />

Vermittlertypen gleichermaßen?<br />

Klein: Nein. Das Gesetz differenziert.<br />

Zu den Verpflichteten gehören alle<br />

selbstständig registrierten Versicherungsvermittler,<br />

sofern sie Lebensversicherungen<br />

vermitteln. Dies betrifft<br />

nicht nur Kapitalanlageprodukte, sondern<br />

auch Risikolebensversicherungen<br />

Was Sie erfahren<br />

werden:<br />

Welche neue Pflicht seit<br />

Januar für fast alle Vermittler<br />

gilt<br />

Wie Vermittler Geldwäsche in<br />

der Praxis erkennen können<br />

Worauf Behörden bei anlasslosen<br />

Prüfungen achten<br />

und Unfallversicherungen mit Prämienrückgewähr.<br />

Ausgenommen sind Ausschließlichkeitsvermittler.<br />

Für Finanzanlagenvermittler<br />

ist die Regelung im GwG<br />

komplizierter. Sie gelten grundsätzlich<br />

als Verpflichtete, es sei denn, sie beschränken<br />

ihre Vermittlungstätigkeit auf<br />

Anlageprodukte, die von Unternehmen<br />

angeboten werden, welche ihrerseits<br />

dem GwG unterliegen. Dies gilt für die<br />

in Deutschland zum Vertrieb zugelassenen<br />

Investmentfonds und für die<br />

AIF-Anbieter. Wer seine Tätigkeit als Vermittler<br />

nach Paragraf 34f GewO auf das<br />

Angebot dieser Anbieter beschränkt, ist<br />

nicht Verpflichteter nach GwG.<br />

<strong>procontra</strong>: Und was bedeutet all das<br />

jetzt in der Praxis?<br />

Klein: Der Katalog der Anforderungen<br />

beginnt mit der für alle Verpflichteten<br />

zwingend erforderlichen internen<br />

Risikoanalyse, die jährlich aktualisiert<br />

werden muss. Diese Risikoanalyse ist<br />

schriftlich festzuhalten und wird oft<br />

von den Aufsichtsbehörden als erste<br />

Kontrollmaßnahme bei den Verpflichteten<br />

angefragt und muss ausgehändigt<br />

werden. Zentral ist auch die ordnungsgemäße<br />

Identifikation des Kunden,<br />

mit Einblick in dessen Ausweispapiere.<br />

Sollten Firmen bei der Kapitalanlage<br />

beraten werden, muss der wirtschaftlich<br />

Berechtigte ermittelt werden. Es<br />

reicht nicht aus, wenn man sich von<br />

einem Kunden in Onlinesitzungen<br />

dessen Ausweispapiere am Bildschirm<br />

zeigen lässt. Dies ist kein zugelassenes<br />

Video-Ident-Verfahren! Auch ist es nicht<br />

ausreichend, wenn man sich Kopien<br />

von Ausweisunterlagen zusenden lässt.<br />

Umfassende interne Organisationspflichten<br />

bestehen insbesondere dann,<br />

wenn eine Zusammenarbeit mit Angestellten<br />

besteht. Hier müssen interne<br />

Sicherheitsmaßnahmen dokumentiert<br />

werden, die Aushändigung von GwG-Arbeitsanweisungen<br />

sowie eine Zuverlässigkeitsprüfung<br />

und Schulung der<br />

einzelnen Mitarbeiter.<br />

<strong>procontra</strong>: Welche Risiken sind mit<br />

Pflichtverletzungen verbunden?<br />

Klein: Verstöße gegen das GwG lösen<br />

Bußgeldzahlungen aus. Die zuständigen<br />

<strong>procontra</strong> 2 | 2<strong>02</strong>4


Geldwäschegesetz BERATER | 65<br />

»Behörden fordern<br />

anlasslos eine<br />

Risikoanalyse von<br />

Vermittlern an.«<br />

Aufsichtsbehörden versenden anlasslos<br />

Fragebögen an Vermittler und fordern<br />

die Risikoanalyse an. Sollte ein Vermittler<br />

über keine solche verfügen, ist dies<br />

der letzte Moment, eine zu erstellen.<br />

Die Nichtanfertigung kann mit bis zu<br />

100.000 Euro und im Vorsatzfall bis zu<br />

150.000 Euro geahndet werden. Bei<br />

Erstverstößen wird dieser Maximalrahmen<br />

nicht ausgeschöpft, jedoch werden<br />

schnell Strafen von 3.000 bis 5.000<br />

Euro verhängt. Dies bereits bei Verletzungen<br />

formaler Anforderungen. Sollten<br />

aktiv Geldwäschevorgänge unterstützt<br />

werden, gibt es Strafen, die in die Millionen<br />

Euro gehen. Zudem riskieren die<br />

Vermittler wegen mangelnder Zuverlässigkeit<br />

ihre Zulassung.<br />

<strong>procontra</strong>: Wie können Vermittler mögliche<br />

Geldwäsche erkennen?<br />

Klein: Grundsätzlich muss ein Vermittler<br />

gewarnt sein, wenn ein Kunde mit<br />

dem Wunsch an ihn herantritt, eine größere<br />

Menge Bargeld anzulegen. Auch<br />

bei Transaktionen aus dem Ausland, bei<br />

denen die Einzahlung auf eine Anlage<br />

durch einen Dritten erfolgt, wäre ein<br />

Verdacht begründet. Vorsicht ist auch<br />

bei der Umwandlung von Guthaben<br />

aus Kryptoanlagen in Investmentfonds<br />

geboten. Das Risiko der Geldwäsche bei<br />

Lebensversicherungen ist von Pro-<br />

dukt zu Produkt unterschiedlich. Eine<br />

Basis- oder Riester-Rente, die lediglich<br />

rentenförmige Auszahlungen zulassen,<br />

eignen sich weniger für die Geldwäsche<br />

als Produkte, bei denen jederzeit ein<br />

Rückkaufsswert zur Verfügung steht.<br />

<strong>procontra</strong>: Haben Sie noch ein Beispiel,<br />

und wann sollte die Meldung erfolgen?<br />

Klein: Ein Beispiel für terroristische<br />

Aktivitäten, die ebenfalls mit dem<br />

GwG verhindert werden sollen, ist der<br />

Abschluss einer hohen Risikolebensversicherung<br />

durch einen ungebundenen<br />

jungen Menschen. Dies soll bereits bei<br />

geplanten Terrorakten im Ausland zuvor<br />

erfolgt sein. Insgesamt sollte man bei<br />

höchst ungewöhnlichen Vorgängen<br />

immer stutzig werden. Vermittler sind<br />

verpflichtet, schon den Versuch als<br />

Verdachtsmeldung anzuzeigen. Man<br />

muss keineswegs die Gewissheit haben,<br />

dass es sich um einen Geldwäschefall<br />

handelt, und es muss auch nicht zum<br />

Abschluss des Versicherungsvertrages<br />

oder Anlagegeschäfts gekommen sein.<br />

<strong>procontra</strong>: Wie unterstützen Sie Vermittler,<br />

sich GwG-konform aufzustellen?<br />

Klein: Votum und AfW haben zusammen<br />

mit einem Spezialisten den<br />

komplexen Pflichtenkatalog des GwG<br />

zum Anlass genommen, einen Leitfaden<br />

zu entwickeln, der auch das Muster<br />

einer Risikoanalyse und aller weiteren<br />

erforderlichen Dokumente enthält.<br />

Dieser bietet für viele Vermittler bereits<br />

heute wertvolle Orientierung.<br />

Long Story short<br />

Auch über Fonds und<br />

Versicherungen lässt sich<br />

Geld „waschen“.<br />

Daher legt das Geldwäschegesetz<br />

Vermittlern einige<br />

Pflichten auf.<br />

Dazu gehören Registrierung,<br />

Risikoanalyse und Meldungen.<br />

Foto: Votum Verband


66 | SO IST , S RECHT <br />

So ist , s Recht<br />

Relevante Urteile für Ihre Beratung<br />

FB FLORIAN BURGHARDT<br />

RLV<br />

Tod inszeniert<br />

Ein Ehepaar hatte das Ertrinken des<br />

Mannes auf der Ostsee inszeniert, um<br />

die Leistungen aus 14 Lebensversicherungen<br />

(rund vier Millionen Euro) zu erhalten.<br />

Doch der angeblich Ertrunkene<br />

wurde von der Polizei putzmunter auf<br />

dem Dachboden seiner Mutter entdeckt.<br />

Das Landgericht Kiel verurteilte<br />

beide zunächst zu Bewährungsstrafen,<br />

doch das hielt der BGH nachträglich<br />

für zu milde. Der Mann erhielt nun eine<br />

Freiheitsstrafe von drei Jahren und zwei<br />

Monaten, seine Ehefrau zwei statt wie<br />

bisher ein Jahr Bewährungsstrafe.<br />

LG Kiel (AZ: 5 KLs 597 Js 18484/20)<br />

Hausrat<br />

Feuer der Leidenschaft<br />

Ein Mann hatte die Kerzen am Adventskranz<br />

angezündet und ging anschließend<br />

ins Schlafzimmer, um seine<br />

Freundin zu wecken. Dort wurde er von<br />

ihr „aufgehalten“, heißt es. So lange,<br />

dass ein Wohnungsbrand entstand. Sein<br />

Hausratversicherer wollte wegen grober<br />

Fahrlässigkeit nicht bezahlen. Doch die<br />

Richter erkannten kein unentschuldbares<br />

Fehlverhalten bei dem Mann. Man<br />

habe Verständnis dafür, dass er aufgrund<br />

der „körperlichen Reize“ seiner<br />

Partnerin den Adventskranz vergessen<br />

hatte. Der Versicherer musste leisten.<br />

OLG Düsseldorf (AZ: 4 U 182/98)<br />

Kfz<br />

Wenn der Kfz-Versicherer falsch quotelt<br />

Als ein Mann rückwärts aus seiner Grundstücksausfahrt ausparkte, stieß er<br />

mit dem Auto einer Frau zusammen, das gerade entgegen der Fahrtrichtung<br />

(Einbahnstraße) rückwärtsfuhr. Die Fahrerin wollte einem anderen Auto<br />

Platz machen, das gerade ausparken wollte. Ihr Kfz-Versicherer wollte den<br />

Schaden am Auto des Mannes nur zu 40 Prozent ersetzen, weil er bei ihm ein<br />

Mitverschulden sah. Über insgesamt drei Instanzen stritt man sich. Letztlich<br />

sah der BGH keinen Anscheinsbeweis für ein Verschulden des Mannes. Vielmehr<br />

habe sich die Frau grob fahrlässig verhalten. Das Verfahren wurde zur<br />

erneuten Prüfung an das LG Düsseldorf zurückverwiesen.<br />

BGH (AZ: VI ZR 287/22)<br />

Bei 13 der 14 Lebensversicherungen erkannte<br />

das Gericht nur Vorbereitungshandlungen.<br />

Die jeweils verlangte Sterbeurkunde<br />

konnte das Ehepaar nicht organisieren.<br />

LG Kiel<br />

Illustration: Roman Kulon


Tradition trifft<br />

Wenn 500 Jahre Versicherung auf KI trifft<br />

Wenn Traditionshäuser, Insurtechs und Vermittler gemeinsam die Zukunft verändern.<br />

Wenn die Branche zu ihren Wurzeln zurückkehrt.<br />

Dann ist Versicherung zu Hause.<br />

Dann ist Norddeutscher Versicherungstag in der Handelskammer Hamburg.<br />

Hier können Sie sich<br />

Ihr Ticket sichern:


68 | BERATER Weiterbildung<br />

»Meine Zielgruppe hat<br />

eher mich gefunden als ich sie«<br />

Axel Brückner, Geschäftsführer der PerFinEx GmbH, spricht über seine Zielgruppe Expats<br />

und erklärt, worauf man bei ihr achten muss und welche Trends es in der Beratung gibt.<br />

profino: Wer sich als Vermittler nicht<br />

spezialisiert, der verliert. War es bei<br />

Ihnen ähnlich und wie kamen Sie dann<br />

auf die Zielgruppe Expats?<br />

Axel Brückner: So hat es sich am Anfang<br />

angefühlt. Ich habe in der Finanzberatung<br />

angefangen und dann mit<br />

einem Kollegen zusammen nach einer<br />

Zielgruppe gesucht. Wir haben auf<br />

Eltern und Senioren geschaut, aber das<br />

hat alles nicht funktioniert. Irgendwann<br />

bin ich dann zufällig auf eine Frau aus<br />

Frankreich gestoßen, die Hilfe in der<br />

Finanzberatung gesucht hat. Ihr konnte<br />

ich dann auf Englisch helfen, und das<br />

hat sie so begeistert, dass sie es gleich<br />

anderen weitergesagt hat. Meine Zielgruppe<br />

hat also eher mich gefunden als<br />

ich sie.<br />

profino: Sie haben in einem früheren<br />

Interview gesagt, dass Sie Menschen<br />

aus 99 Ländern beraten. Ist die 100er-<br />

»Derzeit beraten<br />

wir Menschen aus<br />

106 Ländern.«<br />

Marke mittlerweile geknackt?<br />

Brückner: Ja, wir haben es geschafft.<br />

Unser 100. Land war Schweden. Derzeit<br />

beraten wir Menschen aus 106 Ländern.<br />

profino: Aus welchen Ländern kommen<br />

die meisten Ihrer Kunden? Gibt es bestimmte<br />

Trends?<br />

Abonnieren Sie den profino-Podcast,<br />

um keine Folgen zu verpassen!<br />

Das Interview ist ein Auszug<br />

aus der 42. Folge des<br />

profino-Podcasts „Ich bin<br />

eher YouTuber als Finanzberater“<br />

mit Axel Brückner. Wie<br />

es weitergeht, können Sie<br />

auf Podcast-Plattformen wie<br />

Spotify, Apple- oder Google-<br />

Podcast hören.<br />

Brückner: Ein Großteil kommt aus<br />

Indien. Unser klassischer Kunden-Avatar<br />

ist ein Softwareentwickler, der aus<br />

Indien kommt und in Deutschland entweder<br />

studiert hat und dann hier einen<br />

Job findet oder der in Indien studiert<br />

hat und dann für den Job herkommt.<br />

profino: Viele Expats wissen ja gar<br />

nicht, wie lange sie in Deutschland<br />

bleiben. Wie wirkt sich so etwas auf<br />

die Beratung aus und welche Produkte<br />

brauchen sie?<br />

Brückner: Also, es ist wirklich jeder<br />

anders. Jeder befindet sich in einer<br />

anderen Lebensphase. Manche fangen<br />

nach dem Studium mit dem ersten Job<br />

an. Andere möchten ihr erstes Eigenheim<br />

kaufen. Andere gehen wieder<br />

zurück. Da muss man darauf achten,<br />

welche Ziele der Kunde verfolgt und<br />

was er vorhat. Die andere große Matrix,<br />

auf die man achten muss, ist das Kulturelle.<br />

Man muss jeden so beraten, wie er<br />

es kennt. Das ist der Weg zum Erfolg.<br />

profino: Kümmern sich Ihre Kunden um<br />

eine passende Absicherung, wenn sie<br />

bereits in Deutschland sind, oder schon<br />

vorher?<br />

Brückner: Sehr viele melden sich, kurz<br />

bevor sie nach Deutschland kommen.<br />

Wir hatten auch schon die Fälle, dass<br />

sich manche gemeldet haben, weil sie<br />

unsere Videos gesehen haben. Und<br />

dann so eine Art Deutschland-Paket<br />

bekamen, das auf deren Bedürfnisse<br />

zugeschnitten ist. Angefangen mit der<br />

Krankenversicherung.<br />

<strong>procontra</strong> 2 | 2<strong>02</strong>4


Weiterbildung BERATER | 69<br />

Buchtipps<br />

Lesenswertes für Makler<br />

Mami goes Millionär<br />

Campus Verlag<br />

Wer möchte nicht finanziell<br />

frei sein? An der Börse<br />

reich zu werden und sich<br />

den Traum von finanzieller<br />

Freiheit zu erfüllen, scheint<br />

fast unerreichbar. Was im<br />

ersten Moment utopisch<br />

klingt, ist aber nicht so<br />

abwegig: schließlich<br />

zählen Aktien heute trotz<br />

aller Risiken nachweislich<br />

zu den erfolgreichsten<br />

Anlageformen. Mit ihrem<br />

Buch möchte Carmen Mayer vor allem Frauen ermutigen<br />

und mit konkreten Tipps unterstützen, sich<br />

mit den eigenen Geldangelegenheiten auseinanderzusetzen<br />

und sich ein Vermögen aufzubauen. Sie<br />

ist davon überzeugt, dass mit etwas Zeit und Mühe<br />

jeder Mensch finanziell unabhängig werden kann. Ihr<br />

eigener Werdegang zeigt, dass sich prinzipiell jeder<br />

den Wunsch nach finanzieller Freiheit erfüllen kann<br />

– wenn man es sich nicht nur wünscht, sondern auch<br />

handelt.<br />

Die Peperoni-Strategie<br />

to go<br />

Campus Verlag<br />

Konflikte im Büro, herausfordernde<br />

Kolleginnen und Kollegen oder Chefinnen<br />

und Chefs, die einem richtig auf den Geist<br />

gehen – wer kennt das nicht. Aggressionsexperte<br />

Jens Weidner zeigt Ihnen in seinem<br />

Karriereratgeber, wie Sie mit der Peperoni-<br />

Strategie knifflige Situationen meistern und<br />

im Team, als Führungskraft oder mit Vorgesetzten nicht mehr unter<br />

die Räder kommen. Und das, ohne sich Feinde fürs Leben zu machen.<br />

Selbst eilige Leserinnen und Leser finden schnell Hilfe unter anderem<br />

zu folgenden Themen: Wie akzeptieren Vorgesetzte meine Grenzen?<br />

Wie pflege ich einen respektvollen Umgang, ohne dass es als Schwäche<br />

interpretiert wird? Wie wehre ich mich gegen versteckte Machtspiele,<br />

Mobbing oder Hinterhältigkeiten? Wie nutze ich meine eigene<br />

Power, um Projekte auch gegen Widerstände durchzusetzen?<br />

Genau mit dem richtigen Schärfegrad für jede Situation – mal mild,<br />

mal extra hot.<br />

Über Geld nachdenken<br />

Campus Verlag<br />

„Nicht reich muss man sein, sondern unabhängig.“<br />

Das wusste schon André Kostolany.<br />

Wenn auch Sie gut leben wollen, ohne<br />

den Werbeversprechen von Banken und<br />

Finanzmaklern auf den Leim zu gehen, sind<br />

Sie bei Nikolaus Braun genau richtig. Der<br />

unabhängige Honorarberater zeigt Ihnen,<br />

wie Sie Gelassenheit in Ihrem Verhältnis zu<br />

Geld gewinnen und klug darüber nachdenken.<br />

Finden Sie heraus, wofür Geld in Ihrem Leben wichtig ist und<br />

welche Werte Sie dabei beeinflussen. Vermögensaufbau, Kapitalanlage<br />

und eine geeignete Notfallplanung sind gleich viel leichter, wenn<br />

Sie nach Ihren Wünschen erfolgen und nicht nach denen der Bank.<br />

Termine,<br />

Termine<br />

Der Norddeutsche Versicherungstag<br />

lädt wieder<br />

ein, um in der Handelskammer<br />

Hamburg zu<br />

netzwerken und mit<br />

traditionellen Werten<br />

die Zukunft zu gestalten.<br />

Wann Was Wo<br />

25. – 26.4.24 MCC-Fachkongress »Cyber Risks« Düsseldorf<br />

ab 8.5.24 Altersvorsorge-Kongress profino<br />

14. – 15.5.24 VersForen Leipzig: Telematik in der Kraftfahrtversicherung Leipzig<br />

16.5.24 Norddeutscher Versicherungstag Hamburg<br />

ab 5.6.24 Biometrie-Kongress profino<br />

5. – 6.6.24 MCC IT-Optionen für Versicherungen Berlin<br />

7.6.24 <strong>procontra</strong>-<strong>Ausgabe</strong> 03/24 im Briefkasten<br />

<strong>procontra</strong> 2 | 2<strong>02</strong>4


70 | BERATER Weiterbildung<br />

Mehr Zeit fürs Lernen?!<br />

Bei der EU-Kleinanlegerstrategie geht’s meist um ein befürchtetes Provisionsverbot.<br />

Doch neuerdings will man auch an den Weiterbildungszeiten schrauben.<br />

NW NADINE WIESENTHAL<br />

Was Sie erfahren<br />

werden:<br />

Wie sich die Weiterbildungszeiten<br />

verändern sollen<br />

Wie Experten zur möglichen<br />

Anhebung stehen<br />

Wie wahrscheinlich<br />

das Szenario ist<br />

Der Entwurf einer „Retail Investment<br />

Strategy” (Kleinanlegerstrategie) oder<br />

„RIS” vom Mai 2<strong>02</strong>3 treibt vor allem<br />

die Maklerschaft in Deutschland um.<br />

Dabei geht es bisher meist um Fragen<br />

der Vergütung. Aber es gibt laut<br />

Matthias Beenken, Professor an der<br />

Fachhochschule Dortmund, auch bedenkliche<br />

neue Wünsche. Im Bereich<br />

der Weiterbildungszeiten werden ver-<br />

einzelt Forderungen laut, das bislang<br />

verpflichtende 15-Stunden-Pensum<br />

im Jahr zu erhöhen. Die Berichterstatterin<br />

des ECON-Ausschusses (für<br />

Wirtschaft und Währung) begrüßt<br />

eine Anhebung auf 25 Stunden, davon<br />

7 Stunden im Bereich Nachhaltigkeit.<br />

Zum Teil werden sogar bis zu 45 Stunden<br />

diskutiert.<br />

Wie Beenken ausführt, soll im Zuge<br />

der RIS zusätzlich eine regelmäßige<br />

Weiterbildungspflicht von 15 Stunden<br />

in der Wertpapierdienstleistungsrichtlinie<br />

MiFID II eingeführt werden.<br />

Dabei stellt sich die Frage, ob ein und<br />

dieselbe Weiterbildung über Geldanlagen<br />

sowohl als Versicherungs- als<br />

auch als Finanzanlagenweiterbildung<br />

anrechenbar sein wird. Bisher sieht<br />

die IDD eine Anpassungsmöglichkeit<br />

der Weiterbildungsvorgaben „hinsichtlich<br />

Kenntnissen und Fertigkeiten“<br />

an die spezifische Tätigkeitsart<br />

vor, insbesondere im Fall der produktakzessorischen<br />

Vermittlung. Das wird<br />

in der deutschen Praxis teilweise so<br />

ausgelegt, dass die Weiterbildung weniger<br />

als 15 Stunden betragen dürfe,<br />

vielleicht sogar ganz verzichtbar sei.<br />

Anhebung »unverhältnismäßig«<br />

Prof. Beenken hält es unter bestimmten<br />

Umständen für vertretbar, dass<br />

für Versicherungsmakler, die Versicherungsanlageprodukte<br />

vertreiben<br />

und die Kunden dazu beraten, eine<br />

eigenständige Weiterbildungspflicht<br />

von zusätzlichen 15 Stunden im<br />

Illustration: Roman Kulon


Weiterbildung BERATER | 71<br />

Paar.<br />

»Eine verbindliche Fest legung<br />

der Qualifikationszeiten beim<br />

Thema Nachhaltigkeit ist<br />

zu bürokratisch und zum<br />

jetzigen Zeitpunkt verfrüht.«<br />

Michael H. Heinz<br />

BVK-Präsident<br />

Aktion.<br />

Türöffner.<br />

Risikolebensversicherung pur.<br />

Jetzt bei der Paar-Aktion mitmachen –<br />

eine super Chance für Sie und Ihre Kunden.<br />

Kalenderjahr zu Anlagethemen einschließlich<br />

auch der Nachhaltigkeit festgesetzt wird. Sie wäre<br />

gleichzeitig als Weiterbildung im Finanzanlagenbereich<br />

anzuerkennen.<br />

Für den Bundesverband Deutscher Versicherungskaufleute<br />

(BVK) sind eine Anhebung der<br />

Weiterbildungszeiten auf 30 und mehr Stunden<br />

sowie eine verbindliche Festlegung der Anteile<br />

im Hinblick auf eine Nachhaltigkeitskompetenz<br />

unverhältnismäßig. „Eine verbindliche Festlegung<br />

der Qualifikationszeiten im Hinblick auf<br />

das Thema Nachhaltigkeit erachten wir als zu<br />

bürokratisch und zum jetzigen Zeitpunkt<br />

verfrüht“, sagt BVK-Präsident Michael H. Heinz.<br />

Derzeit stehe die Gefahr noch nicht unmittelbar<br />

vor der Tür, da der Ministerrat eine Erweiterung<br />

der Stundenzahl derzeit ablehne und der Kommissionsentwurf<br />

eine solche ebenfalls nicht<br />

vorsehe. Aber gerade deshalb will der BVK nun<br />

die Gunst der Stunde nutzen, weiter zu intervenieren:<br />

„Da die Gedanken dazu bereits kursieren,<br />

hat der BVK sich frühzeitig gegen eine Anhebung<br />

der Stundenzahl positioniert, um einen Eingang<br />

dieser Gedanken in die RIS zu vermeiden.“<br />

Weiter im Thema<br />

Den ausführlichen Kommentar<br />

von Prof. Matthias<br />

Beenken finden Sie unter:<br />

So funktioniert’s:<br />

1<br />

2<br />

Vom 01.04.<br />

bis 30.06.24<br />

Ehepartner oder Paare sichern sich<br />

gegenseitig ab.<br />

Für beide Verträge gibt es jeweils<br />

ein Beitragsguthaben von 25 €.<br />

Neu: Gilt auch, wenn ein Partner bereits<br />

eine Risikolebensversicherung der EUROPA<br />

abgeschlossen hat.<br />

Mehr Infos sowie die Teilnahmebedingungen<br />

zur Aktion finden Sie unter<br />

europa-vertriebspartner.de/paarsparen<br />

oder unter <strong>02</strong>21 5737-300<br />

<strong>procontra</strong> 2 | 2<strong>02</strong>4


72 | BERATER Nachfolgeregelung<br />

Nachfolge selbst bauen<br />

Etliche Bestandsverkäufe scheitern, weil Preis oder Sympathie nicht passen. Wer den<br />

„Erben“ selbst heranzieht, hat bessere Chancen und weiß seine Kunden in guten Händen.<br />

ST STEFAN TERLIESNER<br />

Deutschlands Unternehmer suchen dringend<br />

einen Nachfolger – Fachleuten zufolge jedes<br />

Jahr rund 100.000 Mittelständler. Der Grund ist<br />

simpel: Die Babyboomer haben fleißig Firmen<br />

gegründet und gehen jetzt nach und nach in den<br />

Ruhestand.<br />

Es ist kein Geheimnis, dass auch der Berufsstand<br />

der Versicherungs- und Finanzanlagenvermittler<br />

Was Sie erfahren werden:<br />

Tipps für den Aufbau eines Nachfolgers<br />

Welche Qualifikation Makler dafür<br />

selbst haben müssen<br />

Wer bei dieser Nachfolge-Variante<br />

helfen kann<br />

Illustration: Eleonora Mavromati


Nachfolgeregelung BERATER | 73<br />

ein Nachwuchsproblem hat. Laut aktuellem AfW-<br />

Vermittlerbarometer liegt das Durchschnittsalter<br />

bei 53,7 Jahren. Und: In den nächsten acht<br />

bis neun Jahren wird jeder Zweite Pläne für die<br />

eigene Unternehmensnachfolge konkretisieren.<br />

Der Bestand soll zu einem guten Preis verkauft<br />

werden.<br />

Immerhin profitieren Maklerunternehmer von<br />

der Tatsache, dass ihr Betrieb „passives Einkommen<br />

durch die laufenden Courtage- und Provisionszahlungen<br />

aus der Betreuung eines abgeschlossenen<br />

Geschäfts generiert“, wie es Thomas<br />

Suchoweew, Experte für Nachfolgeplanung, in<br />

einem Interview mit dem „founders Magazin“<br />

formuliert. Gleichwohl scheitern viele Verkäufe,<br />

weil die zwischenmenschliche „Chemie nicht<br />

stimmt“ oder der Inhaber treue Kunden nicht in<br />

„falsche Hände“ geben möchte.<br />

Dieses Risiko reduzieren Maklerunternehmer,<br />

wenn sie ihren Wunschkandidaten für die<br />

Nachfolge selbst aufbauen, quasi als Do-it-yourself-Projekt<br />

(DIY). Dass dieser unbedingt auch<br />

Mut zum Risiko, Leistungsbereitschaft, Verantwortung<br />

für sich und seine Mitarbeiter sowie<br />

strategisches Denken mitbringen muss, kurz:<br />

ein „Unternehmer-Gen“, erklärt Oliver Petersen,<br />

Vorstand des Makler Nachfolger Clubs (siehe<br />

Interview).<br />

Abschluss als Ausbilder<br />

Wie der Weg zum Erfolg aussehen könnte, weiß<br />

auch Wolfgang Kuckertz, Vorstand der Going<br />

Public! Akademie für Finanzberatung, die unter<br />

anderem Schulungen für praktizierende und<br />

angehende Makler anbietet. Zunächst stellt der<br />

Fachmann klar: „Damit Makler selbst ausbilden<br />

dürfen, benötigen sie neben ihrer fachlichen<br />

Eignung einen Abschluss als Ausbilder.“ Dies sei<br />

die Prüfung nach der Ausbildereignungsverordnung.<br />

Außerdem müsse der Bürobetrieb für eine<br />

Ausbildung geeignet sein. Rat zu Auflagen wie<br />

Mindestvergütung, organisatorischen Pflichten<br />

etc. bekämen Makler bei den Berufsbildungsberatern<br />

der zuständigen Industrie- und Handelskammer.<br />

Nach Auffassung von Kuckertz muss ein potenzieller<br />

Nachfolger nicht als Versicherungskaufmann/-kauffrau<br />

in den Betrieb einsteigen. „Es<br />

können auch Quereinsteiger sein, die oft älter<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

Angaben in %<br />

und reifer sind, über ein Netzwerk verfügen und<br />

schon wissen, worauf es im Beruf ankommt.“<br />

Damit die ersten Schritte in der Branche möglich<br />

sind, reiche schon die Sachkundeprüfung.<br />

Die Lehrgänge seien online innerhalb von drei<br />

bis fünf Monaten neben dem Job gut zu schaffen.<br />

Danach sei ein berufsbegleitendes Studium<br />

zum Beispiel zum Fachwirt für Finanzberatung<br />

möglich. Dieser lerne zusätzlich die Grundlagen<br />

der Unternehmensorganisation, -steuerung und<br />

-führung.<br />

Eine Ü50-Veranstaltung<br />

Zwei Drittel der Vermittlerschaft sind älter als 50 Jahre.<br />

22 57<br />

84<br />

Quelle: 16. Vermittlerbarometer vom AfW Bundesverband Finanzdienstleistungen<br />

»Damit Makler ausbilden dürfen,<br />

benötigen sie auch einen Abschluss<br />

als Ausbilder.«<br />

Wolfgang Kuckertz,<br />

Vorstand Going Public! Akademie für Finanzberatung<br />

Ob diese Ausbildung für einen Nachfolger ausreicht,<br />

hänge vom Einzelfall und der Positionierung<br />

des Unternehmens ab. Kuckertz weiß,<br />

dass einige Pools wie Charta und pma sowie<br />

<strong>procontra</strong> 2 | 2<strong>02</strong>4


74 | BERATER Nachfolgeregelung<br />

Versicherer wie Standard Life spezielle Qualifizierungsprogramme<br />

für Jungunternehmer anbieten.<br />

Auf jeden Fall sei der Aufbau von Nachwuchs<br />

der Königsweg. „Er erlaubt am ehesten, die<br />

entstandenen Werte des Unternehmens in die<br />

Zukunft zu tragen“, ist der Vorstand überzeugt.<br />

Andererseits braucht die Ausbildung von Nachfolgern<br />

Zeit und bindet Kapazitäten. Für schnelle<br />

Lösungen sei so ein Modell nicht geeignet, betont<br />

zum Beispiel Sebastian Müller vom Maklerpool<br />

BCA: „Deshalb forcieren wir den Weg einer Art<br />

Bestands- oder Nachfolgerbörse. Gefiltert nach<br />

»Nachfolger brauchen<br />

Unternehmer-Gen«<br />

Interview mit Oliver Petersen,<br />

Vorstand Makler Nachfolger Club e. V.<br />

<strong>procontra</strong>: Lohnt es sich für Maklerunternehmer,<br />

einen Nachfolger selbst<br />

aufzubauen?<br />

Oliver Petersen: Durchaus, immerhin<br />

geht es um das eigene Lebenswerk.<br />

Wer den Nachfolger selbst aussucht<br />

und aufbaut, weiß sein Unternehmen<br />

in guten Händen. Oft übernimmt ein<br />

eigener Mitarbeiter oder ein Familienmitglied<br />

das Ruder. Der ursprüngliche<br />

Makler bereitet seinen Nachfolger<br />

idealerweise sukzessiv auf zusätzliche<br />

Aufgaben vor. So erfolgt die Übergabe<br />

Schritt für Schritt. Dann wird die<br />

Belegschaft mitgenommen, und auch<br />

die größten und wichtigsten Kunden<br />

können über einen längeren Zeitraum<br />

auf diese Nachfolge vorbereitet<br />

werden.<br />

<strong>procontra</strong>: Worauf müssen Makler<br />

sonst noch achten?<br />

Petersen: Beim Aufbau eines Nachfolgers<br />

ist es wichtig, den Blick auf<br />

alle Aspekte der innerbetrieblichen<br />

bzw. innerfamiliären Unternehmensnachfolge<br />

zu richten – juristisch,<br />

strategisch und emotional. Leider gibt<br />

es kein Patentrezept für den erfolgreichen<br />

Generationswechsel im Maklerunternehmen.<br />

Zu individuell, zu speziell<br />

und häufig auch zu gefühlsbeladen<br />

sind die jeweiligen Merkmale.<br />

<strong>procontra</strong>: Wie kann man sich den<br />

Aufbau eines Nachfolgers konkret<br />

vorstellen?<br />

Petersen: Zunächst arbeitet ein<br />

potenzieller Nachfolger, der idealerweise<br />

zum Beispiel die Sachkundeprüfung<br />

erfolgreich abgeschlossen<br />

hat, im Unternehmen mit und lernt<br />

Abläufe, Technik, Kunden und auch<br />

die eine oder andere Geschäftsbesonderheit<br />

kennen. Bestehende<br />

Defizite bei der fachlichen, persönlichen<br />

und unternehmerischen Ausund<br />

Weiterbildung gilt es abzubauen.<br />

Dafür gibt es neben den klassischen<br />

Bildungsangeboten inzwischen auch<br />

eine ganze Reihe von Bildungsträgern,<br />

die zielgerichtete Module für<br />

diese Bereiche anbieten. So erhält<br />

ein Nachfolger nach und nach mehr<br />

Führungs-, Budget- und Geschäftsverantwortung.<br />

<strong>procontra</strong>: Wie erkennt ein Makler,<br />

ob sein potenzieller Nachfolger auch<br />

ein guter Unternehmer ist?<br />

Petersen: Das ist tatsächlich ein<br />

kniffliger Punkt. Zunächst braucht<br />

der Auswahlprozess Zeit, gegenseitiges<br />

Verständnis und Empathie.<br />

Neben den fachlichen, persönlichen<br />

und charakterlichen Fähigkeiten<br />

bedarf es eben jenes gewissen<br />

„Unternehmer-Gens“. Wenn das nicht<br />

vorhanden ist oder nicht entwickelt<br />

werden kann, ist die Nachfolge<br />

gefährdet. Es gab den Fall eines<br />

Maklerunternehmers mit zwei<br />

Kindern. Beide waren langjährige<br />

Mitarbeiter und designierte Nachfolger<br />

als Gesellschafter-Geschäftsführer.<br />

Leider eröffneten beide Kinder<br />

dem Vater auf den letzten Metern,<br />

dass sie lieber Angestellte bleiben<br />

würden. Es musste ein externer<br />

Käufer gesucht werden. Um solche<br />

Situationen zu verhindern, braucht es<br />

eine ehrliche Reflexion – auf beiden<br />

Seiten.<br />

<strong>procontra</strong> 2 | 2<strong>02</strong>4


Nachfolgeregelung BERATER | 75<br />

Kennziffern wie der Postleitzahl bringen wir<br />

junge, bestandssuchende Makler mit älteren,<br />

nachfolgesuchenden Maklerunternehmen zusammen.“<br />

Interessant sei auch eine Maklerrente.<br />

Für ein gutes Gefühl<br />

Das sind die üblichen Pfade der Nachfolgeregelung.<br />

Einen Wunschnachfolger gezielt aufzubauen,<br />

ist zwar zeitintensiver, aber am Ende auch<br />

zufriedenstellender, argumentieren die Ausbildungs-Befürworter.<br />

Immer mehr Vertriebe<br />

bieten entsprechende Services bewusst an. Ein<br />

Beispiel ist Plansecur. Die Finanzberatungsgruppe<br />

hilft ihren Partnern beim Aufbau eines<br />

eigenen Nachfolgers. Vertriebsleiter Wolfgang<br />

Stolz beschreibt das Beispiel von Maklerunternehmer<br />

Michael Romstöck und Marcel Oberle,<br />

der noch als Banker über eine Stellenanzeige auf<br />

Romstöck aufmerksam geworden und heute sein<br />

Nachfolger ist. Zwei Jahre habe der Übergabeprozess<br />

gedauert. Romstöck habe Oberle fast jede<br />

Woche auf mehrere Kundentermine mitgenommen.<br />

Dazu Stolz: „Entscheidend ist nicht,<br />

Bestände zu übertragen, sondern Kundenbeziehungen<br />

zu übergeben.“ So funktioniere die<br />

Nachfolge auch langfristig. Das bestätigt auch<br />

Sebastian Grabmaier, Chef von Jung, DMS & Cie.:<br />

„Nachfolger baut man so auf, dass man ihnen<br />

bedenkenlos die eigene Klientel übergeben kann,<br />

ohne Kunden zu verlieren.“<br />

Nachfolger selbst aufbauen?<br />

Bessere Chance auf erfolgreiche<br />

Bestandsübergabe<br />

Lebenswerk und Kunden<br />

bleiben „in guten Händen“.<br />

Nachfolger kennt Qualität<br />

des Bestands, was höheren<br />

Preis ermöglicht.<br />

Hoher Zeitaufwand für<br />

abgebenden Makler<br />

Eine Maklerrente könnte<br />

eine Alternative sein.<br />

Beratungsgespräch samt<br />

Nachfolger könnte Kunden<br />

irritieren.<br />

Ihr starker Partner!<br />

RISIKOLEBENSVERSICHERUNG<br />

Highlights im Risikoleben-Tarif<br />

10-Jahres-Nichtraucher-Tarife<br />

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Vereinfachung der Risikofragen<br />

Erhöhung der Versicherungssumme für 6 Monate bei Bau oder<br />

Erwerb einer selbstgenutzten Immobilie um 50 %, max. 100.000 €<br />

in allen Konzepten<br />

Ergänzung der Berufslisten um neue Berufe und günstigere<br />

Einstufung vieler Berufe<br />

Vorgezogene Zahlung der Versicherungssumme bei Lebenserwartung<br />

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76 | BERATER Produkt-Check<br />

Heilpraktikerpolice im Check<br />

Mit nur einer Gesundheitsfrage will die Signal Iduna Hürden zu alternativen<br />

Heilmethoden abbauen. Doch ist der Tarif „Ambulant Plus“ auch empfehlenswert?<br />

OL OLIVER MEST<br />

Was Sie erfahren<br />

werden:<br />

Wie die einzige<br />

Gesundheitsfrage lautet<br />

Welche Tarifvarianten es gibt<br />

Was an dem Produkt<br />

zu kritisieren ist<br />

Bei vielen Heilpraktikerversicherungen<br />

liegt die Hürde für Kunden sehr<br />

hoch, wenn diese bereits in Behandlung<br />

sind oder waren. Vielen Vermittlern<br />

dürfte daher bei der Suche nach<br />

einer Lösung der Tarif „Ambulant<br />

Plus“ der Signal Iduna auffallen, da<br />

er nur eine Gesundheitsfrage stellt.<br />

Doch was kann der Tarif wirklich?<br />

Was leistet der Tarif?<br />

Der Tarif leistet als Heilpraktikerversicherung<br />

80 Prozent Kostenerstattung<br />

für Naturheilkunde und<br />

Heilpraktikerleistungen sowie alternative<br />

Arzneimittel – begrenzt ist die<br />

Leistung auf 750 Euro im Kalenderjahr.<br />

Ergänzend leistet der Tarif für<br />

Sehhilfen, Lasik-Zuschuss, Restkosten<br />

für Hilfsmittel, Vorsorgemaßnahmen<br />

und Reiseschutzimpfungen, gesetzliche<br />

Zuzahlungen bis 250 Euro pro<br />

Jahr sowie für ambulante und stationäre<br />

Heilbehandlung im Ausland.<br />

Der Tarif wird angeboten als Pluspur<br />

ohne Altersrückstellungen und als<br />

Ambulant Plus mit Altersrückstellungen.<br />

Ein 30-Jähriger zahlt im Tarif<br />

Plus 34,46 Euro monatlich, ohne Altersrückstellungen<br />

sind 19,93 Euro fällig.<br />

Mit 50 Jahren sind die Beiträge in<br />

beiden Varianten mit knapp 42 Euro<br />

fast vergleichbar, ab dem 55. Lebensjahr<br />

gibt es nur noch den Tarif Plus,<br />

der dann bis zu 43 Euro im Monat<br />

kostet. Ein attraktives Preis-Leistungs-<br />

Verhältnis im Marktvergleich.<br />

Was sind die Stärken?<br />

Der Tarif verzichtet auf Wartezeiten.<br />

Außerdem stellt er nur eine Gesundheitsfrage:<br />

Illustration: Roman Kulon


Produkt-Check BERATER | 77<br />

„Erfolgten in den letzten fünf Jahren<br />

Behandlungen oder Untersuchungen<br />

wegen folgender Erkrankungen/<br />

Beschwerden:<br />

Alkohol-/Drogenmissbrauch, Asthma<br />

bronchiale, chronische Darmerkrankung<br />

(Colitis ulcerosa, Morbus Crohn),<br />

Diabetes mellitus, Epilepsie, Herzinfarkt,<br />

Krebserkrankung, Multiple<br />

Sklerose, Neurodermitis, psychische<br />

oder rheumatische Erkrankung, Schlaganfall<br />

oder wurde eine HIV-Infektion<br />

festgestellt?“<br />

Kann diese Frage verneint werden,<br />

steht dem Vertragsabschluss nichts<br />

im Wege. Auffällig auch die umfangreiche<br />

Erstattung alternativer<br />

Behandlungsmethoden. Die Signal<br />

Iduna trägt die Kosten für:<br />

von Heilpraktikern oder Ärzten durchgeführte,<br />

im Hufeland-Leistungsverzeichnis<br />

aufgeführte Therapieformen<br />

der Naturheilkunde<br />

Heilpraktikerleistungen im Rahmen<br />

des geltenden Gebührenverzeichnisses<br />

für Heilpraktiker (GebüH)<br />

naturheilkundliche Leistungen von<br />

Ärzten bis zu den Höchstsätzen der<br />

GOÄ.<br />

Daraus ergibt sich ein recht breiter<br />

Rahmen an Behandlungsoptionen.<br />

Zumal laut Bedingungen auch Kosten<br />

für wissenschaftlich nicht anerkannte<br />

Heilmethoden erstattet werden.<br />

Dazu zählen etwa Schmerzakupunktur,<br />

Homöopathie, Phytotherapie,<br />

Neuraltherapie, Eigenbluttherapie,<br />

anthroposophische Medizin, Atemtherapie,<br />

Chiropraktik, osteopathische<br />

Behandlung, Schröpftherapie<br />

und physikalische Verfahren.<br />

Was ist kritisch zu sehen?<br />

Wird eine sogenannte „brechkraftverändernde<br />

Augenlaserkorrektur“<br />

in Anspruch genommen, werden in<br />

den drei Folgejahren Sehhilfen nicht<br />

erstattet. Das ist gerade bei älteren<br />

Versicherten ärgerlich, wenn der<br />

positive Effekt der Korrektur zum<br />

Beispiel durch Altersfehlsichtigkeit<br />

zunichtegemacht wird. Die Signal<br />

Iduna erklärt auf Nachfrage: „Im Tarif<br />

haben wir die Leistung für brechkraftverändernde<br />

Augenlaserkorrekturen<br />

als substitutive Leistung zur<br />

Sehhilfen-Erstattung eingeführt, um<br />

das Leistungspaket zu einem ansprechenden<br />

Preis anbieten zu können.“<br />

Produkt-Bewertung<br />

»Ein überzeugender<br />

Tarif, der vielen den<br />

Weg zu einer guten<br />

ambulanten Versorgung<br />

ebnet, die bei anderen<br />

Versicherern wegen der<br />

zum Teil sehr umfangreichen<br />

Gesundheitsprüfung<br />

durchfallen<br />

und nicht versicherbar<br />

sind.«<br />

Verständlich, um den attraktiven<br />

Beitrag halten zu können, ärgerlich<br />

gewiss im Einzelfall.<br />

Diskutabel ist die geringe Hürde der<br />

Gesundheitsprüfung, weil sie Beschwerden<br />

des Bewegungsapparats<br />

gar nicht thematisiert. Damit ist der<br />

Tarif zwar attraktiv für alle, die bei<br />

vielen Heilpraktikerversicherungen<br />

wegen Vorerkrankungen oder Beschwerden<br />

keinen Schutz bekommen.<br />

Produkt-Check<br />

Nur: Sind diese Beschwerden denn<br />

mitversichert? Die Signal Iduna<br />

bleibt hier ähnlich indifferent wie<br />

die meisten Orthopäden bei unspezifischen<br />

Rückenschmerzen. „Laufende<br />

Versicherungsfälle sind gemäß § 2,<br />

Abs. 1 Musterbedingungen für die<br />

Krankheitskosten- und Krankenhaustagegeldversicherung<br />

(MB/KK) vom<br />

Versicherungsschutz ausgeschlossen.<br />

Dies gilt auch dann, wenn im Vorfeld<br />

eine Gesundheitsprüfung erfolgt ist.<br />

In diesem Zuge nicht erfragte Diagnosen<br />

sind nicht automatisch mitversichert.<br />

Hierüber wird lediglich gesteuert,<br />

welche Risiken ins Kollektiv<br />

aufgenommen werden können. Die<br />

Prüfung, ob ggf. ein laufender (‚gedehnter‘)<br />

Versicherungsfall vorliegt,<br />

erfolgt im Einzelfall“, so das Unternehmen.<br />

Für Kunden und Vermittler<br />

gleichermaßen bedeutet das: Der<br />

Versicherungsschutz sollte nur dann<br />

ins Auge gefasst werden, wenn Behandlungen<br />

am Bewegungsapparat<br />

wirklich abgeschlossen sind.<br />

Tipps für die Vermittlung<br />

Wer eine naturheilkundliche Versorgung<br />

wünscht, ist mit dem Tarif ebenso<br />

gut beraten wie diejenigen, die als<br />

Brillenträger vielleicht noch das<br />

Spektrum der Vorsorgeuntersuchungen<br />

ausweiten wollen. Bei vorhandenen<br />

Vorerkrankungen sollten Vermittler<br />

aus Haftungsgründen<br />

dokumentieren, ob und wann sie<br />

final behandelt wurden.<br />

Makler Oliver Mest prüft<br />

regel mäßig Tarife<br />

für <strong>procontra</strong><br />

Hier geht es zur<br />

Gesamtübersicht:<br />

<strong>procontra</strong> 2 | 2<strong>02</strong>4


78 | BERATER pro/contra Rentenpaket<br />

Rentenpaket II:<br />

großer Wurf oder großer Fail?<br />

Um das Rentensystem aus der Demografiefalle zu führen und das Niveau langfristig<br />

für die Bürger zu erhöhen, wirft das Rentenpaket II das kapitalgedeckte<br />

Generationenkapital in den Ring. Nicht jeder sieht das Instrument als zielführend.<br />

pro<br />

Mit dem Generationenkapital leiten<br />

wir einen Paradigmenwechsel in der<br />

gesetzlichen Rente ein: Indem wir die<br />

teilweise Kapitaldeckung einführen,<br />

schaffen wir ein dringend benötigtes<br />

zweites Standbein – neben Beitragszahlungen<br />

und Steuermitteln. Unser<br />

umlagefinanziertes Rentensystem<br />

passt nicht zu unserer Bevölkerungsstruktur.<br />

Das wissen wir seit Jahrzehnten.<br />

Trotzdem gab es in dieser<br />

Zeit deutlich mehr Leistungsausweitungen<br />

als nachhaltige Reformen zur<br />

besseren Finanzierbarkeit. Bei der<br />

Einführung des aktuellen umlagefinanzierten<br />

Systems in den 50er-Jahren<br />

haben sechs Beitragszahler eine<br />

Rente finanziert. Heute sind es nicht<br />

einmal mehr zwei. Das bedeutet, dass<br />

die entstandenen Finanzierungslücken<br />

mit Steuergeld gestopft werden.<br />

Also beteiligen sich die heutigen<br />

Arbeitnehmer doppelt am Rentensystem:<br />

zum einen durch ihre Beiträge<br />

und zum anderen mit einem immer<br />

größer werdenden Anteil ihrer Steuern.<br />

Der Generationenvertrag ist zur<br />

Einbahnstraße geworden.<br />

Dieser Entwicklung dürfen wir nicht<br />

weiter zusehen. Wir brauchen Lösun-<br />

»Die Kritik zum<br />

Generationenkapital<br />

beruht fast<br />

ausschließlich auf<br />

Unwissenheit.«<br />

Anja Schulz,<br />

MdB und Berichterstatterin<br />

für Rentenpolitik (FDP)<br />

gen, die in Jahrzehnten gedacht sind.<br />

Viele andere Länder setzen schon<br />

längst auf die Chancen des Kapitalmarkts,<br />

um ihre Sozialversicherung<br />

besserzustellen. Damit lösen sie sich<br />

ein Stück weit von den oben beschriebenen<br />

Faktoren und profitieren<br />

vom Wachstum anderer Volkswirtschaften.<br />

So wird die Prämienrente<br />

in Schweden bis 2030 20 Prozent der<br />

gesamten Rentenzahlung ausmachen,<br />

obwohl hierfür nur ein Zehntel<br />

des Beitragssatzes aufgewandt wird.<br />

Bei einer Rendite von bisher 11 Prozent<br />

pro Jahr ist das sehr realistisch.<br />

In Norwegen stehen pro Einwohner<br />

rund 200.000 Euro zur Verfügung.<br />

Zwar ist die Finanzierung des dortigen<br />

Staatsfonds eine andere, doch die<br />

Performance des Fonds der letzten 20<br />

Jahre verdeutlicht anschaulich, welche<br />

Chancen der Kapitalmarkt bietet.<br />

Deutschland kann es sich nicht mehr<br />

leisten, diese Potenziale ungenutzt zu<br />

lassen. Vor allem dann nicht, wenn<br />

die Kritik zum Generationenkapital<br />

fast ausschließlich auf Unwissenheit<br />

beruht. Ist aktuell also von „Casino-<br />

Rente“ und „Zockerei“ die Rede, kann<br />

die Antwort hierauf nur Finanzbildung<br />

sein. Dass diese Mythen überhaupt<br />

verfangen, erklärt, weshalb die<br />

Deutschen Sparbuch-Weltmeister<br />

sind – und ihrer eigenen Vorsorge<br />

dadurch schaden. Insofern ist es<br />

<strong>procontra</strong> 2 | 2<strong>02</strong>4


pro/contra Rentenpaket BERATER | 79<br />

sinnvoll, dass der Staat mit gutem<br />

Beispiel vorangeht und für seine<br />

Bürger langfristig und breit gestreut<br />

am Kapitalmarkt investiert. Bis Mitte<br />

der 2030er-Jahre soll der Kapitalstock<br />

sich auf mehr als 200 Milliarden Euro<br />

belaufen. Die Rendite soll der Rentenversicherung<br />

zugutekommen, um<br />

künftige Beitragssatzsteigerungen<br />

abzufedern. Davon profitieren vor<br />

allem junge Arbeitnehmer und<br />

diejenigen, die es bald sein werden.<br />

Auch sie haben das Recht darauf, in<br />

der Rentenpolitik mitgedacht zu<br />

werden. Richtung Generationengerechtigkeit<br />

ist es noch ein weiter Weg,<br />

aber der erste Schritt dorthin ist der<br />

wichtigste.<br />

contra<br />

Mit dem Rentenpaket II beginnt eine<br />

neue Ära. Nicht mehr ein möglichst<br />

niedriger Beitragssatz, sondern eine<br />

angemessene Rente ist zukünftig das<br />

Ziel. Für den Sozialverband VdK und<br />

seine rund 2,2 Millionen Mitglieder<br />

ist die Garantie eines Mindestrentenniveaus<br />

von 48 Prozent bis zum Jahr<br />

2039 ein erster wichtiger Schritt, um<br />

das Vertrauen und die Akzeptanz der<br />

gesetzlichen Rente auch für zukünftige<br />

Generationen zu sichern.<br />

Diesem ersten Schritt müssen<br />

aber weitere folgen. Das Mindestrentenniveau<br />

sollte über das Jahr<br />

2039 hinaus festgeschrieben und<br />

auf 53 Prozent angehoben werden.<br />

Deutschland hinkt im Vergleich mit<br />

Volkswirtschaften wie Österreich<br />

oder den Niederlanden mit Blick auf<br />

die Bruttoersatzrate, also den Anteil<br />

der Renten am Verdienst vor Rentenbeginn,<br />

deutlich hinterher. Weder die<br />

staatlich geförderte private noch die<br />

betriebliche Altersvorsorge kann in<br />

der Breite die Lücke im Versorgungsniveau<br />

schließen.<br />

Dafür müssen wir aber auch langfristig<br />

die Rentenfinanzen in Ordnung<br />

bringen. Die Stiftung Generationenkapital<br />

ist dazu nicht geeignet. Sie<br />

soll schuldenfinanzierte Darlehen<br />

des Bundes auf dem Kapitalmarkt<br />

anlegen. Aus den Renditen sollen<br />

die Zinsen des Bundes bezahlt und<br />

»Der Beitrag des<br />

Generationenkapitals<br />

ist zu gering,<br />

kommt zu spät und<br />

ist nicht verlässlich<br />

prognostizierbar.«<br />

Michael Popp,<br />

Referent für Alterssicherung beim<br />

Sozialverband VdK<br />

Erträge an die Rentenkasse überwiesen<br />

werden. Ab 2<strong>02</strong>4 sind dafür zwölf<br />

Milliarden Euro vom Bund vorgesehen.<br />

Dieser Betrag steigt jährlich<br />

um 3 Prozent an, und 2036 wären<br />

200 Milliarden Euro auf dem Kapitalmarkt<br />

angelegt. Ab dann sollen<br />

daraus jährlich nur zehn Milliarden<br />

Euro Rendite zur Entlastung an die<br />

gesetzliche Rente fließen.<br />

Dieser Beitrag des Generationenkapitals<br />

ist zu gering, kommt zu spät und<br />

ist nicht verlässlich prognostizierbar.<br />

Das haben im Vorfeld der Sachverständigenrat,<br />

die Bundesbank und<br />

der Sozialbeirat vorgerechnet. Kritisch<br />

sehen wir, dass negative ökologische<br />

und soziale Auswirkungen durch<br />

nicht nachhaltige Investitionsstrategien<br />

im Bereich der Daseinsvorsorge<br />

und ökologisch schädliche Investitionen<br />

gesetzlich nicht ausgeschlossen<br />

sind. Aufgrund der hohen Renditeerwartungen<br />

an einen öffentlichen<br />

Fonds sind sie sogar wahrscheinlich.<br />

Um ein in unseren Augen gutes<br />

Rentenniveau zu finanzieren, braucht<br />

es andere Quellen: Alle Erwerbstätigen<br />

müssen endlich in die gesetzliche<br />

Rentenversicherung einzahlen.<br />

Außerdem sollten hohe Einkommen<br />

stärker an der Finanzierung der Rente<br />

beteiligt werden. Und wir schlagen<br />

eine überproportionale Beteiligung<br />

der Arbeitgeber an den steigenden<br />

Rentenbeiträgen vor, so wie es in<br />

Österreich der Fall ist. Um nicht-beitragsgedeckte<br />

<strong>Ausgabe</strong>n aus der Rentenkasse<br />

zu finanzieren, müssen die<br />

Zuschüsse des Bundes in die gesetzliche<br />

Rentenversicherung dauerhaft<br />

erhöht werden.<br />

Der stärkste Renten-Booster aber<br />

wäre, die Erwerbsbeteiligung von<br />

Frauen, Menschen mit Behinderung<br />

und Geflüchteten zu erhöhen und<br />

gute Löhne zu zahlen. Das würde das<br />

System nachhaltig stabilisieren.<br />

<strong>procontra</strong> 2 | 2<strong>02</strong>4


SACHWERTE<br />

<strong>procontra</strong> 2 | 2<strong>02</strong>4


Immobilienpreise<br />

im<br />

Sinkflug<br />

Stärkster Rückgang seit 2000<br />

Die Preise für Häuser und Wohnungen sind 2<strong>02</strong>3<br />

so stark gefallen wie seit der Jahrtausendwende<br />

nicht mehr. Nach Angaben des Statistischen Bundesamts<br />

verbilligten sich Wohnimmobilien in<br />

Deutschland im Schnitt um 8,4 Prozent gemessen<br />

am Vorjahr. „Das war der stärkste Rückgang im<br />

Vorjahresvergleich seit 2000 und der erste Rückgang<br />

seit dem Jahr 2007“, so das Amt.<br />

Sowohl in den Städten als auch auf dem Land<br />

bröckelten die Preise. In Metropolen wie Berlin,<br />

Hamburg oder München gingen die Preise für<br />

Ein- und Zweifamilienhäuser um 9,1 Prozent und<br />

für ETW um 5,8 Prozent zurück. Hauptgründe<br />

waren die steigenden Bau- und Finanzierungskosten.<br />

Weitere Themen<br />

Förderungen für Hausbesitzer 82<br />

Kaufchance am Immobilienmarkt?! 84<br />

Vom Rohstoffboom profitieren 88<br />

Foto: Tolgart


82 | SACHWERTE Energieförderungen<br />

»Förderungen von Land und<br />

Bund sind kombinierbar«<br />

Energieeffiziente Sanierungen erfordern viel Kapital. Welche Förderungen hier Entlastung<br />

schaffen, erklärt Jan Karwatzki, Architekt und Prokurist beim Öko-Zentrum NRW.<br />

ST STEFAN TERLIESNER<br />

Was Sie erfahren<br />

werden:<br />

Welche Maximalförderung<br />

möglich ist<br />

Welche Bedingungen für die<br />

Förderung erfüllt sein müssen<br />

Wo und wie die Anträge<br />

zu stellen sind<br />

<strong>procontra</strong>: Über zu wenig Arbeit können<br />

sich Ihre Förderberater dieser Tage<br />

sicherlich nicht beklagen, oder?<br />

Jan Karwatzki: Nein. Schon seit dem<br />

Ukrainekrieg ist die Nachfrage nach<br />

Beratungen zum Einbau erneuerbarer<br />

Heizsysteme deutlich gestiegen, insbesondere<br />

zu Wärmepumpen. Dabei geht<br />

es auch um mögliche Förderungen. Hier<br />

gab es leider durch die Haushaltskrise<br />

im letzten Jahr noch einige Verzögerungen,<br />

sodass die neue Förderung erst<br />

seit dem Jahreswechsel feststeht. Seit<br />

Ende Februar können selbst nutzende<br />

Eigentümer von Einfamilienhäusern nun<br />

wieder Anträge auf Zuschüsse für die<br />

Heizungserneuerung bei der Förderbank<br />

KfW stellen. Für Wohnungen in Mehrfamilienhäusern<br />

soll die Förderung ab<br />

Mai beantragbar sein. Wichtig ist: Jeder<br />

kann bereits jetzt eine erneuerbare Heizungsanlage<br />

einbauen und den Förderantrag<br />

dann bis November nachholen.<br />

<strong>procontra</strong>: Bis zu 70 Prozent Zuschuss<br />

bei Investitionskosten bis zu 30.000<br />

Euro. Das sind maximal 21.000 Euro. Ist<br />

der Staat hier wirklich so großzügig?<br />

Karwatzki: Eine so hohe Förderung<br />

steht nicht in allen Fällen zur Verfügung.<br />

Es gibt eine Grundförderung von<br />

30 Prozent, die jeder nutzen kann. Wer<br />

in seinem selbst bewohnten Haus eine<br />

ineffiziente alte Heizung ersetzt und<br />

komplett auf erneuerbare Energien<br />

umsteigt, kann bis 2<strong>02</strong>8 zusätzlich<br />

»Insgesamt ist die<br />

maximale Förderquote<br />

auf 70 Prozent<br />

gedeckelt.«<br />

einen Klimageschwindigkeits-Bonus von<br />

weiteren 20 Prozent bekommen. Dieser<br />

Bonus wird ab 2<strong>02</strong>9 jedoch sinken.<br />

Zusätzlich gibt es einen weiteren Bonus<br />

von 30 Prozent, wenn das zu versteuernde<br />

Haushaltseinkommen nicht mehr<br />

als 40.000 Euro pro Jahr beträgt. Wird<br />

eine besonders effiziente oder umweltfreundliche<br />

Wärmepumpe eingesetzt,<br />

können noch mal 5 Prozent hinzukommen.<br />

Alle diese Fördersätze können miteinander<br />

kombiniert werden. Insgesamt<br />

ist die maximale Förderquote dann auf<br />

70 Prozent gedeckelt.<br />

<strong>procontra</strong>: Wer profitiert noch von der<br />

Heizungsförderung?<br />

Karwatzki: Die Förderung kann grundsätzlich<br />

von allen Antragsstellern<br />

genutzt werden, egal ob Privatperson,<br />

Vermieter, Unternehmen, Verein etc.<br />

Sie ist also auch für große Mehrfamilienhäuser<br />

oder Nichtwohngebäude<br />

verfügbar. Allerdings kann man den<br />

Klimageschwindigkeits-Bonus und den<br />

Einkommensbonus nur nutzen, wenn<br />

man in seinem eigenen Haus oder<br />

seiner Eigentumswohnung wohnt. Für<br />

Vermieter und Unternehmen, die diese<br />

Boni nicht nutzen können, stehen somit<br />

maximal 35 Prozent Zuschuss zur Verfügung.<br />

<strong>procontra</strong>: Und wie kommen Förderberechtigte<br />

konkret an den Zuschuss ran?<br />

Karwatzki: Der Zuschuss für neue Heizungsanlagen<br />

muss bei der staatlichen<br />

Förderbank KfW online beantragt werden.<br />

Nur wenn mehrere Gebäude aus<br />

einer gemeinsamen Heizung versorgt<br />

werden sollen, muss dies als sogenanntes<br />

Gebäudenetz beim BAFA beantragt<br />

<strong>procontra</strong> 2 | 2<strong>02</strong>4


Energieförderungen SACHWERTE | 83<br />

werden. Für die Beantragung muss<br />

ein Vertrag mit einem ausführenden<br />

Heizungsunternehmen abgeschlossen<br />

sein. Zudem muss das Heizungsunternehmen<br />

oder ein Energieberater eine<br />

Bestätigung zum Antrag erstellen, deren<br />

ID-Nummer man beim Onlineantrag eingeben<br />

muss. Ausführliche Informationen<br />

zur Antragsstellung gibt es über die<br />

KfW-Homepage. Wir empfehlen, vor der<br />

Entscheidung für eine neue Heizungsanlage<br />

eine geförderte Energieberatung<br />

durchführen zu lassen, um die beste<br />

Lösung für das Gebäude zu finden.<br />

Zugelassene Energieberater sind auf<br />

der Energieeffizienz-Expertenliste des<br />

Bundes aufgeführt.<br />

<strong>procontra</strong>: Gibt es weitere Förderprogramme<br />

für Immobilieneigentümer?<br />

Karwatzki: Im Rahmen der Bundesförderung<br />

effiziente Gebäude, BEG, werden<br />

nicht nur erneuerbare Heizungsanlagen<br />

bei der KfW gefördert, sondern<br />

beim BAFA auch weitere Einzelmaßnahmen<br />

wie die Dämmung von Bauteilen,<br />

der Austausch von Fenstern, der Einbau<br />

von Lüftungsanlagen sowie die Optimierung<br />

eines bestehenden Heizsystems<br />

mit 15 Prozent bezuschusst. Wer<br />

vorab eine geförderte Energieberatung<br />

durchführen und einen individuellen<br />

Sanierungsfahrplan, iSFP, ausstellen<br />

lässt, bekommt 20 Prozent Zuschuss.<br />

Für den Eigenanteil, der verbleibt, wenn<br />

eine Einzelmaßnahme beim BAFA oder<br />

der KfW bezuschusst wird, kann seit<br />

Kurzem zusätzlich ein Ergänzungskredit<br />

beantragt werden. Der beinhaltet für<br />

selbst nutzende Wohneigentümer mit<br />

einem zu versteuernden Haushaltseinkommen<br />

von bis zu 90.000 Euro pro<br />

Jahr eine deutliche Zinsverbilligung.<br />

Wenn das gesamte Gebäude auf das<br />

energetische Niveau eines Effizienzhauses<br />

saniert wird, kann man bei der KfW<br />

einen zinsgünstigen Kredit mit Tilgungszuschuss<br />

bekommen. Hier können auch<br />

höhere Kosten pro Wohneinheit gefördert<br />

werden. Daneben gibt es länderabhängige<br />

Förderprogramme, die oftmals<br />

mit der Bundesförderung kombiniert<br />

werden können.<br />

<strong>procontra</strong>: Wo und wie erfolgt hier die<br />

Antragsstellung?<br />

Karwatzki: Die Förderung von Einzelmaßnahmen,<br />

die keine Heizungsanlagen<br />

für einzelne Gebäude betreffen,<br />

wird beim BAFA online beantragt. Hier<br />

muss vorab ein Energieberater involviert<br />

und eine Technische Projektbeschreibung<br />

ausgestellt werden. Zudem kann<br />

auch hier – wie bei der Heizungsförderung<br />

– seit Anfang 2<strong>02</strong>4 nur dann ein<br />

Antrag gestellt werden, wenn bereits<br />

ein Liefer- oder Leistungsvertrag zur<br />

Durchführung der Maßnahmen abgeschlossen<br />

wurde. Dessen Wirksamkeit<br />

muss jedoch durch eine bestimmte<br />

Klausel von Förderung abhängig sein.<br />

Für die umfassende Sanierung zum<br />

Effizienzhaus muss das erreichte<br />

energetische Niveau durch einen<br />

Energieberater nachgewiesen und<br />

bescheinigt werden. Erst dann kann<br />

über die Hausbank ein Förderkredit<br />

beantragt werden. Auch der Ergänzungskredit<br />

zur Finanzierung bereits<br />

bezuschusster Einzelmaßnahmen muss<br />

über die Hausbank bei der KfW beantragt<br />

werden.<br />

Nützliche Förder-Seiten<br />

Informationen der<br />

KfW zur Heizungsförderung:<br />

Energieeffizienz-<br />

Experten in der Nähe<br />

finden:<br />

<strong>procontra</strong> 2 | 2<strong>02</strong>4


84 | SACHWERTE Immobilienmarkt<br />

Jetzt oder nie?!<br />

Die Prognosen für den Immobilienmarkt sind sehr unterschiedlich. Welche Faktoren eine<br />

Rolle spielen und woran sich Interessenten vor einem Kauf orientieren können<br />

ST STEFAN TERLIESNER<br />

Was Sie erfahren<br />

werden:<br />

Welche Indizes bereits<br />

steigende Preise ankündigen<br />

Prognose für Hypothekenzinsen<br />

Stellenwert des energe tischen<br />

Zustands von Objekten<br />

„Für Kaufinteressierte gibt es keinen<br />

Grund zu warten!“ Laut Mirjam Mohr,<br />

Vertriebsvorständin bei Interhyp,<br />

Deutschlands größtem Vermittler von<br />

Baufinanzierungen, wird 2<strong>02</strong>4 ein gutes<br />

Jahr für den Immobilienkauf. „Wir<br />

sehen eine bessere Leistbarkeit als<br />

2<strong>02</strong>3 und deutlich mehr Planbarkeit<br />

als in den letzten Jahren“, führt sie aus<br />

und zählt insbesondere drei Faktoren<br />

auf, die Kaufen wieder attraktiver machen:<br />

niedrigere Bauzinsen als noch<br />

im Oktober, gesunkene Immobilienpreise<br />

und deutlich steigende Mieten.<br />

Sie betont ebenfalls, dass Kaufinteressenten<br />

sich beraten lassen sollten.<br />

Sinkflug hat ein Ende<br />

Tatsächlich ist die Lage am Immobilienmarkt<br />

immer noch von einer<br />

Illustration: Roman Kulon


Immobilienmarkt SACHWERTE | 85<br />

großen Verunsicherung bei allen<br />

Beteiligten geprägt (siehe auch<br />

Kommentar). Wer ein Haus oder eine<br />

Wohnung kaufen möchte, achtet vor<br />

allem auf den Kaufpreis des Objekts<br />

und den Kreditzins, den die Banken<br />

fordern.<br />

Was die Immobilienpreise betrifft,<br />

könnte die Trendwende eingesetzt<br />

haben. Darauf deutet der neue Wohnindex<br />

des Instituts der deutschen<br />

Wirtschaft (IW) hin. Demnach sind<br />

sechs Quartale in Folge die Preise<br />

für Wohneigentum gesunken, jetzt<br />

steigen sie wieder: Im Schlussquartal<br />

2<strong>02</strong>3 waren Häuser 0,6 Prozent und<br />

Eigentumswohnungen 0,8 Prozent<br />

teurer als im Quartal zuvor. „Die Immobilienpreise<br />

dürften damit ihre<br />

Talsohle erreicht haben“, berichten<br />

die Ökonomen Pekka Sagner und<br />

Michael Voigtländer vom IW in Köln.<br />

Der Wohnindex soll fortan vierteljährlich<br />

erscheinen. Für den Index<br />

haben die Forscher eigenen Angaben<br />

zufolge Millionen von Wohninseraten<br />

ausgewertet.<br />

Berliner Mietmarkt vorneweg<br />

Mietsteigerung zum Vorjahresquartal in den zehn größten Städten<br />

5,2<br />

3,9<br />

Essen 3,3<br />

Dortmund<br />

Düsseldorf<br />

5,4<br />

Köln<br />

5,4<br />

Frankfurt<br />

5,1<br />

Stuttgart<br />

4,7<br />

Hamburg<br />

7,3<br />

München<br />

7,8<br />

Leipzig<br />

9,2<br />

Berlin<br />

Angaben in % Quelle: Institut der deutschen Wirtschaft; Stand: 4. Quartal 2<strong>02</strong>3<br />

»Für Kaufinteressierte<br />

gibt es keinen<br />

Grund zu warten!«<br />

Mirjam Mohr<br />

Vertriebsvorständin bei Interhyp<br />

Unterschiedliche Indizes<br />

Eher abwartend ist Jens Tolckmitt,<br />

Hauptgeschäftsführer des Verbands<br />

der Pfandbriefbanken (vdp). Deren<br />

Wohnimmobilienpreisindex zeigt<br />

einen anderen Verlauf. Nämlich<br />

auch im vierten Quartal 2<strong>02</strong>3 einen<br />

Rückgang der Preise um 1,6 Prozent.<br />

Tolckmitt rechnet mit einer Stabilisierung<br />

der Preise im Sommer. Generell<br />

bleibe das Immobilienjahr 2<strong>02</strong>4<br />

„vorerst schwierig“, meint er. Erwähnt<br />

werden muss, dass der vdp-Index auf<br />

der Auswertung echter Transaktionsdaten<br />

beruht, also anders erhoben<br />

wird als der IW-Wohnindex. Letzterer<br />

setzt früher an und hat eher einen<br />

Prognosecharakter.<br />

Immer wichtiger wird laut Immobilienexperten<br />

auch der energetische Zustand<br />

eines Gebäudes. Hierauf weist<br />

zum Beispiel Michael Neumann,<br />

<strong>procontra</strong> 2 | 2<strong>02</strong>4


86 | SACHWERTE Immobilienmarkt<br />

Maklers Meinung<br />

„Im Laufe seines Lebens bezahlt<br />

jeder mindestens ein Haus – das<br />

eigene oder das des Vermieters.“<br />

Dieses Sprichwort zeigt: Wohneigentum<br />

ist nach wie vor erstrebenswert<br />

und ein kluger Baustein<br />

der Altersvorsorge. In den Jahren<br />

niedrigster Zinsen konnten sich<br />

deutlich mehr Menschen einen<br />

Immobilienkauf leisten. Doch<br />

diese Zeiten sind vorbei. Die<br />

Zinsen sind spürbar gestiegen, die<br />

Immobilienpreise hoch und das<br />

Eigenkapital vielfach knapp. In<br />

Berlin-Brandenburg sind aufgrund<br />

altersbedingter Aufgabe von<br />

Immobilien eher Bestandsobjekte<br />

auf dem Markt zu finden. Diese<br />

zumeist alten Häuser bringen oft<br />

diverse Modernisierungsnotwendigkeiten<br />

mit sich. Zusätzlich gilt<br />

es aufgrund des neuen Heizungsgesetzes<br />

zu prüfen, ob oder wann<br />

die vorhandene Heizung erneuert<br />

werden muss. All das führt zu<br />

großen Verunsicherungen bei<br />

»Nichts für Feiglinge«<br />

Andrea Irmscher, Immobiliendarlehen-Vermittlerin,<br />

Versicherungsmaklerin und Anlageberaterin mit Büro<br />

im Berliner Umland<br />

Käufern. Es braucht zusätzliche<br />

Fachberatung, die weiteres Geld<br />

kostet. Eine Förderung durch die<br />

KfW ist leider auch nicht zuverlässig<br />

planbar: bereits 2<strong>02</strong>3 sollte ein<br />

Programm für junge Familien zum<br />

Erwerb alter Häuser an den Start<br />

gehen – wir warten immer noch.<br />

Die Möglichkeit, vorhandenes<br />

Kapital in Riester-Verträgen für<br />

energetische Sanierungen zu<br />

nutzen, ist leider nicht zu Ende<br />

gedacht. Ohnehin ist diese<br />

Neuerung kaum bekannt. Nicht<br />

zuletzt sind für Modernisierungen<br />

weder die Kosten noch die<br />

Verfügbarkeit von Handwerkern<br />

zuverlässig kalkulierbar. Kurz: Das<br />

Immobilienfinanzierungsgeschäft<br />

ist eine große Herausforderung für<br />

Kunden und Berater. Ich arbeite<br />

seit 40 Jahren in diesem Segment,<br />

seit 23 Jahren bankenunabhängig<br />

– ich kann Ihnen sagen: Mittlerweile<br />

ist das Geschäft nichts für<br />

„Feig linge“.<br />

Lage bleibe dennoch relevant. Preise<br />

für Objekte in strukturschwächeren<br />

Regionen gäben überdurchschnittlich<br />

nach.<br />

EZB wartet noch ab<br />

Das zweite zentrale Kriterium für<br />

Käufer ist der Zins für Hypothekendarlehen.<br />

Dieser wiederum wird stark<br />

von den Leitzinsentscheidungen der<br />

Europäischen Zentralbank bestimmt.<br />

Seit November 2<strong>02</strong>3 sind die Bauzinsen<br />

gesunken: von 4,2 auf 3,5 Prozent<br />

Ende Februar für zehnjährige Darlehen.<br />

„Für Kaufinteressenten ist das<br />

eine gute Nachricht“, sagt Interhyp-<br />

Vorständin Mohr. Besonders stark<br />

falle der Zinseinspareffekt in den<br />

Großstädten aus, da hier die Kaufpreise<br />

und damit auch die durchschnittliche<br />

Darlehenssumme am höchsten<br />

seien. So sparten Wohnungskäufer in<br />

Berlin über die gesamte Kreditlaufzeit<br />

im Schnitt 50.000 Euro an Zinsen im<br />

Vergleich zum letzten November.<br />

Kaufwillige schauen indes auf die<br />

erwartete Zinsentwicklung. Neumann<br />

erwartet eine „Seitwärtsbewegung<br />

– mit Ausschlägen um rund einen<br />

halben Prozentpunkt nach oben und<br />

unten um die derzeitigen 3,5 Prozent<br />

für eine zehnjährige Zinsbindung.“<br />

Vorerst halte die EZB an ihrem Leitzins<br />

von 4,5 Prozent fest. Im Laufe des<br />

Jahres sei aber mit ersten Zinssenkungen<br />

zu rechnen.<br />

der Chef des Finanzberatungsunternehmens<br />

Dr. Klein, hin: „Bei den<br />

Immobilienpreisen wird es eine große<br />

Ausdifferenzierung geben. Vor allem<br />

energieeffiziente Objekte sind deutlich<br />

wertstabiler. Kam es früher vor allem<br />

darauf an, wo sich die Immobilie<br />

befindet, wird nun ihr energetischer<br />

Zustand immer relevanter.“ Gebäude<br />

aus den Energieeffizienzklassen G<br />

und H verlören überproportional an<br />

Wert, hat Neumann beobachtet. Die<br />

50.000 €<br />

beträgt aktuell die Zinsersparnis<br />

für ein zehnjähriges Darlehen<br />

gegenüber November 2<strong>02</strong>3.<br />

Zeitenwende beim Zins<br />

Natürlich müssten dafür die Parameter<br />

passen, also vor allem die<br />

Inflationsrate stetig sinken. Bis Ende<br />

2<strong>02</strong>4 könnte der Leitzins unter die<br />

4-Prozent-Marke fallen, prognostiziert<br />

Neumann. In der Annahme, dass<br />

Bauzinsen etwa einen Prozentpunkt<br />

unter dem Leitzins liegen, „könnten<br />

sich die zehnjährigen Hypothekenzinsen<br />

in sechs bis zwölf Monaten<br />

voraussichtlich also in einem Bereich<br />

<strong>procontra</strong> 2 | 2<strong>02</strong>4


Immobilienmarkt SACHWERTE | 87<br />

von 3 bis 3,5 Prozent bewegen“, analysiert<br />

Jochen Bartz, Produktmanager<br />

bei der Santander Consumer Bank.<br />

Bedenken sollten Kaufwillige auch:<br />

Im Markt gibt es etliche Ökonomen,<br />

die eine Null- und Niedrigzinsphase<br />

ohnehin für sehr lange Zeit ausschließen.<br />

Dafür steige die Staatsverschuldung<br />

in Europa zu schnell.<br />

Neben Immobilienpreisen und<br />

Zinsen spricht jetzt nach Ansicht<br />

Mohrs je nach Lage auch die Mietentwicklung<br />

für einen Kauf. Vor allem in<br />

den Großstädten steigen die Preise,<br />

vor allem bei Neuvermietungen<br />

(siehe Grafik auf Seite 85). Fachleuten<br />

zufolge trägt die Misere am Bau<br />

dazu bei. Laut einer Studie fehlen in<br />

Deutschland 700.000 Wohnungen.<br />

Das politische Ziel, jährlich 400.000<br />

neue Einheiten fertigzustellen, werde<br />

auch 2<strong>02</strong>4 deutlich verfehlt.<br />

Gute Beratung ist das A und O<br />

Fazit: Dieses Jahr scheint ein gutes für<br />

den Kauf einer Immobilie zu sein. In<br />

beliebten Regionen steigen die<br />

Objektpreise bereits wieder. Gleichzeitig<br />

schwanken die Zinsen für zehnjährige<br />

Darlehen voraussichtlich um das<br />

Niveau von 3,5 Prozent. Berater<br />

Jetzt Immobilienkauf forcieren?<br />

Gelegenheit scheint günstig<br />

wie lange nicht.<br />

Warten auf Null- und Niedrigzinsphasen<br />

unrealistisch<br />

Immobilienbesitz als Altersvorsorge<br />

immer empfehlenswert<br />

sollten darauf achten, dass ihre<br />

Kunden nicht nur gute Finanzierungskonditionen<br />

erhalten, sondern<br />

auch den energetischen Zustand des<br />

Wunschobjekts bei der Kaufentscheidung<br />

berücksichtigen. Auch Förderprogramme<br />

sind einen Blick wert.<br />

Beraten ja, zu einer<br />

Entscheidung drängen nein<br />

Große Investitionen stets mit<br />

kühlem Kopf entscheiden<br />

Nach den ersten EZB-Zinssenkungen<br />

ist das Bild klarer.<br />

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<strong>procontra</strong> 2 | 2<strong>02</strong>4


88 | SACHWERTE Rohstoffe<br />

Renditetreiber gesucht?!<br />

Energieträger, Industrie- oder Edelmetalle – Rohstoffe boomen und<br />

treten immer stärker aus ihrer reinen »Beimischungsrolle« hervor.<br />

ST STEFAN TERLIESNER<br />

Was Sie erfahren<br />

werden:<br />

Warum viele Rohstoffpreise<br />

schon bald steigen<br />

Welche Anlageprodukte<br />

aussichtsreich sind<br />

Welchen Anteil Rohstoffe<br />

im Depot haben sollten<br />

Für viele Anleger sind Rohstoffe<br />

exotisch. Zu Unrecht, findet Nikolas<br />

Kreuz, Geschäftsführer des Invios<br />

Instituts für Vermögenssicherung &<br />

Asset Management: Rohstoffe würden<br />

oft „wegen ihres Potenzials zur Verbesserung<br />

der Risikostreuung in Betracht<br />

gezogen“. Anleger sollten aber<br />

analysieren (lassen), wie Rohstoffe<br />

mit anderen Assets korrelieren.<br />

Mythos Gold<br />

Rohstoffe, das sind Energieträger<br />

wie Öl und Gas, Industriemetalle wie<br />

Eisen, Kupfer und Aluminium, Nahrungsmittel<br />

wie Getreide, Kaffee und<br />

Kakao, aber auch Edelmetalle – allen<br />

voran Gold, dem Menschen seit mehreren<br />

Tausend Jahren eine fast schon<br />

mythische Bedeutung beimessen. Für<br />

Anleger gibt es mehrere Möglichkeiten,<br />

in Rohstoffe zu investieren – am<br />

einfachsten geht dies mit Rohstoffaktienfonds.<br />

Top-Positionen in vielen<br />

Fonds sind oft der Bergbaukonzern<br />

Rio Tinto, die Ölriesen ExxonMobil,<br />

Shell und Total, die Aluminiumhütte<br />

Alcoa und der Zementhersteller Holcim.<br />

Auch Goldminenaktien zählen in<br />

einigen Fonds zu den Top-Holdings.<br />

Preise steigen<br />

Analysten zufolge dürften die Rohstoffpreise<br />

schon bald auf breiter<br />

Front steigen. So hat Hubertus Bardt,<br />

Geschäftsführer des Instituts der<br />

deutschen Wirtschaft (IW), eine „Metallpreisrallye“<br />

identifiziert. Der vom<br />

Institut ermittelte Industriemetallpreisindex<br />

habe Ende 2<strong>02</strong>3 deutlich<br />

angezogen. Ohne die Schwäche des<br />

Dollar bzw. die Aufwertung des Euro<br />

wäre das Preisbarometer noch stärker<br />

gestiegen. Vor allem Eisenerz sei viel<br />

teurer geworden, aber auch Silber,<br />

Gold, Zink und Aluminium.<br />

Analysten zufolge treibt die Aussicht<br />

auf eine globale Konjunkturbelebung<br />

die Preise in die Höhe. Die Wirtschaft<br />

Illustration: Eleonora Mavromati


Rohstoffe SACHWERTE | 89<br />

Metalle – langfristig immer teurer<br />

Industriemetallpreisindex; Januar 1999 = 100<br />

70 0<br />

600<br />

500<br />

400<br />

300<br />

200<br />

100<br />

Januar 1999<br />

Januar 2<strong>02</strong>4<br />

Quelle: Institut der deutschen Wirtschaft<br />

in den USA und der Eurozone dürfte tien zurückkaufen, als in die Erschließung<br />

neuer Ölquellen zu investieren.<br />

von den ab Juni erwarteten Zinssenkungen<br />

der Notenbanken profitieren. Auch aus diesem Grund hat die<br />

Wenn Geld billiger zu haben ist, fragen<br />

Unternehmen und Verbraucher Prognose für die diesjährige Ölpro-<br />

Energieinformationsbehörde EIA ihre<br />

mehr Kredite nach und investieren duktion in den USA auf 13 Millionen<br />

bzw. konsumieren mehr. Ökonomen Barrel pro Tag gesenkt. Damit wird<br />

zufolge könnte auch die chinesische die Förderpolitik der ölexportierenden<br />

Länder (OPEC) noch entschei-<br />

Konjunktur dank staatlicher <strong>Ausgabe</strong>nprogramme<br />

positiv überraschen. dender für den globalen Ölmarkt. Die<br />

„Bereits der Start ins Jahr des Drachen OPEC hat zum Jahreswechsel bereits<br />

war in vieler Hinsicht etwas besser als angekündigt, 2<strong>02</strong>4 weniger Rohöl zu<br />

die gedrückte Stimmung“, heißt es fördern. So sollen die Preise weiter in<br />

zum Beispiel im Helaba-Länderfokus die Höhe klettern.<br />

China.<br />

Trend Elektrifizierung<br />

Weniger Wettbewerb<br />

Dass es mit etlichen Rohstoffpreisen<br />

Beim Rohstoff Öl kommt ein weiterer bald aufwärts geht, erwarten auch<br />

tendenziell preistreibender Faktor Thu Lan Nguyen, Leiterin Rohstoffanalyse<br />

bei der Commerzbank, sowie<br />

hinzu: In den USA rollt eine Übernahmewelle<br />

über die Branche hinweg. ihre Kollegen Carsten Fritsch und<br />

Zum Beispiel hat ExxonMobil den Barbara Lambrecht. Zum Beispiel<br />

Förderer Pioneer Resources übernommen.<br />

Weitere Akquisitionen und wichtigste Industriemetall – bis Ende<br />

werde der Preis für Kupfer – das wohl<br />

Fusionen kommen hinzu. Fachleuten 2<strong>02</strong>4 um 8 Prozent auf 9.200 Dollar<br />

zufolge werden die nun größeren pro Tonne steigen. Langfristig sei<br />

Konzerne die Ölproduktion drosseln, Kupfer der große Gewinner des anbrechenden<br />

E-Mobilitäts-Zeitalters.<br />

um höhere Preise erzielen zu können;<br />

aber auch, weil sie lieber eigene Ak- Ähnliches gilt für Aluminium, das<br />

sich bis zum Jahresultimo um ein<br />

Fünftel auf 2.800 Dollar verteuern<br />

werde, heißt es in einem Fachartikel<br />

der Analysten.<br />

Auch bei Gold erwarten die Branchenkenner<br />

einen weiteren Preisanstieg,<br />

nachdem das gelbe Metall im März<br />

bei 2.193 Dollar für rund 31 Gramm<br />

ein Allzeithoch markierte (siehe auch<br />

Interview Seite 28). Andere Fachleute<br />

teilen diese Meinung. So schreibt<br />

Hendrik Marx, Leiter des Edelmetallhandels<br />

bei Heraeus, in einem Beitrag<br />

für die „Börsen-Zeitung“: „Wir werden<br />

bei Gold ein neues Rekordniveau sehen.“<br />

Mit den bald sinkenden Zinsen<br />

beginne erst eine Phase, in der das<br />

Edelmetall traditionell eine positive<br />

Entwicklung zeige.<br />

Kurzum: Eine Zeit steigender Rohstoffpreise<br />

steht bevor. Mit Anteilen<br />

an entsprechenden Fonds partizipieren<br />

Anleger von diesem Trend. Das<br />

Investment sollte nur eine Beimischung<br />

sein. Vermögensverwalter<br />

Kreuz rät zu einem Anteil von 5 bis<br />

10 Prozent des Portfolios.<br />

Rohstoffaktienfonds<br />

empfehlen?<br />

Für optimale Risikostreuung<br />

sinnvoll<br />

Trends wie E-Mobilität<br />

sprechen dafür.<br />

Preise steigen mit<br />

Konjunkturerholung.<br />

Rohstoffaktien schwanken<br />

wie andere Aktien.<br />

Preise stark von Politik<br />

(z. B. OPEC) beeinflusst<br />

Berater bräuchte zusätzliches<br />

Branchenwissen.<br />

<strong>procontra</strong> 2 | 2<strong>02</strong>4


90 | PRIVAT GEFRAGT <br />

»Mein erstes Geld habe ich mit Toilettenputzen<br />

in einer Baufirma verdient«<br />

Ruven Simon,<br />

Leiter bAV-Vertrieb, Prokurist, WWK Lebensversicherung, 2004 als Azubi angefangen<br />

Zum Frühstück gibt es bei mir<br />

Kaffee und Zigarette.<br />

Meine aktuelle Leseempfehlung:<br />

das Booklet der letzten <strong>procontra</strong>. ;)<br />

Meine Lieblingsserie/Lieblingsfilm:<br />

Sonntag, 20.15, Tatort – richtig<br />

deutsch. :)<br />

Das Radio drehe ich lauter bei<br />

Schlager und 90er.<br />

Die Homeoffice-Kultur empfinde<br />

ich als<br />

Ich weiß gar nicht ganz genau, was<br />

Homeoffice-Kultur ist. An sich ist das<br />

Vertriebsleben schon immer remote<br />

und mit den Ansprüchen an Arbeit und<br />

Privatleben vereinbar.<br />

Mein erstes Geld habe ich verdient mit<br />

Toilettenputzen in einer Baufirma.<br />

Wenn Geld keine Rolle spielen würde,<br />

wäre ich am liebsten<br />

ach – keine Ahnung. Vielleicht bAV-Chef<br />

bei der WWK. :)<br />

Am meisten Überwindung kostet mich<br />

Fehler/Missstände/Ungerechtigkeiten<br />

nicht anzusprechen.<br />

Bezogen auf mein Job-Know-how<br />

wollen Familie und Freunde am<br />

häufigsten von mir wissen<br />

ja, grausam – kannst du dir mal meinen<br />

Riester anschauen.<br />

Ich würde gern mal einen Tag lang<br />

tauschen mit …, um dann Folgendes<br />

zu tun:<br />

mit meiner Frau, um dann zu wissen,<br />

ob es wirklich so schlimm ist, wenn ich<br />

ein T-Shirt im Bad liegen lasse.<br />

Wahrer Luxus ist für mich<br />

klingt sicher komisch: Aber so ’ne ganze<br />

Woche nur „draußen“ rumfahren und<br />

Vermittler- und AG-Termine wahrnehmen<br />

ist für mich das Beste.<br />

Jahrgang 1987,<br />

verheiratet,<br />

keine Kinder<br />

Ihre Meinung bitte<br />

Das Thema Altersvorsorge<br />

sollte bereits in der Schule<br />

forciert werden.<br />

Beim Thema Altersvorsorge<br />

hat die deutsche Politik<br />

versagt.<br />

Arbeitnehmer sind durchschnittlich<br />

gut über die<br />

bAV informiert.<br />

Dieses Reiseziel würde ich gerne<br />

mal besuchen:<br />

Wellington, Florida, während des Winter<br />

Equestrian Festivals.<br />

Meine erste Tat zu Beginn eines<br />

Arbeitstages:<br />

kurz E-Mails am Handy checken und<br />

dann Mitarbeiter und Kollegen (Maklerbetreuer,<br />

Bezirksdirektoren, Vertriebsdirektoren<br />

usw.) anrufen.<br />

Als bAV-Vertriebsleiter lege ich<br />

besonderen Wert auf<br />

eine erlebenswerte Customer Experience<br />

in der bAV für Vermittler, Arbeitgeber<br />

und Arbeitnehmer.<br />

So würden mich meine Kollegen<br />

beschreiben:<br />

nervig. ;)<br />

Deshalb ist die bAV mein berufliches<br />

Steckenpferd:<br />

weil die bAV eine Win-win-win-Lösung<br />

ist: für Vermittler, Arbeitnehmer und<br />

Arbeitgeber.<br />

<strong>procontra</strong> 2 | 2<strong>02</strong>4


ALLIANZ COMMERCIAL<br />

Risiken managen.<br />

Chancen ergreifen.<br />

Gerade unter den aktuellen Bedingungen ist es nicht immer leicht, die eigenen<br />

Ziele zu erreichen. Jedes Unternehmen muss individuelle Herausforderungen<br />

meistern – von Cybervorfällen über Betriebsunterbrechungen bis zu Naturgefahren.<br />

Die Allianz erkennt Risiken und minimiert sie durch den Einsatz von<br />

professionellen Underwritern, Risikoingenieuren und kompetentem Schadenmanagement<br />

im Fall der Fälle. Unser regionales Know-how, das internationale<br />

Netzwerk und unsere Finanzkraft sorgen dafür, dass wir Geschäftsrisiken<br />

maßgeschneidert absichern und bei Bedarf auch weltweit managen.<br />

Allianz Commercial – Ihr Partner für proaktives Risikomanagement in einer<br />

vernetzten Welt.<br />

MAKLER.ALLIANZ.DE

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