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Versicherungsbote 2-2015

- Weg von Lebensversicherungen, hin zur Fondsanlage? - Gesetzliche Krankenkassen als Türöffner - Startups: Bedrohung oder geniale Partner?

- Weg von Lebensversicherungen, hin zur Fondsanlage?
- Gesetzliche Krankenkassen als Türöffner
- Startups: Bedrohung oder geniale Partner?

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Ausgabe 02/<strong>2015</strong><br />

Ich kann alles<br />

so gestalten,<br />

wie ich möchte<br />

Versicherungsmaklerin<br />

Andrea Nicola Mayr im Interview<br />

Markt<br />

Weg von Lebensversicherungen,<br />

hin zur Fondsanlage?<br />

Vertrieb<br />

Gesetzliche Krankenkassen<br />

als Türöffner<br />

Netzwelten<br />

Startups: Bedrohung<br />

oder geniale Partner?


Mein Ziel ist ganz einfach:<br />

“<br />

einfach das passende<br />

Vorsorgekonzept f r Ihre<br />

Kunden.“<br />

Marcel Schrauth<br />

Allianz Maklerbetreuer<br />

Wir haben für jeden Kunden die richtige Lösung.<br />

Mit unserem modernen Vorsorgekonzept-Portfolio bieten wir nun vier Antworten, die die Chancen auf attraktive Wertentwicklungen mit<br />

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Entdecken Sie KomfortDynamik und die anderen Vorsorgekonzepte<br />

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Inhalt · Editorial<br />

Inhalt<br />

Sparten<br />

4 Die Geister, die ich<br />

rief – Einmalbeitragsversicherungen<br />

6 Studenten: Die PKV-<br />

Versicherten von morgen<br />

8 Das Dilemma der<br />

Berufsgruppendifferenzierung<br />

beim<br />

BU - Schutz<br />

10 Die DNA der<br />

Arbeitskraftsicherung<br />

ist entschlüsselt<br />

Markt<br />

14 Weg von Lebensversicherungen<br />

- hin zur<br />

Fondsanlage?<br />

16 EWR-Krankenversicherung:<br />

Eine Situationsaufnahme<br />

Praxis<br />

20 Aktuelle forsa-Studie<br />

enthüllt Vorsorge-Lücke<br />

22 „Generationenverantwortung<br />

ist keine<br />

Frage des Alters“<br />

24 Deutschland wird alt.<br />

Ist Ihr Unternehmen<br />

darauf vorbereitet?<br />

27 „Ich kann alles so<br />

gestalten, wie ich<br />

möchte“<br />

30 Frauen im Vertrieb<br />

„Sicherlich fehlen Frauen<br />

die weiblichen Vorbilder“<br />

32 Wechselwillige Vertreter<br />

wollen echte Unternehmer<br />

sein<br />

34 Gesetzliche<br />

Krankenkassen<br />

als Türöffner<br />

38 Krankenversicherung<br />

„Ganzheitliche Beratung<br />

aus einer Hand ist eine<br />

Illusion“<br />

42 Vorsorgevollmacht und<br />

Patientenverfügung<br />

46 Startups: Bedrohung oder<br />

geniale Partner?<br />

50 Termine<br />

Karriere<br />

Vertrieb<br />

Netzwelten<br />

Liebe Leser,<br />

für Frauen ist der Versicherungsvertrieb<br />

eher unattraktiv. Bei den<br />

ungebundenen Vermittlern beträgt<br />

der Frauenanteil lediglich 13 Prozent.<br />

Umso mehr freuen wir uns,<br />

mit Anna Nicola Mayr eine junge<br />

Maklerin porträtieren zu können,<br />

die von sich sagt: „Ich mache<br />

meine Arbeit gern und mit Leidenschaft“.<br />

Darüber hinaus haben<br />

wir mit Vertriebsexpertin Prof. Dr.<br />

Gabriele Zimmermann gesprochen,<br />

was passieren muss, damit sich<br />

mehr Frauen für eine Vertriebstätigkeit entscheiden.<br />

Je mehr das Geschäft mit privaten Krankenvollversicherungen<br />

stagniert, desto mehr rücken die Krankenkassen in den<br />

Fokus der Vermittler. Schließlich hat der Gesetzgeber dafür<br />

gesorgt, dass auch in der GKV der Wettbewerbsdruck steigt<br />

und damit der Beratungsbedarf. Welche Vertriebschancen<br />

die Kassen bieten, erklärt Thomas Adolph in seinem Gastbeitrag.<br />

Und Hagen Engelhard plädiert im Interview dafür,<br />

dass sich Vermittler auch mit Krankenzusatzversicherungen<br />

und dem Kostenerstattungsprinzip beschäftigen. Nur dann<br />

können Vermittler ihrem Kunden die ganze Angebotspalette<br />

zwischen PKV und GKV bieten.<br />

Dass in der Branche aktuell viel Bewegung herrscht, kann<br />

kaum bestritten werden. Ein Indiz hierfür sind Startups und<br />

innovative Unternehmen, die auf den Markt drängen und die<br />

Geschäftsmodelle etablierter Akteure infrage stellen. Passend,<br />

dass es nun mit der InnoVario eine Startupmesse für<br />

die Branche geben wird. Wir haben mit Schirmherr Prof. Dr.<br />

Fred Wagner gesprochen.<br />

Eine andere Herausforderung hat KV-Profi Thorulf Müller im<br />

Blick: sogenannte EWR-Dienstleister. Hierbei handelt es sich<br />

um private Krankenversicherer aus dem Ausland, die zunehmend<br />

auch um deutsche Kunden buhlen und dabei auf Widerstand<br />

stoßen. Unter anderem warnt die BaFin vor den<br />

Anbietern. Doch sind die Bedenken gerechtfertigt?<br />

Ich wünsche Ihnen viel Freude beim Lesen!<br />

Ihr<br />

Björn Bergfeld<br />

Chefredakteur <strong>Versicherungsbote</strong><br />

Impressum<br />

<strong>Versicherungsbote</strong> Verlag UG<br />

(haftungsbeschränkt)<br />

Reclamstraße 42<br />

04315 Leipzig<br />

FN: 0341 / 98 97 94 93<br />

Fax: 0341 / 39 28 43 09<br />

www.versicherungsbote.de<br />

redaktion@versicherungsbote.de<br />

Vertretungsberechtigter Geschäftsführer:<br />

Björn Bergfeld<br />

Registergericht: Amtsgericht Leipzig<br />

Registernummer: HRB 26728<br />

Steuernummer: 231 /121 / 11727<br />

Inhaltlich Verantwortlicher gemäß<br />

§ 55 Abs. 2 RStV:<br />

Björn Bergfeld (Anschrift wie oben)<br />

<strong>Versicherungsbote</strong> Magazin 02-<strong>2015</strong><br />

Auflage: 5.000 Stück<br />

ET: 27.10.<strong>2015</strong><br />

Redaktionsschluss 21.09.<strong>2015</strong><br />

Direktvertrieb über <strong>Versicherungsbote</strong><br />

Redaktion: Björn Bergfeld (Chefredakteur)<br />

Mirko Wenig<br />

Layout und Satz:<br />

Frank Springsguth<br />

Bildnachweis Titel: © A. N. Mayr<br />

Druck: Merkur Druck- & Kopierzentrum<br />

GmbH & Co. KG Leipzig<br />

Salomonstr. 20 · 04135 Leipzig<br />

www.merkurdruck.de


Die Geister, die ich rief<br />

Einmalbeitragsversicherungen<br />

Der Zauberlehrling war einfach faul. Er wollte kein Wasser schleppen. Und während sein Lehrer unterwegs<br />

war, rief er deshalb magische Kräfte zur Hilfe: „Walle walle manche Strecke, daß, zum Zwecke,<br />

Wasser fließe...“. Der verzauberte Besen tat wie ihm geheißen und füllte die Badewanne mit Wasser.<br />

Aber eben nicht nur die. „Naß und nässer wird‘s im Saal und auf den Stufen. Welch entsetzliches Gewässer!“,<br />

klagt der Zauberlehrling und weiß nicht, wie er den Wasser schleppenden Besen stoppen ist groß!“<br />

Die Lebensversicherer haben keine<br />

Badewanne mit Wasser zu füllen. Sie<br />

stehen aber seit einigen Jahren vor der<br />

Aufgabe, Lösungen für die Zukunft Ihrer<br />

Branche zu entwickeln. Einige Unternehmen<br />

haben sich ein Beispiel am Zauberlehrling<br />

genommen und drücken sich<br />

vor dem Problem. Statt eines Wasser tragenden<br />

Besens stützten sie sich auf Einmalbeiträge<br />

als vermeintliche Lösung.<br />

Die Verkaufszahlen stimmten wieder.<br />

Das Geschäft brummte. Der Vertrieb<br />

war glücklich. Aber heute müssen die<br />

Verträge auch bedient werden. „Welch<br />

entsetzliche Verpflichtungen“, mag da<br />

manch Vorstand des Nachts stöhnen.<br />

„Herr, die Not ist groß!“<br />

Das große Geld<br />

Es geht bei Einmalbeiträgen um viel<br />

Geld. Jedoch anders als bei üblichen<br />

Lebensversicherungsverträgen. Bei<br />

denen wird ratierlich Schritt für Schritt<br />

ein erhebliches Kapital angesammelt. Ist<br />

das nach vielen Jahren erfolgt, kommt<br />

diese Summe zur Auszahlung oder wird<br />

verrentet. Bei Einmalbeiträgen hat der<br />

Versicherungsnehmer aber bereits zu<br />

Beginn eine hohe Summe. Er zahlt das<br />

Geld mit einem Schlag in einen Vertrag<br />

ein. Je nachdem führt dieser Vertrag nach<br />

ein paar Jahren zur Auszahlung einer<br />

dann noch höheren Summe – oder aber<br />

es gibt eine Rente.<br />

Der Clou für die Investoren, die den<br />

hohen Einmalbeitrag in der Versicherung<br />

platzieren: Es können die für<br />

Lebensversicherungsverträge gewährten<br />

Steuervorteile mitgenommen werden.<br />

Es handelt sich um eine vergleichsweise<br />

sichere Anlage und die gewährten Überschüsse<br />

sind je nach Unternehmen und je<br />

nach konkretem Tarif auch nicht unansehnlich.<br />

Der Vorteil für das Unternehmen: Es<br />

bekommt sofort einen Batzen Geld in die<br />

Hand, der Vertrieb wird durch die hohen<br />

Provisionen glücklich und die Probleme<br />

kommen erst viel später. Der Nachteil,<br />

dass diese Verträge noch auf lange Zeit<br />

mit Garantien und Überschüssen zu<br />

bedienen sind, den kann man erst mal<br />

leicht verdrängen. Zumal das in der Vergangenheit<br />

ja auch immer gut lief…<br />

Ein Blick in die Vergangenheit:<br />

Der Spaß an den<br />

Einmalbeiträgen<br />

Früher galten andere Spielregeln, bis 2005<br />

der Gesetzgeber die steuerliche Begünstigung<br />

der Lebensversicherung kürzte. Bis<br />

dahin musste die Beitragszahlungsdauer<br />

stets mindestens fünf Jahre betragen, um<br />

dem Fiskus ein Schnippchen zu schlagen.<br />

Die Lösung: Der Kunde zahlte das gesamte<br />

Geld erst einmal ein ‐ aber nur ein Fünftel<br />

direkt in den Vertrag. Die restlichen 80<br />

Prozent parkte der Versicherer auf einem<br />

Depot, um es für die nächsten vier Raten<br />

zu plündern. Die Höhe dieser fünf Raten<br />

wurde vertraglich so festgeschrieben, dass<br />

das Depot inklusive der zu erwartenden<br />

Depotverzinsung genau ausreichte.<br />

Dumm nur, dass die Depotverzinsung<br />

oft nicht ausreichte, so dass der Versicherungsnehmer<br />

noch Geld nachschießen<br />

musste. Wenn im nächsten Jahr viele solcher<br />

Verträge fällig werden, wird es viele<br />

Nachfragen geben, da die Konstruktion<br />

über das Depot nicht besonders transparent<br />

ist. Eine unsägliche Ausgeburt an<br />

Seite 4 02/<strong>2015</strong>


Sparten<br />

Axel Kleinlein<br />

Sprecher des Vorstands beim<br />

Bund der Versicherten e.V. (BdV)<br />

Intransparenz war zudem eine schräge<br />

Produktkonstruktion, in dessen Zentrum<br />

auch wieder eine Versicherung gegen Einmalbeitrag<br />

stand.<br />

In der Vergangenheit haben einige Lebensversicherer<br />

also den ersten Spaß an den<br />

Einmalbeiträgen gefunden, es waren ja<br />

noch nicht viele derartige Verträge. Aber<br />

aus Spaß wurde Ernst...<br />

Die jüngere Vergangenheit:<br />

Der Zauberlehrling<br />

spricht den Spruch<br />

Die Geschäftsberichte der Unternehmen,<br />

Analysen der Ratingagenturen<br />

und Fachartikel in den einschlägigen<br />

Medien bestätigen: Die Einmalbeitragsversicherungen<br />

stützten in den<br />

letzten Jahren das laufende Geschäft<br />

und bewahrten die Branche vor einem<br />

Einbruch der Verkaufszahlen. Eine für<br />

die Branche nachhaltige neue Perspektive<br />

wurde nicht entwickelt. Dadurch<br />

stimmten die Quartalsberichte und<br />

Bilanzen – erst einmal. Zudem bekam<br />

der Vertrieb einen Ausgleich für das<br />

weggebrochene Geschäft der „normalen“<br />

Verträge.<br />

So wie sich der Zauberlehrling genüsslich<br />

das Treiben des verhexten Besens<br />

anschaut, so haben sich diese Lebensversicherer<br />

an den Einmalbeiträgen<br />

ergötzt. Die Vermittler wähnten, die<br />

Lösung für die Absatzprobleme gefunden<br />

zu haben. Nur manch ein Aktuar<br />

hob warnend die Stimme, konnte sich<br />

aber nicht durchsetzen.<br />

Die Situation heute:<br />

Ein düsterer Ausblick<br />

Und jetzt haben die Unternehmen diese<br />

Verträge in ihren Beständen. Zum Teil<br />

mit ziemlich hohen Garantieverzinsungen<br />

und immer mit Versicherungsnehmern,<br />

die an den Überschüssen beteiligt<br />

werden wollen. Die Überschusssysteme<br />

führen oft dazu, dass gerade diese Einmalverträge<br />

mit ähnlich hohen Überschüssen<br />

bedient werden, wie das „normale“<br />

Geschäft. Noch zu Beginn der<br />

Niedrigzinsen konnte man mit einem<br />

hohen Einmalbeitrag ja vergleichsweise<br />

hohe Garantien einkaufen und hatte<br />

zusätzlich auch noch die Chance auf<br />

gute Überschüsse.<br />

Weil aber die Einmalbeiträge von vornherein<br />

sehr hoch sind, müssen deutliche<br />

Summen an Überschüssen gerade auf<br />

diese Verträge verteilt werden. Für die<br />

„normalen“ Bestände steht dieses Geld<br />

nicht zur Verfügung und das allgemeine<br />

Überschussniveau sinkt. Der Kleinsparer<br />

muss auf Gewinne verzichten, um<br />

so die Einmalbeiträge zu subventionieren.<br />

Die Geister der Einmalbeiträge, die<br />

von einem kurzsichtigen Management<br />

gerufen wurden, lassen sich nicht mehr<br />

einfangen.<br />

Anders beim Zauberlehrling. Hier vermag<br />

der Meister mit einem einfachen<br />

„Besen, Besen, seid’s gewesen“ dem Spuk<br />

ein Ende zu bereiten. Bei der Lebensversicherung<br />

wird das Problem um die<br />

Einmalbeiträge aber eher das Ende der<br />

Lebensversicherung forcieren.<br />

Ein Gastkommentar von<br />

Axel Kleinlein<br />

Seite 5


Studenten: Die PKV-Versicherten<br />

von morgen<br />

Sich auf die Beratung und den Verkauf von Studentenversicherungen zu konzentrieren, kann gewinnbringend<br />

sein. Diese Zielgruppe wurde von vielen Vermittlern bisher noch nicht entdeckt. Das könnte<br />

sich bald ändern.<br />

(GKV) und der privaten (PKV) wählen. Denn nach der Einschreibung<br />

an der Hochschule besteht für 3 Monate die Möglichkeit,<br />

sich von der Versicherungspflicht in der GKV befreien<br />

zu lassen und für die weitere Studienzeit privat zu versichern.<br />

Das gilt übrigens auch für alle Studierenden, deren Anspruch<br />

auf Familienversicherung während des Studiums endet – entweder<br />

weil die Altersgrenze von 25 Jahren erreicht ist oder weil<br />

das persönliche Einkommen über 405 € bzw. bei Einkommen<br />

aus geringfügiger Beschäftigung über 450 € liegt.<br />

Christian Fischer<br />

studierte in Konstanz Verwaltungswissenschaft. Berufsbegleitend<br />

absolvierte er zudem an der Universität St. Gallen<br />

das Diplomprogramm „Insurance Management“.<br />

Der 49-jährige leitet seit über 10 Jahren den Bereich Produktentwicklung/Wettbewerb<br />

der HALLESCHE Krankenversicherung<br />

in Stuttgart.<br />

Gesetzlich oder Privat<br />

Studierende an einer deutschen Hochschule müssen bei der<br />

Einschreibung eine Krankenversicherung nachweisen. Sie<br />

haben dabei oft die Wahl, wie sie dieser Versicherungspflicht<br />

nachkommen.<br />

Studenten, die jünger als 25 Jahre sind und deren Eltern<br />

gesetzlich versichert sind, können sich zu Beginn des Studiums<br />

beitragsfrei im Rahmen der Familienversicherung krankenversichern.<br />

Wer keinen Anspruch auf Familienversicherung hat, muss sich<br />

selbst krankenversichern. Sie können zu Studienbeginn zwischen<br />

der gesetzlichen studentischen Krankenversicherung<br />

Für Beamtenkinder gilt: Solange sie Kindergeld erhalten, sind<br />

sie weiter beihilfeberechtigt und können sich privat versichern.<br />

Dazu muss ebenfalls eine Befreiung von der Versicherungspflicht<br />

beantragt werden. Da die Befreiung für das gesamte<br />

Studium gilt, versichert sich dieser Personenkreis nach Wegfall<br />

der Beihilfeberechtigung privat weiter.<br />

Studierende, die sich während der Studienzeit zunächst für die<br />

GKV entschieden haben, können nach dem 14. Fachsemester,<br />

spätestens mit Vollendung des 30. Lebensjahres zwischen<br />

einer freiwilligen Weiterversicherung in der GKV oder der<br />

PKV wählen - denn die gesetzliche studentische Krankenversicherung<br />

endet dann. Wer sich zu diesem Zeitpunkt für die<br />

PKV entscheidet, muss seine GKV innerhalb von 2 Wochen<br />

darüber informieren.<br />

Angebote der PKV<br />

Für Studenten gibt es in der privaten Krankenversicherung<br />

eine Vielzahl von Voll- und Zusatzversicherungsangeboten.<br />

So bieten einige PKV-Versicherer beispielsweise Sonderbedingungen<br />

für Studenten auf alle Tarife der Vollversicherung an.<br />

Dadurch können sich Studenten ein maßgeschneidertes Angebot<br />

zusammenstellen – mit allen Vorteilen der PKV. Da die<br />

Beiträge ohne Alterungsrückstellungen kalkuliert sind, sind<br />

sie besonders günstig.<br />

Eine private Krankenversicherung bietet aber nicht nur attraktive<br />

Vorteile. Für bestimmte Studentengruppen ist es auch<br />

mit Blick auf die Zeit nach dem Studium und der weiteren<br />

Lebensplanung sinnvoll, möglichst früh in die PKV zu gehen.<br />

Wichtig dabei ist es, sich für einen Tarif zu entscheiden, der für<br />

die Zeit nach dem Studium die Option auf einen erleichterten<br />

Einstieg in die reguläre Voll- oder Zusatzversicherung bietet<br />

– ohne erneute Gesundheitsprüfung. Dies kann zum Beispiel<br />

über einen kleinen Zusatzbeitrag mit abgesichert werden.<br />

Seite 6 02/<strong>2015</strong>


Sparten<br />

Gerade für Lehramtsstudenten, die nach dem Studium ohnehin<br />

sehr wahrscheinlich privat versichert sind, kann dies sehr<br />

attraktiv sein.<br />

Auch wer nach dem Studium zunächst versicherungspflichtig<br />

wird, kann sich über eine Anwartschaftsversicherung oder<br />

einen Zusatzversicherungstarif mit Option die Rückkehr in die<br />

PKV ohne erneute Gesundheitsprüfung sichern.<br />

Anz_106x210_120404_doc 04.04.12 09:34 Seite 1<br />

Beihilfeberechtige Studenten können durch einen Verbleib in<br />

der PKV oft sehr viel Geld sparen. Auch wenn die Beihilfeberechtigung<br />

später einmal entfällt, kann sich eine Befreiung von<br />

der Versicherungspflicht zu Studienbeginn insgesamt finanziell<br />

auszahlen.<br />

Privatversicherte Studenten, die nach dem Studienabschluss<br />

auf Arbeitssuche sind, sind in der Regel weiter privat versichert.<br />

Auch hier bieten einige PKV-Unternehmen an, günstige<br />

Sonderbedingungen vorübergehend weiter zu führen.<br />

Die Versicherung,<br />

die ich brauche.<br />

Und Tschüss…<br />

Viele werden sich im Laufe ihres Studiums für kurz oder länger<br />

im Ausland aufhalten. In manchen Studienprofilen ist dies<br />

sogar explizit vorgeschrieben. Daher sollte die private Krankenversicherung<br />

auch für das Ausland einen umfassenden<br />

Schutz vorsehen.<br />

Gesetzlich versicherte Studenten müssen sich bei Auslandsaufenthalten<br />

– auch bei Auslandsreisen – in jedem Fall zusätzlich<br />

absichern, da die GKV hier keinen ausreichenden Schutz<br />

bietet.<br />

Finanzieller Zuschuss<br />

Was viele nicht wissen: Studierende, die BAföG beziehen,<br />

erhalten vom BAföG-Amt einen Zuschuss zur Kranken- und<br />

Pflegepflichtversicherung in Höhe von 73 €, maximal aber die<br />

Hälfte des Beitrags. Diesen Zuschuss erhalten alle – egal ob<br />

gesetzlich oder privat versichert. Der Zuschuss muss allerdings<br />

extra beantragt werden. Lediglich im BAföG-Höchstsatz ist er<br />

bereits automatisch enthalten.<br />

Ein Fuß in der Tür<br />

Wer einmal die Vorzüge der privaten Krankenversicherung<br />

erlebt hat, wird diese auch später gerne (wieder) in Anspruch<br />

nehmen, sei es in der Voll- oder in der Zusatzversicherung.<br />

Vermittler, die schon früh auf die Zielgruppe der Studenten<br />

zugehen, haben später den sprichwörtlichen Fuß in der Tür,<br />

wenn es darum geht, die Kunden beim Eintritt in das Berufsleben<br />

und darüber hinaus zu beraten. Und das nicht nur hinsichtlich<br />

der Krankenversicherung. Das Potenzial ist groß<br />

und stetig wachsend: Derzeit sind ca. 2,7 Mio. Studenten in<br />

Deutschland eingeschrieben, davon nur wenige privat versichert.<br />

Ein Blick auf die Zielgruppe der Studenten lohnt sich<br />

daher in jedem Fall.<br />

richtig versichert beruhigt<br />

Überall lauern Risiken, die nicht annähernd<br />

berechenbar sind. Wir wissen, was Brand-,<br />

Einbruch- und Haftpflichtschäden bedeuten. Im<br />

Falle des Falles haben Sie einen beruhigenden<br />

Schutz: die DOCURA Hausratversicherung – so<br />

leistungsstark und günstig wie die DOCURA<br />

Haftpflicht versicherung.<br />

Und das schon seit 100 Jahren!<br />

www.docura.de<br />

0234-937150 Königsallee 57 44789 Bochum<br />

Ein Gastbeitrag von<br />

Christian Fischer<br />

Seite 7


Das Dilemma der<br />

Berufsgruppendifferenzierung<br />

beim BU-Schutz<br />

Die private Absicherung der Arbeitskraft ist für jeden wichtig, der finanziell auf sein Arbeitseinkommen<br />

angewiesen ist. Und die Berufsunfähigkeitsversicherung ist nun mal die einzige Versicherungsform, bei<br />

der das Krankheitsbild auf den ausgeübten Beruf bezogen wird. Deshalb betonen Verbraucherschützer<br />

und Vertreter der Versicherungsbranche auch in seltener Einmütigkeit die Notwendigkeit einer Berufsunfähigkeitsversicherung.<br />

Gerd Kemnitz,<br />

Diplomingenieur und Versicherungsmakler<br />

mit Spezialisierung<br />

auf BU-Versicherungen. Er<br />

analysiert die Bedingungen der<br />

verschiedenen Tarife kritisch<br />

und fordert auch seine Mandanten<br />

auf, sich aktiv bei der<br />

Auswahl des optimalen Versicherungsschutzes<br />

zu beteiligen.<br />

Nur wer mögliche Bedingungsverbesserungen<br />

und<br />

Leistungs-erweiterungen kennt,<br />

kann diese einfordern – oder<br />

bewusst darauf verzichten.<br />

Allerdings werden die Hürden für den<br />

Abschluss einer solchen Versicherung<br />

immer höher. Dabei sind es nicht nur<br />

gesundheitliche Beschwerden der zu<br />

versichernden Person, die einen Vertragsabschluss<br />

erschweren oder gar unmöglich<br />

machen. Viele handwerklich bzw.<br />

körperlich Tätige können sich den Versicherungsschutz<br />

schon aus finanziellen<br />

Gründen nicht leisten.<br />

Eigentlich gibt es<br />

keine Notwendigkeit<br />

für Berufsgruppen!<br />

Als 2001 das Gesetz zur Reform der Renten<br />

wegen verminderter Erwerbsfähigkeit<br />

eingeführt wurde, gab es bei den privaten<br />

Berufsunfähigkeitsversicherungen<br />

noch keine Berufsgruppen. Es gab eine<br />

große Solidargemeinschaft und sowohl<br />

der Bürokaufmann als auch der Baufacharbeiter<br />

zahlten für den gleichen Schutz<br />

den gleichen Beitrag. Dadurch war der<br />

BU-Schutz auch für die meisten körperlich<br />

Tätigen bezahlbar.<br />

Inzwischen haben die BU-Versicherer<br />

immer mehr Berufsgruppen eingeführt.<br />

Erst waren es drei bis vier Berufsgruppen<br />

– heute sind es teilweise zehn bis<br />

zwanzig. Einzelne Versicherer werben<br />

sogar damit, dass sie die Berufsgruppen<br />

gänzlich abgeschafft haben und jeden<br />

Beitrag berufsindividuell kalkulieren.<br />

Versicherungsmathematisch macht das<br />

natürlich keinen Sinn, denn gerade in<br />

der Versicherungswirtschaft gilt das<br />

„Gesetz der großen Zahlen“. Insofern<br />

ist es auch nicht verwunderlich, wenn<br />

Versicherer jährlich ihren Berufsgruppenkatalog<br />

korrigieren müssen. Warum<br />

organisieren sich die Versicherer diesen<br />

Aufwand?<br />

Risikogerechte<br />

Beitragskalkulation<br />

oder Rosinenpickerei?<br />

Die Befürworter der Berufsgruppendifferenzierung<br />

nennen es risikogerechte<br />

Beitragskalkulation, denn ein Bürokaufmann<br />

hätte nun mal eine geringeres<br />

Berufsunfähigkeitsrisiko als ein Baumaschinenführer.<br />

Andere sehen darin eine<br />

verantwortungslose Rosinenpickerei.<br />

Denn durch die Einführung der Berufsgruppen<br />

wurde der Beitrag für die meisten<br />

Akademiker und Bürofachkräfte<br />

deutlich preiswerter, für Handwerker<br />

und andere körperlich Tätige aber umso<br />

teurer. So haben sich die Versicherer, die<br />

zuerst Berufsgruppen einführten, einen<br />

Seite 8 02/<strong>2015</strong>


Sparten<br />

Wettbewerbsvorteil bei ihrer Zielgruppe<br />

verschafft und risikoreicheren Berufe<br />

bewusst vernachlässigt.<br />

Es ist einleuchtend, dass andere BU-Versicherer<br />

danach auch Berufsgruppen<br />

einführen mussten. Anderenfalls wären<br />

Antiselektionseffekte aufgetreten und<br />

diese Versicherer hätten nur noch die<br />

risikoreicheren Berufsgruppen versichern<br />

können. Auch derzeit setzt sich<br />

diese Entwicklung fort. Einige Versicherer<br />

preschen vor, andere ziehen nach<br />

– wie zuletzt auch die Volkswohl Bund<br />

Lebensversicherung, die ihre Berufsgruppen<br />

noch stärker ausdifferenziert<br />

hat.<br />

Für körperlich Tätige ist<br />

diese Entwicklung tragisch<br />

Ein 30-jähriger Bürokaufmann zahlt für<br />

eine versicherte BU-Rente in Höhe von<br />

1.500 € bis zum 65. Lebensjahr bei guten<br />

Versicherungsbedingungen zwischen 47<br />

€ und 65 € monatlich. Ein 30-jähriger<br />

Baumaschinenführer muss dagegen für<br />

den gleichen Versicherungsschutz inzwischen<br />

mindestens 153 € monatlich bezahlen<br />

(Quelle: http://www.berufsunfaehigkeitsversicherung-sofort-vergleich.<br />

de). Ist das gerecht? Unsere Gesellschaft<br />

braucht die Baumaschinenführer und<br />

Berufskraftfahrer genauso wie die Ärzte<br />

oder Bürokaufleute – und alle benötigen<br />

einen bezahlbaren BU-Schutz. Deshalb<br />

empfinde ich die Berufsgruppendifferenzierung<br />

bei einer solch wichtigen Versicherung<br />

sozial ungerecht!<br />

Aber es gibt inzwischen einzelne verantwortungsbewusste<br />

Führungskräfte<br />

aus der Versicherungsbranche, die mit<br />

der Entwicklung der Berufsgruppen<br />

unglücklich sind. Das Problem hierbei<br />

beschrieb Jürgen Hansemann, Vorstand<br />

der Nürnberger Beamten Lebensversicherung<br />

AG, bereits im vergangenen<br />

Jahr gegenüber Cash Online:<br />

„Als einzelner Wettbewerber kann man<br />

solch einen Trend nicht umkehren.<br />

Wenn ein einzelnes Unternehmen jetzt<br />

die Berufsgruppen reduziert, wäre es bei<br />

den Berufen mit niedrigerem BU-Risiko<br />

deutlich zu teuer im Vergleich<br />

zum Wettbewerb und man würde hier<br />

Marktanteile verlieren. Damit wird man<br />

zusätzlich aus dieser im Durchschnitt<br />

sehr finanzkräftigen Zielgruppe für weitere<br />

Versicherungsabschlüsse herausgedrängt.“<br />

Die BU-Versicherer<br />

benötigen Hilfe!<br />

Doch wenn ein einzelner Versicherer<br />

diesen verhängnisvollen Trend nicht<br />

umkehren kann, wer kann es? Wer hilft<br />

den BU-Versicherern aus diesem Irrweg<br />

heraus?<br />

Die Versicherer selbst versuchen mit so<br />

genannten Alternativprodukten auch<br />

den körperlich Tätigen bezahlbaren<br />

Versicherungsschutz anzubieten. Eine<br />

Erwerbsunfähigkeitsversicherung beispielsweise<br />

ist zwar deutlich preiswerter,<br />

bietet aber bekanntermaßen auch nur<br />

sehr eingeschränkten Versicherungsschutz.<br />

Und wovon soll beispielsweise<br />

der Baumaschinenführer die monatlichen<br />

Beiträge in Höhe von ca. 70 € für<br />

die EU-Versicherung weiterbezahlen,<br />

wenn er „nur“ berufsunfähig geworden<br />

ist und aufgrund seines angeschlagenen<br />

Gesundheitszustands keine oder nur eine<br />

deutlich schlechter bezahlte Tätigkeit<br />

findet? Ohne eine Beitragsbefreiung bei<br />

Berufsunfähigkeit können Erwerbsunfähigkeits-,<br />

Multi-Risk- oder Dread-Disease-Versicherungen<br />

keine wirklichen<br />

Alternativen zur Berufsunfähigkeitsversicherung<br />

sein – allenfalls minderwertige<br />

Notlösungen.<br />

Vom Gesamtverband der Versicherungswirtschaft<br />

(GDV) gab es bisher<br />

auch keine Anzeichen, Maßnahmen zur<br />

Abschaffung oder zumindest zur Reduzierung<br />

der Berufsgruppen zu ergreifen.<br />

Lediglich von der Verbraucherzentrale<br />

NRW und vom Bund der Versicherten<br />

gibt es ein gemeinsames Positionspapier,<br />

das sich an Politik und Versicherungswirtschaft<br />

wendet und Zugangserleichterungen<br />

zur privaten Berufsunfähigkeitsversicherung<br />

fordert. Aber will die<br />

Versicherungswirtschaft wirklich abwarten,<br />

bis die Politik eingreift und erforderliche<br />

Maßnahmen per Gesetz einfordert?<br />

Immerhin hatte die Politik bei Einführung<br />

der Erwerbsminderungsrente mehr<br />

Eigenvorsorge gefordert. Doch der beste<br />

Wille zur Eigenvorsorge erlischt, wenn<br />

die Versicherungswirtschaft keinen fairen<br />

und bezahlbaren BU-Schutz für alle<br />

anbietet.<br />

Ein Gastbeitrag von<br />

Gerd Kemnitz<br />

Seite 9<br />

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Die DNA<br />

der Arbeitskraftsicherung<br />

ist entschlüsselt<br />

BU und Alternativen<br />

auf wissenschaftlichem Fundament sicher beraten<br />

Menschen, die nicht ganz gesund ist, bekommen von Versicherern oft keinen Schutz gegen Berufsunfähigkeit.<br />

Oder diese Policen wurden unbezahlbar, etwa für Handwerker. Auf der Suche nach einem alternativen<br />

Schutz der Arbeitskraft der Kunden lockt die Assekuranz die Versicherungsmakler auf immer<br />

neue Produktfelder. Oder auf das Minenfeld der Beraterhaftung? Klarheit liefert ein neues Werkzeug.<br />

Fünf Umstände bezeichnen etwa die<br />

Hindernisse, die Versicherungsmakler<br />

für ihre Kunden auf dem Weg zur<br />

gesicherten Arbeitskraft, wenn Krankheit<br />

bleibt, überwinden müssen. Vor<br />

allem, wenn es um die Berufsunfähigkeits-Versicherung<br />

(BU) geht: Zu spät,<br />

zu alt, zu krank, zu riskant, zu teuer.<br />

Und für BU-Alternativen kann man<br />

hinzufügen: Nicht geheuer. Bei neueren<br />

Multi-Risk-Produkten oder Tarifen, die<br />

verlorene Grundfähigkeiten des Versicherten<br />

durch Geld ersetzen, eröffnen<br />

sich Fragen. Zunächst für den Vermittler,<br />

der versucht, Hindernisse beim<br />

besorgen des Schutzes der Arbeitskraft<br />

für seinen Kunden zu umgehen; und<br />

spätestens für den Leistungsfall - beim<br />

Kunden selbst.<br />

Was passiert eigentlich, etwa wenn der<br />

Kunde zwar krank wird und es auch<br />

bleibt? Wenn er als Versicherter aber<br />

wegen der „falschen“ Krankheit aus<br />

seiner nicht passenden, letztlich also<br />

falschen Police, am Ende keinen Cent<br />

sieht? Vor die Antwort stellen wir zwei<br />

gegensätzliche, sozusagen leistungsmäßig<br />

unpassende Szenarien. Nämlich wie<br />

aus einem Versicherten bei zwei Krankheiten<br />

zweimal ein Nicht-Versicherter<br />

wird. Weil nicht der Fall eintritt, den der<br />

Kunde vom Makler versichert bekommen<br />

hat. Nein; letzteres muss nicht<br />

zwingend zu Lasten des Maklers gehen,<br />

wie im Folgenden noch erläutert wird.<br />

Zunächst wenden wir uns dem Versicherungsschutz<br />

zu.<br />

BU-Schutz<br />

+ Unfallereignis<br />

= null<br />

Szenario eins: Ein kaufmännisch Angestellter<br />

verliert bei einem schweren<br />

Unfall ein Bein. Eine Unfallpolice hat<br />

er nicht in seinem Leitzordner zwischen<br />

den ganzen Finanzverträgen liegen,<br />

wohl aber eine BU-Police. Da unser<br />

Kunde, hoffentlich nicht Ihrer, aber kein<br />

Handwerker ist, kann er mit Krücken,<br />

später mit Prothesen wieder laufen. Vor<br />

allem aber weiterarbeiten, und Geld verdienen.<br />

Die BU zahlt im ungünstigen<br />

Fall nicht, oder nur kurz, also nur wenig.<br />

Womöglich weil der Verletzte schneller<br />

genest als der längere Prognosezeitraum<br />

es absehen lässt. Vor allem bei alten<br />

BU-Verträgen kann dieses Szenario eintreten.<br />

Zum Trost? Trotz Schmerzen, Bewegungseinschränkungen<br />

und Mehrkosten,<br />

etwa für eine bessere Prothese als die<br />

Kasse sie bezahlt, ist der Unfallversehrte<br />

nicht existenziell getroffen, weil er weiter<br />

Einkommen bezieht. Und zum Entsetzen<br />

dieses nicht unfallversicherten Kunden:<br />

Den Verlust eines Fußes hätte eine<br />

Unfallversicherung nach gängiger Gliedertaxe<br />

mit einem Invaliditätsgrad von<br />

50 Prozent bewertet. Bei 100.000 Euro<br />

Grundsumme und 350 Prozent Progression,<br />

je nach Progressionsregeln, hätte<br />

der Kunde rund 100.000 Euro bekommen<br />

können. Aber dieses Szenario muss<br />

nicht zwingend zu Lasten des Maklers<br />

und seiner Beratungshaftung gehen. Vor<br />

allem nicht, wenn der Kunde wie so oft<br />

finanziell nicht auf Rosen gebettet ist.<br />

Depression<br />

+ Grundfähigkeitsschutz<br />

= null<br />

Im zweiten Beispiel wird angenommen,<br />

ein versicherter Maklerkunde<br />

ginge wegen permanenter Depressionen<br />

berufsmäßig und finanziell „auf die Bretter“,<br />

wie es im Boxsport heißt. Hätte der<br />

Kranke nun lediglich Grundfähigkeiten<br />

versichert, eine nicht mehr ganz neue,<br />

aber für einige Makler doch neuartige<br />

Alternative zur BU-Police, ginge er leer<br />

aus. Und wäre fortan auf die gesetzliche<br />

Seite 10 02/<strong>2015</strong>


Sparten<br />

Rente wegen Erwerbsminderung oder<br />

gar Grundsicherung angewiesen. Damit<br />

wäre der Betroffene wirtschaftlich K.O.<br />

und auf die gesetzliche Erwerbsminderungsrente<br />

oder gar Grundsicherung<br />

angewiesen.<br />

Aber wer hat denn nun mit welchem<br />

Beruf ein wie großes Risiko, seine<br />

Arbeitskraft zu verlieren? Das Hannoveraner<br />

Analysehaus Franke und Bornberg,<br />

seit mehr als 20 Jahren unter anderem<br />

für seine BU-Ratings bekannt, hat nach<br />

eigenen Angaben über viele Jahre tief in<br />

die Statistiken von BU & Co geschaut.<br />

Dabei wurde zum einen geprüft, welche<br />

Ereignisse (Psyche, Skelett, Krebs, Herz/<br />

Kreislauf und Unfall) eine Leistung des<br />

Versicherers bewirken (Leistungsauslöser).<br />

Zum anderen wurden diese „Schaden“-Ereignisse<br />

mit der Anzahl der Leistungsfälle<br />

verknüpft und anschließend<br />

analysiert, wie diese Leistungsfälle durch<br />

die Bedingungen jedes einzelnen Produkts<br />

gedeckt sind. Da die Leistungsauslöser<br />

in ihrer Wahrscheinlichkeit abhängig<br />

vom Tätigkeitsprofil der Versicherten<br />

sind, wurden darüber hinaus 18 Zielgruppenprofile<br />

entwickelt. Daraus ergibt<br />

sich etwa folgendes Bild als wegweisende<br />

Erkenntnis, gar ein wissenschaftliches<br />

Fundament.<br />

Unterschiedliche Leistungsauslöser<br />

bei Büroarbeitern<br />

und körperlich Tätigen<br />

Bei BU und Erwerbsunfähigkeits-Policen<br />

(EU) dominieren psychische und<br />

orthopädische Erkrankungen das Leistungsbild.<br />

Das gilt für kaufmännisch<br />

Tätige. Bei körperlich tätigen Personen<br />

spielt die Psyche prozentual hingegen<br />

eine wesentlich geringere Rolle, dafür<br />

dominieren dort orthopädische Krankheitsbilder.<br />

Dieses stark vereinfachte<br />

Beispiel zeigt etwa, dass Versicherungsschutz<br />

für psychische Beeinträchtigungen<br />

bei Büromenschen den Wahrscheinlichkeiten<br />

nach am wichtigsten ist. Bei<br />

körperlich Arbeitenden kommt es demnach<br />

vor allem oder zuerst auf einen<br />

Schutz an, der greift, wenn der Bewegungsapparat<br />

geschädigt ist.<br />

Psychische Krankheiten und ihre finanziellen<br />

Folgen decken BU- und EU-Policen<br />

am besten ab (auch wenn Multi-Risk-Tarife<br />

gewisse Leistungen, etwa<br />

bei Verlust der geistigen Leistungsfähigkeit,<br />

bieten. Vergleichbar ist das nicht<br />

direkt). Andererseits decken Multi-Riskund<br />

Grundfähigkeiten-Versicherungen<br />

orthopädische Krankheiten und Folgen<br />

auch schon relativ gut ab. Und: Wenn<br />

man jetzt noch die relativ hohen Prämien<br />

für BU-Verträge ins Verhältnis zu<br />

dem weitaus geringeren Beitragsaufwand<br />

für Multi-Risk-Policen setzt, dann<br />

haben vor allem Körperarbeiter einen<br />

relativ guten Schutz ihrer Arbeitskraft.<br />

Zu einem geringen Preis.<br />

Aus Schadenwahrscheinlichkeit,<br />

Leistung und<br />

Formulierung der Versicherungsbedingungen<br />

entstand<br />

ein Index<br />

Jeder Euro, der nun einem körperlich<br />

aktiven Handwerker vom Versicherer<br />

für dessen Multi-Risk-Police abgebucht<br />

wird, erzeugt sozusagen eine relativ<br />

hohe Wirkung auf seinen Versicherungsschutz,<br />

einen hohen Wirkungsgrad.<br />

Nahezu jedes Versicherungsprodukt zur<br />

Arbeitskraftsicherung (AKS) bekommt<br />

nach dem eben grob dargelegten Prinzip<br />

von Franke und Bornberg 18 zielgruppenspezifische<br />

Indizes. Den AKS-Index,<br />

der von dem Analysehaus für jeden Tarif<br />

mit einem Wert von 0 bis 100 Prozent<br />

angegeben wird.<br />

„Produkte zur Arbeitskraftsicherung<br />

haben unterschiedliche Stärken und<br />

Schwächen. Der AKS-Index gibt an, wie<br />

gut ein konkretes Produkt das Risiko des<br />

Arbeitskraftverlustes abdeckt. Da die<br />

Kundensituation unterschiedlich sein<br />

kann, gibt es für 18 Zielgruppenprofile<br />

jeweils passende AKS-Indizes. Kein Produkt<br />

deckt 100 Prozent aller denkbaren<br />

Fälle einer Zielgruppe ab, aber die BU<br />

liegt mit Werten von bis zu über 85 Prozent<br />

schon nahe am Optimalwert.“ So<br />

erklärt Michael Franke, Geschäftsführer<br />

von Franke und Bornberg, den von seinem<br />

Haus entwickelten AKS-Index.<br />

Wissenschaftlich fundiert<br />

Für den Makler und seinen Kunden ist<br />

der AKS-Index sozusagen ein Indikator<br />

für das Verhältnis von Risiko des Kunden<br />

und der Güte des Produktes. Anders<br />

gesagt: Folgt der Makler dem Index,<br />

braucht er sich nur merken, je höher<br />

desto besser für den Kunden. Diesen<br />

Wert kann er jetzt ins Verhältnis zum<br />

Preis des Produkts setzen. Zusammengefasst<br />

und die mit Analytik ermittelte<br />

Logik betrachtet, erscheint es angemessen,<br />

dass Michael Franke den AKS-Index<br />

als wissenschaftlich fundiert bezeichnet.<br />

Die vorgestellte Methode legt diesen<br />

Schluss nahe.<br />

Auch fand der <strong>Versicherungsbote</strong> bei seinen<br />

Recherchen, ob noch jemand anderes<br />

außer Franke und Bornberg die DNA<br />

der Arbeitskraftsicherung buchstäblich<br />

regelrecht entschlüsselt hat, nichts annähernd<br />

Vergleichbares. Der Schutz der<br />

Arbeitskraft muss nicht mehr „zu teuer“<br />

sein, erinnert man sich an BU-Versicherungskunden,<br />

die es wegen der hohen<br />

Beiträge am Ende nicht wurden. Ferner<br />

ist der Versicherungsmakler, des wissenschaftlichen<br />

Fundaments wegen, künftig<br />

wohl auf der denkbar sichersten Seite,<br />

wenn er zum Beispiel einem Handwerker<br />

aus Kostengründen künftig statt<br />

der teuren bis unbezahlbaren BU einen<br />

günstigeren Alternativschutz für dessen<br />

Arbeitskraft anbietet.<br />

Schnelltest bestanden<br />

Wer auf Nummer Sicher gehen will,<br />

stellt einfach das Angebot einer BU<br />

daneben – selbst wenn diese unerreichbar<br />

ist. Franke Bornberg analysiert<br />

Produkte zur Arbeitskraftsicherung<br />

in seinem AKS-Tool für Makler. Seit<br />

Sommer dieses Jahres ist der neuentwickelten<br />

AKS-Index dort enthalten. Der<br />

<strong>Versicherungsbote</strong> hat den Praxistest<br />

gemacht. Nach Eingabe weniger Kundendaten<br />

listet das Tool nahezu alle<br />

Angebote des Versicherungsmarktes<br />

auf. Hätte der Kunde im Beispiel ein<br />

AKS-Budget von 100 Euro pro Monat,<br />

sortiert der Makler die Ergebnisliste<br />

nach Beitrag und vergleicht dann die<br />

Angebote mit dem höchsten AKS-Index.<br />

Das Ganze dauerte im Test kaum<br />

mehr als eine Minute bis zum Ergebnis.<br />

Der Rest ist der Klick zum Abschluss.<br />

Beeindruckend. Die DNA der Arbeitskraftsicherung<br />

scheint entschlüsselt. Ein<br />

Wettbewerbsvorsprung für Makler.<br />

Markus Rieksmeier<br />

Foto: ©PublicDomainPictures / pixabay.com<br />

Seite 11


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Bevölkerung besitzt nicht mal eine<br />

eigene Police und verlässt sich stattdessen<br />

auf den Staat. Doch der gesetzliche<br />

Versicherungsschutz besteht nur bei der<br />

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bei schweren Erkrank ungen<br />

(z.B. Krebserkrankungen, Schlaganfall,<br />

Herzinfarkt) auch für junge Versicherungsnehmer.<br />

Einige Vermittler<br />

äußerten auch den Wunsch nach einem<br />

höheren Eintrittsalter und einem lebenslangen<br />

Versicherungsschutz. Verlängerte<br />

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ebenso weit oben wie die Transparenz<br />

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schweren Erkrankungen, eine verbesserte<br />

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Weg von Lebensversicherungen -<br />

hin zur Fondsanlage?<br />

Im aktuellen Niedrigszinsumfeld sind kapitalbildende Lebensversicherungen zunehmend umstritten.<br />

Während Befürworter argumentieren, dass es sich um eine relativ sichere Anlageform handelt und die<br />

Gesamtverzinsung einen Abschluss rechtfertigt, warnen selbst Boulevardzeitungen vor einer „Geldvernichtung“.<br />

In einem Gastkommentar für <strong>Versicherungsbote</strong> empfiehlt Diplom-Kaufmann Florian Müller<br />

sowohl Kunden wie Vermittlern, sich alternativ mit dem Investment in Fondsanlagen zu beschäftigen.<br />

Florian Müller<br />

wurde 1984 geboren und<br />

schloss sein Studium der<br />

Betriebswirtschaft 2012 mit<br />

dem Diplom ab. Während<br />

seines Studiums bei Prof.<br />

Dr. Max Otte am Institut für<br />

Vermögensentwicklung Köln<br />

setzte er sich intensiv mit<br />

dem „Value Investing“ auseinander.<br />

Müller durfte einen<br />

Aktienfonds den PI Global<br />

Value Fond (WKN: A0NE9G) mit<br />

einem Fondsvolumen von über<br />

100 Mio. € mitmanagen und<br />

bewertete hierbei Aktien. Auch<br />

am Buch „Endlich mit Aktien<br />

Geld verdienen“ von Max Otte<br />

wirkte er mit. Derzeit arbeitet<br />

Müller bei einer unabhängigen<br />

Vermögensverwaltung in<br />

Frankfurt am Main und betreut<br />

dort wohlhabende Kunden.<br />

Nebenbei betreibt er seinen<br />

eigenen Blog<br />

www.boerseneinmaleins.de<br />

Die dauerhafte Niedrigzinspolitik der<br />

europäischen Zentralbank und der FED<br />

(amerikanische Zentralbank) wirkt sich<br />

mehr und mehr negativ auf das Geschäft<br />

der Lebensversicherer aus. Die<br />

klassischen Produkte wie Lebensversicherungen<br />

sind auf Dauer nicht mehr<br />

vermittelbar. Die Finanzindustrie ist im<br />

Wandel und die Langlebigkeit von Produkten<br />

und deren Zyklus sinkt rapide.<br />

Die Inflexibilität, die Starrheit und die<br />

Intransparenz macht es den Vermittlern<br />

immer schwerer, Lebensversicherungen<br />

an den Mann oder die Frau zu bekommen.<br />

Durch die schnelle Vermittlung<br />

von Informationen, etwa in sozialen<br />

Netzwerken, können Interessenten und<br />

Kunden schneller Vor- und Nachteile<br />

abwägen, was die Arbeit des Vertriebs<br />

zudem erschwert. Gute Argumente für<br />

diese Anlageform sind immer schwerer<br />

zu gewinnen. Es ist ein Umdenken in der<br />

Vertriebsbranche vonnöten.<br />

Hierzu ein kurzer historischer Nachtrag<br />

zur Renditeentwicklung aus der Lebensversicherungen<br />

(siehe Grafik).<br />

Konnte man in den 90er Jahren und um<br />

die Jahrtausendwende herum noch auf<br />

üppige Renditen aus der Anlage einer Lebensversicherungen<br />

hoffen, erschwert es<br />

das derzeitige Niedrigzinsumfeld immer<br />

mehr, Renditen zu erzielen. Ein weiterer<br />

Nachteil ist, das Verträge, die nach 2004<br />

geschlossen werden, automatisch noch<br />

der Kapitalertragssteuer, dem Soli und<br />

der Kirchensteuer unterliegen. Die erste<br />

Bestandsaufnahme fällt schlichtweg negativ<br />

gegenüber diesem Produkt aus. Ein<br />

Umdenken in der Versicherungsbranche<br />

und Innovationen in diesem Bereich<br />

sind m.E. unbedingt notwendig, um den<br />

Anschluss nicht zu verpassen. Ein Weg,<br />

die Zukunft der Versicherer weiterhin<br />

positiv zu gestalten, ist beispielsweise die<br />

Erweiterung ihrer Produktpalette in renditestärkere<br />

Produkte.<br />

Was sind<br />

lukrativere Produkte?<br />

Eine Lösung wäre die Aufnahme von<br />

Prestigeträchtigen Fonds oder ETFs<br />

(Aktien- oder Mischfonds) mit einem<br />

ordentlichen Track Record (sprich einer<br />

positiven Entwicklung in der Vergangenheit)<br />

und einem großen Fondsvolumen.<br />

Diese agieren zwar am Kapitalmarkt und<br />

sind daher risikobehafteter und schwerer<br />

vermittelbar an den sicherheitsorientierten<br />

deutschen Anleger. Trotzdem<br />

sprechen einige Argumente dafür, diese<br />

zu vertreiben. Als Zusatzprodukt könnte<br />

man Fonds zusätzlich als Renditehebel<br />

einsetzen, da Sie einfach über sämtliche<br />

Onlinebanken monatlich ab 25€ besparbar<br />

sind. Als Beimischung in eine<br />

gute Vorsorge gehören Fonds immer in<br />

ein ausgewogenes Portfolio. ETFs sind<br />

dahingehend noch einfacher gestrickt<br />

und bilden lediglich einen Index wie<br />

beispielsweise den DAX ab. Sie werden<br />

nicht aktiv gemanagt, sondern sind ein<br />

passives Investment. Die Renditeentwicklung<br />

von Fonds hängt natürlich<br />

stark von der Aktienmarktentwicklung<br />

ab. Jedoch erzielen Aktieninvestments<br />

in solide und große Unternehmen dauerhaft<br />

eine Renditeerzielung von 5%<br />

und mehr. Dies ist über einen längeren<br />

Zeitraum von zwanzig bis dreißig Jahren<br />

durchaus erzielbar gewesen und sozusagen<br />

nur eine Bestandsaufnahme aber<br />

Tatsache.<br />

Seite 14 02/<strong>2015</strong>


Markt<br />

Mit ein paar positiven<br />

Argumenten das<br />

Risiko als Chance sehen?<br />

Die Sensibilisierung gegenüber Aktien<br />

ist speziell bei den Deutschen sehr<br />

schwierig und es benötigt ein gewisses<br />

Geschick, die Vorteile aufzuzeigen. Im<br />

Folgenden zeige ich Ihnen 3 Punkte, wie<br />

Vermittler auf negative Einwände von<br />

Kunden reagieren können:<br />

1. Renditen aus Aktien sind nach<br />

einem Anlagehorizont von mindestens<br />

15 Jahren immer positiv<br />

gewesen. Dies ist statistisch durch<br />

das Deutsche Aktieninstitut (DAI)<br />

in seinem jährlich veröffentlichten<br />

Renditedreieck nachweisbar.<br />

2. Die Volatilität, sprich die natürlichen<br />

Schwankungen an der Börse,<br />

kommen dauerhaft dem Privatanleger<br />

zugute. Der sogenannte „Cost<br />

Average Effekt“ wirkt sich bei monatlichen<br />

Sparbeträgen positiv auf<br />

die langfristige Kapitalentwicklung<br />

aus. Außerdem werden Schwankungen<br />

an den Börsen oft negativ<br />

aufgefasst weil Sie tendenziell von<br />

medialer Seite mehr Beachtung finden.<br />

Schwankungen nach oben sind<br />

aber öfters der Fall und führen auch<br />

dauerhaft zu hohen Renditen bei<br />

Aktieninvestments.<br />

3. Meist werden Aktieninvestments im<br />

engeren Sinne als Fonds mit mehr<br />

Risiko gesehen. Das Risiko wird nie<br />

als Chance gesehen. Die Auswahl<br />

des richtigen Fonds ist natürlich<br />

entscheidend für den langfristigen<br />

Erfolg. Ein gezielte Auswahl und<br />

Diversifikation auf globaler Basis<br />

macht das Depot oder den Fonds<br />

nicht so anfällig für Krisenherde.<br />

Man beteiligt sich ja langfristig an<br />

Unternehmen, die dauerhafte Wettbewerbsvorteile<br />

generieren, was<br />

Ihnen als Fondsanleger letztendlich<br />

zu Gute kommt.<br />

Fonds allgemein<br />

Eine stärkere Fokussierung auf renditestärkere<br />

Produkte wie beispielsweise<br />

Fonds ist zukünftig unabdingbar. Prädikatsmerkmale<br />

bei Fonds sind beispielsweise<br />

ein hohes Fondsvolumen oder<br />

ein guter Track Record (gute Renditen<br />

in der Vergangenheit erzielt). Jedoch<br />

ist dies kein Indiz oder Versprechen auf<br />

eine positiv verlaufende Entwicklung in<br />

der Zukunft. Ein bestimmtes Anlagerisiko<br />

ist immer vorhanden - Dies sollten<br />

seriöse Berater und Vermittler ihren<br />

Kunden nicht verschweigen.<br />

Bei einer Auswahl von mehreren Tausend<br />

Fonds, die in Deutschland gehandelt<br />

werden, ist für jeden etwas dabei.<br />

Egal ob ein spezieller Fonds in einer<br />

Branche, in ein spezielles Land oder ein<br />

gemischter Fonds, der weltweit anlegt:<br />

Die Fülle der Produkte ist unersättlich.<br />

Mehrere Fonds in verschiedene Branchen,<br />

unterschiedliche Länder und in<br />

kleine, sogenannte Mid Caps und große<br />

Unternehmen wäre ein Beispiel für ein<br />

ausgewogenes Portfolio. Das Klumpenrisiko<br />

ist nicht gegeben und die Palette<br />

ist vollkommen abgedeckt. Die meisten<br />

Banken bieten etliche Fonds schon ab<br />

monatlichen Sparbeträgen an, wie auch<br />

bei einer Lebensversicherung üblich.<br />

Dies ist schnell eingerichtet und erfordert<br />

keine großen Kenntnisse.<br />

Fazit<br />

Ein ausgewogener Mix aus mehreren<br />

Fonds mit unterschiedlichen Zusammensetzungen<br />

der oben erwähnten Parameter<br />

ist wohl die beste Voraussetzung<br />

und könnte eine Alternative zu der in die<br />

Jahre gekommenen Lebensversicherung<br />

darstellen. Dabei ist die Kostenquote im<br />

Verhältnis zu den intransparenten LVs<br />

überschaubar und mit der erwarteten<br />

zukünftigen Rendite vertretbar.<br />

Fonds sind meines Erachtens für die Altersvorsorge<br />

ausnahmslos empfehlbar.<br />

Natürlich muss der Selektionsprozess,<br />

welche Fonds ins Depot kommen, sehr<br />

minutiös erfolgen. Eine gezielte Auswahl<br />

ist dabei an Vorarbeit zu leisten. Steht jedoch<br />

das Gerüst, kann man dies voller<br />

Emotionen seinen Kunden und Interessenten<br />

mit dem oben angegeben und<br />

erwähnten Standpunkten vertreiben.<br />

Ausgenommen bleibt wohl nur die Risiko-LV,<br />

die ja nicht den Rendite Aspekt<br />

als Vordergrund hat.<br />

Ein Gastbeitrag von<br />

Florian Müller<br />

Seite 15


EWR-Krankenversicherung:<br />

Eine Situationsaufnahme<br />

Bundesbürger haben das Recht, sich bei einem EU-Krankenversicherer mit Sitz im Ausland pflichtversichern<br />

zu lassen. Doch bei der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) fielen diese<br />

sogenannten EWR-Dienstleister in Ungnade: Die BaFin warnte im Juli vor dem Abschluss, u.a. aufgrund<br />

von Leistungslücken. In einem Gastkommentar erklärt Thorulf Müller, warum man ausländische Krankenversicherer<br />

dennoch nicht vom deutschen Versicherungsmarkt ausschließen sollte und für welche<br />

Kunden sie eine Lösung bieten würden. Eine Bestandsaufnahme.<br />

In Deutschland besteht die Pflicht, sich<br />

krankenversichern zu lassen. Diese kann<br />

durch die GKV, die PKV oder durch<br />

eine anerkannte anderweitige Absicherung<br />

erfüllt werden. Vor einigen Jahren<br />

kamen als Alternative zur deutschen<br />

PKV, so wie wir sie kennen (mit Alterungsrückstellungen,<br />

mit Basis-, Notlagen-<br />

und Standardtarif), die sogenannten<br />

EWR-Krankenversicherer auf den<br />

deutschen Markt. Der Hintergrund:<br />

Wenn ein Versicherungsunternehmen<br />

seinen Sitz in einem Mitgliedsstaat der<br />

Europäischen Union oder innerhalb des<br />

Europäischen Wirtschaftsraums hat, darf<br />

es deutschen Bürgern vom Ausland aus<br />

eine private Krankenvollversicherung<br />

anbieten.<br />

Die Ausgangslage: PKV-Verband<br />

und BaFin warnen vor<br />

ausländischen Versicherern<br />

Zuerst hat die deutsche Finanzaufsicht<br />

BaFin die EWR-Dienstleister akzeptiert<br />

und sah die Pflicht zur Krankenversicherung<br />

nach § 193 Abs. 3 VVG als erfüllt<br />

an. Die PKV-Versicherer wurden angewiesen,<br />

die Kunden aus den Verträgen<br />

zu entlassen, wenn sie zu einem ausländischen<br />

Anbieter wechseln wollen.<br />

Die gesetzlichen Krankenkassen haben<br />

ebenfalls die Folgeversicherungsnachweise<br />

der EWR-Krankenversicherer anerkannt.<br />

Thorulf Müller<br />

ist Versicherungskaufmann mit Schwerpunkt Krankenversicherung.<br />

Nach vielen Jahren im Vertrieb in verschiedensten Funktionen und<br />

Bereichen ist er seit Ende 2004 als Berater, Produktmanager, Referent<br />

und Trainer tätig.<br />

Zwischenzeitlich finden sich unsere<br />

Argumentationen aus der Vergangenheit,<br />

wonach diese Verträge mit dem<br />

Versicherungsvertragsgesetz vereinbar<br />

sind (nach § 46c EGBGB und Artikel 7<br />

Seite 16 02/<strong>2015</strong>


Markt<br />

ROM-I-Verträge), auch in den Ausarbeitungen<br />

der BaFin. Mit einer Veröffentlichung<br />

vom 15.07.<strong>2015</strong> im Journal der<br />

Finanzaufsicht hat sich dieser Trend aber<br />

vollständig umgekehrt.<br />

Aktuell akzeptieren die deutschen<br />

PKV-Anbieter die EWR-Krankenversicherungen<br />

nicht mehr, und auch die<br />

BaFin warnt vor derartigen Tarifen. Die<br />

deutsche Finanzaufsicht hat scheinbar<br />

die PKV-Versicherer mit der Aufgabe<br />

der Prüfung, ob die EWR Krankenversicherer<br />

die Pflicht zur Versicherung erfüllen,<br />

beliehen.<br />

Das ist relevant für den Anschluss der<br />

Pflegepflichtversicherung nach § 110<br />

SGB XI in Verbindung mit § 23 Abs. 2<br />

SGB XI.<br />

Das ist auch relevant für die Anerkennung<br />

der Folgeversicherungsnachweis<br />

bei Wechsel oder als Vorversicherung im<br />

Zusammenhang mit etwaigen Prämienzahlungen<br />

nach § 193 Abs. 6 VVG. Was<br />

aber sind die Gründe für diese Kehrtwende?<br />

Und hat die Ablehnung der<br />

EWR-Dienstleister ihre Berechtigung?<br />

Dies soll im Folgenden erörtert werden.<br />

Kritikpunkt 1: Gerichtsstand<br />

Die BaFin führt zum Beispiel an, dass die<br />

EWR-Krankenversicherer in den Bedingungen<br />

einen englischen Gerichtsstand<br />

vorsehen. Das ist natürlich irrelevant,<br />

denn der Gerichtsstand eines Verbrauchers,<br />

der die Dienstleistungsfreiheit<br />

nutzt, ist in EU-Verordnungen geregelt:<br />

Der Verbraucher hat die Wahl (Wohnsitz<br />

oder Sitz des Vertragspartners) und kann<br />

selbst nur am eigenen Wohnsitz verklagt<br />

werden.<br />

Die BaFin aber sieht die Frage des Gerichtsstands<br />

nicht als gelöst an und<br />

warnt vor einem „rechtlichen Konflikt“.<br />

Ihr seien „Fälle bekannt, in denen<br />

die Vertragsregelungen englischer<br />

EWR-Dienstleister vorsehen, dass englisches<br />

Recht angewandt wird“, schreibt<br />

Referent Kaj Hanefeld in seinem Aufsatz<br />

im BaFin-Journal 07/<strong>2015</strong>. „Sie weichen<br />

damit von den deutschen Vorgaben ab<br />

und können bei Streitigkeiten zwischen<br />

EWR-Dienstleister und Versicherten<br />

zu zusätzlichen Problemen führen, da<br />

für jede Vertragsklausel geklärt werden<br />

muss, ob sie dem anzuwendenden deutschen<br />

Recht genügt.“ Dies könne für die<br />

Versicherten zu Problemen führen. Wieso<br />

die BaFin diese einfache Frage überhaupt<br />

in den Raum stellt, ist nur mit dem<br />

Wort „Verunsicherung“ zu beantworten.<br />

Kritikpunkt 2: Selbstbehalt<br />

und Deckelung der Versicherungsleistung<br />

Die BaFin und die PKV-Versicherer<br />

kritisieren darüber hinaus die Deckelung<br />

der Versicherungsleistung pro Kalenderjahr<br />

auf 2 oder 3 Millionen Euro.<br />

Dies sei ein wichtiger Grund, warum es<br />

zweifelhaft sei, „ob sie den gesetzlichen<br />

Anforderungen an die Versicherungspflicht<br />

genügen“, heißt es hierzu im Ba-<br />

Fin-Journal.<br />

Die Wirkung des § 193 Abs. 3 VVG bestätigt<br />

aber, dass der Selbstbehalt maximal<br />

5.000 Euro p.a. betragen darf, dies<br />

kann man im Römer/Langheid, Versicherungsvertragsgesetz<br />

4. Auflage 2014<br />

Rn 16-38 nachlesen. Und das gilt folglich<br />

auch für ausländische Krankenversicherer.<br />

Die 5.000 Euro sind das Maximum, was<br />

einem Versicherungsnehmer als Selbstbehalt<br />

verbleibt. So verrückt sich das<br />

anhört, aber alle Regelungen des Vertrages<br />

mit einem EWR-Krankenversicherer<br />

werden durch § 46 c EGBGB in Verbindung<br />

mit Artikel 7 ROM-I-Vertrag ausgehebelt.<br />

Es gelten §§ 192 bis 208 des<br />

Versicherungsvertragsgesetzes.<br />

Vermittler mit falschen<br />

Zielen<br />

Kann ein EWR-Dienstleister aber<br />

vorbehaltlos jedem Kunden empfohlen<br />

werden? Nein. Es ist im Fall der<br />

EWR-Dienstleister so, dass der eine oder<br />

andere Vermittler in die Kritik zu nehmen<br />

ist, der versucht hat, mit diesem Geschäftsmodell<br />

einfach nur Geld zu verdienen<br />

und PKV- oder GKV-Versicherte<br />

in die EWR-Krankenversicherung umgedeckt<br />

hat. Das ist kritisch zu beurteilen,<br />

wenn es als Geschäftsmodell betrieben<br />

und dann noch aggressiv beworben<br />

wird, denn den Versicherungsnehmern<br />

können dadurch Nachteile entstehen.<br />

Wenn man Menschen aus der deutschen<br />

PKV in eine EWR-Krankenversicherung<br />

wechselt, dann verlieren sie alle ihre er-<br />

Seite 17


worbenen Rechte. Von der neuen Gesundheitsprüfung<br />

mit den Risiken des<br />

§§ 19 ff VVG und §§ 123 ff BGB ganz zu<br />

schweigen. Der Wechsel des Risikoträgers<br />

ist regelmäßig nicht zu empfehlen!<br />

Dennoch kann auch der Vertrag bei einem<br />

EWR-Dienstleister für bestimmte<br />

Kunden infrage kommen, wie im Folgenden<br />

zu zeigen sein wird.<br />

Wann ist die EWR-Krankenversicherung<br />

eine Lösung?<br />

Wann aber bietet sich der Abschluss eines<br />

EWR-Tarifes an? Die EWR-Krankenversicherer<br />

sind Lösungen für bestimmte<br />

Fälle und sollten auch nur hier<br />

angewendet werden:<br />

• Rücktritt/Anfechtung<br />

• Nicht-Versicherung und Zuordnung<br />

PKV<br />

• berufliche oder private weltweite<br />

Aufenthalte<br />

• Zusatz bei GKV in anderen Ländern<br />

• Impatriats ohne Zugangsrecht zur<br />

GKV<br />

Hier gilt es zu bedenken: Menschen,<br />

die aktuell keine Krankenversicherung<br />

haben und nicht der GKV zuzuordnen<br />

sind, steht regelmäßig nur der Basistarif<br />

als Alternative offen. Den Basistarif<br />

beurteile ich weiterhin kritisch, weil die<br />

Mitgliedsunternehmen des PKV-Verbandes<br />

und der Verband selber den mit<br />

der Kassenärztlichen Bundesvereinigung<br />

verhandelten Vertrag anscheinend<br />

nicht durchsetzen können. Die Kunden<br />

bleiben auf den Kosten sitzen oder werden<br />

sogar von den Ärzten als Patienten<br />

abgewiesen.<br />

Beim Thema Rücktritt/Anfechtung geht<br />

es oft um eine temporäre Absicherung,<br />

bis der Rechtsstreit erfolgreich beendet<br />

ist. Bei Nicht-Versicherung geht es oft<br />

um die Finanzierung von Prämienzuschlägen,<br />

die die Menschen nicht leisten<br />

können. In all diesen genannten Fällen<br />

wäre es tatsächlich sinnvoll zu prüfen, ob<br />

die Betroffenen Krankenversicherungsschutz<br />

durch einen EWR-Dienstleister<br />

erhalten können.<br />

VAG-Novelle 01.01.2016<br />

Im neuen § 61 VAG (alte Fassung § 110a)<br />

werden aus der Sicht führender Europarechtler<br />

der Freedom of Service (FOS<br />

Dienstleistungsfreiheit in der EU) und<br />

der „OECD-Code of Liberalisation of<br />

Current Invisible Operations“ von 2013<br />

verletzt.<br />

Wenn wir wenigstens eine konsistente<br />

Zielverfolgung erkennen könnten, wären<br />

diese Maßnahmen über die Argumentation<br />

des Allgemeinwohls vielleicht möglich.<br />

Ein gutes Beispiel war der Versuch<br />

Deutschlands, den Vertrieb bestimmter<br />

Biersorten in Deutschland zu behindern<br />

oder zu verhindern. Auch hier hat Brüssel<br />

dem Gesetzgeber in Bezug auf das<br />

Reinheitsgebot eine klare Absage erteilt.<br />

Denn die kritisierten Zusatzstoffe, die<br />

vom deutschen Reinheitsgebot nicht abgedeckt<br />

waren, wurden in anderen Getränken<br />

bedenkenlos zugelassen.<br />

Die konsistente Zielverfolgung scheitert<br />

an vielen Aushöhlungen der Kalkulation<br />

nach Art der Lebensversicherung bei<br />

Ausbildungstarifen, im Notlagentarif<br />

oder auch an massiven Leistungseinschränkungen<br />

bestimmter Produkte der<br />

deutschen PKV, zum Beispiel in Tarifen<br />

der HUK-Coburg, Concordia, BBKK/<br />

UKV, Notlagentarif, etc.<br />

Fakt ist, dass ab dem 01.01.2016 die<br />

EWR-KV-Verträge auf der Basis des<br />

neuen VAG nicht mehr als Krankenversicherung<br />

im Sinne des § 193 Abs. 3<br />

abgeschlossen werden können, bis europäische<br />

Gerichte den deutschen Markt<br />

für ausländische Anbieter öffnen. Ob<br />

die betroffenen EWR-Versicherer vor<br />

dem EuGH gegen diese Vereinnahmung<br />

durch die deutsche Versicherungsaufsicht<br />

klagen werden und wie dann die<br />

Entscheidung ausgeht, bleibt abzuwarten.<br />

In den Fällen, wo diese Produkte heute<br />

zu Recht Anwendung finden, sind sie<br />

aber dennoch auch in der Zukunft ein<br />

möglicher Lösungsansatz. Wenn jemand<br />

keine Krankenversicherung hat, und das<br />

sind immer noch gut 100.000 Menschen<br />

in Deutschland, dann ist jede Krankenversicherung<br />

besser als keine Krankenversicherung.<br />

Weitere Kritikpunkte der<br />

BaFin<br />

Die BaFin kritisiert weiterhin, dass die<br />

Versicherer ordentliche Kündigungsrechte<br />

vorsehen, Sublimits oder Leistungslücken<br />

beinhalten und keine Alterungsrückstellung<br />

bilden.<br />

Das ordentliche Kündigungsrecht ist<br />

über VVG geregelt, wenn der Vertrag<br />

zum Nachweis der Pflicht zur Versicherung<br />

nach § 193 Abs. 3 eingesetzt wird.<br />

Es gibt kein Verbot von Sublimits von 1,5,<br />

2 oder 3 Millionen Euro, sondern lediglich<br />

eine Maximierung des Selbstbehalts<br />

(siehe § 193 Abs. 3). Darüber hinaus sollen<br />

die deutschen PKV Versicherer bitte<br />

den Fall vorlegen, wo diese Beträge p.a.<br />

überschritten wurden. Ansonsten berufen<br />

wir uns wie oben bereits geschrieben<br />

auf die Rechtskommentare, mit denen<br />

die deutsche PKV Ihre Deckungslücken<br />

und Unterdeckungen begründet.<br />

Leistungslücken sind je nach Vertrag<br />

vorhanden. Da sollte die BaFin dann bitte<br />

auch bestimmte PKV-Versicherer von<br />

der Pflicht zur Versicherung ausschließen,<br />

die solche Regelungen kennen, wie<br />

zum Beispiel die HUK-Coburg bei stationärer<br />

Psychotherapie.<br />

Kalkulation nach Art der Lebensversicherung<br />

(also mit Alterungsrückstellungen),<br />

wird überbewertet. Bei der Kalkulation<br />

nach Art der Schadenversicherung<br />

wird wenigstens verhindert, dass Menschen<br />

Geld verlieren, weil sie z. B. in die<br />

GKV zurückkehren. Ansonsten verlangt<br />

die PKV grundsätzlich ein hohes Maß<br />

an eigener Verantwortung insbesondere<br />

an den Aufbau ausreichender Altersversorgung.<br />

Das gilt für beide Formen der<br />

Kalkulation!<br />

Fazit<br />

Es gibt aktuell eine aktive Behinderung<br />

der Dienstleistungsfreiheit durch die Ba-<br />

Fin und den PKV Verband und seine Mitgliedsunternehmen,<br />

indem EWR-Dienstleister<br />

der Zugang zum deutschen Markt<br />

verwehrt wird. Es wird etwas verteufelt<br />

und schlecht gemacht, was hier und heute<br />

in einzelnen Fällen helfen kann Probleme<br />

zu lösen!<br />

Wir benötigen einen seriösen und unter<br />

dem Gesichtspunkt europarechtlicher<br />

Vorschriften rechtskonformen Umgang<br />

mit EWR-Krankenversicherungen.<br />

Ein Gastbeitrag von<br />

Thorulf Müller<br />

Seite 18 02/<strong>2015</strong>


Makler sein wird<br />

Die Kunden-App für Makler<br />

von<br />

demnächst im


Aktuelle forsa-Studie enthüllt<br />

Vorsorge-Lücke<br />

Haben Ihre Kunden für sich und ihre Angehörigen geregelt, was im Falle einer schweren Krankheit<br />

oder nach dem Tod geschehen soll? Dann gehören Sie in Deutschland zur Minderheit. Denn eine neue<br />

Untersuchung des forsa-Instituts zum aktuellen Gesellschaftsthema der „Generationenverantwortung“<br />

enthüllt eine alarmierende Vorsorge-Lücke. Das Interesse an Testament, Vorsorgevollmacht und Patientenverfügung<br />

ist zwar mittlerweile hoch (70 Prozent). Doch nur knapp ein Drittel der Bürger (32 Prozent)<br />

hat wichtige Verfügungen bereits konkret für sich geregelt.<br />

Das Bewusstsein für die Verantwortung<br />

gegenüber der nächsten Generation<br />

wächst bei vielen Deutschen mit<br />

dem demografischen Wandel. Auch<br />

das Engagement füreinander ist hoch.<br />

Laut der von der Monuta Versicherung<br />

in Auftrag gegebenen repräsentativen<br />

forsa-Umfrage sind knapp 93 Prozent<br />

aller Bundesbürger privat oder ehrenamtlich<br />

engagiert. 45 Prozent kümmern<br />

sich um Kinder und Jugendliche. Etwa<br />

ebenso viele haben schon enge Angehörige<br />

gepflegt. Im konkreten Trauerfall<br />

begleiteten sogar 64 Prozent der Studienteilnehmer<br />

(insgesamt 1.001 Befragte)<br />

einen Angehörigen oder Freund in der<br />

Zeit des Abschieds. 12 Prozent waren<br />

oder sind in der Hospizarbeit aktiv.<br />

Höhere Ansprüche an die<br />

Familie als an den Staat<br />

Auch die Sorge, den Alltag nicht mehr<br />

selbstständig bewältigen zu können und<br />

auf fremde Hilfe angewiesen zu sein,<br />

beschäftigt immer mehr Bürger. 46 Prozent<br />

gaben an, sich schon häufig mit<br />

der eigenen Pflegebedürftigkeit befasst<br />

zu haben. Dabei setzen sich auffallend<br />

mehr Frauen (53 Prozent) als Männer<br />

(40 Prozent) mit diesen Gedanken auseinander.<br />

Tritt der Pflegefall ein, sieht<br />

die Mehrheit der Befragten (70 Prozent)<br />

die Familie in der Pflicht – und nicht<br />

etwa den Staat (23 Prozent).<br />

Erfreuliche Trends, die durchaus ein<br />

wachsendes Generationenbewusstsein<br />

Seite 20 02/<strong>2015</strong>


Praxis<br />

untermauern. Doch wenn es darüber<br />

hinaus um konkrete Vorkehrungen für<br />

den Krankheits- oder Todesfall geht,<br />

belegen die forsa-Ergebnisse ein großes<br />

Potenzial für Vermittler und Berater in<br />

allen Fragen der Vorsorge: Zwei Drittel<br />

der Befragten (76 Prozent) thematisierten<br />

im Familienkreis bereits eine Patientenverfügung,<br />

fast ebenso viele (68<br />

Prozent bzw. 64 Prozent) tauschten sich<br />

zu Vorsorgevollmacht, Nachlassregelung<br />

und Testament aus. Doch lediglich<br />

32 Prozent haben diese zentralen Verfügungen<br />

bereits tatsächlich für sich geregelt.<br />

Eine Vorsorge-Lücke klafft ebenso<br />

in Bezug auf die finanzielle Absicherung<br />

für den Trauerfall: Nur 31 Prozent der<br />

Deutschen haben eine private Trauerfall-Vorsorge<br />

abgeschlossen – und<br />

erst erschreckende 8 Prozent haben die<br />

Gestaltung der eigenen Trauerfeier frühzeitig<br />

und selbstbestimmt für sich geregelt.<br />

Beratung darf<br />

Vorsorge nicht aussparen<br />

Die forsa-Ergebnisse zeigen einmal<br />

mehr, dass es vielen Menschen schwerfällt,<br />

sich frühzeitig mit wichtigen Vorsorgeaspekten<br />

zu beschäftigen. Dabei<br />

kann die Auseinandersetzung mit dem<br />

Ernstfall Angehörige und Familienmitglieder<br />

finanziell, organisatorisch und<br />

auch seelisch massiv entlasten. Eine<br />

Beratung unter Berücksichtigung der<br />

Generationenverantwortung ist daher<br />

heute mehr denn je gefragt und auch<br />

gefordert.<br />

Ein Gastbeitrag von<br />

Meike Fick<br />

Seite 21


Interview mit Walter Capellmann<br />

„Generationenverantwortung<br />

ist keine Frage des Alters“<br />

Demografischer Wandel, veränderte gesellschaftliche und familiäre Strukturen – Makler und<br />

Vermittler, die in diesem Umfeld Kundenbindungen festigen und sich neues Vertriebspotenzial<br />

erschließen möchten, sollten generationsübergreifend beraten können, erklärt Walter<br />

Capellmann, Hauptbevollmächtigter der Monuta N.V. Niederlassung Deutschland.<br />

Walter Capellmann<br />

ist Hauptbevollmächtigter der<br />

Monuta N.V. in Deutschland.<br />

2005 hat er die Capellmann<br />

Consulting mit Sitz in Düsseldorf<br />

gegründet, ein Dienstleistungs-<br />

und Beratungsunternehmen,<br />

das sich auf den Aufbau<br />

und die Optimierung der<br />

vertrieblichen Wertschöpfung<br />

von Finanzdienstleistern spezialisiert<br />

hat. Sein Know-how<br />

hat Walter Capellmann unter<br />

anderem auf Führungs- und<br />

Vorstandsebene bei Verlagen,<br />

Versicherungsunternehmen<br />

und Finanzdienstleistungsgesellschaften<br />

erworben.<br />

Welchen Einfluss hat der demografische<br />

Wandel auf die Vorsorgeberatung?<br />

Walter Capellmann: Themen wie eine<br />

schwere Krankheit oder gar der Todesfall<br />

müssen heute Bestandteil eines<br />

jeden Beratungsgespräches sein. Wer<br />

als Makler und Vermittler über Vorsorgeverfügungen,<br />

Nachlassregelung und<br />

Trauerfall-Vorsorge berät, empfiehlt sich<br />

bei seinen Kunden als umfassender Vorsorgeexperte.<br />

Die aktuelle forsa-Umfrage<br />

unterstreicht das Beratungspotenzial in<br />

diesem Bereich: Nur ein Drittel der Bundesbürger<br />

hat für den Krankheits- oder<br />

Todesfall vorgesorgt. Generationenberater<br />

können hier anknüpfen und ihre Kunden<br />

unterstützen, wichtige, generationenübergreifende<br />

Fragen rechtzeitig für sich<br />

und ihre Angehörigen zu klären.<br />

Die Deutsche Makler Akademie und<br />

einige Industrie- und Handelskammern<br />

bieten seit einiger Zeit eine zertifizierte<br />

Weiterbildung zum Generationenberater<br />

an. Welche Vorteile bietet dieser<br />

Abschluss?<br />

Wer sich zum zertifizierten Generationenberater<br />

weiterbilden lässt, erhält das<br />

notwendige Wissen rund um zentrale<br />

Vorsorgethemen wie Patientenverfügung,<br />

Vorsorgevollmacht, Nachlassregelung<br />

und Trauerfall-Vorsorge. Ziel ist<br />

es, den Kunden umfassend zu Vorsorgethemen<br />

beraten zu können und dafür<br />

zu sensibilisieren, worauf sie etwa beim<br />

Ausfüllen von Vorsorgeverfügungen oder<br />

Verfassen eines Testamentes achten müssen<br />

– ohne dabei eine Rechtsberatung<br />

durchzuführen.<br />

Welche Fähigkeiten müssen „Generationenberater“<br />

darüber hinaus mitbringen?<br />

Neben der fachlichen Kompetenz ist<br />

eine einfühlsame Kommunikation notwendig.<br />

Wer es als Berater schafft, seine<br />

Kunden fachlich und auch menschlich<br />

zu beraten, festigt nicht nur bestehende<br />

Kundenbindungen, sondern erschließt<br />

sich über die Generationenberatung auch<br />

neues Vertriebspotenzial. Eine ganzheitliche<br />

Beratung richtet sich dabei sowohl<br />

an jüngere als auch an ältere Familienmitglieder.<br />

Generationenverantwortung<br />

zu zeigen, ist keine Frage des Alters.<br />

Inwieweit unterstützt die Monuta Makler<br />

und Vermittler dabei, sich dieses Beratungsfeld<br />

zu erschließen?<br />

Für uns als Vorsorge-Spezialist ist der<br />

generationsübergreifende Beratungsansatz<br />

bereits fester Bestandteil der Vertriebsunterstützung.<br />

In regelmäßigen<br />

Online-Seminaren vermitteln unsere<br />

Fachreferenten grundlegendes Wissen<br />

zur Patientenverfügung, Vorsorgevollmacht<br />

sowie zur Trauerfall-Vorsorge und<br />

Nachlassregelung. Auch das Coaching<br />

für eine angemessene Kommunikation<br />

im Trauerfall gehört dazu. Als zusätzliche<br />

Services unterstützen Online-Checklisten<br />

sowie juristisch geprüfte Formulare<br />

für Vorsorge-Dokumente den Berater<br />

dabei, im Sinne der Generationenverantwortung<br />

wichtige Themen anzusprechen<br />

und gemeinsam mit dem Kunden vor Ort<br />

zu klären.<br />

vielen Dank für das Interview!<br />

Die Fragen stellte Mirko Wenig<br />

Seite 22 02/<strong>2015</strong>


Die leistungsstarke<br />

KV-Voll-Tarifl inie:<br />

einsA<br />

Die private Krankenvollversicherung der Barmenia<br />

Für ein einsA Leben! Fünf Kranken-Vollversicherungs tarife,<br />

die starke Leistungen in allen Gesundheitsfragen bieten:<br />

Mit den Barmenia einsA-Tarifen und einem umfassenden<br />

Leistungs spektrum von A wie ambulant bis Z wie Zahnbehandlung.<br />

Das heißt: Egal, für welchen sich Ihre Kunden<br />

entscheiden – die einsA-Tarife sind immer ein Gewinn! Und<br />

weil sich Ansprüche im Laufe der Zeit ändern, enthalten die<br />

einsA-Tarife die Option, zu bestim mten Zeit punkten ohne<br />

Gesundheits prüfung in einen leistungs stärkeren Vollversicherungstarif<br />

der Barmenia zu wechseln. Natürlich sind nicht nur<br />

Ihre Kunden bei der Barmenia gut aufgehoben. Auch für Sie<br />

sind wir 100 % da! Und zwar verlässlicher, schneller und echt<br />

freundlich.<br />

Informieren Sie sich jetzt:<br />

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Deutschland wird alt<br />

Ist Ihr Unternehmen darauf vorbereitet?<br />

Die Alterung der Gesellschaft bedeutet für Arbeitgeber potentielle Mehrkosten. Sie müssen Fachkräfte<br />

an ihr Unternehmen binden und dafür sorgen, dass diese lange am Berufsleben partizipieren können.<br />

Die Pflegereform der Bundesregierung bedeutet jedoch, dass Beschäftigte zukünftig mehr Möglichkeiten<br />

haben werden, sich für die Pflege von Angehörigen freistellen zu lassen. Vermittler können von den verschärften<br />

Regelungen profitieren - wenn sie die Pflegestärkungsgesetze der Bundesregierung kennen.<br />

Ein Gastbeitrag von Karsten Junghans, Geschäftsführer der CareConcept24 GmbH.<br />

Karsten Junghans<br />

Geschäftsführer<br />

CareConcept24 GmbH<br />

Mitglied im Bundesverband<br />

mittelständische Wirtschaft<br />

Mitglied im Netzwerk<br />

Erfolgsfaktor Familie<br />

Der demographische Wandel hat zwei<br />

Konsequenzen, auf die sich die betriebliche<br />

Personalpolitik einstellen muss:<br />

Eine zunehmend alternde Belegschaft<br />

stellt die Unternehmen vor die Frage, wie<br />

sie dennoch ihre Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit<br />

aufrechterhalten können.<br />

Voraussetzung hierfür ist der Erhalt<br />

der Arbeitsfähigkeit der Beschäftigten bis<br />

ins fortgeschrittene Alter. Dies erfordert<br />

Investitionen in das Personal, besonders<br />

in Hinblick auf Gesundheit, Motivation<br />

und berufliche Kompetenz.<br />

Eine Verknappung des Arbeitskräfteangebots<br />

als Ergebnis einer sinkenden Zahl<br />

von Berufsanfängern und des allmähli-<br />

chen Ausscheidens der geburtenstarken<br />

Jahrgänge aus dem Arbeitsleben (z. B.<br />

Rente mit 63, Pflegefall in der Familie).<br />

Der sich abzeichnende Arbeitskräftemangel<br />

wird einen verstärkten Wettbewerb<br />

um Nachwuchs- und Fachkräfte<br />

zur Folge haben und zu einem steigenden<br />

Lohnniveau führen.<br />

Es ist zu erwarten, dass diese Entwicklungen<br />

insbesondere mittelständische<br />

Unternehmen vor Probleme stellen werden.<br />

Auch der Gesetzgeber verlagert immer<br />

mehr Verantwortung für die Vereinbarkeit<br />

von Familie, Pflege und Beruf in die<br />

deutschen Unternehmen. Ganz aktuell:<br />

Mit dem Pflegestärkungsgesetz <strong>2015</strong><br />

wurden Freistellungsmöglichkeiten bei<br />

Pflegefällen im Angehörigenkreis mit<br />

Rechtsanspruch, Kündigungsschutz und<br />

Lohnersatzleistungen versehen. Neben<br />

dem Risiko, einen Ausfall eines Arbeitnehmers<br />

zum unpassenden Zeitpunkt<br />

kompensieren zu müssen, ein nicht unerheblicher<br />

zusätzlicher administrativer<br />

und finanzieller Aufwand.<br />

Ein enormer Schaden<br />

für Arbeitgeber<br />

In einem kleinen oder mittelständischen<br />

Unternehmen kann durch das Fehlen<br />

weniger Mitarbeiter schon ein großer<br />

Schaden entstehen. Selbst (oder gerade)<br />

wenn der Arbeitnehmer Auszeiten nicht<br />

in Anspruch nimmt, entstehen dem<br />

Unternehmen hohe Kosten. Statistiken<br />

belegen, dass die Folgekosten durch<br />

Krankschreibung, sonstige Fehlzeiten<br />

und insbesondere eine reduzierte Leistungsfähigkeit<br />

heute schon bei über EUR<br />

14.000,00 pro pflegenden Mitarbeiter *<br />

und Jahr liegen.<br />

Die Neuregelungen betreffen im Wesentlichen<br />

drei Bereiche:<br />

Rechtsanspruch mit Kündigungsschutz für<br />

1. eine bis zu 10-tägige Arbeitsverhinderung<br />

bei einer akut auftretenden<br />

Pflegesituation (unabhängig von der<br />

Unternehmensgröße)<br />

2. Freistellung für eine bis zu 6-monatige<br />

Pflegezeit (Unternehmen mit<br />

mind. 15 Mitarbeitern)<br />

3. für eine bis zu 24-monatige Familienpflegezeit<br />

(Unternehmen mit<br />

mind. 25 Mitarbeitern)<br />

Während der (unbezahlten) Freistellung<br />

können über Pflegeunterstützungsgeld<br />

und zinslose Darlehen Lohnersatzleistungen<br />

beantragt werden. Außerdem<br />

wurde die Definition „nahe Angehörige“<br />

auf „Stiefeltern“, „Partner in einer<br />

lebenspartnerschaftsähnlichen Gemeinschaft“<br />

und „Schwäger“ erweitert.<br />

Besonders bei der Familienpflegezeit geht<br />

der Gesetzgeber davon aus, dass nach<br />

Wegfall der Altersteilzeitförderung in<br />

den Unternehmen Zeitwertkonten eingeführt<br />

wurden. Bei dieser Teilzeitregelung<br />

erfolgt eine Entgeltaufstockung durch<br />

den Arbeitgeber. Um die finanzielle<br />

Belastung zu mildern, kann der Arbeitgeber<br />

ein zinsloses Darlehen beantragen.<br />

Dieses muss wiederum durch den Arbeitnehmer<br />

gegen Berufsunfähigkeit oder<br />

Tod durch eine Versicherung abgesichert<br />

werden. Bei vorhandenen Wertguthaben<br />

entfällt dieser zusätzliche finanzielle und<br />

administrative Aufwand.<br />

Auf einem Zeitwertkonto kann der Mitarbeiter<br />

auf verschiedene Arten Zeit oder<br />

Bruttoentgelt (inklusive Arbeitgeberleistungen<br />

zu den Sozialversicherungen)<br />

für die Zukunft ansparen. Das Zeitwert-<br />

Seite 24 02/<strong>2015</strong>


Praxis<br />

konto wird in Geld geführt und mit dem<br />

angesparten Wertguthaben kann sich<br />

der Arbeitnehmer später eine vollständige<br />

oder teilweise bezahlte Freistellung<br />

von der Arbeitsleistung finanzieren.<br />

Das Arbeitsverhältnis bleibt während<br />

dieser Freistellung erhalten. Gesetzliche<br />

Freistellungszwecke sind zum Beispiel<br />

die Elternzeit sowie die Pflegezeit nach<br />

§3 des Gesetzes über die Pflegezeit. Weitere<br />

Freistellungen können für berufliche<br />

Qualifikationen und Weiterbildungen<br />

oder den vorzeitigen Ruhestand genutzt<br />

werden. Zeitwertkonten sind dabei flexibel<br />

und vor allem sicher.<br />

So müssen Zeitwertkonten per Gesetz<br />

gegen Insolvenz abgesichert sein, sind<br />

vererbbar, übertragbar und werden auf<br />

Arbeitslosengeld I und II nicht angerechnet.<br />

Werden Sie nicht genutzt, kann eine<br />

Auszahlung zu Rentenbeginn mit steuerlicher<br />

Fünftelung analog einer Abfindung<br />

ausbezahlt werden. Außerplanmäßige<br />

Auszahlungen können bei Tod oder existenzbedrohender<br />

Notlage erfolgen.<br />

In vielen großen Konzernen bestehen<br />

solche Zeitwertkontenvereinbarungen.<br />

Leider sieht die Situation im Mittelstand<br />

völlig anders aus. Aufgrund fehlender<br />

Beratung kennen die wenigsten kleinund<br />

mittelständischen Unternehmen die<br />

Vorteile eines Zeitwertkontos oder haben<br />

dies bereits eingeführt. Hier besteht ein<br />

dringender Bedarf an qualifizierter Beratung.<br />

Eine hervorragende<br />

Chance für jeden<br />

Finanzdienstleister!<br />

Mit dem Gesprächsansatz „Pflegestärkungsgesetz<br />

<strong>2015</strong> und dessen Auswirkung<br />

auf die Unternehmen“ öffnen sich<br />

viele Türen bei Personalverantwortlichen<br />

und Arbeitnehmervertretern<br />

in den Unternehmen. Ein Termin für<br />

ein Erstgespräch ist fast immer sicher.<br />

Dabei können dann neben den Themen<br />

der Vereinbarkeit von Familie, Pflege<br />

und Beruf auch die weiteren Dienstleistungsangebote<br />

präsentiert werden. Bei<br />

der Umsetzung entstehen automatisch<br />

Cross Selling Ansätze zu betrieblichem<br />

Gesundheitsmanagement und betrieblicher<br />

Krankenversicherung. Über Mitarbeiterinformationen<br />

können darüber<br />

hinaus auch Informationen zur Absicherung<br />

des privaten Berufsunfähigkeitsoder<br />

Pflegerisikos transportiert werden.<br />

Gerade bei den aktuellen Veränderungen<br />

im Markt der Versicherungen ein<br />

hochprofitabler Weg zu neuen Kundenund<br />

Einkommensquellen.<br />

Ein Gastbeitrag von<br />

Kasten Junghans<br />

* Sabine Böttcher, Christina Buchwald<br />

Leitfaden für Unternehmen zur Förderung<br />

der Vereinbarkeit von Erwerbsarbeit<br />

und Pflege<br />

Forschungsberichte aus dem zsh 11-1<br />

ZuHaus © – optimaler Schutz<br />

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Sie die Tür hinter sich schließen und alle<br />

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Seite 25


Seite 26


Karriere<br />

Interview mit Andrea Nicola Mayr<br />

„Ich kann alles so gestalten,<br />

wie ich möchte“<br />

Nur 13 Prozent der ungebundenen Versicherungsvermittler sind weiblichen Geschlechts. Eine junge<br />

Maklerin, die bereits erfolgreich auf sich aufmerksam machen konnte, ist die 28-jährige Anna Nicola<br />

Mayr aus Erlangen, die bei den letztjährigen Jungmakler Awards 2014 den dritten Platz in der Kategorie<br />

„beste Neugründung“ errang. Als selbstständige Maklerin, Finanzberaterin und Karrierecoach<br />

arbeitet sie in der Bürogemeinschaft „Andrea & Thomas“ in Erlangen. Ein Gespräch darüber, welche<br />

Vor- und Nachteile der Versicherungsvertrieb für junge Frauen bietet, was getan werden muss, um<br />

den Beruf für Nachwuchskräfte attraktiver zu machen und warum sie trotz aller Widerstände sagt:<br />

„Ich mache meine Arbeit unglaublich gern und mit Leidenschaft.“<br />

Wann haben Sie sich entschieden Versicherungsmaklerin<br />

zu werden? Gab es<br />

eine Art Schlüsselerlebnis?<br />

Mayr: Das nicht direkt. Es war eher eine<br />

Ansammlung an Unzufriedenheit aufgrund<br />

mangelnder Perspektiven sowie<br />

sehr geringem Einkommen in meinem<br />

vorherigen Beruf. Ich wollte so nicht<br />

mehr weitermachen, also änderte ich<br />

mein Leben von Grund auf – und kam<br />

bei meiner Suche nach einer Arbeit, die<br />

mich mehr fordert und erfüllt, irgendwann<br />

auf die Branche...<br />

…und welche Ausbildung haben Sie<br />

durchlaufen? Makler ist bekanntlich<br />

kein Ausbildungsberuf mit fester<br />

Berufslaufbahn.<br />

Das ist richtig. Man kann Arzt werden,<br />

Ingenieur oder Lehrer. Aber kein normaler<br />

Mensch kommt freiwillig auf die<br />

Idee, den Beruf eines Versicherungsmaklers<br />

zu erlernen. (lacht) Aber um<br />

auf Ihre Frage zu antworten. Ich habe<br />

damals eine Ausbildung zur „Kauffrau<br />

für Bürokommunikation“ bei einer namhaften<br />

Versicherung absolviert, holte per<br />

Fernstudium mein Abitur nach, arbeitete<br />

eine kurze Zeit im Außendienst und<br />

kam schließlich an ein Maklerunternehmen,<br />

welches mich dual ausbildete. Ich<br />

erlangte den Abschluss „Versicherungsmaklerin“<br />

über die IHK und habe vor<br />

2 Jahren noch einmal den „geprüften<br />

Finanzanlagenvermittler“ absolviert.<br />

Versicherungsvermittler haben ein eher<br />

negatives Image. Laut einer Umfrage<br />

des Deutschen Beamtenbundes sprechen<br />

nur 12 Prozent der Bevölkerung<br />

dem Berufsstand ein hohes Ansehen<br />

zu. Wurden Sie selbst schon einmal<br />

mit Vorurteilen gegen Versicherungsvermittler<br />

konfrontiert, etwa im Freundes-<br />

und Bekanntenkreis? Wie gehen<br />

Sie damit um?<br />

Inzwischen mit einem Grinsen. Klar<br />

kommt es noch vor, dass man von jüngeren<br />

Kunden ab und zu hört, dass ihnen<br />

vom Elternhaus gesagt wurde, sie sollen<br />

bloß nichts unterschreiben, wenn<br />

sie hier bei mir im Termin sind. Aber<br />

die Kunden selbst grinsen dann meistens<br />

auch. Vor allem im Freundes- und<br />

Bekanntenkreis gibt es durchweg positives<br />

Feedback. Die Menschen kennen<br />

mich ja, bringen mir Vertrauen entgegen<br />

und kommen meistens auf mich zu, um<br />

nach Rat zu fragen.<br />

…und wie gewinnen Sie das Vertrauen<br />

Ihrer Kunden – trotz aller Vorurteile?<br />

Vorurteile oder Bedenken sind wirklich<br />

sehr selten. Und meistens lösen sich diese<br />

in Luft auf, sobald man im Gespräch aufgetaut<br />

ist, feststellt, dass man auch nur<br />

ein Mensch und kein „böser Versicherungsheini“<br />

ist, den Menschen mit absoluter<br />

Ehrlichkeit und Offenheit begegnet<br />

Seite 27


und – was wichtig ist – auch feststellt,<br />

dass fachkundige Aussagen kommen,<br />

die Google einem nicht gleich beim ersten<br />

Klick beantworten hätte können.<br />

Des Weiteren gibt es bei mir eine weitere<br />

Regel: Nimm nur Kunden auf, bei<br />

denen du dir vorstellen kannst, dass eine<br />

Freundschaft daraus entsteht und man<br />

genau weiß, dass man sich freut, wenn<br />

der Kunde anruft, eine E-Mail schreibt<br />

oder vorbeikommt. Wenn man auch<br />

ehrliches Interesse am anderen hat und<br />

sich aufrichtig für das Leben des anderen<br />

interessiert: dann passt es.<br />

Was schätzen Sie am Beruf der Versicherungsmaklerin<br />

besonders? Und was<br />

sind Dinge, die Sie ärgern?<br />

Besonders ist die komplette Freiheit und<br />

Unabhängigkeit. Ich kann alles so gestalten,<br />

wie ich es möchte. Ich kann Dinge so<br />

erklären, dass der Kunde damit glücklich<br />

ist und nicht irgendein Vorgesetzter, der<br />

einen Leitfaden für irgendein Gespräch<br />

wünscht, das nicht authentisch ist. Ich<br />

kann Nachts um 4 Uhr arbeiten – wenn<br />

der Kunde das wünscht – und mir einen<br />

Freizeitausgleich zurückholen, wenn ich<br />

es will. Das genieße ich jeden Tag und<br />

gehe deshalb so sehr in diesem Beruf auf.<br />

Dinge die mich ärgern…kein Kommentar.<br />

Ich hätte den Beruf schon tausendmal<br />

an den Nagel gehängt, wenn ich<br />

nicht gelernt hätte, mich lieber auf die<br />

positiven Dinge, anstatt auf die negativen<br />

Dinge zu konzentrieren.<br />

Sie haben sich auf eine junge Zielgruppe<br />

spezialisiert, beraten Studenten<br />

und Universitätsabgänger, speziell<br />

Betriebswirte und Ingenieure. Welche<br />

Vorteile sehen Sie in dieser (weitestgehenden)<br />

Zielgruppenspezialisierung?<br />

Inzwischen hat sich der Kreis sogar<br />

erweitert, was mich sehr freut. Klarer<br />

Vorteil ist der, dass man sich bereits in<br />

jungen Jahren kennenlernt, gemeinsam<br />

die Bewerbung entwirft, gemeinsam<br />

überlegt, wie man in die Gehaltsverhandlungen<br />

geht und dann natürlich<br />

auch gemeinsam die ersten Verträge<br />

schließt, die zum Berufsstart oder auch<br />

teilweise davor zwingend nötig sind. So<br />

verbringt man viel, viel, definitiv viel<br />

mehr Zeit zusammen und kann sich erst<br />

einmal kennenlernen. Manchmal vergehen<br />

vor einem Vertragsabschluss auch<br />

einige Jahre. So ist aber auch gewährleistet,<br />

dass sich niemand überrumpelt fühlt<br />

und man trägt zu einer Imageverbesserung<br />

der Branche bei.<br />

im Gegensatz dazu bieten sie thematisch<br />

ein Rundumpaket. Sie beraten<br />

nicht nur zu Versicherungen, sondern<br />

ganzheitlich zu Finanzen, bieten<br />

zusätzlich Existenzcoaching und Bewerbungstraining<br />

für Uni-Absolventen.<br />

Worin sehen Sie die Vorteile einer breiten<br />

und umfassenden Beratung?<br />

Man hat einfach viel mehr Zeit und<br />

es entsteht kein Druck. Der nächste<br />

Punkt ist auch eine Win-win-Situation<br />

für beide. Wenn ich in meiner Arbeit<br />

wirklich gut bin, freut sich der Kunde,<br />

der mit meiner Hilfe vielleicht seinen<br />

Traumjob ergattern konnte. Oder der<br />

mehrere Tausend Euro mehr Gehalt verhandelt<br />

hat. Oder oder oder... Die Leute<br />

sind meistens sehr froh und auch in<br />

ihrer Arbeit glücklicher und empfehlen<br />

mich so natürlich auch weiter, wofür ich<br />

ebenfalls unendlich dankbar bin.<br />

„Die Familiengründung<br />

ist ein<br />

zweischneidiges<br />

Schwert“<br />

Laut Ihrem Xing-Profil streben Sie eine<br />

lebenslange Zusammenarbeit mit den<br />

Kunden an. Setzen Sie eher auf Kundenbindung<br />

und Bestandsaufbau statt<br />

auf schnelles Neugeschäft?<br />

Ja! Definitiv! Der Kunde muss, ehe er<br />

etwas umsetzt, auch wirklich lange sehr<br />

gut beraten werden, ihm sollen alle Fragen<br />

beantwortet werden, er soll sich frei<br />

für oder gegen etwas entscheiden. Und<br />

dann habe auch ich ein gutes Gefühl,<br />

weil ich weiß, dass der Kunde frei entschieden<br />

hat und auch selbst gegenüber<br />

kritischen Eltern oder Freunden erklären<br />

kann, warum er sich für dies oder<br />

jenes oder gegen dies oder jenes entschieden<br />

hat. Ganz einfach, oder ;-)?<br />

Der Versicherungsvertrieb gilt als männlich<br />

dominierte Branche. In der Maklerschaft<br />

liegt die Frauenquote bei mageren<br />

13 Prozent, berichtet Prof. Dr. Gabrielle<br />

Zimmermann von der Fachhochschule<br />

Köln im Versicherungsmagazin. Warum<br />

ist der Beruf Ihrer Meinung nach für<br />

Frauen eher unattraktiv?<br />

Was? Als ich finde den Beruf ganz und<br />

gar nicht unattraktiv. Man ist Inhaberin<br />

des eigenen Unternehmens, kann all<br />

seine genialen Ideen umsetzen (und die<br />

nicht genialen zumindest einmal ausprobieren)<br />

und kann – wenn auch nur in<br />

kleinem Rahmen – die Welt zum Besseren<br />

verändern.<br />

Wenn ich zurückdenke, fällt mir aber<br />

tatsächlich etwas ein, das vielleicht eher<br />

Frauen als Männer abschreckt. Die<br />

ersten 3 Jahre in der Selbstständigkeit<br />

waren natürlich extrem hart. Ich hatte<br />

keine Zeit mehr für meine Freunde,<br />

Hobbys oder sonstige Aktivitäten. Ich<br />

arbeitete, lernte und schlief. Und auch<br />

die Angst, einfach pleitezugehen, ist am<br />

Anfang nicht unbegründet. Wenn man<br />

aber diese harte Zeit bereit ist zu überstehen,<br />

dann bieten sich in dem Job tolle<br />

Möglichkeiten. Möglicherweise schrecken<br />

hier eher die Damen bei diesen<br />

Gedanken zurück als die Herren?<br />

Ein weiterer Punkt ist das Thema Familiengründung:<br />

Ein zweischneidiges<br />

Schwert. Zum einen erhält man in der<br />

Position des Selbstständigen als Frau<br />

keinerlei finanzielle Unterstützung und<br />

kann seinen Laden dicht machen, wenn<br />

man mal 1 Jahr in „Mutterschutz“ geht,<br />

den man sich selbst genehmigt hat.<br />

Zum anderen könnte man sich seinen<br />

Betrieb ggf. so einrichten, dass man auf<br />

Home-Office umstellt und seine Kunden<br />

dann im Café trifft oder viel via Skype<br />

macht. Ich denke, das ist Einstellungssache,<br />

ob es nun ein Vor- oder Nachteil ist.<br />

...und was kann oder muss getan werden,<br />

um die Attraktivität des Berufs<br />

„Versicherungsvermittlerin“ zu erhöhen?<br />

Zunächst wären da einmal die Provisionen...(lacht).<br />

Nein, das soll ja nicht der<br />

einzige Anreiz sein, diesen Job auszuüben.<br />

Vorstellbar wäre eine Art „Hilfsprogramm“<br />

für den Start in die Selbstständigkeit,<br />

zum Beispiel, indem man<br />

von erfahrenen Maklern beraten wird?<br />

Makler-Franchise?<br />

Aber warum ist das überhaupt wichtig?<br />

Seite 28 02/<strong>2015</strong>


Karriere<br />

Es ist doch völlig egal ob ein Mann oder<br />

eine Frau den Job ausübt – Hauptsache<br />

dieser Mensch hat Charakter und handelt<br />

aus ehrlicher und guter Motivation<br />

heraus...<br />

Die Versicherungsbranche hat grundsätzlich<br />

ein Nachwuchsproblem. Das<br />

Durchschnittsalter der Vermittler liegt<br />

-abhängig von der Studie- bei ca. 50<br />

Jahren. Machen die Versicherer aus<br />

Ihrer Sicht genug, um junge Nachwuchskräfte<br />

für den Vermittlerberuf zu<br />

gewinnen?<br />

Die Einzigen, die ein Interesse haben<br />

junge Leute aufzubauen, sind wohl eher<br />

die Strukturvertriebe. Und deren Interesse<br />

ist es ja nicht, die Leute dann in die<br />

Selbstständigkeit zu entlassen, sondern<br />

die Strukturvertriebe möchten diese<br />

gerne selbst halten. Ich bin mir nicht<br />

sicher, ob die Versicherer selbst hier<br />

so viel machen können. Ich würde den<br />

Beruf als richtiges Studium etablieren,<br />

sodass vielleicht hier mehr Sog entsteht.<br />

Wie wäre das?<br />

„Ich würde den<br />

Maklerberuf als<br />

richtiges Studium<br />

etablieren“<br />

Seit 2009 (über die Formaxx, seit 2013<br />

im eigenen Büro) sind Sie selbstständig.<br />

Oft wird argumentiert, die Senkung<br />

der Abschlussprovisionen belaste junge<br />

MaklerInnen besonders, da sie sich<br />

noch keinen so großen Kundenstamm<br />

aufbauen konnten wie ältere Vermittler.<br />

Kann man sich die Arbeit als Versicherungsmaklerin<br />

unter den jetzigen<br />

Bedingungen überhaupt noch leisten?<br />

Eine gute Frage. Um ehrlich zu sein,<br />

belastet das natürlich sehr. Aktuell<br />

befinde ich mich in einer selbst deklarierten<br />

Testphase. Ich gebe dem Ganzen<br />

2 Jahre, um für mich selbst zu prüfen,<br />

ob man sich den Job noch „leisten“<br />

kann. Die Zeit wird es zeigen. Aber für<br />

uns junge Vermittler ist es sicherlich<br />

schwieriger als für die, die ihre gesamten<br />

Kosten mit der B-Prov bereits abgelten<br />

können.<br />

Was kann Ihrer Meinung nach getan<br />

werden, um den Beruf für junge Menschen<br />

attraktiver zu machen?<br />

Mein Hauptargument wäre immer noch<br />

an die Unis und Hochschulen zu gehen,<br />

den Beruf des Versicherungsmaklers als<br />

richtigen, echten Studiengang zu etablieren,<br />

um dann genauso anerkannt zu<br />

sein, wie ein Jurist, Betriebswirt oder<br />

Ingenieur.<br />

Die Branche gilt als „spießig“. In den<br />

Fachmagazinen sind viele graue Maßanzüge<br />

zu sehen. Sie hingegen sind<br />

bei der Preisverleihung zum Jungmakler-Awards<br />

mit einem Shirt des Heavy-Metal-Festivals<br />

Wacken auf die<br />

Bühne gegangen. Muss sich die Versicherungsbranche<br />

bunter, vielseitiger<br />

und individualistischer präsentieren,<br />

um junge Fachkräfte zu gewinnen?<br />

Ich sehe schon, Sie haben erkannt,<br />

warum ich ausgerechnet ein so freches<br />

Shirt für die Preisverleihung gewählt<br />

habe. Mir war wichtig die Botschaft zu<br />

übermitteln, dass man mit „anders sein“<br />

auch erfolgreich sein kann (lacht).<br />

Dennoch halte ich es natürlich für blödsinnig,<br />

wenn sich jemand verkleidet,<br />

obwohl es gar nicht zu einem selbst<br />

passt. Und wenn etwas gekünstelt wirkt,<br />

dann wird das auch keine neuen Fachkräfte<br />

anlocken. So kitschig es auch klingen<br />

mag – das muss jeder für sich selbst<br />

entscheiden.<br />

Ich habe gelesen, Sie beraten auch<br />

viel in der Metal- und Gothic-Szene.<br />

Wie gewinnt man denn einen Fan von<br />

Slayer oder Metallica für den Abschluss<br />

einer Lebensversicherung?<br />

Von meinen gesamten Kunden sind<br />

vielleicht maximal 3% in der Metalund<br />

Gothic-Szene. Mehr sind jederzeit<br />

herzlich willkommen! Da würde ich<br />

mich riesig freuen. Nun, um die letzte<br />

Frage noch zu beantworten: Vermutlich<br />

genauso, wie man einen Schlager-Fan<br />

dazu bringt, eine Lebensversicherung<br />

abzuschließen, unter der Voraussetzung<br />

er möchte von sich aus eine haben.<br />

Wir bedanken uns für das Interview!<br />

Die Fragen stellte Mirko Wenig.<br />

Andrea Nicola Mayr<br />

wurde 1987 in Sindelfingen<br />

geboren. Seit 2009 ist sie<br />

selbstständig, zunächst als<br />

Finanzberaterin und Vertriebspartnerin<br />

der Formaxx-AG in<br />

Erlangen und Nürnberg.<br />

Ab April 2013 schließlich als<br />

unabhängige Maklerin, Finanzberaterin<br />

und Karrierecoach in<br />

der Bürogemeinschaft „Andrea<br />

& Thomas“ Erlangen.<br />

Ihre Berufsausbildung zur<br />

Kauffrau für Bürokommunikation<br />

machte sie bei der Allianz<br />

Versicherungs-AG in Stuttgart,<br />

wo sie bis 2008 als Sachbearbeiterin<br />

und Vertriebsassistentin<br />

tätig war. Parallel zu ihrer<br />

Selbstständigkeit erwarb sie die<br />

Fachhochschulreife Wirtschaft/<br />

Verwaltung. Sie ist geprüfte<br />

Versicherungsfachfrau nach §34<br />

d und §34 c sowie Finanzanlagenvermittlerin<br />

nach §34 f.<br />

Ein Schwerpunkt ihrer Arbeit<br />

ist die Beratung von Akademikern<br />

und Universitätsabgängern,<br />

die sie direkt an der<br />

Universität anspricht und mit<br />

einem selbst entwickelten<br />

Finanzanalyse-Werkzeug berät.<br />

Bei den Jungmakler Awards<br />

2014 belegte Mayr den dritten<br />

Platz in der Kategorie „beste<br />

Neugründung“.<br />

Die geschmackvoll gestaltete<br />

Internetseite ihrer Bürogemeinschaft<br />

ist unter der Adresse<br />

http://www.andrea-thomas.de/<br />

erreichbar.<br />

Seite 29


Interview mit Prof. Dr. Gabriele Zimmermann<br />

Frauen im Vertrieb<br />

„Sicherlich fehlen Frauen die<br />

weiblichen Vorbilder“<br />

Eine Wissenschaftlerin, die sich in ihrer Forschung intensiv mit Frauen im Versicherungsvertrieb auseinandersetzt<br />

und mehrere Studien zu dem Thema vorgestellt hat, ist Prof. Dr. Gabriele Zimmermann<br />

vom Institut für Versicherungswesen an der Technischen Hochschule Köln. <strong>Versicherungsbote</strong> hat nachgefragt,<br />

warum der Maklerberuf für Frauen so unattraktiv ist – und was getan werden muss, um mehr<br />

Frauen für die Vermittlertätigkeit zu gewinnen.<br />

Prof. Dr. Gabriele Zimmermann<br />

ist am Institut für Versicherungswesen<br />

der Technischen<br />

Hochschule Köln Professorin<br />

für Personalführung, Organisationsentwicklung<br />

und<br />

Versicherungsvertrieb. Ihre Forschungsschwerpunkte<br />

sind die<br />

Themen Change Management<br />

in Versicherungsunternehmen,<br />

Frauen in Führung und Frauen<br />

im Versicherungsvertrieb.<br />

Sie arbeitete acht Jahre in zwei<br />

DAX Unternehmen in leitenden<br />

Funktionen der Führungskräfteentwicklung<br />

und des Change<br />

Managements. Seit 16 Jahren<br />

ist sie Executive Coach und<br />

berät Führungskräfte in Fragen<br />

der Führung und des Change<br />

Managements.<br />

Frau Prof. Dr. Zimmermann, Sie forschen<br />

zu Frauen im Versicherungsvertrieb.<br />

Im Maklervertrieb liegt die Frauenquote<br />

bei gerade einmal 13 Prozent,<br />

in der Ausschließlichkeit sieht es kaum<br />

besser aus. Was sind die Gründe dafür,<br />

dass sich Frauen so selten für eine<br />

Tätigkeit als Versicherungsvermittlerin<br />

entscheiden?<br />

Gabriele Zimmermann: Es gibt eine<br />

Vielzahl von Gründen, warum sich<br />

Frauen selten für die Tätigkeit als Versicherungsvermittlerin<br />

entscheiden.<br />

Die beiden wichtigsten Gründe sind<br />

das erfolgsabhängige Gehalt und die<br />

schlechte Vereinbarkeit von Familie mit<br />

dieser Tätigkeit.<br />

Das beides gehört zudem zusammen;<br />

denn gerade junge Frauen stellen sich<br />

die Frage: „Wer bezahlt meine Miete,<br />

wenn ich einmal Kinder bekomme und<br />

eine Zeit lang nicht arbeiten kann?“ Es<br />

ist also weniger das fehlende Selbstbewusstsein,<br />

die erforderlichen Ziele nicht<br />

zu erreichen, sondern die Schwierigkeit<br />

der Vereinbarkeit von Familie und dem<br />

Vertriebsjob.<br />

Ein weiterer Grund, weshalb sich Frauen<br />

gegen eine Tätigkeit als Vermittlerin entscheiden<br />

ist der vorherrschende Konkurrenzkampf<br />

zwischen den jeweiligen<br />

Vermittlern; Frauen bevorzugen ein harmonisches<br />

Arbeitsklima. Und last but<br />

not least ist auch die männerdominierte<br />

Kultur eine Barriere.<br />

Im Versicherungsvertrieb herrscht ein<br />

hoher Erfolgsdruck. Lange und unregelmäßige<br />

Arbeitszeiten, weite Fahrten zu<br />

den Kunden und der Zwang, oft auch<br />

am Abend Mails und Anrufe zu beantworten,<br />

sind für Vermittler und Vermittlerinnen<br />

an der Tagesordnung. Das<br />

dürfte auch die Familienplanung deutlich<br />

erschweren?<br />

Diese Aspekte erschweren eben nicht die<br />

Familienplanung, sondern verhindern<br />

oftmals, dass sich Frauen, die eigentlich<br />

für eine Tätigkeit als Vermittlerin geeignet<br />

sind, gegen diesen Beruf entscheiden.<br />

Was die Arbeitszeiten und –orte der Vermittlertätigkeit<br />

anbetrifft, wird sich in<br />

den nächsten Jahren aber einiges ändern.<br />

Das Kundenverhalten ist durch die verstärkte<br />

Nutzung von digitalen Medien<br />

im Wandel und die Kunden sind bereit<br />

frauenfreundlichere Beratungszeiten<br />

und -orte zu akzeptieren. Die Vereinbarkeit<br />

der Vermittlertätigkeit mit Familie<br />

wird also einfacher werden, insbesondere<br />

dann, wenn man sich schon einen<br />

Kundenstamm aufgebaut hat.<br />

Speziell für Versicherungsmaklerinnen<br />

sehe ich ein weiteres Problem: Wenn<br />

sie ihre Tätigkeit für die Kindererziehung<br />

unterbrechen, können sie wichtige<br />

Aufgaben als Sachverwalterinnen<br />

ihrer Kunden-Bestandspflege, die<br />

regelmäßige Überprüfung des Versicherungsschutzes<br />

etc.- nur eingeschränkt<br />

wahrnehmen bzw. müssen diese an<br />

Seite 30 02/<strong>2015</strong>


Karriere<br />

eine Vertretung delegieren. Wie meistern<br />

Vermittlerinnen die Elternzeit und<br />

andere Unterbrechungen der Erwerbsbiographie?<br />

Das ist sicherlich eine Herausforderung.<br />

Aber die durchgängige Berufstätigkeit<br />

von Frauen, auch in Führungspositionen,<br />

nimmt in Deutschland immer mehr<br />

zu. Frauen sind ausgezeichnete „Multitasker“<br />

und organisieren es immer besser,<br />

eine anspruchsvolle berufliche Tätigkeit<br />

mit Familie zu kombinieren. Positiv ist,<br />

dass die Gesellschaft in Deutschland die<br />

Berufstätigkeit von Frauen immer mehr<br />

unterstützt. Die staatlichen Kinderbetreuungsmöglichkeiten<br />

sind auch in<br />

Westdeutschland ausgebaut worden, die<br />

Unternehmen bieten vielfältige Möglichkeiten,<br />

Familie und Beruf zu vereinen.<br />

Und wie eben bereits beschrieben werden<br />

sich die Arbeitsbedingungen für die<br />

Vermittlertätigkeit ändern; die virtuellere<br />

Beratung wird es einfacher machen,<br />

die Maklertätigkeit auch als Mutter<br />

erfolgreich auszuüben.<br />

Inwiefern trägt das schlechte Image der<br />

Versicherungsbranche dazu bei, dass<br />

der Vermittlerberuf für Frauen eher<br />

unattraktiv ist?<br />

Sicherlich ist auch das ein Grund, warum<br />

sich Frauen gegen eine Tätigkeit als Versicherungsvermittlerin<br />

entscheiden. Für<br />

viele Kunden ist dieser Beruf immer<br />

noch stark mit Vorurteilen belastet. Die<br />

Ablehnung bzw. Zurückweisung und<br />

Überzeugungsarbeit, die oft als Vertriebsmitarbeiter<br />

geleistet werden muss,<br />

schreckt viele Frauen ab. Schließlich<br />

möchte frau mit ihren guten bis sehr<br />

guten Qualifikationen eine Tätigkeit mit<br />

hohem Ansehen durchführen.<br />

Viele Frauen entscheiden sich für eine<br />

Tätigkeit im Innendienst von Versicherungen.<br />

2012 betrug der Frauenanteil<br />

hier 55 Prozent. Warum übt gerade der<br />

Innendienst so eine hohe Anziehungskraft<br />

auf Frauen aus?<br />

Da sind wir wieder bei dem Thema des<br />

variablen Gehalts und der damit schwierigen<br />

Vereinbarkeit von Familie und<br />

Beruf – und eben bei den weiteren Barrieren,<br />

die wir eingangs besprochen haben.<br />

In den Medien wird die Versicherungsbranche<br />

stark von Männern repräsentiert.<br />

Wenn wir uns um Interviews mit<br />

Vorständen oder Entscheidern bemühen,<br />

werden uns mehrheitlich männliche<br />

Gesprächspartner vermittelt. Trägt<br />

die Außendarstellung der Versicherungsbranche<br />

dazu bei, dass sie eher<br />

als Tätigkeitsfeld für Männer wahrgenommen<br />

wird?<br />

Sicherlich fehlen den Frauen die weiblichen<br />

Vorbilder, insbesondere im Vertrieb.<br />

Und Studien zeigen, dass Frauen<br />

gerne Vorbilder haben, wenn es um ihre<br />

berufliche Karriere geht. Positiv ist, dass<br />

der Anteil von Frauen in Führungspositionen<br />

in der Versicherungsbranche insgesamt<br />

seit Jahren steigt. Im Jahr 2014<br />

lag der Anteil der Frauen in Führung bei<br />

25% im Innendienst, bei allerdings nur 4<br />

% im Außendienst im Jahr 2013. (Flexible<br />

Personalstatistik des AGV).<br />

Der Anteil der Frauen in Vorstandspositionen<br />

ist in der Versicherungsbranche<br />

mittlerweile sogar höher als in anderen<br />

Branchen – aber eben nicht bei den Vertriebsvorständen.<br />

Das wird aber auch<br />

noch kommen!<br />

„Es braucht mehr<br />

Aufklärung zu<br />

den Chancen des<br />

Vertriebs“<br />

Bemühen sich die Versicherungsunternehmen<br />

genug, um den Vertrieb für<br />

Frauen attraktiver zu machen? Angesichts<br />

des Nachwuchsmangels wäre<br />

dies dringend geboten – der durchschnittliche<br />

Vermittler ist ca. 50 Jahre<br />

alt.<br />

Also zunächst einmal gilt es festzuhalten,<br />

dass Frauen für die Tätigkeit in der Vermittlung<br />

eine Bereicherung sind. Frauen<br />

haben die für den Vertrieb erforderlichen<br />

Fähigkeiten; sie gelten als äußerst<br />

kommunikativ, loyal und besitzen die<br />

Fähigkeit, (aktiv) zuzuhören. Im Vergleich<br />

zu Männern verfügen Frauen<br />

über eine stärker ausgeprägte emotionale<br />

Intelligenz. Dadurch fällt es ihnen<br />

besonders leicht, eine Beziehungsebene<br />

zum Kunden aufzubauen. Das bestätigt<br />

auch meine Studie, bei der ich 2000 Versicherungskunden<br />

befragt habe. Frauen<br />

werden von den Kunden als einfühlsamer,<br />

vertrauenswürdiger, zuverlässiger<br />

und ehrlicher wahrgenommen als ihre<br />

männlichen Kollegen.<br />

Vor diesem Hintergrund bemühen<br />

sich die Versicherungsunternehmen,<br />

die Tätigkeit für Frauen attraktiver zu<br />

machen. In vielen Unternehmen steht<br />

dieses Thema auf der Agenda des Vertriebsvorstandes,<br />

die Personalleiter der<br />

Vertriebe haben das Thema schon seit<br />

Jahren auf Ihrer Prioritätenliste ganz<br />

oben. Maßnahmen, die dazu beitragen,<br />

dass der Vertrieb für Frauen attraktiver<br />

wird, sind die verstärkte Rekruitierung<br />

von Frauen und die besondere Berücksichtigung<br />

bei Beförderungen, um mehr<br />

weibliche Rollenmodelle zu etablieren.<br />

Mentoringprogramme und Netzwerke<br />

werden flankierend eingesetzt. Und<br />

Modelle der Teilzeitbeschäftigung werden<br />

angeboten, um die Vereinbarkeit mit<br />

Familie zu unterstützen. Meine Erfahrung<br />

mit den Studentinnen des Studiengangs<br />

„Versicherungswesen“ zeigt aber<br />

noch etwas anderes: es braucht viel mehr<br />

Aufklärung zu den Arbeitsbedingungen<br />

und Chancen, die der Versicherungsvertrieb<br />

bietet.<br />

Bitte nennen Sie uns abschließend<br />

Gründe, warum die Vermittlertätigkeit<br />

trotz aller Widerstände auch für Frauen<br />

attraktiv sein kann.<br />

Eine Position im Vertrieb bringt viele<br />

abwechslungsreiche Aufgaben mit sich.<br />

Ein Vertriebsmitarbeiter ist nicht nur<br />

Verkäufer, sondern auch Berater. Er steht<br />

in vielseitigem Kontakt mit Kunden und<br />

soll eine umfassende Beratung auf Basis<br />

der Kundenbedürfnisse durchführen.<br />

Diese beiden Aspekte sind für Frauen<br />

sehr attraktiv.<br />

Darüber hinaus sind die Aufstiegschancen<br />

bei guten Leistungen für Frauen derzeit<br />

besonders gut; das gilt insbesondere<br />

für den Vertrieb, da der Frauenanteil dort<br />

derzeit gering ist. Und Weiterbildung<br />

wird im Vertrieb groß geschrieben, was<br />

den lernbegierigen Frauen gefällt. Soweit<br />

entspricht die Tätigkeit im Vertrieb auch<br />

einigen Wünschen der Frauen, wenn es<br />

um ihre Berufstätigkeit geht.<br />

Vielen Dank für das Gespräch!<br />

Die Fragen stellte Mirko Wenig.<br />

Seite 31


Interview mit Stefan Liebig<br />

„Wechselwillige Vertreter wollen<br />

echte Unternehmer sein“<br />

Fünf Firmen sind unter dem Dach der vfm-Gruppe mit Sitz in Pegnitz und Frankfurt am Main organisiert,<br />

darunter ein eigenes Maklerunternehmen, ein Maklerpool und ein Softwarehaus. Unser besonderes<br />

Interesse erregte jedoch die „vfm Versicherungs- & Finanzmanagement GmbH“, die Ausschließlichkeitsvertreter<br />

dabei begleitet, den Schritt zum Versicherungsmakler zu wagen. <strong>Versicherungsbote</strong> hat mit<br />

Geschäftsführer Stefan Liebig gesprochen, wie hoch die Zahl der wechselwilligen Vertreter ist, warum<br />

sich Vertreter für die Selbstständigkeit entscheiden und wie er die Zukunft des Versicherungsvertriebs<br />

allgemein einschätzt.<br />

Sie bezeichnen sich u. a. als „Dienstleister<br />

für Umsteiger aus der Ausschließlichkeit<br />

zum Makler“. Wie hoch ist die<br />

Zahl der wechselwilligen Ausschließlichkeitsvertreter,<br />

die Sie pro Jahr betreuen?<br />

Stefan Liebig: Wir führen jährlich hundertfach<br />

Gespräche mit wechselwilligen<br />

Ausschließlichkeitsvermittlern. Dabei<br />

analysieren wir die persönliche Situation<br />

und erarbeiten gemeinsam eine Entscheidungsgrundlage,<br />

ob der Wechsel in<br />

die Unabhängigkeit wirklich Sinn macht.<br />

In nicht wenigen Fällen raten wir auch<br />

etwa aufgrund fehlender wirtschaftlicher<br />

Leistungsfähigkeit von einem Wechsel<br />

ab.<br />

Stefan Liebig<br />

Geschäftsführer<br />

vfm Versicherungs- & Finanzmanagement GmbH<br />

Wenn jedoch die erforderlichen Parameter<br />

passen, begleiten wir schlussendlich<br />

max. 20 Partner pro Jahr beim Umstieg<br />

in die Unabhängigkeit und leisten dabei<br />

personelle Unterstützung, indem beispielsweise<br />

Mitarbeiter aus der Zentrale<br />

vorübergehend im Betrieb des neuen<br />

Partners vor Ort mit anpacken. Unsere<br />

Philosophie ist auf Langfristigkeit ausgelegt.<br />

Deshalb mache ich auch keinen<br />

Hehl daraus, dass wir großen Wert darauf<br />

legen, ob die viel zitierte Chemie zwischen<br />

den handelnden Personen stimmt.<br />

Das ist die Grundlage für Vertrauen und<br />

eine langfristige Partnerschaft!<br />

Haben Sie in den letzten Jahren einen<br />

Trend beobachten können, zum Beispiel,<br />

dass mehr oder weniger Vertreter<br />

in die Selbständigkeit wechseln wollen?<br />

Seite 32 02/<strong>2015</strong>


Karriere<br />

Unter anderem der Bundesverband<br />

Deutscher Versicherungskaufleute<br />

(BVK) verfolgt diese Fragestellung<br />

bereits seit längerem und seine<br />

Erkenntnisse decken sich mit unseren<br />

Erfahrungen, die zeigen, dass sich die<br />

Wechselbereitschaft der Ausschließlichkeitsvermittler<br />

seit Jahren auf konstant<br />

hohem Niveau hält. Natürlich spüren<br />

wir es, wenn einige Erstversicherer ihre<br />

jeweilige Ausschließlichkeitsorganisation<br />

zum Beispiel mit neuen Kooperationsverträgen<br />

konfrontieren oder mit<br />

Schließung ausgewählter Sparten diese<br />

damit unter Druck setzen. Unsere Kontaktfrequenz<br />

mit Kollegen der betroffenen<br />

Gesellschaft steigt in dem Moment<br />

sprunghaft an.<br />

Ich möchte hier aber auch klar zum Ausdruck<br />

bringen, dass wir niemals aktiv auf<br />

Vertreter dieser Gesellschaften zugehen,<br />

um eventuelle Missstände zu unserem<br />

Vorteil zu nutzen. Wir arbeiten womöglich<br />

mit dem gleichen Erstversicherer<br />

über den unabhängigen Vertriebsweg<br />

zusammen und würden mit einer derartigen<br />

Strategie die Partnerschaft mit<br />

Füßen treten.<br />

Die vfm-Gruppe begleitet seit über 20<br />

Jahren Umsteiger aus der Ausschließlichkeit.<br />

Es hat sich bewährt, den ersten<br />

Schritt voll und ganz dem ratsuchenden<br />

Vermittler zu überlassen. Erst wenn dieser<br />

anfragt und eventuellen Handlungsbedarf<br />

sieht, signalisieren wir von unserer<br />

Seite aus Gesprächsbereitschaft.<br />

Können Sie einen Einblick geben, welche<br />

Gründe Vertreter für ihre Wechselabsicht<br />

nennen?<br />

Die Bandbreite möglicher Beweggründe<br />

ist breit gefächert und ergibt in der<br />

Summe ein vielschichtiges Bild. Allerdings,<br />

sehr vereinfacht ausgedrückt:<br />

wechselbereite Vermittler wollen endlich<br />

„echte Unternehmer“ sein und freie Entscheidungen<br />

treffen. Zudem erkennen<br />

viele die außerordentliche Bedeutung<br />

und hervorgehobene Wertstellung, die<br />

ein selbst aufgebauter Kundenstamm mit<br />

sich bringt. Um sein damit verbundenes<br />

Kapital ohne Einschränkung disponibel<br />

halten zu können, ist zum Beispiel der<br />

Mantel einer GmbH oder GmbH & Co<br />

KG unerlässlich. Beide Rechtsformen<br />

sind für Makler und Mehrfachagenten<br />

selbstverständlich, in der Ausschließlichkeit<br />

aber aus nachvollziehbarem<br />

Grund unerwünscht.<br />

„Einzelkämpfer<br />

werden es<br />

schwer haben“<br />

Welche Probleme können bei einem<br />

Wechsel von der Ausschließlichkeit<br />

zum ungebundenen Vermittler entstehen<br />

– und welche Lösungen bieten Sie<br />

hierfür an?<br />

Die alles entscheidende Grundvoraussetzung<br />

für einen erfolgversprechenden<br />

Umstieg liegt in einem großen Kundenbestand,<br />

der zudem mit einer möglichst<br />

engen Kundenbindung einhergeht.<br />

Idealerweise kennt ein wechselwilliger<br />

Vermittler seine Kunden mindestens<br />

fünf, besser noch zehn Jahre und länger.<br />

Sofern diese Voraussetzung nicht gegeben<br />

ist, steigt die Wahrscheinlichkeit des<br />

Scheiterns extrem. Wir raten in solchen<br />

Fällen von einem Wechsel ab.<br />

Gerade in den ersten zwei Jahren nach<br />

dem Vertriebswegewechsel gestaltet sich<br />

im Besonderen die Kompositbestandsumdeckung<br />

als äußerst arbeitsintensiv,<br />

wofür wir ein Bestandsumdeckungskonzept<br />

entwickelt haben. In vielen<br />

Fällen ist ein Wechsel zudem mit einer<br />

Finanzierung verbunden. Wir assistieren<br />

bereits im Vorfeld mit einer Rentabilitätsberechnung<br />

für eine nachhaltige<br />

Unternehmensplanung. Zu guter Letzt<br />

ist ein gewisser Einsatz an Eigenkapital<br />

ebenfalls einzukalkulieren. Sollte darüber<br />

hinaus eine Finanzierungslücke<br />

bestehen, füllen wir diese mit unserer<br />

Starthilfe auf.<br />

Die Zahl der Versicherungsvermittler ist<br />

in den letzten Jahren stark zurückgegangen,<br />

auch im ersten Halbjahr <strong>2015</strong><br />

verlor die Branche laut Vermittlerregister<br />

4820 Fachkräfte. Ist ein „Vermittlersterben“<br />

zu befürchten, wie manche<br />

Experten warnen? Oder schrumpft sich<br />

die Branche gesund?<br />

Foto: dima_sidelnikov / istockphoto.com<br />

Seite 33


Sowohl als auch. Die Anzahl der Vermittler<br />

verringert sich derzeit nachhaltig,<br />

was allerdings im Gegenzug<br />

gleichzeitig zu einer Gesundung der<br />

Beraterlandschaft beiträgt. Es werden<br />

die Unternehmer im Markt verbleiben,<br />

die einen hohen Qualitätsanspruch an<br />

sich selbst und im Umgang mit ihren<br />

Kunden haben. Diese Entwicklung wird<br />

dazu führen, dass sich das derzeit – zu<br />

Recht oder Unrecht – etwas angeschlagene<br />

Image unserer Branche richtungsweisend<br />

verbessert.<br />

Sie kooperieren sowohl mit gebundenen<br />

als auch ungebundenen Vermittlern.<br />

Während die Zahl der Vertreter<br />

sehr stark eingebrochen ist, zeigt sich<br />

die Zahl der Makler hingegen stabil.<br />

Haben Sie eine Vermutung, was die<br />

Gründe hierfür sind?<br />

Der qualitätsbewusste Vermittler weiß,<br />

dass er für eine kompetente Beratung<br />

eine erstklassige und dabei möglichst<br />

breit aufgestellte Produktpalette benötigt,<br />

zumal sich der Verbraucher, dank<br />

Internet & Co., heute weit aufgeklärter<br />

zeigt als noch vor wenigen Jahren. Der<br />

hierdurch verursachte Druck erhöht<br />

den Handlungsbedarf, sich betriebswirtschaftlich<br />

möglichst selbstbestimmt<br />

wie zukunftssicher aufzustellen. Dies<br />

bedeutet im Umkehrschluss allerdings<br />

nicht automatisch, dass die Ausschließlichkeit<br />

aussterben wird. Deren vorhandene<br />

Bestände bedürfen ja ebenfalls weiterhin<br />

Betreuung. Will man allerdings<br />

als „echter“ Unternehmer agieren, wird<br />

dies mittel- und langfristig gesehen nur<br />

über die Makler- oder Mehrfachagentenschiene<br />

machbar sein.<br />

Die Hälfte der Versicherungsmakler<br />

erlöst weniger als 50.000 Euro im Jahr,<br />

so eine gemeinsame Studie von Towers<br />

Watson und Versicherungsjournal.<br />

Was können nach Ihrer Einschätzung<br />

umsatzschwache Makler machen, um<br />

das Geschäft anzukurbeln?<br />

Zunächst: Die Frequenz des Kundenkontakts<br />

erhöhen, Administration verschlanken<br />

und das Tätigkeitsfeld erweitern.<br />

Hierzu benötigen Vermittler dem<br />

Grunde nach besser heute als morgen<br />

umfassende Unterstützung in beinahe<br />

allen Produkt- und Servicebereichen.<br />

Einzelkämpfer werden es in Zukunft<br />

noch schwerer haben, überleben zu können.<br />

Die große Chance liegt demzufolge<br />

eindeutig in der Kooperation mit einem<br />

Partner. Ein Dienstleister, der operativ<br />

schlanke Prozesse zur Verfügung stellt,<br />

ist praktisch unerlässlich. Allen voran<br />

ist hier ein funktionierendes CRM-System<br />

zu nennen. Ebenso gilt es, die vertriebliche<br />

Aktivitäten zu intensivieren:<br />

Netzwerke schaffen, unternehmerische<br />

Ausrichtung erweitern und zusätzliche<br />

Vertriebskraft, beispielsweise in Form<br />

von Untervermittlern an sich zu binden,<br />

ist eine Herausforderung, die es anzugehen<br />

gilt.<br />

Bei der Erschließung neuer Umsatzquellen<br />

ist häufig die Rede davon, dass sich<br />

Vermittler lieber noch heute als morgen<br />

dem gewerblichen Kompositgeschäft<br />

zuwenden und sich dafür weiterbilden<br />

wollen. Das ist ein guter Ansatz aber<br />

ohne entsprechende Kontakte brotlose<br />

Kunst. Der Vertrieb hat sich im Vergleich<br />

zu früher nicht wesentlich verändert. Es<br />

wird immer zuallererst darum gehen,<br />

aktiv zu sein und Kunden im eigenen<br />

Bestand und natürlich auch außerhalb<br />

anzusprechen.<br />

„Voraussetzung<br />

für einen Umstieg<br />

ist ein großer<br />

Kundenbestand“<br />

Die Vermittlerbranche hat ein Nachwuchsproblem,<br />

der Altersschnitt liegt<br />

bei ca. 50 Jahren. Die Kürzung der<br />

Abschlussvergütung im Zuge des LVRG<br />

könnte dazu führen, dass gerade junge<br />

Selbstständige unter Druck geraten, da<br />

sie noch keinen großen Bestand aufgebaut<br />

haben. Wird das LVRG das Nachwuchsproblem<br />

verschärfen – und was<br />

kann dagegen getan werden?<br />

Das LVRG wird vermutlich auch dahingehend<br />

eine Auswirkung haben. Aber<br />

nachdem es auch nach LVRG noch diskontierte<br />

Abschlussprovisionen geben<br />

wird, steht unsere Branche noch vergleichsweise<br />

gut da. In allen anderen<br />

Branchen benötigen Existenzgründer<br />

für den Start einen Kredit und/oder<br />

Eigenkapital. Wir müssen uns daran<br />

gewöhnen, dass dies auch in der Finanzdienstleistung<br />

künftig notwendig sein<br />

wird, wenngleich aufgrund nach wie<br />

vor vorhandener Abschlussprovisionen<br />

in geringerem Umfang. Das ist doch ein<br />

positiver Umstand. Trotz aller Herausforderungen,<br />

die wir meistern müssen,<br />

dürfen wir den Blick für die positiven<br />

Dinge nicht verlieren.<br />

Die gesamte Versicherungswirtschaft<br />

darf auch nicht müde werden, ihre systemrelevante<br />

Daseinsberechtigung weiterhin<br />

offensiv nach außen zu tragen.<br />

In Verbindung mit gezielter Ansprache<br />

junger Menschen und intelligenten<br />

Finanzierungskonzepten, die nicht auf<br />

dem Rücken des Versicherten basieren,<br />

kann man Einsteiger sehr gut in bestehende<br />

Konstrukte integrieren - und<br />

ihnen damit den Start in unserer attraktiven<br />

Branche erleichtern.<br />

Sie betonen auf Ihrer Webseite, dass<br />

die vfm-Gruppe von keinen externen<br />

Geldgebern unterstützt wird und folglich<br />

unabhängig ist. Sollte dann auch<br />

die Maklerweiterbildung unabhängig<br />

sein? Und wie bewerten Sie die vom<br />

GDV initiierte Initiative „Gut beraten“,<br />

bei der Weiterbildung eng an Versicherer<br />

und Produktgeber gebunden ist?<br />

Als akkreditierter Bildungsdienstleister<br />

steht die vfm-Gruppe der Initiative<br />

bekanntermaßen positiv gegenüber. Wir<br />

begrüßen es daher, wenn die Umsetzung<br />

der Weiterbildungsverpflichtung<br />

in nationales Recht über „Gut beraten“<br />

erfolgen sollte. Dies allerdings verknüpfen<br />

wir mit der Maßgabe, die derzeitige<br />

Kostenstruktur moderater zu gestalten.<br />

Weiterhin muss es unserer Meinung<br />

nach bei der Vergabe von Punkten künftig<br />

eine Unterscheidung dahingehend<br />

geben, ob allgemeines, neutrales Fachwissen<br />

oder produktgeberlastige Inhalte<br />

geschult wird. Beides ist vom Grundsatz<br />

her wichtig, nichtsdestoweniger sollte<br />

es eine Mindestanforderung für Weiterbildungsthemen<br />

geben, die nicht im<br />

Zusammenhang mit einem Produktgeber<br />

stehen.<br />

Herr Liebig,<br />

Vielen Dank für das Gespräch!<br />

Die Fragen stellte Mirko Wenig<br />

Seite 34 02/<strong>2015</strong>


Karriere<br />

Legales Doping:<br />

„Runter mit dem KV-Beitrag!“<br />

Einer der größten Fehler war und ist es<br />

heute noch, eine PKV rein über den Beitrag<br />

zu verkaufen. Da wurde und wird<br />

aus monetären Gründen - meist auf dem<br />

Rücken und zum Nachteil des Kunden<br />

- von einer Gesellschaft zur anderen<br />

umgedeckt, was das Zeug hält.<br />

Doch es geht auch anders: Mit dem BEG<br />

lassen sich die nicht passenden oder<br />

nicht mehr zeitgemäßen Policen modernisieren.<br />

In der Erstberatung lassen sich<br />

direkt hochwertigere und auf Sicht nachhaltige<br />

Tarife anbieten (das entspricht<br />

dem, was dem Grunde nach eine PKV<br />

im Vergleich zur GKV auch ist).<br />

Doch der Reihe nach<br />

Das legale Beitragsdoping nennt sich<br />

BEG, Bürgerentlastungsgesetz:<br />

Wie es funktioniert<br />

siehe: Videos auf YouTube<br />

(Suchbegriff: „KVpro BEG“)<br />

Eine GKV ist vom Beitrag her voll steuerlich<br />

absetzbar. Eine PKV war es in dieser<br />

Form bisher nicht. Das BEG macht es<br />

nun möglich, den PKV- Beitrag analog<br />

den Leistungen einer GKV steuerlich<br />

abzusetzen. Damit das funktionieren<br />

kann, müssen aus einer PKV die Leistungen,<br />

die nicht einer GKV entsprechen,<br />

herausgerechnet werden, z.B.:<br />

• Heilpraktiker<br />

• stationär Chefarzt<br />

• Ein- / Zweibettzimmer<br />

• Zahnersatz<br />

• implantologische Leistungen<br />

• Kieferorthopädie<br />

Der Beitragsanteil, der nach Abzug der<br />

Mehrleistungen übrig bleibt, ist steuerlich<br />

absetzbar.<br />

Im Klartext<br />

In Tarifen, in denen nichts drin ist<br />

(kaum Leistung), kann auch nichts herausgerechnet<br />

und abgesetzt werden.<br />

Hochwertige Tarife und Tarife mit geringerem<br />

SB, werden im Vergleich zu den<br />

einfachen („leeren“) Tarifen durch das<br />

BEG günstiger. Das führt zu mehr MB,<br />

die Maßeinheit im Vertrieb<br />

siehe Videos auf YouTube<br />

(Suchbegriff: „KVpro BEG“)<br />

Beispielberechnung aus der KV-Vergleichssoftware<br />

LUX: Wirkung des BEG<br />

Hochrechnung von Eintrittsalter 36 auf<br />

Alter 66 = 30 Jahre<br />

Steuersatz: 40% (im LUX einstellbar)<br />

148 x 12 x 30 = 53.280 € für höherwertiges<br />

Produkt schrumpft auf 56 x 12 x<br />

30 = 20.160 €, d.h., der Versicherungsnehmer<br />

spart 33.120 € durch das BEG.<br />

Die KV-Vergleichssoftware LUX kann das BEG<br />

(einmalig am Markt!) und bringt Ihnen<br />

damit stabilen Umsatz und zufriedene Kunden.<br />

Lizenz online kaufen und sofort<br />

anwenden:<br />

www.KVpro.de<br />

Seite 35


Gesetzliche Krankenkassen<br />

als Türöffner<br />

Die gesetzliche Krankenversicherung ist auch für Versicherungsvermittler mittlerweile ein dankbares<br />

Thema. Je mehr die Kassen in einen Wettbewerb miteinander treten und sich der Leistungskatalog unterscheidet,<br />

desto mehr besteht Beratungsbedarf beim Kunden. Wie Vermittler die GKV als Türöffner nutzen<br />

können, erklärt Thomas Adolph, Geschäftsführer bei der Kassensuche GmbH, in seinem Gastbeitrag.<br />

Früher einmal galten die Gesetzlichen<br />

Krankenkassen (GKV) als der „natürliche<br />

Feind des Versicherungsvertriebs“, da<br />

sie mit ihm im Wettbewerb um die möglichen<br />

Privatversicherten standen. Heute ist<br />

das ganz anders – immer mehr Vermittler<br />

entdecken die immensen Möglichkeiten,<br />

die eine Nutzung der GKV im Kundengespräch<br />

bietet. Warum ist das so?<br />

124 Kassen<br />

und kaum einer kennt sie<br />

Zwar sind rund 90 Prozent der Bundesbürger,<br />

also etwa 70 Mio. Menschen in<br />

einer der aktuell 124 Krankenkassen versichert<br />

- doch nur die Wenigsten haben<br />

sich bislang mit ihr intensiver auseinandergesetzt.<br />

Warum auch – die meisten<br />

Leistungen und Behandlungen bekommt<br />

man ja einfach auf Versichertenkarte.<br />

Doch die Leistungen der Gesetzlichen<br />

Krankenkassen sind keinesfalls alle<br />

gleich! Natürlich, es gibt die in Deutschland<br />

sehr umfangreichen Pflichtleistungen,<br />

die jede Krankenkasse bieten muss.<br />

Das sind die normalen Arzt- und Krankenhausbehandlungen,<br />

verschriebene<br />

Medikamente aus der Apotheke usw.<br />

Freiwillige Leistungen als<br />

Unterscheidungsmerkmal<br />

Doch neben diesen Pflichtleistungen,<br />

die etwa 95% der Gesamtleistungen ausmachen,<br />

gibt es auch noch eine schier<br />

unüberschaubare Zahl an freiwilligen<br />

Leistungen. Diese kann eine Kasse nach<br />

eigener Entscheidung und in der von ihr<br />

gewählten Tiefe anbieten - oder eben<br />

auch nicht.<br />

Diese freiwilligen Leistungen können<br />

enorm umfangreich ausfallen und reichen<br />

von eher überflüssig bis zu extrem<br />

wichtigen Dingen. So kann man sicherlich<br />

diskutieren, ob eine Übernahme<br />

von Feldenkrais durch die Krankenkasse<br />

wirklich notwendig ist. Auch die Übernahme<br />

einer Professionellen Zahnreinigung<br />

pro Jahr ist sicherlich nett, hat aber<br />

einen überschaubaren finanziellen Vorteil.<br />

Dagegen sind z.B. die Übernahme<br />

der häuslichen Krankenpflege auch ohne<br />

Kind im Haushalt oder die erweiterte<br />

Zahlung von Haushaltshilfen Leistungen,<br />

die man sich sonst meist gar nicht<br />

leisten könnte oder über eine Zusatzversicherung<br />

absichern müsste! Und wer<br />

sein Kind ins Krankenhaus begleiten<br />

möchte (Rooming-In), ist natürlich für<br />

eine entsprechende Leistung seiner Kasse<br />

ebenfalls extrem dankbar.<br />

Das sind nur einige wenige Beispiele.<br />

Bis zu 3.884 Leistungsdetails weist unser<br />

Informationsdienst gesetzlichekrankenkassen.de<br />

derzeit aus. Anders als für<br />

Seite 36 02/<strong>2015</strong>


Vertrieb<br />

die Privatassekuranz existiert hier kein<br />

geschriebenes Bedingungswerk, das man<br />

einfach analysieren kann. Es gibt zwar<br />

eine Satzung aber dort steht nur ein verschwindend<br />

kleiner Teil der tatsächlich<br />

angebotenen freiwilligen Leistungen.<br />

Somit bleibt nur, die Krankenkassen in<br />

standardisierter Form und sehr ausgeklügelter<br />

Formulierung zu befragen, um<br />

wirklich realistische und vergleichbare<br />

Informationen zu erhalten. Wichtige<br />

Leistungsbausteine hierbei sind zum<br />

Beispiel:<br />

• Bonusprogramme (bei denen es<br />

attraktive Geldprämien von bis zu<br />

mehreren hundert Euro pro Jahr<br />

gibt)<br />

• Wahltarife (z. B. die aus der PKV<br />

bekannte Beitragsrückerstattung bei<br />

Leistungsfreiheit)<br />

• Naturheilverfahren (populär sind<br />

u.a. Homöopathie und Osteopathie)<br />

• Zahnbereich (u. a. Übernahme oder<br />

zumindest Zuschuss für Professionelle<br />

Zahnreinigung)<br />

• Zusätzliche Leistungen über das<br />

gesetzliche Mindestmaß hinaus<br />

(z. B. zusätzliche Vorsorgeuntersuchungen,<br />

freie Krankenhauswahl,<br />

zusätzliche häusliche Pflege, etc.)<br />

• Serviceleistungen (wie 24-Stunden-Hotline<br />

oder die Vermittlung<br />

von Arztterminen)<br />

Einsparmöglichkeiten beim<br />

Beitrag – gerade ab 2016<br />

Doch nicht nur in den Leistungen unterscheiden<br />

sich die Kassen, sondern auch<br />

beim Preis. Seit diesem Jahr dürfen die<br />

Kassen über ihren Beitragssatz wieder<br />

weitgehend selbst entscheiden. Die<br />

günstigsten Kassen haben aktuell den<br />

geringstmöglichen Beitragssatz von<br />

14,6% (des monatlichen Bruttoeinkommens),<br />

die teuersten Kassen von 15,9%.<br />

Die Differenz von 1,3 Prozentpunkten ist<br />

vom Mitglied selbst zu tragen. Bei einem<br />

Einkommen von EUR 4.000 pro Monat<br />

sprechen wir also über EUR 624,- Unterschied<br />

pro Jahr. Zumindest theoretisch<br />

– denn nicht jede Kasse ist in jedem Bundesland<br />

verfügbar. Und bei geringerem<br />

Gehalt fällt natürlich auch der absolute<br />

Beitrag niedriger aus.<br />

Zum Jahreswechsel 2016 ist aufgrund<br />

der Finanzlage bei den meisten Kassen<br />

eine Beitragserhöhung zu erwarten.<br />

Im Schnitt rechnet man mit 0,2 bis 0,3<br />

Prozentpunkten. Einige Kassen werden<br />

damit aber sicherlich nicht auskommen,<br />

womit eine weitere Spreizung der verlangten<br />

Beiträge voraussehbar ist.<br />

Vertriebschance<br />

beim Kunden<br />

Die Bekanntgabe der neuen Beiträge wird<br />

ab spätestens Mitte Dezember erfolgen –<br />

und bekanntlich führt jede Beitragserhöhung<br />

eines Versicherers zum Unmut der<br />

Verbraucher. Somit ist der Zeitraum von<br />

Mitte Dezember <strong>2015</strong> bis Februar 2016<br />

ideal, das Beitragsthema der GKV als<br />

Aufhänger für einen Kundentermin zu<br />

nutzen!<br />

Die Mitgliedschaft kann übrigens mit<br />

einer Frist von 2 vollen Monaten gekündigt<br />

werden. Ist man kürzer als 18 Monate<br />

in der bisherigen Kasse Mitglied, gibt es<br />

bei einer Beitragserhöhung ein Sonderkündigungsrecht<br />

mit der gleichen Frist.<br />

Als Service kann man den Kunden somit<br />

bei der Suche nach einer anderen Kasse<br />

aktiv unterstützen. Dabei sollten einerseits<br />

die möglichen Mehrleistungen<br />

berücksichtigt werden und andererseits<br />

der Einsparungseffekt – der dann weitere<br />

sinnvolle private Absicherungen finanzieren<br />

kann.<br />

Wobei sich der so gewonnene Kundenkontakt<br />

keinesfalls auf die GKV alleine<br />

beschränken sollte! Über die individuellen<br />

Wünsche des Kunden an seine<br />

Krankenkasse kann auf ganz einfache<br />

Weise die komplette Palette der biometrischen<br />

Risiken von Familienabsicherung<br />

(Risiko-LV) über Krankentagegeld,<br />

Berufsunfähigkeitsschutz und Pflegeversicherung<br />

angesprochen werden – plus<br />

natürlich der Zusatz-Krankenversicherung<br />

in all ihren Spielarten.<br />

Wer sich all dies vergegenwärtigt, kommt<br />

um die GKV als Türöffner beim Kunden<br />

gar nicht mehr herum. Und Ende diesen<br />

Jahres beginnt die beste Zeit dafür,<br />

die auch den Grundstein für das erfolgreiche<br />

Vermittlungsgeschäft 2016 legen<br />

kann!<br />

Ein Gastbeitrag von<br />

Thomas Adolph<br />

Thomas Adolph<br />

Fachwirt für Finanzberatung<br />

(IHK), Financial Advisor<br />

(EFICERT) sowie TÜV-SÜD<br />

zertifizierter Fonds-Spezialist.<br />

Seit 1993 ist er in der Finanzbranche<br />

tätig und hat 1996 die<br />

AFW Adolph Finanzplanung und<br />

Wirtschaftsberatung Dienstleistungs<br />

GmbH in Frankfurt am<br />

Main gegründet.<br />

Adolph ist Geschäftsführer der<br />

Kassensuche GmbH, die auf<br />

die Analyse der Leistungen der<br />

Gesetzlichen Krankenkassen<br />

spezialisiert ist. Mit dem Vergleichsportal<br />

www.gesetzlichekrankenkassen.de<br />

will er „die<br />

Beiträge und Leistungen der<br />

gesetzlichen Krankenkassen<br />

transparent“ machen.<br />

Das Portal kooperierte mit<br />

namhaften Medien wie der<br />

Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung<br />

(FAS), Euro am<br />

Sonntag und Stern Online.<br />

An Vermittler, die zur GKV beraten,<br />

wendet sich das Vermittlerportal<br />

„makleraktiv.de“.<br />

Foto: ALXR / istockphoto.com<br />

Seite 37


Interview mit Hagen Engelhard<br />

Krankenversicherung -<br />

„Ganzheitliche Beratung aus<br />

einer Hand ist eine Illusion“<br />

Versicherungsvermittler sollten zu PKV und GKV gleichermaßen beraten können, weil sie damit dem<br />

Kunden mehr Wahlmöglichkeiten einräumen. Diese These vertritt Hagen Engelhard, Gesundheitsexperte<br />

und Gründer des Versorgungsnetzwerkes Medi-Kost-Net, im <strong>Versicherungsbote</strong>-Interview. Denn auch<br />

gesetzlich Versicherte können sich wie Privatpatienten behandeln lassen, wenn sie die Vorteile einer<br />

Zusatzversicherung und des Kostenerstattungsprinzips kennen. Doch in der Beratung zur gesetzlichen<br />

Krankenversicherung sieht Engelhard Defizite – auch, weil die Vermittler nicht bereit seien, ihr Fachwissen<br />

zu vertiefen.<br />

Unser Thema ist Beratung zur Krankenversicherung,<br />

speziell unter Berücksichtigung<br />

der gesetzlichen Vorsorge. Wo<br />

sehen Sie hier Defizite auf Seiten der<br />

Vermittler?<br />

Engelhard: Ich sehe Defizite vor allem<br />

bei Pflege und bei der Kostenerstattung<br />

in der GKV. Deren Chancen und Vorteile<br />

sollten Vermittler aktiv ansprechen,<br />

aber sie tun es einfach nicht. Pflege findet<br />

auf Initiative des Endverbrauchers,<br />

also eines potentiellen Kunden statt,<br />

während Kostenerstattung überhaupt<br />

nicht angesprochen wird. Weil das auch<br />

von den Gesellschaften nicht gewollt<br />

wird. Es ist erklärungsbedürftig und<br />

damit kein einfaches Produkt, sondern<br />

eins, womit man sich mal als kompetenter<br />

Vermittler profilieren könnte. Mein<br />

Eindruck: die Pflegeversicherung ist bei<br />

den Kunden mehr zugegen als bei den<br />

Vermittlern.<br />

Das Kostenerstattungsprinzip läuft<br />

darauf hinaus, dass die Verbraucher<br />

in den Krankenkassen verbleiben und<br />

Mehrkosten einer Behandlung aus eigener<br />

Tasche zahlen. Provokativ gefragt:<br />

schneidet sich der auf PKV spezialisierte<br />

Vermittler damit nicht ins eigene<br />

Fleisch? Das könnte ein Grund für die<br />

fehlende Beratungsbereitschaft in diesem<br />

Bereich sein.<br />

Ja, das sind Kannibalisierungseffekte, die<br />

tatsächlich vorkommen können. Diese<br />

Kannibalisierungseffekte sind aber nach<br />

meinem Dafürhalten zu vernachlässigen,<br />

denn der Endverbraucher, der für solche<br />

Kostenerstattungsprinzipien geeignet ist,<br />

muss etwas mehr Geld verfügbar haben.<br />

Er muss sehr ordentlich verdienend sein.<br />

Der liegt dann irgendwo beim Höchstbeitrag<br />

innerhalb der gesetzlichen Krankenversicherung<br />

plus Zusatz ambulant,<br />

plus Zusatz stationär, plus Pflege. Der<br />

kommt von ganz allein auf die Idee, dass<br />

er das gleiche Phänomen mit einer privaten<br />

Vollversicherung lösen kann und<br />

dann auch noch im Vergleich zu dem<br />

finanziellen Aufwand von 900-1.000<br />

Euro mit einer Vollversicherung eventuell<br />

besser dasteht.<br />

„Der Privatverbraucher<br />

kommt<br />

häufig mit<br />

Vorurteilen“<br />

Da stellt sich doch die Frage - Wäre es<br />

nicht für die Makler/Vermittler lukrativer,<br />

den Kunden gleich in einen PKV-Tarif<br />

zu lotsen?<br />

Selbstverständlich wäre es schlauer.<br />

Aber manchmal sei im Vertrieb die<br />

Frage gestattet, ob ich mit der Tür ins<br />

Haus falle oder auf mögliche Ressentiments<br />

der Kunden Rücksicht nehme.<br />

Der Privatverbraucher kommt häufig<br />

mit Vorurteilen gegenüber der Vollversicherung.<br />

Bevor ich ihn da verschrecke,<br />

kann man den Ansatz wählen: „Mein<br />

lieber Endverbraucher, du hättest die<br />

Möglichkeit dich privatversichern zu<br />

lassen. Aber wenn dir das unangenehm<br />

ist, dann denk doch mal drüber nach in<br />

der Gesetzlichen zu bleiben und trotzdem<br />

einen Privatpatienten-Status zu<br />

erreichen.“ Mit einer solchen Strategie<br />

macht man zunächst neugierig auf das<br />

Thema. Wenn ich dann den Kunden das<br />

Prinzip der Kostenerstattung erkläre,<br />

denn das haben die meisten Menschen<br />

in Deutschland noch nie gehört, dann<br />

identifiziert der Endverbraucher den<br />

Vermittler, der vor ihm sitzt, als Fachmann<br />

und nicht als „Verkäufer“. Und<br />

dann kommt der Kunde von allein und<br />

fragt „Was ist denn nun eigentlich, wenn<br />

man das komplett mit einer Privatversicherung<br />

lösen könnte?“. So kann ich den<br />

sehr vorsichtig und nett lotsen. Ich hab<br />

Seite 38 02/<strong>2015</strong>


Vertrieb<br />

dieses „Lotsen“ in meiner Zeit als Vermittler<br />

häufig benutzt.<br />

Es hat ja tatsächlich einen Vorteil für<br />

den Kunden, in der GKV zu bleiben und<br />

entweder mit Kostenerstattung oder<br />

Zusatzversicherung aufzustocken. Nämlich,<br />

dass die Beiträge abhängig sind<br />

vom Lohn. In der PKV hingegen kann es<br />

dem Kunden passieren, dass er plötzlich<br />

wenig Geld verdient aber trotzdem<br />

hohe Beiträge zahlen muss.<br />

Das würde ich gerne differenzierter<br />

betrachten. Wenn ich eine private Vollversicherung<br />

mit Sinn und Verstand<br />

beginne, dann kann ich sehr wohl mit<br />

geringem Risiko in die PKV wechseln.<br />

Das bedeutet: Ich bin mir darüber<br />

in Klaren, dass ich ein ordentliches<br />

Einkommen haben werde und nicht<br />

Berufseinsteiger bin, der vielleicht nur<br />

die unsichere Aussicht auf einen hohen<br />

Lohn hat. Wenn ich mir dann mit meiner<br />

Familienplanung im Klaren bin,<br />

beide Partner im Beruf stehen und eine<br />

genügende Restlaufzeit bis zur Rente von<br />

-sagen wir mal- 20 bis 25 Jahren besteht,<br />

dann ist die PKV eine gute Lösung.<br />

Wenn ich hingegen all die Dinge noch<br />

nicht geklärt habe, ist der Verbleib in der<br />

Krankenkasse plus Zusatzversicherung<br />

eine bessere Wahl.<br />

Einspruch! Was ist mit jenen Fällen, in<br />

denen Selbstständige lange Jahre gut<br />

verdient haben, aber 4-5 Jahre vor Renteneintritt<br />

in die Arbeitslosigkeit rutschen?<br />

Dann kann die hohe Versicherungsprämie<br />

zum Problem werden.<br />

Bezüglich der Frage „Was macht der<br />

Endverbraucher, wenn es auf einmal<br />

nicht mehr geht?“, hat der Gesetzgeber<br />

bereits potenzielle Hilfsnetze gezogen.<br />

Diese sind den meisten Versicherten nur<br />

nicht bekannt. Es kann immer passieren,<br />

dass ich betriebswirtschaftlich nicht<br />

mehr klar komme. Mit einer hinreichenden<br />

Laufzeit des Vertrages von 20 bis 25<br />

Jahren bis zum Rentenalter kann man<br />

aber für diesen Fall vorbeugen. Hierfür<br />

hat der Gesetzgeber mehrere Möglichkeiten<br />

innerhalb der PKV geschaffen:<br />

ich reduziere beispielweise meinen<br />

Versicherungsschutz auf ein kassenähnliches<br />

Niveau und was ich bis dato an<br />

Altersrückständen gesammelt habe,<br />

wird aufgelöst, für mich individualisiert<br />

und in Form eines zukünftig zu zahlenden<br />

Beitrages rabattiert. Wenn jemand<br />

einen vernünftigen Tarif mit hohen<br />

Altersrückständen gekauft hat, landen<br />

wir in einer Größenordnung von 250<br />

bis 350 Euro als Monatsbeitrag. Das hat<br />

ein normal versicherter GKV-Rentner<br />

auch zu zahlen, zumal man dann auch<br />

Zuschüsse vom Rentenversicherungsträger<br />

erhält. Wer nicht ausreichend für das<br />

Alter vorgesorgt hat und lieber in Autos<br />

und viele Urlaube investierte, wird sehr<br />

wahrscheinlich auch mit gesetzlichem<br />

Schutz in die Altersarmut rutschen.<br />

„Wir betrachten<br />

nicht die selektive<br />

Wahrnehmung<br />

des Kunden“<br />

Zurück zum Thema Zusatzversicherung.<br />

Vermittler empfehlen gerne Zahnzusatzversicherungen.<br />

Es ist gut gegenüber<br />

dem Kunden kommunizierbar, dass<br />

man irgendwann Zahnersatz braucht<br />

und hier Kosten drohen. Welche Zusatzversicherungen<br />

werden Ihrer Meinung<br />

nach zu selten angeboten, vielleicht<br />

weil der Kunde gar nicht weiß, dass er<br />

sie abschließen kann?<br />

Ich glaube, dass wir in Deutschland,<br />

was das Thema Zusatzversicherung<br />

angeht, einem Irrglauben unterliegen<br />

und zwar, dass wir das psychologische<br />

Phänomen „selektive Wahrnehmung“<br />

nicht betrachten. In den Augen eines<br />

normalen Endverbrauchers zeigt sich<br />

das Medizinische zunächst gar nicht,<br />

wenn er gesund ist. Da, wo es sich zeigt,<br />

ist es zunächst bei Störungen, die auch<br />

auf dem gesetzlichen Niveau ordentlich<br />

abgearbeitet werden: Schnupfen, Husten,<br />

Heiserkeit. Das erste, was viele Verbraucher<br />

mit hohen Kosten verbinden,<br />

ist die zahnmedizinische Versorgung.<br />

Opa hat ja schon ein Gebiss und braucht<br />

jetzt ein neues, das ist teuer.<br />

Folglich macht den Verbraucher eine<br />

Bedrohungsanalyse und sagt: “Nach<br />

meinen Erfahrungsschatz ist genau hier<br />

das größte Problem“ und ruft deswegen<br />

Hagen Engelhard<br />

ist Mitbegründer des Versorgungsnetzwerkes<br />

Medi-Kost-<br />

Net. Er gibt Seminare und hält<br />

Vorträge vor Ärzten, in Krankenhäusern<br />

und in der Pharmaindustrie.<br />

Der Großteil seiner<br />

Schulungen bietet er in der<br />

Versicherungsbranche an, u.a.<br />

referiert er bei Gesellschaften<br />

und Pools über das Gesundheitswesen<br />

und Krankenversicherungen.<br />

Engelhard berät<br />

auch Unternehmen in der<br />

Tarifentwicklung und vermittelt<br />

selbst über Medi-Kost Pflegeund<br />

Krankenversicherungen.<br />

nach einer Zahnversicherung. Das spiegelt<br />

dann auch das Verhalten des Vermittlers<br />

wieder, die sagen: “Warum soll<br />

ich diese selektive Wahrnehmung des<br />

Endverbrauchers mit Gewalt ändern,<br />

wenn sie sogar dafür sorgt, dass er ein<br />

Produkt abfordert?“ Also befriedige ich<br />

vordergründig den Wunsch des Kunden<br />

und stelle ihn freundlich zufrieden und<br />

mich auch, ich hab Geld verdient. Kunde<br />

ist zufrieden, alles gut.<br />

Was wir hingegen sehr häufig nicht<br />

machen: an die tatsächlichen Risiken<br />

herantreten, die uns alle im Zweifel mit<br />

fürchterlicher Verzögerung treffen. Und<br />

wenn sie uns treffen, ist es meist schon<br />

zu spät. Das beginnt mit Pflegevorsorge.<br />

Pflege kommt nicht sofort, Pflege ist<br />

nicht sofort für alle sichtbar und wenn<br />

überhaupt medial. Hinzu tritt das Phänomen,<br />

dass ein halbwegs Gesunder sich<br />

sehr ungern mit seinem eignem Ableben<br />

beschäftigt, und die Absicherung<br />

hierfür nach hinten schiebt.<br />

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Die wesentliche Frage aber ist auch:<br />

„Wer operiert mich?“ Operiert mich der<br />

Arzt, der gerade zufällig Dienst hat und<br />

es am besten können will, weil in 10 Jahren<br />

irgendwann mal Leitender Oberarzt<br />

werden möchte? Oder operiert mich der<br />

Arzt, der es jetzt schon am besten kann<br />

und den anderen es bereits beibringt?<br />

Das ist die wahlärztliche Behandlung<br />

und diese Leistung tritt in Deutschland<br />

extrem weit in den Hintergrund,<br />

weil die meisten Kunden und Vermittler<br />

kein Wissen über die Unterschiede<br />

haben. Wer ist denn für Privatpatienten<br />

Op-technisch zuständig? Was muss er<br />

da anbieten, was er dem Kassenpatient<br />

nicht anbietet? Wenn ich dass nicht weiß<br />

und nicht artikulieren kann, dann spreche<br />

ich diese Dinge nicht an.<br />

Das Gleiche gilt für die Kostenerstattung.<br />

Ist hierbei wirklich nur der einzige<br />

Vorteil, dass ich sofort einen Termin<br />

bekommen kann? Oder hängt da mehr<br />

dran? Etwa die Frage: Ambulante Operation,<br />

macht es der beste Arzt oder<br />

jener, der noch am meisten übt? Schiebt<br />

man mich ab ins Krankenhaus, weil es<br />

dort billiger ist für den Operateur? Welche<br />

Materialien bekomme ich bei künstlichen<br />

Gelenken „eingepflanzt“? Welche<br />

Medikamentenversorgung steckt hinter<br />

der Thematik? Deswegen glaube ich,<br />

dass Kunden durch diese selektiven<br />

Wahrnehmungen häufig falsche Schwerpunkte<br />

setzen.<br />

Sie würden also Vermittlern raten, eher<br />

die Chefarztbehandlung bei Zusatzversicherungen<br />

anzusprechen?<br />

Ganz deutlich ja. Ich würde es aber nicht<br />

Chefarztbehandlung nennen, weil es<br />

eigentlich ein falscher Begriff ist. Sondern<br />

es ist eine wahlärztliche Behandlung,<br />

die per Gesetz nach den Regeln<br />

der ärztlichen Kunst stattzufinden hat.<br />

Während für Kassenpatienten hingegen<br />

die Allgemeinen Krankenhausleistungen<br />

gelten. Hier orientiert sich die<br />

Behandlung an der Leistungsfähigkeit<br />

des Krankenhauses, also was technisch<br />

gerade möglich ist. Die Wahlmöglichkeiten<br />

des Kassenpatienten sind folglich<br />

nicht gegeben oder eingeschränkt.<br />

Müssen dann Vermittler auch Experten<br />

für das Gesundheitssystem sein? Also<br />

nicht nur die Tarife kennen, sondern<br />

sich auch mit den Abläufen in Krankenhäusern<br />

vertraut machen? Das ist ja ein<br />

gewaltiger Themenkomplex, mit dem<br />

oft schon die Gesundheitsdienstleister<br />

vor Ort überfordert sind.<br />

So unangenehm das für den ein- oder<br />

anderen sein mag, ich glaube, dass die<br />

Kenntnis allein der Tarife nichts bringt.<br />

Wenn man sich mit der Thematik Krankenversicherung<br />

auseinandersetzt, muss<br />

man tatsächlich ein weiteres Spektrum<br />

abdecken. Ich könnte mich mit Ihren<br />

Begriff „Experten im Gesundheitssystem“<br />

durchaus anfreunden. Ich glaube,<br />

dass diejenigen Vermittler innerhalb der<br />

Krankenversicherung, egal ob Zusatzoder<br />

Vollversicherung, die sich mit den<br />

Themen auskennen und weiterbilden,<br />

in Zukunft einen Vorteil haben werden.<br />

Der Verbraucher wird dann irgendwann<br />

merken, wer sich auskennt und wer nur<br />

weiterverkaufen will.<br />

Das heißt aber auch, von den Vermittlern<br />

wird eine fachliche Spezialisierung<br />

verlangt!<br />

Auch das ist wieder eine These, die im<br />

Versicherungsvertrieb nicht so gerne<br />

gehört wird, das weiß ich. Aber ich bin<br />

Anhänger von Spezialisierungen. Ich<br />

glaube, dass ein Vermittler, der mir<br />

gegenübertritt und sagt: „Ich kann die<br />

Krankenversicherung, ich kann alle<br />

anderen biometrischen Produkte, ich<br />

kann Sach- und ich kann Altersvorsorge<br />

und auch noch Geldanlage“, irgendwo<br />

Defizite hat. Da sag ich: „Stopp, das<br />

glaub ich einfach nicht! Du kratzt nur an<br />

der Oberfläche!“<br />

Auch unser Magazin empfiehlt oft eine<br />

ganzheitliche Beratung, von Anlageberatung<br />

bis hin zu Sach- und Krankenversicherung.<br />

Aber Sie meinen, dass<br />

Kostenerstattungsprinzip<br />

Beim Kostenerstattungsprinzip wird die Behandlung des<br />

GKV-Patienten wie bei einem Privatpatienten (Selbstzahler)<br />

nach der amtlichen Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ)<br />

oder bei Zahnärzten (GOZ) abgerechnet. Der Patient bezahlt<br />

seine Rechnung direkt an den Arzt und lässt sich den erstattungsfähigen<br />

Anteil durch seine Krankenkasse erstatten. Das<br />

erlaubt es auch GKV-Versicherten, von einer Behandlung zu<br />

profitieren, die er als „normaler Kassenpatient“ wahrscheinlich<br />

nicht erhalten hätte. GKV-Versicherte haben seit 2004 die<br />

Wahl, am Kostenerstattungsprinzip zu partizipieren. Doch<br />

vielen Versicherten ist diese Option gar nicht bekannt.<br />

die ganzheitliche Beratung aus einer<br />

Hand eine Illusion ist weil eine Vertiefung<br />

der einzelnen Themen oft nicht<br />

stattgefunden hat?<br />

Ich glaube, das ist eine Illusion, zumal<br />

ich viele Vermittler, die sich mit Krankenversicherungen<br />

beschäftigt haben,<br />

auf den Markt schon gesehen habe. Also<br />

ich sage mal: 30.000 bis 40.000 Vermittler<br />

habe ich schon gesehen. Da hat eine<br />

hinreichende Zahl gesagt, wir verfolgen<br />

den ganzheitlichen Beratungsansatz und<br />

hatten aber speziell in der Krankenversicherung<br />

Wissensdefizite. Wenn ich dann<br />

hochrechne, was sie in anderen Bereichen,<br />

zu denen sie beraten, vermutlich<br />

auch nicht alles wissen! Dann fühle ich<br />

mich bei diesen Generalisten nicht mehr<br />

so gut aufgehoben. Es ist auch ungerecht<br />

zu fordern, dass die „Kollegen und Kolleginnen“<br />

alles können! Was ich sehr<br />

wohl nachvollziehen kann, ist, wenn<br />

Vermittlerbüros sagen: wir machen eine<br />

ganzheitliche Beratung und haben unter<br />

unserem Dach mehrere Spezialisten für<br />

die einzelnen Themen. Ich kann mir<br />

auch vorstellen, dass man z. B. die Biometrie-Risiken<br />

unter einem Dach vereint.<br />

Eine Notwendigkeit zur Vertiefung<br />

sehe ich auf jeden Fall.<br />

Ich möchte aber die Kollegen, die mit<br />

einem guten Ansatz und gutem Gewissen<br />

diesen ganzheitlichen Beratungsvorsatz<br />

ausprobieren, nicht beleidigen und<br />

sagen: „Ihr habt alle keine Ahnung, hört<br />

auf damit“. Ich glaube aber, viele dieser<br />

Kollegen sollten sich fragen, ob sie bei all<br />

diesen Themen wirklich gut sind und im<br />

Zweifel auch mal die Entscheidung treffen:<br />

“Ich ziehe einen Kollegen zu Rate,<br />

der vielleicht mit den Thema mehr verwachsen<br />

ist als ich.“


Das muss sich dann auch in der Beratungsdokumentation<br />

des Vermittlers<br />

widerspiegeln. Sollte der Vermittler sich<br />

vom Kunden bescheinigen lassen, dass<br />

er nur zu bestimmten Themen beraten<br />

will? Weil eventuell ein Haftungsrisiko<br />

lauert, wenn Risiken nicht angesprochen<br />

werden?<br />

Da gehe ich zu 100 Prozent mit. Ich bin<br />

ein sehr großer Freund von Makleraufträgen,<br />

weil man die Beratung damit<br />

inhaltlich abgrenzen kann. Ich rate auch<br />

den Kollegen, Aufträge zu machen und<br />

vorher mit den Endverbraucher ganz<br />

offen zu klären: „Thema ist heute nur<br />

erstens, zweitens, drittens“.<br />

Das Krankenvollgeschäft schwächelt<br />

aktuell. Können Vermittler diese Schwäche<br />

mit dem boomenden Zusatzversicherungen<br />

auffangen? Die Vergütungen<br />

sind hier niedriger.<br />

Ich bin davon überzeugt, dass man<br />

allein mit Zusatzversicherungen das<br />

bei einigen verlorengegangene Vollgeschäft<br />

nicht kompensieren kann. Weil<br />

man die Anzahl der Abschlüsse doch<br />

bei den kleineren MB-Sätzen und Beitragssätzen,<br />

die da zustande kommen,<br />

sehr weit nach oben fahren müsste. Ich<br />

glaube aber, dass der schwächelnde Vollversicherungsumsatz<br />

nicht so schwächeln<br />

müsste, wie er jetzt schwächelt.<br />

Die Branche hat in den letzten Jahren<br />

den Fehler gemacht, auf das Pferd zu<br />

setzen: „Vollversicherung ist billiger<br />

als die GKV. Und je billiger, desto besser!“.<br />

Sowohl auf Vermittler- als auch<br />

Kundenseite haben sich die Versicherer<br />

damit „schwarze Schafe“ in den Vertrieb<br />

und in die Bestände geholt.<br />

Nachdem das Dumping-Geschäft der<br />

letzten Jahr nicht mehr funktioniert, gibt<br />

man aber auf und sucht nicht nach Alternativen.<br />

Dabei haben wir in Deutschland<br />

4 Millionen freiwillig Versicherte.<br />

Wir haben die nie angefasst, diese Leute.<br />

Diese Kunden dümpeln in irgendwelchen<br />

Firmen umher und sind nie angesprochen<br />

worden. Es gibt eine lustige<br />

Statistik, die ist nun schon ein paar Jahre<br />

alt und heute nicht mehr ganz passend.<br />

Als wir im Zuge der Hartz-Reformen<br />

die „Ego AG Gründungswelle“ hatten,<br />

waren 70 Prozent aller Ego AGs Privatpatienten,<br />

während die Vorstandsvorsitzenden<br />

der DAX-Unternehmen zu 70<br />

Prozent Kassenpatienten waren...<br />

Wie gewinnt man denn die neuen Kunden<br />

und wo findet man sie?<br />

Die Branche hat verlernt, sich und ihre<br />

Produkte zu verkaufen. Durch das Internet<br />

ist der Kunde seit einiger Zeit immer<br />

auf uns zugekommen. Ich suche auf<br />

„versicherungbilliger.de“. Aber der Vermittler<br />

muss zum Kunden hingehen und<br />

sagen: „Ich hab eine gute Idee, du machst<br />

grade was falsch. Du bist gesetzlich versichert<br />

und das ist nicht dein Standing.“.<br />

Also muss ich als Vermittler dorthin, wo<br />

sich potentielle Neukunden aufhalten.<br />

Das beginnt zum Beispiel bei der Frage:<br />

wenn ich als Versicherungsvermittler in<br />

ein Fußballstadion gehe, geh ich dann<br />

in die Kurve zu den Fans, die für eine<br />

Eintrittskarte 10 Euro bezahlt haben,<br />

oder geh ich in die VIP-Lounge? Wenn<br />

ich Freizeitaktivitäten mache, lerne ich<br />

als einsamer Wanderer keinen kennen.<br />

Aber geht man auf eine Oldtimer-Ausstellung,<br />

laufen dort Leute rum mit<br />

hohen Einkommen. Die sind zwar oft<br />

schon betagter aber schleppen auf ihren<br />

Veranstaltungen ihre frisch studierten<br />

Kinder mit. Bin ich als junger Vermittler<br />

bei den Wirtschaftsjunioren tätig? Es<br />

gibt der Möglichkeiten viele. Wenn ich<br />

aus einer kleineren Stadt komme, organisiere<br />

ich eine Afterwork-Party mit<br />

Honoratioren des Dorfes. Ich lade den<br />

Schlachter, den Notar, den Tankstellenwächter<br />

ein und dann unternimmt man<br />

gemeinsam etwas.<br />

„Vermittler sind<br />

nicht ohnmächtig“<br />

Es gibt auch Vermittler, die 80 Prozent<br />

ihres Umsatzes im Netz abholen!<br />

Das ist nicht übertragbar auf die Mehrzahl<br />

der Vermittler, die trotz Facebook<br />

und Xing nur wenig Geschäft im Netz<br />

machen. Die sollten sich vielleicht tatsächlich<br />

sagen: Ich geh einfach mal wieder<br />

dorthin, wo Menschen sind. Ja, ich<br />

glaube noch an „Handmade“. Gut, das<br />

kann man jetzt auf mein Alter schieben<br />

und sagen, „der Engelhard geht ja bald<br />

in Rente“. Aber ich glaube, dass „draußen<br />

auf der Straße“ noch ungehobene<br />

Schätze liegen.<br />

Sie betonen die Notwendigkeit von Spezialwissen,<br />

um zu PKV und GKV zu beraten.<br />

Viele Vermittler stehen aber bereits<br />

im Berufsleben. Wo und wie können sie<br />

dieses Spezialwissen erwerben, da es<br />

bei den Weiterbildungen oft eher um<br />

Tarife geht?<br />

Mit der Initiative „Gut Beraten“ finden<br />

wir die ersten vernünftigen Ansätze.<br />

Auch die Krankenversicherer haben das<br />

Thema Weiterbildung aufgegriffen. Ich<br />

glaube, da bin ich als Vermittler auch in<br />

der Verpflichtung, nicht nur Punkte zu<br />

sammeln. Sondern zu schauen, was wird<br />

da angeboten? Sind die Themen für mich<br />

und meinen Bereich sinnvoll? Und natürlich<br />

sollten die Vermittler aktiv auf Bildungsdienstleister<br />

oder Maklerbetreuer<br />

zugehen, um Beratungen zu den notwendigen<br />

Themen einzufordern. Da muss<br />

ein gewisser Druck von den Vermittlern<br />

in Richtung der Gesellschaften ausgeübt<br />

werden. Ansprechpartner wären, wenn<br />

es um die gesetzliche Krankenversicherung<br />

geht, auch die Krankenkassen.<br />

Und wenn die Anbieter sagen: Wir sind<br />

für Weiterbildungen zu bestimmten Themen,<br />

etwa wenn es um Abläufe in Kliniken<br />

geht, nicht zuständig?<br />

Auch da sind Vermittler nicht ohnmächtig.<br />

Wenn ich zum Beispiel einen Maklerbetreuer<br />

lange genug nerve, dann<br />

nervt der seinen Chef. Und wenn der<br />

Chef lange genug genervt ist, dann löst<br />

er das Problem irgendwann. Wir konnten<br />

dieses Thema bei der „Qualitätssteigerung<br />

PKV“ sehr wohl erkennen. Da<br />

gab es mehrere auf dem Markt, die den<br />

Vermittlern immer gesagt haben: „ Wenn<br />

ihr Krankenversicherung verkauft, dann<br />

muss das und das in den AVB´s geregelt<br />

sein.“. Das hat dazu geführt, dass immer<br />

mehr Vermittler zu ihren Maklerbetreuern<br />

gegangen sind und gesagt haben:<br />

„Wenn das nicht geändert wird, dann<br />

kann ich den Käse nicht verkaufen, dann<br />

geh ich zu einem anderen Anbieter“. Das<br />

wiederum hat dazu geführt, dass der<br />

Maklerbetreuer zu seinem Chef geht und<br />

sagt: „Hier, wir machen keinen Umsatz<br />

mehr, weil...“ . Das hat wiederum dazu<br />

geführt, dass Unternehmen ihre AVB´s<br />

verbessert haben. Der Druck zur Verbesserung<br />

kommt von unten, Revolutionen<br />

fangen immer unten an.<br />

Vielen Dank für das Gespräch!<br />

Die Fragen stellte Mirko Wenig


Vorsorgevollmacht und<br />

Patientenverfügung<br />

Wie Makler sich als Experten empfehlen<br />

„Wenn ich das nicht mehr kann, dann soll meine Familie für mich entscheiden.“<br />

Was sich viele Bürger wünschen, braucht bürokratische Vorarbeit.<br />

Der erfahrende Makler kann hier helfen.<br />

Wer entscheidet, was mit mir passiert,<br />

wenn ich darüber nicht mehr selbst<br />

entscheiden kann? „Meine Familie entscheidet“,<br />

antwortet da fast jeder. Diesem<br />

Wunsch kann ohne die entsprechende<br />

Grundlage aber in den meisten Fällen<br />

nicht entsprochen werden. Wer seine<br />

eigenständige Entscheidungsunfähigkeit<br />

verliert und keine Vorkehrungen<br />

getroffen hat, bekommt vom Betreuungsgericht<br />

einen Betreuer (BGB § 1896)<br />

zugewiesen, einen Fremden. Wem diese<br />

Vorstellung nicht behagt, der sollte sich<br />

früh genug mit Vorsorgevollmachten<br />

auseinandersetzen, die eine Wunschperson-/en<br />

bevollmächtigen, und nicht<br />

einen Unbekannten. Denn in diese Situation<br />

kann man schnell und auch in jungen<br />

Jahren geraten, es ist kein Thema nur<br />

für Alte und schwer Kranke. Aber darüber<br />

zu sprechen ist schwer.<br />

Verlust der Entscheidungsfähigkeit:<br />

Makler kann<br />

Sensibilität für das Thema<br />

entwickeln<br />

Steffen Dörre hat sich in diesem Metier<br />

professionalisiert und kann einige Empfehlungen<br />

geben, wie man als Makler<br />

das Gespräch behutsam auf das sensible<br />

Thema lenken kann und welche Besonderheiten<br />

zu beachten sind. Im Interview<br />

sagt Dörre: „Der Makler kann ein Kundengespräch<br />

führen, ohne ‹Versicherung›<br />

ansprechen zu müssen. Er kann ein<br />

ganz anderes Vertrauensverhältnis aufbauen.“<br />

Eine zentrale Grundlage ist das<br />

profunde Wissen darüber, was eigentlich<br />

passiert, wenn jemand seine eigenständige<br />

Entscheidungsunfähigkeit verliert<br />

und welche Schritte daraufhin einzuleiten<br />

sind. Dörre empfiehlt hier ganz präzise<br />

Vorbereitungen sowie das Führen<br />

von „Übungsgesprächen“ mit Freunden,<br />

Familienmitgliedern und Bekannten,<br />

um ein Sensorium zu entwickeln für die<br />

Stimmungen in dieser so sensiblen und<br />

sehr privaten Angelegenheit.<br />

Zudem seien Schulungen wichtig, um<br />

Faktensicherheit, auch zu rechtlichen<br />

Fragen, zu erlangen. Auch gelänge das<br />

Ausfüllen der Formulare erst nach einiger<br />

Übung und sollte darum spätestens<br />

beim Kundenkontakt sitzen. Denn Dörre<br />

hat es ausprobiert und herausgefunden,<br />

schriftlich bringt es fast überhaupt<br />

nichts, das heikle Thema anzusprechen.<br />

Zweihundert Kunden hat er angeschrieben.<br />

Gerade einmal acht kamen danach<br />

auf ihn zu.<br />

Direktes Gespräch als<br />

Option der<br />

Geschäftsoptimierung<br />

Von Angesicht zu Angesicht sind die<br />

Chancen, den Kunden für das Thema zu<br />

gewinnen, nach der Erfahrung Dörres<br />

um ein Vielfaches höher. Dabei empfiehlt<br />

er, nach gewissenhafter Vorbereitung,<br />

ganz direkt und dennoch emphatisch<br />

nachzufragen: „Wenn Sie morgen nicht<br />

mehr schreiben und sprechen können<br />

– durch Unfall, Krankheit oder sonstige<br />

Probleme, wer soll für Sie entscheiden?<br />

Fremde oder Ihre Familie?“ – da kommt<br />

vom Gegenüber immer Familie. Dann<br />

sage ich: „Haben Sie es aufgeschrieben?<br />

Wenn nicht, dann träumen Sie weiter.<br />

Oder wollen wir uns einmal eine Stunde<br />

hinsetzen, und dann machen wir das<br />

zusammen?“<br />

Auch mit der stets sehr wirkungsvollen<br />

Frage: „Möchten Sie, dass fremde Menschen<br />

über Sie entscheiden?“, hat Dörre<br />

sehr gute Ergebnisse erzielen können.<br />

Und auch wenn dieses Thema keine<br />

enormen Umsätze verspricht, so bringt<br />

diese Nebendienstleistung doch Vertrauen<br />

und unterstreicht die Kompetenz<br />

des Maklers. Auf dieser von Kompetenz<br />

und Vertrauen geprägten Basis ist dann<br />

der Vertrieb von weiteren Versicherungsaspekten<br />

wie die der Hinterbliebenenvorsorge,<br />

Pflege, Lebensversicherung<br />

oder Krankenversicherung ein guter<br />

Boden bereitet. Und in diesem Folgegeschäft<br />

sind hohe Gewinne möglich.<br />

Als Vorstand der Tutus AG, einem sich<br />

auf Vorsorgevollmachten und Patientenverfügungen<br />

spezialisierten Anbieter, hat<br />

Steffen Dörre eine fundierte Basis. Denn<br />

der Anbieter aus Leipzig arbeitet mit<br />

Fragebögen, die neben Ankreuzmöglichkeiten<br />

auch Textbausteine enthalten,<br />

zwischen denen der Kunde wählen kann.<br />

Im Anschluss an die Antragsaufnahme<br />

wird dann über eine Anwaltskanzlei die<br />

eigentliche Rechtsdienstleistung vorgenommen,<br />

das heißt die Erstellung der<br />

Vorsorgeverfügung und Patientenvollmacht<br />

auf der Basis des Fragebogens.<br />

Seite 42 02/<strong>2015</strong>


Vertrieb<br />

Nun ist es wichtig, dass diese Dokumente<br />

im Ernstfall nachher auch auffindbar<br />

sind.<br />

Um dies sicherzustellen, bietet die Tutus<br />

AG ihre Vortiva-Datenbank an. Auf<br />

dieser offline-Datenbank werden alle<br />

Dokumente digitalisiert hinterlegt und<br />

sind im Zweifelsfall sofort greifbar. Über<br />

eine 24-Stunden-Hotline können die<br />

Dokumente vom behandelnden Arzt in<br />

der Notfallsituation jederzeit angefragt<br />

werden. So kann ein fremdbestimmtes<br />

Betreuungsverfahren abgewendet werden<br />

und dem Arzt ist es möglich, ohne<br />

langes Prozedere sofort zu handeln.<br />

Die Bundesnotarkammer<br />

und die rechtliche Betreuung<br />

durch „Fremde“<br />

Was genau geschieht also, wenn jemand<br />

in die Situation des Verlusts der eigenen<br />

Entscheidungsfähigkeit gerät? Als erstes<br />

prüft das Betreuungsgericht, ob der<br />

Betroffene eine Vorsorgevollmacht ausgestellt<br />

hat und auf wen. Diese Anfrage<br />

richtet das Gericht an das Zentrale Vorsorgeregister<br />

(ZVR) der Bundesnotarkammer.<br />

Um sich ein Bild davon zu<br />

machen, wie häufig ein solcher Fall eintritt,<br />

seien im Folgenden die Zahlen der<br />

Anfragen genannt, die in den letzten Jahren<br />

bei der ZVR eingegangen sind: Im<br />

Jahr 2013 erreichten das Register 117.518<br />

Anfragen mit Bitte um Auskunft, 2012<br />

waren es 232.065 Anfragen gewesen. Im<br />

Jahr davor kam es zu 234.949 Anfragen<br />

und im Jahr 2010 sind es 231.227 gewesen.<br />

Damit steht die Frage nach der Vollmacht<br />

also viel häufiger im Raum, als die<br />

meisten wahrscheinlich vermutet hätten.<br />

Hinzu kommt der Fakt, dass von allen<br />

Anfragen jeweils weniger als zehn Prozent<br />

positiv beschieden werden können.<br />

Das heißt, dass in über neunzig Prozent<br />

der Fälle keine Vollmachten vorliegen<br />

und somit eine fremde Person, der rechtliche<br />

Betreuer, die Befugnis einer Entscheidung<br />

zugesprochen wird. Im Jahr<br />

2013 gab es 1,3 Millionen solcher rechtlichen<br />

Betreuungen 1 . Von wegen „meine<br />

Familie soll entscheiden.“ Die Zahlen<br />

sprechen eine andere Sprache.<br />

Die jungen Leute<br />

verdrängen die Frage nach<br />

dem Ernstfall<br />

Die wenigen Bundesbürger, die sich<br />

Gedanken über das Eintreten des Ernstfalls<br />

machen, sind in der Regel im Rentenalter.<br />

So beziffert die Bundesnotarkammer<br />

das Durchschnittsalter der<br />

Vollmachtgeber und Vollmachtgeberinnen<br />

zum Zeitpunkt ihrer Registrierung<br />

auf über 65 Jahre. Das ist reichlich spät,<br />

denn auch jüngere Menschen sollten<br />

die Bedeutung einer Vorsorgevollmacht<br />

früh genug durchdenken, um bei möglichen<br />

Verlusts der Geschäfts- und/<br />

oder Einwilligungsfähigkeit jemanden<br />

zu haben, dem sie vertrauen, und der<br />

an ihrer Stelle handelt und entscheidet.<br />

Auf den Ernstfall<br />

gut vorbereitet sein.<br />

Was nützt eine Vorsorgevollmacht/Patientenverfügung,<br />

wenn keiner von ihr erfährt?<br />

Auch wenn wir es gerne verdrängen: Jeder kann durch Unfall, Krankheit oder Alter plötzlich<br />

nicht mehr in der Lage sein, die eigenen Angelegenheiten selbst zu regeln. Wenn dann keine<br />

Vorsorgevollmacht besteht oder diese nicht gefunden wird, wird im Sinne des Gesetzes eine<br />

Betreuung angeordnet. (§ 1896 BGB)<br />

Wir helfen Ihnen mit unseren Anwälten bei der rechtssicheren Erstellung Ihrer Vorsorgedokumente<br />

und sorgen mit unserer VORTIVA Vorsorgedatenbank dafür, dass Ihre Dokumente<br />

Krankenhäusern und Betreuungsgerichten 24 Stunden am Tag und 365 Tage im Jahr zugänglich<br />

sind. Nutzen Sie unsere Datenbank auch zur Hinterlegung Ihrer eigenen Dokumente.<br />

Gern stehen wir Ihnen persönlich zur Verfügung:<br />

TUTUS AG, Möckernsche Straße 1, 04155 Leipzig<br />

Telefon: +49 341 58 32 98 411, E-Mail: info@tutus.de<br />

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VORTIVA Vorsorgedatenbank.<br />

Seite 43


nun muss er im Zweifelsfall aber auch<br />

durchgesetzt werden. Dies stellt man<br />

sicher mit einer Vorsorgevollmacht. Mit<br />

der Vorsorgevollmacht überträgt man<br />

einer Person der eigenen Wahl unter<br />

anderem die Aufgabe, dem in der Patientenverfügung<br />

formulierten Willen<br />

Geltung zu verschaffen. Damit wird der<br />

Bevollmächtigte zum Stellvertreter des<br />

Vollmachtgebers und soll für diesen handeln,<br />

entscheiden, Verträge schließen<br />

und so fort. Dabei obliegt es dem Vollmachtgeber<br />

eine umfassende Vollmacht<br />

zu erteilen, die begrenzt wirksam ist.<br />

Zudem kann der Vollmachtgeber seine<br />

Vollmacht zu jedem Zeitpunkt abändern<br />

oder zurückziehen.<br />

Betreuungsverfügung<br />

Doch gerade Unternehmer, Gesellschafter<br />

oder Geschäftsführer sollten mit einer<br />

Versorgungsvollmacht einem möglichen<br />

Stillstand des Geschäfts vorkommen, für<br />

den Fall, dass es einmal überraschend<br />

ernst wird – das Treffen von Regelungen<br />

und das Leisten von Unterschriften kann<br />

nicht automatisch von Familienangehörigen<br />

geleistet werden, dies gilt es zu<br />

bedenken. Wenn durch das Fehlen einer<br />

Versorgungsvollmacht nicht reagiert<br />

werden kann, droht im schlimmsten Fall<br />

eine Insolvenz. Weiterhin sehr ratsam ist<br />

eine Trennung der Vollmachten für den<br />

Geschäftsbereich einerseits und den privaten<br />

Bereich andererseits. Hinsichtlich<br />

der gebotenen Errichtung einer „Brandmauer“<br />

zwischen privatem Vermögen<br />

und betrieblichem Vermögen ist auch<br />

die Umwandlung des Betriebs in eine<br />

haftungsbeschränkte GmbH zu erwägen.<br />

So ist es interessant, dass sich angesichts<br />

der möglichen Folgen nur wenige mittelständische<br />

Unternehmen mit unternehmensbezogenen<br />

betrieblichen Vollmachten<br />

auseinandersetzen. Bei diesen<br />

Vollmachten steht nicht so sehr die Aufrechterhaltung<br />

der Selbstbestimmung<br />

der Betroffenen im Vordergrund – es geht<br />

um die im Betrieb involvierten Personen,<br />

um investiertes Kapital, kurzum: hier<br />

geht es um die Unternehmenssicherung.<br />

Zwar kann die als Generalvollmacht ausgestellte<br />

Versorgungsvollmacht auch den<br />

beruflichen beziehungsweise unternehmerischen<br />

Bereich mit abdecken. Aber<br />

bei Berufs-, Handels und Gesellschaftsrecht<br />

sind besondere Spielregeln zu<br />

berücksichtigen. So muss die „normale“<br />

Vollmacht unbedingt erweitert werden<br />

durch klare Angaben und Handlungsanweisungen<br />

des Unternehmers, wie er<br />

sein Unternehmen fortgesetzt wissen<br />

will, wenn er selbst einmal wegen eines<br />

Unfalls oder wegen längerer Krankheit<br />

die Fäden aus der Hand geben muss.<br />

Soll der Betrieb fortgeführt, liquidiert,<br />

übertragen oder verkauft werden, wenn<br />

man selbst nicht mehr entscheiden kann?<br />

Mit diesen Fragen sollte sich der Unternehmer<br />

früh genug beschäftigt haben<br />

und nicht seine Bevollmächtigten damit<br />

überfordern.<br />

Patientenverfügung<br />

Wer also beginnt, sich mit dem Thema<br />

zu beschäftigen, dem begegnet eine<br />

zunächst verwirrend scheinende Vielfalt<br />

an Möglichkeiten. Aber schließlich<br />

ist es doch alles ganz einfach und gut<br />

strukturiert. Wünsche zur medizinischen<br />

Behandlung für den Fall, dass ein<br />

Zustand der Entscheidungsunfähigkeit<br />

(z. B. Bewusstlosigkeit) eintritt, fixiert<br />

man am besten mit einer Patientenverfügung.<br />

In diesem Dokument legt man fest,<br />

ob man etwa künstlich beatmet werden<br />

möchte oder andere lebenserhaltende<br />

Maßnahmen wünscht. Diese Verfügung<br />

greift dann, wenn man selbst nicht mehr<br />

in der Lage ist, dies zu entscheiden.<br />

Vorsorgevollmacht<br />

Nun hat man seinen Willen in der Patientenverfügung<br />

schriftlich festgehalten,<br />

Als Alternative zur Vorsorgevollmacht<br />

besteht die Option der Ausstellung einer<br />

Betreuungsverfügung. Das Betreuungsgericht<br />

wird dabei informiert, wer im<br />

Ernstfall die Betreuung übernehmen soll<br />

und wer auf keinen Fall. Diesem Wunsch<br />

kommt das Gericht daraufhin, soweit<br />

realisierbar, nach. Dieses Modell macht<br />

dann Sinn, wenn man sich vorstellen<br />

kann, dass beispielsweise der Nachbar<br />

als Betreuer aktiv wird, dabei aber stets<br />

der Kontrolle des Gerichts unterliegt.<br />

Diese Kontrolle erstreckt sich für gesetzliche<br />

Betreuer bis auf den Cent-genauen<br />

Nachweis über die Verwendung des Vermögens<br />

dessen, der betreut wird. Nun<br />

ist es vor allem diese penible Nachweispflicht,<br />

die für Familienangehörige, die<br />

als gesetzliche Betreuer eingesetzt wurden,<br />

zur zusätzlichen und anstrengenden<br />

Detailarbeit wird.<br />

Der Makler sollte also alle diese Optionen<br />

sowie deren Für und Wider genau<br />

kennen. Darüber hinaus sollte er durch<br />

gezielte Fragen herausarbeiten, was<br />

genau der Kunde sich im „Ernstfall“<br />

wünscht und braucht. Vor allem aber,<br />

und das steht ganz am Anfang, sollte<br />

der Makler Selbstsicherheit im Umgang<br />

mit dem Thema finden und die richtigen<br />

Worte wählen, um damit dem Kunden<br />

die Scheu zu nehmen, das Tabuthema<br />

des Verfalls oder der Hilflosigkeit offen<br />

und pragmatisch zu besprechen.<br />

Ein Gastbeitrag von<br />

Kristin Vardi<br />

Seite 44 1<br />

Quelle: Statistisches Bundesamt_Erfüllungsaufwand im Bereich Pflege_03/2013)<br />

Foto: ©svetikd / 22185447 / istockphoto.com 02/<strong>2015</strong>


Ich bestelle den Wegweiser für Versicherungs- und Finanzvermittler<br />

als Poster (DIN A1) zu 30 EUR (inkl. Versand, zzgl. MwSt)<br />

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Ich akzeptiere die Allgemeinen Geschäftsbedingungen unter www.versicherungsbote.de/agb.html<br />

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Unterschrift:<br />

Zutreffendes bitte ausfüllen bzw. ankreuzen und senden an: <strong>Versicherungsbote</strong> Verlag UG, Reclamstr. 42, 04315 Leipzig<br />

oder per E-Mail: info@versicherungsbote.de, via Fax: 0341/39284309


Interview mit Fred Wagner<br />

Startups:<br />

Bedrohung oder geniale Partner?<br />

FinTechs und innovative Unternehmen sorgen für gehörig Wirbel in der Branche. Die neuen Akteure<br />

wissen nicht nur Schwächen der etablierten Versicherer und Vertriebe zu nutzen, sondern sorgen mit<br />

ihren oft ungewöhnlichen Geschäftsideen auch für Konflikte. Passend, dass die V.E.R.S. Leipzig GmbH<br />

mit InnoVario nun eine Versicherungsmesse für Startups veranstaltet, die am 12. und 13. November<br />

in Bonn stattfinden wird. <strong>Versicherungsbote</strong> hat mit Schirmherr Prof. Dr. Fred Wagner vom Institut für<br />

Versicherungslehre an der Universität Leipzig gesprochen.<br />

Professor Dr. Fred Wagner<br />

(geboren 1960) ist Vorstand im<br />

Institut für Versicherungswissenschaften<br />

an der Universität<br />

Leipzig. Mitglied im Verwaltungsrat<br />

der Bundesanstalt für<br />

Finanzdienstleistungsaufsicht<br />

(BaFin).<br />

Mitglied im Deutschen Rechnungslegungs-Standards-Committee,<br />

AG Versicherungen.<br />

Seine Forschungsschwerpunkte:<br />

Versicherungsmarkt, Versicherungsvertrieb,<br />

Lebensversicherung,<br />

betriebliche Altersversorgung,<br />

Asset Management,<br />

Rechnungswesen im Versicherungsunternehmen,<br />

Solvency II,<br />

Risk Management und Wertorientierte<br />

Steuerung.<br />

Sie veranstalten mit der InnoVario<br />

eine Messe, die sich dem Thema Startups<br />

in der Versicherungsbranche widmet.<br />

Warum haben Sie jetzt eine Startup-Messe<br />

im Programm?<br />

Wagner: Unser Eindruck ist, dass die Versicherungswirtschaft,<br />

die Versicherungsunternehmen<br />

und die Versicherungsvertriebe<br />

inzwischen sehr aufmerksam<br />

sind, was links und rechts an Innovationen<br />

aufkommt. Da entstehen neue<br />

Geschäftsmodelle, die FinTechs erscheinen<br />

mit neuen Ideen, es gibt inzwischen<br />

viele Neugründungen von Startups im<br />

Versicherungsumfeld.<br />

Die Startups entwickeln Geschäftsmodelle,<br />

die sie zwischen den Versicherungsunternehmen<br />

und den Kunden<br />

oder zwischen den Vertrieben und den<br />

Kunden etablieren. Sie greifen sich Teile<br />

der Wertschöpfungskette heraus, digitalisieren<br />

und optimieren diese, organisieren<br />

sie neu und positionieren sich<br />

darin gleich selbst mit ihren eigenen<br />

Geschäftsmodellen. Die Frage, die sich<br />

für die Versicherer und Vertriebe stellt,<br />

ist: Was bedeutet das eigentlich? Entsteht<br />

da Substitutionskonkurrenz, nehmen<br />

sich die Startups etwas weg, sind<br />

sie Bedrohungspotential? Oder sind sie<br />

nicht sogar geniale Kooperationspartner,<br />

die der Branche helfen, ihre Geschäftsmodelle<br />

zu modernisieren und zu optimieren?<br />

Wir haben uns gefragt, welchen Beitrag<br />

wir leisten können, um diese gesamte<br />

Gemengelage zu entmystifizieren und<br />

die Akteure auf einer neutralen Plattform<br />

zusammenzubringen, die nun das<br />

Spin-off unseres Instituts, die V.E.R.S.<br />

Leipzig GmbH, stellt. Wir organisieren<br />

eine Veranstaltung, auf der wir die handelnden<br />

Akteure zusammenbringen.<br />

Auch wir beobachten Startups in unserer<br />

Berichterstattung, nehmen dabei<br />

Konflikte mit „etablierten“ Akteuren<br />

auf dem Versicherungsmarkt wahr. Zum<br />

Beispiel will der Bundesverband Deutscher<br />

Versicherungskaufleute (BVK) das<br />

Vergleichsportal Check24 verklagen,<br />

weil der Verband der Meinung ist, dass<br />

Check24 nicht wie vorgeschrieben individuell<br />

berät und vor der Beratung keine<br />

Erstinformation gibt. Verfolgen Sie diese<br />

Konflikte und wie bewerten Sie diese?<br />

Wir verfolgen die Konflikte mit großem<br />

Interesse. Die Digitalisierung hat natürlich<br />

Grenzen, weil sich hier auch viele<br />

juristische Fragen stellen. Ich möchte<br />

jetzt nicht konkret auf den Rechtsstreit<br />

zwischen dem BVK und Check24 eingehen,<br />

den ich natürlich kenne. Grundsätzlich<br />

sind aber immer drei Aspekte<br />

zu bedenken. Erstens: Welche neuen<br />

Techniken stehen den Innovatoren zur<br />

Verfügung? Zweitens: Welche fachlichen<br />

Chancen und Risiken bieten diese neuen<br />

Konzepte? Und Drittens, dies ist bezüglich<br />

Ihrer Frage besonders wichtig: In<br />

welchem Rechtsrahmen findet das Ganze<br />

statt und kann es auch stattfinden?<br />

Wir können jetzt nicht einfach unseren<br />

gesamten Rechtsrahmen über Bord<br />

schmeißen und „Trial and Error“ außer-<br />

Seite 46 02/<strong>2015</strong>


Ein Kodex für die eigene<br />

Überzeugung<br />

Mit dem Kodex „Ehrbarer Versicherungsmakler“<br />

und „Ehrbarer Finanzanlagevermittler“<br />

bekennen sich beide<br />

Vermittlergruppen dazu, im Sinne ihrer<br />

Kunden zu handeln und sich an die im<br />

Kodex formulierten Regeln zu halten.<br />

Mit Hilfe der Registernummer zum<br />

§ 34d bzw. § 34f GewO kann jeder<br />

Kunde online auf <strong>Versicherungsbote</strong>.de<br />

prüfen, ob sich sein Makler zum<br />

Kodex bekennt.<br />

Diese Versicherer akzeptieren den<br />

<strong>Versicherungsbote</strong> Kodex:<br />

ERGO Versicherungsgruppe AG<br />

Stuttgarter Versicherung AG<br />

Wüstenrot & Württembergische AG<br />

Baden-Badener Versicherung AG<br />

Feuersozietät Berlin Brandenburg<br />

Versicherung AG<br />

Alte Leipziger – Hallesche<br />

Konzern<br />

Zurich Versicherung<br />

DEURAG Deutsche Rechtsschutz-Versicherung<br />

AG<br />

Den genauen Wortlaut der<br />

Kodizes kann man unter<br />

http://kodex.vbote.de nach -<br />

lesen und sich online registrieren<br />

oder Sie nutzen<br />

das nachfolgende Bestell -<br />

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<strong>Versicherungsbote</strong> Verlag UG, Reclamstr. 42, 04315 Leipzig,<br />

per E-Mail: info@versicherungsbote.de, via Fax: 0341/39284309<br />

Ich bekenne mich zum<br />

Kodex Ehrbarer Versicherungsmakler<br />

Kodex Ehrbarer Finanzanlagevermittler<br />

Registernr. 34d<br />

Registernr. 34f<br />

Senden Sie mir ein gedrucktes Exemplar:<br />

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ohne Personalisierung für 18,00 Euro*<br />

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personalisiert für 70,00 Euro*<br />

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*Für beide Kodizes zusammen zahlen Sie 24,00 Euro, für die personalisierte Variante 100,00 Euro. Alle Preise in Netto.<br />

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halb der Gesetze und Ordnungen vornehmen.<br />

Die Entwicklungen bedürfen<br />

schlicht einer rechtlichen Begleitung,<br />

die momentan offenbar nicht ganz nachkommt.<br />

Dabei ist meine Vorstellung,<br />

nicht in erster Linie danach zu suchen:<br />

Wie können die Startups und Innovatoren<br />

gestoppt werden, und was muss vorgebracht<br />

werden, um sie auszubremsen?<br />

Sondern gerade umgekehrt: Es sollte<br />

darüber nachgedacht werden, wie neue<br />

Geschäftsmodelle gefördert werden können,<br />

aber rechtlich unbedenklich und<br />

sauber. Es würde sicher den Startups und<br />

Innovatoren hilfreich sein, wenn sie sich<br />

rechtlich absichern – auch im Dialog mit<br />

Juristen.<br />

Es gibt verschiedene Ansätze von Versicherern,<br />

auf die Digitalisierung zu<br />

reagieren. Die Axa plant laut Branchenberichten<br />

eine Kooperation mit Google.<br />

Die Debeka hingegen hält ein Stück weit<br />

an alten Vertriebsmodellen fest, setzt<br />

auf einen großen Außendienst und bildet<br />

viele Vertriebsmitarbeiter aus. Kann<br />

es nicht auch einen Vorteil bedeuten,<br />

sich „klassischer“ Modelle zu besinnen?<br />

Ich werde jetzt nicht die Konzepte und<br />

Ideen einzelner Versicherer kommentieren.<br />

Ich bin aber überzeugt, dass die<br />

gesamte Branche, jedes einzelne Unternehmen,<br />

sich mit den innovativen Ideen<br />

und digitalen Optimierungspotentialen<br />

auseinanderzusetzen hat, und dass dies<br />

auch geschieht. Das schließt gegenläufige<br />

Entwicklungen nicht aus. Ich glaube aber,<br />

dass wir hier im Wesentlichen auf evolutionäre<br />

Entwicklungen zusteuern, denen<br />

sich auch die Vertriebe zu stellen haben.<br />

Wir werden in Zukunft noch erfolgreiche<br />

persönlich beratende Vertriebe sehen, die<br />

sich aber ihrerseits ebenfalls aller digitalen<br />

Möglichkeiten bedienen müssen. Die<br />

nicht mehr jedes Gespräch persönlich<br />

beim Kunden führen, sondern zum Beispiel<br />

über Co-Browsing-Techniken, über<br />

digitale Bewegtbildkonzepte und Prozessoptimierung<br />

ebenfalls modernisieren<br />

müssen. Die Welt ist nicht schwarz-weiß.<br />

Ein Modewort der Branche ist der sogenannte<br />

ROPO-Kunde (Research Online,<br />

Purchase Offline), der auf allen Kanälen<br />

angesprochen werden will. Dahinter<br />

steckt die Idee, dass sich Kunden online<br />

über Versicherungen informieren, aber<br />

dann bei einem Vermittler persönlich<br />

abschließen.<br />

RoPo lässt sich hin- und herübersetzen.<br />

Als „Research Offline, Purchase Online“,<br />

so dass sich Kunden bei einem persönlichen<br />

Berater die erforderlichen Informationen<br />

holen, aber dann doch im Netz<br />

abschließen. Es ist aber auch umgekehrt<br />

zu verstehen: „Research Online, Purchase<br />

Offline“. Sie können das beliebig tauschen,<br />

entscheiden wird der Kunde!<br />

Im Übrigen geht es nicht nur um die Frage,<br />

wo wird die Information gesucht und wo<br />

wird gekauft. Die Verfügbarkeit mehrerer<br />

Kanäle erwartet der Kunde bei all seinen<br />

Aktivitäten: Beratung, Abschluss, Vertragsänderung,<br />

Schadensmeldung oder<br />

Kündigung. Der Kunde wird zukünftig<br />

fallweise entscheiden, je nach Lebenssituation,<br />

Risikobereich, Produktumfeld<br />

oder Phase seiner „Customer Journey“,<br />

was er wie, über welche Wege und mit<br />

welchem Gesprächspartner kommunizieren<br />

möchte. Die beteiligten Akteure,<br />

Versicherer wie Vertriebe, sollten dafür<br />

alle Möglichkeiten schaffen. Dafür steht<br />

der inzwischen modern werdende Begriff<br />

„Omnikanal-Management“.<br />

Bedeutet das für die Versicherer nicht<br />

zunächst einen großen administrativen<br />

Aufwand, weil sie diese Kanäle eben alle<br />

zur Verfügung stellen müssen?<br />

Ja, das ist so. Ich glaube, dafür sind große<br />

Anstrengungen notwendig, technische<br />

und fachliche. Man wird auch über<br />

geteilte Informationen mit den beteiligten<br />

Partnern sprechen müssen, zum<br />

Beispiel hinsichtlich Verwertbarkeit und<br />

Datenschutz. Aber das sehe ich als eine<br />

evolutionäre Entwicklung und das wird<br />

nicht mit einem „Big Bang“ geschehen<br />

können.<br />

Beobachten Sie mit Blick auf die Digitalisierung<br />

bei den Versicherern einen<br />

Aktionismus? Dass die Anbieter nun<br />

glauben, möglichst keine Innovation<br />

verpassen zu dürfen und Angst haben,<br />

den Anschluss zu verlieren?<br />

Ich habe nicht den Eindruck, dass es<br />

blinde Hektik in der Assekuranz gibt. Es<br />

ist schon so, dass es Unternehmen gibt,<br />

die offensiver auf die Thematik zugehen,<br />

und andere verhalten sich defensiver.<br />

Ich habe viele Gespräche in der Versicherungsbranche<br />

geführt, gerade in den<br />

letzten Monaten. Dabei habe ich keinen<br />

Entscheider getroffen, der sich des<br />

Themas nicht bewusst wäre. Dass mit<br />

unterschiedlichen Geschwindigkeiten<br />

gegangen wird, ist zutreffend. Welche<br />

Geschwindigkeit die richtige ist, kann<br />

Ihnen aber keiner vorhersagen. Es ist<br />

nicht gesagt, dass der, der am schnellsten<br />

rennt und eine Pionierrolle einnimmt,<br />

die beste Entwicklung hat, es ist<br />

aber auch nicht gesagt, dass der, der am<br />

Längsten mit ruhiger Hand wartet, der<br />

Erfolgreichste sein wird. Ich bin überzeugt,<br />

dass es am Ende Versicherer und<br />

Vertriebe geben wird, die den Anschluss<br />

verlieren werden. Und ich bin ebenfalls<br />

fest davon überzeugt, dass auch die Digitalisierung<br />

neben anderen Problemen,<br />

die die Branche hat zu einer Konsolidierung<br />

beitragen wird. Wie in jeder dynamischen<br />

Entwicklung wird es aber auch<br />

Gewinner geben.<br />

Auch vor den ungebundenen Vermittlern<br />

machen die Entwicklungen nicht<br />

Halt. Haben Sie Startups beobachten<br />

können, bei denen Sie sagen: Das<br />

könnte die Zukunft des Maklervertriebs<br />

sein? Wie weit ist hier die Entwicklung?<br />

Unterschiedlich. Ich weiß, dass das eine<br />

oder andere Startup mit Maklerpools in<br />

engeren Gesprächen ist, um neue Konzepte<br />

zu erörtern und eine Zusammenarbeit<br />

auszuloten. Das ist zum Teil in ersten<br />

Gesprächsphasen, zum Teil sind Pilotprojekte<br />

angedacht oder werden bereits<br />

umgesetzt. Inwieweit der Einzelmakler<br />

hier schon aktiv ist, wage ich nicht zu<br />

beurteilen. Ich glaube aber nicht, dass das<br />

auch auf breiter Basis schon geschieht.<br />

Also kann man Maklern auch keine konkrete<br />

Empfehlung geben, wie sie mit<br />

Risiken und Chancen der fortschreitenden<br />

Digitalisierung umgehen sollen?<br />

Soweit es allein um die Beziehung zum<br />

Kunden geht, um Online-Unterstützung<br />

bei der Beratung und im Verkauf, gibt<br />

es auch schon sehr erfolgreiche Einzelmakler,<br />

die zum Beispiel in den sozialen<br />

Medien unterwegs sind und dort agieren.<br />

Eine digital unterstützte Prozessoptimierung<br />

sehe ich hingegen noch nicht auf<br />

breiter Front. Es wird für Makler auch<br />

schwierig sein, das alleine zu bewerkstelligen.<br />

Ich kann es mir aber gut vorstellen,<br />

dass die Vermittler über Maklerverbünde,<br />

Maklerverbände, Maklerpools<br />

und großen Vertriebsgesellschaften<br />

ohnehin die Chancen der Digitalisierung<br />

angehen. Das erfordert natürlich ein<br />

gewisses Maß an Standardisierung. Und<br />

Seite 48 02/<strong>2015</strong>


Netzwelt<br />

ich denke, da muss die Ebene des einzelnen<br />

Maklers verlassen werden.<br />

Das würde dann auch bedeuten, dass<br />

die Maklerpools und -verbände gegenüber<br />

„Einzelkämpfern“ an Bedeutung<br />

gewinnen.<br />

Ich will nicht sagen, dass Einzelmakler<br />

keine Zukunft haben. Aber sie werden<br />

sich organisieren müssen. Sie werden sich<br />

standardisierten Lösungen öffnen müssen,<br />

aber das müssen sie heute eigentlich<br />

auch schon. Da hilft natürlich eine wie<br />

auch immer geartete Anbindung an Partnernetzwerke.<br />

Das heißt nicht, dass der<br />

Makler mit seinem Unternehmen nicht<br />

mehr existieren kann. Aber er wird sich<br />

neue, digitale Kompetenzen aufbauen<br />

müssen – allein oder mit Hilfe Dritter.<br />

Ein Trend, der aktuell zu beobachten<br />

ist: Immer mehr Policen lassen sich im<br />

Internet abschließen. Das betrifft auch<br />

solche Verträge, die beratungsintensiv<br />

sind und nicht per Mausklick abgeschlossen<br />

werden sollten, ich denke an<br />

private Krankenvollversicherungen oder<br />

BU-Policen. Wie beurteilen Sie diese Entwicklung<br />

– auch aus Sicht des Kunden?<br />

Verträge, die aktuell als sehr komplex gelten,<br />

werden zukünftig auch im Internet<br />

mehr und mehr eine Rolle spielen werden.<br />

Ich sehe dafür zwei Möglichkeiten.<br />

Möglichkeit Numero Eins: Die Produkte<br />

sind nicht mehr so komplex, sondern sie<br />

werden deutlich vereinfacht, zum Beispiel<br />

mit modularen Ansätzen. Die Individualisierung<br />

entsteht dann durch die<br />

Kombination von Bausteinen, die aber<br />

einfach erklärt werden müssen. Und die<br />

zweite Möglichkeit:<br />

Die Digitalisierung schafft technische<br />

Möglichkeiten, online effizient zu beraten.<br />

Sei es durch spezialisierte Software,<br />

die mit Spracherkennung funktioniert,<br />

einen Avatar zur individualisierten Beratung<br />

hinzuzieht und als lernfähiges System<br />

immer besser aufgestellt wird. Sei<br />

es durch eine Technik wie Co-Browsing<br />

und Videokonzepte, bei denen am anderen<br />

Ende der Leitung der Berater steht,<br />

den es auch heute gibt, der nur dann<br />

eben mit modernen Methoden arbeitet<br />

und nicht mehr standardmäßig fallweise<br />

aber durchaus noch im Wohnzimmer des<br />

Kunden sitzt.<br />

Bedeutet das nicht eine Gefahr für Vertriebsmitarbeiter,<br />

weil viele Arbeitsplätze<br />

durch „intelligente Systeme“<br />

ersetzt werden?<br />

Ich sehe das eher als eine Chance für den<br />

Vertrieb, aber nicht für alle. Wir brauchen<br />

uns überhaupt nicht darüber zu<br />

unterhalten, dass die Zahl der Vertriebspartner<br />

zurückgehen wird. Sie wird auch<br />

merklich zurückgehen. Ich glaube aber<br />

auch, dass es Gewinner unter den Vertriebspartnern<br />

geben wird, bei solchen,<br />

die es schaffen, sich die neuen Welten zu<br />

erschließen, sie als Chance zu begreifen<br />

und sich in ihnen weiterzuentwickeln.<br />

Vielen Dank für das Interview!<br />

Die Fragen stellte Mirko Wenig<br />

Morgen so gut wie heute.<br />

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Seite 49


Termine<br />

Aktuelle Terminhinweise inklusive Anmeldelinks gibt<br />

es auch unter http://termine.vbote.de<br />

November <strong>2015</strong><br />

10. - 11.11.<strong>2015</strong><br />

4. Fachkonferenz „Datenschutz<br />

in der Assekuranz“ - Aktuelle<br />

Anforderungen an die<br />

Versicherungsunternehmen<br />

Versicherungsforen Leipzig GmbH<br />

LEIPZIG<br />

12.11.<br />

Forum Verkaufsförderung <strong>2015</strong><br />

AMC Finanzmarkt GmbH<br />

DORTMUND<br />

12. - 13.11.<br />

InnoVario – Ideen- und<br />

Innovationsmarktplatz für die<br />

Versicherungsbranche<br />

V.E.R.S. Leipzig GmbH<br />

BONN<br />

17. - 18.11.<br />

Innovatives Schadenmanagement<br />

<strong>2015</strong><br />

MCC - Management Center of<br />

Competence<br />

KÖLN<br />

19.11.<br />

@ssekuranzforum <strong>2015</strong> -<br />

Innovationen in der<br />

Versicherungswirtschaft -<br />

Digitalisierung und Big Data<br />

Advancy GmbH<br />

MÜNCHEN<br />

25. - 26.11.<br />

43. AMC-Meeting<br />

AMC Finanzmarkt GmbH<br />

DORTMUND<br />

24. - 26.11.<br />

7. Messekongress „IT für<br />

Versicherungen“<br />

Versicherungsforen Leipzig GmbH<br />

LEIPZIG<br />

Januar 2016<br />

02. - 03.03.<br />

AMC-Auftaktgespräch 2016<br />

AMC Finanzmarkt GmbH<br />

KÖLN<br />

Februar 2016<br />

02. - 03.02.<br />

Fachkonferenz: Dunkelverarbeitung<br />

& Workflowunterstützung in<br />

Versicherungen<br />

Versicherungsforen Leipzig GmbH<br />

LEIPZIG<br />

16. - 17.02.<br />

Fachkonferenz: Online-<br />

Marketing & Social Media in der<br />

Versicherungswirtschaft<br />

Versicherungsforen Leipzig GmbH<br />

LEIPZIG<br />

16. - 17.02.<br />

Zukunftsmarkt Altersvorsorge 2016<br />

MCC - Management Center of<br />

Competence<br />

BERLIN<br />

23. - 24.02.<br />

Fachkonferenz: Mobile IT in<br />

Versicherungen – Lösungen, Trends<br />

und Praxisberichte<br />

Versicherungsforen Leipzig GmbH<br />

LEIPZIG<br />

März 2016<br />

02. - 03.03.<br />

Fachkonferenz:<br />

Vertriebsmanagement<br />

2016 - Umfeldveränderungen,<br />

Auswirkungen, Lösungsansätze<br />

Versicherungsforen Leipzig GmbH<br />

LEIPZIG<br />

15. - 16.03.<br />

Fachkonferenz: Telematik in der<br />

Kraftfahrtversicherung<br />

Versicherungsforen Leipzig GmbH<br />

LEIPZIG<br />

Seite 50 02/<strong>2015</strong>


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