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Bildungsziel: Bürger - Theodor-Heuss - Kolleg

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<strong>Bildungsziel</strong>:<br />

<strong>Bürger</strong><br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />

_ M e t h o d e n h a n d b u c h f ü r<br />

m u l t i n a t i o n a l e S e m i n a r e<br />

© 2004 MitOst-Editionen<br />

M e t h o d e n H a n d b u c h 1<br />

Förderung demokratischer Verantwortung und öffentlichen Engagements bei Jugendlichen in Mittel- und Osteuropa<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />

M i t O s t - E d i t i o n e n 7


I m p r e s s u m<br />

B i l d u n g s z i e l : B ü r g e r<br />

M e t h o d e n h a n d b u c h f ü r m u l t i n a t i o n a l e S e m i n a r e<br />

Berlin 2004, 1. Auflage, MitOst-Editionen 7<br />

Konzeption und Redaktion: Monika Nikzentaitis-Stobbe<br />

Unter Mitarbeit von Darius Polok und den Seminarleiterinnen und<br />

Seminarleitern im <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />

Lektorat: Sigrun Döring, Monika Nikzentaitis-Stobbe<br />

Layout: Andreas Lange, Susanne Töpfer, Nils-Eyk Zimmermann<br />

ISBN 3-9808083-6-X<br />

D i e s e s H a n d b u c h w u r d e e n t w i c k e l t i m :<br />

H e r a u s g e g e b e n v o n :<br />

MitOst e.V<br />

Schillerstr. 57<br />

D-10627 Berlin<br />

www.mitost.de<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong><br />

der Robert Bosch Stiftung<br />

Das nach <strong>Theodor</strong> <strong>Heuss</strong> benannte <strong>Kolleg</strong> der<br />

Robert Bosch Stiftung möchte Jugendliche aus<br />

den Ländern Mittel-, Ost- und Südosteuro-<br />

pas und den GUS-Staaten ermutigen, sich in<br />

ihrem konkreten Umfeld öffentlich zu engagie-<br />

ren, demokratische Spielregeln einzuüben und<br />

verantwortliche Aufgaben in der Gesellschaft zu<br />

übernehmen. 100 <strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong>iaten werden jähr-<br />

lich zu internationalen Seminaren eingeladen,<br />

die praxisbezogene Kenntnisse zu gesellschaftspo-<br />

litischen und interkulturellen Themen vermitteln<br />

und der Entwicklung von Projektideen dienen.<br />

Im Anschluss setzen die <strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong>iaten diese<br />

Ideen in ihren Heimatorten um, mit der Hilfe von<br />

ehrenamtlichen Projektteams, die sie für ihr<br />

MitOst führt ehrenamtliche Projekte des<br />

Sprach- und Kulturaustauschs durch. Das<br />

Spektrum der Projekte reicht von Studien-<br />

und Begegnungsreisen über internationale<br />

Seminare zu aktuellen und geschichtlichen<br />

Themen bis hin zu Kulturprojekten in den<br />

Bereichen Film, Theater und Literatur.<br />

Projekt gewinnen. Die <strong>Kolleg</strong>iaten erhalten ein<br />

Projektstipendium der Robert Bosch Stiftung<br />

und werden bei der Projektarbeit von Mentoren<br />

betreut, sowie durch weitere Fortbildungs-<br />

veranstaltungen oder Praktika unterstützt.<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der<br />

Robert Bosch Stiftung<br />

Schillerstr. 57<br />

D-10627 Berlin<br />

www.theodor-heuss-kolleg.de<br />

Den Anstoß zur Gründung des Vereins gaben<br />

1996 Stipendiaten der Robert Bosch Stiftung.<br />

Als offener Alumniverein bietet MitOst<br />

heute weit über den Kreis der Stipendiaten<br />

hinaus ein dichtes Netz zivilgesellschaftlich<br />

engagierter junger Erwachsener in Mittel-<br />

und Osteuropa.<br />

MitOst ist ein Trägerverein. Im Auftrag der<br />

Robert Bosch Stiftung trägt er das <strong>Theodor</strong>-<br />

<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> und den Wettbewerb Junge<br />

Wege in Europa. Für die Stiftung Erinnerung,<br />

Verantwortung und Zukunft führt MitOst das<br />

Programm Frieden für Europa – Europa für<br />

den Frieden durch.


<strong>Bildungsziel</strong>:<br />

<strong>Bürger</strong><br />

M e t h o d e n h a n d b u c h f ü r<br />

m u l t i n a t i o n a l e S e m i n a r e


<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />

Editorial<br />

Das vorliegende Methodenhandbuch ist die überarbeitete und erweiterte Form einer<br />

internen Version aus dem Jahr 2001. Es ist der gesammelte Erfahrungsschatz der<br />

Sommerseminare des <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong>s, die seit 2001 die internationalen stu-<br />

dentischen Seminare des MitOst e.V. in Kreisau fortführen. Nach Abschluss der Se-<br />

minare erstellen die Seminarteams Berichte, in denen unter anderem die einzelnen<br />

erprobten Methoden beurteilt werden. Diese Abschlussberichte bilden die Grundlage<br />

für die hohe Qualität der <strong>Kolleg</strong>seminare und für die Optimierung des vorliegenden<br />

Methodenhandbuchs.<br />

Mit der Weiterentwicklung der Sommerseminare hat sich das Methodenhandbuch in seiner Struk-<br />

tur verändert: es ist nicht nur an Umfang gewachsen, sondern auch differenzierter geworden -<br />

die einzelnen Methoden wurden stärker den Bedürfnissen der Seminarleiter und Teilnehmer<br />

angepasst. Es ist als Grundlage und Anregung zur Planung und inhaltlichen Ausgestaltung von<br />

multinationalen Seminaren für Jugendliche und in der Erwachsenenbildung konzipiert.<br />

Ein wichtiges Ziel der Sommerseminare des <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong>s ist es, die Teilnehmer zu<br />

befähigen, sich als aktive <strong>Bürger</strong> an ihrem Gemeinwesen zu beteiligen. Neben der Vermittlung<br />

von Wissen über Rechte, Institutionen und politische Systeme sind dafür handlungsorientierte<br />

Methoden von zentraler Bedeutung, da sie den Raum bieten, demokratische Handlungsweisen zu<br />

erproben. Sie bilden deshalb auch den Schwerpunkt des vorliegenden Handbuchs.<br />

Neben dem Methodenhandbuch ist in den „MitOst-Editionen“ auch das Praxishandbuch für ehrenamt-<br />

liche Projekte und Initiativen „Europa machen!“ erschienen. Hintergründe zum <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong><br />

und zur Projektarbeit der <strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong>iaten liefert das Buch „Demokratie und Gemeinsinn -<br />

Bericht über die <strong>Kolleg</strong>jahre 2000-2003“. Beide Publikationen können mit dem diesem Heft beige-<br />

fügten Bestellformular über den MitOst e.V. bezogen werden.<br />

Um für den Leser den Textfluss nicht zu erschweren, haben wir bei Personengruppen die mas-<br />

kuline Form verwendet, obwohl immer von Seminarleiterinnen und Seminarleitern sowie von<br />

Teilnehmerinnen und Teilnehmern die Rede ist.<br />

Wir wünschen allen Nutzern des Handbuchs viel Erfolg bei der Planung und Durchführung ihrer<br />

Seminare. Über Kritik und Anregungen freuen wir uns ebenso, wie über eine Weiterentwicklung<br />

der Methoden. Gerne möchten wir dazu in Austausch treten und bitten um Berichte sowie gege-<br />

benenfalls ein Belegexemplar. Kontakt: [methodenhandbuch@theodor-heuss-kolleg.de].<br />

D a n k<br />

Wir danken der Robert Bosch Stiftung, ohne deren Förderung dieses Methodenhandbuch nicht<br />

möglich gewesen wäre.<br />

Unser Dank gilt auch der Forschungsgruppe Jugend und Europa am Centrum für angewandte<br />

Politikforschung [www.cap.uni.muenchen.de/fgi/]. Insbesondere die von uns adaptierten Metho-<br />

den zur Demokratieerziehung von Eva Feldmann und Anna Finkous bildeten die Grundlage vieler<br />

Sommerseminare.<br />

4 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />

© 2004 MitOst-Editionen


Das Kapitel „Konfliktmanagement“<br />

wäre ohne die Fortbildung zum<br />

selben Thema mit Andreas Foitzik<br />

von der Trainingsgruppe mit esprit<br />

nicht denkbar gewesen. Die Trai-<br />

ningsgruppe ist eine Kooperation<br />

von ADG e.V. Esslingen und Diako-<br />

nisches Werk Württemberg.<br />

[Trainingsgruppe mit esprit |<br />

c/o anfoitzik@aol.com]<br />

Wir danken allen Seminarleitern,<br />

die seit 1997 zum Aufbau des<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong>s beigetra-<br />

gen haben. Sie haben dieses Metho-<br />

denhandbuch ermöglicht, indem sie<br />

für die multinationalen Seminare<br />

Methoden entwickelten oder beste-<br />

hende Methoden auf ihre Anwend-<br />

barkeit in der politischen Bildungs-<br />

arbeit überprüften und anpass-<br />

ten. Sie haben den Teilnehmern<br />

wichtige Impulse und praktisches<br />

Handwerkszeug für eine aktive<br />

Beteiligung am Gemeinwesen und<br />

ein demokratisches Miteinander<br />

vermittelt.<br />

Monika Nikzentaitis-Stobbe<br />

Darius Polok<br />

© 2004 MitOst-Editionen<br />

Editorial<br />

Seminarleiter aus dem <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong>, die an der<br />

Entwicklung dieses Handbuchs beteiligt waren:<br />

Jurgita Aniunaite<br />

Barbara Baumann<br />

Arina Bogdzevica<br />

Waldemar Czachur<br />

Irine Epitashvili<br />

Heike Fahrun<br />

Mirek Gugula<br />

Matthias Haberl<br />

Hans-Joachim Hahn<br />

Uta Heinrich<br />

Nóra Hoffmann<br />

Oxana Ivanova<br />

Agnieszka Kaminska<br />

Jörn Kaufhold<br />

Ralf Kellermann<br />

Martina Nagyova<br />

Mariann Nemes<br />

Monika Nikzentaitis-Stobbe<br />

Ekaterina Petchenikhina<br />

Darius Polok<br />

Petra Puhová<br />

Stephan Rauer<br />

Birgit Roser<br />

Piotr Sankowski<br />

Birgit Schatt<br />

Andrea Schwarz<br />

Tamir Sinai<br />

Eliza Skowron<br />

Ilze Skuja<br />

Margarita Vogelyte<br />

Annegret Wulff<br />

Nils-Eyk Zimmermann<br />

M e t h o d e n H a n d b u c h 5<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung


<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />

*<br />

PD Dr. Joachim Rogall<br />

ist Leiter des Bereichs<br />

Völkerverständigung<br />

mit Mittel- und Osteu-<br />

ropa der Robert Bosch<br />

Stiftung GmbH<br />

Grußwort<br />

B i l d u n g s a u f t r a g : D e m o k r a t i e a l s L e b e n s f o r m<br />

Von Dr. Joachim Rogall*<br />

Das <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung ging aus<br />

einem ehrenamtlich entwickelten Projekt des von ehemaligen<br />

Boschlektoren gegründeten MitOst-Vereins hervor. So ent-<br />

stand aus dem Wissen und den Erfahrungen der Teilnehmer<br />

des einen Programms eine neue Initiative, die sich zu einem<br />

beispielhaften Programm der Stiftung entwickelt hat. Das<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> vereint eine Vielzahl von Anliegen der<br />

Stiftung in besonders gelungener Weise.<br />

Der zwischen den beiden Weltkriegen vielfach bekräftigte Wille<br />

des Unternehmers und Stifters Robert Bosch (1861 – 1942),<br />

zur Völkerverständigung in Europa beizutragen, gehört seit<br />

Errichtung der Robert Bosch Stiftung im Jahre 1964 zu ihrem Grundauftrag. Die bereits 1932<br />

formulierte Vision von Robert Bosch, auf deutsch-französischer Grundlage ein geeintes und<br />

befriedetes Europa zu schaffen, blieb freilich unerfüllt. Erst mit dem Fall der Berliner Mauer<br />

1989 und dem Zusammenbruch der Sowjetherrschaft trat die Wiedergewinnung der Einheit<br />

Europas in den Bereich des Möglichen. Hatte die Robert Bosch Stiftung schon in den siebziger<br />

Jahren durch private Initiativen in Richtung Polen den „Eisernen Vorhang“ unterlaufen, so war<br />

jetzt die historische Chance gegeben, im Geiste des Stifters zur Überwindung der historischen<br />

Traumata in Mittel- und Osteuropa beizutragen. Es galt, länderübergreifende Förderinstrumente<br />

zu entwickeln, die vor allem die Begegnung und Zusammenarbeit junger Menschen ermöglichte.<br />

Heute wirkt die Robert Bosch Stiftung mit vielfältigen eigenen Programmen [vgl. www.bosch-<br />

stiftung.de] am Aufbau freier <strong>Bürger</strong>gesellschaften in Mittel- und Osteuropa mit. Dabei ver-<br />

steht sie Völkerverständigung nicht als sprachliche, fachliche oder kulturelle Einbahnstraße,<br />

sondern als persönlichen und gleichberechtigten Austausch mit dem Ziel, in unterschiedlichen<br />

Gesellschafts- und Berufsfeldern Persönlichkeiten „von Tatkraft und Charakter“ (Robert Bosch)<br />

heranzubilden, die zu öffentlichem Engagement und zur Übernahme von Verantwortung bereit<br />

und befähigt sind.<br />

Robert Bosch hat sich wiederholt zu Fragen der Bildung und Erziehung geäußert. Für ihn hatte<br />

Bildung nur dann gesellschaftspolitische Relevanz und Kraft, wenn sie nicht allein aus abstrakter<br />

Wissensaneignung, sondern vielmehr aus persönlich erlebter und erprobter Praxis erwächst:<br />

„Erstrebenswertestes Ziel der Bildung (ist) die Erreichung einer Bildung des Herzens, einer<br />

Anerkennung des Rechtes und des Wertes anderer. Doch will ich, um nicht mißverstanden zu<br />

werden, sagen, daß ich gerade die Herzensbildung als ein besonders erstrebenswertes Ziel<br />

auch der Universitäten ansehen würde. Das Ziel (...) soll nicht sein, die Menschen vollzutrich-<br />

tern mit allen möglichen Dingen, die mechanisch gelernt werden, um ein Examen bestehen zu<br />

können. Wer ein solches Examen bestanden hat, der ist geneigt, auf den hinunterzusehen, der<br />

ein solches nicht machte. Wer aber als reiferer Mensch, vom richtigen Lehrer geführt, eine Vor-<br />

lesung hört über irgendwelche Dinge, dem werden mit der Zeit die Zusammenhänge zwischen<br />

den geschichtlichen, wirtschaftlichen und rein menschlichen Dingen klar werden. Er wird einen<br />

eigenen Standpunkt, eine gefestigte Anschauung über Ereignisse aller Art bekommen. Solche<br />

Leute wissen aber auch, was möglich ist. Sie bekommen die Fähigkeit, die Wirklichkeit zu sehen<br />

6 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />

PD Dr. Joachim Rogall<br />

© 2004 MitOst-Editionen


und dementsprechend zu handeln. (...) Ein Mensch, der einen gewissen Grundstock an Bildung<br />

hat, ist urteilsfähiger und auch verantwortungsbewußter. Er ist nicht mehr der Spielball der<br />

mit unverdauten Schlagworten arbeitenden Führer, die so häufig Verführer zu allen möglichen<br />

Torheiten sind. Bildung (...) hebt ein Volk und macht es nicht nur geeignet, sich wirtschaftlich<br />

zu behaupten, sondern gibt ihm auch die Fähigkeit, politisch richtig zu handeln und Irrlehren als<br />

solche zu erkennen“. 1<br />

Das Scheitern der Weimarer Republik ging für Robert Bosch auch auf das verhängnisvolle Ver-<br />

säumnis zurück, in der jungen, „gebildeten“ Generation ein breites und waches Bewußtsein<br />

für demokratische Werte und Spielregeln zu wecken und zu festigen. Die zentralen Anliegen<br />

des <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong>s der Robert Bosch Stiftung – Völkerverständigung, Eintreten für die<br />

„Demokratie als Lebensform“ (<strong>Theodor</strong> <strong>Heuss</strong>) und eine umfassende „Bildung der Herzen“ –<br />

sind somit zutiefst vom geistigen Vermächtnis der Namensgeber <strong>Theodor</strong> <strong>Heuss</strong> und Robert<br />

Bosch geprägt. Im <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> wird dieses Vermächtnis Robert Boschs ganz bewußt<br />

gepflegt.<br />

Beim Sommerseminar lernen die Teilnehmer grundlegende Kompetenzen, die ein demokrati-<br />

sches Miteinander in einer kulturell und sozial vielfältigen Welt ermöglichen. Die Notwendigkeit<br />

von Regeln und Vereinbarungen für das Zusammenleben werden nicht nur diskutiert, sondern<br />

sie werden in der Gruppe entwickelt und im Seminaralltag erprobt. Alle Sommerseminare kenn-<br />

zeichnet eine enge Bindung der Theorie an eine praktische Erprobung des neuen Wissens. Was<br />

bei der Übernahme einzelner Aufgaben als Mitgestaltung des Seminars beginnt, dient bereits<br />

als konsequente Vorbereitung auf die selbständige Durchführung eines Projektes nach dem<br />

Sommerseminar. Im Mikrokosmos des Seminars und später bei der Projektarbeit erfahren die<br />

<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong>iaten, daß es sich lohnt, verantwortliche Aufgaben für die Gesellschaft zu überneh-<br />

men. Im Seminar und bei der Umsetzung der Projektideen in internationalen Gruppen werden<br />

die Grundwerte und „Spielregeln“ der Zivilgesellschaft erlebt.<br />

Das vorliegende Handbuch stellt die Grundlagen der pädagogischen Arbeit des <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<br />

<strong>Kolleg</strong>s und eine breite Palette der bei den bisher 19 Sommerseminaren eingesetzten Metho-<br />

den vor. Die Teilnehmer an den internationalen Sommerseminaren des <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong>s<br />

sind zwischen 18 und 25 Jahren alt und kommen aus den deutschsprachigen Ländern, aus den<br />

neuen Mitgliedsländern der Europäischen Union in Mitteleuropa, aus Südosteuropa und aus den<br />

GUS-Staaten. Deutsch als gemeinsame Sprache ermöglicht den Austausch von Gedanken und<br />

Erfahrungen zwischen Teilnehmern aus bis zu einem Dutzend Ländern pro Seminar. Neben der<br />

gemeinsamen Arbeitssprache verbindet die <strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong>iaten eine gemeinsame Vision: Sie sind<br />

überzeugt, daß sie die Zukunft Europas mitgestalten können.<br />

Die Sommerseminare konzipieren und leiten ehemalige Stipendiaten der Stiftung: Lektoren,<br />

Kulturmanager und <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong>iaten. Sie haben viele der in diesem Handbuch zu-<br />

sammengestellten Seminarmethoden entwickelt, andere übernommen und für den Einsatz in<br />

internationalen Gruppen erprobt. Ihnen und allen <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong>iaten, die mit aktiver<br />

Teilnahme an den Übungen, Kritik und Lob zu dieser Publikation beigetragen haben, sei auf die-<br />

sem Wege seitens der Robert Bosch Stiftung herzlich gedankt.<br />

� Zitiert aus: <strong>Theodor</strong> <strong>Heuss</strong>: „Robert Bosch - Leben und Leistung“ Stuttgart 2002, S. 553f.<br />

© 2004 MitOst-Editionen<br />

Grußwort<br />

M e t h o d e n H a n d b u c h 7<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung


<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />

Inhalt<br />

I n h a l t<br />

Bildungsauftrag: Demokratie als Lebensform<br />

Grußwort von PD Dr. Joachim Rogall 6<br />

Inhaltsübersicht 12<br />

Methodenbeschreibung 14<br />

Schlüsselbegriffe 15<br />

Engagiert leben, das Eigene finden – Identitätsarbeit<br />

in der Zivilgesellschaft<br />

Vorwort von Prof. Dr. Heiner Keupp 18<br />

1 . D a s T h e o d o r - H e u s s - K o l l e g _23<br />

2 . S e m i n a r p l a n u n g _31<br />

2.1. <strong>Bildungsziel</strong>: <strong>Bürger</strong> 31<br />

2.2. Grundlagen der Moderation 34<br />

2.3. Grundlagen des Coaching 38<br />

2.4. Beteiligung der Teilnehmer 40<br />

2.5. Ablaufplanung 42<br />

Checkliste: Aufgaben vor dem Seminar 43<br />

Checkliste: Aufgaben während des Seminars 44<br />

Checkliste: Aufgaben nach dem Seminar 45<br />

Checkliste: Materialien 48<br />

2.6. Tipps und Tricks 55<br />

3 . K e n n e n l e r n e n _59<br />

3.1. Begrüßung 60<br />

3.2. Sitzordnung 60<br />

3.3. Namensschilder 62<br />

3.4. Kennenlernspiele 63<br />

Vier Ecken geben einen Raum 67<br />

3.5. Auflockerungsspiele 68<br />

111-Minuten-Spiel 70<br />

3.6. Kennenlernen des Ortes 73<br />

Stadtrallye 74<br />

3.7. Kennenlernen der Teilnehmersprachen 77<br />

Comment ça-va? 78<br />

4 . K ö r p e r o r i e n t i e r t e M e t h o d e n _81<br />

4.1. Warming ups (Wups) 81<br />

4.2. Cooling downs 87<br />

4.3. Vertrauensübungen 88<br />

8 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />

© 2004 MitOst-Editionen


© 2004 MitOst-Editionen<br />

Inhalt<br />

5 . G r u n d k o m p e t e n z e n _95<br />

5.1. Diskussionskultur 95<br />

Zwischen Pressefreiheit und Zensur 96<br />

Talkshow-Rollenspiel 98<br />

5.2. Präsentationstechnik 103<br />

Was ist eine gute Präsentation? 104<br />

6 . I n t e r k u l t u r e l l e K o m m u n i k a t i o n _109<br />

Ankunft am Flughafen 113<br />

Alphas und Betas 115<br />

Trumpf 119<br />

Ländertorte 122<br />

Kulturträger 124<br />

Die Neue kommt 126<br />

Lebensqualität — Was ist das? 130<br />

Ländertheater 132<br />

Was wissen wir über unsere Nachbarn in Europa? 133<br />

Reisebüro-Spiel 137<br />

Brückenbau 139<br />

Inselleben 145<br />

Der letzte Brief 146<br />

7 . V o r w i s s e n u n d E i n s t e l l u n g e n _151<br />

Zeitkapsel 152<br />

Demokratiekreis 154<br />

Demokratie-Scrabble 156<br />

Was verbindest Du mit dem Seminartitel? 158<br />

Zitate-Hierarchie 160<br />

Das ist mir fremd 162<br />

Der ideale Demokrat 165<br />

Was ist Demokratie? 166<br />

Ergänzungen zum Thema Toleranz 169<br />

Haus der Werte 170<br />

Formen der Mitgestaltung in verschiedenen Ländern 171<br />

Was bedeutet es, ein freier Mensch zu sein? 172<br />

Medien in verschiedenen Ländern -ein Vergleich 179<br />

Menschen- & <strong>Bürger</strong>rechte 182<br />

8 . B i o g r a f i e a r b e i t _197<br />

Biografische Kurve 198<br />

Stilles Rundtischgespräch 201<br />

Margerite 203<br />

Lebensbaum 204<br />

9 . H a n d l u n g e n r e f l e k t i e r e n _207<br />

Meins und Deins 208<br />

Perspektivenwechsel: Ich als Minderheitenvertreter 210<br />

Umgang mit Autoritäten 212<br />

Demokratische Prinzipien 216<br />

Schoko-Spiel 219<br />

M e t h o d e n H a n d b u c h 9<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung


<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />

Inhalt<br />

1 0 . K o n f l i k t m a n a g e m e n t _223<br />

10.1. Grundlagen 223<br />

10.2. Konfliktbearbeitung 225<br />

Die Faust 226<br />

Konfliktbilder 228<br />

Was ist ein Konflikt? 230<br />

Aktives Zuhören 232<br />

Diskussion im Innenkreis 234<br />

Das eigene Konfliktfeld 235<br />

Armdrücken 237<br />

Kraftfeldanalyse 239<br />

Umgang mit Konflikten: Dominanz - Flucht -<br />

Nachgeben - Bearbeiten 240<br />

Anerkennung - Toleranz, Abwertung - Kritik 242<br />

Macht-Ohnmacht-Wippe 244<br />

Position beziehen 246<br />

Reflecting Team 248<br />

Rollen in Seminaren 249<br />

Zwei Stühle - zwei Rollen 252<br />

Feedback zwischen Gruppen 253<br />

Gruppenrollentausch 255<br />

Problemlösezwiebel 257<br />

1 1 . T h e a t e r m e t h o d e n _261<br />

Statuentheater 262<br />

Stuhlskulpturen 263<br />

Zeitungstheater 265<br />

Requisite 267<br />

Vier-Ecken-Spiel 268<br />

Pantomime 269<br />

11.1. Forumtheater 270<br />

Forumtheater: Grundmethode 271<br />

Forumtheather: Vertiefende Methode 273<br />

1 2 . P l a n s p i e l e _277<br />

Bauvorhaben in Novigrad 279<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-Universität – Alles beim Alten? 285<br />

Charta der Studentenrechte 314<br />

1 3 . P r o j e k t i d e e n e n t w i c k e l n _327<br />

Visionen und Ideen 328<br />

Zukunftswerkstatt 329<br />

1 0 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />

© 2004 MitOst-Editionen


© 2004 MitOst-Editionen<br />

Inhalt<br />

1 4 . A u s w e r t u n g e n _335<br />

Blitzlicht 336<br />

Tagesrückblick 338<br />

Seiltanz 340<br />

Stimmungsthermometer und -barometer 341<br />

Gib mir deine Hand 342<br />

Wetterbericht 343<br />

Temperaturen und Tipps 344<br />

Das habe ich (von dir) gelernt 345<br />

Soziometrische Auswertung 346<br />

Rücken-Feedback 347<br />

Selbstreflexionsblume 348<br />

Kreis und Stern 349<br />

Brillentausch 351<br />

Stühlerücken und Schokoladenwürfel 352<br />

Gruppenbild 353<br />

Wegfahrgesicht 355<br />

Seminarkritik 356<br />

14.1. Auswertungsgesichtspunkte 358<br />

14.2. Auswertung von Rollenspielen 359<br />

14.3. Auswertung zur Seminarleitung 360<br />

Evaluierungsfragebogen zur Seminarleitung 362<br />

Evaluierungsfragebogen bei Seminaren1 363<br />

1 5 . S e r v i c e t e i l _369<br />

15.1. Linkliste 369<br />

15.2. Literaturliste 373<br />

M e t h o d e n H a n d b u c h 1 1<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung


<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />

Inhalt<br />

I n h a l t s ü b e r s i c h t<br />

Das Handbuch ist modular aufgebaut, so dass die verschiedenen Kapitel miteinander<br />

kombiniert werden können. Die Reihenfolge der Kapitel gibt damit nur bedingt den<br />

Seminarablauf wieder. Die Methoden sind größtenteils so gestaltet, dass der Benutzer<br />

sie an die konkreten Inhalte seines Seminars anpassen kann.<br />

K a p i t e l 1 – D a s T h e o d o r - H e u s s - K o l l e g<br />

Das Kapitel informiert über die Zielsetzungen des <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong>s, wer seine <strong>Kolleg</strong>iaten<br />

sind, wie die Sommerseminare aufgebaut sind und welche Projekte daraus entstehen. Und die<br />

Teilnehmer erzählen von ihren Erfahrungen beim <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong>.<br />

K a p i t e l 2 – S e m i n a r p l a n u n g<br />

Hier findet der Benutzer einige Grundlagen zur Methodik. Vertiefend wird auf die Rolle der Semi-<br />

narleiter und die Einbindung der Teilnehmer eingegangen. Die Ablaufplanung mit den einzelnen<br />

Phasen und Schritten eines Seminars wird durch spezielle Tipps ergänzt.<br />

K a p i t e l 3 – K e n n e n l e r n e n<br />

Das Kapitel beschäftigt sich mit der Anfangssituation eines Seminars. Es werden Spiele und<br />

Übungen vorgestellt, die dem gegenseitigen Kennenlernen der Teilnehmer dienen und einen<br />

gruppenbildenden Effekt haben.<br />

K a p i t e l 4 – K ö r p e r o r i e n t i e r t e M e t h o d e n<br />

Die hier zusammengefassten Spiele werden zu Tagesbeginn und -ende, vor und nach längeren<br />

Pausen in den Seminaren eingesetzt. Sie dienen der Auflockerung, fördern die Integration der<br />

Teilnehmer und schaffen die Bedingung für eine konzentrierte Arbeitsatmosphäre.<br />

K a p i t e l 5 – G r u n d k o m p e t e n z e n<br />

Um die Methoden des Handbuchs mit den Teilnehmern erfolgreich anzuwenden, benötigen diese<br />

einige Grundkompetenzen in der Diskussionsführung und im Vorstellen von Arbeitsergebnissen.<br />

Diese Kompetenzen sind Thema dieses Kapitels.<br />

K a p i t e l 6 – I n t e r k u l t u r e l l e K o m m u n i k a t i o n<br />

In diesem Kapitel werden Übungen vorgestellt, deren Ziel die Vermittlung einer interkulturellen<br />

Kompetenz ist, die auch über das Seminar hinaus eine zunehmend wichtige Rolle spielt. Die<br />

Übungen stärken die Fähigkeit der Teilnehmer, tolerant gegenüber anderen und reflektiert hin-<br />

sichtlich des eigenen Verhaltens in kulturellen Überschneidungssituationen zu handeln.<br />

K a p i t e l 7 – V o r w i s s e n u n d E i n s t e l l u n g e n<br />

Ziel dieser Methoden ist es, das Vorwissen der Teilnehmer zu aktivieren und verdeckte Einstel-<br />

lungen transparent zu machen.<br />

K a p i t e l 8 – B i o g r a f i e a r b e i t<br />

Die Übungen bieten die Möglichkeit, die eigenen biografischen Erlebnisse zu reflektieren und zu<br />

einem tieferen Selbstwissen zu gelangen.<br />

1 2 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />

© 2004 MitOst-Editionen


K a p i t e l 9 – H a n d l u n g e n r e f l e k t i e r e n<br />

© 2004 MitOst-Editionen<br />

Inhalt<br />

In Rollenspielen wird den Teilnehmern die Gelegenheit gegeben, über ihr eigenes Handeln in<br />

konkreten Situationen zu reflektieren. Die Übungen erweitern das Spektrum der Handlungs-<br />

möglichkeiten und fördern das Einfühlungsvermögen der Teilnehmer für anderen Perspektiven.<br />

K a p i t e l 1 0 – K o n f l i k t m a n a g e m e n t<br />

Die Übungen sollen sowohl präventiv als auch in heißen Konfliktsituationen die Spannungen ent-<br />

schärfen und zu einer Deeskalation und gemeinsamen Lösung des Konflikts führen.<br />

K a p i t e l 1 1 – T h e a t e r m e t h o d e n<br />

In den Rollenspielen werden Einstellungen und Verhaltensweisen deutlich, indem spielerisch<br />

Realität simuliert wird. Lösungsstrategien für Konflikte und Probleme können so zunächst spie-<br />

lerisch erprobt und aufgearbeitet werden.<br />

K a p i t e l 1 2 – P l a n s p i e l e<br />

Durch Planspiele wird ein emotionales Lernen von politischen Entscheidungs- und Handlungs-<br />

strukturen ermöglicht. Sie bieten die Möglichkeit, die verschiedenen Dimensionen des Politi-<br />

schen zu erleben und vermitteln das nötige Wissen und die Selbstsicherheit, um sich im Rahmen<br />

seiner gesellschaftlichen Rolle nach eigenem Willen bewegen zu können.<br />

K a p i t e l 1 3 – P r o j e k t i d e e n e n t w i c k e l n<br />

Diese Methoden bieten den Teilnehmern Raum, zunächst Visionen zu entwickeln und diese im<br />

Anschluss in konkrete Pläne umzuwandeln.<br />

K a p i t e l 1 4 – A u s w e r t u n g e n<br />

Die Auswertungsmethoden geben den Seminarleitern die Möglichkeit, den Verlauf des Seminars<br />

richtig beurteilen und eventuell korrigieren zu können. Die Seminarteilnehmer übernehmen Mit-<br />

verantwortung für den erfolgreichen Verlauf des Seminars.<br />

K a p i t e l 1 5 – S e r v i c e t e i l<br />

Der Serviceteil bietet eine Literatur- und Linkliste zur Vertiefung der Themen.<br />

M e t h o d e n H a n d b u c h 1 3<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung


<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />

Inhalt<br />

M e t h o d e n b e s c h r e i b u n g<br />

Die Übungen und Einheiten sind in der Regel durch folgendes Raster gegliedert:<br />

Beschreibung<br />

Ziele<br />

Rahmen<br />

1 4 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />

Hier findet sich eine Kurzbeschreibung der Methode und<br />

ein Teilnehmerprofil.<br />

Das Ziel der Übung wird definiert und erläutert.<br />

Hier werden nähere Angaben zu folgenden Punkten gemacht:<br />

Gruppengröße __ Angaben zur Zahl der Teilnehmer und Zusammensetzung<br />

der Gruppe<br />

Zeit __ Dauer der Übung<br />

Raum __ Hinweise zur Raumausstattung<br />

Material __ Für die Durchführung notwendige Materialien<br />

Schlüsselbegriffe<br />

wichtig<br />

Durchführung<br />

Erfahrung<br />

Erweiterungen und<br />

Alternativen<br />

N a m e d e r M e t h o d e<br />

Die Schlüsselbegriffe zu den Methoden sind nachfolgend in<br />

einem Register zusammengefasst.<br />

Achtung! Ein wichtiger Hinweis für den Seminarleiter.<br />

Der Ablauf der Einheit wird detailliert und<br />

schrittweise beschrieben.<br />

Diese Erfahrungen, sowohl positive als auch negative,<br />

wurden mit der Übung gemacht und darauf sollte man<br />

unbedingt achten.<br />

Beschreibung von alternativen Abläufen der Übung<br />

und Varianten.<br />

© 2004 MitOst-Editionen


S c h l ü s s e l b e g r i f f e<br />

© 2004 MitOst-Editionen<br />

Inhalt<br />

Das Register listet unter den einzelnen Schlüsselbegriffen Methoden auf, die das je-<br />

weilige Lernziel zum Fokus haben. Darüber hinaus decken die Methoden häufig noch<br />

weitere Aspekte ab, unter denen sie hier jedoch nicht aufgeführt werden, da diese<br />

nicht ihr Hauptzweck sind. Die Zahl hinter dem Titel gibt das Kapitel an, in dem die<br />

entsprechende Methode zu finden ist.<br />

B e g r i f f s e r l ä u t e r u n g<br />

Ergänzungen zum Thema Toleranz 7, Demokratie-Scrabble 7, Was ist ein Konflikt? 10.2,<br />

Anerkennung – Toleranz und Abwertung – Kritik 10.2<br />

D e m o k r a t i s c h e G r u n d r e g e l n<br />

Demokratiekreis 7, Demokratie-Scrabble 7, Der ideale Demokrat 7, Was ist Demokratie? 7,<br />

Formen der Mitgestaltung in verschiedenen Ländern 7, Menschen- und <strong>Bürger</strong>rechte 7,<br />

Medien in verschiedenen Ländern – ein Vergleich 7, Umgang mit Autoritäten 9,<br />

Perspektivenwechsel: Ich als Minderheitenvertreter 9, Demokratische Prinzipien 9,<br />

Schoko-Spiel 9, Zeitungstheater 11, Bauvorhaben in Novigrad 12,<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-Universität - Alles beim Alten? 12, Charta der Studentenrechte 12<br />

D e m o k r a t i s c h e H a n d l u n g s k o m p e t e n z<br />

Meins und Deins 9, Perspektivenwechsel: Ich als Minderheitenvertreter 9, Umgang mit<br />

Autoritäten 9, Demokratische Prinzipien 9, Schoko-Spiel 9, Forumtheater: Grundmethode 11.1,<br />

Forumtheater: Vertiefende Methode 11.1, Bauvorhaben in Novigrad 12,<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-Universität - Alles beim Alten? 12, Charta der Studentenrechte 12<br />

D i s k u s s i o n s k u l t u r<br />

Zwischen Pressefreiheit und Zensur 5.1, Talkshow-Rollenspiel 5.1, Brückenbau 6,<br />

Zitate-Hierarchie 7, Was ist Demokratie? 7, Aktives Zuhören 10.2, Charta der Studentenrechte 12<br />

D o m i n a n z<br />

Trumpf 6, Brückenbau 6, Umgang mit Autoritäten 9, Demokratische Prinzipien 9, Schoko-Spiel 9<br />

E i n s t e l l u n g e n<br />

Demokratiekreis 7, Demokratie-Scrabble 7, Zitate-Hierarchie 7, Das ist mir fremd 7,<br />

Der ideale Demokrat 7, Ergänzungen zum Thema Toleranz 7, Haus der Werte 7,<br />

Menschen- und <strong>Bürger</strong>rechte 7, Perspektivenwechsel: Ich als Minderheitenvertreter 9,<br />

Was ist ein Konflikt? 10.2, Statuentheater 11, Stuhlskulpturen 11<br />

E r w a r t u n g e n<br />

Vier Ecken geben einen Raum 3.4, Ankunft am Flughafen 6, Alphas und Betas 6, Trumpf 6,<br />

Die Neue kommt 6, Ländertheater 6, Was verbindest du mit dem Seminartitel? 7,<br />

Menschen- und <strong>Bürger</strong>rechte 7<br />

F e e d b a c k<br />

Was ist eine gute Präsentation? 5.2, Anerkennung – Toleranz und Abwertung – Kritik 10.2,<br />

Reflecting Team 10.2, Feedback zwischen Gruppen 10.2, Forumtheater: Grundmethode 11.1,<br />

Forumtheater: Vertiefende Methode 11.1, Rücken-Feedback 14<br />

M e t h o d e n H a n d b u c h 1 5<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung


<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />

Inhalt<br />

G r u p p e n g e f ü h l<br />

111-Minuten-Spiel 3.5, alle Methoden des Kapitels 4, Statuentheater 11, Stuhlskulpturen 11,<br />

Zeitungstheater 11, Requisite 11, 4-Ecken-Spiel 11, Pantomime 11,<br />

Forumtheater: Grundmethode 11.1, Forumtheater: Vertiefende Methode 11.1,<br />

Das habe ich von Dir gelernt 14<br />

I d e n t i t ä t<br />

Ländertorte 6, Kulturträger 6, Die Neue kommt 6, Biografische Kurve 8, Margerite 8,<br />

Lebensbaum 8, Das eigene Konfliktfeld 8<br />

I n t e r k u l t u r e l l e K o m m u n i k a t i o n<br />

Ankunft am Flughafen 6, Alphas und Betas 6, Trumpf 6, Ländertorte 6, Kulturträger 6,<br />

Die Neue kommt 6, Brückenbau 6, Inselleben 6, Der letzte Brief 6, Zeitkapsel 7,<br />

Das ist mir fremd 7, Haus der Werte 7, Biografische Kurve 8, Margerite 8, Meins und Deins 9,<br />

Die Faust 10.2, Das eigene Konfliktfeld 10.2, Armdrücken 10.2, Rollen in Seminaren 10.2<br />

K e n n e n l e r n e n<br />

Angelspiel 3.4, Vier Ecken geben einen Raum 3.4, 111-Minuten-Spiel 3.5, Stadtrallye 3.6,<br />

Comment ça-va 3.7, Ländertorte 6, Kulturträger 6, Das ist mir fremd 7, Biografische Kurve 8,<br />

Margerite 8, Konfliktbilder 10.2<br />

K o n f l i k t b e a r b e i t u n g<br />

Trumpf 6, Meins und Deins 9, Umgang mit Autoritäten 9, Demokratische Prinzipien 9,<br />

Schoko-Spiel 9, Die Faust 10.2, Konfliktbilder 10.2, Was ist ein Konflikt? 10.2,<br />

Aktives Zuhören 10.2, Diskussion im Innenkreis 10.2, Das eigene Konfliktfeld 10.2,<br />

Armdrücken 10.2, Kraftfeldanalyse 10.2, Macht-Ohnmacht-Wippe 10.2,<br />

Umgang mit Konflikten: Dominanz - Flucht - Nachgeben - Bearbeiten 10.2, Position beziehen 10.2,<br />

Reflecting Team 10.2, Rollen in Seminaren 10.2, Zwei Stühle – zwei Rollen 10.2,<br />

Feedback zwischen Gruppen 10.2, Gruppenrollentausch 10.2, Problemlösezwiebel 10.2<br />

Statuentheater 11, Stuhlskulpturen 11, Forumtheater: Grundmethode 11.1,<br />

Forumtheater: Vertiefende Methode 11.1<br />

K o n f l i k t p r ä v e n t i o n<br />

Die Faust 10.2, Was ist ein Konflikt? 10.2, Das eigene Konfliktfeld 10.2, Armdrücken 10.2,<br />

Umgang mit Konflikten: Dominanz - Flucht - Nachgeben - Bearbeiten 10.2, Reflecting Team 10.2<br />

Anerkennung – Toleranz und Abwertung – Kritik 10.2, Macht-Ohnmacht-Wippe 10.2<br />

K u l t u r s t a n d a r d s<br />

Ankunft am Flughafen 6, Alphas und Betas 6, Ländertorte 6, Kulturträger 6,<br />

Lebensqualität – Was ist das? 6, Brückenbau 6, Der letzte Brief 6<br />

L ä n d e r i n f o r m a t i o n e n<br />

Stadtrallye 3.6, Ländertorte 6, Lebensqualität – Was ist das? 6, Reisebüro-Spiel 6,<br />

Was wissen wir über unsere Nachbarn in Europa? 6, Zeitkapsel 7,<br />

Formen der Mitbestimmung in verschiedenen Ländern 7,<br />

Medien in verschiedenen Ländern – ein Vergleich 7<br />

1 6 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />

© 2004 MitOst-Editionen


M e i n u n g s b i l d<br />

Seiltanz 14, Stimmungsthermometer und -barometer 14, Wetterbericht 14,<br />

© 2004 MitOst-Editionen<br />

Inhalt<br />

Temperaturen und Tipps 14, Selbstreflexionsblume 14, Gruppenbild 14, Wegfahrgesicht 14<br />

P r ä s e n t a t i o n s t e c h n i k<br />

Was ist eine gute Präsentation? 5.2<br />

R o l l e n v e r h a l t e n<br />

Alphas und Betas 6, Die Neue kommt 6, Bauvorhaben in Novigrad 12,<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-Universität - Alles beim Alten? 12<br />

S e l b s t r e f l e x i o n<br />

Kulturträger 6, Lebensqualität – Was ist das? 6, Zeitkapsel 7, Demokratiekreis 7,<br />

Das ist mir fremd 7, Biografische Kurve 8, Margerite 8, Lebensbaum 8, Meins und Deins 9,<br />

Perspektivenwechsel: Ich als Minderheitenvertreter 9, Umgang mit Autoritäten 9,<br />

Demokratische Prinzipien 9, Schoko-Spiel 9, Die Faust 10.2, Konfliktbilder 10.2, Was ist<br />

ein Konflikt? 10.2, Das eigene Konfliktfeld 10.2, Armdrücken 10.2, Umgang mit Konflikten:<br />

Dominanz - Flucht - Nachgeben - Bearbeiten 10.2, Macht-Ohnmacht-Wippe 10.2, Rollen in<br />

Seminaren 10.2, Statuentheater 11, Stuhlskulpturen 11, Forumtheater: Grundmethode 11.1,<br />

Forumtheater: Vertiefende Methode 11.1, Bauvorhaben in Novigrad 12,<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-Universität - Alles beim Alten? 12, Visionen und Ideen 14,<br />

Selbstreflexionsblume 14<br />

S e m i n a r k r i t i k<br />

alle Methoden des Kapitels 14<br />

S e m i n a r r e g e l n<br />

Vier Ecken geben einen Raum 3.4, Zwischen Pressefreiheit und Zensur 5.1, Brückenbau 6,<br />

Inselleben 6<br />

S p r e c h h e m m u n g e n b e h e b e n<br />

Comment ça-va 3.7, Angelspiel 3.4, 111-Minuten-Spiel 3.5, Stadtrallye 3.6, Zeitungstheater 11.,<br />

Forumtheater: Grundmethode 11.1, Forumtheater: Vertiefende Methode 11.1,<br />

Rücken-Feedback 14, Soziometrische Auswertung 14,<br />

S t e r e o t y p e<br />

Ländertorte 6, Kulturträger 6, Die Neue kommt 6, Lebensqualität – Was ist das? 6,<br />

Ländertheater 6, Reisebüro-Spiel 6, Zeitkapsel 7<br />

V o r w i s s e n a k t i v i e r e n<br />

Zeitkapsel 7, Demokratie-Scrabble 7, Was verbindest du mit dem Seminartitel? 7,<br />

Der ideale Demokrat 7, Formen der Mitgestaltung in verschiedenen Ländern 7,<br />

Ergänzungen zum Thema Toleranz 7, Medien in verschiedenen Ländern – ein Vergleich 7<br />

W e r t e<br />

Lebensqualität – Was ist das? 6, Der letzte Brief 6, Zitate-Hierarchie 7, Das ist mir fremd 7,<br />

Haus der Werte 7, Meins und Deins 9, Perspektivenwechsel: Ich als Minderheitenvertreter 9<br />

M e t h o d e n H a n d b u c h 1 7<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung


<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />

*<br />

Prof. Dr. Heiner Keupp<br />

ist Hochschullehrer für<br />

Sozial- und Gemein-<br />

depsychologie an der<br />

Universität München<br />

Vorwort<br />

E n g a g i e r t l e b e n , d a s E i g e n e f i n d e n – I d e n t i t ä t s a r b e i t<br />

i n d e r Z i v i l g e s e l l s c h a f t<br />

Von Prof. Dr. Heiner Keupp*<br />

Wenn man die Chance hatte, an einem Seminar des Theo-<br />

dor-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong>s teilzunehmen, dann ist es verblüffend,<br />

wie schnell sich gemeinsame Themen ergeben. Egal, ob<br />

die Teilnehmer und Teilnehmerinnen aus Deutschland,<br />

Polen, Tschechien, Ungarn, Estland oder Russland kom-<br />

men, sie sind sich – bei allen Unterschieden im einzelnen –<br />

einig, dass wir in einer „entfesselten Welt“ (Giddens)<br />

der Globalisierung leben, die den Grundriss alltäglicher<br />

Lebensführung tiefgreifend verändert. Die jungen Eu-<br />

ropäer stellen sich die Frage nach den aktiven Gestal-<br />

tungsmöglichkeiten der veränderten Lebenswelten.<br />

Mein Titel verlangt von mir eine gedankliche Verbindung von drei wichtigen Begriffen, die sich<br />

wechselseitig brauchen, die aber nicht ganz geläufig und schon selbstverständlich in unseren<br />

Diskursen miteinander verknüpft sind: Zivilgesellschaft – Freiwilliges Engagement – Identitäts-<br />

arbeit. Sie lassen sich in einer Prämisse verdichten, deren Untermauerung dieses Vorwort zum<br />

Methodenhandbuch des <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong>s liefern soll: Zivilgesellschaft ist die Idee einer<br />

zukunftsfähigen demokratischen Alltagskultur, die von der identifizierten Beteiligung der Men-<br />

schen an ihrem Gemeinwesen lebt und in der Subjekte zugleich die notwendigen Bedingungen<br />

für gelingende Lebensbewältigung und Identitätsarbeit in einer offenen pluralistischen Gesell-<br />

schaft schaffen und nutzen. Ein zivilgesellschaftlicher „Generationenvertrag“ setzt auf aktive<br />

Bildungschancen für Heranwachsende zum Erwerb von Schlüsselqualifikationen, die zur leben-<br />

1 8 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />

digen Weiterentwicklung zivil-<br />

gesellschaftlicher Lebensformen<br />

erforderlich sind.<br />

Die Formulierung eines Zusam-<br />

menhangs von <strong>Bürger</strong>engage-<br />

ment und Identitätsbildung mag<br />

überraschend sein. Viel geläufi-<br />

ger ist der sorgenvolle Diskurs,<br />

ob uns denn vielleicht das Eh-<br />

renamt wegbrechen könnte, weil<br />

nicht mehr alle Organisationen<br />

und Verbände selbstverständlich<br />

ihre Freiwilligen aus dem Reser-<br />

voir traditioneller Milieus rekrutieren können. Aber auch hier stellt sich durchaus die Frage, ob<br />

das nicht genau damit zu tun haben könnte, dass die Passung zwischen Freiwilligensektoren und<br />

der heute geforderten individuellen Lebenspolitik nicht mehr stimmt und deshalb Menschen in<br />

bestimmten Handlungsfeldern das Gefühl entwickeln, dass das Engagement in diesen Feldern für<br />

sie auch nicht mehr stimmig ist.<br />

Prof. Dr. Heiner Keupp<br />

© 2004 MitOst-Editionen


Wenn wir gelegentlich etwas hochtrabend vom Paradigmenwechsel sprechen, in dem das „alte<br />

Ehrenamt“ durch das „bürgerschaftliche Engagement“ abgelöst würde, dann wird gerade unter<br />

dem eingenommenen Blickwinkel einiges deutlich: Engagement folgt immer weniger diesen<br />

Schnittmustern und ebenso wenig verlaufen heute Identitätsentwicklungen in solchen vorge-<br />

zeichneten Bahnen. Wenn die Sozialwissenschaftler die gesellschaftlichen Wandlungsprozesse<br />

der Gegenwart als „disembedding“ beschreiben, dann meinen sie genau dieses. Die klar vor-<br />

gezeichneten und verlässlichen Bahnen beruflicher, ehrenamtlicher und privater Lebensverläufe<br />

lösen sich immer mehr auf. Aus den Normalbiographien werden immer mehr Wahlbiographien.<br />

Und dieser Gedanke lässt sich problemlos auch auf das <strong>Bürger</strong>engagement übertragen. Mein<br />

alter Turnvereinsboss hatte klare Vorstellungen von meinem Amt als Oberturnwart und er hat<br />

mir unzweideutige Hinweise gegeben, damit ich diesen Vorstellungen auch entsprechen konnte.<br />

Er bezog seine Sicherheit aus einer scheinbar unbezweifelbaren Vorstellung von der „Ordnung<br />

der Dinge“ in unserer dörflichen Welt. Diese Ordnung passte schon nicht mehr, als mich mein<br />

Studium nach Frankfurt, Erlangen und München führte. Alleine diese Mobilitätserfahrungen<br />

bereiteten schon in gewissem Umfang auf Erfahrungen des „disembedding“ vor, die inzwischen<br />

unsere Gesellschaft grundlegend verändert haben.<br />

Eine Veränderung, zu der die sozialen Bewegungen<br />

der letzten Jahrzehnte, von der Studentenbewegung<br />

über die Frauenbewegung und ökologische Bewegung<br />

bis hin zur aktuellen Friedensbewegung einen aktiven<br />

Beitrag geleistet haben. Diese Bewegungen stellten<br />

auch ein Stück „Lebens-“ oder „Identitätspolitik“<br />

dar, insofern sich in ihnen neue Vorstellungen des<br />

„guten Lebens“ artikulierten und in experimentellen<br />

Projekten realisiert werden sollten. Zivilgesellschaft-<br />

liche Strukturen kann man das auch nennen und es<br />

ist danach zu fragen, wie Menschen in einer solchen<br />

Gesellschaft ihr Leben organisieren und ihre Identität<br />

finden. <strong>Bürger</strong>schaftliches Engagement vollzieht sich<br />

im Schnittbereich dieser beiden Fragen.<br />

Von PISA zu therapeutischen Feldern bis in den<br />

Bereich der Organisationsentwicklung hinein steht<br />

heute die Frage auf der Agenda, welche Lebenskom-<br />

© 2004 MitOst-Editionen<br />

Vorwort<br />

petenzen für eine souveräne Lebensbewältigung „an der Zeit“ sind. In einer individualisierten<br />

Gesellschaft, in der die Menschen ihre Biographien immer weniger in den gesicherten Identitäts-<br />

gehäusen der Berufsarbeit einrichten können, in der die traditionellen Geschlechterrollen ihre<br />

Fasson verloren haben und in der Lebenssinn zur Eigenleistung der Subjekte wird, sind vermehrt<br />

Fähigkeiten zur Selbstorganisation in den sozialen Mikrowelten gefordert. Fertige soziale Schnitt-<br />

muster für die alltägliche Lebensführung verlieren ihren Gebrauchswert. Sowohl die individuelle<br />

Identitätsarbeit als auch die Herstellung von gemeinschaftlich tragfähigen Lebensmodellen unter<br />

Menschen, die in ihrer Lebenswelt aufeinander angewiesen sind, erfordern ein eigenständiges<br />

Verknüpfen von Fragmenten. Bewährte kulturelle Modelle gibt es dafür immer weniger. Die roten<br />

Fäden für die Stimmigkeit unserer inneren Welten zu spinnen wird ebenso zur Eigenleistung der<br />

Subjekte wie die Herstellung lebbarer Alltagswelten. Menschen in der Gegenwart brauchen die<br />

dazu erforderlichen Lebenskompetenzen in einem sehr viel höheren Maße als die Generationen<br />

vor ihnen. Sie müssen in der Lage sein, ein Berufsleben ohne Zukunftsgarantien zu managen,<br />

ihren individuellen Lebenssinn ohne die Vorgabe von Meta-Erzählungen zu entwickeln und eine<br />

M e t h o d e n H a n d b u c h 1 9<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung


<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />

Vorwort<br />

Komplexität von Weltverhältnissen auszuhalten, die nur noch in Sekten auf ein einfaches Maß<br />

reduziert werden kann. Gefordert ist eine Perspektive der „Selbstsorge“ (wie Michel Foucault es<br />

genannt hat) oder eine „Politik der Lebensführung“ (so Anthony Giddens).<br />

„<strong>Bürger</strong>schaftliches Engagement“ wird aus dieser Quelle der vernünftigen Selbstsorge ge-<br />

speist. Menschen suchen in diesem Engagement Lebenssinn, Lebensqualität und Lebensfreude<br />

und sie handeln aus einem Bewusstsein heraus, dass keine, aber auch wirklich keine externe<br />

Autorität das Recht für sich beanspruchen kann, die für das Subjekt stimmigen und befriedi-<br />

genden Konzepte des richtigen und guten Lebens vorzugeben. Zugleich ist gelingende Selbst-<br />

sorge von dem Bewusstsein durchdrungen, dass für die Schaffung autonomer Lebensprojekte<br />

soziale Anerkennung und Ermutigung gebraucht wird, sie steht also nicht im Widerspruch zu<br />

sozialer Empfindsamkeit, sondern sie setzen sich wechselseitig voraus. Und schließlich heißt<br />

eine „Politik der Lebensführung“ auch: Ich kann mich nicht darauf verlassen, dass meine Vor-<br />

stellungen vom guten Leben im Delegationsverfahren zu verwirklichen sind. Ich muss mich<br />

einmischen. Eine solche Perspektive der Selbstsorge ist deshalb mit keiner Version „vormund-<br />

schaftlicher“ Politik und Verwaltung vereinbar. Ins Zentrum rückt mit Notwendigkeit die Idee<br />

der „Zivilgesellschaft“. Diese bildet den Sauerteig einer zukunftsfähigen Demokratie. Dieser<br />

entsteht nicht aus einem moralischen Kraftakt, der den hedonistisch gesonnenen Subjekten<br />

als Opfer und Verzicht abverlangt werden muss. Er wird aus einer Lebenspolitik der Selbst-<br />

sorge erzeugt: Es ist nicht anstößig, sondern legitim und wertvoll, gemeinschaftsförderliche Projek-<br />

te aus eigenen Wünschen und Interessen heraus zu beginnen und voranzutreiben. Selbsthilfegrup-<br />

pen und die meisten Projekte bürgerschaftlichen Engagements gewinnen ihre Stärke und Vitali-<br />

tät aus diesem motivationalen Wurzelgeflecht.<br />

Schließlich ist die Frage zu stellen, welche Ressourcen und Kompetenzen die Menschen dazu<br />

brauchen, um zu aktiv gestaltenden Subjekten werden zu können?<br />

▪ Sie müssen ihre eigene Lebenserzählung finden, die für sie einen kohärenten<br />

Sinnzusammenhang stiftet.<br />

▪ Sie müssen in einer Welt der universellen Grenzüberschreitungen ihr eigenes „boundary<br />

management“ in Bezug auf Identität, Wertehorizont und Optionsvielfalt vornehmen.<br />

▪ Sie brauchen die „einbettende Kultur“ sozialer Netzwerke und die soziale Kompetenz, um<br />

diese auch immer wieder mit zu erzeugen.<br />

▪ Sie benötigen die erforderliche materielle Basissicherung, die eine Zugangsvoraussetzung<br />

für die Verteilung von Lebenschancen bildet.<br />

▪ Sie benötigen die Erfahrung der Zugehörigkeit zu der Gesellschaft, in der sie ihr<br />

Lebensprojekt verwirklichen wollen.<br />

▪ Sie brauchen einen Kontext der Anerkennung, der die basale Voraussetzung für eine<br />

gelingende Identitätsarbeit ist.<br />

▪ Sie brauchen Voraussetzungen für den alltäglichen interkulturellen Diskurs, der in einer<br />

Einwanderungsgesellschaft alle Erfahrungsbereiche durchdringt.<br />

▪ Sie müssen die Chance haben, in Projekten des bürgerschaftlichen Engagements<br />

zivilgesellschaftliche Basiskompetenzen zu erwerben.<br />

Genau hier setzen die Seminare des <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong>s an. Mit ihrem biographie- und hand-<br />

lungsorientierten Ansatz bieten sie Jugendlichen aus Mittel- und Osteuropa in einem geschütz-<br />

ten Rahmen Möglichkeiten der Identitätsarbeit und vermitteln Fähigkeiten der Selbstorganisation<br />

und Lebenskompetenzen, die ihnen als Handwerkszeug dazu dienen können, in der „entfesselten<br />

Welt“ als gestaltende Persönlichkeiten aktiv zu werden.<br />

2 0 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />

© 2004 MitOst-Editionen


1<br />

D a s T h e o d o r - H e u s s - K o l l e g


1 . D a s T h e o d o r - H e u s s - K o l l e g<br />

Das <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong><br />

Das nach <strong>Theodor</strong> <strong>Heuss</strong> benannte <strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung möchte Jugend-<br />

liche aus den Ländern Mittel- und Osteuropas ermutigen, sich in ihrem konkreten<br />

schulischen oder universitären Umfeld gesellschaftspolitisch zu engagieren, demo-<br />

kratische Spielregeln einzuüben und verantwortungsvolle Aufgaben zu übernehmen.<br />

Das Konzept des <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong>s<br />

basiert auf Erfahrungen, die in ehren-<br />

amtlich durchgeführten Seminaren des<br />

MitOst e.V. zur politischen und journa-<br />

listischen Bildung gesammelt wurden.<br />

Diese MitOst-Seminare wurden in der<br />

Vergangenheit zur Initialzündung für<br />

viele kleinere Initiativen an den Heimat-<br />

hochschulen der teilnehmenden Stu-<br />

denten. Um die Idee dieser Seminare<br />

intensiv fördern zu können, entwickelte<br />

die Robert Bosch Stiftung gemeinsam<br />

mit den Projektinitiatoren das Stiftungs-<br />

programm <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong>. Nach<br />

einer Aufbauphase wurde das <strong>Kolleg</strong><br />

wieder in den MitOst e.V. eingegliedert<br />

und wird seit Sommer 2002 in der Trä-<br />

gerschaft des Vereins durchgeführt.<br />

„Vor einem Jahr bin ich in einen<br />

Zug eingestiegen, der in eine mir<br />

unbekannte Richtung gefahren<br />

ist. Wie man weiß: Reisen bildet.<br />

Auf der Reise habe ich viel über<br />

mich selbst und über andere er-<br />

fahren. Ich habe gelernt, an mich<br />

selbst, an meine innere Kraft<br />

© 2004 MitOst-Editionen<br />

zu glauben.“<br />

Kamila Piłat, Polen<br />

D a s e r s t e J a h r i m T h e o d o r - H e u s s - K o l l e g<br />

I n i t i a t i v e e r g r e i f e n -<br />

V e r a n t w o r t u n g ü b e r n e h m e n<br />

Demokratie lebt von der Bereitschaft, im Kleinen und<br />

im Großen Initiative zu ergreifen und Verantwortung<br />

für sich selbst und das Gemeinwesen zu übernehmen.<br />

In diesem Sinne bietet das <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der<br />

Robert Bosch Stiftung künftigen Entscheidungsträgern<br />

die Chance, ihre Visionen eines gerechten und demo-<br />

kratischen Gemeinwesens in innovativen Projekten zu<br />

erproben und zugleich eine praxisorientierte berufl iche<br />

Qualifi kation zu erwerben.<br />

I n t e r n a t i o n a l e S o m m e r s e m i n a r e<br />

P r o j e k t e<br />

B i l a n z s e m i n a r<br />

M i t O s t e . V.<br />

D e m o k r a t i s c h e<br />

P r i n z i p i e n I n t e r k u l t u r e l l e<br />

K o m p e t e n z<br />

I d e e e n t w i c k e l n<br />

Idee verwirklichen<br />

S e m i n a r l e i t u n g<br />

„Demokratie ist nicht nur<br />

Rechenverfahren, sondern<br />

im Elementaren die Anerken-<br />

nung eines freien Menschen-<br />

tums, das auch im Gegner<br />

den Partner sieht, den Mit-<br />

spieler.“<br />

M e n t o r e n<br />

P r o j e k t s t i p e n d i u m<br />

F o r t b i l d u n g<br />

w e i t e r e P r o j e k t e<br />

<strong>Theodor</strong> <strong>Heuss</strong><br />

N e t z w e r k<br />

W e i t e r b i l d u n g<br />

P r a k t i k a<br />

M e t h o d e n H a n d b u c h 2 3<br />

1<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung


1<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />

Das <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong><br />

D i e K o l l e g i a t e n<br />

I n t e r n a t i o n a l e S o m m e r s e m i n a r e<br />

2 4 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />

<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong>iaten - das sind jährlich 100 enga-<br />

gierte junge Erwachsene zwischen 18 und 24<br />

Jahren, die ihre eigene berufl iche Ausbildung<br />

zukunftsorientiert gestalten und dabei ihre<br />

Verantwortung für die Gemeinschaft nicht aus<br />

den Augen verlieren wollen. Sie kommen aus<br />

Deutschland, Österreich, den Ländern Mittel-,<br />

Ost- und Südosteuropas und den GUS-Staaten.<br />

Die <strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong>iaten werden über eine Aus-<br />

schreibung im Internet und an den Hochschulen<br />

in Mittel- und Osteuropa gewonnen, wobei die<br />

Anzahl derjenigen, die sich über Aktivitäten und<br />

Kontakte zu ehemaligen <strong>Kolleg</strong>iaten angespro-<br />

chen fühlen, ständig wächst. Hauptmotivation für<br />

eine Bewerbung sollte der Wunsch nach gesell-<br />

schaftlichem Engagement sein.<br />

Die zweiwöchigen internationalen Sommerseminare bestehen aus einem thematischen Teil und<br />

einer 3-4 tägigen Projektentwicklungswerkstatt. Ziel des ersten Teils ist es, neue Einblicke in<br />

aktuelle gesellschaftspolitische Themen zu gewinnen, die Praxis der interkulturellen Kommu-<br />

nikation und grenzüberschreitenden Zusammenarbeit zu erfahren, demokratische Handlungs-<br />

kompetenzen zu erwerben und die Verantwortung für das eigene Handeln zu erkennen. Die<br />

Seminarsprache Deutsch trägt zu einer<br />

sprachlichen Weiterqualifi zierung der<br />

<strong>Kolleg</strong>iaten bei.<br />

„Ich hatte keine konkreten<br />

Erwartungen. Ich kannte auch nur<br />

die Seminare an der Uni und später<br />

stellte sich heraus, dass <strong>Theodor</strong>-<br />

<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong>-Seminare etwas ganz<br />

anderes sind. Was ich positiv fand,<br />

ist der kreative Zugang. Sehr, sehr<br />

kreativ. Sehr, sehr interessant.<br />

Also, was dort passierte, ist<br />

eigentlich wunderbar. Das fi nde ich<br />

auch eine sehr gute methodische<br />

Verarbeitung, mit den Spielen und<br />

den Konzepten. Dass sie einen<br />

Menschen wirklich sehr motivieren<br />

können zum Mitmachen.“<br />

Ewgenij Drewal, Russland<br />

T h e m e n d e r S o m m e r s e m i n a r e<br />

2 0 0 1<br />

Berichte verändern die Welt<br />

Mitgestaltung an Schulen und Hochschulen<br />

Fremd(e) im eigenen Land<br />

2 0 0 2<br />

www.spinne-magazin.de/ehre_und_amt<br />

Ost-West-Bilder in unseren Köpfen<br />

Mitgestaltung an Hochschulen<br />

Demokratie – die Freiheit, sich nicht mehr einzumischen?<br />

Sicherheit und Identität – persönlich, national, global<br />

2 0 0 3<br />

Über Grenzen streiten, schreiten, schreiben<br />

Ost-West-Bilder in unseren Köpfen<br />

Zivilcourage im Alltag<br />

Nationalismus im kulturellen Wandel<br />

Das Fremde in mir, das Eigene im Fremden<br />

Genosse <strong>Bürger</strong> – Veränderung mitgestalten<br />

Ein Strich in der Landschaft – die Grenze im Kopf<br />

Zivilcourage im Alltag<br />

Europa – nicht ohne uns<br />

Werte im Wandel<br />

2 0 0 4<br />

© 2004 MitOst-Editionen


© 2004 MitOst-Editionen<br />

Das <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong><br />

Die starke Ausrichtung auf<br />

handlungsorientierte Methodik<br />

in den <strong>Kolleg</strong>seminaren geht auf<br />

unsere Überzeugung zurück,<br />

dass Demokratie und eine zu-<br />

nehmende Demokratisierung der<br />

Gesellschaft vor allem von einem<br />

gut informierten, kompetenten<br />

und aktiv handelnden <strong>Bürger</strong><br />

abhängt. Unsere Seminare stellen<br />

eine Gelegenheit dar, die eigenen<br />

Interessen und Möglichkeiten der<br />

öffentlichen Beteiligung zu refl ek-<br />

tieren, ohne sofort auf Widerstand<br />

und Einschränkung zu stoßen.<br />

Zentral für die Vermittlung demokratischer Handlungskompetenzen im <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong><br />

ist die Selbsterfahrung in der Projektarbeit. Aber bereits bei den Sommerseminaren kann jede<br />

Seminareinheit und jede zu bewältigende gruppendynamische Situation genutzt werden, um<br />

demokratisches Handeln zu üben. Die Stärkung des Selbst-<br />

bewusstseins beginnt mit einer Präsentationsübung und das<br />

Einüben demokratischer Verhaltensweisen mit der Bewältigung<br />

eines Konfl ikts in der Gruppe.<br />

<strong>Bürger</strong>schaftliches Engagement wird heute, wie Heiner Keupp<br />

es im einleitenden Text ausführlich darstellt, aus einer Lebens-<br />

politik der Selbstsorge gespeist. Die Erfahrung einer verant-<br />

wortungsvollen Zugehörigkeit zur Gesellschaft wird durch die<br />

Bindung der persönlichen Lebenserzählung an politische und<br />

gesellschaftliche Entwicklungen ermöglicht. Die Beschäftigung<br />

mit den eigenen Bedürfnissen, Fähigkeiten, Zielen und der<br />

eigenen Biografi e ist deshalb zentraler Bestandteil der Som-<br />

merseminare und der Ausgangspunkt für die Entwicklung von<br />

Projektideen.<br />

„Die Kleingruppen-Methodik<br />

fand ich ziemlich gut, mit Dis-<br />

kussionsforum usw. Es wird<br />

nicht langweilig. Und trotzdem<br />

kamen sehr wichtige Punkte<br />

raus – von uns selber. Diese<br />

aktive Teilnahme. Das ist viel<br />

wichtiger als eine Vorlesung.<br />

Ich habe viel mehr von diesem<br />

Diskussionsforum gekriegt als<br />

von einem Gespräch an der Uni.“<br />

Bojana Radetić, Kroatien<br />

„Ich lernte, wie man ein<br />

Projekt vorstellen soll. Wie<br />

alles aussehen soll, das<br />

habe ich erfahren. Für mich<br />

war das Wichtigste, dass ich<br />

meine Gedanken in Bezug<br />

auf dies Projekt zusammen-<br />

gefasst habe. Und dass mir<br />

ein Impuls gegeben wurde,<br />

weiterzumachen. Es war<br />

interessant für mich weiter-<br />

zugehen.“<br />

Jury Michailow, Russland<br />

M e t h o d e n H a n d b u c h 2 5<br />

1<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung


1<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />

Das <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong><br />

P r o j e k t e : g e s e l l s c h a f t l i c h e s E n g a g e m e n t u n d K o m p e t e n z g e w i n n<br />

Ein Ziel der Sommerseminare ist die Entwicklung von Projektideen, wobei die <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<br />

<strong>Kolleg</strong>iaten selbst entscheiden, welche Initiativen in ihrem Umfeld wichtig sind. Die bei den<br />

Sommerseminaren gewonnenen Erkenntnisse und Kompetenzen sollen in konkrete Projekt-<br />

ideen einfl ießen. Jährlich<br />

werden die 40 besten Pro-<br />

jektideen von einer Jury mit<br />

einem Projektstipendium<br />

der Robert Bosch Stiftung<br />

ausgezeichnet. Die Projekte<br />

werden hinsichtlich ihrer<br />

gesellschaftlichen Relevanz<br />

beurteilt. Sie sollten Vorbild-<br />

wirkung haben, eine innova-<br />

tive Idee darstellen und eine<br />

Antwort auf eine gesellschaft-<br />

liche Herausforderung sein.<br />

„Das Seminar in Kreisau war eine<br />

der ersten Auslandserfahrungen<br />

für mich. Ich habe dort Jugendliche<br />

getroffen, die aus vielen verschie-<br />

denen Ländern kamen. Sehr viel<br />

habe ich über die Geschichte ihrer<br />

Länder, Traditionen und ihr<br />

Leben erfahren.<br />

Und ich verstand, dass es Dinge<br />

gibt, die man nicht in einer Enzyklo-<br />

pädie oder im Internet fi nden kann.<br />

Die Atmosphäre war sehr offen und<br />

deshalb waren auch die Fragen und<br />

Antworten sehr ehrlich. Ich habe<br />

gelernt, dass es andere Wahrheiten<br />

gibt, dass man viel Toleranz braucht,<br />

um sich mit anderen zu verstehen.<br />

Das, was ich im <strong>Kolleg</strong> vor allem<br />

gelernt habe, war – Verantwortung<br />

zu übernehmen. Dazu gehört orga-<br />

nisieren, planen, Kompromisse<br />

fi nden, kreativ und offen zu sein.<br />

Interkulturelles Lernen und<br />

Projektmanagement sind für mich<br />

schon lebendig geworden.“<br />

Ilze Skuja, Lettland<br />

2 6 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />

Bei der Projektdurchführung werden die <strong>Kolleg</strong>iaten in ihren<br />

Heimatstädten von Mentoren betreut und in ein Netzwerk<br />

eingebunden. Sie werden zu regionalen Treffen und Wei-<br />

terbildungsveranstaltungen eingeladen, die in enger Zu-<br />

sammenarbeit mit den <strong>Kolleg</strong>iaten organisiert werden. Die<br />

Projektarbeit im <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> bietet internationale<br />

Kontakte und Freundschaften mit jungen Menschen mit<br />

gemeinsamen Interessen. Nach einem Jahr tauschen sie<br />

sich bei einem Bilanztreffen über ihre Erfahrungen aus und<br />

stellen erste Ergebnisse ihrer Arbeit der Öffentlichkeit vor.<br />

Hospitationen und Praktika in international tätigen Organi-<br />

sationen runden diese Ausbildung im Projektmanagement ab.<br />

© 2004 MitOst-Editionen


„Das <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong><br />

ist eine Chance, eine kleine,<br />

aber grundsätzliche Rolle<br />

beim Aufbau der Zivil-<br />

gesellschaft im Heimatland<br />

I n t e r n e t<br />

© 2004 MitOst-Editionen<br />

zu spielen.<br />

In diesem Jahr habe ich<br />

gelernt, wie man eigene<br />

Ideen, Wünsche und Ziele<br />

verwirklichen kann, wie man<br />

Kontakt zu fremden Leuten<br />

aufnimmt, wie man das<br />

eigene studentische Leben<br />

positiv verändern kann.“<br />

Nino Veltauri, Georgien<br />

Das <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong><br />

Die Projekte der <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong>iaten zeugen davon,<br />

dass verantwortliches Handeln im Sinne einer <strong>Bürger</strong>gesell-<br />

schaft zugleich auch eine aktive Gestaltung der persönlichen<br />

und berufl ichen Entwicklung ermöglicht. Jeder, der sich mit<br />

einem Projekt gesellschaftlich engagiert, erwirbt und vertieft<br />

seine sozialen Kompetenzen. Im Projekt lernen die <strong>Heuss</strong>-Kol-<br />

legiaten ihre persönlichen Stärken und Schwächen kennen und<br />

geraten vielleicht auch mal an die eigenen Grenzen. Sie lernen<br />

Widersprüche auszuhalten und sich in internationalem Umfeld<br />

zu orientieren. Sie üben, sensibler mit Menschen aus anderen<br />

Ländern und mit anderen Ansichten umzugehen. Es wird ge-<br />

lernt, diese Menschen als Partner zu begreifen, sowie Konfl ikte<br />

konstruktiv und friedlich zu lösen. In der Praxis erproben sie<br />

ihre Führungsfähigkeiten und erwerben wichtige berufl iche<br />

Zusatzqualifi kationen: Sie füllen Anträge aus, machen Presse-<br />

und Öffentlichkeitsarbeit, betreiben Fundraising, moderieren<br />

Besprechungen im Team und führen Verhandlungen.<br />

Berichte über die von den <strong>Kolleg</strong>iaten des <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong>s<br />

durchgeführten Projekte fi ndet man auf unserer Website unter<br />

[http://www.theodor-heuss-kolleg.de/projekte.php3].<br />

„Wir haben verstanden, dass es sehr schwierig zu entscheiden<br />

ist, wer Recht hat – es gibt immer verschiedene<br />

Perspektiven. In meinen Ansichten hat sich viel verändert.<br />

Ich habe begriffen, wie wichtig es ist, sich zu treffen und<br />

offen miteinander zu reden. Der Kontakt muss stärker<br />

werden – wir sind doch Nachbarn!“<br />

Nazar Panytsch, Ukraine<br />

„Früher war Osteuropa für mich<br />

zu weit, es war „dort“, jetzt ist<br />

es „hier“. Dieses Seminar hat<br />

mir etwas sehr Wichtiges gege-<br />

ben – es verbreiterte meinen<br />

Gesichtskreis, hat mir geholfen,<br />

die Welt tiefer wahrzunehmen<br />

und globaler zu denken. Projektarbeit<br />

bedeutet viel Verantwortung<br />

und harte Arbeit.<br />

Daneben lernte ich, wie man<br />

Menschen zu Engagement bewegt<br />

und in einem Team professionell<br />

arbeitet. Ich war<br />

immer in Kontakt zu <strong>Theodor</strong>-<br />

<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong>iaten mit ähnlichen<br />

Ideen. Das hat mir viel Energie<br />

gegeben. Dass ich nicht allein<br />

bin, dass es Leute gibt, die<br />

meine Ideen unterstützen, half<br />

mir, zuversichtlich und stärker<br />

zu werden. Das Jahr im <strong>Kolleg</strong><br />

bedeutete für mich eine große<br />

persönliche Entwicklung.“<br />

Irina Golenkova, Russland<br />

M e t h o d e n H a n d b u c h 2 7<br />

1<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung


1<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />

Das <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong><br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong><br />

der Robert Bosch Stiftung<br />

Die Seminarleiter des <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<br />

<strong>Kolleg</strong>s stehen auch außerhalb dieses<br />

Kreises für die Konzeption und Durchfüh-<br />

rung von Seminaren in der Jugend- und<br />

Erwachsenenbildung zu unterschiedlichen<br />

Themenbereichen zur Verfügung.<br />

Für nähere Informationen wenden<br />

Sie sich bitte an die <strong>Kolleg</strong>koordi-<br />

nation des <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong>s.<br />

2 8 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />

info@theodor-heuss-kolleg.de<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der<br />

Robert Bosch Stiftung<br />

Schillerstr. 57<br />

D-10627 Berlin<br />

Telefon: +49- (0) 30- 31 51 74- 80<br />

www.theodor-heuss-kolleg.de<br />

© 2004 MitOst-Editionen


2<br />

S e m i n a r p l a n u n g


2 . S e m i n a r p l a n u n g<br />

Seminarplanung<br />

In diesem Kapitel werden Aspekte vertiefend vorgestellt, die wir nach unseren Er-<br />

fahrungen im <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> für die erfolgreiche Planung eines Seminars für<br />

besonders wichtig halten.<br />

Den Ausgangspunkt bildet die Zielsetzung, den Teilnehmern neben bestimmten thematischen<br />

Inhalten vor allem eine Reihe von Kompetenzen zu vermitteln, auf die sie auch nach dem Se-<br />

minar weiter zurückgreifen können. Die Grundlage bildet ein gegenseitiges Geben und Nehmen<br />

von Seminarleitung und Teilnehmern. Dies erfordert die Aktivierung vor allem der Teilnehmer<br />

und heißt auf der anderen Seite, dass sich die Seminarleiter an manchen Punkten stärker zu-<br />

rücknehmen müssen. Seminarleiter müssen bereit sein anzunehmen, Teilnehmer müssen bereit<br />

sein zu geben. Die Voraussetzung und das Ergebnis gelungener Seminare sind moderierende<br />

Seminarleiter [Kapitel 2.2. und 2.3.] und aktive Teilnehmer [Kapitel 2.4.].<br />

Die Seminarleitung hat damit die Aufgabe, die Teilnehmer möglichst frühzeitig über die Art der<br />

Zusammenarbeit im Seminar zu informieren – Ziel ist ein gemeinsamer Konsens diesbezüglich.<br />

Dieser ist am leichtesten zu erreichen, wenn die gegenseitigen Erwartungen an das Seminar<br />

bereits zu Beginn aufeinander abgestimmt werden.<br />

Jedes Seminar folgt einer bestimmten Dramaturgie bzw. stellt einen Prozess dar, an dessen Ende<br />

die Seminarziele erfolgreich umgesetzt wurden. Der Aufbau des Seminars sowie die zentralen<br />

Inhalte und Methoden sollten für die Teilnehmer transparent und nachvollziehbar sein und mit<br />

ihnen abgesprochen bzw. von ihnen akzeptiert werden. Die einzelnen Phasen und Schritte des<br />

Seminars erfordern dabei unterschiedliche Herangehensweisen und Methoden [Kapitel 2.5.].<br />

2 . 1 . B i l d u n g s z i e l : B ü r g e r<br />

Aktive, europäisch denkende und demokratisch handelnde <strong>Bürger</strong>innen und <strong>Bürger</strong><br />

sind das Ziel der internationalen Sommerseminare des <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong>s. Neben<br />

der Vermittlung von Wissen (über Rechte, Institutionen oder politische Systeme) sind<br />

deshalb handlungsorientierte Methoden von zentraler Bedeutung. Sie bieten den Teil-<br />

nehmern die Möglichkeit, sich im geschützten Rahmen mit einem Thema so auseinan-<br />

derzusetzen, das sie dabei neue Einsichten und Kompetenzen gewinnen.<br />

H a n d l u n g s k o m p e t e n z<br />

Handlungskompetenz als Ziel der politischen Bildungsarbeit ist ein übergeordneter Begriff, der<br />

die folgenden Kompetenzen und Schlüsselqualifikationen umfasst:<br />

F a c h k o m p e t e n z<br />

Wissen und Kenntnisse zu einem bestimmten Thema und deren Umsetzung, Erkennen von<br />

fachübergreifenden Zusammenhängen<br />

© 2004 MitOst-Editionen<br />

M e t h o d e n H a n d b u c h 3 1<br />

2<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung


2<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />

Seminarplanung<br />

M e t h o d e n k o m p e t e n z<br />

Lerntechniken und -fähigkeiten, Problemlösungstechniken, Entscheidungstechniken, Dar-<br />

stellungsmethoden, Planungstechniken<br />

S o z i a l k o m p e t e n z<br />

Teamfähigkeit, Kommunikationsfähigkeit, Verantwortung für andere, Akzeptanz des<br />

Anderen<br />

P e r s o n a l e K o m p e t e n z<br />

kreative Motivation, Selbsterfahrung, Erkennen der eigenen Stärken und Schwächen,<br />

Kennen der eigenen Bedürfnisse, Fähigkeiten und Ziele, Eigenverantwortung<br />

I n t e r k u l t u r e l l e K o m p e t e n z<br />

Sprachkenntnisse, Offenheit für andere Kulturen, Akzeptanz von fremdem Verhalten, An-<br />

passungsfähigkeit, Ambiguitätstoleranz<br />

P ä d a g o g i s c h e A n f o r d e r u n g e n a n M e t h o d e n<br />

Diese Kompetenzen und Qualifikationen können nur erworben werden, wenn sie in konkreten Si-<br />

tuationen ausprobiert werden. Die in diesem Buch vorgestellten Methoden bieten diese Übungs-<br />

möglichkeiten. Jede methodische Einheit muss jedoch in ein Grundkonzept eingebunden sein,<br />

das folgenden pädagogischen Anforderungen Rechnung trägt:<br />

Te i l n e h m e r z e n t r i e r u n g<br />

Im Zentrum der Sommerseminare stehen die Teilnehmer. Der Ausgangspunkt sind ihre<br />

Einstellungen, ihr Vorwissen, ihre Bedürfnisse und ihr Lerntempo.<br />

Te i l n e h m e r v e r a n t w o r t u n g<br />

Möglichst frühzeitig müssen alle Teilnehmer in den Seminarverlauf eingebunden werden.<br />

Sie übernehmen Verantwortung für das Seminar und erproben sich selbst.<br />

Te i l n e h m e r f ü h r u n g<br />

Die Seminarleitung hat die Aufgabe, die Teilnehmer im Lernprozess durch die einzelnen<br />

Einheiten schrittweise voranzubringen. Seminarleiter führen durch:<br />

▪ Fachwissen und Sachkompetenz<br />

▪ Transparenz und Klarheit der Zuständigkeiten und Rollen<br />

▪ die Eröffnung von Handlungsspielräumen und die Vermeidung von Zwangssituationen<br />

▪ Meinungsfreiheit und die Förderung der Kritikfähigkeit und -akzeptanz<br />

▪ die Vermittlung eines Sicherheitsgefühls und die aktive Einbindung der Teilnehmer<br />

▪ Hinweise auf Widersprüche zwischen dem tatsächlichen Verhalten und den<br />

theoretischen Ansprüchen.<br />

3 2 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />

© 2004 MitOst-Editionen


Te i l n e h m e r a k t i v i t ä t<br />

Seminarplanung<br />

Die Methoden gehen daher immer von einem aktiven Teilnehmer aus. Durch eigenes Handeln<br />

und die Reflexion über dieses Handeln sollen die Teilnehmer zu neuen Einsichten gelangen.<br />

Diese Führung der Teilnehmer setzt Seminarleiter voraus, die sich eher als Moderator und Coach<br />

und weniger als Lehrer oder Wissensvermittler verstehen. Sie berücksichtigen die Einstellungen<br />

und Erwartungen der Teilnehmer und schaffen die Voraussetzungen für eine aktive Einflussnah-<br />

me der Teilnehmer auf den Seminarverlauf.<br />

F o r m a l e s u n d n i c h t f o r m a l e s L e r n e n<br />

Die Sommerseminare zeichnen sich durch eine Mischung aus formalen und nicht formalen<br />

Weisen des Lernens aus. Die Inhalte der Sommerseminare werden durch die Seminarleitung<br />

strukturiert und auf ein Lernziel ausgerichtet. Die Teilnehmer beeinflussen das Lerntempo und<br />

die Lerninhalte. Die vorbereiteten Inhalte werden als Ausgangspunkt für thematische Akzen-<br />

tuierungen und Vertiefungen im Seminar betrachtet. Das Recht auf Fehler gehört ebenso zu<br />

dem Konzept wie die Flexibilität der Teilnehmer und Seminarleiter. Wichtige Gespräche und<br />

die Begegnung zwischen den Teilnehmern finden meist in der freien Zeit statt, deshalb werden<br />

Lernpausen bewusst eingeplant. Nicht selten laden Teilnehmer dann auch kurzfristig zu weiter-<br />

führenden Diskussionen am Abend ein.<br />

Z u s a m m e n s t e l l u n g d e r M e t h o d e n<br />

Lernen gelingt vor allem dann, wenn sich verschiedene Methodentypen abwechseln, da Eintönig-<br />

keit demotivierend und ermüdend wirkt. Das gilt besonders für die Abwechslung von Konzentra-<br />

tions- und Entspannungsübungen. Teilnehmer lernen auf unterschiedliche Weisen und benötigen<br />

daher auch verschiedene Lernangebote, um das für sie effektivste finden zu können. Es geht<br />

zum einen darum, die Teilnehmer auf verschiedenen Ebenen zu aktivieren, zum anderen darum,<br />

verschiedenen Lernertypen passende Methoden anzubieten. Aufgabe der Seminarleitung ist es<br />

daher, den Teilnehmern einen Reigen von verschiedenen Methoden im Programm vorzustellen,<br />

die abwechslungsreich zusammengestellt sind.<br />

I n d o k t r i n a t i o n s v e r b o t<br />

Jeder hat das Recht, seine Meinung frei zu äußern. Urteilsfindung in komplexen Zusammenhän-<br />

gen gehört zu den Kompetenzen, die die Seminare vermitteln sollen. Unter keinen Umständen<br />

dürfen Teilnehmer im Sinne einer gewünschten Meinung manipuliert werden. Dies gilt sowohl für<br />

die Seminarleiter als auch für alle Teilnehmer.<br />

W e r t e u n d K o m p e t e n z e n<br />

Die Werte und Kompetenzen, die im Seminar vermittelt werden sollen, werden offen gelegt:<br />

▪ Handlungskompetenzen für eine komplexe Welt der Vielfalt<br />

▪ Eigeninitiative und Übernahme von Verantwortung<br />

▪ Solidarität – <strong>Kolleg</strong>iaten werden für andere aktiv<br />

▪ Gewaltfreier Umgang mit Konflikten<br />

© 2004 MitOst-Editionen<br />

M e t h o d e n H a n d b u c h 3 3<br />

2<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung


2<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />

Seminarplanung<br />

2 . 2 . G r u n d l a g e n d e r M o d e r a t i o n<br />

Gerade in Seminaren der politischen Bildung findet sich der Seminarleiter häufig in<br />

der Rolle eines Moderators wieder. Dies gilt vor allem dann, wenn es nicht um die<br />

reine Wissensvermittlung geht, sondern um das gemeinsame Erarbeiten von Inhalten<br />

und das Reflektieren auf eigene Standpunkte. Der Seminarleiter ist Moderator, nicht<br />

Lehrer. Das Aneignen von Wissen und das Finden von Positionen erfordern aktives<br />

Handeln der Teilnehmer, und diesen Handlungen setzt der Moderator einen organisa-<br />

torischen Rahmen. Damit wird zum einen sichergestellt, dass die gemeinsamen Ziele<br />

erreicht werden, zum anderen bietet der Rahmen den Teilnehmern ein breites Spek-<br />

trum an Partizipationsmöglichkeiten.<br />

Der Begriff Moderation geht zurück auf das lateinische Wort „moderare = (sich) mäßigen“. Es<br />

gibt allerdings kein einheitliches Begriffsverständnis.<br />

Z i e l e d e r M o d e r a t i o n<br />

Ziel der Moderation ist es, die Gruppen- und Diskussionsprozesse so zu steuern, dass zielgerich-<br />

tet auf ein Ergebnis hingearbeitet wird und damit das Lernziel der Einheiten bzw. des Seminars<br />

erreicht wird. Die Teilnehmer bringen ihre individuellen Kompetenzen, Erfahrungen und Kreati-<br />

vität in den Gruppenprozess ein, anstatt von der Seminarleitung zu einem bestimmten Ergebnis<br />

gedrängt zu werden. Das gemeinsam erarbeitete Ergebnis hat damit eine gute Chance auf Ak-<br />

zeptanz durch alle Beteiligten.<br />

D i e R o l l e d e s M o d e r a t o r s<br />

Der Moderator hat die Aufgabe, der Gruppe zu helfen, ihre Inhalte konzentriert, effizient und<br />

eigenverantwortlich zu entwickeln. Er unterstützt die Teilnehmer bei der Erarbeitung praxisorien-<br />

tierter Lösungen. Dabei nimmt er sich selbst zurück und verhält sich neutral. Er strukturiert die<br />

Sitzung und dokumentiert die erarbeiteten Inhalte. Er hilft der Gruppe durch gezieltes Fragen,<br />

zu vernünftigen Ergebnissen zu kommen. Durch Zusammenfassen und inhaltliche Pointierung<br />

bringt er selbst verschwommene Inhalte in eine klare und verwendbare Form. Die Rolle des<br />

Moderators kann mit der eines Organisators verglichen werden: Er klärt das Ziel der Sitzung, er<br />

bereitet die Dramaturgie vor, er sorgt dafür, dass das notwendige Moderationsmaterial vorhan-<br />

den und entsprechend vorbereitet ist. Somit trägt er die Gesamtverantwortung für das Gelingen<br />

einer Moderation, aber nicht für das Ergebnis!<br />

F ü h r u n g s s t i l<br />

Dabei ist der Führungsstil eines Moderators gekennzeichnet einerseits durch Klarheit, anderer-<br />

seits durch eine Mischung aus inhaltlicher Demokratie (die Gruppe bestimmt den Inhalt und das<br />

Ergebnis) und formaler Vorgabemacht (der Moderator legt Zeiten fest, bestimmt die Reihenfolge<br />

der Meldungen, stellt die Fragen, setzt die Arbeitsschritte).<br />

3 4 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />

© 2004 MitOst-Editionen


D e r E i n s t i e g<br />

Seminarplanung<br />

In der Anmoderation stellt der Moderator eine Beziehung zur Gruppe her und schafft die notwen-<br />

dige Arbeitsatmosphäre. Im Einzelnen beinhaltet dies:<br />

▪ sich selbst vorzustellen und die Teilnehmer sich vorstellen zu lassen – Ziel dabei ist<br />

auch, eine positiv-konstruktive Arbeitsatmosphäre zu schaffen<br />

▪ sachlich in das Thema einzuführen<br />

▪ das Ziel der Sitzung allgemein zu benennen<br />

▪ die Arbeitsweise und das einzusetzende Arbeitsmaterial zu erklären.<br />

Zentraler Punkt der Moderationssitzung ist die Klärung eines Ziels oder Auftrags. Darüber gilt es<br />

eine Übereinstimmung herzustellen.<br />

T h e m e n s a m m e l n<br />

Die Themen, die im Einzelnen besprochen werden sollen, werden gesammelt und abgestimmt.<br />

Hierfür können unterschiedliche Methoden verwendet werden – die Kartenabfrage, die Punkt-<br />

oder Gewichtungsfrage und die Zurufabfrage:<br />

D i e K a r t e n a b f r a g e<br />

Frage: Welche Themen und Fragestellungen sollten in der heutigen Sitzung behandelt<br />

werden? Die Teilnehmer schreiben die ihnen wichtigen Themen auf Moderationskarten.<br />

Der Moderator sammelt die Karten ein, und gemeinsam werden sie an der Pinnwand zu<br />

Themenbereichen zusammengefasst.<br />

D i e P u n k t a b f r a g e / G e w i c h t u n g s f r a g e<br />

Immer dann, wenn in einer Moderation eine Entscheidung gefällt werden muss<br />

(z.B. Auswahl von Themengebieten aus einer größeren Gruppe), wird die Punktabfrage<br />

benutzt. Hier wird die Entscheidungsfrage wörtlich formuliert, vom Moderator auf ein<br />

Thesenpapier gebracht und an die Pinnwand geheftet. Die Thesenkarte ist außerdem<br />

durch 3 Klebepunkte zu versehen, um deutlich zu machen, dass es sich hier um eine<br />

Punktabfrage handelt. Der Moderator zeigt den Teilnehmern auch, wohin sie die Punkte<br />

kleben sollen. Er zeigt dies an jedem gesetzten Klumpenfeld. Der Moderator sammelt<br />

die Karten ein, und gemeinsam werden sie an der Pinnwand zu Themenbereichen<br />

zusammengefasst.<br />

D i e Z u r u f a b f r a g e<br />

Hier werden die Teilnehmer direkt um eine Antwort gebeten. Aufgabe des Moderators ist<br />

es, die gegebenen Antworten in wenigen Worten zusammenzufassen und auf eine Karte zu<br />

schreiben. Die geschriebene Karte wird dann vom Moderator wie bei der Kartenabfrage in<br />

eine systematische Struktur an der Pinnwand gebracht.<br />

© 2004 MitOst-Editionen<br />

M e t h o d e n H a n d b u c h 3 5<br />

2<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung


2<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />

Seminarplanung<br />

T h e m e n a u s w ä h l e n<br />

In dieser Phase ist festzulegen, welche Themen bearbeitet werden sollen. Entsprechend den<br />

Prioritäten der Teilnehmer wird die Reihenfolge vereinbart. So entsteht ein Vorgehensplan für<br />

die Sitzung.<br />

T h e m e n b e a r b e i t e n<br />

Der Moderator arbeitet mit der Gruppe jeden einzelnen in der Dramaturgie festgelegten Arbeits-<br />

schritt ab. In dieser Phase findet die eigentliche Themenbearbeitung statt. Die Methoden werden<br />

in Abhängigkeit von Thema und Situation ausgewählt.<br />

E r g e b n i s s e<br />

Der Moderator hält die Ergebnisse der Themenbearbeitung in Abstimmung mit den Teilneh-<br />

mern fest. Unter Umständen ergibt sich aus der Diskussion auch ein konkreter Maßnahmen-<br />

und Aktionsplan.<br />

A b s c h l u s s<br />

In der letzten Phase wird die Besprechung reflektiert und bewertet. Wichtig ist, einen möglichst<br />

positiven Abschluss zu finden. Die Abschlusspräsentation in der Gruppe sollte auf keinen Fall fünf<br />

bis acht Minuten übersteigen, da sonst die Teilnehmer die Geduld verlieren!<br />

Am Ende der Moderation hat der Moderator dafür Sorge zu tragen, dass das erarbeitete Ergebnis<br />

dokumentationsfähig vorbereitet wird. Anschließend kann das Ergebnis mittels des erarbeiteten<br />

Packpapiers selbst bzw. mittels einer Fotografie oder einer Folie anderen Personengruppen zu-<br />

gänglich gemacht werden.<br />

S t e u e r u n g s m i t t e l i n d e r M o d e r a t i o n<br />

Da der Moderator eine Leitungsfunktion hat, sollte er sich in jedem Fall um die Steuerung der<br />

Gruppe bemühen. Dazu wendet er so genannte Steuerungsmittel an:<br />

F r a g e n s t e l l e n<br />

„Wer fragt, der führt“ – so ein alter Spruch des Volksmundes. In der Praxis bedeutet dies,<br />

dass der Moderator durch gezielte Fragen die Gruppe in eine ganz bestimmte Themenrich-<br />

tung lenken kann. Dies bedeutet allerdings auch, dass die Teilnehmer durch gezielte Fragen<br />

den Moderator in jede Richtung lenken können. Wenn sich zwischen Personen Frage-Ant-<br />

wort-Spiele entwickeln, hat der Moderator spätestens nach der dritten Rede-Gegenrede zwi-<br />

schen die Diskutanten zu gehen (bildlich gesprochen) und durch Fragen die Diskussion zu<br />

steuern. Fragen sind präzise zu stellen, man sollte niemals Doppelfragen stellen. Unterstützt<br />

werden kann eine Frage von einer Aufforderungsgeste (Hand nach vorne, Augenbrauen<br />

hochziehen etc.)<br />

D a s a k t i v e Z u h ö r e n<br />

Das aktive Zuhören als stärkstes Steuerungsmittel bedeutet das Spiegeln des von den Teil-<br />

nehmern gebrachten Inhaltes. Dabei kann der Inhalt vollständig gespiegelt werden, es sind<br />

allerdings auch Tendenzen und Interpretationen möglich. Aktives Zuhören ermöglicht die<br />

Lenkung in fast jede Richtung.<br />

3 6 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />

© 2004 MitOst-Editionen


Z u s a m m e n f a s s u n g / F a z i t<br />

Seminarplanung<br />

Immer dann, wenn Teilnehmer zu wichtigen Zwischenschritten und Zwischenergebnissen<br />

gelangt sind bzw. wenn Arbeitsschritte abgeschlossen sind, sollte der Moderator ein Fazit<br />

ziehen. Dies erhöht vor allem die Merkfähigkeit der Teilnehmer, macht aber auch ein Voran-<br />

schreiten in der Moderation deutlich und hat somit auch motivierenden Charakter.<br />

1 0 V e r h a l t e n s r e g e l n f ü r M o d e r a t o r e n<br />

▪ Die eigenen Ziele, Wertungen und Meinungen zurückstellen. Weder<br />

Meinungsäußerungen noch Verhaltensweisen bewerten. Inhaltlich gibt es<br />

kein „richtig“ oder „falsch“.<br />

▪ Alle Teilnehmer ernst nehmen, gegenüber allen die gleiche Wertschätzung zeigen.<br />

▪ Alle ihre Meinungen, Ideen und Ansichten vertreten lassen.<br />

▪ Das Ziel der Sitzung immer im Auge behalten und der Gruppe eventuelle<br />

Abweichungen signalisieren.<br />

▪ Die Gruppe ermutigen, Regeln für einen fruchtbaren Umgang miteinander<br />

zu vereinbaren.<br />

▪ Der Gruppe ihr Verhalten bewusst machen, sodass die Mitglieder mit Störungen und<br />

Konflikten umgehen können.<br />

▪ Eine fragende Haltung einnehmen. Durch Fragen die Gruppe für den<br />

Gedankenaustausch öffnen und aktivieren.<br />

▪ Zuhören statt im Mittelpunkt stehen. Mittelpunkt sind vielmehr die Kompetenz der<br />

Teilnehmer, das Thema und das Ziel.<br />

▪ Äußerungen, Themen, Meinungen der Gruppe für die Teilnehmer wiederholen, um den<br />

Arbeitsprozess zu erleichtern, transparent zu machen oder voranzutreiben.<br />

▪ Visualisieren!<br />

V o r b e r e i t u n g a u f d i e E i n l e i t u n g<br />

▪ Wie begrüße ich die Teilnehmer?<br />

▪ Wie stelle ich Anlass und Hintergrund des Themas dar?<br />

▪ Wie stelle ich das Ziel der Einheit dar?<br />

▪ Wie unterstütze ich die Gruppe bei der Zielfindung und -formulierung?<br />

▪ Wie erfasse ich die Erwartungen der Teilnehmer?<br />

▪ Wie gleiche ich die Erwartungen mit dem Ziel der Veranstaltung ab?<br />

▪ Wie erfasse ich die Stimmung in der Arbeitsgruppe und wie erreiche ich, dass mögliche<br />

Störungen geäußert, gegebenenfalls bearbeitet oder erstmal zurückgestellt werden?<br />

▪ Welche Spielregeln für den Umgang untereinander möchte ich vorschlagen und mit der<br />

Gruppe vereinbaren?<br />

▪ Wie stelle ich den Ablauf und den Zeitrahmen der gesamten Einheit vor?<br />

V o r b e r e i t u n g a u f d e n H a u p t t e i l<br />

▪ Welche Arbeitsschritte biete ich der Gruppe zur Bearbeitung des ersten Teilziels an?<br />

▪ Welche Moderationsverfahren schlage ich der Gruppe für die Bearbeitung der einzelnen<br />

Ar beitsschritte vor?<br />

▪ Wie lauten die konkreten Arbeitsfragen und spezifischen Ziele für die einzelnen<br />

Arbeitsschritte, die ich anbieten werde?<br />

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M e t h o d e n H a n d b u c h 3 7<br />

2<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung


2<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />

Seminarplanung<br />

▪ Wie visualisiere ich Ziele, Spielregeln und Arbeitsfragen der Moderationsverfahren?<br />

▪ Wie organisiere ich die Ergebnissicherung einzelner Arbeitsschritte?<br />

▪ Wie viel Zeit benötigt die Gruppe erfahrungsgemäß für die einzelnen Schritte?<br />

V o r b e r e i t u n g a u f d e n A b s c h l u s s<br />

▪ Wie gestalte ich die Ergebnisse für das weitere Vorgehen im Anschluss an die Sitzung?<br />

▪ Mit welchem Verfahren und welcher Fragestellung biete ich der Gruppe eine<br />

Stimmungsabfrage nach Beendigung der inhaltlichen Arbeit?<br />

▪ Wie gestalte ich den Abgleich der Erwartungen der Teilnehmer zu Beginn der Sitzung mit<br />

den erzielten Ergebnissen?<br />

▪ Wie verabschiede ich mich von der Gruppe?<br />

2 . 3 . G r u n d l a g e n d e s C o a c h i n g<br />

Der Seminarleiter tritt nur bei der Strukturierung und der Vorgabe der einzelnen<br />

Schritte in die Rolle eines stark Leitenden. Für den Weg zum Ziel bindet er die Teilneh-<br />

mer ein und diese selbst gehen die einzelnen Schritte. Damit sie dies tun können, muss<br />

sie der Seminarleiter in seiner Rolle als Coach unterstützen. Hier kann nur ein erster<br />

Einblick in das Coaching gegeben werden. Es handelt sich dabei um eine Technik, die<br />

am besten in einer Fortbildung erlernt wird.<br />

Das Wort „coach“ kommt aus dem Englischen und bedeutet „Kutsche, Hilfsmittel, Beförderungsmit-<br />

tel“. Eben als Hilfsmittel sollte sich der Seminarleiter auch sehen. Er hilft den Teilnehmern, sich auf<br />

den Weg zu machen und ans Ziel zu kommen. Dafür bieten sich spezifische Handlungsweisen an:<br />

▪ Dem eigenen Tun bewusst einen Rahmen setzen, d.h. es zeitlich und in seiner<br />

Intensität begrenzen.<br />

▪ Gemeinsame Spielregeln aufstellen: über die Vorgehensweise aufklären, sich das<br />

Einverständnis d er Teilnehmer einholen und die eigene Rolle klären.<br />

▪ Lösungsorientierte Hilfe zur Selbsthilfe leisten: Strategien statt Ergebnisse anbieten.<br />

▪ Die Ressourcen, Fähigkeiten und die Kreativität der Teilnehmer fördern.<br />

▪ Die Selbstwahrnehmung und Reflexion der Teilnehmer unterstützen.<br />

▪ Zuhören, beobachten und an geeigneter Stelle nachfragen (aktives Zuhören).<br />

▪ Den dialogischen Prozess der Beratung organisieren.<br />

▪ Große Methodenvielfalt je nach konzeptioneller Ausrichtung anwenden.<br />

Vorraussetzung für das Gelingen der Zusammenarbeit von Seminarleitung und Teilnehmern ist<br />

das Herstellen einer vertrauensvollen Beziehung der Beteiligten und das Offenlegen der gegen-<br />

seitigen Erwartungen, die daraus erwachsen.<br />

F r a g e t e c h n i k e n<br />

Der Seminarleiter gibt den Teilnehmern keine Ergebnisse und Lösungen vor, die diese nur zu<br />

lernen haben, sondern er versucht, sie dazu zu animieren, selbst die Lösungen zu entdecken.<br />

An Punkten, an denen die Teilnehmer allein nicht mehr weiter wissen, hat der Seminarleiter die<br />

Aufgabe, sie beim Finden (!) des weiteren Weges zu unterstützen. Denn bereits die Vorgabe<br />

eines Weges nimmt den Teilnehmern die Verantwortung für die Entscheidung über den Weg ab,<br />

und der Seminarleiter läuft Gefahr, den Teilnehmern den ihm selbst am leichtesten scheinenden<br />

Weg aufzuzwingen. Der Seminarleiter sollte aber den Teilnehmern zutrauen, den für sie passen-<br />

3 8 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />

© 2004 MitOst-Editionen


Seminarplanung<br />

den Weg selbst zu finden. Unterstützen kann er sie dabei durch verschiedene Fragen. Die hier<br />

vorgestellten Fragetechniken orientieren sich an Problemen aus der Projektarbeit, sind aber auf<br />

andere Situationen übertragbar:<br />

F e e d - f o r w a r d<br />

Wir haben das Jahr 2010. Stell dir vor, das Projekt ist abgeschlossen und du schaust zurück:<br />

▪ Ist das Projekt nützlich gewesen für dein Leben?<br />

▪ Was könntest du deinen Kindern erzählen, wozu diese Situation nützlich war und was du<br />

dabei gelernt hast?<br />

Z i r k u l ä r e s F r a g e n<br />

▪ Was würde deine beste Freundin darüber sagen, wie du mit dem Projekt zurechtkommst?<br />

▪ Was würde eine Projektbeteiligte antworten, wenn ich sie fragen würde, was das<br />

Programm für sie noch attraktiver machen würde?<br />

▪ Wie würde die Presse auf diese Frage reagieren?<br />

S k a l i e r u n g<br />

Stell dir eine Skala von 1 bis 10 vor. 1 soll den schlechtesten Zustand darstellen, den du<br />

vor Beginn der Beratung hattest, 10 bedeutet, dass das Problem gelöst ist:<br />

▪ Wo befindest du dich heute?<br />

▪ Wie bist du dort hingekommen? Was wird der nächste Schritt sein?<br />

▪ Wo ordnest du dich bezogen auf dein Projekt im Moment ein? (1 bedeutet, dass du<br />

einfach abwartest, und 10, dass du bereit bist, alles auf der Welt in Bewegung zu setzen)<br />

W u n d e r f r a g e<br />

Während du schläfst, passiert ein Wunder und dein Problem ist weg:<br />

▪ Woran würdest du merken, dass ein Wunder passiert ist?<br />

▪ Was muss am Ende des Gesprächs herauskommen, damit du zufrieden nach Hause<br />

gehst und sagst: „Das hat mir geholfen“?<br />

A n a l y s e - F r a g e n<br />

▪ „Das ist immer das Gleiche.“ Wann genau tritt dieser Fall ein? Wie genau gehst du dann vor?<br />

▪ „Das Projekt läuft aus dem Ruder.“ Was genau läuft aus dem Ruder? Woran genau machst<br />

du das fest?<br />

R e f r a i m i n g ( P e r s p e k t i v e n e r w e i t e r n , B e w ä l t i g u n g s s t r a t e g i e n a k t i v i e r e n )<br />

▪ Wie hast du das bisher alles ausgehalten?<br />

▪ Wer hat dir dabei geholfen?<br />

▪ Hut ab! ... dass du unter diesen Bedingungen so lange durchgehalten hast. Das zeigt<br />

deine Kraft, Disziplin, ...<br />

▪ Welche deiner Fertigkeiten kann dir am besten bei der Lösung helfen?<br />

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M e t h o d e n H a n d b u c h 3 9<br />

2<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung


2<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />

Seminarplanung<br />

2 . 4 . B e t e i l i g u n g d e r T e i l n e h m e r<br />

Die Partizipation der Teilnehmer ist der Schlüssel zu einer handlungsorientierten<br />

Methodik. Von Beginn an müssen die Seminarleiter den Teilnehmern Möglichkeiten<br />

zur Beteiligung anbieten, aber auch klarstellen, dass der Erfolg des Seminars von der<br />

Bereitwilligkeit zur Partizipation abhängt. Denn was die Teilnehmer aus der Veranstal-<br />

tung mitnehmen, bestimmen sie letztendlich selbst. Die Seminarleiter haben dagegen<br />

die Aufgabe, ein möglichst vielfältiges Angebot an Informationen, Arbeitsformen und<br />

Meinungen verfügbar zu machen. Die Eröffnung von Lern- und Handlungsspielräumen<br />

wird damit zu deren vorrangiger Aufgabe in einem Prozess, in dem die Teilnehmer<br />

selbstbestimmt lernen und entsprechend Verantwortung für sich selbst und den Grup-<br />

penprozess übernehmen.<br />

L e r n e r f a h r u n g d e r T e i l n e h m e r<br />

Die meisten Teilnehmer werden von einem Schulunterricht und damit einer Lernumgebung ge-<br />

prägt, die nur begrenzt Spielraum zur Partizipation bieten und eher kognitiv ausgerichtet sind.<br />

Damit wissen viele Lerner zunächst nicht, was von ihnen erwartet wird und wie sie sich beteiligen<br />

können. Dieser Lernhintergrund und das berechtigte Bedürfnis nach Ergebnissicherung müssen<br />

beachtet werden.<br />

K o n s e q u e n z e n<br />

Die Seminarleiter müssen ihre Erwartungen explizit formulieren. Dies geschieht am besten in<br />

einer eigenen Einführung in das Seminar, indem die Rechte und Pflichten sowohl der Seminar-<br />

leiter als auch der Teilnehmer und die Begründung dafür vorgestellt werden. Daran anschließen<br />

sollten eine Erläuterung über prozessorientiertes Lernen und eine kurze Vorstellung der Metho-<br />

den und ihrer Spezifika.<br />

Neben handlungsorientierten Methoden sollte es auch Einheiten ohne Offenheit geben, aus<br />

denen die Teilnehmer „hard facts“ mitnehmen können. Vor allem bei Diskussionen ist immer<br />

wieder darauf zu achten, dass die Ergebnisse festgehalten werden und verwertbar sind, was eine<br />

gute Moderation erfordert. Der Bewusstmachung des Gelernten sollte genügend Raum gegeben<br />

werden, auch indem z.B. die Ergebnisse des Vortages noch einmal angesprochen oder wiederholt<br />

werden.<br />

Ü b e r t r a g u n g v o n A u f g a b e n<br />

Partizipation bedeutet auch das Tragen von Verantwortung, z.B. für den Seminarverlauf. Diese<br />

Verantwortung kann sich in der Übernahme von Aufgaben ausdrücken. Damit wird den Teilneh-<br />

mern gleichzeitig vermittelt, dass alle für das Gelingen des Seminars zuständig sind, und es<br />

wird einer eventuell aufkommenden Konsummentalität entgegengewirkt. Solche Aufgaben<br />

könnten sein:<br />

▪ Freizeit- und Abendgestaltung: Organisation des Programms, der Getränke, des<br />

Raumes etc.<br />

▪ Warming Ups: hierfür sollte eine Liste mit Ideen zur Verfügung stehen.<br />

▪ Tagesauswertung: die Teilnehmer können sie in Eigenregie durchführen und nur die<br />

Ergebnisse den Seminarleitern übergeben. Das hat auch den Vorteil, dass die<br />

Auswertung anonym und damit offener ausfällt.<br />

▪ Organisatorisches: Weckdienste, Einkäufe für die Gruppe etc.<br />

4 0 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />

© 2004 MitOst-Editionen


Seminarplanung<br />

Die Rolle der Seminarleiter wird sich während des Seminarablaufes verändern: Zu Beginn struk-<br />

turieren sie stärker, geben Inhalte und Abläufe vor, mit der Zeit lassen sie eine immer weiter<br />

gehende Autonomie der Teilnehmer zu. Gerade in der Kleingruppenarbeit haben Teilnehmer<br />

selbst die Gelegenheit, sich als Moderator auszuprobieren oder am Ende die Gruppenergebnisse<br />

zu präsentieren. Aber warum sollte man nicht auch mal einen Teilnehmer, der tiefer gehende<br />

Kenntnisse zu einem Thema hat, ein Referat halten lassen? Maßstab sollten dabei immer die<br />

gemeinsamen Seminarziele sein. Wer immer auf dem Weg dahin etwas beitragen kann, sollte<br />

die Chance dazu bekommen.<br />

G e g e n s e i t i g e E r w a r t u n g e n<br />

Seminarleiter und Teilnehmer kommen mit teilweise sehr unterschiedlichen Erwartungen in das<br />

Seminar. Die Seminarleitung erwartet von den Teilnehmern:<br />

▪ Offenheit für neue Methoden<br />

▪ Teamfähigkeit<br />

▪ Toleranz und Akzeptanz<br />

▪ die Fähigkeit und den Willen, die eigene Meinung zu äußern<br />

▪ politisches Engagement: den Willen, die Situation zu verändern.<br />

Die Teilnehmer erwarten von der Seminarleitung:<br />

▪ Wissensvermittlung: Fakten und Hintergründe zum Seminarthema.<br />

Die Seminarleitung ist dafür verantwortlich, dass die gegenseitigen Erwartungen möglichst früh-<br />

zeitig aufeinander abgestimmt werden.<br />

S e m i n a r k o n s e n s<br />

Zu Beginn des Seminars sollte auch ein gemeinsamer Konsens über das Ziel des Seminars und<br />

den Weg dorthin erreicht werden. Insofern ist die Programmplanung auch als Vorschlag vorzu-<br />

stellen, der der Annahme durch die Teilnehmer bedarf. Größere Differenzen sollten zu diesem<br />

Zeitpunkt ausgeräumt werden. Nur ein für die Teilnehmer relevantes Seminarprogramm wird zu<br />

einer Akzeptanz der Inhalte und damit zum Erfolg führen. Schließlich gelingt die Verknüpfung<br />

von Lernzielorientierung und Teilnehmerorientierung nur dann, wenn die Lernenden an der Lern-<br />

zielformulierung und -festlegung beteiligt sind. Gegebenfalls sollte das Programm also an die<br />

Bedürfnisse der Teilnehmer angepasst werden und nicht umgekehrt.<br />

A l l e l e r n e n v o n a l l e n<br />

Denken manche Teilnehmer vor dem Seminar noch, sie kommen, um etwas von den Seminar-<br />

leitern zu lernen und zu erfahren, entdecken sie im Laufe des Seminars, dass sie auch von den<br />

anderen Teilnehmern und von sich selbst lernen. Wirklichkeit wird aufgrund der subjektiven<br />

lebensgeschichtlichen Erfahrungen gedeutet. Sie sind die Folie, auf der Menschen die Realität<br />

wahrnehmen, reflektieren und an der sie ihr Handeln orientieren. Im Seminar werden diese<br />

Erfahrungen explizit gemacht – für sich selbst und für die anderen. Daraus ergeben sich Lern-<br />

potenziale und Konfliktpotenziale. Konflikte sollten durch aktive Förderung der Akzeptanz un-<br />

terschiedlicher Einstellungen, Meinungen und Erfahrungen innerhalb der Lerngruppe entschärft,<br />

aber nicht vermieden werden. Denn die Differenzen werden auch bewusst als Auslöser und<br />

Anregung für neue Lernerfahrungen genutzt.<br />

Zu guter Letzt sollte der Spaß am Seminar nicht zu kurz kommen. Emotionen hemmen nicht nur<br />

die Erkenntnisfähigkeit, sie erhöhen sie auch zu einem guten Teil.<br />

© 2004 MitOst-Editionen<br />

M e t h o d e n H a n d b u c h 4 1<br />

2<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung


2<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />

Seminarplanung<br />

2 . 5 . A b l a u f p l a n u n g<br />

Jedes Seminar besteht aus 5 Phasen: Vorbereitungsphase, Einstiegsphase, Kernpha-<br />

se, Abschlussphase, Nachbereitungsphase. Zu jeder Phase gehören wiederum eine<br />

Reihe von Aufgaben und Inhalten, die zu erledigen sind. Während die Reihenfolge der<br />

Phasen feststeht, sind die Aufgaben der Phasen in ihrem Ablauf austauschbar.<br />

V o r b e r e i t u n g s p h a s e<br />

Die Vorbereitungsphase umfasst die Auswahl des Seminarleiterteams und der Teilnehmer sowie<br />

den ersten Kontakt miteinander und eine Reihe von organisatorischen Aufgaben. Mit der inhaltli-<br />

chen Arbeit sollte rechtzeitig begonnen werden, wobei Organisation und Inhalt möglichst parallel<br />

laufen sollten.<br />

Te a m p l a n u n g<br />

Sofern die Seminarleitung aus mehreren Leitern besteht, sollten diese sich bereits zu Anfang<br />

der Teamplanung über die folgenden Punkte austauschen:<br />

▪ persönliche Stärken und Schwächen<br />

▪ persönliche Ziele<br />

▪ Erwartungen an die anderen<br />

▪ Ressourcen (Kontakte, Fähigkeiten, Erfahrungen, Wissen)<br />

▪ Seminarziele und Methoden<br />

▪ Teamregeln<br />

A u f g a b e n v e r t e i l u n g i m L e i t u n g s t e a m<br />

Vor und während des Seminars gibt es eine Reihe von organisatorischen Aufgaben unter<br />

den Seminarleitern zu verteilen. Es sollte einen verantwortlichen Seminarleiter geben, der<br />

die zeitlichen und inhaltlichen Abläufe beobachtet, Aufgaben verteilt und Treffen organisiert.<br />

Das Team sollte zunächst gemeinsam eine Liste erstellen und die Aufgaben eindeutig zuord-<br />

nen. Als Grundlage kann die folgende Liste dienen, die entsprechend ergänzt wird.<br />

4 2 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />

© 2004 MitOst-Editionen


Aufgaben vor<br />

dem Seminar<br />

C h e c k l i s t e : A u f g a b e n v o r d e m S e m i n a r<br />

Seminarplanung<br />

vor dem Seminar Wer? Kommentar<br />

Teilnahme am Seminar<br />

Teamleitung<br />

Kontakt zur veranstaltenden Organisation<br />

Kontakt zu den Tagungshäusern<br />

Kontakt zu den Referenten<br />

Finanzen<br />

Material<br />

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M e t h o d e n H a n d b u c h 4 3<br />

2<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung


2<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />

Seminarplanung<br />

C h e c k l i s t e : A u f g a b e n w ä h r e n d d e s S e m i n a r s<br />

während des Seminars Wer? Kommentar<br />

Begrüßung im Seminarhaus<br />

Abholen der Teilnehmer<br />

gemeinsames Abendessen<br />

mit Kennenlernspielen<br />

Stadtrundgang<br />

Kultur- und Freizeitprogramm<br />

Seminareinstieg:<br />

Vorstellung des Seminarplans<br />

Kontakt zu den Verantwortlichen<br />

im Tagungshaus<br />

Finanzen: Reisekostenabrechnung<br />

Vorstellung des <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong>s<br />

Methode/Übung…<br />

Methode/Übung…<br />

Methode/Übung…<br />

Freizeit<br />

Moderation der Auswertungsrunde<br />

Abschiedsfest<br />

Urkunden für die Teilnehmer<br />

Verabschiedung und Abreise<br />

der Teilnehmer<br />

4 4 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />

© 2004 MitOst-Editionen<br />

Aufgaben während<br />

des Seminars


Aufgaben nach<br />

dem Seminar<br />

C h e c k l i s t e : A u f g a b e n n a c h d e m S e m i n a r<br />

Seminarplanung<br />

nach dem Seminar Wer? Kommentar<br />

Betreuung der Teilnehmer<br />

Dokumentation<br />

Abschlussbericht<br />

Abschluss Finanzen<br />

© 2004 MitOst-Editionen<br />

M e t h o d e n H a n d b u c h 4 5<br />

2<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung


2<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />

Seminarplanung<br />

A u s w a h l v e r f a h r e n d e r Te i l n e h m e r<br />

Die folgenden Kriterien sollten bei der Auswahl berücksichtigt werden, sofern sie für das<br />

Seminar relevant sind:<br />

▪ Qualität der Antragsunterlagen insgesamt<br />

▪ Aussagekraft des Bewerbungsschreibens<br />

▪ Gutachten eines Dritten zur Person<br />

▪ Qualität der Projektidee<br />

▪ bisherige Erfahrungen und Engagement<br />

▪ Motivation und Offenheit des Bewerbers<br />

▪ Zusammensetzung der Teilnehmer (z.B. Quoten für Geschlecht, Länder, Alterszusammensetzung)<br />

Die von den Teilnehmern in der Bewerbung formulierten Erwartungen sollten noch Eingang<br />

in die Seminarvorbereitung finden.<br />

K o n t a k t m i t d e n Te i l n e h m e r n v o r d e m S e m i n a r<br />

▪ Die Teilnehmer auf den Inhalt des Seminars (z.B. durch einführende Texte) vorbereiten.<br />

▪ Erste Möglichkeit des gegenseitigen Kennenlernens nutzen.<br />

▪ Erste Erwartungen zumindest von Seminarleitungsseite bekannt geben, damit sich die<br />

Teilnehmer entsprechend vorbereiten können.<br />

▪ Informationen zur Anreise, zum Seminarprogramm und zu den übrigen Teilnehmern<br />

verteilen (so können sich z.B. schon gemeinsame Anreisegruppen bilden). Bei der<br />

Ankunft am Seminarort können die Teilnehmer zur Entlastung der Seminarleiter<br />

den Weg zur Unterkunft selbst finden. Eine detaillierte Wegbeschreibung ist dafür<br />

unerlässlich.<br />

▪ Hinweise für mitzubringende Gegenstände geben (z.B. Instrumente, Lieder, Spiele,<br />

landestypische Gegenstände).<br />

Wie?<br />

Das <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> ist aufgrund der Internationalität dazu gezwungen, die<br />

Kommunikation mit den Bewerbern und den späteren Teilnehmern hauptsächlich über Email<br />

abzuwickeln, und hat damit sehr gute Erfahrungen gemacht. Wichtig ist dabei, bereits zu<br />

Beginn darauf hinzuweisen, dass die Kommunikation nur über Email laufen wird, damit<br />

die Informationen entsprechend ernst genommen werden. Die Emails müssen sehr gut<br />

strukturiert sein und klare Anweisungen und Termine enthalten, um von den Teilnehmern<br />

verstanden und ernst genommen zu werden. Daher sollte man lieber häufigere und kürzere<br />

Emails schreiben. Es darf nicht vergessen werden, den Teilnehmern auch Informationen<br />

über die ausführende Organisation anzubieten (z.B. durch Hinweis auf die Homepage).<br />

4 6 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />

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M a t e r i a l i e n<br />

Seminarplanung<br />

Eine Materialliste mit einer Grundausstattung unter anderem für den Seminarkoffer ist<br />

sehr nützlich. Sie sichert das Vorhandensein der unbedingt notwendigen Materialien, die<br />

sich aus den Anforderungen der einzelnen Übungen ergeben, vor Ort.<br />

P r o g r a m m p l a n u n g<br />

Im Programm sollten Punkte für das Seminarteam festgelegt werden:<br />

▪ Tägliche Feedback-Runden: Wurde das Tagesziel erreicht? Warum nicht? Konsequenzen<br />

daraus für den nächsten Tag, Teilnehmer-Spiegelung, Seminarleiter-Spiegelung.<br />

▪ Programmpunkte, wie etwa die Essenszeiten, sollten nicht als Sitzungen der<br />

Seminarleiter “missbraucht” werden.<br />

▪ Pflichteinheiten, bei denen alle Seminarleiter anwesend sein sollten. Hierbei muss auch<br />

die Rolle von Seminarleitern im Publikum geklärt werden.<br />

▪ Freizeiten für Teilnehmer und Seminarleiter einplanen.<br />

▪ Freizeitpflichten der Seminarleiter klären.<br />

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M e t h o d e n H a n d b u c h 4 7<br />

2<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung


2<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />

Seminarplanung<br />

C h e c k l i s t e : M a t e r i a l i e n<br />

während des Seminars Anzahl Verantwortlich Bemerkungen<br />

Kopien der Übungen<br />

Seminarmappen<br />

Kugelschreiber<br />

Namensschilder<br />

Moderationskoffer<br />

evtl. Ersatzteile<br />

Wachsmalkreide<br />

Wasserfarben<br />

Buntstifte<br />

Papier<br />

DIN A4<br />

sonstiges<br />

Metaplan<br />

Karten<br />

Stifte (Eddings)<br />

Tischglocke<br />

Musik-CD`s<br />

Disketten<br />

Fotoapparate<br />

Filme<br />

Tonbandgerät<br />

Videogerät<br />

Locher<br />

Klammeraffe<br />

Büroklammern<br />

4 8 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />

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Materialien


E i n s t i e g s p h a s e<br />

Seminarplanung<br />

In der Einstiegsphase geht es vor allem darum, dass die Gruppe sich möglichst schnell kennen<br />

lernt und Vertrauen zueinander aufbaut. Dazu gehört die Klärung der gegenseitigen Erwartungen<br />

und der „Spielregeln“. Es sollen aber auch die Strukturen innerhalb des Seminars (Seminarziele,<br />

Zeitplan mit den einzelnen Einheiten, Verantwortlichkeiten, Ansprechpersonen) und vor allem<br />

die Seminarmethoden detailliert vorgestellt werden.<br />

A n k u n f t<br />

▪ Der erste Eindruck prägt die Seminaratmosphäre, die Teilnehmer sollten sich gut<br />

aufgehoben fühlen.<br />

▪ Hilfen zur Orientierung und die wichtigsten Informationen zur Unterkunft und Umgebung<br />

sollten bereitgestellt sein.<br />

▪ Es ist wichtig, dem Seminar einen Rahmen zu geben, indem man einen offiziellen<br />

Anfangspunkt setzt (z.B. Begrüßungstrunk). Hier sollten sich auch bereits die<br />

Seminarleiter vorstellen.<br />

Wie?<br />

_Evtl. Abholen vom Bahnhof / Flughafen<br />

_ Empfang der Teilnehmer im Hotel<br />

_ Informationsmappe mit Plänen und Adressen, Einweisung in die Räumlichkeiten<br />

_ Bei der Zimmerverteilung auf die gewünschte Zusammenstellung achten (z.B.<br />

gemischtnationale Gruppen)<br />

K e n n e n l e r n e n<br />

▪ Die Namen und Länder der Teilnehmer möglichst schnell kennen zu lernen hilft, die<br />

Anonymität abzubauen und den Kontakt zu erleichtern. Es sollte erst gar nicht zur<br />

Isolation Einzelner oder zu einer zu starken Gruppenbildung kommen.<br />

▪ Auch die Teilnehmer sollten die Gelegenheit erhalten, die Seminarleiter kennen zu lernen,<br />

um Hierarchien abzubauen und den Zugang zu erleichtern.<br />

▪ Durch den Aufbau von Vertrauen zwischen Teilnehmern und Seminarleitern wird bei den<br />

Teilnehmern Sicherheit und damit Handlungsfreiheit erreicht.<br />

▪ Die Seminarmethoden sollten vorgestellt werden, damit die Teilnehmer ihre Aufgaben<br />

kennen und wahrnehmen können.<br />

Wie?<br />

_ Tragen von Namensschildern nicht nur am ersten Tag, sondern bis sichergestellt ist, dass<br />

alle (fast) alle kennen<br />

_ Namensspiele<br />

_ Vertrauensspiele<br />

_ Vorstellung der Ansprechpartner für bestimmte Aufgaben im Seminarteam (z.B. welcher<br />

Seminarleiter ist für die Schlüssel zuständig)<br />

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M e t h o d e n H a n d b u c h 4 9<br />

2<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung


2<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />

Seminarplanung<br />

G r u p p e n r e g e l n u n d Te i l n e h m e r a u f g a b e n<br />

▪ Die Teilnehmer erarbeiten einen Verhaltenskodex. Wichtig ist es, ihnen deutlich zu<br />

machen, dass sie für den Erfolg des Seminars selbst mitverantwortlich sind.<br />

▪ Falls die Teilnehmer nicht selbst die Stopp-Regel nennen, sollte sie von der<br />

Seminarleitung eingeführt werden. Sie besagt, dass ein Teilnehmer jederzeit durch Rufen<br />

von „Stopp“ die Möglichkeit hat, eine Diskussion abzubrechen, wenn seine Intimsphäre<br />

verletzt wird. Der Teilnehmer muss dafür keine Erklärung abgeben. Diese Regel dient<br />

dem persönlichen Schutz der Teilnehmer und Seminarleiter.<br />

▪ Die Stärkung der Selbständigkeit und Eigenverantwortung der Teilnehmer beginnt<br />

bereits mit dem Verteilen von Aufgaben in der Seminarorganisation. Gemeinsam sollte<br />

ein Aufgabenplan erarbeitet werden (z.B. Getränkedienst, Weckdienst, WUPs,<br />

Abendgestaltung, Aufräumen des Seminarraumes). Die Aufgaben können im Laufe des<br />

Seminars erweitert werden (z.B. Übernahme kleiner Einheiten, Leitung einer Gruppe,<br />

Präsentation von Ergebnissen).<br />

▪ Gemeinsam müssen Sanktionen bei Verstößen gegen die Gruppenregeln überlegt werden.<br />

▪ Die Seminarleiter sind auf regelmäßiges Feedback von den Teilnehmern angewiesen, um<br />

zu überprüfen, inwieweit die Seminarziele bei den Teilnehmern ankommen, aber auch,<br />

um mögliche Konflikte und Unzufriedenheiten aufzufangen. Gemeinsam sollte eine feste,<br />

möglichst tägliche Form dafür gefunden werden.<br />

Wie?<br />

_ Erarbeitung eines Verhaltenskodexes<br />

_ Erstellung eines Aufgabenplans<br />

_ Festlegung von Feedback-Runden bzw. Auswertungen<br />

L ä n d e r p r ä s e n t a t i o n<br />

▪ Sofern die Teilnehmer aus unterschiedlichen Ländern kommen, sollten sie die<br />

Gelegenheit bekommen, ihr Land und damit ihren persönlichen Hintergrund vorzustellen.<br />

Damit erhalten die anderen Teilnehmer die Möglichkeit, ihre Kenntnisse über die<br />

beteiligten Länder zu vertiefen und Vorurteile abzubauen.<br />

▪ Die Präsentation des Gastlandes sollte nicht vergessen werden. Eine der<br />

Teilnehmererwartungen ist sicherlich auch das Kennenlernen eines neuen Landes.<br />

Wie?<br />

_ Reisebürospiel<br />

_ Gegenstände aus dem eigenen Land mitbringen lassen<br />

_ Länderabende<br />

_ Stadtrallye<br />

_ Ausflug, Wanderung<br />

_ Aktuelle Hintergrundinformationen über die beteiligten Länder bereitstellen<br />

5 0 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />

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E r w a r t u n g e n d e f i n i e r e n<br />

Seminarplanung<br />

▪ Die Erwartungen (persönliche Erwartungen, Erwartungen an die Gruppe, Erwartungen an<br />

das Seminar) und damit die Seminarziele sollten gegenseitig vorgestellt und gemeinsam<br />

festgelegt werden. Unter Umständen muss das Programm entsprechend angepasst werden.<br />

▪ Die Seminarleitung muss unerfüllbare Erwartungen frühzeitig auflösen.<br />

▪ Die Erwartungen bilden die Grundlage für die Evaluierung des Seminars und sollten in der<br />

Abschlussphase wieder einbezogen werden.<br />

Wie?<br />

_ Kartenabfrage<br />

_ Erwartungen für die Endauswertung festhalten<br />

K e r n p h a s e<br />

In der Kernphase geht es um die eigentliche Auseinandersetzung mit dem Seminarthema. Hier<br />

finden auch Übungen Platz, die eher kognitiv ausgerichtet sind. Bei der Methodenwahl ist darauf<br />

zu achten, dass kognitive und spielerisch-handlungsorientierte Übungen variiert werden und die<br />

Lernziele sorgfältig im Voraus festgelegt werden. Gerade bei internationalen Seminaren muss<br />

nun dem Thema interkulturelle Kommunikation breiter Raum gegeben werden, um Missver-<br />

ständnissen und Konflikten vorzubeugen.<br />

I n t e r k u l t u r e l l e K o m m u n i k a t i o n<br />

▪ Es sollen Neugier und Offenheit für andere Kulturen geweckt und Vorurteile abgebaut werden.<br />

▪ Es ist wichtig, ein Bewusstsein dafür zu schaffen, dass es verschiedene<br />

Erklärungsmodelle gibt, und die Teilnehmer für das Problem zu sensibilisieren.<br />

▪ Es müssen Strategien im Umgang mit interkulturellen Konflikten angeboten werden.<br />

▪ Ziel ist die Entwicklung einer interkulturellen Kompetenz.<br />

▪ Es ist darauf hinzuweisen, dass Kultur nicht nur Nationalkultur ist. Die Teilnehmer sollen<br />

ihre eigene Sozialisation bewusst kennen lernen.<br />

Wie?<br />

_ Einen speziellen Block Interkulturelle Kommunikation oder mehrere kleinere Einheiten ins<br />

Programm einbauen<br />

_ Theoretische Input-Referate mit Raum zur Diskussion und für Ergänzungen von den Teilnehmern<br />

_ Größere, längere Simulationsübungen<br />

_ Arbeit mit Fotos und Bildern<br />

_ Exkursionen, Begegnungen<br />

_ Kleingruppen zu bestimmten Themenschwerpunkten bilden<br />

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M e t h o d e n H a n d b u c h 5 1<br />

2<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung


2<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />

Seminarplanung<br />

I n h a l t l i c h e A u s e i n a n d e r s e t z u n g<br />

▪ Die gesellschaftliche Relevanz des Themas ist darzustellen.<br />

▪ Kognitive und kreative Methoden sollten miteinander verbunden werden.<br />

▪ Es sollten verschiedene Sichtweisen auf ein Thema angeboten werden.<br />

▪ Kritisches eigenständiges Denken soll gefördert werden, fertiger Lösungen bedarf es nicht.<br />

Wie?<br />

_Bereits im Vorfeld des Seminars Vorbereitung auf inhaltlicher Ebene anbieten<br />

_Weiterführende Literatur anbieten (z.B. eine Seminarbibliothek zusammenstellen, die den<br />

Teilnehmern zur Verfügung steht)<br />

_ Interviews mit Experten, Kamingespräche, Referenten ins Programm aufnehmen<br />

_Fakultative Gesprächsrunden zur Vertiefung des Themas für besonders interessierte Teilnehmer<br />

_Textarbeit<br />

_Experten unter den Teilnehmern aktiv nutzen und ihnen Raum geben<br />

_Referate und Vorträge<br />

_Planspiele, Rollenspiele<br />

V o r s t e l l e n d e r a u s f ü h r e n d e n O r g a n i s a t i o n<br />

▪ Die Ziele und Aufgaben der ausführenden Organisation sind vorzustellen.<br />

▪ Den Teilnehmern sollten mögliche persönliche Perspektiven bei dieser Organisation<br />

dargestellt werden.<br />

Wie?<br />

_Vorstellung durch einen Vertreter der Organisation<br />

_Publikationen zur Verfügung stellen, auf die Homepage und Ansprechpartner verweisen<br />

P r o j e k t i d e e n e n t w i c k l u n g<br />

▪ Während des Seminars werden Ideen für persönliches Engagement (Projekt als Mittel,<br />

aktiv zu werden) entwickelt.<br />

▪ Das Seminar bietet hierbei praktisches Wissen für die Umsetzung.<br />

▪ Es vermittelt die Fähigkeiten des strategischen Denkens und Planens.<br />

▪ Das Angebot einer langfristigen Qualifizierung sollte unterstrichen werden.<br />

Wie?<br />

_Zukunftswerkstatt<br />

5 2 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />

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F r e i z e i t / A u s f l u g / A b e n d p r o g r a m m<br />

Seminarplanung<br />

▪ Pflichteinheiten festlegen: Wer von den Teilnehmern und Seminarleitern ist wozu verpflichtet?<br />

▪ Die Seminarleiter sollten immer, auch außerhalb des offiziellen Programms, ansprechbar sein.<br />

▪ Das Freizeitprogramm dient der Gruppenintegration auf anderer, “privater” Ebene.<br />

▪ Es bietet Ausgleich zur Arbeit während der Seminareinheiten.<br />

Wie?<br />

_Das Abendprogramm gestalten Teilnehmer oder Seminarleiter (Plan machen)<br />

_Die Freizeit gestaltet jeder in Eigeninitiative<br />

_Den Ausflug planen die Seminarleiter<br />

_Bei Seminaren, die eine Woche und länger dauern, sollte mindestens ein halber<br />

Freizeittag ins Programm integriert werden.<br />

A b s c h l u s s p h a s e<br />

Im Mittelpunkt der Abschlussphase stehen die Bewertung des Seminars und Überlegungen für<br />

die Zeit nach dem Seminar.<br />

E v a l u i e r u n g<br />

▪ Es sollte am Ende des Seminars Zeit sein, Klarheit zu schaffen und zusammenzufassen<br />

(z.B. durch ein Revuepassierenlassen der Seminartage).<br />

▪ Wurden die gesetzten Ziele erreicht?<br />

▪ Durch die Evaluierung sollen Veränderungen und Verbesserung ermöglicht und<br />

Vorschläge hierzu gesammelt werden.<br />

Wie?<br />

_Zeitpunkte festlegen: Tagesauswertungen, Auswertungen nach den Einheiten,<br />

Schlussauswertung, spontane Auswertung<br />

_Form festlegen: Gespräch − Schriftform, Rollenspiele, Visualisierung, anonym – offen,<br />

unkommentiert – in der Diskussion, in Gruppen – im Plenum – allein<br />

_ Offene Fragen stellen und darauf achten, dass alle zu Wort kommen<br />

A b s c h l u s s<br />

▪ Zum Abschluss sollte ein gemeinsamer letzter Höhepunkt gesetzt und damit ein Rahmen<br />

für das Seminar geschaffen werden.<br />

▪ Das ist auch der Zeitpunkt, zu dem eine Perspektive, ein Ausblick für die Zeit nach dem<br />

Seminar angeboten werden kann.<br />

▪ Es wird Raum geboten, Abschied voneinander zu nehmen.<br />

▪ Erinnerungsmomente werden geschaffen.<br />

Wie?<br />

_Klaren Schlusspunkt setzen<br />

_Feier (Zertifikate, Geschenke, Dank, Spiele, Toast)<br />

_Ausblick geben, Liste zu weiterem Engagement erstellen<br />

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M e t h o d e n H a n d b u c h 5 3<br />

2<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung


2<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />

Seminarplanung<br />

N a c h b e r e i t u n g s p h a s e<br />

Die Nachbereitungsphase dient dazu, den weiteren Kontakt zwischen den Teilnehmern und zu<br />

den Seminarleitern zu unterstützen. Grundgedanke ist hierbei die Bildung eines Netzwerkes. Die<br />

Ergebnisse des Seminars, vor allem die positiven und negativen Kritikpunkte, dienen der Weiter-<br />

entwicklung von neuen Seminaren und sollten daher unbedingt aufbereitet und zur Verfügung<br />

gestellt werden.<br />

N a c h d e m S e m i n a r<br />

▪ Kontakt zu den Teilnehmern halten<br />

▪ Dokumentation<br />

▪ Organisatorische Aufgaben erledigen (z.B. Abrechnungen, Berichte)<br />

▪ Eigenbewertung (Wurden die Seminarziele erreicht? Waren die Planung, die Methoden<br />

erfolgreich? Hat die Seminarleitung gut zusammengearbeitet?<br />

Wie?<br />

_Email an die Teilnehmer: Dank für die Mitarbeit am Seminar, Frage nach guter<br />

Rückfahrt etc.<br />

_Gesamtauswertungsrunde unter den Seminarleitern<br />

P r o j e k t p h a s e<br />

Sollte das Seminar eine Projektphase beinhalten, ist darauf zu achten, dass die Phase sinnvoll<br />

vorbereitet und mit der Kernphase verbunden wird. So sollten die Teilnehmer frühzeitig dazu<br />

angeregt werden, Ideen zu entwickeln und sich potenzielle Mitstreiter in der Gruppe zu suchen.<br />

Dabei wird sehr viel Wert darauf gelegt, nicht nur die tatsächlich vorhandenen Mängel im ei-<br />

genen Umfeld offen zu legen, sondern gleichzeitig auch realistische Handlungsspielräume für<br />

Initiativen aufzuzeigen. Die Durchführung von eigenverantwortlichen Projekten dient auch der<br />

Einübung interkultureller und gesellschaftlicher Kompetenzen.<br />

5 4 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />

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2 . 6 . T i p p s u n d T r i c k s<br />

Seminarplanung<br />

Die folgenden Tipps und Tricks basieren auf den konkreten Erfahrungen aus den Som-<br />

merseminaren des <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong>s. Sie sind eine Auswahl und keinesfalls eine<br />

vollständige Liste.<br />

E x k u r s i o n<br />

Exkursionen sind sinnvolle und wünschenswerte Pausen vom Seminargeschehen. Ausflüge bie-<br />

ten eine weitere Möglichkeit, sich näher kennen zu lernen und auszutauschen und sollten daher<br />

nicht unbedingt als “Arbeitsexkursion” genutzt werden, obwohl eine inhaltliche Bindung durch-<br />

aus möglich ist.<br />

F r e i z e i t g e s t a l t u n g<br />

Es muss klar sein, wie verpflichtend die Angebote sind und wie viel Initiative den Teilnehmern<br />

ermöglicht werden soll. Eine Aufgabenverteilung für die Abendgestaltung nach Zimmer- oder<br />

Ländergruppen ist denkbar, dafür müssen aber die Möglichkeiten des Hauses umfassend vorge-<br />

stellt werden.<br />

G a s t l a n d<br />

Der Seminar- und der Ankunftsort sollten thematisch in das Seminar eingebunden werden,<br />

um auch den Bezug zum Gastland hervorzuheben. Dies kann zum Beispiel durch projekthaftes<br />

Entdecken und ein “neues” Wahrnehmen geschehen, ohne diese Kennenlernphase zu sehr mit<br />

inhaltlicher Arbeit zu überfrachten.<br />

L ä n d e r a b e n d e<br />

Die Länderabende stellen eine gute Gelegenheit für die Teilnehmer dar, das eigene Land zu<br />

präsentieren und Neues über andere Länder zu erfahren. Grundsätzlich sollte den Teilnehmern<br />

genügend Zeit für die Vorbereitung gegeben werden. Im Einladungsschreiben muss darauf hin-<br />

gewiesen werden, dass Informationsmaterialien, Lieder, ... mitgebracht werden sollten.<br />

O r t<br />

Seminarinhalte und -abläufe (Referenteneinbindung, Sprache, Atmosphäre, ...) sind entschei-<br />

dend für die Wahl des Ortes und sollten daher schon vor der Entscheidung für den Seminarort<br />

bedacht werden. Folgende Fragen sollte man sich stellen:<br />

▪ Welche Geschichte hat der Ort und lässt sich diese in das Thema einbinden?<br />

▪ Könnte der Ort Vorbehalte bei einem der Teilnehmer auslösen?<br />

▪ Könnte es Visaprobleme geben?<br />

▪ Wie abgeschieden ist der Ort? (Erreichbarkeit, konzentrierte Arbeitsatmosphäre,<br />

Langeweile)<br />

▪ Welche technischen und Freizeitmöglichkeiten sind vorhanden?<br />

▪ Fühlt man sich an diesem Ort wohl?<br />

▪ Sind die sanitären Einrichtungen in einem guten Zustand?<br />

▪ Gibt es dort weitere Gruppen während des Seminars? Ist das gut oder schlecht?<br />

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M e t h o d e n H a n d b u c h 5 5<br />

2<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung


2<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />

Seminarplanung<br />

S e m i n a r b i b l i o t h e k<br />

Es kann eine kleine Bibliothek eingerichtet werden. Sinnvoll ist eine Ausstattung mit:<br />

▪ Informationen zu Deutschland und den Ländern der Teilnehmer<br />

▪ Informationen zu Studienmöglichkeiten<br />

▪ Materialien zum Thema zum Beispiel von der Bundeszentrale für politische Bildung<br />

▪ Zeitungen und Zeitschriften<br />

Sie sollte zu Beginn vorgestellt werden, damit sie von den Teilnehmern während des Seminars<br />

intensiv und effektiv genutzt werden kann; es könnte einen permanenten Ansprechpartner<br />

geben, der auch bei sprachlichen Schwierigkeiten hilft.<br />

S p r a c h e<br />

Bei der Planung sollte das sprachliche Niveau der Teilnehmer berücksichtigt werden, da es sonst<br />

bei sprachlicher Überforderung zu einem inhaltlichen “Aussteigen” kommen kann. Bedacht<br />

werden sollte auch, dass der Sprachlern- und Übungseffekt von den Teilnehmern ganz konkret<br />

gewünscht wird. Die Reihenfolge ihres gewohnten Spracherwerbsmusters (Grammatik - Lesen<br />

- Verstehen - Kommunikation) wird umgekehrt, sie lernen vor allem durch die starke Konzentra-<br />

tion auf kommunikative Aufgaben, andere Prioritäten zu setzen.<br />

Z e i t p l a n u n g<br />

Um eine Überlastung von Teilnehmern und Seminarleitern zu verhindern, sollte zusätzliche Zeit<br />

eingeplant werden, da die meisten Einheiten länger als geplant laufen, und auch an die inhaltli-<br />

che Entlastung der Teilnehmer gedacht werden.<br />

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3<br />

K e n n e n l e r n e n


3 . K e n n e n l e r n e n<br />

Kennen lernen<br />

Das Ankommen der Teilnehmer, Begrüßung und Kennenlernen sind wichtige Grund-<br />

steine für das Seminar. Wenn es sich organisieren lässt, ist das persönliche Abholen<br />

der Teilnehmer vom Bahnhof immer vorzuziehen. Viele Teilnehmer sind das erste Mal<br />

im Ausland und beherrschen die Sprache des Gastlandes nicht bzw. sind unsicher. Die<br />

persönliche Begrüßung symbolisiert dem Teilnehmer außerdem: wir freuen uns, dass<br />

du da bist!<br />

D e r e r s t e A b e n d<br />

Für den ersten gemeinsamen Abend stehen das gegenseitige Kennenlernen und die Vorstellung<br />

des Seminarteams im Mittelpunkt. Es ist zu überlegen und abzuwägen, wie stark eine Einführung<br />

in das Seminar mit dem Kennenlernen verbunden wird. Die Aufmerksamkeit sollte nicht vorder-<br />

gründig auf detaillierte Inhalte der bevorstehenden Woche gelenkt werden. Trotzdem kann man<br />

in einem lockeren Rahmen Erwartungen und erste Eindrücke abfragen, auf Flipchart sammeln<br />

und am Seminarende in die Auswertung einbauen.<br />

Die Teilnehmer haben eine anstrengende, lange Reise hinter sich, deshalb ist eine freundliche<br />

und offene Atmosphäre ohne Leistungsdruck und Bewertung der beste Einstieg in das Seminar.<br />

Eine entspannte Kommunikation und Begegnung kann Ängste (zum Beispiel vor Fremden, vor<br />

hohen Erwartungen, vor Versagen) und Unsicherheit abbauen.<br />

Der Abend sollte von zwei Seminarleitern geleitet werden, die verantwortlich sind für das Pro-<br />

gramm, den Ablauf, Speisen und Getränke und die Raumausstattung. Leer- und Wartezeiten<br />

sollten vermieden werden – hier kann man sich gute Anregungen bei den Warming Ups holen.<br />

Ein besonderes Menü wertet den Abend auf. Begrüßungssekt und verschiedene Gänge können<br />

dazugehören. Vegetarier sollten schon in der Einladung ermittelt werden. Bei der Anreise sollten<br />

diese Angaben noch einmal überprüft werden. Der Raum sollte ausreichend groß für die Spiele<br />

und Präsentationen sein und klein genug, um eine gemütliche Atmosphäre zu schaffen. Alle<br />

Personen sollten sich sehen können, dafür bietet sich eine lange Tafel an. Außerdem sollte der<br />

Raum genügend Bewegungsfreiheit bieten, um vom Platz zum Beispiel zur Präsentationsecke<br />

zu gelangen. Gut ist eine freie Wand als Hintergrund für eine Bühne oder zum Aufhängen von<br />

Karten beziehungsweise Aufstellen von Flipcharts.<br />

Tipps für den großen Begrüßungsabend:<br />

▪ Den Abend mit Informationen und Spielen nicht überlasten.<br />

▪ Ein verbindliches Ende setzen.<br />

▪ Möglichkeiten für danach anbieten.<br />

S p r a c h n i v e a u<br />

Bei der Auswahl der Spiele und Übungen sollte man bei internationalen Seminaren das Sprach-<br />

niveau der Teilnehmer berücksichtigen. Es empfiehlt sich ein Wechsel von verbalen und non-<br />

verbalen Übungen. Viele Spiele setzen freies Sprechen und Improvisation in der Fremdsprache<br />

voraus, das kann für einige Teilnehmer ein großes Problem oder zumindest eine ungewohnte<br />

Situation sein.<br />

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Kennen lernen<br />

W ä h r e n d d e s S e m i n a r s<br />

Das Kennenlernen sollte nicht nur auf den ersten Abend beschränkt bleiben. Die Seminarleiter<br />

sollten sich unbedingt, eventuell auch wiederholt, ausführlich vorstellen und sagen, welche<br />

Aufgabe sie im Seminar übernehmen. Seminarleiter sind Bezugs- und Vertrauensperson sowie<br />

erster Ansprechpartner während des Seminars. Der Aufbau von Vertrauen – auch zwischen den<br />

Teilnehmern − sollte durch körperorientierte Methoden, vor allem durch Vertrauensspiele, un-<br />

terstützt werden. [Kapitel 4.3.]<br />

3 . 1 . B e g r ü ß u n g<br />

Die Begrüßung findet mehrfach statt, unter anderem bei der Ankunft im Hotel. Diese<br />

Begrüßung sollte einen lockeren Charakter haben. Eine zweite offizielle Begrüßung<br />

sollte zu Beginn des Seminars erfolgen. Ein klarer Anfang und eine deutliche Be-<br />

grüßung sind hier von großer Bedeutung: Der Beginn muß deutlich gekennzeichnet<br />

werden, um Verbindlichkeit zu demonstrieren und die einzelnen Teilnehmer als Se-<br />

minargruppe zu konstituieren und nicht zuletzt, um die Teilnehmer als Gruppe will-<br />

kommen zu heißen. Durch einen feierlichen Rahmen wird dies besonders gut erreicht.<br />

Damit wird für die Teilnehmer deutlich gemacht „Wir freuen uns auf dich!” und „Du<br />

bist uns wichtig!”<br />

B e g r ü ß u n g m i t B l u m e n<br />

Besonders schön ist eine persönliche Begrüßung mit einer kleinen Aufmerksamkeit. Eine Mög-<br />

lichkeit dafür sind Blumen.<br />

F e i e r l i c h e r R a h m e n<br />

Kleine Rituale erhöhen die Feierlichkeit dieses ersten Abends. So kann vor dem gemeinsamen<br />

Essen eine kleine Rede gehalten werden und alle stoßen auf das Gelingen des Seminars mit<br />

einem kleinen Aperitif an.<br />

3 . 2 . S i t z o r d n u n g<br />

Während des Seminars wird es in der Regel keine Sitzordnung geben. Für den ersten<br />

Abend sollten die Seminarleiter jedoch eine Mischung der Teilnehmer anstreben. Da<br />

die Teilnehmer aus den verschiedenen Ländern in kleinen Gruppen anreisen, die sich<br />

untereinander mehr oder weniger gut kennen, es aber gleichzeitig allein Anreisende<br />

gibt, sollte eine weitere Verstärkung der Gruppen vermieden werden. Außerdem för-<br />

dert ein Aufbrechen der Gruppen den Gebrauch der Seminarsprache Deutsch, ohne es<br />

explizit von den Teilnehmern zu fordern.<br />

Für den ersten gemeinsamen Abend ist es empfehlenswert, einen Raum zu wählen, der eine<br />

Sitzordnung an einer großen Tafel zulässt, so dass jeder jeden sehen kann. Als Varianten der<br />

Platzierung bieten sich die folgenden Möglichkeiten an:<br />

6 0 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />

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S y m b o l k ä r t c h e n<br />

Kennen lernen<br />

Mit dieser Variante wird das Zufallsprinzip der Verteilung der Sitzplätze offensichtlich betont.<br />

Vorbereitet werden kleine Kärtchen mit Symbolen oder Bildern, die wie beim Memory-Spiel je-<br />

weils doppelt existieren. Die Symbole oder Bilder können gezeichnet oder auch aus der Zeitung<br />

ausgeschnitten und kopiert sein; oder man verwendet ein Memory-Spiel. Jeweils eine Karte<br />

eines Bildpaares wird auf der Tafel als Platzkärtchen verteilt. Am Eingang zum Raum ziehen die<br />

Teilnehmer aus einer Schale ein Kärtchen und suchen am Tisch die Entsprechung dazu.<br />

P o s t k a r t e n<br />

Postkarten auf so viele verschiedene Arten zerschneiden, wie später Gruppen gebraucht werden<br />

(z.B. senkrecht, diagonal, mit Zickzack, mit Wellenlinie,...). Von jeder Postkarte wird die eine<br />

Hälfte auf den Tischen verteilt, die andere in einer Schale gesammelt. Darauf achten, dass nicht<br />

auf die gleiche Weise zerschnittene Karten zusammen liegen. Am Eingang zum Raum ziehen die<br />

Teilnehmer eine Kartenhälfte und suchen den dazugehörigen zweiten Teil. Falls später zufällig<br />

Gruppen gebildet werden sollen, können sich immer die Teilnehmer zusammenfinden, die auf die<br />

gleiche Art zerschnittene Karten haben. Dabei kann auch vermieden werden, dass zufällig alle<br />

Seminarleiter zusammentreffen, indem jeder eine anders zerschnittene Karte nimmt.<br />

B l u m e n a u s P a p i e r<br />

Auch in dieser Variante werden die Plätze nach dem Zufallsprinzip verteilt. Aus Papier in un-<br />

terschiedlichen Farben werden Blumen gebastelt. Jeder Teilnehmer bekommt am Eingang zum<br />

Raum eine solche Blume und sucht sich nach der Farbe seinen Platz. Pro Teilnehmer wird eine<br />

Papier-Farbe benötigt. Wenn es weniger Farben gibt, kann die Blume auch mit einem Symbol<br />

versehen werden, das der Teilnehmer dann auf seinem Platz wiederfindet. Statt Blumen können<br />

auch andere Falt-Basteleien gewählt werden (Hüte, Boote usw.). Die Teilnehmer sind oft an der<br />

Bastel-Anleitung interessiert. Das gemeinsame Basteln kann daher an einem freien Abend als<br />

fakultativer Programmpunkt eingebaut werden.<br />

P l a t z k ä r t c h e n m i t N a m e n<br />

Es werden Platzkärtchen mit Namen vorbereitet und auf die Plätze an der Tafel verteilt. Bei der<br />

Verteilung kann die Seminarleitung gezielt die Sitzordnung planen: z.B. nach dem Herkunftsland<br />

gemischt, nach Hobbies, Interessen oder Studienfach gesammelt.<br />

S e m i n a r u n t e r l a g e n a m P l a t z<br />

Diese Variante eignet sich insbesondere, wenn die Seminarteilnehmer zu verschiedenen Zeiten<br />

anreisen und eventuell am Abend gewartet werden muss. Die Seminarmappen mit Einladung<br />

und Programm und dem Namen des Teilnehmers sowie ein leeres Namensschild werden auf den<br />

Plätzen gemischt verteilt. Die Teilnehmer suchen sich entsprechend ihren Platz. Es werden Stifte<br />

verteilt und alle erhalten die Aufgabe, ihr Namensschild selbst zu gestalten. Außerdem ist Gele-<br />

genheit, sich in der Seminarmappe zu informieren. Hier besteht allerdings die Gefahr, dass das<br />

vorliegende Programm zu stark ablenkt und, weil unkommentiert, vielleicht auch einschüchtert.<br />

© 2004 MitOst-Editionen<br />

M e t h o d e n H a n d b u c h 6 1<br />

3<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung


3<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />

Kennen lernen<br />

3 . 3 . N a m e n s s c h i l d e r<br />

Besonders in den ersten Tagen ist es wichtig, dass jeder Teilnehmer ein Namensschild<br />

gut sichtbar trägt. Zum einen dient es der direkten Ansprache, in kurzer Zeit kann man<br />

sich nicht alle Namen merken. Außerdem können sie auch mit zusätzlichen Informa-<br />

tionen versehen sein, die für die Teilnehmer von Bedeutung sind oder einen ersten<br />

Kontaktanlass darstellen können, zum Beispiel das Herkunftsland oder die Universi-<br />

tät. Nicht zu verachten ist die Bedeutung von Namensschildern als äußeres sichtbares<br />

Element der Gruppenidentität, schnell weiß man, dass man zusammengehört. Es gibt<br />

viele Möglichkeiten, Namensschilder zu gestalten.<br />

G e s t a l t u n g<br />

Namensschilder können im Vorfeld vorbereitet werden. Das hat den Effekt, dass dem Seminar<br />

ein offizieller Hauch gegeben wird. Wichtig dabei ist, sorgfältig auf die Schreibung der Namen<br />

zu achten.<br />

Eine andere Variante ist, den Teilnehmern das Gestalten ihres Namensschildes selbst zu überlas-<br />

sen. Die vorbereiteten Schilder und eine ausreichende Anzahl von möglichst verschiedenfarbigen<br />

Stiften werden verteilt. Jeder gestaltet nun sein Schild ganz nach eigenem Belieben, einzige<br />

Bedingung ist die gute Lesbarkeit des Namens. So wird die Individualität der Teilnehmer unter-<br />

strichen und die Namen können sich auch besser gemerkt werden, zum Beispiel „Lena mit der<br />

großen Blume”. Zu entscheiden ist, ob auf jedem Schild in einer Ecke ein Logo zu sehen sein soll,<br />

damit der verbindende Aspekt nicht unter den Tisch fällt.<br />

V e r t e i l u n g<br />

Die Verteilung der Namensschilder kann direkt bei der Ankunft erfolgen oder sie können beim<br />

Begrüßungsabend auf die Tische verteilt als Platzkärtchen dienen. Eine weitere Variante ist<br />

das folgende kleine Spiel. Jeder Teilnehmer zieht beim Betreten des Raumes, in dem der Be-<br />

grüßungsabend stattfindet, wahllos ein schon vorbereitetes Namensschild. Nun muß er durch<br />

Fragen denjenigen finden, dessen Namen auf dem Schild steht und es übergeben. Hierbei wird<br />

ein erster Kontakt hergestellt und die Hemmschwelle überwunden, die noch fremden anderen<br />

Teilnehmer in der Fremdsprache anzusprechen.<br />

6 2 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />

© 2004 MitOst-Editionen


3 . 4 . K e n n e n l e r n s p i e l e<br />

Kennen lernen<br />

Unter dieser Rubrik sollen einige spielerische Möglichkeiten vorgestellt werden, wie<br />

die Namen und weitergehende Informationen der Teilnehmer gelernt werden können.<br />

B a l l s p i e l<br />

Bei diesem Spiel stellen sich alle Teilnehmer und die Seminarleiter in einen Kreis, am besten<br />

draußen an der frischen Luft. Ein Teilnehmer wirft den Ball einem Mitspieler zu und ruft dabei<br />

dessen Namen, dann ist dieser an der Reihe. Dies wird eine Weile so fortgeführt, bis der Name<br />

jedes Teilnehmers mindestens einmal genannt wurde.<br />

V a r i a n t e d e r M e t h o d e<br />

Es wird nicht nur der Name, sondern auch ein Adjektiv mit gleichem Anfangsbuchstaben geru-<br />

fen, z.B. sonnige Svetlana.<br />

E u r o p a k a r t e n s p i e l I<br />

Hier wird an der Wand eine Europakarte befestigt. Der Reihe nach geht jeder Teilnehmer nach<br />

vorn, klebt oder malt einen roten Punkt auf seine Heimatstadt und vervollständigt den Satz<br />

„Ich lebe gern in meiner Stadt, weil…” Auch hier können gegebenenfalls die Namen wiederholt<br />

werden und alle, auch die stilleren Teilnehmer, bringen sich noch einmal ins Gedächtnis. Es wird<br />

deutlich, wie groß die Vielfalt der Herkunftsländer ist. Die Karte kann später zur Ausgestaltung<br />

des Seminarraums genutzt werden.<br />

E u r o p a k a r t e n s p i e l I I<br />

Die Teilnehmer stellen sich in einer gedachten Landkarte auf. Ausgangspunkte sind der Seminar-<br />

ort, die Himmelsrichtungen und die Umrisse des Kontinents. Dann positionieren sich die Teilneh-<br />

mer entsprechend ihrer Geburtsorte, Studienorte, Wohnorte etc.<br />

F l i k - F l a k<br />

Die Teilnehmer sitzen in einem Stuhlkreis, alle Plätze sind besetzt. Ein Teilnehmer steht in der<br />

Mitte. Spricht nun der Stehende einen Sitzenden mit „Flik“ an, muss dieser den Namen seines<br />

linken Nachbarn nennen. Sagt der Stehende „Flak“, muss der Name des rechten Nachbarn ge-<br />

nannt werden. Wenn der Sitzende den Namen nicht weiß, wechselt er mit dem Stehenden die<br />

Position. Beim Befehl „Flik-Flak“ müssen alle Teilnehmer so schnell wie möglich die Plätze wech-<br />

seln. Der Langsamste übernimmt die Position in der Kreismitte.<br />

G e s t e n s p i e l<br />

Auch hier stellen sich alle in einen Kreis und sagen der Reihe nach zuerst ihren Namen und zei-<br />

gen dann eine für sie typische Geste. Nachdem das jeder getan hat, nennt genau wie beim Ball-<br />

spiel ein Teilnehmer einen anderen Namen und zeigt dann die dazugehörige Geste, als nächster<br />

ist derjenige an der Reihe, dessen Name genannt wurde.<br />

V a r i a n t e d e r M e t h o d e<br />

Anstelle von typischen Gesten werden Lieblingsbeschäftigungen pantomimisch dargestellt. Vor-<br />

teil dieser Übung ist die Verbindung von Gesicht, Name und Gesten, was die Einprägung unter-<br />

stützt und gleichzeitig einen Gesprächsanlass – z.B. über die Lieblingsbeschäftigung – bietet.<br />

© 2004 MitOst-Editionen<br />

M e t h o d e n H a n d b u c h 6 3<br />

3<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung


3<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />

Kennen lernen<br />

I c h - S y m b o l e<br />

Jeder Spieler überlegt sich ein Symbol für die eigene Person und malt dieses auf eine Karte, die<br />

er sich anschließend an die Kleidung heftet. Anschließend werden Paare gebildet, die sich die<br />

Symbole gegenseitig erläutern. Beide stellen abschließend das Symbol ihres Partners vor.<br />

P a r t n e r i n t e r v i e w 1<br />

Jeweils zwei Teilnehmer setzten sich zusammen und befragen sich anhand von vorgegebenen<br />

oder frei entwickelten Fragen. Im Plenum wird der Interviewpartner möglichst interessant vor-<br />

gestellt.<br />

V a r i a n t e d e r M e t h o d e<br />

Jeder erstellt von seinem Gesprächspartner ein „Wanted”- Plakat mit einem Porträt und den<br />

wichtigsten persönlichen Informationen. Diese Bilder können im Seminarraum angebracht wer-<br />

den, in Ruhe bestaunt werden und Erinnerung an einen hoffentlich schönen ersten Abend sein.<br />

P a r t n e r i n t e r v i e w 2<br />

Jeweils zwei Teilnehmer setzen sich zusammen und befragen sich anhand von vorgegebenen<br />

oder frei entwickelten Fragen. Mehr wird den Teilnehmern zu diesem Zeitpunkt nicht verraten.<br />

Nach 10 Minuten setzen sich alle in einen großen Halbkreis, in der Mitte steht ein Stuhl. Immer<br />

ein Paar wird zu dem Stuhl gebeten: einer setzt sich auf den Stuhl, einer stellt sich dahinter und<br />

legt dem anderen seine Hände auf die Schultern. Der Stehende beginnt in der 1. Person Singular<br />

(Ich-Form) über den Sitzenden zu erzählen. Also: „Ich heiße…, ich komme…!“ Es werden Infor-<br />

mationen erzählt, die erfragt wurden oder die sich der Sprechende auch ganz spontan ausdenkt.<br />

Nach der Präsentation hat das Publikum die Möglichkeit, noch 3 Fragen zu stellen. Dabei wird<br />

der Stehende gefragt, der aber für die sitzende Person antwortet. Anschließend hat der Sitzende<br />

die Möglichkeit zu korrigieren.<br />

P o r t r ä t s m a l e n<br />

Jeder der Teilnehmer malt ein Bild von seinem linken Nachbarn, den er außerdem interviewt<br />

(Hobbys, Interessen etc.). Die gesammelten Informationen müssen ebenfalls bildlich dargestellt<br />

werden. Die fertigen Porträts werden an einer Wand gesammelt. Wenn die Gruppe nicht zu groß<br />

ist, können die Porträts auch vom Zeichner vorgestellt und kommentiert werden.<br />

P u n k t e s p i e l<br />

Das Spiel geht über vier Runden. Für die ersten drei Runden wird jeweils eine Frage festgelegt,<br />

z.B. „Welche Lieblingsfarbe hast du?“, „Was ist dein Hobby?“ etc. Die Teilnehmer gehen in jeder<br />

Runde herum, stellen jedem Teilnehmer die entsprechende Frage und merken sich die Antwort.<br />

Die Runden können zeitlich begrenzt werden. In der vierten Runde bekommt jeder Teilnehmer<br />

ein Blatt mit Klebepunkten und stellt durcheinander den anderen Teilnehmern die bekannten drei<br />

Fragen: „Welche Lieblingsfarbe habe ich?“, „Was ist mein Hobby?“ etc. Wenn der Befragte die<br />

Antwort nicht weiß, bekommt er einen Klebepunkt auf das Gesicht.<br />

6 4 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />

© 2004 MitOst-Editionen


Beschreibung<br />

Rahmen<br />

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Kennen lernen<br />

In Form von Fischen werden einige Charakteristika über die<br />

Teilnehmer gesammelt und Paare gebildet, die sich anschlie-<br />

ßend gegenseitig vorstellen.<br />

Gruppengröße __ 8 bis max. 20 Personen<br />

Zeit __ 1 Stunde<br />

Raum __ Seminarraum<br />

Material __ Pro Person eine Fisch-Vorlage mit zu ergänzenden Aussagen<br />

Schlüsselbegriffe<br />

Durchführung<br />

A n g e l s p i e l<br />

über die Person (möglichst bunt), Stifte, blaues Bettlaken<br />

oder Tuch<br />

Kennen lernen, Sprechhemmungen beheben<br />

1. Der Papierfisch wird von jedem Teilnehmer in<br />

Einzelarbeit anonym ausgefüllt. Auf der Fischvorlage<br />

sind die Fragen vorkopiert:<br />

▪ Am liebsten esse ich…<br />

▪ Meine Freizeit verbringe ich am Liebsten mit…<br />

▪ An anderen Menschen schätze ich am meisten…<br />

▪ Im Moment bin ich…<br />

▪ In 10 Jahren will ich…<br />

▪ Dorthin möchte ich einmal reisen…<br />

Das blaue Tuch wird auf dem Boden als „Meer“ ausge-<br />

breitet. Die Teilnehmer werfen ihre Fische ins Meer. Dann<br />

angelt sich jeder einen Fisch (wer seinen eigenen Fisch<br />

angelt, wirft ihn zurück ins Meer). [15 Minuten]<br />

2. Jeder Teilnehmer versucht nun, den passenden „Fisch“ zu<br />

dem Papierfisch zu finden. Dazu können sich alle im Raum<br />

bewegen und die anderen Teilnehmer befragen, ob sie zum<br />

Fisch passen, z.B.: „Wolltest du schon immer mal nach<br />

Indien reisen?“ „Isst du gerne Gummibärchen?“. Wenn alle<br />

ihren Fisch geangelt haben, beginnt die Vorstellungsrunde.<br />

[15 Minuten]<br />

3. Vorstellungsrunde im Plenum: Eine Person beginnt nun, ih-<br />

ren Fisch mit Hilfe der Fragen vorzustellen, z.B.: „Ich habe<br />

XY geangelt, sie ist Germanistikstudentin aus Jerewan und<br />

im Moment ganz neugierig auf das Seminar. Sie möchte<br />

gerne einmal nach Georgien fahren und...“. Wenn der<br />

Fisch will, kann er noch etwas ergänzen. Dann wird der<br />

Fisch zum Angler und stellt seinen Fisch vor usw.<br />

[30-40 Minuten]<br />

M e t h o d e n H a n d b u c h 6 5<br />

3<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung


3<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />

Kennen lernen<br />

Erfahrungen<br />

6 6 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />

Wenn man die Methode beim Kennenlernabend verwen-<br />

det, kann es unter Umständen etwas länger dauern, bis die<br />

Teilnehmer ihren Fisch geangelt haben, da man noch wenig<br />

übereinander weiß und viele fragen muss. Bei der Vorstellung<br />

ist es wichtig, dass der „Fisch“ auch auf der Bühne und mög-<br />

lichst im Mittelpunkt steht, damit sich für die Zuschauer die<br />

Informationen mit der vorgestellten Person und nicht mit dem<br />

Angler verbinden. Die Fragen können beliebig variiert werden,<br />

man sollte jedoch nicht mehr als 5-6 verwenden.<br />

© 2004 MitOst-Editionen


Beschreibung<br />

Ziele<br />

Rahmen<br />

© 2004 MitOst-Editionen<br />

Kennen lernen<br />

Unter vier Aspekten sammeln die Teilnehmer ihre Erwartun-<br />

gen an das Seminar und ihre Ideen, was jeder zum Erfolg<br />

des Seminars beitragen kann. Die Übung dient auch als guter<br />

Einstieg in die Diskussion über die Gruppenregeln.<br />

Die Teilnehmer lernen die anderen Teilnehmer und deren<br />

Erwartungen kennen.<br />

Gruppengröße __ 20 Personen<br />

Zeit __ 1 Stunde<br />

Raum __ Seminarraum<br />

Material __ Plakate und Stifte<br />

Schlüsselbegriffe<br />

Durchführung<br />

V i e r E c k e n g e b e n e i n e n R a u m<br />

Erwartungen, Kennen lernen, Seminarregeln<br />

1. Die Teilnehmer sollen sich einer von vier Aussagen zu-<br />

ordnen, die in den vier Ecken des Raumes aufgehängt<br />

werden.<br />

Ich bin hier, um…<br />

▪ mein Theoriewissen zum Thema zu erweitern.<br />

▪ mir möglichst viel praktisches Wissen anzueignen.<br />

▪ andere Leute kennen zu lernen und Kontakte zu<br />

knüpfen.<br />

▪ mehr über mich selbst und meine Fähigkeiten zu er<br />

fahren.<br />

2. Die vier Kleingruppen sollen sich nun über ihre konkreten<br />

Erwartungen austauschen und den Satz: „Das Seminar<br />

wird erfolgreich sein, wenn wir…“ weiterführen. Hierzu soll<br />

eine Liste erarbeitet werden. [15 Minuten]<br />

3. Im Plenum stellen die Kleingruppen ihre Ergebnisse vor.<br />

Die Erwartungen werden mit dem Programm abgeglichen.<br />

Seminarleitung und Teilnehmer einigen sich auf ein ge-<br />

meinsames Programm. [45 Minuten]<br />

Die Erwartungen sollten aufgehängt im Seminarraum<br />

verbleiben und bei der Abschlussauswertung nochmals<br />

herangezogen werden.<br />

M e t h o d e n H a n d b u c h 6 7<br />

3<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung


3<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />

Kennen lernen<br />

3 . 5 . A u f l o c k e r u n g s s p i e l e<br />

Auflockerungsspiele überbrücken Wartezeiten, schaffen eine entspannte Atmosphäre<br />

und stärken das Gruppengefühl. Sie sind gut bei der Abendgestaltung einzusetzen.<br />

P l i n s e n b a c k e n<br />

Aus der Gruppe verlassen fünf Freiwillige den Raum. Die anderen der Gruppe stehen oder sitzen<br />

so im Raum, dass eine kleine Bühne entsteht. Dann wird der erste Kandidat herein gebeten. Der<br />

Spielleiter demonstriert nun pantomimisch auf der Bühne, wie er in einer Küche Plinsen (Eier-<br />

kuchen, Pfannkuchen, Crêpes, Bliny, Palatschinken) zubereitet. Hier darf mit Ausschmückungen<br />

kräftig übertrieben werden, zum Beispiel fallen Teller herunter, Plinsen bleiben an der Decke<br />

kleben, der Koch verbrennt sich beim Naschen die Zunge… Der Kandidat soll das Spiel genau<br />

beobachten, er erfährt aber nicht, dass es sich um „Plinsen backen“ handelt. Sind die Plinsen<br />

fertig, verlässt der Spielleiter die Bühne und bittet den zweiten Freiwilligen herein. Nun soll Kan-<br />

didat eins nachspielen, was er beobachtet hat und Kandidat zwei ist der Zuschauer. Der Wechsel<br />

wird solange wiederholt, bis alle Freiwilligen in der Küche waren. Das „Plinsen backen“ weicht<br />

natürlich immer mehr von der ersten Demonstration ab und jeder Kandidat bringt seine eigenen<br />

Varianten ins Spiel, was den meisten Spaß dieses Spiels ausmacht.<br />

D i e e n d l o s e G e s c h i c h t e<br />

Alle Teilnehmer sitzen im Raum – am besten am Tisch. Eine Person beginnt eine Geschichte<br />

zu erzählen und unterbricht mitten im Satz zum Beispiel „Es war Frühling. Die Wiesen blühten<br />

und...“ An dieser Stelle erzählt der nächste weiter, ergänzt den angefangenen Satz seines Vor-<br />

gängers und fügt einen zweiten halben Satz dazu, zum Beispiel „...und ein kleiner grüner Frosch<br />

sprang in den Teich. Doch er konnte nicht schwimmen, deshalb…“ Die Geschichte wird fortge-<br />

setzt, bis alle einen Satz ergänzt haben. [30 Minuten]<br />

V a r i a n t e A<br />

Der nachfolgende Erzähler wiederholt den Satz bzw. die Sätze seiner Vorgänger, auf diese Weise<br />

wird die Geschichte ständig wiederholt und der letzte Teilnehmer muss die gesamte Geschichte<br />

erzählen. Diese Variante ist nur bei ausreichenden Deutschkenntnissen zu empfehlen, und ins-<br />

gesamt sollte mehr Zeit eingeplant werden.<br />

V a r i a n t e B<br />

Ein Thema der Geschichte kann vorgegeben werden, zum Beispiel ein Krimi, eine Liebesge-<br />

schichte, ...<br />

P l ä t z e w e c h s e l n<br />

Die Teilnehmer sitzen in einem Stuhlkreis, alle Plätze sind besetzt. Ein Teilnehmer steht in der<br />

Mitte. Um einen Sitzplatz zu bekommen, muss er die anderen dazu bringen, die Plätze zu wech-<br />

seln. Er nennt ein Merkmal, das auf verschiedene Leute im Kreis zutrifft, z.B. „Alle Brillenträger<br />

wechseln den Platz“, „Alle, die braune Schuhe tragen, wechseln den Platz“. Der Langsamste<br />

übernimmt den Platz in der Mitte.<br />

Um den Kennenlerneffekt zu verstärken, können auch nicht sichtbare Merkmale gewählt werden,<br />

z.B. „Alle Polen wechseln den Platz“, „Alle, die kein Fleisch essen, wechseln den Platz“.<br />

6 8 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />

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Z u n g e n b r e c h e r<br />

Kennen lernen<br />

Bei Deutschlernern sehr beliebt und unerschöpflicher Quell lustigen Vergnügens sind Zungenbre-<br />

cher. Die folgenden Sätze sollen reihum so schnell wie möglich aufgesagt werden. Neben dem<br />

Spaß werden ganz unmerklich Sprachübungen in Phonetik und Wortschatz absolviert.<br />

B e i s p i e l e<br />

▪ Blaukraut bleibt Blaukraut und Brautkleid bleibt Brautkleid.<br />

▪ Fischers Fritze fischt frische Fische. Frische Fische fischt Fischers Fritze.<br />

▪ Zwei zischende Schlangen sitzen zwischen zwei spitzen Steinen und zischen.<br />

▪ Schneller Schüler, schlittre schnell. Schlittre schnell, schneller Schüler!<br />

▪ Schnall schon schnell die Schnallenschuhschnalle zu!<br />

▪ Sieben Schneeschaufler schaufeln schnell sieben Schaufeln Schnee.<br />

▪ Bürsten mit braunen Borsten bürsten besser als Bürsten mit schwarzen Borsten.<br />

▪ Ulmen wachsen in Ulm und um Ulm herum.<br />

▪ Der Potsdamer Postkutscher putzt den Potsdamer Postkutschkasten.<br />

▪ Bierbrauer Braun braut Braunbier. Braunbier braut Bierbrauer Braun.<br />

▪ Kluge kleine Kinder kaufen keine kleinen Kleiderknöpfe.<br />

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M e t h o d e n H a n d b u c h 6 9<br />

3<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung


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<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />

Kennen lernen<br />

Beschreibung<br />

Ziele<br />

Rahmen<br />

7 0 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />

Die Teilnehmer müssen in der Gruppe verschiedene Aufgaben<br />

erfüllen und den Ablauf dabei selbst organisieren. Die Art<br />

der Aufgaben erfordert ein hohes Maß an Kommunikation<br />

innerhalb der Gruppe. Die Teilnehmer müssen die Aufgaben<br />

verteilen, sich immer wieder über die schon erledigte Arbeit<br />

verständigen usw.<br />

Die Aufgaben müssen vorher auf ihre Durchführbarkeit<br />

überprüft und gegebenenfalls durch andere Aufgaben ersetzt<br />

werden. Anzahl und Art der Aufgaben können außerdem je<br />

nach Zusammensetzung der Gruppe variiert werden.<br />

Das Spiel ist sehr gut für die Gestaltung eines Abends<br />

geeignet. Bei längeren Seminaren sollte das Spiel zu einem<br />

möglichst frühen Zeitpunkt eingesetzt werden.<br />

Die Übung stärkt das Gruppengefühl und gibt den Teilnehmern<br />

die Gelegenheit, die Stärken (und Schwächen) der anderen<br />

Mitspieler kennen zu lernen.<br />

Gruppengröße __ 15 – 25 Personen, 3 – 4 Schiedsrichter, kann in einer Gruppe<br />

oder gegeneinander in mehreren Gruppen gespielt werden<br />

Zeit __ ca. 5 Minuten zur Erklärung, 111 Minuten Durchführung<br />

Raum __ Das Spiel erfordert viel Platz. Die Aufgaben können / müssen<br />

teilweise auch im Freien erledigt werden. Badezimmer / WC<br />

sollten ohne Schwierigkeiten erreichbar sein.<br />

Material __ großes Plakat mit den Aufgaben (sehr günstig: Tapetenrolle),<br />

Schlüsselbegriffe<br />

wichtig<br />

Durchführung<br />

1 1 1 - M i n u t e n - S p i e l<br />

notwendige Gegenstände für die jeweiligen Aufgaben, Uhren<br />

für jeden Schiedsrichter, Stifte, Papier<br />

Gruppengefühl, Kennen lernen, Sprechhemmungen beheben<br />

Aufgabe der Schiedsrichter ist nicht nur die Überprüfung der<br />

korrekten Durchführung (Zeiten messen, zählen usw.), sie<br />

sollten auch immer wieder kleine Tipps geben (welche Auf-<br />

gaben können vielleicht zeitgleich erledigt werden usw.), die<br />

Teilnehmer anfeuern und Fotos machen. Sie sollten außerdem<br />

darauf achten, dass alle Teilnehmer gleichmäßig in den<br />

Spielprozess integriert sind und einzelne Teilnehmer nicht zu<br />

dominant werden.<br />

Den Teilnehmern wird das Spielprinzip erläutert. Die Aufgaben<br />

werden kurz vorgestellt, dann bekommen die Teilnehmer<br />

das Aufgaben-Plakat ausgehändigt. Die Zeit läuft ab diesem<br />

Zeitpunkt.<br />

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Erfahrungen<br />

Erweiterungen und<br />

Alternativen<br />

© 2004 MitOst-Editionen<br />

Kennen lernen<br />

Die Teilnehmer haben sehr viel Spaß bei dem Spiel, alle<br />

genannten Aufgaben können in der Regel in 111 Minuten<br />

erledigt werden. Die Stärken der einzelnen Teilnehmer<br />

kommen deutlich zum Vorschein (wer behält den Überblick,<br />

wer erledigt lieber ruhigere Arbeiten, wer ist besonders sport-<br />

lich usw.). Die Bewältigung der Aufgaben wird sehr stark als<br />

Gemeinschaftsarbeit wahrgenommen. Diese Beobachtung gilt<br />

auch, wenn zwei Gruppen parallel spielen.<br />

Das Spiel kann mit einer Schatzsuche abgeschlossen werden,<br />

die noch einmal das Gruppengefühl unterstreicht und die Teil-<br />

nehmer für ihre Anstrengungen belohnt.<br />

M e t h o d e n H a n d b u c h 7 1<br />

3<br />

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<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />

Kennen lernen<br />

Aufgaben für das 111-Minuten Spiel<br />

1. 100 Mal um das Gebäude laufen<br />

2. Aus Kleidungsstücken einen Kreis um den Hauptraum bilden<br />

3. 3 Menschen trinken 2 Liter Wasser<br />

4. 15 Minuten lang jemanden tragen<br />

5. Eine Seife auflösen<br />

6. Eine Creme verbrauchen<br />

7. Ein Bild 2x2 m malen<br />

8. Unterschriften von allen sammeln<br />

9. Eine 3-minütige Theatervorstellung geben (Thema: z.B. Liebe in der Schule)<br />

10. Ein Kartenhaus bauen<br />

11. Ein Mensch isst allein eine Zitrone<br />

12. Alle schweigen 2 Minuten<br />

13. Einen Menschen so maskieren, dass man ihn nicht erkennen kann<br />

14. „Stille Nacht“ rappen<br />

15. 1000 Mal seilhüpfen<br />

16. 200 Liegestütze machen<br />

17. Alle versammeln sich mit einer Kopfbedeckung<br />

18. Den Jüngsten der Gruppe in Toilettenpapier einwickeln<br />

19. 4 Leute spielen ein Spiel<br />

20. Einen Zeitungstext umgekehrt abschreiben<br />

21. Alle singen zusammen ein Lied<br />

22. Alle tanzen zusammen einen Tanz<br />

23. Fußumrisse von 10 Menschen sammeln<br />

24. Sich 35 Minuten lang einen Ball zuwerfen<br />

25. Sich eine Werbung für eine Zeitung ausdenken<br />

26. Jeder gibt jedem eine kurze Massage<br />

27. Dem Größten der Gruppe 21 Kleidungsstücke anziehen<br />

28. 3 Menschen singen 3 Minuten lang ohne Unterbrechung<br />

29. Eine 3,2 Meter lange Schnur häkeln<br />

30. Einen 1,5 Meter hohen Schneemann aus Zeitungspapier herstellen<br />

31. Jeder sagt jedem ein Kompliment<br />

32. Alle hüpfen 5 Minuten lang<br />

33. 3 Menschen lernen 10 anderssprachige Ausdrücke<br />

34. 3 Menschen binden sich für 3 Minuten zusammen<br />

35. 2 Menschen dürfen 30 Minuten lang nicht sprechen<br />

36. Alle ahmen zusammen 20 Tiere nach<br />

37. Jemand macht von allen ein Foto mit herausgestreckter Zunge<br />

38. In der Umgebung 10 Menschen befragen, was sie an diesem Ort schätzen<br />

7 2 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />

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111-Minuten Spiel


3 . 6 . K e n n e n l e r n e n d e s O r t e s<br />

Kennen lernen<br />

Zum Kennen lernen des Ortes gehören neben den Seminarhaus selbst auch die Stadt<br />

und das Land, in dem das Seminar statt findet.<br />

D a s S e m i n a r h a u s<br />

Das Seminarhaus sollte kurz nach der Ankunft vorgestellt werden, damit die Teilnehmer sich<br />

schnell zu Hause fühlen und sich selbst organisieren können. Die Vorstellung des Hauses sollte<br />

also über die Zimmer, den Speisesaal und die Hausordnung hinausgehen. Wichtig sind vor allem<br />

die Freizeit- und die technischen Möglichkeiten. Die Verantwortung für die Schlüssel zu den<br />

Räumlichkeiten kann an ein bis zwei Teilnehmer übergeben werden. So sind die Seminarleiter<br />

entlastet und die Teilnehmer eingebunden. Die Besichtigung des Hauses kann man unterhaltsam<br />

in Form einer Seminarhauspolonaise gestalten. Insofern das Haus über eine eigene Geschichte<br />

verfügt, sollte diese thematisiert werden. Je nach Seminarthema lässt sich diese auch gut in das<br />

eigentliche Programm integrieren.<br />

D i e S t a d t<br />

Findet das Seminar in einem für viele Teilnehmer fremden Land statt, ist das Interesse an mehr<br />

Informationen in der Regel groß. Ein Motivationsgrund ist immer auch das Kennen lernen neuer<br />

Länder. Falls der Seminarort in oder in der Nähe einer Stadt liegt, sollte hierfür Zeit eingeplant<br />

werden. Neben einer klassischen Stadtführung bietet sich auch eine Stadtrallye, bei der die<br />

Teilnehmer die Stadt selbst entdecken, als Einstieg an. Zur Illustration sind der folgenden Übung<br />

die Fragen der Stadtrallye in Warschau angefügt.<br />

D a s L a n d<br />

Das Land, in dem das Seminar stattfindet, kann durch Vorträge oder einen Länderabend behan-<br />

delt werden. Siehe hierzu auch die Übung „Was wissen wir von unseren Nachbarn“ [Kapitel 6.],<br />

die sich z.B. in Form eines Quiz‘ zu nur einem Land spielen lässt.<br />

© 2004 MitOst-Editionen<br />

M e t h o d e n H a n d b u c h 7 3<br />

3<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung


3<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />

Kennen lernen<br />

Beschreibung<br />

Ziele<br />

Rahmen<br />

7 4 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />

Eine Stadtrallye, bei der die Teilnehmer Sehenswürdigkeiten<br />

und Charakteristisches selbst entdecken können; gleichzeitig<br />

erfahren sie einiges über die Geschichte des Landes.<br />

Die Teilnehmer lernen den Seminarort kennen und erhalten<br />

grundlegendes Wissens über die Geschichte des Gastlandes.<br />

Gruppengröße __ Beliebig, Kleingruppen von 4-5 Personen<br />

Zeit __ 5-6 Stunden inkl. Mittagessen<br />

Raum __ Seminarraum<br />

Material __ für jede Gruppe eine Kopie der Stadtrallye, in der die von die-<br />

Schlüsselbegriffe<br />

Durchführung<br />

Erweiterungen und<br />

Alternativen<br />

S t a d t r a l l y e<br />

ser Gruppe zu beantwortenden Fragen gekennzeichnet sind,<br />

einen Stadtplan, Stifte, für die Auswertung von 1-16 numme-<br />

rierte Lose, kleine Süßigkeiten (ca. 50-60 einzeln verpackte<br />

Pralinen, Bonbons…) und einen Hauptpreis<br />

Länderinformationen, Kennen lernen, Sprechhemmungen<br />

beheben<br />

1. Im Plenum wird die Stadtrallye erklärt und die Aufgaben<br />

werden erläutert. Kleingruppen werden gebildet und das<br />

Geld für das Mittagessen verteilt. [20 Minuten]<br />

2. Die Teilnehmer ziehen in Gruppen selbst durch die Stadt<br />

und lösen die Aufgaben. [4-5 Stunden]<br />

3. Auswertung: Moderation durch einen Seminarleiter, ein<br />

zweiter Seminarleiter ist Assistent.<br />

Die Teilnehmer sitzen im Plenum in ihren Gruppen zusam-<br />

men und bestimmen jeweils einen Sprecher. Jede Gruppe<br />

zieht die gleiche Anzahl an Losen. Die Fragen werden der<br />

Reihe nach durchgegangen und vom Sprecher der Gruppe,<br />

die diese Frage gelost hat, beantwortet. Für jede richtige<br />

Antwort bekommt die Gruppe eine Praline etc., bei fal-<br />

schen oder fehlenden Antworten erhält die nächstsitzende<br />

Gruppe eine Chance. Zuletzt werden die Geschichten vor-<br />

getragen und per Akklamation bestimmt, welche Gruppe<br />

die beste Geschichte erfunden hat. Diese bekommt einen<br />

Extra-Preis oder zusätzliche Punkte. Sieger ist die Gruppe,<br />

die die meisten Süßigkeiten und damit die meisten Fragen<br />

richtig beantwortet hat. [1 Stunde]<br />

Weitere Stadtrallyes zu anderen Städten können im Büro des<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong>s angefragt werden.<br />

© 2004 MitOst-Editionen


Beispiel für eine Stadtrallye: Warschau<br />

Kennen lernen<br />

Ihr habt eine Karte, Tickets für öffentliche Verkehrsmittel, einen Stift, Papier und gute<br />

Laune im Gepäck. Ihr wollt die Stadt, in der unser Seminar beginnt, ein bisschen besser<br />

kennen lernen. Die folgenden Fragen leiten euch durch Warschau und seine Geschich-<br />

te. Ihr könnt sie in der vorgeschlagenen Reihenfolge beantworten oder andere Wege<br />

suchen.<br />

Versucht, möglichst viele Antworten herauszufinden – aber geht vor allem mit offenen,<br />

neugierigen Augen durch die fremde Stadt und macht euch keinen Stress!<br />

Während der Rallye sollt ihr auch Zeit finden, etwas zu Mittag zu essen. In der Altstadt<br />

ist das Essen recht teuer, aber in den Straßen „Krakowskie Przedmiejśce“ und „Nowy<br />

Świat“ gibt es einige Imbißstuben und „Bar mleczny“, in denen man preisgünstig essen<br />

kann.<br />

Bringt bitte von euerem Ausflug folgende Gegenstände mit:<br />

- 200 g „Krówki”<br />

- Bierdeckel von mindestens drei verschiedenen Biersorten<br />

Bitte seid spätestens um 16 Uhr wieder in unserer Unterkunft!<br />

Wenn ihr von der Unterkunft Richtung Innenstadt geht oder fahrt, kommt ihr auf eine der Haupt-<br />

straßen Warschaus, die Al. „Solidarności“. Sie ist der Gewerkschaft Solidarität gewidmet, die als<br />

erste freie Gewerkschaft in den sozialistischen Ländern und bei den Verhandlungen am „runden<br />

Tisch“ 1989 für die Geschichte Polens und ganz Osteuropas eine wichtige Rolle gespielt hat.<br />

1. An der Al. Solidarności Nummer 80, gegenüber dem Kino „Femina“, steht die Kirche Mariä<br />

Geburt mit einer hübschen Barockfassade. Wo stand diese Kirche bis 1962?<br />

Am Plac Bohaterów Ghetta, dem Platz der Helden des Ghettos, steht ein großes Denkmal.<br />

Es ist zum einen den jüdischen Kämpfern im Ghetto-Aufstand gewidmet. Ihren verzweifelten<br />

heldenhaften Kampf hat man auf der Vorderseite dargestellt.<br />

2. Welcher zweiten Personengruppe wird auf der Rückseite des Denkmals gedacht?<br />

3. Warum ist dieses Denkmal den meisten deutschen Schülern von einem Foto in<br />

ihren Geschichtsbüchern bekannt?<br />

4. An der Ostseite des Platzes liegt die ul. Zamenhoffa. Sie ist nach einem polnischen Arzt<br />

benannt, der hier Anfang des 20. Jahrunderts im Haus Nr. 5 wohnte. Was hat Ludwik Za-<br />

menhoff erfunden? Für ein Beispiel seiner Erfindung gibt es einen Extrapunkt!<br />

Vom Plac Bankowy kommt man durch die ul. Długa, die lange Straße, zum Plac Krasińskich.<br />

Er ist nach der Familie benannt, die das prachtvolle Barockpalais an der Ostseite des Platzes<br />

erbauen ließ. Heute wird der Platz von einem modernen grünen Gebäude mit einer Fassade aus<br />

Glas und Säulen eingerahmt. Wenn ihr die nächste Frage beantwortet, dann wisst ihr auch, was<br />

sich in diesem Gebäude befindet.<br />

© 2004 MitOst-Editionen<br />

M e t h o d e n H a n d b u c h 7 5<br />

3<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung


3<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />

Kennen lernen<br />

5. Am oberen Ende der Säulen sind zwei verschiedene Symbole abgebildet. Zeichnet diese<br />

Symbole! Was bedeuten sie?<br />

Das große Denkmal vor dem Gebäude ist dem Warschauer Aufstand von 1944 gewidmet. An der<br />

Ecke zur ul. Długa könnt ihr auf Informationstafeln nachlesen, was damals geschehen ist.<br />

6. Aus wie vielen Figuren besteht das Denkmal?<br />

7. Wo kommen sie heraus und warum sind sie in dieser Bewegung dargestellt?<br />

Am Rynek Nowego Miasta, dem Neustädter Marktplatz, gibt es viele Kneipen mit Biergärten<br />

zum Draußensitzen und ein Kino.<br />

8. Was verbindet dieses Kino mit der polnischen Eisenbahn?<br />

9. Was ist das Besondere an dem Biergarten neben dem Kino?<br />

Wenn ihr, vor dem Hotel stehend, einen Abstecher nach rechts macht, kommt ihr zum riesigen<br />

Plac Piłsudskiego. Er ist nach Marschall Józef Piłsudski benannt, der 1918 Polen in die Unabhän-<br />

gigkeit geführt hat. Vor dem Ogród Saski, dem Sächsischen Park, auf der westlichen Seite des<br />

Platzes stand vor dem Zweiten Weltkrieg der Pałac Saski (Sächsischer Palast), so dass der Park<br />

damals gar nicht zu sehen war.<br />

10. Wie viele Säulen der Fassade sind davon noch übrig geblieben?<br />

11. Warum stehen dort Soldaten?<br />

Auf der Nordseite des Platzes wird in diesem Jahr das modernste Bürogebäude Warschaus fer-<br />

tiggestellt. Es wurde von einem weltberühmten Architekten entworfen und es gibt unter den<br />

Warschauern heiße Diskussionen darüber, ob es den Platz schmückt oder zerstört.<br />

12. Was haben dieses Gebäude und der Reichstag in Berlin gemeinsam?<br />

Ein Gebäude sieht man von fast jedem Ort in Warschau aus: den Pałac Kultury i Nauki<br />

(Kulturpalast).<br />

13. Wer „schenkte“ den Polen dieses Gebäude?<br />

14. Wie viele Fenster hat der Kulturpalast auf der Seite der Al. Jerozolimskie?<br />

15. Welche euch sicherlich bekannte Institution befindet sich im 10. Stock?<br />

16. Fragt mindestens drei fremde Personen, was sie von diesem Gebäude halten!<br />

Viel Spaß!<br />

7 6 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />

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3 . 7 . K e n n e n l e r n e n d e r T e i l n e h m e r s p r a c h e n<br />

Kennen lernen<br />

Auch wenn es in Seminaren üblicherweise eine gemeinsame Seminarsprache gibt, so<br />

sollten bei internationalen Seminaren auch die Muttersprachen der Teilnehmer be-<br />

rücksichtigt werden.<br />

Dies lässt sich z.B. durch Beschreibung einzelner Gegenstände in den Seminarräumen (Tür,<br />

Tisch, Tafel…) oder durch Hinweisschilder (z.B. Seminarraum, Kantine, Schlafräume) in ver-<br />

schiedenen Sprachen erreichen. Eine weitere Möglichkeit ist, jeden Tag die Begrüßungs- und<br />

Höflichkeitsformen in einer anderen Sprache zu lernen (z.B. Guten Morgen, Tschüss, Guten<br />

Appetit, bitte, danke…).<br />

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M e t h o d e n H a n d b u c h 7 7<br />

3<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung


3<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />

Kennen lernen<br />

Beschreibung<br />

Ziele<br />

Rahmen<br />

7 8 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />

Das Spiel erleichtert den ersten Kontakt von Teilnehmern,<br />

die sich nicht kennen und ist geeignet zum Lernen der ersten<br />

Vokabeln in einer Fremdsprache. Alle beteiligten Sprachen<br />

werden gleichgestellt. Das Spiel ist maximal mit vier Sprachen<br />

durchführbar.<br />

Die Teilnehmer lernen erste Vokabeln in den Sprachen der<br />

anderen Teilnehmer und bauen dabei spielerisch ihre Sprach-<br />

hemmungen ab.<br />

Gruppengröße __ 20 Personen<br />

Zeit __ 45 Minuten<br />

Raum __ Seminarraum<br />

Material __ Flipchart<br />

Schlüsselbegriffe<br />

Durchführung<br />

C o m m e n t ç a - v a ?<br />

Kennen lernen, Sprechhemmungen beheben<br />

1. Auf dem Flipchart stehen folgende Vokabeln in allen<br />

teilnehmenden Sprachen: „Wie geht es Dir“; „gut“;<br />

„schlecht“, „es geht“. Die Wörter werden von Mutter-<br />

sprachlern vorgelesen und von allen wiederholt, um die<br />

Aussprache ein bisschen zu üben. [15 Minuten]<br />

2. Die Teilnehmer sitzen im Kreis auf Stühlen, einer steht<br />

in der Mitte. Dieser geht zu einem Teilnehmer und fragt:<br />

„Wie geht es Dir“. Der Angesprochene muss antwor-<br />

ten, die Art der Antwort wählt er alleine. Wenn er „gut“<br />

antwortet, passiert gar nichts und derjenige in der Mitte<br />

muss weiter gehen und jemand anderen fragen. Wenn er<br />

„schlecht“ antwortet, müssen diejenigen, die auf der linken<br />

und rechten Seite sitzen, die Plätze tauschen. Der in der<br />

Mitte sollte die Situation nutzen und sich hinsetzen. Wenn<br />

die Antwort „es geht“ kommt, müssen alle Teilnehmer die<br />

Plätze tauschen.<br />

Die Teilnehmer sollten die Frage in einer Fremdsprache<br />

stellen, nicht in ihrer Muttersprache. Die Antwort sollte in<br />

der Sprache erfolgen, in der die Frage gestellt worden ist.<br />

Wenn drei Mal hintereinander die Antwort „gut“ erfolgt,<br />

müssen alle Teilnehmer die Plätze tauschen. [30 Minuten]<br />

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4<br />

K ö r p e r o r i e n t i e r t e M e t h o d e n


4 . K ö r p e r o r i e n t i e r t e M e t h o d e n<br />

Körperorientierte Methoden<br />

Im Mittelpunkt der Methoden stehen die Körperwahrnehmung und die Arbeit mit dem<br />

eigenen Körper. Die Übungen bilden aber auch die Grundlage für spätere Rollenspiele<br />

und Theatermethoden.<br />

4 . 1 . W a r m i n g u p s ( W u p s )<br />

Warming Ups dienen der Einstimmung auf den Tag und sollen die Teilnehmer zu Grup-<br />

penaktivitäten motivieren. Im optimalen Fall sollte ein Wup bereits thematisch in die<br />

Übungen und Themen des Tages einführen. Es sollte zwar niemand zur Teilnahme ge-<br />

zwungen werden, aber gleichzeitig sollte bereits am ersten Tag verdeutlicht werden,<br />

dass es sich um ein festes und verbindliches Programmelement handelt. Wenn mög-<br />

lich, dann sollten die Wups draußen stattfinden.<br />

Es ist sinnvoll, die Verantwortung für die Wups nach einer Eingewöhnungsphase den Teilnehmern<br />

zu übergeben. Dafür sollten die Seminarleiter eine Liste mit Wups zur Verfügung stellen, falls<br />

den Teilnehmern selbst kein Wup einfällt. Alternativ können auch typische Spiele oder Lieder aus<br />

den Teilnehmerländern eingesetzt werden.<br />

Wups mit Körperkontakt sollten möglichst nicht in der Anfangsphase des Seminars verwendet<br />

werden, zunächst sollte eine gewisse Vertrautheit aufgebaut werden.<br />

Die Wups sind für die Gruppendynamik besonders wertvoll. Durch das Mitmachen der Seminar-<br />

leiter wird Distanz weiter abgebaut.<br />

Die Wups finden jeden Tag nach dem Frühstück und nach der Mittagspause statt und dauern<br />

ca. 15 Minuten. Im Anschluß an die Wups sollte es keine Pause geben. Die Energie und das<br />

Gruppengefühl sollten nicht verpuffen. Eine Frage nach der Befindlichkeit der Teilnehmer, nach<br />

offenen Fragen zum vergangenen Tag oder zum Programm des Tages kann direkt im Anschluß<br />

an die Wups und vor dem eigentlichen Programm gestellt werden. Alles, was die Aufmerksamkeit<br />

im Seminar stören könnte, sollte geklärt werden. Wups können aber auch jederzeit im Laufe des<br />

Tages eingesetzt werden, wenn die Konzentration der Teilnehmer zu sehr absinkt.<br />

A n k e r s p i e l<br />

Eine Person ertrinkt im Wasser, ist dabei aber sehr lebendig und versucht, den Rettern zu ent-<br />

kommen. Der Rest der Gruppe bildet ein Rettungsseil, wobei die erste Person den Haken, die<br />

letzte Person den Anker (fest am „Land”) und der Rest das Seil bilden. Ziel: Rette ihn, ohne<br />

selbst ins Wasser gezogen zu werden.<br />

A u s s c h ü t t e l n<br />

Jeder sucht sich einen Partner und schüttelt die Müdigkeit beim anderen aus.<br />

B a s t i o n<br />

Eine Gruppe muss eine ihr zugewiesene Ecke verteidigen, die andere entwickelt eine Angriffs-<br />

strategie und führt sie aus.<br />

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M e t h o d e n H a n d b u c h 8 1<br />

4<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung


4<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />

Körperorientierte Methoden<br />

B e g r ü ß u n g<br />

Musik – die Teilnehmer tanzen im Raum, begrüßen den anderen mit Hand, Rücken, Stirn, Nase,<br />

Hüfte, Po, kleinem Finger, ganzem Körper…<br />

B e r u f s v e r k e h r<br />

Die Gruppe stellt sich wie in einem überfüllten Bus auf, eine Person versucht, sich von hinten<br />

nach vorne durchzudrängeln.<br />

B e w e g u n g<br />

Die Teilnehmer bewegen sich, nehmen viel Raum ein; sie bewegen sich nach oben; sie sind eine<br />

Feder – der Wind pustet leicht, dann kommt Sturm. Oder die Personen laufen im Raum und<br />

geben sich „wertvolle” Geschenke.<br />

B l i n d e r W e c h s e l<br />

Alle sitzen auf Stühlen in einem möglichst engen Kreis. Nacheinander bekommt jeder eine Zahl<br />

(von 1 an aufsteigend) zugeordnet. Einem in der Mitte Stehenden werden die Augen verbunden.<br />

Alle im Kreis wechseln still ihre Plätze. Dann nennt derjenige in der Mitte zwei Zahlen. Die Perso-<br />

nen mit diesen beiden Zahlen müssen nun ihre Plätze tauschen, die Person in der Mitte versucht,<br />

sie daran zu hindern. Wer von den beiden beim Wechseln der Plätze berührt wird, muss nun in<br />

die Mitte<br />

B l i n d e s H u h n<br />

Die Teilnehmer laufen mit geschlossenen Augen durch den Raum und versuchen dabei, einen<br />

anderen an den Hüften zu fassen, so dass eine Kette entsteht.<br />

B l i n d i m K r e i s<br />

Die Teilnehmer bilden einen großen Kreis. Einer steht mit verbundenen Augen in der Mitte. Die<br />

anderen rufen ihn beim Namen. Der Blinde muss in die Richtung der Stimmen gehen, die ande-<br />

ren im Kreis können mit abwechselnden Zurufen seine Richtung steuern. Später können sie den<br />

Kreis auflösen, umherlaufen, den Blinden mit Rufen und Flüstern des Namens verwirren – aber<br />

doch die Verantwortung für ihn nicht vergessen, er soll nicht fallen. Nach einiger Zeit fragen sie<br />

den Blinden: „Wo bist du? Innerhalb oder außerhalb des Kreises? Bei der Tür...?“<br />

D e h n ü b u n g e n<br />

▪ Die Teilnehmer stellen sich im Kreis auf, strecken sich nach oben, lassen sich dann hängen,<br />

richten sich langsam auf, drehen den Kopf.<br />

▪ Sie gehen nach draußen in die Sonne. Sie räkeln sich und strecken ihre Muskeln.<br />

Anschließend machen sie sich alle Muskeln bewusst und gehen so ins Haus.<br />

▪ Der Körper hängt durch, der Finger wird wach, wandert das Bein hoch und schaltet den<br />

Kopf ein. Nach und nach wird alles wach und bewegt sich. Dann schläft alles wieder in<br />

umgekehrter Reihenfolge ein.<br />

▪ „Schwingen”: erst wippt man leicht in den Knien, dann das Becken, die Arme, dann<br />

langsam den ganzen Körper, immer stärker, auch der Kopf, die Mimik schwingen; dann<br />

nimmt das Schwingen langsam wieder ab, man schwingt aus.<br />

▪ Der Kopf wird von einem unsichtbaren Seil hochgezogen, bewegt sich dann zur einen<br />

Seite, danach zur anderen Seite, dann kreist er; jetzt wachsen die Schultern zu den<br />

Ohren, dann fällt die eine, danach die andere zurück.<br />

8 2 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />

© 2004 MitOst-Editionen


D r a c h e n w u r m<br />

Körperorientierte Methoden<br />

Alle bilden eine Schlange und halten sich mit beiden Händen an der Hüfte des Vordermannes fest.<br />

Es darf nicht losgelassen werden. Drei verschiedene Durchgänge können wiederholt werden:<br />

1. Kopf fängt Schwanz.<br />

2. Schlange wird geteilt. Kopf der einen Schlange fängt Schwanz der anderen Schlange. (aber<br />

nur ein Kopf, dann wechseln.)<br />

3. Beide Köpfe der Schlange müssen gleichzeitig den Schwanz der anderen Schlange fangen.<br />

D u s c h e<br />

Die Teilnehmer bilden Paare und die Partner versuchen, sich pantomimisch gegenseitig aus Ei-<br />

mern mit Wasser zu begießen.<br />

E i e r , B u t t e r , K ä s e , M i l c h !<br />

Einer steht mit dem Rücken zur Gruppe und sagt den Spruch. Für die Dauer des Spruches darf<br />

sich die Gruppe auf die eine Person zu bewegen. Nach dem Spruch dreht sich die Person um.<br />

Wer dann wackelt, muss ganz zurück.<br />

E i n w e c k g l a s<br />

Jeder befindet sich in einem gedachten Einweckglas – er muss eine Bewegung machen, um sich<br />

daraus zu befreien: nach oben und unten, zur Seite, nach vorn und hinten – Grenzen berühren;<br />

auf ein Klatschen springt das Glas.<br />

F a n g s p i e l<br />

Die Teilnehmer stehen im Kreis, immer ein Pärchen hintereinander. Zwei Teilnehmer bleiben<br />

übrig, einer ist die Katze, der andere die Maus. Die Maus kann sich vor der Katze retten, indem<br />

sie sich in das Mauseloch vor einem Pärchen rettet. Der Hintere des Pärchens wird dadurch zur<br />

Katze und die ehemalige Katze wird zur Maus. Der Kreis wird während des Spiels immer enger.<br />

F l a m i n g o u n d P i n g u i n<br />

Ein Flamingo mit langsamen, schwingenden Bewegungen soll Pinguine fangen, alle anderen sind<br />

zunächst Pinguine mit watschelnden schnellen Bewegungen. Wenn sie gefangen werden, ver-<br />

wandeln sie sich in Flamingos und sind nun auch Fänger, bis nur noch ein Pinguin übrig ist. Dieser<br />

letzte Pinguin wird nun zum Fänger und verwandelt alle Flamingos wieder zurück.<br />

G o r d i s c h e r K n o t e n<br />

Es wird ein Kreis gebildet. Alle schließen die Augen und gehen mit ausgestreckten Händen in<br />

die Mitte des Kreises, bis jede Hand eine andere Hand fassen kann. Dann die Augen öffnen und<br />

versuchen, den Knoten wieder zu entwirren. Gut als erstes und letztes Wup eines Seminars.<br />

G r u p p e n - K n o b e l n<br />

Ein Gruppenspiel nach den Knobelregeln: Wolf frisst Oma, Oma schlägt Jäger, Jäger erschießt<br />

Wolf. Die Gruppe wird in zwei Mannschaften eingeteilt, die sich jeweils auf eine Figur einigen<br />

(Wolf reißt Arme nach oben und brüllt; Oma geht am Stock; Jäger hat Gewehr im Anschlag).<br />

Beide Mannschaften stellen sich an der Mittellinie Rücken an Rücken auf und zählen bis drei,<br />

dann drehen sie sich herum und machen alle das vereinbarte Figurensymbol, die Knobelsieger<br />

versuchen nun, möglichst viele der Verlierermannschaft zu fangen, die ihrerseits versucht, sich<br />

hinter einer abgesteckten Linie in Sicherheit zu bringen. Die Eingefangenen wechseln die Mann-<br />

schaft. Das Spiel beginnt von neuem.<br />

© 2004 MitOst-Editionen<br />

M e t h o d e n H a n d b u c h 8 3<br />

4<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung


4<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />

Körperorientierte Methoden<br />

H a l l i g H o o g e<br />

Eine Insel im Meer, alle rudern in Booten pantomimisch hin und betreten die Insel. Ziel ist, dass<br />

alle auf der Insel sind und niemand ertrinkt. Die Insel wird bei jedem Durchgang kleiner.<br />

H ä n d e w e g<br />

Mit einer Hand auf dem Rücken versucht jeder so viele Hände wie möglich zu berühren, ohne<br />

dass seine eigene Hand berührt wird.<br />

H a u s u n d E i c h h ö r n c h e n<br />

Jeweils zwei Personen bilden mit den Armen ein Haus, darunter setzt sich ein dritter, das Eich-<br />

hörnchen. Einer bleibt übrig. Dieser gibt nun verschiedene Aufforderungen, um einen Platz zu<br />

finden: Bei dem Wort „Umzug“ müssen alle Eichhörnchen sich ein neues Haus suchen. Bei dem<br />

Wort „Hausbau“ müssen alle Häuser ein neues Haus über einem anderen Eichhörnchen bauen.<br />

Bei dem Wort „Erdbeben“ müssen sowohl die Häuser als auch die Eichhörnchen wechseln. Wer<br />

übrig bleibt, darf die nächste Aufforderung geben.<br />

H u t r a u b<br />

Die Teilnehmer basteln Zeitungshüte und setzen sie sich auf. Sie versuchen paarweise, sich die<br />

Hüte gegenseitig abzujagen. Anschließend kämpfen zwei Gruppen gegeneinander, wer den Hut<br />

einbüßt, scheidet aus.<br />

I m a g i n ä r e r B a l l<br />

Im großen Kreis wird ein imaginärer Ball zugeworfen, der dabei von Person zu Person sein Ge-<br />

wicht, seine Größe, Gestalt oder Konsistenz verändert.<br />

K a r n e v a l<br />

Es werden Zettel mit Anweisungen verteilt, was jeder machen soll, zum Beispiel: „Küsse jeden<br />

auf die Stirn”, „Umarme jeden” und sonstiges. Ca. 5 bis 10 Minuten lang führt jeder seine An-<br />

weisung aus.<br />

K a s p a r u n d d a s K r o k o d i l<br />

Es bilden sich Paare, die sich gegenüberstellen. Der eine Partner hält die Handflächen nebenei-<br />

nander nach oben, der andere Partner hält die Handflächen nebeneinander nach unten über die<br />

Handflächen des anderen. Derjenige, der die Hände unten hat, versucht, die Handrücken des<br />

anderen zu treffen. Gelingt dieses, dann wechseln.<br />

K e t t e n f a n g e n<br />

Ein Teilnehmer ist der Fänger. Wen er gefangen hat, der hängt sich hinten an den Fänger dran.<br />

Ab drei Gefangenen teilt sich die Gruppe in zwei Gruppen mit jeweils zwei Leuten und fängt<br />

weiter.<br />

V a r i a n t e d e r M e t h o d e<br />

Kette teilt sich nicht.<br />

8 4 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />

© 2004 MitOst-Editionen


K e t t e n p o s t<br />

Körperorientierte Methoden<br />

Alle stehen im Kreis, einer fängt an und schickt eine Grimasse, Geste oder ähnliches im Kreis<br />

herum, der Nebenmann nimmt sie auf und schickt sie schnell an den Nachbarn weiter. Es soll<br />

vor allem schnell gehen. Mit einer anderen vereinbarten Geste kann jeder die Richtung der Post<br />

ändern (eher mit leichten Bewegungen, zum Beispiel Klatschen, beginnen und dann steigern).<br />

K e v i n a l l e i n z u H a u s<br />

Die Teilnehmer bilden einen Kreis und schließen die Augen. Vorher sucht sich jeder in Gedanken<br />

einen Partner. Der Leiter bittet die Teilnehmer, den Oberkörper nach unten zu beugen, bis die<br />

Arme die Zehenspitzen berühren. Auf drei kommen die Teilnehmer hoch und sehen nun ihrem<br />

Partner, an den sie gedacht haben, in die Augen. Wenn zwei Personen sich gleichzeitig ansehen,<br />

reißen sie die Arme hoch und schreien laut los – wie Kevin im Spielfilm, wenn er etwas Schreck-<br />

liches sieht. Die gefundenen Paare verlassen jeweils den Kreis. Es werden so viele Runden ge-<br />

spielt, bis alle Teilnehmer einen Partner gefunden haben.<br />

K n i e b o x e n<br />

Die Teilnehmer versuchen, die Knie der anderen zu berühren, und bekommen dafür Punkte.<br />

M o n s t e r<br />

Monsterbegegnung: Die Teilnehmer laufen im Raum herum, machen unkontrollierte Bewe-<br />

gungen, bewegen zuerst die Daumen, dann die Arme, den Oberkörper, den ganzen Körper,<br />

verändern dann auch die Mimik, geben Laute von sich; zuletzt nehmen die Monster Kontakt<br />

zueinander auf.<br />

M o r g e n s p a z i e r g a n g<br />

Alle laufen in einem großen Kreis mit Armlängenabstand zum Vordermann, dann beginnt ein<br />

angeleiteter Morgenspaziergang mit Wettermassage: Wind, Regen, Sturm… werden beim Vor-<br />

dermann auf Rücken und Schultern simuliert.<br />

N e t z b a l l<br />

Alle stehen im Kreis und werfen sich einen Tennisball zu, bis jeder ihn einmal hatte. Nach diesem<br />

Muster werden nun immer neue Bälle in den Kreis eingebracht und hin und her geworfen: jeder<br />

bekommt immer von derselben Person den Ball und wirft ihn immer zu derselben weiter.<br />

P f e r d e r e n n e n<br />

Alle setzen sich auf Knien in den Kreis und es wird ein Pferderennen simuliert. Der Spielleiter<br />

gibt die entsprechenden Anweisungen. So klopfen sich alle auf die Brust, auf die Knie, legen sich<br />

nach rechts, dann nach links. Die Anweisungen können in einer Sprache gegeben werden, die<br />

nur ein Teil der Gruppe versteht, so dass diejenigen, die nichts verstehen, einfach mitmachen.<br />

R h y t h m u s<br />

Die Teilnehmer geben ein Klatschen im Kreis weiter: einer fängt an und es wird der Reihe nach<br />

weitergeklatscht, jeder hat jedoch einen anderen Rhythmus, das Klatschen hört im Kreis auf.<br />

S a m e n k o r n<br />

„Stell Dir vor, Du bist ein Samenkorn, klein und fest in der Erde. Die ersten Sonnenstrahlen las-<br />

sen dich wachsen. Aus Dir erwächst eine Pflanze, die weiter zur Sonne strebt: das Samenkorn<br />

wächst, bricht aus der Erde, wird zur Pflanze, wächst zur Sonne, bekommt Früchte, verdorrt.“<br />

© 2004 MitOst-Editionen<br />

M e t h o d e n H a n d b u c h 8 5<br />

4<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung


4<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />

Körperorientierte Methoden<br />

S p a z i e r g ä n g e r<br />

Ein Teilnehmer ist der Fänger, der die anderen zu fangen versucht. Alle dürfen nur gehen,<br />

nicht rennen.<br />

S p i e g e l ü b u n g e n<br />

▪ Partnerübung: Die Partner bringen die Hände nah zusammen, sie berühren sich aber nicht,<br />

sie bewegen ihren Körper, jeweils einer führt die Bewegung an, die anführende Person<br />

muss aber nicht festgelegt werden.<br />

▪ Pärchen stellen sich verteilt im Raum auf. Der eine macht Bewegungen, Grimassen, zum<br />

Beispiel die Morgentoilette oder ähnliches, der andere spielt sein Spiegelbild. Danach<br />

Wechsel. Wichtig: die Leitung muss auf den Wechselzeitpunkt hinweisen.<br />

▪ Partner stehen sich gegenüber, halten die Handflächen im kleinen Abstand gegenüber,<br />

sehen sich dabei in die Augen, dann drehen sie sich zur Seite - spüren, drehen sich Rücken<br />

an Rücken - spüren, drehen sich wieder gegenüber und nehmen wieder Blickkontakt auf.<br />

T o a s t e r<br />

Ein Teilnehmer steht in der Mitte eines Kreises und zeigt auf eine Person, die im Kreis steht.<br />

Diese muss mit dem linken und rechten Nachbarn gemeinsam eines der vorher vereinbarten<br />

Bilder darstellen: Toaster (die beiden außen halten sich an den Händen, derjenige in der Mitte<br />

hüpft in die Luft), Elefant (die beiden außen bilden an dem Mittleren die Ohren, derjenige in der<br />

Mitte hält sich mit einer Hand die Nase und macht mit dem anderen Arm den Elefantenrüssel),<br />

Mixer (die beiden außen fassen sich an den Händen und halten sie über den Mittleren, der sich<br />

dreht). Macht einer der drei einen Fehler, muss er in die Kreismitte.<br />

T u c h f a n g e n<br />

Zwei Fänger sollen ein Tuch fangen, das sich die anderen schnell weiterreichen. Wenn ein Fänger<br />

dieses Tuch erwischt, wird die Person, bei der das Tuch gerade ist, zum Fänger.<br />

T u t t i F r u t t i<br />

Alle sitzen im Stuhlkreis. Jedem Teilnehmer wird eine von drei Obstsorten zugeordnet. Ein Teil-<br />

nehmer steht in der Mitte des Stuhlkreises und nennt eine Obstsorte. Alle, die diese Sorte sind,<br />

müssen den Platz wechseln. Der Teilnehmer in der Mitte versucht, während des Wechselns einen<br />

Platz zu finden. Beim Befehl „Tutti Frutti” wechseln alle den Platz.<br />

V i e r f ü ß l e r s p i e l<br />

Je zwei (ungefähr gleich große!) Teilnehmer stellen sich Rücken an Rücken, gehen langsam in<br />

die Knie, halten sich mit den Armen aneinander fest; dann versuchen sie, andere Vierfüßler<br />

umzuschmeißen.<br />

V i r u s s p i e l<br />

Ein Virus fängt Blutkörperchen: Wer abgeschlagen wird, erstarrt und kann nur wieder befreit<br />

werden, wenn zwei andere mit beiden Armen einen Kreis um ihn bilden.<br />

8 6 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />

© 2004 MitOst-Editionen


4 . 2 . C o o l i n g d o w n s<br />

Körperorientierte Methoden<br />

Nach heftigen Diskussionen oder Rollenspielen, die zu starken Auseinandersetzungen<br />

führten, sollten Übungen eingesetzt werden, die „abkühlend“ und entspannend wirken<br />

und die Teilnehmer dabei unterstützen, wieder aus ihrer Rolle zu finden. Von einem<br />

hohen Konzentrationsniveau sollen die Teilnehmer auf ein normales Level gebracht<br />

werden. Wichtig ist, dass die Übungen im Gegensatz zu Wups von schnellen, heftigen,<br />

großen Bewegungen zu langsamen, schwachen, kleinen Bewegungen übergehen.<br />

A u f w a c h e n<br />

Alle stehen im Kreis, die Füße schulterbreit auseinander; sie lassen den Körper hin- und her<br />

pendeln, finden das eigene Gleichgewicht; strecken eine Seite (Arm schräg nach oben), atmen<br />

dabei ein.<br />

V a r i a n t e d e r M e t h o d e<br />

Partnerübung: der eine beugt sich vornüber, lässt dabei den Rücken gestreckt, streckt den Po<br />

nach hinten und lässt sich an den Unterarmen vom Partner halten und gleichzeitig lang ziehen.<br />

B a l l o n<br />

Alle nehmen sich an die Hand und stellen einen großen Ballon dar: Mit dem Ausatmen laufen alle<br />

nach innen, mit dem Einatmen wieder nach außen, so wird der Ballon klein und wieder groß.<br />

B a u m<br />

Alle bewegen sich als Baum im Wind erst sanft und dann, wenn es stürmt, heftig hin und her.<br />

Zuletzt: Ein Sprung in die Sterne! Jeder ist ein Baum, der sich einen festen Platz sucht. Die<br />

Bäume bewegen sich im Herbstwind, dann wird es Winter, es schneit, die Äste werden schwer<br />

und hängen runter, der Baum wird ganz klein, er spürt die Energie in seinem Innern, dann ist<br />

Frühling, der Baum streckt sich der Sonne entgegen.<br />

D e h n ü b u n g e n<br />

Dehnübungen sind ausführlich im [Kapitel 4.1.] beschrieben.<br />

E n t s p a n n u n g s ü b u n g<br />

Alle liegen bequem auf dem Boden, hören Entspannungsmusik und lassen den Tag, die letzte<br />

Einheit Revue passieren.<br />

G e h e n<br />

Alle bewegen sich frei im Raum; versuchen, verschiedenes Gehen nach zu machen, zum Beispiel<br />

wie ein Kind, wie ein Opa, wie ein Rocker, zu zweit, zu dritt, in Gruppen.<br />

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M e t h o d e n H a n d b u c h 8 7<br />

4<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung


4<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />

Körperorientierte Methoden<br />

4 . 3 . V e r t r a u e n s ü b u n g e n<br />

Es ist sinnvoll, die Vertrauensübungen in der Anfangsphase des Seminars als eine<br />

Einheit innerhalb des Programms einzusetzen und nicht nur als Rahmenaktivität zu<br />

betrachten. Sie lockern die Atmosphäre auf und unterstützen die Herausbildung des<br />

Gruppengefühls. Über die Sensibilisierung der eigenen Sinneswahrnehmung wird die<br />

Sensibilisierung gegenüber den anderen gefördert. Die Übungen unterstützen die Teil-<br />

nehmer dabei, die anderen besser kennen zu lernen, eine Beziehung zu ihnen aufzu-<br />

bauen und Vertrauen in die Gruppe zu bilden.<br />

Es ist wichtig, die Vertrauensübungen bewusst so auszuwählen und aneinander zu reihen, dass<br />

sich der Grad des angestrebten Vertrauens steigert. Daher sollte man von einfacheren zu kom-<br />

plexeren Übungen übergehen. Falls es die Bedingungen erlauben, wird empfohlen, viele der<br />

Vertrauensübungen draußen an der frischen Luft durchzuführen.<br />

Wichtig ist, den Teilnehmern gegenüber zu betonen, dass jede der Übungen freiwillig ist!<br />

Jederzeit kann die Stopp-Regel benutzt werden, nach der jederzeit jeder ohne Angabe von Grün-<br />

den schweigen kann, wenn es ihm zu intim wird. Viele der Übungen können später wiederholt<br />

werden, dann natürlich in der Form von Wups oder als Freizeitbeschäftigung.<br />

T i p p s f ü r d i e A u s w e r t u n g d e r Ü b u n g<br />

Als Auswertung, die ein fester Bestandteil dieser Einheit ist, wird empfohlen, sich in einer<br />

lockeren Runde über die Gefühle der Beteiligten auszutauschen:<br />

▪ Wie fühlst du dich jetzt?<br />

▪ War es schwer / leicht, angenehm / unangenehm, einer Person, die du erst seit ein paar<br />

Tagen kennst, zu vertrauen / sich auf sie einzulassen? Hattest du Angst?<br />

▪ Welche Rolle ist dir leichter gefallen / in welcher Rolle fühlst du dich besser? In der Rolle<br />

des Führenden oder des Geführten?<br />

▪ Was hast du bei den Übungen über dich selbst erfahren?<br />

▪ Spürst du ein stärkeres Vertrauen in die Gruppe?<br />

G e h e n<br />

Alle unsere Bewegungsabläufe im Alltag sind automatisiert, auch und vor allem unser Gang.<br />

Natürlich hat jeder einen individuellen Gang – seinen persönlichen Automatismus. Auch passen<br />

wir unseren Gang örtlichen Gegebenheiten an: durch U-Bahn-Schächte gehen wir möglichst<br />

rasch, durch manche Straßen schlendern wir. Sobald wir unseren Gang ändern, ändern wir die<br />

Spannung in unseren Muskeln, beanspruchen unterschiedliche Muskelgruppen, werden uns der<br />

Möglichkeiten unseres Körpers bewusster. In den folgenden Übungen probieren die Teilnehmer<br />

verschiedene Gangarten aus.<br />

Z e i t l u p e<br />

Wer zuletzt am Ziel ankommt, gewinnt! Die Teilnehmer gehen langsam, mit möglichst großen<br />

Schritten, wobei sie jedes Mal den Fuß in Kniehöhe anheben und schwer stampfend aufsetzen.<br />

Der ganze Körper soll mitgehen. Bei jedem Schritt muss das Gleichgewicht neu gefunden wer-<br />

den. Immer steht nur ein Fuß auf dem Boden, wenn der rechte aufsetzt, hebt sich der linke usw.<br />

Langsam gehen, nicht stillstehen!<br />

8 8 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />

© 2004 MitOst-Editionen


R e c h t e r W i n k e l<br />

Körperorientierte Methoden<br />

Alle sitzen auf dem Boden, Arme und Beine sind im rechten Winkel zum Körper ausgestreckt. Die<br />

Teilnehmer beginnen, sich mit dem Gesäß voranzubewegen, indem sie abwechselnd die rechte<br />

und die linke Körperhälfte vorschieben. Nicht zu schnell! Das ist kein Wettlauf. Nachdem eine<br />

bestimmte Strecke auf diese Art zurückgelegt wurde, bewegen sich alle auf die gleiche Weise,<br />

ebenfalls mit ausgestreckten Armen und Beinen, rückwärts.<br />

S c h u b k a r r e<br />

Wie bei dem Kinderspiel fasst ein Teilnehmer die Beine des anderen, der auf den Händen<br />

gehen muss.<br />

A u f a l l e n v i e r e n<br />

Alle bewegen sich auf allen vieren fort, vorwärts und rückwärts.<br />

A f f e n g a n g<br />

Alle gehen in leichter Hockstellung, mit pendelnden Armen, die Hände berühren dabei immer<br />

den Boden.<br />

K r a b b e n g a n g<br />

Alle gehen auf allen vieren, aber nicht vorwärts, sondern nur seitwärts, nach rechts oder links.<br />

K ä n g u r u s p r ü n g e<br />

Alle fassen sich an den Knöcheln und hüpfen wie Kängurus.<br />

K a m e l g a n g / P a s s g a n g<br />

Noch einmal auf allen vieren. Das rechte Bein und die rechte Hand machen gleichzeitig einen<br />

Schritt, dann das linke Bein und die linke Hand. Es bewegt sich also immer nur eine Seite voran.<br />

M i t v e r s c h r ä n k t e n B e i n e n<br />

Die Teilnehmer stehen paarweise nebeneinander, fassen einander um die Hüfte und verschrän-<br />

ken entweder ihr linkes Bein mit dem rechten des Partners oder ihr rechtes mit seinem linken.<br />

Dann beginnt der Wettlauf. Nicht springen, sondern gehen! Der Partner leistet dabei wenig Hilfe,<br />

jeder muss sich selbst anstrengen.<br />

G l e i c h g e w i c h t 1<br />

Alle suchen sich einen festen Stand (Füße schulterbreit auseinander), schaukeln vor und zu-<br />

rück, finden ihre Mitte, schaukeln so stark, dass sie das Gleichgewicht verlieren, suchen even-<br />

tuell Unterstützung, stellen sich dann fest hin und spüren, dass sie fest auf den eigenen Füßen<br />

stehen können.<br />

G l e i c h g e w i c h t 2<br />

Zwei ungefähr gleich starke Partner halten sich gegenseitig an den Händen. Zunächst drücken<br />

sie sich gegenseitig weg, dann halten sie sich und lassen sich langsam nach hinten fallen.<br />

B l i n d f ü h r e n / A u t o f a h r e n<br />

Die Teilnehmer gehen allein im Raum herum. Sie achten auf ihren Atem, gehen langsam. Nach<br />

einer kurzen Zeit bilden sie Paare. Der eine Teilnehmer führt den anderen, indem er ihn nur mit<br />

einem Finger anfasst. Der andere Teilnehmer schließt dabei die Augen.<br />

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M e t h o d e n H a n d b u c h 8 9<br />

4<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung


4<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />

Körperorientierte Methoden<br />

V a r i a n t e d e r M e t h o d e<br />

Der Ablauf ist der gleiche, mit dem Unterschied, dass der Führende mit dem Finger auf dem<br />

Rücken des geführten Partners ihn als Auto steuert, durch Klopfen auf den rechten oder linken<br />

Arm abbiegen kann, am Nacken bremst usw. Nach einer Weile wechseln die Partner.<br />

I m L a b y r i n t h<br />

Jeder Teilnehmer konzentriert sich auf einen Punkt im Saal, schließt die Augen und geht langsam<br />

auf diesen Punkt zu. Zusammenstöße müssen dabei vermieden werden. Nach einigen Minuten,<br />

auf ein Zeichen, öffnet jeder die Augen und stellt fest, ob er dem Ziel näher gekommen ist oder<br />

auch nicht.<br />

R a u m l a u f 1<br />

Alle Teilnehmer bewegen sich im Raum, wenn einer „Stopp“ ruft, bleiben alle stehen, bis einer<br />

„Weitergehen“ ruft.<br />

R a u m l a u f 2<br />

Jeder Teilnehmer kann im Gehen einen Vorschlag machen, was die anderen machen sollen, und<br />

die Gruppe antwortet darauf laut schreiend „Au ja!“ und tut es dann auch.<br />

A u g e n z u<br />

Alle Teilnehmer gehen langsam durch den Raum. Auf ein Zeichen schließen alle die Augen, ein<br />

Name wird genannt und alle zeigen in die Richtung, in der sie die Person vermuten. Die Teilneh-<br />

mer öffnen die Augen und kontrollieren, ob sie Recht hatten.<br />

D e r R u f<br />

Die Teilnehmer bilden Paare: einer ist der Blinde, der andere der Blindenführer. Dieser stößt einen<br />

Laut aus, z.B. wie eine Katze oder wie ein Vogel, den sich der Blinde einprägt. Dann schließen<br />

alle Blinden die Augen, alle Blindenführer stoßen gleichzeitig ihre Kennlaute aus und entfernen<br />

sich langsam. Sie wechseln oft den Standort, entfernen sich immer weiter und stoßen dabei leise<br />

ihren Ruf aus. Jeder Blinde sucht seinen Blindenführer, wobei seine einzige Orientierungshilfe<br />

dessen Ruf ist; er darf sich nicht von den anderen Rufen, die um ihn schwirren, ablenken lassen.<br />

Jeder Blindenführer ist für die Sicherheit seines Blinden verantwortlich. Der Blinde geht nur wei-<br />

ter, wenn er den Ruf hört. Wenn er ihn nicht mehr hört, bleibt er sofort stehen. So bewahrt der<br />

Blindenführer seinen Blinden vor Zusammenstößen.<br />

S k u l p t u r<br />

Partnerübung: Einer nimmt eine bestimmte Stellung ein, der andere ertastet diese mit geschlos-<br />

senen Augen und nimmt die gleiche Stellung ein, danach öffnet er die Augen und vergleicht die<br />

Stellungen.<br />

B l i n d l a u f e n<br />

Diese Übung sollte auf einer größeren Fläche im Freien gespielt werden. Paare werden gebildet.<br />

Ein Teilnehmer wählt ein Objekt (Baum, Haus, Stuhl…), zu dem er blind laufen möchte. Dann<br />

schließt er die Augen und läuft mit dem Partner, dessen Augen geöffnet sind, zu diesem Objekt.<br />

Das Tempo des Laufens wählt der Teilnehmer selbst.<br />

9 0 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />

© 2004 MitOst-Editionen


H a n d a u f d e m R ü c k e n<br />

Körperorientierte Methoden<br />

Paarübung: Einer spaziert langsam, sein Körper ist ganz entspannt, der andere folgt ihm mit der<br />

Hand auf seinem Rücken, die ihn unterstützt und Wärme verleiht.<br />

N u m m e r n f a l l e n<br />

Die Teilnehmer zählen durch, bis jeder eine Nummer hat. Alle bewegen sich auf relativ engem<br />

Raum. Der Leiter ruft eine Nummer und der Teilnehmer, dem die gerufene Nummer gehört, lässt<br />

sich fallen. Die anderen müssen darauf achten, dass dieser Teilnehmer nicht wirklich umfällt,<br />

sondern von ihnen aufgefangen wird.<br />

T o r k e l f l a s c h e<br />

Die Teilnehmer stehen im Kreis. Alle beugen sich nach vorne, wobei der Körper gerade bleibt,<br />

d.h., ohne den Kopf vorzustrecken oder in der Hüfte abzuknicken und auch ohne die Füße vom<br />

Boden zu heben. Die Bewegung kommt nur aus den Fußgelenken. Danach vollführen sie dieselbe<br />

Bewegung nach hinten, dann wieder zur Kreismitte hin, mehrmals hintereinander, anschließend<br />

nach links und nach rechts. Dabei wird weder der Rumpf seitwärts gebeugt noch werden die<br />

Füße vom Boden gehoben. Anschließend beschreibt jeder einen Kreis, indem er sich nach vorn<br />

und dann linksherum (vorn-links-hinten-rechts-vorn) neigt. Dann umgekehrt, nach vorn und<br />

rechtsherum (vorn-rechts-hinten-links-vorn). Die Übung wird mehrmals wiederholt. Dann wird<br />

der Kreis der Teilnehmer enger geschlossen.<br />

V e r t r a u e n s p e n d e l<br />

Vier bis sieben Teilnehmer bilden einen engen Kreis. Eine Person steht in der Mitte des Kreises<br />

und lässt sich mit geschlossenen Augen nach vorne, nach hinten und zur Seite fallen. Die Teil-<br />

nehmer, die den Kreis bilden, müssen den innen Stehenden auffangen und koordiniert im Kreis<br />

weiterbewegen.<br />

I n s e l s p i e l<br />

Zehn Teilnehmer versuchen, sich in einem eingegrenzten Feld aufzuhalten. Das Feld wird immer<br />

kleiner und kleiner. Das Spiel kann z.B. mit Zeitungspapier gespielt werden.<br />

S c h l a r a f f e n l a n d<br />

Es werden Dreiergruppen gebildet. Jeder Teilnehmer bekommt 5 Minuten, die ganz seinen Wün-<br />

schen zur Verfügung stehen. Während dieser Zeit erfüllen die anderen zwei in der Gruppe alle<br />

Wünsche dieser Person. Es kommen alle drei an die Reihe.<br />

K r ä f t e m e s s e n 1<br />

Die Teilnehmer stellen sich paarweise auf und legen die Hände auf die Schultern ihres Gegenü-<br />

bers. Auf ein Zeichen beginnen sie, einander mit aller Kraft von der Stelle zu schieben. Das darf<br />

aber keinem gelingen, keiner darf gewinnen oder verlieren. Sowie einer merkt, dass sein Partner<br />

schwächer ist, nimmt er sich zurück. Verstärkt der andere seine Anstrengungen, dann stemmt<br />

auch er sich ihm mit mehr Kraft entgegen.<br />

K r ä f t e m e s s e n 2<br />

Die Teilnehmer gehen in Gruppen zu 5-6 Personen. Ein Teilnehmer sitzt auf einem Stuhl und<br />

versucht aufzustehen, während die anderen dies nicht zulassen wollen. Auf ein Zeichen werfen<br />

sie ihn plötzlich in die Luft.<br />

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M e t h o d e n H a n d b u c h 9 1<br />

4<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung


4<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />

Körperorientierte Methoden<br />

V a r i a n t e d e r M e t h o d e<br />

Ein Teilnehmer liegt auf dem Boden und „macht sich schwer“, während die anderen versuchen,<br />

ihn hochzustemmen. Schließlich gelingt es ihnen. Sie halten ihn hoch über ihren Köpfen und<br />

schaukeln ihn sanft wie auf Meereswellen hin und her.<br />

G u m m i z u g<br />

Alle stehen im Kreis und fassen sich an den Händen. Die Teilnehmer streben auseinander, bis sie<br />

sich nur noch mit den Fingerspitzen berühren. Dann rücken sie zusammen, bis der Kreisumfang<br />

so klein wie möglich ist. Diese Übung kann mit einer Stimmübung kombiniert werden: beim Aus-<br />

einanderstreben stoßen die Teilnehmer Laute aus, die ihr Verlangen nach Nähe deutlich machen,<br />

beim Zusammenrücken drücken sie stimmlich ihr Bedürfnis nach Distanz aus.<br />

P a s c h a<br />

Ein Teilnehmer steht im Kreismittelpunkt, er ist der „Pascha“. Er setzt zu einer Bewegung an,<br />

und alle helfen ihm, sie auszuführen. Hebt er z.B. ein Bein, so stellt sich sofort ein anderer dar-<br />

unter. Der Pascha tut alles, was ihm einfällt – klettert, dreht sich um die eigene Achse, lässt sich<br />

fallen –, die anderen stützen ihn bei jeder Bewegung. Er bewegt sich ganz langsam, damit die<br />

Helfer seine Absichten rechtzeitig erkennen und rasch reagieren. Dazu müssen sie dauernd mit<br />

ihm Körperkontakt halten, um so seine Muskelbotschaften richtig entschlüsseln zu können. Der<br />

Pascha darf nicht in seinen Bewegungen beeinflusst werden, er allein entscheidet, was er als<br />

nächstes tun will. Er beendet die Übung, indem er sich sanft absetzen lässt. Bei großer Teilneh-<br />

merzahl können mehrere Gruppen gebildet werden. Jeder soll einmal Pascha sein.<br />

B e g r ü ß u n g e n<br />

Die Teilnehmer bilden Paare. Ein Teilnehmer nennt jeweils zwei Körperteile, die sich berühren<br />

sollen. Wenn es also heißt: „Nase zu Ellbogen!“, versucht jeder, mit seiner Nase den Ellbogen<br />

seines Partners zu berühren. Dann heißt es z.B.: „Fuß zu Knie!“, „Ohr zu Handfläche!“, „Nabel zu<br />

Knie!“ usw. Die Kombinationen werden immer komplizierter, bis die Paare keine Begrüßung mehr<br />

ausführen können. Auf ein Zeichen wechseln die Paare, und das Spiel geht von neuem los.<br />

D e r B ä r<br />

Ein Teilnehmer ist der Bär, die anderen sind die Holzfäller. Der Bär stößt ein fürchterliches Ge-<br />

brüll aus. Die Holzfäller, die ihm den Rücken zuwenden, fallen um und bleiben steif liegen. Der<br />

Bär geht zu jedem, schnauft, brüllt, tappt nach ihm, kitzelt ihn, kurz: tut alles, um ihn zu einer<br />

Lebensäußerung zu veranlassen. Wenn ihm das gelingt, verwandelt sich der Holzfäller ebenfalls<br />

in einen Bären und versucht, die anderen Holzfäller zum Lachen zu bringen usw. Das Spiel ist zu<br />

Ende, wenn alle Bären sind.<br />

D e r S t u h l<br />

Ein Teilnehmer setzt sich auf einen Stuhl. Ein anderer setzt sich auf seinen Schoß, wieder ein<br />

anderer auf dessen Schoß usw., bis es nicht mehr geht. Jeder legt die Arme um die Taille des auf<br />

ihm Sitzenden. Nun heißt es: „Rechts, links“, und alle heben im Takt das rechte und dann das<br />

linke Bein, als wollten sie vorwärts marschieren. Der Stuhl wird weggezogen, aber keiner fällt,<br />

da alle sitzen und sich aneinander festhalten. Die aufeinander sitzenden Teilnehmer versuchen<br />

dann, einen Kreis zu bilden. Dieser schwankt unaufhörlich nach rechts und nach links. Wenn der<br />

Kreis geschlossen ist, können sie die Arme lösen. Man kann auch mit drei Stühlen beginnen und<br />

drei Reihen bilden. Wenn die Stühle weggezogen sind, versucht der erste jeder Reihe, sich beim<br />

letzten der davor sitzenden Reihe einzuhaken.<br />

9 2 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />

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5<br />

G r u n d k o m p e t e n z e n


5 . G r u n d k o m p e t e n z e n<br />

Grundkompetenzen<br />

Fast alle Methoden erfordern von den Teilnehmern Offenheit im Meinungsaustausch<br />

und die Fähigkeit, die eigenen Gedanken präsentieren zu können.<br />

5 . 1 . D i s k u s s i o n s k u l t u r<br />

Der Meinungsaustausch zwischen mehreren Personen führt schnell zu einer Diskus-<br />

sion, für die sich die Teilnehmer im Vorfeld auf bestimmte Regeln einigen sollten,<br />

wie z.B. den anderen aussprechen zu lassen, niemanden persönlich anzugreifen oder<br />

einen Moderator zu akzeptieren. Die Regeln sollten sichtbar im Seminarraum aushän-<br />

gen, damit sich die Teilnehmer gegebenenfalls daran erinnern.<br />

Die Teilnehmer sollten zum einen dafür sensibilisiert werden, dass unterschiedliche Meinungen<br />

gleichwertig nebeneinander bestehen können. Zum anderen sollten sie lernen, dass Meinungen<br />

durch Argumente unterfüttert werden müssen, um das Gegenüber zu überzeugen.<br />

© 2004 MitOst-Editionen<br />

M e t h o d e n H a n d b u c h 9 5<br />

5<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung


5<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />

Grundkompetenzen<br />

Beschreibung<br />

Ziele<br />

Rahmen<br />

9 6 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />

Nach spontanen Anstoß-Referaten zum Thema „Zensur – pro<br />

und contra“ setzen sich die Teilnehmer ausführlich, erst<br />

in Kleingruppen und dann im Plenum, mit diesem Thema<br />

auseinander.<br />

Die Teilnehmer lernen, in Diskussionen ihre Meinung mit<br />

Argumenten zu unterfüttern und ihrem Gegenüber bewusst<br />

zuzuhören<br />

Gruppengröße __ 20 Personen<br />

Zeit __ 1 Stunde<br />

Raum __ Seminarraum mit Möglichkeit zur Kleingruppenarbeit<br />

Material __ Flipchart, Moderationskoffer<br />

Schlüsselbegriffe<br />

Durchführung<br />

Erfahrungen<br />

Erweiterungen und<br />

Alternativen<br />

Z w i s c h e n P r e s s e f r e i h e i t u n d Z e n s u r<br />

Seminarregeln, Diskussionskultur<br />

1. Pro und Contra: Es wird die These „Zeitungen und Zeit-<br />

schriften dürfen auf keinen Fall zensiert werden“ in den<br />

Raum gestellt. Alle haben fünf Minuten Zeit, darüber nach-<br />

zudenken. Dann halten zwei Freiwillige jeweils ein kurzes<br />

Plädoyer pro und contra. [15 Minuten]<br />

2. Kleingruppenarbeit: Vier Arbeitsgruppen, zwei pro und<br />

zwei contra, arbeiten die Positionen weiter aus.<br />

[20 Minuten]<br />

3. Präsentation: Die Ergebnisse werden im Plenum diskutiert<br />

und dokumentiert. Dabei orientieren sich die Teilnehmer<br />

an den gesammelten Argumenten. Bevor auf ein Argument<br />

geantwortet wird, fasst der Antwortenden das Argument<br />

des Vorredners in einem Satz zusammen. [20 Minuten]<br />

Das Thema hat die Teilnehmer in den vergangenen Semi-<br />

naren stark interessiert und lebhafte Diskussionen ausgelöst.<br />

Wichtig ist, dass Raum geschaffen wird, auch über die Situa-<br />

tion in den einzelnen Heimatländern zu sprechen.<br />

Dieses Streitgespräch kann später als Anlass zum Schreiben<br />

von Meldungen, Berichten, Kommentaren, Interviews, ...<br />

genutzt werden.<br />

© 2004 MitOst-Editionen


Zwischen Pressefreiheit<br />

und Zensur<br />

Grundkompetenzen<br />

„Zeitungen und Zeitschriften dürfen auf keinen Fall zensiert werden“<br />

M ö g l i c h e A r g u m e n t e p r o<br />

▪ Menschen sollten hören, sehen und lesen können, was sie wollen<br />

▪ Zensur ist Einschränkung der persönlichen Freiheit<br />

▪ Gute Sitten leiden mehr unter der Zensur selbst als unter dem Gegenstand der Zensur<br />

▪ Zensur verhindert Pornographie nicht, sondern drängt sie in einen unkontrollierbaren<br />

schwarzen Markt<br />

▪ Zensoren haben von moderner Kunst keine Ahnung und zensieren Dinge, die sie kaum<br />

beurteilen können<br />

▪ ...<br />

M ö g l i c h e A r g u m e n t e c o n t r a<br />

▪ Zensur ist ein notwendiger Schutz für Kinder<br />

▪ Zensur schützt die Gesellschaft vor Extremisten<br />

▪ Zensoren sind liberale Menschen, denen man vertrauen kann<br />

▪ Skrupellose Geldmacher nutzen die Arglosigkeit unschuldiger Menschen<br />

▪ Pornographie verdirbt die Sitten<br />

▪ Gewalt in Filmen führt zur Brutalisierung der Bevölkerung<br />

▪ ...<br />

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M e t h o d e n H a n d b u c h 9 7<br />

5<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung


5<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />

Grundkompetenzen<br />

Beschreibung<br />

Ziel<br />

Rahmen<br />

9 8 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />

Die Teilnehmer sollen in der Situation eines Rollenspiels über<br />

verschiedene Meinungen / Haltungen zu den Medien und zur<br />

Zukunft der Medien diskutieren.<br />

Die hier beschriebene Talkshow hat die Manipulation durch<br />

die Medien und die virtuelle Zukunft der Medien zum Thema.<br />

In den Rollen selbst sind nicht nur diese Themen angelegt, es<br />

geht ganz allgemein um die Frage, was Medien eigentlich sind<br />

und wozu sie dienen.<br />

Gruppengröße __ max. 25 Personen<br />

Zeit __ 1,5 Stunden<br />

Die Rollen unterscheiden sich in Umfang und Komplexität,<br />

Zuschauer ohne Rolle sind nicht vorgesehen.<br />

Den Teilnehmern soll die Möglichkeit gegeben werden, sich<br />

dem Thema Medien auch einmal spielerisch zu nähern, ohne<br />

eine eigene Position beziehen zu müssen. Sie lernen dabei<br />

das argumentieren auch und gerade für Meinungen, die sie<br />

persönlich (eventuell) nicht vertreten.<br />

Raum __ Seminarraum, mehrere kleine Räume für die Vorbereitung<br />

Material __ Arbeitsblätter, der „Realitätscharakter“ des Rollenspiels kann<br />

Schlüsselbegriffe<br />

wichtig<br />

T a l k s h o w - R o l l e n s p i e l<br />

durch entsprechende Dekoration erhöht werden (Talkshow-<br />

Logo, Mikro für den Moderator…)<br />

Diskussionskultur<br />

Die Rolle des Moderators sollte ein Teilnehmer übernehmen,<br />

der dazu sowohl sprachlich als auch kommunikativ in der<br />

Lage ist.<br />

Die Teilnehmer müssen ausreichend Zeit dafür haben, ihre<br />

Rollen kennen zu lernen und sich passende Argumente zu<br />

überlegen.<br />

Die Seminarleiter müssen das Rollenspiel aufmerksam ver-<br />

folgen, um im Notfall schnell eingreifen zu können. Einer kann<br />

die Rolle eines Aufnahmeleiters übernehmen, der dem Mode-<br />

rator inhaltliche und zeitliche Vorgaben macht.<br />

© 2004 MitOst-Editionen


Durchführung<br />

Erfahrungen<br />

Ergänzungen und<br />

Alternativen<br />

© 2004 MitOst-Editionen<br />

Grundkompetenzen<br />

1. Vorbereitung: Im Vorfeld muss die Anzahl der Teilnehmer<br />

mit der Anzahl der Rollen abgeglichen werden, d.h. es<br />

müssen eventuell weitere Rollenprofile erstellt werden.<br />

[5 Minuten]<br />

2. Das Prinzip einer Talkshow wird kurz erläutert (Gäste-<br />

Diskussion, Moderator-Rechte, Zuschauer-Fragen und<br />

-einwürfe…). Die Rollen werden im Losverfahren<br />

gezogen und die Teilnehmer zur Vorbereitung in zwei<br />

Gruppen geteilt: die Talkshow-Gäste plus Moderator und<br />

die Zuschauer. [5 Minuten]<br />

3. In den Gruppen werden die Aufgaben und Rollen der<br />

einzelnen Teilnehmer erklärt und eingeübt. Die Zuschauer-<br />

Gruppe, die weniger Zeit zur Vorbereitung benötigt, kann<br />

beim Aufbau des „Studios“ helfen. [30 Minuten]<br />

4. Die Talkshow findet statt. [30 – 45 Minuten]<br />

5. Bei ernsteren Meinungsverschiedenheiten oder Verlet-<br />

zungen des Spielcharakters sollte eine Besprechung des<br />

Rollenspiels erfolgen. [15 – 20 Minuten]<br />

Die Teilnehmer nehmen die Talkshow ausschließlich als Spiel<br />

und gehen teilweise sehr in ihren Rollen auf. Eine wirkliche<br />

inhaltliche Diskussion findet so gut wie gar nicht statt.<br />

Von Seiten der Seminarleiter sollten daher nicht zu große<br />

Erwartungen an das Rollenspiel gestellt, der Spaßfaktor aber<br />

auch nicht unterbewertet werden.<br />

Je nach Seminarschwerpunkt können einzelne Rollen<br />

erweitert, weggelassen oder neu entwickelt werden.<br />

M e t h o d e n H a n d b u c h 9 9<br />

5<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung


5<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />

Grundkompetenzen<br />

R o l l e n p r o f i l e : T a l k s h o w<br />

P e t e r S t e i n ( 4 0 )<br />

Waldbewohner, lebt seit 25 Jahren abseits der Zivilisation. Als Begründer einer unabhängi-<br />

gen Lebensart angesehen, versteht er überhaupt nicht, warum Medien überhaupt wichtig<br />

sein sollen.<br />

Fragen des Moderators:<br />

1. Könnten Sie uns bitte etwas über sich erzählen?<br />

2. Was verstehen Sie unter dem Wort Medium/Medien und welche Rolle spielen<br />

Informationen in Ihrem Leben?<br />

3. Haben Sie sich schon Gedanken darüber gemacht, wie die Welt ohne Computer und<br />

ohne moderne Technologien aussehen wird?<br />

L i a n e K o s s ( 3 6 )<br />

Studierte Jura, arbeitete währenddessen als Reporterin bei einer großen deutschen Zeitung,<br />

wurde mit 26 Chefredakteurin. Fordert Engagement in den Bereichen „Zeitung für alle“,<br />

„Zeitung als Medium“. Besucht oft Länder, in denen die Medienstruktur nicht so entwickelt<br />

ist. Sie ist überzeugt, dass die anderen Medien wie Fernsehen und Rundfunk Informationen<br />

stärker manipulieren als die klassische Zeitung.<br />

Fragen des Moderators:<br />

1. Als Vertreterin des fast ältesten Mediums können Sie uns sicher sagen, worin die<br />

Wichtigkeit gerade der Zeitung besteht und ob wir es auch in Zukunft mit einer Zeitung<br />

in Papierform zu tun haben werden?<br />

2. Ist Ihre Anschauung, die die Zeitung gegenüber den anderen Medien so aufwertet, nicht<br />

ein bisschen veraltet?<br />

3. In Ihrem Lebenslauf habe ich auch entdeckt, dass Sie sich mit Manipulation in den<br />

Medien beschäftigen. Was ist damit eigentlich gemeint und wieso kommt sie in letzter<br />

Zeit so ins Gespräch?<br />

1 0 0 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />

© 2004 MitOst-Editionen<br />

Talkshow-Rollenspiel


Talkshow-Rollenspiel<br />

R o l l e n p r o f i l e : T a l k s h o w<br />

M a t t h i a s S c h a r i k ( 2 8 )<br />

© 2004 MitOst-Editionen<br />

Grundkompetenzen<br />

Mitbegründer der Computerfirma „Crocosoft – neue Märkte für neue Medien: CD-Rom, On-<br />

line-Dienste, Interaktives Fernsehen“. Besitzt die Rechte an der digitalen Reproduktion der<br />

bekanntesten Kunstwerke der Welt. Er beschäftigt sich mit der Aufdeckung von Manipula-<br />

tionen bei Fotos und in Fernsehberichten. Er denkt, dass in der heutigen Medienlandschaft<br />

nichts mehr real ist.<br />

Fragen des Moderators:<br />

1. Sie sind relativ jung und haben schon Ihre eigene Firma – was hat Sie dazu bewegt, sich<br />

mit dem Thema Medienmanipulation auseinander zu setzen?<br />

2. Was denken Sie, kann man nicht alle Möglichkeiten des Computers für schlechte Zwecke<br />

nutzen, wie es mit der Manipulation von Fotos tagtäglich geschieht?<br />

3. Wäre es nicht möglich, den Zugang zu solchen Technologien zu behindern?<br />

C h r i s t i a n e B ä r ( 3 5 )<br />

Psychologin, besitzt eine eigene Praxis, arbeitet für das „Institut der Medien“ und erarbeitet<br />

dort ein Zukunftsmodell für die Beziehung zwischen Menschen und Medien. Sie meint, dass<br />

die Menschen durch Manipulatoren (Reporter, Politiker usw.) ihre eigene Identität verlieren<br />

und zu ferngesteuerten Puppen werden. Sie organisiert zahlreiche Diskussionsforen zu die-<br />

sem Thema und warnt die Leute vor der Macht der Medien.<br />

Fragen des Moderators:<br />

1. Wie sieht Ihr Zukunftsmodell aus?<br />

2. Inwieweit betrifft Ihre Vision die Menschen dieses Jahrhunderts?<br />

3. Was kann man gegen die Manipulation und ihre Vollstrecker tun – ist es überhaupt<br />

möglich, sie aufzuhalten?<br />

M e t h o d e n H a n d b u c h 1 0 1<br />

5<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung


5<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />

Grundkompetenzen<br />

R o l l e n p r o f i l e : T a l k s h o w<br />

W a l t e r J o c h y m s k i ( 4 7 ) u n d A m y, A v a t a r<br />

Mitarbeiter bei „Die vierte Art“ und Amys Erfinder, der sich seit 25 Jahren mit virtueller Re-<br />

alität beschäftigt und die Zukunft der Menschheit in den Stellvertretern der Menschen (Ava-<br />

taren) in virtuellen Welten sieht. Er denkt nicht, dass diese Entwicklung der Kommunikation<br />

zwischen den Menschen schadet.<br />

Fragen des Moderators:<br />

1. Könnten Sie uns bitte erklären, womit Sie sich beschäftigen und warum man Ihre Arbeit<br />

als nützlich bezeichnen kann?<br />

2. Ist Ihre Amy nicht nur eine Art Moderatorin, die die Menschen von wirklichen Kontakten<br />

untereinander abhält und zu Kommunikationsproblemen führt?<br />

3. Wie sieht Ihrer Meinung nach die Zukunft der Medien aus?<br />

G ä s t e<br />

G a s t 1<br />

denkt, dass die Medien eine wichtige Funktion erfüllen; gibt zu, dass sie manipuliert sind<br />

G a s t 2<br />

denkt, dass die Zeitung in der Zukunft von moderner Technologie verdrängt wird<br />

G a s t 3<br />

denkt, dass man das Thema Manipulation der Medien zu sehr dramatisiert<br />

G a s t 4<br />

plädiert für eine Zukunft mit Avataren, hat einen eigenen Avatar entwickelt, mit dem er<br />

den ganzen Tag verbringt<br />

G a s t 5<br />

einfache Hausfrau, die nur über die Zukunft der Zeitung/Printmedien sprechen will, weil sie<br />

alles andere nicht kennt<br />

G a s t 6<br />

nur wegen Peter Stein gekommen, dem er immer wieder Fragen nach seinem zurückgezogenen<br />

Leben ohne Medien stellt<br />

G a s t 7<br />

Journalistin, die die Gäste mit ihren grässlichen Visionen über die Zukunft konfrontiert und<br />

zu jedem Punkt etwas zu sagen hat<br />

G a s t 8<br />

Tochter von Christiane Bär, die ihre Mutter in allem unterstützt<br />

G a s t 9<br />

verliebt in Amy, Avatar der „Vierten Art“, Anhänger von Walter Jochymski<br />

G a s t 1 0<br />

unterstellt Matthias Scharik, dass er selbst Bilder und andere Medien manipuliert und<br />

meint, dass er genau damit sein vieles Geld verdient hat; stellt immer wieder Fragen<br />

zu diesem Thema<br />

1 0 2 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />

© 2004 MitOst-Editionen<br />

Talkshow-Rollenspiel


5 . 2 . P r ä s e n t a t i o n s t e c h n i k<br />

Grundkompetenzen<br />

Bei internationalen Seminaren zeigt sich deutlich, dass nicht nur der Grad der Sprach-<br />

beherrschung über den Erfolg von sprachlichen Äußerungen entscheidet. Es kommt<br />

auch stark auf die Art und Weise des Vortrags an.<br />

Das Einüben grundlegender Präsentationstechniken nimmt gerade für Studenten einen hohen<br />

Stellenwert ein. Dabei ist es wichtig, sich nicht nur theoretisch über die Techniken zu verständi-<br />

gen, sondern sie auch praktisch einzuüben. Erst dann wird die Bedeutung mancher Ratschläge<br />

nachvollziehbar. Durch die gegenseitige Beobachtung der Teilnehmer und das Feedback ist ein<br />

zusätzlicher Lerneffekt gegeben.<br />

© 2004 MitOst-Editionen<br />

M e t h o d e n H a n d b u c h 1 0 3<br />

5<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung


5<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />

Grundkompetenzen<br />

Beschreibung<br />

Ziel<br />

Rahmen<br />

1 0 4 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />

Die Teilnehmer probieren sich selbst in Präsentationen aus.<br />

Die Übung dient der Wiederholung, Vertiefung und Einübung<br />

von Vortragstechniken sowie der Vorbereitung und Gestaltung<br />

eines Kurzreferats durch kritische Beobachtung der Referate<br />

anderer Teilnehmer.<br />

Gruppengröße __ 20 Personen<br />

Zeit __ 3 Stunden<br />

Raum __ Seminarraum, mehrere kleine Räume für die Vorbereitung<br />

Material __ Folien, Overheadprojektor, Flipchart, Moderationskoffer, Pult<br />

Schlüsselbegriffe<br />

wichtig<br />

Durchführung<br />

W a s i s t e i n e g u t e P r ä s e n t a t i o n ?<br />

Feedback, Präsentationstechnik<br />

Der Präsentation sollte ein (echter oder spielerischer) offizi-<br />

eller Rahmen gegeben werden.<br />

1. Gemeinsame Erarbeitung von Präsentationstechniken im<br />

Plenum, jeder Teilnehmer erhält dazu das Arbeitsblatt<br />

„Hinweise für eine gute Präsentation“, das gemeinsam<br />

besprochen und ergänzt wird. [30 Minuten]<br />

2. Themen für Referate werden an die Kleingruppen verteilt<br />

und die Gruppen bereiten ihre Präsentationen vor.<br />

[45 Minuten]<br />

Beispielaufgabe: „Ein Vertreter einer großen Stiftung wird<br />

heute unser Seminar besuchen. Wir stellen ihm unser<br />

Seminar und den bisherigen Seminarverlauf vor. Jede<br />

Kleingruppe präsentiert einen Tag. Unser Gast soll infor-<br />

miert, aber auch unterhalten werden. Er möchte auch eure<br />

Einschätzung des bisher Erlebten kennen lernen. Überlegt,<br />

was für ihn wichtig sein könnte und wie ihr euer Referat<br />

interessant gestalten könnt. Ihr habt für euren Vortrag 5-7<br />

Minuten Zeit.“<br />

3. Präsentation und Feedback: Die einzelnen Gruppen halten<br />

ihre Vorträge und bekommen im unmittelbaren Anschluss<br />

daran eine Rückmeldung der Teilnehmer und anschließend<br />

der Seminarleiter. Zunächst sollten sich die Vortragen-<br />

den selbst äußern können. Das Feedback sollte von den<br />

Referenten nicht kommentiert werden. Ziel könnte es sein,<br />

eine Zusammenstellung mit weiteren Hinweisen für eine<br />

gelungene Präsentation zu erarbeiten [siehe Hinweise für<br />

eine gute Präsentation – Ergänzungen]. [100 Minuten]<br />

© 2004 MitOst-Editionen


Was ist eine gute<br />

Präsentation?<br />

H i n w e i s e f ü r e i n e g u t e P r ä s e n t a t i o n<br />

A u f b a u<br />

▪ Einleitung, Hauptteil, Schluss (logische Gliederung)<br />

▪ Überleitungen (z.B. „Als Nächstes möchte ich...“, „Nachdem ich ...“,<br />

„…möchte ich jetzt…“)<br />

S p r a c h e<br />

▪ Lautstärke, Intonation<br />

▪ Sprechpausen<br />

K ö r p e r h a l t u n g<br />

▪ Positionierung von Zuhörer, Objekt der Präsentation und mir<br />

▪ Gestik und Mimik (Offenheit, Ruhe, Zuwendung...)<br />

▪ Bewegung im Raum<br />

K o n t a k t z u m Z u h ö r e r<br />

▪ Blickkontakt<br />

▪ Ansprache (Vorwissen aktivieren, Fragen…)<br />

H i l f s m i t t e l<br />

▪ Folien, Tafel, Flipchart<br />

▪ Bilder, Diagramme, Tabellen<br />

▪ Tonaufzeichnungen<br />

© 2004 MitOst-Editionen<br />

Grundkompetenzen<br />

M e t h o d e n H a n d b u c h 1 0 5<br />

5<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung


5<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />

Grundkompetenzen<br />

H i n w e i s e f ü r e i n e g u t e P r ä s e n t a t i o n : E r g ä n z u n g e n<br />

A u f b a u<br />

▪ Zuhörer und Gäste begrüßen<br />

▪ sich selbst vorstellen<br />

▪ Zeit für Fragen am Ende einplanen<br />

▪ vorher klären, wer spricht<br />

▪ vorher klären, wie die Übergabe an den Co-Referenten funktioniert<br />

▪ Umgang mit Pannen klären<br />

S p r a c h e<br />

▪ Lautstärke der Raumgröße anpassen<br />

▪ auf Lebendigkeit achten<br />

K ö r p e r h a l t u n g<br />

▪ sich nicht selbst einengen<br />

▪ nicht hinter dem Pult „kleben“<br />

▪ Position verändern, wenn man sich unwohl fühlt<br />

K o n t a k t z u m Z u h ö r e r<br />

▪ 2-3 Personen für den Blickkontakt aussuchen<br />

▪ sich selbst im Raum bewegen, damit zu allen Zuhörern Kontakt entsteht<br />

H i l f s m i t t e l<br />

▪ Sichtbarkeit des Materials vorher testen<br />

▪ nicht zu viele Informationen auf ein Material bannen<br />

▪ Informationen strukturieren<br />

▪ Material erst dann einsetzen, wenn es dran ist (z.B. nach der Begrüßung)<br />

▪ Möglichkeit nutzen, Folien abzudecken<br />

▪ nur einen Stichwortzettel benutzen<br />

1 0 6 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />

© 2004 MitOst-Editionen<br />

Was ist eine relativ<br />

gute Präsentation?


6<br />

I n t e r k u l t u r e l l e K o m m u n i k a t i o n


6 . I n t e r k u l t u r e l l e K o m m u n i k a t i o n<br />

Interkulturelle Kommunikation<br />

Die internationale Zusammensetzung von Seminaren bringt es zwangsläufig mit sich,<br />

dass es zu einem kulturübergreifenden Austausch und zu kulturell bedingten Missver-<br />

ständnissen kommt. Das in kulturellen Unterschieden liegende interkulturelle Lern-<br />

potenzial führt aber zu neuen Erkenntnissen über das Eigene und das Fremde. Neben<br />

dem vorausgesetzten Interesse für die Kulturen der Nachbarn in Europa bildet die<br />

Thematisierung dieser Differenzen die Grundlage für einen Abbau von Vorurteilen und<br />

eine differenziertere Sicht der jeweils anderen Kultur.<br />

A u s g a n g s l a g e<br />

Die kulturelle Vielfalt der an einem Ort für eine relativ kurze Zeit versammelten Menschen ist an<br />

sich schon eine ausreichende Begründung, um sich im Rahmen des Seminars mit kulturellen Un-<br />

terschieden zu beschäftigen. Es existieren in einem solchen Kreis so viele verschiedene kulturelle<br />

Prägungen und Gewohnheiten, dass es für einen ungestörten Ablauf des Seminars notwendig<br />

wird, sich über Regeln zu verständigen, die für alle als verbindlich gelten sollen.<br />

Mangelt es an einer Distanz gegenüber Verhaltensmustern der eigenen Kultur und fehlt es an<br />

der Fähigkeit, kulturelle Unterschiede zu akzeptieren, kann eine interkulturelle Begegnung nach<br />

folgendem Muster verlaufen: Jede Person verhält sich in der Begegnung um so mehr nach den<br />

Regeln der eigenen Kultur, je fremder der Partner ist und je deutlicher die Andersartigkeit zu<br />

erkennen ist. Die jeweiligen kulturellen Unterschiede treten dadurch stärker in den Vordergrund.<br />

Und weil jeder sich auf seine kulturspezifische Weise verhält, diese Verhaltensweisen aber oft<br />

nicht zueinander passen und nicht zu den gewünschten Zielen führen, kommt es zu Irritationen<br />

und Frustrationen. Es tauchen Probleme auf, die man nicht erklären kann. Die Reaktionen des<br />

Partners werden nicht verstanden. Dies führt zu Unsicherheit, Orientierungsverlust, Fehlinter-<br />

pretationen und Missverständnissen und kann sich zu Misstrauen und Unterstellung von Unfähig-<br />

keit oder mangelnder Kooperationsbereitschaft steigern.<br />

I n t e r k u l t u r e l l e H a n d l u n g s k o m p e t e n z<br />

Der erste Schritt zu einer interkulturellen Handlungskompetenz ist die Wahrnehmung der bisher<br />

für selbstverständlich und allgemeingültig gehaltenen Verhaltensmuster als spezifische Ausprä-<br />

gungen der eigenen Kultur. Ziel der Übungen in diesem Teil ist die Entwicklung und Stärkung<br />

folgender Kompetenzen und Verhaltensmerkmale, die auch über das Seminar hinaus eine zu-<br />

nehmend wichtige Rolle spielen:<br />

▪ Aneignung von Orientierungswissen über eine fremde Kultur (Kultur- und Landeskunde)<br />

▪ Erfassung zentraler Kulturstandards (Normen, Werte und Einstellungen) einer Kultur<br />

▪ Fähigkeit zum erfolgreichen Handeln in einer kulturellen Überschneidungssituation<br />

▪ Fähigkeit zum Kultur-Lernen und Kultur-Verstehen (generalisierbares Handlungswissen)<br />

Die Übungen sollen zeigen, wie groß interkulturelle Unterschiede sein können, und aufmerksam<br />

machen auf die eigenen Reaktionen auf ungewohnte Verhaltensweisen und Erwartungen.<br />

Umfragen unter den Teilnehmern vermitteln allgemeine Kenntnisse über die Geschichte, Werte<br />

und Eigenheiten der Nachbarkulturen. Sie zeigen den Teilnehmern, welches Wissen und welche<br />

(stereotypen?) Vorstellungen sie von der anderen Kultur haben und was die Bewohner der Län-<br />

der selbst für interessant halten. Selbstsicht und Fremdwahrnehmung werden konfrontiert.<br />

© 2004 MitOst-Editionen<br />

M e t h o d e n H a n d b u c h 1 0 9<br />

6<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung


6<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />

Interkulturelle Kommunikation<br />

T h e o r e t i s c h e r H i n t e r g r u n d<br />

Für den Begriff „Kultur“ gibt es verschiedene Definitionen. Wir beschränken uns hier auf eine<br />

Definition, die Kultur als tradiertes kollektives Orientierungssystem beschreibt, das die Lebens-<br />

weise und Deutungsmuster einer Nation, Gesellschaft oder Gruppe beeinflusst. Die sich aus dem<br />

System entwickelnden Kulturstandards helfen den Mitgliedern der Kultur bei der Bewertung von<br />

Handlungen, Wahrnehmungen und Denkweisen und geben vor, was als normal und akzeptabel<br />

in der Kultur gilt. Eigenes und fremdes Verhalten wird auf der Grundlage dieser Kulturstandards<br />

beurteilt und reguliert. Nur in der Begegnung mit Individuen, die sich nach einem anderen Norm-<br />

system verhalten, wird uns der Sachverhalt unserer eigenen Kultur bewusst.<br />

Kulturen beschreiben Lebenswelten, die nicht an Ethnien oder Nationen gebunden sind. Sie sind<br />

unabhängig von Sprach- und Landesgrenzen und sind nicht automatisch identisch mit Völkern<br />

oder Volksgruppen. So gibt es auch innerhalb eines Staates oder einer Nation verschiedene Kul-<br />

turen, die meist als Teil- oder Subkulturen bezeichnet werden. Kulturen verändern sich darüber<br />

hinaus: sie sind unabgeschlossen, prozesshaft und uneinheitlich. Ein Individuum kann gleichzei-<br />

tig verschiedenen Kulturgemeinschaften angehören.<br />

Ä n g s t e u n d B e d ü r f n i s s e i n d e r B e g e g n u n g m i t F r e m d e m<br />

Gerade wenn wir in der Fremde und mit fremden Menschen zusammenkommen, spielen Ängste<br />

und Bedürfnisse eine entscheidende Rolle: die Angst vor dem Unbekannten resultiert aus un-<br />

serem Bedürfnis nach Gewissheit, die Angst, beurteilt zu werden, aus unserem Bedürfnis nach<br />

Anerkennung. Sie zu negieren hat zur Folge, dass sie den Ablauf der Begegnung bestimmen.<br />

Wir werden zuerst unbewusst Gründe suchen, wieso wir Angst vor diesem Unbekannten haben<br />

müssen, wieso wir vorsichtig im Umgang mit ihm sein sollen und wieso uns das Gegenüber in<br />

eine Schublade gesteckt hat.<br />

Wie können wir weg von einer Beurteilung und hin zu einer vertieften Wahrnehmung unserer<br />

Bedürfnisse gelangen? Indem wir unsere Gefühle zulassen und lernen, sie in die Begegnung mit<br />

einzubringen. Ängste können somit als Bedürfnisse formuliert werden. Unserem Gegenüber hel-<br />

fen wir damit, sich so zu verhalten, dass ein gemeinsames Wohlgefühl in der Zusammenarbeit<br />

entsteht.<br />

K u l t u r d i m e n s i o n e n<br />

In Trainings zur Interkulturellen Kommunikation geht es nicht in erster Linie darum, einzelne<br />

Länderwerte zu vermitteln, sondern die Dimensionen kultureller Differenz selbst bewusst zu ma-<br />

chen. Ziel ist nicht Verhaltenssicherheit durch Kenntnis des Anderen, sondern eine Sensibilisie-<br />

rung auf mögliche Differenzen, die in der kulturellen Begegnung nicht aufgelöst werden können,<br />

sondern ausgehalten werden müssen. Diese Erkenntnis bietet nicht mehr Sicherheit, sondern<br />

vermindert die Gewissheit, den anderen richtig verstanden zu haben. Diese Verhaltensverunsi-<br />

cherung ist eine wichtige Voraussetzung einer gelungenen Kommunikation.<br />

Hofstede (1993) unterscheidet die Dimensionen:<br />

▪ Machtdistanz (groß – klein)<br />

▪ Kollektivismus – Individualismus<br />

▪ Maskulinität – Femininität<br />

▪ Unsicherheitsvermeidung (stark – schwach)<br />

1 1 0 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />

© 2004 MitOst-Editionen


M a c h t d i s t a n z<br />

Interkulturelle Kommunikation<br />

…ist das Ausmaß, in dem Mitglieder einer Gesellschaft eine Ungleichverteilung der Macht in In-<br />

stitutionen und Organisationen akzeptieren. Alle Gesellschaften zeigen zwar Ungleichheiten in<br />

der Machtverteilung, aber in einigen herrscht ein größeres Ungleichgewicht als in anderen. Diese<br />

Dimension kontrastiert Gesellschaften mit ungleicher Machtverteilung mit stärker egalitären<br />

Gesellschaften.<br />

U n s i c h e r h e i t s v e r m e i d u n g<br />

…bezeichnet den Grad an Ängstlichkeit der Mitglieder einer Gesellschaft angesichts unstruktu-<br />

rierter und widersprüchlicher Situationen. Diese Ängstlichkeit drückt sich aus in Aggressivität<br />

und Emotionalität, in einer Wertschätzung von Institutionen, die Konformität fördern, und in<br />

Überzeugungen, die Sicherheit versprechen. Diese Dimension unterscheidet rigide von flexible-<br />

ren Gesellschaften.<br />

I n d i v i d u a l i s m u s u n d K o l l e k t i v i s m u s<br />

…sind die beiden Pole einer kontinuierlichen Dimension. Individualismus meint die Bevorzugung<br />

eines relativ lose zusammen gehaltenen sozialen Netzwerkes, in dem die Individuen zunächst<br />

einmal nur für sich selbst und ihre nächsten Familienangehörigen sorgen. Kollektivismus steht<br />

dagegen für die Bevorzugung eines eng geknüpften sozialen Netzwerkes, in dem die Individuen<br />

emotional in Großfamilien oder andere Mitgliedsgruppen integriert sind, die ihnen im Austausch<br />

für unbedingte Loyalität Schutz und meist lebenslange Fürsorge gewähren. Diese Dimension<br />

trennt „vereinzelnde“ von „zusammen haltenden“ Gesellschaften.<br />

M a s k u l i n<br />

…steht für Gesellschaften, in denen die männliche Rolle dominiert und charakterisiert ist durch<br />

Leistungsstreben, Durchsetzungsvermögen, Sympathie für Stärke und die Abhängigkeit sozia-<br />

ler Bedeutung von materiellem Erfolg. Als feminin werden Gesellschaften bezeichnet, in denen<br />

ein Ausgleich der Rollen vorliegt und sowohl maskuline wie feminine Rollen charakterisiert sind<br />

durch ein Bedürfnis nach warmherzigen Beziehungen, Bescheidenheit, Sorge für die Schwachen,<br />

und in denen soziale Bedeutsamkeit auch mit immateriellen Lebensqualitäten verbunden ist.<br />

Diese Dimension trennt harte von weichen Gesellschaften.<br />

Hall unterscheidet die Dimensionen:<br />

▪ Zeit<br />

▪ Raum<br />

▪ Kontext<br />

▪ Informationsfluss<br />

Z e i t<br />

Die Zeitwahrnehmung und der Umgang mit Zeit haben weit reichende Konsequenzen für das<br />

Handeln und die Kommunikation unter den Menschen. Man unterscheidet in Kulturen mit schnel-<br />

lem und Kulturen mit langsamem Lebensrhythmus sowie in monochrone und polychrone Kul-<br />

turen. Erstere organisieren ihr Leben so, dass sie alles nacheinander und nach Plan erledigen.<br />

Zweitere erledigen viele Dinge gleichzeitig, ordnen ihre Arbeit auch mal anderen Dingen unter<br />

und gehen flexibel mit Plänen um.<br />

© 2004 MitOst-Editionen<br />

M e t h o d e n H a n d b u c h 1 1 1<br />

6<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung


6<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />

Interkulturelle Kommunikation<br />

R a u m<br />

Jeder Mensch ist von einem mit einer Luftblase vergleichbaren Raum umgeben, dessen Ver-<br />

letzung er als störend empfindet. Raum betrifft neben dem körperlichen auch den seelischen<br />

Bereich, also z.B. das Erzählen intimer Geschichten. Seine Größe unterscheidet sich zwischen<br />

den Kulturen.<br />

K o n t e x t<br />

In Kulturen mit schwachem Kontext sind die Informationsnetze grobmaschig geknüpft. Wenn<br />

nicht unbedingt nötig, schirmen sich die Menschen in diesen Kulturen vor unnötigen Informati-<br />

onen ab und konzentrieren sich auf das in ihren Augen Wesentliche, lassen sich nicht ablenken<br />

und bleiben zu ihren Mitmenschen auf Distanz. In kontextstarken Kulturen mit dichten Informa-<br />

tionsnetzen beschränkt sich Kommunikation oft auf Andeutungen, da das Gegenüber ohnehin<br />

auf dem Laufenden ist. Um dies aufrechtzuerhalten, misst man der Pflege von Beziehungen<br />

große Bedeutung bei.<br />

I n f o r m a t i o n s f l u s s<br />

Dies hat auch Auswirkungen auf den Informationsfluss. In polychronen Kulturen mit starkem<br />

Kontext verbreiten sich Informationen informell und nahezu ungehindert innerhalb der Gruppen,<br />

während in monochronen Kulturen mit schwachem Kontext, in denen die Menschen räumlich und<br />

zeitlich voneinander getrennt sind, der Fluss der Informationen bewusst geplant und geordnet<br />

werden muss und dadurch langsamer läuft.<br />

Die Ausprägungen dieser Dimensionen führen zu folgenden kulturellen Grundmustern:<br />

▪ abschlussorientierte – beziehungsorientierte Kulturen<br />

▪ informelle – formelle Kulturen<br />

▪ zeitfixierte – zeitoffene Kulturen<br />

▪ expressive – reservierte Kulturen<br />

Kulturdimensionen können sehr hilfreich sein, um die Differenzen zwischen dem eigenen und<br />

dem Verhalten anderer Menschen wahrzunehmen und die eigene Verunsicherung einordnen zu<br />

können. Es geht hier in erster Linie um die Erweiterung der Wahrnehmung.<br />

1 1 2 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />

© 2004 MitOst-Editionen


Beschreibung<br />

Ziele<br />

Rahmen<br />

© 2004 MitOst-Editionen<br />

Interkulturelle Kommunikation<br />

Ein Spiel zum Einstieg in das Thema der Kulturstandards. Die<br />

unterschiedlichen Begrüßungsrituale verschiedener Kulturen<br />

werden vermittelt und gleichzeitig selbst erlebt.<br />

Die Übung bietet sich als Einstieg in das Thema interkulturelle<br />

Kommunikation an.<br />

Gruppengröße __ ab 12 Personen<br />

Zeit __ 45 Minuten<br />

Raum __ Seminarraum<br />

Schlüsselbegriffe<br />

Durchführung<br />

A n k u n f t a m F l u g h a f e n<br />

Interkulturelle Kommunikation, Kulturstandards, Erwartungen<br />

1. Situationsbeschreibung: Ankunft auf einem Flughafen in<br />

einem fremden Land: „Wie finde ich meinen Gastgeber?“<br />

Vom Reisebüro hat jeder ein Verhaltenskärtchen erhalten<br />

und versucht, mit Hilfe dieser Beschreibung des Begrü-<br />

ßungsrituals die eigenen Gastgeber zu finden. Aber auch<br />

gegenüber den anderen Menschen auf dem Flughafen<br />

sollte man nicht unfreundlich sein. Jeder könnte ja der<br />

gesuchte Partner sein.<br />

Die Gruppe wird entsprechend in Gastgeber und Gäste<br />

aufgeteilt und spielt die Situation durch. Jeder Gastgeber<br />

kann auch mehrere Gäste empfangen. Die Übung findet<br />

nonverbal statt! [15 Minuten]<br />

2. Diskussion im Plenum:<br />

▪ Welche Begrüßungsformen waren angenehm / unange-<br />

nehm und warum?<br />

▪ Gab es Begrüßungen, die anders (z.B. als Feindselig<br />

keit, Annäherungsversuch…) verstanden wurden, und<br />

wenn ja, warum?<br />

▪ Welche Gefühle kamen auf? Wie hättet Ihr gern<br />

spontan reagiert?<br />

▪ Welche Strategie wurde entwickelt, um „unbeschadet“<br />

durchzukommen?<br />

▪ Gibt es in euren Ländern Begrüßungszeremonien, die<br />

anders sind, als die hier gespielten?<br />

▪ Was tun bei unterschiedlichen Bräuchen? Welche Regel<br />

sollte dann gelten? Wer hat sich in welchem Maße wem<br />

„anzupassen“? [30 Minuten]<br />

M e t h o d e n H a n d b u c h 1 1 3<br />

6<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung


6<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />

Interkulturelle Kommunikation<br />

R o l l e n p r o f i l e<br />

Du gehörst zu den: Kupfer-Eskimos<br />

Sie begrüßen sich durch: Faustschlag gegen Kopf und Schulter<br />

Du gehörst zu den: Eipo auf Neuguinea<br />

Sie begrüßen sich durch: Schweigen<br />

Du gehörst zu den: Loango<br />

Sie begrüßen sich durch: Händeklatschen<br />

Du gehörst zu den: Assyrern<br />

Sie begrüßen sich durch: Kleider hergeben<br />

Du gehörst zu den: Mongolen<br />

Sie begrüßen sich durch: sich gegenseitig die Wangen beriechen und<br />

Du gehörst zu den: Deutschen<br />

Sie begrüßen sich durch: Händeschütteln<br />

Du gehörst zu den: Indern<br />

1 1 4 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />

sich mit den Nasen berühren und reiben<br />

Sie begrüßen sich durch: Handflächen aneinanderlegen, vor den<br />

Du gehörst zu den: Lateinamerikanern<br />

Körper halten und sich leicht verbeugen<br />

Sie begrüßen sich durch: Den Kopf auf die rechte Schulter des<br />

Partners legen, drei Schläge auf den Rücken<br />

Dann den Kopf auf die linke Schulter des<br />

Partners legen, drei Schläge auf den Rücken<br />

© 2004 MitOst-Editionen<br />

Ankunft am Flughafen


Beschreibung<br />

Ziele<br />

Rahmen<br />

© 2004 MitOst-Editionen<br />

Interkulturelle Kommunikation<br />

Es fällt uns manchmal schwer, fremde Sitten zu erkennen<br />

und uns auf sie einzulassen. In diesem Simulationsspiel<br />

wird eine Kontaktsituation geschaffen, in der die Teilnehmer<br />

erkennen können, wie schwierig eine Mitteilung der eigenen<br />

Erwartungen an Gäste und das Erkennen der Erwartungen der<br />

Gastgeber sein kann.<br />

Gruppengröße __ 12-24 Personen<br />

Zeit __ 45 Minuten<br />

Die Teilnehmer werden für konventionalisierte Gewohnheiten<br />

sensibilisiert und öffnen sich für kulturelle Unterschiede.<br />

Raum __ Seminarraum, ein kleiner Raum für die Vorbereitung<br />

Schlüsselbegriffe<br />

Durchführung<br />

A l p h a s u n d B e t a s<br />

Kulturstandards, Interkulturelle Kommunikation, Erwartungen,<br />

Rollenverhalten<br />

1. Die Teilnehmer werden in zwei Gruppen, die Alphas und<br />

die Betas, aufgeteilt. Jede Gruppe erhält genügend Kopien<br />

mit den Anweisungen und bereitet sich von den anderen<br />

getrennt auf den Besuch vor. Für das Einspielen der eige-<br />

nen Verhaltensweisen als Gäste und der Erwartungen des<br />

Gastgebers an die Gäste sollte genügend Zeit eingeräumt<br />

werden. [15 Minuten]<br />

2. Eine Gruppe besucht die andere. Während des Besuchs<br />

darf nicht gesprochen werden.<br />

Anweisung an die Gäste: Ihr wisst über die anderen nicht<br />

viel. Ihr seid sehr neugierig und möchtet mit den Gastge-<br />

bern Kontakt aufnehmen. Bitte achtet auf die Erwartungen<br />

der Gastgeber an euch.<br />

Anweisung an die Gastgeber: Empfangt die Gäste höflich<br />

und entsprechend eurer Kultur. [15 Minuten]<br />

3. Nach dem ersten Besuch ziehen sich beide Gruppen noch<br />

einmal zurück und wiederholen ihre eigenen Verhaltens-<br />

regeln. Die Gäste notieren ganz kurz ihre Beobachtungen<br />

und Vermutungen hinsichtlich der Erwartungen der Gast-<br />

geber an sie selbst als Besucher. [10 Minuten]<br />

4. Es findet ein Gegenbesuch statt. [15 Minuten]<br />

M e t h o d e n H a n d b u c h 1 1 5<br />

6<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung


6<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />

Interkulturelle Kommunikation<br />

Erfahrungen<br />

1 1 6 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />

5. Diskussion und Auswertung: Zunächst wird nach den<br />

Eindrücken gefragt. Was war irritierend, lustig, schwie-<br />

rig...? Dann werden die Mutmaßungen hinsichtlich der<br />

Erwartungen der jeweils anderen Gruppe an die Gäste<br />

ausgetauscht.<br />

▪ Welche Mitteilungen wurden richtig, welche falsch ver-<br />

standen?<br />

▪ Welche Gefühle entstanden bei den Gastgebern, die<br />

etwas vermitteln wollten, und den Gästen, die „ange -<br />

sprochen“ waren?<br />

▪ Welche Beschränkungen wurden erlebt?<br />

▪ Wie hat jeder sein Gegenüber erlebt?<br />

▪ Wie gehen wir mit unseren Verhaltenserwartungen in<br />

fremden Ländern um? Als Touristen, als Gastgeber ...<br />

▪ Welche eigenen Erfahrungen mit unterschiedlichen<br />

Sitten in Besuchssituationen gibt es? [30 Minuten]<br />

Es ist wichtig, dass die Beobachtung der Erwartungen der<br />

Gastgeber nicht zu sehr in den Vordergrund tritt, da aus einer<br />

distanzierten Beobachterperspektive kein Mitspielen möglich<br />

ist. Erst nach dem Besuch sollten die Beobachtungen kurz als<br />

Gedächtnisstütze notiert werden.<br />

© 2004 MitOst-Editionen


Alphas und Betas<br />

A l p h a s<br />

V e r h a l t e n a l s G a s t g e b e r<br />

© 2004 MitOst-Editionen<br />

Interkulturelle Kommunikation<br />

▪ Alphas begrüßen sich, indem sie sich gegenseitig die Haare raufen und fest in die Augen schauen.<br />

▪ Alphas zeigen Freude durch lautes Lachen.<br />

▪ Alphas stehen ihrem Gegenüber ständig so nahe, dass sie dessen Geruch<br />

wahrnehmen können.<br />

▪ Alphas zeigen niemals mit der Hand auf etwas, immer nur mit einem starren Blick.<br />

▪ Alphas sagen „ja“, indem sie mit der flachen Hand vor ihrem Gesicht hin und her wedeln.<br />

▪ Alphas sagen „nein“, indem sie mit der Faust auf die Brust klopfen.<br />

▪ Alphas zeigen ihre Missbilligung durch versteinertes Stehenbleiben.<br />

A l p h a s h a b e n f o l g e n d e E r w a r t u n g e n a n G ä s t e<br />

Die Gäste sollen:<br />

▪ die Begrüßung erwidern.<br />

▪ viel und oft lachen (Lachen gilt als Lob für den Gastgeber!).<br />

▪ das Lachen der Gastgeber auf jeden Fall erwidern.<br />

▪ den Gastgebern den Rücken kraulen.<br />

▪ den Gastgebern einen Stuhl holen.<br />

▪ selbst im Schneidersitz vor dem Stuhl Platz nehmen.<br />

M e t h o d e n H a n d b u c h 1 1 7<br />

6<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung


6<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />

Interkulturelle Kommunikation<br />

B e t a s<br />

V e r h a l t e n a l s G a s t g e b e r<br />

▪ Betas begrüßen andere mit einer Verbeugung aus 2 Metern Entfernung.<br />

▪ Betas wenden während der Kontaktaufnahme das Gesicht vom Gegenüber ab.<br />

▪ Betas halten zu Fremden eine Distanz von mindestens 2 Armlängen.<br />

▪ Betas zeigen Freude und Erheiterung durch Umschlingen des eigenen Körpers mit beiden<br />

Armen, niemals durch Lachen.<br />

▪ Betas sagen „nein“, indem sie den Kopf zurückwerfen und mit der Zunge ein schnalzendes<br />

Geräusch machen.<br />

▪ Betas deuten niemals mit der Hand auf etwas, sondern immer mit den Lippen.<br />

▪ Betas zeigen ihre Missbilligung (z.B. bei falschem Verhalten) durch ein lautes „ga-gaa“<br />

(Betonung auf der zweiten Silbe und Intonation nach oben).<br />

B e t a s h a b e n f o l g e n d e E r w a r t u n g e n a n G ä s t e<br />

Die Gäste sollen:<br />

▪ sich zur Begrüßung verbeugen.<br />

▪ sich die Schuhe ausziehen.<br />

▪ auf keinen Fall den Intimbereich überschreiten.<br />

▪ sich leise und höflich verhalten.<br />

▪ den Gastgebern einen persönlichen Gegenstand leihen (z.B. eine Uhr).<br />

▪ nie höher sitzen und sich nie zuerst setzen.<br />

1 1 8 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />

© 2004 MitOst-Editionen<br />

Alphas und Betas


Beschreibung<br />

Ziele<br />

Rahmen<br />

© 2004 MitOst-Editionen<br />

Interkulturelle Kommunikation<br />

Dieses Kartenspiel simuliert eine Situation, in der es zu<br />

Problemen kommen kann, weil die Grundlagen der Kommuni-<br />

kation nicht überprüft wurden. Wir glauben von den gleichen<br />

Dingen zu reden, an die gleichen Spielregeln zu denken und<br />

das Gleiche zu wollen, und trotzdem kommt es zu Verständi-<br />

gungsproblemen. Wir gehen im Streit auseinander oder<br />

haben das Gefühl, nachgegeben zu haben, obwohl wir im<br />

Recht waren.<br />

Die Notwendigkeit der Verständigung über scheinbar selbst-<br />

verständliche Vorannahmen bei Gesprächen oder gemeinsa-<br />

men Handlungen wird veranschaulicht, Toleranz in Situationen<br />

der Unsicherheit (Ambiguitätstoleranz) als eine interkulturelle<br />

Kompetenz vorgestellt.<br />

Gruppengröße __ 16 oder 20 Personen<br />

Zeit __ 1 Stunde<br />

Raum __ Seminarraum mit vier oder fünf Tischen und jeweils<br />

vier Stühlen<br />

Material __ ein Kartenspiel (mit den Spielkarten 7, 8, 9, 10 und As der<br />

Schlüsselbegriffe<br />

wichtig<br />

Durchführung<br />

T r u m p f<br />

vier Spielkartenarten (Farben) pro Tisch)<br />

Interkulturelle Kommunikation, Dominanz, Erwartungen,<br />

Konfliktbearbeitung<br />

Folgende Begriffe müssen bekannt sein:<br />

Spielkartenfarben: Herz, Karo, Pik, Kreuz; As, Stich<br />

und Trumpf.<br />

Während des Spiels darf nicht gesprochen werden!<br />

1. Die Teilnehmer werden in Vierergruppen aufgeteilt, und es<br />

wird jeweils eine Kopie der Spielanleitung und ein Karten-<br />

spiel pro Tisch verteilt. Auf jeden zweiten Tisch kommt<br />

jeweils die gleiche Anleitung: Tisch 1 spielt mit Kreuz als<br />

Trumpffarbe, Tisch 2 mit Pik als Trumpf, Tisch 3 wieder mit<br />

Kreuz und so weiter. [5 Minuten]<br />

2. Die Spielanleitung wird an den Tischen gelesen. Dann wird<br />

gespielt. Es sind keine Fragen zugelassen, und auch unter-<br />

einander darf nicht gesprochen werden. [10 Minuten]<br />

3. Die Spielanleitungen werden eingesammelt. Es wird wei-<br />

tergespielt, ohne zu sprechen. Es wird so lange gespielt,<br />

bis der Spielleiter glaubt, dass alle die Regeln begriffen<br />

haben. [10 Minuten]<br />

M e t h o d e n H a n d b u c h 1 1 9<br />

6<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung


6<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />

Interkulturelle Kommunikation<br />

Erweiterungen und<br />

Alternativen<br />

1 2 0 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />

4. Die beiden Personen, die sich an einem Tisch gegenüber-<br />

sitzen, wechseln jeweils an den nächsten Tisch, an dem<br />

eine andere Regel gilt. Es wird weitergespielt, und es darf<br />

nicht gesprochen werden. [10 Minuten]<br />

5. Es wird ein Preis für das Team (die jeweils gegenübersit-<br />

zenden Spieler) ausgelobt, das die meisten Stiche macht.<br />

[5 Minuten]<br />

6. Diskussion:<br />

▪ Was ist an den Tischen passiert?<br />

▪ Wer konnte sich durchsetzen, wie und warum?<br />

▪ Welche Gefühle kamen auf?<br />

▪ Wie und mit welchen Mitteln klappte die Verständigung?<br />

▪ Gab es Konflikte und wie wurden sie gelöst?<br />

▪ Gab es eine Veränderung, nachdem der Preis ausgelobt<br />

wurde?<br />

[20 Minuten]<br />

Gewinner eines Spiels ist derjenige, der die meisten Stiche in<br />

einem Spiel (=einmal Kartenausteilen) macht. Wenn ein Spiel<br />

noch nicht beendet ist und der Gong ertönt, gewinnt derje-<br />

nige, der bis dahin die meisten Stiche gemacht hat.<br />

Gewinner einer Runde ist derjenige, der bis zum Ende der<br />

Runde die meisten Spiele gewonnen hat.<br />

Am Ende einer Runde gibt es folgende Platzwechsel:<br />

Der Spieler, der die meisten Spiele in der Runde gewonnen<br />

hat (Gewinner der Runde) setzt sich an den Tisch mit der<br />

nächsthöheren Nummer. Der Spieler, der die wenigsten Spiele<br />

in einer Runde gemacht hat, setzt sich an den Tisch mit der<br />

nächstniedrigeren Nummer. Die anderen Spieler bleiben an<br />

ihrem Tisch sitzen.<br />

Patt-Situationen (wenn zwei Spieler gleich viele Stiche oder<br />

Spiele gewonnen haben) werden so gelöst: Es gewinnt derje-<br />

nige, dessen Anfangsbuchstabe des Vornamens im Alphabet<br />

weiter vorn steht.<br />

© 2004 MitOst-Editionen


Trumpf<br />

T r u m p f<br />

S p i e l a n l e i t u n g<br />

© 2004 MitOst-Editionen<br />

Interkulturelle Kommunikation<br />

1. Das Spiel enthält von jeder Farbe die Karten 7, 8, 9, 10 und As. As ist die höchste Karte.<br />

2. Der Kartengeber mischt und verteilt die Karten einzeln, bis jeder Mitspieler 5 Karten in<br />

den Händen hält.<br />

3. Der Spieler links vom Geber spielt als Erster aus. Dann folgen die anderen im Uhrzeiger sinn.<br />

4. Die Farbe, die als erste liegt, muss bedient werden. Wenn jemand die gespielte Farbe<br />

nicht besitzt, kann er eine beliebige andere Farbe abwerfen. Er kann aber auch die<br />

Trumpffarbe spielen. Kreuz ist Trumpf. Die höchste Karte der ausgespielten Farbe bzw.<br />

der höchste Trumpf gewinnt. Wer den Stich gemacht hat, spielt als nächster aus.<br />

5. Es gewinnt die Person mit den meisten Stichen.<br />

S p i e l a n l e i t u n g<br />

1. Das Spiel enthält von jeder Farbe die Karten 7, 8, 9, 10 und As. As ist die höchste Karte.<br />

2. Der Kartengeber mischt und verteilt die Karten einzeln, bis jeder Mitspieler 5 Karten in<br />

den Händen hält.<br />

3. Der Spieler links vom Geber spielt als Erster aus. Dann folgen die anderen im Uhrzeiger sinn.<br />

4. Die Farbe, die als erste liegt, muss bedient werden. Wenn jemand die gespielte Farbe<br />

nicht besitzt, kann er eine beliebige andere Farbe abwerfen. Er kann aber auch die<br />

Trumpffarbe spielen. Pik ist Trumpf. Die höchste Karte der ausgespielten Farbe bzw.<br />

der höchste Trumpf gewinnt. Wer den Stich gemacht hat, spielt als nächster aus.<br />

5. Es gewinnt die Person mit den meisten Stichen.<br />

M e t h o d e n H a n d b u c h 1 2 1<br />

6<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung


6<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />

Interkulturelle Kommunikation<br />

Beschreibung<br />

Ziele<br />

Rahmen<br />

1 2 2 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />

In Kleingruppen gestalten die Teilnehmer ein Plakat, auf dem<br />

sie sich als Vertreter ihrer Nation darstellen. Neben kulturellen<br />

Determinanten spielen dabei auch ganz persönliche<br />

Elemente eine Rolle. Es geht um die Beschäftigung<br />

sowohl mit nationalen als auch mit ganz persönlichen<br />

Symbolen und Autostereotypen, und es wird die Frage nach<br />

Gemeinsamkeiten und Unterschieden der Seminarteilnehmer<br />

gestellt. Außerdem ermöglicht diese Einheit ein besseres<br />

Kennenlernen der Teilnehmer in der intensiven Gruppenarbeit.<br />

Es soll verdeutlicht werden, dass natürlich nicht nur kulturelle<br />

Grundlagen unser Sein und Handeln bestimmen, sondern<br />

diese Problematik komplexer ist. So ist es möglich, dass die<br />

deutsche Studentin durch ihre Interessen und ähnliches eher<br />

Gemeinsamkeiten mit einem polnischen Studenten hat als mit<br />

einem deutschen Politiker.<br />

Gruppengröße __ Kleingruppen à 2-3 Personen<br />

Zeit __ 2 Stunden<br />

Raum __ Seminarraum mit Möglichkeit zur Kleingruppenarbeit<br />

Material __ Pro Gruppe ein Plakat und mehrere Filzstifte<br />

Schlüsselbegriffe<br />

Durchführung<br />

L ä n d e r t o r t e<br />

Identität, Interkulturelle Kommunikation, Kennen lernen,<br />

Kulturstandarts, Länderinformationen, Stereotype<br />

1. Es werden national gemischte Dreiergruppen gebildet und<br />

mit jeweils einem Plakat und mehreren Stiften ausgestat-<br />

tet. Auf dem Plakat wird ein großer Kreis gemalt, der in<br />

drei gleich große Teile geteilt wird wie eine Torte.<br />

[5 Minuten]<br />

2. Die Mitglieder der Kleingruppen bekommen die Aufga-<br />

be, jeweils ihren Teil des Blattes zu gestalten unter dem<br />

Motto: „Ich, Lena, als Russin“, „Ich, Arek, als Pole“, „Ich,<br />

Claudia, als Deutsche“, usw. In der ersten halben Stunde<br />

darf nicht gesprochen, sondern nur nonverbal kommuni-<br />

ziert werden. Wichtig ist es, darauf hinzuweisen, dass auch<br />

die Ränder zwischen den einzelnen Abschnitten der Torte<br />

zu gestalten sind. [30 Minuten]<br />

3. Nachdem die Plakate gestaltet sind, dürfen sich die Mit-<br />

glieder der Kleingruppe austauschen, diskutieren, Fragen<br />

stellen. [15 Minuten]<br />

© 2004 MitOst-Editionen


© 2004 MitOst-Editionen<br />

Interkulturelle Kommunikation<br />

4. Im Plenum stellt nun jede Kleingruppe ihr Kunstwerk vor<br />

und erklärt es. Die anderen Teilnehmer dürfen Fragen stel-<br />

len. Die Ergebnisse werden im Seminarraum ausgehängt.<br />

Folgende Punkte sollten von der Seminarleitung angespro-<br />

chen und vertieft werden:<br />

▪ Inwieweit identifizieren sich die Teilnehmer mit der<br />

eigenen Nationalkultur?<br />

▪ Wie gehen die Teilnehmer mit persönlichen und natio -<br />

nalen Symbolen und auch mit Autostereotypen um?<br />

▪ Was geschieht an den Grenzen, wo gab es Überschnei-<br />

dungen und Gemeinsamkeiten, wo eher harte Schnitte?<br />

▪ Wie reagieren die Teilnehmer auf die anderen Plakate /<br />

Symbole? Was ist fremd und was vertraut?<br />

[45 Minuten]<br />

M e t h o d e n H a n d b u c h 1 2 3<br />

6<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung


6<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />

Interkulturelle Kommunikation<br />

Beschreibung<br />

Ziele<br />

Rahmen<br />

1 2 4 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />

Die Teilnehmer reflektieren zunächst ihre eigene Identität und<br />

werden mit den mit den Zuschreibungen der Anderen kon-<br />

frontiert.<br />

Gruppengröße __ beliebig<br />

Die Übung führt zur verstärkten Selbstwahrnehmung durch<br />

die Etikettierung anderer.<br />

Zeit __ 1,5 Stunden<br />

Raum __ Seminarraum<br />

Material __ Papier, Stifte, Klebeband, Schachteln, kleine Zettel<br />

Schlüsselbegriffe<br />

Durchführung<br />

K u l t u r t r ä g e r<br />

Identität, Kennen lernen, Kulturstandards, Interkulturelle<br />

Kommunikation, Selbstreflexion, Stereotype<br />

1. Die Teilnehmer wählen in Einzelarbeit drei bis fünf Iden-<br />

titäten / Gruppenzugehörigkeiten (keine Eigenschaften!)<br />

aus, die sie geprägt haben und / oder mit der sie sich<br />

konfrontiert sehen (z.B. Pfarrerstochter, Feministin, Fuß-<br />

baller). Daraus wählen sie eine aus, in der sie zumindest<br />

Anteile von sich selbst wieder finden und zu der sie in der<br />

Übung öffentlich stehen können. Diese schreiben sie auf<br />

einen Zettel. [10 Minuten]<br />

2. Die Seminarleiter sammeln die Begriffe anonym ein und<br />

schreiben sie auf DIN-A4-Zettel, die im Raum verteilt an<br />

die Wand gehängt werden. Unter jedem Etikett steht eine<br />

Schachtel bereit.<br />

3. Jeder Teilnehmer schreibt nun möglichst assoziativ, spon-<br />

tan und unzensiert auf, was ihm zu den ausgehängten<br />

Etiketten einfällt. Diese Zuschreibungen werden dann in<br />

die Schachteln zu den Begriffen gelegt. [15 Minuten]<br />

4. Im Plenum bekennt sich nun jeder Teilnehmer zu seiner<br />

eigenen Zuschreibung, indem er sich zu dem Zettel an der<br />

Wand stellt. Nun bekommt er die Klischees und Assoziatio-<br />

nen der anderen verpasst: Der Inhalt der Schachteln wird<br />

unter den anderen Teilnehmern verteilt, die Karten mit<br />

den Klischees mit Klebeband zu dem Zettel an der Wand<br />

geklebt und vorgelesen: z.B. „Du bist konfliktscheu“.<br />

[30 Minuten]<br />

© 2004 MitOst-Editionen


© 2004 MitOst-Editionen<br />

Interkulturelle Kommunikation<br />

5. Je nach Gruppengröße äußern sich die Teilnehmer im Ple-<br />

num oder in Kleingruppen zu folgenden Fragen:<br />

▪ Wie ging es dir mit der Auswahl der eigenen Identität?<br />

▪ Wie ging es dir mit den eigenen Klischees?<br />

▪ Wie ging es dir mit den angehängten Zuschreibungen?<br />

[30 Minuten]<br />

M e t h o d e n H a n d b u c h 1 2 5<br />

6<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung


6<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />

Interkulturelle Kommunikation<br />

Beschreibung<br />

Ziele<br />

Rahmen<br />

Gruppengröße __ ab 8 Personen<br />

Zeit __ 1,5 Stunden<br />

1 2 6 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />

In diesem Rollenspiel treffen zwei Vertreter unterschiedlicher<br />

Länder das erste Mal aufeinander. Obwohl sie sich sprachlich<br />

verständigen können, kommt es dennoch zu Schwierigkeiten<br />

in der Kommunikation, da jeder unterschiedliche Vorstellun-<br />

gen und Erwartungen an sein Gegenüber hat und jeder ein<br />

anderes Ziel in der Kommunikation verfolgt. Die Teilnehmer<br />

erkennen, dass sich kulturelle Unterschiede nicht nur durch<br />

die Herkunft aus unterschiedlichen Ländern ergeben.<br />

Das Rollenspiel macht auf Probleme und Missverständnisse<br />

aufmerksam, die beim ersten Zusammentreffen von Vertre-<br />

tern unterschiedlicher Kulturen entstehen können. Es verweist<br />

auf die Rolle der eigenen Vorstellungen und Erwartungen beim<br />

Scheitern einer interkulturellen Kommunikation.<br />

Raum __ Seminarraum mit Rückzugsmöglichkeit für die Vorbereitung<br />

der Rollen<br />

Material __ Flipchart, Tageslichtprojektor<br />

Schlüsselbegriffe<br />

wichtig<br />

Durchführung<br />

D i e N e u e k o m m t<br />

Identität, Interkulturelle Kommunikation, Erwartungen,<br />

Rollenverhalten, Stereotype<br />

Das Rollenspiel sollte ein zweites Mal durchgeführt werden,<br />

nachdem die Spieler für ihre Rollen Verhaltenshinweise durch<br />

die Beobachter bekommen haben.<br />

1. Erklärung der Regeln des Rollenspiels / Vorstellung der Si-<br />

tuation: Eine Lektorin aus Deutschland kommt zum ersten<br />

Mal nach Sunda in Sundaland, um an der dortigen Univer-<br />

sität Deutsch zu unterrichten. Die Lektorin steigt in Sunda<br />

aus dem Zug. Ein Student holt sie mit dem Auto seines<br />

Vaters ab. [10 Minuten]<br />

2. Die Rollenprofile werden an die Spieler verteilt und das<br />

Spiel vorbereitet. [10 Minuten]<br />

3. Das Spiel läuft: Der Student holt die Lektorin auf dem<br />

Bahnsteig ab. Ein erster Kontakt entsteht. Der Spielleiter<br />

beendet das Spiel nach 10 Minuten oder auch eher, wenn<br />

die Spieler nicht mehr weiter wissen sollten. [10 Minuten]<br />

© 2004 MitOst-Editionen


© 2004 MitOst-Editionen<br />

Interkulturelle Kommunikation<br />

4. Diskussion: Fragen an die Lektorin und den Studenten:<br />

▪ Wie hast du dich in dieser Situation gefühlt?<br />

▪ Wie bewertest du den Verlauf des Gesprächs?<br />

▪ Was hat dein Gegenüber für einen Eindruck auf dich<br />

gemacht?<br />

Die Aussagen der Spieler werden nicht kommentiert oder<br />

bewertet.<br />

Fragen an die Beobachter:<br />

▪ Was habt ihr gesehen / wahrgenommen?<br />

▪ Welche Erwartungen an die andere Seite wurden sichtbar?<br />

▪ Was könnte man verändern, um die Kommunikation zu<br />

verbessern?<br />

Die Hinweise für die Spieler werden vom Spielleiter am<br />

Flipchart notiert. Die Spieler äußern sich nicht zu diesen<br />

Vorschlägen und geben keine Auskunft zu ihren Rollenpro-<br />

filen. [20 Minuten]<br />

5. Das Spiel läuft ein zweites Mal von Anfang an.<br />

[10 Minuten]<br />

6. Diskussion: Fragen an die Spieler:<br />

▪ Wie fühlst du dich im Vergleich zum ersten Spiel?<br />

▪ Welche Hinweise hast du versucht umzusetzen?<br />

▪ Was hat dich in der Kommunikation verunsichert?<br />

▪ Welche Hindernisse gab es für dich?<br />

Fragen an die Beobachter:<br />

▪ Welche Veränderungen gegenüber dem ersten Spiel<br />

habt ihr wahrgenommen?<br />

▪ Inwieweit seid ihr mit dem Verhalten „eures“<br />

Spielers einverstanden?<br />

▪ Haltet ihr die Kommunikation für geglückt?<br />

Warum (nicht)?<br />

[15 Minuten]<br />

7. Die Rollenprofile werden auf Folie für alle sichtbar ge-<br />

macht. Die Teilnehmer werden durch den Spielleiter auf<br />

das gemeinsame Interesse des Studenten und der Lektorin<br />

(studentische Mitbestimmung) aufmerksam gemacht.<br />

Diskutiert werden sollten die Vorgaben der Rollenbeschrei-<br />

bungen, die zu Schwierigkeiten in der Kommunikation<br />

führen (können). Anschließend sollte zusammengefasst<br />

werden, welche Faktoren neben unterschiedlicher<br />

Nationalität einen solchen Erstkontakt beeinflussen können.<br />

[15 Minuten]<br />

M e t h o d e n H a n d b u c h 1 2 7<br />

6<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung


6<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />

Interkulturelle Kommunikation<br />

Erfahrung<br />

Erweiterungen und<br />

Alternativen<br />

1 2 8 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />

Die Teilnehmer empfinden es als sehr angenehm, dass die<br />

Situation ein zweites Mal gespielt werden kann. Es sollte dar-<br />

auf hingewiesen werden, dass es sich um eine Modellsituation<br />

handelt, da normalerweise beim bloßen Abholen keine tieferen<br />

Gespräche geführt werden.<br />

Um die Begegnung zu vereinfachen und auf wesentliche<br />

Schwerpunkte zu reduzieren, könnten die schräg gedruck-<br />

ten Abschnitte aus den Rollenbeschreibungen weggelassen<br />

werden.<br />

© 2004 MitOst-Editionen


Die Neue kommt<br />

R o l l e n p r o f i l e<br />

S a b i n e S o m m e r<br />

© 2004 MitOst-Editionen<br />

Interkulturelle Kommunikation<br />

Du bist weiblich, 24 Jahre alt, eine selbstbewusste, neugierige und offene Studentin aus<br />

Deutschland. Du handelst oft aus dem Gefühl heraus und sprichst immer alles klar und offen<br />

an. Du bist Asthmatikerin.<br />

Für ein Jahr wirst du als Lektorin in Sunda (Sundaland) arbeiten. Deine Aufgabe ist es, die<br />

deutsche Sprache zu unterrichten und die Studenten in Sunda bei Fragen der Mitbestim-<br />

mung zu beraten und zu unterstützen. Du bist zum ersten Mal in Sundaland und sprichst<br />

die Landessprache nicht. Deshalb bist du etwas unsicher. Für Deine zukünftige Tätigkeit<br />

brauchst du viele Informationen von den Studenten. Studenten sind für dich gleichberech-<br />

tigte Partner, deshalb willst du den Unterricht mit den Studenten gemeinsam planen. Du<br />

möchtest mit du angesprochen werden.<br />

E r w a r t u n g e n :<br />

„Ich werde von einem netten Studenten abgeholt. Er zeigt mir die Stadt, die Uni und meine<br />

Unterkunft. Ich bekomme von ihm Hilfe, um mich hier zurechtzufinden. Er nimmt sich Zeit<br />

für mich. Er gibt mir schon erste wichtige Informationen zu bisherigen studentischen Initia-<br />

tiven. Ich möchte mit ihm meine Pläne für meine Seminare diskutieren.“<br />

A l e x a n d e r N o p o w<br />

Du bist männlich, 20 Jahre, ein zurückhaltender und verschlossener Student in Sunda. Du<br />

bist starker Raucher. Du handelst sehr überlegt, sprichst Probleme aber nur indirekt an.<br />

Da du sehr gut deutsch sprichst, hast du den Auftrag vom Rektor bekommen, die neue<br />

deutsche Lektorin vom Zug abzuholen und ins Wohnheim zu bringen. Du hast eigentlich<br />

keine Lust und Zeit dazu, weil du 30 Minuten später mit deiner Freundin verabredet bist.<br />

Lehrkräfte sind für dich absolute Autoritätspersonen, mit denen man sachlich und distan-<br />

ziert spricht. Nach deiner Auffassung bestimmen allein die Lehrkräfte über Inhalt und Form<br />

des Unterrichtes. Du gehörst einer studentischen Initiative an, die etwas gegen den Rektor<br />

unternehmen möchte.<br />

E r w a r t u n g e n :<br />

„Da kommt eine Lehrkraft aus Deutschland, eine Autoritätsperson. Ich bringe sie so schnell<br />

wie möglich ins Wohnheim und spreche nur das Nötigste mit ihr. Sie ist eine Frau, also muss<br />

ich ihr helfen, da sie nicht alles alleine schafft. Sie ist bestimmt eine Verbündete des Rektors.<br />

Ihr darf nichts von der Studenteninitiative erzählen“<br />

M e t h o d e n H a n d b u c h 1 2 9<br />

6<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung


6<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />

Interkulturelle Kommunikation<br />

Beschreibung<br />

Ziele<br />

Rahmen<br />

Gruppengröße __ beliebig<br />

Zeit __ 1 Stunde<br />

1 3 0 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />

Dieses Prioritätenspiel ermöglicht eine Aufdeckung und ein<br />

Gespräch über die Vorstellungen, die wir von Menschen aus<br />

anderen Ländern und die diese von uns haben.<br />

Die Übung soll dazu beitragen, stereotype Selbst- und Fremd-<br />

bilder aufzudecken.<br />

Raum __ Seminarraum<br />

Material __ Kopiervorlagen und Stifte<br />

Schlüsselbegriffe<br />

Durchführung<br />

L e b e n s q u a l i t ä t — W a s i s t d a s ?<br />

Kulturstandards, Länderinformationen, Reflektion, Stereotype,<br />

Werte<br />

1. Die Kopiervorlagen werden verteilt und Ländergruppen<br />

gebildet. [5 Minuten]<br />

2. Einzelarbeit: Die Teilnehmer streichen auf der Kopiervorla-<br />

ge acht Punkte ersatzlos und bringen die anderen zehn in<br />

eine Rangfolge von 1-10. [10 Minuten]<br />

3. In den Ländergruppen: Die Teilnehmer einigen sich in<br />

ihren Gruppen auf eine gemeinsame Rangfolge von 1-5.<br />

[15 Minuten]<br />

4. In den Ländergruppen: Die Teilnehmer suchen sich eine<br />

andere Ländergruppe aus und überlegen sich, welche<br />

Punkte für diese am wichtigsten sind. [15 Minuten]<br />

5. Im Plenum werden die Aussagen über die eigene und die<br />

Mutmaßungen über die fremde Gruppe vorgestellt und<br />

diskutiert. [15 Minuten]<br />

© 2004 MitOst-Editionen


Lebensqualität -<br />

Was ist das?<br />

Interkulturelle Kommunikation<br />

W a s g e h ö r t f ü r D i c h z u e i n e r b e f r i e d i g e n d e n<br />

L e b e n s q u a l i t ä t ?<br />

▪ Gesundheit<br />

▪ Zugang zu Informationen<br />

▪ Bildung<br />

▪ Mitsprache und Entscheidungsfreiheit<br />

▪ Schutz vor Bedrohung und Angst<br />

▪ Freizügigkeit und Bewegungsfreiheit<br />

▪ ausreichendes Einkommen<br />

▪ sinnvolle und befriedigende Arbeit<br />

▪ Freizeitangebote<br />

▪ Theater und Konzerte<br />

▪ Möglichkeiten zur sportlichen Betätigung<br />

▪ ausreichende Alterssicherung<br />

▪ seriöse Informationsquellen (Presse, Rundfunk, Fernsehen)<br />

▪ intakte Umwelt<br />

▪ gute Verkehrsverbindungen<br />

▪ Freundschaften und Bekanntschaften<br />

▪ eigene Wohnung<br />

▪ ausreichend und schmackhafte Nahrung<br />

© 2004 MitOst-Editionen<br />

M e t h o d e n H a n d b u c h 1 3 1<br />

6<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung


6<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />

Interkulturelle Kommunikation<br />

Beschreibung<br />

Ziele<br />

Rahmen<br />

1 3 2 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />

Den Teilnehmern fällt es in der Regel schwer, Vorurteile und<br />

Stereotype offen auszusprechen. Die Übung gibt ihnen die Ge-<br />

legenheit, diese spielerisch in Pantomimenform darzustellen.<br />

Die Übung dient als Einstieg in eine vertiefende Einheit über<br />

das Thema Stereotype und Vorurteile.<br />

Die Teilnehmer erleben eine emotional geladene Situation,<br />

in der die Äußerungen nicht kognitiv logisch sind. Die Inter-<br />

pretation der Wahrnehmung beruht auf den eigenen Erfah-<br />

rungen. Diese Interpretationen und die dahinter liegenden<br />

Stereotype werden sichtbar gemacht und können dadurch<br />

hinterfragt werden.<br />

Gruppengröße __ 20 Personen<br />

Zeit __ 1,5 Stunden<br />

Raum __ Seminarraum<br />

Schlüsselbegriffe<br />

Durchführung<br />

L ä n d e r t h e a t e r<br />

Erwartungen, Stereotype<br />

1. Kleingruppen: Die Teilnehmer gehen in Kleingruppen. Jede<br />

Kleingruppe zieht per Los ein Land, das sie in Form einer<br />

Pantomime darstellen soll. Nach einer Vorbereitungszeit<br />

soll das Stück aufgeführt werden. [30 Minuten]<br />

2. Präsentation der Pantomimen in der Gruppe: Die anderen<br />

Gruppen wissen nicht, welches Land präsentiert wird und<br />

müssen dieses erraten. Daher muss die Kleingruppe ent-<br />

sprechend „dick auftragen“. [30 Minuten]<br />

3. Auswertung: Am Ende jeder Pantomime werden am Flip-<br />

chart die dargestellten Stereotype gesammelt und mit den<br />

Selbstbildern der Ländervertreter verglichen.<br />

4. Im Anschluss sollte eine vertiefende Diskussion über Ste-<br />

reotype und Vorurteile stattfinden. [30 Minuten]<br />

© 2004 MitOst-Editionen


Beschreibung<br />

Ziele<br />

Rahmen<br />

© 2004 MitOst-Editionen<br />

Interkulturelle Kommunikation<br />

Dieser Fragebogen hilft dabei, in einem ersten Schritt festzu-<br />

stellen, wie viel wir über die Länder der Seminarteilnehmer<br />

wissen. In einem zweiten Schritt suchen die Teilnehmer die<br />

fehlenden Informationen in Nachschlagewerken und im Inter-<br />

net. Schließlich können sie auch Experten aus den Ländern<br />

befragen. So entstehen Länderporträts der Länder, aus denen<br />

die Seminarteilnehmer kommen.<br />

Die Teilnehmer erfahren Fakten über die Länder der anderen<br />

Teilnehmer.<br />

Gruppengröße __ beliebig<br />

Zeit __ 1,5 – 2 Stunden<br />

Raum __ Seminarraum<br />

Material __ Kopiervorlagen, Stifte, Nachschlagewerke, (Internet)<br />

Schlüsselbegriffe<br />

Durchführung<br />

W a s w i s s e n w i r ü b e r u n s e r e N a c h b a r n<br />

i n E u r o p a ?<br />

Länderinformationen, Vorwissen aktivieren<br />

1. Aus einem Pool zieht jeder ein Land (nicht das eigene).<br />

Die Kopiervorlagen werden ausgeteilt und die Aufgabe<br />

erläutert: Jeder soll die Fakten zu den gelosten Ländern<br />

herausfinden. So entstehen Länderporträts der Länder,<br />

aus denen die Seminarteilnehmer kommen. [10 Minuten]<br />

2. Einzelarbeit: Jeder versucht, die Fragen zu beantworten.<br />

[10 Minuten]<br />

3. Es finden sich die Personen zu einer Gruppe zusammen,<br />

die das gleiche Land gelost haben. Sie tauschen sich aus<br />

und vervollständigen ihre Antworten in einer gemeinsa-<br />

men Matrix, die als Grundlage für das Porträt des Landes<br />

dienen soll. [30 Minuten]<br />

4. Nun können Nachschlagewerke und das Internet hinzuge-<br />

zogen werden. Wo und wie findet man Informationen zu<br />

den Ländern? [15 Minuten]<br />

5. Gibt es noch offene Fragen? Dann können jetzt auch die<br />

„Experten“ befragt werden. [15 Minuten]<br />

M e t h o d e n H a n d b u c h 1 3 3<br />

6<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung


6<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />

Interkulturelle Kommunikation<br />

Erweiterungen und<br />

Alternativen<br />

1 3 4 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />

6. Das Länderporträt wird gestaltet. Dafür kann man entwe-<br />

der den Fragebogen auf A3 vergrößern und den Gruppen<br />

übergeben (s. Punkt 3) oder den Teilnehmern alle Freihei-<br />

ten lassen und sie ein künstlerisches Porträt mit Fakten<br />

gestalten lassen. [15 Minuten]<br />

7. Vorstellung der Länder im Plenum [20 Minuten]<br />

Der Fragebogen kann je nach Seminarthema um weitere Fra-<br />

gen ergänzt werden.<br />

Der Fragebogen wird zu Beginn des Seminars vorgestellt<br />

und wie beschrieben verteilt. Kleingruppen bearbeiten<br />

jeweils ein Land.<br />

Die Teilnehmer bekommen einige Tage Zeit, sich die<br />

benötigten Informationen zu besorgen, die Aufgabe läuft<br />

sozusagen im Hintergrund mit. Die Auswertung findet zu<br />

einem späteren Zeitpunkt des Seminars statt. Die Teilnehmer<br />

können so während des Seminars vermittelte Informationen<br />

mit aufnehmen, haben evtl. Zeit für Recherchen im Internet<br />

und Gespräche mit Teilnehmern aus den entsprechenden Län-<br />

dern. In einer Präsentationsrunde werden die Länder von den<br />

Gruppen vorgestellt.<br />

© 2004 MitOst-Editionen


Unsere Nachbarn<br />

in Europa?<br />

Interkulturelle Kommunikation<br />

W a s w i s s e n w i r ü b e r u n s e r e N a c h b a r n i n E u r o p a ?<br />

Ihr habt bis ______________________ Zeit, den folgenden Fragebogen auszufüllen.<br />

Befragt dazu „Experten“ aus dem Land und nutzt die Bücher und Materialien in der<br />

Seminarbibliothek oder sucht Informationen im Internet!<br />

Land: ____________________<br />

1. So sieht die Nationalflagge aus:<br />

2. Das sind berühmte<br />

© 2004 MitOst-Editionen<br />

▪ Künstler:<br />

_________________________________________________________________<br />

_________________________________________________________________<br />

_________________________________________________________________<br />

▪ Politiker:<br />

_________________________________________________________________<br />

_________________________________________________________________<br />

_________________________________________________________________<br />

▪ andere Menschen (z.B. Sportler, Wissenschaftler, ...)<br />

_________________________________________________________________<br />

_________________________________________________________________<br />

_________________________________________________________________<br />

(Nenne jeweils drei mit einer kurzen Information)<br />

3. Das sind bekannte Städte in ___________________________<br />

(Nenne drei mit einer kurzen Information zu den Sehenswürdigkeiten und zur Lage.)<br />

_________________________________________________________________<br />

_________________________________________________________________<br />

_________________________________________________________________<br />

4. Das Land hat __________________________ Einwohner.<br />

5. Es gibt folgende ethnische Gruppen:<br />

Gib ihre ungefähre Größe an. (Anzahl oder Prozentsatz an der Gesamtbevölkerung)<br />

_________________________________________________________________<br />

_________________________________________________________________<br />

_________________________________________________________________<br />

_________________________________________________________________<br />

_________________________________________________________________<br />

Fortsetzung ·<br />

M e t h o d e n H a n d b u c h 1 3 5<br />

6<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung


6<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />

Interkulturelle Kommunikation<br />

6. Diese fünf Daten sind wichtig in der Geschichte:<br />

(Was ist da passiert?)<br />

_________________________________________________________________<br />

_________________________________________________________________<br />

_________________________________________________________________<br />

_________________________________________________________________<br />

_________________________________________________________________<br />

7. Diese Waren werden exportiert:<br />

_________________________________________________________________<br />

_________________________________________________________________<br />

_________________________________________________________________<br />

8. Das sind drei typische Gerichte:<br />

_________________________________________________________________<br />

_________________________________________________________________<br />

_________________________________________________________________<br />

9. Diese Wörter heißen auf __________________________ (Landessprache) so:<br />

▪ Hallo / Guten Tag _____________________________________________<br />

▪ Wie geht’s? _____________________________________________<br />

▪ Danke / Bitte _____________________________________________<br />

▪ Prost! ___________ __________________________________<br />

11. Diese Parteien kann man jetzt wählen:<br />

(Name und kurze Information zu ihrer politischen Ausrichtung)<br />

_________________________________________________________________<br />

_________________________________________________________________<br />

_________________________________________________________________<br />

_________________________________________________________________<br />

_________________________________________________________________<br />

12. Von welchen Parteien wird die gegenwärtige Regierung gebildet?<br />

_________________________________________________________________<br />

_________________________________________________________________<br />

_________________________________________________________________<br />

_________________________________________________________________<br />

13. Wie heißen Regierungschef und Staatsoberhaupt?<br />

_________________________________________________________________<br />

_________________________________________________________________<br />

1 3 6 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />

© 2004 MitOst-Editionen<br />

Unsere Nachbarn<br />

in Europa?


Beschreibung<br />

Ziele<br />

Rahmen<br />

© 2004 MitOst-Editionen<br />

Interkulturelle Kommunikation<br />

Vorhandene verdeckte Stereotype können den Ablauf eines<br />

interkulturellen Seminars stören. Auf eine direkte Frage nach<br />

Vorurteilen erhält man wahrscheinlich keine verwertbare<br />

Antwort. Im Rahmen des Reisebüro-Spiels können sie aber<br />

so geäußert werden, dass die Gefahr einer Verletzung durch<br />

negative nationale Stereotype reduziert wird. Es ist ja „bloß“<br />

ein Spiel, und das Gesagte ist hier nicht wirklich gemeint.<br />

In der Diskussionsrunde besteht die Möglichkeit, sich über den<br />

kulturrelativen Stellenwert von nationalen Stereotypen auszu-<br />

tauschen. Dabei wird eine erste Wahrnehmung von kulturellen<br />

Unterschieden ermöglicht.<br />

Das Reisebüro-Spiel ermöglicht einen ersten Einstieg in die<br />

Vermittlung von länderspezifischem Wissen. In einer daran<br />

anschließenden Einheit sollte dieses Wissen noch vertieft<br />

werden.<br />

Das Spiel stärkt die Gruppendynamik und weckt Neugierde<br />

auf die anderen Länder. Positive und negative (Auto-) Stereo-<br />

type werden offen gelegt.<br />

Gruppengröße __ ab 8 Personen; Kleingruppen von 4-6 Personen<br />

Zeit __ 2 Stunden<br />

Raum __ Seminarraum, mehrer kleine Räume für die Vorbereitung und<br />

Präsentation<br />

Material __ große Papierrollen / Plakate, Filzstifte, länderspezifische<br />

Schlüsselbegriffe<br />

Durchführung<br />

R e i s e b ü r o - S p i e l<br />

Informationen, Kleidung usw. (im Einladungsschreiben<br />

ankündigen!)<br />

Länderinformationen, Stereotype<br />

1. Die Ländergruppen gestalten als Reisebüros jeweils einen<br />

Stand, auf dem sie Werbung für eine Reise in ihr Land ma-<br />

chen (künstlerisch gestaltet oder mit theatralischen Mitteln<br />

präsentiert). [30 Minuten]<br />

2. Jede Gruppe wirbt für eine Reise in das eigene Land: z.B.<br />

indem sie Informationen verteilt, ein positives Bild des<br />

Landes oder etwas Typisches präsentiert.<br />

[3-5 Minuten / Land]<br />

3. Die anderen Reisebüros bringen Gründe gegen eine Reise<br />

in das Land vor. Alles ist erlaubt. [2 Minuten / Land]<br />

M e t h o d e n H a n d b u c h 1 3 7<br />

6<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung


6<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />

Interkulturelle Kommunikation<br />

Erfahrungen<br />

Erweiterungen und<br />

Alternativen<br />

1 3 8 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />

4. Jeder Teilnehmer trifft eine Entscheidung für ein Reiseland.<br />

5. In der anschließenden Diskussionsrunde sollten die ge-<br />

nannten Stereotype thematisiert und ihre Bedeutung für<br />

die gegenseitige Wahrnehmung herausgestellt werden.<br />

Mögliche Fragen:<br />

▪ Gibt es persönliche Erfahrungen mit den<br />

jeweiligen Ländern?<br />

▪ Woher stammen die zusätzlichen Informationen?<br />

▪ Wie verlief die Diskussion in der Gruppe? Wie<br />

kam es zu einer Einigung auf die Inhalte der dar-<br />

gestellten Werbung?<br />

▪ Waren die geäußerten Stereotype bekannt? Was<br />

war überraschend?<br />

▪ Sind Stereotype auch hilfreich (Orientierung)?<br />

▪ Was lösen Stereotype aus? Welche Erwartungen werden<br />

geweckt, was wird übersehen?<br />

Die im Punkt 3 abgefragten negativen Stereotype werden von<br />

den Teilnehmern häufig nur zaghaft oder gar nicht geäußert.<br />

Offensichtlich ist die Sorge, die anderen mit solchen Äuße-<br />

rungen zu diesem sehr frühen Zeitpunkt zu verletzen, sehr<br />

groß. Als Ansporn können die Seminarleiter einige provokative<br />

Äußerungen in den Raum stellen.<br />

Eine Diskussionsrunde am folgenden Tag zum Thema „Wahr-<br />

nehmung anderer Länder und Nationalstereotypen“ ist ein<br />

sinnvoller Abschluss der Übung.<br />

Gemischte Gruppen bereiten die Präsentationen vor.<br />

Material: genügend Kärtchen mit Länderinformationen<br />

Durchführung: Einteilung in Kleingruppen von 4-6 Teilneh-<br />

mern. Jede Gruppe erhält Materialien und zieht ein Länder-<br />

kärtchen. Sie entwickelt eine Werbung für ihr Land und seine<br />

Vorzüge. [20-30 Minuten]<br />

Anschließend stellen sich die „Reisebüros“ vor und preisen<br />

die Vorzüge „ihrer Länder“ an. Die positiven Stereotype wer-<br />

den genannt.<br />

In einem zweiten Schritt werden von den potentiellen „Kun-<br />

den“ Argumente (negative Stereotype) gegen die Länder<br />

vorgebracht. Am Ende entscheiden sich die „Kunden“ für ein<br />

Reiseziel.<br />

© 2004 MitOst-Editionen


Beschreibung<br />

Ziele<br />

Rahmen<br />

© 2004 MitOst-Editionen<br />

Interkulturelle Kommunikation<br />

Ein Fluss trennt zwei Länder. Nach einer langen Phase ohne<br />

Kontakte beschließen die Politiker der beiden Orte Rechtsstadt<br />

und Linksstadt, eine Brücke als Zeichen des Friedenswillens zu<br />

bauen.<br />

Welche Probleme können bei einem interkulturellen Projekt<br />

entstehen, selbst wenn beide Parteien das Beste wollen?<br />

Das Rollenspiel macht aufmerksam auf Probleme und Miss-<br />

verständnisse, die bei interkulturellen Projekten entstehen<br />

können. Ein Ziel ist darüber hinaus die Formulierung eines<br />

Regelwerks für die Zusammenarbeit im Seminar und bei der<br />

gemeinsamen Arbeit.<br />

Gruppengröße __ pro Rollenspiel bis zu 10 Mitspieler<br />

Zeit __ 2 Stunden<br />

Raum __ eine „Bühne“ und ein Rückzugsraum für die Beratung<br />

Utensilien für eine simulierte Konferenz und einen Empfang<br />

Material __ Saft und Kekse, Tische und Stühle in der Anordnung wie bei<br />

Schlüsselbegriffe<br />

wichtig<br />

Durchführung<br />

B r ü c k e n b a u<br />

einem Empfang<br />

Dominanz, Interkulturelle Kommunikation, Seminarregeln,<br />

Diskussionskultur, Kulturstandards<br />

Die Pause nach dem Rollenspiel und vor der Erstellung des<br />

Seminarkodex sollte vor allem dann eingehalten werden,<br />

wenn das Spiel und die Diskussion insgesamt über eine<br />

Stunde dauerten und sehr emotionsgeladen waren.<br />

An dem Rollenspiel nehmen insgesamt 10 Personen teil:<br />

▪ Gastgeber (Rechtsstadt): 3 Personen<br />

▪ Gäste (Linksstadt): 3 Personen<br />

▪ Beobachter: 2 Personen<br />

▪ Experten: 2 Personen<br />

1. Situation vorstellen: Ein Fluss trennt zwei Länder. Nach<br />

einer langen Phase ohne Kontakte haben die Politiker der<br />

beiden Orte Rechtsstadt und Linksstadt beschlossen, eine<br />

Brücke als Zeichen des Friedenswillens zu bauen. Die<br />

Gespräche der beiden Delegationen zogen sich ein Jahr<br />

hin. Immer wieder gab es Schwierigkeiten und schwerwie-<br />

gende Missverständnisse. Aber schließlich konnte in einem<br />

informellen Rahmen folgender Kompromiss erzielt werden:<br />

▪ jede Seite trägt 50% der Kosten<br />

▪ Baubeginn ist der 1. September<br />

M e t h o d e n H a n d b u c h 1 3 9<br />

6<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung


6<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />

Interkulturelle Kommunikation<br />

1 4 0 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />

▪ eine erfahrene Firma aus Linksstadt wird mit dem Bau<br />

beauftragt (Firma Linksbau)<br />

Es findet ein letztes Treffen statt. Daran nehmen 3 hoch-<br />

rangige Vertreter aus jeder Stadt teil. Das Treffen findet<br />

im Rathaus der Rechtsstadt statt. Ziel des Treffens ist, die<br />

Gespräche zum Abschluss zu bringen. [10 Minuten]<br />

2. Die Rollen werden (per Los oder Meldung) zugewiesen und<br />

die Anweisungen verteilt (s. Kopiervorlagen). Die Rollen<br />

werden einstudiert und die Bühne aufgebaut. [15 Minuten]<br />

3. Spielverlauf: Die Rechtsstadt empfängt die Delegation aus<br />

der Linksstadt. Jede Partei kann das Rollenspiel unterbre-<br />

chen und sich mit den Experten zur Beratung zurückzie-<br />

hen.<br />

Zum Ende hin kann das Spiel zusätzliche Dynamik erhal-<br />

ten, indem der Seminarleiter eingreift und z.B. erklärt,<br />

dass aufgrund schlechten Wetters die Fähre heute aus-<br />

nahmsweise schon in 10 Minuten zum letzten Mal in die<br />

Linksstadt übersetzt.<br />

Die Zwischenschritte und das Verhandlungsergebnis soll-<br />

ten von ein bis zwei Seminarleitern protokolliert werden.<br />

[30 Minuten]<br />

4. Diskussion: Fragen an Gäste und Gastgeber:<br />

▪ Habt ihr eure Ziele erreicht?<br />

▪ Wie habt ihr das Verhalten der anderen Delegation<br />

emp funden? Welche Ziele hatte die andere Gruppe?<br />

▪ Was für Gefühle hattet ihr während des Spiels?<br />

▪ Was ist passiert? Wo und warum gab es Missver-<br />

ständnisse? An welcher Stelle ist die Kommunikation<br />

an ihre Grenzen geraten?<br />

▪ Sind die Beweggründe der anderen schlüssig?<br />

Fragen an die Beobachter und Experten:<br />

▪ Welche Beobachtungen wurden gemacht?<br />

▪ Gab es Missverständnisse?<br />

▪ Wer war auf welche Weise dominant und hat Macht<br />

ausgeübt?<br />

▪ Gab es Schlüsselmomente während der Verhandlung?<br />

▪ Was hättet ihr anders gemacht?<br />

Frage an die Experten:<br />

▪ Was habt ihr eurer Delegation geraten?<br />

© 2004 MitOst-Editionen


Erfahrungen<br />

© 2004 MitOst-Editionen<br />

Fragen an alle:<br />

Interkulturelle Kommunikation<br />

▪ Was würdet ihr bei einer zweiten Verhandlung anders<br />

machen?<br />

▪ Wie können Missverständnisse verhindert werden?<br />

[30 Minuten]<br />

5. Pause [15 Minuten]<br />

6. In Kleingruppen von 4-6 Personen werden Regeln für die<br />

Zusammenarbeit erstellt. Jede Gruppe soll sich innerhalb<br />

von 10 Minuten auf 5 Regeln einigen, sie notieren und<br />

anschließend im Plenum präsentieren.<br />

„Welche dieser Regeln sollen bei unserem Seminar gelten?“<br />

Im Plenum entsteht ein Seminarkodex, der für die Dauer<br />

des Seminars gelten soll. Dieses Regelwerk sollte für alle<br />

verbindlich sein und kann im Laufe des Seminars ergänzt<br />

werden, wofür aber ein Votum der Mehrheit des Plenums<br />

notwendig ist. [45 Minuten]<br />

In der Regel wird die Rolle der Linksstädter als einfacher, weil<br />

direkter, empfunden, da sie der mitteleuropäischen Ver-<br />

handlungskultur entspricht. Die indirekte und auf die Bezie-<br />

hungsebene orientierte Art der Rechtsstädter kann Probleme<br />

bereiten, da sie laut Rollenprofil ihre Beweggründe nicht<br />

äußern können. Es ist wichtig, in der Diskussion darauf hinzu-<br />

weisen, dass sowohl die Ergebnisorientiertheit als auch eine<br />

symbolische Festigung der Beziehung zwischen den Partnern<br />

immer zu den Bestandteilen einer Verhandlung gehören. Es<br />

werden lediglich verschiedene Schwerpunkte gesetzt.<br />

M e t h o d e n H a n d b u c h 1 4 1<br />

6<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung


6<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />

Interkulturelle Kommunikation<br />

R o l l e n p r o f i l e : B r ü c k e n b a u<br />

G ä s t e a u s d e r L i n k s s t a d t<br />

B ü r g e r m e i s t e r u n d z w e i S e n a t o r i n n e n<br />

S t a n d d e r D i n g e<br />

Sie sind mit dem Ergebnis der informellen Gespräche zufrieden, wollen aber nun endlich die<br />

Verträge unterzeichnen. Ihre <strong>Bürger</strong> und ihre Baufirma erwarten klare, verbindliche Verträge<br />

von ihnen.<br />

A l l g e m e i n e B e s c h r e i b u n g<br />

Sie sind die Fachleute. Ihre Technik, Kultur und ihr Wissen sind sehr fortschrittlich. Sie<br />

wissen (und zeigen es), wie Verhandlungen geführt werden. Sie sind ergebnisorientiert<br />

und direkt und sprechen Probleme oder Unklarheiten gleich an. Von den Bewohnern der<br />

Rechtsstadt wissen Sie, dass die etwas altmodisch sind. Sie vertrauen den Politikern aus<br />

Rechtsstadt nicht ganz: „Wollen sie die Brücke wirklich bauen?“<br />

Z i e l<br />

Unbedingt soll ein Vertrag, der die drei Punkte des Kompromisses enthält, unterzeichnet<br />

werden.<br />

Sollte das Gespräch in eine schwierige Lage geraten oder ein Konflikt entstehen, dann un-<br />

terbrechen Sie die Verhandlungen und treffen sich in der Pause mit Ihrem Experten zu einer<br />

Beratung.<br />

1 4 2 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />

© 2004 MitOst-Editionen<br />

Brückenbau


Brückenbau<br />

R o l l e n p r o f i l e : B r ü c k e n b a u<br />

G a s t g e b e r a u s d e r R e c h t s s t a d t<br />

B ü r g e r m e i s t e r u n d z w e i S e n a t o r i n n e n<br />

S t a n d d e r D i n g e<br />

© 2004 MitOst-Editionen<br />

Interkulturelle Kommunikation<br />

Sie sind mit den Ergebnissen der informellen Gespräche sehr zufrieden. Für Sie sind die Ver-<br />

handlungen damit abgeschlossen. Sie möchten die neue Freundschaft gebührend feiern und<br />

die Delegation aus der Linksstadt zu einem traditionellen Festessen einladen. Die Verträge<br />

können später unterzeichnet werden. Ein <strong>Bürger</strong>meister hat Wichtigeres zu tun. Sie freuen<br />

sich jetzt darauf, in erster Linie den Linksstädtern Ihre prächtige Stadt zu zeigen.<br />

A l l g e m e i n e B e s c h r e i b u n g<br />

Ihre Kultur und Ihre Stadt blicken auf eine lange Tradition zurück, auf die Sie sehr stolz sind.<br />

Sie sind sehr gastfreundlich. Die Gesprächsführung und die Programmgestaltung liegen bei<br />

Ihnen als den Gastgebern. In ihrer Kultur ist es nicht üblich, „nein“ zu sagen, eher „viel-<br />

leicht“, und es ist nicht üblich, Gäste direkt zu kritisieren. Missachtung wird durch Themen-<br />

wechsel angezeigt. Sie wissen, dass die Zeit knapp ist. Sie möchten sie in einer möglichst<br />

angenehmen Atmosphäre verbringen. Sie sprechen gerne über das Wetter. Das Mann-Frau-<br />

Verhältnis ist klar geregelt. Männer sind freundlich; eine Kritik an Frauen bedeutet Gesichts-<br />

verlust. Eine Kritik des eigenen Landes, der Rechtsstadt, ist absolut beleidigend.<br />

Von den Bewohnern der Linksstadt wissen Sie, dass sie manchmal etwas unfreundlich sind<br />

und dass sie sehr gute Geschäftsleute sind.<br />

Z i e l<br />

Sie wollen die Delegation der Linksstadt auf jeden Fall zu einem informellen Essen einladen.<br />

Die Beziehungen zu den Nachbarn sollen nun endlich freundschaftlich gefestigt werden. Die<br />

Verträge werden in der nächsten Zeit unterzeichnet.<br />

Sollte das Gespräch in eine schwierige Lage geraten oder ein Konflikt entstehen, dann unter-<br />

brechen Sie die Verhandlungen und treffen sich in der Pause mit Ihrem Experten.<br />

M e t h o d e n H a n d b u c h 1 4 3<br />

6<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung


6<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />

Interkulturelle Kommunikation<br />

R o l l e n p r o f i l e : B r ü c k e n b a u<br />

B e o b a c h t e r<br />

Sie kennen den Hintergrund der Verhandlungen.<br />

Beobachten Sie den Verlauf der Verhandlungen genau und achten Sie auf:<br />

▪ die jeweils kommunizierten Erwartungen<br />

▪ Missverständnisse und Konflikte<br />

Welche Bedürfnisse wurden offen angesprochen und welche vermuten Sie?<br />

Woran haben Sie ihre Beobachtungen festgemacht?<br />

▪ Sprache (Inhalt, Lautstärke, Kampf um das Recht zu sprechen)<br />

▪ Körperverhalten<br />

▪ Blickkontakt<br />

E x p e r t e n<br />

Falls die Verhandlungen über den Brückenbau ins Stocken geraten, sollen Sie eine der Dele-<br />

gationen beraten, da Sie beide Kulturen sehr gut kennen.<br />

Beobachten Sie den Verlauf der Verhandlung genau.<br />

Versuchen Sie, „Ihre“ Delegation möglichst gut zu unterstützen.<br />

1 4 4 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />

© 2004 MitOst-Editionen<br />

Brückenbau


Beschreibung<br />

Ziele<br />

Rahmen<br />

© 2004 MitOst-Editionen<br />

Interkulturelle Kommunikation<br />

Die Teilnehmer vereinbaren in Kleingruppen einen Seminar-<br />

kodex für das „Inselleben“, der auf das Seminar übertragen<br />

werden kann.<br />

Die Übung verdeutlicht die Notwendigkeit von Vereinbarungen<br />

für das Funktionieren einer Gruppe. Ziel ist die Formulierung<br />

eines Regelwerkes für die Zusammenarbeit im Seminar und<br />

bei der gemeinsamen Arbeit.<br />

Gruppengröße __ 12-24 Personen<br />

Zeit __ 60 Minuten<br />

Raum __ Seminarraum, mehrere kleine Räume für die Vorbereitung<br />

Material __ große Bögen Papier oder Plakate und Stifte<br />

Schlüsselbegriffe<br />

Durchführung<br />

I n s e l l e b e n<br />

Seminarregeln, Interkulturelle Kommunikation<br />

1. Die Teilnehmer werden in Kleingruppen von 5-6 Personen<br />

eingeteilt. Jede Kleingruppe befindet sich auf einer einsa-<br />

men Insel. Die Aufgabe lautet, einen Kodex zu formulieren<br />

und aufzuschreiben, der das gemeinsame Leben auf der<br />

Insel regeln soll. [20 Minuten]<br />

2. Im Plenum werden die Regeln von den Inselbewohnern<br />

präsentiert. Anschließend werden die Regelwerke<br />

diskutiert.<br />

„Was soll bei unserem Seminar gelten?“ [40 Minuten]<br />

M e t h o d e n H a n d b u c h 1 4 5<br />

6<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung


6<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />

Interkulturelle Kommunikation<br />

Beschreibung<br />

Ziele<br />

Rahmen<br />

1 4 6 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />

Diese Übung veranschaulicht, wie stark kommunikative Stra-<br />

tegien und Normen (z.B. kommunikative Direktheit, Höflich-<br />

keit, etc.) vom Kontext abhängen. Sie zeigt auch, in welche<br />

Schwierigkeiten Kommunikationsteilnehmer geraten können,<br />

die versuchen, rezeptartiges Wissen auf konkrete Situationen<br />

zu übertragen.<br />

Gruppengröße __ beliebig<br />

Zeit __ 60 Minuten<br />

Raum __ Seminarraum<br />

Material __ Kopien<br />

Schlüsselbegriffe<br />

Durchführung<br />

Erweiterungen und<br />

Alternativen<br />

D e r l e t z t e B r i e f<br />

Anhand des Briefes eines chinesischen Studenten an einen<br />

deutschen Professor wird die Bedeutung kommunikativer<br />

Strategien und Normen in der interkulturellen Kommunikation<br />

verdeutlicht. Die Übung bietet auch einen Einstieg in die Dis-<br />

kussion von Vorbildern in verschiedenen Kulturen.<br />

Interkulturelle Kommunikation, Kulturstandards, Werte<br />

1. Der Brief des chinesischen Studenten wird entweder als<br />

Kopie verteilt oder als Folie präsentiert. [siehe Vorlage]<br />

Fragen: Von welchen Annahmen über die deutsche Kultur<br />

hat sich der chinesische Student in seinem Brief an den<br />

deutschen Professor leiten lassen? Es ist sicher, dass<br />

der Brief von eigenen (chinesischen) Standards stark<br />

abweicht. Wie würden Sie an der Stelle des deutschen<br />

Professors reagieren?<br />

Auflösung: „Ich habe erfahren (in einem interkulturellen<br />

Training?), dass man im Westen sehr direkt sein kann.<br />

Deshalb habe ich so offen geschrieben. In China muss<br />

man solche Bitten sehr ‚vorsichtig‘ und ‚voller Andeutun-<br />

gen‘ formulieren.“ [30 Minuten]<br />

2. In einer weiteren Diskussion kann über die Erwartungen<br />

und Ansprüche an Professoren / Vorgesetzte / Vorbilder<br />

in unterschiedlichen Kulturen gesprochen werden. Welche<br />

gegenseitigen Rechte und Pflichten bestehen in der Gesell-<br />

schaft (in der Familie, am Arbeitsplatz, unter Freunden)?<br />

[30 Minuten]<br />

Die Teilnehmer schreiben in einer zweiten Phase einen offiziel-<br />

len Brief. [30 Minuten]<br />

© 2004 MitOst-Editionen


Der letzte Brief<br />

B r i e f d e s c h i n e s i s c h e n S t u d e n t e n<br />

Sehr geehrter Herr Prof. Dr. Müller!<br />

© 2004 MitOst-Editionen<br />

Interkulturelle Kommunikation<br />

Verzeihen Sie die Störung. Ich heiße Wang und bin<br />

Student für Elektrotechnik an der Technischen Hoch-<br />

schule Wuhan. Meine Regierung gibt mir ein 1-jähri-<br />

ges Stipendium zur Fortbildung an einer deutschen<br />

Hochschule. Kann ich in dem Jahr bei Ihnen arbei-<br />

ten? Können Sie mir einen Laborplatz zur Verfügung<br />

stellen? Leider dauert mein Stipendium nur ein Jahr.<br />

Können Sie mir anschließend ein weiteres Stipendium<br />

besorgen, denn ich möchte die Doktorarbeit bei Ihnen<br />

schreiben. Das wäre sehr gut für mich. Ich habe ge-<br />

lesen, Sie sind Spezialist für Signaltechnik, können<br />

Sie mir die wichtigsten Bücher und Aufsätze darüber<br />

schicken? Bis zum 1.7. bin ich noch hier in Kanton zu<br />

erreichen. Schicken Sie bitte die Sachen nach Kan-<br />

ton. Ich habe gehört, die Wohnungssituation ist sehr<br />

schwierig in der BRD. Können Sie mir bitte helfen bei<br />

der Zimmersuche? Ich werde am 1.9. ungefähr in der<br />

BRD ankommen.<br />

Entschuldigung für meine Belästigung.<br />

Bitte schreiben Sie sofort.<br />

M e t h o d e n H a n d b u c h 1 4 7<br />

6<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung


7<br />

V o r w i s s e n u n d E i n s t e l l u n g e n


7 . V o r w i s s e n u n d E i n s t e l l u n g e n<br />

Vorwissen und Einstellungen<br />

Seminarteilnehmer kommen nicht als unbeschriebene Blätter zu einem Seminar. Sie<br />

haben eventuell schon einige Seminare besucht, sie haben Wissen gesammelt und<br />

haben ihre eigenen Lebenserfahrungen gemacht. Sie gehen mit bestimmten Erwartun-<br />

gen in das Seminar. All dies, was die Teilnehmer mitbringen, sollte genutzt werden. Es<br />

bildet die Basis, auf der aufgebaut werden kann.<br />

Bei Vorwissen geht es meist darum, das vorhandene Wissen wieder zu aktivieren und zu sam-<br />

meln – auch um einen gemeinsamen Ausgangpunkt für das Seminarthema zu finden. Abhängig<br />

vom Umfang des Vorwissens der Teilnehmer wissen die Seminarleiter, wie tief sie während des<br />

Seminars in die Materie einsteigen können, sodass die Teilnehmer weder über- noch unterfordert<br />

werden. Nicht zuletzt werden die Teilnehmer für das Seminar motiviert, indem sie bereits zu<br />

Beginn ihren eigenen Beitrag leisten können.<br />

Einstellungen können in bewusste und unbewusste unterteilt werden. Neben dem Austausch<br />

untereinander über verschiedene Einstellungen sollte es auch Ziel der Seminarleitung sein, un-<br />

bewusste Einstellungen bewusst und damit reflektierbar zu machen, denn wir werden in unseren<br />

Handlungen von ihnen geleitet.<br />

© 2004 MitOst-Editionen<br />

M e t h o d e n H a n d b u c h 1 5 1<br />

7<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung


7<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />

Vorwissen und Einstellungen<br />

Beschreibung<br />

Ziele<br />

Rahmen<br />

1 5 2 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />

In diesem sehr assoziativen Spiel sollen Symbole gefun-<br />

den werden, die die Nationen symbolisieren, aus denen die<br />

Teilnehmer des Seminars kommen. Sowohl die Selbstsicht als<br />

auch die Fremdsicht auf die anderen Nationen werden thema-<br />

tisiert.<br />

Gruppengröße __ 20 Personen<br />

Zeit __ 1 Stunde<br />

Unterschiede in der Wahrnehmung werden deutlich gemacht,<br />

nationale Stereotype relativiert.<br />

Raum __ optimal: Raum für 4 Kleingruppen<br />

Material __ Kärtchen in drei verschiedenen Farben, Stifte<br />

Schlüsselbegriffe<br />

Durchführung<br />

Z e i t k a p s e l<br />

Interkulturelle Kommunikation, Länderinformationen,<br />

Vorwissen aktivieren, Selbstreflexion, Stereotype<br />

1. Vorbemerkung an die Gruppe: Das Szenario wird vorge-<br />

stellt. Die Teilnehmer sollen Gegenstände aufzeichnen, die<br />

in eine Weltraumsonde gesteckt werden und ihr Land im<br />

Jahr 2525 repräsentieren. Außerirdische Wesen, die in den<br />

Besitz der Sonde gelangen werden, sollen so Näheres über<br />

die Erdenbewohner erfahren. [5 Minuten]<br />

2. Zu Beginn des Spiels malt jeder für sich fünf Gegenstände<br />

auf Kärtchen (Farbe A), die sein eigenes Land repräsentie-<br />

ren sollen. Die Kärtchen werden eingesammelt.<br />

[5 Minuten]<br />

3. Nun werden die Teilnehmer in vier Gruppen aufgeteilt, die<br />

die Aufgabe haben, für jeweils zwei Länder Gegenstände<br />

zu bestimmen. [5 Minuten]<br />

4. Zuerst überlegt sich jeder Teilnehmer für jedes der zwei<br />

Länder erneut fünf Gegenstände und malt diese auf Kärt-<br />

chen der Farbe B. Hierbei ist darauf zu achten, dass kein<br />

Teilnehmer aus einem Land kommen sollte, das in seiner<br />

Gruppe behandelt wird. [5 Minuten]<br />

5. Anschließend werden diese gruppenintern ausgebreitet<br />

und geordnet. Jede Gruppe wählt fünf Gegenstände aus,<br />

die in die Zeitkapsel kommen sollen. Diese den Konsens<br />

der Gruppe repräsentierenden Gegenstände werden auf<br />

die Karten mit der Farbe C gemalt. [20 Minuten]<br />

© 2004 MitOst-Editionen


Erweiterungen und<br />

Alternativen<br />

© 2004 MitOst-Editionen<br />

Vorwissen und Einstellungen<br />

6. Auswertung: Bereits während der Gruppenarbeitsphase<br />

hängen die Seminarleiter die Karten der Farbe A an die<br />

Wand. Sie repräsentieren die Selbstsicht auf die eigenen<br />

nationalen Symbole und sind Grundlage der ersten Aus-<br />

wertungsphase.<br />

Im zweiten Schritt der Auswertung werden sie den Karten<br />

der Farbe C gegenübergestellt, die die Gruppen für das<br />

jeweilige Land vorgesehen haben. Diese repräsentieren die<br />

Fremdsicht auf die nationalen Symbole. [20 Minuten]<br />

Variante 1: Es ist möglich, den Schritt 4 wegzulassen.<br />

Variante 2: Bei der Auswertung kann ein Schritt eingefügt<br />

werden: Es wird diesmal unabhängig von den Ländern nach<br />

Symbolen neu sortiert (Flaschen zu Flaschen, Musikinstru-<br />

mente zu Musikinstrumenten). Die dieser Variante zugrun-<br />

deliegende Fragestellung ist die nach allgemeinen Mustern<br />

stereotyper Wahrnehmung, die also unabhängig vom konkre-<br />

ten Land funktionieren. [30 Minuten]<br />

M e t h o d e n H a n d b u c h 1 5 3<br />

7<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung


7<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />

Vorwissen und Einstellungen<br />

Beschreibung<br />

Ziele<br />

Rahmen<br />

Gruppengröße __ 20 Personen<br />

Zeit __ 1 Stunde<br />

Raum __ Seminarraum<br />

1 5 4 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />

Es handelt sich hierbei um eine einführende Methode zum<br />

Thema Demokratie. Die Übung bezieht sich auf die Erfahrun-<br />

gen und Gefühle der Teilnehmer, die in Zusammenhang mit<br />

Demokratie stehen. Jeder positioniert sich zu dieser Frage-<br />

stellung, indem er auf die Frage antwortet: „Was bedeutet<br />

für mich persönlich Demokratie, wie ist mein Verhältnis zu<br />

Demokratie, bin ich für oder gegen Demokratie?”<br />

Es geht bei dieser Übung um die persönliche Erfahrung der<br />

Teilnehmer mit Demokratie und um ihre Einstellung dazu.<br />

Gleichzeitig sollen die Teilnehmer Erfahrungen und Einstellun-<br />

gen anderer Teilnehmer kennen lernen.<br />

Material __ Plakat mit vorbereitetem Demokratiekreis, Stifte<br />

Schlüsselbegriffe<br />

Durchführung<br />

D e m o k r a t i e k r e i s<br />

Demokratische Grundregeln, Selbstreflexionen, Einstellungen<br />

1. Vorbereitung: Auf ein Plakat wird in die Mitte ein Kreis<br />

gemalt, in dem das Wort „Demokratie“ steht.<br />

2. Der Seminarleiter bittet die Teilnehmer um die Beant-<br />

wortung der Frage, wie sie ihr Verhältnis zur Demokratie<br />

beschreiben würden. Wo verorten sie ihre Erfahrungen und<br />

Gefühle: Nahe an Demokratie oder weit von ihr entfernt,<br />

vielleicht sogar in ihrem Zentrum? [5 Minuten]<br />

3. Die Teilnehmer werden um spontane Antworten gebeten.<br />

Nacheinander kommen sie zum Plakat mit dem Kreis und<br />

beschreiben ihre Einstellung zur Demokratie. Sie sollen<br />

sich dazu äußern, ob sie eher Fürsprecher oder Gegner der<br />

Demokratie sind oder ob sie eine skeptische Einstellung<br />

dazu haben. Unmittelbar danach zeichnet jeder Teilneh-<br />

mer ein frei wählbares Symbol auf das Plakat, wobei die<br />

Entfernung vom Mittelpunkt ein Zeichen seiner Einstellung<br />

ist. Die Entscheidung soll kurz begründet werden. Grund-<br />

sätzlich gilt: Individuelle Aussagen werden nicht kommen-<br />

tiert und bewertet. Die Übung sollte schnell und spontan<br />

verlaufen. [30 Minuten]<br />

© 2004 MitOst-Editionen


Erfahrungen<br />

Erweiterungen und<br />

Alternativen<br />

© 2004 MitOst-Editionen<br />

Vorwissen und Einstellungen<br />

4. Auswertung: Der Seminarleiter sollte sich auf eine kurze<br />

Analyse der Gruppeneinstellung konzentrieren und die<br />

Argumente zusammenfassen, die die Unterschiede im<br />

Verständnis von Demokratie illustrieren. Er kann jedoch<br />

auch auf unterschiedliche Erfahrungen der Teilnehmer<br />

hinweisen. Das Plakat sollte im Gruppenraum aufgehängt<br />

werden. [20 Minuten]<br />

Die Übung ist eine sehr gute Einstiegsübung. Zu beachten<br />

ist jedoch, dass häufig Skepsis und Kritik geäußert werden,<br />

die zu diesem Zeitpunkt nicht vom Seminarleiter reflektiert<br />

werden sollten.<br />

Der Begriff kann durch andere Begriffe wie zum Beispiel Eur-<br />

opa, Engagement etc. ersetzt werden.<br />

M e t h o d e n H a n d b u c h 1 5 5<br />

7<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung


7<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />

Vorwissen und Einstellungen<br />

Beschreibung<br />

Ziele<br />

Rahmen<br />

Gruppengröße __ 3-30 Personen<br />

1 5 6 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />

Hierbei handelt es sich um eine Übung, die für den Einstieg in<br />

ein komplexes Themenfeld konzipiert ist. Sie kann sowohl in<br />

der (Klein-)Gruppe als auch individuell durchgeführt werden.<br />

Die Übung macht die Vielschichtigkeit eines Begriffes sichtbar.<br />

Zeit __ je nach Gruppengröße: ab 20 Minuten<br />

Raum __ Seminarraum mit der Möglichkeit zur Kleingruppenarbeit<br />

Material __ Plakate, Papier, Flipchart, Filzstifte<br />

Schlüsselbegriffe<br />

Durchführung<br />

D e m o k r a t i e - S c r a b b l e<br />

Demokratische Grundregeln, Einstellungen,<br />

Vorwissen aktivieren, Begriffserläuterung<br />

1. Vorbemerkung an die Gruppe: Die Teilnehmer sollen<br />

– ähnlich wie beim Brainstorming – aufschreiben, welche<br />

Schlagwörter und Begriffe sie mit dem Begriff „Demokra-<br />

tie“ assoziieren. Dabei geht es nicht um Definitionen. Zur<br />

Unterstützung dient ein Blatt Papier, auf dem in Groß-<br />

buchstaben das Wort „Demokratie“ steht. Wie beim Spiel<br />

„Scrabble“ werden die Assoziationen an das Wort ange-<br />

knüpft. Das heißt, es können max. 10 Begriffe assoziiert<br />

werden, die jeweils einen Buchstaben des Ausgangswortes<br />

enthalten. [5 Minuten]<br />

2. Die Teilnehmer füllen einzeln oder in Kleingruppen das<br />

Blatt aus. [10 Minuten bei Einzelarbeit, 15 Minuten bei<br />

Gruppenarbeit]<br />

3. Auswertung: Der Seminarleiter bittet die Teilnehmer der<br />

Reihe nach, ihre Assoziationen vorzutragen. Er schreibt<br />

gleichzeitig am Flipchart mit und ordnet dabei die Assozi-<br />

ationen. Er fragt, ob die Vortragenden mit der Einordnung<br />

einverstanden sind. Die anderen Teilnehmer werden gebe-<br />

ten, die Begriffsnennungen nicht zu kommentieren.<br />

Ordnungskriterien für die Seminarleitung:<br />

▪ Regeln / Gesetze<br />

▪ Institutionen<br />

▪ Werte<br />

▪ Personen<br />

▪ (Leistungs-)Kriterien / Ziele<br />

▪ ...<br />

© 2004 MitOst-Editionen


Erfahrung<br />

Erweiterungen und<br />

Alternativen<br />

© 2004 MitOst-Editionen<br />

Vorwissen und Einstellungen<br />

Nachdem alle Begriffe genannt wurden und alle Teilnehmer<br />

mit der Kategorisierung einverstanden waren, weist der<br />

Seminarleiter darauf hin, dass der Begriff „Demokratie“<br />

wie jeder andere Begriff in jedem Menschen unterschied-<br />

liche Assoziationen weckt, die gleichberechtigt nebenein-<br />

ander stehen und weder richtig noch falsch sind. Er weist<br />

auf die verschiedenen Dimensionen des Begriffs hin. Ziel<br />

dieser Methode ist es, diese verschiedenen Ebenen etwas<br />

zu entwirren und deutlich zu machen, dass alle Menschen<br />

etwas Unterschiedliches unter einem Begriff verstehen.<br />

[20-40 Minuten]<br />

Die Übung ist sehr gut und effektiv für den Einstieg. Sie<br />

entwirrt ein Problemfeld und macht Differenzen sichtbar.<br />

Insbesondere eignet sie sich als Einleitung zu stark kognitiver<br />

Arbeit.<br />

Demokratie kann durch andere Begriffe ersetzt werden.<br />

M e t h o d e n H a n d b u c h 1 5 7<br />

7<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung


7<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />

Vorwissen und Einstellungen<br />

Beschreibung<br />

Ziele<br />

Rahmen<br />

Gruppengröße __ 20 Personen<br />

Zeit __ 45 Minuten<br />

Raum __ Seminarraum<br />

1 5 8 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />

Die Kartenabfrage ist eine universell einsetzbare Methode, die<br />

sich insbesondere zum Einstieg in die inhaltliche Arbeit eignet.<br />

Die Teilnehmer notieren Stichworte zu einem Thema auf einer<br />

Karte. Später werden diese Karten für alle sichtbar und struk-<br />

turiert an die Wand geheftet.<br />

Über die persönlichen Erwartungen der Teilnehmer ist ein<br />

guter Einstieg in das Seminarthema gegeben. Gleichzeitig<br />

wird die Vielschichtigkeit eines Themas sichtbar gemacht.<br />

Material __ verschiedenfarbige Kärtchen, Stifte, große Papierrolle / Plakat<br />

Schlüsselbegriffe<br />

wichtig<br />

Durchführung<br />

Erfahrung<br />

W a s v e r b i n d e s t D u m i t d e m<br />

S e m i n a r t i t e l ?<br />

und Klebestifte oder Krepp<br />

Erwartungen, Vorwissen aktivieren<br />

Die Teilnehmer sollten ausdrücklich darum gebeten werden,<br />

pro Karte nur ein Stichwort gut lesbar aufzuschreiben.<br />

1. Einzelarbeit: Die Teilnehmer werden aufgefordert, ihre<br />

individuellen Erwartungen an das Seminarthema als<br />

Stichworte auf Kärtchen zu schreiben (pro Karte ein<br />

Stichwort!). [10 Minuten]<br />

2. Plenum: Die Karten werden einzeln vorgelesen und auf<br />

das vorbereitete Plakat aufgeklebt. Dabei werden sie den<br />

bisherigen Stichworten kommentierend zugeordnet.<br />

[30 bis 45 Minuten]<br />

3. Der Seminarleiter fasst die Kommentare der Teilnehmer<br />

zusammen und ergänzt sie um die Erwartungen der Se-<br />

minarleitung. Das Ergebnis der Übung sollte ein Konsens<br />

in Bezug auf die Seminargestaltung sein. Gegebenenfalls<br />

muss das Programm an die Bedürfnisse der Teilnehmer<br />

angepasst werden. [10 Minuten]<br />

Mit dieser Methode lassen sich, ähnlich wie beim „Demokratie-<br />

Scrabble“, komplexe Themenbereiche in ihrer Vielschichtigkeit<br />

visualisieren. Offen ist, wie stark sich die Seminarleiter in<br />

dieser frühen Seminarphase zu einzelnen Aussagen positionie-<br />

ren sollten.<br />

© 2004 MitOst-Editionen


Erweiterungen und<br />

Alternativen<br />

© 2004 MitOst-Editionen<br />

Vorwissen und Einstellungen<br />

In der Seminarauswertung sollte auf die Erwartungen der Teil-<br />

nehmer zurückgegriffen werden, um zu überprüfen, inwieweit<br />

sie erfüllt wurden.<br />

M e t h o d e n H a n d b u c h 1 5 9<br />

7<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung


7<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />

Vorwissen und Einstellungen<br />

Beschreibung<br />

Ziele<br />

Rahmen<br />

Gruppengröße __ 20 Personen<br />

Zeit __ 1,5 Stunden<br />

1 6 0 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />

Die Teilnehmer werden aufgefordert, sich zu verschiedenen<br />

Zitaten zum Seminarthema zu positionieren. Bei der Aushand-<br />

lung der Rangfolge der Zitate sind sie aufgefordert, einerseits<br />

ihre Meinung zu vertreten und andererseits einen Kompro-<br />

miss zu suchen. Es wird eine breite Palette von Facetten des<br />

Seminarthemas vorgestellt.<br />

Raum __ Seminarraum<br />

Die Teilnehmer lernen, die eigene Meinung zu vertreten und<br />

zu reflektieren und trotzdem einen Kompromiss in der Gruppe<br />

zu finden. Über die Zitate finden sie einen Einstieg in das<br />

Thema und beziehen gleichzeitig Position dazu.<br />

Material __ vorbereite Zitatschnipsel (pro Gruppe 1 Satz mit jeweils 7<br />

Schlüsselbegriffe<br />

Durchführung<br />

Z i t a t e - H i e r a r c h i e<br />

Zitaten) große Papierrollen / Plakate und Prittstift(e)<br />

Diskussionskultur, Einstellungen, Werte<br />

1. Vorbereitung: Die Seminarleitung bereitet entsprechend<br />

dem Seminarthema Zitate vor.<br />

2. Einzelarbeit: Die Teilnehmer positionieren sich individuell<br />

zu den Zitaten: Wie wichtig ist das Zitat für dich?<br />

[10 Minuten]<br />

2. Kleingruppenarbeit: In Kleingruppen zu 3-4 Personen<br />

tauschen sich die Teilnehmer über die Zitate und die ei-<br />

gene Position dazu aus und legen eine Rangordnung nach<br />

Relevanz der Zitate für die Teilnehmer (Rangfolge von eins<br />

bis sieben) fest. [30 Minuten]<br />

3. Plenum: Alle Kleingruppen kleben bei der Präsentation die<br />

Zitatkärtchen in der Reihenfolge auf die vorbereitete Pa-<br />

pierrolle, für die sich die Gruppe jeweils entschieden hat,<br />

und begründen ihre Entscheidung. Sie sollten auch den<br />

Diskussionsprozess in der Gruppe beschreiben.<br />

[40 Minuten]<br />

© 2004 MitOst-Editionen


Erfahrung<br />

Erweiterungen und<br />

Alternativen<br />

© 2004 MitOst-Editionen<br />

Vorwissen und Einstellungen<br />

Die Teilnehmer werden an intersubjektive Aushandlungspro-<br />

zesse gewöhnt und damit an eine der Grundkompetenzen<br />

herangeführt, die das Seminar vermitteln möchte. Gefordert<br />

sind einerseits Mut zur Artikulation der eigenen Position und<br />

andererseits Teamfähigkeit und Kompromissbereitschaft.<br />

„Authentische Materialien“ sind wichtig.<br />

Die Diskussion kann um ein Gespräch über die Autoren der<br />

Zitate und deren Kontext erweitert werden.<br />

M e t h o d e n H a n d b u c h 1 6 1<br />

7<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung


7<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />

Vorwissen und Einstellungen<br />

Beschreibung<br />

Ziele<br />

Rahmen<br />

Gruppengröße __ 20 Personen<br />

Zeit __ 1 Stunde<br />

1 6 2 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />

In diesem Spiel werden Einstellungen zu verschiedenen Be-<br />

reichen von Fremdheit abgefragt. Die Teilnehmer teilen durch<br />

das Vorzeigen von roten und grünen Karten ihre Übereinstim-<br />

mung bzw. Ablehnung mit.<br />

Persönliche Einstellungen werden bewusst gemacht. Verschie-<br />

dene Aspekte von Fremdheit werden dargestellt.<br />

Raum __ Seminarraum, mehrere kleine Räume<br />

Material __ vorbereitetes Plakat (DIN A2), vorbereitete Kärtchen (weiß),<br />

Schlüsselbegriffe<br />

wichtig<br />

Durchführung<br />

D a s i s t m i r f r e m d<br />

20 grüne und 20 rote Kärtchen, Würfel<br />

Einstellungen, Selbstreflektion, Werte, Kennen lernen,<br />

Interkulturelle Kommunikation<br />

Es ist Vorbereitungszeit nötig!<br />

1. Vorbereitung: Im Vorfeld werden die weißen Kärtchen<br />

beschriftet und auf der Rückseite mit einer Zahl versehen.<br />

Es gibt sechs Gruppen von Kärtchen mit Behauptungen<br />

über „das Fremde“<br />

▪ in mir (1)<br />

▪ zwischen uns (2)<br />

▪ in Gruppe und Familie (3)<br />

▪ zwischen Gruppen (4)<br />

▪ anderer Nationen (5)<br />

▪ anderer Weltanschauungen, Religionen und Kulturen (6)<br />

2. Jeder Teilnehmer bekommt eine rote und eine grüne Karte.<br />

3. In der Gruppe wird ein Würfel herumgereicht. Jeder<br />

würfelt und zieht eine Karte von dem Stapel, auf dem die<br />

Augenzahl des Würfels steht. Die Behauptung auf der Kar-<br />

te wird vorgelesen. Anschließend äußert jeder Teilnehmer<br />

seine Meinung auf folgende Art und Weise: „stimmt“ durch<br />

Vorzeigen der grünen Karte, „stimmt nicht“ durch Vorzei-<br />

gen der roten Karte.<br />

4. Die Seminarleiter notieren sich die Aspekte, bei denen die<br />

Einstellungen der Teilnehmer besonders stark auseinander<br />

gingen und stellen sie nochmals zur Diskussion, um die<br />

dahinter liegenden persönlichen Einstellungen und gesell-<br />

schaftlichen Werte transparent zu machen.<br />

© 2004 MitOst-Editionen


Das ist mir fremd<br />

K ä r t c h e n : D a s i s t m i r f r e m d<br />

1 . i n m i r<br />

▪ Manchmal wundere ich mich wirklich über mich selbst.<br />

▪ Ich möchte gar nicht alles über mich wissen.<br />

▪ Ich mag mich einfach so, wie ich bin.<br />

▪ Ich muß nicht immer mein ganzes Verhalten hinterfragen.<br />

▪ Vor manchen Sachen habe ich einfach Angst.<br />

2 . z w i s c h e n u n s<br />

3 . i n G r u p p e u n d F a m i l i e<br />

© 2004 MitOst-Editionen<br />

Vorwissen und Einstellungen<br />

▪ Manchmal bin ich kurz vor dem Ausrasten und weiß gar nicht weshalb.<br />

▪ Nur mit meinem Partner bin ich stark.<br />

▪ Ich muss in einer Beziehung auch ich bleiben können.<br />

▪ Zweisamkeit ist für mich das höchste Glück.<br />

▪ Ich habe Probleme, auf einen anderen zuzugehen.<br />

▪ Das andere Geschlecht wird mir immer ein Rätsel bleiben.<br />

▪ Jemand, der mir fremd ist, macht mir Angst.<br />

▪ Das WIR ist wichtiger als das ICH.<br />

▪ Auf Festen fühle ich mich oft allein.<br />

▪ In einer Gruppe wird es immer Insider und Außenstehende geben.<br />

▪ In unbekannten Situationen stärkt mich die Gruppe.<br />

▪ Meine Eltern werden mir immer fremder.<br />

▪ Ein Pflegekind kann nie das eigene werden.<br />

▪ Mein Bruder ist nicht mein Freund.<br />

▪ Man muss auch mal unter sich bleiben können.<br />

M e t h o d e n H a n d b u c h 1 6 3<br />

7<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung


7<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />

Vorwissen und Einstellungen<br />

K ä r t c h e n : D a s i s t m i r f r e m d<br />

4 . z w i s c h e n G r u p p e n<br />

▪ Gruppensymbole machen anderen klar, wohin ich gehöre.<br />

▪ Integration ist reine Anpassung.<br />

▪ Ich hasse keine Fremden.<br />

▪ Mit Randgruppen habe ich nichts zu tun.<br />

▪ Einige sollen mir auch fremd bleiben. Ich kann doch nicht mit allen und jedem.<br />

▪ Es stört mich, dass Ausländer bei uns ihre Sitten und Gebräuche beibehalten.<br />

▪ Wenn ich Behinderte sehe, muss ich manchmal wegschauen.<br />

▪ Homosexuelle sind mir fremd.<br />

▪ Wenn ich es mir recht überlege, dann gibt es doch sehr viele Gruppen, die mir fremd sind.<br />

5 . f r e m d e N a t i o n e n<br />

▪ Viele Sitten und Gebräuche in anderen Ländern sind nur zum Anschauen schön.<br />

▪ Anpassung in einem fremden Land ist eine Tugend.<br />

▪ Wenn unsere Fußballmannschaft gewinnt, jubele ich.<br />

▪ Die Grenzen abbauen heißt Fremdes hinnehmen müssen.<br />

▪ Internationale Begegnungen verhindern das Entstehen von Kriegen.<br />

▪ Nationalgefühl ist eine wichtige Sache für die eigene Identität.<br />

6 . f r e m d e W e l t a n s c h a u u n g e n , R e l i g i o n e n u n d K u l t u r e n<br />

▪ Kultur-Mischmasch ist nichts für mich.<br />

▪ Fremdartiges Kultur- und Gedankengut gehört ins Völkerkundemuseum.<br />

▪ Über Religionen kann man nicht diskutieren, das ist eine Glaubensfrage.<br />

▪ Gewalt ist für mich kein Mittel der Politik.<br />

▪ Ich verstehe nicht, dass manche für ihre Weltanschauung sterben können.<br />

▪ Mein Leben ist vom Schicksal vorherbestimmt.<br />

1 6 4 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />

© 2004 MitOst-Editionen<br />

Das ist mir fremd


Beschreibung<br />

Ziele<br />

Rahmen<br />

© 2004 MitOst-Editionen<br />

Vorwissen und Einstellungen<br />

In Kleingruppen sammeln die Teilnehmer die Eigenschaften<br />

eines idealen Demokraten. Diese werden kreativ auf einem<br />

Plakat umgesetzt und danach im Plenum vorgestellt.<br />

Die Teilnehmer machen sich ihre eigenen Vorstellungen<br />

bewusst und lernen verschiedene Auffassungen von<br />

Demokratie kennen.<br />

Gruppengröße __ 20 Personen<br />

Zeit __ 1 Stunde<br />

Raum __ großer Seminarraum mit Möglichkeit zur Kleingruppenarbeit<br />

Material __ ein großes Plakat pro Gruppe, Filzstifte, Collagenmaterial,<br />

Schlüsselbegriffe<br />

Durchführung<br />

Erfahrung<br />

Erweiterungen und<br />

Alternativen<br />

D e r i d e a l e D e m o k r a t<br />

Scheren, Kleber<br />

Einstellungen, demokratische Grundregeln,<br />

Vorwissen aktivieren<br />

1. Vorbemerkung an die Gruppe: Die Teilnehmer sollen in<br />

der folgenden Gruppenarbeitsphase ihr Bild vom idealen<br />

Demokraten gestalten. Dabei kann in einem ersten Schritt<br />

diese Person als Umriss gezeichnet werden. Es kann mit<br />

allen zur Verfügung stehenden Mitteln gearbeitet werden<br />

(Zeichnung, Collage, Symbole, Comic, ...) [5 Minuten]<br />

2. Es werden Kleingruppen von drei bis fünf Personen gebil-<br />

det und die Gestalten bebildert. [30 Minuten]<br />

3. Vernissage: Die Bilder werden im Plenum präsentiert. Bei<br />

der Vorstellung der Werke sollte genügend Zeit für Rück-<br />

fragen veranschlagt sein. Die anderen Gruppen sollten<br />

darauf verzichten, Bewertungen zu äußern, da es nicht um<br />

einen qualitativen Vergleich der Bilder geht. [15 Minuten]<br />

4. Abschließend soll erörtert werden, inwieweit es den idea-<br />

len Demokraten gibt. Wie sehr hängen die Eigenschaften<br />

von der konkreten Situation ab? [10 Minuten]<br />

Diese kreative Übung eignet sich sehr gut zum Einstieg oder<br />

Abschluss einer stark kognitiven Einheit.<br />

Die Methode kann für viele Themenbereiche genutzt werden,<br />

etwa „Der ideale Journalist”, „Der ideale Europäer” oder in<br />

einer Evaluationssituation: „Der ideale Seminarleiter”.<br />

M e t h o d e n H a n d b u c h 1 6 5<br />

7<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung


7<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />

Vorwissen und Einstellungen<br />

Beschreibung<br />

Ziele<br />

Rahmen<br />

Gruppengröße __ 20 Personen<br />

Zeit __ 1 Stunde<br />

1 6 6 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />

In dieser Übung werden die wichtigsten Regeln der Demo-<br />

kratie und die Unterschiede zwischen demokratischen und<br />

totalitären Systemen zu bestimmen versucht. Die Gruppe wird<br />

in zwei Teams geteilt. Ziel des ersten Teams ist die Festigung<br />

einer demokratischen Gesellschaft, Ziel der zweiten Gruppe ist<br />

die Einführung eines totalitären Systems.<br />

Die Teilnehmer lernen, einen eigenen Standpunkt zu argu-<br />

mentieren und zu vertreten, und werden sich der Notwendig-<br />

keit von Kompromissen bewusst. Sie erwerben Wissen über<br />

die wichtigsten Grundlagen der Demokratie und die Unter-<br />

schiede und Übergänge zu diktatorischen Systemen.<br />

Raum __ Seminarraum, mehrere kleine Räume<br />

Material __ Plakate, Filzstifte<br />

Schlüsselbegriffe<br />

Durchführung<br />

W a s i s t D e m o k r a t i e ?<br />

Demokratische Grundregeln, Diskussionskultur<br />

1. Vorbemerkung: Der Seminarleiter führt in die Spielsituati-<br />

on ein: Im Land herrscht eine schwierige gesellschaftliche<br />

Situation. Alle Gruppen sind sich nur darin einig, dass sich<br />

etwas verändern muss. Die Teilnehmer erhalten nun die<br />

einmalige Chance, diese Veränderungen auszuarbeiten und<br />

durchzuführen.<br />

2. Gruppeneinteilung: Die Teilnehmer werden in Gruppen zu<br />

ca. 5 Personen eingeteilt. Die Gruppen erhalten jeweils<br />

eine Situationsbeschreibung [siehe Kopiervorlage] und<br />

schreiben dann ihre Vorschläge auf ein Plakat. [15 Minu-<br />

ten]<br />

3. Falls es mehreren Gruppen von Demokraten und Dikta-<br />

toren gibt, treffen sich diese zu einem Demokraten- bzw.<br />

Diktatorenplenum. Beide Gruppen erstellen nun eine Liste,<br />

bei der sie ihre Vorschläge nach Wichtigkeit und Effektivi-<br />

tät ordnen. Die Gruppen setzen sich jeweils mit der Frage<br />

auseinander, ob die vorgesehenen Veränderungen eine<br />

Transformation des Systems in ihrem Sinne gewährleisten.<br />

[15 Minuten]<br />

4. Vorstellung der Ergebnisse: Beide Gruppen tragen ihre<br />

Ergebnisse im Plenum vor. [15 Minuten]<br />

© 2004 MitOst-Editionen


Erfahrung<br />

© 2004 MitOst-Editionen<br />

Vorwissen und Einstellungen<br />

5. Reflexion: Der Seminarleiter leitet zu einem Gespräch<br />

über, in dem die grundlegenden Regeln und Mechanismen<br />

der Demokratie besprochen werden. Diese werden auf<br />

einem Metaplan visualisiert. Dabei sind folgende Themen-<br />

komplexe und Gegensatzpaare zu beachten:<br />

Politische Freiheit:<br />

▪ Rechtsstaat – Doktrin setzt Recht<br />

▪ Gewaltenteilung (Legislative, Judikative, Exekutive) –<br />

Gewalteneinheit,<br />

▪ politischer Wettbewerb – Einheitspartei<br />

▪ Dezentralisierung der Macht (Selbstverwaltung) –<br />

Zentralisierung der Macht<br />

▪ freie Wahlen – scheinbar freie Wahlen<br />

Wirtschaftliche Freiheit:<br />

▪ politische Freiheit – wirtschaftliche Freiheit<br />

(übereinstimmend oder gibt es Konflikte?)<br />

Zivilgesellschaft:<br />

▪ Menschenrechte sind einklagbar<br />

(Diskriminierungsverbot, Minderheitenrechte,<br />

persönliche Freiheit, Gedankenfreiheit soziale<br />

Freiheiten, Versammlungsfreiheit)<br />

▪ selbstorganisiertes Leben (Initiativen, Lebensentschei-<br />

dungen) – fremdbestimmtes Leben (Bevormundung)<br />

Medien:<br />

▪ Informationsfreiheit / Informationswettbewerb –<br />

Informationsmonopol<br />

▪ freie Medien – instrumentalisierte Medien<br />

▪ Recht auf Information – Propaganda<br />

Die Übung läßt sich in zwei Teile unterteilen. Im ersten<br />

Teil werden Kompetenzen wie Teamfähigkeit trainiert und<br />

die Notwendigkeit von Kompromissen bewusst gemacht.<br />

Deshalb ist es wichtig, dass nach Abschluss der Kleingrup-<br />

penarbeit die Teilnehmer danach befragt werden, wie der<br />

Verlauf der Kleingruppenarbeit bewertet wird: Konflikte<br />

auf Gruppenebene sollten angesprochen werden. Im zwei-<br />

ten Teil geht es um die demokratischen Grundregeln.<br />

Bei der Diskussion im zweiten Teil der Übung kommt es darauf<br />

an, dass der Seminarleiter in der Lage ist, die von den Teil-<br />

nehmern geäußerten Grundlagen der Demokratie zu sortieren<br />

und zu ergänzen. Das Schema oben ist in diesem Sinne als<br />

Vorschlag und Stütze zu sehen.<br />

M e t h o d e n H a n d b u c h 1 6 7<br />

7<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung


7<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />

Vorwissen und Einstellungen<br />

W a s i s t D e m o k r a t i e ?<br />

S i t u a t o n s b e s c h r e i b u n g 1<br />

„Ihr seid Mitglieder der Opposition. Die diktatorische Regierung sieht sich durch die gesell-<br />

schaftliche Anspannung und die wirtschaftlichen Misserfolge dazu gezwungen, mit den Ver-<br />

tretern der Opposition ein Gespräch zu suchen. Ihr seid die Expertengruppe, die politische<br />

Reformen vorbereiten und durchführen soll. Aus zeitlichen Gründen und aufgrund der politi-<br />

schen Situation könnt ihr nur drei Veränderungen am System durchführen. Bedenkt genau,<br />

welche Veränderungen die wichtigsten sind, damit die Demokratie Wirklichkeit wird. Ihr seid<br />

euch bewusst, wie einmalig die Chance ist, die ihr erhalten habt.“<br />

S i t u a t i o n s b e s c h r e i b u n g 2<br />

„Ihr seid Mitglieder der Gruppe, deren Ziel es ist, die Demokratie abzuschaffen. Die politi-<br />

schen Entwicklungen haben euch die Chance gegeben, Veränderungen einzuführen, da die<br />

demokratische Regierung in Schwierigkeiten geraten ist. Da aber eure Zeit eingeschränkt<br />

ist, seid ihr lediglich in der Lage, drei Veränderungen einzuführen. Beratet euch und ent-<br />

scheidet, welche drei Veränderungen euch die größte Chance geben, die Demokratie zu<br />

stürzen. Bedenkt genau, welche Veränderungen die wichtigsten sind, damit die Demokratie<br />

abgeschafft werden kann.“<br />

1 6 8 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />

© 2004 MitOst-Editionen<br />

Was ist Demokratie?


Beschreibung<br />

Ziele<br />

Rahmen<br />

Gruppengröße __ 20 Personen<br />

Zeit __ 1 Stunde<br />

© 2004 MitOst-Editionen<br />

Vorwissen und Einstellungen<br />

Die Teilnehmer sammeln durch Ergänzen von Satzanfängen<br />

Beschreibungen des Themas Toleranz.<br />

Über die Beschreibungen und Assoziationen der Teilnehmer<br />

wird eine Begriffsdefinition erarbeitet.<br />

Raum __ Seminarraum mit Möglichkeit zur Kleingruppenarbeit<br />

Material __ pro Kleingruppe ein Plakat und Filzstifte<br />

Schlüsselbegriffe<br />

Durchführung<br />

E r g ä n z u n g e n z u m T h e m a T o l e r a n z<br />

Einstellungen, Vorwissen aktivieren<br />

1. Die Teilnehmer werden in Kleingruppen eingeteilt, jede<br />

Gruppe bekommt ein Plakat mit einem Satzanfang und<br />

einen Stift. Jede Gruppe soll diesen Satz vervollständigen,<br />

auch mehrere Ergänzungen sind möglich. Die Ergänzun-<br />

gen sollen auf den unteren Rand des Plakates geschrieben<br />

werden!<br />

Satzanfänge:<br />

▪ Für das beste Beispiel von Toleranz halten wir ...<br />

▪ Es hat keinen Sinn, über Toleranz zu reden, weil ...<br />

▪ Ein Beispiel für Intoleranz ist ...<br />

▪ Man sollte oft über Toleranz sprechen, weil ...<br />

▪ Toleranz hört auf bei ...<br />

[5 Minuten]<br />

2. Nach Ablauf der Zeit knickt jede Gruppe ihre Ergänzun-<br />

gen um, sodass sie nicht mehr sichtbar sind, und gibt das<br />

Plakat an die nächste Gruppe weiter. So geht es weiter, bis<br />

alle Gruppen alle Sätze ergänzt haben. [20 Minuten]<br />

3. Die Plakate werden nun für alle sichtbar aufgehängt, je-<br />

weils vorgelesen und im Plenum besprochen. Die Bemer-<br />

kungen müssen nicht den Teilnehmern zugeordnet werden,<br />

wer will, kann anonym bleiben; wer will, kann aber auch<br />

Stellung nehmen. Aus den Beschreibungen wird eine Be-<br />

griffsdefinition erarbeitet. [30 Minuten]<br />

M e t h o d e n H a n d b u c h 1 6 9<br />

7<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung


7<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />

Vorwissen und Einstellungen<br />

Beschreibung<br />

Ziele<br />

Rahmen<br />

1 7 0 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />

Nachdem im Vorfeld unterschiedliche kulturelle Codes und<br />

Gewohnheiten thematisiert wurden, wird nun die Frage ge-<br />

stellt, ob hinter den Verschiedenheiten auch unterschiedliche<br />

Wertepräferenzen zu finden sind. Die zentrale Frage ist, ob es<br />

absolute Werte gibt und darüber hinaus jeder Mensch indivi-<br />

duelle Werte hat, oder ob sich Gesellschaften schon in ihren<br />

Grundvorstellungen und Grundwerten unterscheiden.<br />

Die Teilnehmer werden sich ihres eigenen Wertesystems<br />

bewusst und müssen gemeinsam einen gesellschaftlichen<br />

Konsens erarbeiten. Dabei werden auch die Voraussetzungen<br />

für das Zusammenleben von Individuen in der Gesellschaft<br />

deutlich.<br />

Gruppengröße __ 20 Personen<br />

Zeit __ 1,5 Stunden<br />

Raum __ Seminarraum<br />

Material __ Papier, Stifte, Karton<br />

Schlüsselbegriffe<br />

Durchführung<br />

H a u s d e r W e r t e<br />

Einstellungen, Interkulturelle Kommunikation, Werte<br />

1. Kleingruppen: Die Teilnehmer einigen sich in Kleingruppen<br />

von 3-4 Personen auf die sechs für sie wichtigsten Werte<br />

und bringen sie in eine Reihenfolge.<br />

2. Plenum: Die Kleingruppen stellen ihre Wertelisten im Ple-<br />

num vor. Die Gruppe versucht in einem nächsten Schritt,<br />

die aufgelisteten Werte nach zwei Aspekten aufzuteilen:<br />

▪ Welche Werte sind für das Funktionieren der<br />

Gesellschaft notwendig?<br />

▪ Welche Werte sind darüber hinaus notwendig?<br />

Jeder Wert soll zugeordnet werden.<br />

3. Wertehaus: Nach der Gründung einer „idealen Gesell-<br />

schaft“ in der Theorie stellen die Teilnehmer ihre Gesell-<br />

schaft dar. Zur Visualisierung werden die gesellschaftlich<br />

relevanten Begriffe auf Karton geschrieben. Daraus wird<br />

ein Haus gebaut. Die Grundwerte sollen so eingebaut<br />

werden, dass im Falle des Weglassens eines Elements die<br />

Konstruktion zusammenfällt.<br />

© 2004 MitOst-Editionen


Beschreibung<br />

Ziele<br />

Rahmen<br />

Gruppengröße __ 20 Personen<br />

Zeit __ 1,5 Stunden<br />

© 2004 MitOst-Editionen<br />

Vorwissen und Einstellungen<br />

Die Teilnehmer sammeln ihre Vorstellungen zum Thema Mit-<br />

bestimmung. Durch Zuordnung zu den verschiedenen Ländern<br />

wird ein Vergleich erarbeitet.<br />

Die Teilnehmer lernen bestehende Möglichkeiten in verschie-<br />

denen Ländern und ihre Effizienz kennen.<br />

Raum __ Seminarraum mit Möglichkeit zur Kleingruppenarbeit<br />

Material __ Plakate, Stifte, Flipchart<br />

Schlüsselbegriffe<br />

Durchführung<br />

Erfahrung<br />

F o r m e n d e r M i t g e s t a l t u n g i n<br />

v e r s c h i e d e n e n L ä n d e r n<br />

Demokratische Grundregeln, Länderinformationen,<br />

Vorwissen aktivieren<br />

1. Die Teilnehmer in den Kleingruppen schreiben ihnen be-<br />

kannte Partizipationsmöglichkeiten in der Demokratie auf.<br />

Nach jedem neuen Eintrag wird das Blatt gefaltet, sodass<br />

der vorherige Eintrag nicht mehr lesbar ist, und der nächs-<br />

ten Gruppe weitergegeben, bis den Teilnehmern nichts<br />

mehr einfällt. [15 Minuten.]<br />

2. Die Gruppen lesen abwechselnd die Begriffe auf den Pla-<br />

katen vor. Der Seminarleiter teilt nach Absprache mit den<br />

entsprechenden Teilnehmern die Begriffe verschiedenen<br />

Ländern zu. Nachdem die Liste fertig ist, wird die Frequenz<br />

des Auftauchens der einzelnen Begriffe gezählt und in<br />

einer zweiten Spalte eingetragen. Das Ergebnis sind län-<br />

derspezifische Listen sowie eine Gewichtung der Partizipa-<br />

tionsmöglichkeiten. [30 Minuten]<br />

3. Anhand der Liste wird eine Diskussion angeregt.<br />

▪ Welche Partizipationsmöglichkeiten werden in welchen<br />

Ländern genutzt?<br />

▪ Welche waren unbekannt?<br />

▪ Welche sind absurd und warum?<br />

▪ Welche sind effektiv? Warum / warum nicht?<br />

▪ Welche Formen wurden persönlich genutzt? Warum /<br />

warum nicht?<br />

Schon im zweiten Teil der Übung lässt sich die Diskussion<br />

schwer hemmen, so dass sich Punkt 2 und 3 vermischen.<br />

Der Moderator sollte bei der Zusammenstellung von einem<br />

zweiten Seminarleiter unterstützt werden.<br />

M e t h o d e n H a n d b u c h 1 7 1<br />

7<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung


7<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />

Vorwissen und Einstellungen<br />

Beschreibung<br />

Ziele<br />

Rahmen<br />

1 7 2 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />

In dieser Übung erhalten die Teilnehmer Materialien mit<br />

verschiedenen Definitionen von Freiheit zusammen mit der<br />

Aufgabenstellung, sich zu ihnen zu positionieren. Anschließend<br />

werden in kleinen Gruppen eigene Definitionen erarbeitet.<br />

Wichtiger Teil der Übung ist der Vortrag, in dem der Seminar-<br />

leiter die in dieser Übung vorkommenden Freiheitsdefinitionen<br />

vorstellt. Dieser koppelt den Begriff „Freiheit“ mit dem der<br />

„Verantwortung“. Der Teilnehmer wird zur Übernahme von<br />

Verantwortung motiviert, was sich in öffentlichem Engage-<br />

ment niederschlagen soll.<br />

Die Teilnehmer lernen verschiedene Definitionen von<br />

Freiheit kennen und versuchen zu beschreiben, was<br />

Freiheit ausmacht.<br />

Gruppengröße __ 10-20 Personen<br />

Zeit __ 2 Stunden<br />

Raum __ großer Seminarraum mit der Möglichkeit zur Kleingruppenarbeit<br />

Material __ Flipchart<br />

Schlüsselbegriffe<br />

wichtig<br />

Durchführung<br />

W a s b e d e u t e t e s , e i n f r e i e r M e n s c h z u<br />

s e i n ?<br />

Begriffserläuterung, Demokratische Grundregeln,<br />

Einstellungen,<br />

Mindestens ein Seminarleiter sollte sich gut auf das philoso-<br />

phisch-existenzialistische Thema vorbereiten.<br />

1. Einzelarbeit: Die Teilnehmer erhalten die Karten mit den<br />

verschiedenen Freiheitsdefinitionen. Sie werden gebeten,<br />

sich zu den Definitionen zu äußern. Hierbei geht es zuerst<br />

einmal um einfache Aussagen wie: „Ich stimme zu“ oder<br />

„Ich stimme nicht zu“. Eventuell um Nachfragen: „Wozu<br />

genau?“ und „Warum?“ [30 Minuten]<br />

2. Kleingruppenarbeit: Die Teilnehmer erarbeiten eine ge-<br />

meinsame Definition des Begriffes Freiheit. Um die relativ<br />

komplizierten Texte zu entlasten, werden alle Zitate auf<br />

ein Motto (einen Slogan, eine Kurzformel) verkürzt. Diese<br />

Verkürzungen sind eine Hilfe bei der Erstellung der ge-<br />

meinsamen Definition. [60 Minuten]<br />

3. Diese Definitionen werden von den Gruppen im Plenum<br />

präsentiert. Der Seminarleiter hält ein Referat, in dem er<br />

auch auf die vorgestellten Definitionen eingeht.<br />

[30 Minuten]<br />

© 2004 MitOst-Editionen


Erfahrung<br />

Erweiterungen und<br />

Alternativen<br />

© 2004 MitOst-Editionen<br />

Vorwissen und Einstellungen<br />

Hinweis zum Vortrag: Es ist sehr wichtig, den Unterschied<br />

zwischen Aktivität und Reaktivität zu thematisieren, also<br />

zwischen einerseits der bewussten Entscheidung und<br />

andererseits einem Handeln unter dem Einfluss vorgege-<br />

bener Impulse (Reiz-Reaktion). Man kann dabei die Teil-<br />

nehmer bitten, Beispiele für Verhalten, das einem dieser<br />

Muster entspricht, zu geben, wie: Während ein aktiver<br />

Mensch sich in der ersten Person äußert („Ich will ...“),<br />

wählt ein reaktiver Mensch die unpersönliche Form („Man<br />

sollte ...“).<br />

Diese Übung sollte nicht unmittelbar am Anfang eines Semi-<br />

nars stehen, jedoch Bestandteil der Einstiegsphase sein.<br />

Im Anschluss an den Vortrag sind folgende Erweiterungen<br />

möglich:<br />

Lebenslauf von Abraham Lincoln<br />

Zunächst gibt der Seminarleiter den Lebenslauf wieder:<br />

„Abraham Lincoln kannte Niederlagen. Sie begleiteten ihn 30<br />

Jahre lang. Hier nur eine kurze Auswahl aus der langen Liste<br />

seiner persönlichen Rückschläge:<br />

▪ Wahlniederlagen<br />

▪ geschäftliche Misserfolge<br />

▪ Nervenzusammenbruch<br />

▪ Niederlage bei den Nominierungen zum US-Kongress<br />

▪ als Vizepräsident ausgebootet<br />

Als Lincoln schließlich 1860 zum Präsidenten der USA<br />

gewählt wurde, war er auf all die Frustrationen vorbereitet,<br />

die er später, während des <strong>Bürger</strong>krieges, ertragen musste.<br />

Jemand anders wäre unter der Last dieser Erlebnisse<br />

zusammengebrochen, nicht aber er.“<br />

Im Anschluss bieten sich folgende Fragen an:<br />

„Was ist das Besondere an diesem Lebenslauf?“<br />

„Was macht wirkliche Freiheit aus?“<br />

Verantwortung in meinem Umfeld übernehmen<br />

Die Teilnehmer werden mit folgenden drei Aufgaben<br />

konfrontiert:<br />

▪ Es gibt in deiner Organisation / an deiner Hochschule<br />

sicherlich Sachen, die dich stören oder frustrieren.<br />

Beschreibe kurz einen solchen Fall.<br />

M e t h o d e n H a n d b u c h 1 7 3<br />

7<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung


7<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />

Vorwissen und Einstellungen<br />

Anmerkungen<br />

1 7 4 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />

▪ Gib ein Beispiel für rechtfertigendes Denken im Sinne<br />

eines reaktiven Verhaltens („Was wäre, wenn ...“) oder<br />

eines Denkens in Opferkategorien („Ich kann ja sowieso<br />

nichts tun“).<br />

▪ Was würde geschehen, wenn du die Verantwortung für<br />

eine Veränderung dieser Situation übernehmen würdest?<br />

Über diese Aufgaben kann sowohl in Einzelarbeit als auch<br />

in Gruppen, die aus der gleichen Hochschule / Organisation<br />

kommen, nachgedacht werden. Im Anschluss daran kann eine<br />

Diskussion dazu im Plenum stattfinden.<br />

Mit diesen Erweiterungen kann die Übung dazu dienen, eigene<br />

Projektideen zu entwickeln.<br />

© 2004 MitOst-Editionen


Was bedeutet es, ein<br />

freier Mensch zu sein?<br />

Vorwissen und Einstellungen<br />

K a r t e n : W a s b e d e u t e t e s , e i n f r e i e r M e n s c h z u s e i n ?<br />

„Nur ein weiser Mensch ist ein vollkommen freier Mensch. Schlechte Menschen sind Gefan-<br />

gene, denn wahre Freiheit erreicht man durch die Beherrschung der eigenen Taten...“<br />

(Diogenes Laertios (um 220 n. Chr.), Leben und Lehre namhafter Philosophen, Bd. 7)<br />

Motto:<br />

„Es ist wahr, dass in der Demokratie das Volk anscheinend das macht, was es will: aber die<br />

politische Freiheit beruht nicht darauf, das zu tun, was man möchte.<br />

Im Staat, das heißt in einer Gesellschaft, in der es Gesetze gibt, kann die Freiheit nur darin<br />

bestehen, das tun zu können, was man wollen sollte. Unfreiheit besteht dann darin, gezwun-<br />

gen zu sein, das zu tun, was man nicht wollen sollte. (...)<br />

Freiheit, das ist das Recht, all das zu tun, was die Gesetze erlauben. Wenn aber nur ein<br />

<strong>Bürger</strong> das tun könnte, was durch sie verboten ist, so gäbe es keine Freiheit, denn andere<br />

hätten naturgemäß das gleiche Recht ...“<br />

(Charles-Louis de Montesquieu (1689-1755), Der Geist der Gesetze)<br />

Motto:<br />

© 2004 MitOst-Editionen<br />

M e t h o d e n H a n d b u c h 1 7 5<br />

7<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung


7<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />

Vorwissen und Einstellungen<br />

K a r t e n : W a s b e d e u t e t e s , e i n f r e i e r M e n s c h z u s e i n ?<br />

„... Jeder ist vor der Gesellschaft nur für den Teil seines Handelns verantwortlich, der andere<br />

betrifft. In diesem Teil aber, der ihn selbst betrifft, ist er absolut unabhängig, er hat eine<br />

souveräne Macht über sich selbst, seinen Körper und seinen Verstand.“<br />

(John S. Mill (1806-1873), Über die Freiheit)<br />

Motto:<br />

„Der Wille (...) ist eine bestimmte Gehirnmodifikation, dank der es handlungsfähig ist, also<br />

dazu bereit, die Glieder, die er beeinflussen kann, in Bewegung zu setzen.<br />

Der Wille ist zwangsläufig determiniert durch schlechte oder gute, angenehme oder unan-<br />

genehme Eigenschaften des Gegenstandes oder des Reizes, der auf unsere Wahrnehmung<br />

wirkt oder dessen Idee in uns ruht und uns durch unser Gedächtnis bereitgestellt wird.<br />

Dadurch handeln wir gezwungenermaßen und unser Handeln ist die Folge des über den Reiz<br />

aufgenommenen Impulses, Gegenstandes oder Idee. (...) Ein aktiver Mensch könnte frei<br />

sein, wenn er seine Reize frei wählen könnte, oder die Wirkung der Reize auf seinen Willen<br />

beeinflussen könnte. (...)<br />

Da unser Wille durch von uns unabhängige Reize determiniert ist und so nicht von uns ab-<br />

hängt, sind wir niemals frei in unserem Handeln.“<br />

(Paul Thiery d´Holbach (1723-1789), Das System der Natur)<br />

Motto:<br />

1 7 6 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />

© 2004 MitOst-Editionen<br />

Was bedeutet es, ein<br />

freier Mensch zu sein?


Was bedeutet es, ein<br />

freier Mensch zu sein?<br />

Vorwissen und Einstellungen<br />

K a r t e n : W a s b e d e u t e t e s , e i n f r e i e r M e n s c h z u s e i n ?<br />

„Der Begriff der Freiheit ist der Schlüssel, um die Autonomie des Willens zu erklären. Der<br />

Wille ist eine Art der Kausalität lebender Wesen, sofern es denkende Wesen sind, und Frei-<br />

heit wäre dann die Eigenschaft dieser Kausalität, dank der sie unabhängig von fremden,<br />

sie beeinflussenden Ursachen funktionieren kann: So wie die angeborene Notwendigkeit<br />

diejenige Eigenschaft der Kausalität all der Wesen ohne Verstand ist, die zum Handeln durch<br />

fremde Ursachen angeregt werden. (...)<br />

... denn was kann denn Willensfreiheit anderes sein, als Autonomie, d.h. die Eigenschaft des<br />

Willens, die darauf beruht, dass sie selbst für sich Rechtsgrundlage ist.“<br />

(Immanuel Kant (1724-1804), Grundlagen zur Metaphysik der Sitten)<br />

Motto:<br />

„Freiheit hat für den modernen Menschen eine doppelte Bedeutung: So hat er sich zwar von<br />

traditionellen Autoritäten befreit und wurde ein ‚Individuum‘. Gleichzeitig aber fühlt er sich<br />

isoliert und kraftlos; er wurde dabei zu einem Werkzeug, das äußerlichen Zielen dient, sich<br />

selbst und anderen Individuen fremd. (...) Dieser Zustand untergräbt sein ‚Ich‘, schwächt<br />

ihn und erfüllt ihn mit Angst. Er gerät in eine neue Unfreiheit.<br />

Die positive Freiheit dagegen ist identisch mit dem vollen Ausnutzen der Möglichkeiten und<br />

Fähigkeiten des Menschen zu einem aktiven und spontanen Leben“.<br />

(Erich Fromm (1900-1980), Die Furcht vor der Freiheit)<br />

Motto:<br />

© 2004 MitOst-Editionen<br />

M e t h o d e n H a n d b u c h 1 7 7<br />

7<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung


7<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />

Vorwissen und Einstellungen<br />

K a r t e n : b e d e u t e t e s , e i n f r e i e r M e n s c h z u s e i n ?<br />

„Dostojevski schrieb: ‚Wenn Gott nicht existieren würde, alles wäre erlaubt.‘ Das ist genau<br />

der Ausgangspunkt zum Existentialismus. Im Grunde genommen, ist alles erlaubt, wenn<br />

Gott nicht existiert. In der Konsequenz ist der Mensch einsam, denn er findet weder in sich,<br />

noch außerhalb seiner selbst eine Unterstützung.<br />

Vor allem aber findet er keine Rechtfertigung für sein Handeln. Er kann sein Handeln nicht<br />

dadurch rechtfertigen, dass er sich auf die menschliche Natur beruft. Es gibt keinen Deter-<br />

minismus, der Mensch ist frei.<br />

Auf der anderen Seite, wenn Gott nicht existiert, sehen wir vor uns keine Werte oder Ge-<br />

bote, die unsere Handlungen rechtfertigen würden. So haben wir weder außerhalb noch vor<br />

uns in der Sphäre der höheren Werte eine Rechtfertigung oder Bestätigung. Wir sind allein,<br />

niemand kann unser Handeln rechtfertigen. Der Mensch ist zur Freiheit verurteilt. Verurteilt,<br />

denn er ist nicht durch sich selbst erschaffen. Frei, denn – einmal in die Welt geworfen – ist<br />

er verantwortlich für alles, was er tut.“<br />

(Jean-Paul Sartre (1905-1980), Ist der Existentialismus ein Humanismus)<br />

Motto:<br />

1 7 8 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />

© 2004 MitOst-Editionen<br />

Was bedeutet es, ein<br />

freier Mensch zu sein?


Beschreibung<br />

Ziele<br />

Rahmen<br />

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Vorwissen und Einstellungen<br />

Mithilfe einer Liste erstellen die Teilnehmer Informationen<br />

über die Medienlandschaft in ihren Ländern. In einem an-<br />

schließenden Gespräch werden die unterschiedlichen Situatio-<br />

nen vorgestellt und verglichen.<br />

Die Teilnehmer lernen die Medien der anderen Teilnehmer-<br />

länder kennen und diskutieren über die Unterschiede und bei<br />

größerem Zeitrahmen auch über deren Gründe.<br />

Gruppengröße __ 20 Personen aus verschiedenen Ländern<br />

Zeit __ 2 Stunden<br />

Raum __ Seminarraum mit Möglichkeit zur Kleingruppenarbeit<br />

Material __ für jede Ländergruppe eine Medienliste, Stifte, Flipchart / Tafel<br />

Schlüsselbegriffe<br />

Durchführung<br />

M e d i e n i n v e r s c h i e d e n e n L ä n d e r n -<br />

e i n V e r g l e i c h<br />

mit Erläuterungen zur Liste<br />

Vorwissen aktivieren, Länderinformationen,<br />

Demokratische Grundregeln<br />

1. Die Teilnehmer bilden Ländergruppen. Jede Gruppe erhält<br />

eine Liste und füllt sie gemeinsam aus. [30 Minuten]<br />

Am Flipchart / an der Tafel können folgende<br />

Ergänzungen stehen:<br />

▪ Presse: Tageszeitungen (wichtige Namen), regional/<br />

überregional; Magazine, Zeitschriften; Vertrieb, Kosten;<br />

politische Ausrichtungen; Zielgruppen und Minderheiten<br />

▪ Radio: staatlich/privat; Verbreitung; mehr Wort oder<br />

mehr Unterhaltung; Zielgruppen und Minderheiten<br />

▪ Fernsehen: staatlich/privat; Verbreitung; Inhalte;<br />

Zielgruppen und Minderheiten; ausländische Sender<br />

▪ Internet: Zugangsmöglichkeiten und Kosten;<br />

muttersprachliches Angebot<br />

2. Im Plenum: Anhand von Fragen werden nun im Gespräch<br />

die Listen besprochen, Informationen werden verglichen,<br />

zusätzliches Wissen kann ergänzt werden. [90 Minuten]<br />

Mögliche Diskussionspunkte:<br />

▪ Wie wird Meinung gelenkt?<br />

▪ Welches Medium wird für welche Information genutzt?<br />

▪ Welches hat die größte Verbreitung?<br />

▪ Welche Unterschiede gibt es z.B. zwischen staatlichen<br />

und privaten Medien?<br />

▪ Gibt es Zensur?<br />

M e t h o d e n H a n d b u c h 1 7 9<br />

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<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung


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<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />

Vorwissen und Einstellungen<br />

Erfahrung<br />

1 8 0 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />

Die Teilnehmer wissen oft nur wenig über die Medienland-<br />

schaft anderer Länder und finden einen Vergleich daher<br />

interessant. Der Moderator sollte seine Lenkung gut struktu-<br />

rieren, da sich sehr schnell eine Diskussion über die politische<br />

und gesellschaftliche Lage insgesamt ergibt. Länder mit einer<br />

stärker gelenkten Presselandschaft erwecken mehr Interesse,<br />

daher muss auch auf eine gewisse Ausgeglichenheit geachtet<br />

werden.<br />

Es wird eher auf die schädliche Einflussnahme staatlicher<br />

Medien eingegangen, die Interessenlenkung durch private<br />

Zeitungen oder Fernsehsender wird weniger kritisch gesehen.<br />

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Medienvergleich<br />

M e d i e n i n v e r s c h i e d e n e n L ä n d e r n<br />

P r e s s e<br />

R a d i o<br />

F e r n s e h e n<br />

I n t e r n e t<br />

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Vorwissen und Einstellungen<br />

M e t h o d e n H a n d b u c h 1 8 1<br />

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<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung


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<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />

Vorwissen und Einstellungen<br />

Beschreibung<br />

Ziele<br />

Rahmen<br />

Gruppengröße __ 5-25 Personen<br />

1 8 2 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />

Die Teilnehmer werden gebeten, in Einzelarbeit ihre Erwar-<br />

tungen an verschiedene Personengruppen zu notieren. Im<br />

Anschluss daran werden diese Erwartungen in Menschen-<br />

und <strong>Bürger</strong>rechte umformuliert.<br />

Zeit __ 90 Minuten - 2 Stunden<br />

Die Teilnehmer lernen, zwischen Menschen- & <strong>Bürger</strong>rechten<br />

zu unterscheiden. Sie machen sich ihre eigenen Bedürfnisse<br />

bewusst und erkennen, wann sich daraus Rechte ableiten<br />

lassen und wann nicht. Sie überprüfen die Gültigkeit der<br />

genannten Rechte für andere Mitglieder einer Gemeinschaft<br />

und erkennen Widersprüche zwischen eigenen Rechten und<br />

Rechten anderer Mitglieder dieser Gemeinschaft.<br />

Raum __ Seminarraum, mehrere kleine Räume<br />

Material __ Arbeitsblätter, Plakate, Flipchart, Stifte<br />

Schlüsselbegriffe<br />

Durchführung<br />

M e n s c h e n - & B ü r g e r r e c h t e<br />

Einstellungen, Demokratische Grundregeln, Erwarungen<br />

1. Vorbemerkung an die Gruppe und Einzelarbeit: Die Teil-<br />

nehmer sollen ihre Erwartungen an verschiedene Gruppen<br />

formulieren. Dies soll in Einzelarbeit anhand des Arbeits-<br />

blatts geschehen. [25 Minuten]<br />

2. Kleingruppenarbeit: Es werden Kleingruppen mit 3-4<br />

Personen gebildet. Ausgehend von den zuvor individuell<br />

festgehaltenen Erwartungen sollen nun gemeinsam Grund-<br />

rechte daraus abgeleitet werden. Jede Kleingruppe behan-<br />

delt eine der Personengruppen. Die Ergebnisse werden auf<br />

einem Plakat dokumentiert. Die Seminarleiter betreuen die<br />

Kleingruppen und helfen bei Nachfragen. [45 Minuten]<br />

3. Auswertung: Die Plakate der Kleingruppen werden im<br />

Plenum präsentiert und erläutert. Auf einem Flipchart sam-<br />

melt der Seminarleiter die Bedürfnisse und die dazugehöri-<br />

gen Rechte. In der anschließenden Reflexion wird zunächst<br />

der Weg von Bedürfnissen zu Rechten thematisiert:<br />

▪ War die Umformulierung schwierig?<br />

▪ Bei welcher Personengruppe war sie<br />

besonders schwierig?<br />

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Erfahrung<br />

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Vorwissen und Einstellungen<br />

Darauf aufbauend empfiehlt sich die Diskussion der Gültig-<br />

keit der jeweiligen Rechte:<br />

▪ Sind sie für alle gleichermaßen gültig?<br />

▪ Welche Rechte gelten auch für andere Gruppen und<br />

welche nicht?<br />

▪ Treten Rechte in Widerspruch zueinander?<br />

Abschließend soll der Unterschied zwischen Menschen-<br />

und <strong>Bürger</strong>rechten thematisiert werden. Als Orientierungs-<br />

raster bietet sich hierbei an:<br />

▪ primäre, sekundäre und tertiäre Bedürfnisse<br />

(Maslowsche Bedürfnispyramide)<br />

▪ Rolle als Mensch, Rolle als <strong>Bürger</strong><br />

▪ Individuum – Gruppe – Gesellschaft<br />

Diese Übung kann gut als Einstiegsübung in das Themenfeld<br />

„Rechte” verwendet werden.<br />

M e t h o d e n H a n d b u c h 1 8 3<br />

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<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung


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<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />

Vorwissen und Einstellungen<br />

E r w a c h s e n e : W a s k a n n i c h o h n e s c h l e c h t e s G e w i s s e n<br />

e r w a r t e n v o n<br />

… m e i n e n F a m i l i e n m i t g l i e d e r n ?<br />

… m e i n e n F r e u n d e n ?<br />

… m e i n e n K o l l e g e n ?<br />

… m e i n e r G e s e l l s c h a f t ?<br />

… m e i n e m S t a a t ?<br />

Bitte notiere deine Erwartungen stichwortartig.<br />

1 8 4 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />

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Menschen und<br />

<strong>Bürger</strong>rechte


Menschen und<br />

<strong>Bürger</strong>rechte<br />

Vorwissen und Einstellungen<br />

S t u d e n t e n : W a s k a n n i c h o h n e s c h l e c h t e s G e w i s s e n<br />

e r w a r t e n v o n<br />

… m e i n e n F a m i l i e n m i t g l i e d e r n ?<br />

… m e i n e n F r e u n d e n ?<br />

… m e i n e n K o l l e g e n ?<br />

… m e i n e r G e s e l l s c h a f t ?<br />

… m e i n e m S t a a t ?<br />

Bitte notiere deine Erwartungen stichwortartig.<br />

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M e t h o d e n H a n d b u c h 1 8 5<br />

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<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung


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<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />

Vorwissen und Einstellungen<br />

D o z e n t e n / P r o f e s s o r e n : W a s k a n n i c h o h n e s c h l e c h t e s<br />

G e w i s s e n e r w a r t e n v o n<br />

… m e i n e n F a m i l i e n m i t g l i e d e r n ?<br />

… m e i n e n F r e u n d e n ?<br />

… m e i n e n K o l l e g e n ?<br />

… m e i n e r G e s e l l s c h a f t ?<br />

… m e i n e m S t a a t ?<br />

Bitte notiere deine Erwartungen stichwortartig.<br />

1 8 6 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />

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Menschen und<br />

<strong>Bürger</strong>rechte


Menschen und<br />

<strong>Bürger</strong>rechte<br />

A r b e i t s a u f t r ä g e f ü r d i e G r u p p e n<br />

Vorwissen und Einstellungen<br />

Bitte versucht nun, die von euch notierten Erwartungen in Rechte umzuformulieren. Folgen-<br />

de Fragen sollten dabei beachtet werden:<br />

▪ Welche Rechte können den notierten Erwartungen entsprechen?<br />

▪ Haben die anderen Mitglieder einer Gruppe auch die gleichen Rechte mir gegenüber?<br />

▪ Das Grundgesetz soll euch als Hilfestellung dienen.<br />

Bitte versucht nun, die von euch notierten Erwartungen in Rechte umzuformulieren. Folgen-<br />

de Fragen sollten dabei beachtet werden:<br />

▪ Welche Rechte können den notierten Erwartungen entsprechen?<br />

▪ Haben die anderen Mitglieder einer Gruppe auch die gleichen Rechte mir gegenüber?<br />

▪ Das Grundgesetz soll euch als Hilfestellung dienen.<br />

Bitte versucht nun, die von euch notierten Erwartungen in Rechte umzuformulieren. Folgen-<br />

de Fragen sollten dabei beachtet werden:<br />

▪ Welche Rechte können den notierten Erwartungen entsprechen?<br />

▪ Haben die anderen Mitglieder einer Gruppe auch die gleichen Rechte mir gegenüber?<br />

▪ Das Grundgesetz soll euch als Hilfestellung dienen.<br />

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<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung


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<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />

Vorwissen und Einstellungen<br />

D a s G r u n d g e s e t z ( A u s z u g )<br />

I . D i e G r u n d r e c h t e<br />

Artikel 1<br />

(Menschenwürde, Grundrechtsbindung der staatlichen Gewalt)<br />

(1) Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung<br />

aller staatlichen Gewalt.<br />

(2) Das Deutsche Volk bekennt sich darum zu unverletzlichen und unveräußerlichen Menschen-<br />

rechten als Grundlage jeder menschlichen Gemeinschaft, des Friedens und der Gerechtigkeit in<br />

der Welt.<br />

(3) Die nachfolgenden Grundrechte binden Gesetzgebung, vollziehende Gewalt und Rechtspre-<br />

chung als unmittelbar geltendes Recht.<br />

Artikel 2<br />

(Handlungsfreiheit, Freiheit der Person)<br />

(1) Jeder hat das Recht auf die freie Entfaltung seiner Persönlichkeit, soweit er nicht die Rechte<br />

anderer verletzt und nicht gegen die verfassungsmäßige Ordnung oder das Sittengesetz ver-<br />

stößt.<br />

(2) Jeder hat das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit. Die Freiheit der Person ist<br />

unverletzlich. In diese Rechte darf nur auf Grund eines Gesetzes eingegriffen werden.<br />

Artikel 3<br />

(Gleichheit vor dem Gesetz)<br />

(1) Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich.<br />

(2) Männer und Frauen sind gleichberechtigt. Der Staat fördert die tatsächliche Durchsetzung<br />

der Gleichberechtigung von Frauen und Männern und wirkt auf die Beseitigung bestehender<br />

Nachteile hin.<br />

(3) Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Spra-<br />

che, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauun-<br />

gen benachteiligt oder bevorzugt werden. Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt<br />

werden.<br />

Artikel 4<br />

(Glaubens-, Gewissens- und Bekenntnisfreiheit)<br />

(1) Die Freiheit des Glaubens, des Gewissens und die Freiheit des religiösen und weltanschauli-<br />

chen Bekenntnisses sind unverletzlich.<br />

(2) Die ungestörte Religionsausübung wird gewährleistet.<br />

(3) Niemand darf gegen sein Gewissen zum Kriegsdienst mit der Waffe gezwungen werden. Das<br />

Nähere regelt ein Bundesgesetz.<br />

1 8 8 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />

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Menschen und<br />

<strong>Bürger</strong>rechte


Menschen und<br />

<strong>Bürger</strong>rechte<br />

Artikel 5<br />

(Meinungsfreiheit)<br />

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Vorwissen und Einstellungen<br />

(1) Jeder hat das Recht, seine Meinung in Wort, Schrift und Bild frei zu äußern und zu verbreiten<br />

und sich aus allgemein zugänglichen Quellen ungehindert zu unterrichten. Die Pressefreiheit und<br />

die Freiheit der Berichterstattung durch Rundfunk und Film werden gewährleistet. Eine Zensur<br />

findet nicht statt.<br />

(2) Diese Rechte finden ihre Schranken in den Vorschriften der allgemeinen Gesetze, den gesetz-<br />

lichen Bestimmungen zum Schutze der Jugend und in dem Recht der persönlichen Ehre.<br />

(3) Kunst und Wissenschaft, Forschung und Lehre sind frei. Die Freiheit der Lehre entbindet nicht<br />

von der Treue zur Verfassung.<br />

Artikel 6<br />

(Ehe und Familie, nichteheliche Kinder)<br />

(1) Ehe und Familie stehen unter dem besonderen Schutze der staatlichen Ordnung.<br />

(2) Pflege und Erziehung der Kinder sind das natürliche Recht der Eltern und die zuvörderst<br />

ihnen obliegende Pflicht. Über ihre Betätigung wacht die staatliche Gemeinschaft.<br />

(3) Gegen den Willen der Erziehungsberechtigten dürfen Kinder nur auf Grund eines Gesetzes<br />

von der Familie getrennt werden, wenn die Erziehungsberechtigten versagen oder wenn die Kin-<br />

der aus anderen Gründen zu verwahrlosen drohen.<br />

(4) Jede Mutter hat Anspruch auf den Schutz und die Fürsorge der Gemeinschaft.<br />

(5) Den unehelichen Kindern sind durch die Gesetzgebung die gleichen Bedingungen für ihre<br />

leibliche und seelische Entwicklung und ihre Stellung in der Gesellschaft zu schaffen wie den<br />

ehelichen Kindern.<br />

Artikel 7<br />

(Schulwesen)<br />

(1) Das gesamte Schulwesen steht unter der Aufsicht des Staates.<br />

(2) Die Erziehungsberechtigten haben das Recht, über die Teilnahme des Kindes am Religions-<br />

unterricht zu bestimmen.<br />

(3) Der Religionsunterricht ist in den öffentlichen Schulen mit Ausnahme der bekenntnisfreien<br />

Schulen ordentliches Lehrfach. Unbeschadet des staatlichen Aufsichtsrechtes wird der Religions-<br />

unterricht in Übereinstimmung mit den Grundsätzen der Religionsgemeinschaften erteilt. Kein<br />

Lehrer darf gegen seinen Willen verpflichtet werden, Religionsunterricht zu erteilen.<br />

(4) Das Recht zur Errichtung von privaten Schulen wird gewährleistet. Private Schulen als Ersatz<br />

für öffentliche Schulen bedürfen der Genehmigung des Staates und unterstehen den Landes-<br />

gesetzen. Die Genehmigung ist zu erteilen, wenn die privaten Schulen in ihren Lehrzielen und<br />

Einrichtungen sowie in der wissenschaftlichen Ausbildung ihrer Lehrkräfte nicht hinter den öf-<br />

fentlichen Schulen zurückstehen und eine Sonderung der Schüler nach den Besitzverhältnissen<br />

der Eltern nicht gefördert wird. Die Genehmigung ist zu versagen, wenn die wirtschaftliche und<br />

rechtliche Stellung der Lehrkräfte nicht genügend gesichert ist.<br />

(5) Eine private Volksschule ist nur zuzulassen, wenn die Unterrichtsverwaltung ein besonderes<br />

pädagogisches Interesse anerkennt oder, auf Antrag von Erziehungsberechtigten, wenn sie als<br />

Gemeinschaftsschule, als Bekenntnis- oder Weltanschauungsschule errichtet werden soll und<br />

eine öffentliche Volksschule dieser Art in der Gemeinde nicht besteht.<br />

(6) Vorschulen bleiben aufgehoben.<br />

M e t h o d e n H a n d b u c h 1 8 9<br />

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<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung


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Vorwissen und Einstellungen<br />

Artikel 8<br />

(Versammlungsfreiheit)<br />

(1) Alle Deutschen haben das Recht, sich ohne Anmeldung oder Erlaubnis friedlich und ohne<br />

Waffen zu versammeln.<br />

(2) Für Versammlungen unter freiem Himmel kann dieses Recht durch Gesetz oder auf Grund<br />

eines Gesetzes beschränkt werden.<br />

Artikel 9<br />

(Vereinigungsfreiheit)<br />

(1) Alle Deutschen haben das Recht, Vereine und Gesellschaften zu bilden.<br />

(2) Vereinigungen, deren Zwecke oder deren Tätigkeit den Strafgesetzen zuwiderlaufen oder die<br />

sich gegen die verfassungsmäßige Ordnung oder gegen den Gedanken der Völkerverständigung<br />

richten, sind verboten.<br />

(3) Das Recht, zur Wahrung und Förderung der Arbeits- und Wirtschaftsbedingungen Vereini-<br />

gungen zu bilden, ist für jedermann und für alle Berufe gewährleistet. Abreden, die dieses Recht<br />

einschränken oder zu behindern suchen, sind nichtig, hierauf gerichtete Maßnahmen sind rechts-<br />

widrig. Maßnahmen nach den Artikeln 12a, 35 Abs.2 und 3, Artikel 87a Abs.4 und Artikel 91<br />

dürfen sich nicht gegen Arbeitskämpfe richten, die zur Wahrung und Förderung der Arbeits- und<br />

Wirtschaftsbedingungen von Vereinigungen im Sinne des Satzes 1 geführt werden.<br />

Artikel 10<br />

(Brief-, Post- und Fernmeldegeheimnis)<br />

(1) Das Briefgeheimnis sowie das Post- und Fernmeldegeheimnis sind unverletzlich.<br />

(2) Beschränkungen dürfen nur auf Grund eines Gesetzes angeordnet werden. Dient die Be-<br />

schränkung dem Schutze der freiheitlichen demokratischen Grundordnung oder des Bestandes<br />

oder der Sicherung des Bundes oder eines Landes, so kann das Gesetz bestimmen, daß sie dem<br />

Betroffenen nicht mitgeteilt wird und daß an die Stelle des Rechtsweges die Nachprüfung durch<br />

von der Volksvertretung bestellte Organe und Hilfsorgane tritt.<br />

Artikel 11<br />

(Freizügigkeit)<br />

(1) Alle Deutschen genießen Freizügigkeit im ganzen Bundesgebiet.<br />

(2) Dieses Recht darf nur durch Gesetz oder auf Grund eines Gesetzes und nur für die Fälle ein-<br />

geschränkt werden, in denen eine ausreichende Lebensgrundlage nicht vorhanden ist und der<br />

Allgemeinheit daraus besondere Lasten entstehen würden oder in denen es zur Abwehr einer<br />

drohenden Gefahr für den Bestand oder die freiheitliche demokratische Grundordnung des Bun-<br />

des oder eines Landes, zur Bekämpfung von Seuchengefahr, Naturkatastrophen oder besonders<br />

schweren Unglücksfällen, zum Schutze der Jugend vor Verwahrlosung oder um strafbaren Hand-<br />

lungen vorzubeugen, erforderlich ist.<br />

Artikel 12<br />

(Berufsfreiheit,Verbot der Zwangsarbeit)<br />

(1) Alle Deutschen haben das Recht, Beruf, Arbeitsplatz und Ausbildungsstätte frei zu wählen.<br />

Die Berufsausübung kann durch Gesetz oder auf Grund eines Gesetzes geregelt werden.<br />

(2) Niemand darf zu einer bestimmten Arbeit gezwungen werden, außer im Rahmen einer her-<br />

kömmlichen allgemeinen, für alle gleichen öffentlichen Dienstleistungspflicht.<br />

(3) Zwangsarbeit ist nur bei einer gerichtlich angeordneten Freiheitsentziehung zulässig.<br />

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Menschen und<br />

<strong>Bürger</strong>rechte


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<strong>Bürger</strong>rechte<br />

Artikel 12a<br />

(Wehr- und Dienstpflicht)<br />

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Vorwissen und Einstellungen<br />

(1) Männer können vom vollendeten achtzehnten Lebensjahr an zum Dienst in den Streitkräf-<br />

ten, im Bundesgrenzschutz oder in einem Zivilschutzverband verpflichtet werden.<br />

(2) Wer aus Gewissensgründen den Kriegsdienst mit der Waffe verweigert, kann zu einem Ersatz-<br />

dienst verpflichtet werden. Die Dauer des Ersatzdienstes darf die Dauer des Wehrdienstes nicht<br />

übersteigen. Das Nähere regelt ein Gesetz, das die Freiheit der Gewissensentscheidung nicht<br />

beeinträchtigen darf und auch eine Möglichkeit des Ersatzdienstes vorsehen muß, die in keinem<br />

Zusammenhang mit den Verbänden der Streitkräfte und des Bundesgrenzschutzes steht.<br />

(3) Wehrpflichtige, die nicht zu einem Dienst nach Absatz 1 oder 2 herangezogen sind, können<br />

im Verteidigungsfalle durch Gesetz oder auf Grund eines Gesetzes zu zivilen Dienstleistungen<br />

für Zwecke der Verteidigung einschließlich des Schutzes der Zivilbevölkerung in Arbeitsverhält-<br />

nisse verpflichtet werden; Verpflichtungen in öffentlich-rechtliche Dienstverhältnisse sind nur<br />

zur Wahrnehmung polizeilicher Aufgaben oder solcher hoheitlichen Aufgaben der öffentlichen<br />

Verwaltung, die nur in einem öffentlich-rechtlichen Dienstverhältnis erfüllt werden können, zu-<br />

lässig. Arbeitsverhältnisse nach Satz 1 können bei den Streitkräften, im Bereich ihrer Versorgung<br />

sowie bei der öffentlichen Verwaltung begründet werden; Verpflichtungen in Arbeitsverhältnisse<br />

im Bereiche der Versorgung der Zivilbevölkerung sind nur zulässig, um ihren lebensnotwendigen<br />

Bedarf zu decken oder ihren Schutz sicherzustellen.<br />

(4) Kann im Verteidigungsfalle der Bedarf an zivilen Dienstleistungen im zivilen Sanitäts- und<br />

Heilwesen sowie in der ortsfesten militärischen Lazarettorganisation nicht auf freiwilliger<br />

Grundlage gedeckt werden, so können Frauen vom vollendeten achtzehnten bis zum vollende-<br />

ten fünfundfünfzigsten Lebensjahr durch Gesetz oder auf Grund eines Gesetzes zu derartigen<br />

Dienstleistungen herangezogen werden. Sie dürfen auf keinen Fall Dienst mit der Waffe leisten.<br />

(5) Für die Zeit vor dem Verteidigungsfalle können Verpflichtungen nach Absatz 3 nur nach<br />

Maßgabe des Artikels 80a Abs.1 begründet werden. Zur Vorbereitung auf Dienstleistungen nach<br />

Absatz 3, für die besondere Kenntnisse oder Fertigkeiten erforderlich sind, kann durch Gesetz<br />

oder auf Grund eines Gesetzes die Teilnahme an Ausbildungsveranstaltungen zur Pflicht gemacht<br />

werden. Satz 1 findet insoweit keine Anwendung.<br />

(6) Kann im Verteidigungsfalle der Bedarf an Arbeitskräften für die in Absatz 3 Satz 2 genannten<br />

Bereiche auf freiwilliger Grundlage nicht gedeckt werden, so kann zur Sicherung dieses Bedarfs<br />

die Freiheit der Deutschen, die Ausübung eines Berufs oder den Arbeitsplatz aufzugeben, durch<br />

Gesetz oder auf Grund eines Gesetzes eingeschränkt werden. Vor Eintritt des Verteidigungsfalles<br />

gilt Absatz 5 Satz 1 entsprechend.<br />

M e t h o d e n H a n d b u c h 1 9 1<br />

7<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung


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Vorwissen und Einstellungen<br />

Artikel 13<br />

(Unverletzlichkeit der Wohnung)<br />

(1) Die Wohnung ist unverletzlich.<br />

(2) Durchsuchungen dürfen nur durch den Richter, bei Gefahr im Verzuge auch durch die in den<br />

Gesetzen vorgesehenen anderen Organe angeordnet und nur in der dort vorgeschriebenen Form<br />

durchgeführt werden.<br />

(3) Begründen bestimmte Tatsachen den Verdacht, daß jemand eine durch Gesetz einzeln be-<br />

stimmte besonders schwere Straftat begangen hat, so dürfen zur Verfolgung der Tat auf Grund<br />

richterlicher Anordnung technische Mittel zur akustischen Überwachung von Wohnungen, in<br />

denen der Beschuldigte sich vermutlich aufhält, eingesetzt werden, wenn die Erforschung des<br />

Sachverhalts auf andere Weise unverhältnismäßig erschwert oder aussichtslos wäre. Die Maß-<br />

nahme ist zu befristen. Die Anordnung erfolgt durch einen mit drei Richtern besetzten Spruch-<br />

körper. Bei Gefahr im Verzuge kann sie auch durch einen einzelnen Richter getroffen werden.<br />

(4) Zur Abwehr dringender Gefahren für die öffentliche Sicherheit, insbesondere einer gemeinen<br />

Gefahr oder einer Lebensgefahr, dürfen technische Mittel zur Überwachung von Wohnungen nur<br />

auf Grund richterlicher Anordnung eingesetzt werden. Bei Gefahr im Verzuge kann die Maßnah-<br />

me auch durch eine andere gesetzlich bestimmte Stelle angeordnet werden; eine richterliche<br />

Entscheidung ist unverzüglich nachzuholen.<br />

(5) Sind technische Mittel ausschließlich zum Schutze der bei einem Einsatz in Wohnungen<br />

tätigen Personen vorgesehen, kann die Maßnahme durch eine gesetzlich bestimmte Stelle an-<br />

geordnet werden. Eine anderweitige Verwertung der hierbei erlangten Erkenntnisse ist nur zum<br />

Zwecke der Strafverfolgung oder der Gefahrenabwehr und nur zulässig, wenn zuvor die Recht-<br />

mäßigkeit der Maßnahme richterlich festgestellt ist; bei Gefahr im Verzuge ist die richterliche<br />

Entscheidung unverzüglich nachzuholen.<br />

(6) Die Bundesregierung unterrichtet den Bundestag jährlich über den nach Absatz 3 sowie über<br />

den im Zuständigkeitsbereich des Bundes nach Absatz 4 und, soweit richterlich überprüfungs-<br />

bedürftig, nach Absatz 5 erfolgten Einsatz technischer Mittel. Ein vom Bundestag gewähltes<br />

Gremium übt auf der Grundlage dieses Berichts die parlamentarische Kontrolle aus. Die Länder<br />

gewährleisten eine gleichwertige parlamentarische Kontrolle.<br />

(7) Eingriffe und Beschränkungen dürfen im übrigen nur zur Abwehr einer gemeinen Gefahr<br />

oder einer Lebensgefahr für einzelne Personen, auf Grund eines Gesetzes auch zur Verhütung<br />

dringender Gefahren für die öffentliche Sicherheit und Ordnung, insbesondere zur Behebung<br />

der Raumnot, zur Bekämpfung von Seuchengefahr oder zum Schutze gefährdeter Jugendlicher<br />

vorgenommen werden.<br />

Artikel 14<br />

(Eigentum, Erbrecht, Enteignung)<br />

(1) Das Eigentum und das Erbrecht werden gewährleistet. Inhalt und Schranken werden durch<br />

die Gesetze bestimmt.<br />

(2) Eigentum verpflichtet. Sein Gebrauch soll zugleich dem Wohle der Allgemeinheit dienen.<br />

(3) Eine Enteignung ist nur zum Wohle der Allgemeinheit zulässig. Sie darf nur durch Gesetz<br />

oder auf Grund eines Gesetzes erfolgen, das Art und Ausmaß der Entschädigung regelt. Die Ent-<br />

schädigung ist unter gerechter Abwägung der Interessen der Allgemeinheit und der Beteiligten<br />

zu bestimmen. Wegen der Höhe der Entschädigung steht im Streitfalle der Rechtsweg vor den<br />

ordentlichen Gerichten offen.<br />

1 9 2 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />

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Menschen und<br />

<strong>Bürger</strong>rechte


Menschen und<br />

<strong>Bürger</strong>rechte<br />

Artikel 15<br />

(Sozialisierung)<br />

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Vorwissen und Einstellungen<br />

Grund und Boden, Naturschätze und Produktionsmittel können zum Zwecke der Vergesellschaf-<br />

tung durch ein Gesetz, das Art und Ausmaß der Entschädigung regelt, in Gemeineigentum oder<br />

in andere Formen der Gemeinwirtschaft überführt werden. Für die Entschädigung gilt Artikel 14<br />

Absatz 3 Satz 3 und 4 entsprechend.<br />

Artikel 16<br />

(Staatsangehörigkeit, Auslieferung)<br />

(1) Die deutsche Staatsangehörigkeit darf nicht entzogen werden. Der Verlust der Staatsan-<br />

gehörigkeit darf nur auf Grund eines Gesetzes und gegen den Willen des Betroffenen nur dann<br />

eintreten, wenn der Betroffene dadurch nicht staatenlos wird.<br />

(2) Kein Deutscher darf an das Ausland ausgeliefert werden.<br />

Artikel 16a<br />

(Asylrecht)<br />

(1) Politisch Verfolgte genießen Asylrecht.<br />

(2) Auf Absatz 1 kann sich nicht berufen, wer aus einem Mitgliedstaat der Europäischen Gemein-<br />

schaften oder aus einem anderen Drittstaat einreist, in dem die Anwendung des Abkommens<br />

über die Rechtsstellung der Flüchtlinge und der Konvention zum Schutze der Menschenrechte<br />

und Grundfreiheiten sichergestellt ist. Die Staaten außerhalb der Europäischen Gemeinschaften,<br />

auf die die Voraussetzungen des Satzes 1 zutreffen, werden durch Gesetz, das der Zustimmung<br />

des Bundesrates bedarf, bestimmt. In den Fällen des Satzes 1 können aufenthaltsbeendende<br />

Maßnahmen unabhängig von einem hiergegen eingelegten Rechtsbehelf vollzogen werden.<br />

(3) Durch Gesetz, das der Zustimmung des Bundesrates bedarf, können Staaten bestimmt wer-<br />

den, bei denen auf Grund der Rechtslage, der Rechtsanwendung und der allgemeinen politischen<br />

Verhältnisse gewährleistet erscheint, daß dort weder politische Verfolgung noch unmenschliche<br />

oder erniedrigende Bestrafung oder Behandlung stattfindet. Es wird vermutet, daß ein Ausländer<br />

aus einem solchen Staat nicht verfolgt wird, solange er nicht Tatsachen vorträgt, die die Annah-<br />

me begründen, daß er entgegen dieser Vermutung politisch verfolgt wird.<br />

(4) Die Vollziehung aufenthaltsbeendender Maßnahmen wird in den Fällen des Absatzes 3 und in<br />

anderen Fällen, die offensichtlich unbegründet sind oder als offensichtlich unbegründet gelten,<br />

durch das Gericht nur ausgesetzt, wenn ernstliche Zweifel an der Rechtmäßigkeit der Maßnahme<br />

bestehen; der Prüfungsumfang kann eingeschränkt werden und verspätetes Vorbringen unbe-<br />

rücksichtigt bleiben. Das Nähere ist durch Gesetz zu bestimmen.<br />

(5) Die Absätze 1 bis 4 stehen völkerrechtlichen Verträgen von Mitgliedstaaten der Europäischen<br />

Gemeinschaften untereinander und mit dritten Staaten nicht entgegen, die unter Beachtung der<br />

Verpflichtungen aus dem Abkommen über die Rechtsstellung der Flüchtlinge und der Konvention<br />

zum Schutze der Menschenrechte und Grundfreiheiten, deren Anwendung in den Vertragsstaa-<br />

ten sichergestellt sein muß, Zuständigkeitsregelungen für die Prüfung von Asylbegehren ein-<br />

schließlich der gegenseitigen Anerkennung von Asylentscheidungen treffen.<br />

Artikel 17<br />

(Petitionsrecht)<br />

Jedermann hat das Recht, sich einzeln oder in Gemeinschaft mit anderen schriftlich mit Bitten<br />

oder Beschwerden an die zuständigen Stellen und an die Volksvertretung zu wenden.<br />

M e t h o d e n H a n d b u c h 1 9 3<br />

7<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung


7<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />

Vorwissen und Einstellungen<br />

Artikel 17a<br />

(Einschränkung einzelner Grundrechte durch Gesetze für Zwecke der Verteidigung und über<br />

Ersatzdienst)<br />

(1) Gesetze über Wehrdienst und Ersatzdienst können bestimmen, daß für die Angehörigen der<br />

Streitkräfte und des Ersatzdienstes während der Zeit des Wehr- oder Ersatzdienstes das Grund-<br />

recht, seine Meinung in Wort, Schrift und Bild frei zu äußern und zu verbreiten (Artikel 5 Absatz<br />

1 Satz 1 erster Halbsatz), das Grundrecht der Versammlungsfreiheit (Artikel 8) und das Petiti-<br />

onsrecht (Artikel 17), soweit es das Recht gewährt, Bitten oder Beschwerden in Gemeinschaft<br />

mit anderen vorzubringen, eingeschränkt werden.<br />

(2) Gesetze, die der Verteidigung einschließlich des Schutzes der Zivilbevölkerung dienen, kön-<br />

nen bestimmen, daß die Grundrechte der Freizügigkeit (Artikel 11) und der Unverletzlichkeit der<br />

Wohnung (Artikel 13) eingeschränkt werden.<br />

Artikel 18<br />

(Verwirkung von Grundrechten)<br />

Wer die Freiheit der Meinungsäußerung, insbesondere die Pressefreiheit (Artikel 5 Absatz 1), die<br />

Lehrfreiheit (Artikel 5 Absatz 3), die Versammlungsfreiheit (Artikel 8), die Vereinigungsfreiheit<br />

(Artikel 9), das Brief-, Post- und Fernmeldegeheimnis (Artikel 10), das Eigentum (Artikel 14)<br />

oder das Asylrecht (Artikel 16a) zum Kampfe gegen die freiheitliche demokratische Grundord-<br />

nung mißbraucht, verwirkt diese Grundrechte. Die Verwirkung und ihr Ausmaß werden durch das<br />

Bundesverfassungsgericht ausgesprochen.<br />

Artikel 19<br />

(Einschränkung von Grundrechten)<br />

(1) Soweit nach diesem Grundgesetz ein Grundrecht durch Gesetz oder auf Grund eines Ge-<br />

setzes eingeschränkt werden kann, muß das Gesetz allgemein und nicht nur für den Einzelfall<br />

gelten. Außerdem muß das Gesetz das Grundrecht unter Angabe des Artikels nennen.<br />

(2) In keinem Falle darf ein Grundrecht in seinem Wesensgehalt angetastet werden.<br />

(3) Die Grundrechte gelten auch für inländische juristische Personen, soweit sie ihrem Wesen<br />

nach auf diese anwendbar sind.<br />

(4) Wird jemand durch die öffentliche Gewalt in seinen Rechten verletzt, so steht ihm der Rechts-<br />

weg offen. Soweit eine andere Zuständigkeit nicht begründet ist, ist der ordentliche Rechtsweg<br />

gegeben. Artikel 10 Abs.2 Satz 2 bleibt unberührt.<br />

1 9 4 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />

© 2004 MitOst-Editionen<br />

Menschen und<br />

<strong>Bürger</strong>rechte


8<br />

B i o g r a f i e a r b e i t


8 . B i o g r a f i e a r b e i t<br />

Biografiearbeit<br />

Die Bedeutung der Biografiearbeit als Methode der politischen Bildung basiert zum<br />

einen auf der Erkenntnis, dass neues Wissen an die bisherigen Erfahrungen der Per-<br />

son anschlussfähig sein muss. Durch das Erzählen der eigenen Geschichte können<br />

Zusammenhänge mit gesellschaftlichen Ereignissen geschaffen werden. Die „große“<br />

Geschichte wird mit der eigenen „kleinen“ Geschichte verknüpft. Der Erzähler ent-<br />

deckt die Konsequenzen politischer Ereignisse für das eigene Leben und sich selbst als<br />

gesellschaftliches Wesen. Er ist es selbst, der seine Vergangenheit auferstehen lässt<br />

und der erfährt, dass er nicht irgendwelchen anonymen, gesellschaftlichen Mächten<br />

vollständig ausgeliefert ist. Bei der Gestaltung der Biografie ordnet er sein eigenes<br />

Leben, er rekonstruiert und strukturiert es in dem Sinne, den er ihm geben will. Das<br />

Erzählen von Ausschnitten der eigenen Biografie ermöglicht die Integration einzelner<br />

Ereignisse in eine sinnvolle Lebensgeschichte und dadurch ein tieferes Selbstwissen<br />

und eine Festigung der Identität. Die Kenntnis der eigenen Herkunft und des eigenen<br />

Standpunktes sind Voraussetzungen für ein bewusstes gesellschaftliches Handeln.<br />

Seitdem sich Menschen ihres gelebten Lebens erinnern, erzählen sie sich gegenseitig ihre Le-<br />

bensgeschichten, hören einander zu und erleben dabei, wie ihr Leben Zusammenhang und Sinn<br />

gewinnt. Die folgende chassidische Geschichte verdeutlicht den Zusammenhang zwischen bio-<br />

grafischem Erzählen, seiner heilenden Wirkung und dem Aktivwerden als Mensch.<br />

Man bat einen Rabbi, dessen Großvater ein Schüler des Baal-Chem gewesen war, eine Geschich-<br />

te zu erzählen. „‚Eine Geschichte‘, sagte er, ‚soll man so erzählen, daß sie selber Hilfe sei.‘ Und<br />

er erzählte: ‚Mein Großvater war lahm. Einmal bat man ihn, eine Geschichte von seinem Lehrer<br />

zu erzählen. Da erzählte er, wie der heilige Baal-Chem beim Reden zu hüpfen und zu tanzen<br />

pflegte. Mein Großvater stand und erzählte, und die Erzählung riß ihn so hin, daß er hüpfend und<br />

tanzend zeigen mußte, wie der Meister es gemacht hatte. Von Stund‘ an war er geheilt. So muß<br />

man Geschichten erzählen.‘“ �<br />

Nicht zu unterschätzen ist das Redebedürfnis der Seminarteilnehmer. Dieses Bedürfnis ist bei<br />

internationalen Seminaren auch deshalb so groß, weil viele Teilnehmer nicht nur ihre persönli-<br />

che Geschichte erzählen wollen, sondern auch die Geschichten ihres Volkes. Seminare sollten<br />

deshalb Anlässe und Räume bieten, die ein unstrukturiertes Erzählen ermöglichen. Bei Kamina-<br />

benden besteht ausreichend Zeit für längere Geschichten einzelner Teilnehmer, und bei den ob-<br />

ligatorischen Länderabenden stellen die Teilnehmer ihr Land vor. Die folgenden Übungen bieten<br />

die Möglichkeit zur Verknüpfung politischer Ereignisse mit den persönlichen Geschichten in einer<br />

strukturierten Form.<br />

� Zitiert aus: Martin Buber, Werke, Band III, Schriften zum Chassidismus, München 1963, S. 71<br />

© 2004 MitOst-Editionen<br />

M e t h o d e n H a n d b u c h 1 9 7<br />

8<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung


8<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />

Biografiearbeit<br />

Beschreibung<br />

Ziele<br />

Rahmen<br />

1 9 8 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />

In dieser Übung werden die Teilnehmer darum gebeten,<br />

die eigene Lebenskurve zu zeichnen. Diese wird dann in<br />

Kleingruppen besprochen. Die Übung hat einen reflexiven<br />

Charakter. Sie soll helfen, sich an wichtige Momente aus<br />

der eigenen Vergangenheit zu erinnern, die einen Einfluss<br />

auf die Gegenwart haben, und diese in Beziehung zu<br />

gesellschaftlichen Ereignissen setzen.<br />

Neben dem vertieften Kennen lernen der Teilnehmer<br />

ermöglicht die Übung die Reflexion von Faktoren, die die<br />

eigenen Lebensentscheidungen beeinflussen. Die Teilnehmer<br />

stellen kulturübergreifende Gemeinsamkeiten fest und<br />

nehmen gleichzeitig die Unterschiede, die sich aus der<br />

gesellschaftlichen Entwicklung der verschiedenen Länder<br />

ergeben, wahr.<br />

Gruppengröße __ 5-20 Personen<br />

Zeit __ 90 Minuten<br />

Raum __ Seminarraum mit der Möglichkeit zu Kleingruppenarbeit<br />

Material __ 1 Plakat und 1 Filzstift pro Person<br />

Schlüsselbegriffe<br />

wichtig<br />

Durchführung<br />

B i o g r a f i s c h e K u r v e<br />

Kennen lernen, Interkulturelle Kommunikation,<br />

Selbstreflexion, Identität<br />

Die Kleingruppen nach Sympathie der Teilnehmer<br />

zusammenstellen lassen. Die Teilnehmer auf die Stopp-Regel<br />

hinweisen, nach der jederzeit jeder ohne Angabe von Gründen<br />

schweigen kann, wenn es ihm zu intim wird.<br />

1. Vorbemerkung an die Gruppe: Die Übung hilft, die Frage<br />

nach den eigenen Wurzeln zu beantworten. Unsere Iden-<br />

tität hängt von Erlebnissen unseres ganzen Lebens ab.<br />

Wenn man diese Identität grafisch beschreiben will, wird<br />

man keine gerade Lebenslinie, sondern eine von Aufs und<br />

Abs geprägte Lebenskurve zeichnen. Unser gegenwärtiges<br />

Bewusstsein wird beeinflusst von Erinnerungen an Erleb-<br />

nisse, denen wir große Bedeutung beimessen. Die Übung<br />

schafft eine Möglichkeit, sich noch einmal Geschichten des<br />

eigenen Lebens zu vergegenwärtigen und einige davon<br />

den anderen mitzuteilen. Die biografische Kurve hilft da-<br />

bei, sich auf die einschneidendsten Ereignisse zu konzent-<br />

rieren. [10 Minuten]<br />

© 2004 MitOst-Editionen


Erfahrung<br />

Erweiterungen und<br />

Alternativen<br />

© 2004 MitOst-Editionen<br />

Biografiearbeit<br />

2. Die Teilnehmer erhalten Plakate und Filzstifte. Sie zeich-<br />

nen auf dem Plakat ein Koordinatensystem x-y. Die x-Ach-<br />

se beschreibt den Zeitverlauf (Lebensalter), die y-Achse<br />

stellt die Bewertung von Lebensereignissen auf einer Skala<br />

von gut bis schlecht dar. Jeder Teilnehmer zeichnet seine<br />

Lebenskurve und notiert die Ereignisse, über die er in der<br />

anschließenden Kleingruppe sprechen möchte.<br />

[20 Minuten]<br />

3. Kleingruppenarbeit: Die Teilnehmer gehen in Kleingrup-<br />

pen. Jeder Teilnehmer erläutert der Kleingruppe seine bio-<br />

grafische Lebenskurve. Es können Fragen gestellt werden.<br />

Zum Abschluss werden alle Plakate im Plenum aufgehängt,<br />

so dass die Möglichkeit besteht, auch denjenigen Fragen<br />

zu stellen, die in anderen Gruppen waren.<br />

[45 Minuten]<br />

4. Plenum: Im Plenum kommt es nicht zu einer Fortsetzung<br />

des Gesprächs über die Zeichnungen. Man sollte nach all-<br />

gemeinen Reflexionen fragen, die sich beim Zeichnen der<br />

Lebenskurven aufgedrängt haben. So kann zum Beispiel<br />

der Zusammenhang von gesellschaftlichen Ereignissen und<br />

persönlichen Lebensentscheidungen diskutiert werden.<br />

[15 Minuten]<br />

Die Übung sollte unmittelbar vor einer längeren Pause<br />

stattfinden, da die Erfahrung zeigt, dass es weiteren<br />

Gesprächsbedarf gibt. Sie sollte nicht ganz am Anfang<br />

des Seminars durchgeführt werden, da eine persönliche<br />

Vertrauensbasis der Teilnehmer untereinander vorhanden sein<br />

muss. Sie ist jedoch Teil der Einstiegsphase.<br />

1. Stärkere thematische Eingrenzung: Zum Beispiel „Ich als<br />

Ich”, „Ich als Familienmitglied”, „Ich als Pole/Deutscher/...”,<br />

„Ich als politischer Mensch”.<br />

2. Bei der Diskussion im Plenum kann auch speziell nach den<br />

Auslösern der Hoch- und Tiefphasen gefragt werden:<br />

Was unterstützt, was motiviert mich? Was hemmt oder<br />

hindert mich? Als Ergebnis erhalten die Teilnehmer eine Liste<br />

mit Motivations- und Frustrationspunkten.<br />

M e t h o d e n H a n d b u c h 1 9 9<br />

8<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung


8<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />

Biografiearbeit<br />

B i o g r a f i s c h e K u r v e<br />

+<br />

Lebensalter<br />

-<br />

2 0 0 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />

© 2004 MitOst-Editionen<br />

Biografi sche Kurve


Beschreibung<br />

Ziele<br />

Rahmen<br />

Gruppengröße __ beliebig<br />

Zeit __ 90 Minuten<br />

Raum __ Seminarraum<br />

© 2004 MitOst-Editionen<br />

Biografiearbeit<br />

Die Teilnehmer reflektieren ihre Stärken und Schwächen und<br />

suchen nach Faktoren, die sie unterstützen oder hemmen.<br />

Seminarleiter und Teilnehmer versuchen gemeinsam, die<br />

Zusammenarbeit derart zu gestalten, dass eine für alle<br />

optimale Lernatmosphäre entsteht.<br />

Material __ 1 großes Plakat und 4 verschiedenfarbige dicke Stifte<br />

Schlüsselbegriffe<br />

Durchführung<br />

S t i l l e s R u n d t i s c h g e s p r ä c h<br />

Selbstreflexion<br />

1. Die Seminarleitung bereitet den Seminarraum vor: in der<br />

Mitte steht ein großer Tisch, der vollkommen mit Papier<br />

beklebt wird. In die vier Ecken des Tisches wird jeweils<br />

eine Frage geschrieben:<br />

▪ „Was sind meine Stärken?“<br />

▪ „Was fördert mich?“<br />

▪ „Was sind meine Schwächen?“<br />

▪ „ Was hemmt mich?“<br />

Zu jeder Frage werden mehrere Stifte in der gleichen<br />

Farbe auf den Tisch gelegt. Der Raum sollte etwas abge-<br />

dunkelt sein, eventuell Kerzenbeleuchtung, im Hintergrund<br />

leise Musik. Insgesamt sollte eine entspannte und gleich-<br />

zeitig konzentrierte Arbeit möglich sein.<br />

2. Die Teilnehmer werden in den Raum gebeten. Sie bewegen<br />

sich langsam und ohne zu sprechen um den Tisch. Wenn<br />

sie zu einer Frage kommen, schreiben sie ihre Einfälle<br />

dazu anonym nieder. Die Teilnehmer umkreisen langsam<br />

so lange den Tisch, bis ihnen nichts mehr zu den Fragen<br />

einfällt. Sie können auch die Antworten der anderen zu<br />

den Fragen lesen und kommentieren.<br />

3. Es sollte eine kurze Pause gemacht werden, in der die<br />

Seminarleiter die Stichpunkte zu den einzelnen Fragen<br />

zusammenfassen und auf Karten schreiben.<br />

M e t h o d e n H a n d b u c h 2 0 1<br />

8<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung


8<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />

Biografiearbeit<br />

2 0 2 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />

4. Alle treffen sich wieder im Plenum. An der Wand hängen<br />

4 Plakate mit den Stichpunkten Stärken, Schwächen, för-<br />

dernde Faktoren, hemmende Faktoren. Die Seminarleiter<br />

lesen ihre Karten vor und kleben sie auf die entsprechen-<br />

den Plakate. Wer will, kann sich zu den Karten äußern,<br />

sie ergänzen, kommentieren, nachfragen. Während der<br />

Sammlung wird immer wieder danach gefragt, wie vor<br />

allem die fördernden Faktoren im Seminar umgesetzt bzw.<br />

die hemmenden Faktoren vermieden werden können.<br />

© 2004 MitOst-Editionen


Beschreibung<br />

Ziele<br />

Rahmen<br />

Gruppengröße __ 20 Personen<br />

Zeit __ 45 Minuten<br />

Raum __ Seminarraum<br />

Material __ Papier und Stift<br />

Schlüsselbegriffe<br />

Durchführung<br />

Erfahrung<br />

© 2004 MitOst-Editionen<br />

M a r g e r i t e<br />

Biografiearbeit<br />

Die Aufmerksamkeit der Teilnehmer wird auf ihre eigene<br />

Geschichte gelenkt. Was und wer hat mich geprägt? Dabei<br />

geht es bewusst nicht (nur) um kulturelle Prägungen, sondern<br />

eben auch um andere Personen, Erfahrungen, …<br />

In der Präsentation erfahren die Teilnehmer zum einen<br />

die Vielfalt der Menschen, zum anderen Parallelen zu den<br />

Erfahrungen / Prägungen anderer Teilnehmer.<br />

Selbstreflexion, Interkulturelle Kommunikation,<br />

Kennen lernen, Identität<br />

1. Jeder Teilnehmer malt auf sein Blatt eine Margerite, also<br />

einen Kreis in der Mitte mit 5-7 Blütenblättern. In die Mitte<br />

schreibt er seinen Namen. Die Blütenblätter stehen für<br />

Gruppen, Personen, Erfahrungen, die den Teilnehmer in<br />

seinem bisherigen Leben entscheidend geprägt haben.<br />

[15 Minuten]<br />

2. In einer Präsentation im Plenum oder in Kleingruppen<br />

erläutern die Teilnehmer nun knapp ihre Begriffe.<br />

Eine ausführliche Auswertung ist in der Regel nicht<br />

notwendig. Die Übung ist ein guter Einstieg in die<br />

Thematik „Kulturbegriffe“.<br />

M e t h o d e n H a n d b u c h 2 0 3<br />

8<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung


8<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />

Biografiearbeit<br />

Beschreibung<br />

Ziele<br />

Rahmen<br />

Gruppengröße __ beliebig<br />

Zeit __ 1 Stunde<br />

Raum __ Seminarraum<br />

2 0 4 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />

Zeichnerisch entwerfen die Teilnehmer ein Selbstbild von sich,<br />

das auf die eigenen Stärken und Charakteristika eingeht.<br />

Durch die kreative Gestaltung probieren die Teilnehmer einen<br />

neuen Zugang zu sich selbst.<br />

Material __ 1 Plakat und Filzstift pro Person<br />

Schlüsselbegriffe<br />

Durchführung<br />

L e b e n s b a u m<br />

Selbstreflexion, Identität<br />

1. Einzelarbeit: Die Teilnehmer zeichnen sich selbst als Baum.<br />

[15 Minuten]<br />

2. Kleingruppenarbeit: In Kleingruppen tauschen sich die<br />

Teilnehmer über ihre Zeichnungen aus.<br />

▪ Wie sieht der Baum aus? (groß, klein, dick, dünn,<br />

jung, alt, ...)<br />

▪ Steht er allein?<br />

▪ Hat er viele Blätter?<br />

▪ Hat er einen dicken Stamm?<br />

▪ Wie sehen die Wurzeln aus?<br />

[45 Minuten]<br />

© 2004 MitOst-Editionen


9<br />

H a n d l u n g e n r e f l e k t i e r e n


9 . H a n d l u n g e n r e f l e k t i e r e n<br />

Handlungen reflektieren<br />

Wissens- und Erkenntnisvermittlung geschieht nicht nur kognitiv, sondern auch emo-<br />

tional und in Handlungen eingebettet. Wahrnehmung, Denken, Fühlen und Handeln<br />

bilden gemeinsam den Lernprozess beim Teilnehmer, und dieser sollte in der Lage<br />

sein, diesen Prozess zu reflektieren. Dies kann auch über Differenzerfahrungen zu den<br />

anderen Lernenden oder Lehrenden laufen. Aus der Reflexion des eigenen Verhaltens<br />

und des Verhaltens der Anderen zieht der Teilnehmer Schlüsse auf seine eigene Deu-<br />

tung der Wirklichkeit bzw. Wirklichkeitskonstruktion; er überprüft sie und verändert<br />

sie gegebenenfalls.<br />

Die Seminarleiter unterstützen diesen Prozess, indem sie die Teilnehmer in den Übungen in<br />

Situationen versetzen, in denen sie sich in verschiedenen Rollen ausprobieren und ihre eigenen<br />

Handlungen hinterfragen. Hierfür bieten sich besonders Fallstudien, Rollenspiele, Planspiele,<br />

Projektmethoden und die Zukunftswerkstatt an. Wichtig ist bei all diesen Methoden eine aus-<br />

führliche Auswertung der Spiele, in der zunächst die erlebten Erfahrungen im Spiel bewusst<br />

gemacht werden und anschließend aus der Distanz, also von außen das Verhalten der Spieler<br />

reflektiert wird. Bei Rollenspielen ist vor der Rollenreflexion unbedingt darauf zu achten, dass<br />

die Spieler explizit aus ihren Rollen entlassen werden, damit es nicht zu einer Vermischung von<br />

Rolle und Person in der Diskussion kommt.<br />

Fast alle in diesem Buch gesammelten handlungsorientierten Methoden erfordern den entspre-<br />

chenden Raum zur Reflexion. Die folgenden Übungen sind in diesem Sinne als Einstieg, Ein-<br />

übung und Vertiefung zu verstehen. Im Mittelpunkt steht jeweils problemorientiertes Lernen:<br />

über den problemorientierten Such- und Entdeckungsprozess gelangen die Teilnehmer zu neuen<br />

Erkenntnissen. In der Regel führen daher die Übungen zu unterschiedlichen Ergebnissen, indem<br />

mehrere Lösungsalternativen „erspielt“ werden, deren Vor- und Nachteile die Gruppe wiederum<br />

diskutiert.<br />

© 2004 MitOst-Editionen<br />

M e t h o d e n H a n d b u c h 2 0 7<br />

9<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung


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<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />

Handlungen reflektieren<br />

Beschreibung<br />

Ziele<br />

Rahmen<br />

Gruppengröße __ 10-20 Personen<br />

Zeit __ 1,5 Stunden<br />

Raum __ Seminarraum<br />

Material __ Papier, Schere<br />

Schlüsselbegriffe<br />

Durchführung<br />

2 0 8 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />

M e i n s u n d D e i n s<br />

Eine Gruppe von Teilnehmern versucht, ein Stück Papier<br />

gerecht und individuell zu teilen. Über ihre Strategie und die<br />

Gründe dafür tauschen sie sich anschließend aus.<br />

Die Übung schult die Wahrnehmung von kulturellen und<br />

individuellen Unterschieden in Hinblick auf die Vorstellungen<br />

von „individuell – kollektiv“ und „gerecht – gleich“.<br />

Interkulturelle Kommunikation, Selbstreflexion, Werte,<br />

Konfliktbearbeitung, Demokratisches Handeln<br />

1. Vorbemerkung: Bei mehr als 10 Teilnehmern sollte die<br />

Gruppe in eine Experimentgruppe und in eine Beobachter-<br />

gruppen aufgeteilt werden. Die Gruppen erhalten getrennt<br />

von einander ihre Aufgaben.<br />

2. Die Beobachtergruppe erhält eine Einleitung in das Spiel<br />

und die folgenden Aufgaben zur Spielbeobachtung:<br />

▪ Wer ergreift als Erster die Initiative?<br />

▪ Wer nimmt die Schere als Erster in die Hand? Wer gibt<br />

sie weiter?<br />

▪ Wer beginnt das Gespräch zu leiten? Wer entscheidet?<br />

▪ Wie wird „gerecht“ und „individuell“ verstanden?<br />

▪ Welche Verfahrensweisen werden vorgeschlagen?<br />

▪ Welche Argumente werden genannt?<br />

▪ Wie erlebst du selbst das Ergebnis?<br />

Die Experimentgruppe erhält ein unregelmäßig geschnit-<br />

tenes Stück Papier und eine Schere. Dann bekommen sie<br />

ihre Aufgabe, die dreimal deutlich wiederholt wird, danach<br />

geben die Seminarleiter keine Kommentare oder Hilfestel-<br />

lungen mehr. Die Aufgabe lautet:<br />

„Es ist eure Aufgabe, dieses Stück Papier innerhalb von<br />

30 Minuten gerecht und individuell zu verteilen. Das Stück<br />

Papier muss komplett verteilt werden. Ihr dürft dafür nur<br />

die Schere benutzen. Es darf nichts übrig bleiben und<br />

jeder darf nur ein Stück bekommen. Ihr dürft miteinander<br />

sprechen.“ [15 Minuten]<br />

© 2004 MitOst-Editionen


© 2004 MitOst-Editionen<br />

Handlungen reflektieren<br />

3. Nach 30 Minuten wird die Aufgabe beendet, egal wie weit<br />

die Experimentgruppe gekommen ist. [30 Minuten]<br />

4. Zunächst beginnt die Experimentgruppe, von ihren Eindrü-<br />

cken zu erzählen.<br />

Unterstützende Fragen könnten sein:<br />

▪ Bist du mit deinem Stück zufrieden?<br />

▪ Warst du mit der Art der Verteilung zufrieden?<br />

▪ Was meinst du, wer die Art der Verteilung<br />

bestimmt hat?<br />

Im Anschluss berichtet die Beobachtergruppe von ihren<br />

Eindrücken.<br />

Die Auswertung sollte mit einer Zusammenfassung der<br />

verschiedenen Strategien zur Bewältigung der Situation<br />

enden. [45 Minuten]<br />

M e t h o d e n H a n d b u c h 2 0 9<br />

9<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung


9<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />

Handlungen reflektieren<br />

Beschreibung<br />

Ziele<br />

Rahmen<br />

Gruppengröße __ 20 Personen<br />

Zeit __ 2 Stunden<br />

2 1 0 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />

Hier wird der Perspektivenwechsel versucht: Die Teilnehmer<br />

sollen in die Rolle einer Kommission schlüpfen, die ein<br />

Minderheitengesetz im betreffenden Land vorschlagen soll.<br />

Die Teilnehmer werden für Minderheitenpositionen<br />

sensibilisiert und erwerben Wissen über Minderheitenpolitik.<br />

Sie sollen die daraus resultierenden politisch-<br />

gesellschaftlichen Forderungen nachvollziehen können.<br />

Raum __ Seminarraum, mehrere kleine Räume<br />

Material __ Plakate, Filzstifte, Informationsmaterial über die<br />

Schlüsselbegriffe<br />

Durchführung<br />

P e r s p e k t i v e n w e c h s e l : I c h a l s<br />

M i n d e r h e i t e n v e r t r e t e r<br />

Minderheitensituation in den Ländern der Teilnehmer<br />

Selbstreflexion, Einstellungen, Demokratische Grundregeln,<br />

Demokratisches Handeln, Werte<br />

1. Vorbemerkung : Zu Beginn wird den Teilnehmern erklärt,<br />

dass sie sich in den folgenden 45 Minuten in die Lage von<br />

Minderheiten hineinversetzen sollen. Das Grundszenario<br />

sieht dabei folgendermaßen aus:<br />

Ein neues Minderheitenschutzgesetz soll erarbeitet wer-<br />

den, die Teilnehmer überlegen sich, was es beinhalten<br />

müsste. Die zugrunde liegende Fragestellung lautet:<br />

Welche Standards für Minderheitenrechte würdet ihr euch<br />

wünschen, wenn ihr Angehörige einer Minderheit wäret?<br />

[10 Minuten]<br />

2. Die Teilnehmer werden in 4 Untergruppen aufgeteilt, z.B.:<br />

Gruppe 1: Homosexuelle in Polen<br />

Gruppe 2: Moslems in Deutschland<br />

Gruppe 3: Roma in der Slowakei<br />

Gruppe 4: Russen in Lettland<br />

© 2004 MitOst-Editionen


© 2004 MitOst-Editionen<br />

Handlungen reflektieren<br />

Die Teilnehmer sollten die Gruppen frei wählen können.<br />

Die Seminarleiter haben nur darauf zu achten, dass ein<br />

Gruppenmitglied aus dem jeweiligen Land des Grup-<br />

penthemas kommt, um realitätsnahe zusätzliche Informa-<br />

tionen nutzen zu können. Die Gruppenmitglieder sollten<br />

jedoch nicht mehrheitlich aus diesem Land kommen, um<br />

das Gruppenthema nicht zu deren konkretem Problem zu<br />

machen. [5 Minuten]<br />

3. Kleingruppenarbeit: Die Seminarleiter stellen den Grup-<br />

penmitgliedern zunächst das Informationsmaterial vor<br />

(kurze Texte, Statistiken), das für eine kurze Präsentation<br />

aufbereitet werden soll und anschließend den anderen<br />

Gruppen vorgestellt wird. [30 Minuten]<br />

4. Präsentation: Zunächst werden die Teilnehmer befragt, wie<br />

sie sich in der Situation gefühlt haben und ob es Schwie-<br />

rigkeiten mit der Aufgabenstellung gab. Anschließend<br />

beschreibt die Gruppe die Situation der Minderheit, deren<br />

Position sie vertritt. Anhand des Plakates sollen dann die<br />

Stichpunkte erläutert werden. Achtung: pro Gruppe sollte<br />

die Auswertung 10 Minuten nicht überschreiten!<br />

[60 Minuten]<br />

5. Auswertung: Die Teilnehmer werden nun aus ihren Rollen<br />

entlassen. Die Seminarleiter thematisieren jetzt nochmals<br />

die persönliche Ebene:<br />

▪ War es schwer, sich in diese Rolle zu versetzen?<br />

▪ Wie habt ihr euch gefühlt?<br />

▪ Stimmt ihr mit dem Ergebnis überein?<br />

[15 Minuten]<br />

M e t h o d e n H a n d b u c h 2 1 1<br />

9<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung


9<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />

Handlungen reflektieren<br />

Beschreibung<br />

Ziele<br />

Rahmen<br />

2 1 2 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />

Dieses Rollenspiel schafft Situationen, in denen sich mit<br />

Autoritätspersonen auseinandergesetzt werden muss.<br />

Gemeint ist hier die Autorität, die sich aus einer bestimmten<br />

Funktion in einer Institution ergibt.<br />

Ein Student hat ein dringendes Anliegen mit dem Direktor zu<br />

besprechen, der aber gerade stark beschäftigt ist und keine<br />

Sprechstunde hat. Bevor der Student überhaupt versuchen<br />

kann, dem Direktor sein Anliegen nahe zu bringen, muss er<br />

sich erst mit der Sekretärin des Rektors einigen.<br />

Das Rollenspiel besteht aus zwei kleineren Episoden.<br />

Die Spielzeit ist relativ kurz, sodass genügend Zeit für<br />

mehrmaliges Spielen und den Austausch mit den anderen<br />

Teilnehmern bleibt.<br />

Gruppengröße __ ab 10 Personen<br />

Zeit __ 1,5 Stunden<br />

Raum __ Seminarraum<br />

Die Teilnehmer werden über die Rolle im Spiel für ihren<br />

eigenen Umgang mit Autoritätspersonen sensibilisiert und<br />

entwickeln neue Strategien im Umgang mit Autorität.<br />

Material __ Tische und Stühle als Requisiten, Flipchart<br />

Schlüsselbegriffe<br />

Durchführung<br />

U m g a n g m i t A u t o r i t ä t e n<br />

Selbstreflexion, Demokratische Grundregeln,<br />

Demokratisches Handeln, Konfliktbearbeitung, Dominaz<br />

Es gibt folgende Rollenprofile: Direktor, Student, Sekretärin,<br />

Beobachter (ohne Beobachtungsaufgabe)<br />

1. Vorbemerkung: Der Seminarleiter erklärt den Teilnehmern<br />

die Spielsituation: Ein Student möchte ohne Termin ein<br />

Gespräch mit dem Direktor haben und muss dazu zu-<br />

nächst die Sekretärin überreden. [5 Minuten]<br />

2. Die Rollen werden verteilt und die Teilnehmer erhalten<br />

genügend Zeit, um sich in die Rollenprofile hineinzuverset-<br />

zen. Der Raum wird entsprechend gestaltet.<br />

[15 Minuten]<br />

3. Je nach Spielverlauf werden beide Situationen hintereinan-<br />

der gespielt oder die erste Auswertung schließt sich an die<br />

erste Situation an.<br />

© 2004 MitOst-Editionen


Erfahrung<br />

© 2004 MitOst-Editionen<br />

Rollenspiel 1 (Student und Sekretärin)<br />

Handlungen reflektieren<br />

Der Student versucht, die Sekretärin dazu zu überreden,<br />

ihn beim Direktor vorzulassen. [10 Minuten]<br />

Rollenspiel 2 (Student, Sekretärin, Direktor)<br />

Das Rollenspiel 1 wird noch einmal wiederholt, und im<br />

Spiel wird (falls noch nicht geschehen) in die zweite Situa-<br />

tion übergegangen. [15 Minuten]<br />

4. Auswertung 1<br />

Fragen an die Spieler:<br />

▪ Wie hast du dich in deiner Rolle gefühlt?<br />

▪ Was wolltest du erreichen? Was hast du erreicht?<br />

▪ Was hat dich bewegt, so zu handeln?<br />

▪ Was hättest du anders machen können?<br />

Frage an die Beobachter:<br />

▪ Wie hätte man sich in dieser Situation als Student an-<br />

ders verhalten können?<br />

Auswertung 2<br />

Fragen an den Spieler in der Rolle des Studenten<br />

▪ Welche Hinweise haben dir geholfen? Konntest du sie<br />

umsetzen?<br />

▪ Woran könnte es liegen, dass die Situation (nicht) wie<br />

erwartet abgelaufen ist?<br />

Frage an die anderen Spieler:<br />

▪ War es für dich jetzt schwieriger, deine Position durch<br />

zusetzen?<br />

Frage an die Beobachter:<br />

▪ Wie seid ihr mit dem Verlauf der Situation(en)<br />

zu frieden?<br />

▪ Was hättet ihr anders gemacht?<br />

[20 Minuten]<br />

5. An die Auswertung schließt sich ein Gespräch über die<br />

unterschiedlichen Erfahrungen der Teilnehmer im Umgang<br />

mit Autoritäten an. Einige allgemeine Strategien sollten for-<br />

muliert und schriftlich festgehalten werden. [25 Minuten]<br />

Von Seiten der Studenten besteht ein großes Interesse an<br />

dieser Thematik. Um Frustrationen zu vermeiden, sollte<br />

vorher geklärt werden, dass es keine Patentlösungen geben<br />

kann. Der Umgang mit Autoritäten ist auch sehr stark<br />

kulturell geprägt.<br />

M e t h o d e n H a n d b u c h 2 1 3<br />

9<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung


9<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />

Handlungen reflektieren<br />

R o l l e n p r o f i l e<br />

F r a u W i n t e r, S e k r e t ä r i n<br />

Sie sind die persönliche Sekretärin des Direktors Dr. Wasnezow. Sie wissen, wie stark er<br />

immer beschäftigt ist, und wollen deshalb jede Störung von ihm fernhalten. Sie organisieren<br />

seine Termine und achten darauf, dass sich alle an die Sprechzeiten halten. Es empört Sie,<br />

wenn gerade Studenten denken, sie könnten den Rektor einfach so während seiner Arbeits-<br />

zeit sprechen. Schließlich haben die Studenten genug Zeit, um einen Termin zu vereinbaren.<br />

Sie sind der Meinung, dass einmal aufgestellte Regeln unbedingt eingehalten werden müs-<br />

sen. Sie sind eine energische und resolute Person, würden aber niemals körperliche Gewalt<br />

einsetzen.<br />

A n d r e j M i s c h k o w , S t u d e n t<br />

Du bist Student der Germanistik und jetzt im 4. Studienjahr. Im vergangenen Sommer hast<br />

du an einem Seminar des <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong>s teilgenommen. Jetzt bist du <strong>Kolleg</strong>iat und<br />

möchtest in naher Zukunft ein Projekt an deiner Uni durchführen. Die Leiter des <strong>Kolleg</strong>s<br />

haben dich beauftragt, die Ausschreibungen für die neuen Sommerseminare in deiner Uni<br />

bekannt zu machen.<br />

Von dir wird erwartet, dass du so darüber informierst, dass sich möglichst viele Studenten<br />

angesprochen fühlen. Du hast die Idee, einen Aushang im Schaukasten des Direktors zu ma-<br />

chen, da die Aushänge dort von allen gelesen werden. In einer Informationsveranstaltung an<br />

der Uni möchtest du die Studenten ausführlicher informieren.<br />

Da es bis zum Bewerbungsschluss nur noch drei Wochen sind, drängt die Zeit. Leider konn-<br />

test du erst in drei Wochen einen Termin beim Direktor bekommen. Du möchtest aber schon<br />

jetzt mit ihm sprechen und versuchst, ihn außerhalb seiner Sprechzeiten zu erreichen.<br />

2 1 4 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />

© 2004 MitOst-Editionen<br />

Umgang mit<br />

Autoritäten


Umgang mit<br />

Autoritäten<br />

R o l l e n p r o f i l e<br />

H e r r D r. W a s n e z o w , D i r e k t o r<br />

© 2004 MitOst-Editionen<br />

Handlungen reflektieren<br />

Sie sind Direktor an einer Universität und haben sehr viele Aufgaben und Pflichten und<br />

stehen ständig unter Zeitdruck. Sie haben auch Sprechstunden für die Studenten, aber die<br />

Studenten quälen Sie trotzdem auch außerhalb der Sprechstundenzeiten mit vielen Fragen<br />

und Vorschlägen. Heute ist aber der Tag, an dem Sie sich ausschließlich um administrative<br />

Fragen der Uni kümmern und keine Sprechstunde haben.<br />

Es gibt einen Schaukasten neben dem Rektorat, in dem die wichtigsten Informationen, die<br />

die Universität betreffen, aushängen. Den Zugang zu diesem Schaukasten haben nur Sie.<br />

Der Student Andrej Mischkow stört Sie in Ihrer Arbeitszeit und bittet Sie, einen Aushang<br />

über das <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> in diesem Schaukasten auszuhängen.<br />

▪ Sie sind ärgerlich, dass Sie gestört werden.<br />

▪ Sie haben dafür keine Zeit – es gibt wichtigere Fragen, die Sie an der Uni erledigen<br />

müssen.<br />

▪ Sie möchten aber trotzdem Kontakte mit dem Ausland aufbauen – die Universität freut<br />

sich immer über Geschäftsleute und Stiftungen, die die Universität finanziell<br />

unterstützen könnten. Sie haben dazu aber Ihre eigenen Vorstellungen.<br />

▪ Sie sind ein konservativer Mensch und haben Skepsis gegenüber neuen Ideen, die<br />

von Studenten kommen, weil die meisten Ideen nicht durchdacht sind und Ihnen<br />

merkwürdig vorkommen.<br />

▪ Wenn Studenten etwas vorschlagen, fühlen Sie sich oft angegriffen, weil Sie glauben,<br />

dass man Sie für dumm hält.<br />

M e t h o d e n H a n d b u c h 2 1 5<br />

9<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung


9<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />

Handlungen reflektieren<br />

Beschreibung<br />

Ziele<br />

Rahmen<br />

2 1 6 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />

Diese auf der Grundlage des Werks „Miteinander” des<br />

Adam Instituts Jerusalem entwickelte Methode hat einen<br />

spielerischen Charakter und macht Entscheidungsprozesse<br />

erfahrbar. Den Teilnehmern wird dabei die Aufgabe gestellt, in<br />

20 Minuten gemeinsam eine Regel zu entwickeln.<br />

Die Teilnehmer erkennen und erfahren, dass gemeinsame<br />

Interessen ohne gemeinsame Regeln nicht zur Umsetzung<br />

kommen (Notwendigkeit eines Vertrages), und sie erleben,<br />

dass die Motivation, eine Regel zu befolgen, umso größer<br />

ist, je mehr man sich an der Aufstellung der Regel<br />

beteiligen kann. Sie erfahren, was es heißt, über Macht<br />

zu verfügen und sie auszuüben, und sie erkennen, dass<br />

Macht mit Verantwortung verbunden ist. Schließlich nehmen<br />

sie wahr, dass auch die Enthaltung bei demokratischen<br />

Entscheidungsprozessen Einfluss auf die gesellschaftlichen<br />

Bedingungen hat.<br />

Gruppengröße __ 20 Personen<br />

Zeit __ 1,5 Stunden<br />

Raum __ Seminarraum<br />

Material __ pro Teilnehmer eine Karteikarte, Stifte, Papier<br />

Schlüsselbegriffe<br />

wichtig<br />

Durchführung<br />

D e m o k r a t i s c h e P r i n z i p i e n<br />

Demokratische Grundregeln, Demokratisches Handeln,<br />

Selbstreflexion, Dominanz, Konfliktbearbeitung<br />

Die Auswertung sollte ausführlich erfolgen. Im Anschluss<br />

sollte eine kleine Pause eingeplant werden.<br />

1. Vorbereitung: Es wird ein geschlossener Stuhlkreis aufge-<br />

baut, in dem jeder Teilnehmer der Übung einen Platz hat.<br />

Der Seminarleiter befindet sich nicht in diesem Kreis.<br />

2. Vorbemerkung an die Gruppe: Jeder Teilnehmer bekommt<br />

eine Karte und schreibt seinen Namen darauf. Die Aufgabe<br />

der Übung wird verkündet: „Dort, wo sich 20 Minuten nach<br />

Beginn der Übung die meisten Karten befinden, soll eine<br />

Regel verkündet werden, die für alle Personen in diesem<br />

Raum verpflichtend ist.”<br />

Dazu werden keine weiteren Angaben gemacht. Bei Nach-<br />

fragen wiederholt der Seminarleiter lediglich diesen Satz.<br />

[5 Minuten]<br />

© 2004 MitOst-Editionen


© 2004 MitOst-Editionen<br />

Handlungen reflektieren<br />

3. Entscheidungsfindungsprozess: Die Teilnehmer diskutieren<br />

und entwickeln mögliche Regeln. Der Seminarleiter beob-<br />

achtet das Geschehen und hält die ablaufenden Prozesse<br />

fest. Er kommuniziert lediglich mit der Gruppe, um die<br />

noch verbleibende Zeit mitzuteilen. Nach Ablauf der Zeit<br />

fragt er, wo sich die meisten Karten befinden und wie die<br />

Regel lautet. Auf die Frage nach einer Verlängerung der<br />

Frist sollte er nicht eingehen. [20 Minuten]<br />

4. Auswertung: Im Rahmen der Auswertungsrunde sollte<br />

thematisiert werden:<br />

▪ die emotionale Befindlichkeit der Teilnehmer<br />

▪ der Prozess bis zur Verkündung der Regel<br />

▪ der Charakter der Regel<br />

▪ die Verantwortung der Teilnehmer für den Ablauf der<br />

Übung<br />

▪ die Parallelität zu gesellschaftlichen Entscheidungspro<br />

zessen<br />

Zunächst werden die Teilnehmer aufgefordert darzustel-<br />

len, wie sie sich während der Übung gefühlt haben. Diese<br />

Äußerung sollte reihum erfolgen und nicht von anderen<br />

Teilnehmern kommentiert werden.<br />

Die Herausgeber des Handbuchs „Miteinander” weisen mit<br />

Recht darauf hin, dass zu berücksichtigen sei, dass die<br />

unterschiedliche „Wahrnehmung von Verhaltensweisen<br />

zwischen den Teilnehmern zu Konflikten führen kann.” Aus<br />

diesem Grund sollten diese Konflikte und Wahrnehmungs-<br />

unterschiede in der Auswertung offen gelegt und aufge-<br />

fangen werden. Persönliche Angriffe sollten sofort vom<br />

Seminarleiter unterbunden werden. Zur Strukturierung<br />

der Auswertung bieten sich folgende Fragen an die<br />

Teilnehmer an:<br />

An alle, die keine Karte mehr haben:<br />

▪ Was ist mit deiner Karte passiert?<br />

▪ Wer hat deine Karte?<br />

▪ Bist du damit einverstanden?<br />

▪ Wie hast du dich im Verlaufe der Übung verhalten?<br />

An alle, die ihre Karte behalten haben:<br />

▪ Warum hast du deine Karte behalten?<br />

An alle, die Karten von anderen haben:<br />

▪ Wie bist du zu diesen Karten gekommen?<br />

▪ Welche Regel wolltest du verkünden?<br />

M e t h o d e n H a n d b u c h 2 1 7<br />

9<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung


9<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />

Handlungen reflektieren<br />

Erfahrung<br />

2 1 8 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />

An die Person, die die Regel verkündet hat:<br />

▪ Wie war das Gefühl, entscheiden zu dürfen oder zu<br />

müssen?<br />

Die Übung macht die Relevanz demokratischer Regeln und<br />

Prozesse sichtbar, da diese hier auf der persönlichen Ebene<br />

angewendet werden. Erfahrunsggemäß trägt diese Übung<br />

zu einer Vertiefung des gemeinsamen Gruppengefühls und<br />

zur Bereitschaft der Teilnehmer bei, sich der Methodik des<br />

Seminars und den anderen Teilnehmern gegenüber zu öffnen.<br />

Dies erfordert ein hohes Maß an Verantwortungsgefühl auf der<br />

Seite der Seminarleiter.<br />

© 2004 MitOst-Editionen


Beschreibung<br />

Ziele<br />

Rahmen<br />

© 2004 MitOst-Editionen<br />

Handlungen reflektieren<br />

Ein Würfelspiel um Schokolade, das von der Ausgangsposition<br />

her ungerecht ist. Um überhaupt spielen zu können, müssen<br />

die Teilnehmer außerdem auf Vorwissen aus Kinderspielen<br />

zurückgreifen, da ihnen für das Spiel selbst nur eine einzige<br />

Regel genannt wird. Demokratische Werte werden von Anfang<br />

an verletzt und zwingen die Teilnehmer zu einer Reaktion<br />

darauf.<br />

Gruppengröße __ 20 Personen<br />

Zeit __ 90 Minuten<br />

Raum __ Seminarraum<br />

Die Teilnehmer lernen, sich auf gemeinsame Regeln zu<br />

verständigen und zwischen impliziten und expliziten Regeln<br />

zu unterschieden. Sie erfahren Macht und Ohnmacht und<br />

entwickeln unterschiedliche Strategien, damit umzugehen. Sie<br />

entdecken ihre eigenen Grenzen der Toleranz.<br />

Material __ Klebeband, Süßigkeiten, Würfel aus einem Karton,<br />

Schlüsselbegriffe<br />

Durchführung<br />

S c h o k o - S p i e l<br />

Flipchart, Stifte<br />

Selbstreflexion, Demokratische Grundregeln, Werte,<br />

Dominanz, Demokratisches Handeln, Konfliktbearbeitung<br />

1. Vorbereitung: Auf den Boden des Seminarraums wird mit<br />

Klebeband ein Spielfeld aufgeklebt. Es besteht aus zwanzig<br />

Feldern, die hintereinander ein U bilden. Am Anfang wird<br />

„Start“ aufgeklebt, am Ende „Ziel“. Auf 5 verschiedenen<br />

Feldern werden ein paar Süßigkeiten ausgelegt, der Rest<br />

befindet sich im Ziel.<br />

Aus einem Karton wird ein Würfel gebastelt, der möglichst<br />

rechteckig, nicht quadratisch ist. Auf die 6 Seiten werden<br />

Zahlen verteilt, und zwar einmal die 1, zweimal die 2 und<br />

je einmal die 3, die 4 und die 6.<br />

2. Spielverlauf: Die Teilnehmer werden auf vier Gruppen<br />

aufgeteilt und es wird ihnen mitgeteilt, dass jetzt ein Spiel<br />

gespielt wird. Jede Gruppe wählt einen Vertreter. Der<br />

Spielleiter verteilt die Spieler unregelmäßig: z.B. auf Start,<br />

auf Feld 1, auf Feld 2, auf Feld 10. Das Spiel hat nur eine<br />

einzige Regel:<br />

Wer eine 6 würfelt, darf eine Spielregel formulieren, die<br />

in Zukunft für alle Mitspieler gilt, und sie an das Flipchart<br />

schreiben.<br />

M e t h o d e n H a n d b u c h 2 1 9<br />

9<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung


9<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />

Handlungen reflektieren<br />

Erfahrung<br />

Erweiterung und<br />

Alternatvien<br />

2 2 0 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />

Die Teilnehmer beginnen mit dem Spiel. Von nun an gibt<br />

der Spielleiter keine weiteren Informationen mehr, son-<br />

dern weist nur noch auf die Spielregel hin.<br />

[ 30 Minuten]<br />

3. Auswertung: Die Auswertung sollte mit der Frage begin-<br />

nen, wie sich die Spieler im Moment fühlen, dann sollte die<br />

Frage an die übrigen Gruppenmitglieder weitergehen.<br />

Die Spieler werden nun explizit aus ihren Rollen entlassen.<br />

Weitere Fragen für die Diskussion:<br />

▪ Woher wusstet ihr, wie man das Spiel spielt?<br />

▪ Wie zufrieden wart ihr mit eurer Ausgangsposition?<br />

▪ Was passierte mit der Schokolade auf den Spielfeldern?<br />

▪ Wer hat sie wann genommen und gegessen, warum?<br />

▪ Was passierte mit der Schokolade im Ziel? Wem<br />

gehört sie?<br />

▪ Wie haben euch die neuen Regeln gefallen / nicht ge<br />

fallen? Warum?<br />

▪ Wer hat wann welche Regel gebrochen? Warum?<br />

Warum nicht?<br />

▪ Zu welchen offenen / versteckten Konflikten kam es?<br />

Die Diskussion sollte abschließend nach folgenden Aspek-<br />

ten zusammengefasst werden:<br />

▪ Nach welchen Kriterien werden Regeln akzeptiert oder<br />

nicht akzeptiert?<br />

▪ Wie gehe ich mit Verletzungen meiner eigenen Werte<br />

um?<br />

▪ Wie markiere ich die Grenzen meiner Toleranz?<br />

[60 Minuten]<br />

Zunächst formulieren die Spieler akzeptable Regeln, früher<br />

oder später werden die Regeln extremer und begünstigen<br />

meist die eigene Gruppe, was zu heftigen Reaktionen der<br />

Mitspieler führt und eventuell auch zum Spielabbruch bei<br />

einigen Spielern. Der Spielleiter sollte das Spiel erst für<br />

beendet erklären, wenn keiner der Teilnehmer mehr spielen<br />

möchte.<br />

Vor der Auswertung sollte eine kurze Auflockerung<br />

stattfinden, damit vor allem die Spieler etwas Distanz zum<br />

Spiel gewinnen können.<br />

Zwei Teilnehmer können als zusätzliche Beobachter eingesetzt<br />

werden. Sie befreien den Spielleiten von Erklärungsdruck und<br />

Allwissenheitsanspruch.<br />

© 2004 MitOst-Editionen


10<br />

K o n f l i k t m a n a g e m e n t


1 0 . K o n f l i k t m a n a g e m e n t<br />

Konfliktmanagement<br />

„Konflikte entstehen dort, wo Menschen in Kontakt treten. Denn Kontakt bedeutet<br />

immer auch, an die Grenzen zu gehen und dabei Gefahr zu laufen, sie zu überschrei-<br />

ten. Konflikt bedeutet Grenzüberschreitung. Konfliktvermeidung heißt aber sehr leicht<br />

auch Kontaktvermeidung.“ (Foitzik, S.16)<br />

Zwar werden zu Beginn des Seminars gemeinsam Regeln für die Gruppe festgelegt, die den<br />

Umgang miteinander betreffen und auch Sanktionen bei Verstößen umfassen sollten. Dennoch<br />

kann es aus den verschiedensten Gründen zu Konflikten während des Seminars kommen. Die<br />

Seminarleitung hat die Aufgabe, diese Konflikte zu erkennen und bewusst darauf zu reagieren.<br />

Das muss nicht immer die Lösung des Konfliktes bedeuten, doch dazu später mehr.<br />

1 0 . 1 . G r u n d l a g e n<br />

W a s i s t e i n K o n f l i k t ?<br />

Um einen Konflikt erkennen zu können, muss Klarheit darüber bestehen, was ein Konflikt ist:<br />

▪ eine Beeinträchtigung der anderen Seite<br />

▪ nicht nur Meinungsverschiedenheiten, sondern auch Handlungen, die als beeinträchtigend<br />

empfunden werden<br />

Es genügt, wenn eine von beiden Seiten diese Empfindungen hat. Es gibt heiße (offen ausgetra-<br />

gene) und kalte (schwelende, nicht offen ausgetragene) Konflikte.<br />

W o r a u s e n t s t e h e n K o n f l i k t e ?<br />

Für den weiteren Umgang mit dem Konflikt muss seine Ursache analysiert werden. Einige Bei-<br />

spiele für mögliche Ursachen:<br />

▪ Werte: Zusammentreffen unterschiedlicher Werte<br />

▪ Rollen: die Rollen werden unterschiedlich eingeschätzt, das Machtgefälle wird nicht<br />

akzeptiert, Hierarchien werden nicht oder zu stark akzeptiert<br />

▪ sprachliche Dominanz: Nichtmuttersprachler haben Nachteile bzgl. Schlagfertigkeit,<br />

Spontaneität, Wortschatz<br />

▪ knappe Ressourcen – Material- oder Zeitknappheit<br />

▪ Anerkennung (ungleiche Verteilung von Wertschätzung)<br />

▪ Missverständnisse<br />

▪ unterschiedliche Ziele, Interessen, Bedürfnisse<br />

▪ kulturelle Differenzen<br />

▪ Körperlichkeit: unterschiedliches Empfinden von Nähe und Distanz<br />

▪ Gefühle, Beziehungsprobleme: emotionale Interessen divergieren, Verlustängste,<br />

ständige Dominanz<br />

▪ intrapersonale Probleme: psychische Störungen, schlechte Tagesform<br />

▪ fachliche Kompetenz: unterschiedliches Faktenwissen oder Informationen<br />

© 2004 MitOst-Editionen<br />

M e t h o d e n H a n d b u c h 2 2 3<br />

10<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung


10<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />

Konfliktmanagement<br />

V i e r F o r m e n d e s U m g a n g s m i t K o n f l i k t e n<br />

Verdrängung sowie Vermeidungs- und Fluchtverhalten sind im Umgang mit Konflikten gängige<br />

Strategien und bei manchen Konflikten auch eine praktikable Lösung. Wesentlich häufiger wer-<br />

den bei Nichtbeachtung die Konflikte jedoch eskalieren. Je weiter die Konflikte eskalieren, desto<br />

höher sind die Kosten für die Beteiligten und desto schwieriger ist die Lösung. Daher ist ein<br />

möglichst frühes Intervenieren wichtig.<br />

Grundsätzlich kann man von vier Arten des Umgangs mit Konflikten sprechen:<br />

▪ Flucht: eine oder beide Parteien fliehen vor dem Konflikt und brechen die Interaktion ab.<br />

▪ Nachgeben: eine der beiden Parteien gibt nach und passt sich an.<br />

▪ Dominanz: eine der Parteien oder eine dritte Person entscheidet den Konflikt, indem sie<br />

vorgibt, was zukünftig zu gelten hat.<br />

▪ Bearbeitung: der Konflikt wird bearbeitet und gelöst, so dass beide Parteien sich nicht<br />

mehr beeinträchtigt fühlen.<br />

Für welche Art des Umgangs man sich entscheidet, sollte von folgenden Kriterien abhängen:<br />

▪ Nachhaltigkeit der Konfliktlösung<br />

▪ Prävention weiterer, neuer Konflikte<br />

▪ Schutz Dritter<br />

▪ Güterabwägung: Zeitaufwand, Qualität der Konfliktlösung<br />

▪ Gerechtigkeit<br />

▪ Zufriedenheit mit dem Ergebnis<br />

2 2 4 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />

Deeskalierend bei heißen<br />

Konflikten<br />

Präventiv/vorbeugend ▪ Kommunikationsregeln<br />

vereinbaren<br />

▪ Kommunikationstraining<br />

Kurativ/bearbeitend ▪ Rekonstruktion und Klärung<br />

(Foitzik, S. 15)<br />

des Konfliktverlaufs<br />

▪ Konfliktparteien erklären die<br />

unterschiedliche Perzeption<br />

ihres Verhaltens<br />

Eskalierend bei kalten<br />

Konflikten<br />

▪ in Anwesenheit eines Beraters<br />

Probleme gezielt ansprechen<br />

▪ Konfrontationssitzungen,<br />

um zu verhindern, dass ein<br />

beginnender Konflikt „kalt“<br />

gemacht wird<br />

▪ bestehende „kalte“ Konflikte<br />

werden durch Rollenspiele<br />

dramatisiert<br />

▪ ein Interessenvertreter<br />

ermutigt seine Klientel, sich<br />

stärker für ihre Standpunkte<br />

einzusetzen<br />

© 2004 MitOst-Editionen


1 0 . 2 . K o n f l i k t b e a r b e i t u n g<br />

Konfliktmanagement<br />

Es gibt verschiedene Formen der Konfliktbearbeitung. Einige davon werden in den Übun-<br />

gen vorgestellt. Die klassische Methode ist die der Aussprache zwischen den beiden Kon-<br />

fliktparteien unter Vermittlung eines Dritten (Mediation). Eine Aussprache macht jedoch<br />

nur dann Sinn, wenn beide Parteien Interesse an einer Lösung des Konfliktes haben.<br />

Dabei gibt es einige grundlegende Methoden, die Problemlösung voranzubringen:<br />

A k t i v e s Z u h ö r e n<br />

Das aktive Zuhören spielte bereits bei den Grundlagen der Moderation [Kapitel 2.2] eine wichti-<br />

ge Rolle. Es bedeutet das Zuhören mit dem Ziel, die Sicht der anderen Person voll und ganz zu<br />

verstehen. Verstehen heißt dabei jedoch nicht, die Sichtweise der anderen Person zu überneh-<br />

men. Um zu überprüfen, ob man den Anderen richtig verstanden hat, gibt man von Zeit zu Zeit<br />

in eigenen Worten wieder, was man gehört hat und fragt nach, ob es richtig zusammengefasst<br />

wurde (Spiegeln / Paraphrasieren): Auf diese Weise kann man der erzählenden Person deutlich<br />

machen, dass ihr tatsächlich zugehört wird. An entscheidenden Stellen werden auch die Kon-<br />

trahenten aufgefordert, sich gegenseitig zu spiegeln. Sie werden dadurch veranlasst, genau<br />

zuzuhören und das Wesentliche des Gesagten zu erfassen.<br />

I c h - B o t s c h a f t e n<br />

Die Kontrahenten werden angeleitet, von ihren eigenen Erfahrungen und Gefühlen zu reden und<br />

sich nicht hinter Allgemeinplätzen zu verstecken oder in Beleidigungen und Beschuldigungen der<br />

Gegenseite auszuweichen. Dabei sollen sie klar benennen, um was es konkret geht (ging) und<br />

was für Gefühle das bei ihnen auslöst (ausgelöst hat).<br />

E i n z e l g e s p r ä c h e<br />

In schwierigen Situationen können auch erst Einzelgespräche mit den Konfliktparteien geführt<br />

werden. Dort können die Konflikte ohne den Druck, dass die „Gegenseite“ mithört, geklärt wer-<br />

den. Einzelgespräche bieten Raum für Vorschläge, die man zunächst nicht vor dem Kontrahenten<br />

aussprechen würde.<br />

B r a i n s t o r m i n g<br />

Das Brainstorming ist eine kreative Ideensammlung, bei der alle Vorschläge unzensiert aufgelis-<br />

tet werden. Die brauchbarsten werden zur Weiterarbeit verwendet.<br />

Fragen zur Vorklärung eines Konfliktes:<br />

▪ Wie ist der Konflikt entstanden? Wie verhältst du dich in dem Konflikt?<br />

▪ Wer ist noch alles an dem Konflikt beteiligt? Warum, glaubst du, handeln die Beteiligten<br />

so, wie sie handeln?<br />

▪ Worum geht es in dem Konflikt genau? Worum geht es eigentlich nicht?<br />

▪ Welche Gefühle löst das in dir aus?<br />

▪ Was willst du über die andere Person noch wissen?<br />

▪ Was gibt es, was du an der anderen Person schätzt?<br />

▪ Was müsste sich an der Situation ändern, um den Konflikt zu entschärfen?<br />

▪ Welche Erwartungen / Wünsche hast du an die andere Person?<br />

▪ Welche Handlungsalternativen hast du selbst? Was kannst du zu einer<br />

Verbesserung beitragen?<br />

▪ Was hindert dich daran, das dem anderen mitzuteilen? Was brauchst du, damit dies möglich ist?<br />

© 2004 MitOst-Editionen<br />

M e t h o d e n H a n d b u c h 2 2 5<br />

10<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung


10<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />

Konfliktmanagement<br />

Beschreibung<br />

Ziele<br />

Rahmen<br />

2 2 6 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />

Die Übung ist sehr gut zum Einstieg in das Thema geeignet,<br />

kann aber auch zur Auflockerung eingebaut werden. Sie<br />

kann nach der ersten kurzen Auswertung beendet werden,<br />

ist aber auch als Veranschaulichung unterschiedlicher<br />

Konfliktkulturen geeignet.<br />

Die Teilnehmer lernen verschiedene Strategien des<br />

Umgangs mit Konflikten kennen. Sie können dabei auch<br />

wahrnehmen, welche Strategien ihnen bekannt vorkommen<br />

und welche nicht.<br />

Gruppengröße __ 20 Personen<br />

Zeit __ 30 Minuten<br />

Raum __ Seminarraum<br />

Schlüsselbegriffe<br />

Durchführung<br />

D i e F a u s t<br />

Konfliktbearbeitung, Interkulturelle Kommunikation,<br />

Selbstreflexion, Konfliktprävention<br />

1. Die Teilnehmer finden sich in Paaren zusammen und ver-<br />

teilen sich stehend im Raum.<br />

Ein Partner bildet mit einer Hand eine Faust. Der andere<br />

Partner will diese Faust öffnen, er selbst will sie geschlos-<br />

sen halten. Sie haben 5 Minuten Zeit, um ihr Ziel zu<br />

erreichen. Die Zeit wird von außen vorgegeben. Danach<br />

werden die Rollen getauscht, und das Spiel beginnt von<br />

vorne.<br />

Nach der Übung wird die Frage gestellt, welche Idee für<br />

die Konfliktlösung die Beteiligten hatten.<br />

2. Es werden zwei Kulturmodelle der Konfliktbearbeitung<br />

(nach Galtung) vorgestellt.<br />

Herrschende Kultur „West“:<br />

▪ Gewalt ist das letzte Mittel (Ultimo Ratio).<br />

▪ Das letzte Mittel beeinflusst den ersten Schritt.<br />

▪ Konflikt à Androhung à Verletzung<br />

▪ Es ist kein gleichberechtigter Dialog möglich.<br />

▪ Ein Konflikt muss einen Anfang und ein Ende haben.<br />

▪ Konflikte werden individualisiert.<br />

▪ Der Konflikt wird meist von oben gelöst.<br />

Illusion: Es ist eine saubere, schnelle Lösung möglich.<br />

© 2004 MitOst-Editionen


© 2004 MitOst-Editionen<br />

Dialogkultur „Ost“<br />

▪ Gewalt als letztes Mittel ist nicht legitim.<br />

▪ Das erste und letzte Mittel ist der Dialog.<br />

Konfliktmanagement<br />

▪ Je komplexer ich Konflikte wahrnehme, desto mehr<br />

Chancen einer Lösung gibt es.<br />

▪ Jeder ist ein Teil der Lösung.<br />

▪ Es gibt kein Ende des Konflikts.<br />

▪ In jedem Konflikt stecken viele Personen und Inter<br />

essen.<br />

▪ Es gibt keine Lösung von oben. Die Beteiligten suchen<br />

ihren Weg.<br />

Illusion: Alle sind friedlich.<br />

Den Teilnehmern wird die Frage gestellt: Zu welchem Kon-<br />

fliktmodell habt ihr in der Übung tendiert?<br />

3. Einer der Seminarleiter zeigt eine andere Methode der<br />

Konfliktlösung: Statt die Hand zu öffnen, massiert er dem<br />

Partner die Schulter.<br />

In unserer Kultur ist die Bindungskraft des Problems<br />

groß. Wir sind problemfixiert, gewaltfixiert. So denkt der<br />

Partner, es wird zu einer Attacke auf seine Hand kommen.<br />

Alles Handeln dient der Lösung des Problems und nicht der<br />

Veränderung der Situation.<br />

Vorstellung von Erfolg: präzise, endgültig und nicht lang-<br />

wierig. Medizin: Isolierung auf die Krankheit, statt Blick<br />

für die Ganzheit. Es werden Instrumente entwickelt zur<br />

Lokalisierung des Problems, dann folgt der Eingriff.<br />

Mediation ist ein Bestandteil der Dialogkultur: Jeder ist ein<br />

Teil des Problems. Jeder hat seine Sicht von der Lösung.<br />

M e t h o d e n H a n d b u c h 2 2 7<br />

10<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung


10<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />

Konfliktmanagement<br />

Beschreibung<br />

Ziele<br />

Rahmen<br />

2 2 8 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />

Es geht darum, einen erlebten Konflikt bildlich darzustellen.<br />

Der biografische Ansatz in der Einzelarbeit dient dem näheren<br />

Kennenlernen. Er bietet auch Platz für einen emotionalen<br />

Zugang zum Thema, der in der Kleingruppe zu einer<br />

Atmosphäre beitragen kann, die die Gruppe für das Thema<br />

öffnet. Dies ist keine interkulturelle Übung. In der Auswertung<br />

kann aber über verschiedene Konfliktkulturen nachgedacht<br />

werden.<br />

Gruppengröße __ 20 Personen<br />

Zeit __ 90 Minuten<br />

Raum __ Seminarraum<br />

Die Teilnehmer knüpfen an eigene Erfahrungen an und haben<br />

Zeit, sich behutsam dem Thema zu nähern.<br />

Material __ Papier, Stifte, Zeitschriften<br />

Schlüsselbegriffe<br />

Durchführung<br />

K o n f l i k t b i l d e r<br />

Konfliktbearbeitung, Selbstreflexion, Kennen lernen<br />

1. Einführung: Zunächst stellt der Seminarleiter Ablauf und<br />

Ziel der Arbeit vor. Es geht darum, einen erlebten Konflikt<br />

bildlich darzustellen. Danach stellt er den Teilnehmern<br />

mögliche Darstellungsmethoden vor und ermutigt sie,<br />

spielerisch und ohne Scheu damit umzugehen.<br />

Potenzielle Methoden:<br />

▪ Bild: Die Teilnehmer gestalten ein konkretes oder<br />

abs traktes Bild.<br />

▪ Collage: Außer Farbstiften können auch noch andere<br />

Materialien angeboten werden. Zum einen alte Zeit-<br />

schriften zum Ausschneiden, aber auch Material zum<br />

Aufkleben, Durchstecken…, so dass auch „dreidimen-<br />

sionale“ Bilder gestaltet werden können. Schließlich<br />

kann auch all das verwendet werden, was die Teil-<br />

nehmer in und um das Tagungshaus finden (Gräser,<br />

Müll…)<br />

▪ Skulptur: Jeder Teilnehmer gestaltet eine kleine Ecke im<br />

Raum / Haus mit dem Material, das er findet.<br />

2. Zuletzt stellt der Seminarleiter eine klar formulierte<br />

Aufgabe: Die Teilnehmer sollen einen Konflikt darstellen,<br />

an dem sie selbst beteiligt waren. Alternativ können Teil-<br />

nehmer, denen die Aufgabenstellung zu intim ist, Muster<br />

von Konfliktverhalten darstellen, die sie von sich selbst<br />

kennen. [30 Minuten]<br />

© 2004 MitOst-Editionen


© 2004 MitOst-Editionen<br />

Konfliktmanagement<br />

3. In Kleingruppen: Zunächst bestimmt die Gruppe einen<br />

Verantwortlichen für die Zeit, der darauf achtet, dass alle<br />

Teilnehmer ungefähr gleich viel Zeit zur Verfügung haben.<br />

Die Teilnehmer stellen sich in der nicht moderierten Klein-<br />

gruppe ihre Bilder vor und berichten kurz über die Hin-<br />

tergründe des dargestellten Konflikts. Je nach Zeitbudget<br />

kann die Person auch befragt werden, wie sie sich beim<br />

Gestalten gefühlt hat, welche Erinnerungen hochgekom-<br />

men sind, ob sie glaubt, dass die dargestellte Situation<br />

typisch für sie ist, … Eine Auswertung im Plenum ist<br />

nicht notwendig. [60 Minuten]<br />

M e t h o d e n H a n d b u c h 2 2 9<br />

10<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung


10<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />

Konfliktmanagement<br />

Beschreibung<br />

Ziele<br />

Rahmen<br />

Gruppengröße __ 20 Personen<br />

Zeit __ 30 Minuten<br />

Raum __ Seminarraum<br />

Material __ Klebeband<br />

Schlüsselbegriffe<br />

Durchführung<br />

2 3 0 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />

W a s i s t e i n K o n f l i k t ?<br />

Den Teilnehmern werden verschiedene Situationen<br />

beschrieben. Sie müssen sich entscheiden, in welchen<br />

Situationen für sie ein Konflikt vorliegt.<br />

Die Übung soll zur Klärung der Frage beitragen, was eigentlich<br />

ein Konflikt ist. Sie macht zudem die Vielfalt der Meinungen<br />

zum Thema Konflikt deutlich.<br />

Begriffserläuterung, Interkulturelle Kommunikation,<br />

Selbstreflexion, Konfliktbearbeitung,<br />

Konfliktprävention, Einstellung<br />

1. Der Raum wird z.B. mit einem Kreppband in zwei Hälften<br />

unterteilt. Die eine Wand bedeutet völlige Ablehnung, die<br />

gegenüberliegende Zustimmung. Dazwischen sind alle<br />

Positionen möglich. Wer sich nicht entscheiden kann, stellt<br />

sich in die Mitte.<br />

2. Die Seminarleitung liest eine Reihe von kurzen Situations-<br />

beschreibungen vor. Die Teilnehmer nehmen ihre Position<br />

ein. Der Seminarleiter fragt einige, warum sie diese oder<br />

jene Position gewählt haben. Die Positionen und Beiträge<br />

der Teilnehmer werden nicht kommentiert, auch sollten<br />

die Teilnehmer untereinander nicht kommunizieren. Jeder<br />

Teilnehmer sollte im Lauf der Übung einmal die Möglichkeit<br />

haben, seine Position zu erläutern.<br />

Ist das ein Konflikt für dich?<br />

▪ Du freust dich auf einen gemeinsamen Abend mit<br />

deinem Partner / deiner Partnerin. Zuhause ange<br />

kommen findest du einen Zettel vor: „Ich bin mit<br />

meinem Freund / meiner Freundin ins Kino ....“<br />

▪ In der Kantine beim Mittagessen: Du siehst eine Kol-<br />

legin / einen <strong>Kolleg</strong>en aus einer anderen Abtei -<br />

lung. Schon seit geraumer Zeit willst du mit ihr / ihm<br />

etwas besprechen. Du legst deine Papiere auf den Stuhl<br />

neben ihr / ihm und gehst zur Essensausgabe. Als du<br />

zurückkommst, sitzt eine andere / ein anderer auf<br />

„deinem“ Platz.<br />

© 2004 MitOst-Editionen


© 2004 MitOst-Editionen<br />

Konfliktmanagement<br />

▪ Du bittest eine <strong>Kolleg</strong>in / einen <strong>Kolleg</strong>en um Rat. Sie /<br />

Er sagt nicht sofort zu, wollte aber etwas später bei dir<br />

vorbeikommen und sich Zeit zu nehmen für dein<br />

Problem. Jetzt ist es kurz vor Feierabend und die Kol-<br />

legin / der <strong>Kolleg</strong>e hat sich immer noch nicht<br />

blicken lassen.<br />

▪ Nicos Vater liebt klassische Musik und lehnt Rockmusik<br />

ab. Sie haben aber nur einen CD-Player.<br />

▪ Bei einem Sportfest laufen Jan, Phillip und Marco im<br />

100-Meter-Lauf um die Wette. Jan will auf jeden Fall<br />

gewinnen.<br />

▪ Michael wirft eine Getränkedose auf die Wiese. Eine<br />

ältere Frau fordert ihn auf, sie in die Papierkorb zu<br />

werfen.<br />

▪ Herr Müller fährt in einem Kaufhaus mit dem Aufzug.<br />

Eine andere Kundin tritt ihm mit Stöckelschuhen auf die<br />

neuen Schuhe.<br />

▪ Ein Radfahrer fährt vorsichtig durch die Fußgängerzone.<br />

Ein Passant fordert ihn auf abzusteigen.<br />

▪ Auf einer Party ist eine schwangere Frau zu Gast. Da<br />

viele Gäste rauchen, fühlt sie sich unwohl und will<br />

gehen.<br />

3. Im Anschluss an die Übung wird anhand folgender<br />

Fragen weitergearbeitet:<br />

▪ Wie leicht oder schwer war es für dich, eine Position<br />

zu finden?<br />

▪ Bei welchen Themen war es besonders schwer?<br />

▪ Was haben wir in der Übung über Konflikte und unseren<br />

spontanen Umgang damit erfahren?<br />

M e t h o d e n H a n d b u c h 2 3 1<br />

10<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung


10<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />

Konfliktmanagement<br />

Beschreibung<br />

Ziele<br />

Rahmen<br />

2 3 2 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />

Die Teilnehmer üben das aktive Zuhören, indem sie in<br />

simulierten Streitgesprächen verschiedene Positionen<br />

einnehmen.<br />

Die Teilnehmer erfahren die Wechselwirkung zwischen<br />

Sender und Empfänger in einer Kommunikationssituation<br />

und reflektieren den Einfluss, den aktives Zuhören auf einen<br />

Gesprächsverlauf hat.<br />

Gruppengröße __ Kleingruppenarbeit<br />

Zeit __ 45 Minuten<br />

Raum __ Seminarraum<br />

Schlüsselbegriffe<br />

Durchführung<br />

A k t i v e s Z u h ö r e n<br />

Diskussionskultur, Konfliktbearbeitung<br />

1. Die Seminarleitung führt in die Übungssituation ein. Es<br />

geht um ein Streitgespräch in Kleingruppen, bei dem das<br />

aktive Zuhören geübt werden soll. In den Gruppen (zu je<br />

3 Teilnehmern) wird ein kontroverses Thema diskutiert,<br />

wobei jeder Diskutant zunächst das Argument des Ge-<br />

genübers sinngemäß wiederholt, bevor er das Gegenar-<br />

gument formuliert.<br />

Die Spielregeln werden durch ein Schaubild erklärt:<br />

▪ A argumentiert pro.<br />

▪ B wiederholt sinngemäß („Ich habe gehört ,dass...“;<br />

„Du meinst, dass...“).<br />

▪ A sagt, ob B das Argument richtig oder falsch wieder-<br />

gegeben hat. Ggf. kann B es noch einmal versuchen;<br />

wenn nötig, wiederholt A sein Argument.<br />

▪ B argumentiert dagegen.<br />

▪ A wiederholt das Gegenargument.<br />

▪ B bestätigt (siehe 3).<br />

▪ A verteidigt seine Position und argumentiert usw.<br />

Die 3. Person (C) beobachtet und ist Schiedsrichter und<br />

Spielleiter. Sie achtet auf die Einhaltung der Regeln und<br />

der Zeit (wichtig), beobachtet die argumentativen und<br />

körpersprachlichen Besonderheiten, gibt im Anschluss<br />

Rückmeldung. [15 Minuten]<br />

© 2004 MitOst-Editionen


© 2004 MitOst-Editionen<br />

Konfliktmanagement<br />

2. In den Kleingruppen werden nun möglichst „echte“<br />

Streitgespräche durchgeführt. Mögliche Pro-Kontra-<br />

Themen: Ökosteuer, NPD-Verbot, Rechtschreibreform,<br />

Frauenquote... Nach 3-4 Minuten findet ein kurzer Aus-<br />

tausch (2 Minuten) über die gemachten Erfahrungen statt.<br />

Wechsel, bis jeder jede Rolle eingenommen hat.<br />

[15 Minuten]<br />

3. Auswertung im Plenum: Kurze Rückmeldung<br />

▪ Was ist mir an mir aufgefallen?<br />

▪ Wie ist es mir als A und B / als C ergangen?<br />

Was bedeutet aktives Zuhören für meine Praxis?<br />

▪ Das Wiederholen klärt die Ausgangslage.<br />

▪ Die Methode versachlicht das Gespräch.<br />

▪ Die Methode, nimmt Geschwindigkeit heraus.<br />

▪ Die Argumentationsstränge werden kürzer<br />

und präg nanter.<br />

[15 Minuten]<br />

M e t h o d e n H a n d b u c h 2 3 3<br />

10<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung


10<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />

Konfliktmanagement<br />

Beschreibung<br />

Ziele<br />

Rahmen<br />

2 3 4 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />

Ein kleiner Teil der Seminargruppe diskutiert gewisser-<br />

maßen stellvertretend für alle Teilnehmer ein Thema oder<br />

einen Konflikt.<br />

Gruppengröße __ 20 Personen<br />

Zeit __ 45 Minuten<br />

Raum __ Seminarraum<br />

Schlüsselbegriffe<br />

Durchführung<br />

Erweiterungen und<br />

Alternativen<br />

D i s k u s s i o n i m I n n e n k r e i s<br />

Die Außenansicht auf die diskutierende Gruppe ermöglicht den<br />

übrigen Teilnehmern eine distanzierte Position zum Konflikt<br />

und erleichtert damit die Anerkennung der anderen Position.<br />

Konfliktbearbeitung<br />

1. Eine Gruppe von Teilnehmern sitzt in einem Innenkreis in<br />

der Mitte des Raumes und diskutiert den Konflikt oder ein<br />

Thema. Die restlichen Teilnehmer beobachten in einem<br />

großen Außenkreis schweigend die Diskussion. Der Innen-<br />

kreis kann dabei geschlossen sein oder einen freien Stuhl<br />

für Teilnehmer aus dem Außenkreis bereithalten, die sich<br />

kurzzeitig in den Innenkreis begeben wollen, um ein State-<br />

ment abzugeben. Danach gehen sie wieder in den Außen-<br />

kreis zurück. Die Zeit für eine solche Diskussion sollte eher<br />

knapp bemessen, die Themenstellung sehr konkret sein.<br />

[20 Minuten]<br />

2. Im Anschluss an die Diskussion kann es sinnvoll sein, den<br />

Beobachtern die Möglichkeit zu einem kurzen Feedback zu<br />

geben. Dabei soll die Diskussion aber nicht noch einmal<br />

eröffnet werden. [20 Minuten]<br />

Als Bearbeitungsform für Gruppenkonflikte (z.B.<br />

Muttersprachler – Nichtmuttersprachler) kann es auch<br />

sinnvoll sein, auf der einen Seite des Raumes je zwei<br />

Stühle gegenüberzustellen, die jeweils einer der beiden<br />

Konfliktparteien zugeordnet sind. Nun beginnen je zwei<br />

Vertreter der beiden Gruppen, stellvertretend den Konflikt<br />

zu diskutierten. Von den restlichen Teilnehmern können sich<br />

Einzelne einwechseln, indem sie zu einem Stuhl ihrer Seite<br />

gehen und den dort Sitzenden ablösen.<br />

© 2004 MitOst-Editionen


Beschreibung<br />

Ziele<br />

Rahmen<br />

© 2004 MitOst-Editionen<br />

Konfliktmanagement<br />

Die Teilnehmer knüpfen an eigene Erfahrungen an und lernen<br />

ihre Konfliktmuster und ihre gewöhnlichen Konfliktstrategien<br />

kennen.<br />

Dies ist zunächst keine interkulturelle Übung. Allerdings<br />

kann deutlich werden, dass die Teilnehmer der Gruppe<br />

in unterschiedlichen Konfliktkulturen / Streitkulturen<br />

aufgewachsen sind.<br />

Gruppengröße __ 20 Personen<br />

Zeit __ 1,5 Stunden<br />

Raum __ Seminarraum<br />

Material __ Papier und Stifte<br />

Schlüsselbegriffe<br />

Durchführung<br />

D a s e i g e n e K o n f l i k t f e l d<br />

Konfliktbearbeitung, Selbstreflexion, Identität,<br />

Konfliktprävention, Interkulturelle Kommunikation<br />

1. Die Teilnehmer zeichnen das persönliche Netz ihrer Bezie-<br />

hungen mit sich selbst in der Mitte und ihren Beziehungs-<br />

partnern um sie herum (Eltern, Geschwister, Ehepartner,<br />

Kinder, <strong>Kolleg</strong>en, evtl. auch Chef und Klienten...). Durch<br />

unterschiedliche Verbindungsstriche von sich zu den Bezie-<br />

hungspartnern machen sie kenntlich, wie die Beziehung ist:<br />

▪ „konfliktarm“ (= gerade Linie)<br />

▪ „mal so mal so“ (= Wellenlinie) oder<br />

▪ „konfliktreich“ (= gezackte Linie)<br />

Je stärker die Konflikte, desto steiler die Wellen- und ge-<br />

zackten Linien. [15 Minuten]<br />

2. Die Teilnehmer notieren ihre Konfliktlösungsstrategien mit<br />

den jeweiligen Parteien daneben:<br />

▪ Vermeiden (Flucht, Schutz)<br />

▪ Kämpfen (Sieg – Niederlage)<br />

▪ Aufgeben bzw. nachgeben (Erstarrung, Rückzug)<br />

▪ Aufarbeiten (Auseinandersetzen)<br />

[15 Minuten]<br />

3. Die Teilnehmer tauschen sich in Kleingruppen über folgen-<br />

de Fragen aus:<br />

▪ Welche ist die am häufigsten gewählte Strategie?<br />

▪ Wie ist man früher in der Familie mit Konflikten<br />

umge gangen?<br />

M e t h o d e n H a n d b u c h 2 3 5<br />

10<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung


10<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />

Konfliktmanagement<br />

Erfahrung<br />

2 3 6 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />

▪ Wie geht man im <strong>Kolleg</strong>enkreis mit Konflikten um?<br />

▪ Wie gehen die Teilnehmer heute in Ihrer Familie /<br />

Ihrem Bekanntenkreis mit Konflikten um?<br />

[30 Minuten]<br />

4. Es bietet sich an, aus den Berichten der Gruppen im<br />

Plenum ein Teilnehmer-Gespräch zu entwickeln, in das die<br />

Leitung Input zu folgenden Fragen einbringt:<br />

▪ Wer ist alles am Konflikt beteiligt?<br />

▪ Was spielt von außen in den Konflikt hinein?<br />

▪ Was spielt sich in mir ab?<br />

▪ Welche Konfliktlösungsstrategien dominieren in unter<br />

schiedlichen Streitkulturen?<br />

▪ Was haben diese mit Kultur zu tun?<br />

Die Konfliktlösungsstrategien können auch ethnische Hin-<br />

tergründe haben, sie haben aber vor allem auch mit der<br />

Schichtzugehörigkeit, dem Geschlecht, dem soziokulturel-<br />

len Background, … zu tun. [30 Minuten]<br />

Diese Übung ist ein guter Anstoß zur Selbstreflexion und zum<br />

Austausch über gemeinsame oder unterschiedliche Muster<br />

und Prägungen.<br />

© 2004 MitOst-Editionen


Beschreibung<br />

Ziele<br />

Rahmen<br />

© 2004 MitOst-Editionen<br />

Konfliktmanagement<br />

Spielerisch proben die Teilnehmer, wie kooperativ sie sich in<br />

Konfliktsituationen verhalten. Durch das Sprechverbot und<br />

die Kürze des Spiels werden die Teilnehmer zu spontanem<br />

Agieren gedrängt.<br />

Ziel der Übung ist die Sensibilisierung für das eigene<br />

Konfliktverhalten.<br />

Gruppengröße __ 20 Personen<br />

Zeit __ 45 Minuten<br />

Raum __ Seminarraum<br />

Material __ Gummibärchen, Stoppuhr<br />

Schlüsselbegriffe<br />

Durchführung<br />

A r m d r ü c k e n<br />

Konfliktbearbeitung, Selbstreflexion, Konfliktprävention,<br />

Interkulturelle Kommunikation<br />

1. Die Teilnehmer bilden gleich starke Paare und setzen sich<br />

an Tischen gegenüber. Es wird erklärt, dass die Übung<br />

wie das bekannte „Armdrücken“ funktioniert. Falls wider<br />

Erwarten einige das Armdrücken nicht kennen, wird es<br />

kurz demonstriert. Ab sofort darf nicht mehr gesprochen<br />

werden. [10 Minuten]<br />

2. Armdrücken. Alle Teilnehmer haben 60 Sekunden Zeit.<br />

Immer wenn es jemandem gelingt, den Arm des anderen<br />

nach unten zu drücken, wird dies mit einem Gummibär-<br />

chen belohnt. Ziel ist es, so viele Gummibärchen wie<br />

möglich zu bekommen. [1 Minute]<br />

3. Gewinnauszahlung. Die Gummibärchen werden sofort<br />

ausbezahlt. In der Regel bewegen sich die Gewinne zwi-<br />

schen 2 und 10 Gummibärchen pro Teilnehmer. Nur selten<br />

kommen die teilnehmenden Paare auf eine direkte Win-<br />

win-Strategie – vor allem, solange sich alle wirklich an das<br />

Schweigegebot halten. [10 Minuten]<br />

4. Demonstration einer kooperativen Win-win-Strategie, mit<br />

der also das Ziel, sehr viele Gummibärchen zu bekommen,<br />

schnell und einfach erreicht werden kann. Die Seminar-<br />

leiter setzen sich gegenüber und drücken, so schnell sie<br />

können, gegenseitig ihre Hand auf den Tisch. Das geht<br />

schnell, wenn der Partner keinen Gegendruck aufbringt.<br />

5. Diskussion: Verschiedene Wege, einen Konflikt zu lösen,<br />

werden am Beispiel „zwei wollen eine Orange“ diskutiert.<br />

M e t h o d e n H a n d b u c h 2 3 7<br />

10<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung


10<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />

Konfliktmanagement<br />

A r m d r ü c k e n : S t r a t e g i e n<br />

W e g d e s H a i f i s c h e s<br />

Denken: Ich will ein möglichst großes Stück und setze alle mir möglichen Mittel ein, um<br />

es zu bekommen – was der andere will, ist mir egal. Ich nehme keine Rücksicht.<br />

Wer bekommt was?<br />

Einer bekommt die Orange, der andere geht leer aus.<br />

Bedeutung: Einer gewinnt, der andere verliert.<br />

W e g d e r S c h i l d k r ö t e<br />

Denken: Ich will keinen Streit. Ich lasse mich auf keine Auseinandersetzung ein. Ich gehe<br />

dem Streit am liebsten aus dem Weg.<br />

Wer bekommt was?<br />

Wenn beide so denken, bekommt keiner die Orange.<br />

Bedeutung: Beide verlieren.<br />

W e g d e s F u c h s e s<br />

Denken: Wenn ich etwas hergebe und der andere auch, dann bekommen wir beide etwas,<br />

und es gibt auch keinen Streit. Wir müssen beide nachgeben.<br />

Wer bekommt was?<br />

Die Orange wird geteilt. Beide bekommen eine Hälfte.<br />

Bedeutung: Beide gewinnen und beide verlieren etwas (Kompromiss).<br />

W e g d e s Te d d y b ä r e n<br />

Denken: Ich streite mich doch nicht um so eine Kleinigkeit. Ich verzichte einfach, der Klü-<br />

gere gibt schließlich nach.<br />

Wer bekommt was?<br />

Der eine bekommt die Orange, der andere verzichtet.<br />

Bedeutung: Einer gewinnt, der andere verliert.<br />

W e g d e r E u l e<br />

Denken: Ich will möglichst viel bekommen, aber ich will auch, dass der andere möglichst<br />

viel bekommt. Wir versuchen gemeinsam, das Problem zu lösen.<br />

Wer bekommt was?<br />

Einer bekommt das Fruchtfleisch, weil er ein Glas Saft trinken will. Der andere bekommt<br />

die Schale, weil er einen Kuchen backen will und die Schale für das Aroma braucht.<br />

Bedeutung: Beide gewinnen. [30 Minuten]<br />

2 3 8 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />

© 2004 MitOst-Editionen<br />

Armdrücken


Beschreibung<br />

Ziele<br />

Rahmen<br />

© 2004 MitOst-Editionen<br />

Konfliktmanagement<br />

Gerade in Konfliktsituationen oder an Punkten, an denen<br />

es scheinbar nicht mehr weitergeht, kann die Analyse des<br />

Kraftfelds mit den Teilnehmern hilfreich sein.<br />

Die Teilnehmer werden beim Finden von Lösungsstrategien<br />

unterstützt.<br />

Gruppengröße __ beliebig<br />

Zeit __ 20 Minuten<br />

Raum __ Seminarraum<br />

Schlüsselbegriffe<br />

Durchführung<br />

K r a f t f e l d a n a l y s e<br />

Konfliktbearbeitung<br />

1. Die betroffenen Personen werden im Kleingruppenge-<br />

spräch zunächst nach dem Konflikt oder Problem gefragt.<br />

Ausgangspunkt sind die Fragen:<br />

▪ „Was ist das Problem?“, beziehungsweise<br />

▪ „ Was ist das Ziel?“<br />

2. Im Weiteren nennen die an der Situation Beteiligten<br />

jeweils<br />

▪ die sie hemmenden Faktoren und legen die drei<br />

wich tigsten sowie Maßnahmen zu deren<br />

Abschwächung fest<br />

▪ die sie fördernden Faktoren und legen die drei<br />

wichtigsten sowie Maßnahmen zu deren<br />

Verstärkung fest.<br />

Aus den genannten Punkten erarbeiten die Teilnehmer<br />

konkrete weitere Schritte.<br />

M e t h o d e n H a n d b u c h 2 3 9<br />

10<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung


10<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />

Konfliktmanagement<br />

Beschreibung<br />

Ziele<br />

Rahmen<br />

2 4 0 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />

Die Teilnehmer versuchen, in Rollenspielen die vier Arten des<br />

Umgangs mit Konflikten auszuprobieren.<br />

Die Übung soll dazu dienen, das eigene Rollenrepertoire<br />

zu erweitern.<br />

Gruppengröße __ 20 Personen<br />

Zeit __ 45 Minuten<br />

Raum __ Seminarraum<br />

Material __ Karten und Stifte<br />

Schlüsselbegriffe<br />

Durchführung<br />

U m g a n g m i t K o n f l i k t e n : D o m i n a n z -<br />

F l u c h t - N a c h g e b e n - B e a r b e i t e n<br />

Konfliktprävention, Konfliktbearbeitung, Selbstreflexion<br />

1. Die Teilnehmer sammeln auf Zuruf oder auf Karten in<br />

Kleingruppen unterschiedliche Umgangsweisen mit Kon-<br />

flikten. Diese werden dann so zusammengefasst, dass<br />

vier typische Umgangsformen übrig bleiben, bewährt<br />

haben sich Dominanz – Flucht – Nachgeben – Bearbeiten.<br />

Alternativ könnte auch mit Macht – Aus dem Weg gehen<br />

– Kompromiss – Dritter Weg gearbeitet werden.<br />

[15 Minuten]<br />

2. Die vier Umgangsformen werden nun in vier Ecken auf<br />

die Bühne gelegt. Die Teilnehmer sollen sich spontan<br />

zuordnen, so dass vier ungefähr gleich große Gruppen<br />

entstehen.<br />

Diese Gruppen haben ein paar Minuten die Aufgabe zu<br />

überlegen, warum „ihre“ Umgangsart die beste von allen<br />

ist. So angewärmt vertreten sie nun in einem offenen<br />

Streitgespräch ihre Position. Sie sind dabei zu ermutigen,<br />

dies ruhig mit einiger Vehemenz zu tun und etwas zu<br />

übertreiben. Die Übung soll auch Spaß machen.<br />

Nach einigen Minuten wechseln alle Gruppen zu einer<br />

anderen Umgangsweise und vertreten nun diese als die<br />

einzig wahre. Am Ende sollen alle Teilnehmer in allen vier<br />

Ecken gewesen sein. [15 Minuten]<br />

3. Auswertung im Stuhlkreis:<br />

▪ Was ist euch aufgefallen?<br />

▪ Was ist euch leicht/schwer gefallen?<br />

▪ Gibt es kulturelle Besonderheiten?<br />

[15 Minuten]<br />

© 2004 MitOst-Editionen


Erfahrung<br />

© 2004 MitOst-Editionen<br />

Konfliktmanagement<br />

Diese Übung erfordert sehr spontanes und kreatives<br />

Agieren. Das kann dazu führen, dass Nicht-Muttersprachler<br />

Schwierigkeiten haben, sich zu beteiligen.<br />

M e t h o d e n H a n d b u c h 2 4 1<br />

10<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung


10<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />

Konfliktmanagement<br />

Beschreibung<br />

Ziele<br />

Rahmen<br />

Gruppengröße __ 20 Personen<br />

Zeit __ 45 Minuten<br />

2 4 2 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />

Es geht um die Einführung einer Anerkennungs- und Kritik- /<br />

Feedbackkultur im Seminar.<br />

Raum __ Seminarraum<br />

Den Teilnehmern soll bewusst werden, was Anerkennung<br />

und Kritik sind. Über den „Gegenbegriff“ Abwertung<br />

soll verdeutlicht werden, was Kritik eigentlich bedeutet.<br />

Außerdem kann später darauf hingewiesen werden, wenn<br />

sich jemand abwertend äußert. Der Begriff „Toleranz“ ist<br />

nicht im eigentlichen Sinn ein Gegenbegriff. Trotzdem ist eine<br />

Abgrenzung von ihm hilfreich, um den eigentlichen Gehalt von<br />

„Anerkennung“ zu verstehen.<br />

Material __ Karten und Stifte<br />

Schlüsselbegriffe<br />

Durchführung<br />

A n e r k e n n u n g - T o l e r a n z , A b w e r t u n g -<br />

K r i t i k<br />

Konfliktprävention, Begriffserläuterung, Feedback<br />

1. Die vier Begriffe werden auf den Boden gelegt, die Teilneh-<br />

mer ordnen sich einem der vier zu und bilden so ungefähr<br />

gleich große Gruppen. Sie bekommen die Aufgabe, den<br />

Begriff zu beschreiben und wichtige Merkmale auf 4-5<br />

Karten zu schreiben. [15 Minuten]<br />

2. In einem zweiten Schritt sollen sie eine Skulptur zu dem<br />

Begriff bilden. Bei theaterpädagogisch ungeübten Gruppen<br />

bedarf es hier unter Umständen einiger Vorübungen.<br />

In jedem Fall sollte man das kurz vormachen und dabei<br />

sowohl die Möglichkeit einer realen Skulptur (konkrete<br />

Situation) als auch einer eher künstlerisch-fiktiven Umset-<br />

zung offen halten. Wenn Gruppen zu lange nur am Reden<br />

sind, sollte man sie auffordern, einfach mal etwas auszu-<br />

probieren.<br />

Danach gehen alle vier Gruppen in die einzelnen „Zimmer“<br />

des „Museums“, in dem die Skulpturenausstellung statt-<br />

findet. Eine Gruppe baut ihre Skulptur auf, die anderen<br />

Teilnehmer können laut aussprechen, was sie sehen. Va-<br />

riante: die anderen Teilnehmer stellen sich hinter einzelne<br />

Personen in der Skulptur und sprechen laut ihre Vermu-<br />

tung darüber aus, was diese Person denkt. [15 Minuten]<br />

© 2004 MitOst-Editionen


© 2004 MitOst-Editionen<br />

Konfliktmanagement<br />

3. Auswertung im Stuhlkreis: Die einzelnen Begriffe wer-<br />

den besprochen, indem die Karten auf den Boden gelegt<br />

werden und das Geschriebene im Zusammenhang mit der<br />

Skulptur diskutiert wird. Vielleicht kommen dabei noch<br />

neue Impulse auf, die auf andersfarbigen Karten dazuge-<br />

legt werden. [15 Minuten]<br />

M e t h o d e n H a n d b u c h 2 4 3<br />

10<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung


10<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />

Konfliktmanagement<br />

Beschreibung<br />

Ziele<br />

Rahmen<br />

2 4 4 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />

In Skulpturen beschreiben die Teilnehmer Formen von Macht<br />

und Ohnmacht.<br />

Gruppengröße __ 20 Personen<br />

Zeit __ 45 Minuten<br />

Raum __ Seminarraum<br />

Schlüsselbegriffe<br />

Durchführung<br />

M a c h t - O h n m a c h t - W i p p e<br />

Diese Körperübungen sollen auf eine andere, vor allem<br />

auch nonverbale Art Erfahrungen von Macht und Ohnmacht<br />

erlebbar und damit bearbeitbar machen.<br />

Konfliktprävention, Konfliktbearbeitung, Selbstreflexion<br />

1. Vorübung: Je zwei Teilnehmer stehen einander gegenüber,<br />

einer hält dem anderen seine Handfläche in einem<br />

Abstand von ca. 20 cm vors Gesicht. So führt er ihn<br />

durch den Raum. Nach einer Weile wechseln die Rollen.<br />

Variante: der Führende zieht den Partner an einem vorge-<br />

stellten Nasenring.<br />

Im Anschluss erfolgt eine Auswertung zu zweit: Wie ging<br />

es mir als Führender, als Geführter? Stichworte: Macht<br />

– Ohnmacht – Vertrauen... [10 Minuten]<br />

2. In Dreiergruppen: Zwei Spieler (S1 und S2) schütteln sich<br />

die Hände, frieren ein. S3 schaut zu. Ein Spieler (S1) geht<br />

aus dem Bild, der andere (S2) bleibt eingefroren stehen.<br />

S3 deutet diese Körperposition neu und ergänzt entspre-<br />

chend das Bild mit einer neuen Position. S2 darf dabei<br />

nicht verändert werden. Nun geht S2 aus dem Bild und<br />

S3 bleibt eingefroren stehen. S1 deutet die Körperposition<br />

von S3 neu und ergänzt entsprechend das Bild usw.<br />

[10 Minuten]<br />

3. In der nächsten Runde soll die sich einwechselnde Person<br />

immer eine mächtigere Körperposition einnehmen als ihr<br />

Gegenüber. Zwei Spieler (S1 und S2) schütteln sich die<br />

Hände, S1 geht aus dem Bild und S3 ergänzt es auf eine<br />

Weise, dass er die Macht des anderen (S2) bricht. S1<br />

entscheidet, wann S3 die Macht von S2 gebrochen hat,<br />

wechselt dann in die inzwischen unterlegene Position von<br />

S2 und bricht die Macht von S3. S2 entscheidet, wann dies<br />

gelungen ist, wechselt daraufhin in die dann unterlegene<br />

Position von S1, verändert die Position usw. [10 Minuten]<br />

© 2004 MitOst-Editionen


© 2004 MitOst-Editionen<br />

Konfliktmanagement<br />

4. Auf ein Klatschen der Leitung hin frieren alle drei die<br />

aktuelle Skulptur ein. Die Person, die nun an der Reihe ist,<br />

versucht eine Position einzunehmen, die die Macht bricht,<br />

ohne selbst mächtiger zu sein, also einen Weg zu finden,<br />

den Kreislauf zu durchbrechen.<br />

5. Auswertung zunächst in den Dreiergruppen: Rollenfeed-<br />

back und Assoziationen aus dem eigenen Alltag:<br />

▪ Welche Formen von Macht haben wir ausprobiert?<br />

▪ Was kenne ich?<br />

▪ Was ist mir leicht? Was ist mir schwer gefallen?<br />

▪ Wie lässt sich Macht brechen?<br />

Im Plenum wird das Wesentliche gesammelt. [15 Minuten]<br />

M e t h o d e n H a n d b u c h 2 4 5<br />

10<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung


10<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />

Konfliktmanagement<br />

Beschreibung<br />

Ziele<br />

Rahmen<br />

2 4 6 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />

Schwelende, unausgesprochene Konflikte in der Gruppe sollen<br />

explizit gemacht werden.<br />

Alle müssen sich zeigen, jeder muss sich zu dem Konflikt<br />

verhalten, „Stellung beziehen“. Über die zunächst nonverbale<br />

Form werden eine schnelle Eskalation oder Abwertungen<br />

eher vermieden. Es wird dabei noch kein Konflikt bearbeitet,<br />

er wird eher bearbeitbar gemacht, indem die Gruppe in eine<br />

Lage gebracht wird, in der sie Verantwortung übernimmt.<br />

Manchmal genügt dies schon, um etwas in Bewegung zu<br />

bringen.<br />

Es geht zunächst um eine Klärung der Relevanz des Konflikts<br />

für die Gruppe als Gesamtes, aber auch für jeden Einzelnen<br />

in der Gruppe. Soziometrische Methoden sind aufdeckende<br />

Methoden, sie machen sichtbar, was die meisten ahnen, aber<br />

niemand ausspricht.<br />

Gruppengröße __ 20 Personen<br />

Zeit __ 20 Minuten<br />

Raum __ Seminarraum<br />

Schlüsselbegriffe<br />

Durchführung<br />

P o s i t i o n b e z i e h e n<br />

Konfliktbearbeitung<br />

1. Alle Teilnehmer nehmen – ohne miteinander zu reden –<br />

gleichzeitig einen Platz ein, der ausdrückt, wie sie sich zur-<br />

zeit in Bezug auf einen Konflikt fühlen. Der Konflikt kann<br />

dabei durch einen Stuhl in der Mitte des Raumes symbo-<br />

lisiert werden. Die Entfernung zum Stuhl, die Zu- oder<br />

Abgewandtheit zu ihm (oder auch zu einem Fenster oder<br />

der Tür…) wie auch die Körperhaltung/Gestik sind mögli-<br />

che Ausdrucksformen. Alle Teilnehmer haben genug Zeit,<br />

ihre Position zu finden und auszuprobieren. Nun können<br />

einzelne Teilnehmer, die sich z.B. von der Gruppe abge-<br />

wandt haben und diese daher nicht sehen, von der Leitung<br />

ausgewechselt werden und z.B. von einem Stuhl herab<br />

die Szene betrachten. Wenn diese Methode zum gleichen<br />

Konflikt zu einem späteren Zeitpunkt wiederholt wird,<br />

können die Teilnehmer gebeten werden, noch einmal in die<br />

Position vom letzten Mal zurückzugehen und sich dann in<br />

Zeitlupe wieder in die neue Position zu bewegen.<br />

[10 Minuten]<br />

© 2004 MitOst-Editionen


© 2004 MitOst-Editionen<br />

Konfliktmanagement<br />

2. Im Anschluss kann jeder, der will, in einem sehr kurzen<br />

Statement wiedergeben, warum er so steht. Entweder<br />

noch im Stehen oder in einem abschließenden Stuhlkreis<br />

kann gemeinsam festgehalten werden, was das Gesamt-<br />

bild ausdrückt.<br />

Denkbar ist auch, dass nun alle, die wollen, etwas sym-<br />

bolisch in die Mitte legen, was sie loswerden müssen, um<br />

wieder arbeitsfähig zu sein (z.B. Wut, Ratlosigkeit, Unklar-<br />

heit). [10 Minuten]<br />

M e t h o d e n H a n d b u c h 2 4 7<br />

10<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung


10<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />

Konfliktmanagement<br />

Beschreibung<br />

Ziele<br />

Rahmen<br />

2 4 8 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />

Irgendetwas läuft schief im Seminar. Die Seminarleiter<br />

stehen in der Pause im Eck und überlegen, was los ist. Soll<br />

man die Spannung (oder den wahrgenommenen Widerstand,<br />

die Störung…) ansprechen oder nicht? Die Gruppe nimmt<br />

das natürlich ebenfalls wahr, kann aber nur ahnen, worüber<br />

gesprochen wird.<br />

Unausgesprochenes wirkt so oder so – und meistens eher<br />

negativ. Die Veröffentlichung des eigenen Unbehagens öffnet<br />

auch die Teilnehmer, sich mit dem Thema auseinander zu<br />

setzen. Indem verschiedene Wahrnehmungen veröffentlicht<br />

werden, müssen sich die anderen ebenfalls mit verschiedenen<br />

möglichen Positionen und Wahrnehmungen beschäftigen.<br />

Die Veröffentlichung auch eigener Unsicherheit durch die<br />

Leitung ermutigt auch die Teilnehmer zu einer offeneren<br />

Feedbackkultur.<br />

Gruppengröße __ 20 Personen<br />

Zeit __ 10 Minuten<br />

Raum __ Seminarraum<br />

Schlüsselbegriffe<br />

Durchführung<br />

R e f l e c t i n g T e a m<br />

Konfliktbearbeitung, Feedback, Konfliktprävention<br />

1. Ein Pausengespräch der Seminarleiter wird den Teil-<br />

nehmern spontan „vorgespielt“. Dies wird angekündigt,<br />

indem den Teilnehmern mitgeteilt wird: „Ihr habt vielleicht<br />

gesehen, dass wir uns in der Pause über die Gruppe un-<br />

terhalten haben. Wir wollen euch das nun mal vorspielen,<br />

weil wir glauben, dass es besser ist, so etwas dann auch<br />

öffentlich zu machen, wenn man über andere spricht.“<br />

Nun tauschen sich die Seminarleiter darüber aus, wie sie<br />

die Situation in der Gruppe wahrnehmen. Sie beachten<br />

dabei die Runde nicht, sondern tun so, als wären sie allein.<br />

Dabei kann auch ein Entscheidungsfindungsprozess trans-<br />

parent gemacht werden (beispielsweise, wenn die Semi-<br />

narleiter in der Pause beschlossen haben, das Programm<br />

umzustellen). [5 Minuten]<br />

2. Wenn das Gespräch beendet ist, wenden sich die Seminar-<br />

leiter wieder den Teilnehmern zu. Nun können die Teilneh-<br />

mer dazu etwas sagen. Es muss aber auch keine große<br />

Diskussion geben. Auch hier gilt, dass alleine die Veröf-<br />

fentlichung schon etwas in Bewegung setzen kann.<br />

[15 Minuten]<br />

© 2004 MitOst-Editionen


Beschreibung<br />

Ziele<br />

Rahmen<br />

© 2004 MitOst-Editionen<br />

Konfliktmanagement<br />

In einer Begegnung findet viel mehr statt, als wir auf den<br />

ersten Blick wahrnehmen. In uns redet ein vielstimmiger<br />

Chor mit den unterschiedlichsten Aufforderungen und<br />

Warnungen auf uns ein. Das, was wir tun und sagen, ist das<br />

Offensichtliche, vieles bleibt ungetan und ungesagt und ist<br />

doch in der Situation präsent und für das Gegenüber spürbar.<br />

Gerade das, was nur gespürt wird, kann aber – gerade in der<br />

interkulturellen Begegnung – zu Verunsicherung führen.<br />

Diese Übung, in der ein typischer Fall auf der „Bühne“ des<br />

Seminarraums aufgestellt und bearbeitet wird, soll den<br />

Teilnehmern helfen, sich die Stimmen in einem selbst,<br />

aber auch die vorgestellten und erspürten Stimmen in den<br />

Interaktionspartnern bewusst zu machen. Dies kann helfen,<br />

in ähnlichen Situationen sicherer und gelassener zu sein. Die<br />

eigene Vielstimmigkeit zu erkennen kann helfen, sie auch<br />

beim Gegenüber wahrzunehmen und zu akzeptieren.<br />

Die Arbeit an den Rollen setzt gleichzeitig innerhalb des<br />

Subjekts und innerhalb der Gruppe an. Sie veranschaulicht<br />

die Vielfalt kultureller Prägungen in einer konkreten<br />

Interaktionssituation.<br />

Gruppengröße __ 20 Personen<br />

Zeit __ 60 Minuten<br />

Raum __ Seminarraum<br />

Material __ Plakate und Stifte<br />

Schlüsselbegriffe<br />

wichtig<br />

Durchführung<br />

R o l l e n i n S e m i n a r e n<br />

Interkulturelle Kommunikation, Konfliktbearbeitung,<br />

Selbstrefexion<br />

Die Übung sollte nur von erfahrenen Seminarleitern<br />

durchgeführt werden, da die bearbeiteten Konflikte zunächst<br />

auch verschärft werden können.<br />

1. Alle Teilnehmer werden aufgefordert, sich zur Einstimmung<br />

auf die Übung in die Rolle eines anderen Teilnehmers zu<br />

versetzen: „Erinnere dich an eine konkrete Seminarsituati-<br />

on, die dir spontan einfällt. Es muss nicht die schwierigste<br />

sein, aber vielleicht auch nicht das Highlight des Jahres…“<br />

Im Anschluss sollen die Teilnehmer in Einzelarbeit auf<br />

einem Blatt Papier einen Kreis für sich und einen für die<br />

Gruppe zeichnen und spontan nicht ausgesprochene Ge-<br />

danken hinter beide Kreise notieren. Diese inneren Stim-<br />

M e t h o d e n H a n d b u c h 2 4 9<br />

10<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung


10<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />

Konfliktmanagement<br />

2 5 0 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />

men sind ein weiter „Blumenstrauß“ von unterschiedlichen<br />

Rollen, Erwartungen und Gefühlen. Was ging auf beiden<br />

Seiten in dieser Situation vor? [15 Minuten]<br />

2. Die Teilnehmer kommen zurück ins Plenum und einigen<br />

sich auf eine Konfliktsituation. Es geht z.B. um eine Inter-<br />

aktion zwischen zwei Beteiligten, in diesem Fall zwischen<br />

einem Seminarleiter und einem Teilnehmer. Stellvertretend<br />

für beide stehen sich zwei Stühle gegenüber. Die Gruppe<br />

setzt sich in einem Halbkreis um eine offene Fläche im<br />

Seminarraum, die die „Bühne“ ist.<br />

3. Der Übungsleiter beginnt: Welche verschiedenen inne-<br />

ren Stimmen bewegen ihn in dieser Rolle? Welche Rollen<br />

nimmt er ein?<br />

Der Übungsleiter fordert die Teilnehmer auf, sich nachein-<br />

ander hinter den Seminarleiterstuhl zu stellen und in der<br />

Ich-Form mögliche Gedanken, innere Stimmen des Leiters<br />

in dieser Interaktion zu äußern. Das sollen immer nur ein<br />

paar Sätze sein, am besten als konkrete Aufforderung<br />

oder Warnung. „Tu dies, pass auf davor ...“. Wer seine<br />

Sätze gesagt hat, bleibt auf der Bühne stehen. Es kann<br />

hilfreich sein, zunächst ein Beispiel zu geben, damit die<br />

Teilnehmer diese Aufgabe verstehen.<br />

Wenn niemandem mehr etwas einfällt, kann man zur<br />

Erinnerung noch mal alle Aussagen in Drei-Wort-Sätzen<br />

wiederholen lassen. Möglich ist es auch, eine Stellwand<br />

hinter den Paten zu stellen und darauf die Drei-Wort-Sätze<br />

aufschreiben zu lassen.<br />

Jetzt werden nach dem gleichen Muster auch die inneren<br />

Stimmen des Seminarteilnehmers aufgestellt.<br />

Sind die Gruppen groß genug, dass noch alle Stimmen auf<br />

der Bühne stehen, kann man jetzt die Situation noch ein-<br />

mal beleben. Alle Stimmen reden wiederholend und ihre<br />

Rollen etwas ausschmückend auf die beiden ein.<br />

[15 Minuten]<br />

4. Auswertung: Noch auf der Bühne wird das Konfliktpoten-<br />

zial der Rollen untersucht. Besonders bei interkulturellen<br />

Seminaren und Konflikten bietet es sich an, die einzelnen<br />

Teilnehmer in ihren Rollen nach kulturellen Rollenanteilen<br />

zu befragen. Gibt es diese Rolle in gleicher Form in allen<br />

beteiligten Kulturen, wird sie jeweils anders verstanden,<br />

ausgeprägt?<br />

© 2004 MitOst-Editionen


Erfahrung<br />

© 2004 MitOst-Editionen<br />

Konfliktmanagement<br />

Welche Rollen könnten leicht miteinander in Konflikt gera-<br />

ten, und zwar aufgrund:<br />

▪ unterschiedlicher Rollen innerhalb der Gruppe<br />

▪ unterschiedlicher Rollen im Seminarleiterteam / unter<br />

schiedlicher Rollenanteile in einer Person<br />

▪ bestimmter gegensätzlicher Rollen zwischen Leitung<br />

und Gruppe?<br />

Nun setzen sich alle wieder in den Stuhlkreis. Einzelne<br />

Stimmen können eine Rückmeldung geben, wie es ihnen<br />

in der Rolle ging. Es folgen offene Fragen in die Runde:<br />

▪ Wem kam das bekannt vor?<br />

▪ Was ist mir an den Gedanken aufgefallen?<br />

▪ Waren sie speziell ängstlich, mutig, usw.?<br />

▪ Wer hat die eigene Situation ganz anders erlebt?<br />

▪ Welche interkulturellen Unterschiede werden hier<br />

deut lich?<br />

[30 Minuten]<br />

Durch das Hineinversetzen in die Rolle des anderen, wird der<br />

Konflikt entschärft indem Distanz zur persönlichen Ebene<br />

geschaffen wird.<br />

M e t h o d e n H a n d b u c h 2 5 1<br />

10<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung


10<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />

Konfliktmanagement<br />

Beschreibung<br />

Ziele<br />

Rahmen<br />

Gruppengröße __ 20 Personen<br />

Zeit __ 20 Minuten<br />

Raum __ Seminarraum<br />

Schlüsselbegriffe<br />

Durchführung<br />

2 5 2 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />

Z w e i S t ü h l e - z w e i R o l l e n<br />

Die Übung kann spontan als Kurzintervention in verschiedenen<br />

Settings eingesetzt werden, und zwar immer dann, wenn in<br />

einem Konflikt auch verschiedene Rollen einer Person von<br />

Bedeutung sind. Beispielsweise in einem Konflikt zwischen<br />

einem Teilnehmer und einem Leiter.<br />

Jeder Stuhl steht für eine Rolle. Wenn ich auf einem Stuhl<br />

sitze, versetze ich mich in diese Rolle, wenn ich den Stuhl<br />

wechsle, wechsle ich auch die Rolle. Dies soll helfen,<br />

Rollenkonfusion zu vermeiden oder zu entwirren.<br />

Konfliktbearbeitung<br />

1. Es werden den Konfliktparteien jeweils zwei<br />

Rollen zugeordnet.<br />

2. Ein zusätzlicher Stuhl wird neben den Stuhl gestellt, auf<br />

dem man selbst oder eine der Konfliktparteien sitzt, bei<br />

der es gilt, eine Rollenkonfusion zu vermeiden. Beide<br />

Stühle werden nun einer der angesprochenen Rollen zu-<br />

geordnet (Seminarteilnehmer – Muttersprachler; Semi-<br />

narleiter – Freund). Ab jetzt soll die betreffende Person<br />

immer darauf achten, von welchem der beiden (oder auch<br />

mehreren) Stühle aus sie spricht. Genauso müssen sich<br />

der oder die andere/n, die sie ansprechen, entscheiden,<br />

welchen Stuhl/welche Rolle sie ansprechen.<br />

3. Es ist keine spezielle Auswertung notwendig. Eventuell<br />

kann am Ende gefragt werden, ob die Übung hilfreich war.<br />

© 2004 MitOst-Editionen


Beschreibung<br />

Ziele<br />

Rahmen<br />

© 2004 MitOst-Editionen<br />

Konfliktmanagement<br />

Alle möglichen Konstellationen, beispielsweise die<br />

Konstellation Muttersprachler – Nichtmuttersprachler, sind<br />

denkbar. Die Übung ist besonders dann sinnvoll, wenn sich<br />

zwischen den Konfliktparteien eine ständige gegenseitige<br />

Abwertung etabliert hat. Interesse an einer Bearbeitung des<br />

Konflikts wird vorausgesetzt. Die Übung eignet sich zum<br />

Einsatz im Anschluss an einen Gruppenrollentausch.<br />

Über die Einführung einer nicht abwertenden Feedbackkultur<br />

werden neue Möglichkeiten geschaffen, wieder aufeinander<br />

zuzugehen.<br />

Gruppengröße __ 20 Personen<br />

Zeit __ 45 Minuten<br />

Raum __ Seminarraum<br />

Material __ Karten und Stifte<br />

Schlüsselbegriffe<br />

wichtig<br />

Durchführung<br />

F e e d b a c k z w i s c h e n G r u p p e n<br />

Konfliktbearbeitung, Feedback<br />

Die Übung ist nicht geeignet, wenn der Konflikt schon offen<br />

ausgebrochen ist und auf einer oder beiden Seiten starke<br />

emotionale Verletzungen zu spüren sind. Die Seminarleiter<br />

müssen im Vorfeld abklären oder darauf vertrauen können,<br />

dass das Interesse an einer Konfliktlösung so deutlich ist,<br />

dass die Beteiligten die Übung nicht als Bühne für erneute<br />

Kränkungen nutzen.<br />

1. Wenn nötig, wird soziometrisch geklärt, wer zu welcher<br />

Gruppe gehört (in einem Gruppenkonflikt zwischen „Alten“<br />

und „Jungen“ kann es sein, dass es eine Gruppe der „Mitt-<br />

leren“ gibt).<br />

Die Gruppen ziehen sich zurück und bekommen den Auf-<br />

trag, jeweils auf 4-6 Karten zu schreiben, was sie an der<br />

(oder den) anderen Gruppe(n) schätzen und auf 4-6 Kar-<br />

ten, was sie sich von ihr (ihnen) wünschen. [20 Minuten]<br />

2. Nun sitzen sich die zwei (oder drei) Gruppen gegenüber,<br />

eine Gruppe beginnt, indem sie ihre Zettel vor die andere<br />

Gruppe auf den Boden legt und sie vorliest, zunächst die<br />

wertschätzenden Rückmeldungen und dann die als Wunsch<br />

formulierte kritische Rückmeldung. Genauso verfährt (ver-<br />

fahren) dann die andere(n) Gruppe(n). Die Rückmeldun-<br />

gen werden nicht kommentiert. [15 Minuten]<br />

M e t h o d e n H a n d b u c h 2 5 3<br />

10<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung


10<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />

Konfliktmanagement<br />

2 5 4 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />

3. Auswertung: Zum Schluss können alle sagen, was sie<br />

überrascht hat, was sie freut oder ärgert. Unter Umstän-<br />

den können einzelne Karten benannt werden, bei denen<br />

offensichtlich noch weiterer Klärungsbedarf besteht. Diese<br />

Karten können danach z.B. in einer Innenkreisdiskussion<br />

bearbeitet werden. [10 Minuten]<br />

© 2004 MitOst-Editionen


Beschreibung<br />

Ziele<br />

Rahmen<br />

Gruppengröße __ 20 Personen<br />

Zeit __ 45 Minuten<br />

Raum __ Seminarraum<br />

Schlüsselbegriffe<br />

wichtig<br />

Durchführung<br />

© 2004 MitOst-Editionen<br />

G r u p p e n r o l l e n t a u s c h<br />

Konfliktmanagement<br />

Die Seminargruppe ist in zwei Lager gespalten. Der Konflikt<br />

ist schon eine Weile am Gären, aber noch nicht verhärtet.<br />

Insgesamt ist noch eine Atmosphäre spürbar, in der alle etwas<br />

Gemeinsames wollen und ein Interesse daran haben, als<br />

Gruppe arbeitsfähig zu bleiben.<br />

Ein Perspektivwechsel soll beide Seiten öffnen, die eigene<br />

Wahrnehmung des Konflikts nicht mehr als die einzig mögliche<br />

zu betrachten. Auch dies ist noch keine Lösung, kann aber<br />

eine Dynamik bringen oder auch eine unheilsame Dynamik<br />

in eine neue Richtung lenken. Letztlich geht es auch hier<br />

darum, die Teilnehmer dazu zu bewegen, selbst ihren Teil der<br />

Verantwortung für den Konflikt anzuerkennen.<br />

Konfliktbearbeitung<br />

Die Übung sollte nur von erfahrenen Seminarleitern<br />

durchgeführt werden, da die bearbeiteten Konflikte zunächst<br />

auch verschärft werden können.<br />

1. Zunächst werden die beiden „Lager bzw. Positionen“<br />

benannt, und alle sollen sich zuordnen. Unter Umstän-<br />

den bildet sich eine dritte Gruppe der Unentschiedenen.<br />

Einfacher ist es, wenn sich alle zumindest für diese kleine<br />

Übung zuordnen.<br />

Nun werden die Gruppen aufgefordert, sich in die Rolle der<br />

anderen Gruppe zu versetzen und sich zunächst unter sich<br />

als Gruppe (im Raum stehend) auszutauschen, wie diese<br />

Gruppe sich selbst und ihre Gegenüber wahrnimmt und<br />

was sie zu diesem Konflikt zu sagen hat. [15 Minuten]<br />

2. Nach dieser Anwärmung beginnt eine Gruppe (bei offen-<br />

sichtlicher Machtungleichheit die vermeintlich schwäche-<br />

re), den Konflikt, die Selbst- und Fremdwahrnehmung<br />

darzustellen, die anderen antworten darauf, es kommt zu<br />

einem Schlagabtausch. Wichtig ist, dass die Teilnehmer<br />

in der Ich-Form reden, also tatsächlich in den Worten<br />

der anderen. Das darf auch – muss aber nicht – etwas<br />

übertrieben sein und kann ein paar mal hin und her gehen,<br />

allerdings sollte es nicht in Klamauk ausarten.<br />

M e t h o d e n H a n d b u c h 2 5 5<br />

10<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung


10<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />

Konfliktmanagement<br />

2 5 6 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />

Sollte es eine dritte Gruppe der Unentschiedenen oder<br />

Unbeteiligten geben, kann diese entweder zuschauen<br />

(dann sollten sie sich in der Anwärmungsphase ebenfalls<br />

darüber austauschen, wie sie den Konflikt bisher wahrge-<br />

nommen haben, nach der Spielphase können sie dann ihre<br />

Beobachtungen veröffentlichen), oder aber sie werden als<br />

in welcher Form auch immer Beteiligte mit in die Übung<br />

integriert und es findet ein doppelter Wechsel statt, so<br />

dass jede Gruppe sich in beide anderen Rollen versetzt.<br />

[15 Minuten]<br />

3. Auswertung: Alle sitzen wieder im Kreis und berichten,<br />

wie es ihnen bei der Übung ging. Unter Umständen ist es<br />

sinnvoll, vor das Plenum kleinere Gruppen vorzuschalten.<br />

Entweder tauschen sich die „Lager“ zunächst intern aus,<br />

oder der Austausch findet in Partnergesprächen statt.<br />

Denkbar ist es auch, dass sich hier schon jeweils eine<br />

Person aus einer Gruppe mit einer Person aus der ande-<br />

ren zusammensetzt und sie zu zweit über diese Erfahrung<br />

reden. Dabei kann vorgegeben werden, dass zunächst<br />

die eine Person drei Minuten lang erzählt und die andere<br />

Person nur nachfragt und dann umgekehrt. [15 Minuten]<br />

© 2004 MitOst-Editionen


Beschreibung<br />

Ziele<br />

Rahmen<br />

© 2004 MitOst-Editionen<br />

Konfliktmanagement<br />

Ein Problem bzw. Konflikt wird aus drei verschiedenen<br />

Perspektiven beschrieben.<br />

Durch diese Übung soll die Sichtweise auf Probleme oder<br />

Konflikte verflüssigt werden, es sollen Lösungen vorbereitet<br />

werden. Durch arbeitsteilige Fokussierung wird dieser Prozess<br />

gleichzeitig beschleunigt.<br />

Gruppengröße __ 20 Personen<br />

Zeit __ 60 Minuten<br />

Raum __ Seminarraum<br />

Material __ Papier und Stifte<br />

Schlüsselbegriffe<br />

Durchführung<br />

P r o b l e m l ö s e z w i e b e l<br />

Konfliktbearbeitung<br />

1. Es werden drei Gruppen gebildet:<br />

▪ eine problembeschreibende (diejenigen, die die größte<br />

Erwärmung für das Problem haben)<br />

▪ eine hypothesenbildende und<br />

▪ eine Lösungen vorschlagende Gruppe.<br />

Sie werden in Kreise gesetzt, uns zwar a) in die Mitte, b)<br />

drum herum (Innenkreis), c) in den Außenkreis.<br />

[10 Minuten]<br />

2. Die Problemgruppe beschreibt die Situation mit allen ihren<br />

Dimensionen (auch Gefühle!). Der Seminarleiter kann<br />

Fragen stellen. Die Hypothesengruppe hört zu und notiert<br />

sich Hypothesen (Annahmen, Konstruktionen): Warum<br />

besteht das Problem? Warum wird es aufrechterhalten? ...<br />

Die Löser notieren sich Lösungsansätze. [10 Minuten]<br />

3. Die Hypothesengruppe sitzt im Innenkreis und tauscht<br />

Hypothesen aus. Die Leitung stellt ihrerseits Hypothesen<br />

auf. Die anderen hören zu und machen sich Notizen.<br />

[10 Minuten]<br />

4. Die Lös ungsgruppe tauscht die Lösungsideen aus, die sie<br />

inzwischen aufgrund der bisherigen Gespräche entwickelt<br />

haben. Die Leitung kann auch Lösungsvorschläge einbrin-<br />

gen. [10 Minuten]<br />

5. Alle zusammen beurteilen nun die Lösungsvorschläge der<br />

letzten Gruppe und machen Ergänzungen. Am Schluss<br />

bestimmt der zur Entscheidung Autorisierte, was gemacht<br />

wird. [30 Minuten]<br />

M e t h o d e n H a n d b u c h 2 5 7<br />

10<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung


11<br />

T h e a t e r m e t h o d e n


1 1 . T h e a t e r m e t h o d e n<br />

Theatermethoden<br />

Theater bildet die Realität ab und zeigt Sichtweisen und Interpretationen von Lebens-<br />

szenen. Gleichzeitig ist Theater immer auch Reflexion, ob es im Burgtheater stattfin-<br />

det, auf der Straße oder in einem Klassenzimmer, und zwar sowohl für die Schauspieler<br />

wie für das Publikum. Das Publikum erkennt sich in den auf dem magischen Raum der<br />

Bühne gezeigten Situationen wieder. Die Schauspieler können, indem sie die Pers-<br />

pektive wechseln, stereotype Verhaltensweisen leichter erkennen und alternative<br />

Handlungsmöglichkeiten für ein Problem finden. Insofern können Theaterspiele dazu<br />

beitragen, eine Situation durch ihre spielerische Darstellung zu klären.<br />

Darüber hinaus können durch den spielerischen und unbewussten Umgang mit der Fremdspra-<br />

che im Spiel Hemmungen der Teilnehmer, im Seminar zu sprechen oder sich zu präsentieren,<br />

abgebaut werden. Das gemeinsame Agieren und Lachen schafft Vertrauen. Und schließlich sind<br />

Spaß und ein gutes Gruppengefühl wichtige Faktoren bei allen Seminaren.<br />

Um die Ausdrucksmittel des Theaters beherrschen zu können, müssen die Teilnehmer den ei-<br />

genen Körper beherrschen; damit der Körper ausdrucksfähig wird, müssen sie ihn kennen. Erst<br />

dann können Theaterformen angewendet werden, in denen sie sich schrittweise aus der Zu-<br />

schauer-Situation befreien und zum Akteur werden. Nur so sind die Teilnehmer nicht länger Ob-<br />

jekt, sondern werden zum Subjekt, von einem Zeugen des Geschehens zu seinem Protagonisten.<br />

Diese Entwicklung vom Zuschauer zum Handelnden läuft über mehrere Phasen. Den Einstieg für<br />

Theaterspiele sollten daher zunächst körperorientierte Übungen bilden [Kapitel 4.3.].<br />

© 2004 MitOst-Editionen<br />

M e t h o d e n H a n d b u c h 2 6 1<br />

11<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung


11<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />

T h e a t e r m e t h o d e n<br />

Beschreibung<br />

Ziele<br />

Rahmen<br />

Gruppengröße __ 20 Personen<br />

Zeit __ 1 Stunde<br />

Raum __ Seminarraum<br />

Schlüsselbegriffe<br />

Durchführung<br />

2 6 2 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />

S t a t u e n t h e a t e r<br />

In Form von Standbildern werden Situationen und Themen<br />

visualisiert. Die Darstellungsform eröffnet einen breiten Inter-<br />

pretationsraum, den die verschiedenen Aspekte des Themas<br />

hervorbringen. Ausgangspunkt für Statuentheater können Be-<br />

griffe oder Situationen sein. Ein Teilnehmer baut als Regisseur<br />

die anderen Teilnehmer zu einem Standbild auf.<br />

Diese Methode eignet sich als Einstieg in ein neues Thema,<br />

aber auch, um Gesprächsprozesse oder langwierige Diskussio-<br />

nen aufzubrechen und ihnen eine neue Dynamik zu verleihen.<br />

Konfliktbearbeitung, Einstellungen, Selbstreflexion,<br />

Gruppengefühl<br />

1. Die Teilnehmer einigen sich auf ein bestimmtes Thema,<br />

eine Situation oder ein Problem, das durch ein Standbild<br />

visualisiert werden soll. [15 Minuten]<br />

2. Ein oder mehrere Teilnehmer werden als Regisseur ge-<br />

wählt. Die restlichen Teilnehmer werden entweder Statuen<br />

im Bild oder sind Beobachter. Der Regisseur entwickelt<br />

langsam das Bild und verändert das Arrangement der<br />

Statuen, also wo und wie die Personen zueinander stehen,<br />

sitzen, liegen ..., die Körperhaltung und den Gesichtsaus-<br />

druck so lange, bis das Bild seinen Vorstellungen ent-<br />

spricht. Die Mitspieler verhalten sich passiv und reagieren<br />

nur auf die Anweisungen des Regisseurs. [20 Minuten]<br />

3. Am Ende bleibt das Standbild etwa 1 Minute stehen und<br />

der Regisseur gibt noch einige Erklärungen zu seinem<br />

Bild – was er ausdrücken wollte und wie zufrieden er<br />

mit dem Ergebnis ist. Im Anschluss berichten die „Sta-<br />

tuen“ von ihren Erfahrungen. Schließlich beschreiben die<br />

Zuschauer ihre Empfindungen und Assoziationen zu dem<br />

Bild. [25 Minuten]<br />

© 2004 MitOst-Editionen


Beschreibung<br />

Ziele<br />

Rahmen<br />

Gruppengröße __ 20 Personen<br />

Zeit __ 2 Stunden<br />

© 2004 MitOst-Editionen<br />

Theatermethoden<br />

Es geht um die Darstellung verschiedener Gefühle. Durch ein<br />

negatives Gefühl wird ein Konflikt provoziert, der mit Hilfe<br />

von Stühlen als Skulptur dargestellt wird. In einem weiteren<br />

Schritt werden diese Stühle von Personen besetzt und an-<br />

schließend eine Diskussion über Erfahrungen in der Rolle und<br />

Beobachtungen des Publikums geführt.<br />

Das Gefühl des „Fremdseins“ und die dadurch möglicherweise<br />

entstehenden Konflikte und schwierigen Situationen werden<br />

bearbeitet. Die Teilnehmer haben die Möglichkeit, sich in bis-<br />

her unbekannte Rollen hineinzuversetzen.<br />

Raum __ Seminarraum, ein Raum pro Gruppe<br />

Material __ Stühle<br />

Schlüsselbegriffe<br />

wichtig<br />

Durchführung<br />

S t u h l s k u l p t u r e n<br />

Konfliktbearbeitung, Einstellungen, Gruppengefühl,<br />

Selbstreflexion<br />

Die Seminarleiter sollten nach der Szene auf die klare Tren-<br />

nung zwischen der Person als Person und der Person in der<br />

Rolle hinweisen.<br />

1. Als lockeren Einstieg stellen die Teilnehmer während eines<br />

Spaziergangs durch den Raum verschiedene Gefühle dar,<br />

z.B. nennt jemand das Gefühl „glücklich verliebt sein“, die<br />

Teilnehmer stellen es eine kurze Zeit dar und frieren es am<br />

Ende ein. Mit einem neuen Gefühl beginnt der Prozess von<br />

vorne. Als letztes Gefühl wird „fremd sein“ dargestellt.<br />

[15 Minuten]<br />

2. Danach finden sich die Teilnehmer in Fünfergruppen<br />

zusammen. In diesen Kleingruppen erzählen sie sich die<br />

gemachten Erfahrungen. Diese Phase kann sehr lange<br />

dauern, sie ist aber sehr wertvoll, da sie die Kleingrup-<br />

pen formt und den Einzelnen genug Raum geben soll,<br />

um Erfahrungen im geschützten Rahmen der Kleingruppe<br />

auszutauschen. [20 Minuten]<br />

3. Am Ende dieser Phase soll sich die Gruppe auf eine Erfah-<br />

rung einigen. Diese wird dann mit Stühlen dargestellt und<br />

betitelt. [15 Minuten]<br />

M e t h o d e n H a n d b u c h 2 6 3<br />

11<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung


11<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />

T h e a t e r m e t h o d e n<br />

Erfahrung<br />

2 6 4 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />

4. Wenn alle Gruppen fertig sind, wird in einem ersten Rund-<br />

gang nur das Kunstwerk aus Stühlen den anderen präsen-<br />

tiert und betitelt. Die Zuschauer können ihre Assoziationen<br />

nennen, es sollte hier jedoch keine Diskussion stattfinden.<br />

[30 Minuten]<br />

5. Es findet ein zweiter Rundgang statt, der länger als der<br />

erste dauert. Die Stühle werden nun von den Künstlern<br />

besetzt. Gefühle können genannt werden (aus der Sicht<br />

der Person in ihrer Rolle), die Zuschauer können wieder<br />

Assoziationen nennen, können auf Wunsch und mit Erlaub-<br />

nis der Künstler auch deren Position einnehmen, auch die<br />

Position verändern, um Dynamik in das starre Gebilde zu<br />

bringen. [30 Minuten]<br />

6. Mit dem Abschluss des zweiten Durchgangs ist die Übung<br />

zu Ende. Es folgt eine Auswertungsrunde, nachdem die<br />

Schauspieler explizit aus ihren Rollen entlassen wurden.<br />

Die Übung ist ein guter Einstieg für die Methode Forumthe-<br />

ater. Im Vorfeld sind Körpersprachübungen passend, wei-<br />

tergeführt werden kann mit dem Beginn einer konkreten<br />

Szenenentwicklung.<br />

© 2004 MitOst-Editionen


Beschreibung<br />

Ziele<br />

Rahmen<br />

© 2004 MitOst-Editionen<br />

Theatermethoden<br />

Das Zeitungstheater ist ebenfalls eine Technik aus dem von<br />

Augusto Boal entwickelten Theater der Unterdrückten. Die<br />

Grundlage bilden Zeitungsartikel, Überschriften, aber auch<br />

Bücher, Reden usw. Aus den Meldungen und Berichten wird<br />

die Szene entwickelt.<br />

Gruppengröße __ 20 Personen<br />

Zeit __ 2 Stunden<br />

Die Teilnehmer lernen zunächst verschiedene Methoden des<br />

Lesens kennen und versuchen, über die Meldung hinaus deren<br />

Ursprung und Hintergrund zu erfassen.<br />

Raum __ Seminarraum, mehrere kleine Räume<br />

Material __ Zeitungsartikel, Texte<br />

Schlüsselbegriffe<br />

Durchführung<br />

Z e i t u n g s t h e a t e r<br />

Demokratische Grundregeln, Sprechhemmungen beheben,<br />

Gruppengefühl<br />

1. Die Teilnehmer wählen aus, welche Meldungen bearbeitet<br />

werden sollen. [15 Minuten]<br />

2. In Kleingruppen werden verschiedene Techniken des Le-<br />

sens geübt. Die Teilnehmer sollten sich für einige entschei-<br />

den, die sie vertiefen und einüben. [30 Minuten]<br />

3. Im Anschluss entwickeln die Kleingruppen eine Szene zu<br />

der Meldung und spielen sie im Plenum. [45 Minuten]<br />

4. In der Diskussion wird auf das Thema und die Empfindun-<br />

gen der Spieler und des Publikums eingegangen.<br />

[30 Minuten]<br />

M e t h o d e n H a n d b u c h 2 6 5<br />

11<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung


11<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />

T h e a t e r m e t h o d e n<br />

T e c h n i k e n d e s Z e i t u n g s t h e a t e r s<br />

E i n f a c h e s L e s e n<br />

Die Meldung wird kommentarlos vorgelesen.<br />

V e r v o l l s t ä n d i g e n d e s L e s e n<br />

Der Meldung wird eine zusätzliche Aussage hinzugefügt. Beispiel: Die Meldung „Wer die Freiheit<br />

liebt, wählt Stroessner“ (Präsidentschaftskandidat von Brasilien) wird ergänzt durch „... andern-<br />

falls holt dich die Polizei!“<br />

G e k o p p e l t e s L e s e n<br />

Es werden Meldungen aus mehreren Artikeln vorgelesen, die sich widersprechen, dementieren<br />

oder aufheben.<br />

R h y t h m i s c h e s L e s e n<br />

Durch das rhythmische Vortragen eines Textes werden bestimmte Assoziationen geweckt. Bei-<br />

spiel: Rede einer Politikerin bzw. eines Politikers im Marsch-, Tango- oder Walzerrhythmus.<br />

U n t e r m a l t e s L e s e n<br />

Ähnlich wie beim vervollständigenden Lesen werden hier die Aussagen durch Zusätze ergänzt.<br />

Diesmal jedoch durch Werbeaussagen (Wahlkampfphrasen) der Politiker.<br />

P a n t o m i m i s c h e s L e s e n<br />

Durch einen gewollt großen Gegensatz zwischen Text und Präsentation soll die Aussage kari-<br />

kiert werden. Beispiel: Rede des Wirtschaftsministers über den Ernst der Lage. Der vortragende<br />

Schauspieler sitzt dabei an einem reichlich gedeckten Tisch.<br />

I m p r o v i s i e r e n d e s L e s e n<br />

Als Variante zum pantomimischen Lesen wird hier die Meldung szenisch nachgezeichnet.<br />

H i s t o r i s c h e s L e s e n<br />

Die Meldung wird mit ähnlichen geschichtlichen Ereignissen in Beziehung gesetzt. Es geht darum,<br />

sich die historischen Alternativen zu vergegenwärtigen, um aus der Geschichte zu lernen.<br />

K o n k r e t i s i e r e n d e s L e s e n<br />

Das abgenutzte Vokabular der Nachrichten, das die einzelne Information unter Umständen ver-<br />

deckt, verringert die Aussagekraft der Meldung. Die Meldung wird szenisch dargestellt, um zu<br />

zeigen, was wirklich berichtet werden soll.<br />

P o i n t i e r t e s L e s e n<br />

Eine Meldung wird durch eine andere denkbare, aber nicht abgedruckte Meldung kommentiert.<br />

Beispiel: Bericht vom Staatsbegräbnis eines ermordeten Admirals mit ausführlicher Beschrei-<br />

bung der Trauerkleidung der Gäste. Bericht von einem Kinderbegräbnis in einem Elendsviertel<br />

und davon, wie Eltern ihre Trauerkleidung beim Trödler erstehen.<br />

K o n t e x t - L e s e n<br />

In manchen hochstilisierten Berichterstattungen werden nur die Einzelheiten vermarktet („ver-<br />

schlagzeilt“), jedoch über die wahren Sachverhalte wird nicht berichtet. Durch eine szenische<br />

Darstellung nach dem Vorlesen der Meldung wird dies nachgeholt.<br />

(Augusto Boal, 1989)<br />

2 6 6 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />

© 2004 MitOst-Editionen<br />

Zeitungstheater


Beschreibung<br />

Ziele<br />

Rahmen<br />

Gruppengröße __ 20 Personen<br />

Zeit __ 45 Minuten<br />

Raum __ Seminarraum<br />

© 2004 MitOst-Editionen<br />

Theatermethoden<br />

Requisiten bilden den Ideengeber für kurze Theaterszenen.<br />

Die Übung dient der Auflockerung und Entspannung und un-<br />

terstützt das Gruppengefühl.<br />

Material __ pro Gruppe 2 Requisiten (Alltagsgegenstände wie Schuhe,<br />

Schlüsselbegriffe<br />

Durchführung<br />

R e q u i s i t e<br />

Handtuch, Handy u.ä.)<br />

Gruppengefühl<br />

Die Teilnehmer werden in Gruppen eingeteilt. Jede Gruppe be-<br />

kommt jeweils zwei Requisiten, die sie in ein kurzes Theater-<br />

stück einbauen muss, das dann im Plenum vorgeführt wird.<br />

M e t h o d e n H a n d b u c h 2 6 7<br />

11<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung


11<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />

T h e a t e r m e t h o d e n<br />

Beschreibung<br />

Ziele<br />

Rahmen<br />

2 6 8 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />

Es werden bestimmte Begriffe in Form eines Theaterstücks<br />

dargestellt.<br />

Die Übung bietet den Einstieg in eine bestimmte Thematik,<br />

die über das Spiel aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet<br />

werden kann.<br />

Gruppengröße __ ab 15 Personen<br />

Zeit __ 1 Stunde<br />

Raum __ Seminarraum<br />

Material __ Papier, Symbole für die Jahreszeiten, eventuell zusätzliche<br />

Schlüsselbegriffe<br />

Durchführung<br />

V i e r - E c k e n - S p i e l<br />

Requisiten<br />

Gruppengefühl<br />

1. Gruppenbildung: Die Teilnehmergruppe wird aufgeteilt,<br />

indem jeder in die Ecke des Raumes geht, die seine<br />

Lieblingsjahreszeit symbolisiert. Dazu werden in den vier<br />

Ecken Schilder mit den Jahreszeiten bzw. mit Symbolen<br />

dafür befestigt. [5 Minuten]<br />

2. Verteilen der Wörter und Erklären der Aufgabe: Nach der<br />

Aufteilung in vier Gruppen erhält jeder Teilnehmer per<br />

Zufallsprinzip (zum Beispiel: Karte ziehen) einen Begriff<br />

auf einem Blatt Papier. Das Wort sollte einen Gegenstand<br />

beschreiben, der pantomimisch gut darstellbar ist. Die<br />

Aufgabe für die Kleingruppe besteht nun darin, sich kurz<br />

zu den einzelnen Wörtern auszutauschen und dann ihre<br />

eigene Geschichte mit dem Titel „In meiner Lieblingsjah-<br />

reszeit, dem...” zu erfinden, in der jedes Wort mindestens<br />

einmal genannt und gespielt wird. [30 Minuten]<br />

3. Aufführung: Die Geschichte wird dann im Plenum als The-<br />

aterstück erzählt und gespielt. Sobald das Wort eines Teil-<br />

nehmers genannt wird, hebt dieser sein Blatt Papier hoch,<br />

sodass die Zuschauer es lesen können. Der Spielleiter oder<br />

Moderator kann als Ansager durch das „Theaterprogramm”<br />

führen. [20 Minuten]<br />

© 2004 MitOst-Editionen


Beschreibung<br />

Ziele<br />

Rahmen<br />

Gruppengröße __ beliebig<br />

Zeit __ 1 Stunde<br />

© 2004 MitOst-Editionen<br />

Theatermethoden<br />

Darstellung bestimmter Begriffe in Form eines Theaterstücks.<br />

Die Übung dient hauptsächlich der Auflockerung und der<br />

Entspannung, kann aber auch als Einstieg in eine bestimmte<br />

Thematik genutzt werden.<br />

Raum __ Seminarraum<br />

Material __ Papierkärtchen, Schere, Preise: Bonbons, Papiertaler, ...<br />

Schlüsselbegriffe<br />

Durchführung<br />

Erweiterungen und<br />

Alternativen<br />

P a n t o m i m e<br />

Gruppengefühl<br />

1. Vorbereitung: Es werden zusammengesetzte Substantive<br />

(Blumentopf, Tischdecke, Kartoffelschäler, ...) auf Kärt-<br />

chen geschrieben und diese so zerschnitten, dass jeweils<br />

nur ein Teil des zusammengesetzten Substantivs auf einer<br />

Karte steht.<br />

2. Alle zerschnittenen Kärtchen kommen in ein großes Gefäß,<br />

aus dem jeder Teilnehmer eine Karte zieht. Nun versuchen<br />

sich Paare zu finden, die zu einem zusammengesetzten<br />

Wort gehören. Eventuell kann man diese Aufgabe dadurch<br />

erleichtern, dass man für jedes zusammengesetzte Sub-<br />

stantiv andersfarbiges Papier verwendet. [15 Minuten]<br />

3. Die Teilnehmer haben nun Gelegenheit sich auszudenken,<br />

wie man den Begriff zu zweit pantomimisch darstellen<br />

kann. Diese Zeit sollte nicht zu lang sein, denn nicht Per-<br />

fektion, sondern Improvisation entscheidet. [20 Minuten]<br />

4. Präsentation: Im Anschluss spielen die Paare ihren Begriff.<br />

Die anderen erraten das Wort. Eventuell kann jede Auflö-<br />

sung prämiert werden und am Ende ein Sieger ermittelt<br />

werden. [30 Minuten]<br />

Statt der zusammengesetzten Substantive können Redewen-<br />

dungen verwendet werden (zum Beispiel: Wer anderen eine<br />

Grube gräbt, fällt selbst hinein). Es sollten bekannte und oft<br />

verwendete Redewendungen sein. Bei dieser Variante spielen<br />

die Teilnehmer in Kleingruppen von 3-4 Personen zusammen.<br />

M e t h o d e n H a n d b u c h 2 6 9<br />

11<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung


11<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />

T h e a t e r m e t h o d e n<br />

1 1 . 1 . F o r u m t h e a t e r<br />

Forumtheater ist eine Methode des sogenannten „Theaters der Unterdrückten“, ent-<br />

wickelt von Augusto Boal zu Zeiten der Militärdiktatur in Brasilien. Im klassischen<br />

Forumtheater werden Gewalterfahrung und Diskriminierung aufgegriffen und in<br />

Szenen dargestellt, um gemeinsam nach befreienden Handlungsalternativen zu su-<br />

chen. Dabei werden die Rollen von Spielern und Zuschauern aufgehoben, das heißt<br />

die Zuschauer werden zu Zu-Spielern, die jederzeit in die gespielte Szene einsteigen<br />

können.<br />

Den Ausgangspunkt bilden konkrete Erlebnisse aus dem Alltag, Konfliktsituationen, Situationen,<br />

in denen Ängste vorherrschen, oder einfache Alltagsgeschichten. Ziel des Forumtheaters ist es,<br />

durch das Wiederholen der Szenen verschiedene Handlungsweisen und -möglichkeiten bewusst<br />

zu machen. Dadurch wird Unausgesprochenes zunächst sichtbar und kann dann in der Diskussi-<br />

on reflektiert werden. In weiteren Schritten können die Teilnehmer mit Alternativen experimen-<br />

tieren und sich für zukünftige Alltagssituationen im geschützten Raum ausprobieren.<br />

2 7 0 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />

© 2004 MitOst-Editionen


Beschreibung<br />

Ziele<br />

Rahmen<br />

© 2004 MitOst-Editionen<br />

Theatermethoden<br />

Über die spielerische Darstellung von Szenen aus dem Alltag<br />

werden Handlungsspielräume und -alternativen gemeinsam<br />

erarbeitet. Die Methode kann auch zur Konfliktlösung verwen-<br />

det werden.<br />

Gruppengröße __ 20 Personen<br />

Zeit __ 1,5 Stunden<br />

Raum __ Seminarraum<br />

Schlüsselbegriffe<br />

wichtig<br />

Durchführung<br />

F o r u m t h e a t e r : G r u n d m e t h o d e<br />

Verschiedene Handlungsweisen werden in konkreten Situatio-<br />

nen erprobt, reflektiert und verändert.<br />

Selbstreflexion, Konfliktbearbeitung, Sprechhemmungen<br />

beheben, Demokratische Handlungskompetenz, Feedback,<br />

Gruppengefühl<br />

Der Spielleiter greift inhaltlich nicht in den Ablauf der Sze-<br />

nen ein. Er koordiniert lediglich die Auswahl der Spielszene<br />

zu Beginn und greift die „Stopp“-Rufe auf. Er animiert die<br />

Zuschauer zum Mitspielen und entlässt die Spieler aus ihren<br />

Rollen. Er startet jeweils die Szenen und bricht sie nur dann<br />

ab, wenn keine weitere Entwicklung mehr stattfindet.<br />

1. Die Teilnehmer einigen sich auf eine erlebte Situation, die<br />

sie spielerisch darstellen wollen. Einige Teilnehmer spielen<br />

die Szene in ca. 10 Minuten. Dabei gibt es keinen festen<br />

Text, sondern jeder improvisiert seine Rolle. Es ist von<br />

Vorteil, wenn die Spieler dabei ihre Rollen möglichst mar-<br />

kant darstellen, damit sich das Publikum die Charaktere<br />

leichter merken kann. [20 Minuten]<br />

2. Die Zuschauer werden nun gefragt, wie sie die Situation<br />

empfunden haben und ob sie mit dem Ablauf zufrieden<br />

sind. In der Regel haben die Zuschauer Verbesserungs-<br />

oder alternative Lösungsvorschläge. [10 Minuten]<br />

3. Die Szene wird nochmals von den gleichen Spielern begon-<br />

nen. Sobald ein Zuschauer etwas im Ablauf ändern möch-<br />

te, ruft er „Stopp“, ersetzt den Spieler, dessen Rolle er<br />

verändern möchte, und spielt die Rolle im eigenen Sinne<br />

weiter. Die anderen Spieler passen sich an und reagieren<br />

entsprechend auf den neuen Mitspieler. [10 Minuten]<br />

M e t h o d e n H a n d b u c h 2 7 1<br />

11<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung


11<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />

T h e a t e r m e t h o d e n<br />

Erfahrung<br />

2 7 2 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />

4. Die Zuschauer werden erneut gefragt, wie sie die Situation<br />

empfunden haben und ob sie mit dem Ablauf zufrieden<br />

sind. Die Szene wird nun so lange variiert, bis alle denkba-<br />

ren Alternativen durchgespielt wurden.<br />

5. Die verschiedenen Handlungsmöglichkeiten werden ab-<br />

schließend diskutiert und auf ihre Anwendbarkeit in der<br />

Realität besprochen.<br />

Vorraussetzung für einen erfolgreichen Verlauf ist, dass sich<br />

die Gruppe insgesamt gut kennt und Vertrauen zueinander<br />

hat. Dann können mit dieser Methode auch Gruppenkonflikte<br />

gelöst werden.<br />

© 2004 MitOst-Editionen


Beschreibung<br />

Rahmen<br />

Gruppengröße __ 20 Personen<br />

Zeit __ 1 Tag<br />

Raum __ Seminarraum<br />

© 2004 MitOst-Editionen<br />

Theatermethoden<br />

Diese Methode ist ein Vorschlag für eine vertiefende Szenen-<br />

entwicklung im Forumtheater.<br />

Material __ evtl. Requisiten<br />

Schlüsselbegriffe<br />

Durchführung<br />

F o r u m t h e a t h e r : V e r t i e f e n d e M e t h o d e<br />

Selbstreflexion, Konfliktbearbeitung, Sprechhemmungen<br />

beheben, Demokratische Handlungskompetenz, Feedback,<br />

Gruppengefühl,<br />

1. Einleitung: Hier werden die Hintergründe zum Thema<br />

Forumtheater erläutert sowie die Struktur des Tages prä-<br />

sentiert. [30 Minuten]<br />

2. Den eigenen Körper bewusst wahrnehmen: Die<br />

Teilnehmer lernen sich selbst und ihren Körper näher<br />

kennen. [1 Stunde] [siehe Kapitel 4.]<br />

3. Sprung in die Dunkelheit: Dazu eignen sich Übungen<br />

und Vertrauensspiele, die die Grundlage hinsichtlich<br />

Vertrauen und Kooperationsbereitschaft schaffen.<br />

[1 Stunde] [siehe Kapitel 4.3.]<br />

4. Wer ist der talentierteste Bildhauer? Die Teilnehmer tau-<br />

schen sich untereinander über persönlich erlebte und als<br />

schwierig empfundene Situationen aus und einigen sich<br />

gemeinsam auf einige Situationen, die sie in Kleingruppen<br />

als Standbilder präsentieren. [90 Minuten]<br />

5. Ein pantomimischer Entwurf der Szene entsteht (Sze-<br />

nenschmiede I): Die gleichen Kleingruppen versuchen<br />

nun, neue Situationen pantomimisch vorzubereiten Eine<br />

Szene sollte nicht länger als 5 Minuten dauern. Die Szenen<br />

werden im Plenum präsentiert. Die anderen Teilnehmer<br />

versuchen, den Kontext zu erschließen. [2 Stunden]<br />

M e t h o d e n H a n d b u c h 2 7 3<br />

11<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung


11<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />

T h e a t e r m e t h o d e n<br />

2 7 4 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />

6. Schweigende Gestalten beginnen zu sprechen (Szenen-<br />

schmiede II): Die Teilnehmer stimmen ab, welche von den<br />

bereits dargestellten Pantomimen sie erarbeiten und bei<br />

der Aufführung präsentieren wollen. Bei mehr als zehn<br />

Teilnehmern sollten mehrere Gruppen gebildet werden.<br />

Die Teilnehmer überlegen sich passende Namen zu ihren<br />

Rollen. Dies ist sehr wichtig, um sich mit der entsprechen-<br />

den Rolle identifizieren zu können. Die Teilnehmer sollten<br />

genug Zeit haben, um das Stück vorzubereiten. Dies kann<br />

so verlaufen, dass man 15 bis 20 Minuten im Plenum vor-<br />

spielt und dann das Stück immer wieder verbessert.<br />

Nach dem letzten Vorspielen denken sich die Teilnehmer<br />

entsprechende Biografien zu ihren Rollen aus: Eine Person<br />

stellt sich in den Kreis und wird von den anderen zu ihrer<br />

(Rollen-)Person befragt. Die Fragen sollten unter Zeitdruck<br />

gestellt werden und provokativ sein. Die befragte Person<br />

wird mit den Fragen konfrontiert und versucht, sie zu<br />

beantworten. Sie schafft dadurch ihre eigene Schauspiel-<br />

Welt und identifiziert sich intensiver mit ihrer Rolle.<br />

[2 Stunden]<br />

7. Theatervorstellung: Die Spieler führen die endgültige Ver-<br />

sion ihrer Szene auf.<br />

© 2004 MitOst-Editionen


12<br />

P l a n s p i e l e


1 2 . P l a n s p i e l e<br />

Planspiele<br />

Verständnis und Wissen über politische Entscheidungs- und Handlungsstrukturen<br />

wird in besonderer Weise durch Planspiele gefördert, da sie die verschiedenen Dimen-<br />

sionen des Politischen gleichzeitig abbilden und erfahrbar machen. Analytisch lässt<br />

sich dabei der Begriff des Politischen in drei Dimensionen fassen:<br />

▪ Zum einen umfasst er das Rahmengeflecht einer politischen Ordnung mit den ihr zugrunde<br />

liegenden Prinzipien, Normen und Regeln. Bildlich lässt sich diese erste Ebene als Raum<br />

beschreiben.<br />

▪ Dieser Raum wird zum zweiten von Personen gestaltet – den politischen Akteuren<br />

▪ Schließlich handeln diese Akteure, da sie sich in einem politischen Raum bewegen, in einer<br />

politischen Weise.<br />

U n t e r s c h i e d l i c h e E b e n e n<br />

Klarer wird diese analytische Trennung in der englischen Sprache, die jeder der Ebenen eine<br />

eigene Begrifflichkeit zuordnet: „politics“ bezeichnet die Handlungsprozesse und die Personen,<br />

„polity“ die systemisch-räumliche Ebene und „policy“ die inhaltliche Füllung dieses Raumes. Ver-<br />

sucht man, den Begriff der Demokratie zu beschreiben, ist diese Unterteilung insofern hilfreich,<br />

als sie eine besondere Spezifikation des Politischen darstellt, die durch das Vorhandensein eines<br />

demokratischen politischen Raumes ermöglicht wird, in dem demokratische Akteure sowohl dem<br />

Ergebnis als auch der Form nach demokratische Entscheidungen treffen. Dabei bedingt jede<br />

dieser Ebenen die anderen beiden – soweit die Theorie.<br />

U n t e r s c h i e d l i c h e V o r s t e l l u n g e n<br />

In unseren Seminaren sind wir permanent mit der Tatsache konfrontiert, dass unter dem Begriff<br />

der „Demokratie“ unterschiedliche Inhalte verstanden werden. Für die einen ist beispielsweise<br />

wirtschaftliche Prosperität Produkt, für die anderen Grundvoraussetzung demokratischer Gesell-<br />

schaften, dritte meinen wiederum, dass sie mit dem Konzept der Demokratie nur indirekt etwas<br />

zu tun habe. Ein Teilnehmer assoziiert mit Demokratie ethische, ein anderer etatistische Werte.<br />

M ö g l i c h k e i t e n u n d G r e n z e n<br />

Oberstes Ziel ist es deshalb, diese Unterschiede in der Wahrnehmung offen zu legen und sie zu<br />

thematisieren. Sehr breiten Raum nimmt dabei die Frage nach den Möglichkeiten und Grenzen<br />

des aktiven politischen Handelns ein, das im Idealfall im Rahmen eines selbst gewählten Projek-<br />

tes ausprobiert werden soll.<br />

E r f a h r b a r k e i t<br />

Ein Planspiel hat in unserer Konzeption deshalb vor allen Dingen zwei Funktionen. Die erste ist<br />

die Erfahrbarmachung politischer Prozesse im spielerischen Prozess, geschützt durch eine Rolle<br />

und ausgestattet mit gewissen Handlungsfreiheiten. Anders als beim Studium von Zeitungen<br />

wird diese Erfahrung direkt gemacht: Man erfährt unter den Simulationsbedingungen sowohl<br />

körperlichen und psychischen Druck als auch die Gefühle, die mit Machterwerb und Machtausü-<br />

bung zusammenhängen. Außerdem schult ein Planspiel den Blick für die Systematik politischer<br />

Entscheidungsprozesse. Im besten Fall weicht das anfängliche Gefühl, etwas Unbestimmtem<br />

und Unverständlichem ausgeliefert zu sein, der Sicherheit, sich im Rahmen seiner Rolle nach<br />

eigenem Willen bewegen zu können.<br />

© 2004 MitOst-Editionen<br />

M e t h o d e n H a n d b u c h 2 7 7<br />

12<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung


12<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />

Planspiele<br />

R e f l e x i o n<br />

Die zweite Funktion baut darauf auf. Anhand der Reflexion des eigenen Handelns nach Beendi-<br />

gung des Spiels soll Verständnis für die „Mühen der Ebene“ vermittelt werden, wie ein geflügel-<br />

tes Wort die Limitierung des eigenen Handlungsspielraumes in der politischen Praxis umschreibt.<br />

Gerade für die erfolgreiche Durchführung eines Projektes ist es notwendig, später diese Rollen-<br />

beschränkungen vorherzusehen und mit ihnen produktiv umgehen zu können.<br />

Im Idealfall bietet die Methode die Möglichkeit, die anfangs skizzierten Dimensionen des Politi-<br />

schen in komprimierter Form zu erleben. Dies in Gänze zu erreichen ist jedoch eine Zielvorstel-<br />

lung, die einen ähnlich hohen Gehalt an Utopie hat wie der Wunsch, in einer Demokratie leben zu<br />

wollen, die zu hundert Prozent den eigenen Vorstellungen entspricht. Wählt man beispielsweise<br />

ein Szenario aus, das zwar besonders realitätsnah, aber zu komplex ist, kann es sein, dass die<br />

Mehrheit der Teilnehmer nie in ihre Rolle finden wird und dies die ganze Spielzeit über als Belas-<br />

tung empfindet. Insofern kann diese Belastung allzu schnell als synonym für politische Prozesse<br />

jeder Art begriffen werden, und es wird das Gegenteil dessen erreicht, was man ursprünglich mit<br />

der Methode erreichen wollte – nachhaltig politikabstinente <strong>Bürger</strong>. Ist das Szenario jedoch zu<br />

stark simplifiziert, wird das Ziel verfehlt, prozedurale Muster realitätsnah zu simulieren. Somit<br />

kommt der Auswahl des richtigen Szenarios eine überaus hohe Bedeutung zu.<br />

S p r a c h e u n d R o l l e<br />

Zu beachten ist weiterhin, dass die Spielenden in Seminaren eventuell zum Großteil nicht Mut-<br />

tersprachler sind und sich während des Spiels mit einer Fachsprache beschäftigen müssen, die<br />

nicht unmittelbar Gegenstand des Deutschunterrichts ist. Die Erfahrung zeigt, dass vor allem<br />

diejenigen, die über sehr gute Sprachkenntnisse verfügen, es entsprechend leicht haben, sich in<br />

ihre Rollen einzufinden.<br />

A u s w e r t u n g<br />

Abschließend sei darauf hingewiesen, dass der Erfolg eines Planspiels auch davon abhängt,<br />

in welcher Weise der spielerische Prozess reflektiert wird. Den Seminarleitern kommt dabei<br />

zunächst die Aufgabe zu, das Ende des Spiels deutlich zu machen und es den Teilnehmern zu<br />

ermöglichen, ihre Rollen allmählich abzulegen.<br />

In einer Auswertungsrunde sollten zudem weniger die Ergebnisse im Vordergrund stehen als die<br />

Schilderung der Teilnehmer, wie sie sich mit ihrer Rolle gefühlt haben, da die Erfahrung zeigt,<br />

dass dieses Gefühl stark divergiert und ein hoher Gesprächsbedarf entsteht, der später nicht<br />

mehr befriedigt werden kann.<br />

2 7 8 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />

© 2004 MitOst-Editionen


Beschreibung<br />

Ziele<br />

Rahmen<br />

© 2004 MitOst-Editionen<br />

Planspiele<br />

Das Planspiel geht von einem fiktiven Szenario aus: In der<br />

Kleinstadt Novigrad gibt es drei große Bauplätze in unter-<br />

schiedlich zentral gelegenen Stadtvierteln, auf denen in<br />

öffentlichem Interesse neue Bauten entstehen sollen.<br />

▪ Bauplatz A liegt in der Altstadt in der Nähe der<br />

Stadtverwaltung (Rathaus), des Doms, des<br />

Marktplatzes und der Oper.<br />

▪ Bauplatz B befindet sich unweit des Bahnhofs und noch<br />

immer im Bereich der Innenstadt.<br />

▪ Bauplatz C dagegen liegt an der Peripherie und im<br />

Industriegebiet der Stadt.<br />

Am Spiel beteiligt sind unterschiedliche Interessengruppen:<br />

Zunächst gibt es den Gemeinderat, der mit einfacher Mehrheit<br />

der Stimmen am Ende des Planspiels über die Bauvorhaben<br />

entscheiden muss. Der Gemeinderat setzt sich aus den Vertre-<br />

tern von drei unterschiedlichen parteipolitischen Organisatio-<br />

nen – von denen zwei einen Vertreter mehr stellen können als<br />

die dritte, etwas kleinere Organisation –, einem Gemeinde-<br />

ratssprecher und einem unabhängigen <strong>Bürger</strong>meister zusam-<br />

men. (2x4, 1x3 und 2 Personen = 13 Personen)<br />

Daneben gibt es vier Initiativgruppen, die jeweils einer ande-<br />

ren Prioritätenliste folgen (2x4 und 2x3 = 14 Personen). Wei-<br />

terhin gibt es bis zu drei Pressevertreter. Insgesamt können<br />

bis zu 30 Personen an dem Spiel teilnehmen.<br />

Das Spiel versetzt die spielenden Akteure in einen politischen,<br />

demokratischen Entscheidungsprozess. Dabei soll grund-<br />

sätzlich vermittelt werden, dass politische Entscheidungen<br />

auf einem Ausgleich unterschiedlicher Interessen beruhen.<br />

Gleichzeitig erfahren die Spieler sich als Vertreter verschiede-<br />

ner Interessengruppen und dabei als unterschiedlich mäch-<br />

tig. Über die individuelle Erfahrung soll so die Komplexität<br />

gesellschaftlicher Mitbestimmung beispielbezogen transparent<br />

gemacht werden.<br />

Gruppengröße __ 30 Personen<br />

Zeit __ 4–5 Stunden<br />

B a u v o r h a b e n i n N o v i g r a d<br />

Raum __ mehrere Räume erforderlich<br />

Material __<br />

große Papierbögen (DIN A2), Schreibmaterial, Kärtchen mit<br />

den Rollenprofilen, Flip-Chart oder Infowand, Namenskärt-<br />

chen, Klebeband<br />

M e t h o d e n H a n d b u c h 2 7 9<br />

12<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung


12<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />

Planspiele<br />

Schlüsselbegriffe<br />

wichtig<br />

Durchführung<br />

2 8 0 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />

Demokratische Handlungskompetenz, Selbstreflexion,<br />

Demokratische Grundregeln, Rollenverhalten<br />

Es ist Vorbereitungszeit nötig. Die Räumlichkeiten sollten am<br />

Abend vor dem Planspiel hergerichtet werden, die Materialien<br />

müssen organisiert und kopiert werden und in den entspre-<br />

chenden Räumlichkeiten zur Verfügung stehen.<br />

0. Rollenvergabe<br />

Nach einer Einleitung und Erläuterung des Spiels werden<br />

die Zusammensetzung der Gemeinderatsfraktionen und<br />

der Initiativgruppen sowie die Pressevertreter bestimmt.<br />

Dabei sollen die einzelnen Rollen möglichst entspre-<br />

chend den Teilnehmerwünschen verteilt werden. Da der<br />

<strong>Bürger</strong>meister eine herausragende Rolle spielt, kann es<br />

sinnvoll sein, diese Rolle von den Teilnehmern wählen zu<br />

lassen. Die Seminarleiter haben in dieser Phase besonders<br />

darauf zu achten, dass die unterschiedlichen Rollenprofile<br />

verstanden wurden und sich die Teilnehmer in ihre Rollen<br />

finden. Für Rückfragen stehen sie jederzeit zur Verfügung.<br />

[30 Minuten]<br />

1. Phase: Gruppeninterne Beratung<br />

Das Spiel beginnt mit einer Beratung in den jeweiligen<br />

Gruppen. Hierbei sind zunächst alle Gruppen unter sich.<br />

Die Gemeinderatsfraktionen überlegen sich, ausgehend<br />

von ihrem jeweiligen Rollenprofil, jeweils einen konkre-<br />

ten Bebauungsvorschlag, den sie anschließend unter<br />

Ausschluss der (Spiel-) Öffentlichkeit im Gemeinderat<br />

präsentieren werden. Die Initiativen müssen sich ebenso<br />

einen favorisierten Bebauungsplan überlegen. Gleichzei-<br />

tig bestimmen sie einen Sprecher und drittens machen<br />

sie sich Gedanken über eine mögliche Strategie: Welche<br />

Bündnispartner im Gemeinderat lassen sich gewinnen?<br />

Gibt es eine andere Initiative, die gegebenenfalls ähnliche<br />

Ziele verfolgt? Der <strong>Bürger</strong>meister und der Gemeinderats-<br />

sprecher haben eher eine moderierende Funktion. Ihr In-<br />

teresse ist es generell, eine Entscheidung herbeizuführen,<br />

die möglichst viele zufrieden stellt. Insofern beschäftigen<br />

sie sich während dieser ersten Phase vor allem damit, sich<br />

Vermittlungsstrategien zu überlegen. [30 Minuten]<br />

2. Phase: Ratssitzung<br />

Direkt im Anschluss an diese erste Spielphase findet eine<br />

erste Sitzung des Gemeinderats statt, in der allerdings weder<br />

die Presse noch die Initiativen vertreten sind. Die Gemein-<br />

deratsfraktionen stellen ihre Vorstellungen nacheinander vor,<br />

und der <strong>Bürger</strong>meister und der Gemeinderatssprecher halten<br />

© 2004 MitOst-Editionen


Erfahrungen<br />

© 2004 MitOst-Editionen<br />

Planspiele<br />

die Vorschläge fest. Sie können gegebenenfalls auch hier<br />

schon Vermittlungsvorschläge machen. [10-15 Minuten]<br />

3. Phase: Pressekonferenz<br />

Nach der geheimen Gemeinderatssitzung findet eine<br />

Pressekonferenz statt, auf der die Ergebnisse der Gemein-<br />

deratssitzung durch den Gemeinderatssprecher bekannt<br />

gegeben werden. Welche Vorschläge wurden von welcher<br />

Fraktion eingebracht? Die Sprecher der Initiativen haben<br />

hier erstmals Gelegenheit, die Interessen ihrer Gruppe be-<br />

kannt zu geben. Außerdem können die Journalisten Fragen<br />

stellen und anschließend einen Bericht über die Pressekon-<br />

ferenz erstellen, der auf einer öffentlichen Wandzeitung<br />

ausgehängt wird. [20 Minuten]<br />

4. Phase: Einflussnahme<br />

Die einzelnen Gemeinderatsfraktionen sowie der <strong>Bürger</strong>-<br />

meister und der Gemeinderatssprecher bieten Gesprächs-<br />

termine an, in denen sie die einzelnen Initiativen anhö-<br />

ren. Die Initiativen wiederum können sich untereinander<br />

verständigen, Absprachen treffen und Mitteilungen an<br />

die Presse herausgeben. Auch über sonstige Formen der<br />

Einflussnahme wie Demonstrationen und Plakataktionen<br />

kann versucht werden, einen Einfluss auf die Abstimmung<br />

am Schluss auszuüben. Den Pressevertretern ist es freige-<br />

stellt, ihrerseits eine weitere Pressekonferenz zu ver-<br />

anstalten. [60 Minuten]<br />

5. Phase: Baubeschluss<br />

Das Spiel schließt ab mit einer öffentlichen Sitzung des<br />

Gemeinderats, bei der zunächst von den drei Gemeinde-<br />

ratsfraktionen je ein favorisierter Gesamtbebauungsplan<br />

eingebracht wird. Sollte einer dieser Gesamtbebauungs-<br />

pläne mehrheitsfähig sein, kann er durch einfache Abstim-<br />

mung angenommen werden und das Spiel wäre zu Ende.<br />

Alle 13 Mitglieder des Gemeinderates sind stimmberech-<br />

tigt. Bei der Abstimmung können sie sich auch enthalten.<br />

Ein Gesamtbebauungsplan kann nur mit einer einfachen<br />

Mehrheit (mindestens sieben Stimmen) angenommen<br />

werden. Wird keiner der drei Gesamtbebauungsvorschlä-<br />

ge angenommen, muss über die Bauvorhaben einzeln<br />

abgestimmt werden. Das Spiel endet, wenn für alle drei<br />

Bauplätze jeweils ein Bebauungsvorschlag angenommen<br />

wurde. [30 Minuten]<br />

Gruppendynamisch hat sich das Planspiel als sehr erfolg-<br />

reich erwiesen. Während der Auswertung im Rahmen eines<br />

Seminars war zu beobachten, dass das Diskussionsschema<br />

M e t h o d e n H a n d b u c h 2 8 1<br />

12<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung


12<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />

Planspiele<br />

Erweiterungen und<br />

Alternativen<br />

2 8 2 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />

Anklage – Rechtfertigung zwischen den nur mittelbar an der<br />

Entscheidung beteiligten Teilnehmern aus den Initiativgrup-<br />

pen und den unmittelbar abstimmenden Teilnehmern, die im<br />

Gemeinderat saßen, lange bestimmend war. Hier sollte die<br />

Seminarleitung dahingehend eingreifen, dass sie die struktu-<br />

rellen Bedingungen verdeutlicht, die die Entscheidungsfindung<br />

beeinflussen. Ihr obliegt es, den persönlichen Ärger einzelner<br />

Teilnehmer auf andere, die ihrer Meinung nach „falsch” ent-<br />

schieden haben, auf die begrenzten Lösungsmöglichkeiten im<br />

Rahmen der Spielvorgaben zurückzuführen, das heißt die per-<br />

sönlichen Erfahrungen zu relativieren und zu objektivieren.<br />

Das Planspiel kann auch in verkürzter Fassung im Unterricht<br />

eingesetzt werden. Dabei empfiehlt es sich, nur eine Gemein-<br />

deratssitzung stattfinden zu lassen. Dadurch verkürzt sich die<br />

Spieldauer auf etwa zwei Stunden.<br />

© 2004 MitOst-Editionen


Bauvorhaben in<br />

Novigrad<br />

R o l l e n p r o f i l e : B a u v o r h a b e n i n N o v i g r a d<br />

S o z i a l p a r t e i ( 3 P e r s o n e n )<br />

© 2004 MitOst-Editionen<br />

Planspiele<br />

Die Sozialpartei ist vor allem um gesellschaftlichen Ausgleich bemüht. Sie hat es sich zur<br />

Aufgabe gemacht, auch die Positionen von gesellschaftlichen Randgruppen zu vertreten. Au-<br />

ßerdem hat sie ein starkes Interesse daran, dass die Bebauung im Einvernehmen möglichst<br />

vieler gesellschaftlicher Gruppen vonstatten geht. Obwohl diese Partei nicht grundsätzlich<br />

eine bestimmte Option bevorzugt, vertritt sie dennoch eher sozial interessante Projekte wie<br />

z.B. den Bau eines Jugendzentrums oder eines Studentenwohnheims.<br />

K o n s u m e n t e n p a r t e i ( 4 P e r s o n e n )<br />

Die Konsumentenpartei hat klare Prioritäten. Sie will möglichst in der Innenstadt ein Ein-<br />

kaufszentrum und ein neues Parkhaus bauen.<br />

P a r t e i d e r B e s s e r v e r d i e n e n d e n ( 4 P e r s o n e n )<br />

Dieser Partei geht es um Kultur, worunter sie natürlich die Kultur der Besserverdienenden<br />

versteht. Sie plant, in der Innenstadt ein neues Theater und ein neues Museum zu errich-<br />

ten.<br />

B ü r g e r m e i s t e r ( 1 P e r s o n )<br />

Er verfolgt keine eigenen Interessen, sondern moderiert die unterschiedlichen Vorschläge.<br />

Er sollte die möglichen Interessenskonflikte absehen und Vermittlungsvorschläge machen.<br />

Der „blinde Fleck” des <strong>Bürger</strong>meisters sind die <strong>Bürger</strong>initiativen, deren Interessen er nicht<br />

zu kennen braucht. Allerdings ist auch ein <strong>Bürger</strong>meister denkbar, der auch die Belange der<br />

außerparlamentarischen <strong>Bürger</strong>schaft kennt. Er organisiert die Gemeinderatssitzungen und<br />

die Pressekonferenz.<br />

G e m e i n d e r a t s s p r e c h e r ( 1 P e r s o n )<br />

Er sollte ebenso wie der <strong>Bürger</strong>meister keine eigenen Interessen verfolgen. Ihm obliegen die<br />

Organisation der Gemeinderatstreffen und die Vorbereitung der Pressekonferenz in Abspra-<br />

che mit dem <strong>Bürger</strong>meister.<br />

M o s l e m i n i t i a t i v e ( 3 P e r s o n e n )<br />

Möchte möglichst in der Innenstadt eine Moschee errichten und setzt sich ansonsten für den<br />

Bau eines Asylbewerberheims ein.<br />

J u g e n d g r u p p e ( 3 P e r s o n e n )<br />

Setzt sich für alle Belange ein, die Jugendliche betreffen. Erstes Ziel ist es, den Bau eines<br />

Jugendzentrums an möglichst zentraler Stelle in der Stadt zu erreichen. Zur Mosleminitiative<br />

bestehen gute Kontakte.<br />

M e t h o d e n H a n d b u c h 2 8 3<br />

12<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung


12<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />

Planspiele<br />

R o l l e n p r o f i l e : B a u v o r h a b e n i n N o v i g r a d<br />

N a t i o n a l e H e i m a t g r u p p e ( 4 P e r s o n e n )<br />

Mag vor allem keine Ausländer. Ihr erstes Ziel ist es, den Bau eines Asylbewerberheims und<br />

den Bau einer Moschee zu verhindern. gegenüber den meisten anderen Bauvorhaben verhält<br />

sich die Nationale Heimatgruppe indifferent.<br />

E n g a g i e r t e B ü r g e r ( 4 P e r s o n e n )<br />

Wollen vor allem an allen Entscheidungsprozessen, die “ihre” Stadt betreffen, beteiligt sein.<br />

Besonderes Interesse besteht am Bau eines Theaters oder eines Museums, aber auch ein<br />

Einkaufszentrum oder sogar einen Stadtpark können sich die <strong>Bürger</strong> vorstellen.<br />

M e d i e n v e r t r e t e r ( 3 P e r s o n e n )<br />

Sie haben die Aufgabe, das Spielgeschehen zu verfolgen und zu dokumentieren. Je nach<br />

Ausrichtung der Zeitung ergeben sich dabei unterschiedliche Gewichtungen. In dieser Kon-<br />

zeption sind ein Repräsentant der Boulevardpresse, ein Journalist einer traditionellen nach-<br />

richtenorientierten Zeitung und ein Vertreter der lokalen Presse vorgesehen.<br />

B a u p r o j e k t e : B a u v o r h a b e n i n N o v i g r a d<br />

Zur Diskussion stehen folgende Projekte:<br />

▪ Einkaufszentrum<br />

▪ Parkhaus<br />

▪ Museum<br />

▪ Studentenwohnheim<br />

▪ Asylbewerberheim<br />

▪ Moschee<br />

▪ Jugendzentrum<br />

▪ Theater<br />

▪ Stadtpark<br />

2 8 4 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />

© 2004 MitOst-Editionen<br />

Bauvorhaben in<br />

Novigrad


Beschreibung<br />

Ziele<br />

© 2004 MitOst-Editionen<br />

T h e o d o r - H e u s s - U n i v e r s i t ä t –<br />

A l l e s b e i m A l t e n ?<br />

Planspiele<br />

Das Planspiel findet an einer fiktiven Hochschule in Europa<br />

statt. Die Mehrzahl der Studenten dieser Hochschule ist dafür<br />

bekannt, dass sich ihre Aktivität auf die Vorbereitung von Prü-<br />

fungen beschränkt. Es gibt kein aktives studentisches Leben<br />

und auch keine Studentenzeitung. Zum Beginn des neuen Stu-<br />

dienjahres wollen mehrere kleine Gruppen von Studenten an<br />

der bisherigen Passivität etwas ändern.<br />

Die aktiven Studenten haben unterschiedliche Ziele, die sie<br />

nur mit Hilfe der eher passiven Kommilitonen erreichen kön-<br />

nen. Ihre Aufgabe besteht darin, die anderen Studenten und<br />

auch die Dozenten der Hochschule von der Wichtigkeit ihres<br />

Anliegens zu überzeugen, um für ihre Sache eine Mehrheit im<br />

Hochschulrat zu bekommen.<br />

An der Hochschule gibt es neben den aktiven und passiven Stu-<br />

denten noch einen vom Rektor geduldeten Studentenvertreter,<br />

der bisher die Interessen der Studenten nicht wahrgenommen<br />

hat. Die Hochschule wird geleitet von Rektor Prof. Dr. Bruno<br />

Dogma, im Rektorat arbeitet die Sekretärin Frau Richtig. Es<br />

gibt an der Hochschule drei einheimische Dozenten und einen<br />

Gastlektor aus Deutschland.<br />

Im Tagesgeschäft entscheidet der Rektor über hochschulinter-<br />

ne Belange. Wichtige Anliegen müssen aber im Hochschulrat<br />

beraten und entschieden werden. Jedes Mitglied des Hoch-<br />

schulrates hat das Recht, Tagesordnungspunkte für die nächste<br />

Sitzung vorzuschlagen.<br />

Die Mitglieder des Hochschulrates sind:<br />

▪ der Rektor als Vorsitzender<br />

▪ die drei einheimischen Dozenten und<br />

▪ der Studentenvertreter.<br />

Entscheidungen im Hochschulrat werden mit einfacher Mehr-<br />

heit beschlossen und sind bindend.<br />

Das Spiel versetzt die Mitspieler in eine authentische Situati-<br />

on, in der zunächst die Motivierung der passiven Studenten<br />

im Vordergrund steht und dann ein Entscheidungsprozess im<br />

Hochschulrat. Vermittelt werden soll dabei grundsätzlich, dass<br />

politische Entscheidungen auf einem Ausgleich unterschiedli-<br />

cher Interessen beruhen. Gleichzeitig erfahren sich die Spie-<br />

ler als Vertreter verschiedener Interessengruppen und dabei<br />

als unterschiedlich „mächtig“. Das Spiel zeigt ihnen, welche<br />

Möglichkeiten und Begrenzungen man durch die Übernahme<br />

M e t h o d e n H a n d b u c h 2 8 5<br />

12<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung


12<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />

Planspiele<br />

Rahmen<br />

Gruppengröße __ 20-30 Personen<br />

2 8 6 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />

einer Rolle bekommt. Über die individuelle Erfahrung soll so<br />

die Komplexität gesellschaftlicher Mitbestimmung beispielhaft<br />

transparent gemacht werden. Da die Erfahrungen im geschütz-<br />

ten Raum gemacht werden, wird der Spielraum der eigenen<br />

Handlungsmöglichkeiten erweitert.<br />

Zeit __ ca. 6 Stunden, inklusive einer Mittagspause, die zum Spiel ge-<br />

hört, am selben Tag sollte noch Zeit für eine erste Auswertung<br />

sein [75 Minuten]<br />

Raum __ mehrere Räume<br />

Material __ große Papierbögen (DIN A2), Schreibmaterial, verschieden-<br />

Schlüsselbegriffe<br />

wichtig<br />

Vorbemerkung<br />

farbige Kärtchen mit den Rollenprofilen, verschiedenfarbige<br />

Blätter und verschiedenfarbige Spielkarten, Namensschilder<br />

und Türschilder (entsprechend der Rollenprofile), Flip-Charts,<br />

Infowand zur Dokumentation des Planspiels<br />

Demokratische Handlungskompetenz, Demokratische Grund-<br />

regeln, Rollenverhalten, Selbstreflexion<br />

Es ist Vorbereitungszeit nötig. Die Räumlichkeiten sollten am<br />

Abend vor dem Planspiel hergerichtet werden. Die Materialien<br />

müssen organisiert und kopiert werden und in den entspre-<br />

chenden Räumlichkeiten zur Verfügung stehen.<br />

Die Spielkarten (Wer? Mit wem? Wann? Was? Mit welchem<br />

Ergebnis?) haben eine wichtige Funktion im Spielverlauf. Sie<br />

informieren die anderen Spieler über gleichzeitig ablaufende<br />

Gespräche und Entscheidungen und müssen deshalb immer<br />

umgehend am Spielplan angebracht werden. Die Spielkarten<br />

können natürlich auch von den Spielern strategisch eingesetzt<br />

werden (z.B. Gerüchte).<br />

Bei der Rollenverteilung ist zu beachten, dass die Rolle des<br />

Rektors eine hohe sprachliche Kompetenz erfordert.<br />

An einem zentralen Ort hängt während des Spiels der Spiel-<br />

plan, der in drei Teile (3 Spielphasen) unterteilt ist. Hier finden<br />

sich alle wichtigen Informationen zum Spiel (z.B. Personen,<br />

Regeln), und hier werden auch alle während des Spiels ent-<br />

stehenden Texte (z.B. Zeitungsartikel, Pressemitteilungen) und<br />

die Spielkarten aufgehängt.<br />

Nach dem Planspiel müssen in einem gemeinsamen Akt die<br />

Rollen abgelegt werden. Es sollte sich auch körperlich von der<br />

Rolle getrennt werden. Die Auswertung muss in anderen oder<br />

veränderten Räumlichkeiten stattfinden.<br />

© 2004 MitOst-Editionen


© 2004 MitOst-Editionen<br />

Planspiele<br />

Die Rolle des Hausmeisters befindet sich etwas außerhalb des<br />

Spiels und sollte mit einem Seminarleiter besetzt werden. Es<br />

ist dadurch gewährleistet, dass auch während des Planspiels<br />

organisatorische Aufgaben (z.B. Bereitstellung von Geträn-<br />

ken) erledigt werden können und bei Bedarf lenkend in das<br />

Spiel eingegriffen werden kann. Aus diesen Überlegungen ist<br />

es empfehlenswert, auch die Rolle der Sekretärin mit einem<br />

Seminarleiter zu besetzen.<br />

Die passiven Studenten sollten vom Hausmeister und der Se-<br />

kretärin gut beschäftigt werden, da in ihren Rollenbeschreibun-<br />

gen wenig Handlungspotenzial liegt und die aktiven Studenten<br />

es schwer haben werden, sie als Verbündete zu gewinnen.<br />

Szenario<br />

Ort: <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-Universität<br />

Zeit: Beginn des neuen Semesters<br />

Start: Eröffnungsrede des Rektors<br />

Ziel: Ende der Hochschulkonferenz<br />

Situation: Die Uni beruft sich auf demokratische Traditionen.<br />

Seit langem gibt es keine studentischen Initiativen, nur einen<br />

passiven Studentenvertreter.<br />

Wichtigstes Gremium ist die Hochschulkonferenz (HSK):<br />

▪ tagt einmal im Semester<br />

▪ 5 Mitglieder (3 Dozenten, Studentenvertreter, Rektor)<br />

▪ nur Mitglieder bringen Tagesordnungspunkte ein<br />

▪ öffentlich<br />

▪ trifft alle wichtigen Entscheidungen für das nächste<br />

Semester<br />

▪ Pro- und Contra-Argumentation zu jedem<br />

Tagesordnungspunkt<br />

▪ Entscheidung mit einfacher Mehrheit<br />

Rollen<br />

Prof. Dr. Bruno Dogma – Rektor (grüne Spielkarten)<br />

Dr. Regine Redlich – Dozentin (rote Spielkarten)<br />

Dr. Willi Goodman – Dozent (rote Spielkarten)<br />

Dr. Ernst Gnadenlos – Dozent (rote Spielkarten)<br />

Susanne Sommer – Lektorin (rote Spielkarten)<br />

Kevin Vorwärts – Studentenvertreter (blaue Spielkarten)<br />

Hänsel Germus – Student (blaue Spielkarten)<br />

Gretel Germina – Studentin (blaue Spielkarten)<br />

Hanna Metronom – Studentin (blaue Spielkarten)<br />

Daniel Note – Student (blaue Spielkarten)<br />

Gitte Kritisch – Studentin (blaue Spielkarten)<br />

Klaus Fraggern – Student (blaue Spielkarten)<br />

Anna Schöngeist – Studentin (blaue Spielkarten)<br />

M e t h o d e n H a n d b u c h 2 8 7<br />

12<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung


12<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />

Planspiele<br />

Durchführung<br />

2 8 8 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />

Barbara Gutmensch – Studentin (blaue Spielkarten)<br />

Mark Broker – Student (blaue Spielkarten)<br />

Patrick Anlage – Student (blaue Spielkarten)<br />

Max Cyber – Student (blaue Spielkarten)<br />

Moritz Bit – Student (blaue Spielkarten)<br />

Lara Müller – Studentin (blaue Spielkarten)<br />

Laura Meier – Studentin (blaue Spielkarten)<br />

Karla Kolumna – Journalistin (gelbe Spielkarten)<br />

Karl Recherch – Journalist (gelbe Spielkarten)<br />

Frau Richtig – Sekretärin (weiße Spielkarten)<br />

Herr Pütz – Hausmeister (weiße Spielkarten)<br />

(Für den Hausmeister existiert keine Rollenbeschreibung.)<br />

Informationen zur Methode Planspiel, Vorstellung des Planspiels.<br />

[60 Minuten]<br />

Verteilung und Kennenlernen der Rollen mit individueller Pause.<br />

[45 Minuten]<br />

1. Phase: Semesterbeginn, Rede des Rektors [15 Minuten]<br />

2. Phase: Vorbereitung der Hochschulkonferenz, Absprache<br />

über gemeinsame Interessen unter den Studenten und<br />

dem Lehrkörper, Sammeln von Argumenten, Einflussnah-<br />

me auf die Tagesordnung über die Dozenten<br />

[105 Minuten]<br />

Mittagessen, individuelle Pause (Das Spiel läuft weiter!)<br />

[45 Minuten]<br />

3. Phase: Fortsetzung der Vorbereitung der Hochschulkonfe-<br />

renz, Schließung der Tagesordnung, Sammeln der Tages-<br />

ordnung im Sekretariat [15 Minuten]<br />

Unmittelbare Vorbereitung auf die Konferenz (z.B. Reden,<br />

Argumentationen) [30 Minuten]<br />

4. Phase: Hochschulkonferenz mit Abstimmung, Vortragen<br />

der Argumente, Diskussion [60 Minuten]<br />

5. Beenden des Planspiels<br />

und Pause [90 Minuten]<br />

© 2004 MitOst-Editionen


Erfahrung<br />

© 2004 MitOst-Editionen<br />

6. Erste Auswertung:<br />

Mögliche Fragen:<br />

▪ Wie hast du dich in deiner Rolle gefühlt?<br />

▪ Welche Störfaktoren hast du erlebt?<br />

▪ Was würdest du jetzt anders machen?<br />

▪ Welche Kompetenzen haben dir gefehlt?<br />

[100 Minuten]<br />

Planspiele<br />

7. Weiterführende Auswertung: Diese sollte frühestens<br />

am nächsten Tag stattfinden<br />

Zur Auswertung sollte der Spielplan hinzugezogen werden.<br />

Mögliche Fragen:<br />

▪ Was wolltest du in deiner Rolle erreichen?<br />

▪ Was hast du erreicht?<br />

▪ Woran lag das?<br />

▪ Welche Verbündeten hast du dir gesucht? Warum (nicht)?<br />

▪ Wie würde erfolgreiches Handeln in dieser Rolle für dich<br />

aussehen? Wie für dich persönlich?<br />

▪ Welche Möglichkeiten hatte man, um auf sich<br />

aufmerksam zu machen?<br />

▪ Was hättest du anders machen können?<br />

▪ An welcher Form von Autorität (der Regeln, der Person,<br />

der Masse usw.) bist du gescheitert?<br />

▪ Wie bist du mit Frustrationen umgegangen?<br />

▪ In welcher Weise sind die gemachten Erfahrungen auf<br />

deine persönliche Situation übertragbar?<br />

Als Ergebnis der Auswertungsfragen ergeben sich folgende<br />

weitere Arbeitsmöglichkeiten:<br />

▪ Situationen nachstellen<br />

▪ Schlüsselszenen nachspielen<br />

▪ Strategien entwickeln<br />

▪ Kompetenztraining (z.B. Umgang mit Autoritäten,<br />

Präsentationstechniken, Fragetechniken)<br />

Zwei Journalisten sind zu wenig. Es muss organisiert werden,<br />

dass der Rektor die Artikel der Zeitung liest, da er kaum die<br />

Möglichkeit hatte, sich am Spielplan zu informieren. Die Be-<br />

grenzungen, die die Spieler innerhalb ihrer Rollen erfahren,<br />

sind mehr psychologischer denn struktureller Natur. Eine of-<br />

fene Frage bleibt, inwieweit die Seminarleiter in ihren Rollen<br />

(abgesehen von Hausmeister und Sekretärin) in das Spiel<br />

eingreifen sollen, da sie aus Kenntnis des Spiels mehr Wissen<br />

besitzen. Einige Teilnehmer empfinden dieses Planspiel als zu<br />

nah an der eigenen Situation<br />

M e t h o d e n H a n d b u c h 2 8 9<br />

12<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung


12<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />

Planspiele<br />

R o l l e n p r o f i l e : L e h r k ö r p e r<br />

P r o f . D r. B r u n o D o g m a , R e k t o r d e r U n i<br />

Als Rektor der <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-Universität sind Sie für alle Studenten und Dozenten der<br />

Universität verantwortlich. Die Universität ist sehr alt und hat eine lange demokratische<br />

Tradition. Der Name ist Verpflichtung, der Sie aus Pflichtbewusstsein in der Öffentlichkeit<br />

nachkommen. Ihnen sind dabei zwei Sachen wichtig, zum einen, dass die Hochschule in der<br />

Öffentlichkeit ein hohes Ansehen genießt, und zum anderen, dass das akademische Wissen<br />

auf hohem Niveau gelehrt wird. Deshalb ist „Ordnung, Strenge und Tradition“ Ihr Motto. De-<br />

mokratische Prinzipien haben für Sie dabei keine Bedeutung. Immerhin sind Sie der Rektor<br />

und haben die Verantwortung. Deshalb müssen Sie auch die wichtigsten Entscheidungen<br />

allein treffen. Sie sind streng und immer beschäftigt. Fast alle wichtigen Aufgaben erledigen<br />

Sie selbst. Nur die Sekretärin ist Ihre „rechte Hand“. Sie vertrauen ihr bedingungslos und<br />

bitten sie manchmal um Rat. Unwichtige und unangenehme Aufgaben geben Sie an die Do-<br />

zenten und Studenten weiter. Da Sie aber kein echtes Vertrauen in die Kompetenz anderer<br />

haben, kontrollieren Sie sie ständig. Die Dozenten und Studenten sind von Ihnen abhängig:<br />

Sie können Personen von der Universität verweisen, Sie legen die Höhe der Prämien für die<br />

Dozenten fest, Sie legen nach der Empfehlung der Dozenten die Höhe der Stipendien fest,<br />

Sie entscheiden über die Nutzung von Räumlichkeiten (z.B. Computerraum).<br />

Der Dozentin Dr. Redlich haben Sie im nächsten Jahr eine 3-Zimmer-Wohnung in Aussicht<br />

gestellt. Manchmal zeigen sich die Dozenten erkenntlich, z.B. hat Dr. Gnadenlos Ihnen ein<br />

Auto aus Großbritannien besorgt. Allerdings sind Sie etwas über ihn verärgert, weil sich zwei<br />

Studenten über seine Arbeit als Dozent bei Ihnen beschwert haben. Mit der Studentenschaft<br />

haben sie bisher kaum Probleme. Der Studentenvertreter Kevin Vorwärts arbeitete bisher<br />

gut mit Ihnen zusammen, weil sein Vater mit Ihnen befreundet ist.<br />

An studentischen Aktivitäten haben Sie kein echtes Interesse, weil das den ordnungsge-<br />

mäßen Ablauf stören kann. Manchmal bekunden Sie Interesse, damit Sie in der Presse und<br />

Öffentlichkeit Ansehen genießen. Sie möchten aber keine Veränderungen. Deshalb sind Sie<br />

auch nicht besonders an Kontakt mit ausländischen Hochschulen interessiert. Allerdings<br />

hebt eine deutsche Lektorin das Ansehen der Uni und sichert die Sprachpraxis im Stunden-<br />

plan, obwohl Sie lieber einen Mann für diese Aufgabe gesehen hätten.<br />

Zweimal im Monat nehmen Sie an der Rektorenkonferenz teil. Dort müssen Sie Rechen-<br />

schaft über Ihre Arbeit ablegen und bekommen die Regeln für Ihre Tätigkeit mitgeteilt. Der<br />

Bildungsminister ist Ihr Chef. Sie sind Vorsitzender der Hochschulkonferenz und haben dort<br />

eine Stimme. Sie berufen die Konferenz ein, legen die Tagesordnung fest und eröffnen sie.<br />

Undisziplinierte Teilnehmer können Sie von der Konferenz ausschließen. Sie eröffnen jedes<br />

Semester mit einer Rede. Nach der Hochschulkonferenz haben Sie um 16 Uhr einen Termin<br />

im Bildungsministerium.<br />

2 9 0 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />

© 2004 MitOst-Editionen<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-Uni –<br />

Alles beim Alten?


<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-Uni –<br />

Alles beim Alten?<br />

R o l l e n p r o f i l e : L e h r k ö r p e r<br />

D r. R e g i n e R e d l i c h , D o z e n t i n<br />

© 2004 MitOst-Editionen<br />

Planspiele<br />

Sie sind Dozentin für Kulturgeschichte und Philosophie an der Hochschule. Das ist Ihre zwei-<br />

te Arbeitsstelle. Sie arbeiten eigentlich als Reiseführerin und wollen viel Geld verdienen. Sie<br />

haben keine Zeit für Studenten, weil Sie oft unterwegs sind und sich auch noch um Ihre drei<br />

Kinder kümmern müssen. Deshalb haben Sie auch kaum Zeit, sich auf die Seminare und<br />

Vorlesungen vorzubereiten. Sie machen auch reichlich von Ihrem Recht Gebrauch, Aufga-<br />

ben an Studenten weiterzugeben. Sie leiden darunter und würden gern mehr Zeit haben.<br />

Ihr Traum ist, dass Sie in ein paar Jahren nicht mehr so viel arbeiten müssen und Sie dann<br />

mehr für Ihre Studenten machen können.<br />

Sie sind der Meinung, dass an der Struktur der Universität und im Lehrbetrieb einiges verän-<br />

dert werden müsste, aber es gibt so viele andere Sachen, die Ihre Energie verbrauchen.<br />

Sie haben gute Beziehungen zu Ihren <strong>Kolleg</strong>en. Auch mit dem Rektor kommen Sie gut aus.<br />

Er hat ihnen im nächsten Jahr eine 3-Zimmer-Wohnung der Universität versprochen. Au-<br />

ßerdem entscheidet er über die Höhe der Prämien für die Dozenten. Da Sie auf mehr Geld<br />

hoffen, versuchen Sie einen guten Eindruck zu hinterlassen und besser als Ihre <strong>Kolleg</strong>en zu<br />

sein.<br />

Sie sind Mitglied der Hochschulkonferenz, können dafür Punkte für die Tagesordnung einrei-<br />

chen und haben dort eine Stimme.<br />

M e t h o d e n H a n d b u c h 2 9 1<br />

12<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung


12<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />

Planspiele<br />

R o l l e n p r o f i l e : L e h r k ö r p e r<br />

D r. W i l l i G o o d m a n , D o z e n t<br />

Sie arbeiten schon seit 10 Jahren an der Uni. Während des Studiums waren Sie als DAAD-<br />

Stipendiat in Deutschland und haben dort auch promoviert. Die an den deutschen Unis<br />

üblichen Arbeitsmethoden und die Art und Weise, wie man mit den Studierenden umgeht,<br />

haben Sie so tief beeindruckt und fasziniert, dass Sie jetzt selber die Studierenden sehr<br />

liberal behandeln. Im Gegensatz zu Ihren Arbeitskollegen betrachten Sie die Studenten als<br />

Partner und motivieren und ermutigen sie.<br />

Der Kontakt mit den jungen Leuten macht Ihnen wahnsinnig viel Spaß und Freude. Sie hel-<br />

fen Ihren Studenten gern mit Informationen über Studien- und Stipendienmöglichkeiten in<br />

anderen Ländern. Leider haben Sie den Eindruck, dass es sehr viele passive Studenten gibt.<br />

Viele Studenten schauen nur auf die Noten, lernen alles nur auswendig und sind nicht an<br />

Hintergrundinformationen und zusätzlichen Angeboten interessiert. Sie legen keinen Wert<br />

auf die Förderung der eigenen Kreativität. Ihnen scheint es auch so, als hätten viele Studen-<br />

ten keine Lust, sich um die Verwirklichung ihrer studentischen Rechte zu kümmern. Dabei<br />

gäbe es auf diesem Gebiet an Ihrer Hochschule einiges zu tun, und Sie würden die Studen-<br />

ten im Rahmen Ihrer Möglichkeiten auch dabei unterstützen. Sie vermeiden aber offene<br />

Auseinandersetzungen und würden nie soweit gehen, Vorgesetzte anzugreifen. Überhaupt<br />

haben Sie zum Rektor eher gute Beziehungen. Sie respektieren ihn als Chef, würden sich<br />

aber nie mit ihm privat einlassen.<br />

Besonders freuen Sie sich darüber, dass in diesem Studienjahr erstmals eine Lektorin aus<br />

Deutschland an dieser Uni arbeiten wird. Sie sind schon sehr auf den intensiven Austausch<br />

gespannt.<br />

Vor einem Jahr haben Sie geheiratet, und Ihre Freizeit widmen Sie jetzt eher Ihrer Ehefrau<br />

als den Studenten. Ihre Frau findet trotzdem, dass Sie zu viel Zeit an der Uni verbringen,<br />

und quält Sie permanent mit Vorwürfen. Sie kann auch nicht verstehen, wieso Sie sich so<br />

viel um die Studenten kümmern. Sie ist sehr eifersüchtig, besonders wenn Sie sich mit weib-<br />

lichen Personen treffen. Ihre Ehefrau möchten Sie auf keinen Fall enttäuschen.<br />

Sie sind Mitglied der Hochschulkonferenz und haben dort eine Stimme. Außerdem sind Sie<br />

berechtigt, Punkte auf die Tagesordnung der Hochschulkonferenz zu setzen.<br />

2 9 2 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />

© 2004 MitOst-Editionen<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-Uni –<br />

Alles beim Alten?


<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-Uni –<br />

Alles beim Alten?<br />

R o l l e n p r o f i l e : L e h r k ö r p e r<br />

D r. E r n s t G n a d e n l o s , D o z e n t<br />

© 2004 MitOst-Editionen<br />

Planspiele<br />

Sie sind Dozent für deutsche und englische Sprache und Literatur an der Hochschule. Früher<br />

hat Ihnen die Arbeit mit Studenten viel Freude gemacht. Jetzt sind Sie Ende vierzig und<br />

erkennen, dass die Ziele und Träume, die Sie bisher nicht verwirklicht haben, für Sie immer<br />

Träume bleiben werden. Die jetzige Studentengeneration ist Ihrer Meinung nach faul und<br />

oberflächlich, hat aber viel mehr Möglichkeiten als die Studenten zu Ihrer Zeit. Darüber<br />

ärgern Sie sich. Sie versuchen, es den Studenten so schwer wie möglich zu machen. Damit<br />

wollen Sie sie trainieren und fördern. Außerdem geben Sie so viele Aufgaben wie möglich<br />

an die Studenten weiter. Damit ersparen Sie sich Arbeit, und die Studenten können etwas<br />

lernen. Einen Studentenklub halten Sie für überflüssig, da so etwas die Studenten nur vom<br />

Studium ablenkt.<br />

Da Sie schon viele Jahre dieselben Kurse anbieten, bereiten Sie sich kaum auf die Semina-<br />

re vor. Korrekturen erledigen Sie ungern oder gar nicht. Weil Ihre Bezahlung so gering ist,<br />

finden Sie es auch in Ordnung, mit schlechter Qualität zu arbeiten. Außerdem zwingt es Sie,<br />

auch noch an anderen Hochschulen zu unterrichten. Sie brauchen aber unbedingt die Stelle<br />

an der <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-Universität, weil sie Ihnen Ihre Rentenansprüche sichert.<br />

Sie haben schon lange nicht mehr an Weiterbildungen oder Auslandsexkursionen teilge-<br />

nommen, obwohl Ihre Sprachkenntnisse nicht mehr so gut sind. Deshalb ärgern Sie sich<br />

auch sehr über die Anwesenheit einer deutschen Lektorin an der Hochschule. Sie sind über-<br />

haupt nicht an Kontakten mit ausländischen Hochschulen interessiert und glauben, dass<br />

diese Lektorin alles besser weiß und Ihnen „Ihre“ Studenten wegnehmen wird. Sie haben<br />

sich vorgenommen, ihr so schnell wie möglich zu zeigen, wer hier das Sagen hat.<br />

Zum Rektor der Hochschule haben Sie ein gutes Verhältnis. Er ist Ihnen dankbar, weil Sie<br />

ihm ein Auto aus Großbritannien besorgt haben. Darum hoffen Sie auch, im nächsten Se-<br />

mester eine höhere Prämie zu erhalten. Der Rektor legt aber viel Wert auf einen guten Ruf<br />

der Hochschule. Deshalb ist es Ihnen unangenehm, dass sich schon zwei Studenten über Sie<br />

beschwert haben. Sehr enttäuschend auch, dass es gerade Ihre Lieblingsstudenten waren.<br />

Sie sind Mitglied der Hochschulkonferenz, können dafür Punkte für die Tagesordnung einrei-<br />

chen und haben dort eine Stimme.<br />

M e t h o d e n H a n d b u c h 2 9 3<br />

12<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung


12<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />

Planspiele<br />

R o l l e n p r o f i l e : L e h r k ö r p e r<br />

S u s a n n e S o m m e r, L e k t o r i n a u s D e u t s c h l a n d<br />

Du kommst aus Deutschland, hast gerade dein Examen bestanden und bist vor zwei Tagen<br />

hier in der Stadt angekommen, um an der <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-Universität als Lektorin für deut-<br />

sche Sprache, Literatur und Landeskunde zu arbeiten und die Studenten bei studentischen<br />

Aktivitäten zu unterstützen. Du bist voller Energie und Ideen und du freust dich auf die<br />

kommende Tätigkeit. Während Deines Studiums warst du sehr aktiv in der Fachschaft tätig.<br />

Du hast dich um die studentischen Belange gekümmert und verschiedene Veranstaltungen<br />

organisiert. Zu deinen Aufgaben gehörten auch zahlreiche Auseinandersetzungen mit Do-<br />

zenten und Lektoren, die du fast alle erfolgreich bestanden hast.<br />

Von Deiner Gasthochschule weißt du noch sehr wenig. Du kennst die inneren Strukturen und<br />

Entscheidungswege nicht, hoffst aber, darüber mehr vom Rektor und deinen neuen <strong>Kolleg</strong>en<br />

zu erfahren. Du hast nur gehört, dass die studentische Mitbestimmung hier noch in den An-<br />

fängen steckt, und du möchtest dich mit ganzer Kraft für ihren weiteren Ausbau engagieren.<br />

Du gehst davon aus, dass alle Studenten und Dozenten an diesem Ziel interessiert sind und<br />

auf deine Erfahrungen bauen. Da du ein offener und freundlicher Mensch bist, gehst du auch<br />

so auf andere zu. Da die Studenten für dich gleichberechtigte Partner sind, möchtest du,<br />

dass sie dich mit „du“ ansprechen. Deine <strong>Kolleg</strong>en und den Rektor wirst du auch duzen, da<br />

das bei dir an der Uni so üblich war.<br />

Du hast auch schon jede Menge Ideen für Projekte und Veranstaltungen an dieser Hochschu-<br />

le. Sehr gern möchtest du z.B. eine monatliche Gesprächsrunde zum Thema: „Die Frau im<br />

21. Jahrhundert - neue Wege der Emanzipation“ an der Uni durchführen. Du glaubst, dass<br />

dieses Thema auch die männlichen Studenten und <strong>Kolleg</strong>en interessieren wird. Für deine<br />

<strong>Kolleg</strong>en möchtest du einmal in der Woche eine methodische Weiterbildung organisieren.<br />

Du spielst Gitarre und stehst eher auf ältere Musik wie The Rolling Stones und Elvis Presley.<br />

An der Uni möchtest du einen sehr guten Eindruck hinterlassen, da die Hochschulleitung dar-<br />

über entscheidet, ob du auch ein zweites Jahr bleiben darfst. Das wäre für dich sehr wichtig,<br />

da im Moment in Deutschland die Situation auf dem Arbeitsmarkt sehr schwierig ist.<br />

2 9 4 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />

© 2004 MitOst-Editionen<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-Uni –<br />

Alles beim Alten?


<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-Uni –<br />

Alles beim Alten?<br />

R o l l e n p r o f i l e : S t u d e n t e n<br />

K e v i n V o r w ä r t s , S t u d e n t e n v e r t r e t e r<br />

© 2004 MitOst-Editionen<br />

Planspiele<br />

Du bist Student des vierten Studienjahres und schon seit zwei Jahren als Studentenvertreter<br />

gewählt, weil du gut reden kannst und es bisher keinen Gegenkandidaten gab. Dir gefällt<br />

diese Tätigkeit, weil du es so organisiert hast, dass du nicht viel machen musst und sie be-<br />

stimmt gut für deine Karriere ist. Als Studentenvertreter hat man einige Freiheiten und hat<br />

gute Kontakte zu allen Studenten und Dozenten. Den Rektor kennst du persönlich, weil er<br />

ein Freund deines Vaters ist. Aus diesem Grund willst und kannst du nichts gegen den Rektor<br />

unternehmen, obwohl du mit vielen seiner Entscheidungen nicht einverstanden bist. Das ist<br />

auch deswegen schwierig, weil du nach dem Studium an deiner Uni eine wissenschaftliche<br />

Karriere machen möchtest.<br />

Dir ist aber auch bewusst, dass du von Studierenden gewählt worden bist und ihre Inter-<br />

essen zu vertreten hast. Deswegen kannst du die studentischen Anliegen nicht völlig igno-<br />

rieren. Außerdem möchtest du, dass die Studierenden dich bei der nächsten Wahl, die zwei<br />

Tage nach der Hochschulkonferenz stattfinden wird, wiederwählen. Es gibt aber schon zwei<br />

Gegenkandidaten.<br />

Als Studentenvertreter bist du Mitglied der Hochschulkonferenz. Du hast in diesem Gremium<br />

eine Stimme und bist berechtigt, Themen auf die Tagesordnung zu setzen.<br />

M e t h o d e n H a n d b u c h 2 9 5<br />

12<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung


12<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />

Planspiele<br />

R o l l e n p r o f i l e : S t u d e n t e n<br />

H ä n s e l G e r m u s , S t u d e n t<br />

Du studierst Germanistik und beherrschst die deutsche Sprache sehr gut. Dein alter Traum<br />

ist es aber, Deutschland mit eigenen Augen zu sehen – es ist doch peinlich und auch lang-<br />

weilig, drei Jahre Deutsch zu lernen, ohne das Land besucht zu haben. Da du schon lange<br />

alle möglichen Informationen, die mit Deutschland verbunden sind, sammelst, hast du vor<br />

einiger Zeit eine nette Studentin von der Uni Bielefeld durch eine studentische Zeitung im<br />

Internet kennen gelernt. Sie studiert Politologie und Kommunikationswissenschaft und ist<br />

Studentenvertreterin ihrer Fakultät beim Studentenrat. Sie interessiert sich sehr für andere<br />

Länder und Leute.<br />

Sie hat dir vorgeschlagen, im Rahmen eines Studentenaustausches zwischen der Uni<br />

Bielefeld und deiner Uni eine Reise für Studenten der Germanistik von deiner Uni nach<br />

Deutschland zu organisieren. Für Bielefeld hat sie schon alles organisiert – Unterkunft und<br />

Verpflegung, verschiedene Veranstaltungen wie Museumsbesuche, Konzerte, Empfang beim<br />

<strong>Bürger</strong>meister und Rektor. Die Studenten deiner Uni müssten nur die Reisekosten bezahlen.<br />

Deine Hochschule hat noch keine Partneruniversitäten im Ausland, so eine Austauschreise<br />

wurde noch nie bei euch organisiert. Du bist dir sicher, dass so ein Austausch sehr viel für die<br />

sprachlichen Fähigkeiten und die Kenntnisse in praktischer Landeskunde bringen wird. Dein<br />

Vorschlag ist, dass die Universität einen Teil der Reisekosten übernimmt, da die Stipendien<br />

ziemlich niedrig sind.<br />

Die heutige Hochschulkonferenz wäre ein guter Anlass, über den Studentenaustausch zu<br />

diskutieren. Allerdings kann nur ein Dozent, der Studentenvertreter oder der Rektor dieses<br />

Thema auf die Tagesordnung setzen. Du musst also versuchen, sie von deinem Anliegen<br />

zu überzeugen. Gibt es vielleicht einen Dozenten, der Erfahrungen im touristischen Bereich<br />

besitzt? Andererseits ist es auch wichtig, viele Kommilitonen für dein Vorhaben zu gewinnen.<br />

Sie sollen vor der Konferenz Werbung dafür machen und dich während der Konferenz unter-<br />

stützen, da sicherlich noch andere Projekte eingereicht werden. Du solltest also auch ver-<br />

suchen, die sonst eher passiven Studenten zu überzeugen. Auch passive Studenten haben<br />

Interessen und sind eventuell bereit, etwas zu tun. Es gibt doch garantiert Computerfreaks,<br />

Business-Leute und Literaturinteressierte unter ihnen. Kann dir das nicht nützlich sein? Mög-<br />

licherweise gibt es auch unter den Dozenten einige, die dich bei der Planung und Durchfüh-<br />

rung dieser Reise unterstützen. Vielleicht könnte man auch die lokale Presse nutzen.<br />

Bei all deinen Bemühungen solltest du aber nicht die Bedingungen an deiner Uni vergessen.<br />

Immerhin kann der Rektor dich von der Hochschulkonferenz ausschließen oder gar von der<br />

Uni werfen. Denke auch daran, dass die Noten, die dir die Dozenten geben, über die Höhe<br />

deines Stipendiums entscheiden.<br />

Vielleicht kann dir auch die neue Lektorin aus Deutschland helfen, obwohl sie keine Stimme<br />

in der Hochschulkonferenz hat.<br />

2 9 6 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />

© 2004 MitOst-Editionen<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-Uni –<br />

Alles beim Alten?


<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-Uni –<br />

Alles beim Alten?<br />

R o l l e n p r o f i l e : S t u d e n t e n<br />

G r e t e l G e r m i n a , S t u d e n t i n<br />

© 2004 MitOst-Editionen<br />

Planspiele<br />

Du studierst Germanistik und beherrschst die deutsche Sprache sehr gut. Dein alter Traum<br />

ist es aber, Deutschland mit eigenen Augen zu sehen – es ist doch peinlich und auch lang-<br />

weilig, drei Jahre Deutsch zu lernen, ohne das Land besucht zu haben. Da du schon lange<br />

alle möglichen Informationen, die mit Deutschland verbunden sind, sammelst, hast du vor<br />

einiger Zeit eine nette Studentin von der Uni Bielefeld durch eine studentische Zeitung im<br />

Internet kennen gelernt. Sie studiert Politologie und Kommunikationswissenschaft und ist<br />

Studentenvertreterin ihrer Fakultät beim Studentenrat. Sie interessiert sich sehr für andere<br />

Länder und Leute.<br />

Sie hat dir vorgeschlagen, im Rahmen eines Studentenaustausches zwischen der Uni<br />

Bielefeld und deiner Uni eine Reise für Studenten der Germanistik von deiner Uni nach<br />

Deutschland zu organisieren. Für Bielefeld hat sie schon alles organisiert – Unterkunft und<br />

Verpflegung, verschiedene Veranstaltungen wie Museumsbesuche, Konzerte, Empfang beim<br />

<strong>Bürger</strong>meister und Rektor. Die Studenten deiner Uni müssten nur die Reisekosten bezahlen.<br />

Deine Hochschule hat noch keine Partneruniversitäten im Ausland, so eine Austauschreise<br />

wurde noch nie bei euch organisiert. Du bist dir sicher, dass so ein Austausch sehr viel für die<br />

sprachlichen Fähigkeiten und die Kenntnisse in praktischer Landeskunde bringen wird. Dein<br />

Vorschlag ist, dass die Universität einen Teil der Reisekosten übernimmt, da die Stipendien<br />

ziemlich niedrig sind.<br />

Die heutige Hochschulkonferenz wäre ein guter Anlass, über den Studentenaustausch zu<br />

diskutieren. Allerdings kann nur ein Dozent, der Studentenvertreter oder der Rektor dieses<br />

Thema auf die Tagesordnung setzen. Du musst also versuchen, sie von deinem Anliegen<br />

zu überzeugen. Gibt es vielleicht einen Dozenten, der Erfahrungen im touristischen Bereich<br />

besitzt? Andererseits ist es auch wichtig, viele Kommilitonen für dein Vorhaben zu gewinnen.<br />

Sie sollen vor der Konferenz Werbung dafür machen und dich während der Konferenz unter-<br />

stützen, da sicherlich noch andere Projekte eingereicht werden. Du solltest also auch ver-<br />

suchen, die sonst eher passiven Studenten zu überzeugen. Auch passive Studenten haben<br />

Interessen und sind eventuell bereit, etwas zu tun. Es gibt doch garantiert Computerfreaks,<br />

Business-Leute und Literaturinteressierte unter ihnen. Kann dir das nicht nützlich sein? Mög-<br />

licherweise gibt es auch unter den Dozenten einige, die dich bei der Planung und Durchfüh-<br />

rung dieser Reise unterstützen. Vielleicht könnte man auch die lokale Presse nutzen.<br />

Bei all deinen Bemühungen solltest du aber nicht die Bedingungen an deiner Uni vergessen.<br />

Immerhin kann der Rektor dich von der Hochschulkonferenz ausschließen oder gar von der<br />

Uni werfen. Denke auch daran, dass die Noten, die dir die Dozenten geben, über die Höhe<br />

deines Stipendiums entscheiden.<br />

Vielleicht kann dir auch die neue Lektorin aus Deutschland helfen, obwohl sie keine Stimme<br />

in der Hochschulkonferenz hat.<br />

M e t h o d e n H a n d b u c h 2 9 7<br />

12<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung


12<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />

Planspiele<br />

R o l l e n p r o f i l e : S t u d e n t e n<br />

H a n n a M e t r o n o m , S t u d e n t i n<br />

Du bist ein richtiger Musikfan; Elvis Presley, The Who, Rolling Stones und Creedence sind für<br />

dich eine Herzenssache. In deiner Stadt gibt es eine Menge Kneipen und Discos, in denen<br />

die ganze Zeit Musik läuft. Die aktuelle Musik wie Britney Spears und Co. findest du aber<br />

langweilig. Das Problem ist auch, dass der Eintritt in eine Kneipe oder Disko eine Menge Geld<br />

kostet und dein Stipendium gerade mal für zwei solcher Abende reichen würde.<br />

An deiner Hochschule gibt es keinen Ort, an dem sich die Studenten treffen, Bier trinken,<br />

quatschen, sich austauschen, tanzen und gute Musik hören könnten. Dein Traum ist es, im<br />

Keller der Uni, in dem viele Räume leer stehen, einen Studentenclub mit Billard und Tanz-<br />

fläche zu eröffnen. Hier könnten auch verschiedene Veranstaltungen stattfinden, für die<br />

nicht extra ein Raum gemietet werden müsste. Dieser Club wäre eine Möglichkeit, wie die<br />

Studenten attraktiv ihre Freizeit verbringen könnten, und du bist dir sicher, dass langfristig<br />

auch die Hochschule von solch einem Club profitieren könnte.<br />

Diese Idee möchtest du gerne der Hochschulkonferenz unterbreiten. Allerdings kann nur ein<br />

Dozent, der Studentenvertreter oder der Rektor dieses Thema auf die Tagesordnung setzen.<br />

Du musst also versuchen, sie von deinem Anliegen zu überzeugen. Vielleicht hilft dir ja dein<br />

Musikgeschmack, denn wer von den Dozenten mag keinen Elvis... Andererseits ist es auch<br />

wichtig, viele Kommilitonen für dein Vorhaben zu gewinnen. Sie sollen vor der Konferenz<br />

Werbung dafür machen und dich während der Konferenz unterstützen, da sicherlich noch<br />

andere Projekte eingereicht werden. Du solltest also auch versuchen, die sonst eher passi-<br />

ven Studenten zu überzeugen, denn später soll dir auch jemand bei der Renovierung und<br />

der Organisation helfen. Auch passive Studenten haben Interessen und sind eventuell auch<br />

bereit, etwas zu tun. Es gibt doch garantiert Computerfreaks, Business-Leute und Literatu-<br />

rinteressierte unter ihnen. Kann dir das nicht nützlich sein? Vielleicht könnte man auch die<br />

lokale Presse nutzen. Und spielt die deutsche Lektorin nicht Gitarre?<br />

Bei all deinen Bemühungen solltest du aber nicht die Bedingungen an deiner Uni vergessen.<br />

Immerhin kann der Rektor dich von der Hochschulkonferenz ausschließen oder gar von der<br />

Uni werfen. Denke auch daran, dass die Noten, die dir die Dozenten geben, über die Höhe<br />

deines Stipendiums entscheiden.<br />

2 9 8 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />

© 2004 MitOst-Editionen<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-Uni –<br />

Alles beim Alten?


<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-Uni –<br />

Alles beim Alten?<br />

R o l l e n p r o f i l e : S t u d e n t e n<br />

D a n i e l N o t e , S t u d e n t<br />

© 2004 MitOst-Editionen<br />

Planspiele<br />

Du bist ein richtiger Musikfan; Elvis Presley, The Who, Rolling Stones und Creedence sind für<br />

dich eine Herzenssache. In deiner Stadt gibt es eine Menge Kneipen und Discos, in denen<br />

die ganze Zeit Musik läuft. Die aktuelle Musik wie Britney Spears und Co. findest du aber<br />

langweilig. Das Problem ist auch, dass der Eintritt in eine Kneipe oder Disko eine Menge Geld<br />

kostet und dein Stipendium gerade mal für zwei solcher Abende reichen würde.<br />

An deiner Hochschule gibt es keinen Ort, an dem sich die Studenten treffen, Bier trinken,<br />

quatschen, sich austauschen, tanzen und gute Musik hören könnten. Dein Traum ist es, im<br />

Keller der Uni, in dem viele Räume leer stehen, einen Studentenclub mit Billard und Tanz-<br />

fläche zu eröffnen. Hier könnten auch verschiedene Veranstaltungen stattfinden, für die<br />

nicht extra ein Raum gemietet werden müsste. Dieser Club wäre eine Möglichkeit, wie die<br />

Studenten attraktiv ihre Freizeit verbringen könnten, und du bist dir sicher, dass langfristig<br />

auch die Hochschule von solch einem Club profitieren könnte.<br />

Diese Idee möchtest du gerne der Hochschulkonferenz unterbreiten. Allerdings kann nur ein<br />

Dozent, der Studentenvertreter oder der Rektor dieses Thema auf die Tagesordnung setzen.<br />

Du musst also versuchen, sie von deinem Anliegen zu überzeugen. Vielleicht hilft dir ja dein<br />

Musikgeschmack, denn wer von den Dozenten mag keinen Elvis... Andererseits ist es auch<br />

wichtig, viele Kommilitonen für dein Vorhaben zu gewinnen. Sie sollen vor der Konferenz<br />

Werbung dafür machen und dich während der Konferenz unterstützen, da sicherlich noch<br />

andere Projekte eingereicht werden. Du solltest also auch versuchen, die sonst eher passi-<br />

ven Studenten zu überzeugen, denn später soll dir auch jemand bei der Renovierung und<br />

der Organisation helfen. Auch passive Studenten haben Interessen und sind eventuell auch<br />

bereit, etwas zu tun. Es gibt doch garantiert Computerfreaks, Business-Leute und Literatu-<br />

rinteressierte unter ihnen. Kann dir das nicht nützlich sein? Vielleicht könnte man auch die<br />

lokale Presse nutzen. Und spielt die deutsche Lektorin nicht Gitarre?<br />

Bei all deinen Bemühungen solltest du aber nicht die Bedingungen an deiner Uni vergessen.<br />

Immerhin kann der Rektor dich von der Hochschulkonferenz ausschließen oder gar von der<br />

Uni werfen. Denke auch daran, dass die Noten, die dir die Dozenten geben, über die Höhe<br />

deines Stipendiums entscheiden.<br />

M e t h o d e n H a n d b u c h 2 9 9<br />

12<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung


12<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />

Planspiele<br />

R o l l e n p r o f i l e : S t u d e n t e n<br />

G i t t e K r i t i s c h , S t u d e n t i n<br />

Du bist im 4. Semester Journalistik und kommst mit deinem Studium ganz gut klar. Da<br />

du ein Leistungsstipendium von der Uni bekommst, ist es für dich besonders wichtig, gute<br />

Noten zu bekommen, um dieses Geld auch weiterhin zu erhalten.<br />

Seit kurzem haben du und ein paar deiner Kommilitonen super viel Stress und Ärger mit<br />

dem Dozenten Dr. Gnadenlos. Er unterrichtet Fremdsprachen (Deutsch und Englisch) und<br />

hat nie Zeit für die Studenten. Er unterrichtet auch noch an einer anderen Hochschule und<br />

scheint sich deshalb kaum auf den Unterricht vorzubereiten. Er vergisst z.B., welche Aufga-<br />

ben er gestellt hatte, und verliert die korrigierten Hausaufgaben und Klausuren. Viele Stu-<br />

denten finden das lustig und bequem, weil man nicht viel zu lernen braucht und sich nicht<br />

vorbereiten muss. Viele interessieren sich nicht für die Sprachseminare und sitzen dort nur<br />

ihre Zeit ab. Du bist aber mit der Situation unzufrieden. Fremdsprachen findest du für deinen<br />

zukünftigen Beruf besonders wichtig und lernst deshalb viel selbstständig zu Hause. Des-<br />

halb hast du den Dozenten schon mehrfach angesprochen. Er ließ aber nicht mit sich reden,<br />

obwohl du dich mit ihm immer sehr gut verstanden hast. Inzwischen ist die Situation sehr<br />

angespannt. Du korrigierst den Dozenten während des Seminars und zeigst deutlich deinen<br />

Unmut. Der Dozent ist sehr böse darüber geworden, und du hast die Befürchtung, dass er<br />

sich in der Prüfung rächen wird. Eine schlechte Zensur würde für dich aber die Kürzung dei-<br />

nes Stipendiums bedeuten. Darum hast du dich an den Rektor gewandt und dich über den<br />

Dozenten beschwert. Der Rektor ging aber nicht weiter auf dein Anliegen ein und hält deine<br />

Schilderung für eine Einzelsicht der Dinge. Jetzt versuchst du daher, auch die anderen Stu-<br />

denten darauf aufmerksam zu machen, wie Euer Fremdsprachenunterricht aussieht.<br />

Auf der nächsten Hochschulkonferenz möchtest du den Antrag stellen, Dr. Gnadenlos als<br />

Dozent abzusetzen. Allerdings kann nur ein Dozent, der Studentenvertreter oder der Rektor<br />

dieses Thema auf die Tagesordnung setzen. Suche dir Hilfe bei deinen Kommilitonen. Viel-<br />

leicht unterstützen dich auch die anderen Dozenten. Überlege, wie die deutsche Lektorin<br />

helfen könnte, obwohl sie keine Stimme bei der Hochschulkonferenz hat. Inwieweit wäre so<br />

ein schlechter Dozent nicht auch interessant für die Presse?<br />

Bei all deinen Bemühungen solltest du aber nicht die Bedingungen an deiner Uni vergessen.<br />

Immerhin kann der Rektor dich von der Hochschulkonferenz ausschließen oder gar von der<br />

Uni werfen.<br />

Sollte es nicht möglich sein, die Absetzung des Dozenten auf die Tagesordnung der Hoch-<br />

schulkonferenz zu setzen, so willst du zumindest erreichen, dass in diesem Semester mit<br />

einer Evaluation der Lehre an deiner Uni begonnen und diese auch veröffentlicht wird.<br />

3 0 0 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />

© 2004 MitOst-Editionen<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-Uni –<br />

Alles beim Alten?


<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-Uni –<br />

Alles beim Alten?<br />

R o l l e n p r o f i l e : S t u d e n t e n<br />

K l a u s F r a g g e r n , S t u d e n t<br />

© 2004 MitOst-Editionen<br />

Planspiele<br />

Du bist im 4. Semester Journalistik und kommst mit deinem Studium ganz gut klar. Da<br />

du ein Leistungsstipendium von der Uni bekommst, ist es für dich besonders wichtig, gute<br />

Noten zu bekommen, um dieses Geld auch weiterhin zu erhalten.<br />

Seit kurzem haben du und ein paar deiner Kommilitonen super viel Stress und Ärger mit<br />

dem Dozenten Dr. Gnadenlos. Er unterrichtet Fremdsprachen (Deutsch und Englisch) und<br />

hat nie Zeit für die Studenten. Er unterrichtet auch noch an einer anderen Hochschule und<br />

scheint sich deshalb kaum auf den Unterricht vorzubereiten. Er vergisst z.B., welche Aufga-<br />

ben er gestellt hatte, und verliert die korrigierten Hausaufgaben und Klausuren. Viele Stu-<br />

denten finden das lustig und bequem, weil man nicht viel zu lernen braucht und sich nicht<br />

vorbereiten muss. Viele interessieren sich nicht für die Sprachseminare und sitzen dort nur<br />

ihre Zeit ab. Du bist aber mit der Situation unzufrieden. Fremdsprachen findest du für deinen<br />

zukünftigen Beruf besonders wichtig und lernst deshalb viel selbstständig zu Hause. Des-<br />

halb hast du den Dozenten schon mehrfach angesprochen. Er ließ aber nicht mit sich reden,<br />

obwohl du dich mit ihm immer sehr gut verstanden hast. Inzwischen ist die Situation sehr<br />

angespannt. Du korrigierst den Dozenten während des Seminars und zeigst deutlich deinen<br />

Unmut. Der Dozent ist sehr böse darüber geworden, und du hast die Befürchtung, dass er<br />

sich in der Prüfung rächen wird. Eine schlechte Zensur würde für dich aber die Kürzung dei-<br />

nes Stipendiums bedeuten. Darum hast du dich an den Rektor gewandt und dich über den<br />

Dozenten beschwert. Der Rektor ging aber nicht weiter auf dein Anliegen ein und hält deine<br />

Schilderung für eine Einzelsicht der Dinge. Jetzt versuchst du daher, auch die anderen Stu-<br />

denten darauf aufmerksam zu machen, wie Euer Fremdsprachenunterricht aussieht.<br />

Auf der nächsten Hochschulkonferenz möchtest du den Antrag stellen, Dr. Gnadenlos als<br />

Dozent abzusetzen. Allerdings kann nur ein Dozent, der Studentenvertreter oder der Rektor<br />

dieses Thema auf die Tagesordnung setzen. Suche dir Hilfe bei deinen Kommilitonen. Viel-<br />

leicht unterstützen dich auch die anderen Dozenten. Überlege, wie die deutsche Lektorin<br />

helfen könnte, obwohl sie keine Stimme bei der Hochschulkonferenz hat. Inwieweit wäre so<br />

ein schlechter Dozent nicht auch interessant für die Presse?<br />

Bei all deinen Bemühungen solltest du aber nicht die Bedingungen an deiner Uni vergessen.<br />

Immerhin kann der Rektor dich von der Hochschulkonferenz ausschließen oder gar von der<br />

Uni werfen.<br />

Sollte es nicht möglich sein, die Absetzung des Dozenten auf die Tagesordnung der Hoch-<br />

schulkonferenz zu setzen, so willst du zumindest erreichen, dass in diesem Semester mit<br />

einer Evaluation der Lehre an deiner Uni begonnen und diese auch veröffentlicht wird.<br />

M e t h o d e n H a n d b u c h 3 0 1<br />

12<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung


12<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />

Planspiele<br />

R o l l e n p r o f i l e : S t u d e n t e n<br />

A n n a S c h ö n g e i s t , S t u d e n t i n<br />

Du interessierst dich für deutschsprachige Literatur und möchtest nach dem Studium unbe-<br />

dingt weiter an einer Hochschule arbeiten, am liebsten an deiner Hochschule. Deshalb willst<br />

du auf keinen Fall Schwierigkeiten mit den Dozenten und schon gar nicht mit dem Rektor<br />

bekommen. Du kommst mit allen Dozenten gut aus und deine Noten sind immer sehr gut.<br />

Die Forderungen aktiver Kommilitonen hältst du für zu riskant und unrealistisch, gleichzeitig<br />

bewunderst du diese Kommilitonen aber auch. Deine Zeit verbringst du in der Bibliothek und<br />

liest weit mehr als für die Prüfungen notwendig. Dein Hobby hältst du geheim: du schreibst<br />

Erzählungen und träumst davon, einmal ein Buch zu veröffentlichen. Gern würdest du den<br />

anderen Studenten zeigen, wie gut du schriftlich berichten kannst, traust dich aber nicht.<br />

Du magst es nicht, im Mittelpunkt zu stehen. Wenn sich die überwiegende Mehrheit der Stu-<br />

denten für eine Aktion entschieden hat, dann schließt du dich dieser Mehrheit eher an, als<br />

allein dazustehen. Wenn du von den Dozenten Aufgaben bekommst, erledigst du sie immer<br />

umgehend und gewissenhaft.<br />

B a r b a r a G u t m e n s c h , S t u d e n t i n<br />

Du interessierst dich für deutschsprachige Literatur und möchtest nach dem Studium unbe-<br />

dingt weiter an einer Hochschule arbeiten, am liebsten an deiner Hochschule. Deshalb willst<br />

du auf keinen Fall Schwierigkeiten mit den Dozenten und schon gar nicht mit dem Rektor<br />

bekommen. Du kommst mit allen Dozenten gut aus und deine Noten sind immer sehr gut.<br />

Die Forderungen aktiver Kommilitonen hältst du für zu riskant und unrealistisch, gleichzeitig<br />

bewunderst du diese Kommilitonen aber auch. Deine Zeit verbringst du in der Bibliothek und<br />

liest weit mehr als für die Prüfungen notwendig. Dein Hobby hältst du geheim: du schreibst<br />

Erzählungen und träumst davon einmal ein Buch zu veröffentlichen. Gern würdest du den<br />

anderen Studenten zeigen, wie gut du schriftlich berichten kannst, traust dich aber nicht.<br />

Du magst es nicht, im Mittelpunkt zu stehen. Wenn sich die überwiegende Mehrheit der Stu-<br />

denten für eine Aktion entschieden hat, dann schließt du dich dieser Mehrheit eher an, als<br />

allein dazustehen. Wenn du von den Dozenten Aufgaben bekommst, erledigst du sie immer<br />

umgehend und gewissenhaft.<br />

3 0 2 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />

© 2004 MitOst-Editionen<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-Uni –<br />

Alles beim Alten?


<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-Uni –<br />

Alles beim Alten?<br />

R o l l e n p r o f i l e : S t u d e n t e n<br />

M a r k B r o k e r, S t u d e n t<br />

© 2004 MitOst-Editionen<br />

Planspiele<br />

Dir ist das Studium egal. Du hast es nur begonnen, weil du nichts Besseres gefunden hast.<br />

Du lernst im letzten Moment für die Prüfungen und brauchst immer wieder die Unterstützung<br />

von anderen, um sie zu bestehen. Was dich interessiert, das ist Handeln, Geldverdienen,<br />

Business.<br />

Du fändest es gut, wenn es an der Uni einen studentischen Freizeittreff geben würde. Schon<br />

während des Studiums versuchst du, dir gute Kontakte aufzubauen, um später ein erfolg-<br />

reicher Geschäftsmann zu werden. So hast du gute Verbindungen zu „Geschäftsleuten“ und<br />

auch zu Journalisten.<br />

Das Schlimmste, was dir passieren könnte, wäre die Einberufung zur Armee, deshalb be-<br />

mühst du dich auch, ohne Probleme die Hochschule zu beenden. Problemen mit dem Rektor<br />

und den Dozenten willst du deswegen aus dem Weg gehen. Deshalb erledigst du auch alle<br />

Aufgaben, die du von Dozenten übertragen bekommst. Du bist sehr an Kontakten nach<br />

Deutschland interessiert.<br />

P a t r i c k A n l a g e , S t u d e n t<br />

Dir ist das Studium egal. Du hast es nur begonnen, weil du nichts Besseres gefunden hast.<br />

Du lernst im letzten Moment für die Prüfungen und brauchst immer wieder die Unterstützung<br />

von anderen, um sie zu bestehen. Was dich interessiert, das ist Handeln, Geldverdienen,<br />

Business.<br />

Du fändest es gut, wenn es an der Uni einen studentischen Freizeittreff geben würde. Schon<br />

während des Studiums versuchst du, dir gute Kontakte aufzubauen, um später ein erfolg-<br />

reicher Geschäftsmann zu werden. So hast du gute Verbindungen zu „Geschäftsleuten“ und<br />

auch zu Journalisten.<br />

Das Schlimmste, was dir passieren könnte, wäre die Einberufung zur Armee, deshalb be-<br />

mühst du dich auch, ohne Probleme die Hochschule zu beenden. Problemen mit dem Rektor<br />

und den Dozenten willst du deswegen aus dem Weg gehen. Deshalb erledigst du auch alle<br />

Aufgaben, die du von Dozenten übertragen bekommst. Du bist sehr an Kontakten nach<br />

Deutschland interessiert.<br />

M e t h o d e n H a n d b u c h 3 0 3<br />

12<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung


12<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />

Planspiele<br />

R o l l e n p r o f i l e : S t u d e n t e n<br />

M a x C y b e r, S t u d e n t<br />

Das Studium interessiert dich nicht wirklich. Du verbringst so wenig Zeit wie möglich in Se-<br />

minaren und Vorlesungen. Deine Hauptbeschäftigung sind Computerspiele und das Surfen<br />

und Chatten im Internet. Jede freie Minute verbringst du im Computerraum der Hochschule,<br />

und jede Ablenkung von dieser wichtigen Beschäftigung ist dir unangenehm.<br />

Das größte Unglück wäre für dich die Schließung des Computerraumes. Dagegen würdest<br />

du sogar etwas unternehmen. Denn nirgendwo sonst kann man den ganzen Tag kostenlos<br />

im Internet sein. Im multimedialen Bereich kennst du dich inzwischen schon sehr gut aus.<br />

Ärger mit den Dozenten möchtest du nicht haben, deshalb erfüllst du auch alle gestellten<br />

Aufgaben, allerdings mit so wenig Aufwand wie möglich.<br />

M o r i t z B i t , S t u d e n t<br />

Das Studium interessiert dich nicht wirklich. Du verbringst so wenig Zeit wie möglich in Se-<br />

minaren und Vorlesungen. Deine Hauptbeschäftigung sind Computerspiele und das Surfen<br />

und Chatten im Internet. Jede freie Minute verbringst du im Computerraum der Hochschule,<br />

und jede Ablenkung von dieser wichtigen Beschäftigung ist dir unangenehm.<br />

Das größte Unglück wäre für dich die Schließung des Computerraumes. Dagegen würdest<br />

du sogar etwas unternehmen. Denn nirgendwo sonst kann man den ganzen Tag kostenlos<br />

im Internet sein. Im multimedialen Bereich kennst du dich inzwischen schon sehr gut aus.<br />

Ärger mit den Dozenten möchtest du nicht haben, deshalb erfüllst du auch alle gestellten<br />

Aufgaben, allerdings mit so wenig Aufwand wie möglich.<br />

3 0 4 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />

© 2004 MitOst-Editionen<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-Uni –<br />

Alles beim Alten?


<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-Uni –<br />

Alles beim Alten?<br />

R o l l e n p r o f i l e : S t u d e n t e n<br />

L a r a M ü l l e r<br />

© 2004 MitOst-Editionen<br />

Planspiele<br />

Du und Laura seid schon seit dem Kindergarten Freundinnen. Alles macht ihr gemeinsam.<br />

Ihr helft euch gegenseitig, auch im Studium, und lernt gemeinsam. Die Aufgaben der Do-<br />

zenten erledigt ihr immer gewissenhaft. Mit den meisten Dozenten kommt ihr gut aus, aber<br />

einige sind euch zu streng. Die Seminare findet ihr selten anspruchsvoll genug. Eigentlich<br />

müsste da mal was verändert werden.<br />

Ihr träumt davon, nach dem Studium eine interessante Tätigkeit im Kulturbereich zu finden.<br />

Leider habt ihr euch bis jetzt nicht so recht getraut, eure organisatorischen Fähigkeiten an<br />

der Uni zu zeigen. Für studentische Initiativen habt ihr wegen des Studiums keine Zeit, aber<br />

den Studentenvertreter findet ihr ganz toll. Wenn er euch anspräche, würdet ihr auch eine<br />

Aufgabe übernehmen. Aber auf alle Fälle gemeinsam.<br />

L a u r a M e i e r<br />

Du und Lara seid schon seit dem Kindergarten Freundinnen. Alles macht ihr gemeinsam. Ihr<br />

helft euch gegenseitig, auch im Studium, und lernt gemeinsam. Die Aufgaben der Dozenten<br />

erledigt ihr immer gewissenhaft. Mit den meisten Dozenten kommt ihr gut aus, aber einige<br />

sind euch zu streng. Die Seminare findet ihr selten anspruchsvoll genug. Eigentlich müsste<br />

da mal was verändert werden.<br />

Ihr träumt davon, nach dem Studium eine interessante Tätigkeit im Kulturbereich zu finden.<br />

Leider habt ihr euch bis jetzt nicht so recht getraut, eure organisatorischen Fähigkeiten an<br />

der Uni zu zeigen. Für studentische Initiativen habt ihr wegen des Studiums keine Zeit, aber<br />

den Studentenvertreter findet ihr ganz toll. Wenn er euch anspräche, würdet ihr auch eine<br />

Aufgabe übernehmen. Aber auf alle Fälle gemeinsam.<br />

M e t h o d e n H a n d b u c h 3 0 5<br />

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<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung


12<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />

Planspiele<br />

R o l l e n p r o f i l e : J o u r n a l i s t e n e t c .<br />

K a r l a K o l u m n a , J o u r n a l i s t i n<br />

Du bist seit einem Jahr mit deinem Studium fertig und hast vor kurzem eine Stelle bei der<br />

bekanntesten Lokalzeitung deiner Stadt bekommen. Du bist in der Probezeit und möchtest<br />

deinem Chef beweisen, dass du wirklich eine tolle Journalistin bist.<br />

Studiert hast du in einer anderen Stadt und warst dort sehr aktiv als Mitglied im Studenten-<br />

parlament und Redakteurin der Unizeitung. Deshalb bist du auch heute noch sehr an studen-<br />

tischen Themen interessiert. Durch deine Schwester weißt du, wie undemokratisch es an der<br />

hiesigen Hochschule zugeht und wie wenig Mitspracherechte oder gar Mitbestimmungsrech-<br />

te die Studenten hier haben. Das schockiert dich und du möchtest gerne im Rahmen deiner<br />

Möglichkeiten etwas dagegen tun.<br />

Allerdings hat dich deine Schwester gebeten, dich zurückzuhalten, da sie um ihren guten<br />

Stand bei den Dozenten und um ihr Stipendium fürchtet. Die Missachtung von demokrati-<br />

schen Spielregeln einer Universität mit dem Namen <strong>Theodor</strong> <strong>Heuss</strong> hältst du aber für ein<br />

brisantes Thema, mit dem du dir einen Namen machen könntest.<br />

Du hast dir vorgenommen, den Rektor der Uni zunächst mal um ein Interview zu bitten, um<br />

die Situation richtig einschätzen zu können. Du hast erfahren, dass bald die Hochschulkon-<br />

ferenz stattfindet. Es ist also Eile geboten.<br />

Gib der Zeitung zusammen mit deinem <strong>Kolleg</strong>en einen Namen und veröffentlicht auf den<br />

blauen Blättern eure Artikel.<br />

3 0 6 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />

© 2004 MitOst-Editionen<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-Uni –<br />

Alles beim Alten?


<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-Uni –<br />

Alles beim Alten?<br />

R o l l e n p r o f i l e : J o u r n a l i s t e n e t c .<br />

K a r l R e c h e r c h , J o u r n a l i s t<br />

© 2004 MitOst-Editionen<br />

Planspiele<br />

Du bist seit einem Jahr mit deinem Studium fertig und hast vor kurzem eine Stelle bei der<br />

bekanntesten Lokalzeitung deiner Stadt bekommen. Du bist in der Probezeit und möchtest<br />

deinem Chef beweisen, dass du wirklich ein toller Journalist bist.<br />

Studiert hast du in einer anderen Stadt und warst dort sehr aktiv als Mitglied im Studenten-<br />

parlament und Redakteur der Unizeitung. Deshalb bist du auch heute noch sehr an studenti-<br />

schen Themen interessiert. Durch deine Schwester weißt du, wie undemokratisch es an der<br />

hiesigen Hochschule zugeht und wie wenig Mitspracherechte oder gar Mitbestimmungsrech-<br />

te die Studenten hier haben. Das schockiert dich und du möchtest gerne im Rahmen deiner<br />

Möglichkeiten etwas dagegen tun.<br />

Allerdings hat dich deine Schwester gebeten, dich zurückzuhalten, da sie um ihren guten<br />

Stand bei den Dozenten und um ihr Stipendium fürchtet. Die Missachtung von demokrati-<br />

schen Spielregeln einer Universität mit dem Namen <strong>Theodor</strong> <strong>Heuss</strong> hältst du aber für ein<br />

brisantes Thema, mit dem du dir einen Namen machen könntest.<br />

Du hast dir vorgenommen, den Rektor der Uni zunächst mal um ein Interview zu bitten, um<br />

die Situation richtig einschätzen zu können. du hast erfahren, dass bald die Hochschulkon-<br />

ferenz stattfindet. Es ist also Eile geboten.<br />

Gib der Zeitung zusammen mit deiner <strong>Kolleg</strong>in einen Namen und veröffentlicht auf den blau-<br />

en Blättern eure Artikel.<br />

F r a u R i c h t i g , S e k r e t ä r i n<br />

Sie sind die rechte Hand des Rektors und verwalten seinen Terminkalender. Sie bereiten alle<br />

Sitzungsunterlagen des Hochschulrates vor und schreiben das Protokoll der Sitzungen. Die<br />

bestätigten Tagesordnungspunkte der Hochschulkonferenz werden von Ihnen gesammelt<br />

und öffentlich dokumentiert. Sie versuchen, die Studenten von dem viel beschäftigten Rektor<br />

fernzuhalten. Der Rektor vertraut Ihnen und Sie sind ihm gegenüber auch loyal. Allerdings<br />

mögen Sie auch die Studenten, für die Sie sich immer Zeit nehmen und für deren Belange<br />

Sie im Prinzip Verständnis haben. Viele Informationen gehen über Ihren Schreibtisch. So hat<br />

Sie vor einiger Zeit ein Brief aus Kreisau mit der „Europäischen Charta der Studentenrechte“<br />

erreicht. Sie haben den Schlüssel zum Computerraum und zum Kopierraum.<br />

M e t h o d e n H a n d b u c h 3 0 7<br />

12<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung


12<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />

Planspiele<br />

R e d e d e s R e k t o r s z u m S e m e s t e r b e g i n n v o r d e m<br />

g e s a m t e n K o l l e g i u m u n d d e r S t u d e n t e n s c h a f t<br />

P r o f . D r. B r u n o D o g m a<br />

Hochverehrte <strong>Kolleg</strong>innen und <strong>Kolleg</strong>en,<br />

liebe Studenten unserer <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-Universität,<br />

ich begrüße Sie herzlich im schönen Auditorium Maximum unserer allseits geehrten Univer-<br />

sität bei dieser feierlichen Veranstaltung und freue mich, gemeinsam mit Ihnen das neue<br />

akademische Jahr eröffnen zu dürfen.<br />

Insbesondere freue ich mich, hier in dieser altehrwürdigen Halle begrüßen zu dürfen:<br />

▪ die hoch verehrten <strong>Kolleg</strong>en und Mitglieder der Hochschulkonferenz: Frau Dr. Regina<br />

Redlich, Herrn Dr. Ernst Gnadenlos und Herrn Dr. Willi Goodman,<br />

▪ unsere neue Gastlektorin aus Deutschland, Frau Susanne Sommer,<br />

▪ unsere hochgeschätzte Sekretärin, Frau Richtig, und unseren Hausmeister, Herrn Pütz,<br />

▪ die Vertreter der Presse, Frau Karla Kolumna und Herrn Karl Recherch,<br />

▪ Kevin Vorwärts als den Vertreter der Studentenschaft<br />

▪ und natürlich auch Sie, die Studenten der <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-Universität.<br />

Ich will diese Gelegenheit nutzen und mit ein paar einleitenden Worten die Situation an<br />

unserer Hochschule schildern, was besonders für unsere neuen Studenten interessant sein<br />

dürfte.<br />

An unserer Hochschule gibt es ganz im Sinne des hoch verehrten <strong>Theodor</strong> <strong>Heuss</strong> eine lange<br />

demokratische Tradition. Den Kern der demokratischen Mitgestaltung bildet, wie Sie alle wis-<br />

sen, die jährliche Hochschulkonferenz, an der auch Sie, meine hoch verehrten Studentinnen<br />

und Studenten, mit einem Vertreter Stimmrecht genießen. Dieses institutionalisierte Recht<br />

auf studentische Mitgestaltung ist in unserem Land eine Ausnahme und es zeigt, welchen<br />

hohen demokratischen Prinzipien wir uns verpflichtet fühlen. Neben der hohen wissenschaft-<br />

lichen Reputation trägt auch die Hochschulkonferenz zu unserem guten Ruf im In- und vor<br />

allem im Ausland bei.<br />

Die nächste Hochschulkonferenz findet heute um 14.45 Uhr statt, und im Anschluss an diese<br />

Rede können Tagesordnungspunkte im Sekretariat bei Frau Redlich abgegeben werden. Ge-<br />

rade für Sie, die neuen Studenten unserer Hochschule, wiederhole ich hier noch einmal die<br />

Regeln und Prinzipien der Hochschulkonferenz.<br />

3 0 8 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />

Fortsetzung ·<br />

© 2004 MitOst-Editionen<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-Uni –<br />

Alles beim Alten?


<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-Uni –<br />

Alles beim Alten?<br />

R e d e d e s R e k t o r s z u m S e m e s t e r b e g i n n v o r d e m<br />

g e s a m t e n K o l l e g i u m u n d d e r S t u d e n t e n s c h a f t<br />

© 2004 MitOst-Editionen<br />

Planspiele<br />

… Die Konferenz ist das höchste Organ unserer Hochschule. Sie tagt in jedem akademischen Jahr<br />

ein Mal und beschließt die grundlegenden Neuerungen an der <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-Universität. Auf der<br />

Hochschulkonferenz haben insgesamt fünf Personen ein Stimmrecht: die Dozenten Frau Dr. Re-<br />

gine Redlich, Herr Dr. Ernst Gnadenlos und Herr Dr. Willi Goodman, der von der Studentenschaft<br />

gewählte Vertreter Kevin Vorwärts und auch meine Wenigkeit als Rektor der Universität. Eine Ent-<br />

scheidung über die Tagesordnungspunkte wird in diesem demokratischen Gremium mit einfacher<br />

Mehrheit getroffen. Und auch daran erkennen Sie, welch hohe Bedeutung wir den Worten von<br />

<strong>Theodor</strong> <strong>Heuss</strong> beimessen. Der Schirmherr unserer Universität äußerte ja bekanntlich den wun-<br />

dervollen Satz: „Die äußere Freiheit der vielen lebt aus der inneren Freiheit der einzelnen.“ …<br />

Die Hochschulkonferenz tagt natürlich öffentlich, und alle Mitarbeiter und Studenten der<br />

Universität sind herzlich eingeladen, der Sitzung beizuwohnen. Wie ich schon erwähnt habe,<br />

findet die Konferenz heute um 14.45 Uhr hier im Auditorium Maximum unserer Hochschule<br />

statt.<br />

Wie Sie wissen, findet vor jeder Abstimmung eines Tagesordnungspunktes eine Präsentation<br />

von Pro- und Contra-Argumenten statt, für die jeweils maximal fünf Minuten zur Verfügung<br />

stehen. Erst nach dieser Anhörung beschließt das fünfköpfige Gremium über den Tagesord-<br />

nungspunkt.<br />

Wie auch in den vergangenen Jahren werden auch heute viele von Ihnen, auch wenn sie<br />

nicht abstimmen dürfen, aktiv zum Gelingen der Konferenz beitragen, indem Sie eine so<br />

genannte Fünf-Punkte-Argumentation vorbereiten und ein Plädoyer für oder gegen den Ta-<br />

gesordnungspunkt vortragen.<br />

Die Regeln der Hochschulkonferenz sehen vor, dass nur die stimmberechtigten Personen<br />

einen Tagesordnungspunkt einreichen dürfen. Die Mitglieder der Hochschulkonferenz: meine<br />

hoch verehrten <strong>Kolleg</strong>en: Frau Dr. Regine Redlich, Herr Dr. Ernst Gnadenlos und Herr Dr. Willi<br />

Goodman, der Studentenvertreter Kevin Vorwärts und selbstverständlich auch ich stehen<br />

Ihnen nach dieser Inaugurationsveranstaltung während der Sprechstunde zur Verfügung.<br />

Sie werden von uns beraten und erhalten bei uns alle wichtigen Informationen.<br />

Nicht vergessen möchte ich an dieser Stelle die gute Seele unserer Universität, Frau Richtig,<br />

bei der nicht nur die Tagesordnungspunkte eingereicht werden müssen, sondern die für Sie<br />

auch mit Rat und Tat da sein wird. Wenden Sie sich doch bei Problemen direkt an sie. Die<br />

Regeln der Hochschulkonferenz und die Tagesordnung hängen bei ihr aus. Dort können Sie<br />

jederzeit die wichtigsten Punkte nachlesen.<br />

Fortsetzung ·<br />

M e t h o d e n H a n d b u c h 3 0 9<br />

12<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung


12<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />

Planspiele<br />

R e d e d e s R e k t o r s z u m S e m e s t e r b e g i n n v o r d e m<br />

g e s a m t e n K o l l e g i u m u n d d e r S t u d e n t e n s c h a f t<br />

… Ich muss Sie nun leider auch noch auf eine eher unerfreuliche Tatsache hinweisen. Wie Sie<br />

vielleicht schon gehört haben, hat die Regierung den Etat für Bildung drastisch gekürzt. Im<br />

kommenden Jahr steht unserer Universität damit ein wesentlich geringerer Betrag zur Ver-<br />

fügung. Leider werden wir uns deshalb im kommenden Studienjahr nur dann neue Projekte<br />

leisten können, wenn gleichzeitig an anderer Stelle gespart wird. Und sparen, das können<br />

Sie sich vorstellen, können wir nur bei den Prämien für unsere Mitarbeiter, den Universi-<br />

tätsstipendien für die Studenten mit sehr guten Noten und bei der Nutzungsmöglichkeit des<br />

Computerraumes.<br />

Angesichts der sehr knappen Haushaltslage muss ich Sie deshalb auffordern, die Sitzung der<br />

Hochschulkonferenz nicht mit unrealistischen Forderungen oder Projekten zu blockieren und<br />

die knappe Zeit der hoch verehrten <strong>Kolleg</strong>en nicht unnötig in Anspruch zu nehmen. …<br />

… Wie Sie alle sicherlich wissen, genießt die <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-Universität einen hervorragen-<br />

den Ruf. Ich gehe davon aus, dass alle hier Versammelten auch in dem nun begonnenen<br />

akademischen Jahr dazu beitragen werden, dass diese Ausnahmestellung im Lande nicht<br />

geschädigt wird.<br />

Sie, meine verehrten Studentinnen und Studenten, muss ich nach dem letzten Vorfall wohl<br />

nicht ausdrücklich ermahnen, die Regeln unserer Hochschule zu respektieren. Ich möchte<br />

nicht noch einmal gezwungen werden, einen Studenten von der Universität zu verweisen.<br />

Bevor ich meine Rede beende, möchte ich Sie noch auf folgende Einrichtungen der Univer-<br />

sität hinweisen:<br />

▪ Getränke gibt es kostenlos in der Bibliothek<br />

▪ die wichtigste Nachrichten befinden sich hier am Schwarzen Brett<br />

▪ die Räume der Dozenten befinden sich ...<br />

▪ das Rektorat und das Sekretariat von Frau Richtig befindet sich ..., dort liegen auch<br />

alle Formulare aus.<br />

Ich wünsche uns allen ein erfolgreiches akademisches Jahr und am heutigen Tag eine inter-<br />

essante Hochschulkonferenz, zu deren Gelingen Sie hoffentlich alle beitragen werden.<br />

3 1 0 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />

© 2004 MitOst-Editionen<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-Uni –<br />

Alles beim Alten?


<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-Uni –<br />

Alles beim Alten?<br />

R e g e l n d e r H o c h s c h u l k o n f e r e n z<br />

Planspiele<br />

1. Die Hochschulkonferenz (HSK) ist das höchste Organ der <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-Universität.<br />

2. Die Konferenz tagt in jedem Semester einmal.<br />

3. Die Beschlüsse der HSK sind bindend für alle Mitarbeiter und Studenten der<br />

Universität.<br />

4. An den Sitzungen der HSK nehmen fünf stimmberechtigte Personen teil: der Rektor<br />

der Universität, drei Mitarbeiter und ein Studentenvertreter.<br />

5. Die HSK wird vom Rektor der Universität geleitet.<br />

6. Die Sitzungen der HSK sind öffentlich.<br />

7. Alle stimmberechtigten Mitglieder der HSK können Tagesordnungspunkte einreichen.<br />

Die Frist für das Einreichen von Tagesordnungspunkten endet 30 Minuten vor der HSK.<br />

8. Entscheidungen der HSK werden mit einfacher Mehrheit getroffen.<br />

9. Vor jeder Abstimmung werden Pro- und Contra-Argumente mit Hilfe einer Fünf-<br />

Punkte- Liste vorgetragen, die der HSK auch in schriftlicher Form vorliegen muss.<br />

Die Plädoyers können auch von Hochschulmitgliedern ohne Stimmrecht vorgebracht<br />

werden. Für jedes Plädoyer stehen höchstens fünf Minuten zur Verfügung.<br />

10. Die Entscheidungen der HSK werden protokolliert.<br />

© 2004 MitOst-Editionen<br />

M e t h o d e n H a n d b u c h 3 1 1<br />

12<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung


12<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />

Planspiele<br />

H o c h s c h u l k o n f e r e n z : E r ö f f n u n g s r e d e d e s R e k t o r s<br />

Zur diesjährigen Hochschulkonferenz begrüße ich herzlich die hier anwesenden Angehörigen<br />

der <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-Universität und natürlich ganz besonders herzlich die stimmberechtigten<br />

Mitglieder der HSK: meine hoch verehrten <strong>Kolleg</strong>en Frau Dr. Regine Redlich, Herrn Dr. Ernst<br />

Gnadenlos und Herrn Dr. Willi Goodman sowie Kevin Vorwärts, den Vertreter der Studen-<br />

tenschaft.<br />

Bevor ich Ihnen die Tagesordnung vorstelle, muss ich Sie noch einmal ausdrücklich darauf<br />

hinweisen, dass die dramatisch schlechte finanzielle Situation unserer Hochschule uns keine<br />

Spielräume für neue Initiativen lässt. Wir können uns im kommenden Studienjahr nur dann<br />

neue Projekte leisten, wenn gleichzeitig an anderer Stelle gespart wird. Und sparen, das<br />

wissen Sie alle sehr genau, können wir nur bei den Prämien für unsere Mitarbeiter, bei den<br />

Universitätsstipendien, die bisher an die Studenten mit sehr guten Noten ausgezahlt werden<br />

konnten, und bei der Nutzungsmöglichkeit des Computerraumes.<br />

Und nun zur Tagesordnung, die folgendermaßen aussieht:<br />

3 1 2 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />

© 2004 MitOst-Editionen<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-Uni –<br />

Alles beim Alten?


<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-Uni –<br />

Alles beim Alten?<br />

V o r l a g e S t a t e m e n t s<br />

Hochschulkonferenz - pro<br />

Tagesordnungspunkt:<br />

Person:<br />

Bitte fünf Argumente stichwortartig eintragen:<br />

Hochschulkonferenz - contra<br />

Tagesordnungspunkt:<br />

Person:<br />

Bitte fünf Argumente stichwortartig eintragen:<br />

© 2004 MitOst-Editionen<br />

Planspiele<br />

M e t h o d e n H a n d b u c h 3 1 3<br />

12<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung


12<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />

Planspiele<br />

Beschreibung<br />

Ziel<br />

Rahmen<br />

3 1 4 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />

Ausgehend von einem Brainstorming und einer Zuordnungs-<br />

übung zum Begriff Demokratie setzen sich die Teilnehmer<br />

mit der Frage auseinander, inwiefern an ihren Hochschulen<br />

demokratische Prinzipien herrschen und wo sie Möglichkeiten<br />

sehen, sich im Hochschulleben zu engagieren. Im zweiten<br />

Teil des Tages befassen sich die Teilnehmer genauer mit<br />

Menschen- & <strong>Bürger</strong>rechten und versuchen diese auf ihr<br />

Leben an der Hochschule zu übertragen. Im Anschluss daran<br />

wird eine gemeinsame, grundlegende Charta der Studenten-<br />

rechte erarbeitet.<br />

Gruppengröße __ ab 10 Personen<br />

Zeit __ 8 Stunden<br />

Die Teilnehmer nähern sich dem Begriff „Demokratie“ in seiner<br />

Vielschichtigkeit. Sie erlangen genauere Kenntnisse zu Men-<br />

schen- & <strong>Bürger</strong>rechten, überprüfen die Gültigkeit der Rechte<br />

für andere Mitglieder einer Gemeinschaft, machen sich die<br />

eigenen Lebens- und Studienbedingungen bewusst und de-<br />

cken auch Störfaktoren auf. Sie entwickeln eine gemeinsame<br />

Charta der Studentenrechte und üben demokratische Prin-<br />

zipien praktisch ein (z.B. Entscheidungsfindung, Führen von<br />

Diskussionen, Umgang mit Meinungsverschiedenheiten).<br />

Raum __ Seminarraum mit Möglichkeiten zur Kleingruppenarbeit<br />

Material __ Papierrollen / Plakate, Moderationskoffer, Flipchart,<br />

Schlüsselbegriffe<br />

wichtig<br />

C h a r t a d e r S t u d e n t e n r e c h t e<br />

Overheadprojektor, Computer<br />

Demokratische Handlungskompetenz, Demokratische<br />

Grundregeln, Diskussionskultur<br />

Die gesamte Einheit dreht sich inhaltlich um Demokratie<br />

und Rechte. Viele der Methoden beruhen wiederum auf<br />

demokratischen Prinzipien und auf der Achtung von Rechten.<br />

Dies sollte im Verlauf des Tages den Teilnehmern immer<br />

wieder bewusst gemacht werden. Die Seminarleiter haben<br />

im gesamten Entstehungsprozess der Charta lediglich eine<br />

moderierende Funktion, wenn sie nicht als gleichberechtigt<br />

an den Diskussionsprozessen teilnehmen. Darüber müssen<br />

sie sich vorher mit den Teilnehmern verständigen. Die<br />

Seminarleiter, die Diskussionen moderieren, müssen sich<br />

an die von der Gruppe vereinbarten Regeln halten und<br />

dürfen z.B. nicht aus Zeitdruck autoritäre und willkürliche<br />

Entscheidungen treffen.<br />

© 2004 MitOst-Editionen


Durchführung<br />

© 2004 MitOst-Editionen<br />

Planspiele<br />

Die Übung sollte von zwei Seminarleitern geführt werden,<br />

wobei einer die Moderation übernimmt und der andere<br />

bei der korrekten Formulierung der Rechte hilft. Sollte<br />

das erarbeitete Material (Kärtchen mit formulierten<br />

Studentenrechten) nicht ausreichend sein, kann den<br />

Teilnehmern eine Auflistung allgemeiner Studentenrechte<br />

(„Beispiel: Charta der Studentenrechte“) gegeben werden.<br />

Sie müssen dann gemeinsam überlegen, welche Rechte in die<br />

gemeinsame Charta übernommen werden sollten. Es ist auch<br />

möglich, diese Auflistung der allgemeinen Studentenrechte<br />

den Teilnehmern während der Kleingruppenarbeit vor der<br />

Diskussion auszuteilen.<br />

0. Möglicher Ablauf:<br />

9.10 – 9.20 Uhr Einstieg<br />

9.20 – 9.50 Uhr „Demokratie-Scrabble“<br />

9.50 – 10.45 Uhr „Demokratiebaum“<br />

10.45 – 11.00 Uhr Pause<br />

11.00 – 12.20 Uhr „Demokratie an der Hochschule“<br />

12.30 – 14.50 Uhr Mittagessen und Pause<br />

14.30 – 15.50 Uhr „Meine Rechte und Pflichten an<br />

15.50 – 16.10 Uhr Pause<br />

der Universität“<br />

16.10 – 19.00 Uhr „Die Charta der Studentenrechte<br />

1. Demokratie-Scrabble<br />

Anleitung [Siehe Kapitel 7.]<br />

2. Demokratie-Baum<br />

entsteht“<br />

Jeder Teilnehmer bekommt 3 Kärtchen, auf denen er für<br />

sich die drei wichtigsten Begriffe, die er persönlich mit<br />

Demokratie verbindet, notiert. [5 Minuten]<br />

Im Plenum werden anschließend die Kärtchen vorgestellt<br />

und strukturiert, wobei ähnliche Begriffe zusammengefasst<br />

werden. Jetzt können einzelne Begriffe diskutiert<br />

werden. [20 Minuten]<br />

Auf einem vorbereiteten Plakat mit dem Titel „Demokra-<br />

tie-Baum“ ist ein großer Baum mit Wurzeln und Ästen<br />

gezeichnet. Im Plenum sollen Bezeichnungen für die Äste<br />

M e t h o d e n H a n d b u c h 3 1 5<br />

12<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung


12<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />

Planspiele<br />

3 1 6 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />

gefunden werden (z.B. Regeln, Gesetze, Institutionen,<br />

Werte, Personen, Kriterien, Ziele). Anschließend werden<br />

die Kärtchen den Ästen und den Wurzeln zugeordnet und<br />

aufgeklebt. Am Ende entsteht ein gemeinsamer Baum<br />

der Demokratie, der an einer zentralen Stelle aufgehängt<br />

werden kann. Die Form der Diskussion und Entscheidungs-<br />

findung muss mit Unterstützung des Seminarleiters vom<br />

Plenum selbst gefunden werden. [30 Minuten]<br />

3. Demokratie an der Hochschule<br />

In dieser Übung trainieren die Teilnehmer, wie man de-<br />

mokratisch und transparent Entscheidungen trifft und die<br />

Meinung der Anderen akzeptiert.<br />

Jeder bekommt das Arbeitsblatt „Demokratie an der<br />

Hochschule“. In Einzelarbeit sollen sich die Teilnehmer<br />

in den beiden Ringen positionieren. Im linken Ring zeigt<br />

man durch ein Kreuz, inwieweit man am demokratischen<br />

Hochschulleben teilnimmt, wobei die Mitte des Kreises die<br />

stärkste Beteilung symbolisieren würde. Im rechten Kreis<br />

zeichnen die Teilnehmer ihren gewünschten Platz in der<br />

Zukunft an der Uni ein. Außerdem sollen die drei Fragen<br />

auf dem unteren Teil des Arbeitsblattes stichpunktartig<br />

beantwortet werden. [5 Minuten]<br />

Danach bilden die Teilnehmer Paare (möglichst nicht aus<br />

einem Land). Die Gesprächspaare haben jetzt Zeit, sich<br />

über Möglichkeiten der Partizipation am Hochschulleben,<br />

über Probleme, Störfaktoren usw. auszutauschen. Die<br />

Teilnehmer diskutieren, wie das Hochschulleben vor Ort<br />

aussieht, wie der Einzelne konkret daran teilnimmt und<br />

welche Hindernisse es gibt. [30 Minuten]<br />

Anschließend werden die Teilnehmer in Kleingruppen zu<br />

ca. 6 Personen eingeteilt. Die Gruppen bekommen die<br />

Aufgabe, gemeinsam eine Flipchartseite zu erstellen. Die<br />

Seite ist in zwei Spalten geteilt: „Was mache ich schon an<br />

der Hochschule?“ und „Die Störfaktoren“. Aufgabe ist es,<br />

so viele Informationen wie möglich über das Studenten-<br />

leben zu sammeln und Gemeinsamkeiten zwischen den<br />

verschiedenen Unis herauszufinden. [30 Minuten]<br />

Es folgt die Gruppenpräsentation im Plenum, bei der jeder<br />

Gruppe ca. 5 Minuten für die Vorstellung ihrer Seite zur<br />

Verfügung stehen. [15 Minuten]<br />

© 2004 MitOst-Editionen


© 2004 MitOst-Editionen<br />

4. Meine Rechte und Pflichten an der Uni<br />

Planspiele<br />

Diese Übung beruht auf der Einheit „Menschen- und<br />

<strong>Bürger</strong>rechte“ [Seite, Kap 7.] In Einzelarbeit notieren die<br />

Teilnehmer zunächst auf dem Arbeitsblatt „Studenten“,<br />

welche Rechte sie meinen, von ihrer Hochschule, ihren<br />

Dozenten, ihren Kommilitonen, der Studentenvertretung<br />

und ihrem Staat selbstverständlich erwarten zu können.<br />

[20 Minuten]<br />

5. Die Charta der Studentenrechte entsteht<br />

Danach haben sie die Aufgabe, diese Erwartungen zu<br />

Rechten der Studenten umzuformulieren. Als Beispiel zeigt<br />

der Seminarleiter als Formulierungshilfe eine Folie mit<br />

einigen wichtigen Menschen- & <strong>Bürger</strong>rechten aus dem<br />

Grundgesetz der BRD. Es werden Kleingruppen (möglichst<br />

in anderer Zusammensetzung als in der vorangegangenen<br />

Kleingruppenarbeit) mit ca. 4 Teilnehmern gebildet. Die<br />

Gruppen erhalten ausreichend Kärtchen in 3 verschie-<br />

denen Farben. Die Farben stehen für 3 unterschiedliche<br />

Bereiche: akademische, politische und soziale Rechte. Pro<br />

Kärtchen wird ein Recht notiert. [60 Minuten]<br />

In einer geleiteten Plenumsdiskussion mit Abstimmung<br />

wird eine gemeinsame Charta der Studentenrechte erar-<br />

beitet. Die Gruppe entscheidet vorher, wie die Diskussion<br />

ablaufen und geleitet werden soll und mit welchen Mehr-<br />

heiten entschieden werden soll. An der Wand hängen Flip-<br />

chartseiten, auf die die Karten aus der vorherigen Übung<br />

aufgeklebt werden können. Die vorgegebene Struktur<br />

könnte folgendermaßen aussehen:<br />

Rechte Charta Warteliste<br />

Akademische Rechte<br />

Politische Rechte<br />

Soziale Rechte<br />

Die formulierten Rechte werden einzeln von den Gruppen<br />

vorgestellt und in die linke Spalte geklebt. Wenn eine an-<br />

dere Gruppe dieses Recht auch formuliert hat, teilt sie es<br />

mit. Man sollte zunächst mit einem Bereich anfangen (z.B.<br />

M e t h o d e n H a n d b u c h 3 1 7<br />

12<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung


12<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />

Planspiele<br />

Erfahrungen<br />

3 1 8 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />

akademische Rechte). Wenn für einen Bereich alle Rechte<br />

zusammengetragen sind, wird über jedes einzelne disku-<br />

tiert und abgestimmt, ob es in die gemeinsame Charta<br />

aufgenommen werden soll (mittlere Spalte). Auf die War-<br />

teliste (rechte Spalte) kommen alle Karten, über die sich<br />

die Gruppe im Moment nicht einigen kann. Wird ein Recht<br />

mit entsprechender Mehrheit abgelehnt, wird das Kärtchen<br />

entfernt. Ein Protokollant schreibt die Rechte der gemeinsa-<br />

men Charta auf (möglichst gleich am Computer). Nachdem<br />

über alle Rechte einzeln abgestimmt wurde, stimmt das<br />

Plenum über die Charta als Ganzes ab.<br />

Von den Teilnehmern wurde bemängelt, dass ihnen keine<br />

Theorie zur Demokratie vermittelt wurde. Es ist zu überlegen,<br />

ob statt der Übung „Demokratie-Scrabble“ eine Übung<br />

eingesetzt wird, in der sich die Teilnehmer mit verschiedenen<br />

Definitionen von Demokratie auseinandersetzen.<br />

© 2004 MitOst-Editionen


Charta der<br />

Studentenrechte<br />

D e m � k r a t i e a n d e r H o c h s c h u l e<br />

© 2004 MitOst-Editionen<br />

Dem�kratie an<br />

der Hochschule<br />

Planspiele<br />

W o b i n i c h j e t z t ? W o w i l l i c h h i n k o m m e n ?<br />

▪ Wo willst Du hinkommen?<br />

▪ Was tust Du schon dafür?<br />

▪ Wer / was hindert Dich daran, dahin zu kommen?<br />

Dem�kratie an<br />

der Hochschule<br />

M e t h o d e n H a n d b u c h 3 1 9<br />

12<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung


12<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />

Planspiele<br />

M e i n e R e c h t e u n d P f l i c h t e n a n d e r U n i : W a s k a n n<br />

i c h o h n e s c h l e c h t e s G e w i s s e n e r w a r t e n v o n<br />

… m e i n e r H o c h s c h u l e ?<br />

… m e i n e n D o z e n t e n ?<br />

… m e i n e n K o m m i l i t o n e n ?<br />

… m e i n e r S t u d e n t e n v e r t r e t u n g ?<br />

… m e i n e m S t a a t ?<br />

Bitte notiere deine Erwartungen stichwortartig.<br />

3 2 0 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />

© 2004 MitOst-Editionen<br />

Charta der<br />

Studentenrechte


Charta der<br />

Studentenrechte<br />

M e i n e R e c h t e u n d P f l i c h t e n a n d e r U n i<br />

M e n s c h e n - u n d B ü r g e r r e c h t e<br />

(Auszüge aus dem Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland)<br />

© 2004 MitOst-Editionen<br />

Planspiele<br />

Jeder hat das Recht auf die freie Entfaltung seiner Persönlichkeit, soweit er nicht die Rechte<br />

anderer verletzt.<br />

Die Freiheit des Glaubens, des Gewissens und die Freiheit des religiösen und weltanschaulichen<br />

Bekenntnisses sind unverletzlich.<br />

Jeder hat das Recht, seine Meinung in Wort, Schrift und Bild frei zu äußern und zu verbreiten und<br />

sich aus allgemein zugänglichen Quellen ungehindert zu unterrichten.<br />

Alle haben das Recht, Vereine und Gesellschaften zu bilden.<br />

Jedermann hat das Recht, sich einzeln oder in Gemeinschaft mit anderen schriftlich mit Bitten<br />

oder Beschwerden an die zuständigen Stellen und an die Volksvertretung zu wenden.<br />

Alle haben das Recht, Beruf, Arbeitsplatz und Ausbildungsstätte frei zu wählen.<br />

Kunst und Wissenschaft, Forschung und Lehre sind frei. Die Freiheit der Lehre entbindet nicht<br />

von der Treue zur Verfassung.<br />

M e t h o d e n H a n d b u c h 3 2 1<br />

12<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung


12<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />

Planspiele<br />

Charta der Studentenrechte: Rechte für jeden Studenten<br />

R e c h t e f ü r j e d e n S t u d e n t e n …<br />

Wenn der Mangel an gegenseitigem Respekt oder menschlichem Entgegenkommen dir<br />

keine Möglichkeit gibt:<br />

▪ wertvollen Unterricht zu hören<br />

▪ zu wissen, dass dein Geld reicht, um die Uni regelmäßig zu besuchen<br />

▪ dir bei der Verteidigung deiner Interessen Gehör zu verschaffen, genau dann ist es wichtig,<br />

die Studentenrechte zu kennen, die sich im Gesetz widerspiegeln. Und wenn die „Rechte<br />

für Ausbildung“ auch allgemein klingen, sie sind keine spießigen Redensarten, sondern<br />

wichtige Normen für Jeden zu akademischen, materiellen oder politischen Fragen.<br />

A k a d e m i s c h e R e c h t e …<br />

Anfang des Studiums<br />

▪ Das Recht, sich für einen Studienplatz zu bewerben und / oder an einer Zulassungsprüfung<br />

teilzunehmen, wenn die Hochschulreife erreicht wurde<br />

▪ Das Recht, die Aufnahmevoraussetzungen kennen zu lernen<br />

▪ Das Recht, die Informationen der Hochschulen und Hochschulprogramme zu bekommen<br />

▪ Das Recht, die Hochschule, die Fachrichtung, die Studienprogramme zu wählen<br />

▪ Das Recht, sich für ein Studium im Inland und / oder Ausland zu bewerben und / oder<br />

zu studieren<br />

▪ Das Recht, die Resultate der Aufnahmeprüfung anzufechten<br />

Abschluss des Studiums<br />

▪ Das Recht, von der Hochschule nicht ausgeschlossen zu werden, wenn der Grund nicht<br />

der eigene Wille die Verletzung eines Hochschulgesetzes die Verletzung der inneren<br />

Ordnung an der Hochschule ist Das Recht auf die Anerkennung der Ausbildung an in- und<br />

ausländischen Hochschulen<br />

Prozess des Studiums<br />

▪ Das Recht auf professionelle Lektoren, die kreativ und professionell die Studieninhalte<br />

umsetzen und ständig an ihrer eigenen Weiterbildung und Arbeitsqualität arbeiten<br />

▪ Das Recht, den obligatorischen Teil des Studienprogramms ausreichend angeboten zu<br />

bekommen und Prüfungen in der Staatssprache abzulegen (in der Muttersprache: auch für<br />

Minderheiten)<br />

▪ Das Recht, die Studienrichtung individuell zu gestalten: bestimmte Studienkurse frei zu<br />

wählen, die Studienlänge selbst zu bestimmen, die Intensität des Studiums zu bestimmen<br />

▪ Das Recht, als Zuhörer die Veranstaltungen, die mit dem Studienprozess verbunden sind,<br />

an anderen Hochschulen zu besuchen<br />

▪ Das Recht auf die Anerkennung von erbrachten Studienleistungen bei einem Fakultäts-<br />

oder Hochschulwechsel<br />

▪ Das Recht auf die Anerkennung von Kreditpunkten aus Praktika oder wissenschaftlicher<br />

Arbeit, die außerhalb des Studienprogramms durchgeführt wurden<br />

▪ Das Recht, das Studium für einige Zeit zu unterbrechen und wieder aufzunehmen und<br />

dabei immatrikuliert zu bleiben (akademisches Jahr)<br />

▪ Das Recht, die Form der Prüfungen, die während des Studiums abzulegen sind, schon zu<br />

Studienbeginn zu erfahren Charta der<br />

Studentenrechte<br />

3 2 2 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />

© 2004 MitOst-Editionen


Charta der<br />

Studentenrechte<br />

▪ Das Recht auf eine Konsultation beim Dozenten vor Prüfungen<br />

Planspiele<br />

▪ Das Recht auf gleiche Behandlung unabhängig von der Form der Studienfinanzierung,<br />

dem Geschlecht, Alter, der nationalen Zugehörigkeit und anderen Kriterien; das Recht,<br />

diese Kriterien anzufechten<br />

▪ Das Recht, die Prüfungen zu wiederholen, um eine befriedigende Bewertung zu bekommen<br />

▪ Das Recht auf Objektivität bei der Bewertung des eigenen Wissens<br />

▪ Das Recht auf Überprüfung der Bewertung, Erklärung des Bewertungssystems und<br />

der Kriterien<br />

▪ Das Recht, einen Teil des Studiums an einer anderen Hochschule der Welt zu absolvieren<br />

S o z i a l e R e c h t e . . .<br />

▪ Das Recht, die Räume, Bibliotheken, Geräte, Kultur-, Sport- und Medizinobjekte der<br />

Hochschule zu nutzen<br />

▪ Das Recht, eine Ermäßigung für Fahrten im öffentlichen Verkehr zu bekommen:<br />

▪ Das Recht auf einen Platz im Studentenwohnheim<br />

Stipendium von der Uni<br />

▪ Das Recht, bei befriedigenden Prüfungsleistungen ein Stipendium zu bekommen (während<br />

des Urlaubssemesters, während der Schwangerschaft und des Urlaubs nach der Geburt<br />

des Kindes)<br />

▪ Das Recht auf einmalige Zuwendung (einmalige Unterstützung)<br />

Ausbildungsdarlehen vom Staat<br />

▪ Das Recht auf die Kreditierung vom Staat auch beim Studium im Ausland: für die<br />

Bezahlung der Studiengebühr, für soziale Bedürfnisse<br />

▪ Das Recht, die Antwort auf den Kreditantrag im Laufe eines Monats von der Hochschulkre<br />

ditkommission zu bekommen<br />

▪ Das Recht, von der Hochschulkreditkommission alle notwendigen Informationen über die<br />

Kreditierung zu bekommen<br />

▪ Das Recht auf die Verschiebung der Rückzahlung des Kredits<br />

▪ Das Recht auf eine Befreiung von der Rückzahlung des Kredits, wenn der Kandidat nach<br />

Beendigung des Studiums bei einer bestimmten Behörde angestellt wird<br />

▪ Das Studium, das nicht vom Staat finanziert wird<br />

▪ Das Recht auf ein volles Studium und auch bestimmte Programme gegen Studiengebühr<br />

▪ Das Recht, sich für noch einen anderen Studienplatz an einer anderen Hochschule<br />

zu bewerben<br />

▪ Das Recht auf Verschiebung des Studiengebührentermins<br />

Militärdienst<br />

▪ Das Recht, während des Studiums und ein Jahr nach dem Studium nicht einberufen<br />

zu werden<br />

▪ Das Recht, nach dem Magisterstudium nicht einberufen zu werden<br />

▪ Das Recht, eine militärische Grundausbildung während des Studiums zu machen<br />

▪ Das Recht, nach dem Militärdienst das Studium in dem gleichen Programm und zu den<br />

gleichen Finanzierungsbedingungen wieder aufzunehmen<br />

© 2004 MitOst-Editionen<br />

M e t h o d e n H a n d b u c h 3 2 3<br />

12<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung


12<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />

Planspiele<br />

G r u n d r e c h t e …<br />

▪ Das Recht, die eigenen Gedanken und die eigene Meinung auszudrücken<br />

▪ Das Recht, Informationen zu bekommen, die das Studium betreffen<br />

▪ Das Recht, Korporationen, Gemeinden und Vereine zu gründen und bei solchen<br />

Vereinigungen mitzumachen<br />

▪ Das Recht, friedliche Kundgebungen und Demonstrationen zu organisieren<br />

▪ Das Recht, geschätzt und geachtet zu werden<br />

Schutz der Interessen<br />

▪ Das Recht, einen eigenen Studentenrat zu wählen und selbst gewählt zu werden<br />

▪ Der Studentenrat hat das Recht auf Unterstützung vom Hochschulrat<br />

▪ Der Studentenrat hat das Recht, alle Informationen, die die Studenteninteressen<br />

betreffen, von anderen Hochschulgremien zu bekommen<br />

▪ Entscheidungen des Studentenrats, die vom Hochschulsenat akzeptiert werden, sind<br />

obligatorisch für alle Studenten<br />

▪ Das Recht, direkt am Studentenrat teilzunehmen, durch: die Teilnahme an Sitzungen, die<br />

Mitwirkung bei Entscheidungen, die Mitwirkung bei der Erarbeitung normativer Schriften<br />

der Hochschule<br />

Jeder Student hat das Recht:<br />

▪ diese Ordnung direkt oder durch den Studentenrat kennen zu lernen<br />

▪ diese Ordnung anzufechten<br />

▪ sich mit Fragen an den Studentenrat zu wenden<br />

▪ sich mit Klagen an Institutionen zu wenden, die beantwortet werden müssen<br />

Eine Ordnung, nach der diese Rechte realisiert werden, bestimmt die Hochschule.<br />

3 2 4 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />

© 2004 MitOst-Editionen<br />

Charta der<br />

Studentenrechte


13<br />

P r o j e k t i d e e n e n t w i c k e l n


1 3 . P r o j e k t i d e e n e n t w i c k e l n<br />

Projektideen entwickeln<br />

In vielen Seminaren sollen die Teilnehmer zu eigenen Aktivitäten und Projekten an-<br />

geregt werden, die sie eigenständig nach dem Seminar umsetzen. Vorraussetzung für<br />

ein erfolgreiches Projekt ist seine Relevanz für die Teilnehmer. Im Mittelpunkt steht<br />

daher die Ideenfindung aus den eigenen persönlichen Umständen und Bedürfnissen<br />

heraus. Eine Methode der Ideenentwicklung für Projekte ist die Zukunftswerkstatt.<br />

Die Idee der Zukunftswerkstatt geht auf Robert Jungk zurück. Er entwickelte die Zukunftswerk-<br />

statt als Methode der Erwachsenenbildung, um Betroffene zu Wort kommen zu lassen, <strong>Bürger</strong>be-<br />

teiligung zu ermöglichen und zu verstärkten Demokratisierungsprozessen beizutragen.<br />

Eine Zukunftswerkstatt beinhaltet verschiedene methodische Elemente. Sie ist gleichzeitig:<br />

▪ Experimentiermethode zur Entwicklung alternativer Zukünfte<br />

▪ Partizipationsmethode zur Problem- und Entscheidungsfindung sowie bei der Umsetzung<br />

von Projekten<br />

▪ Lernmethode für kooperatives Arbeiten und ganzheitliches Denken<br />

▪ Reflexionsmethode für das Überprüfen der individuellen Position im Prozess der<br />

gesellschaftlichen Entwicklung<br />

Exemplarisch für weitere Methoden der Projektentwicklung, die in Seminaren des <strong>Theodor</strong>-<br />

<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong>s Verwendung finden, steht in diesem Kapitel die Übung „Visionen und Ideen“.<br />

Für weitere methodische Anregungen sei an dieser Stelle auch auf das Praxishandbuch „Europa<br />

machen!“ aus den MitOst-Editionen verwiesen.<br />

© 2004 MitOst-Editionen<br />

M e t h o d e n H a n d b u c h 3 2 7<br />

13<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung


13<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />

Projektideen entwickeln<br />

Beschreibung<br />

Ziele<br />

Rahmen<br />

Gruppengröße __ beliebig<br />

Zeit __ 30 Minuten<br />

3 2 8 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />

In der Übung werden Assoziationen zu Begriffen gesammelt.<br />

Diese werden im Nachhinein von den Teilnehmern einzeln<br />

analysiert und strukturiert und als Grundlage für Schwer-<br />

punkte genommen, aus denen Ideen entstehen können.<br />

Die Methode dient der Ideensammlung und als Einstieg in<br />

die Projektentwicklung.<br />

Raum __ Seminarraum<br />

Material __ Papier und Stifte<br />

Schlüsselbegriffe<br />

wichtig<br />

Durchführung<br />

Erfahrung<br />

V i s i o n e n u n d I d e e n<br />

Selbstreflexion<br />

Vor Beginn der Assoziationensammlung sollte einige Minuten<br />

Zeit gegeben werden, damit die Teilnehmer zur Ruhe kommen<br />

und sich konzentrieren können.<br />

1. Die Teilnehmer bilden Dreiergruppen, zwei setzen sich<br />

Rücken an Rücken auf den Boden, der Dritte erhält einen<br />

Zettel mit Begriffen. Die Gruppen sollten so weit voneinan-<br />

der entfernt sitzen, dass sie ungestört arbeiten können.<br />

2. Während des Assoziationsteils sollte leise Hintergrundmu-<br />

sik gespielt werden. Der Teilnehmer mit dem Zettel liest<br />

den ersten Begriff vor. Die beiden anderen assoziieren<br />

frei zum genannten Begriff und sprechen ihre Assoziati-<br />

onen abwechselnd aus. Es ist wichtig, dass dies schnell<br />

geschieht, damit keine Zeit zum Überlegen bleibt. Pro<br />

Begriff wird 1 Minute Zeit gegeben. Die vorlesende Person<br />

schreibt die Begriffe der beiden auf jeweils einen Zettel.<br />

Begriffe: mein Zuhause, Probleme, Initiative, Projekt,<br />

Team… oder: meine Umgebung, Schwierigkeiten, Engage-<br />

ment, Projekt, Team…<br />

Anschließend bekommen die Teilnehmer ihre persönlichen<br />

Listen und analysieren sie für sich. Die Seminarleiter un-<br />

terstützen sie dabei durch Fragen.<br />

Der Erfolg der Übung hängt sehr stark von den Persönlichkei-<br />

ten der Teilnehmer ab und davon, wie offen sie gegenüber der<br />

Methode sind.<br />

© 2004 MitOst-Editionen


Beschreibung<br />

Ziele<br />

Rahmen<br />

© 2004 MitOst-Editionen<br />

Z u k u n f t s w e r k s t a t t<br />

Gruppengröße __ größere Gruppen<br />

Zeit __ ein Tag<br />

Raum __ Großzügige Raumausstattung<br />

Projektideen entwickeln<br />

Material __ Papierrollen / Plakate, Moderationskoffer, Flipchart<br />

wichtig<br />

Durchführung<br />

Den Teilnehmern wird während einer Werkstatt Raum<br />

gegeben, über ihre Verhältnisse zu reflektieren, daraus<br />

Schlüsse für die Zukunft zu ziehen und diese aktiv umsetzen.<br />

Die Zukunftswerkstatt zielt darauf ab, mit Hilfe von<br />

verschiedenen Methoden und Techniken den Teilnehmern<br />

behilflich zu sein, sich ihrer Ideen, Probleme, Wünsche und<br />

Konzepte bewusst zu werden und diese zu formulieren. Eine<br />

Zukunftswerkstatt kann so als Katalysator oder Hilfsmittel<br />

verstanden werden um neue kreative Ideen für bestehende<br />

Probleme zu entwickeln.<br />

Rolle des Moderators: Der Moderator ist nicht allwissend,<br />

belehrend und steuernd, sondern spielt die Rolle des<br />

Förderers und Verstärkers der Teilnehmer, d.h. der Moderator<br />

organisiert, initiiert, regt an, vermittelt …<br />

1. Phase: Kritik und Katharsis<br />

Von der Interessenlage der Teilnehmer ausgehend wird<br />

das gegebene Problem neu- bzw. umdefiniert, präzisiert<br />

oder erweitert. Die dieser Phase zugrunde liegende Leitfra-<br />

ge lautet: „Was missfällt uns, was haben wir zu<br />

kritisieren?“<br />

Versehen mit Kommentaren, Ergänzungen und weiteren Pro-<br />

blemstellungen, ist diese Sammlung von Kritik, Problemen<br />

und Konflikten jetzt Gegenstand einer Diskussion, die auch<br />

den ganz persönlichen Bezug zu den Problemen thematisiert.<br />

Dies kann z. B. auch durch ein Rollenspiel geschehen.<br />

Danach wird ausgewählt, welche Probleme und Kritikpunk-<br />

te die wesentlichen sind (z. B. durch Abstimmung, Wahl<br />

oder Punktevergabe). Diese werden zu Problemaussagen<br />

zusammengefasst. Die Statements werden diskutiert und<br />

konkretisiert.<br />

Zum Abschluss dieser Phase erfolgt die Prioritätensetzung<br />

für die angesprochenen Problembereiche. Durch Bewer-<br />

M e t h o d e n H a n d b u c h 3 2 9<br />

13<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung


13<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />

Projektideen entwickeln<br />

3 3 0 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />

tung wird entschieden, welche Probleme in der darauf<br />

folgenden Utopiephase behandelt werden sollen. Hierbei<br />

stellt sich folgende Frage: „Welche Kritikthemenkreise<br />

interessieren uns, welche möchten wir lösen und weiter-<br />

verfolgen?“<br />

2. Phase: Utopie und Phantasie<br />

In dieser zweiten Phase werden die ausgewählten Pro-<br />

blemkomplexe zunächst umformuliert, und zwar so, dass<br />

sie positive Zielaussagen ergeben. Dies geschieht durch<br />

gemeinsame Formulierungsarbeit der Gruppe – damit ist<br />

die Fragestellung bzw. Zielsetzung für die Utopiephase<br />

gegeben.<br />

Grundvoraussetzung für den Erfolg der Utopiephase ist die<br />

Schaffung einer kreativen und phantasievollen Atmosphäre<br />

sowie eines gewissen Verfremdungseffektes zur Stimu-<br />

lierung ungewöhnlicher, unüblicher Ideen und Lösungen.<br />

Hierzu werden Spiele verwendet, die Spaß machen und die<br />

Phantasie anregen.<br />

Die Ergebnisse werden diskutiert und ergänzt. Die Ge-<br />

samtgruppe erstellt aus den Einzelergebnissen Lösungs-<br />

konzepte in Form von „Ideenpaketen“. Diese Ideenpakete<br />

werden bewertet und hinsichtlich ihrer Umsetzbarkeit und<br />

Innovationskraft geordnet. Diese Auswahl wird noch einer<br />

intuitiven Bewertung unterworfen, indem aus dem jewei-<br />

ligen Lösungskonzept eine Geschichte (Szenario) geformt<br />

wird, die in einem speziellen Gruppenprozess entsteht.<br />

Kernfrage der Phase 2 lautet: „Was ist an den Ideen,<br />

Erfindungen, Phantasien in den Entwürfen für uns neu,<br />

faszinierend, originell?“<br />

3. Phase: Strategie und Umsetzung<br />

Die in der Utopiephase gewonnenen Ideen und Konzepte<br />

werden in dieser Phase der Zukunftswerkstatt wieder in<br />

den Kontext des Alltags gestellt, d. h. es soll eine nüchter-<br />

ne kritische Betrachtung der Utopien vorgenommen wer-<br />

den. Dazu eignet sich z. B. die atmosphärische Gestaltung<br />

einer „Gerichtsszene“, die Lösungskonzepte sind dabei<br />

die zu bearbeitenden „Fälle“. Sämtliche zur Verhandlung<br />

anstehenden Fälle werden stichwortartig auf Postern prä-<br />

sentiert.<br />

© 2004 MitOst-Editionen


© 2004 MitOst-Editionen<br />

Projektideen entwickeln<br />

Leitfragen zur Strategie und Umsetzung können sein:<br />

„Welche Ideen sind besonders interessant und verfolgens-<br />

wert, welche sollten wir aufgreifen?“ und „Wo gab es, wo<br />

gibt es bereits Ähnliches in der Realität?“<br />

Nach der Vorstellung und Analyse aller Möglichkeiten<br />

treffen die Teilnehmer eine Auswahl bzw. erstellen eine<br />

Rangliste guter und schlechter Lösungen unter Abwägung<br />

aller zur Verfügung stehenden Kenntnisse und bei Benen-<br />

nung aller Wissenslücken.<br />

4. Phase: Planungsarbeit für ausgewählte Lösungen<br />

Der nächste Schritt besteht in der Planungsarbeit für die<br />

ausgewählten Lösungen. In Kleingruppen werden die<br />

verschiedenen Stufen der ausgewählten Lösungskonzepte<br />

detailliert ausgearbeitet.<br />

Die anschließenden Fragen Fragen helfen bei der Konkre-<br />

tisierung: „Welche Forderungen müssen wir aufstellen,<br />

damit unsere ausgewählte Idee eine Chance hat, wo muss<br />

dabei angesetzt werden?“. „Was wollen wir konkret tun?<br />

Wie wollen wir es anfangen? Wer kann uns dabei unter-<br />

stützen? Wo soll das Projekt entstehen? Wann<br />

beginnen wir?“<br />

M e t h o d e n H a n d b u c h 3 3 1<br />

13<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung


14<br />

A u s w e r t u n g e n


1 4 . A u s w e r t u n g e n<br />

Auswertungen<br />

Um den Verlauf von Seminaren richtig beurteilen und eventuell korrigieren zu können,<br />

ist es wichtig, Informationen über das Geschehen zu erhalten und diese gemeinsam<br />

mit den Teilnehmern zu besprechen. Dabei geht es darum festzustellen, wie sich das<br />

Seminargeschehen und die Gruppe entwickeln, festzustellen, was gut läuft und/oder<br />

wo es Probleme gibt. Vor diesem Hintergrund können dann Korrekturen an Thema und<br />

Arbeitsweise vorgenommen werden. Auswertungen trainieren aber auch den Pers-<br />

pektivwechsel und das Reflexionsvermögen, decken blinde Flecken auf und helfen, die<br />

eigene Wahrnehmung zu überprüfen.<br />

Während es in der Zwischenbilanz um die Optimierung des weiteren Verlaufs geht, ist die<br />

Schlussphase eines Seminars von drei Anforderungen geprägt:<br />

▪ der thematischen Abrundung<br />

▪ dem persönlichen Abschied und<br />

▪ der eigentlichen Auswertung.<br />

Den Teilnehmern wird bei der Zwischenbilanz und der Auswertung nicht nur das Gefühl vermit-<br />

telt, dass sie ernst genommen werden und Mitverantwortung für den erfolgreichen Ablauf des<br />

Seminars tragen, sondern dadurch, dass sie ihre Meinungen und Gefühle zum Verlauf formulie-<br />

ren können, erleben sie die beiden Formen der Auswertung auch als entlastend.<br />

Es ist wichtig, den Teilnehmern zu verdeutlichen, dass es in den Auswertungen weder um eine<br />

Kontrolle ihrer Person und Motivation noch um eine Meinungsäußerung zur Persönlichkeit der<br />

Seminarleiter oder um eine Aburteilung des gesamten Seminars geht, sondern dass sie aufge-<br />

fordert sind, bewusst in das Seminargeschehen einzugreifen, ihrer Befindlichkeit Ausdruck zu<br />

verleihen und – soweit möglich – Verbesserungsvorschläge einzubringen.<br />

Die Seminarleiter sollten sich darauf einstellen, dass viele Teilnehmer Schwierigkeiten haben,<br />

Kritik zu äußern, weil sie die Gefühle der Seminarleiter nicht verletzen wollen. Daher sollten<br />

unter Umständen Äußerungen, die sich innerhalb des positiven Bereichs in Richtung neutral be-<br />

wegen, als Kritik aufgefasst werden.<br />

© 2004 MitOst-Editionen<br />

M e t h o d e n H a n d b u c h 3 3 5<br />

14<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung


14<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />

Auswertungen<br />

Beschreibung<br />

Ziele<br />

Rahmen<br />

Gruppengröße __ beliebig<br />

3 3 6 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />

Zu einem klar umrissenen Thema (Problem, Situation,<br />

Fragestellung) äußern sich die Teilnehmer kurz. Es gibt keine<br />

Kommentare und keine Diskussion. Ein Blitzlicht kann immer<br />

dann eingesetzt werden, wenn man sich über die Stimmung<br />

in der Gruppe klar werden will. Es kann vor oder nach<br />

Arbeitseinheiten zur Konzentration eingesetzt werden und<br />

speziell in unklaren Entscheidungssituationen und Konflikten<br />

dazu dienen, individuelle Bedürfnisse, Interessen, Trends und<br />

Stimmungen zu verdeutlichen. Bei häufiger Übung überwinden<br />

Teilnehmer ihre Scheu, auf offene Fragen hin die aktuelle<br />

Befindlichkeit zu beschreiben.<br />

Ein Blitzlicht vermittelt auf schnelle Weise ein Meinungsbild.<br />

Zeit __ je nach Teilnehmerzahl und anschließendem Diskussionsbedarf<br />

bis zu 1 Stunde<br />

Raum __ Sitzkreis<br />

Material __ ein Ball oder ein sonstiger handlicher Gegenstand<br />

Schlüsselbegriffe<br />

Durchführung<br />

Erfahrung<br />

Erweiterungen und<br />

Alternativen<br />

B l i t z l i c h t<br />

Seminarkritik<br />

Die Teilnehmer sitzen im Kreis. Der Seminarleiter stellt eine<br />

Frage (z.B.: Welche Frage war für mich heute wichtig?) und<br />

gibt einen Gegenstand (z.B. einen Ball) an den Nachbarn.<br />

Dieser drückt mit einem, maximal zwei Sätzen seine<br />

Stimmung aus und gibt den Gegenstand weiter. Wer nichts<br />

sagen will, gibt den Gegenstand wortlos weiter. Die Runde<br />

wird bis zu ihrem Ausgangspunkt fortgesetzt.<br />

Während des Blitzlichtes findet keine Diskussion statt. Die<br />

Äußerungen der Einzelnen werden nicht kommentiert oder<br />

kritisiert. Jeder drückt zunächst nur seine Meinung aus.<br />

Die eigene Meinung in knappen Sätzen festzuhalten ist eine<br />

durchaus schwierige sprachliche Leistung.<br />

Ein Blitzlicht muss nicht weiterverarbeitet werden. Es kann<br />

als momentane Bestandsaufnahme zu einem Thema für sich<br />

stehen bleiben. Soll es jedoch als Grundlage für eine Ent-<br />

scheidung über das weitere Vorgehen verwendet werden,<br />

so sollte im Anschluss in der Gruppe über die verschiedenen<br />

Aspekte, die während des Blitzlichts sichtbar wurden, disku-<br />

tiert werden. Das Blitzlicht kann auch mit Moderationskarten<br />

durchgeführt werden. Jeder Teilnehmer erhält Karten in zwei<br />

© 2004 MitOst-Editionen


© 2004 MitOst-Editionen<br />

Auswertungen<br />

verschiedenen Farben, die den Grundaussagen positiv – ne-<br />

gativ zugeordnet sind. Zu den vorgegebenen Fragen werden<br />

Schlagworte (pro Karte nur ein Wort) notiert und anschließend<br />

gesammelt, geordnet und kommentiert.<br />

M e t h o d e n H a n d b u c h 3 3 7<br />

14<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung


14<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />

Auswertungen<br />

Beschreibung<br />

Ziele<br />

Rahmen<br />

3 3 8 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />

Die Tageseindrücke der Teilnehmer werden anonym erfragt.<br />

Die Seminarleiter erfahren, wie die Einheiten des Tages von<br />

den Teilnehmern bewertet werden, und erhalten Hinweise auf<br />

Über- und Unterforderung. Durch die offene Fragestellung und<br />

die Anonymität haben die Teilnehmer auch die Möglichkeit, auf<br />

Konflikte im Seminar oder in der Gruppe hinzuweisen.<br />

Gruppengröße __ Kleingruppen zu 3-5 Personen<br />

Zeit __ 15 Minuten<br />

Raum __ Seminarraum<br />

Material __ buntes Papier und Stifte<br />

Schlüsselbegriffe<br />

Durchführung<br />

Erfahrung<br />

Erweiterungen und<br />

Alternativen<br />

T a g e s r ü c k b l i c k<br />

Seminarkritik<br />

1. Kleingruppen: Die Gruppe wird in mehrere Kleingruppen<br />

unterteilt, die für die Dauer des Seminars bestehen blei-<br />

ben. Jede Gruppe erhält jeweils am Ende des Tages – am<br />

besten vor dem Abendessen – ein buntes Blatt Papier. Auf<br />

dem Papier steht das Datum und es gibt zwei Spalten,<br />

eine für positive und eine für negative Eintragungen.<br />

2. Tägliches Ausfüllen: Die Teilnehmer werden gebeten, in<br />

den Kleingruppen die positiven und negativen Eindrücke<br />

des Tages aufzuschreiben. Die Seminarleiter sollten am<br />

Anfang darauf hinweisen, dass es nicht nur um die Semi-<br />

nareinheiten geht, sondern auch um das Umfeld, also die<br />

Räumlichkeiten, die Leiter selbst, die Gruppe, die Zeitein-<br />

teilung…<br />

Während der Arbeit sollten die Seminarleiter unbedingt<br />

den Raum verlassen. Die Papiere bleiben am Ende im<br />

Raum oder werden zu einem späteren Zeitpunkt am Tag<br />

den Seminarleitern übergeben.<br />

Der Tagesrückblick ist eine sehr gute Methode, um ein<br />

aktuelles Stimmungsbild der Gruppe zu erhalten. Die<br />

Anregungen sollten möglichst sofort umgesetzt werden. Nur in<br />

Ausnahmefällen sollten sie direkt in der Gruppe angesprochen<br />

werden.<br />

Die Methode kann durch einen Stimmungsbaum ergänzt<br />

werden.<br />

© 2004 MitOst-Editionen


Tagesrückblick<br />

T a g e s r ü c k b l i c k v o m<br />

P o s i t i v<br />

N e g a t i v<br />

© 2004 MitOst-Editionen<br />

Auswertungen<br />

M e t h o d e n H a n d b u c h 3 3 9<br />

14<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung


14<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />

Auswertungen<br />

Beschreibung<br />

Ziele<br />

Rahmen<br />

Gruppengröße __ beliebig<br />

3 4 0 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />

Zu einer Reihe vorbereiteter oder spontaner Auswertungsfra-<br />

gen beziehen die Teilnehmer auf einer im Raum gezogenen<br />

Linie, die von positiv über neutral bis negativ gekennzeichnet<br />

ist, räumlich Stellung.<br />

Zeit __ 5 Minuten pro Frage<br />

Raum __ Seminarraum<br />

Der Seiltanz vermittelt auf schnelle Weise ein Meinungsbild.<br />

Material __ Kreide oder Klebeband oder Seil; Moderationskarten und<br />

Schlüsselbegriffe<br />

Durchführung<br />

Erfahrung<br />

Erweiterungen und<br />

Alternativen<br />

S e i l t a n z<br />

Stifte zur Markierung<br />

Meinungsbild, Seminarkritik<br />

1. Vorbereitung: Quer durch eine große freie Fläche im<br />

Seminarraum wird mit Kreide, Klebeband oder einem Seil<br />

eine Linie markiert. An den beiden Endpunkten werden<br />

Karten mit einem Gegensatzpaar angebracht, das sich zur<br />

Bewertung oder Einstufung eignet (+/-; zu viel / zu wenig;<br />

lachendes / weinendes Gesicht); die Mitte der Linie wird<br />

mit einem entsprechenden Neutralpunkt markiert.<br />

2. Die Teilnehmer geben Antwort auf eine Reihe vorbereiteter<br />

oder spontan gestellter Auswertungsfragen, indem sie sich<br />

entsprechend ihrer Meinung auf der Linie aufstellen –<br />

näher zum einen oder dem anderen Pol. Bei komplexeren<br />

Fragen oder zur Vertiefung sollten zumindest einige Teil-<br />

nehmer Gelegenheit haben, von ihrem gewählten Platz aus<br />

zu der Fragestellung mündlich Position zu beziehen.<br />

Häufig konzentriert sich das Spektrum der Kritik auf den als<br />

positiv markierten Bereich. Es ist anzunehmen, dass dabei<br />

Gruppendruck eine große Rolle spielt, weil niemand abseits<br />

stehen möchte.<br />

Zu Dokumentationszwecken können die Aufstellungen foto-<br />

grafiert oder ausgezählt und auf eine Skizze der Auswertungs-<br />

linie übertragen werden.<br />

© 2004 MitOst-Editionen


Beschreibung<br />

Ziele<br />

Rahmen<br />

Gruppengröße __ beliebig<br />

© 2004 MitOst-Editionen<br />

Auswertungen<br />

Einzelne Arbeitseinheiten oder Aspekte des gesamten Se-<br />

minars werden anhand eines auf Wandzeitung aufgemalten<br />

Thermometers eingestuft. Stimmungen werden mittels eines<br />

auf Wandzeitung aufgemalten Barometers sichtbar gemacht.<br />

Die Übung vermittelt ein erstes Meinungsbild.<br />

Zeit __ 1–3 Minuten pro Person<br />

Raum __ Seminarraum<br />

Material __ Wandzeitung, Klebepunkte oder Stifte<br />

Schlüsselbegriffe<br />

Durchführung<br />

S t i m m u n g s t h e r m o m e t e r<br />

u n d - b a r o m e t e r<br />

Meinungsbild, Seminarkritik<br />

1. Thermometer: Einzelne Einheiten oder Teilaspekte des<br />

Seminars (z.B. Atmosphäre, Ausbildung, Eigenbeteiligung,<br />

Seminarleitung, Unterkunft) werden je durch ein Ther-<br />

mometer repräsentiert und die Bewertung der Teilnehmer<br />

durch gemalte oder geklebte Punkte sichtbar gemacht. Zur<br />

Orientierung wird die Thermometerskala oben, in der Mitte<br />

und unten am Gefrierpunkt mit Aussagen markiert, z.B.<br />

„Fand ich echt heiß”, „War eher lau”, und „Ließ mich völlig<br />

kalt”. So entstehen Punktmengen, an deren Verteilung<br />

über die Skala sich Beurteilungsunterschiede der bewer-<br />

teten Einheiten und Aspekte unmittelbar veranschaulichen<br />

lassen.<br />

Barometer: Auf einem großen Papierbogen werden die<br />

Seminartage und Tageszeiten eingetragen und verschie-<br />

dene, farbige Klebepunkte (bzw. Stifte) für positive und<br />

negative Stimmung verwandt. Smile-Symbole können die<br />

Stimmung verdeutlichen. Sinnvoll ist es, das Stimmungs-<br />

bild mit einer kurzen Ansprache oder einem Blitzlicht zu<br />

verbinden.<br />

2. Die Teilnehmer bekleben die Vorlagen mit Punkten. Um<br />

eine gewisse Anonymität zu wahren, sollten alle gleichzei-<br />

tig arbeiten, aber dabei nicht sprechen, damit nicht zu viel<br />

Unruhe entsteht.<br />

M e t h o d e n H a n d b u c h 3 4 1<br />

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<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung


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<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />

Auswertungen<br />

Beschreibung<br />

Ziele<br />

Rahmen<br />

3 4 2 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />

Eine Handskizze dient zur optisch aufbereiteten Auswertung.<br />

Es erfolgt eine schriftliche Abschlussauswertung mittels Wand-<br />

zeitung.<br />

Gruppengröße __ beliebig<br />

Die Teilnehmer bewerten nach fünf Kriterien.<br />

Zeit __ 20 Minuten (mit Galerie 30 Minuten)<br />

Raum __ Seminarraum<br />

Material __ Stifte und Blätter für alle, Klebeband, Stecknadeln zum<br />

Schlüsselbegriffe<br />

Durchführung<br />

Erweiterungen und<br />

Alternativen<br />

G i b m i r d e i n e H a n d<br />

Anpinnen, eventuell Moderationskarten (5 Farben) und<br />

Wandzeitung<br />

Seminarkritik<br />

1. Die Teilnehmer zeichnen auf einem Blatt Papier einen Um-<br />

riss ihrer Hand, schreiben die Fragestellungen zur Auswer-<br />

tung neben den entsprechenden Finger und ihre Antworten<br />

in den Fingerumriss hinein. Die Auswertungsfragen werden<br />

den fünf Fingern einer Hand wie folgt zugeordnet:<br />

▪ Daumen („Daumen draufhalten”): an diesem Thema<br />

möchte ich weiterarbeiten<br />

▪ Zeigefinger („zeigen”): diese Tipps / Infos habe ich hier<br />

erhalten<br />

▪ Mittelfinger („fuck you”): hat mir hier gar nicht gefallen<br />

▪ Ringfinger („Gefühl”): die Atmosphäre hier war...<br />

▪ Kleiner Finger („kurz”): zu kurz gekommen ist mir...<br />

2. Abschließend werden die Blätter als Bilanzgalerie aufge-<br />

hängt und alle Teilnehmer haben vor Beginn der Ab-<br />

schlussrunde Gelegenheit, sich einen Überblick zu ver-<br />

schaffen.<br />

Eine Alternative besteht darin, das Antwortblatt im Laufe des<br />

Seminars auszufüllen, die einzelnen Antworten stichwortartig<br />

auf Moderationskarten zu übertragen und diese auf einer<br />

gezeichneten Riesenhand (Wandzeitung) anzubringen.<br />

Dies ermöglicht der Seminarleitung, die Antworten nach<br />

Themenschwerpunkten zu sortieren und in verdichteter Form<br />

vorzustellen.<br />

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Beschreibung<br />

Ziele<br />

Rahmen<br />

Gruppengröße __ beliebig<br />

Zeit __ 45 Minuten<br />

Raum __ Seminarraum<br />

© 2004 MitOst-Editionen<br />

Auswertungen<br />

Die Teilnehmer benennen die positiven und negativen Punkte<br />

des Seminars. Die Punkte können sie frei wählen.<br />

Die Teilnehmer bewerten nur nach positiv und negativ.<br />

Material __ Wandzeitung, Stifte, eventuell Bindfaden zum Aufhängen<br />

Schlüsselbegriffe<br />

Durchführung<br />

W e t t e r b e r i c h t<br />

der Stifte, Moderationskarten (2 Farben), Klebeband /<br />

Stecknadeln<br />

Seminarkritik, Meinungsbild<br />

1. Vorbereitung: Die Auswertungsfragen werden einzeln auf<br />

Wandzeitungsbögen geschrieben und mit einem entspre-<br />

chenden Symbol gekennzeichnet, zum Beispiel: „Gar nicht<br />

gefallen hat mir...” mit einer Gewitterwolke und „Beson-<br />

ders gut fand ich...” mit einer lachenden Sonne.<br />

2. Die Teilnehmer schreiben ihre Rückmeldungen entweder<br />

direkt auf die Wandzeitungen (Stift am Band dazuhängen!)<br />

oder sie erhalten pro Fragestellung eine Karte (unter-<br />

schiedliche Farben), um ihre Kommentare aufzuschreiben<br />

und anschließend auf den Wandzeitungen anzubringen.<br />

Letztere Version spart Zeit, da alle zugleich schreiben kön-<br />

nen, außerdem lassen sich die Karten mit den Rückmel-<br />

dungen nach Oberthemen umsortieren (Metaplan-Prinzip).<br />

Direktes Anschreiben ist eher geeignet, wenn die Wandzei-<br />

tungen als „Lob- und Meckerecke” während des gesamten<br />

Seminars hängen bleiben.<br />

M e t h o d e n H a n d b u c h 3 4 3<br />

14<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung


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<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />

Auswertungen<br />

Beschreibung<br />

Ziele<br />

Rahmen<br />

Gruppengröße __ beliebig<br />

Zeit __ 1 Stunde<br />

Raum __ Seminarraum<br />

3 4 4 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />

Die Thermometer- und die Kartenmethode können gekoppelt<br />

werden, wenn eine Reihe von Seminarinhalten jeweils im<br />

Anschluss beurteilt werden soll.<br />

Die Teilnehmer geben ein Meinungsbild, dass durch anonyme<br />

konkrete Hinweise ergänzt wird.<br />

Material __ Wandzeitung, Klebepunkte oder Stifte, Thermometerbögen<br />

Schlüsselbegriffe<br />

Durchführung<br />

T e m p e r a t u r e n u n d T i p p s<br />

Meinungsbild, Seminarkritik<br />

1. Vorbereitung: Standardisierte Auswertungsfragen werden<br />

auf einer großen Wandzeitung aufgeschrieben. Vor Beginn<br />

jeder Seminareinheit werden jeweils neue Bögen mit<br />

einem Thermometer aufgehängt (vorab in der Anzahl der<br />

Fragen mal Einheiten kopieren).<br />

Jede Einheit wird in der anschließenden Pause anhand der<br />

Fragen auf den Thermometern bepunktet.<br />

2. Verbesserungsvorschläge und Tipps an die Seminarleiter<br />

werden auf Karten geschrieben und in einen geschlosse-<br />

nen Kasten mit Schlitz geworfen.<br />

Z um Ende der Pause sammelt die Seminarleitung die<br />

Thermometerbögen ein, notiert die betreffende Fragestel-<br />

lung und Seminareinheit darauf und steckt die Karten aus<br />

der Box in einen Umschlag, der ebenfalls mit dem Titel der<br />

Seminareinheit gekennzeichnet ist.<br />

3. Zum Abschluss des Seminars können die Einheiten anhand<br />

der nebeneinander gehängten Bewertungen verglichen<br />

werden. Die Kartenrückmeldungen werden von den Semi-<br />

narleitern in zusammengefasster Form im Plenum vorge-<br />

tragen.<br />

© 2004 MitOst-Editionen


Beschreibung<br />

Ziele<br />

Rahmen<br />

Gruppengröße __ beliebig<br />

© 2004 MitOst-Editionen<br />

Auswertungen<br />

Auf spielerische Art wird die Vermittlung von Inhalten<br />

überprüft und das Gruppengefühl gestärkt.<br />

Das Spiel kann zwei Funktionen übernehmen: Zum einen<br />

kann überprüft werden, was die Teilnehmer aus einer oder<br />

mehreren Einheiten davor mitgenommen haben. Zum anderen<br />

wird durch eine persönlichere Variante (Was habe ich von<br />

dir gelernt) gezeigt, dass die Teilnehmer auch gegenseitig<br />

voneinander lernen.<br />

Zeit __ 15 Minuten<br />

Raum __ Seminarraum<br />

Material __ Ball<br />

Schlüsselbegriffe<br />

wichtig<br />

Durchführung<br />

Erfahrung<br />

D a s h a b e i c h ( v o n d i r ) g e l e r n t<br />

Seminarkritik, Gruppengefühl<br />

Bei Variante B muss darauf geachtet werden, dass alle<br />

Teilnehmer drankommen, da ansonsten große Frustration<br />

bei nicht genannten Teilnehmern entsteht. Insofern ist diese<br />

Variante etwas gefährlich und eignet sich nur für Gruppen, in<br />

denen eine große Solidarität bereits vorhanden ist und keine<br />

Konflikte vorliegen.<br />

1. Teilnehmer und Seminarleiter stehen in einem Kreis. Ein<br />

Teilnehmer beginnt, den Ball einem Mitspieler zuzuwerfen.<br />

Variante A: Das habe ich gelernt<br />

Der werfende Teilnehmer sagt mit einem Stichwort oder in<br />

einem kurzen Satz, was er aus den vorherigen Einheiten<br />

gelernt hat.<br />

Variante B: Das habe ich von dir gelernt<br />

Der werfende Teilnehmer sagt mit einem Stichwort oder<br />

einem kurzen Satz, was er von dem anderen bisher im<br />

Seminar gelernt hat.<br />

Die Übung wirkt sich positiv auf das Gruppengefühl aus.<br />

M e t h o d e n H a n d b u c h 3 4 5<br />

14<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung


14<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />

Auswertungen<br />

Beschreibung<br />

Ziele<br />

Rahmen<br />

Gruppengröße __ beliebig<br />

Zeit __ 10-20 Minuten<br />

Raum __ Seminarraum<br />

Schlüsselbegriffe<br />

Durchführung<br />

Erfahrung<br />

Erweiterungen und<br />

Alternativen<br />

3 4 6 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />

S o z i o m e t r i s c h e A u s w e r t u n g<br />

Durch ihre Positionierung im Raum signalisieren die<br />

Teilnehmer, inwieweit sie einem Auswertungsaspekt<br />

zustimmen oder ihn ablehnen.<br />

Die Teilnehmer müssen keine verbalen Äußerungen machen,<br />

daher fällt Kritik leichter. Es können viele Aspekte in kurzer<br />

Zeit abgefragt werden. Die Teilnehmer können selbst<br />

Auswertungsaspekte einbringen.<br />

Seminarkritik, Kennen lernen, Sprechhemmungen beheben<br />

Die Teilnehmer stellen sich in einen Kreis. Teilnehmer und<br />

Seminarleiter machen Aussagen über das Seminar – jeweils<br />

nur ein Satz. Die anderen Teilnehmer positionieren sich zu<br />

der Aussage. Der Kreismittelpunkt bedeutet „Ich stimme voll<br />

zu“, wer stehen bleibt, signalisiert „Ich stimme der Aussage<br />

überhaupt nicht zu“. Die Teilnehmer können sich auch<br />

irgendwo dazwischen positionieren, wenn sie nur teilweise<br />

zustimmen.<br />

Dadurch, dass die Teilnehmer selbst die Aussagen machen,<br />

kommen neue Aspekte in die Auswertung.<br />

Soziometrische Aufstellungen eignen sich auch gut als<br />

Kennenlern-Methode. Die Teilnehmer positionieren sich dann<br />

entsprechend der Frage auch mal nach rechts oder links und<br />

bilden Gruppen.<br />

© 2004 MitOst-Editionen


Beschreibung<br />

Ziele<br />

Rahmen<br />

Gruppengröße __ 20 Personen<br />

Zeit __ 30 Minuten<br />

Raum __ Seminarraum<br />

© 2004 MitOst-Editionen<br />

Auswertungen<br />

Eine Form von Feedback, die hinter dem Rücken passiert!<br />

Ohne zu reden kann jeder eine Rückmeldung mitgeben.<br />

Die Übung ermöglicht ein individuelles, anonymes Feedback<br />

von jedem für jeden Teilnehmer.<br />

Material __ Stifte, kleine Kartons oder festes Papier, Klebeband<br />

Schlüsselbegriffe<br />

Durchführung<br />

R ü c k e n - F e e d b a c k<br />

Feedback, Konfliktprävention, Sprechhemmungen beheben,<br />

Seminarkritik<br />

1. Jeder bekommt einen kleinen festen Karton auf den Rü-<br />

cken geklebt. Alle Teilnehmer bewegen sich im Raum und<br />

schreiben oder malen jedem, dem sie einen Wunsch, eine<br />

Anregung, eine gute oder schlechte Erfahrung mitteilen<br />

wollen, diese in Form eines kurzen Satzes oder eines Bil-<br />

des auf den Karton. Auch die Seminarleitung ist an diesem<br />

Feedback beteiligt. [15 Minuten]<br />

2. Anschließend kann jeder seine Karte lesen und evtl. in der<br />

Runde noch etwas dazu sagen. [15 Minuten]<br />

M e t h o d e n H a n d b u c h 3 4 7<br />

14<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung


14<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />

Auswertungen<br />

Beschreibung<br />

Ziele<br />

Rahmen<br />

Gruppengröße __ beliebig<br />

Zeit __ 30 Minuten<br />

Raum __ Seminarraum<br />

3 4 8 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />

Die Teilnehmer werten die einzelnen Seminartage danach aus,<br />

was sie persönlich aus den Übungen gelernt haben.<br />

Die Teilnehmer werden dazu angehalten, das Seminar für<br />

sich persönlich zu reflektieren. Damit werden sie auch an ihre<br />

Eigenverantwortung für das Seminargelingen erinnert.<br />

Material __ Papier und Stifte, evtl. buntes Papier für die Blütenblätter<br />

Schlüsselbegriffe<br />

Durchführung<br />

S e l b s t r e f l e x i o n s b l u m e<br />

Selbstreflexion, Seminarkritik<br />

1. Einzelarbeit: Jeder Teilnehmer bekommt so viele Blüten-<br />

blätter, wie Tage zu evaluieren sind. In die Mitte der Blume<br />

wird der Name oder ein Symbol der Person geschrieben.<br />

Für jeden Tag antworten die Teilnehmer in ein oder zwei<br />

Wörtern auf einem Blütenblatt auf die Frage:<br />

▪ Was nehme ich mit von dem Tag? / Was habe ich an<br />

dem Tag gelernt?<br />

2. Anschließend können die Blumen an die Wand geklebt<br />

werden (auf Blumenstiele), so entsteht eine bunte Wiese,<br />

die darstellt, was die Teilnehmer in der vergangenen Wo-<br />

che gelernt haben.<br />

3. Die Blumen können in Kleingruppen oder im Plenum dis-<br />

kutiert werden. Es ist zu empfehlen, die Form der Evalu-<br />

ierung mit der Gruppe abzusprechen, da es sich auch um<br />

sehr intime Äußerungen handeln kann.<br />

© 2004 MitOst-Editionen


Beschreibung<br />

Ziele<br />

Rahmen<br />

Gruppengröße __ beliebig<br />

Zeit __ 45 Minuten<br />

© 2004 MitOst-Editionen<br />

Auswertungen<br />

Bei beiden Methoden ordnen die Teilnehmer ihre Antwort zu<br />

spezifischen Fragen optisch (mit Klebepunkten oder Stiften) zu.<br />

Den Teilnehmern wird die Möglichkeit gegeben, sich persönlich<br />

zu sehr differenzierten Aspekten des Seminars zu äußern. Es<br />

entsteht ein anschauliches Bild zu den gestellten Fragen und<br />

zum gesamten Seminar.<br />

Raum __ Seminarraum<br />

Material __ Wandzeitung, Klebepunkte oder Stifte, optional Arbeitsblätter<br />

wichtig<br />

Schlüsselbegriffe<br />

Durchführung<br />

K r e i s u n d S t e r n<br />

für alle<br />

Es sollte möglich sein, die Punkte unbeobachtet zu verteilen.<br />

Seminarkritik, Meinungsbild<br />

1. Vorbereitung: Auf einer großen Wandzeitung wird entwe-<br />

der ein Kreis entsprechend der Anzahl der Auswertungs-<br />

fragen in Segmente unterteilt oder ein Stern gezeichnet,<br />

der so viele Zacken hat, wie Fragen beantwortet werden<br />

sollen. Um den Kreis oder den Stern herum werden die<br />

Fragen geschrieben. Mit der Fragestellung „Wie zufrieden<br />

war ich mit...” könnten z.B. folgende Bereiche abgefragt<br />

werden:<br />

▪ der Vorbereitung auf die Durchführung eines Projekts<br />

▪ der Gelegenheit, Fragen und eigene Ideen einzubringen<br />

▪ den Arbeits- und Informationsmaterialien<br />

▪ den jeweiligen Methoden<br />

▪ der Gruppenatmosphäre<br />

▪ der Tagungsstätte<br />

▪ den Vorinformationen<br />

▪ der Seminarleitung<br />

▪ der Übertragbarkeit des Erarbeiteten.<br />

Weitere mö gliche Aspekte / Fragestellungen:<br />

▪ Ich konnte (heute) meine Vorstellungen / Ideen ins<br />

Seminar einbringen.<br />

▪ Die Themen haben mich interessiert.<br />

▪ Ich erwarte, das Gelernte / Erarbeitete anwenden zu<br />

können.<br />

▪ Ich konnte (heute) effektiv arbeiten / lernen.<br />

▪ Das Klima heute war ... (gut – schlecht)<br />

M e t h o d e n H a n d b u c h 3 4 9<br />

14<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung


14<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />

Auswertungen<br />

Erweiterungen und<br />

Alternativen<br />

3 5 0 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />

▪ Die Seminarleitung war… (hilfreich / unterstützend<br />

/ motivierend / flexibel… – nicht hilfreich / unterstüt-<br />

zend / motivierend / flexibel…)<br />

▪ Wie habe ich mich in der Gruppe gefühlt? (sehr wohl<br />

– sehr unwohl)<br />

▪ Fühle ich mich als Mitglied der Gruppe akzeptiert?<br />

(völlig akzeptiert – völlig draußen)<br />

▪ Habe ich für die Durchführung eines Seminars / das<br />

Erstellen einer Zeitung etwas dazugelernt? (sehr viel<br />

– überhaupt nichts)<br />

▪ Abweichende Meinungen und Interessen werden…<br />

(aufgenommen und berücksichtigt – ignoriert)<br />

▪ Ich fand die Seminarleitung für das Gruppenge<br />

schehen… (hilfreich und weiterführend – nicht hilfreich,<br />

eher hemmend)<br />

2. Die Teilnehmer tragen ihre Beurteilung durch geklebte<br />

oder gemalte Punkte im jeweiligen Kreissegment bzw. auf<br />

dem jeweiligen Strahl ein. Beim Kreis gilt: je größer die<br />

Zufriedenheit, desto näher am Kreismittelpunkt (Assozia-<br />

tion „ins Schwarze getroffen”), beim Stern gilt: je stärker<br />

die Zufriedenheit, desto weiter außen der Punkt (Assozia-<br />

tion Strahlkraft). Die Übung kann auch als Einzelarbeit auf<br />

Blättern durchgeführt werden, um die Teilnehmer stärker<br />

an ihre Bewertung zu binden. Die Punktbewertung ist<br />

anfällig für Gruppentendenzen, da viele Teilnehmer dazu<br />

neigen, sich dem Urteil ihrer Vorgänger anzuschließen.<br />

In der Gesamtsicht werden Beurteilungstendenzen in den<br />

einzelnen Bereichen anhand der Punktwolken auf einen<br />

Blick erkennbar.<br />

3. In einem Gruppengespräch sollte das Ergebnis besprochen<br />

und durch Einzelkommentare vertieft werden.<br />

Wenn zu Beginn ein Erwartungskreis oder -stern mit<br />

den gleichen Fragestellungen ausgefüllt wird, lassen sich<br />

anschauliche Vorher-Nachher-Vergleiche anstellen.<br />

© 2004 MitOst-Editionen


Beschreibung<br />

Ziele<br />

Rahmen<br />

Gruppengröße __ beliebig<br />

© 2004 MitOst-Editionen<br />

Auswertungen<br />

Durch die graue und durch die rosa Brille bewerten Semi-<br />

narleiter und Teilnehmer das Seminargeschehen aus ganz<br />

persönlicher Sicht.<br />

Die Teilnehmer werden explizit zu positiven und negativen<br />

Äußerungen zum Seminar angehalten.<br />

Zeit __ je nach Gruppengröße bis zu 30 Minuten<br />

Raum __ Seminarraum<br />

Schlüsselbegriffe<br />

Durchführung<br />

Erfahrung<br />

Erweiterungen und<br />

Alternativen<br />

B r i l l e n t a u s c h<br />

Seminarkritik<br />

1. Die Teilnehmer sitzen im Kreis. Der Seminarleiter beginnt:<br />

Er setzt pantomimisch eine graue Brille auf, nimmt ein<br />

imaginäres Seminartagebuch in die Hand, blättert darin,<br />

sucht seine Seite und liest daraus vor. Durch die graue<br />

Brille sind nur die Begebenheiten, Erfahrungen, Erlebnisse<br />

zu erkennen, die negativ bewertet werden. Sobald er zu<br />

Ende gelesen hat, schließt er das Buch, setzt die Brille ab<br />

und reicht beides an den Nachbarn weiter. Der Nachbar<br />

setzt die Brille auf, schlägt das Buch auf, findet seine Seite<br />

und liest vor. Der Teilnehmer mit der Brille darf so lange<br />

lesen, wie er will, und darf dabei nicht unterbrochen wer-<br />

den. Auf persönliche Kritik erfolgt keine direkte Entgeg-<br />

nung. Wer nichts vorlesen möchte, gibt das Buch weiter,<br />

führt aber die pantomimischen Handlungen aus. Ist das<br />

Buch wieder beim Seminarleiter angelangt, gibt es eine<br />

nochmalige Runde für diejenigen, die doch noch etwas in<br />

dem Buch entdecken können.<br />

2. Nach dieser zweiten Runde wird die graue Brille beiseite<br />

gelegt und die rosa Brille aufgesetzt. Der Ablauf ist der<br />

gleiche, allerdings wird jetzt vorgelesen, was positiv, her-<br />

vorragend, toll, phantastisch gewesen ist. Auch hier gibt<br />

es eine zweite Runde.<br />

Der Seminarleiter sollte immer darauf achten, dass zwei<br />

Grundregeln eingehalten werden: Jeder darf so lange reden,<br />

wie er will, und Ansätze von Relativierungen müssen sofort ab-<br />

gebogen werden. Dies ist die einzige Situation, in der es dem<br />

Seminarleiter erlaubt ist, die Sprechenden zu unterbrechen.<br />

Nach dem Spiel kann ein Gespräch stattfinden, nachdem<br />

vorher der Gesprächsbedarf situativ abgeklärt wurde.<br />

M e t h o d e n H a n d b u c h 3 5 1<br />

14<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung


14<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />

Auswertungen<br />

Beschreibung<br />

Ziele<br />

Rahmen<br />

3 5 2 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />

Es werden verschiedene Seminaraspekte ausgewertet –<br />

zunächst in Paaren, später erfolgt eine Stellungnahme im<br />

Plenum.<br />

Gruppengröße __ beliebig<br />

Die Erarbeitung der Kritikpunkte in Zweierarbeit ermöglicht<br />

eine tiefer gehende Kritik, deren Relevanz im Plenum<br />

überprüft werden kann.<br />

Raum __ Seminarraum<br />

Material __ Stifte, farbige Moderationskarten, Korb mit Süßigkeiten, Würfel<br />

Schlüsselbegriffe<br />

Durchführung<br />

Erfahrung<br />

S t ü h l e r ü c k e n u n d<br />

S c h o k o l a d e n w ü r f e l<br />

Seminarkritik<br />

1. Die eine Hälfte der Teilnehmer sitzt im Innenkreis mit<br />

Blick nach außen, ihnen gegenüber sitzt die andere Hälfte<br />

im Außenkreis mit Blick nach innen. Die so entstandenen<br />

Gesprächspaare bekommen die Aufgabe, fünf Minuten lang<br />

einen bestimmten Aspekt des Seminars, z.B. die Grup-<br />

penatmosphäre, zu besprechen und dabei das Ergebnis des<br />

Austausches auf einer farbigen Moderationskarte festzuhal-<br />

ten. Der äußere Kreis bewegt sich einen Stuhl weiter nach<br />

links, so dass sich neue Paare ergeben. Diese bekommen<br />

einen anderen Aspekt genannt (Konzeption und Inhalte,<br />

Seminarleitung…), den sie ebenfalls diskutieren und auf<br />

einer andersfarbigen Karte festhalten. Das Ganze wird so<br />

lange wiederholt, wie es auszuwertende Aspekte gibt.<br />

2. Im zweiten Teil werden alle Karten zu den jeweiligen<br />

Aspekten zu Stapeln geordnet, die Nummern von 1 bis 4<br />

erhalten. Die Seminarleitung kann einem Stapel 5 “Sonsti-<br />

ges” einige vorbereitete Karten beimischen, die kleine Auf-<br />

gaben zur Auflockerung enthalten, beispielsweise ein Lied<br />

zu singen oder eine Geschichte zu erzählen. Außerdem ist<br />

ein Korb mit Süßigkeiten vorbereitet, der die Nummer 6<br />

bekommt. Es wird reihum gewürfelt. Je nach gewürfelter<br />

Zahl wird eine Aspekt-Karte genommen, vorgelesen und<br />

dazu Stellung bezogen. So kommen verschiedene Aspekte<br />

im Plenum nochmals zur Sprache.<br />

Die Gruppe darf nicht zu groß sein. Bereits bei 20 Teilnehmern<br />

empfiehlt es sich, im zweiten Teil eine Begrenzung (z.B. jeder<br />

nur zweimal würfeln) festzulegen und später die restlichen<br />

Karten anzupinnen.<br />

© 2004 MitOst-Editionen


Beschreibung<br />

Ziele<br />

Rahmen<br />

Gruppengröße __ beliebig<br />

Zeit __ je nach Bedarf<br />

Raum __ freier Raum<br />

wichtig<br />

Schlüsselbegriffe<br />

Durchführung<br />

© 2004 MitOst-Editionen<br />

G r u p p e n b i l d<br />

Auswertungen<br />

Die Teilnehmer nehmen eine Position im Raum ein, die<br />

ihre jeweilige Haltung zum Seminargeschehen ausdrückt.<br />

Gelangweilte Teilnehmer beispielsweise stellen sich ans<br />

Fenster und schauen hinaus, wer am liebsten gehen würde,<br />

stellt sich an die Tür, wer sich angeregt und inspiriert fühlt,<br />

stellt sich in die Mitte des Raumes. Gemeinsam werden die<br />

jeweiligen Positionierungen ausgewertet.<br />

Die Übung dient einer mündlichen Zwischenbilanz. Das<br />

Gruppenbild ist eine wirkungsvolle Methode zum Ausdruck von<br />

Störungen. Durch die folgende Auswertung ermöglicht sie es,<br />

Ursachen zu suchen und Lösungen anzugehen.<br />

Eine Visualisierung von Gruppenprozessen (Subgruppen,<br />

Ausgrenzungen ...) kann zu deren Verfestigung beitragen.<br />

Meinungsbild, Konfliktprävention, Seminarkritik<br />

1. Ohne miteinander zu reden und mit so viel Zeit, wie sie<br />

brauchen, verteilen sich die Teilnehmer im Raum und neh-<br />

men die Position ein, die ihre Haltung zum Seminar zum<br />

Ausdruck bringt. Jeder vergegenwärtigt sich, was er selbst<br />

mit seiner Position zum Ausdruck bringen will und wo die<br />

anderen stehen.<br />

2. Jeder äußert sich von seinem Standplatz aus, warum er<br />

diese Position eingenommen hat und was er damit ausdrü-<br />

cken will. Gemeinsam wird festgehalten, was das Gesamt-<br />

bild ausdrückt und welche Konsequenzen daraus gezogen<br />

werden können.<br />

Auswertungsfragen:<br />

▪ Wie ist die überwiegende Stimmung?<br />

▪ Was hat diese Stimmung verursacht?<br />

▪ Was stört?<br />

▪ Was möchten die Einzelnen verändern?<br />

▪ Lässt sich dies verändern?<br />

▪ Wie lässt es sich verändern, damit die Arbeit wieder<br />

Spaß macht?<br />

M e t h o d e n H a n d b u c h 3 5 3<br />

14<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung


14<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />

Auswertungen<br />

Erfahrung<br />

Erweiterungen und<br />

Alternativen<br />

3 5 4 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />

Den Teilnehmern muss deutlich gemacht werden, dass auch<br />

negative Gefühle zum Ausdruck gebracht werden sollen. Es<br />

handelt sich um eine Auswertungsmethode, die mit Gruppen<br />

durchgeführt werden kann, die sich bereits gut kennen.<br />

Es kann passieren, dass die persönlichen Beziehungen<br />

(Sympathie) zwischen den Teilnehmern und auch gegenüber<br />

der Seminarleitung ausschlaggebend für eine Positionierung<br />

im Raum sind und nicht die Meinung zum Inhalt / Verlauf / zu<br />

den Methoden.<br />

Nicht die Teilnehmer selbst positionieren sich im Raum,<br />

sondern persönliche Gegenstände (z.B. Schuhe) werden zu<br />

einem in der Raummitte notierten Thema oder einer Frage in<br />

Beziehung gelegt.<br />

© 2004 MitOst-Editionen


Beschreibung<br />

Ziele<br />

Rahmen<br />

© 2004 MitOst-Editionen<br />

Auswertungen<br />

Zum Schluss des Seminars (nach einer ausführlichen<br />

Auswertung) malt jeder Teilnehmer das Gesicht, mit dem er<br />

nach Hause zurückfährt.<br />

Die Teilnehmer sollen zum einen versuchen, ihre Eindrücke<br />

und Gefühle zusammenzufassen. Zum anderen soll ein<br />

Endpunkt gesetzt und die baldige Abfahrt bewusst gemacht<br />

werden.<br />

Gruppengröße __ gesamte Gruppe<br />

Zeit __ 10–15 Minuten<br />

Raum __ Seminarraum<br />

Material __ Papier und Stifte<br />

wichtig<br />

Schlüsselbegriffe<br />

Durchführung<br />

Erfahrungen<br />

Erweiterungen und<br />

Alternativen<br />

W e g f a h r g e s i c h t<br />

Während die Teilnehmer die Gesichter malen, sollte möglichst<br />

nicht geredet werden. Die Gesichter sollten in der Gruppe<br />

nicht mehr kommentiert werden.<br />

Meinungsbild, Seminarkritik<br />

Den Teilnehmern wird die Aufgabe erläutert, dann beginnen<br />

sie zu malen. Wenn alle fertig sind, hält jeder der Reihe nach<br />

sein Bild hoch. Es gibt keine Kommentare oder Rückfragen.<br />

Die Teilnehmer empfinden die Aufgabe als Abschluss der<br />

Auswertung und führen die Übung ernsthaft durch. Dargestellt<br />

wird einerseits die Traurigkeit, fahren und sich trennen zu<br />

müssen, andererseits aber auch die Freude auf baldige<br />

Heimkehr in die vertraute Umgebung.<br />

Die Seminarleiter nehmen an der Aufgabe teil und malen<br />

ebenfalls ein Gesicht.<br />

M e t h o d e n H a n d b u c h 3 5 5<br />

14<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung


14<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />

Auswertungen<br />

Beschreibung<br />

Ziele<br />

Rahmen<br />

3 5 6 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />

In zwei Gruppen reflektieren und diskutieren die Teilnehmer<br />

positive und negative Aspekte des Seminarverlaufs. Die<br />

Gruppen beobachten sich in der Diskussion gegenseitig und<br />

geben kurze Berichte ab.<br />

Die Teilnehmer tauschen sich unter einander über ihre<br />

Seminarerfahrungen aus.<br />

Gruppengröße __ zwei Gruppen beliebiger Größe<br />

Zeit __ 1,5 Stunden<br />

Raum __ Seminarraum mit Möglichkeit zur Gruppenarbeit<br />

Material __ pro Teilnehmer eine Moderationskarte und ein Stift<br />

Schlüsselbegriffe<br />

Durchführung<br />

S e m i n a r k r i t i k<br />

Seminarkritik<br />

1. Die Teilnehmer werden in zwei Gruppen (A und B) auf-<br />

geteilt, jede Gruppe erhält Moderationskarten und Blei-<br />

stifte. Die beiden Gruppen versammeln sich so, dass sie<br />

unabhängig voneinander arbeiten können (evtl. in zwei<br />

Räumen). Jeder Teilnehmer schreibt auf die Vorderseite<br />

der Moderationskarte mindestens zwei positive Aussagen<br />

über die bisherige Seminarerfahrung und auf die Rückseite<br />

mindestens zwei negative Aussagen. [20 Minuten]<br />

2. Wieder zusammen, setzt sich Gruppe A im Kreis in die<br />

Mitte des Raumes (Innenkreis), Gruppe B setzt sich als<br />

Beobachter außen herum (Außenkreis). Der Innenkreis hat<br />

die Aufgabe, die bisherigen Seminarerfahrungen zu disku-<br />

tieren. Ausgangspunkt sind drei Fragestellungen:<br />

▪ Was hat mir das Seminar bisher gebracht?<br />

▪ Was ist für mich offen geblieben?<br />

▪ Was hat mir gefallen / nicht gefallen?<br />

Dabei sollen die positiven und die negativen Aussagen der<br />

Moderationskarten einbezogen werden. [20 Minuten]<br />

3. Im An schluss an die Diskussion geben die Beobachter kur-<br />

ze Berichte. Beobachtet werden soll, wie diskutiert wird,<br />

welche Aspekte und Fragestellungen angesprochen werden<br />

und wer diskutiert. Danach können die Rollen getauscht<br />

werden. [20 Minuten]<br />

© 2004 MitOst-Editionen


Erweiterungen und<br />

Alternativen<br />

© 2004 MitOst-Editionen<br />

Auswertungsgesichtspunkte:<br />

▪ Welche Punkte wurden angesprochen?<br />

Auswertungen<br />

▪ Waren diese Punkte eher pauschal oder eher konkret?<br />

▪ Gab es Unterschiede zwischen A und B?<br />

▪ Welche Konsequenzen können für den weiteren<br />

Grup penverlauf gezogen werden?<br />

Jeder Teilnehmer erhält zwei Moderationskarten. Jeder<br />

schreibt auf eine Karte die positiven, auf die andere die<br />

negativen Eindrücke. Die Karten werden anschließend an die<br />

Wand gepinnt und besprochen.<br />

M e t h o d e n H a n d b u c h 3 5 7<br />

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<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung


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<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />

Auswertungen<br />

1 4 . 1 . A u s w e r t u n g s g e s i c h t s p u n k t e<br />

Entscheidend ist natürlich die Frage, was man überhaupt durch die jeweiligen Auswer-<br />

tungen erfahren will. Davon hängt sowohl die Größe der Auswertungsrunde als auch<br />

die Methodik der Auswertung ab: Tauscht man sich im Plenum inhaltlich über den Tag<br />

aus oder diskutiert man intensiver in Kleingruppen? Auswertungen können auch ohne<br />

die Beteiligung der Seminarleiter stattfinden, dann ist aber sicherzustellen, dass die<br />

Ergebnisse die Seminarleiter erreichen.<br />

T h e m a<br />

▪ Wird das Thema umfassend und kompetent behandelt?<br />

▪ Welche Aspekte werden zu stark betont bzw. vernachlässigt?<br />

▪ Werden Gegenpositionen einbezogen?<br />

▪ Werden Hintergründe und Zusammenhänge deutlich?<br />

G r u p p e n s t r u k t u r<br />

▪ Wie geht die Gruppe bei der Aufgabenbewältigung vor?<br />

▪ Welche Verhaltensregeln bilden sich heraus?<br />

▪ Welches Leistungsverhalten ist erkennbar?<br />

▪ Wie werden Entscheidungen getroffen?<br />

G r u p p e n k l i m a<br />

▪ Wie ist die Stimmung in der Gruppe?<br />

▪ Wie gehen die Mitglieder mit eigenen und fremden Gefühlen um?<br />

▪ Werden sie geäußert?<br />

▪ Welche nonverbalen Signale zeigen einen Wechsel im Klima an?<br />

▪ Welche Gefühlslage wird durch ihre Sprechweise deutlich?<br />

U n t e r s t ü t z u n g<br />

▪ Wie beeinflussen die Teilnehmer die Entwicklung der Gruppe?<br />

▪ Welche hilfreichen Verhaltensweisen sind zu beobachten?<br />

S t ö r u n g<br />

▪ Welche Verhaltensweisen stören die Aufgabe der Gruppe?<br />

▪ Welche schwierigen Situationen sind bislang aufgetreten?<br />

K o o p e r a t i o n<br />

▪ Wie werden die einzelnen Beiträge zusammengeordnet?<br />

▪ Welche Verhaltensweisen führen zur Zustimmung?<br />

▪ Welche Verhaltensweisen führen zum Konsens?<br />

▪ Welche Verhaltensweisen sind zu beobachten, die zu einem nur oberflächlichen<br />

Konsens führen?<br />

3 5 8 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />

© 2004 MitOst-Editionen


M a t e r i a l i e n u n d M e t h o d e n<br />

▪ Welche Methoden werden angewendet?<br />

▪ Kann man von Methodenvielfalt sprechen?<br />

▪ Sollten andere Methoden Verwendung finden?<br />

▪ Welche Sinne sprechen die praktizierten Methoden an?<br />

▪ Bleibt eigener Gestaltungs- und Handlungsspielraum?<br />

▪ Wann und wie werden die Teilnehmer einbezogen?<br />

S e m i n a r l e i t u n g<br />

© 2004 MitOst-Editionen<br />

Auswertungen<br />

▪ Wie verteilen sich die Gesprächsanteile zwischen Seminarleitung und Teilnehmern?<br />

▪ Wie gehen die Teilnehmer, wie die Seminarleitung mit ihrer Gesprächszeit um?<br />

▪ Wir aufmerksam hört die Seminarleitung zu? Wie verständlich sind ihre Äußerungen?<br />

Wie stark beteiligen sie sich persönlich?<br />

1 4 . 2 . A u s w e r t u n g v o n R o l l e n s p i e l e n<br />

Rollenspiele bedürfen einer sehr intensiven Auswertung, weil sie die Teilnehmer in<br />

ihrer ganzen Person betreffen. Vor der Auswertung ist besonders wichtig, die Teil-<br />

nehmer explizit aus ihrer Rolle zu entlassen, damit die Teilnehmer von außen auf Ihre<br />

eigene Rolle und die Rolle der anderen am Spiel Beteiligten reflektieren können. Per-<br />

sönliche Angriffe sollten dadurch vermieden werden.<br />

F e e d b a c k f r a g e n<br />

▪ Wie habe ich mich in meiner Rolle gefühlt?<br />

▪ Bin ich mit dem Ergebnis zufrieden?<br />

▪ Was hätte im Spiel anders laufen sollen?<br />

▪ Was würde ich anders machen, wenn ich nochmal spielen dürfte?<br />

▪ Welche Eindrücke möchte ich mitnehmen? Welche Eindrücke möchte ich lieber<br />

schnell vergessen?<br />

▪ Gab es Probleme in der Zusammenarbeit? Gab es vielleicht sogar<br />

persönliche Streitigkeiten?<br />

▪ Wie wurden die Entscheidungen innerhalb der Gruppe gefällt?<br />

S p i e l v e r l a u f<br />

▪ An welchen Stellen sind im Spiel Entscheidungen gefallen?<br />

▪ Was war die Taktik unseres Rollenteams?<br />

▪ Welches Rollenteam hat „am schlauesten“ gespielt und warum?<br />

▪ Welches Rollenteam hat die dominierende Rolle im Spiel eingenommen und warum?<br />

▪ Wo wären auch ganz andere Entscheidungen möglich gewesen?<br />

▪ Warum ist die Entscheidung so und nicht ganz anders gefallen?<br />

▪ Sind die Ziele, die wir am Anfang formuliert haben, erreicht worden?<br />

M e t h o d e n H a n d b u c h 3 5 9<br />

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<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung


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<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />

Auswertungen<br />

R e a l i t ä t s g e h a l t d e s P l a n s p i e l s<br />

▪ Wie wären die Entscheidungen in der Wirklichkeit getroffen worden?<br />

▪ Würde ich im wirklichen Leben auch so agieren?<br />

F r a g e n z u m G r u p p e n p r o z e s s<br />

▪ Wie habt ihr eure Aufgabe innerhalb der Gruppe verteilt?<br />

▪ Hat die Arbeit im Rollenteam Spaß gemacht? Wenn ja, warum?<br />

▪ Wer hat in eurem Team die Entscheidungen getroffen?<br />

1 4 . 3 . A u s w e r t u n g z u r S e m i n a r l e i t u n g<br />

Selbstverständlich ist es notwendig, auch die eigene Rolle als Seminarleiter zu reflek-<br />

tieren und sich einer kritischen Auswertung zu unterziehen<br />

P e r s ö n l i c h e s A u f t r e t e n<br />

▪ Souveränität (Umgang mit Lampenfieber)<br />

▪ Körpersprache<br />

▪ Ausdruck (klar, deutlich, verständlich, Lautstärke)<br />

K o n t a k t m i t d e n T e i l n e h m e r n<br />

▪ Wurden die Teilnehmer mit Namen angesprochen?<br />

▪ Kamen alle Teilnehmer mindestens ein Mal zu Wort?<br />

▪ Wurden alle Teilnehmer in die Diskussion einbezogen?<br />

▪ Wie wurde auf unterschiedliche Meinungen reagiert?<br />

▪ Wurden in den Diskussionen Widersprüchlichkeiten aufgegriffen?<br />

▪ Wie wurde mit verrückten Ideen umgegangen?<br />

▪ Wurde gelacht, hatten die Teilnehmer Spaß bei der Übung / Diskussion etc.?<br />

▪ Gab es Probleme / Spannungen / Konflikte?<br />

▪ Behielt der Seminarleiter die Lage im Griff, so dass niemand persönlich verletzt wurde? ▪<br />

▪ Konnte er zur Lösung beitragen?<br />

I n h a l t l i c h e A r b e i t<br />

▪ War der Seminarleiter gut vorbereitet?<br />

▪ Wurde verständlich in das Thema / die Aufgabe eingeführt?<br />

▪ War ein roter Faden sichtbar?<br />

▪ Wurde immer das Thema klar?<br />

▪ Wurde das Thema weiterentwickelt, weitergedacht?<br />

▪ Wurden die Ergebnisse gesichert? Wie?<br />

Z e i t m a n a g e m e n t<br />

▪ War der Zeitrahmen vorher allen klar?<br />

▪ Wurde der Zeitrahmen eingehalten?<br />

▪ Gab es einen verbindlichen Anfang und ein verbindliches Ende?<br />

▪ Wie wurde mit Forderungen umgegangen, den zeitlichen Rahmen zu verändern?<br />

3 6 0 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />

© 2004 MitOst-Editionen


V i s u a l i s i e r u n g<br />

▪ War die Schrift deutlich?<br />

▪ War die Schriftgröße ausreichend?<br />

▪ Waren die Schlagworte einfach und übersichtlich?<br />

© 2004 MitOst-Editionen<br />

Auswertungen<br />

▪ War die Visualisierung hilfreich für die Entwicklung des Themas / der Diskussion?<br />

M e t h o d e n H a n d b u c h 3 6 1<br />

14<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung


14<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />

Auswertungen<br />

E v a l u i e r u n g s f r a g e b o g e n z u r S e m i n a r l e i t u n g<br />

P u n k t b e w e r t u n g<br />

(5 = sehr gut, 4 = gut, 3 = ausreichend, aber verbesserungsbedürftig, 2 = mehr Training<br />

erforderlich, 1 = hat gar nicht geklappt)<br />

Zeit- und Arbeitsplan<br />

Gleiche und faire Behandlung<br />

der Teilnehmer<br />

Ankündigung / Erklärung aller<br />

Arbeitsschritte<br />

Strukturierung / Leitung der<br />

Diskussion<br />

Ergebnissicherung<br />

Gesamtbewertung<br />

3 6 2 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />

1 2 3 4 5<br />

© 2004 MitOst-Editionen<br />

Evaluierungsfragebogen<br />

zur Leitung


Evaluierungsfragebogen<br />

zum Seminar<br />

E v a l u i e r u n g s f r a g e b o g e n b e i S e m i n a r e n 1<br />

Auswertungen<br />

Der folgende Evaluierungsfragebogen wertet das gesamte Seminar sowie sein Vor-<br />

und Nachfeld aus.<br />

I n f o r m a t i o n e n v o r d e r A n r e i s e<br />

Die Ausschreibung<br />

enthielt alle wichtigen<br />

Informationen.<br />

Das Plakat war<br />

ansprechend.<br />

Die Bewerbungsaufgaben<br />

waren verständlich.<br />

Der Zusagebrief<br />

enthielt alle relevanten<br />

Informationen.<br />

Die Informationen<br />

kamen rechtzeitig.<br />

Ich wurde von der Semi-<br />

narleitung auf das Seminar<br />

ausreichend vorbereitet.<br />

Kurzkommentar:<br />

A n k o m m e n<br />

Über die Anreisemöglich-<br />

keiten wurde ich ausrei-<br />

chend informiert.<br />

Die Anreise war<br />

unkompliziert.<br />

Der Empfang entsprach<br />

meinen Erwartungen.<br />

Ich habe schnell Kontakt<br />

zu anderen Teilnehmern<br />

bekommen.<br />

Schnell habe ich begrif-<br />

fen, wie die nächsten Tage<br />

ablaufen.<br />

Kurzkommentar:<br />

© 2004 MitOst-Editionen<br />

sehr<br />

zutreffend zutreffend<br />

sehr<br />

zutreffend zutreffend<br />

weniger<br />

zutreffend<br />

weniger<br />

zutreffend<br />

nicht<br />

zutreffend<br />

nicht<br />

zutreffend<br />

M e t h o d e n H a n d b u c h 3 6 3<br />

14<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung


14<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />

Auswertungen<br />

E v a l u i e r u n g s f r a g e b o g e n b e i S e m i n a r e n 2<br />

U n t e r k u n f t u n d S e m i n a r o r t<br />

Der Seminarort eignet<br />

sich hervorragend für<br />

solche Seminare.<br />

Das Essen schmeckt.<br />

Die Unterkunft ist bequem.<br />

Schnell habe ich begrif-<br />

fen, wie die nächsten<br />

Tage ablaufen.<br />

Kurzkommentar:<br />

R a h m e n p r o g r a m m<br />

Der Kennenlernabend<br />

hat mir gefallen.<br />

Die Abende haben wir<br />

interessant verbracht.<br />

Der Ausfl ugstag sollte<br />

thematisch frei bleiben.<br />

Ich habe genügend über<br />

das Gastland erfahren.<br />

Kurzkommentar:<br />

3 6 4 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />

sehr<br />

zutreffend zutreffend<br />

sehr<br />

zutreffend zutreffend<br />

weniger<br />

zutreffend<br />

weniger<br />

zutreffend<br />

nicht<br />

zutreffend<br />

nicht<br />

zutreffend<br />

© 2004 MitOst-Editionen<br />

Evaluierungsfragebogen<br />

zum Seminar


Evaluierungsfragebogen<br />

zum Seminar<br />

E v a l u i e r u n g s f r a g e b o g e n b e i S e m i n a r e n 3<br />

I n h a l t : T h e m a<br />

Dem Thema wurde<br />

genügend Zeit gewidmet.<br />

Der Einstieg war gut<br />

gewählt.<br />

Die Methoden wurden<br />

sinnvoll eingesetzt.<br />

Ich habe neue<br />

Kompetenzen erworben.<br />

Ich konnte neue<br />

Informationen sammeln.<br />

Kurzkommentar:<br />

I n h a l t : T h e m a<br />

Dem Thema wurde<br />

genügend Zeit gewidmet.<br />

Der Einstieg war gut<br />

gewählt.<br />

Die Methoden wurden<br />

sinnvoll eingesetzt.<br />

Ich habe neue<br />

Kompetenzen erworben.<br />

Ich konnte neue<br />

Informationen sammeln.<br />

Kurzkommentar:<br />

© 2004 MitOst-Editionen<br />

sehr<br />

zutreffend zutreffend<br />

sehr<br />

zutreffend zutreffend<br />

weniger<br />

zutreffend<br />

weniger<br />

zutreffend<br />

Auswertungen<br />

nicht<br />

zutreffend<br />

nicht<br />

zutreffend<br />

M e t h o d e n H a n d b u c h 3 6 5<br />

14<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung


14<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />

Auswertungen<br />

E v a l u i e r u n g s f r a g e b o g e n b e i S e m i n a r e n 4<br />

G r u p p e<br />

Der Kreis der Teilnehmer<br />

war gut zusammengestellt.<br />

Ich habe mich in der<br />

Gruppe wohlgefühlt.<br />

Ich habe viel über andere<br />

Kulturen erfahren<br />

Es gab Konfl ikte in<br />

der Gruppe.<br />

Diese Konfl ikte sind<br />

kulturell bedingt.<br />

Kurzkommentar:<br />

M e t h o d e n<br />

Die eingesetzten Methoden<br />

fand ich insgesamt inter-<br />

essant und dem Ziel des<br />

Seminars angemessen<br />

Die Methoden waren mir<br />

bekannt.<br />

Kurzkommentar:<br />

3 6 6 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />

sehr<br />

zutreffend zutreffend<br />

sehr<br />

zutreffend zutreffend<br />

sehr<br />

zutreffend zutreffend<br />

weniger<br />

zutreffend<br />

weniger<br />

zutreffend<br />

weniger<br />

zutreffend<br />

nicht<br />

zutreffend<br />

nicht<br />

zutreffend<br />

nicht<br />

zutreffend<br />

© 2004 MitOst-Editionen<br />

Evaluierungsfragebogen<br />

zum Seminar


15<br />

S e r v i c e t e i l


1 5 . S e r v i c e t e i l<br />

1 5 . 1 . L i n k l i s t e<br />

I . P r o j e k t a r b e i t m i t M i t t e l - u n d O s t e u r o p a b e z u g<br />

w w w . m i t o s t . d e<br />

© 2004 MitOst-Editionen<br />

Serviceteil<br />

Der MitOst e.V. fördert den Sprach und Kulturaustausch in mittel-, ost- und südosteuropäischen<br />

Ländern. Die Vereinsmitglieder organisieren jährlich ein Dutzend Veranstaltungen, die sich in<br />

den meisten Fällen an Studenten richten.<br />

w w w . j o e - p l a t t f o r m . d e<br />

Der JOE-Plattform Berlin e.V. wurde im Frühjahr 2003 als Netzwerk junger Osteuropa-Experten<br />

gegründet. Er ist damit die erste institutionelle, bereichsübergreifende Plattform für die Mittel-<br />

und Osteuropa-Kompetenz.<br />

w w w . c a p . u n i - m u e n c h e n . d e / f g i /<br />

Die Forschungsgruppe Jugend und Europa ist ein bundes- und europaweit tätiges wissen-<br />

schaftliches Beratungszentrum für die politische Bildungs- und Jugendarbeit. Sie ist Teil des<br />

Centrums für angewandte Politikforschung der Ludwig-Maximilians-Universität München. In Ihrer<br />

Arbeit setzt sich die Forschungsgruppe Jugend und Europa drei wesentliche Schwerpunkte, die<br />

eng miteinander verbunden sind: europabezogene Jugend- und Bildungsarbeit, interkulturelle<br />

Kompetenz- und Demokratieerziehung, Förderung der Partizipation Jugendlicher in Europa.<br />

I I . M e t h o d e n d e r p o l i t i s c h e n B i l d u n g<br />

w w w . d i j a . d e<br />

Die Datenbank für internationale Jugendarbeit ist eine Online-Arbeitshilfe für Fachkräfte im Be-<br />

reich der internationalen Jugendarbeit und solche, die es werden wollen. Auch Neueinsteigern<br />

bietet sie vielfältige, spannende Anregungen zur Vorbereitung auf internationale Begegnungen.<br />

w w w . t r a n s f e r - e v . d e<br />

transfer bietet vielfältige Service-Leistungen für Einzelpersonen und Organisationen aus den<br />

Bereichen Interkulturelle Begegnung, Kinder- und Jugendreisen und „Anders Reisen“.<br />

w w w . p a d l . a c . a t / f i n k /<br />

Hier ist das Handbuch Toleranz und Anerkennung in der Schule zu finden.<br />

w w w . c o a c h i n g - r e p o r t . d e<br />

Weiterführende Informationen zum Thema Coaching.<br />

w w w . e u n d c . d e / d o w n l o a d / h a n d b u c h . p d f<br />

Einen guten Einblick in erfolgreiche Großgruppenmethoden gibt die von der Stiftung SPI he-<br />

rausgegebene Broschüre „Gewusst wie - <strong>Bürger</strong>beteiligung im Stadtteil: Ein Handbuch für<br />

(Groß)gruppenmethoden.“ Auf jeweils 5-6 Seiten stellen Peter Bauer und Agnes Lorenz Wesen<br />

und Prozessschritte von Zukunftskonferenz, Open Space, Apprechiative Inquiry Konferenz, Pla-<br />

nungszelle und anderen Methoden dar und erläutern praxisnah ihre Einsatzbedingungen. Die<br />

Broschüre kann als pdf herunter geladen werden.<br />

M e t h o d e n H a n d b u c h 3 6 9<br />

15<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung


15<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />

Serviceteil<br />

w w w . q u a l i t a t i v e - r e s e a r c h . n e t / o r g a n i z a t i o n s / i n d e x . h t m<br />

Qualitative Organisationsforschung: Von Open Space bis Lebenslinien findet sich ein knapper<br />

Überblick über diese Methoden. Es ist die Zusammenfassung des „Handbuch: Methoden der<br />

Organisationsforschung,“ herausgegeben von Stefan Kühl und Petra Strodtholz<br />

w w w . t h e a t e r s p i e l . d e<br />

Das „Intakt projekt theater“ ist ein interdisziplinärer Zusammenschluss von Sozial- und Theater-<br />

pädagogen und erarbeitet theaterpädagogische Projekte im Raum München.<br />

w w w . i k k o m p e t e n z . t h u e r i n g e n . d e<br />

Eine Website von der Landeszentrale für politische Bildung Thüringen mit Informationen, Ma-<br />

terialien und Übungen zum interkulturellen Handeln. Die Seite wird vom interculture.de e.V.<br />

[www.interculture.de] betreut, der als eine Ausgründung aus der Uni Jena interkulturelle Unter-<br />

nehmensberatung anbietet. Auch dort findet man methodische Anregungen und Module.<br />

w w w . u n i - k o e l n . d e / e w - f a k / k o n s t r u k t / d i d a k t i k / f r a m e s e t . h t m l<br />

Eine Methodensammlung auf der Grundlage des interaktionistischen Konstruktivismus.<br />

I I I . I n t e r n a t i o n a l e J u g e n d f ö r d e r u n g u n d A u s t a u s c h p r o g r a m m e<br />

w w w . j u n g e w e g e . d e<br />

Junge Wege in Europa fördert gemeinsame Projekte von Schüler- und Jugendgruppen aus<br />

Deutschland und Mittel- und Osteuropa. Das Programm wird als Förderwettbewerb zweimal<br />

jährlich im Herbst und im Frühjahr ausgeschrieben. Interessierte Projektgruppen aus Deutsch-<br />

land und Mittel- und Osteuropa können sich mit einem gemeinsam erstellten Projektplan für eine<br />

Förderung bewerben.<br />

w w w . f r i e d e n - f u e r - e u r o p a . d e<br />

Der Wettbewerb Frieden für Europa – Europa für den Frieden richtet sich an internationale Part-<br />

nerschaften von Schulen und Jugendgruppen. Partner aus Deutschland und Mittel- und Osteuro-<br />

pa oder Israel können sich mit einem gemeinsamen Projekt um eine Förderung bewerben.<br />

w w w . i n i t i a t i v e - m o e . d e<br />

Im Netzwerk Initiative Mittel- und Osteuropa haben sich bisher 17 junge Initiativen aus Belarus,<br />

Deutschland, Polen und Tschechien zusammengeschlossen. Sie führen gemeinsame Projekte<br />

durch, tauschen Erfahrungen in der Projektarbeit aus und entwickeln Strategien für grenzüber-<br />

schreitenden Austausch in Mittel- und Osteuropa.<br />

w w w . j u g e n d f o r u m . a h o j . i n f o<br />

Das Deutsch-tschechische Jugendforum bietet eine bilaterale Diskussionsplattform für junge<br />

Leute aus Deutschland und aus Tschechien, die sich engagiert an der weiteren Ausgestaltung des<br />

deutsch-tschechischen Dialogs beteiligen möchten.<br />

i n f o @ d r - j u g e n d a u s t a u s c h . d e<br />

Die Geschäftsstelle deutsch-russischer Jugendaustausch unterstützt und begleitet den Aufbau<br />

einer Einrichtung für den deutsch-russischen Schüler- und Jugendaustausch. Das mit Mitteln der<br />

Robert Bosch Stiftung, des Deutsch-Russischen Forums und des Petersburger Dialogs eingerich-<br />

tete Büro arbeitet einer im Bundeskanzleramt etablierten Arbeitsgruppe zu und ist Ansprech-<br />

partner für alle im deutsch-russischen Jugendaustausch Aktiven.<br />

3 7 0 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />

© 2004 MitOst-Editionen


w w w . i j g d . d e<br />

Serviceteil<br />

Die Internationalen Jugendgemeinschaftsdienste e.V. sind ein gemeinnütziger, kirchlich und<br />

parteipolitisch unabhängiger Verein, der Freiwilligendienste im In- und Ausland organisiert.<br />

Zielsetzung ist jungen Menschen die gesellschaftlichen Verhältnisse bewusst zu machen, damit<br />

sie fähig werden, in einer demokratischen Gesellschaft eigenverantwortlich Entscheidungen zu<br />

treffen, zu handeln und zur internationalen Völkerverständigung beizutragen.<br />

I V . Z i v i l g e s e l l s c h a f t<br />

w w w . j u g e n d b e t e i l i g u n g . i n f o<br />

Mit der Website wendet sich die Servicestelle Jugendbeteiligung direkt an Jugendliche mit vielen<br />

aktuellen news und links rund um das Thema Jugend und Politik. 250 Jugendparlamente und<br />

andere Gremien der Jugendbeteiligung sind im Infopool als pdf.Dokument abrufbar.<br />

w w w . c e p . o r g . h u / n e w s f l a s h /<br />

Hervorragende, fortlaufend aktualisierte Seite des Civic Education Project zu aktuellen Konferen-<br />

zankündigungen, Stipendienausschreibungen, Seminaren, Publikationen und Jobs.<br />

w w w . w e g w e i s e r - b u e r g e r g e s e l l s c h a f t . d e<br />

Der Wegweiser <strong>Bürger</strong>gesellschaft ist ein Projekt der Stiftung MITARBEIT und ein Internetforum<br />

mit zahlreichen Links und Tipps zur Mitgestaltung. Die Stiftung MITARBEIT ist eine Stiftung des<br />

bürgerlichen Rechts. Sie hat sich die Förderung von <strong>Bürger</strong>engagement und Selbsthilfeaktivitäten<br />

zum Ziel gesetzt.<br />

V . S t i f t u n g e n u n d w e i t e r e F ö r d e r i n s t i t u t i o n e n<br />

w w w . b o s c h - s t i f t u n g . d e<br />

Die Robert Bosch Stiftung ist eine der großen privaten Stiftungen in Deutschland. Ihr Sitz ist<br />

Stuttgart. In eigenen Programmen und Projekten fördert die Robert Bosch Stiftung unter ande-<br />

rem die Beziehungen mit Deutschlands östlichen Nachbarländern. Die wichtigsten Förderfelder<br />

sind hierbei Sprache, Literatur, Übersetzung, Hochschulentwicklung und wissenschaftlicher Aus-<br />

tausch, Medien und Information, der akademische Führungsnachwuchs, Jugend und Freiwillig-<br />

keit sowie soziale <strong>Bürger</strong>initiativen.<br />

w w w . s c h e r i n g s t i f t u n g . d e<br />

Die Schering Stiftung wurde im Herbst 2002 von der Schering AG errichtet. Hauptzweck der<br />

gemeinnützigen Stiftung ist die Förderung von Wissenschaft und Kultur. Sie will einen Beitrag<br />

leisten zum Fortschritt der Wissenschaft als Basis für Zukunftsfähigkeit und zur Erhaltung und<br />

Förderung des kulturellen Lebens als Grundlage unserer Gesellschaft.<br />

w w w . g h s t . d e<br />

Die Gemeinnützige Hertie-Stiftung baut auf dem Lebenswerk des 1972 verstorbenen Stifters<br />

Georg Karg, Inhaber der Hertie Waren- und Kaufhaus GmbH, auf. Sie bezweckt „die Förderung<br />

der Wissenschaft in Forschung und Lehre sowie der Erziehung, Volks- und Berufsbildung, insbe-<br />

sondere auf den Gebieten der Medizin, der menschlichen Lebensbedingungen, der Naturwissen-<br />

schaften und der Technik.“<br />

© 2004 MitOst-Editionen<br />

M e t h o d e n H a n d b u c h 3 7 1<br />

15<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung


15<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />

Serviceteil<br />

w w w . s t i f t u n g - w o e b . d e<br />

Die Stiftung West-Östliche Begegnungen unterstützt zukunftsgerichtete Begegnungssprojekte<br />

mit den GUS-Ländern und den baltischen Staaten.<br />

w w w . s t i f t u n g - t o l e r a n z . d e<br />

Zweck der Stiftung ist die Förderung der internationalen Gesinnung, der Toleranz auf allen Gebieten<br />

der Kultur und des Völkerverständigungsgedankens, um hiermit dem Rechtsextremismus, dem<br />

Rassismus und der Gewalt von Jugendlichen entgegenzuwirken.<br />

w w w . k r e i s a u . d e<br />

Die Stiftung Kreisau für Europäische Verständigung ist eine international tätige NGO, die in<br />

Kreisau (Krzyzowa, Polen) eine Jugendbegegnungs- und Tagungsstätte betreibt. Die Stiftung<br />

gilt als kompetenter Vermittler zwischen Deutschland und Polen, West- und Osteuropa. Von<br />

Deutschland aus wird ihre Tätigkeit u.a. von der Kreisau Initiative Berlin e.V. ideell und materiell<br />

gefördert. Ihr Berliner Verbindungsbüro zur Stiftung Kreisau entwickelt Projekte, sorgt für ihre<br />

Finanzierung, macht die Idee und die Arbeit der Stiftung Kreisau in Deutschland bekannt.<br />

w w w . d p j w . o r g<br />

Das Deutsch Polnische Jugendwerk (DPJW) will Begegnungen von jungen Deutschen und<br />

Polen auf die Beine helfen, Jugendkontakte da, wo sie schon bestehen, fördern und ausbauen.<br />

w w w . t a n d e m - o r g . d e<br />

Tandem fördert grenzüberschreitenden Jugendaustausch zwischen Deutschland und Tschechien.<br />

w w w . i j a b . d e<br />

Ziel des Internationalen Jugendaustausch- und Besucherdienstes der Bundesrepublik Deutsch-<br />

land e.V. ist, das gegenseitige Verständnis junger Menschen aus verschiedenen Ländern und<br />

Kulturkreisen über die Auseinandersetzung mit jugendrelevanten Themen zu verbessern und<br />

ihre Beziehungen zueinander zu festigen. Durch die Förderung von Begegnungen und Austausch<br />

will der IJAB einen Beitrag zur Verständigung, Wertschätzung und Partizipation von Jugendlichen<br />

leisten, sowie Rassismus und Gewalt entgegenwirken.<br />

3 7 2 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />

© 2004 MitOst-Editionen


1 5 . 2 . L i t e r a t u r l i s t e<br />

I . J u g e n d b e t e i l i g u n g<br />

▪ Keupp, Heiner. u.a.: Identitätskonstruktionen. Das Patchwork der Identitäten in der<br />

Spätmoderne. Reinbek 2002<br />

© 2004 MitOst-Editionen<br />

Serviceteil<br />

▪ MitOst e.V. (Hrsg.): Demokratie und Gemeinsinn. Bericht über die <strong>Kolleg</strong>jahre 2000-2003.<br />

Berlin 2003<br />

▪ Sander, Wolfgang: Politik entdecken - Freiheit Leben. Neue Lernkulturen in der<br />

politischen Bildung. Schwalbach/Ts. 2001<br />

▪ Weissbuch der Europäischen Kommission: Neuer Schwung für die Jugend Europas.<br />

Brüssel 2001<br />

I I . G r u n d l a g e n d e r S e m i n a r l e i t u n g<br />

▪ Hartmann, Martin u.a.: Gekonnt moderieren. Weinheim, Basel 2000<br />

▪ Schulz von Thun, Friedemann: Miteinander reden. Hamburg 2001<br />

▪ Seifert, Josef W.: Besprechungen erfolgreich moderieren. Offenbach 2003<br />

I I I . M e t h o d e n u n d Ü b u n g e n - a l l g e m e i n<br />

▪ Baer, Ulrich: 666 Spiele für jede Gruppe, für alle Situationen. Velber 1994<br />

▪ Bittl, Karl-Heinz: 3x3 ist neunmal klug. Nürnberg 2001<br />

▪ Bundesvorstand der Internationalen Jugendgemeinschaftsdienste (IJGD) (Hrsg.):<br />

Seminarbuch. Bonn 1997<br />

▪ Gugel, Günther: Methoden-Manual I / II: „Neues Lernen“ Tausend neue<br />

Praxisvorschläge für Schule und Lehrerbildung. Weinheim, Basel 1998<br />

▪ Polska Fundacja im. Roberta Schumana (Hrsg.): Nic o nas bez nas. Warszawa 1999<br />

▪ Rachow, Axel (Hrsg.): Spielbar II. © 2002 managerSeminare<br />

▪ Transfer e.V. (Hrsg.): Reader zu dem trägerübergreifenden Grundkurs für<br />

Leiter/innen der internationalen Jugendbegegnung. Köln 2000<br />

▪ Tranfer e.V.: Aus der Praxis – Für die Praxis 10/94<br />

▪ Ulrich, Susanne u. a.: Miteinander - Erfahrungen mit Betzavta; ein Praxishand-<br />

buch auf der Grundlage des Werks ‘Miteinander’ von Uki Maroshek- Klarman,<br />

Adam Institut, Jerusalem. Gütersloh 2001<br />

I V . I n t e r k u l t u r e l l e K o m m u n i k a t i o n<br />

▪ Arbeitskreis Interkulturelles Lernen, Diakonisches Werk Württemberg (Hrsg.):<br />

Trainings- und Methodenhandbuch – Bausteine zur interkulturellen Öffnung.<br />

Stuttgart 2001 (Bezug: migration@diakonie-wuerttemberg.de)<br />

▪ Costa Barbara / Mester, Jens: Helft dem kleinen Prinzen auf der Suche nach<br />

dem Idealstaat. In: Texte und Materialien, Heft 8. Heppenheim 1997<br />

▪ Fischer, Veronika u.a.: Handbuch interkulturelle Gruppenarbeit. Schwalbach/Ts. 2001<br />

▪ Hofstede, Geert: Interkulturelle Zusammenarbeit. Wiesbaden 1993<br />

▪ Kobylińska, Ewa u.a. (Hrsg.): Deutsche und Polen. 100 Schlüsselbegriffe. München 1992<br />

▪ Koschmal, Walter / Nekula, Marek / Rogall, Joachim (Hrsg.): Deutsche und<br />

Tschechen. München 2001<br />

M e t h o d e n H a n d b u c h 3 7 3<br />

15<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung


15<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />

Serviceteil<br />

▪ Losche, Helga: Interkulturelle Kommunikation. Augsburg 2000<br />

▪ Rademacher, Helmolt / Wilhelm, Maria: Spiele und Übungen zum interkulturellen<br />

Lernen. Frankfurt/Main 1991<br />

▪ Riepe, Regina / Riepe, Gerd: Du schwarz - ich weiss: Bilder und Texte gegen<br />

den alltäglichen Rassismus. Wuppertal 1992<br />

V . T h e a t e r m e t h o d e n<br />

▪ Boal, Augusto: Theater der Unterdrückten. Übungen und Spiele für Schauspieler und<br />

nicht Schauspieler. Frankfurt/Main 1989<br />

V I . K o n f l i k t m a n a g e m e n t<br />

▪ Besemer, Christoph: Mediation, Vermittlung in Konflikten. Heidelberg, Freiburg 1995<br />

▪ <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung (Hrsg.): Konfliktbearbeitung in inter-<br />

kulturellen Gruppen. Dokumentation einer Fortbildung mit Andreas Foitzik. Berlin 2003<br />

V I I . Z u k u n f t s w e r k s t a t t u n d P l a n s p i e l e<br />

▪ Dauscher, Ulrich: Moderationsmethode und Zukunftswerkstatt. Berlin 1998<br />

▪ Jungk, Robert / Müllert, Norbert R.: Zukunftswerkstätten. Mit der Phantasie gegen<br />

Routine und Resignation. München 1989<br />

▪ Kuhnt, Beate / Müllert, Norbert R.: Moderationsfibel Zukunftswerkstätten: verstehen -<br />

anleiten - einsetzen. Münster 1996<br />

▪ Rappenglück, Stefan / Stegmann, Bernd: Europa neu gestalten – Die Europäische<br />

Union zwischen Vertiefung und Erweiterung. München 2000<br />

▪ Sinai, Tamir: Europa in der Krise – Planspiel zur europäischen Sicherheits- und<br />

Verteidigungspolitik. Schwalbach/Ts. 2004<br />

▪ Ulrich, Susanne: Achtung (+) Toleranz – Wege demokratischer Konfliktregelung.<br />

München 2000<br />

▪ Ulrich, Susanne / Sinai Tamir: Demokratie - Just do it?! Motivation zu demokratischem<br />

Handeln im Alltag. München 2003<br />

V I I I . P r o j e k t m a n a g e m e n t<br />

▪ MitOst e.V. (Hrsg.): Europa machen! Ein Praxishandbuch für ehrenamtliche Projekte<br />

und Initiativen. Berlin 2003<br />

3 7 4 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />

© 2004 MitOst-Editionen


M i t O s t - E d i t i o n e n : B e s t e l l u n g<br />

A b s e n d e r u n d L i e f e r a d r e s s e<br />

Serviceteil<br />

______________________________________ _________________________________<br />

Vorname, Name ggf. Institution<br />

______________________________________<br />

Straße und Hausnummer der Lieferanschrift<br />

__________ - _________________________ ________________________________<br />

PLZ Stadt Land<br />

I c h b e s t e l l e<br />

Anzahl Exemplare<br />

6<br />

_____ Emanuel Lévinas - Denker des Zwischen<br />

© 2004 MitOst-Editionen<br />

(Hrsg. von Armin Homp und Markus Sedlaczek)<br />

MitOst-Editionen 1 - ISBN: 3-9808083-0-0 - zu 2,50 €/Exemplar<br />

_____ Jan Patočka und die Idee von Europa<br />

(Hrsg. von Armin Homp und Markus Sedlaczek)<br />

MitOst-Editionen 2 - ISBN: 3-9808083-1-9 - zu 2,50 €/Exemplar<br />

_____ Europa machen! Praxishandbuch für ehrenamtliche Projekte und Initiativen<br />

MitOst-Editionen 3 - ISBN: 3-9808083-2-7 - zu 15,00 €/Exemplar<br />

_____ Demokratie und Gemeinsinn - Bericht über die <strong>Kolleg</strong>jahre 2000-2003<br />

Bericht des <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong>s der Robert Bosch Stiftung<br />

MitOst-Editionen 4 - ISBN: 3-9808083-3-5 - unentgeltlich<br />

_____ Mitmachen steckt an!<br />

Berichte und Erfahrungen aus dem <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong><br />

MitOst-Editionen 6 - ISBN: 3-9808083-5-1 - unentgeltlich<br />

_____ <strong>Bildungsziel</strong>: <strong>Bürger</strong> - Methodenhandbuch für multinationale Seminare<br />

MitOst-Editionen 7 - ISBN: 3-9808083-6-X - zu 15,00 €/Exemplar<br />

_____ Praxis-Paket:<br />

1. Europa machen! Praxishandbuch für ehrenamtliche Projekte und Initiativen<br />

2. <strong>Bildungsziel</strong>: <strong>Bürger</strong> - Methodenhandbuch für multinationale Seminare<br />

3. Demokratie und Gemeinsinn - Bericht über die <strong>Kolleg</strong>jahre 2000-2003<br />

zu 25,00 €/Paket<br />

I c h b e z a h l e d e n B e t r a g n a c h E r h a l t d e r R e c h n u n g p e r Ü b e r w e i s u n g .<br />

___________________________________ ____________________________________<br />

Ort, Datum Unterschrift<br />

K o n t a k t<br />

Per Post: MitOst e.V. | Schillerstraße 57 | D-10627 Berlin<br />

Per Fax: MitOst e.V. | +49 (0) 30 - 31 51 74 71<br />

M e t h o d e n H a n d b u c h 3 7 5<br />

15<br />

<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung


D i e s e P u b l i k a t i o n w u r d e g e f ö r d e r t d u r c h d i e<br />

ROBERT BOSCH STIFTUNG<br />

Die Robert Bosch Stiftung ist vor allem auf den Gebieten Völkerverständigung, Bildung<br />

und Gesundheit tätig. Sie setzt eigene Programme und Projekte um und fördert beson-<br />

dere Vorhaben Dritter finanziell. Ihr gehören in Stuttgart das Robert-Bosch-Kranken-<br />

haus, das Dr. Margarethe Fischer-Bosch-Institut für klinische Pharmakologie und das<br />

Institut für Geschichte der Medizin.<br />

Die Robert Bosch Stiftung wurde 1964 gegründet und führt die gemeinnützigen<br />

Absichten des Unternehmers Robert Bosch (1861-1942) fort. Sie ist eine der großen<br />

unternehmensverbundenen Stiftungen in Deutschland.<br />

An der Robert Bosch GmbH ist sie ohne Stimmrechte zu 92 Prozent beteiligt.<br />

Die Dividende der Robert Bosch GmbH fließt der Robert Bosch Stiftung GmbH anteilig<br />

zu. Von 1964 bis 2003 stellte die Stiftung rund 630 Millionen Euro für Förderungsvor-<br />

haben bereit. Im Jahr 2003 wurden rund 48 Millionen Euro bewilligt.<br />

www.bosch-stiftung.de


Dieses Methodenhandbuch richtet sich an alle<br />

diejenigen, die multinationale Seminare leiten<br />

wollen oder bereits leiten. Hier findet man<br />

das methodische Wissen, das die Seminar-<br />

leiter des <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong>s der Robert<br />

Bosch Stiftung sich in ihrer langjährigen<br />

Arbeit angeeignet haben und in Seminaren<br />

mit jungen Erwachsenen aus Deutschland,<br />

Mittel- und Osteuropa sowie den GUS-Staaten<br />

anwenden.<br />

„Das Seminar war eine der ersten Auslands-<br />

erfahrungen für mich. Ich habe dort Jugend-<br />

liche getroffen, die aus vielen verschiedenen<br />

Ländern kamen. Sehr viel habe ich über<br />

die Geschichte ihrer Länder, Traditionen<br />

und ihr Leben erfahren. Und ich verstand,<br />

dass es Dinge gibt, die man nicht in einer<br />

Enzyklopädie oder im Internet finden kann.“<br />

Eine <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong>iatin<br />

ISBN 3-9808083-6-X<br />

15,00 €

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