Alster Magazin 05/2024
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
LOCAL PEOPLE<br />
© Saskia Allers<br />
ÜBER TRÄUME UND REALITÄTEN<br />
Wir sprachen mit Katharina Abt über das Stück „Der einsame Weg“, das gerade im<br />
Ernst Deutsch Theater auf der Uhlenhorst läuft und über ihren ganz eigenen, inspirierenden Lebensweg.<br />
<strong>Alster</strong> <strong>Magazin</strong>: In dem Stück geht es um Freund*innen, die in<br />
ihrem Streben nach Selbstverwirklichung verbunden waren.<br />
Nach Jahren begegnen sie sich wieder und blicken der harten<br />
Realität ins Auge. Kennen Sie dieses Streben nach freier Entfaltung<br />
von sich selbst auch oder halten Sie lieber an alten Mustern fest?<br />
Katharina Abt: Ich glaube, man weicht mit steigendem Alter doch sehr stark<br />
von alten Verhaltensmustern ab. Zumindest hoffe ich das. Das Leben bedeutet für<br />
mich, stetig zu wachsen. Ich denke, ich möchte gerne zunehmend gelassener und<br />
freundlicher werden - da wäre es ja schade, wenn ich an alten Mustern festklebe.<br />
Wie haben Sie sich Ihre Zukunft vor 20 Jahren denn vorgestellt und<br />
wie stark weicht Ihr damaliger Lebensentwurf von Ihrer heutigen<br />
Realität ab?<br />
Ich dachte immer, im Jahr 2000, also mit 33 Jahren, wäre ich bestimmt<br />
angekommen im „richtigen Erwachsenenleben”. Doch an diesem Punkt bin ich bis<br />
heute nicht! Der Unterschied zu damals ist jedoch: Heute freue ich mich darüber,<br />
nicht anzukommen und dass ich lieber den gegenwärtigen Moment genieße. So<br />
bleibe ich „im Flow“.<br />
Wie fühlen Sie sich in der Rolle der Irene Herms? Und welchen Herausforderungen<br />
müssen Sie sich stellen?<br />
Ich bin absolut begeistert von unserem Regisseur Antoine Uitdehaag, der ein<br />
erfahrener alter Hase ist. Außerdem ist mein Lieblingskollege Christian Nickel<br />
dabei. Da wird jede Probe zur Freude. Gemeinsam die Szenen zu erarbeiten und<br />
- trotz der Tragik des Stückes - viel zusammen zu lachen und albern zu sein, ist<br />
herrlich.<br />
Worin liegt die wichtigste Botschaft des Stückes? Was nehmen Sie<br />
selbst aus der Geschichte mit?<br />
Die Botschaft sollte jeder individuell selbst greifen und mitnehmen. Auf alle<br />
Fälle ergreift einen die Vereinzelung der Figuren. Warum und wie diese es nicht<br />
schaffen, zueinander zu finden. Es ist ein wirklich modernes Stück.<br />
Im Stück geht es unter anderem um negative Veränderungen, die<br />
durch persönliche Unzufriedenheiten ausgelöst werden. Wie schützen<br />
Sie sich selbst davor? Was sind Ihre Tools, um sich nicht zu verlieren?<br />
Abgesehen davon, dass ich versuche, die Ursache für die Unzufriedenheit zu<br />
beseitigen, habe ich ganz unterschiedliche Strategien. Darunter sind „vernünftige”<br />
Methoden, wie Meditation oder Sport, aber auch „unvernünftige”, wie eine<br />
Freundin anrufen und über die Situation schimpfen und lästern.<br />
Was bedeutet für Sie „vollkommene Zufriedenheit”?<br />
Das eigene Glück zu begreifen. Mir vor Augen zu halten, wie privilegiert ich bin:<br />
Ich lebe in einem Wohlstandsland und habe seit Geburt einen deutschen Pass.<br />
14 | ALSTER