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Frauen - Gymnasium Eppendorf

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Ressort Essay<br />

ALSO WIE JETZT?<br />

Olga Ohlsson 9b über Lesben und Schwule<br />

Wie viele homosexuelle Menschen<br />

es in Deutschland<br />

gibt, ist fraglich.<br />

Die meisten Statistiken sind nicht repräsentativ,<br />

da sich viele der Befragten<br />

nicht trauen, die Wahrheit zu sagen.<br />

Experten gehen jedoch davon aus, dass<br />

5 bis 10 Prozent der Bevölkerung<br />

homosexuell<br />

veranlagt ist.<br />

Man geht davon aus,<br />

dass allein in Berlin ca.<br />

400.000 homosexuelle<br />

<strong>Frauen</strong> und<br />

Männer leben.<br />

Zum Vergleich: Es<br />

gibt in Berlin nur<br />

ca. 70.000 Menschenafroamerikan<br />

i s c h e r<br />

Abstammung.<br />

Unsere Schule hat 815<br />

Schüler. Wenn wir nun<br />

davon ausgehen, dass ca.<br />

6 Prozent der Gesellschaft<br />

homosexuell veranlagt<br />

wären, müssten das auf<br />

unserer Schule, rein<br />

rechnerisch gesehen,<br />

schon 49 Schüler<br />

sein.<br />

Und von wie vielen<br />

Personen auf<br />

unserer Schule<br />

wissen wir mit<br />

Sicherheit, dass<br />

sie homosexuell sind? Vielleicht von<br />

einer oder zwei, statistisch gesehen<br />

sind es aber mit Sicherheit weit mehr.<br />

Bei vielen unserer Mitschüler vermuten<br />

wir, dass sie homosexuell sind.<br />

Aber warum stehen so wenige dazu?<br />

„Ich find es nicht schlimm, wenn jemand<br />

schwul oder lesbisch ist!“<br />

Das würden fast alle von euch sagen.<br />

Aber wenn jetzt eure beste Freundin<br />

oder eurer bester Freund zu euch kommen<br />

würde und euch anvertrauen<br />

würde, dass er etwas fürs gleiche Geschlecht<br />

empfindet, wie würdet ihr<br />

reagieren?<br />

Ihr würdet bestimmt nicht sagen:<br />

„Hey, cool, damit hab ich überhaupt<br />

kein Problem, du bist doch mein bester<br />

Freund“.<br />

Ihr würdet wahrscheinlich abgeschreckt<br />

sein und euch fragen, ob die<br />

Person auch schon mal in euch verliebt<br />

war. Was eure beste Freundin<br />

wohl immer gedacht hat, wenn ihr<br />

euch zur Begrüßung und zur Verabschiedung<br />

einen ganz harmlosen Kuss<br />

gegeben habt?<br />

Das ist der Grund, warum sich an unserer<br />

Schule kaum jemand traut sich<br />

zu outen.<br />

Der Grund, warum sich, egal wo,<br />

kaum jemand zu outen traut.<br />

Es gibt ein paar Klischees, die man automatisch<br />

allen Homosexuellen hinterherträgt.<br />

Zum Beispiel, dass<br />

Schwule automatisch weiblicher und<br />

Lesben automatisch maskuliner seien<br />

als andere ihres Geschlechts.<br />

Diese Klischees sind jedoch Fantasieprodukte,<br />

die viel mehr mit der Angst<br />

vor der Abweichung von gängigen<br />

Rollenmustern zu tun haben als mit<br />

der Lebenswirklichkeit von homosexuell<br />

liebenden Menschen.<br />

Männer sollen in unserer Gesellschaft<br />

möglichst männlich sein, sich durchsetzen<br />

können und möglichst wenig<br />

verletzlich sein. <strong>Frauen</strong> hingegen sollen<br />

sich um den Haushalt kümmern,<br />

einfühlsam sein und ruhig auch mal<br />

weinen.<br />

Von Anfang an spielen wir im Kindergarten<br />

Vater-Mutter-Kind und ärgern<br />

Lisa damit, dass sie in Tom verliebt ist.<br />

Dass Lisa aber auch in Marie verliebt<br />

sein könnte, das ziehen die Kleinen im<br />

Kindergarten gar nicht erst in Betracht.<br />

Weiter geht es in der Schule. In unseren<br />

Schulbüchern ist die Rede von intakten<br />

Familien, alleinerziehenden<br />

Müttern oder Vätern und Singles,<br />

neuerdings auch von Patchwork-Familien.<br />

Aber gleichgeschlechtliche<br />

Paare kommen nicht vor.<br />

Unterdessen haben Lisas Mitschüler<br />

festgestellt, dass es doch viel lustiger<br />

ist, Lisa damit zu ärgern sie wäre wirklich<br />

in Marie verliebt. Lisa ist wirklich<br />

in Marie verliebt. Aber sie kommt selber<br />

gar nicht damit klar. Sie weiß<br />

nicht, was es bedeutet, in das gleiche<br />

Geschlecht verliebt zu sein. „Ach, das<br />

ist nur eine Phase, sag es bloß nicht<br />

deinen Eltern und beunruhige sie<br />

damit“, hat die Lehrerin zu ihr gesagt,<br />

als Lisa gefragt hat, was mit ihr los sei.<br />

So wie Lisa geht es vielen anderen<br />

auch. Etwa die Hälfte der bekennenden<br />

homosexuellen Schüler in unserem<br />

Land haben erlebt, dass sie<br />

gemobbt wurden. Dabei werden die<br />

Gemobbten kaum von den Lehrern<br />

unterstützt. 27% der Lehrer unterstützen<br />

die Mobber sogar in ihren homophoben<br />

Aussagen. Aber Lisas Phase<br />

geht nicht vorbei. Während alle ihre<br />

anderen Freundinnen ihre ersten Erfahrungen<br />

mit Jungs machen, liegt sie<br />

jeden Abend in ihrem Bett und weiß<br />

nicht, was mit ihr los ist.<br />

Im Alter bis 15 Jahren verhalten sich<br />

30% der Bevölkerung teilweise, 10%<br />

ausschließlich homosexuell.<br />

Lisa ist inzwischen 16 Jahre alt und<br />

hat sich, wie die meisten anderen Homosexuellen<br />

in ihrem Alter auch,<br />

Freunde gesucht, die genauso empfinden<br />

wie sie. Mit ihnen kann sie ihre<br />

Gefühle teilen und einfach Spaß<br />

haben. So hat sie auch ihre erste

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