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Versicherungsbote 1-2014

- Schafft die Abschlussprovisionen ab! Warum Versicherungsmakler Sebastian Claus auf laufende Courtagen setzt - Provisionsverbot: Ländersache durch IMD2? - Dread Disease-Versicherung - Risikozuschläge in der Privaten Krankenversicherung - Absicherung Gewerbe - Lebenswerk sichern

- Schafft die Abschlussprovisionen ab! Warum Versicherungsmakler Sebastian Claus auf laufende Courtagen setzt
- Provisionsverbot: Ländersache durch IMD2?
- Dread Disease-Versicherung
- Risikozuschläge in der Privaten Krankenversicherung
- Absicherung Gewerbe
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Ausgabe 1/<strong>2014</strong><br />

Schafft die<br />

Abschlussprovisionen ab!<br />

Warum Versicherungsmakler Sebastian Claus auf<br />

laufende Courtage setzt<br />

Markt<br />

Provisionsverbot:<br />

Ländersache durch IMD2?<br />

Sparten<br />

Dread Disease-Versicherung<br />

Risikozuschläge in der PKV<br />

Vertrieb Spezial<br />

Absicherung Gewerbe<br />

Praxis<br />

Lebenswerk sichern


Editorial · Inhalt<br />

Liebe Leser,<br />

als Versicherungsmakler sind Sie<br />

den Interessen Ihrer Mandanten<br />

verpflichtet. Kommt eine gesetzliche<br />

Pflicht zur Weiterbildung, sollten<br />

Sie eine Weiterbildungseinrichtung<br />

nutzen können, die Ihre Aufgaben<br />

als unabhängiger Versicherungsmakler und Finanzanlageberater<br />

ernst nimmt und respektiert.<br />

Wir hoffen auf Ihre Unterstützung bei unserer Weiterbildungsinitiative.<br />

Welche Ziele <strong>Versicherungsbote</strong> verfolgt und wie Sie uns unterstützen<br />

können, lesen Sie auf Seite 42.<br />

Wie Versicherungsmakler heute erfolgreich arbeiten, haben wir von<br />

Sebastian Claus aus Leipzig erfahren (Seite 24). Eines seiner Statements:<br />

„Abschlussprovision brauche ich nicht.“ Ob das in Brüssel und Berlin<br />

gehört wird?<br />

Lesen Sie gleich zu Anfang der ersten Magazinausgabe <strong>2014</strong>, welche Positionen<br />

der GDV zur Europawahl bezieht und welche Folgen aus der<br />

IMD II zu erwarten sind.<br />

Wie gehen Lebensversicherer mit der Niedrigzinsphase um? Welche Möglichkeiten<br />

bieten Dread Disease-Versicherungen zur Absicherung biometrischer<br />

Risiken? Diesen Fragen widmet sich die Ausgabe ebenso wie<br />

Absicherungsformen für Selbstständige und Gewerbetreibende.<br />

Oliver Beyersdorffer zeigt auf, wie Krankenversicherer mit Risikozuschlägen<br />

umgehen (Seite 14) und Dr. Peter Schmidt erläutert, worauf bei Nachfolgeregelungen<br />

zu achten ist (Seite 32).<br />

Wir hoffen, auch in dieser Ausgabe einen Branchenquerschnitt zu bieten,<br />

der Ihnen bei Ihrer wichtigen Arbeit nützlich ist.<br />

Aus dem Inhalt<br />

Aufsicht, Vergütung, Datenschutz:<br />

GDV-Positionen zur Europawahl<br />

IMD2 – Werden Provisionsverbote<br />

zur Ländersache?<br />

Gier frisst Hirn<br />

Dread Disease-Versicherung – Ein Nischenprodukt?<br />

Risikozuschläge in der PKV<br />

Lebensversicherung: Wider dem Garantiezins<br />

Schwerpunkt:<br />

Absicherung für Selbstständige und Gewerbe<br />

Schwerpunkt-Interview: Was wünschen sich<br />

Selbstständige von ihrem Versicherer?<br />

Titel: Schafft die Abschlussprovisionen ab!<br />

Versicherungsmakler Sebastian Claus<br />

Vernachlässigt: Absicherung Burnout<br />

Die DNA der Alphatiere<br />

Wieviel ist das Lebenswerk wert?<br />

Wenn Makler in den Ruhestand gehen<br />

Cyber Crime – Risiko für Unternehmen<br />

Datenschutz und Versicherer<br />

6<br />

8<br />

10<br />

11<br />

14<br />

18<br />

20<br />

21<br />

24<br />

26<br />

28<br />

32<br />

38<br />

40<br />

Bleiben Sie unabhängig!<br />

Bleiben Sie unabhängig!<br />

<strong>Versicherungsbote</strong> startet Weiterbildungsinitative<br />

42<br />

Ihr Michael Fiedler<br />

Chefredakteur <strong>Versicherungsbote</strong><br />

Ein Jahr nach §34 f GewO<br />

44<br />

Termine<br />

46<br />

Impressum<br />

<strong>Versicherungsbote</strong> Verlag UG<br />

(haftungsbeschränkt)<br />

Reclamstraße 42<br />

04315 Leipzig<br />

FN: 0341 / 98 97 94 93<br />

Fax: 0341 / 39284309<br />

www.versicherungsbote.de<br />

redaktion@versicherungsbote.de<br />

Vertretungsberechtigter Geschäftsführer:<br />

Michael Fiedler<br />

Registergericht: Amtsgericht Leipzig<br />

Registernummer: HRB 26728<br />

Steuernummer: 231 /121 / 11727<br />

Inhaltlich Verantwortlicher gemäß<br />

§ 55 Abs. 2 RStV:<br />

Michael Fiedler (Anschrift wie oben)<br />

Redaktion:<br />

Michael Fiedler (Chefredakteur)<br />

Mirko Wenig, Björn Bergfeld, Hanna<br />

Behn<br />

Layout:<br />

Frank Springsguth, Hanna Behn<br />

Bildnachweis Titel: ©<strong>Versicherungsbote</strong><br />

Druck:<br />

Druckerei Hermes<br />

Portitzer Straße 16 · 04425 Taucha<br />

www.druckerei-hermes.de<br />

<strong>Versicherungsbote</strong> Magazin 01-<strong>2014</strong><br />

Auflage: 5.000 Stück<br />

Direktvertrieb über <strong>Versicherungsbote</strong>


Aktuelles aus der Branche<br />

Gothaer kombiniert Key Person-Absicherung und<br />

Gruppenunfall<br />

Fällt ein wichtiger Mitarbeiter plötzlich<br />

aus, sind Betriebsabläufe und Projekte<br />

gefährdet. Gleichzeitig entstehen dem<br />

Arbeitgeber durch Lohnfortzahlung, Übergangsmanagement,<br />

Personalberater oder<br />

nötige Umbaumaßnahmen hohe Kosten.<br />

Die Gothaer hat ihre Gruppen-Unfallversicherung<br />

um die Möglichkeit erweitert,<br />

Mitarbeiter in Schlüsselpositionen (Key<br />

Person) gezielt abzusichern.<br />

„So besteht neben dem Schutz des Arbeitnehmers<br />

vor den finanziellen Folgen eines<br />

Unfalls auch für das Unternehmen die<br />

Möglichkeit, den Schaden zu minimieren.<br />

Hat zum Beispiel ein leitender Mitarbeiter<br />

eines Unternehmers einen Unfall und ist<br />

für mehrere Monate krank, so verzögert<br />

sich die Bearbeitung wichtiger Aufträge<br />

und Termine müssen verschoben werden.<br />

Die Arbeit sich lässt oft nur mit einer kostspieligen<br />

Ersatzkraft bewältigen. Mit den<br />

Leistungen der Gothaer Gruppen-Unfallversicherung<br />

kann der Unternehmer die<br />

Kosten einer Vertretung bezahlen. So<br />

sichert er die termingerechte Auftragsabwicklung<br />

und vor allem die Liquidität des<br />

Unternehmens“, erklärt Bettina Brenneis,<br />

Produktmanagerin Gruppenunfallversicherung<br />

bei der Gothaer.<br />

In der betrieblichen Gruppen-Unfallversicherung<br />

sind auch Reha-Management-<br />

Lösungen eingeschlossen. Ziel ist es, die<br />

verunfallte Person so schnell wie möglich<br />

wieder in den Arbeitsprozess zu integrieren.<br />

Sollte ein behindertengerechter<br />

Umbau des Arbeitsplatzes notwendig<br />

werden, übernimmt die Gruppen-Unfallversicherung<br />

auch dafür die Kosten.<br />

Ebenfalls in der Absicherung enthalten<br />

ist, dass bei schweren Unfällen im<br />

Rahmen des Interims-Managements sogar<br />

eine qualifizierte Ersatzkraft zur zeitlichen<br />

Überbrückung des Personalausfalles organisiert<br />

wird. „Diese Mischung aus Hilfeleistung,<br />

Unterstützung, Kostenübernahme<br />

und finanzieller Flexibilität ist ein<br />

echtes Alleinstellungsmerkmal im gewerblichen<br />

Unfallversicherungs-Markt“, so<br />

Brenneis. Die neue Produktgeneration<br />

der Gothaer Gruppen-Unfallversicherung<br />

für Unternehmer umfasst Leistungen für<br />

Unternehmen, Vereine bis hin zur Absicherung<br />

von Bauhelfern und Kindergärten.<br />

Die Gruppen-Unfallversicherung<br />

gibt es in drei Varianten am Markt: Der<br />

Grundschutz bietet neuerdings Leistungserweiterungen<br />

wie die Absicherung von<br />

Gästen und Besuchern auf dem Betriebsgelände,<br />

der Helmklausel und den Einschluss<br />

von Kart-Veranstaltungen. Im<br />

Gothaer UnfallTop sind weitere Leistungserweiterungen<br />

wie die verbesserte Gliedertaxe<br />

und das neue Reha-Management<br />

enthalten. Unfälle durch Eigenbewegung<br />

und weitere Erhöhungen der Versicherungssummen<br />

für Gips-, Komageld,<br />

Umbaukosten und das Erlernen der<br />

Gebärdensprache und der Blindenschrift<br />

sind in der Plusdeckung eingeschlossen.<br />

Quelle: PM Gothaer<br />

Jeder vierte Versicherungsmakler hat Jahresgewinn von<br />

maximal 25.000 Euro<br />

„Lohnt sich die Tätigkeit des Versicherungsvermittlers?“<br />

Dies war eine der Fragen,<br />

die bei der 23. Strukturanalyse des<br />

Bundesverbandes Deutscher Versicherungskaufleute<br />

(BVK) im Mittelpunkt<br />

stand. Dabei zeigte sich: Einfirmenvertreter<br />

haben durchschnittlich höhere<br />

Gewinne als Makler, die besonders bei<br />

den niedrigen Gewinnsegmenten häufig<br />

vertreten sind.<br />

Im Zuge der Befragung hat das Institut<br />

für Handelsforschung Köln 1.683 Antworten<br />

ausgewertet. Auf Basis der<br />

Angaben zum Gewinn (Jahresüberschuss<br />

einschließlich Geschäftsführergehalt)<br />

wurde ein Gewinnindex ermittelt, der die<br />

durchschnittliche Gewinnkennzahl je<br />

Betriebsinhaber abbildet.<br />

Das Ergebnis der Studie: Ausschließlichkeitsvertreter<br />

haben durchschnittlich<br />

höhere Gewinne als Makler. „Makler<br />

liegen mit einem Gewinnindex in Höhe<br />

von 52.271 Euro deutlich unter dem der<br />

Einfirmenvermittler mit 69.598 Euro“,<br />

berichtet Erik von Elbwart, Mitglied der<br />

Betriebskommission in der BVK. Auffällig<br />

sei dabei, dass mehr als jeder zweite<br />

Makler (53 Prozent) sich in den unteren<br />

beiden Gewinnsegmenten einordnet, also<br />

im Schnitt einen Jahresgewinn von<br />

maximal 50.000 Euro erzielt. Jeder vierte<br />

Makler verdient sogar „nur“ 25.000 Euro<br />

oder weniger. Bei den Einfirmenvertretern<br />

gaben hingegen nur 10 Prozent der<br />

Befragten einen Jahresgewinn kleiner oder<br />

gleich 25.000 Euro an.<br />

7,7 Prozent der Makler haben<br />

Gewinn von mehr als 200.000<br />

Euro<br />

Weniger groß waren die Unterschiede<br />

hingegen bei den Vermittlern mit den<br />

höchsten Gewinnen. 10,7 Prozent der<br />

Versicherungsmakler erzielten mindestens<br />

einen Jahresgewinn von 150.000 Euro und<br />

mehr, bei den Ausschließlichkeitsvertretern<br />

waren es 11,8 Prozent. In der Spitzenkategorie<br />

„Gewinn über 200.000 Euro“<br />

haben Versicherungsmakler mit 7,7 Prozent<br />

Zustimmung sogar die Nase vorne<br />

(Ausschließlichkeit 5,8 Prozent).<br />

Mehrfachvertreter ordnen sich mit einem<br />

Gewinnindex von 52.271 Euro sogar noch<br />

hinter den Versicherungsmaklern ein.<br />

Allerdings ist ihr Anteil in den beiden<br />

unteren Segmenten bis 50.000 Euro Jahresgewinn<br />

etwas niedriger (48,5 Prozent).<br />

Der Gewinnindex der Einfirmenvertreter<br />

wurde in der Strukturanalyse zusätzlich<br />

nach Anbietern ausgewertet. Hier haben<br />

zwei öffentliche Versicherer die höchsten<br />

Werte. Auf dem ersten Rang landete die<br />

Provinzial Münster mit einem Gewinnindex<br />

von 104.812 Euro vor der Provinzial<br />

Kiel mit 88.294 Euro und der Wüstenrot<br />

und Württembergischen (W&W) mit<br />

81.610 Euro auf Platz 3. Den niedrigsten<br />

Wert hatten dagegen die Signal Iduna mit<br />

einem Gewinnindex von 53.834 Euro und<br />

die Ergo Versicherung (60.185 Euro).<br />

Hinsichtlich der Mitarbeiterbindung ist<br />

es durchaus relevant, welche Gewinne die<br />

Unternehmen ihren Vertretern ermöglichen.<br />

„Gute Geschäftsergebnisse wirken<br />

sich positiv auf die Vermittlerzufriedenheit<br />

aus“, berichtet der BVK.<br />

Quelle: Bundesverband Deutscher Versicherungskaufleute<br />

(BVK)<br />

Seite 4 01/<strong>2014</strong>


Aktuelles aus der Branche · Markt<br />

Täglich aktuell informiert auf www.versicherungsbote.de oder mit der kostenlosen Vbote-App für’s Smartphone.<br />

Höhe der Rentenanpassung <strong>2014</strong><br />

Die Rentenanpassung zum 01. Juli <strong>2014</strong><br />

steht fest. Im Osten werden die Zahlungen<br />

aus der gesetzlichen Rentenversicherung<br />

um 2,53 Prozent, im Westen um<br />

1,67 Prozent steigen.<br />

Wie das Bundesarbeitsministerium mitteilt,<br />

steht die Rentenanpassung zum 01.<br />

Juli <strong>2014</strong> fest. Im Osten ist ein höherer<br />

Anstieg zu verzeichnen. Zum einen fiel<br />

die Lohnentwicklung, auf der die Rentenanpassung<br />

basiert, im Osten höher aus.<br />

Zum anderen werden im Westen nicht<br />

vorgenommene Rentenkürzungen – letztmalig<br />

– durch einen Abschlag vom Rentenplus<br />

ausgeglichen, während dieser Prozess<br />

in den neuen Ländern bereits vor<br />

zwei Jahren abgeschlossen wurde. Damit<br />

steigt der aktuelle Rentenwert im Osten<br />

von 91,5 Prozent auf 92,2 Prozent des<br />

Westwerts. Die Angleichung der Renten<br />

komme damit einen weiteren Schritt<br />

voran, teilte das Ministerium mit.<br />

Zum 01. Juli steigen die Renten in den<br />

westlichen Bundesländern um 1,67 Prozent<br />

und in den östlichen Bundesländern<br />

um 2,53 Prozent. Der Rentenwert West<br />

steigt von 28,14 Euro auf 28,61 Euro; im<br />

Osten von 25,74 Euro auf 26,39 Euro.<br />

Basis für die Berechnung ist die Rentenanpassungsformel,<br />

die im Sozialgesetzbuch<br />

festgeschrieben ist und sich an der<br />

Entwicklung der Bruttolöhne orientiert.<br />

Ost und West wird getrennt berechnet –<br />

zusätzlich werden Veränderungen des Beitragssatzes<br />

und des Nachhaltigkeitsfaktors<br />

berücksichtigt. Die Renten folgen der Entwicklung<br />

von Löhnen und Gehältern<br />

nach. Steigen sie, steigt auch die Rente.<br />

Kommt es zu negativen Lohnentwicklungen,<br />

sind Rentenkürzungen allerdings<br />

ausgeschlossen. Die Kürzungen werden<br />

stattdessen in Jahren mit positiven Rentenanpassungen<br />

nachgeholt: Rentenerhöhungen<br />

werden so lange reduziert, bis der<br />

Ausgleichsbedarf abgebaut ist. Die Reduzierung<br />

darf maximal bis um die Hälfte<br />

vorgenommen werden. 2013 verblieb in<br />

den westlichen Bundesländern nach der<br />

Rentenanpassung noch ein Ausgleichsbedarf<br />

aus früher unterbliebenen Rentenkürzungen<br />

von 0,46 Prozentpunkten. Für<br />

den Abbau wird die Rentenanpassung<br />

<strong>2014</strong> letztmalig reduziert. In den östlichen<br />

Bundesländern ist der Nachholbedarf<br />

bereits 2012 vollständig abgebaut worden.<br />

Wie sich Beitragssatz und Nachhaltigkeitsfaktor<br />

auswirken<br />

Weil der Beitragssatz in der gesetzlichen<br />

Rentenversicherung zum 01. Januar 2013<br />

von 19,6 Prozent auf 18,9 Prozent<br />

gesunken ist, wirkt sich der Faktor „Beitragssatz“<br />

<strong>2014</strong> mit 0,92 Prozentpunkten<br />

anpassungssteigernd aus. In diesem Jahr<br />

wirkt sich der Nachhaltigkeitsfaktor<br />

anpassungsdämpfend aus. Dieser Faktor<br />

berücksichtigt Veränderungen im zahlenmäßigen<br />

Verhältnis von Rentenbeziehern<br />

zu Beitragszahlern. Dämpfend wirkt sich<br />

dies aus, wenn die Zahl der Beitragszahler<br />

im Vergleich zur Zahl der Rentner<br />

abnimmt. Die Rentenanpassung wirkt sich<br />

auf eine monatliche Rente von 1.000 Euro<br />

folgendermaßen aus: In den westlichen<br />

Bundesländern erhöht sich die monatliche<br />

Rente um 16,70 Euro, in den östlichen<br />

Bundesländern um 25,25 Euro.<br />

Quelle: Deutsche Rentenversicherung<br />

Beitragsrückerstattung PKV:<br />

Abzugsfähige Sonderausgaben können gemindert werden<br />

Wie sich Beitragsrückerstattungen der<br />

Kranken- und Pflegeversicherung bei der<br />

Einkommenssteuer-Erklärung auswirken,<br />

musste das Finanzgericht Düsseldorf entscheiden<br />

(13 K 3456/13 E). Eine Kürzung<br />

der Vorsorgeaufwendungen um den<br />

Erstattungsbetrag kann demnach<br />

gerechtfertigt sein.<br />

In ihrer Einkommensteuererklärung<br />

machte ein Ehepaar Beiträge zur<br />

Kranken- und Pflegeversicherung bei den<br />

Vorsorgeaufwendungen geltend. Doch<br />

das zuständige Finanzamt berücksichtigte<br />

im Einkommenssteuerbescheid eine niedrigere<br />

Summe, als die geltend gemachten<br />

Beiträge zur Kranken- und Pflegeversicherung.<br />

Denn das Finanzamt zog die auf<br />

den Basisschutz entfallende Beitragsrückerstattung<br />

für Krankenversicherungsbeiträge<br />

aus dem Vorjahr ab. Dagegen richtete<br />

sich die Klage der Eheleute. Die Kürzung<br />

der Vorsorgeaufwendungen um den<br />

Erstattungsbetrag sei nicht gerechtfertigt –<br />

die Aufwendungen hätten im Veranlagungszeitraum<br />

keine steuerliche Auswirkung<br />

gehabt. Das Finanzamt hingegen<br />

führte aus, dass nur solche Aufwendungen<br />

als Sonderausgaben Berücksichtigung<br />

finden könnten, die den Steuerpflichtigen<br />

endgültig wirtschaftlich belasten. Wird<br />

ein Teil der gezahlten Beiträge erstattet,<br />

könne keine Rede von einer solchen endgültigen<br />

Belastung sein. Dieser Auffassung<br />

schloss sich das Gericht an. Für Beitragsrückerstattungen<br />

gelte das Zu- und<br />

Abflussprinzip (§ 11 EStG.). Würden Versicherungsbeiträge<br />

im Folgejahr erstattet,<br />

komme es daher zu einer Minderung der<br />

Sonderausgaben des Erstattungsjahres um<br />

die Beitragsrückerstattung. Die 2009 in<br />

Kraft getretene Neuregelung der Berücksichtigung<br />

von Kranken- und Pflegeversicherungsbeiträgen<br />

(„Bürgerentlastungsgesetz“)<br />

führt dazu, dass die vom Steuerpflichtigen<br />

tatsächlich geleisteten Beiträge<br />

für eine Absicherung auf sozialhilfegleichem<br />

Versorgungsniveau (Basisabsicherung)<br />

zur privaten und gesetzlichen Krankenversicherung<br />

und zur gesetzlichen<br />

Pflegeversicherung in vollem Umfang<br />

steuerlich berücksichtigt werden. Folglich<br />

muss innerhalb der sonstigen Vorsorgeaufwendungen<br />

zwischen Beiträgen zur<br />

Basisabsicherung in der Krankenversicherung<br />

und den Beiträgen zur (sozialen<br />

und privaten) Pflege(pflicht)versicherung<br />

(§ 10 Abs. 1 Nr. 3 Satz 1 Buchstab. a und<br />

b EStG.) sowie den weiteren sonstigen<br />

Vorsorgeaufwendungen (gem. § 10 Absatz<br />

1 Nummer 3a EStG /etwa Versicherung<br />

gegen Arbeitslosigkeit, Erwerbs- und<br />

Berufsunfähigkeitsversicherung etc.)<br />

unterschieden werden. Beiträge zu einer<br />

Krankenversicherung, die auf Leistungen<br />

der Versicherung entfallen, die über die<br />

Basisabsicherung hinaus gehen (z.B.<br />

Wahlleistungen wie Chefarztbehandlung),<br />

sind den sonstigen Vorsorgeaufwendungen<br />

zuzurechnen.<br />

Quelle: FG Düsseldorf<br />

Seite 5


Aufsicht, Vergütung, Datenschutz<br />

GDV-Positionen zur Europawahl<br />

Die Europawahl naht. Auf europäischer Ebene werden auch Regelungen verhandelt, die für die Versicherungswirtscht<br />

entscheidend sind. Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V.<br />

(GDV) hat klare Position zur Europawahl bezogen.<br />

Am 25. Mai <strong>2014</strong> können die Bürger aller<br />

Mitgliedsstaaten ein neues europäisches<br />

Parlament wählen. Laut GDV sind die<br />

Folgen der Finanz- und Wirtschaftskrise,<br />

die Augestaltung von Solvency II; Vertriebs-<br />

und Vergütungssysteme sowie<br />

Regelungen zu Datenschutz und Finanzaufsicht<br />

die wesentlichen Themen, mit<br />

denen sich die Branche auf EU-Ebene<br />

auseinandersetzen muss.<br />

Solvency II<br />

Der GDV zeigte sich erfreut, als am 11.<br />

März <strong>2014</strong> im Europäischen Parlament<br />

die Weichen für den Start der Aufsichtsrecht-Richtlinie<br />

Solvency II zum 1. Januar<br />

2016 gestellt wurden. Im November des<br />

letzten Jahres hatte man sich bereits in<br />

Triloggesprächen auf den sogenannten<br />

Omnibus II-Kompromis geeinigt, um die<br />

Solvency II-Richtlinie mit Instrumenten<br />

auszustatten, die auf Finanzkrise und<br />

Niedrigzinsumfeld reagieren können. Aus<br />

Sicht des für das Versicherungsdossier<br />

verantwortlichen EU-Berichterstatters<br />

© richterfoto / istockphoto.com<br />

Burkhard Balz (CDU) wurden wesentliche<br />

Forderungen des EU-Parlaments<br />

erfüllt: „Solvency II wird die risikogerechte<br />

Kapitalunterlegung bei Versicherungen<br />

leisten. Mit den nun getroffenen<br />

Verbesserungen kann Solvency II endlich<br />

starten. Versicherungen spielen mit ihrer<br />

langfristigen Anlagepolitik eine wesentliche<br />

Rolle beim Erhalt der Finanzmarktstabilität<br />

und sollen dies auch künftig<br />

tun." Eigentlich war Omnibus II nur als<br />

rein technische Anpassung an die Kompetenzen<br />

der Europäischen Versicherungsaufsicht<br />

EIOPA und an die neuen<br />

rechtlichen Vorgaben für Durchführungsbestimmungen<br />

gedacht. Doch wurden<br />

weitere „politische Elemente“ aufgenommen,<br />

wie die Handhabung langfristiger<br />

Versicherungsverpflichtungen hinzugefügt.<br />

Dadurch sollen unter schwierigen<br />

Marktbedingungen und in dem<br />

aktuellen Niedrigzinsumfeld sollen langfristige<br />

Produkte angeboten werden<br />

können. Die Detailanforderungen an Solvency<br />

II, welche die Europäische Kommission<br />

nun ausformulieren muss, sollten<br />

insbesondere die Regeln zur Bewertung<br />

langfristiger Garantien bestätigen, fordert<br />

der GDV.<br />

Kritik an der Ausgestaltung von Solvency<br />

II äußerte Grünen-Abgeordneter im<br />

Europaparlament Sven Giegold. Aus<br />

seiner Sicht profitiere die „Versicherungslobby“<br />

maßgeblich von dieser Änderung.<br />

Das Maßnahmenpaket entlaste die Versicherungswirtschaft<br />

insgesamt künftig<br />

um insgesamt 267 Milliarden Euro, allein<br />

für die Anbieter von Lebensversicherungen<br />

liege die Entlastung bei 264 Milliarden<br />

Euro, so Giegold. Versicherungsunternehmen<br />

müssten in guten Zeiten<br />

keine Rücklagen bilden, um stabiler durch<br />

schlechte Zeichen zu kommen. „Die<br />

Industrie hat drastisch niedrigere Eigenkapitalanforderungen<br />

und damit höhere<br />

ausschüttungsfähige Gewinne für langfristige<br />

Versicherungsprodukte durchgesetzt“,<br />

wertet Giegold das Ergebnis im<br />

Parlament. Das Verhandlungsergebnis<br />

von Rat und Europaparlament ignoriere<br />

die Ratschläge des Europäischen Rats für<br />

Systemrisiken (ESRB), die Meinung der<br />

vom Parlament angehörten Experten und<br />

diverse Empfehlungen der Versicherungsaufseher<br />

von EIOPA.<br />

Vertriebs- und Vergütungssysteme<br />

Vieldiskutiert wird zudem die Ausgestaltung<br />

von Versicherungsvermittler-Richtlinie<br />

(IMD2) und Überarbeitung der<br />

Finanzmarkt-Richtlinie (MiFID2). Das<br />

EU-Parlament stimmte am 3. März <strong>2014</strong><br />

über Änderungsanträge zur geplanten<br />

IMD2-Reform ab, die festlegt, welche<br />

Informationen Versicherungsmittler ihren<br />

Kunden liefern müssen. Der Entwurf der<br />

Kommission wurde von den EU-Abgeordneten<br />

dabei in entscheidenden<br />

Punkten verändert.<br />

IMD2 reguliert vor allem den Verkauf<br />

von Lebens- und Sachversicherungen.<br />

Künftig sollen sowohl für Versicherungsfirmen<br />

als auch für Makler gleiche Bedingungen<br />

herrschen.<br />

Seite 6 01/<strong>2014</strong>


Markt<br />

Alle Anbieter müssen ihren Kunden<br />

gleiche Informationen zur Verfügung<br />

stellen.<br />

Kernforderung des IMD2-Entwurfs ist<br />

die Offenlegung der Provisonszahlungen.<br />

Der GDV vertritt die Position, dass die<br />

alleinige Offenlegung der konkreten Vergütung<br />

nicht genüge, um Produkte tatsächlich<br />

vergleichen zu können. Transparent<br />

müssten stattdessen die in der<br />

Prämie einkalkulierten Abschluss- und<br />

Vertriebskosten sein. Anders entschied<br />

das EU-Parlament. „Die Abgeordneten<br />

wollen konkrete Zahlen sehen, die verdeutlichen<br />

wieviel ein Vermittler beim<br />

Verkauf eines Produkts verdient. Bei Versicherungsanlageprodukten<br />

(z. B. Lebensversicherungen)<br />

geht die Transparenz<br />

noch einen Schritt weiter: Alle mit dem<br />

Produkt verbundenen Kosten und<br />

Gebühren sollen offengelegt werden, eine<br />

jährliche Übersicht soll bei Verbrauchern<br />

regelmäßig für Durchblick bei Kosten und<br />

Ertrag ihrer Geldanlage sorgen“, erklärt<br />

Sven Giegold.<br />

Bestandteil des Entwurfes ist auch, wie<br />

man künftig eine Vergütung von Vermittlern<br />

gestalten will. In Europa sollte das<br />

Nebeneinander von Provisionsvertrieb<br />

und Honorarberatung bestehen bleiben,<br />

fordert der GDV: „Radikale Einschnitte<br />

in gewachsene Vertriebsstrukturen<br />

würden nicht nur die Existenzgrundlage<br />

zahlreicher Vermittler bedrohen, sondern<br />

verkennen, dass auch die Honorarberatung<br />

nicht ausschließlich Vorteile hat.“<br />

Ein generelles Provisionsverbot enthält<br />

der Entwurf aber nicht. Auf Länderebene<br />

kann allerdings dennoch ein Provisionsverbot<br />

erfolgen, erklärt Frank Hammer<br />

von Q_Perior in unserer aktuellen Fachmagazinausgabe<br />

(S.6-7).<br />

Datenschutz<br />

Auch hat das Europäische Parlament am<br />

12. März mit großer Mehrheit der europäischen<br />

Datenschutzreform zugestimmt,<br />

welche sich auch auf die Branche auswirkt.<br />

Deutsche Versicherer plädieren dafür, dass<br />

sinnvolle Prozessabläufe auch im Zuge<br />

der neuen Verordnung rechtssicher<br />

zulässig bleiben. Datenweitergabe sei<br />

dafür in bestimmten Bereichen zwingend<br />

notwendig. Umfassender greift diese Ausgabe<br />

das Thema Datenschutz der Versicherer<br />

auf Seite 40 auf.<br />

Finanzaufsicht<br />

Der GDV beschäftigt sich ebenso mit der<br />

zukünftigen Strukturierung in der Finanzaufsicht.<br />

Man will bestehende Aufsichtsstrukturen<br />

beibehalten und fordert die<br />

Gewährleistung eines allgemeinen<br />

Berichtsweges (vgl. Schema).<br />

„Durch die sektorale Aufteilung (Versicherungen,<br />

Banken, Wertpapiere und<br />

Märkte) wurde anerkannt, dass aus unterschiedlichen<br />

Marktbedingungen unterschiedliche<br />

Anforderungen an die Aufsicht<br />

resultieren. Dies sollte beibehalten<br />

werden“, heißt es seitens des GDV. Der<br />

Verband sprach sich eindeutig gegen eine<br />

Ausweitung der Aufsichtsbefugnisse auf<br />

die Europäische Zentralbank (EZB) aus.<br />

Dem europäischen Versicherungsaufseher<br />

EIOPA in eine direkte nationale Aufsicht<br />

einzubinden, erscheint dem GDV nicht<br />

notwendig. EIOPA kommt eine überwachende<br />

und koordinierende Rolle zu, sein<br />

Zusammenspiel mit nationalen Aufsichtsbehörden<br />

sorge für eine effektive Beaufsichtigung<br />

des Versicherungsmarktes.<br />

Ein smartes Europa<br />

„Europa sollte smarte Gesetzgebung in<br />

einem smarten Gefüge bedeuten“, lautet<br />

eine Grundsatzforderung aus dem Positionspapier<br />

des GDV zur Europawahl.<br />

Inhaltliche und organisatorische Doppelungen<br />

innerhalb der Organe müssen vermieden<br />

werden, so der Verband. Der Vertrag<br />

von Lissabon solle endlich vollinhaltlich<br />

zur Anwendung kommen und die<br />

Zahl der Kommissare reduziert werden.<br />

Auch weitere Institutionen zur Finanzmarktaufsicht<br />

wären nicht notwendig –<br />

im Gegenteil. Inhaltliche und organisatorische<br />

Doppelungen innerhalb der<br />

Organe müssen vermieden werden. Es<br />

wäre aus Sicht des GDV angebracht,<br />

bereits bestehende Behörden mit klaren<br />

Mandaten auszustatten. Weitere Strukturen<br />

würden keinen Mehrwert schaffen,<br />

heißt es.<br />

Hanna Behn<br />

Unternehmen<br />

en<br />

Einzeldaten<br />

BaFin<br />

Aggregierte<br />

gierte<br />

Daten<br />

Bundesbank<br />

Aggregierte<br />

Daten<br />

Ausschuss<br />

Finanzstabilität<br />

Aggregierte<br />

Daten<br />

Aggregierte<br />

Daten<br />

EIOPA EZB ESRB<br />

Finanzaufsicht: Optimale Ausgestaltung eines einheitlichen Meldeweges<br />

Quelle: GDV<br />

Seite 7


Vermittlerrichtlinie IMD2<br />

Werden Provisionsverbote<br />

zur Ländersache?<br />

Am 26. Februar hat das EU-Parlament seine Position für die zukünftigen Verhandlungen mit Rat und<br />

Kommission abgestimmt: Das Provisionsverbot für Versicherungsanlageprodukte ist vom Tisch. Jedoch<br />

besteht eine Hintertür, wenn die EU-Länder die beschlossenen Richtlinien in nationales Recht umsetzen,<br />

sagt Frank Hammer, Managing Consultant bei der Unternehmensberatung Q_PERIOR.<br />

Frank Hammer,<br />

Managing Consulting Q_Perior<br />

Wie sieht die Bezahlung von Versicherungsvermittlern<br />

künftig aus?<br />

Anders als zunächst geplant, steht das Provisionsmodell<br />

doch nicht vor dem Aus. Allerdings<br />

müssen Makler und Vertriebspartner<br />

künftig damit rechnen, Provisionen offenzulegen,<br />

also Art und Quelle der Vergütung<br />

anzugeben und auch die Höhe der Bezahlung.<br />

Jedoch gibt es Unterschiede zwischen versicherungsbezogenen<br />

Anlageprodukten und<br />

reinen Versicherungsprodukten. An dieser<br />

Stelle laufen verschiedene Einzelvorschriften<br />

aus unterschiedlichen Regulierungen zusam -<br />

men. Das EU-Parlament wünscht sich sogar,<br />

dass für Versicherungsanlageprodukte neben<br />

den Provisionen auch alle weiteren damit verbundenen<br />

Kosten offengelegt werden.<br />

Um welche Regulierungspakete geht es konkret?<br />

Die Provisionsoffenlegung ist Teil der PRIPs-<br />

Verordnung, die sich in erster Linie auf „verpackte“<br />

Finanzprodukte bezieht. Künftig<br />

müssen diese Produkte mit einem einheitlichen<br />

Beipackzettel mit Informationen zu<br />

Chancen, Risiken und Kosten ausgestattet<br />

werden. IMD2 reguliert vor allem Kompositund<br />

Krankenversicherungen sowie Produkte<br />

zur staatlich geförderten Altersvorsorge und<br />

zur Absicherung von biometrischen Risiken.<br />

Fonds- oder indexbezogene sowie kapitalbildende<br />

Lebensversicherungen fallen dagegen<br />

unter die Regeln von MiFID II, da diese Produkte<br />

nach Ansicht der EU ebenfalls zu den<br />

versicherungsbezogenen Anlagen zählen.<br />

Ist die Debatte um Provisionsverbote<br />

damit endgültig entschieden?<br />

Ein Provisionsverbot als Ergebnis der Trilogverhandlungen<br />

zwischen Kommission, Rat<br />

und Parlament erscheint mir unwahrscheinlich.<br />

Im Prinzip liegt diese Entscheidung jetzt<br />

bei den Mitgliedsstaaten und der individuellen<br />

Umsetzung in nationales Recht. MiFID<br />

II stellt den EU-Ländern ausdrücklich frei,<br />

nachträglich ein Komplettverbot zur<br />

Annahme von Provisionen einzuführen.<br />

Damit ist in Deutschland jedoch nicht zu<br />

rechnen. Die beratenden Bundesratsausschüsse<br />

bevorzugen mit dem hard disclosure<br />

vielmehr eine obligatorische Provisionsoffenlegung<br />

für alle Sparten. Darauf sollten sich<br />

Anbieter und Vermittler einstellen.<br />

Und wenn es doch nur zu einer Offenlegung<br />

auf Nachfrage kommt?<br />

Ein soft disclosure ändert an der grundsätzlichen<br />

Neustrukturierung im Vertrieb kaum<br />

etwas. Denn sowohl Anbieter als auch Vermittler<br />

müssen jederzeit damit rechnen, dass<br />

Kunden Einsicht in die Vergütungssysteme<br />

verlangen. Zwar ist noch nicht abzusehen,<br />

wie viele Kunden von diesem Recht Gebrauch<br />

machen werden, wenn es soweit kommt.<br />

Mehr Transparenz ist jedoch das erklärte Ziel<br />

dieser Regulierungen. Darauf sollten sich die<br />

Vertriebspartner einstellen und ihre<br />

Geschäftsmodelle rechtzeitig auf den Prüfstand<br />

stellen. Aus Sicht des Kunden sind Provisionszahlungen<br />

jetzt ein fester Bestandteil<br />

des Produkts und beeinflussen die Kaufentscheidung.<br />

Der GDV wendet ein, dass Offenlegung allein<br />

kaum nützt. Stimmen Sie zu?<br />

Teilweise. Eine gute Lösung wäre eine branchen-<br />

und produktübergreifende Kennzahl,<br />

um die tatsächliche Produktperformance aus<br />

Sicht des Kunden darzustellen. Man kann<br />

sich das wie den Energieverbrauchswert von<br />

Haushaltsgeräten vorstellen. Der Kunde sieht<br />

sofort, ob sich eine Anschaffung trotz höherer<br />

Kosten lohnt oder nicht. Das gilt auch für<br />

Renditeeinbußen durch Abschluss- oder<br />

Kapitalanlagekosten.<br />

Seite 8 01/<strong>2014</strong>


Markt<br />

<br />

<br />

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<br />

Abb. 1 - Alternative Vergütungsmodelle. Zur Bewertung der einzelnen Modelle wurden die relevanten Aspekte aus dem<br />

Blickwinkel der Marktteilnehmer im Vergleich zur Ist-Situation betrachtet.<br />

Quelle: Q_Perior<br />

Erst das Verhältnis zum Ertrag erlaubt<br />

dem Kunden, eine informierte Entscheidung<br />

darüber zu treffen, ob diese Kosten<br />

in Ordnung gehen oder nicht. Darüber<br />

hinaus ergeben sich durch diese Aufschlüsselung<br />

zwei Vorteile: Ähnliche Produkte<br />

lassen sich anhand von Abschlusskosten<br />

direkt miteinander vergleichen<br />

und Interessenkonflikte von Vermittlern<br />

treten schneller zutage.<br />

Ist eine laufende Courtage der rettende<br />

Ast?<br />

Eine Abschaffung von Abschlussprovisionen<br />

und der sofortige Übergang zu<br />

einer Vergütung ausschließlich durch laufende<br />

Courtagen würde vermutlich sogar<br />

unabhängig vom Vermittlerstatus die<br />

Existenz zahlreicher Vermittlerbetriebe<br />

gefährden. Die Abschlussprovisionen für<br />

die Versicherungsanlageprodukte machen<br />

bei vielen Vermittlern einen relativ hohen<br />

Anteil ihrer Einnahmen aus und sichern<br />

in der Regel die kurz- bis mittelfristige<br />

Liquidität der Unternehmen. Das sind<br />

wichtige Voraussetzungen, auch um künftige<br />

Beratungen beim Kunden vorzufinanzieren.<br />

Eine Umstellung auf Knopfdruck<br />

halte ich deshalb für unmöglich.<br />

Also keine Provisionen mehr und kurzfristig<br />

keine laufende Courtage – gibt es<br />

einen Mittelweg?<br />

Aus Sicht von Maklern und selbständigen<br />

Vertrieben lohnt sich ein Blick über die<br />

Landesgrenzen hinweg. In vielen europäischen<br />

Ländern ist trotz Offenlegung<br />

früher oder später ein Provisionsverbot<br />

eingeführt worden. Das hat beispielsweise<br />

in Großbritannien und den skandinavischen<br />

Ländern zu erheblichen Konsolidierungen<br />

am Markt geführt. Doch<br />

sowohl im Makler- als auch im Ausschließlichkeitsvertrieb<br />

haben sich laufende<br />

Courtagen als praktikabel erwiesen,<br />

wenn die Umstellung im Geschäftsmodell<br />

mittels einer schrittweisen Senkung der<br />

Abschlussvergütung einherging. In vielen<br />

Fällen bietet die laufende Vergütung sogar<br />

Chancen für eine Verbesserung der Einnahmesituation<br />

von Vermittlern. Mit diesem<br />

Vergütungssystem drohen auch keine<br />

Überraschungen mehr, falls es doch noch<br />

zu einem Verbot von Abschlussprovisionen<br />

kommt.<br />

Was empfehlen Sie Versicherern und Vermittlern,<br />

wenn es darum geht, zu einem<br />

tragfähigen Vergütungssystem zu kommen?<br />

PRIPs, MiFID II und IMD2 geben den<br />

Unternehmen zwar einen regulatorischen<br />

Rahmen. Doch ich rate davon ab, sich<br />

allein auf das im übertragenen Sinne technisch<br />

Machbare zu konzentrieren. Die<br />

Kundensicht ist am Ende das entscheidende<br />

Kriterium. Die Kostenausgleichsvereinbarung<br />

hat zum Beispiel gezeigt,<br />

dass bei der Einführung neuer Vergütungselemente<br />

schnell der Eindruck entsteht,<br />

dass es nur um eine Kompensation<br />

geht und nicht um ein aus Verbraucherschutzsicht<br />

einwandfreies Modell für eine<br />

faire und transparente Bezahlung.<br />

Welche Kriterien sollten bei einer<br />

neuen Vergütungs systematik gelten?<br />

Aus Kundensicht lauten die drei Kernfragen:<br />

Wie verändert das neue Modell<br />

die tatsächliche Kostenbelastung? Ergibt<br />

sich tatsächlich eine Verbesserung der<br />

Transparenz hinsichtlich enthaltener<br />

Kosten und möglicher Interessenkonflikte?<br />

Und unterstützt das Vergütungsmodell<br />

tatsächlich eine objektive Beratung<br />

im Sinne des am besten zum Kunden passenden<br />

Produkts? Diese drei Kriterien<br />

sind nach der jeweiligen Perspektive von<br />

Anbietern, Vermittlern und Kunden aufzuschlüsseln.<br />

Wer trägt aus Ihrer Sicht Verantwortung<br />

für den Erfolg von Vergütungssystemen?<br />

Über den Erfolg entscheidet am Ende der<br />

Kunde. Vermittler und Versicherungen<br />

sind daher zuerst am Zug, sich in den<br />

Kunden hineinzuversetzen, um das<br />

Gespür für die individuellen Wünsche<br />

weiter zu verfeinern. Ebenso müssen sich<br />

die Versicherer verstärkt darum bemühen,<br />

mit attraktiven Modellen die Vermittler<br />

für sich und ihre Produkt zu begeistern.<br />

Die Vergütungsdiskussion kann damit<br />

Versicherungsprodukte als Ganzes verändern.<br />

Wie meinen Sie das?<br />

Die Versicherungspolice lässt Rückschlüsse<br />

sowohl auf die Vermittler als auch<br />

die dahinterstehenden Unternehmen zu.<br />

Konkret steht bei intransparenten oder<br />

für einzelne Beteiligte nachteiligen Vergütungsmodellen<br />

sofort auch der Versicherer<br />

in schlechtem Licht dar. Neben<br />

Ertrag und Umsetzbarkeit eines<br />

Geschäftsmodells spielt noch viel stärker<br />

als bisher die ethische Komponente und<br />

damit das Image eines Anbieters eine<br />

maßgebliche Rolle für den langfristigen<br />

Geschäftserfolg.<br />

Vielen Dank für das Gespräch.<br />

Seite 9


Markt<br />

Gier frisst Hirn<br />

Darf es ein bisschen mehr<br />

Rendite sein?<br />

Wie viel Rendite hätten Sie denn gern? Dürfen es 5 Prozent oder mehr sein? Gern auch kurzfristig für<br />

ein bis sechs Jahre? Oder soll die Lebensversicherung gekündigt werden? Sie bekommen zwar jetzt<br />

nichts oder nicht viel, aber der Rückkaufswert wird verdoppelt! Ist es angesichts solcher und ähnlicher<br />

Versprechen nicht völlig egal, ob die Anlage Blindpool, Genussrecht, Zertifikat, Option oder Orderschuldverschreibung<br />

heißt?<br />

© LoggenWiggler / pixabay.com<br />

Oberhalb von fünf Prozent Renditeversprechen<br />

scheinen bei einigen Vermittlern,<br />

Anlegern und sogar Pressevertretern<br />

alle Vorbehalte verflogen. Fallen dann<br />

noch die Worte „Sachwerte“ und „Immobilien“,<br />

brechen alle Dämme. Risiken der<br />

Geldanlage werden ebenso ignoriert wie<br />

undurchsichtige Firmenkonstrukte.<br />

Doch damit nicht genug: Lösen sich die<br />

vollmundigen Versprechungen in Luft auf,<br />

geraten die geprellten Anleger ins Visier<br />

gerissener Anwälte und lassen sich zu vermeintlich<br />

aussichtsreichen<br />

Klagen hinreissen.<br />

Dabei vergessen<br />

gerade Kleinanleger<br />

von 1.000 bis<br />

10.000 Euro oft, dass<br />

bei zwei Instanzen<br />

schnell Kosten oberhalb<br />

von 5.000 Euro<br />

entstehen können. Ist<br />

dann die Insolvenzmasse<br />

zu gering, ist<br />

nicht nur das angelegte<br />

Geld verloren,<br />

sondern auch die<br />

Gelder für den<br />

Anwalt. Kleinanleger,<br />

die Klage gegen<br />

den Anbieter, gegen<br />

den Vermittler oder<br />

gegen den Maklerpool<br />

einreichen<br />

wollen, sollten über<br />

eine Rechtsschutzversicherung<br />

verfügen,<br />

die für solche<br />

Fälle Deckung<br />

gewährt.<br />

Woran liegt es<br />

eigentlich, dass Produkte,<br />

die kaum<br />

erklärbar sind, noch<br />

immer Vermittler wie auch interessierte<br />

Anleger finden? Zum einen liegt es natürlich<br />

daran, dass viele Vermittler verzweifelt<br />

nach einem Provisionsersatz für das stark<br />

zurückgehende Lebens- und Vollkrankenversicherungsgeschäft<br />

suchen. Auch<br />

Vermittler sind tatsächlich Menschen, die<br />

ihren Lebensunterhalt irgendwie<br />

bestreiten müssen. Da ihr Einkommen<br />

zumeist aus Provisionen besteht, will<br />

manch einer dann gern glauben, dass es<br />

sich um seriöse Angebote handelt – und<br />

bezahlt im Falle des Niedergangs solcher<br />

Konstrukte schlimmstenfalls mit der<br />

eigenen Existenz.<br />

Zum anderen suchen die Anleger verzweifelt<br />

nach hohen Garantiezinsen, da selbst<br />

klassische Lebens- oder Rentenversicherungen<br />

derzeit keine wirkliche Alternative<br />

darstellen. Denn nach Kosten dürfte der<br />

Garantiezins nicht einmal ausreichen, den<br />

Kaufkraftverlust nach Inflation auszugleichen.<br />

Nur zu gern und leider viel zu<br />

schnell glaubt der suchende Anleger dann<br />

den wunderschönen Hochglanzprospekten<br />

und den darin enthaltenen Renditerechnungen.<br />

Und die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht?<br />

Sollte die BaFin nicht<br />

eingreifen und derartige Produkte unterbinden?<br />

Schwierig - denn den Aufsehern<br />

fehlt der gesetzliche Auftrag zur Produktaufsicht.<br />

Nimmt die BaFin Prospektprüfungen<br />

zu Finanzanlagen vor, beziehen<br />

sich diese nur auf formale Anforderungen<br />

des Wertpapierprospektgesetzes. Eine<br />

Prüfung des Wahrheitsgehaltes der<br />

gemachten Angaben findet nicht statt.<br />

Auch haftet die BaFin laut dem „Gesetz<br />

über die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht“<br />

(FinDAG) nicht gegenüber<br />

den Anlegern, sondern gegenüber<br />

den Emittenten, wie Fachanwalt Peter<br />

Mattil im aktuellen BaFin-Journal erläutert.<br />

Verbraucherschutz gehört nicht zu<br />

den primären Aufgaben der Finanzaufsichtsbehörde.<br />

Was sollen Vermittler und Anleger nun<br />

tun? In Zukunft sollten Vermittler und<br />

Anleger vor allem gesunden Menschenverstand<br />

walten lassen. Die einen sollten<br />

nur verkaufen, was sie tatsächlich verstehen,<br />

die anderen sollten nur kaufen,<br />

was sie tatsächlich verstehen.<br />

Michael Fiedler<br />

Seite 10 01/<strong>2014</strong>


Sparten<br />

Dread Disease-Versicherungen<br />

Raus aus der Nische?<br />

Noch immer Nische: Schwere-Krankheiten-Versicherungen haben in<br />

der Bundesrepublik einen schweren Stand. Das liegt auch daran, dass<br />

die Policen einige Lücken im Versicherungsschutz aufweisen. Doch<br />

Vertriebschancen sind durchaus vorhanden.<br />

© PublicDomainPictures / pixabay.com<br />

Wenn es einer Branche gut geht, dann ist<br />

es die Gesundheitswirtschaft. Über 294<br />

Milliarden Euro betragen die Gesamtausgaben<br />

für Gesundheit im Jahr, wie das<br />

Statistische Bundesamt zu berichten weiß.<br />

Insgesamt arbeiten 4,8 Millionen Menschen<br />

in der Gesundheitswirtschaft. Allein<br />

die Wellness-Branche setzt mit Produkten<br />

wie Magnetmatratzen und Erdstrahlen-<br />

Entstörgeräten jährlich 73 Milliarden Euro<br />

um.<br />

Da mag es verwundern, dass hierzulande<br />

eine Versicherungssparte noch immer ein<br />

Nischendasein führt, die offensiv mit<br />

Gesundheits- bzw. Krankheitsthemen<br />

wirbt. Sogenannte Dread Disease- oder<br />

auch Schwere-Krankheiten-Versicherungen<br />

versprechen eine finanzielle Absicherung,<br />

wenn der Versicherungsnehmer<br />

an einer genau im Vertrag definierten<br />

Krankheit erkrankt: bis zu 43 Krankheiten<br />

wie Krebs oder Herzinfarkt umfasst der<br />

Katalog der Versicherer. Auch bei Operationen<br />

und dem Verlust von Grundfähigkeiten<br />

wie Hören oder Sehen zahlen<br />

einige Anbieter einen Einmalbetrag aus.<br />

Bundesweit nur circa<br />

150.000 Verträge vermittelt<br />

Marktführer bei Schwere-Krankheiten-<br />

Versicherungen ist die Canada Life mit<br />

Sitz in Köln. Zum Jahresende 2013 hatte<br />

das Unternehmen laut eigenen Angaben<br />

etwas mehr als 84.000 Dread Disease-Verträge<br />

vermittelt, die Beitragseinnahmen<br />

beliefen sich auf 72,6 Millionen Euro.<br />

Obwohl es noch Luft nach oben gibt, zeigt<br />

sich der Versicherer mit der Sparte<br />

zufrieden. „Seit Einführung ist unsere<br />

Dread Disease-Lösung Schwere Krankheiten<br />

Vorsorge für uns ein wichtiges Produkt<br />

mit einem signifikanten Beitrag zum<br />

Neugeschäft. Das ist auch in den letzten<br />

Jahren so geblieben“, erklärte Sandra<br />

Schiller, Referentin Presse- und Öffentlichkeitsarbeit<br />

bei der Canada Life, auf<br />

Anfrage von <strong>Versicherungsbote</strong>.<br />

Aber die Anbieter haben es mit Dread<br />

Disease-Policen auf dem Versicherungsmarkt<br />

schwer. Im Jahr 2011 wurde der<br />

Bestand bundesweit auf 150.000 Verträge<br />

geschätzt, jedes Jahr kommen etwa 20.000<br />

Neuabschlüsse hinzu. Das ist kein Vergleich<br />

zu privaten Berufsunfähigkeitsversicherungen,<br />

als deren Alternative die Produkte<br />

beworben werden. Nach Angaben<br />

des Gesamtverbandes der deutschen Versicherungswirtschaft<br />

(GDV) hatten 2011<br />

fast 17 Millionen Bürger eine Berufsunfähigkeitspolice<br />

gezeichnet (SBU + BUZ).<br />

Trotz der Zurückhaltung der Kunden<br />

drängen derzeit mehr Anbieter mit<br />

eigenen Schwere-Krankheiten-Produkten<br />

auf den Markt.<br />

>><br />

Seite 11


Was ist eine Dread Disease-Versicherung?<br />

Die Dread Disease-Versicherung ist eine Personenversicherung,<br />

deren Leistung bei Eintritt einer genau definierten schweren Erkrankung,<br />

eines Ereignisses (z.B. Herzinfarkt) oder nach einer schweren<br />

Operation an die versicherte Person ausgezahlt wird. Die Höhe der<br />

ausgezahlten Summe richtet sich nach Art und Schwere der Erkrankung.<br />

Es wird bei derartigen Policen meist keine Rente erbracht,<br />

sondern eine einmalige Kapitalzahlung wie bei einer Risikolebensversicherung<br />

vereinbart. Der Vertrag endet bei den meisten Gesellschaften<br />

nach Eintritt des Leistungsfalles. Mitversichert sind häufig<br />

bestimmte Organschäden, etwa wenn eine Knochenmarktransplantation<br />

durchgeführt werden muss.<br />

Die kostenlose Mitversicherung von leiblichen oder Adoptiv-Kindern<br />

bis zum 18. Lebensjahr ist für die „großen“ Tarife der Anbieter ein<br />

zusätzliches Vertriebsargument. Bei Canada Life, Zurich und Skandia<br />

sind Kinder ab dem 30. Tag nach der Geburt mitversichert, bei der<br />

Gothaer und der Bayerischen ab dem 01. Lebensjahr. Pro Leistungsfall<br />

zahlen die Canada Life, Zurich, Bayerische und Gothaer höchstens<br />

25.000 Euro aus, die Skandia bis zu 35.000 Euro.<br />

Waren bisher die vier Gesellschaften<br />

Canada Life (Schwere Krankheiten Vorsorge),<br />

Skandia (Skandia Dread Disease<br />

Komfort- oder Basisschutz), Gothaer<br />

(Gothaer Perikon) und Bayerische (Diagnose<br />

X-PREMIUM PROTECT) mit<br />

eigenständigen Tarifen am Start, hat seit<br />

Neuestem auch die Zurich mit dem Eagle-<br />

Star-Krankheitsschutzbrief und erweitertem<br />

Krankheitsschutzbrief eine Vollversicherung<br />

im Portfolio. Ergänzungstarife<br />

als Baustein zu anderen Produkten<br />

bieten u.a. die Allianz und Nürnberger<br />

Versicherung an.<br />

Versicherung ursprünglich<br />

aus angelsächsischem<br />

Raum<br />

Die Gründe, warum die Dread Disease-<br />

Versicherungen bisher keine große Verbreitung<br />

in Deutschland fanden, sind vielfältig.<br />

Ursprünglich kommen die Policen<br />

aus dem angelsächsischen Raum. Dort<br />

sind die Menschen weniger gegen die<br />

Folgen schwerer Krankheiten abgesichert.<br />

Operationen und Anschlussbehandlung<br />

müssen mitunter aus der eigenen Tasche<br />

gezahlt werden, wo hierzulande die Krankenversicherung<br />

einspringen würde.<br />

Erstmals angeboten hat eine Dread-<br />

Disease-Police der südafrikanische Herzchirurg<br />

Dr. Marius Barnard 1983 als<br />

Schutz gegen die Verschuldung nach<br />

schweren medizinischen Eingriffen.<br />

Obwohl seine Patienten nach einer Herzoperation<br />

„länger lebten, waren sie finanziell<br />

zerstört“, schrieb Barnard 2007 in<br />

einem Artikel für das britische Cover-<br />

Magazin.<br />

Beliebt sind die Policen folglich in Staaten<br />

wie Südafrika, Großbritannien, Australien<br />

und Neuseeland. Allein in Großbritannien<br />

hatten bis 2011 über 4 Millionen Menschen<br />

einen solchen Vertrag unterzeichnet,<br />

berichtet die Financial Times,<br />

jedes Jahr kommen 500.000 neue hinzu.<br />

In Deutschland hingegen ist die Versicherungsform<br />

erst seit 1993 zugelassen und<br />

nach wie vor wenig bekannt.<br />

Schutz mit Lücken bei psychischen<br />

Erkrankungen und<br />

Rückenleiden<br />

Ein weiteres Manko der Schwere-Krankheiten-Versicherung<br />

besteht darin, dass<br />

psychische Erkrankungen und Rückenleiden<br />

nur eingeschränkt oder gar nicht<br />

abgesichert sind. Damit werden ausgerechnet<br />

die häufigsten Gründe für eine<br />

Berufsunfähigkeit ausgeschlossen. Laut<br />

einer Erhebung des Analysehauses<br />

Morgen und Morgen machen Nervenleiden<br />

mit 28,67 Prozent und Erkrankungen<br />

des Skelett- und Bewegungsapparates<br />

mit 22,65 Prozent mehr als die<br />

Hälfte aller Berufsunfähigkeits- Ursachen<br />

aus (Stand April 2013). Das ist auch der<br />

Grund, weshalb Verbraucherschützer wie<br />

die Stiftung Warentest Schwere-Krankheiten-Versicherungen<br />

nicht als vollwertige<br />

Alternative zur BU gelten lassen.<br />

Doch warum sind diese Erkrankungen<br />

nicht im Versicherungsschutz inbegriffen?<br />

Die Versicherer begründen dies mit den<br />

hohen Schadenskosten, die auch an den<br />

Kunden weitergegeben werden müssten.<br />

„Die Einschränkung ist notwendig, um<br />

das Produkt kalkulierbar und im vernünftigen<br />

Preisrahmen zu halten“, sagt Frank<br />

Trapp, Bereichsleiter Produktmanagement<br />

Leben bei der Zurich, im Gespräch mit<br />

<strong>Versicherungsbote</strong>. Andere Versicherer<br />

argumentieren ähnlich. Um das Defizit<br />

zu kompensieren, haben die Anbieter verschiedene<br />

Lösungsansätze entwickelt. Bei<br />

der Skandia beinhaltet der große Tarif<br />

einen Baustein „Schutz bei eingeschränkter<br />

geistiger Leistungsfähigkeit“,<br />

welcher zum Beispiel bei Demenz, Psychose<br />

und Schizophrenie greift. Zudem<br />

ist die Erwerbsunfähigkeit im Schutz inbegriffen.<br />

Zurich, Gothaer, Canada Life und<br />

Bayerische bieten einen Erwerbsunfähigkeits-Baustein<br />

gegen Aufpreis an. Auch<br />

Kombinationen mit einem BU-Schutz<br />

oder anderen Invaliditätsabsicherungen<br />

sind möglich.<br />

Vermittlung verlangt Sensibilität<br />

und Einfühlung<br />

Für den Vertrieb bedeuten Schwere-<br />

Krankheiten-Policen eine besondere<br />

Herausforderung. Die Wahrscheinlichkeit,<br />

selbst an einer schweren Krankheit zu<br />

erkranken, ist noch immer ein tabuisierter<br />

Gedanke, den viele Menschen von sich<br />

schieben und mit dem sie nicht konfrontiert<br />

werden wollen. Einen Kunden darauf<br />

anzusprechen, erfordert vom Vermittler<br />

Überwindung und Einfühlungsvermögen.<br />

Dass es aber möglich ist, beweist zum Beispiel<br />

der Saarburger Mehrfachagent<br />

Marko Sperber, der bereits erfolgreich<br />

Schwere-Krankheiten-Policen vermittelt.<br />

Seite 12 01/<strong>2014</strong>


Sparten<br />

Auf der Webseite der Skandia verrät er,<br />

wie er Kunden für das Produkt gewinnt:<br />

„Die Deutschen sind in Sachen Geld und<br />

Versicherungen informationsfaul und verlassen<br />

sich am liebsten auf Ratschläge von<br />

Familie, Freunden und Bekannten. Deshalb<br />

stelle ich immer 2 Fragen: „Kennen<br />

Sie jemanden aus Ihrem Umfeld, der<br />

jemals eine BU ausgezahlt bekommen<br />

hat?“ Wenn Sie 100 Leute fragen, werden<br />

98 mit Nein antworten“, so Sperber.<br />

Die zweite Frage des Vermittlers lautet<br />

dann im Kundengespräch, ob der Kunde<br />

jemanden kenne, der einen Schlaganfall<br />

oder Herzinfarkt erlitten hat, an Krebs<br />

oder an multipler Sklerose erkrankt ist.<br />

Solche Fälle kenne jeder. „Wenn ich dann<br />

erzähle, dass es ein Produkt gibt, das diese<br />

Krankheiten finanziell absichert und bei<br />

dem die vereinbarte Versicherungssumme<br />

zeitnah nach Anzeige bei der Skandia einkommensteuerfrei<br />

auf einen Schlag überwiesen<br />

wird, ist das Staunen jedes Mal<br />

groß.“<br />

Thema „Schwere Krankheiten“<br />

offen ansprechen<br />

Frank Trapp, Leiter Produktmanagement<br />

bei der Zurich, rät Vermittlern dazu, trotz<br />

Tabuisierung das Problemfeld „Schwere<br />

Krankheiten“ im Kundengespräch offen<br />

anzusprechen. „Wenn die Vermittler<br />

das Thema beim Kunden aktiv<br />

angehen, ihren Vorschlag mit<br />

starken Argumenten unterfüttern<br />

können (z.B., dass jeder Vierte im<br />

Laufe seines Berufslebens aufgrund<br />

von Krankheit oder Unfall seinen<br />

Beruf nicht mehr ausüben kann),<br />

und ihnen dann noch ein leistungsfähiges<br />

Produkt zur<br />

Verfügung steht,<br />

werden sich auch<br />

die Ab schluss -<br />

zahlen erhöhen“,<br />

sagte Trapp <strong>Versicherungsbote</strong>.<br />

Sandra Schiller<br />

von der Canada<br />

Life bewertet die<br />

Chancen des Produktes<br />

ebenfalls<br />

positiv. „In der Vergangenheit<br />

gab es nur eine<br />

kleine Anzahl Versicherer, die<br />

ein solches Produkt angeboten haben“,<br />

so Schiller. „Wir sehen aber nun, dass viel<br />

mehr Unternehmen auf diesen Zug aufspringen<br />

oder entsprechende Bausteine<br />

in ihre Policen integrieren.“ In Deutschland<br />

seien etwa 75 Prozent der Erwerbstätigen<br />

nicht gegen den Verlust der<br />

Arbeitskraft abgesichert. Und auch wer<br />

bereits eine BU habe, erhalte oft nur eine<br />

Monatsrente von 500 bis 1.000 Euro,<br />

wovon etwa ein behindertengerechter<br />

Umbau des Hauses nicht bezahlt werden<br />

kann. Ihr Fazit: „Dread-Disease-Policen<br />

bieten durch den Einmalbetrag im Ernstfall<br />

eine interessante Lösung für breite<br />

Bevölkerungsschichten“.<br />

Fallstricke für Vermittler?<br />

Allerdings gibt es auch eine Vermittlungshürde:<br />

Beim Beratungsgespräch sehen<br />

sich die Vermittler mit komplizierten<br />

medizinischen Fachausdrücken im Vertragswerk<br />

konfrontiert. Welcher Mensch<br />

ohne Medizinstudium weiß etwa,<br />

wodurch sich eine „Progressive Supranukleäre<br />

Blickparese“ auszeichnet? Was es<br />

bedeutet, dass eine Bypass-Operation der<br />

Herzkranzgefäße nur versichert ist, sofern<br />

eine „mediane Sternotomie“ durchgeführt<br />

wurde?<br />

Die Vertragsbedingungen stecken voller<br />

derartiger Begriffe.<br />

Im schlimmsten Fall bergen die Verträge<br />

sogar ein Haftungsrisiko für unabhängige<br />

Vermittler. Werben die Anbieter zum Beispiel<br />

damit, dass ein Herzinfarkt zu den<br />

versicherten Krankheitsereignissen<br />

gehört, so ist die Sonderform der Angina<br />

Pectoris vom Versicherungsschutz in fast<br />

allen Policen ausgeschlossen. Ein solcher<br />

Infarkt ist durchaus keine Seltenheit: im<br />

Jahr 2005 wurden deutschlandweit<br />

316.000 Patienten mit einer derartigen<br />

Diagnose in die Krankenhäuser eingeliefert<br />

(Quelle: Ärztezeitung).<br />

Die Aussage, Herzinfarkt sei versichert,<br />

ist also so nicht ganz korrekt. Richtig<br />

müsste es heißen: Bestimmte Formen des<br />

Herzinfarktes sind abgesichert, sofern sie<br />

zu einer schweren Gesundheitsschädigung<br />

führen. Stellt dieser Tatbestand ein Einfallstor<br />

dar, wenn ein Verbraucher seinen<br />

Vermittler wegen Falschberatung verklagen<br />

will?<br />

Mirko Wenig<br />

© bigblockbobber / pixabay.com<br />

Seite 13


Risikozuschläge in der<br />

Privaten Krankenversicherung<br />

Ist eine erneute Prüfung sinnvoll?<br />

In der privaten Krankenversicherung müssen Versicherte mit Vorerkrankungen Risikozuschläge zahlen.<br />

Die Zuschläge erhöhen die Versicherungsprämie, schaffen jedoch zugleich vollständigen Versicherungsschutz<br />

trotz einer Erkrankung bei Vertragsbeginn. Weshalb eine erneute Prüfung sinnvoll sein kann und was<br />

zu beachten ist, fand <strong>Versicherungsbote</strong> in einer Anfrage an führende Krankenversicherer und im Gespräch<br />

mit Versicherungsberater Oliver Beyersdorffer heraus.<br />

Eine Harninkontinenz kostete eine PKV-<br />

Versicherte monatlich rund 30 Euro<br />

zusätzlich zu ihrer regulären Versicherungsprämie.<br />

Nach 27 Jahren entschloss<br />

sie sich zu einem Tarifwechsel und sollte<br />

nun für dieselbe Erkrankung 119 Euro<br />

Risikozuschlag zahlen. An der Diagnose<br />

hatte sich jedoch nichts verändert. PKV-<br />

Experte und Berater für Tarifwechsel,<br />

Oliver Beyersdorffer, machte die Erhöhung<br />

des Zuschlags stutzig. Er fragte bei<br />

der Gesellschaft an. Dort reichte die Sachbearbeiterin<br />

den Fall an die entsprechende<br />

Fachabteilung, die nochmals prüfte und<br />

auch die Hauptverwaltung in den Vorgang<br />

involvierte. Schließlich konnte auch eine<br />

Lösung gefunden werden. „Zu dieser Problematik<br />

kann der Einsatz einer Software<br />

namens ,Aktuar Med‘ führen, die bei<br />

vielen Krankenversicherern inzwischen<br />

in der Tarifentwicklung und in<br />

der Risikoprüfung eingesetzt<br />

wird.<br />

Deren Einsatz kann dazu führen, dass ein<br />

Risikozuschlag, der vor 20-30 Jahren vereinbart<br />

wurde, bei einem Tarifwechsel auf<br />

das mehrfache ansteigt“, erklärt Beyersdorffer<br />

das Phänomen. Heute werden<br />

Erkrankungen sehr viel feiner unterschieden,<br />

als noch zum Zeitpunkt der<br />

Antragsstellung. Die Kollision zwischen<br />

alter manueller und neuer softwaregestützter<br />

Vorgehensweise kann zu solchen<br />

Erhöhungen führen. Durch Beharrlichkeit<br />

des Tarifwechsel-Experten und dem<br />

Wunsch nach Aufklärung ging die<br />

Geschichte für seine Mandantin aber gut<br />

aus: „Die Gesellschaft stellte das Problem<br />

fest und entschuldigte sich dafür – und<br />

erließ der Versicherten nicht nur die Erhöhung,<br />

sondern sogar den kompletten Risikozuschlag.”<br />

© masahironakano / istockphoto.com<br />

Beyersdorffer hat Erfahrung mit der<br />

Überprüfung von Risikozuschlägen. Seit<br />

2001 beschäftigt er sich mit Tarifwechseln<br />

in der PKV und ist zugelassener Versicherungsberater<br />

nach §34 e Abs. 1 GewO.<br />

Er hilft nicht nur Kunden dabei, Beiträge<br />

in der PKV durch geschickten Tarifwechsel<br />

zu mindern, sondern steht auch<br />

Versicherungsmaklern, Vermittlern und<br />

Finanzdienstleistern beratend zur Seite.<br />

Der Experte weiß, dass man die Sach- und<br />

Rechtslage gut kennen muss, um mit Versicherern<br />

unter anderem in diesem Punkt<br />

angemessen zu verhandeln.<br />

Wann und wofür werden<br />

Risikozuschläge erhoben?<br />

Übergewicht, Stoffwechselkrankheiten,<br />

Verdauungsstörungen, Bluthochdruck<br />

oder Allergien – wer unter einer Erkrankung<br />

leidet, muss in der privaten Krankenversicherung<br />

erhöhte Beiträge zahlen.<br />

Krankenversicherer kalkulieren ihre Tarife<br />

so, dass gesunde Personen sich zum normalen<br />

Tarifbeitrag versichern können.<br />

„Der Tarifbeitrag deckt also das Risiko<br />

von Krankheiten ab, die möglicherweise<br />

in der Zukunft auftreten können. Um<br />

Kosten für bereits bestehende Erkrankungen<br />

decken zu können, wird daher<br />

ein zusätzlicher Beitrag als Risikozuschlag<br />

erhoben“, erläutert eine Sprecherin der<br />

Allianz die Zuschlagpraktik. „In der<br />

Krankheitskostenvollversicherung ist<br />

unser Bestreben, vollumfänglichen Versicherungsschutz<br />

zu bieten. Aus diesem<br />

Grund bieten wir an, Vorerkrankungen<br />

gegen Zahlung eines Risikozuschlages in<br />

den Versicherungsschutz zu integrieren“,<br />

ergänzt Inter.<br />

Seite 14<br />

01/<strong>2014</strong>


Sparten<br />

Risikozuschläge werden für alle<br />

Diagnosen erhoben, die das Entstehen<br />

von Behandlungs- oder<br />

Untersuchungskosten erwarten<br />

lassen.<br />

Häufigste Ursache für<br />

Risikozuschläge:<br />

• Hypertonie (Bluthochdruck)<br />

• Übergewicht<br />

• Stoffwechselstörung<br />

• Schilddrüsenerkrankung<br />

• Erkrankungen an Wirbelsäule<br />

oder Gelenken<br />

• Erkrankungen der Haut<br />

• Atemwegserkrankungen<br />

• Heuschnupfen<br />

• Allergien<br />

• Psychische Erkrankungen<br />

• Knieerkrankungen<br />

• Fettstoffwechselerkrankungen<br />

• Magen- und Darmerkrankungen<br />

Risikozuschläge werden direkt bei<br />

Antragsstellung erhoben. Dies kann<br />

sowohl beim Erstantrag der Fall sein oder<br />

bei einer zusätzlichen Gesundheitsprüfung<br />

im Rahmen einer Erweiterung des<br />

bestehenden Versicherungsschutzes, z.B.<br />

bei einem Tarifwechsel. Bei einer Risikoprüfung<br />

beurteilt beispielsweise die<br />

Debeka jeweils Art, Außmaß und Schwere<br />

der Erkranken, die Gefahr von Rezidiven<br />

(Wiedererkrankung), zurückgebliebene<br />

bzw. mögliche Folgen, das Zusammentreffen<br />

mehrerer risikoerheblicher Erkrankungen<br />

sowie das Alter des potentiellen<br />

Versicherungsnehmers.<br />

Es ist nicht so, dass die Mehrzahl der Verträge<br />

in der privaten Krankenkasse<br />

erschwert zustande kommen. „Bei der<br />

Debeka werden lediglich 5 Prozent der<br />

Krankheitskostenvollversicherungen mit<br />

besonderen Bedingungen geführt“, betont<br />

das Unternehmen auf Anfrage von <strong>Versicherungsbote</strong>.<br />

Insgesamt versichert die<br />

Debeka etwa 2,2 Millionen Menschen für<br />

den Krankheitsfall ab – 95 Prozent ohne<br />

Zuschläge oder Auschlüsse.<br />

Überprüfung der Risikozuschläge<br />

durch Versicherer<br />

Erkrankungen während der Vertragslaufzeit<br />

spielen in Form eines Risikozuschlages<br />

keine Rolle für den Beitrag zur<br />

privaten Krankenversicherung, solange<br />

der bestehende Schutz nicht erweitert<br />

werden soll. Ist eine Krankheit allerdings<br />

ausgeheilt oder wurde ggf. einmal fehlerhaft<br />

diagnositiziert, kann dies sehr wohl<br />

zur Aufhebung des Zuschlags führen:<br />

„Gelegentlich werden Risikozuschläge<br />

zurück genommen. Meist stellt sich dabei<br />

heraus, dass es sich bei der ursprünglichen<br />

Diagnose, aufgrund derer der Risikozuschlag<br />

vereinbart worden war, um eine<br />

Fehldiagnose handelte“, bestätigt die Hallesche<br />

Krankenversicherung.<br />

Auch wenn die Erkrankung folgenlos ausgeheilt<br />

ist, nehmen Gesellschaften Risikozuschläge<br />

zurück. „Sollte ein Kunde<br />

irrtümlicherweise einen Risikozuschlag<br />

gezahlt haben, wird der angefallene Betrag<br />

selbstverständlich rückerstattet“, verspricht<br />

die Allianz. Die gesetzliche Grundlage<br />

dafür bildet § 41 VVG.<br />

Der Wunsch auf Wegfall oder Reduzierung<br />

eines Risikozuschlages ist dem Versicherer<br />

meist formlos und schriftlich mitzuteilen.<br />

Fristen oder Auflagen gebe es<br />

keine. Als Nachweis ist ein aussagekräftiges<br />

fachärztliches Attest notwendig, das<br />

eine völlige und folgenlose Ausheilung<br />

der Vorerkrankung bestätigt. „Es genügt<br />

§ 41 VVG<br />

Herabsetzung der Prämie<br />

Ist wegen bestimmter gefahrerhöhender Umstände eine höhere<br />

Prämie vereinbart und sind diese Umstände nach Antragstellung<br />

des Versicherungsnehmers oder nach Vertragsschluss weggefallen<br />

oder bedeutungslos geworden, kann der Versicherungsnehmer verlangen,<br />

dass die Prämie ab Zugang des Verlangens beim Versicherer<br />

angemessen herabgesetzt wird. Dies gilt auch, wenn die Bemessung<br />

der höheren Prämie durch unrichtige, auf einem Irrtum des<br />

Versicherungsnehmers beruhende Angaben über einen solchen<br />

Umstand veranlasst worden ist.<br />

nicht, dass lediglich die momentane<br />

Behandlungs- oder Beschwerdefreiheit<br />

bescheinigt wird. Vielmehr muss der Arzt<br />

auf der Grundlage entsprechender Untersuchungen<br />

nachweisen, dass die Vorerkrankung<br />

ausgeheilt ist“, erläutert die Hallesche.<br />

Die Allianz teilt mit, dass einige<br />

Krankheiten stets risikorelevant bleiben<br />

können und überprüft werden müssten.<br />

Das sind beispielsweise Mittelohrentzündungen,<br />

Beinthrombosen, Lungenentzündungen,<br />

Akne, Schleimbeutelentzündungen<br />

an Knie oder Schulter sowie<br />

Spreizfuß oder Sodbrennen. Erfolgsaussichten<br />

bei chronischen Erkrankungen<br />

seien grundsätzlich eingeschränkt, ergänzt<br />

Inter.<br />

Tarifwechsel — seltene<br />

Möglichkeit zu erfahren,<br />

was der Versicherer zu<br />

wissen glaubt<br />

Wenn Risikozuschläge sich als fehlerhaft<br />

herausstellen, ist oft nicht eine falsche<br />

ärztliche Diagnose oder die Ausheilung<br />

der Krankheit der Grund. „In diesem<br />

Kontext geht es viel mehr um Diagnosen,<br />

die aufgrund der Art und Weise ärztlicher<br />

Abrechnung entstehen“ sagt Beyersdorffer.<br />

„Wenn PKV-Kunden zum Arzt gehen,<br />

dann schreibt dieser eine Rechnung mit<br />

einer Diagnose. Dabei wird nicht vermerkt,<br />

ob es sich lediglich um einen Verdacht<br />

gehandelt hat, oder ob es wirklich<br />

eine bestehende Erkrankung ist. Bei der<br />

nächsten Behandlung kommt zur bestehenden<br />

Diagnose eine weitere hinzu,<br />

danach noch eine usw. Ärzte schleppen<br />

so alle jemals befürchteten Diagnosen bei<br />

ihren Abrechnungen mit. Der Krankvenversicherer<br />

erthält in der Regel keine<br />

Befundberichte. Ein Krankheitsbild seines<br />

Kunden ergibt sich für ihn anhand der<br />

Abrechnung. Er stützt sich dann auf die<br />

entsprechenden Abrechnungen, ohne<br />

sicher sein zu können, dass alles zutrifft“,<br />

so der Beitreiber des Portals Tarifwechsel-<br />

Profi.de weiter, „im Rahmen einer<br />

Gesundheitsprüfung besteht daher die<br />

seltene Gelegenheit für den Kunden<br />

herauszufinden, was sein Versicherer über<br />

ihn zu wissen glaubt.“<br />

Bei Tarifwechseln prüft Beyersdorffer<br />

besonders, ob Riskozuschläge noch<br />

gerechtfertigt sind. Das zeigt sich bei<br />

Überprüfung der Diagnose selbst als auch<br />

der Frage, ob die Krankheit noch besteht.<br />

>><br />

Seite 15


Oliver Beyersdorffer<br />

ist Experte für den Tarifwechsel<br />

nach § 204 VVG in der<br />

privaten Krankenversicherung<br />

und Autor. Er ist geprüfter Versicherungsfachmann<br />

und seit<br />

1985 im Versicherungsgeschäft<br />

tätig.<br />

2001 begann er sich intensiv<br />

mit dem Tarifwechsel in der<br />

privaten Krankenversicherung<br />

zu beschäftigen. Heute ist er<br />

zugelassener Versicherungsberater<br />

nach § 34 e Abs. 1 GewO,<br />

hilft betroffenen PKV-Kunden<br />

durch Tarifwechsel Beitragsentlastungen<br />

zu erreichen und<br />

stellt seine Erfahrung auch<br />

Versicherungsmaklern, Vermittler<br />

und Finanzdienstleistern<br />

zur Verfügung.<br />

Web:<br />

www.tarifwechsel-profi.de<br />

Einmal hatte er eine Mandantin, die wegen<br />

einer sogenannten Polyglobolie („dickes<br />

Blut“) über 200 Euro zusätzlich zur Versicherungsprämie<br />

zahlen musste. „Dafür<br />

können sich manche bereits versichern“,<br />

merkt er an. Er riet seiner Mandantin festzustellen,<br />

ob die Krankheit noch besteht. Eine<br />

Blutuntersuchung, Attest und eine zusätzliche<br />

schriftliche Mitteilung der Ärztin bestätigten,<br />

dass die Krankheit ausgeheilt war und halfen<br />

schließlich, den Zuschlag aufzuheben.<br />

Sollten bei einem Tarifwechsel Risikozuschläge<br />

bestehen, muss man sie vor dem<br />

Wechsel überprüfen. Wie schon das Eingangsbespiel<br />

veranschaulicht, können die<br />

Zuschläge beim Wechsel nicht nur mitgehen,<br />

sondern sich auch erhöhen.<br />

Ist es besser, einen Riskozuschlag<br />

anzunehmen oder<br />

abzulehnen?<br />

„Es ist immer besser einen Risikozuschlag<br />

anzunehmen und vollständig versichert zu<br />

sein – denn der Zuschlag ist arbeitgeberzuschussfähig<br />

und steuerlich durch das BEG<br />

abzugsfähig“ erklärt Gerd Güssler, Geschäftsführer<br />

des Marktbeobachters KVpro.de, auf<br />

Anfrage von <strong>Versicherungsbote</strong>. „Auch kann<br />

der Zuschlag wegfallen, wenn z.B. der BMI<br />

deutlich fällt, weil der Versicherungsnehmer<br />

an Gewicht abgenommen hat“, merkt er an.<br />

„Beim Erstantrag ist es sicherlich die Regel,<br />

den Risikozuschlag anzunehmen“, bestätigt<br />

Beyersdorffer. „Bei einem Tarifwechsel hingegen<br />

geht es um Leistungen, die im bisherigen<br />

Versicherungsschutz nicht enthalten<br />

sind.“<br />

So beinhaltet eine komplexe Prüfung vor<br />

dem Wechsel nicht nur den bisherigen<br />

Zuschlag. „Man muss sich auch die Mehrleistungen<br />

genau ansehen und sich fragen,<br />

ob der Risikozuschlag in seiner Höhe angemessen<br />

ist für die dadurch zu erhaltenden<br />

zusätzlichen Gesundheitsleistungen“, erläutert<br />

der Experte sein Vorgehen. Ob ein Zuschlag<br />

angenommen wird, hängt grundsätzlich stark<br />

von der Lebenssituation und der Erkrankung<br />

des potentiellen Versicherungsnehmers ab.<br />

Bieten Versicherer einen Zuschlag an, übernehmen<br />

sie bei dessen Zahlung auch den<br />

Versicherungsschutz für die jeweilige Erkrankung<br />

und all ihre möglichen Folgen und<br />

bevorzugen es in der Regel, wenn der Risikozuschlag<br />

angenommen wird.<br />

„Individuelle Vereinbarungen, wie sie ein<br />

Leistungsausschluss oder ein Mehrleistungsverzicht<br />

darstellen, erfordern erhöhte Aufmerksamkeit<br />

und ziehen Einzelprüfungen<br />

nach sich. Das ist mit einem höheren<br />

Aufwand und amit auch höheren Verwaltungskosten<br />

verbunden.“<br />

Sollte es beim Tarifwechsel zu einem Risikozuschlag<br />

kommen, dann kann sich dieser<br />

nur auf Mehrleistungen im neuen Tarif bzw.<br />

einen höheren Erstattungsrahmen als zuvor<br />

beziehen. „Nicht selten kommt es vor, dass<br />

der Risikozuschlag durch eine Reduzierung<br />

des Selbstbehalts entsteht. Krankenversicherer<br />

sehen dessen Verminderung in der<br />

Regel als Erweiterung des Versicherungsschutzes<br />

an. In diesem Fall darf der Zuschlag<br />

nur die Differenz zwischen alten und neuem<br />

Selbstbehalt – auf den Monat umgerechnet –<br />

betragen“, warnt der Experte. Auch dabei gilt<br />

es, Diagnosen auf ihre Richtigkeit zu prüfen.<br />

Wie sagt man es<br />

dem Versicherer?<br />

Beyersdorffer übernimmt beim Versuch,<br />

Risikozuschläge aufheben zu lassen, eine Verantwortung,<br />

die Versicherer gar nicht warnehmen<br />

können. „Krankenversicherer<br />

müssen den Blick für’s große Ganze haben.<br />

Sie sind verantwortlich für die gesamte Versichertengemeinschaft<br />

und daher werden sie<br />

bei individuellen Vereinbarungen darauf<br />

achten, dieser Verwantwortung gerecht zu<br />

werden“, gesteht der Tarifwechsel-Profi den<br />

Gesellschaften zu. So bleibt es seine Aufgabe,<br />

im Sinne des Kunden zu verhandeln.<br />

Versicherungsnehmer können ihren Versicherer<br />

lediglich zu einer Überprüfung<br />

bewegen, aber den Zuschlag nicht einfach<br />

aufheben lassen – und lieber nicht ohne kompetente<br />

Hilfe: „Den Dialog mit dem Krankenversicherer<br />

sollte man mit Sachlichkeit,<br />

Zitieriung der Rechtsgrundlage (§41 VVG)<br />

und nicht ohne entsprechende ärztliche<br />

Bescheinigung(en) beginnen. In manchen<br />

Fällen kann es auch dazu kommen, dass ein<br />

ärztliches Gutachten gebraucht wird“ so Beyersdorffer.<br />

Und es funktioniert nicht immer,<br />

weiß er aus seiner langjährigen Erfahrung.<br />

„Man sollte nur dann eine Überprüfung<br />

anregen, wenn auch Aussicht auf Erfolg<br />

besteht – eine Ausheilung sich also bescheinigen<br />

lässt. Es gibt Fälle, in denen Attest oder<br />

Gutachten nicht genügen, um den Zuschlag<br />

auf Null zu reduzieren. Manchmal führt die<br />

Überprüfung auch zum Rechtsstreit.“ Davon<br />

müsse man sich jedoch nicht abschrecken<br />

lassen. „Oberstes Ziel sowohl vom Berater<br />

bzw. Makler als auch vom Versicherer muss<br />

es sein, eine Lösung für den gemeinsamen<br />

Kunden zu finden“, beruhigt er.<br />

Hanna Behn<br />

Seite 16 01/<strong>2014</strong>


Soforthilfe<br />

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Lebensversicherung<br />

Wider dem Garantiezins<br />

War der Garantiezins jahrelang Verkaufsgarant für Lebensversicherungen, so hat dieser in den vergangenen<br />

Jahren nicht nur seine Strahlkraft verloren. Vielmehr ist der Garantiezins, angesichts der Niedrigzinsphase<br />

und der daraus resultierenden Senkung, zum Hemmschuh des Vertriebs geworden.<br />

Seit 2012 liegt der Garantiezinssatz von<br />

Lebensversicherungen bei 1,75 Prozent<br />

und somit unter der Inflationsrate. Grund<br />

genug für zaghafte Versuche der Versicherungswirtschaft,<br />

Alternativen zu offerieren.<br />

Dass bei den bis dato platzierten<br />

Modellen in Gänze auf Produkte ohne<br />

Garantiezins gesetzt wird, war bereits<br />

vorab zu erwarten. Schließlich belasten<br />

Zinsgarantien die Bilanzen der Versicherer<br />

in diesen Zeiten immens: Auf der<br />

einen Seite müssen noch reichlich Verträge<br />

mit einem Garantiezins von vier<br />

Prozent bedient werden. Auf der anderen<br />

Seite hat die Branche große Probleme,<br />

diese Zinsen überhaupt zu erwirtschaften.<br />

Doch nicht nur der Zinssatz, aktuell<br />

nahezu auf Sparbuchniveau, und Quersubventionierung<br />

von Bestandsverträgen<br />

machen dem Produkt Lebensversicherung<br />

zu schaffen. Auch Provisionsexzesse und<br />

unangemessene Incentivereisen warfen<br />

kein gutes Bild auf die Versicherungswirtschaft<br />

und machten den Vertrieb nicht<br />

leichter. Hinzu kommt, dass sich die<br />

Bedürfnisse der Versicherungsnehmer<br />

gewandelt haben: Erwerbsbiografien, wie<br />

sie noch vor wenigen Jahren üblich waren,<br />

sind heute kaum noch möglich. Entsprechend<br />

haben sich auch Kundeninteressen<br />

verschoben. Zwar bleibt der Wunsch nach<br />

lebenslangen Garantien zentrales<br />

Merkmal einer sicheren Altersvorsorge,<br />

doch unter den veränderten Rahmenbedingungen<br />

reicht das vielen Versicherungsnehmern<br />

nicht mehr. So ist es nicht<br />

verwunderlich, dass die Branche auf<br />

Transparenz, Flexibilität und Produkte<br />

ohne Garantiezinsen setzt. Ganz ohne<br />

Garantien kommen die neuen Rentenversicherungen<br />

ohne Garantiezins dabei<br />

nicht aus: Bei den Modellen der Versicherer<br />

Allianz, Ergo und AXA werden<br />

zwar lediglich die eingezahlten Beiträge<br />

garantiert, was inflationsbereinigt ein<br />

Minusgeschäft ist, der Wunsch des<br />

Kunden nach Garantien wird dadurch<br />

jedoch bedient.<br />

Die Rechnung der Unternehmen ist einfach:<br />

Durch Produkte mit niedrigeren<br />

Garantien muss der Versicherer weniger<br />

Risikokapital einsetzen. „Mit einem geringeren<br />

Risikokapitaleinsatz können wir<br />

höhere Überschussbeteiligungen bieten“,<br />

erläutert Alf Neumann, Vorstand der<br />

Allianz-Leben. Das könnte für beide<br />

Seiten zum Erfolgsmodell werden. Laut<br />

Allianz sollen mit dem neuen Tarif ‘Perspektive’<br />

im Vergleich zu dem klassischen<br />

Modell eine bessere Gesamtverzinsung<br />

für die Ansparphase und eine höhere<br />

Überschussbeteiligung erreicht werden.<br />

So rechnet die Allianz für 2013 mit einer<br />

um 0,3 Prozentpunkte (4,5 Prozent)<br />

höheren Gesamtverzinsung, als beim klassischen<br />

Modell (4,2 Prozent).<br />

Allianz Perspektive – eine<br />

klassische Variante<br />

Bei Allianz ‘Perspektive’ handelt es sich<br />

um eine Rentenversicherung mit Beitragsgarantie.<br />

Neben den eingezahlten Beiträgen<br />

werden die laufenden Überschussbeteiligungen<br />

jährlich gutgeschrieben.<br />

Somit wird eine stetig wachsende Mindestrente<br />

aufgebaut. Zum Rentenbeginn<br />

wird die Rente auf Basis der dann im Neugeschäft<br />

für Sofortrenten gültigen Rechnungsgrundlagen<br />

neu berechnet. Dadurch<br />

sollen Kunden von einem möglicherweise<br />

höheren Zinsniveau in der Zukunft profitieren<br />

können. Allerdings sind die eingezahlten<br />

Beiträge nur bei regulärem Vertragsende<br />

oder bei vorzeitigem Todesfall<br />

in der Sparphase gesichert.<br />

Ergo baut auf Transparenz<br />

und Flexibilität<br />

Versicherer Ergo setzt in seinen Tarifen<br />

‘Rente Garantie’ und ‘Rente Chance’ vor<br />

allem auf Flexibilität. Kunden sollen nicht<br />

mehr mit verschiedenen Produkten und<br />

Verträgen bei veränderten Lebenssituationen<br />

konfrontiert werden, sondern mit<br />

einem Rentenversicherungsvertrag, der<br />

sich individuell an die jeweilige Lebenssituation<br />

anpasst. So sollen Kunden nun<br />

Zahlungen während der Laufzeit aussetzen,<br />

Zusatzversicherungen einschließen,<br />

den Beginn der Rentenzahlung<br />

verschieben, Beiträge und Zusatzversicherungen<br />

individuell anpassen sowie<br />

größere Beträge einzahlen oder entnehmen<br />

können. Diese Optionen sollen<br />

Kunden jederzeit ohne Kündigung den<br />

Abschluss eines neuen Vertrages ermöglichen.<br />

Im Tarif ‘Rente Garantie’ setzt Ergo verstärkt<br />

auf den Faktor Sicherheit. Der Versicherer<br />

sichert die eingezahlten Beiträge<br />

und eine garantierte Rente bis zum<br />

Lebensende zu. Die Beiträge werden in<br />

einem dynamischen Konzept angelegt.<br />

Beim Tarif ‘Rente Chance’ handelt es sich<br />

um eine fondsgebundene Rentenversicherung.<br />

Diese hat jedoch keine Garantie und<br />

Kunden müssen, wie in Fondspolicen<br />

üblich, die Wahl der Kapitalanlage selbst<br />

steuern. Sie können dabei auf mehr als 60<br />

ausgewählte Investmentfonds zurückgreifen.<br />

Ein späterer Wechsel in den Tarif<br />

‘Rente Garantie’ ist möglich. Um in<br />

Sachen Transparenz zu punkten, will Ergo<br />

klare Kostenausweise, auch für die Garantiekosten,<br />

geben. Zudem sollen individuelle<br />

Hochrechnungen vor dem Vertragsabschluss<br />

dem Kunden ein realistisches<br />

Bild der Renditechancen vermitteln.<br />

AXA setzt auf eine fondsgebundene<br />

Rentenversicherung<br />

Allianz und Ergo hatten ihre neuen Altervorsorge-Tarife<br />

bereits Mitte des vergangenen<br />

Jahres gelauncht. AXA brachte erst<br />

zu Jahresbeginn ein Konkurrenz-Produkt<br />

auf den Markt. Bei ‘Relax Rente’ handelt<br />

es sich um eine fondsgebundene Rentenversicherung,<br />

bei der via Garantiekomponente<br />

die eingezahlten Beiträge zum<br />

Rentenbeginn garantiert werden. Grundlegend<br />

setzt sich ‘Relax Rente’ aus drei<br />

Basisbausteinen und drei möglichen Anlagestrategien<br />

zusammen.<br />

Seite 18 01/<strong>2014</strong>


Sparten<br />

Versicherungsnehmer können die Basisbausteine<br />

Garantie, Rendite und Wertzuwachs<br />

mit den Anlagestrategien Comfort,<br />

Classic und Chance kombinieren. Die<br />

Kombination der Bausteine kann während<br />

der Vertragslaufzeit geändert werden.<br />

Starke Verkaufszahlen<br />

Allianz und AXA hatten ihr neues<br />

Lebensversicherungskonzept von Beginn<br />

an in allen Schichten der Altersvorsorge<br />

angeboten. Ergo will nun nachziehen.<br />

Dazu plant der Versicherer die Privatrenten<br />

‘Rente Garantie’ und ‘Rente<br />

Chance’ auch auf geförderte Produkte und<br />

die betriebliche Altersversorgung auszudehnen.<br />

„Jetzt werden wir das Produkt<br />

auch für die anderen beiden Schichten –<br />

geförderte Produkte und betriebliche<br />

Altersversorgung – marktreif machen“,<br />

kündigte Ergo-Vorstandsvorsitzender<br />

Torsten Oletzky an. Grund dafür könnten<br />

auch die positiven Zahlen im Neugeschäft<br />

sein. So resümierte Ergo-Vorstand Daniel<br />

von Borries kürzlich, dass sich die neue<br />

Ergo ‘Rente Garantie’ prächtig verkaufe.<br />

Borries erklärte, dass bereits 50 Prozent<br />

des Neugeschäfts im Bereich Leben auf<br />

das neue Produkt entfallen.<br />

Ähnlich positiv sieht es bei der Allianz<br />

aus. Allein für 2013 wurden fast 20.000<br />

abgeschlossene Verträge mit einer Bewertungssumme<br />

von mehr als 720 Millionen<br />

Euro vermeldet. Damit ist der Start von<br />

‘Perspektive’ die bisher erfolgreichste Produkteinführung<br />

der Allianz Lebensversicherung.<br />

Generell stieg die Nachfrage in<br />

den vergangenen Monaten kontinuierlich.<br />

Angesichts der Niedrigzinsphase fragten<br />

Kunden verstärkt kapitalmarktnahe Produkte<br />

mit neuen Garantien nach. In der<br />

privaten Altersvorsorge hatten sie einen<br />

Anteil von 35 Prozent. Im vierten Quartal<br />

stammte sogar die Hälfte des Neugeschäfts<br />

aus Verträgen mit neuen Garantien.<br />

Vermittler wünschen sich<br />

Neuausrichtung<br />

Angesichts der andauernden Niedrigzinsphase,<br />

die eine weitere Absenkung des<br />

Höchstrechnungszinssatz auf 1,25 Prozent<br />

mit sich bringen könnte, wünschen sich<br />

auch Vermittler eine Neuausrichtung<br />

sowie eine Marktbereinigung. Dies müsse<br />

jedoch nicht gleichbedeutend mit einer<br />

Abkehr von den klassischen Produkten<br />

sein. Inzwischen gibt es erste Anzeichen<br />

für eine solche Marktbereinigung. BaFin-<br />

Chefin Elke König erklärte kürzlich: „Der<br />

Markt wird etwas schrumpfen, aber nicht<br />

dramatisch.“ Demnach planen sieben der<br />

90 Lebensversicherer das Neugeschäft<br />

komplett oder teilweise einzustellen.<br />

Für den Bund der Versicherten (BdV) ist<br />

die Entwicklung der Sparte vorgezeichnet.<br />

So werden Versicherungsunternehmen<br />

verstärkt versuchen, neuartige Produkte<br />

wie Hybridprodukte, Variable Annuities<br />

oder ähnliche Produkte wie die der<br />

Allianz, Ergo und AXA am Markt platzieren.<br />

Dabei sei aber durchaus Vorsicht<br />

geboten. Speziell Allianz ‘Perspektive’<br />

wurde von Seiten der Verbraucherschützer<br />

scharf kritisiert. So führe jede<br />

vorzeitige Kündigung dieses Produktes<br />

mit Sicherheit zu deutlich höheren Verlusten<br />

als bei einer Sparanlage. BdV-Vorstandsvorsitzender<br />

Axel Kleinlein bezeichnete<br />

das Vorsorgekonzept ‘Perspektive’<br />

„als eines der schlechtesten Versicherungsprodukte,<br />

das er in den letzten 100<br />

Jahren erlebt habe.“ Auch die Gesamtkostenquote<br />

sei mit 1,06 Prozent vergleichsweise<br />

zu hoch.<br />

Der Branche ist es bis auf die genannten<br />

Ausnahmen nicht ernsthaft gelungen,<br />

neue positive Impulse zu setzen und die<br />

Krise als Chance für einen neuen Aufbruch<br />

zu nutzen. Ein Wandel und der<br />

damit verbundene Paradigmenwechsel in<br />

der Leben-Sparte sollte sich im besten Fall<br />

ohne weitere Beschädigungen der Anbieterimages<br />

vollziehen. Bei der Produktentwicklung<br />

sollten Unternehmen an verschiedenen<br />

Fronten kämpfen. Ja, die<br />

Lebensläufe der heutigen Generation sind<br />

andere, als noch vor 20 oder 30 Jahren.<br />

Auch die Bedürfnisse sind andere. Dennoch<br />

gilt es, für kommende Produkte<br />

nicht alle Wünsche auf einmal erfüllen zu<br />

wollen. Denn am Ende der Kette stehen<br />

Vermittler und Kunde, die entsprechende<br />

Produkte verstehen müssen. Letztlich<br />

zählt für die Branche: Ein Produkt ist nur<br />

so gut, wie es sich verkaufen lässt.<br />

Björn Bergfeld<br />

Entwicklung des Garantiezinssatzes von Lebensversicherungen<br />

Quelle: www.tagesgeld.info / Deutsche Bundesbank<br />

Seite 19


© erwo1 / istockphoto.com<br />

Schwerpunkt<br />

Absicherung<br />

für Selbstständige und Gewerbe<br />

Selbstständige sowie Geschäftsführer von kleinen und mittelständischen Unternehmen müssen einiges<br />

händeln. Stets ist der Betriebsablauf zu gewährleisten, Kunden- oder Lieferversprechen sind einzuhalten,<br />

rechtliche Auflagen müssen erfüllt werden. Dazu kommt der Wunsch, Gewinne einzufahren und den<br />

Betrieb nachhaltig erfolgreich zu führen — nicht zuletzt auch dafür, den eigenen Lebensabend abzusichern.<br />

Auf den nächstfolgenden Seiten berichtet Hermann Haas, Bereichsleiter Sach/Unfall/Haftpflicht Firmenkunden<br />

Spezial der Generali Versicherungen umfassend im Interview, welche Anforderungen Unternehmer an<br />

Versicherungen haben — und wie ein Versicherer diese erfüllen kann. Fällt ein Selbstständiger aus, bleibt<br />

die Frage: Wer kann ihn ersetzen? Absicherungsformen stellen wir auf Seite 23 vor. Burnouts beschäftigen<br />

Unternehmer gleich auf zweierlei Weise — mehr dazu auf Seite 26. In der Rubrik Netzwelten geht es<br />

außerdem um CyberCrime als Risiko für Unternehmen (Seite 38).<br />

Seite 20 01/<strong>2014</strong>


Schwerpunkt Absicherung Gewerbe · Vertrieb<br />

Leistung<br />

Was wünschen sich Selbstständige<br />

von ihrem Versicherer?<br />

Um Wünschen und Anforderungen von Unternehmern an Versicherungen auf den Grund zu gehen, haben<br />

die Generali Versicherungen in Zusammenarbeit mit dem Marktforschungsinstitut YouGov 513 Selbstständige<br />

zum Thema Gewerbeversicherungen befragt. <strong>Versicherungsbote</strong> sprach mit Hermann Haas, Bereichsleiter<br />

Sach/Unfall/Haftpflicht Firmenkunden Spezial der Generali Versicherungen.<br />

Was wünschen sich Selbstständige von<br />

ihrem Versicherer?<br />

Ein Ergebnis der Umfrage ist, dass die<br />

wichtigsten Kriterien bei der Auswahl<br />

einer Versicherung für Unternehmer Leistungen<br />

und Schnelligkeit bei der Schadenregulierung<br />

sind. Jeweils 45 Prozent<br />

der Befragten gaben das an. Ein Grund<br />

hierfür ist, dass sich viele Unternehmer<br />

einen Stillstand ihres Betriebes nicht<br />

erlauben können. Sie sind auf eine<br />

schnelle Schadenregulierung angewiesen,<br />

um zerstörte Maschinen bzw. Einrichtungen<br />

zu ersetzen, damit der Betrieb<br />

wieder zum Laufen gebracht wird. Gleichzeitig<br />

haben Selbstständige in der Regel<br />

wenig Zeit und wünschen sich eine Versicherung,<br />

bei denen die Schadenregulierung<br />

zügig und unbürokratisch verläuft.<br />

Und welche Rolle spielt der Preis?<br />

Natürlich ist dieser Aspekt nicht gänzlich<br />

von der Hand zu weisen: 38 Prozent der<br />

Befragten nannten ihn als wichtigstes Kriterium.<br />

Insgesamt zeigt sich aber, dass die<br />

Qualität wichtiger ist als der Preis. Ein<br />

weiteres wichtiges Kriterium ist der persönliche<br />

Ansprechpartner: 24 Prozent<br />

gaben ihn an. Zudem nannten 23 Prozent<br />

Flexibilität bei der Vertragsgestaltung, 19<br />

Prozent ein individuelles Angebot und<br />

jeweils 14 Prozent Kostentransparenz bzw.<br />

gute Erreichbarkeit.<br />

Was zahlt denn beispielsweise der Inhaber<br />

einer Zahnarztpraxis im Gegensatz<br />

zum selbstständigen Dachdecker?<br />

Versicherungsprodukte sind beratungsintensiv<br />

– besonders im gewerblichen<br />

Bereich. Für die Errechnung eines risikoadäquaten<br />

Preises benötigen Versicherer<br />

eine Vielzahl an Angaben. Einen Pauschalpreis<br />

zu nennen, ohne den genauen<br />

Leistungsumfang zu kennen ist schwer<br />

bzw. gar nicht möglich. Denn Beiträge<br />

sind nicht nur von der Betriebsart, sondern<br />

auch von vielen anderen Kriterien<br />

abhängig. Schauen wir uns den angesprochenen<br />

Vergleich im Bereich Haftpflicht<br />

an: Hier sind bei einer Betriebshaftpflicht<br />

für Dachdecker unter anderem die<br />

gewünschte Versicherungssumme und<br />

die Beitragsberechnungsgrundlage, die<br />

sich zum Beispiel aus Lohn- und Gehaltssumme<br />

oder Umsatzsumme ergibt, zu<br />

bedenken. Es gibt jedoch noch eine Vielzahl<br />

an weiteren Faktoren. Ähnlich ist es<br />

bei der Berufshaftpflicht für Zahnärzte.<br />

Hier ist die Anzahl der versicherten Ärzte<br />

Basis für die Beitragsberechnung.<br />

Kommen zum Beispiel noch Vorschäden<br />

oder Implantologie hinzu, kann dies Auswirkungen<br />

auf den Preis haben.<br />

Kommen wir vom Preis zur Leistung:<br />

Was kann ein Versicherer im Schadenfall,<br />

z.B. bei einem Unfall, leisten?<br />

Es besteht das Problem, dass Unternehmer<br />

nicht über den gesetzlichen<br />

Unfallschutz verfügen, den ein Arbeitnehmer<br />

genießt. Selbstständige müssen<br />

ihren Unfallschutz rund um die Uhr selbst<br />

absichern. Zwar erleben wir immer<br />

wieder, dass Selbstständige nach Unfällen<br />

unter Schmerzen versuchen, ihren beruflichen<br />

Aufgaben nachzukommen, in manchen<br />

Fällen ist dies aber definitiv nicht<br />

möglich. Wenn Unternehmer infolge<br />

eines Unfalls nicht arbeiten können und<br />

keine Einnahmen haben, helfen zum Beispiel<br />

Unfallversicherungen mit zugehöriger<br />

Unfallrente. Auch das Unfalltagegeld<br />

kann interessant sein. Dies wird gezahlt,<br />

solange sich der Unternehmer in Folge<br />

eines Unfalls in ärztlicher Behandlung<br />

befindet. Beim Thema Absicherung sollte<br />

aber etwas weiter ausgeholt werden. >><br />

Hermann Haas<br />

Bereichsleiter<br />

Sach/Unfall/Haftpflicht<br />

Firmenkunden Spezial<br />

der Generali Versicherungen<br />

Seite 21


0% 20% 40% 60%<br />

80%<br />

Arbeitsunfähigkeit durch<br />

Unfall oder Krankheit<br />

Rechtsstretigkeiten mit<br />

Kunden, Lieferanten etc.<br />

Einbruchdiebstahl, Raub,<br />

Vandalismus<br />

IT-/Elektronikschäden<br />

Haftpflichtschäden<br />

Umfrage: Welche Risiken für den Erfolg Ihres Betriebes fürchten Sie am meisten? Quelle: Generali Versicherungen <strong>2014</strong><br />

Und wie weit?<br />

Es ist zu beachten, dass Selbstständige<br />

und Freiberufler auch im Rahmen der<br />

gesetzlichen Krankenversicherung oder<br />

der gesetzlichen Erwerbsminderungsminderungsrente<br />

nicht über den gesetzlichen<br />

Schutz verfügen, den Arbeitnehmer<br />

genießen. Wer auf eigenen Füßen steht,<br />

muss privates Risikomanagement<br />

betreiben.<br />

Über eine private Berufsunfähigkeitsversicherung<br />

ist unbedingt die eigene<br />

Arbeitskraft abzusichern, denn schon ein<br />

teilweiser Verlust kann die finanzielle<br />

Existenz bedrohen. Wer vorübergehend<br />

nicht arbeiten kann, hat in der Regel mit<br />

Einkommensverlusten zu rechnen. Dieser<br />

Dienstausfall kann über eine private Krankentagegeld-Versicherung<br />

abgesichert<br />

werden.<br />

Welche Risiken können Selbstständige<br />

noch gut absichern? Sollte Absicherung<br />

einzeln oder im Paket erfolgen?<br />

Selbstständige können sich gegen viele<br />

weitere Risiken absichern, etwa klassische<br />

Bedrohungen wie Haftpflichtschäden,<br />

Betriebsunterbrechung, Schäden durch<br />

Sturm und Hagel, Brand und Blitzschlag,<br />

Einbruch und Leitungswasser. Auch Elektronikschäden<br />

gehören dazu. Ebenso<br />

können sich Selbstständige gegen berufsspezifische<br />

Risiken absichern. So gibt es<br />

Verkehrshaftungsversicherungen für<br />

Logistikfirmen oder Veranstaltungsausfallversicherungen<br />

für Eventunternehmen.<br />

Autoinhaltsversicherungen bieten sich für<br />

Bauunternehmen an, sie schützen Material<br />

und Arbeitsmittel unterwegs und auf<br />

Baustellen. Bündelprodukte erleichtern<br />

dabei die Administration und sparen Zeit.<br />

Welche Berufsgruppen werden abgesichert?<br />

Für die breite Masse der Selbstständigen<br />

aus Handwerk, Handel und Dienstleistungen<br />

ist es in der Regel kein Problem,<br />

Versicherungsschutz zu erhalten. Das gilt<br />

auch für Berufsgruppen mit besonders<br />

hohem Risiko. Auch sie können sich<br />

zumeist gut absichern. Durch das Prinzip<br />

des Risikoausgleichs im Kollektiv sind<br />

Versicherer genau dazu da, solche Unsicherheiten<br />

zu übernehmen. Damit die<br />

Beiträge für Risikokunden erschwinglich<br />

bleiben, verlangen Versicherer meist<br />

besondere Sicherungsmaßnahmen. So<br />

spielt beim Juwelier beispielsweise die Einbruchdiebstahlsicherung<br />

eine große Rolle<br />

und Sägewerke oder andere Holzbearbeitungsunternehmen<br />

brauchen einen spezifischen<br />

Brandschutz.<br />

Selbstständige haben Verantwortung,<br />

viele Verpflichtungen, Termindruck. Können<br />

sie Aufträge nicht zufriedenstellend<br />

erfüllen, entzieht das ihrer Existenz den<br />

Boden. Ein hohes Eigenengagement und<br />

viele Stunden am Tag zu arbeiten ist oft<br />

selbstverständlich. Burnouts sind da<br />

keine Seltenheit. Wie kann man sich hier<br />

absichern – auch präventiv?<br />

Das Burnout-Syndrom, also der Zustand<br />

emotionaler Erschöpfung mit reduzierter<br />

Leistungsfähigkeit, trifft in der Tat oftmals<br />

Selbstständige. Gerade für Inhaber von<br />

Kleinstbetrieben und Einzelunternehmer<br />

sind die Folgen verheerend. Denn ein<br />

Selbstständiger, der sein Unternehmen<br />

allein oder mit nur wenigen Angestellten<br />

betreibt, ist nahezu unabkömmlich. So<br />

fehlen Mitarbeiter, denen Jobs und Projekte<br />

delegiert werden können. Wenn<br />

Burnout diagnostiziert wird, ist Berufsunfähigkeit<br />

oftmals die Folge. Die beste<br />

Absicherung dagegen stellt die angesprochene<br />

Berufsunfähigkeitsversicherung<br />

dar.<br />

Worauf sollten Makler gezielt achten,<br />

wenn sie im Bereich Gewerbe beraten<br />

bzw. vermitteln?<br />

Das Gewerbekundengeschäft ist komplex.<br />

Ein Grund hierfür ist, dass die Wünsche<br />

bzw. Anforderungen der Kunden sehr<br />

heterogen sind. Für Makler ist es entscheidend,<br />

sich auf die individuellen<br />

Ansprüche einzustellen und sie in der<br />

Versicherungsberatung und -betreuung<br />

zu berücksichtigen. Das ist die beste Vorraussetzung<br />

für eine stabile Kundenbeziehung.<br />

Seite 22 01/<strong>2014</strong>


Schwerpunkt Absicherung Gewerbe · Vertrieb<br />

Eine Umfrage von Steria Mummert zeigt,<br />

Versicherer und Vermittler lassen im<br />

Gewerbebereich viel Geschäft liegen. Basler<br />

und Nürnberger führten z.B. neue Produkte<br />

ein. Eine Tendenz scheint zu sein,<br />

dass Produkte hybrider werden – also<br />

Elemente aus anderen Sparten wie z.B.<br />

Schwere-Krankheiten integrieren. Welche<br />

Trends in der Produktgestaltung sehen<br />

Sie noch?<br />

Für Kunden sind Versicherungen oft abstrakt<br />

und kompliziert. Versicherer sind<br />

daher gefordert, dieses komplexe Produkt<br />

einfacher zu gestalten, transparente<br />

Dienstleistungen zu entwickeln und den<br />

Aufbau und Nutzen verständlich darzustellen.<br />

Komplexitätsreduktion ist das<br />

Stichwort. Das Augenmerk richtet sich<br />

einerseits auf das Produkt: Bedingungsseitig<br />

möchten Versicherer weg vom komplizierten<br />

Ein-Ausschlussprinzip mit verschiedenen<br />

Bedingungsdokumenten und<br />

streben ein durchgeschriebenes Bedingungswerk<br />

an. Auch Automatisierung und<br />

IT-Optimierungen können zur Komplexitätsreduktion<br />

beitragen. Daher werden<br />

Versicherer in Zukunft Kraft in die Entwicklung<br />

von Vertriebs- und Kundensystemen<br />

stecken, die Vermittler noch besser<br />

in ihrer täglichen Arbeit unterstützen.<br />

Schließlich sollen diese sich auf ihren<br />

Kundenbestand und das Neugeschäft<br />

konzentrieren können.<br />

Gleichzeitig ist in der Produktgestaltung<br />

eine risikoadäquate Preiskalkulation für<br />

marktgerechte Produkte zu gewährleisten.<br />

Hohe Elementarschadenbelastungen<br />

durch Naturkatastrophen wie Hochwasser<br />

und Sturm sind z. B. der Auslöser, dass<br />

für Inhalts- und Gebäudeversicherungen<br />

Verfeinerungen der Tarifierungsmerkmale<br />

notwendig wurden, zum Beispiel durch<br />

die Einführung der Tarifierung nach Zürs<br />

Zonen.<br />

Herr Haas, vielen Dank für das<br />

Gespräch!<br />

Die Fragen stellten Hanna Behn und<br />

Michael Fiedler für <strong>Versicherungsbote</strong><br />

Risiko<br />

Wer kann mich ersetzen?<br />

Fällt ein Selbstständiger oder Kleinunternehmer durch Unfall oder Krankheit länger aus, kann auch der<br />

Betriebsablauf schnell erliegen, wenn ihn niemand vertreten kann. Einige Versicherer, so etwa die CSS<br />

Versicherung, ERGO oder Inter bieten Lösungen. Im Ernstfall sorgen sie für Ersatz der Führungspersönlichkeit<br />

oder erstatten entsprechende Betriebsausfallkosten.<br />

Durch Unfall oder Krankheit arbeitsunfähig<br />

zu werden, ist die größte Sorge<br />

Selbstständiger. In einer von den Generali<br />

Versicherungen beauftragten Umfrage<br />

von YouGov gaben zwei Drittel der 513<br />

befragten Selbstständigen an, dass sie<br />

fürchten, den eigenen Betrieb nicht erfolgreich<br />

fortführen zu können, wenn sie<br />

selbst invalide werden (vgl. Abb. S. 22).<br />

Gerade Unternehmer, die ein monatliches<br />

Haushaltsnettoeinkommen von über<br />

2.500 Euro erhalten, sehen darin die<br />

größte Bedrohung (71 Prozent).<br />

Interimsschutz<br />

Ausfallschutz für Personen in Schlüsselpositionen,<br />

sogenannten „Interim sschutz“<br />

kann man beispielsweise bei der CSS-Versicherung<br />

im Paket CSS.business erhalten.<br />

Bei Vertragsabschluss definiert das Unternehmen<br />

eine Anzahl an Führungspositionen,<br />

die den Interimsschutz im Ernstfall<br />

erhalten. Im Falle einer langfristigen<br />

Erkrankung wird ein Interimsmanager<br />

bereitgestellt. Der Interimsschutz umfasst<br />

dabei Stellen auf Geschäfts leitungsebene,<br />

Bereichsleiter und Projektleiter. Für den<br />

Fall, dass ein Mitarbeiter aus vorbenanntem<br />

Mitarbeiterkreis für eine (prognostizierte)<br />

Dauer von mindestens drei<br />

Monaten arbeitsunfähig ist, hat der Versicherungsnehmer<br />

Anspruch auf die Vermittlung<br />

eines Interimsmanagers, heißt<br />

es in den Bedingungen. Eine namentliche<br />

Benennung ist keine Voraussetzung für<br />

den Abschluss der Versicherung. Das<br />

CSS-Partnerunternehmen Atreus stellt<br />

den Interimsmanager zur Verfügung.<br />

Bisher musste das Angebot aber nicht in<br />

Anspruch genommen, erfuhren wir auf<br />

Anfrage bei CSS.<br />

Betriebsausfallversicherung:<br />

Persönliche und unternehmerische<br />

Existenz sichern<br />

Neben der Möglichkeit, den Betriebsablauf<br />

durch einen Ersatzmann aufrecht zu<br />

erhalten, können auch Betriebsausfälle<br />

finanziell abgesichert werden. Versicherer<br />

bieten Betriebsausfall-/Praxisausfal-/<br />

Betriebskostenversicherungen an – und<br />

meinen damit stets die Übernahme fortlaufender<br />

Betriebskosten, wenn infolge<br />

von Arbeitsunfähigkeit durch Krankheit<br />

oder Unfall Umsätze ausfallen. Ein<br />

Gespräch über Betriebsausfallversicherungen<br />

ist ein guter Einstieg in das<br />

gewerbliche Sachgeschäft, denn das Produkt<br />

ist wie Krankentagegeld- und Berufsunfähigkeitsversicherung<br />

auf die einzelne<br />

Person bezogen. Makler können den Versicherungsschutz<br />

ihrer Kunden damit<br />

optimieren: Neben dem Nettoeinkommen<br />

können die fortlaufenden Betriebskosten<br />

und damit die unternehmerische Existenz<br />

abgesichert werden. Passende Policen<br />

werden etwa von Inter oder Ergo für<br />

bestimmte Zielgruppen angeboten. Sie<br />

eignen sich zum Beispiel für jene, die in<br />

Heil- und Beratungsberufen tätig sind.<br />

Weiterhin gibt es Etragsausfall- bzw.<br />

Betriebsunterbrechungsversicherungen.<br />

Diese übernehmen Kosten bei einer<br />

Betriebsunterbrechung verursacht durch<br />

Feuer, Leitungswasser, Sturm, Hagel oder<br />

Einbruchdiebstahl. In der Regel werden<br />

solche Policen in Anlehnung an Inhaltsversicherungen<br />

eines Unternehmens vereinbart.<br />

Für einzelne Zielgruppen hat etwa<br />

die Inter diese Risiken mit in die Betriebsausfallversicherung<br />

aufgenommen. Sie<br />

können gegen Minderbeitrag aber auch<br />

abgewählt werden. Grundlegend sind<br />

Betriebskosten wie Miete, Gehälter oder<br />

Leasingraten versichert und damit die<br />

Unternehmen existenziell geschützt.<br />

Seite 23


Versicherungsmakler Sebastian Claus<br />

Schafft die<br />

Abschlussprovisionen ab!<br />

Nein, ein durchschnittlicher Makler ist Sebastian Claus aus Leipzig nicht. Er hat keine drei Poolanbindungen<br />

(sondern nur eine), er arbeitet allein, statt mit drei Angestellten, er hat keine Probleme, ein Zweitgespräch<br />

zu bekommen und eine Abschlussquote von beinahe 100 Prozent. <strong>Versicherungsbote</strong> wollte mehr über<br />

das Erfolgsgeheimnis von Sebastian Claus erfahren und traf den Makler in Leipzig.<br />

Laut einer Studie der Strategieberatung Simon-Kucher & Partners hat jeder zweite Vermittler enorme Probleme den zweiten und<br />

damit oftmals entscheidenden Gesprächstermin zu bekommen – so berichtete <strong>Versicherungsbote</strong> im Januar. Daraufhin meldete<br />

sich Sebastian Claus mit einem Kommentar zu Wort:<br />

„Bei mir kommt es bei 100%<br />

zum Zweitgespräch. Meine<br />

Abschlussquote liegt ebenfalls<br />

nahe 100%. Das Geheimnis<br />

ist, ich lasse nicht jeden zum<br />

Erstgespräch zu. Sonst würde<br />

ein Tag mit 24 h nicht reichen.<br />

Ein Makler, der heute schon<br />

einige Jahre im Geschäft ist,<br />

sollte mit solchen Dingen<br />

keine Probleme haben.<br />

Ich habe in letzter Zeit eher<br />

das Gefühl, die Kunden finden<br />

in ihrer Umgebung keine<br />

kompetenten Fachleute mehr<br />

in unserer Branche.“<br />

Nicht Jeden zum Erstgespräch zulassen? Spannende Idee. Im Februar traf <strong>Versicherungsbote</strong> Sebastian Claus in Leipzig und<br />

spürte seinem Erfolgsgeheimnis nach.<br />

Empfehlungsmarketing in Reinkultur<br />

„Ich nehme nur Neukunden, die sich auf jemanden berufen, den ich schon als Kunden betreue“, sagt Claus und ergänzt, dass er<br />

inzwischen auch die Kinder seiner Mandanten versichert. Claus kommt aus einem Agenturbetrieb und hat 1994/95 berufsbegleitend<br />

den Abschluss als Versicherungsfachmann abgelegt. Seit 2006 arbeitet er als Makler.<br />

Seite 24 01/<strong>2014</strong>


Vertrieb<br />

Ausschlaggebend dafür war ein Hagelgroßschaden,<br />

der zur Fußball-Weltmeisterschaft<br />

die Messestadt heimsuchte: Über<br />

40.000 Einzelschäden wurden im Stadtgebiet<br />

verzeichnet. Der Schadenbearbeitung<br />

folgte die Schadensanierung durch<br />

den Versicherer (also Kündigung der Verträge).<br />

Doch die Kunden von Sebastian<br />

Claus wollten weiterhin von ihm betreut<br />

werden und bestärkten ihn in dem Vorhaben,<br />

unabhängiger Makler zu werden.<br />

Heute betreut Claus ca. 1.500 Verträge<br />

und erzielt eine laufende Courtage von<br />

knapp 60.000 Euro im Jahr.<br />

„Gleich zu Anfang habe ich mir<br />

geschworen: Gerate niemals unter Druck<br />

im Verkauf. Das heißt: Kalkuliere dein<br />

Geschäft so, dass du auf keinen Abschluss<br />

angewiesen bist. Das merkt auch der<br />

Kunde“, sagt Claus. Der Kunde dürfe nicht<br />

das Gefühl bekommen, er müsse jetzt<br />

abschließen. Eine Haltung, die jedem<br />

schwerfällt, der auf Einmal-Provisionen<br />

angewiesen ist. Denn jeden Monat geht<br />

es wieder bei Null los.<br />

Anders bei Claus: „Wenn das Jahr anfängt,<br />

habe ich mein Geld schon verdient und<br />

muss ,nur noch‘ die Leistung dafür<br />

erbringen: Nämlich für den Kunden da<br />

sein. Das ist der Unterschied.“<br />

Abschlussprovision?<br />

Kann abgeschafft werden<br />

Deswegen würde es Sebastian Claus auch<br />

nicht stören, wenn es gar keine Abschlussprovison<br />

gäbe: „Ich brauche heute keine<br />

Abschlussprovision. Warum ist das gezillmert?<br />

Ich wäre dafür, dass alle Verträge<br />

mit laufender Courtage gerechnet<br />

werden.“ Mit einer Gebührenordnung,<br />

die besagt, dass alle gleich zahlen, könnten<br />

Fehlanreize beseitigt werden.<br />

Und auch die Stornohaftung würde wegfallen.<br />

Im Bereich der Krankenversicherung,<br />

so Claus, hätte die Verschärfung der<br />

Stornohaftungszeit dazu geführt, dass<br />

Makler quasi dafür haften, wenn der Versicherer<br />

innerhalb der nächsten zwei Jahre<br />

nach Abschluss seine Beiträge anhebt und<br />

der Kunde deshalb wechseln will.<br />

Können die Haftungsfallen und die anstehenden<br />

Regulierungen zu einem „Vermittler-Sterben“<br />

führen, wie es in Großbritannien<br />

oder Skandinavien zu beobachten<br />

ist? Mit Blick auf diese Entwicklung<br />

wird oft prognostiziert, dass nur spezialisierte<br />

Makler, die eine gewisse Unternehmensgröße<br />

erreicht haben, überlebensfähig<br />

seien. Diese Einschätzung teilt<br />

Sebastian Claus nicht. Er sieht Zukunft<br />

im Beruf des unabhängigen Maklers. Er<br />

arbeitet allein, das Unternehmen ist nicht<br />

riesengroß – aber es läuft sehr gut. Und,<br />

so Claus, im Prinzip wird der Beruf derzeit<br />

gestärkt: Der Staat zieht sich immer<br />

mehr aus Themen wie Vorsorge zurück –<br />

und treibt Maklern so die Kunden in die<br />

Arme.<br />

Versicherungslösungen –<br />

am Kundenbedarf vorbei?<br />

Makler wie Sebastian Claus müssen als<br />

„Allrounder“ funktionieren: „Für mich<br />

ist ein Mandant eine Person mit<br />

bestimmten Risiken im Leben, für die ich<br />

Lösungen bieten kann. Natürlich hab ich<br />

nicht viel von einer Reiserücktrittsversicherung<br />

– aber da sehe ich den Kunden<br />

als Menschen – nicht, ob mir das etwas<br />

einbringt. Neben Ehrlichkeit ist auch Verschwiegenheit<br />

wichtig. Wenn ein Kunde<br />

heute mit mir zusammenarbeitet, weiß<br />

ich alles über ihn. Spreche ich über solche<br />

Angelegenheiten mit Dritten, spricht sich<br />

das schnell rum. Dank dieser Herangehensweise<br />

habe ich die Mandanten ein<br />

Leben lang.“<br />

Dass Kunden bei Claus in der Beratung<br />

zum ersten Mal von den Nachteilen der<br />

staatlich geförderten Vorsorge hören, ist<br />

keine Seltenheit: „Viele Produkte sind<br />

heute im Vorsorge-Bereich eng mit der<br />

Sozialgesetzgebung verflochten. Auch da<br />

muss ich auskunftsfähig sein. Rürup-Produkte<br />

habe ich zum Beispiel noch nie verkauft<br />

und Riester-Rente nur an zwei<br />

Kunden, die jeweils fünf Kinder haben.<br />

Für die meisten Kunden passt es einfach<br />

nicht – sie kommen zu mir und wollen<br />

ihre Verträge ,geheilt‘ bekommen.“<br />

Mitunter beobachtet Sebastian Claus, dass<br />

sich Versicherungs-Lösungen auch am<br />

Kunden vorbei entwickeln. So seien z.B.<br />

die Hürden, überhaupt eine Berufsunfähigkeitsversicherung<br />

zu bekommen, sehr<br />

hoch: „Heute werden sehr detaillierte<br />

Gesundheitsfragen gestellt. Das war vor<br />

zehn Jahren noch anders. Heute erhalten<br />

nur diejenigen einen Vertrag, die aus Versicherer-Sicht<br />

ein gutes Risiko sind. Es<br />

zählt das Einzelrisiko. Der ursprüngliche<br />

Gedanke – viele Leute zahlen in einen<br />

großen Topf, wer Leistungen benötigt,<br />

erhält Zahlungen daraus – geht verloren.“<br />

Claus entscheidet anhand folgender drei<br />

Kriterien, welches Produkt zum Kunden<br />

passt:<br />

1<br />

2<br />

3<br />

Der grundlegende Leistungswunsch<br />

muss erfüllt sein<br />

Preis- / Leistungsverhältnis<br />

Handling der Versicherung (Erreichbarkeit,<br />

Reaktionszeiten,Wie groß ist<br />

der Zeitraum zwischen Schadenmeldung<br />

und Schadenregulierung,...)<br />

Gerade der letzte Punkt ist mitunter<br />

schwierig. Denn hier kann es auch sein,<br />

dass unterschiedliche Abteilungen der<br />

Versicherer unterschiedlich schnell reagieren.<br />

Und schnelles Handeln ist z.B. für<br />

Firmeninhaber sehr wichtig.<br />

Nachfolge klären<br />

Auch wenn Makler Sebastian Claus seine<br />

Tätigkeit mehr als Berufung, denn als<br />

Beruf sieht, denkt er auch an mögliche<br />

Unternehmensnachfolge. In diesem Jahr<br />

will er umfirmieren: „Der erste Schritt ist<br />

die Gründung einer GmbH. Damit wird<br />

die Nachfolge rechtlich geregelt. Meine<br />

Frau hat als Bankerin die nötigen Voraussetzungen,<br />

um im Ernstfall das Unternehmen<br />

zumindest kommissarisch weiterzuführen.“<br />

Ist es angesichts der vielen Unwägbarkeiten<br />

eine gute Idee, Versicherungsmakler<br />

zu sein? Was müsste ein Versicherungsmakler<br />

lernen?<br />

Für Sebstian Claus gibt es keinen schöneren<br />

Beruf: „Es wird nie langweilig. Ich<br />

habe mit Gewerrken und Berufen zu tun,<br />

von denen ich vorher gar nicht wußte,<br />

dass es sie gibt. Vom Pferd bis zum Tagebaubagger<br />

– es ist ein Querschnitt unserer<br />

Wirtschaft – das ist sehr spannend. Natürlich<br />

gibt es auch Aufgaben, die nicht so<br />

reizvoll sind: Die Bürokratie, die man im<br />

Griff haben muss, die Erfahrungen mit<br />

den Versicherungsgesellschaften und<br />

natürlich die Lebenspraxis... man muss<br />

über Schicksalsschlägen stehen können<br />

und Lösungswege für andere Menschen<br />

finden – dafür reichen keine drei Jahre<br />

Lehre.“<br />

Michael Fiedler<br />

Seite 25


Vernachlässigt<br />

Absicherung Burnout<br />

Psychische Erkrankungen nehmen zu, immer häufiger diagnostizieren Ärzte „Burnout-Syndrom“. Ursache<br />

sind meist umfassende und vielfältige Beanspruchungen am Arbeitsplatz. Selbstständige und Unternehmer<br />

kann die psychische Erkrankung in doppelter Hinsicht betreffen.<br />

Ausfälle am Arbeitsplatz sind in rund 10<br />

Prozent der Fälle auf psychische Belastungen<br />

zurückzuführen. In einer Umfrage<br />

der Süddeutschen Krankenversicherung<br />

a.G. (SDK) gaben 94 Prozent von insgesamt<br />

105 befragten niedergelassenen Allgemeinmediziner<br />

und Psychatern an, dass<br />

die Häufigkeit der Diagnosen psychischer<br />

Erkrkankugen in den letzten fünf Jahren<br />

deutlich zugenommen habe. Laut aktuellem<br />

DAK-Gesundheitsreport haben sich<br />

zwischen 1997 und 2012 die Fehltage<br />

durch Depressionen und andere psychische<br />

Krankheiten mehr als verdoppelt<br />

(plus 165 Prozent).<br />

Wer Burnout verhindern<br />

möchte, muss die Ursachen<br />

kennen<br />

Prof. Dr. Bernd Brüggenjürgen zeigt in<br />

der aktuellen Ausgabe der SDK-Publikation<br />

„Blickpunkte“ konkrete Ursachen für<br />

die wachsende Zahl von Erkrankungen<br />

auf. Arbeit kann heute flexibler und ortsunabhängiger<br />

ausgeführt werden, Abläufe<br />

werden beschleunigt und komplexer, die<br />

Eigenverantwortung einzelner Mitarbeiter<br />

wächst. Zudem fordert eine steigende<br />

Dienstleistungsorientierung auch zunehmend<br />

emotional und kognitiv. Auf der<br />

anderen Seite gestalten sich Beschäftigungsverhältnisse<br />

diskontinuierlich.<br />

„Wer Burnout vorsorglich verhindern<br />

möchte, der muss dessen Ursachen<br />

kennen“, betont auch Harald Müller,<br />

Geschäftsführer der BWA Akademie. Aus<br />

seiner Sicht gilt es, in erster Linie acht<br />

sogenannten Stressoren, wie Arbeitsplatz -<br />

unsicherheit, mangelndem Handlungsspielraum<br />

und sozialen Konflikten am<br />

Arbeitsplatz vorzubeugen. Zu wissen, was<br />

psychischen Druck und zunehmenden<br />

Stress verursacht, ist wichtig, um die<br />

Folgen zu vermeiden. Ebenso wesentlich<br />

ist es, eine positive Einstellung gegenüber<br />

der eigenen Arbeit sowie ausreichend<br />

Ausgeglichenheit zu schaffen. Unternehmen<br />

sollten schon allein aus finanziellem<br />

Eigeninteresse mit einem ganzheitlichen<br />

Gesundheitsmanagement vorbeugen,<br />

empfiehlt Müller. Stressmanagement-Seminare,<br />

Potenzialanalyseverfahren<br />

und Strategieplanung können als<br />

Burnout-Prophylaxe dienen. So bietet die<br />

BWA Akademie zum Beispiel präventives<br />

Einzelcoaching oder Workshops für<br />

Arbeitnehmer an, bei denen sie sich rechtzeitig<br />

mit Stress-Situationen auseinandersetzen,<br />

eigene Werte ermitteln und hilfreiche<br />

Strategien, Me thoden und Ziele<br />

erarbeiten können. „Die Teilnehmer von<br />

Stressmanagement-Seminaren lernen beispielsweise<br />

motivierenden Stress zu identifizieren<br />

und das eigene Stressverhalten<br />

effektiv zu managen“, er klärt Müller.<br />

Eigenleistung und<br />

Eigenverantwortung<br />

Genauso wie die eigenen Mitarbeiter sind<br />

Selbstständige bzw. Gewerbetreibende<br />

selbst Stressfaktoren, die zu Burnout<br />

führen können, ausgesetzt. Stressprävention<br />

und Gesundheitsmanagement sind<br />

für sie ebenso relevant. Der eigene Ausfall<br />

kann jedoch weitere, betriebswirtschaftliche<br />

Konsequenzen haben.<br />

Zur finanziellen<br />

Absicherung bei<br />

Burnout integrierte<br />

die Basler Versicherung<br />

in ihrem Existenzsicherungspaket<br />

für Selbstständige<br />

einen entsprechen -<br />

den Versicherungsschutz.<br />

„Psychische Erkrankungen<br />

sind heute<br />

für 12,9 Prozent der<br />

Ausfallzeiten von<br />

Berufstätigen die<br />

Ursache. Damit hat<br />

sich die Zahl im Vergleich<br />

zum Jahr 2000<br />

mehr als verdoppelt,<br />

damals waren es<br />

Burnout – 8 Stressoren<br />

• Überforderung<br />

• Mangelnde Unterstützung<br />

• starker Verantwortungsdruck<br />

• Unklare Aufgabenverteilung<br />

• Arbeitsplatzunsicherheit<br />

• Soziale Konflikte am Arbeitsplatz<br />

• Mangelnde Anerkennung<br />

• Mangelnder Handlungsspielraum<br />

Quelle: BWA <strong>2014</strong><br />

lediglich 5,3 Prozent“, sagt Thilo Hahn,<br />

Leiter Privatmarkt bei der Basler. „Bisher<br />

gab es für Freiberufler keinen hinreichenden<br />

Versicherungsschutz, der bei<br />

Ausfall durch Burnout finanziell absicherte.<br />

Wir halten diesen Schutz für freiberuflich<br />

Tätige für unverzichtbar.“ Die<br />

Klausel verspricht Versicherungsschutz<br />

für Unterbrechungsschäden infolge eines<br />

Burnout-Syndroms, wenn nach Ablauf<br />

einer Karenzzeit von sechs Wochen<br />

gemäß § 6 BUFT 2013 eine hundertprozentige<br />

Arbeitsunfähigkeit ununterbrochen<br />

bestand.<br />

Seite 26


Schwerpunkt Absicherung Gewerbe · Vertrieb<br />

Burnout – eine Krankheit?<br />

Burnout ist nicht als Krankheit mit klar definierten Symptomen<br />

und Ursachen anerkannt. Das macht Maßnahmen<br />

zu Vorbeugung und Behandlung nicht einfach. Die Basler<br />

richtet sich nach dem Diagnose Schlüssel ICD Z 73 –<br />

Probleme mit Bezug auf Schwierigkeiten bei der Lebensbewältigung.<br />

Nach dieser Einstufung ist Burnout eine<br />

Rahmen- oder Zusatzdiagnose und keine Behandlungsdiagnose,<br />

die zum Beispiel die Einweisung in ein Krankenhaus<br />

ermöglichen könnte. Das Feststellen einer<br />

Depression dagegen ist eine Behandlungsdiagnose.<br />

Typisches Burnout-Symptom ist emotionale Erschöpfung,<br />

die aus einer übermäßigen Anspannung resultiert. Betroffenene<br />

fühlen sich schwach, kraftlos, müde und matt,<br />

leiden unter Antriebsschwäche und sind leicht reizbar.<br />

Depersonalisierung, das Schaffen einer Distanz zwischen<br />

sich selbst und Kunden bzw. Klienten, tritt ebenso als<br />

Symptom auf. Arbeit wird nur noch als unpersönliche<br />

Routine angesehen. Zwischenmenschliche Aspekte werden<br />

beim Anliegen des Anderen kaum noch berücksichtigt.<br />

Betroffene haben zudem oft das Gefühl, trotz vollem Einsatz<br />

zu wenig zu erreichen beziehungsweise ineffizient<br />

zu arbeiten.<br />

Burnout ist kein Massenphänomen<br />

Entgegen der Aussagen der SDK hätten Ärzte im vergangenen<br />

Jahr nur bei jedem 500. Mann und jeder 330. Frau<br />

ein Burnout auf der Krankschreibung vermerkt, heißt es<br />

im DAK-Gesundheitsreport. „Es gibt offensichtlich kein<br />

Massenphänomen Burnout“, so Herbert Rebscher, Chef<br />

der DAK-Gesundheit. Burnout sei eher eine Art Risikozustand<br />

und keine Krankheit. Auch die Berichterstattung<br />

in den Medien habe dazu geführt, dass der Begriff positiver<br />

besetzt und sozial akzeptierter sei als eine Depression.<br />

Insofern hat die öffentliche Debatte dazu beigetragen,<br />

dass Arbeitnehmer beim Arzt leichter über psychische<br />

Beschwerden sprechen.<br />

Die Erhebung der DAK zeigte, dass beim Termin mit<br />

ihrem Hausarzt zwei Drittel der betroffenen Patienten<br />

von sich aus psychische Erkrankungen als Ursache für<br />

ihr Leiden nennen. Nur bei 20 Prozent der Gespräche<br />

fragte der Hausarzt selbst nach psychischen Problemen.<br />

Deutlich häufiger hätten die Mediziner<br />

ihre Patienten auf die körperlichen<br />

Belastungen der Arbeit angesprochen.<br />

Dennoch: „Das Bewusstsein<br />

und die Sensibilität von<br />

Ärzten und Patienten diesen<br />

Krankheiten gegenüber<br />

haben sich deutlich verändert“,<br />

sagt Rebscher. Viele<br />

Arbeitnehmer würden heute<br />

mit einem psychischen<br />

Leiden krankgeschrieben,<br />

während sie früher mit Diagnosen<br />

wie chronischen<br />

Rückenschmerzen oder<br />

Magenbeschwerden arbeitsunfähig<br />

gewesen wären.<br />

© sebastiaanblockmans / istockphoto<br />

Anzeige<br />

<br />

<br />

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Seite 27


Die DNA der Alphatiere<br />

Knacken Sie Ihren Vertriebscode!<br />

Kennen Sie den Satz?: „Ein guter Verkäufer hat es in seinen Genen!” Unbewusst sagt dieser Satz aus:<br />

„Wer das Vertriebsgen nicht ausgeprägt mitbekommen hat, bleibt immer hinter den anderen zurück.“<br />

Aber ist das wirklich so?<br />

Marina Frieß<br />

konnte in jahrelanger Arbeit als<br />

Vertriebsleiterin erkennen, dass<br />

Eigenmarketing dann beginnt,<br />

wenn Vertrieb aufhört.<br />

Durch ihre Firmengründung<br />

Feminess Female&Business<br />

konnte sie sich im derzeitigen<br />

Markt etablieren und nachweisliche<br />

Erfolge erzielen.<br />

Marina Frieß hat bereits etliche<br />

Führungskräfte für Firmen wie<br />

Deutsche Bahn AG, s’Oliver,<br />

Timberland und Deutsche Bank<br />

AG erfolgreich geschult und mit<br />

Ihren Vorträgen begeistert.<br />

Web: www.marinafriess.com<br />

Wissenschaftliche Erkenntnisse besagen,<br />

dass die DNA nicht verändert werden<br />

kann. Man kann sich also nicht aussuchen<br />

mit welcher DNA man geboren wird und<br />

auch verändern kann man sie nicht. Angenommen,<br />

ich werde mit den Eigenschaften<br />

eines Betatieres, also eines Rangniedrigeren,<br />

geboren, würde dies<br />

bedeuten, ich muss ich immer ein Betatier<br />

bleiben. Oder kann ich selbst beeinflussen,<br />

in welcher Rangordnung ich mich platziere?<br />

Ein Großteil der überdurchschnittlich<br />

erfolgreichen Verkäufer sind Alphatiere,<br />

also jene, die in der Rangordnung<br />

ganz oben stehen. Die Fähigkeiten der<br />

Alphatiere, gepaart mit Empathie und<br />

Einfühlungsvermögen, das Betatieren<br />

eigen ist, ergibt eine perfekte Grundlage<br />

für Erfolg im Vertrieb. Wie knacken Sie<br />

also den Vertriebscode der Alphatiere?<br />

Der Zellbiologe Dr. Bruce Lipton schreibt<br />

in seinem Buch ‘Intelligente Zellen’:<br />

„Unsere Umwelt stellt den Nährboden<br />

unserer Entwicklung dar“. Diese<br />

Erkenntnis gewann er durch viele Experimente<br />

mit Zellen. Genau aus diesem<br />

Grund lehrt die Epigenetik mittlerweile,<br />

dass wir durch eine Veränderung unserer<br />

Reaktion auf das Umfeld auch die eigenen<br />

Gene verändern können. So ist es durch<br />

diese Verhaltensänderung für jede Person<br />

möglich, die positiven Eigenschaften der<br />

Alphatiere anzunehmen. Um dies zu<br />

erreichen, möchte ich mit Ihnen nun<br />

einige Codes der Alphatiere knacken,<br />

damit Sie diese selbst einsetzen können.<br />

1. Der Smalltalk-Code<br />

Alphatiere möchten innerhalb eines<br />

Gespräches schnell zum Punkt kommen.<br />

Betatiere allerdings neigen dazu, Informationen<br />

zu sammeln und lange zu sprechen.<br />

Dies nutzen sie für den Beziehungsaufbau.<br />

Das kostet allerdings sehr viel Zeit<br />

und bringt selten den gewünschten Verkaufserfolg,<br />

da der Kunde sich eine individuelle<br />

Beratung und kein Gespräch über<br />

das Wetter wünscht. Verzichten Sie daher<br />

auf lange Monologe. Bauen Sie kurz eine<br />

gute Gesprächsgrundlage auf, lachen Sie<br />

mit dem Kunden und stellen Sie ihm dann<br />

gezielte Fragen zu seinen Bedürfnissen.<br />

Erzählen Sie ihm daraufhin nur, was ihn<br />

auch wirklich interessiert. Dadurch konzentrieren<br />

sie sich auf das Wesentliche<br />

und können Ihren Status weiter ausbauen.<br />

2. Der Kunden-Code<br />

Alphatiere achten darauf, mit wem sie<br />

einen Beratungstermin vereinbaren. Sie<br />

möchten ihre Zeit mit Kunden verbringen,<br />

die genügend Kaufkraft haben<br />

bzw. sie beruflich weiter bringen. Alle<br />

anderen Personen werden sehr schnell<br />

„abgearbeitet“. Betatiere hingegen verbringen<br />

ihre Zeit oft mit Kunden, die sie<br />

mögen. Das ist für den privaten Kontext<br />

auch völlig in Ordnung, beruflich<br />

betrachtet allerdings eher kontraproduktiv.<br />

Stellen Sie sich immer die Frage:<br />

„Bringt mich dieses Gespräch beruflich<br />

weiter oder kostet es mich nur Zeit, Geld<br />

und Energie?“ Wenn Sie also dem Kunden<br />

zuliebe wegen einer Haftpflichtversicherung<br />

vorbei fahren, dann sollten Sie<br />

zumindest noch ein bis zwei weitere Produkte<br />

in der Hinterhand haben, die Sie<br />

ihm zusätzlich anbieten. So steigern Sie<br />

Ihre Effektivität und erhöhen Ihre<br />

Abschlussquote.<br />

3. Der Ziele-Code<br />

Alphatiere gehen nie ohne ein Ziel vor<br />

Augen in das Gespräch. Sie wissen von<br />

Anfang an ganz genau was sie verkaufen<br />

möchten. Deswegen sollten Sie immer<br />

klar vor Augen haben, wie hoch ihr<br />

geplanter Umsatz ist bzw. welche Produkte<br />

Sie verkaufen möchten. Unser Fokus<br />

bestimmt unsere Ergebnisse.<br />

Seite 28 01/<strong>2014</strong>


Vertrieb<br />

Je größer Ihr gewünschtes Ziel ist, desto<br />

bessere Ergebnisse haben Sie. Alphatiere<br />

haben immer große Ziele. Setzen Sie eine<br />

hohe Abschlusssumme bei Ihrem<br />

Gespräch voraus – runter gehen können<br />

Sie immer noch.<br />

4. Der Quoten–Code<br />

Alphatiere haben eine Abschlussquote<br />

von 100 Prozent – denken sie zumindest.<br />

Sie leben frei nach dem Motto: „Von den<br />

10 Kunden haben 8 gekauft, aber die<br />

anderen zwei lasse ich nicht zählen“.<br />

Woran liegt diese Einstellung? Die einen<br />

würden es vielleicht als gesteigertes Ego<br />

betrachten. Allerdings liegt das daran,<br />

dass Sie auch nach einem Misserfolg ihr<br />

Ziel wieder komplett vor Augen haben.<br />

Betatiere hingegen denken immer und<br />

immer wieder an verpasste Abschlüsse<br />

und an den Misserfolg.<br />

Daher wäre auch hier mein Vorschlag:<br />

Konzentrieren Sie sich erneut auf Ihr Ziel,<br />

auf die Erfolge, die Sie erreichen möchten<br />

und vergessen Sie darüber hinaus, wenn<br />

Sie einmal einen Kunden nicht<br />

bekommen haben. Natürlich ist eine<br />

Gesprächsanalyse wichtig, um die Folgeergebnisse<br />

zu optimieren, aber verharren<br />

Sie nicht in diesen negativen Erinnerungen.<br />

5. Der Körperhaltungs–Code<br />

Betatiere neigen dazu, innerhalb einer<br />

Kommunikation sehr häufig zustimmend<br />

zu nicken und dabei den Oberkörper<br />

nach vorne zu beugen. Alphatiere hingegen<br />

sitzen im Gespräch aufrecht da,<br />

möglichst nicht angelehnt und halten den<br />

Kopf ruhig. Diese Haltung ist sowohl bei<br />

Einwänden des Kunden als auch im<br />

Abschlussgespräch sehr wichtig, da sie<br />

Souveränität ausstrahlt. Zwischendurch<br />

können Sie dann die Sitzhaltung wieder<br />

auflockern, mit Ihrem<br />

Gegenüber lachen, Beziehung<br />

aufbauen und sollten<br />

anschließend wieder eine aufrechte<br />

Körperhaltung einnehmen.<br />

Dieser Wechsel zwischen Betatier und<br />

Alphatier lässt Sie charismatischer wirken<br />

und erhöht Ihre Akzeptanz beim Kunden.<br />

6. Der Kommunikations–<br />

Code<br />

Durch seine ruhige und bestimmte Tonlage<br />

ist das Alphatier in seiner Kommunikation<br />

sehr überzeugungsstark. Der<br />

zeitweise dominante Tonfall sorgt dafür,<br />

dass Vorschläge und Beratungskonzepte<br />

angehört werden. Auch ist seine Stimme<br />

meist tief und es ist angenehm, ihm zuzuhören.<br />

Seine Sätze sind kurz, knapp und<br />

verständlich. Er nimmt auch kein Blatt<br />

vor den Mund, wenn es darum geht, seine<br />

Empfehlungen deutlich zu machen.<br />

Sprechen Sie im Abschlussgespräch also<br />

immer langsam, tief und deutlich. Sie<br />

können das leicht erreichen, wenn Sie in<br />

den Bauch atmen und Ihre Handinnenflächen<br />

während der Kommunikation<br />

nach unten zeigen. Frauen machen all das<br />

oft genau umgekehrt. Sobald sie nervös<br />

werden, neigen sie dazu die Stimme zu<br />

erheben, schnell und flach zu atmen und<br />

strahlen damit sofort Unsicherheit aus.<br />

Natürlich passiert dies auch Männern.<br />

Die Atmung kontrolliert Ihre Gefühle. Je<br />

ruhiger Sie atmen, desto gelassener reden<br />

Sie.<br />

7. Der Abschuss–Code<br />

Alphatiere beherrschen es, nach wichtigen<br />

Aussagen Sprechpausen zu machen, um<br />

das Gesagte zu verstärken. So auch, wenn<br />

sie die Abschlussfrage stellen. Betatiere<br />

neigen leider dazu, direkt danach weiter<br />

zu reden.<br />

© PublicDomainPictures /<br />

pixabay.com<br />

Damit ziehen sie den Kunden leicht aus<br />

dem Entscheidungsprozess.<br />

Machen Sie also nach der Frage eine<br />

Sprechpause und achten Sie währenddessen<br />

zusätzlich darauf, dass Sie sich<br />

auch nicht bewegen. Das unterstreicht das<br />

Gesagte zusätzlich und der Kunde muss<br />

eine Entscheidung treffen. Wenn Sie also<br />

zu Ihrem Kunden sagen: „Hier ist Ihr<br />

Geld gut investiert. Mit wie viel Kapital<br />

möchten Sie starten?“, dann machen Sie<br />

danach eine Pause, bleiben Sie ruhig sitzen<br />

und warten Sie auf seine Antwort. Egal<br />

wie lange es dauert. Sprechpausen „auszuhalten“<br />

zeugt von großem Selbstvertrauen<br />

und starker Selbstsicherheit –<br />

sowohl zu sich selbst, als auch gegenüber<br />

dem Produkt. Genau diese Ausstrahlung<br />

braucht Ihr Kunde für ein gutes Gefühl.<br />

Mit dieser Art der Kommunikation<br />

werden Sie noch überzeugungsstärker.<br />

Wenn Sie das ein oder andere erkannt<br />

haben und nun Ihren Verhaltenscode<br />

optimieren möchten, dann ist folgendes<br />

besonders wichtig: Sammeln Sie positive<br />

Referenzerlebnisse für Ihren neuen Code.<br />

Wo hat Sie das neue Verhalten schneller<br />

an Ihr Ziel gebracht? Wo konnten Sie bessere<br />

Erfolge erreichen? Richten Sie also<br />

alle Aufmerksamkeit auf die positive Veränderung,<br />

denn wenn wir sie darauf<br />

richten, dann verstärken wir sie automatisch.<br />

Marina Frieß<br />

Seite 29


Empfehlungsmanagement<br />

Die ultimative Kennzahl<br />

heißt Empfehlungsrate<br />

Am Anfang und am Ende eines Kaufprozesses steht immer öfter eine Empfehlung. Kunden sind die<br />

neuen Vermarkter. Wer nicht länger empfehlenswert ist, ist auch schon bald nicht mehr kaufenswert.<br />

Ein Unternehmen kann gar nicht genug aktive Empfehler haben, weil diese über dessen Zukunft mitentscheiden.<br />

Anne M. Schüller<br />

ist Managementdenker, Keynote-Speaker,<br />

zehnfache Buchund<br />

Bestsellerautorin und<br />

Businesscoach.<br />

Die Diplom-Betriebswirtin gilt<br />

als Europas führende Expertin<br />

für Loyalitätsmarketing und<br />

ein kundenfokussiertes<br />

Management.<br />

Sie zählt zu den gefragtesten<br />

Referenten im deutschsprachigen<br />

Raum.<br />

Sie ist Gastdozentin an mehreren<br />

Hochschulen. Wenn es<br />

um das Thema Kunde geht,<br />

gehört sie zu den meistzitierten<br />

Experten.<br />

Zu ihrem Kundenkreis zählt<br />

die Elite der deutschen, österreichischen<br />

und schweizerischen<br />

Wirtschaft.<br />

Web: www.anneschueller.de<br />

80 Prozent aller Deutschen vertrauen<br />

Empfehlungen aus ihrem persönlichen<br />

Umfeld. 64 Prozent vertrauen dem, was<br />

Dritte im Web zu berichten wissen. 57<br />

Prozent vertrauen redaktionellen Inhalten<br />

wie etwa Zeitungsartikeln. Aber nur 40<br />

Prozent vertrauen zum Beispiel den TV-<br />

Werbespots und anderer Werbung. Dies<br />

sind Ergebnisse aus einer aktuellen<br />

Nielsen-Studie. Wenn dem nun so ist,<br />

dann gibt es für Mundpropaganda- und<br />

Empfehlungsmarketing nur einen einzigen<br />

Platz: Die erste Stelle im Businessplan.<br />

Und die Empfehlungsrate wird zur<br />

wichtigsten Kennzahl im Ergebniscontrolling.<br />

Kunden sind die neuen<br />

Vermarkter<br />

Mehr als je zuvor gilt: Vor einem Kauf<br />

lässt sich der Kunde vorrangig durch die<br />

Meinung Dritter beeinflussen. Und nach<br />

dem Kauf wird er selbst zum Beeinflusser.<br />

Mundpropaganda und Weiterempfehlungen<br />

stehen am Anfang und am Ende<br />

eines Kaufprozesses. Links und Likes sind<br />

die neue Währung. Und die eigenen<br />

Kunden können zur effizientesten Vertriebsmannschaft<br />

aller Zeiten werden.<br />

Dabei spielen die indirekten Kundenkontaktpunkte<br />

wie Meinungsportale, User-<br />

Foren, Testergebnisse, Blogbeiträge und<br />

redaktionelle Berichte eine zunehmend<br />

wichtige Rolle. Diese werden auch als<br />

„Earned Touchpoints“ bezeichnet, denn<br />

man kann sie sich nicht kaufen, man muss<br />

sie sich stattdessen verdienen. Die webbasierten<br />

O-Töne Dritter werden von<br />

anschaffungswilligen Kunden jedoch<br />

nicht nur zuerst angesteuert. Sie werden<br />

auch von Suchmaschinen immer stärker<br />

favorisiert – und landen ganz vorne auf<br />

den Trefferlisten.<br />

Das neue Business-Mantra<br />

„Sei wirklich gut und bringe die Leute<br />

dazu, dies engagiert weiterzutragen!“ So<br />

lautet das neue Business-Mantra. Wer<br />

heute nicht empfehlenswert ist, ist morgen<br />

nicht mehr kaufenswert – und übermorgen<br />

tot. Doch Mundpropaganda<br />

braucht Begeisterung und Empfehlungen<br />

brauchen Vertrauen. Letzteres entsteht<br />

allerdings nur dann, wenn Versprechen<br />

immer eingehalten werden und wenn<br />

man nie enttäuscht worden ist. Dabei<br />

werden die Kunden ihre Anbieter auch<br />

auf die Probe stellen. Denn der Empfehlende<br />

haftet mit seinem guten Namen für<br />

Qualität.<br />

Das Ergebnis dieses Prozesses heißt Loyalität.<br />

Sie ist die Vorstufe fürs Weiterempfehlen.<br />

Der größte Schatz eines Unternehmens<br />

ist die Loyalität seiner Kunden. Es<br />

ist ja vor allem die Stammklientel, die über<br />

das Schicksal einer Marke entscheidet.<br />

Und sie könnte deren Retter sein. Denn<br />

wer „seine“ Marke regelmäßig kauft, wer<br />

sich voll und ganz mit ihr identifiziert<br />

und sich ihr hochgradig verbunden fühlt,<br />

der ist immun gegen den Wettbewerb.<br />

Der wird sie als Fan vor Angreifern<br />

schützen – und sie seinen Freunden<br />

wärmstens empfehlen.<br />

Das Empfehlungsgeschäft<br />

analysieren<br />

Empfehlungsbereitschaft allein reicht<br />

nicht aus. Denn erst, wenn tatsächlich<br />

eine Empfehlung ausgesprochen wird,<br />

kann dies zu neuen Kunden führen. Und<br />

dabei muss das Weiterempfehlen dann so<br />

überzeugungsstark sein, dass die Empfänger<br />

tatsächlich kommen und kaufen.<br />

Um das herauszufinden, wird die Empfehlungsrate<br />

ermittelt.<br />

Seite 30 01/<strong>2014</strong>


Vertrieb<br />

Sie besagt, wie viele Kunden ein Unternehmen<br />

aufgrund von Weiterempfehlungen<br />

gewonnen hat. Und dies sollte –<br />

neben Reputation und Wiederkauf – das<br />

wichtigste Ziel eines Anbieters sein. Denn<br />

Empfehler sind die wirksamsten Neukunden-Gewinner.<br />

Die Empfehlungsrate<br />

kann demnach als ultimative betriebswirtschaftliche<br />

Kennzahl gelten.<br />

Sinnvolle Fragen zur<br />

Analyse des<br />

Empfehlungs geschäfts<br />

• Wie viele Kunden empfehlen<br />

uns weiter? Und warum<br />

genau?<br />

• Welche Produkte und<br />

Services werden am<br />

stärksten empfohlen?<br />

• Wer genau hat uns<br />

empfohlen? Und wie<br />

bedanken wir uns dafür?<br />

• Wer spricht die meisten/die<br />

wirkungsvollsten Empfehlungen<br />

aus?<br />

• Wie ist der Empfehlungs -<br />

prozess im Einzelnen<br />

abgelaufen?<br />

• Gibt es dabei erkennbare<br />

und somit wiederholbare<br />

Muster?<br />

• Wie viele Kunden haben<br />

infolge einer Empfehlung<br />

erstmals gekauft?<br />

Ein Tipp an dieser Stelle: Markieren Sie<br />

Ihre Empfehler als solche in Ihrer Datenbank,<br />

denn Empfehler sind besonders<br />

wertvolle Kunden. Und so sollten sie von<br />

jedem Mitarbeiter im Unternehmen dann<br />

auch behandelt werden.<br />

Drei Fragen führen zum Ziel<br />

Die Empfehlungsrate ist gleichzeitig Ausgangspunkt<br />

und Ziel eines systematisch<br />

gesteuerten Empfehlungsmanagements.<br />

Am Ende reichen drei einfache Fragen,<br />

um dem auf die Spur zu kommen. So wird<br />

bei jedem Kunden, der zum ersten Mal<br />

kauft, soweit es die Situation erlaubt, an<br />

passender Stelle wie folgt gefragt:<br />

„Wie sind Sie eigentlich ursprünglich auf<br />

uns aufmerksam geworden?“ Sofern eine<br />

Empfehlung im Spiel war, geht es dann<br />

weiter wie folgt: „Und jetzt interessiert<br />

mich mal: Was hat denn der Empfehler<br />

über uns/unser Produkt/unseren Service<br />

gesagt?“ und „Und jetzt bin ich ganz neugierig?<br />

Wer war das denn, der uns empfohlen<br />

hat?“<br />

Durch die erste Frage wird ermittelt, wie<br />

viel Prozent der neuen Kunden aufgrund<br />

einer Empfehlung kamen: Das ist Ihre<br />

Empfehlungsrate. Die Antwort auf diese<br />

Frage zeigt im Übrigen auch, wo Sie in<br />

Zukunft Ihr Werbebudget verstärkt<br />

anlegen sollten. Über die zweite Frage gibt<br />

der Kunde Hinweise darauf, was genau<br />

Sie erfolgreich macht und in welche Richtung<br />

die Angebotspalette weiterentwickelt<br />

werden kann. Und über die dritte Frage<br />

bekommen Sie die Namen Ihrer Influencer,<br />

Meinungsmacher, Botschafter, Promotoren,<br />

Referenzgeber und aktiven<br />

Empfehler heraus.<br />

Weitere wertvolle<br />

Informationen sammeln<br />

Aus der Persönlichkeitsstruktur eines<br />

Empfehlers und aus dessen Kaufverhalten<br />

lassen sich bereits erste Rückschlüsse auf<br />

die voraussichtlichen Wünsche und<br />

Bedürfnisse des neuen Kunden ableiten.<br />

Ihr Empfehler hätte Ihre Angebote sicher<br />

niemals empfohlen, wenn sein guter Rat<br />

für den Empfänger nicht von Interesse<br />

wäre. Bringen Sie auch in Erfahrung,<br />

welche spezifischen Leistungen der Empfehler<br />

hervorgehoben hat. Denn darauf<br />

wird Ihr Interessent besonders achten.<br />

Deswegen ist er ja gekommen. Hier sind<br />

seine Erwartungen hoch. Eine Enttäuschung<br />

fiele nicht nur negativ auf Sie, sondern<br />

auch auf den Empfehler zurück. Und<br />

das wollen Sie nicht nur sich selbst, sondern<br />

vor allem Ihrem Empfehler ersparen.<br />

Die Erfolgsspirale:<br />

Empfehler belohnen<br />

Geben Sie Ihrem Empfehler – wenn möglich<br />

– auch eine Rückmeldung darüber,<br />

was aus seiner Empfehlung geworden ist.<br />

Und: Wertschätzen Sie die Person, die Sie<br />

durch ihn kennen gelernt haben. Das<br />

kann sich dann beispielsweise so anhören:<br />

„Ich muss schon sagen, Sie kennen interessante/einflussreiche/angenehme<br />

Leute.“<br />

Am Ende heißt es dann: herzhaft danken!<br />

Und mit einer Kleinigkeit belohnen! Solch<br />

überraschende Momente des kleinen<br />

Glücks sind es, die Menschen besonders<br />

begehrenswert finden. Und mehr noch:<br />

Wenn wir von jemandem etwas geschenkt<br />

bekommen, fühlen wir uns ihm verpflichtet.<br />

Soziologen nennen das den Reziprozitätseffekt.<br />

So wird der Erstempfehler<br />

dann zum Powerempfehler und zum<br />

Supermultiplikator.<br />

Zu aufwendig, das Ganze? Dann überlegen<br />

Sie mal, wie aufwendig und kostenintensiv<br />

die ‚kalte‘ Neukundenakquise ist!<br />

Eine Liste mit 30 konkreten Tipps für Ihr<br />

Empfehlungsmarketing finden Sie übrigens<br />

auf www.empfehlungsmarketing.cc.<br />

Anne M. Schüller<br />

Das neue Empfehlungs -<br />

marketing: Seminar am 27.<br />

November <strong>2014</strong><br />

Empfehler sind die besten<br />

Verkäufer. Und das moderne<br />

Empfehlungsmarketing umfasst<br />

sehr viel mehr als die Frage nach<br />

ein paar Adressen. Es kann nämlich<br />

systematisch entwickelt werden –<br />

offline und online. Vier Schritte und<br />

ein Strauß von weit über 30 Möglichkeiten<br />

führen dabei zum Ziel.<br />

Wie das alles gelingt, zeigt ein<br />

praxisnahes Tagesseminar mit Anne<br />

M. Schüller, führende Expertin in<br />

Sachen Loyalitätsmarketing,<br />

am 27. November in Frankfurt.<br />

Das Buch zum Thema:<br />

Anne M. Schüller: Touchpoints<br />

Auf Tuchfühlung mit dem<br />

Kunden von heute<br />

Managementstrategien<br />

für unsere neue Businesswelt<br />

Mit einem Vorwort von<br />

Prof. Dr. Gunter Dueck<br />

Gabal, 4. aktualisierte Auflage<br />

350 S., 29,90 Euro, 47.90 CHF<br />

ISBN: 978-3-86936-330-1<br />

Ausgezeichnet als Mittelstandsbuch<br />

des Jahres und mit dem Deutschen<br />

Trainerbuchpreis 2012<br />

www.touchpoint-management.de<br />

Seite 31


Wieviel ist das Lebenswerk wert?<br />

Wenn Makler in den Ruhestand gehen<br />

Altersvorsorge ist für Makler eines der wichtigsten Themen — jedenfalls, wenn sie ihre Kunden beraten.<br />

Doch wie sieht es mit dem eigenen Ruhestand aus? Um sich den Lebensabend zu finanzieren, verkaufen<br />

Makler bislang den eigenen Kundenbestand an einen Nachfolger. Angesichts des schwindenden Nachwuchses<br />

in der Branche muss sich da nicht nur ein Geeigneter finden, der Bestandsverkauf sollte vor<br />

allem auch ergiebig sein.<br />

Deutsche Vermittler sind derzeit im<br />

Schnitt 48 Jahre alt, etwa 40 Prozent von<br />

ihnen sind über 50, besagt die Studie „Vermittler-PISA“<br />

der Fachhochschule Dortmund,<br />

Skopos GmbH und Versicherungsforen<br />

Leipzig. Das bedeutet: In 10 bis 15<br />

Jahren scheiden 40 Prozent aller Vermittler<br />

altersbedingt aus. Diese Makler<br />

werden ihre Bestände am Markt ver -<br />

äußern wollen – doch an wen? So ist in<br />

ein paar Jahren das Angebot der Bestände<br />

hoch, die Nachfrage gering und die logische<br />

Konsequenz ein Preisverfall der<br />

Bestände.<br />

Dr. Peter Schmidt, Experte im Bereich<br />

Personenversicherung, Coach, Unternehmensberater<br />

und Betreiber der Website<br />

bestandundnachfolge.de, hat die Entwicklung<br />

am Markt intensiv beobachtet und<br />

bereits viele Makler beim Bestandskauf<br />

und -verkauf unterstützt. „Der Preisverfall<br />

spiegelt die Entwicklungen am Maklermarkt<br />

wider“, erklärt er. „Fakt ist: Die<br />

demografische Entwicklung geht an Maklern<br />

nicht vorbei.“ Die Nachfrage ist groß,<br />

auf zehn Suchanfragen kommt ein Kaufangebot.<br />

Dennoch bleiben die Preise oft<br />

niedrig. Zusätzlich Hindernisse ergeben<br />

sich aus Regulierung des Vermittlermarktes<br />

in Deutschland und der EU,<br />

Datenschutz- und Compliance-Vorgaben<br />

erschweren den Verkauf. „All das macht<br />

den Verkauf eines Bestandes deutlich<br />

schwieriger und aufwendiger als noch vor<br />

wenigen Jahren“, so der ehemalige Vorstand<br />

der VPV Makler AG.<br />

Ruhestand, Nachfolge und<br />

Wachstum<br />

Besonders ältere Makler, laut Steria-Mummert-Studie<br />

13 Prozent der gesamten<br />

Makler, wollen ihr Geschäft verkaufen.<br />

Das gelte vor allem für kleinere Maklerbetriebe<br />

mit weniger als 50 Mitarbeitern.<br />

Darin zeigt sich ein anderes Verständnis<br />

des Begriffes „Nachfolge“: Früher verstand<br />

man darunter üblicherweise den Verkauf<br />

des betreuten Kundenstamms. Inzwischen<br />

wollen insbesondere ältere Inhaber ihre<br />

Firmen direkt verkaufen. Solche Akquisechancen<br />

wollen wiederum Wettbewerber<br />

nutzen und das Bestandsgeschäft<br />

übernehmen, um schnell anorganisch<br />

wachsen und die eigenen Marktanteile<br />

ausbauen zu können. Doch wer als Maklerunternehmen<br />

wachsen will, sieht derzeit<br />

vor allem in der Neukundengewinnung<br />

den Schlüssel dazu. 91 Prozent der<br />

in der Studie befragten Makler hatte dies<br />

bestätigt. Ebenso wichtig (89 Prozent) ist<br />

es, die Servicequalität zu erhöhen. „In der<br />

Versicherungsbranche herrscht ein harter<br />

Verdrängungswettbewerb. Aufgrund des<br />

demografischen Wandels müssen die<br />

Marktteilnehmer immer größere Anstrengungen<br />

unternehmen, um die sinkende<br />

Zahl der Kunden zu überzeugen. Das<br />

funktioniert entweder über den Preis oder<br />

den Service“, erklärt sich Andreas Hutfleß,<br />

Leiter des Geschäftsbereichs Insurance<br />

von Steria Mummert Consulting, diese<br />

Überzeugung. Daneben ist für 82 Prozent<br />

der Makler kosteneffizenteres Wirtschaften<br />

wesentliche Wachstumsstrategie.<br />

Wer in dieser Marktsituation einen guten<br />

Preis für seinen alten Bestand erzielen<br />

will, sollte seinen Bestand entsprechend<br />

attraktiv gestalten. Und wer kaufen will,<br />

muss es sich auch irgendwie leisten<br />

können.<br />

Formen zur Messung des Wertes von Maklerbeständen<br />

Quelle: Coaching & Consulting Peter Schmidt<br />

Ertragswert Umsatzwert Kundenwert<br />

Betrachtung materieller und<br />

immaterieller Werte des<br />

Unternehmens bei<br />

Veräußerung,<br />

meist auf EBIT-Basis (EWV)<br />

Betrachtung des Umsatzes in<br />

bestimmtem Zeitraum sowie<br />

Betrachtung bestimmter Kriterien<br />

der Bestandszusammensetzung<br />

(UWV)<br />

entspricht dem mit Kunden erwirtschafteten<br />

durchschnittlichen EBITDA, also dem Gewinn<br />

vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen auf<br />

materielle und immaterielle Werte, über die<br />

zu erwartende durchschnittliche Dauer der<br />

Geschäftsbeziehung (CLV)<br />

Seite 32 01/<strong>2014</strong>


Praxis<br />

Qualität<br />

•<br />

Zielgruppe<br />

•<br />

Bestandszusammensetzung<br />

•<br />

„Alter“ des Bestands<br />

•<br />

Courtagehöhe pro Kunde<br />

•<br />

Sparten (außer Komposit)<br />

•<br />

Kundenloyalität<br />

•<br />

Bestandsverwaltungsprogramm<br />

und IT gesamt<br />

•<br />

Wohnorte der Kunden<br />

•<br />

Stornoquote<br />

•<br />

Sepzialisierung<br />

•<br />

Expertenstatus<br />

Quantität<br />

• Kundenanzahl gesamt<br />

• Anzahl Verträge gesamt<br />

• Courtagehöhe Bestand<br />

• Resthaftungszeiten<br />

• Stornoreserven<br />

• Beitragsfälligkeiten im Jahr<br />

• Bestandszugang bzw. -abgang<br />

• Verträge pro Kunde<br />

• Betriebskosten<br />

• Personalkosten<br />

Qualitative und Quantitative Kriterien zur Bewertung des Bestands<br />

Quelle: Coaching & Consulting Peter Schmidt<br />

Wie kann ein Bestand<br />

guten Gewinn erzielen?<br />

Welchen Bestand wird der Nachwuchs<br />

kaufen – und vor allem zu welchem Preis?<br />

Der Wert eines Maklerbestandes lässt sich<br />

längst nicht anhand eines Kriteriums festmachen,<br />

etwa daran, wie hoch die Be -<br />

standscourtage ist. Es gibt stattdessen<br />

mehrere Formen, an denen sich der<br />

Bestandswert messen lässt: Ertragswert,<br />

Umsatzwert und Kundenwert (Abb. S.<br />

12). Wollen Makler künftig einen guten<br />

Verkaufspreis erzielen, dann „sollten Sie<br />

ihr Haus in Ordnung bringen“, empfiehlt<br />

Schmidt. Bestände, in denen Kundenbzw.<br />

Vertragsdaten nicht aufgearbeitet<br />

waren, haben in der Vergangenheit oft<br />

nur einen sehr geringen Verkaufswert<br />

erzielt. Doch die Realität sieht anders aus:<br />

„Die einen Kunden hat man im Bestandssystem<br />

des einen und des anderen Pools,<br />

die anderen werden beim Versicherer auf<br />

einem Maklerportal verwaltet, der allerdings<br />

kein geeignetes System zum Datentransfer<br />

besitzt, an anderer Stelle findet<br />

sich eine Excel-Liste für ein Sonderprodukt<br />

und da noch ein nicht integriertes<br />

MS-DOS-basiertes Altsystem zur Verwaltung<br />

von Kundendaten“, weiß Schmidt<br />

um die Situation vieler Makler.<br />

Ein attraktiver Bestand –<br />

Und wie?<br />

Ein Bestandsführungssystem, das man<br />

selbst verwaltet oder verwalten lässt, kann<br />

Ordnung in den Bestand bringen. Das<br />

System sollte in der Lage sein, den<br />

Bestand nach quantitativen und qualitativen<br />

Faktoren zu bewerten und zu überprüfen.<br />

Neben der Erhebung von Kundenanzahl<br />

und Verträgen steigert ein Business Case,<br />

der über die steuerliche Betriebskostenrechnung<br />

hinausgeht, den Wert des<br />

Bestandes. Betriebsprozesse lassen sich<br />

schriftlich definieren und straffen. Makleraufträge-<br />

und Vollmachten sollte man<br />

komplett überarbeiten und den Fall einer<br />

Betriebsübernahme auch datenschutzrechtlich<br />

absichern und diese Aufträge/<br />

Vollmachten sukzessive innerhalb von<br />

Monaten bei allen Kunden austauschen.<br />

Gerade für den Fall, dass eine Übergabe –<br />

beispielsweise unfallbedingt – „über<br />

Nacht“ erfolgen muss, sollten in einem<br />

Notfallplan laufend offene Vorgänge,<br />

Hauptansprechpartner, Vorhaben und<br />

Probleme schriftlich fixiert werden.<br />

Ebenso ist die Bestimmung eines (kommissarischen)<br />

Nachfolgers wichtig.<br />

Bei Ermittlung des Kaufpreises rückt die<br />

reine Bestandscourtage zunehmend in<br />

den Hintergrund. Stattdessen nimmt die<br />

Bewertung des Gewinns vor Steuern, Personal-<br />

und Sachkosten, Alter des Bestands<br />

und dessen Zusammensetzung oder<br />

Wohnort eine wichtige Rolle ein. Auch<br />

lässt sich eine Kundenwertbetrachtung<br />

vornehmen. Mit dieser Methode kann der<br />

Käufer abschätzen, wieviel Zukunftspotential<br />

ein Kundenstamm hat. Errechnet<br />

werden Altersdurchschnitt, durchschnittliche<br />

Betreuungsdauer beim Makler, Vertragsdichte<br />

und pro Kunde erzielte Einkünfte.<br />

Das Ergebnis wird dann ins Verhältnis<br />

zu jenen Kunden im Bestand<br />

gesetzt, die diese Durchschnittswerte nicht<br />

erreichen. Wenn danach beispielsweise<br />

40 Prozent des Kundenbestandes unter<br />

diesen Mittelwerten liegen, lässt sich der<br />

Gewinn der nächsten Jahre realistischer<br />

abschätzen als bei einer bloßen Betrachtung<br />

der Courtagen.<br />

Wie lange dauert eine<br />

Bestandsbewertung?<br />

Unabhängig davon, ob man den eigenen<br />

Ruhestand oder Schritte zur Expansion<br />

plant: Es lohnt, sich einmal nach professioneller<br />

Unterstützung durch Experten<br />

für ein geplantes Investment umzusehen,<br />

die eigene Pläne prüfen können und mit<br />

deren Hilfe man diese dann auch<br />

umsetzen kann.<br />

Die Bewertung des Bestandes selbst sollte<br />

man rechtzeitig und daher lange vor dem<br />

geplanten Verkaufsdatum durchführen,<br />

denn seinen Bestand so aufzuräumen,<br />

dass er qualitativ hochwertig ist, dauert<br />

seine Zeit! Gegebenenfalls sind das<br />

Zusammenführen von Beständen, IT-Verbesserungen,<br />

Datenerhebungen, Qualitätsdokumentation<br />

oder auch ein neuer<br />

Beratungsprozess mit entsprechender<br />

Dokumentation notwendig. Beim Bewertungsvorgang<br />

würde eine alles umfassende<br />

Bewertung alle Verträge, die der<br />

Makler mit Kunden, Versicherern und<br />

Finanzdienstleistern hat, einschließen.<br />

Praktisch greift man jedoch auf Stichprobensichtungen<br />

für die Bewertung zurück.<br />

Überlicherweise kann man bei einer Maklerfirma<br />

mit einer Person mit einem Prüfaufwand<br />

von acht Stunden rechnen, bei<br />

vier Mitarbeiten dauert die Prüfung rund<br />

eine Woche, eine Auswertung ist in<br />

diesem Zeitraum noch nicht enthalten.<br />

Seite 33


© jarmoluk / pixabay.com<br />

Keine Angst vor Mehrwertsteuer<br />

Wie Makler den Servicewettbewerb um Kunden<br />

betriebswirtschaftlich sinnvoll führen<br />

Abschluss- und Bestandsprovisionen decken nicht mehr ausreichend die Kosten der zusätzlichen Serviceleistungen,<br />

die Versicherungsmakler für ihre Mandanten erbringen. Auch der regulatorische Druck<br />

auf das Provisionssystem nimmt zu, während Versicherer vor dem Hintergrund der Ertragslage aus Kapitalanlagen<br />

an den Vertriebskosten sparen wollen oder müssen. Versicherungsmakler können durch Einführung<br />

von Servicepauschalen zusätzliche Einnahmen verzeichnen, erklärt Volker Britt, Geschäftsführer<br />

der HonorarKonzept GmbH in Göttingen.<br />

Im Kampf um die Kunden setzen viele<br />

Makler auf die Qualitäts- bzw. Serviceführerschaft:<br />

„Der Kunde soll sich nirgendwo<br />

anders besser beraten und betreut<br />

fühlen als bei mir.“ Da viele Wettbewerber<br />

die gleiche Strategie verfolgen, müssen<br />

die eigenen Serviceversprechen immer<br />

weiter ausgebaut werden, um „den besten<br />

Service zu bieten“.<br />

Allerdings decken die aus der Beratung<br />

und Vermittlung resultierenden Ab -<br />

schluss- und insbesondere Bestandsprovisionen<br />

nicht mehr ausreichend die<br />

Kosten der zusätzlichen Serviceleistungen.<br />

Die Schere zwischen der im Sinne der Serviceführerschaft<br />

anfallenden Aufwendungen<br />

und den aus im originären Maklergeschäft<br />

generierten Einnahmen muss<br />

aufgrund der derzeitigen Wettbewerbsintensität<br />

und den vermutlich weiter sinkenden<br />

Provisionshöhen weiter auseinandergehen.<br />

Eine Spirale ohne Ende? Welche<br />

Lösungsmöglichkeiten gibt es? Entweder<br />

reduziert der Makler den Service oder<br />

erhöht die Einnahmen durch die Einführung<br />

einer Servicepauschale. Obwohl<br />

unserer Erfahrung nach die Einführung<br />

einer Servicevergütung die für den langfristigen<br />

Unternehmenserfolg bessere<br />

Alternative ist, entscheiden sich viele<br />

Makler dagegen. Warum eigentlich? Vermutlich,<br />

weil sie glauben, dass ihre<br />

Kunden nicht bereit sind, die Servicepauschale<br />

zu zahlen. Des weiteren, weil sie<br />

ihren Umsatz nicht mit mehrwertsteuerpflichtigen<br />

Einnahmen mischen wollen.<br />

Ein spürbarer Nutzen<br />

Beide Vorbehalte sind unserer Erkenntnis<br />

nach unbegründet. Für einen erstklassigen<br />

Service sind viele Kunden bereit, auch<br />

entsprechend zu zahlen. Zusätzliche Einnahmen,<br />

die mit Mehrwertsteuer behaftet<br />

sind, sind in Zusammenarbeit mit dem<br />

Steuerberater leicht zu händeln.<br />

Bei der Ausarbeitung der entsprechenden<br />

Hono rar-Servicepauschalen ist wichtig,<br />

dass die Dienstleistungen einen spürbaren<br />

Nutzen für den Kunden bieten und den<br />

formalen Anforderungen des Maklerstandes<br />

entsprechen. Ein spürbarer<br />

Nutzen kann beispielsweise in „garantierten<br />

Reaktionszeiten“ oder in dem<br />

„a jour geführten Versicherungsordner“<br />

liegen.<br />

Aus diesen Beispielen wird deutlich, dass<br />

der Service als Nebenleistung für die<br />

Hauptleistung des Maklers im Sinne von<br />

Beratung und Vermittlung erbracht wird.<br />

Daraus folgt, dass das das Servicekonzept<br />

nicht darauf ausgelegt sein kann, kostenpflichtige<br />

Beratungsleistungen ohne Vermittlung<br />

zu erbringen oder Leistungen<br />

im Tätigkeitsfeld freier Berufe (z.B. Steuerberater<br />

/ Erstellung der Steuererklärung)<br />

anzubieten.<br />

Seite 34 01/<strong>2014</strong>


Praxis<br />

Einnahmen und<br />

Umsatzsteuer<br />

Grundsätzlich stellt die selbstständige<br />

Tätigkeit eines Versicherungsvermittlers<br />

ein umsatzsteuerpflichtiges<br />

Unternehmen dar. Aber nicht alle<br />

Einnahmen unterliegen der Umsatzsteuerpflicht.<br />

Die entsprechenden<br />

Umsatzsteuerbefreiungen ergeben<br />

sich aus den § 4 Nr. 8a, 8e, 8f und Nr.<br />

11 UStG. Erfolgsunabhängige Beratungsleistungen<br />

und die hier im<br />

Fokus stehenden Serviceleistungen<br />

sind mit dem Steuersatz von 19%<br />

umsatzsteuerpflichtig. Umsatzsteuerliche<br />

Folgen treten dann ein, wenn<br />

auch Umsatzsteuer erhoben wird.<br />

Entsprechend entsteht beim Einsatz<br />

von Servicepauschalen definitiv eine<br />

Umsatzsteuerpflicht. Wie dieser<br />

nachzukommen ist, ergibt sich aus<br />

der Höhe der umsatzsteuerpflichtigen<br />

Einnahmen.<br />

Beispielsweise kann die Umsatzsteuerpflicht<br />

durch die sogenannte Kleinunternehmerregelung<br />

gemäß §19<br />

UStG aufgehoben werden, wenn die<br />

entsprechenden Einnahmen aus Servicepauschalen<br />

(andere umsatzsteuerpflichtige<br />

Einnahmen liegen nicht<br />

vor) im vergangenem Kalenderjahr<br />

17.500.- Euro (inklusive Steuer) und<br />

im laufenden Kalenderjahr voraussichtlich<br />

nicht mehr als 50.000.- Euro<br />

(inklusive Steuer) betragen wird.<br />

Wie mit der Umsatzsteuer am besten<br />

zu verfahren ist, sollte der Makler<br />

mit seinem Steuerberater besprechen.<br />

Wirtschaftlich tragen Endkunden die<br />

Umsatzsteuer. Der zusätzliche Aufwand<br />

des Maklers beim Nachkommen<br />

einer eventuellen Umsatzsteuerpflicht<br />

(Zeit / Kosten Steuerberater)<br />

ist deutlich geringer als die<br />

neu dazu kommenden Einnahmen.<br />

Wenn der Makler auch weiterhin den<br />

Wettbewerb über die Servicequalität<br />

führen will, kommt er meiner Meinung<br />

nach um die Einführung von<br />

entsprechenden Servicepauschalen<br />

nicht herum. Und eventuell ist der<br />

Einstieg in eine im weitestenden<br />

Sinne „Honorarberatung“ der erste<br />

Schritt zur Erschließung weiterer<br />

Einnahmequellen im engeren Begriff<br />

der „Honorarberatung“.<br />

Volker Britt<br />

Geschäftsführer der<br />

HonorarKonzept GmbH<br />

in Göttingen<br />

Von 2001 bis April 2010<br />

wirkte er als Mitglied der<br />

Unternehmensleitung der<br />

Plansecur GmbH, von 1994<br />

bis 2001 bei der Commerzbank<br />

AG unter anderem als<br />

Filialleiter und im Zentralen<br />

Stab Konzernentwicklung/<br />

Konzerncontrolling für das<br />

Privatkundengeschäft tätig.<br />

An der Frankfurt School of<br />

Finance and Management<br />

ist Volker Britt seit knapp 16<br />

Jahren Dozent im Rahmen<br />

des Management-Studiums.<br />

Der heute 49-Jährige gilt<br />

aufgrund seiner bisherigen<br />

Tätigkeiten als ausgewiesener<br />

Experte in der Finanzberatung.<br />

Anzeige<br />

Volker Britt<br />

Seite 35


Studie<br />

Verwaltungsprogramme für<br />

Versicherungsmakler<br />

Was macht ein Versicherungsmakler ohne Maklerverwaltungsprogramm? Vermutlich wäre er in seinem<br />

Beruf in der modernen, vernetzten Welt kaum überlebensfähig. <strong>Versicherungsbote</strong> nimmt in einer Studie<br />

Maklerverwaltungsprogramme genauer unter die Lupe. Makler sind herzlich eingeladen, sich an einer<br />

Umfrage zu beteiligen.<br />

© tombaky / istockphoto.com<br />

Neben kommunikativen Fähigkeiten,<br />

Kundenorienterung und einem exzellenten<br />

Stand an Sachwissen benötigen<br />

Versicherungsmakler im täglichen<br />

Geschäft auch schnell Informationen zur<br />

Lösung konkreter Probleme. Informationen<br />

zu Kunden, Terminen, Tarifen,<br />

Schäden etc. müssen daher zügig abrufbar<br />

und entsprechend aufbereitet sein. Leistungsvergleiche<br />

und Analysen sollten auf<br />

Knopfdruck erscheinen, damit Makler<br />

Kunden optimal und bedarfsgerecht<br />

beraten können. Nicht zuletzt möchten<br />

Makler die eigenen Leistungen mit<br />

geringstem Aufwand kontrolliert<br />

abrechnen. Um solche Aufgaben zu erledigen,<br />

nutzen moderne Makler Softwarelösungen,<br />

genauer Maklerverwaltungsprogramme<br />

(MVP).<br />

Eine breite Produktpalette<br />

Die Produktpalette solcher Softwarelösungen<br />

ist groß. Das Analysehaus Assekurata<br />

Solutions führte 2011 eine Studie<br />

durch, in der 713 Makler unter anderem<br />

dazu befragt wurden, welches Maklerverwaltungsprogramm<br />

eingesetzt wird. Dabei<br />

erhielten AMS.4 der Assfinet, das ServiceOffice<br />

der MAPWare AG sowie der<br />

InfoAgent der Buchholz Software GmbH,<br />

heute ebenfalls ein Produkt der Assfinet,<br />

die meisten Nennungen.<br />

Ebenfalls häufig verwendete Programme<br />

sind IWM FinanzOffice von der IWM<br />

Software AG und aB-Agenta FX von der<br />

Artbase Software GmbH.<br />

Die Liste der Produkte und „Platzierungen“<br />

ist deutlich länger. Die Untersuchung<br />

kann als ein erster Indikator für<br />

ein mögliches und aktuelles Spitzenfeld<br />

der bevorzugten Software dienen. Inzwischen<br />

könnte sich jedoch auf dem Markt<br />

einiges getan haben.<br />

Seite 36 01/<strong>2014</strong>


Praxis<br />

Eine aktuelle Studie<br />

<strong>Versicherungsbote</strong> will es genau wissen<br />

und ruft eine eigene Studie zum Nutzungsverhalten<br />

von Maklerverwaltungsprogrammen<br />

ins Leben. Dazu startet<br />

zunächst eine eigene Online-Umfrage zur<br />

Nutzung von Maklerverwaltungsprogrammen.<br />

Die Umfrage beginnt am 7.<br />

Mai und wird über einen Zeitraum von<br />

ca. vier Wochen geführt. Bis Anfang September<br />

werden die Ergebnisse ausgewertet.<br />

Erste Zwischenergebnisse kann<br />

man vorab online auf <strong>Versicherungsbote</strong><br />

lesen.<br />

Ziel der Studie ist es, einen Überblick über<br />

die Verteilung der eingesetzten Software<br />

zu erhalten sowie Maklern und auch<br />

Agenturen eine Orientierung über das<br />

Leistungsvermögen und die zu erwartenden<br />

Kosten beim Einsatz der führenden<br />

Produkte zu geben. Richtwert zur<br />

Bewertung der Kosten ist eine Unternehmensgröße<br />

von drei Mitarbeitern.<br />

Bisher wurden vier von zunächst fünf vorgesehenen<br />

Verwaltungsprogrammen<br />

näher angesehen. Schon hier waren große<br />

Unterschiede zwischen den einzelnen<br />

Anbietern erkennbar. Daher soll die<br />

Untersuchung konkret aufzeigen, was die<br />

jeweilige Software abbilden kann. Sind<br />

z.B. bestimmte Module für ein spezielles<br />

Einsatzgebiet notwendig, werden diese<br />

gesondert ausgewiesen. Daraus soll ein<br />

Überblick über wesentliche Leistungsmerkmale<br />

bzw. Einsatzbereiche der Programme<br />

entstehen. Dazu ist grundsätzlich<br />

eine Kooperation mit den entsprechenden<br />

Softwareherstellern erforderlich.<br />

Helfen Sie mit!<br />

Anzeige<br />

Die Studie startet mit einer Online-<br />

Umfrage am 7. Mai <strong>2014</strong>.<br />

Makler sind herzlich eingeladen, sich<br />

unter<br />

http://vbote.de/116<br />

an der Umfrage zu beteiligen. Die vollständigen<br />

Ergebnisse der Studie sind vorraussichtlich<br />

Anfang September verfügbar<br />

und können kostenpflichtig erworben<br />

werden.<br />

Interessenten können sich gern schon jetzt<br />

auf <strong>Versicherungsbote</strong> unverbindlich<br />

registrieren, ebenfalls unter der URL<br />

http://vbote.de/116.<br />

Michael Lindner<br />

Seite 37


Cyber Crime<br />

Risiko für Unternehmen<br />

Hacker-Attacken, Cyber-Angriffe, Spionage –<br />

das Risiko, sensible Unternehmens daten<br />

oder Prozesse durch Angriffe aus dem<br />

Cyberspace zu gefährden, nimmt zu.<br />

Zunehmende Digitalisierung schürt diese<br />

Gefahr. Cyber-Attacken können existenz -<br />

bedrohend sein.<br />

So gewinnen Cyber-Risiken<br />

für Unternehmen und<br />

Versicherungsbranche<br />

im Risikomanagement<br />

neue Be deutung.<br />

Versicherer reagieren<br />

mit speziellen<br />

Policen. Makler<br />

sollten Unternehmen<br />

systematisch<br />

aufklären.<br />

Ein wachsendes Risiko<br />

Cyber-Kriminalität hat in Deutschland<br />

mit rund 64.000 Fällen im vergangenen<br />

Jahr einen neuen Höchststand erreicht,<br />

die Zahl der Fälle im Vergleich zu 2011<br />

ist um 7,5 Prozent gestiegen. Seit 2007<br />

hat die Anzahl der Straftaten um insgesamt<br />

87 Prozent zugelegt, zeigt die polizeiliche<br />

Kriminialstatisik. Auch werden<br />

täglich 30.000 Cyber-Angriffe auf deutsche<br />

Betriebe gestartet.<br />

In den nächsten Jahren wird sich die<br />

Anzahl der Internet-Zugänge deutlich<br />

steigern, immer mehr Personen werden<br />

internetfähige Geräte nutzen. Gerade<br />

Smartphones und andere mobile Geräte<br />

sind für Angriffe aus dem World Wide<br />

Web besonders sensibel. Täter haben es<br />

oft nicht einmal schwer: Firmendaten,<br />

Passwörter oder Kundendaten lassen sich<br />

zum Teil mit Hilfe einfacher Programme<br />

herausfinden.<br />

Auch spielen Mitarbeiter im Zusammenwirken<br />

von Informationssicherheitsmaßnahmen<br />

eine zentrale Rolle, erklärte etwa<br />

Stephan Moers, Inhaber einer Sicherheitsberatung,<br />

auf dem Mesterheide Unternehmensforum<br />

„Datenschutz, Cybersicherheit<br />

und Wirtschaftsspionage“. So<br />

seien sich Unternehmen häufig nicht<br />

bewusst, dass der einzelne Mitarbeiter<br />

eine eingehende Schulung benötigt, um<br />

mit den Anforderungen der aktuellen Zeit<br />

im Sinne des Unternehmens umzugehen.<br />

Soziale Netzwerke, organisatorische<br />

Sicherheit wie Zutrittsregeln und „social<br />

engineering“ oder soziale Manipulation<br />

bzw. Beeinflussung durch Wirtschaftsspione<br />

seien Gefahren für den Datenschutz,<br />

so Moers. Die überwiegende<br />

Anzahl von Angriffen sei auf die weltweit<br />

aufgestellte Cyber-Crime-Szene zurückführen,<br />

legte Christian Weber von der<br />

Infraforce GmbH ebenfalls auf dem<br />

Forum dar. Immer häufiger wären durch<br />

Attacken kleine und mittelständische<br />

Unternehmen betroffen.<br />

© alvarez / istockphoto.com


Schwerpunkt Absicherung Gewerbe · Netzwelten<br />

Folgen für betroffene<br />

Unternehmen<br />

Die Folgen für betroffene Unternehmen<br />

sind vielseitig: Der Verlust bestimmter<br />

Daten kann das Erbringen von Leistungsversprechen<br />

einschränken und bis zur<br />

Betriebsunterbrechung führen. Verletzungen<br />

geistigen Eigentums, des Datenschutz-<br />

bzw. Persönlichkeitsrechts können<br />

daraus resultieren. Es kann Vertragsstrafen<br />

und Bußgeldern geben. Cyber-<br />

Mobbing oder Epressungen durch Hacker<br />

stellen besonders gravierende Folgen dar.<br />

Daneben enstehen zusätzliche Kosten:<br />

Durch Hackerangriffe ausgefallene IT-<br />

Systeme müssen repariert bzw. gesichert<br />

werden, gleiches gilt für beschädigte<br />

Hard- und Software. Betriebsabläufe verlangsamen<br />

sich, wenn das interne Firmennetz/Intranet<br />

und darin eingebette Systeme<br />

betroffen sind.<br />

Der deutschen Wirtschaft entstehen durch<br />

Internetkriminalität Schäden von 50 Mrd.<br />

Euro jährlich, schätzt die Vereinigung der<br />

Bayerischen Wirtschaft. Durchschnittliche<br />

organisatorische Kosten eines Datenverlusts<br />

für ein deutsches Unternehmen<br />

belaufen sich auf 3,4 Millionen Euro. Weitere<br />

Kosten ergeben sich aus Vorschriften<br />

wie der Novelle des Bundesdatenschutzgesetzes<br />

2009 oder der geplanten EUweiten<br />

Meldepflicht von Hackerangriffen.<br />

Versicherungsbranche ist<br />

gefordert<br />

Für die Anbieter sind Cyberversicherungen<br />

auf dem Weg zur eigenständigen<br />

Produktgattung. Nach Ansicht der Allianz<br />

Global Corporate & Specialty (AGCS)<br />

werden sich entsprechende Policen in den<br />

kommenden Jahren in deutschen Großunternehmen<br />

etablieren. In den USA sind<br />

sie bereits fester Bestandteil im Versicherungsportfolio<br />

von Firmen. Dort erzielen<br />

sie, laut Betterley Report 2013, ein Prämienvolumen<br />

von rund 1,3 Millarden US-<br />

Dollar. In Europa könnte der Markt für<br />

Cyberversicherungen nach AGCS-<br />

Berechnungen bis 2018 ein Prämienvolumen<br />

von 700-900 Millionen Euro erreichen.<br />

Auch Thomas Blunck, Mitglied des Vorstands<br />

von Munich Re, meint, dass eine<br />

„adäquate Versicherung gegen Datenschutzverletzungen<br />

[...] ein Standardelement<br />

der Gewerbeversicherung“ sein<br />

sollte. „Denn jedes Unternehmen kann<br />

in diesem Kontext Umsatzeinbußen oder<br />

einen Imageverlust erleiden“, so Blunck.<br />

Versicherer setzen bei<br />

Produktgestaltung auf<br />

Kombination<br />

Die Zurich-Police ‘Cyber & Data Protection’<br />

kombiniert Haftpflicht- und<br />

Eigenschadendeckung in einer Versicherungslösung.<br />

Versichert sind Vermögenseinbußen<br />

aus datenschutzbezogenen<br />

Pflicht- und Vertraulichkeitsverletzungen<br />

eigener Mitarbeiter und Betriebsunterbrechungen<br />

aufgrund von IT-Sicherheitslücken.<br />

Eine Internet-Medien Haftpflichtdeckung<br />

ist optional. Sie schützt u.a. bei<br />

Verletzung von Persönlichkeits- oder<br />

Urheberrechten. Im Schadensfall bietet<br />

das Zurich-Produkt über die Eigenschadendeckung<br />

Hilfe, um etwa die wirtschaftlichen<br />

Folgen aufgrund von Reputationsverlusten<br />

oder Unzufriedenheit<br />

von Kunden zu mindern. Zurich finanziert<br />

auch Public Relations-Maßnahmen,<br />

um eingetretene oder befürchtete negative<br />

Auswirkungen auf das geschäftliche<br />

Ansehen des Unternehmens zu mindern.<br />

Neben Faktoren wie Größe oder Branche<br />

eines Unternehmens spielt für die Versicherungsprämie<br />

vor allem auch die Qualität<br />

des bestehenden IT-Sicherheitsnetzes<br />

eine Rolle. Eine hoch entwickelte IT-<br />

Sicherheit wirkt sich günstig aus. Das<br />

genaue Volumen wird nach ausführlicher<br />

Prüfung der hauseigenen Risikomanager<br />

festgelegt; die Mindestprämie liegt bei<br />

etwa 5.000 Euro p.a. Die Deckungssumme<br />

ist frei wählbar, maximal bietet die Zurich<br />

Deckungsschutz von bis zu 25 Millionen<br />

Euro.<br />

Allianz Cyber Protect kombiniert Bausteine<br />

aus der Sach-, Haftpflicht- und Vermögensschadenversicherung.<br />

Ersetzt<br />

werden eigene Schäden, die dem Unternehmen<br />

durch Internetkriminalität entstehen.<br />

Enthalten sind Aufwendungen für<br />

die Benachrichtigung von Kunden, ITforensische<br />

Untersuchungen, Wiederherstellung<br />

von geschädigten oder zerstörten<br />

Daten sowie für Ertragsausfälle durch<br />

Betriebsstörungen. Eine Kostenübernahme<br />

für Krisenkommunikation zum<br />

Reputationsschutz bietet ein weiterer Baustein.<br />

Auch kommt der Versicherer für<br />

Haftpflichtschäden auf, die Kunden des<br />

versicherten Unternehmens infolge von<br />

Hackerangriffen, Denial-of-Service-Attacken,<br />

Datenschutzverletzungen oder fehlerhafter<br />

digitaler Kommunikation<br />

erleiden. Die maximale Deckungssumme<br />

beträgt 10 Millionen Euro und erfordert<br />

dabei nur eine schlanke Risikoprüfung<br />

vor Vertragszeichnung. Zusätzlich bietet<br />

die Allianz Premiumvarianten mit individuellen<br />

Lösungen, bis zu 50 Millionen<br />

Euro Versicherungssumme und erweitertem<br />

Deckungsumfang, der von einem<br />

Unternehmen selbst verschuldete Prozessschwächen<br />

oder Mitarbeiterfehler als<br />

Auslöser für IT-Ausfälle oder Datenpannen<br />

einschließt. Sie beinhalten auch<br />

ausführliche Vorabprüfungen der IT-Prozesse<br />

des Unternehmens durch spezialisierte<br />

Risikoingenieure von AGCS.<br />

„Wichtig ist, dass Prävention und eine<br />

kontinuierliche Verbesserung der eigenen<br />

Schwachstellen Vorrang haben“, erklärt<br />

AGCS-Risikoingenieur José Fidalgo.<br />

Kosten für einen sicheren Datenaustausch<br />

seien stets geringer als der Schaden, der<br />

durch Datendiebstahl, Datenverlust oder<br />

ein negatives Image entstehe.<br />

Axa versichert in seiner CyberRisk-Police<br />

u.a. Fehlverhalten von Mitarbeiten. Je<br />

nach dessen Ausprägung wird die<br />

Deckung eingschränkt, z.B. für Betriebsunterbrechungsschäden.<br />

Risiko-Ingenieure<br />

der Axa werten den Grad der technischen<br />

Gefährdung aus und identifizieren<br />

Präventionsmaßnahmen. Risiko-<br />

Manager werden in Entscheidungen zu<br />

finanziellen Schutz vor Cyber-Risiken<br />

unterstützt, IT-Verantwortlichen werden<br />

die Cyber-Schwachstellen im Unternehmen<br />

aufzeigt. Allerdings werden keine<br />

Mitarbeiter-Schulungen angeboten, teilte<br />

Axa auf Nachfrage von <strong>Versicherungsbote</strong><br />

mit.<br />

Makler sind gefordert<br />

„Es ist Aufgabe eines Maklers, seine<br />

Kunden systematisch über Risiken und<br />

Mindeststandards einer Risikoprävention<br />

bei Cyber-Attacken aufzuklären“, fordert<br />

etwa Alexandra Ganz-Cosby, Leiterin<br />

International der ARTUS GRUPPE,<br />

einem der großen deutschen Industrieversicherungsmakler.<br />

Viele Unternehmen, vor allem kleine und<br />

mittlere, würden nach wie vor die Risiken,<br />

die mit der Nutzung des Internets verbunden<br />

sind, unterschätzen. Derzeit<br />

würden nur rund zehn Versicherer Cyber-<br />

Versicherungskonzepte mit in aller Regel<br />

Eigenschadendeckung und Haftpflichtversicherungsschutz<br />

anbieten, teilweise<br />

mit Limits im unteren zweistelligen Millionenbereich.<br />

Seite 39


Versicherung und Digitalisierung<br />

... und der Datenschutz?<br />

Mit zunehmender Digitalisierung fragen sich immer mehr Menschen, wie sicher die eigenen Daten sind.<br />

Wie kann der Einzelne sich davor schützen, dass jemand ohne persönliche Einladung an seinem Leben<br />

teilhat? Wer überwacht überhaupt? Eine Regierung, eine Gruppe, ein Vorgesetzter? Wen soll man ansprechen,<br />

wenn man wissen will, wo Daten landen? Gerade das Bekanntwerden einer Massenüberwachung durch<br />

den amerikanischen Geheimdienst NSA führte vielen vor Augen, dass man das Thema (Online-)Datenschutz<br />

forcieren sollte. Wie lässt sich dieses sensible Thema in der Versicherungswirtschaft umsetzen?<br />

Unter anderem als Reaktion auf den NSA-<br />

Skandal verabschiedete das Europäische<br />

Parlament am 12. März <strong>2014</strong> einen Vorschlag<br />

zur Reform der Datenschutzrichtlinie<br />

von 1995. EU-Bürgern soll die neue<br />

Verordnung helfen, persönliche Daten<br />

besser zu schützen. Firmen, die gegen<br />

Auflagen der Verordnung verstoßen,<br />

müssen mit hohen Geldstrafen rechnen.<br />

„Datenschutz in der Europäischen Union<br />

ist ein Grundrecht. Europa hat bereits den<br />

höchsten Datenschutzstandard in der<br />

Welt“, erklärte EU-Kommissionsvizepräsidentin<br />

Viviane Reding zum europäischen<br />

Datenschutztag im Januar.<br />

Die EU hatte bereits vor zwei Jahren neue<br />

Datenschutzstandards vorgeschlagen. Die<br />

Verordnung sieht unter anderem einheitliche<br />

Regeln für alle Online-Daten vor.<br />

Während man die Privatsphäre der Bürger<br />

besser schützen möchte, brauchen Unternehmen<br />

Rechtssicherheit und transparente<br />

Regeln zum Umgang mit Kundendaten.<br />

„Die Regeln werden allen Bürgern nutzen,<br />

die Online-Diensten vertrauen wollen”,<br />

verspricht Reding, „das Europäische Parlament<br />

hat durch eine Abstimmung mit<br />

überwältigender Mehrheit den Weg für<br />

diese neuen Regeln bereitet. Ich möchte<br />

im Jahr <strong>2014</strong> volle Geschwindigkeit für<br />

den Datenschutz sehen.”<br />

Branchenspezifische<br />

Datenschutzregelung<br />

Der Verband der deutschen Versicherungswirtschaft<br />

e.V. (GDV) plädiert in<br />

dem Zusammenhang für branchenspezifische<br />

Regelungen. „Versicherer sind seit<br />

jeher darauf angewiesen, Informationen<br />

von Kunden und Geschädigten zu verarbeiten.<br />

Ohne valide Daten könnten sie<br />

das zu versichernde Risiko nicht einschätzen<br />

und ihre Leistungspflicht nicht<br />

überprüfen“, begründet der GDV die Forderung<br />

nach einer Datenschutzverordnung,<br />

die dann sowohl Kunden als auch<br />

Versicherern gerecht werde. Die Unternehmen<br />

müssen ihr Kerngeschäft weiterhin<br />

ausüben können, so der Verband.<br />

Datenaustausch findet bei der Bearbeitung<br />

der Versicherungsverträge sowie bei<br />

der Regulierung der Leistungsansprüche<br />

statt. Notwendig sei die Verarbeitung von<br />

Kundendaten ebenso, um Statistiken zu<br />

erstellen, auf deren Basis die Unternehmen<br />

ihre Risikolage einschätzen und<br />

Tarife kalkulieren können. „Je qualitativ<br />

hochwertiger die Statistiken sind, desto<br />

besser können Risiken ermittelt werden“,<br />

heißt es. Lassen sich Risiken real<br />

abschätzen, profitieren Kunden insofern<br />

davon, dass Ansprüche gewahrt und<br />

Sicherheitszuschläge vermieden werden.<br />

In der EU-Datenschutzverordnung müsse<br />

deshalb gesetzliche Grundlage für die<br />

Erstellung von Statistiken geben. Das gilt<br />

auch für Gesundheitsdaten: Leben s -,<br />

Kranken- und Unfallversicherer sollten<br />

Gesundheitsdaten nach wie vor nutzen<br />

können, auch Daten nicht am Vertrag<br />

beteiligter Personen wie geschädigten<br />

Dritten, soll der jeweilige Versicherer<br />

bearbeiten dürfen. Eine Datenweitergabe<br />

innerhalb der Unternehmensgruppe sei<br />

grundsätzlich notwendig – andernfalls<br />

müsse man teure und ineffiziente Doppelund<br />

Dreifachstrukturen aufbauen, meint<br />

der GDV. „Außerdem darf die in der<br />

Branche notwendige herkömmliche<br />

Bemessung der Prämien oder die Betrugsbekämpfung<br />

nicht durch weit gefasste<br />

Bestimmungen zur Profilbildung unmöglich<br />

gemacht werden. Die Auswirkungen<br />

der künftigen Regeln auf die Offline-Branchen<br />

sollten deshalb sorgfältig geprüft<br />

werden“, heißt es in der Stellungnahme<br />

des Verbandes. Daten müssten zudem für<br />

Rückversicherer zugänglich sein.<br />

Eigener Datenschutzkodex<br />

Um branchenspezifische Regelungen<br />

umzusetzen, reagierte der GDV auch mit<br />

einemDatenschutzkodex.<br />

© geralt / pixabay.com<br />

Seite 40 01/<strong>2014</strong>


Netzwelten<br />

Gemeinsam mit Daten- und Verbraucherschützern<br />

hat der Verband Verhaltensregeln<br />

für die Datenverarbeitung in der Versicherungsbranche<br />

entwickelt, die vom<br />

Berliner Beauftragten für Datenschutz<br />

und Informationsfreiheit genehmigt<br />

wurden. „Der Schutz von Kundendaten<br />

hat für uns oberste Priorität. Die neue<br />

Selbstverpflichtung konkretisiert erstmals<br />

die allgemeinen Regeln des Bundesdatenschutzgesetzes<br />

für die Versicherungswirtschaft<br />

und schafft Transparenz über die<br />

Datenverarbeitung in unserer Branche.<br />

So wollen wir das Vertrauen unserer<br />

Kunden in unternehmensinterne Abläufe<br />

weiter stärken“, betont Jörg von Fürstenwerth,<br />

Vorsitzender der GDV-Hauptgeschäftsführung.<br />

Der GDV definierte in seinem „Code of<br />

Conduct Datenschutz“ (CoC) in elf Leitsätzen<br />

und 31 Artikeln, wie personenbegzogene<br />

Daten innerhalb der Branche zu<br />

schützen sind. Versicherer, die dem Kodex<br />

beitreten, verpflichten sich, ein umfassendes<br />

Datenschutz- und Datensicherheitskonzept<br />

einzuhalten. Sie müssen<br />

innerhalb von maximal drei Jahren ab<br />

Beitritt ihre Datenverarbeitung entsprechend<br />

anpassen. Viele Unternehmen sind<br />

bereits beigetreten, zusammen haben sie<br />

einen Marktanteil von mehr als 80 Prozent.<br />

Verlorenes Kundenvertrauen<br />

zurückgewinnen<br />

Nach Datenschutzskandalen, wie beispielsweise<br />

bei der Debeka, will der Verband<br />

mit der Aktion auch verlorenes Kundenvertrauen<br />

zurückerobern beziehungsweise<br />

Vertrauen in unternehmensinterne<br />

Abläufe weiter stärken. Einzelnen Mitarbeiter<br />

der Debeka war vorgeworfen<br />

worden, dass sie unter Verletzung von<br />

Datenschutzbestimmungen Adressen von<br />

Beamtenanwärtern erworben haben<br />

sollen. Parallel zu laufenden Untersuchungen<br />

in dem Fall hat das Unternehmen<br />

inzwischen Maßnahmen<br />

ergriffen, um selbst Datenschutzverletzungen<br />

oder strafbare Handlungen von<br />

Mitarbeitern besser erkennen und sanktionieren<br />

zu können. Bei einem externen<br />

Rechtsanwalt wurde etwa eine neutrale<br />

Stelle eingerichtet, bei dem Mitarbeiter<br />

Verstöße melden können – auch anonym.<br />

Compliance-Funktion und Datenschutz-<br />

Referat baute die Debeka deutlich aus und<br />

verstärkte beides personell mit zusätzlich<br />

bundesweit 26 „Beauftragten für Qualitätsmanagement<br />

und Datenschutz“.<br />

Geschäftsprozesse im Rahmen der Kundengewinnung<br />

werden außerdem überarbeitet:<br />

Schon die Vertragsanbahnung<br />

will man zukünftig dokumentieren. So<br />

kann man gegebenenfalls sicherstellen<br />

und nachweisen, dass das Datenschutzrecht<br />

beachtet wird, heißt es seitens der<br />

Debeka.<br />

GDV-Datenschutzkodex:<br />

Versicherer fürchten hohe<br />

Kosten<br />

Wenngleich der Datenschutzkodex<br />

grundsätzlich Zustimmung erfährt, so<br />

wird er von rund zwei Dritteln der Versicherer<br />

auch kritisch beäugt. Die Gesellschaften<br />

fürchten höhere Kosten als<br />

geplant und Fehlinterpretationen der Leitsätze,<br />

was wiederum zu falschen Entscheidungen<br />

führen könnte. Das ermittelte die<br />

Untersuchung „Code of Conduct Datenschutz<br />

Versicherungen“ des Software- und<br />

Beratungshauses PPI AG, die dazu 60 Versicherer<br />

befragte.<br />

Etwa 66 Prozent der am Code of Conduct<br />

teilnehmenden Unternehmen sehen den<br />

mit der Umsetzung verbunden Kosten<br />

mit Unbehagen entgegen. 64 Prozent<br />

sehen eine Gefahr durch Fehlentscheidungen.<br />

Diese Gefahr ist nicht von der<br />

Hand zu weisen, denn die neuen Regeln<br />

lassen Raum für Interpretationen, meint<br />

Tobias Kohl, Studienleiter und Leiter Versicherungsbetrieb<br />

bei der PPI AG, und<br />

gibt ein Beispiel: „Führungskräfte müssen<br />

festlegen, ob eine automatische Produktauswahl<br />

im Vertriebssystem, bei der<br />

bestimmte Produkte gar nicht vorgeschlagen<br />

werden, bereits als automatisierte<br />

Entscheidung im Sinne des CoC gilt.<br />

Denn dann dürfen keine negativen Produktvorschläge<br />

für den Interessenten vorkommen.“<br />

Innerhalb von drei Jahren nach Beitrittsdatum<br />

zum Code of Conduct müssen alle<br />

Auflagen umgesetzt sein. Über die Hälfte<br />

(54 Prozent) der Assekuranzen sehen die<br />

Gefahr, dass sie die Frist der CoC-Einführung<br />

nicht einhalten können, 44 Prozent,<br />

dass die Umsetzungsmaßnahmen<br />

nicht richtig festgelegt werden. 42 Prozent<br />

befürchten geringe Akzeptanz der eigenen<br />

Mitarbeiter. Solche Bedenken merken<br />

gerade jene Versicherer an, die sich bereits<br />

zur Einhaltung des CoC verpflichtet<br />

haben. Die IT-Landschaft ist so durchwachsen,<br />

dass es gerade hier einiger Änderungen<br />

bedarf. IT-Abteilungen schätzen<br />

daher die Risiken der Umsetzung hoch<br />

ein, die Fachabteilungen zeigten sich da<br />

etwas optimistischer. Versicherer, die den<br />

CoC-Beitritt erst noch planen, zeigen sich<br />

grundsätzlich zuversichtlich.<br />

Das ist positiv, wenn sie nicht das Wesentliche<br />

aus den Augen verlieren: „Bei allen<br />

Herausforderungen sollten Versicherer<br />

stets an die Außensicht denken“, warnt<br />

Kohl, „denn letztendlich wollen Kunden<br />

sich künftig darauf verlassen, dass die<br />

Abläufe ihres Versicherers regelkonform<br />

sind und ihr Bedürfnis nach Schutz der<br />

persönlichen Daten ernst genommen<br />

wird. Das so gestärkte Kundenvertrauen<br />

ist ein entscheidender Wettbewerbsvorteil<br />

für alle beigetretenen Assekuranzen.“<br />

Seite 41


Bleiben Sie unabhängig!<br />

<strong>Versicherungsbote</strong> startet eigene<br />

Weiterbildungsinitative<br />

© Sergey Nivens / istockphoto.com<br />

<strong>Versicherungsbote</strong> hat eine eigene Initiative zur Weiterbildung für Versicherungsmakler und unabhängige<br />

Finanzanlagevermittler gestartet. Ziel ist es, bundesweit Schulungen an festen Standorten mit ausgewählten<br />

Dozenten anzubieten. Versicherungsmakler und unabhängige Finanzanlagevermittler sind aufgerufen,<br />

sich der Initiative anzuschließen. Die FAQs haben wir nachfolgend zusammengestellt.<br />

Warum eine Weiterbildungsinitiative?<br />

<strong>Versicherungsbote</strong> will damit eine von Produktgebern unabhängige<br />

Weiterbildungseinrichtung schaffen. Die Notwendigkeit<br />

der Weiterbildung ist mittlerweile Branchenkonsens und wird<br />

sehr wahrscheinlich durch die Verbraucherschutz-Initiativen<br />

der EU und die kommende Vermittlerrichtlinie IMD2 weiter<br />

vorangetrieben. Versicherungsmakler und unabhängige Finanzanlagevermittler<br />

benötigen eine unabhängige Lösung, denn sie<br />

sind Sachwalter ihrer Mandanten und nicht Interessenvertreter<br />

von Versicherungen. Einen bundeseinheitlichen Standard für<br />

anerkannte Fortbildungen würden wir ebenfalls begrüßen.<br />

Dieser kann jedoch naturgemäß für Versicherungsmakler (die<br />

Interessenvertreter allein ihrer Mandanten sind) und unabhängige<br />

Finanzanlageberater nicht der Gleiche sein wie ein Standard<br />

für Ausschließlichkeitsvermittler, Mehrfachagenten oder abhängige<br />

Strukturvertriebe, die Interessenvertreter der Produktgeber<br />

sind.<br />

Seite 42 01/<strong>2014</strong>


Karriere<br />

Was wird geboten?<br />

<strong>Versicherungsbote</strong> organisiert von dem Betrag bundesweite<br />

Schulungen mit ausgewählten Dozenten. Zusätzlich soll das Bildungsprogramm<br />

mit Online-Seminaren und einer eigenen Schulungssoftware<br />

angereichert werden.<br />

In der Vorbereitung für einen Weiterbildungsplan haben sich<br />

acht Themenfelder herauskristallisiert.<br />

Was sind konkrete Schulungsinhalte?<br />

1. Grundlagen Maklerbüro<br />

Von Firmierung über Bestandsführung bis hin zu Nachfolgeregelung<br />

und Marketing-Grundlagen - in diesem Themengebiet<br />

sollen die betriebswirtschaftlichen Aspekte im Vordergrund<br />

stehen.<br />

2. Rechtliche Grundlagen<br />

Der Bereich ist Rechtsfragen rund um Maklervertrag und -Vollmacht<br />

vorbehalten. Anforderungen nach dem Bundesdatenschutz-Gesetz<br />

sollen ebenso wie Dokumentationspflichten und<br />

neue Urteile zur Sprache kommen.<br />

3. Produktbereich SHUK & RS privat<br />

Welche Grundsätze sollten bei der Vermittlung von Haftpflicht–,<br />

Hausrat-, Wohngebäude-, Kfz- und Rechtsschutz-Versicherungen<br />

beachtet werden? Welche Leistungserweiterungen sind<br />

sinnvoll? Wo lauern Haftungsfallen in den Bedingungen?<br />

4. Produktbereich Leben<br />

Besprochen werden unter anderem Aufbau und die Auswirkung<br />

von Zillermung. Wie können diese Grundlagen dem Endkunden<br />

vermittelt werden? Einen Schwerpunkt wird die Absicherung<br />

biometrischer Risiken bilden.<br />

5. Produktbereich Geld- bzw. Kapitalanlage<br />

Welche Zulassungsvoraussetzungen für die Vermittlung von<br />

Geldanlagen gibt es? Wie können Vermittler eine Risikoklasseneinteilung<br />

vornehmen und dokumentieren? Welche Anlageformen<br />

gibt es und für wen sind sie geeignet?<br />

6. Produktbereich Krankenversicherung<br />

Dieser Themenbereich widmet sich den Vor- und Nachteilen<br />

der privaten Vollkrankenversicherung und der Zusatzkrankenversicherung.<br />

Ebenso werden die Bereiche Pflegezusatzversicherung<br />

und betriebliche Krankenversicherung behandelt.<br />

7. Produktbereich gewerbliche Versicherungen<br />

Unter diesem Punkt sind vorerst Basis-Schulungen (Betriebshaftpflicht,<br />

Betriebsinhalt, Gebäudeversicherung, Fuhrpark,<br />

Rechtsschutz, Ausfallversicherungen, Absicherung von Schlüsselpersonen,<br />

D&O, Rückrufversicherungen etc.) angedacht; spezielle<br />

Schulungen zu einzelnen Produktarten sollen folgen.<br />

8. Bereich neue Produkte<br />

Damit Makler und Anlagevermittler ihren Mandanten einen<br />

Marktüberblick bieten können, ist es unerlässlich, stets über<br />

Produktneuerungen informiert zu sein. Die Vorstellung neuer<br />

Produkte soll aber unter Nennung von Vor- und Nachteilen<br />

und im Vergleich zu bisherigen Angeboten vorgenommen<br />

werden.<br />

Mit welchen Kosten ist zu rechnen?<br />

Das Bildungsangebot soll maximal bis zu 100 bis 150 Euro im<br />

Monat kosten.<br />

Ein Verhaltenskodex für Makler<br />

Viele Versicherer haben sich einem Verhaltenskodex des Gesamtverbandes<br />

der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V. (GDV)<br />

verpflichtet. <strong>Versicherungsbote</strong> hat begonnen, einen eigenen<br />

Verhaltenskodex für Versicherungsmakler zu entwickeln, mit<br />

dem für das Vertrauen der Kunden geworben werden kann.<br />

Der Kodex wird gesetzliche Grundlagen und eigene, weiterführende<br />

Verpflichtungen enthalten, welche Maklern im Verhältnis<br />

zu ihren Mandanten als Eigenverpflichtung wichtig sein sollten.<br />

So soll die Unabhängigkeit der Makler gestärkt werden.<br />

Unterstützen?<br />

Die Initiative von <strong>Versicherungsbote</strong> setzt eine rege Beteiligung<br />

der Versicherungsmakler und unabhängigen Finanzanlagevermittler<br />

voraus. Ohne diese Beteiligung wird eine Weiterbildung<br />

unabhängig vom Produktgeber kaum möglich sein. Bis<br />

31.05.<strong>2014</strong> läuft die „Unterstützerphase“. In diesem Zeitraum<br />

können Makler und unabhängige Finanzanlagevermittler Interesse<br />

an einer Weiterbildungseinrichtung<br />

bekunden.<br />

Initiative<br />

unterstützen!<br />

Versicherungsmakler und unabhängige<br />

Finanzanlagevermittler können auf<br />

<strong>Versicherungsbote</strong> ihr Interesse an einer<br />

Weiterbildungseinrichtung bekunden.<br />

Dazu einfach unter dem folgenden<br />

Shortlink registrieren:<br />

vbote.de/10w<br />

(Link einfach ohne www in die Adresszeile des<br />

Browsers eingeben)<br />

Seite 43


Ein Jahr §34 f GewO<br />

Versuch einer Bilanz<br />

Nach knapp einem Jahr §34 f GewO ist es Zeit, eine kurze Zwischenbilanz zu ziehen. Dafür stand Frau<br />

Dr. Mona Moraht <strong>Versicherungsbote</strong> Rede und Antwort.<br />

Womit hatten Vermittler, die nicht<br />

bestanden haben, die größten Schwierigkeiten?<br />

Nach unserer Einschätzung ist es für die<br />

Teilnehmer besonders schwer, wenn mehrere<br />

Kategorien geprüft werden und sie<br />

einen von mehreren Prüfungsteilen nicht<br />

bestehen. Dies hat zur Folge, dass sie die<br />

gesamte Prüfung wiederholen müssen.<br />

Eine Anrechnung von bestandenen Prüfungsteilen<br />

ist nicht möglich. Zudem stellt<br />

die praktische Prüfung eine besondere<br />

Herausforderung dar. Hier müssen die<br />

Prüfungsteilnehmer in nur 20 Minuten<br />

ein komplettes Beratungsgespräch<br />

bestreiten.<br />

Seit Januar wirken sich die Änderungen<br />

des Kapitalanlagegesetzbuches im DIHK-<br />

Rahmenstoffplan für die §34f GewO-Sachkundeprüfung<br />

aus.<br />

Können Sie uns erläutern, welche Änderungen<br />

aus Ihrer Sicht für unabhängige<br />

Finanzanlagenvermittler besonders wichtig<br />

sind?<br />

Besonders wichtig für Finanzanlagevermittler<br />

ist, das neue Gesetz in Grundzügen<br />

zu verstehen und die mit der Einführung<br />

des KAGB neuen Anlageformen<br />

sowie deren neuen Begriffe zu kennen.<br />

So müssen sie den Unterschied zwischen<br />

AIF und OGAW kennen, Publikums-AIF<br />

von Spezial-AIF unterscheiden können,<br />

Anlegergruppen kennen, wichtige Fragen<br />

rund um die Sicherheit eines AIF (in<br />

Zusammenspiel mit der KVG) beantworten<br />

können usw.<br />

Zudem sortiert das KAGB die Einteilung<br />

von Finanzanlagen in die Erlaubnisbereiche<br />

neu. Während früher geschlossene<br />

Fonds in Form der KG immer im Erlaubnisbereich<br />

2 zu finden waren, ist diese<br />

Einteilung heute so nicht mehr haltbar.<br />

Geschlossene Investmentvermögen kön -<br />

nen nun entweder unter den Erlaubnisbereich<br />

2 oder 3 fallen.<br />

Je nachdem, ob sie auch außerhalb des<br />

Finanzsektors operativ tätig sind oder<br />

nicht.<br />

Unserer Kenntnis nach, können<br />

Geschlossene Fonds nun sowohl in die<br />

Kategorie „Geschlossene Investmentvermögen“<br />

als auch in die Kategorie<br />

„Vermögensanlagen nach Vermögensanlagengesetz“<br />

fallen. Die Einteilung<br />

wird unverbindlich von der Bundesanstalt<br />

für Finanzdienstleistungsaufsicht<br />

(BaFin) vorgenommen. Ergibt sich<br />

nachträglich, dass die Einteilung hätte<br />

anders vorgenommen werden müssen,<br />

haftet allein der Vermittler, wenn er<br />

nur die Zulassung für eine dieser Kategorien<br />

besitzt.<br />

Ist es vor diesem Hintergrund nicht<br />

ratsam, ganz auf die Vermittlung derartiger<br />

Finanzprodukte zu verzichten?<br />

Dr. Moraht: Aus unserer Sicht sollten<br />

Finanzanlagevermittler die Produkte vermitteln,<br />

die sie für ihre Kunden am geeignetsten<br />

halten. Eine verlässlichen Einteilung<br />

der Produkte gestaltet sich in der<br />

Praxis schwierig. Gleichwohl darf dies<br />

nicht in der Konsequenz zu einem Vermittlungsverbot<br />

führen. Vielmehr sollten<br />

Vermittler sich, wenn die Abgrenzung der<br />

Produkte 2 und 3 nicht rechtssicher vorgenommen<br />

werden kann, die Erlaubnisse<br />

für beide Bereiche beantragen. Das bringt<br />

natürlich auch die Begleichung der Kosten<br />

der Vermögensschadenshaftpflicht für<br />

beide Bereiche mit sich. Ein Umstand,<br />

den wir bedauern und kritisieren, da<br />

durch die Unklarheit der Abgrenzung<br />

zusätzliche Kosten auf die Vermittler<br />

zukommen, die ggf. vermeidbar gewesen<br />

wären.<br />

Vielen Dank für das Interview, Dr.<br />

Moraht!<br />

Die Fragen stellte Michael Fiedler<br />

für <strong>Versicherungsbote</strong><br />

Bildungsprämie wird ab dem 01.07.<strong>2014</strong> gekürzt<br />

Es ist eine schlechte Nachricht für alle, die sich kostenpflichtig weiterbilden wollen.<br />

Die beliebte Bildungsprämie für die Teilnahme an Weiterbildungsmaßnahmen wird ab dem 01.07.<strong>2014</strong> nur noch<br />

gewährt, wenn die entsprechende Maßnahme maximal 1.000 Euro kostet (Rechnungspreis). Da Lehrgänge, die<br />

auf IHK-Prüfungen vorbereiten, zumeist teurer sind, fallen diese dann aus der Förderfähigkeit heraus.<br />

Ausnahmen gibt es nur für bestimmte Lehrgänge für die Sachkundeprüfungen gem. §§ 34d und 34f GewO.<br />

Die Bildungsprämie bleibt auf maximal 50 Prozent der Weiterbildungskosten beschränkt, maximal wird pro Maßnahme<br />

500 Euro gewährt. Förderfähige Personen müssen mindestens 15 Stunden pro Woche erwerbstätig sein<br />

und dürfen kein zu versteuerndes Einkommen von mehr als 20.000 Euro im Jahr haben. Zukünftig werden<br />

zudem nur noch Personen gefördert, die das 25. Lebensjahr vollendet haben.<br />

Seite 44 01/<strong>2014</strong>


Karriere<br />

60 Prozent bestehen Prüfung nicht<br />

Dass viele Vermittler die Sachkundeprüfung für Finanzberater gemäß §34 f Gewerbeordnung unterschätzen, zeigen<br />

aktuelle Zahlen der Industrie- und Handelskammern (IHK). Bei dem Prüfungstermin am 20. März seien demnach 60<br />

Prozent der Teilnehmer durchgefallen.<br />

Wie die IHK-Prüfer berichten, werden im Beratungsgespräch grundlegende Strukturen nicht eingehalten und neue<br />

gesetzliche Anforderungen verschwiegen, was auf mangelnde Vorbereitung und Aufregung in der ungewohnten Situation<br />

schließen lasse. Wer noch nicht tätig wurde, muss sich sputen. Bundesweit stehen nur noch vier Prüfungstermine an,<br />

bis die Übergangserlaubnis erlischt: 18. Juni, 17. September, 15. Oktober und 26. November <strong>2014</strong>.<br />

Basis Schriftlicher Teil -<br />

IHKs Offene Investmentfonds - TN Geschlossene Fonds- TN Sonstige Vermögensanlagen - TN<br />

TN<br />

Befreiung<br />

praktisch -<br />

TN<br />

Gesamtzahl Teilnehmer<br />

Schriftlich Praktisch Schriftlich Praktisch Schriftlich Praktisch b. n. b<br />

b. n. b b. n. b b. n. b b. n. b b. n. b b. n. b b. n. b<br />

Januar 69 0 67 0 19 4 15 9 8 3 21 1 7 3 38 65 14<br />

März 278 10 250 18 68 15 13 5 9 3 9 3 7 2 131 265 45<br />

April 292 108 238 152 58 14 13 7 4 0 9 3 2 0 178 233 170<br />

Juni 837 13 810 23 242 32 51 3 24 1 29 1 20 3 461 875 77<br />

Juli 420 57 280 160 80 9 23 21 3 1 19 5 3 0 219 324 178<br />

September 753 178 636 252 159 16 37 17 7 6 22 8 8 6 484 644 368<br />

Oktober 454 155 400 171 106 12 22 8 6 4 9 3 2 2 284 359 258<br />

November 908 63 868 62 248 52 33 37 5 1 28 6 21 3 442 846 206<br />

Bestehensquote<br />

87,29 80,90 65,92 82,95 73,29<br />

%<br />

Gesamt 4.011 584 3.549 838 980 154 207 107 66 19 146 30 70 19 2.237 3.611 1.316<br />

Auswertung Gesamt 2013: Geprüfte/-r Finanzanlagenfachmann/-frau IHK<br />

Quelle: DIHK<br />

<strong>Versicherungsbote</strong> hilft bei der Vorbereitung mit<br />

E-Learning Software<br />

Informationen und Download: http://vbote.de/118<br />

In Zusammenarbeit mit der Leipziger<br />

Softwarefirma Inveda.net GmbH stellt<br />

<strong>Versicherungsbote</strong> eine E-Learning-Software<br />

zur Vorbereitung auf die Sachkundeprüfung<br />

§34 f GewO zur Verfügung.<br />

Die Prüfungssimulation<br />

orientiert sich am<br />

DIHK-Rahmenplan und<br />

enthält Lehrfilme zu<br />

allen wichtigen Themengebieten.<br />

Je nach<br />

Umfang des Fachbereichs<br />

variiert die Dauer<br />

der Filme zwischen 5<br />

und 20 Minuten.<br />

Die E-Learning-Software<br />

kann auf den<br />

Betriebssystemen MS<br />

Windows und Mac OSX<br />

genutzt werden. Zur<br />

Vorbereitung auf den<br />

schriftlichen Teil der<br />

Prüfung wird ein Prüfungs-Simulationstool<br />

für die Bereiche<br />

„Wirtschaftliche Grundlagen“ und „Offene<br />

Investmentfonds“ angeboten.<br />

Das E-Learning-Tool wird als Demo-Version<br />

kostenfrei zur Probe angeboten. Ein<br />

Upgrade auf die Vollversion ist innerhalb<br />

des Tools möglich.<br />

Zudem beinhaltet die Software kostenlose<br />

Vergleichsrechner für die Risikolebensversicherung<br />

sowie die Berufsunfähigkeitsversicherung.<br />

Das sagen Makler:<br />

Makler Uwe Steger aus Gera, der die Prüfung<br />

bestanden hat, schrieb:<br />

„Nun ist es mir ein Bedürfnis, [...] mich<br />

recht herzlich bei allen zu bedanken, die<br />

sicherlich sehr viel Arbeit in das Lernund<br />

Prüfungsvorbereitungsmodul investiert<br />

haben. Ist ein ,Spitzenteil‘ geworden<br />

und hat mir wirklich sehr geholfen.“<br />

Auch Jörg Semmling aus Eilenburg hat<br />

seine Prüfung bestanden und bedankte<br />

sich herzlich bei allen, die an der Ausarbeitung<br />

der Prüfungsvorbereitung zum<br />

Finanzanlagenvermittler beteiligt gewesen<br />

sind.<br />

Seite 45


Service<br />

Veranstaltungsübersicht: Mai <strong>2014</strong> - November <strong>2014</strong><br />

Termine<br />

Seminare, Kongresse, Messen<br />

Mai<br />

Juni<br />

23.-24.09.<br />

28.-30.10.<br />

13.-14.05.<br />

Fachkonferenz: Schnittstelle<br />

Kunde<br />

Kundenmanagement,<br />

Betriebsorganisation,<br />

Qualitätsmanagement,<br />

Kundenzufriedenheit,<br />

Kundenbindung, Kommunikation,<br />

Digitalisierung,<br />

CRM<br />

Versicherungsforen Leipzig<br />

BONN<br />

16.05.<br />

Gemeinsame Fachkreistagung<br />

Sachversicherung,<br />

HUKR, Rückversicherung,<br />

Versicherungsmakler,<br />

Versicherungsingenieure,<br />

Versicherungsrecht<br />

VVB Vereinigung der<br />

Versicherungs-Betriebswirte<br />

e.V.<br />

DORTMUND<br />

19.-20.05.<br />

Fachkreis Versicherungsmedizin,<br />

Risiko- und<br />

Leistungsprüfung <strong>2014</strong><br />

Deutscher Verein für<br />

Versicherungswissenschaft<br />

DÜSSELDORF<br />

22.-23.05<br />

40. AMC-Meeting<br />

Mit Phantasie und Kreativität<br />

zu neuen Lösungen<br />

AMC Finanmarkt GmbH<br />

BRÜHL<br />

27.-28.05.<br />

3. Messekongress<br />

Finanzen und Risikomanagement<br />

Versicherungsforen Leipzig<br />

LEIPZIG<br />

Juli<br />

17.-18.06.<br />

FinPro – Leitmesse für<br />

innovative Finanzprodukte<br />

für Versicherungen,<br />

Pensions- und<br />

Versorgungszusagen<br />

V.E.R.S. Leipzig GmbH<br />

KÖLN, SCHLOSS BENSBERG<br />

24.-25.06.<br />

Insurance Today and<br />

Tomorrow<br />

MCC-Seminare<br />

KÖLN<br />

01.07.<br />

Pilotkonferenz: Aktuelle<br />

Entwicklungen im Risikomanagement<br />

von Versicherungsunternehmen<br />

Institut für Versicherungswissenschaft<br />

e.V. Universität<br />

Leipzig<br />

KÖLN<br />

September<br />

15.-16.09.<br />

Fachkonferenz: Versicherungsbetrug<br />

– Innovatives<br />

Betrugsmanagement<br />

in der Assekuranz<br />

Versicherungsforen Leipzig<br />

LEIPZIG<br />

17.09.<br />

Versicherungsvertrieb<br />

<strong>2014</strong> Aktuelle Produktund<br />

Rechtsfragen<br />

Versicherungsforum Deutsche<br />

VersicherungsAkademie<br />

(DVA)<br />

KÖLN<br />

6. Konferenz: Aktuelle<br />

Fra gen des Versicherungsvertriebs<br />

Institut für Versicherungswissenschaft<br />

e.V. Universität<br />

Leipzig<br />

KÖLN<br />

24.-25.09.<br />

IT-Optionen für Versicherungen<br />

<strong>2014</strong><br />

MCC-Seminare<br />

KÖLN<br />

25.-26.09.<br />

Fachkonferenz:<br />

Beschwerdemanagement<br />

von der Pflicht zur Kür -<br />

Mit Kundenfeedback<br />

Qualität steigern<br />

Prozessmanagement,<br />

Qualitätsmanagement,<br />

Beschwerdemanagement<br />

Versicherungsforen Leipzig<br />

KÖLN<br />

30.09.<br />

Tagung der Fachkreise<br />

Versicherungsökonomie<br />

und Versicherungsrecht:<br />

"Evolution der Rückversicherung<br />

- Neue Wege in<br />

Leben und Komposit"<br />

Deutscher Verein für<br />

Versicherungswissenschaft<br />

DÜSSELDORF<br />

Oktober<br />

14.10.<br />

DVS-Vertriebstagung:<br />

Einfach besser verkaufen<br />

mit Rolf H. Ruhleder<br />

Haufe Akademie<br />

FRANKFURT<br />

Die Leitmesse - DKM<br />

<strong>2014</strong><br />

bbg BetriebsberatungsGmbH<br />

DORTMUND<br />

November<br />

05.-06.11.<br />

Fachkonferenz: Datenschutz<br />

in der Assekuranz<br />

Versicherungsforen Leipzig<br />

LEIPZIG<br />

18.11.<br />

2. Lebensversicherungskonferenz<br />

Institut für Versicherungswissenschaft<br />

e.V. Universität<br />

Leipzig<br />

TBA<br />

19.11.<br />

Tagung Fachkreis Versicherungsmathematik:<br />

"Modelle, Konzepte und<br />

Algorithmen zur dynamischen<br />

Finanzanalyse"<br />

Deutscher Verein für<br />

Versicherungswissenschaft<br />

HANNOVER<br />

26.-27.11.<br />

Seminar: Update Arbeitsrecht<br />

– Aktuelle Rechtsprechung<br />

und ihre Auswirkung<br />

auf die betriebliche<br />

Praxis<br />

DVA - Deutsche Versicherungsakademie<br />

HAMBURG<br />

27.11.<br />

Seminar: Das neue Empfehlungsmarketing<br />

Anne M. Schüller<br />

FRANKFURT<br />

Seite 46<br />

Aktuelle Termine mit Links zur Anmeldung gibt es auch unter http://vbote.de/vS

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