Bildungsziel: Bürger - Theodor-Heuss - Kolleg
Bildungsziel: Bürger - Theodor-Heuss - Kolleg
Bildungsziel: Bürger - Theodor-Heuss - Kolleg
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<strong>Bildungsziel</strong>:<br />
<strong>Bürger</strong><br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />
_ M e t h o d e n h a n d b u c h f ü r<br />
m u l t i n a t i o n a l e S e m i n a r e<br />
© 2004 MitOst-Editionen<br />
M e t h o d e n H a n d b u c h 1<br />
Förderung demokratischer Verantwortung und öffentlichen Engagements bei Jugendlichen in Mittel- und Osteuropa<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />
M i t O s t - E d i t i o n e n 7
I m p r e s s u m<br />
B i l d u n g s z i e l : B ü r g e r<br />
M e t h o d e n h a n d b u c h f ü r m u l t i n a t i o n a l e S e m i n a r e<br />
Berlin 2004, 1. Auflage, MitOst-Editionen 7<br />
Konzeption und Redaktion: Monika Nikzentaitis-Stobbe<br />
Unter Mitarbeit von Darius Polok und den Seminarleiterinnen und<br />
Seminarleitern im <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />
Lektorat: Sigrun Döring, Monika Nikzentaitis-Stobbe<br />
Layout: Andreas Lange, Susanne Töpfer, Nils-Eyk Zimmermann<br />
ISBN 3-9808083-6-X<br />
D i e s e s H a n d b u c h w u r d e e n t w i c k e l t i m :<br />
H e r a u s g e g e b e n v o n :<br />
MitOst e.V<br />
Schillerstr. 57<br />
D-10627 Berlin<br />
www.mitost.de<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong><br />
der Robert Bosch Stiftung<br />
Das nach <strong>Theodor</strong> <strong>Heuss</strong> benannte <strong>Kolleg</strong> der<br />
Robert Bosch Stiftung möchte Jugendliche aus<br />
den Ländern Mittel-, Ost- und Südosteuro-<br />
pas und den GUS-Staaten ermutigen, sich in<br />
ihrem konkreten Umfeld öffentlich zu engagie-<br />
ren, demokratische Spielregeln einzuüben und<br />
verantwortliche Aufgaben in der Gesellschaft zu<br />
übernehmen. 100 <strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong>iaten werden jähr-<br />
lich zu internationalen Seminaren eingeladen,<br />
die praxisbezogene Kenntnisse zu gesellschaftspo-<br />
litischen und interkulturellen Themen vermitteln<br />
und der Entwicklung von Projektideen dienen.<br />
Im Anschluss setzen die <strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong>iaten diese<br />
Ideen in ihren Heimatorten um, mit der Hilfe von<br />
ehrenamtlichen Projektteams, die sie für ihr<br />
MitOst führt ehrenamtliche Projekte des<br />
Sprach- und Kulturaustauschs durch. Das<br />
Spektrum der Projekte reicht von Studien-<br />
und Begegnungsreisen über internationale<br />
Seminare zu aktuellen und geschichtlichen<br />
Themen bis hin zu Kulturprojekten in den<br />
Bereichen Film, Theater und Literatur.<br />
Projekt gewinnen. Die <strong>Kolleg</strong>iaten erhalten ein<br />
Projektstipendium der Robert Bosch Stiftung<br />
und werden bei der Projektarbeit von Mentoren<br />
betreut, sowie durch weitere Fortbildungs-<br />
veranstaltungen oder Praktika unterstützt.<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der<br />
Robert Bosch Stiftung<br />
Schillerstr. 57<br />
D-10627 Berlin<br />
www.theodor-heuss-kolleg.de<br />
Den Anstoß zur Gründung des Vereins gaben<br />
1996 Stipendiaten der Robert Bosch Stiftung.<br />
Als offener Alumniverein bietet MitOst<br />
heute weit über den Kreis der Stipendiaten<br />
hinaus ein dichtes Netz zivilgesellschaftlich<br />
engagierter junger Erwachsener in Mittel-<br />
und Osteuropa.<br />
MitOst ist ein Trägerverein. Im Auftrag der<br />
Robert Bosch Stiftung trägt er das <strong>Theodor</strong>-<br />
<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> und den Wettbewerb Junge<br />
Wege in Europa. Für die Stiftung Erinnerung,<br />
Verantwortung und Zukunft führt MitOst das<br />
Programm Frieden für Europa – Europa für<br />
den Frieden durch.
<strong>Bildungsziel</strong>:<br />
<strong>Bürger</strong><br />
M e t h o d e n h a n d b u c h f ü r<br />
m u l t i n a t i o n a l e S e m i n a r e
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />
Editorial<br />
Das vorliegende Methodenhandbuch ist die überarbeitete und erweiterte Form einer<br />
internen Version aus dem Jahr 2001. Es ist der gesammelte Erfahrungsschatz der<br />
Sommerseminare des <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong>s, die seit 2001 die internationalen stu-<br />
dentischen Seminare des MitOst e.V. in Kreisau fortführen. Nach Abschluss der Se-<br />
minare erstellen die Seminarteams Berichte, in denen unter anderem die einzelnen<br />
erprobten Methoden beurteilt werden. Diese Abschlussberichte bilden die Grundlage<br />
für die hohe Qualität der <strong>Kolleg</strong>seminare und für die Optimierung des vorliegenden<br />
Methodenhandbuchs.<br />
Mit der Weiterentwicklung der Sommerseminare hat sich das Methodenhandbuch in seiner Struk-<br />
tur verändert: es ist nicht nur an Umfang gewachsen, sondern auch differenzierter geworden -<br />
die einzelnen Methoden wurden stärker den Bedürfnissen der Seminarleiter und Teilnehmer<br />
angepasst. Es ist als Grundlage und Anregung zur Planung und inhaltlichen Ausgestaltung von<br />
multinationalen Seminaren für Jugendliche und in der Erwachsenenbildung konzipiert.<br />
Ein wichtiges Ziel der Sommerseminare des <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong>s ist es, die Teilnehmer zu<br />
befähigen, sich als aktive <strong>Bürger</strong> an ihrem Gemeinwesen zu beteiligen. Neben der Vermittlung<br />
von Wissen über Rechte, Institutionen und politische Systeme sind dafür handlungsorientierte<br />
Methoden von zentraler Bedeutung, da sie den Raum bieten, demokratische Handlungsweisen zu<br />
erproben. Sie bilden deshalb auch den Schwerpunkt des vorliegenden Handbuchs.<br />
Neben dem Methodenhandbuch ist in den „MitOst-Editionen“ auch das Praxishandbuch für ehrenamt-<br />
liche Projekte und Initiativen „Europa machen!“ erschienen. Hintergründe zum <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong><br />
und zur Projektarbeit der <strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong>iaten liefert das Buch „Demokratie und Gemeinsinn -<br />
Bericht über die <strong>Kolleg</strong>jahre 2000-2003“. Beide Publikationen können mit dem diesem Heft beige-<br />
fügten Bestellformular über den MitOst e.V. bezogen werden.<br />
Um für den Leser den Textfluss nicht zu erschweren, haben wir bei Personengruppen die mas-<br />
kuline Form verwendet, obwohl immer von Seminarleiterinnen und Seminarleitern sowie von<br />
Teilnehmerinnen und Teilnehmern die Rede ist.<br />
Wir wünschen allen Nutzern des Handbuchs viel Erfolg bei der Planung und Durchführung ihrer<br />
Seminare. Über Kritik und Anregungen freuen wir uns ebenso, wie über eine Weiterentwicklung<br />
der Methoden. Gerne möchten wir dazu in Austausch treten und bitten um Berichte sowie gege-<br />
benenfalls ein Belegexemplar. Kontakt: [methodenhandbuch@theodor-heuss-kolleg.de].<br />
D a n k<br />
Wir danken der Robert Bosch Stiftung, ohne deren Förderung dieses Methodenhandbuch nicht<br />
möglich gewesen wäre.<br />
Unser Dank gilt auch der Forschungsgruppe Jugend und Europa am Centrum für angewandte<br />
Politikforschung [www.cap.uni.muenchen.de/fgi/]. Insbesondere die von uns adaptierten Metho-<br />
den zur Demokratieerziehung von Eva Feldmann und Anna Finkous bildeten die Grundlage vieler<br />
Sommerseminare.<br />
4 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />
© 2004 MitOst-Editionen
Das Kapitel „Konfliktmanagement“<br />
wäre ohne die Fortbildung zum<br />
selben Thema mit Andreas Foitzik<br />
von der Trainingsgruppe mit esprit<br />
nicht denkbar gewesen. Die Trai-<br />
ningsgruppe ist eine Kooperation<br />
von ADG e.V. Esslingen und Diako-<br />
nisches Werk Württemberg.<br />
[Trainingsgruppe mit esprit |<br />
c/o anfoitzik@aol.com]<br />
Wir danken allen Seminarleitern,<br />
die seit 1997 zum Aufbau des<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong>s beigetra-<br />
gen haben. Sie haben dieses Metho-<br />
denhandbuch ermöglicht, indem sie<br />
für die multinationalen Seminare<br />
Methoden entwickelten oder beste-<br />
hende Methoden auf ihre Anwend-<br />
barkeit in der politischen Bildungs-<br />
arbeit überprüften und anpass-<br />
ten. Sie haben den Teilnehmern<br />
wichtige Impulse und praktisches<br />
Handwerkszeug für eine aktive<br />
Beteiligung am Gemeinwesen und<br />
ein demokratisches Miteinander<br />
vermittelt.<br />
Monika Nikzentaitis-Stobbe<br />
Darius Polok<br />
© 2004 MitOst-Editionen<br />
Editorial<br />
Seminarleiter aus dem <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong>, die an der<br />
Entwicklung dieses Handbuchs beteiligt waren:<br />
Jurgita Aniunaite<br />
Barbara Baumann<br />
Arina Bogdzevica<br />
Waldemar Czachur<br />
Irine Epitashvili<br />
Heike Fahrun<br />
Mirek Gugula<br />
Matthias Haberl<br />
Hans-Joachim Hahn<br />
Uta Heinrich<br />
Nóra Hoffmann<br />
Oxana Ivanova<br />
Agnieszka Kaminska<br />
Jörn Kaufhold<br />
Ralf Kellermann<br />
Martina Nagyova<br />
Mariann Nemes<br />
Monika Nikzentaitis-Stobbe<br />
Ekaterina Petchenikhina<br />
Darius Polok<br />
Petra Puhová<br />
Stephan Rauer<br />
Birgit Roser<br />
Piotr Sankowski<br />
Birgit Schatt<br />
Andrea Schwarz<br />
Tamir Sinai<br />
Eliza Skowron<br />
Ilze Skuja<br />
Margarita Vogelyte<br />
Annegret Wulff<br />
Nils-Eyk Zimmermann<br />
M e t h o d e n H a n d b u c h 5<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />
*<br />
PD Dr. Joachim Rogall<br />
ist Leiter des Bereichs<br />
Völkerverständigung<br />
mit Mittel- und Osteu-<br />
ropa der Robert Bosch<br />
Stiftung GmbH<br />
Grußwort<br />
B i l d u n g s a u f t r a g : D e m o k r a t i e a l s L e b e n s f o r m<br />
Von Dr. Joachim Rogall*<br />
Das <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung ging aus<br />
einem ehrenamtlich entwickelten Projekt des von ehemaligen<br />
Boschlektoren gegründeten MitOst-Vereins hervor. So ent-<br />
stand aus dem Wissen und den Erfahrungen der Teilnehmer<br />
des einen Programms eine neue Initiative, die sich zu einem<br />
beispielhaften Programm der Stiftung entwickelt hat. Das<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> vereint eine Vielzahl von Anliegen der<br />
Stiftung in besonders gelungener Weise.<br />
Der zwischen den beiden Weltkriegen vielfach bekräftigte Wille<br />
des Unternehmers und Stifters Robert Bosch (1861 – 1942),<br />
zur Völkerverständigung in Europa beizutragen, gehört seit<br />
Errichtung der Robert Bosch Stiftung im Jahre 1964 zu ihrem Grundauftrag. Die bereits 1932<br />
formulierte Vision von Robert Bosch, auf deutsch-französischer Grundlage ein geeintes und<br />
befriedetes Europa zu schaffen, blieb freilich unerfüllt. Erst mit dem Fall der Berliner Mauer<br />
1989 und dem Zusammenbruch der Sowjetherrschaft trat die Wiedergewinnung der Einheit<br />
Europas in den Bereich des Möglichen. Hatte die Robert Bosch Stiftung schon in den siebziger<br />
Jahren durch private Initiativen in Richtung Polen den „Eisernen Vorhang“ unterlaufen, so war<br />
jetzt die historische Chance gegeben, im Geiste des Stifters zur Überwindung der historischen<br />
Traumata in Mittel- und Osteuropa beizutragen. Es galt, länderübergreifende Förderinstrumente<br />
zu entwickeln, die vor allem die Begegnung und Zusammenarbeit junger Menschen ermöglichte.<br />
Heute wirkt die Robert Bosch Stiftung mit vielfältigen eigenen Programmen [vgl. www.bosch-<br />
stiftung.de] am Aufbau freier <strong>Bürger</strong>gesellschaften in Mittel- und Osteuropa mit. Dabei ver-<br />
steht sie Völkerverständigung nicht als sprachliche, fachliche oder kulturelle Einbahnstraße,<br />
sondern als persönlichen und gleichberechtigten Austausch mit dem Ziel, in unterschiedlichen<br />
Gesellschafts- und Berufsfeldern Persönlichkeiten „von Tatkraft und Charakter“ (Robert Bosch)<br />
heranzubilden, die zu öffentlichem Engagement und zur Übernahme von Verantwortung bereit<br />
und befähigt sind.<br />
Robert Bosch hat sich wiederholt zu Fragen der Bildung und Erziehung geäußert. Für ihn hatte<br />
Bildung nur dann gesellschaftspolitische Relevanz und Kraft, wenn sie nicht allein aus abstrakter<br />
Wissensaneignung, sondern vielmehr aus persönlich erlebter und erprobter Praxis erwächst:<br />
„Erstrebenswertestes Ziel der Bildung (ist) die Erreichung einer Bildung des Herzens, einer<br />
Anerkennung des Rechtes und des Wertes anderer. Doch will ich, um nicht mißverstanden zu<br />
werden, sagen, daß ich gerade die Herzensbildung als ein besonders erstrebenswertes Ziel<br />
auch der Universitäten ansehen würde. Das Ziel (...) soll nicht sein, die Menschen vollzutrich-<br />
tern mit allen möglichen Dingen, die mechanisch gelernt werden, um ein Examen bestehen zu<br />
können. Wer ein solches Examen bestanden hat, der ist geneigt, auf den hinunterzusehen, der<br />
ein solches nicht machte. Wer aber als reiferer Mensch, vom richtigen Lehrer geführt, eine Vor-<br />
lesung hört über irgendwelche Dinge, dem werden mit der Zeit die Zusammenhänge zwischen<br />
den geschichtlichen, wirtschaftlichen und rein menschlichen Dingen klar werden. Er wird einen<br />
eigenen Standpunkt, eine gefestigte Anschauung über Ereignisse aller Art bekommen. Solche<br />
Leute wissen aber auch, was möglich ist. Sie bekommen die Fähigkeit, die Wirklichkeit zu sehen<br />
6 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />
PD Dr. Joachim Rogall<br />
© 2004 MitOst-Editionen
und dementsprechend zu handeln. (...) Ein Mensch, der einen gewissen Grundstock an Bildung<br />
hat, ist urteilsfähiger und auch verantwortungsbewußter. Er ist nicht mehr der Spielball der<br />
mit unverdauten Schlagworten arbeitenden Führer, die so häufig Verführer zu allen möglichen<br />
Torheiten sind. Bildung (...) hebt ein Volk und macht es nicht nur geeignet, sich wirtschaftlich<br />
zu behaupten, sondern gibt ihm auch die Fähigkeit, politisch richtig zu handeln und Irrlehren als<br />
solche zu erkennen“. 1<br />
Das Scheitern der Weimarer Republik ging für Robert Bosch auch auf das verhängnisvolle Ver-<br />
säumnis zurück, in der jungen, „gebildeten“ Generation ein breites und waches Bewußtsein<br />
für demokratische Werte und Spielregeln zu wecken und zu festigen. Die zentralen Anliegen<br />
des <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong>s der Robert Bosch Stiftung – Völkerverständigung, Eintreten für die<br />
„Demokratie als Lebensform“ (<strong>Theodor</strong> <strong>Heuss</strong>) und eine umfassende „Bildung der Herzen“ –<br />
sind somit zutiefst vom geistigen Vermächtnis der Namensgeber <strong>Theodor</strong> <strong>Heuss</strong> und Robert<br />
Bosch geprägt. Im <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> wird dieses Vermächtnis Robert Boschs ganz bewußt<br />
gepflegt.<br />
Beim Sommerseminar lernen die Teilnehmer grundlegende Kompetenzen, die ein demokrati-<br />
sches Miteinander in einer kulturell und sozial vielfältigen Welt ermöglichen. Die Notwendigkeit<br />
von Regeln und Vereinbarungen für das Zusammenleben werden nicht nur diskutiert, sondern<br />
sie werden in der Gruppe entwickelt und im Seminaralltag erprobt. Alle Sommerseminare kenn-<br />
zeichnet eine enge Bindung der Theorie an eine praktische Erprobung des neuen Wissens. Was<br />
bei der Übernahme einzelner Aufgaben als Mitgestaltung des Seminars beginnt, dient bereits<br />
als konsequente Vorbereitung auf die selbständige Durchführung eines Projektes nach dem<br />
Sommerseminar. Im Mikrokosmos des Seminars und später bei der Projektarbeit erfahren die<br />
<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong>iaten, daß es sich lohnt, verantwortliche Aufgaben für die Gesellschaft zu überneh-<br />
men. Im Seminar und bei der Umsetzung der Projektideen in internationalen Gruppen werden<br />
die Grundwerte und „Spielregeln“ der Zivilgesellschaft erlebt.<br />
Das vorliegende Handbuch stellt die Grundlagen der pädagogischen Arbeit des <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<br />
<strong>Kolleg</strong>s und eine breite Palette der bei den bisher 19 Sommerseminaren eingesetzten Metho-<br />
den vor. Die Teilnehmer an den internationalen Sommerseminaren des <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong>s<br />
sind zwischen 18 und 25 Jahren alt und kommen aus den deutschsprachigen Ländern, aus den<br />
neuen Mitgliedsländern der Europäischen Union in Mitteleuropa, aus Südosteuropa und aus den<br />
GUS-Staaten. Deutsch als gemeinsame Sprache ermöglicht den Austausch von Gedanken und<br />
Erfahrungen zwischen Teilnehmern aus bis zu einem Dutzend Ländern pro Seminar. Neben der<br />
gemeinsamen Arbeitssprache verbindet die <strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong>iaten eine gemeinsame Vision: Sie sind<br />
überzeugt, daß sie die Zukunft Europas mitgestalten können.<br />
Die Sommerseminare konzipieren und leiten ehemalige Stipendiaten der Stiftung: Lektoren,<br />
Kulturmanager und <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong>iaten. Sie haben viele der in diesem Handbuch zu-<br />
sammengestellten Seminarmethoden entwickelt, andere übernommen und für den Einsatz in<br />
internationalen Gruppen erprobt. Ihnen und allen <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong>iaten, die mit aktiver<br />
Teilnahme an den Übungen, Kritik und Lob zu dieser Publikation beigetragen haben, sei auf die-<br />
sem Wege seitens der Robert Bosch Stiftung herzlich gedankt.<br />
� Zitiert aus: <strong>Theodor</strong> <strong>Heuss</strong>: „Robert Bosch - Leben und Leistung“ Stuttgart 2002, S. 553f.<br />
© 2004 MitOst-Editionen<br />
Grußwort<br />
M e t h o d e n H a n d b u c h 7<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />
Inhalt<br />
I n h a l t<br />
Bildungsauftrag: Demokratie als Lebensform<br />
Grußwort von PD Dr. Joachim Rogall 6<br />
Inhaltsübersicht 12<br />
Methodenbeschreibung 14<br />
Schlüsselbegriffe 15<br />
Engagiert leben, das Eigene finden – Identitätsarbeit<br />
in der Zivilgesellschaft<br />
Vorwort von Prof. Dr. Heiner Keupp 18<br />
1 . D a s T h e o d o r - H e u s s - K o l l e g _23<br />
2 . S e m i n a r p l a n u n g _31<br />
2.1. <strong>Bildungsziel</strong>: <strong>Bürger</strong> 31<br />
2.2. Grundlagen der Moderation 34<br />
2.3. Grundlagen des Coaching 38<br />
2.4. Beteiligung der Teilnehmer 40<br />
2.5. Ablaufplanung 42<br />
Checkliste: Aufgaben vor dem Seminar 43<br />
Checkliste: Aufgaben während des Seminars 44<br />
Checkliste: Aufgaben nach dem Seminar 45<br />
Checkliste: Materialien 48<br />
2.6. Tipps und Tricks 55<br />
3 . K e n n e n l e r n e n _59<br />
3.1. Begrüßung 60<br />
3.2. Sitzordnung 60<br />
3.3. Namensschilder 62<br />
3.4. Kennenlernspiele 63<br />
Vier Ecken geben einen Raum 67<br />
3.5. Auflockerungsspiele 68<br />
111-Minuten-Spiel 70<br />
3.6. Kennenlernen des Ortes 73<br />
Stadtrallye 74<br />
3.7. Kennenlernen der Teilnehmersprachen 77<br />
Comment ça-va? 78<br />
4 . K ö r p e r o r i e n t i e r t e M e t h o d e n _81<br />
4.1. Warming ups (Wups) 81<br />
4.2. Cooling downs 87<br />
4.3. Vertrauensübungen 88<br />
8 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />
© 2004 MitOst-Editionen
© 2004 MitOst-Editionen<br />
Inhalt<br />
5 . G r u n d k o m p e t e n z e n _95<br />
5.1. Diskussionskultur 95<br />
Zwischen Pressefreiheit und Zensur 96<br />
Talkshow-Rollenspiel 98<br />
5.2. Präsentationstechnik 103<br />
Was ist eine gute Präsentation? 104<br />
6 . I n t e r k u l t u r e l l e K o m m u n i k a t i o n _109<br />
Ankunft am Flughafen 113<br />
Alphas und Betas 115<br />
Trumpf 119<br />
Ländertorte 122<br />
Kulturträger 124<br />
Die Neue kommt 126<br />
Lebensqualität — Was ist das? 130<br />
Ländertheater 132<br />
Was wissen wir über unsere Nachbarn in Europa? 133<br />
Reisebüro-Spiel 137<br />
Brückenbau 139<br />
Inselleben 145<br />
Der letzte Brief 146<br />
7 . V o r w i s s e n u n d E i n s t e l l u n g e n _151<br />
Zeitkapsel 152<br />
Demokratiekreis 154<br />
Demokratie-Scrabble 156<br />
Was verbindest Du mit dem Seminartitel? 158<br />
Zitate-Hierarchie 160<br />
Das ist mir fremd 162<br />
Der ideale Demokrat 165<br />
Was ist Demokratie? 166<br />
Ergänzungen zum Thema Toleranz 169<br />
Haus der Werte 170<br />
Formen der Mitgestaltung in verschiedenen Ländern 171<br />
Was bedeutet es, ein freier Mensch zu sein? 172<br />
Medien in verschiedenen Ländern -ein Vergleich 179<br />
Menschen- & <strong>Bürger</strong>rechte 182<br />
8 . B i o g r a f i e a r b e i t _197<br />
Biografische Kurve 198<br />
Stilles Rundtischgespräch 201<br />
Margerite 203<br />
Lebensbaum 204<br />
9 . H a n d l u n g e n r e f l e k t i e r e n _207<br />
Meins und Deins 208<br />
Perspektivenwechsel: Ich als Minderheitenvertreter 210<br />
Umgang mit Autoritäten 212<br />
Demokratische Prinzipien 216<br />
Schoko-Spiel 219<br />
M e t h o d e n H a n d b u c h 9<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />
Inhalt<br />
1 0 . K o n f l i k t m a n a g e m e n t _223<br />
10.1. Grundlagen 223<br />
10.2. Konfliktbearbeitung 225<br />
Die Faust 226<br />
Konfliktbilder 228<br />
Was ist ein Konflikt? 230<br />
Aktives Zuhören 232<br />
Diskussion im Innenkreis 234<br />
Das eigene Konfliktfeld 235<br />
Armdrücken 237<br />
Kraftfeldanalyse 239<br />
Umgang mit Konflikten: Dominanz - Flucht -<br />
Nachgeben - Bearbeiten 240<br />
Anerkennung - Toleranz, Abwertung - Kritik 242<br />
Macht-Ohnmacht-Wippe 244<br />
Position beziehen 246<br />
Reflecting Team 248<br />
Rollen in Seminaren 249<br />
Zwei Stühle - zwei Rollen 252<br />
Feedback zwischen Gruppen 253<br />
Gruppenrollentausch 255<br />
Problemlösezwiebel 257<br />
1 1 . T h e a t e r m e t h o d e n _261<br />
Statuentheater 262<br />
Stuhlskulpturen 263<br />
Zeitungstheater 265<br />
Requisite 267<br />
Vier-Ecken-Spiel 268<br />
Pantomime 269<br />
11.1. Forumtheater 270<br />
Forumtheater: Grundmethode 271<br />
Forumtheather: Vertiefende Methode 273<br />
1 2 . P l a n s p i e l e _277<br />
Bauvorhaben in Novigrad 279<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-Universität – Alles beim Alten? 285<br />
Charta der Studentenrechte 314<br />
1 3 . P r o j e k t i d e e n e n t w i c k e l n _327<br />
Visionen und Ideen 328<br />
Zukunftswerkstatt 329<br />
1 0 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />
© 2004 MitOst-Editionen
© 2004 MitOst-Editionen<br />
Inhalt<br />
1 4 . A u s w e r t u n g e n _335<br />
Blitzlicht 336<br />
Tagesrückblick 338<br />
Seiltanz 340<br />
Stimmungsthermometer und -barometer 341<br />
Gib mir deine Hand 342<br />
Wetterbericht 343<br />
Temperaturen und Tipps 344<br />
Das habe ich (von dir) gelernt 345<br />
Soziometrische Auswertung 346<br />
Rücken-Feedback 347<br />
Selbstreflexionsblume 348<br />
Kreis und Stern 349<br />
Brillentausch 351<br />
Stühlerücken und Schokoladenwürfel 352<br />
Gruppenbild 353<br />
Wegfahrgesicht 355<br />
Seminarkritik 356<br />
14.1. Auswertungsgesichtspunkte 358<br />
14.2. Auswertung von Rollenspielen 359<br />
14.3. Auswertung zur Seminarleitung 360<br />
Evaluierungsfragebogen zur Seminarleitung 362<br />
Evaluierungsfragebogen bei Seminaren1 363<br />
1 5 . S e r v i c e t e i l _369<br />
15.1. Linkliste 369<br />
15.2. Literaturliste 373<br />
M e t h o d e n H a n d b u c h 1 1<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />
Inhalt<br />
I n h a l t s ü b e r s i c h t<br />
Das Handbuch ist modular aufgebaut, so dass die verschiedenen Kapitel miteinander<br />
kombiniert werden können. Die Reihenfolge der Kapitel gibt damit nur bedingt den<br />
Seminarablauf wieder. Die Methoden sind größtenteils so gestaltet, dass der Benutzer<br />
sie an die konkreten Inhalte seines Seminars anpassen kann.<br />
K a p i t e l 1 – D a s T h e o d o r - H e u s s - K o l l e g<br />
Das Kapitel informiert über die Zielsetzungen des <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong>s, wer seine <strong>Kolleg</strong>iaten<br />
sind, wie die Sommerseminare aufgebaut sind und welche Projekte daraus entstehen. Und die<br />
Teilnehmer erzählen von ihren Erfahrungen beim <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong>.<br />
K a p i t e l 2 – S e m i n a r p l a n u n g<br />
Hier findet der Benutzer einige Grundlagen zur Methodik. Vertiefend wird auf die Rolle der Semi-<br />
narleiter und die Einbindung der Teilnehmer eingegangen. Die Ablaufplanung mit den einzelnen<br />
Phasen und Schritten eines Seminars wird durch spezielle Tipps ergänzt.<br />
K a p i t e l 3 – K e n n e n l e r n e n<br />
Das Kapitel beschäftigt sich mit der Anfangssituation eines Seminars. Es werden Spiele und<br />
Übungen vorgestellt, die dem gegenseitigen Kennenlernen der Teilnehmer dienen und einen<br />
gruppenbildenden Effekt haben.<br />
K a p i t e l 4 – K ö r p e r o r i e n t i e r t e M e t h o d e n<br />
Die hier zusammengefassten Spiele werden zu Tagesbeginn und -ende, vor und nach längeren<br />
Pausen in den Seminaren eingesetzt. Sie dienen der Auflockerung, fördern die Integration der<br />
Teilnehmer und schaffen die Bedingung für eine konzentrierte Arbeitsatmosphäre.<br />
K a p i t e l 5 – G r u n d k o m p e t e n z e n<br />
Um die Methoden des Handbuchs mit den Teilnehmern erfolgreich anzuwenden, benötigen diese<br />
einige Grundkompetenzen in der Diskussionsführung und im Vorstellen von Arbeitsergebnissen.<br />
Diese Kompetenzen sind Thema dieses Kapitels.<br />
K a p i t e l 6 – I n t e r k u l t u r e l l e K o m m u n i k a t i o n<br />
In diesem Kapitel werden Übungen vorgestellt, deren Ziel die Vermittlung einer interkulturellen<br />
Kompetenz ist, die auch über das Seminar hinaus eine zunehmend wichtige Rolle spielt. Die<br />
Übungen stärken die Fähigkeit der Teilnehmer, tolerant gegenüber anderen und reflektiert hin-<br />
sichtlich des eigenen Verhaltens in kulturellen Überschneidungssituationen zu handeln.<br />
K a p i t e l 7 – V o r w i s s e n u n d E i n s t e l l u n g e n<br />
Ziel dieser Methoden ist es, das Vorwissen der Teilnehmer zu aktivieren und verdeckte Einstel-<br />
lungen transparent zu machen.<br />
K a p i t e l 8 – B i o g r a f i e a r b e i t<br />
Die Übungen bieten die Möglichkeit, die eigenen biografischen Erlebnisse zu reflektieren und zu<br />
einem tieferen Selbstwissen zu gelangen.<br />
1 2 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />
© 2004 MitOst-Editionen
K a p i t e l 9 – H a n d l u n g e n r e f l e k t i e r e n<br />
© 2004 MitOst-Editionen<br />
Inhalt<br />
In Rollenspielen wird den Teilnehmern die Gelegenheit gegeben, über ihr eigenes Handeln in<br />
konkreten Situationen zu reflektieren. Die Übungen erweitern das Spektrum der Handlungs-<br />
möglichkeiten und fördern das Einfühlungsvermögen der Teilnehmer für anderen Perspektiven.<br />
K a p i t e l 1 0 – K o n f l i k t m a n a g e m e n t<br />
Die Übungen sollen sowohl präventiv als auch in heißen Konfliktsituationen die Spannungen ent-<br />
schärfen und zu einer Deeskalation und gemeinsamen Lösung des Konflikts führen.<br />
K a p i t e l 1 1 – T h e a t e r m e t h o d e n<br />
In den Rollenspielen werden Einstellungen und Verhaltensweisen deutlich, indem spielerisch<br />
Realität simuliert wird. Lösungsstrategien für Konflikte und Probleme können so zunächst spie-<br />
lerisch erprobt und aufgearbeitet werden.<br />
K a p i t e l 1 2 – P l a n s p i e l e<br />
Durch Planspiele wird ein emotionales Lernen von politischen Entscheidungs- und Handlungs-<br />
strukturen ermöglicht. Sie bieten die Möglichkeit, die verschiedenen Dimensionen des Politi-<br />
schen zu erleben und vermitteln das nötige Wissen und die Selbstsicherheit, um sich im Rahmen<br />
seiner gesellschaftlichen Rolle nach eigenem Willen bewegen zu können.<br />
K a p i t e l 1 3 – P r o j e k t i d e e n e n t w i c k e l n<br />
Diese Methoden bieten den Teilnehmern Raum, zunächst Visionen zu entwickeln und diese im<br />
Anschluss in konkrete Pläne umzuwandeln.<br />
K a p i t e l 1 4 – A u s w e r t u n g e n<br />
Die Auswertungsmethoden geben den Seminarleitern die Möglichkeit, den Verlauf des Seminars<br />
richtig beurteilen und eventuell korrigieren zu können. Die Seminarteilnehmer übernehmen Mit-<br />
verantwortung für den erfolgreichen Verlauf des Seminars.<br />
K a p i t e l 1 5 – S e r v i c e t e i l<br />
Der Serviceteil bietet eine Literatur- und Linkliste zur Vertiefung der Themen.<br />
M e t h o d e n H a n d b u c h 1 3<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />
Inhalt<br />
M e t h o d e n b e s c h r e i b u n g<br />
Die Übungen und Einheiten sind in der Regel durch folgendes Raster gegliedert:<br />
Beschreibung<br />
Ziele<br />
Rahmen<br />
1 4 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />
Hier findet sich eine Kurzbeschreibung der Methode und<br />
ein Teilnehmerprofil.<br />
Das Ziel der Übung wird definiert und erläutert.<br />
Hier werden nähere Angaben zu folgenden Punkten gemacht:<br />
Gruppengröße __ Angaben zur Zahl der Teilnehmer und Zusammensetzung<br />
der Gruppe<br />
Zeit __ Dauer der Übung<br />
Raum __ Hinweise zur Raumausstattung<br />
Material __ Für die Durchführung notwendige Materialien<br />
Schlüsselbegriffe<br />
wichtig<br />
Durchführung<br />
Erfahrung<br />
Erweiterungen und<br />
Alternativen<br />
N a m e d e r M e t h o d e<br />
Die Schlüsselbegriffe zu den Methoden sind nachfolgend in<br />
einem Register zusammengefasst.<br />
Achtung! Ein wichtiger Hinweis für den Seminarleiter.<br />
Der Ablauf der Einheit wird detailliert und<br />
schrittweise beschrieben.<br />
Diese Erfahrungen, sowohl positive als auch negative,<br />
wurden mit der Übung gemacht und darauf sollte man<br />
unbedingt achten.<br />
Beschreibung von alternativen Abläufen der Übung<br />
und Varianten.<br />
© 2004 MitOst-Editionen
S c h l ü s s e l b e g r i f f e<br />
© 2004 MitOst-Editionen<br />
Inhalt<br />
Das Register listet unter den einzelnen Schlüsselbegriffen Methoden auf, die das je-<br />
weilige Lernziel zum Fokus haben. Darüber hinaus decken die Methoden häufig noch<br />
weitere Aspekte ab, unter denen sie hier jedoch nicht aufgeführt werden, da diese<br />
nicht ihr Hauptzweck sind. Die Zahl hinter dem Titel gibt das Kapitel an, in dem die<br />
entsprechende Methode zu finden ist.<br />
B e g r i f f s e r l ä u t e r u n g<br />
Ergänzungen zum Thema Toleranz 7, Demokratie-Scrabble 7, Was ist ein Konflikt? 10.2,<br />
Anerkennung – Toleranz und Abwertung – Kritik 10.2<br />
D e m o k r a t i s c h e G r u n d r e g e l n<br />
Demokratiekreis 7, Demokratie-Scrabble 7, Der ideale Demokrat 7, Was ist Demokratie? 7,<br />
Formen der Mitgestaltung in verschiedenen Ländern 7, Menschen- und <strong>Bürger</strong>rechte 7,<br />
Medien in verschiedenen Ländern – ein Vergleich 7, Umgang mit Autoritäten 9,<br />
Perspektivenwechsel: Ich als Minderheitenvertreter 9, Demokratische Prinzipien 9,<br />
Schoko-Spiel 9, Zeitungstheater 11, Bauvorhaben in Novigrad 12,<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-Universität - Alles beim Alten? 12, Charta der Studentenrechte 12<br />
D e m o k r a t i s c h e H a n d l u n g s k o m p e t e n z<br />
Meins und Deins 9, Perspektivenwechsel: Ich als Minderheitenvertreter 9, Umgang mit<br />
Autoritäten 9, Demokratische Prinzipien 9, Schoko-Spiel 9, Forumtheater: Grundmethode 11.1,<br />
Forumtheater: Vertiefende Methode 11.1, Bauvorhaben in Novigrad 12,<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-Universität - Alles beim Alten? 12, Charta der Studentenrechte 12<br />
D i s k u s s i o n s k u l t u r<br />
Zwischen Pressefreiheit und Zensur 5.1, Talkshow-Rollenspiel 5.1, Brückenbau 6,<br />
Zitate-Hierarchie 7, Was ist Demokratie? 7, Aktives Zuhören 10.2, Charta der Studentenrechte 12<br />
D o m i n a n z<br />
Trumpf 6, Brückenbau 6, Umgang mit Autoritäten 9, Demokratische Prinzipien 9, Schoko-Spiel 9<br />
E i n s t e l l u n g e n<br />
Demokratiekreis 7, Demokratie-Scrabble 7, Zitate-Hierarchie 7, Das ist mir fremd 7,<br />
Der ideale Demokrat 7, Ergänzungen zum Thema Toleranz 7, Haus der Werte 7,<br />
Menschen- und <strong>Bürger</strong>rechte 7, Perspektivenwechsel: Ich als Minderheitenvertreter 9,<br />
Was ist ein Konflikt? 10.2, Statuentheater 11, Stuhlskulpturen 11<br />
E r w a r t u n g e n<br />
Vier Ecken geben einen Raum 3.4, Ankunft am Flughafen 6, Alphas und Betas 6, Trumpf 6,<br />
Die Neue kommt 6, Ländertheater 6, Was verbindest du mit dem Seminartitel? 7,<br />
Menschen- und <strong>Bürger</strong>rechte 7<br />
F e e d b a c k<br />
Was ist eine gute Präsentation? 5.2, Anerkennung – Toleranz und Abwertung – Kritik 10.2,<br />
Reflecting Team 10.2, Feedback zwischen Gruppen 10.2, Forumtheater: Grundmethode 11.1,<br />
Forumtheater: Vertiefende Methode 11.1, Rücken-Feedback 14<br />
M e t h o d e n H a n d b u c h 1 5<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />
Inhalt<br />
G r u p p e n g e f ü h l<br />
111-Minuten-Spiel 3.5, alle Methoden des Kapitels 4, Statuentheater 11, Stuhlskulpturen 11,<br />
Zeitungstheater 11, Requisite 11, 4-Ecken-Spiel 11, Pantomime 11,<br />
Forumtheater: Grundmethode 11.1, Forumtheater: Vertiefende Methode 11.1,<br />
Das habe ich von Dir gelernt 14<br />
I d e n t i t ä t<br />
Ländertorte 6, Kulturträger 6, Die Neue kommt 6, Biografische Kurve 8, Margerite 8,<br />
Lebensbaum 8, Das eigene Konfliktfeld 8<br />
I n t e r k u l t u r e l l e K o m m u n i k a t i o n<br />
Ankunft am Flughafen 6, Alphas und Betas 6, Trumpf 6, Ländertorte 6, Kulturträger 6,<br />
Die Neue kommt 6, Brückenbau 6, Inselleben 6, Der letzte Brief 6, Zeitkapsel 7,<br />
Das ist mir fremd 7, Haus der Werte 7, Biografische Kurve 8, Margerite 8, Meins und Deins 9,<br />
Die Faust 10.2, Das eigene Konfliktfeld 10.2, Armdrücken 10.2, Rollen in Seminaren 10.2<br />
K e n n e n l e r n e n<br />
Angelspiel 3.4, Vier Ecken geben einen Raum 3.4, 111-Minuten-Spiel 3.5, Stadtrallye 3.6,<br />
Comment ça-va 3.7, Ländertorte 6, Kulturträger 6, Das ist mir fremd 7, Biografische Kurve 8,<br />
Margerite 8, Konfliktbilder 10.2<br />
K o n f l i k t b e a r b e i t u n g<br />
Trumpf 6, Meins und Deins 9, Umgang mit Autoritäten 9, Demokratische Prinzipien 9,<br />
Schoko-Spiel 9, Die Faust 10.2, Konfliktbilder 10.2, Was ist ein Konflikt? 10.2,<br />
Aktives Zuhören 10.2, Diskussion im Innenkreis 10.2, Das eigene Konfliktfeld 10.2,<br />
Armdrücken 10.2, Kraftfeldanalyse 10.2, Macht-Ohnmacht-Wippe 10.2,<br />
Umgang mit Konflikten: Dominanz - Flucht - Nachgeben - Bearbeiten 10.2, Position beziehen 10.2,<br />
Reflecting Team 10.2, Rollen in Seminaren 10.2, Zwei Stühle – zwei Rollen 10.2,<br />
Feedback zwischen Gruppen 10.2, Gruppenrollentausch 10.2, Problemlösezwiebel 10.2<br />
Statuentheater 11, Stuhlskulpturen 11, Forumtheater: Grundmethode 11.1,<br />
Forumtheater: Vertiefende Methode 11.1<br />
K o n f l i k t p r ä v e n t i o n<br />
Die Faust 10.2, Was ist ein Konflikt? 10.2, Das eigene Konfliktfeld 10.2, Armdrücken 10.2,<br />
Umgang mit Konflikten: Dominanz - Flucht - Nachgeben - Bearbeiten 10.2, Reflecting Team 10.2<br />
Anerkennung – Toleranz und Abwertung – Kritik 10.2, Macht-Ohnmacht-Wippe 10.2<br />
K u l t u r s t a n d a r d s<br />
Ankunft am Flughafen 6, Alphas und Betas 6, Ländertorte 6, Kulturträger 6,<br />
Lebensqualität – Was ist das? 6, Brückenbau 6, Der letzte Brief 6<br />
L ä n d e r i n f o r m a t i o n e n<br />
Stadtrallye 3.6, Ländertorte 6, Lebensqualität – Was ist das? 6, Reisebüro-Spiel 6,<br />
Was wissen wir über unsere Nachbarn in Europa? 6, Zeitkapsel 7,<br />
Formen der Mitbestimmung in verschiedenen Ländern 7,<br />
Medien in verschiedenen Ländern – ein Vergleich 7<br />
1 6 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />
© 2004 MitOst-Editionen
M e i n u n g s b i l d<br />
Seiltanz 14, Stimmungsthermometer und -barometer 14, Wetterbericht 14,<br />
© 2004 MitOst-Editionen<br />
Inhalt<br />
Temperaturen und Tipps 14, Selbstreflexionsblume 14, Gruppenbild 14, Wegfahrgesicht 14<br />
P r ä s e n t a t i o n s t e c h n i k<br />
Was ist eine gute Präsentation? 5.2<br />
R o l l e n v e r h a l t e n<br />
Alphas und Betas 6, Die Neue kommt 6, Bauvorhaben in Novigrad 12,<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-Universität - Alles beim Alten? 12<br />
S e l b s t r e f l e x i o n<br />
Kulturträger 6, Lebensqualität – Was ist das? 6, Zeitkapsel 7, Demokratiekreis 7,<br />
Das ist mir fremd 7, Biografische Kurve 8, Margerite 8, Lebensbaum 8, Meins und Deins 9,<br />
Perspektivenwechsel: Ich als Minderheitenvertreter 9, Umgang mit Autoritäten 9,<br />
Demokratische Prinzipien 9, Schoko-Spiel 9, Die Faust 10.2, Konfliktbilder 10.2, Was ist<br />
ein Konflikt? 10.2, Das eigene Konfliktfeld 10.2, Armdrücken 10.2, Umgang mit Konflikten:<br />
Dominanz - Flucht - Nachgeben - Bearbeiten 10.2, Macht-Ohnmacht-Wippe 10.2, Rollen in<br />
Seminaren 10.2, Statuentheater 11, Stuhlskulpturen 11, Forumtheater: Grundmethode 11.1,<br />
Forumtheater: Vertiefende Methode 11.1, Bauvorhaben in Novigrad 12,<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-Universität - Alles beim Alten? 12, Visionen und Ideen 14,<br />
Selbstreflexionsblume 14<br />
S e m i n a r k r i t i k<br />
alle Methoden des Kapitels 14<br />
S e m i n a r r e g e l n<br />
Vier Ecken geben einen Raum 3.4, Zwischen Pressefreiheit und Zensur 5.1, Brückenbau 6,<br />
Inselleben 6<br />
S p r e c h h e m m u n g e n b e h e b e n<br />
Comment ça-va 3.7, Angelspiel 3.4, 111-Minuten-Spiel 3.5, Stadtrallye 3.6, Zeitungstheater 11.,<br />
Forumtheater: Grundmethode 11.1, Forumtheater: Vertiefende Methode 11.1,<br />
Rücken-Feedback 14, Soziometrische Auswertung 14,<br />
S t e r e o t y p e<br />
Ländertorte 6, Kulturträger 6, Die Neue kommt 6, Lebensqualität – Was ist das? 6,<br />
Ländertheater 6, Reisebüro-Spiel 6, Zeitkapsel 7<br />
V o r w i s s e n a k t i v i e r e n<br />
Zeitkapsel 7, Demokratie-Scrabble 7, Was verbindest du mit dem Seminartitel? 7,<br />
Der ideale Demokrat 7, Formen der Mitgestaltung in verschiedenen Ländern 7,<br />
Ergänzungen zum Thema Toleranz 7, Medien in verschiedenen Ländern – ein Vergleich 7<br />
W e r t e<br />
Lebensqualität – Was ist das? 6, Der letzte Brief 6, Zitate-Hierarchie 7, Das ist mir fremd 7,<br />
Haus der Werte 7, Meins und Deins 9, Perspektivenwechsel: Ich als Minderheitenvertreter 9<br />
M e t h o d e n H a n d b u c h 1 7<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />
*<br />
Prof. Dr. Heiner Keupp<br />
ist Hochschullehrer für<br />
Sozial- und Gemein-<br />
depsychologie an der<br />
Universität München<br />
Vorwort<br />
E n g a g i e r t l e b e n , d a s E i g e n e f i n d e n – I d e n t i t ä t s a r b e i t<br />
i n d e r Z i v i l g e s e l l s c h a f t<br />
Von Prof. Dr. Heiner Keupp*<br />
Wenn man die Chance hatte, an einem Seminar des Theo-<br />
dor-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong>s teilzunehmen, dann ist es verblüffend,<br />
wie schnell sich gemeinsame Themen ergeben. Egal, ob<br />
die Teilnehmer und Teilnehmerinnen aus Deutschland,<br />
Polen, Tschechien, Ungarn, Estland oder Russland kom-<br />
men, sie sind sich – bei allen Unterschieden im einzelnen –<br />
einig, dass wir in einer „entfesselten Welt“ (Giddens)<br />
der Globalisierung leben, die den Grundriss alltäglicher<br />
Lebensführung tiefgreifend verändert. Die jungen Eu-<br />
ropäer stellen sich die Frage nach den aktiven Gestal-<br />
tungsmöglichkeiten der veränderten Lebenswelten.<br />
Mein Titel verlangt von mir eine gedankliche Verbindung von drei wichtigen Begriffen, die sich<br />
wechselseitig brauchen, die aber nicht ganz geläufig und schon selbstverständlich in unseren<br />
Diskursen miteinander verknüpft sind: Zivilgesellschaft – Freiwilliges Engagement – Identitäts-<br />
arbeit. Sie lassen sich in einer Prämisse verdichten, deren Untermauerung dieses Vorwort zum<br />
Methodenhandbuch des <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong>s liefern soll: Zivilgesellschaft ist die Idee einer<br />
zukunftsfähigen demokratischen Alltagskultur, die von der identifizierten Beteiligung der Men-<br />
schen an ihrem Gemeinwesen lebt und in der Subjekte zugleich die notwendigen Bedingungen<br />
für gelingende Lebensbewältigung und Identitätsarbeit in einer offenen pluralistischen Gesell-<br />
schaft schaffen und nutzen. Ein zivilgesellschaftlicher „Generationenvertrag“ setzt auf aktive<br />
Bildungschancen für Heranwachsende zum Erwerb von Schlüsselqualifikationen, die zur leben-<br />
1 8 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />
digen Weiterentwicklung zivil-<br />
gesellschaftlicher Lebensformen<br />
erforderlich sind.<br />
Die Formulierung eines Zusam-<br />
menhangs von <strong>Bürger</strong>engage-<br />
ment und Identitätsbildung mag<br />
überraschend sein. Viel geläufi-<br />
ger ist der sorgenvolle Diskurs,<br />
ob uns denn vielleicht das Eh-<br />
renamt wegbrechen könnte, weil<br />
nicht mehr alle Organisationen<br />
und Verbände selbstverständlich<br />
ihre Freiwilligen aus dem Reser-<br />
voir traditioneller Milieus rekrutieren können. Aber auch hier stellt sich durchaus die Frage, ob<br />
das nicht genau damit zu tun haben könnte, dass die Passung zwischen Freiwilligensektoren und<br />
der heute geforderten individuellen Lebenspolitik nicht mehr stimmt und deshalb Menschen in<br />
bestimmten Handlungsfeldern das Gefühl entwickeln, dass das Engagement in diesen Feldern für<br />
sie auch nicht mehr stimmig ist.<br />
Prof. Dr. Heiner Keupp<br />
© 2004 MitOst-Editionen
Wenn wir gelegentlich etwas hochtrabend vom Paradigmenwechsel sprechen, in dem das „alte<br />
Ehrenamt“ durch das „bürgerschaftliche Engagement“ abgelöst würde, dann wird gerade unter<br />
dem eingenommenen Blickwinkel einiges deutlich: Engagement folgt immer weniger diesen<br />
Schnittmustern und ebenso wenig verlaufen heute Identitätsentwicklungen in solchen vorge-<br />
zeichneten Bahnen. Wenn die Sozialwissenschaftler die gesellschaftlichen Wandlungsprozesse<br />
der Gegenwart als „disembedding“ beschreiben, dann meinen sie genau dieses. Die klar vor-<br />
gezeichneten und verlässlichen Bahnen beruflicher, ehrenamtlicher und privater Lebensverläufe<br />
lösen sich immer mehr auf. Aus den Normalbiographien werden immer mehr Wahlbiographien.<br />
Und dieser Gedanke lässt sich problemlos auch auf das <strong>Bürger</strong>engagement übertragen. Mein<br />
alter Turnvereinsboss hatte klare Vorstellungen von meinem Amt als Oberturnwart und er hat<br />
mir unzweideutige Hinweise gegeben, damit ich diesen Vorstellungen auch entsprechen konnte.<br />
Er bezog seine Sicherheit aus einer scheinbar unbezweifelbaren Vorstellung von der „Ordnung<br />
der Dinge“ in unserer dörflichen Welt. Diese Ordnung passte schon nicht mehr, als mich mein<br />
Studium nach Frankfurt, Erlangen und München führte. Alleine diese Mobilitätserfahrungen<br />
bereiteten schon in gewissem Umfang auf Erfahrungen des „disembedding“ vor, die inzwischen<br />
unsere Gesellschaft grundlegend verändert haben.<br />
Eine Veränderung, zu der die sozialen Bewegungen<br />
der letzten Jahrzehnte, von der Studentenbewegung<br />
über die Frauenbewegung und ökologische Bewegung<br />
bis hin zur aktuellen Friedensbewegung einen aktiven<br />
Beitrag geleistet haben. Diese Bewegungen stellten<br />
auch ein Stück „Lebens-“ oder „Identitätspolitik“<br />
dar, insofern sich in ihnen neue Vorstellungen des<br />
„guten Lebens“ artikulierten und in experimentellen<br />
Projekten realisiert werden sollten. Zivilgesellschaft-<br />
liche Strukturen kann man das auch nennen und es<br />
ist danach zu fragen, wie Menschen in einer solchen<br />
Gesellschaft ihr Leben organisieren und ihre Identität<br />
finden. <strong>Bürger</strong>schaftliches Engagement vollzieht sich<br />
im Schnittbereich dieser beiden Fragen.<br />
Von PISA zu therapeutischen Feldern bis in den<br />
Bereich der Organisationsentwicklung hinein steht<br />
heute die Frage auf der Agenda, welche Lebenskom-<br />
© 2004 MitOst-Editionen<br />
Vorwort<br />
petenzen für eine souveräne Lebensbewältigung „an der Zeit“ sind. In einer individualisierten<br />
Gesellschaft, in der die Menschen ihre Biographien immer weniger in den gesicherten Identitäts-<br />
gehäusen der Berufsarbeit einrichten können, in der die traditionellen Geschlechterrollen ihre<br />
Fasson verloren haben und in der Lebenssinn zur Eigenleistung der Subjekte wird, sind vermehrt<br />
Fähigkeiten zur Selbstorganisation in den sozialen Mikrowelten gefordert. Fertige soziale Schnitt-<br />
muster für die alltägliche Lebensführung verlieren ihren Gebrauchswert. Sowohl die individuelle<br />
Identitätsarbeit als auch die Herstellung von gemeinschaftlich tragfähigen Lebensmodellen unter<br />
Menschen, die in ihrer Lebenswelt aufeinander angewiesen sind, erfordern ein eigenständiges<br />
Verknüpfen von Fragmenten. Bewährte kulturelle Modelle gibt es dafür immer weniger. Die roten<br />
Fäden für die Stimmigkeit unserer inneren Welten zu spinnen wird ebenso zur Eigenleistung der<br />
Subjekte wie die Herstellung lebbarer Alltagswelten. Menschen in der Gegenwart brauchen die<br />
dazu erforderlichen Lebenskompetenzen in einem sehr viel höheren Maße als die Generationen<br />
vor ihnen. Sie müssen in der Lage sein, ein Berufsleben ohne Zukunftsgarantien zu managen,<br />
ihren individuellen Lebenssinn ohne die Vorgabe von Meta-Erzählungen zu entwickeln und eine<br />
M e t h o d e n H a n d b u c h 1 9<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />
Vorwort<br />
Komplexität von Weltverhältnissen auszuhalten, die nur noch in Sekten auf ein einfaches Maß<br />
reduziert werden kann. Gefordert ist eine Perspektive der „Selbstsorge“ (wie Michel Foucault es<br />
genannt hat) oder eine „Politik der Lebensführung“ (so Anthony Giddens).<br />
„<strong>Bürger</strong>schaftliches Engagement“ wird aus dieser Quelle der vernünftigen Selbstsorge ge-<br />
speist. Menschen suchen in diesem Engagement Lebenssinn, Lebensqualität und Lebensfreude<br />
und sie handeln aus einem Bewusstsein heraus, dass keine, aber auch wirklich keine externe<br />
Autorität das Recht für sich beanspruchen kann, die für das Subjekt stimmigen und befriedi-<br />
genden Konzepte des richtigen und guten Lebens vorzugeben. Zugleich ist gelingende Selbst-<br />
sorge von dem Bewusstsein durchdrungen, dass für die Schaffung autonomer Lebensprojekte<br />
soziale Anerkennung und Ermutigung gebraucht wird, sie steht also nicht im Widerspruch zu<br />
sozialer Empfindsamkeit, sondern sie setzen sich wechselseitig voraus. Und schließlich heißt<br />
eine „Politik der Lebensführung“ auch: Ich kann mich nicht darauf verlassen, dass meine Vor-<br />
stellungen vom guten Leben im Delegationsverfahren zu verwirklichen sind. Ich muss mich<br />
einmischen. Eine solche Perspektive der Selbstsorge ist deshalb mit keiner Version „vormund-<br />
schaftlicher“ Politik und Verwaltung vereinbar. Ins Zentrum rückt mit Notwendigkeit die Idee<br />
der „Zivilgesellschaft“. Diese bildet den Sauerteig einer zukunftsfähigen Demokratie. Dieser<br />
entsteht nicht aus einem moralischen Kraftakt, der den hedonistisch gesonnenen Subjekten<br />
als Opfer und Verzicht abverlangt werden muss. Er wird aus einer Lebenspolitik der Selbst-<br />
sorge erzeugt: Es ist nicht anstößig, sondern legitim und wertvoll, gemeinschaftsförderliche Projek-<br />
te aus eigenen Wünschen und Interessen heraus zu beginnen und voranzutreiben. Selbsthilfegrup-<br />
pen und die meisten Projekte bürgerschaftlichen Engagements gewinnen ihre Stärke und Vitali-<br />
tät aus diesem motivationalen Wurzelgeflecht.<br />
Schließlich ist die Frage zu stellen, welche Ressourcen und Kompetenzen die Menschen dazu<br />
brauchen, um zu aktiv gestaltenden Subjekten werden zu können?<br />
▪ Sie müssen ihre eigene Lebenserzählung finden, die für sie einen kohärenten<br />
Sinnzusammenhang stiftet.<br />
▪ Sie müssen in einer Welt der universellen Grenzüberschreitungen ihr eigenes „boundary<br />
management“ in Bezug auf Identität, Wertehorizont und Optionsvielfalt vornehmen.<br />
▪ Sie brauchen die „einbettende Kultur“ sozialer Netzwerke und die soziale Kompetenz, um<br />
diese auch immer wieder mit zu erzeugen.<br />
▪ Sie benötigen die erforderliche materielle Basissicherung, die eine Zugangsvoraussetzung<br />
für die Verteilung von Lebenschancen bildet.<br />
▪ Sie benötigen die Erfahrung der Zugehörigkeit zu der Gesellschaft, in der sie ihr<br />
Lebensprojekt verwirklichen wollen.<br />
▪ Sie brauchen einen Kontext der Anerkennung, der die basale Voraussetzung für eine<br />
gelingende Identitätsarbeit ist.<br />
▪ Sie brauchen Voraussetzungen für den alltäglichen interkulturellen Diskurs, der in einer<br />
Einwanderungsgesellschaft alle Erfahrungsbereiche durchdringt.<br />
▪ Sie müssen die Chance haben, in Projekten des bürgerschaftlichen Engagements<br />
zivilgesellschaftliche Basiskompetenzen zu erwerben.<br />
Genau hier setzen die Seminare des <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong>s an. Mit ihrem biographie- und hand-<br />
lungsorientierten Ansatz bieten sie Jugendlichen aus Mittel- und Osteuropa in einem geschütz-<br />
ten Rahmen Möglichkeiten der Identitätsarbeit und vermitteln Fähigkeiten der Selbstorganisation<br />
und Lebenskompetenzen, die ihnen als Handwerkszeug dazu dienen können, in der „entfesselten<br />
Welt“ als gestaltende Persönlichkeiten aktiv zu werden.<br />
2 0 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />
© 2004 MitOst-Editionen
1<br />
D a s T h e o d o r - H e u s s - K o l l e g
1 . D a s T h e o d o r - H e u s s - K o l l e g<br />
Das <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong><br />
Das nach <strong>Theodor</strong> <strong>Heuss</strong> benannte <strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung möchte Jugend-<br />
liche aus den Ländern Mittel- und Osteuropas ermutigen, sich in ihrem konkreten<br />
schulischen oder universitären Umfeld gesellschaftspolitisch zu engagieren, demo-<br />
kratische Spielregeln einzuüben und verantwortungsvolle Aufgaben zu übernehmen.<br />
Das Konzept des <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong>s<br />
basiert auf Erfahrungen, die in ehren-<br />
amtlich durchgeführten Seminaren des<br />
MitOst e.V. zur politischen und journa-<br />
listischen Bildung gesammelt wurden.<br />
Diese MitOst-Seminare wurden in der<br />
Vergangenheit zur Initialzündung für<br />
viele kleinere Initiativen an den Heimat-<br />
hochschulen der teilnehmenden Stu-<br />
denten. Um die Idee dieser Seminare<br />
intensiv fördern zu können, entwickelte<br />
die Robert Bosch Stiftung gemeinsam<br />
mit den Projektinitiatoren das Stiftungs-<br />
programm <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong>. Nach<br />
einer Aufbauphase wurde das <strong>Kolleg</strong><br />
wieder in den MitOst e.V. eingegliedert<br />
und wird seit Sommer 2002 in der Trä-<br />
gerschaft des Vereins durchgeführt.<br />
„Vor einem Jahr bin ich in einen<br />
Zug eingestiegen, der in eine mir<br />
unbekannte Richtung gefahren<br />
ist. Wie man weiß: Reisen bildet.<br />
Auf der Reise habe ich viel über<br />
mich selbst und über andere er-<br />
fahren. Ich habe gelernt, an mich<br />
selbst, an meine innere Kraft<br />
© 2004 MitOst-Editionen<br />
zu glauben.“<br />
Kamila Piłat, Polen<br />
D a s e r s t e J a h r i m T h e o d o r - H e u s s - K o l l e g<br />
I n i t i a t i v e e r g r e i f e n -<br />
V e r a n t w o r t u n g ü b e r n e h m e n<br />
Demokratie lebt von der Bereitschaft, im Kleinen und<br />
im Großen Initiative zu ergreifen und Verantwortung<br />
für sich selbst und das Gemeinwesen zu übernehmen.<br />
In diesem Sinne bietet das <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der<br />
Robert Bosch Stiftung künftigen Entscheidungsträgern<br />
die Chance, ihre Visionen eines gerechten und demo-<br />
kratischen Gemeinwesens in innovativen Projekten zu<br />
erproben und zugleich eine praxisorientierte berufl iche<br />
Qualifi kation zu erwerben.<br />
I n t e r n a t i o n a l e S o m m e r s e m i n a r e<br />
P r o j e k t e<br />
B i l a n z s e m i n a r<br />
M i t O s t e . V.<br />
D e m o k r a t i s c h e<br />
P r i n z i p i e n I n t e r k u l t u r e l l e<br />
K o m p e t e n z<br />
I d e e e n t w i c k e l n<br />
Idee verwirklichen<br />
S e m i n a r l e i t u n g<br />
„Demokratie ist nicht nur<br />
Rechenverfahren, sondern<br />
im Elementaren die Anerken-<br />
nung eines freien Menschen-<br />
tums, das auch im Gegner<br />
den Partner sieht, den Mit-<br />
spieler.“<br />
M e n t o r e n<br />
P r o j e k t s t i p e n d i u m<br />
F o r t b i l d u n g<br />
w e i t e r e P r o j e k t e<br />
<strong>Theodor</strong> <strong>Heuss</strong><br />
N e t z w e r k<br />
W e i t e r b i l d u n g<br />
P r a k t i k a<br />
M e t h o d e n H a n d b u c h 2 3<br />
1<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung
1<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />
Das <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong><br />
D i e K o l l e g i a t e n<br />
I n t e r n a t i o n a l e S o m m e r s e m i n a r e<br />
2 4 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />
<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong>iaten - das sind jährlich 100 enga-<br />
gierte junge Erwachsene zwischen 18 und 24<br />
Jahren, die ihre eigene berufl iche Ausbildung<br />
zukunftsorientiert gestalten und dabei ihre<br />
Verantwortung für die Gemeinschaft nicht aus<br />
den Augen verlieren wollen. Sie kommen aus<br />
Deutschland, Österreich, den Ländern Mittel-,<br />
Ost- und Südosteuropas und den GUS-Staaten.<br />
Die <strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong>iaten werden über eine Aus-<br />
schreibung im Internet und an den Hochschulen<br />
in Mittel- und Osteuropa gewonnen, wobei die<br />
Anzahl derjenigen, die sich über Aktivitäten und<br />
Kontakte zu ehemaligen <strong>Kolleg</strong>iaten angespro-<br />
chen fühlen, ständig wächst. Hauptmotivation für<br />
eine Bewerbung sollte der Wunsch nach gesell-<br />
schaftlichem Engagement sein.<br />
Die zweiwöchigen internationalen Sommerseminare bestehen aus einem thematischen Teil und<br />
einer 3-4 tägigen Projektentwicklungswerkstatt. Ziel des ersten Teils ist es, neue Einblicke in<br />
aktuelle gesellschaftspolitische Themen zu gewinnen, die Praxis der interkulturellen Kommu-<br />
nikation und grenzüberschreitenden Zusammenarbeit zu erfahren, demokratische Handlungs-<br />
kompetenzen zu erwerben und die Verantwortung für das eigene Handeln zu erkennen. Die<br />
Seminarsprache Deutsch trägt zu einer<br />
sprachlichen Weiterqualifi zierung der<br />
<strong>Kolleg</strong>iaten bei.<br />
„Ich hatte keine konkreten<br />
Erwartungen. Ich kannte auch nur<br />
die Seminare an der Uni und später<br />
stellte sich heraus, dass <strong>Theodor</strong>-<br />
<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong>-Seminare etwas ganz<br />
anderes sind. Was ich positiv fand,<br />
ist der kreative Zugang. Sehr, sehr<br />
kreativ. Sehr, sehr interessant.<br />
Also, was dort passierte, ist<br />
eigentlich wunderbar. Das fi nde ich<br />
auch eine sehr gute methodische<br />
Verarbeitung, mit den Spielen und<br />
den Konzepten. Dass sie einen<br />
Menschen wirklich sehr motivieren<br />
können zum Mitmachen.“<br />
Ewgenij Drewal, Russland<br />
T h e m e n d e r S o m m e r s e m i n a r e<br />
2 0 0 1<br />
Berichte verändern die Welt<br />
Mitgestaltung an Schulen und Hochschulen<br />
Fremd(e) im eigenen Land<br />
2 0 0 2<br />
www.spinne-magazin.de/ehre_und_amt<br />
Ost-West-Bilder in unseren Köpfen<br />
Mitgestaltung an Hochschulen<br />
Demokratie – die Freiheit, sich nicht mehr einzumischen?<br />
Sicherheit und Identität – persönlich, national, global<br />
2 0 0 3<br />
Über Grenzen streiten, schreiten, schreiben<br />
Ost-West-Bilder in unseren Köpfen<br />
Zivilcourage im Alltag<br />
Nationalismus im kulturellen Wandel<br />
Das Fremde in mir, das Eigene im Fremden<br />
Genosse <strong>Bürger</strong> – Veränderung mitgestalten<br />
Ein Strich in der Landschaft – die Grenze im Kopf<br />
Zivilcourage im Alltag<br />
Europa – nicht ohne uns<br />
Werte im Wandel<br />
2 0 0 4<br />
© 2004 MitOst-Editionen
© 2004 MitOst-Editionen<br />
Das <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong><br />
Die starke Ausrichtung auf<br />
handlungsorientierte Methodik<br />
in den <strong>Kolleg</strong>seminaren geht auf<br />
unsere Überzeugung zurück,<br />
dass Demokratie und eine zu-<br />
nehmende Demokratisierung der<br />
Gesellschaft vor allem von einem<br />
gut informierten, kompetenten<br />
und aktiv handelnden <strong>Bürger</strong><br />
abhängt. Unsere Seminare stellen<br />
eine Gelegenheit dar, die eigenen<br />
Interessen und Möglichkeiten der<br />
öffentlichen Beteiligung zu refl ek-<br />
tieren, ohne sofort auf Widerstand<br />
und Einschränkung zu stoßen.<br />
Zentral für die Vermittlung demokratischer Handlungskompetenzen im <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong><br />
ist die Selbsterfahrung in der Projektarbeit. Aber bereits bei den Sommerseminaren kann jede<br />
Seminareinheit und jede zu bewältigende gruppendynamische Situation genutzt werden, um<br />
demokratisches Handeln zu üben. Die Stärkung des Selbst-<br />
bewusstseins beginnt mit einer Präsentationsübung und das<br />
Einüben demokratischer Verhaltensweisen mit der Bewältigung<br />
eines Konfl ikts in der Gruppe.<br />
<strong>Bürger</strong>schaftliches Engagement wird heute, wie Heiner Keupp<br />
es im einleitenden Text ausführlich darstellt, aus einer Lebens-<br />
politik der Selbstsorge gespeist. Die Erfahrung einer verant-<br />
wortungsvollen Zugehörigkeit zur Gesellschaft wird durch die<br />
Bindung der persönlichen Lebenserzählung an politische und<br />
gesellschaftliche Entwicklungen ermöglicht. Die Beschäftigung<br />
mit den eigenen Bedürfnissen, Fähigkeiten, Zielen und der<br />
eigenen Biografi e ist deshalb zentraler Bestandteil der Som-<br />
merseminare und der Ausgangspunkt für die Entwicklung von<br />
Projektideen.<br />
„Die Kleingruppen-Methodik<br />
fand ich ziemlich gut, mit Dis-<br />
kussionsforum usw. Es wird<br />
nicht langweilig. Und trotzdem<br />
kamen sehr wichtige Punkte<br />
raus – von uns selber. Diese<br />
aktive Teilnahme. Das ist viel<br />
wichtiger als eine Vorlesung.<br />
Ich habe viel mehr von diesem<br />
Diskussionsforum gekriegt als<br />
von einem Gespräch an der Uni.“<br />
Bojana Radetić, Kroatien<br />
„Ich lernte, wie man ein<br />
Projekt vorstellen soll. Wie<br />
alles aussehen soll, das<br />
habe ich erfahren. Für mich<br />
war das Wichtigste, dass ich<br />
meine Gedanken in Bezug<br />
auf dies Projekt zusammen-<br />
gefasst habe. Und dass mir<br />
ein Impuls gegeben wurde,<br />
weiterzumachen. Es war<br />
interessant für mich weiter-<br />
zugehen.“<br />
Jury Michailow, Russland<br />
M e t h o d e n H a n d b u c h 2 5<br />
1<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung
1<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />
Das <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong><br />
P r o j e k t e : g e s e l l s c h a f t l i c h e s E n g a g e m e n t u n d K o m p e t e n z g e w i n n<br />
Ein Ziel der Sommerseminare ist die Entwicklung von Projektideen, wobei die <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<br />
<strong>Kolleg</strong>iaten selbst entscheiden, welche Initiativen in ihrem Umfeld wichtig sind. Die bei den<br />
Sommerseminaren gewonnenen Erkenntnisse und Kompetenzen sollen in konkrete Projekt-<br />
ideen einfl ießen. Jährlich<br />
werden die 40 besten Pro-<br />
jektideen von einer Jury mit<br />
einem Projektstipendium<br />
der Robert Bosch Stiftung<br />
ausgezeichnet. Die Projekte<br />
werden hinsichtlich ihrer<br />
gesellschaftlichen Relevanz<br />
beurteilt. Sie sollten Vorbild-<br />
wirkung haben, eine innova-<br />
tive Idee darstellen und eine<br />
Antwort auf eine gesellschaft-<br />
liche Herausforderung sein.<br />
„Das Seminar in Kreisau war eine<br />
der ersten Auslandserfahrungen<br />
für mich. Ich habe dort Jugendliche<br />
getroffen, die aus vielen verschie-<br />
denen Ländern kamen. Sehr viel<br />
habe ich über die Geschichte ihrer<br />
Länder, Traditionen und ihr<br />
Leben erfahren.<br />
Und ich verstand, dass es Dinge<br />
gibt, die man nicht in einer Enzyklo-<br />
pädie oder im Internet fi nden kann.<br />
Die Atmosphäre war sehr offen und<br />
deshalb waren auch die Fragen und<br />
Antworten sehr ehrlich. Ich habe<br />
gelernt, dass es andere Wahrheiten<br />
gibt, dass man viel Toleranz braucht,<br />
um sich mit anderen zu verstehen.<br />
Das, was ich im <strong>Kolleg</strong> vor allem<br />
gelernt habe, war – Verantwortung<br />
zu übernehmen. Dazu gehört orga-<br />
nisieren, planen, Kompromisse<br />
fi nden, kreativ und offen zu sein.<br />
Interkulturelles Lernen und<br />
Projektmanagement sind für mich<br />
schon lebendig geworden.“<br />
Ilze Skuja, Lettland<br />
2 6 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />
Bei der Projektdurchführung werden die <strong>Kolleg</strong>iaten in ihren<br />
Heimatstädten von Mentoren betreut und in ein Netzwerk<br />
eingebunden. Sie werden zu regionalen Treffen und Wei-<br />
terbildungsveranstaltungen eingeladen, die in enger Zu-<br />
sammenarbeit mit den <strong>Kolleg</strong>iaten organisiert werden. Die<br />
Projektarbeit im <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> bietet internationale<br />
Kontakte und Freundschaften mit jungen Menschen mit<br />
gemeinsamen Interessen. Nach einem Jahr tauschen sie<br />
sich bei einem Bilanztreffen über ihre Erfahrungen aus und<br />
stellen erste Ergebnisse ihrer Arbeit der Öffentlichkeit vor.<br />
Hospitationen und Praktika in international tätigen Organi-<br />
sationen runden diese Ausbildung im Projektmanagement ab.<br />
© 2004 MitOst-Editionen
„Das <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong><br />
ist eine Chance, eine kleine,<br />
aber grundsätzliche Rolle<br />
beim Aufbau der Zivil-<br />
gesellschaft im Heimatland<br />
I n t e r n e t<br />
© 2004 MitOst-Editionen<br />
zu spielen.<br />
In diesem Jahr habe ich<br />
gelernt, wie man eigene<br />
Ideen, Wünsche und Ziele<br />
verwirklichen kann, wie man<br />
Kontakt zu fremden Leuten<br />
aufnimmt, wie man das<br />
eigene studentische Leben<br />
positiv verändern kann.“<br />
Nino Veltauri, Georgien<br />
Das <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong><br />
Die Projekte der <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong>iaten zeugen davon,<br />
dass verantwortliches Handeln im Sinne einer <strong>Bürger</strong>gesell-<br />
schaft zugleich auch eine aktive Gestaltung der persönlichen<br />
und berufl ichen Entwicklung ermöglicht. Jeder, der sich mit<br />
einem Projekt gesellschaftlich engagiert, erwirbt und vertieft<br />
seine sozialen Kompetenzen. Im Projekt lernen die <strong>Heuss</strong>-Kol-<br />
legiaten ihre persönlichen Stärken und Schwächen kennen und<br />
geraten vielleicht auch mal an die eigenen Grenzen. Sie lernen<br />
Widersprüche auszuhalten und sich in internationalem Umfeld<br />
zu orientieren. Sie üben, sensibler mit Menschen aus anderen<br />
Ländern und mit anderen Ansichten umzugehen. Es wird ge-<br />
lernt, diese Menschen als Partner zu begreifen, sowie Konfl ikte<br />
konstruktiv und friedlich zu lösen. In der Praxis erproben sie<br />
ihre Führungsfähigkeiten und erwerben wichtige berufl iche<br />
Zusatzqualifi kationen: Sie füllen Anträge aus, machen Presse-<br />
und Öffentlichkeitsarbeit, betreiben Fundraising, moderieren<br />
Besprechungen im Team und führen Verhandlungen.<br />
Berichte über die von den <strong>Kolleg</strong>iaten des <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong>s<br />
durchgeführten Projekte fi ndet man auf unserer Website unter<br />
[http://www.theodor-heuss-kolleg.de/projekte.php3].<br />
„Wir haben verstanden, dass es sehr schwierig zu entscheiden<br />
ist, wer Recht hat – es gibt immer verschiedene<br />
Perspektiven. In meinen Ansichten hat sich viel verändert.<br />
Ich habe begriffen, wie wichtig es ist, sich zu treffen und<br />
offen miteinander zu reden. Der Kontakt muss stärker<br />
werden – wir sind doch Nachbarn!“<br />
Nazar Panytsch, Ukraine<br />
„Früher war Osteuropa für mich<br />
zu weit, es war „dort“, jetzt ist<br />
es „hier“. Dieses Seminar hat<br />
mir etwas sehr Wichtiges gege-<br />
ben – es verbreiterte meinen<br />
Gesichtskreis, hat mir geholfen,<br />
die Welt tiefer wahrzunehmen<br />
und globaler zu denken. Projektarbeit<br />
bedeutet viel Verantwortung<br />
und harte Arbeit.<br />
Daneben lernte ich, wie man<br />
Menschen zu Engagement bewegt<br />
und in einem Team professionell<br />
arbeitet. Ich war<br />
immer in Kontakt zu <strong>Theodor</strong>-<br />
<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong>iaten mit ähnlichen<br />
Ideen. Das hat mir viel Energie<br />
gegeben. Dass ich nicht allein<br />
bin, dass es Leute gibt, die<br />
meine Ideen unterstützen, half<br />
mir, zuversichtlich und stärker<br />
zu werden. Das Jahr im <strong>Kolleg</strong><br />
bedeutete für mich eine große<br />
persönliche Entwicklung.“<br />
Irina Golenkova, Russland<br />
M e t h o d e n H a n d b u c h 2 7<br />
1<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung
1<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />
Das <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong><br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong><br />
der Robert Bosch Stiftung<br />
Die Seminarleiter des <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<br />
<strong>Kolleg</strong>s stehen auch außerhalb dieses<br />
Kreises für die Konzeption und Durchfüh-<br />
rung von Seminaren in der Jugend- und<br />
Erwachsenenbildung zu unterschiedlichen<br />
Themenbereichen zur Verfügung.<br />
Für nähere Informationen wenden<br />
Sie sich bitte an die <strong>Kolleg</strong>koordi-<br />
nation des <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong>s.<br />
2 8 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />
info@theodor-heuss-kolleg.de<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der<br />
Robert Bosch Stiftung<br />
Schillerstr. 57<br />
D-10627 Berlin<br />
Telefon: +49- (0) 30- 31 51 74- 80<br />
www.theodor-heuss-kolleg.de<br />
© 2004 MitOst-Editionen
2<br />
S e m i n a r p l a n u n g
2 . S e m i n a r p l a n u n g<br />
Seminarplanung<br />
In diesem Kapitel werden Aspekte vertiefend vorgestellt, die wir nach unseren Er-<br />
fahrungen im <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> für die erfolgreiche Planung eines Seminars für<br />
besonders wichtig halten.<br />
Den Ausgangspunkt bildet die Zielsetzung, den Teilnehmern neben bestimmten thematischen<br />
Inhalten vor allem eine Reihe von Kompetenzen zu vermitteln, auf die sie auch nach dem Se-<br />
minar weiter zurückgreifen können. Die Grundlage bildet ein gegenseitiges Geben und Nehmen<br />
von Seminarleitung und Teilnehmern. Dies erfordert die Aktivierung vor allem der Teilnehmer<br />
und heißt auf der anderen Seite, dass sich die Seminarleiter an manchen Punkten stärker zu-<br />
rücknehmen müssen. Seminarleiter müssen bereit sein anzunehmen, Teilnehmer müssen bereit<br />
sein zu geben. Die Voraussetzung und das Ergebnis gelungener Seminare sind moderierende<br />
Seminarleiter [Kapitel 2.2. und 2.3.] und aktive Teilnehmer [Kapitel 2.4.].<br />
Die Seminarleitung hat damit die Aufgabe, die Teilnehmer möglichst frühzeitig über die Art der<br />
Zusammenarbeit im Seminar zu informieren – Ziel ist ein gemeinsamer Konsens diesbezüglich.<br />
Dieser ist am leichtesten zu erreichen, wenn die gegenseitigen Erwartungen an das Seminar<br />
bereits zu Beginn aufeinander abgestimmt werden.<br />
Jedes Seminar folgt einer bestimmten Dramaturgie bzw. stellt einen Prozess dar, an dessen Ende<br />
die Seminarziele erfolgreich umgesetzt wurden. Der Aufbau des Seminars sowie die zentralen<br />
Inhalte und Methoden sollten für die Teilnehmer transparent und nachvollziehbar sein und mit<br />
ihnen abgesprochen bzw. von ihnen akzeptiert werden. Die einzelnen Phasen und Schritte des<br />
Seminars erfordern dabei unterschiedliche Herangehensweisen und Methoden [Kapitel 2.5.].<br />
2 . 1 . B i l d u n g s z i e l : B ü r g e r<br />
Aktive, europäisch denkende und demokratisch handelnde <strong>Bürger</strong>innen und <strong>Bürger</strong><br />
sind das Ziel der internationalen Sommerseminare des <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong>s. Neben<br />
der Vermittlung von Wissen (über Rechte, Institutionen oder politische Systeme) sind<br />
deshalb handlungsorientierte Methoden von zentraler Bedeutung. Sie bieten den Teil-<br />
nehmern die Möglichkeit, sich im geschützten Rahmen mit einem Thema so auseinan-<br />
derzusetzen, das sie dabei neue Einsichten und Kompetenzen gewinnen.<br />
H a n d l u n g s k o m p e t e n z<br />
Handlungskompetenz als Ziel der politischen Bildungsarbeit ist ein übergeordneter Begriff, der<br />
die folgenden Kompetenzen und Schlüsselqualifikationen umfasst:<br />
F a c h k o m p e t e n z<br />
Wissen und Kenntnisse zu einem bestimmten Thema und deren Umsetzung, Erkennen von<br />
fachübergreifenden Zusammenhängen<br />
© 2004 MitOst-Editionen<br />
M e t h o d e n H a n d b u c h 3 1<br />
2<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung
2<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />
Seminarplanung<br />
M e t h o d e n k o m p e t e n z<br />
Lerntechniken und -fähigkeiten, Problemlösungstechniken, Entscheidungstechniken, Dar-<br />
stellungsmethoden, Planungstechniken<br />
S o z i a l k o m p e t e n z<br />
Teamfähigkeit, Kommunikationsfähigkeit, Verantwortung für andere, Akzeptanz des<br />
Anderen<br />
P e r s o n a l e K o m p e t e n z<br />
kreative Motivation, Selbsterfahrung, Erkennen der eigenen Stärken und Schwächen,<br />
Kennen der eigenen Bedürfnisse, Fähigkeiten und Ziele, Eigenverantwortung<br />
I n t e r k u l t u r e l l e K o m p e t e n z<br />
Sprachkenntnisse, Offenheit für andere Kulturen, Akzeptanz von fremdem Verhalten, An-<br />
passungsfähigkeit, Ambiguitätstoleranz<br />
P ä d a g o g i s c h e A n f o r d e r u n g e n a n M e t h o d e n<br />
Diese Kompetenzen und Qualifikationen können nur erworben werden, wenn sie in konkreten Si-<br />
tuationen ausprobiert werden. Die in diesem Buch vorgestellten Methoden bieten diese Übungs-<br />
möglichkeiten. Jede methodische Einheit muss jedoch in ein Grundkonzept eingebunden sein,<br />
das folgenden pädagogischen Anforderungen Rechnung trägt:<br />
Te i l n e h m e r z e n t r i e r u n g<br />
Im Zentrum der Sommerseminare stehen die Teilnehmer. Der Ausgangspunkt sind ihre<br />
Einstellungen, ihr Vorwissen, ihre Bedürfnisse und ihr Lerntempo.<br />
Te i l n e h m e r v e r a n t w o r t u n g<br />
Möglichst frühzeitig müssen alle Teilnehmer in den Seminarverlauf eingebunden werden.<br />
Sie übernehmen Verantwortung für das Seminar und erproben sich selbst.<br />
Te i l n e h m e r f ü h r u n g<br />
Die Seminarleitung hat die Aufgabe, die Teilnehmer im Lernprozess durch die einzelnen<br />
Einheiten schrittweise voranzubringen. Seminarleiter führen durch:<br />
▪ Fachwissen und Sachkompetenz<br />
▪ Transparenz und Klarheit der Zuständigkeiten und Rollen<br />
▪ die Eröffnung von Handlungsspielräumen und die Vermeidung von Zwangssituationen<br />
▪ Meinungsfreiheit und die Förderung der Kritikfähigkeit und -akzeptanz<br />
▪ die Vermittlung eines Sicherheitsgefühls und die aktive Einbindung der Teilnehmer<br />
▪ Hinweise auf Widersprüche zwischen dem tatsächlichen Verhalten und den<br />
theoretischen Ansprüchen.<br />
3 2 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />
© 2004 MitOst-Editionen
Te i l n e h m e r a k t i v i t ä t<br />
Seminarplanung<br />
Die Methoden gehen daher immer von einem aktiven Teilnehmer aus. Durch eigenes Handeln<br />
und die Reflexion über dieses Handeln sollen die Teilnehmer zu neuen Einsichten gelangen.<br />
Diese Führung der Teilnehmer setzt Seminarleiter voraus, die sich eher als Moderator und Coach<br />
und weniger als Lehrer oder Wissensvermittler verstehen. Sie berücksichtigen die Einstellungen<br />
und Erwartungen der Teilnehmer und schaffen die Voraussetzungen für eine aktive Einflussnah-<br />
me der Teilnehmer auf den Seminarverlauf.<br />
F o r m a l e s u n d n i c h t f o r m a l e s L e r n e n<br />
Die Sommerseminare zeichnen sich durch eine Mischung aus formalen und nicht formalen<br />
Weisen des Lernens aus. Die Inhalte der Sommerseminare werden durch die Seminarleitung<br />
strukturiert und auf ein Lernziel ausgerichtet. Die Teilnehmer beeinflussen das Lerntempo und<br />
die Lerninhalte. Die vorbereiteten Inhalte werden als Ausgangspunkt für thematische Akzen-<br />
tuierungen und Vertiefungen im Seminar betrachtet. Das Recht auf Fehler gehört ebenso zu<br />
dem Konzept wie die Flexibilität der Teilnehmer und Seminarleiter. Wichtige Gespräche und<br />
die Begegnung zwischen den Teilnehmern finden meist in der freien Zeit statt, deshalb werden<br />
Lernpausen bewusst eingeplant. Nicht selten laden Teilnehmer dann auch kurzfristig zu weiter-<br />
führenden Diskussionen am Abend ein.<br />
Z u s a m m e n s t e l l u n g d e r M e t h o d e n<br />
Lernen gelingt vor allem dann, wenn sich verschiedene Methodentypen abwechseln, da Eintönig-<br />
keit demotivierend und ermüdend wirkt. Das gilt besonders für die Abwechslung von Konzentra-<br />
tions- und Entspannungsübungen. Teilnehmer lernen auf unterschiedliche Weisen und benötigen<br />
daher auch verschiedene Lernangebote, um das für sie effektivste finden zu können. Es geht<br />
zum einen darum, die Teilnehmer auf verschiedenen Ebenen zu aktivieren, zum anderen darum,<br />
verschiedenen Lernertypen passende Methoden anzubieten. Aufgabe der Seminarleitung ist es<br />
daher, den Teilnehmern einen Reigen von verschiedenen Methoden im Programm vorzustellen,<br />
die abwechslungsreich zusammengestellt sind.<br />
I n d o k t r i n a t i o n s v e r b o t<br />
Jeder hat das Recht, seine Meinung frei zu äußern. Urteilsfindung in komplexen Zusammenhän-<br />
gen gehört zu den Kompetenzen, die die Seminare vermitteln sollen. Unter keinen Umständen<br />
dürfen Teilnehmer im Sinne einer gewünschten Meinung manipuliert werden. Dies gilt sowohl für<br />
die Seminarleiter als auch für alle Teilnehmer.<br />
W e r t e u n d K o m p e t e n z e n<br />
Die Werte und Kompetenzen, die im Seminar vermittelt werden sollen, werden offen gelegt:<br />
▪ Handlungskompetenzen für eine komplexe Welt der Vielfalt<br />
▪ Eigeninitiative und Übernahme von Verantwortung<br />
▪ Solidarität – <strong>Kolleg</strong>iaten werden für andere aktiv<br />
▪ Gewaltfreier Umgang mit Konflikten<br />
© 2004 MitOst-Editionen<br />
M e t h o d e n H a n d b u c h 3 3<br />
2<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung
2<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />
Seminarplanung<br />
2 . 2 . G r u n d l a g e n d e r M o d e r a t i o n<br />
Gerade in Seminaren der politischen Bildung findet sich der Seminarleiter häufig in<br />
der Rolle eines Moderators wieder. Dies gilt vor allem dann, wenn es nicht um die<br />
reine Wissensvermittlung geht, sondern um das gemeinsame Erarbeiten von Inhalten<br />
und das Reflektieren auf eigene Standpunkte. Der Seminarleiter ist Moderator, nicht<br />
Lehrer. Das Aneignen von Wissen und das Finden von Positionen erfordern aktives<br />
Handeln der Teilnehmer, und diesen Handlungen setzt der Moderator einen organisa-<br />
torischen Rahmen. Damit wird zum einen sichergestellt, dass die gemeinsamen Ziele<br />
erreicht werden, zum anderen bietet der Rahmen den Teilnehmern ein breites Spek-<br />
trum an Partizipationsmöglichkeiten.<br />
Der Begriff Moderation geht zurück auf das lateinische Wort „moderare = (sich) mäßigen“. Es<br />
gibt allerdings kein einheitliches Begriffsverständnis.<br />
Z i e l e d e r M o d e r a t i o n<br />
Ziel der Moderation ist es, die Gruppen- und Diskussionsprozesse so zu steuern, dass zielgerich-<br />
tet auf ein Ergebnis hingearbeitet wird und damit das Lernziel der Einheiten bzw. des Seminars<br />
erreicht wird. Die Teilnehmer bringen ihre individuellen Kompetenzen, Erfahrungen und Kreati-<br />
vität in den Gruppenprozess ein, anstatt von der Seminarleitung zu einem bestimmten Ergebnis<br />
gedrängt zu werden. Das gemeinsam erarbeitete Ergebnis hat damit eine gute Chance auf Ak-<br />
zeptanz durch alle Beteiligten.<br />
D i e R o l l e d e s M o d e r a t o r s<br />
Der Moderator hat die Aufgabe, der Gruppe zu helfen, ihre Inhalte konzentriert, effizient und<br />
eigenverantwortlich zu entwickeln. Er unterstützt die Teilnehmer bei der Erarbeitung praxisorien-<br />
tierter Lösungen. Dabei nimmt er sich selbst zurück und verhält sich neutral. Er strukturiert die<br />
Sitzung und dokumentiert die erarbeiteten Inhalte. Er hilft der Gruppe durch gezieltes Fragen,<br />
zu vernünftigen Ergebnissen zu kommen. Durch Zusammenfassen und inhaltliche Pointierung<br />
bringt er selbst verschwommene Inhalte in eine klare und verwendbare Form. Die Rolle des<br />
Moderators kann mit der eines Organisators verglichen werden: Er klärt das Ziel der Sitzung, er<br />
bereitet die Dramaturgie vor, er sorgt dafür, dass das notwendige Moderationsmaterial vorhan-<br />
den und entsprechend vorbereitet ist. Somit trägt er die Gesamtverantwortung für das Gelingen<br />
einer Moderation, aber nicht für das Ergebnis!<br />
F ü h r u n g s s t i l<br />
Dabei ist der Führungsstil eines Moderators gekennzeichnet einerseits durch Klarheit, anderer-<br />
seits durch eine Mischung aus inhaltlicher Demokratie (die Gruppe bestimmt den Inhalt und das<br />
Ergebnis) und formaler Vorgabemacht (der Moderator legt Zeiten fest, bestimmt die Reihenfolge<br />
der Meldungen, stellt die Fragen, setzt die Arbeitsschritte).<br />
3 4 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />
© 2004 MitOst-Editionen
D e r E i n s t i e g<br />
Seminarplanung<br />
In der Anmoderation stellt der Moderator eine Beziehung zur Gruppe her und schafft die notwen-<br />
dige Arbeitsatmosphäre. Im Einzelnen beinhaltet dies:<br />
▪ sich selbst vorzustellen und die Teilnehmer sich vorstellen zu lassen – Ziel dabei ist<br />
auch, eine positiv-konstruktive Arbeitsatmosphäre zu schaffen<br />
▪ sachlich in das Thema einzuführen<br />
▪ das Ziel der Sitzung allgemein zu benennen<br />
▪ die Arbeitsweise und das einzusetzende Arbeitsmaterial zu erklären.<br />
Zentraler Punkt der Moderationssitzung ist die Klärung eines Ziels oder Auftrags. Darüber gilt es<br />
eine Übereinstimmung herzustellen.<br />
T h e m e n s a m m e l n<br />
Die Themen, die im Einzelnen besprochen werden sollen, werden gesammelt und abgestimmt.<br />
Hierfür können unterschiedliche Methoden verwendet werden – die Kartenabfrage, die Punkt-<br />
oder Gewichtungsfrage und die Zurufabfrage:<br />
D i e K a r t e n a b f r a g e<br />
Frage: Welche Themen und Fragestellungen sollten in der heutigen Sitzung behandelt<br />
werden? Die Teilnehmer schreiben die ihnen wichtigen Themen auf Moderationskarten.<br />
Der Moderator sammelt die Karten ein, und gemeinsam werden sie an der Pinnwand zu<br />
Themenbereichen zusammengefasst.<br />
D i e P u n k t a b f r a g e / G e w i c h t u n g s f r a g e<br />
Immer dann, wenn in einer Moderation eine Entscheidung gefällt werden muss<br />
(z.B. Auswahl von Themengebieten aus einer größeren Gruppe), wird die Punktabfrage<br />
benutzt. Hier wird die Entscheidungsfrage wörtlich formuliert, vom Moderator auf ein<br />
Thesenpapier gebracht und an die Pinnwand geheftet. Die Thesenkarte ist außerdem<br />
durch 3 Klebepunkte zu versehen, um deutlich zu machen, dass es sich hier um eine<br />
Punktabfrage handelt. Der Moderator zeigt den Teilnehmern auch, wohin sie die Punkte<br />
kleben sollen. Er zeigt dies an jedem gesetzten Klumpenfeld. Der Moderator sammelt<br />
die Karten ein, und gemeinsam werden sie an der Pinnwand zu Themenbereichen<br />
zusammengefasst.<br />
D i e Z u r u f a b f r a g e<br />
Hier werden die Teilnehmer direkt um eine Antwort gebeten. Aufgabe des Moderators ist<br />
es, die gegebenen Antworten in wenigen Worten zusammenzufassen und auf eine Karte zu<br />
schreiben. Die geschriebene Karte wird dann vom Moderator wie bei der Kartenabfrage in<br />
eine systematische Struktur an der Pinnwand gebracht.<br />
© 2004 MitOst-Editionen<br />
M e t h o d e n H a n d b u c h 3 5<br />
2<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung
2<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />
Seminarplanung<br />
T h e m e n a u s w ä h l e n<br />
In dieser Phase ist festzulegen, welche Themen bearbeitet werden sollen. Entsprechend den<br />
Prioritäten der Teilnehmer wird die Reihenfolge vereinbart. So entsteht ein Vorgehensplan für<br />
die Sitzung.<br />
T h e m e n b e a r b e i t e n<br />
Der Moderator arbeitet mit der Gruppe jeden einzelnen in der Dramaturgie festgelegten Arbeits-<br />
schritt ab. In dieser Phase findet die eigentliche Themenbearbeitung statt. Die Methoden werden<br />
in Abhängigkeit von Thema und Situation ausgewählt.<br />
E r g e b n i s s e<br />
Der Moderator hält die Ergebnisse der Themenbearbeitung in Abstimmung mit den Teilneh-<br />
mern fest. Unter Umständen ergibt sich aus der Diskussion auch ein konkreter Maßnahmen-<br />
und Aktionsplan.<br />
A b s c h l u s s<br />
In der letzten Phase wird die Besprechung reflektiert und bewertet. Wichtig ist, einen möglichst<br />
positiven Abschluss zu finden. Die Abschlusspräsentation in der Gruppe sollte auf keinen Fall fünf<br />
bis acht Minuten übersteigen, da sonst die Teilnehmer die Geduld verlieren!<br />
Am Ende der Moderation hat der Moderator dafür Sorge zu tragen, dass das erarbeitete Ergebnis<br />
dokumentationsfähig vorbereitet wird. Anschließend kann das Ergebnis mittels des erarbeiteten<br />
Packpapiers selbst bzw. mittels einer Fotografie oder einer Folie anderen Personengruppen zu-<br />
gänglich gemacht werden.<br />
S t e u e r u n g s m i t t e l i n d e r M o d e r a t i o n<br />
Da der Moderator eine Leitungsfunktion hat, sollte er sich in jedem Fall um die Steuerung der<br />
Gruppe bemühen. Dazu wendet er so genannte Steuerungsmittel an:<br />
F r a g e n s t e l l e n<br />
„Wer fragt, der führt“ – so ein alter Spruch des Volksmundes. In der Praxis bedeutet dies,<br />
dass der Moderator durch gezielte Fragen die Gruppe in eine ganz bestimmte Themenrich-<br />
tung lenken kann. Dies bedeutet allerdings auch, dass die Teilnehmer durch gezielte Fragen<br />
den Moderator in jede Richtung lenken können. Wenn sich zwischen Personen Frage-Ant-<br />
wort-Spiele entwickeln, hat der Moderator spätestens nach der dritten Rede-Gegenrede zwi-<br />
schen die Diskutanten zu gehen (bildlich gesprochen) und durch Fragen die Diskussion zu<br />
steuern. Fragen sind präzise zu stellen, man sollte niemals Doppelfragen stellen. Unterstützt<br />
werden kann eine Frage von einer Aufforderungsgeste (Hand nach vorne, Augenbrauen<br />
hochziehen etc.)<br />
D a s a k t i v e Z u h ö r e n<br />
Das aktive Zuhören als stärkstes Steuerungsmittel bedeutet das Spiegeln des von den Teil-<br />
nehmern gebrachten Inhaltes. Dabei kann der Inhalt vollständig gespiegelt werden, es sind<br />
allerdings auch Tendenzen und Interpretationen möglich. Aktives Zuhören ermöglicht die<br />
Lenkung in fast jede Richtung.<br />
3 6 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />
© 2004 MitOst-Editionen
Z u s a m m e n f a s s u n g / F a z i t<br />
Seminarplanung<br />
Immer dann, wenn Teilnehmer zu wichtigen Zwischenschritten und Zwischenergebnissen<br />
gelangt sind bzw. wenn Arbeitsschritte abgeschlossen sind, sollte der Moderator ein Fazit<br />
ziehen. Dies erhöht vor allem die Merkfähigkeit der Teilnehmer, macht aber auch ein Voran-<br />
schreiten in der Moderation deutlich und hat somit auch motivierenden Charakter.<br />
1 0 V e r h a l t e n s r e g e l n f ü r M o d e r a t o r e n<br />
▪ Die eigenen Ziele, Wertungen und Meinungen zurückstellen. Weder<br />
Meinungsäußerungen noch Verhaltensweisen bewerten. Inhaltlich gibt es<br />
kein „richtig“ oder „falsch“.<br />
▪ Alle Teilnehmer ernst nehmen, gegenüber allen die gleiche Wertschätzung zeigen.<br />
▪ Alle ihre Meinungen, Ideen und Ansichten vertreten lassen.<br />
▪ Das Ziel der Sitzung immer im Auge behalten und der Gruppe eventuelle<br />
Abweichungen signalisieren.<br />
▪ Die Gruppe ermutigen, Regeln für einen fruchtbaren Umgang miteinander<br />
zu vereinbaren.<br />
▪ Der Gruppe ihr Verhalten bewusst machen, sodass die Mitglieder mit Störungen und<br />
Konflikten umgehen können.<br />
▪ Eine fragende Haltung einnehmen. Durch Fragen die Gruppe für den<br />
Gedankenaustausch öffnen und aktivieren.<br />
▪ Zuhören statt im Mittelpunkt stehen. Mittelpunkt sind vielmehr die Kompetenz der<br />
Teilnehmer, das Thema und das Ziel.<br />
▪ Äußerungen, Themen, Meinungen der Gruppe für die Teilnehmer wiederholen, um den<br />
Arbeitsprozess zu erleichtern, transparent zu machen oder voranzutreiben.<br />
▪ Visualisieren!<br />
V o r b e r e i t u n g a u f d i e E i n l e i t u n g<br />
▪ Wie begrüße ich die Teilnehmer?<br />
▪ Wie stelle ich Anlass und Hintergrund des Themas dar?<br />
▪ Wie stelle ich das Ziel der Einheit dar?<br />
▪ Wie unterstütze ich die Gruppe bei der Zielfindung und -formulierung?<br />
▪ Wie erfasse ich die Erwartungen der Teilnehmer?<br />
▪ Wie gleiche ich die Erwartungen mit dem Ziel der Veranstaltung ab?<br />
▪ Wie erfasse ich die Stimmung in der Arbeitsgruppe und wie erreiche ich, dass mögliche<br />
Störungen geäußert, gegebenenfalls bearbeitet oder erstmal zurückgestellt werden?<br />
▪ Welche Spielregeln für den Umgang untereinander möchte ich vorschlagen und mit der<br />
Gruppe vereinbaren?<br />
▪ Wie stelle ich den Ablauf und den Zeitrahmen der gesamten Einheit vor?<br />
V o r b e r e i t u n g a u f d e n H a u p t t e i l<br />
▪ Welche Arbeitsschritte biete ich der Gruppe zur Bearbeitung des ersten Teilziels an?<br />
▪ Welche Moderationsverfahren schlage ich der Gruppe für die Bearbeitung der einzelnen<br />
Ar beitsschritte vor?<br />
▪ Wie lauten die konkreten Arbeitsfragen und spezifischen Ziele für die einzelnen<br />
Arbeitsschritte, die ich anbieten werde?<br />
© 2004 MitOst-Editionen<br />
M e t h o d e n H a n d b u c h 3 7<br />
2<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung
2<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />
Seminarplanung<br />
▪ Wie visualisiere ich Ziele, Spielregeln und Arbeitsfragen der Moderationsverfahren?<br />
▪ Wie organisiere ich die Ergebnissicherung einzelner Arbeitsschritte?<br />
▪ Wie viel Zeit benötigt die Gruppe erfahrungsgemäß für die einzelnen Schritte?<br />
V o r b e r e i t u n g a u f d e n A b s c h l u s s<br />
▪ Wie gestalte ich die Ergebnisse für das weitere Vorgehen im Anschluss an die Sitzung?<br />
▪ Mit welchem Verfahren und welcher Fragestellung biete ich der Gruppe eine<br />
Stimmungsabfrage nach Beendigung der inhaltlichen Arbeit?<br />
▪ Wie gestalte ich den Abgleich der Erwartungen der Teilnehmer zu Beginn der Sitzung mit<br />
den erzielten Ergebnissen?<br />
▪ Wie verabschiede ich mich von der Gruppe?<br />
2 . 3 . G r u n d l a g e n d e s C o a c h i n g<br />
Der Seminarleiter tritt nur bei der Strukturierung und der Vorgabe der einzelnen<br />
Schritte in die Rolle eines stark Leitenden. Für den Weg zum Ziel bindet er die Teilneh-<br />
mer ein und diese selbst gehen die einzelnen Schritte. Damit sie dies tun können, muss<br />
sie der Seminarleiter in seiner Rolle als Coach unterstützen. Hier kann nur ein erster<br />
Einblick in das Coaching gegeben werden. Es handelt sich dabei um eine Technik, die<br />
am besten in einer Fortbildung erlernt wird.<br />
Das Wort „coach“ kommt aus dem Englischen und bedeutet „Kutsche, Hilfsmittel, Beförderungsmit-<br />
tel“. Eben als Hilfsmittel sollte sich der Seminarleiter auch sehen. Er hilft den Teilnehmern, sich auf<br />
den Weg zu machen und ans Ziel zu kommen. Dafür bieten sich spezifische Handlungsweisen an:<br />
▪ Dem eigenen Tun bewusst einen Rahmen setzen, d.h. es zeitlich und in seiner<br />
Intensität begrenzen.<br />
▪ Gemeinsame Spielregeln aufstellen: über die Vorgehensweise aufklären, sich das<br />
Einverständnis d er Teilnehmer einholen und die eigene Rolle klären.<br />
▪ Lösungsorientierte Hilfe zur Selbsthilfe leisten: Strategien statt Ergebnisse anbieten.<br />
▪ Die Ressourcen, Fähigkeiten und die Kreativität der Teilnehmer fördern.<br />
▪ Die Selbstwahrnehmung und Reflexion der Teilnehmer unterstützen.<br />
▪ Zuhören, beobachten und an geeigneter Stelle nachfragen (aktives Zuhören).<br />
▪ Den dialogischen Prozess der Beratung organisieren.<br />
▪ Große Methodenvielfalt je nach konzeptioneller Ausrichtung anwenden.<br />
Vorraussetzung für das Gelingen der Zusammenarbeit von Seminarleitung und Teilnehmern ist<br />
das Herstellen einer vertrauensvollen Beziehung der Beteiligten und das Offenlegen der gegen-<br />
seitigen Erwartungen, die daraus erwachsen.<br />
F r a g e t e c h n i k e n<br />
Der Seminarleiter gibt den Teilnehmern keine Ergebnisse und Lösungen vor, die diese nur zu<br />
lernen haben, sondern er versucht, sie dazu zu animieren, selbst die Lösungen zu entdecken.<br />
An Punkten, an denen die Teilnehmer allein nicht mehr weiter wissen, hat der Seminarleiter die<br />
Aufgabe, sie beim Finden (!) des weiteren Weges zu unterstützen. Denn bereits die Vorgabe<br />
eines Weges nimmt den Teilnehmern die Verantwortung für die Entscheidung über den Weg ab,<br />
und der Seminarleiter läuft Gefahr, den Teilnehmern den ihm selbst am leichtesten scheinenden<br />
Weg aufzuzwingen. Der Seminarleiter sollte aber den Teilnehmern zutrauen, den für sie passen-<br />
3 8 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />
© 2004 MitOst-Editionen
Seminarplanung<br />
den Weg selbst zu finden. Unterstützen kann er sie dabei durch verschiedene Fragen. Die hier<br />
vorgestellten Fragetechniken orientieren sich an Problemen aus der Projektarbeit, sind aber auf<br />
andere Situationen übertragbar:<br />
F e e d - f o r w a r d<br />
Wir haben das Jahr 2010. Stell dir vor, das Projekt ist abgeschlossen und du schaust zurück:<br />
▪ Ist das Projekt nützlich gewesen für dein Leben?<br />
▪ Was könntest du deinen Kindern erzählen, wozu diese Situation nützlich war und was du<br />
dabei gelernt hast?<br />
Z i r k u l ä r e s F r a g e n<br />
▪ Was würde deine beste Freundin darüber sagen, wie du mit dem Projekt zurechtkommst?<br />
▪ Was würde eine Projektbeteiligte antworten, wenn ich sie fragen würde, was das<br />
Programm für sie noch attraktiver machen würde?<br />
▪ Wie würde die Presse auf diese Frage reagieren?<br />
S k a l i e r u n g<br />
Stell dir eine Skala von 1 bis 10 vor. 1 soll den schlechtesten Zustand darstellen, den du<br />
vor Beginn der Beratung hattest, 10 bedeutet, dass das Problem gelöst ist:<br />
▪ Wo befindest du dich heute?<br />
▪ Wie bist du dort hingekommen? Was wird der nächste Schritt sein?<br />
▪ Wo ordnest du dich bezogen auf dein Projekt im Moment ein? (1 bedeutet, dass du<br />
einfach abwartest, und 10, dass du bereit bist, alles auf der Welt in Bewegung zu setzen)<br />
W u n d e r f r a g e<br />
Während du schläfst, passiert ein Wunder und dein Problem ist weg:<br />
▪ Woran würdest du merken, dass ein Wunder passiert ist?<br />
▪ Was muss am Ende des Gesprächs herauskommen, damit du zufrieden nach Hause<br />
gehst und sagst: „Das hat mir geholfen“?<br />
A n a l y s e - F r a g e n<br />
▪ „Das ist immer das Gleiche.“ Wann genau tritt dieser Fall ein? Wie genau gehst du dann vor?<br />
▪ „Das Projekt läuft aus dem Ruder.“ Was genau läuft aus dem Ruder? Woran genau machst<br />
du das fest?<br />
R e f r a i m i n g ( P e r s p e k t i v e n e r w e i t e r n , B e w ä l t i g u n g s s t r a t e g i e n a k t i v i e r e n )<br />
▪ Wie hast du das bisher alles ausgehalten?<br />
▪ Wer hat dir dabei geholfen?<br />
▪ Hut ab! ... dass du unter diesen Bedingungen so lange durchgehalten hast. Das zeigt<br />
deine Kraft, Disziplin, ...<br />
▪ Welche deiner Fertigkeiten kann dir am besten bei der Lösung helfen?<br />
© 2004 MitOst-Editionen<br />
M e t h o d e n H a n d b u c h 3 9<br />
2<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung
2<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />
Seminarplanung<br />
2 . 4 . B e t e i l i g u n g d e r T e i l n e h m e r<br />
Die Partizipation der Teilnehmer ist der Schlüssel zu einer handlungsorientierten<br />
Methodik. Von Beginn an müssen die Seminarleiter den Teilnehmern Möglichkeiten<br />
zur Beteiligung anbieten, aber auch klarstellen, dass der Erfolg des Seminars von der<br />
Bereitwilligkeit zur Partizipation abhängt. Denn was die Teilnehmer aus der Veranstal-<br />
tung mitnehmen, bestimmen sie letztendlich selbst. Die Seminarleiter haben dagegen<br />
die Aufgabe, ein möglichst vielfältiges Angebot an Informationen, Arbeitsformen und<br />
Meinungen verfügbar zu machen. Die Eröffnung von Lern- und Handlungsspielräumen<br />
wird damit zu deren vorrangiger Aufgabe in einem Prozess, in dem die Teilnehmer<br />
selbstbestimmt lernen und entsprechend Verantwortung für sich selbst und den Grup-<br />
penprozess übernehmen.<br />
L e r n e r f a h r u n g d e r T e i l n e h m e r<br />
Die meisten Teilnehmer werden von einem Schulunterricht und damit einer Lernumgebung ge-<br />
prägt, die nur begrenzt Spielraum zur Partizipation bieten und eher kognitiv ausgerichtet sind.<br />
Damit wissen viele Lerner zunächst nicht, was von ihnen erwartet wird und wie sie sich beteiligen<br />
können. Dieser Lernhintergrund und das berechtigte Bedürfnis nach Ergebnissicherung müssen<br />
beachtet werden.<br />
K o n s e q u e n z e n<br />
Die Seminarleiter müssen ihre Erwartungen explizit formulieren. Dies geschieht am besten in<br />
einer eigenen Einführung in das Seminar, indem die Rechte und Pflichten sowohl der Seminar-<br />
leiter als auch der Teilnehmer und die Begründung dafür vorgestellt werden. Daran anschließen<br />
sollten eine Erläuterung über prozessorientiertes Lernen und eine kurze Vorstellung der Metho-<br />
den und ihrer Spezifika.<br />
Neben handlungsorientierten Methoden sollte es auch Einheiten ohne Offenheit geben, aus<br />
denen die Teilnehmer „hard facts“ mitnehmen können. Vor allem bei Diskussionen ist immer<br />
wieder darauf zu achten, dass die Ergebnisse festgehalten werden und verwertbar sind, was eine<br />
gute Moderation erfordert. Der Bewusstmachung des Gelernten sollte genügend Raum gegeben<br />
werden, auch indem z.B. die Ergebnisse des Vortages noch einmal angesprochen oder wiederholt<br />
werden.<br />
Ü b e r t r a g u n g v o n A u f g a b e n<br />
Partizipation bedeutet auch das Tragen von Verantwortung, z.B. für den Seminarverlauf. Diese<br />
Verantwortung kann sich in der Übernahme von Aufgaben ausdrücken. Damit wird den Teilneh-<br />
mern gleichzeitig vermittelt, dass alle für das Gelingen des Seminars zuständig sind, und es<br />
wird einer eventuell aufkommenden Konsummentalität entgegengewirkt. Solche Aufgaben<br />
könnten sein:<br />
▪ Freizeit- und Abendgestaltung: Organisation des Programms, der Getränke, des<br />
Raumes etc.<br />
▪ Warming Ups: hierfür sollte eine Liste mit Ideen zur Verfügung stehen.<br />
▪ Tagesauswertung: die Teilnehmer können sie in Eigenregie durchführen und nur die<br />
Ergebnisse den Seminarleitern übergeben. Das hat auch den Vorteil, dass die<br />
Auswertung anonym und damit offener ausfällt.<br />
▪ Organisatorisches: Weckdienste, Einkäufe für die Gruppe etc.<br />
4 0 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />
© 2004 MitOst-Editionen
Seminarplanung<br />
Die Rolle der Seminarleiter wird sich während des Seminarablaufes verändern: Zu Beginn struk-<br />
turieren sie stärker, geben Inhalte und Abläufe vor, mit der Zeit lassen sie eine immer weiter<br />
gehende Autonomie der Teilnehmer zu. Gerade in der Kleingruppenarbeit haben Teilnehmer<br />
selbst die Gelegenheit, sich als Moderator auszuprobieren oder am Ende die Gruppenergebnisse<br />
zu präsentieren. Aber warum sollte man nicht auch mal einen Teilnehmer, der tiefer gehende<br />
Kenntnisse zu einem Thema hat, ein Referat halten lassen? Maßstab sollten dabei immer die<br />
gemeinsamen Seminarziele sein. Wer immer auf dem Weg dahin etwas beitragen kann, sollte<br />
die Chance dazu bekommen.<br />
G e g e n s e i t i g e E r w a r t u n g e n<br />
Seminarleiter und Teilnehmer kommen mit teilweise sehr unterschiedlichen Erwartungen in das<br />
Seminar. Die Seminarleitung erwartet von den Teilnehmern:<br />
▪ Offenheit für neue Methoden<br />
▪ Teamfähigkeit<br />
▪ Toleranz und Akzeptanz<br />
▪ die Fähigkeit und den Willen, die eigene Meinung zu äußern<br />
▪ politisches Engagement: den Willen, die Situation zu verändern.<br />
Die Teilnehmer erwarten von der Seminarleitung:<br />
▪ Wissensvermittlung: Fakten und Hintergründe zum Seminarthema.<br />
Die Seminarleitung ist dafür verantwortlich, dass die gegenseitigen Erwartungen möglichst früh-<br />
zeitig aufeinander abgestimmt werden.<br />
S e m i n a r k o n s e n s<br />
Zu Beginn des Seminars sollte auch ein gemeinsamer Konsens über das Ziel des Seminars und<br />
den Weg dorthin erreicht werden. Insofern ist die Programmplanung auch als Vorschlag vorzu-<br />
stellen, der der Annahme durch die Teilnehmer bedarf. Größere Differenzen sollten zu diesem<br />
Zeitpunkt ausgeräumt werden. Nur ein für die Teilnehmer relevantes Seminarprogramm wird zu<br />
einer Akzeptanz der Inhalte und damit zum Erfolg führen. Schließlich gelingt die Verknüpfung<br />
von Lernzielorientierung und Teilnehmerorientierung nur dann, wenn die Lernenden an der Lern-<br />
zielformulierung und -festlegung beteiligt sind. Gegebenfalls sollte das Programm also an die<br />
Bedürfnisse der Teilnehmer angepasst werden und nicht umgekehrt.<br />
A l l e l e r n e n v o n a l l e n<br />
Denken manche Teilnehmer vor dem Seminar noch, sie kommen, um etwas von den Seminar-<br />
leitern zu lernen und zu erfahren, entdecken sie im Laufe des Seminars, dass sie auch von den<br />
anderen Teilnehmern und von sich selbst lernen. Wirklichkeit wird aufgrund der subjektiven<br />
lebensgeschichtlichen Erfahrungen gedeutet. Sie sind die Folie, auf der Menschen die Realität<br />
wahrnehmen, reflektieren und an der sie ihr Handeln orientieren. Im Seminar werden diese<br />
Erfahrungen explizit gemacht – für sich selbst und für die anderen. Daraus ergeben sich Lern-<br />
potenziale und Konfliktpotenziale. Konflikte sollten durch aktive Förderung der Akzeptanz un-<br />
terschiedlicher Einstellungen, Meinungen und Erfahrungen innerhalb der Lerngruppe entschärft,<br />
aber nicht vermieden werden. Denn die Differenzen werden auch bewusst als Auslöser und<br />
Anregung für neue Lernerfahrungen genutzt.<br />
Zu guter Letzt sollte der Spaß am Seminar nicht zu kurz kommen. Emotionen hemmen nicht nur<br />
die Erkenntnisfähigkeit, sie erhöhen sie auch zu einem guten Teil.<br />
© 2004 MitOst-Editionen<br />
M e t h o d e n H a n d b u c h 4 1<br />
2<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung
2<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />
Seminarplanung<br />
2 . 5 . A b l a u f p l a n u n g<br />
Jedes Seminar besteht aus 5 Phasen: Vorbereitungsphase, Einstiegsphase, Kernpha-<br />
se, Abschlussphase, Nachbereitungsphase. Zu jeder Phase gehören wiederum eine<br />
Reihe von Aufgaben und Inhalten, die zu erledigen sind. Während die Reihenfolge der<br />
Phasen feststeht, sind die Aufgaben der Phasen in ihrem Ablauf austauschbar.<br />
V o r b e r e i t u n g s p h a s e<br />
Die Vorbereitungsphase umfasst die Auswahl des Seminarleiterteams und der Teilnehmer sowie<br />
den ersten Kontakt miteinander und eine Reihe von organisatorischen Aufgaben. Mit der inhaltli-<br />
chen Arbeit sollte rechtzeitig begonnen werden, wobei Organisation und Inhalt möglichst parallel<br />
laufen sollten.<br />
Te a m p l a n u n g<br />
Sofern die Seminarleitung aus mehreren Leitern besteht, sollten diese sich bereits zu Anfang<br />
der Teamplanung über die folgenden Punkte austauschen:<br />
▪ persönliche Stärken und Schwächen<br />
▪ persönliche Ziele<br />
▪ Erwartungen an die anderen<br />
▪ Ressourcen (Kontakte, Fähigkeiten, Erfahrungen, Wissen)<br />
▪ Seminarziele und Methoden<br />
▪ Teamregeln<br />
A u f g a b e n v e r t e i l u n g i m L e i t u n g s t e a m<br />
Vor und während des Seminars gibt es eine Reihe von organisatorischen Aufgaben unter<br />
den Seminarleitern zu verteilen. Es sollte einen verantwortlichen Seminarleiter geben, der<br />
die zeitlichen und inhaltlichen Abläufe beobachtet, Aufgaben verteilt und Treffen organisiert.<br />
Das Team sollte zunächst gemeinsam eine Liste erstellen und die Aufgaben eindeutig zuord-<br />
nen. Als Grundlage kann die folgende Liste dienen, die entsprechend ergänzt wird.<br />
4 2 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />
© 2004 MitOst-Editionen
Aufgaben vor<br />
dem Seminar<br />
C h e c k l i s t e : A u f g a b e n v o r d e m S e m i n a r<br />
Seminarplanung<br />
vor dem Seminar Wer? Kommentar<br />
Teilnahme am Seminar<br />
Teamleitung<br />
Kontakt zur veranstaltenden Organisation<br />
Kontakt zu den Tagungshäusern<br />
Kontakt zu den Referenten<br />
Finanzen<br />
Material<br />
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M e t h o d e n H a n d b u c h 4 3<br />
2<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung
2<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />
Seminarplanung<br />
C h e c k l i s t e : A u f g a b e n w ä h r e n d d e s S e m i n a r s<br />
während des Seminars Wer? Kommentar<br />
Begrüßung im Seminarhaus<br />
Abholen der Teilnehmer<br />
gemeinsames Abendessen<br />
mit Kennenlernspielen<br />
Stadtrundgang<br />
Kultur- und Freizeitprogramm<br />
Seminareinstieg:<br />
Vorstellung des Seminarplans<br />
Kontakt zu den Verantwortlichen<br />
im Tagungshaus<br />
Finanzen: Reisekostenabrechnung<br />
Vorstellung des <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong>s<br />
Methode/Übung…<br />
Methode/Übung…<br />
Methode/Übung…<br />
Freizeit<br />
Moderation der Auswertungsrunde<br />
Abschiedsfest<br />
Urkunden für die Teilnehmer<br />
Verabschiedung und Abreise<br />
der Teilnehmer<br />
4 4 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />
© 2004 MitOst-Editionen<br />
Aufgaben während<br />
des Seminars
Aufgaben nach<br />
dem Seminar<br />
C h e c k l i s t e : A u f g a b e n n a c h d e m S e m i n a r<br />
Seminarplanung<br />
nach dem Seminar Wer? Kommentar<br />
Betreuung der Teilnehmer<br />
Dokumentation<br />
Abschlussbericht<br />
Abschluss Finanzen<br />
© 2004 MitOst-Editionen<br />
M e t h o d e n H a n d b u c h 4 5<br />
2<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung
2<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />
Seminarplanung<br />
A u s w a h l v e r f a h r e n d e r Te i l n e h m e r<br />
Die folgenden Kriterien sollten bei der Auswahl berücksichtigt werden, sofern sie für das<br />
Seminar relevant sind:<br />
▪ Qualität der Antragsunterlagen insgesamt<br />
▪ Aussagekraft des Bewerbungsschreibens<br />
▪ Gutachten eines Dritten zur Person<br />
▪ Qualität der Projektidee<br />
▪ bisherige Erfahrungen und Engagement<br />
▪ Motivation und Offenheit des Bewerbers<br />
▪ Zusammensetzung der Teilnehmer (z.B. Quoten für Geschlecht, Länder, Alterszusammensetzung)<br />
Die von den Teilnehmern in der Bewerbung formulierten Erwartungen sollten noch Eingang<br />
in die Seminarvorbereitung finden.<br />
K o n t a k t m i t d e n Te i l n e h m e r n v o r d e m S e m i n a r<br />
▪ Die Teilnehmer auf den Inhalt des Seminars (z.B. durch einführende Texte) vorbereiten.<br />
▪ Erste Möglichkeit des gegenseitigen Kennenlernens nutzen.<br />
▪ Erste Erwartungen zumindest von Seminarleitungsseite bekannt geben, damit sich die<br />
Teilnehmer entsprechend vorbereiten können.<br />
▪ Informationen zur Anreise, zum Seminarprogramm und zu den übrigen Teilnehmern<br />
verteilen (so können sich z.B. schon gemeinsame Anreisegruppen bilden). Bei der<br />
Ankunft am Seminarort können die Teilnehmer zur Entlastung der Seminarleiter<br />
den Weg zur Unterkunft selbst finden. Eine detaillierte Wegbeschreibung ist dafür<br />
unerlässlich.<br />
▪ Hinweise für mitzubringende Gegenstände geben (z.B. Instrumente, Lieder, Spiele,<br />
landestypische Gegenstände).<br />
Wie?<br />
Das <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> ist aufgrund der Internationalität dazu gezwungen, die<br />
Kommunikation mit den Bewerbern und den späteren Teilnehmern hauptsächlich über Email<br />
abzuwickeln, und hat damit sehr gute Erfahrungen gemacht. Wichtig ist dabei, bereits zu<br />
Beginn darauf hinzuweisen, dass die Kommunikation nur über Email laufen wird, damit<br />
die Informationen entsprechend ernst genommen werden. Die Emails müssen sehr gut<br />
strukturiert sein und klare Anweisungen und Termine enthalten, um von den Teilnehmern<br />
verstanden und ernst genommen zu werden. Daher sollte man lieber häufigere und kürzere<br />
Emails schreiben. Es darf nicht vergessen werden, den Teilnehmern auch Informationen<br />
über die ausführende Organisation anzubieten (z.B. durch Hinweis auf die Homepage).<br />
4 6 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />
© 2004 MitOst-Editionen
M a t e r i a l i e n<br />
Seminarplanung<br />
Eine Materialliste mit einer Grundausstattung unter anderem für den Seminarkoffer ist<br />
sehr nützlich. Sie sichert das Vorhandensein der unbedingt notwendigen Materialien, die<br />
sich aus den Anforderungen der einzelnen Übungen ergeben, vor Ort.<br />
P r o g r a m m p l a n u n g<br />
Im Programm sollten Punkte für das Seminarteam festgelegt werden:<br />
▪ Tägliche Feedback-Runden: Wurde das Tagesziel erreicht? Warum nicht? Konsequenzen<br />
daraus für den nächsten Tag, Teilnehmer-Spiegelung, Seminarleiter-Spiegelung.<br />
▪ Programmpunkte, wie etwa die Essenszeiten, sollten nicht als Sitzungen der<br />
Seminarleiter “missbraucht” werden.<br />
▪ Pflichteinheiten, bei denen alle Seminarleiter anwesend sein sollten. Hierbei muss auch<br />
die Rolle von Seminarleitern im Publikum geklärt werden.<br />
▪ Freizeiten für Teilnehmer und Seminarleiter einplanen.<br />
▪ Freizeitpflichten der Seminarleiter klären.<br />
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M e t h o d e n H a n d b u c h 4 7<br />
2<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung
2<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />
Seminarplanung<br />
C h e c k l i s t e : M a t e r i a l i e n<br />
während des Seminars Anzahl Verantwortlich Bemerkungen<br />
Kopien der Übungen<br />
Seminarmappen<br />
Kugelschreiber<br />
Namensschilder<br />
Moderationskoffer<br />
evtl. Ersatzteile<br />
Wachsmalkreide<br />
Wasserfarben<br />
Buntstifte<br />
Papier<br />
DIN A4<br />
sonstiges<br />
Metaplan<br />
Karten<br />
Stifte (Eddings)<br />
Tischglocke<br />
Musik-CD`s<br />
Disketten<br />
Fotoapparate<br />
Filme<br />
Tonbandgerät<br />
Videogerät<br />
Locher<br />
Klammeraffe<br />
Büroklammern<br />
4 8 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />
© 2004 MitOst-Editionen<br />
Materialien
E i n s t i e g s p h a s e<br />
Seminarplanung<br />
In der Einstiegsphase geht es vor allem darum, dass die Gruppe sich möglichst schnell kennen<br />
lernt und Vertrauen zueinander aufbaut. Dazu gehört die Klärung der gegenseitigen Erwartungen<br />
und der „Spielregeln“. Es sollen aber auch die Strukturen innerhalb des Seminars (Seminarziele,<br />
Zeitplan mit den einzelnen Einheiten, Verantwortlichkeiten, Ansprechpersonen) und vor allem<br />
die Seminarmethoden detailliert vorgestellt werden.<br />
A n k u n f t<br />
▪ Der erste Eindruck prägt die Seminaratmosphäre, die Teilnehmer sollten sich gut<br />
aufgehoben fühlen.<br />
▪ Hilfen zur Orientierung und die wichtigsten Informationen zur Unterkunft und Umgebung<br />
sollten bereitgestellt sein.<br />
▪ Es ist wichtig, dem Seminar einen Rahmen zu geben, indem man einen offiziellen<br />
Anfangspunkt setzt (z.B. Begrüßungstrunk). Hier sollten sich auch bereits die<br />
Seminarleiter vorstellen.<br />
Wie?<br />
_Evtl. Abholen vom Bahnhof / Flughafen<br />
_ Empfang der Teilnehmer im Hotel<br />
_ Informationsmappe mit Plänen und Adressen, Einweisung in die Räumlichkeiten<br />
_ Bei der Zimmerverteilung auf die gewünschte Zusammenstellung achten (z.B.<br />
gemischtnationale Gruppen)<br />
K e n n e n l e r n e n<br />
▪ Die Namen und Länder der Teilnehmer möglichst schnell kennen zu lernen hilft, die<br />
Anonymität abzubauen und den Kontakt zu erleichtern. Es sollte erst gar nicht zur<br />
Isolation Einzelner oder zu einer zu starken Gruppenbildung kommen.<br />
▪ Auch die Teilnehmer sollten die Gelegenheit erhalten, die Seminarleiter kennen zu lernen,<br />
um Hierarchien abzubauen und den Zugang zu erleichtern.<br />
▪ Durch den Aufbau von Vertrauen zwischen Teilnehmern und Seminarleitern wird bei den<br />
Teilnehmern Sicherheit und damit Handlungsfreiheit erreicht.<br />
▪ Die Seminarmethoden sollten vorgestellt werden, damit die Teilnehmer ihre Aufgaben<br />
kennen und wahrnehmen können.<br />
Wie?<br />
_ Tragen von Namensschildern nicht nur am ersten Tag, sondern bis sichergestellt ist, dass<br />
alle (fast) alle kennen<br />
_ Namensspiele<br />
_ Vertrauensspiele<br />
_ Vorstellung der Ansprechpartner für bestimmte Aufgaben im Seminarteam (z.B. welcher<br />
Seminarleiter ist für die Schlüssel zuständig)<br />
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M e t h o d e n H a n d b u c h 4 9<br />
2<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung
2<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />
Seminarplanung<br />
G r u p p e n r e g e l n u n d Te i l n e h m e r a u f g a b e n<br />
▪ Die Teilnehmer erarbeiten einen Verhaltenskodex. Wichtig ist es, ihnen deutlich zu<br />
machen, dass sie für den Erfolg des Seminars selbst mitverantwortlich sind.<br />
▪ Falls die Teilnehmer nicht selbst die Stopp-Regel nennen, sollte sie von der<br />
Seminarleitung eingeführt werden. Sie besagt, dass ein Teilnehmer jederzeit durch Rufen<br />
von „Stopp“ die Möglichkeit hat, eine Diskussion abzubrechen, wenn seine Intimsphäre<br />
verletzt wird. Der Teilnehmer muss dafür keine Erklärung abgeben. Diese Regel dient<br />
dem persönlichen Schutz der Teilnehmer und Seminarleiter.<br />
▪ Die Stärkung der Selbständigkeit und Eigenverantwortung der Teilnehmer beginnt<br />
bereits mit dem Verteilen von Aufgaben in der Seminarorganisation. Gemeinsam sollte<br />
ein Aufgabenplan erarbeitet werden (z.B. Getränkedienst, Weckdienst, WUPs,<br />
Abendgestaltung, Aufräumen des Seminarraumes). Die Aufgaben können im Laufe des<br />
Seminars erweitert werden (z.B. Übernahme kleiner Einheiten, Leitung einer Gruppe,<br />
Präsentation von Ergebnissen).<br />
▪ Gemeinsam müssen Sanktionen bei Verstößen gegen die Gruppenregeln überlegt werden.<br />
▪ Die Seminarleiter sind auf regelmäßiges Feedback von den Teilnehmern angewiesen, um<br />
zu überprüfen, inwieweit die Seminarziele bei den Teilnehmern ankommen, aber auch,<br />
um mögliche Konflikte und Unzufriedenheiten aufzufangen. Gemeinsam sollte eine feste,<br />
möglichst tägliche Form dafür gefunden werden.<br />
Wie?<br />
_ Erarbeitung eines Verhaltenskodexes<br />
_ Erstellung eines Aufgabenplans<br />
_ Festlegung von Feedback-Runden bzw. Auswertungen<br />
L ä n d e r p r ä s e n t a t i o n<br />
▪ Sofern die Teilnehmer aus unterschiedlichen Ländern kommen, sollten sie die<br />
Gelegenheit bekommen, ihr Land und damit ihren persönlichen Hintergrund vorzustellen.<br />
Damit erhalten die anderen Teilnehmer die Möglichkeit, ihre Kenntnisse über die<br />
beteiligten Länder zu vertiefen und Vorurteile abzubauen.<br />
▪ Die Präsentation des Gastlandes sollte nicht vergessen werden. Eine der<br />
Teilnehmererwartungen ist sicherlich auch das Kennenlernen eines neuen Landes.<br />
Wie?<br />
_ Reisebürospiel<br />
_ Gegenstände aus dem eigenen Land mitbringen lassen<br />
_ Länderabende<br />
_ Stadtrallye<br />
_ Ausflug, Wanderung<br />
_ Aktuelle Hintergrundinformationen über die beteiligten Länder bereitstellen<br />
5 0 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />
© 2004 MitOst-Editionen
E r w a r t u n g e n d e f i n i e r e n<br />
Seminarplanung<br />
▪ Die Erwartungen (persönliche Erwartungen, Erwartungen an die Gruppe, Erwartungen an<br />
das Seminar) und damit die Seminarziele sollten gegenseitig vorgestellt und gemeinsam<br />
festgelegt werden. Unter Umständen muss das Programm entsprechend angepasst werden.<br />
▪ Die Seminarleitung muss unerfüllbare Erwartungen frühzeitig auflösen.<br />
▪ Die Erwartungen bilden die Grundlage für die Evaluierung des Seminars und sollten in der<br />
Abschlussphase wieder einbezogen werden.<br />
Wie?<br />
_ Kartenabfrage<br />
_ Erwartungen für die Endauswertung festhalten<br />
K e r n p h a s e<br />
In der Kernphase geht es um die eigentliche Auseinandersetzung mit dem Seminarthema. Hier<br />
finden auch Übungen Platz, die eher kognitiv ausgerichtet sind. Bei der Methodenwahl ist darauf<br />
zu achten, dass kognitive und spielerisch-handlungsorientierte Übungen variiert werden und die<br />
Lernziele sorgfältig im Voraus festgelegt werden. Gerade bei internationalen Seminaren muss<br />
nun dem Thema interkulturelle Kommunikation breiter Raum gegeben werden, um Missver-<br />
ständnissen und Konflikten vorzubeugen.<br />
I n t e r k u l t u r e l l e K o m m u n i k a t i o n<br />
▪ Es sollen Neugier und Offenheit für andere Kulturen geweckt und Vorurteile abgebaut werden.<br />
▪ Es ist wichtig, ein Bewusstsein dafür zu schaffen, dass es verschiedene<br />
Erklärungsmodelle gibt, und die Teilnehmer für das Problem zu sensibilisieren.<br />
▪ Es müssen Strategien im Umgang mit interkulturellen Konflikten angeboten werden.<br />
▪ Ziel ist die Entwicklung einer interkulturellen Kompetenz.<br />
▪ Es ist darauf hinzuweisen, dass Kultur nicht nur Nationalkultur ist. Die Teilnehmer sollen<br />
ihre eigene Sozialisation bewusst kennen lernen.<br />
Wie?<br />
_ Einen speziellen Block Interkulturelle Kommunikation oder mehrere kleinere Einheiten ins<br />
Programm einbauen<br />
_ Theoretische Input-Referate mit Raum zur Diskussion und für Ergänzungen von den Teilnehmern<br />
_ Größere, längere Simulationsübungen<br />
_ Arbeit mit Fotos und Bildern<br />
_ Exkursionen, Begegnungen<br />
_ Kleingruppen zu bestimmten Themenschwerpunkten bilden<br />
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M e t h o d e n H a n d b u c h 5 1<br />
2<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung
2<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />
Seminarplanung<br />
I n h a l t l i c h e A u s e i n a n d e r s e t z u n g<br />
▪ Die gesellschaftliche Relevanz des Themas ist darzustellen.<br />
▪ Kognitive und kreative Methoden sollten miteinander verbunden werden.<br />
▪ Es sollten verschiedene Sichtweisen auf ein Thema angeboten werden.<br />
▪ Kritisches eigenständiges Denken soll gefördert werden, fertiger Lösungen bedarf es nicht.<br />
Wie?<br />
_Bereits im Vorfeld des Seminars Vorbereitung auf inhaltlicher Ebene anbieten<br />
_Weiterführende Literatur anbieten (z.B. eine Seminarbibliothek zusammenstellen, die den<br />
Teilnehmern zur Verfügung steht)<br />
_ Interviews mit Experten, Kamingespräche, Referenten ins Programm aufnehmen<br />
_Fakultative Gesprächsrunden zur Vertiefung des Themas für besonders interessierte Teilnehmer<br />
_Textarbeit<br />
_Experten unter den Teilnehmern aktiv nutzen und ihnen Raum geben<br />
_Referate und Vorträge<br />
_Planspiele, Rollenspiele<br />
V o r s t e l l e n d e r a u s f ü h r e n d e n O r g a n i s a t i o n<br />
▪ Die Ziele und Aufgaben der ausführenden Organisation sind vorzustellen.<br />
▪ Den Teilnehmern sollten mögliche persönliche Perspektiven bei dieser Organisation<br />
dargestellt werden.<br />
Wie?<br />
_Vorstellung durch einen Vertreter der Organisation<br />
_Publikationen zur Verfügung stellen, auf die Homepage und Ansprechpartner verweisen<br />
P r o j e k t i d e e n e n t w i c k l u n g<br />
▪ Während des Seminars werden Ideen für persönliches Engagement (Projekt als Mittel,<br />
aktiv zu werden) entwickelt.<br />
▪ Das Seminar bietet hierbei praktisches Wissen für die Umsetzung.<br />
▪ Es vermittelt die Fähigkeiten des strategischen Denkens und Planens.<br />
▪ Das Angebot einer langfristigen Qualifizierung sollte unterstrichen werden.<br />
Wie?<br />
_Zukunftswerkstatt<br />
5 2 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />
© 2004 MitOst-Editionen
F r e i z e i t / A u s f l u g / A b e n d p r o g r a m m<br />
Seminarplanung<br />
▪ Pflichteinheiten festlegen: Wer von den Teilnehmern und Seminarleitern ist wozu verpflichtet?<br />
▪ Die Seminarleiter sollten immer, auch außerhalb des offiziellen Programms, ansprechbar sein.<br />
▪ Das Freizeitprogramm dient der Gruppenintegration auf anderer, “privater” Ebene.<br />
▪ Es bietet Ausgleich zur Arbeit während der Seminareinheiten.<br />
Wie?<br />
_Das Abendprogramm gestalten Teilnehmer oder Seminarleiter (Plan machen)<br />
_Die Freizeit gestaltet jeder in Eigeninitiative<br />
_Den Ausflug planen die Seminarleiter<br />
_Bei Seminaren, die eine Woche und länger dauern, sollte mindestens ein halber<br />
Freizeittag ins Programm integriert werden.<br />
A b s c h l u s s p h a s e<br />
Im Mittelpunkt der Abschlussphase stehen die Bewertung des Seminars und Überlegungen für<br />
die Zeit nach dem Seminar.<br />
E v a l u i e r u n g<br />
▪ Es sollte am Ende des Seminars Zeit sein, Klarheit zu schaffen und zusammenzufassen<br />
(z.B. durch ein Revuepassierenlassen der Seminartage).<br />
▪ Wurden die gesetzten Ziele erreicht?<br />
▪ Durch die Evaluierung sollen Veränderungen und Verbesserung ermöglicht und<br />
Vorschläge hierzu gesammelt werden.<br />
Wie?<br />
_Zeitpunkte festlegen: Tagesauswertungen, Auswertungen nach den Einheiten,<br />
Schlussauswertung, spontane Auswertung<br />
_Form festlegen: Gespräch − Schriftform, Rollenspiele, Visualisierung, anonym – offen,<br />
unkommentiert – in der Diskussion, in Gruppen – im Plenum – allein<br />
_ Offene Fragen stellen und darauf achten, dass alle zu Wort kommen<br />
A b s c h l u s s<br />
▪ Zum Abschluss sollte ein gemeinsamer letzter Höhepunkt gesetzt und damit ein Rahmen<br />
für das Seminar geschaffen werden.<br />
▪ Das ist auch der Zeitpunkt, zu dem eine Perspektive, ein Ausblick für die Zeit nach dem<br />
Seminar angeboten werden kann.<br />
▪ Es wird Raum geboten, Abschied voneinander zu nehmen.<br />
▪ Erinnerungsmomente werden geschaffen.<br />
Wie?<br />
_Klaren Schlusspunkt setzen<br />
_Feier (Zertifikate, Geschenke, Dank, Spiele, Toast)<br />
_Ausblick geben, Liste zu weiterem Engagement erstellen<br />
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M e t h o d e n H a n d b u c h 5 3<br />
2<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung
2<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />
Seminarplanung<br />
N a c h b e r e i t u n g s p h a s e<br />
Die Nachbereitungsphase dient dazu, den weiteren Kontakt zwischen den Teilnehmern und zu<br />
den Seminarleitern zu unterstützen. Grundgedanke ist hierbei die Bildung eines Netzwerkes. Die<br />
Ergebnisse des Seminars, vor allem die positiven und negativen Kritikpunkte, dienen der Weiter-<br />
entwicklung von neuen Seminaren und sollten daher unbedingt aufbereitet und zur Verfügung<br />
gestellt werden.<br />
N a c h d e m S e m i n a r<br />
▪ Kontakt zu den Teilnehmern halten<br />
▪ Dokumentation<br />
▪ Organisatorische Aufgaben erledigen (z.B. Abrechnungen, Berichte)<br />
▪ Eigenbewertung (Wurden die Seminarziele erreicht? Waren die Planung, die Methoden<br />
erfolgreich? Hat die Seminarleitung gut zusammengearbeitet?<br />
Wie?<br />
_Email an die Teilnehmer: Dank für die Mitarbeit am Seminar, Frage nach guter<br />
Rückfahrt etc.<br />
_Gesamtauswertungsrunde unter den Seminarleitern<br />
P r o j e k t p h a s e<br />
Sollte das Seminar eine Projektphase beinhalten, ist darauf zu achten, dass die Phase sinnvoll<br />
vorbereitet und mit der Kernphase verbunden wird. So sollten die Teilnehmer frühzeitig dazu<br />
angeregt werden, Ideen zu entwickeln und sich potenzielle Mitstreiter in der Gruppe zu suchen.<br />
Dabei wird sehr viel Wert darauf gelegt, nicht nur die tatsächlich vorhandenen Mängel im ei-<br />
genen Umfeld offen zu legen, sondern gleichzeitig auch realistische Handlungsspielräume für<br />
Initiativen aufzuzeigen. Die Durchführung von eigenverantwortlichen Projekten dient auch der<br />
Einübung interkultureller und gesellschaftlicher Kompetenzen.<br />
5 4 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />
© 2004 MitOst-Editionen
2 . 6 . T i p p s u n d T r i c k s<br />
Seminarplanung<br />
Die folgenden Tipps und Tricks basieren auf den konkreten Erfahrungen aus den Som-<br />
merseminaren des <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong>s. Sie sind eine Auswahl und keinesfalls eine<br />
vollständige Liste.<br />
E x k u r s i o n<br />
Exkursionen sind sinnvolle und wünschenswerte Pausen vom Seminargeschehen. Ausflüge bie-<br />
ten eine weitere Möglichkeit, sich näher kennen zu lernen und auszutauschen und sollten daher<br />
nicht unbedingt als “Arbeitsexkursion” genutzt werden, obwohl eine inhaltliche Bindung durch-<br />
aus möglich ist.<br />
F r e i z e i t g e s t a l t u n g<br />
Es muss klar sein, wie verpflichtend die Angebote sind und wie viel Initiative den Teilnehmern<br />
ermöglicht werden soll. Eine Aufgabenverteilung für die Abendgestaltung nach Zimmer- oder<br />
Ländergruppen ist denkbar, dafür müssen aber die Möglichkeiten des Hauses umfassend vorge-<br />
stellt werden.<br />
G a s t l a n d<br />
Der Seminar- und der Ankunftsort sollten thematisch in das Seminar eingebunden werden,<br />
um auch den Bezug zum Gastland hervorzuheben. Dies kann zum Beispiel durch projekthaftes<br />
Entdecken und ein “neues” Wahrnehmen geschehen, ohne diese Kennenlernphase zu sehr mit<br />
inhaltlicher Arbeit zu überfrachten.<br />
L ä n d e r a b e n d e<br />
Die Länderabende stellen eine gute Gelegenheit für die Teilnehmer dar, das eigene Land zu<br />
präsentieren und Neues über andere Länder zu erfahren. Grundsätzlich sollte den Teilnehmern<br />
genügend Zeit für die Vorbereitung gegeben werden. Im Einladungsschreiben muss darauf hin-<br />
gewiesen werden, dass Informationsmaterialien, Lieder, ... mitgebracht werden sollten.<br />
O r t<br />
Seminarinhalte und -abläufe (Referenteneinbindung, Sprache, Atmosphäre, ...) sind entschei-<br />
dend für die Wahl des Ortes und sollten daher schon vor der Entscheidung für den Seminarort<br />
bedacht werden. Folgende Fragen sollte man sich stellen:<br />
▪ Welche Geschichte hat der Ort und lässt sich diese in das Thema einbinden?<br />
▪ Könnte der Ort Vorbehalte bei einem der Teilnehmer auslösen?<br />
▪ Könnte es Visaprobleme geben?<br />
▪ Wie abgeschieden ist der Ort? (Erreichbarkeit, konzentrierte Arbeitsatmosphäre,<br />
Langeweile)<br />
▪ Welche technischen und Freizeitmöglichkeiten sind vorhanden?<br />
▪ Fühlt man sich an diesem Ort wohl?<br />
▪ Sind die sanitären Einrichtungen in einem guten Zustand?<br />
▪ Gibt es dort weitere Gruppen während des Seminars? Ist das gut oder schlecht?<br />
© 2004 MitOst-Editionen<br />
M e t h o d e n H a n d b u c h 5 5<br />
2<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung
2<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />
Seminarplanung<br />
S e m i n a r b i b l i o t h e k<br />
Es kann eine kleine Bibliothek eingerichtet werden. Sinnvoll ist eine Ausstattung mit:<br />
▪ Informationen zu Deutschland und den Ländern der Teilnehmer<br />
▪ Informationen zu Studienmöglichkeiten<br />
▪ Materialien zum Thema zum Beispiel von der Bundeszentrale für politische Bildung<br />
▪ Zeitungen und Zeitschriften<br />
Sie sollte zu Beginn vorgestellt werden, damit sie von den Teilnehmern während des Seminars<br />
intensiv und effektiv genutzt werden kann; es könnte einen permanenten Ansprechpartner<br />
geben, der auch bei sprachlichen Schwierigkeiten hilft.<br />
S p r a c h e<br />
Bei der Planung sollte das sprachliche Niveau der Teilnehmer berücksichtigt werden, da es sonst<br />
bei sprachlicher Überforderung zu einem inhaltlichen “Aussteigen” kommen kann. Bedacht<br />
werden sollte auch, dass der Sprachlern- und Übungseffekt von den Teilnehmern ganz konkret<br />
gewünscht wird. Die Reihenfolge ihres gewohnten Spracherwerbsmusters (Grammatik - Lesen<br />
- Verstehen - Kommunikation) wird umgekehrt, sie lernen vor allem durch die starke Konzentra-<br />
tion auf kommunikative Aufgaben, andere Prioritäten zu setzen.<br />
Z e i t p l a n u n g<br />
Um eine Überlastung von Teilnehmern und Seminarleitern zu verhindern, sollte zusätzliche Zeit<br />
eingeplant werden, da die meisten Einheiten länger als geplant laufen, und auch an die inhaltli-<br />
che Entlastung der Teilnehmer gedacht werden.<br />
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3<br />
K e n n e n l e r n e n
3 . K e n n e n l e r n e n<br />
Kennen lernen<br />
Das Ankommen der Teilnehmer, Begrüßung und Kennenlernen sind wichtige Grund-<br />
steine für das Seminar. Wenn es sich organisieren lässt, ist das persönliche Abholen<br />
der Teilnehmer vom Bahnhof immer vorzuziehen. Viele Teilnehmer sind das erste Mal<br />
im Ausland und beherrschen die Sprache des Gastlandes nicht bzw. sind unsicher. Die<br />
persönliche Begrüßung symbolisiert dem Teilnehmer außerdem: wir freuen uns, dass<br />
du da bist!<br />
D e r e r s t e A b e n d<br />
Für den ersten gemeinsamen Abend stehen das gegenseitige Kennenlernen und die Vorstellung<br />
des Seminarteams im Mittelpunkt. Es ist zu überlegen und abzuwägen, wie stark eine Einführung<br />
in das Seminar mit dem Kennenlernen verbunden wird. Die Aufmerksamkeit sollte nicht vorder-<br />
gründig auf detaillierte Inhalte der bevorstehenden Woche gelenkt werden. Trotzdem kann man<br />
in einem lockeren Rahmen Erwartungen und erste Eindrücke abfragen, auf Flipchart sammeln<br />
und am Seminarende in die Auswertung einbauen.<br />
Die Teilnehmer haben eine anstrengende, lange Reise hinter sich, deshalb ist eine freundliche<br />
und offene Atmosphäre ohne Leistungsdruck und Bewertung der beste Einstieg in das Seminar.<br />
Eine entspannte Kommunikation und Begegnung kann Ängste (zum Beispiel vor Fremden, vor<br />
hohen Erwartungen, vor Versagen) und Unsicherheit abbauen.<br />
Der Abend sollte von zwei Seminarleitern geleitet werden, die verantwortlich sind für das Pro-<br />
gramm, den Ablauf, Speisen und Getränke und die Raumausstattung. Leer- und Wartezeiten<br />
sollten vermieden werden – hier kann man sich gute Anregungen bei den Warming Ups holen.<br />
Ein besonderes Menü wertet den Abend auf. Begrüßungssekt und verschiedene Gänge können<br />
dazugehören. Vegetarier sollten schon in der Einladung ermittelt werden. Bei der Anreise sollten<br />
diese Angaben noch einmal überprüft werden. Der Raum sollte ausreichend groß für die Spiele<br />
und Präsentationen sein und klein genug, um eine gemütliche Atmosphäre zu schaffen. Alle<br />
Personen sollten sich sehen können, dafür bietet sich eine lange Tafel an. Außerdem sollte der<br />
Raum genügend Bewegungsfreiheit bieten, um vom Platz zum Beispiel zur Präsentationsecke<br />
zu gelangen. Gut ist eine freie Wand als Hintergrund für eine Bühne oder zum Aufhängen von<br />
Karten beziehungsweise Aufstellen von Flipcharts.<br />
Tipps für den großen Begrüßungsabend:<br />
▪ Den Abend mit Informationen und Spielen nicht überlasten.<br />
▪ Ein verbindliches Ende setzen.<br />
▪ Möglichkeiten für danach anbieten.<br />
S p r a c h n i v e a u<br />
Bei der Auswahl der Spiele und Übungen sollte man bei internationalen Seminaren das Sprach-<br />
niveau der Teilnehmer berücksichtigen. Es empfiehlt sich ein Wechsel von verbalen und non-<br />
verbalen Übungen. Viele Spiele setzen freies Sprechen und Improvisation in der Fremdsprache<br />
voraus, das kann für einige Teilnehmer ein großes Problem oder zumindest eine ungewohnte<br />
Situation sein.<br />
© 2004 MitOst-Editionen<br />
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3<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung
3<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />
Kennen lernen<br />
W ä h r e n d d e s S e m i n a r s<br />
Das Kennenlernen sollte nicht nur auf den ersten Abend beschränkt bleiben. Die Seminarleiter<br />
sollten sich unbedingt, eventuell auch wiederholt, ausführlich vorstellen und sagen, welche<br />
Aufgabe sie im Seminar übernehmen. Seminarleiter sind Bezugs- und Vertrauensperson sowie<br />
erster Ansprechpartner während des Seminars. Der Aufbau von Vertrauen – auch zwischen den<br />
Teilnehmern − sollte durch körperorientierte Methoden, vor allem durch Vertrauensspiele, un-<br />
terstützt werden. [Kapitel 4.3.]<br />
3 . 1 . B e g r ü ß u n g<br />
Die Begrüßung findet mehrfach statt, unter anderem bei der Ankunft im Hotel. Diese<br />
Begrüßung sollte einen lockeren Charakter haben. Eine zweite offizielle Begrüßung<br />
sollte zu Beginn des Seminars erfolgen. Ein klarer Anfang und eine deutliche Be-<br />
grüßung sind hier von großer Bedeutung: Der Beginn muß deutlich gekennzeichnet<br />
werden, um Verbindlichkeit zu demonstrieren und die einzelnen Teilnehmer als Se-<br />
minargruppe zu konstituieren und nicht zuletzt, um die Teilnehmer als Gruppe will-<br />
kommen zu heißen. Durch einen feierlichen Rahmen wird dies besonders gut erreicht.<br />
Damit wird für die Teilnehmer deutlich gemacht „Wir freuen uns auf dich!” und „Du<br />
bist uns wichtig!”<br />
B e g r ü ß u n g m i t B l u m e n<br />
Besonders schön ist eine persönliche Begrüßung mit einer kleinen Aufmerksamkeit. Eine Mög-<br />
lichkeit dafür sind Blumen.<br />
F e i e r l i c h e r R a h m e n<br />
Kleine Rituale erhöhen die Feierlichkeit dieses ersten Abends. So kann vor dem gemeinsamen<br />
Essen eine kleine Rede gehalten werden und alle stoßen auf das Gelingen des Seminars mit<br />
einem kleinen Aperitif an.<br />
3 . 2 . S i t z o r d n u n g<br />
Während des Seminars wird es in der Regel keine Sitzordnung geben. Für den ersten<br />
Abend sollten die Seminarleiter jedoch eine Mischung der Teilnehmer anstreben. Da<br />
die Teilnehmer aus den verschiedenen Ländern in kleinen Gruppen anreisen, die sich<br />
untereinander mehr oder weniger gut kennen, es aber gleichzeitig allein Anreisende<br />
gibt, sollte eine weitere Verstärkung der Gruppen vermieden werden. Außerdem för-<br />
dert ein Aufbrechen der Gruppen den Gebrauch der Seminarsprache Deutsch, ohne es<br />
explizit von den Teilnehmern zu fordern.<br />
Für den ersten gemeinsamen Abend ist es empfehlenswert, einen Raum zu wählen, der eine<br />
Sitzordnung an einer großen Tafel zulässt, so dass jeder jeden sehen kann. Als Varianten der<br />
Platzierung bieten sich die folgenden Möglichkeiten an:<br />
6 0 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />
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S y m b o l k ä r t c h e n<br />
Kennen lernen<br />
Mit dieser Variante wird das Zufallsprinzip der Verteilung der Sitzplätze offensichtlich betont.<br />
Vorbereitet werden kleine Kärtchen mit Symbolen oder Bildern, die wie beim Memory-Spiel je-<br />
weils doppelt existieren. Die Symbole oder Bilder können gezeichnet oder auch aus der Zeitung<br />
ausgeschnitten und kopiert sein; oder man verwendet ein Memory-Spiel. Jeweils eine Karte<br />
eines Bildpaares wird auf der Tafel als Platzkärtchen verteilt. Am Eingang zum Raum ziehen die<br />
Teilnehmer aus einer Schale ein Kärtchen und suchen am Tisch die Entsprechung dazu.<br />
P o s t k a r t e n<br />
Postkarten auf so viele verschiedene Arten zerschneiden, wie später Gruppen gebraucht werden<br />
(z.B. senkrecht, diagonal, mit Zickzack, mit Wellenlinie,...). Von jeder Postkarte wird die eine<br />
Hälfte auf den Tischen verteilt, die andere in einer Schale gesammelt. Darauf achten, dass nicht<br />
auf die gleiche Weise zerschnittene Karten zusammen liegen. Am Eingang zum Raum ziehen die<br />
Teilnehmer eine Kartenhälfte und suchen den dazugehörigen zweiten Teil. Falls später zufällig<br />
Gruppen gebildet werden sollen, können sich immer die Teilnehmer zusammenfinden, die auf die<br />
gleiche Art zerschnittene Karten haben. Dabei kann auch vermieden werden, dass zufällig alle<br />
Seminarleiter zusammentreffen, indem jeder eine anders zerschnittene Karte nimmt.<br />
B l u m e n a u s P a p i e r<br />
Auch in dieser Variante werden die Plätze nach dem Zufallsprinzip verteilt. Aus Papier in un-<br />
terschiedlichen Farben werden Blumen gebastelt. Jeder Teilnehmer bekommt am Eingang zum<br />
Raum eine solche Blume und sucht sich nach der Farbe seinen Platz. Pro Teilnehmer wird eine<br />
Papier-Farbe benötigt. Wenn es weniger Farben gibt, kann die Blume auch mit einem Symbol<br />
versehen werden, das der Teilnehmer dann auf seinem Platz wiederfindet. Statt Blumen können<br />
auch andere Falt-Basteleien gewählt werden (Hüte, Boote usw.). Die Teilnehmer sind oft an der<br />
Bastel-Anleitung interessiert. Das gemeinsame Basteln kann daher an einem freien Abend als<br />
fakultativer Programmpunkt eingebaut werden.<br />
P l a t z k ä r t c h e n m i t N a m e n<br />
Es werden Platzkärtchen mit Namen vorbereitet und auf die Plätze an der Tafel verteilt. Bei der<br />
Verteilung kann die Seminarleitung gezielt die Sitzordnung planen: z.B. nach dem Herkunftsland<br />
gemischt, nach Hobbies, Interessen oder Studienfach gesammelt.<br />
S e m i n a r u n t e r l a g e n a m P l a t z<br />
Diese Variante eignet sich insbesondere, wenn die Seminarteilnehmer zu verschiedenen Zeiten<br />
anreisen und eventuell am Abend gewartet werden muss. Die Seminarmappen mit Einladung<br />
und Programm und dem Namen des Teilnehmers sowie ein leeres Namensschild werden auf den<br />
Plätzen gemischt verteilt. Die Teilnehmer suchen sich entsprechend ihren Platz. Es werden Stifte<br />
verteilt und alle erhalten die Aufgabe, ihr Namensschild selbst zu gestalten. Außerdem ist Gele-<br />
genheit, sich in der Seminarmappe zu informieren. Hier besteht allerdings die Gefahr, dass das<br />
vorliegende Programm zu stark ablenkt und, weil unkommentiert, vielleicht auch einschüchtert.<br />
© 2004 MitOst-Editionen<br />
M e t h o d e n H a n d b u c h 6 1<br />
3<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung
3<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />
Kennen lernen<br />
3 . 3 . N a m e n s s c h i l d e r<br />
Besonders in den ersten Tagen ist es wichtig, dass jeder Teilnehmer ein Namensschild<br />
gut sichtbar trägt. Zum einen dient es der direkten Ansprache, in kurzer Zeit kann man<br />
sich nicht alle Namen merken. Außerdem können sie auch mit zusätzlichen Informa-<br />
tionen versehen sein, die für die Teilnehmer von Bedeutung sind oder einen ersten<br />
Kontaktanlass darstellen können, zum Beispiel das Herkunftsland oder die Universi-<br />
tät. Nicht zu verachten ist die Bedeutung von Namensschildern als äußeres sichtbares<br />
Element der Gruppenidentität, schnell weiß man, dass man zusammengehört. Es gibt<br />
viele Möglichkeiten, Namensschilder zu gestalten.<br />
G e s t a l t u n g<br />
Namensschilder können im Vorfeld vorbereitet werden. Das hat den Effekt, dass dem Seminar<br />
ein offizieller Hauch gegeben wird. Wichtig dabei ist, sorgfältig auf die Schreibung der Namen<br />
zu achten.<br />
Eine andere Variante ist, den Teilnehmern das Gestalten ihres Namensschildes selbst zu überlas-<br />
sen. Die vorbereiteten Schilder und eine ausreichende Anzahl von möglichst verschiedenfarbigen<br />
Stiften werden verteilt. Jeder gestaltet nun sein Schild ganz nach eigenem Belieben, einzige<br />
Bedingung ist die gute Lesbarkeit des Namens. So wird die Individualität der Teilnehmer unter-<br />
strichen und die Namen können sich auch besser gemerkt werden, zum Beispiel „Lena mit der<br />
großen Blume”. Zu entscheiden ist, ob auf jedem Schild in einer Ecke ein Logo zu sehen sein soll,<br />
damit der verbindende Aspekt nicht unter den Tisch fällt.<br />
V e r t e i l u n g<br />
Die Verteilung der Namensschilder kann direkt bei der Ankunft erfolgen oder sie können beim<br />
Begrüßungsabend auf die Tische verteilt als Platzkärtchen dienen. Eine weitere Variante ist<br />
das folgende kleine Spiel. Jeder Teilnehmer zieht beim Betreten des Raumes, in dem der Be-<br />
grüßungsabend stattfindet, wahllos ein schon vorbereitetes Namensschild. Nun muß er durch<br />
Fragen denjenigen finden, dessen Namen auf dem Schild steht und es übergeben. Hierbei wird<br />
ein erster Kontakt hergestellt und die Hemmschwelle überwunden, die noch fremden anderen<br />
Teilnehmer in der Fremdsprache anzusprechen.<br />
6 2 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />
© 2004 MitOst-Editionen
3 . 4 . K e n n e n l e r n s p i e l e<br />
Kennen lernen<br />
Unter dieser Rubrik sollen einige spielerische Möglichkeiten vorgestellt werden, wie<br />
die Namen und weitergehende Informationen der Teilnehmer gelernt werden können.<br />
B a l l s p i e l<br />
Bei diesem Spiel stellen sich alle Teilnehmer und die Seminarleiter in einen Kreis, am besten<br />
draußen an der frischen Luft. Ein Teilnehmer wirft den Ball einem Mitspieler zu und ruft dabei<br />
dessen Namen, dann ist dieser an der Reihe. Dies wird eine Weile so fortgeführt, bis der Name<br />
jedes Teilnehmers mindestens einmal genannt wurde.<br />
V a r i a n t e d e r M e t h o d e<br />
Es wird nicht nur der Name, sondern auch ein Adjektiv mit gleichem Anfangsbuchstaben geru-<br />
fen, z.B. sonnige Svetlana.<br />
E u r o p a k a r t e n s p i e l I<br />
Hier wird an der Wand eine Europakarte befestigt. Der Reihe nach geht jeder Teilnehmer nach<br />
vorn, klebt oder malt einen roten Punkt auf seine Heimatstadt und vervollständigt den Satz<br />
„Ich lebe gern in meiner Stadt, weil…” Auch hier können gegebenenfalls die Namen wiederholt<br />
werden und alle, auch die stilleren Teilnehmer, bringen sich noch einmal ins Gedächtnis. Es wird<br />
deutlich, wie groß die Vielfalt der Herkunftsländer ist. Die Karte kann später zur Ausgestaltung<br />
des Seminarraums genutzt werden.<br />
E u r o p a k a r t e n s p i e l I I<br />
Die Teilnehmer stellen sich in einer gedachten Landkarte auf. Ausgangspunkte sind der Seminar-<br />
ort, die Himmelsrichtungen und die Umrisse des Kontinents. Dann positionieren sich die Teilneh-<br />
mer entsprechend ihrer Geburtsorte, Studienorte, Wohnorte etc.<br />
F l i k - F l a k<br />
Die Teilnehmer sitzen in einem Stuhlkreis, alle Plätze sind besetzt. Ein Teilnehmer steht in der<br />
Mitte. Spricht nun der Stehende einen Sitzenden mit „Flik“ an, muss dieser den Namen seines<br />
linken Nachbarn nennen. Sagt der Stehende „Flak“, muss der Name des rechten Nachbarn ge-<br />
nannt werden. Wenn der Sitzende den Namen nicht weiß, wechselt er mit dem Stehenden die<br />
Position. Beim Befehl „Flik-Flak“ müssen alle Teilnehmer so schnell wie möglich die Plätze wech-<br />
seln. Der Langsamste übernimmt die Position in der Kreismitte.<br />
G e s t e n s p i e l<br />
Auch hier stellen sich alle in einen Kreis und sagen der Reihe nach zuerst ihren Namen und zei-<br />
gen dann eine für sie typische Geste. Nachdem das jeder getan hat, nennt genau wie beim Ball-<br />
spiel ein Teilnehmer einen anderen Namen und zeigt dann die dazugehörige Geste, als nächster<br />
ist derjenige an der Reihe, dessen Name genannt wurde.<br />
V a r i a n t e d e r M e t h o d e<br />
Anstelle von typischen Gesten werden Lieblingsbeschäftigungen pantomimisch dargestellt. Vor-<br />
teil dieser Übung ist die Verbindung von Gesicht, Name und Gesten, was die Einprägung unter-<br />
stützt und gleichzeitig einen Gesprächsanlass – z.B. über die Lieblingsbeschäftigung – bietet.<br />
© 2004 MitOst-Editionen<br />
M e t h o d e n H a n d b u c h 6 3<br />
3<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung
3<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />
Kennen lernen<br />
I c h - S y m b o l e<br />
Jeder Spieler überlegt sich ein Symbol für die eigene Person und malt dieses auf eine Karte, die<br />
er sich anschließend an die Kleidung heftet. Anschließend werden Paare gebildet, die sich die<br />
Symbole gegenseitig erläutern. Beide stellen abschließend das Symbol ihres Partners vor.<br />
P a r t n e r i n t e r v i e w 1<br />
Jeweils zwei Teilnehmer setzten sich zusammen und befragen sich anhand von vorgegebenen<br />
oder frei entwickelten Fragen. Im Plenum wird der Interviewpartner möglichst interessant vor-<br />
gestellt.<br />
V a r i a n t e d e r M e t h o d e<br />
Jeder erstellt von seinem Gesprächspartner ein „Wanted”- Plakat mit einem Porträt und den<br />
wichtigsten persönlichen Informationen. Diese Bilder können im Seminarraum angebracht wer-<br />
den, in Ruhe bestaunt werden und Erinnerung an einen hoffentlich schönen ersten Abend sein.<br />
P a r t n e r i n t e r v i e w 2<br />
Jeweils zwei Teilnehmer setzen sich zusammen und befragen sich anhand von vorgegebenen<br />
oder frei entwickelten Fragen. Mehr wird den Teilnehmern zu diesem Zeitpunkt nicht verraten.<br />
Nach 10 Minuten setzen sich alle in einen großen Halbkreis, in der Mitte steht ein Stuhl. Immer<br />
ein Paar wird zu dem Stuhl gebeten: einer setzt sich auf den Stuhl, einer stellt sich dahinter und<br />
legt dem anderen seine Hände auf die Schultern. Der Stehende beginnt in der 1. Person Singular<br />
(Ich-Form) über den Sitzenden zu erzählen. Also: „Ich heiße…, ich komme…!“ Es werden Infor-<br />
mationen erzählt, die erfragt wurden oder die sich der Sprechende auch ganz spontan ausdenkt.<br />
Nach der Präsentation hat das Publikum die Möglichkeit, noch 3 Fragen zu stellen. Dabei wird<br />
der Stehende gefragt, der aber für die sitzende Person antwortet. Anschließend hat der Sitzende<br />
die Möglichkeit zu korrigieren.<br />
P o r t r ä t s m a l e n<br />
Jeder der Teilnehmer malt ein Bild von seinem linken Nachbarn, den er außerdem interviewt<br />
(Hobbys, Interessen etc.). Die gesammelten Informationen müssen ebenfalls bildlich dargestellt<br />
werden. Die fertigen Porträts werden an einer Wand gesammelt. Wenn die Gruppe nicht zu groß<br />
ist, können die Porträts auch vom Zeichner vorgestellt und kommentiert werden.<br />
P u n k t e s p i e l<br />
Das Spiel geht über vier Runden. Für die ersten drei Runden wird jeweils eine Frage festgelegt,<br />
z.B. „Welche Lieblingsfarbe hast du?“, „Was ist dein Hobby?“ etc. Die Teilnehmer gehen in jeder<br />
Runde herum, stellen jedem Teilnehmer die entsprechende Frage und merken sich die Antwort.<br />
Die Runden können zeitlich begrenzt werden. In der vierten Runde bekommt jeder Teilnehmer<br />
ein Blatt mit Klebepunkten und stellt durcheinander den anderen Teilnehmern die bekannten drei<br />
Fragen: „Welche Lieblingsfarbe habe ich?“, „Was ist mein Hobby?“ etc. Wenn der Befragte die<br />
Antwort nicht weiß, bekommt er einen Klebepunkt auf das Gesicht.<br />
6 4 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />
© 2004 MitOst-Editionen
Beschreibung<br />
Rahmen<br />
© 2004 MitOst-Editionen<br />
Kennen lernen<br />
In Form von Fischen werden einige Charakteristika über die<br />
Teilnehmer gesammelt und Paare gebildet, die sich anschlie-<br />
ßend gegenseitig vorstellen.<br />
Gruppengröße __ 8 bis max. 20 Personen<br />
Zeit __ 1 Stunde<br />
Raum __ Seminarraum<br />
Material __ Pro Person eine Fisch-Vorlage mit zu ergänzenden Aussagen<br />
Schlüsselbegriffe<br />
Durchführung<br />
A n g e l s p i e l<br />
über die Person (möglichst bunt), Stifte, blaues Bettlaken<br />
oder Tuch<br />
Kennen lernen, Sprechhemmungen beheben<br />
1. Der Papierfisch wird von jedem Teilnehmer in<br />
Einzelarbeit anonym ausgefüllt. Auf der Fischvorlage<br />
sind die Fragen vorkopiert:<br />
▪ Am liebsten esse ich…<br />
▪ Meine Freizeit verbringe ich am Liebsten mit…<br />
▪ An anderen Menschen schätze ich am meisten…<br />
▪ Im Moment bin ich…<br />
▪ In 10 Jahren will ich…<br />
▪ Dorthin möchte ich einmal reisen…<br />
Das blaue Tuch wird auf dem Boden als „Meer“ ausge-<br />
breitet. Die Teilnehmer werfen ihre Fische ins Meer. Dann<br />
angelt sich jeder einen Fisch (wer seinen eigenen Fisch<br />
angelt, wirft ihn zurück ins Meer). [15 Minuten]<br />
2. Jeder Teilnehmer versucht nun, den passenden „Fisch“ zu<br />
dem Papierfisch zu finden. Dazu können sich alle im Raum<br />
bewegen und die anderen Teilnehmer befragen, ob sie zum<br />
Fisch passen, z.B.: „Wolltest du schon immer mal nach<br />
Indien reisen?“ „Isst du gerne Gummibärchen?“. Wenn alle<br />
ihren Fisch geangelt haben, beginnt die Vorstellungsrunde.<br />
[15 Minuten]<br />
3. Vorstellungsrunde im Plenum: Eine Person beginnt nun, ih-<br />
ren Fisch mit Hilfe der Fragen vorzustellen, z.B.: „Ich habe<br />
XY geangelt, sie ist Germanistikstudentin aus Jerewan und<br />
im Moment ganz neugierig auf das Seminar. Sie möchte<br />
gerne einmal nach Georgien fahren und...“. Wenn der<br />
Fisch will, kann er noch etwas ergänzen. Dann wird der<br />
Fisch zum Angler und stellt seinen Fisch vor usw.<br />
[30-40 Minuten]<br />
M e t h o d e n H a n d b u c h 6 5<br />
3<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung
3<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />
Kennen lernen<br />
Erfahrungen<br />
6 6 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />
Wenn man die Methode beim Kennenlernabend verwen-<br />
det, kann es unter Umständen etwas länger dauern, bis die<br />
Teilnehmer ihren Fisch geangelt haben, da man noch wenig<br />
übereinander weiß und viele fragen muss. Bei der Vorstellung<br />
ist es wichtig, dass der „Fisch“ auch auf der Bühne und mög-<br />
lichst im Mittelpunkt steht, damit sich für die Zuschauer die<br />
Informationen mit der vorgestellten Person und nicht mit dem<br />
Angler verbinden. Die Fragen können beliebig variiert werden,<br />
man sollte jedoch nicht mehr als 5-6 verwenden.<br />
© 2004 MitOst-Editionen
Beschreibung<br />
Ziele<br />
Rahmen<br />
© 2004 MitOst-Editionen<br />
Kennen lernen<br />
Unter vier Aspekten sammeln die Teilnehmer ihre Erwartun-<br />
gen an das Seminar und ihre Ideen, was jeder zum Erfolg<br />
des Seminars beitragen kann. Die Übung dient auch als guter<br />
Einstieg in die Diskussion über die Gruppenregeln.<br />
Die Teilnehmer lernen die anderen Teilnehmer und deren<br />
Erwartungen kennen.<br />
Gruppengröße __ 20 Personen<br />
Zeit __ 1 Stunde<br />
Raum __ Seminarraum<br />
Material __ Plakate und Stifte<br />
Schlüsselbegriffe<br />
Durchführung<br />
V i e r E c k e n g e b e n e i n e n R a u m<br />
Erwartungen, Kennen lernen, Seminarregeln<br />
1. Die Teilnehmer sollen sich einer von vier Aussagen zu-<br />
ordnen, die in den vier Ecken des Raumes aufgehängt<br />
werden.<br />
Ich bin hier, um…<br />
▪ mein Theoriewissen zum Thema zu erweitern.<br />
▪ mir möglichst viel praktisches Wissen anzueignen.<br />
▪ andere Leute kennen zu lernen und Kontakte zu<br />
knüpfen.<br />
▪ mehr über mich selbst und meine Fähigkeiten zu er<br />
fahren.<br />
2. Die vier Kleingruppen sollen sich nun über ihre konkreten<br />
Erwartungen austauschen und den Satz: „Das Seminar<br />
wird erfolgreich sein, wenn wir…“ weiterführen. Hierzu soll<br />
eine Liste erarbeitet werden. [15 Minuten]<br />
3. Im Plenum stellen die Kleingruppen ihre Ergebnisse vor.<br />
Die Erwartungen werden mit dem Programm abgeglichen.<br />
Seminarleitung und Teilnehmer einigen sich auf ein ge-<br />
meinsames Programm. [45 Minuten]<br />
Die Erwartungen sollten aufgehängt im Seminarraum<br />
verbleiben und bei der Abschlussauswertung nochmals<br />
herangezogen werden.<br />
M e t h o d e n H a n d b u c h 6 7<br />
3<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung
3<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />
Kennen lernen<br />
3 . 5 . A u f l o c k e r u n g s s p i e l e<br />
Auflockerungsspiele überbrücken Wartezeiten, schaffen eine entspannte Atmosphäre<br />
und stärken das Gruppengefühl. Sie sind gut bei der Abendgestaltung einzusetzen.<br />
P l i n s e n b a c k e n<br />
Aus der Gruppe verlassen fünf Freiwillige den Raum. Die anderen der Gruppe stehen oder sitzen<br />
so im Raum, dass eine kleine Bühne entsteht. Dann wird der erste Kandidat herein gebeten. Der<br />
Spielleiter demonstriert nun pantomimisch auf der Bühne, wie er in einer Küche Plinsen (Eier-<br />
kuchen, Pfannkuchen, Crêpes, Bliny, Palatschinken) zubereitet. Hier darf mit Ausschmückungen<br />
kräftig übertrieben werden, zum Beispiel fallen Teller herunter, Plinsen bleiben an der Decke<br />
kleben, der Koch verbrennt sich beim Naschen die Zunge… Der Kandidat soll das Spiel genau<br />
beobachten, er erfährt aber nicht, dass es sich um „Plinsen backen“ handelt. Sind die Plinsen<br />
fertig, verlässt der Spielleiter die Bühne und bittet den zweiten Freiwilligen herein. Nun soll Kan-<br />
didat eins nachspielen, was er beobachtet hat und Kandidat zwei ist der Zuschauer. Der Wechsel<br />
wird solange wiederholt, bis alle Freiwilligen in der Küche waren. Das „Plinsen backen“ weicht<br />
natürlich immer mehr von der ersten Demonstration ab und jeder Kandidat bringt seine eigenen<br />
Varianten ins Spiel, was den meisten Spaß dieses Spiels ausmacht.<br />
D i e e n d l o s e G e s c h i c h t e<br />
Alle Teilnehmer sitzen im Raum – am besten am Tisch. Eine Person beginnt eine Geschichte<br />
zu erzählen und unterbricht mitten im Satz zum Beispiel „Es war Frühling. Die Wiesen blühten<br />
und...“ An dieser Stelle erzählt der nächste weiter, ergänzt den angefangenen Satz seines Vor-<br />
gängers und fügt einen zweiten halben Satz dazu, zum Beispiel „...und ein kleiner grüner Frosch<br />
sprang in den Teich. Doch er konnte nicht schwimmen, deshalb…“ Die Geschichte wird fortge-<br />
setzt, bis alle einen Satz ergänzt haben. [30 Minuten]<br />
V a r i a n t e A<br />
Der nachfolgende Erzähler wiederholt den Satz bzw. die Sätze seiner Vorgänger, auf diese Weise<br />
wird die Geschichte ständig wiederholt und der letzte Teilnehmer muss die gesamte Geschichte<br />
erzählen. Diese Variante ist nur bei ausreichenden Deutschkenntnissen zu empfehlen, und ins-<br />
gesamt sollte mehr Zeit eingeplant werden.<br />
V a r i a n t e B<br />
Ein Thema der Geschichte kann vorgegeben werden, zum Beispiel ein Krimi, eine Liebesge-<br />
schichte, ...<br />
P l ä t z e w e c h s e l n<br />
Die Teilnehmer sitzen in einem Stuhlkreis, alle Plätze sind besetzt. Ein Teilnehmer steht in der<br />
Mitte. Um einen Sitzplatz zu bekommen, muss er die anderen dazu bringen, die Plätze zu wech-<br />
seln. Er nennt ein Merkmal, das auf verschiedene Leute im Kreis zutrifft, z.B. „Alle Brillenträger<br />
wechseln den Platz“, „Alle, die braune Schuhe tragen, wechseln den Platz“. Der Langsamste<br />
übernimmt den Platz in der Mitte.<br />
Um den Kennenlerneffekt zu verstärken, können auch nicht sichtbare Merkmale gewählt werden,<br />
z.B. „Alle Polen wechseln den Platz“, „Alle, die kein Fleisch essen, wechseln den Platz“.<br />
6 8 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />
© 2004 MitOst-Editionen
Z u n g e n b r e c h e r<br />
Kennen lernen<br />
Bei Deutschlernern sehr beliebt und unerschöpflicher Quell lustigen Vergnügens sind Zungenbre-<br />
cher. Die folgenden Sätze sollen reihum so schnell wie möglich aufgesagt werden. Neben dem<br />
Spaß werden ganz unmerklich Sprachübungen in Phonetik und Wortschatz absolviert.<br />
B e i s p i e l e<br />
▪ Blaukraut bleibt Blaukraut und Brautkleid bleibt Brautkleid.<br />
▪ Fischers Fritze fischt frische Fische. Frische Fische fischt Fischers Fritze.<br />
▪ Zwei zischende Schlangen sitzen zwischen zwei spitzen Steinen und zischen.<br />
▪ Schneller Schüler, schlittre schnell. Schlittre schnell, schneller Schüler!<br />
▪ Schnall schon schnell die Schnallenschuhschnalle zu!<br />
▪ Sieben Schneeschaufler schaufeln schnell sieben Schaufeln Schnee.<br />
▪ Bürsten mit braunen Borsten bürsten besser als Bürsten mit schwarzen Borsten.<br />
▪ Ulmen wachsen in Ulm und um Ulm herum.<br />
▪ Der Potsdamer Postkutscher putzt den Potsdamer Postkutschkasten.<br />
▪ Bierbrauer Braun braut Braunbier. Braunbier braut Bierbrauer Braun.<br />
▪ Kluge kleine Kinder kaufen keine kleinen Kleiderknöpfe.<br />
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M e t h o d e n H a n d b u c h 6 9<br />
3<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung
3<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />
Kennen lernen<br />
Beschreibung<br />
Ziele<br />
Rahmen<br />
7 0 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />
Die Teilnehmer müssen in der Gruppe verschiedene Aufgaben<br />
erfüllen und den Ablauf dabei selbst organisieren. Die Art<br />
der Aufgaben erfordert ein hohes Maß an Kommunikation<br />
innerhalb der Gruppe. Die Teilnehmer müssen die Aufgaben<br />
verteilen, sich immer wieder über die schon erledigte Arbeit<br />
verständigen usw.<br />
Die Aufgaben müssen vorher auf ihre Durchführbarkeit<br />
überprüft und gegebenenfalls durch andere Aufgaben ersetzt<br />
werden. Anzahl und Art der Aufgaben können außerdem je<br />
nach Zusammensetzung der Gruppe variiert werden.<br />
Das Spiel ist sehr gut für die Gestaltung eines Abends<br />
geeignet. Bei längeren Seminaren sollte das Spiel zu einem<br />
möglichst frühen Zeitpunkt eingesetzt werden.<br />
Die Übung stärkt das Gruppengefühl und gibt den Teilnehmern<br />
die Gelegenheit, die Stärken (und Schwächen) der anderen<br />
Mitspieler kennen zu lernen.<br />
Gruppengröße __ 15 – 25 Personen, 3 – 4 Schiedsrichter, kann in einer Gruppe<br />
oder gegeneinander in mehreren Gruppen gespielt werden<br />
Zeit __ ca. 5 Minuten zur Erklärung, 111 Minuten Durchführung<br />
Raum __ Das Spiel erfordert viel Platz. Die Aufgaben können / müssen<br />
teilweise auch im Freien erledigt werden. Badezimmer / WC<br />
sollten ohne Schwierigkeiten erreichbar sein.<br />
Material __ großes Plakat mit den Aufgaben (sehr günstig: Tapetenrolle),<br />
Schlüsselbegriffe<br />
wichtig<br />
Durchführung<br />
1 1 1 - M i n u t e n - S p i e l<br />
notwendige Gegenstände für die jeweiligen Aufgaben, Uhren<br />
für jeden Schiedsrichter, Stifte, Papier<br />
Gruppengefühl, Kennen lernen, Sprechhemmungen beheben<br />
Aufgabe der Schiedsrichter ist nicht nur die Überprüfung der<br />
korrekten Durchführung (Zeiten messen, zählen usw.), sie<br />
sollten auch immer wieder kleine Tipps geben (welche Auf-<br />
gaben können vielleicht zeitgleich erledigt werden usw.), die<br />
Teilnehmer anfeuern und Fotos machen. Sie sollten außerdem<br />
darauf achten, dass alle Teilnehmer gleichmäßig in den<br />
Spielprozess integriert sind und einzelne Teilnehmer nicht zu<br />
dominant werden.<br />
Den Teilnehmern wird das Spielprinzip erläutert. Die Aufgaben<br />
werden kurz vorgestellt, dann bekommen die Teilnehmer<br />
das Aufgaben-Plakat ausgehändigt. Die Zeit läuft ab diesem<br />
Zeitpunkt.<br />
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Erfahrungen<br />
Erweiterungen und<br />
Alternativen<br />
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Kennen lernen<br />
Die Teilnehmer haben sehr viel Spaß bei dem Spiel, alle<br />
genannten Aufgaben können in der Regel in 111 Minuten<br />
erledigt werden. Die Stärken der einzelnen Teilnehmer<br />
kommen deutlich zum Vorschein (wer behält den Überblick,<br />
wer erledigt lieber ruhigere Arbeiten, wer ist besonders sport-<br />
lich usw.). Die Bewältigung der Aufgaben wird sehr stark als<br />
Gemeinschaftsarbeit wahrgenommen. Diese Beobachtung gilt<br />
auch, wenn zwei Gruppen parallel spielen.<br />
Das Spiel kann mit einer Schatzsuche abgeschlossen werden,<br />
die noch einmal das Gruppengefühl unterstreicht und die Teil-<br />
nehmer für ihre Anstrengungen belohnt.<br />
M e t h o d e n H a n d b u c h 7 1<br />
3<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung
3<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />
Kennen lernen<br />
Aufgaben für das 111-Minuten Spiel<br />
1. 100 Mal um das Gebäude laufen<br />
2. Aus Kleidungsstücken einen Kreis um den Hauptraum bilden<br />
3. 3 Menschen trinken 2 Liter Wasser<br />
4. 15 Minuten lang jemanden tragen<br />
5. Eine Seife auflösen<br />
6. Eine Creme verbrauchen<br />
7. Ein Bild 2x2 m malen<br />
8. Unterschriften von allen sammeln<br />
9. Eine 3-minütige Theatervorstellung geben (Thema: z.B. Liebe in der Schule)<br />
10. Ein Kartenhaus bauen<br />
11. Ein Mensch isst allein eine Zitrone<br />
12. Alle schweigen 2 Minuten<br />
13. Einen Menschen so maskieren, dass man ihn nicht erkennen kann<br />
14. „Stille Nacht“ rappen<br />
15. 1000 Mal seilhüpfen<br />
16. 200 Liegestütze machen<br />
17. Alle versammeln sich mit einer Kopfbedeckung<br />
18. Den Jüngsten der Gruppe in Toilettenpapier einwickeln<br />
19. 4 Leute spielen ein Spiel<br />
20. Einen Zeitungstext umgekehrt abschreiben<br />
21. Alle singen zusammen ein Lied<br />
22. Alle tanzen zusammen einen Tanz<br />
23. Fußumrisse von 10 Menschen sammeln<br />
24. Sich 35 Minuten lang einen Ball zuwerfen<br />
25. Sich eine Werbung für eine Zeitung ausdenken<br />
26. Jeder gibt jedem eine kurze Massage<br />
27. Dem Größten der Gruppe 21 Kleidungsstücke anziehen<br />
28. 3 Menschen singen 3 Minuten lang ohne Unterbrechung<br />
29. Eine 3,2 Meter lange Schnur häkeln<br />
30. Einen 1,5 Meter hohen Schneemann aus Zeitungspapier herstellen<br />
31. Jeder sagt jedem ein Kompliment<br />
32. Alle hüpfen 5 Minuten lang<br />
33. 3 Menschen lernen 10 anderssprachige Ausdrücke<br />
34. 3 Menschen binden sich für 3 Minuten zusammen<br />
35. 2 Menschen dürfen 30 Minuten lang nicht sprechen<br />
36. Alle ahmen zusammen 20 Tiere nach<br />
37. Jemand macht von allen ein Foto mit herausgestreckter Zunge<br />
38. In der Umgebung 10 Menschen befragen, was sie an diesem Ort schätzen<br />
7 2 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />
© 2004 MitOst-Editionen<br />
111-Minuten Spiel
3 . 6 . K e n n e n l e r n e n d e s O r t e s<br />
Kennen lernen<br />
Zum Kennen lernen des Ortes gehören neben den Seminarhaus selbst auch die Stadt<br />
und das Land, in dem das Seminar statt findet.<br />
D a s S e m i n a r h a u s<br />
Das Seminarhaus sollte kurz nach der Ankunft vorgestellt werden, damit die Teilnehmer sich<br />
schnell zu Hause fühlen und sich selbst organisieren können. Die Vorstellung des Hauses sollte<br />
also über die Zimmer, den Speisesaal und die Hausordnung hinausgehen. Wichtig sind vor allem<br />
die Freizeit- und die technischen Möglichkeiten. Die Verantwortung für die Schlüssel zu den<br />
Räumlichkeiten kann an ein bis zwei Teilnehmer übergeben werden. So sind die Seminarleiter<br />
entlastet und die Teilnehmer eingebunden. Die Besichtigung des Hauses kann man unterhaltsam<br />
in Form einer Seminarhauspolonaise gestalten. Insofern das Haus über eine eigene Geschichte<br />
verfügt, sollte diese thematisiert werden. Je nach Seminarthema lässt sich diese auch gut in das<br />
eigentliche Programm integrieren.<br />
D i e S t a d t<br />
Findet das Seminar in einem für viele Teilnehmer fremden Land statt, ist das Interesse an mehr<br />
Informationen in der Regel groß. Ein Motivationsgrund ist immer auch das Kennen lernen neuer<br />
Länder. Falls der Seminarort in oder in der Nähe einer Stadt liegt, sollte hierfür Zeit eingeplant<br />
werden. Neben einer klassischen Stadtführung bietet sich auch eine Stadtrallye, bei der die<br />
Teilnehmer die Stadt selbst entdecken, als Einstieg an. Zur Illustration sind der folgenden Übung<br />
die Fragen der Stadtrallye in Warschau angefügt.<br />
D a s L a n d<br />
Das Land, in dem das Seminar stattfindet, kann durch Vorträge oder einen Länderabend behan-<br />
delt werden. Siehe hierzu auch die Übung „Was wissen wir von unseren Nachbarn“ [Kapitel 6.],<br />
die sich z.B. in Form eines Quiz‘ zu nur einem Land spielen lässt.<br />
© 2004 MitOst-Editionen<br />
M e t h o d e n H a n d b u c h 7 3<br />
3<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung
3<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />
Kennen lernen<br />
Beschreibung<br />
Ziele<br />
Rahmen<br />
7 4 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />
Eine Stadtrallye, bei der die Teilnehmer Sehenswürdigkeiten<br />
und Charakteristisches selbst entdecken können; gleichzeitig<br />
erfahren sie einiges über die Geschichte des Landes.<br />
Die Teilnehmer lernen den Seminarort kennen und erhalten<br />
grundlegendes Wissens über die Geschichte des Gastlandes.<br />
Gruppengröße __ Beliebig, Kleingruppen von 4-5 Personen<br />
Zeit __ 5-6 Stunden inkl. Mittagessen<br />
Raum __ Seminarraum<br />
Material __ für jede Gruppe eine Kopie der Stadtrallye, in der die von die-<br />
Schlüsselbegriffe<br />
Durchführung<br />
Erweiterungen und<br />
Alternativen<br />
S t a d t r a l l y e<br />
ser Gruppe zu beantwortenden Fragen gekennzeichnet sind,<br />
einen Stadtplan, Stifte, für die Auswertung von 1-16 numme-<br />
rierte Lose, kleine Süßigkeiten (ca. 50-60 einzeln verpackte<br />
Pralinen, Bonbons…) und einen Hauptpreis<br />
Länderinformationen, Kennen lernen, Sprechhemmungen<br />
beheben<br />
1. Im Plenum wird die Stadtrallye erklärt und die Aufgaben<br />
werden erläutert. Kleingruppen werden gebildet und das<br />
Geld für das Mittagessen verteilt. [20 Minuten]<br />
2. Die Teilnehmer ziehen in Gruppen selbst durch die Stadt<br />
und lösen die Aufgaben. [4-5 Stunden]<br />
3. Auswertung: Moderation durch einen Seminarleiter, ein<br />
zweiter Seminarleiter ist Assistent.<br />
Die Teilnehmer sitzen im Plenum in ihren Gruppen zusam-<br />
men und bestimmen jeweils einen Sprecher. Jede Gruppe<br />
zieht die gleiche Anzahl an Losen. Die Fragen werden der<br />
Reihe nach durchgegangen und vom Sprecher der Gruppe,<br />
die diese Frage gelost hat, beantwortet. Für jede richtige<br />
Antwort bekommt die Gruppe eine Praline etc., bei fal-<br />
schen oder fehlenden Antworten erhält die nächstsitzende<br />
Gruppe eine Chance. Zuletzt werden die Geschichten vor-<br />
getragen und per Akklamation bestimmt, welche Gruppe<br />
die beste Geschichte erfunden hat. Diese bekommt einen<br />
Extra-Preis oder zusätzliche Punkte. Sieger ist die Gruppe,<br />
die die meisten Süßigkeiten und damit die meisten Fragen<br />
richtig beantwortet hat. [1 Stunde]<br />
Weitere Stadtrallyes zu anderen Städten können im Büro des<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong>s angefragt werden.<br />
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Beispiel für eine Stadtrallye: Warschau<br />
Kennen lernen<br />
Ihr habt eine Karte, Tickets für öffentliche Verkehrsmittel, einen Stift, Papier und gute<br />
Laune im Gepäck. Ihr wollt die Stadt, in der unser Seminar beginnt, ein bisschen besser<br />
kennen lernen. Die folgenden Fragen leiten euch durch Warschau und seine Geschich-<br />
te. Ihr könnt sie in der vorgeschlagenen Reihenfolge beantworten oder andere Wege<br />
suchen.<br />
Versucht, möglichst viele Antworten herauszufinden – aber geht vor allem mit offenen,<br />
neugierigen Augen durch die fremde Stadt und macht euch keinen Stress!<br />
Während der Rallye sollt ihr auch Zeit finden, etwas zu Mittag zu essen. In der Altstadt<br />
ist das Essen recht teuer, aber in den Straßen „Krakowskie Przedmiejśce“ und „Nowy<br />
Świat“ gibt es einige Imbißstuben und „Bar mleczny“, in denen man preisgünstig essen<br />
kann.<br />
Bringt bitte von euerem Ausflug folgende Gegenstände mit:<br />
- 200 g „Krówki”<br />
- Bierdeckel von mindestens drei verschiedenen Biersorten<br />
Bitte seid spätestens um 16 Uhr wieder in unserer Unterkunft!<br />
Wenn ihr von der Unterkunft Richtung Innenstadt geht oder fahrt, kommt ihr auf eine der Haupt-<br />
straßen Warschaus, die Al. „Solidarności“. Sie ist der Gewerkschaft Solidarität gewidmet, die als<br />
erste freie Gewerkschaft in den sozialistischen Ländern und bei den Verhandlungen am „runden<br />
Tisch“ 1989 für die Geschichte Polens und ganz Osteuropas eine wichtige Rolle gespielt hat.<br />
1. An der Al. Solidarności Nummer 80, gegenüber dem Kino „Femina“, steht die Kirche Mariä<br />
Geburt mit einer hübschen Barockfassade. Wo stand diese Kirche bis 1962?<br />
Am Plac Bohaterów Ghetta, dem Platz der Helden des Ghettos, steht ein großes Denkmal.<br />
Es ist zum einen den jüdischen Kämpfern im Ghetto-Aufstand gewidmet. Ihren verzweifelten<br />
heldenhaften Kampf hat man auf der Vorderseite dargestellt.<br />
2. Welcher zweiten Personengruppe wird auf der Rückseite des Denkmals gedacht?<br />
3. Warum ist dieses Denkmal den meisten deutschen Schülern von einem Foto in<br />
ihren Geschichtsbüchern bekannt?<br />
4. An der Ostseite des Platzes liegt die ul. Zamenhoffa. Sie ist nach einem polnischen Arzt<br />
benannt, der hier Anfang des 20. Jahrunderts im Haus Nr. 5 wohnte. Was hat Ludwik Za-<br />
menhoff erfunden? Für ein Beispiel seiner Erfindung gibt es einen Extrapunkt!<br />
Vom Plac Bankowy kommt man durch die ul. Długa, die lange Straße, zum Plac Krasińskich.<br />
Er ist nach der Familie benannt, die das prachtvolle Barockpalais an der Ostseite des Platzes<br />
erbauen ließ. Heute wird der Platz von einem modernen grünen Gebäude mit einer Fassade aus<br />
Glas und Säulen eingerahmt. Wenn ihr die nächste Frage beantwortet, dann wisst ihr auch, was<br />
sich in diesem Gebäude befindet.<br />
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M e t h o d e n H a n d b u c h 7 5<br />
3<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung
3<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />
Kennen lernen<br />
5. Am oberen Ende der Säulen sind zwei verschiedene Symbole abgebildet. Zeichnet diese<br />
Symbole! Was bedeuten sie?<br />
Das große Denkmal vor dem Gebäude ist dem Warschauer Aufstand von 1944 gewidmet. An der<br />
Ecke zur ul. Długa könnt ihr auf Informationstafeln nachlesen, was damals geschehen ist.<br />
6. Aus wie vielen Figuren besteht das Denkmal?<br />
7. Wo kommen sie heraus und warum sind sie in dieser Bewegung dargestellt?<br />
Am Rynek Nowego Miasta, dem Neustädter Marktplatz, gibt es viele Kneipen mit Biergärten<br />
zum Draußensitzen und ein Kino.<br />
8. Was verbindet dieses Kino mit der polnischen Eisenbahn?<br />
9. Was ist das Besondere an dem Biergarten neben dem Kino?<br />
Wenn ihr, vor dem Hotel stehend, einen Abstecher nach rechts macht, kommt ihr zum riesigen<br />
Plac Piłsudskiego. Er ist nach Marschall Józef Piłsudski benannt, der 1918 Polen in die Unabhän-<br />
gigkeit geführt hat. Vor dem Ogród Saski, dem Sächsischen Park, auf der westlichen Seite des<br />
Platzes stand vor dem Zweiten Weltkrieg der Pałac Saski (Sächsischer Palast), so dass der Park<br />
damals gar nicht zu sehen war.<br />
10. Wie viele Säulen der Fassade sind davon noch übrig geblieben?<br />
11. Warum stehen dort Soldaten?<br />
Auf der Nordseite des Platzes wird in diesem Jahr das modernste Bürogebäude Warschaus fer-<br />
tiggestellt. Es wurde von einem weltberühmten Architekten entworfen und es gibt unter den<br />
Warschauern heiße Diskussionen darüber, ob es den Platz schmückt oder zerstört.<br />
12. Was haben dieses Gebäude und der Reichstag in Berlin gemeinsam?<br />
Ein Gebäude sieht man von fast jedem Ort in Warschau aus: den Pałac Kultury i Nauki<br />
(Kulturpalast).<br />
13. Wer „schenkte“ den Polen dieses Gebäude?<br />
14. Wie viele Fenster hat der Kulturpalast auf der Seite der Al. Jerozolimskie?<br />
15. Welche euch sicherlich bekannte Institution befindet sich im 10. Stock?<br />
16. Fragt mindestens drei fremde Personen, was sie von diesem Gebäude halten!<br />
Viel Spaß!<br />
7 6 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />
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3 . 7 . K e n n e n l e r n e n d e r T e i l n e h m e r s p r a c h e n<br />
Kennen lernen<br />
Auch wenn es in Seminaren üblicherweise eine gemeinsame Seminarsprache gibt, so<br />
sollten bei internationalen Seminaren auch die Muttersprachen der Teilnehmer be-<br />
rücksichtigt werden.<br />
Dies lässt sich z.B. durch Beschreibung einzelner Gegenstände in den Seminarräumen (Tür,<br />
Tisch, Tafel…) oder durch Hinweisschilder (z.B. Seminarraum, Kantine, Schlafräume) in ver-<br />
schiedenen Sprachen erreichen. Eine weitere Möglichkeit ist, jeden Tag die Begrüßungs- und<br />
Höflichkeitsformen in einer anderen Sprache zu lernen (z.B. Guten Morgen, Tschüss, Guten<br />
Appetit, bitte, danke…).<br />
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M e t h o d e n H a n d b u c h 7 7<br />
3<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung
3<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />
Kennen lernen<br />
Beschreibung<br />
Ziele<br />
Rahmen<br />
7 8 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />
Das Spiel erleichtert den ersten Kontakt von Teilnehmern,<br />
die sich nicht kennen und ist geeignet zum Lernen der ersten<br />
Vokabeln in einer Fremdsprache. Alle beteiligten Sprachen<br />
werden gleichgestellt. Das Spiel ist maximal mit vier Sprachen<br />
durchführbar.<br />
Die Teilnehmer lernen erste Vokabeln in den Sprachen der<br />
anderen Teilnehmer und bauen dabei spielerisch ihre Sprach-<br />
hemmungen ab.<br />
Gruppengröße __ 20 Personen<br />
Zeit __ 45 Minuten<br />
Raum __ Seminarraum<br />
Material __ Flipchart<br />
Schlüsselbegriffe<br />
Durchführung<br />
C o m m e n t ç a - v a ?<br />
Kennen lernen, Sprechhemmungen beheben<br />
1. Auf dem Flipchart stehen folgende Vokabeln in allen<br />
teilnehmenden Sprachen: „Wie geht es Dir“; „gut“;<br />
„schlecht“, „es geht“. Die Wörter werden von Mutter-<br />
sprachlern vorgelesen und von allen wiederholt, um die<br />
Aussprache ein bisschen zu üben. [15 Minuten]<br />
2. Die Teilnehmer sitzen im Kreis auf Stühlen, einer steht<br />
in der Mitte. Dieser geht zu einem Teilnehmer und fragt:<br />
„Wie geht es Dir“. Der Angesprochene muss antwor-<br />
ten, die Art der Antwort wählt er alleine. Wenn er „gut“<br />
antwortet, passiert gar nichts und derjenige in der Mitte<br />
muss weiter gehen und jemand anderen fragen. Wenn er<br />
„schlecht“ antwortet, müssen diejenigen, die auf der linken<br />
und rechten Seite sitzen, die Plätze tauschen. Der in der<br />
Mitte sollte die Situation nutzen und sich hinsetzen. Wenn<br />
die Antwort „es geht“ kommt, müssen alle Teilnehmer die<br />
Plätze tauschen.<br />
Die Teilnehmer sollten die Frage in einer Fremdsprache<br />
stellen, nicht in ihrer Muttersprache. Die Antwort sollte in<br />
der Sprache erfolgen, in der die Frage gestellt worden ist.<br />
Wenn drei Mal hintereinander die Antwort „gut“ erfolgt,<br />
müssen alle Teilnehmer die Plätze tauschen. [30 Minuten]<br />
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4<br />
K ö r p e r o r i e n t i e r t e M e t h o d e n
4 . K ö r p e r o r i e n t i e r t e M e t h o d e n<br />
Körperorientierte Methoden<br />
Im Mittelpunkt der Methoden stehen die Körperwahrnehmung und die Arbeit mit dem<br />
eigenen Körper. Die Übungen bilden aber auch die Grundlage für spätere Rollenspiele<br />
und Theatermethoden.<br />
4 . 1 . W a r m i n g u p s ( W u p s )<br />
Warming Ups dienen der Einstimmung auf den Tag und sollen die Teilnehmer zu Grup-<br />
penaktivitäten motivieren. Im optimalen Fall sollte ein Wup bereits thematisch in die<br />
Übungen und Themen des Tages einführen. Es sollte zwar niemand zur Teilnahme ge-<br />
zwungen werden, aber gleichzeitig sollte bereits am ersten Tag verdeutlicht werden,<br />
dass es sich um ein festes und verbindliches Programmelement handelt. Wenn mög-<br />
lich, dann sollten die Wups draußen stattfinden.<br />
Es ist sinnvoll, die Verantwortung für die Wups nach einer Eingewöhnungsphase den Teilnehmern<br />
zu übergeben. Dafür sollten die Seminarleiter eine Liste mit Wups zur Verfügung stellen, falls<br />
den Teilnehmern selbst kein Wup einfällt. Alternativ können auch typische Spiele oder Lieder aus<br />
den Teilnehmerländern eingesetzt werden.<br />
Wups mit Körperkontakt sollten möglichst nicht in der Anfangsphase des Seminars verwendet<br />
werden, zunächst sollte eine gewisse Vertrautheit aufgebaut werden.<br />
Die Wups sind für die Gruppendynamik besonders wertvoll. Durch das Mitmachen der Seminar-<br />
leiter wird Distanz weiter abgebaut.<br />
Die Wups finden jeden Tag nach dem Frühstück und nach der Mittagspause statt und dauern<br />
ca. 15 Minuten. Im Anschluß an die Wups sollte es keine Pause geben. Die Energie und das<br />
Gruppengefühl sollten nicht verpuffen. Eine Frage nach der Befindlichkeit der Teilnehmer, nach<br />
offenen Fragen zum vergangenen Tag oder zum Programm des Tages kann direkt im Anschluß<br />
an die Wups und vor dem eigentlichen Programm gestellt werden. Alles, was die Aufmerksamkeit<br />
im Seminar stören könnte, sollte geklärt werden. Wups können aber auch jederzeit im Laufe des<br />
Tages eingesetzt werden, wenn die Konzentration der Teilnehmer zu sehr absinkt.<br />
A n k e r s p i e l<br />
Eine Person ertrinkt im Wasser, ist dabei aber sehr lebendig und versucht, den Rettern zu ent-<br />
kommen. Der Rest der Gruppe bildet ein Rettungsseil, wobei die erste Person den Haken, die<br />
letzte Person den Anker (fest am „Land”) und der Rest das Seil bilden. Ziel: Rette ihn, ohne<br />
selbst ins Wasser gezogen zu werden.<br />
A u s s c h ü t t e l n<br />
Jeder sucht sich einen Partner und schüttelt die Müdigkeit beim anderen aus.<br />
B a s t i o n<br />
Eine Gruppe muss eine ihr zugewiesene Ecke verteidigen, die andere entwickelt eine Angriffs-<br />
strategie und führt sie aus.<br />
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M e t h o d e n H a n d b u c h 8 1<br />
4<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung
4<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />
Körperorientierte Methoden<br />
B e g r ü ß u n g<br />
Musik – die Teilnehmer tanzen im Raum, begrüßen den anderen mit Hand, Rücken, Stirn, Nase,<br />
Hüfte, Po, kleinem Finger, ganzem Körper…<br />
B e r u f s v e r k e h r<br />
Die Gruppe stellt sich wie in einem überfüllten Bus auf, eine Person versucht, sich von hinten<br />
nach vorne durchzudrängeln.<br />
B e w e g u n g<br />
Die Teilnehmer bewegen sich, nehmen viel Raum ein; sie bewegen sich nach oben; sie sind eine<br />
Feder – der Wind pustet leicht, dann kommt Sturm. Oder die Personen laufen im Raum und<br />
geben sich „wertvolle” Geschenke.<br />
B l i n d e r W e c h s e l<br />
Alle sitzen auf Stühlen in einem möglichst engen Kreis. Nacheinander bekommt jeder eine Zahl<br />
(von 1 an aufsteigend) zugeordnet. Einem in der Mitte Stehenden werden die Augen verbunden.<br />
Alle im Kreis wechseln still ihre Plätze. Dann nennt derjenige in der Mitte zwei Zahlen. Die Perso-<br />
nen mit diesen beiden Zahlen müssen nun ihre Plätze tauschen, die Person in der Mitte versucht,<br />
sie daran zu hindern. Wer von den beiden beim Wechseln der Plätze berührt wird, muss nun in<br />
die Mitte<br />
B l i n d e s H u h n<br />
Die Teilnehmer laufen mit geschlossenen Augen durch den Raum und versuchen dabei, einen<br />
anderen an den Hüften zu fassen, so dass eine Kette entsteht.<br />
B l i n d i m K r e i s<br />
Die Teilnehmer bilden einen großen Kreis. Einer steht mit verbundenen Augen in der Mitte. Die<br />
anderen rufen ihn beim Namen. Der Blinde muss in die Richtung der Stimmen gehen, die ande-<br />
ren im Kreis können mit abwechselnden Zurufen seine Richtung steuern. Später können sie den<br />
Kreis auflösen, umherlaufen, den Blinden mit Rufen und Flüstern des Namens verwirren – aber<br />
doch die Verantwortung für ihn nicht vergessen, er soll nicht fallen. Nach einiger Zeit fragen sie<br />
den Blinden: „Wo bist du? Innerhalb oder außerhalb des Kreises? Bei der Tür...?“<br />
D e h n ü b u n g e n<br />
▪ Die Teilnehmer stellen sich im Kreis auf, strecken sich nach oben, lassen sich dann hängen,<br />
richten sich langsam auf, drehen den Kopf.<br />
▪ Sie gehen nach draußen in die Sonne. Sie räkeln sich und strecken ihre Muskeln.<br />
Anschließend machen sie sich alle Muskeln bewusst und gehen so ins Haus.<br />
▪ Der Körper hängt durch, der Finger wird wach, wandert das Bein hoch und schaltet den<br />
Kopf ein. Nach und nach wird alles wach und bewegt sich. Dann schläft alles wieder in<br />
umgekehrter Reihenfolge ein.<br />
▪ „Schwingen”: erst wippt man leicht in den Knien, dann das Becken, die Arme, dann<br />
langsam den ganzen Körper, immer stärker, auch der Kopf, die Mimik schwingen; dann<br />
nimmt das Schwingen langsam wieder ab, man schwingt aus.<br />
▪ Der Kopf wird von einem unsichtbaren Seil hochgezogen, bewegt sich dann zur einen<br />
Seite, danach zur anderen Seite, dann kreist er; jetzt wachsen die Schultern zu den<br />
Ohren, dann fällt die eine, danach die andere zurück.<br />
8 2 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />
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D r a c h e n w u r m<br />
Körperorientierte Methoden<br />
Alle bilden eine Schlange und halten sich mit beiden Händen an der Hüfte des Vordermannes fest.<br />
Es darf nicht losgelassen werden. Drei verschiedene Durchgänge können wiederholt werden:<br />
1. Kopf fängt Schwanz.<br />
2. Schlange wird geteilt. Kopf der einen Schlange fängt Schwanz der anderen Schlange. (aber<br />
nur ein Kopf, dann wechseln.)<br />
3. Beide Köpfe der Schlange müssen gleichzeitig den Schwanz der anderen Schlange fangen.<br />
D u s c h e<br />
Die Teilnehmer bilden Paare und die Partner versuchen, sich pantomimisch gegenseitig aus Ei-<br />
mern mit Wasser zu begießen.<br />
E i e r , B u t t e r , K ä s e , M i l c h !<br />
Einer steht mit dem Rücken zur Gruppe und sagt den Spruch. Für die Dauer des Spruches darf<br />
sich die Gruppe auf die eine Person zu bewegen. Nach dem Spruch dreht sich die Person um.<br />
Wer dann wackelt, muss ganz zurück.<br />
E i n w e c k g l a s<br />
Jeder befindet sich in einem gedachten Einweckglas – er muss eine Bewegung machen, um sich<br />
daraus zu befreien: nach oben und unten, zur Seite, nach vorn und hinten – Grenzen berühren;<br />
auf ein Klatschen springt das Glas.<br />
F a n g s p i e l<br />
Die Teilnehmer stehen im Kreis, immer ein Pärchen hintereinander. Zwei Teilnehmer bleiben<br />
übrig, einer ist die Katze, der andere die Maus. Die Maus kann sich vor der Katze retten, indem<br />
sie sich in das Mauseloch vor einem Pärchen rettet. Der Hintere des Pärchens wird dadurch zur<br />
Katze und die ehemalige Katze wird zur Maus. Der Kreis wird während des Spiels immer enger.<br />
F l a m i n g o u n d P i n g u i n<br />
Ein Flamingo mit langsamen, schwingenden Bewegungen soll Pinguine fangen, alle anderen sind<br />
zunächst Pinguine mit watschelnden schnellen Bewegungen. Wenn sie gefangen werden, ver-<br />
wandeln sie sich in Flamingos und sind nun auch Fänger, bis nur noch ein Pinguin übrig ist. Dieser<br />
letzte Pinguin wird nun zum Fänger und verwandelt alle Flamingos wieder zurück.<br />
G o r d i s c h e r K n o t e n<br />
Es wird ein Kreis gebildet. Alle schließen die Augen und gehen mit ausgestreckten Händen in<br />
die Mitte des Kreises, bis jede Hand eine andere Hand fassen kann. Dann die Augen öffnen und<br />
versuchen, den Knoten wieder zu entwirren. Gut als erstes und letztes Wup eines Seminars.<br />
G r u p p e n - K n o b e l n<br />
Ein Gruppenspiel nach den Knobelregeln: Wolf frisst Oma, Oma schlägt Jäger, Jäger erschießt<br />
Wolf. Die Gruppe wird in zwei Mannschaften eingeteilt, die sich jeweils auf eine Figur einigen<br />
(Wolf reißt Arme nach oben und brüllt; Oma geht am Stock; Jäger hat Gewehr im Anschlag).<br />
Beide Mannschaften stellen sich an der Mittellinie Rücken an Rücken auf und zählen bis drei,<br />
dann drehen sie sich herum und machen alle das vereinbarte Figurensymbol, die Knobelsieger<br />
versuchen nun, möglichst viele der Verlierermannschaft zu fangen, die ihrerseits versucht, sich<br />
hinter einer abgesteckten Linie in Sicherheit zu bringen. Die Eingefangenen wechseln die Mann-<br />
schaft. Das Spiel beginnt von neuem.<br />
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M e t h o d e n H a n d b u c h 8 3<br />
4<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung
4<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />
Körperorientierte Methoden<br />
H a l l i g H o o g e<br />
Eine Insel im Meer, alle rudern in Booten pantomimisch hin und betreten die Insel. Ziel ist, dass<br />
alle auf der Insel sind und niemand ertrinkt. Die Insel wird bei jedem Durchgang kleiner.<br />
H ä n d e w e g<br />
Mit einer Hand auf dem Rücken versucht jeder so viele Hände wie möglich zu berühren, ohne<br />
dass seine eigene Hand berührt wird.<br />
H a u s u n d E i c h h ö r n c h e n<br />
Jeweils zwei Personen bilden mit den Armen ein Haus, darunter setzt sich ein dritter, das Eich-<br />
hörnchen. Einer bleibt übrig. Dieser gibt nun verschiedene Aufforderungen, um einen Platz zu<br />
finden: Bei dem Wort „Umzug“ müssen alle Eichhörnchen sich ein neues Haus suchen. Bei dem<br />
Wort „Hausbau“ müssen alle Häuser ein neues Haus über einem anderen Eichhörnchen bauen.<br />
Bei dem Wort „Erdbeben“ müssen sowohl die Häuser als auch die Eichhörnchen wechseln. Wer<br />
übrig bleibt, darf die nächste Aufforderung geben.<br />
H u t r a u b<br />
Die Teilnehmer basteln Zeitungshüte und setzen sie sich auf. Sie versuchen paarweise, sich die<br />
Hüte gegenseitig abzujagen. Anschließend kämpfen zwei Gruppen gegeneinander, wer den Hut<br />
einbüßt, scheidet aus.<br />
I m a g i n ä r e r B a l l<br />
Im großen Kreis wird ein imaginärer Ball zugeworfen, der dabei von Person zu Person sein Ge-<br />
wicht, seine Größe, Gestalt oder Konsistenz verändert.<br />
K a r n e v a l<br />
Es werden Zettel mit Anweisungen verteilt, was jeder machen soll, zum Beispiel: „Küsse jeden<br />
auf die Stirn”, „Umarme jeden” und sonstiges. Ca. 5 bis 10 Minuten lang führt jeder seine An-<br />
weisung aus.<br />
K a s p a r u n d d a s K r o k o d i l<br />
Es bilden sich Paare, die sich gegenüberstellen. Der eine Partner hält die Handflächen nebenei-<br />
nander nach oben, der andere Partner hält die Handflächen nebeneinander nach unten über die<br />
Handflächen des anderen. Derjenige, der die Hände unten hat, versucht, die Handrücken des<br />
anderen zu treffen. Gelingt dieses, dann wechseln.<br />
K e t t e n f a n g e n<br />
Ein Teilnehmer ist der Fänger. Wen er gefangen hat, der hängt sich hinten an den Fänger dran.<br />
Ab drei Gefangenen teilt sich die Gruppe in zwei Gruppen mit jeweils zwei Leuten und fängt<br />
weiter.<br />
V a r i a n t e d e r M e t h o d e<br />
Kette teilt sich nicht.<br />
8 4 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />
© 2004 MitOst-Editionen
K e t t e n p o s t<br />
Körperorientierte Methoden<br />
Alle stehen im Kreis, einer fängt an und schickt eine Grimasse, Geste oder ähnliches im Kreis<br />
herum, der Nebenmann nimmt sie auf und schickt sie schnell an den Nachbarn weiter. Es soll<br />
vor allem schnell gehen. Mit einer anderen vereinbarten Geste kann jeder die Richtung der Post<br />
ändern (eher mit leichten Bewegungen, zum Beispiel Klatschen, beginnen und dann steigern).<br />
K e v i n a l l e i n z u H a u s<br />
Die Teilnehmer bilden einen Kreis und schließen die Augen. Vorher sucht sich jeder in Gedanken<br />
einen Partner. Der Leiter bittet die Teilnehmer, den Oberkörper nach unten zu beugen, bis die<br />
Arme die Zehenspitzen berühren. Auf drei kommen die Teilnehmer hoch und sehen nun ihrem<br />
Partner, an den sie gedacht haben, in die Augen. Wenn zwei Personen sich gleichzeitig ansehen,<br />
reißen sie die Arme hoch und schreien laut los – wie Kevin im Spielfilm, wenn er etwas Schreck-<br />
liches sieht. Die gefundenen Paare verlassen jeweils den Kreis. Es werden so viele Runden ge-<br />
spielt, bis alle Teilnehmer einen Partner gefunden haben.<br />
K n i e b o x e n<br />
Die Teilnehmer versuchen, die Knie der anderen zu berühren, und bekommen dafür Punkte.<br />
M o n s t e r<br />
Monsterbegegnung: Die Teilnehmer laufen im Raum herum, machen unkontrollierte Bewe-<br />
gungen, bewegen zuerst die Daumen, dann die Arme, den Oberkörper, den ganzen Körper,<br />
verändern dann auch die Mimik, geben Laute von sich; zuletzt nehmen die Monster Kontakt<br />
zueinander auf.<br />
M o r g e n s p a z i e r g a n g<br />
Alle laufen in einem großen Kreis mit Armlängenabstand zum Vordermann, dann beginnt ein<br />
angeleiteter Morgenspaziergang mit Wettermassage: Wind, Regen, Sturm… werden beim Vor-<br />
dermann auf Rücken und Schultern simuliert.<br />
N e t z b a l l<br />
Alle stehen im Kreis und werfen sich einen Tennisball zu, bis jeder ihn einmal hatte. Nach diesem<br />
Muster werden nun immer neue Bälle in den Kreis eingebracht und hin und her geworfen: jeder<br />
bekommt immer von derselben Person den Ball und wirft ihn immer zu derselben weiter.<br />
P f e r d e r e n n e n<br />
Alle setzen sich auf Knien in den Kreis und es wird ein Pferderennen simuliert. Der Spielleiter<br />
gibt die entsprechenden Anweisungen. So klopfen sich alle auf die Brust, auf die Knie, legen sich<br />
nach rechts, dann nach links. Die Anweisungen können in einer Sprache gegeben werden, die<br />
nur ein Teil der Gruppe versteht, so dass diejenigen, die nichts verstehen, einfach mitmachen.<br />
R h y t h m u s<br />
Die Teilnehmer geben ein Klatschen im Kreis weiter: einer fängt an und es wird der Reihe nach<br />
weitergeklatscht, jeder hat jedoch einen anderen Rhythmus, das Klatschen hört im Kreis auf.<br />
S a m e n k o r n<br />
„Stell Dir vor, Du bist ein Samenkorn, klein und fest in der Erde. Die ersten Sonnenstrahlen las-<br />
sen dich wachsen. Aus Dir erwächst eine Pflanze, die weiter zur Sonne strebt: das Samenkorn<br />
wächst, bricht aus der Erde, wird zur Pflanze, wächst zur Sonne, bekommt Früchte, verdorrt.“<br />
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M e t h o d e n H a n d b u c h 8 5<br />
4<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung
4<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />
Körperorientierte Methoden<br />
S p a z i e r g ä n g e r<br />
Ein Teilnehmer ist der Fänger, der die anderen zu fangen versucht. Alle dürfen nur gehen,<br />
nicht rennen.<br />
S p i e g e l ü b u n g e n<br />
▪ Partnerübung: Die Partner bringen die Hände nah zusammen, sie berühren sich aber nicht,<br />
sie bewegen ihren Körper, jeweils einer führt die Bewegung an, die anführende Person<br />
muss aber nicht festgelegt werden.<br />
▪ Pärchen stellen sich verteilt im Raum auf. Der eine macht Bewegungen, Grimassen, zum<br />
Beispiel die Morgentoilette oder ähnliches, der andere spielt sein Spiegelbild. Danach<br />
Wechsel. Wichtig: die Leitung muss auf den Wechselzeitpunkt hinweisen.<br />
▪ Partner stehen sich gegenüber, halten die Handflächen im kleinen Abstand gegenüber,<br />
sehen sich dabei in die Augen, dann drehen sie sich zur Seite - spüren, drehen sich Rücken<br />
an Rücken - spüren, drehen sich wieder gegenüber und nehmen wieder Blickkontakt auf.<br />
T o a s t e r<br />
Ein Teilnehmer steht in der Mitte eines Kreises und zeigt auf eine Person, die im Kreis steht.<br />
Diese muss mit dem linken und rechten Nachbarn gemeinsam eines der vorher vereinbarten<br />
Bilder darstellen: Toaster (die beiden außen halten sich an den Händen, derjenige in der Mitte<br />
hüpft in die Luft), Elefant (die beiden außen bilden an dem Mittleren die Ohren, derjenige in der<br />
Mitte hält sich mit einer Hand die Nase und macht mit dem anderen Arm den Elefantenrüssel),<br />
Mixer (die beiden außen fassen sich an den Händen und halten sie über den Mittleren, der sich<br />
dreht). Macht einer der drei einen Fehler, muss er in die Kreismitte.<br />
T u c h f a n g e n<br />
Zwei Fänger sollen ein Tuch fangen, das sich die anderen schnell weiterreichen. Wenn ein Fänger<br />
dieses Tuch erwischt, wird die Person, bei der das Tuch gerade ist, zum Fänger.<br />
T u t t i F r u t t i<br />
Alle sitzen im Stuhlkreis. Jedem Teilnehmer wird eine von drei Obstsorten zugeordnet. Ein Teil-<br />
nehmer steht in der Mitte des Stuhlkreises und nennt eine Obstsorte. Alle, die diese Sorte sind,<br />
müssen den Platz wechseln. Der Teilnehmer in der Mitte versucht, während des Wechselns einen<br />
Platz zu finden. Beim Befehl „Tutti Frutti” wechseln alle den Platz.<br />
V i e r f ü ß l e r s p i e l<br />
Je zwei (ungefähr gleich große!) Teilnehmer stellen sich Rücken an Rücken, gehen langsam in<br />
die Knie, halten sich mit den Armen aneinander fest; dann versuchen sie, andere Vierfüßler<br />
umzuschmeißen.<br />
V i r u s s p i e l<br />
Ein Virus fängt Blutkörperchen: Wer abgeschlagen wird, erstarrt und kann nur wieder befreit<br />
werden, wenn zwei andere mit beiden Armen einen Kreis um ihn bilden.<br />
8 6 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />
© 2004 MitOst-Editionen
4 . 2 . C o o l i n g d o w n s<br />
Körperorientierte Methoden<br />
Nach heftigen Diskussionen oder Rollenspielen, die zu starken Auseinandersetzungen<br />
führten, sollten Übungen eingesetzt werden, die „abkühlend“ und entspannend wirken<br />
und die Teilnehmer dabei unterstützen, wieder aus ihrer Rolle zu finden. Von einem<br />
hohen Konzentrationsniveau sollen die Teilnehmer auf ein normales Level gebracht<br />
werden. Wichtig ist, dass die Übungen im Gegensatz zu Wups von schnellen, heftigen,<br />
großen Bewegungen zu langsamen, schwachen, kleinen Bewegungen übergehen.<br />
A u f w a c h e n<br />
Alle stehen im Kreis, die Füße schulterbreit auseinander; sie lassen den Körper hin- und her<br />
pendeln, finden das eigene Gleichgewicht; strecken eine Seite (Arm schräg nach oben), atmen<br />
dabei ein.<br />
V a r i a n t e d e r M e t h o d e<br />
Partnerübung: der eine beugt sich vornüber, lässt dabei den Rücken gestreckt, streckt den Po<br />
nach hinten und lässt sich an den Unterarmen vom Partner halten und gleichzeitig lang ziehen.<br />
B a l l o n<br />
Alle nehmen sich an die Hand und stellen einen großen Ballon dar: Mit dem Ausatmen laufen alle<br />
nach innen, mit dem Einatmen wieder nach außen, so wird der Ballon klein und wieder groß.<br />
B a u m<br />
Alle bewegen sich als Baum im Wind erst sanft und dann, wenn es stürmt, heftig hin und her.<br />
Zuletzt: Ein Sprung in die Sterne! Jeder ist ein Baum, der sich einen festen Platz sucht. Die<br />
Bäume bewegen sich im Herbstwind, dann wird es Winter, es schneit, die Äste werden schwer<br />
und hängen runter, der Baum wird ganz klein, er spürt die Energie in seinem Innern, dann ist<br />
Frühling, der Baum streckt sich der Sonne entgegen.<br />
D e h n ü b u n g e n<br />
Dehnübungen sind ausführlich im [Kapitel 4.1.] beschrieben.<br />
E n t s p a n n u n g s ü b u n g<br />
Alle liegen bequem auf dem Boden, hören Entspannungsmusik und lassen den Tag, die letzte<br />
Einheit Revue passieren.<br />
G e h e n<br />
Alle bewegen sich frei im Raum; versuchen, verschiedenes Gehen nach zu machen, zum Beispiel<br />
wie ein Kind, wie ein Opa, wie ein Rocker, zu zweit, zu dritt, in Gruppen.<br />
© 2004 MitOst-Editionen<br />
M e t h o d e n H a n d b u c h 8 7<br />
4<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung
4<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />
Körperorientierte Methoden<br />
4 . 3 . V e r t r a u e n s ü b u n g e n<br />
Es ist sinnvoll, die Vertrauensübungen in der Anfangsphase des Seminars als eine<br />
Einheit innerhalb des Programms einzusetzen und nicht nur als Rahmenaktivität zu<br />
betrachten. Sie lockern die Atmosphäre auf und unterstützen die Herausbildung des<br />
Gruppengefühls. Über die Sensibilisierung der eigenen Sinneswahrnehmung wird die<br />
Sensibilisierung gegenüber den anderen gefördert. Die Übungen unterstützen die Teil-<br />
nehmer dabei, die anderen besser kennen zu lernen, eine Beziehung zu ihnen aufzu-<br />
bauen und Vertrauen in die Gruppe zu bilden.<br />
Es ist wichtig, die Vertrauensübungen bewusst so auszuwählen und aneinander zu reihen, dass<br />
sich der Grad des angestrebten Vertrauens steigert. Daher sollte man von einfacheren zu kom-<br />
plexeren Übungen übergehen. Falls es die Bedingungen erlauben, wird empfohlen, viele der<br />
Vertrauensübungen draußen an der frischen Luft durchzuführen.<br />
Wichtig ist, den Teilnehmern gegenüber zu betonen, dass jede der Übungen freiwillig ist!<br />
Jederzeit kann die Stopp-Regel benutzt werden, nach der jederzeit jeder ohne Angabe von Grün-<br />
den schweigen kann, wenn es ihm zu intim wird. Viele der Übungen können später wiederholt<br />
werden, dann natürlich in der Form von Wups oder als Freizeitbeschäftigung.<br />
T i p p s f ü r d i e A u s w e r t u n g d e r Ü b u n g<br />
Als Auswertung, die ein fester Bestandteil dieser Einheit ist, wird empfohlen, sich in einer<br />
lockeren Runde über die Gefühle der Beteiligten auszutauschen:<br />
▪ Wie fühlst du dich jetzt?<br />
▪ War es schwer / leicht, angenehm / unangenehm, einer Person, die du erst seit ein paar<br />
Tagen kennst, zu vertrauen / sich auf sie einzulassen? Hattest du Angst?<br />
▪ Welche Rolle ist dir leichter gefallen / in welcher Rolle fühlst du dich besser? In der Rolle<br />
des Führenden oder des Geführten?<br />
▪ Was hast du bei den Übungen über dich selbst erfahren?<br />
▪ Spürst du ein stärkeres Vertrauen in die Gruppe?<br />
G e h e n<br />
Alle unsere Bewegungsabläufe im Alltag sind automatisiert, auch und vor allem unser Gang.<br />
Natürlich hat jeder einen individuellen Gang – seinen persönlichen Automatismus. Auch passen<br />
wir unseren Gang örtlichen Gegebenheiten an: durch U-Bahn-Schächte gehen wir möglichst<br />
rasch, durch manche Straßen schlendern wir. Sobald wir unseren Gang ändern, ändern wir die<br />
Spannung in unseren Muskeln, beanspruchen unterschiedliche Muskelgruppen, werden uns der<br />
Möglichkeiten unseres Körpers bewusster. In den folgenden Übungen probieren die Teilnehmer<br />
verschiedene Gangarten aus.<br />
Z e i t l u p e<br />
Wer zuletzt am Ziel ankommt, gewinnt! Die Teilnehmer gehen langsam, mit möglichst großen<br />
Schritten, wobei sie jedes Mal den Fuß in Kniehöhe anheben und schwer stampfend aufsetzen.<br />
Der ganze Körper soll mitgehen. Bei jedem Schritt muss das Gleichgewicht neu gefunden wer-<br />
den. Immer steht nur ein Fuß auf dem Boden, wenn der rechte aufsetzt, hebt sich der linke usw.<br />
Langsam gehen, nicht stillstehen!<br />
8 8 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />
© 2004 MitOst-Editionen
R e c h t e r W i n k e l<br />
Körperorientierte Methoden<br />
Alle sitzen auf dem Boden, Arme und Beine sind im rechten Winkel zum Körper ausgestreckt. Die<br />
Teilnehmer beginnen, sich mit dem Gesäß voranzubewegen, indem sie abwechselnd die rechte<br />
und die linke Körperhälfte vorschieben. Nicht zu schnell! Das ist kein Wettlauf. Nachdem eine<br />
bestimmte Strecke auf diese Art zurückgelegt wurde, bewegen sich alle auf die gleiche Weise,<br />
ebenfalls mit ausgestreckten Armen und Beinen, rückwärts.<br />
S c h u b k a r r e<br />
Wie bei dem Kinderspiel fasst ein Teilnehmer die Beine des anderen, der auf den Händen<br />
gehen muss.<br />
A u f a l l e n v i e r e n<br />
Alle bewegen sich auf allen vieren fort, vorwärts und rückwärts.<br />
A f f e n g a n g<br />
Alle gehen in leichter Hockstellung, mit pendelnden Armen, die Hände berühren dabei immer<br />
den Boden.<br />
K r a b b e n g a n g<br />
Alle gehen auf allen vieren, aber nicht vorwärts, sondern nur seitwärts, nach rechts oder links.<br />
K ä n g u r u s p r ü n g e<br />
Alle fassen sich an den Knöcheln und hüpfen wie Kängurus.<br />
K a m e l g a n g / P a s s g a n g<br />
Noch einmal auf allen vieren. Das rechte Bein und die rechte Hand machen gleichzeitig einen<br />
Schritt, dann das linke Bein und die linke Hand. Es bewegt sich also immer nur eine Seite voran.<br />
M i t v e r s c h r ä n k t e n B e i n e n<br />
Die Teilnehmer stehen paarweise nebeneinander, fassen einander um die Hüfte und verschrän-<br />
ken entweder ihr linkes Bein mit dem rechten des Partners oder ihr rechtes mit seinem linken.<br />
Dann beginnt der Wettlauf. Nicht springen, sondern gehen! Der Partner leistet dabei wenig Hilfe,<br />
jeder muss sich selbst anstrengen.<br />
G l e i c h g e w i c h t 1<br />
Alle suchen sich einen festen Stand (Füße schulterbreit auseinander), schaukeln vor und zu-<br />
rück, finden ihre Mitte, schaukeln so stark, dass sie das Gleichgewicht verlieren, suchen even-<br />
tuell Unterstützung, stellen sich dann fest hin und spüren, dass sie fest auf den eigenen Füßen<br />
stehen können.<br />
G l e i c h g e w i c h t 2<br />
Zwei ungefähr gleich starke Partner halten sich gegenseitig an den Händen. Zunächst drücken<br />
sie sich gegenseitig weg, dann halten sie sich und lassen sich langsam nach hinten fallen.<br />
B l i n d f ü h r e n / A u t o f a h r e n<br />
Die Teilnehmer gehen allein im Raum herum. Sie achten auf ihren Atem, gehen langsam. Nach<br />
einer kurzen Zeit bilden sie Paare. Der eine Teilnehmer führt den anderen, indem er ihn nur mit<br />
einem Finger anfasst. Der andere Teilnehmer schließt dabei die Augen.<br />
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M e t h o d e n H a n d b u c h 8 9<br />
4<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung
4<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />
Körperorientierte Methoden<br />
V a r i a n t e d e r M e t h o d e<br />
Der Ablauf ist der gleiche, mit dem Unterschied, dass der Führende mit dem Finger auf dem<br />
Rücken des geführten Partners ihn als Auto steuert, durch Klopfen auf den rechten oder linken<br />
Arm abbiegen kann, am Nacken bremst usw. Nach einer Weile wechseln die Partner.<br />
I m L a b y r i n t h<br />
Jeder Teilnehmer konzentriert sich auf einen Punkt im Saal, schließt die Augen und geht langsam<br />
auf diesen Punkt zu. Zusammenstöße müssen dabei vermieden werden. Nach einigen Minuten,<br />
auf ein Zeichen, öffnet jeder die Augen und stellt fest, ob er dem Ziel näher gekommen ist oder<br />
auch nicht.<br />
R a u m l a u f 1<br />
Alle Teilnehmer bewegen sich im Raum, wenn einer „Stopp“ ruft, bleiben alle stehen, bis einer<br />
„Weitergehen“ ruft.<br />
R a u m l a u f 2<br />
Jeder Teilnehmer kann im Gehen einen Vorschlag machen, was die anderen machen sollen, und<br />
die Gruppe antwortet darauf laut schreiend „Au ja!“ und tut es dann auch.<br />
A u g e n z u<br />
Alle Teilnehmer gehen langsam durch den Raum. Auf ein Zeichen schließen alle die Augen, ein<br />
Name wird genannt und alle zeigen in die Richtung, in der sie die Person vermuten. Die Teilneh-<br />
mer öffnen die Augen und kontrollieren, ob sie Recht hatten.<br />
D e r R u f<br />
Die Teilnehmer bilden Paare: einer ist der Blinde, der andere der Blindenführer. Dieser stößt einen<br />
Laut aus, z.B. wie eine Katze oder wie ein Vogel, den sich der Blinde einprägt. Dann schließen<br />
alle Blinden die Augen, alle Blindenführer stoßen gleichzeitig ihre Kennlaute aus und entfernen<br />
sich langsam. Sie wechseln oft den Standort, entfernen sich immer weiter und stoßen dabei leise<br />
ihren Ruf aus. Jeder Blinde sucht seinen Blindenführer, wobei seine einzige Orientierungshilfe<br />
dessen Ruf ist; er darf sich nicht von den anderen Rufen, die um ihn schwirren, ablenken lassen.<br />
Jeder Blindenführer ist für die Sicherheit seines Blinden verantwortlich. Der Blinde geht nur wei-<br />
ter, wenn er den Ruf hört. Wenn er ihn nicht mehr hört, bleibt er sofort stehen. So bewahrt der<br />
Blindenführer seinen Blinden vor Zusammenstößen.<br />
S k u l p t u r<br />
Partnerübung: Einer nimmt eine bestimmte Stellung ein, der andere ertastet diese mit geschlos-<br />
senen Augen und nimmt die gleiche Stellung ein, danach öffnet er die Augen und vergleicht die<br />
Stellungen.<br />
B l i n d l a u f e n<br />
Diese Übung sollte auf einer größeren Fläche im Freien gespielt werden. Paare werden gebildet.<br />
Ein Teilnehmer wählt ein Objekt (Baum, Haus, Stuhl…), zu dem er blind laufen möchte. Dann<br />
schließt er die Augen und läuft mit dem Partner, dessen Augen geöffnet sind, zu diesem Objekt.<br />
Das Tempo des Laufens wählt der Teilnehmer selbst.<br />
9 0 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />
© 2004 MitOst-Editionen
H a n d a u f d e m R ü c k e n<br />
Körperorientierte Methoden<br />
Paarübung: Einer spaziert langsam, sein Körper ist ganz entspannt, der andere folgt ihm mit der<br />
Hand auf seinem Rücken, die ihn unterstützt und Wärme verleiht.<br />
N u m m e r n f a l l e n<br />
Die Teilnehmer zählen durch, bis jeder eine Nummer hat. Alle bewegen sich auf relativ engem<br />
Raum. Der Leiter ruft eine Nummer und der Teilnehmer, dem die gerufene Nummer gehört, lässt<br />
sich fallen. Die anderen müssen darauf achten, dass dieser Teilnehmer nicht wirklich umfällt,<br />
sondern von ihnen aufgefangen wird.<br />
T o r k e l f l a s c h e<br />
Die Teilnehmer stehen im Kreis. Alle beugen sich nach vorne, wobei der Körper gerade bleibt,<br />
d.h., ohne den Kopf vorzustrecken oder in der Hüfte abzuknicken und auch ohne die Füße vom<br />
Boden zu heben. Die Bewegung kommt nur aus den Fußgelenken. Danach vollführen sie dieselbe<br />
Bewegung nach hinten, dann wieder zur Kreismitte hin, mehrmals hintereinander, anschließend<br />
nach links und nach rechts. Dabei wird weder der Rumpf seitwärts gebeugt noch werden die<br />
Füße vom Boden gehoben. Anschließend beschreibt jeder einen Kreis, indem er sich nach vorn<br />
und dann linksherum (vorn-links-hinten-rechts-vorn) neigt. Dann umgekehrt, nach vorn und<br />
rechtsherum (vorn-rechts-hinten-links-vorn). Die Übung wird mehrmals wiederholt. Dann wird<br />
der Kreis der Teilnehmer enger geschlossen.<br />
V e r t r a u e n s p e n d e l<br />
Vier bis sieben Teilnehmer bilden einen engen Kreis. Eine Person steht in der Mitte des Kreises<br />
und lässt sich mit geschlossenen Augen nach vorne, nach hinten und zur Seite fallen. Die Teil-<br />
nehmer, die den Kreis bilden, müssen den innen Stehenden auffangen und koordiniert im Kreis<br />
weiterbewegen.<br />
I n s e l s p i e l<br />
Zehn Teilnehmer versuchen, sich in einem eingegrenzten Feld aufzuhalten. Das Feld wird immer<br />
kleiner und kleiner. Das Spiel kann z.B. mit Zeitungspapier gespielt werden.<br />
S c h l a r a f f e n l a n d<br />
Es werden Dreiergruppen gebildet. Jeder Teilnehmer bekommt 5 Minuten, die ganz seinen Wün-<br />
schen zur Verfügung stehen. Während dieser Zeit erfüllen die anderen zwei in der Gruppe alle<br />
Wünsche dieser Person. Es kommen alle drei an die Reihe.<br />
K r ä f t e m e s s e n 1<br />
Die Teilnehmer stellen sich paarweise auf und legen die Hände auf die Schultern ihres Gegenü-<br />
bers. Auf ein Zeichen beginnen sie, einander mit aller Kraft von der Stelle zu schieben. Das darf<br />
aber keinem gelingen, keiner darf gewinnen oder verlieren. Sowie einer merkt, dass sein Partner<br />
schwächer ist, nimmt er sich zurück. Verstärkt der andere seine Anstrengungen, dann stemmt<br />
auch er sich ihm mit mehr Kraft entgegen.<br />
K r ä f t e m e s s e n 2<br />
Die Teilnehmer gehen in Gruppen zu 5-6 Personen. Ein Teilnehmer sitzt auf einem Stuhl und<br />
versucht aufzustehen, während die anderen dies nicht zulassen wollen. Auf ein Zeichen werfen<br />
sie ihn plötzlich in die Luft.<br />
© 2004 MitOst-Editionen<br />
M e t h o d e n H a n d b u c h 9 1<br />
4<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung
4<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />
Körperorientierte Methoden<br />
V a r i a n t e d e r M e t h o d e<br />
Ein Teilnehmer liegt auf dem Boden und „macht sich schwer“, während die anderen versuchen,<br />
ihn hochzustemmen. Schließlich gelingt es ihnen. Sie halten ihn hoch über ihren Köpfen und<br />
schaukeln ihn sanft wie auf Meereswellen hin und her.<br />
G u m m i z u g<br />
Alle stehen im Kreis und fassen sich an den Händen. Die Teilnehmer streben auseinander, bis sie<br />
sich nur noch mit den Fingerspitzen berühren. Dann rücken sie zusammen, bis der Kreisumfang<br />
so klein wie möglich ist. Diese Übung kann mit einer Stimmübung kombiniert werden: beim Aus-<br />
einanderstreben stoßen die Teilnehmer Laute aus, die ihr Verlangen nach Nähe deutlich machen,<br />
beim Zusammenrücken drücken sie stimmlich ihr Bedürfnis nach Distanz aus.<br />
P a s c h a<br />
Ein Teilnehmer steht im Kreismittelpunkt, er ist der „Pascha“. Er setzt zu einer Bewegung an,<br />
und alle helfen ihm, sie auszuführen. Hebt er z.B. ein Bein, so stellt sich sofort ein anderer dar-<br />
unter. Der Pascha tut alles, was ihm einfällt – klettert, dreht sich um die eigene Achse, lässt sich<br />
fallen –, die anderen stützen ihn bei jeder Bewegung. Er bewegt sich ganz langsam, damit die<br />
Helfer seine Absichten rechtzeitig erkennen und rasch reagieren. Dazu müssen sie dauernd mit<br />
ihm Körperkontakt halten, um so seine Muskelbotschaften richtig entschlüsseln zu können. Der<br />
Pascha darf nicht in seinen Bewegungen beeinflusst werden, er allein entscheidet, was er als<br />
nächstes tun will. Er beendet die Übung, indem er sich sanft absetzen lässt. Bei großer Teilneh-<br />
merzahl können mehrere Gruppen gebildet werden. Jeder soll einmal Pascha sein.<br />
B e g r ü ß u n g e n<br />
Die Teilnehmer bilden Paare. Ein Teilnehmer nennt jeweils zwei Körperteile, die sich berühren<br />
sollen. Wenn es also heißt: „Nase zu Ellbogen!“, versucht jeder, mit seiner Nase den Ellbogen<br />
seines Partners zu berühren. Dann heißt es z.B.: „Fuß zu Knie!“, „Ohr zu Handfläche!“, „Nabel zu<br />
Knie!“ usw. Die Kombinationen werden immer komplizierter, bis die Paare keine Begrüßung mehr<br />
ausführen können. Auf ein Zeichen wechseln die Paare, und das Spiel geht von neuem los.<br />
D e r B ä r<br />
Ein Teilnehmer ist der Bär, die anderen sind die Holzfäller. Der Bär stößt ein fürchterliches Ge-<br />
brüll aus. Die Holzfäller, die ihm den Rücken zuwenden, fallen um und bleiben steif liegen. Der<br />
Bär geht zu jedem, schnauft, brüllt, tappt nach ihm, kitzelt ihn, kurz: tut alles, um ihn zu einer<br />
Lebensäußerung zu veranlassen. Wenn ihm das gelingt, verwandelt sich der Holzfäller ebenfalls<br />
in einen Bären und versucht, die anderen Holzfäller zum Lachen zu bringen usw. Das Spiel ist zu<br />
Ende, wenn alle Bären sind.<br />
D e r S t u h l<br />
Ein Teilnehmer setzt sich auf einen Stuhl. Ein anderer setzt sich auf seinen Schoß, wieder ein<br />
anderer auf dessen Schoß usw., bis es nicht mehr geht. Jeder legt die Arme um die Taille des auf<br />
ihm Sitzenden. Nun heißt es: „Rechts, links“, und alle heben im Takt das rechte und dann das<br />
linke Bein, als wollten sie vorwärts marschieren. Der Stuhl wird weggezogen, aber keiner fällt,<br />
da alle sitzen und sich aneinander festhalten. Die aufeinander sitzenden Teilnehmer versuchen<br />
dann, einen Kreis zu bilden. Dieser schwankt unaufhörlich nach rechts und nach links. Wenn der<br />
Kreis geschlossen ist, können sie die Arme lösen. Man kann auch mit drei Stühlen beginnen und<br />
drei Reihen bilden. Wenn die Stühle weggezogen sind, versucht der erste jeder Reihe, sich beim<br />
letzten der davor sitzenden Reihe einzuhaken.<br />
9 2 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />
© 2004 MitOst-Editionen
5<br />
G r u n d k o m p e t e n z e n
5 . G r u n d k o m p e t e n z e n<br />
Grundkompetenzen<br />
Fast alle Methoden erfordern von den Teilnehmern Offenheit im Meinungsaustausch<br />
und die Fähigkeit, die eigenen Gedanken präsentieren zu können.<br />
5 . 1 . D i s k u s s i o n s k u l t u r<br />
Der Meinungsaustausch zwischen mehreren Personen führt schnell zu einer Diskus-<br />
sion, für die sich die Teilnehmer im Vorfeld auf bestimmte Regeln einigen sollten,<br />
wie z.B. den anderen aussprechen zu lassen, niemanden persönlich anzugreifen oder<br />
einen Moderator zu akzeptieren. Die Regeln sollten sichtbar im Seminarraum aushän-<br />
gen, damit sich die Teilnehmer gegebenenfalls daran erinnern.<br />
Die Teilnehmer sollten zum einen dafür sensibilisiert werden, dass unterschiedliche Meinungen<br />
gleichwertig nebeneinander bestehen können. Zum anderen sollten sie lernen, dass Meinungen<br />
durch Argumente unterfüttert werden müssen, um das Gegenüber zu überzeugen.<br />
© 2004 MitOst-Editionen<br />
M e t h o d e n H a n d b u c h 9 5<br />
5<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung
5<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />
Grundkompetenzen<br />
Beschreibung<br />
Ziele<br />
Rahmen<br />
9 6 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />
Nach spontanen Anstoß-Referaten zum Thema „Zensur – pro<br />
und contra“ setzen sich die Teilnehmer ausführlich, erst<br />
in Kleingruppen und dann im Plenum, mit diesem Thema<br />
auseinander.<br />
Die Teilnehmer lernen, in Diskussionen ihre Meinung mit<br />
Argumenten zu unterfüttern und ihrem Gegenüber bewusst<br />
zuzuhören<br />
Gruppengröße __ 20 Personen<br />
Zeit __ 1 Stunde<br />
Raum __ Seminarraum mit Möglichkeit zur Kleingruppenarbeit<br />
Material __ Flipchart, Moderationskoffer<br />
Schlüsselbegriffe<br />
Durchführung<br />
Erfahrungen<br />
Erweiterungen und<br />
Alternativen<br />
Z w i s c h e n P r e s s e f r e i h e i t u n d Z e n s u r<br />
Seminarregeln, Diskussionskultur<br />
1. Pro und Contra: Es wird die These „Zeitungen und Zeit-<br />
schriften dürfen auf keinen Fall zensiert werden“ in den<br />
Raum gestellt. Alle haben fünf Minuten Zeit, darüber nach-<br />
zudenken. Dann halten zwei Freiwillige jeweils ein kurzes<br />
Plädoyer pro und contra. [15 Minuten]<br />
2. Kleingruppenarbeit: Vier Arbeitsgruppen, zwei pro und<br />
zwei contra, arbeiten die Positionen weiter aus.<br />
[20 Minuten]<br />
3. Präsentation: Die Ergebnisse werden im Plenum diskutiert<br />
und dokumentiert. Dabei orientieren sich die Teilnehmer<br />
an den gesammelten Argumenten. Bevor auf ein Argument<br />
geantwortet wird, fasst der Antwortenden das Argument<br />
des Vorredners in einem Satz zusammen. [20 Minuten]<br />
Das Thema hat die Teilnehmer in den vergangenen Semi-<br />
naren stark interessiert und lebhafte Diskussionen ausgelöst.<br />
Wichtig ist, dass Raum geschaffen wird, auch über die Situa-<br />
tion in den einzelnen Heimatländern zu sprechen.<br />
Dieses Streitgespräch kann später als Anlass zum Schreiben<br />
von Meldungen, Berichten, Kommentaren, Interviews, ...<br />
genutzt werden.<br />
© 2004 MitOst-Editionen
Zwischen Pressefreiheit<br />
und Zensur<br />
Grundkompetenzen<br />
„Zeitungen und Zeitschriften dürfen auf keinen Fall zensiert werden“<br />
M ö g l i c h e A r g u m e n t e p r o<br />
▪ Menschen sollten hören, sehen und lesen können, was sie wollen<br />
▪ Zensur ist Einschränkung der persönlichen Freiheit<br />
▪ Gute Sitten leiden mehr unter der Zensur selbst als unter dem Gegenstand der Zensur<br />
▪ Zensur verhindert Pornographie nicht, sondern drängt sie in einen unkontrollierbaren<br />
schwarzen Markt<br />
▪ Zensoren haben von moderner Kunst keine Ahnung und zensieren Dinge, die sie kaum<br />
beurteilen können<br />
▪ ...<br />
M ö g l i c h e A r g u m e n t e c o n t r a<br />
▪ Zensur ist ein notwendiger Schutz für Kinder<br />
▪ Zensur schützt die Gesellschaft vor Extremisten<br />
▪ Zensoren sind liberale Menschen, denen man vertrauen kann<br />
▪ Skrupellose Geldmacher nutzen die Arglosigkeit unschuldiger Menschen<br />
▪ Pornographie verdirbt die Sitten<br />
▪ Gewalt in Filmen führt zur Brutalisierung der Bevölkerung<br />
▪ ...<br />
© 2004 MitOst-Editionen<br />
M e t h o d e n H a n d b u c h 9 7<br />
5<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung
5<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />
Grundkompetenzen<br />
Beschreibung<br />
Ziel<br />
Rahmen<br />
9 8 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />
Die Teilnehmer sollen in der Situation eines Rollenspiels über<br />
verschiedene Meinungen / Haltungen zu den Medien und zur<br />
Zukunft der Medien diskutieren.<br />
Die hier beschriebene Talkshow hat die Manipulation durch<br />
die Medien und die virtuelle Zukunft der Medien zum Thema.<br />
In den Rollen selbst sind nicht nur diese Themen angelegt, es<br />
geht ganz allgemein um die Frage, was Medien eigentlich sind<br />
und wozu sie dienen.<br />
Gruppengröße __ max. 25 Personen<br />
Zeit __ 1,5 Stunden<br />
Die Rollen unterscheiden sich in Umfang und Komplexität,<br />
Zuschauer ohne Rolle sind nicht vorgesehen.<br />
Den Teilnehmern soll die Möglichkeit gegeben werden, sich<br />
dem Thema Medien auch einmal spielerisch zu nähern, ohne<br />
eine eigene Position beziehen zu müssen. Sie lernen dabei<br />
das argumentieren auch und gerade für Meinungen, die sie<br />
persönlich (eventuell) nicht vertreten.<br />
Raum __ Seminarraum, mehrere kleine Räume für die Vorbereitung<br />
Material __ Arbeitsblätter, der „Realitätscharakter“ des Rollenspiels kann<br />
Schlüsselbegriffe<br />
wichtig<br />
T a l k s h o w - R o l l e n s p i e l<br />
durch entsprechende Dekoration erhöht werden (Talkshow-<br />
Logo, Mikro für den Moderator…)<br />
Diskussionskultur<br />
Die Rolle des Moderators sollte ein Teilnehmer übernehmen,<br />
der dazu sowohl sprachlich als auch kommunikativ in der<br />
Lage ist.<br />
Die Teilnehmer müssen ausreichend Zeit dafür haben, ihre<br />
Rollen kennen zu lernen und sich passende Argumente zu<br />
überlegen.<br />
Die Seminarleiter müssen das Rollenspiel aufmerksam ver-<br />
folgen, um im Notfall schnell eingreifen zu können. Einer kann<br />
die Rolle eines Aufnahmeleiters übernehmen, der dem Mode-<br />
rator inhaltliche und zeitliche Vorgaben macht.<br />
© 2004 MitOst-Editionen
Durchführung<br />
Erfahrungen<br />
Ergänzungen und<br />
Alternativen<br />
© 2004 MitOst-Editionen<br />
Grundkompetenzen<br />
1. Vorbereitung: Im Vorfeld muss die Anzahl der Teilnehmer<br />
mit der Anzahl der Rollen abgeglichen werden, d.h. es<br />
müssen eventuell weitere Rollenprofile erstellt werden.<br />
[5 Minuten]<br />
2. Das Prinzip einer Talkshow wird kurz erläutert (Gäste-<br />
Diskussion, Moderator-Rechte, Zuschauer-Fragen und<br />
-einwürfe…). Die Rollen werden im Losverfahren<br />
gezogen und die Teilnehmer zur Vorbereitung in zwei<br />
Gruppen geteilt: die Talkshow-Gäste plus Moderator und<br />
die Zuschauer. [5 Minuten]<br />
3. In den Gruppen werden die Aufgaben und Rollen der<br />
einzelnen Teilnehmer erklärt und eingeübt. Die Zuschauer-<br />
Gruppe, die weniger Zeit zur Vorbereitung benötigt, kann<br />
beim Aufbau des „Studios“ helfen. [30 Minuten]<br />
4. Die Talkshow findet statt. [30 – 45 Minuten]<br />
5. Bei ernsteren Meinungsverschiedenheiten oder Verlet-<br />
zungen des Spielcharakters sollte eine Besprechung des<br />
Rollenspiels erfolgen. [15 – 20 Minuten]<br />
Die Teilnehmer nehmen die Talkshow ausschließlich als Spiel<br />
und gehen teilweise sehr in ihren Rollen auf. Eine wirkliche<br />
inhaltliche Diskussion findet so gut wie gar nicht statt.<br />
Von Seiten der Seminarleiter sollten daher nicht zu große<br />
Erwartungen an das Rollenspiel gestellt, der Spaßfaktor aber<br />
auch nicht unterbewertet werden.<br />
Je nach Seminarschwerpunkt können einzelne Rollen<br />
erweitert, weggelassen oder neu entwickelt werden.<br />
M e t h o d e n H a n d b u c h 9 9<br />
5<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung
5<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />
Grundkompetenzen<br />
R o l l e n p r o f i l e : T a l k s h o w<br />
P e t e r S t e i n ( 4 0 )<br />
Waldbewohner, lebt seit 25 Jahren abseits der Zivilisation. Als Begründer einer unabhängi-<br />
gen Lebensart angesehen, versteht er überhaupt nicht, warum Medien überhaupt wichtig<br />
sein sollen.<br />
Fragen des Moderators:<br />
1. Könnten Sie uns bitte etwas über sich erzählen?<br />
2. Was verstehen Sie unter dem Wort Medium/Medien und welche Rolle spielen<br />
Informationen in Ihrem Leben?<br />
3. Haben Sie sich schon Gedanken darüber gemacht, wie die Welt ohne Computer und<br />
ohne moderne Technologien aussehen wird?<br />
L i a n e K o s s ( 3 6 )<br />
Studierte Jura, arbeitete währenddessen als Reporterin bei einer großen deutschen Zeitung,<br />
wurde mit 26 Chefredakteurin. Fordert Engagement in den Bereichen „Zeitung für alle“,<br />
„Zeitung als Medium“. Besucht oft Länder, in denen die Medienstruktur nicht so entwickelt<br />
ist. Sie ist überzeugt, dass die anderen Medien wie Fernsehen und Rundfunk Informationen<br />
stärker manipulieren als die klassische Zeitung.<br />
Fragen des Moderators:<br />
1. Als Vertreterin des fast ältesten Mediums können Sie uns sicher sagen, worin die<br />
Wichtigkeit gerade der Zeitung besteht und ob wir es auch in Zukunft mit einer Zeitung<br />
in Papierform zu tun haben werden?<br />
2. Ist Ihre Anschauung, die die Zeitung gegenüber den anderen Medien so aufwertet, nicht<br />
ein bisschen veraltet?<br />
3. In Ihrem Lebenslauf habe ich auch entdeckt, dass Sie sich mit Manipulation in den<br />
Medien beschäftigen. Was ist damit eigentlich gemeint und wieso kommt sie in letzter<br />
Zeit so ins Gespräch?<br />
1 0 0 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />
© 2004 MitOst-Editionen<br />
Talkshow-Rollenspiel
Talkshow-Rollenspiel<br />
R o l l e n p r o f i l e : T a l k s h o w<br />
M a t t h i a s S c h a r i k ( 2 8 )<br />
© 2004 MitOst-Editionen<br />
Grundkompetenzen<br />
Mitbegründer der Computerfirma „Crocosoft – neue Märkte für neue Medien: CD-Rom, On-<br />
line-Dienste, Interaktives Fernsehen“. Besitzt die Rechte an der digitalen Reproduktion der<br />
bekanntesten Kunstwerke der Welt. Er beschäftigt sich mit der Aufdeckung von Manipula-<br />
tionen bei Fotos und in Fernsehberichten. Er denkt, dass in der heutigen Medienlandschaft<br />
nichts mehr real ist.<br />
Fragen des Moderators:<br />
1. Sie sind relativ jung und haben schon Ihre eigene Firma – was hat Sie dazu bewegt, sich<br />
mit dem Thema Medienmanipulation auseinander zu setzen?<br />
2. Was denken Sie, kann man nicht alle Möglichkeiten des Computers für schlechte Zwecke<br />
nutzen, wie es mit der Manipulation von Fotos tagtäglich geschieht?<br />
3. Wäre es nicht möglich, den Zugang zu solchen Technologien zu behindern?<br />
C h r i s t i a n e B ä r ( 3 5 )<br />
Psychologin, besitzt eine eigene Praxis, arbeitet für das „Institut der Medien“ und erarbeitet<br />
dort ein Zukunftsmodell für die Beziehung zwischen Menschen und Medien. Sie meint, dass<br />
die Menschen durch Manipulatoren (Reporter, Politiker usw.) ihre eigene Identität verlieren<br />
und zu ferngesteuerten Puppen werden. Sie organisiert zahlreiche Diskussionsforen zu die-<br />
sem Thema und warnt die Leute vor der Macht der Medien.<br />
Fragen des Moderators:<br />
1. Wie sieht Ihr Zukunftsmodell aus?<br />
2. Inwieweit betrifft Ihre Vision die Menschen dieses Jahrhunderts?<br />
3. Was kann man gegen die Manipulation und ihre Vollstrecker tun – ist es überhaupt<br />
möglich, sie aufzuhalten?<br />
M e t h o d e n H a n d b u c h 1 0 1<br />
5<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung
5<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />
Grundkompetenzen<br />
R o l l e n p r o f i l e : T a l k s h o w<br />
W a l t e r J o c h y m s k i ( 4 7 ) u n d A m y, A v a t a r<br />
Mitarbeiter bei „Die vierte Art“ und Amys Erfinder, der sich seit 25 Jahren mit virtueller Re-<br />
alität beschäftigt und die Zukunft der Menschheit in den Stellvertretern der Menschen (Ava-<br />
taren) in virtuellen Welten sieht. Er denkt nicht, dass diese Entwicklung der Kommunikation<br />
zwischen den Menschen schadet.<br />
Fragen des Moderators:<br />
1. Könnten Sie uns bitte erklären, womit Sie sich beschäftigen und warum man Ihre Arbeit<br />
als nützlich bezeichnen kann?<br />
2. Ist Ihre Amy nicht nur eine Art Moderatorin, die die Menschen von wirklichen Kontakten<br />
untereinander abhält und zu Kommunikationsproblemen führt?<br />
3. Wie sieht Ihrer Meinung nach die Zukunft der Medien aus?<br />
G ä s t e<br />
G a s t 1<br />
denkt, dass die Medien eine wichtige Funktion erfüllen; gibt zu, dass sie manipuliert sind<br />
G a s t 2<br />
denkt, dass die Zeitung in der Zukunft von moderner Technologie verdrängt wird<br />
G a s t 3<br />
denkt, dass man das Thema Manipulation der Medien zu sehr dramatisiert<br />
G a s t 4<br />
plädiert für eine Zukunft mit Avataren, hat einen eigenen Avatar entwickelt, mit dem er<br />
den ganzen Tag verbringt<br />
G a s t 5<br />
einfache Hausfrau, die nur über die Zukunft der Zeitung/Printmedien sprechen will, weil sie<br />
alles andere nicht kennt<br />
G a s t 6<br />
nur wegen Peter Stein gekommen, dem er immer wieder Fragen nach seinem zurückgezogenen<br />
Leben ohne Medien stellt<br />
G a s t 7<br />
Journalistin, die die Gäste mit ihren grässlichen Visionen über die Zukunft konfrontiert und<br />
zu jedem Punkt etwas zu sagen hat<br />
G a s t 8<br />
Tochter von Christiane Bär, die ihre Mutter in allem unterstützt<br />
G a s t 9<br />
verliebt in Amy, Avatar der „Vierten Art“, Anhänger von Walter Jochymski<br />
G a s t 1 0<br />
unterstellt Matthias Scharik, dass er selbst Bilder und andere Medien manipuliert und<br />
meint, dass er genau damit sein vieles Geld verdient hat; stellt immer wieder Fragen<br />
zu diesem Thema<br />
1 0 2 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />
© 2004 MitOst-Editionen<br />
Talkshow-Rollenspiel
5 . 2 . P r ä s e n t a t i o n s t e c h n i k<br />
Grundkompetenzen<br />
Bei internationalen Seminaren zeigt sich deutlich, dass nicht nur der Grad der Sprach-<br />
beherrschung über den Erfolg von sprachlichen Äußerungen entscheidet. Es kommt<br />
auch stark auf die Art und Weise des Vortrags an.<br />
Das Einüben grundlegender Präsentationstechniken nimmt gerade für Studenten einen hohen<br />
Stellenwert ein. Dabei ist es wichtig, sich nicht nur theoretisch über die Techniken zu verständi-<br />
gen, sondern sie auch praktisch einzuüben. Erst dann wird die Bedeutung mancher Ratschläge<br />
nachvollziehbar. Durch die gegenseitige Beobachtung der Teilnehmer und das Feedback ist ein<br />
zusätzlicher Lerneffekt gegeben.<br />
© 2004 MitOst-Editionen<br />
M e t h o d e n H a n d b u c h 1 0 3<br />
5<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung
5<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />
Grundkompetenzen<br />
Beschreibung<br />
Ziel<br />
Rahmen<br />
1 0 4 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />
Die Teilnehmer probieren sich selbst in Präsentationen aus.<br />
Die Übung dient der Wiederholung, Vertiefung und Einübung<br />
von Vortragstechniken sowie der Vorbereitung und Gestaltung<br />
eines Kurzreferats durch kritische Beobachtung der Referate<br />
anderer Teilnehmer.<br />
Gruppengröße __ 20 Personen<br />
Zeit __ 3 Stunden<br />
Raum __ Seminarraum, mehrere kleine Räume für die Vorbereitung<br />
Material __ Folien, Overheadprojektor, Flipchart, Moderationskoffer, Pult<br />
Schlüsselbegriffe<br />
wichtig<br />
Durchführung<br />
W a s i s t e i n e g u t e P r ä s e n t a t i o n ?<br />
Feedback, Präsentationstechnik<br />
Der Präsentation sollte ein (echter oder spielerischer) offizi-<br />
eller Rahmen gegeben werden.<br />
1. Gemeinsame Erarbeitung von Präsentationstechniken im<br />
Plenum, jeder Teilnehmer erhält dazu das Arbeitsblatt<br />
„Hinweise für eine gute Präsentation“, das gemeinsam<br />
besprochen und ergänzt wird. [30 Minuten]<br />
2. Themen für Referate werden an die Kleingruppen verteilt<br />
und die Gruppen bereiten ihre Präsentationen vor.<br />
[45 Minuten]<br />
Beispielaufgabe: „Ein Vertreter einer großen Stiftung wird<br />
heute unser Seminar besuchen. Wir stellen ihm unser<br />
Seminar und den bisherigen Seminarverlauf vor. Jede<br />
Kleingruppe präsentiert einen Tag. Unser Gast soll infor-<br />
miert, aber auch unterhalten werden. Er möchte auch eure<br />
Einschätzung des bisher Erlebten kennen lernen. Überlegt,<br />
was für ihn wichtig sein könnte und wie ihr euer Referat<br />
interessant gestalten könnt. Ihr habt für euren Vortrag 5-7<br />
Minuten Zeit.“<br />
3. Präsentation und Feedback: Die einzelnen Gruppen halten<br />
ihre Vorträge und bekommen im unmittelbaren Anschluss<br />
daran eine Rückmeldung der Teilnehmer und anschließend<br />
der Seminarleiter. Zunächst sollten sich die Vortragen-<br />
den selbst äußern können. Das Feedback sollte von den<br />
Referenten nicht kommentiert werden. Ziel könnte es sein,<br />
eine Zusammenstellung mit weiteren Hinweisen für eine<br />
gelungene Präsentation zu erarbeiten [siehe Hinweise für<br />
eine gute Präsentation – Ergänzungen]. [100 Minuten]<br />
© 2004 MitOst-Editionen
Was ist eine gute<br />
Präsentation?<br />
H i n w e i s e f ü r e i n e g u t e P r ä s e n t a t i o n<br />
A u f b a u<br />
▪ Einleitung, Hauptteil, Schluss (logische Gliederung)<br />
▪ Überleitungen (z.B. „Als Nächstes möchte ich...“, „Nachdem ich ...“,<br />
„…möchte ich jetzt…“)<br />
S p r a c h e<br />
▪ Lautstärke, Intonation<br />
▪ Sprechpausen<br />
K ö r p e r h a l t u n g<br />
▪ Positionierung von Zuhörer, Objekt der Präsentation und mir<br />
▪ Gestik und Mimik (Offenheit, Ruhe, Zuwendung...)<br />
▪ Bewegung im Raum<br />
K o n t a k t z u m Z u h ö r e r<br />
▪ Blickkontakt<br />
▪ Ansprache (Vorwissen aktivieren, Fragen…)<br />
H i l f s m i t t e l<br />
▪ Folien, Tafel, Flipchart<br />
▪ Bilder, Diagramme, Tabellen<br />
▪ Tonaufzeichnungen<br />
© 2004 MitOst-Editionen<br />
Grundkompetenzen<br />
M e t h o d e n H a n d b u c h 1 0 5<br />
5<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung
5<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />
Grundkompetenzen<br />
H i n w e i s e f ü r e i n e g u t e P r ä s e n t a t i o n : E r g ä n z u n g e n<br />
A u f b a u<br />
▪ Zuhörer und Gäste begrüßen<br />
▪ sich selbst vorstellen<br />
▪ Zeit für Fragen am Ende einplanen<br />
▪ vorher klären, wer spricht<br />
▪ vorher klären, wie die Übergabe an den Co-Referenten funktioniert<br />
▪ Umgang mit Pannen klären<br />
S p r a c h e<br />
▪ Lautstärke der Raumgröße anpassen<br />
▪ auf Lebendigkeit achten<br />
K ö r p e r h a l t u n g<br />
▪ sich nicht selbst einengen<br />
▪ nicht hinter dem Pult „kleben“<br />
▪ Position verändern, wenn man sich unwohl fühlt<br />
K o n t a k t z u m Z u h ö r e r<br />
▪ 2-3 Personen für den Blickkontakt aussuchen<br />
▪ sich selbst im Raum bewegen, damit zu allen Zuhörern Kontakt entsteht<br />
H i l f s m i t t e l<br />
▪ Sichtbarkeit des Materials vorher testen<br />
▪ nicht zu viele Informationen auf ein Material bannen<br />
▪ Informationen strukturieren<br />
▪ Material erst dann einsetzen, wenn es dran ist (z.B. nach der Begrüßung)<br />
▪ Möglichkeit nutzen, Folien abzudecken<br />
▪ nur einen Stichwortzettel benutzen<br />
1 0 6 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />
© 2004 MitOst-Editionen<br />
Was ist eine relativ<br />
gute Präsentation?
6<br />
I n t e r k u l t u r e l l e K o m m u n i k a t i o n
6 . I n t e r k u l t u r e l l e K o m m u n i k a t i o n<br />
Interkulturelle Kommunikation<br />
Die internationale Zusammensetzung von Seminaren bringt es zwangsläufig mit sich,<br />
dass es zu einem kulturübergreifenden Austausch und zu kulturell bedingten Missver-<br />
ständnissen kommt. Das in kulturellen Unterschieden liegende interkulturelle Lern-<br />
potenzial führt aber zu neuen Erkenntnissen über das Eigene und das Fremde. Neben<br />
dem vorausgesetzten Interesse für die Kulturen der Nachbarn in Europa bildet die<br />
Thematisierung dieser Differenzen die Grundlage für einen Abbau von Vorurteilen und<br />
eine differenziertere Sicht der jeweils anderen Kultur.<br />
A u s g a n g s l a g e<br />
Die kulturelle Vielfalt der an einem Ort für eine relativ kurze Zeit versammelten Menschen ist an<br />
sich schon eine ausreichende Begründung, um sich im Rahmen des Seminars mit kulturellen Un-<br />
terschieden zu beschäftigen. Es existieren in einem solchen Kreis so viele verschiedene kulturelle<br />
Prägungen und Gewohnheiten, dass es für einen ungestörten Ablauf des Seminars notwendig<br />
wird, sich über Regeln zu verständigen, die für alle als verbindlich gelten sollen.<br />
Mangelt es an einer Distanz gegenüber Verhaltensmustern der eigenen Kultur und fehlt es an<br />
der Fähigkeit, kulturelle Unterschiede zu akzeptieren, kann eine interkulturelle Begegnung nach<br />
folgendem Muster verlaufen: Jede Person verhält sich in der Begegnung um so mehr nach den<br />
Regeln der eigenen Kultur, je fremder der Partner ist und je deutlicher die Andersartigkeit zu<br />
erkennen ist. Die jeweiligen kulturellen Unterschiede treten dadurch stärker in den Vordergrund.<br />
Und weil jeder sich auf seine kulturspezifische Weise verhält, diese Verhaltensweisen aber oft<br />
nicht zueinander passen und nicht zu den gewünschten Zielen führen, kommt es zu Irritationen<br />
und Frustrationen. Es tauchen Probleme auf, die man nicht erklären kann. Die Reaktionen des<br />
Partners werden nicht verstanden. Dies führt zu Unsicherheit, Orientierungsverlust, Fehlinter-<br />
pretationen und Missverständnissen und kann sich zu Misstrauen und Unterstellung von Unfähig-<br />
keit oder mangelnder Kooperationsbereitschaft steigern.<br />
I n t e r k u l t u r e l l e H a n d l u n g s k o m p e t e n z<br />
Der erste Schritt zu einer interkulturellen Handlungskompetenz ist die Wahrnehmung der bisher<br />
für selbstverständlich und allgemeingültig gehaltenen Verhaltensmuster als spezifische Ausprä-<br />
gungen der eigenen Kultur. Ziel der Übungen in diesem Teil ist die Entwicklung und Stärkung<br />
folgender Kompetenzen und Verhaltensmerkmale, die auch über das Seminar hinaus eine zu-<br />
nehmend wichtige Rolle spielen:<br />
▪ Aneignung von Orientierungswissen über eine fremde Kultur (Kultur- und Landeskunde)<br />
▪ Erfassung zentraler Kulturstandards (Normen, Werte und Einstellungen) einer Kultur<br />
▪ Fähigkeit zum erfolgreichen Handeln in einer kulturellen Überschneidungssituation<br />
▪ Fähigkeit zum Kultur-Lernen und Kultur-Verstehen (generalisierbares Handlungswissen)<br />
Die Übungen sollen zeigen, wie groß interkulturelle Unterschiede sein können, und aufmerksam<br />
machen auf die eigenen Reaktionen auf ungewohnte Verhaltensweisen und Erwartungen.<br />
Umfragen unter den Teilnehmern vermitteln allgemeine Kenntnisse über die Geschichte, Werte<br />
und Eigenheiten der Nachbarkulturen. Sie zeigen den Teilnehmern, welches Wissen und welche<br />
(stereotypen?) Vorstellungen sie von der anderen Kultur haben und was die Bewohner der Län-<br />
der selbst für interessant halten. Selbstsicht und Fremdwahrnehmung werden konfrontiert.<br />
© 2004 MitOst-Editionen<br />
M e t h o d e n H a n d b u c h 1 0 9<br />
6<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung
6<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />
Interkulturelle Kommunikation<br />
T h e o r e t i s c h e r H i n t e r g r u n d<br />
Für den Begriff „Kultur“ gibt es verschiedene Definitionen. Wir beschränken uns hier auf eine<br />
Definition, die Kultur als tradiertes kollektives Orientierungssystem beschreibt, das die Lebens-<br />
weise und Deutungsmuster einer Nation, Gesellschaft oder Gruppe beeinflusst. Die sich aus dem<br />
System entwickelnden Kulturstandards helfen den Mitgliedern der Kultur bei der Bewertung von<br />
Handlungen, Wahrnehmungen und Denkweisen und geben vor, was als normal und akzeptabel<br />
in der Kultur gilt. Eigenes und fremdes Verhalten wird auf der Grundlage dieser Kulturstandards<br />
beurteilt und reguliert. Nur in der Begegnung mit Individuen, die sich nach einem anderen Norm-<br />
system verhalten, wird uns der Sachverhalt unserer eigenen Kultur bewusst.<br />
Kulturen beschreiben Lebenswelten, die nicht an Ethnien oder Nationen gebunden sind. Sie sind<br />
unabhängig von Sprach- und Landesgrenzen und sind nicht automatisch identisch mit Völkern<br />
oder Volksgruppen. So gibt es auch innerhalb eines Staates oder einer Nation verschiedene Kul-<br />
turen, die meist als Teil- oder Subkulturen bezeichnet werden. Kulturen verändern sich darüber<br />
hinaus: sie sind unabgeschlossen, prozesshaft und uneinheitlich. Ein Individuum kann gleichzei-<br />
tig verschiedenen Kulturgemeinschaften angehören.<br />
Ä n g s t e u n d B e d ü r f n i s s e i n d e r B e g e g n u n g m i t F r e m d e m<br />
Gerade wenn wir in der Fremde und mit fremden Menschen zusammenkommen, spielen Ängste<br />
und Bedürfnisse eine entscheidende Rolle: die Angst vor dem Unbekannten resultiert aus un-<br />
serem Bedürfnis nach Gewissheit, die Angst, beurteilt zu werden, aus unserem Bedürfnis nach<br />
Anerkennung. Sie zu negieren hat zur Folge, dass sie den Ablauf der Begegnung bestimmen.<br />
Wir werden zuerst unbewusst Gründe suchen, wieso wir Angst vor diesem Unbekannten haben<br />
müssen, wieso wir vorsichtig im Umgang mit ihm sein sollen und wieso uns das Gegenüber in<br />
eine Schublade gesteckt hat.<br />
Wie können wir weg von einer Beurteilung und hin zu einer vertieften Wahrnehmung unserer<br />
Bedürfnisse gelangen? Indem wir unsere Gefühle zulassen und lernen, sie in die Begegnung mit<br />
einzubringen. Ängste können somit als Bedürfnisse formuliert werden. Unserem Gegenüber hel-<br />
fen wir damit, sich so zu verhalten, dass ein gemeinsames Wohlgefühl in der Zusammenarbeit<br />
entsteht.<br />
K u l t u r d i m e n s i o n e n<br />
In Trainings zur Interkulturellen Kommunikation geht es nicht in erster Linie darum, einzelne<br />
Länderwerte zu vermitteln, sondern die Dimensionen kultureller Differenz selbst bewusst zu ma-<br />
chen. Ziel ist nicht Verhaltenssicherheit durch Kenntnis des Anderen, sondern eine Sensibilisie-<br />
rung auf mögliche Differenzen, die in der kulturellen Begegnung nicht aufgelöst werden können,<br />
sondern ausgehalten werden müssen. Diese Erkenntnis bietet nicht mehr Sicherheit, sondern<br />
vermindert die Gewissheit, den anderen richtig verstanden zu haben. Diese Verhaltensverunsi-<br />
cherung ist eine wichtige Voraussetzung einer gelungenen Kommunikation.<br />
Hofstede (1993) unterscheidet die Dimensionen:<br />
▪ Machtdistanz (groß – klein)<br />
▪ Kollektivismus – Individualismus<br />
▪ Maskulinität – Femininität<br />
▪ Unsicherheitsvermeidung (stark – schwach)<br />
1 1 0 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />
© 2004 MitOst-Editionen
M a c h t d i s t a n z<br />
Interkulturelle Kommunikation<br />
…ist das Ausmaß, in dem Mitglieder einer Gesellschaft eine Ungleichverteilung der Macht in In-<br />
stitutionen und Organisationen akzeptieren. Alle Gesellschaften zeigen zwar Ungleichheiten in<br />
der Machtverteilung, aber in einigen herrscht ein größeres Ungleichgewicht als in anderen. Diese<br />
Dimension kontrastiert Gesellschaften mit ungleicher Machtverteilung mit stärker egalitären<br />
Gesellschaften.<br />
U n s i c h e r h e i t s v e r m e i d u n g<br />
…bezeichnet den Grad an Ängstlichkeit der Mitglieder einer Gesellschaft angesichts unstruktu-<br />
rierter und widersprüchlicher Situationen. Diese Ängstlichkeit drückt sich aus in Aggressivität<br />
und Emotionalität, in einer Wertschätzung von Institutionen, die Konformität fördern, und in<br />
Überzeugungen, die Sicherheit versprechen. Diese Dimension unterscheidet rigide von flexible-<br />
ren Gesellschaften.<br />
I n d i v i d u a l i s m u s u n d K o l l e k t i v i s m u s<br />
…sind die beiden Pole einer kontinuierlichen Dimension. Individualismus meint die Bevorzugung<br />
eines relativ lose zusammen gehaltenen sozialen Netzwerkes, in dem die Individuen zunächst<br />
einmal nur für sich selbst und ihre nächsten Familienangehörigen sorgen. Kollektivismus steht<br />
dagegen für die Bevorzugung eines eng geknüpften sozialen Netzwerkes, in dem die Individuen<br />
emotional in Großfamilien oder andere Mitgliedsgruppen integriert sind, die ihnen im Austausch<br />
für unbedingte Loyalität Schutz und meist lebenslange Fürsorge gewähren. Diese Dimension<br />
trennt „vereinzelnde“ von „zusammen haltenden“ Gesellschaften.<br />
M a s k u l i n<br />
…steht für Gesellschaften, in denen die männliche Rolle dominiert und charakterisiert ist durch<br />
Leistungsstreben, Durchsetzungsvermögen, Sympathie für Stärke und die Abhängigkeit sozia-<br />
ler Bedeutung von materiellem Erfolg. Als feminin werden Gesellschaften bezeichnet, in denen<br />
ein Ausgleich der Rollen vorliegt und sowohl maskuline wie feminine Rollen charakterisiert sind<br />
durch ein Bedürfnis nach warmherzigen Beziehungen, Bescheidenheit, Sorge für die Schwachen,<br />
und in denen soziale Bedeutsamkeit auch mit immateriellen Lebensqualitäten verbunden ist.<br />
Diese Dimension trennt harte von weichen Gesellschaften.<br />
Hall unterscheidet die Dimensionen:<br />
▪ Zeit<br />
▪ Raum<br />
▪ Kontext<br />
▪ Informationsfluss<br />
Z e i t<br />
Die Zeitwahrnehmung und der Umgang mit Zeit haben weit reichende Konsequenzen für das<br />
Handeln und die Kommunikation unter den Menschen. Man unterscheidet in Kulturen mit schnel-<br />
lem und Kulturen mit langsamem Lebensrhythmus sowie in monochrone und polychrone Kul-<br />
turen. Erstere organisieren ihr Leben so, dass sie alles nacheinander und nach Plan erledigen.<br />
Zweitere erledigen viele Dinge gleichzeitig, ordnen ihre Arbeit auch mal anderen Dingen unter<br />
und gehen flexibel mit Plänen um.<br />
© 2004 MitOst-Editionen<br />
M e t h o d e n H a n d b u c h 1 1 1<br />
6<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung
6<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />
Interkulturelle Kommunikation<br />
R a u m<br />
Jeder Mensch ist von einem mit einer Luftblase vergleichbaren Raum umgeben, dessen Ver-<br />
letzung er als störend empfindet. Raum betrifft neben dem körperlichen auch den seelischen<br />
Bereich, also z.B. das Erzählen intimer Geschichten. Seine Größe unterscheidet sich zwischen<br />
den Kulturen.<br />
K o n t e x t<br />
In Kulturen mit schwachem Kontext sind die Informationsnetze grobmaschig geknüpft. Wenn<br />
nicht unbedingt nötig, schirmen sich die Menschen in diesen Kulturen vor unnötigen Informati-<br />
onen ab und konzentrieren sich auf das in ihren Augen Wesentliche, lassen sich nicht ablenken<br />
und bleiben zu ihren Mitmenschen auf Distanz. In kontextstarken Kulturen mit dichten Informa-<br />
tionsnetzen beschränkt sich Kommunikation oft auf Andeutungen, da das Gegenüber ohnehin<br />
auf dem Laufenden ist. Um dies aufrechtzuerhalten, misst man der Pflege von Beziehungen<br />
große Bedeutung bei.<br />
I n f o r m a t i o n s f l u s s<br />
Dies hat auch Auswirkungen auf den Informationsfluss. In polychronen Kulturen mit starkem<br />
Kontext verbreiten sich Informationen informell und nahezu ungehindert innerhalb der Gruppen,<br />
während in monochronen Kulturen mit schwachem Kontext, in denen die Menschen räumlich und<br />
zeitlich voneinander getrennt sind, der Fluss der Informationen bewusst geplant und geordnet<br />
werden muss und dadurch langsamer läuft.<br />
Die Ausprägungen dieser Dimensionen führen zu folgenden kulturellen Grundmustern:<br />
▪ abschlussorientierte – beziehungsorientierte Kulturen<br />
▪ informelle – formelle Kulturen<br />
▪ zeitfixierte – zeitoffene Kulturen<br />
▪ expressive – reservierte Kulturen<br />
Kulturdimensionen können sehr hilfreich sein, um die Differenzen zwischen dem eigenen und<br />
dem Verhalten anderer Menschen wahrzunehmen und die eigene Verunsicherung einordnen zu<br />
können. Es geht hier in erster Linie um die Erweiterung der Wahrnehmung.<br />
1 1 2 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />
© 2004 MitOst-Editionen
Beschreibung<br />
Ziele<br />
Rahmen<br />
© 2004 MitOst-Editionen<br />
Interkulturelle Kommunikation<br />
Ein Spiel zum Einstieg in das Thema der Kulturstandards. Die<br />
unterschiedlichen Begrüßungsrituale verschiedener Kulturen<br />
werden vermittelt und gleichzeitig selbst erlebt.<br />
Die Übung bietet sich als Einstieg in das Thema interkulturelle<br />
Kommunikation an.<br />
Gruppengröße __ ab 12 Personen<br />
Zeit __ 45 Minuten<br />
Raum __ Seminarraum<br />
Schlüsselbegriffe<br />
Durchführung<br />
A n k u n f t a m F l u g h a f e n<br />
Interkulturelle Kommunikation, Kulturstandards, Erwartungen<br />
1. Situationsbeschreibung: Ankunft auf einem Flughafen in<br />
einem fremden Land: „Wie finde ich meinen Gastgeber?“<br />
Vom Reisebüro hat jeder ein Verhaltenskärtchen erhalten<br />
und versucht, mit Hilfe dieser Beschreibung des Begrü-<br />
ßungsrituals die eigenen Gastgeber zu finden. Aber auch<br />
gegenüber den anderen Menschen auf dem Flughafen<br />
sollte man nicht unfreundlich sein. Jeder könnte ja der<br />
gesuchte Partner sein.<br />
Die Gruppe wird entsprechend in Gastgeber und Gäste<br />
aufgeteilt und spielt die Situation durch. Jeder Gastgeber<br />
kann auch mehrere Gäste empfangen. Die Übung findet<br />
nonverbal statt! [15 Minuten]<br />
2. Diskussion im Plenum:<br />
▪ Welche Begrüßungsformen waren angenehm / unange-<br />
nehm und warum?<br />
▪ Gab es Begrüßungen, die anders (z.B. als Feindselig<br />
keit, Annäherungsversuch…) verstanden wurden, und<br />
wenn ja, warum?<br />
▪ Welche Gefühle kamen auf? Wie hättet Ihr gern<br />
spontan reagiert?<br />
▪ Welche Strategie wurde entwickelt, um „unbeschadet“<br />
durchzukommen?<br />
▪ Gibt es in euren Ländern Begrüßungszeremonien, die<br />
anders sind, als die hier gespielten?<br />
▪ Was tun bei unterschiedlichen Bräuchen? Welche Regel<br />
sollte dann gelten? Wer hat sich in welchem Maße wem<br />
„anzupassen“? [30 Minuten]<br />
M e t h o d e n H a n d b u c h 1 1 3<br />
6<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung
6<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />
Interkulturelle Kommunikation<br />
R o l l e n p r o f i l e<br />
Du gehörst zu den: Kupfer-Eskimos<br />
Sie begrüßen sich durch: Faustschlag gegen Kopf und Schulter<br />
Du gehörst zu den: Eipo auf Neuguinea<br />
Sie begrüßen sich durch: Schweigen<br />
Du gehörst zu den: Loango<br />
Sie begrüßen sich durch: Händeklatschen<br />
Du gehörst zu den: Assyrern<br />
Sie begrüßen sich durch: Kleider hergeben<br />
Du gehörst zu den: Mongolen<br />
Sie begrüßen sich durch: sich gegenseitig die Wangen beriechen und<br />
Du gehörst zu den: Deutschen<br />
Sie begrüßen sich durch: Händeschütteln<br />
Du gehörst zu den: Indern<br />
1 1 4 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />
sich mit den Nasen berühren und reiben<br />
Sie begrüßen sich durch: Handflächen aneinanderlegen, vor den<br />
Du gehörst zu den: Lateinamerikanern<br />
Körper halten und sich leicht verbeugen<br />
Sie begrüßen sich durch: Den Kopf auf die rechte Schulter des<br />
Partners legen, drei Schläge auf den Rücken<br />
Dann den Kopf auf die linke Schulter des<br />
Partners legen, drei Schläge auf den Rücken<br />
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Ankunft am Flughafen
Beschreibung<br />
Ziele<br />
Rahmen<br />
© 2004 MitOst-Editionen<br />
Interkulturelle Kommunikation<br />
Es fällt uns manchmal schwer, fremde Sitten zu erkennen<br />
und uns auf sie einzulassen. In diesem Simulationsspiel<br />
wird eine Kontaktsituation geschaffen, in der die Teilnehmer<br />
erkennen können, wie schwierig eine Mitteilung der eigenen<br />
Erwartungen an Gäste und das Erkennen der Erwartungen der<br />
Gastgeber sein kann.<br />
Gruppengröße __ 12-24 Personen<br />
Zeit __ 45 Minuten<br />
Die Teilnehmer werden für konventionalisierte Gewohnheiten<br />
sensibilisiert und öffnen sich für kulturelle Unterschiede.<br />
Raum __ Seminarraum, ein kleiner Raum für die Vorbereitung<br />
Schlüsselbegriffe<br />
Durchführung<br />
A l p h a s u n d B e t a s<br />
Kulturstandards, Interkulturelle Kommunikation, Erwartungen,<br />
Rollenverhalten<br />
1. Die Teilnehmer werden in zwei Gruppen, die Alphas und<br />
die Betas, aufgeteilt. Jede Gruppe erhält genügend Kopien<br />
mit den Anweisungen und bereitet sich von den anderen<br />
getrennt auf den Besuch vor. Für das Einspielen der eige-<br />
nen Verhaltensweisen als Gäste und der Erwartungen des<br />
Gastgebers an die Gäste sollte genügend Zeit eingeräumt<br />
werden. [15 Minuten]<br />
2. Eine Gruppe besucht die andere. Während des Besuchs<br />
darf nicht gesprochen werden.<br />
Anweisung an die Gäste: Ihr wisst über die anderen nicht<br />
viel. Ihr seid sehr neugierig und möchtet mit den Gastge-<br />
bern Kontakt aufnehmen. Bitte achtet auf die Erwartungen<br />
der Gastgeber an euch.<br />
Anweisung an die Gastgeber: Empfangt die Gäste höflich<br />
und entsprechend eurer Kultur. [15 Minuten]<br />
3. Nach dem ersten Besuch ziehen sich beide Gruppen noch<br />
einmal zurück und wiederholen ihre eigenen Verhaltens-<br />
regeln. Die Gäste notieren ganz kurz ihre Beobachtungen<br />
und Vermutungen hinsichtlich der Erwartungen der Gast-<br />
geber an sie selbst als Besucher. [10 Minuten]<br />
4. Es findet ein Gegenbesuch statt. [15 Minuten]<br />
M e t h o d e n H a n d b u c h 1 1 5<br />
6<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung
6<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />
Interkulturelle Kommunikation<br />
Erfahrungen<br />
1 1 6 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />
5. Diskussion und Auswertung: Zunächst wird nach den<br />
Eindrücken gefragt. Was war irritierend, lustig, schwie-<br />
rig...? Dann werden die Mutmaßungen hinsichtlich der<br />
Erwartungen der jeweils anderen Gruppe an die Gäste<br />
ausgetauscht.<br />
▪ Welche Mitteilungen wurden richtig, welche falsch ver-<br />
standen?<br />
▪ Welche Gefühle entstanden bei den Gastgebern, die<br />
etwas vermitteln wollten, und den Gästen, die „ange -<br />
sprochen“ waren?<br />
▪ Welche Beschränkungen wurden erlebt?<br />
▪ Wie hat jeder sein Gegenüber erlebt?<br />
▪ Wie gehen wir mit unseren Verhaltenserwartungen in<br />
fremden Ländern um? Als Touristen, als Gastgeber ...<br />
▪ Welche eigenen Erfahrungen mit unterschiedlichen<br />
Sitten in Besuchssituationen gibt es? [30 Minuten]<br />
Es ist wichtig, dass die Beobachtung der Erwartungen der<br />
Gastgeber nicht zu sehr in den Vordergrund tritt, da aus einer<br />
distanzierten Beobachterperspektive kein Mitspielen möglich<br />
ist. Erst nach dem Besuch sollten die Beobachtungen kurz als<br />
Gedächtnisstütze notiert werden.<br />
© 2004 MitOst-Editionen
Alphas und Betas<br />
A l p h a s<br />
V e r h a l t e n a l s G a s t g e b e r<br />
© 2004 MitOst-Editionen<br />
Interkulturelle Kommunikation<br />
▪ Alphas begrüßen sich, indem sie sich gegenseitig die Haare raufen und fest in die Augen schauen.<br />
▪ Alphas zeigen Freude durch lautes Lachen.<br />
▪ Alphas stehen ihrem Gegenüber ständig so nahe, dass sie dessen Geruch<br />
wahrnehmen können.<br />
▪ Alphas zeigen niemals mit der Hand auf etwas, immer nur mit einem starren Blick.<br />
▪ Alphas sagen „ja“, indem sie mit der flachen Hand vor ihrem Gesicht hin und her wedeln.<br />
▪ Alphas sagen „nein“, indem sie mit der Faust auf die Brust klopfen.<br />
▪ Alphas zeigen ihre Missbilligung durch versteinertes Stehenbleiben.<br />
A l p h a s h a b e n f o l g e n d e E r w a r t u n g e n a n G ä s t e<br />
Die Gäste sollen:<br />
▪ die Begrüßung erwidern.<br />
▪ viel und oft lachen (Lachen gilt als Lob für den Gastgeber!).<br />
▪ das Lachen der Gastgeber auf jeden Fall erwidern.<br />
▪ den Gastgebern den Rücken kraulen.<br />
▪ den Gastgebern einen Stuhl holen.<br />
▪ selbst im Schneidersitz vor dem Stuhl Platz nehmen.<br />
M e t h o d e n H a n d b u c h 1 1 7<br />
6<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung
6<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />
Interkulturelle Kommunikation<br />
B e t a s<br />
V e r h a l t e n a l s G a s t g e b e r<br />
▪ Betas begrüßen andere mit einer Verbeugung aus 2 Metern Entfernung.<br />
▪ Betas wenden während der Kontaktaufnahme das Gesicht vom Gegenüber ab.<br />
▪ Betas halten zu Fremden eine Distanz von mindestens 2 Armlängen.<br />
▪ Betas zeigen Freude und Erheiterung durch Umschlingen des eigenen Körpers mit beiden<br />
Armen, niemals durch Lachen.<br />
▪ Betas sagen „nein“, indem sie den Kopf zurückwerfen und mit der Zunge ein schnalzendes<br />
Geräusch machen.<br />
▪ Betas deuten niemals mit der Hand auf etwas, sondern immer mit den Lippen.<br />
▪ Betas zeigen ihre Missbilligung (z.B. bei falschem Verhalten) durch ein lautes „ga-gaa“<br />
(Betonung auf der zweiten Silbe und Intonation nach oben).<br />
B e t a s h a b e n f o l g e n d e E r w a r t u n g e n a n G ä s t e<br />
Die Gäste sollen:<br />
▪ sich zur Begrüßung verbeugen.<br />
▪ sich die Schuhe ausziehen.<br />
▪ auf keinen Fall den Intimbereich überschreiten.<br />
▪ sich leise und höflich verhalten.<br />
▪ den Gastgebern einen persönlichen Gegenstand leihen (z.B. eine Uhr).<br />
▪ nie höher sitzen und sich nie zuerst setzen.<br />
1 1 8 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />
© 2004 MitOst-Editionen<br />
Alphas und Betas
Beschreibung<br />
Ziele<br />
Rahmen<br />
© 2004 MitOst-Editionen<br />
Interkulturelle Kommunikation<br />
Dieses Kartenspiel simuliert eine Situation, in der es zu<br />
Problemen kommen kann, weil die Grundlagen der Kommuni-<br />
kation nicht überprüft wurden. Wir glauben von den gleichen<br />
Dingen zu reden, an die gleichen Spielregeln zu denken und<br />
das Gleiche zu wollen, und trotzdem kommt es zu Verständi-<br />
gungsproblemen. Wir gehen im Streit auseinander oder<br />
haben das Gefühl, nachgegeben zu haben, obwohl wir im<br />
Recht waren.<br />
Die Notwendigkeit der Verständigung über scheinbar selbst-<br />
verständliche Vorannahmen bei Gesprächen oder gemeinsa-<br />
men Handlungen wird veranschaulicht, Toleranz in Situationen<br />
der Unsicherheit (Ambiguitätstoleranz) als eine interkulturelle<br />
Kompetenz vorgestellt.<br />
Gruppengröße __ 16 oder 20 Personen<br />
Zeit __ 1 Stunde<br />
Raum __ Seminarraum mit vier oder fünf Tischen und jeweils<br />
vier Stühlen<br />
Material __ ein Kartenspiel (mit den Spielkarten 7, 8, 9, 10 und As der<br />
Schlüsselbegriffe<br />
wichtig<br />
Durchführung<br />
T r u m p f<br />
vier Spielkartenarten (Farben) pro Tisch)<br />
Interkulturelle Kommunikation, Dominanz, Erwartungen,<br />
Konfliktbearbeitung<br />
Folgende Begriffe müssen bekannt sein:<br />
Spielkartenfarben: Herz, Karo, Pik, Kreuz; As, Stich<br />
und Trumpf.<br />
Während des Spiels darf nicht gesprochen werden!<br />
1. Die Teilnehmer werden in Vierergruppen aufgeteilt, und es<br />
wird jeweils eine Kopie der Spielanleitung und ein Karten-<br />
spiel pro Tisch verteilt. Auf jeden zweiten Tisch kommt<br />
jeweils die gleiche Anleitung: Tisch 1 spielt mit Kreuz als<br />
Trumpffarbe, Tisch 2 mit Pik als Trumpf, Tisch 3 wieder mit<br />
Kreuz und so weiter. [5 Minuten]<br />
2. Die Spielanleitung wird an den Tischen gelesen. Dann wird<br />
gespielt. Es sind keine Fragen zugelassen, und auch unter-<br />
einander darf nicht gesprochen werden. [10 Minuten]<br />
3. Die Spielanleitungen werden eingesammelt. Es wird wei-<br />
tergespielt, ohne zu sprechen. Es wird so lange gespielt,<br />
bis der Spielleiter glaubt, dass alle die Regeln begriffen<br />
haben. [10 Minuten]<br />
M e t h o d e n H a n d b u c h 1 1 9<br />
6<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung
6<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />
Interkulturelle Kommunikation<br />
Erweiterungen und<br />
Alternativen<br />
1 2 0 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />
4. Die beiden Personen, die sich an einem Tisch gegenüber-<br />
sitzen, wechseln jeweils an den nächsten Tisch, an dem<br />
eine andere Regel gilt. Es wird weitergespielt, und es darf<br />
nicht gesprochen werden. [10 Minuten]<br />
5. Es wird ein Preis für das Team (die jeweils gegenübersit-<br />
zenden Spieler) ausgelobt, das die meisten Stiche macht.<br />
[5 Minuten]<br />
6. Diskussion:<br />
▪ Was ist an den Tischen passiert?<br />
▪ Wer konnte sich durchsetzen, wie und warum?<br />
▪ Welche Gefühle kamen auf?<br />
▪ Wie und mit welchen Mitteln klappte die Verständigung?<br />
▪ Gab es Konflikte und wie wurden sie gelöst?<br />
▪ Gab es eine Veränderung, nachdem der Preis ausgelobt<br />
wurde?<br />
[20 Minuten]<br />
Gewinner eines Spiels ist derjenige, der die meisten Stiche in<br />
einem Spiel (=einmal Kartenausteilen) macht. Wenn ein Spiel<br />
noch nicht beendet ist und der Gong ertönt, gewinnt derje-<br />
nige, der bis dahin die meisten Stiche gemacht hat.<br />
Gewinner einer Runde ist derjenige, der bis zum Ende der<br />
Runde die meisten Spiele gewonnen hat.<br />
Am Ende einer Runde gibt es folgende Platzwechsel:<br />
Der Spieler, der die meisten Spiele in der Runde gewonnen<br />
hat (Gewinner der Runde) setzt sich an den Tisch mit der<br />
nächsthöheren Nummer. Der Spieler, der die wenigsten Spiele<br />
in einer Runde gemacht hat, setzt sich an den Tisch mit der<br />
nächstniedrigeren Nummer. Die anderen Spieler bleiben an<br />
ihrem Tisch sitzen.<br />
Patt-Situationen (wenn zwei Spieler gleich viele Stiche oder<br />
Spiele gewonnen haben) werden so gelöst: Es gewinnt derje-<br />
nige, dessen Anfangsbuchstabe des Vornamens im Alphabet<br />
weiter vorn steht.<br />
© 2004 MitOst-Editionen
Trumpf<br />
T r u m p f<br />
S p i e l a n l e i t u n g<br />
© 2004 MitOst-Editionen<br />
Interkulturelle Kommunikation<br />
1. Das Spiel enthält von jeder Farbe die Karten 7, 8, 9, 10 und As. As ist die höchste Karte.<br />
2. Der Kartengeber mischt und verteilt die Karten einzeln, bis jeder Mitspieler 5 Karten in<br />
den Händen hält.<br />
3. Der Spieler links vom Geber spielt als Erster aus. Dann folgen die anderen im Uhrzeiger sinn.<br />
4. Die Farbe, die als erste liegt, muss bedient werden. Wenn jemand die gespielte Farbe<br />
nicht besitzt, kann er eine beliebige andere Farbe abwerfen. Er kann aber auch die<br />
Trumpffarbe spielen. Kreuz ist Trumpf. Die höchste Karte der ausgespielten Farbe bzw.<br />
der höchste Trumpf gewinnt. Wer den Stich gemacht hat, spielt als nächster aus.<br />
5. Es gewinnt die Person mit den meisten Stichen.<br />
S p i e l a n l e i t u n g<br />
1. Das Spiel enthält von jeder Farbe die Karten 7, 8, 9, 10 und As. As ist die höchste Karte.<br />
2. Der Kartengeber mischt und verteilt die Karten einzeln, bis jeder Mitspieler 5 Karten in<br />
den Händen hält.<br />
3. Der Spieler links vom Geber spielt als Erster aus. Dann folgen die anderen im Uhrzeiger sinn.<br />
4. Die Farbe, die als erste liegt, muss bedient werden. Wenn jemand die gespielte Farbe<br />
nicht besitzt, kann er eine beliebige andere Farbe abwerfen. Er kann aber auch die<br />
Trumpffarbe spielen. Pik ist Trumpf. Die höchste Karte der ausgespielten Farbe bzw.<br />
der höchste Trumpf gewinnt. Wer den Stich gemacht hat, spielt als nächster aus.<br />
5. Es gewinnt die Person mit den meisten Stichen.<br />
M e t h o d e n H a n d b u c h 1 2 1<br />
6<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung
6<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />
Interkulturelle Kommunikation<br />
Beschreibung<br />
Ziele<br />
Rahmen<br />
1 2 2 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />
In Kleingruppen gestalten die Teilnehmer ein Plakat, auf dem<br />
sie sich als Vertreter ihrer Nation darstellen. Neben kulturellen<br />
Determinanten spielen dabei auch ganz persönliche<br />
Elemente eine Rolle. Es geht um die Beschäftigung<br />
sowohl mit nationalen als auch mit ganz persönlichen<br />
Symbolen und Autostereotypen, und es wird die Frage nach<br />
Gemeinsamkeiten und Unterschieden der Seminarteilnehmer<br />
gestellt. Außerdem ermöglicht diese Einheit ein besseres<br />
Kennenlernen der Teilnehmer in der intensiven Gruppenarbeit.<br />
Es soll verdeutlicht werden, dass natürlich nicht nur kulturelle<br />
Grundlagen unser Sein und Handeln bestimmen, sondern<br />
diese Problematik komplexer ist. So ist es möglich, dass die<br />
deutsche Studentin durch ihre Interessen und ähnliches eher<br />
Gemeinsamkeiten mit einem polnischen Studenten hat als mit<br />
einem deutschen Politiker.<br />
Gruppengröße __ Kleingruppen à 2-3 Personen<br />
Zeit __ 2 Stunden<br />
Raum __ Seminarraum mit Möglichkeit zur Kleingruppenarbeit<br />
Material __ Pro Gruppe ein Plakat und mehrere Filzstifte<br />
Schlüsselbegriffe<br />
Durchführung<br />
L ä n d e r t o r t e<br />
Identität, Interkulturelle Kommunikation, Kennen lernen,<br />
Kulturstandarts, Länderinformationen, Stereotype<br />
1. Es werden national gemischte Dreiergruppen gebildet und<br />
mit jeweils einem Plakat und mehreren Stiften ausgestat-<br />
tet. Auf dem Plakat wird ein großer Kreis gemalt, der in<br />
drei gleich große Teile geteilt wird wie eine Torte.<br />
[5 Minuten]<br />
2. Die Mitglieder der Kleingruppen bekommen die Aufga-<br />
be, jeweils ihren Teil des Blattes zu gestalten unter dem<br />
Motto: „Ich, Lena, als Russin“, „Ich, Arek, als Pole“, „Ich,<br />
Claudia, als Deutsche“, usw. In der ersten halben Stunde<br />
darf nicht gesprochen, sondern nur nonverbal kommuni-<br />
ziert werden. Wichtig ist es, darauf hinzuweisen, dass auch<br />
die Ränder zwischen den einzelnen Abschnitten der Torte<br />
zu gestalten sind. [30 Minuten]<br />
3. Nachdem die Plakate gestaltet sind, dürfen sich die Mit-<br />
glieder der Kleingruppe austauschen, diskutieren, Fragen<br />
stellen. [15 Minuten]<br />
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© 2004 MitOst-Editionen<br />
Interkulturelle Kommunikation<br />
4. Im Plenum stellt nun jede Kleingruppe ihr Kunstwerk vor<br />
und erklärt es. Die anderen Teilnehmer dürfen Fragen stel-<br />
len. Die Ergebnisse werden im Seminarraum ausgehängt.<br />
Folgende Punkte sollten von der Seminarleitung angespro-<br />
chen und vertieft werden:<br />
▪ Inwieweit identifizieren sich die Teilnehmer mit der<br />
eigenen Nationalkultur?<br />
▪ Wie gehen die Teilnehmer mit persönlichen und natio -<br />
nalen Symbolen und auch mit Autostereotypen um?<br />
▪ Was geschieht an den Grenzen, wo gab es Überschnei-<br />
dungen und Gemeinsamkeiten, wo eher harte Schnitte?<br />
▪ Wie reagieren die Teilnehmer auf die anderen Plakate /<br />
Symbole? Was ist fremd und was vertraut?<br />
[45 Minuten]<br />
M e t h o d e n H a n d b u c h 1 2 3<br />
6<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung
6<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />
Interkulturelle Kommunikation<br />
Beschreibung<br />
Ziele<br />
Rahmen<br />
1 2 4 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />
Die Teilnehmer reflektieren zunächst ihre eigene Identität und<br />
werden mit den mit den Zuschreibungen der Anderen kon-<br />
frontiert.<br />
Gruppengröße __ beliebig<br />
Die Übung führt zur verstärkten Selbstwahrnehmung durch<br />
die Etikettierung anderer.<br />
Zeit __ 1,5 Stunden<br />
Raum __ Seminarraum<br />
Material __ Papier, Stifte, Klebeband, Schachteln, kleine Zettel<br />
Schlüsselbegriffe<br />
Durchführung<br />
K u l t u r t r ä g e r<br />
Identität, Kennen lernen, Kulturstandards, Interkulturelle<br />
Kommunikation, Selbstreflexion, Stereotype<br />
1. Die Teilnehmer wählen in Einzelarbeit drei bis fünf Iden-<br />
titäten / Gruppenzugehörigkeiten (keine Eigenschaften!)<br />
aus, die sie geprägt haben und / oder mit der sie sich<br />
konfrontiert sehen (z.B. Pfarrerstochter, Feministin, Fuß-<br />
baller). Daraus wählen sie eine aus, in der sie zumindest<br />
Anteile von sich selbst wieder finden und zu der sie in der<br />
Übung öffentlich stehen können. Diese schreiben sie auf<br />
einen Zettel. [10 Minuten]<br />
2. Die Seminarleiter sammeln die Begriffe anonym ein und<br />
schreiben sie auf DIN-A4-Zettel, die im Raum verteilt an<br />
die Wand gehängt werden. Unter jedem Etikett steht eine<br />
Schachtel bereit.<br />
3. Jeder Teilnehmer schreibt nun möglichst assoziativ, spon-<br />
tan und unzensiert auf, was ihm zu den ausgehängten<br />
Etiketten einfällt. Diese Zuschreibungen werden dann in<br />
die Schachteln zu den Begriffen gelegt. [15 Minuten]<br />
4. Im Plenum bekennt sich nun jeder Teilnehmer zu seiner<br />
eigenen Zuschreibung, indem er sich zu dem Zettel an der<br />
Wand stellt. Nun bekommt er die Klischees und Assoziatio-<br />
nen der anderen verpasst: Der Inhalt der Schachteln wird<br />
unter den anderen Teilnehmern verteilt, die Karten mit<br />
den Klischees mit Klebeband zu dem Zettel an der Wand<br />
geklebt und vorgelesen: z.B. „Du bist konfliktscheu“.<br />
[30 Minuten]<br />
© 2004 MitOst-Editionen
© 2004 MitOst-Editionen<br />
Interkulturelle Kommunikation<br />
5. Je nach Gruppengröße äußern sich die Teilnehmer im Ple-<br />
num oder in Kleingruppen zu folgenden Fragen:<br />
▪ Wie ging es dir mit der Auswahl der eigenen Identität?<br />
▪ Wie ging es dir mit den eigenen Klischees?<br />
▪ Wie ging es dir mit den angehängten Zuschreibungen?<br />
[30 Minuten]<br />
M e t h o d e n H a n d b u c h 1 2 5<br />
6<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung
6<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />
Interkulturelle Kommunikation<br />
Beschreibung<br />
Ziele<br />
Rahmen<br />
Gruppengröße __ ab 8 Personen<br />
Zeit __ 1,5 Stunden<br />
1 2 6 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />
In diesem Rollenspiel treffen zwei Vertreter unterschiedlicher<br />
Länder das erste Mal aufeinander. Obwohl sie sich sprachlich<br />
verständigen können, kommt es dennoch zu Schwierigkeiten<br />
in der Kommunikation, da jeder unterschiedliche Vorstellun-<br />
gen und Erwartungen an sein Gegenüber hat und jeder ein<br />
anderes Ziel in der Kommunikation verfolgt. Die Teilnehmer<br />
erkennen, dass sich kulturelle Unterschiede nicht nur durch<br />
die Herkunft aus unterschiedlichen Ländern ergeben.<br />
Das Rollenspiel macht auf Probleme und Missverständnisse<br />
aufmerksam, die beim ersten Zusammentreffen von Vertre-<br />
tern unterschiedlicher Kulturen entstehen können. Es verweist<br />
auf die Rolle der eigenen Vorstellungen und Erwartungen beim<br />
Scheitern einer interkulturellen Kommunikation.<br />
Raum __ Seminarraum mit Rückzugsmöglichkeit für die Vorbereitung<br />
der Rollen<br />
Material __ Flipchart, Tageslichtprojektor<br />
Schlüsselbegriffe<br />
wichtig<br />
Durchführung<br />
D i e N e u e k o m m t<br />
Identität, Interkulturelle Kommunikation, Erwartungen,<br />
Rollenverhalten, Stereotype<br />
Das Rollenspiel sollte ein zweites Mal durchgeführt werden,<br />
nachdem die Spieler für ihre Rollen Verhaltenshinweise durch<br />
die Beobachter bekommen haben.<br />
1. Erklärung der Regeln des Rollenspiels / Vorstellung der Si-<br />
tuation: Eine Lektorin aus Deutschland kommt zum ersten<br />
Mal nach Sunda in Sundaland, um an der dortigen Univer-<br />
sität Deutsch zu unterrichten. Die Lektorin steigt in Sunda<br />
aus dem Zug. Ein Student holt sie mit dem Auto seines<br />
Vaters ab. [10 Minuten]<br />
2. Die Rollenprofile werden an die Spieler verteilt und das<br />
Spiel vorbereitet. [10 Minuten]<br />
3. Das Spiel läuft: Der Student holt die Lektorin auf dem<br />
Bahnsteig ab. Ein erster Kontakt entsteht. Der Spielleiter<br />
beendet das Spiel nach 10 Minuten oder auch eher, wenn<br />
die Spieler nicht mehr weiter wissen sollten. [10 Minuten]<br />
© 2004 MitOst-Editionen
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Interkulturelle Kommunikation<br />
4. Diskussion: Fragen an die Lektorin und den Studenten:<br />
▪ Wie hast du dich in dieser Situation gefühlt?<br />
▪ Wie bewertest du den Verlauf des Gesprächs?<br />
▪ Was hat dein Gegenüber für einen Eindruck auf dich<br />
gemacht?<br />
Die Aussagen der Spieler werden nicht kommentiert oder<br />
bewertet.<br />
Fragen an die Beobachter:<br />
▪ Was habt ihr gesehen / wahrgenommen?<br />
▪ Welche Erwartungen an die andere Seite wurden sichtbar?<br />
▪ Was könnte man verändern, um die Kommunikation zu<br />
verbessern?<br />
Die Hinweise für die Spieler werden vom Spielleiter am<br />
Flipchart notiert. Die Spieler äußern sich nicht zu diesen<br />
Vorschlägen und geben keine Auskunft zu ihren Rollenpro-<br />
filen. [20 Minuten]<br />
5. Das Spiel läuft ein zweites Mal von Anfang an.<br />
[10 Minuten]<br />
6. Diskussion: Fragen an die Spieler:<br />
▪ Wie fühlst du dich im Vergleich zum ersten Spiel?<br />
▪ Welche Hinweise hast du versucht umzusetzen?<br />
▪ Was hat dich in der Kommunikation verunsichert?<br />
▪ Welche Hindernisse gab es für dich?<br />
Fragen an die Beobachter:<br />
▪ Welche Veränderungen gegenüber dem ersten Spiel<br />
habt ihr wahrgenommen?<br />
▪ Inwieweit seid ihr mit dem Verhalten „eures“<br />
Spielers einverstanden?<br />
▪ Haltet ihr die Kommunikation für geglückt?<br />
Warum (nicht)?<br />
[15 Minuten]<br />
7. Die Rollenprofile werden auf Folie für alle sichtbar ge-<br />
macht. Die Teilnehmer werden durch den Spielleiter auf<br />
das gemeinsame Interesse des Studenten und der Lektorin<br />
(studentische Mitbestimmung) aufmerksam gemacht.<br />
Diskutiert werden sollten die Vorgaben der Rollenbeschrei-<br />
bungen, die zu Schwierigkeiten in der Kommunikation<br />
führen (können). Anschließend sollte zusammengefasst<br />
werden, welche Faktoren neben unterschiedlicher<br />
Nationalität einen solchen Erstkontakt beeinflussen können.<br />
[15 Minuten]<br />
M e t h o d e n H a n d b u c h 1 2 7<br />
6<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung
6<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />
Interkulturelle Kommunikation<br />
Erfahrung<br />
Erweiterungen und<br />
Alternativen<br />
1 2 8 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />
Die Teilnehmer empfinden es als sehr angenehm, dass die<br />
Situation ein zweites Mal gespielt werden kann. Es sollte dar-<br />
auf hingewiesen werden, dass es sich um eine Modellsituation<br />
handelt, da normalerweise beim bloßen Abholen keine tieferen<br />
Gespräche geführt werden.<br />
Um die Begegnung zu vereinfachen und auf wesentliche<br />
Schwerpunkte zu reduzieren, könnten die schräg gedruck-<br />
ten Abschnitte aus den Rollenbeschreibungen weggelassen<br />
werden.<br />
© 2004 MitOst-Editionen
Die Neue kommt<br />
R o l l e n p r o f i l e<br />
S a b i n e S o m m e r<br />
© 2004 MitOst-Editionen<br />
Interkulturelle Kommunikation<br />
Du bist weiblich, 24 Jahre alt, eine selbstbewusste, neugierige und offene Studentin aus<br />
Deutschland. Du handelst oft aus dem Gefühl heraus und sprichst immer alles klar und offen<br />
an. Du bist Asthmatikerin.<br />
Für ein Jahr wirst du als Lektorin in Sunda (Sundaland) arbeiten. Deine Aufgabe ist es, die<br />
deutsche Sprache zu unterrichten und die Studenten in Sunda bei Fragen der Mitbestim-<br />
mung zu beraten und zu unterstützen. Du bist zum ersten Mal in Sundaland und sprichst<br />
die Landessprache nicht. Deshalb bist du etwas unsicher. Für Deine zukünftige Tätigkeit<br />
brauchst du viele Informationen von den Studenten. Studenten sind für dich gleichberech-<br />
tigte Partner, deshalb willst du den Unterricht mit den Studenten gemeinsam planen. Du<br />
möchtest mit du angesprochen werden.<br />
E r w a r t u n g e n :<br />
„Ich werde von einem netten Studenten abgeholt. Er zeigt mir die Stadt, die Uni und meine<br />
Unterkunft. Ich bekomme von ihm Hilfe, um mich hier zurechtzufinden. Er nimmt sich Zeit<br />
für mich. Er gibt mir schon erste wichtige Informationen zu bisherigen studentischen Initia-<br />
tiven. Ich möchte mit ihm meine Pläne für meine Seminare diskutieren.“<br />
A l e x a n d e r N o p o w<br />
Du bist männlich, 20 Jahre, ein zurückhaltender und verschlossener Student in Sunda. Du<br />
bist starker Raucher. Du handelst sehr überlegt, sprichst Probleme aber nur indirekt an.<br />
Da du sehr gut deutsch sprichst, hast du den Auftrag vom Rektor bekommen, die neue<br />
deutsche Lektorin vom Zug abzuholen und ins Wohnheim zu bringen. Du hast eigentlich<br />
keine Lust und Zeit dazu, weil du 30 Minuten später mit deiner Freundin verabredet bist.<br />
Lehrkräfte sind für dich absolute Autoritätspersonen, mit denen man sachlich und distan-<br />
ziert spricht. Nach deiner Auffassung bestimmen allein die Lehrkräfte über Inhalt und Form<br />
des Unterrichtes. Du gehörst einer studentischen Initiative an, die etwas gegen den Rektor<br />
unternehmen möchte.<br />
E r w a r t u n g e n :<br />
„Da kommt eine Lehrkraft aus Deutschland, eine Autoritätsperson. Ich bringe sie so schnell<br />
wie möglich ins Wohnheim und spreche nur das Nötigste mit ihr. Sie ist eine Frau, also muss<br />
ich ihr helfen, da sie nicht alles alleine schafft. Sie ist bestimmt eine Verbündete des Rektors.<br />
Ihr darf nichts von der Studenteninitiative erzählen“<br />
M e t h o d e n H a n d b u c h 1 2 9<br />
6<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung
6<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />
Interkulturelle Kommunikation<br />
Beschreibung<br />
Ziele<br />
Rahmen<br />
Gruppengröße __ beliebig<br />
Zeit __ 1 Stunde<br />
1 3 0 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />
Dieses Prioritätenspiel ermöglicht eine Aufdeckung und ein<br />
Gespräch über die Vorstellungen, die wir von Menschen aus<br />
anderen Ländern und die diese von uns haben.<br />
Die Übung soll dazu beitragen, stereotype Selbst- und Fremd-<br />
bilder aufzudecken.<br />
Raum __ Seminarraum<br />
Material __ Kopiervorlagen und Stifte<br />
Schlüsselbegriffe<br />
Durchführung<br />
L e b e n s q u a l i t ä t — W a s i s t d a s ?<br />
Kulturstandards, Länderinformationen, Reflektion, Stereotype,<br />
Werte<br />
1. Die Kopiervorlagen werden verteilt und Ländergruppen<br />
gebildet. [5 Minuten]<br />
2. Einzelarbeit: Die Teilnehmer streichen auf der Kopiervorla-<br />
ge acht Punkte ersatzlos und bringen die anderen zehn in<br />
eine Rangfolge von 1-10. [10 Minuten]<br />
3. In den Ländergruppen: Die Teilnehmer einigen sich in<br />
ihren Gruppen auf eine gemeinsame Rangfolge von 1-5.<br />
[15 Minuten]<br />
4. In den Ländergruppen: Die Teilnehmer suchen sich eine<br />
andere Ländergruppe aus und überlegen sich, welche<br />
Punkte für diese am wichtigsten sind. [15 Minuten]<br />
5. Im Plenum werden die Aussagen über die eigene und die<br />
Mutmaßungen über die fremde Gruppe vorgestellt und<br />
diskutiert. [15 Minuten]<br />
© 2004 MitOst-Editionen
Lebensqualität -<br />
Was ist das?<br />
Interkulturelle Kommunikation<br />
W a s g e h ö r t f ü r D i c h z u e i n e r b e f r i e d i g e n d e n<br />
L e b e n s q u a l i t ä t ?<br />
▪ Gesundheit<br />
▪ Zugang zu Informationen<br />
▪ Bildung<br />
▪ Mitsprache und Entscheidungsfreiheit<br />
▪ Schutz vor Bedrohung und Angst<br />
▪ Freizügigkeit und Bewegungsfreiheit<br />
▪ ausreichendes Einkommen<br />
▪ sinnvolle und befriedigende Arbeit<br />
▪ Freizeitangebote<br />
▪ Theater und Konzerte<br />
▪ Möglichkeiten zur sportlichen Betätigung<br />
▪ ausreichende Alterssicherung<br />
▪ seriöse Informationsquellen (Presse, Rundfunk, Fernsehen)<br />
▪ intakte Umwelt<br />
▪ gute Verkehrsverbindungen<br />
▪ Freundschaften und Bekanntschaften<br />
▪ eigene Wohnung<br />
▪ ausreichend und schmackhafte Nahrung<br />
© 2004 MitOst-Editionen<br />
M e t h o d e n H a n d b u c h 1 3 1<br />
6<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung
6<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />
Interkulturelle Kommunikation<br />
Beschreibung<br />
Ziele<br />
Rahmen<br />
1 3 2 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />
Den Teilnehmern fällt es in der Regel schwer, Vorurteile und<br />
Stereotype offen auszusprechen. Die Übung gibt ihnen die Ge-<br />
legenheit, diese spielerisch in Pantomimenform darzustellen.<br />
Die Übung dient als Einstieg in eine vertiefende Einheit über<br />
das Thema Stereotype und Vorurteile.<br />
Die Teilnehmer erleben eine emotional geladene Situation,<br />
in der die Äußerungen nicht kognitiv logisch sind. Die Inter-<br />
pretation der Wahrnehmung beruht auf den eigenen Erfah-<br />
rungen. Diese Interpretationen und die dahinter liegenden<br />
Stereotype werden sichtbar gemacht und können dadurch<br />
hinterfragt werden.<br />
Gruppengröße __ 20 Personen<br />
Zeit __ 1,5 Stunden<br />
Raum __ Seminarraum<br />
Schlüsselbegriffe<br />
Durchführung<br />
L ä n d e r t h e a t e r<br />
Erwartungen, Stereotype<br />
1. Kleingruppen: Die Teilnehmer gehen in Kleingruppen. Jede<br />
Kleingruppe zieht per Los ein Land, das sie in Form einer<br />
Pantomime darstellen soll. Nach einer Vorbereitungszeit<br />
soll das Stück aufgeführt werden. [30 Minuten]<br />
2. Präsentation der Pantomimen in der Gruppe: Die anderen<br />
Gruppen wissen nicht, welches Land präsentiert wird und<br />
müssen dieses erraten. Daher muss die Kleingruppe ent-<br />
sprechend „dick auftragen“. [30 Minuten]<br />
3. Auswertung: Am Ende jeder Pantomime werden am Flip-<br />
chart die dargestellten Stereotype gesammelt und mit den<br />
Selbstbildern der Ländervertreter verglichen.<br />
4. Im Anschluss sollte eine vertiefende Diskussion über Ste-<br />
reotype und Vorurteile stattfinden. [30 Minuten]<br />
© 2004 MitOst-Editionen
Beschreibung<br />
Ziele<br />
Rahmen<br />
© 2004 MitOst-Editionen<br />
Interkulturelle Kommunikation<br />
Dieser Fragebogen hilft dabei, in einem ersten Schritt festzu-<br />
stellen, wie viel wir über die Länder der Seminarteilnehmer<br />
wissen. In einem zweiten Schritt suchen die Teilnehmer die<br />
fehlenden Informationen in Nachschlagewerken und im Inter-<br />
net. Schließlich können sie auch Experten aus den Ländern<br />
befragen. So entstehen Länderporträts der Länder, aus denen<br />
die Seminarteilnehmer kommen.<br />
Die Teilnehmer erfahren Fakten über die Länder der anderen<br />
Teilnehmer.<br />
Gruppengröße __ beliebig<br />
Zeit __ 1,5 – 2 Stunden<br />
Raum __ Seminarraum<br />
Material __ Kopiervorlagen, Stifte, Nachschlagewerke, (Internet)<br />
Schlüsselbegriffe<br />
Durchführung<br />
W a s w i s s e n w i r ü b e r u n s e r e N a c h b a r n<br />
i n E u r o p a ?<br />
Länderinformationen, Vorwissen aktivieren<br />
1. Aus einem Pool zieht jeder ein Land (nicht das eigene).<br />
Die Kopiervorlagen werden ausgeteilt und die Aufgabe<br />
erläutert: Jeder soll die Fakten zu den gelosten Ländern<br />
herausfinden. So entstehen Länderporträts der Länder,<br />
aus denen die Seminarteilnehmer kommen. [10 Minuten]<br />
2. Einzelarbeit: Jeder versucht, die Fragen zu beantworten.<br />
[10 Minuten]<br />
3. Es finden sich die Personen zu einer Gruppe zusammen,<br />
die das gleiche Land gelost haben. Sie tauschen sich aus<br />
und vervollständigen ihre Antworten in einer gemeinsa-<br />
men Matrix, die als Grundlage für das Porträt des Landes<br />
dienen soll. [30 Minuten]<br />
4. Nun können Nachschlagewerke und das Internet hinzuge-<br />
zogen werden. Wo und wie findet man Informationen zu<br />
den Ländern? [15 Minuten]<br />
5. Gibt es noch offene Fragen? Dann können jetzt auch die<br />
„Experten“ befragt werden. [15 Minuten]<br />
M e t h o d e n H a n d b u c h 1 3 3<br />
6<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung
6<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />
Interkulturelle Kommunikation<br />
Erweiterungen und<br />
Alternativen<br />
1 3 4 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />
6. Das Länderporträt wird gestaltet. Dafür kann man entwe-<br />
der den Fragebogen auf A3 vergrößern und den Gruppen<br />
übergeben (s. Punkt 3) oder den Teilnehmern alle Freihei-<br />
ten lassen und sie ein künstlerisches Porträt mit Fakten<br />
gestalten lassen. [15 Minuten]<br />
7. Vorstellung der Länder im Plenum [20 Minuten]<br />
Der Fragebogen kann je nach Seminarthema um weitere Fra-<br />
gen ergänzt werden.<br />
Der Fragebogen wird zu Beginn des Seminars vorgestellt<br />
und wie beschrieben verteilt. Kleingruppen bearbeiten<br />
jeweils ein Land.<br />
Die Teilnehmer bekommen einige Tage Zeit, sich die<br />
benötigten Informationen zu besorgen, die Aufgabe läuft<br />
sozusagen im Hintergrund mit. Die Auswertung findet zu<br />
einem späteren Zeitpunkt des Seminars statt. Die Teilnehmer<br />
können so während des Seminars vermittelte Informationen<br />
mit aufnehmen, haben evtl. Zeit für Recherchen im Internet<br />
und Gespräche mit Teilnehmern aus den entsprechenden Län-<br />
dern. In einer Präsentationsrunde werden die Länder von den<br />
Gruppen vorgestellt.<br />
© 2004 MitOst-Editionen
Unsere Nachbarn<br />
in Europa?<br />
Interkulturelle Kommunikation<br />
W a s w i s s e n w i r ü b e r u n s e r e N a c h b a r n i n E u r o p a ?<br />
Ihr habt bis ______________________ Zeit, den folgenden Fragebogen auszufüllen.<br />
Befragt dazu „Experten“ aus dem Land und nutzt die Bücher und Materialien in der<br />
Seminarbibliothek oder sucht Informationen im Internet!<br />
Land: ____________________<br />
1. So sieht die Nationalflagge aus:<br />
2. Das sind berühmte<br />
© 2004 MitOst-Editionen<br />
▪ Künstler:<br />
_________________________________________________________________<br />
_________________________________________________________________<br />
_________________________________________________________________<br />
▪ Politiker:<br />
_________________________________________________________________<br />
_________________________________________________________________<br />
_________________________________________________________________<br />
▪ andere Menschen (z.B. Sportler, Wissenschaftler, ...)<br />
_________________________________________________________________<br />
_________________________________________________________________<br />
_________________________________________________________________<br />
(Nenne jeweils drei mit einer kurzen Information)<br />
3. Das sind bekannte Städte in ___________________________<br />
(Nenne drei mit einer kurzen Information zu den Sehenswürdigkeiten und zur Lage.)<br />
_________________________________________________________________<br />
_________________________________________________________________<br />
_________________________________________________________________<br />
4. Das Land hat __________________________ Einwohner.<br />
5. Es gibt folgende ethnische Gruppen:<br />
Gib ihre ungefähre Größe an. (Anzahl oder Prozentsatz an der Gesamtbevölkerung)<br />
_________________________________________________________________<br />
_________________________________________________________________<br />
_________________________________________________________________<br />
_________________________________________________________________<br />
_________________________________________________________________<br />
Fortsetzung ·<br />
M e t h o d e n H a n d b u c h 1 3 5<br />
6<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung
6<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />
Interkulturelle Kommunikation<br />
6. Diese fünf Daten sind wichtig in der Geschichte:<br />
(Was ist da passiert?)<br />
_________________________________________________________________<br />
_________________________________________________________________<br />
_________________________________________________________________<br />
_________________________________________________________________<br />
_________________________________________________________________<br />
7. Diese Waren werden exportiert:<br />
_________________________________________________________________<br />
_________________________________________________________________<br />
_________________________________________________________________<br />
8. Das sind drei typische Gerichte:<br />
_________________________________________________________________<br />
_________________________________________________________________<br />
_________________________________________________________________<br />
9. Diese Wörter heißen auf __________________________ (Landessprache) so:<br />
▪ Hallo / Guten Tag _____________________________________________<br />
▪ Wie geht’s? _____________________________________________<br />
▪ Danke / Bitte _____________________________________________<br />
▪ Prost! ___________ __________________________________<br />
11. Diese Parteien kann man jetzt wählen:<br />
(Name und kurze Information zu ihrer politischen Ausrichtung)<br />
_________________________________________________________________<br />
_________________________________________________________________<br />
_________________________________________________________________<br />
_________________________________________________________________<br />
_________________________________________________________________<br />
12. Von welchen Parteien wird die gegenwärtige Regierung gebildet?<br />
_________________________________________________________________<br />
_________________________________________________________________<br />
_________________________________________________________________<br />
_________________________________________________________________<br />
13. Wie heißen Regierungschef und Staatsoberhaupt?<br />
_________________________________________________________________<br />
_________________________________________________________________<br />
1 3 6 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />
© 2004 MitOst-Editionen<br />
Unsere Nachbarn<br />
in Europa?
Beschreibung<br />
Ziele<br />
Rahmen<br />
© 2004 MitOst-Editionen<br />
Interkulturelle Kommunikation<br />
Vorhandene verdeckte Stereotype können den Ablauf eines<br />
interkulturellen Seminars stören. Auf eine direkte Frage nach<br />
Vorurteilen erhält man wahrscheinlich keine verwertbare<br />
Antwort. Im Rahmen des Reisebüro-Spiels können sie aber<br />
so geäußert werden, dass die Gefahr einer Verletzung durch<br />
negative nationale Stereotype reduziert wird. Es ist ja „bloß“<br />
ein Spiel, und das Gesagte ist hier nicht wirklich gemeint.<br />
In der Diskussionsrunde besteht die Möglichkeit, sich über den<br />
kulturrelativen Stellenwert von nationalen Stereotypen auszu-<br />
tauschen. Dabei wird eine erste Wahrnehmung von kulturellen<br />
Unterschieden ermöglicht.<br />
Das Reisebüro-Spiel ermöglicht einen ersten Einstieg in die<br />
Vermittlung von länderspezifischem Wissen. In einer daran<br />
anschließenden Einheit sollte dieses Wissen noch vertieft<br />
werden.<br />
Das Spiel stärkt die Gruppendynamik und weckt Neugierde<br />
auf die anderen Länder. Positive und negative (Auto-) Stereo-<br />
type werden offen gelegt.<br />
Gruppengröße __ ab 8 Personen; Kleingruppen von 4-6 Personen<br />
Zeit __ 2 Stunden<br />
Raum __ Seminarraum, mehrer kleine Räume für die Vorbereitung und<br />
Präsentation<br />
Material __ große Papierrollen / Plakate, Filzstifte, länderspezifische<br />
Schlüsselbegriffe<br />
Durchführung<br />
R e i s e b ü r o - S p i e l<br />
Informationen, Kleidung usw. (im Einladungsschreiben<br />
ankündigen!)<br />
Länderinformationen, Stereotype<br />
1. Die Ländergruppen gestalten als Reisebüros jeweils einen<br />
Stand, auf dem sie Werbung für eine Reise in ihr Land ma-<br />
chen (künstlerisch gestaltet oder mit theatralischen Mitteln<br />
präsentiert). [30 Minuten]<br />
2. Jede Gruppe wirbt für eine Reise in das eigene Land: z.B.<br />
indem sie Informationen verteilt, ein positives Bild des<br />
Landes oder etwas Typisches präsentiert.<br />
[3-5 Minuten / Land]<br />
3. Die anderen Reisebüros bringen Gründe gegen eine Reise<br />
in das Land vor. Alles ist erlaubt. [2 Minuten / Land]<br />
M e t h o d e n H a n d b u c h 1 3 7<br />
6<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung
6<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />
Interkulturelle Kommunikation<br />
Erfahrungen<br />
Erweiterungen und<br />
Alternativen<br />
1 3 8 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />
4. Jeder Teilnehmer trifft eine Entscheidung für ein Reiseland.<br />
5. In der anschließenden Diskussionsrunde sollten die ge-<br />
nannten Stereotype thematisiert und ihre Bedeutung für<br />
die gegenseitige Wahrnehmung herausgestellt werden.<br />
Mögliche Fragen:<br />
▪ Gibt es persönliche Erfahrungen mit den<br />
jeweiligen Ländern?<br />
▪ Woher stammen die zusätzlichen Informationen?<br />
▪ Wie verlief die Diskussion in der Gruppe? Wie<br />
kam es zu einer Einigung auf die Inhalte der dar-<br />
gestellten Werbung?<br />
▪ Waren die geäußerten Stereotype bekannt? Was<br />
war überraschend?<br />
▪ Sind Stereotype auch hilfreich (Orientierung)?<br />
▪ Was lösen Stereotype aus? Welche Erwartungen werden<br />
geweckt, was wird übersehen?<br />
Die im Punkt 3 abgefragten negativen Stereotype werden von<br />
den Teilnehmern häufig nur zaghaft oder gar nicht geäußert.<br />
Offensichtlich ist die Sorge, die anderen mit solchen Äuße-<br />
rungen zu diesem sehr frühen Zeitpunkt zu verletzen, sehr<br />
groß. Als Ansporn können die Seminarleiter einige provokative<br />
Äußerungen in den Raum stellen.<br />
Eine Diskussionsrunde am folgenden Tag zum Thema „Wahr-<br />
nehmung anderer Länder und Nationalstereotypen“ ist ein<br />
sinnvoller Abschluss der Übung.<br />
Gemischte Gruppen bereiten die Präsentationen vor.<br />
Material: genügend Kärtchen mit Länderinformationen<br />
Durchführung: Einteilung in Kleingruppen von 4-6 Teilneh-<br />
mern. Jede Gruppe erhält Materialien und zieht ein Länder-<br />
kärtchen. Sie entwickelt eine Werbung für ihr Land und seine<br />
Vorzüge. [20-30 Minuten]<br />
Anschließend stellen sich die „Reisebüros“ vor und preisen<br />
die Vorzüge „ihrer Länder“ an. Die positiven Stereotype wer-<br />
den genannt.<br />
In einem zweiten Schritt werden von den potentiellen „Kun-<br />
den“ Argumente (negative Stereotype) gegen die Länder<br />
vorgebracht. Am Ende entscheiden sich die „Kunden“ für ein<br />
Reiseziel.<br />
© 2004 MitOst-Editionen
Beschreibung<br />
Ziele<br />
Rahmen<br />
© 2004 MitOst-Editionen<br />
Interkulturelle Kommunikation<br />
Ein Fluss trennt zwei Länder. Nach einer langen Phase ohne<br />
Kontakte beschließen die Politiker der beiden Orte Rechtsstadt<br />
und Linksstadt, eine Brücke als Zeichen des Friedenswillens zu<br />
bauen.<br />
Welche Probleme können bei einem interkulturellen Projekt<br />
entstehen, selbst wenn beide Parteien das Beste wollen?<br />
Das Rollenspiel macht aufmerksam auf Probleme und Miss-<br />
verständnisse, die bei interkulturellen Projekten entstehen<br />
können. Ein Ziel ist darüber hinaus die Formulierung eines<br />
Regelwerks für die Zusammenarbeit im Seminar und bei der<br />
gemeinsamen Arbeit.<br />
Gruppengröße __ pro Rollenspiel bis zu 10 Mitspieler<br />
Zeit __ 2 Stunden<br />
Raum __ eine „Bühne“ und ein Rückzugsraum für die Beratung<br />
Utensilien für eine simulierte Konferenz und einen Empfang<br />
Material __ Saft und Kekse, Tische und Stühle in der Anordnung wie bei<br />
Schlüsselbegriffe<br />
wichtig<br />
Durchführung<br />
B r ü c k e n b a u<br />
einem Empfang<br />
Dominanz, Interkulturelle Kommunikation, Seminarregeln,<br />
Diskussionskultur, Kulturstandards<br />
Die Pause nach dem Rollenspiel und vor der Erstellung des<br />
Seminarkodex sollte vor allem dann eingehalten werden,<br />
wenn das Spiel und die Diskussion insgesamt über eine<br />
Stunde dauerten und sehr emotionsgeladen waren.<br />
An dem Rollenspiel nehmen insgesamt 10 Personen teil:<br />
▪ Gastgeber (Rechtsstadt): 3 Personen<br />
▪ Gäste (Linksstadt): 3 Personen<br />
▪ Beobachter: 2 Personen<br />
▪ Experten: 2 Personen<br />
1. Situation vorstellen: Ein Fluss trennt zwei Länder. Nach<br />
einer langen Phase ohne Kontakte haben die Politiker der<br />
beiden Orte Rechtsstadt und Linksstadt beschlossen, eine<br />
Brücke als Zeichen des Friedenswillens zu bauen. Die<br />
Gespräche der beiden Delegationen zogen sich ein Jahr<br />
hin. Immer wieder gab es Schwierigkeiten und schwerwie-<br />
gende Missverständnisse. Aber schließlich konnte in einem<br />
informellen Rahmen folgender Kompromiss erzielt werden:<br />
▪ jede Seite trägt 50% der Kosten<br />
▪ Baubeginn ist der 1. September<br />
M e t h o d e n H a n d b u c h 1 3 9<br />
6<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung
6<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />
Interkulturelle Kommunikation<br />
1 4 0 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />
▪ eine erfahrene Firma aus Linksstadt wird mit dem Bau<br />
beauftragt (Firma Linksbau)<br />
Es findet ein letztes Treffen statt. Daran nehmen 3 hoch-<br />
rangige Vertreter aus jeder Stadt teil. Das Treffen findet<br />
im Rathaus der Rechtsstadt statt. Ziel des Treffens ist, die<br />
Gespräche zum Abschluss zu bringen. [10 Minuten]<br />
2. Die Rollen werden (per Los oder Meldung) zugewiesen und<br />
die Anweisungen verteilt (s. Kopiervorlagen). Die Rollen<br />
werden einstudiert und die Bühne aufgebaut. [15 Minuten]<br />
3. Spielverlauf: Die Rechtsstadt empfängt die Delegation aus<br />
der Linksstadt. Jede Partei kann das Rollenspiel unterbre-<br />
chen und sich mit den Experten zur Beratung zurückzie-<br />
hen.<br />
Zum Ende hin kann das Spiel zusätzliche Dynamik erhal-<br />
ten, indem der Seminarleiter eingreift und z.B. erklärt,<br />
dass aufgrund schlechten Wetters die Fähre heute aus-<br />
nahmsweise schon in 10 Minuten zum letzten Mal in die<br />
Linksstadt übersetzt.<br />
Die Zwischenschritte und das Verhandlungsergebnis soll-<br />
ten von ein bis zwei Seminarleitern protokolliert werden.<br />
[30 Minuten]<br />
4. Diskussion: Fragen an Gäste und Gastgeber:<br />
▪ Habt ihr eure Ziele erreicht?<br />
▪ Wie habt ihr das Verhalten der anderen Delegation<br />
emp funden? Welche Ziele hatte die andere Gruppe?<br />
▪ Was für Gefühle hattet ihr während des Spiels?<br />
▪ Was ist passiert? Wo und warum gab es Missver-<br />
ständnisse? An welcher Stelle ist die Kommunikation<br />
an ihre Grenzen geraten?<br />
▪ Sind die Beweggründe der anderen schlüssig?<br />
Fragen an die Beobachter und Experten:<br />
▪ Welche Beobachtungen wurden gemacht?<br />
▪ Gab es Missverständnisse?<br />
▪ Wer war auf welche Weise dominant und hat Macht<br />
ausgeübt?<br />
▪ Gab es Schlüsselmomente während der Verhandlung?<br />
▪ Was hättet ihr anders gemacht?<br />
Frage an die Experten:<br />
▪ Was habt ihr eurer Delegation geraten?<br />
© 2004 MitOst-Editionen
Erfahrungen<br />
© 2004 MitOst-Editionen<br />
Fragen an alle:<br />
Interkulturelle Kommunikation<br />
▪ Was würdet ihr bei einer zweiten Verhandlung anders<br />
machen?<br />
▪ Wie können Missverständnisse verhindert werden?<br />
[30 Minuten]<br />
5. Pause [15 Minuten]<br />
6. In Kleingruppen von 4-6 Personen werden Regeln für die<br />
Zusammenarbeit erstellt. Jede Gruppe soll sich innerhalb<br />
von 10 Minuten auf 5 Regeln einigen, sie notieren und<br />
anschließend im Plenum präsentieren.<br />
„Welche dieser Regeln sollen bei unserem Seminar gelten?“<br />
Im Plenum entsteht ein Seminarkodex, der für die Dauer<br />
des Seminars gelten soll. Dieses Regelwerk sollte für alle<br />
verbindlich sein und kann im Laufe des Seminars ergänzt<br />
werden, wofür aber ein Votum der Mehrheit des Plenums<br />
notwendig ist. [45 Minuten]<br />
In der Regel wird die Rolle der Linksstädter als einfacher, weil<br />
direkter, empfunden, da sie der mitteleuropäischen Ver-<br />
handlungskultur entspricht. Die indirekte und auf die Bezie-<br />
hungsebene orientierte Art der Rechtsstädter kann Probleme<br />
bereiten, da sie laut Rollenprofil ihre Beweggründe nicht<br />
äußern können. Es ist wichtig, in der Diskussion darauf hinzu-<br />
weisen, dass sowohl die Ergebnisorientiertheit als auch eine<br />
symbolische Festigung der Beziehung zwischen den Partnern<br />
immer zu den Bestandteilen einer Verhandlung gehören. Es<br />
werden lediglich verschiedene Schwerpunkte gesetzt.<br />
M e t h o d e n H a n d b u c h 1 4 1<br />
6<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung
6<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />
Interkulturelle Kommunikation<br />
R o l l e n p r o f i l e : B r ü c k e n b a u<br />
G ä s t e a u s d e r L i n k s s t a d t<br />
B ü r g e r m e i s t e r u n d z w e i S e n a t o r i n n e n<br />
S t a n d d e r D i n g e<br />
Sie sind mit dem Ergebnis der informellen Gespräche zufrieden, wollen aber nun endlich die<br />
Verträge unterzeichnen. Ihre <strong>Bürger</strong> und ihre Baufirma erwarten klare, verbindliche Verträge<br />
von ihnen.<br />
A l l g e m e i n e B e s c h r e i b u n g<br />
Sie sind die Fachleute. Ihre Technik, Kultur und ihr Wissen sind sehr fortschrittlich. Sie<br />
wissen (und zeigen es), wie Verhandlungen geführt werden. Sie sind ergebnisorientiert<br />
und direkt und sprechen Probleme oder Unklarheiten gleich an. Von den Bewohnern der<br />
Rechtsstadt wissen Sie, dass die etwas altmodisch sind. Sie vertrauen den Politikern aus<br />
Rechtsstadt nicht ganz: „Wollen sie die Brücke wirklich bauen?“<br />
Z i e l<br />
Unbedingt soll ein Vertrag, der die drei Punkte des Kompromisses enthält, unterzeichnet<br />
werden.<br />
Sollte das Gespräch in eine schwierige Lage geraten oder ein Konflikt entstehen, dann un-<br />
terbrechen Sie die Verhandlungen und treffen sich in der Pause mit Ihrem Experten zu einer<br />
Beratung.<br />
1 4 2 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />
© 2004 MitOst-Editionen<br />
Brückenbau
Brückenbau<br />
R o l l e n p r o f i l e : B r ü c k e n b a u<br />
G a s t g e b e r a u s d e r R e c h t s s t a d t<br />
B ü r g e r m e i s t e r u n d z w e i S e n a t o r i n n e n<br />
S t a n d d e r D i n g e<br />
© 2004 MitOst-Editionen<br />
Interkulturelle Kommunikation<br />
Sie sind mit den Ergebnissen der informellen Gespräche sehr zufrieden. Für Sie sind die Ver-<br />
handlungen damit abgeschlossen. Sie möchten die neue Freundschaft gebührend feiern und<br />
die Delegation aus der Linksstadt zu einem traditionellen Festessen einladen. Die Verträge<br />
können später unterzeichnet werden. Ein <strong>Bürger</strong>meister hat Wichtigeres zu tun. Sie freuen<br />
sich jetzt darauf, in erster Linie den Linksstädtern Ihre prächtige Stadt zu zeigen.<br />
A l l g e m e i n e B e s c h r e i b u n g<br />
Ihre Kultur und Ihre Stadt blicken auf eine lange Tradition zurück, auf die Sie sehr stolz sind.<br />
Sie sind sehr gastfreundlich. Die Gesprächsführung und die Programmgestaltung liegen bei<br />
Ihnen als den Gastgebern. In ihrer Kultur ist es nicht üblich, „nein“ zu sagen, eher „viel-<br />
leicht“, und es ist nicht üblich, Gäste direkt zu kritisieren. Missachtung wird durch Themen-<br />
wechsel angezeigt. Sie wissen, dass die Zeit knapp ist. Sie möchten sie in einer möglichst<br />
angenehmen Atmosphäre verbringen. Sie sprechen gerne über das Wetter. Das Mann-Frau-<br />
Verhältnis ist klar geregelt. Männer sind freundlich; eine Kritik an Frauen bedeutet Gesichts-<br />
verlust. Eine Kritik des eigenen Landes, der Rechtsstadt, ist absolut beleidigend.<br />
Von den Bewohnern der Linksstadt wissen Sie, dass sie manchmal etwas unfreundlich sind<br />
und dass sie sehr gute Geschäftsleute sind.<br />
Z i e l<br />
Sie wollen die Delegation der Linksstadt auf jeden Fall zu einem informellen Essen einladen.<br />
Die Beziehungen zu den Nachbarn sollen nun endlich freundschaftlich gefestigt werden. Die<br />
Verträge werden in der nächsten Zeit unterzeichnet.<br />
Sollte das Gespräch in eine schwierige Lage geraten oder ein Konflikt entstehen, dann unter-<br />
brechen Sie die Verhandlungen und treffen sich in der Pause mit Ihrem Experten.<br />
M e t h o d e n H a n d b u c h 1 4 3<br />
6<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung
6<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />
Interkulturelle Kommunikation<br />
R o l l e n p r o f i l e : B r ü c k e n b a u<br />
B e o b a c h t e r<br />
Sie kennen den Hintergrund der Verhandlungen.<br />
Beobachten Sie den Verlauf der Verhandlungen genau und achten Sie auf:<br />
▪ die jeweils kommunizierten Erwartungen<br />
▪ Missverständnisse und Konflikte<br />
Welche Bedürfnisse wurden offen angesprochen und welche vermuten Sie?<br />
Woran haben Sie ihre Beobachtungen festgemacht?<br />
▪ Sprache (Inhalt, Lautstärke, Kampf um das Recht zu sprechen)<br />
▪ Körperverhalten<br />
▪ Blickkontakt<br />
E x p e r t e n<br />
Falls die Verhandlungen über den Brückenbau ins Stocken geraten, sollen Sie eine der Dele-<br />
gationen beraten, da Sie beide Kulturen sehr gut kennen.<br />
Beobachten Sie den Verlauf der Verhandlung genau.<br />
Versuchen Sie, „Ihre“ Delegation möglichst gut zu unterstützen.<br />
1 4 4 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />
© 2004 MitOst-Editionen<br />
Brückenbau
Beschreibung<br />
Ziele<br />
Rahmen<br />
© 2004 MitOst-Editionen<br />
Interkulturelle Kommunikation<br />
Die Teilnehmer vereinbaren in Kleingruppen einen Seminar-<br />
kodex für das „Inselleben“, der auf das Seminar übertragen<br />
werden kann.<br />
Die Übung verdeutlicht die Notwendigkeit von Vereinbarungen<br />
für das Funktionieren einer Gruppe. Ziel ist die Formulierung<br />
eines Regelwerkes für die Zusammenarbeit im Seminar und<br />
bei der gemeinsamen Arbeit.<br />
Gruppengröße __ 12-24 Personen<br />
Zeit __ 60 Minuten<br />
Raum __ Seminarraum, mehrere kleine Räume für die Vorbereitung<br />
Material __ große Bögen Papier oder Plakate und Stifte<br />
Schlüsselbegriffe<br />
Durchführung<br />
I n s e l l e b e n<br />
Seminarregeln, Interkulturelle Kommunikation<br />
1. Die Teilnehmer werden in Kleingruppen von 5-6 Personen<br />
eingeteilt. Jede Kleingruppe befindet sich auf einer einsa-<br />
men Insel. Die Aufgabe lautet, einen Kodex zu formulieren<br />
und aufzuschreiben, der das gemeinsame Leben auf der<br />
Insel regeln soll. [20 Minuten]<br />
2. Im Plenum werden die Regeln von den Inselbewohnern<br />
präsentiert. Anschließend werden die Regelwerke<br />
diskutiert.<br />
„Was soll bei unserem Seminar gelten?“ [40 Minuten]<br />
M e t h o d e n H a n d b u c h 1 4 5<br />
6<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung
6<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />
Interkulturelle Kommunikation<br />
Beschreibung<br />
Ziele<br />
Rahmen<br />
1 4 6 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />
Diese Übung veranschaulicht, wie stark kommunikative Stra-<br />
tegien und Normen (z.B. kommunikative Direktheit, Höflich-<br />
keit, etc.) vom Kontext abhängen. Sie zeigt auch, in welche<br />
Schwierigkeiten Kommunikationsteilnehmer geraten können,<br />
die versuchen, rezeptartiges Wissen auf konkrete Situationen<br />
zu übertragen.<br />
Gruppengröße __ beliebig<br />
Zeit __ 60 Minuten<br />
Raum __ Seminarraum<br />
Material __ Kopien<br />
Schlüsselbegriffe<br />
Durchführung<br />
Erweiterungen und<br />
Alternativen<br />
D e r l e t z t e B r i e f<br />
Anhand des Briefes eines chinesischen Studenten an einen<br />
deutschen Professor wird die Bedeutung kommunikativer<br />
Strategien und Normen in der interkulturellen Kommunikation<br />
verdeutlicht. Die Übung bietet auch einen Einstieg in die Dis-<br />
kussion von Vorbildern in verschiedenen Kulturen.<br />
Interkulturelle Kommunikation, Kulturstandards, Werte<br />
1. Der Brief des chinesischen Studenten wird entweder als<br />
Kopie verteilt oder als Folie präsentiert. [siehe Vorlage]<br />
Fragen: Von welchen Annahmen über die deutsche Kultur<br />
hat sich der chinesische Student in seinem Brief an den<br />
deutschen Professor leiten lassen? Es ist sicher, dass<br />
der Brief von eigenen (chinesischen) Standards stark<br />
abweicht. Wie würden Sie an der Stelle des deutschen<br />
Professors reagieren?<br />
Auflösung: „Ich habe erfahren (in einem interkulturellen<br />
Training?), dass man im Westen sehr direkt sein kann.<br />
Deshalb habe ich so offen geschrieben. In China muss<br />
man solche Bitten sehr ‚vorsichtig‘ und ‚voller Andeutun-<br />
gen‘ formulieren.“ [30 Minuten]<br />
2. In einer weiteren Diskussion kann über die Erwartungen<br />
und Ansprüche an Professoren / Vorgesetzte / Vorbilder<br />
in unterschiedlichen Kulturen gesprochen werden. Welche<br />
gegenseitigen Rechte und Pflichten bestehen in der Gesell-<br />
schaft (in der Familie, am Arbeitsplatz, unter Freunden)?<br />
[30 Minuten]<br />
Die Teilnehmer schreiben in einer zweiten Phase einen offiziel-<br />
len Brief. [30 Minuten]<br />
© 2004 MitOst-Editionen
Der letzte Brief<br />
B r i e f d e s c h i n e s i s c h e n S t u d e n t e n<br />
Sehr geehrter Herr Prof. Dr. Müller!<br />
© 2004 MitOst-Editionen<br />
Interkulturelle Kommunikation<br />
Verzeihen Sie die Störung. Ich heiße Wang und bin<br />
Student für Elektrotechnik an der Technischen Hoch-<br />
schule Wuhan. Meine Regierung gibt mir ein 1-jähri-<br />
ges Stipendium zur Fortbildung an einer deutschen<br />
Hochschule. Kann ich in dem Jahr bei Ihnen arbei-<br />
ten? Können Sie mir einen Laborplatz zur Verfügung<br />
stellen? Leider dauert mein Stipendium nur ein Jahr.<br />
Können Sie mir anschließend ein weiteres Stipendium<br />
besorgen, denn ich möchte die Doktorarbeit bei Ihnen<br />
schreiben. Das wäre sehr gut für mich. Ich habe ge-<br />
lesen, Sie sind Spezialist für Signaltechnik, können<br />
Sie mir die wichtigsten Bücher und Aufsätze darüber<br />
schicken? Bis zum 1.7. bin ich noch hier in Kanton zu<br />
erreichen. Schicken Sie bitte die Sachen nach Kan-<br />
ton. Ich habe gehört, die Wohnungssituation ist sehr<br />
schwierig in der BRD. Können Sie mir bitte helfen bei<br />
der Zimmersuche? Ich werde am 1.9. ungefähr in der<br />
BRD ankommen.<br />
Entschuldigung für meine Belästigung.<br />
Bitte schreiben Sie sofort.<br />
M e t h o d e n H a n d b u c h 1 4 7<br />
6<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung
7<br />
V o r w i s s e n u n d E i n s t e l l u n g e n
7 . V o r w i s s e n u n d E i n s t e l l u n g e n<br />
Vorwissen und Einstellungen<br />
Seminarteilnehmer kommen nicht als unbeschriebene Blätter zu einem Seminar. Sie<br />
haben eventuell schon einige Seminare besucht, sie haben Wissen gesammelt und<br />
haben ihre eigenen Lebenserfahrungen gemacht. Sie gehen mit bestimmten Erwartun-<br />
gen in das Seminar. All dies, was die Teilnehmer mitbringen, sollte genutzt werden. Es<br />
bildet die Basis, auf der aufgebaut werden kann.<br />
Bei Vorwissen geht es meist darum, das vorhandene Wissen wieder zu aktivieren und zu sam-<br />
meln – auch um einen gemeinsamen Ausgangpunkt für das Seminarthema zu finden. Abhängig<br />
vom Umfang des Vorwissens der Teilnehmer wissen die Seminarleiter, wie tief sie während des<br />
Seminars in die Materie einsteigen können, sodass die Teilnehmer weder über- noch unterfordert<br />
werden. Nicht zuletzt werden die Teilnehmer für das Seminar motiviert, indem sie bereits zu<br />
Beginn ihren eigenen Beitrag leisten können.<br />
Einstellungen können in bewusste und unbewusste unterteilt werden. Neben dem Austausch<br />
untereinander über verschiedene Einstellungen sollte es auch Ziel der Seminarleitung sein, un-<br />
bewusste Einstellungen bewusst und damit reflektierbar zu machen, denn wir werden in unseren<br />
Handlungen von ihnen geleitet.<br />
© 2004 MitOst-Editionen<br />
M e t h o d e n H a n d b u c h 1 5 1<br />
7<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung
7<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />
Vorwissen und Einstellungen<br />
Beschreibung<br />
Ziele<br />
Rahmen<br />
1 5 2 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />
In diesem sehr assoziativen Spiel sollen Symbole gefun-<br />
den werden, die die Nationen symbolisieren, aus denen die<br />
Teilnehmer des Seminars kommen. Sowohl die Selbstsicht als<br />
auch die Fremdsicht auf die anderen Nationen werden thema-<br />
tisiert.<br />
Gruppengröße __ 20 Personen<br />
Zeit __ 1 Stunde<br />
Unterschiede in der Wahrnehmung werden deutlich gemacht,<br />
nationale Stereotype relativiert.<br />
Raum __ optimal: Raum für 4 Kleingruppen<br />
Material __ Kärtchen in drei verschiedenen Farben, Stifte<br />
Schlüsselbegriffe<br />
Durchführung<br />
Z e i t k a p s e l<br />
Interkulturelle Kommunikation, Länderinformationen,<br />
Vorwissen aktivieren, Selbstreflexion, Stereotype<br />
1. Vorbemerkung an die Gruppe: Das Szenario wird vorge-<br />
stellt. Die Teilnehmer sollen Gegenstände aufzeichnen, die<br />
in eine Weltraumsonde gesteckt werden und ihr Land im<br />
Jahr 2525 repräsentieren. Außerirdische Wesen, die in den<br />
Besitz der Sonde gelangen werden, sollen so Näheres über<br />
die Erdenbewohner erfahren. [5 Minuten]<br />
2. Zu Beginn des Spiels malt jeder für sich fünf Gegenstände<br />
auf Kärtchen (Farbe A), die sein eigenes Land repräsentie-<br />
ren sollen. Die Kärtchen werden eingesammelt.<br />
[5 Minuten]<br />
3. Nun werden die Teilnehmer in vier Gruppen aufgeteilt, die<br />
die Aufgabe haben, für jeweils zwei Länder Gegenstände<br />
zu bestimmen. [5 Minuten]<br />
4. Zuerst überlegt sich jeder Teilnehmer für jedes der zwei<br />
Länder erneut fünf Gegenstände und malt diese auf Kärt-<br />
chen der Farbe B. Hierbei ist darauf zu achten, dass kein<br />
Teilnehmer aus einem Land kommen sollte, das in seiner<br />
Gruppe behandelt wird. [5 Minuten]<br />
5. Anschließend werden diese gruppenintern ausgebreitet<br />
und geordnet. Jede Gruppe wählt fünf Gegenstände aus,<br />
die in die Zeitkapsel kommen sollen. Diese den Konsens<br />
der Gruppe repräsentierenden Gegenstände werden auf<br />
die Karten mit der Farbe C gemalt. [20 Minuten]<br />
© 2004 MitOst-Editionen
Erweiterungen und<br />
Alternativen<br />
© 2004 MitOst-Editionen<br />
Vorwissen und Einstellungen<br />
6. Auswertung: Bereits während der Gruppenarbeitsphase<br />
hängen die Seminarleiter die Karten der Farbe A an die<br />
Wand. Sie repräsentieren die Selbstsicht auf die eigenen<br />
nationalen Symbole und sind Grundlage der ersten Aus-<br />
wertungsphase.<br />
Im zweiten Schritt der Auswertung werden sie den Karten<br />
der Farbe C gegenübergestellt, die die Gruppen für das<br />
jeweilige Land vorgesehen haben. Diese repräsentieren die<br />
Fremdsicht auf die nationalen Symbole. [20 Minuten]<br />
Variante 1: Es ist möglich, den Schritt 4 wegzulassen.<br />
Variante 2: Bei der Auswertung kann ein Schritt eingefügt<br />
werden: Es wird diesmal unabhängig von den Ländern nach<br />
Symbolen neu sortiert (Flaschen zu Flaschen, Musikinstru-<br />
mente zu Musikinstrumenten). Die dieser Variante zugrun-<br />
deliegende Fragestellung ist die nach allgemeinen Mustern<br />
stereotyper Wahrnehmung, die also unabhängig vom konkre-<br />
ten Land funktionieren. [30 Minuten]<br />
M e t h o d e n H a n d b u c h 1 5 3<br />
7<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung
7<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />
Vorwissen und Einstellungen<br />
Beschreibung<br />
Ziele<br />
Rahmen<br />
Gruppengröße __ 20 Personen<br />
Zeit __ 1 Stunde<br />
Raum __ Seminarraum<br />
1 5 4 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />
Es handelt sich hierbei um eine einführende Methode zum<br />
Thema Demokratie. Die Übung bezieht sich auf die Erfahrun-<br />
gen und Gefühle der Teilnehmer, die in Zusammenhang mit<br />
Demokratie stehen. Jeder positioniert sich zu dieser Frage-<br />
stellung, indem er auf die Frage antwortet: „Was bedeutet<br />
für mich persönlich Demokratie, wie ist mein Verhältnis zu<br />
Demokratie, bin ich für oder gegen Demokratie?”<br />
Es geht bei dieser Übung um die persönliche Erfahrung der<br />
Teilnehmer mit Demokratie und um ihre Einstellung dazu.<br />
Gleichzeitig sollen die Teilnehmer Erfahrungen und Einstellun-<br />
gen anderer Teilnehmer kennen lernen.<br />
Material __ Plakat mit vorbereitetem Demokratiekreis, Stifte<br />
Schlüsselbegriffe<br />
Durchführung<br />
D e m o k r a t i e k r e i s<br />
Demokratische Grundregeln, Selbstreflexionen, Einstellungen<br />
1. Vorbereitung: Auf ein Plakat wird in die Mitte ein Kreis<br />
gemalt, in dem das Wort „Demokratie“ steht.<br />
2. Der Seminarleiter bittet die Teilnehmer um die Beant-<br />
wortung der Frage, wie sie ihr Verhältnis zur Demokratie<br />
beschreiben würden. Wo verorten sie ihre Erfahrungen und<br />
Gefühle: Nahe an Demokratie oder weit von ihr entfernt,<br />
vielleicht sogar in ihrem Zentrum? [5 Minuten]<br />
3. Die Teilnehmer werden um spontane Antworten gebeten.<br />
Nacheinander kommen sie zum Plakat mit dem Kreis und<br />
beschreiben ihre Einstellung zur Demokratie. Sie sollen<br />
sich dazu äußern, ob sie eher Fürsprecher oder Gegner der<br />
Demokratie sind oder ob sie eine skeptische Einstellung<br />
dazu haben. Unmittelbar danach zeichnet jeder Teilneh-<br />
mer ein frei wählbares Symbol auf das Plakat, wobei die<br />
Entfernung vom Mittelpunkt ein Zeichen seiner Einstellung<br />
ist. Die Entscheidung soll kurz begründet werden. Grund-<br />
sätzlich gilt: Individuelle Aussagen werden nicht kommen-<br />
tiert und bewertet. Die Übung sollte schnell und spontan<br />
verlaufen. [30 Minuten]<br />
© 2004 MitOst-Editionen
Erfahrungen<br />
Erweiterungen und<br />
Alternativen<br />
© 2004 MitOst-Editionen<br />
Vorwissen und Einstellungen<br />
4. Auswertung: Der Seminarleiter sollte sich auf eine kurze<br />
Analyse der Gruppeneinstellung konzentrieren und die<br />
Argumente zusammenfassen, die die Unterschiede im<br />
Verständnis von Demokratie illustrieren. Er kann jedoch<br />
auch auf unterschiedliche Erfahrungen der Teilnehmer<br />
hinweisen. Das Plakat sollte im Gruppenraum aufgehängt<br />
werden. [20 Minuten]<br />
Die Übung ist eine sehr gute Einstiegsübung. Zu beachten<br />
ist jedoch, dass häufig Skepsis und Kritik geäußert werden,<br />
die zu diesem Zeitpunkt nicht vom Seminarleiter reflektiert<br />
werden sollten.<br />
Der Begriff kann durch andere Begriffe wie zum Beispiel Eur-<br />
opa, Engagement etc. ersetzt werden.<br />
M e t h o d e n H a n d b u c h 1 5 5<br />
7<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung
7<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />
Vorwissen und Einstellungen<br />
Beschreibung<br />
Ziele<br />
Rahmen<br />
Gruppengröße __ 3-30 Personen<br />
1 5 6 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />
Hierbei handelt es sich um eine Übung, die für den Einstieg in<br />
ein komplexes Themenfeld konzipiert ist. Sie kann sowohl in<br />
der (Klein-)Gruppe als auch individuell durchgeführt werden.<br />
Die Übung macht die Vielschichtigkeit eines Begriffes sichtbar.<br />
Zeit __ je nach Gruppengröße: ab 20 Minuten<br />
Raum __ Seminarraum mit der Möglichkeit zur Kleingruppenarbeit<br />
Material __ Plakate, Papier, Flipchart, Filzstifte<br />
Schlüsselbegriffe<br />
Durchführung<br />
D e m o k r a t i e - S c r a b b l e<br />
Demokratische Grundregeln, Einstellungen,<br />
Vorwissen aktivieren, Begriffserläuterung<br />
1. Vorbemerkung an die Gruppe: Die Teilnehmer sollen<br />
– ähnlich wie beim Brainstorming – aufschreiben, welche<br />
Schlagwörter und Begriffe sie mit dem Begriff „Demokra-<br />
tie“ assoziieren. Dabei geht es nicht um Definitionen. Zur<br />
Unterstützung dient ein Blatt Papier, auf dem in Groß-<br />
buchstaben das Wort „Demokratie“ steht. Wie beim Spiel<br />
„Scrabble“ werden die Assoziationen an das Wort ange-<br />
knüpft. Das heißt, es können max. 10 Begriffe assoziiert<br />
werden, die jeweils einen Buchstaben des Ausgangswortes<br />
enthalten. [5 Minuten]<br />
2. Die Teilnehmer füllen einzeln oder in Kleingruppen das<br />
Blatt aus. [10 Minuten bei Einzelarbeit, 15 Minuten bei<br />
Gruppenarbeit]<br />
3. Auswertung: Der Seminarleiter bittet die Teilnehmer der<br />
Reihe nach, ihre Assoziationen vorzutragen. Er schreibt<br />
gleichzeitig am Flipchart mit und ordnet dabei die Assozi-<br />
ationen. Er fragt, ob die Vortragenden mit der Einordnung<br />
einverstanden sind. Die anderen Teilnehmer werden gebe-<br />
ten, die Begriffsnennungen nicht zu kommentieren.<br />
Ordnungskriterien für die Seminarleitung:<br />
▪ Regeln / Gesetze<br />
▪ Institutionen<br />
▪ Werte<br />
▪ Personen<br />
▪ (Leistungs-)Kriterien / Ziele<br />
▪ ...<br />
© 2004 MitOst-Editionen
Erfahrung<br />
Erweiterungen und<br />
Alternativen<br />
© 2004 MitOst-Editionen<br />
Vorwissen und Einstellungen<br />
Nachdem alle Begriffe genannt wurden und alle Teilnehmer<br />
mit der Kategorisierung einverstanden waren, weist der<br />
Seminarleiter darauf hin, dass der Begriff „Demokratie“<br />
wie jeder andere Begriff in jedem Menschen unterschied-<br />
liche Assoziationen weckt, die gleichberechtigt nebenein-<br />
ander stehen und weder richtig noch falsch sind. Er weist<br />
auf die verschiedenen Dimensionen des Begriffs hin. Ziel<br />
dieser Methode ist es, diese verschiedenen Ebenen etwas<br />
zu entwirren und deutlich zu machen, dass alle Menschen<br />
etwas Unterschiedliches unter einem Begriff verstehen.<br />
[20-40 Minuten]<br />
Die Übung ist sehr gut und effektiv für den Einstieg. Sie<br />
entwirrt ein Problemfeld und macht Differenzen sichtbar.<br />
Insbesondere eignet sie sich als Einleitung zu stark kognitiver<br />
Arbeit.<br />
Demokratie kann durch andere Begriffe ersetzt werden.<br />
M e t h o d e n H a n d b u c h 1 5 7<br />
7<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung
7<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />
Vorwissen und Einstellungen<br />
Beschreibung<br />
Ziele<br />
Rahmen<br />
Gruppengröße __ 20 Personen<br />
Zeit __ 45 Minuten<br />
Raum __ Seminarraum<br />
1 5 8 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />
Die Kartenabfrage ist eine universell einsetzbare Methode, die<br />
sich insbesondere zum Einstieg in die inhaltliche Arbeit eignet.<br />
Die Teilnehmer notieren Stichworte zu einem Thema auf einer<br />
Karte. Später werden diese Karten für alle sichtbar und struk-<br />
turiert an die Wand geheftet.<br />
Über die persönlichen Erwartungen der Teilnehmer ist ein<br />
guter Einstieg in das Seminarthema gegeben. Gleichzeitig<br />
wird die Vielschichtigkeit eines Themas sichtbar gemacht.<br />
Material __ verschiedenfarbige Kärtchen, Stifte, große Papierrolle / Plakat<br />
Schlüsselbegriffe<br />
wichtig<br />
Durchführung<br />
Erfahrung<br />
W a s v e r b i n d e s t D u m i t d e m<br />
S e m i n a r t i t e l ?<br />
und Klebestifte oder Krepp<br />
Erwartungen, Vorwissen aktivieren<br />
Die Teilnehmer sollten ausdrücklich darum gebeten werden,<br />
pro Karte nur ein Stichwort gut lesbar aufzuschreiben.<br />
1. Einzelarbeit: Die Teilnehmer werden aufgefordert, ihre<br />
individuellen Erwartungen an das Seminarthema als<br />
Stichworte auf Kärtchen zu schreiben (pro Karte ein<br />
Stichwort!). [10 Minuten]<br />
2. Plenum: Die Karten werden einzeln vorgelesen und auf<br />
das vorbereitete Plakat aufgeklebt. Dabei werden sie den<br />
bisherigen Stichworten kommentierend zugeordnet.<br />
[30 bis 45 Minuten]<br />
3. Der Seminarleiter fasst die Kommentare der Teilnehmer<br />
zusammen und ergänzt sie um die Erwartungen der Se-<br />
minarleitung. Das Ergebnis der Übung sollte ein Konsens<br />
in Bezug auf die Seminargestaltung sein. Gegebenenfalls<br />
muss das Programm an die Bedürfnisse der Teilnehmer<br />
angepasst werden. [10 Minuten]<br />
Mit dieser Methode lassen sich, ähnlich wie beim „Demokratie-<br />
Scrabble“, komplexe Themenbereiche in ihrer Vielschichtigkeit<br />
visualisieren. Offen ist, wie stark sich die Seminarleiter in<br />
dieser frühen Seminarphase zu einzelnen Aussagen positionie-<br />
ren sollten.<br />
© 2004 MitOst-Editionen
Erweiterungen und<br />
Alternativen<br />
© 2004 MitOst-Editionen<br />
Vorwissen und Einstellungen<br />
In der Seminarauswertung sollte auf die Erwartungen der Teil-<br />
nehmer zurückgegriffen werden, um zu überprüfen, inwieweit<br />
sie erfüllt wurden.<br />
M e t h o d e n H a n d b u c h 1 5 9<br />
7<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung
7<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />
Vorwissen und Einstellungen<br />
Beschreibung<br />
Ziele<br />
Rahmen<br />
Gruppengröße __ 20 Personen<br />
Zeit __ 1,5 Stunden<br />
1 6 0 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />
Die Teilnehmer werden aufgefordert, sich zu verschiedenen<br />
Zitaten zum Seminarthema zu positionieren. Bei der Aushand-<br />
lung der Rangfolge der Zitate sind sie aufgefordert, einerseits<br />
ihre Meinung zu vertreten und andererseits einen Kompro-<br />
miss zu suchen. Es wird eine breite Palette von Facetten des<br />
Seminarthemas vorgestellt.<br />
Raum __ Seminarraum<br />
Die Teilnehmer lernen, die eigene Meinung zu vertreten und<br />
zu reflektieren und trotzdem einen Kompromiss in der Gruppe<br />
zu finden. Über die Zitate finden sie einen Einstieg in das<br />
Thema und beziehen gleichzeitig Position dazu.<br />
Material __ vorbereite Zitatschnipsel (pro Gruppe 1 Satz mit jeweils 7<br />
Schlüsselbegriffe<br />
Durchführung<br />
Z i t a t e - H i e r a r c h i e<br />
Zitaten) große Papierrollen / Plakate und Prittstift(e)<br />
Diskussionskultur, Einstellungen, Werte<br />
1. Vorbereitung: Die Seminarleitung bereitet entsprechend<br />
dem Seminarthema Zitate vor.<br />
2. Einzelarbeit: Die Teilnehmer positionieren sich individuell<br />
zu den Zitaten: Wie wichtig ist das Zitat für dich?<br />
[10 Minuten]<br />
2. Kleingruppenarbeit: In Kleingruppen zu 3-4 Personen<br />
tauschen sich die Teilnehmer über die Zitate und die ei-<br />
gene Position dazu aus und legen eine Rangordnung nach<br />
Relevanz der Zitate für die Teilnehmer (Rangfolge von eins<br />
bis sieben) fest. [30 Minuten]<br />
3. Plenum: Alle Kleingruppen kleben bei der Präsentation die<br />
Zitatkärtchen in der Reihenfolge auf die vorbereitete Pa-<br />
pierrolle, für die sich die Gruppe jeweils entschieden hat,<br />
und begründen ihre Entscheidung. Sie sollten auch den<br />
Diskussionsprozess in der Gruppe beschreiben.<br />
[40 Minuten]<br />
© 2004 MitOst-Editionen
Erfahrung<br />
Erweiterungen und<br />
Alternativen<br />
© 2004 MitOst-Editionen<br />
Vorwissen und Einstellungen<br />
Die Teilnehmer werden an intersubjektive Aushandlungspro-<br />
zesse gewöhnt und damit an eine der Grundkompetenzen<br />
herangeführt, die das Seminar vermitteln möchte. Gefordert<br />
sind einerseits Mut zur Artikulation der eigenen Position und<br />
andererseits Teamfähigkeit und Kompromissbereitschaft.<br />
„Authentische Materialien“ sind wichtig.<br />
Die Diskussion kann um ein Gespräch über die Autoren der<br />
Zitate und deren Kontext erweitert werden.<br />
M e t h o d e n H a n d b u c h 1 6 1<br />
7<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung
7<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />
Vorwissen und Einstellungen<br />
Beschreibung<br />
Ziele<br />
Rahmen<br />
Gruppengröße __ 20 Personen<br />
Zeit __ 1 Stunde<br />
1 6 2 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />
In diesem Spiel werden Einstellungen zu verschiedenen Be-<br />
reichen von Fremdheit abgefragt. Die Teilnehmer teilen durch<br />
das Vorzeigen von roten und grünen Karten ihre Übereinstim-<br />
mung bzw. Ablehnung mit.<br />
Persönliche Einstellungen werden bewusst gemacht. Verschie-<br />
dene Aspekte von Fremdheit werden dargestellt.<br />
Raum __ Seminarraum, mehrere kleine Räume<br />
Material __ vorbereitetes Plakat (DIN A2), vorbereitete Kärtchen (weiß),<br />
Schlüsselbegriffe<br />
wichtig<br />
Durchführung<br />
D a s i s t m i r f r e m d<br />
20 grüne und 20 rote Kärtchen, Würfel<br />
Einstellungen, Selbstreflektion, Werte, Kennen lernen,<br />
Interkulturelle Kommunikation<br />
Es ist Vorbereitungszeit nötig!<br />
1. Vorbereitung: Im Vorfeld werden die weißen Kärtchen<br />
beschriftet und auf der Rückseite mit einer Zahl versehen.<br />
Es gibt sechs Gruppen von Kärtchen mit Behauptungen<br />
über „das Fremde“<br />
▪ in mir (1)<br />
▪ zwischen uns (2)<br />
▪ in Gruppe und Familie (3)<br />
▪ zwischen Gruppen (4)<br />
▪ anderer Nationen (5)<br />
▪ anderer Weltanschauungen, Religionen und Kulturen (6)<br />
2. Jeder Teilnehmer bekommt eine rote und eine grüne Karte.<br />
3. In der Gruppe wird ein Würfel herumgereicht. Jeder<br />
würfelt und zieht eine Karte von dem Stapel, auf dem die<br />
Augenzahl des Würfels steht. Die Behauptung auf der Kar-<br />
te wird vorgelesen. Anschließend äußert jeder Teilnehmer<br />
seine Meinung auf folgende Art und Weise: „stimmt“ durch<br />
Vorzeigen der grünen Karte, „stimmt nicht“ durch Vorzei-<br />
gen der roten Karte.<br />
4. Die Seminarleiter notieren sich die Aspekte, bei denen die<br />
Einstellungen der Teilnehmer besonders stark auseinander<br />
gingen und stellen sie nochmals zur Diskussion, um die<br />
dahinter liegenden persönlichen Einstellungen und gesell-<br />
schaftlichen Werte transparent zu machen.<br />
© 2004 MitOst-Editionen
Das ist mir fremd<br />
K ä r t c h e n : D a s i s t m i r f r e m d<br />
1 . i n m i r<br />
▪ Manchmal wundere ich mich wirklich über mich selbst.<br />
▪ Ich möchte gar nicht alles über mich wissen.<br />
▪ Ich mag mich einfach so, wie ich bin.<br />
▪ Ich muß nicht immer mein ganzes Verhalten hinterfragen.<br />
▪ Vor manchen Sachen habe ich einfach Angst.<br />
2 . z w i s c h e n u n s<br />
3 . i n G r u p p e u n d F a m i l i e<br />
© 2004 MitOst-Editionen<br />
Vorwissen und Einstellungen<br />
▪ Manchmal bin ich kurz vor dem Ausrasten und weiß gar nicht weshalb.<br />
▪ Nur mit meinem Partner bin ich stark.<br />
▪ Ich muss in einer Beziehung auch ich bleiben können.<br />
▪ Zweisamkeit ist für mich das höchste Glück.<br />
▪ Ich habe Probleme, auf einen anderen zuzugehen.<br />
▪ Das andere Geschlecht wird mir immer ein Rätsel bleiben.<br />
▪ Jemand, der mir fremd ist, macht mir Angst.<br />
▪ Das WIR ist wichtiger als das ICH.<br />
▪ Auf Festen fühle ich mich oft allein.<br />
▪ In einer Gruppe wird es immer Insider und Außenstehende geben.<br />
▪ In unbekannten Situationen stärkt mich die Gruppe.<br />
▪ Meine Eltern werden mir immer fremder.<br />
▪ Ein Pflegekind kann nie das eigene werden.<br />
▪ Mein Bruder ist nicht mein Freund.<br />
▪ Man muss auch mal unter sich bleiben können.<br />
M e t h o d e n H a n d b u c h 1 6 3<br />
7<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung
7<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />
Vorwissen und Einstellungen<br />
K ä r t c h e n : D a s i s t m i r f r e m d<br />
4 . z w i s c h e n G r u p p e n<br />
▪ Gruppensymbole machen anderen klar, wohin ich gehöre.<br />
▪ Integration ist reine Anpassung.<br />
▪ Ich hasse keine Fremden.<br />
▪ Mit Randgruppen habe ich nichts zu tun.<br />
▪ Einige sollen mir auch fremd bleiben. Ich kann doch nicht mit allen und jedem.<br />
▪ Es stört mich, dass Ausländer bei uns ihre Sitten und Gebräuche beibehalten.<br />
▪ Wenn ich Behinderte sehe, muss ich manchmal wegschauen.<br />
▪ Homosexuelle sind mir fremd.<br />
▪ Wenn ich es mir recht überlege, dann gibt es doch sehr viele Gruppen, die mir fremd sind.<br />
5 . f r e m d e N a t i o n e n<br />
▪ Viele Sitten und Gebräuche in anderen Ländern sind nur zum Anschauen schön.<br />
▪ Anpassung in einem fremden Land ist eine Tugend.<br />
▪ Wenn unsere Fußballmannschaft gewinnt, jubele ich.<br />
▪ Die Grenzen abbauen heißt Fremdes hinnehmen müssen.<br />
▪ Internationale Begegnungen verhindern das Entstehen von Kriegen.<br />
▪ Nationalgefühl ist eine wichtige Sache für die eigene Identität.<br />
6 . f r e m d e W e l t a n s c h a u u n g e n , R e l i g i o n e n u n d K u l t u r e n<br />
▪ Kultur-Mischmasch ist nichts für mich.<br />
▪ Fremdartiges Kultur- und Gedankengut gehört ins Völkerkundemuseum.<br />
▪ Über Religionen kann man nicht diskutieren, das ist eine Glaubensfrage.<br />
▪ Gewalt ist für mich kein Mittel der Politik.<br />
▪ Ich verstehe nicht, dass manche für ihre Weltanschauung sterben können.<br />
▪ Mein Leben ist vom Schicksal vorherbestimmt.<br />
1 6 4 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />
© 2004 MitOst-Editionen<br />
Das ist mir fremd
Beschreibung<br />
Ziele<br />
Rahmen<br />
© 2004 MitOst-Editionen<br />
Vorwissen und Einstellungen<br />
In Kleingruppen sammeln die Teilnehmer die Eigenschaften<br />
eines idealen Demokraten. Diese werden kreativ auf einem<br />
Plakat umgesetzt und danach im Plenum vorgestellt.<br />
Die Teilnehmer machen sich ihre eigenen Vorstellungen<br />
bewusst und lernen verschiedene Auffassungen von<br />
Demokratie kennen.<br />
Gruppengröße __ 20 Personen<br />
Zeit __ 1 Stunde<br />
Raum __ großer Seminarraum mit Möglichkeit zur Kleingruppenarbeit<br />
Material __ ein großes Plakat pro Gruppe, Filzstifte, Collagenmaterial,<br />
Schlüsselbegriffe<br />
Durchführung<br />
Erfahrung<br />
Erweiterungen und<br />
Alternativen<br />
D e r i d e a l e D e m o k r a t<br />
Scheren, Kleber<br />
Einstellungen, demokratische Grundregeln,<br />
Vorwissen aktivieren<br />
1. Vorbemerkung an die Gruppe: Die Teilnehmer sollen in<br />
der folgenden Gruppenarbeitsphase ihr Bild vom idealen<br />
Demokraten gestalten. Dabei kann in einem ersten Schritt<br />
diese Person als Umriss gezeichnet werden. Es kann mit<br />
allen zur Verfügung stehenden Mitteln gearbeitet werden<br />
(Zeichnung, Collage, Symbole, Comic, ...) [5 Minuten]<br />
2. Es werden Kleingruppen von drei bis fünf Personen gebil-<br />
det und die Gestalten bebildert. [30 Minuten]<br />
3. Vernissage: Die Bilder werden im Plenum präsentiert. Bei<br />
der Vorstellung der Werke sollte genügend Zeit für Rück-<br />
fragen veranschlagt sein. Die anderen Gruppen sollten<br />
darauf verzichten, Bewertungen zu äußern, da es nicht um<br />
einen qualitativen Vergleich der Bilder geht. [15 Minuten]<br />
4. Abschließend soll erörtert werden, inwieweit es den idea-<br />
len Demokraten gibt. Wie sehr hängen die Eigenschaften<br />
von der konkreten Situation ab? [10 Minuten]<br />
Diese kreative Übung eignet sich sehr gut zum Einstieg oder<br />
Abschluss einer stark kognitiven Einheit.<br />
Die Methode kann für viele Themenbereiche genutzt werden,<br />
etwa „Der ideale Journalist”, „Der ideale Europäer” oder in<br />
einer Evaluationssituation: „Der ideale Seminarleiter”.<br />
M e t h o d e n H a n d b u c h 1 6 5<br />
7<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung
7<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />
Vorwissen und Einstellungen<br />
Beschreibung<br />
Ziele<br />
Rahmen<br />
Gruppengröße __ 20 Personen<br />
Zeit __ 1 Stunde<br />
1 6 6 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />
In dieser Übung werden die wichtigsten Regeln der Demo-<br />
kratie und die Unterschiede zwischen demokratischen und<br />
totalitären Systemen zu bestimmen versucht. Die Gruppe wird<br />
in zwei Teams geteilt. Ziel des ersten Teams ist die Festigung<br />
einer demokratischen Gesellschaft, Ziel der zweiten Gruppe ist<br />
die Einführung eines totalitären Systems.<br />
Die Teilnehmer lernen, einen eigenen Standpunkt zu argu-<br />
mentieren und zu vertreten, und werden sich der Notwendig-<br />
keit von Kompromissen bewusst. Sie erwerben Wissen über<br />
die wichtigsten Grundlagen der Demokratie und die Unter-<br />
schiede und Übergänge zu diktatorischen Systemen.<br />
Raum __ Seminarraum, mehrere kleine Räume<br />
Material __ Plakate, Filzstifte<br />
Schlüsselbegriffe<br />
Durchführung<br />
W a s i s t D e m o k r a t i e ?<br />
Demokratische Grundregeln, Diskussionskultur<br />
1. Vorbemerkung: Der Seminarleiter führt in die Spielsituati-<br />
on ein: Im Land herrscht eine schwierige gesellschaftliche<br />
Situation. Alle Gruppen sind sich nur darin einig, dass sich<br />
etwas verändern muss. Die Teilnehmer erhalten nun die<br />
einmalige Chance, diese Veränderungen auszuarbeiten und<br />
durchzuführen.<br />
2. Gruppeneinteilung: Die Teilnehmer werden in Gruppen zu<br />
ca. 5 Personen eingeteilt. Die Gruppen erhalten jeweils<br />
eine Situationsbeschreibung [siehe Kopiervorlage] und<br />
schreiben dann ihre Vorschläge auf ein Plakat. [15 Minu-<br />
ten]<br />
3. Falls es mehreren Gruppen von Demokraten und Dikta-<br />
toren gibt, treffen sich diese zu einem Demokraten- bzw.<br />
Diktatorenplenum. Beide Gruppen erstellen nun eine Liste,<br />
bei der sie ihre Vorschläge nach Wichtigkeit und Effektivi-<br />
tät ordnen. Die Gruppen setzen sich jeweils mit der Frage<br />
auseinander, ob die vorgesehenen Veränderungen eine<br />
Transformation des Systems in ihrem Sinne gewährleisten.<br />
[15 Minuten]<br />
4. Vorstellung der Ergebnisse: Beide Gruppen tragen ihre<br />
Ergebnisse im Plenum vor. [15 Minuten]<br />
© 2004 MitOst-Editionen
Erfahrung<br />
© 2004 MitOst-Editionen<br />
Vorwissen und Einstellungen<br />
5. Reflexion: Der Seminarleiter leitet zu einem Gespräch<br />
über, in dem die grundlegenden Regeln und Mechanismen<br />
der Demokratie besprochen werden. Diese werden auf<br />
einem Metaplan visualisiert. Dabei sind folgende Themen-<br />
komplexe und Gegensatzpaare zu beachten:<br />
Politische Freiheit:<br />
▪ Rechtsstaat – Doktrin setzt Recht<br />
▪ Gewaltenteilung (Legislative, Judikative, Exekutive) –<br />
Gewalteneinheit,<br />
▪ politischer Wettbewerb – Einheitspartei<br />
▪ Dezentralisierung der Macht (Selbstverwaltung) –<br />
Zentralisierung der Macht<br />
▪ freie Wahlen – scheinbar freie Wahlen<br />
Wirtschaftliche Freiheit:<br />
▪ politische Freiheit – wirtschaftliche Freiheit<br />
(übereinstimmend oder gibt es Konflikte?)<br />
Zivilgesellschaft:<br />
▪ Menschenrechte sind einklagbar<br />
(Diskriminierungsverbot, Minderheitenrechte,<br />
persönliche Freiheit, Gedankenfreiheit soziale<br />
Freiheiten, Versammlungsfreiheit)<br />
▪ selbstorganisiertes Leben (Initiativen, Lebensentschei-<br />
dungen) – fremdbestimmtes Leben (Bevormundung)<br />
Medien:<br />
▪ Informationsfreiheit / Informationswettbewerb –<br />
Informationsmonopol<br />
▪ freie Medien – instrumentalisierte Medien<br />
▪ Recht auf Information – Propaganda<br />
Die Übung läßt sich in zwei Teile unterteilen. Im ersten<br />
Teil werden Kompetenzen wie Teamfähigkeit trainiert und<br />
die Notwendigkeit von Kompromissen bewusst gemacht.<br />
Deshalb ist es wichtig, dass nach Abschluss der Kleingrup-<br />
penarbeit die Teilnehmer danach befragt werden, wie der<br />
Verlauf der Kleingruppenarbeit bewertet wird: Konflikte<br />
auf Gruppenebene sollten angesprochen werden. Im zwei-<br />
ten Teil geht es um die demokratischen Grundregeln.<br />
Bei der Diskussion im zweiten Teil der Übung kommt es darauf<br />
an, dass der Seminarleiter in der Lage ist, die von den Teil-<br />
nehmern geäußerten Grundlagen der Demokratie zu sortieren<br />
und zu ergänzen. Das Schema oben ist in diesem Sinne als<br />
Vorschlag und Stütze zu sehen.<br />
M e t h o d e n H a n d b u c h 1 6 7<br />
7<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung
7<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />
Vorwissen und Einstellungen<br />
W a s i s t D e m o k r a t i e ?<br />
S i t u a t o n s b e s c h r e i b u n g 1<br />
„Ihr seid Mitglieder der Opposition. Die diktatorische Regierung sieht sich durch die gesell-<br />
schaftliche Anspannung und die wirtschaftlichen Misserfolge dazu gezwungen, mit den Ver-<br />
tretern der Opposition ein Gespräch zu suchen. Ihr seid die Expertengruppe, die politische<br />
Reformen vorbereiten und durchführen soll. Aus zeitlichen Gründen und aufgrund der politi-<br />
schen Situation könnt ihr nur drei Veränderungen am System durchführen. Bedenkt genau,<br />
welche Veränderungen die wichtigsten sind, damit die Demokratie Wirklichkeit wird. Ihr seid<br />
euch bewusst, wie einmalig die Chance ist, die ihr erhalten habt.“<br />
S i t u a t i o n s b e s c h r e i b u n g 2<br />
„Ihr seid Mitglieder der Gruppe, deren Ziel es ist, die Demokratie abzuschaffen. Die politi-<br />
schen Entwicklungen haben euch die Chance gegeben, Veränderungen einzuführen, da die<br />
demokratische Regierung in Schwierigkeiten geraten ist. Da aber eure Zeit eingeschränkt<br />
ist, seid ihr lediglich in der Lage, drei Veränderungen einzuführen. Beratet euch und ent-<br />
scheidet, welche drei Veränderungen euch die größte Chance geben, die Demokratie zu<br />
stürzen. Bedenkt genau, welche Veränderungen die wichtigsten sind, damit die Demokratie<br />
abgeschafft werden kann.“<br />
1 6 8 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />
© 2004 MitOst-Editionen<br />
Was ist Demokratie?
Beschreibung<br />
Ziele<br />
Rahmen<br />
Gruppengröße __ 20 Personen<br />
Zeit __ 1 Stunde<br />
© 2004 MitOst-Editionen<br />
Vorwissen und Einstellungen<br />
Die Teilnehmer sammeln durch Ergänzen von Satzanfängen<br />
Beschreibungen des Themas Toleranz.<br />
Über die Beschreibungen und Assoziationen der Teilnehmer<br />
wird eine Begriffsdefinition erarbeitet.<br />
Raum __ Seminarraum mit Möglichkeit zur Kleingruppenarbeit<br />
Material __ pro Kleingruppe ein Plakat und Filzstifte<br />
Schlüsselbegriffe<br />
Durchführung<br />
E r g ä n z u n g e n z u m T h e m a T o l e r a n z<br />
Einstellungen, Vorwissen aktivieren<br />
1. Die Teilnehmer werden in Kleingruppen eingeteilt, jede<br />
Gruppe bekommt ein Plakat mit einem Satzanfang und<br />
einen Stift. Jede Gruppe soll diesen Satz vervollständigen,<br />
auch mehrere Ergänzungen sind möglich. Die Ergänzun-<br />
gen sollen auf den unteren Rand des Plakates geschrieben<br />
werden!<br />
Satzanfänge:<br />
▪ Für das beste Beispiel von Toleranz halten wir ...<br />
▪ Es hat keinen Sinn, über Toleranz zu reden, weil ...<br />
▪ Ein Beispiel für Intoleranz ist ...<br />
▪ Man sollte oft über Toleranz sprechen, weil ...<br />
▪ Toleranz hört auf bei ...<br />
[5 Minuten]<br />
2. Nach Ablauf der Zeit knickt jede Gruppe ihre Ergänzun-<br />
gen um, sodass sie nicht mehr sichtbar sind, und gibt das<br />
Plakat an die nächste Gruppe weiter. So geht es weiter, bis<br />
alle Gruppen alle Sätze ergänzt haben. [20 Minuten]<br />
3. Die Plakate werden nun für alle sichtbar aufgehängt, je-<br />
weils vorgelesen und im Plenum besprochen. Die Bemer-<br />
kungen müssen nicht den Teilnehmern zugeordnet werden,<br />
wer will, kann anonym bleiben; wer will, kann aber auch<br />
Stellung nehmen. Aus den Beschreibungen wird eine Be-<br />
griffsdefinition erarbeitet. [30 Minuten]<br />
M e t h o d e n H a n d b u c h 1 6 9<br />
7<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung
7<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />
Vorwissen und Einstellungen<br />
Beschreibung<br />
Ziele<br />
Rahmen<br />
1 7 0 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />
Nachdem im Vorfeld unterschiedliche kulturelle Codes und<br />
Gewohnheiten thematisiert wurden, wird nun die Frage ge-<br />
stellt, ob hinter den Verschiedenheiten auch unterschiedliche<br />
Wertepräferenzen zu finden sind. Die zentrale Frage ist, ob es<br />
absolute Werte gibt und darüber hinaus jeder Mensch indivi-<br />
duelle Werte hat, oder ob sich Gesellschaften schon in ihren<br />
Grundvorstellungen und Grundwerten unterscheiden.<br />
Die Teilnehmer werden sich ihres eigenen Wertesystems<br />
bewusst und müssen gemeinsam einen gesellschaftlichen<br />
Konsens erarbeiten. Dabei werden auch die Voraussetzungen<br />
für das Zusammenleben von Individuen in der Gesellschaft<br />
deutlich.<br />
Gruppengröße __ 20 Personen<br />
Zeit __ 1,5 Stunden<br />
Raum __ Seminarraum<br />
Material __ Papier, Stifte, Karton<br />
Schlüsselbegriffe<br />
Durchführung<br />
H a u s d e r W e r t e<br />
Einstellungen, Interkulturelle Kommunikation, Werte<br />
1. Kleingruppen: Die Teilnehmer einigen sich in Kleingruppen<br />
von 3-4 Personen auf die sechs für sie wichtigsten Werte<br />
und bringen sie in eine Reihenfolge.<br />
2. Plenum: Die Kleingruppen stellen ihre Wertelisten im Ple-<br />
num vor. Die Gruppe versucht in einem nächsten Schritt,<br />
die aufgelisteten Werte nach zwei Aspekten aufzuteilen:<br />
▪ Welche Werte sind für das Funktionieren der<br />
Gesellschaft notwendig?<br />
▪ Welche Werte sind darüber hinaus notwendig?<br />
Jeder Wert soll zugeordnet werden.<br />
3. Wertehaus: Nach der Gründung einer „idealen Gesell-<br />
schaft“ in der Theorie stellen die Teilnehmer ihre Gesell-<br />
schaft dar. Zur Visualisierung werden die gesellschaftlich<br />
relevanten Begriffe auf Karton geschrieben. Daraus wird<br />
ein Haus gebaut. Die Grundwerte sollen so eingebaut<br />
werden, dass im Falle des Weglassens eines Elements die<br />
Konstruktion zusammenfällt.<br />
© 2004 MitOst-Editionen
Beschreibung<br />
Ziele<br />
Rahmen<br />
Gruppengröße __ 20 Personen<br />
Zeit __ 1,5 Stunden<br />
© 2004 MitOst-Editionen<br />
Vorwissen und Einstellungen<br />
Die Teilnehmer sammeln ihre Vorstellungen zum Thema Mit-<br />
bestimmung. Durch Zuordnung zu den verschiedenen Ländern<br />
wird ein Vergleich erarbeitet.<br />
Die Teilnehmer lernen bestehende Möglichkeiten in verschie-<br />
denen Ländern und ihre Effizienz kennen.<br />
Raum __ Seminarraum mit Möglichkeit zur Kleingruppenarbeit<br />
Material __ Plakate, Stifte, Flipchart<br />
Schlüsselbegriffe<br />
Durchführung<br />
Erfahrung<br />
F o r m e n d e r M i t g e s t a l t u n g i n<br />
v e r s c h i e d e n e n L ä n d e r n<br />
Demokratische Grundregeln, Länderinformationen,<br />
Vorwissen aktivieren<br />
1. Die Teilnehmer in den Kleingruppen schreiben ihnen be-<br />
kannte Partizipationsmöglichkeiten in der Demokratie auf.<br />
Nach jedem neuen Eintrag wird das Blatt gefaltet, sodass<br />
der vorherige Eintrag nicht mehr lesbar ist, und der nächs-<br />
ten Gruppe weitergegeben, bis den Teilnehmern nichts<br />
mehr einfällt. [15 Minuten.]<br />
2. Die Gruppen lesen abwechselnd die Begriffe auf den Pla-<br />
katen vor. Der Seminarleiter teilt nach Absprache mit den<br />
entsprechenden Teilnehmern die Begriffe verschiedenen<br />
Ländern zu. Nachdem die Liste fertig ist, wird die Frequenz<br />
des Auftauchens der einzelnen Begriffe gezählt und in<br />
einer zweiten Spalte eingetragen. Das Ergebnis sind län-<br />
derspezifische Listen sowie eine Gewichtung der Partizipa-<br />
tionsmöglichkeiten. [30 Minuten]<br />
3. Anhand der Liste wird eine Diskussion angeregt.<br />
▪ Welche Partizipationsmöglichkeiten werden in welchen<br />
Ländern genutzt?<br />
▪ Welche waren unbekannt?<br />
▪ Welche sind absurd und warum?<br />
▪ Welche sind effektiv? Warum / warum nicht?<br />
▪ Welche Formen wurden persönlich genutzt? Warum /<br />
warum nicht?<br />
Schon im zweiten Teil der Übung lässt sich die Diskussion<br />
schwer hemmen, so dass sich Punkt 2 und 3 vermischen.<br />
Der Moderator sollte bei der Zusammenstellung von einem<br />
zweiten Seminarleiter unterstützt werden.<br />
M e t h o d e n H a n d b u c h 1 7 1<br />
7<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung
7<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />
Vorwissen und Einstellungen<br />
Beschreibung<br />
Ziele<br />
Rahmen<br />
1 7 2 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />
In dieser Übung erhalten die Teilnehmer Materialien mit<br />
verschiedenen Definitionen von Freiheit zusammen mit der<br />
Aufgabenstellung, sich zu ihnen zu positionieren. Anschließend<br />
werden in kleinen Gruppen eigene Definitionen erarbeitet.<br />
Wichtiger Teil der Übung ist der Vortrag, in dem der Seminar-<br />
leiter die in dieser Übung vorkommenden Freiheitsdefinitionen<br />
vorstellt. Dieser koppelt den Begriff „Freiheit“ mit dem der<br />
„Verantwortung“. Der Teilnehmer wird zur Übernahme von<br />
Verantwortung motiviert, was sich in öffentlichem Engage-<br />
ment niederschlagen soll.<br />
Die Teilnehmer lernen verschiedene Definitionen von<br />
Freiheit kennen und versuchen zu beschreiben, was<br />
Freiheit ausmacht.<br />
Gruppengröße __ 10-20 Personen<br />
Zeit __ 2 Stunden<br />
Raum __ großer Seminarraum mit der Möglichkeit zur Kleingruppenarbeit<br />
Material __ Flipchart<br />
Schlüsselbegriffe<br />
wichtig<br />
Durchführung<br />
W a s b e d e u t e t e s , e i n f r e i e r M e n s c h z u<br />
s e i n ?<br />
Begriffserläuterung, Demokratische Grundregeln,<br />
Einstellungen,<br />
Mindestens ein Seminarleiter sollte sich gut auf das philoso-<br />
phisch-existenzialistische Thema vorbereiten.<br />
1. Einzelarbeit: Die Teilnehmer erhalten die Karten mit den<br />
verschiedenen Freiheitsdefinitionen. Sie werden gebeten,<br />
sich zu den Definitionen zu äußern. Hierbei geht es zuerst<br />
einmal um einfache Aussagen wie: „Ich stimme zu“ oder<br />
„Ich stimme nicht zu“. Eventuell um Nachfragen: „Wozu<br />
genau?“ und „Warum?“ [30 Minuten]<br />
2. Kleingruppenarbeit: Die Teilnehmer erarbeiten eine ge-<br />
meinsame Definition des Begriffes Freiheit. Um die relativ<br />
komplizierten Texte zu entlasten, werden alle Zitate auf<br />
ein Motto (einen Slogan, eine Kurzformel) verkürzt. Diese<br />
Verkürzungen sind eine Hilfe bei der Erstellung der ge-<br />
meinsamen Definition. [60 Minuten]<br />
3. Diese Definitionen werden von den Gruppen im Plenum<br />
präsentiert. Der Seminarleiter hält ein Referat, in dem er<br />
auch auf die vorgestellten Definitionen eingeht.<br />
[30 Minuten]<br />
© 2004 MitOst-Editionen
Erfahrung<br />
Erweiterungen und<br />
Alternativen<br />
© 2004 MitOst-Editionen<br />
Vorwissen und Einstellungen<br />
Hinweis zum Vortrag: Es ist sehr wichtig, den Unterschied<br />
zwischen Aktivität und Reaktivität zu thematisieren, also<br />
zwischen einerseits der bewussten Entscheidung und<br />
andererseits einem Handeln unter dem Einfluss vorgege-<br />
bener Impulse (Reiz-Reaktion). Man kann dabei die Teil-<br />
nehmer bitten, Beispiele für Verhalten, das einem dieser<br />
Muster entspricht, zu geben, wie: Während ein aktiver<br />
Mensch sich in der ersten Person äußert („Ich will ...“),<br />
wählt ein reaktiver Mensch die unpersönliche Form („Man<br />
sollte ...“).<br />
Diese Übung sollte nicht unmittelbar am Anfang eines Semi-<br />
nars stehen, jedoch Bestandteil der Einstiegsphase sein.<br />
Im Anschluss an den Vortrag sind folgende Erweiterungen<br />
möglich:<br />
Lebenslauf von Abraham Lincoln<br />
Zunächst gibt der Seminarleiter den Lebenslauf wieder:<br />
„Abraham Lincoln kannte Niederlagen. Sie begleiteten ihn 30<br />
Jahre lang. Hier nur eine kurze Auswahl aus der langen Liste<br />
seiner persönlichen Rückschläge:<br />
▪ Wahlniederlagen<br />
▪ geschäftliche Misserfolge<br />
▪ Nervenzusammenbruch<br />
▪ Niederlage bei den Nominierungen zum US-Kongress<br />
▪ als Vizepräsident ausgebootet<br />
Als Lincoln schließlich 1860 zum Präsidenten der USA<br />
gewählt wurde, war er auf all die Frustrationen vorbereitet,<br />
die er später, während des <strong>Bürger</strong>krieges, ertragen musste.<br />
Jemand anders wäre unter der Last dieser Erlebnisse<br />
zusammengebrochen, nicht aber er.“<br />
Im Anschluss bieten sich folgende Fragen an:<br />
„Was ist das Besondere an diesem Lebenslauf?“<br />
„Was macht wirkliche Freiheit aus?“<br />
Verantwortung in meinem Umfeld übernehmen<br />
Die Teilnehmer werden mit folgenden drei Aufgaben<br />
konfrontiert:<br />
▪ Es gibt in deiner Organisation / an deiner Hochschule<br />
sicherlich Sachen, die dich stören oder frustrieren.<br />
Beschreibe kurz einen solchen Fall.<br />
M e t h o d e n H a n d b u c h 1 7 3<br />
7<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung
7<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />
Vorwissen und Einstellungen<br />
Anmerkungen<br />
1 7 4 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />
▪ Gib ein Beispiel für rechtfertigendes Denken im Sinne<br />
eines reaktiven Verhaltens („Was wäre, wenn ...“) oder<br />
eines Denkens in Opferkategorien („Ich kann ja sowieso<br />
nichts tun“).<br />
▪ Was würde geschehen, wenn du die Verantwortung für<br />
eine Veränderung dieser Situation übernehmen würdest?<br />
Über diese Aufgaben kann sowohl in Einzelarbeit als auch<br />
in Gruppen, die aus der gleichen Hochschule / Organisation<br />
kommen, nachgedacht werden. Im Anschluss daran kann eine<br />
Diskussion dazu im Plenum stattfinden.<br />
Mit diesen Erweiterungen kann die Übung dazu dienen, eigene<br />
Projektideen zu entwickeln.<br />
© 2004 MitOst-Editionen
Was bedeutet es, ein<br />
freier Mensch zu sein?<br />
Vorwissen und Einstellungen<br />
K a r t e n : W a s b e d e u t e t e s , e i n f r e i e r M e n s c h z u s e i n ?<br />
„Nur ein weiser Mensch ist ein vollkommen freier Mensch. Schlechte Menschen sind Gefan-<br />
gene, denn wahre Freiheit erreicht man durch die Beherrschung der eigenen Taten...“<br />
(Diogenes Laertios (um 220 n. Chr.), Leben und Lehre namhafter Philosophen, Bd. 7)<br />
Motto:<br />
„Es ist wahr, dass in der Demokratie das Volk anscheinend das macht, was es will: aber die<br />
politische Freiheit beruht nicht darauf, das zu tun, was man möchte.<br />
Im Staat, das heißt in einer Gesellschaft, in der es Gesetze gibt, kann die Freiheit nur darin<br />
bestehen, das tun zu können, was man wollen sollte. Unfreiheit besteht dann darin, gezwun-<br />
gen zu sein, das zu tun, was man nicht wollen sollte. (...)<br />
Freiheit, das ist das Recht, all das zu tun, was die Gesetze erlauben. Wenn aber nur ein<br />
<strong>Bürger</strong> das tun könnte, was durch sie verboten ist, so gäbe es keine Freiheit, denn andere<br />
hätten naturgemäß das gleiche Recht ...“<br />
(Charles-Louis de Montesquieu (1689-1755), Der Geist der Gesetze)<br />
Motto:<br />
© 2004 MitOst-Editionen<br />
M e t h o d e n H a n d b u c h 1 7 5<br />
7<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung
7<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />
Vorwissen und Einstellungen<br />
K a r t e n : W a s b e d e u t e t e s , e i n f r e i e r M e n s c h z u s e i n ?<br />
„... Jeder ist vor der Gesellschaft nur für den Teil seines Handelns verantwortlich, der andere<br />
betrifft. In diesem Teil aber, der ihn selbst betrifft, ist er absolut unabhängig, er hat eine<br />
souveräne Macht über sich selbst, seinen Körper und seinen Verstand.“<br />
(John S. Mill (1806-1873), Über die Freiheit)<br />
Motto:<br />
„Der Wille (...) ist eine bestimmte Gehirnmodifikation, dank der es handlungsfähig ist, also<br />
dazu bereit, die Glieder, die er beeinflussen kann, in Bewegung zu setzen.<br />
Der Wille ist zwangsläufig determiniert durch schlechte oder gute, angenehme oder unan-<br />
genehme Eigenschaften des Gegenstandes oder des Reizes, der auf unsere Wahrnehmung<br />
wirkt oder dessen Idee in uns ruht und uns durch unser Gedächtnis bereitgestellt wird.<br />
Dadurch handeln wir gezwungenermaßen und unser Handeln ist die Folge des über den Reiz<br />
aufgenommenen Impulses, Gegenstandes oder Idee. (...) Ein aktiver Mensch könnte frei<br />
sein, wenn er seine Reize frei wählen könnte, oder die Wirkung der Reize auf seinen Willen<br />
beeinflussen könnte. (...)<br />
Da unser Wille durch von uns unabhängige Reize determiniert ist und so nicht von uns ab-<br />
hängt, sind wir niemals frei in unserem Handeln.“<br />
(Paul Thiery d´Holbach (1723-1789), Das System der Natur)<br />
Motto:<br />
1 7 6 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />
© 2004 MitOst-Editionen<br />
Was bedeutet es, ein<br />
freier Mensch zu sein?
Was bedeutet es, ein<br />
freier Mensch zu sein?<br />
Vorwissen und Einstellungen<br />
K a r t e n : W a s b e d e u t e t e s , e i n f r e i e r M e n s c h z u s e i n ?<br />
„Der Begriff der Freiheit ist der Schlüssel, um die Autonomie des Willens zu erklären. Der<br />
Wille ist eine Art der Kausalität lebender Wesen, sofern es denkende Wesen sind, und Frei-<br />
heit wäre dann die Eigenschaft dieser Kausalität, dank der sie unabhängig von fremden,<br />
sie beeinflussenden Ursachen funktionieren kann: So wie die angeborene Notwendigkeit<br />
diejenige Eigenschaft der Kausalität all der Wesen ohne Verstand ist, die zum Handeln durch<br />
fremde Ursachen angeregt werden. (...)<br />
... denn was kann denn Willensfreiheit anderes sein, als Autonomie, d.h. die Eigenschaft des<br />
Willens, die darauf beruht, dass sie selbst für sich Rechtsgrundlage ist.“<br />
(Immanuel Kant (1724-1804), Grundlagen zur Metaphysik der Sitten)<br />
Motto:<br />
„Freiheit hat für den modernen Menschen eine doppelte Bedeutung: So hat er sich zwar von<br />
traditionellen Autoritäten befreit und wurde ein ‚Individuum‘. Gleichzeitig aber fühlt er sich<br />
isoliert und kraftlos; er wurde dabei zu einem Werkzeug, das äußerlichen Zielen dient, sich<br />
selbst und anderen Individuen fremd. (...) Dieser Zustand untergräbt sein ‚Ich‘, schwächt<br />
ihn und erfüllt ihn mit Angst. Er gerät in eine neue Unfreiheit.<br />
Die positive Freiheit dagegen ist identisch mit dem vollen Ausnutzen der Möglichkeiten und<br />
Fähigkeiten des Menschen zu einem aktiven und spontanen Leben“.<br />
(Erich Fromm (1900-1980), Die Furcht vor der Freiheit)<br />
Motto:<br />
© 2004 MitOst-Editionen<br />
M e t h o d e n H a n d b u c h 1 7 7<br />
7<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung
7<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />
Vorwissen und Einstellungen<br />
K a r t e n : b e d e u t e t e s , e i n f r e i e r M e n s c h z u s e i n ?<br />
„Dostojevski schrieb: ‚Wenn Gott nicht existieren würde, alles wäre erlaubt.‘ Das ist genau<br />
der Ausgangspunkt zum Existentialismus. Im Grunde genommen, ist alles erlaubt, wenn<br />
Gott nicht existiert. In der Konsequenz ist der Mensch einsam, denn er findet weder in sich,<br />
noch außerhalb seiner selbst eine Unterstützung.<br />
Vor allem aber findet er keine Rechtfertigung für sein Handeln. Er kann sein Handeln nicht<br />
dadurch rechtfertigen, dass er sich auf die menschliche Natur beruft. Es gibt keinen Deter-<br />
minismus, der Mensch ist frei.<br />
Auf der anderen Seite, wenn Gott nicht existiert, sehen wir vor uns keine Werte oder Ge-<br />
bote, die unsere Handlungen rechtfertigen würden. So haben wir weder außerhalb noch vor<br />
uns in der Sphäre der höheren Werte eine Rechtfertigung oder Bestätigung. Wir sind allein,<br />
niemand kann unser Handeln rechtfertigen. Der Mensch ist zur Freiheit verurteilt. Verurteilt,<br />
denn er ist nicht durch sich selbst erschaffen. Frei, denn – einmal in die Welt geworfen – ist<br />
er verantwortlich für alles, was er tut.“<br />
(Jean-Paul Sartre (1905-1980), Ist der Existentialismus ein Humanismus)<br />
Motto:<br />
1 7 8 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />
© 2004 MitOst-Editionen<br />
Was bedeutet es, ein<br />
freier Mensch zu sein?
Beschreibung<br />
Ziele<br />
Rahmen<br />
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Vorwissen und Einstellungen<br />
Mithilfe einer Liste erstellen die Teilnehmer Informationen<br />
über die Medienlandschaft in ihren Ländern. In einem an-<br />
schließenden Gespräch werden die unterschiedlichen Situatio-<br />
nen vorgestellt und verglichen.<br />
Die Teilnehmer lernen die Medien der anderen Teilnehmer-<br />
länder kennen und diskutieren über die Unterschiede und bei<br />
größerem Zeitrahmen auch über deren Gründe.<br />
Gruppengröße __ 20 Personen aus verschiedenen Ländern<br />
Zeit __ 2 Stunden<br />
Raum __ Seminarraum mit Möglichkeit zur Kleingruppenarbeit<br />
Material __ für jede Ländergruppe eine Medienliste, Stifte, Flipchart / Tafel<br />
Schlüsselbegriffe<br />
Durchführung<br />
M e d i e n i n v e r s c h i e d e n e n L ä n d e r n -<br />
e i n V e r g l e i c h<br />
mit Erläuterungen zur Liste<br />
Vorwissen aktivieren, Länderinformationen,<br />
Demokratische Grundregeln<br />
1. Die Teilnehmer bilden Ländergruppen. Jede Gruppe erhält<br />
eine Liste und füllt sie gemeinsam aus. [30 Minuten]<br />
Am Flipchart / an der Tafel können folgende<br />
Ergänzungen stehen:<br />
▪ Presse: Tageszeitungen (wichtige Namen), regional/<br />
überregional; Magazine, Zeitschriften; Vertrieb, Kosten;<br />
politische Ausrichtungen; Zielgruppen und Minderheiten<br />
▪ Radio: staatlich/privat; Verbreitung; mehr Wort oder<br />
mehr Unterhaltung; Zielgruppen und Minderheiten<br />
▪ Fernsehen: staatlich/privat; Verbreitung; Inhalte;<br />
Zielgruppen und Minderheiten; ausländische Sender<br />
▪ Internet: Zugangsmöglichkeiten und Kosten;<br />
muttersprachliches Angebot<br />
2. Im Plenum: Anhand von Fragen werden nun im Gespräch<br />
die Listen besprochen, Informationen werden verglichen,<br />
zusätzliches Wissen kann ergänzt werden. [90 Minuten]<br />
Mögliche Diskussionspunkte:<br />
▪ Wie wird Meinung gelenkt?<br />
▪ Welches Medium wird für welche Information genutzt?<br />
▪ Welches hat die größte Verbreitung?<br />
▪ Welche Unterschiede gibt es z.B. zwischen staatlichen<br />
und privaten Medien?<br />
▪ Gibt es Zensur?<br />
M e t h o d e n H a n d b u c h 1 7 9<br />
7<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung
7<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />
Vorwissen und Einstellungen<br />
Erfahrung<br />
1 8 0 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />
Die Teilnehmer wissen oft nur wenig über die Medienland-<br />
schaft anderer Länder und finden einen Vergleich daher<br />
interessant. Der Moderator sollte seine Lenkung gut struktu-<br />
rieren, da sich sehr schnell eine Diskussion über die politische<br />
und gesellschaftliche Lage insgesamt ergibt. Länder mit einer<br />
stärker gelenkten Presselandschaft erwecken mehr Interesse,<br />
daher muss auch auf eine gewisse Ausgeglichenheit geachtet<br />
werden.<br />
Es wird eher auf die schädliche Einflussnahme staatlicher<br />
Medien eingegangen, die Interessenlenkung durch private<br />
Zeitungen oder Fernsehsender wird weniger kritisch gesehen.<br />
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Medienvergleich<br />
M e d i e n i n v e r s c h i e d e n e n L ä n d e r n<br />
P r e s s e<br />
R a d i o<br />
F e r n s e h e n<br />
I n t e r n e t<br />
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Vorwissen und Einstellungen<br />
M e t h o d e n H a n d b u c h 1 8 1<br />
7<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung
7<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />
Vorwissen und Einstellungen<br />
Beschreibung<br />
Ziele<br />
Rahmen<br />
Gruppengröße __ 5-25 Personen<br />
1 8 2 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />
Die Teilnehmer werden gebeten, in Einzelarbeit ihre Erwar-<br />
tungen an verschiedene Personengruppen zu notieren. Im<br />
Anschluss daran werden diese Erwartungen in Menschen-<br />
und <strong>Bürger</strong>rechte umformuliert.<br />
Zeit __ 90 Minuten - 2 Stunden<br />
Die Teilnehmer lernen, zwischen Menschen- & <strong>Bürger</strong>rechten<br />
zu unterscheiden. Sie machen sich ihre eigenen Bedürfnisse<br />
bewusst und erkennen, wann sich daraus Rechte ableiten<br />
lassen und wann nicht. Sie überprüfen die Gültigkeit der<br />
genannten Rechte für andere Mitglieder einer Gemeinschaft<br />
und erkennen Widersprüche zwischen eigenen Rechten und<br />
Rechten anderer Mitglieder dieser Gemeinschaft.<br />
Raum __ Seminarraum, mehrere kleine Räume<br />
Material __ Arbeitsblätter, Plakate, Flipchart, Stifte<br />
Schlüsselbegriffe<br />
Durchführung<br />
M e n s c h e n - & B ü r g e r r e c h t e<br />
Einstellungen, Demokratische Grundregeln, Erwarungen<br />
1. Vorbemerkung an die Gruppe und Einzelarbeit: Die Teil-<br />
nehmer sollen ihre Erwartungen an verschiedene Gruppen<br />
formulieren. Dies soll in Einzelarbeit anhand des Arbeits-<br />
blatts geschehen. [25 Minuten]<br />
2. Kleingruppenarbeit: Es werden Kleingruppen mit 3-4<br />
Personen gebildet. Ausgehend von den zuvor individuell<br />
festgehaltenen Erwartungen sollen nun gemeinsam Grund-<br />
rechte daraus abgeleitet werden. Jede Kleingruppe behan-<br />
delt eine der Personengruppen. Die Ergebnisse werden auf<br />
einem Plakat dokumentiert. Die Seminarleiter betreuen die<br />
Kleingruppen und helfen bei Nachfragen. [45 Minuten]<br />
3. Auswertung: Die Plakate der Kleingruppen werden im<br />
Plenum präsentiert und erläutert. Auf einem Flipchart sam-<br />
melt der Seminarleiter die Bedürfnisse und die dazugehöri-<br />
gen Rechte. In der anschließenden Reflexion wird zunächst<br />
der Weg von Bedürfnissen zu Rechten thematisiert:<br />
▪ War die Umformulierung schwierig?<br />
▪ Bei welcher Personengruppe war sie<br />
besonders schwierig?<br />
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Erfahrung<br />
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Vorwissen und Einstellungen<br />
Darauf aufbauend empfiehlt sich die Diskussion der Gültig-<br />
keit der jeweiligen Rechte:<br />
▪ Sind sie für alle gleichermaßen gültig?<br />
▪ Welche Rechte gelten auch für andere Gruppen und<br />
welche nicht?<br />
▪ Treten Rechte in Widerspruch zueinander?<br />
Abschließend soll der Unterschied zwischen Menschen-<br />
und <strong>Bürger</strong>rechten thematisiert werden. Als Orientierungs-<br />
raster bietet sich hierbei an:<br />
▪ primäre, sekundäre und tertiäre Bedürfnisse<br />
(Maslowsche Bedürfnispyramide)<br />
▪ Rolle als Mensch, Rolle als <strong>Bürger</strong><br />
▪ Individuum – Gruppe – Gesellschaft<br />
Diese Übung kann gut als Einstiegsübung in das Themenfeld<br />
„Rechte” verwendet werden.<br />
M e t h o d e n H a n d b u c h 1 8 3<br />
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<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung
7<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />
Vorwissen und Einstellungen<br />
E r w a c h s e n e : W a s k a n n i c h o h n e s c h l e c h t e s G e w i s s e n<br />
e r w a r t e n v o n<br />
… m e i n e n F a m i l i e n m i t g l i e d e r n ?<br />
… m e i n e n F r e u n d e n ?<br />
… m e i n e n K o l l e g e n ?<br />
… m e i n e r G e s e l l s c h a f t ?<br />
… m e i n e m S t a a t ?<br />
Bitte notiere deine Erwartungen stichwortartig.<br />
1 8 4 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />
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Menschen und<br />
<strong>Bürger</strong>rechte
Menschen und<br />
<strong>Bürger</strong>rechte<br />
Vorwissen und Einstellungen<br />
S t u d e n t e n : W a s k a n n i c h o h n e s c h l e c h t e s G e w i s s e n<br />
e r w a r t e n v o n<br />
… m e i n e n F a m i l i e n m i t g l i e d e r n ?<br />
… m e i n e n F r e u n d e n ?<br />
… m e i n e n K o l l e g e n ?<br />
… m e i n e r G e s e l l s c h a f t ?<br />
… m e i n e m S t a a t ?<br />
Bitte notiere deine Erwartungen stichwortartig.<br />
© 2004 MitOst-Editionen<br />
M e t h o d e n H a n d b u c h 1 8 5<br />
7<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung
7<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />
Vorwissen und Einstellungen<br />
D o z e n t e n / P r o f e s s o r e n : W a s k a n n i c h o h n e s c h l e c h t e s<br />
G e w i s s e n e r w a r t e n v o n<br />
… m e i n e n F a m i l i e n m i t g l i e d e r n ?<br />
… m e i n e n F r e u n d e n ?<br />
… m e i n e n K o l l e g e n ?<br />
… m e i n e r G e s e l l s c h a f t ?<br />
… m e i n e m S t a a t ?<br />
Bitte notiere deine Erwartungen stichwortartig.<br />
1 8 6 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />
© 2004 MitOst-Editionen<br />
Menschen und<br />
<strong>Bürger</strong>rechte
Menschen und<br />
<strong>Bürger</strong>rechte<br />
A r b e i t s a u f t r ä g e f ü r d i e G r u p p e n<br />
Vorwissen und Einstellungen<br />
Bitte versucht nun, die von euch notierten Erwartungen in Rechte umzuformulieren. Folgen-<br />
de Fragen sollten dabei beachtet werden:<br />
▪ Welche Rechte können den notierten Erwartungen entsprechen?<br />
▪ Haben die anderen Mitglieder einer Gruppe auch die gleichen Rechte mir gegenüber?<br />
▪ Das Grundgesetz soll euch als Hilfestellung dienen.<br />
Bitte versucht nun, die von euch notierten Erwartungen in Rechte umzuformulieren. Folgen-<br />
de Fragen sollten dabei beachtet werden:<br />
▪ Welche Rechte können den notierten Erwartungen entsprechen?<br />
▪ Haben die anderen Mitglieder einer Gruppe auch die gleichen Rechte mir gegenüber?<br />
▪ Das Grundgesetz soll euch als Hilfestellung dienen.<br />
Bitte versucht nun, die von euch notierten Erwartungen in Rechte umzuformulieren. Folgen-<br />
de Fragen sollten dabei beachtet werden:<br />
▪ Welche Rechte können den notierten Erwartungen entsprechen?<br />
▪ Haben die anderen Mitglieder einer Gruppe auch die gleichen Rechte mir gegenüber?<br />
▪ Das Grundgesetz soll euch als Hilfestellung dienen.<br />
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M e t h o d e n H a n d b u c h 1 8 7<br />
7<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung
7<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />
Vorwissen und Einstellungen<br />
D a s G r u n d g e s e t z ( A u s z u g )<br />
I . D i e G r u n d r e c h t e<br />
Artikel 1<br />
(Menschenwürde, Grundrechtsbindung der staatlichen Gewalt)<br />
(1) Die Würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu achten und zu schützen ist Verpflichtung<br />
aller staatlichen Gewalt.<br />
(2) Das Deutsche Volk bekennt sich darum zu unverletzlichen und unveräußerlichen Menschen-<br />
rechten als Grundlage jeder menschlichen Gemeinschaft, des Friedens und der Gerechtigkeit in<br />
der Welt.<br />
(3) Die nachfolgenden Grundrechte binden Gesetzgebung, vollziehende Gewalt und Rechtspre-<br />
chung als unmittelbar geltendes Recht.<br />
Artikel 2<br />
(Handlungsfreiheit, Freiheit der Person)<br />
(1) Jeder hat das Recht auf die freie Entfaltung seiner Persönlichkeit, soweit er nicht die Rechte<br />
anderer verletzt und nicht gegen die verfassungsmäßige Ordnung oder das Sittengesetz ver-<br />
stößt.<br />
(2) Jeder hat das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit. Die Freiheit der Person ist<br />
unverletzlich. In diese Rechte darf nur auf Grund eines Gesetzes eingegriffen werden.<br />
Artikel 3<br />
(Gleichheit vor dem Gesetz)<br />
(1) Alle Menschen sind vor dem Gesetz gleich.<br />
(2) Männer und Frauen sind gleichberechtigt. Der Staat fördert die tatsächliche Durchsetzung<br />
der Gleichberechtigung von Frauen und Männern und wirkt auf die Beseitigung bestehender<br />
Nachteile hin.<br />
(3) Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Spra-<br />
che, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauun-<br />
gen benachteiligt oder bevorzugt werden. Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt<br />
werden.<br />
Artikel 4<br />
(Glaubens-, Gewissens- und Bekenntnisfreiheit)<br />
(1) Die Freiheit des Glaubens, des Gewissens und die Freiheit des religiösen und weltanschauli-<br />
chen Bekenntnisses sind unverletzlich.<br />
(2) Die ungestörte Religionsausübung wird gewährleistet.<br />
(3) Niemand darf gegen sein Gewissen zum Kriegsdienst mit der Waffe gezwungen werden. Das<br />
Nähere regelt ein Bundesgesetz.<br />
1 8 8 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />
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Menschen und<br />
<strong>Bürger</strong>rechte
Menschen und<br />
<strong>Bürger</strong>rechte<br />
Artikel 5<br />
(Meinungsfreiheit)<br />
© 2004 MitOst-Editionen<br />
Vorwissen und Einstellungen<br />
(1) Jeder hat das Recht, seine Meinung in Wort, Schrift und Bild frei zu äußern und zu verbreiten<br />
und sich aus allgemein zugänglichen Quellen ungehindert zu unterrichten. Die Pressefreiheit und<br />
die Freiheit der Berichterstattung durch Rundfunk und Film werden gewährleistet. Eine Zensur<br />
findet nicht statt.<br />
(2) Diese Rechte finden ihre Schranken in den Vorschriften der allgemeinen Gesetze, den gesetz-<br />
lichen Bestimmungen zum Schutze der Jugend und in dem Recht der persönlichen Ehre.<br />
(3) Kunst und Wissenschaft, Forschung und Lehre sind frei. Die Freiheit der Lehre entbindet nicht<br />
von der Treue zur Verfassung.<br />
Artikel 6<br />
(Ehe und Familie, nichteheliche Kinder)<br />
(1) Ehe und Familie stehen unter dem besonderen Schutze der staatlichen Ordnung.<br />
(2) Pflege und Erziehung der Kinder sind das natürliche Recht der Eltern und die zuvörderst<br />
ihnen obliegende Pflicht. Über ihre Betätigung wacht die staatliche Gemeinschaft.<br />
(3) Gegen den Willen der Erziehungsberechtigten dürfen Kinder nur auf Grund eines Gesetzes<br />
von der Familie getrennt werden, wenn die Erziehungsberechtigten versagen oder wenn die Kin-<br />
der aus anderen Gründen zu verwahrlosen drohen.<br />
(4) Jede Mutter hat Anspruch auf den Schutz und die Fürsorge der Gemeinschaft.<br />
(5) Den unehelichen Kindern sind durch die Gesetzgebung die gleichen Bedingungen für ihre<br />
leibliche und seelische Entwicklung und ihre Stellung in der Gesellschaft zu schaffen wie den<br />
ehelichen Kindern.<br />
Artikel 7<br />
(Schulwesen)<br />
(1) Das gesamte Schulwesen steht unter der Aufsicht des Staates.<br />
(2) Die Erziehungsberechtigten haben das Recht, über die Teilnahme des Kindes am Religions-<br />
unterricht zu bestimmen.<br />
(3) Der Religionsunterricht ist in den öffentlichen Schulen mit Ausnahme der bekenntnisfreien<br />
Schulen ordentliches Lehrfach. Unbeschadet des staatlichen Aufsichtsrechtes wird der Religions-<br />
unterricht in Übereinstimmung mit den Grundsätzen der Religionsgemeinschaften erteilt. Kein<br />
Lehrer darf gegen seinen Willen verpflichtet werden, Religionsunterricht zu erteilen.<br />
(4) Das Recht zur Errichtung von privaten Schulen wird gewährleistet. Private Schulen als Ersatz<br />
für öffentliche Schulen bedürfen der Genehmigung des Staates und unterstehen den Landes-<br />
gesetzen. Die Genehmigung ist zu erteilen, wenn die privaten Schulen in ihren Lehrzielen und<br />
Einrichtungen sowie in der wissenschaftlichen Ausbildung ihrer Lehrkräfte nicht hinter den öf-<br />
fentlichen Schulen zurückstehen und eine Sonderung der Schüler nach den Besitzverhältnissen<br />
der Eltern nicht gefördert wird. Die Genehmigung ist zu versagen, wenn die wirtschaftliche und<br />
rechtliche Stellung der Lehrkräfte nicht genügend gesichert ist.<br />
(5) Eine private Volksschule ist nur zuzulassen, wenn die Unterrichtsverwaltung ein besonderes<br />
pädagogisches Interesse anerkennt oder, auf Antrag von Erziehungsberechtigten, wenn sie als<br />
Gemeinschaftsschule, als Bekenntnis- oder Weltanschauungsschule errichtet werden soll und<br />
eine öffentliche Volksschule dieser Art in der Gemeinde nicht besteht.<br />
(6) Vorschulen bleiben aufgehoben.<br />
M e t h o d e n H a n d b u c h 1 8 9<br />
7<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung
7<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />
Vorwissen und Einstellungen<br />
Artikel 8<br />
(Versammlungsfreiheit)<br />
(1) Alle Deutschen haben das Recht, sich ohne Anmeldung oder Erlaubnis friedlich und ohne<br />
Waffen zu versammeln.<br />
(2) Für Versammlungen unter freiem Himmel kann dieses Recht durch Gesetz oder auf Grund<br />
eines Gesetzes beschränkt werden.<br />
Artikel 9<br />
(Vereinigungsfreiheit)<br />
(1) Alle Deutschen haben das Recht, Vereine und Gesellschaften zu bilden.<br />
(2) Vereinigungen, deren Zwecke oder deren Tätigkeit den Strafgesetzen zuwiderlaufen oder die<br />
sich gegen die verfassungsmäßige Ordnung oder gegen den Gedanken der Völkerverständigung<br />
richten, sind verboten.<br />
(3) Das Recht, zur Wahrung und Förderung der Arbeits- und Wirtschaftsbedingungen Vereini-<br />
gungen zu bilden, ist für jedermann und für alle Berufe gewährleistet. Abreden, die dieses Recht<br />
einschränken oder zu behindern suchen, sind nichtig, hierauf gerichtete Maßnahmen sind rechts-<br />
widrig. Maßnahmen nach den Artikeln 12a, 35 Abs.2 und 3, Artikel 87a Abs.4 und Artikel 91<br />
dürfen sich nicht gegen Arbeitskämpfe richten, die zur Wahrung und Förderung der Arbeits- und<br />
Wirtschaftsbedingungen von Vereinigungen im Sinne des Satzes 1 geführt werden.<br />
Artikel 10<br />
(Brief-, Post- und Fernmeldegeheimnis)<br />
(1) Das Briefgeheimnis sowie das Post- und Fernmeldegeheimnis sind unverletzlich.<br />
(2) Beschränkungen dürfen nur auf Grund eines Gesetzes angeordnet werden. Dient die Be-<br />
schränkung dem Schutze der freiheitlichen demokratischen Grundordnung oder des Bestandes<br />
oder der Sicherung des Bundes oder eines Landes, so kann das Gesetz bestimmen, daß sie dem<br />
Betroffenen nicht mitgeteilt wird und daß an die Stelle des Rechtsweges die Nachprüfung durch<br />
von der Volksvertretung bestellte Organe und Hilfsorgane tritt.<br />
Artikel 11<br />
(Freizügigkeit)<br />
(1) Alle Deutschen genießen Freizügigkeit im ganzen Bundesgebiet.<br />
(2) Dieses Recht darf nur durch Gesetz oder auf Grund eines Gesetzes und nur für die Fälle ein-<br />
geschränkt werden, in denen eine ausreichende Lebensgrundlage nicht vorhanden ist und der<br />
Allgemeinheit daraus besondere Lasten entstehen würden oder in denen es zur Abwehr einer<br />
drohenden Gefahr für den Bestand oder die freiheitliche demokratische Grundordnung des Bun-<br />
des oder eines Landes, zur Bekämpfung von Seuchengefahr, Naturkatastrophen oder besonders<br />
schweren Unglücksfällen, zum Schutze der Jugend vor Verwahrlosung oder um strafbaren Hand-<br />
lungen vorzubeugen, erforderlich ist.<br />
Artikel 12<br />
(Berufsfreiheit,Verbot der Zwangsarbeit)<br />
(1) Alle Deutschen haben das Recht, Beruf, Arbeitsplatz und Ausbildungsstätte frei zu wählen.<br />
Die Berufsausübung kann durch Gesetz oder auf Grund eines Gesetzes geregelt werden.<br />
(2) Niemand darf zu einer bestimmten Arbeit gezwungen werden, außer im Rahmen einer her-<br />
kömmlichen allgemeinen, für alle gleichen öffentlichen Dienstleistungspflicht.<br />
(3) Zwangsarbeit ist nur bei einer gerichtlich angeordneten Freiheitsentziehung zulässig.<br />
1 9 0 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />
© 2004 MitOst-Editionen<br />
Menschen und<br />
<strong>Bürger</strong>rechte
Menschen und<br />
<strong>Bürger</strong>rechte<br />
Artikel 12a<br />
(Wehr- und Dienstpflicht)<br />
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Vorwissen und Einstellungen<br />
(1) Männer können vom vollendeten achtzehnten Lebensjahr an zum Dienst in den Streitkräf-<br />
ten, im Bundesgrenzschutz oder in einem Zivilschutzverband verpflichtet werden.<br />
(2) Wer aus Gewissensgründen den Kriegsdienst mit der Waffe verweigert, kann zu einem Ersatz-<br />
dienst verpflichtet werden. Die Dauer des Ersatzdienstes darf die Dauer des Wehrdienstes nicht<br />
übersteigen. Das Nähere regelt ein Gesetz, das die Freiheit der Gewissensentscheidung nicht<br />
beeinträchtigen darf und auch eine Möglichkeit des Ersatzdienstes vorsehen muß, die in keinem<br />
Zusammenhang mit den Verbänden der Streitkräfte und des Bundesgrenzschutzes steht.<br />
(3) Wehrpflichtige, die nicht zu einem Dienst nach Absatz 1 oder 2 herangezogen sind, können<br />
im Verteidigungsfalle durch Gesetz oder auf Grund eines Gesetzes zu zivilen Dienstleistungen<br />
für Zwecke der Verteidigung einschließlich des Schutzes der Zivilbevölkerung in Arbeitsverhält-<br />
nisse verpflichtet werden; Verpflichtungen in öffentlich-rechtliche Dienstverhältnisse sind nur<br />
zur Wahrnehmung polizeilicher Aufgaben oder solcher hoheitlichen Aufgaben der öffentlichen<br />
Verwaltung, die nur in einem öffentlich-rechtlichen Dienstverhältnis erfüllt werden können, zu-<br />
lässig. Arbeitsverhältnisse nach Satz 1 können bei den Streitkräften, im Bereich ihrer Versorgung<br />
sowie bei der öffentlichen Verwaltung begründet werden; Verpflichtungen in Arbeitsverhältnisse<br />
im Bereiche der Versorgung der Zivilbevölkerung sind nur zulässig, um ihren lebensnotwendigen<br />
Bedarf zu decken oder ihren Schutz sicherzustellen.<br />
(4) Kann im Verteidigungsfalle der Bedarf an zivilen Dienstleistungen im zivilen Sanitäts- und<br />
Heilwesen sowie in der ortsfesten militärischen Lazarettorganisation nicht auf freiwilliger<br />
Grundlage gedeckt werden, so können Frauen vom vollendeten achtzehnten bis zum vollende-<br />
ten fünfundfünfzigsten Lebensjahr durch Gesetz oder auf Grund eines Gesetzes zu derartigen<br />
Dienstleistungen herangezogen werden. Sie dürfen auf keinen Fall Dienst mit der Waffe leisten.<br />
(5) Für die Zeit vor dem Verteidigungsfalle können Verpflichtungen nach Absatz 3 nur nach<br />
Maßgabe des Artikels 80a Abs.1 begründet werden. Zur Vorbereitung auf Dienstleistungen nach<br />
Absatz 3, für die besondere Kenntnisse oder Fertigkeiten erforderlich sind, kann durch Gesetz<br />
oder auf Grund eines Gesetzes die Teilnahme an Ausbildungsveranstaltungen zur Pflicht gemacht<br />
werden. Satz 1 findet insoweit keine Anwendung.<br />
(6) Kann im Verteidigungsfalle der Bedarf an Arbeitskräften für die in Absatz 3 Satz 2 genannten<br />
Bereiche auf freiwilliger Grundlage nicht gedeckt werden, so kann zur Sicherung dieses Bedarfs<br />
die Freiheit der Deutschen, die Ausübung eines Berufs oder den Arbeitsplatz aufzugeben, durch<br />
Gesetz oder auf Grund eines Gesetzes eingeschränkt werden. Vor Eintritt des Verteidigungsfalles<br />
gilt Absatz 5 Satz 1 entsprechend.<br />
M e t h o d e n H a n d b u c h 1 9 1<br />
7<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung
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Vorwissen und Einstellungen<br />
Artikel 13<br />
(Unverletzlichkeit der Wohnung)<br />
(1) Die Wohnung ist unverletzlich.<br />
(2) Durchsuchungen dürfen nur durch den Richter, bei Gefahr im Verzuge auch durch die in den<br />
Gesetzen vorgesehenen anderen Organe angeordnet und nur in der dort vorgeschriebenen Form<br />
durchgeführt werden.<br />
(3) Begründen bestimmte Tatsachen den Verdacht, daß jemand eine durch Gesetz einzeln be-<br />
stimmte besonders schwere Straftat begangen hat, so dürfen zur Verfolgung der Tat auf Grund<br />
richterlicher Anordnung technische Mittel zur akustischen Überwachung von Wohnungen, in<br />
denen der Beschuldigte sich vermutlich aufhält, eingesetzt werden, wenn die Erforschung des<br />
Sachverhalts auf andere Weise unverhältnismäßig erschwert oder aussichtslos wäre. Die Maß-<br />
nahme ist zu befristen. Die Anordnung erfolgt durch einen mit drei Richtern besetzten Spruch-<br />
körper. Bei Gefahr im Verzuge kann sie auch durch einen einzelnen Richter getroffen werden.<br />
(4) Zur Abwehr dringender Gefahren für die öffentliche Sicherheit, insbesondere einer gemeinen<br />
Gefahr oder einer Lebensgefahr, dürfen technische Mittel zur Überwachung von Wohnungen nur<br />
auf Grund richterlicher Anordnung eingesetzt werden. Bei Gefahr im Verzuge kann die Maßnah-<br />
me auch durch eine andere gesetzlich bestimmte Stelle angeordnet werden; eine richterliche<br />
Entscheidung ist unverzüglich nachzuholen.<br />
(5) Sind technische Mittel ausschließlich zum Schutze der bei einem Einsatz in Wohnungen<br />
tätigen Personen vorgesehen, kann die Maßnahme durch eine gesetzlich bestimmte Stelle an-<br />
geordnet werden. Eine anderweitige Verwertung der hierbei erlangten Erkenntnisse ist nur zum<br />
Zwecke der Strafverfolgung oder der Gefahrenabwehr und nur zulässig, wenn zuvor die Recht-<br />
mäßigkeit der Maßnahme richterlich festgestellt ist; bei Gefahr im Verzuge ist die richterliche<br />
Entscheidung unverzüglich nachzuholen.<br />
(6) Die Bundesregierung unterrichtet den Bundestag jährlich über den nach Absatz 3 sowie über<br />
den im Zuständigkeitsbereich des Bundes nach Absatz 4 und, soweit richterlich überprüfungs-<br />
bedürftig, nach Absatz 5 erfolgten Einsatz technischer Mittel. Ein vom Bundestag gewähltes<br />
Gremium übt auf der Grundlage dieses Berichts die parlamentarische Kontrolle aus. Die Länder<br />
gewährleisten eine gleichwertige parlamentarische Kontrolle.<br />
(7) Eingriffe und Beschränkungen dürfen im übrigen nur zur Abwehr einer gemeinen Gefahr<br />
oder einer Lebensgefahr für einzelne Personen, auf Grund eines Gesetzes auch zur Verhütung<br />
dringender Gefahren für die öffentliche Sicherheit und Ordnung, insbesondere zur Behebung<br />
der Raumnot, zur Bekämpfung von Seuchengefahr oder zum Schutze gefährdeter Jugendlicher<br />
vorgenommen werden.<br />
Artikel 14<br />
(Eigentum, Erbrecht, Enteignung)<br />
(1) Das Eigentum und das Erbrecht werden gewährleistet. Inhalt und Schranken werden durch<br />
die Gesetze bestimmt.<br />
(2) Eigentum verpflichtet. Sein Gebrauch soll zugleich dem Wohle der Allgemeinheit dienen.<br />
(3) Eine Enteignung ist nur zum Wohle der Allgemeinheit zulässig. Sie darf nur durch Gesetz<br />
oder auf Grund eines Gesetzes erfolgen, das Art und Ausmaß der Entschädigung regelt. Die Ent-<br />
schädigung ist unter gerechter Abwägung der Interessen der Allgemeinheit und der Beteiligten<br />
zu bestimmen. Wegen der Höhe der Entschädigung steht im Streitfalle der Rechtsweg vor den<br />
ordentlichen Gerichten offen.<br />
1 9 2 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />
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Menschen und<br />
<strong>Bürger</strong>rechte
Menschen und<br />
<strong>Bürger</strong>rechte<br />
Artikel 15<br />
(Sozialisierung)<br />
© 2004 MitOst-Editionen<br />
Vorwissen und Einstellungen<br />
Grund und Boden, Naturschätze und Produktionsmittel können zum Zwecke der Vergesellschaf-<br />
tung durch ein Gesetz, das Art und Ausmaß der Entschädigung regelt, in Gemeineigentum oder<br />
in andere Formen der Gemeinwirtschaft überführt werden. Für die Entschädigung gilt Artikel 14<br />
Absatz 3 Satz 3 und 4 entsprechend.<br />
Artikel 16<br />
(Staatsangehörigkeit, Auslieferung)<br />
(1) Die deutsche Staatsangehörigkeit darf nicht entzogen werden. Der Verlust der Staatsan-<br />
gehörigkeit darf nur auf Grund eines Gesetzes und gegen den Willen des Betroffenen nur dann<br />
eintreten, wenn der Betroffene dadurch nicht staatenlos wird.<br />
(2) Kein Deutscher darf an das Ausland ausgeliefert werden.<br />
Artikel 16a<br />
(Asylrecht)<br />
(1) Politisch Verfolgte genießen Asylrecht.<br />
(2) Auf Absatz 1 kann sich nicht berufen, wer aus einem Mitgliedstaat der Europäischen Gemein-<br />
schaften oder aus einem anderen Drittstaat einreist, in dem die Anwendung des Abkommens<br />
über die Rechtsstellung der Flüchtlinge und der Konvention zum Schutze der Menschenrechte<br />
und Grundfreiheiten sichergestellt ist. Die Staaten außerhalb der Europäischen Gemeinschaften,<br />
auf die die Voraussetzungen des Satzes 1 zutreffen, werden durch Gesetz, das der Zustimmung<br />
des Bundesrates bedarf, bestimmt. In den Fällen des Satzes 1 können aufenthaltsbeendende<br />
Maßnahmen unabhängig von einem hiergegen eingelegten Rechtsbehelf vollzogen werden.<br />
(3) Durch Gesetz, das der Zustimmung des Bundesrates bedarf, können Staaten bestimmt wer-<br />
den, bei denen auf Grund der Rechtslage, der Rechtsanwendung und der allgemeinen politischen<br />
Verhältnisse gewährleistet erscheint, daß dort weder politische Verfolgung noch unmenschliche<br />
oder erniedrigende Bestrafung oder Behandlung stattfindet. Es wird vermutet, daß ein Ausländer<br />
aus einem solchen Staat nicht verfolgt wird, solange er nicht Tatsachen vorträgt, die die Annah-<br />
me begründen, daß er entgegen dieser Vermutung politisch verfolgt wird.<br />
(4) Die Vollziehung aufenthaltsbeendender Maßnahmen wird in den Fällen des Absatzes 3 und in<br />
anderen Fällen, die offensichtlich unbegründet sind oder als offensichtlich unbegründet gelten,<br />
durch das Gericht nur ausgesetzt, wenn ernstliche Zweifel an der Rechtmäßigkeit der Maßnahme<br />
bestehen; der Prüfungsumfang kann eingeschränkt werden und verspätetes Vorbringen unbe-<br />
rücksichtigt bleiben. Das Nähere ist durch Gesetz zu bestimmen.<br />
(5) Die Absätze 1 bis 4 stehen völkerrechtlichen Verträgen von Mitgliedstaaten der Europäischen<br />
Gemeinschaften untereinander und mit dritten Staaten nicht entgegen, die unter Beachtung der<br />
Verpflichtungen aus dem Abkommen über die Rechtsstellung der Flüchtlinge und der Konvention<br />
zum Schutze der Menschenrechte und Grundfreiheiten, deren Anwendung in den Vertragsstaa-<br />
ten sichergestellt sein muß, Zuständigkeitsregelungen für die Prüfung von Asylbegehren ein-<br />
schließlich der gegenseitigen Anerkennung von Asylentscheidungen treffen.<br />
Artikel 17<br />
(Petitionsrecht)<br />
Jedermann hat das Recht, sich einzeln oder in Gemeinschaft mit anderen schriftlich mit Bitten<br />
oder Beschwerden an die zuständigen Stellen und an die Volksvertretung zu wenden.<br />
M e t h o d e n H a n d b u c h 1 9 3<br />
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<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung
7<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />
Vorwissen und Einstellungen<br />
Artikel 17a<br />
(Einschränkung einzelner Grundrechte durch Gesetze für Zwecke der Verteidigung und über<br />
Ersatzdienst)<br />
(1) Gesetze über Wehrdienst und Ersatzdienst können bestimmen, daß für die Angehörigen der<br />
Streitkräfte und des Ersatzdienstes während der Zeit des Wehr- oder Ersatzdienstes das Grund-<br />
recht, seine Meinung in Wort, Schrift und Bild frei zu äußern und zu verbreiten (Artikel 5 Absatz<br />
1 Satz 1 erster Halbsatz), das Grundrecht der Versammlungsfreiheit (Artikel 8) und das Petiti-<br />
onsrecht (Artikel 17), soweit es das Recht gewährt, Bitten oder Beschwerden in Gemeinschaft<br />
mit anderen vorzubringen, eingeschränkt werden.<br />
(2) Gesetze, die der Verteidigung einschließlich des Schutzes der Zivilbevölkerung dienen, kön-<br />
nen bestimmen, daß die Grundrechte der Freizügigkeit (Artikel 11) und der Unverletzlichkeit der<br />
Wohnung (Artikel 13) eingeschränkt werden.<br />
Artikel 18<br />
(Verwirkung von Grundrechten)<br />
Wer die Freiheit der Meinungsäußerung, insbesondere die Pressefreiheit (Artikel 5 Absatz 1), die<br />
Lehrfreiheit (Artikel 5 Absatz 3), die Versammlungsfreiheit (Artikel 8), die Vereinigungsfreiheit<br />
(Artikel 9), das Brief-, Post- und Fernmeldegeheimnis (Artikel 10), das Eigentum (Artikel 14)<br />
oder das Asylrecht (Artikel 16a) zum Kampfe gegen die freiheitliche demokratische Grundord-<br />
nung mißbraucht, verwirkt diese Grundrechte. Die Verwirkung und ihr Ausmaß werden durch das<br />
Bundesverfassungsgericht ausgesprochen.<br />
Artikel 19<br />
(Einschränkung von Grundrechten)<br />
(1) Soweit nach diesem Grundgesetz ein Grundrecht durch Gesetz oder auf Grund eines Ge-<br />
setzes eingeschränkt werden kann, muß das Gesetz allgemein und nicht nur für den Einzelfall<br />
gelten. Außerdem muß das Gesetz das Grundrecht unter Angabe des Artikels nennen.<br />
(2) In keinem Falle darf ein Grundrecht in seinem Wesensgehalt angetastet werden.<br />
(3) Die Grundrechte gelten auch für inländische juristische Personen, soweit sie ihrem Wesen<br />
nach auf diese anwendbar sind.<br />
(4) Wird jemand durch die öffentliche Gewalt in seinen Rechten verletzt, so steht ihm der Rechts-<br />
weg offen. Soweit eine andere Zuständigkeit nicht begründet ist, ist der ordentliche Rechtsweg<br />
gegeben. Artikel 10 Abs.2 Satz 2 bleibt unberührt.<br />
1 9 4 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />
© 2004 MitOst-Editionen<br />
Menschen und<br />
<strong>Bürger</strong>rechte
8<br />
B i o g r a f i e a r b e i t
8 . B i o g r a f i e a r b e i t<br />
Biografiearbeit<br />
Die Bedeutung der Biografiearbeit als Methode der politischen Bildung basiert zum<br />
einen auf der Erkenntnis, dass neues Wissen an die bisherigen Erfahrungen der Per-<br />
son anschlussfähig sein muss. Durch das Erzählen der eigenen Geschichte können<br />
Zusammenhänge mit gesellschaftlichen Ereignissen geschaffen werden. Die „große“<br />
Geschichte wird mit der eigenen „kleinen“ Geschichte verknüpft. Der Erzähler ent-<br />
deckt die Konsequenzen politischer Ereignisse für das eigene Leben und sich selbst als<br />
gesellschaftliches Wesen. Er ist es selbst, der seine Vergangenheit auferstehen lässt<br />
und der erfährt, dass er nicht irgendwelchen anonymen, gesellschaftlichen Mächten<br />
vollständig ausgeliefert ist. Bei der Gestaltung der Biografie ordnet er sein eigenes<br />
Leben, er rekonstruiert und strukturiert es in dem Sinne, den er ihm geben will. Das<br />
Erzählen von Ausschnitten der eigenen Biografie ermöglicht die Integration einzelner<br />
Ereignisse in eine sinnvolle Lebensgeschichte und dadurch ein tieferes Selbstwissen<br />
und eine Festigung der Identität. Die Kenntnis der eigenen Herkunft und des eigenen<br />
Standpunktes sind Voraussetzungen für ein bewusstes gesellschaftliches Handeln.<br />
Seitdem sich Menschen ihres gelebten Lebens erinnern, erzählen sie sich gegenseitig ihre Le-<br />
bensgeschichten, hören einander zu und erleben dabei, wie ihr Leben Zusammenhang und Sinn<br />
gewinnt. Die folgende chassidische Geschichte verdeutlicht den Zusammenhang zwischen bio-<br />
grafischem Erzählen, seiner heilenden Wirkung und dem Aktivwerden als Mensch.<br />
Man bat einen Rabbi, dessen Großvater ein Schüler des Baal-Chem gewesen war, eine Geschich-<br />
te zu erzählen. „‚Eine Geschichte‘, sagte er, ‚soll man so erzählen, daß sie selber Hilfe sei.‘ Und<br />
er erzählte: ‚Mein Großvater war lahm. Einmal bat man ihn, eine Geschichte von seinem Lehrer<br />
zu erzählen. Da erzählte er, wie der heilige Baal-Chem beim Reden zu hüpfen und zu tanzen<br />
pflegte. Mein Großvater stand und erzählte, und die Erzählung riß ihn so hin, daß er hüpfend und<br />
tanzend zeigen mußte, wie der Meister es gemacht hatte. Von Stund‘ an war er geheilt. So muß<br />
man Geschichten erzählen.‘“ �<br />
Nicht zu unterschätzen ist das Redebedürfnis der Seminarteilnehmer. Dieses Bedürfnis ist bei<br />
internationalen Seminaren auch deshalb so groß, weil viele Teilnehmer nicht nur ihre persönli-<br />
che Geschichte erzählen wollen, sondern auch die Geschichten ihres Volkes. Seminare sollten<br />
deshalb Anlässe und Räume bieten, die ein unstrukturiertes Erzählen ermöglichen. Bei Kamina-<br />
benden besteht ausreichend Zeit für längere Geschichten einzelner Teilnehmer, und bei den ob-<br />
ligatorischen Länderabenden stellen die Teilnehmer ihr Land vor. Die folgenden Übungen bieten<br />
die Möglichkeit zur Verknüpfung politischer Ereignisse mit den persönlichen Geschichten in einer<br />
strukturierten Form.<br />
� Zitiert aus: Martin Buber, Werke, Band III, Schriften zum Chassidismus, München 1963, S. 71<br />
© 2004 MitOst-Editionen<br />
M e t h o d e n H a n d b u c h 1 9 7<br />
8<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung
8<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />
Biografiearbeit<br />
Beschreibung<br />
Ziele<br />
Rahmen<br />
1 9 8 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />
In dieser Übung werden die Teilnehmer darum gebeten,<br />
die eigene Lebenskurve zu zeichnen. Diese wird dann in<br />
Kleingruppen besprochen. Die Übung hat einen reflexiven<br />
Charakter. Sie soll helfen, sich an wichtige Momente aus<br />
der eigenen Vergangenheit zu erinnern, die einen Einfluss<br />
auf die Gegenwart haben, und diese in Beziehung zu<br />
gesellschaftlichen Ereignissen setzen.<br />
Neben dem vertieften Kennen lernen der Teilnehmer<br />
ermöglicht die Übung die Reflexion von Faktoren, die die<br />
eigenen Lebensentscheidungen beeinflussen. Die Teilnehmer<br />
stellen kulturübergreifende Gemeinsamkeiten fest und<br />
nehmen gleichzeitig die Unterschiede, die sich aus der<br />
gesellschaftlichen Entwicklung der verschiedenen Länder<br />
ergeben, wahr.<br />
Gruppengröße __ 5-20 Personen<br />
Zeit __ 90 Minuten<br />
Raum __ Seminarraum mit der Möglichkeit zu Kleingruppenarbeit<br />
Material __ 1 Plakat und 1 Filzstift pro Person<br />
Schlüsselbegriffe<br />
wichtig<br />
Durchführung<br />
B i o g r a f i s c h e K u r v e<br />
Kennen lernen, Interkulturelle Kommunikation,<br />
Selbstreflexion, Identität<br />
Die Kleingruppen nach Sympathie der Teilnehmer<br />
zusammenstellen lassen. Die Teilnehmer auf die Stopp-Regel<br />
hinweisen, nach der jederzeit jeder ohne Angabe von Gründen<br />
schweigen kann, wenn es ihm zu intim wird.<br />
1. Vorbemerkung an die Gruppe: Die Übung hilft, die Frage<br />
nach den eigenen Wurzeln zu beantworten. Unsere Iden-<br />
tität hängt von Erlebnissen unseres ganzen Lebens ab.<br />
Wenn man diese Identität grafisch beschreiben will, wird<br />
man keine gerade Lebenslinie, sondern eine von Aufs und<br />
Abs geprägte Lebenskurve zeichnen. Unser gegenwärtiges<br />
Bewusstsein wird beeinflusst von Erinnerungen an Erleb-<br />
nisse, denen wir große Bedeutung beimessen. Die Übung<br />
schafft eine Möglichkeit, sich noch einmal Geschichten des<br />
eigenen Lebens zu vergegenwärtigen und einige davon<br />
den anderen mitzuteilen. Die biografische Kurve hilft da-<br />
bei, sich auf die einschneidendsten Ereignisse zu konzent-<br />
rieren. [10 Minuten]<br />
© 2004 MitOst-Editionen
Erfahrung<br />
Erweiterungen und<br />
Alternativen<br />
© 2004 MitOst-Editionen<br />
Biografiearbeit<br />
2. Die Teilnehmer erhalten Plakate und Filzstifte. Sie zeich-<br />
nen auf dem Plakat ein Koordinatensystem x-y. Die x-Ach-<br />
se beschreibt den Zeitverlauf (Lebensalter), die y-Achse<br />
stellt die Bewertung von Lebensereignissen auf einer Skala<br />
von gut bis schlecht dar. Jeder Teilnehmer zeichnet seine<br />
Lebenskurve und notiert die Ereignisse, über die er in der<br />
anschließenden Kleingruppe sprechen möchte.<br />
[20 Minuten]<br />
3. Kleingruppenarbeit: Die Teilnehmer gehen in Kleingrup-<br />
pen. Jeder Teilnehmer erläutert der Kleingruppe seine bio-<br />
grafische Lebenskurve. Es können Fragen gestellt werden.<br />
Zum Abschluss werden alle Plakate im Plenum aufgehängt,<br />
so dass die Möglichkeit besteht, auch denjenigen Fragen<br />
zu stellen, die in anderen Gruppen waren.<br />
[45 Minuten]<br />
4. Plenum: Im Plenum kommt es nicht zu einer Fortsetzung<br />
des Gesprächs über die Zeichnungen. Man sollte nach all-<br />
gemeinen Reflexionen fragen, die sich beim Zeichnen der<br />
Lebenskurven aufgedrängt haben. So kann zum Beispiel<br />
der Zusammenhang von gesellschaftlichen Ereignissen und<br />
persönlichen Lebensentscheidungen diskutiert werden.<br />
[15 Minuten]<br />
Die Übung sollte unmittelbar vor einer längeren Pause<br />
stattfinden, da die Erfahrung zeigt, dass es weiteren<br />
Gesprächsbedarf gibt. Sie sollte nicht ganz am Anfang<br />
des Seminars durchgeführt werden, da eine persönliche<br />
Vertrauensbasis der Teilnehmer untereinander vorhanden sein<br />
muss. Sie ist jedoch Teil der Einstiegsphase.<br />
1. Stärkere thematische Eingrenzung: Zum Beispiel „Ich als<br />
Ich”, „Ich als Familienmitglied”, „Ich als Pole/Deutscher/...”,<br />
„Ich als politischer Mensch”.<br />
2. Bei der Diskussion im Plenum kann auch speziell nach den<br />
Auslösern der Hoch- und Tiefphasen gefragt werden:<br />
Was unterstützt, was motiviert mich? Was hemmt oder<br />
hindert mich? Als Ergebnis erhalten die Teilnehmer eine Liste<br />
mit Motivations- und Frustrationspunkten.<br />
M e t h o d e n H a n d b u c h 1 9 9<br />
8<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung
8<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />
Biografiearbeit<br />
B i o g r a f i s c h e K u r v e<br />
+<br />
Lebensalter<br />
-<br />
2 0 0 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />
© 2004 MitOst-Editionen<br />
Biografi sche Kurve
Beschreibung<br />
Ziele<br />
Rahmen<br />
Gruppengröße __ beliebig<br />
Zeit __ 90 Minuten<br />
Raum __ Seminarraum<br />
© 2004 MitOst-Editionen<br />
Biografiearbeit<br />
Die Teilnehmer reflektieren ihre Stärken und Schwächen und<br />
suchen nach Faktoren, die sie unterstützen oder hemmen.<br />
Seminarleiter und Teilnehmer versuchen gemeinsam, die<br />
Zusammenarbeit derart zu gestalten, dass eine für alle<br />
optimale Lernatmosphäre entsteht.<br />
Material __ 1 großes Plakat und 4 verschiedenfarbige dicke Stifte<br />
Schlüsselbegriffe<br />
Durchführung<br />
S t i l l e s R u n d t i s c h g e s p r ä c h<br />
Selbstreflexion<br />
1. Die Seminarleitung bereitet den Seminarraum vor: in der<br />
Mitte steht ein großer Tisch, der vollkommen mit Papier<br />
beklebt wird. In die vier Ecken des Tisches wird jeweils<br />
eine Frage geschrieben:<br />
▪ „Was sind meine Stärken?“<br />
▪ „Was fördert mich?“<br />
▪ „Was sind meine Schwächen?“<br />
▪ „ Was hemmt mich?“<br />
Zu jeder Frage werden mehrere Stifte in der gleichen<br />
Farbe auf den Tisch gelegt. Der Raum sollte etwas abge-<br />
dunkelt sein, eventuell Kerzenbeleuchtung, im Hintergrund<br />
leise Musik. Insgesamt sollte eine entspannte und gleich-<br />
zeitig konzentrierte Arbeit möglich sein.<br />
2. Die Teilnehmer werden in den Raum gebeten. Sie bewegen<br />
sich langsam und ohne zu sprechen um den Tisch. Wenn<br />
sie zu einer Frage kommen, schreiben sie ihre Einfälle<br />
dazu anonym nieder. Die Teilnehmer umkreisen langsam<br />
so lange den Tisch, bis ihnen nichts mehr zu den Fragen<br />
einfällt. Sie können auch die Antworten der anderen zu<br />
den Fragen lesen und kommentieren.<br />
3. Es sollte eine kurze Pause gemacht werden, in der die<br />
Seminarleiter die Stichpunkte zu den einzelnen Fragen<br />
zusammenfassen und auf Karten schreiben.<br />
M e t h o d e n H a n d b u c h 2 0 1<br />
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<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung
8<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />
Biografiearbeit<br />
2 0 2 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />
4. Alle treffen sich wieder im Plenum. An der Wand hängen<br />
4 Plakate mit den Stichpunkten Stärken, Schwächen, för-<br />
dernde Faktoren, hemmende Faktoren. Die Seminarleiter<br />
lesen ihre Karten vor und kleben sie auf die entsprechen-<br />
den Plakate. Wer will, kann sich zu den Karten äußern,<br />
sie ergänzen, kommentieren, nachfragen. Während der<br />
Sammlung wird immer wieder danach gefragt, wie vor<br />
allem die fördernden Faktoren im Seminar umgesetzt bzw.<br />
die hemmenden Faktoren vermieden werden können.<br />
© 2004 MitOst-Editionen
Beschreibung<br />
Ziele<br />
Rahmen<br />
Gruppengröße __ 20 Personen<br />
Zeit __ 45 Minuten<br />
Raum __ Seminarraum<br />
Material __ Papier und Stift<br />
Schlüsselbegriffe<br />
Durchführung<br />
Erfahrung<br />
© 2004 MitOst-Editionen<br />
M a r g e r i t e<br />
Biografiearbeit<br />
Die Aufmerksamkeit der Teilnehmer wird auf ihre eigene<br />
Geschichte gelenkt. Was und wer hat mich geprägt? Dabei<br />
geht es bewusst nicht (nur) um kulturelle Prägungen, sondern<br />
eben auch um andere Personen, Erfahrungen, …<br />
In der Präsentation erfahren die Teilnehmer zum einen<br />
die Vielfalt der Menschen, zum anderen Parallelen zu den<br />
Erfahrungen / Prägungen anderer Teilnehmer.<br />
Selbstreflexion, Interkulturelle Kommunikation,<br />
Kennen lernen, Identität<br />
1. Jeder Teilnehmer malt auf sein Blatt eine Margerite, also<br />
einen Kreis in der Mitte mit 5-7 Blütenblättern. In die Mitte<br />
schreibt er seinen Namen. Die Blütenblätter stehen für<br />
Gruppen, Personen, Erfahrungen, die den Teilnehmer in<br />
seinem bisherigen Leben entscheidend geprägt haben.<br />
[15 Minuten]<br />
2. In einer Präsentation im Plenum oder in Kleingruppen<br />
erläutern die Teilnehmer nun knapp ihre Begriffe.<br />
Eine ausführliche Auswertung ist in der Regel nicht<br />
notwendig. Die Übung ist ein guter Einstieg in die<br />
Thematik „Kulturbegriffe“.<br />
M e t h o d e n H a n d b u c h 2 0 3<br />
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<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung
8<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />
Biografiearbeit<br />
Beschreibung<br />
Ziele<br />
Rahmen<br />
Gruppengröße __ beliebig<br />
Zeit __ 1 Stunde<br />
Raum __ Seminarraum<br />
2 0 4 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />
Zeichnerisch entwerfen die Teilnehmer ein Selbstbild von sich,<br />
das auf die eigenen Stärken und Charakteristika eingeht.<br />
Durch die kreative Gestaltung probieren die Teilnehmer einen<br />
neuen Zugang zu sich selbst.<br />
Material __ 1 Plakat und Filzstift pro Person<br />
Schlüsselbegriffe<br />
Durchführung<br />
L e b e n s b a u m<br />
Selbstreflexion, Identität<br />
1. Einzelarbeit: Die Teilnehmer zeichnen sich selbst als Baum.<br />
[15 Minuten]<br />
2. Kleingruppenarbeit: In Kleingruppen tauschen sich die<br />
Teilnehmer über ihre Zeichnungen aus.<br />
▪ Wie sieht der Baum aus? (groß, klein, dick, dünn,<br />
jung, alt, ...)<br />
▪ Steht er allein?<br />
▪ Hat er viele Blätter?<br />
▪ Hat er einen dicken Stamm?<br />
▪ Wie sehen die Wurzeln aus?<br />
[45 Minuten]<br />
© 2004 MitOst-Editionen
9<br />
H a n d l u n g e n r e f l e k t i e r e n
9 . H a n d l u n g e n r e f l e k t i e r e n<br />
Handlungen reflektieren<br />
Wissens- und Erkenntnisvermittlung geschieht nicht nur kognitiv, sondern auch emo-<br />
tional und in Handlungen eingebettet. Wahrnehmung, Denken, Fühlen und Handeln<br />
bilden gemeinsam den Lernprozess beim Teilnehmer, und dieser sollte in der Lage<br />
sein, diesen Prozess zu reflektieren. Dies kann auch über Differenzerfahrungen zu den<br />
anderen Lernenden oder Lehrenden laufen. Aus der Reflexion des eigenen Verhaltens<br />
und des Verhaltens der Anderen zieht der Teilnehmer Schlüsse auf seine eigene Deu-<br />
tung der Wirklichkeit bzw. Wirklichkeitskonstruktion; er überprüft sie und verändert<br />
sie gegebenenfalls.<br />
Die Seminarleiter unterstützen diesen Prozess, indem sie die Teilnehmer in den Übungen in<br />
Situationen versetzen, in denen sie sich in verschiedenen Rollen ausprobieren und ihre eigenen<br />
Handlungen hinterfragen. Hierfür bieten sich besonders Fallstudien, Rollenspiele, Planspiele,<br />
Projektmethoden und die Zukunftswerkstatt an. Wichtig ist bei all diesen Methoden eine aus-<br />
führliche Auswertung der Spiele, in der zunächst die erlebten Erfahrungen im Spiel bewusst<br />
gemacht werden und anschließend aus der Distanz, also von außen das Verhalten der Spieler<br />
reflektiert wird. Bei Rollenspielen ist vor der Rollenreflexion unbedingt darauf zu achten, dass<br />
die Spieler explizit aus ihren Rollen entlassen werden, damit es nicht zu einer Vermischung von<br />
Rolle und Person in der Diskussion kommt.<br />
Fast alle in diesem Buch gesammelten handlungsorientierten Methoden erfordern den entspre-<br />
chenden Raum zur Reflexion. Die folgenden Übungen sind in diesem Sinne als Einstieg, Ein-<br />
übung und Vertiefung zu verstehen. Im Mittelpunkt steht jeweils problemorientiertes Lernen:<br />
über den problemorientierten Such- und Entdeckungsprozess gelangen die Teilnehmer zu neuen<br />
Erkenntnissen. In der Regel führen daher die Übungen zu unterschiedlichen Ergebnissen, indem<br />
mehrere Lösungsalternativen „erspielt“ werden, deren Vor- und Nachteile die Gruppe wiederum<br />
diskutiert.<br />
© 2004 MitOst-Editionen<br />
M e t h o d e n H a n d b u c h 2 0 7<br />
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<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung
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<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />
Handlungen reflektieren<br />
Beschreibung<br />
Ziele<br />
Rahmen<br />
Gruppengröße __ 10-20 Personen<br />
Zeit __ 1,5 Stunden<br />
Raum __ Seminarraum<br />
Material __ Papier, Schere<br />
Schlüsselbegriffe<br />
Durchführung<br />
2 0 8 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />
M e i n s u n d D e i n s<br />
Eine Gruppe von Teilnehmern versucht, ein Stück Papier<br />
gerecht und individuell zu teilen. Über ihre Strategie und die<br />
Gründe dafür tauschen sie sich anschließend aus.<br />
Die Übung schult die Wahrnehmung von kulturellen und<br />
individuellen Unterschieden in Hinblick auf die Vorstellungen<br />
von „individuell – kollektiv“ und „gerecht – gleich“.<br />
Interkulturelle Kommunikation, Selbstreflexion, Werte,<br />
Konfliktbearbeitung, Demokratisches Handeln<br />
1. Vorbemerkung: Bei mehr als 10 Teilnehmern sollte die<br />
Gruppe in eine Experimentgruppe und in eine Beobachter-<br />
gruppen aufgeteilt werden. Die Gruppen erhalten getrennt<br />
von einander ihre Aufgaben.<br />
2. Die Beobachtergruppe erhält eine Einleitung in das Spiel<br />
und die folgenden Aufgaben zur Spielbeobachtung:<br />
▪ Wer ergreift als Erster die Initiative?<br />
▪ Wer nimmt die Schere als Erster in die Hand? Wer gibt<br />
sie weiter?<br />
▪ Wer beginnt das Gespräch zu leiten? Wer entscheidet?<br />
▪ Wie wird „gerecht“ und „individuell“ verstanden?<br />
▪ Welche Verfahrensweisen werden vorgeschlagen?<br />
▪ Welche Argumente werden genannt?<br />
▪ Wie erlebst du selbst das Ergebnis?<br />
Die Experimentgruppe erhält ein unregelmäßig geschnit-<br />
tenes Stück Papier und eine Schere. Dann bekommen sie<br />
ihre Aufgabe, die dreimal deutlich wiederholt wird, danach<br />
geben die Seminarleiter keine Kommentare oder Hilfestel-<br />
lungen mehr. Die Aufgabe lautet:<br />
„Es ist eure Aufgabe, dieses Stück Papier innerhalb von<br />
30 Minuten gerecht und individuell zu verteilen. Das Stück<br />
Papier muss komplett verteilt werden. Ihr dürft dafür nur<br />
die Schere benutzen. Es darf nichts übrig bleiben und<br />
jeder darf nur ein Stück bekommen. Ihr dürft miteinander<br />
sprechen.“ [15 Minuten]<br />
© 2004 MitOst-Editionen
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Handlungen reflektieren<br />
3. Nach 30 Minuten wird die Aufgabe beendet, egal wie weit<br />
die Experimentgruppe gekommen ist. [30 Minuten]<br />
4. Zunächst beginnt die Experimentgruppe, von ihren Eindrü-<br />
cken zu erzählen.<br />
Unterstützende Fragen könnten sein:<br />
▪ Bist du mit deinem Stück zufrieden?<br />
▪ Warst du mit der Art der Verteilung zufrieden?<br />
▪ Was meinst du, wer die Art der Verteilung<br />
bestimmt hat?<br />
Im Anschluss berichtet die Beobachtergruppe von ihren<br />
Eindrücken.<br />
Die Auswertung sollte mit einer Zusammenfassung der<br />
verschiedenen Strategien zur Bewältigung der Situation<br />
enden. [45 Minuten]<br />
M e t h o d e n H a n d b u c h 2 0 9<br />
9<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung
9<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />
Handlungen reflektieren<br />
Beschreibung<br />
Ziele<br />
Rahmen<br />
Gruppengröße __ 20 Personen<br />
Zeit __ 2 Stunden<br />
2 1 0 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />
Hier wird der Perspektivenwechsel versucht: Die Teilnehmer<br />
sollen in die Rolle einer Kommission schlüpfen, die ein<br />
Minderheitengesetz im betreffenden Land vorschlagen soll.<br />
Die Teilnehmer werden für Minderheitenpositionen<br />
sensibilisiert und erwerben Wissen über Minderheitenpolitik.<br />
Sie sollen die daraus resultierenden politisch-<br />
gesellschaftlichen Forderungen nachvollziehen können.<br />
Raum __ Seminarraum, mehrere kleine Räume<br />
Material __ Plakate, Filzstifte, Informationsmaterial über die<br />
Schlüsselbegriffe<br />
Durchführung<br />
P e r s p e k t i v e n w e c h s e l : I c h a l s<br />
M i n d e r h e i t e n v e r t r e t e r<br />
Minderheitensituation in den Ländern der Teilnehmer<br />
Selbstreflexion, Einstellungen, Demokratische Grundregeln,<br />
Demokratisches Handeln, Werte<br />
1. Vorbemerkung : Zu Beginn wird den Teilnehmern erklärt,<br />
dass sie sich in den folgenden 45 Minuten in die Lage von<br />
Minderheiten hineinversetzen sollen. Das Grundszenario<br />
sieht dabei folgendermaßen aus:<br />
Ein neues Minderheitenschutzgesetz soll erarbeitet wer-<br />
den, die Teilnehmer überlegen sich, was es beinhalten<br />
müsste. Die zugrunde liegende Fragestellung lautet:<br />
Welche Standards für Minderheitenrechte würdet ihr euch<br />
wünschen, wenn ihr Angehörige einer Minderheit wäret?<br />
[10 Minuten]<br />
2. Die Teilnehmer werden in 4 Untergruppen aufgeteilt, z.B.:<br />
Gruppe 1: Homosexuelle in Polen<br />
Gruppe 2: Moslems in Deutschland<br />
Gruppe 3: Roma in der Slowakei<br />
Gruppe 4: Russen in Lettland<br />
© 2004 MitOst-Editionen
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Handlungen reflektieren<br />
Die Teilnehmer sollten die Gruppen frei wählen können.<br />
Die Seminarleiter haben nur darauf zu achten, dass ein<br />
Gruppenmitglied aus dem jeweiligen Land des Grup-<br />
penthemas kommt, um realitätsnahe zusätzliche Informa-<br />
tionen nutzen zu können. Die Gruppenmitglieder sollten<br />
jedoch nicht mehrheitlich aus diesem Land kommen, um<br />
das Gruppenthema nicht zu deren konkretem Problem zu<br />
machen. [5 Minuten]<br />
3. Kleingruppenarbeit: Die Seminarleiter stellen den Grup-<br />
penmitgliedern zunächst das Informationsmaterial vor<br />
(kurze Texte, Statistiken), das für eine kurze Präsentation<br />
aufbereitet werden soll und anschließend den anderen<br />
Gruppen vorgestellt wird. [30 Minuten]<br />
4. Präsentation: Zunächst werden die Teilnehmer befragt, wie<br />
sie sich in der Situation gefühlt haben und ob es Schwie-<br />
rigkeiten mit der Aufgabenstellung gab. Anschließend<br />
beschreibt die Gruppe die Situation der Minderheit, deren<br />
Position sie vertritt. Anhand des Plakates sollen dann die<br />
Stichpunkte erläutert werden. Achtung: pro Gruppe sollte<br />
die Auswertung 10 Minuten nicht überschreiten!<br />
[60 Minuten]<br />
5. Auswertung: Die Teilnehmer werden nun aus ihren Rollen<br />
entlassen. Die Seminarleiter thematisieren jetzt nochmals<br />
die persönliche Ebene:<br />
▪ War es schwer, sich in diese Rolle zu versetzen?<br />
▪ Wie habt ihr euch gefühlt?<br />
▪ Stimmt ihr mit dem Ergebnis überein?<br />
[15 Minuten]<br />
M e t h o d e n H a n d b u c h 2 1 1<br />
9<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung
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Handlungen reflektieren<br />
Beschreibung<br />
Ziele<br />
Rahmen<br />
2 1 2 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />
Dieses Rollenspiel schafft Situationen, in denen sich mit<br />
Autoritätspersonen auseinandergesetzt werden muss.<br />
Gemeint ist hier die Autorität, die sich aus einer bestimmten<br />
Funktion in einer Institution ergibt.<br />
Ein Student hat ein dringendes Anliegen mit dem Direktor zu<br />
besprechen, der aber gerade stark beschäftigt ist und keine<br />
Sprechstunde hat. Bevor der Student überhaupt versuchen<br />
kann, dem Direktor sein Anliegen nahe zu bringen, muss er<br />
sich erst mit der Sekretärin des Rektors einigen.<br />
Das Rollenspiel besteht aus zwei kleineren Episoden.<br />
Die Spielzeit ist relativ kurz, sodass genügend Zeit für<br />
mehrmaliges Spielen und den Austausch mit den anderen<br />
Teilnehmern bleibt.<br />
Gruppengröße __ ab 10 Personen<br />
Zeit __ 1,5 Stunden<br />
Raum __ Seminarraum<br />
Die Teilnehmer werden über die Rolle im Spiel für ihren<br />
eigenen Umgang mit Autoritätspersonen sensibilisiert und<br />
entwickeln neue Strategien im Umgang mit Autorität.<br />
Material __ Tische und Stühle als Requisiten, Flipchart<br />
Schlüsselbegriffe<br />
Durchführung<br />
U m g a n g m i t A u t o r i t ä t e n<br />
Selbstreflexion, Demokratische Grundregeln,<br />
Demokratisches Handeln, Konfliktbearbeitung, Dominaz<br />
Es gibt folgende Rollenprofile: Direktor, Student, Sekretärin,<br />
Beobachter (ohne Beobachtungsaufgabe)<br />
1. Vorbemerkung: Der Seminarleiter erklärt den Teilnehmern<br />
die Spielsituation: Ein Student möchte ohne Termin ein<br />
Gespräch mit dem Direktor haben und muss dazu zu-<br />
nächst die Sekretärin überreden. [5 Minuten]<br />
2. Die Rollen werden verteilt und die Teilnehmer erhalten<br />
genügend Zeit, um sich in die Rollenprofile hineinzuverset-<br />
zen. Der Raum wird entsprechend gestaltet.<br />
[15 Minuten]<br />
3. Je nach Spielverlauf werden beide Situationen hintereinan-<br />
der gespielt oder die erste Auswertung schließt sich an die<br />
erste Situation an.<br />
© 2004 MitOst-Editionen
Erfahrung<br />
© 2004 MitOst-Editionen<br />
Rollenspiel 1 (Student und Sekretärin)<br />
Handlungen reflektieren<br />
Der Student versucht, die Sekretärin dazu zu überreden,<br />
ihn beim Direktor vorzulassen. [10 Minuten]<br />
Rollenspiel 2 (Student, Sekretärin, Direktor)<br />
Das Rollenspiel 1 wird noch einmal wiederholt, und im<br />
Spiel wird (falls noch nicht geschehen) in die zweite Situa-<br />
tion übergegangen. [15 Minuten]<br />
4. Auswertung 1<br />
Fragen an die Spieler:<br />
▪ Wie hast du dich in deiner Rolle gefühlt?<br />
▪ Was wolltest du erreichen? Was hast du erreicht?<br />
▪ Was hat dich bewegt, so zu handeln?<br />
▪ Was hättest du anders machen können?<br />
Frage an die Beobachter:<br />
▪ Wie hätte man sich in dieser Situation als Student an-<br />
ders verhalten können?<br />
Auswertung 2<br />
Fragen an den Spieler in der Rolle des Studenten<br />
▪ Welche Hinweise haben dir geholfen? Konntest du sie<br />
umsetzen?<br />
▪ Woran könnte es liegen, dass die Situation (nicht) wie<br />
erwartet abgelaufen ist?<br />
Frage an die anderen Spieler:<br />
▪ War es für dich jetzt schwieriger, deine Position durch<br />
zusetzen?<br />
Frage an die Beobachter:<br />
▪ Wie seid ihr mit dem Verlauf der Situation(en)<br />
zu frieden?<br />
▪ Was hättet ihr anders gemacht?<br />
[20 Minuten]<br />
5. An die Auswertung schließt sich ein Gespräch über die<br />
unterschiedlichen Erfahrungen der Teilnehmer im Umgang<br />
mit Autoritäten an. Einige allgemeine Strategien sollten for-<br />
muliert und schriftlich festgehalten werden. [25 Minuten]<br />
Von Seiten der Studenten besteht ein großes Interesse an<br />
dieser Thematik. Um Frustrationen zu vermeiden, sollte<br />
vorher geklärt werden, dass es keine Patentlösungen geben<br />
kann. Der Umgang mit Autoritäten ist auch sehr stark<br />
kulturell geprägt.<br />
M e t h o d e n H a n d b u c h 2 1 3<br />
9<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung
9<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />
Handlungen reflektieren<br />
R o l l e n p r o f i l e<br />
F r a u W i n t e r, S e k r e t ä r i n<br />
Sie sind die persönliche Sekretärin des Direktors Dr. Wasnezow. Sie wissen, wie stark er<br />
immer beschäftigt ist, und wollen deshalb jede Störung von ihm fernhalten. Sie organisieren<br />
seine Termine und achten darauf, dass sich alle an die Sprechzeiten halten. Es empört Sie,<br />
wenn gerade Studenten denken, sie könnten den Rektor einfach so während seiner Arbeits-<br />
zeit sprechen. Schließlich haben die Studenten genug Zeit, um einen Termin zu vereinbaren.<br />
Sie sind der Meinung, dass einmal aufgestellte Regeln unbedingt eingehalten werden müs-<br />
sen. Sie sind eine energische und resolute Person, würden aber niemals körperliche Gewalt<br />
einsetzen.<br />
A n d r e j M i s c h k o w , S t u d e n t<br />
Du bist Student der Germanistik und jetzt im 4. Studienjahr. Im vergangenen Sommer hast<br />
du an einem Seminar des <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong>s teilgenommen. Jetzt bist du <strong>Kolleg</strong>iat und<br />
möchtest in naher Zukunft ein Projekt an deiner Uni durchführen. Die Leiter des <strong>Kolleg</strong>s<br />
haben dich beauftragt, die Ausschreibungen für die neuen Sommerseminare in deiner Uni<br />
bekannt zu machen.<br />
Von dir wird erwartet, dass du so darüber informierst, dass sich möglichst viele Studenten<br />
angesprochen fühlen. Du hast die Idee, einen Aushang im Schaukasten des Direktors zu ma-<br />
chen, da die Aushänge dort von allen gelesen werden. In einer Informationsveranstaltung an<br />
der Uni möchtest du die Studenten ausführlicher informieren.<br />
Da es bis zum Bewerbungsschluss nur noch drei Wochen sind, drängt die Zeit. Leider konn-<br />
test du erst in drei Wochen einen Termin beim Direktor bekommen. Du möchtest aber schon<br />
jetzt mit ihm sprechen und versuchst, ihn außerhalb seiner Sprechzeiten zu erreichen.<br />
2 1 4 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />
© 2004 MitOst-Editionen<br />
Umgang mit<br />
Autoritäten
Umgang mit<br />
Autoritäten<br />
R o l l e n p r o f i l e<br />
H e r r D r. W a s n e z o w , D i r e k t o r<br />
© 2004 MitOst-Editionen<br />
Handlungen reflektieren<br />
Sie sind Direktor an einer Universität und haben sehr viele Aufgaben und Pflichten und<br />
stehen ständig unter Zeitdruck. Sie haben auch Sprechstunden für die Studenten, aber die<br />
Studenten quälen Sie trotzdem auch außerhalb der Sprechstundenzeiten mit vielen Fragen<br />
und Vorschlägen. Heute ist aber der Tag, an dem Sie sich ausschließlich um administrative<br />
Fragen der Uni kümmern und keine Sprechstunde haben.<br />
Es gibt einen Schaukasten neben dem Rektorat, in dem die wichtigsten Informationen, die<br />
die Universität betreffen, aushängen. Den Zugang zu diesem Schaukasten haben nur Sie.<br />
Der Student Andrej Mischkow stört Sie in Ihrer Arbeitszeit und bittet Sie, einen Aushang<br />
über das <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> in diesem Schaukasten auszuhängen.<br />
▪ Sie sind ärgerlich, dass Sie gestört werden.<br />
▪ Sie haben dafür keine Zeit – es gibt wichtigere Fragen, die Sie an der Uni erledigen<br />
müssen.<br />
▪ Sie möchten aber trotzdem Kontakte mit dem Ausland aufbauen – die Universität freut<br />
sich immer über Geschäftsleute und Stiftungen, die die Universität finanziell<br />
unterstützen könnten. Sie haben dazu aber Ihre eigenen Vorstellungen.<br />
▪ Sie sind ein konservativer Mensch und haben Skepsis gegenüber neuen Ideen, die<br />
von Studenten kommen, weil die meisten Ideen nicht durchdacht sind und Ihnen<br />
merkwürdig vorkommen.<br />
▪ Wenn Studenten etwas vorschlagen, fühlen Sie sich oft angegriffen, weil Sie glauben,<br />
dass man Sie für dumm hält.<br />
M e t h o d e n H a n d b u c h 2 1 5<br />
9<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung
9<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />
Handlungen reflektieren<br />
Beschreibung<br />
Ziele<br />
Rahmen<br />
2 1 6 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />
Diese auf der Grundlage des Werks „Miteinander” des<br />
Adam Instituts Jerusalem entwickelte Methode hat einen<br />
spielerischen Charakter und macht Entscheidungsprozesse<br />
erfahrbar. Den Teilnehmern wird dabei die Aufgabe gestellt, in<br />
20 Minuten gemeinsam eine Regel zu entwickeln.<br />
Die Teilnehmer erkennen und erfahren, dass gemeinsame<br />
Interessen ohne gemeinsame Regeln nicht zur Umsetzung<br />
kommen (Notwendigkeit eines Vertrages), und sie erleben,<br />
dass die Motivation, eine Regel zu befolgen, umso größer<br />
ist, je mehr man sich an der Aufstellung der Regel<br />
beteiligen kann. Sie erfahren, was es heißt, über Macht<br />
zu verfügen und sie auszuüben, und sie erkennen, dass<br />
Macht mit Verantwortung verbunden ist. Schließlich nehmen<br />
sie wahr, dass auch die Enthaltung bei demokratischen<br />
Entscheidungsprozessen Einfluss auf die gesellschaftlichen<br />
Bedingungen hat.<br />
Gruppengröße __ 20 Personen<br />
Zeit __ 1,5 Stunden<br />
Raum __ Seminarraum<br />
Material __ pro Teilnehmer eine Karteikarte, Stifte, Papier<br />
Schlüsselbegriffe<br />
wichtig<br />
Durchführung<br />
D e m o k r a t i s c h e P r i n z i p i e n<br />
Demokratische Grundregeln, Demokratisches Handeln,<br />
Selbstreflexion, Dominanz, Konfliktbearbeitung<br />
Die Auswertung sollte ausführlich erfolgen. Im Anschluss<br />
sollte eine kleine Pause eingeplant werden.<br />
1. Vorbereitung: Es wird ein geschlossener Stuhlkreis aufge-<br />
baut, in dem jeder Teilnehmer der Übung einen Platz hat.<br />
Der Seminarleiter befindet sich nicht in diesem Kreis.<br />
2. Vorbemerkung an die Gruppe: Jeder Teilnehmer bekommt<br />
eine Karte und schreibt seinen Namen darauf. Die Aufgabe<br />
der Übung wird verkündet: „Dort, wo sich 20 Minuten nach<br />
Beginn der Übung die meisten Karten befinden, soll eine<br />
Regel verkündet werden, die für alle Personen in diesem<br />
Raum verpflichtend ist.”<br />
Dazu werden keine weiteren Angaben gemacht. Bei Nach-<br />
fragen wiederholt der Seminarleiter lediglich diesen Satz.<br />
[5 Minuten]<br />
© 2004 MitOst-Editionen
© 2004 MitOst-Editionen<br />
Handlungen reflektieren<br />
3. Entscheidungsfindungsprozess: Die Teilnehmer diskutieren<br />
und entwickeln mögliche Regeln. Der Seminarleiter beob-<br />
achtet das Geschehen und hält die ablaufenden Prozesse<br />
fest. Er kommuniziert lediglich mit der Gruppe, um die<br />
noch verbleibende Zeit mitzuteilen. Nach Ablauf der Zeit<br />
fragt er, wo sich die meisten Karten befinden und wie die<br />
Regel lautet. Auf die Frage nach einer Verlängerung der<br />
Frist sollte er nicht eingehen. [20 Minuten]<br />
4. Auswertung: Im Rahmen der Auswertungsrunde sollte<br />
thematisiert werden:<br />
▪ die emotionale Befindlichkeit der Teilnehmer<br />
▪ der Prozess bis zur Verkündung der Regel<br />
▪ der Charakter der Regel<br />
▪ die Verantwortung der Teilnehmer für den Ablauf der<br />
Übung<br />
▪ die Parallelität zu gesellschaftlichen Entscheidungspro<br />
zessen<br />
Zunächst werden die Teilnehmer aufgefordert darzustel-<br />
len, wie sie sich während der Übung gefühlt haben. Diese<br />
Äußerung sollte reihum erfolgen und nicht von anderen<br />
Teilnehmern kommentiert werden.<br />
Die Herausgeber des Handbuchs „Miteinander” weisen mit<br />
Recht darauf hin, dass zu berücksichtigen sei, dass die<br />
unterschiedliche „Wahrnehmung von Verhaltensweisen<br />
zwischen den Teilnehmern zu Konflikten führen kann.” Aus<br />
diesem Grund sollten diese Konflikte und Wahrnehmungs-<br />
unterschiede in der Auswertung offen gelegt und aufge-<br />
fangen werden. Persönliche Angriffe sollten sofort vom<br />
Seminarleiter unterbunden werden. Zur Strukturierung<br />
der Auswertung bieten sich folgende Fragen an die<br />
Teilnehmer an:<br />
An alle, die keine Karte mehr haben:<br />
▪ Was ist mit deiner Karte passiert?<br />
▪ Wer hat deine Karte?<br />
▪ Bist du damit einverstanden?<br />
▪ Wie hast du dich im Verlaufe der Übung verhalten?<br />
An alle, die ihre Karte behalten haben:<br />
▪ Warum hast du deine Karte behalten?<br />
An alle, die Karten von anderen haben:<br />
▪ Wie bist du zu diesen Karten gekommen?<br />
▪ Welche Regel wolltest du verkünden?<br />
M e t h o d e n H a n d b u c h 2 1 7<br />
9<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung
9<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />
Handlungen reflektieren<br />
Erfahrung<br />
2 1 8 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />
An die Person, die die Regel verkündet hat:<br />
▪ Wie war das Gefühl, entscheiden zu dürfen oder zu<br />
müssen?<br />
Die Übung macht die Relevanz demokratischer Regeln und<br />
Prozesse sichtbar, da diese hier auf der persönlichen Ebene<br />
angewendet werden. Erfahrunsggemäß trägt diese Übung<br />
zu einer Vertiefung des gemeinsamen Gruppengefühls und<br />
zur Bereitschaft der Teilnehmer bei, sich der Methodik des<br />
Seminars und den anderen Teilnehmern gegenüber zu öffnen.<br />
Dies erfordert ein hohes Maß an Verantwortungsgefühl auf der<br />
Seite der Seminarleiter.<br />
© 2004 MitOst-Editionen
Beschreibung<br />
Ziele<br />
Rahmen<br />
© 2004 MitOst-Editionen<br />
Handlungen reflektieren<br />
Ein Würfelspiel um Schokolade, das von der Ausgangsposition<br />
her ungerecht ist. Um überhaupt spielen zu können, müssen<br />
die Teilnehmer außerdem auf Vorwissen aus Kinderspielen<br />
zurückgreifen, da ihnen für das Spiel selbst nur eine einzige<br />
Regel genannt wird. Demokratische Werte werden von Anfang<br />
an verletzt und zwingen die Teilnehmer zu einer Reaktion<br />
darauf.<br />
Gruppengröße __ 20 Personen<br />
Zeit __ 90 Minuten<br />
Raum __ Seminarraum<br />
Die Teilnehmer lernen, sich auf gemeinsame Regeln zu<br />
verständigen und zwischen impliziten und expliziten Regeln<br />
zu unterschieden. Sie erfahren Macht und Ohnmacht und<br />
entwickeln unterschiedliche Strategien, damit umzugehen. Sie<br />
entdecken ihre eigenen Grenzen der Toleranz.<br />
Material __ Klebeband, Süßigkeiten, Würfel aus einem Karton,<br />
Schlüsselbegriffe<br />
Durchführung<br />
S c h o k o - S p i e l<br />
Flipchart, Stifte<br />
Selbstreflexion, Demokratische Grundregeln, Werte,<br />
Dominanz, Demokratisches Handeln, Konfliktbearbeitung<br />
1. Vorbereitung: Auf den Boden des Seminarraums wird mit<br />
Klebeband ein Spielfeld aufgeklebt. Es besteht aus zwanzig<br />
Feldern, die hintereinander ein U bilden. Am Anfang wird<br />
„Start“ aufgeklebt, am Ende „Ziel“. Auf 5 verschiedenen<br />
Feldern werden ein paar Süßigkeiten ausgelegt, der Rest<br />
befindet sich im Ziel.<br />
Aus einem Karton wird ein Würfel gebastelt, der möglichst<br />
rechteckig, nicht quadratisch ist. Auf die 6 Seiten werden<br />
Zahlen verteilt, und zwar einmal die 1, zweimal die 2 und<br />
je einmal die 3, die 4 und die 6.<br />
2. Spielverlauf: Die Teilnehmer werden auf vier Gruppen<br />
aufgeteilt und es wird ihnen mitgeteilt, dass jetzt ein Spiel<br />
gespielt wird. Jede Gruppe wählt einen Vertreter. Der<br />
Spielleiter verteilt die Spieler unregelmäßig: z.B. auf Start,<br />
auf Feld 1, auf Feld 2, auf Feld 10. Das Spiel hat nur eine<br />
einzige Regel:<br />
Wer eine 6 würfelt, darf eine Spielregel formulieren, die<br />
in Zukunft für alle Mitspieler gilt, und sie an das Flipchart<br />
schreiben.<br />
M e t h o d e n H a n d b u c h 2 1 9<br />
9<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung
9<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />
Handlungen reflektieren<br />
Erfahrung<br />
Erweiterung und<br />
Alternatvien<br />
2 2 0 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />
Die Teilnehmer beginnen mit dem Spiel. Von nun an gibt<br />
der Spielleiter keine weiteren Informationen mehr, son-<br />
dern weist nur noch auf die Spielregel hin.<br />
[ 30 Minuten]<br />
3. Auswertung: Die Auswertung sollte mit der Frage begin-<br />
nen, wie sich die Spieler im Moment fühlen, dann sollte die<br />
Frage an die übrigen Gruppenmitglieder weitergehen.<br />
Die Spieler werden nun explizit aus ihren Rollen entlassen.<br />
Weitere Fragen für die Diskussion:<br />
▪ Woher wusstet ihr, wie man das Spiel spielt?<br />
▪ Wie zufrieden wart ihr mit eurer Ausgangsposition?<br />
▪ Was passierte mit der Schokolade auf den Spielfeldern?<br />
▪ Wer hat sie wann genommen und gegessen, warum?<br />
▪ Was passierte mit der Schokolade im Ziel? Wem<br />
gehört sie?<br />
▪ Wie haben euch die neuen Regeln gefallen / nicht ge<br />
fallen? Warum?<br />
▪ Wer hat wann welche Regel gebrochen? Warum?<br />
Warum nicht?<br />
▪ Zu welchen offenen / versteckten Konflikten kam es?<br />
Die Diskussion sollte abschließend nach folgenden Aspek-<br />
ten zusammengefasst werden:<br />
▪ Nach welchen Kriterien werden Regeln akzeptiert oder<br />
nicht akzeptiert?<br />
▪ Wie gehe ich mit Verletzungen meiner eigenen Werte<br />
um?<br />
▪ Wie markiere ich die Grenzen meiner Toleranz?<br />
[60 Minuten]<br />
Zunächst formulieren die Spieler akzeptable Regeln, früher<br />
oder später werden die Regeln extremer und begünstigen<br />
meist die eigene Gruppe, was zu heftigen Reaktionen der<br />
Mitspieler führt und eventuell auch zum Spielabbruch bei<br />
einigen Spielern. Der Spielleiter sollte das Spiel erst für<br />
beendet erklären, wenn keiner der Teilnehmer mehr spielen<br />
möchte.<br />
Vor der Auswertung sollte eine kurze Auflockerung<br />
stattfinden, damit vor allem die Spieler etwas Distanz zum<br />
Spiel gewinnen können.<br />
Zwei Teilnehmer können als zusätzliche Beobachter eingesetzt<br />
werden. Sie befreien den Spielleiten von Erklärungsdruck und<br />
Allwissenheitsanspruch.<br />
© 2004 MitOst-Editionen
10<br />
K o n f l i k t m a n a g e m e n t
1 0 . K o n f l i k t m a n a g e m e n t<br />
Konfliktmanagement<br />
„Konflikte entstehen dort, wo Menschen in Kontakt treten. Denn Kontakt bedeutet<br />
immer auch, an die Grenzen zu gehen und dabei Gefahr zu laufen, sie zu überschrei-<br />
ten. Konflikt bedeutet Grenzüberschreitung. Konfliktvermeidung heißt aber sehr leicht<br />
auch Kontaktvermeidung.“ (Foitzik, S.16)<br />
Zwar werden zu Beginn des Seminars gemeinsam Regeln für die Gruppe festgelegt, die den<br />
Umgang miteinander betreffen und auch Sanktionen bei Verstößen umfassen sollten. Dennoch<br />
kann es aus den verschiedensten Gründen zu Konflikten während des Seminars kommen. Die<br />
Seminarleitung hat die Aufgabe, diese Konflikte zu erkennen und bewusst darauf zu reagieren.<br />
Das muss nicht immer die Lösung des Konfliktes bedeuten, doch dazu später mehr.<br />
1 0 . 1 . G r u n d l a g e n<br />
W a s i s t e i n K o n f l i k t ?<br />
Um einen Konflikt erkennen zu können, muss Klarheit darüber bestehen, was ein Konflikt ist:<br />
▪ eine Beeinträchtigung der anderen Seite<br />
▪ nicht nur Meinungsverschiedenheiten, sondern auch Handlungen, die als beeinträchtigend<br />
empfunden werden<br />
Es genügt, wenn eine von beiden Seiten diese Empfindungen hat. Es gibt heiße (offen ausgetra-<br />
gene) und kalte (schwelende, nicht offen ausgetragene) Konflikte.<br />
W o r a u s e n t s t e h e n K o n f l i k t e ?<br />
Für den weiteren Umgang mit dem Konflikt muss seine Ursache analysiert werden. Einige Bei-<br />
spiele für mögliche Ursachen:<br />
▪ Werte: Zusammentreffen unterschiedlicher Werte<br />
▪ Rollen: die Rollen werden unterschiedlich eingeschätzt, das Machtgefälle wird nicht<br />
akzeptiert, Hierarchien werden nicht oder zu stark akzeptiert<br />
▪ sprachliche Dominanz: Nichtmuttersprachler haben Nachteile bzgl. Schlagfertigkeit,<br />
Spontaneität, Wortschatz<br />
▪ knappe Ressourcen – Material- oder Zeitknappheit<br />
▪ Anerkennung (ungleiche Verteilung von Wertschätzung)<br />
▪ Missverständnisse<br />
▪ unterschiedliche Ziele, Interessen, Bedürfnisse<br />
▪ kulturelle Differenzen<br />
▪ Körperlichkeit: unterschiedliches Empfinden von Nähe und Distanz<br />
▪ Gefühle, Beziehungsprobleme: emotionale Interessen divergieren, Verlustängste,<br />
ständige Dominanz<br />
▪ intrapersonale Probleme: psychische Störungen, schlechte Tagesform<br />
▪ fachliche Kompetenz: unterschiedliches Faktenwissen oder Informationen<br />
© 2004 MitOst-Editionen<br />
M e t h o d e n H a n d b u c h 2 2 3<br />
10<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung
10<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />
Konfliktmanagement<br />
V i e r F o r m e n d e s U m g a n g s m i t K o n f l i k t e n<br />
Verdrängung sowie Vermeidungs- und Fluchtverhalten sind im Umgang mit Konflikten gängige<br />
Strategien und bei manchen Konflikten auch eine praktikable Lösung. Wesentlich häufiger wer-<br />
den bei Nichtbeachtung die Konflikte jedoch eskalieren. Je weiter die Konflikte eskalieren, desto<br />
höher sind die Kosten für die Beteiligten und desto schwieriger ist die Lösung. Daher ist ein<br />
möglichst frühes Intervenieren wichtig.<br />
Grundsätzlich kann man von vier Arten des Umgangs mit Konflikten sprechen:<br />
▪ Flucht: eine oder beide Parteien fliehen vor dem Konflikt und brechen die Interaktion ab.<br />
▪ Nachgeben: eine der beiden Parteien gibt nach und passt sich an.<br />
▪ Dominanz: eine der Parteien oder eine dritte Person entscheidet den Konflikt, indem sie<br />
vorgibt, was zukünftig zu gelten hat.<br />
▪ Bearbeitung: der Konflikt wird bearbeitet und gelöst, so dass beide Parteien sich nicht<br />
mehr beeinträchtigt fühlen.<br />
Für welche Art des Umgangs man sich entscheidet, sollte von folgenden Kriterien abhängen:<br />
▪ Nachhaltigkeit der Konfliktlösung<br />
▪ Prävention weiterer, neuer Konflikte<br />
▪ Schutz Dritter<br />
▪ Güterabwägung: Zeitaufwand, Qualität der Konfliktlösung<br />
▪ Gerechtigkeit<br />
▪ Zufriedenheit mit dem Ergebnis<br />
2 2 4 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />
Deeskalierend bei heißen<br />
Konflikten<br />
Präventiv/vorbeugend ▪ Kommunikationsregeln<br />
vereinbaren<br />
▪ Kommunikationstraining<br />
Kurativ/bearbeitend ▪ Rekonstruktion und Klärung<br />
(Foitzik, S. 15)<br />
des Konfliktverlaufs<br />
▪ Konfliktparteien erklären die<br />
unterschiedliche Perzeption<br />
ihres Verhaltens<br />
Eskalierend bei kalten<br />
Konflikten<br />
▪ in Anwesenheit eines Beraters<br />
Probleme gezielt ansprechen<br />
▪ Konfrontationssitzungen,<br />
um zu verhindern, dass ein<br />
beginnender Konflikt „kalt“<br />
gemacht wird<br />
▪ bestehende „kalte“ Konflikte<br />
werden durch Rollenspiele<br />
dramatisiert<br />
▪ ein Interessenvertreter<br />
ermutigt seine Klientel, sich<br />
stärker für ihre Standpunkte<br />
einzusetzen<br />
© 2004 MitOst-Editionen
1 0 . 2 . K o n f l i k t b e a r b e i t u n g<br />
Konfliktmanagement<br />
Es gibt verschiedene Formen der Konfliktbearbeitung. Einige davon werden in den Übun-<br />
gen vorgestellt. Die klassische Methode ist die der Aussprache zwischen den beiden Kon-<br />
fliktparteien unter Vermittlung eines Dritten (Mediation). Eine Aussprache macht jedoch<br />
nur dann Sinn, wenn beide Parteien Interesse an einer Lösung des Konfliktes haben.<br />
Dabei gibt es einige grundlegende Methoden, die Problemlösung voranzubringen:<br />
A k t i v e s Z u h ö r e n<br />
Das aktive Zuhören spielte bereits bei den Grundlagen der Moderation [Kapitel 2.2] eine wichti-<br />
ge Rolle. Es bedeutet das Zuhören mit dem Ziel, die Sicht der anderen Person voll und ganz zu<br />
verstehen. Verstehen heißt dabei jedoch nicht, die Sichtweise der anderen Person zu überneh-<br />
men. Um zu überprüfen, ob man den Anderen richtig verstanden hat, gibt man von Zeit zu Zeit<br />
in eigenen Worten wieder, was man gehört hat und fragt nach, ob es richtig zusammengefasst<br />
wurde (Spiegeln / Paraphrasieren): Auf diese Weise kann man der erzählenden Person deutlich<br />
machen, dass ihr tatsächlich zugehört wird. An entscheidenden Stellen werden auch die Kon-<br />
trahenten aufgefordert, sich gegenseitig zu spiegeln. Sie werden dadurch veranlasst, genau<br />
zuzuhören und das Wesentliche des Gesagten zu erfassen.<br />
I c h - B o t s c h a f t e n<br />
Die Kontrahenten werden angeleitet, von ihren eigenen Erfahrungen und Gefühlen zu reden und<br />
sich nicht hinter Allgemeinplätzen zu verstecken oder in Beleidigungen und Beschuldigungen der<br />
Gegenseite auszuweichen. Dabei sollen sie klar benennen, um was es konkret geht (ging) und<br />
was für Gefühle das bei ihnen auslöst (ausgelöst hat).<br />
E i n z e l g e s p r ä c h e<br />
In schwierigen Situationen können auch erst Einzelgespräche mit den Konfliktparteien geführt<br />
werden. Dort können die Konflikte ohne den Druck, dass die „Gegenseite“ mithört, geklärt wer-<br />
den. Einzelgespräche bieten Raum für Vorschläge, die man zunächst nicht vor dem Kontrahenten<br />
aussprechen würde.<br />
B r a i n s t o r m i n g<br />
Das Brainstorming ist eine kreative Ideensammlung, bei der alle Vorschläge unzensiert aufgelis-<br />
tet werden. Die brauchbarsten werden zur Weiterarbeit verwendet.<br />
Fragen zur Vorklärung eines Konfliktes:<br />
▪ Wie ist der Konflikt entstanden? Wie verhältst du dich in dem Konflikt?<br />
▪ Wer ist noch alles an dem Konflikt beteiligt? Warum, glaubst du, handeln die Beteiligten<br />
so, wie sie handeln?<br />
▪ Worum geht es in dem Konflikt genau? Worum geht es eigentlich nicht?<br />
▪ Welche Gefühle löst das in dir aus?<br />
▪ Was willst du über die andere Person noch wissen?<br />
▪ Was gibt es, was du an der anderen Person schätzt?<br />
▪ Was müsste sich an der Situation ändern, um den Konflikt zu entschärfen?<br />
▪ Welche Erwartungen / Wünsche hast du an die andere Person?<br />
▪ Welche Handlungsalternativen hast du selbst? Was kannst du zu einer<br />
Verbesserung beitragen?<br />
▪ Was hindert dich daran, das dem anderen mitzuteilen? Was brauchst du, damit dies möglich ist?<br />
© 2004 MitOst-Editionen<br />
M e t h o d e n H a n d b u c h 2 2 5<br />
10<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung
10<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />
Konfliktmanagement<br />
Beschreibung<br />
Ziele<br />
Rahmen<br />
2 2 6 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />
Die Übung ist sehr gut zum Einstieg in das Thema geeignet,<br />
kann aber auch zur Auflockerung eingebaut werden. Sie<br />
kann nach der ersten kurzen Auswertung beendet werden,<br />
ist aber auch als Veranschaulichung unterschiedlicher<br />
Konfliktkulturen geeignet.<br />
Die Teilnehmer lernen verschiedene Strategien des<br />
Umgangs mit Konflikten kennen. Sie können dabei auch<br />
wahrnehmen, welche Strategien ihnen bekannt vorkommen<br />
und welche nicht.<br />
Gruppengröße __ 20 Personen<br />
Zeit __ 30 Minuten<br />
Raum __ Seminarraum<br />
Schlüsselbegriffe<br />
Durchführung<br />
D i e F a u s t<br />
Konfliktbearbeitung, Interkulturelle Kommunikation,<br />
Selbstreflexion, Konfliktprävention<br />
1. Die Teilnehmer finden sich in Paaren zusammen und ver-<br />
teilen sich stehend im Raum.<br />
Ein Partner bildet mit einer Hand eine Faust. Der andere<br />
Partner will diese Faust öffnen, er selbst will sie geschlos-<br />
sen halten. Sie haben 5 Minuten Zeit, um ihr Ziel zu<br />
erreichen. Die Zeit wird von außen vorgegeben. Danach<br />
werden die Rollen getauscht, und das Spiel beginnt von<br />
vorne.<br />
Nach der Übung wird die Frage gestellt, welche Idee für<br />
die Konfliktlösung die Beteiligten hatten.<br />
2. Es werden zwei Kulturmodelle der Konfliktbearbeitung<br />
(nach Galtung) vorgestellt.<br />
Herrschende Kultur „West“:<br />
▪ Gewalt ist das letzte Mittel (Ultimo Ratio).<br />
▪ Das letzte Mittel beeinflusst den ersten Schritt.<br />
▪ Konflikt à Androhung à Verletzung<br />
▪ Es ist kein gleichberechtigter Dialog möglich.<br />
▪ Ein Konflikt muss einen Anfang und ein Ende haben.<br />
▪ Konflikte werden individualisiert.<br />
▪ Der Konflikt wird meist von oben gelöst.<br />
Illusion: Es ist eine saubere, schnelle Lösung möglich.<br />
© 2004 MitOst-Editionen
© 2004 MitOst-Editionen<br />
Dialogkultur „Ost“<br />
▪ Gewalt als letztes Mittel ist nicht legitim.<br />
▪ Das erste und letzte Mittel ist der Dialog.<br />
Konfliktmanagement<br />
▪ Je komplexer ich Konflikte wahrnehme, desto mehr<br />
Chancen einer Lösung gibt es.<br />
▪ Jeder ist ein Teil der Lösung.<br />
▪ Es gibt kein Ende des Konflikts.<br />
▪ In jedem Konflikt stecken viele Personen und Inter<br />
essen.<br />
▪ Es gibt keine Lösung von oben. Die Beteiligten suchen<br />
ihren Weg.<br />
Illusion: Alle sind friedlich.<br />
Den Teilnehmern wird die Frage gestellt: Zu welchem Kon-<br />
fliktmodell habt ihr in der Übung tendiert?<br />
3. Einer der Seminarleiter zeigt eine andere Methode der<br />
Konfliktlösung: Statt die Hand zu öffnen, massiert er dem<br />
Partner die Schulter.<br />
In unserer Kultur ist die Bindungskraft des Problems<br />
groß. Wir sind problemfixiert, gewaltfixiert. So denkt der<br />
Partner, es wird zu einer Attacke auf seine Hand kommen.<br />
Alles Handeln dient der Lösung des Problems und nicht der<br />
Veränderung der Situation.<br />
Vorstellung von Erfolg: präzise, endgültig und nicht lang-<br />
wierig. Medizin: Isolierung auf die Krankheit, statt Blick<br />
für die Ganzheit. Es werden Instrumente entwickelt zur<br />
Lokalisierung des Problems, dann folgt der Eingriff.<br />
Mediation ist ein Bestandteil der Dialogkultur: Jeder ist ein<br />
Teil des Problems. Jeder hat seine Sicht von der Lösung.<br />
M e t h o d e n H a n d b u c h 2 2 7<br />
10<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung
10<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />
Konfliktmanagement<br />
Beschreibung<br />
Ziele<br />
Rahmen<br />
2 2 8 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />
Es geht darum, einen erlebten Konflikt bildlich darzustellen.<br />
Der biografische Ansatz in der Einzelarbeit dient dem näheren<br />
Kennenlernen. Er bietet auch Platz für einen emotionalen<br />
Zugang zum Thema, der in der Kleingruppe zu einer<br />
Atmosphäre beitragen kann, die die Gruppe für das Thema<br />
öffnet. Dies ist keine interkulturelle Übung. In der Auswertung<br />
kann aber über verschiedene Konfliktkulturen nachgedacht<br />
werden.<br />
Gruppengröße __ 20 Personen<br />
Zeit __ 90 Minuten<br />
Raum __ Seminarraum<br />
Die Teilnehmer knüpfen an eigene Erfahrungen an und haben<br />
Zeit, sich behutsam dem Thema zu nähern.<br />
Material __ Papier, Stifte, Zeitschriften<br />
Schlüsselbegriffe<br />
Durchführung<br />
K o n f l i k t b i l d e r<br />
Konfliktbearbeitung, Selbstreflexion, Kennen lernen<br />
1. Einführung: Zunächst stellt der Seminarleiter Ablauf und<br />
Ziel der Arbeit vor. Es geht darum, einen erlebten Konflikt<br />
bildlich darzustellen. Danach stellt er den Teilnehmern<br />
mögliche Darstellungsmethoden vor und ermutigt sie,<br />
spielerisch und ohne Scheu damit umzugehen.<br />
Potenzielle Methoden:<br />
▪ Bild: Die Teilnehmer gestalten ein konkretes oder<br />
abs traktes Bild.<br />
▪ Collage: Außer Farbstiften können auch noch andere<br />
Materialien angeboten werden. Zum einen alte Zeit-<br />
schriften zum Ausschneiden, aber auch Material zum<br />
Aufkleben, Durchstecken…, so dass auch „dreidimen-<br />
sionale“ Bilder gestaltet werden können. Schließlich<br />
kann auch all das verwendet werden, was die Teil-<br />
nehmer in und um das Tagungshaus finden (Gräser,<br />
Müll…)<br />
▪ Skulptur: Jeder Teilnehmer gestaltet eine kleine Ecke im<br />
Raum / Haus mit dem Material, das er findet.<br />
2. Zuletzt stellt der Seminarleiter eine klar formulierte<br />
Aufgabe: Die Teilnehmer sollen einen Konflikt darstellen,<br />
an dem sie selbst beteiligt waren. Alternativ können Teil-<br />
nehmer, denen die Aufgabenstellung zu intim ist, Muster<br />
von Konfliktverhalten darstellen, die sie von sich selbst<br />
kennen. [30 Minuten]<br />
© 2004 MitOst-Editionen
© 2004 MitOst-Editionen<br />
Konfliktmanagement<br />
3. In Kleingruppen: Zunächst bestimmt die Gruppe einen<br />
Verantwortlichen für die Zeit, der darauf achtet, dass alle<br />
Teilnehmer ungefähr gleich viel Zeit zur Verfügung haben.<br />
Die Teilnehmer stellen sich in der nicht moderierten Klein-<br />
gruppe ihre Bilder vor und berichten kurz über die Hin-<br />
tergründe des dargestellten Konflikts. Je nach Zeitbudget<br />
kann die Person auch befragt werden, wie sie sich beim<br />
Gestalten gefühlt hat, welche Erinnerungen hochgekom-<br />
men sind, ob sie glaubt, dass die dargestellte Situation<br />
typisch für sie ist, … Eine Auswertung im Plenum ist<br />
nicht notwendig. [60 Minuten]<br />
M e t h o d e n H a n d b u c h 2 2 9<br />
10<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung
10<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />
Konfliktmanagement<br />
Beschreibung<br />
Ziele<br />
Rahmen<br />
Gruppengröße __ 20 Personen<br />
Zeit __ 30 Minuten<br />
Raum __ Seminarraum<br />
Material __ Klebeband<br />
Schlüsselbegriffe<br />
Durchführung<br />
2 3 0 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />
W a s i s t e i n K o n f l i k t ?<br />
Den Teilnehmern werden verschiedene Situationen<br />
beschrieben. Sie müssen sich entscheiden, in welchen<br />
Situationen für sie ein Konflikt vorliegt.<br />
Die Übung soll zur Klärung der Frage beitragen, was eigentlich<br />
ein Konflikt ist. Sie macht zudem die Vielfalt der Meinungen<br />
zum Thema Konflikt deutlich.<br />
Begriffserläuterung, Interkulturelle Kommunikation,<br />
Selbstreflexion, Konfliktbearbeitung,<br />
Konfliktprävention, Einstellung<br />
1. Der Raum wird z.B. mit einem Kreppband in zwei Hälften<br />
unterteilt. Die eine Wand bedeutet völlige Ablehnung, die<br />
gegenüberliegende Zustimmung. Dazwischen sind alle<br />
Positionen möglich. Wer sich nicht entscheiden kann, stellt<br />
sich in die Mitte.<br />
2. Die Seminarleitung liest eine Reihe von kurzen Situations-<br />
beschreibungen vor. Die Teilnehmer nehmen ihre Position<br />
ein. Der Seminarleiter fragt einige, warum sie diese oder<br />
jene Position gewählt haben. Die Positionen und Beiträge<br />
der Teilnehmer werden nicht kommentiert, auch sollten<br />
die Teilnehmer untereinander nicht kommunizieren. Jeder<br />
Teilnehmer sollte im Lauf der Übung einmal die Möglichkeit<br />
haben, seine Position zu erläutern.<br />
Ist das ein Konflikt für dich?<br />
▪ Du freust dich auf einen gemeinsamen Abend mit<br />
deinem Partner / deiner Partnerin. Zuhause ange<br />
kommen findest du einen Zettel vor: „Ich bin mit<br />
meinem Freund / meiner Freundin ins Kino ....“<br />
▪ In der Kantine beim Mittagessen: Du siehst eine Kol-<br />
legin / einen <strong>Kolleg</strong>en aus einer anderen Abtei -<br />
lung. Schon seit geraumer Zeit willst du mit ihr / ihm<br />
etwas besprechen. Du legst deine Papiere auf den Stuhl<br />
neben ihr / ihm und gehst zur Essensausgabe. Als du<br />
zurückkommst, sitzt eine andere / ein anderer auf<br />
„deinem“ Platz.<br />
© 2004 MitOst-Editionen
© 2004 MitOst-Editionen<br />
Konfliktmanagement<br />
▪ Du bittest eine <strong>Kolleg</strong>in / einen <strong>Kolleg</strong>en um Rat. Sie /<br />
Er sagt nicht sofort zu, wollte aber etwas später bei dir<br />
vorbeikommen und sich Zeit zu nehmen für dein<br />
Problem. Jetzt ist es kurz vor Feierabend und die Kol-<br />
legin / der <strong>Kolleg</strong>e hat sich immer noch nicht<br />
blicken lassen.<br />
▪ Nicos Vater liebt klassische Musik und lehnt Rockmusik<br />
ab. Sie haben aber nur einen CD-Player.<br />
▪ Bei einem Sportfest laufen Jan, Phillip und Marco im<br />
100-Meter-Lauf um die Wette. Jan will auf jeden Fall<br />
gewinnen.<br />
▪ Michael wirft eine Getränkedose auf die Wiese. Eine<br />
ältere Frau fordert ihn auf, sie in die Papierkorb zu<br />
werfen.<br />
▪ Herr Müller fährt in einem Kaufhaus mit dem Aufzug.<br />
Eine andere Kundin tritt ihm mit Stöckelschuhen auf die<br />
neuen Schuhe.<br />
▪ Ein Radfahrer fährt vorsichtig durch die Fußgängerzone.<br />
Ein Passant fordert ihn auf abzusteigen.<br />
▪ Auf einer Party ist eine schwangere Frau zu Gast. Da<br />
viele Gäste rauchen, fühlt sie sich unwohl und will<br />
gehen.<br />
3. Im Anschluss an die Übung wird anhand folgender<br />
Fragen weitergearbeitet:<br />
▪ Wie leicht oder schwer war es für dich, eine Position<br />
zu finden?<br />
▪ Bei welchen Themen war es besonders schwer?<br />
▪ Was haben wir in der Übung über Konflikte und unseren<br />
spontanen Umgang damit erfahren?<br />
M e t h o d e n H a n d b u c h 2 3 1<br />
10<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung
10<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />
Konfliktmanagement<br />
Beschreibung<br />
Ziele<br />
Rahmen<br />
2 3 2 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />
Die Teilnehmer üben das aktive Zuhören, indem sie in<br />
simulierten Streitgesprächen verschiedene Positionen<br />
einnehmen.<br />
Die Teilnehmer erfahren die Wechselwirkung zwischen<br />
Sender und Empfänger in einer Kommunikationssituation<br />
und reflektieren den Einfluss, den aktives Zuhören auf einen<br />
Gesprächsverlauf hat.<br />
Gruppengröße __ Kleingruppenarbeit<br />
Zeit __ 45 Minuten<br />
Raum __ Seminarraum<br />
Schlüsselbegriffe<br />
Durchführung<br />
A k t i v e s Z u h ö r e n<br />
Diskussionskultur, Konfliktbearbeitung<br />
1. Die Seminarleitung führt in die Übungssituation ein. Es<br />
geht um ein Streitgespräch in Kleingruppen, bei dem das<br />
aktive Zuhören geübt werden soll. In den Gruppen (zu je<br />
3 Teilnehmern) wird ein kontroverses Thema diskutiert,<br />
wobei jeder Diskutant zunächst das Argument des Ge-<br />
genübers sinngemäß wiederholt, bevor er das Gegenar-<br />
gument formuliert.<br />
Die Spielregeln werden durch ein Schaubild erklärt:<br />
▪ A argumentiert pro.<br />
▪ B wiederholt sinngemäß („Ich habe gehört ,dass...“;<br />
„Du meinst, dass...“).<br />
▪ A sagt, ob B das Argument richtig oder falsch wieder-<br />
gegeben hat. Ggf. kann B es noch einmal versuchen;<br />
wenn nötig, wiederholt A sein Argument.<br />
▪ B argumentiert dagegen.<br />
▪ A wiederholt das Gegenargument.<br />
▪ B bestätigt (siehe 3).<br />
▪ A verteidigt seine Position und argumentiert usw.<br />
Die 3. Person (C) beobachtet und ist Schiedsrichter und<br />
Spielleiter. Sie achtet auf die Einhaltung der Regeln und<br />
der Zeit (wichtig), beobachtet die argumentativen und<br />
körpersprachlichen Besonderheiten, gibt im Anschluss<br />
Rückmeldung. [15 Minuten]<br />
© 2004 MitOst-Editionen
© 2004 MitOst-Editionen<br />
Konfliktmanagement<br />
2. In den Kleingruppen werden nun möglichst „echte“<br />
Streitgespräche durchgeführt. Mögliche Pro-Kontra-<br />
Themen: Ökosteuer, NPD-Verbot, Rechtschreibreform,<br />
Frauenquote... Nach 3-4 Minuten findet ein kurzer Aus-<br />
tausch (2 Minuten) über die gemachten Erfahrungen statt.<br />
Wechsel, bis jeder jede Rolle eingenommen hat.<br />
[15 Minuten]<br />
3. Auswertung im Plenum: Kurze Rückmeldung<br />
▪ Was ist mir an mir aufgefallen?<br />
▪ Wie ist es mir als A und B / als C ergangen?<br />
Was bedeutet aktives Zuhören für meine Praxis?<br />
▪ Das Wiederholen klärt die Ausgangslage.<br />
▪ Die Methode versachlicht das Gespräch.<br />
▪ Die Methode, nimmt Geschwindigkeit heraus.<br />
▪ Die Argumentationsstränge werden kürzer<br />
und präg nanter.<br />
[15 Minuten]<br />
M e t h o d e n H a n d b u c h 2 3 3<br />
10<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung
10<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />
Konfliktmanagement<br />
Beschreibung<br />
Ziele<br />
Rahmen<br />
2 3 4 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />
Ein kleiner Teil der Seminargruppe diskutiert gewisser-<br />
maßen stellvertretend für alle Teilnehmer ein Thema oder<br />
einen Konflikt.<br />
Gruppengröße __ 20 Personen<br />
Zeit __ 45 Minuten<br />
Raum __ Seminarraum<br />
Schlüsselbegriffe<br />
Durchführung<br />
Erweiterungen und<br />
Alternativen<br />
D i s k u s s i o n i m I n n e n k r e i s<br />
Die Außenansicht auf die diskutierende Gruppe ermöglicht den<br />
übrigen Teilnehmern eine distanzierte Position zum Konflikt<br />
und erleichtert damit die Anerkennung der anderen Position.<br />
Konfliktbearbeitung<br />
1. Eine Gruppe von Teilnehmern sitzt in einem Innenkreis in<br />
der Mitte des Raumes und diskutiert den Konflikt oder ein<br />
Thema. Die restlichen Teilnehmer beobachten in einem<br />
großen Außenkreis schweigend die Diskussion. Der Innen-<br />
kreis kann dabei geschlossen sein oder einen freien Stuhl<br />
für Teilnehmer aus dem Außenkreis bereithalten, die sich<br />
kurzzeitig in den Innenkreis begeben wollen, um ein State-<br />
ment abzugeben. Danach gehen sie wieder in den Außen-<br />
kreis zurück. Die Zeit für eine solche Diskussion sollte eher<br />
knapp bemessen, die Themenstellung sehr konkret sein.<br />
[20 Minuten]<br />
2. Im Anschluss an die Diskussion kann es sinnvoll sein, den<br />
Beobachtern die Möglichkeit zu einem kurzen Feedback zu<br />
geben. Dabei soll die Diskussion aber nicht noch einmal<br />
eröffnet werden. [20 Minuten]<br />
Als Bearbeitungsform für Gruppenkonflikte (z.B.<br />
Muttersprachler – Nichtmuttersprachler) kann es auch<br />
sinnvoll sein, auf der einen Seite des Raumes je zwei<br />
Stühle gegenüberzustellen, die jeweils einer der beiden<br />
Konfliktparteien zugeordnet sind. Nun beginnen je zwei<br />
Vertreter der beiden Gruppen, stellvertretend den Konflikt<br />
zu diskutierten. Von den restlichen Teilnehmern können sich<br />
Einzelne einwechseln, indem sie zu einem Stuhl ihrer Seite<br />
gehen und den dort Sitzenden ablösen.<br />
© 2004 MitOst-Editionen
Beschreibung<br />
Ziele<br />
Rahmen<br />
© 2004 MitOst-Editionen<br />
Konfliktmanagement<br />
Die Teilnehmer knüpfen an eigene Erfahrungen an und lernen<br />
ihre Konfliktmuster und ihre gewöhnlichen Konfliktstrategien<br />
kennen.<br />
Dies ist zunächst keine interkulturelle Übung. Allerdings<br />
kann deutlich werden, dass die Teilnehmer der Gruppe<br />
in unterschiedlichen Konfliktkulturen / Streitkulturen<br />
aufgewachsen sind.<br />
Gruppengröße __ 20 Personen<br />
Zeit __ 1,5 Stunden<br />
Raum __ Seminarraum<br />
Material __ Papier und Stifte<br />
Schlüsselbegriffe<br />
Durchführung<br />
D a s e i g e n e K o n f l i k t f e l d<br />
Konfliktbearbeitung, Selbstreflexion, Identität,<br />
Konfliktprävention, Interkulturelle Kommunikation<br />
1. Die Teilnehmer zeichnen das persönliche Netz ihrer Bezie-<br />
hungen mit sich selbst in der Mitte und ihren Beziehungs-<br />
partnern um sie herum (Eltern, Geschwister, Ehepartner,<br />
Kinder, <strong>Kolleg</strong>en, evtl. auch Chef und Klienten...). Durch<br />
unterschiedliche Verbindungsstriche von sich zu den Bezie-<br />
hungspartnern machen sie kenntlich, wie die Beziehung ist:<br />
▪ „konfliktarm“ (= gerade Linie)<br />
▪ „mal so mal so“ (= Wellenlinie) oder<br />
▪ „konfliktreich“ (= gezackte Linie)<br />
Je stärker die Konflikte, desto steiler die Wellen- und ge-<br />
zackten Linien. [15 Minuten]<br />
2. Die Teilnehmer notieren ihre Konfliktlösungsstrategien mit<br />
den jeweiligen Parteien daneben:<br />
▪ Vermeiden (Flucht, Schutz)<br />
▪ Kämpfen (Sieg – Niederlage)<br />
▪ Aufgeben bzw. nachgeben (Erstarrung, Rückzug)<br />
▪ Aufarbeiten (Auseinandersetzen)<br />
[15 Minuten]<br />
3. Die Teilnehmer tauschen sich in Kleingruppen über folgen-<br />
de Fragen aus:<br />
▪ Welche ist die am häufigsten gewählte Strategie?<br />
▪ Wie ist man früher in der Familie mit Konflikten<br />
umge gangen?<br />
M e t h o d e n H a n d b u c h 2 3 5<br />
10<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung
10<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />
Konfliktmanagement<br />
Erfahrung<br />
2 3 6 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />
▪ Wie geht man im <strong>Kolleg</strong>enkreis mit Konflikten um?<br />
▪ Wie gehen die Teilnehmer heute in Ihrer Familie /<br />
Ihrem Bekanntenkreis mit Konflikten um?<br />
[30 Minuten]<br />
4. Es bietet sich an, aus den Berichten der Gruppen im<br />
Plenum ein Teilnehmer-Gespräch zu entwickeln, in das die<br />
Leitung Input zu folgenden Fragen einbringt:<br />
▪ Wer ist alles am Konflikt beteiligt?<br />
▪ Was spielt von außen in den Konflikt hinein?<br />
▪ Was spielt sich in mir ab?<br />
▪ Welche Konfliktlösungsstrategien dominieren in unter<br />
schiedlichen Streitkulturen?<br />
▪ Was haben diese mit Kultur zu tun?<br />
Die Konfliktlösungsstrategien können auch ethnische Hin-<br />
tergründe haben, sie haben aber vor allem auch mit der<br />
Schichtzugehörigkeit, dem Geschlecht, dem soziokulturel-<br />
len Background, … zu tun. [30 Minuten]<br />
Diese Übung ist ein guter Anstoß zur Selbstreflexion und zum<br />
Austausch über gemeinsame oder unterschiedliche Muster<br />
und Prägungen.<br />
© 2004 MitOst-Editionen
Beschreibung<br />
Ziele<br />
Rahmen<br />
© 2004 MitOst-Editionen<br />
Konfliktmanagement<br />
Spielerisch proben die Teilnehmer, wie kooperativ sie sich in<br />
Konfliktsituationen verhalten. Durch das Sprechverbot und<br />
die Kürze des Spiels werden die Teilnehmer zu spontanem<br />
Agieren gedrängt.<br />
Ziel der Übung ist die Sensibilisierung für das eigene<br />
Konfliktverhalten.<br />
Gruppengröße __ 20 Personen<br />
Zeit __ 45 Minuten<br />
Raum __ Seminarraum<br />
Material __ Gummibärchen, Stoppuhr<br />
Schlüsselbegriffe<br />
Durchführung<br />
A r m d r ü c k e n<br />
Konfliktbearbeitung, Selbstreflexion, Konfliktprävention,<br />
Interkulturelle Kommunikation<br />
1. Die Teilnehmer bilden gleich starke Paare und setzen sich<br />
an Tischen gegenüber. Es wird erklärt, dass die Übung<br />
wie das bekannte „Armdrücken“ funktioniert. Falls wider<br />
Erwarten einige das Armdrücken nicht kennen, wird es<br />
kurz demonstriert. Ab sofort darf nicht mehr gesprochen<br />
werden. [10 Minuten]<br />
2. Armdrücken. Alle Teilnehmer haben 60 Sekunden Zeit.<br />
Immer wenn es jemandem gelingt, den Arm des anderen<br />
nach unten zu drücken, wird dies mit einem Gummibär-<br />
chen belohnt. Ziel ist es, so viele Gummibärchen wie<br />
möglich zu bekommen. [1 Minute]<br />
3. Gewinnauszahlung. Die Gummibärchen werden sofort<br />
ausbezahlt. In der Regel bewegen sich die Gewinne zwi-<br />
schen 2 und 10 Gummibärchen pro Teilnehmer. Nur selten<br />
kommen die teilnehmenden Paare auf eine direkte Win-<br />
win-Strategie – vor allem, solange sich alle wirklich an das<br />
Schweigegebot halten. [10 Minuten]<br />
4. Demonstration einer kooperativen Win-win-Strategie, mit<br />
der also das Ziel, sehr viele Gummibärchen zu bekommen,<br />
schnell und einfach erreicht werden kann. Die Seminar-<br />
leiter setzen sich gegenüber und drücken, so schnell sie<br />
können, gegenseitig ihre Hand auf den Tisch. Das geht<br />
schnell, wenn der Partner keinen Gegendruck aufbringt.<br />
5. Diskussion: Verschiedene Wege, einen Konflikt zu lösen,<br />
werden am Beispiel „zwei wollen eine Orange“ diskutiert.<br />
M e t h o d e n H a n d b u c h 2 3 7<br />
10<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung
10<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />
Konfliktmanagement<br />
A r m d r ü c k e n : S t r a t e g i e n<br />
W e g d e s H a i f i s c h e s<br />
Denken: Ich will ein möglichst großes Stück und setze alle mir möglichen Mittel ein, um<br />
es zu bekommen – was der andere will, ist mir egal. Ich nehme keine Rücksicht.<br />
Wer bekommt was?<br />
Einer bekommt die Orange, der andere geht leer aus.<br />
Bedeutung: Einer gewinnt, der andere verliert.<br />
W e g d e r S c h i l d k r ö t e<br />
Denken: Ich will keinen Streit. Ich lasse mich auf keine Auseinandersetzung ein. Ich gehe<br />
dem Streit am liebsten aus dem Weg.<br />
Wer bekommt was?<br />
Wenn beide so denken, bekommt keiner die Orange.<br />
Bedeutung: Beide verlieren.<br />
W e g d e s F u c h s e s<br />
Denken: Wenn ich etwas hergebe und der andere auch, dann bekommen wir beide etwas,<br />
und es gibt auch keinen Streit. Wir müssen beide nachgeben.<br />
Wer bekommt was?<br />
Die Orange wird geteilt. Beide bekommen eine Hälfte.<br />
Bedeutung: Beide gewinnen und beide verlieren etwas (Kompromiss).<br />
W e g d e s Te d d y b ä r e n<br />
Denken: Ich streite mich doch nicht um so eine Kleinigkeit. Ich verzichte einfach, der Klü-<br />
gere gibt schließlich nach.<br />
Wer bekommt was?<br />
Der eine bekommt die Orange, der andere verzichtet.<br />
Bedeutung: Einer gewinnt, der andere verliert.<br />
W e g d e r E u l e<br />
Denken: Ich will möglichst viel bekommen, aber ich will auch, dass der andere möglichst<br />
viel bekommt. Wir versuchen gemeinsam, das Problem zu lösen.<br />
Wer bekommt was?<br />
Einer bekommt das Fruchtfleisch, weil er ein Glas Saft trinken will. Der andere bekommt<br />
die Schale, weil er einen Kuchen backen will und die Schale für das Aroma braucht.<br />
Bedeutung: Beide gewinnen. [30 Minuten]<br />
2 3 8 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />
© 2004 MitOst-Editionen<br />
Armdrücken
Beschreibung<br />
Ziele<br />
Rahmen<br />
© 2004 MitOst-Editionen<br />
Konfliktmanagement<br />
Gerade in Konfliktsituationen oder an Punkten, an denen<br />
es scheinbar nicht mehr weitergeht, kann die Analyse des<br />
Kraftfelds mit den Teilnehmern hilfreich sein.<br />
Die Teilnehmer werden beim Finden von Lösungsstrategien<br />
unterstützt.<br />
Gruppengröße __ beliebig<br />
Zeit __ 20 Minuten<br />
Raum __ Seminarraum<br />
Schlüsselbegriffe<br />
Durchführung<br />
K r a f t f e l d a n a l y s e<br />
Konfliktbearbeitung<br />
1. Die betroffenen Personen werden im Kleingruppenge-<br />
spräch zunächst nach dem Konflikt oder Problem gefragt.<br />
Ausgangspunkt sind die Fragen:<br />
▪ „Was ist das Problem?“, beziehungsweise<br />
▪ „ Was ist das Ziel?“<br />
2. Im Weiteren nennen die an der Situation Beteiligten<br />
jeweils<br />
▪ die sie hemmenden Faktoren und legen die drei<br />
wich tigsten sowie Maßnahmen zu deren<br />
Abschwächung fest<br />
▪ die sie fördernden Faktoren und legen die drei<br />
wichtigsten sowie Maßnahmen zu deren<br />
Verstärkung fest.<br />
Aus den genannten Punkten erarbeiten die Teilnehmer<br />
konkrete weitere Schritte.<br />
M e t h o d e n H a n d b u c h 2 3 9<br />
10<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung
10<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />
Konfliktmanagement<br />
Beschreibung<br />
Ziele<br />
Rahmen<br />
2 4 0 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />
Die Teilnehmer versuchen, in Rollenspielen die vier Arten des<br />
Umgangs mit Konflikten auszuprobieren.<br />
Die Übung soll dazu dienen, das eigene Rollenrepertoire<br />
zu erweitern.<br />
Gruppengröße __ 20 Personen<br />
Zeit __ 45 Minuten<br />
Raum __ Seminarraum<br />
Material __ Karten und Stifte<br />
Schlüsselbegriffe<br />
Durchführung<br />
U m g a n g m i t K o n f l i k t e n : D o m i n a n z -<br />
F l u c h t - N a c h g e b e n - B e a r b e i t e n<br />
Konfliktprävention, Konfliktbearbeitung, Selbstreflexion<br />
1. Die Teilnehmer sammeln auf Zuruf oder auf Karten in<br />
Kleingruppen unterschiedliche Umgangsweisen mit Kon-<br />
flikten. Diese werden dann so zusammengefasst, dass<br />
vier typische Umgangsformen übrig bleiben, bewährt<br />
haben sich Dominanz – Flucht – Nachgeben – Bearbeiten.<br />
Alternativ könnte auch mit Macht – Aus dem Weg gehen<br />
– Kompromiss – Dritter Weg gearbeitet werden.<br />
[15 Minuten]<br />
2. Die vier Umgangsformen werden nun in vier Ecken auf<br />
die Bühne gelegt. Die Teilnehmer sollen sich spontan<br />
zuordnen, so dass vier ungefähr gleich große Gruppen<br />
entstehen.<br />
Diese Gruppen haben ein paar Minuten die Aufgabe zu<br />
überlegen, warum „ihre“ Umgangsart die beste von allen<br />
ist. So angewärmt vertreten sie nun in einem offenen<br />
Streitgespräch ihre Position. Sie sind dabei zu ermutigen,<br />
dies ruhig mit einiger Vehemenz zu tun und etwas zu<br />
übertreiben. Die Übung soll auch Spaß machen.<br />
Nach einigen Minuten wechseln alle Gruppen zu einer<br />
anderen Umgangsweise und vertreten nun diese als die<br />
einzig wahre. Am Ende sollen alle Teilnehmer in allen vier<br />
Ecken gewesen sein. [15 Minuten]<br />
3. Auswertung im Stuhlkreis:<br />
▪ Was ist euch aufgefallen?<br />
▪ Was ist euch leicht/schwer gefallen?<br />
▪ Gibt es kulturelle Besonderheiten?<br />
[15 Minuten]<br />
© 2004 MitOst-Editionen
Erfahrung<br />
© 2004 MitOst-Editionen<br />
Konfliktmanagement<br />
Diese Übung erfordert sehr spontanes und kreatives<br />
Agieren. Das kann dazu führen, dass Nicht-Muttersprachler<br />
Schwierigkeiten haben, sich zu beteiligen.<br />
M e t h o d e n H a n d b u c h 2 4 1<br />
10<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung
10<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />
Konfliktmanagement<br />
Beschreibung<br />
Ziele<br />
Rahmen<br />
Gruppengröße __ 20 Personen<br />
Zeit __ 45 Minuten<br />
2 4 2 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />
Es geht um die Einführung einer Anerkennungs- und Kritik- /<br />
Feedbackkultur im Seminar.<br />
Raum __ Seminarraum<br />
Den Teilnehmern soll bewusst werden, was Anerkennung<br />
und Kritik sind. Über den „Gegenbegriff“ Abwertung<br />
soll verdeutlicht werden, was Kritik eigentlich bedeutet.<br />
Außerdem kann später darauf hingewiesen werden, wenn<br />
sich jemand abwertend äußert. Der Begriff „Toleranz“ ist<br />
nicht im eigentlichen Sinn ein Gegenbegriff. Trotzdem ist eine<br />
Abgrenzung von ihm hilfreich, um den eigentlichen Gehalt von<br />
„Anerkennung“ zu verstehen.<br />
Material __ Karten und Stifte<br />
Schlüsselbegriffe<br />
Durchführung<br />
A n e r k e n n u n g - T o l e r a n z , A b w e r t u n g -<br />
K r i t i k<br />
Konfliktprävention, Begriffserläuterung, Feedback<br />
1. Die vier Begriffe werden auf den Boden gelegt, die Teilneh-<br />
mer ordnen sich einem der vier zu und bilden so ungefähr<br />
gleich große Gruppen. Sie bekommen die Aufgabe, den<br />
Begriff zu beschreiben und wichtige Merkmale auf 4-5<br />
Karten zu schreiben. [15 Minuten]<br />
2. In einem zweiten Schritt sollen sie eine Skulptur zu dem<br />
Begriff bilden. Bei theaterpädagogisch ungeübten Gruppen<br />
bedarf es hier unter Umständen einiger Vorübungen.<br />
In jedem Fall sollte man das kurz vormachen und dabei<br />
sowohl die Möglichkeit einer realen Skulptur (konkrete<br />
Situation) als auch einer eher künstlerisch-fiktiven Umset-<br />
zung offen halten. Wenn Gruppen zu lange nur am Reden<br />
sind, sollte man sie auffordern, einfach mal etwas auszu-<br />
probieren.<br />
Danach gehen alle vier Gruppen in die einzelnen „Zimmer“<br />
des „Museums“, in dem die Skulpturenausstellung statt-<br />
findet. Eine Gruppe baut ihre Skulptur auf, die anderen<br />
Teilnehmer können laut aussprechen, was sie sehen. Va-<br />
riante: die anderen Teilnehmer stellen sich hinter einzelne<br />
Personen in der Skulptur und sprechen laut ihre Vermu-<br />
tung darüber aus, was diese Person denkt. [15 Minuten]<br />
© 2004 MitOst-Editionen
© 2004 MitOst-Editionen<br />
Konfliktmanagement<br />
3. Auswertung im Stuhlkreis: Die einzelnen Begriffe wer-<br />
den besprochen, indem die Karten auf den Boden gelegt<br />
werden und das Geschriebene im Zusammenhang mit der<br />
Skulptur diskutiert wird. Vielleicht kommen dabei noch<br />
neue Impulse auf, die auf andersfarbigen Karten dazuge-<br />
legt werden. [15 Minuten]<br />
M e t h o d e n H a n d b u c h 2 4 3<br />
10<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung
10<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />
Konfliktmanagement<br />
Beschreibung<br />
Ziele<br />
Rahmen<br />
2 4 4 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />
In Skulpturen beschreiben die Teilnehmer Formen von Macht<br />
und Ohnmacht.<br />
Gruppengröße __ 20 Personen<br />
Zeit __ 45 Minuten<br />
Raum __ Seminarraum<br />
Schlüsselbegriffe<br />
Durchführung<br />
M a c h t - O h n m a c h t - W i p p e<br />
Diese Körperübungen sollen auf eine andere, vor allem<br />
auch nonverbale Art Erfahrungen von Macht und Ohnmacht<br />
erlebbar und damit bearbeitbar machen.<br />
Konfliktprävention, Konfliktbearbeitung, Selbstreflexion<br />
1. Vorübung: Je zwei Teilnehmer stehen einander gegenüber,<br />
einer hält dem anderen seine Handfläche in einem<br />
Abstand von ca. 20 cm vors Gesicht. So führt er ihn<br />
durch den Raum. Nach einer Weile wechseln die Rollen.<br />
Variante: der Führende zieht den Partner an einem vorge-<br />
stellten Nasenring.<br />
Im Anschluss erfolgt eine Auswertung zu zweit: Wie ging<br />
es mir als Führender, als Geführter? Stichworte: Macht<br />
– Ohnmacht – Vertrauen... [10 Minuten]<br />
2. In Dreiergruppen: Zwei Spieler (S1 und S2) schütteln sich<br />
die Hände, frieren ein. S3 schaut zu. Ein Spieler (S1) geht<br />
aus dem Bild, der andere (S2) bleibt eingefroren stehen.<br />
S3 deutet diese Körperposition neu und ergänzt entspre-<br />
chend das Bild mit einer neuen Position. S2 darf dabei<br />
nicht verändert werden. Nun geht S2 aus dem Bild und<br />
S3 bleibt eingefroren stehen. S1 deutet die Körperposition<br />
von S3 neu und ergänzt entsprechend das Bild usw.<br />
[10 Minuten]<br />
3. In der nächsten Runde soll die sich einwechselnde Person<br />
immer eine mächtigere Körperposition einnehmen als ihr<br />
Gegenüber. Zwei Spieler (S1 und S2) schütteln sich die<br />
Hände, S1 geht aus dem Bild und S3 ergänzt es auf eine<br />
Weise, dass er die Macht des anderen (S2) bricht. S1<br />
entscheidet, wann S3 die Macht von S2 gebrochen hat,<br />
wechselt dann in die inzwischen unterlegene Position von<br />
S2 und bricht die Macht von S3. S2 entscheidet, wann dies<br />
gelungen ist, wechselt daraufhin in die dann unterlegene<br />
Position von S1, verändert die Position usw. [10 Minuten]<br />
© 2004 MitOst-Editionen
© 2004 MitOst-Editionen<br />
Konfliktmanagement<br />
4. Auf ein Klatschen der Leitung hin frieren alle drei die<br />
aktuelle Skulptur ein. Die Person, die nun an der Reihe ist,<br />
versucht eine Position einzunehmen, die die Macht bricht,<br />
ohne selbst mächtiger zu sein, also einen Weg zu finden,<br />
den Kreislauf zu durchbrechen.<br />
5. Auswertung zunächst in den Dreiergruppen: Rollenfeed-<br />
back und Assoziationen aus dem eigenen Alltag:<br />
▪ Welche Formen von Macht haben wir ausprobiert?<br />
▪ Was kenne ich?<br />
▪ Was ist mir leicht? Was ist mir schwer gefallen?<br />
▪ Wie lässt sich Macht brechen?<br />
Im Plenum wird das Wesentliche gesammelt. [15 Minuten]<br />
M e t h o d e n H a n d b u c h 2 4 5<br />
10<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung
10<br />
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Konfliktmanagement<br />
Beschreibung<br />
Ziele<br />
Rahmen<br />
2 4 6 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />
Schwelende, unausgesprochene Konflikte in der Gruppe sollen<br />
explizit gemacht werden.<br />
Alle müssen sich zeigen, jeder muss sich zu dem Konflikt<br />
verhalten, „Stellung beziehen“. Über die zunächst nonverbale<br />
Form werden eine schnelle Eskalation oder Abwertungen<br />
eher vermieden. Es wird dabei noch kein Konflikt bearbeitet,<br />
er wird eher bearbeitbar gemacht, indem die Gruppe in eine<br />
Lage gebracht wird, in der sie Verantwortung übernimmt.<br />
Manchmal genügt dies schon, um etwas in Bewegung zu<br />
bringen.<br />
Es geht zunächst um eine Klärung der Relevanz des Konflikts<br />
für die Gruppe als Gesamtes, aber auch für jeden Einzelnen<br />
in der Gruppe. Soziometrische Methoden sind aufdeckende<br />
Methoden, sie machen sichtbar, was die meisten ahnen, aber<br />
niemand ausspricht.<br />
Gruppengröße __ 20 Personen<br />
Zeit __ 20 Minuten<br />
Raum __ Seminarraum<br />
Schlüsselbegriffe<br />
Durchführung<br />
P o s i t i o n b e z i e h e n<br />
Konfliktbearbeitung<br />
1. Alle Teilnehmer nehmen – ohne miteinander zu reden –<br />
gleichzeitig einen Platz ein, der ausdrückt, wie sie sich zur-<br />
zeit in Bezug auf einen Konflikt fühlen. Der Konflikt kann<br />
dabei durch einen Stuhl in der Mitte des Raumes symbo-<br />
lisiert werden. Die Entfernung zum Stuhl, die Zu- oder<br />
Abgewandtheit zu ihm (oder auch zu einem Fenster oder<br />
der Tür…) wie auch die Körperhaltung/Gestik sind mögli-<br />
che Ausdrucksformen. Alle Teilnehmer haben genug Zeit,<br />
ihre Position zu finden und auszuprobieren. Nun können<br />
einzelne Teilnehmer, die sich z.B. von der Gruppe abge-<br />
wandt haben und diese daher nicht sehen, von der Leitung<br />
ausgewechselt werden und z.B. von einem Stuhl herab<br />
die Szene betrachten. Wenn diese Methode zum gleichen<br />
Konflikt zu einem späteren Zeitpunkt wiederholt wird,<br />
können die Teilnehmer gebeten werden, noch einmal in die<br />
Position vom letzten Mal zurückzugehen und sich dann in<br />
Zeitlupe wieder in die neue Position zu bewegen.<br />
[10 Minuten]<br />
© 2004 MitOst-Editionen
© 2004 MitOst-Editionen<br />
Konfliktmanagement<br />
2. Im Anschluss kann jeder, der will, in einem sehr kurzen<br />
Statement wiedergeben, warum er so steht. Entweder<br />
noch im Stehen oder in einem abschließenden Stuhlkreis<br />
kann gemeinsam festgehalten werden, was das Gesamt-<br />
bild ausdrückt.<br />
Denkbar ist auch, dass nun alle, die wollen, etwas sym-<br />
bolisch in die Mitte legen, was sie loswerden müssen, um<br />
wieder arbeitsfähig zu sein (z.B. Wut, Ratlosigkeit, Unklar-<br />
heit). [10 Minuten]<br />
M e t h o d e n H a n d b u c h 2 4 7<br />
10<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung
10<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />
Konfliktmanagement<br />
Beschreibung<br />
Ziele<br />
Rahmen<br />
2 4 8 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />
Irgendetwas läuft schief im Seminar. Die Seminarleiter<br />
stehen in der Pause im Eck und überlegen, was los ist. Soll<br />
man die Spannung (oder den wahrgenommenen Widerstand,<br />
die Störung…) ansprechen oder nicht? Die Gruppe nimmt<br />
das natürlich ebenfalls wahr, kann aber nur ahnen, worüber<br />
gesprochen wird.<br />
Unausgesprochenes wirkt so oder so – und meistens eher<br />
negativ. Die Veröffentlichung des eigenen Unbehagens öffnet<br />
auch die Teilnehmer, sich mit dem Thema auseinander zu<br />
setzen. Indem verschiedene Wahrnehmungen veröffentlicht<br />
werden, müssen sich die anderen ebenfalls mit verschiedenen<br />
möglichen Positionen und Wahrnehmungen beschäftigen.<br />
Die Veröffentlichung auch eigener Unsicherheit durch die<br />
Leitung ermutigt auch die Teilnehmer zu einer offeneren<br />
Feedbackkultur.<br />
Gruppengröße __ 20 Personen<br />
Zeit __ 10 Minuten<br />
Raum __ Seminarraum<br />
Schlüsselbegriffe<br />
Durchführung<br />
R e f l e c t i n g T e a m<br />
Konfliktbearbeitung, Feedback, Konfliktprävention<br />
1. Ein Pausengespräch der Seminarleiter wird den Teil-<br />
nehmern spontan „vorgespielt“. Dies wird angekündigt,<br />
indem den Teilnehmern mitgeteilt wird: „Ihr habt vielleicht<br />
gesehen, dass wir uns in der Pause über die Gruppe un-<br />
terhalten haben. Wir wollen euch das nun mal vorspielen,<br />
weil wir glauben, dass es besser ist, so etwas dann auch<br />
öffentlich zu machen, wenn man über andere spricht.“<br />
Nun tauschen sich die Seminarleiter darüber aus, wie sie<br />
die Situation in der Gruppe wahrnehmen. Sie beachten<br />
dabei die Runde nicht, sondern tun so, als wären sie allein.<br />
Dabei kann auch ein Entscheidungsfindungsprozess trans-<br />
parent gemacht werden (beispielsweise, wenn die Semi-<br />
narleiter in der Pause beschlossen haben, das Programm<br />
umzustellen). [5 Minuten]<br />
2. Wenn das Gespräch beendet ist, wenden sich die Seminar-<br />
leiter wieder den Teilnehmern zu. Nun können die Teilneh-<br />
mer dazu etwas sagen. Es muss aber auch keine große<br />
Diskussion geben. Auch hier gilt, dass alleine die Veröf-<br />
fentlichung schon etwas in Bewegung setzen kann.<br />
[15 Minuten]<br />
© 2004 MitOst-Editionen
Beschreibung<br />
Ziele<br />
Rahmen<br />
© 2004 MitOst-Editionen<br />
Konfliktmanagement<br />
In einer Begegnung findet viel mehr statt, als wir auf den<br />
ersten Blick wahrnehmen. In uns redet ein vielstimmiger<br />
Chor mit den unterschiedlichsten Aufforderungen und<br />
Warnungen auf uns ein. Das, was wir tun und sagen, ist das<br />
Offensichtliche, vieles bleibt ungetan und ungesagt und ist<br />
doch in der Situation präsent und für das Gegenüber spürbar.<br />
Gerade das, was nur gespürt wird, kann aber – gerade in der<br />
interkulturellen Begegnung – zu Verunsicherung führen.<br />
Diese Übung, in der ein typischer Fall auf der „Bühne“ des<br />
Seminarraums aufgestellt und bearbeitet wird, soll den<br />
Teilnehmern helfen, sich die Stimmen in einem selbst,<br />
aber auch die vorgestellten und erspürten Stimmen in den<br />
Interaktionspartnern bewusst zu machen. Dies kann helfen,<br />
in ähnlichen Situationen sicherer und gelassener zu sein. Die<br />
eigene Vielstimmigkeit zu erkennen kann helfen, sie auch<br />
beim Gegenüber wahrzunehmen und zu akzeptieren.<br />
Die Arbeit an den Rollen setzt gleichzeitig innerhalb des<br />
Subjekts und innerhalb der Gruppe an. Sie veranschaulicht<br />
die Vielfalt kultureller Prägungen in einer konkreten<br />
Interaktionssituation.<br />
Gruppengröße __ 20 Personen<br />
Zeit __ 60 Minuten<br />
Raum __ Seminarraum<br />
Material __ Plakate und Stifte<br />
Schlüsselbegriffe<br />
wichtig<br />
Durchführung<br />
R o l l e n i n S e m i n a r e n<br />
Interkulturelle Kommunikation, Konfliktbearbeitung,<br />
Selbstrefexion<br />
Die Übung sollte nur von erfahrenen Seminarleitern<br />
durchgeführt werden, da die bearbeiteten Konflikte zunächst<br />
auch verschärft werden können.<br />
1. Alle Teilnehmer werden aufgefordert, sich zur Einstimmung<br />
auf die Übung in die Rolle eines anderen Teilnehmers zu<br />
versetzen: „Erinnere dich an eine konkrete Seminarsituati-<br />
on, die dir spontan einfällt. Es muss nicht die schwierigste<br />
sein, aber vielleicht auch nicht das Highlight des Jahres…“<br />
Im Anschluss sollen die Teilnehmer in Einzelarbeit auf<br />
einem Blatt Papier einen Kreis für sich und einen für die<br />
Gruppe zeichnen und spontan nicht ausgesprochene Ge-<br />
danken hinter beide Kreise notieren. Diese inneren Stim-<br />
M e t h o d e n H a n d b u c h 2 4 9<br />
10<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung
10<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />
Konfliktmanagement<br />
2 5 0 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />
men sind ein weiter „Blumenstrauß“ von unterschiedlichen<br />
Rollen, Erwartungen und Gefühlen. Was ging auf beiden<br />
Seiten in dieser Situation vor? [15 Minuten]<br />
2. Die Teilnehmer kommen zurück ins Plenum und einigen<br />
sich auf eine Konfliktsituation. Es geht z.B. um eine Inter-<br />
aktion zwischen zwei Beteiligten, in diesem Fall zwischen<br />
einem Seminarleiter und einem Teilnehmer. Stellvertretend<br />
für beide stehen sich zwei Stühle gegenüber. Die Gruppe<br />
setzt sich in einem Halbkreis um eine offene Fläche im<br />
Seminarraum, die die „Bühne“ ist.<br />
3. Der Übungsleiter beginnt: Welche verschiedenen inne-<br />
ren Stimmen bewegen ihn in dieser Rolle? Welche Rollen<br />
nimmt er ein?<br />
Der Übungsleiter fordert die Teilnehmer auf, sich nachein-<br />
ander hinter den Seminarleiterstuhl zu stellen und in der<br />
Ich-Form mögliche Gedanken, innere Stimmen des Leiters<br />
in dieser Interaktion zu äußern. Das sollen immer nur ein<br />
paar Sätze sein, am besten als konkrete Aufforderung<br />
oder Warnung. „Tu dies, pass auf davor ...“. Wer seine<br />
Sätze gesagt hat, bleibt auf der Bühne stehen. Es kann<br />
hilfreich sein, zunächst ein Beispiel zu geben, damit die<br />
Teilnehmer diese Aufgabe verstehen.<br />
Wenn niemandem mehr etwas einfällt, kann man zur<br />
Erinnerung noch mal alle Aussagen in Drei-Wort-Sätzen<br />
wiederholen lassen. Möglich ist es auch, eine Stellwand<br />
hinter den Paten zu stellen und darauf die Drei-Wort-Sätze<br />
aufschreiben zu lassen.<br />
Jetzt werden nach dem gleichen Muster auch die inneren<br />
Stimmen des Seminarteilnehmers aufgestellt.<br />
Sind die Gruppen groß genug, dass noch alle Stimmen auf<br />
der Bühne stehen, kann man jetzt die Situation noch ein-<br />
mal beleben. Alle Stimmen reden wiederholend und ihre<br />
Rollen etwas ausschmückend auf die beiden ein.<br />
[15 Minuten]<br />
4. Auswertung: Noch auf der Bühne wird das Konfliktpoten-<br />
zial der Rollen untersucht. Besonders bei interkulturellen<br />
Seminaren und Konflikten bietet es sich an, die einzelnen<br />
Teilnehmer in ihren Rollen nach kulturellen Rollenanteilen<br />
zu befragen. Gibt es diese Rolle in gleicher Form in allen<br />
beteiligten Kulturen, wird sie jeweils anders verstanden,<br />
ausgeprägt?<br />
© 2004 MitOst-Editionen
Erfahrung<br />
© 2004 MitOst-Editionen<br />
Konfliktmanagement<br />
Welche Rollen könnten leicht miteinander in Konflikt gera-<br />
ten, und zwar aufgrund:<br />
▪ unterschiedlicher Rollen innerhalb der Gruppe<br />
▪ unterschiedlicher Rollen im Seminarleiterteam / unter<br />
schiedlicher Rollenanteile in einer Person<br />
▪ bestimmter gegensätzlicher Rollen zwischen Leitung<br />
und Gruppe?<br />
Nun setzen sich alle wieder in den Stuhlkreis. Einzelne<br />
Stimmen können eine Rückmeldung geben, wie es ihnen<br />
in der Rolle ging. Es folgen offene Fragen in die Runde:<br />
▪ Wem kam das bekannt vor?<br />
▪ Was ist mir an den Gedanken aufgefallen?<br />
▪ Waren sie speziell ängstlich, mutig, usw.?<br />
▪ Wer hat die eigene Situation ganz anders erlebt?<br />
▪ Welche interkulturellen Unterschiede werden hier<br />
deut lich?<br />
[30 Minuten]<br />
Durch das Hineinversetzen in die Rolle des anderen, wird der<br />
Konflikt entschärft indem Distanz zur persönlichen Ebene<br />
geschaffen wird.<br />
M e t h o d e n H a n d b u c h 2 5 1<br />
10<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung
10<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />
Konfliktmanagement<br />
Beschreibung<br />
Ziele<br />
Rahmen<br />
Gruppengröße __ 20 Personen<br />
Zeit __ 20 Minuten<br />
Raum __ Seminarraum<br />
Schlüsselbegriffe<br />
Durchführung<br />
2 5 2 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />
Z w e i S t ü h l e - z w e i R o l l e n<br />
Die Übung kann spontan als Kurzintervention in verschiedenen<br />
Settings eingesetzt werden, und zwar immer dann, wenn in<br />
einem Konflikt auch verschiedene Rollen einer Person von<br />
Bedeutung sind. Beispielsweise in einem Konflikt zwischen<br />
einem Teilnehmer und einem Leiter.<br />
Jeder Stuhl steht für eine Rolle. Wenn ich auf einem Stuhl<br />
sitze, versetze ich mich in diese Rolle, wenn ich den Stuhl<br />
wechsle, wechsle ich auch die Rolle. Dies soll helfen,<br />
Rollenkonfusion zu vermeiden oder zu entwirren.<br />
Konfliktbearbeitung<br />
1. Es werden den Konfliktparteien jeweils zwei<br />
Rollen zugeordnet.<br />
2. Ein zusätzlicher Stuhl wird neben den Stuhl gestellt, auf<br />
dem man selbst oder eine der Konfliktparteien sitzt, bei<br />
der es gilt, eine Rollenkonfusion zu vermeiden. Beide<br />
Stühle werden nun einer der angesprochenen Rollen zu-<br />
geordnet (Seminarteilnehmer – Muttersprachler; Semi-<br />
narleiter – Freund). Ab jetzt soll die betreffende Person<br />
immer darauf achten, von welchem der beiden (oder auch<br />
mehreren) Stühle aus sie spricht. Genauso müssen sich<br />
der oder die andere/n, die sie ansprechen, entscheiden,<br />
welchen Stuhl/welche Rolle sie ansprechen.<br />
3. Es ist keine spezielle Auswertung notwendig. Eventuell<br />
kann am Ende gefragt werden, ob die Übung hilfreich war.<br />
© 2004 MitOst-Editionen
Beschreibung<br />
Ziele<br />
Rahmen<br />
© 2004 MitOst-Editionen<br />
Konfliktmanagement<br />
Alle möglichen Konstellationen, beispielsweise die<br />
Konstellation Muttersprachler – Nichtmuttersprachler, sind<br />
denkbar. Die Übung ist besonders dann sinnvoll, wenn sich<br />
zwischen den Konfliktparteien eine ständige gegenseitige<br />
Abwertung etabliert hat. Interesse an einer Bearbeitung des<br />
Konflikts wird vorausgesetzt. Die Übung eignet sich zum<br />
Einsatz im Anschluss an einen Gruppenrollentausch.<br />
Über die Einführung einer nicht abwertenden Feedbackkultur<br />
werden neue Möglichkeiten geschaffen, wieder aufeinander<br />
zuzugehen.<br />
Gruppengröße __ 20 Personen<br />
Zeit __ 45 Minuten<br />
Raum __ Seminarraum<br />
Material __ Karten und Stifte<br />
Schlüsselbegriffe<br />
wichtig<br />
Durchführung<br />
F e e d b a c k z w i s c h e n G r u p p e n<br />
Konfliktbearbeitung, Feedback<br />
Die Übung ist nicht geeignet, wenn der Konflikt schon offen<br />
ausgebrochen ist und auf einer oder beiden Seiten starke<br />
emotionale Verletzungen zu spüren sind. Die Seminarleiter<br />
müssen im Vorfeld abklären oder darauf vertrauen können,<br />
dass das Interesse an einer Konfliktlösung so deutlich ist,<br />
dass die Beteiligten die Übung nicht als Bühne für erneute<br />
Kränkungen nutzen.<br />
1. Wenn nötig, wird soziometrisch geklärt, wer zu welcher<br />
Gruppe gehört (in einem Gruppenkonflikt zwischen „Alten“<br />
und „Jungen“ kann es sein, dass es eine Gruppe der „Mitt-<br />
leren“ gibt).<br />
Die Gruppen ziehen sich zurück und bekommen den Auf-<br />
trag, jeweils auf 4-6 Karten zu schreiben, was sie an der<br />
(oder den) anderen Gruppe(n) schätzen und auf 4-6 Kar-<br />
ten, was sie sich von ihr (ihnen) wünschen. [20 Minuten]<br />
2. Nun sitzen sich die zwei (oder drei) Gruppen gegenüber,<br />
eine Gruppe beginnt, indem sie ihre Zettel vor die andere<br />
Gruppe auf den Boden legt und sie vorliest, zunächst die<br />
wertschätzenden Rückmeldungen und dann die als Wunsch<br />
formulierte kritische Rückmeldung. Genauso verfährt (ver-<br />
fahren) dann die andere(n) Gruppe(n). Die Rückmeldun-<br />
gen werden nicht kommentiert. [15 Minuten]<br />
M e t h o d e n H a n d b u c h 2 5 3<br />
10<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung
10<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />
Konfliktmanagement<br />
2 5 4 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />
3. Auswertung: Zum Schluss können alle sagen, was sie<br />
überrascht hat, was sie freut oder ärgert. Unter Umstän-<br />
den können einzelne Karten benannt werden, bei denen<br />
offensichtlich noch weiterer Klärungsbedarf besteht. Diese<br />
Karten können danach z.B. in einer Innenkreisdiskussion<br />
bearbeitet werden. [10 Minuten]<br />
© 2004 MitOst-Editionen
Beschreibung<br />
Ziele<br />
Rahmen<br />
Gruppengröße __ 20 Personen<br />
Zeit __ 45 Minuten<br />
Raum __ Seminarraum<br />
Schlüsselbegriffe<br />
wichtig<br />
Durchführung<br />
© 2004 MitOst-Editionen<br />
G r u p p e n r o l l e n t a u s c h<br />
Konfliktmanagement<br />
Die Seminargruppe ist in zwei Lager gespalten. Der Konflikt<br />
ist schon eine Weile am Gären, aber noch nicht verhärtet.<br />
Insgesamt ist noch eine Atmosphäre spürbar, in der alle etwas<br />
Gemeinsames wollen und ein Interesse daran haben, als<br />
Gruppe arbeitsfähig zu bleiben.<br />
Ein Perspektivwechsel soll beide Seiten öffnen, die eigene<br />
Wahrnehmung des Konflikts nicht mehr als die einzig mögliche<br />
zu betrachten. Auch dies ist noch keine Lösung, kann aber<br />
eine Dynamik bringen oder auch eine unheilsame Dynamik<br />
in eine neue Richtung lenken. Letztlich geht es auch hier<br />
darum, die Teilnehmer dazu zu bewegen, selbst ihren Teil der<br />
Verantwortung für den Konflikt anzuerkennen.<br />
Konfliktbearbeitung<br />
Die Übung sollte nur von erfahrenen Seminarleitern<br />
durchgeführt werden, da die bearbeiteten Konflikte zunächst<br />
auch verschärft werden können.<br />
1. Zunächst werden die beiden „Lager bzw. Positionen“<br />
benannt, und alle sollen sich zuordnen. Unter Umstän-<br />
den bildet sich eine dritte Gruppe der Unentschiedenen.<br />
Einfacher ist es, wenn sich alle zumindest für diese kleine<br />
Übung zuordnen.<br />
Nun werden die Gruppen aufgefordert, sich in die Rolle der<br />
anderen Gruppe zu versetzen und sich zunächst unter sich<br />
als Gruppe (im Raum stehend) auszutauschen, wie diese<br />
Gruppe sich selbst und ihre Gegenüber wahrnimmt und<br />
was sie zu diesem Konflikt zu sagen hat. [15 Minuten]<br />
2. Nach dieser Anwärmung beginnt eine Gruppe (bei offen-<br />
sichtlicher Machtungleichheit die vermeintlich schwäche-<br />
re), den Konflikt, die Selbst- und Fremdwahrnehmung<br />
darzustellen, die anderen antworten darauf, es kommt zu<br />
einem Schlagabtausch. Wichtig ist, dass die Teilnehmer<br />
in der Ich-Form reden, also tatsächlich in den Worten<br />
der anderen. Das darf auch – muss aber nicht – etwas<br />
übertrieben sein und kann ein paar mal hin und her gehen,<br />
allerdings sollte es nicht in Klamauk ausarten.<br />
M e t h o d e n H a n d b u c h 2 5 5<br />
10<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung
10<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />
Konfliktmanagement<br />
2 5 6 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />
Sollte es eine dritte Gruppe der Unentschiedenen oder<br />
Unbeteiligten geben, kann diese entweder zuschauen<br />
(dann sollten sie sich in der Anwärmungsphase ebenfalls<br />
darüber austauschen, wie sie den Konflikt bisher wahrge-<br />
nommen haben, nach der Spielphase können sie dann ihre<br />
Beobachtungen veröffentlichen), oder aber sie werden als<br />
in welcher Form auch immer Beteiligte mit in die Übung<br />
integriert und es findet ein doppelter Wechsel statt, so<br />
dass jede Gruppe sich in beide anderen Rollen versetzt.<br />
[15 Minuten]<br />
3. Auswertung: Alle sitzen wieder im Kreis und berichten,<br />
wie es ihnen bei der Übung ging. Unter Umständen ist es<br />
sinnvoll, vor das Plenum kleinere Gruppen vorzuschalten.<br />
Entweder tauschen sich die „Lager“ zunächst intern aus,<br />
oder der Austausch findet in Partnergesprächen statt.<br />
Denkbar ist es auch, dass sich hier schon jeweils eine<br />
Person aus einer Gruppe mit einer Person aus der ande-<br />
ren zusammensetzt und sie zu zweit über diese Erfahrung<br />
reden. Dabei kann vorgegeben werden, dass zunächst<br />
die eine Person drei Minuten lang erzählt und die andere<br />
Person nur nachfragt und dann umgekehrt. [15 Minuten]<br />
© 2004 MitOst-Editionen
Beschreibung<br />
Ziele<br />
Rahmen<br />
© 2004 MitOst-Editionen<br />
Konfliktmanagement<br />
Ein Problem bzw. Konflikt wird aus drei verschiedenen<br />
Perspektiven beschrieben.<br />
Durch diese Übung soll die Sichtweise auf Probleme oder<br />
Konflikte verflüssigt werden, es sollen Lösungen vorbereitet<br />
werden. Durch arbeitsteilige Fokussierung wird dieser Prozess<br />
gleichzeitig beschleunigt.<br />
Gruppengröße __ 20 Personen<br />
Zeit __ 60 Minuten<br />
Raum __ Seminarraum<br />
Material __ Papier und Stifte<br />
Schlüsselbegriffe<br />
Durchführung<br />
P r o b l e m l ö s e z w i e b e l<br />
Konfliktbearbeitung<br />
1. Es werden drei Gruppen gebildet:<br />
▪ eine problembeschreibende (diejenigen, die die größte<br />
Erwärmung für das Problem haben)<br />
▪ eine hypothesenbildende und<br />
▪ eine Lösungen vorschlagende Gruppe.<br />
Sie werden in Kreise gesetzt, uns zwar a) in die Mitte, b)<br />
drum herum (Innenkreis), c) in den Außenkreis.<br />
[10 Minuten]<br />
2. Die Problemgruppe beschreibt die Situation mit allen ihren<br />
Dimensionen (auch Gefühle!). Der Seminarleiter kann<br />
Fragen stellen. Die Hypothesengruppe hört zu und notiert<br />
sich Hypothesen (Annahmen, Konstruktionen): Warum<br />
besteht das Problem? Warum wird es aufrechterhalten? ...<br />
Die Löser notieren sich Lösungsansätze. [10 Minuten]<br />
3. Die Hypothesengruppe sitzt im Innenkreis und tauscht<br />
Hypothesen aus. Die Leitung stellt ihrerseits Hypothesen<br />
auf. Die anderen hören zu und machen sich Notizen.<br />
[10 Minuten]<br />
4. Die Lös ungsgruppe tauscht die Lösungsideen aus, die sie<br />
inzwischen aufgrund der bisherigen Gespräche entwickelt<br />
haben. Die Leitung kann auch Lösungsvorschläge einbrin-<br />
gen. [10 Minuten]<br />
5. Alle zusammen beurteilen nun die Lösungsvorschläge der<br />
letzten Gruppe und machen Ergänzungen. Am Schluss<br />
bestimmt der zur Entscheidung Autorisierte, was gemacht<br />
wird. [30 Minuten]<br />
M e t h o d e n H a n d b u c h 2 5 7<br />
10<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung
11<br />
T h e a t e r m e t h o d e n
1 1 . T h e a t e r m e t h o d e n<br />
Theatermethoden<br />
Theater bildet die Realität ab und zeigt Sichtweisen und Interpretationen von Lebens-<br />
szenen. Gleichzeitig ist Theater immer auch Reflexion, ob es im Burgtheater stattfin-<br />
det, auf der Straße oder in einem Klassenzimmer, und zwar sowohl für die Schauspieler<br />
wie für das Publikum. Das Publikum erkennt sich in den auf dem magischen Raum der<br />
Bühne gezeigten Situationen wieder. Die Schauspieler können, indem sie die Pers-<br />
pektive wechseln, stereotype Verhaltensweisen leichter erkennen und alternative<br />
Handlungsmöglichkeiten für ein Problem finden. Insofern können Theaterspiele dazu<br />
beitragen, eine Situation durch ihre spielerische Darstellung zu klären.<br />
Darüber hinaus können durch den spielerischen und unbewussten Umgang mit der Fremdspra-<br />
che im Spiel Hemmungen der Teilnehmer, im Seminar zu sprechen oder sich zu präsentieren,<br />
abgebaut werden. Das gemeinsame Agieren und Lachen schafft Vertrauen. Und schließlich sind<br />
Spaß und ein gutes Gruppengefühl wichtige Faktoren bei allen Seminaren.<br />
Um die Ausdrucksmittel des Theaters beherrschen zu können, müssen die Teilnehmer den ei-<br />
genen Körper beherrschen; damit der Körper ausdrucksfähig wird, müssen sie ihn kennen. Erst<br />
dann können Theaterformen angewendet werden, in denen sie sich schrittweise aus der Zu-<br />
schauer-Situation befreien und zum Akteur werden. Nur so sind die Teilnehmer nicht länger Ob-<br />
jekt, sondern werden zum Subjekt, von einem Zeugen des Geschehens zu seinem Protagonisten.<br />
Diese Entwicklung vom Zuschauer zum Handelnden läuft über mehrere Phasen. Den Einstieg für<br />
Theaterspiele sollten daher zunächst körperorientierte Übungen bilden [Kapitel 4.3.].<br />
© 2004 MitOst-Editionen<br />
M e t h o d e n H a n d b u c h 2 6 1<br />
11<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung
11<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />
T h e a t e r m e t h o d e n<br />
Beschreibung<br />
Ziele<br />
Rahmen<br />
Gruppengröße __ 20 Personen<br />
Zeit __ 1 Stunde<br />
Raum __ Seminarraum<br />
Schlüsselbegriffe<br />
Durchführung<br />
2 6 2 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />
S t a t u e n t h e a t e r<br />
In Form von Standbildern werden Situationen und Themen<br />
visualisiert. Die Darstellungsform eröffnet einen breiten Inter-<br />
pretationsraum, den die verschiedenen Aspekte des Themas<br />
hervorbringen. Ausgangspunkt für Statuentheater können Be-<br />
griffe oder Situationen sein. Ein Teilnehmer baut als Regisseur<br />
die anderen Teilnehmer zu einem Standbild auf.<br />
Diese Methode eignet sich als Einstieg in ein neues Thema,<br />
aber auch, um Gesprächsprozesse oder langwierige Diskussio-<br />
nen aufzubrechen und ihnen eine neue Dynamik zu verleihen.<br />
Konfliktbearbeitung, Einstellungen, Selbstreflexion,<br />
Gruppengefühl<br />
1. Die Teilnehmer einigen sich auf ein bestimmtes Thema,<br />
eine Situation oder ein Problem, das durch ein Standbild<br />
visualisiert werden soll. [15 Minuten]<br />
2. Ein oder mehrere Teilnehmer werden als Regisseur ge-<br />
wählt. Die restlichen Teilnehmer werden entweder Statuen<br />
im Bild oder sind Beobachter. Der Regisseur entwickelt<br />
langsam das Bild und verändert das Arrangement der<br />
Statuen, also wo und wie die Personen zueinander stehen,<br />
sitzen, liegen ..., die Körperhaltung und den Gesichtsaus-<br />
druck so lange, bis das Bild seinen Vorstellungen ent-<br />
spricht. Die Mitspieler verhalten sich passiv und reagieren<br />
nur auf die Anweisungen des Regisseurs. [20 Minuten]<br />
3. Am Ende bleibt das Standbild etwa 1 Minute stehen und<br />
der Regisseur gibt noch einige Erklärungen zu seinem<br />
Bild – was er ausdrücken wollte und wie zufrieden er<br />
mit dem Ergebnis ist. Im Anschluss berichten die „Sta-<br />
tuen“ von ihren Erfahrungen. Schließlich beschreiben die<br />
Zuschauer ihre Empfindungen und Assoziationen zu dem<br />
Bild. [25 Minuten]<br />
© 2004 MitOst-Editionen
Beschreibung<br />
Ziele<br />
Rahmen<br />
Gruppengröße __ 20 Personen<br />
Zeit __ 2 Stunden<br />
© 2004 MitOst-Editionen<br />
Theatermethoden<br />
Es geht um die Darstellung verschiedener Gefühle. Durch ein<br />
negatives Gefühl wird ein Konflikt provoziert, der mit Hilfe<br />
von Stühlen als Skulptur dargestellt wird. In einem weiteren<br />
Schritt werden diese Stühle von Personen besetzt und an-<br />
schließend eine Diskussion über Erfahrungen in der Rolle und<br />
Beobachtungen des Publikums geführt.<br />
Das Gefühl des „Fremdseins“ und die dadurch möglicherweise<br />
entstehenden Konflikte und schwierigen Situationen werden<br />
bearbeitet. Die Teilnehmer haben die Möglichkeit, sich in bis-<br />
her unbekannte Rollen hineinzuversetzen.<br />
Raum __ Seminarraum, ein Raum pro Gruppe<br />
Material __ Stühle<br />
Schlüsselbegriffe<br />
wichtig<br />
Durchführung<br />
S t u h l s k u l p t u r e n<br />
Konfliktbearbeitung, Einstellungen, Gruppengefühl,<br />
Selbstreflexion<br />
Die Seminarleiter sollten nach der Szene auf die klare Tren-<br />
nung zwischen der Person als Person und der Person in der<br />
Rolle hinweisen.<br />
1. Als lockeren Einstieg stellen die Teilnehmer während eines<br />
Spaziergangs durch den Raum verschiedene Gefühle dar,<br />
z.B. nennt jemand das Gefühl „glücklich verliebt sein“, die<br />
Teilnehmer stellen es eine kurze Zeit dar und frieren es am<br />
Ende ein. Mit einem neuen Gefühl beginnt der Prozess von<br />
vorne. Als letztes Gefühl wird „fremd sein“ dargestellt.<br />
[15 Minuten]<br />
2. Danach finden sich die Teilnehmer in Fünfergruppen<br />
zusammen. In diesen Kleingruppen erzählen sie sich die<br />
gemachten Erfahrungen. Diese Phase kann sehr lange<br />
dauern, sie ist aber sehr wertvoll, da sie die Kleingrup-<br />
pen formt und den Einzelnen genug Raum geben soll,<br />
um Erfahrungen im geschützten Rahmen der Kleingruppe<br />
auszutauschen. [20 Minuten]<br />
3. Am Ende dieser Phase soll sich die Gruppe auf eine Erfah-<br />
rung einigen. Diese wird dann mit Stühlen dargestellt und<br />
betitelt. [15 Minuten]<br />
M e t h o d e n H a n d b u c h 2 6 3<br />
11<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung
11<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />
T h e a t e r m e t h o d e n<br />
Erfahrung<br />
2 6 4 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />
4. Wenn alle Gruppen fertig sind, wird in einem ersten Rund-<br />
gang nur das Kunstwerk aus Stühlen den anderen präsen-<br />
tiert und betitelt. Die Zuschauer können ihre Assoziationen<br />
nennen, es sollte hier jedoch keine Diskussion stattfinden.<br />
[30 Minuten]<br />
5. Es findet ein zweiter Rundgang statt, der länger als der<br />
erste dauert. Die Stühle werden nun von den Künstlern<br />
besetzt. Gefühle können genannt werden (aus der Sicht<br />
der Person in ihrer Rolle), die Zuschauer können wieder<br />
Assoziationen nennen, können auf Wunsch und mit Erlaub-<br />
nis der Künstler auch deren Position einnehmen, auch die<br />
Position verändern, um Dynamik in das starre Gebilde zu<br />
bringen. [30 Minuten]<br />
6. Mit dem Abschluss des zweiten Durchgangs ist die Übung<br />
zu Ende. Es folgt eine Auswertungsrunde, nachdem die<br />
Schauspieler explizit aus ihren Rollen entlassen wurden.<br />
Die Übung ist ein guter Einstieg für die Methode Forumthe-<br />
ater. Im Vorfeld sind Körpersprachübungen passend, wei-<br />
tergeführt werden kann mit dem Beginn einer konkreten<br />
Szenenentwicklung.<br />
© 2004 MitOst-Editionen
Beschreibung<br />
Ziele<br />
Rahmen<br />
© 2004 MitOst-Editionen<br />
Theatermethoden<br />
Das Zeitungstheater ist ebenfalls eine Technik aus dem von<br />
Augusto Boal entwickelten Theater der Unterdrückten. Die<br />
Grundlage bilden Zeitungsartikel, Überschriften, aber auch<br />
Bücher, Reden usw. Aus den Meldungen und Berichten wird<br />
die Szene entwickelt.<br />
Gruppengröße __ 20 Personen<br />
Zeit __ 2 Stunden<br />
Die Teilnehmer lernen zunächst verschiedene Methoden des<br />
Lesens kennen und versuchen, über die Meldung hinaus deren<br />
Ursprung und Hintergrund zu erfassen.<br />
Raum __ Seminarraum, mehrere kleine Räume<br />
Material __ Zeitungsartikel, Texte<br />
Schlüsselbegriffe<br />
Durchführung<br />
Z e i t u n g s t h e a t e r<br />
Demokratische Grundregeln, Sprechhemmungen beheben,<br />
Gruppengefühl<br />
1. Die Teilnehmer wählen aus, welche Meldungen bearbeitet<br />
werden sollen. [15 Minuten]<br />
2. In Kleingruppen werden verschiedene Techniken des Le-<br />
sens geübt. Die Teilnehmer sollten sich für einige entschei-<br />
den, die sie vertiefen und einüben. [30 Minuten]<br />
3. Im Anschluss entwickeln die Kleingruppen eine Szene zu<br />
der Meldung und spielen sie im Plenum. [45 Minuten]<br />
4. In der Diskussion wird auf das Thema und die Empfindun-<br />
gen der Spieler und des Publikums eingegangen.<br />
[30 Minuten]<br />
M e t h o d e n H a n d b u c h 2 6 5<br />
11<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung
11<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />
T h e a t e r m e t h o d e n<br />
T e c h n i k e n d e s Z e i t u n g s t h e a t e r s<br />
E i n f a c h e s L e s e n<br />
Die Meldung wird kommentarlos vorgelesen.<br />
V e r v o l l s t ä n d i g e n d e s L e s e n<br />
Der Meldung wird eine zusätzliche Aussage hinzugefügt. Beispiel: Die Meldung „Wer die Freiheit<br />
liebt, wählt Stroessner“ (Präsidentschaftskandidat von Brasilien) wird ergänzt durch „... andern-<br />
falls holt dich die Polizei!“<br />
G e k o p p e l t e s L e s e n<br />
Es werden Meldungen aus mehreren Artikeln vorgelesen, die sich widersprechen, dementieren<br />
oder aufheben.<br />
R h y t h m i s c h e s L e s e n<br />
Durch das rhythmische Vortragen eines Textes werden bestimmte Assoziationen geweckt. Bei-<br />
spiel: Rede einer Politikerin bzw. eines Politikers im Marsch-, Tango- oder Walzerrhythmus.<br />
U n t e r m a l t e s L e s e n<br />
Ähnlich wie beim vervollständigenden Lesen werden hier die Aussagen durch Zusätze ergänzt.<br />
Diesmal jedoch durch Werbeaussagen (Wahlkampfphrasen) der Politiker.<br />
P a n t o m i m i s c h e s L e s e n<br />
Durch einen gewollt großen Gegensatz zwischen Text und Präsentation soll die Aussage kari-<br />
kiert werden. Beispiel: Rede des Wirtschaftsministers über den Ernst der Lage. Der vortragende<br />
Schauspieler sitzt dabei an einem reichlich gedeckten Tisch.<br />
I m p r o v i s i e r e n d e s L e s e n<br />
Als Variante zum pantomimischen Lesen wird hier die Meldung szenisch nachgezeichnet.<br />
H i s t o r i s c h e s L e s e n<br />
Die Meldung wird mit ähnlichen geschichtlichen Ereignissen in Beziehung gesetzt. Es geht darum,<br />
sich die historischen Alternativen zu vergegenwärtigen, um aus der Geschichte zu lernen.<br />
K o n k r e t i s i e r e n d e s L e s e n<br />
Das abgenutzte Vokabular der Nachrichten, das die einzelne Information unter Umständen ver-<br />
deckt, verringert die Aussagekraft der Meldung. Die Meldung wird szenisch dargestellt, um zu<br />
zeigen, was wirklich berichtet werden soll.<br />
P o i n t i e r t e s L e s e n<br />
Eine Meldung wird durch eine andere denkbare, aber nicht abgedruckte Meldung kommentiert.<br />
Beispiel: Bericht vom Staatsbegräbnis eines ermordeten Admirals mit ausführlicher Beschrei-<br />
bung der Trauerkleidung der Gäste. Bericht von einem Kinderbegräbnis in einem Elendsviertel<br />
und davon, wie Eltern ihre Trauerkleidung beim Trödler erstehen.<br />
K o n t e x t - L e s e n<br />
In manchen hochstilisierten Berichterstattungen werden nur die Einzelheiten vermarktet („ver-<br />
schlagzeilt“), jedoch über die wahren Sachverhalte wird nicht berichtet. Durch eine szenische<br />
Darstellung nach dem Vorlesen der Meldung wird dies nachgeholt.<br />
(Augusto Boal, 1989)<br />
2 6 6 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />
© 2004 MitOst-Editionen<br />
Zeitungstheater
Beschreibung<br />
Ziele<br />
Rahmen<br />
Gruppengröße __ 20 Personen<br />
Zeit __ 45 Minuten<br />
Raum __ Seminarraum<br />
© 2004 MitOst-Editionen<br />
Theatermethoden<br />
Requisiten bilden den Ideengeber für kurze Theaterszenen.<br />
Die Übung dient der Auflockerung und Entspannung und un-<br />
terstützt das Gruppengefühl.<br />
Material __ pro Gruppe 2 Requisiten (Alltagsgegenstände wie Schuhe,<br />
Schlüsselbegriffe<br />
Durchführung<br />
R e q u i s i t e<br />
Handtuch, Handy u.ä.)<br />
Gruppengefühl<br />
Die Teilnehmer werden in Gruppen eingeteilt. Jede Gruppe be-<br />
kommt jeweils zwei Requisiten, die sie in ein kurzes Theater-<br />
stück einbauen muss, das dann im Plenum vorgeführt wird.<br />
M e t h o d e n H a n d b u c h 2 6 7<br />
11<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung
11<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />
T h e a t e r m e t h o d e n<br />
Beschreibung<br />
Ziele<br />
Rahmen<br />
2 6 8 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />
Es werden bestimmte Begriffe in Form eines Theaterstücks<br />
dargestellt.<br />
Die Übung bietet den Einstieg in eine bestimmte Thematik,<br />
die über das Spiel aus verschiedenen Perspektiven beleuchtet<br />
werden kann.<br />
Gruppengröße __ ab 15 Personen<br />
Zeit __ 1 Stunde<br />
Raum __ Seminarraum<br />
Material __ Papier, Symbole für die Jahreszeiten, eventuell zusätzliche<br />
Schlüsselbegriffe<br />
Durchführung<br />
V i e r - E c k e n - S p i e l<br />
Requisiten<br />
Gruppengefühl<br />
1. Gruppenbildung: Die Teilnehmergruppe wird aufgeteilt,<br />
indem jeder in die Ecke des Raumes geht, die seine<br />
Lieblingsjahreszeit symbolisiert. Dazu werden in den vier<br />
Ecken Schilder mit den Jahreszeiten bzw. mit Symbolen<br />
dafür befestigt. [5 Minuten]<br />
2. Verteilen der Wörter und Erklären der Aufgabe: Nach der<br />
Aufteilung in vier Gruppen erhält jeder Teilnehmer per<br />
Zufallsprinzip (zum Beispiel: Karte ziehen) einen Begriff<br />
auf einem Blatt Papier. Das Wort sollte einen Gegenstand<br />
beschreiben, der pantomimisch gut darstellbar ist. Die<br />
Aufgabe für die Kleingruppe besteht nun darin, sich kurz<br />
zu den einzelnen Wörtern auszutauschen und dann ihre<br />
eigene Geschichte mit dem Titel „In meiner Lieblingsjah-<br />
reszeit, dem...” zu erfinden, in der jedes Wort mindestens<br />
einmal genannt und gespielt wird. [30 Minuten]<br />
3. Aufführung: Die Geschichte wird dann im Plenum als The-<br />
aterstück erzählt und gespielt. Sobald das Wort eines Teil-<br />
nehmers genannt wird, hebt dieser sein Blatt Papier hoch,<br />
sodass die Zuschauer es lesen können. Der Spielleiter oder<br />
Moderator kann als Ansager durch das „Theaterprogramm”<br />
führen. [20 Minuten]<br />
© 2004 MitOst-Editionen
Beschreibung<br />
Ziele<br />
Rahmen<br />
Gruppengröße __ beliebig<br />
Zeit __ 1 Stunde<br />
© 2004 MitOst-Editionen<br />
Theatermethoden<br />
Darstellung bestimmter Begriffe in Form eines Theaterstücks.<br />
Die Übung dient hauptsächlich der Auflockerung und der<br />
Entspannung, kann aber auch als Einstieg in eine bestimmte<br />
Thematik genutzt werden.<br />
Raum __ Seminarraum<br />
Material __ Papierkärtchen, Schere, Preise: Bonbons, Papiertaler, ...<br />
Schlüsselbegriffe<br />
Durchführung<br />
Erweiterungen und<br />
Alternativen<br />
P a n t o m i m e<br />
Gruppengefühl<br />
1. Vorbereitung: Es werden zusammengesetzte Substantive<br />
(Blumentopf, Tischdecke, Kartoffelschäler, ...) auf Kärt-<br />
chen geschrieben und diese so zerschnitten, dass jeweils<br />
nur ein Teil des zusammengesetzten Substantivs auf einer<br />
Karte steht.<br />
2. Alle zerschnittenen Kärtchen kommen in ein großes Gefäß,<br />
aus dem jeder Teilnehmer eine Karte zieht. Nun versuchen<br />
sich Paare zu finden, die zu einem zusammengesetzten<br />
Wort gehören. Eventuell kann man diese Aufgabe dadurch<br />
erleichtern, dass man für jedes zusammengesetzte Sub-<br />
stantiv andersfarbiges Papier verwendet. [15 Minuten]<br />
3. Die Teilnehmer haben nun Gelegenheit sich auszudenken,<br />
wie man den Begriff zu zweit pantomimisch darstellen<br />
kann. Diese Zeit sollte nicht zu lang sein, denn nicht Per-<br />
fektion, sondern Improvisation entscheidet. [20 Minuten]<br />
4. Präsentation: Im Anschluss spielen die Paare ihren Begriff.<br />
Die anderen erraten das Wort. Eventuell kann jede Auflö-<br />
sung prämiert werden und am Ende ein Sieger ermittelt<br />
werden. [30 Minuten]<br />
Statt der zusammengesetzten Substantive können Redewen-<br />
dungen verwendet werden (zum Beispiel: Wer anderen eine<br />
Grube gräbt, fällt selbst hinein). Es sollten bekannte und oft<br />
verwendete Redewendungen sein. Bei dieser Variante spielen<br />
die Teilnehmer in Kleingruppen von 3-4 Personen zusammen.<br />
M e t h o d e n H a n d b u c h 2 6 9<br />
11<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung
11<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />
T h e a t e r m e t h o d e n<br />
1 1 . 1 . F o r u m t h e a t e r<br />
Forumtheater ist eine Methode des sogenannten „Theaters der Unterdrückten“, ent-<br />
wickelt von Augusto Boal zu Zeiten der Militärdiktatur in Brasilien. Im klassischen<br />
Forumtheater werden Gewalterfahrung und Diskriminierung aufgegriffen und in<br />
Szenen dargestellt, um gemeinsam nach befreienden Handlungsalternativen zu su-<br />
chen. Dabei werden die Rollen von Spielern und Zuschauern aufgehoben, das heißt<br />
die Zuschauer werden zu Zu-Spielern, die jederzeit in die gespielte Szene einsteigen<br />
können.<br />
Den Ausgangspunkt bilden konkrete Erlebnisse aus dem Alltag, Konfliktsituationen, Situationen,<br />
in denen Ängste vorherrschen, oder einfache Alltagsgeschichten. Ziel des Forumtheaters ist es,<br />
durch das Wiederholen der Szenen verschiedene Handlungsweisen und -möglichkeiten bewusst<br />
zu machen. Dadurch wird Unausgesprochenes zunächst sichtbar und kann dann in der Diskussi-<br />
on reflektiert werden. In weiteren Schritten können die Teilnehmer mit Alternativen experimen-<br />
tieren und sich für zukünftige Alltagssituationen im geschützten Raum ausprobieren.<br />
2 7 0 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />
© 2004 MitOst-Editionen
Beschreibung<br />
Ziele<br />
Rahmen<br />
© 2004 MitOst-Editionen<br />
Theatermethoden<br />
Über die spielerische Darstellung von Szenen aus dem Alltag<br />
werden Handlungsspielräume und -alternativen gemeinsam<br />
erarbeitet. Die Methode kann auch zur Konfliktlösung verwen-<br />
det werden.<br />
Gruppengröße __ 20 Personen<br />
Zeit __ 1,5 Stunden<br />
Raum __ Seminarraum<br />
Schlüsselbegriffe<br />
wichtig<br />
Durchführung<br />
F o r u m t h e a t e r : G r u n d m e t h o d e<br />
Verschiedene Handlungsweisen werden in konkreten Situatio-<br />
nen erprobt, reflektiert und verändert.<br />
Selbstreflexion, Konfliktbearbeitung, Sprechhemmungen<br />
beheben, Demokratische Handlungskompetenz, Feedback,<br />
Gruppengefühl<br />
Der Spielleiter greift inhaltlich nicht in den Ablauf der Sze-<br />
nen ein. Er koordiniert lediglich die Auswahl der Spielszene<br />
zu Beginn und greift die „Stopp“-Rufe auf. Er animiert die<br />
Zuschauer zum Mitspielen und entlässt die Spieler aus ihren<br />
Rollen. Er startet jeweils die Szenen und bricht sie nur dann<br />
ab, wenn keine weitere Entwicklung mehr stattfindet.<br />
1. Die Teilnehmer einigen sich auf eine erlebte Situation, die<br />
sie spielerisch darstellen wollen. Einige Teilnehmer spielen<br />
die Szene in ca. 10 Minuten. Dabei gibt es keinen festen<br />
Text, sondern jeder improvisiert seine Rolle. Es ist von<br />
Vorteil, wenn die Spieler dabei ihre Rollen möglichst mar-<br />
kant darstellen, damit sich das Publikum die Charaktere<br />
leichter merken kann. [20 Minuten]<br />
2. Die Zuschauer werden nun gefragt, wie sie die Situation<br />
empfunden haben und ob sie mit dem Ablauf zufrieden<br />
sind. In der Regel haben die Zuschauer Verbesserungs-<br />
oder alternative Lösungsvorschläge. [10 Minuten]<br />
3. Die Szene wird nochmals von den gleichen Spielern begon-<br />
nen. Sobald ein Zuschauer etwas im Ablauf ändern möch-<br />
te, ruft er „Stopp“, ersetzt den Spieler, dessen Rolle er<br />
verändern möchte, und spielt die Rolle im eigenen Sinne<br />
weiter. Die anderen Spieler passen sich an und reagieren<br />
entsprechend auf den neuen Mitspieler. [10 Minuten]<br />
M e t h o d e n H a n d b u c h 2 7 1<br />
11<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung
11<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />
T h e a t e r m e t h o d e n<br />
Erfahrung<br />
2 7 2 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />
4. Die Zuschauer werden erneut gefragt, wie sie die Situation<br />
empfunden haben und ob sie mit dem Ablauf zufrieden<br />
sind. Die Szene wird nun so lange variiert, bis alle denkba-<br />
ren Alternativen durchgespielt wurden.<br />
5. Die verschiedenen Handlungsmöglichkeiten werden ab-<br />
schließend diskutiert und auf ihre Anwendbarkeit in der<br />
Realität besprochen.<br />
Vorraussetzung für einen erfolgreichen Verlauf ist, dass sich<br />
die Gruppe insgesamt gut kennt und Vertrauen zueinander<br />
hat. Dann können mit dieser Methode auch Gruppenkonflikte<br />
gelöst werden.<br />
© 2004 MitOst-Editionen
Beschreibung<br />
Rahmen<br />
Gruppengröße __ 20 Personen<br />
Zeit __ 1 Tag<br />
Raum __ Seminarraum<br />
© 2004 MitOst-Editionen<br />
Theatermethoden<br />
Diese Methode ist ein Vorschlag für eine vertiefende Szenen-<br />
entwicklung im Forumtheater.<br />
Material __ evtl. Requisiten<br />
Schlüsselbegriffe<br />
Durchführung<br />
F o r u m t h e a t h e r : V e r t i e f e n d e M e t h o d e<br />
Selbstreflexion, Konfliktbearbeitung, Sprechhemmungen<br />
beheben, Demokratische Handlungskompetenz, Feedback,<br />
Gruppengefühl,<br />
1. Einleitung: Hier werden die Hintergründe zum Thema<br />
Forumtheater erläutert sowie die Struktur des Tages prä-<br />
sentiert. [30 Minuten]<br />
2. Den eigenen Körper bewusst wahrnehmen: Die<br />
Teilnehmer lernen sich selbst und ihren Körper näher<br />
kennen. [1 Stunde] [siehe Kapitel 4.]<br />
3. Sprung in die Dunkelheit: Dazu eignen sich Übungen<br />
und Vertrauensspiele, die die Grundlage hinsichtlich<br />
Vertrauen und Kooperationsbereitschaft schaffen.<br />
[1 Stunde] [siehe Kapitel 4.3.]<br />
4. Wer ist der talentierteste Bildhauer? Die Teilnehmer tau-<br />
schen sich untereinander über persönlich erlebte und als<br />
schwierig empfundene Situationen aus und einigen sich<br />
gemeinsam auf einige Situationen, die sie in Kleingruppen<br />
als Standbilder präsentieren. [90 Minuten]<br />
5. Ein pantomimischer Entwurf der Szene entsteht (Sze-<br />
nenschmiede I): Die gleichen Kleingruppen versuchen<br />
nun, neue Situationen pantomimisch vorzubereiten Eine<br />
Szene sollte nicht länger als 5 Minuten dauern. Die Szenen<br />
werden im Plenum präsentiert. Die anderen Teilnehmer<br />
versuchen, den Kontext zu erschließen. [2 Stunden]<br />
M e t h o d e n H a n d b u c h 2 7 3<br />
11<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung
11<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />
T h e a t e r m e t h o d e n<br />
2 7 4 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />
6. Schweigende Gestalten beginnen zu sprechen (Szenen-<br />
schmiede II): Die Teilnehmer stimmen ab, welche von den<br />
bereits dargestellten Pantomimen sie erarbeiten und bei<br />
der Aufführung präsentieren wollen. Bei mehr als zehn<br />
Teilnehmern sollten mehrere Gruppen gebildet werden.<br />
Die Teilnehmer überlegen sich passende Namen zu ihren<br />
Rollen. Dies ist sehr wichtig, um sich mit der entsprechen-<br />
den Rolle identifizieren zu können. Die Teilnehmer sollten<br />
genug Zeit haben, um das Stück vorzubereiten. Dies kann<br />
so verlaufen, dass man 15 bis 20 Minuten im Plenum vor-<br />
spielt und dann das Stück immer wieder verbessert.<br />
Nach dem letzten Vorspielen denken sich die Teilnehmer<br />
entsprechende Biografien zu ihren Rollen aus: Eine Person<br />
stellt sich in den Kreis und wird von den anderen zu ihrer<br />
(Rollen-)Person befragt. Die Fragen sollten unter Zeitdruck<br />
gestellt werden und provokativ sein. Die befragte Person<br />
wird mit den Fragen konfrontiert und versucht, sie zu<br />
beantworten. Sie schafft dadurch ihre eigene Schauspiel-<br />
Welt und identifiziert sich intensiver mit ihrer Rolle.<br />
[2 Stunden]<br />
7. Theatervorstellung: Die Spieler führen die endgültige Ver-<br />
sion ihrer Szene auf.<br />
© 2004 MitOst-Editionen
12<br />
P l a n s p i e l e
1 2 . P l a n s p i e l e<br />
Planspiele<br />
Verständnis und Wissen über politische Entscheidungs- und Handlungsstrukturen<br />
wird in besonderer Weise durch Planspiele gefördert, da sie die verschiedenen Dimen-<br />
sionen des Politischen gleichzeitig abbilden und erfahrbar machen. Analytisch lässt<br />
sich dabei der Begriff des Politischen in drei Dimensionen fassen:<br />
▪ Zum einen umfasst er das Rahmengeflecht einer politischen Ordnung mit den ihr zugrunde<br />
liegenden Prinzipien, Normen und Regeln. Bildlich lässt sich diese erste Ebene als Raum<br />
beschreiben.<br />
▪ Dieser Raum wird zum zweiten von Personen gestaltet – den politischen Akteuren<br />
▪ Schließlich handeln diese Akteure, da sie sich in einem politischen Raum bewegen, in einer<br />
politischen Weise.<br />
U n t e r s c h i e d l i c h e E b e n e n<br />
Klarer wird diese analytische Trennung in der englischen Sprache, die jeder der Ebenen eine<br />
eigene Begrifflichkeit zuordnet: „politics“ bezeichnet die Handlungsprozesse und die Personen,<br />
„polity“ die systemisch-räumliche Ebene und „policy“ die inhaltliche Füllung dieses Raumes. Ver-<br />
sucht man, den Begriff der Demokratie zu beschreiben, ist diese Unterteilung insofern hilfreich,<br />
als sie eine besondere Spezifikation des Politischen darstellt, die durch das Vorhandensein eines<br />
demokratischen politischen Raumes ermöglicht wird, in dem demokratische Akteure sowohl dem<br />
Ergebnis als auch der Form nach demokratische Entscheidungen treffen. Dabei bedingt jede<br />
dieser Ebenen die anderen beiden – soweit die Theorie.<br />
U n t e r s c h i e d l i c h e V o r s t e l l u n g e n<br />
In unseren Seminaren sind wir permanent mit der Tatsache konfrontiert, dass unter dem Begriff<br />
der „Demokratie“ unterschiedliche Inhalte verstanden werden. Für die einen ist beispielsweise<br />
wirtschaftliche Prosperität Produkt, für die anderen Grundvoraussetzung demokratischer Gesell-<br />
schaften, dritte meinen wiederum, dass sie mit dem Konzept der Demokratie nur indirekt etwas<br />
zu tun habe. Ein Teilnehmer assoziiert mit Demokratie ethische, ein anderer etatistische Werte.<br />
M ö g l i c h k e i t e n u n d G r e n z e n<br />
Oberstes Ziel ist es deshalb, diese Unterschiede in der Wahrnehmung offen zu legen und sie zu<br />
thematisieren. Sehr breiten Raum nimmt dabei die Frage nach den Möglichkeiten und Grenzen<br />
des aktiven politischen Handelns ein, das im Idealfall im Rahmen eines selbst gewählten Projek-<br />
tes ausprobiert werden soll.<br />
E r f a h r b a r k e i t<br />
Ein Planspiel hat in unserer Konzeption deshalb vor allen Dingen zwei Funktionen. Die erste ist<br />
die Erfahrbarmachung politischer Prozesse im spielerischen Prozess, geschützt durch eine Rolle<br />
und ausgestattet mit gewissen Handlungsfreiheiten. Anders als beim Studium von Zeitungen<br />
wird diese Erfahrung direkt gemacht: Man erfährt unter den Simulationsbedingungen sowohl<br />
körperlichen und psychischen Druck als auch die Gefühle, die mit Machterwerb und Machtausü-<br />
bung zusammenhängen. Außerdem schult ein Planspiel den Blick für die Systematik politischer<br />
Entscheidungsprozesse. Im besten Fall weicht das anfängliche Gefühl, etwas Unbestimmtem<br />
und Unverständlichem ausgeliefert zu sein, der Sicherheit, sich im Rahmen seiner Rolle nach<br />
eigenem Willen bewegen zu können.<br />
© 2004 MitOst-Editionen<br />
M e t h o d e n H a n d b u c h 2 7 7<br />
12<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung
12<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />
Planspiele<br />
R e f l e x i o n<br />
Die zweite Funktion baut darauf auf. Anhand der Reflexion des eigenen Handelns nach Beendi-<br />
gung des Spiels soll Verständnis für die „Mühen der Ebene“ vermittelt werden, wie ein geflügel-<br />
tes Wort die Limitierung des eigenen Handlungsspielraumes in der politischen Praxis umschreibt.<br />
Gerade für die erfolgreiche Durchführung eines Projektes ist es notwendig, später diese Rollen-<br />
beschränkungen vorherzusehen und mit ihnen produktiv umgehen zu können.<br />
Im Idealfall bietet die Methode die Möglichkeit, die anfangs skizzierten Dimensionen des Politi-<br />
schen in komprimierter Form zu erleben. Dies in Gänze zu erreichen ist jedoch eine Zielvorstel-<br />
lung, die einen ähnlich hohen Gehalt an Utopie hat wie der Wunsch, in einer Demokratie leben zu<br />
wollen, die zu hundert Prozent den eigenen Vorstellungen entspricht. Wählt man beispielsweise<br />
ein Szenario aus, das zwar besonders realitätsnah, aber zu komplex ist, kann es sein, dass die<br />
Mehrheit der Teilnehmer nie in ihre Rolle finden wird und dies die ganze Spielzeit über als Belas-<br />
tung empfindet. Insofern kann diese Belastung allzu schnell als synonym für politische Prozesse<br />
jeder Art begriffen werden, und es wird das Gegenteil dessen erreicht, was man ursprünglich mit<br />
der Methode erreichen wollte – nachhaltig politikabstinente <strong>Bürger</strong>. Ist das Szenario jedoch zu<br />
stark simplifiziert, wird das Ziel verfehlt, prozedurale Muster realitätsnah zu simulieren. Somit<br />
kommt der Auswahl des richtigen Szenarios eine überaus hohe Bedeutung zu.<br />
S p r a c h e u n d R o l l e<br />
Zu beachten ist weiterhin, dass die Spielenden in Seminaren eventuell zum Großteil nicht Mut-<br />
tersprachler sind und sich während des Spiels mit einer Fachsprache beschäftigen müssen, die<br />
nicht unmittelbar Gegenstand des Deutschunterrichts ist. Die Erfahrung zeigt, dass vor allem<br />
diejenigen, die über sehr gute Sprachkenntnisse verfügen, es entsprechend leicht haben, sich in<br />
ihre Rollen einzufinden.<br />
A u s w e r t u n g<br />
Abschließend sei darauf hingewiesen, dass der Erfolg eines Planspiels auch davon abhängt,<br />
in welcher Weise der spielerische Prozess reflektiert wird. Den Seminarleitern kommt dabei<br />
zunächst die Aufgabe zu, das Ende des Spiels deutlich zu machen und es den Teilnehmern zu<br />
ermöglichen, ihre Rollen allmählich abzulegen.<br />
In einer Auswertungsrunde sollten zudem weniger die Ergebnisse im Vordergrund stehen als die<br />
Schilderung der Teilnehmer, wie sie sich mit ihrer Rolle gefühlt haben, da die Erfahrung zeigt,<br />
dass dieses Gefühl stark divergiert und ein hoher Gesprächsbedarf entsteht, der später nicht<br />
mehr befriedigt werden kann.<br />
2 7 8 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />
© 2004 MitOst-Editionen
Beschreibung<br />
Ziele<br />
Rahmen<br />
© 2004 MitOst-Editionen<br />
Planspiele<br />
Das Planspiel geht von einem fiktiven Szenario aus: In der<br />
Kleinstadt Novigrad gibt es drei große Bauplätze in unter-<br />
schiedlich zentral gelegenen Stadtvierteln, auf denen in<br />
öffentlichem Interesse neue Bauten entstehen sollen.<br />
▪ Bauplatz A liegt in der Altstadt in der Nähe der<br />
Stadtverwaltung (Rathaus), des Doms, des<br />
Marktplatzes und der Oper.<br />
▪ Bauplatz B befindet sich unweit des Bahnhofs und noch<br />
immer im Bereich der Innenstadt.<br />
▪ Bauplatz C dagegen liegt an der Peripherie und im<br />
Industriegebiet der Stadt.<br />
Am Spiel beteiligt sind unterschiedliche Interessengruppen:<br />
Zunächst gibt es den Gemeinderat, der mit einfacher Mehrheit<br />
der Stimmen am Ende des Planspiels über die Bauvorhaben<br />
entscheiden muss. Der Gemeinderat setzt sich aus den Vertre-<br />
tern von drei unterschiedlichen parteipolitischen Organisatio-<br />
nen – von denen zwei einen Vertreter mehr stellen können als<br />
die dritte, etwas kleinere Organisation –, einem Gemeinde-<br />
ratssprecher und einem unabhängigen <strong>Bürger</strong>meister zusam-<br />
men. (2x4, 1x3 und 2 Personen = 13 Personen)<br />
Daneben gibt es vier Initiativgruppen, die jeweils einer ande-<br />
ren Prioritätenliste folgen (2x4 und 2x3 = 14 Personen). Wei-<br />
terhin gibt es bis zu drei Pressevertreter. Insgesamt können<br />
bis zu 30 Personen an dem Spiel teilnehmen.<br />
Das Spiel versetzt die spielenden Akteure in einen politischen,<br />
demokratischen Entscheidungsprozess. Dabei soll grund-<br />
sätzlich vermittelt werden, dass politische Entscheidungen<br />
auf einem Ausgleich unterschiedlicher Interessen beruhen.<br />
Gleichzeitig erfahren die Spieler sich als Vertreter verschiede-<br />
ner Interessengruppen und dabei als unterschiedlich mäch-<br />
tig. Über die individuelle Erfahrung soll so die Komplexität<br />
gesellschaftlicher Mitbestimmung beispielbezogen transparent<br />
gemacht werden.<br />
Gruppengröße __ 30 Personen<br />
Zeit __ 4–5 Stunden<br />
B a u v o r h a b e n i n N o v i g r a d<br />
Raum __ mehrere Räume erforderlich<br />
Material __<br />
große Papierbögen (DIN A2), Schreibmaterial, Kärtchen mit<br />
den Rollenprofilen, Flip-Chart oder Infowand, Namenskärt-<br />
chen, Klebeband<br />
M e t h o d e n H a n d b u c h 2 7 9<br />
12<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung
12<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />
Planspiele<br />
Schlüsselbegriffe<br />
wichtig<br />
Durchführung<br />
2 8 0 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />
Demokratische Handlungskompetenz, Selbstreflexion,<br />
Demokratische Grundregeln, Rollenverhalten<br />
Es ist Vorbereitungszeit nötig. Die Räumlichkeiten sollten am<br />
Abend vor dem Planspiel hergerichtet werden, die Materialien<br />
müssen organisiert und kopiert werden und in den entspre-<br />
chenden Räumlichkeiten zur Verfügung stehen.<br />
0. Rollenvergabe<br />
Nach einer Einleitung und Erläuterung des Spiels werden<br />
die Zusammensetzung der Gemeinderatsfraktionen und<br />
der Initiativgruppen sowie die Pressevertreter bestimmt.<br />
Dabei sollen die einzelnen Rollen möglichst entspre-<br />
chend den Teilnehmerwünschen verteilt werden. Da der<br />
<strong>Bürger</strong>meister eine herausragende Rolle spielt, kann es<br />
sinnvoll sein, diese Rolle von den Teilnehmern wählen zu<br />
lassen. Die Seminarleiter haben in dieser Phase besonders<br />
darauf zu achten, dass die unterschiedlichen Rollenprofile<br />
verstanden wurden und sich die Teilnehmer in ihre Rollen<br />
finden. Für Rückfragen stehen sie jederzeit zur Verfügung.<br />
[30 Minuten]<br />
1. Phase: Gruppeninterne Beratung<br />
Das Spiel beginnt mit einer Beratung in den jeweiligen<br />
Gruppen. Hierbei sind zunächst alle Gruppen unter sich.<br />
Die Gemeinderatsfraktionen überlegen sich, ausgehend<br />
von ihrem jeweiligen Rollenprofil, jeweils einen konkre-<br />
ten Bebauungsvorschlag, den sie anschließend unter<br />
Ausschluss der (Spiel-) Öffentlichkeit im Gemeinderat<br />
präsentieren werden. Die Initiativen müssen sich ebenso<br />
einen favorisierten Bebauungsplan überlegen. Gleichzei-<br />
tig bestimmen sie einen Sprecher und drittens machen<br />
sie sich Gedanken über eine mögliche Strategie: Welche<br />
Bündnispartner im Gemeinderat lassen sich gewinnen?<br />
Gibt es eine andere Initiative, die gegebenenfalls ähnliche<br />
Ziele verfolgt? Der <strong>Bürger</strong>meister und der Gemeinderats-<br />
sprecher haben eher eine moderierende Funktion. Ihr In-<br />
teresse ist es generell, eine Entscheidung herbeizuführen,<br />
die möglichst viele zufrieden stellt. Insofern beschäftigen<br />
sie sich während dieser ersten Phase vor allem damit, sich<br />
Vermittlungsstrategien zu überlegen. [30 Minuten]<br />
2. Phase: Ratssitzung<br />
Direkt im Anschluss an diese erste Spielphase findet eine<br />
erste Sitzung des Gemeinderats statt, in der allerdings weder<br />
die Presse noch die Initiativen vertreten sind. Die Gemein-<br />
deratsfraktionen stellen ihre Vorstellungen nacheinander vor,<br />
und der <strong>Bürger</strong>meister und der Gemeinderatssprecher halten<br />
© 2004 MitOst-Editionen
Erfahrungen<br />
© 2004 MitOst-Editionen<br />
Planspiele<br />
die Vorschläge fest. Sie können gegebenenfalls auch hier<br />
schon Vermittlungsvorschläge machen. [10-15 Minuten]<br />
3. Phase: Pressekonferenz<br />
Nach der geheimen Gemeinderatssitzung findet eine<br />
Pressekonferenz statt, auf der die Ergebnisse der Gemein-<br />
deratssitzung durch den Gemeinderatssprecher bekannt<br />
gegeben werden. Welche Vorschläge wurden von welcher<br />
Fraktion eingebracht? Die Sprecher der Initiativen haben<br />
hier erstmals Gelegenheit, die Interessen ihrer Gruppe be-<br />
kannt zu geben. Außerdem können die Journalisten Fragen<br />
stellen und anschließend einen Bericht über die Pressekon-<br />
ferenz erstellen, der auf einer öffentlichen Wandzeitung<br />
ausgehängt wird. [20 Minuten]<br />
4. Phase: Einflussnahme<br />
Die einzelnen Gemeinderatsfraktionen sowie der <strong>Bürger</strong>-<br />
meister und der Gemeinderatssprecher bieten Gesprächs-<br />
termine an, in denen sie die einzelnen Initiativen anhö-<br />
ren. Die Initiativen wiederum können sich untereinander<br />
verständigen, Absprachen treffen und Mitteilungen an<br />
die Presse herausgeben. Auch über sonstige Formen der<br />
Einflussnahme wie Demonstrationen und Plakataktionen<br />
kann versucht werden, einen Einfluss auf die Abstimmung<br />
am Schluss auszuüben. Den Pressevertretern ist es freige-<br />
stellt, ihrerseits eine weitere Pressekonferenz zu ver-<br />
anstalten. [60 Minuten]<br />
5. Phase: Baubeschluss<br />
Das Spiel schließt ab mit einer öffentlichen Sitzung des<br />
Gemeinderats, bei der zunächst von den drei Gemeinde-<br />
ratsfraktionen je ein favorisierter Gesamtbebauungsplan<br />
eingebracht wird. Sollte einer dieser Gesamtbebauungs-<br />
pläne mehrheitsfähig sein, kann er durch einfache Abstim-<br />
mung angenommen werden und das Spiel wäre zu Ende.<br />
Alle 13 Mitglieder des Gemeinderates sind stimmberech-<br />
tigt. Bei der Abstimmung können sie sich auch enthalten.<br />
Ein Gesamtbebauungsplan kann nur mit einer einfachen<br />
Mehrheit (mindestens sieben Stimmen) angenommen<br />
werden. Wird keiner der drei Gesamtbebauungsvorschlä-<br />
ge angenommen, muss über die Bauvorhaben einzeln<br />
abgestimmt werden. Das Spiel endet, wenn für alle drei<br />
Bauplätze jeweils ein Bebauungsvorschlag angenommen<br />
wurde. [30 Minuten]<br />
Gruppendynamisch hat sich das Planspiel als sehr erfolg-<br />
reich erwiesen. Während der Auswertung im Rahmen eines<br />
Seminars war zu beobachten, dass das Diskussionsschema<br />
M e t h o d e n H a n d b u c h 2 8 1<br />
12<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung
12<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />
Planspiele<br />
Erweiterungen und<br />
Alternativen<br />
2 8 2 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />
Anklage – Rechtfertigung zwischen den nur mittelbar an der<br />
Entscheidung beteiligten Teilnehmern aus den Initiativgrup-<br />
pen und den unmittelbar abstimmenden Teilnehmern, die im<br />
Gemeinderat saßen, lange bestimmend war. Hier sollte die<br />
Seminarleitung dahingehend eingreifen, dass sie die struktu-<br />
rellen Bedingungen verdeutlicht, die die Entscheidungsfindung<br />
beeinflussen. Ihr obliegt es, den persönlichen Ärger einzelner<br />
Teilnehmer auf andere, die ihrer Meinung nach „falsch” ent-<br />
schieden haben, auf die begrenzten Lösungsmöglichkeiten im<br />
Rahmen der Spielvorgaben zurückzuführen, das heißt die per-<br />
sönlichen Erfahrungen zu relativieren und zu objektivieren.<br />
Das Planspiel kann auch in verkürzter Fassung im Unterricht<br />
eingesetzt werden. Dabei empfiehlt es sich, nur eine Gemein-<br />
deratssitzung stattfinden zu lassen. Dadurch verkürzt sich die<br />
Spieldauer auf etwa zwei Stunden.<br />
© 2004 MitOst-Editionen
Bauvorhaben in<br />
Novigrad<br />
R o l l e n p r o f i l e : B a u v o r h a b e n i n N o v i g r a d<br />
S o z i a l p a r t e i ( 3 P e r s o n e n )<br />
© 2004 MitOst-Editionen<br />
Planspiele<br />
Die Sozialpartei ist vor allem um gesellschaftlichen Ausgleich bemüht. Sie hat es sich zur<br />
Aufgabe gemacht, auch die Positionen von gesellschaftlichen Randgruppen zu vertreten. Au-<br />
ßerdem hat sie ein starkes Interesse daran, dass die Bebauung im Einvernehmen möglichst<br />
vieler gesellschaftlicher Gruppen vonstatten geht. Obwohl diese Partei nicht grundsätzlich<br />
eine bestimmte Option bevorzugt, vertritt sie dennoch eher sozial interessante Projekte wie<br />
z.B. den Bau eines Jugendzentrums oder eines Studentenwohnheims.<br />
K o n s u m e n t e n p a r t e i ( 4 P e r s o n e n )<br />
Die Konsumentenpartei hat klare Prioritäten. Sie will möglichst in der Innenstadt ein Ein-<br />
kaufszentrum und ein neues Parkhaus bauen.<br />
P a r t e i d e r B e s s e r v e r d i e n e n d e n ( 4 P e r s o n e n )<br />
Dieser Partei geht es um Kultur, worunter sie natürlich die Kultur der Besserverdienenden<br />
versteht. Sie plant, in der Innenstadt ein neues Theater und ein neues Museum zu errich-<br />
ten.<br />
B ü r g e r m e i s t e r ( 1 P e r s o n )<br />
Er verfolgt keine eigenen Interessen, sondern moderiert die unterschiedlichen Vorschläge.<br />
Er sollte die möglichen Interessenskonflikte absehen und Vermittlungsvorschläge machen.<br />
Der „blinde Fleck” des <strong>Bürger</strong>meisters sind die <strong>Bürger</strong>initiativen, deren Interessen er nicht<br />
zu kennen braucht. Allerdings ist auch ein <strong>Bürger</strong>meister denkbar, der auch die Belange der<br />
außerparlamentarischen <strong>Bürger</strong>schaft kennt. Er organisiert die Gemeinderatssitzungen und<br />
die Pressekonferenz.<br />
G e m e i n d e r a t s s p r e c h e r ( 1 P e r s o n )<br />
Er sollte ebenso wie der <strong>Bürger</strong>meister keine eigenen Interessen verfolgen. Ihm obliegen die<br />
Organisation der Gemeinderatstreffen und die Vorbereitung der Pressekonferenz in Abspra-<br />
che mit dem <strong>Bürger</strong>meister.<br />
M o s l e m i n i t i a t i v e ( 3 P e r s o n e n )<br />
Möchte möglichst in der Innenstadt eine Moschee errichten und setzt sich ansonsten für den<br />
Bau eines Asylbewerberheims ein.<br />
J u g e n d g r u p p e ( 3 P e r s o n e n )<br />
Setzt sich für alle Belange ein, die Jugendliche betreffen. Erstes Ziel ist es, den Bau eines<br />
Jugendzentrums an möglichst zentraler Stelle in der Stadt zu erreichen. Zur Mosleminitiative<br />
bestehen gute Kontakte.<br />
M e t h o d e n H a n d b u c h 2 8 3<br />
12<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung
12<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />
Planspiele<br />
R o l l e n p r o f i l e : B a u v o r h a b e n i n N o v i g r a d<br />
N a t i o n a l e H e i m a t g r u p p e ( 4 P e r s o n e n )<br />
Mag vor allem keine Ausländer. Ihr erstes Ziel ist es, den Bau eines Asylbewerberheims und<br />
den Bau einer Moschee zu verhindern. gegenüber den meisten anderen Bauvorhaben verhält<br />
sich die Nationale Heimatgruppe indifferent.<br />
E n g a g i e r t e B ü r g e r ( 4 P e r s o n e n )<br />
Wollen vor allem an allen Entscheidungsprozessen, die “ihre” Stadt betreffen, beteiligt sein.<br />
Besonderes Interesse besteht am Bau eines Theaters oder eines Museums, aber auch ein<br />
Einkaufszentrum oder sogar einen Stadtpark können sich die <strong>Bürger</strong> vorstellen.<br />
M e d i e n v e r t r e t e r ( 3 P e r s o n e n )<br />
Sie haben die Aufgabe, das Spielgeschehen zu verfolgen und zu dokumentieren. Je nach<br />
Ausrichtung der Zeitung ergeben sich dabei unterschiedliche Gewichtungen. In dieser Kon-<br />
zeption sind ein Repräsentant der Boulevardpresse, ein Journalist einer traditionellen nach-<br />
richtenorientierten Zeitung und ein Vertreter der lokalen Presse vorgesehen.<br />
B a u p r o j e k t e : B a u v o r h a b e n i n N o v i g r a d<br />
Zur Diskussion stehen folgende Projekte:<br />
▪ Einkaufszentrum<br />
▪ Parkhaus<br />
▪ Museum<br />
▪ Studentenwohnheim<br />
▪ Asylbewerberheim<br />
▪ Moschee<br />
▪ Jugendzentrum<br />
▪ Theater<br />
▪ Stadtpark<br />
2 8 4 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />
© 2004 MitOst-Editionen<br />
Bauvorhaben in<br />
Novigrad
Beschreibung<br />
Ziele<br />
© 2004 MitOst-Editionen<br />
T h e o d o r - H e u s s - U n i v e r s i t ä t –<br />
A l l e s b e i m A l t e n ?<br />
Planspiele<br />
Das Planspiel findet an einer fiktiven Hochschule in Europa<br />
statt. Die Mehrzahl der Studenten dieser Hochschule ist dafür<br />
bekannt, dass sich ihre Aktivität auf die Vorbereitung von Prü-<br />
fungen beschränkt. Es gibt kein aktives studentisches Leben<br />
und auch keine Studentenzeitung. Zum Beginn des neuen Stu-<br />
dienjahres wollen mehrere kleine Gruppen von Studenten an<br />
der bisherigen Passivität etwas ändern.<br />
Die aktiven Studenten haben unterschiedliche Ziele, die sie<br />
nur mit Hilfe der eher passiven Kommilitonen erreichen kön-<br />
nen. Ihre Aufgabe besteht darin, die anderen Studenten und<br />
auch die Dozenten der Hochschule von der Wichtigkeit ihres<br />
Anliegens zu überzeugen, um für ihre Sache eine Mehrheit im<br />
Hochschulrat zu bekommen.<br />
An der Hochschule gibt es neben den aktiven und passiven Stu-<br />
denten noch einen vom Rektor geduldeten Studentenvertreter,<br />
der bisher die Interessen der Studenten nicht wahrgenommen<br />
hat. Die Hochschule wird geleitet von Rektor Prof. Dr. Bruno<br />
Dogma, im Rektorat arbeitet die Sekretärin Frau Richtig. Es<br />
gibt an der Hochschule drei einheimische Dozenten und einen<br />
Gastlektor aus Deutschland.<br />
Im Tagesgeschäft entscheidet der Rektor über hochschulinter-<br />
ne Belange. Wichtige Anliegen müssen aber im Hochschulrat<br />
beraten und entschieden werden. Jedes Mitglied des Hoch-<br />
schulrates hat das Recht, Tagesordnungspunkte für die nächste<br />
Sitzung vorzuschlagen.<br />
Die Mitglieder des Hochschulrates sind:<br />
▪ der Rektor als Vorsitzender<br />
▪ die drei einheimischen Dozenten und<br />
▪ der Studentenvertreter.<br />
Entscheidungen im Hochschulrat werden mit einfacher Mehr-<br />
heit beschlossen und sind bindend.<br />
Das Spiel versetzt die Mitspieler in eine authentische Situati-<br />
on, in der zunächst die Motivierung der passiven Studenten<br />
im Vordergrund steht und dann ein Entscheidungsprozess im<br />
Hochschulrat. Vermittelt werden soll dabei grundsätzlich, dass<br />
politische Entscheidungen auf einem Ausgleich unterschiedli-<br />
cher Interessen beruhen. Gleichzeitig erfahren sich die Spie-<br />
ler als Vertreter verschiedener Interessengruppen und dabei<br />
als unterschiedlich „mächtig“. Das Spiel zeigt ihnen, welche<br />
Möglichkeiten und Begrenzungen man durch die Übernahme<br />
M e t h o d e n H a n d b u c h 2 8 5<br />
12<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung
12<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />
Planspiele<br />
Rahmen<br />
Gruppengröße __ 20-30 Personen<br />
2 8 6 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />
einer Rolle bekommt. Über die individuelle Erfahrung soll so<br />
die Komplexität gesellschaftlicher Mitbestimmung beispielhaft<br />
transparent gemacht werden. Da die Erfahrungen im geschütz-<br />
ten Raum gemacht werden, wird der Spielraum der eigenen<br />
Handlungsmöglichkeiten erweitert.<br />
Zeit __ ca. 6 Stunden, inklusive einer Mittagspause, die zum Spiel ge-<br />
hört, am selben Tag sollte noch Zeit für eine erste Auswertung<br />
sein [75 Minuten]<br />
Raum __ mehrere Räume<br />
Material __ große Papierbögen (DIN A2), Schreibmaterial, verschieden-<br />
Schlüsselbegriffe<br />
wichtig<br />
Vorbemerkung<br />
farbige Kärtchen mit den Rollenprofilen, verschiedenfarbige<br />
Blätter und verschiedenfarbige Spielkarten, Namensschilder<br />
und Türschilder (entsprechend der Rollenprofile), Flip-Charts,<br />
Infowand zur Dokumentation des Planspiels<br />
Demokratische Handlungskompetenz, Demokratische Grund-<br />
regeln, Rollenverhalten, Selbstreflexion<br />
Es ist Vorbereitungszeit nötig. Die Räumlichkeiten sollten am<br />
Abend vor dem Planspiel hergerichtet werden. Die Materialien<br />
müssen organisiert und kopiert werden und in den entspre-<br />
chenden Räumlichkeiten zur Verfügung stehen.<br />
Die Spielkarten (Wer? Mit wem? Wann? Was? Mit welchem<br />
Ergebnis?) haben eine wichtige Funktion im Spielverlauf. Sie<br />
informieren die anderen Spieler über gleichzeitig ablaufende<br />
Gespräche und Entscheidungen und müssen deshalb immer<br />
umgehend am Spielplan angebracht werden. Die Spielkarten<br />
können natürlich auch von den Spielern strategisch eingesetzt<br />
werden (z.B. Gerüchte).<br />
Bei der Rollenverteilung ist zu beachten, dass die Rolle des<br />
Rektors eine hohe sprachliche Kompetenz erfordert.<br />
An einem zentralen Ort hängt während des Spiels der Spiel-<br />
plan, der in drei Teile (3 Spielphasen) unterteilt ist. Hier finden<br />
sich alle wichtigen Informationen zum Spiel (z.B. Personen,<br />
Regeln), und hier werden auch alle während des Spiels ent-<br />
stehenden Texte (z.B. Zeitungsartikel, Pressemitteilungen) und<br />
die Spielkarten aufgehängt.<br />
Nach dem Planspiel müssen in einem gemeinsamen Akt die<br />
Rollen abgelegt werden. Es sollte sich auch körperlich von der<br />
Rolle getrennt werden. Die Auswertung muss in anderen oder<br />
veränderten Räumlichkeiten stattfinden.<br />
© 2004 MitOst-Editionen
© 2004 MitOst-Editionen<br />
Planspiele<br />
Die Rolle des Hausmeisters befindet sich etwas außerhalb des<br />
Spiels und sollte mit einem Seminarleiter besetzt werden. Es<br />
ist dadurch gewährleistet, dass auch während des Planspiels<br />
organisatorische Aufgaben (z.B. Bereitstellung von Geträn-<br />
ken) erledigt werden können und bei Bedarf lenkend in das<br />
Spiel eingegriffen werden kann. Aus diesen Überlegungen ist<br />
es empfehlenswert, auch die Rolle der Sekretärin mit einem<br />
Seminarleiter zu besetzen.<br />
Die passiven Studenten sollten vom Hausmeister und der Se-<br />
kretärin gut beschäftigt werden, da in ihren Rollenbeschreibun-<br />
gen wenig Handlungspotenzial liegt und die aktiven Studenten<br />
es schwer haben werden, sie als Verbündete zu gewinnen.<br />
Szenario<br />
Ort: <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-Universität<br />
Zeit: Beginn des neuen Semesters<br />
Start: Eröffnungsrede des Rektors<br />
Ziel: Ende der Hochschulkonferenz<br />
Situation: Die Uni beruft sich auf demokratische Traditionen.<br />
Seit langem gibt es keine studentischen Initiativen, nur einen<br />
passiven Studentenvertreter.<br />
Wichtigstes Gremium ist die Hochschulkonferenz (HSK):<br />
▪ tagt einmal im Semester<br />
▪ 5 Mitglieder (3 Dozenten, Studentenvertreter, Rektor)<br />
▪ nur Mitglieder bringen Tagesordnungspunkte ein<br />
▪ öffentlich<br />
▪ trifft alle wichtigen Entscheidungen für das nächste<br />
Semester<br />
▪ Pro- und Contra-Argumentation zu jedem<br />
Tagesordnungspunkt<br />
▪ Entscheidung mit einfacher Mehrheit<br />
Rollen<br />
Prof. Dr. Bruno Dogma – Rektor (grüne Spielkarten)<br />
Dr. Regine Redlich – Dozentin (rote Spielkarten)<br />
Dr. Willi Goodman – Dozent (rote Spielkarten)<br />
Dr. Ernst Gnadenlos – Dozent (rote Spielkarten)<br />
Susanne Sommer – Lektorin (rote Spielkarten)<br />
Kevin Vorwärts – Studentenvertreter (blaue Spielkarten)<br />
Hänsel Germus – Student (blaue Spielkarten)<br />
Gretel Germina – Studentin (blaue Spielkarten)<br />
Hanna Metronom – Studentin (blaue Spielkarten)<br />
Daniel Note – Student (blaue Spielkarten)<br />
Gitte Kritisch – Studentin (blaue Spielkarten)<br />
Klaus Fraggern – Student (blaue Spielkarten)<br />
Anna Schöngeist – Studentin (blaue Spielkarten)<br />
M e t h o d e n H a n d b u c h 2 8 7<br />
12<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung
12<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />
Planspiele<br />
Durchführung<br />
2 8 8 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />
Barbara Gutmensch – Studentin (blaue Spielkarten)<br />
Mark Broker – Student (blaue Spielkarten)<br />
Patrick Anlage – Student (blaue Spielkarten)<br />
Max Cyber – Student (blaue Spielkarten)<br />
Moritz Bit – Student (blaue Spielkarten)<br />
Lara Müller – Studentin (blaue Spielkarten)<br />
Laura Meier – Studentin (blaue Spielkarten)<br />
Karla Kolumna – Journalistin (gelbe Spielkarten)<br />
Karl Recherch – Journalist (gelbe Spielkarten)<br />
Frau Richtig – Sekretärin (weiße Spielkarten)<br />
Herr Pütz – Hausmeister (weiße Spielkarten)<br />
(Für den Hausmeister existiert keine Rollenbeschreibung.)<br />
Informationen zur Methode Planspiel, Vorstellung des Planspiels.<br />
[60 Minuten]<br />
Verteilung und Kennenlernen der Rollen mit individueller Pause.<br />
[45 Minuten]<br />
1. Phase: Semesterbeginn, Rede des Rektors [15 Minuten]<br />
2. Phase: Vorbereitung der Hochschulkonferenz, Absprache<br />
über gemeinsame Interessen unter den Studenten und<br />
dem Lehrkörper, Sammeln von Argumenten, Einflussnah-<br />
me auf die Tagesordnung über die Dozenten<br />
[105 Minuten]<br />
Mittagessen, individuelle Pause (Das Spiel läuft weiter!)<br />
[45 Minuten]<br />
3. Phase: Fortsetzung der Vorbereitung der Hochschulkonfe-<br />
renz, Schließung der Tagesordnung, Sammeln der Tages-<br />
ordnung im Sekretariat [15 Minuten]<br />
Unmittelbare Vorbereitung auf die Konferenz (z.B. Reden,<br />
Argumentationen) [30 Minuten]<br />
4. Phase: Hochschulkonferenz mit Abstimmung, Vortragen<br />
der Argumente, Diskussion [60 Minuten]<br />
5. Beenden des Planspiels<br />
und Pause [90 Minuten]<br />
© 2004 MitOst-Editionen
Erfahrung<br />
© 2004 MitOst-Editionen<br />
6. Erste Auswertung:<br />
Mögliche Fragen:<br />
▪ Wie hast du dich in deiner Rolle gefühlt?<br />
▪ Welche Störfaktoren hast du erlebt?<br />
▪ Was würdest du jetzt anders machen?<br />
▪ Welche Kompetenzen haben dir gefehlt?<br />
[100 Minuten]<br />
Planspiele<br />
7. Weiterführende Auswertung: Diese sollte frühestens<br />
am nächsten Tag stattfinden<br />
Zur Auswertung sollte der Spielplan hinzugezogen werden.<br />
Mögliche Fragen:<br />
▪ Was wolltest du in deiner Rolle erreichen?<br />
▪ Was hast du erreicht?<br />
▪ Woran lag das?<br />
▪ Welche Verbündeten hast du dir gesucht? Warum (nicht)?<br />
▪ Wie würde erfolgreiches Handeln in dieser Rolle für dich<br />
aussehen? Wie für dich persönlich?<br />
▪ Welche Möglichkeiten hatte man, um auf sich<br />
aufmerksam zu machen?<br />
▪ Was hättest du anders machen können?<br />
▪ An welcher Form von Autorität (der Regeln, der Person,<br />
der Masse usw.) bist du gescheitert?<br />
▪ Wie bist du mit Frustrationen umgegangen?<br />
▪ In welcher Weise sind die gemachten Erfahrungen auf<br />
deine persönliche Situation übertragbar?<br />
Als Ergebnis der Auswertungsfragen ergeben sich folgende<br />
weitere Arbeitsmöglichkeiten:<br />
▪ Situationen nachstellen<br />
▪ Schlüsselszenen nachspielen<br />
▪ Strategien entwickeln<br />
▪ Kompetenztraining (z.B. Umgang mit Autoritäten,<br />
Präsentationstechniken, Fragetechniken)<br />
Zwei Journalisten sind zu wenig. Es muss organisiert werden,<br />
dass der Rektor die Artikel der Zeitung liest, da er kaum die<br />
Möglichkeit hatte, sich am Spielplan zu informieren. Die Be-<br />
grenzungen, die die Spieler innerhalb ihrer Rollen erfahren,<br />
sind mehr psychologischer denn struktureller Natur. Eine of-<br />
fene Frage bleibt, inwieweit die Seminarleiter in ihren Rollen<br />
(abgesehen von Hausmeister und Sekretärin) in das Spiel<br />
eingreifen sollen, da sie aus Kenntnis des Spiels mehr Wissen<br />
besitzen. Einige Teilnehmer empfinden dieses Planspiel als zu<br />
nah an der eigenen Situation<br />
M e t h o d e n H a n d b u c h 2 8 9<br />
12<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung
12<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />
Planspiele<br />
R o l l e n p r o f i l e : L e h r k ö r p e r<br />
P r o f . D r. B r u n o D o g m a , R e k t o r d e r U n i<br />
Als Rektor der <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-Universität sind Sie für alle Studenten und Dozenten der<br />
Universität verantwortlich. Die Universität ist sehr alt und hat eine lange demokratische<br />
Tradition. Der Name ist Verpflichtung, der Sie aus Pflichtbewusstsein in der Öffentlichkeit<br />
nachkommen. Ihnen sind dabei zwei Sachen wichtig, zum einen, dass die Hochschule in der<br />
Öffentlichkeit ein hohes Ansehen genießt, und zum anderen, dass das akademische Wissen<br />
auf hohem Niveau gelehrt wird. Deshalb ist „Ordnung, Strenge und Tradition“ Ihr Motto. De-<br />
mokratische Prinzipien haben für Sie dabei keine Bedeutung. Immerhin sind Sie der Rektor<br />
und haben die Verantwortung. Deshalb müssen Sie auch die wichtigsten Entscheidungen<br />
allein treffen. Sie sind streng und immer beschäftigt. Fast alle wichtigen Aufgaben erledigen<br />
Sie selbst. Nur die Sekretärin ist Ihre „rechte Hand“. Sie vertrauen ihr bedingungslos und<br />
bitten sie manchmal um Rat. Unwichtige und unangenehme Aufgaben geben Sie an die Do-<br />
zenten und Studenten weiter. Da Sie aber kein echtes Vertrauen in die Kompetenz anderer<br />
haben, kontrollieren Sie sie ständig. Die Dozenten und Studenten sind von Ihnen abhängig:<br />
Sie können Personen von der Universität verweisen, Sie legen die Höhe der Prämien für die<br />
Dozenten fest, Sie legen nach der Empfehlung der Dozenten die Höhe der Stipendien fest,<br />
Sie entscheiden über die Nutzung von Räumlichkeiten (z.B. Computerraum).<br />
Der Dozentin Dr. Redlich haben Sie im nächsten Jahr eine 3-Zimmer-Wohnung in Aussicht<br />
gestellt. Manchmal zeigen sich die Dozenten erkenntlich, z.B. hat Dr. Gnadenlos Ihnen ein<br />
Auto aus Großbritannien besorgt. Allerdings sind Sie etwas über ihn verärgert, weil sich zwei<br />
Studenten über seine Arbeit als Dozent bei Ihnen beschwert haben. Mit der Studentenschaft<br />
haben sie bisher kaum Probleme. Der Studentenvertreter Kevin Vorwärts arbeitete bisher<br />
gut mit Ihnen zusammen, weil sein Vater mit Ihnen befreundet ist.<br />
An studentischen Aktivitäten haben Sie kein echtes Interesse, weil das den ordnungsge-<br />
mäßen Ablauf stören kann. Manchmal bekunden Sie Interesse, damit Sie in der Presse und<br />
Öffentlichkeit Ansehen genießen. Sie möchten aber keine Veränderungen. Deshalb sind Sie<br />
auch nicht besonders an Kontakt mit ausländischen Hochschulen interessiert. Allerdings<br />
hebt eine deutsche Lektorin das Ansehen der Uni und sichert die Sprachpraxis im Stunden-<br />
plan, obwohl Sie lieber einen Mann für diese Aufgabe gesehen hätten.<br />
Zweimal im Monat nehmen Sie an der Rektorenkonferenz teil. Dort müssen Sie Rechen-<br />
schaft über Ihre Arbeit ablegen und bekommen die Regeln für Ihre Tätigkeit mitgeteilt. Der<br />
Bildungsminister ist Ihr Chef. Sie sind Vorsitzender der Hochschulkonferenz und haben dort<br />
eine Stimme. Sie berufen die Konferenz ein, legen die Tagesordnung fest und eröffnen sie.<br />
Undisziplinierte Teilnehmer können Sie von der Konferenz ausschließen. Sie eröffnen jedes<br />
Semester mit einer Rede. Nach der Hochschulkonferenz haben Sie um 16 Uhr einen Termin<br />
im Bildungsministerium.<br />
2 9 0 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />
© 2004 MitOst-Editionen<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-Uni –<br />
Alles beim Alten?
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-Uni –<br />
Alles beim Alten?<br />
R o l l e n p r o f i l e : L e h r k ö r p e r<br />
D r. R e g i n e R e d l i c h , D o z e n t i n<br />
© 2004 MitOst-Editionen<br />
Planspiele<br />
Sie sind Dozentin für Kulturgeschichte und Philosophie an der Hochschule. Das ist Ihre zwei-<br />
te Arbeitsstelle. Sie arbeiten eigentlich als Reiseführerin und wollen viel Geld verdienen. Sie<br />
haben keine Zeit für Studenten, weil Sie oft unterwegs sind und sich auch noch um Ihre drei<br />
Kinder kümmern müssen. Deshalb haben Sie auch kaum Zeit, sich auf die Seminare und<br />
Vorlesungen vorzubereiten. Sie machen auch reichlich von Ihrem Recht Gebrauch, Aufga-<br />
ben an Studenten weiterzugeben. Sie leiden darunter und würden gern mehr Zeit haben.<br />
Ihr Traum ist, dass Sie in ein paar Jahren nicht mehr so viel arbeiten müssen und Sie dann<br />
mehr für Ihre Studenten machen können.<br />
Sie sind der Meinung, dass an der Struktur der Universität und im Lehrbetrieb einiges verän-<br />
dert werden müsste, aber es gibt so viele andere Sachen, die Ihre Energie verbrauchen.<br />
Sie haben gute Beziehungen zu Ihren <strong>Kolleg</strong>en. Auch mit dem Rektor kommen Sie gut aus.<br />
Er hat ihnen im nächsten Jahr eine 3-Zimmer-Wohnung der Universität versprochen. Au-<br />
ßerdem entscheidet er über die Höhe der Prämien für die Dozenten. Da Sie auf mehr Geld<br />
hoffen, versuchen Sie einen guten Eindruck zu hinterlassen und besser als Ihre <strong>Kolleg</strong>en zu<br />
sein.<br />
Sie sind Mitglied der Hochschulkonferenz, können dafür Punkte für die Tagesordnung einrei-<br />
chen und haben dort eine Stimme.<br />
M e t h o d e n H a n d b u c h 2 9 1<br />
12<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung
12<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />
Planspiele<br />
R o l l e n p r o f i l e : L e h r k ö r p e r<br />
D r. W i l l i G o o d m a n , D o z e n t<br />
Sie arbeiten schon seit 10 Jahren an der Uni. Während des Studiums waren Sie als DAAD-<br />
Stipendiat in Deutschland und haben dort auch promoviert. Die an den deutschen Unis<br />
üblichen Arbeitsmethoden und die Art und Weise, wie man mit den Studierenden umgeht,<br />
haben Sie so tief beeindruckt und fasziniert, dass Sie jetzt selber die Studierenden sehr<br />
liberal behandeln. Im Gegensatz zu Ihren Arbeitskollegen betrachten Sie die Studenten als<br />
Partner und motivieren und ermutigen sie.<br />
Der Kontakt mit den jungen Leuten macht Ihnen wahnsinnig viel Spaß und Freude. Sie hel-<br />
fen Ihren Studenten gern mit Informationen über Studien- und Stipendienmöglichkeiten in<br />
anderen Ländern. Leider haben Sie den Eindruck, dass es sehr viele passive Studenten gibt.<br />
Viele Studenten schauen nur auf die Noten, lernen alles nur auswendig und sind nicht an<br />
Hintergrundinformationen und zusätzlichen Angeboten interessiert. Sie legen keinen Wert<br />
auf die Förderung der eigenen Kreativität. Ihnen scheint es auch so, als hätten viele Studen-<br />
ten keine Lust, sich um die Verwirklichung ihrer studentischen Rechte zu kümmern. Dabei<br />
gäbe es auf diesem Gebiet an Ihrer Hochschule einiges zu tun, und Sie würden die Studen-<br />
ten im Rahmen Ihrer Möglichkeiten auch dabei unterstützen. Sie vermeiden aber offene<br />
Auseinandersetzungen und würden nie soweit gehen, Vorgesetzte anzugreifen. Überhaupt<br />
haben Sie zum Rektor eher gute Beziehungen. Sie respektieren ihn als Chef, würden sich<br />
aber nie mit ihm privat einlassen.<br />
Besonders freuen Sie sich darüber, dass in diesem Studienjahr erstmals eine Lektorin aus<br />
Deutschland an dieser Uni arbeiten wird. Sie sind schon sehr auf den intensiven Austausch<br />
gespannt.<br />
Vor einem Jahr haben Sie geheiratet, und Ihre Freizeit widmen Sie jetzt eher Ihrer Ehefrau<br />
als den Studenten. Ihre Frau findet trotzdem, dass Sie zu viel Zeit an der Uni verbringen,<br />
und quält Sie permanent mit Vorwürfen. Sie kann auch nicht verstehen, wieso Sie sich so<br />
viel um die Studenten kümmern. Sie ist sehr eifersüchtig, besonders wenn Sie sich mit weib-<br />
lichen Personen treffen. Ihre Ehefrau möchten Sie auf keinen Fall enttäuschen.<br />
Sie sind Mitglied der Hochschulkonferenz und haben dort eine Stimme. Außerdem sind Sie<br />
berechtigt, Punkte auf die Tagesordnung der Hochschulkonferenz zu setzen.<br />
2 9 2 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />
© 2004 MitOst-Editionen<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-Uni –<br />
Alles beim Alten?
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-Uni –<br />
Alles beim Alten?<br />
R o l l e n p r o f i l e : L e h r k ö r p e r<br />
D r. E r n s t G n a d e n l o s , D o z e n t<br />
© 2004 MitOst-Editionen<br />
Planspiele<br />
Sie sind Dozent für deutsche und englische Sprache und Literatur an der Hochschule. Früher<br />
hat Ihnen die Arbeit mit Studenten viel Freude gemacht. Jetzt sind Sie Ende vierzig und<br />
erkennen, dass die Ziele und Träume, die Sie bisher nicht verwirklicht haben, für Sie immer<br />
Träume bleiben werden. Die jetzige Studentengeneration ist Ihrer Meinung nach faul und<br />
oberflächlich, hat aber viel mehr Möglichkeiten als die Studenten zu Ihrer Zeit. Darüber<br />
ärgern Sie sich. Sie versuchen, es den Studenten so schwer wie möglich zu machen. Damit<br />
wollen Sie sie trainieren und fördern. Außerdem geben Sie so viele Aufgaben wie möglich<br />
an die Studenten weiter. Damit ersparen Sie sich Arbeit, und die Studenten können etwas<br />
lernen. Einen Studentenklub halten Sie für überflüssig, da so etwas die Studenten nur vom<br />
Studium ablenkt.<br />
Da Sie schon viele Jahre dieselben Kurse anbieten, bereiten Sie sich kaum auf die Semina-<br />
re vor. Korrekturen erledigen Sie ungern oder gar nicht. Weil Ihre Bezahlung so gering ist,<br />
finden Sie es auch in Ordnung, mit schlechter Qualität zu arbeiten. Außerdem zwingt es Sie,<br />
auch noch an anderen Hochschulen zu unterrichten. Sie brauchen aber unbedingt die Stelle<br />
an der <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-Universität, weil sie Ihnen Ihre Rentenansprüche sichert.<br />
Sie haben schon lange nicht mehr an Weiterbildungen oder Auslandsexkursionen teilge-<br />
nommen, obwohl Ihre Sprachkenntnisse nicht mehr so gut sind. Deshalb ärgern Sie sich<br />
auch sehr über die Anwesenheit einer deutschen Lektorin an der Hochschule. Sie sind über-<br />
haupt nicht an Kontakten mit ausländischen Hochschulen interessiert und glauben, dass<br />
diese Lektorin alles besser weiß und Ihnen „Ihre“ Studenten wegnehmen wird. Sie haben<br />
sich vorgenommen, ihr so schnell wie möglich zu zeigen, wer hier das Sagen hat.<br />
Zum Rektor der Hochschule haben Sie ein gutes Verhältnis. Er ist Ihnen dankbar, weil Sie<br />
ihm ein Auto aus Großbritannien besorgt haben. Darum hoffen Sie auch, im nächsten Se-<br />
mester eine höhere Prämie zu erhalten. Der Rektor legt aber viel Wert auf einen guten Ruf<br />
der Hochschule. Deshalb ist es Ihnen unangenehm, dass sich schon zwei Studenten über Sie<br />
beschwert haben. Sehr enttäuschend auch, dass es gerade Ihre Lieblingsstudenten waren.<br />
Sie sind Mitglied der Hochschulkonferenz, können dafür Punkte für die Tagesordnung einrei-<br />
chen und haben dort eine Stimme.<br />
M e t h o d e n H a n d b u c h 2 9 3<br />
12<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung
12<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />
Planspiele<br />
R o l l e n p r o f i l e : L e h r k ö r p e r<br />
S u s a n n e S o m m e r, L e k t o r i n a u s D e u t s c h l a n d<br />
Du kommst aus Deutschland, hast gerade dein Examen bestanden und bist vor zwei Tagen<br />
hier in der Stadt angekommen, um an der <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-Universität als Lektorin für deut-<br />
sche Sprache, Literatur und Landeskunde zu arbeiten und die Studenten bei studentischen<br />
Aktivitäten zu unterstützen. Du bist voller Energie und Ideen und du freust dich auf die<br />
kommende Tätigkeit. Während Deines Studiums warst du sehr aktiv in der Fachschaft tätig.<br />
Du hast dich um die studentischen Belange gekümmert und verschiedene Veranstaltungen<br />
organisiert. Zu deinen Aufgaben gehörten auch zahlreiche Auseinandersetzungen mit Do-<br />
zenten und Lektoren, die du fast alle erfolgreich bestanden hast.<br />
Von Deiner Gasthochschule weißt du noch sehr wenig. Du kennst die inneren Strukturen und<br />
Entscheidungswege nicht, hoffst aber, darüber mehr vom Rektor und deinen neuen <strong>Kolleg</strong>en<br />
zu erfahren. Du hast nur gehört, dass die studentische Mitbestimmung hier noch in den An-<br />
fängen steckt, und du möchtest dich mit ganzer Kraft für ihren weiteren Ausbau engagieren.<br />
Du gehst davon aus, dass alle Studenten und Dozenten an diesem Ziel interessiert sind und<br />
auf deine Erfahrungen bauen. Da du ein offener und freundlicher Mensch bist, gehst du auch<br />
so auf andere zu. Da die Studenten für dich gleichberechtigte Partner sind, möchtest du,<br />
dass sie dich mit „du“ ansprechen. Deine <strong>Kolleg</strong>en und den Rektor wirst du auch duzen, da<br />
das bei dir an der Uni so üblich war.<br />
Du hast auch schon jede Menge Ideen für Projekte und Veranstaltungen an dieser Hochschu-<br />
le. Sehr gern möchtest du z.B. eine monatliche Gesprächsrunde zum Thema: „Die Frau im<br />
21. Jahrhundert - neue Wege der Emanzipation“ an der Uni durchführen. Du glaubst, dass<br />
dieses Thema auch die männlichen Studenten und <strong>Kolleg</strong>en interessieren wird. Für deine<br />
<strong>Kolleg</strong>en möchtest du einmal in der Woche eine methodische Weiterbildung organisieren.<br />
Du spielst Gitarre und stehst eher auf ältere Musik wie The Rolling Stones und Elvis Presley.<br />
An der Uni möchtest du einen sehr guten Eindruck hinterlassen, da die Hochschulleitung dar-<br />
über entscheidet, ob du auch ein zweites Jahr bleiben darfst. Das wäre für dich sehr wichtig,<br />
da im Moment in Deutschland die Situation auf dem Arbeitsmarkt sehr schwierig ist.<br />
2 9 4 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />
© 2004 MitOst-Editionen<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-Uni –<br />
Alles beim Alten?
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-Uni –<br />
Alles beim Alten?<br />
R o l l e n p r o f i l e : S t u d e n t e n<br />
K e v i n V o r w ä r t s , S t u d e n t e n v e r t r e t e r<br />
© 2004 MitOst-Editionen<br />
Planspiele<br />
Du bist Student des vierten Studienjahres und schon seit zwei Jahren als Studentenvertreter<br />
gewählt, weil du gut reden kannst und es bisher keinen Gegenkandidaten gab. Dir gefällt<br />
diese Tätigkeit, weil du es so organisiert hast, dass du nicht viel machen musst und sie be-<br />
stimmt gut für deine Karriere ist. Als Studentenvertreter hat man einige Freiheiten und hat<br />
gute Kontakte zu allen Studenten und Dozenten. Den Rektor kennst du persönlich, weil er<br />
ein Freund deines Vaters ist. Aus diesem Grund willst und kannst du nichts gegen den Rektor<br />
unternehmen, obwohl du mit vielen seiner Entscheidungen nicht einverstanden bist. Das ist<br />
auch deswegen schwierig, weil du nach dem Studium an deiner Uni eine wissenschaftliche<br />
Karriere machen möchtest.<br />
Dir ist aber auch bewusst, dass du von Studierenden gewählt worden bist und ihre Inter-<br />
essen zu vertreten hast. Deswegen kannst du die studentischen Anliegen nicht völlig igno-<br />
rieren. Außerdem möchtest du, dass die Studierenden dich bei der nächsten Wahl, die zwei<br />
Tage nach der Hochschulkonferenz stattfinden wird, wiederwählen. Es gibt aber schon zwei<br />
Gegenkandidaten.<br />
Als Studentenvertreter bist du Mitglied der Hochschulkonferenz. Du hast in diesem Gremium<br />
eine Stimme und bist berechtigt, Themen auf die Tagesordnung zu setzen.<br />
M e t h o d e n H a n d b u c h 2 9 5<br />
12<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung
12<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />
Planspiele<br />
R o l l e n p r o f i l e : S t u d e n t e n<br />
H ä n s e l G e r m u s , S t u d e n t<br />
Du studierst Germanistik und beherrschst die deutsche Sprache sehr gut. Dein alter Traum<br />
ist es aber, Deutschland mit eigenen Augen zu sehen – es ist doch peinlich und auch lang-<br />
weilig, drei Jahre Deutsch zu lernen, ohne das Land besucht zu haben. Da du schon lange<br />
alle möglichen Informationen, die mit Deutschland verbunden sind, sammelst, hast du vor<br />
einiger Zeit eine nette Studentin von der Uni Bielefeld durch eine studentische Zeitung im<br />
Internet kennen gelernt. Sie studiert Politologie und Kommunikationswissenschaft und ist<br />
Studentenvertreterin ihrer Fakultät beim Studentenrat. Sie interessiert sich sehr für andere<br />
Länder und Leute.<br />
Sie hat dir vorgeschlagen, im Rahmen eines Studentenaustausches zwischen der Uni<br />
Bielefeld und deiner Uni eine Reise für Studenten der Germanistik von deiner Uni nach<br />
Deutschland zu organisieren. Für Bielefeld hat sie schon alles organisiert – Unterkunft und<br />
Verpflegung, verschiedene Veranstaltungen wie Museumsbesuche, Konzerte, Empfang beim<br />
<strong>Bürger</strong>meister und Rektor. Die Studenten deiner Uni müssten nur die Reisekosten bezahlen.<br />
Deine Hochschule hat noch keine Partneruniversitäten im Ausland, so eine Austauschreise<br />
wurde noch nie bei euch organisiert. Du bist dir sicher, dass so ein Austausch sehr viel für die<br />
sprachlichen Fähigkeiten und die Kenntnisse in praktischer Landeskunde bringen wird. Dein<br />
Vorschlag ist, dass die Universität einen Teil der Reisekosten übernimmt, da die Stipendien<br />
ziemlich niedrig sind.<br />
Die heutige Hochschulkonferenz wäre ein guter Anlass, über den Studentenaustausch zu<br />
diskutieren. Allerdings kann nur ein Dozent, der Studentenvertreter oder der Rektor dieses<br />
Thema auf die Tagesordnung setzen. Du musst also versuchen, sie von deinem Anliegen<br />
zu überzeugen. Gibt es vielleicht einen Dozenten, der Erfahrungen im touristischen Bereich<br />
besitzt? Andererseits ist es auch wichtig, viele Kommilitonen für dein Vorhaben zu gewinnen.<br />
Sie sollen vor der Konferenz Werbung dafür machen und dich während der Konferenz unter-<br />
stützen, da sicherlich noch andere Projekte eingereicht werden. Du solltest also auch ver-<br />
suchen, die sonst eher passiven Studenten zu überzeugen. Auch passive Studenten haben<br />
Interessen und sind eventuell bereit, etwas zu tun. Es gibt doch garantiert Computerfreaks,<br />
Business-Leute und Literaturinteressierte unter ihnen. Kann dir das nicht nützlich sein? Mög-<br />
licherweise gibt es auch unter den Dozenten einige, die dich bei der Planung und Durchfüh-<br />
rung dieser Reise unterstützen. Vielleicht könnte man auch die lokale Presse nutzen.<br />
Bei all deinen Bemühungen solltest du aber nicht die Bedingungen an deiner Uni vergessen.<br />
Immerhin kann der Rektor dich von der Hochschulkonferenz ausschließen oder gar von der<br />
Uni werfen. Denke auch daran, dass die Noten, die dir die Dozenten geben, über die Höhe<br />
deines Stipendiums entscheiden.<br />
Vielleicht kann dir auch die neue Lektorin aus Deutschland helfen, obwohl sie keine Stimme<br />
in der Hochschulkonferenz hat.<br />
2 9 6 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />
© 2004 MitOst-Editionen<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-Uni –<br />
Alles beim Alten?
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-Uni –<br />
Alles beim Alten?<br />
R o l l e n p r o f i l e : S t u d e n t e n<br />
G r e t e l G e r m i n a , S t u d e n t i n<br />
© 2004 MitOst-Editionen<br />
Planspiele<br />
Du studierst Germanistik und beherrschst die deutsche Sprache sehr gut. Dein alter Traum<br />
ist es aber, Deutschland mit eigenen Augen zu sehen – es ist doch peinlich und auch lang-<br />
weilig, drei Jahre Deutsch zu lernen, ohne das Land besucht zu haben. Da du schon lange<br />
alle möglichen Informationen, die mit Deutschland verbunden sind, sammelst, hast du vor<br />
einiger Zeit eine nette Studentin von der Uni Bielefeld durch eine studentische Zeitung im<br />
Internet kennen gelernt. Sie studiert Politologie und Kommunikationswissenschaft und ist<br />
Studentenvertreterin ihrer Fakultät beim Studentenrat. Sie interessiert sich sehr für andere<br />
Länder und Leute.<br />
Sie hat dir vorgeschlagen, im Rahmen eines Studentenaustausches zwischen der Uni<br />
Bielefeld und deiner Uni eine Reise für Studenten der Germanistik von deiner Uni nach<br />
Deutschland zu organisieren. Für Bielefeld hat sie schon alles organisiert – Unterkunft und<br />
Verpflegung, verschiedene Veranstaltungen wie Museumsbesuche, Konzerte, Empfang beim<br />
<strong>Bürger</strong>meister und Rektor. Die Studenten deiner Uni müssten nur die Reisekosten bezahlen.<br />
Deine Hochschule hat noch keine Partneruniversitäten im Ausland, so eine Austauschreise<br />
wurde noch nie bei euch organisiert. Du bist dir sicher, dass so ein Austausch sehr viel für die<br />
sprachlichen Fähigkeiten und die Kenntnisse in praktischer Landeskunde bringen wird. Dein<br />
Vorschlag ist, dass die Universität einen Teil der Reisekosten übernimmt, da die Stipendien<br />
ziemlich niedrig sind.<br />
Die heutige Hochschulkonferenz wäre ein guter Anlass, über den Studentenaustausch zu<br />
diskutieren. Allerdings kann nur ein Dozent, der Studentenvertreter oder der Rektor dieses<br />
Thema auf die Tagesordnung setzen. Du musst also versuchen, sie von deinem Anliegen<br />
zu überzeugen. Gibt es vielleicht einen Dozenten, der Erfahrungen im touristischen Bereich<br />
besitzt? Andererseits ist es auch wichtig, viele Kommilitonen für dein Vorhaben zu gewinnen.<br />
Sie sollen vor der Konferenz Werbung dafür machen und dich während der Konferenz unter-<br />
stützen, da sicherlich noch andere Projekte eingereicht werden. Du solltest also auch ver-<br />
suchen, die sonst eher passiven Studenten zu überzeugen. Auch passive Studenten haben<br />
Interessen und sind eventuell bereit, etwas zu tun. Es gibt doch garantiert Computerfreaks,<br />
Business-Leute und Literaturinteressierte unter ihnen. Kann dir das nicht nützlich sein? Mög-<br />
licherweise gibt es auch unter den Dozenten einige, die dich bei der Planung und Durchfüh-<br />
rung dieser Reise unterstützen. Vielleicht könnte man auch die lokale Presse nutzen.<br />
Bei all deinen Bemühungen solltest du aber nicht die Bedingungen an deiner Uni vergessen.<br />
Immerhin kann der Rektor dich von der Hochschulkonferenz ausschließen oder gar von der<br />
Uni werfen. Denke auch daran, dass die Noten, die dir die Dozenten geben, über die Höhe<br />
deines Stipendiums entscheiden.<br />
Vielleicht kann dir auch die neue Lektorin aus Deutschland helfen, obwohl sie keine Stimme<br />
in der Hochschulkonferenz hat.<br />
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<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung
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<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />
Planspiele<br />
R o l l e n p r o f i l e : S t u d e n t e n<br />
H a n n a M e t r o n o m , S t u d e n t i n<br />
Du bist ein richtiger Musikfan; Elvis Presley, The Who, Rolling Stones und Creedence sind für<br />
dich eine Herzenssache. In deiner Stadt gibt es eine Menge Kneipen und Discos, in denen<br />
die ganze Zeit Musik läuft. Die aktuelle Musik wie Britney Spears und Co. findest du aber<br />
langweilig. Das Problem ist auch, dass der Eintritt in eine Kneipe oder Disko eine Menge Geld<br />
kostet und dein Stipendium gerade mal für zwei solcher Abende reichen würde.<br />
An deiner Hochschule gibt es keinen Ort, an dem sich die Studenten treffen, Bier trinken,<br />
quatschen, sich austauschen, tanzen und gute Musik hören könnten. Dein Traum ist es, im<br />
Keller der Uni, in dem viele Räume leer stehen, einen Studentenclub mit Billard und Tanz-<br />
fläche zu eröffnen. Hier könnten auch verschiedene Veranstaltungen stattfinden, für die<br />
nicht extra ein Raum gemietet werden müsste. Dieser Club wäre eine Möglichkeit, wie die<br />
Studenten attraktiv ihre Freizeit verbringen könnten, und du bist dir sicher, dass langfristig<br />
auch die Hochschule von solch einem Club profitieren könnte.<br />
Diese Idee möchtest du gerne der Hochschulkonferenz unterbreiten. Allerdings kann nur ein<br />
Dozent, der Studentenvertreter oder der Rektor dieses Thema auf die Tagesordnung setzen.<br />
Du musst also versuchen, sie von deinem Anliegen zu überzeugen. Vielleicht hilft dir ja dein<br />
Musikgeschmack, denn wer von den Dozenten mag keinen Elvis... Andererseits ist es auch<br />
wichtig, viele Kommilitonen für dein Vorhaben zu gewinnen. Sie sollen vor der Konferenz<br />
Werbung dafür machen und dich während der Konferenz unterstützen, da sicherlich noch<br />
andere Projekte eingereicht werden. Du solltest also auch versuchen, die sonst eher passi-<br />
ven Studenten zu überzeugen, denn später soll dir auch jemand bei der Renovierung und<br />
der Organisation helfen. Auch passive Studenten haben Interessen und sind eventuell auch<br />
bereit, etwas zu tun. Es gibt doch garantiert Computerfreaks, Business-Leute und Literatu-<br />
rinteressierte unter ihnen. Kann dir das nicht nützlich sein? Vielleicht könnte man auch die<br />
lokale Presse nutzen. Und spielt die deutsche Lektorin nicht Gitarre?<br />
Bei all deinen Bemühungen solltest du aber nicht die Bedingungen an deiner Uni vergessen.<br />
Immerhin kann der Rektor dich von der Hochschulkonferenz ausschließen oder gar von der<br />
Uni werfen. Denke auch daran, dass die Noten, die dir die Dozenten geben, über die Höhe<br />
deines Stipendiums entscheiden.<br />
2 9 8 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />
© 2004 MitOst-Editionen<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-Uni –<br />
Alles beim Alten?
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-Uni –<br />
Alles beim Alten?<br />
R o l l e n p r o f i l e : S t u d e n t e n<br />
D a n i e l N o t e , S t u d e n t<br />
© 2004 MitOst-Editionen<br />
Planspiele<br />
Du bist ein richtiger Musikfan; Elvis Presley, The Who, Rolling Stones und Creedence sind für<br />
dich eine Herzenssache. In deiner Stadt gibt es eine Menge Kneipen und Discos, in denen<br />
die ganze Zeit Musik läuft. Die aktuelle Musik wie Britney Spears und Co. findest du aber<br />
langweilig. Das Problem ist auch, dass der Eintritt in eine Kneipe oder Disko eine Menge Geld<br />
kostet und dein Stipendium gerade mal für zwei solcher Abende reichen würde.<br />
An deiner Hochschule gibt es keinen Ort, an dem sich die Studenten treffen, Bier trinken,<br />
quatschen, sich austauschen, tanzen und gute Musik hören könnten. Dein Traum ist es, im<br />
Keller der Uni, in dem viele Räume leer stehen, einen Studentenclub mit Billard und Tanz-<br />
fläche zu eröffnen. Hier könnten auch verschiedene Veranstaltungen stattfinden, für die<br />
nicht extra ein Raum gemietet werden müsste. Dieser Club wäre eine Möglichkeit, wie die<br />
Studenten attraktiv ihre Freizeit verbringen könnten, und du bist dir sicher, dass langfristig<br />
auch die Hochschule von solch einem Club profitieren könnte.<br />
Diese Idee möchtest du gerne der Hochschulkonferenz unterbreiten. Allerdings kann nur ein<br />
Dozent, der Studentenvertreter oder der Rektor dieses Thema auf die Tagesordnung setzen.<br />
Du musst also versuchen, sie von deinem Anliegen zu überzeugen. Vielleicht hilft dir ja dein<br />
Musikgeschmack, denn wer von den Dozenten mag keinen Elvis... Andererseits ist es auch<br />
wichtig, viele Kommilitonen für dein Vorhaben zu gewinnen. Sie sollen vor der Konferenz<br />
Werbung dafür machen und dich während der Konferenz unterstützen, da sicherlich noch<br />
andere Projekte eingereicht werden. Du solltest also auch versuchen, die sonst eher passi-<br />
ven Studenten zu überzeugen, denn später soll dir auch jemand bei der Renovierung und<br />
der Organisation helfen. Auch passive Studenten haben Interessen und sind eventuell auch<br />
bereit, etwas zu tun. Es gibt doch garantiert Computerfreaks, Business-Leute und Literatu-<br />
rinteressierte unter ihnen. Kann dir das nicht nützlich sein? Vielleicht könnte man auch die<br />
lokale Presse nutzen. Und spielt die deutsche Lektorin nicht Gitarre?<br />
Bei all deinen Bemühungen solltest du aber nicht die Bedingungen an deiner Uni vergessen.<br />
Immerhin kann der Rektor dich von der Hochschulkonferenz ausschließen oder gar von der<br />
Uni werfen. Denke auch daran, dass die Noten, die dir die Dozenten geben, über die Höhe<br />
deines Stipendiums entscheiden.<br />
M e t h o d e n H a n d b u c h 2 9 9<br />
12<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung
12<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />
Planspiele<br />
R o l l e n p r o f i l e : S t u d e n t e n<br />
G i t t e K r i t i s c h , S t u d e n t i n<br />
Du bist im 4. Semester Journalistik und kommst mit deinem Studium ganz gut klar. Da<br />
du ein Leistungsstipendium von der Uni bekommst, ist es für dich besonders wichtig, gute<br />
Noten zu bekommen, um dieses Geld auch weiterhin zu erhalten.<br />
Seit kurzem haben du und ein paar deiner Kommilitonen super viel Stress und Ärger mit<br />
dem Dozenten Dr. Gnadenlos. Er unterrichtet Fremdsprachen (Deutsch und Englisch) und<br />
hat nie Zeit für die Studenten. Er unterrichtet auch noch an einer anderen Hochschule und<br />
scheint sich deshalb kaum auf den Unterricht vorzubereiten. Er vergisst z.B., welche Aufga-<br />
ben er gestellt hatte, und verliert die korrigierten Hausaufgaben und Klausuren. Viele Stu-<br />
denten finden das lustig und bequem, weil man nicht viel zu lernen braucht und sich nicht<br />
vorbereiten muss. Viele interessieren sich nicht für die Sprachseminare und sitzen dort nur<br />
ihre Zeit ab. Du bist aber mit der Situation unzufrieden. Fremdsprachen findest du für deinen<br />
zukünftigen Beruf besonders wichtig und lernst deshalb viel selbstständig zu Hause. Des-<br />
halb hast du den Dozenten schon mehrfach angesprochen. Er ließ aber nicht mit sich reden,<br />
obwohl du dich mit ihm immer sehr gut verstanden hast. Inzwischen ist die Situation sehr<br />
angespannt. Du korrigierst den Dozenten während des Seminars und zeigst deutlich deinen<br />
Unmut. Der Dozent ist sehr böse darüber geworden, und du hast die Befürchtung, dass er<br />
sich in der Prüfung rächen wird. Eine schlechte Zensur würde für dich aber die Kürzung dei-<br />
nes Stipendiums bedeuten. Darum hast du dich an den Rektor gewandt und dich über den<br />
Dozenten beschwert. Der Rektor ging aber nicht weiter auf dein Anliegen ein und hält deine<br />
Schilderung für eine Einzelsicht der Dinge. Jetzt versuchst du daher, auch die anderen Stu-<br />
denten darauf aufmerksam zu machen, wie Euer Fremdsprachenunterricht aussieht.<br />
Auf der nächsten Hochschulkonferenz möchtest du den Antrag stellen, Dr. Gnadenlos als<br />
Dozent abzusetzen. Allerdings kann nur ein Dozent, der Studentenvertreter oder der Rektor<br />
dieses Thema auf die Tagesordnung setzen. Suche dir Hilfe bei deinen Kommilitonen. Viel-<br />
leicht unterstützen dich auch die anderen Dozenten. Überlege, wie die deutsche Lektorin<br />
helfen könnte, obwohl sie keine Stimme bei der Hochschulkonferenz hat. Inwieweit wäre so<br />
ein schlechter Dozent nicht auch interessant für die Presse?<br />
Bei all deinen Bemühungen solltest du aber nicht die Bedingungen an deiner Uni vergessen.<br />
Immerhin kann der Rektor dich von der Hochschulkonferenz ausschließen oder gar von der<br />
Uni werfen.<br />
Sollte es nicht möglich sein, die Absetzung des Dozenten auf die Tagesordnung der Hoch-<br />
schulkonferenz zu setzen, so willst du zumindest erreichen, dass in diesem Semester mit<br />
einer Evaluation der Lehre an deiner Uni begonnen und diese auch veröffentlicht wird.<br />
3 0 0 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />
© 2004 MitOst-Editionen<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-Uni –<br />
Alles beim Alten?
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-Uni –<br />
Alles beim Alten?<br />
R o l l e n p r o f i l e : S t u d e n t e n<br />
K l a u s F r a g g e r n , S t u d e n t<br />
© 2004 MitOst-Editionen<br />
Planspiele<br />
Du bist im 4. Semester Journalistik und kommst mit deinem Studium ganz gut klar. Da<br />
du ein Leistungsstipendium von der Uni bekommst, ist es für dich besonders wichtig, gute<br />
Noten zu bekommen, um dieses Geld auch weiterhin zu erhalten.<br />
Seit kurzem haben du und ein paar deiner Kommilitonen super viel Stress und Ärger mit<br />
dem Dozenten Dr. Gnadenlos. Er unterrichtet Fremdsprachen (Deutsch und Englisch) und<br />
hat nie Zeit für die Studenten. Er unterrichtet auch noch an einer anderen Hochschule und<br />
scheint sich deshalb kaum auf den Unterricht vorzubereiten. Er vergisst z.B., welche Aufga-<br />
ben er gestellt hatte, und verliert die korrigierten Hausaufgaben und Klausuren. Viele Stu-<br />
denten finden das lustig und bequem, weil man nicht viel zu lernen braucht und sich nicht<br />
vorbereiten muss. Viele interessieren sich nicht für die Sprachseminare und sitzen dort nur<br />
ihre Zeit ab. Du bist aber mit der Situation unzufrieden. Fremdsprachen findest du für deinen<br />
zukünftigen Beruf besonders wichtig und lernst deshalb viel selbstständig zu Hause. Des-<br />
halb hast du den Dozenten schon mehrfach angesprochen. Er ließ aber nicht mit sich reden,<br />
obwohl du dich mit ihm immer sehr gut verstanden hast. Inzwischen ist die Situation sehr<br />
angespannt. Du korrigierst den Dozenten während des Seminars und zeigst deutlich deinen<br />
Unmut. Der Dozent ist sehr böse darüber geworden, und du hast die Befürchtung, dass er<br />
sich in der Prüfung rächen wird. Eine schlechte Zensur würde für dich aber die Kürzung dei-<br />
nes Stipendiums bedeuten. Darum hast du dich an den Rektor gewandt und dich über den<br />
Dozenten beschwert. Der Rektor ging aber nicht weiter auf dein Anliegen ein und hält deine<br />
Schilderung für eine Einzelsicht der Dinge. Jetzt versuchst du daher, auch die anderen Stu-<br />
denten darauf aufmerksam zu machen, wie Euer Fremdsprachenunterricht aussieht.<br />
Auf der nächsten Hochschulkonferenz möchtest du den Antrag stellen, Dr. Gnadenlos als<br />
Dozent abzusetzen. Allerdings kann nur ein Dozent, der Studentenvertreter oder der Rektor<br />
dieses Thema auf die Tagesordnung setzen. Suche dir Hilfe bei deinen Kommilitonen. Viel-<br />
leicht unterstützen dich auch die anderen Dozenten. Überlege, wie die deutsche Lektorin<br />
helfen könnte, obwohl sie keine Stimme bei der Hochschulkonferenz hat. Inwieweit wäre so<br />
ein schlechter Dozent nicht auch interessant für die Presse?<br />
Bei all deinen Bemühungen solltest du aber nicht die Bedingungen an deiner Uni vergessen.<br />
Immerhin kann der Rektor dich von der Hochschulkonferenz ausschließen oder gar von der<br />
Uni werfen.<br />
Sollte es nicht möglich sein, die Absetzung des Dozenten auf die Tagesordnung der Hoch-<br />
schulkonferenz zu setzen, so willst du zumindest erreichen, dass in diesem Semester mit<br />
einer Evaluation der Lehre an deiner Uni begonnen und diese auch veröffentlicht wird.<br />
M e t h o d e n H a n d b u c h 3 0 1<br />
12<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung
12<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />
Planspiele<br />
R o l l e n p r o f i l e : S t u d e n t e n<br />
A n n a S c h ö n g e i s t , S t u d e n t i n<br />
Du interessierst dich für deutschsprachige Literatur und möchtest nach dem Studium unbe-<br />
dingt weiter an einer Hochschule arbeiten, am liebsten an deiner Hochschule. Deshalb willst<br />
du auf keinen Fall Schwierigkeiten mit den Dozenten und schon gar nicht mit dem Rektor<br />
bekommen. Du kommst mit allen Dozenten gut aus und deine Noten sind immer sehr gut.<br />
Die Forderungen aktiver Kommilitonen hältst du für zu riskant und unrealistisch, gleichzeitig<br />
bewunderst du diese Kommilitonen aber auch. Deine Zeit verbringst du in der Bibliothek und<br />
liest weit mehr als für die Prüfungen notwendig. Dein Hobby hältst du geheim: du schreibst<br />
Erzählungen und träumst davon, einmal ein Buch zu veröffentlichen. Gern würdest du den<br />
anderen Studenten zeigen, wie gut du schriftlich berichten kannst, traust dich aber nicht.<br />
Du magst es nicht, im Mittelpunkt zu stehen. Wenn sich die überwiegende Mehrheit der Stu-<br />
denten für eine Aktion entschieden hat, dann schließt du dich dieser Mehrheit eher an, als<br />
allein dazustehen. Wenn du von den Dozenten Aufgaben bekommst, erledigst du sie immer<br />
umgehend und gewissenhaft.<br />
B a r b a r a G u t m e n s c h , S t u d e n t i n<br />
Du interessierst dich für deutschsprachige Literatur und möchtest nach dem Studium unbe-<br />
dingt weiter an einer Hochschule arbeiten, am liebsten an deiner Hochschule. Deshalb willst<br />
du auf keinen Fall Schwierigkeiten mit den Dozenten und schon gar nicht mit dem Rektor<br />
bekommen. Du kommst mit allen Dozenten gut aus und deine Noten sind immer sehr gut.<br />
Die Forderungen aktiver Kommilitonen hältst du für zu riskant und unrealistisch, gleichzeitig<br />
bewunderst du diese Kommilitonen aber auch. Deine Zeit verbringst du in der Bibliothek und<br />
liest weit mehr als für die Prüfungen notwendig. Dein Hobby hältst du geheim: du schreibst<br />
Erzählungen und träumst davon einmal ein Buch zu veröffentlichen. Gern würdest du den<br />
anderen Studenten zeigen, wie gut du schriftlich berichten kannst, traust dich aber nicht.<br />
Du magst es nicht, im Mittelpunkt zu stehen. Wenn sich die überwiegende Mehrheit der Stu-<br />
denten für eine Aktion entschieden hat, dann schließt du dich dieser Mehrheit eher an, als<br />
allein dazustehen. Wenn du von den Dozenten Aufgaben bekommst, erledigst du sie immer<br />
umgehend und gewissenhaft.<br />
3 0 2 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />
© 2004 MitOst-Editionen<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-Uni –<br />
Alles beim Alten?
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-Uni –<br />
Alles beim Alten?<br />
R o l l e n p r o f i l e : S t u d e n t e n<br />
M a r k B r o k e r, S t u d e n t<br />
© 2004 MitOst-Editionen<br />
Planspiele<br />
Dir ist das Studium egal. Du hast es nur begonnen, weil du nichts Besseres gefunden hast.<br />
Du lernst im letzten Moment für die Prüfungen und brauchst immer wieder die Unterstützung<br />
von anderen, um sie zu bestehen. Was dich interessiert, das ist Handeln, Geldverdienen,<br />
Business.<br />
Du fändest es gut, wenn es an der Uni einen studentischen Freizeittreff geben würde. Schon<br />
während des Studiums versuchst du, dir gute Kontakte aufzubauen, um später ein erfolg-<br />
reicher Geschäftsmann zu werden. So hast du gute Verbindungen zu „Geschäftsleuten“ und<br />
auch zu Journalisten.<br />
Das Schlimmste, was dir passieren könnte, wäre die Einberufung zur Armee, deshalb be-<br />
mühst du dich auch, ohne Probleme die Hochschule zu beenden. Problemen mit dem Rektor<br />
und den Dozenten willst du deswegen aus dem Weg gehen. Deshalb erledigst du auch alle<br />
Aufgaben, die du von Dozenten übertragen bekommst. Du bist sehr an Kontakten nach<br />
Deutschland interessiert.<br />
P a t r i c k A n l a g e , S t u d e n t<br />
Dir ist das Studium egal. Du hast es nur begonnen, weil du nichts Besseres gefunden hast.<br />
Du lernst im letzten Moment für die Prüfungen und brauchst immer wieder die Unterstützung<br />
von anderen, um sie zu bestehen. Was dich interessiert, das ist Handeln, Geldverdienen,<br />
Business.<br />
Du fändest es gut, wenn es an der Uni einen studentischen Freizeittreff geben würde. Schon<br />
während des Studiums versuchst du, dir gute Kontakte aufzubauen, um später ein erfolg-<br />
reicher Geschäftsmann zu werden. So hast du gute Verbindungen zu „Geschäftsleuten“ und<br />
auch zu Journalisten.<br />
Das Schlimmste, was dir passieren könnte, wäre die Einberufung zur Armee, deshalb be-<br />
mühst du dich auch, ohne Probleme die Hochschule zu beenden. Problemen mit dem Rektor<br />
und den Dozenten willst du deswegen aus dem Weg gehen. Deshalb erledigst du auch alle<br />
Aufgaben, die du von Dozenten übertragen bekommst. Du bist sehr an Kontakten nach<br />
Deutschland interessiert.<br />
M e t h o d e n H a n d b u c h 3 0 3<br />
12<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung
12<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />
Planspiele<br />
R o l l e n p r o f i l e : S t u d e n t e n<br />
M a x C y b e r, S t u d e n t<br />
Das Studium interessiert dich nicht wirklich. Du verbringst so wenig Zeit wie möglich in Se-<br />
minaren und Vorlesungen. Deine Hauptbeschäftigung sind Computerspiele und das Surfen<br />
und Chatten im Internet. Jede freie Minute verbringst du im Computerraum der Hochschule,<br />
und jede Ablenkung von dieser wichtigen Beschäftigung ist dir unangenehm.<br />
Das größte Unglück wäre für dich die Schließung des Computerraumes. Dagegen würdest<br />
du sogar etwas unternehmen. Denn nirgendwo sonst kann man den ganzen Tag kostenlos<br />
im Internet sein. Im multimedialen Bereich kennst du dich inzwischen schon sehr gut aus.<br />
Ärger mit den Dozenten möchtest du nicht haben, deshalb erfüllst du auch alle gestellten<br />
Aufgaben, allerdings mit so wenig Aufwand wie möglich.<br />
M o r i t z B i t , S t u d e n t<br />
Das Studium interessiert dich nicht wirklich. Du verbringst so wenig Zeit wie möglich in Se-<br />
minaren und Vorlesungen. Deine Hauptbeschäftigung sind Computerspiele und das Surfen<br />
und Chatten im Internet. Jede freie Minute verbringst du im Computerraum der Hochschule,<br />
und jede Ablenkung von dieser wichtigen Beschäftigung ist dir unangenehm.<br />
Das größte Unglück wäre für dich die Schließung des Computerraumes. Dagegen würdest<br />
du sogar etwas unternehmen. Denn nirgendwo sonst kann man den ganzen Tag kostenlos<br />
im Internet sein. Im multimedialen Bereich kennst du dich inzwischen schon sehr gut aus.<br />
Ärger mit den Dozenten möchtest du nicht haben, deshalb erfüllst du auch alle gestellten<br />
Aufgaben, allerdings mit so wenig Aufwand wie möglich.<br />
3 0 4 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />
© 2004 MitOst-Editionen<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-Uni –<br />
Alles beim Alten?
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-Uni –<br />
Alles beim Alten?<br />
R o l l e n p r o f i l e : S t u d e n t e n<br />
L a r a M ü l l e r<br />
© 2004 MitOst-Editionen<br />
Planspiele<br />
Du und Laura seid schon seit dem Kindergarten Freundinnen. Alles macht ihr gemeinsam.<br />
Ihr helft euch gegenseitig, auch im Studium, und lernt gemeinsam. Die Aufgaben der Do-<br />
zenten erledigt ihr immer gewissenhaft. Mit den meisten Dozenten kommt ihr gut aus, aber<br />
einige sind euch zu streng. Die Seminare findet ihr selten anspruchsvoll genug. Eigentlich<br />
müsste da mal was verändert werden.<br />
Ihr träumt davon, nach dem Studium eine interessante Tätigkeit im Kulturbereich zu finden.<br />
Leider habt ihr euch bis jetzt nicht so recht getraut, eure organisatorischen Fähigkeiten an<br />
der Uni zu zeigen. Für studentische Initiativen habt ihr wegen des Studiums keine Zeit, aber<br />
den Studentenvertreter findet ihr ganz toll. Wenn er euch anspräche, würdet ihr auch eine<br />
Aufgabe übernehmen. Aber auf alle Fälle gemeinsam.<br />
L a u r a M e i e r<br />
Du und Lara seid schon seit dem Kindergarten Freundinnen. Alles macht ihr gemeinsam. Ihr<br />
helft euch gegenseitig, auch im Studium, und lernt gemeinsam. Die Aufgaben der Dozenten<br />
erledigt ihr immer gewissenhaft. Mit den meisten Dozenten kommt ihr gut aus, aber einige<br />
sind euch zu streng. Die Seminare findet ihr selten anspruchsvoll genug. Eigentlich müsste<br />
da mal was verändert werden.<br />
Ihr träumt davon, nach dem Studium eine interessante Tätigkeit im Kulturbereich zu finden.<br />
Leider habt ihr euch bis jetzt nicht so recht getraut, eure organisatorischen Fähigkeiten an<br />
der Uni zu zeigen. Für studentische Initiativen habt ihr wegen des Studiums keine Zeit, aber<br />
den Studentenvertreter findet ihr ganz toll. Wenn er euch anspräche, würdet ihr auch eine<br />
Aufgabe übernehmen. Aber auf alle Fälle gemeinsam.<br />
M e t h o d e n H a n d b u c h 3 0 5<br />
12<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung
12<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />
Planspiele<br />
R o l l e n p r o f i l e : J o u r n a l i s t e n e t c .<br />
K a r l a K o l u m n a , J o u r n a l i s t i n<br />
Du bist seit einem Jahr mit deinem Studium fertig und hast vor kurzem eine Stelle bei der<br />
bekanntesten Lokalzeitung deiner Stadt bekommen. Du bist in der Probezeit und möchtest<br />
deinem Chef beweisen, dass du wirklich eine tolle Journalistin bist.<br />
Studiert hast du in einer anderen Stadt und warst dort sehr aktiv als Mitglied im Studenten-<br />
parlament und Redakteurin der Unizeitung. Deshalb bist du auch heute noch sehr an studen-<br />
tischen Themen interessiert. Durch deine Schwester weißt du, wie undemokratisch es an der<br />
hiesigen Hochschule zugeht und wie wenig Mitspracherechte oder gar Mitbestimmungsrech-<br />
te die Studenten hier haben. Das schockiert dich und du möchtest gerne im Rahmen deiner<br />
Möglichkeiten etwas dagegen tun.<br />
Allerdings hat dich deine Schwester gebeten, dich zurückzuhalten, da sie um ihren guten<br />
Stand bei den Dozenten und um ihr Stipendium fürchtet. Die Missachtung von demokrati-<br />
schen Spielregeln einer Universität mit dem Namen <strong>Theodor</strong> <strong>Heuss</strong> hältst du aber für ein<br />
brisantes Thema, mit dem du dir einen Namen machen könntest.<br />
Du hast dir vorgenommen, den Rektor der Uni zunächst mal um ein Interview zu bitten, um<br />
die Situation richtig einschätzen zu können. Du hast erfahren, dass bald die Hochschulkon-<br />
ferenz stattfindet. Es ist also Eile geboten.<br />
Gib der Zeitung zusammen mit deinem <strong>Kolleg</strong>en einen Namen und veröffentlicht auf den<br />
blauen Blättern eure Artikel.<br />
3 0 6 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />
© 2004 MitOst-Editionen<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-Uni –<br />
Alles beim Alten?
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-Uni –<br />
Alles beim Alten?<br />
R o l l e n p r o f i l e : J o u r n a l i s t e n e t c .<br />
K a r l R e c h e r c h , J o u r n a l i s t<br />
© 2004 MitOst-Editionen<br />
Planspiele<br />
Du bist seit einem Jahr mit deinem Studium fertig und hast vor kurzem eine Stelle bei der<br />
bekanntesten Lokalzeitung deiner Stadt bekommen. Du bist in der Probezeit und möchtest<br />
deinem Chef beweisen, dass du wirklich ein toller Journalist bist.<br />
Studiert hast du in einer anderen Stadt und warst dort sehr aktiv als Mitglied im Studenten-<br />
parlament und Redakteur der Unizeitung. Deshalb bist du auch heute noch sehr an studenti-<br />
schen Themen interessiert. Durch deine Schwester weißt du, wie undemokratisch es an der<br />
hiesigen Hochschule zugeht und wie wenig Mitspracherechte oder gar Mitbestimmungsrech-<br />
te die Studenten hier haben. Das schockiert dich und du möchtest gerne im Rahmen deiner<br />
Möglichkeiten etwas dagegen tun.<br />
Allerdings hat dich deine Schwester gebeten, dich zurückzuhalten, da sie um ihren guten<br />
Stand bei den Dozenten und um ihr Stipendium fürchtet. Die Missachtung von demokrati-<br />
schen Spielregeln einer Universität mit dem Namen <strong>Theodor</strong> <strong>Heuss</strong> hältst du aber für ein<br />
brisantes Thema, mit dem du dir einen Namen machen könntest.<br />
Du hast dir vorgenommen, den Rektor der Uni zunächst mal um ein Interview zu bitten, um<br />
die Situation richtig einschätzen zu können. du hast erfahren, dass bald die Hochschulkon-<br />
ferenz stattfindet. Es ist also Eile geboten.<br />
Gib der Zeitung zusammen mit deiner <strong>Kolleg</strong>in einen Namen und veröffentlicht auf den blau-<br />
en Blättern eure Artikel.<br />
F r a u R i c h t i g , S e k r e t ä r i n<br />
Sie sind die rechte Hand des Rektors und verwalten seinen Terminkalender. Sie bereiten alle<br />
Sitzungsunterlagen des Hochschulrates vor und schreiben das Protokoll der Sitzungen. Die<br />
bestätigten Tagesordnungspunkte der Hochschulkonferenz werden von Ihnen gesammelt<br />
und öffentlich dokumentiert. Sie versuchen, die Studenten von dem viel beschäftigten Rektor<br />
fernzuhalten. Der Rektor vertraut Ihnen und Sie sind ihm gegenüber auch loyal. Allerdings<br />
mögen Sie auch die Studenten, für die Sie sich immer Zeit nehmen und für deren Belange<br />
Sie im Prinzip Verständnis haben. Viele Informationen gehen über Ihren Schreibtisch. So hat<br />
Sie vor einiger Zeit ein Brief aus Kreisau mit der „Europäischen Charta der Studentenrechte“<br />
erreicht. Sie haben den Schlüssel zum Computerraum und zum Kopierraum.<br />
M e t h o d e n H a n d b u c h 3 0 7<br />
12<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung
12<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />
Planspiele<br />
R e d e d e s R e k t o r s z u m S e m e s t e r b e g i n n v o r d e m<br />
g e s a m t e n K o l l e g i u m u n d d e r S t u d e n t e n s c h a f t<br />
P r o f . D r. B r u n o D o g m a<br />
Hochverehrte <strong>Kolleg</strong>innen und <strong>Kolleg</strong>en,<br />
liebe Studenten unserer <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-Universität,<br />
ich begrüße Sie herzlich im schönen Auditorium Maximum unserer allseits geehrten Univer-<br />
sität bei dieser feierlichen Veranstaltung und freue mich, gemeinsam mit Ihnen das neue<br />
akademische Jahr eröffnen zu dürfen.<br />
Insbesondere freue ich mich, hier in dieser altehrwürdigen Halle begrüßen zu dürfen:<br />
▪ die hoch verehrten <strong>Kolleg</strong>en und Mitglieder der Hochschulkonferenz: Frau Dr. Regina<br />
Redlich, Herrn Dr. Ernst Gnadenlos und Herrn Dr. Willi Goodman,<br />
▪ unsere neue Gastlektorin aus Deutschland, Frau Susanne Sommer,<br />
▪ unsere hochgeschätzte Sekretärin, Frau Richtig, und unseren Hausmeister, Herrn Pütz,<br />
▪ die Vertreter der Presse, Frau Karla Kolumna und Herrn Karl Recherch,<br />
▪ Kevin Vorwärts als den Vertreter der Studentenschaft<br />
▪ und natürlich auch Sie, die Studenten der <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-Universität.<br />
Ich will diese Gelegenheit nutzen und mit ein paar einleitenden Worten die Situation an<br />
unserer Hochschule schildern, was besonders für unsere neuen Studenten interessant sein<br />
dürfte.<br />
An unserer Hochschule gibt es ganz im Sinne des hoch verehrten <strong>Theodor</strong> <strong>Heuss</strong> eine lange<br />
demokratische Tradition. Den Kern der demokratischen Mitgestaltung bildet, wie Sie alle wis-<br />
sen, die jährliche Hochschulkonferenz, an der auch Sie, meine hoch verehrten Studentinnen<br />
und Studenten, mit einem Vertreter Stimmrecht genießen. Dieses institutionalisierte Recht<br />
auf studentische Mitgestaltung ist in unserem Land eine Ausnahme und es zeigt, welchen<br />
hohen demokratischen Prinzipien wir uns verpflichtet fühlen. Neben der hohen wissenschaft-<br />
lichen Reputation trägt auch die Hochschulkonferenz zu unserem guten Ruf im In- und vor<br />
allem im Ausland bei.<br />
Die nächste Hochschulkonferenz findet heute um 14.45 Uhr statt, und im Anschluss an diese<br />
Rede können Tagesordnungspunkte im Sekretariat bei Frau Redlich abgegeben werden. Ge-<br />
rade für Sie, die neuen Studenten unserer Hochschule, wiederhole ich hier noch einmal die<br />
Regeln und Prinzipien der Hochschulkonferenz.<br />
3 0 8 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />
Fortsetzung ·<br />
© 2004 MitOst-Editionen<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-Uni –<br />
Alles beim Alten?
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-Uni –<br />
Alles beim Alten?<br />
R e d e d e s R e k t o r s z u m S e m e s t e r b e g i n n v o r d e m<br />
g e s a m t e n K o l l e g i u m u n d d e r S t u d e n t e n s c h a f t<br />
© 2004 MitOst-Editionen<br />
Planspiele<br />
… Die Konferenz ist das höchste Organ unserer Hochschule. Sie tagt in jedem akademischen Jahr<br />
ein Mal und beschließt die grundlegenden Neuerungen an der <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-Universität. Auf der<br />
Hochschulkonferenz haben insgesamt fünf Personen ein Stimmrecht: die Dozenten Frau Dr. Re-<br />
gine Redlich, Herr Dr. Ernst Gnadenlos und Herr Dr. Willi Goodman, der von der Studentenschaft<br />
gewählte Vertreter Kevin Vorwärts und auch meine Wenigkeit als Rektor der Universität. Eine Ent-<br />
scheidung über die Tagesordnungspunkte wird in diesem demokratischen Gremium mit einfacher<br />
Mehrheit getroffen. Und auch daran erkennen Sie, welch hohe Bedeutung wir den Worten von<br />
<strong>Theodor</strong> <strong>Heuss</strong> beimessen. Der Schirmherr unserer Universität äußerte ja bekanntlich den wun-<br />
dervollen Satz: „Die äußere Freiheit der vielen lebt aus der inneren Freiheit der einzelnen.“ …<br />
Die Hochschulkonferenz tagt natürlich öffentlich, und alle Mitarbeiter und Studenten der<br />
Universität sind herzlich eingeladen, der Sitzung beizuwohnen. Wie ich schon erwähnt habe,<br />
findet die Konferenz heute um 14.45 Uhr hier im Auditorium Maximum unserer Hochschule<br />
statt.<br />
Wie Sie wissen, findet vor jeder Abstimmung eines Tagesordnungspunktes eine Präsentation<br />
von Pro- und Contra-Argumenten statt, für die jeweils maximal fünf Minuten zur Verfügung<br />
stehen. Erst nach dieser Anhörung beschließt das fünfköpfige Gremium über den Tagesord-<br />
nungspunkt.<br />
Wie auch in den vergangenen Jahren werden auch heute viele von Ihnen, auch wenn sie<br />
nicht abstimmen dürfen, aktiv zum Gelingen der Konferenz beitragen, indem Sie eine so<br />
genannte Fünf-Punkte-Argumentation vorbereiten und ein Plädoyer für oder gegen den Ta-<br />
gesordnungspunkt vortragen.<br />
Die Regeln der Hochschulkonferenz sehen vor, dass nur die stimmberechtigten Personen<br />
einen Tagesordnungspunkt einreichen dürfen. Die Mitglieder der Hochschulkonferenz: meine<br />
hoch verehrten <strong>Kolleg</strong>en: Frau Dr. Regine Redlich, Herr Dr. Ernst Gnadenlos und Herr Dr. Willi<br />
Goodman, der Studentenvertreter Kevin Vorwärts und selbstverständlich auch ich stehen<br />
Ihnen nach dieser Inaugurationsveranstaltung während der Sprechstunde zur Verfügung.<br />
Sie werden von uns beraten und erhalten bei uns alle wichtigen Informationen.<br />
Nicht vergessen möchte ich an dieser Stelle die gute Seele unserer Universität, Frau Richtig,<br />
bei der nicht nur die Tagesordnungspunkte eingereicht werden müssen, sondern die für Sie<br />
auch mit Rat und Tat da sein wird. Wenden Sie sich doch bei Problemen direkt an sie. Die<br />
Regeln der Hochschulkonferenz und die Tagesordnung hängen bei ihr aus. Dort können Sie<br />
jederzeit die wichtigsten Punkte nachlesen.<br />
Fortsetzung ·<br />
M e t h o d e n H a n d b u c h 3 0 9<br />
12<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung
12<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />
Planspiele<br />
R e d e d e s R e k t o r s z u m S e m e s t e r b e g i n n v o r d e m<br />
g e s a m t e n K o l l e g i u m u n d d e r S t u d e n t e n s c h a f t<br />
… Ich muss Sie nun leider auch noch auf eine eher unerfreuliche Tatsache hinweisen. Wie Sie<br />
vielleicht schon gehört haben, hat die Regierung den Etat für Bildung drastisch gekürzt. Im<br />
kommenden Jahr steht unserer Universität damit ein wesentlich geringerer Betrag zur Ver-<br />
fügung. Leider werden wir uns deshalb im kommenden Studienjahr nur dann neue Projekte<br />
leisten können, wenn gleichzeitig an anderer Stelle gespart wird. Und sparen, das können<br />
Sie sich vorstellen, können wir nur bei den Prämien für unsere Mitarbeiter, den Universi-<br />
tätsstipendien für die Studenten mit sehr guten Noten und bei der Nutzungsmöglichkeit des<br />
Computerraumes.<br />
Angesichts der sehr knappen Haushaltslage muss ich Sie deshalb auffordern, die Sitzung der<br />
Hochschulkonferenz nicht mit unrealistischen Forderungen oder Projekten zu blockieren und<br />
die knappe Zeit der hoch verehrten <strong>Kolleg</strong>en nicht unnötig in Anspruch zu nehmen. …<br />
… Wie Sie alle sicherlich wissen, genießt die <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-Universität einen hervorragen-<br />
den Ruf. Ich gehe davon aus, dass alle hier Versammelten auch in dem nun begonnenen<br />
akademischen Jahr dazu beitragen werden, dass diese Ausnahmestellung im Lande nicht<br />
geschädigt wird.<br />
Sie, meine verehrten Studentinnen und Studenten, muss ich nach dem letzten Vorfall wohl<br />
nicht ausdrücklich ermahnen, die Regeln unserer Hochschule zu respektieren. Ich möchte<br />
nicht noch einmal gezwungen werden, einen Studenten von der Universität zu verweisen.<br />
Bevor ich meine Rede beende, möchte ich Sie noch auf folgende Einrichtungen der Univer-<br />
sität hinweisen:<br />
▪ Getränke gibt es kostenlos in der Bibliothek<br />
▪ die wichtigste Nachrichten befinden sich hier am Schwarzen Brett<br />
▪ die Räume der Dozenten befinden sich ...<br />
▪ das Rektorat und das Sekretariat von Frau Richtig befindet sich ..., dort liegen auch<br />
alle Formulare aus.<br />
Ich wünsche uns allen ein erfolgreiches akademisches Jahr und am heutigen Tag eine inter-<br />
essante Hochschulkonferenz, zu deren Gelingen Sie hoffentlich alle beitragen werden.<br />
3 1 0 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />
© 2004 MitOst-Editionen<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-Uni –<br />
Alles beim Alten?
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-Uni –<br />
Alles beim Alten?<br />
R e g e l n d e r H o c h s c h u l k o n f e r e n z<br />
Planspiele<br />
1. Die Hochschulkonferenz (HSK) ist das höchste Organ der <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-Universität.<br />
2. Die Konferenz tagt in jedem Semester einmal.<br />
3. Die Beschlüsse der HSK sind bindend für alle Mitarbeiter und Studenten der<br />
Universität.<br />
4. An den Sitzungen der HSK nehmen fünf stimmberechtigte Personen teil: der Rektor<br />
der Universität, drei Mitarbeiter und ein Studentenvertreter.<br />
5. Die HSK wird vom Rektor der Universität geleitet.<br />
6. Die Sitzungen der HSK sind öffentlich.<br />
7. Alle stimmberechtigten Mitglieder der HSK können Tagesordnungspunkte einreichen.<br />
Die Frist für das Einreichen von Tagesordnungspunkten endet 30 Minuten vor der HSK.<br />
8. Entscheidungen der HSK werden mit einfacher Mehrheit getroffen.<br />
9. Vor jeder Abstimmung werden Pro- und Contra-Argumente mit Hilfe einer Fünf-<br />
Punkte- Liste vorgetragen, die der HSK auch in schriftlicher Form vorliegen muss.<br />
Die Plädoyers können auch von Hochschulmitgliedern ohne Stimmrecht vorgebracht<br />
werden. Für jedes Plädoyer stehen höchstens fünf Minuten zur Verfügung.<br />
10. Die Entscheidungen der HSK werden protokolliert.<br />
© 2004 MitOst-Editionen<br />
M e t h o d e n H a n d b u c h 3 1 1<br />
12<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung
12<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />
Planspiele<br />
H o c h s c h u l k o n f e r e n z : E r ö f f n u n g s r e d e d e s R e k t o r s<br />
Zur diesjährigen Hochschulkonferenz begrüße ich herzlich die hier anwesenden Angehörigen<br />
der <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-Universität und natürlich ganz besonders herzlich die stimmberechtigten<br />
Mitglieder der HSK: meine hoch verehrten <strong>Kolleg</strong>en Frau Dr. Regine Redlich, Herrn Dr. Ernst<br />
Gnadenlos und Herrn Dr. Willi Goodman sowie Kevin Vorwärts, den Vertreter der Studen-<br />
tenschaft.<br />
Bevor ich Ihnen die Tagesordnung vorstelle, muss ich Sie noch einmal ausdrücklich darauf<br />
hinweisen, dass die dramatisch schlechte finanzielle Situation unserer Hochschule uns keine<br />
Spielräume für neue Initiativen lässt. Wir können uns im kommenden Studienjahr nur dann<br />
neue Projekte leisten, wenn gleichzeitig an anderer Stelle gespart wird. Und sparen, das<br />
wissen Sie alle sehr genau, können wir nur bei den Prämien für unsere Mitarbeiter, bei den<br />
Universitätsstipendien, die bisher an die Studenten mit sehr guten Noten ausgezahlt werden<br />
konnten, und bei der Nutzungsmöglichkeit des Computerraumes.<br />
Und nun zur Tagesordnung, die folgendermaßen aussieht:<br />
3 1 2 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />
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<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-Uni –<br />
Alles beim Alten?
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-Uni –<br />
Alles beim Alten?<br />
V o r l a g e S t a t e m e n t s<br />
Hochschulkonferenz - pro<br />
Tagesordnungspunkt:<br />
Person:<br />
Bitte fünf Argumente stichwortartig eintragen:<br />
Hochschulkonferenz - contra<br />
Tagesordnungspunkt:<br />
Person:<br />
Bitte fünf Argumente stichwortartig eintragen:<br />
© 2004 MitOst-Editionen<br />
Planspiele<br />
M e t h o d e n H a n d b u c h 3 1 3<br />
12<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung
12<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />
Planspiele<br />
Beschreibung<br />
Ziel<br />
Rahmen<br />
3 1 4 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />
Ausgehend von einem Brainstorming und einer Zuordnungs-<br />
übung zum Begriff Demokratie setzen sich die Teilnehmer<br />
mit der Frage auseinander, inwiefern an ihren Hochschulen<br />
demokratische Prinzipien herrschen und wo sie Möglichkeiten<br />
sehen, sich im Hochschulleben zu engagieren. Im zweiten<br />
Teil des Tages befassen sich die Teilnehmer genauer mit<br />
Menschen- & <strong>Bürger</strong>rechten und versuchen diese auf ihr<br />
Leben an der Hochschule zu übertragen. Im Anschluss daran<br />
wird eine gemeinsame, grundlegende Charta der Studenten-<br />
rechte erarbeitet.<br />
Gruppengröße __ ab 10 Personen<br />
Zeit __ 8 Stunden<br />
Die Teilnehmer nähern sich dem Begriff „Demokratie“ in seiner<br />
Vielschichtigkeit. Sie erlangen genauere Kenntnisse zu Men-<br />
schen- & <strong>Bürger</strong>rechten, überprüfen die Gültigkeit der Rechte<br />
für andere Mitglieder einer Gemeinschaft, machen sich die<br />
eigenen Lebens- und Studienbedingungen bewusst und de-<br />
cken auch Störfaktoren auf. Sie entwickeln eine gemeinsame<br />
Charta der Studentenrechte und üben demokratische Prin-<br />
zipien praktisch ein (z.B. Entscheidungsfindung, Führen von<br />
Diskussionen, Umgang mit Meinungsverschiedenheiten).<br />
Raum __ Seminarraum mit Möglichkeiten zur Kleingruppenarbeit<br />
Material __ Papierrollen / Plakate, Moderationskoffer, Flipchart,<br />
Schlüsselbegriffe<br />
wichtig<br />
C h a r t a d e r S t u d e n t e n r e c h t e<br />
Overheadprojektor, Computer<br />
Demokratische Handlungskompetenz, Demokratische<br />
Grundregeln, Diskussionskultur<br />
Die gesamte Einheit dreht sich inhaltlich um Demokratie<br />
und Rechte. Viele der Methoden beruhen wiederum auf<br />
demokratischen Prinzipien und auf der Achtung von Rechten.<br />
Dies sollte im Verlauf des Tages den Teilnehmern immer<br />
wieder bewusst gemacht werden. Die Seminarleiter haben<br />
im gesamten Entstehungsprozess der Charta lediglich eine<br />
moderierende Funktion, wenn sie nicht als gleichberechtigt<br />
an den Diskussionsprozessen teilnehmen. Darüber müssen<br />
sie sich vorher mit den Teilnehmern verständigen. Die<br />
Seminarleiter, die Diskussionen moderieren, müssen sich<br />
an die von der Gruppe vereinbarten Regeln halten und<br />
dürfen z.B. nicht aus Zeitdruck autoritäre und willkürliche<br />
Entscheidungen treffen.<br />
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Durchführung<br />
© 2004 MitOst-Editionen<br />
Planspiele<br />
Die Übung sollte von zwei Seminarleitern geführt werden,<br />
wobei einer die Moderation übernimmt und der andere<br />
bei der korrekten Formulierung der Rechte hilft. Sollte<br />
das erarbeitete Material (Kärtchen mit formulierten<br />
Studentenrechten) nicht ausreichend sein, kann den<br />
Teilnehmern eine Auflistung allgemeiner Studentenrechte<br />
(„Beispiel: Charta der Studentenrechte“) gegeben werden.<br />
Sie müssen dann gemeinsam überlegen, welche Rechte in die<br />
gemeinsame Charta übernommen werden sollten. Es ist auch<br />
möglich, diese Auflistung der allgemeinen Studentenrechte<br />
den Teilnehmern während der Kleingruppenarbeit vor der<br />
Diskussion auszuteilen.<br />
0. Möglicher Ablauf:<br />
9.10 – 9.20 Uhr Einstieg<br />
9.20 – 9.50 Uhr „Demokratie-Scrabble“<br />
9.50 – 10.45 Uhr „Demokratiebaum“<br />
10.45 – 11.00 Uhr Pause<br />
11.00 – 12.20 Uhr „Demokratie an der Hochschule“<br />
12.30 – 14.50 Uhr Mittagessen und Pause<br />
14.30 – 15.50 Uhr „Meine Rechte und Pflichten an<br />
15.50 – 16.10 Uhr Pause<br />
der Universität“<br />
16.10 – 19.00 Uhr „Die Charta der Studentenrechte<br />
1. Demokratie-Scrabble<br />
Anleitung [Siehe Kapitel 7.]<br />
2. Demokratie-Baum<br />
entsteht“<br />
Jeder Teilnehmer bekommt 3 Kärtchen, auf denen er für<br />
sich die drei wichtigsten Begriffe, die er persönlich mit<br />
Demokratie verbindet, notiert. [5 Minuten]<br />
Im Plenum werden anschließend die Kärtchen vorgestellt<br />
und strukturiert, wobei ähnliche Begriffe zusammengefasst<br />
werden. Jetzt können einzelne Begriffe diskutiert<br />
werden. [20 Minuten]<br />
Auf einem vorbereiteten Plakat mit dem Titel „Demokra-<br />
tie-Baum“ ist ein großer Baum mit Wurzeln und Ästen<br />
gezeichnet. Im Plenum sollen Bezeichnungen für die Äste<br />
M e t h o d e n H a n d b u c h 3 1 5<br />
12<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung
12<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />
Planspiele<br />
3 1 6 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />
gefunden werden (z.B. Regeln, Gesetze, Institutionen,<br />
Werte, Personen, Kriterien, Ziele). Anschließend werden<br />
die Kärtchen den Ästen und den Wurzeln zugeordnet und<br />
aufgeklebt. Am Ende entsteht ein gemeinsamer Baum<br />
der Demokratie, der an einer zentralen Stelle aufgehängt<br />
werden kann. Die Form der Diskussion und Entscheidungs-<br />
findung muss mit Unterstützung des Seminarleiters vom<br />
Plenum selbst gefunden werden. [30 Minuten]<br />
3. Demokratie an der Hochschule<br />
In dieser Übung trainieren die Teilnehmer, wie man de-<br />
mokratisch und transparent Entscheidungen trifft und die<br />
Meinung der Anderen akzeptiert.<br />
Jeder bekommt das Arbeitsblatt „Demokratie an der<br />
Hochschule“. In Einzelarbeit sollen sich die Teilnehmer<br />
in den beiden Ringen positionieren. Im linken Ring zeigt<br />
man durch ein Kreuz, inwieweit man am demokratischen<br />
Hochschulleben teilnimmt, wobei die Mitte des Kreises die<br />
stärkste Beteilung symbolisieren würde. Im rechten Kreis<br />
zeichnen die Teilnehmer ihren gewünschten Platz in der<br />
Zukunft an der Uni ein. Außerdem sollen die drei Fragen<br />
auf dem unteren Teil des Arbeitsblattes stichpunktartig<br />
beantwortet werden. [5 Minuten]<br />
Danach bilden die Teilnehmer Paare (möglichst nicht aus<br />
einem Land). Die Gesprächspaare haben jetzt Zeit, sich<br />
über Möglichkeiten der Partizipation am Hochschulleben,<br />
über Probleme, Störfaktoren usw. auszutauschen. Die<br />
Teilnehmer diskutieren, wie das Hochschulleben vor Ort<br />
aussieht, wie der Einzelne konkret daran teilnimmt und<br />
welche Hindernisse es gibt. [30 Minuten]<br />
Anschließend werden die Teilnehmer in Kleingruppen zu<br />
ca. 6 Personen eingeteilt. Die Gruppen bekommen die<br />
Aufgabe, gemeinsam eine Flipchartseite zu erstellen. Die<br />
Seite ist in zwei Spalten geteilt: „Was mache ich schon an<br />
der Hochschule?“ und „Die Störfaktoren“. Aufgabe ist es,<br />
so viele Informationen wie möglich über das Studenten-<br />
leben zu sammeln und Gemeinsamkeiten zwischen den<br />
verschiedenen Unis herauszufinden. [30 Minuten]<br />
Es folgt die Gruppenpräsentation im Plenum, bei der jeder<br />
Gruppe ca. 5 Minuten für die Vorstellung ihrer Seite zur<br />
Verfügung stehen. [15 Minuten]<br />
© 2004 MitOst-Editionen
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4. Meine Rechte und Pflichten an der Uni<br />
Planspiele<br />
Diese Übung beruht auf der Einheit „Menschen- und<br />
<strong>Bürger</strong>rechte“ [Seite, Kap 7.] In Einzelarbeit notieren die<br />
Teilnehmer zunächst auf dem Arbeitsblatt „Studenten“,<br />
welche Rechte sie meinen, von ihrer Hochschule, ihren<br />
Dozenten, ihren Kommilitonen, der Studentenvertretung<br />
und ihrem Staat selbstverständlich erwarten zu können.<br />
[20 Minuten]<br />
5. Die Charta der Studentenrechte entsteht<br />
Danach haben sie die Aufgabe, diese Erwartungen zu<br />
Rechten der Studenten umzuformulieren. Als Beispiel zeigt<br />
der Seminarleiter als Formulierungshilfe eine Folie mit<br />
einigen wichtigen Menschen- & <strong>Bürger</strong>rechten aus dem<br />
Grundgesetz der BRD. Es werden Kleingruppen (möglichst<br />
in anderer Zusammensetzung als in der vorangegangenen<br />
Kleingruppenarbeit) mit ca. 4 Teilnehmern gebildet. Die<br />
Gruppen erhalten ausreichend Kärtchen in 3 verschie-<br />
denen Farben. Die Farben stehen für 3 unterschiedliche<br />
Bereiche: akademische, politische und soziale Rechte. Pro<br />
Kärtchen wird ein Recht notiert. [60 Minuten]<br />
In einer geleiteten Plenumsdiskussion mit Abstimmung<br />
wird eine gemeinsame Charta der Studentenrechte erar-<br />
beitet. Die Gruppe entscheidet vorher, wie die Diskussion<br />
ablaufen und geleitet werden soll und mit welchen Mehr-<br />
heiten entschieden werden soll. An der Wand hängen Flip-<br />
chartseiten, auf die die Karten aus der vorherigen Übung<br />
aufgeklebt werden können. Die vorgegebene Struktur<br />
könnte folgendermaßen aussehen:<br />
Rechte Charta Warteliste<br />
Akademische Rechte<br />
Politische Rechte<br />
Soziale Rechte<br />
Die formulierten Rechte werden einzeln von den Gruppen<br />
vorgestellt und in die linke Spalte geklebt. Wenn eine an-<br />
dere Gruppe dieses Recht auch formuliert hat, teilt sie es<br />
mit. Man sollte zunächst mit einem Bereich anfangen (z.B.<br />
M e t h o d e n H a n d b u c h 3 1 7<br />
12<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung
12<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />
Planspiele<br />
Erfahrungen<br />
3 1 8 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />
akademische Rechte). Wenn für einen Bereich alle Rechte<br />
zusammengetragen sind, wird über jedes einzelne disku-<br />
tiert und abgestimmt, ob es in die gemeinsame Charta<br />
aufgenommen werden soll (mittlere Spalte). Auf die War-<br />
teliste (rechte Spalte) kommen alle Karten, über die sich<br />
die Gruppe im Moment nicht einigen kann. Wird ein Recht<br />
mit entsprechender Mehrheit abgelehnt, wird das Kärtchen<br />
entfernt. Ein Protokollant schreibt die Rechte der gemeinsa-<br />
men Charta auf (möglichst gleich am Computer). Nachdem<br />
über alle Rechte einzeln abgestimmt wurde, stimmt das<br />
Plenum über die Charta als Ganzes ab.<br />
Von den Teilnehmern wurde bemängelt, dass ihnen keine<br />
Theorie zur Demokratie vermittelt wurde. Es ist zu überlegen,<br />
ob statt der Übung „Demokratie-Scrabble“ eine Übung<br />
eingesetzt wird, in der sich die Teilnehmer mit verschiedenen<br />
Definitionen von Demokratie auseinandersetzen.<br />
© 2004 MitOst-Editionen
Charta der<br />
Studentenrechte<br />
D e m � k r a t i e a n d e r H o c h s c h u l e<br />
© 2004 MitOst-Editionen<br />
Dem�kratie an<br />
der Hochschule<br />
Planspiele<br />
W o b i n i c h j e t z t ? W o w i l l i c h h i n k o m m e n ?<br />
▪ Wo willst Du hinkommen?<br />
▪ Was tust Du schon dafür?<br />
▪ Wer / was hindert Dich daran, dahin zu kommen?<br />
Dem�kratie an<br />
der Hochschule<br />
M e t h o d e n H a n d b u c h 3 1 9<br />
12<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung
12<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />
Planspiele<br />
M e i n e R e c h t e u n d P f l i c h t e n a n d e r U n i : W a s k a n n<br />
i c h o h n e s c h l e c h t e s G e w i s s e n e r w a r t e n v o n<br />
… m e i n e r H o c h s c h u l e ?<br />
… m e i n e n D o z e n t e n ?<br />
… m e i n e n K o m m i l i t o n e n ?<br />
… m e i n e r S t u d e n t e n v e r t r e t u n g ?<br />
… m e i n e m S t a a t ?<br />
Bitte notiere deine Erwartungen stichwortartig.<br />
3 2 0 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />
© 2004 MitOst-Editionen<br />
Charta der<br />
Studentenrechte
Charta der<br />
Studentenrechte<br />
M e i n e R e c h t e u n d P f l i c h t e n a n d e r U n i<br />
M e n s c h e n - u n d B ü r g e r r e c h t e<br />
(Auszüge aus dem Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland)<br />
© 2004 MitOst-Editionen<br />
Planspiele<br />
Jeder hat das Recht auf die freie Entfaltung seiner Persönlichkeit, soweit er nicht die Rechte<br />
anderer verletzt.<br />
Die Freiheit des Glaubens, des Gewissens und die Freiheit des religiösen und weltanschaulichen<br />
Bekenntnisses sind unverletzlich.<br />
Jeder hat das Recht, seine Meinung in Wort, Schrift und Bild frei zu äußern und zu verbreiten und<br />
sich aus allgemein zugänglichen Quellen ungehindert zu unterrichten.<br />
Alle haben das Recht, Vereine und Gesellschaften zu bilden.<br />
Jedermann hat das Recht, sich einzeln oder in Gemeinschaft mit anderen schriftlich mit Bitten<br />
oder Beschwerden an die zuständigen Stellen und an die Volksvertretung zu wenden.<br />
Alle haben das Recht, Beruf, Arbeitsplatz und Ausbildungsstätte frei zu wählen.<br />
Kunst und Wissenschaft, Forschung und Lehre sind frei. Die Freiheit der Lehre entbindet nicht<br />
von der Treue zur Verfassung.<br />
M e t h o d e n H a n d b u c h 3 2 1<br />
12<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung
12<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />
Planspiele<br />
Charta der Studentenrechte: Rechte für jeden Studenten<br />
R e c h t e f ü r j e d e n S t u d e n t e n …<br />
Wenn der Mangel an gegenseitigem Respekt oder menschlichem Entgegenkommen dir<br />
keine Möglichkeit gibt:<br />
▪ wertvollen Unterricht zu hören<br />
▪ zu wissen, dass dein Geld reicht, um die Uni regelmäßig zu besuchen<br />
▪ dir bei der Verteidigung deiner Interessen Gehör zu verschaffen, genau dann ist es wichtig,<br />
die Studentenrechte zu kennen, die sich im Gesetz widerspiegeln. Und wenn die „Rechte<br />
für Ausbildung“ auch allgemein klingen, sie sind keine spießigen Redensarten, sondern<br />
wichtige Normen für Jeden zu akademischen, materiellen oder politischen Fragen.<br />
A k a d e m i s c h e R e c h t e …<br />
Anfang des Studiums<br />
▪ Das Recht, sich für einen Studienplatz zu bewerben und / oder an einer Zulassungsprüfung<br />
teilzunehmen, wenn die Hochschulreife erreicht wurde<br />
▪ Das Recht, die Aufnahmevoraussetzungen kennen zu lernen<br />
▪ Das Recht, die Informationen der Hochschulen und Hochschulprogramme zu bekommen<br />
▪ Das Recht, die Hochschule, die Fachrichtung, die Studienprogramme zu wählen<br />
▪ Das Recht, sich für ein Studium im Inland und / oder Ausland zu bewerben und / oder<br />
zu studieren<br />
▪ Das Recht, die Resultate der Aufnahmeprüfung anzufechten<br />
Abschluss des Studiums<br />
▪ Das Recht, von der Hochschule nicht ausgeschlossen zu werden, wenn der Grund nicht<br />
der eigene Wille die Verletzung eines Hochschulgesetzes die Verletzung der inneren<br />
Ordnung an der Hochschule ist Das Recht auf die Anerkennung der Ausbildung an in- und<br />
ausländischen Hochschulen<br />
Prozess des Studiums<br />
▪ Das Recht auf professionelle Lektoren, die kreativ und professionell die Studieninhalte<br />
umsetzen und ständig an ihrer eigenen Weiterbildung und Arbeitsqualität arbeiten<br />
▪ Das Recht, den obligatorischen Teil des Studienprogramms ausreichend angeboten zu<br />
bekommen und Prüfungen in der Staatssprache abzulegen (in der Muttersprache: auch für<br />
Minderheiten)<br />
▪ Das Recht, die Studienrichtung individuell zu gestalten: bestimmte Studienkurse frei zu<br />
wählen, die Studienlänge selbst zu bestimmen, die Intensität des Studiums zu bestimmen<br />
▪ Das Recht, als Zuhörer die Veranstaltungen, die mit dem Studienprozess verbunden sind,<br />
an anderen Hochschulen zu besuchen<br />
▪ Das Recht auf die Anerkennung von erbrachten Studienleistungen bei einem Fakultäts-<br />
oder Hochschulwechsel<br />
▪ Das Recht auf die Anerkennung von Kreditpunkten aus Praktika oder wissenschaftlicher<br />
Arbeit, die außerhalb des Studienprogramms durchgeführt wurden<br />
▪ Das Recht, das Studium für einige Zeit zu unterbrechen und wieder aufzunehmen und<br />
dabei immatrikuliert zu bleiben (akademisches Jahr)<br />
▪ Das Recht, die Form der Prüfungen, die während des Studiums abzulegen sind, schon zu<br />
Studienbeginn zu erfahren Charta der<br />
Studentenrechte<br />
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Charta der<br />
Studentenrechte<br />
▪ Das Recht auf eine Konsultation beim Dozenten vor Prüfungen<br />
Planspiele<br />
▪ Das Recht auf gleiche Behandlung unabhängig von der Form der Studienfinanzierung,<br />
dem Geschlecht, Alter, der nationalen Zugehörigkeit und anderen Kriterien; das Recht,<br />
diese Kriterien anzufechten<br />
▪ Das Recht, die Prüfungen zu wiederholen, um eine befriedigende Bewertung zu bekommen<br />
▪ Das Recht auf Objektivität bei der Bewertung des eigenen Wissens<br />
▪ Das Recht auf Überprüfung der Bewertung, Erklärung des Bewertungssystems und<br />
der Kriterien<br />
▪ Das Recht, einen Teil des Studiums an einer anderen Hochschule der Welt zu absolvieren<br />
S o z i a l e R e c h t e . . .<br />
▪ Das Recht, die Räume, Bibliotheken, Geräte, Kultur-, Sport- und Medizinobjekte der<br />
Hochschule zu nutzen<br />
▪ Das Recht, eine Ermäßigung für Fahrten im öffentlichen Verkehr zu bekommen:<br />
▪ Das Recht auf einen Platz im Studentenwohnheim<br />
Stipendium von der Uni<br />
▪ Das Recht, bei befriedigenden Prüfungsleistungen ein Stipendium zu bekommen (während<br />
des Urlaubssemesters, während der Schwangerschaft und des Urlaubs nach der Geburt<br />
des Kindes)<br />
▪ Das Recht auf einmalige Zuwendung (einmalige Unterstützung)<br />
Ausbildungsdarlehen vom Staat<br />
▪ Das Recht auf die Kreditierung vom Staat auch beim Studium im Ausland: für die<br />
Bezahlung der Studiengebühr, für soziale Bedürfnisse<br />
▪ Das Recht, die Antwort auf den Kreditantrag im Laufe eines Monats von der Hochschulkre<br />
ditkommission zu bekommen<br />
▪ Das Recht, von der Hochschulkreditkommission alle notwendigen Informationen über die<br />
Kreditierung zu bekommen<br />
▪ Das Recht auf die Verschiebung der Rückzahlung des Kredits<br />
▪ Das Recht auf eine Befreiung von der Rückzahlung des Kredits, wenn der Kandidat nach<br />
Beendigung des Studiums bei einer bestimmten Behörde angestellt wird<br />
▪ Das Studium, das nicht vom Staat finanziert wird<br />
▪ Das Recht auf ein volles Studium und auch bestimmte Programme gegen Studiengebühr<br />
▪ Das Recht, sich für noch einen anderen Studienplatz an einer anderen Hochschule<br />
zu bewerben<br />
▪ Das Recht auf Verschiebung des Studiengebührentermins<br />
Militärdienst<br />
▪ Das Recht, während des Studiums und ein Jahr nach dem Studium nicht einberufen<br />
zu werden<br />
▪ Das Recht, nach dem Magisterstudium nicht einberufen zu werden<br />
▪ Das Recht, eine militärische Grundausbildung während des Studiums zu machen<br />
▪ Das Recht, nach dem Militärdienst das Studium in dem gleichen Programm und zu den<br />
gleichen Finanzierungsbedingungen wieder aufzunehmen<br />
© 2004 MitOst-Editionen<br />
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12<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung
12<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />
Planspiele<br />
G r u n d r e c h t e …<br />
▪ Das Recht, die eigenen Gedanken und die eigene Meinung auszudrücken<br />
▪ Das Recht, Informationen zu bekommen, die das Studium betreffen<br />
▪ Das Recht, Korporationen, Gemeinden und Vereine zu gründen und bei solchen<br />
Vereinigungen mitzumachen<br />
▪ Das Recht, friedliche Kundgebungen und Demonstrationen zu organisieren<br />
▪ Das Recht, geschätzt und geachtet zu werden<br />
Schutz der Interessen<br />
▪ Das Recht, einen eigenen Studentenrat zu wählen und selbst gewählt zu werden<br />
▪ Der Studentenrat hat das Recht auf Unterstützung vom Hochschulrat<br />
▪ Der Studentenrat hat das Recht, alle Informationen, die die Studenteninteressen<br />
betreffen, von anderen Hochschulgremien zu bekommen<br />
▪ Entscheidungen des Studentenrats, die vom Hochschulsenat akzeptiert werden, sind<br />
obligatorisch für alle Studenten<br />
▪ Das Recht, direkt am Studentenrat teilzunehmen, durch: die Teilnahme an Sitzungen, die<br />
Mitwirkung bei Entscheidungen, die Mitwirkung bei der Erarbeitung normativer Schriften<br />
der Hochschule<br />
Jeder Student hat das Recht:<br />
▪ diese Ordnung direkt oder durch den Studentenrat kennen zu lernen<br />
▪ diese Ordnung anzufechten<br />
▪ sich mit Fragen an den Studentenrat zu wenden<br />
▪ sich mit Klagen an Institutionen zu wenden, die beantwortet werden müssen<br />
Eine Ordnung, nach der diese Rechte realisiert werden, bestimmt die Hochschule.<br />
3 2 4 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />
© 2004 MitOst-Editionen<br />
Charta der<br />
Studentenrechte
13<br />
P r o j e k t i d e e n e n t w i c k e l n
1 3 . P r o j e k t i d e e n e n t w i c k e l n<br />
Projektideen entwickeln<br />
In vielen Seminaren sollen die Teilnehmer zu eigenen Aktivitäten und Projekten an-<br />
geregt werden, die sie eigenständig nach dem Seminar umsetzen. Vorraussetzung für<br />
ein erfolgreiches Projekt ist seine Relevanz für die Teilnehmer. Im Mittelpunkt steht<br />
daher die Ideenfindung aus den eigenen persönlichen Umständen und Bedürfnissen<br />
heraus. Eine Methode der Ideenentwicklung für Projekte ist die Zukunftswerkstatt.<br />
Die Idee der Zukunftswerkstatt geht auf Robert Jungk zurück. Er entwickelte die Zukunftswerk-<br />
statt als Methode der Erwachsenenbildung, um Betroffene zu Wort kommen zu lassen, <strong>Bürger</strong>be-<br />
teiligung zu ermöglichen und zu verstärkten Demokratisierungsprozessen beizutragen.<br />
Eine Zukunftswerkstatt beinhaltet verschiedene methodische Elemente. Sie ist gleichzeitig:<br />
▪ Experimentiermethode zur Entwicklung alternativer Zukünfte<br />
▪ Partizipationsmethode zur Problem- und Entscheidungsfindung sowie bei der Umsetzung<br />
von Projekten<br />
▪ Lernmethode für kooperatives Arbeiten und ganzheitliches Denken<br />
▪ Reflexionsmethode für das Überprüfen der individuellen Position im Prozess der<br />
gesellschaftlichen Entwicklung<br />
Exemplarisch für weitere Methoden der Projektentwicklung, die in Seminaren des <strong>Theodor</strong>-<br />
<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong>s Verwendung finden, steht in diesem Kapitel die Übung „Visionen und Ideen“.<br />
Für weitere methodische Anregungen sei an dieser Stelle auch auf das Praxishandbuch „Europa<br />
machen!“ aus den MitOst-Editionen verwiesen.<br />
© 2004 MitOst-Editionen<br />
M e t h o d e n H a n d b u c h 3 2 7<br />
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<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung
13<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />
Projektideen entwickeln<br />
Beschreibung<br />
Ziele<br />
Rahmen<br />
Gruppengröße __ beliebig<br />
Zeit __ 30 Minuten<br />
3 2 8 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />
In der Übung werden Assoziationen zu Begriffen gesammelt.<br />
Diese werden im Nachhinein von den Teilnehmern einzeln<br />
analysiert und strukturiert und als Grundlage für Schwer-<br />
punkte genommen, aus denen Ideen entstehen können.<br />
Die Methode dient der Ideensammlung und als Einstieg in<br />
die Projektentwicklung.<br />
Raum __ Seminarraum<br />
Material __ Papier und Stifte<br />
Schlüsselbegriffe<br />
wichtig<br />
Durchführung<br />
Erfahrung<br />
V i s i o n e n u n d I d e e n<br />
Selbstreflexion<br />
Vor Beginn der Assoziationensammlung sollte einige Minuten<br />
Zeit gegeben werden, damit die Teilnehmer zur Ruhe kommen<br />
und sich konzentrieren können.<br />
1. Die Teilnehmer bilden Dreiergruppen, zwei setzen sich<br />
Rücken an Rücken auf den Boden, der Dritte erhält einen<br />
Zettel mit Begriffen. Die Gruppen sollten so weit voneinan-<br />
der entfernt sitzen, dass sie ungestört arbeiten können.<br />
2. Während des Assoziationsteils sollte leise Hintergrundmu-<br />
sik gespielt werden. Der Teilnehmer mit dem Zettel liest<br />
den ersten Begriff vor. Die beiden anderen assoziieren<br />
frei zum genannten Begriff und sprechen ihre Assoziati-<br />
onen abwechselnd aus. Es ist wichtig, dass dies schnell<br />
geschieht, damit keine Zeit zum Überlegen bleibt. Pro<br />
Begriff wird 1 Minute Zeit gegeben. Die vorlesende Person<br />
schreibt die Begriffe der beiden auf jeweils einen Zettel.<br />
Begriffe: mein Zuhause, Probleme, Initiative, Projekt,<br />
Team… oder: meine Umgebung, Schwierigkeiten, Engage-<br />
ment, Projekt, Team…<br />
Anschließend bekommen die Teilnehmer ihre persönlichen<br />
Listen und analysieren sie für sich. Die Seminarleiter un-<br />
terstützen sie dabei durch Fragen.<br />
Der Erfolg der Übung hängt sehr stark von den Persönlichkei-<br />
ten der Teilnehmer ab und davon, wie offen sie gegenüber der<br />
Methode sind.<br />
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Beschreibung<br />
Ziele<br />
Rahmen<br />
© 2004 MitOst-Editionen<br />
Z u k u n f t s w e r k s t a t t<br />
Gruppengröße __ größere Gruppen<br />
Zeit __ ein Tag<br />
Raum __ Großzügige Raumausstattung<br />
Projektideen entwickeln<br />
Material __ Papierrollen / Plakate, Moderationskoffer, Flipchart<br />
wichtig<br />
Durchführung<br />
Den Teilnehmern wird während einer Werkstatt Raum<br />
gegeben, über ihre Verhältnisse zu reflektieren, daraus<br />
Schlüsse für die Zukunft zu ziehen und diese aktiv umsetzen.<br />
Die Zukunftswerkstatt zielt darauf ab, mit Hilfe von<br />
verschiedenen Methoden und Techniken den Teilnehmern<br />
behilflich zu sein, sich ihrer Ideen, Probleme, Wünsche und<br />
Konzepte bewusst zu werden und diese zu formulieren. Eine<br />
Zukunftswerkstatt kann so als Katalysator oder Hilfsmittel<br />
verstanden werden um neue kreative Ideen für bestehende<br />
Probleme zu entwickeln.<br />
Rolle des Moderators: Der Moderator ist nicht allwissend,<br />
belehrend und steuernd, sondern spielt die Rolle des<br />
Förderers und Verstärkers der Teilnehmer, d.h. der Moderator<br />
organisiert, initiiert, regt an, vermittelt …<br />
1. Phase: Kritik und Katharsis<br />
Von der Interessenlage der Teilnehmer ausgehend wird<br />
das gegebene Problem neu- bzw. umdefiniert, präzisiert<br />
oder erweitert. Die dieser Phase zugrunde liegende Leitfra-<br />
ge lautet: „Was missfällt uns, was haben wir zu<br />
kritisieren?“<br />
Versehen mit Kommentaren, Ergänzungen und weiteren Pro-<br />
blemstellungen, ist diese Sammlung von Kritik, Problemen<br />
und Konflikten jetzt Gegenstand einer Diskussion, die auch<br />
den ganz persönlichen Bezug zu den Problemen thematisiert.<br />
Dies kann z. B. auch durch ein Rollenspiel geschehen.<br />
Danach wird ausgewählt, welche Probleme und Kritikpunk-<br />
te die wesentlichen sind (z. B. durch Abstimmung, Wahl<br />
oder Punktevergabe). Diese werden zu Problemaussagen<br />
zusammengefasst. Die Statements werden diskutiert und<br />
konkretisiert.<br />
Zum Abschluss dieser Phase erfolgt die Prioritätensetzung<br />
für die angesprochenen Problembereiche. Durch Bewer-<br />
M e t h o d e n H a n d b u c h 3 2 9<br />
13<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung
13<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />
Projektideen entwickeln<br />
3 3 0 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />
tung wird entschieden, welche Probleme in der darauf<br />
folgenden Utopiephase behandelt werden sollen. Hierbei<br />
stellt sich folgende Frage: „Welche Kritikthemenkreise<br />
interessieren uns, welche möchten wir lösen und weiter-<br />
verfolgen?“<br />
2. Phase: Utopie und Phantasie<br />
In dieser zweiten Phase werden die ausgewählten Pro-<br />
blemkomplexe zunächst umformuliert, und zwar so, dass<br />
sie positive Zielaussagen ergeben. Dies geschieht durch<br />
gemeinsame Formulierungsarbeit der Gruppe – damit ist<br />
die Fragestellung bzw. Zielsetzung für die Utopiephase<br />
gegeben.<br />
Grundvoraussetzung für den Erfolg der Utopiephase ist die<br />
Schaffung einer kreativen und phantasievollen Atmosphäre<br />
sowie eines gewissen Verfremdungseffektes zur Stimu-<br />
lierung ungewöhnlicher, unüblicher Ideen und Lösungen.<br />
Hierzu werden Spiele verwendet, die Spaß machen und die<br />
Phantasie anregen.<br />
Die Ergebnisse werden diskutiert und ergänzt. Die Ge-<br />
samtgruppe erstellt aus den Einzelergebnissen Lösungs-<br />
konzepte in Form von „Ideenpaketen“. Diese Ideenpakete<br />
werden bewertet und hinsichtlich ihrer Umsetzbarkeit und<br />
Innovationskraft geordnet. Diese Auswahl wird noch einer<br />
intuitiven Bewertung unterworfen, indem aus dem jewei-<br />
ligen Lösungskonzept eine Geschichte (Szenario) geformt<br />
wird, die in einem speziellen Gruppenprozess entsteht.<br />
Kernfrage der Phase 2 lautet: „Was ist an den Ideen,<br />
Erfindungen, Phantasien in den Entwürfen für uns neu,<br />
faszinierend, originell?“<br />
3. Phase: Strategie und Umsetzung<br />
Die in der Utopiephase gewonnenen Ideen und Konzepte<br />
werden in dieser Phase der Zukunftswerkstatt wieder in<br />
den Kontext des Alltags gestellt, d. h. es soll eine nüchter-<br />
ne kritische Betrachtung der Utopien vorgenommen wer-<br />
den. Dazu eignet sich z. B. die atmosphärische Gestaltung<br />
einer „Gerichtsszene“, die Lösungskonzepte sind dabei<br />
die zu bearbeitenden „Fälle“. Sämtliche zur Verhandlung<br />
anstehenden Fälle werden stichwortartig auf Postern prä-<br />
sentiert.<br />
© 2004 MitOst-Editionen
© 2004 MitOst-Editionen<br />
Projektideen entwickeln<br />
Leitfragen zur Strategie und Umsetzung können sein:<br />
„Welche Ideen sind besonders interessant und verfolgens-<br />
wert, welche sollten wir aufgreifen?“ und „Wo gab es, wo<br />
gibt es bereits Ähnliches in der Realität?“<br />
Nach der Vorstellung und Analyse aller Möglichkeiten<br />
treffen die Teilnehmer eine Auswahl bzw. erstellen eine<br />
Rangliste guter und schlechter Lösungen unter Abwägung<br />
aller zur Verfügung stehenden Kenntnisse und bei Benen-<br />
nung aller Wissenslücken.<br />
4. Phase: Planungsarbeit für ausgewählte Lösungen<br />
Der nächste Schritt besteht in der Planungsarbeit für die<br />
ausgewählten Lösungen. In Kleingruppen werden die<br />
verschiedenen Stufen der ausgewählten Lösungskonzepte<br />
detailliert ausgearbeitet.<br />
Die anschließenden Fragen Fragen helfen bei der Konkre-<br />
tisierung: „Welche Forderungen müssen wir aufstellen,<br />
damit unsere ausgewählte Idee eine Chance hat, wo muss<br />
dabei angesetzt werden?“. „Was wollen wir konkret tun?<br />
Wie wollen wir es anfangen? Wer kann uns dabei unter-<br />
stützen? Wo soll das Projekt entstehen? Wann<br />
beginnen wir?“<br />
M e t h o d e n H a n d b u c h 3 3 1<br />
13<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung
14<br />
A u s w e r t u n g e n
1 4 . A u s w e r t u n g e n<br />
Auswertungen<br />
Um den Verlauf von Seminaren richtig beurteilen und eventuell korrigieren zu können,<br />
ist es wichtig, Informationen über das Geschehen zu erhalten und diese gemeinsam<br />
mit den Teilnehmern zu besprechen. Dabei geht es darum festzustellen, wie sich das<br />
Seminargeschehen und die Gruppe entwickeln, festzustellen, was gut läuft und/oder<br />
wo es Probleme gibt. Vor diesem Hintergrund können dann Korrekturen an Thema und<br />
Arbeitsweise vorgenommen werden. Auswertungen trainieren aber auch den Pers-<br />
pektivwechsel und das Reflexionsvermögen, decken blinde Flecken auf und helfen, die<br />
eigene Wahrnehmung zu überprüfen.<br />
Während es in der Zwischenbilanz um die Optimierung des weiteren Verlaufs geht, ist die<br />
Schlussphase eines Seminars von drei Anforderungen geprägt:<br />
▪ der thematischen Abrundung<br />
▪ dem persönlichen Abschied und<br />
▪ der eigentlichen Auswertung.<br />
Den Teilnehmern wird bei der Zwischenbilanz und der Auswertung nicht nur das Gefühl vermit-<br />
telt, dass sie ernst genommen werden und Mitverantwortung für den erfolgreichen Ablauf des<br />
Seminars tragen, sondern dadurch, dass sie ihre Meinungen und Gefühle zum Verlauf formulie-<br />
ren können, erleben sie die beiden Formen der Auswertung auch als entlastend.<br />
Es ist wichtig, den Teilnehmern zu verdeutlichen, dass es in den Auswertungen weder um eine<br />
Kontrolle ihrer Person und Motivation noch um eine Meinungsäußerung zur Persönlichkeit der<br />
Seminarleiter oder um eine Aburteilung des gesamten Seminars geht, sondern dass sie aufge-<br />
fordert sind, bewusst in das Seminargeschehen einzugreifen, ihrer Befindlichkeit Ausdruck zu<br />
verleihen und – soweit möglich – Verbesserungsvorschläge einzubringen.<br />
Die Seminarleiter sollten sich darauf einstellen, dass viele Teilnehmer Schwierigkeiten haben,<br />
Kritik zu äußern, weil sie die Gefühle der Seminarleiter nicht verletzen wollen. Daher sollten<br />
unter Umständen Äußerungen, die sich innerhalb des positiven Bereichs in Richtung neutral be-<br />
wegen, als Kritik aufgefasst werden.<br />
© 2004 MitOst-Editionen<br />
M e t h o d e n H a n d b u c h 3 3 5<br />
14<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung
14<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />
Auswertungen<br />
Beschreibung<br />
Ziele<br />
Rahmen<br />
Gruppengröße __ beliebig<br />
3 3 6 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />
Zu einem klar umrissenen Thema (Problem, Situation,<br />
Fragestellung) äußern sich die Teilnehmer kurz. Es gibt keine<br />
Kommentare und keine Diskussion. Ein Blitzlicht kann immer<br />
dann eingesetzt werden, wenn man sich über die Stimmung<br />
in der Gruppe klar werden will. Es kann vor oder nach<br />
Arbeitseinheiten zur Konzentration eingesetzt werden und<br />
speziell in unklaren Entscheidungssituationen und Konflikten<br />
dazu dienen, individuelle Bedürfnisse, Interessen, Trends und<br />
Stimmungen zu verdeutlichen. Bei häufiger Übung überwinden<br />
Teilnehmer ihre Scheu, auf offene Fragen hin die aktuelle<br />
Befindlichkeit zu beschreiben.<br />
Ein Blitzlicht vermittelt auf schnelle Weise ein Meinungsbild.<br />
Zeit __ je nach Teilnehmerzahl und anschließendem Diskussionsbedarf<br />
bis zu 1 Stunde<br />
Raum __ Sitzkreis<br />
Material __ ein Ball oder ein sonstiger handlicher Gegenstand<br />
Schlüsselbegriffe<br />
Durchführung<br />
Erfahrung<br />
Erweiterungen und<br />
Alternativen<br />
B l i t z l i c h t<br />
Seminarkritik<br />
Die Teilnehmer sitzen im Kreis. Der Seminarleiter stellt eine<br />
Frage (z.B.: Welche Frage war für mich heute wichtig?) und<br />
gibt einen Gegenstand (z.B. einen Ball) an den Nachbarn.<br />
Dieser drückt mit einem, maximal zwei Sätzen seine<br />
Stimmung aus und gibt den Gegenstand weiter. Wer nichts<br />
sagen will, gibt den Gegenstand wortlos weiter. Die Runde<br />
wird bis zu ihrem Ausgangspunkt fortgesetzt.<br />
Während des Blitzlichtes findet keine Diskussion statt. Die<br />
Äußerungen der Einzelnen werden nicht kommentiert oder<br />
kritisiert. Jeder drückt zunächst nur seine Meinung aus.<br />
Die eigene Meinung in knappen Sätzen festzuhalten ist eine<br />
durchaus schwierige sprachliche Leistung.<br />
Ein Blitzlicht muss nicht weiterverarbeitet werden. Es kann<br />
als momentane Bestandsaufnahme zu einem Thema für sich<br />
stehen bleiben. Soll es jedoch als Grundlage für eine Ent-<br />
scheidung über das weitere Vorgehen verwendet werden,<br />
so sollte im Anschluss in der Gruppe über die verschiedenen<br />
Aspekte, die während des Blitzlichts sichtbar wurden, disku-<br />
tiert werden. Das Blitzlicht kann auch mit Moderationskarten<br />
durchgeführt werden. Jeder Teilnehmer erhält Karten in zwei<br />
© 2004 MitOst-Editionen
© 2004 MitOst-Editionen<br />
Auswertungen<br />
verschiedenen Farben, die den Grundaussagen positiv – ne-<br />
gativ zugeordnet sind. Zu den vorgegebenen Fragen werden<br />
Schlagworte (pro Karte nur ein Wort) notiert und anschließend<br />
gesammelt, geordnet und kommentiert.<br />
M e t h o d e n H a n d b u c h 3 3 7<br />
14<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung
14<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />
Auswertungen<br />
Beschreibung<br />
Ziele<br />
Rahmen<br />
3 3 8 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />
Die Tageseindrücke der Teilnehmer werden anonym erfragt.<br />
Die Seminarleiter erfahren, wie die Einheiten des Tages von<br />
den Teilnehmern bewertet werden, und erhalten Hinweise auf<br />
Über- und Unterforderung. Durch die offene Fragestellung und<br />
die Anonymität haben die Teilnehmer auch die Möglichkeit, auf<br />
Konflikte im Seminar oder in der Gruppe hinzuweisen.<br />
Gruppengröße __ Kleingruppen zu 3-5 Personen<br />
Zeit __ 15 Minuten<br />
Raum __ Seminarraum<br />
Material __ buntes Papier und Stifte<br />
Schlüsselbegriffe<br />
Durchführung<br />
Erfahrung<br />
Erweiterungen und<br />
Alternativen<br />
T a g e s r ü c k b l i c k<br />
Seminarkritik<br />
1. Kleingruppen: Die Gruppe wird in mehrere Kleingruppen<br />
unterteilt, die für die Dauer des Seminars bestehen blei-<br />
ben. Jede Gruppe erhält jeweils am Ende des Tages – am<br />
besten vor dem Abendessen – ein buntes Blatt Papier. Auf<br />
dem Papier steht das Datum und es gibt zwei Spalten,<br />
eine für positive und eine für negative Eintragungen.<br />
2. Tägliches Ausfüllen: Die Teilnehmer werden gebeten, in<br />
den Kleingruppen die positiven und negativen Eindrücke<br />
des Tages aufzuschreiben. Die Seminarleiter sollten am<br />
Anfang darauf hinweisen, dass es nicht nur um die Semi-<br />
nareinheiten geht, sondern auch um das Umfeld, also die<br />
Räumlichkeiten, die Leiter selbst, die Gruppe, die Zeitein-<br />
teilung…<br />
Während der Arbeit sollten die Seminarleiter unbedingt<br />
den Raum verlassen. Die Papiere bleiben am Ende im<br />
Raum oder werden zu einem späteren Zeitpunkt am Tag<br />
den Seminarleitern übergeben.<br />
Der Tagesrückblick ist eine sehr gute Methode, um ein<br />
aktuelles Stimmungsbild der Gruppe zu erhalten. Die<br />
Anregungen sollten möglichst sofort umgesetzt werden. Nur in<br />
Ausnahmefällen sollten sie direkt in der Gruppe angesprochen<br />
werden.<br />
Die Methode kann durch einen Stimmungsbaum ergänzt<br />
werden.<br />
© 2004 MitOst-Editionen
Tagesrückblick<br />
T a g e s r ü c k b l i c k v o m<br />
P o s i t i v<br />
N e g a t i v<br />
© 2004 MitOst-Editionen<br />
Auswertungen<br />
M e t h o d e n H a n d b u c h 3 3 9<br />
14<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung
14<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />
Auswertungen<br />
Beschreibung<br />
Ziele<br />
Rahmen<br />
Gruppengröße __ beliebig<br />
3 4 0 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />
Zu einer Reihe vorbereiteter oder spontaner Auswertungsfra-<br />
gen beziehen die Teilnehmer auf einer im Raum gezogenen<br />
Linie, die von positiv über neutral bis negativ gekennzeichnet<br />
ist, räumlich Stellung.<br />
Zeit __ 5 Minuten pro Frage<br />
Raum __ Seminarraum<br />
Der Seiltanz vermittelt auf schnelle Weise ein Meinungsbild.<br />
Material __ Kreide oder Klebeband oder Seil; Moderationskarten und<br />
Schlüsselbegriffe<br />
Durchführung<br />
Erfahrung<br />
Erweiterungen und<br />
Alternativen<br />
S e i l t a n z<br />
Stifte zur Markierung<br />
Meinungsbild, Seminarkritik<br />
1. Vorbereitung: Quer durch eine große freie Fläche im<br />
Seminarraum wird mit Kreide, Klebeband oder einem Seil<br />
eine Linie markiert. An den beiden Endpunkten werden<br />
Karten mit einem Gegensatzpaar angebracht, das sich zur<br />
Bewertung oder Einstufung eignet (+/-; zu viel / zu wenig;<br />
lachendes / weinendes Gesicht); die Mitte der Linie wird<br />
mit einem entsprechenden Neutralpunkt markiert.<br />
2. Die Teilnehmer geben Antwort auf eine Reihe vorbereiteter<br />
oder spontan gestellter Auswertungsfragen, indem sie sich<br />
entsprechend ihrer Meinung auf der Linie aufstellen –<br />
näher zum einen oder dem anderen Pol. Bei komplexeren<br />
Fragen oder zur Vertiefung sollten zumindest einige Teil-<br />
nehmer Gelegenheit haben, von ihrem gewählten Platz aus<br />
zu der Fragestellung mündlich Position zu beziehen.<br />
Häufig konzentriert sich das Spektrum der Kritik auf den als<br />
positiv markierten Bereich. Es ist anzunehmen, dass dabei<br />
Gruppendruck eine große Rolle spielt, weil niemand abseits<br />
stehen möchte.<br />
Zu Dokumentationszwecken können die Aufstellungen foto-<br />
grafiert oder ausgezählt und auf eine Skizze der Auswertungs-<br />
linie übertragen werden.<br />
© 2004 MitOst-Editionen
Beschreibung<br />
Ziele<br />
Rahmen<br />
Gruppengröße __ beliebig<br />
© 2004 MitOst-Editionen<br />
Auswertungen<br />
Einzelne Arbeitseinheiten oder Aspekte des gesamten Se-<br />
minars werden anhand eines auf Wandzeitung aufgemalten<br />
Thermometers eingestuft. Stimmungen werden mittels eines<br />
auf Wandzeitung aufgemalten Barometers sichtbar gemacht.<br />
Die Übung vermittelt ein erstes Meinungsbild.<br />
Zeit __ 1–3 Minuten pro Person<br />
Raum __ Seminarraum<br />
Material __ Wandzeitung, Klebepunkte oder Stifte<br />
Schlüsselbegriffe<br />
Durchführung<br />
S t i m m u n g s t h e r m o m e t e r<br />
u n d - b a r o m e t e r<br />
Meinungsbild, Seminarkritik<br />
1. Thermometer: Einzelne Einheiten oder Teilaspekte des<br />
Seminars (z.B. Atmosphäre, Ausbildung, Eigenbeteiligung,<br />
Seminarleitung, Unterkunft) werden je durch ein Ther-<br />
mometer repräsentiert und die Bewertung der Teilnehmer<br />
durch gemalte oder geklebte Punkte sichtbar gemacht. Zur<br />
Orientierung wird die Thermometerskala oben, in der Mitte<br />
und unten am Gefrierpunkt mit Aussagen markiert, z.B.<br />
„Fand ich echt heiß”, „War eher lau”, und „Ließ mich völlig<br />
kalt”. So entstehen Punktmengen, an deren Verteilung<br />
über die Skala sich Beurteilungsunterschiede der bewer-<br />
teten Einheiten und Aspekte unmittelbar veranschaulichen<br />
lassen.<br />
Barometer: Auf einem großen Papierbogen werden die<br />
Seminartage und Tageszeiten eingetragen und verschie-<br />
dene, farbige Klebepunkte (bzw. Stifte) für positive und<br />
negative Stimmung verwandt. Smile-Symbole können die<br />
Stimmung verdeutlichen. Sinnvoll ist es, das Stimmungs-<br />
bild mit einer kurzen Ansprache oder einem Blitzlicht zu<br />
verbinden.<br />
2. Die Teilnehmer bekleben die Vorlagen mit Punkten. Um<br />
eine gewisse Anonymität zu wahren, sollten alle gleichzei-<br />
tig arbeiten, aber dabei nicht sprechen, damit nicht zu viel<br />
Unruhe entsteht.<br />
M e t h o d e n H a n d b u c h 3 4 1<br />
14<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung
14<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />
Auswertungen<br />
Beschreibung<br />
Ziele<br />
Rahmen<br />
3 4 2 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />
Eine Handskizze dient zur optisch aufbereiteten Auswertung.<br />
Es erfolgt eine schriftliche Abschlussauswertung mittels Wand-<br />
zeitung.<br />
Gruppengröße __ beliebig<br />
Die Teilnehmer bewerten nach fünf Kriterien.<br />
Zeit __ 20 Minuten (mit Galerie 30 Minuten)<br />
Raum __ Seminarraum<br />
Material __ Stifte und Blätter für alle, Klebeband, Stecknadeln zum<br />
Schlüsselbegriffe<br />
Durchführung<br />
Erweiterungen und<br />
Alternativen<br />
G i b m i r d e i n e H a n d<br />
Anpinnen, eventuell Moderationskarten (5 Farben) und<br />
Wandzeitung<br />
Seminarkritik<br />
1. Die Teilnehmer zeichnen auf einem Blatt Papier einen Um-<br />
riss ihrer Hand, schreiben die Fragestellungen zur Auswer-<br />
tung neben den entsprechenden Finger und ihre Antworten<br />
in den Fingerumriss hinein. Die Auswertungsfragen werden<br />
den fünf Fingern einer Hand wie folgt zugeordnet:<br />
▪ Daumen („Daumen draufhalten”): an diesem Thema<br />
möchte ich weiterarbeiten<br />
▪ Zeigefinger („zeigen”): diese Tipps / Infos habe ich hier<br />
erhalten<br />
▪ Mittelfinger („fuck you”): hat mir hier gar nicht gefallen<br />
▪ Ringfinger („Gefühl”): die Atmosphäre hier war...<br />
▪ Kleiner Finger („kurz”): zu kurz gekommen ist mir...<br />
2. Abschließend werden die Blätter als Bilanzgalerie aufge-<br />
hängt und alle Teilnehmer haben vor Beginn der Ab-<br />
schlussrunde Gelegenheit, sich einen Überblick zu ver-<br />
schaffen.<br />
Eine Alternative besteht darin, das Antwortblatt im Laufe des<br />
Seminars auszufüllen, die einzelnen Antworten stichwortartig<br />
auf Moderationskarten zu übertragen und diese auf einer<br />
gezeichneten Riesenhand (Wandzeitung) anzubringen.<br />
Dies ermöglicht der Seminarleitung, die Antworten nach<br />
Themenschwerpunkten zu sortieren und in verdichteter Form<br />
vorzustellen.<br />
© 2004 MitOst-Editionen
Beschreibung<br />
Ziele<br />
Rahmen<br />
Gruppengröße __ beliebig<br />
Zeit __ 45 Minuten<br />
Raum __ Seminarraum<br />
© 2004 MitOst-Editionen<br />
Auswertungen<br />
Die Teilnehmer benennen die positiven und negativen Punkte<br />
des Seminars. Die Punkte können sie frei wählen.<br />
Die Teilnehmer bewerten nur nach positiv und negativ.<br />
Material __ Wandzeitung, Stifte, eventuell Bindfaden zum Aufhängen<br />
Schlüsselbegriffe<br />
Durchführung<br />
W e t t e r b e r i c h t<br />
der Stifte, Moderationskarten (2 Farben), Klebeband /<br />
Stecknadeln<br />
Seminarkritik, Meinungsbild<br />
1. Vorbereitung: Die Auswertungsfragen werden einzeln auf<br />
Wandzeitungsbögen geschrieben und mit einem entspre-<br />
chenden Symbol gekennzeichnet, zum Beispiel: „Gar nicht<br />
gefallen hat mir...” mit einer Gewitterwolke und „Beson-<br />
ders gut fand ich...” mit einer lachenden Sonne.<br />
2. Die Teilnehmer schreiben ihre Rückmeldungen entweder<br />
direkt auf die Wandzeitungen (Stift am Band dazuhängen!)<br />
oder sie erhalten pro Fragestellung eine Karte (unter-<br />
schiedliche Farben), um ihre Kommentare aufzuschreiben<br />
und anschließend auf den Wandzeitungen anzubringen.<br />
Letztere Version spart Zeit, da alle zugleich schreiben kön-<br />
nen, außerdem lassen sich die Karten mit den Rückmel-<br />
dungen nach Oberthemen umsortieren (Metaplan-Prinzip).<br />
Direktes Anschreiben ist eher geeignet, wenn die Wandzei-<br />
tungen als „Lob- und Meckerecke” während des gesamten<br />
Seminars hängen bleiben.<br />
M e t h o d e n H a n d b u c h 3 4 3<br />
14<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung
14<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />
Auswertungen<br />
Beschreibung<br />
Ziele<br />
Rahmen<br />
Gruppengröße __ beliebig<br />
Zeit __ 1 Stunde<br />
Raum __ Seminarraum<br />
3 4 4 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />
Die Thermometer- und die Kartenmethode können gekoppelt<br />
werden, wenn eine Reihe von Seminarinhalten jeweils im<br />
Anschluss beurteilt werden soll.<br />
Die Teilnehmer geben ein Meinungsbild, dass durch anonyme<br />
konkrete Hinweise ergänzt wird.<br />
Material __ Wandzeitung, Klebepunkte oder Stifte, Thermometerbögen<br />
Schlüsselbegriffe<br />
Durchführung<br />
T e m p e r a t u r e n u n d T i p p s<br />
Meinungsbild, Seminarkritik<br />
1. Vorbereitung: Standardisierte Auswertungsfragen werden<br />
auf einer großen Wandzeitung aufgeschrieben. Vor Beginn<br />
jeder Seminareinheit werden jeweils neue Bögen mit<br />
einem Thermometer aufgehängt (vorab in der Anzahl der<br />
Fragen mal Einheiten kopieren).<br />
Jede Einheit wird in der anschließenden Pause anhand der<br />
Fragen auf den Thermometern bepunktet.<br />
2. Verbesserungsvorschläge und Tipps an die Seminarleiter<br />
werden auf Karten geschrieben und in einen geschlosse-<br />
nen Kasten mit Schlitz geworfen.<br />
Z um Ende der Pause sammelt die Seminarleitung die<br />
Thermometerbögen ein, notiert die betreffende Fragestel-<br />
lung und Seminareinheit darauf und steckt die Karten aus<br />
der Box in einen Umschlag, der ebenfalls mit dem Titel der<br />
Seminareinheit gekennzeichnet ist.<br />
3. Zum Abschluss des Seminars können die Einheiten anhand<br />
der nebeneinander gehängten Bewertungen verglichen<br />
werden. Die Kartenrückmeldungen werden von den Semi-<br />
narleitern in zusammengefasster Form im Plenum vorge-<br />
tragen.<br />
© 2004 MitOst-Editionen
Beschreibung<br />
Ziele<br />
Rahmen<br />
Gruppengröße __ beliebig<br />
© 2004 MitOst-Editionen<br />
Auswertungen<br />
Auf spielerische Art wird die Vermittlung von Inhalten<br />
überprüft und das Gruppengefühl gestärkt.<br />
Das Spiel kann zwei Funktionen übernehmen: Zum einen<br />
kann überprüft werden, was die Teilnehmer aus einer oder<br />
mehreren Einheiten davor mitgenommen haben. Zum anderen<br />
wird durch eine persönlichere Variante (Was habe ich von<br />
dir gelernt) gezeigt, dass die Teilnehmer auch gegenseitig<br />
voneinander lernen.<br />
Zeit __ 15 Minuten<br />
Raum __ Seminarraum<br />
Material __ Ball<br />
Schlüsselbegriffe<br />
wichtig<br />
Durchführung<br />
Erfahrung<br />
D a s h a b e i c h ( v o n d i r ) g e l e r n t<br />
Seminarkritik, Gruppengefühl<br />
Bei Variante B muss darauf geachtet werden, dass alle<br />
Teilnehmer drankommen, da ansonsten große Frustration<br />
bei nicht genannten Teilnehmern entsteht. Insofern ist diese<br />
Variante etwas gefährlich und eignet sich nur für Gruppen, in<br />
denen eine große Solidarität bereits vorhanden ist und keine<br />
Konflikte vorliegen.<br />
1. Teilnehmer und Seminarleiter stehen in einem Kreis. Ein<br />
Teilnehmer beginnt, den Ball einem Mitspieler zuzuwerfen.<br />
Variante A: Das habe ich gelernt<br />
Der werfende Teilnehmer sagt mit einem Stichwort oder in<br />
einem kurzen Satz, was er aus den vorherigen Einheiten<br />
gelernt hat.<br />
Variante B: Das habe ich von dir gelernt<br />
Der werfende Teilnehmer sagt mit einem Stichwort oder<br />
einem kurzen Satz, was er von dem anderen bisher im<br />
Seminar gelernt hat.<br />
Die Übung wirkt sich positiv auf das Gruppengefühl aus.<br />
M e t h o d e n H a n d b u c h 3 4 5<br />
14<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung
14<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />
Auswertungen<br />
Beschreibung<br />
Ziele<br />
Rahmen<br />
Gruppengröße __ beliebig<br />
Zeit __ 10-20 Minuten<br />
Raum __ Seminarraum<br />
Schlüsselbegriffe<br />
Durchführung<br />
Erfahrung<br />
Erweiterungen und<br />
Alternativen<br />
3 4 6 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />
S o z i o m e t r i s c h e A u s w e r t u n g<br />
Durch ihre Positionierung im Raum signalisieren die<br />
Teilnehmer, inwieweit sie einem Auswertungsaspekt<br />
zustimmen oder ihn ablehnen.<br />
Die Teilnehmer müssen keine verbalen Äußerungen machen,<br />
daher fällt Kritik leichter. Es können viele Aspekte in kurzer<br />
Zeit abgefragt werden. Die Teilnehmer können selbst<br />
Auswertungsaspekte einbringen.<br />
Seminarkritik, Kennen lernen, Sprechhemmungen beheben<br />
Die Teilnehmer stellen sich in einen Kreis. Teilnehmer und<br />
Seminarleiter machen Aussagen über das Seminar – jeweils<br />
nur ein Satz. Die anderen Teilnehmer positionieren sich zu<br />
der Aussage. Der Kreismittelpunkt bedeutet „Ich stimme voll<br />
zu“, wer stehen bleibt, signalisiert „Ich stimme der Aussage<br />
überhaupt nicht zu“. Die Teilnehmer können sich auch<br />
irgendwo dazwischen positionieren, wenn sie nur teilweise<br />
zustimmen.<br />
Dadurch, dass die Teilnehmer selbst die Aussagen machen,<br />
kommen neue Aspekte in die Auswertung.<br />
Soziometrische Aufstellungen eignen sich auch gut als<br />
Kennenlern-Methode. Die Teilnehmer positionieren sich dann<br />
entsprechend der Frage auch mal nach rechts oder links und<br />
bilden Gruppen.<br />
© 2004 MitOst-Editionen
Beschreibung<br />
Ziele<br />
Rahmen<br />
Gruppengröße __ 20 Personen<br />
Zeit __ 30 Minuten<br />
Raum __ Seminarraum<br />
© 2004 MitOst-Editionen<br />
Auswertungen<br />
Eine Form von Feedback, die hinter dem Rücken passiert!<br />
Ohne zu reden kann jeder eine Rückmeldung mitgeben.<br />
Die Übung ermöglicht ein individuelles, anonymes Feedback<br />
von jedem für jeden Teilnehmer.<br />
Material __ Stifte, kleine Kartons oder festes Papier, Klebeband<br />
Schlüsselbegriffe<br />
Durchführung<br />
R ü c k e n - F e e d b a c k<br />
Feedback, Konfliktprävention, Sprechhemmungen beheben,<br />
Seminarkritik<br />
1. Jeder bekommt einen kleinen festen Karton auf den Rü-<br />
cken geklebt. Alle Teilnehmer bewegen sich im Raum und<br />
schreiben oder malen jedem, dem sie einen Wunsch, eine<br />
Anregung, eine gute oder schlechte Erfahrung mitteilen<br />
wollen, diese in Form eines kurzen Satzes oder eines Bil-<br />
des auf den Karton. Auch die Seminarleitung ist an diesem<br />
Feedback beteiligt. [15 Minuten]<br />
2. Anschließend kann jeder seine Karte lesen und evtl. in der<br />
Runde noch etwas dazu sagen. [15 Minuten]<br />
M e t h o d e n H a n d b u c h 3 4 7<br />
14<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung
14<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />
Auswertungen<br />
Beschreibung<br />
Ziele<br />
Rahmen<br />
Gruppengröße __ beliebig<br />
Zeit __ 30 Minuten<br />
Raum __ Seminarraum<br />
3 4 8 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />
Die Teilnehmer werten die einzelnen Seminartage danach aus,<br />
was sie persönlich aus den Übungen gelernt haben.<br />
Die Teilnehmer werden dazu angehalten, das Seminar für<br />
sich persönlich zu reflektieren. Damit werden sie auch an ihre<br />
Eigenverantwortung für das Seminargelingen erinnert.<br />
Material __ Papier und Stifte, evtl. buntes Papier für die Blütenblätter<br />
Schlüsselbegriffe<br />
Durchführung<br />
S e l b s t r e f l e x i o n s b l u m e<br />
Selbstreflexion, Seminarkritik<br />
1. Einzelarbeit: Jeder Teilnehmer bekommt so viele Blüten-<br />
blätter, wie Tage zu evaluieren sind. In die Mitte der Blume<br />
wird der Name oder ein Symbol der Person geschrieben.<br />
Für jeden Tag antworten die Teilnehmer in ein oder zwei<br />
Wörtern auf einem Blütenblatt auf die Frage:<br />
▪ Was nehme ich mit von dem Tag? / Was habe ich an<br />
dem Tag gelernt?<br />
2. Anschließend können die Blumen an die Wand geklebt<br />
werden (auf Blumenstiele), so entsteht eine bunte Wiese,<br />
die darstellt, was die Teilnehmer in der vergangenen Wo-<br />
che gelernt haben.<br />
3. Die Blumen können in Kleingruppen oder im Plenum dis-<br />
kutiert werden. Es ist zu empfehlen, die Form der Evalu-<br />
ierung mit der Gruppe abzusprechen, da es sich auch um<br />
sehr intime Äußerungen handeln kann.<br />
© 2004 MitOst-Editionen
Beschreibung<br />
Ziele<br />
Rahmen<br />
Gruppengröße __ beliebig<br />
Zeit __ 45 Minuten<br />
© 2004 MitOst-Editionen<br />
Auswertungen<br />
Bei beiden Methoden ordnen die Teilnehmer ihre Antwort zu<br />
spezifischen Fragen optisch (mit Klebepunkten oder Stiften) zu.<br />
Den Teilnehmern wird die Möglichkeit gegeben, sich persönlich<br />
zu sehr differenzierten Aspekten des Seminars zu äußern. Es<br />
entsteht ein anschauliches Bild zu den gestellten Fragen und<br />
zum gesamten Seminar.<br />
Raum __ Seminarraum<br />
Material __ Wandzeitung, Klebepunkte oder Stifte, optional Arbeitsblätter<br />
wichtig<br />
Schlüsselbegriffe<br />
Durchführung<br />
K r e i s u n d S t e r n<br />
für alle<br />
Es sollte möglich sein, die Punkte unbeobachtet zu verteilen.<br />
Seminarkritik, Meinungsbild<br />
1. Vorbereitung: Auf einer großen Wandzeitung wird entwe-<br />
der ein Kreis entsprechend der Anzahl der Auswertungs-<br />
fragen in Segmente unterteilt oder ein Stern gezeichnet,<br />
der so viele Zacken hat, wie Fragen beantwortet werden<br />
sollen. Um den Kreis oder den Stern herum werden die<br />
Fragen geschrieben. Mit der Fragestellung „Wie zufrieden<br />
war ich mit...” könnten z.B. folgende Bereiche abgefragt<br />
werden:<br />
▪ der Vorbereitung auf die Durchführung eines Projekts<br />
▪ der Gelegenheit, Fragen und eigene Ideen einzubringen<br />
▪ den Arbeits- und Informationsmaterialien<br />
▪ den jeweiligen Methoden<br />
▪ der Gruppenatmosphäre<br />
▪ der Tagungsstätte<br />
▪ den Vorinformationen<br />
▪ der Seminarleitung<br />
▪ der Übertragbarkeit des Erarbeiteten.<br />
Weitere mö gliche Aspekte / Fragestellungen:<br />
▪ Ich konnte (heute) meine Vorstellungen / Ideen ins<br />
Seminar einbringen.<br />
▪ Die Themen haben mich interessiert.<br />
▪ Ich erwarte, das Gelernte / Erarbeitete anwenden zu<br />
können.<br />
▪ Ich konnte (heute) effektiv arbeiten / lernen.<br />
▪ Das Klima heute war ... (gut – schlecht)<br />
M e t h o d e n H a n d b u c h 3 4 9<br />
14<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung
14<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />
Auswertungen<br />
Erweiterungen und<br />
Alternativen<br />
3 5 0 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />
▪ Die Seminarleitung war… (hilfreich / unterstützend<br />
/ motivierend / flexibel… – nicht hilfreich / unterstüt-<br />
zend / motivierend / flexibel…)<br />
▪ Wie habe ich mich in der Gruppe gefühlt? (sehr wohl<br />
– sehr unwohl)<br />
▪ Fühle ich mich als Mitglied der Gruppe akzeptiert?<br />
(völlig akzeptiert – völlig draußen)<br />
▪ Habe ich für die Durchführung eines Seminars / das<br />
Erstellen einer Zeitung etwas dazugelernt? (sehr viel<br />
– überhaupt nichts)<br />
▪ Abweichende Meinungen und Interessen werden…<br />
(aufgenommen und berücksichtigt – ignoriert)<br />
▪ Ich fand die Seminarleitung für das Gruppenge<br />
schehen… (hilfreich und weiterführend – nicht hilfreich,<br />
eher hemmend)<br />
2. Die Teilnehmer tragen ihre Beurteilung durch geklebte<br />
oder gemalte Punkte im jeweiligen Kreissegment bzw. auf<br />
dem jeweiligen Strahl ein. Beim Kreis gilt: je größer die<br />
Zufriedenheit, desto näher am Kreismittelpunkt (Assozia-<br />
tion „ins Schwarze getroffen”), beim Stern gilt: je stärker<br />
die Zufriedenheit, desto weiter außen der Punkt (Assozia-<br />
tion Strahlkraft). Die Übung kann auch als Einzelarbeit auf<br />
Blättern durchgeführt werden, um die Teilnehmer stärker<br />
an ihre Bewertung zu binden. Die Punktbewertung ist<br />
anfällig für Gruppentendenzen, da viele Teilnehmer dazu<br />
neigen, sich dem Urteil ihrer Vorgänger anzuschließen.<br />
In der Gesamtsicht werden Beurteilungstendenzen in den<br />
einzelnen Bereichen anhand der Punktwolken auf einen<br />
Blick erkennbar.<br />
3. In einem Gruppengespräch sollte das Ergebnis besprochen<br />
und durch Einzelkommentare vertieft werden.<br />
Wenn zu Beginn ein Erwartungskreis oder -stern mit<br />
den gleichen Fragestellungen ausgefüllt wird, lassen sich<br />
anschauliche Vorher-Nachher-Vergleiche anstellen.<br />
© 2004 MitOst-Editionen
Beschreibung<br />
Ziele<br />
Rahmen<br />
Gruppengröße __ beliebig<br />
© 2004 MitOst-Editionen<br />
Auswertungen<br />
Durch die graue und durch die rosa Brille bewerten Semi-<br />
narleiter und Teilnehmer das Seminargeschehen aus ganz<br />
persönlicher Sicht.<br />
Die Teilnehmer werden explizit zu positiven und negativen<br />
Äußerungen zum Seminar angehalten.<br />
Zeit __ je nach Gruppengröße bis zu 30 Minuten<br />
Raum __ Seminarraum<br />
Schlüsselbegriffe<br />
Durchführung<br />
Erfahrung<br />
Erweiterungen und<br />
Alternativen<br />
B r i l l e n t a u s c h<br />
Seminarkritik<br />
1. Die Teilnehmer sitzen im Kreis. Der Seminarleiter beginnt:<br />
Er setzt pantomimisch eine graue Brille auf, nimmt ein<br />
imaginäres Seminartagebuch in die Hand, blättert darin,<br />
sucht seine Seite und liest daraus vor. Durch die graue<br />
Brille sind nur die Begebenheiten, Erfahrungen, Erlebnisse<br />
zu erkennen, die negativ bewertet werden. Sobald er zu<br />
Ende gelesen hat, schließt er das Buch, setzt die Brille ab<br />
und reicht beides an den Nachbarn weiter. Der Nachbar<br />
setzt die Brille auf, schlägt das Buch auf, findet seine Seite<br />
und liest vor. Der Teilnehmer mit der Brille darf so lange<br />
lesen, wie er will, und darf dabei nicht unterbrochen wer-<br />
den. Auf persönliche Kritik erfolgt keine direkte Entgeg-<br />
nung. Wer nichts vorlesen möchte, gibt das Buch weiter,<br />
führt aber die pantomimischen Handlungen aus. Ist das<br />
Buch wieder beim Seminarleiter angelangt, gibt es eine<br />
nochmalige Runde für diejenigen, die doch noch etwas in<br />
dem Buch entdecken können.<br />
2. Nach dieser zweiten Runde wird die graue Brille beiseite<br />
gelegt und die rosa Brille aufgesetzt. Der Ablauf ist der<br />
gleiche, allerdings wird jetzt vorgelesen, was positiv, her-<br />
vorragend, toll, phantastisch gewesen ist. Auch hier gibt<br />
es eine zweite Runde.<br />
Der Seminarleiter sollte immer darauf achten, dass zwei<br />
Grundregeln eingehalten werden: Jeder darf so lange reden,<br />
wie er will, und Ansätze von Relativierungen müssen sofort ab-<br />
gebogen werden. Dies ist die einzige Situation, in der es dem<br />
Seminarleiter erlaubt ist, die Sprechenden zu unterbrechen.<br />
Nach dem Spiel kann ein Gespräch stattfinden, nachdem<br />
vorher der Gesprächsbedarf situativ abgeklärt wurde.<br />
M e t h o d e n H a n d b u c h 3 5 1<br />
14<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung
14<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />
Auswertungen<br />
Beschreibung<br />
Ziele<br />
Rahmen<br />
3 5 2 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />
Es werden verschiedene Seminaraspekte ausgewertet –<br />
zunächst in Paaren, später erfolgt eine Stellungnahme im<br />
Plenum.<br />
Gruppengröße __ beliebig<br />
Die Erarbeitung der Kritikpunkte in Zweierarbeit ermöglicht<br />
eine tiefer gehende Kritik, deren Relevanz im Plenum<br />
überprüft werden kann.<br />
Raum __ Seminarraum<br />
Material __ Stifte, farbige Moderationskarten, Korb mit Süßigkeiten, Würfel<br />
Schlüsselbegriffe<br />
Durchführung<br />
Erfahrung<br />
S t ü h l e r ü c k e n u n d<br />
S c h o k o l a d e n w ü r f e l<br />
Seminarkritik<br />
1. Die eine Hälfte der Teilnehmer sitzt im Innenkreis mit<br />
Blick nach außen, ihnen gegenüber sitzt die andere Hälfte<br />
im Außenkreis mit Blick nach innen. Die so entstandenen<br />
Gesprächspaare bekommen die Aufgabe, fünf Minuten lang<br />
einen bestimmten Aspekt des Seminars, z.B. die Grup-<br />
penatmosphäre, zu besprechen und dabei das Ergebnis des<br />
Austausches auf einer farbigen Moderationskarte festzuhal-<br />
ten. Der äußere Kreis bewegt sich einen Stuhl weiter nach<br />
links, so dass sich neue Paare ergeben. Diese bekommen<br />
einen anderen Aspekt genannt (Konzeption und Inhalte,<br />
Seminarleitung…), den sie ebenfalls diskutieren und auf<br />
einer andersfarbigen Karte festhalten. Das Ganze wird so<br />
lange wiederholt, wie es auszuwertende Aspekte gibt.<br />
2. Im zweiten Teil werden alle Karten zu den jeweiligen<br />
Aspekten zu Stapeln geordnet, die Nummern von 1 bis 4<br />
erhalten. Die Seminarleitung kann einem Stapel 5 “Sonsti-<br />
ges” einige vorbereitete Karten beimischen, die kleine Auf-<br />
gaben zur Auflockerung enthalten, beispielsweise ein Lied<br />
zu singen oder eine Geschichte zu erzählen. Außerdem ist<br />
ein Korb mit Süßigkeiten vorbereitet, der die Nummer 6<br />
bekommt. Es wird reihum gewürfelt. Je nach gewürfelter<br />
Zahl wird eine Aspekt-Karte genommen, vorgelesen und<br />
dazu Stellung bezogen. So kommen verschiedene Aspekte<br />
im Plenum nochmals zur Sprache.<br />
Die Gruppe darf nicht zu groß sein. Bereits bei 20 Teilnehmern<br />
empfiehlt es sich, im zweiten Teil eine Begrenzung (z.B. jeder<br />
nur zweimal würfeln) festzulegen und später die restlichen<br />
Karten anzupinnen.<br />
© 2004 MitOst-Editionen
Beschreibung<br />
Ziele<br />
Rahmen<br />
Gruppengröße __ beliebig<br />
Zeit __ je nach Bedarf<br />
Raum __ freier Raum<br />
wichtig<br />
Schlüsselbegriffe<br />
Durchführung<br />
© 2004 MitOst-Editionen<br />
G r u p p e n b i l d<br />
Auswertungen<br />
Die Teilnehmer nehmen eine Position im Raum ein, die<br />
ihre jeweilige Haltung zum Seminargeschehen ausdrückt.<br />
Gelangweilte Teilnehmer beispielsweise stellen sich ans<br />
Fenster und schauen hinaus, wer am liebsten gehen würde,<br />
stellt sich an die Tür, wer sich angeregt und inspiriert fühlt,<br />
stellt sich in die Mitte des Raumes. Gemeinsam werden die<br />
jeweiligen Positionierungen ausgewertet.<br />
Die Übung dient einer mündlichen Zwischenbilanz. Das<br />
Gruppenbild ist eine wirkungsvolle Methode zum Ausdruck von<br />
Störungen. Durch die folgende Auswertung ermöglicht sie es,<br />
Ursachen zu suchen und Lösungen anzugehen.<br />
Eine Visualisierung von Gruppenprozessen (Subgruppen,<br />
Ausgrenzungen ...) kann zu deren Verfestigung beitragen.<br />
Meinungsbild, Konfliktprävention, Seminarkritik<br />
1. Ohne miteinander zu reden und mit so viel Zeit, wie sie<br />
brauchen, verteilen sich die Teilnehmer im Raum und neh-<br />
men die Position ein, die ihre Haltung zum Seminar zum<br />
Ausdruck bringt. Jeder vergegenwärtigt sich, was er selbst<br />
mit seiner Position zum Ausdruck bringen will und wo die<br />
anderen stehen.<br />
2. Jeder äußert sich von seinem Standplatz aus, warum er<br />
diese Position eingenommen hat und was er damit ausdrü-<br />
cken will. Gemeinsam wird festgehalten, was das Gesamt-<br />
bild ausdrückt und welche Konsequenzen daraus gezogen<br />
werden können.<br />
Auswertungsfragen:<br />
▪ Wie ist die überwiegende Stimmung?<br />
▪ Was hat diese Stimmung verursacht?<br />
▪ Was stört?<br />
▪ Was möchten die Einzelnen verändern?<br />
▪ Lässt sich dies verändern?<br />
▪ Wie lässt es sich verändern, damit die Arbeit wieder<br />
Spaß macht?<br />
M e t h o d e n H a n d b u c h 3 5 3<br />
14<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung
14<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />
Auswertungen<br />
Erfahrung<br />
Erweiterungen und<br />
Alternativen<br />
3 5 4 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />
Den Teilnehmern muss deutlich gemacht werden, dass auch<br />
negative Gefühle zum Ausdruck gebracht werden sollen. Es<br />
handelt sich um eine Auswertungsmethode, die mit Gruppen<br />
durchgeführt werden kann, die sich bereits gut kennen.<br />
Es kann passieren, dass die persönlichen Beziehungen<br />
(Sympathie) zwischen den Teilnehmern und auch gegenüber<br />
der Seminarleitung ausschlaggebend für eine Positionierung<br />
im Raum sind und nicht die Meinung zum Inhalt / Verlauf / zu<br />
den Methoden.<br />
Nicht die Teilnehmer selbst positionieren sich im Raum,<br />
sondern persönliche Gegenstände (z.B. Schuhe) werden zu<br />
einem in der Raummitte notierten Thema oder einer Frage in<br />
Beziehung gelegt.<br />
© 2004 MitOst-Editionen
Beschreibung<br />
Ziele<br />
Rahmen<br />
© 2004 MitOst-Editionen<br />
Auswertungen<br />
Zum Schluss des Seminars (nach einer ausführlichen<br />
Auswertung) malt jeder Teilnehmer das Gesicht, mit dem er<br />
nach Hause zurückfährt.<br />
Die Teilnehmer sollen zum einen versuchen, ihre Eindrücke<br />
und Gefühle zusammenzufassen. Zum anderen soll ein<br />
Endpunkt gesetzt und die baldige Abfahrt bewusst gemacht<br />
werden.<br />
Gruppengröße __ gesamte Gruppe<br />
Zeit __ 10–15 Minuten<br />
Raum __ Seminarraum<br />
Material __ Papier und Stifte<br />
wichtig<br />
Schlüsselbegriffe<br />
Durchführung<br />
Erfahrungen<br />
Erweiterungen und<br />
Alternativen<br />
W e g f a h r g e s i c h t<br />
Während die Teilnehmer die Gesichter malen, sollte möglichst<br />
nicht geredet werden. Die Gesichter sollten in der Gruppe<br />
nicht mehr kommentiert werden.<br />
Meinungsbild, Seminarkritik<br />
Den Teilnehmern wird die Aufgabe erläutert, dann beginnen<br />
sie zu malen. Wenn alle fertig sind, hält jeder der Reihe nach<br />
sein Bild hoch. Es gibt keine Kommentare oder Rückfragen.<br />
Die Teilnehmer empfinden die Aufgabe als Abschluss der<br />
Auswertung und führen die Übung ernsthaft durch. Dargestellt<br />
wird einerseits die Traurigkeit, fahren und sich trennen zu<br />
müssen, andererseits aber auch die Freude auf baldige<br />
Heimkehr in die vertraute Umgebung.<br />
Die Seminarleiter nehmen an der Aufgabe teil und malen<br />
ebenfalls ein Gesicht.<br />
M e t h o d e n H a n d b u c h 3 5 5<br />
14<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung
14<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />
Auswertungen<br />
Beschreibung<br />
Ziele<br />
Rahmen<br />
3 5 6 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />
In zwei Gruppen reflektieren und diskutieren die Teilnehmer<br />
positive und negative Aspekte des Seminarverlaufs. Die<br />
Gruppen beobachten sich in der Diskussion gegenseitig und<br />
geben kurze Berichte ab.<br />
Die Teilnehmer tauschen sich unter einander über ihre<br />
Seminarerfahrungen aus.<br />
Gruppengröße __ zwei Gruppen beliebiger Größe<br />
Zeit __ 1,5 Stunden<br />
Raum __ Seminarraum mit Möglichkeit zur Gruppenarbeit<br />
Material __ pro Teilnehmer eine Moderationskarte und ein Stift<br />
Schlüsselbegriffe<br />
Durchführung<br />
S e m i n a r k r i t i k<br />
Seminarkritik<br />
1. Die Teilnehmer werden in zwei Gruppen (A und B) auf-<br />
geteilt, jede Gruppe erhält Moderationskarten und Blei-<br />
stifte. Die beiden Gruppen versammeln sich so, dass sie<br />
unabhängig voneinander arbeiten können (evtl. in zwei<br />
Räumen). Jeder Teilnehmer schreibt auf die Vorderseite<br />
der Moderationskarte mindestens zwei positive Aussagen<br />
über die bisherige Seminarerfahrung und auf die Rückseite<br />
mindestens zwei negative Aussagen. [20 Minuten]<br />
2. Wieder zusammen, setzt sich Gruppe A im Kreis in die<br />
Mitte des Raumes (Innenkreis), Gruppe B setzt sich als<br />
Beobachter außen herum (Außenkreis). Der Innenkreis hat<br />
die Aufgabe, die bisherigen Seminarerfahrungen zu disku-<br />
tieren. Ausgangspunkt sind drei Fragestellungen:<br />
▪ Was hat mir das Seminar bisher gebracht?<br />
▪ Was ist für mich offen geblieben?<br />
▪ Was hat mir gefallen / nicht gefallen?<br />
Dabei sollen die positiven und die negativen Aussagen der<br />
Moderationskarten einbezogen werden. [20 Minuten]<br />
3. Im An schluss an die Diskussion geben die Beobachter kur-<br />
ze Berichte. Beobachtet werden soll, wie diskutiert wird,<br />
welche Aspekte und Fragestellungen angesprochen werden<br />
und wer diskutiert. Danach können die Rollen getauscht<br />
werden. [20 Minuten]<br />
© 2004 MitOst-Editionen
Erweiterungen und<br />
Alternativen<br />
© 2004 MitOst-Editionen<br />
Auswertungsgesichtspunkte:<br />
▪ Welche Punkte wurden angesprochen?<br />
Auswertungen<br />
▪ Waren diese Punkte eher pauschal oder eher konkret?<br />
▪ Gab es Unterschiede zwischen A und B?<br />
▪ Welche Konsequenzen können für den weiteren<br />
Grup penverlauf gezogen werden?<br />
Jeder Teilnehmer erhält zwei Moderationskarten. Jeder<br />
schreibt auf eine Karte die positiven, auf die andere die<br />
negativen Eindrücke. Die Karten werden anschließend an die<br />
Wand gepinnt und besprochen.<br />
M e t h o d e n H a n d b u c h 3 5 7<br />
14<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung
14<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />
Auswertungen<br />
1 4 . 1 . A u s w e r t u n g s g e s i c h t s p u n k t e<br />
Entscheidend ist natürlich die Frage, was man überhaupt durch die jeweiligen Auswer-<br />
tungen erfahren will. Davon hängt sowohl die Größe der Auswertungsrunde als auch<br />
die Methodik der Auswertung ab: Tauscht man sich im Plenum inhaltlich über den Tag<br />
aus oder diskutiert man intensiver in Kleingruppen? Auswertungen können auch ohne<br />
die Beteiligung der Seminarleiter stattfinden, dann ist aber sicherzustellen, dass die<br />
Ergebnisse die Seminarleiter erreichen.<br />
T h e m a<br />
▪ Wird das Thema umfassend und kompetent behandelt?<br />
▪ Welche Aspekte werden zu stark betont bzw. vernachlässigt?<br />
▪ Werden Gegenpositionen einbezogen?<br />
▪ Werden Hintergründe und Zusammenhänge deutlich?<br />
G r u p p e n s t r u k t u r<br />
▪ Wie geht die Gruppe bei der Aufgabenbewältigung vor?<br />
▪ Welche Verhaltensregeln bilden sich heraus?<br />
▪ Welches Leistungsverhalten ist erkennbar?<br />
▪ Wie werden Entscheidungen getroffen?<br />
G r u p p e n k l i m a<br />
▪ Wie ist die Stimmung in der Gruppe?<br />
▪ Wie gehen die Mitglieder mit eigenen und fremden Gefühlen um?<br />
▪ Werden sie geäußert?<br />
▪ Welche nonverbalen Signale zeigen einen Wechsel im Klima an?<br />
▪ Welche Gefühlslage wird durch ihre Sprechweise deutlich?<br />
U n t e r s t ü t z u n g<br />
▪ Wie beeinflussen die Teilnehmer die Entwicklung der Gruppe?<br />
▪ Welche hilfreichen Verhaltensweisen sind zu beobachten?<br />
S t ö r u n g<br />
▪ Welche Verhaltensweisen stören die Aufgabe der Gruppe?<br />
▪ Welche schwierigen Situationen sind bislang aufgetreten?<br />
K o o p e r a t i o n<br />
▪ Wie werden die einzelnen Beiträge zusammengeordnet?<br />
▪ Welche Verhaltensweisen führen zur Zustimmung?<br />
▪ Welche Verhaltensweisen führen zum Konsens?<br />
▪ Welche Verhaltensweisen sind zu beobachten, die zu einem nur oberflächlichen<br />
Konsens führen?<br />
3 5 8 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />
© 2004 MitOst-Editionen
M a t e r i a l i e n u n d M e t h o d e n<br />
▪ Welche Methoden werden angewendet?<br />
▪ Kann man von Methodenvielfalt sprechen?<br />
▪ Sollten andere Methoden Verwendung finden?<br />
▪ Welche Sinne sprechen die praktizierten Methoden an?<br />
▪ Bleibt eigener Gestaltungs- und Handlungsspielraum?<br />
▪ Wann und wie werden die Teilnehmer einbezogen?<br />
S e m i n a r l e i t u n g<br />
© 2004 MitOst-Editionen<br />
Auswertungen<br />
▪ Wie verteilen sich die Gesprächsanteile zwischen Seminarleitung und Teilnehmern?<br />
▪ Wie gehen die Teilnehmer, wie die Seminarleitung mit ihrer Gesprächszeit um?<br />
▪ Wir aufmerksam hört die Seminarleitung zu? Wie verständlich sind ihre Äußerungen?<br />
Wie stark beteiligen sie sich persönlich?<br />
1 4 . 2 . A u s w e r t u n g v o n R o l l e n s p i e l e n<br />
Rollenspiele bedürfen einer sehr intensiven Auswertung, weil sie die Teilnehmer in<br />
ihrer ganzen Person betreffen. Vor der Auswertung ist besonders wichtig, die Teil-<br />
nehmer explizit aus ihrer Rolle zu entlassen, damit die Teilnehmer von außen auf Ihre<br />
eigene Rolle und die Rolle der anderen am Spiel Beteiligten reflektieren können. Per-<br />
sönliche Angriffe sollten dadurch vermieden werden.<br />
F e e d b a c k f r a g e n<br />
▪ Wie habe ich mich in meiner Rolle gefühlt?<br />
▪ Bin ich mit dem Ergebnis zufrieden?<br />
▪ Was hätte im Spiel anders laufen sollen?<br />
▪ Was würde ich anders machen, wenn ich nochmal spielen dürfte?<br />
▪ Welche Eindrücke möchte ich mitnehmen? Welche Eindrücke möchte ich lieber<br />
schnell vergessen?<br />
▪ Gab es Probleme in der Zusammenarbeit? Gab es vielleicht sogar<br />
persönliche Streitigkeiten?<br />
▪ Wie wurden die Entscheidungen innerhalb der Gruppe gefällt?<br />
S p i e l v e r l a u f<br />
▪ An welchen Stellen sind im Spiel Entscheidungen gefallen?<br />
▪ Was war die Taktik unseres Rollenteams?<br />
▪ Welches Rollenteam hat „am schlauesten“ gespielt und warum?<br />
▪ Welches Rollenteam hat die dominierende Rolle im Spiel eingenommen und warum?<br />
▪ Wo wären auch ganz andere Entscheidungen möglich gewesen?<br />
▪ Warum ist die Entscheidung so und nicht ganz anders gefallen?<br />
▪ Sind die Ziele, die wir am Anfang formuliert haben, erreicht worden?<br />
M e t h o d e n H a n d b u c h 3 5 9<br />
14<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung
14<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />
Auswertungen<br />
R e a l i t ä t s g e h a l t d e s P l a n s p i e l s<br />
▪ Wie wären die Entscheidungen in der Wirklichkeit getroffen worden?<br />
▪ Würde ich im wirklichen Leben auch so agieren?<br />
F r a g e n z u m G r u p p e n p r o z e s s<br />
▪ Wie habt ihr eure Aufgabe innerhalb der Gruppe verteilt?<br />
▪ Hat die Arbeit im Rollenteam Spaß gemacht? Wenn ja, warum?<br />
▪ Wer hat in eurem Team die Entscheidungen getroffen?<br />
1 4 . 3 . A u s w e r t u n g z u r S e m i n a r l e i t u n g<br />
Selbstverständlich ist es notwendig, auch die eigene Rolle als Seminarleiter zu reflek-<br />
tieren und sich einer kritischen Auswertung zu unterziehen<br />
P e r s ö n l i c h e s A u f t r e t e n<br />
▪ Souveränität (Umgang mit Lampenfieber)<br />
▪ Körpersprache<br />
▪ Ausdruck (klar, deutlich, verständlich, Lautstärke)<br />
K o n t a k t m i t d e n T e i l n e h m e r n<br />
▪ Wurden die Teilnehmer mit Namen angesprochen?<br />
▪ Kamen alle Teilnehmer mindestens ein Mal zu Wort?<br />
▪ Wurden alle Teilnehmer in die Diskussion einbezogen?<br />
▪ Wie wurde auf unterschiedliche Meinungen reagiert?<br />
▪ Wurden in den Diskussionen Widersprüchlichkeiten aufgegriffen?<br />
▪ Wie wurde mit verrückten Ideen umgegangen?<br />
▪ Wurde gelacht, hatten die Teilnehmer Spaß bei der Übung / Diskussion etc.?<br />
▪ Gab es Probleme / Spannungen / Konflikte?<br />
▪ Behielt der Seminarleiter die Lage im Griff, so dass niemand persönlich verletzt wurde? ▪<br />
▪ Konnte er zur Lösung beitragen?<br />
I n h a l t l i c h e A r b e i t<br />
▪ War der Seminarleiter gut vorbereitet?<br />
▪ Wurde verständlich in das Thema / die Aufgabe eingeführt?<br />
▪ War ein roter Faden sichtbar?<br />
▪ Wurde immer das Thema klar?<br />
▪ Wurde das Thema weiterentwickelt, weitergedacht?<br />
▪ Wurden die Ergebnisse gesichert? Wie?<br />
Z e i t m a n a g e m e n t<br />
▪ War der Zeitrahmen vorher allen klar?<br />
▪ Wurde der Zeitrahmen eingehalten?<br />
▪ Gab es einen verbindlichen Anfang und ein verbindliches Ende?<br />
▪ Wie wurde mit Forderungen umgegangen, den zeitlichen Rahmen zu verändern?<br />
3 6 0 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />
© 2004 MitOst-Editionen
V i s u a l i s i e r u n g<br />
▪ War die Schrift deutlich?<br />
▪ War die Schriftgröße ausreichend?<br />
▪ Waren die Schlagworte einfach und übersichtlich?<br />
© 2004 MitOst-Editionen<br />
Auswertungen<br />
▪ War die Visualisierung hilfreich für die Entwicklung des Themas / der Diskussion?<br />
M e t h o d e n H a n d b u c h 3 6 1<br />
14<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung
14<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />
Auswertungen<br />
E v a l u i e r u n g s f r a g e b o g e n z u r S e m i n a r l e i t u n g<br />
P u n k t b e w e r t u n g<br />
(5 = sehr gut, 4 = gut, 3 = ausreichend, aber verbesserungsbedürftig, 2 = mehr Training<br />
erforderlich, 1 = hat gar nicht geklappt)<br />
Zeit- und Arbeitsplan<br />
Gleiche und faire Behandlung<br />
der Teilnehmer<br />
Ankündigung / Erklärung aller<br />
Arbeitsschritte<br />
Strukturierung / Leitung der<br />
Diskussion<br />
Ergebnissicherung<br />
Gesamtbewertung<br />
3 6 2 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />
1 2 3 4 5<br />
© 2004 MitOst-Editionen<br />
Evaluierungsfragebogen<br />
zur Leitung
Evaluierungsfragebogen<br />
zum Seminar<br />
E v a l u i e r u n g s f r a g e b o g e n b e i S e m i n a r e n 1<br />
Auswertungen<br />
Der folgende Evaluierungsfragebogen wertet das gesamte Seminar sowie sein Vor-<br />
und Nachfeld aus.<br />
I n f o r m a t i o n e n v o r d e r A n r e i s e<br />
Die Ausschreibung<br />
enthielt alle wichtigen<br />
Informationen.<br />
Das Plakat war<br />
ansprechend.<br />
Die Bewerbungsaufgaben<br />
waren verständlich.<br />
Der Zusagebrief<br />
enthielt alle relevanten<br />
Informationen.<br />
Die Informationen<br />
kamen rechtzeitig.<br />
Ich wurde von der Semi-<br />
narleitung auf das Seminar<br />
ausreichend vorbereitet.<br />
Kurzkommentar:<br />
A n k o m m e n<br />
Über die Anreisemöglich-<br />
keiten wurde ich ausrei-<br />
chend informiert.<br />
Die Anreise war<br />
unkompliziert.<br />
Der Empfang entsprach<br />
meinen Erwartungen.<br />
Ich habe schnell Kontakt<br />
zu anderen Teilnehmern<br />
bekommen.<br />
Schnell habe ich begrif-<br />
fen, wie die nächsten Tage<br />
ablaufen.<br />
Kurzkommentar:<br />
© 2004 MitOst-Editionen<br />
sehr<br />
zutreffend zutreffend<br />
sehr<br />
zutreffend zutreffend<br />
weniger<br />
zutreffend<br />
weniger<br />
zutreffend<br />
nicht<br />
zutreffend<br />
nicht<br />
zutreffend<br />
M e t h o d e n H a n d b u c h 3 6 3<br />
14<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung
14<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />
Auswertungen<br />
E v a l u i e r u n g s f r a g e b o g e n b e i S e m i n a r e n 2<br />
U n t e r k u n f t u n d S e m i n a r o r t<br />
Der Seminarort eignet<br />
sich hervorragend für<br />
solche Seminare.<br />
Das Essen schmeckt.<br />
Die Unterkunft ist bequem.<br />
Schnell habe ich begrif-<br />
fen, wie die nächsten<br />
Tage ablaufen.<br />
Kurzkommentar:<br />
R a h m e n p r o g r a m m<br />
Der Kennenlernabend<br />
hat mir gefallen.<br />
Die Abende haben wir<br />
interessant verbracht.<br />
Der Ausfl ugstag sollte<br />
thematisch frei bleiben.<br />
Ich habe genügend über<br />
das Gastland erfahren.<br />
Kurzkommentar:<br />
3 6 4 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />
sehr<br />
zutreffend zutreffend<br />
sehr<br />
zutreffend zutreffend<br />
weniger<br />
zutreffend<br />
weniger<br />
zutreffend<br />
nicht<br />
zutreffend<br />
nicht<br />
zutreffend<br />
© 2004 MitOst-Editionen<br />
Evaluierungsfragebogen<br />
zum Seminar
Evaluierungsfragebogen<br />
zum Seminar<br />
E v a l u i e r u n g s f r a g e b o g e n b e i S e m i n a r e n 3<br />
I n h a l t : T h e m a<br />
Dem Thema wurde<br />
genügend Zeit gewidmet.<br />
Der Einstieg war gut<br />
gewählt.<br />
Die Methoden wurden<br />
sinnvoll eingesetzt.<br />
Ich habe neue<br />
Kompetenzen erworben.<br />
Ich konnte neue<br />
Informationen sammeln.<br />
Kurzkommentar:<br />
I n h a l t : T h e m a<br />
Dem Thema wurde<br />
genügend Zeit gewidmet.<br />
Der Einstieg war gut<br />
gewählt.<br />
Die Methoden wurden<br />
sinnvoll eingesetzt.<br />
Ich habe neue<br />
Kompetenzen erworben.<br />
Ich konnte neue<br />
Informationen sammeln.<br />
Kurzkommentar:<br />
© 2004 MitOst-Editionen<br />
sehr<br />
zutreffend zutreffend<br />
sehr<br />
zutreffend zutreffend<br />
weniger<br />
zutreffend<br />
weniger<br />
zutreffend<br />
Auswertungen<br />
nicht<br />
zutreffend<br />
nicht<br />
zutreffend<br />
M e t h o d e n H a n d b u c h 3 6 5<br />
14<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung
14<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />
Auswertungen<br />
E v a l u i e r u n g s f r a g e b o g e n b e i S e m i n a r e n 4<br />
G r u p p e<br />
Der Kreis der Teilnehmer<br />
war gut zusammengestellt.<br />
Ich habe mich in der<br />
Gruppe wohlgefühlt.<br />
Ich habe viel über andere<br />
Kulturen erfahren<br />
Es gab Konfl ikte in<br />
der Gruppe.<br />
Diese Konfl ikte sind<br />
kulturell bedingt.<br />
Kurzkommentar:<br />
M e t h o d e n<br />
Die eingesetzten Methoden<br />
fand ich insgesamt inter-<br />
essant und dem Ziel des<br />
Seminars angemessen<br />
Die Methoden waren mir<br />
bekannt.<br />
Kurzkommentar:<br />
3 6 6 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />
sehr<br />
zutreffend zutreffend<br />
sehr<br />
zutreffend zutreffend<br />
sehr<br />
zutreffend zutreffend<br />
weniger<br />
zutreffend<br />
weniger<br />
zutreffend<br />
weniger<br />
zutreffend<br />
nicht<br />
zutreffend<br />
nicht<br />
zutreffend<br />
nicht<br />
zutreffend<br />
© 2004 MitOst-Editionen<br />
Evaluierungsfragebogen<br />
zum Seminar
15<br />
S e r v i c e t e i l
1 5 . S e r v i c e t e i l<br />
1 5 . 1 . L i n k l i s t e<br />
I . P r o j e k t a r b e i t m i t M i t t e l - u n d O s t e u r o p a b e z u g<br />
w w w . m i t o s t . d e<br />
© 2004 MitOst-Editionen<br />
Serviceteil<br />
Der MitOst e.V. fördert den Sprach und Kulturaustausch in mittel-, ost- und südosteuropäischen<br />
Ländern. Die Vereinsmitglieder organisieren jährlich ein Dutzend Veranstaltungen, die sich in<br />
den meisten Fällen an Studenten richten.<br />
w w w . j o e - p l a t t f o r m . d e<br />
Der JOE-Plattform Berlin e.V. wurde im Frühjahr 2003 als Netzwerk junger Osteuropa-Experten<br />
gegründet. Er ist damit die erste institutionelle, bereichsübergreifende Plattform für die Mittel-<br />
und Osteuropa-Kompetenz.<br />
w w w . c a p . u n i - m u e n c h e n . d e / f g i /<br />
Die Forschungsgruppe Jugend und Europa ist ein bundes- und europaweit tätiges wissen-<br />
schaftliches Beratungszentrum für die politische Bildungs- und Jugendarbeit. Sie ist Teil des<br />
Centrums für angewandte Politikforschung der Ludwig-Maximilians-Universität München. In Ihrer<br />
Arbeit setzt sich die Forschungsgruppe Jugend und Europa drei wesentliche Schwerpunkte, die<br />
eng miteinander verbunden sind: europabezogene Jugend- und Bildungsarbeit, interkulturelle<br />
Kompetenz- und Demokratieerziehung, Förderung der Partizipation Jugendlicher in Europa.<br />
I I . M e t h o d e n d e r p o l i t i s c h e n B i l d u n g<br />
w w w . d i j a . d e<br />
Die Datenbank für internationale Jugendarbeit ist eine Online-Arbeitshilfe für Fachkräfte im Be-<br />
reich der internationalen Jugendarbeit und solche, die es werden wollen. Auch Neueinsteigern<br />
bietet sie vielfältige, spannende Anregungen zur Vorbereitung auf internationale Begegnungen.<br />
w w w . t r a n s f e r - e v . d e<br />
transfer bietet vielfältige Service-Leistungen für Einzelpersonen und Organisationen aus den<br />
Bereichen Interkulturelle Begegnung, Kinder- und Jugendreisen und „Anders Reisen“.<br />
w w w . p a d l . a c . a t / f i n k /<br />
Hier ist das Handbuch Toleranz und Anerkennung in der Schule zu finden.<br />
w w w . c o a c h i n g - r e p o r t . d e<br />
Weiterführende Informationen zum Thema Coaching.<br />
w w w . e u n d c . d e / d o w n l o a d / h a n d b u c h . p d f<br />
Einen guten Einblick in erfolgreiche Großgruppenmethoden gibt die von der Stiftung SPI he-<br />
rausgegebene Broschüre „Gewusst wie - <strong>Bürger</strong>beteiligung im Stadtteil: Ein Handbuch für<br />
(Groß)gruppenmethoden.“ Auf jeweils 5-6 Seiten stellen Peter Bauer und Agnes Lorenz Wesen<br />
und Prozessschritte von Zukunftskonferenz, Open Space, Apprechiative Inquiry Konferenz, Pla-<br />
nungszelle und anderen Methoden dar und erläutern praxisnah ihre Einsatzbedingungen. Die<br />
Broschüre kann als pdf herunter geladen werden.<br />
M e t h o d e n H a n d b u c h 3 6 9<br />
15<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung
15<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />
Serviceteil<br />
w w w . q u a l i t a t i v e - r e s e a r c h . n e t / o r g a n i z a t i o n s / i n d e x . h t m<br />
Qualitative Organisationsforschung: Von Open Space bis Lebenslinien findet sich ein knapper<br />
Überblick über diese Methoden. Es ist die Zusammenfassung des „Handbuch: Methoden der<br />
Organisationsforschung,“ herausgegeben von Stefan Kühl und Petra Strodtholz<br />
w w w . t h e a t e r s p i e l . d e<br />
Das „Intakt projekt theater“ ist ein interdisziplinärer Zusammenschluss von Sozial- und Theater-<br />
pädagogen und erarbeitet theaterpädagogische Projekte im Raum München.<br />
w w w . i k k o m p e t e n z . t h u e r i n g e n . d e<br />
Eine Website von der Landeszentrale für politische Bildung Thüringen mit Informationen, Ma-<br />
terialien und Übungen zum interkulturellen Handeln. Die Seite wird vom interculture.de e.V.<br />
[www.interculture.de] betreut, der als eine Ausgründung aus der Uni Jena interkulturelle Unter-<br />
nehmensberatung anbietet. Auch dort findet man methodische Anregungen und Module.<br />
w w w . u n i - k o e l n . d e / e w - f a k / k o n s t r u k t / d i d a k t i k / f r a m e s e t . h t m l<br />
Eine Methodensammlung auf der Grundlage des interaktionistischen Konstruktivismus.<br />
I I I . I n t e r n a t i o n a l e J u g e n d f ö r d e r u n g u n d A u s t a u s c h p r o g r a m m e<br />
w w w . j u n g e w e g e . d e<br />
Junge Wege in Europa fördert gemeinsame Projekte von Schüler- und Jugendgruppen aus<br />
Deutschland und Mittel- und Osteuropa. Das Programm wird als Förderwettbewerb zweimal<br />
jährlich im Herbst und im Frühjahr ausgeschrieben. Interessierte Projektgruppen aus Deutsch-<br />
land und Mittel- und Osteuropa können sich mit einem gemeinsam erstellten Projektplan für eine<br />
Förderung bewerben.<br />
w w w . f r i e d e n - f u e r - e u r o p a . d e<br />
Der Wettbewerb Frieden für Europa – Europa für den Frieden richtet sich an internationale Part-<br />
nerschaften von Schulen und Jugendgruppen. Partner aus Deutschland und Mittel- und Osteuro-<br />
pa oder Israel können sich mit einem gemeinsamen Projekt um eine Förderung bewerben.<br />
w w w . i n i t i a t i v e - m o e . d e<br />
Im Netzwerk Initiative Mittel- und Osteuropa haben sich bisher 17 junge Initiativen aus Belarus,<br />
Deutschland, Polen und Tschechien zusammengeschlossen. Sie führen gemeinsame Projekte<br />
durch, tauschen Erfahrungen in der Projektarbeit aus und entwickeln Strategien für grenzüber-<br />
schreitenden Austausch in Mittel- und Osteuropa.<br />
w w w . j u g e n d f o r u m . a h o j . i n f o<br />
Das Deutsch-tschechische Jugendforum bietet eine bilaterale Diskussionsplattform für junge<br />
Leute aus Deutschland und aus Tschechien, die sich engagiert an der weiteren Ausgestaltung des<br />
deutsch-tschechischen Dialogs beteiligen möchten.<br />
i n f o @ d r - j u g e n d a u s t a u s c h . d e<br />
Die Geschäftsstelle deutsch-russischer Jugendaustausch unterstützt und begleitet den Aufbau<br />
einer Einrichtung für den deutsch-russischen Schüler- und Jugendaustausch. Das mit Mitteln der<br />
Robert Bosch Stiftung, des Deutsch-Russischen Forums und des Petersburger Dialogs eingerich-<br />
tete Büro arbeitet einer im Bundeskanzleramt etablierten Arbeitsgruppe zu und ist Ansprech-<br />
partner für alle im deutsch-russischen Jugendaustausch Aktiven.<br />
3 7 0 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />
© 2004 MitOst-Editionen
w w w . i j g d . d e<br />
Serviceteil<br />
Die Internationalen Jugendgemeinschaftsdienste e.V. sind ein gemeinnütziger, kirchlich und<br />
parteipolitisch unabhängiger Verein, der Freiwilligendienste im In- und Ausland organisiert.<br />
Zielsetzung ist jungen Menschen die gesellschaftlichen Verhältnisse bewusst zu machen, damit<br />
sie fähig werden, in einer demokratischen Gesellschaft eigenverantwortlich Entscheidungen zu<br />
treffen, zu handeln und zur internationalen Völkerverständigung beizutragen.<br />
I V . Z i v i l g e s e l l s c h a f t<br />
w w w . j u g e n d b e t e i l i g u n g . i n f o<br />
Mit der Website wendet sich die Servicestelle Jugendbeteiligung direkt an Jugendliche mit vielen<br />
aktuellen news und links rund um das Thema Jugend und Politik. 250 Jugendparlamente und<br />
andere Gremien der Jugendbeteiligung sind im Infopool als pdf.Dokument abrufbar.<br />
w w w . c e p . o r g . h u / n e w s f l a s h /<br />
Hervorragende, fortlaufend aktualisierte Seite des Civic Education Project zu aktuellen Konferen-<br />
zankündigungen, Stipendienausschreibungen, Seminaren, Publikationen und Jobs.<br />
w w w . w e g w e i s e r - b u e r g e r g e s e l l s c h a f t . d e<br />
Der Wegweiser <strong>Bürger</strong>gesellschaft ist ein Projekt der Stiftung MITARBEIT und ein Internetforum<br />
mit zahlreichen Links und Tipps zur Mitgestaltung. Die Stiftung MITARBEIT ist eine Stiftung des<br />
bürgerlichen Rechts. Sie hat sich die Förderung von <strong>Bürger</strong>engagement und Selbsthilfeaktivitäten<br />
zum Ziel gesetzt.<br />
V . S t i f t u n g e n u n d w e i t e r e F ö r d e r i n s t i t u t i o n e n<br />
w w w . b o s c h - s t i f t u n g . d e<br />
Die Robert Bosch Stiftung ist eine der großen privaten Stiftungen in Deutschland. Ihr Sitz ist<br />
Stuttgart. In eigenen Programmen und Projekten fördert die Robert Bosch Stiftung unter ande-<br />
rem die Beziehungen mit Deutschlands östlichen Nachbarländern. Die wichtigsten Förderfelder<br />
sind hierbei Sprache, Literatur, Übersetzung, Hochschulentwicklung und wissenschaftlicher Aus-<br />
tausch, Medien und Information, der akademische Führungsnachwuchs, Jugend und Freiwillig-<br />
keit sowie soziale <strong>Bürger</strong>initiativen.<br />
w w w . s c h e r i n g s t i f t u n g . d e<br />
Die Schering Stiftung wurde im Herbst 2002 von der Schering AG errichtet. Hauptzweck der<br />
gemeinnützigen Stiftung ist die Förderung von Wissenschaft und Kultur. Sie will einen Beitrag<br />
leisten zum Fortschritt der Wissenschaft als Basis für Zukunftsfähigkeit und zur Erhaltung und<br />
Förderung des kulturellen Lebens als Grundlage unserer Gesellschaft.<br />
w w w . g h s t . d e<br />
Die Gemeinnützige Hertie-Stiftung baut auf dem Lebenswerk des 1972 verstorbenen Stifters<br />
Georg Karg, Inhaber der Hertie Waren- und Kaufhaus GmbH, auf. Sie bezweckt „die Förderung<br />
der Wissenschaft in Forschung und Lehre sowie der Erziehung, Volks- und Berufsbildung, insbe-<br />
sondere auf den Gebieten der Medizin, der menschlichen Lebensbedingungen, der Naturwissen-<br />
schaften und der Technik.“<br />
© 2004 MitOst-Editionen<br />
M e t h o d e n H a n d b u c h 3 7 1<br />
15<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung
15<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />
Serviceteil<br />
w w w . s t i f t u n g - w o e b . d e<br />
Die Stiftung West-Östliche Begegnungen unterstützt zukunftsgerichtete Begegnungssprojekte<br />
mit den GUS-Ländern und den baltischen Staaten.<br />
w w w . s t i f t u n g - t o l e r a n z . d e<br />
Zweck der Stiftung ist die Förderung der internationalen Gesinnung, der Toleranz auf allen Gebieten<br />
der Kultur und des Völkerverständigungsgedankens, um hiermit dem Rechtsextremismus, dem<br />
Rassismus und der Gewalt von Jugendlichen entgegenzuwirken.<br />
w w w . k r e i s a u . d e<br />
Die Stiftung Kreisau für Europäische Verständigung ist eine international tätige NGO, die in<br />
Kreisau (Krzyzowa, Polen) eine Jugendbegegnungs- und Tagungsstätte betreibt. Die Stiftung<br />
gilt als kompetenter Vermittler zwischen Deutschland und Polen, West- und Osteuropa. Von<br />
Deutschland aus wird ihre Tätigkeit u.a. von der Kreisau Initiative Berlin e.V. ideell und materiell<br />
gefördert. Ihr Berliner Verbindungsbüro zur Stiftung Kreisau entwickelt Projekte, sorgt für ihre<br />
Finanzierung, macht die Idee und die Arbeit der Stiftung Kreisau in Deutschland bekannt.<br />
w w w . d p j w . o r g<br />
Das Deutsch Polnische Jugendwerk (DPJW) will Begegnungen von jungen Deutschen und<br />
Polen auf die Beine helfen, Jugendkontakte da, wo sie schon bestehen, fördern und ausbauen.<br />
w w w . t a n d e m - o r g . d e<br />
Tandem fördert grenzüberschreitenden Jugendaustausch zwischen Deutschland und Tschechien.<br />
w w w . i j a b . d e<br />
Ziel des Internationalen Jugendaustausch- und Besucherdienstes der Bundesrepublik Deutsch-<br />
land e.V. ist, das gegenseitige Verständnis junger Menschen aus verschiedenen Ländern und<br />
Kulturkreisen über die Auseinandersetzung mit jugendrelevanten Themen zu verbessern und<br />
ihre Beziehungen zueinander zu festigen. Durch die Förderung von Begegnungen und Austausch<br />
will der IJAB einen Beitrag zur Verständigung, Wertschätzung und Partizipation von Jugendlichen<br />
leisten, sowie Rassismus und Gewalt entgegenwirken.<br />
3 7 2 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />
© 2004 MitOst-Editionen
1 5 . 2 . L i t e r a t u r l i s t e<br />
I . J u g e n d b e t e i l i g u n g<br />
▪ Keupp, Heiner. u.a.: Identitätskonstruktionen. Das Patchwork der Identitäten in der<br />
Spätmoderne. Reinbek 2002<br />
© 2004 MitOst-Editionen<br />
Serviceteil<br />
▪ MitOst e.V. (Hrsg.): Demokratie und Gemeinsinn. Bericht über die <strong>Kolleg</strong>jahre 2000-2003.<br />
Berlin 2003<br />
▪ Sander, Wolfgang: Politik entdecken - Freiheit Leben. Neue Lernkulturen in der<br />
politischen Bildung. Schwalbach/Ts. 2001<br />
▪ Weissbuch der Europäischen Kommission: Neuer Schwung für die Jugend Europas.<br />
Brüssel 2001<br />
I I . G r u n d l a g e n d e r S e m i n a r l e i t u n g<br />
▪ Hartmann, Martin u.a.: Gekonnt moderieren. Weinheim, Basel 2000<br />
▪ Schulz von Thun, Friedemann: Miteinander reden. Hamburg 2001<br />
▪ Seifert, Josef W.: Besprechungen erfolgreich moderieren. Offenbach 2003<br />
I I I . M e t h o d e n u n d Ü b u n g e n - a l l g e m e i n<br />
▪ Baer, Ulrich: 666 Spiele für jede Gruppe, für alle Situationen. Velber 1994<br />
▪ Bittl, Karl-Heinz: 3x3 ist neunmal klug. Nürnberg 2001<br />
▪ Bundesvorstand der Internationalen Jugendgemeinschaftsdienste (IJGD) (Hrsg.):<br />
Seminarbuch. Bonn 1997<br />
▪ Gugel, Günther: Methoden-Manual I / II: „Neues Lernen“ Tausend neue<br />
Praxisvorschläge für Schule und Lehrerbildung. Weinheim, Basel 1998<br />
▪ Polska Fundacja im. Roberta Schumana (Hrsg.): Nic o nas bez nas. Warszawa 1999<br />
▪ Rachow, Axel (Hrsg.): Spielbar II. © 2002 managerSeminare<br />
▪ Transfer e.V. (Hrsg.): Reader zu dem trägerübergreifenden Grundkurs für<br />
Leiter/innen der internationalen Jugendbegegnung. Köln 2000<br />
▪ Tranfer e.V.: Aus der Praxis – Für die Praxis 10/94<br />
▪ Ulrich, Susanne u. a.: Miteinander - Erfahrungen mit Betzavta; ein Praxishand-<br />
buch auf der Grundlage des Werks ‘Miteinander’ von Uki Maroshek- Klarman,<br />
Adam Institut, Jerusalem. Gütersloh 2001<br />
I V . I n t e r k u l t u r e l l e K o m m u n i k a t i o n<br />
▪ Arbeitskreis Interkulturelles Lernen, Diakonisches Werk Württemberg (Hrsg.):<br />
Trainings- und Methodenhandbuch – Bausteine zur interkulturellen Öffnung.<br />
Stuttgart 2001 (Bezug: migration@diakonie-wuerttemberg.de)<br />
▪ Costa Barbara / Mester, Jens: Helft dem kleinen Prinzen auf der Suche nach<br />
dem Idealstaat. In: Texte und Materialien, Heft 8. Heppenheim 1997<br />
▪ Fischer, Veronika u.a.: Handbuch interkulturelle Gruppenarbeit. Schwalbach/Ts. 2001<br />
▪ Hofstede, Geert: Interkulturelle Zusammenarbeit. Wiesbaden 1993<br />
▪ Kobylińska, Ewa u.a. (Hrsg.): Deutsche und Polen. 100 Schlüsselbegriffe. München 1992<br />
▪ Koschmal, Walter / Nekula, Marek / Rogall, Joachim (Hrsg.): Deutsche und<br />
Tschechen. München 2001<br />
M e t h o d e n H a n d b u c h 3 7 3<br />
15<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung
15<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung<br />
Serviceteil<br />
▪ Losche, Helga: Interkulturelle Kommunikation. Augsburg 2000<br />
▪ Rademacher, Helmolt / Wilhelm, Maria: Spiele und Übungen zum interkulturellen<br />
Lernen. Frankfurt/Main 1991<br />
▪ Riepe, Regina / Riepe, Gerd: Du schwarz - ich weiss: Bilder und Texte gegen<br />
den alltäglichen Rassismus. Wuppertal 1992<br />
V . T h e a t e r m e t h o d e n<br />
▪ Boal, Augusto: Theater der Unterdrückten. Übungen und Spiele für Schauspieler und<br />
nicht Schauspieler. Frankfurt/Main 1989<br />
V I . K o n f l i k t m a n a g e m e n t<br />
▪ Besemer, Christoph: Mediation, Vermittlung in Konflikten. Heidelberg, Freiburg 1995<br />
▪ <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung (Hrsg.): Konfliktbearbeitung in inter-<br />
kulturellen Gruppen. Dokumentation einer Fortbildung mit Andreas Foitzik. Berlin 2003<br />
V I I . Z u k u n f t s w e r k s t a t t u n d P l a n s p i e l e<br />
▪ Dauscher, Ulrich: Moderationsmethode und Zukunftswerkstatt. Berlin 1998<br />
▪ Jungk, Robert / Müllert, Norbert R.: Zukunftswerkstätten. Mit der Phantasie gegen<br />
Routine und Resignation. München 1989<br />
▪ Kuhnt, Beate / Müllert, Norbert R.: Moderationsfibel Zukunftswerkstätten: verstehen -<br />
anleiten - einsetzen. Münster 1996<br />
▪ Rappenglück, Stefan / Stegmann, Bernd: Europa neu gestalten – Die Europäische<br />
Union zwischen Vertiefung und Erweiterung. München 2000<br />
▪ Sinai, Tamir: Europa in der Krise – Planspiel zur europäischen Sicherheits- und<br />
Verteidigungspolitik. Schwalbach/Ts. 2004<br />
▪ Ulrich, Susanne: Achtung (+) Toleranz – Wege demokratischer Konfliktregelung.<br />
München 2000<br />
▪ Ulrich, Susanne / Sinai Tamir: Demokratie - Just do it?! Motivation zu demokratischem<br />
Handeln im Alltag. München 2003<br />
V I I I . P r o j e k t m a n a g e m e n t<br />
▪ MitOst e.V. (Hrsg.): Europa machen! Ein Praxishandbuch für ehrenamtliche Projekte<br />
und Initiativen. Berlin 2003<br />
3 7 4 M e t h o d e n H a n d b u c h<br />
© 2004 MitOst-Editionen
M i t O s t - E d i t i o n e n : B e s t e l l u n g<br />
A b s e n d e r u n d L i e f e r a d r e s s e<br />
Serviceteil<br />
______________________________________ _________________________________<br />
Vorname, Name ggf. Institution<br />
______________________________________<br />
Straße und Hausnummer der Lieferanschrift<br />
__________ - _________________________ ________________________________<br />
PLZ Stadt Land<br />
I c h b e s t e l l e<br />
Anzahl Exemplare<br />
6<br />
_____ Emanuel Lévinas - Denker des Zwischen<br />
© 2004 MitOst-Editionen<br />
(Hrsg. von Armin Homp und Markus Sedlaczek)<br />
MitOst-Editionen 1 - ISBN: 3-9808083-0-0 - zu 2,50 €/Exemplar<br />
_____ Jan Patočka und die Idee von Europa<br />
(Hrsg. von Armin Homp und Markus Sedlaczek)<br />
MitOst-Editionen 2 - ISBN: 3-9808083-1-9 - zu 2,50 €/Exemplar<br />
_____ Europa machen! Praxishandbuch für ehrenamtliche Projekte und Initiativen<br />
MitOst-Editionen 3 - ISBN: 3-9808083-2-7 - zu 15,00 €/Exemplar<br />
_____ Demokratie und Gemeinsinn - Bericht über die <strong>Kolleg</strong>jahre 2000-2003<br />
Bericht des <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong>s der Robert Bosch Stiftung<br />
MitOst-Editionen 4 - ISBN: 3-9808083-3-5 - unentgeltlich<br />
_____ Mitmachen steckt an!<br />
Berichte und Erfahrungen aus dem <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong><br />
MitOst-Editionen 6 - ISBN: 3-9808083-5-1 - unentgeltlich<br />
_____ <strong>Bildungsziel</strong>: <strong>Bürger</strong> - Methodenhandbuch für multinationale Seminare<br />
MitOst-Editionen 7 - ISBN: 3-9808083-6-X - zu 15,00 €/Exemplar<br />
_____ Praxis-Paket:<br />
1. Europa machen! Praxishandbuch für ehrenamtliche Projekte und Initiativen<br />
2. <strong>Bildungsziel</strong>: <strong>Bürger</strong> - Methodenhandbuch für multinationale Seminare<br />
3. Demokratie und Gemeinsinn - Bericht über die <strong>Kolleg</strong>jahre 2000-2003<br />
zu 25,00 €/Paket<br />
I c h b e z a h l e d e n B e t r a g n a c h E r h a l t d e r R e c h n u n g p e r Ü b e r w e i s u n g .<br />
___________________________________ ____________________________________<br />
Ort, Datum Unterschrift<br />
K o n t a k t<br />
Per Post: MitOst e.V. | Schillerstraße 57 | D-10627 Berlin<br />
Per Fax: MitOst e.V. | +49 (0) 30 - 31 51 74 71<br />
M e t h o d e n H a n d b u c h 3 7 5<br />
15<br />
<strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong> der Robert Bosch Stiftung
D i e s e P u b l i k a t i o n w u r d e g e f ö r d e r t d u r c h d i e<br />
ROBERT BOSCH STIFTUNG<br />
Die Robert Bosch Stiftung ist vor allem auf den Gebieten Völkerverständigung, Bildung<br />
und Gesundheit tätig. Sie setzt eigene Programme und Projekte um und fördert beson-<br />
dere Vorhaben Dritter finanziell. Ihr gehören in Stuttgart das Robert-Bosch-Kranken-<br />
haus, das Dr. Margarethe Fischer-Bosch-Institut für klinische Pharmakologie und das<br />
Institut für Geschichte der Medizin.<br />
Die Robert Bosch Stiftung wurde 1964 gegründet und führt die gemeinnützigen<br />
Absichten des Unternehmers Robert Bosch (1861-1942) fort. Sie ist eine der großen<br />
unternehmensverbundenen Stiftungen in Deutschland.<br />
An der Robert Bosch GmbH ist sie ohne Stimmrechte zu 92 Prozent beteiligt.<br />
Die Dividende der Robert Bosch GmbH fließt der Robert Bosch Stiftung GmbH anteilig<br />
zu. Von 1964 bis 2003 stellte die Stiftung rund 630 Millionen Euro für Förderungsvor-<br />
haben bereit. Im Jahr 2003 wurden rund 48 Millionen Euro bewilligt.<br />
www.bosch-stiftung.de
Dieses Methodenhandbuch richtet sich an alle<br />
diejenigen, die multinationale Seminare leiten<br />
wollen oder bereits leiten. Hier findet man<br />
das methodische Wissen, das die Seminar-<br />
leiter des <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong>s der Robert<br />
Bosch Stiftung sich in ihrer langjährigen<br />
Arbeit angeeignet haben und in Seminaren<br />
mit jungen Erwachsenen aus Deutschland,<br />
Mittel- und Osteuropa sowie den GUS-Staaten<br />
anwenden.<br />
„Das Seminar war eine der ersten Auslands-<br />
erfahrungen für mich. Ich habe dort Jugend-<br />
liche getroffen, die aus vielen verschiedenen<br />
Ländern kamen. Sehr viel habe ich über<br />
die Geschichte ihrer Länder, Traditionen<br />
und ihr Leben erfahren. Und ich verstand,<br />
dass es Dinge gibt, die man nicht in einer<br />
Enzyklopädie oder im Internet finden kann.“<br />
Eine <strong>Theodor</strong>-<strong>Heuss</strong>-<strong>Kolleg</strong>iatin<br />
ISBN 3-9808083-6-X<br />
15,00 €