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Bachelor- & Master-Abschlüsse Semester - itchy feet

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Nr. 4 / 3,50 €<br />

5/2007 – 10/2007<br />

<strong>itchy</strong> <strong>feet</strong><br />

Das Magazin für Bildung und Karriere im Ausland<br />

High School<br />

Sprachkurse<br />

Reisen & Arbeiten<br />

Studium<br />

Jobs & Praktika


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auf eine internationale Bildung<br />

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- Repräsentanten von renommierten Universitäten,<br />

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High School, Sprachreisen, Au-Pair, Work & Travel und Auslandsstudium<br />

München – 5. Mai 2007<br />

Ludwig-Maximilians-Universität, Dekanatsgang,<br />

Geschwister-Scholl-Platz 1, 80539 München<br />

Augsburg – 7. Mai 2007<br />

Kongresshalle, Kongresssaal,<br />

Göggingerstr. 10, 86159 Augsburg<br />

Nürnberg – 8. Mai 2007<br />

Rathaus, Historischer Rathaussaal,<br />

Rathausplatz 2, 90403 Nürnberg<br />

Stuttgart – 10. Mai 2007<br />

Kursaal Bad Cannstatt,<br />

Königsplatz 1, 70372 Stuttgart<br />

Frankfurt – 11. Mai 2007<br />

Deutsche Bibliothek,<br />

Adickesallee 1, 60322 Frankfurt am Main<br />

Der Eintritt ist frei!<br />

Öffnungszeit: 11-18 Uhr<br />

Weitere Informationen über die Messe, die Aussteller sowie die Möglichkeit der Terminabsprache<br />

mit Ausstellern, die dich besonders interessieren, findest du im Internet unter<br />

www.away-auslandsmesse.de


Inhaltsverzeichnis<br />

High School<br />

Sprachkurse<br />

Reisen & Arbeiten<br />

Studium<br />

Jobs & Praktika<br />

Länderprofil<br />

News<br />

Im Land der Schafsköpfe und Elfen – Von Geistern und interessanten Essgewohnheiten auf Island 5<br />

Austauschjahr in Frankreich? – Nein, in meiner Bretagne. 7<br />

Extreme Activity – Six Months Walking Upside Down in New Zealand 9<br />

Ab ins Ausland – und dann? – Die Wiedereingliederung in das deutsche Bildungssystem 11<br />

Viel Sanuk in Thailand – Schulunterricht mit Mikrofon 13<br />

Eine Welt in China – Kultureller Austausch in der Schule 15<br />

Den Atlantik vor der Haustür – Cheering in den USA 16<br />

It is always worth it! – Sprachreise nach Südengland 18<br />

Sprachentests als Chance – Einige Fragen 20<br />

Sprachtest unumgänglich? – Vorbereitung auf einen Studienaufenthalt im englischsprachigen Ausland 21<br />

Volunteering – Vital to Meaningful Language Learning 24<br />

Spanische Sprachzertifikate – DELE - Diplomas de Español como Lengua Extranjera 25<br />

Viertausend Meter – Leben, Helfen und Reisen in Bolivien 28<br />

Gap Year Continued – In and Out of Africa 30<br />

An Experience like Nothing Else – Au Pair in den USA 33<br />

A Wwoofer in the Kiwizone – Ein Kuhliesel-Dasein 35<br />

Scharfsüßer Kulturencocktail – Sechs Monate Studium in Malaysia 38<br />

Studieren auf hoher See – The Scholar Ship ist startklar für erste akademische Weltreise 40<br />

Saint Mary´s University – Study in Nova Scotia – Home of Most Amazing Natural Wonders 41<br />

Jura auf Französisch in Genf – Viel mehr als Schweizer Käse 42<br />

Französisches Flair – Wirtschaft im Straßencafé 44<br />

Innovative in the heart of Europe – Get to know five Maastricht University programmes 46<br />

College-Contact.com – Auslandsstudium à la carte 48<br />

Liberal Arts: A Philosophy – American College Life in the Netherlands 49<br />

Das Land der guten Laune – Familiensinn und Arbeitsalltag in Mexiko 52<br />

Herz in Lima gelassen – Musik im Blut mitgenommen 55<br />

„Selemat Datang. Nama saya Yvonne.“ – Das war Indonesisch. 57<br />

Arbeiten im Ausland – Welche Möglichkeiten gibt es? 59<br />

Fernsehen am Mittelmeer – Arbeiten wo andere Urlaub machen 60<br />

Gastfreundschaft bei Nacht – Entwicklungszusammenarbeit in Mali 62<br />

Neuseeland – Bildungseinrichtungen 64<br />

Neuigkeiten 66<br />

Inhalt


Vorwort<br />

Die Füße<br />

jucken wieder!<br />

Zu einer Weltreise der besonderen Art möchten wir auch diesmal<br />

alle Auslandsbegeisterten einladen und sie auf unsere Tour rund<br />

um den Globus mitnehmen. Den deutschen Schulhof, den heimi-<br />

schen Hörsaal oder den routinierten Arbeitsalltag kannst du für die<br />

Zeit der Lektüre getrost hinter dir lassen: Freu dich auf informative<br />

und motivierende Berichte von jungen Weltenbummlern, die sich<br />

ihren Traum von einem Auslandsaufenthalt bereits erfüllt haben<br />

und profitiere von ihren Erfahrungen. Zusätzlich eröffnen dir Arti-<br />

kel von Bildungsanbietern und Beratungsstellen neue Perspektiven<br />

und enthalten wichtige Tipps zur Vorbereitung deines Aufenthaltes.<br />

Welches Auslandsabenteuer und Gastland für dich in Frage kommt,<br />

kannst natürlich nur du selbst bestimmen. Diese Ausgabe von<br />

„<strong>itchy</strong> <strong>feet</strong>“ führt dich jedoch vielleicht schon auf den richtigen<br />

Weg. Unsere fünf Rubriken zeigen dir verschiedene Programmva-<br />

rianten auf: High School, Sprachkurse, Reisen & Arbeiten, Studium<br />

und Jobs & Praktika. Ob du dich nun über „Klassiker“ wie die Ver-<br />

einigten Staaten von Amerika und England oder derzeit sehr be-<br />

liebte Zielländer wie Neuseeland oder Kanada informieren willst<br />

– wir nehmen dich mit auf alle Kontinente. Denn alternativ zu den<br />

englischsprachigen Ländern stellen dir Weitgereiste auch ausge-<br />

fallene Destinationen in Afrika, Lateinamerika und Asien vor.<br />

Für die, die sich auf dem Heimatkontinent Europa am wohlsten<br />

fühlen, gibt es ebenfalls spannende Einblicke, zum Beispiel in das<br />

Leben in den Niederlanden, der Schweiz, Frankreich oder Spanien.<br />

Falls du schon im Ausland warst oder gerade bist, freuen wir uns<br />

auf deinen Erfahrungsbericht und deine Fotos. Erstmal wünschen<br />

wir dir viel Spaß beim Lesen und hoffen, dass dich die vierte Aus-<br />

gabe von „<strong>itchy</strong> <strong>feet</strong>“ in ihren Bann zieht.<br />

Thomas Terbeck<br />

Magister Artium<br />

Ramon Tissler<br />

Dipl.-Kfm., M.B.A. (USA)


Im Land der Schafsköpfe und Elfen<br />

Von Geistern und interessanten Essgewohnheiten auf Island<br />

„Island? Ist es da nicht total kalt?“, fragten mich die meisten meiner<br />

Freunde, als ich im elften Schuljahr stolz verkündete, dass ich dort ein<br />

Auslandsjahr verbringen würde. „Wolltest du denn da hin?“, fragten mich<br />

andere mitleidige Gesichter. Oh ja, das wollte ich – endlich in das Land<br />

meiner Träume, das ich mir schon seit Jahren durch Bildbände und Bü-<br />

cher näher gebracht hatte. Endlich Island, ganz nah! Gummi (sprich:<br />

Gümmi), ein riesiger Glatzkopf, der mich und ein paar weitere Austausch-<br />

schüler vom Flughafen abholte, prägte auf der Fahrt nach Garðabær<br />

(sprich: Gathabei), einem Vorort von Reykjavík, unseren ersten Eindruck<br />

von Island. Er zeigte uns die Landschaft, die nur aus großen Lavabrocken,<br />

kleineren Felsen und Schafen zu bestehen schien und erklärte uns, dass<br />

an dieser Straße der Geist eines alten Fischers wohnt. Schon gruselig,<br />

aber ich hatte ja bereits gehört, dass es in Island von Geistern, Elfen und<br />

Trollen nur so wimmelt. Es ist auch nicht so, dass Isländer an diese Natur-<br />

geister glauben, nein, es ist eher so, dass sie wissen, dass diese existieren...<br />

Am Tag nach der Ankunft im Arrivalcamp der Austauschorganisation ging<br />

die Aufregung los: Die Gastfamilien kamen, um ihre Gastkinder abzuho-<br />

len! Würde ich meine Gasteltern, Magnús und Anna, aufgrund der Bilder,<br />

die sie mir geschickt hatten, erkennen? Würden Sie nett sein? Doch die<br />

Sorgen waren unberechtigt: Sólveig, die während des Jahres meine Be-<br />

treuerin sein würde, führte meine freudig lachenden Gasteltern zu mir<br />

und schon ging es zu dem Haus los, das ich nun ein Jahr lang „heima“,<br />

daheim, nennen würde... Dort angekommen wurde ich erstmal von Lárus<br />

(7 Jahre), Þóra (10 Jahre), Sigrún (13 Jahre) und Neró (Hund) bestürmt<br />

und freudig begrüßt. Haus gezeigt, ausgepackt, Gastgeschenke verteilt,<br />

Abend gegessen... Die ersten Tage vergingen rasend schnell: Ich fuhr mit<br />

meinen Geschwistern nach Reykjavík, ich ging mit meinem Pabbi (Gast-<br />

vater) in die Schule, um meine Kurse für das kommende Schuljahr zu<br />

wählen, ich lernte die umliegenden Orte kennen, fuhr mit der Familie raus<br />

aufs Land und ließ mich von der atemberaubend schönen Landschaft be-<br />

geistern, lernte die Verwandten kennen, und und und... Auch die grundle-<br />

genden Besonderheiten des Landes wurden mir nahe gebracht: Hier duzt<br />

man sich; man putzt sich nicht die Nase; man trinkt direkt aus dem Was-<br />

serhahn, da hieraus nur feinstes Quellwasser sprudelt; und ohnehin sind<br />

die Isländer die Besten, weil ihre Vorfahren Wikinger waren. Darauf sind<br />

sie besonders stolz: Es gibt eine Biersorte namens „Viking“, Statuen be-<br />

rühmter Wikinger und jährlich mindestens ein großes Wikingerfest.<br />

Die ganzen neuen Eindrücke machten sehr müde und so verbrachte<br />

High School – 5<br />

ich die ersten Wochen damit, früh ins Bett zu gehen und spät aufzuste-<br />

hen. Erst als die Schule losging, kam wieder Routine in mein Leben. Ich<br />

wohnte in Garðabær und dort nur sieben Minuten zu Fuß von der Schule<br />

entfernt. In Island gibt es zwei Schulsysteme, eines wie in Deutschland<br />

mit vorgeschriebenem Fächerkanon und eines, in dem man eine Haupt-<br />

richtung (Sprachen, Naturwissenschaften, etc.) wählt und dann Pflicht-<br />

fächer und Wahlfächer hat. Letzterem System gehörte meine Schule an.<br />

Als Austauschschülerin konnte ich frei wählen und stellte mir aus unge-


6 – High School<br />

Auslands-<br />

Schuljahr<br />

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wöhnlichen Fächern wie Werken, Psychologie und<br />

Anatomie-Zeichnen einen interessanten Stunden-<br />

plan zusammen. Außerdem stand einmal im Monat<br />

eine fünfstündige Wanderung des Wanderkurses<br />

an, die zwar immer anstrengend, aber auch sehr<br />

schön war, denn man erlebte die raue aber beein-<br />

druckende Landschaft aus nächster Nähe. Die<br />

Wandertouren boten gute Gelegenheiten, mit<br />

Schulkameraden ins Gespräch zu kommen, und<br />

so verkürzte ich mir die Zeit mit Diskussionen über<br />

das Leben, das Universum und den ganzen Rest.<br />

Dabei konnte ich Isländisch zu Beginn nur bruch-<br />

stückhaft. Die Sprache schien sehr schwierig und<br />

ich fragte mich, wie ich dieses Kauderwelsch je<br />

lernen sollte. Durch beständige Beschallung und<br />

viel Üben stellte ich nach ungefähr fünf Monaten<br />

jedoch fest, dass ich mich fließend in der Landes-<br />

sprache unterhalten konnte. Ab da ging es auf-<br />

wärts und ich fühlte mich jetzt vollkommen wie zu<br />

Hause.<br />

War ich nicht in der Schule, fand man mich meist<br />

mit meinen isländischen Freunden oder anderen<br />

Austauschschülern in einem der zahlreichen Cafés<br />

Reykjavíks (Geheimtipp!). Nicht zu vergessen ist<br />

auch die isländische Partykultur: Að djamma í<br />

bænum, in der Stadt einen draufmachen, ging ich<br />

oft, meist samstags, oder wenn die Schule wieder<br />

ein Event organisiert hatte. Da vermutlich jeder<br />

dritte Isländer in einer Band spielt, gab es zudem<br />

jedes Wochenende kostenlose Konzerte. Außerdem<br />

bot meine Austauschorganisation mehrmals im<br />

Monat gemeinsame Unternehmungen wie Eislau-<br />

fen, Parties oder DVD-Abende an, die besonders<br />

im Winter die ständige Dunkelheit vertrieben und<br />

viel Spaß machten. Besonders ein Kulturwochen-<br />

ende, das Menningarhelgi, blieb uns Austausch-<br />

schülern noch lange in Erinnerung. An einem<br />

einzigartigen Strand sammelten wir so genannte<br />

Energie-Steine, schüttelten dem Präsidenten<br />

Islands die Hand und probierten Hai-Fleisch, das<br />

schrecklich nach Ammoniak schmeckte. Die islän-<br />

dische Küche wurde mir noch bei weiteren Gele-<br />

genheiten nahe gebracht. Eine Bekannte lud mich<br />

zu ihrer Großmutter ein, um das weihnachtliche<br />

Fischgericht Skata zu essen, und meine eigene<br />

Gastoma kochte mir traditionelle Schafsköpfe.<br />

Als Mitte Mai das Schuljahr aufhörte und die drei<br />

Monate langen Sommerferien begannen, hielt uns<br />

die Austauschorganisation mit einer besonderen<br />

Aufgabe auf Trab: Um wirklich einen umfassen-<br />

den Eindruck vom Leben auf Island zu bekommen,<br />

wurden wir auf Farmen überall im ganzen Land<br />

verteilt. Dort halfen wir bei der Schafs- und Pfer-<br />

dezucht und lernten so das Landleben kennen.<br />

Zusammen mit Svenni und Ragnar, zwei alten<br />

Männern, die aussahen wie zwei der dreizehn<br />

isländischen Weihnachtsmänner (jólasveinar),<br />

half ich den Schafen, ihre Lämmer zu gebären,<br />

fütterte die Frischgeborenen mit Stärkungspillen<br />

(was mir den Spitznamen „Pilla“ einbrachte),<br />

markierte Lämmer und half schließlich dabei, die<br />

Herden wieder raus auf die Bergweiden zu treiben.<br />

Der Farmaufenthalt war ein so geniales Erlebnis,<br />

dass ich ihn um zwei Wochen verlängerte.<br />

Ende Juni schließlich saß ich dann nach langen<br />

Abschiedsszenen von meiner Familie, meinen<br />

neuen Freunden und den anderen Austausch-<br />

schülern wieder im Flugzeug nach Deutschland,<br />

plante meinen nächsten Besuch in Island und<br />

freute mich trotz unzähliger unvergesslich schöner<br />

Momente wieder auf daheim.<br />

Luise Müller, 22 Jahre alt, studiert Anglistik und<br />

Vergleichende Sprachwissenschaften an der<br />

Universität in Mainz. Nebenbei arbeitet sie ehren-<br />

amtlich für ihre ehemalige Austauschorganisation.


Austauschjahr in Frankreich?<br />

Nein, in meiner Bretagne.<br />

Jahrelang habe ich von einem Austauschjahr geträumt und Stunden damit<br />

verbracht, die Bilder in den Broschüren der Organisationen anzugucken. In<br />

der Zeit vor meinem Abflug war ich unglaublich nervös. Meine Stimmung<br />

wechselte ständig. Wenn ich mehrere Tage keine Nachricht aus Frank-<br />

reich von meinen zukünftigen Gastfamilien erhalten hatte, konnte das<br />

schon mal zu einer halben Depression führen. Wenn ich dann wieder mal<br />

eine lange E-Mail oder Fotos bekam, war ich überglücklich und zeigte sie<br />

einfach jedem. Ich verbrachte schlaflose Nächte damit, mir Horrorszena-<br />

rien auszudenken, um am nächsten Morgen aufzustehen und jedem freu-<br />

destrahlend „Ich geh nach Frankreich, ich geh bald nach Frankreich!“<br />

entgegen zu rufen.<br />

Am Tag der Abreise war ich irgendwie benommen. Ich habe nichts wirk-<br />

lich realisiert. Eigentlich war mir gar nicht bewusst, dass ich dabei war,<br />

für zehn Monate zu gehen. Ich habe weder über das Weggehen noch<br />

über die vor mir liegende Zeit nachgedacht. Erst als das Flugzeug in der<br />

bretonischen Hauptstadt Rennes landete, ging mir durch den Kopf, dass<br />

ich kurz davor stand, meine erste Gastfamilie zu treffen (aufgrund der<br />

Programmstruktur habe ich nacheinander bei drei Gastfamilien gelebt).<br />

Ich kam relativ spät am Abend an, deswegen legte ich mich auch sehr<br />

bald hin und schlief sofort ein. Erst am zweiten Tag lernte ich die Familie<br />

wirklich kennen. Richtig bewusst nahm ich zudem die Hitze war.<br />

In Deutschland hatte es geregnet – in der Bretagne waren es 30°C.<br />

Ich habe immer gedacht, dass Frankreich Deutschland sehr ähnelt, doch<br />

das ist falsch. Es ist europäisch und unser Nachbarland, aber trotzdem<br />

haben die Franzosen eine ganz andere Mentalität, einen anderen Tages-<br />

ablauf und eine andere Lebensart als die Deutschen. Während des Jah-<br />

res hatte ich die Möglichkeit, viel von dem Land zu sehen. In Frankreich<br />

gibt es sehr große Unterschiede zwischen den Regionen. Jede hat ihren<br />

eigenen Akzent und Baustil, eigene Traditionen und Spezialitäten und<br />

eine eigene Mentalität. In den ersten Wochen kam mir alles wie ein<br />

Traum vor. In Briefen nach Deutschland schrieb ich oft ganz begeistert<br />

„Ich glaube Frankreich ist das schönste Land der Welt!“ Die Menschen<br />

bei denen ich lebte und die, die ich kennen lernte, waren unglaublich<br />

herzlich, offen und banden mich sofort überall mit ein. Ich liebte die Stadt<br />

in der ich lebte, unser Haus, die Region – einfach alles. Die Bretonen sind<br />

die vielleicht patriotischsten aller Franzosen und ich wurde schon bald<br />

mitgerissen. Ich sage öfter „Ich war in der Bretagne!“ als „Ich war in<br />

Frankreich!“<br />

In Frankreich fängt die Schule um 8:20 Uhr an und geht oft bis 17:55 Uhr.<br />

Der Schulalltag läuft in ganz Frankreich gleich ab und ist, verglichen mit<br />

Deutschland, eher unpersönlich. Die Lehrer kennen ihre Schüler manch-<br />

mal nicht mit Namen, da mündliche Teilnahme so gut wie überhaupt<br />

High School – 7<br />

nicht gefragt ist und es dafür auch keine Noten gibt. Wer zu spät zu einer<br />

Stunde kommt, muss zur Vie Scolaire, wo er einen Zettel ausgehändigt<br />

bekommt, auf dem die Zeit vermerkt ist, zu der man wieder am Unterricht<br />

teilnehmen darf. Vor jeder Stunde findet ein Appell statt und sollte man<br />

abwesend sein, bekommen die Eltern einen Brief. Im vorletzten Schuljahr,<br />

der Première, wählt man auf französischen Lycées eine bestimmte Fach-


8 – High School<br />

richtung wie Literatur, Naturwissenschaften<br />

oder Wirtschaft. Wer sich für den literarischen<br />

Bereich entscheidet, hat in Französisch ein<br />

sehr hohes Niveau; die restlichen Fächer aller-<br />

dings sind oftmals nicht ganz so anspruchsvoll.<br />

Ich musste mich sehr anstrengen, in meiner<br />

Klasse Freunde zu finden. In den ersten Tagen<br />

wurden ich und die andere Austauschschüle-<br />

rin, eine Japanerin, zunächst wenig beachtet.<br />

Nach ein, zwei Wochen änderte sich das jedoch.<br />

Trotzdem war ich ein bisschen enttäuscht, weil<br />

die anderen Franzosen, die ich durch meine<br />

Gastschwester noch vor Schulbeginn kennen<br />

gelernt hatte, offener waren. Für mich war das<br />

Beste an der Schule die lange Mittagspause<br />

mit dem Essen in der Kantine. Im Frühjahr und<br />

Sommer lagen immer alle auf dem Schulhof in<br />

der Sonne. Ich würde es sogar eine typische<br />

Angewohnheit der Franzosen nennen: Man<br />

setzt sich ständig auf den Boden.<br />

Ich hatte Französisch bereits vier Jahre in der<br />

Schule gelernt, weswegen es keine wirklich<br />

großen sprachlichen Probleme gab. Am Anfang<br />

allerdings hörten sich manche Sätze noch wie<br />

ein einziges Geräusch an und ich hatte Schwie-<br />

rigkeiten, die Jugendsprache zu verstehen, in<br />

der aus „à tout à l’heure“ zum Beispiel „à t’al“<br />

wird. Wenn ich jetzt an Frankreich denke, über-<br />

kommt mich oft eine Art Heimweh. Ich habe<br />

bestimmte Szenen vor Augen: eine Soirée mit<br />

Freunden im Garten, der Innenhof der Schule,<br />

der Stadtpark, dann das Gefühl, das ich hatte,<br />

als ich zum ersten Mal das Meer bei St. Malo<br />

gesehen habe, der erste Schultag, der Geruch<br />

im Haus meiner ersten Gastfamilie, die langen<br />

Abendessen bei der zweiten... Das ist mein<br />

Frankreich.<br />

Ich hatte vor meinem Austauschjahr gehört,<br />

dass man, wenn man wiederkommt, selbststän-<br />

diger und erwachsener sein würde. Das trifft<br />

voll und ganz auf mich zu: Ich habe mich sehr<br />

(positiv) verändert, sehe viele Dinge anders als<br />

vorher, bin irgendwie reifer und habe andere<br />

Wertvorstellungen bekommen. Innerhalb von<br />

zehn Monaten bin ich unglaublich viel gereist,<br />

habe sehr viel gesehen und sehr viele Men-<br />

schen kennen gelernt. Ich habe eine Sprache<br />

so sehr verinnerlicht, dass sie mir genauso ver-<br />

traut ist wie meine Muttersprache. Wäre ich in<br />

Deutschland geblieben, wären es einfach bloß<br />

zehn Monate gewesen wie die zehn Monate<br />

davor oder danach. Mein Aufenthalt in Frank-<br />

reich war an manchen Tagen kompliziert, aber<br />

ich habe mir nie gewünscht, es nicht getan zu<br />

haben. Im Gegenteil: Ich würde es jederzeit<br />

wieder tun. Ich kann jedem, der überlegt ein<br />

Austauschjahr zu machen, nur dazu raten.<br />

Patricia Trunsch ist mittlerweile 18 Jahre alt.<br />

Sie hat die Leistungskurse Französisch und<br />

Englisch belegt und wird 2008 Abitur machen.


Extreme Activity<br />

Six Months Walking Upside Down in New Zealand<br />

Nachts an einem Strand namens Aramoana. Der Sternenhimmel glitzert<br />

nach Leibeskräften. Das Meer rauscht nicht minder beeindruckend.<br />

Beinahe schon würde die Szenerie ins Kitschige abdriften, wäre da nicht<br />

ein Stilbruch im Gesamtarrangement. Denn statt im nächtlich kühlen<br />

Pazifik zu schwimmen, liege ich in einer von zwei alten, gusseisernen<br />

Badewannen, die einige Neuseeländer und ich ein paar Stunden zuvor<br />

vom Sperrmüll gerettet haben. Jetzt lodert unter ihnen ein Feuer und heizt<br />

das Badewasser auf, in das wir gerade gestiegen sind. Aus meinem euro-<br />

päischen bzw. aus meinem deutschen Blickwinkel wirkte das ganze<br />

Unterfangen mehr als verrückt. Vor den Einheimischen mit meinem Aben-<br />

teuer zu prahlen, gestaltete sich jedoch schwierig. Denn die meisten<br />

Kiwis, wie sich die Neuseeländer selbst nennen, fanden daran so gar<br />

nichts Außergewöhnliches. Entweder hatten sie schon einmal selbst an der<br />

feierlichen Prozedur eines nächtlichen Bades im Freien teilgenommen oder<br />

kannten zumindest jemanden, der sich regelmäßig auf ähnliche Weise<br />

Rauchvergiftungen und Verbrennungen am heißen Metall der Wanne zuzog.<br />

Das wiederum mag daran liegen, dass Kiwis offenbar generell einen<br />

Großteil ihres Lebens im Freien verbringen: Ein mindestens 60-Liter-Ruck-<br />

sack (back pack) steht in der Besenkammer jedes gestandenen neusee-<br />

ländischen Haushalts. Wenn möglich, füllt man ihn mehrmals pro Jahr<br />

mit Zelt, Schlafsack, Nüssen und gefriergetrocknetem Gemüse, um zu<br />

mehrtägigen Wanderungen (tramps) durch die beeindruckende Natur<br />

aufzubrechen. Denn der Kiwi ist ein hart gesottener Outdoor-Mensch:<br />

Den Winter überlebt er ohne Zentralheizung, und im Schulfach Outdoor<br />

Education lernt er, sich, nur mit Plastikplane und Kompass ausgestattet,<br />

im Regenwald durchzuschlagen. Oder notfalls auch auf einem Gletscher.<br />

Statt abends das Theater oder ein Konzert zu besuchen, grillt er beim ge-<br />

mütlichen BBQ einen selbst gefangenen Fisch – natürlich im Garten des<br />

selbst erbauten Wochenendhauses (crib) mit Blick aufs Meer. Austausch-<br />

schüler werden in diese Aktivitäten integriert. Ich durfte also gemeinsam<br />

mit allen anderen durch reißende Flüsse waten, mit 15 kg auf dem Rücken<br />

steile Berge erklimmen und mich über gefährlich schwankende Hänge-<br />

brücken tasten. Für einen Neuseeländer sind dies vermutlich lächerlich<br />

einfache Übungen, ich aber fühlte mich heldenhaft.<br />

Mein Alltag jedoch hatte mit solcherlei Abenteuern wenig gemeinsam, be-<br />

stand er schließlich genau wie in Deutschland aus Schule. Als Schülerin<br />

der Jahrgangsstufe 13 durfte ich aus einer hierzulande unvorstellbar brei-<br />

ten Palette an Schulfächern fünf auswählen. Neben klassischen Natur-<br />

und Geisteswissenschaften stehen an neuseeländischen Schulen nämlich<br />

auch praktisch orientierte Fächer wie Woodwork, Food Technology oder<br />

Photography zur Auswahl. Bekanntheit aber hat meine Schule, die<br />

Logan Park High School, besonders im kreativen Bereich erlangt. Ganz<br />

praktisch ist die künstlerisch-alternative Ausrichtung zum Beispiel so<br />

spürbar: Schon in der zwölften Klasse darf man in mufty, also ohne Schul-<br />

uniform, zum Unterricht erscheinen. Diese Freiheit nutzen vor allem die<br />

Schülerinnen bis ins Extrem aus. Die Ansammlung Pink gepunkteter<br />

Miniröcke, durchlöcherter Strumpfhosen, blauer Dreadlocks und Pier-<br />

cings, die mir dort begegnete, findet sich sonst lediglich an anerkannten<br />

Treffpunkten der lokalen Punkszene. Und das, obwohl die Schulordnung<br />

maximal einen Stecker pro Ohr toleriert. Streng genommen zumindest.<br />

Zwar wird dafür gesorgt, dass die Regeln jedem bekannt sind: Einmal pro<br />

Woche versammelt sich die Schülerschaft nämlich zur so genannten<br />

assembly, bei der sich der stattliche deputy principal hinter dem Redner-<br />

pult aufbaut und Tantra-gleich Auszüge aus dem code of conduct vorträgt.<br />

Tatsächlich aber gibt sich fast niemand mit solchen Kleinigkeiten ab.<br />

High School – 9<br />

Mit ihrem bunten, scheinbar chaotischen Treiben hat sich die Schule im


10 – High School<br />

Grunde jedoch nur an ihre Stadt assimiliert.<br />

Denn das 110.000-Einwohner-Städtchen Dune-<br />

din an der Südspitze Neuseelands beheimatet<br />

die University of Otago, eine der acht Hoch-<br />

schulen des Landes. Ihr ist es zu verdanken,<br />

dass die Stadt vor allem für ihre pubs, ihre gro-<br />

ßen Studentenumzüge und für brennende Sofas<br />

(eine in ihrem Sinn nicht vollständig ergründ-<br />

bare Studentensitte) bekannt ist.<br />

Viel wichtiger als der eigentliche Schulunter-<br />

richt sind die extra-curricular activities: Im Pro-<br />

beraum des Musiktrakts übt zur lunch time eine<br />

der vier Schulbands. Das Kammerorchester<br />

musste deswegen in die Aula ziehen. Und die<br />

drama group bereitet ihr neues Theaterstück<br />

vor, mit dem sie, so berichtet man immer wieder<br />

stolz, Neuseeland auf einem Festival in Amerika<br />

vertreten wird. Zugegeben: In einer Disziplin<br />

auf Nationalebene aufzusteigen ist hier nicht so<br />

schwer, wie es sich anhört. Neuseeland hat nur<br />

circa vier Millionen Einwohner. Trotzdem wäre<br />

es unfair zu behaupten, die Schule strenge sich<br />

nicht an, um die Talente ihrer Sprösslinge zu för-<br />

dern. Denn schon das zentralisierte Schulsys-<br />

tem, das Prüfungen unabänderlich von oben<br />

vorgibt, provoziert förmlich Kooperation zwi-<br />

schen den Schülern und den Lehrenden. Beide<br />

arbeiten zusammen – nicht gegeneinander. Die<br />

Lehrer opfern ihre Nachmittage, um Sportmann-<br />

schaften zu betreuen und ihre Freistunden, um<br />

unentgeltlich Nachhilfe zu erteilen.<br />

AUSTRALIEN UND NEUSEELAND<br />

HIGH SCHOOLS DOWN UNDER<br />

� ÜBER 400 SCHULEN ZUR AUSWAHL<br />

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www.hauschundpartner.de · Email: info@hauschundpartner.de<br />

Teilweise entspringt diese Selbstlosigkeit dem<br />

Naturell der Neuseeländer. Ganz dem Klischee<br />

entsprechend sind diese nämlich größtenteils<br />

offen, freundlich, hilfsbereit, friedlich und ver-<br />

trauensselig. Haustüren bleiben oft Tag und<br />

Nacht unabgeschlossen und in Supermärkten<br />

sind Diebstahlsicherungen praktisch nicht vor-<br />

handen. Der typische Kiwi ist liberal eingestellt,<br />

stolz darauf, dass sein Land 1893 als erstes der<br />

Welt das Frauenwahlrecht eingeführt hat.<br />

Außerdem ist er stolz auf seine Natur, die er<br />

rigoros schützt. Gesellschaftliche Probleme<br />

sind zwar vorhanden, scheinen in ihrem Aus-<br />

maß im Vergleich zu denen anderer Staaten je-<br />

doch fast unbedeutend. Selbst das Verhältnis<br />

zwischen Pakeha, den europäisch-stämmigen<br />

Neuseeländern, und Maori, dem ursprüng-<br />

lich von den pazifischen Inseln eingewander-<br />

ten „Ureinwohnern“, birgt nicht annähernd so<br />

viele Konflikte wie vergleichbare Beziehungen<br />

in Australien oder den USA.<br />

Auf die Frage „How are you?“ erwartet man in<br />

Neuseeland übrigens keine ehrliche Antwort.<br />

Das mag oberflächlich erscheinen. Doch ge-<br />

rade an Tagen, an denen einem überhaupt nicht<br />

danach zumute ist, hilft es, spontan mit breitem<br />

Lächeln und einer Lüge zu antworten: „Great!“<br />

Großartig geht es mir. Und scheint das im ers-<br />

ten Moment auch noch heuchlerisch, wird<br />

die Welt im nächsten schon eine ganze Ecke<br />

freundlicher aussehen. Versprochen.<br />

Nadine Theiler, 19, macht gerade ihr Abitur und<br />

schmiedet insgeheim schon neue Auslandspläne.<br />

Wellington High School<br />

New Zealand<br />

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Ab ins Ausland – und dann?<br />

Die Wiedereingliederung in das deutsche Bildungssystem<br />

Bundesweit ist für die kommenden Jahre die Verkürzung der Gymnasial-<br />

zeit von neun auf acht Jahre geplant (G8). Während Abiturienten in eini-<br />

gen neuen Bundesländern ihre Hochschulzugangsberechtigung schon seit<br />

mehreren Jahren nach einer zweijährigen Oberstufenzeit erwerben, ist<br />

Hamburg das erste der alten Bundesländer, das das Abitur nach 12 Schul-<br />

jahren einführt. Die 9. Klassen der Hamburger Gymnasien stehen vor der<br />

Frage: „Kann ich unter den neuen Bedingungen einen Auslandsaufenthalt<br />

planen?“ Die Oberstufe umfasst nunmehr die Jahrgänge 11 und 12, was<br />

das traditionelle Auslandsjahr im 11. Schuljahr unmöglich macht, will man<br />

das Schuljahr nicht wiederholen. Was also tun? Die Hamburger Schulbe-<br />

hörde unterstützt weiterhin das Bestreben der Schüler, eine Zeit lang im<br />

Ausland zur Schule zu gehen – dies sogar finanziell. Präzise Vorgaben feh-<br />

len allerdings, so dass nunmehr die Gymnasien der Stadt selbst dazu über-<br />

gegangen sind, Empfehlungen auszusprechen. Sicher können die Vor-<br />

schläge auch Schülern anderer Bundesländer als Anregung dienen:<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

Einjähriger Auslandsaufenthalt während der gesamten Klasse 10 für<br />

Schüler mit einem Notendurchschnitt von 2,0 oder besser<br />

Für alle, die es entspannt wollen: Einjähriger Auslandsaufenthalt nach<br />

Klasse 10 mit Wiederholung eines Schuljahres<br />

Halbjähriger Auslandsaufenthalt in der 10/2 für Schüler mit einem No-<br />

tendurchschnitt von mindestens 3,0 in den Hauptfächern<br />

Für alle anderen Schüler wird der halbjährige Auslandsaufenthalt in der<br />

10/1 empfohlen. Für diese Schüler bietet sich ein Aufenthalt in Australien<br />

oder Neuseeland an, da hier die Schule bereits im Juli beginnt, sodass<br />

die hiesigen Sommerferien genutzt werden können.<br />

Für die, die Angst haben, zu viel zu verpassen: In Zusammenarbeit mit<br />

den neuseeländischen Schulen und einigen australischen Schulbehör-<br />

den bieten sich „maßgeschneiderte“ Aufenthalte an, die den Zeitraum<br />

vom Beginn der deutschen Sommerferien bis zum Ende der deutschen<br />

Herbstferien umfassen.<br />

Es gibt jedoch auch eine wachsende Zahl von Austauschschülern, die sich<br />

bewusst gegen die Rückkehr an die Heimatschule entscheiden und so das<br />

Problem der Wiedereingliederung in das deutsche Schulsystem gewisser-<br />

maßen umgehen. 32 unserer Schüler, die wir seit Anfang 2005 nach Austra-<br />

lien oder Neuseeland geschickt haben – zumeist mit dem Ziel eines halb-<br />

oder einjährigen Aufenthaltes – haben sich bis jetzt dazu entschieden,<br />

anstelle des Abiturs ihren Schulabschluss im Ausland zu machen. Das ist<br />

eine Quote von fast 15%. Begründet wird dieser Entschluss in den meisten<br />

Fällen damit, dass die Schüler sich von den Schulen in Australien und<br />

Neuseeland in ihren individuellen Fähigkeiten besser gefördert fühlen als<br />

an ihren deutschen Schulen und dass sie häufig die Möglichkeit haben,<br />

bereits in der Schule berufsspezifische Qualifikationen zu erlangen. Real-<br />

schüler sehen dort die Möglichkeit, ohne Wiederholung eines Schuljah-<br />

res bei Übergang auf ein Aufbaugymnasium einen höher qualifizierenden<br />

Schulabschluss bereits nach eineinhalb Jahren (anstatt nach drei Jah-<br />

ren) zu erlangen. Allerdings hegen die meisten Schüler die Hoffnung, dass<br />

der in Down Under erlangte Abschluss in Deutschland anerkannt wird und<br />

hier zum Studium berechtigt. Obwohl dies grundsätzlich so ist, existieren<br />

noch viele Unbekannten und es gibt nach unserer Erfahrung keine Stelle in<br />

Deutschland, die verbindliche Auskünfte gibt, zumal jedes Bundesland ei-<br />

genen Richtlinien folgen kann.<br />

Wer ein Studium an einer Fachhochschule anstrebt, wird kaum Probleme<br />

haben. Unsere Absolventen sind bereits in den verschiedensten Fachrich-<br />

tungen zum Studium zugelassen worden. Fachhochschulen suchen ihre<br />

Bewerber meistens nach anderen Kriterien aus als Universitäten.<br />

Hier scheinen sogar die Auslandserfahrung, die guten Englischkenntnisse<br />

und im Ausland erlangte fachspezifische Qualifikationen Pluspunkte zu<br />

bringen. Ein grundsätzliches Problem beim Zugang zu Universitäten ist<br />

die Forderung, dass 12 aufsteigende Schuljahre in Folge absolviert wor-<br />

den sein müssen, damit der Abschluss zum Hochschulzugang berechtigt.<br />

Schüler, die mit Beginn der 10/2 einen zweijährigen Kursus bzw. mit<br />

Beginn der 11/1 einen eineinhalbjährigen Kursus bis zum Schulabschluss<br />

absolvieren, können allerdings insgesamt nur 11 1⁄2 Schuljahre nachwei-<br />

sen. Wir vermuten, dass sich für G8-Schüler (Schüler mit der auf acht<br />

Jahre verkürzten Gymnasialzeit) diese Vorschrift ändern wird. Die größte<br />

Chance für einen unproblematischen Einstieg in Deutschland bietet das<br />

International Baccalaureate (IB), ein in über 80 Ländern anerkannter zwei-<br />

jähriger Schulabschluss, der weltweit denselben Richtlinien folgt.<br />

Alle Informationen zu diesem „internationalen Abitur“ gibt es unter<br />

High School – 11


12 – High School<br />

www.ibo.org. Der High School Abschluss in Neuseeland, der zum Studium<br />

berechtigt, heißt „National Certificate of Educational Achievement“ (NCEA<br />

3) mit „University Entrance“. In Australien haben die <strong>Abschlüsse</strong> je nach<br />

Bundesstaat unterschiedliche Bezeichnungen (SACE, HSC, VCE etc.), die<br />

Hochschulzugangsberechtigung erwirbt man im Zusammenhang mit dem<br />

„Tertiary Entrance Statement“. Alle basieren auf einem so genannten<br />

Credit Point System (Punktesystem). In jedem Kursus, den ein Schüler<br />

belegt, kann er eine vorher festgelegte Anzahl an Credits erlangen.<br />

Die Kurse wiederum haben je nach Schwierigkeitsgrad verschiedene<br />

Level (1 bis 3 bzw. A, B, C). Für das neuseeländische NCEA 3 beispielsweise<br />

benötigt der Schüler mindestens 42 Credits im Level 3 in insgesamt mindes-<br />

tens drei voneinander unabhängigen allgemein bildenden Fächern, mindestens<br />

14 Credits in Level 1 oder höher in Mathematik, mindestens 8 Credits in<br />

Level 2 oder höher in Englisch. Das klingt komplizierter, als es ist. Aus den<br />

Erfahrungen unserer bisherigen High School Absolventen haben wir vieles<br />

gelernt und können folgende Empfehlungen weiter geben:<br />

•<br />

Jeder Schüler, der auch nur ansatzweise mit dem Gedanken spielt, sei-<br />

nen Schulabschluss in Australien oder Neuseeland zu machen, sollte<br />

sich vorab bei der für ihn zuständigen Schulbehörde bei der Stelle für<br />

die Anerkennung ausländischer Schulabschlüsse nach den dort gelten-<br />

den Richtlinien erkundigen. Bei der Schulbehörde muss nach der Rück-<br />

kehr nach Deutschland die Anerkennung beantragt werden.<br />

Die im Ausland gewählten Fächer sollten weitgehend den Richtlinien<br />

für die Qualifikationsphase und für das Abitur entsprechen. Das beliebte<br />

Fach „Outdoor Education“ mag als gesellschaftswissenschaftliches<br />

Fach anerkannt werden.<br />

In Ausnahmefällen waren Schulbehörden bereit, Schülern mit sehr gu-<br />

ten schulischen Leistungen schriftlich zu bestätigen, dass das neusee-<br />

ländische oder das australische Abschlusszeugnis in Deutschland nach<br />

nur 11 1⁄2 Schuljahren zum Hochschulzugang berechtigen wird, soweit<br />

die geforderten Leistungen in den vorher festgelegten Schulfächern im<br />

Abschluss erbracht werden.<br />

Als „Hintertürchen“ bleibt allen High School Absolventen mit „University<br />

Entrance“ bzw. „Tertiary Entrance Statement“ das Studium oder zumindest<br />

das Grundstudium in einem der Commonwealth-Staaten, in den USA oder<br />

in den Niederlanden, wo es die deutschen Anerkennungshürden nicht gibt.<br />

Kristine Hausch<br />

Staatliche Schulen in New South Wales<br />

•<br />

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Hausch & Partner GmbH<br />

040-4147580<br />

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In Sydney und New South Wales können Sie unter mehr als 300 staatlichen Schulen die Schule<br />

wählen, die den Lernbedürfnissen und fachlichen Interessen ihres Kindes am besten entspricht.<br />

Die staatlichen Schulen in NSW bieten:<br />

�� Einen wohldurchdachten Studienplan auf Basis akademischer Exzellenz<br />

�� Lernen mit Hilfe von Computer, Internet und Multimedia<br />

�� Spezialeinrichtungen für Wissenschaft, Sprachen, Design sowie bildende und darstellende Kunst<br />

�� Sport als Teil des Studienplans sowie besondere Sportschulen<br />

�� Kleine Klassengrößen und Programme zur persönlichen Unterstützung der Schüler<br />

�� Intensive Unterstützung in der englischen Sprache<br />

�� Verfügbare Programme ab Dauer eines <strong>Semester</strong>s<br />

�� Hochqualifizierte, universitätsgeschulte Lehrer und Lehrerinnen<br />

�� Eine sichere, freundliche, multikulturelle Lernumgebung<br />

�� Abiturzeugnis (Hochschulreife) – Higher School Certificate zur Immatrikulation an der Universität<br />

NSW Department of Education and Training (Schools) CRICOS Provider Code 00588M<br />

Zum Anmelden oder für weitere Informationen<br />

International Students Centre<br />

PO Box 707 Broadway NSW 2007 Australia<br />

Email: isc@det.nsw.edu.au<br />

www.internationalschool.edu.au


Viel Sanuk in Thailand<br />

Schulunterricht mit Mikrofon<br />

„Thailand, warum denn gerade Thailand?“,<br />

das war die mir am häufigsten gestellte Frage<br />

vor meinem Abflug. „Thailand is the land<br />

of smiles“, das ist die Antwort, die ich den<br />

Thais gebe, wenn sie mich fragen, warum ich<br />

nicht die USA, Japan oder England für mein<br />

Auslandsjahr gewählt habe. In den ersten<br />

fünf Monaten meines Aufenthaltes in Hatyai,<br />

einer Großstadt im Süden Thailands, habe<br />

ich eine unglaubliche Gastfreundlichkeit<br />

und Offenherzigkeit der Thais erlebt. Aller-<br />

dings hatte ich am Tag meiner Ankunft<br />

sehr gemischte Gefühle. So war für mich<br />

mein erstes Bild von der Stadt ziemlich<br />

enttäuschend. Da ich im Regen ankam, ließ<br />

sich das auch schlecht verhindern, denn<br />

Städte in Thailand sehen bei schlechtem<br />

Wetter eher trist aus. Als ich aber in meinem<br />

neuen Zuhause ankam, habe ich mich sofort<br />

sehr wohl gefühlt. Ein riesiges Plakat mit<br />

der Aufschrift „Welcome to our home. For<br />

Jarves!” bekam ich zu Gesicht, als ich die<br />

Einfahrt betrat. Anschließend fand für mich<br />

eine Willkommensfeier, bei der ich mehr<br />

als fünfzig Leute begrüßte, statt. Da meine<br />

Gastmutter Lehrerin ist, waren die Gäste<br />

hauptsächlich ihre Arbeitskollegen bzw.<br />

meine neuen Lehrer. Deshalb wurden mir<br />

gleich sehr viele neue Vokabeln beigebracht.<br />

Zu dem Zeitpunkt kam mir die Sprache vor,<br />

als wäre sie in einem riesigen Safe versteckt,<br />

den ich nie geknackt kriegen würde. Nach<br />

gut drei Monaten jedoch konnte auch ich mir<br />

den Safe von Innen anschauen. Der genialste<br />

Moment war, als ich mich das erste Mal so<br />

richtig auf Thai ausdrücken konnte. Es war<br />

nicht nur ein super schönes Erfolgsgefühl,<br />

sondern auch ein großer Schritt, mit dem<br />

ich in die thailändische Gesellschaft einge-<br />

gliedert wurde. Ich rate jedem, der einmal<br />

nach Thailand kommt, so schnell wie möglich<br />

Thai zu lernen, denn die Thais werden dich<br />

dafür lieben!<br />

Meine Schule ist mit 3.500 Schülern durch-<br />

schnittlich groß. Anfangs war ich von dem<br />

Frontalunterricht mit Mikrofon sehr schockiert.<br />

Als ich nach einem Monat meine eigene<br />

Deutschklasse hatte, habe ich auch mit<br />

Mikro gesprochen, denn es ist sehr schwer,<br />

eine große Zahl von Schülern ohne dieses<br />

Hilfsmittel zu unterrichten. Da die meisten<br />

Schüler aber sehr aktiv im Unterricht sind,<br />

kommt es am Ende immer zu einem gemein-<br />

samen Lernen mit dem Lehrer. Meine Klasse,<br />

die aus 60 Schülern im Alter von elf und<br />

zwölf Jahren besteht, ist mir schon richtig<br />

ans Herz gewachsen. Die Schüler sind mir<br />

jedes Mal unheimlich dankbar, wenn ich sie<br />

unterrichte, und mir macht es einfach nur<br />

Spaß, mit Händen und Füßen irgendwelche<br />

Tiere nachzuahmen. „Sanuk mai?”, fragt<br />

mich meine Mutter fast täglich, wenn ich aus<br />

der Schule komme. „Hast du Spaß gehabt?”<br />

Sanuk, die thailändische Version von Spaß<br />

und Lebensfreude, ist eine der wichtigsten<br />

Dinge im Leben eines Thais, also auch von<br />

mir. Noch wichtiger allerdings ist das Essen,<br />

das sich für mich anfangs als ungewohnt<br />

erwiesen hat. Noch heute vermisse ich ein<br />

Messer, denn ich muss mich ausschließlich<br />

mit einem Löffel zufrieden geben. Als ich am<br />

letzten Sonntag „Boulette mit Mischgemüse”<br />

gekocht habe, kam dieses „große Etwas” aus<br />

Schweinefleisch meiner Gastfamilie äußerst<br />

exotisch vor, denn in Thailand wird fast nur mit<br />

Geflügel gekocht. Vor allem ist das Essen hier<br />

aber scharf! Ich stelle immer mal wieder fest,<br />

wie mir die Küche meiner Mutter in Deutschland<br />

fehlt.<br />

Die Religion begleitet mich von morgens bis<br />

abends. So kommt es vor, dass ich mit meiner<br />

Schwester vom Frühstückstisch aufspringe<br />

und nach draußen renne, um den Mönchen<br />

warmen Reis, Gemüse und Fleisch zu geben.<br />

In der Schule folgt das morgendliche Gebet<br />

High School – 13


14 – High School<br />

und am Abend der Besuch des Tempels. Die ständige Begleitung<br />

durch die Religion war für mich anfangs sehr ungewohnt. Mittlerweile<br />

plane ich, selbst einmal für zwei Wochen wie ein Mönch im Tempel zu<br />

leben. Auch nach fünf Monaten ist es für mich immer noch sehr<br />

lustig, wenn ich meiner Schwester mit Geisterimitationen einen<br />

Schreck einjage. Der Glaube an Buddha, Geister und an ein Leben<br />

Bosworth Independent College<br />

Tel.: +44 1604 239995<br />

Fax: +44 1604 239996<br />

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nach dem Tod ist in Thailand sehr verbreitet. Der Konflikt zwischen<br />

den Buddhisten und den Moslems im Süden Thailands ist für mich<br />

ein ständiges Gesprächsthema und macht mich sehr nachdenklich.<br />

Durch meine Zeit hier in Thailand bin ich jetzt schon viel welt-<br />

offener und unternehmungslustiger geworden. Die Erfahrungen<br />

und vielen interessanten Begegnungen, die ich gemacht habe,<br />

möchte ich nicht missen. Dennoch fehlen mir oft meine Freunde<br />

und meine Familie in Deutschland. Die nächsten Monate sind aber<br />

sicher mit viel Sanuk verbunden und das lässt mich in Heimweh-<br />

situationen nach vorn schauen. Oft denke ich in einem Moment,<br />

dass ich in einer anderen Welt lebe. Und im anderen Moment<br />

komme ich mir wieder vor wie zu Hause in Deutschland, denn es<br />

gibt doch eine ganze Menge gleiche Dinge. Was ist mein Zuhause?<br />

Sogar diese Frage habe ich mir schon gestellt. Ich bin zu dem Ent-<br />

schluss gekommen, dass ich jetzt auch in Thailand zu Hause bin.<br />

Jarves Drechsler, 17 Jahre, hat gerade sein Jahr als Austausch-<br />

schüler im Süden Thailands beendet und war tatsächlich als<br />

Mönch im Tempel.<br />

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Eine Welt in China<br />

Kultureller Austausch in der Schule<br />

Hongkong. „Yiiii Ha!“, ruft Nick (19), der in seiner Hand einen großen Stab<br />

mit einer rotierenden Papierkugel hält. „Ho!“, donnert es aus einer Gruppe<br />

von 15 Jugendlichen, die an Stangen einen chinesischen Drachen halten.<br />

Nick schwingt die Kugel vor dem Kopf des Drachen, der zwinkernd und<br />

schnappend hinter ihm herjagt. Er läuft und der Drachenschwanz türmt<br />

sich zu einer großen Menschenpyramide der Drachenträger auf. Der Dra-<br />

chen ist verwickelt, doch nicht besiegt und schon folgt er Nick und treibt<br />

ihn schließlich von der Bühne! Als nächste Vorstellung sehen wir einen<br />

afrikanischen Tanz. Merkwürdig nur, dass der Großteil der Tanzenden nicht<br />

aus Afrika, sondern aus Asien, Europa und den Amerikas kommt. Melissa<br />

(18) ist eine der Tanzenden. Sie stammt aus Hongkong und wie Nick aus<br />

den USA ist sie Teil eines außergewöhnlichen Schulprojektes: Die United<br />

World Colleges (UWCs) haben sich Völkerverständigung auf die Fahnen<br />

geschrieben. „Es ist der tägliche Versuch, andere Kulturen kennen zu ler-<br />

nen und Vorurteile zu überwinden. Ich lerne African Dance und dafür<br />

bringe ich den Schülern aus Übersee chinesischen Fächertanz bei“, sagt<br />

Melissa.<br />

Wir sind im Hongkonger United World College. Für die letzten zwei Jahre<br />

ihrer Schulzeit leben und lernen 250 Schüler dieser weiterführenden Schule<br />

miteinander. Die Idee der United World führt zurück zum deutschen Erleb-<br />

nis-Pädagogen und Salem-Gründer Kurt Hahn, der mit der Gründung des<br />

ersten UWCs 1962 in Wales ein Zeichen gegen den Kalten Krieg setzen<br />

wollte. Sein Gedanke der Verständigung zwischen Jugendlichen aller Län-<br />

der als Weg zum Frieden ist noch immer die Leitidee der UWCs, die mittler-<br />

weile aus zwölf Schulen auf fünf Kontinenten bestehen. Dabei steht neben<br />

dem interkulturellen Austausch der Schüler aus über 60 Nationalitäten ein<br />

anspruchsvoller Schulabschluss im Zentrum. Das „International Baccalau-<br />

reate Diploma“ ist mit dem deutschen Abitur vergleichbar und wird welt-<br />

weit von den meisten Universitäten anerkannt. Von anderen „IB“-Schu-<br />

len unterscheiden sich die United World Colleges in ihrer klaren Botschaft:<br />

„UWC makes education a force to unite people, nations and cultures for<br />

peace and a sustainable future“, heißt es nicht bloß in der Präambel.<br />

Das bedeutet, dass Schüler sich einbringen, nicht bloß in Tänze und künst-<br />

lerische Darstellungen, sondern vor allem auch in ehrenamtliche Arbeit.<br />

Veranstaltungen zu internationalen Themen sollen Quan Cai (Chinesisch für<br />

„ganzheitliche Erziehung“) möglich machen. In einer Gemeinschaft von Pa-<br />

kistanis und Indern, Israelis und Palästinensern, Chinesen und Japanern<br />

entsteht so durch Dialog und Unterricht eine Kraft, Konflikte friedvoll zu<br />

lösen. Auch wenn dieser transkulturelle Dialog meist auf Englisch stattfin-<br />

det, legt das Hongkonger UWC einen besonderen Wert auf das Vermitteln<br />

chinesischer Werte und Kultur. Mit chinesischem Fleiß lernen viele Schüler<br />

aus Übersee Mandarin, andere belegen Chinese Studies, ein Schulfach<br />

das alleine in dieser Schule angeboten wird. Fahrten nach China und regel-<br />

mäßige Diskussionsveranstaltungen zu länderspezifischen Themen bieten<br />

darüber hinaus eine ganz besondere Möglichkeit, China kennen zu lernen.<br />

Ich selbst hatte zwei Jahre das Vergnügen, diese Schule besuchen zu<br />

können, mehr über China zu lernen, sowie an der Kultur und den Gedan-<br />

ken von Jugendlichen aus aller Welt teilhaben zu können. Sinn dieses Arti-<br />

kels ist deshalb für mich, dieses Schulprojekt vorzustellen, in der Hoffnung,<br />

dass du, wenn du Schüler/in der zehnten oder elften Klasse eines deut-<br />

schen Gymnasiums bist, selbst vielleicht interessiert sein könntest, dich für<br />

die Aufnahme in ein United World College zu bewerben. Auf dass auch du<br />

eventuell eines Tages stolz die Drachenkugel trägst!<br />

Dirk Heine, 20, besuchte von 2004-06 das Li Po Chun United World College<br />

of Hong Kong. Anmerkung der Redaktion: An den United World Colleges<br />

werden ausschließlich Schüler und Schülerinnen akzeptiert, die nicht nur<br />

herausragende schulische Leistungen vorweisen können, sondern auch<br />

ehrenamtlich, künstlerisch oder sportlich aktiv sind.<br />

Deutsche Stiftung United World Colleges<br />

Darmstädter Landstr. 110<br />

60598 Frankfurt / Main<br />

069-63307563<br />

stiftung@uwc.de<br />

www.uwc.de<br />

High School – 15


16 – High School<br />

Den Atlantik vor der Haustür<br />

Cheering in den USA<br />

„Schüleraustausch“ – das hört sich gut an,<br />

aber was ist das eigentlich? Jedenfalls hat<br />

dieses Wort meine Neugier auf einen Aus-<br />

landsaufenthalt geweckt. Mehr spontan als<br />

geplant entschloss ich mich kurzerhand,<br />

eigene Erfahrungen zu machen. Bereits vier<br />

Wochen nachdem ich die erste Broschüre<br />

zu diesem Thema gesehen hatte, bewarb ich<br />

mich für ein USA-Programm.<br />

Genau wie meine Bewerbung verlief auch<br />

der größte Teil meines fünfmonatigen Auf-<br />

enthaltes in den USA: sehr spontan. Zunächst<br />

musste ich allerdings warten, bis ich im März<br />

endlich die erlösende Nachricht erhielt, dass<br />

eine Gastfamilie für mich gefunden war. Und<br />

mit diesem Tag trat das ein, was ich gar nicht<br />

zu hoffen gewagt hatte: Ich würde in Manahawkin,<br />

New Jersey, direkt am Atlantik wohnen! Der<br />

Kontakt zu meiner Gastfamilie war schnell<br />

geknüpft: zuerst per E-Mail, später dann<br />

wöchentlich per Telefon. So verging die Zeit bis<br />

zum Abflug sehr schnell. Schon während der<br />

ersten Orientierungstage in New York wurde<br />

es für mich spannend. Dort lernte ich auch<br />

meine Betreuerin Shirley kennen. Später hat<br />

sie für uns Austauschschüler tolle Ausflüge<br />

nach New York City, Atlantic City und in Ver-<br />

gnügungsparks organisiert. Im Anschluss an<br />

die Orientierung flogen alle Teilnehmer zu ihren<br />

Gasteltern. Alle? Nein, ein paar Glückliche,<br />

darunter auch ich, wurden persönlich von<br />

ihren Gasteltern abgeholt!<br />

Eigentlich hatte ich noch anderthalb Wochen<br />

Ferien. Da ich jedoch in den Cheerleadersquad<br />

meiner High School aufgenommen worden war,<br />

hieß es fast jeden Tag um sechs Uhr aufste-<br />

hen, weil das Training früh morgens begann.<br />

Der Cheerleadersquad war das Beste, was mir<br />

passieren konnte. Nicht nur, weil es schon<br />

immer mein Traum gewesen war, in einem<br />

amerikanischen Squad zu „cheeren“, sondern<br />

vor allem auch, weil ich durch die Trainingseinla-<br />

gen viele Bekanntschaften schließen konnte,<br />

noch bevor die Schule überhaupt anfing. Den<br />

restlichen Teil meiner Ferien verbrachte ich<br />

damit, am Strand zu liegen. Als die Schulzeit<br />

begann, stand Cheerleading weiterhin hoch im<br />

Kurs. Vormittags belegte ich Kurse wie Clothing<br />

Studio, Algebra, U.S. History, French Honors,<br />

English Advanced, Physical Education und<br />

Fashion Merchandising. Nach dem regulären<br />

Schulschluss gegen 14 Uhr hatte ich täglich<br />

Training von 15 bis 16:45 Uhr. Ich kann nur<br />

jedem Austauschschüler raten, sich irgend-<br />

einem Sportteam anzuschließen. Auf diese<br />

Weise habt ihr eindeutig größere Chancen,<br />

ganz schnell Freunde zu finden.<br />

Zur Schule kann ich nur so viel sagen:<br />

Meiner Meinung nach ist die Southern Regional<br />

die beste High School in ganz Amerika! Das<br />

Schulsystem in Amerika machte es mir mög-<br />

lich, teilweise sehr unkonventionelle Fächer zu<br />

belegen, d.h. neben den „normalen“ Fächern<br />

Französisch, Englisch und Mathe lernte ich<br />

das Nähen und gewann einen Einblick in die<br />

Modewelt. Darüber hinaus durfte ich einen<br />

außergewöhnlich engagierten Geschichts-<br />

lehrer erleben und erlernte jede erdenkliche<br />

Ballsportart. Meine Schule war der absolute<br />

Traum! Wie viele andere Austauschschüler<br />

wurde ich als Junior (11. Klasse) eingestuft.<br />

Meine Graduation hätte ich, da ich nur ein<br />

Halbjahr blieb, sowieso nicht miterleben<br />

können. In „meine“ Class wurde ich sehr gut<br />

integriert und viele behandelten mich wie eine<br />

echte amerikanische Schülerin, was ich<br />

besonders schön fand. Ich lernte tolle Freunde<br />

kennen, die mir in den USA viel halfen und teil-<br />

weise noch heute mit mir in Kontakt stehen.<br />

Ich hatte das große Glück, dass mich meine<br />

Gastfamilie unterstützte, wo es nur ging.<br />

Das fing schon an mit der Aufnahme in den<br />

Cheerleadersquad. Auch unternahm sie sehr<br />

viel zusammen mit mir: Wir besichtigten Bal-<br />

timore, und ich war häufig bei den Trips ins<br />

ländliche Maryland dabei, wo mein Gastvater<br />

arbeitete. Der Höhepunkt war ein einwöchiger<br />

Trip nach Disney World in Florida. Und so ver-<br />

ging die Zeit wie im Flug: Das Cheerleading in<br />

der Footballsaison neigte sich langsam dem<br />

Ende zu und wir durften nun wieder im War-<br />

men „cheeren“, diesmal für Basketball und


Wrestling. Bald stand auch schon Weihnachten vor der Tür. Die Ad-<br />

ventszeit ging leider etwas unter, da meine Gasteltern anderes im Sinn<br />

hatten. Sie planten seit langer Zeit, nach Pennsylvania umzuziehen,<br />

damit mein Gastvater nicht weiterhin nur am Wochenende zu Hause<br />

sein würde. Und tatsächlich verkauften sie das Haus in Manahawkin im<br />

Dezember. Jetzt hieß es also: Wir ziehen um!<br />

Damit ich die Schule nicht wechseln musste, wurde zunächst nach<br />

einer Wohnung in der Umgebung gesucht. So kam es zum Höhepunkt<br />

meines Aufenthaltes: ein Umzug nach Long Beach Island, in das kleine<br />

Städtchen Beach Haven. Dort konnte ich beim ersten Blick am Mor-<br />

gen aus dem Fenster den Atlantik sehen. An manchen Tagen kam man<br />

nachmittags an der Bushaltestation sogar direkt damit in Berührung.<br />

Denn sobald der Wasserspiegel nur ein wenig stieg, kam es zu sint-<br />

flutartigen Verhältnissen. Die ganze Insel, die nur circa 250m breit und<br />

zehn Kilometer lang ist, war häufig von Überschwemmungen betrof-<br />

fen. So kam es nicht nur einmal vor, dass ich durch wadentiefes Atlan-<br />

tikwasser waten musste. Allerdings entschädigte mich der Atlantik in<br />

friedlichem Zustand für alles. Umso schwerer fiel es mir, mich von all<br />

dem zu verabschieden. Denn der Tag meiner Abreise rückte immer nä-<br />

her. Umgekehrt erging es so auch meinen neu gewonnenen Freunden.<br />

Mein Cheerleadersquad veranstaltete sogar eine Überraschungsab-<br />

schiedsparty für mich! Nachdem ich mich von Shirley, der besten<br />

Betreuerin, die man sich vorstellen kann, und den anderen Austausch-<br />

schülern bei einer Farewell Party verabschiedet und „meiner“ Insel auf<br />

Wiedersehen gesagt hatte, hieß es für mich am Flughafen von Newark:<br />

Back to Germany!<br />

High School – 17<br />

Meine Entscheidung, nur für ein halbes Jahr in die USA gegangen zu<br />

sein, zahlte sich insofern aus, als dass ich ohne Probleme wieder in den<br />

Schulstoff hineinkam und – kaum zurück – wieder im Karneval auftreten<br />

konnte. Allerdings musste ich erst wieder mit der Tatsache klarkommen,<br />

keinen Locker (Schließfach) und kein Cheerleading mehr zu haben.<br />

Zusätzlich war es eine Umstellung, nicht länger auf eine gemischte<br />

Schule zu gehen, denn in Deutschland besuche ich eine Mädchen-<br />

schule. Alles in allem kann ich sagen, dass ich die Erfahrung auf keinen<br />

Fall missen möchte. Nicht nur in schulischen Bereichen habe ich mich<br />

verbessert, der weitaus größere Zugewinn durch meinen Auslandsauf-<br />

enthalt ist eine Veränderung meiner Persönlichkeit. Wer für längere Zeit<br />

im Ausland war, kann dies gut nachempfinden. So manche Einstellung im<br />

Leben ändert sich. Ich kann jedem nur empfehlen, sich auf dieses Aben-<br />

teuer einzulassen. Es lohnt sich auf alle Fälle!<br />

Victoria Markewitz, 18, stammt aus Bendorf in Rheinland-Pfalz. Sie<br />

besucht die Oberstufe und wird im Frühjahr 2008 ihr Abitur machen.<br />

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18 – Sprachkurse<br />

It is always worth it!<br />

Sprachreise nach Südengland<br />

Leider hatte sich mein Plan an einem Schüleraustausch meiner<br />

Schule teilzunehmen, nicht in die Tat umsetzen lassen. Somit ent-<br />

schied ich mich für eine organisierte Sprachreise. Mein Traumziel<br />

war schnell gefunden: England. Zwei Wochen würde ich in Exmouth<br />

im Süden des Landes verbringen. Nach 28 Stunden Zug, Bus und<br />

Fähre war ich dann endlich am Ziel, das für zwei Wochen mein Zu-<br />

hause sein sollte. Schon im Bus lernte ich ein anderes Mädchen<br />

kennen, das mit mir zusammen bei einer Gastfamilie wohnen würde.<br />

Wir beide wurden auch sofort nach unserer Ankunft von Tracy und<br />

Kevin mit ihren beiden Kindern Gemma und Sophie, acht und sechs<br />

Jahre alt, abgeholt. Alle bemühten sich, deutlich zu sprechen. Trotz<br />

der Bedenken, die ich am Anfang bezüglich der Sprachschwierigkei-<br />

ten hatte, verlief alles sehr gut, weil sich jeder Mühe gab, sich ver-<br />

ständlich zu machen. Zu Hause angekommen wurden wir erstmal<br />

vom Hund Buffy begrüßt. Bei der Führung durchs Haus folgte er uns<br />

auf Schritt und Tritt. Tracy hatte uns schon Sandwiches gemacht,<br />

und wir saßen in der Küche und unterhielten uns über die Regeln,<br />

die ihrer Familie wichtig waren, sowie über den Speiseplan und die<br />

Bustickets für die nächsten zwei Wochen.<br />

Der Tagesablauf sollte für uns immer gleich aussehen: morgens auf-<br />

stehen, den Kindern ein paar Wörter Deutsch beibringen, frühstü-<br />

cken, zur Bushaltestelle rennen (da man mal wieder zu spät war),<br />

anschließend von 9-12 Uhr Unterricht in der Sprachschule, Mittag-<br />

essen in der Stadt, Ausflüge in der näheren Umgebung, Treffen mit<br />

Freunden und schließlich wieder mit dem Bus zurück „nach Hause“,<br />

wo die Familie schon mit dem Essen wartete. Bezüglich des Essens<br />

muss ich sagen, dass es gar nicht so schlecht ist, wie immer be-<br />

hauptet wird. Meine Familie fragte uns, ob wir mit diesem oder je-<br />

nem Essen einverstanden wären und wenn es uns nicht schmeckte,<br />

mussten wir es nicht essen. Im Gegenteil: Die Gastmutter kochte<br />

uns dann einfach zusätzlich etwas anderes. Auch das Frühstück be-<br />

stand nicht aus Würsten mit Speck und Ei. Wir bekamen, was wir<br />

wollten. Wie mir meine Freunde aus der Sprachschule erzählten,<br />

ging es ihnen ähnlich.<br />

Ebenso problemlos lief es in der Schule ab. Wir wurden nach einem<br />

kleinen Eignungstest, um den mehr Zirkus gemacht wurde, als ei-<br />

gentlich nötig war, in zwei Gruppen eingeteilt. Ich muss sagen, dass<br />

ich in den zwei Wochen wirklich intensiv Englisch gesprochen und<br />

auch geschrieben habe. Und dazu hat der Sprachkurs eine Menge<br />

beigetragen. Wir lernten allerlei lustige, aber auch nützliche Dinge,<br />

wie zum Beispiel Redewendungen, verschiedene Lieder und Gram-<br />

matik. Da unser Lehrer, ein Native Speaker, zwei <strong>Semester</strong> lang Ger-<br />

manistik studiert hatte und schon für längere Zeit in Deutschland<br />

gewesen war, konnten auch wir ihm einige Dinge beibringen. Ge-


meinsame Ausflüge führten uns zu den verschiedensten Orten.<br />

Einmal besuchten wir einen Irish Pub, der eigentlich nur für Erwach-<br />

sene war. Wir erkundeten den Strand mit seinen hohen Klippen,<br />

sahen uns die Stadt Exeter mit ihren vielen Einkaufsmöglichkeiten<br />

an oder spielten in einer Spielhalle Pool. Man sieht, dass sich die<br />

Reiseleitung viele Gedanken zu den individuellen Wünschen der<br />

einzelnen Teilnehmer gemacht hatte und diese auch umsetzen<br />

konnte.<br />

Durch die vielen Ausflüge, die wir nach dem Unterricht unternah-<br />

men, kam man schnell mit den anderen deutschen Schülern in<br />

Kontakt, was zu viel Spaß und auch Freundschaften führte.<br />

Insbesondere der Ausflug nach London brachte uns einander näher,<br />

da sich etwa fünf von uns im Straßengewirr Londons verirrten und<br />

erst nach endlosen Telefonaten den richtigen Weg wiederfanden.<br />

Aber nicht nur unter den Deutschen konnten Freundschaften ge-<br />

knüpft werden. So kam ich prima mit meiner Gastfamilie und vor<br />

allem mit den beiden Kindern klar. Sie luden mich abends in ihr Zim-<br />

mer ein und zeigten mir ihre geheimsten Verstecke. Ich konnte kaum<br />

glauben, dass sie so schnell Vertrauen zu mir aufbauen konnten und<br />

das in weniger als zwei Wochen. Während der morgendlichen<br />

Busfahrt konnten weitere, wenn auch nur flüchtige Kontakte zu<br />

einheimischen Jugendlichen meines Alters geknüpft werden, da<br />

diese jeden Morgen mit dem gleichen Bus fuhren und man sich<br />

somit immer sah. Ich muss sagen, dass die Briten sehr aufgeschlos-<br />

sen und offen für Neues sind. Man kann sich super mit ihnen<br />

unterhalten. Selbst wenn das Englisch nicht ganz perfekt ist,<br />

helfen sie einem und versuchen deutlich zu sprechen.<br />

Zusammenfassend bleibt festzuhalten, dass der gesamte Sprach-<br />

kurs super verlief, dass es keine Schwierigkeiten gab und dass ich<br />

England gerne wieder besuche. Auch wenn der Aufenthalt in<br />

Exmouth nur zwei Wochen gedauert hat, bin ich fest davon über-<br />

zeugt, dass selbst eine so kurze Zeit in jedem Fall etwas bringt.<br />

Nicht nur meine Aussprache und meinen Wortschatz habe ich<br />

verbessert und erweitert. Nein, ich habe auch mein Selbstbewusst-<br />

sein gestärkt, neue Leute kennen gelernt, neue Freundschaften<br />

geschlossen und eine sichere Anlaufstelle gefunden, zu der ich<br />

jederzeit gehen kann, wenn ich in England bin. Deshalb rate ich<br />

jedem, der die Möglichkeit hat, so etwas zu tun: Geh auf jeden Fall,<br />

auch wenn es nur wenige Wochen sind, denn: It is always worth it!<br />

Catharina Meyer besucht die 11. Klasse des Gymnasiums in Singen.<br />

Für die Zeit nach ihrem Abitur plant sie eine sechsmonatige Welt-<br />

reise und hofft, dass sie danach an einem Au Pair Programm in<br />

England teilnehmen kann.<br />

103-02-07_Anzeige-ItchyFeet-RZ 15.02.2007 12:17 Uhr Seite 1<br />

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Sprachkurse – 19<br />

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A


20 – Sprachkurse<br />

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Sprachentests als Chance<br />

Einige Fragen<br />

Sorgfältig wurde der Auslandsaufenthalt ge-<br />

plant, ein Kribbeln stellt sich kurz vor dem Tag X<br />

im Bauch ein. Und plötzlich taucht die Frage auf:<br />

„Wird alles so, wie ich mir das vorgestellt habe?“<br />

So geht es vielen, die sich den Traum erfüllen, das<br />

bekannte Terrain zu verlassen, um einige Zeit in<br />

einer fremden Umgebung zu verbringen, die Spra-<br />

che zu lernen, ein Praktikum zu machen oder ein-<br />

fach nur aus Freude am Unbekannten, Neuen.<br />

Die eigenen Soft-Skills verbessern<br />

Auslandserfahrungen machen Spaß und je nach<br />

Zielland werden die Sprachkenntnisse verbessert.<br />

Gerade für den späteren Beruf gewinnt man so<br />

genannte Soft-Skills, die durch zunehmende inter-<br />

nationale Wirtschaftsbeziehungen immer mehr<br />

vorausgesetzt werden. So fördert der Aufenthalt<br />

die Eigeninitiative und die interkulturelle Kompe-<br />

tenz, das heißt die Fähigkeit, sich auf die andere<br />

Kultur im Miteinander einzustellen. Man gewinnt<br />

an Mobilität, denn beruflich ist man nicht mehr an<br />

einen festen Ort gebunden. Auch der eigenen Fle-<br />

xibilität kommt die Erfahrung zugute, wenn man<br />

sich auf unterschiedliche Situationen und Anfor-<br />

derungen einstellen kann.<br />

Englisch ist die Arbeitssprache<br />

Für eine Karriere im Ausland, besonders im wirt-<br />

schaftlichen Bereich, ist Englisch die Arbeits-<br />

sprache. Bei der Bewerbung auf eine Stelle<br />

mit internationalem Bezug ist es von Vorteil,<br />

wenn die englischen Sprachfähigkeiten durch<br />

ein Sprachenzertifikat belegt werden. Viele<br />

Unternehmen setzen einen Sprachnachweis<br />

bei Einstellungen von Bewerbern voraus.<br />

Denn nur so können sie entscheiden, ob der<br />

Bewerber auch sprachlich für den Job geeignet<br />

ist. Darüber hinaus können sie ihn besser im<br />

Unternehmen integrieren und beurteilen, ob<br />

ergänzend Sprachschulungen notwendig sind.<br />

Aber auch persönlich profitieren die Bewerber<br />

durch ein Zertifikat. So werden sie gleich zu<br />

Beginn mit einer Aufgabe betraut, die sie weder<br />

über- noch unterfordert und die den eigenen<br />

Qualifikationen entspricht.<br />

Was muss beachtet werden?<br />

Die Kosten für einen Sprachentest variieren je<br />

nach Anbieter. Daher sollte man sich vor der Ent-<br />

scheidung für eine Prüfung über folgende Punkte<br />

informieren:<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

Von wem wurde der Test entwickelt? Erfüllt er<br />

alle Kriterien, die an einen guten Test gestellt<br />

werden (Validität, Objektivität, Fairness)?<br />

Wird der Test in dem Zielland anerkannt? Be-<br />

komme ich ein Zertifikat, das international gül-<br />

tig ist?<br />

Wie werden die Sprachfähigkeiten gemessen?<br />

Welches Testverfahren wird verwendet?<br />

Wie setzt sich das Ergebnis auf dem Zertifikat<br />

zusammen (beispielsweise schriftliches Ver-<br />

ständnis, Hörverständnis)?<br />

Welche Sprachfähigkeiten werden gemessen?<br />

Allgemeinsprache oder berufsbezogene Sprache?<br />

Aus welchen Themenbereichen kommen die<br />

Testfragen? Gilt er für alle Berufe oder nur für<br />

bestimmte Kommunikationssituationen?<br />

Gibt es Vorbereitungskurse oder Unterlagen für<br />

den Test?<br />

Nicht selten ist das Resümee eines Auslandsauf-<br />

enthaltes: „Das war die schönste Zeit und Erfah-<br />

rung, die ich in meinem Leben gemacht habe.“<br />

Und in vielen Fällen ist die Erinnerung an den Auf-<br />

enthalt der Anstoß, die berufliche Karriere dort zu<br />

beginnen oder weiterzuführen.<br />

Holger Creutzburg<br />

Associate Director, Marketing & Communication<br />

ETS Europe / TOEFL und TOEIC<br />

030-24046793<br />

contact-de@etseurope.org<br />

www.etseurope.org


Sprachkurse – 21<br />

Sprachtest unumgänglich?<br />

Vorbereitung auf einen Studienaufenthalt im englischsprachigen Ausland<br />

Es gibt viele gute Gründe für einen Studienaufenthalt in Großbritannien,<br />

den Vereinigten Staaten, Kanada, Australien, Neuseeland oder auch<br />

in anderen Ländern der großen weiten Welt, an deren Hochschulen<br />

auf Englisch gelehrt wird. Während des Studiums bietet sich oft die<br />

Möglichkeit, ein oder zwei <strong>Semester</strong> im englischsprachigen Ausland<br />

zu studieren, um ein fremdes Studiensystem kennen zu lernen, inter-<br />

nationale Kontakte zu knüpfen und zu reisen. Und dann ist da ja noch<br />

die Auffrischung, Verbesserung oder Perfektionierung der Sprachkennt-<br />

nisse... Das Schulenglisch ist meist eingerostet, und nur vereinzelt ist<br />

man an der deutschen Heimathochschule bisher über englischsprachige<br />

Texte gestolpert oder auf Gastdozenten angloamerikanischer Univer-<br />

sitäten gestoßen – es sei denn, man studiert ausgerechnet Englisch. Um<br />

später im Arbeitsalltag eine Chance zu haben und um sich als Global<br />

Player beweisen zu können, muss – so hat man gehört – der Lebenslauf<br />

die ein oder andere Fremdsprachenkenntnis aufweisen. Let’s get started:<br />

Let’s apply at a University or College where courses are taught and<br />

lectures are held in English!<br />

An diesem Punkt angekommen, sind viele deutsche Studierende zu-<br />

nächst überrascht, dass sie als Zulassungsvoraussetzung einen<br />

Englischsprachtest vorweisen müssen. Die Sprachkenntnisse können<br />

und sollen natürlich vor Ort ausgebaut werden, eine gewisse Grund-<br />

lage muss allerdings vorhanden sein. Leider reichen die in der Schule<br />

erworbenen Kenntnisse oftmals nicht aus, und viele Studierende<br />

müssen in Kauf nehmen, die Sprachtests nicht beim ersten Anlauf<br />

mit der notwendigen Punktzahl zu bestehen. Eine frühzeitige Planung<br />

des Tests und eine intensive Vorbereitung sind deshalb meist unum-<br />

gänglich. Auch aus organisatorischen Gründen ist es wichtig, sich<br />

frühzeitig über die bestehenden Möglichkeiten zu informieren. Die<br />

Anmeldung zum Sprachtest sollte man zwei bis drei Monate vor dem<br />

gewünschten Testtermin in Angriff nehmen, da die Testzentren der<br />

großen Anbieter oft langfristig ausgebucht sind. Zudem dauert die<br />

Auswertung einiger Tests mehrere Wochen, und das manchmal<br />

nicht vermeidbare Versenden der Ergebnisse an die ausländische<br />

Hochschule auf dem Postweg nimmt ebenfalls Zeit in Anspruch.<br />

Vor allem aber sollte man sich zunächst erkundigen, welcher Test<br />

verlangt bzw. von der Gasthochschule akzeptiert wird und welche<br />

Punktzahl erforderlich ist. Der TOEFL-Test, der IELTS-Test sowie die<br />

Sprachzertifikate Certificate in Advanced English und Certificate of<br />

Proficiency in English von Cambridge sind sicherlich die geläufigsten<br />

Sprachtests, die von englischsprachigen Hochschulen als Nachweis<br />

anerkannt werden. Die genauen Sprachanforderungen sind in der Regel


22 – Sprachkurse<br />

den Institutionen und Organisationen bekannt, mit deren Hilfe man seinen<br />

Auslandsaufenthalt plant.<br />

TOEFL<br />

Der Test of English as a Foreign Language, kurz TOEFL, basiert auf<br />

dem amerikanischen Englisch und ist in die vier Bereiche Listening,<br />

Reading, Speaking und Writing unterteilt. Mittlerweile existiert nur noch<br />

die Internet-based Form des Tests (TOEFL iBT), den man in einem Test-<br />

zentrum des Educational Testing Service (ETS) absolviert. Insgesamt<br />

können 120 Punkte erzielt werden; jeweils 30 pro Teilbereich. Der TOEFL<br />

kostet derzeit 155 US$ und das Ergebnis ist nur zwei Jahre lang gültig.<br />

Der Sprachtest kann in verschiedenen deutschen Städten abgelegt<br />

werden. Sollten die Wunschtermine in Deutschland schon ausgebucht<br />

sein, kann man sich auch für ein Testzentrum in einem Nachbarland (z.B.<br />

den Niederlanden) anmelden. Auf das Zertifikat wartet man mindestens<br />

drei bis vier Wochen, leider oft länger. Zwar ist das Ergebnis schon bald<br />

online einsehbar, die ausländischen Hochschulen verlangen jedoch<br />

oft einen Official Score Report, der direkt von ETS an die Universität<br />

geschickt werden muss. Dieses Exemplar bestellt man bei ETS und<br />

benötigt hierfür den Institution Code der Gasthochschule.<br />

(-> www.toefl.org)<br />

IELTS<br />

Dem IELTS-Test (International English Language Testing System) liegen<br />

das britische Vokabular und die britische Grammatik zugrunde. Bei<br />

der Anmeldung wählt man zwischen dem Academic und dem General<br />

Training Module; es ist wichtig, sich hierbei für das Academic Module<br />

zu entscheiden, da nur dieses Modul von den englischsprachigen Hoch-<br />

schulen akzeptiert wird. Wie der TOEFL-Test, besteht auch der IELTS-Test<br />

aus vier Teilbereichen: Hörverstehen (40 Minuten), Leseverstehen (eine<br />

Stunde), mündlicher Ausdruck (15 Minuten) und Schreiben (eine Stunde).<br />

Pro Bereich können höchstens 9.0 Punkte erlangt werden. Die maximale<br />

Gesamtpunktzahl ergibt sich aus der Durchschnittsnote der vier Ab-<br />

schnitte. Der IELTS-Test hat eine Gültigkeitsdauer von zwei Jahren. In<br />

Deutschland kostet der Sprachtest derzeit 170,- € und wird vom British<br />

Council und den Carl Duisberg Centren verwaltet. In Berlin, Bremen,<br />

Hamburg und Leipzig wird der IELTS vom British Council angeboten. Für<br />

die Städte Köln, Dortmund, Hannover, Mannheim, München, Radolfzell<br />

und Freiburg ist das Carl Duisberg Centrum in Köln zuständig. Auf das<br />

Ergebnis wartet man circa zwei bis drei Wochen. Wie beim TOEFL-Test<br />

kann man sein Resultat direkt an die ausländische Hochschule schicken<br />

lassen. Manchen Studierenden liegt der IELTS-Test besser als der<br />

TOEFL und umgekehrt. Falls die Gasthochschule beide Sprachprüfungen<br />

akzeptiert, sollte man genau überlegen, ob man mit dem britischen oder


dem amerikanischen Englisch besser vertraut ist,<br />

bevor man sich für einen der beiden entscheidet.<br />

(-> www.ielts.org)<br />

Certificate in Advanced English und Certificate of<br />

Proficiency in English<br />

Die Tests zur Erlangung des Certificate in Advanced<br />

English (CAE) und des Certificate of Proficiency in<br />

English (CPE) gehören zu den English for Speakers of<br />

Other Languages (ESOL) Examinations der University<br />

of Cambridge. Sie decken fünf Bereiche ab: Lesever-<br />

ständnis, schriftlicher Ausdruck, Strukturen und Wort-<br />

schatz, Hörverständnis sowie freies Sprechen. Das<br />

Ergebnis jedes Teils macht 20% der Gesamtnote aus.<br />

Bestanden hat man, wenn man das Ergebnis A, B oder<br />

C erzielt. Mit der Note D oder E ist man durchgefallen.<br />

Beide auf dem britischen Englisch basierenden<br />

Tests dauern rund sechs Stunden. Das überprüfte<br />

Sprachniveau des Certificate of Proficiency ist etwas<br />

höher als das des Certificate in Advanced English.<br />

Anders als das IELTS- und das TOEFL-Ergebnis verlieren<br />

die Zertifikate CAE und CPE ihre Gültigkeit nie. Die<br />

beiden Sprachprüfungen können deutschlandweit an<br />

einer Vielzahl von Testzentren abgelegt werden, wobei<br />

die Kosten für die Prüfungen von Zentrum zu Zentrum<br />

variieren. Die Tests finden weltweit an den gleichen<br />

Terminen statt, sodass es sinnvoll ist, sich rechtzeitig<br />

über diese Daten zu informieren. Das Ergebnis wird<br />

einem nach ungefähr sechs Wochen zugestellt.<br />

Vorbereitungsmaterialien sind zum Beispiel im<br />

Buchhandel oder im Internet erhältlich. Oft verfügen<br />

übrigens die deutschen Universitätsbibliotheken über<br />

Übungsmaterial aller großen Sprachtestanbieter.<br />

(-> www.cambridge-exams.de)<br />

DAAD-Test<br />

Eine gute Alternative zu den bisher beschriebenen<br />

Sprachexamen bietet das so genannte DAAD-<br />

Sprachzeugnis, entwickelt vom Deutschen Akade-<br />

mischen Austausch Dienst. Es gibt eine Reihe von<br />

englischsprachigen Hochschulen, z.B. in Australien<br />

und Neuseeland, die den DAAD-Sprachtest als Sprach-<br />

nachweis anerkennen. Der Test kann in der Regel<br />

kostenlos an der deutschen Heimathochschule absol-<br />

viert werden. Das Formular erhält man beim Akade-<br />

mischen Auslandsamt oder International Office<br />

und die Prüfung selbst wird meist am Englischen<br />

Seminar oder am Sprachenzentrum abgelegt.<br />

Der etwa einstündige Sprachtest ist in die vier<br />

Teilbereiche Verstehen, Sprechen, Schreiben und<br />

Leseverstehen eingeteilt. Die Benotungsskala reicht<br />

von A bis F. Von der Gastuniversität werden meist die<br />

Noten A und B gefordert. In Bezug auf den DAAD-<br />

Test bleibt zu beachten, dass dieser nicht für alle<br />

Hochschulen oder Programme ausreichend ist, und<br />

dass dieses Sprachzeugnis meist nur in Kombination<br />

mit bestimmten Englischnoten aus der Schulzeit<br />

gilt, die man über das Abiturzeugnis nachweisen<br />

kann. Von vielen Studierenden wird der DAAD-<br />

Test als kostengünstige und gut zu bestehende<br />

Sprachtestvariante geschätzt. Termine können oft<br />

kurzfristig mit den Dozenten vereinbart werden.<br />

Neben den beschriebenen Sprachprüfungen gibt<br />

es natürlich weitere Möglichkeiten, seine Englisch-<br />

kenntnisse nachzuweisen. So brauchen Deutsche,<br />

deren Muttersprache Englisch ist, keinen Test<br />

abzulegen. In der Regel entfällt ein Test ebenfalls,<br />

wenn man sein Erststudium im englischsprachigen<br />

Ausland absolviert hat. Finden die Lehrveranstal-<br />

tungen des deutschen Studiums zu 100% auf<br />

Englisch statt, können die Studenten meist eine<br />

offizielle Sprachprüfung umgehen. Auch über<br />

Absprachen zwischen der Heimathochschule und<br />

einer Partneruniversität sowie über fachspezifische<br />

Sonderreglungen sollte man sich informieren.<br />

Annike Hüske<br />

weltweiser ® – der unabhängige<br />

Bildungsberatungsdienst<br />

02306-978113<br />

info@weltweiser.de<br />

www.weltweiser.de<br />

Sprachkurse – 23


24 – Sprachkurse<br />

Volunteering<br />

Vital to Meaningful Language Learning<br />

When language lessons taught in a classroom are connected to real-<br />

world situations, students learn more in a shorter time, with less<br />

effort. That is why both service-learning and community service are<br />

ideal opportunities for students to develop stronger language skills.<br />

Both of them offer situations that encourage and provide students<br />

with opportunities to become active participants in their communities.<br />

Service-learning provides students with “learning” opportunities<br />

while they perform a “service” for their community. These activities<br />

generally require a regular commitment of one to four hours per week<br />

for a semester or even a year. They offer many ways for students<br />

to serve. Every week, students might go to an elementary school, a<br />

tutoring center, a Habitat for Humanity building site, or a retirement<br />

community. They may share information about culture and language<br />

with children, tutor in math or computer literacy, help build homes<br />

for the poor, or assist seniors with their grocery shopping. These are<br />

all incredibly empowering experiences which create a meaningful<br />

context for the students’ language learning and at the same time,<br />

foster their personal growth by developing confidence and creating<br />

feelings of great accomplishment.<br />

Community service provides volunteering opportunities to students<br />

who cannot make long-term commitments. These activities are often<br />

annual events that require as little as a few hours or only last as long<br />

as a week. Students might help with festivals, city beautification<br />

projects, or charitable fundraising activities that depend on volunteers<br />

for their success. They may take tickets at a music or film festival,<br />

beautify park facilities, set up local holiday displays, or help at a fund-<br />

raising marathon. Though short-term, these service activities also<br />

build confidence and reward them with a feeling of accomplishment.<br />

In both service-learning and community service students go out into their<br />

communities and use what they learn in class to help people, and bring<br />

what they learn in their community back to the classroom. As a result,<br />

their language learning tasks are no longer sterile, isolated or tedious,<br />

but real responses to issues of personal relevance.<br />

This is the type of meaningful learning that leads to greater language<br />

development!<br />

Cass Piotrowski<br />

Studies in American Language<br />

San José State University<br />

San José, California, USA<br />

001-408-924-2660<br />

sal@salmail.sjsu.edu<br />

www.sal.sjsu.edu


Spanische Sprachzertifikate<br />

DELE - Diplomas de Español como Lengua Extranjera<br />

Freiwilliges Engagement während der Schullaufbahn und der Studien-<br />

zeit wird in der Arbeitswelt immer mehr zu einem nicht zu unter-<br />

schätzenden Auswahlkriterium bei Bewerbungen. Dazu gehört<br />

mit Sicherheit auch das Erlernen einer Fremdsprache. Eine gute<br />

Möglichkeit, sich seine Spanischkenntnisse zertifizieren zu lassen,<br />

bieten die Diplomas de Español como Lengua Extranjera, kurz DELE.<br />

Da die DELE-Zertifikate vom spanischen Ministerium für Erziehung<br />

und Wissenschaft vergeben werden, kann man sich einer weltweiten<br />

Anerkennung sicher sein. Plant man z.B. ein Studium an einer spa-<br />

nischen oder lateinamerikanischen Hochschule, erleichtern einem<br />

die DELE-Diplome in vielen Fällen den Zugang zur gewünschten Bil-<br />

dungseinrichtung. Darüber hinaus stellen sie sich auch bei der<br />

Vergabe von Stipendien und Praktikumsplätzen als hilfreich heraus.<br />

Die DELE-Zertifikate bescheinigen auf drei Niveaustufen Kenntnisse<br />

in den Teilfertigkeiten Lesen, Hörverstehen, Schreiben und Sprechen<br />

sowie im Bereich Grammatik und Wortschatz. Die drei Zertifikatsstufen<br />

orientieren sich am „Gemeinsamen europäischen Referenzrahmen für<br />

das Lehren und Lernen von Sprachen“ (GER).<br />

•<br />

•<br />

Das Diploma de Español - Nivel Inicial<br />

Gilt als Nachweis über Grundkenntnisse der spanischen Sprache,<br />

die zur mündlichen und schriftlichen Verständigung notwendig<br />

sind und es erlauben, einfach strukturierte Gespräche zu führen.<br />

Es entspricht der Kompetenzstufe B1 des GER, der insgesamt<br />

zwischen sechs solcher Stufen unterscheidet. Das DELE - Nivel<br />

Inicial para Escolares richtet sich speziell an Jugendliche und ist<br />

auch thematisch auf diese Zielgruppe abgestimmt. Es empfiehlt<br />

sich insbesondere für Schülerinnen und Schüler der Jahrgangs-<br />

stufe 11 (Spanisch ab Klasse 9) und der Jahrgangsstufe 13<br />

(Spanisch ab Klasse 11).<br />

Das Diploma de Español - Nivel Intermedio<br />

Gilt als Nachweis über gute allgemeine Kenntnisse der spanischen<br />

Sprache, die in üblichen Alltagssituationen benötigt werden und<br />

entspricht der Kompetenzstufe B2 des GER. Es richtet sich somit<br />

u.a. an Teilnehmerinnen und Teilnehmer eines Leistungskurses<br />

Spanisch in der Jahrgangsstufe 12 sowie an die Kursteilnehmer<br />

eines aus Klasse 9 fortgeführten Grundkurses Spanisch in der<br />

Stufe 12 bei guten bis sehr guten Leistungen.<br />

•<br />

Sprachkurse – 25


26 – Sprachkurse<br />

• Das Diploma de Español - Nivel Superior<br />

Der Gemeinsame Europäische Referenzrahmen für<br />

Gilt als Nachweis über fundierte Kenntnisse, die<br />

eine Verständigung auf einem gehobenen Niveau<br />

ermöglichen und ist in die Kompetenzstufe C2 des<br />

GER einzuordnen. Die Bewerberinnen und Bewer-<br />

ber für das DELE - Nivel Superior müssen bei der<br />

Anmeldung das 16. Lebensjahr vollendet haben.<br />

In Zusammenarbeit mit dem Instituto Cervantes wer-<br />

den die Prüfungen für die Diplome von der Universi-<br />

dad de Salamanca erstellt und ausgewertet. Je nach<br />

Zertifikatsstufe muss man mindestens drei bis vier<br />

Stunden Zeit für die verschiedenen Übungen der<br />

Prüfungen einplanen. Wenn die Teilnehmer in allen<br />

Bereichen (Lesen, Hörverstehen, Schreiben und Spre-<br />

chen, Grammatik und Wortschatz) jeweils 70% der<br />

Höchstpunktzahl erzielt haben, gilt die Prüfung als<br />

bestanden. Es ist nicht möglich, Teilprüfungen nur in<br />

einzelnen Bereichen abzulegen.<br />

Die DELE-Prüfungen können in Spanien und weiteren<br />

90 Ländern zweimal jährlich jeweils im Mai und No-<br />

vember abgelegt werden. Es finden jedoch nicht an<br />

allen Orten jeweils alle drei Prüfungen statt. Die Prüfungs-<br />

gebühren variieren je nach Zertifikat zwischen 95,- und<br />

150,- €. Die schriftlichen und mündlichen Prüfungen für<br />

das Jahr 2007 finden in mehreren deutschen Städten<br />

am 11. Mai oder am 16. November statt. Je nach Anzahl<br />

der Bewerber kann es erforderlich sein, mündliche Einzel-<br />

prüfungen am Folgetag fortzusetzen. Weitere Informationen<br />

über die Zertifikate, Prüfungen und Prüfungsorte gibt es<br />

unter www.cervantes.de.<br />

Sprachen<br />

Eine gemeinsame Basis für das Lernen von Fremd-<br />

sprachen in Europa ist der „Gemeinsame Europä-<br />

ische Referenzrahmen für Sprachen“, kurz GER.<br />

Vom Europarat erarbeitet, hat der GER das Ziel, die<br />

Mehrsprachigkeit in Europa zu fördern. Damit soll<br />

die Kommunikation und Interaktion zwischen Euro-<br />

päern unterschiedlicher Muttersprache verbessert<br />

werden, um dadurch die Mobilität in Europa zu unter-<br />

stützen. Der GER ist eine international anerkannte<br />

„Maßeinheit“ für Sprachkompetenz. Hauptziel ist es,<br />

Transparenz und Vergleichbarkeit der unterschied-<br />

lichen <strong>Abschlüsse</strong> und Zertifikate zu ermöglichen.<br />

Mit Hilfe des GER wird die Sprachkompetenz auf eine<br />

gemeinsame Grundlage gestellt und damit länderüber-<br />

greifend messbar.<br />

Der GER definiert insgesamt sechs Niveaustufen:<br />

A Elementare Sprachverwendung<br />

A1 (Breakthrough)<br />

A2 (Waystage)<br />

B Selbstständige Sprachverwendung<br />

B1 (Threshold)<br />

B2 (Vantage)<br />

C Kompetente Sprachverwendung<br />

C1 (Effective Operational Proficiency)<br />

C2 (<strong>Master</strong>y)


Elementare Sprachverwendung<br />

Stufe eins und zwei werden der grundlegenden Sprachverwendung<br />

zugeordnet und mit A1 (Breakthrough) und A2 (Waystage) bezeichnet.<br />

Lerner in diesen Niveaustufen verfügen über Basiskenntnisse der<br />

Sprache und können sich nicht immer fehlerfrei ausdrücken. Darü-<br />

ber hinaus können sie nicht alles verstehen, was ihnen gesagt wird.<br />

Sie können die Sprache noch nicht problemlos eigenständig an-<br />

wenden. Vertraute, alltägliche Ausdrücke und einfache Sätze sind<br />

ihnen bekannt.<br />

Selbstständige Sprachverwendung<br />

Mit B1 (Threshold) und B2 (Vantage) bezeichnet man die nächsten<br />

beiden Stufen. Hier spricht man von einer selbstständigen Sprach-<br />

verwendung. Die Lerner besitzen ein zunehmend breiteres Reper-<br />

toire an sprachlichen Mitteln. Sie können über Erfahrungen und<br />

Ereignisse berichten und zu Plänen und Ansichten kurze Begrün-<br />

dungen oder Erklärungen geben. B2-Absolventen können sich klar<br />

ausdrücken und auch die Anwendung der Grammatik fällt ihnen im-<br />

mer leichter. Kleinere Fehler werden nur noch vereinzelt gemacht.<br />

Kompetente Sprachverwendung<br />

Verfügt man über umfangreiche Sprach- und Grammatikkenntnisse,<br />

kann man in den letzten beiden Stufen C1 (Effective Operational<br />

Proficiency) und C2 (<strong>Master</strong>y) den Sprachgebrauch perfektionieren.<br />

Am Ende von C2 erstreckt sich die Bandbreite sprachlicher Mittel<br />

auch auf den umgangssprachlichen und idiomatischen Gebrauch<br />

der Sprache. Man kann sich sehr spontan, sehr flüssig und genau<br />

ausdrücken. Auch bei komplexeren Sachverhalten können feinere<br />

Bedeutungsnuancen deutlich gemacht werden. Das Lesen nahezu<br />

aller Texte stellt kein Problem mehr da.<br />

Jens Hirschfeld<br />

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28 – Reisen & Arbeiten<br />

Viertausend Meter<br />

Leben, Helfen und Reisen in Bolivien<br />

Manchmal ist es schwierig, eine Entscheidung zu treffen. Ich hatte<br />

das Abitur in der Tasche und stellte mir die Frage: Welche der vielen<br />

Freiheiten will ich nutzen? Ich wollte ins Ausland. Nicht nur, um zu<br />

relaxen, sondern auch, um eine gemeinnützige Aufgabe zu erfüllen<br />

und eine völlig andere Kultur kennen zu lernen. Was mir das bringen<br />

sollte? Ich wollte neue Menschen treffen, Situationen erleben, die<br />

mich in meinen Ansichten bereichern sollten, mich in eine völlig fremde<br />

Kultur eingliedern und mich mit anderen über meine eigene Kultur<br />

austauschen. Nachdem ich ein halbes Jahr Bewerbungen geschrieben<br />

hatte, bekam ich meine Chance. Ich hatte eine Arbeitsmöglichkeit für<br />

deutsche Freiwillige in Bolivien gefunden. Genauer gesagt in einer der<br />

höchstgelegenen Städte der Welt, in El Alto auf 4.000m Höhe. Meine<br />

Arbeitsstelle war das Frauenhaus Sartasim Warmi, das in einem ehema-<br />

ligen Armenviertel liegt. Dort sollte ich die Sozialarbeiterinnen, die<br />

Psychologin und die anderen Mitarbeiterinnen unterstützen. Doch<br />

zunächst begann meine Zeit in Cochabamba, der Stadt des ewigen<br />

Frühlings, wo ich fünf Wochen lang eine Sprachschule besuchte und<br />

meinen Sprachschatz von einem kärglichen „Hola“ auf ganze Sätze<br />

ausweitete. Bei strahlendem Frühlingswetter konnte ich mich langsam an<br />

die Höhe, das Spanisch und die Menschen um mich herum gewöhnen.<br />

In den ersten Tagen war ich auf der ganzen Bandbreite überfordert. Mit<br />

meiner Gastfamilie, bei der ich in den ersten vier Wochen wohnte, konnte<br />

ich mich nicht unterhalten und musste, um zum Beispiel ein Hühnchen zu<br />

imitieren, gackernd durch die Küche rennen. Der Verkehr, die Umgebung,<br />

der Schmutz, die Gesichter mit vollkommen fremden Zügen beängstigten<br />

und faszinierten mich. Doch schon nach einer Woche hatte ich in der<br />

Sprachschule einen gewissen Rhythmus gefunden. Mit den ersten<br />

spanischen Worten kam Sicherheit und der Umgang mit den anderen<br />

Freiwilligen in der Sprachschule half mir, mich ebenfalls wohl zu fühlen.<br />

Nach zwei Wochen unternahm ich den ersten großen Ausflug und zwar<br />

in den Regenwald. Mit Säbeln schlugen wir uns durch das Gestrüpp.<br />

Dabei fühlte ich zum ersten Mal was wirkliche Schwüle ist, denn die<br />

lange Kleidung, die wir zum Schutz gegen Insekten trugen, klebte am<br />

ganzen Körper. Mit dem ersten Ausflug kam auch mein erstes Tief, denn<br />

ich brach mir das Ellenbogengelenk. Trotz der verzwickten Situation<br />

hatte ich nicht das Bedürfnis, zurück nach Deutschland zu fliegen. Denn<br />

zwei Wochen Sprachschule und ein Armbruch waren nicht das Einzige,<br />

was ich mit nach Hause nehmen wollte. Also machte ich mich nach<br />

fünf Wochen mit Koffer, Rucksack, eingegipstem Arm und meiner guten<br />

Freundin Anna nach El Alto auf. Natürlich mit dem Bus, dem absolut<br />

populärsten Transportmittel in Bolivien, dem nicht selten der angeklebte<br />

Auspuff abfällt.


In der Stadt angekommen, erwarteten mich die bolivianischen Nonnen,<br />

die das Frauenhaus leiteten, und die weiteren Mitarbeiterinnen. Die<br />

Bolivianer, die in der Höhe leben, sind aus meiner Sicht verschlossene<br />

Charaktere und so musste ich mich selbstständig organisieren und<br />

zurechtfinden. Ich habe immer wieder einsehen müssen, dass von mir<br />

gemachte Fehler von den Bolivianern nicht offen kritisiert wurden. Dies<br />

kann für einen Ausländer, der nicht darauf eingestellt ist, oft anstrengend<br />

und frustrierend sein. Allerdings gebietet es jedoch die Höflichkeit,<br />

jemanden nicht öffentlich bloß zu stellen. Kennt man den Grund, bringt<br />

man viel leichter Verständnis für das Verhalten auf. Wenn Frauen oder<br />

besser gesagt „Cholitas“, die traditionell gekleideten Bolivianerinnen,<br />

in das Büro kamen und um Aufnahme ins Frauenhaus baten, setzte ich<br />

mich regelmäßig zu der zuständigen Sozialarbeiterin. Nach einiger Zeit<br />

konnte ich sogar ins Gespräch mit den betroffenen Frauen kommen<br />

und teilweise sogar mehr über die Hintergründe der Gewalttaten, die<br />

meist der Grund für den Aufenthalt waren, erfahren. An manchen<br />

Arbeitstagen gab es auch außerhalb des Frauenhauses Aufgaben zu<br />

erledigen. So besuchten wir Frauen, die sich in der Vergangenheit im<br />

Frauenhaus aufgehalten hatten und jetzt wieder zu Hause lebten. Diese<br />

Hausbesuche sollen den Frauen die Sicherheit geben, nicht mehr so<br />

schnell Opfer von Gewalt werden zu können, da die Mitarbeiterinnen des<br />

Frauenhauses weiterhin einen Einblick in die Lebensverhältnisse haben<br />

und Hilfestellung leisten. Zudem wollen die Mitarbeiterinnen durch den<br />

fortgeführten Kontakt erwirken, dass die Frauen auch in ihrer indigenen<br />

Aymarakultur Eigenständigkeit oder zumindest Selbstschutz lernen –<br />

Dinge, die sie durch ihre meist sehr traditionelle Erziehung nie vermittelt<br />

bekommen haben.<br />

Nach einiger Zeit der Eingewöhnung fing ich an, Bolivien und die angren-<br />

zenden Länder Chile und Peru zu erkunden. Mit dem Bus erreichte ich<br />

einen Landstrich nach dem anderen. Bolivien ist ein Land das unzählige<br />

verschiedene Vegetationszonen hat: Über die Hochlandgebiete wie zum<br />

Beispiel den Altiplano, wo man Tagestouren über befahrbare Salzseen<br />

machen kann, bis hin zu den tropischen Gebieten des Amazonas<br />

gibt es die Faszination Natur zu entdecken. Das Einzige was fehlt, ist<br />

vielleicht das Meer, aber als Ersatz kann Bolivien mit dem Titicaca-<br />

See aufwarten und seinen ganz eigenen Charme verbreiten. Die größte<br />

Insel des Sees, die „Isla del sol“, ist einer der wenigen aber beliebten<br />

Backpackertreffpunkte des Landes. Kein Wunder, denn die Insel ist<br />

traumhaft schön und wirkt durch die Einwohner, die sich nur mit wenigen<br />

Dingen über Boote versorgen können, sehr geheimnisvoll. In der am See<br />

gelegenen Stadt Copacabana wird immer gefeiert, sei es ein Stadtfest<br />

oder die Einweihung eines neu gekauften Wagens. Die faszinierende<br />

und überall präsente Kultur kam an jedem Platz Boliviens anders zum<br />

Ausdruck. In Tiwanaku, wo Zeugnisse der indianischen Kultur zu sehen<br />

sind und in den Regenwäldern, wo viel angebaut wird, kann man den<br />

Fotoapparat kaum noch aus der Hand legen. Ein kurzer Abstecher mit<br />

Reisen & Arbeiten – 29<br />

dem Fahrrad über die berühmte Panamericana in Peru durfte natürlich<br />

auch nicht fehlen und verpasste meiner Reisezeit, neben dem größten<br />

Chaos, auch den größten Spaß. Die überladenen Fahrräder hatten<br />

schon nach zwei Kilometern die ersten Pannen, sodass wir mit Hilfe<br />

von Taschenmessern ein Schutzblech absägen mussten. Zu guter Letzt<br />

verkauften wir dann innerhalb von 20 Minuten drei Fahrräder auf der<br />

Straße.<br />

Anfang Dezember wechselte ich mein Projekt und arbeitete nun noch<br />

intensiver mit Frauen aus den Randgebieten von El Alto zusammen. Sie<br />

arbeiteten in einer kirchlichen Gruppe, wo sie durch die Herstellung von<br />

fair gehandelten Filzprodukten etwas Unabhängigkeit und finanzielle<br />

Unterstützung erlangten. Ich half dort bei der Arbeit und versuchte<br />

mit den mir gegenüber doch sehr verschlossenen Frauen zu reden, zu<br />

scherzen oder nach einiger Zeit sogar über persönliche Probleme zu<br />

sprechen. Es gibt bisher wirklich kaum einen Lebensabschnitt, der mir<br />

so viel Geduld und Toleranz abverlangt hat und mich dazu gebracht hat,<br />

meine eigenen Werte nicht die Oberhand gewinnen zu lassen. War ich<br />

beispielsweise zu aktiv, ging zu schnell und mit zu vielen Worten auf die<br />

Frauen zu, gingen diese wieder einen Schritt zurück. Dabei war es doch<br />

das, was ich in Deutschland immer gelernt hatte: Offenheit. Was wollte<br />

ich doch gleich im Ausland? Freiheit? Einsicht? Bekommen habe ich<br />

alles, was ich mir erhofft habe und oben drauf Gefühle und Erinnerungen,<br />

die mir niemand mehr nehmen kann. Es gab Familien, die mich innerhalb<br />

von Sekunden mit strahlenden Gesichtern empfingen und glücklich<br />

waren, dass ich bei ihrer traditionellen Familienfeier mitmachte und mit<br />

ihnen tanzte. Schuhputzende Kinder mit einer Mütze über dem Gesicht,<br />

die mir im Gespräch erzählt haben, dass sie nicht in die Schule gehen,<br />

weil sie erst Geld für die Familie brauchen oder sogar ihr Studium damit<br />

finanzieren. All diese Erfahrungen sind das, was einen Auslandsaufenthalt<br />

unersetzbar macht und meine Reiselust am Leben hält.<br />

Hanna Hielscher, 20, ist Studentin der Politikwissenschaften, Kultur- und<br />

Sozialanthropologie in Münster.<br />

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30 – Reisen & Arbeiten<br />

Gap Year Continued<br />

In and Out of Africa<br />

Well, a few months have passed since my last article about my Gap<br />

Year in „<strong>itchy</strong> <strong>feet</strong>“ #3. At that time, I was teaching children in an Early<br />

Childhood Development Centre in Accra/ Ghana. I just loved Ghana.<br />

Being a volunteer makes you get to know the people and places bet-<br />

ter than you could ever have imagined and after a while you feel like<br />

part of the family. After two weeks out of my six-week stay, I was<br />

given a Ghanaian name by my host-family: Instead of being called<br />

Obroni (meaning white lady) they started calling me Amivi, which is<br />

the expression for Saturday-born-girl and a common name in Ghana.<br />

Nearly everybody in Ghana is named after the day of the week he or<br />

she was born on! Kofi Annan, if I remember it correctly, is a Tuesday-<br />

born-boy.<br />

As I said, I was teaching in a Daycare Centre called Little Angels for<br />

four weeks. My class was Lily Class and the oldest of the lot. The<br />

children were five years old and very hard to teach. They had a very<br />

short attention span, but nonetheless I managed to teach them the<br />

sounds of the letters, to count to 20 and a couple of songs. The youngest<br />

children at the Daycare were only one year old. But still they had to<br />

wear a yellow uniform with a Little Angels Emblem on the front. And<br />

they looked really cute in their uniforms. We teachers had to do 15<br />

minutes of exercise with them each morning, just stretching arms and<br />

legs and generally singing all the songs they knew. Before they went<br />

to class, however, they had to sing their school’s anthem and march<br />

around the playground. As it is for the upper class, Little Angels can-<br />

not be regarded as a typical Ghanaian Daycare Centre. School Fees<br />

applied, and those who could not afford the 150.000 Cedis (approx.<br />

15,- €) could not send their children there.<br />

We were seven people in the family (Reverend Ezekiel, his wife<br />

Martha Osofomami, their children). On top of those seven sharing two<br />

of the three rooms in the house, they took in six volunteers! We had<br />

a bunk bed and a couch in our room, which we had to share between<br />

five girls. Because girls and boys just do not mix in a Reverend’s house-<br />

hold, the only boy had a room next door in the neighbour’s house. As<br />

you can imagine, our house was crowded! We shared the yard out<br />

front with two other families, as well as the toilet and the shower.<br />

Running water was a luxury we did not have. We had to fetch our<br />

water each time we wanted to shower or use the toilet, and water<br />

shortage became a common issue. Electricity was known in our com-<br />

munity in Achimota, North Accra, but it got turned off every two days<br />

for twelve hours, either at 6am or 6pm. But it is easy to adapt to those<br />

circumstances because there is just no way it could ever be changed!


And complaining does not help either! I was<br />

really sad when my six weeks in Ghana came<br />

to an end, and I had to board the plane to go<br />

to South Africa for another work placement.<br />

First, I was placed in Johannesburg for three<br />

weeks. I was living in Reiger Park, one of the<br />

coloured communities of Johannesburg. I did<br />

not have a good start in South Africa as my<br />

luggage got lost in Lagos/ Nigeria on the way.<br />

So I was standing in a foreign country, with-<br />

out local money, without an address to go to<br />

and without my luggage. I felt genuinely lost.<br />

Well, needless to say that all I wanted to do<br />

at that moment was to enjoy the Ghanaian<br />

hospitality some more. In Johannesburg, I<br />

tried to learn some words in Afrikaans, which<br />

was quite easy as it is so similar to German<br />

and Dutch. I also tried to get a placement in<br />

the media sector, which I did not get after<br />

all. Because I had done teaching in Ghana, I<br />

was supposed to teach in a primary school,<br />

but I soon quit that job and translated my<br />

organization’s website into German.<br />

Reiger Park was not the safest area, and<br />

I was locked in my host-family’s house at<br />

5:30pm every night, to be picked up at 8am<br />

the next morning. My host-family and I did<br />

not get along well. Thus, I decided to move<br />

into a hotel. I made friends with most of the<br />

staff and one of the staff members was even<br />

playing with the thought of accompanying<br />

me around the world. I made good friends at<br />

work. But to be honest, I was quite happy to<br />

leave Johannesburg to go to Cape Town for<br />

five weeks. On my arrival at Cape Town, the<br />

paperwork at my work placement had not<br />

been processed yet. That gave me one week<br />

of sightseeing in the city. My new family con-<br />

sisted of a 79-year-old lady. In a way it was<br />

nice living with her. I had my own room, she<br />

loved to have someone around to cook for<br />

and she was not so lonely in her big house.<br />

But we were living in one of the suburbs. I<br />

had to take the train for 30 minutes every day<br />

Reisen & Arbeiten – 31<br />

to go to work, and all there was in the neigh-<br />

bourhood was a corner store. I was working<br />

for a newspaper called the Daily Voice, the<br />

Cape Town version of the German BILD news-<br />

paper. Finally, I was working in proper jour-<br />

nalism. The Daily Voice writes in English and<br />

Afrikaans, and I joined the reporting team.<br />

Although they let me do paperwork for the<br />

first few days, I helped with quite a few artic-<br />

les and photo-shootings over the four weeks<br />

I was actually working for them. This gave<br />

me a great insight into journalism. As the<br />

Daily Voice was the newspaper for the coloured<br />

community, I got the chance to accompany<br />

reporters into the suburbs and townships, re-<br />

porting about quite a few shocking things. It<br />

is amazing to see how people can live under<br />

these circumstances!<br />

Although I enjoyed my stay in Cape Town, I<br />

could not wait to leave it behind for Christ-<br />

mas. I joined a four-week overland-safari tour<br />

across East Africa from Johannesburg to


32 – Reisen & Arbeiten<br />

Nairobi/ Kenya. I had a great time on that trip mostly because I had<br />

an awesome group to go with. What we saw, however, was not the<br />

Africa I was longing to see. We truly were tourists on that tour. We<br />

went on quite a few safaris, for example in Kruger National Park in<br />

South Africa and in Chobe in Botswana, where we saw the Big Five:<br />

lions, rhinos, hippos, elephants and leopards. On this trip, we cam-<br />

ped every night and we got really good at pitching our tents. Our<br />

first tour was from Johannesburg to Livingstone in Zambia, where<br />

our tour split up and rejoined with other travellers to see the Victoria<br />

Falls. In Zimbabwe, we had the chance to walk with lions, which was<br />

great. Christmas was spent in Malawi on a beachside campsite and<br />

since we were such a big group none of us got homesick. Other bon-<br />

ding experiences included four days on the island of Zanzibar over<br />

New Year’s with a celebration on the beach, and going to the Seren-<br />

geti. Seeing the Serengeti and Ngorongoro Crater had always been a<br />

dream of mine, and so I took the chance and went hot air ballooning<br />

over a part of the endless plains that no tourist can ever see from the<br />

street. It did not last long, but I guess that balloon ride was my favourite<br />

moment of the trip.<br />

The four weeks flew by, and after 20 weeks in total on the African<br />

continent, I left Africa behind and made my way to Australia. I have<br />

been Down Under for a week now, meeting up with some Austra-<br />

lian guys I had met in Africa. They let me stay with them in the heart<br />

of Sydney and showed me around. By now, I am in the middle of New<br />

South Wales in a small country town, about to begin a Jackaroo/ Jilla-<br />

roo course, the Australian equivalent to a Cowboy/ Cowgirl school. I<br />

will learn how to throw a Lasso, how to shear sheep and how to mus-<br />

ter cattle, so I can go around Australia and work on farms afterwards.<br />

I cannot wait! As a born and bred city girl, I really want to get to know<br />

the farmer’s life in the Outback.<br />

The last 21 weeks have shown that I can travel alone and be comfor-<br />

table about it. I just meet so many nice people on the way that I never feel<br />

alone. Each bend of the road holds an adventure. By now I’m pretty<br />

confident about what I’m doing, and I know that I can handle more<br />

strange situations than I thought I could. I will let you know how my<br />

Cowgirl-Life in Australia went! Until then, Happy Travels!<br />

Cornelia Kaufmann, 19 years old, is currently taking a Gap Year. After<br />

several weeks in Africa, she arrived in Australia.


An Experience like Nothing Else<br />

Au Pair in den USA<br />

Die Idee ins Ausland zu gehen, entwickelte ich zum Ende der Abiturphase.<br />

Ich wollte studieren, das war klar, aber nicht bevor ich den Teil der Erde<br />

gesehen hatte, nach dem ich mich sehne seitdem ich denken kann. So-<br />

mit wandelte sich ein Traum zu einem konkreten Plan: Ich würde als Au<br />

Pair für ein Jahr nach Amerika gehen. Die Zeit bis zur Abreise verbrachte<br />

ich mit gemischten Gefühlen. Auf der einen Seite war die Vorfreude sehr<br />

groß und auf der anderen war ich traurig, mein Zuhause für eine lange<br />

Zeit zu verlassen. Nach einer großen Abschiedsfeier ging es mit dem Ziel<br />

New York City los. Als mir die Stadt mit all ihren funkelnden Lichtern, riesi-<br />

gen Autos und überragenden Gebäuden entgegenblickte, war ich überwäl-<br />

tigt. Nun hatte ich zum ersten Mal begriffen, wo ich angekommen war. Das<br />

Abenteuer konnte beginnen. Ich war so aufgeregt! Eine Woche lang soll-<br />

ten die einreisenden Au Pairs in den Umgang mit amerikanischen Kindern<br />

und den American Way of Life eingewiesen werden. Gegen Ende der Wo-<br />

che wurde die Stimmung kribbelig, und alle fieberten dem Treffen mit ihren<br />

Gasteltern entgegen. Auch ich war etwas nervös. Wir wurden mit Bussen<br />

zu einem Treffpunkt gefahren. Alle drückten sich die Nasen an den Fenster-<br />

scheiben platt, um zu sehen, ob die eigene Familie schon da war. Ich stieg<br />

aus und der Bus fuhr ab. Im gleichen Moment näherte sich ein riesengro-<br />

Reisen & Arbeiten – 33<br />

ßer Amischlitten und hielt direkt vor meiner Nase. Die Tür wurde aufgeris-<br />

sen und meine Gastmutter kam mir mit einem breiten Grinsen auf dem Ge-<br />

sicht entgegen und umarmte mich – so eine tolle Familie, ich schwebte auf<br />

Wolke sieben. Auf der Fahrt nach New Jersey wurden alle möglichen In-<br />

formationen ausgetauscht, und meine zukünftigen Kids schienen mich auf<br />

Anhieb zu mögen. Jason (8 Jahre) stellte mir pausenlos Fragen und war<br />

total fasziniert von meinem Harry Potter Buch, das ich gerade las. Carly<br />

(3 Jahre) hingegen zeigte mehr Interesse an meinen Armbändern. Zu-<br />

hause angekommen führten mich die Kids im ganzen Haus herum und zeig-<br />

ten mir alles. Ich packte meine Sachen aus und übergab die typisch deut-<br />

schen Geschenke, die das Eis noch mehr zum Schmelzen brachten. Meine<br />

Gastmutter hatte das Zimmer, das für ein Jahr meins sein sollte, sehr ge-<br />

mütlich eingerichtet. Noch am gleichen Abend sind wir einkaufen gefah-<br />

ren und ich habe den Ort gesehen. Als wir wieder zurückkamen, klingelte<br />

schon das Telefon. Ein paar Au Pairs fragten, ob sie mich abholen könnten.<br />

So sind wir in das berühmt berüchtigte Eisrestaurant „Friendly´s“ gefahren<br />

und ich habe meine ersten „American Ice Cream“-Erfahrungen gemacht.<br />

Mmmhhh, danach habe ich nie wieder anderes Eis gegessen.


34 – Reisen & Arbeiten<br />

Am folgenden Tag gab es das nächste Highlight. New York City stand auf<br />

dem Programm. Das durfte ich natürlich nicht verpassen. Auch wenn ich<br />

noch viele Male die Weltstadt gesehen habe, an das erste Mal mit meiner<br />

Gastfamilie erinnere ich mich noch ganz genau: Ich kam aus dem Staunen<br />

nicht mehr heraus. Nun konnte ich die Stadt einmal ganz persönlich mit<br />

eingefleischten New Yorkern besuchen. So lebte ich mich also die ersten<br />

paar Wochen mit vielen Unternehmungen ein. Die ersten drei Tage beglei-<br />

tete mich meine Gastmutter noch überall hin. Dann habe ich mich mit einer<br />

Straßenkarte und Beschreibungen von meinem Gastdad durchgeschlagen.<br />

Ich war fasziniert von den riesigen Einkaufszentren mit so gigantischen<br />

Parkplätzen, dass man eine Kleinstadt drauf bauen könnte. In den ersten<br />

Wochen gab es jeden Tag etwas neues Interessantes zu erleben und nette<br />

Leute zu treffen. Unter der Woche war ich von 7 Uhr morgens bis 16 oder 17<br />

Uhr mit den Kindern zusammen. Jason war bis nachmittags in der Schule<br />

und danach habe ich ihn zum Fußball, Schwimmen oder zu Freunden ge-<br />

fahren. Oft sind wir seiner Lieblingsbeschäftigung nachgegangen: Game-<br />

cube spielen. Carly war drei Tage in der Woche morgens in der Vorschule<br />

und die anderen zwei Vormittage bei der Gymnastik und beim Ballett. Die<br />

Zeit habe ich meistens genutzt, um ins Fitnessstudio zu gehen und zu jog-<br />

gen. Wenn ich sie mittags abgeholt habe, hatten wir uns den Mittagsschlaf<br />

wohlverdient. Nachmittags sind wir öfters noch in eine Buchhandlung ge-<br />

gangen, auf den Spielplatz oder zu einem so genannten „Playdate“. Die<br />

Mamas von den Kindern haben mich dabei mindestens genauso gut mit<br />

Eis und Soda versorgt wie die Kids selbst. Nebenher habe ich den neusten<br />

Klatsch und Tratsch aus dem Dorf erfahren. Es war immer sehr amüsant.<br />

Dienstags stand College für mich auf dem Programm und ich habe einein-<br />

halb Stunden etwas über American Geography gelernt. Der Kurs war sehr<br />

interessant und hat mir im Nachhinein an der Uni geholfen, abgesehen da-<br />

von, dass ich viele amerikanische Jungendliche getroffen habe.<br />

Die Wochenenden habe ich, wenn ich nicht gerade mit meiner Gastfami-<br />

lie unterwegs war, mit drei Mädels verbracht: Billy und Maren, zwei Deut-<br />

schen, und Sofie, einer Schwedin. Wir haben uns viele Städte angeschaut,<br />

waren auf Partys oder haben uns einfach nur getroffen, um die Hunde<br />

auszuführen. Wir haben den Hafen von Baltimore, das Weiße Haus in<br />

Washington D.C., das Empire State Building in New York, die Liberty Bell in<br />

Philadelphia, die berühmte Princeton University und vieles mehr gesehen<br />

und waren außerdem am Strand in Atlantic and Ocean City. Weniger spek-<br />

takuläre aber auch gemütliche Wochenenden haben wir in den Malls ver-<br />

bracht, nachdem wir herausgefunden hatten, dass man in Amerika auch<br />

sonntags einkaufen gehen kann. Und abends haben wir uns oft noch in<br />

einem der vielen gemütlichen Starbuckscafés getroffen. Ohne die wären<br />

die USA gar nicht denkbar. Im Frühling sind meine Schwester und meine<br />

beste Freundin zu Besuch gekommen und haben mit mir zwei Wochen lang<br />

ein super Sightseeing-Programm an der Ostküste genossen. Schon im Mai<br />

fing es an, richtig warm zu werden und wir haben viel Zeit draußen ver-<br />

bracht. Auch mit den Kindern war ich oft am Pool, im Garten und auf dem<br />

Spielplatz. Sofie, Billy, Maren und ich haben einige längere Touren unter-<br />

nommen und uns dabei die Niagara Fälle von der kanadischen Seite ange-<br />

schaut und den großen National Park in Upstate New York erkundet.<br />

Atemberaubend war das – und ein Paradies für Fotografen.<br />

Die Ideen für Unternehmungen gingen uns nie aus, doch leider waren<br />

die zwölf Monate fast vorbei. Nun war ich traurig, Amerika und all meine<br />

Freunde erst einmal für einen Weile verlassen zu müssen. Doch bevor das<br />

geschah, wollte ich den letzten Monat noch zum Reisen nutzen. Mit Billy<br />

buchte ich eine Zelttour durch den ganzen Süden Amerikas. In San Fran-<br />

cisco ging es los, weiter durch die Wüste von Nevada nach Las Vegas<br />

und von dort durch die Staaten Arizona, Utah, Colorado und New Mexiko,<br />

um ein paar der schönsten National Parks zu sehen, die das Land zu bie-<br />

ten hat. Einer meiner Lieblingsparks ist der Arches National Park, der nach<br />

den vielen natürlichen steinernen Brücken und Bogen benannt ist. Von dort<br />

aus ging es nach Santa Fé, Del Rio, San Antonio und weiter nach New<br />

Orleans, wo wir das Nachtleben genossen. Nach drei Wochen endete die<br />

Tour in Orlando, Florida und wir mussten uns schweren Herzens von den elf<br />

anderen Teilnehmern und dem Tourführer verabschieden. Ein super Erleb-<br />

nis, das ich sicher nie vergessen werde. Wenn ich meine dreizehn Monate<br />

in den USA jetzt rekapituliere, kann ich sagen, dass es ein Jahr voller<br />

„Action“ und vieler neuer Erfahrungen war, welche mich sehr geprägt<br />

haben. Zu den meisten der Leute, die ich in den USA kennen und schätzen<br />

gelernt habe, habe ich noch heute Kontakt und plane Reisen nach Kanada,<br />

Schweden, England und Südamerika, um alle wieder zu sehen.<br />

Yvonne Kohl, 23, studiert Englisch und Mathematik auf Lehramt in Münster.<br />

Nebenbei jobbt sie bei der Au-Pair-Agentur, mit der sie in den USA war.


A Wwoofer in the Kiwizone<br />

Ein Kuhliesel-Dasein<br />

Man sollte die Schreiber der Guidebooks verklagen, die das Märchen<br />

vom Kiwi in Gummistiefeln und Holzfällerhemd, umzingelt von Schafen,<br />

erzählen. Hier in Auckland gibt es die bessere Mode, den trendigeren<br />

Style: Röhrenjeans und lange Stiefel sind in, riesige Sonnenbrillen (im-<br />

merhin: Die hab ich auch dabei), Nietengürtel, Seitenscheitel, Kamm in<br />

der Tasche: Rockabilly. Auckland grooves! In meinem Trainingsanzug-<br />

Bauchtaschelook kann ich hier jedenfalls keinen Blumentopf gewinnen.<br />

Aber immerhin habe ich es geschafft, ein Konto zu eröffnen, Mitglied<br />

der Bibliothek zu werden und meine SIM-Karte zu wechseln. Ich bin<br />

also gut angekommen am anderen Ende der Welt. Und hier werde ich<br />

das nächste halbe Jahr bleiben, reisend und arbeitend. Meinen ers-<br />

ten Abend verbrachte ich dann auch gleich beim Quiz im Irish Pub bei<br />

einem Gingerbeer mit Gleichgesinnten. Die Fragen habe ich nur zur<br />

Hälfte verstanden, entsprechend fielen auch meine Antworten aus.<br />

Da ich aber meine intellektuelle Brille trug, erkannte man am Anfang<br />

nicht gleich meine Inkompetenz und so hatte unsere Gruppe den sieb-<br />

ten Platz von neun möglichen ergattert. Quiz-Veranstaltungen in Pubs<br />

scheinen hier üblich zu sein. Ein netter Einstieg für mich und Geldfluss<br />

für die Kneipen, in denen im Übrigen nicht geraucht werden darf, was<br />

ich als Pluspunkt empfinde.<br />

Auckland hat riesige Highways und Skyscraper im amerikanischen Stil.<br />

Hier treffen verschiedene Kulturen aufeinander. Vor allem die Asiaten<br />

haben Auckland als neue Heimat für sich entdeckt. Aber die Mentali-<br />

tät scheint insgesamt sehr europäisch. In Neuseeland herrscht Links-<br />

verkehr, sodass es für mich jedes Mal wie ein Wunder ist, die Straße<br />

lebend überquert zu haben. Wie ich hier meine Fahrpraxis erweitern<br />

soll, bleibt mir noch ein Rätsel. Es ist kein Gerücht, dass sich die Leute,<br />

wenn sie aus dem Bus steigen, beim fröhlich pfeifenden Fahrer bedan-<br />

ken, dass sie dich auf der Strasse ansprechen und fragen, wo du her-<br />

kommst und ob man dir helfen kann, dir geduldig und lächelnd alle For-<br />

malitäten zum zehnten Mal erklären, wenn du es nicht begriffen hast,<br />

oder dir Adressen von ihren Freunden geben, bei denen du mal klingeln<br />

kannst, wenn dir langweilig ist. Das macht alles viel einfacher. Außer-<br />

dem stolpert man hier über viele Deutsche in ähnlicher Situation. Mein<br />

Englisch holpert so vor sich hin. Besonders beeindruckend können die<br />

Gespräche mit mir nicht sein. Beim dritten Missverständnis lächle ich<br />

nur brav, in der Hoffnung, dass mein Gegenüber mir keine Frage gestellt<br />

hat. Aber man versichert mir immer wieder, dass mein Englisch „pretty<br />

good” sei, auch so eine Höflichkeit der Kiwis: Sie würden lieber lügen,<br />

als dich zu kränken. Mit der Lupe auf der Landkarte kann man sie er-<br />

kennen: die Weima Hills im Norden Neuseelands, nahe bei Kaikohe.<br />

Und sie sind atemberaubend. Nichts gegen die deutsche Alm, aber hier<br />

Reisen & Arbeiten – 35<br />

gibt es Farne so groß wie Palmen. Und die Obstbäume blühen hinterm<br />

Haus. Und mir unbekannte Vögel singen Balzlieder. Und der Ozean ist<br />

nicht weit. Aber um nicht nur Exotisches aufzuzählen, sondern bei der<br />

Vorstellung einer Alm als Hilfestellung auch an Bekanntes anzuknüpfen,<br />

erwähne ich, dass ich bei Ursel und Erwin, einem ursprünglich bayri-<br />

schen Paar mit zwei blonden Kindern auf einer Rinderfarm wohne und<br />

arbeite. Und hier wird auch ordentlich gebayert. Ade, mein hart er-<br />

kämpftes Englisch der ersten Tage. Dabei war ich doch gerade soweit,<br />

einen Austin-Powers-Film ohne Wörterbuch zu verstehen. Heute<br />

konnte ich nicht einmal mehr ein Rezept für Brownies enträtseln. Denn<br />

das sind meine Hauptaufgaben: backen und kochen, Kinder bespa-<br />

ßen, Rasen mähen. Und morgen repariere ich den Hühnerstall. Letzte-<br />

res scheint komischerweise eine nicht seltene Arbeit für Wwoofers, die<br />

Willing Workers on Organic Farms, zu sein, zu denen ich derzeit gehöre.<br />

In meinem Neuseelandbuch habe ich kürzlich darüber gelesen. Mit den<br />

Rindern selbst hatte ich bisher noch nicht viel Kontakt, abgesehen von<br />

der Dominanz an Wurst und Fleisch im Kühlschrank, der surrenden rie-<br />

sigen Tiefkühltruhe direkt hinter meiner Zimmerwand und den auf der


36 – Reisen & Arbeiten<br />

Wiese verstreut liegenden Schädeln und ganzen Skelettteilen für die<br />

Hunde. Erst heute bin ich den Genuss gekommen, diese vor dem Rasen-<br />

mähen wegzuräumen.<br />

Wie schön ist es doch, in der Morgensonne auf der Terrasse zu sitzen<br />

– mit Sonnenhut, versteht sich – seinen Tee zu genießen und auf die<br />

blauen Berge zu sehen. Erwin arbeitet auf der Farm. Uschi wienert die<br />

Küche. Was für ein herrliches Wwooferleben! Nach knapp zwei Wo-<br />

chen, die ich nun schon bei den Eisenmanns bin, kann ich mich ganz<br />

selbstbewusst als Kuhliesel bezeichnen. Ich habe Weidezäune gezo-<br />

gen, in der „butchery“ das Fleisch von den Knochen gepellt, Würste<br />

verknotet, alles in Tüten gepackt und zusammen mit Uschi auf dem<br />

Markt verkauft. Nicht nur meine Hemden, auch Poren und Haare tragen<br />

den süßlichen Duft des Fleisches glücklich gestorbener Kühe. Und<br />

jeder Abend endet mit einer deftigen Auswahl der vielseitigen Variationen<br />

vom Rind: Hackbällchen, Gulasch, Würstchen, Steak, Corned Beef,<br />

Hackbraten und wieder Hackbällchen. Die Familie mitsamt ihrem Ge-<br />

tier ist mir ans Herz gewachsen. Aber jedes schöne Kuhliesel-Leben hat<br />

auch sein Ende. Und so ziehe ich weiter zu Alfred, dem Metzger. Er ist<br />

ein Freund der Familie und hilft Uschi in der „butchery“. Umgeben von<br />

Fleisch und Knochen lud er mich zum gemeinsamen Forellenfischen ein.<br />

Das ist wahrscheinlich äußerst spannend. Wir werden stundenlang im<br />

Boot auf dem Lake Waikere sitzen und ins Wasser starren. Aber Alfred<br />

ist ein echter Kiwi mit dunkelschwarzem Humor. Und der Lake Waikere<br />

soll wunderschön sein. Er ist auf der Nordinsel an der Westküste un-<br />

weit vom Waipoua Forest zu finden. In diesem Naturgebiet gibt es noch<br />

uralte riesengroße Kauri-Bäume, die selten gewordenen Könige der<br />

Wälder Neuseelands. Seit seine Frau gestorben ist, lebt Alfred alleine<br />

in der Nähe von Omapere, keine 200 Meter vom Strand entfernt. Hier<br />

werde ich also die nächsten Tage verbringen, mit Alfred im Pub Kara-<br />

oke singen, am Meer entlang spazieren, fischen gehen und große Bar-<br />

becue-Sessions zusammen mit den Eisenmanns auf Alfreds Veranda<br />

abhalten. Ich freu mich drauf.<br />

Sabine Dressler, 27, setzt derzeit ihren Aufenthalt in Neuseeland fort.<br />

So arbeitete sie als Zimmermädchen im Hotel und war anschließend für<br />

Greenpeace im Bereich Fundraising tätig.


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38 – Studium<br />

Scharfsüßer Kulturencocktail<br />

Sechs Monate Studium in Malaysia<br />

Allahu Akbar, Gott ist groß. Es ist kurz nach fünf, der Ruf zum Morgenge-<br />

bet schallt vom Minarett der Moschee über die Dächer. Im Nebenzimmer<br />

wird meine Mitbewohnerin nun aufstehen, sich den großen weißen Gebets-<br />

schleier überziehen und den Teppich in Richtung Mekka ausrollen. Als<br />

ich einzog hat Hasniyati gleich zwei Bedingungen aufgestellt, die ihr sehr<br />

wichtig waren: kein Schweinefleisch und kein Alkohol im Haus. Ursprüng-<br />

lich hatte sie aus praktischen Gründen am liebsten mit anderen muslimi-<br />

schen Malaiinnen zusammen wohnen wollen, aber die ersten, die sich auf<br />

ihren Aushang meldeten, waren Sheena und ich. Sheena ist Malaysierin<br />

indischen Ursprungs und Hindu. In Malaysia leben viele verschiedene eth-<br />

nische Gruppen und Religionen zusammen und bewahren ihre kulturellen<br />

Bräuche. So steckt Hasniyati jeden Morgen ihr Kopftuch fest und Sheena<br />

trägt den Salwar Kameez, eine lange Bluse mit einem Schal über einer<br />

lockeren Hose. Mit ihrer Familie spricht sie das südindische Tamil, mit<br />

Hasniyati Malaiisch und mit mir Englisch. In der Kolonialzeit brachten die<br />

Engländer viele Inder und Chinesen ins Land, um Rohstoffe zu gewinnen.<br />

Die Plantagen- und Mienenarbeiter ließen sich hier nieder, brachten ihre<br />

Familien mit und sind Teil der malaysischen Gesellschaft.<br />

Nach Malaysia wollte ich schon lange. Ich studiere Politikwissenschaften<br />

und Südostasienstudien im fünften <strong>Semester</strong> und wollte gerne einmal eine<br />

andere Sichtweise auf Themen wie Globalisierung und Internationale<br />

Beziehungen kennen lernen. Malaysia ist dafür ein spannendes Land, da<br />

die Menschen hier einerseits sehr modern sind und andererseits oft kri-<br />

tisch westliche Einflüsse hinterfragen. Nicht nur Traditionelles und Moder-<br />

nes stehen in einem dauernden Spannungsfeld; es brodelt auch intern zwi-<br />

schen den vielen ethnischen Gruppen. Genau diese Vielfalt hat mich hier-<br />

her gezogen: Wir feiern das chinesische Neujahrsfest und sehen kurz<br />

danach einer indischen Prozession zu, lassen uns von unseren Kommilito-<br />

ninnen die Vorteile des Kopftuchs erklären und essen dabei mit Stäbchen<br />

und trinken indischen Tee. Morgens esse ich mit Hasniyati malaiisches<br />

nasi lemak, in Kokosnussmilch und Chili gekochten Reis, und mittags gehe<br />

ich zusammen mit meinen europäischen und japanischen Freundinnen in<br />

die indische Mensa und esse Curry mit Naanbrot. Gleichzeitig macht es ge-<br />

rade die Vielfalt ethnischer Gruppierungen schwierig, den Einheimischen<br />

nahe zu kommen. Da die Gruppen meistens unter sich bleiben, landete ich<br />

anfangs schnell in der „Weißen-Ecke”. Man muss sich in Malaysia, ähnlich<br />

wie in Deutschland, selbst um Freundschaften bemühen und darf nicht er-<br />

warten, dass man bei der Hand genommen und herumgeführt wird.<br />

An der Uni werden alle Kurse auf Malaiisch oder Englisch unterrichtet. Es<br />

gibt viele private Universitäten die ihren Unterricht komplett auf Chinesisch<br />

oder Englisch anbieten, doch die Technische Universität Malaysia (USM)<br />

ist eine staatliche Einrichtung und dementsprechend dominiert die malai-<br />

ische Sprache. Die „International Students” können dennoch aus einem<br />

großen Angebot an englischsprachigen Kursen wählen. In diesem Semes-<br />

ter sind etwa 150 internationale Studierende aus allen möglichen Ländern<br />

hier. Insgesamt sind etwa 35.000 Studentinnen und Studenten eingeschrie-<br />

ben und die USM ist damit die größte Uni in Malaysia. Einige deutsche<br />

Fachhochschulen haben Verträge mit der Uni, so dass die Studiengebüh-


en der Studenten übernommen werden. An-<br />

dere, so wie ich, nehmen ein Urlaubssemester<br />

und schreiben sich individuell ein. Das bedeutet,<br />

dass wir die vollen Gebühren zahlen. Wenn man<br />

kein Stipendium bekommt, ist das recht teuer,<br />

aber man kann dies durch die geringen Lebens-<br />

haltungskosten ausgleichen. So liegen die Ge-<br />

bühren für ein <strong>Semester</strong> bei knapp 800,- €, die<br />

Miete im Studentenwohnheim beträgt dafür nur<br />

30,- € und man kann sich für zwei Euro pro Mahl-<br />

zeit satt essen. Das Studentenwohnheim ist bei<br />

den meisten europäischen Studierenden aller-<br />

dings nicht besonders beliebt, da es strenge Re-<br />

geln und nur zwei Badezimmer pro Etage gibt.<br />

Dafür lernt man im Fernsehraum und in der Cafe-<br />

teria natürlich am schnellsten Leute kennen.<br />

Bevor man hierher kommt, sollte man sich über-<br />

legen, welche Art von Erfahrungen man machen<br />

will. Ob man zum Beispiel schon scheinfrei ist<br />

und mehr wegen der Sprache, des Spaßes oder<br />

der Kultur herkommt oder ob man tatsächlich<br />

Stoff mitnehmen will, entscheidet anfangs über<br />

den Stundenplan. Im Nachhinein stelle ich fest,<br />

dass ich sehr viel mehr hätte lernen können,<br />

wenn ich mir vorher einen konkreten Plan ge-<br />

macht hätte. Die Qualität der Vorlesungen und<br />

Seminare ist leider nicht immer so gut wie in<br />

Deutschland, sodass man sich bemühen muss,<br />

wenn man etwas lernen und nicht nur von der<br />

Tafel abschreiben und auswendig lernen will.<br />

Andererseits nehmen sich die Dozenten in ihren<br />

Sprechstunden viel Zeit, wenn sie merken, dass<br />

man tatsächlich interessiert ist. Das Fach „Inde-<br />

pendent Studies” ermöglicht die individuelle Be-<br />

treuung durch eine Lehrkraft bei einem selbst<br />

gewählten Projekt. So konnte ich mit einem mus-<br />

limischen Yale-Doktoranden über das Verhält-<br />

nis von Islam und Demokratie diskutieren und<br />

habe dabei vermutlich mehr gelernt, als ich es<br />

in Deutschland jemals hätte können. Wenn man<br />

von Büchern und Theorien genug hat, muss man<br />

sich nicht faul an den Strand legen. So haben<br />

wir gleich die ersten paar Wochen mit Tanz-<br />

proben verbracht und bei einer Univeranstaltung<br />

dem König und der Königin einen traditionellen<br />

malaiischen Tanz vorgeführt. Andere machten<br />

lieber beim Tauchclub mit oder fuhren mit der<br />

Astronomiegruppe zum Sternegucken an den<br />

Strand. Wenn man Initiative zeigt und herum-<br />

fragt, bietet die Uni viel. Die Verständigung ist<br />

dabei fast nie ein Problem, da der Großteil der<br />

Leute sehr gut Englisch spricht. Die Organisation<br />

ist zwar oft anstrengend und chaotisch, aber<br />

letztendlich klappt eben doch das meiste. Man<br />

ist hier nicht so perfektionistisch. Liebhaber<br />

von Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit sollten<br />

wohl lieber nicht in einem Land wie diesem<br />

studieren. Man braucht in Malaysia viel Geduld.<br />

Die Einheimischen nennen ihr Zeitkonzept<br />

„Gummizeit.“ Zeit ist hier flexibel und dehnbar.<br />

Fünf Minuten können eine halbe Stunde werden<br />

und „morgen“ bedeutet niemals der nächste<br />

Tag, sondern irgendwann in naher Zukunft. Die<br />

meisten ausländischen Studierenden erleben<br />

zwischendurch frustrierende Momente. Vier<br />

Wochen nach <strong>Semester</strong>beginn fühlte ich mich<br />

danach, einfach alles hinzuschmeißen und lieber<br />

irgendwo ein Praktikum zu machen, blieb dann<br />

aber, um dem Ganzen noch eine Chance zu geben.<br />

Ich denke, nur wenn man eingrenzen kann<br />

wonach man sucht, kann man die Initiative ent-<br />

wickeln und alles selbst ein bisschen steuern.<br />

Will ich meine Zeit mit Einheimischen oder ge-<br />

nerell mit internationalen Studierenden verbrin-<br />

gen? Will ich die Wochenenden zum Reisen<br />

nutzen und die Region erkunden oder will ich zu<br />

Hause bleiben und den Unialltag erleben? Will<br />

ich meine Zeit mit Recherche und Hausarbeiten<br />

verbringen oder lieber nur die Mindestanforde-<br />

rungen erfüllen und stattdessen ins Theater ge-<br />

hen und reisen und alles im nächsten <strong>Semester</strong><br />

zu Hause nachholen? Dafür hilft es, sich mit an-<br />

deren auszutauschen, die schon ein Auslands-<br />

semester hinter sich haben. Natürlich kann man<br />

auch einfach losfahren und sich überraschen<br />

lassen, falls man dafür flexibel und tolerant ge-<br />

nug ist. Wenn man nicht alles bis ins Letzte plant,<br />

bleibt Platz für Wendungen und Überraschun-<br />

gen. Nun packe ich schon langsam meine Sa-<br />

chen zusammen und bin etwas traurig über den<br />

nahenden Abschied. Ich werde das Essen und<br />

die bunte ethnische Mischung auf Malaysias<br />

Straßen vermissen. Der morgendliche Gebets-<br />

ruf vom Minarett wird mir ebenfalls fehlen. Ich<br />

freue mich aber auch schon darauf, an Deutsch-<br />

land Seiten zu entdecken, denen ich bisher nicht<br />

viel Beachtung geschenkt habe. So werde ich<br />

die Zuverlässigkeit zu schätzen wissen und öfter<br />

mal bei dem türkischen Restaurant um die Ecke<br />

reinschauen. Denn schließlich haben wir auch in<br />

Deutschland unsere spannenden Minderheiten,<br />

von denen wir interkulturell profitieren können.<br />

Das Wichtigste beim Auslandsaufenthalt scheint<br />

mir zu sein, seinen Blick zu ändern: den Blick auf<br />

die Welt und das eigene Leben. Und das kann<br />

man natürlich umso besser, je weiter man sich<br />

von seinem gewohnten Leben entfernt.<br />

Wieder zurück in Berlin: Ich esse morgens noch<br />

immer Reis mit Chilisauce und spare, damit ich<br />

möglichst bald wieder nach Malaysia oder Indo-<br />

nesien kann.<br />

Saskia Louise Schaefer, 23, ist Studentin der<br />

Südostasienstudien, Politikwissenschaft und<br />

Germanistik in Berlin.<br />

INTERNATIONAL<br />

ZÜGIG<br />

PRAXISNAH<br />

Wir bieten Ihnen ein 3-jähriges<br />

kompaktes, internationales und<br />

praxisnahes Studium mit intensiver<br />

Sprach ausbildung inklusive<br />

Aus lands semester und -praktikum.<br />

Neben dem International<br />

Diploma der European Ma nage -<br />

ment Academy (Paris) absolvieren<br />

Sie optional den <strong>Bachelor</strong> of Arts<br />

(Hons) in Business Ma nage ment<br />

der Uni versity of Sunderland<br />

(UK).<br />

International Business<br />

Management<br />

möglicher Schwerpunkt:<br />

Asian-Pacific Management<br />

Tourism & Event<br />

Management<br />

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Asian-Pacific Management<br />

Hühnerposten 12<br />

20097 Hamburg<br />

Telefon 040 323370-0 · Fax -20<br />

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Jena · München<br />

Studium – 39


40 – Studium<br />

Studieren auf hoher See<br />

The Scholar Ship ist startklar für erste akademische Weltreise<br />

Nur noch fünf Monate, dann legt The Scholar<br />

Ship zu seiner ersten akademischen Weltreise<br />

mit 600 Studenten und Absolventen aus der<br />

ganzen Welt für 16 Wochen ab.<br />

Die Idee<br />

Interkulturelle Kommunikation, globale Themen,<br />

internationale Beziehungen nicht nur studieren,<br />

sondern auch erleben und leben. Das Erlernte<br />

gleich in die Praxis umsetzen. Vor Ort diskutie-<br />

ren, worüber andere zu Hause lesen und spe-<br />

kulieren.<br />

Die Reise<br />

An einem interkulturellen akademischen Pro-<br />

gramm teilzunehmen, während man die Welt<br />

an Bord eines Passagierschiffs bereist, ist eine<br />

außergewöhnliche Gelegenheit. Das Scholar<br />

Ship läuft zweimal im Jahr zu einer einsemestrigen<br />

Reise rund um die Welt aus, beginnend im Sep-<br />

tember 2007 und danach jeweils im Januar und<br />

September. Die Reiserouten variieren, sind<br />

jedoch alle konzipiert, um umfassende Lerner-<br />

fahrungen durch die Hafenprogramme zu bie-<br />

ten, die den Lehrplan an Bord ergänzen. Dieser<br />

schwimmende Campus dient als Plattform ei-<br />

nes ununterbrochenen interkulturellen Treffens,<br />

welches auf einem Festland-Campus nahezu<br />

unmöglich wäre.<br />

Zusammenschluss akademischer Förderer<br />

Ein Zusammenschluss führender, hochklassiger<br />

Universitäten trägt zum Programm des Scholar<br />

Ships bei, beaufsichtigt die Qualität seiner aka-<br />

demischen Angebote und stellt sicher, dass es<br />

strenge akademische Standards befolgt. Als<br />

Teil dieses Konsortiums, besteht die Rolle der<br />

Universitäten auch darin, Standards zur Durch-<br />

führung des Unterrichtens, Lernens, Führens<br />

und der Studentenbetreuung zu kontrollieren<br />

und zu verbessern. Die auf dem Scholar Ship an-<br />

gebotenen akademischen Programme weisen<br />

dieselben Qualitätsstandards auf wie die auf dem<br />

Campus der angeschlossenen Universitäten.<br />

Landprogramm<br />

Das Landprogramm des Scholar Ships kommt<br />

seiner Verpflichtung zu einem auf Erfahrungen<br />

beruhenden Lernmodell nach. Die Reiseroute<br />

wird sehr sorgfältig geplant, um sicherzustel-<br />

len, dass jeder angelaufene Hafen und jedes<br />

Land umfangreiche Ausbildungmöglichkei-<br />

ten für Studierende bereit hält. Während genü-<br />

gend Zeit für Freizeit und Erholungsaktivitäten<br />

zur Verfügung steht, ergänzen die Studierenden<br />

ihre Erfahrung mit der Teilnahme an einem der<br />

drei verschiedenen Möglichkeiten des Land-<br />

programmes: akademische Landprogramme,<br />

Küstenexkursionen und eigenständiges Reisen.<br />

Das Leben an Bord<br />

An Bord des Scholar Ships bilden individuelle<br />

kulturelle Hintergründe, Glaube, Werte und vor-<br />

herige Lebenserfahrungen die Basis unserer<br />

internationalen Lerngemeinschaft. Diese Bord-<br />

gemeinschaft integriert akademische, kulturelle<br />

und soziale Erfahrungen in Programmen, die<br />

die persönliche und berufliche Entwicklung der<br />

Studenten fördern. Mitglieder dieser inter-<br />

nationalen, unterschiedlichen Gemeinschaft<br />

werden zusammenwachsen, voneinander ler-<br />

nen und unschätzbare lebenslange Beziehun-<br />

gen auf der ganzen Welt entwickeln.<br />

Undergraduate (Studenten) Programme<br />

Während des <strong>Bachelor</strong>, Diplom oder Magister-<br />

studienganges müssen/ können Studenten ein<br />

Auslandssemester absolvieren. Nach erfolgrei-<br />

chem Abschluss des The Scholar Ship Programmes<br />

erhalten die Studenten das Certificate in Inter-<br />

cultural Leadership und mindestens 30 ECTS<br />

Punkte. Sie können sich aus fünf verschiede-<br />

nen Schwerpunkten einen auswählen:<br />

International Business and Communication,<br />

Sustainable Development, Conflict Studies,<br />

Global Cultures and Social Changes, Worlds of<br />

Art and Culture.<br />

Postgraduate (Absolventen) Programme<br />

Für Absolventen gibt es neben dem „einfachen“<br />

Auslandssemester nach dem <strong>Bachelor</strong>studium<br />

(Postgraduate Certificate in International<br />

Communication) viele Möglichkeiten, um einen<br />

<strong>Master</strong>studiengang in Zusammenarbeit mit<br />

unseren Partneruniversitäten zu absolvieren.<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

<strong>Master</strong> in International Relations<br />

<strong>Master</strong> in International Communication<br />

<strong>Master</strong> in International Business<br />

<strong>Master</strong> of Commerce in Business<br />

Maestría en Comunicación<br />

<strong>Master</strong> of International Studies and<br />

Diplomacy<br />

Sowie auch doppelte <strong>Master</strong>abschlüsse<br />

The Scholar Ship<br />

Nicole Niedack – Regional Manager<br />

0172-314 87 56<br />

NNiedack@TheScholarShip.com<br />

www.TheScholarShip.com


Saint Mary’s University<br />

Study in Nova Scotia – Home of Most Amazing Natural Wonders<br />

Founded in 1802, the university has a long tradition of academic<br />

excellence in teaching and research. Saint Mary’s University is a<br />

thoroughly modern urban university with a population of 8.800 students.<br />

Graduates and students from around the world, including Germany,<br />

describe it best when they talk about the spirit of the Saint Mary‘s<br />

community and school pride, the quality of the programs, and the<br />

individual attention that students receive. With a population of 1.300<br />

international students from 94 countries Saint Mary’s University campus<br />

has a distinctly international flavour, where students learn to become<br />

true global citizens.<br />

Arts, Commerce and Science<br />

The Faculty of Arts provides a supportive learning environment for you.<br />

Getting a Saint Mary’s comprehensive and innovative Arts education<br />

ensures you have the right qualities for today’s workforce. With more<br />

than a 200-year tradition our professors and researchers will work with<br />

you to ensure that you reach your education goals.<br />

The Sobey School of Business is accredited by the prestigious AACSB<br />

International (www.aacsb.edu). Recognized internationally, AACSB<br />

accreditation ensures that employers and graduate schools around<br />

the world recognize the quality of Sobey School graduates. The Sobey<br />

School is a world-class business school, ranked 4th in Canada, with<br />

state-of-the-art facilities and educational tools designed to make it easier<br />

for you to study and succeed.<br />

Saint Mary’s Faculty of Science will help you develop your skills for<br />

analyzing complex situations or data. You will have the chance to<br />

participate in cutting-edge research either as a summer student or in an<br />

honours project. Saint Mary’s is also proud to offer the only astrophysics<br />

undergraduate, <strong>Master</strong>’s and PhD programs in Atlantic Canada. The<br />

Astronomy Department operates the Burke-Gaffney Observatory, which<br />

houses a 40cm telescope, used for teaching, public tours, and research<br />

projects which include searching for extra-galactic supernovae, and<br />

charting the orbits of asteroids in the solar system.<br />

One University. One World. Yours<br />

Saint Mary’s University’s active presence on the international scene<br />

is an exceptional advantage for students. It has been argued that<br />

internationalization – integrating a stronger international/ intercultural<br />

dimension into teaching, research and community service – may well be<br />

one of the “mega trends” in university education in many countries for<br />

the 21st century. There is a high level of consensus among universities<br />

that the key rationale for internationalization efforts is to “prepare<br />

graduates who are internationally knowledgeable and interculturally<br />

competent.”<br />

Please note that Saint Mary’s has a number of programs that are<br />

“international” by their very nature. These include:<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

International Development Studies (graduate and undergraduate)<br />

Asian Studies<br />

Women’s Studies (graduate)<br />

Global Business<br />

Modern Languages (Arabic, Mandarin, Japanese, French, Spanish,<br />

German, Italian)<br />

Programs such as Environmental Science, Geography, Criminology, and<br />

Studium – 41<br />

Marketing, just to name a few, also have major portions of their programs<br />

which are internationally focused. Saint Mary’s Teaching English as a<br />

Second Language (TESL) centre offers students the option to upgrade<br />

their language skills before moving into academic programming.<br />

Monica Wood<br />

Director, Student Recruitment<br />

Saint Mary‘s University, Canada<br />

001-902-420-5070<br />

monica.wood@smu.ca<br />

www.smu.ca


42 – Studium<br />

Jura auf Französisch in Genf<br />

Viel mehr als Schweizer Käse<br />

Folgender französischsprachiger Ort schien die Voraussetzungen für<br />

ein interessantes Austauschsemester zu erfüllen: Genf, die Stadt am<br />

letzten Zipfelchen der Schweiz, 20 Minuten zu Fuß von unserem altbe-<br />

kannten Nachbarn und Euroland Frankreich entfernt. Schon während<br />

der <strong>Semester</strong>ferien zog ich nach Genf, um die angebotene Hausarbeit<br />

im Bürgerlichen Recht für Fortgeschrittene zu schreiben. Die Erstellung<br />

der schriftlichen Arbeit beanspruchte circa fünf Wochen Zeit, sodass<br />

mir neben der intensiven Auseinandersetzung mit dem gestellten Sach-<br />

verhalt auch ein wenig Zeit blieb, mich vor <strong>Semester</strong>beginn auf eine<br />

neue Stadt einzustellen. Nebenbei beschäftigte ich mich mit den mir bis<br />

dahin unbekannten, aber durchaus delikaten Unterschieden zwischen<br />

den französischen und schweizerischen Vokabeln. Denn bereits die<br />

erste Bestellung eines Café au lait wurde mit leichtem Unverständnis<br />

quittiert und der Begriff des „Renversés“ prägte sich mir bald ein.<br />

Aufgrund ihres enormen Angebots an Veranstaltungen, Vorlesungen<br />

und Seminaren im internationalen Rechtsbereich, ihres guten Rufs und<br />

nicht zuletzt auch wegen der französischen Unterrichtssprache hatte<br />

ich mich für die Universität Genf entschieden. Ferner bildete auch der<br />

bereits erwähnte Schein im Bürgerlichen Recht für Fortgeschrittene,<br />

der an allen deutschen Universitäten anerkannt wird und auch mein<br />

letzter sein sollte, einen weiteren Grund für meine Bewerbung. Für mich<br />

bot sich in Genf die interessante Möglichkeit ohne Zeitverlust sowohl<br />

mein reguläres Studium studienplanmäßig zu absolvieren, als auch<br />

gleichzeitig einen Einblick in ein anderes Rechtssystem zu erlangen.<br />

Die Übung im Bürgerlichen Recht für Fortgeschrittene stellte sich dabei<br />

als große Herausforderung dar: Aufgrund der kleinen Gruppen (circa<br />

20 Personen) bot sich erstmals die Gelegenheit, viele Fragen in und au-<br />

ßerhalb der Vorlesung stellen zu können und die volle Aufmerksamkeit<br />

des Professors bei Verständnisschwierigkeiten zu bekommen. Ferner<br />

wurden die Hausarbeiten und Klausuren mit derselben Gründlichkeit<br />

und Sorgfalt korrigiert, sodass jeder Teilnehmer eine detaillierte Ana-<br />

lyse seiner Arbeiten erwarten konnte. Diese umfassend intensive und<br />

aufmerksame Betreuung durch den Professor und die Assistenten hat<br />

mich sehr beeindruckt. Ebenso haben wir in den Übungen einige exa-<br />

mensrelevante Klausurfälle besprochen, durch die wir ein wenig an die<br />

Examensvorbereitung herangeführt werden sollten.<br />

Neben der Übung im Bürgerlichen Recht besuchte ich ausschließlich<br />

Vorlesungen in französischer Sprache. Da ein Grund für mein Auslands-<br />

semester in Genf die Vertiefung meiner Französischkenntnisse in fach-<br />

spezifischer Richtung darstellte, entschied ich mich, an einem Seminar<br />

über Menschenrechte teilzunehmen. Dieses lief über das ganze Semes-<br />

ter und bot mir die Möglichkeit, mich mit vielfältigen Texten in französi-<br />

scher Fachsprache, den entsprechenden Termini auseinanderzusetzen<br />

und auch eine Seminararbeit anzufertigen. Das Thema konnte ich bis<br />

zu einem bestimmten Grad selbst wählen und wurde hierbei, wie auch<br />

beim späteren Anfertigen der Arbeit, in jeglicher Hinsicht von dem lei-<br />

tenden Professor sowie seinem Assistenten unterstützt. Durch diese<br />

Seminararbeit bekam ich nicht nur die Chance, einen tieferen Einblick<br />

in die Arbeitswelt einer internationalen Organisation zu erhalten, son-<br />

dern auch, juristische Gutachtentexte auf Französisch zu verfassen.<br />

Neben meiner Wissenserweiterung im Bereich des fachspezifischen<br />

Französisch, konzentrierte ich mich auf die Verbesserung meiner Fran-<br />

zösischkenntnisse an sich, weshalb ich noch einen Grammatik- und<br />

einen Mediensprachkurs besuchte. Letzterer beschäftigte sich vor<br />

allem mit der Alltagssprache von Zeitungen und Fernsehen, sodass<br />

ich auch auf diesem Gebiet meinen Wortschatz umfassend erweitern<br />

konnte und diesen dann auch in regelmäßigen Referaten aktiv anwen-<br />

den musste. Dieser Sprachkurs war für mich von zentraler Bedeutung,<br />

da er mir insbesondere im Rahmen von zwanglosen und freien Unter-<br />

haltungen mit Professoren wie mit anderen Studenten extrem geholfen<br />

hat. Seitens der Universität Genf werden diverse Sprachkurse auf ins-<br />

gesamt drei unterschiedlichen Niveaus angeboten, die Gebiete wie Gram-<br />

matik, Sprechen und Schreiben sowie spezifische Themen abdecken.


Rückblickend auf die fünf Monate kann ich trotz größerer und<br />

kleinerer Widrigkeiten sagen, dass es sowohl in fachlicher als<br />

auch in persönlicher Hinsicht eine Bereicherung war. Hinsicht-<br />

lich des Studiums würde ich Jurastudenten jedoch empfehlen,<br />

ein ganzes Jahr anstatt nur ein <strong>Semester</strong> zu bleiben. Durch die<br />

Ausarbeitung meiner Seminararbeit, die ich mehr oder weniger<br />

parallel zu meinem großen Schein im Bürgerlichen Recht absol-<br />

vierte, hatte ich stets Zeitprobleme in Bezug auf die anderen<br />

Fächer und war oft dem starken Druck ausgesetzt, allen An-<br />

forderungen gerecht zu werden. Ich kann einen einsemestri-<br />

gen Aufenthalt nur denjenigen empfehlen, die bereits vor ihrer<br />

Ankunft in Genf sowohl im deutschen Zivilrecht als auch in der<br />

französischen Fachsprache ein sehr fundiertes Wissen besitzen<br />

und auch bereit sind, konsequent zu arbeiten.<br />

Das Leben im Ausland stellt sich gerade am Anfang eines Aus-<br />

tauschjahres als durchaus kompliziert dar. Man muss sich nicht<br />

nur im Alltag einer anderen Kultur organisieren und dabei ler-<br />

nen, sich und seinen gewohnten Tagesablauf zu integrieren,<br />

sondern auch die neue Umgebung in sein Leben einzubringen.<br />

Aufgrund der permanenten Nähe von anderen Austauschstudie-<br />

renden aus aller Welt, musste ich jedoch nur selten das Gefühl<br />

von Heimweh erleben und konnte bereits am Anfang feststel-<br />

len, dass sich alle letztendlich über dieselben Fragen den Kopf<br />

zerbrechen. Schließlich kann ich jedem ein Auslandssemester<br />

bzw. ein Auslandsjahr an der Universität in Genf nur empfehlen.<br />

Unerwähnt sollten dabei für alle Wintersportler wie Sommer-<br />

freunde nicht die Nähe zu den Alpen und die perfekten Segel-<br />

und Rudermöglichkeiten auf dem Lac Léman bleiben. Für Kul-<br />

turfreunde gibt es eine erstaunlich große Auswahl an Museen,<br />

Theater- und Opernaufführungen sowie alle Kinofilme in Origi-<br />

nalsprache! Natürlich ein Muss für alle Gourmets unter uns: ge-<br />

schmolzener Käse als Schweizer Nationalgericht. Fondue-Käse,<br />

Raclette-Käse und auch Rivella sind für den adaptierten Aus-<br />

tauschstudenten nicht mehr wegzudenken. Zu guter Letzt ist<br />

eins ganz sicher: In Genf ist man niemals ein Ausländer.<br />

Aufgrund der großen Anzahl an Hauptsitzen von internationalen<br />

Organisationen ist Genf nicht unbedingt eine Projektion einer<br />

traditionellen Kleinstadt in der Schweiz, dafür aber das Ebenbild<br />

von Internationalität.<br />

Die Jurastudentin Martina Terzic, 23 Jahre, hat im Anschluss an<br />

ihr <strong>Semester</strong> in Genf ein zweites Auslandssemester in Spanien<br />

begonnen.<br />

SSA07 München Anz 109x268 16.02.2007 9:36 Uhr Seite 1<br />

V E R A N S TA LT E R :<br />

STUDIUM,<br />

AUSBILDUNG,<br />

KARRIERE:<br />

START<br />

SCHUSS<br />

ABI<br />

Studium – 43<br />

DIE INFO-VERANSTALTUNG<br />

FÜR SCHÜLER<br />

IN DER OBERSTUFE<br />

27.10.2007 RUHRGEBIET<br />

1 7.11.2007 STUTTGART<br />

DEINE CHANCEN IN STUDIUM UND BERUF<br />

JETZT BEWERBEN: www.startschuss-abi.de


44 – Studium<br />

Studies in<br />

American<br />

Language<br />

www.sal.sjsu.edu<br />

• Academic and<br />

TOEFL Prep English<br />

• <strong>Semester</strong> at SJSU<br />

• MBA Preparation<br />

• Communication and Culture<br />

San José, California<br />

San José State University<br />

Foundation<br />

Französisches Flair<br />

Wirtschaft im Straßencafé<br />

Wir sitzen in einem kleinen Straßencafé und trin-<br />

ken Espresso. Die Augen folgen den Passanten,<br />

ab und zu fällt ein kurzer Kommentar. Eigentlich<br />

sind wir zu träge zum Reden, die milde Oktober-<br />

sonne macht uns schläfrig. Das Straßencafé<br />

liegt an der Place Erlon, die Place Erlon befindet<br />

sich in Reims, und Reims wiederum ist eine<br />

kleine Stadt in Frankreich, etwa 180 km östlich<br />

von Paris.<br />

Meine Mitkaf<strong>feet</strong>rinker und ich studieren seit ein<br />

paar Monaten hier. Der Studiengang nennt sich<br />

Internationale Betriebswirtschaftslehre. Begon-<br />

nen habe ich ihn vor etwa zwei Jahren an der<br />

European School of Business in Reutlingen. Das<br />

Studienprogramm sieht drei Studiensemester so-<br />

wie ein Praxissemester in Deutschland und das-<br />

selbe noch einmal im Ausland vor. Die Tatsache,<br />

dass ich jetzt im fünften <strong>Semester</strong> hier in Frank-<br />

reich bin, ist ein Eingeständnis an meine Fran-<br />

zösischkenntnisse. Aber eigentlich schlage ich<br />

mich ganz gut durch. Den Lehrern zu folgen ist<br />

seltsamerweise überhaupt kein Problem, was<br />

daran liegen mag, dass sie alle bezüglich lang-<br />

samer und deutlicher Aussprache instruiert wor-<br />

den sind. Das selbstständige Schreiben gestal-<br />

tet sich etwas schwieriger, aber wozu hat man<br />

denn seine französischen Mitstudenten? Etwa<br />

die Hälfte der circa 150 Studierenden in mei-<br />

nem <strong>Semester</strong> sind Franzosen, die anderen kom-<br />

men aus Italien, Großbritannien, Spanien, Irland,<br />

den USA, Mexiko, Australien, China und natür-<br />

lich Deutschland.<br />

Bis vor einer halben Stunde waren meine Mitkaf-<br />

<strong>feet</strong>rinker und ich noch fleißig mit unseren Lap-<br />

tops beschäftigt. Hausarbeiten werden hier sehr<br />

groß geschrieben. In multinationalen Gruppen.<br />

Bei uns heißt das: zwei Deutsche, ein Chinese,<br />

eine Mexikanerin und der Quotenfranzose fürs<br />

Korrigieren. Diesmal war es eine vom Umfang<br />

her recht kleine Hausarbeit im Bereich Mar-<br />

keting. Alle hatten sich gut vorbereitet, sodass<br />

ein Samstag genügte, um eine druckfertige Ver-<br />

sion zu produzieren. Jetzt also die verdiente Er-<br />

holung im Café. Für heute Abend stehen noch<br />

die Übungsaufgaben für Finanzierung in meinem<br />

Terminkalender, für den morgigen Sonntag ab<br />

10 Uhr wieder Gruppenarbeit. Mit einer anderen<br />

Gruppe, für ein anderes Fach. Ein Zuckerschle-<br />

cken ist es nicht, das Studium am CESEM, dem<br />

Centre d’Etudes Européennes de Management.<br />

Der Stundenplan variiert von Woche zu Woche,<br />

manchmal haben wir bis zu zehn Zeitstunden<br />

Vorlesung am Tag. Dazu kommen die zahllosen<br />

Hausarbeiten und natürlich die Prüfungsvorbe-<br />

reitung. Das ist dann der Hammer am Ende des<br />

<strong>Semester</strong>s: zehn Prüfungen, Dauer zwischen<br />

eineinhalb und drei Stunden, an nur vier Tagen.<br />

Gleichzeitig müssen wir uns für das im An-<br />

schluss anstehende Praxissemester bewerben.<br />

Viel geschlafen wird also nicht in den fünf Mo-<br />

naten hier in Reims.<br />

Der Unterricht selbst erinnert mich sehr an<br />

meine Schulzeit. So richtig mit Aufzeigen, wenn<br />

man was fragen will. Unser <strong>Semester</strong> ist in drei


feste Klassen eingeteilt, nur für den Sprachunterricht ändern sich die<br />

Gruppen. Diese Verschulung der Uni ist ganz normal in Frankreich und<br />

mag daran liegen, dass die Franzosen deutlich jünger als wir Deutschen<br />

sind, wenn sie mit dem Studium beginnen. Ein bisschen Drill wird darum<br />

für nötig erachtet. Das verschulte System hat aber auch große Vorteile.<br />

Wer sich etwas schwer mit der Selbstdisziplin beim Lernen tut, dem<br />

wird hier jede Sorge abgenommen, da man ständig mit Hausarbeiten<br />

beschäftigt wird. Außerdem weiß man immer ganz genau, was in den<br />

Prüfungen abgefragt wird; genau wie in der Schule, eben der im Unter-<br />

richt durchgenommene Stoff und nichts darüber hinaus.<br />

Die Herbstsonne blinzelt, wir blinzeln auch. Am Nebentisch wird<br />

Champagner serviert. Ein Handy piepst. Ob wir heute Abend noch mit-<br />

wollen, Treffen um 23 Uhr im Café Latino. Nun ja... wenn ich mich mit<br />

meinen Übungsaufgaben beeile... Man studiert schließlich nur einmal.<br />

Carpe diem!<br />

Friederike von Redwitz, 25, hat ihr Studium im Sommer 2006 abge-<br />

schlossen. Derzeit macht sie in München ein Volontariat in der<br />

Pressestelle einer großen Consulting Group.<br />

summer @ UCLA<br />

email: international@summer.ucla.edu<br />

tel: 310.825.4101, 9am - 5pm, Monday - Friday<br />

w w w . s u m m e r . u c l a . e d u<br />

Studium – 45<br />

Internships<br />

More than 500 courses<br />

selected from the<br />

regular curriculum<br />

that carry full UCLA<br />

academic credit<br />

Wide range of courses<br />

open to high school<br />

students in<br />

grades 10-12<br />

Convenient six- and<br />

special eight- and<br />

ten-week sessions<br />

Convenient on-campus<br />

housing available with<br />

and without meal plans<br />

07


46 – Studium<br />

Innovative in the<br />

heart of Europe<br />

Get to know five Maastricht<br />

University programmes through<br />

the stories of the students below<br />

Maastricht University, or Universiteit Maastricht (UM) in Dutch, has<br />

a strong European and international outlook, as you will immediately<br />

realise from its broad range of internationally-oriented study<br />

programmes. During your studies you will work using Problem-Based<br />

Learning, an educational model that is centred on you, the student.<br />

Another thing that makes UM special is its academic research, which<br />

is focused on current issues in today’s modern, globalised society.<br />

Then you have the location, Maastricht, one of the oldest cities in the<br />

Netherlands that sits at the crossroads of different cultures and in the<br />

heart of Europe. The city is also known for the Maastricht Treaty (1992),<br />

which marked the establishment of the European Union. Europe has a<br />

special significance for the university, and this is reflected in every area<br />

of its operations.<br />

For more information about the UM programmes, please visit:<br />

www.unimaas.nl and the Extra Open Day of Maastricht University:<br />

Wednesday 6 June 2007<br />

European Law School<br />

The European Law School programme gives you the opportunity to get<br />

to know the different legal systems of the most influential European<br />

countries, and to gain an insight into both American and international<br />

legal systems. This knowledge will make it possible to choose where you<br />

want to work once you’ve graduated.<br />

It worked out perfectly<br />

“I’m German, and lots of people ask me why<br />

I chose to study in Maastricht. They ask me<br />

if it’s possible to go study in the Netherlands<br />

with a non-Dutch diploma. Of course it is! They<br />

also wonder how I ended up here. I started<br />

studying law at a university in Germany,<br />

but I was somehow disappointed with the<br />

educational system there because it consists<br />

mostly of lectures. I also had to take minors that were not specifically<br />

aimed at law. When I heard of Maastricht University and the European<br />

Law School I was very interested. The educational system in Maastricht<br />

is very different, dealing with practical legal problems in small groups.<br />

That was exactly what I was missing in Germany. So I took a chance –<br />

and transferring to Maastricht has worked out perfectly for me!”<br />

Peter Birk, Germany<br />

Third-year European Law School student


Faculty of Economics and Business Administration<br />

For years, programmes offered by Maastricht University have achieved<br />

top-rankings in Dutch magazines like Elsevier, but also by the Dutch<br />

Government inspection. Next to these national proofs of quality, the Faculty<br />

of Economics and Business Administration has additional proof of offering<br />

top quality education on an international level, as it has been accredited<br />

by both the American AASCB and the European Equis, two international<br />

accreditation organizations. Only about forty universities in the world can<br />

say the same thing!<br />

Ranked and accredited as one of the best<br />

“During my study in International Business,<br />

I have learned to work in teams because of<br />

our small scale education system, and have<br />

become used to studying and working in an<br />

international atmosphere due to the many<br />

international students and my study abroad<br />

period in Hong Kong. And now, as I am close<br />

to the end of my studies and have started to look for a challenging job to<br />

begin my professional career, I experience that especially international<br />

companies value these skills of Maastricht graduates. The rankings and<br />

accreditations help me proof to a future employer, also to those abroad,<br />

that my education at Maastricht University has been an ideal preparation<br />

for a successful international career!”<br />

Faculty of Health, Medicine and Life Sciences<br />

Colin Bom, the Netherlands<br />

Third-year International Business student<br />

The merger of the faculties of Health, Medicine and Life Sciences has created<br />

a unique profile and a synergy between medical, molecular life sciences<br />

programmes. The bachelor programmes offered include General Health<br />

Sciences, Medicine, Molecular Life Sciences and European Public Health.<br />

My vision is to improve the health of<br />

Europeans<br />

“European Public Health is a very<br />

practical study which combines biological,<br />

psychological and social health with<br />

organisation and integration of health systems<br />

in Europe. Students work with real life<br />

problems about European health issues.<br />

Polish people have not yet fully become part of Europe and do not have the<br />

same perception of such illnesses like stress and burnout as they do in the<br />

Netherlands for example. I want to break down the walls between Eastern<br />

and Western Europe in the field of public health and I really have the<br />

feeling that I, as a graduated European Public Health graduate, will be able<br />

to achieve this as a result of the education received here in Maastricht!“<br />

Ania Mikolajec, Poland<br />

First-year European Public Health student<br />

Faculty of Psychology<br />

Psychology is about everything people do, feel and think. Psychologists<br />

Studium – 47<br />

want to understand, explain, predict and, if necessary, change how people<br />

think and what they do. Think of anything you like and psychologists will<br />

have studied it! If you come to Maastricht to study psychology, you’ll get<br />

an introduction to all these different approaches. The distinction between<br />

this and other psychology programmes is that the further on you get in your<br />

programme, the more emphasis there will be on two important approaches,<br />

namely cognitive psychology and biological psychology.<br />

Psychology is the thing for me!<br />

“Psychology in Maastricht is the ideal study for<br />

me. There is a great atmosphere at the faculty, the<br />

three-year bachelor’s programme is compact and<br />

there are many master specialisations to choose<br />

from. The bachelor’s programme covers a vast<br />

variety of topics within psychology. Knowledge<br />

about human behaviour, the functioning of the<br />

brain, and the different theories that psychologists<br />

have are some of the topics discussed. I am especially interested in human<br />

behaviour and how this is affected by the brain. I am also looking forward to<br />

the Research Practical that will take place at the end of the second year. Then I<br />

can set up my own research with a few other fellow students. Another positive<br />

aspect of this study is that there are many possibilities to go abroad. I intend to<br />

follow some electives in Spain during my third year.”<br />

Knowledge Engineering and Computer Science<br />

Johanna Hauke, Germany<br />

Second-year Psychology student<br />

Knowledge is the most important factor in modern society. We see many<br />

problems that are very complex and are awaiting talented people. The<br />

Knowledge Engineering programme trains students to come up with<br />

solutions using the latest technological insights. The programme offers a<br />

thorough foundation in application-oriented mathematics and computer<br />

science and trains students to deal with projects in groups.<br />

The ideal combination of applied mathematics<br />

and computer science<br />

“From the beginning I knew that I would like to study<br />

mathematics or computer science. In Knowledge<br />

Engineering I found the ideal combination of applied<br />

mathematics and computer science. You are<br />

working with exact sciences and can apply them<br />

immediately. You are in fact a problem solver who,<br />

with the help of techniques from artificial intelligence and mathematics, can<br />

translate existing information in organisations into useful knowledge. You work<br />

particularly on real problems in projects. That is one of the nicest parts of the<br />

education programme for me. You immediately put what you have learned into<br />

practice and therefore you remember everything much better.”<br />

Jordi Heijman, the Netherlands<br />

Third-year Knowledge Engineering student


48 – Studium<br />

College-Contact.com<br />

Auslandsstudium à la carte<br />

College-Contact.com ist 1997 als erstes privat organisiertes Unternehmen<br />

zur Unterstützung junger Menschen bei der Umsetzung ihrer Studien-<br />

vorhaben im Ausland gegründet worden. Mehrere hundert Studierende<br />

und Schüler der Oberstufe nutzen mittlerweile jedes <strong>Semester</strong> unsere<br />

Beratungs- und Vermittlungstätigkeiten zu Universitäten weltweit. Unsere<br />

mehr als 130 Partnerhochschulen finanzieren dabei unser Marketing und<br />

unsere für die Interessenten und Bewerber völlig kostenlosen Dienstleis-<br />

tungen.<br />

Der Sitz von College-Contact.com befindet sich im Zentrum für internati-<br />

onale Bildung und Karriere in Münster zusammen mit anderen führenden<br />

Unternehmen der Bildungsbranche.<br />

Unsere Philosophie<br />

Wir möchten ergänzend zu staatlichen und universitären Austausch-<br />

programmen mit unseren Dienstleistungen mehr jungen Leuten die Mög-<br />

lichkeit bieten, mit Hilfe eines akademischen Auslandsaufenthalts ihren<br />

eigenen Horizont zu erweitern und beruflich konkurrenzfähiger zu wer-<br />

den. Durch ein ständig wachsendes Angebot an Partnerhochschulen<br />

weltweit möchten wir jedem Interessenten kostenlos ein individuell<br />

zugeschnittenes Studienprogramm vermitteln können und somit den per-<br />

sönlichen und akademischen Erfolg des Auslandsaufenthalts sicherstellen.<br />

Unsere Angebotspalette<br />

Folgende Studienprogramme kann College-Contact.com in seinem Unter-<br />

nehmensnetzwerk weltweit anbieten:<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

Studiengänge mit <strong>Bachelor</strong>-, <strong>Master</strong>- und Ph.D.-<strong>Abschlüsse</strong>n in allen<br />

Fachbereichen an staatlichen und privaten Hochschulen<br />

<strong>Semester</strong>programme mit umkompliziertem Bewerbungsverfahren und<br />

flexibler fachbereichsübergreifender Kurswahl<br />

Summer Sessions für Schüler, Studierende, Berufstätige und Interes-<br />

sierte<br />

Aufbaustudiengänge und Weiterbildungen für alle Zielgruppen<br />

Prüfungsvorbereitungskurse, spezialisierte Seminare und Trainings für<br />

Berufstätige (Einzelpersonen und Gruppen)<br />

Möglichkeiten zum Studium ohne Abitur<br />

Kontakt & Informationsmöglichkeiten<br />

Mit www.college-contact.com betreuen wir eine umfangreiche und er-<br />

folgreiche Internetseite zum Thema „Studieren im Ausland“ auf der Inte-<br />

ressierte Informationen zu allen Themen rund um das Auslandsstudium<br />

finden:<br />

Detaillierte Profile unserer Partnerhochschulen mit ausführlichen<br />

Informationen zu Studienangeboten sowie Bildergalerien und<br />

Videopräsentationen, Broschüren und Bewerbungsformulare,<br />

Studien- und Hochschulführer für zahlreiche Länder, Erfahrungsberichte<br />

ehemaliger Auslandsstudenten, Neuigkeiten, Foren und Artikel zum<br />

Auslandsstudium als auch Veranstaltungshinweise und Tipps.<br />

Unser kompetentes Team von Studienberatern, die alle selbst über Aus-<br />

landsstudienerfahrung verfügen, helfen gern bei der Auswahl einer pas-<br />

senden Hochschule und eines geeigneten Programms. Wir sind täglich<br />

sowohl per Telefon, per Email und natürlich vor Ort in unserem Beratungs-<br />

zentrum erreichbar und freuen uns darauf, euch bei eurem Weg ins<br />

Ausland zu begleiten und zu unterstützen.<br />

College-Contact.com<br />

Zentrum für internationale Bildung und Karriere<br />

Geiststraße 49<br />

48151 Münster<br />

Öffnungszeiten: Mo – Fr 10.00 - 12.30 und 13.30 - 17.00 Uhr<br />

0251-53959524<br />

beratung@college-contact.com<br />

www.college-contact.com


Liberal Arts: A Philosophy<br />

American College Life in the Netherlands<br />

None of my friends knew where Middelburg is<br />

located. As a matter of fact, very few people<br />

seem to have heard of this small yet charming<br />

town. This excludes Dutch people. However, they<br />

usually shake their heads when they find out I go to<br />

college there. And I have to admit, they do have a<br />

point. Middelburg is not a typical, vibrating student<br />

town such as Berlin, where I am originally from. It<br />

lacks a boosting nightlife, museums and cultural<br />

diversity, but it has its own captivating charm<br />

housing a small harbor, a busy marketplace and<br />

picturesque Graachten. It is one of those towns<br />

that have kept their authenticity. Yes, there is a<br />

McDonalds and an H&M, but next to these chains<br />

are cute little shops owned by local people, passed<br />

on over centuries, selling local goods. Middelburg<br />

is home to Roosevelt Academy, a small Liberal<br />

Arts College with an international atmosphere.<br />

It consists of four departments: Academic Core,<br />

Arts and Humanities, Science, and Social Science.<br />

Liberal Arts Colleges can mainly be found in the<br />

USA or Canada. When I was an exchange student<br />

in Alaska, I got to know the university system<br />

and was very much impressed by the freedom of<br />

choice in courses that is typical for the Liberal Arts<br />

system. Unfortunately, the tuition fees in those<br />

countries are exceptionally high. The Netherlands<br />

therefore presented an excellent alternative to<br />

the Northern American countries. Three Liberal<br />

Arts Colleges, designed after their counterparts<br />

in the United States, were founded over the last<br />

few years: The University College of Maastricht,<br />

the University College of Utrecht and Roosevelt<br />

Academy. The tuition fees for any university in<br />

the Netherlands amounts to about 1.500 Euros a<br />

year. Each year EU-students can apply for study<br />

financing (Studiefinanciering) through the IB-<br />

Groep (Informatie Beheer Groep, similar to the<br />

German ZVS). The Dutch government then usually<br />

refunds about 1.000 Euros.<br />

My first semester at Roosevelt Academy ended in<br />

December, and thus it was time for a little resume<br />

of the first months of time-consuming studies,<br />

cultural adaptation and intense socializing. Soon<br />

after I had sent my application to Middelburg, I<br />

was called for an interview by the Dean. During<br />

our conversation I was questioned about my<br />

Curriculum Vitae and my study habits as well as my<br />

attitude towards studying. The Dean immediately<br />

told me that I was accepted. Shortly after, I<br />

received my new address and packed my bags to<br />

move to the Dutch province called Zeeland. When<br />

I started university in late August, I already knew I<br />

was interested in the great variety of courses the<br />

Social Science Department offered. The academic<br />

year started of with an Introduction Week for all<br />

freshmen organized and run by students. Through<br />

BBQs, bar hopping, games and beach days we<br />

got to know the town and the university. We thus<br />

Studium – 49<br />

UDMHSC is a WHO listed and<br />

internationally accredited<br />

medical school. We offer foreign<br />

students medical foundation,<br />

M.D., D.M.D. and Doctor of<br />

Pharmacy graduate programs,<br />

and M.Sc. in Public Health<br />

master programs. The language<br />

of instruction is exclusively<br />

English!<br />

At present some 1200<br />

international students enrolled<br />

in our programs represent<br />

countries from around the world,<br />

particularly:<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

Canada<br />

Germany<br />

Israel<br />

Scandinavia<br />

USA<br />

Korea<br />

Vietnam.<br />

University of Debrecen,<br />

Medical and Health Science<br />

Center (UDMHSC)<br />

General Medicine & Dentistry &<br />

Pharmacy Programs<br />

International Educational Center<br />

University of Debrecen,<br />

Medical and Health Science Center<br />

H-4032 Debrecen,<br />

Nagyerdei Krt.98, HUNGARY<br />

Tel: +36 52 447 751<br />

Fax: +36 52 414 013<br />

Web: http://www.edu.dote.hu<br />

E-mail: info@edu.dote.hu


50 – Studium<br />

Edith Cowan University<br />

Perth, Australia<br />

• An innovative and modern University<br />

• Over 300 courses at <strong>Bachelor</strong> and<br />

<strong>Master</strong>s level, including Study Abroad<br />

programs<br />

• Key strengths in Business, Computing,<br />

Health Sciences, Education,<br />

Communications and the Arts<br />

• Perth - a friendly city with beautiful<br />

beaches, offering a great lifestyle<br />

quickly settled into our new homes and became acquainted with our<br />

roommates. An important part of the student culture is partying, and we<br />

did a lot of that during the first week of the semester.<br />

All of us had to take an English test so we could be placed in an English<br />

course appropriate to our language proficiency. As all classes at the<br />

university are taught in English, students are required to meet certain<br />

language requirements. Those who have trouble expressing themselves<br />

properly can take English courses during the summer. After the English<br />

tests were evaluated, we finally got our class schedules. Students take<br />

four courses each semester. A few of them, such as Statistics offered<br />

by the Academic Core Department, are compulsory for every freshman.<br />

When I heard that I had to take four courses only, I did not believe I<br />

would end up with such an immense workload. During the interview the<br />

Dean had told me that I was expected to work about 56 hours a week on<br />

my studies and that it probably would not be possible to have a part-time<br />

job. Back then I thought he was exaggerating. A couple of weeks into the<br />

semester though I noticed that I needed those hours if I wanted to keep<br />

up with the many reading assignments and homework in my classes.<br />

I also had to prepare presentations, write papers, essays and reviews,<br />

do research and interviews for projects and so on.<br />

The first half of the semester demanded a lot of time and self-disci-<br />

pline. In order to receive a sound education, students at Roosevelt<br />

Academy are required to take classes from different fields of studies:<br />

The Science Department includes subjects such as Chemistry, Phy-<br />

sics and Biology. Politics, Anthropology and Psychology for example<br />

are offered by the Social Science Department. Creative minds longing<br />

for an education in the fields of Theater, Music, Art, History and Religion<br />

strive for a major in Arts and Humanities. Students have to choose a<br />

major at the beginning of their second year. Keeping in mind certain<br />

restrictions and regulations, they are able to design their own programs.<br />

Study...and explore!<br />

A U S T R A L I A<br />

@ ECU<br />

Want to know more? http://www.ecu.edu.au<br />

CRICOS IPC 00279B


Interesting for many students are interdisciplinary majors: The so-<br />

called tracks (i.e. one track equals three courses in Sociology) are not<br />

merely completed in one department but in two or three.<br />

Roosevelt Academy is a small institution. By next year about 600 students<br />

will be enrolled. All students are required to live on campus for the whole<br />

three years as the residential experience is believed to engage the<br />

students more deeply in the academic experience. The campus consists<br />

of three university buildings called Theodore, Eleanor and Franklin and<br />

three student dormitories scattered around town, all within ten minutes<br />

reach of the main buildings. Living on campus enables students to keep<br />

a close relationship with the faculty members. Learning is fundamentally<br />

characterized by active student involvement, regular efforts to link<br />

theory and practice, frequent faculty contact, ongoing assessment and<br />

feedback. Classes are small; the maximum number of students in one<br />

class is 30. That keeps the lectures personal and allows room for intense<br />

discussions. As a unique and interesting institution, the Academy puts<br />

emphasis on the development of the whole person. In Europe, Liberal<br />

Arts Colleges are not yet well known. In America though the number<br />

of Liberal Arts Colleges increases continuously and because their<br />

graduates are generally balanced, flexible, creative and prepared for<br />

constant learning, businesses and industrial enterprises are more and<br />

more interested in hiring them.<br />

In the beginning, a newly founded College struggles with problems of<br />

course. Even though the Academy is an English-speaking institution,<br />

many Dutch students keep on talking in their mother tongue. This<br />

especially annoyed me in the beginning as it always excludes one<br />

from conversations and makes you feel as if you do not belong to the<br />

community. There are many administrative problems, which eventually<br />

will be solved over time, but as for now they can be awfully frustrating.<br />

An aspect that particularly upsets me is the required high Grade Point<br />

Average needed to be allowed to attend exchange programs during<br />

the 4th or 5th semester. For international students the high rent and the<br />

badly-equipped dorm rooms present a further problem. Many arrive by<br />

plane and have difficulties affording the necessary furniture, transporting<br />

it or constructing it themselves.<br />

Attending a College that is modelled after an American institution<br />

involves fun activities such as Proms, Halloween parties and the<br />

existence of sororities or fraternities. Motivated teachers and students<br />

organize field trips around the country and help to explain the Dutch way<br />

of life to international students. Traditions like Sinter Klaas (the Dutch<br />

“Nikolaus“) were unknown to me and daily trips to the supermarket or<br />

bank presented a linguistic challenge. Luckily, most Dutch people speak<br />

English very well, are friendly and willing to help. To make the cultural<br />

adaptation as smooth as possible, international students are required<br />

to take a Dutch language course for at least one semester. So far,<br />

Roosevelt Academy has taught me a lot. I learned to think critically, argue<br />

logically and think open-mindedly when it comes to new ideas. I can now<br />

structure essays, deliver a high-quality presentation and express myself<br />

academically. During the last months I learned a lot about myself. All the<br />

challenges I have overcome have been worth the effort and have been a<br />

great learning experience.<br />

Jasmin Reitzig, 21, studies Human Geography at a Liberal Arts &<br />

Studium – 51<br />

Sciences University College, the Roosevelt Academy, in the Netherlands.<br />

Studieren im Ausland<br />

Kostenlose Studienberatung und Vermittlung<br />

an über 100 Hochschulen weltweit!<br />

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52 – Jobs & Praktika<br />

Das Land der guten Laune<br />

Familiensinn und Arbeitsalltag in Mexiko<br />

Mexiko ist ein Land voller Farben, mit täglichem Sonnenschein und vielen<br />

Feiern. Ich hatte das Glück, meine Träume Realität werden lassen zu<br />

können und zu erfahren, wie es sich im Alltag mit den Mexikanern lebt<br />

und arbeitet. Als Teil meiner praktischen Ausbildung zur approbierten<br />

Apothekerin verbrachte ich sechs Monate in der pharmazeutischen<br />

Industrie bei BAYER de México. Indem ich telefonisch Kontakt zu phar-<br />

mazeutischen Unternehmen aufnahm, von denen ich einige in der Metro-<br />

pole Mexiko Citys vermutete, habe ich das Praktikum selbst organisiert.<br />

Bereits der Landeanflug auf diese im Tal gelegene Stadt ist ein Erlebnis<br />

für sich und lässt ihre pulsierende Energie spüren. Jeden Tag faszinierte<br />

mich die Masse an Autos und Verkehrsspuren sowie das Alter der öffent-<br />

lichen Busse aufs Neue. Die mexikanische Gelassenheit bekam ich vom<br />

ersten Tag an bei der Beförderung zu spüren. Für umgerechnet acht Cent<br />

ließ ich mich täglich bei ungefähr 15km/h durchruckeln und schmollte<br />

den Busfahrer an, der alle 50m hielt, um neue Fahrgäste mitzunehmen.<br />

Auch wenn es in Mexiko möglich ist, an jedem beliebigen Punkt einzu-<br />

steigen, sollte man dabei jedoch nie vergessen, den Arm auszustrecken.<br />

Man stünde sich sonst die Beine in den Bauch! Für mich war bereits in<br />

den öffentlichen Verkehrsmitteln die klassische Arbeiterschicht erkenn-<br />

bar: Wer es sich leisten kann, und das können bei dem Verkehr in Mexiko<br />

anscheinend sehr viele, kauft sich ein Auto. Eine Führerscheinausbildung<br />

gibt es nicht, man macht nur eine Fahrprüfung und erhält die Licencia.<br />

Damit ist das Verkehrschaos vorprogrammiert, und es wird von den vie-<br />

len alten Autos noch gefördert. Den TÜV-Test würden diese Fortbewe-<br />

gungsmittel vermutlich nicht bestehen.<br />

So wenig Wert die Mexikaner auf ihre Autos legen, beim Umgang mit<br />

Ausländern konnte ich nur eine ausgeprägte Freundlichkeit feststellen. In<br />

der Firma begegnete ich jeden Tag fremden, jedoch stets lächelnden Ge-<br />

sichtern und einem freundlichen „Buenos Días!“ Als Nichtmexikanerin<br />

wurde ich in dem relativ kleinen Produktionsstandort schnell identifiziert.<br />

Aber das hatte nur unglaubliche Hilfsbereitschaft und sofortige Verfüg-<br />

barkeit bei Fragen meinerseits zur Folge. Da ich im Unternehmen sowohl<br />

im Büro arbeitete als auch direkt der Produktion beiwohnen konnte,<br />

musste ich mich schnell in verschiedene Teams einordnen. Englisch wird<br />

in Mexiko, wenn überhaupt, nur wenig oder schlecht gesprochen. So<br />

blieb mir nichts anderes übrig, als mich in der Landessprache verständ-<br />

lich zu machen. Das stellte jedoch überhaupt kein Problem dar. Denn mit<br />

einigen Grundkenntnissen und der klaren Aussprache war kaum ein Ver-<br />

ständigungsproblem vorhanden. Da die Mexikaner ein sehr kommunika-<br />

tives Volk sind, wird gern und viel erzählt und wenn nötig, mehrmals wie-<br />

derholt. Ich habe auch in dieser Hinsicht die Mexikaner sehr für ihre<br />

Geduld bewundert.<br />

In den sechs Monaten durchlief ich drei Stationen. Während ich im Büro<br />

eigene kleinere Aufgaben am Computer erledigte und mich mit umfang-


eichen spanischen Texten auseinandersetzen<br />

musste, konnte ich bei der Produktion die Her-<br />

stellungsleiter an den Maschinen begleiten.<br />

Sofort nahm sich jeder Ansprechpartner Zeit,<br />

mir alles zu erklären, sei es, wie eine Anlage<br />

auf ein neues Präparat eingestellt oder mit wel-<br />

chen Problemen gerade gekämpft wurde. Als<br />

ich zum Schluss selbst nach spanischen Nach-<br />

weisvorschriften im Labor arbeiten durfte, war<br />

ich mit der Organisation des Praktikums sehr<br />

zufrieden. Ich konnte nach dem halben Jahr<br />

bestätigen, dass die Arzneimittel in Mexiko ge-<br />

nauso sicher auf den Markt kommen wie in<br />

Deutschland und die gleiche Sorgfalt Beach-<br />

tung findet, wie es die weltweit geltenden Re-<br />

geln zur Herstellungspraxis verlangen. Da ich<br />

während des Mittagessens nicht nur Fachge-<br />

spräche mit den Mexikanern führte, erfuhr ich<br />

viel über das Arbeitsleben. Herrscht doch in<br />

Deutschland oft die Ansicht der Mexikaner<br />

arbeite nicht viel, so muss ich dagegen halten:<br />

Ein Arbeitsverhältnis beginnt mit null Tagen<br />

Urlaub, der Urlaubsanspruch steigert sich<br />

im ersten Jahr auf sechs Tage und wird jähr-<br />

lich um nur zwei Tage erhöht. Erst mit mehr als<br />

zwanzig Jahren Betriebszugehörigkeit hat man<br />

Anrecht auf etwa drei Wochen Urlaub im Jahr.<br />

Allerdings gibt es in fast jedem Monat einen<br />

Feiertag und es scheint, dass an solch einem<br />

Tag ganz Mexiko auf den Straßen ist. Mit nur<br />

wenigen Stunden Entfernung zum Pazifik und<br />

dem besonders aus den achtziger Jahren als<br />

Luxusurlaubsort bekannten Acapulco, erweisen<br />

sich die Mexikaner als äußerst reisefreudiges<br />

Völkchen. Dass für einen Wochenendausflug<br />

für eine Strecke bis zu sechs Stunden Fahrzeit<br />

hier in Deutschland wohl kaum denkbar.<br />

Der Familie gehört das Wochenende, welches<br />

gern auf dem Zucalo verbracht wird. Als zen-<br />

traler Platz, vorhanden in wirklich jeder noch<br />

so kleinen Stadt, ist er der Tummelplatz vieler<br />

Paare und Familien. Mir gefielen besonders die<br />

Pavillions um die früher flaniert wurde, um zu-<br />

künftige Ehen zu arrangieren. Das sonntägliche<br />

Familienessen ist in Mexiko eine Selbstverständ-<br />

lichkeit. Apropos Essen, eines der Hobbys<br />

schlechthin! Der Mexikaner kocht gerne und<br />

noch viel lieber vertreibt er sich die Zeit mit<br />

Essen. Neben all der Vielfältigkeit der Gerichte<br />

– leider konnte ich mir bei aller Freude an der<br />

Sprache die Namen nie merken – können ich<br />

unbekümmert in Kauf genommen werden, wäre und meine Waage bestätigen, dass das Essen<br />

isa-anzeige <strong>itchy</strong> 07 210x60+3 08.02.2007 13:35 Uhr Seite 1<br />

ungemein lecker ist. Zudem ist es auf der<br />

Straße sehr billig und – entgegen aller Befürch-<br />

tungen – verträglich. Denn welches Bakterium<br />

kann sich schon hundert Grad heißem schmo-<br />

renden Fett widersetzen? Nachdem mich meine<br />

Kollegen an einem Freitag die Tacos de Bistek<br />

(mit Rindfleisch gefüllt) probieren ließen, gab<br />

es für sie kein Erbarmen mehr. Ich bestand ab<br />

diesem Zeitpunkt jede Woche aufs Neue auf<br />

meine Tacos. Tortillas auf der Straße sind für<br />

die Mexikaner wie die Currywurst für uns<br />

Deutsche. Das Weihnachtsfest und das Jahres-<br />

ende wird mit einem üppigen Mahl gefeiert,<br />

allerdings zu so später Stunde, dass einem der<br />

Magen bereits in den Kniekehlen hängt. Es gibt<br />

zwei Bräuche zu dieser Zeit: das vorweihnacht-<br />

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Jobs & Praktika – 53<br />

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54 – Jobs & Praktika<br />

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Niederlande Norwegen Österreich Polen Portugal<br />

Praktika Schweden Schweiz Spanien Sprachreisen<br />

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lich stattfindende Zerschlagen der Piñata und das Essen von zwölf Wein-<br />

trauben zur mitternächtlichen Stunde der Silvesternacht. Bei der Piñata<br />

handelt es sich um selbst gebastelte Figuren aller Art und Größe, die mit<br />

Süßigkeiten gefüllt sind. In einer geselligen Runde fröhlicher Mexika-<br />

ner werden die Figuren zerschlagen, um sich danach auf den Inhalt zu<br />

stürzen. Auf der Arbeit präsentierte übrigens jede Abteilung ihre eigene<br />

Piñata, welche hoch in die Luft an eine Schnur gehangen und dort zer-<br />

schlagen wurde. Besser und lustiger konnte Weihnachten gar nicht be-<br />

ginnen.<br />

Die Familie spielt im gesamten Leben eine sehr große und wichtige Rolle<br />

in Mexiko. Für mich ungewohnt, lebt man bis zur Heirat mit Eltern, Groß-<br />

eltern und Tanten etc. unter einem Dach, bis man eine lang andauernde<br />

Beziehung ehelicht und erstmals zusammenwohnt. Die Mexikaner mach-<br />

ten jedes Mal große Augen, wenn sie von mir hörten, was in Deutsch-<br />

land Gang und Gäbe ist. Allerdings habe ich mit großem Erstaunen auch<br />

feststellen müssen, dass das Durchschnittseinkommen deutlich unter<br />

dem deutschen liegt, Preise für Grundnahrungsmittel in den Supermärk-<br />

ten und Mieten proportional jedoch nicht niedriger sind. Dass es somit<br />

zweier Einkommen bedarf, um sich ein Haus zu leisten und zu unterhal-<br />

ten, wurde mir schnell klar. So lernte ich das Land von der Familien- und<br />

Arbeitsseite her kennen und bewunderte im Allgemeinen die fröhliche<br />

und, wie mir schien, unkomplizierte Mentalität der Mexikaner. Werden<br />

Pläne gemacht, heißt es noch lange nicht, dass sie auch wirklich reali-<br />

siert werden. Nachdem ich immer wieder mit neuen Ideen zum Thema<br />

Geld oder Reisen meiner teilweise noch studierenden Freunde konfron-<br />

tiert wurde, quittierte ich diese nach einiger Zeit nur noch mit einem Lä-<br />

cheln und einem begeisterten „Ist ja toll! Klingt ja wirklich super...!“ In-<br />

nerlich fragte ich mich schmunzelnd, wer denn wirklich seine Ideen um-<br />

setzen und zur Realität werden lassen würde. Geredet und kommuniziert<br />

wird viel, aber in Mexiko gilt wirklich das Motto: heute ist heute, morgen<br />

ist morgen. Das machte das Leben für mich ein wenig unbekümmerter<br />

und ließ mich lernen, den Blick nicht immer nur gen Zukunft zu richten,<br />

sondern das Heute und Jetzt mit gutem Gewissen genießen zu können.<br />

Wanda Guschel, 26, arbeitet mittlerweile bei einem französischen<br />

Pharmaunternehmen und ist aus beruflichen Gründen viel im Ausland<br />

unterwegs.


Herz in Lima gelassen<br />

Musik im Blut mitgenommen<br />

„Lima, was willst du denn dort?“, fragte mich ein Lehrer erstaunt,<br />

als ich ihm erklärte, weshalb ich kurz vor dem Abitur nicht Mathe,<br />

sondern Spanisch büffelte. „Weißt du denn nicht, dass die Stadt<br />

nicht nur Hauptstadt Perus, sondern auch die des Drecks, des<br />

Smogs und der Kriminalität ist?“ Um ehrlich zu sein, diese Frage hat<br />

mich damals ziemlich erschrocken. Trotzdem oder vielleicht gerade<br />

deswegen klammerte ich mich an die Vorstellung von dem Idyll der<br />

Berge, Lamas und Inkas und beschloss, die Schauergeschichten<br />

einfach zu verdrängen. Immerhin hatte ich schon zugesagt, als Frei-<br />

williger ein Jahr lang an einer peruanischen Schule für behinderte<br />

Kinder zu unterrichten. Einen Rückzieher zu machen, kam für mich<br />

nicht in Frage. Als ich mich dazu entschloss, nach Peru zu gehen,<br />

stand ich gerade mitten im Abitur. Mein Ziel war es damals, endlich<br />

Abstand zu den Büchern, den Klausuren und mir selbst zu gewinnen<br />

und das Leben einmal aus einer anderen Perspektive zu betrachten.<br />

Außerdem lockte das Abenteuer, etwas mir völlig Neues und Unbe-<br />

kanntes kennen zu lernen. Der Umstand, dass hierzulande so wenig<br />

über Peru bekannt ist, verstärkte meine Neugier und den Wunsch,<br />

das Land zu entdecken.<br />

Mein erster bleibender Eindruck von Lima war tatsächlich der Ge-<br />

stank. Der Küstennebel, welcher die Stadt im Winter bedeckt hält,<br />

verstärkt den Smog und belastet die Atemorgane. In der Anfangs-<br />

zeit litt ich etwas unter diesen Bedingungen, doch bald schon ge-<br />

wöhnte sich mein Körper daran, genau wie an das Essen von der<br />

Straße, von dem ich anfangs wochenlang Durchfall bekam. Bei der<br />

Ankunft am Flughafen begrüßte mich Elvira, die Lehrerin der Klasse<br />

für die ich eingeteilt war. Dann chauffierte uns ein älterer Taxifahrer<br />

in halsbrecherischem Tempo durch die Stadt, bis wir schließlich im<br />

staubigen Stadtteil Chorrillos vor dem Eingangstor des Colegios<br />

standen. Als sich das schwere hölzerne Schultor öffnete, glaubte<br />

ich meinen Augen nicht zu trauen. Hier eröffnete sich uns ein riesi-<br />

ger Garten. Eine Oase, die im scharfen Kontrast zu den staubigen<br />

Straßen und halb verfallenen Gebäuden des Stadtteils steht.<br />

Zunächst war ich für den Unterricht in der Unterstufe eingeteilt.<br />

Zusammen mit Elvira und einem deutschen Zivi hatte ich vier Kin-<br />

der im Alter von fünf bis dreizehn Jahren zu betreuen, davon zwei<br />

mit Down-Syndrom und eine Schülerin im Rollstuhl. Der Unterricht<br />

zielte darauf ab, möglichst spielerisch an den Schwächen der Kin-<br />

der zu arbeiten, zum Beispiel in Form von einfachen Ball- und Brett-<br />

spielen. Außerdem wurde ich dazu angeregt, viel Gitarre zu spielen<br />

und mit den Kindern Lieder zu singen. Neben dem Schulunterricht<br />

bietet die Christoferus-Schule auch Therapien an. Der momentane<br />

Stolz des Colegios ist die neue Pferdetherapie. Leider können nicht<br />

alle Schüler davon profitieren, da die Stunden viel Geld kosten und<br />

somit für die meisten Familien unbezahlbar sind. Deshalb wurde ein<br />

Fond ins Leben gerufen, der es allen ermöglichen soll, bei Bedarf<br />

an einer solchen Therapie teilzunehmen. Bedauerlicherweise er-<br />

hält die Schule keinerlei Unterstützung vom Staat, die Finanzierung<br />

läuft deshalb ausschließlich über Spenden und Schulgebühren. Zum<br />

Glück stehen diese im Verhältnis zum Einkommen der Eltern.<br />

Manche bekommen auch die Möglichkeit, auf andere Art und Weise<br />

etwas für die Schule zu tun, wie die Mutter einer Schülerin, die<br />

jedes Wochenende die Klassenzimmer putzt. Für deren Familie sind<br />

die regulären Schulgebühren unbezahlbar. Sie entsprechen in etwa<br />

dem Monatsverdient ihres Mannes. Leider ist nicht sichergestellt,<br />

dass dieses System auch weiterhin funktionieren wird. Die Schule<br />

hat ernsthafte finanzielle Probleme und es besteht die Gefahr, dass<br />

in Zukunft nur noch die Kinder wohlhabender Eltern aufgenommen<br />

werden können.<br />

Jobs & Praktika – 55<br />

Dank der Herzlichkeit, mit der ich empfangen wurde, verging die<br />

Phase der Eingewöhnung wie im Flug. Auch mein Spanisch verbesserte<br />

sich rasch. Zwischen den sechs deutschen Praktikanten bildeten sich<br />

schnell die ersten Freundschaften. Während jener Zeit zogen wir<br />

oft zusammen los, um das Nachtleben Limas zu entdecken oder<br />

quetschten uns in einen der winzigen Minibusse, um in ein Viertel<br />

zu fahren, das wir noch nicht kannten. Mich faszinierte während<br />

der ersten Wochen vor allem das Salsatanzen. In Peru existiert<br />

eine Tanzkultur, die es hier in Deutschland so nicht gibt. Auf jeder<br />

Party und jedem Familienfest wird getanzt. Schon die Kinder lernen


56 – Jobs & Praktika<br />

das Tanzen auf eine natürliche Art und<br />

Weise, als ob es eine Selbstverständlichkeit<br />

wäre, wie die Fähigkeit zu sprechen oder<br />

zu laufen. Neben dem Tanzen habe ich<br />

während meines Aufenthalts außerdem<br />

sechs Monate lang dreimal die Woche<br />

abends einen Capoeirakurs (brasilianische<br />

Kampfkunst) besucht. In Deutschland hätte<br />

ich Probleme gehabt, den Kurs zu finanzieren.<br />

In Lima kostete er nur 15,- € pro Monat.<br />

Überhaupt ist das Leben in Peru sehr günstig.<br />

Allerdings kann man dort nicht damit rechnen,<br />

ein hohes Taschengeld gezahlt zu bekommen.<br />

In meinem Fall mussten Kost und Logis aus-<br />

reichen, zusammen mit etwas Essensgeld für<br />

die Wochenenden und die Ferien. Um mir<br />

etwas dazuzuverdienen, unterrichtete ich<br />

eine Zeit lang in einer Art Volkshochschule<br />

im Zentrum Limas Englisch.<br />

Anfang Januar rückten die lang erwarte-<br />

ten zweimonatigen Sommerferien näher. Während<br />

der Ferien reiste ich als Backpacker durch<br />

den Norden Perus, Ecuador, Kolumbien und<br />

Venezuela. Höhepunkt der Reise war die<br />

Teilnahme am Weltsozialforum in Caracas,<br />

der wichtigsten Gegenveranstaltung zum<br />

Weltwirtschaftsgipfel. Schon damals zeichnete<br />

sich die Spaltung Venezuelas in Anhänger und<br />

Gegner des charismatischen Präsidenten Chavez<br />

ab. Ein Großteil der verarmten Bevölkerung<br />

Venezuelas setzt große Hoffnungen darauf,<br />

dass unter ihm endlich die gravierenden so-<br />

zialen Ungleichheiten beseitigt werden.<br />

Auch Peru hat mit sozialen Problemen zu<br />

kämpfen. Die wohl größte Herausforderung<br />

sind das Stadt-Land-Gefälle und die damit<br />

verbundene Verelendung der Landbevölke-<br />

rung. Die bekam ich vor allem im Laufe einer<br />

Reise in das Hochland um Huaraz zu spüren.<br />

Eingeladen von einem Freund, besuchten<br />

wir dessen Eltern in einem kleinen Berg-<br />

dorf namens Piscobamba. Die dort lebenden<br />

Campesionos sind sehr arm und ihr Leben<br />

unterscheidet sich kaum von dem ihrer Vorfah-<br />

ren, der Inkas. Im Haushalt unserer Gastfamilie<br />

gab es weder Toiletten noch fließendes Wasser<br />

und im Garten traf man auf Hühner, Schafe,<br />

Ziegen und Meerschweinchen. Während der<br />

Osterfeier wurde ein Großteil der Tiere ge-<br />

schlachtet. Für unsere Gastfamilie war das<br />

ein ganz besonderes Ereignis, denn im All-<br />

tag besteht deren karges Essen nur aus<br />

Mais, Weizensuppe und gelegentlich etwas<br />

Obst. Trotz des einfachen Lebens genoss ich<br />

die Zeit und war froh darüber, dem hekti-<br />

schen Alltag Limas für eine Weile entfliehen<br />

zu können. Zurück im Colegio gab man mir<br />

die Möglichkeit, die letzten zwei Monate in<br />

einer anderen Klasse zu verbringen.<br />

Dort hatte ich nun nicht mehr Kinder im<br />

Grundschulalter, sondern sieben bereits<br />

erwachsene Behinderte zu betreuen. Bald<br />

war der Juni gekommen und das Ende mei-<br />

nes Aufenthalts rückte unaufhaltsam<br />

näher. Im Colegio verbrachten wir die Tage<br />

vor allem damit, mit den Schülern das Thea-<br />

terstück „Die Bremer Stadtmusikanten“<br />

einzuüben. Die Proben nahmen viel Zeit in<br />

Anspruch. Das Ergebnis war eine Auffüh-<br />

rung, von der alle begeistert waren, allen<br />

voran die Eltern. Ich selbst erlebte diesen<br />

letzten Höhepunkt mit gemischten Gefühlen,<br />

denn der Tag der Aufführung war gleichzei-<br />

tig mein letzter Schultag und mir wurde be-<br />

wusst, dass ich „meine“ Kinder an jenem<br />

Abend zum letzten Mal sehen würde. Ehe<br />

ich mich versah, saß ich auch schon im<br />

Flugzeug und blickte wehmütig auf die Stadt<br />

zurück, die mir zur zweiten Heimat gewor-<br />

den war. Bis heute habe ich das Gefühl, ein<br />

Teil meines Herzens befinde sich noch in<br />

Lima. Die Fülle an Erfahrungen hat mich be-<br />

reichert und meinen Horizont erweitert,<br />

gleichzeitig aber vor das Problem gestellt,<br />

meinen Platz und mein Leben in Deutsch-<br />

land wieder neu definieren zu müssen.<br />

Manchmal überkommt mich das Fernweh.<br />

Dann höre ich tagelang Salsa, betrachte die<br />

verstaubten Fotos und verliere mich in Erin-<br />

nerungen an eine wunderschöne Zeit.<br />

Jonas Nonnenmann ist 20 Jahre alt und seit<br />

einigen Monaten freier Mitarbeiter bei einer<br />

Regionalzeitung im Schwarzwald. Er hat ge-<br />

rade sein Philosophie- und Englischstudium<br />

aufgenommen.


„Selemat Datang. Nama saya Yvonne.“<br />

Das war Indonesisch.<br />

Nach einem endlosen Flug und einigen Zwischenstopps war ich in Ja-<br />

karta gelandet. Eine heiße und tropische Luft strömte mir außerhalb des<br />

Flughafens entgegen, genauso wie unzählige Gepäckträger, die in Mas-<br />

sen auf westlich aussehende Menschen zustürmten und unbedingt das<br />

Gepäck tragen wollten. Diesen Andrang überwunden und um einige Ru-<br />

piah (Landeswährung) erleichtert, ging es im klimatisierten Auto zur Un-<br />

terkunft. Aufgrund der knapp neun Millionen Einwohner, können auch<br />

kurze Strecken sehr lang sein und es scheint, dass alle Einwohner am<br />

Straßenverkehr beteiligt sind. Anders als in Deutschland ist hier jedes<br />

Mittel recht, um als erster sein Ziel zu erreichen. Es wird gehupt, Licht-<br />

hupe gegeben und bei Bedarf einfach auch eine weitere Spur eröffnet,<br />

sodass aus einer zweispurigen plötzlich eine vierspurige Fahrbahn wird.<br />

Das Beste dabei: Niemanden stört es. Naja, dementsprechend sehen<br />

auch die meisten Autos aus. Und weil Platz Mangelware ist, passt auch<br />

schon mal eine vierköpfige Familie auf ein Moped. Überall sind außerdem<br />

Minibusse zu sehen, die kreuz und quer für wenig Geld durch die Stadt<br />

düsen. Nach kurzer Zeit hatte ich mich jedoch an die täglichen Staus und<br />

die rasante Fahrweise gewöhnt und langweilig wurde es nie.<br />

Das erste von insgesamt zwei Praktika absolvierte ich bei der Firma<br />

Telkom, ähnlich der Deutschen Telekom. Die Arbeit befand sich circa<br />

eineinhalb bis zwei Stunden von meiner Unterkunft entfernt mitten im<br />

Zentrum Jakartas. Die Abteilung Datacom, der ich zugeordnet war,<br />

beschäftigte sich mit der Organisation und dem Vertrieb der hauseigenen<br />

Produkte für den Internetzugang. In dieser Abteilung arbeiteten zehn<br />

Angestellte, die mehr recht als schlecht Englisch konnten. „Selemat<br />

Jobs & Praktika – 57<br />

Datang. Nama saya Yvonne“ (Guten Tag, mein Name ist Yvonne) war<br />

deshalb auch der erste indonesische Satz, der mir beigebracht wurde.<br />

Im Unternehmen gehörte ich zu den ersten ausländischen Studenten<br />

überhaupt, und so war ein langsames Herantasten notwendig. Nachdem<br />

die Produkte anhand aufwendiger Präsentationen vorgestellt worden<br />

waren und mir die Abläufe transparenter erschienen, zeichnete sich<br />

auch eine sinnvolle Aufgabe für die nächsten zwei Monate ab. Mit Hilfe<br />

verschiedener Methoden bzw. Programme bereitete ich die Auswertung<br />

von Kundendaten vor. So weit, so gut. Die Schwierigkeit bestand hierbei<br />

vorwiegend in der Kommunikation. Der Verantwortliche, der jeden<br />

Monat diese Auswertungen vornahm, sprach nämlich ausschließlich<br />

Bahasa Indonesia. Doch das gehört eben in einem fremden Land dazu.<br />

Man glaubt gar nicht, was man mit Händen und Füßen alles erklären<br />

kann. Übrigens können nicht sehr viele Indonesier Englisch. Somit ist es<br />

ratsam, Bahasa Indonesia zumindest ansatzweise zu lernen. Die Sprache<br />

an sich ist sehr einfach: Die Wörter werden aneinandergereiht, Fälle und<br />

sonstige Deklarationen gibt es nicht.<br />

Auf der Arbeit habe ich sehr viele Eindrücke bezüglich der Kultur gewinnen<br />

können. Jeden Morgen gab es eine Art Appell, bei dem der Abteilungs-<br />

chef jeden zu seinen Aufgaben und deren Fortschritten befragte. So wurden<br />

alle Probleme besprochen und mit dem Slogan „Telkom – go, fight, win“<br />

wurde einstimmig in den Tag gestartet. Im Gegensatz zur deutschen<br />

Mentalität geschieht der gesamte Tagesablauf etwas gemütlicher.<br />

So ist es nicht verwunderlich, dass ab und an ein Fernseher läuft und<br />

schmachtende Soaps zeigt. Die Religion ist auch während der Arbeitszeit


58 – Jobs & Praktika<br />

fester Bestandteil. Mehrmals am Tag wird ge-<br />

betet und über Lautsprecher, die in jedem Zimmer<br />

angebracht sind, wird daran erinnert. Freitags<br />

ist es den Männern vorbehalten, in eine nahe<br />

gelegene Moschee zu gehen und dort eine<br />

Stunde zu beten. Ansonsten ist die Atmosphäre<br />

ähnlich der in deutschen Büros. Am Mittag<br />

geht man oftmals in umliegende Lokale oder<br />

Imbissbuden und auch die Arbeitszeit von 8 bis<br />

16 Uhr ist mit unserer vergleichbar. Letztendlich<br />

wurde ich herzlich aufgenommen und aktiv in<br />

das Arbeitsleben integriert.<br />

Das zweite Praktikum führte mich für den Zeit-<br />

raum von einem Monat an die Swiss German<br />

University, die sich etwas außerhalb der Haupt-<br />

stadt befindet. Es ist eine sehr modern einge-<br />

richtete Universität mit Wireless Lan und einer<br />

insgesamt sehr guten Ausstattung. Studenten<br />

lernen neben den eigentlichen Studieninhalten<br />

vor allen Dingen Fremdsprachen. So konnte ich<br />

mit den meisten Studenten, mit denen ich zu-<br />

sammen in einem Studentenwohnheim gelebt<br />

habe, Deutsch reden und oft genug über eine<br />

nahezu perfekte Aussprache staunen. Diejeni-<br />

gen, die an dieser Universität studieren dürfen,<br />

kommen aus der Oberschicht Indonesiens. Sie<br />

haben ihr eigenes Auto, gehen jeden Abend es-<br />

sen und sind insgesamt gesehen besser situiert<br />

als viele deutsche Studenten. Während des<br />

Praktikums bestand meine Aufgabe darin, eine<br />

bereits eingesetzte Software, die für die Ver-<br />

waltung aller Kontaktdaten der Universität<br />

genutzt wird, zu optimieren. Dazu wurden zu-<br />

nächst die Mitarbeiter nach ihren Wünschen<br />

befragt, die mit dieser Software arbeiten. Im<br />

Anschluss konnte für jeden eine eigene Struk-<br />

tur mit den für ihn relevanten Daten erstellt<br />

werden. Die Aufgabe war innerhalb der vier<br />

Wochen sehr gut zu bewältigen. Besonders ge-<br />

fallen hat mir die selbstständige Arbeitsweise.<br />

Zum Schluss möchte ich noch ein paar Eindrü-<br />

cke und Empfehlungen zum Essen und dem Rei-<br />

sen weitergeben. Die Esskultur an sich war<br />

anfangs ungewöhnlich, aber eine Erfahrung<br />

wert. Es gibt viel Fisch, Hühnchen, Rind, Reis<br />

und Nudeln – natürlich alles sehr sehr scharf.<br />

Auf Schwein wird aus religiösen Gründen ver-<br />

zichtet. Wem das Angebot nicht reicht, der fin-<br />

det in den riesigen Einkaufszentren bestimmt<br />

das passende Essen. Da gliedert sich ein west-<br />

licher Essensstand an den nächsten, sodass<br />

man nicht verhungern muss. Während der<br />

Ramadan Zeit, in der Muslime vier Wochen<br />

lang von morgens bis abends nichts essen und<br />

trinken dürfen, werden die Fenster einschlägi-<br />

ger amerikanischer Ketten zugehängt, sodass<br />

niemand beim Fasten gestört wird. Auch sonst<br />

ist während der Ramadan Zeit nicht viel los,<br />

außer dass Restaurants und Imbisse mit be-<br />

sonders günstigen Angeboten locken und alle<br />

Malls wie leergefegt sind. Viel gearbeitet wird<br />

in diesen Wochen nicht, da man nur nachts es-<br />

sen und trinken darf. Nach dieser Zeit wird<br />

drei Tage lang gefeiert und gegessen was rein<br />

passt. Und im nächsten Jahr auf ein Neues.<br />

Die letzten vier Wochen meines Aufenthaltes<br />

habe ich für Reisen genutzt, um Indonesien von<br />

all seinen zahlreichen Seiten kennen zu ler-<br />

nen. Indonesien hat außerhalb der oft etwas<br />

verdreckten Städte eine wunderschöne Land-<br />

schaft zu bieten. So empfiehlt es sich, mit dem<br />

Zug von Jakarta nach Bandung zu reisen und<br />

die unzähligen Reisplantagen zu bewundern.<br />

Die Reisekosten an sich sind sehr günstig.<br />

Ein unbedingtes Muss sind auch die Thousand<br />

Islands. Hierbei handelt es sich um viele kleine<br />

Inseln vor der Küste, die ein wenig das „Para-<br />

dies-Feeling“ vermitteln – leere Strände,<br />

klares Wasser und einfach Seele baumeln las-<br />

sen. Tja, und dann gibt es ja auch noch Bali.<br />

Wer möchte nicht als Student auf Bali schnor-<br />

cheln gehen? Man muss sich übrigens bewusst<br />

sein, dass man mit seinem westlichen Aussehen<br />

immer und überall auffällt. Nicht selten kam<br />

es vor, dass ich angesprochen wurde, um ein<br />

Foto machen zu lassen. Das kommt jedoch nur<br />

in den weniger touristischen Gegenden vor. In-<br />

donesier verbinden wohl mit einer hellen Haut<br />

auch einen entsprechenden Reichtum. In der<br />

Werbung werden sogar Produkte angepriesen,<br />

die anstatt zu bräunen, die Haut aufhellen, was<br />

bei indonesischen Mädchen sehr beliebt ist.<br />

Alles in allem ist Indonesien ein interessantes<br />

Land und bietet viele Gegensätze zu Europa.<br />

Die gemachten Erfahrungen möchte ich nicht<br />

missen und würde mich wieder für Indonesien<br />

entscheiden.<br />

Yvonne Leifer, 26 Jahre alt, hat gerade den<br />

<strong>Master</strong>studiengang eBusiness an der<br />

TU Cottbus begonnen.


Arbeiten im Ausland<br />

Welche Möglichkeiten gibt es?<br />

Auch in diesem Jahr schließen wieder viele<br />

junge Menschen die Schule ab und wissen<br />

noch nicht, welchen Weg sie in Zukunft ein-<br />

schlagen sollen. Die Entscheidung für oder<br />

gegen ein Studium oder eine Ausbildung muss<br />

getroffen werden. Da viele Jugendliche diesen<br />

Schritt nicht überstürzt machen wollen und si-<br />

cher gehen möchten, das zu finden, was ihnen<br />

wirklich Spaß macht, nimmt der Wunsch nach<br />

einer „Auszeit“ nach der Schule stetig zu. Doch<br />

welche Möglichkeiten gibt es?<br />

Jeder Jugendliche hat unterschiedliche Ansprüche<br />

und Erwartungen, Wünsche und Vorstellungen.<br />

Deshalb ist es wichtig, die verschiedenen<br />

Möglichkeiten für einen Auslandsaufenthalt<br />

zu kennen und die richtige Wahl zu treffen.<br />

Was passt am besten zu dir: AuPair, Praktikum,<br />

ein Hoteljob, eine Sprachreise oder ein Sprach-<br />

helferaufenthalt? Alle Angebote haben unter-<br />

schiedliche Inhalte, verfolgen jedoch dieselben<br />

Ziele: Verbesserung der Sprachkenntnisse und<br />

damit erhöhte Jobchancen bei der Rückkehr<br />

nach Deutschland, Kennen Lernen neuer Kultu-<br />

ren und Menschen und das Sammeln von<br />

Erfahrungen im Berufsleben bei der Arbeit in<br />

einem anderen Kulturkreis.<br />

Zu den Aufgaben eines AuPairs gehören das<br />

Betreuen der Kinder einer ansässigen Gastfa-<br />

milie. Ein AuPair muss bereits erste Erfahrun-<br />

gen in der Kinderbetreuung gesammelt haben,<br />

belastbar sein und Freude am Umgang mit Kin-<br />

dern haben. Für aktive junge Menschen, wel-<br />

che die Gesellschaft von Erwachsenen und<br />

Kindern lieben und Lust auf eine intensive Er-<br />

fahrung mit einer Gastfamilie haben, bietet sich<br />

diese Art von Auslandsaufenthalt an.<br />

Ein Praktikum im Ausland eignet sich besonders für<br />

Personen, die Erfahrungen in einer bestimmten<br />

Berufssparte sammeln möchten, z.B. als Vor-<br />

praktikum für ein Studium oder als „Test“ für<br />

eine bevorstehende Ausbildung. Je nach Länge<br />

deines Praktikums assistierst und be-<br />

obachtest du oder wirst in verschiedene Pro-<br />

jekte und Abläufe eingebunden. Während des<br />

Praktikums perfektionierst du die Sprachkennt-<br />

nisse für die Arbeit und den Beruf und<br />

lernst die Arbeitsabläufe im Ausland<br />

kennen. Die Praktika sind oft unbezahlt.<br />

Ein Praktikum ist einer Aus- und Weiterbil-<br />

dung gleichzusetzen und eine Investition in<br />

deine Zukunft und die Karriere.<br />

Möchtest du dir den Aufenthalt im Ausland<br />

durch einen bezahlten Job finanzieren? Dann<br />

bewirb dich in der Hotellerie! Du erhältst für<br />

deine Tätigkeit im Service, an der Bar, an der<br />

Rezeption oder als Zimmermädchen den lan-<br />

desüblichen Lohn. Kost und Logis sind frei oder<br />

werden gegen eine geringe Gebühr zur Verfü-<br />

gung gestellt. Du hast noch nie in der Gastrono-<br />

mie gearbeitet? Macht nix! Es ist wichtig, dass du<br />

gut darauf vorbereitet bist. Zum Arbeitsplatz im<br />

Ausland gehört mehr Wissen und Information als<br />

zu einer Reise. Die Kurse an der European Hotel<br />

Academy in Heppenheim beinhalten ein intensi-<br />

ves berufsbezogenes Sprachtraining, Workshops<br />

zum Thema „Leben im Ausland“ sowie ein prakti-<br />

sches Service- und Rezeptionstraining. Allen Be-<br />

werbern, die am Kurs teilnehmen, wird ein Job in<br />

der Hotellerie vermittelt, die Abreise erfolgt direkt<br />

nach Kursende und du bist bestens vorbereitet!<br />

Als Sprachhelfer lebst du bei einer Gastfami-<br />

lie und erteilst 15 Stunden Deutschunterricht pro<br />

Woche. Als Gegenleistung hast du freie Kost und<br />

Logis und genügend Freizeit, um Land und Leute<br />

kennen zu lernen und deine Sprachkenntnisse<br />

zu verbessern. Ein pädagogischer Abschluss ist<br />

nicht erforderlich – du solltest Freude am Lehren<br />

und Spaß an der eigenen Sprache mitbringen.<br />

Wenn du zusammen mit deiner Familie deine<br />

Sprachkenntnisse verbessern willst und eine<br />

neue Kultur kennen lernen möchtest, aber nicht<br />

ins Ausland reisen kannst, empfehlen wir die Auf-<br />

nahme eines Gastschülers<br />

oder eines Sprachhel-<br />

fers aus einem anderen<br />

Jobs & Praktika – 59<br />

Land. Als Gastfamilie bietet man freie<br />

Kost und Logis und erhält dafür als<br />

Gegenleistung 15 Stunden Sprachunterricht.<br />

Wenn du zwischen Schule und Studium oder<br />

Ausbildung nur wenig Zeit hast, raten wir dir<br />

zur Teilnahme an einer Sprachreise. Während<br />

der Reise besuchst du halbtags oder ganztags<br />

eine Schule, an der die Sprache deines Reise-<br />

landes unterrichtet wird. Durch die internati-<br />

onale Gruppenzusammensetzung und die<br />

Unterkunft in der Gastfamilie bist du intensiv<br />

in den Alltag und die Sprache des Reiselandes<br />

eingebunden und kannst schnell deine Sprach-<br />

kenntnisse perfektionieren.<br />

The European Hotel Academy e.V.<br />

in Zusammenarbeit mit DFSR<br />

06252-689397<br />

www.europeanhotelacademy.de<br />

info@europeanhotelacademy.de


60 – Jobs & Praktika<br />

Fernsehen am Mittelmeer<br />

Arbeiten wo andere Urlaub machen<br />

Dieser Sommer sollte etwas ganz Besonderes werden: Einerseits wollte<br />

ich in Ferienstimmung versetzt werden, andererseits meine <strong>Semester</strong>fe-<br />

rien auch sinnvoll nutzen. Die perfekte Mischung fand ich in Barcelona,<br />

wo ich mich erfolgreich um ein dreimonatiges Praktikum beim Fernseh-<br />

sender TV3 beworben hatte. Somit würde ich meine vorlesungsfreie Zeit<br />

in der wunderbaren katalanischen Stadt am Mittelmeer verbringen.<br />

Da ich bereits zuvor im Spanisch sprechenden Ausland gelebt hatte, gab<br />

es keinerlei Sprachschwierigkeiten und das Abenteuer konnte beginnen.<br />

Nachdem ich ein Zimmer in einer WG gefunden hatte, bereitete ich mich<br />

auf meinen ersten Arbeitstag vor. Solche Tage sind ja leider eher unan-<br />

genehm, da erstmal alles neu und ungewohnt ist, aber den Katalanen ge-<br />

lingt es, jegliches mulmige Gefühl bereits nach kurzer Zeit zu beseitigen.<br />

Meine Chefin meinte gleich zu Beginn: „Unsere Praktikanten hier arbei-<br />

ten nie mehr als vier Stunden pro Tag, schließlich soll noch genug Zeit blei-<br />

ben, um an den Strand zu gehen, das Meer und die Sonne zu genießen.“<br />

Dem hatte ich natürlich nichts entgegenzusetzen...<br />

Mit dem Ziel, möglichst viele Abteilungen des Fernsehsenders kennen<br />

zu lernen, war mein Praktikum in drei Teile gegliedert: Den ersten Monat<br />

verbrachte ich in der Medienforschung. Meine Aufgabe bestand darin,<br />

die deutsche Medienlandschaft zu analysieren und für TV3 einen Bericht<br />

darüber anzufertigen, wie weit Deutschland mit der Verbreitung des digi-<br />

talen Fernsehens ist, welche Sendungen, Serien und Talkshows beson-<br />

ders erfolgreich sind und wie deren Aufbau ist. Ziel dieses Unterfangens<br />

war es, neue Ideen und Anregungen für das Programm des Senders zu<br />

gewinnen. Die Katalanen waren insbesondere von den deutschen Flirt-<br />

shows sehr angetan: Ob „Herzblatt“, „Nur die Liebe zählt“ oder „Liebe,<br />

Lisa!“, eine dieser Unterhaltungsshows wird es, nach deutschem Vor-<br />

bild, in einer ähnlichen Form sicher bald auf TV3 geben. Während meines<br />

zweiten Monats war ich Teil des Produktionsteams des Tochtersenders<br />

von TV3, einem Nachrichtensender. Dort lernte ich, wie man an Meldungen<br />

von internationalen Agenturen herankommt, wie Videos über Satelliten<br />

bestellt werden, wie Live-Sendungen aufgebaut werden, wie Dolmetscher<br />

eine Pressekonferenz aus dem Ausland simultan übersetzen und<br />

vieles mehr. Die Regie und die Redaktion eines Nachrichtensenders sind<br />

für mich besonders faszinierend: Alles muss schnell gehen, die Informati-<br />

onen müssen so aktuell wie möglich sein und die dazugehörigen Bilder<br />

müssen den Text perfekt untermalen. So ruhig und ausgeglichen der<br />

Nachrichtensprecher die aktuellen Geschehnisse verliest, so hektisch<br />

und chaotisch geht es derweil hinter den Kulissen zu, wo noch schnell<br />

ein Stück fertig geschnitten und in den Ablaufplan eingeschoben wird.<br />

Eine spannende Welt!<br />

Eine Besonderheit des Fernsehsenders TV3 ist übrigens die Tatsache,<br />

dass jeder Text der über den Äther geht, erst an die Linguistik-Abteilung<br />

geschickt werden muss, die diesen auf Fehler in der katalanischen Gram-<br />

matik untersucht. Die Katalanen hegen und pflegen ihre Sprache nämlich<br />

besonders und möchten eine hohe Sprachqualität fördern. Derzeit absol-<br />

viere ich meinen letzten Monat bei TV3 in der Abteilung Dokumentarfilme<br />

und Reportagen. Hier werden sowohl Kurz- als auch Langzeitproduktio-<br />

nen hergestellt: Das können Reportagen über politische Themen, die Tier-<br />

welt, die Umwelt oder über ferne Länder sein. Entweder werden bereits<br />

fertige Dokumentationen auf Katalanisch vertont oder eigene Kamera-<br />

teams liefern das Material für einen neuen Beitrag, der dann in diesem<br />

Bereich so bearbeitet wird, dass er gesendet werden kann. Dieses Prak-<br />

tikum ist auf jeden Fall eine wertvolle Erfahrung. Die Katalanen sind sehr<br />

geduldig, erklären und teilen ihr Wissen und ihre Kenntnisse sehr gerne mit<br />

Praktikanten. Ich kann jedem, der sich für einen Beruf im journalistischen<br />

Bereich interessiert, ein Praktikum im Ausland wärmstens empfehlen,


weil man die Arbeits- und Denkweisen mit denen in Deutschland vergleichen<br />

kann und außerdem viele neue Ideen aus dem Gesehenen und Erlebten<br />

schöpft.<br />

Doch es soll nicht der Eindruck entstehen, dass Barcelona nur ein Ort<br />

ist, an dem man arbeitet. Vielmehr hat man in Barcelona ständig das Ge-<br />

fühl, Teil einer großen Feier zu sein: In der Stadt ist immer was los, es<br />

gibt Bars und Restaurants en masse, das kulturelle Angebot ist immens<br />

und auch alle Sportbegeisterten kommen auf ihre Kosten. Aber der Reihe<br />

nach: Es empfiehlt sich natürlich, sich einen möglichst aktuellen<br />

Barcelona-Führer zu kaufen, denn Barcelona ist eine Stadt im stetigen<br />

Wandel. Orte, die gerade noch „in“ waren, sind schnell wieder „out“,<br />

oder Clubs, in denen früher tolle Musik lief, gibt es vielleicht schon gar<br />

nicht mehr. Für alle Kunst- und Architekturinteressierten ist Barcelona<br />

das absolute Paradies: Architekten wie zum Beispiel Gaudí haben hier<br />

außergewöhnliche Werke im Jugendstil hinterlassen, die das Stadtbild<br />

Barcelonas prägen. Von paradiesischen Verhältnissen kann man auch<br />

sprechen, wenn es um die Vielfalt der Museen und Galerien geht. Vom<br />

Mittelalter bis zur Neuzeit sind hier sämtliche Epochen vertreten. Beson-<br />

ders empfehlenswert finde ich das Museum der zeitgenössischen Kunst<br />

von Barcelona, das sich im Stadtviertel Raval befindet und das stets<br />

extravagante Ausstellungen modernen Künstler bietet. Wer die klassi-<br />

sche Kunst bevorzugt, ist besser im nationalen Kunstmuseum von Katalo-<br />

nien aufgehoben. Bedeutende Werke der Gothik, der Klassik und des<br />

Barocks sind ebenso vertreten wie Bilder aus dem 20. Jahrhundert.<br />

Nach so viel geistiger Nahrung sollte man auf jeden Fall wieder die Seele<br />

baumeln lassen. Der stadtnahe Strand namens Barceloneta eignet sich<br />

dafür perfekt. Wer Lust hat, kann sich von den „fliegenden Verkäufern“<br />

eine Auswahl an Schmuck zeigen oder sich von Masseusen den Rücken<br />

durchkneten lassen. Wenn man am Strand spazieren geht, entdeckt man<br />

noch weitere Sehenswürdigkeiten: das riesige Casino Barcelonas, das<br />

gleich neben dem olympischen Dorf gelegen ist. Während der Olympi-<br />

schen Spiele 1992 waren hier Sportler aus der ganzen Welt einquartiert.<br />

Ahh, ich könnte natürlich noch weiter von dieser Stadt schwärmen, aber<br />

der beste Rat ist wohl: Bewerbung schreiben, Praktikum beginnen und<br />

selbst auf Entdeckungsreise in Barcelona gehen!<br />

Patricia Czarkowski, 27 Jahre alt, ist Studentin der Kulturwissenschaften<br />

und der Interkulturellen Kommunikation an der Universität des Saarlan-<br />

des in Saarbrücken.<br />

Jobs & Praktika – 61


62 – Jobs & Praktika<br />

Gastfreundschaft bei Nacht<br />

Entwicklungszusammenarbeit in Mali<br />

Für viele Hochschulabsolventen stellt die Entwicklungszusammenarbeit<br />

die lukrativsten Arbeitsplätze. Wer träumt nicht davon, bei schönem<br />

Wetter in exotischen Ländern und malerischen Landschaften zu arbei-<br />

ten, Auslandszuschlag zu kassieren und dabei das Gefühl zu bekommen,<br />

Menschen zu helfen? So auch ich. Durch mein Studium der Angewand-<br />

ten Afrikastudien in Bayreuth hatte ich bereits allerlei Interessantes über<br />

Afrika gehört und fühlte mich vorbereitet genug, erste praktische Erfah-<br />

rungen zu sammeln. Ich begann, einen Praktikumsplatz zu suchen und<br />

nahm über Beziehungen meiner Professoren direkten Kontakt zu Nicht-<br />

regierungsorganisationen auf. Nach einem Telefonanruf eines Dozenten<br />

in Mali hatte ich meine Praktikumsstelle. Ich verließ das Büro mit einem<br />

breiten Grinsen, denn schließlich war ich mit einem Fuß schon in Afrika.<br />

Mein Arbeitgeber war ein Verein, der sich um den Erhalt der einzigarti-<br />

gen Tradition des Nomadenvolks der Tuareg bemüht. Projekte wie Brun-<br />

nen- bzw. Schulbau, die Einrichtung von Dokumentationszentren und die<br />

Ausbildung von Krankenschwestern sollen dem Volk der Tuareg helfen,<br />

mit den Herausforderungen der globalen Welt besser umgehen zu können.<br />

Das Besondere an dem Verein ist, dass er nur mit der lokalen Bevölke-<br />

rung zusammenarbeitet, somit die Kreativität und Lösungskompetenzen<br />

dieser fördert und durch den Verzicht auf ein Büro in Mali Ausgaben für<br />

den Verwaltungsapparat spart. Einen Großteil meiner Vorbereitungen<br />

widmete ich der Geschichte der Tuareg, den Begebenheiten des Landes,<br />

den Aktivitäten des Vereins und den Richtlinien der Entwicklungszusam-<br />

menarbeit. Nach mehreren ärztlichen Untersuchungen, zahlreichen Imp-<br />

fungen und letzten unabdingbaren Besorgungen wie einem Moskitonetz,<br />

dem Buch „Wo es keinen Arzt gibt“ von David Werner und Medikamen-<br />

ten, war ich bereit, in einem der ärmsten Länder der Welt mein erstes<br />

Praktikum anzutreten.<br />

Nach der Landung in Bamako hatte ich zunächst drei Tage Zeit, mich an<br />

mein neues Leben in dem schwülen Klima Malis zur Regenzeit und an die<br />

Auswirkungen des Kulturschocks zu gewöhnen. Das Vorhaben, ein halbes<br />

Jahr in einem fremden Land zu bleiben, verbunden mit der menschlichen<br />

Angst vor dem Fremden, wirkte ziemlich ermüdend auf den Körper. So<br />

verbrachte ich die ersten Tage mit Lesen und Schlafen auf meinem Hotel-<br />

zimmer. Doch irgendwann packte mich die Neugier und ich begann, mir<br />

meine Arbeitswelt zu erschließen und mir einen groben Plan zu erstellen.<br />

Meine Arbeitsaufgabe war schon in Deutschland klar: Ich würde bereits<br />

existierende Projekte des Vereins begutachten und dokumentieren,<br />

darüber Interviews mit der lokalen Bevölkerung führen, Modifikationen<br />

aufnehmen und in Projektvorschläge umformulieren. Mein Arbeitsplatz<br />

waren die von den Tuareg bewohnten und nur schwer zugänglichen<br />

Wüstengebiete im Südosten und Norden des Landes. In diesen Regionen<br />

gibt es keine Infrastruktur. Dort wo eine Straße sein sollte, ist meistens<br />

nur eine Piste, wenn diese nicht während der letzten Regenzeit weg-<br />

geschwemmt wurde oder überschwemmt ist. Die schlechten Straßen-<br />

verhältnisse erlauben es nur Allradwagen und LKWs in diese Gebiete<br />

zu gelangen. Vorne in der Kabine gibt es zwei Plätze für vier Passagiere,<br />

die restlichen dreißig nehmen oben auf der Ladefläche Platz. Platz neh-<br />

men heißt, sich irgendwo hinzusetzen, sein Gepäck irgendwo festzubin-<br />

den, und sich mit allen möglichen Körperteilen die ganze lange Fahrt über<br />

festzuhalten. Dank der schlechten Straßenverhältnisse fährt man nicht<br />

schnell. Man hat gute Chancen, heil aus der Sache heraus zu kommen.<br />

Fahrpläne gibt es nicht, nur Richtwerte und Routen, über die aber fast je-<br />

der in der Stadt Auskunft geben kann. Wartezeiten von fünf bis 20 Stun-<br />

den muss man schon einplanen, falls man sich überhaupt so etwas wie<br />

einen Plan gemacht hat. Die Dauer der Fahrt für eine Strecke von 200km<br />

kann zwischen zehn Stunden und drei Tagen dauern.<br />

Als ich nach zehn Stunden in Ménaka ankam, war die Nacht schon vor-<br />

angeschritten und es gab keine Beleuchtung in dem 3.000-Seelen-Dorf.<br />

Ich bat einen Mitreisenden, mich zu dem Haus des „chef de village“ zu<br />

führen, denn Hotels gab es in diesem Dorf keine und ich wollte nicht auf<br />

der Straße neben den Kühen übernachten. Trotz meiner Dreistigkeit emp-<br />

fing mich die Hausherrin sehr herzlich. Sie bot mir ein Bett, etwas zu Es-<br />

sen und eine Dusche an. Am besten vergegenwärtigt man sich diese<br />

Gastfreundschaft, wenn man die Situation auf ein Dorf in Deutschland<br />

überträgt. Ein Afrikaner klopft nachts an der Tür des Bürgermeisters und


ittet um eine Übernachtungsmöglichkeit. Wie<br />

wäre die Reaktion hierzulande? Bei Tageslicht<br />

sorgte meine Anwesenheit für Furore und im<br />

Laufe des Tages kamen viele Menschen vorbei,<br />

um mich zu begrüßen. Die Neugierde meiner-<br />

seits war ebenfalls groß, und die Zeit bis zum<br />

Essen verging wie im Flug. Berührungsängste<br />

muss man hinter sich lassen und pingelig darf<br />

man auch nicht sein, wenn man mit der lokalen<br />

Bevölkerung leben möchte. Besteck gibt es nur<br />

bedingt, gegessen wird mit der rechten Hand,<br />

zumeist Reis oder Hirse mit ein wenig Fleisch.<br />

Es ist wirklich unglaublich wie lecker etwas<br />

so Einfaches sein kann! So schnell das auch<br />

mit der kulturellen Eingewöhnung ging, an die<br />

Arbeitsumstände konnte ich mich mit meiner<br />

deutschen Pünktlichkeit nur bedingt gewöhnen.<br />

Oft kam es vor, dass Verabredungen nicht ein-<br />

gehalten wurden oder ein Arbeitstreffen nicht<br />

das erreichte, was ich wollte. Lange Mittags-<br />

pausen sind besonders beliebt und Termin-<br />

treue ist eher selten. Das berühmte Sprichwort<br />

„In Europa haben sie Uhren, in Afrika haben wir<br />

Zeit“ kann ich bestätigen. Eine Schuldzuwei-<br />

sung wäre jedoch fehl am Platz. In Mali können<br />

Meetings abends beim Lagerfeuer abgehalten<br />

werden und zur Besprechung besonders wich-<br />

tiger Dinge gibt es sehr starken grünen Tee.<br />

Einen geregelten Arbeitsalltag hatte ich nicht,<br />

da meine Arbeit immer orts- und situationsge-<br />

bunden war. Es gab jedoch einige Parallelen in<br />

den Tagesabläufen. Aufgestanden wurde gene-<br />

rell bei Sonnenaufgang, damit man das Tages-<br />

licht ausnutzten konnte. Schon beim Frühstück<br />

mit dem „chef de village“ kamen die ersten<br />

Dorfbewohner vorbei und erläuterten ihre<br />

Probleme oder unterbreiteten Vorschläge.<br />

Weil vieles in der Sprache der Tuareg besprochen<br />

wurde, konnte ich leider nicht besonders viel<br />

verstehen. Nach dem Frühstück begleitete ich<br />

den „chef de village“ häufig bei seinen Fahrten<br />

im Dorf und manchmal auch ins Nachbardorf.<br />

Dort wurden überregionale Angelegenheiten<br />

besprochen, wie beispielsweise der Besuch<br />

des Premierministers in der Bezirkshaupt-<br />

stadt. Dies geschah immer in Anwesenheit vie-<br />

ler Dorfbewohner und bei noch mehr Tee oder<br />

beim Mittagessen. Manchmal wurde ein ge-<br />

meinsames Mittagsnickerchen gehalten. Am<br />

Nachmittag folgten weitere Besprechungen.<br />

Ab und zu schauten wir uns Schulen oder Korn-<br />

speicher an, schätzten Schäden und erstellten<br />

Kostenvoranschläge. Dadurch, dass ich oft mit-<br />

genommen wurde, bekam ich einen sehr gu-<br />

ten Einblick in die politische Struktur des Volkes<br />

der Tuareg. Die Leute antworteten mir immer<br />

und ausführlich auf meine Fragen. Die Ant-<br />

worten konnte ich dann in meine Abschluss-<br />

berichte und Projektvorschläge aufnehmen.<br />

Eine meiner Hauptaufgaben war es, eine bes-<br />

sere Wasserversorgung für das Dorf Andé-<br />

ramboukane zu erarbeiten. Dazu wertete ich<br />

Projektvorschläge anderer Nichtregierungs-<br />

organisationen aus, setzte die vorhandenen<br />

Brunnen in Proportion zu den Haushalten, be-<br />

fragte die Leute nach dem Stand und der Quali-<br />

tät des Wasser aus dem angrenzenden See und<br />

erstellte eine Liste der Krankheiten für Mensch<br />

und Tier, die durch sauberes Wasser verhin-<br />

dert werden würden. Ich dokumentierte alles<br />

mit einem Diktiergerät und meinem Fotoappa-<br />

rat. Abends machte ich mir Notizen, die es zu<br />

verarbeiten galt, sobald ich einen Computer zur<br />

Hand hatte. Kurz nach 19 Uhr wurde es dunkel<br />

und wir versammelten uns für das Abendessen.<br />

Mit der etwas süßlichen Kamelmilch wurde das<br />

Essen abgerundet.<br />

Luxus war, wenn wir abends den Generator an-<br />

machten und ein wenig fernsehen konnten.<br />

Um einen kleinen Fernseher saßen circa zwan-<br />

zig Leute, die alle kollektiv zurückschreckten,<br />

wenn ein Krokodil auf die Kamera zulief. Sehr<br />

beliebt waren Seifenopern aus Südamerika und<br />

natürlich auch die Nachrichten. Insgesamt war<br />

mein Praktikum in Mali eine überragende Er-<br />

fahrung. Die einzigartige Kultur der Tuareg und<br />

die, trotz der Kargheit, pittoresken Landschaf-<br />

ten haben sich in mein Gedächtnis eingebrannt.<br />

Die Welt aus einer anderen Perspektive wahr-<br />

zunehmen war das Beste, was ich mir je hätte<br />

Jobs & Praktika – 63<br />

erträumen können. Im Sinne Joseph Conrads<br />

möchte ich mit dem Satz abschließen: „Eine<br />

Reise in das Innere Afrikas, ist eine Reise zum<br />

inneren Selbst.“<br />

Artur Beifuß, 24, ist an der Universität Bayreuth<br />

eingeschrieben. Er schließt dort gerade den<br />

<strong>Bachelor</strong>studiengang „Angewandte Afrika-<br />

studien: Kultur und Gesellschaft Afrikas“ ab<br />

und möchte im Oktober in Berlin ein <strong>Master</strong>-<br />

programm aufnehmen.


64 – Länderprofil<br />

Neuseeland<br />

Bildungseinrichtungen<br />

Aotearoa, Neuseeland, ist ein faszinierendes Land und hat<br />

für einen Aufenthalt viel mehr als nur eine atemberaubende<br />

Landschaft zu bieten. Neuseelands Bildungssystem ist von<br />

hoher Qualität. Die Institutionen legen den Schwerpunkt auf das<br />

Vermitteln von Fähigkeiten und Kenntnissen, die sowohl für eine<br />

Karriere als auch für die persönliche Entwicklung notwendig<br />

sind. Ein Bildungsaufenthalt in Neuseeland gibt jungen Leuten<br />

die Möglichkeit, eine andere Kultur kennen zu lernen, eröffnet<br />

berufliche Perspektiven und erweitert den Horizont.<br />

Schulen der Sekundarstufe (Secondary Schools)<br />

Diese Schulen werden als High Schools, Grammar Schools und<br />

Colleges bezeichnet. Es gibt über 400 Sekundarschulen, die ein<br />

breit gefächertes Angebot bereithalten. Fast alle Einrichtungen sind<br />

staatlich. Die meisten sind gemischte, so genannte Co-educational<br />

Schools. Etwa 10% sind reine Mädchen- oder Jungenschulen.<br />

Das Schuljahr beginnt im Januar und endet im November. Es ist in<br />

vier Quartale (Terms) eingeteilt. Ausländische Schüler haben die<br />

Möglichkeit, sich zu jedem Term einzuschreiben. Deutsche Schüler<br />

bevorzugen den Einstieg im Januar oder Juli. Zu empfehlen ist<br />

ein Schulaufenthalt von mindestens zwei Terms, um die Sprache<br />

ausführlich zu lernen, Freundschaften zu festigen und sich bei<br />

der neuen Familie einzuleben. Deutsche Schüler haben auch<br />

die Option, den Schulabschluss in Neuseeland zu machen. Das<br />

neuseeländische Äquivalent zum deutschen Abitur nennt sich<br />

National Certificate of Educational Achievement (NCEA). Der<br />

Abschluss wird international anerkannt und auch von einigen<br />

deutschen Universitäten als Zugangsberechtigung akzeptiert.<br />

Hochschulen (Tertiary Institutes)<br />

In Neuseeland gibt es acht staatliche Universitäten an sechs<br />

Standorten. Die Universitäten bieten <strong>Bachelor</strong>-, Certificate-,<br />

Diploma- und <strong>Master</strong>abschlüsse sowie Doktorandenprogramme<br />

(PhD) in den Natur- und Geisteswissenschaften an. Vor dem<br />

eigentlichen Studium kann man Grundlagenkurse (Foundation<br />

Studies) belegen, die Studierende mit fehlenden Kenntnissen<br />

auf das Erststudium in einem bestimmten Fach vorbereiten.<br />

Viele der Universitäten haben sich auf Fachgebiete wie Jura,<br />

Medizin, Ingenieurwissenschaften, Informatik, Agrarwirtschaften,<br />

Technologie oder Umweltforschung spezialisiert. Die <strong>Semester</strong><br />

beginnen in der Regel im Februar und im Juli. Zusätzlich erfreuen<br />

sich Sommerprogramme zunehmender Beliebtheit, da diese<br />

den Studenten eine dritte Studienperiode bieten. Neben den<br />

Universitäten hat Neuseeland 21 staatliche Fachhochschulen<br />

(Polytechnics) und Technische Hochschulen (Institutes of<br />

Technology, ITPs). Die <strong>Abschlüsse</strong> dort nennen sich Certificates


und Diplomas. An vielen ITPs werden zudem <strong>Bachelor</strong>abschlüsse<br />

sowie Foundation Studies und Sommerprogramme angeboten.<br />

Private Hochschulen, die sowohl akademische als auch berufs-<br />

bildende Studiengänge im Programm haben, sind oft auf bestimmte<br />

Fachbereiche wie Tourismus, Design, Flugausbildung, etc.<br />

spezialisiert. Für deutsche Studierende, die bereits einen Hoch-<br />

schulabschluss haben oder die eine bestimmte <strong>Semester</strong>anzahl<br />

nachweisen können, reduzieren sich an neuseeländischen<br />

Hochschulen die Studiengebühren: Die „international fees“<br />

entfallen und die Studenten zahlen nur die Gebühren, die auch für<br />

die Einheimischen gelten.<br />

Sprachanbieter (English Language Provider)<br />

Englischkurse werden in Neuseeland von Universitäten, Fach-<br />

hochschulen, Technischen Institutionen und ca. 100 privaten<br />

Sprachschulen angeboten. Die Auswahl der Kurse ist sehr groß.<br />

Es können allgemeine Englischkurse, Prüfungsvorbereitungskur-<br />

se und fachspezifische Englischkurse wie z.B. Business English<br />

belegt werden. Die Klassen sind mit in der Regel weniger als<br />

zwölf Teilnehmern eher klein und werden für Einzelpersonen und<br />

Gruppen angeboten. Darüber hinaus können Sprachkurse mit<br />

Freizeitaktivitäten gewählt werden, die nach dem Unterricht eine<br />

Vielzahl von Sportaktivitäten bereithalten. Die meisten Sprachkurse<br />

beginnen jeden Montag und sind nicht an die allgemeinen Ferien-<br />

zeiten gebunden. Oft ist die Unterbringung in Gastfamilien möglich.<br />

New Zealand – Your Place to Grow<br />

Entdecke die Möglichkeiten! Entwickle dich weiter!<br />

Wachse an Herausforderungen!<br />

Ausführliche Informationen zu Bildungsmöglichkeiten in<br />

Neuseeland: www.newzealandeducated.com/germany<br />

Christiane Horn<br />

hamburg@nzte.govt.nz<br />

Länderprofil – 65


66 – News<br />

Neuigkeiten<br />

Impressum<br />

High School<br />

High School USA, CAN, AUS, NZ – öffentl./priv.<br />

Schulen – Familien-/Internatsaufenthalt – ec.se,<br />

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Neuauflage: Handbuch Fernweh. Der Ratgeber<br />

zum Schüleraustausch, mit Preis-Leistungs-<br />

Tabellen von High-School-Programmen für 18<br />

Gastländer, 6. Auflage 2007, 544 Seiten, 18.50 €<br />

www.handbuchfernweh.de<br />

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weltweiser Auslandsforum<br />

Angebote, Termine und Informationen von<br />

Austauschorganisationen & Agenturen<br />

www.weltweiser.de<br />

Sprachreisen<br />

Kingsbrook Spanisch Schule<br />

Lern Spanisch, triff nette Leute und genieße die Stadt!<br />

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Barcelona / info@kingsbrookbcn.com<br />

Herausgeber: International Education Network GmbH & Co. KG<br />

Schloss Cappenberg<br />

59379 Selm-Cappenberg<br />

02306-758882<br />

02306-758884<br />

marketing@<strong>itchy</strong>-<strong>feet</strong>.net<br />

www.<strong>itchy</strong>-<strong>feet</strong>.net<br />

Geschäftsführung: Thomas Terbeck, Ramon Tissler<br />

Copyright: International Education Network GmbH & Co. KG<br />

Redaktion: Jens Hirschfeld, Annike Hüske, Angelina Rauber,<br />

Thomas Terbeck, Ramon Tissler<br />

Reisen & Arbeiten<br />

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Neuseeland, Frankreich, England, Irland, Spanien,<br />

Italien; Info: 0761-7076917; info@aupair-ams.de<br />

www.aupair-ams.de; Anna Maria Schlegel Au-pair<br />

Vermittlung<br />

Roosevelt Academy<br />

Studium<br />

Englischsprachiges University College<br />

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Sport Stipendien in den USA<br />

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Universitäten und Colleges in den USA.<br />

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Medizin Studienplätze im Ausland<br />

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Möglichkeit, wenn die ZVS deutsche Studienplätze<br />

in Medizin verwehrt. Optionen und Gratisinfos<br />

unter: www.medizinstudium-im-ausland.de<br />

Auflage: 50.000<br />

ISSN: 1861-4817<br />

Druck: westermann druck GmbH, Braunschweig<br />

Vertrieb: IPS Pressevertrieb GmbH und eigene Auslieferung<br />

Bildquellen: www.photocase.de, www.stockxpert.de<br />

CIVC, Epernay<br />

privat<br />

Design: Grafikstudio Carreira<br />

Pauschale Stipendien für <strong>Bachelor</strong> Studium USA<br />

International Doorway vergibt jedes Jahr ca.<br />

200 Pauschalstipendien an deutsche Bewerber<br />

mit mindestens Fachabitur für ein <strong>Bachelor</strong><br />

Studium in beliebigen Fachrichtungen an diversen<br />

akkreditierten Colleges und Universitäten in<br />

den USA. Die schnellsten Bewerber haben ein<br />

Stipendium sicher. www.internationaldoorway.de<br />

www.grafikstudio-carreira.de<br />

Querbeet<br />

Nachwuchsautoren und Hobbyfotografen aufgepasst!<br />

Für die 5. Ausgabe unseres Magazins, die Anfang<br />

November erscheint, sammeln wir wieder Er-<br />

fahrungsberichte über eure Auslandsaufenthalte. Be-<br />

sonders freuen wir uns immer über Texte in einer<br />

Fremdsprache (z.B. Englisch, Spanisch oder Fran-<br />

zösisch). Jeder abgedruckte Bericht wird mit<br />

100,- € prämiert. Zudem suchen wir kreative<br />

Fußfotos für unser Deckblatt – egal ob barfuß<br />

oder mit Schuhwerk! Falls veröffentlicht, gibt es<br />

100,- € von uns. Einsendeschluss für Erfahrungs-<br />

berichte und Fußfotos ist der 31.07.2007. Bitte<br />

sendet uns die Bilder in ausreichender Auflösung zu<br />

(300 dpi/A4). Weitere Informationen findet ihr auf<br />

www.<strong>itchy</strong>-<strong>feet</strong>.net.<br />

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Karriere im Ausland<br />

Ob Sprachkurse, Work & Travel, High School<br />

Aufenthalte, Freiwilligenaufenthalte oder Auslands-<br />

studium – Karriere-im-Ausland klärt auf und<br />

präsentiert euch die interessantesten Programme<br />

und wichtigsten Agenturen Deutschlands.<br />

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Namentlich gekennzeichnete Artikel geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Für unverlangt zur Verfügung gestelltes Text- und Bildmaterial wird nicht gehaftet.


<strong>itchy</strong> <strong>feet</strong> Nr. 5 erscheint im Nov. 2007!<br />

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Nr. 5 / 3,50 € <strong>itchy</strong><br />

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Das Magazin für Bildung und Karriere im Ausland<br />

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Fußfoto gesucht!<br />

Mit oder ohne Schuhwerk -<br />

am besten im Freien!<br />

Bei der Verwendung für unser<br />

Deckblatt gibt es 100 Euro!<br />

Erfahrungsberichte<br />

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