Einführung in die Dokumentation kinetischer Kunst - Inside ...
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www.<strong>in</strong>side-<strong>in</strong>stallations.org / <strong>E<strong>in</strong>führung</strong> <strong>in</strong> <strong>die</strong> <strong>Dokumentation</strong> k<strong>in</strong>etischer <strong>Kunst</strong> pg.3/17<br />
Re<strong>in</strong>hard Bek · Museum T<strong>in</strong>guely · Basel 30.05.2007<br />
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Gregorio Vardanega, Martha Botho, Marta Hoepffner, Siegfried Albrecht, Julio Le Parc, François<br />
Morellet.<br />
Das Wesen k<strong>in</strong>etischer <strong>Kunst</strong>werke<br />
Das dom<strong>in</strong>ierende plastische Mittel der k<strong>in</strong>etischen <strong>Kunst</strong> ist <strong>die</strong> Bewegung. Erst durch <strong>die</strong> Bewegung<br />
entfaltet sich e<strong>in</strong> solches Werk <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Gesamtheit. Für <strong>die</strong> Bewegung ist <strong>die</strong> Ausnutzung von Naturkräften<br />
und teilweise <strong>die</strong> Zuschauerbeteiligung erforderlich: Entweder wird das Werk durch den Luftzug oder durch<br />
e<strong>in</strong>en Schalter <strong>in</strong> Gang gesetzt. Dadurch stellen <strong>die</strong>se Werke eigene Bed<strong>in</strong>gungen an den Umgang und <strong>die</strong><br />
Rezeption: Das Werk wird Teil e<strong>in</strong>es Funktionszusammenhangs oder ist ganz Funktion. Durch <strong>die</strong>se Funktion<br />
entstehen Momente, <strong>die</strong> gewollt oder ungewollt vom Zufall abhängen bzw. zufällig s<strong>in</strong>d. Durch das In-Betrieb-<br />
Nehmen wird der Betrachter aktiv oder passiv auslösender Teil des Werkes. Diese Zuschauerbeteiligung bed<strong>in</strong>gt<br />
e<strong>in</strong>e eigene Haltung des Betrachters zum Werk und stellt eigene Bed<strong>in</strong>gungen an se<strong>in</strong>e Präsentation, da man<br />
es e<strong>in</strong>erseits mit <strong>Kunst</strong>werken, andererseits mit Masch<strong>in</strong>en zu tun hat. Aus konservatorischer Sicht ergeben<br />
sich aus <strong>die</strong>ser Wesensdopplung Probleme, <strong>die</strong> nicht mit den herkömmlichen Lösungsansätzen der<br />
Konservierung konform gehen - um nur den wichtigsten Punkt zu nennen: Die sich bewegende Masch<strong>in</strong>e ist<br />
immer gleichzeitig auch ihr grösster „Fe<strong>in</strong>d“, da sie sich durch ihren Betrieb selbst <strong>in</strong>nerhalb von relativ<br />
kurzer Zeit verschleisst oder gar zerstört. Deshalb müssen Masch<strong>in</strong>en regelmässig kontrolliert, gewartet und<br />
repariert werden. Auf <strong>die</strong> <strong>Kunst</strong>werke übertragen bedeutet <strong>die</strong>s e<strong>in</strong>e ständige Veränderung ihrer materiellen –<br />
und evtl. auch immateriellen – Beschaffenheit. Diese aufzuhalten, zu verlangsamen oder zum<strong>in</strong>dest zu<br />
dokumentieren wird Aufgabe des Konservators se<strong>in</strong>.<br />
Der Architekt Paul Klopfer hat 1924 <strong>in</strong> Bezug auf se<strong>in</strong>e k<strong>in</strong>etische Baukunst geschrieben: “Der Kern ist <strong>die</strong><br />
Masch<strong>in</strong>e, der S<strong>in</strong>n <strong>die</strong> Bewegung” 7 . Diese beiden Komponenten, Masch<strong>in</strong>e und Bewegung, bieten sich als Basis<br />
für <strong>die</strong> <strong>Dokumentation</strong> e<strong>in</strong>es k<strong>in</strong>etischen Werkes an. Die resultierende Bewegung ist somit der S<strong>in</strong>n und kann<br />
alle<strong>in</strong> für sich betrachtet und dokumentiert werden. Ebenso verhält es sich mit dem Verursacher der<br />
Bewegung, der Masch<strong>in</strong>e. Auch <strong>die</strong>se kann für sich betrachtet werden. Lediglich <strong>die</strong> gleichwertige<br />
Betrachtung beider Komponenten schliesst sich oftmals aus. Denn der Charakter der Bewegung ist sich<br />
ständig wandelnd und ephemer, der Charakter der Masch<strong>in</strong>e dagegen ist unveränderlich rotierend.<br />
Strukturierung k<strong>in</strong>etischer Werke<br />
Vor jeder <strong>Dokumentation</strong> e<strong>in</strong>es k<strong>in</strong>etischen Werkes stehen <strong>die</strong> Fragen nach dem Ziel der <strong>Dokumentation</strong><br />
zum e<strong>in</strong>en (So z.B. Totalverlust des Werkes, Auflistung se<strong>in</strong>er Teile, <strong>in</strong>stallation manual etc.) und nach der<br />
Durchdr<strong>in</strong>gung der Intention sowie der Funktion des Werkes zum Anderen. Denn erst nach dem Verständnis<br />
der Intention des Künstlers <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit dem Verständnis des Funktionszusammenhanges wird es<br />
7Zitat von Paul Klopfer zur se<strong>in</strong>em Begriff der „k<strong>in</strong>etischen Baukunst“, 1924. Vgl. HOFMANN 2004, S. 304