PDF, 1.6 MB - Heer - admin.ch
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Rückblick 4<br />
Die Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te der Inf Br 5 und ihrer Vorgängerverbände, zweiter Teil<br />
Abs<strong>ch</strong>ied 11<br />
Kommandant Markus Waldvogel verlässt die Art Abt 10<br />
Porträt 20<br />
Ein Tag im zivilen Leben von Patrick Daepp
2<br />
Editorial<br />
Werte Angehörige der Infanteriebrigade 5<br />
«Ein Zyniker ist ein Mann, der von allem den Preis und<br />
von ni<strong>ch</strong>ts den Wert kennt.»<br />
Oscar Wilde<br />
Die Überlegungen zur Weiterentwicklung der Armee und der anstehende<br />
Kauf neuer Kampfflugzeuge rücken die Armee wieder in<br />
den Fokus öffentli<strong>ch</strong>er Debatten. Das ist nötig und gut. Dabei geht<br />
es au<strong>ch</strong> um die Frage des optimalen Kosten-Nutzen-Verhältnisses:<br />
Was kosten die Investitionen in unsere Si<strong>ch</strong>erheit und in unsere<br />
Armee, und was sind sie wert?<br />
Zu den Kosten lassen si<strong>ch</strong> gemäss einer im letzten Sommer ers<strong>ch</strong>ienenen<br />
Studie aktiver und ehemaliger Miliz-Generalstabsoffiziere<br />
zur Bedeutung der Armee einigermassen genaue Angaben<br />
ma<strong>ch</strong>en. Die Armee muss mit jährli<strong>ch</strong> wiederkehrenden<br />
Kosten von 6,2 bis 6,4 Milliarden Franken re<strong>ch</strong>nen. Der Betrag<br />
beinhaltet militäris<strong>ch</strong>e Landesverteidigung im Bundesbudget,<br />
Mieten, Pa<strong>ch</strong>ten, Militärversi<strong>ch</strong>erung, kantonale und kommunale<br />
Aufwendungen, Ausgaben der Privatwirts<strong>ch</strong>aft für staatli<strong>ch</strong>en Erwerbsersatz<br />
und private Lohnfortzahlungen. Na<strong>ch</strong> Abzug der wiederkehrenden<br />
Gegenleistungen von 1 bis 1,2 Milliarden Franken<br />
für subsidiäre Einsätze (WEF, Bots<strong>ch</strong>aftss<strong>ch</strong>utz, Luftraumüberwa<strong>ch</strong>ung),<br />
Assistenzdienste, Katastrophenhilfe und Friedensförderung<br />
im Ausland ergeben si<strong>ch</strong> jährli<strong>ch</strong>e Nettokosten von 5 bis 5,4<br />
Milliarden Franken. Mit einer jährli<strong>ch</strong>en «Versi<strong>ch</strong>erungsprämie»<br />
von unter einem Prozent des Bruttoinlandproduktes (BIP) hat die<br />
S<strong>ch</strong>weiz im internationalen Verglei<strong>ch</strong> tiefe Armeekosten.<br />
In der Studie wird au<strong>ch</strong> der Nutzen der Armee ausgewiesen. Bereits<br />
unter normalen Umständen besteht ein positiver volkswirts<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>er<br />
Effekt von 4,6 bis 4,8 Milliarden Franken. Der Betrag<br />
beinhaltet Lohnzahlungen, dur<strong>ch</strong> die Armee ausgebildete Kader<br />
und an die Wirts<strong>ch</strong>aft erteilte Aufträge. Ni<strong>ch</strong>t vergessen werden<br />
dürfen die positiven Effekte für die S<strong>ch</strong>weiz, beispielsweise der<br />
S<strong>ch</strong>utz der Bevölkerung, die Si<strong>ch</strong>erstellung der nationalen Souveränität<br />
und die integrierende Wirkung der Dur<strong>ch</strong>mis<strong>ch</strong>ung von<br />
Kulturen und sozialen S<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>ten. In ausserordentli<strong>ch</strong>en Situationen,<br />
etwa bei Naturkatastrophen, gewalttätigem Extremismus<br />
oder einem militäris<strong>ch</strong>en Angriff, beträgt der Nutzen ein Vielfa<strong>ch</strong>es<br />
der jährli<strong>ch</strong>en «Versi<strong>ch</strong>erungsprämie».<br />
armee.<strong>ch</strong> Infanteriebrigade 5 2/12<br />
Selbstverständli<strong>ch</strong> darf die Armee ni<strong>ch</strong>t alleine über Zahlen legitimiert<br />
werden. Die «Zahlenturnerei» zeigt aber, dass den erhebli<strong>ch</strong>en<br />
Kosten au<strong>ch</strong> ein beträ<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>er Nutzen gegenübersteht. Also<br />
müssen in den Diskussionen um die Milizarmee ni<strong>ch</strong>t nur Kosten,<br />
sondern insbesondere der Nutzen und somit der Wert eingebra<strong>ch</strong>t<br />
werden. Und genau für diesen Wert stehen die Armeeangehörigen<br />
der Infanteriebrigade 5 mit ihren Dienstleistungen ein: WIR sind<br />
es, die mit unserer Leistung Nutzen s<strong>ch</strong>affen und somit dem Wert<br />
der Milizarmee ein Gesi<strong>ch</strong>t geben.<br />
Um dem hohen Anspru<strong>ch</strong> gere<strong>ch</strong>t werden zu können, erinnere i<strong>ch</strong><br />
Sie gerne an unsere vier Grundsätze, an denen si<strong>ch</strong> unser Tun ausri<strong>ch</strong>ten<br />
soll:<br />
1. Wir handeln na<strong>ch</strong> gemeinsamen Standards. Dabei denke i<strong>ch</strong><br />
ni<strong>ch</strong>t nur an das systematis<strong>ch</strong>e Vorgehen bei Gefe<strong>ch</strong>tsaufgaben<br />
wie dem Bereits<strong>ch</strong>aftraum MOBILO. Au<strong>ch</strong> für die Belange<br />
des Alltags sollen Standards ges<strong>ch</strong>affen werden: Materialfassung,<br />
Instandhaltung, Sanitätsdienst, Ablauf von<br />
Dienst- und Einheitsrapport etc.<br />
2. Wir übernehmen Verantwortung und verbessern uns. Dabei<br />
soll keiner sagen: «Man sollte...». Jeder von uns, vom Wa<strong>ch</strong>tsoldat<br />
über die Büroordonnanz bis zu den Kadern, muss Verantwortung<br />
übernehmen. Zudem erwarte i<strong>ch</strong>, dass man ni<strong>ch</strong>t<br />
zu ras<strong>ch</strong> zufrieden ist, sondern si<strong>ch</strong> immer fragt, was man<br />
no<strong>ch</strong> besser ma<strong>ch</strong>en könnte.<br />
3. Wir arbeiten praktis<strong>ch</strong> – lieber wenig, dafür ri<strong>ch</strong>tig. Im Einsatz<br />
kommt es darauf an, dass wir mit dem «ersten S<strong>ch</strong>uss»<br />
treffen. Das gelingt uns nur, wenn wir bereit sind, intensiv<br />
und praktis<strong>ch</strong> zu trainieren.<br />
4. Wir bringen Soldaten und Kader weiter. Wir sind uns bewusst,<br />
dass der Mens<strong>ch</strong> das Wertvollste ist.<br />
Herzli<strong>ch</strong>en Dank für Ihr Engagement.<br />
Brigadier Daniel Keller<br />
Kommandant Infanteriebrigade 5
Liebe Leserinnen, liebe Leser<br />
Auf den Seiten 4 bis 9 dieser Ausgabe finden Sie den zweiten und<br />
letzten Teil unserer kleinen historis<strong>ch</strong>en Serie vor. Darin blicken<br />
wir auf die Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te der Infanteriebrigade 5 und ihrer Vorgängerverbände<br />
zurück. Lassen Sie si<strong>ch</strong> überras<strong>ch</strong>en! Unser<br />
Reporter Reto Kir<strong>ch</strong>hofer hat si<strong>ch</strong> in aufwändiger Kleinarbeit<br />
dur<strong>ch</strong> die Ar<strong>ch</strong>ive gewühlt und einige spannende Trouvaillen<br />
entdeckt.<br />
Viel Spass beim Lesen!<br />
Christof Gerts<strong>ch</strong><br />
Chefredaktor<br />
Wir su<strong>ch</strong>en!<br />
Die Kommunikationsgruppe der Inf Br 5 brau<strong>ch</strong>t<br />
Na<strong>ch</strong>wu<strong>ch</strong>s. Sind Sie im zivilen Leben Journalist?<br />
Arbeiten Sie als Kameramann? Oder kennen Sie<br />
si<strong>ch</strong> im grafis<strong>ch</strong>en Berei<strong>ch</strong> aus? Und haben Sie<br />
no<strong>ch</strong> mindestens 60 Diensttage zu leisten?<br />
Dann melden Sie si<strong>ch</strong>! florian.zutt@srf.<strong>ch</strong><br />
Impressum<br />
armee.<strong>ch</strong>, die Zeits<strong>ch</strong>rift für die Angehörigen der Infanteriebrigade 5,<br />
ers<strong>ch</strong>eint zweimal jährli<strong>ch</strong> auf Deuts<strong>ch</strong>.<br />
Nä<strong>ch</strong>ste Ausgabe: Ers<strong>ch</strong>eint im Frühsommer 2013<br />
Herausgeber: Chef der Armee und Kommandant der Infanteriebrigade 5<br />
Redaktion: Kommunikationsteam Inf Br 5 und Kommunikation Verteidigung<br />
Gestaltung: Kommunikationsteam Inf Br 5<br />
Druck: Druckerei AG Suhr, 5034 Suhr<br />
Adressänderungen: Eingeteilte AdA s<strong>ch</strong>riftli<strong>ch</strong> beim Sektions<strong>ch</strong>ef des Wohnorts.<br />
Alle anderen s<strong>ch</strong>riftli<strong>ch</strong> beim Kommando der Infanteriebrigade 5.<br />
Copyright: VBS, Berei<strong>ch</strong> Verteidigung<br />
Kontakt: Kdo Inf Br 5, Postfa<strong>ch</strong>, 5001 Aarau<br />
Internet: www.armee.<strong>ch</strong><br />
www.infbr5.<strong>ch</strong><br />
Inhalt<br />
Titelbild:<br />
«Beziehen des Bereits<strong>ch</strong>aftsraums», Aufkl Bat 5<br />
(Bild: Marco Nietlisba<strong>ch</strong>)<br />
8 Erinnerungen an den Aktivdienst<br />
Fritz Isler blickt zurück<br />
12 Inf Bat 97<br />
Ein Filmteam ist zu Besu<strong>ch</strong><br />
16 Aufkl Bat 5<br />
Viel Betrieb, hoher Besu<strong>ch</strong><br />
armee.<strong>ch</strong> Infanteriebrigade 5 2 /12 3
4<br />
Die Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te der Infanteriebrigade 5<br />
Aktiveinsätze na<strong>ch</strong> dem Zweiten Weltkrieg<br />
Weihna<strong>ch</strong>ten am Flughafen, Händes<strong>ch</strong>ütteln<br />
mit Reagan und Gorbats<strong>ch</strong>ow<br />
Au<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong> den zwei Weltkriegen (vgl. «armee.<strong>ch</strong>» 1/2012) sind Angehörige der<br />
Vorgängerverbände der Infanteriebrigade 5 zu Einsätzen im Aktivdienst gekommen.<br />
Einhergehend mit der weltpolitis<strong>ch</strong>en Entwicklung stieg die Zahl der<br />
subsidiären Einsätze.<br />
Reto Kir<strong>ch</strong>hofer, Reporter Inf Br 5<br />
Wer mit dem Begriff des Aktivdiensts konfrontiert wird, denkt primär<br />
an die Armeeeinsätze während den beiden Weltkriegen. Jene<br />
Epo<strong>ch</strong>en wurden im ersten Teil unseres Rückblicks auf die Vorgängerverbände<br />
der Infanteriebrigade 5 beleu<strong>ch</strong>tet. Au<strong>ch</strong> na<strong>ch</strong> 1945<br />
kamen die helvetis<strong>ch</strong>en Truppen zu Einsätzen, die aufgrund der<br />
weltpolitis<strong>ch</strong>en Zyklen der Na<strong>ch</strong>kriegszeit notwendig und in den<br />
Dienstbü<strong>ch</strong>ern unter dem Vermerk «Aktivdienst» verewigt wurden.<br />
Das Verhältnis der Grossmä<strong>ch</strong>te verhärtete si<strong>ch</strong> in den 1960er Jahren<br />
zunehmend. Zunä<strong>ch</strong>st dur<strong>ch</strong> das S<strong>ch</strong>eitern der Pariser Friedensgesprä<strong>ch</strong>e,<br />
die Kubakrise und den Bau der Berliner Mauer und später<br />
dur<strong>ch</strong> Kernwaffenversu<strong>ch</strong>e, den gesells<strong>ch</strong>aftli<strong>ch</strong>en Wandel im Westen,<br />
das Aufrüsten der Sowjetunion und deren Einmars<strong>ch</strong> in Afghanistan.<br />
Am Ursprung des ersten Einsatzes der Grenzdivision 5 von<br />
1970 lag der Palästina-Israel-Konflikt: Am 18. Februar 1969 war der<br />
Flughafen Züri<strong>ch</strong>-Kloten von einem Ans<strong>ch</strong>lag auf eine Boeing-Mas<strong>ch</strong>ine<br />
der israelis<strong>ch</strong>en Fluggesells<strong>ch</strong>aft El-AL betroffen – palästinensis<strong>ch</strong>e<br />
Terroristen waren die Urheber des Ans<strong>ch</strong>lags, drei konnten<br />
verhaftet und zu zwölf Jahren Gefängnis verurteilt werden, der<br />
vierte wurde von Si<strong>ch</strong>erheitsleuten ers<strong>ch</strong>ossen. Das war nur der erste<br />
von zahlrei<strong>ch</strong>en Terrorakten ähnli<strong>ch</strong>er Sorte in der S<strong>ch</strong>weiz. Ein Jahr<br />
später wurde eine Coronado der Swissair bei Würenlingen dur<strong>ch</strong><br />
eine Paketbombe zum Absturz gebra<strong>ch</strong>t, 47 Personen starben. Am<br />
6. September 1970 wurden Flugzeuge der amerikanis<strong>ch</strong>en Pan AM<br />
sowie der britis<strong>ch</strong>en BOAC entführt, zudem eine DC-8 der Swissair<br />
von Kloten in Ri<strong>ch</strong>tung New York. Sämtli<strong>ch</strong>e Entführer hofften,<br />
dur<strong>ch</strong> ihre Aktionen die Freiheit inhaftierter palästinensis<strong>ch</strong>er Gesinnungsgenossen<br />
erpressen zu können – au<strong>ch</strong> von jenen, die na<strong>ch</strong><br />
dem Ans<strong>ch</strong>lag vom 18. Februar 1969 verurteilt worden waren.<br />
Die Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te der Infanteriebrigade 5<br />
und ihrer Vorgängerverbände – Teil 2<br />
1951 Die neue Truppenordnung<br />
Na<strong>ch</strong> dem Aktivdienst des 2. Weltkriegs<br />
gönnt si<strong>ch</strong> die Armee eine Pause. 1946 finden<br />
keine Wiederholungskurse statt, ab 1948 wird<br />
der Turnus mit dreiwö<strong>ch</strong>igen WK wieder aufgenommen<br />
und eine moderne Uniform eingeführt.<br />
Weil si<strong>ch</strong> ein Rückgang der Manns<strong>ch</strong>aftsbestände<br />
abzei<strong>ch</strong>net, bes<strong>ch</strong>liessen die eidgenössis<strong>ch</strong>en<br />
Räte eine Änderung der Militärorganisation.<br />
Die Zugehörigkeit zu den einzelnen<br />
armee.<strong>ch</strong> Infanteriebrigade 5 2/12<br />
<strong>Heer</strong>esklassen wird ausgedehnt: 20- bis 36-jährige<br />
Wehrmänner werden dem Auszug zugeteilt, die<br />
Altersklassen 37 bis 48 der Landwehr, jene vom<br />
49. bis 60. Lebensjahr dem Landsturm. Im Rahmen<br />
der neuen Truppenordnung von 1951 entstehen eine<br />
Aufklärungs- und eine Mobile Lei<strong>ch</strong>te Fliegerabwehr-Abteilung.<br />
Die Verteidigungspolitik ist geprägt<br />
von der Diskussion, mit wel<strong>ch</strong>en Verfahren die Armee<br />
künftig einen modern bewaffneten Gegner bekämpfen<br />
soll. Oberstdivisionär Küenzy spri<strong>ch</strong>t vom<br />
«Wendepunkt der Kriegsges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te. Hinter uns<br />
liegt das Zeitalter der Feuerwaffen, vor uns steht<br />
das Zeitalter der Atom- respektive Kernwaffen.»<br />
Der Brief an Bundesrat Gnägi<br />
Aufgrund dieser Ereignisse s<strong>ch</strong>ien die Si<strong>ch</strong>erheit der Flughäfen<br />
in Kloten und Genf-Cointrin dur<strong>ch</strong> die Polizeikräfte allein ni<strong>ch</strong>t<br />
mehr gewährleistet. Die Armee wurde um Unterstützung gebeten.<br />
Damals existierten no<strong>ch</strong> keine Territorialregimenter oder spezielle<br />
Flughafenformationen, weshalb das EMD auf Wiederholungskurs-Truppen<br />
zurückgriff. Weil die Länge des Einsatzes ungewiss<br />
war, wurden die Bataillone der einzelnen Regimenter na<strong>ch</strong>einander<br />
eingesetzt und die Dienstzeiten gestreckt. Von der Grenzdivision 5<br />
wurde das Infanterieregiment 24 unter dem Kommando von Oberst<br />
Alfred Stutz beauftragt, den Wiederholungskurs 1970 in Form eines<br />
Ernstfalls, der Flughafenbewa<strong>ch</strong>ung Züri<strong>ch</strong>-Kloten, zu leisten.<br />
Das Regiment stand vom 18. November 1970 bis 30. Dezember 1970<br />
im Einsatz: das Füsilierbataillon 46 (vgl. Zeitzeugenberi<strong>ch</strong>t auf Seite<br />
8) vom 18. November bis 2. Dezember, das Füsilierbataillon 102<br />
bis zum 16. Dezember, das S<strong>ch</strong>ützenbataillon 4 bis zum 30. Dezember.<br />
Für die S<strong>ch</strong>ützenabteilung bedeutete dies: Soldatenweihna<strong>ch</strong>t.<br />
Erstmals seit der Aktivdienstzeit des 2. Weltkriegs feierten S<strong>ch</strong>weizer<br />
Soldaten wieder Weihna<strong>ch</strong>ten im Dienst. Diese Perspektive trieb<br />
einen Angehörigen dazu, Bundesrat Gnägi einen Brief zu s<strong>ch</strong>reiben:<br />
«I<strong>ch</strong> frage Sie nun, Herr Bundesrat, ob es wirkli<strong>ch</strong> Ihre Absi<strong>ch</strong>t war,<br />
einige hundert Familienväter für die ganze Weihna<strong>ch</strong>t von zu Hause<br />
fern zu halten? So wie i<strong>ch</strong> weiss, wird ni<strong>ch</strong>t einmal von den vielen<br />
guten Geistern (Spitalpersonal, Piloten, Zöllner usw.) verlangt,<br />
an beiden Abenden auf Ihre Familie zu verzi<strong>ch</strong>ten.» Der Chef EMD<br />
vermerkte in seiner Antwort, dass der Einsatz «bei entspre<strong>ch</strong>ender<br />
positiver Einstellung zu einer Genugtuung oder zu einem inneren<br />
Erlebnis werden könnte». Während der gesamten Einsatzdauer von<br />
1961 Aus der 5. Division wird die<br />
Grenzdivision 5<br />
Die Truppenordnung von 1961 bildet den<br />
Abs<strong>ch</strong>luss der Diskussion, wie ein infanteristis<strong>ch</strong>es<br />
Milizheer im Atomzeitalter gegen voll me<strong>ch</strong>anisierte<br />
Gegner anzutreten habe. Sie ist vorerst<br />
formeller Art und wird auf taktis<strong>ch</strong>er Stufe<br />
erst 1966 umgesetzt. Die 5. Division wird zur<br />
Grenzdivision 5. Grenzdivisionen sollen als ni<strong>ch</strong>t<br />
im Vornherein gebundene Reserven den Kampf im<br />
Grenzraum aufnehmen, die Einfallsa<strong>ch</strong>sen ins Mittelland<br />
sperren und dort S<strong>ch</strong>wergewi<strong>ch</strong>te bilden,<br />
wo es die Lageentwicklung erfordert. Dadur<strong>ch</strong>
Das S<strong>ch</strong>ützenbataillon 4 im Aktivdienst bei der Bewa<strong>ch</strong>ung des Flughafens Kloten 1970.<br />
soll der Gegner zur Aufsplittung gezwungen und<br />
Zeit für die eigene Mobilma<strong>ch</strong>ung gewonnen werden.<br />
Innerhalb der Struktur der umbenannten Division<br />
ändert si<strong>ch</strong> wenig: Das Stadtbasler Infanterieregiment<br />
22 wird wieder aufgenommen, das<br />
Zür<strong>ch</strong>er Infanterieregiment 4 abgegeben. Sämtli<strong>ch</strong>e<br />
Infanterieregimente erhalten ein speziell ausgerüstetes<br />
Bataillon. Au<strong>ch</strong> in anderen Punkten<br />
kann die Truppenordnung von 1961 als Auftakt betra<strong>ch</strong>tet<br />
werden: Das Wehrpfli<strong>ch</strong>talter wird von 60<br />
auf 50 herabgesetzt, was die Verjüngung der Armee<br />
einleitet. Zudem beginnt die Ums<strong>ch</strong>ulung auf<br />
das Sturmgewehr.<br />
Gefe<strong>ch</strong>tspause bei der Ausbildung am Panzer 61.<br />
Die Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te der Infanteriebrigade 5<br />
Sämtli<strong>ch</strong>e Divisions-/<br />
Brigadekommandanten<br />
1875–1883 Christian Emil Rothpletz<br />
1884–1888 Ludwig Arnold Zollikofer<br />
1889–1890 Eduard Müller<br />
1891–1895 August Carl Rudolf<br />
1896–1898 Arnold Keller<br />
1899–1904 Alfred S<strong>ch</strong>erz<br />
1905–1912 Isaak Iselin<br />
1912 Alfred Audéoud<br />
1913–1918 Wilhelm S<strong>ch</strong>mid<br />
1918–1920 Emil Sonderegger<br />
1920 Charles Sarasin<br />
1920–1925 Arnold Biberstein<br />
1926–1931 Guillaume Favre<br />
1931–1934 Rudolf Mies<strong>ch</strong>er<br />
1935–1942 Eugen Bir<strong>ch</strong>er<br />
1942–1944 Rudolf von Erla<strong>ch</strong><br />
1944–1950 Paul Wacker<br />
1951–1955 Robert Frick<br />
1956–1962 Fred Küenzy<br />
1963–1969 Karl Walde<br />
1969–1977 Hans Trautweiler<br />
1978–1985 Pierre-Marie Halter<br />
1986–1992 Werner Frey<br />
1993–1995 Rudolf Zoller<br />
1996–2000 Max Riner<br />
2001–2003 Paul Müller<br />
2004–2006 Rolf Oehri<br />
2006–2009 Rudolf Grünig<br />
2010– Daniel Keller<br />
1981 Der Wandel zur Felddivision 5<br />
Bis 1967 sind Na<strong>ch</strong>tausbildung, AC-<br />
Ausbildung, Orts- und Waldkampf und Flussübergang<br />
die zentralen Ausbildungsthemen<br />
– abgeleitet von der Einsatzkonzeption der<br />
Grenzdivision 5. Generell existiert ein statis<strong>ch</strong>es,<br />
defensives Denken mit hohem Mass an<br />
Planung, weshalb am Divisionsrapport von 1973<br />
darauf hingewiesen wird, dass dieses Abwehrdenken<br />
den Angriffswillen gefährden könne. In<br />
den frühen Siebzigerjahren wird das spätere Armeeleitbild<br />
mit dem Grundgedanken der Abwehr<br />
und der Gesamtverteidigung erarbeitet. Die Ar-<br />
armee.<strong>ch</strong> Infanteriebrigade 5 2 /12 5
6<br />
Die Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te der Infanteriebrigade 5<br />
Am 18. November 1985 s<strong>ch</strong>reitet US-Präsident Reagan in Genf die<br />
Grenadierkompanie 10 ab.<br />
Oktober 1970 bis Januar 1974 kam es weder in Kloten no<strong>ch</strong> in Genf<br />
zu weiteren Attentaten.<br />
«Wie die Egli im Züri<strong>ch</strong>see»<br />
1974 bewa<strong>ch</strong>ten Teile der «Fünfer» die Genfer Nahostkonferenz,<br />
bei der dur<strong>ch</strong> Verhandlungen zwis<strong>ch</strong>en Israel und seinen Na<strong>ch</strong>barstaaten<br />
eine Lösung des Nahostkonflikts angestrebt wurde. Au<strong>ch</strong><br />
1985 standen Truppen der Division, die si<strong>ch</strong> in dieser Zeit von der<br />
Grenz- zur Felddivision wandelte, in Genf im Einsatz. Im Rahmen<br />
der vielbea<strong>ch</strong>teten Ost-West-Gipfelkonferenz zwis<strong>ch</strong>en dem amerikanis<strong>ch</strong>en<br />
Präsidenten Ronald Reagan und dem sowjetis<strong>ch</strong>en Generalsekretär<br />
Mi<strong>ch</strong>ail Gorbats<strong>ch</strong>ow wurde das Infanterieregiment 10<br />
unter dem Kommando von Oberst Hans Meyer zur Bewa<strong>ch</strong>ung der<br />
Abrüstungsverhandlungen aufgeboten. Meyer amtete später während<br />
vier Jahren (1996–2000) als Präsident der S<strong>ch</strong>weizeris<strong>ch</strong>en Nationalbank.<br />
Vor seinem Amtsantritt 1996 äusserte si<strong>ch</strong> der oberste<br />
Währungshüter von damals in einem Artikel des Magazins «Facts»<br />
au<strong>ch</strong> über die Armee, und er blickte auf seinen militäris<strong>ch</strong>en Hö-<br />
mee beginnt si<strong>ch</strong> kontinuierli<strong>ch</strong> und ni<strong>ch</strong>t mehr<br />
in Etappen zu wandeln. Die Struktur der grossen<br />
Kampfverbände wird gestrafft, Grenz- und<br />
Felddivisionen werden vereinheitli<strong>ch</strong>t und von<br />
der Logistik entlastet. Die Kampfkraft soll dur<strong>ch</strong><br />
zusätzli<strong>ch</strong>e Panzerabwehrmittel gestärkt werden.<br />
Die Grenzdivision 5 erhält zwei Panzerbataillone.<br />
Dur<strong>ch</strong> die Umrüstung vom «Centurion»-<br />
Panzer auf den Panzer 61 im Jahr 1988 wird<br />
ein Gegens<strong>ch</strong>lagsbataillon ges<strong>ch</strong>affen. Dadur<strong>ch</strong><br />
kann die Division den Abwehrkampf selbstständig<br />
führen, weshalb sie folgeri<strong>ch</strong>tig auf Felddivision<br />
5 umgetauft wird.<br />
armee.<strong>ch</strong> Infanteriebrigade 5 2/12<br />
Das Füs Bat 102 bei der Bots<strong>ch</strong>aftsbewa<strong>ch</strong>ung in Bern.<br />
Das S<strong>ch</strong>ützenbataillon 4 im Bewa<strong>ch</strong>ungseinsatz 1999 in Genf.<br />
hepunkt vom November 1985 zurück: «I<strong>ch</strong> bin einer der wenigen<br />
S<strong>ch</strong>weizer, die sowohl Reagan als au<strong>ch</strong> Gorbats<strong>ch</strong>ow die Hand gedrückt<br />
haben.» Er erinnerte si<strong>ch</strong>, dass 2000 Soldaten Tag und Na<strong>ch</strong>t<br />
«bei eisiger Bise» im Aktivdienst-Einsatz standen und die 100 Kilometer<br />
lange Grenze Genfs gegen Frankrei<strong>ch</strong> bewa<strong>ch</strong>ten. «Wie die<br />
Egli im Züri<strong>ch</strong>see gingen uns kleine Ganoven ins Netz», sagte er.<br />
Subsidiäre Einsätze zum Abs<strong>ch</strong>luss<br />
Vor der Überführung in die «Armee XXI» und der damit verbundenen<br />
Auflösung leisteten Teile der Felddivision 5 von 1999 bis 2003<br />
mehrmals subsidiäre Einsätze in Bern, Züri<strong>ch</strong> und Genf. 1999 erhielt<br />
das Infanterieregiment 24 na<strong>ch</strong> Kurdenprotesten gegen die Verhaftung<br />
des PKK-Führers Abdullah Öcalan den Auftrag, die entspre<strong>ch</strong>enden<br />
Bots<strong>ch</strong>aften und Konsulate sowie Einri<strong>ch</strong>tungen internationaler<br />
Organisationen zu bewa<strong>ch</strong>en. Das verstärkte Füsilierbataillon<br />
102 wurde na<strong>ch</strong> Bern, das verstärkte S<strong>ch</strong>ützenbataillon 4 na<strong>ch</strong> Genf<br />
abkommandiert. Die Truppen übernahmen eine Brandmeldefunktion,<br />
wona<strong>ch</strong> bei besonderer Gefährdung der Zugang zu den Residenzen<br />
gesperrt und die Polizei alarmiert werden sollte. Das Militär<br />
durfte aber ni<strong>ch</strong>t selber in Aktionen eingreifen, die geladenen<br />
Sturmgewehre der Wa<strong>ch</strong>posten dienten auss<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> dem Selbsts<strong>ch</strong>utz.<br />
Au<strong>ch</strong> im letzten Jahr der Division erfüllten die drei Infanterieregimenter<br />
(22, 23, 24) sowie das Radfahrerregiment teils mit<br />
beträ<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong>en Mittel subsidiäre Si<strong>ch</strong>erungseinsätze und bewa<strong>ch</strong>ten<br />
ausländis<strong>ch</strong>e Vertretungen.<br />
1990 Die Reform: «Armee 95»<br />
Der Fall des Eisernen Vorhangs leitet 1989<br />
das Ende der geistigen Landesverteidigung ein<br />
und löst eine Reihe eins<strong>ch</strong>neidender Veränderungen<br />
in der helvetis<strong>ch</strong>en Si<strong>ch</strong>erheitspolitik aus. Der<br />
si<strong>ch</strong>erheitspolitis<strong>ch</strong>e Beri<strong>ch</strong>t von 1990 setzt die<br />
Friedensförderung und internationale Kooperation<br />
als zusätzli<strong>ch</strong>e Armee-Aufgaben fest. Die 36<br />
Prozent Ja-Stimmen bei der Armeeabs<strong>ch</strong>affungsinitiative<br />
stärken die Reformkräfte. Die als Kompromiss<br />
zwis<strong>ch</strong>en Reformern und Bewahrern eingeführte<br />
«Armee 95» setzt als neue Grenze für die<br />
Wehrpfli<strong>ch</strong>t das 42. Altersjahr fest und reduziert
Einst und jetzt<br />
Die Wehrpfli<strong>ch</strong>t:<br />
Jeder S<strong>ch</strong>weizer ist wehrpfli<strong>ch</strong>tig.<br />
Die Wehrpfli<strong>ch</strong>t beginnt zu Anfang des Jahres, in<br />
wel<strong>ch</strong>em der Bürger das zwanzigste Altersjahr<br />
zurücklegt, und dauert in der Landwehr bis zum S<strong>ch</strong>luss<br />
des Jahres, in dem er das vierundvierzigste Altersjahr<br />
vollendet.<br />
Militärpfli<strong>ch</strong>tersatz:<br />
Der Militärpfli<strong>ch</strong>tersatz besteht in einer Personaltaxe von<br />
6 Franken und in einem dem Vermögen und dem Einkommen<br />
entspre<strong>ch</strong>enden Zus<strong>ch</strong>lag:<br />
- von jedem 1000 Franken reinem Vermögen 1.50 Franken.<br />
- von jedem 100 Franken reinem Einkommen 1.50 Franken.<br />
Die Steuer soll den Betrag von 3000 Franken ni<strong>ch</strong>t übersteigen.<br />
Beträgt das reine Vermögen weniger als 1000 Franken, so fällt es ausser<br />
Bere<strong>ch</strong>nung. Die Eltern sind für den Militärpfli<strong>ch</strong>tersatz der mit ihnen in<br />
glei<strong>ch</strong>er Haushaltung lebenden grossjährigen Söhne haftbar.<br />
Die Aushebung:<br />
Zur Rekrutierung haben si<strong>ch</strong> an einem Tag zu stellen: Alle anwesenden<br />
S<strong>ch</strong>weizerbürger, die im nä<strong>ch</strong>stfolgenden Jahre das 20. Altersjahr<br />
zurücklegen.<br />
Zur Aushebung zählen: Ärztli<strong>ch</strong>e Untersu<strong>ch</strong>ung und pädagogis<strong>ch</strong>e<br />
Prüfung. Die pädagogis<strong>ch</strong>e Prüfung (Lesen, Aufsatz, Re<strong>ch</strong>nen, Vaterlandskunde)<br />
hat den Zweck, einmal in einem allgemein staatli<strong>ch</strong>en Interesse den<br />
Standpunkt der S<strong>ch</strong>ulbildung bei Beginn des militärpfli<strong>ch</strong>tigen Alters<br />
festzustellen.<br />
Diensttaugli<strong>ch</strong>keit:<br />
1895 (na<strong>ch</strong> sanitaris<strong>ch</strong>er Untersu<strong>ch</strong>ung): total 34150. Stellungspfli<strong>ch</strong>tige:<br />
51,4% sind diensttaugli<strong>ch</strong>, 20,9 Prozent werden um zwei Jahre zurückgestellt.<br />
27,7 Prozent sind bleibend untaugli<strong>ch</strong>.<br />
Sold (Beträge in Franken)<br />
Grad 1895 2012<br />
Hauptmann 10.– 16.–<br />
Oberleutnant 8.– 13.–<br />
Leutnant 7.– 12.–<br />
Adj. U.-Offizier 3.– 10.–<br />
Feldweibel 2.50 9.–<br />
den Armeebestand von über 600000 auf 400000<br />
Mann. Die Rekrutens<strong>ch</strong>ule wird auf 15 Wo<strong>ch</strong>en<br />
reduziert, Wiederholungskurse we<strong>ch</strong>seln in den<br />
Zweijahresrhythmus. Im Kriegsfall ist neu eine dynamis<strong>ch</strong>e<br />
anstelle der flä<strong>ch</strong>endeckenden Rundum-<br />
Verteidigung vorgesehen. Zu diesem Zweck wird<br />
eine stärkere Me<strong>ch</strong>anisierung der Armee initialisiert.<br />
Die Felddivision 5 wird weitgehend unverändert<br />
übernommen – im Gegensatz zu den Grenz-<br />
und Réduitbrigaden, deren Auftrag den neuen<br />
Bedrohungsszenarien ni<strong>ch</strong>t mehr entspri<strong>ch</strong>t. Sie<br />
werden aufgelöst.<br />
Grad 1895 2012<br />
Fourier 2.– 9.50<br />
Wa<strong>ch</strong>tmeister 1.50 8.–<br />
Korporal 1.– 7.–<br />
Gefreiter –.90 6.–<br />
Soldat – 5.–<br />
Verabs<strong>ch</strong>iedung der Felddivision 5 dur<strong>ch</strong> VBS-Chef<br />
Samuel S<strong>ch</strong>mid und Divisionär Paul Müller.<br />
Die Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te der Infanteriebrigade 5<br />
1895 2012<br />
Die Wehrpfli<strong>ch</strong>t:<br />
Jeder S<strong>ch</strong>weizer ist verpfli<strong>ch</strong>tet, Militärdienst zu leisten.<br />
Die Wehrpfli<strong>ch</strong>t beginnt mit der Aufnahme in die Militärkontrolle am Anfang<br />
des Jahres, in dem die Wehrpfli<strong>ch</strong>tigen das 18. Altersjahr vollenden, und<br />
dauert bis zur Entlassung. Die Entlassung erfolgt, entspre<strong>ch</strong>end dem<br />
militäris<strong>ch</strong>en Status der Wehrpfli<strong>ch</strong>tigen, frühestens am Ende des Jahres,<br />
in dem das 30. Altersjahr vollendet wird und spätestens am Ende des<br />
Jahres, in dem das 50. Altersjahr vollendet wird.<br />
Militärpfli<strong>ch</strong>tersatz:<br />
Gemäss Wehrpfli<strong>ch</strong>tersatzgesetz (WPEG) haben S<strong>ch</strong>weizer Bürger, die ihre<br />
Wehrpfli<strong>ch</strong>t im Militär- oder Zivildienst ni<strong>ch</strong>t oder nur teilweise erfüllen,<br />
einen Ersatz in Geld zu leisten. Dies gilt au<strong>ch</strong> für Angehörige des<br />
Zivils<strong>ch</strong>utzes. Die Ersatzabgabe beträgt 3 Prozent des taxpfli<strong>ch</strong>tigen<br />
Einkommens, mindestens aber 400 Franken (ab Ersatzjahr 2010).<br />
Die Ersatzabgabe ist ni<strong>ch</strong>t bis zum Ende der Dienstpfli<strong>ch</strong>tzeit im<br />
Zivils<strong>ch</strong>utz (40. Altersjahr) zu bezahlen, sondern nur bis zum Ende des<br />
Jahres, in dem das 30. Altersjahr vollendet wird.<br />
Die Aushebung:<br />
Die Rekrutierungstage dauern längstens drei Tage. Für Eignungs- und<br />
Fa<strong>ch</strong>prüfungen können sie um hö<strong>ch</strong>stens zwei Tage verlängert werden.<br />
An den Rekrutierungstagen werden: das Leistungsprofil der Stellungspfli<strong>ch</strong>tigen<br />
beurteilt; die Eidgenössis<strong>ch</strong>e Jugendbefragung dur<strong>ch</strong>geführt;<br />
über die Kaderausbildung und Kaderfunktionen der Armee und des<br />
Zivils<strong>ch</strong>utzes informiert. Zur Ermittlung ihres Leistungsprofils wird bei den<br />
Stellungspfli<strong>ch</strong>tigen in Testverfahren Folgendes geprüft und untersu<strong>ch</strong>t:<br />
Ihr Gesundheitszustand (körperli<strong>ch</strong>e Leistungsfähigkeit),<br />
Intelligenz, Psy<strong>ch</strong>e, Sozialkompetenz, Selbstbewusstsein,<br />
Stressresistenz.<br />
Diensttaugli<strong>ch</strong>keit:<br />
Ergebnisse von 2010: total 44262 Stellungspfli<strong>ch</strong>tige,<br />
34 Prozent sind bleibend untaugli<strong>ch</strong>. Die Militärärzte<br />
haben insgesamt 18848 psy<strong>ch</strong>is<strong>ch</strong>e Diagnosen erstellt.<br />
Die Kategorie «Psy<strong>ch</strong>e» liegt mit Abstand auf Platz 1 bei<br />
den Gründen für eine Militärdienstuntaugli<strong>ch</strong>keit (41 Prozent).<br />
2003 Das Ende der 5. Division<br />
Die Änderungen der globalen Si<strong>ch</strong>erheitslage<br />
erfordern neuerli<strong>ch</strong>e Anpassungen im<br />
Armeedispositiv. Einige S<strong>ch</strong>wä<strong>ch</strong>en der «Armee<br />
95» sowie die fehlende Bereits<strong>ch</strong>aft von Politik<br />
und Volk, weiterhin eine Armee im bestehenden<br />
Umfang zu finanzieren, führen vor der Jahrtausendwende<br />
zum Reforms<strong>ch</strong>ritt «Armee XXI». Die<br />
Basis dafür bildet der si<strong>ch</strong>erheitspolitis<strong>ch</strong>e Beri<strong>ch</strong>t<br />
aus dem Jahr 2000. Neben den Aufträgen<br />
Verteidigung, Existenzsi<strong>ch</strong>erung und Friedensförderung<br />
übernimmt die Armee neue Aufgaben<br />
im Berei<strong>ch</strong> der Inneren Si<strong>ch</strong>erheit, zudem soll<br />
armee.<strong>ch</strong> Infanteriebrigade 5 2 /12 7
8<br />
Die Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te der Infanteriebrigade 5<br />
Ein Zeitzeuge erinnert si<strong>ch</strong><br />
Von der Ungewissheit<br />
zur Unvergessli<strong>ch</strong>keit<br />
Sein letzter Wiederholungskurs als Kommandant der Füsilierkompanie II/46 war<br />
ein ganz spezieller: Fritz Isler leistete mit seiner Truppe 1970 bei der Flughafenbewa<strong>ch</strong>ung<br />
Aktivdienst. Der 76-Jährige blickt mit Stolz und etwas Wehmut auf die<br />
Tage in Kloten zurück.<br />
Reto Kir<strong>ch</strong>hofer, Reporter Inf Br 5<br />
«Da sind die Sä<strong>ch</strong>sevierzger gsi,<br />
dur dick und dünn sinds gange.<br />
S’häd immer gheisse zämestoh,<br />
si händ se<strong>ch</strong> nie verwüts<strong>ch</strong>e loh,<br />
händ zäme gha wie Zange.»<br />
Treffpunkt ist der Gasthof Rössli, im Zentrum von Wohlen. «Hier<br />
haben wir so man<strong>ch</strong>e Sitzung übers Militär geführt», sagt Fritz Isler.<br />
Er ist in der grössten Gemeinde der Region Freiamt ein bekanntes<br />
Gesi<strong>ch</strong>t. In der Vergangenheit hatte er diverse «Ämtli» inne, beispielsweise<br />
war er Einwohnerrats- und S<strong>ch</strong>ulpflegepräsident. Dieses<br />
Treffen allerdings führt Isler in seine militäris<strong>ch</strong>e Vergangenheit als<br />
Kommandant der Freiämter Füsilierkompanie II/46.<br />
Der 76-Jährige öffnet seinen Aktenkoffer und zieht Unterlagen hervor.<br />
Darunter befindet si<strong>ch</strong> ein S<strong>ch</strong>nitzelbank. Isler liest den eingangs<br />
zitierten Vers vor. Dana<strong>ch</strong> lobt er Kampfgeist, Zuverlässigkeit<br />
und Zusammenhalt seiner damaligen Truppe. «Die Freiämter<br />
wurden au<strong>ch</strong> Bauernvolk genannt. Aber sie waren treu und grausam<br />
motiviert, und sie haben mi<strong>ch</strong> nie hintergangen«», sagt Isler.<br />
Er habe seine Truppe deshalb oft belohnt, «mit Kamerads<strong>ch</strong>aft»,<br />
wie er sagt. So sass der Kommandant während des Ausgangs ni<strong>ch</strong>t<br />
irgendwo abseits, sondern jasste mit den Soldaten, es kam zum gemeinsamen<br />
Austaus<strong>ch</strong>. Während se<strong>ch</strong>s Jahren führte der damalige<br />
Hauptmann die Füsilierkompanie II/46, von 1964 bis 1970, wobei<br />
sein letzter Einsatz als Kompaniekommandant zuglei<strong>ch</strong> der speziellste<br />
war – die Flughafenbewa<strong>ch</strong>ung in Kloten vom 18. November<br />
bis 2. Dezember 1970.<br />
sie vermehrt eine Einsatzarmee mit subsidiären<br />
Einsätzen zur Prävention und Bewältigung existenzieller<br />
Gefahren sein. Die Felddivision 5 wird<br />
Ende 2003 in die «Armee XXI» überführt, die 5.<br />
Division na<strong>ch</strong> knapp 130 Jahren aufgelöst. Sie<br />
hat ihren Auftrag erfüllt, was bei der Verabs<strong>ch</strong>iedungsfeier<br />
am 5. Dezember 2003 in Aarau gewürdigt<br />
wird. Im Rahmen des aargauis<strong>ch</strong>en Jubiläumsprojektes<br />
«S<strong>ch</strong>utz der Auenlands<strong>ch</strong>aften»<br />
entsteht ein Denkmal der «Fünften» in Form eines<br />
Fussgängerstegs im Limmatspitz. Die Felddivision<br />
5 hat vor ihrer Auflösung einen Sollbestand<br />
von 13507 Angehörigen.<br />
armee.<strong>ch</strong> Infanteriebrigade 5 2/12<br />
Fritz Isler blättert in den Erinnerungen an den Aktivdienst von 1970.<br />
Emotionale Vereidigung<br />
Der Einsatz in Kloten zählte als Wiederholungskurs, galt jedo<strong>ch</strong> gemäss<br />
der Militärorganisation als Ordnungsdienst und musste na<strong>ch</strong><br />
Grundsatzents<strong>ch</strong>eid des Bundesrates vom 28. September 1970 als<br />
Aktivdienst geleistet werden. Die dienstleistenden Angehörigen<br />
wurden vereidigt und gaben ihr Bereits<strong>ch</strong>aftsverspre<strong>ch</strong>en ab, in jeder<br />
Krisensituation das Beste zu geben – au<strong>ch</strong> unter Einsatz des eigenen<br />
Lebens. «Die Vereidigung ging jedem unter die Haut», erinnert<br />
si<strong>ch</strong> Isler. Mit Stolz blättert der Major in seinem Fotoalbum<br />
und zieht ein Bild hervor, das ihm viel bedeutet. Es handelt si<strong>ch</strong> ver-<br />
Abs<strong>ch</strong>ied der Fünften: 400 Raupenfahrzeuge bei der Vorbeifahrt auf dem Bözberg.
mutli<strong>ch</strong> um die einzige Fotografie der Vereidigung<br />
der Kompanie II/46. Isler präsentiert<br />
eine Ausgabe des «Wohler Anzeigers»<br />
vom 20. November 1970. Ein Textauszug des<br />
Artikels lautet: «Na<strong>ch</strong> dem Fahneneid traten<br />
die 46er ihren Dienst an, von dem wir<br />
hoffen wollen, er möge, zum Vorteil unseres<br />
Landes, nie aufregend werden.»<br />
Vor dem Bewa<strong>ch</strong>ungseinsatz hatte der Kommandant<br />
seine Truppe im Nahkampf und<br />
s<strong>ch</strong>arfen S<strong>ch</strong>uss ausgebildet. Beim ans<strong>ch</strong>liessenden<br />
Einrücken habe er «ein Gefühl grosser<br />
Ungewissheit» verspürt, sagt Isler. «Wir<br />
hofften alle, dass ni<strong>ch</strong>ts passieren würde.<br />
S<strong>ch</strong>weizer Soldaten sind ni<strong>ch</strong>t zum S<strong>ch</strong>iessen<br />
da, sondern um Mens<strong>ch</strong>, Material und<br />
Einri<strong>ch</strong>tungen zu s<strong>ch</strong>ützen und Si<strong>ch</strong>erheit<br />
zu gewährleisten.» Es habe unter den Soldaten<br />
aber weder Nervosität no<strong>ch</strong> Angst geherrs<strong>ch</strong>t,<br />
sondern Respekt vor der Aufgabe.<br />
Man war si<strong>ch</strong> bewusst, einen «intelligenten<br />
Auftrag» umzusetzen – Isler formuliert es<br />
rückblickend als «wohltuendes Pfli<strong>ch</strong>terfüllungsgefühl».<br />
Kurze Aufregung auf der Landepiste<br />
Die Tagesabläufe während des Einsatzes gli<strong>ch</strong>en<br />
si<strong>ch</strong>: aktiver Wa<strong>ch</strong>einsatz auf Kontrolltürmen<br />
sowie Jeep-Patrouillen im und ums<br />
Flughafengelände, Pikettdienst, befohlene<br />
Ruhe, Freizeit. Der Bewa<strong>ch</strong>ungsdienst verlief<br />
mehrheitli<strong>ch</strong> ruhig, wobei primär ein<br />
Vorkommnis in Erinnerung geblieben ist.<br />
Eines Abends erfolgte Flughafenalarm, die<br />
Polizei meldete am Nordende der Landepiste<br />
einen dur<strong>ch</strong> Saboteure niedergetretenen<br />
Drahtzaun. Der Flughafen wurde wegen<br />
ernsthafter Gefährdung sofort ges<strong>ch</strong>lossen.<br />
Die Füsilierkompanie dur<strong>ch</strong>su<strong>ch</strong>te mit<br />
der Polizei während der ganzen Na<strong>ch</strong>t das<br />
Areal – am folgenden Morgen konnte alles<br />
unbes<strong>ch</strong>ädigt wieder freigegeben werden.<br />
Speziell hervorheben will Isler die «unglaubli<strong>ch</strong>e<br />
Disziplin während des Einsatzes.<br />
2012 «Armee XXI» und<br />
Infanteriebrigade 5<br />
Die «Armee XXI» umfasst vier Territorialregionen,<br />
vier Infanteriebrigaden, drei Gebirgsinfanteriebrigaden,<br />
zwei Panzerbrigaden sowie je<br />
eine Logistik- und eine Führungsunterstützungsbrigade.<br />
Die Verbände sind direkt der Teilstreitkraft<br />
<strong>Heer</strong> unterstellt. Etwa ein Drittel der Angehörigen<br />
der früheren Felddivision 5 wird in die Infanteriebrigade<br />
5 eingeteilt, die man daher als wesentli<strong>ch</strong>ste<br />
Na<strong>ch</strong>folgeorganisation der Felddivision 5 bezei<strong>ch</strong>nen<br />
darf. Sie stützt si<strong>ch</strong> primär auf den Raum<br />
Aargau-Luzern-Baselstadt ab. Erster Kommandant<br />
Er wurde ni<strong>ch</strong>t eine Sekunde ins Lä<strong>ch</strong>erli<strong>ch</strong>e<br />
gezogen, meine Truppe hat nie etwas derart<br />
ernst genommen wie diese Pfli<strong>ch</strong>terfüllung<br />
in Kloten. Jeder s<strong>ch</strong>aute zu jedem, die<br />
Kamerads<strong>ch</strong>aft war beeindruckend.» Entspre<strong>ch</strong>end<br />
emotional gestaltete si<strong>ch</strong> der Abs<strong>ch</strong>ied<br />
von Kommandant und Truppe na<strong>ch</strong><br />
dem Demobilisieren in Villmergen. Fritz Isler<br />
erinnert si<strong>ch</strong> an die Feier im Rössli Villmergen,<br />
«die Trennung fiel sehr s<strong>ch</strong>wer».<br />
Nun sitzt er im Rössli Wohlen, und während<br />
er von jenem «unvergessli<strong>ch</strong>en Abs<strong>ch</strong>lussabend»<br />
erzählt, wird klar, dass ihn<br />
die Momente von damals au<strong>ch</strong> 42 Jahre dana<strong>ch</strong><br />
no<strong>ch</strong> immer berühren.<br />
«Da sind die 46er gsi,<br />
ganz brav und fromm en jede.<br />
Händ immer früs<strong>ch</strong>e frohe Muet<br />
und ä<strong>ch</strong>li Alkohol im Bluet<br />
und all sind für de Friede.»<br />
Die Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te der Infanteriebrigade 5<br />
Die Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te der<br />
Infanteriebrigade 5<br />
In den zwei Ausgaben von «armee.<strong>ch</strong>» des<br />
Jahres 2012 erzählen wir die Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te der<br />
Infanteriebrigade 5 und ihrer Vorgängerverbände<br />
– mit <strong>ch</strong>ronologis<strong>ch</strong>en Eckdaten,<br />
Zeitzeugen und Anekdoten. Der erste Teil<br />
(1875–1945) beinhaltete unter anderem die<br />
Aktivdienste während den Weltkriegen.<br />
Verantwortli<strong>ch</strong> für das Dossier ist Reto<br />
Kir<strong>ch</strong>hofer.<br />
Quellen Teil 2: Bataillon 99 1915–1935: Ein<br />
Soldatenbu<strong>ch</strong>; Das S<strong>ch</strong>ützen Vieri: 125 Jahre<br />
S<strong>ch</strong>ützenbataillon – 75 Jahre Aargauer Bataillon; Das<br />
Wehrwesen der S<strong>ch</strong>weiz. Dritte Auflage, 1895; Die<br />
Fünfte: 111 Jahre 5. Division; Die Fünfte: die Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te<br />
der Felddivision 5 in den Jahren 1986–2003; Die «neue»<br />
Infanteriebrigade 5, in: S<strong>ch</strong>weizer Soldat 4/2011;<br />
Diverse Reglemente und Weisungen (http://www.vtg.<br />
<strong>admin</strong>.<strong>ch</strong>); Ende Feuer! Die Felddivision 5 verabs<strong>ch</strong>iedet<br />
si<strong>ch</strong>; Facts. Magazin. Ausgabe 17/1996, S. 66–70;<br />
Felddivision 5: Fahnenabgabe, Verabs<strong>ch</strong>iedung, Defilee,<br />
Gefe<strong>ch</strong>tss<strong>ch</strong>iessen, Sommer-Meisters<strong>ch</strong>aft;<br />
Füsilier-Bataillon 46: Erinnerungen an die Aktivdienste<br />
1914–1919; Historis<strong>ch</strong>es Lexikon der S<strong>ch</strong>weiz (http://<br />
hls-dhs-dss.<strong>ch</strong>); Infanterieregiment 24 – Jubiläumsbu<strong>ch</strong><br />
2003; Kommando Grenzdivision 5: Standardübungen in<br />
Selbst- und Kameradenhilfe (Ausgabe 1979); Wohler<br />
Anzeiger Nr. 92, 20. November 1970, S. 1.<br />
Die Füsilierkompanie II/46 mit Hauptmann Fritz Isler im Vordergrund wird vereidigt.<br />
ist Rolf Oehri. 2011 erfährt die Brigade eine markante<br />
Änderung: Von der aufgelösten Infanteriebrigade<br />
4 werden Teile des Stabs, das Aufklärungsbataillon<br />
4, das Infanteriebataillon 11 und die<br />
Artillerieabteilung 10 unverändert übernommen.<br />
2012 ist die Infanteriebrigade 5 eine von se<strong>ch</strong>s<br />
aktiven Brigaden, sie setzt si<strong>ch</strong> aus dem Stab, sieben<br />
eigenen Truppenkörpern sowie dem zugeteilten<br />
Aufklärungsbataillon 5 zusammen. Über 8600<br />
Angehörige der Armee zählen zur Truppe von Brigadier<br />
Daniel Keller. Der Rekrutierungsraum erstreckt<br />
si<strong>ch</strong> über die ganze Zentral- und Nordwests<strong>ch</strong>weiz.<br />
Das Denkmal der «Fünften» im Limmatspitz.<br />
armee.<strong>ch</strong> Infanteriebrigade 5 2 /12 9
10<br />
Die Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te der Infanteriebrigade 5<br />
Lasst sehen aus alter Zeit – Militär und Werbung<br />
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armee.<strong>ch</strong> Infanteriebrigade 5 2/12
Art Abt 10<br />
Abs<strong>ch</strong>ied vom Kommandanten<br />
Oberstleutnant im Generalstab Markus Waldvogel verlässt na<strong>ch</strong> drei erfolgrei<strong>ch</strong>en<br />
Jahren als Abteilungskommandant die Artillerieabteilung 10. Bevor er im Januar<br />
2014 na<strong>ch</strong> einer militäris<strong>ch</strong>en Weiterbildung sein neues Amt als G1 (Chef Personelles)<br />
im Stab der Infanteriebrigade 5 antritt, blickt er auf die Zeit als Kommandant<br />
zurück und gibt den Leserinnen und Lesern von «armee.<strong>ch</strong>» einen Einblick in die<br />
Höhen und Tiefen der ereignisrei<strong>ch</strong>en Zeit.<br />
Urs Winzenried, Reporter Inf Br 5<br />
«Top of five» – dies ist das Motto, das die Artillerieabteilung 10 die<br />
letzten drei Jahre unter der Führung von Oberstleutnant im Generalstab<br />
Markus Waldvogel geprägt hat. Der Anspru<strong>ch</strong> des Kommandanten<br />
war es, die beste der no<strong>ch</strong> fünf Artillerieabteilungen<br />
der S<strong>ch</strong>weizer Armee zu stellen. Innerhalb der Infanteriebrigade 5<br />
war seine Zielsetzung ni<strong>ch</strong>t weniger ambitioniert. Au<strong>ch</strong> hier gab er<br />
der rund 1000 Mann starken Truppe das Ziel vor, stets top zu sein.<br />
Seine drei Handelsri<strong>ch</strong>tlinien «Funktionieren, si<strong>ch</strong>er sein, gut aussehen»<br />
haben bei seiner Truppe Spuren hinterlassen. Ein Rückblick<br />
in vier S<strong>ch</strong>ritten:<br />
Der bisherige Karrierehöhepunkt<br />
Die drei Jahre bei der Artillerieabteilung 10 bezei<strong>ch</strong>net der Basler<br />
als bisherigen Höhepunkt seiner militäris<strong>ch</strong>en Laufbahn. «Au<strong>ch</strong><br />
wenn man in einem Korsett von Rahmenbedingungen und Auflagen<br />
steckt, hat man in der Position einen sehr hohen persönli<strong>ch</strong>en<br />
Gestaltungsspielraum, den es zu nutzen gilt.» Die emotionalen und<br />
mens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong>en Aspekte nehmen beim abtretenden Kommandanten<br />
einen hohen Stellenwert ein, und es ist ihm ein Anliegen, den Nutzen<br />
der Armee hervorzuheben. «I<strong>ch</strong> will meinen Beitrag dazu leisten,<br />
dass die Armee mens<strong>ch</strong>li<strong>ch</strong> bleibt und sie den Rückhalt in der<br />
Bevölkerung spürt.» Deshalb versu<strong>ch</strong>te er die Wiederholungskurse<br />
stets sinnvoll und herausfordernd zu gestalten. Ni<strong>ch</strong>t zuletzt sollte<br />
die Arbeit aber au<strong>ch</strong> Spass bereiten. Dass dieser Aspekt ni<strong>ch</strong>t zu<br />
kurz kam, erlebte Waldvogel an einem Abteilungsevent im letzten<br />
WK in Bière. Die Batterien erhielten den Auftrag, diverse Foodcorner<br />
in der Panzerhalle zu erri<strong>ch</strong>ten. «Der Enthusiasmus, den die<br />
Truppe an den Tag legte, hat mi<strong>ch</strong> beeindruckt.»<br />
Der Ernstfall<br />
Im Ernstfall, wie bei den Waldbränden im April 2011 in Visp, konnte<br />
die Artillerieabteilung 10 die zivile Bevölkerung tatkräftig unterstützen.<br />
«Sowohl die Anwendung der militäris<strong>ch</strong>en Prozesse zur subsidiären<br />
Unterstützung der zivilen Behörden, als au<strong>ch</strong> die Motivation<br />
der Truppe waren vorbildli<strong>ch</strong>.» Ni<strong>ch</strong>t ohne Stolz sagt Waldvogel,<br />
dass die Truppe bereits am ersten Tag des Wiederholungskurses aktiv<br />
bei der Bekämpfung des Waldbrandes habe mithelfen können.<br />
Trotz der Tragik des Ereignisses bleiben dem Kommandanten die<br />
persönli<strong>ch</strong>en Begegnungen und die positiven Rückmeldungen aus<br />
der Bevölkerung in bester Erinnerung.<br />
Das prägende Erlebnis<br />
Höhen und Tiefen liegen au<strong>ch</strong> im Militär oft nahe beieinander. Ein<br />
Verkehrsunfall im vergangenen WK, bei dem si<strong>ch</strong> ein Tanklastwagen<br />
übers<strong>ch</strong>lug, si<strong>ch</strong> aber niemand verletzte, war Waldvogels s<strong>ch</strong>limms-<br />
Truppe<br />
tes Erlebnis in fast 20 Jahren Militärdienst. «Das Wi<strong>ch</strong>tigste ist, dass<br />
während des Militärdienstes niemandem etwas passiert. Alle Personen<br />
sollen in dem Zustand na<strong>ch</strong> Hause gehen können, in dem sie<br />
eingerückt sind. Es liegt in der Verantwortung der Kader, alles dafür<br />
Nötige zu tun.» Der Unfall zeige aber au<strong>ch</strong> auf, dass si<strong>ch</strong> Risiken<br />
nur minimieren und ni<strong>ch</strong>t auss<strong>ch</strong>liessen liessen. Und dass es am Ende<br />
auf das Verhalten jedes einzelnen AdA ankomme.<br />
Die Rückkehr als Besu<strong>ch</strong>er?<br />
Angespro<strong>ch</strong>en auf die zukünftige Kontaktpflege mit der Artillerieabteilung<br />
10, hat Waldvogel eine klare Vorstellung. «I<strong>ch</strong> habe in den<br />
drei Jahren als Kommandant sehr viele grossartige Mens<strong>ch</strong>en kennengelernt<br />
und intensiv mit ihnen zusammengearbeitet. Daraus sind<br />
Freunds<strong>ch</strong>aften entstanden, die i<strong>ch</strong> weiterhin pflegen mö<strong>ch</strong>te. Aber<br />
i<strong>ch</strong> werde mi<strong>ch</strong> als ehemaliger Kommandant klar von der Abteilung<br />
abgrenzen, um die Führung meinem Na<strong>ch</strong>folger zu überlassen. I<strong>ch</strong><br />
hoffe aber, dass i<strong>ch</strong> dereinst als Privatperson zu den Besu<strong>ch</strong>stagen<br />
eingeladen werde.»<br />
Zur Person<br />
Oberstleutnant im Generalstab Markus Waldvogel, der abtretende<br />
Kommandant der Artillerieabteilung 10, ist 39-jährig und wohnt in Basel.<br />
Er ist ledig, aber lebt in einer Beziehung, und er arbeitet in der<br />
Marketingabteilung der Privatkundenberei<strong>ch</strong>s der Swisscom. Zu seinen<br />
Hobbys zählen Wandern und kulturelle Projekte, zudem ist er Präsident<br />
des Basler Artillerie-Offiziers-Vereins.<br />
armee.<strong>ch</strong> Infanteriebrigade 5 2 /12 11
12<br />
Truppe<br />
Inf Bat 97<br />
«A<strong>ch</strong>tung, fertig, Inf Bat 97!»<br />
2013 soll das Sequel zum Film «A<strong>ch</strong>tung, fertig, Charlie!» ers<strong>ch</strong>einen, der zu den<br />
erfolgrei<strong>ch</strong>sten S<strong>ch</strong>weizer Produktionen zählt. Wo, wenn ni<strong>ch</strong>t in der Realität der<br />
S<strong>ch</strong>weizer Armee, könnten die Filmema<strong>ch</strong>er Eindrücke für ihre Arbeit sammeln? Ein<br />
Tag mit drei Vertretern der Produktionsfirma Zodiac Pictures. Ni<strong>ch</strong>t am Set, sondern<br />
im WK des Infanteriebataillons 97.<br />
Remo Sägesser, Reporter Inf Br 5<br />
Wer kann si<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t an Rekrutin Blunts<strong>ch</strong>i, gespielt von Melanie Winiger,<br />
und die wilde Ges<strong>ch</strong>i<strong>ch</strong>te um die missglückte Heirat und die<br />
harte militäris<strong>ch</strong>e Ausbildung von Rekrut Carrera erinnern? Der<br />
Film «A<strong>ch</strong>tung, fertig, Charlie!» war 2003 in den hiesigen Kinos der<br />
Kassens<strong>ch</strong>lager s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>thin und mit über 560'000 Kinogängern die<br />
zweiterfolgrei<strong>ch</strong>ste S<strong>ch</strong>weizer Produktion überhaupt. Es versteht<br />
si<strong>ch</strong> von selber, dass si<strong>ch</strong> bei einem so grossen Erfolg ein Sequel aufdrängt.<br />
Voraussi<strong>ch</strong>tli<strong>ch</strong> im Herbst 2013, zehn Jahre na<strong>ch</strong> dem ersten<br />
Teil, soll mit «A<strong>ch</strong>tung, fertig, WK!» die Fortsetzung in die Kinos<br />
kommen. Wie der Arbeitstitel suggeriert, liegt der Fokus diesmal auf<br />
einem Wiederholungskurs. Und wo holen si<strong>ch</strong> die Filmema<strong>ch</strong>er die<br />
Inspiration? Natürli<strong>ch</strong> bei der Infanterie. Im Infanteriebataillon 97.<br />
Im August fand im Raum Hongrin in der Region Aigle dessen WK<br />
statt. In der zweiten Wo<strong>ch</strong>e wurde von den drei Infanteriekompanien<br />
im Rahmen der dreitägigen Übung PROTECTOR der S<strong>ch</strong>utz der Raffinerie<br />
Collombey und des Tanklagers si<strong>ch</strong>ergestellt. Die Kompanien<br />
führten zudem während je einem Tag ein Kompaniegefe<strong>ch</strong>tss<strong>ch</strong>iessen<br />
auf dem S<strong>ch</strong>iessplatz Petit Hongrin dur<strong>ch</strong>. Ideale Voraussetzungen<br />
für das Team der Filmproduktionsfirma Zodiac Pictures, um<br />
si<strong>ch</strong> mit dem Alltag in einem WK der Infanterie vertraut zu ma<strong>ch</strong>en.<br />
Weitläufige Impressionen<br />
Zodiac Pictures war bereits für die Produktion des ersten Teils von<br />
«A<strong>ch</strong>tung, fertig, Charlie!» verantwortli<strong>ch</strong>. Die Zusammensetzung<br />
des Kernteams, aus dem drei Vertreterinnen und Vertreter den WK<br />
besu<strong>ch</strong>ten, hat si<strong>ch</strong> aber grundlegend verändert. Die Regie führt im<br />
armee.<strong>ch</strong> Infanteriebrigade 5 2/12<br />
Sequel ni<strong>ch</strong>t mehr Mike Es<strong>ch</strong>mann, sondern Oliver Rihs. Das Drehbu<strong>ch</strong><br />
stammt aus der Feder von Güzin Kar. Die WK-Delegation von<br />
Zodiac komplettierte der Herstellungsleiter Florian Nussbaumer.<br />
Bestimmt haben die meisten Mens<strong>ch</strong>en eine Vorstellung davon, wie<br />
ein gewöhnli<strong>ch</strong>er Tag im WK aussieht. Entweder haben sie beim Familientreffen<br />
den «S<strong>ch</strong>auermär<strong>ch</strong>en» des Cousins gelaus<strong>ch</strong>t, oder sie<br />
waren selber im Militär. Weil si<strong>ch</strong> der Kern des Produktionsteams<br />
aber ni<strong>ch</strong>t auf Mund-zu-Mund-Propaganda verlassen wollte, versu<strong>ch</strong>te<br />
es, einen mögli<strong>ch</strong>st genauen Eindruck vom Tagesablauf des WK<br />
zu bekommen. Also waren die drei Filmema<strong>ch</strong>er s<strong>ch</strong>on am frühen<br />
Morgen in der Zivils<strong>ch</strong>utzanlage zugegen. Was sie sahen, war dunkel,<br />
eng und muffig – kein Verglei<strong>ch</strong> zu den s<strong>ch</strong>ier feudalen Kasernen,<br />
in denen si<strong>ch</strong> heutige Rekruten entspannen können. Im WK ist<br />
halt alles ein biss<strong>ch</strong>en anders und improvisierter. Do<strong>ch</strong> die Besu<strong>ch</strong>er<br />
waren beeindruckt, wie si<strong>ch</strong> eine s<strong>ch</strong>ummrige Anlage mit wenigen<br />
Handgriffen in eine effiziente und straff organisierte Truppenunterkunft<br />
verwandeln liess.<br />
Bei der Übung PROTEKTOR konnten weitere Eindrücke des WK-<br />
Alltags gesammelt werden. In Collombey galt es, die Raffinerie und<br />
das Tanklager vor Fremdzugriffen zu s<strong>ch</strong>ützen. Objekts<strong>ch</strong>utz klingt<br />
spannender, als es ist, do<strong>ch</strong> sol<strong>ch</strong>e Übungssequenzen bilden einen<br />
zentralen Bestandteil jedes Infanterie-WK. Immerhin stehen die<br />
AdA bei der Si<strong>ch</strong>erung und Kontrolle oft im direkten Kontakt mit<br />
der Zivilbevölkerung, was die Aufgabe intensiv und abwe<strong>ch</strong>slungsrei<strong>ch</strong><br />
ma<strong>ch</strong>t.<br />
Marco Nietlisba<strong>ch</strong>
Den letzten und si<strong>ch</strong>erli<strong>ch</strong> spektakulärsten Teil der WK-Stippvisite<br />
bildete das Gefe<strong>ch</strong>tss<strong>ch</strong>iessen der Infanteriekompanie 97/1. Zusätzli<strong>ch</strong><br />
zu den drei zivilen Gästen war ein ho<strong>ch</strong>rangiger Militär zu<br />
Besu<strong>ch</strong>: Kdt <strong>Heer</strong> KKdt Dominique Andrey liess si<strong>ch</strong> die Übung LA<br />
BARME ni<strong>ch</strong>t entgehen. Ausgerüstet mit Pamiren positionierte si<strong>ch</strong><br />
das Filmteam an idealer Lage, um den S<strong>ch</strong>iessplatz zu überblicken.<br />
Die Infanteristen überwanden die Sperre mit der Methode «Hammer<br />
und Amboss». Die geballte Feuerkraft beeindruckte. Bewegung,<br />
Donners<strong>ch</strong>läge und koordinierte Abläufe – kurz: Action pur und ein<br />
gelungener Abs<strong>ch</strong>luss des Besu<strong>ch</strong>s.<br />
Truppe<br />
Die Liebe!<br />
Das sah au<strong>ch</strong> Florian Nussbauer so. Der Besu<strong>ch</strong>stag, sagte er, werde<br />
bei der Finalisierung des Drehbu<strong>ch</strong>s eine wi<strong>ch</strong>tige Unterstützung<br />
sein. Ende April 2013 soll der Filmdreh begingen, bis dahin müssen<br />
adäquate S<strong>ch</strong>auspieler gecastet werden. Über die Story darf ni<strong>ch</strong>t zu<br />
viel verraten werden. Wie beim ersten Teil wird es si<strong>ch</strong> um eine überspitzte<br />
Komödie handeln. Und wie es si<strong>ch</strong> gehört für einen Film, der<br />
den Anspru<strong>ch</strong> hat, ein Blockbuster zu werden, wird au<strong>ch</strong> das Thema<br />
Liebe ni<strong>ch</strong>t zu kurz kommen. Inwieweit die Filmema<strong>ch</strong>er Einblick in<br />
die Herzensangelegenheiten in der Realität des Infanteriebataillons<br />
97 erhalten haben, entzieht si<strong>ch</strong> allerdings der Kenntnis des Autors.<br />
armee.<strong>ch</strong> Infanteriebrigade 5 2 /12 13
14<br />
Trupppe<br />
Inf Bat 20<br />
Zuckerbrot oder Peits<strong>ch</strong>e<br />
Er ents<strong>ch</strong>eidet über den nä<strong>ch</strong>sten Zug, er belohnt, er bestraft. Der Chef Regie drückt<br />
den Übungen den Stempel auf. Hauptmann Martin Merkofer hat die Funktion in<br />
seinem letzten WK beim Infanteriebataillon 20 im Raum Walenstadt/St. Luzisteig/<br />
Mels glei<strong>ch</strong> mehrere Male ausgeführt. Gefühlt hat er si<strong>ch</strong> dabei wie ein Theaterregisseur.<br />
Ein Blick hinter die Kulissen.<br />
Philippe Jäggi, Reporter Inf Br 5<br />
Es sei wie immer, sagt Hauptmann Martin Merkofer. Die Konzentration<br />
müsse ho<strong>ch</strong> sein, und der Gedanke, dass es si<strong>ch</strong> hierbei um<br />
seinen letzten WK handle, käme zu keinem Zeitpunkt auf. Merkofer,<br />
im WK des Infanteriebataillons 20 als Stabs<strong>ch</strong>ef eingesetzt, verantwortet<br />
die Übung EDUCAZIONE 12 auf der St. Luzisteig. Er ist<br />
der Chef Regie. Wie viermal zuvor in diesem WK.<br />
Beübt wird die Kompanie 20/2. Dank modernster Simulationste<strong>ch</strong>nik<br />
ist Merkofer über jeden S<strong>ch</strong>ritt der Kompanie informiert. In seinem<br />
Pu<strong>ch</strong> verfügt er über eine einem iPad ähnli<strong>ch</strong>e Mobile Te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e<br />
Führung (MTF). Dank deren GPS erkennt er die Position von<br />
allen und allem. Zudem hält er si<strong>ch</strong> stets in der Nähe des Übungsleiters<br />
auf, der si<strong>ch</strong> im Normalfall im Panzer des Kompaniekommandanten<br />
befindet. Über Funk ist der Chef Regie mit den Hauptprotagonisten<br />
verbunden. Hierzu gehören au<strong>ch</strong> der Chef der Gegenseite<br />
(Team Rot), die Leitzentrale und die Bataillonsführung.<br />
Das Drehbu<strong>ch</strong> im Kopf<br />
Der 38-jährige Merkofer ist als Chef Regie dafür verantwortli<strong>ch</strong>, dass<br />
die Übung ein Erfolg wird. «I<strong>ch</strong> muss dafür sorgen, dass der beübte<br />
Kompaniekommandant und die Zugführer genügend Arbeit bekommen.<br />
I<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>aue, dass sie Ents<strong>ch</strong>lüsse fällen und ihre Mitarbeiter führen<br />
müssen.» Er komme si<strong>ch</strong> vor wie ein Theaterregisseur. «I<strong>ch</strong> kenne<br />
das Drehbu<strong>ch</strong>, und i<strong>ch</strong> weiss, was die Teams Blau und Rot ma<strong>ch</strong>en.»<br />
Die S<strong>ch</strong>wierigkeit der Aufgabe liegt darin, dass der Gegner ni<strong>ch</strong>t<br />
armee.<strong>ch</strong> Infanteriebrigade 5 2/12<br />
zu stark gema<strong>ch</strong>t wird. Sonst hätten die Beübten im Team Blau von<br />
vornherein keine Chance. «In diesem Fall wäre die Übung ein Misserfolg,<br />
und das Kader und die Soldaten wären enttäus<strong>ch</strong>t. Das wäre<br />
der Motivation bestimmt ni<strong>ch</strong>t förderli<strong>ch</strong>.» Es müsse darum das Ziel<br />
sein, dass das Team Blau eine vernünftige Chance habe, den Auftrag<br />
zu erfüllen. Nur so kann es gestärkt aus der Übung gehen und si<strong>ch</strong><br />
bewusst ma<strong>ch</strong>en, wo allfällige Verbesserungen anzubringen sind.<br />
Fals<strong>ch</strong>e Ents<strong>ch</strong>eidungen<br />
Der Chef Regie ist immer au<strong>ch</strong> der «Belohner» respektive der «Bestrafer».<br />
Wenn ein Zug beim Dur<strong>ch</strong>su<strong>ch</strong>en eines Geländes beispielsweise<br />
den Flankens<strong>ch</strong>utz vergisst, lässt Merkofer den Gegner genau<br />
dorthin gehen, zum wunden Punkt gewissermassen. «So kann es zu<br />
Verlusten kommen, und so kann der Zugführer lernen, wie und wo<br />
er reagieren muss.» Merkofer stellt den Beübten aber ni<strong>ch</strong>t nur die<br />
Peits<strong>ch</strong>e, sondern au<strong>ch</strong> das Zuckerbrot in Aussi<strong>ch</strong>t. Wird der Gegner<br />
bei Punkt A korrekt festgenommen und abgeführt, fällt die Aufgabe<br />
am Punkt B lei<strong>ch</strong>ter, weil ni<strong>ch</strong>t plötzli<strong>ch</strong> Flü<strong>ch</strong>tlinge auftau<strong>ch</strong>en.<br />
Na<strong>ch</strong> gut sieben Stunden sind die Übung und die Bespre<strong>ch</strong>ung vorüber.<br />
Merkofer ist zufrieden. «Der Lernerfolg ist dank dem Simulationssystem<br />
enorm ho<strong>ch</strong>. Das te<strong>ch</strong>nis<strong>ch</strong>e Verhalten im Gefe<strong>ch</strong>t<br />
ist damit ganz anders als sonst.» Au<strong>ch</strong> für ihn, den Regisseur, wird<br />
na<strong>ch</strong> dem WK alles anders. Die letzte Klappe seiner Vorstellung ist<br />
gefallen.<br />
Daniel Kellenberger
Brigade<br />
armee.<strong>ch</strong> Infanteriebrigade 5 2 /12 15
16<br />
Truppe<br />
Aufkl Bat 5<br />
Ni<strong>ch</strong>t gesehen, ni<strong>ch</strong>t gehört<br />
Ein Mars<strong>ch</strong> glei<strong>ch</strong> am ersten Tag, ein hoher Besu<strong>ch</strong> in der zweiten und die Verteidigungsübung DEFEN-<br />
DA in der dritten Wo<strong>ch</strong>e: Die Angehörigen des Aufklärerbataillons 5 wurden im WK hart gefordert.<br />
Stephan Felder, Reporter Inf Br 5<br />
Den WK 2012 im Raum S<strong>ch</strong>wyz dürften die Angehörigen des Aufklärerbataillons<br />
5 so s<strong>ch</strong>nell ni<strong>ch</strong>t vergessen. Getreu dem Truppenmotto<br />
«Wo wir sind, ist vorne» fanden si<strong>ch</strong> zwei der drei Kompanien<br />
bereits eine Stunde na<strong>ch</strong> dem Einrücken zur ersten Wo<strong>ch</strong>e auf einem<br />
Mars<strong>ch</strong> wieder. Und s<strong>ch</strong>on am Mittwo<strong>ch</strong>abend, na<strong>ch</strong> drei intensiven<br />
Tagen, stand der Kompanieabend auf dem Programm. «Die Soldaten<br />
sollen si<strong>ch</strong> früh kennenlernen. Das stärkt die Kamerads<strong>ch</strong>aft», begründete<br />
der Bataillonskommandant Markus Müller die ungewöhnli<strong>ch</strong>e<br />
Massnahme. Normalerweise findet der Kompanieabend ni<strong>ch</strong>t<br />
in der ersten WK-Wo<strong>ch</strong>e statt.<br />
Der Wille ist da<br />
Neben vielfältigen Übungen wird von der zweiten Wo<strong>ch</strong>e ein ausserplanmässiges<br />
Ereignis ganz besonders in Erinnerung bleiben. Am<br />
Mittwo<strong>ch</strong> statteten Korpskommandant André Blattmann, Chef der<br />
Armee, und sein Chefadjutant Pius Müller der Truppe einen spontanen<br />
Besu<strong>ch</strong> ab. Blattmann und Müller nahmen am Logistikrapport<br />
teil und beguta<strong>ch</strong>teten das Na<strong>ch</strong>ri<strong>ch</strong>tenzentrum, die Führungszent-<br />
armee.<strong>ch</strong> Infanteriebrigade 5 2/12<br />
rale und die Kanzlei. Müller sparte ni<strong>ch</strong>t mit Lob für das Bataillon.<br />
«I<strong>ch</strong> habe einen guten Eindruck des Bat KP erhalten, au<strong>ch</strong> wenn man<br />
natürli<strong>ch</strong> immer den einen oder anderen Punkt verbessern kann. I<strong>ch</strong><br />
habe gespürt, dass der Wille da ist. Und das ist mir wi<strong>ch</strong>tig.»<br />
Ebenjenem Willen galt der Fokus beim Kernstück des WK, der Verteidigungsübung<br />
DEFENDA in der dritten Wo<strong>ch</strong>e. Das Kriterium für<br />
einen erfolgrei<strong>ch</strong>en Ablauf war laut Bataillonskommandant Müller<br />
«Ni<strong>ch</strong>t gesehen, ni<strong>ch</strong>t gehört» werden. Alle drei Kompanien wurden<br />
in die Übung einbezogen. Die Stabskompanie von Hauptmann Roman<br />
Dobler hatte die Aufgabe, das Funktionieren des Kommandopostens<br />
und der Führungsstaffel im Ernstfall si<strong>ch</strong>erzustellen. Na<strong>ch</strong> Auslösung<br />
der Übung und na<strong>ch</strong>dem die Führungskräfte des Bataillons in<br />
vier Piranhas untergebra<strong>ch</strong>t worden waren, vers<strong>ch</strong>ob die Stabskompanie<br />
über einen gesi<strong>ch</strong>erten Halt in eine Wagenburg, wo die Einsatzfähigkeit<br />
des KP bis zur Einri<strong>ch</strong>tung des mobilen KP an einem weiteren<br />
Standort si<strong>ch</strong>ergestellt werden sollte.<br />
Die Truppe bewies, dass sie ihr Metier im Griff hat: Innert einer Viertelstunde<br />
waren die Wagenburg erri<strong>ch</strong>tet und das KP funktionsfähig.<br />
Marco Nietlisba<strong>ch</strong>
Derweil baute der Zug von Zugführer Carlo Bottega im mobilen KP<br />
die Einri<strong>ch</strong>tung für den stationären Kommandoposten auf. «Unsere<br />
wi<strong>ch</strong>tigste Aufgabe ist, dass wir die Verbindung zwis<strong>ch</strong>en den Kompanien<br />
gewährleisten können, um der Führungsstaffel ein ideales Arbeitsumfeld<br />
zu ermögli<strong>ch</strong>en», sagte Bottega. Während der Übung DE-<br />
FENDA brau<strong>ch</strong>ten seine Soldaten anderthalb Stunden, um ein voll<br />
funktionstü<strong>ch</strong>tiges mobiles KP zu erri<strong>ch</strong>ten. Keine s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>te Leistung,<br />
au<strong>ch</strong> wenn Bottega der Meinung war, «dass es immer no<strong>ch</strong> ein<br />
biss<strong>ch</strong>en besser ginge».<br />
Der Feins<strong>ch</strong>liff folgt<br />
Während si<strong>ch</strong> die Stabskompanie um die Unterstützung des Führungsstabs<br />
kümmerte, vers<strong>ch</strong>oben die Aufklärungskompanie 5/1 und<br />
die Panzerjägerkompanie 5/2 in ihre Bereits<strong>ch</strong>aftsräume und warteten<br />
auf weitere Befehle. Das Kader des Aufklärerbataillons 5 war zufrieden<br />
mit dem Ablauf der dreitägigen Übung. Am Feins<strong>ch</strong>liff wird<br />
2013 gearbeitet. S<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> soll au<strong>ch</strong> der nä<strong>ch</strong>ste WK ein unvergessli<strong>ch</strong>er<br />
sein.<br />
Truppe<br />
armee.<strong>ch</strong> Infanteriebrigade 5 2 /12 17
18<br />
Interview<br />
S<strong>ch</strong>ulung am Simulator<br />
«Die Führung steht im Zentrum»<br />
Mit dem «Elektronis<strong>ch</strong>en Taktiksimulator für Me<strong>ch</strong>anisierte Verbände», kurz ELTAM, verfügt die Armee<br />
über ein modernes Ausbildungsmittel zur S<strong>ch</strong>ulung der Kommandanten und Stäbe sämtli<strong>ch</strong>er Kampf-<br />
Bataillone und -Kompanien im Gefe<strong>ch</strong>t der verbundenen Waffen. Gruppen<strong>ch</strong>ef Daniel Däppen betreut<br />
ein Team von vier Leuten, das den Betrieb am ELTAM-Simulator si<strong>ch</strong>erstellt und die beübten Angehörigen<br />
der Armee unterstützt. Im Interview spri<strong>ch</strong>t der Fa<strong>ch</strong>lehrer über Auslastung, Vor- und Na<strong>ch</strong>teile<br />
des ELTAM.<br />
Interview: Reto Kir<strong>ch</strong>hofer, Reporter Inf Br 5<br />
Herr Däppen, wie oft wird der ELTAM von den Verbänden benutzt?<br />
2012 sind wir mit Ausnahme von wenigen Industrie- und Unterhaltsfenstern<br />
wö<strong>ch</strong>entli<strong>ch</strong> belegt. Neben den Infanterie-, Panzer-,<br />
Aufklärungs- und Panzersappeurbataillonen sowie den Artillerieabteilungen<br />
des <strong>Heer</strong>es nutzen Rekruten- und Kaders<strong>ch</strong>ulen den<br />
Simulator. In den vergangenen Jahren ist es au<strong>ch</strong> immer wieder zu<br />
Belegungen dur<strong>ch</strong> ausländis<strong>ch</strong>e Truppen gekommen.<br />
Verfügen die ausländis<strong>ch</strong>en Armeen denn ni<strong>ch</strong>t über ein sol<strong>ch</strong>es<br />
Ausbildungsmittel?<br />
Alle modernen Armeen nutzen die Mögli<strong>ch</strong>keiten von modernen<br />
Simulationsanlagen. Sei dies in der Fahrer-, S<strong>ch</strong>iess- und Taktik- oder<br />
in der Führungsausbildung. Unsere Einri<strong>ch</strong>tung in Thun ist speziell,<br />
weil sie es ermögli<strong>ch</strong>t, vom Zugführer bis zum Bataillonskommandanten<br />
alle S<strong>ch</strong>lüsselfunktionäre eines Truppenkörpers in einem<br />
virtuellen Szenario glei<strong>ch</strong>zeitig zu beüben. Bei ihren Besu<strong>ch</strong>en zeigen<br />
si<strong>ch</strong> ausländis<strong>ch</strong>e Gäste immer wieder erstaunt über die vielseitigen<br />
Ausbildungsmögli<strong>ch</strong>keiten auf ELTAM.<br />
Was sind die Vorteile der ELTAM-Simulation gegenüber einer Übung im<br />
realen Gelände?<br />
Auf den S<strong>ch</strong>weizer S<strong>ch</strong>iess- und Übungsplätzen ist es ni<strong>ch</strong>t mögli<strong>ch</strong>,<br />
ein komplettes Bataillon im Rahmen des Gefe<strong>ch</strong>tes der verbundenen<br />
armee.<strong>ch</strong> Infanteriebrigade 5 2/12<br />
Waffen in den Einsatz zu bringen – auf dem ELTAM s<strong>ch</strong>on. Der<br />
Bataillonskommandant und sein Stab stehen zusammen mit den<br />
Kompaniekommandanten im Zentrum der Ausbildung. Sie führen ab<br />
ihren Kommandofahrzeugen mit 360° Rundumsi<strong>ch</strong>t ins Gelände. Die<br />
Zugführer als Mitübende führen ihre Mittel von Einzelarbeitsplätzen<br />
aus mit virtueller Si<strong>ch</strong>t ins Gelände. Was im Aktionsplanungsprozess<br />
erarbeitet wird, kann auf ELTAM im Aktionsführungsprozess<br />
eins-zu-eins umgesetzt werden. Der Bataillonskommandant kann<br />
überprüfen, ob seine Ents<strong>ch</strong>lüsse funktionieren. Dazu kommen<br />
ökologis<strong>ch</strong>e Vorteile: keine Munitions- und Treibstoffkosten, keine<br />
Belastung der Umwelt, Reduktion des logistis<strong>ch</strong>en Aufwands auf<br />
ein Minimum.<br />
Dafür ist die Angelegenheit kostspielig. Können Sie über finanzielle<br />
Aspekte Auskunft geben?<br />
Leider ist es mir ni<strong>ch</strong>t mögli<strong>ch</strong>, verlässli<strong>ch</strong>e Aussagen zur Vollkostenre<strong>ch</strong>nung<br />
zu ma<strong>ch</strong>en. Die Kosten einer Ausbildungsstunde ELTAM<br />
müssen aber in Relation zu einer Volltruppenübung gestellt werden.<br />
Dabei ist no<strong>ch</strong>mals zu betonen: Im Rahmen einer ELTAM-Übung<br />
wird kein Kilometer gefahren und kein S<strong>ch</strong>uss ges<strong>ch</strong>ossen, und es<br />
muss kein Soldat warten.<br />
Urs Winzenried
Können während der Simulation fals<strong>ch</strong>e Ents<strong>ch</strong>lüsse korrigiert<br />
werden?<br />
Die Übung wird aufgezei<strong>ch</strong>net, den grössten Lerneffekt bildet die<br />
ans<strong>ch</strong>liessende Bespre<strong>ch</strong>ung – das «After Action Review». Dort wird<br />
alles wiedergegeben: die komplette Lagekarte, jedes bewegte Fahrzeug<br />
und Objekt, jede Gruppe. Es ist, als würde man in einem Flugzeug<br />
über das Gelände fliegen. Im Ans<strong>ch</strong>luss an die Bespre<strong>ch</strong>ungen erfolgen<br />
über alle Stufen jeweils Anpassungen in der Kampfplanung, eine<br />
sogenannte Revision der Pläne.<br />
Und wie sieht es bezügli<strong>ch</strong> der Kommunikation aus?<br />
Sämtli<strong>ch</strong>e Funkverbindungen werden aufgezei<strong>ch</strong>net. Deshalb ergeben<br />
die Lehren, die aus den Übungen am ELTAM gezogen werden können,<br />
einen äusserst hohen Mehrwert.<br />
Was sind die Na<strong>ch</strong>teile des ELTAM?<br />
Natürli<strong>ch</strong> ersetzt eine Übung im Simulator jene im Feld ni<strong>ch</strong>t. Und die<br />
Umwelteinflüsse können ni<strong>ch</strong>t eins-zu-eins ersetzt werden. Au<strong>ch</strong> die<br />
Darstellung des Geländes ist ni<strong>ch</strong>t derart detailliert wie in der Realität.<br />
Zudem fehlen im ELTAM die Störelemente – Funkprobleme wegen<br />
s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>ten Empfangs existieren beispielsweise nie.<br />
Dafür können Sie es regnen lassen.<br />
Ri<strong>ch</strong>tig, das Wetter sowie Tag und Na<strong>ch</strong>t lassen si<strong>ch</strong> beliebig ändern.<br />
Bei Nebel wird die Si<strong>ch</strong>t bis 800 Meter maximal einges<strong>ch</strong>ränkt. Man<br />
kann per Mausklick au<strong>ch</strong> Brücken sprengen.<br />
Es fehlen aber Drucksituationen, äussere Einflüsse, Ablenkung. Die<br />
Zugführer können die Truppen bequem am Computer-Bilds<strong>ch</strong>irm<br />
vers<strong>ch</strong>ieben…<br />
…natürli<strong>ch</strong> ist die Herausforderung im Realen grösser. Auf unserer<br />
Karte kann man si<strong>ch</strong> ni<strong>ch</strong>t verfahren, die Wegstrecke wird interaktiv<br />
absolviert. Es ist ein Vers<strong>ch</strong>ieben unter Laborbedingungen. Aber letztli<strong>ch</strong><br />
sind ni<strong>ch</strong>t Fahren und S<strong>ch</strong>iessen das Hauptthema am ELTAM.<br />
Im Zentrum steht die Führung.<br />
Das Simulationsgelände umfasst 1666 Quadratkilometer. Gross<br />
genug, um vers<strong>ch</strong>iedenste Übungen dur<strong>ch</strong>zuführen?<br />
Ja. Die Datenbasis wurde vor einigen Jahren erweitert – zuvor war<br />
uns ein Drittel davon zur Verfügung gestanden. Auf dem aktuellen<br />
Gelände können die vers<strong>ch</strong>iedensten Übungen dur<strong>ch</strong>geführt werden,<br />
ohne Eins<strong>ch</strong>ränkungen, es ist infanterietaugli<strong>ch</strong>, panzertaugli<strong>ch</strong>,<br />
kurz: Es ist gross genug für alle.<br />
Mit zwei Bataillonen<br />
Interview<br />
Ist es korrekt, dass künftig zwei Bataillone glei<strong>ch</strong>zeitig beübt werden<br />
können?<br />
Ja. Im vergangenen Jahr durften wir zusammen mit der Panzerbrigade<br />
1 mehrere Übungen mit zwei Truppenkörpern in unters<strong>ch</strong>iedli<strong>ch</strong>en<br />
Konstellationen vorbereiten und dur<strong>ch</strong>führen. Dabei sind na<strong>ch</strong> vorgängigem<br />
Aktionsplanungsprozess au<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>on Panzerbataillone<br />
gegeneinander angetreten. Was au<strong>ch</strong> immer am ELTAM geübt wird,<br />
die Ausbildungsverantwortung liegt bei den jeweiligen Brigaden.<br />
Au<strong>ch</strong> Teile der Infanteriebrigade 5 werden am ELTAM ges<strong>ch</strong>ult. 2011<br />
absolvierte das Infanteriebataillon 20 in Thun die Übung DEFENDA, 2012<br />
war die Reihe am Aufklärungsbataillon 4. Oberstleutnant im Generalstab<br />
Dieter Bruttel amtete als Chef Regie. Er sagt: «Die Aufgabenstellung für<br />
die Bataillonsstäbe ist stets dieselbe. Es geht darum, den Einsatz<br />
sorgfältig zu planen, zu trainieren und ans<strong>ch</strong>liessend in der Simulation zu<br />
überprüfen.» Über die Übung ents<strong>ch</strong>eidet der Brigadekommandant, der<br />
laut Bruttel «Hammer und Amboss» sehen will. Wo stoppt die Brigade den<br />
gegneris<strong>ch</strong>en Verband (wo bildet sie den Amboss)? Wo gibt es Stauräume<br />
(wo kann das Panzerbataillon Hammer spielen)? Im Januar und Juni des<br />
nä<strong>ch</strong>sten Jahres sollen jeweils zwei Bataillone der Infanteriebrigade 5<br />
glei<strong>ch</strong>zeitig beübt werden. Dies dürfte zu einer Herausforderung werden.<br />
«Wir werden in der Übungsleitung mehr Leute benötigen», sagt Bruttel,<br />
«s<strong>ch</strong>liessli<strong>ch</strong> haben beide vollständig anwesenden Bataillonsstäbe<br />
Anre<strong>ch</strong>t auf Begleitung und Coa<strong>ch</strong>ing.<br />
Und das Zeitfenster während der<br />
Übung ist begrenzt.» (rek.)<br />
armee.<strong>ch</strong> Infanteriebrigade 5 2 /12 19
20<br />
Ein Tag im zivilen Leben<br />
Major im Generalstab, Kommandant des Infanteriebataillons 11<br />
Patrick Daepp<br />
Patrick Daepp<br />
Marc Aeberli, Reporter Inf Br 5<br />
«Patrick kann s<strong>ch</strong>le<strong>ch</strong>t Nein sagen.» Sagt<br />
Sarah, die Ehefrau von Patrick Daepp. Sie<br />
spri<strong>ch</strong>t die zahlrei<strong>ch</strong>en Engagements an,<br />
denen er na<strong>ch</strong>geht. Wir lassen uns ni<strong>ch</strong>t<br />
zweimal bitten und überzeugen den Kommandanten<br />
des Infanteriebataillons 11, bei<br />
der Porträtserie von «armee.<strong>ch</strong>» mitzuma<strong>ch</strong>en.<br />
Los geht's!<br />
Wenn der Beruf Berufung ist<br />
Es ist ni<strong>ch</strong>t so, dass si<strong>ch</strong> Daepp blindlings für<br />
alles zur Verfügung stellen würde, worum<br />
er gebeten wird. Was der 36-Jährige ma<strong>ch</strong>t,<br />
ma<strong>ch</strong>t er aus Überzeugung. Bestes Beispiel<br />
armee.<strong>ch</strong> Infanteriebrigade 5 2/12<br />
Ein Tag im zivilen Leben<br />
ist sein Beruf, wobei man in dem Fall eher<br />
von Berufung spre<strong>ch</strong>en müsste. Daepp führt<br />
die Baums<strong>ch</strong>ule «Gartenpflanzen Daepp» in<br />
Münsingen in der fünften Generation. «Es<br />
war für mi<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>on in der dritten Klasse<br />
klar, dass i<strong>ch</strong> dereinst die Baums<strong>ch</strong>ule führen<br />
will», sagt Daepp, der in Münsingen ni<strong>ch</strong>t<br />
nur arbeitet, sondern au<strong>ch</strong> wohnt. Ein kurzer<br />
Arbeitsweg kommt ihm heute gelegen, denn<br />
er hat viel vor, als er gegen 7 Uhr in den Tag<br />
startet. Sein Handwerk hat er von der Pike<br />
auf gelernt. Auf die Gärtnerlehre folgte die<br />
Berufsmatur, ehe Daepp in Deuts<strong>ch</strong>land das<br />
Abitur absolvierte, um an der Fa<strong>ch</strong>ho<strong>ch</strong>s<strong>ch</strong>ule<br />
Wiesbaden Gartenbau zu studieren.<br />
Wenn Grün dominiert<br />
Im Unternehmen angekommen, begrüsst<br />
er seine Mitarbeitenden – zurzeit arbeitet<br />
die stattli<strong>ch</strong>e Anzahl von 40 Personen für<br />
das KMU. Auf 19 Hektaren Flä<strong>ch</strong>e wird<br />
eine gewaltige Auswahl an Pflanzen für<br />
den Garten produziert und vermarktet. Der<br />
Ges<strong>ch</strong>äftsführer kümmert si<strong>ch</strong> neben der<br />
strategis<strong>ch</strong>en Ausri<strong>ch</strong>tung natürli<strong>ch</strong> au<strong>ch</strong><br />
um operative Belange, aktuell bes<strong>ch</strong>äftigt ihn<br />
ein umfangrei<strong>ch</strong>es Neubauprojekt. Bei ihm<br />
passiert ni<strong>ch</strong>ts ohne Planung. «Das ist im Job<br />
glei<strong>ch</strong> wie im Militär – i<strong>ch</strong> arbeite stets mit<br />
einem Zeitplan», sagt er. Heute muss Daepp<br />
allerdings seine hellseheris<strong>ch</strong>en Fähigkeiten<br />
auf die Probe stellen. Bei der Definition der<br />
Preise für 2013 brau<strong>ch</strong>t es mehr als reine<br />
Mathematik. «Es gilt, die Prognosen für Konjunktur<br />
und Teuerung mit den marktseitigen<br />
Trends, mit unseren Produktionskosten und<br />
mit der langfristigen Preisstrategie zu vereinen.»<br />
Die Engagements als Vizepräsident der<br />
«JardinSuisse Baums<strong>ch</strong>ulen» und als Vorstandsmitglied<br />
im örtli<strong>ch</strong>en Gewerbeverein<br />
helfen Daepp, Netzwerke und Marktkenntnisse<br />
auf- und auszubauen.<br />
Es ist Mittag geworden, und Daepp freut si<strong>ch</strong><br />
auf eine kurze Auszeit. Um 13 Uhr ist er zurück<br />
am Arbeitsplatz, er s<strong>ch</strong>aut die Post und<br />
Wollen Sie ebenfalls in der Rubrik «Ein Tag im zivilen Leben»<br />
porträtiert werden?<br />
Oder haben Sie eine Idee, wer aus der Infanteriebrigade 5<br />
vorgestellt werden könnte? S<strong>ch</strong>reiben Sie uns!<br />
Wir freuen uns auf Vors<strong>ch</strong>läge unter folgender Mail-Adresse:<br />
aeberli@gmail.com<br />
Die Porträt-Serie<br />
der Inf Br 5<br />
ein paar E-Mails<br />
dur<strong>ch</strong>. Weil er am<br />
nä<strong>ch</strong>sten Morgen<br />
ins Militär einrücken<br />
muss, muss heute no<strong>ch</strong><br />
einiges erledigt werden. Es stehen zwei Termine<br />
an – na<strong>ch</strong> der Verhandlung mit einem<br />
Lieferanten hat si<strong>ch</strong> ein Verbandskollege angekündigt.<br />
Dazwis<strong>ch</strong>en erzählt Daepp kurz<br />
von seiner Vorliebe: Sport an der fris<strong>ch</strong>en<br />
Luft, die Natur. Ja, die Farbe Grün dominiert<br />
sein Leben. Zudem Weiss, denn er ist au<strong>ch</strong> ein<br />
begeisterter Skifahrer. Wie passend, dass das<br />
Logo seiner Firma grünweiss ist.<br />
Wenn häufig die Zeit fehlt<br />
Rekapitulieren wir: Ehemann, Unternehmer,<br />
Major, Netzwerker. Fehlt nur no<strong>ch</strong> die<br />
Politik!, ist man versu<strong>ch</strong>t anzumerken. Wir<br />
erinnern uns an Sarah Daepp und ihr einleitendes<br />
Statement über ihren Ehemann und<br />
vers<strong>ch</strong>eu<strong>ch</strong>en den Gedanken. In der Tat sagt<br />
Daepp, dass er zu wenig Freizeit habe. «Es<br />
ist mir ein Anliegen, in Zukunft mehr Zeit<br />
mit den Mens<strong>ch</strong>en zu verbringen, die mi<strong>ch</strong><br />
tragen und lieben.»<br />
Wir verstehen den Wink mit dem Zaunpfahl<br />
und verabs<strong>ch</strong>ieden uns. Es ist au<strong>ch</strong> s<strong>ch</strong>on<br />
halb 8 Uhr, und der Arbeitstag ist zu Ende.<br />
Daepp s<strong>ch</strong>wingt si<strong>ch</strong> aufs Velo. Der Weg<br />
führt ihn aber ni<strong>ch</strong>t direkt na<strong>ch</strong> Hause.<br />
Man<strong>ch</strong>mal kommen ihm bei den Radtouren<br />
zündende Ideen. Primär geht es ihm aber<br />
darum, ein biss<strong>ch</strong>en abzus<strong>ch</strong>alten. Den Tag<br />
lässt Daepp bei einem späten Abendessen mit<br />
seiner Frau ausklingen. Die kurzen Momente<br />
der Ruhe und Zweisamkeit geniesst er ganz<br />
besonders.