Versicherungsbote 1-2014
- Schafft die Abschlussprovisionen ab! Warum Versicherungsmakler Sebastian Claus auf laufende Courtagen setzt - Provisionsverbot: Ländersache durch IMD2? - Dread Disease-Versicherung - Risikozuschläge in der Privaten Krankenversicherung - Absicherung Gewerbe - Lebenswerk sichern
- Schafft die Abschlussprovisionen ab! Warum Versicherungsmakler Sebastian Claus auf laufende Courtagen setzt
- Provisionsverbot: Ländersache durch IMD2?
- Dread Disease-Versicherung
- Risikozuschläge in der Privaten Krankenversicherung
- Absicherung Gewerbe
- Lebenswerk sichern
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Ausgabe 1/<strong>2014</strong><br />
Schafft die<br />
Abschlussprovisionen ab!<br />
Warum Versicherungsmakler Sebastian Claus auf<br />
laufende Courtage setzt<br />
Markt<br />
Provisionsverbot:<br />
Ländersache durch IMD2?<br />
Sparten<br />
Dread Disease-Versicherung<br />
Risikozuschläge in der PKV<br />
Vertrieb Spezial<br />
Absicherung Gewerbe<br />
Praxis<br />
Lebenswerk sichern
Editorial · Inhalt<br />
Liebe Leser,<br />
als Versicherungsmakler sind Sie<br />
den Interessen Ihrer Mandanten<br />
verpflichtet. Kommt eine gesetzliche<br />
Pflicht zur Weiterbildung, sollten<br />
Sie eine Weiterbildungseinrichtung<br />
nutzen können, die Ihre Aufgaben<br />
als unabhängiger Versicherungsmakler und Finanzanlageberater<br />
ernst nimmt und respektiert.<br />
Wir hoffen auf Ihre Unterstützung bei unserer Weiterbildungsinitiative.<br />
Welche Ziele <strong>Versicherungsbote</strong> verfolgt und wie Sie uns unterstützen<br />
können, lesen Sie auf Seite 42.<br />
Wie Versicherungsmakler heute erfolgreich arbeiten, haben wir von<br />
Sebastian Claus aus Leipzig erfahren (Seite 24). Eines seiner Statements:<br />
„Abschlussprovision brauche ich nicht.“ Ob das in Brüssel und Berlin<br />
gehört wird?<br />
Lesen Sie gleich zu Anfang der ersten Magazinausgabe <strong>2014</strong>, welche Positionen<br />
der GDV zur Europawahl bezieht und welche Folgen aus der<br />
IMD II zu erwarten sind.<br />
Wie gehen Lebensversicherer mit der Niedrigzinsphase um? Welche Möglichkeiten<br />
bieten Dread Disease-Versicherungen zur Absicherung biometrischer<br />
Risiken? Diesen Fragen widmet sich die Ausgabe ebenso wie<br />
Absicherungsformen für Selbstständige und Gewerbetreibende.<br />
Oliver Beyersdorffer zeigt auf, wie Krankenversicherer mit Risikozuschlägen<br />
umgehen (Seite 14) und Dr. Peter Schmidt erläutert, worauf bei Nachfolgeregelungen<br />
zu achten ist (Seite 32).<br />
Wir hoffen, auch in dieser Ausgabe einen Branchenquerschnitt zu bieten,<br />
der Ihnen bei Ihrer wichtigen Arbeit nützlich ist.<br />
Aus dem Inhalt<br />
Aufsicht, Vergütung, Datenschutz:<br />
GDV-Positionen zur Europawahl<br />
IMD2 – Werden Provisionsverbote<br />
zur Ländersache?<br />
Gier frisst Hirn<br />
Dread Disease-Versicherung – Ein Nischenprodukt?<br />
Risikozuschläge in der PKV<br />
Lebensversicherung: Wider dem Garantiezins<br />
Schwerpunkt:<br />
Absicherung für Selbstständige und Gewerbe<br />
Schwerpunkt-Interview: Was wünschen sich<br />
Selbstständige von ihrem Versicherer?<br />
Titel: Schafft die Abschlussprovisionen ab!<br />
Versicherungsmakler Sebastian Claus<br />
Vernachlässigt: Absicherung Burnout<br />
Die DNA der Alphatiere<br />
Wieviel ist das Lebenswerk wert?<br />
Wenn Makler in den Ruhestand gehen<br />
Cyber Crime – Risiko für Unternehmen<br />
Datenschutz und Versicherer<br />
6<br />
8<br />
10<br />
11<br />
14<br />
18<br />
20<br />
21<br />
24<br />
26<br />
28<br />
32<br />
38<br />
40<br />
Bleiben Sie unabhängig!<br />
Bleiben Sie unabhängig!<br />
<strong>Versicherungsbote</strong> startet Weiterbildungsinitative<br />
42<br />
Ihr Michael Fiedler<br />
Chefredakteur <strong>Versicherungsbote</strong><br />
Ein Jahr nach §34 f GewO<br />
44<br />
Termine<br />
46<br />
Impressum<br />
<strong>Versicherungsbote</strong> Verlag UG<br />
(haftungsbeschränkt)<br />
Reclamstraße 42<br />
04315 Leipzig<br />
FN: 0341 / 98 97 94 93<br />
Fax: 0341 / 39284309<br />
www.versicherungsbote.de<br />
redaktion@versicherungsbote.de<br />
Vertretungsberechtigter Geschäftsführer:<br />
Michael Fiedler<br />
Registergericht: Amtsgericht Leipzig<br />
Registernummer: HRB 26728<br />
Steuernummer: 231 /121 / 11727<br />
Inhaltlich Verantwortlicher gemäß<br />
§ 55 Abs. 2 RStV:<br />
Michael Fiedler (Anschrift wie oben)<br />
Redaktion:<br />
Michael Fiedler (Chefredakteur)<br />
Mirko Wenig, Björn Bergfeld, Hanna<br />
Behn<br />
Layout:<br />
Frank Springsguth, Hanna Behn<br />
Bildnachweis Titel: ©<strong>Versicherungsbote</strong><br />
Druck:<br />
Druckerei Hermes<br />
Portitzer Straße 16 · 04425 Taucha<br />
www.druckerei-hermes.de<br />
<strong>Versicherungsbote</strong> Magazin 01-<strong>2014</strong><br />
Auflage: 5.000 Stück<br />
Direktvertrieb über <strong>Versicherungsbote</strong>
Aktuelles aus der Branche<br />
Gothaer kombiniert Key Person-Absicherung und<br />
Gruppenunfall<br />
Fällt ein wichtiger Mitarbeiter plötzlich<br />
aus, sind Betriebsabläufe und Projekte<br />
gefährdet. Gleichzeitig entstehen dem<br />
Arbeitgeber durch Lohnfortzahlung, Übergangsmanagement,<br />
Personalberater oder<br />
nötige Umbaumaßnahmen hohe Kosten.<br />
Die Gothaer hat ihre Gruppen-Unfallversicherung<br />
um die Möglichkeit erweitert,<br />
Mitarbeiter in Schlüsselpositionen (Key<br />
Person) gezielt abzusichern.<br />
„So besteht neben dem Schutz des Arbeitnehmers<br />
vor den finanziellen Folgen eines<br />
Unfalls auch für das Unternehmen die<br />
Möglichkeit, den Schaden zu minimieren.<br />
Hat zum Beispiel ein leitender Mitarbeiter<br />
eines Unternehmers einen Unfall und ist<br />
für mehrere Monate krank, so verzögert<br />
sich die Bearbeitung wichtiger Aufträge<br />
und Termine müssen verschoben werden.<br />
Die Arbeit sich lässt oft nur mit einer kostspieligen<br />
Ersatzkraft bewältigen. Mit den<br />
Leistungen der Gothaer Gruppen-Unfallversicherung<br />
kann der Unternehmer die<br />
Kosten einer Vertretung bezahlen. So<br />
sichert er die termingerechte Auftragsabwicklung<br />
und vor allem die Liquidität des<br />
Unternehmens“, erklärt Bettina Brenneis,<br />
Produktmanagerin Gruppenunfallversicherung<br />
bei der Gothaer.<br />
In der betrieblichen Gruppen-Unfallversicherung<br />
sind auch Reha-Management-<br />
Lösungen eingeschlossen. Ziel ist es, die<br />
verunfallte Person so schnell wie möglich<br />
wieder in den Arbeitsprozess zu integrieren.<br />
Sollte ein behindertengerechter<br />
Umbau des Arbeitsplatzes notwendig<br />
werden, übernimmt die Gruppen-Unfallversicherung<br />
auch dafür die Kosten.<br />
Ebenfalls in der Absicherung enthalten<br />
ist, dass bei schweren Unfällen im<br />
Rahmen des Interims-Managements sogar<br />
eine qualifizierte Ersatzkraft zur zeitlichen<br />
Überbrückung des Personalausfalles organisiert<br />
wird. „Diese Mischung aus Hilfeleistung,<br />
Unterstützung, Kostenübernahme<br />
und finanzieller Flexibilität ist ein<br />
echtes Alleinstellungsmerkmal im gewerblichen<br />
Unfallversicherungs-Markt“, so<br />
Brenneis. Die neue Produktgeneration<br />
der Gothaer Gruppen-Unfallversicherung<br />
für Unternehmer umfasst Leistungen für<br />
Unternehmen, Vereine bis hin zur Absicherung<br />
von Bauhelfern und Kindergärten.<br />
Die Gruppen-Unfallversicherung<br />
gibt es in drei Varianten am Markt: Der<br />
Grundschutz bietet neuerdings Leistungserweiterungen<br />
wie die Absicherung von<br />
Gästen und Besuchern auf dem Betriebsgelände,<br />
der Helmklausel und den Einschluss<br />
von Kart-Veranstaltungen. Im<br />
Gothaer UnfallTop sind weitere Leistungserweiterungen<br />
wie die verbesserte Gliedertaxe<br />
und das neue Reha-Management<br />
enthalten. Unfälle durch Eigenbewegung<br />
und weitere Erhöhungen der Versicherungssummen<br />
für Gips-, Komageld,<br />
Umbaukosten und das Erlernen der<br />
Gebärdensprache und der Blindenschrift<br />
sind in der Plusdeckung eingeschlossen.<br />
Quelle: PM Gothaer<br />
Jeder vierte Versicherungsmakler hat Jahresgewinn von<br />
maximal 25.000 Euro<br />
„Lohnt sich die Tätigkeit des Versicherungsvermittlers?“<br />
Dies war eine der Fragen,<br />
die bei der 23. Strukturanalyse des<br />
Bundesverbandes Deutscher Versicherungskaufleute<br />
(BVK) im Mittelpunkt<br />
stand. Dabei zeigte sich: Einfirmenvertreter<br />
haben durchschnittlich höhere<br />
Gewinne als Makler, die besonders bei<br />
den niedrigen Gewinnsegmenten häufig<br />
vertreten sind.<br />
Im Zuge der Befragung hat das Institut<br />
für Handelsforschung Köln 1.683 Antworten<br />
ausgewertet. Auf Basis der<br />
Angaben zum Gewinn (Jahresüberschuss<br />
einschließlich Geschäftsführergehalt)<br />
wurde ein Gewinnindex ermittelt, der die<br />
durchschnittliche Gewinnkennzahl je<br />
Betriebsinhaber abbildet.<br />
Das Ergebnis der Studie: Ausschließlichkeitsvertreter<br />
haben durchschnittlich<br />
höhere Gewinne als Makler. „Makler<br />
liegen mit einem Gewinnindex in Höhe<br />
von 52.271 Euro deutlich unter dem der<br />
Einfirmenvermittler mit 69.598 Euro“,<br />
berichtet Erik von Elbwart, Mitglied der<br />
Betriebskommission in der BVK. Auffällig<br />
sei dabei, dass mehr als jeder zweite<br />
Makler (53 Prozent) sich in den unteren<br />
beiden Gewinnsegmenten einordnet, also<br />
im Schnitt einen Jahresgewinn von<br />
maximal 50.000 Euro erzielt. Jeder vierte<br />
Makler verdient sogar „nur“ 25.000 Euro<br />
oder weniger. Bei den Einfirmenvertretern<br />
gaben hingegen nur 10 Prozent der<br />
Befragten einen Jahresgewinn kleiner oder<br />
gleich 25.000 Euro an.<br />
7,7 Prozent der Makler haben<br />
Gewinn von mehr als 200.000<br />
Euro<br />
Weniger groß waren die Unterschiede<br />
hingegen bei den Vermittlern mit den<br />
höchsten Gewinnen. 10,7 Prozent der<br />
Versicherungsmakler erzielten mindestens<br />
einen Jahresgewinn von 150.000 Euro und<br />
mehr, bei den Ausschließlichkeitsvertretern<br />
waren es 11,8 Prozent. In der Spitzenkategorie<br />
„Gewinn über 200.000 Euro“<br />
haben Versicherungsmakler mit 7,7 Prozent<br />
Zustimmung sogar die Nase vorne<br />
(Ausschließlichkeit 5,8 Prozent).<br />
Mehrfachvertreter ordnen sich mit einem<br />
Gewinnindex von 52.271 Euro sogar noch<br />
hinter den Versicherungsmaklern ein.<br />
Allerdings ist ihr Anteil in den beiden<br />
unteren Segmenten bis 50.000 Euro Jahresgewinn<br />
etwas niedriger (48,5 Prozent).<br />
Der Gewinnindex der Einfirmenvertreter<br />
wurde in der Strukturanalyse zusätzlich<br />
nach Anbietern ausgewertet. Hier haben<br />
zwei öffentliche Versicherer die höchsten<br />
Werte. Auf dem ersten Rang landete die<br />
Provinzial Münster mit einem Gewinnindex<br />
von 104.812 Euro vor der Provinzial<br />
Kiel mit 88.294 Euro und der Wüstenrot<br />
und Württembergischen (W&W) mit<br />
81.610 Euro auf Platz 3. Den niedrigsten<br />
Wert hatten dagegen die Signal Iduna mit<br />
einem Gewinnindex von 53.834 Euro und<br />
die Ergo Versicherung (60.185 Euro).<br />
Hinsichtlich der Mitarbeiterbindung ist<br />
es durchaus relevant, welche Gewinne die<br />
Unternehmen ihren Vertretern ermöglichen.<br />
„Gute Geschäftsergebnisse wirken<br />
sich positiv auf die Vermittlerzufriedenheit<br />
aus“, berichtet der BVK.<br />
Quelle: Bundesverband Deutscher Versicherungskaufleute<br />
(BVK)<br />
Seite 4 01/<strong>2014</strong>
Aktuelles aus der Branche · Markt<br />
Täglich aktuell informiert auf www.versicherungsbote.de oder mit der kostenlosen Vbote-App für’s Smartphone.<br />
Höhe der Rentenanpassung <strong>2014</strong><br />
Die Rentenanpassung zum 01. Juli <strong>2014</strong><br />
steht fest. Im Osten werden die Zahlungen<br />
aus der gesetzlichen Rentenversicherung<br />
um 2,53 Prozent, im Westen um<br />
1,67 Prozent steigen.<br />
Wie das Bundesarbeitsministerium mitteilt,<br />
steht die Rentenanpassung zum 01.<br />
Juli <strong>2014</strong> fest. Im Osten ist ein höherer<br />
Anstieg zu verzeichnen. Zum einen fiel<br />
die Lohnentwicklung, auf der die Rentenanpassung<br />
basiert, im Osten höher aus.<br />
Zum anderen werden im Westen nicht<br />
vorgenommene Rentenkürzungen – letztmalig<br />
– durch einen Abschlag vom Rentenplus<br />
ausgeglichen, während dieser Prozess<br />
in den neuen Ländern bereits vor<br />
zwei Jahren abgeschlossen wurde. Damit<br />
steigt der aktuelle Rentenwert im Osten<br />
von 91,5 Prozent auf 92,2 Prozent des<br />
Westwerts. Die Angleichung der Renten<br />
komme damit einen weiteren Schritt<br />
voran, teilte das Ministerium mit.<br />
Zum 01. Juli steigen die Renten in den<br />
westlichen Bundesländern um 1,67 Prozent<br />
und in den östlichen Bundesländern<br />
um 2,53 Prozent. Der Rentenwert West<br />
steigt von 28,14 Euro auf 28,61 Euro; im<br />
Osten von 25,74 Euro auf 26,39 Euro.<br />
Basis für die Berechnung ist die Rentenanpassungsformel,<br />
die im Sozialgesetzbuch<br />
festgeschrieben ist und sich an der<br />
Entwicklung der Bruttolöhne orientiert.<br />
Ost und West wird getrennt berechnet –<br />
zusätzlich werden Veränderungen des Beitragssatzes<br />
und des Nachhaltigkeitsfaktors<br />
berücksichtigt. Die Renten folgen der Entwicklung<br />
von Löhnen und Gehältern<br />
nach. Steigen sie, steigt auch die Rente.<br />
Kommt es zu negativen Lohnentwicklungen,<br />
sind Rentenkürzungen allerdings<br />
ausgeschlossen. Die Kürzungen werden<br />
stattdessen in Jahren mit positiven Rentenanpassungen<br />
nachgeholt: Rentenerhöhungen<br />
werden so lange reduziert, bis der<br />
Ausgleichsbedarf abgebaut ist. Die Reduzierung<br />
darf maximal bis um die Hälfte<br />
vorgenommen werden. 2013 verblieb in<br />
den westlichen Bundesländern nach der<br />
Rentenanpassung noch ein Ausgleichsbedarf<br />
aus früher unterbliebenen Rentenkürzungen<br />
von 0,46 Prozentpunkten. Für<br />
den Abbau wird die Rentenanpassung<br />
<strong>2014</strong> letztmalig reduziert. In den östlichen<br />
Bundesländern ist der Nachholbedarf<br />
bereits 2012 vollständig abgebaut worden.<br />
Wie sich Beitragssatz und Nachhaltigkeitsfaktor<br />
auswirken<br />
Weil der Beitragssatz in der gesetzlichen<br />
Rentenversicherung zum 01. Januar 2013<br />
von 19,6 Prozent auf 18,9 Prozent<br />
gesunken ist, wirkt sich der Faktor „Beitragssatz“<br />
<strong>2014</strong> mit 0,92 Prozentpunkten<br />
anpassungssteigernd aus. In diesem Jahr<br />
wirkt sich der Nachhaltigkeitsfaktor<br />
anpassungsdämpfend aus. Dieser Faktor<br />
berücksichtigt Veränderungen im zahlenmäßigen<br />
Verhältnis von Rentenbeziehern<br />
zu Beitragszahlern. Dämpfend wirkt sich<br />
dies aus, wenn die Zahl der Beitragszahler<br />
im Vergleich zur Zahl der Rentner<br />
abnimmt. Die Rentenanpassung wirkt sich<br />
auf eine monatliche Rente von 1.000 Euro<br />
folgendermaßen aus: In den westlichen<br />
Bundesländern erhöht sich die monatliche<br />
Rente um 16,70 Euro, in den östlichen<br />
Bundesländern um 25,25 Euro.<br />
Quelle: Deutsche Rentenversicherung<br />
Beitragsrückerstattung PKV:<br />
Abzugsfähige Sonderausgaben können gemindert werden<br />
Wie sich Beitragsrückerstattungen der<br />
Kranken- und Pflegeversicherung bei der<br />
Einkommenssteuer-Erklärung auswirken,<br />
musste das Finanzgericht Düsseldorf entscheiden<br />
(13 K 3456/13 E). Eine Kürzung<br />
der Vorsorgeaufwendungen um den<br />
Erstattungsbetrag kann demnach<br />
gerechtfertigt sein.<br />
In ihrer Einkommensteuererklärung<br />
machte ein Ehepaar Beiträge zur<br />
Kranken- und Pflegeversicherung bei den<br />
Vorsorgeaufwendungen geltend. Doch<br />
das zuständige Finanzamt berücksichtigte<br />
im Einkommenssteuerbescheid eine niedrigere<br />
Summe, als die geltend gemachten<br />
Beiträge zur Kranken- und Pflegeversicherung.<br />
Denn das Finanzamt zog die auf<br />
den Basisschutz entfallende Beitragsrückerstattung<br />
für Krankenversicherungsbeiträge<br />
aus dem Vorjahr ab. Dagegen richtete<br />
sich die Klage der Eheleute. Die Kürzung<br />
der Vorsorgeaufwendungen um den<br />
Erstattungsbetrag sei nicht gerechtfertigt –<br />
die Aufwendungen hätten im Veranlagungszeitraum<br />
keine steuerliche Auswirkung<br />
gehabt. Das Finanzamt hingegen<br />
führte aus, dass nur solche Aufwendungen<br />
als Sonderausgaben Berücksichtigung<br />
finden könnten, die den Steuerpflichtigen<br />
endgültig wirtschaftlich belasten. Wird<br />
ein Teil der gezahlten Beiträge erstattet,<br />
könne keine Rede von einer solchen endgültigen<br />
Belastung sein. Dieser Auffassung<br />
schloss sich das Gericht an. Für Beitragsrückerstattungen<br />
gelte das Zu- und<br />
Abflussprinzip (§ 11 EStG.). Würden Versicherungsbeiträge<br />
im Folgejahr erstattet,<br />
komme es daher zu einer Minderung der<br />
Sonderausgaben des Erstattungsjahres um<br />
die Beitragsrückerstattung. Die 2009 in<br />
Kraft getretene Neuregelung der Berücksichtigung<br />
von Kranken- und Pflegeversicherungsbeiträgen<br />
(„Bürgerentlastungsgesetz“)<br />
führt dazu, dass die vom Steuerpflichtigen<br />
tatsächlich geleisteten Beiträge<br />
für eine Absicherung auf sozialhilfegleichem<br />
Versorgungsniveau (Basisabsicherung)<br />
zur privaten und gesetzlichen Krankenversicherung<br />
und zur gesetzlichen<br />
Pflegeversicherung in vollem Umfang<br />
steuerlich berücksichtigt werden. Folglich<br />
muss innerhalb der sonstigen Vorsorgeaufwendungen<br />
zwischen Beiträgen zur<br />
Basisabsicherung in der Krankenversicherung<br />
und den Beiträgen zur (sozialen<br />
und privaten) Pflege(pflicht)versicherung<br />
(§ 10 Abs. 1 Nr. 3 Satz 1 Buchstab. a und<br />
b EStG.) sowie den weiteren sonstigen<br />
Vorsorgeaufwendungen (gem. § 10 Absatz<br />
1 Nummer 3a EStG /etwa Versicherung<br />
gegen Arbeitslosigkeit, Erwerbs- und<br />
Berufsunfähigkeitsversicherung etc.)<br />
unterschieden werden. Beiträge zu einer<br />
Krankenversicherung, die auf Leistungen<br />
der Versicherung entfallen, die über die<br />
Basisabsicherung hinaus gehen (z.B.<br />
Wahlleistungen wie Chefarztbehandlung),<br />
sind den sonstigen Vorsorgeaufwendungen<br />
zuzurechnen.<br />
Quelle: FG Düsseldorf<br />
Seite 5
Aufsicht, Vergütung, Datenschutz<br />
GDV-Positionen zur Europawahl<br />
Die Europawahl naht. Auf europäischer Ebene werden auch Regelungen verhandelt, die für die Versicherungswirtscht<br />
entscheidend sind. Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V.<br />
(GDV) hat klare Position zur Europawahl bezogen.<br />
Am 25. Mai <strong>2014</strong> können die Bürger aller<br />
Mitgliedsstaaten ein neues europäisches<br />
Parlament wählen. Laut GDV sind die<br />
Folgen der Finanz- und Wirtschaftskrise,<br />
die Augestaltung von Solvency II; Vertriebs-<br />
und Vergütungssysteme sowie<br />
Regelungen zu Datenschutz und Finanzaufsicht<br />
die wesentlichen Themen, mit<br />
denen sich die Branche auf EU-Ebene<br />
auseinandersetzen muss.<br />
Solvency II<br />
Der GDV zeigte sich erfreut, als am 11.<br />
März <strong>2014</strong> im Europäischen Parlament<br />
die Weichen für den Start der Aufsichtsrecht-Richtlinie<br />
Solvency II zum 1. Januar<br />
2016 gestellt wurden. Im November des<br />
letzten Jahres hatte man sich bereits in<br />
Triloggesprächen auf den sogenannten<br />
Omnibus II-Kompromis geeinigt, um die<br />
Solvency II-Richtlinie mit Instrumenten<br />
auszustatten, die auf Finanzkrise und<br />
Niedrigzinsumfeld reagieren können. Aus<br />
Sicht des für das Versicherungsdossier<br />
verantwortlichen EU-Berichterstatters<br />
© richterfoto / istockphoto.com<br />
Burkhard Balz (CDU) wurden wesentliche<br />
Forderungen des EU-Parlaments<br />
erfüllt: „Solvency II wird die risikogerechte<br />
Kapitalunterlegung bei Versicherungen<br />
leisten. Mit den nun getroffenen<br />
Verbesserungen kann Solvency II endlich<br />
starten. Versicherungen spielen mit ihrer<br />
langfristigen Anlagepolitik eine wesentliche<br />
Rolle beim Erhalt der Finanzmarktstabilität<br />
und sollen dies auch künftig<br />
tun." Eigentlich war Omnibus II nur als<br />
rein technische Anpassung an die Kompetenzen<br />
der Europäischen Versicherungsaufsicht<br />
EIOPA und an die neuen<br />
rechtlichen Vorgaben für Durchführungsbestimmungen<br />
gedacht. Doch wurden<br />
weitere „politische Elemente“ aufgenommen,<br />
wie die Handhabung langfristiger<br />
Versicherungsverpflichtungen hinzugefügt.<br />
Dadurch sollen unter schwierigen<br />
Marktbedingungen und in dem<br />
aktuellen Niedrigzinsumfeld sollen langfristige<br />
Produkte angeboten werden<br />
können. Die Detailanforderungen an Solvency<br />
II, welche die Europäische Kommission<br />
nun ausformulieren muss, sollten<br />
insbesondere die Regeln zur Bewertung<br />
langfristiger Garantien bestätigen, fordert<br />
der GDV.<br />
Kritik an der Ausgestaltung von Solvency<br />
II äußerte Grünen-Abgeordneter im<br />
Europaparlament Sven Giegold. Aus<br />
seiner Sicht profitiere die „Versicherungslobby“<br />
maßgeblich von dieser Änderung.<br />
Das Maßnahmenpaket entlaste die Versicherungswirtschaft<br />
insgesamt künftig<br />
um insgesamt 267 Milliarden Euro, allein<br />
für die Anbieter von Lebensversicherungen<br />
liege die Entlastung bei 264 Milliarden<br />
Euro, so Giegold. Versicherungsunternehmen<br />
müssten in guten Zeiten<br />
keine Rücklagen bilden, um stabiler durch<br />
schlechte Zeichen zu kommen. „Die<br />
Industrie hat drastisch niedrigere Eigenkapitalanforderungen<br />
und damit höhere<br />
ausschüttungsfähige Gewinne für langfristige<br />
Versicherungsprodukte durchgesetzt“,<br />
wertet Giegold das Ergebnis im<br />
Parlament. Das Verhandlungsergebnis<br />
von Rat und Europaparlament ignoriere<br />
die Ratschläge des Europäischen Rats für<br />
Systemrisiken (ESRB), die Meinung der<br />
vom Parlament angehörten Experten und<br />
diverse Empfehlungen der Versicherungsaufseher<br />
von EIOPA.<br />
Vertriebs- und Vergütungssysteme<br />
Vieldiskutiert wird zudem die Ausgestaltung<br />
von Versicherungsvermittler-Richtlinie<br />
(IMD2) und Überarbeitung der<br />
Finanzmarkt-Richtlinie (MiFID2). Das<br />
EU-Parlament stimmte am 3. März <strong>2014</strong><br />
über Änderungsanträge zur geplanten<br />
IMD2-Reform ab, die festlegt, welche<br />
Informationen Versicherungsmittler ihren<br />
Kunden liefern müssen. Der Entwurf der<br />
Kommission wurde von den EU-Abgeordneten<br />
dabei in entscheidenden<br />
Punkten verändert.<br />
IMD2 reguliert vor allem den Verkauf<br />
von Lebens- und Sachversicherungen.<br />
Künftig sollen sowohl für Versicherungsfirmen<br />
als auch für Makler gleiche Bedingungen<br />
herrschen.<br />
Seite 6 01/<strong>2014</strong>
Markt<br />
Alle Anbieter müssen ihren Kunden<br />
gleiche Informationen zur Verfügung<br />
stellen.<br />
Kernforderung des IMD2-Entwurfs ist<br />
die Offenlegung der Provisonszahlungen.<br />
Der GDV vertritt die Position, dass die<br />
alleinige Offenlegung der konkreten Vergütung<br />
nicht genüge, um Produkte tatsächlich<br />
vergleichen zu können. Transparent<br />
müssten stattdessen die in der<br />
Prämie einkalkulierten Abschluss- und<br />
Vertriebskosten sein. Anders entschied<br />
das EU-Parlament. „Die Abgeordneten<br />
wollen konkrete Zahlen sehen, die verdeutlichen<br />
wieviel ein Vermittler beim<br />
Verkauf eines Produkts verdient. Bei Versicherungsanlageprodukten<br />
(z. B. Lebensversicherungen)<br />
geht die Transparenz<br />
noch einen Schritt weiter: Alle mit dem<br />
Produkt verbundenen Kosten und<br />
Gebühren sollen offengelegt werden, eine<br />
jährliche Übersicht soll bei Verbrauchern<br />
regelmäßig für Durchblick bei Kosten und<br />
Ertrag ihrer Geldanlage sorgen“, erklärt<br />
Sven Giegold.<br />
Bestandteil des Entwurfes ist auch, wie<br />
man künftig eine Vergütung von Vermittlern<br />
gestalten will. In Europa sollte das<br />
Nebeneinander von Provisionsvertrieb<br />
und Honorarberatung bestehen bleiben,<br />
fordert der GDV: „Radikale Einschnitte<br />
in gewachsene Vertriebsstrukturen<br />
würden nicht nur die Existenzgrundlage<br />
zahlreicher Vermittler bedrohen, sondern<br />
verkennen, dass auch die Honorarberatung<br />
nicht ausschließlich Vorteile hat.“<br />
Ein generelles Provisionsverbot enthält<br />
der Entwurf aber nicht. Auf Länderebene<br />
kann allerdings dennoch ein Provisionsverbot<br />
erfolgen, erklärt Frank Hammer<br />
von Q_Perior in unserer aktuellen Fachmagazinausgabe<br />
(S.6-7).<br />
Datenschutz<br />
Auch hat das Europäische Parlament am<br />
12. März mit großer Mehrheit der europäischen<br />
Datenschutzreform zugestimmt,<br />
welche sich auch auf die Branche auswirkt.<br />
Deutsche Versicherer plädieren dafür, dass<br />
sinnvolle Prozessabläufe auch im Zuge<br />
der neuen Verordnung rechtssicher<br />
zulässig bleiben. Datenweitergabe sei<br />
dafür in bestimmten Bereichen zwingend<br />
notwendig. Umfassender greift diese Ausgabe<br />
das Thema Datenschutz der Versicherer<br />
auf Seite 40 auf.<br />
Finanzaufsicht<br />
Der GDV beschäftigt sich ebenso mit der<br />
zukünftigen Strukturierung in der Finanzaufsicht.<br />
Man will bestehende Aufsichtsstrukturen<br />
beibehalten und fordert die<br />
Gewährleistung eines allgemeinen<br />
Berichtsweges (vgl. Schema).<br />
„Durch die sektorale Aufteilung (Versicherungen,<br />
Banken, Wertpapiere und<br />
Märkte) wurde anerkannt, dass aus unterschiedlichen<br />
Marktbedingungen unterschiedliche<br />
Anforderungen an die Aufsicht<br />
resultieren. Dies sollte beibehalten<br />
werden“, heißt es seitens des GDV. Der<br />
Verband sprach sich eindeutig gegen eine<br />
Ausweitung der Aufsichtsbefugnisse auf<br />
die Europäische Zentralbank (EZB) aus.<br />
Dem europäischen Versicherungsaufseher<br />
EIOPA in eine direkte nationale Aufsicht<br />
einzubinden, erscheint dem GDV nicht<br />
notwendig. EIOPA kommt eine überwachende<br />
und koordinierende Rolle zu, sein<br />
Zusammenspiel mit nationalen Aufsichtsbehörden<br />
sorge für eine effektive Beaufsichtigung<br />
des Versicherungsmarktes.<br />
Ein smartes Europa<br />
„Europa sollte smarte Gesetzgebung in<br />
einem smarten Gefüge bedeuten“, lautet<br />
eine Grundsatzforderung aus dem Positionspapier<br />
des GDV zur Europawahl.<br />
Inhaltliche und organisatorische Doppelungen<br />
innerhalb der Organe müssen vermieden<br />
werden, so der Verband. Der Vertrag<br />
von Lissabon solle endlich vollinhaltlich<br />
zur Anwendung kommen und die<br />
Zahl der Kommissare reduziert werden.<br />
Auch weitere Institutionen zur Finanzmarktaufsicht<br />
wären nicht notwendig –<br />
im Gegenteil. Inhaltliche und organisatorische<br />
Doppelungen innerhalb der<br />
Organe müssen vermieden werden. Es<br />
wäre aus Sicht des GDV angebracht,<br />
bereits bestehende Behörden mit klaren<br />
Mandaten auszustatten. Weitere Strukturen<br />
würden keinen Mehrwert schaffen,<br />
heißt es.<br />
Hanna Behn<br />
Unternehmen<br />
en<br />
Einzeldaten<br />
BaFin<br />
Aggregierte<br />
gierte<br />
Daten<br />
Bundesbank<br />
Aggregierte<br />
Daten<br />
Ausschuss<br />
Finanzstabilität<br />
Aggregierte<br />
Daten<br />
Aggregierte<br />
Daten<br />
EIOPA EZB ESRB<br />
Finanzaufsicht: Optimale Ausgestaltung eines einheitlichen Meldeweges<br />
Quelle: GDV<br />
Seite 7
Vermittlerrichtlinie IMD2<br />
Werden Provisionsverbote<br />
zur Ländersache?<br />
Am 26. Februar hat das EU-Parlament seine Position für die zukünftigen Verhandlungen mit Rat und<br />
Kommission abgestimmt: Das Provisionsverbot für Versicherungsanlageprodukte ist vom Tisch. Jedoch<br />
besteht eine Hintertür, wenn die EU-Länder die beschlossenen Richtlinien in nationales Recht umsetzen,<br />
sagt Frank Hammer, Managing Consultant bei der Unternehmensberatung Q_PERIOR.<br />
Frank Hammer,<br />
Managing Consulting Q_Perior<br />
Wie sieht die Bezahlung von Versicherungsvermittlern<br />
künftig aus?<br />
Anders als zunächst geplant, steht das Provisionsmodell<br />
doch nicht vor dem Aus. Allerdings<br />
müssen Makler und Vertriebspartner<br />
künftig damit rechnen, Provisionen offenzulegen,<br />
also Art und Quelle der Vergütung<br />
anzugeben und auch die Höhe der Bezahlung.<br />
Jedoch gibt es Unterschiede zwischen versicherungsbezogenen<br />
Anlageprodukten und<br />
reinen Versicherungsprodukten. An dieser<br />
Stelle laufen verschiedene Einzelvorschriften<br />
aus unterschiedlichen Regulierungen zusam -<br />
men. Das EU-Parlament wünscht sich sogar,<br />
dass für Versicherungsanlageprodukte neben<br />
den Provisionen auch alle weiteren damit verbundenen<br />
Kosten offengelegt werden.<br />
Um welche Regulierungspakete geht es konkret?<br />
Die Provisionsoffenlegung ist Teil der PRIPs-<br />
Verordnung, die sich in erster Linie auf „verpackte“<br />
Finanzprodukte bezieht. Künftig<br />
müssen diese Produkte mit einem einheitlichen<br />
Beipackzettel mit Informationen zu<br />
Chancen, Risiken und Kosten ausgestattet<br />
werden. IMD2 reguliert vor allem Kompositund<br />
Krankenversicherungen sowie Produkte<br />
zur staatlich geförderten Altersvorsorge und<br />
zur Absicherung von biometrischen Risiken.<br />
Fonds- oder indexbezogene sowie kapitalbildende<br />
Lebensversicherungen fallen dagegen<br />
unter die Regeln von MiFID II, da diese Produkte<br />
nach Ansicht der EU ebenfalls zu den<br />
versicherungsbezogenen Anlagen zählen.<br />
Ist die Debatte um Provisionsverbote<br />
damit endgültig entschieden?<br />
Ein Provisionsverbot als Ergebnis der Trilogverhandlungen<br />
zwischen Kommission, Rat<br />
und Parlament erscheint mir unwahrscheinlich.<br />
Im Prinzip liegt diese Entscheidung jetzt<br />
bei den Mitgliedsstaaten und der individuellen<br />
Umsetzung in nationales Recht. MiFID<br />
II stellt den EU-Ländern ausdrücklich frei,<br />
nachträglich ein Komplettverbot zur<br />
Annahme von Provisionen einzuführen.<br />
Damit ist in Deutschland jedoch nicht zu<br />
rechnen. Die beratenden Bundesratsausschüsse<br />
bevorzugen mit dem hard disclosure<br />
vielmehr eine obligatorische Provisionsoffenlegung<br />
für alle Sparten. Darauf sollten sich<br />
Anbieter und Vermittler einstellen.<br />
Und wenn es doch nur zu einer Offenlegung<br />
auf Nachfrage kommt?<br />
Ein soft disclosure ändert an der grundsätzlichen<br />
Neustrukturierung im Vertrieb kaum<br />
etwas. Denn sowohl Anbieter als auch Vermittler<br />
müssen jederzeit damit rechnen, dass<br />
Kunden Einsicht in die Vergütungssysteme<br />
verlangen. Zwar ist noch nicht abzusehen,<br />
wie viele Kunden von diesem Recht Gebrauch<br />
machen werden, wenn es soweit kommt.<br />
Mehr Transparenz ist jedoch das erklärte Ziel<br />
dieser Regulierungen. Darauf sollten sich die<br />
Vertriebspartner einstellen und ihre<br />
Geschäftsmodelle rechtzeitig auf den Prüfstand<br />
stellen. Aus Sicht des Kunden sind Provisionszahlungen<br />
jetzt ein fester Bestandteil<br />
des Produkts und beeinflussen die Kaufentscheidung.<br />
Der GDV wendet ein, dass Offenlegung allein<br />
kaum nützt. Stimmen Sie zu?<br />
Teilweise. Eine gute Lösung wäre eine branchen-<br />
und produktübergreifende Kennzahl,<br />
um die tatsächliche Produktperformance aus<br />
Sicht des Kunden darzustellen. Man kann<br />
sich das wie den Energieverbrauchswert von<br />
Haushaltsgeräten vorstellen. Der Kunde sieht<br />
sofort, ob sich eine Anschaffung trotz höherer<br />
Kosten lohnt oder nicht. Das gilt auch für<br />
Renditeeinbußen durch Abschluss- oder<br />
Kapitalanlagekosten.<br />
Seite 8 01/<strong>2014</strong>
Markt<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
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<br />
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<br />
<br />
Abb. 1 - Alternative Vergütungsmodelle. Zur Bewertung der einzelnen Modelle wurden die relevanten Aspekte aus dem<br />
Blickwinkel der Marktteilnehmer im Vergleich zur Ist-Situation betrachtet.<br />
Quelle: Q_Perior<br />
Erst das Verhältnis zum Ertrag erlaubt<br />
dem Kunden, eine informierte Entscheidung<br />
darüber zu treffen, ob diese Kosten<br />
in Ordnung gehen oder nicht. Darüber<br />
hinaus ergeben sich durch diese Aufschlüsselung<br />
zwei Vorteile: Ähnliche Produkte<br />
lassen sich anhand von Abschlusskosten<br />
direkt miteinander vergleichen<br />
und Interessenkonflikte von Vermittlern<br />
treten schneller zutage.<br />
Ist eine laufende Courtage der rettende<br />
Ast?<br />
Eine Abschaffung von Abschlussprovisionen<br />
und der sofortige Übergang zu<br />
einer Vergütung ausschließlich durch laufende<br />
Courtagen würde vermutlich sogar<br />
unabhängig vom Vermittlerstatus die<br />
Existenz zahlreicher Vermittlerbetriebe<br />
gefährden. Die Abschlussprovisionen für<br />
die Versicherungsanlageprodukte machen<br />
bei vielen Vermittlern einen relativ hohen<br />
Anteil ihrer Einnahmen aus und sichern<br />
in der Regel die kurz- bis mittelfristige<br />
Liquidität der Unternehmen. Das sind<br />
wichtige Voraussetzungen, auch um künftige<br />
Beratungen beim Kunden vorzufinanzieren.<br />
Eine Umstellung auf Knopfdruck<br />
halte ich deshalb für unmöglich.<br />
Also keine Provisionen mehr und kurzfristig<br />
keine laufende Courtage – gibt es<br />
einen Mittelweg?<br />
Aus Sicht von Maklern und selbständigen<br />
Vertrieben lohnt sich ein Blick über die<br />
Landesgrenzen hinweg. In vielen europäischen<br />
Ländern ist trotz Offenlegung<br />
früher oder später ein Provisionsverbot<br />
eingeführt worden. Das hat beispielsweise<br />
in Großbritannien und den skandinavischen<br />
Ländern zu erheblichen Konsolidierungen<br />
am Markt geführt. Doch<br />
sowohl im Makler- als auch im Ausschließlichkeitsvertrieb<br />
haben sich laufende<br />
Courtagen als praktikabel erwiesen,<br />
wenn die Umstellung im Geschäftsmodell<br />
mittels einer schrittweisen Senkung der<br />
Abschlussvergütung einherging. In vielen<br />
Fällen bietet die laufende Vergütung sogar<br />
Chancen für eine Verbesserung der Einnahmesituation<br />
von Vermittlern. Mit diesem<br />
Vergütungssystem drohen auch keine<br />
Überraschungen mehr, falls es doch noch<br />
zu einem Verbot von Abschlussprovisionen<br />
kommt.<br />
Was empfehlen Sie Versicherern und Vermittlern,<br />
wenn es darum geht, zu einem<br />
tragfähigen Vergütungssystem zu kommen?<br />
PRIPs, MiFID II und IMD2 geben den<br />
Unternehmen zwar einen regulatorischen<br />
Rahmen. Doch ich rate davon ab, sich<br />
allein auf das im übertragenen Sinne technisch<br />
Machbare zu konzentrieren. Die<br />
Kundensicht ist am Ende das entscheidende<br />
Kriterium. Die Kostenausgleichsvereinbarung<br />
hat zum Beispiel gezeigt,<br />
dass bei der Einführung neuer Vergütungselemente<br />
schnell der Eindruck entsteht,<br />
dass es nur um eine Kompensation<br />
geht und nicht um ein aus Verbraucherschutzsicht<br />
einwandfreies Modell für eine<br />
faire und transparente Bezahlung.<br />
Welche Kriterien sollten bei einer<br />
neuen Vergütungs systematik gelten?<br />
Aus Kundensicht lauten die drei Kernfragen:<br />
Wie verändert das neue Modell<br />
die tatsächliche Kostenbelastung? Ergibt<br />
sich tatsächlich eine Verbesserung der<br />
Transparenz hinsichtlich enthaltener<br />
Kosten und möglicher Interessenkonflikte?<br />
Und unterstützt das Vergütungsmodell<br />
tatsächlich eine objektive Beratung<br />
im Sinne des am besten zum Kunden passenden<br />
Produkts? Diese drei Kriterien<br />
sind nach der jeweiligen Perspektive von<br />
Anbietern, Vermittlern und Kunden aufzuschlüsseln.<br />
Wer trägt aus Ihrer Sicht Verantwortung<br />
für den Erfolg von Vergütungssystemen?<br />
Über den Erfolg entscheidet am Ende der<br />
Kunde. Vermittler und Versicherungen<br />
sind daher zuerst am Zug, sich in den<br />
Kunden hineinzuversetzen, um das<br />
Gespür für die individuellen Wünsche<br />
weiter zu verfeinern. Ebenso müssen sich<br />
die Versicherer verstärkt darum bemühen,<br />
mit attraktiven Modellen die Vermittler<br />
für sich und ihre Produkt zu begeistern.<br />
Die Vergütungsdiskussion kann damit<br />
Versicherungsprodukte als Ganzes verändern.<br />
Wie meinen Sie das?<br />
Die Versicherungspolice lässt Rückschlüsse<br />
sowohl auf die Vermittler als auch<br />
die dahinterstehenden Unternehmen zu.<br />
Konkret steht bei intransparenten oder<br />
für einzelne Beteiligte nachteiligen Vergütungsmodellen<br />
sofort auch der Versicherer<br />
in schlechtem Licht dar. Neben<br />
Ertrag und Umsetzbarkeit eines<br />
Geschäftsmodells spielt noch viel stärker<br />
als bisher die ethische Komponente und<br />
damit das Image eines Anbieters eine<br />
maßgebliche Rolle für den langfristigen<br />
Geschäftserfolg.<br />
Vielen Dank für das Gespräch.<br />
Seite 9
Markt<br />
Gier frisst Hirn<br />
Darf es ein bisschen mehr<br />
Rendite sein?<br />
Wie viel Rendite hätten Sie denn gern? Dürfen es 5 Prozent oder mehr sein? Gern auch kurzfristig für<br />
ein bis sechs Jahre? Oder soll die Lebensversicherung gekündigt werden? Sie bekommen zwar jetzt<br />
nichts oder nicht viel, aber der Rückkaufswert wird verdoppelt! Ist es angesichts solcher und ähnlicher<br />
Versprechen nicht völlig egal, ob die Anlage Blindpool, Genussrecht, Zertifikat, Option oder Orderschuldverschreibung<br />
heißt?<br />
© LoggenWiggler / pixabay.com<br />
Oberhalb von fünf Prozent Renditeversprechen<br />
scheinen bei einigen Vermittlern,<br />
Anlegern und sogar Pressevertretern<br />
alle Vorbehalte verflogen. Fallen dann<br />
noch die Worte „Sachwerte“ und „Immobilien“,<br />
brechen alle Dämme. Risiken der<br />
Geldanlage werden ebenso ignoriert wie<br />
undurchsichtige Firmenkonstrukte.<br />
Doch damit nicht genug: Lösen sich die<br />
vollmundigen Versprechungen in Luft auf,<br />
geraten die geprellten Anleger ins Visier<br />
gerissener Anwälte und lassen sich zu vermeintlich<br />
aussichtsreichen<br />
Klagen hinreissen.<br />
Dabei vergessen<br />
gerade Kleinanleger<br />
von 1.000 bis<br />
10.000 Euro oft, dass<br />
bei zwei Instanzen<br />
schnell Kosten oberhalb<br />
von 5.000 Euro<br />
entstehen können. Ist<br />
dann die Insolvenzmasse<br />
zu gering, ist<br />
nicht nur das angelegte<br />
Geld verloren,<br />
sondern auch die<br />
Gelder für den<br />
Anwalt. Kleinanleger,<br />
die Klage gegen<br />
den Anbieter, gegen<br />
den Vermittler oder<br />
gegen den Maklerpool<br />
einreichen<br />
wollen, sollten über<br />
eine Rechtsschutzversicherung<br />
verfügen,<br />
die für solche<br />
Fälle Deckung<br />
gewährt.<br />
Woran liegt es<br />
eigentlich, dass Produkte,<br />
die kaum<br />
erklärbar sind, noch<br />
immer Vermittler wie auch interessierte<br />
Anleger finden? Zum einen liegt es natürlich<br />
daran, dass viele Vermittler verzweifelt<br />
nach einem Provisionsersatz für das stark<br />
zurückgehende Lebens- und Vollkrankenversicherungsgeschäft<br />
suchen. Auch<br />
Vermittler sind tatsächlich Menschen, die<br />
ihren Lebensunterhalt irgendwie<br />
bestreiten müssen. Da ihr Einkommen<br />
zumeist aus Provisionen besteht, will<br />
manch einer dann gern glauben, dass es<br />
sich um seriöse Angebote handelt – und<br />
bezahlt im Falle des Niedergangs solcher<br />
Konstrukte schlimmstenfalls mit der<br />
eigenen Existenz.<br />
Zum anderen suchen die Anleger verzweifelt<br />
nach hohen Garantiezinsen, da selbst<br />
klassische Lebens- oder Rentenversicherungen<br />
derzeit keine wirkliche Alternative<br />
darstellen. Denn nach Kosten dürfte der<br />
Garantiezins nicht einmal ausreichen, den<br />
Kaufkraftverlust nach Inflation auszugleichen.<br />
Nur zu gern und leider viel zu<br />
schnell glaubt der suchende Anleger dann<br />
den wunderschönen Hochglanzprospekten<br />
und den darin enthaltenen Renditerechnungen.<br />
Und die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht?<br />
Sollte die BaFin nicht<br />
eingreifen und derartige Produkte unterbinden?<br />
Schwierig - denn den Aufsehern<br />
fehlt der gesetzliche Auftrag zur Produktaufsicht.<br />
Nimmt die BaFin Prospektprüfungen<br />
zu Finanzanlagen vor, beziehen<br />
sich diese nur auf formale Anforderungen<br />
des Wertpapierprospektgesetzes. Eine<br />
Prüfung des Wahrheitsgehaltes der<br />
gemachten Angaben findet nicht statt.<br />
Auch haftet die BaFin laut dem „Gesetz<br />
über die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht“<br />
(FinDAG) nicht gegenüber<br />
den Anlegern, sondern gegenüber<br />
den Emittenten, wie Fachanwalt Peter<br />
Mattil im aktuellen BaFin-Journal erläutert.<br />
Verbraucherschutz gehört nicht zu<br />
den primären Aufgaben der Finanzaufsichtsbehörde.<br />
Was sollen Vermittler und Anleger nun<br />
tun? In Zukunft sollten Vermittler und<br />
Anleger vor allem gesunden Menschenverstand<br />
walten lassen. Die einen sollten<br />
nur verkaufen, was sie tatsächlich verstehen,<br />
die anderen sollten nur kaufen,<br />
was sie tatsächlich verstehen.<br />
Michael Fiedler<br />
Seite 10 01/<strong>2014</strong>
Sparten<br />
Dread Disease-Versicherungen<br />
Raus aus der Nische?<br />
Noch immer Nische: Schwere-Krankheiten-Versicherungen haben in<br />
der Bundesrepublik einen schweren Stand. Das liegt auch daran, dass<br />
die Policen einige Lücken im Versicherungsschutz aufweisen. Doch<br />
Vertriebschancen sind durchaus vorhanden.<br />
© PublicDomainPictures / pixabay.com<br />
Wenn es einer Branche gut geht, dann ist<br />
es die Gesundheitswirtschaft. Über 294<br />
Milliarden Euro betragen die Gesamtausgaben<br />
für Gesundheit im Jahr, wie das<br />
Statistische Bundesamt zu berichten weiß.<br />
Insgesamt arbeiten 4,8 Millionen Menschen<br />
in der Gesundheitswirtschaft. Allein<br />
die Wellness-Branche setzt mit Produkten<br />
wie Magnetmatratzen und Erdstrahlen-<br />
Entstörgeräten jährlich 73 Milliarden Euro<br />
um.<br />
Da mag es verwundern, dass hierzulande<br />
eine Versicherungssparte noch immer ein<br />
Nischendasein führt, die offensiv mit<br />
Gesundheits- bzw. Krankheitsthemen<br />
wirbt. Sogenannte Dread Disease- oder<br />
auch Schwere-Krankheiten-Versicherungen<br />
versprechen eine finanzielle Absicherung,<br />
wenn der Versicherungsnehmer<br />
an einer genau im Vertrag definierten<br />
Krankheit erkrankt: bis zu 43 Krankheiten<br />
wie Krebs oder Herzinfarkt umfasst der<br />
Katalog der Versicherer. Auch bei Operationen<br />
und dem Verlust von Grundfähigkeiten<br />
wie Hören oder Sehen zahlen<br />
einige Anbieter einen Einmalbetrag aus.<br />
Bundesweit nur circa<br />
150.000 Verträge vermittelt<br />
Marktführer bei Schwere-Krankheiten-<br />
Versicherungen ist die Canada Life mit<br />
Sitz in Köln. Zum Jahresende 2013 hatte<br />
das Unternehmen laut eigenen Angaben<br />
etwas mehr als 84.000 Dread Disease-Verträge<br />
vermittelt, die Beitragseinnahmen<br />
beliefen sich auf 72,6 Millionen Euro.<br />
Obwohl es noch Luft nach oben gibt, zeigt<br />
sich der Versicherer mit der Sparte<br />
zufrieden. „Seit Einführung ist unsere<br />
Dread Disease-Lösung Schwere Krankheiten<br />
Vorsorge für uns ein wichtiges Produkt<br />
mit einem signifikanten Beitrag zum<br />
Neugeschäft. Das ist auch in den letzten<br />
Jahren so geblieben“, erklärte Sandra<br />
Schiller, Referentin Presse- und Öffentlichkeitsarbeit<br />
bei der Canada Life, auf<br />
Anfrage von <strong>Versicherungsbote</strong>.<br />
Aber die Anbieter haben es mit Dread<br />
Disease-Policen auf dem Versicherungsmarkt<br />
schwer. Im Jahr 2011 wurde der<br />
Bestand bundesweit auf 150.000 Verträge<br />
geschätzt, jedes Jahr kommen etwa 20.000<br />
Neuabschlüsse hinzu. Das ist kein Vergleich<br />
zu privaten Berufsunfähigkeitsversicherungen,<br />
als deren Alternative die Produkte<br />
beworben werden. Nach Angaben<br />
des Gesamtverbandes der deutschen Versicherungswirtschaft<br />
(GDV) hatten 2011<br />
fast 17 Millionen Bürger eine Berufsunfähigkeitspolice<br />
gezeichnet (SBU + BUZ).<br />
Trotz der Zurückhaltung der Kunden<br />
drängen derzeit mehr Anbieter mit<br />
eigenen Schwere-Krankheiten-Produkten<br />
auf den Markt.<br />
>><br />
Seite 11
Was ist eine Dread Disease-Versicherung?<br />
Die Dread Disease-Versicherung ist eine Personenversicherung,<br />
deren Leistung bei Eintritt einer genau definierten schweren Erkrankung,<br />
eines Ereignisses (z.B. Herzinfarkt) oder nach einer schweren<br />
Operation an die versicherte Person ausgezahlt wird. Die Höhe der<br />
ausgezahlten Summe richtet sich nach Art und Schwere der Erkrankung.<br />
Es wird bei derartigen Policen meist keine Rente erbracht,<br />
sondern eine einmalige Kapitalzahlung wie bei einer Risikolebensversicherung<br />
vereinbart. Der Vertrag endet bei den meisten Gesellschaften<br />
nach Eintritt des Leistungsfalles. Mitversichert sind häufig<br />
bestimmte Organschäden, etwa wenn eine Knochenmarktransplantation<br />
durchgeführt werden muss.<br />
Die kostenlose Mitversicherung von leiblichen oder Adoptiv-Kindern<br />
bis zum 18. Lebensjahr ist für die „großen“ Tarife der Anbieter ein<br />
zusätzliches Vertriebsargument. Bei Canada Life, Zurich und Skandia<br />
sind Kinder ab dem 30. Tag nach der Geburt mitversichert, bei der<br />
Gothaer und der Bayerischen ab dem 01. Lebensjahr. Pro Leistungsfall<br />
zahlen die Canada Life, Zurich, Bayerische und Gothaer höchstens<br />
25.000 Euro aus, die Skandia bis zu 35.000 Euro.<br />
Waren bisher die vier Gesellschaften<br />
Canada Life (Schwere Krankheiten Vorsorge),<br />
Skandia (Skandia Dread Disease<br />
Komfort- oder Basisschutz), Gothaer<br />
(Gothaer Perikon) und Bayerische (Diagnose<br />
X-PREMIUM PROTECT) mit<br />
eigenständigen Tarifen am Start, hat seit<br />
Neuestem auch die Zurich mit dem Eagle-<br />
Star-Krankheitsschutzbrief und erweitertem<br />
Krankheitsschutzbrief eine Vollversicherung<br />
im Portfolio. Ergänzungstarife<br />
als Baustein zu anderen Produkten<br />
bieten u.a. die Allianz und Nürnberger<br />
Versicherung an.<br />
Versicherung ursprünglich<br />
aus angelsächsischem<br />
Raum<br />
Die Gründe, warum die Dread Disease-<br />
Versicherungen bisher keine große Verbreitung<br />
in Deutschland fanden, sind vielfältig.<br />
Ursprünglich kommen die Policen<br />
aus dem angelsächsischen Raum. Dort<br />
sind die Menschen weniger gegen die<br />
Folgen schwerer Krankheiten abgesichert.<br />
Operationen und Anschlussbehandlung<br />
müssen mitunter aus der eigenen Tasche<br />
gezahlt werden, wo hierzulande die Krankenversicherung<br />
einspringen würde.<br />
Erstmals angeboten hat eine Dread-<br />
Disease-Police der südafrikanische Herzchirurg<br />
Dr. Marius Barnard 1983 als<br />
Schutz gegen die Verschuldung nach<br />
schweren medizinischen Eingriffen.<br />
Obwohl seine Patienten nach einer Herzoperation<br />
„länger lebten, waren sie finanziell<br />
zerstört“, schrieb Barnard 2007 in<br />
einem Artikel für das britische Cover-<br />
Magazin.<br />
Beliebt sind die Policen folglich in Staaten<br />
wie Südafrika, Großbritannien, Australien<br />
und Neuseeland. Allein in Großbritannien<br />
hatten bis 2011 über 4 Millionen Menschen<br />
einen solchen Vertrag unterzeichnet,<br />
berichtet die Financial Times,<br />
jedes Jahr kommen 500.000 neue hinzu.<br />
In Deutschland hingegen ist die Versicherungsform<br />
erst seit 1993 zugelassen und<br />
nach wie vor wenig bekannt.<br />
Schutz mit Lücken bei psychischen<br />
Erkrankungen und<br />
Rückenleiden<br />
Ein weiteres Manko der Schwere-Krankheiten-Versicherung<br />
besteht darin, dass<br />
psychische Erkrankungen und Rückenleiden<br />
nur eingeschränkt oder gar nicht<br />
abgesichert sind. Damit werden ausgerechnet<br />
die häufigsten Gründe für eine<br />
Berufsunfähigkeit ausgeschlossen. Laut<br />
einer Erhebung des Analysehauses<br />
Morgen und Morgen machen Nervenleiden<br />
mit 28,67 Prozent und Erkrankungen<br />
des Skelett- und Bewegungsapparates<br />
mit 22,65 Prozent mehr als die<br />
Hälfte aller Berufsunfähigkeits- Ursachen<br />
aus (Stand April 2013). Das ist auch der<br />
Grund, weshalb Verbraucherschützer wie<br />
die Stiftung Warentest Schwere-Krankheiten-Versicherungen<br />
nicht als vollwertige<br />
Alternative zur BU gelten lassen.<br />
Doch warum sind diese Erkrankungen<br />
nicht im Versicherungsschutz inbegriffen?<br />
Die Versicherer begründen dies mit den<br />
hohen Schadenskosten, die auch an den<br />
Kunden weitergegeben werden müssten.<br />
„Die Einschränkung ist notwendig, um<br />
das Produkt kalkulierbar und im vernünftigen<br />
Preisrahmen zu halten“, sagt Frank<br />
Trapp, Bereichsleiter Produktmanagement<br />
Leben bei der Zurich, im Gespräch mit<br />
<strong>Versicherungsbote</strong>. Andere Versicherer<br />
argumentieren ähnlich. Um das Defizit<br />
zu kompensieren, haben die Anbieter verschiedene<br />
Lösungsansätze entwickelt. Bei<br />
der Skandia beinhaltet der große Tarif<br />
einen Baustein „Schutz bei eingeschränkter<br />
geistiger Leistungsfähigkeit“,<br />
welcher zum Beispiel bei Demenz, Psychose<br />
und Schizophrenie greift. Zudem<br />
ist die Erwerbsunfähigkeit im Schutz inbegriffen.<br />
Zurich, Gothaer, Canada Life und<br />
Bayerische bieten einen Erwerbsunfähigkeits-Baustein<br />
gegen Aufpreis an. Auch<br />
Kombinationen mit einem BU-Schutz<br />
oder anderen Invaliditätsabsicherungen<br />
sind möglich.<br />
Vermittlung verlangt Sensibilität<br />
und Einfühlung<br />
Für den Vertrieb bedeuten Schwere-<br />
Krankheiten-Policen eine besondere<br />
Herausforderung. Die Wahrscheinlichkeit,<br />
selbst an einer schweren Krankheit zu<br />
erkranken, ist noch immer ein tabuisierter<br />
Gedanke, den viele Menschen von sich<br />
schieben und mit dem sie nicht konfrontiert<br />
werden wollen. Einen Kunden darauf<br />
anzusprechen, erfordert vom Vermittler<br />
Überwindung und Einfühlungsvermögen.<br />
Dass es aber möglich ist, beweist zum Beispiel<br />
der Saarburger Mehrfachagent<br />
Marko Sperber, der bereits erfolgreich<br />
Schwere-Krankheiten-Policen vermittelt.<br />
Seite 12 01/<strong>2014</strong>
Sparten<br />
Auf der Webseite der Skandia verrät er,<br />
wie er Kunden für das Produkt gewinnt:<br />
„Die Deutschen sind in Sachen Geld und<br />
Versicherungen informationsfaul und verlassen<br />
sich am liebsten auf Ratschläge von<br />
Familie, Freunden und Bekannten. Deshalb<br />
stelle ich immer 2 Fragen: „Kennen<br />
Sie jemanden aus Ihrem Umfeld, der<br />
jemals eine BU ausgezahlt bekommen<br />
hat?“ Wenn Sie 100 Leute fragen, werden<br />
98 mit Nein antworten“, so Sperber.<br />
Die zweite Frage des Vermittlers lautet<br />
dann im Kundengespräch, ob der Kunde<br />
jemanden kenne, der einen Schlaganfall<br />
oder Herzinfarkt erlitten hat, an Krebs<br />
oder an multipler Sklerose erkrankt ist.<br />
Solche Fälle kenne jeder. „Wenn ich dann<br />
erzähle, dass es ein Produkt gibt, das diese<br />
Krankheiten finanziell absichert und bei<br />
dem die vereinbarte Versicherungssumme<br />
zeitnah nach Anzeige bei der Skandia einkommensteuerfrei<br />
auf einen Schlag überwiesen<br />
wird, ist das Staunen jedes Mal<br />
groß.“<br />
Thema „Schwere Krankheiten“<br />
offen ansprechen<br />
Frank Trapp, Leiter Produktmanagement<br />
bei der Zurich, rät Vermittlern dazu, trotz<br />
Tabuisierung das Problemfeld „Schwere<br />
Krankheiten“ im Kundengespräch offen<br />
anzusprechen. „Wenn die Vermittler<br />
das Thema beim Kunden aktiv<br />
angehen, ihren Vorschlag mit<br />
starken Argumenten unterfüttern<br />
können (z.B., dass jeder Vierte im<br />
Laufe seines Berufslebens aufgrund<br />
von Krankheit oder Unfall seinen<br />
Beruf nicht mehr ausüben kann),<br />
und ihnen dann noch ein leistungsfähiges<br />
Produkt zur<br />
Verfügung steht,<br />
werden sich auch<br />
die Ab schluss -<br />
zahlen erhöhen“,<br />
sagte Trapp <strong>Versicherungsbote</strong>.<br />
Sandra Schiller<br />
von der Canada<br />
Life bewertet die<br />
Chancen des Produktes<br />
ebenfalls<br />
positiv. „In der Vergangenheit<br />
gab es nur eine<br />
kleine Anzahl Versicherer, die<br />
ein solches Produkt angeboten haben“,<br />
so Schiller. „Wir sehen aber nun, dass viel<br />
mehr Unternehmen auf diesen Zug aufspringen<br />
oder entsprechende Bausteine<br />
in ihre Policen integrieren.“ In Deutschland<br />
seien etwa 75 Prozent der Erwerbstätigen<br />
nicht gegen den Verlust der<br />
Arbeitskraft abgesichert. Und auch wer<br />
bereits eine BU habe, erhalte oft nur eine<br />
Monatsrente von 500 bis 1.000 Euro,<br />
wovon etwa ein behindertengerechter<br />
Umbau des Hauses nicht bezahlt werden<br />
kann. Ihr Fazit: „Dread-Disease-Policen<br />
bieten durch den Einmalbetrag im Ernstfall<br />
eine interessante Lösung für breite<br />
Bevölkerungsschichten“.<br />
Fallstricke für Vermittler?<br />
Allerdings gibt es auch eine Vermittlungshürde:<br />
Beim Beratungsgespräch sehen<br />
sich die Vermittler mit komplizierten<br />
medizinischen Fachausdrücken im Vertragswerk<br />
konfrontiert. Welcher Mensch<br />
ohne Medizinstudium weiß etwa,<br />
wodurch sich eine „Progressive Supranukleäre<br />
Blickparese“ auszeichnet? Was es<br />
bedeutet, dass eine Bypass-Operation der<br />
Herzkranzgefäße nur versichert ist, sofern<br />
eine „mediane Sternotomie“ durchgeführt<br />
wurde?<br />
Die Vertragsbedingungen stecken voller<br />
derartiger Begriffe.<br />
Im schlimmsten Fall bergen die Verträge<br />
sogar ein Haftungsrisiko für unabhängige<br />
Vermittler. Werben die Anbieter zum Beispiel<br />
damit, dass ein Herzinfarkt zu den<br />
versicherten Krankheitsereignissen<br />
gehört, so ist die Sonderform der Angina<br />
Pectoris vom Versicherungsschutz in fast<br />
allen Policen ausgeschlossen. Ein solcher<br />
Infarkt ist durchaus keine Seltenheit: im<br />
Jahr 2005 wurden deutschlandweit<br />
316.000 Patienten mit einer derartigen<br />
Diagnose in die Krankenhäuser eingeliefert<br />
(Quelle: Ärztezeitung).<br />
Die Aussage, Herzinfarkt sei versichert,<br />
ist also so nicht ganz korrekt. Richtig<br />
müsste es heißen: Bestimmte Formen des<br />
Herzinfarktes sind abgesichert, sofern sie<br />
zu einer schweren Gesundheitsschädigung<br />
führen. Stellt dieser Tatbestand ein Einfallstor<br />
dar, wenn ein Verbraucher seinen<br />
Vermittler wegen Falschberatung verklagen<br />
will?<br />
Mirko Wenig<br />
© bigblockbobber / pixabay.com<br />
Seite 13
Risikozuschläge in der<br />
Privaten Krankenversicherung<br />
Ist eine erneute Prüfung sinnvoll?<br />
In der privaten Krankenversicherung müssen Versicherte mit Vorerkrankungen Risikozuschläge zahlen.<br />
Die Zuschläge erhöhen die Versicherungsprämie, schaffen jedoch zugleich vollständigen Versicherungsschutz<br />
trotz einer Erkrankung bei Vertragsbeginn. Weshalb eine erneute Prüfung sinnvoll sein kann und was<br />
zu beachten ist, fand <strong>Versicherungsbote</strong> in einer Anfrage an führende Krankenversicherer und im Gespräch<br />
mit Versicherungsberater Oliver Beyersdorffer heraus.<br />
Eine Harninkontinenz kostete eine PKV-<br />
Versicherte monatlich rund 30 Euro<br />
zusätzlich zu ihrer regulären Versicherungsprämie.<br />
Nach 27 Jahren entschloss<br />
sie sich zu einem Tarifwechsel und sollte<br />
nun für dieselbe Erkrankung 119 Euro<br />
Risikozuschlag zahlen. An der Diagnose<br />
hatte sich jedoch nichts verändert. PKV-<br />
Experte und Berater für Tarifwechsel,<br />
Oliver Beyersdorffer, machte die Erhöhung<br />
des Zuschlags stutzig. Er fragte bei<br />
der Gesellschaft an. Dort reichte die Sachbearbeiterin<br />
den Fall an die entsprechende<br />
Fachabteilung, die nochmals prüfte und<br />
auch die Hauptverwaltung in den Vorgang<br />
involvierte. Schließlich konnte auch eine<br />
Lösung gefunden werden. „Zu dieser Problematik<br />
kann der Einsatz einer Software<br />
namens ,Aktuar Med‘ führen, die bei<br />
vielen Krankenversicherern inzwischen<br />
in der Tarifentwicklung und in<br />
der Risikoprüfung eingesetzt<br />
wird.<br />
Deren Einsatz kann dazu führen, dass ein<br />
Risikozuschlag, der vor 20-30 Jahren vereinbart<br />
wurde, bei einem Tarifwechsel auf<br />
das mehrfache ansteigt“, erklärt Beyersdorffer<br />
das Phänomen. Heute werden<br />
Erkrankungen sehr viel feiner unterschieden,<br />
als noch zum Zeitpunkt der<br />
Antragsstellung. Die Kollision zwischen<br />
alter manueller und neuer softwaregestützter<br />
Vorgehensweise kann zu solchen<br />
Erhöhungen führen. Durch Beharrlichkeit<br />
des Tarifwechsel-Experten und dem<br />
Wunsch nach Aufklärung ging die<br />
Geschichte für seine Mandantin aber gut<br />
aus: „Die Gesellschaft stellte das Problem<br />
fest und entschuldigte sich dafür – und<br />
erließ der Versicherten nicht nur die Erhöhung,<br />
sondern sogar den kompletten Risikozuschlag.”<br />
© masahironakano / istockphoto.com<br />
Beyersdorffer hat Erfahrung mit der<br />
Überprüfung von Risikozuschlägen. Seit<br />
2001 beschäftigt er sich mit Tarifwechseln<br />
in der PKV und ist zugelassener Versicherungsberater<br />
nach §34 e Abs. 1 GewO.<br />
Er hilft nicht nur Kunden dabei, Beiträge<br />
in der PKV durch geschickten Tarifwechsel<br />
zu mindern, sondern steht auch<br />
Versicherungsmaklern, Vermittlern und<br />
Finanzdienstleistern beratend zur Seite.<br />
Der Experte weiß, dass man die Sach- und<br />
Rechtslage gut kennen muss, um mit Versicherern<br />
unter anderem in diesem Punkt<br />
angemessen zu verhandeln.<br />
Wann und wofür werden<br />
Risikozuschläge erhoben?<br />
Übergewicht, Stoffwechselkrankheiten,<br />
Verdauungsstörungen, Bluthochdruck<br />
oder Allergien – wer unter einer Erkrankung<br />
leidet, muss in der privaten Krankenversicherung<br />
erhöhte Beiträge zahlen.<br />
Krankenversicherer kalkulieren ihre Tarife<br />
so, dass gesunde Personen sich zum normalen<br />
Tarifbeitrag versichern können.<br />
„Der Tarifbeitrag deckt also das Risiko<br />
von Krankheiten ab, die möglicherweise<br />
in der Zukunft auftreten können. Um<br />
Kosten für bereits bestehende Erkrankungen<br />
decken zu können, wird daher<br />
ein zusätzlicher Beitrag als Risikozuschlag<br />
erhoben“, erläutert eine Sprecherin der<br />
Allianz die Zuschlagpraktik. „In der<br />
Krankheitskostenvollversicherung ist<br />
unser Bestreben, vollumfänglichen Versicherungsschutz<br />
zu bieten. Aus diesem<br />
Grund bieten wir an, Vorerkrankungen<br />
gegen Zahlung eines Risikozuschlages in<br />
den Versicherungsschutz zu integrieren“,<br />
ergänzt Inter.<br />
Seite 14<br />
01/<strong>2014</strong>
Sparten<br />
Risikozuschläge werden für alle<br />
Diagnosen erhoben, die das Entstehen<br />
von Behandlungs- oder<br />
Untersuchungskosten erwarten<br />
lassen.<br />
Häufigste Ursache für<br />
Risikozuschläge:<br />
• Hypertonie (Bluthochdruck)<br />
• Übergewicht<br />
• Stoffwechselstörung<br />
• Schilddrüsenerkrankung<br />
• Erkrankungen an Wirbelsäule<br />
oder Gelenken<br />
• Erkrankungen der Haut<br />
• Atemwegserkrankungen<br />
• Heuschnupfen<br />
• Allergien<br />
• Psychische Erkrankungen<br />
• Knieerkrankungen<br />
• Fettstoffwechselerkrankungen<br />
• Magen- und Darmerkrankungen<br />
Risikozuschläge werden direkt bei<br />
Antragsstellung erhoben. Dies kann<br />
sowohl beim Erstantrag der Fall sein oder<br />
bei einer zusätzlichen Gesundheitsprüfung<br />
im Rahmen einer Erweiterung des<br />
bestehenden Versicherungsschutzes, z.B.<br />
bei einem Tarifwechsel. Bei einer Risikoprüfung<br />
beurteilt beispielsweise die<br />
Debeka jeweils Art, Außmaß und Schwere<br />
der Erkranken, die Gefahr von Rezidiven<br />
(Wiedererkrankung), zurückgebliebene<br />
bzw. mögliche Folgen, das Zusammentreffen<br />
mehrerer risikoerheblicher Erkrankungen<br />
sowie das Alter des potentiellen<br />
Versicherungsnehmers.<br />
Es ist nicht so, dass die Mehrzahl der Verträge<br />
in der privaten Krankenkasse<br />
erschwert zustande kommen. „Bei der<br />
Debeka werden lediglich 5 Prozent der<br />
Krankheitskostenvollversicherungen mit<br />
besonderen Bedingungen geführt“, betont<br />
das Unternehmen auf Anfrage von <strong>Versicherungsbote</strong>.<br />
Insgesamt versichert die<br />
Debeka etwa 2,2 Millionen Menschen für<br />
den Krankheitsfall ab – 95 Prozent ohne<br />
Zuschläge oder Auschlüsse.<br />
Überprüfung der Risikozuschläge<br />
durch Versicherer<br />
Erkrankungen während der Vertragslaufzeit<br />
spielen in Form eines Risikozuschlages<br />
keine Rolle für den Beitrag zur<br />
privaten Krankenversicherung, solange<br />
der bestehende Schutz nicht erweitert<br />
werden soll. Ist eine Krankheit allerdings<br />
ausgeheilt oder wurde ggf. einmal fehlerhaft<br />
diagnositiziert, kann dies sehr wohl<br />
zur Aufhebung des Zuschlags führen:<br />
„Gelegentlich werden Risikozuschläge<br />
zurück genommen. Meist stellt sich dabei<br />
heraus, dass es sich bei der ursprünglichen<br />
Diagnose, aufgrund derer der Risikozuschlag<br />
vereinbart worden war, um eine<br />
Fehldiagnose handelte“, bestätigt die Hallesche<br />
Krankenversicherung.<br />
Auch wenn die Erkrankung folgenlos ausgeheilt<br />
ist, nehmen Gesellschaften Risikozuschläge<br />
zurück. „Sollte ein Kunde<br />
irrtümlicherweise einen Risikozuschlag<br />
gezahlt haben, wird der angefallene Betrag<br />
selbstverständlich rückerstattet“, verspricht<br />
die Allianz. Die gesetzliche Grundlage<br />
dafür bildet § 41 VVG.<br />
Der Wunsch auf Wegfall oder Reduzierung<br />
eines Risikozuschlages ist dem Versicherer<br />
meist formlos und schriftlich mitzuteilen.<br />
Fristen oder Auflagen gebe es<br />
keine. Als Nachweis ist ein aussagekräftiges<br />
fachärztliches Attest notwendig, das<br />
eine völlige und folgenlose Ausheilung<br />
der Vorerkrankung bestätigt. „Es genügt<br />
§ 41 VVG<br />
Herabsetzung der Prämie<br />
Ist wegen bestimmter gefahrerhöhender Umstände eine höhere<br />
Prämie vereinbart und sind diese Umstände nach Antragstellung<br />
des Versicherungsnehmers oder nach Vertragsschluss weggefallen<br />
oder bedeutungslos geworden, kann der Versicherungsnehmer verlangen,<br />
dass die Prämie ab Zugang des Verlangens beim Versicherer<br />
angemessen herabgesetzt wird. Dies gilt auch, wenn die Bemessung<br />
der höheren Prämie durch unrichtige, auf einem Irrtum des<br />
Versicherungsnehmers beruhende Angaben über einen solchen<br />
Umstand veranlasst worden ist.<br />
nicht, dass lediglich die momentane<br />
Behandlungs- oder Beschwerdefreiheit<br />
bescheinigt wird. Vielmehr muss der Arzt<br />
auf der Grundlage entsprechender Untersuchungen<br />
nachweisen, dass die Vorerkrankung<br />
ausgeheilt ist“, erläutert die Hallesche.<br />
Die Allianz teilt mit, dass einige<br />
Krankheiten stets risikorelevant bleiben<br />
können und überprüft werden müssten.<br />
Das sind beispielsweise Mittelohrentzündungen,<br />
Beinthrombosen, Lungenentzündungen,<br />
Akne, Schleimbeutelentzündungen<br />
an Knie oder Schulter sowie<br />
Spreizfuß oder Sodbrennen. Erfolgsaussichten<br />
bei chronischen Erkrankungen<br />
seien grundsätzlich eingeschränkt, ergänzt<br />
Inter.<br />
Tarifwechsel — seltene<br />
Möglichkeit zu erfahren,<br />
was der Versicherer zu<br />
wissen glaubt<br />
Wenn Risikozuschläge sich als fehlerhaft<br />
herausstellen, ist oft nicht eine falsche<br />
ärztliche Diagnose oder die Ausheilung<br />
der Krankheit der Grund. „In diesem<br />
Kontext geht es viel mehr um Diagnosen,<br />
die aufgrund der Art und Weise ärztlicher<br />
Abrechnung entstehen“ sagt Beyersdorffer.<br />
„Wenn PKV-Kunden zum Arzt gehen,<br />
dann schreibt dieser eine Rechnung mit<br />
einer Diagnose. Dabei wird nicht vermerkt,<br />
ob es sich lediglich um einen Verdacht<br />
gehandelt hat, oder ob es wirklich<br />
eine bestehende Erkrankung ist. Bei der<br />
nächsten Behandlung kommt zur bestehenden<br />
Diagnose eine weitere hinzu,<br />
danach noch eine usw. Ärzte schleppen<br />
so alle jemals befürchteten Diagnosen bei<br />
ihren Abrechnungen mit. Der Krankvenversicherer<br />
erthält in der Regel keine<br />
Befundberichte. Ein Krankheitsbild seines<br />
Kunden ergibt sich für ihn anhand der<br />
Abrechnung. Er stützt sich dann auf die<br />
entsprechenden Abrechnungen, ohne<br />
sicher sein zu können, dass alles zutrifft“,<br />
so der Beitreiber des Portals Tarifwechsel-<br />
Profi.de weiter, „im Rahmen einer<br />
Gesundheitsprüfung besteht daher die<br />
seltene Gelegenheit für den Kunden<br />
herauszufinden, was sein Versicherer über<br />
ihn zu wissen glaubt.“<br />
Bei Tarifwechseln prüft Beyersdorffer<br />
besonders, ob Riskozuschläge noch<br />
gerechtfertigt sind. Das zeigt sich bei<br />
Überprüfung der Diagnose selbst als auch<br />
der Frage, ob die Krankheit noch besteht.<br />
>><br />
Seite 15
Oliver Beyersdorffer<br />
ist Experte für den Tarifwechsel<br />
nach § 204 VVG in der<br />
privaten Krankenversicherung<br />
und Autor. Er ist geprüfter Versicherungsfachmann<br />
und seit<br />
1985 im Versicherungsgeschäft<br />
tätig.<br />
2001 begann er sich intensiv<br />
mit dem Tarifwechsel in der<br />
privaten Krankenversicherung<br />
zu beschäftigen. Heute ist er<br />
zugelassener Versicherungsberater<br />
nach § 34 e Abs. 1 GewO,<br />
hilft betroffenen PKV-Kunden<br />
durch Tarifwechsel Beitragsentlastungen<br />
zu erreichen und<br />
stellt seine Erfahrung auch<br />
Versicherungsmaklern, Vermittler<br />
und Finanzdienstleistern<br />
zur Verfügung.<br />
Web:<br />
www.tarifwechsel-profi.de<br />
Einmal hatte er eine Mandantin, die wegen<br />
einer sogenannten Polyglobolie („dickes<br />
Blut“) über 200 Euro zusätzlich zur Versicherungsprämie<br />
zahlen musste. „Dafür<br />
können sich manche bereits versichern“,<br />
merkt er an. Er riet seiner Mandantin festzustellen,<br />
ob die Krankheit noch besteht. Eine<br />
Blutuntersuchung, Attest und eine zusätzliche<br />
schriftliche Mitteilung der Ärztin bestätigten,<br />
dass die Krankheit ausgeheilt war und halfen<br />
schließlich, den Zuschlag aufzuheben.<br />
Sollten bei einem Tarifwechsel Risikozuschläge<br />
bestehen, muss man sie vor dem<br />
Wechsel überprüfen. Wie schon das Eingangsbespiel<br />
veranschaulicht, können die<br />
Zuschläge beim Wechsel nicht nur mitgehen,<br />
sondern sich auch erhöhen.<br />
Ist es besser, einen Riskozuschlag<br />
anzunehmen oder<br />
abzulehnen?<br />
„Es ist immer besser einen Risikozuschlag<br />
anzunehmen und vollständig versichert zu<br />
sein – denn der Zuschlag ist arbeitgeberzuschussfähig<br />
und steuerlich durch das BEG<br />
abzugsfähig“ erklärt Gerd Güssler, Geschäftsführer<br />
des Marktbeobachters KVpro.de, auf<br />
Anfrage von <strong>Versicherungsbote</strong>. „Auch kann<br />
der Zuschlag wegfallen, wenn z.B. der BMI<br />
deutlich fällt, weil der Versicherungsnehmer<br />
an Gewicht abgenommen hat“, merkt er an.<br />
„Beim Erstantrag ist es sicherlich die Regel,<br />
den Risikozuschlag anzunehmen“, bestätigt<br />
Beyersdorffer. „Bei einem Tarifwechsel hingegen<br />
geht es um Leistungen, die im bisherigen<br />
Versicherungsschutz nicht enthalten<br />
sind.“<br />
So beinhaltet eine komplexe Prüfung vor<br />
dem Wechsel nicht nur den bisherigen<br />
Zuschlag. „Man muss sich auch die Mehrleistungen<br />
genau ansehen und sich fragen,<br />
ob der Risikozuschlag in seiner Höhe angemessen<br />
ist für die dadurch zu erhaltenden<br />
zusätzlichen Gesundheitsleistungen“, erläutert<br />
der Experte sein Vorgehen. Ob ein Zuschlag<br />
angenommen wird, hängt grundsätzlich stark<br />
von der Lebenssituation und der Erkrankung<br />
des potentiellen Versicherungsnehmers ab.<br />
Bieten Versicherer einen Zuschlag an, übernehmen<br />
sie bei dessen Zahlung auch den<br />
Versicherungsschutz für die jeweilige Erkrankung<br />
und all ihre möglichen Folgen und<br />
bevorzugen es in der Regel, wenn der Risikozuschlag<br />
angenommen wird.<br />
„Individuelle Vereinbarungen, wie sie ein<br />
Leistungsausschluss oder ein Mehrleistungsverzicht<br />
darstellen, erfordern erhöhte Aufmerksamkeit<br />
und ziehen Einzelprüfungen<br />
nach sich. Das ist mit einem höheren<br />
Aufwand und amit auch höheren Verwaltungskosten<br />
verbunden.“<br />
Sollte es beim Tarifwechsel zu einem Risikozuschlag<br />
kommen, dann kann sich dieser<br />
nur auf Mehrleistungen im neuen Tarif bzw.<br />
einen höheren Erstattungsrahmen als zuvor<br />
beziehen. „Nicht selten kommt es vor, dass<br />
der Risikozuschlag durch eine Reduzierung<br />
des Selbstbehalts entsteht. Krankenversicherer<br />
sehen dessen Verminderung in der<br />
Regel als Erweiterung des Versicherungsschutzes<br />
an. In diesem Fall darf der Zuschlag<br />
nur die Differenz zwischen alten und neuem<br />
Selbstbehalt – auf den Monat umgerechnet –<br />
betragen“, warnt der Experte. Auch dabei gilt<br />
es, Diagnosen auf ihre Richtigkeit zu prüfen.<br />
Wie sagt man es<br />
dem Versicherer?<br />
Beyersdorffer übernimmt beim Versuch,<br />
Risikozuschläge aufheben zu lassen, eine Verantwortung,<br />
die Versicherer gar nicht warnehmen<br />
können. „Krankenversicherer<br />
müssen den Blick für’s große Ganze haben.<br />
Sie sind verantwortlich für die gesamte Versichertengemeinschaft<br />
und daher werden sie<br />
bei individuellen Vereinbarungen darauf<br />
achten, dieser Verwantwortung gerecht zu<br />
werden“, gesteht der Tarifwechsel-Profi den<br />
Gesellschaften zu. So bleibt es seine Aufgabe,<br />
im Sinne des Kunden zu verhandeln.<br />
Versicherungsnehmer können ihren Versicherer<br />
lediglich zu einer Überprüfung<br />
bewegen, aber den Zuschlag nicht einfach<br />
aufheben lassen – und lieber nicht ohne kompetente<br />
Hilfe: „Den Dialog mit dem Krankenversicherer<br />
sollte man mit Sachlichkeit,<br />
Zitieriung der Rechtsgrundlage (§41 VVG)<br />
und nicht ohne entsprechende ärztliche<br />
Bescheinigung(en) beginnen. In manchen<br />
Fällen kann es auch dazu kommen, dass ein<br />
ärztliches Gutachten gebraucht wird“ so Beyersdorffer.<br />
Und es funktioniert nicht immer,<br />
weiß er aus seiner langjährigen Erfahrung.<br />
„Man sollte nur dann eine Überprüfung<br />
anregen, wenn auch Aussicht auf Erfolg<br />
besteht – eine Ausheilung sich also bescheinigen<br />
lässt. Es gibt Fälle, in denen Attest oder<br />
Gutachten nicht genügen, um den Zuschlag<br />
auf Null zu reduzieren. Manchmal führt die<br />
Überprüfung auch zum Rechtsstreit.“ Davon<br />
müsse man sich jedoch nicht abschrecken<br />
lassen. „Oberstes Ziel sowohl vom Berater<br />
bzw. Makler als auch vom Versicherer muss<br />
es sein, eine Lösung für den gemeinsamen<br />
Kunden zu finden“, beruhigt er.<br />
Hanna Behn<br />
Seite 16 01/<strong>2014</strong>
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Lebensversicherung<br />
Wider dem Garantiezins<br />
War der Garantiezins jahrelang Verkaufsgarant für Lebensversicherungen, so hat dieser in den vergangenen<br />
Jahren nicht nur seine Strahlkraft verloren. Vielmehr ist der Garantiezins, angesichts der Niedrigzinsphase<br />
und der daraus resultierenden Senkung, zum Hemmschuh des Vertriebs geworden.<br />
Seit 2012 liegt der Garantiezinssatz von<br />
Lebensversicherungen bei 1,75 Prozent<br />
und somit unter der Inflationsrate. Grund<br />
genug für zaghafte Versuche der Versicherungswirtschaft,<br />
Alternativen zu offerieren.<br />
Dass bei den bis dato platzierten<br />
Modellen in Gänze auf Produkte ohne<br />
Garantiezins gesetzt wird, war bereits<br />
vorab zu erwarten. Schließlich belasten<br />
Zinsgarantien die Bilanzen der Versicherer<br />
in diesen Zeiten immens: Auf der<br />
einen Seite müssen noch reichlich Verträge<br />
mit einem Garantiezins von vier<br />
Prozent bedient werden. Auf der anderen<br />
Seite hat die Branche große Probleme,<br />
diese Zinsen überhaupt zu erwirtschaften.<br />
Doch nicht nur der Zinssatz, aktuell<br />
nahezu auf Sparbuchniveau, und Quersubventionierung<br />
von Bestandsverträgen<br />
machen dem Produkt Lebensversicherung<br />
zu schaffen. Auch Provisionsexzesse und<br />
unangemessene Incentivereisen warfen<br />
kein gutes Bild auf die Versicherungswirtschaft<br />
und machten den Vertrieb nicht<br />
leichter. Hinzu kommt, dass sich die<br />
Bedürfnisse der Versicherungsnehmer<br />
gewandelt haben: Erwerbsbiografien, wie<br />
sie noch vor wenigen Jahren üblich waren,<br />
sind heute kaum noch möglich. Entsprechend<br />
haben sich auch Kundeninteressen<br />
verschoben. Zwar bleibt der Wunsch nach<br />
lebenslangen Garantien zentrales<br />
Merkmal einer sicheren Altersvorsorge,<br />
doch unter den veränderten Rahmenbedingungen<br />
reicht das vielen Versicherungsnehmern<br />
nicht mehr. So ist es nicht<br />
verwunderlich, dass die Branche auf<br />
Transparenz, Flexibilität und Produkte<br />
ohne Garantiezinsen setzt. Ganz ohne<br />
Garantien kommen die neuen Rentenversicherungen<br />
ohne Garantiezins dabei<br />
nicht aus: Bei den Modellen der Versicherer<br />
Allianz, Ergo und AXA werden<br />
zwar lediglich die eingezahlten Beiträge<br />
garantiert, was inflationsbereinigt ein<br />
Minusgeschäft ist, der Wunsch des<br />
Kunden nach Garantien wird dadurch<br />
jedoch bedient.<br />
Die Rechnung der Unternehmen ist einfach:<br />
Durch Produkte mit niedrigeren<br />
Garantien muss der Versicherer weniger<br />
Risikokapital einsetzen. „Mit einem geringeren<br />
Risikokapitaleinsatz können wir<br />
höhere Überschussbeteiligungen bieten“,<br />
erläutert Alf Neumann, Vorstand der<br />
Allianz-Leben. Das könnte für beide<br />
Seiten zum Erfolgsmodell werden. Laut<br />
Allianz sollen mit dem neuen Tarif ‘Perspektive’<br />
im Vergleich zu dem klassischen<br />
Modell eine bessere Gesamtverzinsung<br />
für die Ansparphase und eine höhere<br />
Überschussbeteiligung erreicht werden.<br />
So rechnet die Allianz für 2013 mit einer<br />
um 0,3 Prozentpunkte (4,5 Prozent)<br />
höheren Gesamtverzinsung, als beim klassischen<br />
Modell (4,2 Prozent).<br />
Allianz Perspektive – eine<br />
klassische Variante<br />
Bei Allianz ‘Perspektive’ handelt es sich<br />
um eine Rentenversicherung mit Beitragsgarantie.<br />
Neben den eingezahlten Beiträgen<br />
werden die laufenden Überschussbeteiligungen<br />
jährlich gutgeschrieben.<br />
Somit wird eine stetig wachsende Mindestrente<br />
aufgebaut. Zum Rentenbeginn<br />
wird die Rente auf Basis der dann im Neugeschäft<br />
für Sofortrenten gültigen Rechnungsgrundlagen<br />
neu berechnet. Dadurch<br />
sollen Kunden von einem möglicherweise<br />
höheren Zinsniveau in der Zukunft profitieren<br />
können. Allerdings sind die eingezahlten<br />
Beiträge nur bei regulärem Vertragsende<br />
oder bei vorzeitigem Todesfall<br />
in der Sparphase gesichert.<br />
Ergo baut auf Transparenz<br />
und Flexibilität<br />
Versicherer Ergo setzt in seinen Tarifen<br />
‘Rente Garantie’ und ‘Rente Chance’ vor<br />
allem auf Flexibilität. Kunden sollen nicht<br />
mehr mit verschiedenen Produkten und<br />
Verträgen bei veränderten Lebenssituationen<br />
konfrontiert werden, sondern mit<br />
einem Rentenversicherungsvertrag, der<br />
sich individuell an die jeweilige Lebenssituation<br />
anpasst. So sollen Kunden nun<br />
Zahlungen während der Laufzeit aussetzen,<br />
Zusatzversicherungen einschließen,<br />
den Beginn der Rentenzahlung<br />
verschieben, Beiträge und Zusatzversicherungen<br />
individuell anpassen sowie<br />
größere Beträge einzahlen oder entnehmen<br />
können. Diese Optionen sollen<br />
Kunden jederzeit ohne Kündigung den<br />
Abschluss eines neuen Vertrages ermöglichen.<br />
Im Tarif ‘Rente Garantie’ setzt Ergo verstärkt<br />
auf den Faktor Sicherheit. Der Versicherer<br />
sichert die eingezahlten Beiträge<br />
und eine garantierte Rente bis zum<br />
Lebensende zu. Die Beiträge werden in<br />
einem dynamischen Konzept angelegt.<br />
Beim Tarif ‘Rente Chance’ handelt es sich<br />
um eine fondsgebundene Rentenversicherung.<br />
Diese hat jedoch keine Garantie und<br />
Kunden müssen, wie in Fondspolicen<br />
üblich, die Wahl der Kapitalanlage selbst<br />
steuern. Sie können dabei auf mehr als 60<br />
ausgewählte Investmentfonds zurückgreifen.<br />
Ein späterer Wechsel in den Tarif<br />
‘Rente Garantie’ ist möglich. Um in<br />
Sachen Transparenz zu punkten, will Ergo<br />
klare Kostenausweise, auch für die Garantiekosten,<br />
geben. Zudem sollen individuelle<br />
Hochrechnungen vor dem Vertragsabschluss<br />
dem Kunden ein realistisches<br />
Bild der Renditechancen vermitteln.<br />
AXA setzt auf eine fondsgebundene<br />
Rentenversicherung<br />
Allianz und Ergo hatten ihre neuen Altervorsorge-Tarife<br />
bereits Mitte des vergangenen<br />
Jahres gelauncht. AXA brachte erst<br />
zu Jahresbeginn ein Konkurrenz-Produkt<br />
auf den Markt. Bei ‘Relax Rente’ handelt<br />
es sich um eine fondsgebundene Rentenversicherung,<br />
bei der via Garantiekomponente<br />
die eingezahlten Beiträge zum<br />
Rentenbeginn garantiert werden. Grundlegend<br />
setzt sich ‘Relax Rente’ aus drei<br />
Basisbausteinen und drei möglichen Anlagestrategien<br />
zusammen.<br />
Seite 18 01/<strong>2014</strong>
Sparten<br />
Versicherungsnehmer können die Basisbausteine<br />
Garantie, Rendite und Wertzuwachs<br />
mit den Anlagestrategien Comfort,<br />
Classic und Chance kombinieren. Die<br />
Kombination der Bausteine kann während<br />
der Vertragslaufzeit geändert werden.<br />
Starke Verkaufszahlen<br />
Allianz und AXA hatten ihr neues<br />
Lebensversicherungskonzept von Beginn<br />
an in allen Schichten der Altersvorsorge<br />
angeboten. Ergo will nun nachziehen.<br />
Dazu plant der Versicherer die Privatrenten<br />
‘Rente Garantie’ und ‘Rente<br />
Chance’ auch auf geförderte Produkte und<br />
die betriebliche Altersversorgung auszudehnen.<br />
„Jetzt werden wir das Produkt<br />
auch für die anderen beiden Schichten –<br />
geförderte Produkte und betriebliche<br />
Altersversorgung – marktreif machen“,<br />
kündigte Ergo-Vorstandsvorsitzender<br />
Torsten Oletzky an. Grund dafür könnten<br />
auch die positiven Zahlen im Neugeschäft<br />
sein. So resümierte Ergo-Vorstand Daniel<br />
von Borries kürzlich, dass sich die neue<br />
Ergo ‘Rente Garantie’ prächtig verkaufe.<br />
Borries erklärte, dass bereits 50 Prozent<br />
des Neugeschäfts im Bereich Leben auf<br />
das neue Produkt entfallen.<br />
Ähnlich positiv sieht es bei der Allianz<br />
aus. Allein für 2013 wurden fast 20.000<br />
abgeschlossene Verträge mit einer Bewertungssumme<br />
von mehr als 720 Millionen<br />
Euro vermeldet. Damit ist der Start von<br />
‘Perspektive’ die bisher erfolgreichste Produkteinführung<br />
der Allianz Lebensversicherung.<br />
Generell stieg die Nachfrage in<br />
den vergangenen Monaten kontinuierlich.<br />
Angesichts der Niedrigzinsphase fragten<br />
Kunden verstärkt kapitalmarktnahe Produkte<br />
mit neuen Garantien nach. In der<br />
privaten Altersvorsorge hatten sie einen<br />
Anteil von 35 Prozent. Im vierten Quartal<br />
stammte sogar die Hälfte des Neugeschäfts<br />
aus Verträgen mit neuen Garantien.<br />
Vermittler wünschen sich<br />
Neuausrichtung<br />
Angesichts der andauernden Niedrigzinsphase,<br />
die eine weitere Absenkung des<br />
Höchstrechnungszinssatz auf 1,25 Prozent<br />
mit sich bringen könnte, wünschen sich<br />
auch Vermittler eine Neuausrichtung<br />
sowie eine Marktbereinigung. Dies müsse<br />
jedoch nicht gleichbedeutend mit einer<br />
Abkehr von den klassischen Produkten<br />
sein. Inzwischen gibt es erste Anzeichen<br />
für eine solche Marktbereinigung. BaFin-<br />
Chefin Elke König erklärte kürzlich: „Der<br />
Markt wird etwas schrumpfen, aber nicht<br />
dramatisch.“ Demnach planen sieben der<br />
90 Lebensversicherer das Neugeschäft<br />
komplett oder teilweise einzustellen.<br />
Für den Bund der Versicherten (BdV) ist<br />
die Entwicklung der Sparte vorgezeichnet.<br />
So werden Versicherungsunternehmen<br />
verstärkt versuchen, neuartige Produkte<br />
wie Hybridprodukte, Variable Annuities<br />
oder ähnliche Produkte wie die der<br />
Allianz, Ergo und AXA am Markt platzieren.<br />
Dabei sei aber durchaus Vorsicht<br />
geboten. Speziell Allianz ‘Perspektive’<br />
wurde von Seiten der Verbraucherschützer<br />
scharf kritisiert. So führe jede<br />
vorzeitige Kündigung dieses Produktes<br />
mit Sicherheit zu deutlich höheren Verlusten<br />
als bei einer Sparanlage. BdV-Vorstandsvorsitzender<br />
Axel Kleinlein bezeichnete<br />
das Vorsorgekonzept ‘Perspektive’<br />
„als eines der schlechtesten Versicherungsprodukte,<br />
das er in den letzten 100<br />
Jahren erlebt habe.“ Auch die Gesamtkostenquote<br />
sei mit 1,06 Prozent vergleichsweise<br />
zu hoch.<br />
Der Branche ist es bis auf die genannten<br />
Ausnahmen nicht ernsthaft gelungen,<br />
neue positive Impulse zu setzen und die<br />
Krise als Chance für einen neuen Aufbruch<br />
zu nutzen. Ein Wandel und der<br />
damit verbundene Paradigmenwechsel in<br />
der Leben-Sparte sollte sich im besten Fall<br />
ohne weitere Beschädigungen der Anbieterimages<br />
vollziehen. Bei der Produktentwicklung<br />
sollten Unternehmen an verschiedenen<br />
Fronten kämpfen. Ja, die<br />
Lebensläufe der heutigen Generation sind<br />
andere, als noch vor 20 oder 30 Jahren.<br />
Auch die Bedürfnisse sind andere. Dennoch<br />
gilt es, für kommende Produkte<br />
nicht alle Wünsche auf einmal erfüllen zu<br />
wollen. Denn am Ende der Kette stehen<br />
Vermittler und Kunde, die entsprechende<br />
Produkte verstehen müssen. Letztlich<br />
zählt für die Branche: Ein Produkt ist nur<br />
so gut, wie es sich verkaufen lässt.<br />
Björn Bergfeld<br />
Entwicklung des Garantiezinssatzes von Lebensversicherungen<br />
Quelle: www.tagesgeld.info / Deutsche Bundesbank<br />
Seite 19
© erwo1 / istockphoto.com<br />
Schwerpunkt<br />
Absicherung<br />
für Selbstständige und Gewerbe<br />
Selbstständige sowie Geschäftsführer von kleinen und mittelständischen Unternehmen müssen einiges<br />
händeln. Stets ist der Betriebsablauf zu gewährleisten, Kunden- oder Lieferversprechen sind einzuhalten,<br />
rechtliche Auflagen müssen erfüllt werden. Dazu kommt der Wunsch, Gewinne einzufahren und den<br />
Betrieb nachhaltig erfolgreich zu führen — nicht zuletzt auch dafür, den eigenen Lebensabend abzusichern.<br />
Auf den nächstfolgenden Seiten berichtet Hermann Haas, Bereichsleiter Sach/Unfall/Haftpflicht Firmenkunden<br />
Spezial der Generali Versicherungen umfassend im Interview, welche Anforderungen Unternehmer an<br />
Versicherungen haben — und wie ein Versicherer diese erfüllen kann. Fällt ein Selbstständiger aus, bleibt<br />
die Frage: Wer kann ihn ersetzen? Absicherungsformen stellen wir auf Seite 23 vor. Burnouts beschäftigen<br />
Unternehmer gleich auf zweierlei Weise — mehr dazu auf Seite 26. In der Rubrik Netzwelten geht es<br />
außerdem um CyberCrime als Risiko für Unternehmen (Seite 38).<br />
Seite 20 01/<strong>2014</strong>
Schwerpunkt Absicherung Gewerbe · Vertrieb<br />
Leistung<br />
Was wünschen sich Selbstständige<br />
von ihrem Versicherer?<br />
Um Wünschen und Anforderungen von Unternehmern an Versicherungen auf den Grund zu gehen, haben<br />
die Generali Versicherungen in Zusammenarbeit mit dem Marktforschungsinstitut YouGov 513 Selbstständige<br />
zum Thema Gewerbeversicherungen befragt. <strong>Versicherungsbote</strong> sprach mit Hermann Haas, Bereichsleiter<br />
Sach/Unfall/Haftpflicht Firmenkunden Spezial der Generali Versicherungen.<br />
Was wünschen sich Selbstständige von<br />
ihrem Versicherer?<br />
Ein Ergebnis der Umfrage ist, dass die<br />
wichtigsten Kriterien bei der Auswahl<br />
einer Versicherung für Unternehmer Leistungen<br />
und Schnelligkeit bei der Schadenregulierung<br />
sind. Jeweils 45 Prozent<br />
der Befragten gaben das an. Ein Grund<br />
hierfür ist, dass sich viele Unternehmer<br />
einen Stillstand ihres Betriebes nicht<br />
erlauben können. Sie sind auf eine<br />
schnelle Schadenregulierung angewiesen,<br />
um zerstörte Maschinen bzw. Einrichtungen<br />
zu ersetzen, damit der Betrieb<br />
wieder zum Laufen gebracht wird. Gleichzeitig<br />
haben Selbstständige in der Regel<br />
wenig Zeit und wünschen sich eine Versicherung,<br />
bei denen die Schadenregulierung<br />
zügig und unbürokratisch verläuft.<br />
Und welche Rolle spielt der Preis?<br />
Natürlich ist dieser Aspekt nicht gänzlich<br />
von der Hand zu weisen: 38 Prozent der<br />
Befragten nannten ihn als wichtigstes Kriterium.<br />
Insgesamt zeigt sich aber, dass die<br />
Qualität wichtiger ist als der Preis. Ein<br />
weiteres wichtiges Kriterium ist der persönliche<br />
Ansprechpartner: 24 Prozent<br />
gaben ihn an. Zudem nannten 23 Prozent<br />
Flexibilität bei der Vertragsgestaltung, 19<br />
Prozent ein individuelles Angebot und<br />
jeweils 14 Prozent Kostentransparenz bzw.<br />
gute Erreichbarkeit.<br />
Was zahlt denn beispielsweise der Inhaber<br />
einer Zahnarztpraxis im Gegensatz<br />
zum selbstständigen Dachdecker?<br />
Versicherungsprodukte sind beratungsintensiv<br />
– besonders im gewerblichen<br />
Bereich. Für die Errechnung eines risikoadäquaten<br />
Preises benötigen Versicherer<br />
eine Vielzahl an Angaben. Einen Pauschalpreis<br />
zu nennen, ohne den genauen<br />
Leistungsumfang zu kennen ist schwer<br />
bzw. gar nicht möglich. Denn Beiträge<br />
sind nicht nur von der Betriebsart, sondern<br />
auch von vielen anderen Kriterien<br />
abhängig. Schauen wir uns den angesprochenen<br />
Vergleich im Bereich Haftpflicht<br />
an: Hier sind bei einer Betriebshaftpflicht<br />
für Dachdecker unter anderem die<br />
gewünschte Versicherungssumme und<br />
die Beitragsberechnungsgrundlage, die<br />
sich zum Beispiel aus Lohn- und Gehaltssumme<br />
oder Umsatzsumme ergibt, zu<br />
bedenken. Es gibt jedoch noch eine Vielzahl<br />
an weiteren Faktoren. Ähnlich ist es<br />
bei der Berufshaftpflicht für Zahnärzte.<br />
Hier ist die Anzahl der versicherten Ärzte<br />
Basis für die Beitragsberechnung.<br />
Kommen zum Beispiel noch Vorschäden<br />
oder Implantologie hinzu, kann dies Auswirkungen<br />
auf den Preis haben.<br />
Kommen wir vom Preis zur Leistung:<br />
Was kann ein Versicherer im Schadenfall,<br />
z.B. bei einem Unfall, leisten?<br />
Es besteht das Problem, dass Unternehmer<br />
nicht über den gesetzlichen<br />
Unfallschutz verfügen, den ein Arbeitnehmer<br />
genießt. Selbstständige müssen<br />
ihren Unfallschutz rund um die Uhr selbst<br />
absichern. Zwar erleben wir immer<br />
wieder, dass Selbstständige nach Unfällen<br />
unter Schmerzen versuchen, ihren beruflichen<br />
Aufgaben nachzukommen, in manchen<br />
Fällen ist dies aber definitiv nicht<br />
möglich. Wenn Unternehmer infolge<br />
eines Unfalls nicht arbeiten können und<br />
keine Einnahmen haben, helfen zum Beispiel<br />
Unfallversicherungen mit zugehöriger<br />
Unfallrente. Auch das Unfalltagegeld<br />
kann interessant sein. Dies wird gezahlt,<br />
solange sich der Unternehmer in Folge<br />
eines Unfalls in ärztlicher Behandlung<br />
befindet. Beim Thema Absicherung sollte<br />
aber etwas weiter ausgeholt werden. >><br />
Hermann Haas<br />
Bereichsleiter<br />
Sach/Unfall/Haftpflicht<br />
Firmenkunden Spezial<br />
der Generali Versicherungen<br />
Seite 21
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80%<br />
Arbeitsunfähigkeit durch<br />
Unfall oder Krankheit<br />
Rechtsstretigkeiten mit<br />
Kunden, Lieferanten etc.<br />
Einbruchdiebstahl, Raub,<br />
Vandalismus<br />
IT-/Elektronikschäden<br />
Haftpflichtschäden<br />
Umfrage: Welche Risiken für den Erfolg Ihres Betriebes fürchten Sie am meisten? Quelle: Generali Versicherungen <strong>2014</strong><br />
Und wie weit?<br />
Es ist zu beachten, dass Selbstständige<br />
und Freiberufler auch im Rahmen der<br />
gesetzlichen Krankenversicherung oder<br />
der gesetzlichen Erwerbsminderungsminderungsrente<br />
nicht über den gesetzlichen<br />
Schutz verfügen, den Arbeitnehmer<br />
genießen. Wer auf eigenen Füßen steht,<br />
muss privates Risikomanagement<br />
betreiben.<br />
Über eine private Berufsunfähigkeitsversicherung<br />
ist unbedingt die eigene<br />
Arbeitskraft abzusichern, denn schon ein<br />
teilweiser Verlust kann die finanzielle<br />
Existenz bedrohen. Wer vorübergehend<br />
nicht arbeiten kann, hat in der Regel mit<br />
Einkommensverlusten zu rechnen. Dieser<br />
Dienstausfall kann über eine private Krankentagegeld-Versicherung<br />
abgesichert<br />
werden.<br />
Welche Risiken können Selbstständige<br />
noch gut absichern? Sollte Absicherung<br />
einzeln oder im Paket erfolgen?<br />
Selbstständige können sich gegen viele<br />
weitere Risiken absichern, etwa klassische<br />
Bedrohungen wie Haftpflichtschäden,<br />
Betriebsunterbrechung, Schäden durch<br />
Sturm und Hagel, Brand und Blitzschlag,<br />
Einbruch und Leitungswasser. Auch Elektronikschäden<br />
gehören dazu. Ebenso<br />
können sich Selbstständige gegen berufsspezifische<br />
Risiken absichern. So gibt es<br />
Verkehrshaftungsversicherungen für<br />
Logistikfirmen oder Veranstaltungsausfallversicherungen<br />
für Eventunternehmen.<br />
Autoinhaltsversicherungen bieten sich für<br />
Bauunternehmen an, sie schützen Material<br />
und Arbeitsmittel unterwegs und auf<br />
Baustellen. Bündelprodukte erleichtern<br />
dabei die Administration und sparen Zeit.<br />
Welche Berufsgruppen werden abgesichert?<br />
Für die breite Masse der Selbstständigen<br />
aus Handwerk, Handel und Dienstleistungen<br />
ist es in der Regel kein Problem,<br />
Versicherungsschutz zu erhalten. Das gilt<br />
auch für Berufsgruppen mit besonders<br />
hohem Risiko. Auch sie können sich<br />
zumeist gut absichern. Durch das Prinzip<br />
des Risikoausgleichs im Kollektiv sind<br />
Versicherer genau dazu da, solche Unsicherheiten<br />
zu übernehmen. Damit die<br />
Beiträge für Risikokunden erschwinglich<br />
bleiben, verlangen Versicherer meist<br />
besondere Sicherungsmaßnahmen. So<br />
spielt beim Juwelier beispielsweise die Einbruchdiebstahlsicherung<br />
eine große Rolle<br />
und Sägewerke oder andere Holzbearbeitungsunternehmen<br />
brauchen einen spezifischen<br />
Brandschutz.<br />
Selbstständige haben Verantwortung,<br />
viele Verpflichtungen, Termindruck. Können<br />
sie Aufträge nicht zufriedenstellend<br />
erfüllen, entzieht das ihrer Existenz den<br />
Boden. Ein hohes Eigenengagement und<br />
viele Stunden am Tag zu arbeiten ist oft<br />
selbstverständlich. Burnouts sind da<br />
keine Seltenheit. Wie kann man sich hier<br />
absichern – auch präventiv?<br />
Das Burnout-Syndrom, also der Zustand<br />
emotionaler Erschöpfung mit reduzierter<br />
Leistungsfähigkeit, trifft in der Tat oftmals<br />
Selbstständige. Gerade für Inhaber von<br />
Kleinstbetrieben und Einzelunternehmer<br />
sind die Folgen verheerend. Denn ein<br />
Selbstständiger, der sein Unternehmen<br />
allein oder mit nur wenigen Angestellten<br />
betreibt, ist nahezu unabkömmlich. So<br />
fehlen Mitarbeiter, denen Jobs und Projekte<br />
delegiert werden können. Wenn<br />
Burnout diagnostiziert wird, ist Berufsunfähigkeit<br />
oftmals die Folge. Die beste<br />
Absicherung dagegen stellt die angesprochene<br />
Berufsunfähigkeitsversicherung<br />
dar.<br />
Worauf sollten Makler gezielt achten,<br />
wenn sie im Bereich Gewerbe beraten<br />
bzw. vermitteln?<br />
Das Gewerbekundengeschäft ist komplex.<br />
Ein Grund hierfür ist, dass die Wünsche<br />
bzw. Anforderungen der Kunden sehr<br />
heterogen sind. Für Makler ist es entscheidend,<br />
sich auf die individuellen<br />
Ansprüche einzustellen und sie in der<br />
Versicherungsberatung und -betreuung<br />
zu berücksichtigen. Das ist die beste Vorraussetzung<br />
für eine stabile Kundenbeziehung.<br />
Seite 22 01/<strong>2014</strong>
Schwerpunkt Absicherung Gewerbe · Vertrieb<br />
Eine Umfrage von Steria Mummert zeigt,<br />
Versicherer und Vermittler lassen im<br />
Gewerbebereich viel Geschäft liegen. Basler<br />
und Nürnberger führten z.B. neue Produkte<br />
ein. Eine Tendenz scheint zu sein,<br />
dass Produkte hybrider werden – also<br />
Elemente aus anderen Sparten wie z.B.<br />
Schwere-Krankheiten integrieren. Welche<br />
Trends in der Produktgestaltung sehen<br />
Sie noch?<br />
Für Kunden sind Versicherungen oft abstrakt<br />
und kompliziert. Versicherer sind<br />
daher gefordert, dieses komplexe Produkt<br />
einfacher zu gestalten, transparente<br />
Dienstleistungen zu entwickeln und den<br />
Aufbau und Nutzen verständlich darzustellen.<br />
Komplexitätsreduktion ist das<br />
Stichwort. Das Augenmerk richtet sich<br />
einerseits auf das Produkt: Bedingungsseitig<br />
möchten Versicherer weg vom komplizierten<br />
Ein-Ausschlussprinzip mit verschiedenen<br />
Bedingungsdokumenten und<br />
streben ein durchgeschriebenes Bedingungswerk<br />
an. Auch Automatisierung und<br />
IT-Optimierungen können zur Komplexitätsreduktion<br />
beitragen. Daher werden<br />
Versicherer in Zukunft Kraft in die Entwicklung<br />
von Vertriebs- und Kundensystemen<br />
stecken, die Vermittler noch besser<br />
in ihrer täglichen Arbeit unterstützen.<br />
Schließlich sollen diese sich auf ihren<br />
Kundenbestand und das Neugeschäft<br />
konzentrieren können.<br />
Gleichzeitig ist in der Produktgestaltung<br />
eine risikoadäquate Preiskalkulation für<br />
marktgerechte Produkte zu gewährleisten.<br />
Hohe Elementarschadenbelastungen<br />
durch Naturkatastrophen wie Hochwasser<br />
und Sturm sind z. B. der Auslöser, dass<br />
für Inhalts- und Gebäudeversicherungen<br />
Verfeinerungen der Tarifierungsmerkmale<br />
notwendig wurden, zum Beispiel durch<br />
die Einführung der Tarifierung nach Zürs<br />
Zonen.<br />
Herr Haas, vielen Dank für das<br />
Gespräch!<br />
Die Fragen stellten Hanna Behn und<br />
Michael Fiedler für <strong>Versicherungsbote</strong><br />
Risiko<br />
Wer kann mich ersetzen?<br />
Fällt ein Selbstständiger oder Kleinunternehmer durch Unfall oder Krankheit länger aus, kann auch der<br />
Betriebsablauf schnell erliegen, wenn ihn niemand vertreten kann. Einige Versicherer, so etwa die CSS<br />
Versicherung, ERGO oder Inter bieten Lösungen. Im Ernstfall sorgen sie für Ersatz der Führungspersönlichkeit<br />
oder erstatten entsprechende Betriebsausfallkosten.<br />
Durch Unfall oder Krankheit arbeitsunfähig<br />
zu werden, ist die größte Sorge<br />
Selbstständiger. In einer von den Generali<br />
Versicherungen beauftragten Umfrage<br />
von YouGov gaben zwei Drittel der 513<br />
befragten Selbstständigen an, dass sie<br />
fürchten, den eigenen Betrieb nicht erfolgreich<br />
fortführen zu können, wenn sie<br />
selbst invalide werden (vgl. Abb. S. 22).<br />
Gerade Unternehmer, die ein monatliches<br />
Haushaltsnettoeinkommen von über<br />
2.500 Euro erhalten, sehen darin die<br />
größte Bedrohung (71 Prozent).<br />
Interimsschutz<br />
Ausfallschutz für Personen in Schlüsselpositionen,<br />
sogenannten „Interim sschutz“<br />
kann man beispielsweise bei der CSS-Versicherung<br />
im Paket CSS.business erhalten.<br />
Bei Vertragsabschluss definiert das Unternehmen<br />
eine Anzahl an Führungspositionen,<br />
die den Interimsschutz im Ernstfall<br />
erhalten. Im Falle einer langfristigen<br />
Erkrankung wird ein Interimsmanager<br />
bereitgestellt. Der Interimsschutz umfasst<br />
dabei Stellen auf Geschäfts leitungsebene,<br />
Bereichsleiter und Projektleiter. Für den<br />
Fall, dass ein Mitarbeiter aus vorbenanntem<br />
Mitarbeiterkreis für eine (prognostizierte)<br />
Dauer von mindestens drei<br />
Monaten arbeitsunfähig ist, hat der Versicherungsnehmer<br />
Anspruch auf die Vermittlung<br />
eines Interimsmanagers, heißt<br />
es in den Bedingungen. Eine namentliche<br />
Benennung ist keine Voraussetzung für<br />
den Abschluss der Versicherung. Das<br />
CSS-Partnerunternehmen Atreus stellt<br />
den Interimsmanager zur Verfügung.<br />
Bisher musste das Angebot aber nicht in<br />
Anspruch genommen, erfuhren wir auf<br />
Anfrage bei CSS.<br />
Betriebsausfallversicherung:<br />
Persönliche und unternehmerische<br />
Existenz sichern<br />
Neben der Möglichkeit, den Betriebsablauf<br />
durch einen Ersatzmann aufrecht zu<br />
erhalten, können auch Betriebsausfälle<br />
finanziell abgesichert werden. Versicherer<br />
bieten Betriebsausfall-/Praxisausfal-/<br />
Betriebskostenversicherungen an – und<br />
meinen damit stets die Übernahme fortlaufender<br />
Betriebskosten, wenn infolge<br />
von Arbeitsunfähigkeit durch Krankheit<br />
oder Unfall Umsätze ausfallen. Ein<br />
Gespräch über Betriebsausfallversicherungen<br />
ist ein guter Einstieg in das<br />
gewerbliche Sachgeschäft, denn das Produkt<br />
ist wie Krankentagegeld- und Berufsunfähigkeitsversicherung<br />
auf die einzelne<br />
Person bezogen. Makler können den Versicherungsschutz<br />
ihrer Kunden damit<br />
optimieren: Neben dem Nettoeinkommen<br />
können die fortlaufenden Betriebskosten<br />
und damit die unternehmerische Existenz<br />
abgesichert werden. Passende Policen<br />
werden etwa von Inter oder Ergo für<br />
bestimmte Zielgruppen angeboten. Sie<br />
eignen sich zum Beispiel für jene, die in<br />
Heil- und Beratungsberufen tätig sind.<br />
Weiterhin gibt es Etragsausfall- bzw.<br />
Betriebsunterbrechungsversicherungen.<br />
Diese übernehmen Kosten bei einer<br />
Betriebsunterbrechung verursacht durch<br />
Feuer, Leitungswasser, Sturm, Hagel oder<br />
Einbruchdiebstahl. In der Regel werden<br />
solche Policen in Anlehnung an Inhaltsversicherungen<br />
eines Unternehmens vereinbart.<br />
Für einzelne Zielgruppen hat etwa<br />
die Inter diese Risiken mit in die Betriebsausfallversicherung<br />
aufgenommen. Sie<br />
können gegen Minderbeitrag aber auch<br />
abgewählt werden. Grundlegend sind<br />
Betriebskosten wie Miete, Gehälter oder<br />
Leasingraten versichert und damit die<br />
Unternehmen existenziell geschützt.<br />
Seite 23
Versicherungsmakler Sebastian Claus<br />
Schafft die<br />
Abschlussprovisionen ab!<br />
Nein, ein durchschnittlicher Makler ist Sebastian Claus aus Leipzig nicht. Er hat keine drei Poolanbindungen<br />
(sondern nur eine), er arbeitet allein, statt mit drei Angestellten, er hat keine Probleme, ein Zweitgespräch<br />
zu bekommen und eine Abschlussquote von beinahe 100 Prozent. <strong>Versicherungsbote</strong> wollte mehr über<br />
das Erfolgsgeheimnis von Sebastian Claus erfahren und traf den Makler in Leipzig.<br />
Laut einer Studie der Strategieberatung Simon-Kucher & Partners hat jeder zweite Vermittler enorme Probleme den zweiten und<br />
damit oftmals entscheidenden Gesprächstermin zu bekommen – so berichtete <strong>Versicherungsbote</strong> im Januar. Daraufhin meldete<br />
sich Sebastian Claus mit einem Kommentar zu Wort:<br />
„Bei mir kommt es bei 100%<br />
zum Zweitgespräch. Meine<br />
Abschlussquote liegt ebenfalls<br />
nahe 100%. Das Geheimnis<br />
ist, ich lasse nicht jeden zum<br />
Erstgespräch zu. Sonst würde<br />
ein Tag mit 24 h nicht reichen.<br />
Ein Makler, der heute schon<br />
einige Jahre im Geschäft ist,<br />
sollte mit solchen Dingen<br />
keine Probleme haben.<br />
Ich habe in letzter Zeit eher<br />
das Gefühl, die Kunden finden<br />
in ihrer Umgebung keine<br />
kompetenten Fachleute mehr<br />
in unserer Branche.“<br />
Nicht Jeden zum Erstgespräch zulassen? Spannende Idee. Im Februar traf <strong>Versicherungsbote</strong> Sebastian Claus in Leipzig und<br />
spürte seinem Erfolgsgeheimnis nach.<br />
Empfehlungsmarketing in Reinkultur<br />
„Ich nehme nur Neukunden, die sich auf jemanden berufen, den ich schon als Kunden betreue“, sagt Claus und ergänzt, dass er<br />
inzwischen auch die Kinder seiner Mandanten versichert. Claus kommt aus einem Agenturbetrieb und hat 1994/95 berufsbegleitend<br />
den Abschluss als Versicherungsfachmann abgelegt. Seit 2006 arbeitet er als Makler.<br />
Seite 24 01/<strong>2014</strong>
Vertrieb<br />
Ausschlaggebend dafür war ein Hagelgroßschaden,<br />
der zur Fußball-Weltmeisterschaft<br />
die Messestadt heimsuchte: Über<br />
40.000 Einzelschäden wurden im Stadtgebiet<br />
verzeichnet. Der Schadenbearbeitung<br />
folgte die Schadensanierung durch<br />
den Versicherer (also Kündigung der Verträge).<br />
Doch die Kunden von Sebastian<br />
Claus wollten weiterhin von ihm betreut<br />
werden und bestärkten ihn in dem Vorhaben,<br />
unabhängiger Makler zu werden.<br />
Heute betreut Claus ca. 1.500 Verträge<br />
und erzielt eine laufende Courtage von<br />
knapp 60.000 Euro im Jahr.<br />
„Gleich zu Anfang habe ich mir<br />
geschworen: Gerate niemals unter Druck<br />
im Verkauf. Das heißt: Kalkuliere dein<br />
Geschäft so, dass du auf keinen Abschluss<br />
angewiesen bist. Das merkt auch der<br />
Kunde“, sagt Claus. Der Kunde dürfe nicht<br />
das Gefühl bekommen, er müsse jetzt<br />
abschließen. Eine Haltung, die jedem<br />
schwerfällt, der auf Einmal-Provisionen<br />
angewiesen ist. Denn jeden Monat geht<br />
es wieder bei Null los.<br />
Anders bei Claus: „Wenn das Jahr anfängt,<br />
habe ich mein Geld schon verdient und<br />
muss ,nur noch‘ die Leistung dafür<br />
erbringen: Nämlich für den Kunden da<br />
sein. Das ist der Unterschied.“<br />
Abschlussprovision?<br />
Kann abgeschafft werden<br />
Deswegen würde es Sebastian Claus auch<br />
nicht stören, wenn es gar keine Abschlussprovison<br />
gäbe: „Ich brauche heute keine<br />
Abschlussprovision. Warum ist das gezillmert?<br />
Ich wäre dafür, dass alle Verträge<br />
mit laufender Courtage gerechnet<br />
werden.“ Mit einer Gebührenordnung,<br />
die besagt, dass alle gleich zahlen, könnten<br />
Fehlanreize beseitigt werden.<br />
Und auch die Stornohaftung würde wegfallen.<br />
Im Bereich der Krankenversicherung,<br />
so Claus, hätte die Verschärfung der<br />
Stornohaftungszeit dazu geführt, dass<br />
Makler quasi dafür haften, wenn der Versicherer<br />
innerhalb der nächsten zwei Jahre<br />
nach Abschluss seine Beiträge anhebt und<br />
der Kunde deshalb wechseln will.<br />
Können die Haftungsfallen und die anstehenden<br />
Regulierungen zu einem „Vermittler-Sterben“<br />
führen, wie es in Großbritannien<br />
oder Skandinavien zu beobachten<br />
ist? Mit Blick auf diese Entwicklung<br />
wird oft prognostiziert, dass nur spezialisierte<br />
Makler, die eine gewisse Unternehmensgröße<br />
erreicht haben, überlebensfähig<br />
seien. Diese Einschätzung teilt<br />
Sebastian Claus nicht. Er sieht Zukunft<br />
im Beruf des unabhängigen Maklers. Er<br />
arbeitet allein, das Unternehmen ist nicht<br />
riesengroß – aber es läuft sehr gut. Und,<br />
so Claus, im Prinzip wird der Beruf derzeit<br />
gestärkt: Der Staat zieht sich immer<br />
mehr aus Themen wie Vorsorge zurück –<br />
und treibt Maklern so die Kunden in die<br />
Arme.<br />
Versicherungslösungen –<br />
am Kundenbedarf vorbei?<br />
Makler wie Sebastian Claus müssen als<br />
„Allrounder“ funktionieren: „Für mich<br />
ist ein Mandant eine Person mit<br />
bestimmten Risiken im Leben, für die ich<br />
Lösungen bieten kann. Natürlich hab ich<br />
nicht viel von einer Reiserücktrittsversicherung<br />
– aber da sehe ich den Kunden<br />
als Menschen – nicht, ob mir das etwas<br />
einbringt. Neben Ehrlichkeit ist auch Verschwiegenheit<br />
wichtig. Wenn ein Kunde<br />
heute mit mir zusammenarbeitet, weiß<br />
ich alles über ihn. Spreche ich über solche<br />
Angelegenheiten mit Dritten, spricht sich<br />
das schnell rum. Dank dieser Herangehensweise<br />
habe ich die Mandanten ein<br />
Leben lang.“<br />
Dass Kunden bei Claus in der Beratung<br />
zum ersten Mal von den Nachteilen der<br />
staatlich geförderten Vorsorge hören, ist<br />
keine Seltenheit: „Viele Produkte sind<br />
heute im Vorsorge-Bereich eng mit der<br />
Sozialgesetzgebung verflochten. Auch da<br />
muss ich auskunftsfähig sein. Rürup-Produkte<br />
habe ich zum Beispiel noch nie verkauft<br />
und Riester-Rente nur an zwei<br />
Kunden, die jeweils fünf Kinder haben.<br />
Für die meisten Kunden passt es einfach<br />
nicht – sie kommen zu mir und wollen<br />
ihre Verträge ,geheilt‘ bekommen.“<br />
Mitunter beobachtet Sebastian Claus, dass<br />
sich Versicherungs-Lösungen auch am<br />
Kunden vorbei entwickeln. So seien z.B.<br />
die Hürden, überhaupt eine Berufsunfähigkeitsversicherung<br />
zu bekommen, sehr<br />
hoch: „Heute werden sehr detaillierte<br />
Gesundheitsfragen gestellt. Das war vor<br />
zehn Jahren noch anders. Heute erhalten<br />
nur diejenigen einen Vertrag, die aus Versicherer-Sicht<br />
ein gutes Risiko sind. Es<br />
zählt das Einzelrisiko. Der ursprüngliche<br />
Gedanke – viele Leute zahlen in einen<br />
großen Topf, wer Leistungen benötigt,<br />
erhält Zahlungen daraus – geht verloren.“<br />
Claus entscheidet anhand folgender drei<br />
Kriterien, welches Produkt zum Kunden<br />
passt:<br />
1<br />
2<br />
3<br />
Der grundlegende Leistungswunsch<br />
muss erfüllt sein<br />
Preis- / Leistungsverhältnis<br />
Handling der Versicherung (Erreichbarkeit,<br />
Reaktionszeiten,Wie groß ist<br />
der Zeitraum zwischen Schadenmeldung<br />
und Schadenregulierung,...)<br />
Gerade der letzte Punkt ist mitunter<br />
schwierig. Denn hier kann es auch sein,<br />
dass unterschiedliche Abteilungen der<br />
Versicherer unterschiedlich schnell reagieren.<br />
Und schnelles Handeln ist z.B. für<br />
Firmeninhaber sehr wichtig.<br />
Nachfolge klären<br />
Auch wenn Makler Sebastian Claus seine<br />
Tätigkeit mehr als Berufung, denn als<br />
Beruf sieht, denkt er auch an mögliche<br />
Unternehmensnachfolge. In diesem Jahr<br />
will er umfirmieren: „Der erste Schritt ist<br />
die Gründung einer GmbH. Damit wird<br />
die Nachfolge rechtlich geregelt. Meine<br />
Frau hat als Bankerin die nötigen Voraussetzungen,<br />
um im Ernstfall das Unternehmen<br />
zumindest kommissarisch weiterzuführen.“<br />
Ist es angesichts der vielen Unwägbarkeiten<br />
eine gute Idee, Versicherungsmakler<br />
zu sein? Was müsste ein Versicherungsmakler<br />
lernen?<br />
Für Sebstian Claus gibt es keinen schöneren<br />
Beruf: „Es wird nie langweilig. Ich<br />
habe mit Gewerrken und Berufen zu tun,<br />
von denen ich vorher gar nicht wußte,<br />
dass es sie gibt. Vom Pferd bis zum Tagebaubagger<br />
– es ist ein Querschnitt unserer<br />
Wirtschaft – das ist sehr spannend. Natürlich<br />
gibt es auch Aufgaben, die nicht so<br />
reizvoll sind: Die Bürokratie, die man im<br />
Griff haben muss, die Erfahrungen mit<br />
den Versicherungsgesellschaften und<br />
natürlich die Lebenspraxis... man muss<br />
über Schicksalsschlägen stehen können<br />
und Lösungswege für andere Menschen<br />
finden – dafür reichen keine drei Jahre<br />
Lehre.“<br />
Michael Fiedler<br />
Seite 25
Vernachlässigt<br />
Absicherung Burnout<br />
Psychische Erkrankungen nehmen zu, immer häufiger diagnostizieren Ärzte „Burnout-Syndrom“. Ursache<br />
sind meist umfassende und vielfältige Beanspruchungen am Arbeitsplatz. Selbstständige und Unternehmer<br />
kann die psychische Erkrankung in doppelter Hinsicht betreffen.<br />
Ausfälle am Arbeitsplatz sind in rund 10<br />
Prozent der Fälle auf psychische Belastungen<br />
zurückzuführen. In einer Umfrage<br />
der Süddeutschen Krankenversicherung<br />
a.G. (SDK) gaben 94 Prozent von insgesamt<br />
105 befragten niedergelassenen Allgemeinmediziner<br />
und Psychatern an, dass<br />
die Häufigkeit der Diagnosen psychischer<br />
Erkrkankugen in den letzten fünf Jahren<br />
deutlich zugenommen habe. Laut aktuellem<br />
DAK-Gesundheitsreport haben sich<br />
zwischen 1997 und 2012 die Fehltage<br />
durch Depressionen und andere psychische<br />
Krankheiten mehr als verdoppelt<br />
(plus 165 Prozent).<br />
Wer Burnout verhindern<br />
möchte, muss die Ursachen<br />
kennen<br />
Prof. Dr. Bernd Brüggenjürgen zeigt in<br />
der aktuellen Ausgabe der SDK-Publikation<br />
„Blickpunkte“ konkrete Ursachen für<br />
die wachsende Zahl von Erkrankungen<br />
auf. Arbeit kann heute flexibler und ortsunabhängiger<br />
ausgeführt werden, Abläufe<br />
werden beschleunigt und komplexer, die<br />
Eigenverantwortung einzelner Mitarbeiter<br />
wächst. Zudem fordert eine steigende<br />
Dienstleistungsorientierung auch zunehmend<br />
emotional und kognitiv. Auf der<br />
anderen Seite gestalten sich Beschäftigungsverhältnisse<br />
diskontinuierlich.<br />
„Wer Burnout vorsorglich verhindern<br />
möchte, der muss dessen Ursachen<br />
kennen“, betont auch Harald Müller,<br />
Geschäftsführer der BWA Akademie. Aus<br />
seiner Sicht gilt es, in erster Linie acht<br />
sogenannten Stressoren, wie Arbeitsplatz -<br />
unsicherheit, mangelndem Handlungsspielraum<br />
und sozialen Konflikten am<br />
Arbeitsplatz vorzubeugen. Zu wissen, was<br />
psychischen Druck und zunehmenden<br />
Stress verursacht, ist wichtig, um die<br />
Folgen zu vermeiden. Ebenso wesentlich<br />
ist es, eine positive Einstellung gegenüber<br />
der eigenen Arbeit sowie ausreichend<br />
Ausgeglichenheit zu schaffen. Unternehmen<br />
sollten schon allein aus finanziellem<br />
Eigeninteresse mit einem ganzheitlichen<br />
Gesundheitsmanagement vorbeugen,<br />
empfiehlt Müller. Stressmanagement-Seminare,<br />
Potenzialanalyseverfahren<br />
und Strategieplanung können als<br />
Burnout-Prophylaxe dienen. So bietet die<br />
BWA Akademie zum Beispiel präventives<br />
Einzelcoaching oder Workshops für<br />
Arbeitnehmer an, bei denen sie sich rechtzeitig<br />
mit Stress-Situationen auseinandersetzen,<br />
eigene Werte ermitteln und hilfreiche<br />
Strategien, Me thoden und Ziele<br />
erarbeiten können. „Die Teilnehmer von<br />
Stressmanagement-Seminaren lernen beispielsweise<br />
motivierenden Stress zu identifizieren<br />
und das eigene Stressverhalten<br />
effektiv zu managen“, er klärt Müller.<br />
Eigenleistung und<br />
Eigenverantwortung<br />
Genauso wie die eigenen Mitarbeiter sind<br />
Selbstständige bzw. Gewerbetreibende<br />
selbst Stressfaktoren, die zu Burnout<br />
führen können, ausgesetzt. Stressprävention<br />
und Gesundheitsmanagement sind<br />
für sie ebenso relevant. Der eigene Ausfall<br />
kann jedoch weitere, betriebswirtschaftliche<br />
Konsequenzen haben.<br />
Zur finanziellen<br />
Absicherung bei<br />
Burnout integrierte<br />
die Basler Versicherung<br />
in ihrem Existenzsicherungspaket<br />
für Selbstständige<br />
einen entsprechen -<br />
den Versicherungsschutz.<br />
„Psychische Erkrankungen<br />
sind heute<br />
für 12,9 Prozent der<br />
Ausfallzeiten von<br />
Berufstätigen die<br />
Ursache. Damit hat<br />
sich die Zahl im Vergleich<br />
zum Jahr 2000<br />
mehr als verdoppelt,<br />
damals waren es<br />
Burnout – 8 Stressoren<br />
• Überforderung<br />
• Mangelnde Unterstützung<br />
• starker Verantwortungsdruck<br />
• Unklare Aufgabenverteilung<br />
• Arbeitsplatzunsicherheit<br />
• Soziale Konflikte am Arbeitsplatz<br />
• Mangelnde Anerkennung<br />
• Mangelnder Handlungsspielraum<br />
Quelle: BWA <strong>2014</strong><br />
lediglich 5,3 Prozent“, sagt Thilo Hahn,<br />
Leiter Privatmarkt bei der Basler. „Bisher<br />
gab es für Freiberufler keinen hinreichenden<br />
Versicherungsschutz, der bei<br />
Ausfall durch Burnout finanziell absicherte.<br />
Wir halten diesen Schutz für freiberuflich<br />
Tätige für unverzichtbar.“ Die<br />
Klausel verspricht Versicherungsschutz<br />
für Unterbrechungsschäden infolge eines<br />
Burnout-Syndroms, wenn nach Ablauf<br />
einer Karenzzeit von sechs Wochen<br />
gemäß § 6 BUFT 2013 eine hundertprozentige<br />
Arbeitsunfähigkeit ununterbrochen<br />
bestand.<br />
Seite 26
Schwerpunkt Absicherung Gewerbe · Vertrieb<br />
Burnout – eine Krankheit?<br />
Burnout ist nicht als Krankheit mit klar definierten Symptomen<br />
und Ursachen anerkannt. Das macht Maßnahmen<br />
zu Vorbeugung und Behandlung nicht einfach. Die Basler<br />
richtet sich nach dem Diagnose Schlüssel ICD Z 73 –<br />
Probleme mit Bezug auf Schwierigkeiten bei der Lebensbewältigung.<br />
Nach dieser Einstufung ist Burnout eine<br />
Rahmen- oder Zusatzdiagnose und keine Behandlungsdiagnose,<br />
die zum Beispiel die Einweisung in ein Krankenhaus<br />
ermöglichen könnte. Das Feststellen einer<br />
Depression dagegen ist eine Behandlungsdiagnose.<br />
Typisches Burnout-Symptom ist emotionale Erschöpfung,<br />
die aus einer übermäßigen Anspannung resultiert. Betroffenene<br />
fühlen sich schwach, kraftlos, müde und matt,<br />
leiden unter Antriebsschwäche und sind leicht reizbar.<br />
Depersonalisierung, das Schaffen einer Distanz zwischen<br />
sich selbst und Kunden bzw. Klienten, tritt ebenso als<br />
Symptom auf. Arbeit wird nur noch als unpersönliche<br />
Routine angesehen. Zwischenmenschliche Aspekte werden<br />
beim Anliegen des Anderen kaum noch berücksichtigt.<br />
Betroffene haben zudem oft das Gefühl, trotz vollem Einsatz<br />
zu wenig zu erreichen beziehungsweise ineffizient<br />
zu arbeiten.<br />
Burnout ist kein Massenphänomen<br />
Entgegen der Aussagen der SDK hätten Ärzte im vergangenen<br />
Jahr nur bei jedem 500. Mann und jeder 330. Frau<br />
ein Burnout auf der Krankschreibung vermerkt, heißt es<br />
im DAK-Gesundheitsreport. „Es gibt offensichtlich kein<br />
Massenphänomen Burnout“, so Herbert Rebscher, Chef<br />
der DAK-Gesundheit. Burnout sei eher eine Art Risikozustand<br />
und keine Krankheit. Auch die Berichterstattung<br />
in den Medien habe dazu geführt, dass der Begriff positiver<br />
besetzt und sozial akzeptierter sei als eine Depression.<br />
Insofern hat die öffentliche Debatte dazu beigetragen,<br />
dass Arbeitnehmer beim Arzt leichter über psychische<br />
Beschwerden sprechen.<br />
Die Erhebung der DAK zeigte, dass beim Termin mit<br />
ihrem Hausarzt zwei Drittel der betroffenen Patienten<br />
von sich aus psychische Erkrankungen als Ursache für<br />
ihr Leiden nennen. Nur bei 20 Prozent der Gespräche<br />
fragte der Hausarzt selbst nach psychischen Problemen.<br />
Deutlich häufiger hätten die Mediziner<br />
ihre Patienten auf die körperlichen<br />
Belastungen der Arbeit angesprochen.<br />
Dennoch: „Das Bewusstsein<br />
und die Sensibilität von<br />
Ärzten und Patienten diesen<br />
Krankheiten gegenüber<br />
haben sich deutlich verändert“,<br />
sagt Rebscher. Viele<br />
Arbeitnehmer würden heute<br />
mit einem psychischen<br />
Leiden krankgeschrieben,<br />
während sie früher mit Diagnosen<br />
wie chronischen<br />
Rückenschmerzen oder<br />
Magenbeschwerden arbeitsunfähig<br />
gewesen wären.<br />
© sebastiaanblockmans / istockphoto<br />
Anzeige<br />
<br />
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Seite 27
Die DNA der Alphatiere<br />
Knacken Sie Ihren Vertriebscode!<br />
Kennen Sie den Satz?: „Ein guter Verkäufer hat es in seinen Genen!” Unbewusst sagt dieser Satz aus:<br />
„Wer das Vertriebsgen nicht ausgeprägt mitbekommen hat, bleibt immer hinter den anderen zurück.“<br />
Aber ist das wirklich so?<br />
Marina Frieß<br />
konnte in jahrelanger Arbeit als<br />
Vertriebsleiterin erkennen, dass<br />
Eigenmarketing dann beginnt,<br />
wenn Vertrieb aufhört.<br />
Durch ihre Firmengründung<br />
Feminess Female&Business<br />
konnte sie sich im derzeitigen<br />
Markt etablieren und nachweisliche<br />
Erfolge erzielen.<br />
Marina Frieß hat bereits etliche<br />
Führungskräfte für Firmen wie<br />
Deutsche Bahn AG, s’Oliver,<br />
Timberland und Deutsche Bank<br />
AG erfolgreich geschult und mit<br />
Ihren Vorträgen begeistert.<br />
Web: www.marinafriess.com<br />
Wissenschaftliche Erkenntnisse besagen,<br />
dass die DNA nicht verändert werden<br />
kann. Man kann sich also nicht aussuchen<br />
mit welcher DNA man geboren wird und<br />
auch verändern kann man sie nicht. Angenommen,<br />
ich werde mit den Eigenschaften<br />
eines Betatieres, also eines Rangniedrigeren,<br />
geboren, würde dies<br />
bedeuten, ich muss ich immer ein Betatier<br />
bleiben. Oder kann ich selbst beeinflussen,<br />
in welcher Rangordnung ich mich platziere?<br />
Ein Großteil der überdurchschnittlich<br />
erfolgreichen Verkäufer sind Alphatiere,<br />
also jene, die in der Rangordnung<br />
ganz oben stehen. Die Fähigkeiten der<br />
Alphatiere, gepaart mit Empathie und<br />
Einfühlungsvermögen, das Betatieren<br />
eigen ist, ergibt eine perfekte Grundlage<br />
für Erfolg im Vertrieb. Wie knacken Sie<br />
also den Vertriebscode der Alphatiere?<br />
Der Zellbiologe Dr. Bruce Lipton schreibt<br />
in seinem Buch ‘Intelligente Zellen’:<br />
„Unsere Umwelt stellt den Nährboden<br />
unserer Entwicklung dar“. Diese<br />
Erkenntnis gewann er durch viele Experimente<br />
mit Zellen. Genau aus diesem<br />
Grund lehrt die Epigenetik mittlerweile,<br />
dass wir durch eine Veränderung unserer<br />
Reaktion auf das Umfeld auch die eigenen<br />
Gene verändern können. So ist es durch<br />
diese Verhaltensänderung für jede Person<br />
möglich, die positiven Eigenschaften der<br />
Alphatiere anzunehmen. Um dies zu<br />
erreichen, möchte ich mit Ihnen nun<br />
einige Codes der Alphatiere knacken,<br />
damit Sie diese selbst einsetzen können.<br />
1. Der Smalltalk-Code<br />
Alphatiere möchten innerhalb eines<br />
Gespräches schnell zum Punkt kommen.<br />
Betatiere allerdings neigen dazu, Informationen<br />
zu sammeln und lange zu sprechen.<br />
Dies nutzen sie für den Beziehungsaufbau.<br />
Das kostet allerdings sehr viel Zeit<br />
und bringt selten den gewünschten Verkaufserfolg,<br />
da der Kunde sich eine individuelle<br />
Beratung und kein Gespräch über<br />
das Wetter wünscht. Verzichten Sie daher<br />
auf lange Monologe. Bauen Sie kurz eine<br />
gute Gesprächsgrundlage auf, lachen Sie<br />
mit dem Kunden und stellen Sie ihm dann<br />
gezielte Fragen zu seinen Bedürfnissen.<br />
Erzählen Sie ihm daraufhin nur, was ihn<br />
auch wirklich interessiert. Dadurch konzentrieren<br />
sie sich auf das Wesentliche<br />
und können Ihren Status weiter ausbauen.<br />
2. Der Kunden-Code<br />
Alphatiere achten darauf, mit wem sie<br />
einen Beratungstermin vereinbaren. Sie<br />
möchten ihre Zeit mit Kunden verbringen,<br />
die genügend Kaufkraft haben<br />
bzw. sie beruflich weiter bringen. Alle<br />
anderen Personen werden sehr schnell<br />
„abgearbeitet“. Betatiere hingegen verbringen<br />
ihre Zeit oft mit Kunden, die sie<br />
mögen. Das ist für den privaten Kontext<br />
auch völlig in Ordnung, beruflich<br />
betrachtet allerdings eher kontraproduktiv.<br />
Stellen Sie sich immer die Frage:<br />
„Bringt mich dieses Gespräch beruflich<br />
weiter oder kostet es mich nur Zeit, Geld<br />
und Energie?“ Wenn Sie also dem Kunden<br />
zuliebe wegen einer Haftpflichtversicherung<br />
vorbei fahren, dann sollten Sie<br />
zumindest noch ein bis zwei weitere Produkte<br />
in der Hinterhand haben, die Sie<br />
ihm zusätzlich anbieten. So steigern Sie<br />
Ihre Effektivität und erhöhen Ihre<br />
Abschlussquote.<br />
3. Der Ziele-Code<br />
Alphatiere gehen nie ohne ein Ziel vor<br />
Augen in das Gespräch. Sie wissen von<br />
Anfang an ganz genau was sie verkaufen<br />
möchten. Deswegen sollten Sie immer<br />
klar vor Augen haben, wie hoch ihr<br />
geplanter Umsatz ist bzw. welche Produkte<br />
Sie verkaufen möchten. Unser Fokus<br />
bestimmt unsere Ergebnisse.<br />
Seite 28 01/<strong>2014</strong>
Vertrieb<br />
Je größer Ihr gewünschtes Ziel ist, desto<br />
bessere Ergebnisse haben Sie. Alphatiere<br />
haben immer große Ziele. Setzen Sie eine<br />
hohe Abschlusssumme bei Ihrem<br />
Gespräch voraus – runter gehen können<br />
Sie immer noch.<br />
4. Der Quoten–Code<br />
Alphatiere haben eine Abschlussquote<br />
von 100 Prozent – denken sie zumindest.<br />
Sie leben frei nach dem Motto: „Von den<br />
10 Kunden haben 8 gekauft, aber die<br />
anderen zwei lasse ich nicht zählen“.<br />
Woran liegt diese Einstellung? Die einen<br />
würden es vielleicht als gesteigertes Ego<br />
betrachten. Allerdings liegt das daran,<br />
dass Sie auch nach einem Misserfolg ihr<br />
Ziel wieder komplett vor Augen haben.<br />
Betatiere hingegen denken immer und<br />
immer wieder an verpasste Abschlüsse<br />
und an den Misserfolg.<br />
Daher wäre auch hier mein Vorschlag:<br />
Konzentrieren Sie sich erneut auf Ihr Ziel,<br />
auf die Erfolge, die Sie erreichen möchten<br />
und vergessen Sie darüber hinaus, wenn<br />
Sie einmal einen Kunden nicht<br />
bekommen haben. Natürlich ist eine<br />
Gesprächsanalyse wichtig, um die Folgeergebnisse<br />
zu optimieren, aber verharren<br />
Sie nicht in diesen negativen Erinnerungen.<br />
5. Der Körperhaltungs–Code<br />
Betatiere neigen dazu, innerhalb einer<br />
Kommunikation sehr häufig zustimmend<br />
zu nicken und dabei den Oberkörper<br />
nach vorne zu beugen. Alphatiere hingegen<br />
sitzen im Gespräch aufrecht da,<br />
möglichst nicht angelehnt und halten den<br />
Kopf ruhig. Diese Haltung ist sowohl bei<br />
Einwänden des Kunden als auch im<br />
Abschlussgespräch sehr wichtig, da sie<br />
Souveränität ausstrahlt. Zwischendurch<br />
können Sie dann die Sitzhaltung wieder<br />
auflockern, mit Ihrem<br />
Gegenüber lachen, Beziehung<br />
aufbauen und sollten<br />
anschließend wieder eine aufrechte<br />
Körperhaltung einnehmen.<br />
Dieser Wechsel zwischen Betatier und<br />
Alphatier lässt Sie charismatischer wirken<br />
und erhöht Ihre Akzeptanz beim Kunden.<br />
6. Der Kommunikations–<br />
Code<br />
Durch seine ruhige und bestimmte Tonlage<br />
ist das Alphatier in seiner Kommunikation<br />
sehr überzeugungsstark. Der<br />
zeitweise dominante Tonfall sorgt dafür,<br />
dass Vorschläge und Beratungskonzepte<br />
angehört werden. Auch ist seine Stimme<br />
meist tief und es ist angenehm, ihm zuzuhören.<br />
Seine Sätze sind kurz, knapp und<br />
verständlich. Er nimmt auch kein Blatt<br />
vor den Mund, wenn es darum geht, seine<br />
Empfehlungen deutlich zu machen.<br />
Sprechen Sie im Abschlussgespräch also<br />
immer langsam, tief und deutlich. Sie<br />
können das leicht erreichen, wenn Sie in<br />
den Bauch atmen und Ihre Handinnenflächen<br />
während der Kommunikation<br />
nach unten zeigen. Frauen machen all das<br />
oft genau umgekehrt. Sobald sie nervös<br />
werden, neigen sie dazu die Stimme zu<br />
erheben, schnell und flach zu atmen und<br />
strahlen damit sofort Unsicherheit aus.<br />
Natürlich passiert dies auch Männern.<br />
Die Atmung kontrolliert Ihre Gefühle. Je<br />
ruhiger Sie atmen, desto gelassener reden<br />
Sie.<br />
7. Der Abschuss–Code<br />
Alphatiere beherrschen es, nach wichtigen<br />
Aussagen Sprechpausen zu machen, um<br />
das Gesagte zu verstärken. So auch, wenn<br />
sie die Abschlussfrage stellen. Betatiere<br />
neigen leider dazu, direkt danach weiter<br />
zu reden.<br />
© PublicDomainPictures /<br />
pixabay.com<br />
Damit ziehen sie den Kunden leicht aus<br />
dem Entscheidungsprozess.<br />
Machen Sie also nach der Frage eine<br />
Sprechpause und achten Sie währenddessen<br />
zusätzlich darauf, dass Sie sich<br />
auch nicht bewegen. Das unterstreicht das<br />
Gesagte zusätzlich und der Kunde muss<br />
eine Entscheidung treffen. Wenn Sie also<br />
zu Ihrem Kunden sagen: „Hier ist Ihr<br />
Geld gut investiert. Mit wie viel Kapital<br />
möchten Sie starten?“, dann machen Sie<br />
danach eine Pause, bleiben Sie ruhig sitzen<br />
und warten Sie auf seine Antwort. Egal<br />
wie lange es dauert. Sprechpausen „auszuhalten“<br />
zeugt von großem Selbstvertrauen<br />
und starker Selbstsicherheit –<br />
sowohl zu sich selbst, als auch gegenüber<br />
dem Produkt. Genau diese Ausstrahlung<br />
braucht Ihr Kunde für ein gutes Gefühl.<br />
Mit dieser Art der Kommunikation<br />
werden Sie noch überzeugungsstärker.<br />
Wenn Sie das ein oder andere erkannt<br />
haben und nun Ihren Verhaltenscode<br />
optimieren möchten, dann ist folgendes<br />
besonders wichtig: Sammeln Sie positive<br />
Referenzerlebnisse für Ihren neuen Code.<br />
Wo hat Sie das neue Verhalten schneller<br />
an Ihr Ziel gebracht? Wo konnten Sie bessere<br />
Erfolge erreichen? Richten Sie also<br />
alle Aufmerksamkeit auf die positive Veränderung,<br />
denn wenn wir sie darauf<br />
richten, dann verstärken wir sie automatisch.<br />
Marina Frieß<br />
Seite 29
Empfehlungsmanagement<br />
Die ultimative Kennzahl<br />
heißt Empfehlungsrate<br />
Am Anfang und am Ende eines Kaufprozesses steht immer öfter eine Empfehlung. Kunden sind die<br />
neuen Vermarkter. Wer nicht länger empfehlenswert ist, ist auch schon bald nicht mehr kaufenswert.<br />
Ein Unternehmen kann gar nicht genug aktive Empfehler haben, weil diese über dessen Zukunft mitentscheiden.<br />
Anne M. Schüller<br />
ist Managementdenker, Keynote-Speaker,<br />
zehnfache Buchund<br />
Bestsellerautorin und<br />
Businesscoach.<br />
Die Diplom-Betriebswirtin gilt<br />
als Europas führende Expertin<br />
für Loyalitätsmarketing und<br />
ein kundenfokussiertes<br />
Management.<br />
Sie zählt zu den gefragtesten<br />
Referenten im deutschsprachigen<br />
Raum.<br />
Sie ist Gastdozentin an mehreren<br />
Hochschulen. Wenn es<br />
um das Thema Kunde geht,<br />
gehört sie zu den meistzitierten<br />
Experten.<br />
Zu ihrem Kundenkreis zählt<br />
die Elite der deutschen, österreichischen<br />
und schweizerischen<br />
Wirtschaft.<br />
Web: www.anneschueller.de<br />
80 Prozent aller Deutschen vertrauen<br />
Empfehlungen aus ihrem persönlichen<br />
Umfeld. 64 Prozent vertrauen dem, was<br />
Dritte im Web zu berichten wissen. 57<br />
Prozent vertrauen redaktionellen Inhalten<br />
wie etwa Zeitungsartikeln. Aber nur 40<br />
Prozent vertrauen zum Beispiel den TV-<br />
Werbespots und anderer Werbung. Dies<br />
sind Ergebnisse aus einer aktuellen<br />
Nielsen-Studie. Wenn dem nun so ist,<br />
dann gibt es für Mundpropaganda- und<br />
Empfehlungsmarketing nur einen einzigen<br />
Platz: Die erste Stelle im Businessplan.<br />
Und die Empfehlungsrate wird zur<br />
wichtigsten Kennzahl im Ergebniscontrolling.<br />
Kunden sind die neuen<br />
Vermarkter<br />
Mehr als je zuvor gilt: Vor einem Kauf<br />
lässt sich der Kunde vorrangig durch die<br />
Meinung Dritter beeinflussen. Und nach<br />
dem Kauf wird er selbst zum Beeinflusser.<br />
Mundpropaganda und Weiterempfehlungen<br />
stehen am Anfang und am Ende<br />
eines Kaufprozesses. Links und Likes sind<br />
die neue Währung. Und die eigenen<br />
Kunden können zur effizientesten Vertriebsmannschaft<br />
aller Zeiten werden.<br />
Dabei spielen die indirekten Kundenkontaktpunkte<br />
wie Meinungsportale, User-<br />
Foren, Testergebnisse, Blogbeiträge und<br />
redaktionelle Berichte eine zunehmend<br />
wichtige Rolle. Diese werden auch als<br />
„Earned Touchpoints“ bezeichnet, denn<br />
man kann sie sich nicht kaufen, man muss<br />
sie sich stattdessen verdienen. Die webbasierten<br />
O-Töne Dritter werden von<br />
anschaffungswilligen Kunden jedoch<br />
nicht nur zuerst angesteuert. Sie werden<br />
auch von Suchmaschinen immer stärker<br />
favorisiert – und landen ganz vorne auf<br />
den Trefferlisten.<br />
Das neue Business-Mantra<br />
„Sei wirklich gut und bringe die Leute<br />
dazu, dies engagiert weiterzutragen!“ So<br />
lautet das neue Business-Mantra. Wer<br />
heute nicht empfehlenswert ist, ist morgen<br />
nicht mehr kaufenswert – und übermorgen<br />
tot. Doch Mundpropaganda<br />
braucht Begeisterung und Empfehlungen<br />
brauchen Vertrauen. Letzteres entsteht<br />
allerdings nur dann, wenn Versprechen<br />
immer eingehalten werden und wenn<br />
man nie enttäuscht worden ist. Dabei<br />
werden die Kunden ihre Anbieter auch<br />
auf die Probe stellen. Denn der Empfehlende<br />
haftet mit seinem guten Namen für<br />
Qualität.<br />
Das Ergebnis dieses Prozesses heißt Loyalität.<br />
Sie ist die Vorstufe fürs Weiterempfehlen.<br />
Der größte Schatz eines Unternehmens<br />
ist die Loyalität seiner Kunden. Es<br />
ist ja vor allem die Stammklientel, die über<br />
das Schicksal einer Marke entscheidet.<br />
Und sie könnte deren Retter sein. Denn<br />
wer „seine“ Marke regelmäßig kauft, wer<br />
sich voll und ganz mit ihr identifiziert<br />
und sich ihr hochgradig verbunden fühlt,<br />
der ist immun gegen den Wettbewerb.<br />
Der wird sie als Fan vor Angreifern<br />
schützen – und sie seinen Freunden<br />
wärmstens empfehlen.<br />
Das Empfehlungsgeschäft<br />
analysieren<br />
Empfehlungsbereitschaft allein reicht<br />
nicht aus. Denn erst, wenn tatsächlich<br />
eine Empfehlung ausgesprochen wird,<br />
kann dies zu neuen Kunden führen. Und<br />
dabei muss das Weiterempfehlen dann so<br />
überzeugungsstark sein, dass die Empfänger<br />
tatsächlich kommen und kaufen.<br />
Um das herauszufinden, wird die Empfehlungsrate<br />
ermittelt.<br />
Seite 30 01/<strong>2014</strong>
Vertrieb<br />
Sie besagt, wie viele Kunden ein Unternehmen<br />
aufgrund von Weiterempfehlungen<br />
gewonnen hat. Und dies sollte –<br />
neben Reputation und Wiederkauf – das<br />
wichtigste Ziel eines Anbieters sein. Denn<br />
Empfehler sind die wirksamsten Neukunden-Gewinner.<br />
Die Empfehlungsrate<br />
kann demnach als ultimative betriebswirtschaftliche<br />
Kennzahl gelten.<br />
Sinnvolle Fragen zur<br />
Analyse des<br />
Empfehlungs geschäfts<br />
• Wie viele Kunden empfehlen<br />
uns weiter? Und warum<br />
genau?<br />
• Welche Produkte und<br />
Services werden am<br />
stärksten empfohlen?<br />
• Wer genau hat uns<br />
empfohlen? Und wie<br />
bedanken wir uns dafür?<br />
• Wer spricht die meisten/die<br />
wirkungsvollsten Empfehlungen<br />
aus?<br />
• Wie ist der Empfehlungs -<br />
prozess im Einzelnen<br />
abgelaufen?<br />
• Gibt es dabei erkennbare<br />
und somit wiederholbare<br />
Muster?<br />
• Wie viele Kunden haben<br />
infolge einer Empfehlung<br />
erstmals gekauft?<br />
Ein Tipp an dieser Stelle: Markieren Sie<br />
Ihre Empfehler als solche in Ihrer Datenbank,<br />
denn Empfehler sind besonders<br />
wertvolle Kunden. Und so sollten sie von<br />
jedem Mitarbeiter im Unternehmen dann<br />
auch behandelt werden.<br />
Drei Fragen führen zum Ziel<br />
Die Empfehlungsrate ist gleichzeitig Ausgangspunkt<br />
und Ziel eines systematisch<br />
gesteuerten Empfehlungsmanagements.<br />
Am Ende reichen drei einfache Fragen,<br />
um dem auf die Spur zu kommen. So wird<br />
bei jedem Kunden, der zum ersten Mal<br />
kauft, soweit es die Situation erlaubt, an<br />
passender Stelle wie folgt gefragt:<br />
„Wie sind Sie eigentlich ursprünglich auf<br />
uns aufmerksam geworden?“ Sofern eine<br />
Empfehlung im Spiel war, geht es dann<br />
weiter wie folgt: „Und jetzt interessiert<br />
mich mal: Was hat denn der Empfehler<br />
über uns/unser Produkt/unseren Service<br />
gesagt?“ und „Und jetzt bin ich ganz neugierig?<br />
Wer war das denn, der uns empfohlen<br />
hat?“<br />
Durch die erste Frage wird ermittelt, wie<br />
viel Prozent der neuen Kunden aufgrund<br />
einer Empfehlung kamen: Das ist Ihre<br />
Empfehlungsrate. Die Antwort auf diese<br />
Frage zeigt im Übrigen auch, wo Sie in<br />
Zukunft Ihr Werbebudget verstärkt<br />
anlegen sollten. Über die zweite Frage gibt<br />
der Kunde Hinweise darauf, was genau<br />
Sie erfolgreich macht und in welche Richtung<br />
die Angebotspalette weiterentwickelt<br />
werden kann. Und über die dritte Frage<br />
bekommen Sie die Namen Ihrer Influencer,<br />
Meinungsmacher, Botschafter, Promotoren,<br />
Referenzgeber und aktiven<br />
Empfehler heraus.<br />
Weitere wertvolle<br />
Informationen sammeln<br />
Aus der Persönlichkeitsstruktur eines<br />
Empfehlers und aus dessen Kaufverhalten<br />
lassen sich bereits erste Rückschlüsse auf<br />
die voraussichtlichen Wünsche und<br />
Bedürfnisse des neuen Kunden ableiten.<br />
Ihr Empfehler hätte Ihre Angebote sicher<br />
niemals empfohlen, wenn sein guter Rat<br />
für den Empfänger nicht von Interesse<br />
wäre. Bringen Sie auch in Erfahrung,<br />
welche spezifischen Leistungen der Empfehler<br />
hervorgehoben hat. Denn darauf<br />
wird Ihr Interessent besonders achten.<br />
Deswegen ist er ja gekommen. Hier sind<br />
seine Erwartungen hoch. Eine Enttäuschung<br />
fiele nicht nur negativ auf Sie, sondern<br />
auch auf den Empfehler zurück. Und<br />
das wollen Sie nicht nur sich selbst, sondern<br />
vor allem Ihrem Empfehler ersparen.<br />
Die Erfolgsspirale:<br />
Empfehler belohnen<br />
Geben Sie Ihrem Empfehler – wenn möglich<br />
– auch eine Rückmeldung darüber,<br />
was aus seiner Empfehlung geworden ist.<br />
Und: Wertschätzen Sie die Person, die Sie<br />
durch ihn kennen gelernt haben. Das<br />
kann sich dann beispielsweise so anhören:<br />
„Ich muss schon sagen, Sie kennen interessante/einflussreiche/angenehme<br />
Leute.“<br />
Am Ende heißt es dann: herzhaft danken!<br />
Und mit einer Kleinigkeit belohnen! Solch<br />
überraschende Momente des kleinen<br />
Glücks sind es, die Menschen besonders<br />
begehrenswert finden. Und mehr noch:<br />
Wenn wir von jemandem etwas geschenkt<br />
bekommen, fühlen wir uns ihm verpflichtet.<br />
Soziologen nennen das den Reziprozitätseffekt.<br />
So wird der Erstempfehler<br />
dann zum Powerempfehler und zum<br />
Supermultiplikator.<br />
Zu aufwendig, das Ganze? Dann überlegen<br />
Sie mal, wie aufwendig und kostenintensiv<br />
die ‚kalte‘ Neukundenakquise ist!<br />
Eine Liste mit 30 konkreten Tipps für Ihr<br />
Empfehlungsmarketing finden Sie übrigens<br />
auf www.empfehlungsmarketing.cc.<br />
Anne M. Schüller<br />
Das neue Empfehlungs -<br />
marketing: Seminar am 27.<br />
November <strong>2014</strong><br />
Empfehler sind die besten<br />
Verkäufer. Und das moderne<br />
Empfehlungsmarketing umfasst<br />
sehr viel mehr als die Frage nach<br />
ein paar Adressen. Es kann nämlich<br />
systematisch entwickelt werden –<br />
offline und online. Vier Schritte und<br />
ein Strauß von weit über 30 Möglichkeiten<br />
führen dabei zum Ziel.<br />
Wie das alles gelingt, zeigt ein<br />
praxisnahes Tagesseminar mit Anne<br />
M. Schüller, führende Expertin in<br />
Sachen Loyalitätsmarketing,<br />
am 27. November in Frankfurt.<br />
Das Buch zum Thema:<br />
Anne M. Schüller: Touchpoints<br />
Auf Tuchfühlung mit dem<br />
Kunden von heute<br />
Managementstrategien<br />
für unsere neue Businesswelt<br />
Mit einem Vorwort von<br />
Prof. Dr. Gunter Dueck<br />
Gabal, 4. aktualisierte Auflage<br />
350 S., 29,90 Euro, 47.90 CHF<br />
ISBN: 978-3-86936-330-1<br />
Ausgezeichnet als Mittelstandsbuch<br />
des Jahres und mit dem Deutschen<br />
Trainerbuchpreis 2012<br />
www.touchpoint-management.de<br />
Seite 31
Wieviel ist das Lebenswerk wert?<br />
Wenn Makler in den Ruhestand gehen<br />
Altersvorsorge ist für Makler eines der wichtigsten Themen — jedenfalls, wenn sie ihre Kunden beraten.<br />
Doch wie sieht es mit dem eigenen Ruhestand aus? Um sich den Lebensabend zu finanzieren, verkaufen<br />
Makler bislang den eigenen Kundenbestand an einen Nachfolger. Angesichts des schwindenden Nachwuchses<br />
in der Branche muss sich da nicht nur ein Geeigneter finden, der Bestandsverkauf sollte vor<br />
allem auch ergiebig sein.<br />
Deutsche Vermittler sind derzeit im<br />
Schnitt 48 Jahre alt, etwa 40 Prozent von<br />
ihnen sind über 50, besagt die Studie „Vermittler-PISA“<br />
der Fachhochschule Dortmund,<br />
Skopos GmbH und Versicherungsforen<br />
Leipzig. Das bedeutet: In 10 bis 15<br />
Jahren scheiden 40 Prozent aller Vermittler<br />
altersbedingt aus. Diese Makler<br />
werden ihre Bestände am Markt ver -<br />
äußern wollen – doch an wen? So ist in<br />
ein paar Jahren das Angebot der Bestände<br />
hoch, die Nachfrage gering und die logische<br />
Konsequenz ein Preisverfall der<br />
Bestände.<br />
Dr. Peter Schmidt, Experte im Bereich<br />
Personenversicherung, Coach, Unternehmensberater<br />
und Betreiber der Website<br />
bestandundnachfolge.de, hat die Entwicklung<br />
am Markt intensiv beobachtet und<br />
bereits viele Makler beim Bestandskauf<br />
und -verkauf unterstützt. „Der Preisverfall<br />
spiegelt die Entwicklungen am Maklermarkt<br />
wider“, erklärt er. „Fakt ist: Die<br />
demografische Entwicklung geht an Maklern<br />
nicht vorbei.“ Die Nachfrage ist groß,<br />
auf zehn Suchanfragen kommt ein Kaufangebot.<br />
Dennoch bleiben die Preise oft<br />
niedrig. Zusätzlich Hindernisse ergeben<br />
sich aus Regulierung des Vermittlermarktes<br />
in Deutschland und der EU,<br />
Datenschutz- und Compliance-Vorgaben<br />
erschweren den Verkauf. „All das macht<br />
den Verkauf eines Bestandes deutlich<br />
schwieriger und aufwendiger als noch vor<br />
wenigen Jahren“, so der ehemalige Vorstand<br />
der VPV Makler AG.<br />
Ruhestand, Nachfolge und<br />
Wachstum<br />
Besonders ältere Makler, laut Steria-Mummert-Studie<br />
13 Prozent der gesamten<br />
Makler, wollen ihr Geschäft verkaufen.<br />
Das gelte vor allem für kleinere Maklerbetriebe<br />
mit weniger als 50 Mitarbeitern.<br />
Darin zeigt sich ein anderes Verständnis<br />
des Begriffes „Nachfolge“: Früher verstand<br />
man darunter üblicherweise den Verkauf<br />
des betreuten Kundenstamms. Inzwischen<br />
wollen insbesondere ältere Inhaber ihre<br />
Firmen direkt verkaufen. Solche Akquisechancen<br />
wollen wiederum Wettbewerber<br />
nutzen und das Bestandsgeschäft<br />
übernehmen, um schnell anorganisch<br />
wachsen und die eigenen Marktanteile<br />
ausbauen zu können. Doch wer als Maklerunternehmen<br />
wachsen will, sieht derzeit<br />
vor allem in der Neukundengewinnung<br />
den Schlüssel dazu. 91 Prozent der<br />
in der Studie befragten Makler hatte dies<br />
bestätigt. Ebenso wichtig (89 Prozent) ist<br />
es, die Servicequalität zu erhöhen. „In der<br />
Versicherungsbranche herrscht ein harter<br />
Verdrängungswettbewerb. Aufgrund des<br />
demografischen Wandels müssen die<br />
Marktteilnehmer immer größere Anstrengungen<br />
unternehmen, um die sinkende<br />
Zahl der Kunden zu überzeugen. Das<br />
funktioniert entweder über den Preis oder<br />
den Service“, erklärt sich Andreas Hutfleß,<br />
Leiter des Geschäftsbereichs Insurance<br />
von Steria Mummert Consulting, diese<br />
Überzeugung. Daneben ist für 82 Prozent<br />
der Makler kosteneffizenteres Wirtschaften<br />
wesentliche Wachstumsstrategie.<br />
Wer in dieser Marktsituation einen guten<br />
Preis für seinen alten Bestand erzielen<br />
will, sollte seinen Bestand entsprechend<br />
attraktiv gestalten. Und wer kaufen will,<br />
muss es sich auch irgendwie leisten<br />
können.<br />
Formen zur Messung des Wertes von Maklerbeständen<br />
Quelle: Coaching & Consulting Peter Schmidt<br />
Ertragswert Umsatzwert Kundenwert<br />
Betrachtung materieller und<br />
immaterieller Werte des<br />
Unternehmens bei<br />
Veräußerung,<br />
meist auf EBIT-Basis (EWV)<br />
Betrachtung des Umsatzes in<br />
bestimmtem Zeitraum sowie<br />
Betrachtung bestimmter Kriterien<br />
der Bestandszusammensetzung<br />
(UWV)<br />
entspricht dem mit Kunden erwirtschafteten<br />
durchschnittlichen EBITDA, also dem Gewinn<br />
vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen auf<br />
materielle und immaterielle Werte, über die<br />
zu erwartende durchschnittliche Dauer der<br />
Geschäftsbeziehung (CLV)<br />
Seite 32 01/<strong>2014</strong>
Praxis<br />
Qualität<br />
•<br />
Zielgruppe<br />
•<br />
Bestandszusammensetzung<br />
•<br />
„Alter“ des Bestands<br />
•<br />
Courtagehöhe pro Kunde<br />
•<br />
Sparten (außer Komposit)<br />
•<br />
Kundenloyalität<br />
•<br />
Bestandsverwaltungsprogramm<br />
und IT gesamt<br />
•<br />
Wohnorte der Kunden<br />
•<br />
Stornoquote<br />
•<br />
Sepzialisierung<br />
•<br />
Expertenstatus<br />
Quantität<br />
• Kundenanzahl gesamt<br />
• Anzahl Verträge gesamt<br />
• Courtagehöhe Bestand<br />
• Resthaftungszeiten<br />
• Stornoreserven<br />
• Beitragsfälligkeiten im Jahr<br />
• Bestandszugang bzw. -abgang<br />
• Verträge pro Kunde<br />
• Betriebskosten<br />
• Personalkosten<br />
Qualitative und Quantitative Kriterien zur Bewertung des Bestands<br />
Quelle: Coaching & Consulting Peter Schmidt<br />
Wie kann ein Bestand<br />
guten Gewinn erzielen?<br />
Welchen Bestand wird der Nachwuchs<br />
kaufen – und vor allem zu welchem Preis?<br />
Der Wert eines Maklerbestandes lässt sich<br />
längst nicht anhand eines Kriteriums festmachen,<br />
etwa daran, wie hoch die Be -<br />
standscourtage ist. Es gibt stattdessen<br />
mehrere Formen, an denen sich der<br />
Bestandswert messen lässt: Ertragswert,<br />
Umsatzwert und Kundenwert (Abb. S.<br />
12). Wollen Makler künftig einen guten<br />
Verkaufspreis erzielen, dann „sollten Sie<br />
ihr Haus in Ordnung bringen“, empfiehlt<br />
Schmidt. Bestände, in denen Kundenbzw.<br />
Vertragsdaten nicht aufgearbeitet<br />
waren, haben in der Vergangenheit oft<br />
nur einen sehr geringen Verkaufswert<br />
erzielt. Doch die Realität sieht anders aus:<br />
„Die einen Kunden hat man im Bestandssystem<br />
des einen und des anderen Pools,<br />
die anderen werden beim Versicherer auf<br />
einem Maklerportal verwaltet, der allerdings<br />
kein geeignetes System zum Datentransfer<br />
besitzt, an anderer Stelle findet<br />
sich eine Excel-Liste für ein Sonderprodukt<br />
und da noch ein nicht integriertes<br />
MS-DOS-basiertes Altsystem zur Verwaltung<br />
von Kundendaten“, weiß Schmidt<br />
um die Situation vieler Makler.<br />
Ein attraktiver Bestand –<br />
Und wie?<br />
Ein Bestandsführungssystem, das man<br />
selbst verwaltet oder verwalten lässt, kann<br />
Ordnung in den Bestand bringen. Das<br />
System sollte in der Lage sein, den<br />
Bestand nach quantitativen und qualitativen<br />
Faktoren zu bewerten und zu überprüfen.<br />
Neben der Erhebung von Kundenanzahl<br />
und Verträgen steigert ein Business Case,<br />
der über die steuerliche Betriebskostenrechnung<br />
hinausgeht, den Wert des<br />
Bestandes. Betriebsprozesse lassen sich<br />
schriftlich definieren und straffen. Makleraufträge-<br />
und Vollmachten sollte man<br />
komplett überarbeiten und den Fall einer<br />
Betriebsübernahme auch datenschutzrechtlich<br />
absichern und diese Aufträge/<br />
Vollmachten sukzessive innerhalb von<br />
Monaten bei allen Kunden austauschen.<br />
Gerade für den Fall, dass eine Übergabe –<br />
beispielsweise unfallbedingt – „über<br />
Nacht“ erfolgen muss, sollten in einem<br />
Notfallplan laufend offene Vorgänge,<br />
Hauptansprechpartner, Vorhaben und<br />
Probleme schriftlich fixiert werden.<br />
Ebenso ist die Bestimmung eines (kommissarischen)<br />
Nachfolgers wichtig.<br />
Bei Ermittlung des Kaufpreises rückt die<br />
reine Bestandscourtage zunehmend in<br />
den Hintergrund. Stattdessen nimmt die<br />
Bewertung des Gewinns vor Steuern, Personal-<br />
und Sachkosten, Alter des Bestands<br />
und dessen Zusammensetzung oder<br />
Wohnort eine wichtige Rolle ein. Auch<br />
lässt sich eine Kundenwertbetrachtung<br />
vornehmen. Mit dieser Methode kann der<br />
Käufer abschätzen, wieviel Zukunftspotential<br />
ein Kundenstamm hat. Errechnet<br />
werden Altersdurchschnitt, durchschnittliche<br />
Betreuungsdauer beim Makler, Vertragsdichte<br />
und pro Kunde erzielte Einkünfte.<br />
Das Ergebnis wird dann ins Verhältnis<br />
zu jenen Kunden im Bestand<br />
gesetzt, die diese Durchschnittswerte nicht<br />
erreichen. Wenn danach beispielsweise<br />
40 Prozent des Kundenbestandes unter<br />
diesen Mittelwerten liegen, lässt sich der<br />
Gewinn der nächsten Jahre realistischer<br />
abschätzen als bei einer bloßen Betrachtung<br />
der Courtagen.<br />
Wie lange dauert eine<br />
Bestandsbewertung?<br />
Unabhängig davon, ob man den eigenen<br />
Ruhestand oder Schritte zur Expansion<br />
plant: Es lohnt, sich einmal nach professioneller<br />
Unterstützung durch Experten<br />
für ein geplantes Investment umzusehen,<br />
die eigene Pläne prüfen können und mit<br />
deren Hilfe man diese dann auch<br />
umsetzen kann.<br />
Die Bewertung des Bestandes selbst sollte<br />
man rechtzeitig und daher lange vor dem<br />
geplanten Verkaufsdatum durchführen,<br />
denn seinen Bestand so aufzuräumen,<br />
dass er qualitativ hochwertig ist, dauert<br />
seine Zeit! Gegebenenfalls sind das<br />
Zusammenführen von Beständen, IT-Verbesserungen,<br />
Datenerhebungen, Qualitätsdokumentation<br />
oder auch ein neuer<br />
Beratungsprozess mit entsprechender<br />
Dokumentation notwendig. Beim Bewertungsvorgang<br />
würde eine alles umfassende<br />
Bewertung alle Verträge, die der<br />
Makler mit Kunden, Versicherern und<br />
Finanzdienstleistern hat, einschließen.<br />
Praktisch greift man jedoch auf Stichprobensichtungen<br />
für die Bewertung zurück.<br />
Überlicherweise kann man bei einer Maklerfirma<br />
mit einer Person mit einem Prüfaufwand<br />
von acht Stunden rechnen, bei<br />
vier Mitarbeiten dauert die Prüfung rund<br />
eine Woche, eine Auswertung ist in<br />
diesem Zeitraum noch nicht enthalten.<br />
Seite 33
© jarmoluk / pixabay.com<br />
Keine Angst vor Mehrwertsteuer<br />
Wie Makler den Servicewettbewerb um Kunden<br />
betriebswirtschaftlich sinnvoll führen<br />
Abschluss- und Bestandsprovisionen decken nicht mehr ausreichend die Kosten der zusätzlichen Serviceleistungen,<br />
die Versicherungsmakler für ihre Mandanten erbringen. Auch der regulatorische Druck<br />
auf das Provisionssystem nimmt zu, während Versicherer vor dem Hintergrund der Ertragslage aus Kapitalanlagen<br />
an den Vertriebskosten sparen wollen oder müssen. Versicherungsmakler können durch Einführung<br />
von Servicepauschalen zusätzliche Einnahmen verzeichnen, erklärt Volker Britt, Geschäftsführer<br />
der HonorarKonzept GmbH in Göttingen.<br />
Im Kampf um die Kunden setzen viele<br />
Makler auf die Qualitäts- bzw. Serviceführerschaft:<br />
„Der Kunde soll sich nirgendwo<br />
anders besser beraten und betreut<br />
fühlen als bei mir.“ Da viele Wettbewerber<br />
die gleiche Strategie verfolgen, müssen<br />
die eigenen Serviceversprechen immer<br />
weiter ausgebaut werden, um „den besten<br />
Service zu bieten“.<br />
Allerdings decken die aus der Beratung<br />
und Vermittlung resultierenden Ab -<br />
schluss- und insbesondere Bestandsprovisionen<br />
nicht mehr ausreichend die<br />
Kosten der zusätzlichen Serviceleistungen.<br />
Die Schere zwischen der im Sinne der Serviceführerschaft<br />
anfallenden Aufwendungen<br />
und den aus im originären Maklergeschäft<br />
generierten Einnahmen muss<br />
aufgrund der derzeitigen Wettbewerbsintensität<br />
und den vermutlich weiter sinkenden<br />
Provisionshöhen weiter auseinandergehen.<br />
Eine Spirale ohne Ende? Welche<br />
Lösungsmöglichkeiten gibt es? Entweder<br />
reduziert der Makler den Service oder<br />
erhöht die Einnahmen durch die Einführung<br />
einer Servicepauschale. Obwohl<br />
unserer Erfahrung nach die Einführung<br />
einer Servicevergütung die für den langfristigen<br />
Unternehmenserfolg bessere<br />
Alternative ist, entscheiden sich viele<br />
Makler dagegen. Warum eigentlich? Vermutlich,<br />
weil sie glauben, dass ihre<br />
Kunden nicht bereit sind, die Servicepauschale<br />
zu zahlen. Des weiteren, weil sie<br />
ihren Umsatz nicht mit mehrwertsteuerpflichtigen<br />
Einnahmen mischen wollen.<br />
Ein spürbarer Nutzen<br />
Beide Vorbehalte sind unserer Erkenntnis<br />
nach unbegründet. Für einen erstklassigen<br />
Service sind viele Kunden bereit, auch<br />
entsprechend zu zahlen. Zusätzliche Einnahmen,<br />
die mit Mehrwertsteuer behaftet<br />
sind, sind in Zusammenarbeit mit dem<br />
Steuerberater leicht zu händeln.<br />
Bei der Ausarbeitung der entsprechenden<br />
Hono rar-Servicepauschalen ist wichtig,<br />
dass die Dienstleistungen einen spürbaren<br />
Nutzen für den Kunden bieten und den<br />
formalen Anforderungen des Maklerstandes<br />
entsprechen. Ein spürbarer<br />
Nutzen kann beispielsweise in „garantierten<br />
Reaktionszeiten“ oder in dem<br />
„a jour geführten Versicherungsordner“<br />
liegen.<br />
Aus diesen Beispielen wird deutlich, dass<br />
der Service als Nebenleistung für die<br />
Hauptleistung des Maklers im Sinne von<br />
Beratung und Vermittlung erbracht wird.<br />
Daraus folgt, dass das das Servicekonzept<br />
nicht darauf ausgelegt sein kann, kostenpflichtige<br />
Beratungsleistungen ohne Vermittlung<br />
zu erbringen oder Leistungen<br />
im Tätigkeitsfeld freier Berufe (z.B. Steuerberater<br />
/ Erstellung der Steuererklärung)<br />
anzubieten.<br />
Seite 34 01/<strong>2014</strong>
Praxis<br />
Einnahmen und<br />
Umsatzsteuer<br />
Grundsätzlich stellt die selbstständige<br />
Tätigkeit eines Versicherungsvermittlers<br />
ein umsatzsteuerpflichtiges<br />
Unternehmen dar. Aber nicht alle<br />
Einnahmen unterliegen der Umsatzsteuerpflicht.<br />
Die entsprechenden<br />
Umsatzsteuerbefreiungen ergeben<br />
sich aus den § 4 Nr. 8a, 8e, 8f und Nr.<br />
11 UStG. Erfolgsunabhängige Beratungsleistungen<br />
und die hier im<br />
Fokus stehenden Serviceleistungen<br />
sind mit dem Steuersatz von 19%<br />
umsatzsteuerpflichtig. Umsatzsteuerliche<br />
Folgen treten dann ein, wenn<br />
auch Umsatzsteuer erhoben wird.<br />
Entsprechend entsteht beim Einsatz<br />
von Servicepauschalen definitiv eine<br />
Umsatzsteuerpflicht. Wie dieser<br />
nachzukommen ist, ergibt sich aus<br />
der Höhe der umsatzsteuerpflichtigen<br />
Einnahmen.<br />
Beispielsweise kann die Umsatzsteuerpflicht<br />
durch die sogenannte Kleinunternehmerregelung<br />
gemäß §19<br />
UStG aufgehoben werden, wenn die<br />
entsprechenden Einnahmen aus Servicepauschalen<br />
(andere umsatzsteuerpflichtige<br />
Einnahmen liegen nicht<br />
vor) im vergangenem Kalenderjahr<br />
17.500.- Euro (inklusive Steuer) und<br />
im laufenden Kalenderjahr voraussichtlich<br />
nicht mehr als 50.000.- Euro<br />
(inklusive Steuer) betragen wird.<br />
Wie mit der Umsatzsteuer am besten<br />
zu verfahren ist, sollte der Makler<br />
mit seinem Steuerberater besprechen.<br />
Wirtschaftlich tragen Endkunden die<br />
Umsatzsteuer. Der zusätzliche Aufwand<br />
des Maklers beim Nachkommen<br />
einer eventuellen Umsatzsteuerpflicht<br />
(Zeit / Kosten Steuerberater)<br />
ist deutlich geringer als die<br />
neu dazu kommenden Einnahmen.<br />
Wenn der Makler auch weiterhin den<br />
Wettbewerb über die Servicequalität<br />
führen will, kommt er meiner Meinung<br />
nach um die Einführung von<br />
entsprechenden Servicepauschalen<br />
nicht herum. Und eventuell ist der<br />
Einstieg in eine im weitestenden<br />
Sinne „Honorarberatung“ der erste<br />
Schritt zur Erschließung weiterer<br />
Einnahmequellen im engeren Begriff<br />
der „Honorarberatung“.<br />
Volker Britt<br />
Geschäftsführer der<br />
HonorarKonzept GmbH<br />
in Göttingen<br />
Von 2001 bis April 2010<br />
wirkte er als Mitglied der<br />
Unternehmensleitung der<br />
Plansecur GmbH, von 1994<br />
bis 2001 bei der Commerzbank<br />
AG unter anderem als<br />
Filialleiter und im Zentralen<br />
Stab Konzernentwicklung/<br />
Konzerncontrolling für das<br />
Privatkundengeschäft tätig.<br />
An der Frankfurt School of<br />
Finance and Management<br />
ist Volker Britt seit knapp 16<br />
Jahren Dozent im Rahmen<br />
des Management-Studiums.<br />
Der heute 49-Jährige gilt<br />
aufgrund seiner bisherigen<br />
Tätigkeiten als ausgewiesener<br />
Experte in der Finanzberatung.<br />
Anzeige<br />
Volker Britt<br />
Seite 35
Studie<br />
Verwaltungsprogramme für<br />
Versicherungsmakler<br />
Was macht ein Versicherungsmakler ohne Maklerverwaltungsprogramm? Vermutlich wäre er in seinem<br />
Beruf in der modernen, vernetzten Welt kaum überlebensfähig. <strong>Versicherungsbote</strong> nimmt in einer Studie<br />
Maklerverwaltungsprogramme genauer unter die Lupe. Makler sind herzlich eingeladen, sich an einer<br />
Umfrage zu beteiligen.<br />
© tombaky / istockphoto.com<br />
Neben kommunikativen Fähigkeiten,<br />
Kundenorienterung und einem exzellenten<br />
Stand an Sachwissen benötigen<br />
Versicherungsmakler im täglichen<br />
Geschäft auch schnell Informationen zur<br />
Lösung konkreter Probleme. Informationen<br />
zu Kunden, Terminen, Tarifen,<br />
Schäden etc. müssen daher zügig abrufbar<br />
und entsprechend aufbereitet sein. Leistungsvergleiche<br />
und Analysen sollten auf<br />
Knopfdruck erscheinen, damit Makler<br />
Kunden optimal und bedarfsgerecht<br />
beraten können. Nicht zuletzt möchten<br />
Makler die eigenen Leistungen mit<br />
geringstem Aufwand kontrolliert<br />
abrechnen. Um solche Aufgaben zu erledigen,<br />
nutzen moderne Makler Softwarelösungen,<br />
genauer Maklerverwaltungsprogramme<br />
(MVP).<br />
Eine breite Produktpalette<br />
Die Produktpalette solcher Softwarelösungen<br />
ist groß. Das Analysehaus Assekurata<br />
Solutions führte 2011 eine Studie<br />
durch, in der 713 Makler unter anderem<br />
dazu befragt wurden, welches Maklerverwaltungsprogramm<br />
eingesetzt wird. Dabei<br />
erhielten AMS.4 der Assfinet, das ServiceOffice<br />
der MAPWare AG sowie der<br />
InfoAgent der Buchholz Software GmbH,<br />
heute ebenfalls ein Produkt der Assfinet,<br />
die meisten Nennungen.<br />
Ebenfalls häufig verwendete Programme<br />
sind IWM FinanzOffice von der IWM<br />
Software AG und aB-Agenta FX von der<br />
Artbase Software GmbH.<br />
Die Liste der Produkte und „Platzierungen“<br />
ist deutlich länger. Die Untersuchung<br />
kann als ein erster Indikator für<br />
ein mögliches und aktuelles Spitzenfeld<br />
der bevorzugten Software dienen. Inzwischen<br />
könnte sich jedoch auf dem Markt<br />
einiges getan haben.<br />
Seite 36 01/<strong>2014</strong>
Praxis<br />
Eine aktuelle Studie<br />
<strong>Versicherungsbote</strong> will es genau wissen<br />
und ruft eine eigene Studie zum Nutzungsverhalten<br />
von Maklerverwaltungsprogrammen<br />
ins Leben. Dazu startet<br />
zunächst eine eigene Online-Umfrage zur<br />
Nutzung von Maklerverwaltungsprogrammen.<br />
Die Umfrage beginnt am 7.<br />
Mai und wird über einen Zeitraum von<br />
ca. vier Wochen geführt. Bis Anfang September<br />
werden die Ergebnisse ausgewertet.<br />
Erste Zwischenergebnisse kann<br />
man vorab online auf <strong>Versicherungsbote</strong><br />
lesen.<br />
Ziel der Studie ist es, einen Überblick über<br />
die Verteilung der eingesetzten Software<br />
zu erhalten sowie Maklern und auch<br />
Agenturen eine Orientierung über das<br />
Leistungsvermögen und die zu erwartenden<br />
Kosten beim Einsatz der führenden<br />
Produkte zu geben. Richtwert zur<br />
Bewertung der Kosten ist eine Unternehmensgröße<br />
von drei Mitarbeitern.<br />
Bisher wurden vier von zunächst fünf vorgesehenen<br />
Verwaltungsprogrammen<br />
näher angesehen. Schon hier waren große<br />
Unterschiede zwischen den einzelnen<br />
Anbietern erkennbar. Daher soll die<br />
Untersuchung konkret aufzeigen, was die<br />
jeweilige Software abbilden kann. Sind<br />
z.B. bestimmte Module für ein spezielles<br />
Einsatzgebiet notwendig, werden diese<br />
gesondert ausgewiesen. Daraus soll ein<br />
Überblick über wesentliche Leistungsmerkmale<br />
bzw. Einsatzbereiche der Programme<br />
entstehen. Dazu ist grundsätzlich<br />
eine Kooperation mit den entsprechenden<br />
Softwareherstellern erforderlich.<br />
Helfen Sie mit!<br />
Anzeige<br />
Die Studie startet mit einer Online-<br />
Umfrage am 7. Mai <strong>2014</strong>.<br />
Makler sind herzlich eingeladen, sich<br />
unter<br />
http://vbote.de/116<br />
an der Umfrage zu beteiligen. Die vollständigen<br />
Ergebnisse der Studie sind vorraussichtlich<br />
Anfang September verfügbar<br />
und können kostenpflichtig erworben<br />
werden.<br />
Interessenten können sich gern schon jetzt<br />
auf <strong>Versicherungsbote</strong> unverbindlich<br />
registrieren, ebenfalls unter der URL<br />
http://vbote.de/116.<br />
Michael Lindner<br />
Seite 37
Cyber Crime<br />
Risiko für Unternehmen<br />
Hacker-Attacken, Cyber-Angriffe, Spionage –<br />
das Risiko, sensible Unternehmens daten<br />
oder Prozesse durch Angriffe aus dem<br />
Cyberspace zu gefährden, nimmt zu.<br />
Zunehmende Digitalisierung schürt diese<br />
Gefahr. Cyber-Attacken können existenz -<br />
bedrohend sein.<br />
So gewinnen Cyber-Risiken<br />
für Unternehmen und<br />
Versicherungsbranche<br />
im Risikomanagement<br />
neue Be deutung.<br />
Versicherer reagieren<br />
mit speziellen<br />
Policen. Makler<br />
sollten Unternehmen<br />
systematisch<br />
aufklären.<br />
Ein wachsendes Risiko<br />
Cyber-Kriminalität hat in Deutschland<br />
mit rund 64.000 Fällen im vergangenen<br />
Jahr einen neuen Höchststand erreicht,<br />
die Zahl der Fälle im Vergleich zu 2011<br />
ist um 7,5 Prozent gestiegen. Seit 2007<br />
hat die Anzahl der Straftaten um insgesamt<br />
87 Prozent zugelegt, zeigt die polizeiliche<br />
Kriminialstatisik. Auch werden<br />
täglich 30.000 Cyber-Angriffe auf deutsche<br />
Betriebe gestartet.<br />
In den nächsten Jahren wird sich die<br />
Anzahl der Internet-Zugänge deutlich<br />
steigern, immer mehr Personen werden<br />
internetfähige Geräte nutzen. Gerade<br />
Smartphones und andere mobile Geräte<br />
sind für Angriffe aus dem World Wide<br />
Web besonders sensibel. Täter haben es<br />
oft nicht einmal schwer: Firmendaten,<br />
Passwörter oder Kundendaten lassen sich<br />
zum Teil mit Hilfe einfacher Programme<br />
herausfinden.<br />
Auch spielen Mitarbeiter im Zusammenwirken<br />
von Informationssicherheitsmaßnahmen<br />
eine zentrale Rolle, erklärte etwa<br />
Stephan Moers, Inhaber einer Sicherheitsberatung,<br />
auf dem Mesterheide Unternehmensforum<br />
„Datenschutz, Cybersicherheit<br />
und Wirtschaftsspionage“. So<br />
seien sich Unternehmen häufig nicht<br />
bewusst, dass der einzelne Mitarbeiter<br />
eine eingehende Schulung benötigt, um<br />
mit den Anforderungen der aktuellen Zeit<br />
im Sinne des Unternehmens umzugehen.<br />
Soziale Netzwerke, organisatorische<br />
Sicherheit wie Zutrittsregeln und „social<br />
engineering“ oder soziale Manipulation<br />
bzw. Beeinflussung durch Wirtschaftsspione<br />
seien Gefahren für den Datenschutz,<br />
so Moers. Die überwiegende<br />
Anzahl von Angriffen sei auf die weltweit<br />
aufgestellte Cyber-Crime-Szene zurückführen,<br />
legte Christian Weber von der<br />
Infraforce GmbH ebenfalls auf dem<br />
Forum dar. Immer häufiger wären durch<br />
Attacken kleine und mittelständische<br />
Unternehmen betroffen.<br />
© alvarez / istockphoto.com
Schwerpunkt Absicherung Gewerbe · Netzwelten<br />
Folgen für betroffene<br />
Unternehmen<br />
Die Folgen für betroffene Unternehmen<br />
sind vielseitig: Der Verlust bestimmter<br />
Daten kann das Erbringen von Leistungsversprechen<br />
einschränken und bis zur<br />
Betriebsunterbrechung führen. Verletzungen<br />
geistigen Eigentums, des Datenschutz-<br />
bzw. Persönlichkeitsrechts können<br />
daraus resultieren. Es kann Vertragsstrafen<br />
und Bußgeldern geben. Cyber-<br />
Mobbing oder Epressungen durch Hacker<br />
stellen besonders gravierende Folgen dar.<br />
Daneben enstehen zusätzliche Kosten:<br />
Durch Hackerangriffe ausgefallene IT-<br />
Systeme müssen repariert bzw. gesichert<br />
werden, gleiches gilt für beschädigte<br />
Hard- und Software. Betriebsabläufe verlangsamen<br />
sich, wenn das interne Firmennetz/Intranet<br />
und darin eingebette Systeme<br />
betroffen sind.<br />
Der deutschen Wirtschaft entstehen durch<br />
Internetkriminalität Schäden von 50 Mrd.<br />
Euro jährlich, schätzt die Vereinigung der<br />
Bayerischen Wirtschaft. Durchschnittliche<br />
organisatorische Kosten eines Datenverlusts<br />
für ein deutsches Unternehmen<br />
belaufen sich auf 3,4 Millionen Euro. Weitere<br />
Kosten ergeben sich aus Vorschriften<br />
wie der Novelle des Bundesdatenschutzgesetzes<br />
2009 oder der geplanten EUweiten<br />
Meldepflicht von Hackerangriffen.<br />
Versicherungsbranche ist<br />
gefordert<br />
Für die Anbieter sind Cyberversicherungen<br />
auf dem Weg zur eigenständigen<br />
Produktgattung. Nach Ansicht der Allianz<br />
Global Corporate & Specialty (AGCS)<br />
werden sich entsprechende Policen in den<br />
kommenden Jahren in deutschen Großunternehmen<br />
etablieren. In den USA sind<br />
sie bereits fester Bestandteil im Versicherungsportfolio<br />
von Firmen. Dort erzielen<br />
sie, laut Betterley Report 2013, ein Prämienvolumen<br />
von rund 1,3 Millarden US-<br />
Dollar. In Europa könnte der Markt für<br />
Cyberversicherungen nach AGCS-<br />
Berechnungen bis 2018 ein Prämienvolumen<br />
von 700-900 Millionen Euro erreichen.<br />
Auch Thomas Blunck, Mitglied des Vorstands<br />
von Munich Re, meint, dass eine<br />
„adäquate Versicherung gegen Datenschutzverletzungen<br />
[...] ein Standardelement<br />
der Gewerbeversicherung“ sein<br />
sollte. „Denn jedes Unternehmen kann<br />
in diesem Kontext Umsatzeinbußen oder<br />
einen Imageverlust erleiden“, so Blunck.<br />
Versicherer setzen bei<br />
Produktgestaltung auf<br />
Kombination<br />
Die Zurich-Police ‘Cyber & Data Protection’<br />
kombiniert Haftpflicht- und<br />
Eigenschadendeckung in einer Versicherungslösung.<br />
Versichert sind Vermögenseinbußen<br />
aus datenschutzbezogenen<br />
Pflicht- und Vertraulichkeitsverletzungen<br />
eigener Mitarbeiter und Betriebsunterbrechungen<br />
aufgrund von IT-Sicherheitslücken.<br />
Eine Internet-Medien Haftpflichtdeckung<br />
ist optional. Sie schützt u.a. bei<br />
Verletzung von Persönlichkeits- oder<br />
Urheberrechten. Im Schadensfall bietet<br />
das Zurich-Produkt über die Eigenschadendeckung<br />
Hilfe, um etwa die wirtschaftlichen<br />
Folgen aufgrund von Reputationsverlusten<br />
oder Unzufriedenheit<br />
von Kunden zu mindern. Zurich finanziert<br />
auch Public Relations-Maßnahmen,<br />
um eingetretene oder befürchtete negative<br />
Auswirkungen auf das geschäftliche<br />
Ansehen des Unternehmens zu mindern.<br />
Neben Faktoren wie Größe oder Branche<br />
eines Unternehmens spielt für die Versicherungsprämie<br />
vor allem auch die Qualität<br />
des bestehenden IT-Sicherheitsnetzes<br />
eine Rolle. Eine hoch entwickelte IT-<br />
Sicherheit wirkt sich günstig aus. Das<br />
genaue Volumen wird nach ausführlicher<br />
Prüfung der hauseigenen Risikomanager<br />
festgelegt; die Mindestprämie liegt bei<br />
etwa 5.000 Euro p.a. Die Deckungssumme<br />
ist frei wählbar, maximal bietet die Zurich<br />
Deckungsschutz von bis zu 25 Millionen<br />
Euro.<br />
Allianz Cyber Protect kombiniert Bausteine<br />
aus der Sach-, Haftpflicht- und Vermögensschadenversicherung.<br />
Ersetzt<br />
werden eigene Schäden, die dem Unternehmen<br />
durch Internetkriminalität entstehen.<br />
Enthalten sind Aufwendungen für<br />
die Benachrichtigung von Kunden, ITforensische<br />
Untersuchungen, Wiederherstellung<br />
von geschädigten oder zerstörten<br />
Daten sowie für Ertragsausfälle durch<br />
Betriebsstörungen. Eine Kostenübernahme<br />
für Krisenkommunikation zum<br />
Reputationsschutz bietet ein weiterer Baustein.<br />
Auch kommt der Versicherer für<br />
Haftpflichtschäden auf, die Kunden des<br />
versicherten Unternehmens infolge von<br />
Hackerangriffen, Denial-of-Service-Attacken,<br />
Datenschutzverletzungen oder fehlerhafter<br />
digitaler Kommunikation<br />
erleiden. Die maximale Deckungssumme<br />
beträgt 10 Millionen Euro und erfordert<br />
dabei nur eine schlanke Risikoprüfung<br />
vor Vertragszeichnung. Zusätzlich bietet<br />
die Allianz Premiumvarianten mit individuellen<br />
Lösungen, bis zu 50 Millionen<br />
Euro Versicherungssumme und erweitertem<br />
Deckungsumfang, der von einem<br />
Unternehmen selbst verschuldete Prozessschwächen<br />
oder Mitarbeiterfehler als<br />
Auslöser für IT-Ausfälle oder Datenpannen<br />
einschließt. Sie beinhalten auch<br />
ausführliche Vorabprüfungen der IT-Prozesse<br />
des Unternehmens durch spezialisierte<br />
Risikoingenieure von AGCS.<br />
„Wichtig ist, dass Prävention und eine<br />
kontinuierliche Verbesserung der eigenen<br />
Schwachstellen Vorrang haben“, erklärt<br />
AGCS-Risikoingenieur José Fidalgo.<br />
Kosten für einen sicheren Datenaustausch<br />
seien stets geringer als der Schaden, der<br />
durch Datendiebstahl, Datenverlust oder<br />
ein negatives Image entstehe.<br />
Axa versichert in seiner CyberRisk-Police<br />
u.a. Fehlverhalten von Mitarbeiten. Je<br />
nach dessen Ausprägung wird die<br />
Deckung eingschränkt, z.B. für Betriebsunterbrechungsschäden.<br />
Risiko-Ingenieure<br />
der Axa werten den Grad der technischen<br />
Gefährdung aus und identifizieren<br />
Präventionsmaßnahmen. Risiko-<br />
Manager werden in Entscheidungen zu<br />
finanziellen Schutz vor Cyber-Risiken<br />
unterstützt, IT-Verantwortlichen werden<br />
die Cyber-Schwachstellen im Unternehmen<br />
aufzeigt. Allerdings werden keine<br />
Mitarbeiter-Schulungen angeboten, teilte<br />
Axa auf Nachfrage von <strong>Versicherungsbote</strong><br />
mit.<br />
Makler sind gefordert<br />
„Es ist Aufgabe eines Maklers, seine<br />
Kunden systematisch über Risiken und<br />
Mindeststandards einer Risikoprävention<br />
bei Cyber-Attacken aufzuklären“, fordert<br />
etwa Alexandra Ganz-Cosby, Leiterin<br />
International der ARTUS GRUPPE,<br />
einem der großen deutschen Industrieversicherungsmakler.<br />
Viele Unternehmen, vor allem kleine und<br />
mittlere, würden nach wie vor die Risiken,<br />
die mit der Nutzung des Internets verbunden<br />
sind, unterschätzen. Derzeit<br />
würden nur rund zehn Versicherer Cyber-<br />
Versicherungskonzepte mit in aller Regel<br />
Eigenschadendeckung und Haftpflichtversicherungsschutz<br />
anbieten, teilweise<br />
mit Limits im unteren zweistelligen Millionenbereich.<br />
Seite 39
Versicherung und Digitalisierung<br />
... und der Datenschutz?<br />
Mit zunehmender Digitalisierung fragen sich immer mehr Menschen, wie sicher die eigenen Daten sind.<br />
Wie kann der Einzelne sich davor schützen, dass jemand ohne persönliche Einladung an seinem Leben<br />
teilhat? Wer überwacht überhaupt? Eine Regierung, eine Gruppe, ein Vorgesetzter? Wen soll man ansprechen,<br />
wenn man wissen will, wo Daten landen? Gerade das Bekanntwerden einer Massenüberwachung durch<br />
den amerikanischen Geheimdienst NSA führte vielen vor Augen, dass man das Thema (Online-)Datenschutz<br />
forcieren sollte. Wie lässt sich dieses sensible Thema in der Versicherungswirtschaft umsetzen?<br />
Unter anderem als Reaktion auf den NSA-<br />
Skandal verabschiedete das Europäische<br />
Parlament am 12. März <strong>2014</strong> einen Vorschlag<br />
zur Reform der Datenschutzrichtlinie<br />
von 1995. EU-Bürgern soll die neue<br />
Verordnung helfen, persönliche Daten<br />
besser zu schützen. Firmen, die gegen<br />
Auflagen der Verordnung verstoßen,<br />
müssen mit hohen Geldstrafen rechnen.<br />
„Datenschutz in der Europäischen Union<br />
ist ein Grundrecht. Europa hat bereits den<br />
höchsten Datenschutzstandard in der<br />
Welt“, erklärte EU-Kommissionsvizepräsidentin<br />
Viviane Reding zum europäischen<br />
Datenschutztag im Januar.<br />
Die EU hatte bereits vor zwei Jahren neue<br />
Datenschutzstandards vorgeschlagen. Die<br />
Verordnung sieht unter anderem einheitliche<br />
Regeln für alle Online-Daten vor.<br />
Während man die Privatsphäre der Bürger<br />
besser schützen möchte, brauchen Unternehmen<br />
Rechtssicherheit und transparente<br />
Regeln zum Umgang mit Kundendaten.<br />
„Die Regeln werden allen Bürgern nutzen,<br />
die Online-Diensten vertrauen wollen”,<br />
verspricht Reding, „das Europäische Parlament<br />
hat durch eine Abstimmung mit<br />
überwältigender Mehrheit den Weg für<br />
diese neuen Regeln bereitet. Ich möchte<br />
im Jahr <strong>2014</strong> volle Geschwindigkeit für<br />
den Datenschutz sehen.”<br />
Branchenspezifische<br />
Datenschutzregelung<br />
Der Verband der deutschen Versicherungswirtschaft<br />
e.V. (GDV) plädiert in<br />
dem Zusammenhang für branchenspezifische<br />
Regelungen. „Versicherer sind seit<br />
jeher darauf angewiesen, Informationen<br />
von Kunden und Geschädigten zu verarbeiten.<br />
Ohne valide Daten könnten sie<br />
das zu versichernde Risiko nicht einschätzen<br />
und ihre Leistungspflicht nicht<br />
überprüfen“, begründet der GDV die Forderung<br />
nach einer Datenschutzverordnung,<br />
die dann sowohl Kunden als auch<br />
Versicherern gerecht werde. Die Unternehmen<br />
müssen ihr Kerngeschäft weiterhin<br />
ausüben können, so der Verband.<br />
Datenaustausch findet bei der Bearbeitung<br />
der Versicherungsverträge sowie bei<br />
der Regulierung der Leistungsansprüche<br />
statt. Notwendig sei die Verarbeitung von<br />
Kundendaten ebenso, um Statistiken zu<br />
erstellen, auf deren Basis die Unternehmen<br />
ihre Risikolage einschätzen und<br />
Tarife kalkulieren können. „Je qualitativ<br />
hochwertiger die Statistiken sind, desto<br />
besser können Risiken ermittelt werden“,<br />
heißt es. Lassen sich Risiken real<br />
abschätzen, profitieren Kunden insofern<br />
davon, dass Ansprüche gewahrt und<br />
Sicherheitszuschläge vermieden werden.<br />
In der EU-Datenschutzverordnung müsse<br />
deshalb gesetzliche Grundlage für die<br />
Erstellung von Statistiken geben. Das gilt<br />
auch für Gesundheitsdaten: Leben s -,<br />
Kranken- und Unfallversicherer sollten<br />
Gesundheitsdaten nach wie vor nutzen<br />
können, auch Daten nicht am Vertrag<br />
beteiligter Personen wie geschädigten<br />
Dritten, soll der jeweilige Versicherer<br />
bearbeiten dürfen. Eine Datenweitergabe<br />
innerhalb der Unternehmensgruppe sei<br />
grundsätzlich notwendig – andernfalls<br />
müsse man teure und ineffiziente Doppelund<br />
Dreifachstrukturen aufbauen, meint<br />
der GDV. „Außerdem darf die in der<br />
Branche notwendige herkömmliche<br />
Bemessung der Prämien oder die Betrugsbekämpfung<br />
nicht durch weit gefasste<br />
Bestimmungen zur Profilbildung unmöglich<br />
gemacht werden. Die Auswirkungen<br />
der künftigen Regeln auf die Offline-Branchen<br />
sollten deshalb sorgfältig geprüft<br />
werden“, heißt es in der Stellungnahme<br />
des Verbandes. Daten müssten zudem für<br />
Rückversicherer zugänglich sein.<br />
Eigener Datenschutzkodex<br />
Um branchenspezifische Regelungen<br />
umzusetzen, reagierte der GDV auch mit<br />
einemDatenschutzkodex.<br />
© geralt / pixabay.com<br />
Seite 40 01/<strong>2014</strong>
Netzwelten<br />
Gemeinsam mit Daten- und Verbraucherschützern<br />
hat der Verband Verhaltensregeln<br />
für die Datenverarbeitung in der Versicherungsbranche<br />
entwickelt, die vom<br />
Berliner Beauftragten für Datenschutz<br />
und Informationsfreiheit genehmigt<br />
wurden. „Der Schutz von Kundendaten<br />
hat für uns oberste Priorität. Die neue<br />
Selbstverpflichtung konkretisiert erstmals<br />
die allgemeinen Regeln des Bundesdatenschutzgesetzes<br />
für die Versicherungswirtschaft<br />
und schafft Transparenz über die<br />
Datenverarbeitung in unserer Branche.<br />
So wollen wir das Vertrauen unserer<br />
Kunden in unternehmensinterne Abläufe<br />
weiter stärken“, betont Jörg von Fürstenwerth,<br />
Vorsitzender der GDV-Hauptgeschäftsführung.<br />
Der GDV definierte in seinem „Code of<br />
Conduct Datenschutz“ (CoC) in elf Leitsätzen<br />
und 31 Artikeln, wie personenbegzogene<br />
Daten innerhalb der Branche zu<br />
schützen sind. Versicherer, die dem Kodex<br />
beitreten, verpflichten sich, ein umfassendes<br />
Datenschutz- und Datensicherheitskonzept<br />
einzuhalten. Sie müssen<br />
innerhalb von maximal drei Jahren ab<br />
Beitritt ihre Datenverarbeitung entsprechend<br />
anpassen. Viele Unternehmen sind<br />
bereits beigetreten, zusammen haben sie<br />
einen Marktanteil von mehr als 80 Prozent.<br />
Verlorenes Kundenvertrauen<br />
zurückgewinnen<br />
Nach Datenschutzskandalen, wie beispielsweise<br />
bei der Debeka, will der Verband<br />
mit der Aktion auch verlorenes Kundenvertrauen<br />
zurückerobern beziehungsweise<br />
Vertrauen in unternehmensinterne<br />
Abläufe weiter stärken. Einzelnen Mitarbeiter<br />
der Debeka war vorgeworfen<br />
worden, dass sie unter Verletzung von<br />
Datenschutzbestimmungen Adressen von<br />
Beamtenanwärtern erworben haben<br />
sollen. Parallel zu laufenden Untersuchungen<br />
in dem Fall hat das Unternehmen<br />
inzwischen Maßnahmen<br />
ergriffen, um selbst Datenschutzverletzungen<br />
oder strafbare Handlungen von<br />
Mitarbeitern besser erkennen und sanktionieren<br />
zu können. Bei einem externen<br />
Rechtsanwalt wurde etwa eine neutrale<br />
Stelle eingerichtet, bei dem Mitarbeiter<br />
Verstöße melden können – auch anonym.<br />
Compliance-Funktion und Datenschutz-<br />
Referat baute die Debeka deutlich aus und<br />
verstärkte beides personell mit zusätzlich<br />
bundesweit 26 „Beauftragten für Qualitätsmanagement<br />
und Datenschutz“.<br />
Geschäftsprozesse im Rahmen der Kundengewinnung<br />
werden außerdem überarbeitet:<br />
Schon die Vertragsanbahnung<br />
will man zukünftig dokumentieren. So<br />
kann man gegebenenfalls sicherstellen<br />
und nachweisen, dass das Datenschutzrecht<br />
beachtet wird, heißt es seitens der<br />
Debeka.<br />
GDV-Datenschutzkodex:<br />
Versicherer fürchten hohe<br />
Kosten<br />
Wenngleich der Datenschutzkodex<br />
grundsätzlich Zustimmung erfährt, so<br />
wird er von rund zwei Dritteln der Versicherer<br />
auch kritisch beäugt. Die Gesellschaften<br />
fürchten höhere Kosten als<br />
geplant und Fehlinterpretationen der Leitsätze,<br />
was wiederum zu falschen Entscheidungen<br />
führen könnte. Das ermittelte die<br />
Untersuchung „Code of Conduct Datenschutz<br />
Versicherungen“ des Software- und<br />
Beratungshauses PPI AG, die dazu 60 Versicherer<br />
befragte.<br />
Etwa 66 Prozent der am Code of Conduct<br />
teilnehmenden Unternehmen sehen den<br />
mit der Umsetzung verbunden Kosten<br />
mit Unbehagen entgegen. 64 Prozent<br />
sehen eine Gefahr durch Fehlentscheidungen.<br />
Diese Gefahr ist nicht von der<br />
Hand zu weisen, denn die neuen Regeln<br />
lassen Raum für Interpretationen, meint<br />
Tobias Kohl, Studienleiter und Leiter Versicherungsbetrieb<br />
bei der PPI AG, und<br />
gibt ein Beispiel: „Führungskräfte müssen<br />
festlegen, ob eine automatische Produktauswahl<br />
im Vertriebssystem, bei der<br />
bestimmte Produkte gar nicht vorgeschlagen<br />
werden, bereits als automatisierte<br />
Entscheidung im Sinne des CoC gilt.<br />
Denn dann dürfen keine negativen Produktvorschläge<br />
für den Interessenten vorkommen.“<br />
Innerhalb von drei Jahren nach Beitrittsdatum<br />
zum Code of Conduct müssen alle<br />
Auflagen umgesetzt sein. Über die Hälfte<br />
(54 Prozent) der Assekuranzen sehen die<br />
Gefahr, dass sie die Frist der CoC-Einführung<br />
nicht einhalten können, 44 Prozent,<br />
dass die Umsetzungsmaßnahmen<br />
nicht richtig festgelegt werden. 42 Prozent<br />
befürchten geringe Akzeptanz der eigenen<br />
Mitarbeiter. Solche Bedenken merken<br />
gerade jene Versicherer an, die sich bereits<br />
zur Einhaltung des CoC verpflichtet<br />
haben. Die IT-Landschaft ist so durchwachsen,<br />
dass es gerade hier einiger Änderungen<br />
bedarf. IT-Abteilungen schätzen<br />
daher die Risiken der Umsetzung hoch<br />
ein, die Fachabteilungen zeigten sich da<br />
etwas optimistischer. Versicherer, die den<br />
CoC-Beitritt erst noch planen, zeigen sich<br />
grundsätzlich zuversichtlich.<br />
Das ist positiv, wenn sie nicht das Wesentliche<br />
aus den Augen verlieren: „Bei allen<br />
Herausforderungen sollten Versicherer<br />
stets an die Außensicht denken“, warnt<br />
Kohl, „denn letztendlich wollen Kunden<br />
sich künftig darauf verlassen, dass die<br />
Abläufe ihres Versicherers regelkonform<br />
sind und ihr Bedürfnis nach Schutz der<br />
persönlichen Daten ernst genommen<br />
wird. Das so gestärkte Kundenvertrauen<br />
ist ein entscheidender Wettbewerbsvorteil<br />
für alle beigetretenen Assekuranzen.“<br />
Seite 41
Bleiben Sie unabhängig!<br />
<strong>Versicherungsbote</strong> startet eigene<br />
Weiterbildungsinitative<br />
© Sergey Nivens / istockphoto.com<br />
<strong>Versicherungsbote</strong> hat eine eigene Initiative zur Weiterbildung für Versicherungsmakler und unabhängige<br />
Finanzanlagevermittler gestartet. Ziel ist es, bundesweit Schulungen an festen Standorten mit ausgewählten<br />
Dozenten anzubieten. Versicherungsmakler und unabhängige Finanzanlagevermittler sind aufgerufen,<br />
sich der Initiative anzuschließen. Die FAQs haben wir nachfolgend zusammengestellt.<br />
Warum eine Weiterbildungsinitiative?<br />
<strong>Versicherungsbote</strong> will damit eine von Produktgebern unabhängige<br />
Weiterbildungseinrichtung schaffen. Die Notwendigkeit<br />
der Weiterbildung ist mittlerweile Branchenkonsens und wird<br />
sehr wahrscheinlich durch die Verbraucherschutz-Initiativen<br />
der EU und die kommende Vermittlerrichtlinie IMD2 weiter<br />
vorangetrieben. Versicherungsmakler und unabhängige Finanzanlagevermittler<br />
benötigen eine unabhängige Lösung, denn sie<br />
sind Sachwalter ihrer Mandanten und nicht Interessenvertreter<br />
von Versicherungen. Einen bundeseinheitlichen Standard für<br />
anerkannte Fortbildungen würden wir ebenfalls begrüßen.<br />
Dieser kann jedoch naturgemäß für Versicherungsmakler (die<br />
Interessenvertreter allein ihrer Mandanten sind) und unabhängige<br />
Finanzanlageberater nicht der Gleiche sein wie ein Standard<br />
für Ausschließlichkeitsvermittler, Mehrfachagenten oder abhängige<br />
Strukturvertriebe, die Interessenvertreter der Produktgeber<br />
sind.<br />
Seite 42 01/<strong>2014</strong>
Karriere<br />
Was wird geboten?<br />
<strong>Versicherungsbote</strong> organisiert von dem Betrag bundesweite<br />
Schulungen mit ausgewählten Dozenten. Zusätzlich soll das Bildungsprogramm<br />
mit Online-Seminaren und einer eigenen Schulungssoftware<br />
angereichert werden.<br />
In der Vorbereitung für einen Weiterbildungsplan haben sich<br />
acht Themenfelder herauskristallisiert.<br />
Was sind konkrete Schulungsinhalte?<br />
1. Grundlagen Maklerbüro<br />
Von Firmierung über Bestandsführung bis hin zu Nachfolgeregelung<br />
und Marketing-Grundlagen - in diesem Themengebiet<br />
sollen die betriebswirtschaftlichen Aspekte im Vordergrund<br />
stehen.<br />
2. Rechtliche Grundlagen<br />
Der Bereich ist Rechtsfragen rund um Maklervertrag und -Vollmacht<br />
vorbehalten. Anforderungen nach dem Bundesdatenschutz-Gesetz<br />
sollen ebenso wie Dokumentationspflichten und<br />
neue Urteile zur Sprache kommen.<br />
3. Produktbereich SHUK & RS privat<br />
Welche Grundsätze sollten bei der Vermittlung von Haftpflicht–,<br />
Hausrat-, Wohngebäude-, Kfz- und Rechtsschutz-Versicherungen<br />
beachtet werden? Welche Leistungserweiterungen sind<br />
sinnvoll? Wo lauern Haftungsfallen in den Bedingungen?<br />
4. Produktbereich Leben<br />
Besprochen werden unter anderem Aufbau und die Auswirkung<br />
von Zillermung. Wie können diese Grundlagen dem Endkunden<br />
vermittelt werden? Einen Schwerpunkt wird die Absicherung<br />
biometrischer Risiken bilden.<br />
5. Produktbereich Geld- bzw. Kapitalanlage<br />
Welche Zulassungsvoraussetzungen für die Vermittlung von<br />
Geldanlagen gibt es? Wie können Vermittler eine Risikoklasseneinteilung<br />
vornehmen und dokumentieren? Welche Anlageformen<br />
gibt es und für wen sind sie geeignet?<br />
6. Produktbereich Krankenversicherung<br />
Dieser Themenbereich widmet sich den Vor- und Nachteilen<br />
der privaten Vollkrankenversicherung und der Zusatzkrankenversicherung.<br />
Ebenso werden die Bereiche Pflegezusatzversicherung<br />
und betriebliche Krankenversicherung behandelt.<br />
7. Produktbereich gewerbliche Versicherungen<br />
Unter diesem Punkt sind vorerst Basis-Schulungen (Betriebshaftpflicht,<br />
Betriebsinhalt, Gebäudeversicherung, Fuhrpark,<br />
Rechtsschutz, Ausfallversicherungen, Absicherung von Schlüsselpersonen,<br />
D&O, Rückrufversicherungen etc.) angedacht; spezielle<br />
Schulungen zu einzelnen Produktarten sollen folgen.<br />
8. Bereich neue Produkte<br />
Damit Makler und Anlagevermittler ihren Mandanten einen<br />
Marktüberblick bieten können, ist es unerlässlich, stets über<br />
Produktneuerungen informiert zu sein. Die Vorstellung neuer<br />
Produkte soll aber unter Nennung von Vor- und Nachteilen<br />
und im Vergleich zu bisherigen Angeboten vorgenommen<br />
werden.<br />
Mit welchen Kosten ist zu rechnen?<br />
Das Bildungsangebot soll maximal bis zu 100 bis 150 Euro im<br />
Monat kosten.<br />
Ein Verhaltenskodex für Makler<br />
Viele Versicherer haben sich einem Verhaltenskodex des Gesamtverbandes<br />
der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V. (GDV)<br />
verpflichtet. <strong>Versicherungsbote</strong> hat begonnen, einen eigenen<br />
Verhaltenskodex für Versicherungsmakler zu entwickeln, mit<br />
dem für das Vertrauen der Kunden geworben werden kann.<br />
Der Kodex wird gesetzliche Grundlagen und eigene, weiterführende<br />
Verpflichtungen enthalten, welche Maklern im Verhältnis<br />
zu ihren Mandanten als Eigenverpflichtung wichtig sein sollten.<br />
So soll die Unabhängigkeit der Makler gestärkt werden.<br />
Unterstützen?<br />
Die Initiative von <strong>Versicherungsbote</strong> setzt eine rege Beteiligung<br />
der Versicherungsmakler und unabhängigen Finanzanlagevermittler<br />
voraus. Ohne diese Beteiligung wird eine Weiterbildung<br />
unabhängig vom Produktgeber kaum möglich sein. Bis<br />
31.05.<strong>2014</strong> läuft die „Unterstützerphase“. In diesem Zeitraum<br />
können Makler und unabhängige Finanzanlagevermittler Interesse<br />
an einer Weiterbildungseinrichtung<br />
bekunden.<br />
Initiative<br />
unterstützen!<br />
Versicherungsmakler und unabhängige<br />
Finanzanlagevermittler können auf<br />
<strong>Versicherungsbote</strong> ihr Interesse an einer<br />
Weiterbildungseinrichtung bekunden.<br />
Dazu einfach unter dem folgenden<br />
Shortlink registrieren:<br />
vbote.de/10w<br />
(Link einfach ohne www in die Adresszeile des<br />
Browsers eingeben)<br />
Seite 43
Ein Jahr §34 f GewO<br />
Versuch einer Bilanz<br />
Nach knapp einem Jahr §34 f GewO ist es Zeit, eine kurze Zwischenbilanz zu ziehen. Dafür stand Frau<br />
Dr. Mona Moraht <strong>Versicherungsbote</strong> Rede und Antwort.<br />
Womit hatten Vermittler, die nicht<br />
bestanden haben, die größten Schwierigkeiten?<br />
Nach unserer Einschätzung ist es für die<br />
Teilnehmer besonders schwer, wenn mehrere<br />
Kategorien geprüft werden und sie<br />
einen von mehreren Prüfungsteilen nicht<br />
bestehen. Dies hat zur Folge, dass sie die<br />
gesamte Prüfung wiederholen müssen.<br />
Eine Anrechnung von bestandenen Prüfungsteilen<br />
ist nicht möglich. Zudem stellt<br />
die praktische Prüfung eine besondere<br />
Herausforderung dar. Hier müssen die<br />
Prüfungsteilnehmer in nur 20 Minuten<br />
ein komplettes Beratungsgespräch<br />
bestreiten.<br />
Seit Januar wirken sich die Änderungen<br />
des Kapitalanlagegesetzbuches im DIHK-<br />
Rahmenstoffplan für die §34f GewO-Sachkundeprüfung<br />
aus.<br />
Können Sie uns erläutern, welche Änderungen<br />
aus Ihrer Sicht für unabhängige<br />
Finanzanlagenvermittler besonders wichtig<br />
sind?<br />
Besonders wichtig für Finanzanlagevermittler<br />
ist, das neue Gesetz in Grundzügen<br />
zu verstehen und die mit der Einführung<br />
des KAGB neuen Anlageformen<br />
sowie deren neuen Begriffe zu kennen.<br />
So müssen sie den Unterschied zwischen<br />
AIF und OGAW kennen, Publikums-AIF<br />
von Spezial-AIF unterscheiden können,<br />
Anlegergruppen kennen, wichtige Fragen<br />
rund um die Sicherheit eines AIF (in<br />
Zusammenspiel mit der KVG) beantworten<br />
können usw.<br />
Zudem sortiert das KAGB die Einteilung<br />
von Finanzanlagen in die Erlaubnisbereiche<br />
neu. Während früher geschlossene<br />
Fonds in Form der KG immer im Erlaubnisbereich<br />
2 zu finden waren, ist diese<br />
Einteilung heute so nicht mehr haltbar.<br />
Geschlossene Investmentvermögen kön -<br />
nen nun entweder unter den Erlaubnisbereich<br />
2 oder 3 fallen.<br />
Je nachdem, ob sie auch außerhalb des<br />
Finanzsektors operativ tätig sind oder<br />
nicht.<br />
Unserer Kenntnis nach, können<br />
Geschlossene Fonds nun sowohl in die<br />
Kategorie „Geschlossene Investmentvermögen“<br />
als auch in die Kategorie<br />
„Vermögensanlagen nach Vermögensanlagengesetz“<br />
fallen. Die Einteilung<br />
wird unverbindlich von der Bundesanstalt<br />
für Finanzdienstleistungsaufsicht<br />
(BaFin) vorgenommen. Ergibt sich<br />
nachträglich, dass die Einteilung hätte<br />
anders vorgenommen werden müssen,<br />
haftet allein der Vermittler, wenn er<br />
nur die Zulassung für eine dieser Kategorien<br />
besitzt.<br />
Ist es vor diesem Hintergrund nicht<br />
ratsam, ganz auf die Vermittlung derartiger<br />
Finanzprodukte zu verzichten?<br />
Dr. Moraht: Aus unserer Sicht sollten<br />
Finanzanlagevermittler die Produkte vermitteln,<br />
die sie für ihre Kunden am geeignetsten<br />
halten. Eine verlässlichen Einteilung<br />
der Produkte gestaltet sich in der<br />
Praxis schwierig. Gleichwohl darf dies<br />
nicht in der Konsequenz zu einem Vermittlungsverbot<br />
führen. Vielmehr sollten<br />
Vermittler sich, wenn die Abgrenzung der<br />
Produkte 2 und 3 nicht rechtssicher vorgenommen<br />
werden kann, die Erlaubnisse<br />
für beide Bereiche beantragen. Das bringt<br />
natürlich auch die Begleichung der Kosten<br />
der Vermögensschadenshaftpflicht für<br />
beide Bereiche mit sich. Ein Umstand,<br />
den wir bedauern und kritisieren, da<br />
durch die Unklarheit der Abgrenzung<br />
zusätzliche Kosten auf die Vermittler<br />
zukommen, die ggf. vermeidbar gewesen<br />
wären.<br />
Vielen Dank für das Interview, Dr.<br />
Moraht!<br />
Die Fragen stellte Michael Fiedler<br />
für <strong>Versicherungsbote</strong><br />
Bildungsprämie wird ab dem 01.07.<strong>2014</strong> gekürzt<br />
Es ist eine schlechte Nachricht für alle, die sich kostenpflichtig weiterbilden wollen.<br />
Die beliebte Bildungsprämie für die Teilnahme an Weiterbildungsmaßnahmen wird ab dem 01.07.<strong>2014</strong> nur noch<br />
gewährt, wenn die entsprechende Maßnahme maximal 1.000 Euro kostet (Rechnungspreis). Da Lehrgänge, die<br />
auf IHK-Prüfungen vorbereiten, zumeist teurer sind, fallen diese dann aus der Förderfähigkeit heraus.<br />
Ausnahmen gibt es nur für bestimmte Lehrgänge für die Sachkundeprüfungen gem. §§ 34d und 34f GewO.<br />
Die Bildungsprämie bleibt auf maximal 50 Prozent der Weiterbildungskosten beschränkt, maximal wird pro Maßnahme<br />
500 Euro gewährt. Förderfähige Personen müssen mindestens 15 Stunden pro Woche erwerbstätig sein<br />
und dürfen kein zu versteuerndes Einkommen von mehr als 20.000 Euro im Jahr haben. Zukünftig werden<br />
zudem nur noch Personen gefördert, die das 25. Lebensjahr vollendet haben.<br />
Seite 44 01/<strong>2014</strong>
Karriere<br />
60 Prozent bestehen Prüfung nicht<br />
Dass viele Vermittler die Sachkundeprüfung für Finanzberater gemäß §34 f Gewerbeordnung unterschätzen, zeigen<br />
aktuelle Zahlen der Industrie- und Handelskammern (IHK). Bei dem Prüfungstermin am 20. März seien demnach 60<br />
Prozent der Teilnehmer durchgefallen.<br />
Wie die IHK-Prüfer berichten, werden im Beratungsgespräch grundlegende Strukturen nicht eingehalten und neue<br />
gesetzliche Anforderungen verschwiegen, was auf mangelnde Vorbereitung und Aufregung in der ungewohnten Situation<br />
schließen lasse. Wer noch nicht tätig wurde, muss sich sputen. Bundesweit stehen nur noch vier Prüfungstermine an,<br />
bis die Übergangserlaubnis erlischt: 18. Juni, 17. September, 15. Oktober und 26. November <strong>2014</strong>.<br />
Basis Schriftlicher Teil -<br />
IHKs Offene Investmentfonds - TN Geschlossene Fonds- TN Sonstige Vermögensanlagen - TN<br />
TN<br />
Befreiung<br />
praktisch -<br />
TN<br />
Gesamtzahl Teilnehmer<br />
Schriftlich Praktisch Schriftlich Praktisch Schriftlich Praktisch b. n. b<br />
b. n. b b. n. b b. n. b b. n. b b. n. b b. n. b b. n. b<br />
Januar 69 0 67 0 19 4 15 9 8 3 21 1 7 3 38 65 14<br />
März 278 10 250 18 68 15 13 5 9 3 9 3 7 2 131 265 45<br />
April 292 108 238 152 58 14 13 7 4 0 9 3 2 0 178 233 170<br />
Juni 837 13 810 23 242 32 51 3 24 1 29 1 20 3 461 875 77<br />
Juli 420 57 280 160 80 9 23 21 3 1 19 5 3 0 219 324 178<br />
September 753 178 636 252 159 16 37 17 7 6 22 8 8 6 484 644 368<br />
Oktober 454 155 400 171 106 12 22 8 6 4 9 3 2 2 284 359 258<br />
November 908 63 868 62 248 52 33 37 5 1 28 6 21 3 442 846 206<br />
Bestehensquote<br />
87,29 80,90 65,92 82,95 73,29<br />
%<br />
Gesamt 4.011 584 3.549 838 980 154 207 107 66 19 146 30 70 19 2.237 3.611 1.316<br />
Auswertung Gesamt 2013: Geprüfte/-r Finanzanlagenfachmann/-frau IHK<br />
Quelle: DIHK<br />
<strong>Versicherungsbote</strong> hilft bei der Vorbereitung mit<br />
E-Learning Software<br />
Informationen und Download: http://vbote.de/118<br />
In Zusammenarbeit mit der Leipziger<br />
Softwarefirma Inveda.net GmbH stellt<br />
<strong>Versicherungsbote</strong> eine E-Learning-Software<br />
zur Vorbereitung auf die Sachkundeprüfung<br />
§34 f GewO zur Verfügung.<br />
Die Prüfungssimulation<br />
orientiert sich am<br />
DIHK-Rahmenplan und<br />
enthält Lehrfilme zu<br />
allen wichtigen Themengebieten.<br />
Je nach<br />
Umfang des Fachbereichs<br />
variiert die Dauer<br />
der Filme zwischen 5<br />
und 20 Minuten.<br />
Die E-Learning-Software<br />
kann auf den<br />
Betriebssystemen MS<br />
Windows und Mac OSX<br />
genutzt werden. Zur<br />
Vorbereitung auf den<br />
schriftlichen Teil der<br />
Prüfung wird ein Prüfungs-Simulationstool<br />
für die Bereiche<br />
„Wirtschaftliche Grundlagen“ und „Offene<br />
Investmentfonds“ angeboten.<br />
Das E-Learning-Tool wird als Demo-Version<br />
kostenfrei zur Probe angeboten. Ein<br />
Upgrade auf die Vollversion ist innerhalb<br />
des Tools möglich.<br />
Zudem beinhaltet die Software kostenlose<br />
Vergleichsrechner für die Risikolebensversicherung<br />
sowie die Berufsunfähigkeitsversicherung.<br />
Das sagen Makler:<br />
Makler Uwe Steger aus Gera, der die Prüfung<br />
bestanden hat, schrieb:<br />
„Nun ist es mir ein Bedürfnis, [...] mich<br />
recht herzlich bei allen zu bedanken, die<br />
sicherlich sehr viel Arbeit in das Lernund<br />
Prüfungsvorbereitungsmodul investiert<br />
haben. Ist ein ,Spitzenteil‘ geworden<br />
und hat mir wirklich sehr geholfen.“<br />
Auch Jörg Semmling aus Eilenburg hat<br />
seine Prüfung bestanden und bedankte<br />
sich herzlich bei allen, die an der Ausarbeitung<br />
der Prüfungsvorbereitung zum<br />
Finanzanlagenvermittler beteiligt gewesen<br />
sind.<br />
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Service<br />
Veranstaltungsübersicht: Mai <strong>2014</strong> - November <strong>2014</strong><br />
Termine<br />
Seminare, Kongresse, Messen<br />
Mai<br />
Juni<br />
23.-24.09.<br />
28.-30.10.<br />
13.-14.05.<br />
Fachkonferenz: Schnittstelle<br />
Kunde<br />
Kundenmanagement,<br />
Betriebsorganisation,<br />
Qualitätsmanagement,<br />
Kundenzufriedenheit,<br />
Kundenbindung, Kommunikation,<br />
Digitalisierung,<br />
CRM<br />
Versicherungsforen Leipzig<br />
BONN<br />
16.05.<br />
Gemeinsame Fachkreistagung<br />
Sachversicherung,<br />
HUKR, Rückversicherung,<br />
Versicherungsmakler,<br />
Versicherungsingenieure,<br />
Versicherungsrecht<br />
VVB Vereinigung der<br />
Versicherungs-Betriebswirte<br />
e.V.<br />
DORTMUND<br />
19.-20.05.<br />
Fachkreis Versicherungsmedizin,<br />
Risiko- und<br />
Leistungsprüfung <strong>2014</strong><br />
Deutscher Verein für<br />
Versicherungswissenschaft<br />
DÜSSELDORF<br />
22.-23.05<br />
40. AMC-Meeting<br />
Mit Phantasie und Kreativität<br />
zu neuen Lösungen<br />
AMC Finanmarkt GmbH<br />
BRÜHL<br />
27.-28.05.<br />
3. Messekongress<br />
Finanzen und Risikomanagement<br />
Versicherungsforen Leipzig<br />
LEIPZIG<br />
Juli<br />
17.-18.06.<br />
FinPro – Leitmesse für<br />
innovative Finanzprodukte<br />
für Versicherungen,<br />
Pensions- und<br />
Versorgungszusagen<br />
V.E.R.S. Leipzig GmbH<br />
KÖLN, SCHLOSS BENSBERG<br />
24.-25.06.<br />
Insurance Today and<br />
Tomorrow<br />
MCC-Seminare<br />
KÖLN<br />
01.07.<br />
Pilotkonferenz: Aktuelle<br />
Entwicklungen im Risikomanagement<br />
von Versicherungsunternehmen<br />
Institut für Versicherungswissenschaft<br />
e.V. Universität<br />
Leipzig<br />
KÖLN<br />
September<br />
15.-16.09.<br />
Fachkonferenz: Versicherungsbetrug<br />
– Innovatives<br />
Betrugsmanagement<br />
in der Assekuranz<br />
Versicherungsforen Leipzig<br />
LEIPZIG<br />
17.09.<br />
Versicherungsvertrieb<br />
<strong>2014</strong> Aktuelle Produktund<br />
Rechtsfragen<br />
Versicherungsforum Deutsche<br />
VersicherungsAkademie<br />
(DVA)<br />
KÖLN<br />
6. Konferenz: Aktuelle<br />
Fra gen des Versicherungsvertriebs<br />
Institut für Versicherungswissenschaft<br />
e.V. Universität<br />
Leipzig<br />
KÖLN<br />
24.-25.09.<br />
IT-Optionen für Versicherungen<br />
<strong>2014</strong><br />
MCC-Seminare<br />
KÖLN<br />
25.-26.09.<br />
Fachkonferenz:<br />
Beschwerdemanagement<br />
von der Pflicht zur Kür -<br />
Mit Kundenfeedback<br />
Qualität steigern<br />
Prozessmanagement,<br />
Qualitätsmanagement,<br />
Beschwerdemanagement<br />
Versicherungsforen Leipzig<br />
KÖLN<br />
30.09.<br />
Tagung der Fachkreise<br />
Versicherungsökonomie<br />
und Versicherungsrecht:<br />
"Evolution der Rückversicherung<br />
- Neue Wege in<br />
Leben und Komposit"<br />
Deutscher Verein für<br />
Versicherungswissenschaft<br />
DÜSSELDORF<br />
Oktober<br />
14.10.<br />
DVS-Vertriebstagung:<br />
Einfach besser verkaufen<br />
mit Rolf H. Ruhleder<br />
Haufe Akademie<br />
FRANKFURT<br />
Die Leitmesse - DKM<br />
<strong>2014</strong><br />
bbg BetriebsberatungsGmbH<br />
DORTMUND<br />
November<br />
05.-06.11.<br />
Fachkonferenz: Datenschutz<br />
in der Assekuranz<br />
Versicherungsforen Leipzig<br />
LEIPZIG<br />
18.11.<br />
2. Lebensversicherungskonferenz<br />
Institut für Versicherungswissenschaft<br />
e.V. Universität<br />
Leipzig<br />
TBA<br />
19.11.<br />
Tagung Fachkreis Versicherungsmathematik:<br />
"Modelle, Konzepte und<br />
Algorithmen zur dynamischen<br />
Finanzanalyse"<br />
Deutscher Verein für<br />
Versicherungswissenschaft<br />
HANNOVER<br />
26.-27.11.<br />
Seminar: Update Arbeitsrecht<br />
– Aktuelle Rechtsprechung<br />
und ihre Auswirkung<br />
auf die betriebliche<br />
Praxis<br />
DVA - Deutsche Versicherungsakademie<br />
HAMBURG<br />
27.11.<br />
Seminar: Das neue Empfehlungsmarketing<br />
Anne M. Schüller<br />
FRANKFURT<br />
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Aktuelle Termine mit Links zur Anmeldung gibt es auch unter http://vbote.de/vS