FORUM 86 - Deutscher Arbeitskreis für Zahnheilkunde
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Auf der Suche<br />
nach Methoden<br />
einer rationellen<br />
Wurzelbehandlung<br />
endo<br />
Der Endodontie auf den Nerv gefühlt!<br />
Die endodontische Disziplin verdient sicher zu<br />
Recht eine herausragende Position unter den<br />
zahnärztlichen Tätigkeitsfeldern, steht sie doch<br />
an der Schnittstelle zwischen Sein oder Nichtsein<br />
eines Zahnes. Sie ist gleichzeitig ein Gebiet,<br />
das vom Zahnarzt außer einem profunden<br />
Wissen ein Höchstmaß an Erfahrung, Geschicklichkeit<br />
und Geduld sowie eine besondere zahnerhaltende<br />
Motivation erfordert.<br />
Viele Studien zeigen aber, dass es um die<br />
Ergebnisqualität im Bereich der Endodontie nicht<br />
so gut bestellt ist, wie es in Anbetracht der<br />
reichhaltigen von der Industrie zur Verfügung<br />
gestellten Materialien und Instrumente und auch<br />
der <strong>für</strong> diesen Bereich aufgewandten Kosten<br />
wünschenswert wäre. Offenbar als Folge eines<br />
unvollständigen oder überalterten Kenntnisstandes<br />
wenden Zahnärzte eine Vielzahl sehr<br />
unterschiedlicher endodontischer Methoden an,<br />
deren Outcome entsprechend uneinheitlich ist.<br />
Durch einen zu großen Zeitdruck bei der<br />
Behandlung als Folge einer zu gering empfundenen<br />
Honorierung seitens der gesetzlichen<br />
Krankenversicherung, aber auch durch mangelnde<br />
Liebe zum Detail oder eine selbstgewählte<br />
Vorgabe, dass Zahnerhaltung nicht zum Nachteil<br />
anderer, lukrativerer Behandlungsfelder übertrieben<br />
werden dürfe, nutzen Zahnärzte oft die<br />
Möglichkeiten einer sinnvollen Zahnerhaltung<br />
nicht aus.<br />
Besonders fragwürdig erscheint dagegen eine<br />
andersartige Entwicklung der Endodontie hin zu<br />
einem zahnärztlichen Tätigkeitsschwerpunkt, der<br />
mit einem enormen apparativen und zeitlichen<br />
Aufwand die Kosten extrem in die Höhe treibt<br />
und damit diese Form der Endodontie zur Gänze<br />
aus dem GKV-Rahmen herauslöst. Weder ist der<br />
Nachweis geführt, dass diesen Behandlungskosten<br />
ein adäquat höherer Langzeiterfolg<br />
gegenübersteht, noch wird es landauf, landab<br />
jemals so viele Spezialisten geben, dass der tatsächlich<br />
gegebene endodontische Behandlungsbedarf<br />
gedeckt werden könnte. Die<br />
Kostenträger müssen sich angesichts derartiger<br />
Spezialisierungen davor in Acht nehmen, nicht<br />
enorme Mehrleistungen <strong>für</strong> eine nicht mehr<br />
messbare Qualitätszunahme aufzubringen.<br />
Das Forum möchte sich in dieser und weiteren<br />
Ausgaben der Frage widmen, welche rationellen<br />
endodontischen Methoden beschrieben werden<br />
können, die einen möglichst einfachen zahnärztlichen<br />
Eingriff mit einem Höchstmaß an zahnerhaltendem<br />
Erfolg bei gleichzeitiger Bezahlbarkeit<br />
durch die gesetzliche Krankenversicherung<br />
verbinden. In dieser Ausgabe werden zunächst in<br />
zwei Beträgen zwei fast diametrale Ansätze der<br />
Endodontie gegenübergestellt, was eindrucksvoll<br />
und bewusst provokant einige Unterschiede zwischen<br />
wissenschaftlichen Erkenntnissen auf der<br />
einen und den durch den Praktiker vor Ort zu<br />
erzielenden Ergebnissen auf der anderen Seite zu<br />
Tage fördert. Ein Beitrag zur aktuellen Honorarsituation<br />
im GKV-Bereich nach der BEMA-Neustrukturierung<br />
zeigt auf, in welchem Verhältnis<br />
die GKV-Leistungen zu den Anforderungen dieses<br />
Spezialgebietes heute stehen.<br />
Eine Fragebogenaktion wendet sich schließlich<br />
an alle endodontisch tätigen Zahnärztinnen und<br />
Zahnärzte. Das Ziel ist zunächst, die unterschiedlichen<br />
in den Praxen verwendeten<br />
Behandlungsansätze zu dokumentieren und in<br />
einem späteren Beitrag übersichtlich zu vergleichen.<br />
Die letzte Frage des Fragebogens versucht,<br />
die Überlebensrate wurzelbehandelter Molaren<br />
über einen 5-Jahreszeitraum zu erfassen und mit<br />
den jeweils verwendeten Behandlungsmethoden<br />
zu korrelieren. Letztlich ist es das Ziel, aus allen<br />
Angaben der Praktiker unter Hinzunahme unstrittiger<br />
wissenschaftlicher Erkenntnisse Behandlungsempfehlungen<br />
zu formulieren, die<br />
wiederum im Forum veröffentlicht werden.<br />
Diese kleine Serie zur Endodontie wird nur dann<br />
sinnvolle Ergebnisse zeitigen, wenn sich möglichst<br />
viele Praktiker an ihr beteiligen und diese<br />
Aktion mit Leben erfüllen. Neben der Mitarbeit<br />
bei der Fragebogenaktion ist jede Kollegin/jeder<br />
Kollege ganz besonders aufgefordert, entweder<br />
in Form eines Artikels oder eines Leserbriefes<br />
ihre/seine Meinung zu den hier propagierten<br />
Methoden kundzutun und gleichzeitig die eigenen<br />
Behandlungspräferenzen zu beschreiben.<br />
Eine möglichst große Zahl dieser Zuschriften<br />
wird an dieser Stelle veröffentlicht werden.<br />
Dr. Eberhard Riedel<br />
Von Zahnärzten <strong>für</strong> Zahnärzte 9