Bachelor- & Master-Abschlüsse Semester - itchy feet
Bachelor- & Master-Abschlüsse Semester - itchy feet
Bachelor- & Master-Abschlüsse Semester - itchy feet
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
www.<strong>itchy</strong>-<strong>feet</strong>.net<br />
Nr. 4 / 3,50 €<br />
5/2007 – 10/2007<br />
<strong>itchy</strong> <strong>feet</strong><br />
Das Magazin für Bildung und Karriere im Ausland<br />
High School<br />
Sprachkurse<br />
Reisen & Arbeiten<br />
Studium<br />
Jobs & Praktika
Nutze deine Chance<br />
auf eine internationale Bildung<br />
und sprich mit<br />
- Repräsentanten von renommierten Universitäten,<br />
öffentlichen und privaten Schulen,<br />
Internaten und Sprachschulen aus 10 Ländern<br />
- deutschen Anbietern und Agenturen von Programmen wie<br />
High School, Sprachreisen, Au-Pair, Work & Travel und Auslandsstudium<br />
München – 5. Mai 2007<br />
Ludwig-Maximilians-Universität, Dekanatsgang,<br />
Geschwister-Scholl-Platz 1, 80539 München<br />
Augsburg – 7. Mai 2007<br />
Kongresshalle, Kongresssaal,<br />
Göggingerstr. 10, 86159 Augsburg<br />
Nürnberg – 8. Mai 2007<br />
Rathaus, Historischer Rathaussaal,<br />
Rathausplatz 2, 90403 Nürnberg<br />
Stuttgart – 10. Mai 2007<br />
Kursaal Bad Cannstatt,<br />
Königsplatz 1, 70372 Stuttgart<br />
Frankfurt – 11. Mai 2007<br />
Deutsche Bibliothek,<br />
Adickesallee 1, 60322 Frankfurt am Main<br />
Der Eintritt ist frei!<br />
Öffnungszeit: 11-18 Uhr<br />
Weitere Informationen über die Messe, die Aussteller sowie die Möglichkeit der Terminabsprache<br />
mit Ausstellern, die dich besonders interessieren, findest du im Internet unter<br />
www.away-auslandsmesse.de
Inhaltsverzeichnis<br />
High School<br />
Sprachkurse<br />
Reisen & Arbeiten<br />
Studium<br />
Jobs & Praktika<br />
Länderprofil<br />
News<br />
Im Land der Schafsköpfe und Elfen – Von Geistern und interessanten Essgewohnheiten auf Island 5<br />
Austauschjahr in Frankreich? – Nein, in meiner Bretagne. 7<br />
Extreme Activity – Six Months Walking Upside Down in New Zealand 9<br />
Ab ins Ausland – und dann? – Die Wiedereingliederung in das deutsche Bildungssystem 11<br />
Viel Sanuk in Thailand – Schulunterricht mit Mikrofon 13<br />
Eine Welt in China – Kultureller Austausch in der Schule 15<br />
Den Atlantik vor der Haustür – Cheering in den USA 16<br />
It is always worth it! – Sprachreise nach Südengland 18<br />
Sprachentests als Chance – Einige Fragen 20<br />
Sprachtest unumgänglich? – Vorbereitung auf einen Studienaufenthalt im englischsprachigen Ausland 21<br />
Volunteering – Vital to Meaningful Language Learning 24<br />
Spanische Sprachzertifikate – DELE - Diplomas de Español como Lengua Extranjera 25<br />
Viertausend Meter – Leben, Helfen und Reisen in Bolivien 28<br />
Gap Year Continued – In and Out of Africa 30<br />
An Experience like Nothing Else – Au Pair in den USA 33<br />
A Wwoofer in the Kiwizone – Ein Kuhliesel-Dasein 35<br />
Scharfsüßer Kulturencocktail – Sechs Monate Studium in Malaysia 38<br />
Studieren auf hoher See – The Scholar Ship ist startklar für erste akademische Weltreise 40<br />
Saint Mary´s University – Study in Nova Scotia – Home of Most Amazing Natural Wonders 41<br />
Jura auf Französisch in Genf – Viel mehr als Schweizer Käse 42<br />
Französisches Flair – Wirtschaft im Straßencafé 44<br />
Innovative in the heart of Europe – Get to know five Maastricht University programmes 46<br />
College-Contact.com – Auslandsstudium à la carte 48<br />
Liberal Arts: A Philosophy – American College Life in the Netherlands 49<br />
Das Land der guten Laune – Familiensinn und Arbeitsalltag in Mexiko 52<br />
Herz in Lima gelassen – Musik im Blut mitgenommen 55<br />
„Selemat Datang. Nama saya Yvonne.“ – Das war Indonesisch. 57<br />
Arbeiten im Ausland – Welche Möglichkeiten gibt es? 59<br />
Fernsehen am Mittelmeer – Arbeiten wo andere Urlaub machen 60<br />
Gastfreundschaft bei Nacht – Entwicklungszusammenarbeit in Mali 62<br />
Neuseeland – Bildungseinrichtungen 64<br />
Neuigkeiten 66<br />
Inhalt
Vorwort<br />
Die Füße<br />
jucken wieder!<br />
Zu einer Weltreise der besonderen Art möchten wir auch diesmal<br />
alle Auslandsbegeisterten einladen und sie auf unsere Tour rund<br />
um den Globus mitnehmen. Den deutschen Schulhof, den heimi-<br />
schen Hörsaal oder den routinierten Arbeitsalltag kannst du für die<br />
Zeit der Lektüre getrost hinter dir lassen: Freu dich auf informative<br />
und motivierende Berichte von jungen Weltenbummlern, die sich<br />
ihren Traum von einem Auslandsaufenthalt bereits erfüllt haben<br />
und profitiere von ihren Erfahrungen. Zusätzlich eröffnen dir Arti-<br />
kel von Bildungsanbietern und Beratungsstellen neue Perspektiven<br />
und enthalten wichtige Tipps zur Vorbereitung deines Aufenthaltes.<br />
Welches Auslandsabenteuer und Gastland für dich in Frage kommt,<br />
kannst natürlich nur du selbst bestimmen. Diese Ausgabe von<br />
„<strong>itchy</strong> <strong>feet</strong>“ führt dich jedoch vielleicht schon auf den richtigen<br />
Weg. Unsere fünf Rubriken zeigen dir verschiedene Programmva-<br />
rianten auf: High School, Sprachkurse, Reisen & Arbeiten, Studium<br />
und Jobs & Praktika. Ob du dich nun über „Klassiker“ wie die Ver-<br />
einigten Staaten von Amerika und England oder derzeit sehr be-<br />
liebte Zielländer wie Neuseeland oder Kanada informieren willst<br />
– wir nehmen dich mit auf alle Kontinente. Denn alternativ zu den<br />
englischsprachigen Ländern stellen dir Weitgereiste auch ausge-<br />
fallene Destinationen in Afrika, Lateinamerika und Asien vor.<br />
Für die, die sich auf dem Heimatkontinent Europa am wohlsten<br />
fühlen, gibt es ebenfalls spannende Einblicke, zum Beispiel in das<br />
Leben in den Niederlanden, der Schweiz, Frankreich oder Spanien.<br />
Falls du schon im Ausland warst oder gerade bist, freuen wir uns<br />
auf deinen Erfahrungsbericht und deine Fotos. Erstmal wünschen<br />
wir dir viel Spaß beim Lesen und hoffen, dass dich die vierte Aus-<br />
gabe von „<strong>itchy</strong> <strong>feet</strong>“ in ihren Bann zieht.<br />
Thomas Terbeck<br />
Magister Artium<br />
Ramon Tissler<br />
Dipl.-Kfm., M.B.A. (USA)
Im Land der Schafsköpfe und Elfen<br />
Von Geistern und interessanten Essgewohnheiten auf Island<br />
„Island? Ist es da nicht total kalt?“, fragten mich die meisten meiner<br />
Freunde, als ich im elften Schuljahr stolz verkündete, dass ich dort ein<br />
Auslandsjahr verbringen würde. „Wolltest du denn da hin?“, fragten mich<br />
andere mitleidige Gesichter. Oh ja, das wollte ich – endlich in das Land<br />
meiner Träume, das ich mir schon seit Jahren durch Bildbände und Bü-<br />
cher näher gebracht hatte. Endlich Island, ganz nah! Gummi (sprich:<br />
Gümmi), ein riesiger Glatzkopf, der mich und ein paar weitere Austausch-<br />
schüler vom Flughafen abholte, prägte auf der Fahrt nach Garðabær<br />
(sprich: Gathabei), einem Vorort von Reykjavík, unseren ersten Eindruck<br />
von Island. Er zeigte uns die Landschaft, die nur aus großen Lavabrocken,<br />
kleineren Felsen und Schafen zu bestehen schien und erklärte uns, dass<br />
an dieser Straße der Geist eines alten Fischers wohnt. Schon gruselig,<br />
aber ich hatte ja bereits gehört, dass es in Island von Geistern, Elfen und<br />
Trollen nur so wimmelt. Es ist auch nicht so, dass Isländer an diese Natur-<br />
geister glauben, nein, es ist eher so, dass sie wissen, dass diese existieren...<br />
Am Tag nach der Ankunft im Arrivalcamp der Austauschorganisation ging<br />
die Aufregung los: Die Gastfamilien kamen, um ihre Gastkinder abzuho-<br />
len! Würde ich meine Gasteltern, Magnús und Anna, aufgrund der Bilder,<br />
die sie mir geschickt hatten, erkennen? Würden Sie nett sein? Doch die<br />
Sorgen waren unberechtigt: Sólveig, die während des Jahres meine Be-<br />
treuerin sein würde, führte meine freudig lachenden Gasteltern zu mir<br />
und schon ging es zu dem Haus los, das ich nun ein Jahr lang „heima“,<br />
daheim, nennen würde... Dort angekommen wurde ich erstmal von Lárus<br />
(7 Jahre), Þóra (10 Jahre), Sigrún (13 Jahre) und Neró (Hund) bestürmt<br />
und freudig begrüßt. Haus gezeigt, ausgepackt, Gastgeschenke verteilt,<br />
Abend gegessen... Die ersten Tage vergingen rasend schnell: Ich fuhr mit<br />
meinen Geschwistern nach Reykjavík, ich ging mit meinem Pabbi (Gast-<br />
vater) in die Schule, um meine Kurse für das kommende Schuljahr zu<br />
wählen, ich lernte die umliegenden Orte kennen, fuhr mit der Familie raus<br />
aufs Land und ließ mich von der atemberaubend schönen Landschaft be-<br />
geistern, lernte die Verwandten kennen, und und und... Auch die grundle-<br />
genden Besonderheiten des Landes wurden mir nahe gebracht: Hier duzt<br />
man sich; man putzt sich nicht die Nase; man trinkt direkt aus dem Was-<br />
serhahn, da hieraus nur feinstes Quellwasser sprudelt; und ohnehin sind<br />
die Isländer die Besten, weil ihre Vorfahren Wikinger waren. Darauf sind<br />
sie besonders stolz: Es gibt eine Biersorte namens „Viking“, Statuen be-<br />
rühmter Wikinger und jährlich mindestens ein großes Wikingerfest.<br />
Die ganzen neuen Eindrücke machten sehr müde und so verbrachte<br />
High School – 5<br />
ich die ersten Wochen damit, früh ins Bett zu gehen und spät aufzuste-<br />
hen. Erst als die Schule losging, kam wieder Routine in mein Leben. Ich<br />
wohnte in Garðabær und dort nur sieben Minuten zu Fuß von der Schule<br />
entfernt. In Island gibt es zwei Schulsysteme, eines wie in Deutschland<br />
mit vorgeschriebenem Fächerkanon und eines, in dem man eine Haupt-<br />
richtung (Sprachen, Naturwissenschaften, etc.) wählt und dann Pflicht-<br />
fächer und Wahlfächer hat. Letzterem System gehörte meine Schule an.<br />
Als Austauschschülerin konnte ich frei wählen und stellte mir aus unge-
6 – High School<br />
Auslands-<br />
Schuljahr<br />
Wer zahlt?<br />
Unsere<br />
Bank!<br />
Für alle Familien<br />
7,9 %<br />
effektiver<br />
Jahreszins<br />
So rechnet es sich:<br />
Bei einem Darlehen* von<br />
€ 7.000,–<br />
beträgt Ihre monatliche Rate nur<br />
€ 122,–<br />
*Auszahlungs-Beispiel mit folgenden Annahmen berechnet:<br />
nominaler Zinssatz 6,9 % p.a., zzgl. 2 % Bearbeitungsgebühr;<br />
effektiver Zinssatz 7,9 % bei 72 Monaten<br />
Laufzeit; zzgl. Kreditversicherung und Kontoführungsgebühr<br />
Gleich anrufen oder per<br />
E-Mail Infos anfordern!<br />
Hanseatic Bank (Büro Köln)<br />
Cornelia Wittke<br />
Tel.: (02203) 10 19 96<br />
cornelia.wittke@hanseaticbank.de<br />
www.hanseaticbank.de<br />
wöhnlichen Fächern wie Werken, Psychologie und<br />
Anatomie-Zeichnen einen interessanten Stunden-<br />
plan zusammen. Außerdem stand einmal im Monat<br />
eine fünfstündige Wanderung des Wanderkurses<br />
an, die zwar immer anstrengend, aber auch sehr<br />
schön war, denn man erlebte die raue aber beein-<br />
druckende Landschaft aus nächster Nähe. Die<br />
Wandertouren boten gute Gelegenheiten, mit<br />
Schulkameraden ins Gespräch zu kommen, und<br />
so verkürzte ich mir die Zeit mit Diskussionen über<br />
das Leben, das Universum und den ganzen Rest.<br />
Dabei konnte ich Isländisch zu Beginn nur bruch-<br />
stückhaft. Die Sprache schien sehr schwierig und<br />
ich fragte mich, wie ich dieses Kauderwelsch je<br />
lernen sollte. Durch beständige Beschallung und<br />
viel Üben stellte ich nach ungefähr fünf Monaten<br />
jedoch fest, dass ich mich fließend in der Landes-<br />
sprache unterhalten konnte. Ab da ging es auf-<br />
wärts und ich fühlte mich jetzt vollkommen wie zu<br />
Hause.<br />
War ich nicht in der Schule, fand man mich meist<br />
mit meinen isländischen Freunden oder anderen<br />
Austauschschülern in einem der zahlreichen Cafés<br />
Reykjavíks (Geheimtipp!). Nicht zu vergessen ist<br />
auch die isländische Partykultur: Að djamma í<br />
bænum, in der Stadt einen draufmachen, ging ich<br />
oft, meist samstags, oder wenn die Schule wieder<br />
ein Event organisiert hatte. Da vermutlich jeder<br />
dritte Isländer in einer Band spielt, gab es zudem<br />
jedes Wochenende kostenlose Konzerte. Außerdem<br />
bot meine Austauschorganisation mehrmals im<br />
Monat gemeinsame Unternehmungen wie Eislau-<br />
fen, Parties oder DVD-Abende an, die besonders<br />
im Winter die ständige Dunkelheit vertrieben und<br />
viel Spaß machten. Besonders ein Kulturwochen-<br />
ende, das Menningarhelgi, blieb uns Austausch-<br />
schülern noch lange in Erinnerung. An einem<br />
einzigartigen Strand sammelten wir so genannte<br />
Energie-Steine, schüttelten dem Präsidenten<br />
Islands die Hand und probierten Hai-Fleisch, das<br />
schrecklich nach Ammoniak schmeckte. Die islän-<br />
dische Küche wurde mir noch bei weiteren Gele-<br />
genheiten nahe gebracht. Eine Bekannte lud mich<br />
zu ihrer Großmutter ein, um das weihnachtliche<br />
Fischgericht Skata zu essen, und meine eigene<br />
Gastoma kochte mir traditionelle Schafsköpfe.<br />
Als Mitte Mai das Schuljahr aufhörte und die drei<br />
Monate langen Sommerferien begannen, hielt uns<br />
die Austauschorganisation mit einer besonderen<br />
Aufgabe auf Trab: Um wirklich einen umfassen-<br />
den Eindruck vom Leben auf Island zu bekommen,<br />
wurden wir auf Farmen überall im ganzen Land<br />
verteilt. Dort halfen wir bei der Schafs- und Pfer-<br />
dezucht und lernten so das Landleben kennen.<br />
Zusammen mit Svenni und Ragnar, zwei alten<br />
Männern, die aussahen wie zwei der dreizehn<br />
isländischen Weihnachtsmänner (jólasveinar),<br />
half ich den Schafen, ihre Lämmer zu gebären,<br />
fütterte die Frischgeborenen mit Stärkungspillen<br />
(was mir den Spitznamen „Pilla“ einbrachte),<br />
markierte Lämmer und half schließlich dabei, die<br />
Herden wieder raus auf die Bergweiden zu treiben.<br />
Der Farmaufenthalt war ein so geniales Erlebnis,<br />
dass ich ihn um zwei Wochen verlängerte.<br />
Ende Juni schließlich saß ich dann nach langen<br />
Abschiedsszenen von meiner Familie, meinen<br />
neuen Freunden und den anderen Austausch-<br />
schülern wieder im Flugzeug nach Deutschland,<br />
plante meinen nächsten Besuch in Island und<br />
freute mich trotz unzähliger unvergesslich schöner<br />
Momente wieder auf daheim.<br />
Luise Müller, 22 Jahre alt, studiert Anglistik und<br />
Vergleichende Sprachwissenschaften an der<br />
Universität in Mainz. Nebenbei arbeitet sie ehren-<br />
amtlich für ihre ehemalige Austauschorganisation.
Austauschjahr in Frankreich?<br />
Nein, in meiner Bretagne.<br />
Jahrelang habe ich von einem Austauschjahr geträumt und Stunden damit<br />
verbracht, die Bilder in den Broschüren der Organisationen anzugucken. In<br />
der Zeit vor meinem Abflug war ich unglaublich nervös. Meine Stimmung<br />
wechselte ständig. Wenn ich mehrere Tage keine Nachricht aus Frank-<br />
reich von meinen zukünftigen Gastfamilien erhalten hatte, konnte das<br />
schon mal zu einer halben Depression führen. Wenn ich dann wieder mal<br />
eine lange E-Mail oder Fotos bekam, war ich überglücklich und zeigte sie<br />
einfach jedem. Ich verbrachte schlaflose Nächte damit, mir Horrorszena-<br />
rien auszudenken, um am nächsten Morgen aufzustehen und jedem freu-<br />
destrahlend „Ich geh nach Frankreich, ich geh bald nach Frankreich!“<br />
entgegen zu rufen.<br />
Am Tag der Abreise war ich irgendwie benommen. Ich habe nichts wirk-<br />
lich realisiert. Eigentlich war mir gar nicht bewusst, dass ich dabei war,<br />
für zehn Monate zu gehen. Ich habe weder über das Weggehen noch<br />
über die vor mir liegende Zeit nachgedacht. Erst als das Flugzeug in der<br />
bretonischen Hauptstadt Rennes landete, ging mir durch den Kopf, dass<br />
ich kurz davor stand, meine erste Gastfamilie zu treffen (aufgrund der<br />
Programmstruktur habe ich nacheinander bei drei Gastfamilien gelebt).<br />
Ich kam relativ spät am Abend an, deswegen legte ich mich auch sehr<br />
bald hin und schlief sofort ein. Erst am zweiten Tag lernte ich die Familie<br />
wirklich kennen. Richtig bewusst nahm ich zudem die Hitze war.<br />
In Deutschland hatte es geregnet – in der Bretagne waren es 30°C.<br />
Ich habe immer gedacht, dass Frankreich Deutschland sehr ähnelt, doch<br />
das ist falsch. Es ist europäisch und unser Nachbarland, aber trotzdem<br />
haben die Franzosen eine ganz andere Mentalität, einen anderen Tages-<br />
ablauf und eine andere Lebensart als die Deutschen. Während des Jah-<br />
res hatte ich die Möglichkeit, viel von dem Land zu sehen. In Frankreich<br />
gibt es sehr große Unterschiede zwischen den Regionen. Jede hat ihren<br />
eigenen Akzent und Baustil, eigene Traditionen und Spezialitäten und<br />
eine eigene Mentalität. In den ersten Wochen kam mir alles wie ein<br />
Traum vor. In Briefen nach Deutschland schrieb ich oft ganz begeistert<br />
„Ich glaube Frankreich ist das schönste Land der Welt!“ Die Menschen<br />
bei denen ich lebte und die, die ich kennen lernte, waren unglaublich<br />
herzlich, offen und banden mich sofort überall mit ein. Ich liebte die Stadt<br />
in der ich lebte, unser Haus, die Region – einfach alles. Die Bretonen sind<br />
die vielleicht patriotischsten aller Franzosen und ich wurde schon bald<br />
mitgerissen. Ich sage öfter „Ich war in der Bretagne!“ als „Ich war in<br />
Frankreich!“<br />
In Frankreich fängt die Schule um 8:20 Uhr an und geht oft bis 17:55 Uhr.<br />
Der Schulalltag läuft in ganz Frankreich gleich ab und ist, verglichen mit<br />
Deutschland, eher unpersönlich. Die Lehrer kennen ihre Schüler manch-<br />
mal nicht mit Namen, da mündliche Teilnahme so gut wie überhaupt<br />
High School – 7<br />
nicht gefragt ist und es dafür auch keine Noten gibt. Wer zu spät zu einer<br />
Stunde kommt, muss zur Vie Scolaire, wo er einen Zettel ausgehändigt<br />
bekommt, auf dem die Zeit vermerkt ist, zu der man wieder am Unterricht<br />
teilnehmen darf. Vor jeder Stunde findet ein Appell statt und sollte man<br />
abwesend sein, bekommen die Eltern einen Brief. Im vorletzten Schuljahr,<br />
der Première, wählt man auf französischen Lycées eine bestimmte Fach-
8 – High School<br />
richtung wie Literatur, Naturwissenschaften<br />
oder Wirtschaft. Wer sich für den literarischen<br />
Bereich entscheidet, hat in Französisch ein<br />
sehr hohes Niveau; die restlichen Fächer aller-<br />
dings sind oftmals nicht ganz so anspruchsvoll.<br />
Ich musste mich sehr anstrengen, in meiner<br />
Klasse Freunde zu finden. In den ersten Tagen<br />
wurden ich und die andere Austauschschüle-<br />
rin, eine Japanerin, zunächst wenig beachtet.<br />
Nach ein, zwei Wochen änderte sich das jedoch.<br />
Trotzdem war ich ein bisschen enttäuscht, weil<br />
die anderen Franzosen, die ich durch meine<br />
Gastschwester noch vor Schulbeginn kennen<br />
gelernt hatte, offener waren. Für mich war das<br />
Beste an der Schule die lange Mittagspause<br />
mit dem Essen in der Kantine. Im Frühjahr und<br />
Sommer lagen immer alle auf dem Schulhof in<br />
der Sonne. Ich würde es sogar eine typische<br />
Angewohnheit der Franzosen nennen: Man<br />
setzt sich ständig auf den Boden.<br />
Ich hatte Französisch bereits vier Jahre in der<br />
Schule gelernt, weswegen es keine wirklich<br />
großen sprachlichen Probleme gab. Am Anfang<br />
allerdings hörten sich manche Sätze noch wie<br />
ein einziges Geräusch an und ich hatte Schwie-<br />
rigkeiten, die Jugendsprache zu verstehen, in<br />
der aus „à tout à l’heure“ zum Beispiel „à t’al“<br />
wird. Wenn ich jetzt an Frankreich denke, über-<br />
kommt mich oft eine Art Heimweh. Ich habe<br />
bestimmte Szenen vor Augen: eine Soirée mit<br />
Freunden im Garten, der Innenhof der Schule,<br />
der Stadtpark, dann das Gefühl, das ich hatte,<br />
als ich zum ersten Mal das Meer bei St. Malo<br />
gesehen habe, der erste Schultag, der Geruch<br />
im Haus meiner ersten Gastfamilie, die langen<br />
Abendessen bei der zweiten... Das ist mein<br />
Frankreich.<br />
Ich hatte vor meinem Austauschjahr gehört,<br />
dass man, wenn man wiederkommt, selbststän-<br />
diger und erwachsener sein würde. Das trifft<br />
voll und ganz auf mich zu: Ich habe mich sehr<br />
(positiv) verändert, sehe viele Dinge anders als<br />
vorher, bin irgendwie reifer und habe andere<br />
Wertvorstellungen bekommen. Innerhalb von<br />
zehn Monaten bin ich unglaublich viel gereist,<br />
habe sehr viel gesehen und sehr viele Men-<br />
schen kennen gelernt. Ich habe eine Sprache<br />
so sehr verinnerlicht, dass sie mir genauso ver-<br />
traut ist wie meine Muttersprache. Wäre ich in<br />
Deutschland geblieben, wären es einfach bloß<br />
zehn Monate gewesen wie die zehn Monate<br />
davor oder danach. Mein Aufenthalt in Frank-<br />
reich war an manchen Tagen kompliziert, aber<br />
ich habe mir nie gewünscht, es nicht getan zu<br />
haben. Im Gegenteil: Ich würde es jederzeit<br />
wieder tun. Ich kann jedem, der überlegt ein<br />
Austauschjahr zu machen, nur dazu raten.<br />
Patricia Trunsch ist mittlerweile 18 Jahre alt.<br />
Sie hat die Leistungskurse Französisch und<br />
Englisch belegt und wird 2008 Abitur machen.
Extreme Activity<br />
Six Months Walking Upside Down in New Zealand<br />
Nachts an einem Strand namens Aramoana. Der Sternenhimmel glitzert<br />
nach Leibeskräften. Das Meer rauscht nicht minder beeindruckend.<br />
Beinahe schon würde die Szenerie ins Kitschige abdriften, wäre da nicht<br />
ein Stilbruch im Gesamtarrangement. Denn statt im nächtlich kühlen<br />
Pazifik zu schwimmen, liege ich in einer von zwei alten, gusseisernen<br />
Badewannen, die einige Neuseeländer und ich ein paar Stunden zuvor<br />
vom Sperrmüll gerettet haben. Jetzt lodert unter ihnen ein Feuer und heizt<br />
das Badewasser auf, in das wir gerade gestiegen sind. Aus meinem euro-<br />
päischen bzw. aus meinem deutschen Blickwinkel wirkte das ganze<br />
Unterfangen mehr als verrückt. Vor den Einheimischen mit meinem Aben-<br />
teuer zu prahlen, gestaltete sich jedoch schwierig. Denn die meisten<br />
Kiwis, wie sich die Neuseeländer selbst nennen, fanden daran so gar<br />
nichts Außergewöhnliches. Entweder hatten sie schon einmal selbst an der<br />
feierlichen Prozedur eines nächtlichen Bades im Freien teilgenommen oder<br />
kannten zumindest jemanden, der sich regelmäßig auf ähnliche Weise<br />
Rauchvergiftungen und Verbrennungen am heißen Metall der Wanne zuzog.<br />
Das wiederum mag daran liegen, dass Kiwis offenbar generell einen<br />
Großteil ihres Lebens im Freien verbringen: Ein mindestens 60-Liter-Ruck-<br />
sack (back pack) steht in der Besenkammer jedes gestandenen neusee-<br />
ländischen Haushalts. Wenn möglich, füllt man ihn mehrmals pro Jahr<br />
mit Zelt, Schlafsack, Nüssen und gefriergetrocknetem Gemüse, um zu<br />
mehrtägigen Wanderungen (tramps) durch die beeindruckende Natur<br />
aufzubrechen. Denn der Kiwi ist ein hart gesottener Outdoor-Mensch:<br />
Den Winter überlebt er ohne Zentralheizung, und im Schulfach Outdoor<br />
Education lernt er, sich, nur mit Plastikplane und Kompass ausgestattet,<br />
im Regenwald durchzuschlagen. Oder notfalls auch auf einem Gletscher.<br />
Statt abends das Theater oder ein Konzert zu besuchen, grillt er beim ge-<br />
mütlichen BBQ einen selbst gefangenen Fisch – natürlich im Garten des<br />
selbst erbauten Wochenendhauses (crib) mit Blick aufs Meer. Austausch-<br />
schüler werden in diese Aktivitäten integriert. Ich durfte also gemeinsam<br />
mit allen anderen durch reißende Flüsse waten, mit 15 kg auf dem Rücken<br />
steile Berge erklimmen und mich über gefährlich schwankende Hänge-<br />
brücken tasten. Für einen Neuseeländer sind dies vermutlich lächerlich<br />
einfache Übungen, ich aber fühlte mich heldenhaft.<br />
Mein Alltag jedoch hatte mit solcherlei Abenteuern wenig gemeinsam, be-<br />
stand er schließlich genau wie in Deutschland aus Schule. Als Schülerin<br />
der Jahrgangsstufe 13 durfte ich aus einer hierzulande unvorstellbar brei-<br />
ten Palette an Schulfächern fünf auswählen. Neben klassischen Natur-<br />
und Geisteswissenschaften stehen an neuseeländischen Schulen nämlich<br />
auch praktisch orientierte Fächer wie Woodwork, Food Technology oder<br />
Photography zur Auswahl. Bekanntheit aber hat meine Schule, die<br />
Logan Park High School, besonders im kreativen Bereich erlangt. Ganz<br />
praktisch ist die künstlerisch-alternative Ausrichtung zum Beispiel so<br />
spürbar: Schon in der zwölften Klasse darf man in mufty, also ohne Schul-<br />
uniform, zum Unterricht erscheinen. Diese Freiheit nutzen vor allem die<br />
Schülerinnen bis ins Extrem aus. Die Ansammlung Pink gepunkteter<br />
Miniröcke, durchlöcherter Strumpfhosen, blauer Dreadlocks und Pier-<br />
cings, die mir dort begegnete, findet sich sonst lediglich an anerkannten<br />
Treffpunkten der lokalen Punkszene. Und das, obwohl die Schulordnung<br />
maximal einen Stecker pro Ohr toleriert. Streng genommen zumindest.<br />
Zwar wird dafür gesorgt, dass die Regeln jedem bekannt sind: Einmal pro<br />
Woche versammelt sich die Schülerschaft nämlich zur so genannten<br />
assembly, bei der sich der stattliche deputy principal hinter dem Redner-<br />
pult aufbaut und Tantra-gleich Auszüge aus dem code of conduct vorträgt.<br />
Tatsächlich aber gibt sich fast niemand mit solchen Kleinigkeiten ab.<br />
High School – 9<br />
Mit ihrem bunten, scheinbar chaotischen Treiben hat sich die Schule im
10 – High School<br />
Grunde jedoch nur an ihre Stadt assimiliert.<br />
Denn das 110.000-Einwohner-Städtchen Dune-<br />
din an der Südspitze Neuseelands beheimatet<br />
die University of Otago, eine der acht Hoch-<br />
schulen des Landes. Ihr ist es zu verdanken,<br />
dass die Stadt vor allem für ihre pubs, ihre gro-<br />
ßen Studentenumzüge und für brennende Sofas<br />
(eine in ihrem Sinn nicht vollständig ergründ-<br />
bare Studentensitte) bekannt ist.<br />
Viel wichtiger als der eigentliche Schulunter-<br />
richt sind die extra-curricular activities: Im Pro-<br />
beraum des Musiktrakts übt zur lunch time eine<br />
der vier Schulbands. Das Kammerorchester<br />
musste deswegen in die Aula ziehen. Und die<br />
drama group bereitet ihr neues Theaterstück<br />
vor, mit dem sie, so berichtet man immer wieder<br />
stolz, Neuseeland auf einem Festival in Amerika<br />
vertreten wird. Zugegeben: In einer Disziplin<br />
auf Nationalebene aufzusteigen ist hier nicht so<br />
schwer, wie es sich anhört. Neuseeland hat nur<br />
circa vier Millionen Einwohner. Trotzdem wäre<br />
es unfair zu behaupten, die Schule strenge sich<br />
nicht an, um die Talente ihrer Sprösslinge zu för-<br />
dern. Denn schon das zentralisierte Schulsys-<br />
tem, das Prüfungen unabänderlich von oben<br />
vorgibt, provoziert förmlich Kooperation zwi-<br />
schen den Schülern und den Lehrenden. Beide<br />
arbeiten zusammen – nicht gegeneinander. Die<br />
Lehrer opfern ihre Nachmittage, um Sportmann-<br />
schaften zu betreuen und ihre Freistunden, um<br />
unentgeltlich Nachhilfe zu erteilen.<br />
AUSTRALIEN UND NEUSEELAND<br />
HIGH SCHOOLS DOWN UNDER<br />
� ÜBER 400 SCHULEN ZUR AUSWAHL<br />
� UMFANGREICHE SPORT-, MUSIK- UND OUTDOOR-PROGRAMME<br />
� INDIVIDUELLE BERATUNG UND BETREUUNG<br />
LERNEN UND LEBEN<br />
IN SPANNENDER NATUR<br />
Broschüre und weitere Informationen:<br />
Hausch & Partner GmbH · Gasstraße 16 · 22761 Hamburg · Telefon: 040 / 41 47 58 0<br />
www.hauschundpartner.de · Email: info@hauschundpartner.de<br />
Teilweise entspringt diese Selbstlosigkeit dem<br />
Naturell der Neuseeländer. Ganz dem Klischee<br />
entsprechend sind diese nämlich größtenteils<br />
offen, freundlich, hilfsbereit, friedlich und ver-<br />
trauensselig. Haustüren bleiben oft Tag und<br />
Nacht unabgeschlossen und in Supermärkten<br />
sind Diebstahlsicherungen praktisch nicht vor-<br />
handen. Der typische Kiwi ist liberal eingestellt,<br />
stolz darauf, dass sein Land 1893 als erstes der<br />
Welt das Frauenwahlrecht eingeführt hat.<br />
Außerdem ist er stolz auf seine Natur, die er<br />
rigoros schützt. Gesellschaftliche Probleme<br />
sind zwar vorhanden, scheinen in ihrem Aus-<br />
maß im Vergleich zu denen anderer Staaten je-<br />
doch fast unbedeutend. Selbst das Verhältnis<br />
zwischen Pakeha, den europäisch-stämmigen<br />
Neuseeländern, und Maori, dem ursprüng-<br />
lich von den pazifischen Inseln eingewander-<br />
ten „Ureinwohnern“, birgt nicht annähernd so<br />
viele Konflikte wie vergleichbare Beziehungen<br />
in Australien oder den USA.<br />
Auf die Frage „How are you?“ erwartet man in<br />
Neuseeland übrigens keine ehrliche Antwort.<br />
Das mag oberflächlich erscheinen. Doch ge-<br />
rade an Tagen, an denen einem überhaupt nicht<br />
danach zumute ist, hilft es, spontan mit breitem<br />
Lächeln und einer Lüge zu antworten: „Great!“<br />
Großartig geht es mir. Und scheint das im ers-<br />
ten Moment auch noch heuchlerisch, wird<br />
die Welt im nächsten schon eine ganze Ecke<br />
freundlicher aussehen. Versprochen.<br />
Nadine Theiler, 19, macht gerade ihr Abitur und<br />
schmiedet insgeheim schon neue Auslandspläne.<br />
Wellington High School<br />
New Zealand<br />
Spend a year or semester:<br />
��in a great school<br />
��in a great country down under<br />
��adventure based learning<br />
��affordable<br />
��safe green country<br />
��home stay with kiwi family<br />
��English with a better accent<br />
��drama, music, sport, outdoor education<br />
��new academic experiences - Film &TV<br />
Check out our website<br />
principal@whs.school.nz<br />
www.whs.school.nz
Ab ins Ausland – und dann?<br />
Die Wiedereingliederung in das deutsche Bildungssystem<br />
Bundesweit ist für die kommenden Jahre die Verkürzung der Gymnasial-<br />
zeit von neun auf acht Jahre geplant (G8). Während Abiturienten in eini-<br />
gen neuen Bundesländern ihre Hochschulzugangsberechtigung schon seit<br />
mehreren Jahren nach einer zweijährigen Oberstufenzeit erwerben, ist<br />
Hamburg das erste der alten Bundesländer, das das Abitur nach 12 Schul-<br />
jahren einführt. Die 9. Klassen der Hamburger Gymnasien stehen vor der<br />
Frage: „Kann ich unter den neuen Bedingungen einen Auslandsaufenthalt<br />
planen?“ Die Oberstufe umfasst nunmehr die Jahrgänge 11 und 12, was<br />
das traditionelle Auslandsjahr im 11. Schuljahr unmöglich macht, will man<br />
das Schuljahr nicht wiederholen. Was also tun? Die Hamburger Schulbe-<br />
hörde unterstützt weiterhin das Bestreben der Schüler, eine Zeit lang im<br />
Ausland zur Schule zu gehen – dies sogar finanziell. Präzise Vorgaben feh-<br />
len allerdings, so dass nunmehr die Gymnasien der Stadt selbst dazu über-<br />
gegangen sind, Empfehlungen auszusprechen. Sicher können die Vor-<br />
schläge auch Schülern anderer Bundesländer als Anregung dienen:<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
Einjähriger Auslandsaufenthalt während der gesamten Klasse 10 für<br />
Schüler mit einem Notendurchschnitt von 2,0 oder besser<br />
Für alle, die es entspannt wollen: Einjähriger Auslandsaufenthalt nach<br />
Klasse 10 mit Wiederholung eines Schuljahres<br />
Halbjähriger Auslandsaufenthalt in der 10/2 für Schüler mit einem No-<br />
tendurchschnitt von mindestens 3,0 in den Hauptfächern<br />
Für alle anderen Schüler wird der halbjährige Auslandsaufenthalt in der<br />
10/1 empfohlen. Für diese Schüler bietet sich ein Aufenthalt in Australien<br />
oder Neuseeland an, da hier die Schule bereits im Juli beginnt, sodass<br />
die hiesigen Sommerferien genutzt werden können.<br />
Für die, die Angst haben, zu viel zu verpassen: In Zusammenarbeit mit<br />
den neuseeländischen Schulen und einigen australischen Schulbehör-<br />
den bieten sich „maßgeschneiderte“ Aufenthalte an, die den Zeitraum<br />
vom Beginn der deutschen Sommerferien bis zum Ende der deutschen<br />
Herbstferien umfassen.<br />
Es gibt jedoch auch eine wachsende Zahl von Austauschschülern, die sich<br />
bewusst gegen die Rückkehr an die Heimatschule entscheiden und so das<br />
Problem der Wiedereingliederung in das deutsche Schulsystem gewisser-<br />
maßen umgehen. 32 unserer Schüler, die wir seit Anfang 2005 nach Austra-<br />
lien oder Neuseeland geschickt haben – zumeist mit dem Ziel eines halb-<br />
oder einjährigen Aufenthaltes – haben sich bis jetzt dazu entschieden,<br />
anstelle des Abiturs ihren Schulabschluss im Ausland zu machen. Das ist<br />
eine Quote von fast 15%. Begründet wird dieser Entschluss in den meisten<br />
Fällen damit, dass die Schüler sich von den Schulen in Australien und<br />
Neuseeland in ihren individuellen Fähigkeiten besser gefördert fühlen als<br />
an ihren deutschen Schulen und dass sie häufig die Möglichkeit haben,<br />
bereits in der Schule berufsspezifische Qualifikationen zu erlangen. Real-<br />
schüler sehen dort die Möglichkeit, ohne Wiederholung eines Schuljah-<br />
res bei Übergang auf ein Aufbaugymnasium einen höher qualifizierenden<br />
Schulabschluss bereits nach eineinhalb Jahren (anstatt nach drei Jah-<br />
ren) zu erlangen. Allerdings hegen die meisten Schüler die Hoffnung, dass<br />
der in Down Under erlangte Abschluss in Deutschland anerkannt wird und<br />
hier zum Studium berechtigt. Obwohl dies grundsätzlich so ist, existieren<br />
noch viele Unbekannten und es gibt nach unserer Erfahrung keine Stelle in<br />
Deutschland, die verbindliche Auskünfte gibt, zumal jedes Bundesland ei-<br />
genen Richtlinien folgen kann.<br />
Wer ein Studium an einer Fachhochschule anstrebt, wird kaum Probleme<br />
haben. Unsere Absolventen sind bereits in den verschiedensten Fachrich-<br />
tungen zum Studium zugelassen worden. Fachhochschulen suchen ihre<br />
Bewerber meistens nach anderen Kriterien aus als Universitäten.<br />
Hier scheinen sogar die Auslandserfahrung, die guten Englischkenntnisse<br />
und im Ausland erlangte fachspezifische Qualifikationen Pluspunkte zu<br />
bringen. Ein grundsätzliches Problem beim Zugang zu Universitäten ist<br />
die Forderung, dass 12 aufsteigende Schuljahre in Folge absolviert wor-<br />
den sein müssen, damit der Abschluss zum Hochschulzugang berechtigt.<br />
Schüler, die mit Beginn der 10/2 einen zweijährigen Kursus bzw. mit<br />
Beginn der 11/1 einen eineinhalbjährigen Kursus bis zum Schulabschluss<br />
absolvieren, können allerdings insgesamt nur 11 1⁄2 Schuljahre nachwei-<br />
sen. Wir vermuten, dass sich für G8-Schüler (Schüler mit der auf acht<br />
Jahre verkürzten Gymnasialzeit) diese Vorschrift ändern wird. Die größte<br />
Chance für einen unproblematischen Einstieg in Deutschland bietet das<br />
International Baccalaureate (IB), ein in über 80 Ländern anerkannter zwei-<br />
jähriger Schulabschluss, der weltweit denselben Richtlinien folgt.<br />
Alle Informationen zu diesem „internationalen Abitur“ gibt es unter<br />
High School – 11
12 – High School<br />
www.ibo.org. Der High School Abschluss in Neuseeland, der zum Studium<br />
berechtigt, heißt „National Certificate of Educational Achievement“ (NCEA<br />
3) mit „University Entrance“. In Australien haben die <strong>Abschlüsse</strong> je nach<br />
Bundesstaat unterschiedliche Bezeichnungen (SACE, HSC, VCE etc.), die<br />
Hochschulzugangsberechtigung erwirbt man im Zusammenhang mit dem<br />
„Tertiary Entrance Statement“. Alle basieren auf einem so genannten<br />
Credit Point System (Punktesystem). In jedem Kursus, den ein Schüler<br />
belegt, kann er eine vorher festgelegte Anzahl an Credits erlangen.<br />
Die Kurse wiederum haben je nach Schwierigkeitsgrad verschiedene<br />
Level (1 bis 3 bzw. A, B, C). Für das neuseeländische NCEA 3 beispielsweise<br />
benötigt der Schüler mindestens 42 Credits im Level 3 in insgesamt mindes-<br />
tens drei voneinander unabhängigen allgemein bildenden Fächern, mindestens<br />
14 Credits in Level 1 oder höher in Mathematik, mindestens 8 Credits in<br />
Level 2 oder höher in Englisch. Das klingt komplizierter, als es ist. Aus den<br />
Erfahrungen unserer bisherigen High School Absolventen haben wir vieles<br />
gelernt und können folgende Empfehlungen weiter geben:<br />
•<br />
Jeder Schüler, der auch nur ansatzweise mit dem Gedanken spielt, sei-<br />
nen Schulabschluss in Australien oder Neuseeland zu machen, sollte<br />
sich vorab bei der für ihn zuständigen Schulbehörde bei der Stelle für<br />
die Anerkennung ausländischer Schulabschlüsse nach den dort gelten-<br />
den Richtlinien erkundigen. Bei der Schulbehörde muss nach der Rück-<br />
kehr nach Deutschland die Anerkennung beantragt werden.<br />
Die im Ausland gewählten Fächer sollten weitgehend den Richtlinien<br />
für die Qualifikationsphase und für das Abitur entsprechen. Das beliebte<br />
Fach „Outdoor Education“ mag als gesellschaftswissenschaftliches<br />
Fach anerkannt werden.<br />
In Ausnahmefällen waren Schulbehörden bereit, Schülern mit sehr gu-<br />
ten schulischen Leistungen schriftlich zu bestätigen, dass das neusee-<br />
ländische oder das australische Abschlusszeugnis in Deutschland nach<br />
nur 11 1⁄2 Schuljahren zum Hochschulzugang berechtigen wird, soweit<br />
die geforderten Leistungen in den vorher festgelegten Schulfächern im<br />
Abschluss erbracht werden.<br />
Als „Hintertürchen“ bleibt allen High School Absolventen mit „University<br />
Entrance“ bzw. „Tertiary Entrance Statement“ das Studium oder zumindest<br />
das Grundstudium in einem der Commonwealth-Staaten, in den USA oder<br />
in den Niederlanden, wo es die deutschen Anerkennungshürden nicht gibt.<br />
Kristine Hausch<br />
Staatliche Schulen in New South Wales<br />
•<br />
•<br />
Hausch & Partner GmbH<br />
040-4147580<br />
info@hauschundpartner.de<br />
www.hauschundpartner.de<br />
In Sydney und New South Wales können Sie unter mehr als 300 staatlichen Schulen die Schule<br />
wählen, die den Lernbedürfnissen und fachlichen Interessen ihres Kindes am besten entspricht.<br />
Die staatlichen Schulen in NSW bieten:<br />
�� Einen wohldurchdachten Studienplan auf Basis akademischer Exzellenz<br />
�� Lernen mit Hilfe von Computer, Internet und Multimedia<br />
�� Spezialeinrichtungen für Wissenschaft, Sprachen, Design sowie bildende und darstellende Kunst<br />
�� Sport als Teil des Studienplans sowie besondere Sportschulen<br />
�� Kleine Klassengrößen und Programme zur persönlichen Unterstützung der Schüler<br />
�� Intensive Unterstützung in der englischen Sprache<br />
�� Verfügbare Programme ab Dauer eines <strong>Semester</strong>s<br />
�� Hochqualifizierte, universitätsgeschulte Lehrer und Lehrerinnen<br />
�� Eine sichere, freundliche, multikulturelle Lernumgebung<br />
�� Abiturzeugnis (Hochschulreife) – Higher School Certificate zur Immatrikulation an der Universität<br />
NSW Department of Education and Training (Schools) CRICOS Provider Code 00588M<br />
Zum Anmelden oder für weitere Informationen<br />
International Students Centre<br />
PO Box 707 Broadway NSW 2007 Australia<br />
Email: isc@det.nsw.edu.au<br />
www.internationalschool.edu.au
Viel Sanuk in Thailand<br />
Schulunterricht mit Mikrofon<br />
„Thailand, warum denn gerade Thailand?“,<br />
das war die mir am häufigsten gestellte Frage<br />
vor meinem Abflug. „Thailand is the land<br />
of smiles“, das ist die Antwort, die ich den<br />
Thais gebe, wenn sie mich fragen, warum ich<br />
nicht die USA, Japan oder England für mein<br />
Auslandsjahr gewählt habe. In den ersten<br />
fünf Monaten meines Aufenthaltes in Hatyai,<br />
einer Großstadt im Süden Thailands, habe<br />
ich eine unglaubliche Gastfreundlichkeit<br />
und Offenherzigkeit der Thais erlebt. Aller-<br />
dings hatte ich am Tag meiner Ankunft<br />
sehr gemischte Gefühle. So war für mich<br />
mein erstes Bild von der Stadt ziemlich<br />
enttäuschend. Da ich im Regen ankam, ließ<br />
sich das auch schlecht verhindern, denn<br />
Städte in Thailand sehen bei schlechtem<br />
Wetter eher trist aus. Als ich aber in meinem<br />
neuen Zuhause ankam, habe ich mich sofort<br />
sehr wohl gefühlt. Ein riesiges Plakat mit<br />
der Aufschrift „Welcome to our home. For<br />
Jarves!” bekam ich zu Gesicht, als ich die<br />
Einfahrt betrat. Anschließend fand für mich<br />
eine Willkommensfeier, bei der ich mehr<br />
als fünfzig Leute begrüßte, statt. Da meine<br />
Gastmutter Lehrerin ist, waren die Gäste<br />
hauptsächlich ihre Arbeitskollegen bzw.<br />
meine neuen Lehrer. Deshalb wurden mir<br />
gleich sehr viele neue Vokabeln beigebracht.<br />
Zu dem Zeitpunkt kam mir die Sprache vor,<br />
als wäre sie in einem riesigen Safe versteckt,<br />
den ich nie geknackt kriegen würde. Nach<br />
gut drei Monaten jedoch konnte auch ich mir<br />
den Safe von Innen anschauen. Der genialste<br />
Moment war, als ich mich das erste Mal so<br />
richtig auf Thai ausdrücken konnte. Es war<br />
nicht nur ein super schönes Erfolgsgefühl,<br />
sondern auch ein großer Schritt, mit dem<br />
ich in die thailändische Gesellschaft einge-<br />
gliedert wurde. Ich rate jedem, der einmal<br />
nach Thailand kommt, so schnell wie möglich<br />
Thai zu lernen, denn die Thais werden dich<br />
dafür lieben!<br />
Meine Schule ist mit 3.500 Schülern durch-<br />
schnittlich groß. Anfangs war ich von dem<br />
Frontalunterricht mit Mikrofon sehr schockiert.<br />
Als ich nach einem Monat meine eigene<br />
Deutschklasse hatte, habe ich auch mit<br />
Mikro gesprochen, denn es ist sehr schwer,<br />
eine große Zahl von Schülern ohne dieses<br />
Hilfsmittel zu unterrichten. Da die meisten<br />
Schüler aber sehr aktiv im Unterricht sind,<br />
kommt es am Ende immer zu einem gemein-<br />
samen Lernen mit dem Lehrer. Meine Klasse,<br />
die aus 60 Schülern im Alter von elf und<br />
zwölf Jahren besteht, ist mir schon richtig<br />
ans Herz gewachsen. Die Schüler sind mir<br />
jedes Mal unheimlich dankbar, wenn ich sie<br />
unterrichte, und mir macht es einfach nur<br />
Spaß, mit Händen und Füßen irgendwelche<br />
Tiere nachzuahmen. „Sanuk mai?”, fragt<br />
mich meine Mutter fast täglich, wenn ich aus<br />
der Schule komme. „Hast du Spaß gehabt?”<br />
Sanuk, die thailändische Version von Spaß<br />
und Lebensfreude, ist eine der wichtigsten<br />
Dinge im Leben eines Thais, also auch von<br />
mir. Noch wichtiger allerdings ist das Essen,<br />
das sich für mich anfangs als ungewohnt<br />
erwiesen hat. Noch heute vermisse ich ein<br />
Messer, denn ich muss mich ausschließlich<br />
mit einem Löffel zufrieden geben. Als ich am<br />
letzten Sonntag „Boulette mit Mischgemüse”<br />
gekocht habe, kam dieses „große Etwas” aus<br />
Schweinefleisch meiner Gastfamilie äußerst<br />
exotisch vor, denn in Thailand wird fast nur mit<br />
Geflügel gekocht. Vor allem ist das Essen hier<br />
aber scharf! Ich stelle immer mal wieder fest,<br />
wie mir die Küche meiner Mutter in Deutschland<br />
fehlt.<br />
Die Religion begleitet mich von morgens bis<br />
abends. So kommt es vor, dass ich mit meiner<br />
Schwester vom Frühstückstisch aufspringe<br />
und nach draußen renne, um den Mönchen<br />
warmen Reis, Gemüse und Fleisch zu geben.<br />
In der Schule folgt das morgendliche Gebet<br />
High School – 13
14 – High School<br />
und am Abend der Besuch des Tempels. Die ständige Begleitung<br />
durch die Religion war für mich anfangs sehr ungewohnt. Mittlerweile<br />
plane ich, selbst einmal für zwei Wochen wie ein Mönch im Tempel zu<br />
leben. Auch nach fünf Monaten ist es für mich immer noch sehr<br />
lustig, wenn ich meiner Schwester mit Geisterimitationen einen<br />
Schreck einjage. Der Glaube an Buddha, Geister und an ein Leben<br />
Bosworth Independent College<br />
Tel.: +44 1604 239995<br />
Fax: +44 1604 239996<br />
E-mail: info@bosworthcollege.com<br />
Website: www.bosworthcollege.com<br />
Study in the Heart of the UK<br />
GCSE<br />
A Level<br />
University Foundation Programmes<br />
English Language Courses<br />
+<br />
Bespoke 10 week courses for German students<br />
Contact us for further information or visit our<br />
exhibition stand in the AWAY fairs.<br />
nach dem Tod ist in Thailand sehr verbreitet. Der Konflikt zwischen<br />
den Buddhisten und den Moslems im Süden Thailands ist für mich<br />
ein ständiges Gesprächsthema und macht mich sehr nachdenklich.<br />
Durch meine Zeit hier in Thailand bin ich jetzt schon viel welt-<br />
offener und unternehmungslustiger geworden. Die Erfahrungen<br />
und vielen interessanten Begegnungen, die ich gemacht habe,<br />
möchte ich nicht missen. Dennoch fehlen mir oft meine Freunde<br />
und meine Familie in Deutschland. Die nächsten Monate sind aber<br />
sicher mit viel Sanuk verbunden und das lässt mich in Heimweh-<br />
situationen nach vorn schauen. Oft denke ich in einem Moment,<br />
dass ich in einer anderen Welt lebe. Und im anderen Moment<br />
komme ich mir wieder vor wie zu Hause in Deutschland, denn es<br />
gibt doch eine ganze Menge gleiche Dinge. Was ist mein Zuhause?<br />
Sogar diese Frage habe ich mir schon gestellt. Ich bin zu dem Ent-<br />
schluss gekommen, dass ich jetzt auch in Thailand zu Hause bin.<br />
Jarves Drechsler, 17 Jahre, hat gerade sein Jahr als Austausch-<br />
schüler im Süden Thailands beendet und war tatsächlich als<br />
Mönch im Tempel.<br />
� � �� �� �������� � �� � � �� ��<br />
�����������������<br />
�������������������������������������������������������<br />
�����������������������������������������������������<br />
������������������������������������������������<br />
���������������������������������������������������<br />
�����������������������������������������������<br />
��������������������������������<br />
����������������������������������������<br />
��������������������������������������<br />
�������������<br />
����������������������������<br />
���������������������������<br />
����������������������������<br />
���� ���������������<br />
���� ��������������<br />
������ �����������������������<br />
���� �����������������������
Eine Welt in China<br />
Kultureller Austausch in der Schule<br />
Hongkong. „Yiiii Ha!“, ruft Nick (19), der in seiner Hand einen großen Stab<br />
mit einer rotierenden Papierkugel hält. „Ho!“, donnert es aus einer Gruppe<br />
von 15 Jugendlichen, die an Stangen einen chinesischen Drachen halten.<br />
Nick schwingt die Kugel vor dem Kopf des Drachen, der zwinkernd und<br />
schnappend hinter ihm herjagt. Er läuft und der Drachenschwanz türmt<br />
sich zu einer großen Menschenpyramide der Drachenträger auf. Der Dra-<br />
chen ist verwickelt, doch nicht besiegt und schon folgt er Nick und treibt<br />
ihn schließlich von der Bühne! Als nächste Vorstellung sehen wir einen<br />
afrikanischen Tanz. Merkwürdig nur, dass der Großteil der Tanzenden nicht<br />
aus Afrika, sondern aus Asien, Europa und den Amerikas kommt. Melissa<br />
(18) ist eine der Tanzenden. Sie stammt aus Hongkong und wie Nick aus<br />
den USA ist sie Teil eines außergewöhnlichen Schulprojektes: Die United<br />
World Colleges (UWCs) haben sich Völkerverständigung auf die Fahnen<br />
geschrieben. „Es ist der tägliche Versuch, andere Kulturen kennen zu ler-<br />
nen und Vorurteile zu überwinden. Ich lerne African Dance und dafür<br />
bringe ich den Schülern aus Übersee chinesischen Fächertanz bei“, sagt<br />
Melissa.<br />
Wir sind im Hongkonger United World College. Für die letzten zwei Jahre<br />
ihrer Schulzeit leben und lernen 250 Schüler dieser weiterführenden Schule<br />
miteinander. Die Idee der United World führt zurück zum deutschen Erleb-<br />
nis-Pädagogen und Salem-Gründer Kurt Hahn, der mit der Gründung des<br />
ersten UWCs 1962 in Wales ein Zeichen gegen den Kalten Krieg setzen<br />
wollte. Sein Gedanke der Verständigung zwischen Jugendlichen aller Län-<br />
der als Weg zum Frieden ist noch immer die Leitidee der UWCs, die mittler-<br />
weile aus zwölf Schulen auf fünf Kontinenten bestehen. Dabei steht neben<br />
dem interkulturellen Austausch der Schüler aus über 60 Nationalitäten ein<br />
anspruchsvoller Schulabschluss im Zentrum. Das „International Baccalau-<br />
reate Diploma“ ist mit dem deutschen Abitur vergleichbar und wird welt-<br />
weit von den meisten Universitäten anerkannt. Von anderen „IB“-Schu-<br />
len unterscheiden sich die United World Colleges in ihrer klaren Botschaft:<br />
„UWC makes education a force to unite people, nations and cultures for<br />
peace and a sustainable future“, heißt es nicht bloß in der Präambel.<br />
Das bedeutet, dass Schüler sich einbringen, nicht bloß in Tänze und künst-<br />
lerische Darstellungen, sondern vor allem auch in ehrenamtliche Arbeit.<br />
Veranstaltungen zu internationalen Themen sollen Quan Cai (Chinesisch für<br />
„ganzheitliche Erziehung“) möglich machen. In einer Gemeinschaft von Pa-<br />
kistanis und Indern, Israelis und Palästinensern, Chinesen und Japanern<br />
entsteht so durch Dialog und Unterricht eine Kraft, Konflikte friedvoll zu<br />
lösen. Auch wenn dieser transkulturelle Dialog meist auf Englisch stattfin-<br />
det, legt das Hongkonger UWC einen besonderen Wert auf das Vermitteln<br />
chinesischer Werte und Kultur. Mit chinesischem Fleiß lernen viele Schüler<br />
aus Übersee Mandarin, andere belegen Chinese Studies, ein Schulfach<br />
das alleine in dieser Schule angeboten wird. Fahrten nach China und regel-<br />
mäßige Diskussionsveranstaltungen zu länderspezifischen Themen bieten<br />
darüber hinaus eine ganz besondere Möglichkeit, China kennen zu lernen.<br />
Ich selbst hatte zwei Jahre das Vergnügen, diese Schule besuchen zu<br />
können, mehr über China zu lernen, sowie an der Kultur und den Gedan-<br />
ken von Jugendlichen aus aller Welt teilhaben zu können. Sinn dieses Arti-<br />
kels ist deshalb für mich, dieses Schulprojekt vorzustellen, in der Hoffnung,<br />
dass du, wenn du Schüler/in der zehnten oder elften Klasse eines deut-<br />
schen Gymnasiums bist, selbst vielleicht interessiert sein könntest, dich für<br />
die Aufnahme in ein United World College zu bewerben. Auf dass auch du<br />
eventuell eines Tages stolz die Drachenkugel trägst!<br />
Dirk Heine, 20, besuchte von 2004-06 das Li Po Chun United World College<br />
of Hong Kong. Anmerkung der Redaktion: An den United World Colleges<br />
werden ausschließlich Schüler und Schülerinnen akzeptiert, die nicht nur<br />
herausragende schulische Leistungen vorweisen können, sondern auch<br />
ehrenamtlich, künstlerisch oder sportlich aktiv sind.<br />
Deutsche Stiftung United World Colleges<br />
Darmstädter Landstr. 110<br />
60598 Frankfurt / Main<br />
069-63307563<br />
stiftung@uwc.de<br />
www.uwc.de<br />
High School – 15
16 – High School<br />
Den Atlantik vor der Haustür<br />
Cheering in den USA<br />
„Schüleraustausch“ – das hört sich gut an,<br />
aber was ist das eigentlich? Jedenfalls hat<br />
dieses Wort meine Neugier auf einen Aus-<br />
landsaufenthalt geweckt. Mehr spontan als<br />
geplant entschloss ich mich kurzerhand,<br />
eigene Erfahrungen zu machen. Bereits vier<br />
Wochen nachdem ich die erste Broschüre<br />
zu diesem Thema gesehen hatte, bewarb ich<br />
mich für ein USA-Programm.<br />
Genau wie meine Bewerbung verlief auch<br />
der größte Teil meines fünfmonatigen Auf-<br />
enthaltes in den USA: sehr spontan. Zunächst<br />
musste ich allerdings warten, bis ich im März<br />
endlich die erlösende Nachricht erhielt, dass<br />
eine Gastfamilie für mich gefunden war. Und<br />
mit diesem Tag trat das ein, was ich gar nicht<br />
zu hoffen gewagt hatte: Ich würde in Manahawkin,<br />
New Jersey, direkt am Atlantik wohnen! Der<br />
Kontakt zu meiner Gastfamilie war schnell<br />
geknüpft: zuerst per E-Mail, später dann<br />
wöchentlich per Telefon. So verging die Zeit bis<br />
zum Abflug sehr schnell. Schon während der<br />
ersten Orientierungstage in New York wurde<br />
es für mich spannend. Dort lernte ich auch<br />
meine Betreuerin Shirley kennen. Später hat<br />
sie für uns Austauschschüler tolle Ausflüge<br />
nach New York City, Atlantic City und in Ver-<br />
gnügungsparks organisiert. Im Anschluss an<br />
die Orientierung flogen alle Teilnehmer zu ihren<br />
Gasteltern. Alle? Nein, ein paar Glückliche,<br />
darunter auch ich, wurden persönlich von<br />
ihren Gasteltern abgeholt!<br />
Eigentlich hatte ich noch anderthalb Wochen<br />
Ferien. Da ich jedoch in den Cheerleadersquad<br />
meiner High School aufgenommen worden war,<br />
hieß es fast jeden Tag um sechs Uhr aufste-<br />
hen, weil das Training früh morgens begann.<br />
Der Cheerleadersquad war das Beste, was mir<br />
passieren konnte. Nicht nur, weil es schon<br />
immer mein Traum gewesen war, in einem<br />
amerikanischen Squad zu „cheeren“, sondern<br />
vor allem auch, weil ich durch die Trainingseinla-<br />
gen viele Bekanntschaften schließen konnte,<br />
noch bevor die Schule überhaupt anfing. Den<br />
restlichen Teil meiner Ferien verbrachte ich<br />
damit, am Strand zu liegen. Als die Schulzeit<br />
begann, stand Cheerleading weiterhin hoch im<br />
Kurs. Vormittags belegte ich Kurse wie Clothing<br />
Studio, Algebra, U.S. History, French Honors,<br />
English Advanced, Physical Education und<br />
Fashion Merchandising. Nach dem regulären<br />
Schulschluss gegen 14 Uhr hatte ich täglich<br />
Training von 15 bis 16:45 Uhr. Ich kann nur<br />
jedem Austauschschüler raten, sich irgend-<br />
einem Sportteam anzuschließen. Auf diese<br />
Weise habt ihr eindeutig größere Chancen,<br />
ganz schnell Freunde zu finden.<br />
Zur Schule kann ich nur so viel sagen:<br />
Meiner Meinung nach ist die Southern Regional<br />
die beste High School in ganz Amerika! Das<br />
Schulsystem in Amerika machte es mir mög-<br />
lich, teilweise sehr unkonventionelle Fächer zu<br />
belegen, d.h. neben den „normalen“ Fächern<br />
Französisch, Englisch und Mathe lernte ich<br />
das Nähen und gewann einen Einblick in die<br />
Modewelt. Darüber hinaus durfte ich einen<br />
außergewöhnlich engagierten Geschichts-<br />
lehrer erleben und erlernte jede erdenkliche<br />
Ballsportart. Meine Schule war der absolute<br />
Traum! Wie viele andere Austauschschüler<br />
wurde ich als Junior (11. Klasse) eingestuft.<br />
Meine Graduation hätte ich, da ich nur ein<br />
Halbjahr blieb, sowieso nicht miterleben<br />
können. In „meine“ Class wurde ich sehr gut<br />
integriert und viele behandelten mich wie eine<br />
echte amerikanische Schülerin, was ich<br />
besonders schön fand. Ich lernte tolle Freunde<br />
kennen, die mir in den USA viel halfen und teil-<br />
weise noch heute mit mir in Kontakt stehen.<br />
Ich hatte das große Glück, dass mich meine<br />
Gastfamilie unterstützte, wo es nur ging.<br />
Das fing schon an mit der Aufnahme in den<br />
Cheerleadersquad. Auch unternahm sie sehr<br />
viel zusammen mit mir: Wir besichtigten Bal-<br />
timore, und ich war häufig bei den Trips ins<br />
ländliche Maryland dabei, wo mein Gastvater<br />
arbeitete. Der Höhepunkt war ein einwöchiger<br />
Trip nach Disney World in Florida. Und so ver-<br />
ging die Zeit wie im Flug: Das Cheerleading in<br />
der Footballsaison neigte sich langsam dem<br />
Ende zu und wir durften nun wieder im War-<br />
men „cheeren“, diesmal für Basketball und
Wrestling. Bald stand auch schon Weihnachten vor der Tür. Die Ad-<br />
ventszeit ging leider etwas unter, da meine Gasteltern anderes im Sinn<br />
hatten. Sie planten seit langer Zeit, nach Pennsylvania umzuziehen,<br />
damit mein Gastvater nicht weiterhin nur am Wochenende zu Hause<br />
sein würde. Und tatsächlich verkauften sie das Haus in Manahawkin im<br />
Dezember. Jetzt hieß es also: Wir ziehen um!<br />
Damit ich die Schule nicht wechseln musste, wurde zunächst nach<br />
einer Wohnung in der Umgebung gesucht. So kam es zum Höhepunkt<br />
meines Aufenthaltes: ein Umzug nach Long Beach Island, in das kleine<br />
Städtchen Beach Haven. Dort konnte ich beim ersten Blick am Mor-<br />
gen aus dem Fenster den Atlantik sehen. An manchen Tagen kam man<br />
nachmittags an der Bushaltestation sogar direkt damit in Berührung.<br />
Denn sobald der Wasserspiegel nur ein wenig stieg, kam es zu sint-<br />
flutartigen Verhältnissen. Die ganze Insel, die nur circa 250m breit und<br />
zehn Kilometer lang ist, war häufig von Überschwemmungen betrof-<br />
fen. So kam es nicht nur einmal vor, dass ich durch wadentiefes Atlan-<br />
tikwasser waten musste. Allerdings entschädigte mich der Atlantik in<br />
friedlichem Zustand für alles. Umso schwerer fiel es mir, mich von all<br />
dem zu verabschieden. Denn der Tag meiner Abreise rückte immer nä-<br />
her. Umgekehrt erging es so auch meinen neu gewonnenen Freunden.<br />
Mein Cheerleadersquad veranstaltete sogar eine Überraschungsab-<br />
schiedsparty für mich! Nachdem ich mich von Shirley, der besten<br />
Betreuerin, die man sich vorstellen kann, und den anderen Austausch-<br />
schülern bei einer Farewell Party verabschiedet und „meiner“ Insel auf<br />
Wiedersehen gesagt hatte, hieß es für mich am Flughafen von Newark:<br />
Back to Germany!<br />
High School – 17<br />
Meine Entscheidung, nur für ein halbes Jahr in die USA gegangen zu<br />
sein, zahlte sich insofern aus, als dass ich ohne Probleme wieder in den<br />
Schulstoff hineinkam und – kaum zurück – wieder im Karneval auftreten<br />
konnte. Allerdings musste ich erst wieder mit der Tatsache klarkommen,<br />
keinen Locker (Schließfach) und kein Cheerleading mehr zu haben.<br />
Zusätzlich war es eine Umstellung, nicht länger auf eine gemischte<br />
Schule zu gehen, denn in Deutschland besuche ich eine Mädchen-<br />
schule. Alles in allem kann ich sagen, dass ich die Erfahrung auf keinen<br />
Fall missen möchte. Nicht nur in schulischen Bereichen habe ich mich<br />
verbessert, der weitaus größere Zugewinn durch meinen Auslandsauf-<br />
enthalt ist eine Veränderung meiner Persönlichkeit. Wer für längere Zeit<br />
im Ausland war, kann dies gut nachempfinden. So manche Einstellung im<br />
Leben ändert sich. Ich kann jedem nur empfehlen, sich auf dieses Aben-<br />
teuer einzulassen. Es lohnt sich auf alle Fälle!<br />
Victoria Markewitz, 18, stammt aus Bendorf in Rheinland-Pfalz. Sie<br />
besucht die Oberstufe und wird im Frühjahr 2008 ihr Abitur machen.<br />
200-02-07_Anzeige-ItchyFeet RZ 15.02.2007 13:00 Uhr Seite 1<br />
www.give-highschool.com<br />
Gesellschaft für Internationale<br />
Verständigung mbH<br />
HIGHSCHOOL<br />
2007<br />
2008<br />
2009<br />
Deutscher<br />
Fachverband<br />
High School e.V.<br />
In der Neckarhelle 127a | 69118 Heidelberg | Telefon: 0 62 21/3 89 35-0 | info@give-highschool.com<br />
Langweilen sollen sich doch die anderen!<br />
Lebe den American Way of Life an einer kalifornischen High School und<br />
entdecke das Land der unbegrenzten Möglichkeiten.<br />
Als einzige Austauschorganisation Deutschlands platziert<br />
OneWorld GmbH ihre Teilnehmer ausschließlich bei<br />
Gastfamilien im schönen US-Bundesstaat Kalifornien *<br />
– und das sogar ohne Aufpreis! Trotzdem zählt die<br />
OneWorld GmbH bundesweit zu den günstigsten<br />
Anbietern von High-School-Programmen.<br />
Fordere noch heute unsere kostenlose Broschüre „High School California“<br />
an und entdecke den Golden State California.<br />
www.oneworld-travel.de<br />
Infoline: 07000-ONEWORLD<br />
* Solange Plätze verfügbar.<br />
6 6 3 9 6 7 5 3
18 – Sprachkurse<br />
It is always worth it!<br />
Sprachreise nach Südengland<br />
Leider hatte sich mein Plan an einem Schüleraustausch meiner<br />
Schule teilzunehmen, nicht in die Tat umsetzen lassen. Somit ent-<br />
schied ich mich für eine organisierte Sprachreise. Mein Traumziel<br />
war schnell gefunden: England. Zwei Wochen würde ich in Exmouth<br />
im Süden des Landes verbringen. Nach 28 Stunden Zug, Bus und<br />
Fähre war ich dann endlich am Ziel, das für zwei Wochen mein Zu-<br />
hause sein sollte. Schon im Bus lernte ich ein anderes Mädchen<br />
kennen, das mit mir zusammen bei einer Gastfamilie wohnen würde.<br />
Wir beide wurden auch sofort nach unserer Ankunft von Tracy und<br />
Kevin mit ihren beiden Kindern Gemma und Sophie, acht und sechs<br />
Jahre alt, abgeholt. Alle bemühten sich, deutlich zu sprechen. Trotz<br />
der Bedenken, die ich am Anfang bezüglich der Sprachschwierigkei-<br />
ten hatte, verlief alles sehr gut, weil sich jeder Mühe gab, sich ver-<br />
ständlich zu machen. Zu Hause angekommen wurden wir erstmal<br />
vom Hund Buffy begrüßt. Bei der Führung durchs Haus folgte er uns<br />
auf Schritt und Tritt. Tracy hatte uns schon Sandwiches gemacht,<br />
und wir saßen in der Küche und unterhielten uns über die Regeln,<br />
die ihrer Familie wichtig waren, sowie über den Speiseplan und die<br />
Bustickets für die nächsten zwei Wochen.<br />
Der Tagesablauf sollte für uns immer gleich aussehen: morgens auf-<br />
stehen, den Kindern ein paar Wörter Deutsch beibringen, frühstü-<br />
cken, zur Bushaltestelle rennen (da man mal wieder zu spät war),<br />
anschließend von 9-12 Uhr Unterricht in der Sprachschule, Mittag-<br />
essen in der Stadt, Ausflüge in der näheren Umgebung, Treffen mit<br />
Freunden und schließlich wieder mit dem Bus zurück „nach Hause“,<br />
wo die Familie schon mit dem Essen wartete. Bezüglich des Essens<br />
muss ich sagen, dass es gar nicht so schlecht ist, wie immer be-<br />
hauptet wird. Meine Familie fragte uns, ob wir mit diesem oder je-<br />
nem Essen einverstanden wären und wenn es uns nicht schmeckte,<br />
mussten wir es nicht essen. Im Gegenteil: Die Gastmutter kochte<br />
uns dann einfach zusätzlich etwas anderes. Auch das Frühstück be-<br />
stand nicht aus Würsten mit Speck und Ei. Wir bekamen, was wir<br />
wollten. Wie mir meine Freunde aus der Sprachschule erzählten,<br />
ging es ihnen ähnlich.<br />
Ebenso problemlos lief es in der Schule ab. Wir wurden nach einem<br />
kleinen Eignungstest, um den mehr Zirkus gemacht wurde, als ei-<br />
gentlich nötig war, in zwei Gruppen eingeteilt. Ich muss sagen, dass<br />
ich in den zwei Wochen wirklich intensiv Englisch gesprochen und<br />
auch geschrieben habe. Und dazu hat der Sprachkurs eine Menge<br />
beigetragen. Wir lernten allerlei lustige, aber auch nützliche Dinge,<br />
wie zum Beispiel Redewendungen, verschiedene Lieder und Gram-<br />
matik. Da unser Lehrer, ein Native Speaker, zwei <strong>Semester</strong> lang Ger-<br />
manistik studiert hatte und schon für längere Zeit in Deutschland<br />
gewesen war, konnten auch wir ihm einige Dinge beibringen. Ge-
meinsame Ausflüge führten uns zu den verschiedensten Orten.<br />
Einmal besuchten wir einen Irish Pub, der eigentlich nur für Erwach-<br />
sene war. Wir erkundeten den Strand mit seinen hohen Klippen,<br />
sahen uns die Stadt Exeter mit ihren vielen Einkaufsmöglichkeiten<br />
an oder spielten in einer Spielhalle Pool. Man sieht, dass sich die<br />
Reiseleitung viele Gedanken zu den individuellen Wünschen der<br />
einzelnen Teilnehmer gemacht hatte und diese auch umsetzen<br />
konnte.<br />
Durch die vielen Ausflüge, die wir nach dem Unterricht unternah-<br />
men, kam man schnell mit den anderen deutschen Schülern in<br />
Kontakt, was zu viel Spaß und auch Freundschaften führte.<br />
Insbesondere der Ausflug nach London brachte uns einander näher,<br />
da sich etwa fünf von uns im Straßengewirr Londons verirrten und<br />
erst nach endlosen Telefonaten den richtigen Weg wiederfanden.<br />
Aber nicht nur unter den Deutschen konnten Freundschaften ge-<br />
knüpft werden. So kam ich prima mit meiner Gastfamilie und vor<br />
allem mit den beiden Kindern klar. Sie luden mich abends in ihr Zim-<br />
mer ein und zeigten mir ihre geheimsten Verstecke. Ich konnte kaum<br />
glauben, dass sie so schnell Vertrauen zu mir aufbauen konnten und<br />
das in weniger als zwei Wochen. Während der morgendlichen<br />
Busfahrt konnten weitere, wenn auch nur flüchtige Kontakte zu<br />
einheimischen Jugendlichen meines Alters geknüpft werden, da<br />
diese jeden Morgen mit dem gleichen Bus fuhren und man sich<br />
somit immer sah. Ich muss sagen, dass die Briten sehr aufgeschlos-<br />
sen und offen für Neues sind. Man kann sich super mit ihnen<br />
unterhalten. Selbst wenn das Englisch nicht ganz perfekt ist,<br />
helfen sie einem und versuchen deutlich zu sprechen.<br />
Zusammenfassend bleibt festzuhalten, dass der gesamte Sprach-<br />
kurs super verlief, dass es keine Schwierigkeiten gab und dass ich<br />
England gerne wieder besuche. Auch wenn der Aufenthalt in<br />
Exmouth nur zwei Wochen gedauert hat, bin ich fest davon über-<br />
zeugt, dass selbst eine so kurze Zeit in jedem Fall etwas bringt.<br />
Nicht nur meine Aussprache und meinen Wortschatz habe ich<br />
verbessert und erweitert. Nein, ich habe auch mein Selbstbewusst-<br />
sein gestärkt, neue Leute kennen gelernt, neue Freundschaften<br />
geschlossen und eine sichere Anlaufstelle gefunden, zu der ich<br />
jederzeit gehen kann, wenn ich in England bin. Deshalb rate ich<br />
jedem, der die Möglichkeit hat, so etwas zu tun: Geh auf jeden Fall,<br />
auch wenn es nur wenige Wochen sind, denn: It is always worth it!<br />
Catharina Meyer besucht die 11. Klasse des Gymnasiums in Singen.<br />
Für die Zeit nach ihrem Abitur plant sie eine sechsmonatige Welt-<br />
reise und hofft, dass sie danach an einem Au Pair Programm in<br />
England teilnehmen kann.<br />
103-02-07_Anzeige-ItchyFeet-RZ 15.02.2007 12:17 Uhr Seite 1<br />
Discover the world!<br />
New York, Sydney, Havanna, Barcelona,<br />
Paris, Moskau, London, Florenz…<br />
Traumstädte, die jeder einmal gesehen haben sollte!<br />
Mit iSt die unglaubliche Vielfalt von Sprachreisen<br />
weltweit entdecken. Alles dazu im Internet: Länder,<br />
Städte, Teilnehmerberichte!<br />
• Sprachreisen weltweit<br />
• Studieren, Sprachexamen<br />
• Work & Travel, AuPair<br />
Sprachkurse – 19<br />
iSt Internationale Sprachund<br />
Studienreisen GmbH<br />
FACHVE<br />
RBAND DEUTS<br />
CHER<br />
SPR A C H REISE-VERAN S T LTER<br />
www.sprachreisen.de<br />
Stiftsmühle • 69080 Heidelberg • Tel.: (0 62 21) 8 90 00 • iSt@sprachreisen.de<br />
A
20 – Sprachkurse<br />
Learn English<br />
in Ireland!<br />
�Dublin city centre location<br />
�Fully qualified native teachers<br />
�Host family arrangement<br />
�Fun Social activities<br />
�Government recognised school<br />
�All year around<br />
Courses include:<br />
� General English<br />
� Intensive Course - Speaking<br />
� Intensive Course - Business<br />
� Intensive Course - Exams<br />
� Intensive Course - Irish Music<br />
� Summer Courses<br />
� Academic Year Courses<br />
7 Herbert Place, Dublin 2, Ireland �+353-1-6614460<br />
info@the-language-house.com<br />
www.the-language-house.com<br />
Sprachentests als Chance<br />
Einige Fragen<br />
Sorgfältig wurde der Auslandsaufenthalt ge-<br />
plant, ein Kribbeln stellt sich kurz vor dem Tag X<br />
im Bauch ein. Und plötzlich taucht die Frage auf:<br />
„Wird alles so, wie ich mir das vorgestellt habe?“<br />
So geht es vielen, die sich den Traum erfüllen, das<br />
bekannte Terrain zu verlassen, um einige Zeit in<br />
einer fremden Umgebung zu verbringen, die Spra-<br />
che zu lernen, ein Praktikum zu machen oder ein-<br />
fach nur aus Freude am Unbekannten, Neuen.<br />
Die eigenen Soft-Skills verbessern<br />
Auslandserfahrungen machen Spaß und je nach<br />
Zielland werden die Sprachkenntnisse verbessert.<br />
Gerade für den späteren Beruf gewinnt man so<br />
genannte Soft-Skills, die durch zunehmende inter-<br />
nationale Wirtschaftsbeziehungen immer mehr<br />
vorausgesetzt werden. So fördert der Aufenthalt<br />
die Eigeninitiative und die interkulturelle Kompe-<br />
tenz, das heißt die Fähigkeit, sich auf die andere<br />
Kultur im Miteinander einzustellen. Man gewinnt<br />
an Mobilität, denn beruflich ist man nicht mehr an<br />
einen festen Ort gebunden. Auch der eigenen Fle-<br />
xibilität kommt die Erfahrung zugute, wenn man<br />
sich auf unterschiedliche Situationen und Anfor-<br />
derungen einstellen kann.<br />
Englisch ist die Arbeitssprache<br />
Für eine Karriere im Ausland, besonders im wirt-<br />
schaftlichen Bereich, ist Englisch die Arbeits-<br />
sprache. Bei der Bewerbung auf eine Stelle<br />
mit internationalem Bezug ist es von Vorteil,<br />
wenn die englischen Sprachfähigkeiten durch<br />
ein Sprachenzertifikat belegt werden. Viele<br />
Unternehmen setzen einen Sprachnachweis<br />
bei Einstellungen von Bewerbern voraus.<br />
Denn nur so können sie entscheiden, ob der<br />
Bewerber auch sprachlich für den Job geeignet<br />
ist. Darüber hinaus können sie ihn besser im<br />
Unternehmen integrieren und beurteilen, ob<br />
ergänzend Sprachschulungen notwendig sind.<br />
Aber auch persönlich profitieren die Bewerber<br />
durch ein Zertifikat. So werden sie gleich zu<br />
Beginn mit einer Aufgabe betraut, die sie weder<br />
über- noch unterfordert und die den eigenen<br />
Qualifikationen entspricht.<br />
Was muss beachtet werden?<br />
Die Kosten für einen Sprachentest variieren je<br />
nach Anbieter. Daher sollte man sich vor der Ent-<br />
scheidung für eine Prüfung über folgende Punkte<br />
informieren:<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
Von wem wurde der Test entwickelt? Erfüllt er<br />
alle Kriterien, die an einen guten Test gestellt<br />
werden (Validität, Objektivität, Fairness)?<br />
Wird der Test in dem Zielland anerkannt? Be-<br />
komme ich ein Zertifikat, das international gül-<br />
tig ist?<br />
Wie werden die Sprachfähigkeiten gemessen?<br />
Welches Testverfahren wird verwendet?<br />
Wie setzt sich das Ergebnis auf dem Zertifikat<br />
zusammen (beispielsweise schriftliches Ver-<br />
ständnis, Hörverständnis)?<br />
Welche Sprachfähigkeiten werden gemessen?<br />
Allgemeinsprache oder berufsbezogene Sprache?<br />
Aus welchen Themenbereichen kommen die<br />
Testfragen? Gilt er für alle Berufe oder nur für<br />
bestimmte Kommunikationssituationen?<br />
Gibt es Vorbereitungskurse oder Unterlagen für<br />
den Test?<br />
Nicht selten ist das Resümee eines Auslandsauf-<br />
enthaltes: „Das war die schönste Zeit und Erfah-<br />
rung, die ich in meinem Leben gemacht habe.“<br />
Und in vielen Fällen ist die Erinnerung an den Auf-<br />
enthalt der Anstoß, die berufliche Karriere dort zu<br />
beginnen oder weiterzuführen.<br />
Holger Creutzburg<br />
Associate Director, Marketing & Communication<br />
ETS Europe / TOEFL und TOEIC<br />
030-24046793<br />
contact-de@etseurope.org<br />
www.etseurope.org
Sprachkurse – 21<br />
Sprachtest unumgänglich?<br />
Vorbereitung auf einen Studienaufenthalt im englischsprachigen Ausland<br />
Es gibt viele gute Gründe für einen Studienaufenthalt in Großbritannien,<br />
den Vereinigten Staaten, Kanada, Australien, Neuseeland oder auch<br />
in anderen Ländern der großen weiten Welt, an deren Hochschulen<br />
auf Englisch gelehrt wird. Während des Studiums bietet sich oft die<br />
Möglichkeit, ein oder zwei <strong>Semester</strong> im englischsprachigen Ausland<br />
zu studieren, um ein fremdes Studiensystem kennen zu lernen, inter-<br />
nationale Kontakte zu knüpfen und zu reisen. Und dann ist da ja noch<br />
die Auffrischung, Verbesserung oder Perfektionierung der Sprachkennt-<br />
nisse... Das Schulenglisch ist meist eingerostet, und nur vereinzelt ist<br />
man an der deutschen Heimathochschule bisher über englischsprachige<br />
Texte gestolpert oder auf Gastdozenten angloamerikanischer Univer-<br />
sitäten gestoßen – es sei denn, man studiert ausgerechnet Englisch. Um<br />
später im Arbeitsalltag eine Chance zu haben und um sich als Global<br />
Player beweisen zu können, muss – so hat man gehört – der Lebenslauf<br />
die ein oder andere Fremdsprachenkenntnis aufweisen. Let’s get started:<br />
Let’s apply at a University or College where courses are taught and<br />
lectures are held in English!<br />
An diesem Punkt angekommen, sind viele deutsche Studierende zu-<br />
nächst überrascht, dass sie als Zulassungsvoraussetzung einen<br />
Englischsprachtest vorweisen müssen. Die Sprachkenntnisse können<br />
und sollen natürlich vor Ort ausgebaut werden, eine gewisse Grund-<br />
lage muss allerdings vorhanden sein. Leider reichen die in der Schule<br />
erworbenen Kenntnisse oftmals nicht aus, und viele Studierende<br />
müssen in Kauf nehmen, die Sprachtests nicht beim ersten Anlauf<br />
mit der notwendigen Punktzahl zu bestehen. Eine frühzeitige Planung<br />
des Tests und eine intensive Vorbereitung sind deshalb meist unum-<br />
gänglich. Auch aus organisatorischen Gründen ist es wichtig, sich<br />
frühzeitig über die bestehenden Möglichkeiten zu informieren. Die<br />
Anmeldung zum Sprachtest sollte man zwei bis drei Monate vor dem<br />
gewünschten Testtermin in Angriff nehmen, da die Testzentren der<br />
großen Anbieter oft langfristig ausgebucht sind. Zudem dauert die<br />
Auswertung einiger Tests mehrere Wochen, und das manchmal<br />
nicht vermeidbare Versenden der Ergebnisse an die ausländische<br />
Hochschule auf dem Postweg nimmt ebenfalls Zeit in Anspruch.<br />
Vor allem aber sollte man sich zunächst erkundigen, welcher Test<br />
verlangt bzw. von der Gasthochschule akzeptiert wird und welche<br />
Punktzahl erforderlich ist. Der TOEFL-Test, der IELTS-Test sowie die<br />
Sprachzertifikate Certificate in Advanced English und Certificate of<br />
Proficiency in English von Cambridge sind sicherlich die geläufigsten<br />
Sprachtests, die von englischsprachigen Hochschulen als Nachweis<br />
anerkannt werden. Die genauen Sprachanforderungen sind in der Regel
22 – Sprachkurse<br />
den Institutionen und Organisationen bekannt, mit deren Hilfe man seinen<br />
Auslandsaufenthalt plant.<br />
TOEFL<br />
Der Test of English as a Foreign Language, kurz TOEFL, basiert auf<br />
dem amerikanischen Englisch und ist in die vier Bereiche Listening,<br />
Reading, Speaking und Writing unterteilt. Mittlerweile existiert nur noch<br />
die Internet-based Form des Tests (TOEFL iBT), den man in einem Test-<br />
zentrum des Educational Testing Service (ETS) absolviert. Insgesamt<br />
können 120 Punkte erzielt werden; jeweils 30 pro Teilbereich. Der TOEFL<br />
kostet derzeit 155 US$ und das Ergebnis ist nur zwei Jahre lang gültig.<br />
Der Sprachtest kann in verschiedenen deutschen Städten abgelegt<br />
werden. Sollten die Wunschtermine in Deutschland schon ausgebucht<br />
sein, kann man sich auch für ein Testzentrum in einem Nachbarland (z.B.<br />
den Niederlanden) anmelden. Auf das Zertifikat wartet man mindestens<br />
drei bis vier Wochen, leider oft länger. Zwar ist das Ergebnis schon bald<br />
online einsehbar, die ausländischen Hochschulen verlangen jedoch<br />
oft einen Official Score Report, der direkt von ETS an die Universität<br />
geschickt werden muss. Dieses Exemplar bestellt man bei ETS und<br />
benötigt hierfür den Institution Code der Gasthochschule.<br />
(-> www.toefl.org)<br />
IELTS<br />
Dem IELTS-Test (International English Language Testing System) liegen<br />
das britische Vokabular und die britische Grammatik zugrunde. Bei<br />
der Anmeldung wählt man zwischen dem Academic und dem General<br />
Training Module; es ist wichtig, sich hierbei für das Academic Module<br />
zu entscheiden, da nur dieses Modul von den englischsprachigen Hoch-<br />
schulen akzeptiert wird. Wie der TOEFL-Test, besteht auch der IELTS-Test<br />
aus vier Teilbereichen: Hörverstehen (40 Minuten), Leseverstehen (eine<br />
Stunde), mündlicher Ausdruck (15 Minuten) und Schreiben (eine Stunde).<br />
Pro Bereich können höchstens 9.0 Punkte erlangt werden. Die maximale<br />
Gesamtpunktzahl ergibt sich aus der Durchschnittsnote der vier Ab-<br />
schnitte. Der IELTS-Test hat eine Gültigkeitsdauer von zwei Jahren. In<br />
Deutschland kostet der Sprachtest derzeit 170,- € und wird vom British<br />
Council und den Carl Duisberg Centren verwaltet. In Berlin, Bremen,<br />
Hamburg und Leipzig wird der IELTS vom British Council angeboten. Für<br />
die Städte Köln, Dortmund, Hannover, Mannheim, München, Radolfzell<br />
und Freiburg ist das Carl Duisberg Centrum in Köln zuständig. Auf das<br />
Ergebnis wartet man circa zwei bis drei Wochen. Wie beim TOEFL-Test<br />
kann man sein Resultat direkt an die ausländische Hochschule schicken<br />
lassen. Manchen Studierenden liegt der IELTS-Test besser als der<br />
TOEFL und umgekehrt. Falls die Gasthochschule beide Sprachprüfungen<br />
akzeptiert, sollte man genau überlegen, ob man mit dem britischen oder
dem amerikanischen Englisch besser vertraut ist,<br />
bevor man sich für einen der beiden entscheidet.<br />
(-> www.ielts.org)<br />
Certificate in Advanced English und Certificate of<br />
Proficiency in English<br />
Die Tests zur Erlangung des Certificate in Advanced<br />
English (CAE) und des Certificate of Proficiency in<br />
English (CPE) gehören zu den English for Speakers of<br />
Other Languages (ESOL) Examinations der University<br />
of Cambridge. Sie decken fünf Bereiche ab: Lesever-<br />
ständnis, schriftlicher Ausdruck, Strukturen und Wort-<br />
schatz, Hörverständnis sowie freies Sprechen. Das<br />
Ergebnis jedes Teils macht 20% der Gesamtnote aus.<br />
Bestanden hat man, wenn man das Ergebnis A, B oder<br />
C erzielt. Mit der Note D oder E ist man durchgefallen.<br />
Beide auf dem britischen Englisch basierenden<br />
Tests dauern rund sechs Stunden. Das überprüfte<br />
Sprachniveau des Certificate of Proficiency ist etwas<br />
höher als das des Certificate in Advanced English.<br />
Anders als das IELTS- und das TOEFL-Ergebnis verlieren<br />
die Zertifikate CAE und CPE ihre Gültigkeit nie. Die<br />
beiden Sprachprüfungen können deutschlandweit an<br />
einer Vielzahl von Testzentren abgelegt werden, wobei<br />
die Kosten für die Prüfungen von Zentrum zu Zentrum<br />
variieren. Die Tests finden weltweit an den gleichen<br />
Terminen statt, sodass es sinnvoll ist, sich rechtzeitig<br />
über diese Daten zu informieren. Das Ergebnis wird<br />
einem nach ungefähr sechs Wochen zugestellt.<br />
Vorbereitungsmaterialien sind zum Beispiel im<br />
Buchhandel oder im Internet erhältlich. Oft verfügen<br />
übrigens die deutschen Universitätsbibliotheken über<br />
Übungsmaterial aller großen Sprachtestanbieter.<br />
(-> www.cambridge-exams.de)<br />
DAAD-Test<br />
Eine gute Alternative zu den bisher beschriebenen<br />
Sprachexamen bietet das so genannte DAAD-<br />
Sprachzeugnis, entwickelt vom Deutschen Akade-<br />
mischen Austausch Dienst. Es gibt eine Reihe von<br />
englischsprachigen Hochschulen, z.B. in Australien<br />
und Neuseeland, die den DAAD-Sprachtest als Sprach-<br />
nachweis anerkennen. Der Test kann in der Regel<br />
kostenlos an der deutschen Heimathochschule absol-<br />
viert werden. Das Formular erhält man beim Akade-<br />
mischen Auslandsamt oder International Office<br />
und die Prüfung selbst wird meist am Englischen<br />
Seminar oder am Sprachenzentrum abgelegt.<br />
Der etwa einstündige Sprachtest ist in die vier<br />
Teilbereiche Verstehen, Sprechen, Schreiben und<br />
Leseverstehen eingeteilt. Die Benotungsskala reicht<br />
von A bis F. Von der Gastuniversität werden meist die<br />
Noten A und B gefordert. In Bezug auf den DAAD-<br />
Test bleibt zu beachten, dass dieser nicht für alle<br />
Hochschulen oder Programme ausreichend ist, und<br />
dass dieses Sprachzeugnis meist nur in Kombination<br />
mit bestimmten Englischnoten aus der Schulzeit<br />
gilt, die man über das Abiturzeugnis nachweisen<br />
kann. Von vielen Studierenden wird der DAAD-<br />
Test als kostengünstige und gut zu bestehende<br />
Sprachtestvariante geschätzt. Termine können oft<br />
kurzfristig mit den Dozenten vereinbart werden.<br />
Neben den beschriebenen Sprachprüfungen gibt<br />
es natürlich weitere Möglichkeiten, seine Englisch-<br />
kenntnisse nachzuweisen. So brauchen Deutsche,<br />
deren Muttersprache Englisch ist, keinen Test<br />
abzulegen. In der Regel entfällt ein Test ebenfalls,<br />
wenn man sein Erststudium im englischsprachigen<br />
Ausland absolviert hat. Finden die Lehrveranstal-<br />
tungen des deutschen Studiums zu 100% auf<br />
Englisch statt, können die Studenten meist eine<br />
offizielle Sprachprüfung umgehen. Auch über<br />
Absprachen zwischen der Heimathochschule und<br />
einer Partneruniversität sowie über fachspezifische<br />
Sonderreglungen sollte man sich informieren.<br />
Annike Hüske<br />
weltweiser ® – der unabhängige<br />
Bildungsberatungsdienst<br />
02306-978113<br />
info@weltweiser.de<br />
www.weltweiser.de<br />
Sprachkurse – 23
24 – Sprachkurse<br />
Volunteering<br />
Vital to Meaningful Language Learning<br />
When language lessons taught in a classroom are connected to real-<br />
world situations, students learn more in a shorter time, with less<br />
effort. That is why both service-learning and community service are<br />
ideal opportunities for students to develop stronger language skills.<br />
Both of them offer situations that encourage and provide students<br />
with opportunities to become active participants in their communities.<br />
Service-learning provides students with “learning” opportunities<br />
while they perform a “service” for their community. These activities<br />
generally require a regular commitment of one to four hours per week<br />
for a semester or even a year. They offer many ways for students<br />
to serve. Every week, students might go to an elementary school, a<br />
tutoring center, a Habitat for Humanity building site, or a retirement<br />
community. They may share information about culture and language<br />
with children, tutor in math or computer literacy, help build homes<br />
for the poor, or assist seniors with their grocery shopping. These are<br />
all incredibly empowering experiences which create a meaningful<br />
context for the students’ language learning and at the same time,<br />
foster their personal growth by developing confidence and creating<br />
feelings of great accomplishment.<br />
Community service provides volunteering opportunities to students<br />
who cannot make long-term commitments. These activities are often<br />
annual events that require as little as a few hours or only last as long<br />
as a week. Students might help with festivals, city beautification<br />
projects, or charitable fundraising activities that depend on volunteers<br />
for their success. They may take tickets at a music or film festival,<br />
beautify park facilities, set up local holiday displays, or help at a fund-<br />
raising marathon. Though short-term, these service activities also<br />
build confidence and reward them with a feeling of accomplishment.<br />
In both service-learning and community service students go out into their<br />
communities and use what they learn in class to help people, and bring<br />
what they learn in their community back to the classroom. As a result,<br />
their language learning tasks are no longer sterile, isolated or tedious,<br />
but real responses to issues of personal relevance.<br />
This is the type of meaningful learning that leads to greater language<br />
development!<br />
Cass Piotrowski<br />
Studies in American Language<br />
San José State University<br />
San José, California, USA<br />
001-408-924-2660<br />
sal@salmail.sjsu.edu<br />
www.sal.sjsu.edu
Spanische Sprachzertifikate<br />
DELE - Diplomas de Español como Lengua Extranjera<br />
Freiwilliges Engagement während der Schullaufbahn und der Studien-<br />
zeit wird in der Arbeitswelt immer mehr zu einem nicht zu unter-<br />
schätzenden Auswahlkriterium bei Bewerbungen. Dazu gehört<br />
mit Sicherheit auch das Erlernen einer Fremdsprache. Eine gute<br />
Möglichkeit, sich seine Spanischkenntnisse zertifizieren zu lassen,<br />
bieten die Diplomas de Español como Lengua Extranjera, kurz DELE.<br />
Da die DELE-Zertifikate vom spanischen Ministerium für Erziehung<br />
und Wissenschaft vergeben werden, kann man sich einer weltweiten<br />
Anerkennung sicher sein. Plant man z.B. ein Studium an einer spa-<br />
nischen oder lateinamerikanischen Hochschule, erleichtern einem<br />
die DELE-Diplome in vielen Fällen den Zugang zur gewünschten Bil-<br />
dungseinrichtung. Darüber hinaus stellen sie sich auch bei der<br />
Vergabe von Stipendien und Praktikumsplätzen als hilfreich heraus.<br />
Die DELE-Zertifikate bescheinigen auf drei Niveaustufen Kenntnisse<br />
in den Teilfertigkeiten Lesen, Hörverstehen, Schreiben und Sprechen<br />
sowie im Bereich Grammatik und Wortschatz. Die drei Zertifikatsstufen<br />
orientieren sich am „Gemeinsamen europäischen Referenzrahmen für<br />
das Lehren und Lernen von Sprachen“ (GER).<br />
•<br />
•<br />
Das Diploma de Español - Nivel Inicial<br />
Gilt als Nachweis über Grundkenntnisse der spanischen Sprache,<br />
die zur mündlichen und schriftlichen Verständigung notwendig<br />
sind und es erlauben, einfach strukturierte Gespräche zu führen.<br />
Es entspricht der Kompetenzstufe B1 des GER, der insgesamt<br />
zwischen sechs solcher Stufen unterscheidet. Das DELE - Nivel<br />
Inicial para Escolares richtet sich speziell an Jugendliche und ist<br />
auch thematisch auf diese Zielgruppe abgestimmt. Es empfiehlt<br />
sich insbesondere für Schülerinnen und Schüler der Jahrgangs-<br />
stufe 11 (Spanisch ab Klasse 9) und der Jahrgangsstufe 13<br />
(Spanisch ab Klasse 11).<br />
Das Diploma de Español - Nivel Intermedio<br />
Gilt als Nachweis über gute allgemeine Kenntnisse der spanischen<br />
Sprache, die in üblichen Alltagssituationen benötigt werden und<br />
entspricht der Kompetenzstufe B2 des GER. Es richtet sich somit<br />
u.a. an Teilnehmerinnen und Teilnehmer eines Leistungskurses<br />
Spanisch in der Jahrgangsstufe 12 sowie an die Kursteilnehmer<br />
eines aus Klasse 9 fortgeführten Grundkurses Spanisch in der<br />
Stufe 12 bei guten bis sehr guten Leistungen.<br />
•<br />
Sprachkurse – 25
26 – Sprachkurse<br />
• Das Diploma de Español - Nivel Superior<br />
Der Gemeinsame Europäische Referenzrahmen für<br />
Gilt als Nachweis über fundierte Kenntnisse, die<br />
eine Verständigung auf einem gehobenen Niveau<br />
ermöglichen und ist in die Kompetenzstufe C2 des<br />
GER einzuordnen. Die Bewerberinnen und Bewer-<br />
ber für das DELE - Nivel Superior müssen bei der<br />
Anmeldung das 16. Lebensjahr vollendet haben.<br />
In Zusammenarbeit mit dem Instituto Cervantes wer-<br />
den die Prüfungen für die Diplome von der Universi-<br />
dad de Salamanca erstellt und ausgewertet. Je nach<br />
Zertifikatsstufe muss man mindestens drei bis vier<br />
Stunden Zeit für die verschiedenen Übungen der<br />
Prüfungen einplanen. Wenn die Teilnehmer in allen<br />
Bereichen (Lesen, Hörverstehen, Schreiben und Spre-<br />
chen, Grammatik und Wortschatz) jeweils 70% der<br />
Höchstpunktzahl erzielt haben, gilt die Prüfung als<br />
bestanden. Es ist nicht möglich, Teilprüfungen nur in<br />
einzelnen Bereichen abzulegen.<br />
Die DELE-Prüfungen können in Spanien und weiteren<br />
90 Ländern zweimal jährlich jeweils im Mai und No-<br />
vember abgelegt werden. Es finden jedoch nicht an<br />
allen Orten jeweils alle drei Prüfungen statt. Die Prüfungs-<br />
gebühren variieren je nach Zertifikat zwischen 95,- und<br />
150,- €. Die schriftlichen und mündlichen Prüfungen für<br />
das Jahr 2007 finden in mehreren deutschen Städten<br />
am 11. Mai oder am 16. November statt. Je nach Anzahl<br />
der Bewerber kann es erforderlich sein, mündliche Einzel-<br />
prüfungen am Folgetag fortzusetzen. Weitere Informationen<br />
über die Zertifikate, Prüfungen und Prüfungsorte gibt es<br />
unter www.cervantes.de.<br />
Sprachen<br />
Eine gemeinsame Basis für das Lernen von Fremd-<br />
sprachen in Europa ist der „Gemeinsame Europä-<br />
ische Referenzrahmen für Sprachen“, kurz GER.<br />
Vom Europarat erarbeitet, hat der GER das Ziel, die<br />
Mehrsprachigkeit in Europa zu fördern. Damit soll<br />
die Kommunikation und Interaktion zwischen Euro-<br />
päern unterschiedlicher Muttersprache verbessert<br />
werden, um dadurch die Mobilität in Europa zu unter-<br />
stützen. Der GER ist eine international anerkannte<br />
„Maßeinheit“ für Sprachkompetenz. Hauptziel ist es,<br />
Transparenz und Vergleichbarkeit der unterschied-<br />
lichen <strong>Abschlüsse</strong> und Zertifikate zu ermöglichen.<br />
Mit Hilfe des GER wird die Sprachkompetenz auf eine<br />
gemeinsame Grundlage gestellt und damit länderüber-<br />
greifend messbar.<br />
Der GER definiert insgesamt sechs Niveaustufen:<br />
A Elementare Sprachverwendung<br />
A1 (Breakthrough)<br />
A2 (Waystage)<br />
B Selbstständige Sprachverwendung<br />
B1 (Threshold)<br />
B2 (Vantage)<br />
C Kompetente Sprachverwendung<br />
C1 (Effective Operational Proficiency)<br />
C2 (<strong>Master</strong>y)
Elementare Sprachverwendung<br />
Stufe eins und zwei werden der grundlegenden Sprachverwendung<br />
zugeordnet und mit A1 (Breakthrough) und A2 (Waystage) bezeichnet.<br />
Lerner in diesen Niveaustufen verfügen über Basiskenntnisse der<br />
Sprache und können sich nicht immer fehlerfrei ausdrücken. Darü-<br />
ber hinaus können sie nicht alles verstehen, was ihnen gesagt wird.<br />
Sie können die Sprache noch nicht problemlos eigenständig an-<br />
wenden. Vertraute, alltägliche Ausdrücke und einfache Sätze sind<br />
ihnen bekannt.<br />
Selbstständige Sprachverwendung<br />
Mit B1 (Threshold) und B2 (Vantage) bezeichnet man die nächsten<br />
beiden Stufen. Hier spricht man von einer selbstständigen Sprach-<br />
verwendung. Die Lerner besitzen ein zunehmend breiteres Reper-<br />
toire an sprachlichen Mitteln. Sie können über Erfahrungen und<br />
Ereignisse berichten und zu Plänen und Ansichten kurze Begrün-<br />
dungen oder Erklärungen geben. B2-Absolventen können sich klar<br />
ausdrücken und auch die Anwendung der Grammatik fällt ihnen im-<br />
mer leichter. Kleinere Fehler werden nur noch vereinzelt gemacht.<br />
Kompetente Sprachverwendung<br />
Verfügt man über umfangreiche Sprach- und Grammatikkenntnisse,<br />
kann man in den letzten beiden Stufen C1 (Effective Operational<br />
Proficiency) und C2 (<strong>Master</strong>y) den Sprachgebrauch perfektionieren.<br />
Am Ende von C2 erstreckt sich die Bandbreite sprachlicher Mittel<br />
auch auf den umgangssprachlichen und idiomatischen Gebrauch<br />
der Sprache. Man kann sich sehr spontan, sehr flüssig und genau<br />
ausdrücken. Auch bei komplexeren Sachverhalten können feinere<br />
Bedeutungsnuancen deutlich gemacht werden. Das Lesen nahezu<br />
aller Texte stellt kein Problem mehr da.<br />
Jens Hirschfeld<br />
weltweiser ® – der unabhängige Bildungsberatungsdienst<br />
02306-978113<br />
info@weltweiser.de<br />
www.weltweiser.de<br />
Sprachkurse – 27<br />
301-02-07_Anzeige-ItchyFeet-RZ 20.02.2007 16:43 Uhr Seite 1<br />
Deutscher<br />
Fachverband<br />
High School e.V.<br />
Sprachreisen<br />
für Erwachsene<br />
ab 18 Jahren<br />
Sprachreisen<br />
Individuell<br />
ab 16 Jahren<br />
Sprachreisen<br />
für Schüler<br />
11 bis 18 Jahre<br />
High School<br />
16 bis 18 Jahre<br />
SPRACHEN & REISEN<br />
Bärbroich 35<br />
51429 Bergisch Gladbach<br />
Telefon: 0 22 07/91 13 90<br />
Telefax: 0 22 07/91 13 87<br />
info@team-sprachreisen.de<br />
www.team-sprachreisen.de<br />
Mitglieder und Partner des BundesForum Kinder- und<br />
Jugendreisen e.V. halten sich an Leitsätze und<br />
Qualitätskriterien.<br />
Weitere Informationen bei:<br />
BundesForum Kinder- und Jugendreisen e.V. Service<br />
Ritterstraße 4/Theaterpassage, 04109 Leipzig<br />
Tel. 03 41-9 60 67 16, Fax: 03 41-9 60 67 26<br />
leipzig@bundesforum.de, www.bundesforum.de
28 – Reisen & Arbeiten<br />
Viertausend Meter<br />
Leben, Helfen und Reisen in Bolivien<br />
Manchmal ist es schwierig, eine Entscheidung zu treffen. Ich hatte<br />
das Abitur in der Tasche und stellte mir die Frage: Welche der vielen<br />
Freiheiten will ich nutzen? Ich wollte ins Ausland. Nicht nur, um zu<br />
relaxen, sondern auch, um eine gemeinnützige Aufgabe zu erfüllen<br />
und eine völlig andere Kultur kennen zu lernen. Was mir das bringen<br />
sollte? Ich wollte neue Menschen treffen, Situationen erleben, die<br />
mich in meinen Ansichten bereichern sollten, mich in eine völlig fremde<br />
Kultur eingliedern und mich mit anderen über meine eigene Kultur<br />
austauschen. Nachdem ich ein halbes Jahr Bewerbungen geschrieben<br />
hatte, bekam ich meine Chance. Ich hatte eine Arbeitsmöglichkeit für<br />
deutsche Freiwillige in Bolivien gefunden. Genauer gesagt in einer der<br />
höchstgelegenen Städte der Welt, in El Alto auf 4.000m Höhe. Meine<br />
Arbeitsstelle war das Frauenhaus Sartasim Warmi, das in einem ehema-<br />
ligen Armenviertel liegt. Dort sollte ich die Sozialarbeiterinnen, die<br />
Psychologin und die anderen Mitarbeiterinnen unterstützen. Doch<br />
zunächst begann meine Zeit in Cochabamba, der Stadt des ewigen<br />
Frühlings, wo ich fünf Wochen lang eine Sprachschule besuchte und<br />
meinen Sprachschatz von einem kärglichen „Hola“ auf ganze Sätze<br />
ausweitete. Bei strahlendem Frühlingswetter konnte ich mich langsam an<br />
die Höhe, das Spanisch und die Menschen um mich herum gewöhnen.<br />
In den ersten Tagen war ich auf der ganzen Bandbreite überfordert. Mit<br />
meiner Gastfamilie, bei der ich in den ersten vier Wochen wohnte, konnte<br />
ich mich nicht unterhalten und musste, um zum Beispiel ein Hühnchen zu<br />
imitieren, gackernd durch die Küche rennen. Der Verkehr, die Umgebung,<br />
der Schmutz, die Gesichter mit vollkommen fremden Zügen beängstigten<br />
und faszinierten mich. Doch schon nach einer Woche hatte ich in der<br />
Sprachschule einen gewissen Rhythmus gefunden. Mit den ersten<br />
spanischen Worten kam Sicherheit und der Umgang mit den anderen<br />
Freiwilligen in der Sprachschule half mir, mich ebenfalls wohl zu fühlen.<br />
Nach zwei Wochen unternahm ich den ersten großen Ausflug und zwar<br />
in den Regenwald. Mit Säbeln schlugen wir uns durch das Gestrüpp.<br />
Dabei fühlte ich zum ersten Mal was wirkliche Schwüle ist, denn die<br />
lange Kleidung, die wir zum Schutz gegen Insekten trugen, klebte am<br />
ganzen Körper. Mit dem ersten Ausflug kam auch mein erstes Tief, denn<br />
ich brach mir das Ellenbogengelenk. Trotz der verzwickten Situation<br />
hatte ich nicht das Bedürfnis, zurück nach Deutschland zu fliegen. Denn<br />
zwei Wochen Sprachschule und ein Armbruch waren nicht das Einzige,<br />
was ich mit nach Hause nehmen wollte. Also machte ich mich nach<br />
fünf Wochen mit Koffer, Rucksack, eingegipstem Arm und meiner guten<br />
Freundin Anna nach El Alto auf. Natürlich mit dem Bus, dem absolut<br />
populärsten Transportmittel in Bolivien, dem nicht selten der angeklebte<br />
Auspuff abfällt.
In der Stadt angekommen, erwarteten mich die bolivianischen Nonnen,<br />
die das Frauenhaus leiteten, und die weiteren Mitarbeiterinnen. Die<br />
Bolivianer, die in der Höhe leben, sind aus meiner Sicht verschlossene<br />
Charaktere und so musste ich mich selbstständig organisieren und<br />
zurechtfinden. Ich habe immer wieder einsehen müssen, dass von mir<br />
gemachte Fehler von den Bolivianern nicht offen kritisiert wurden. Dies<br />
kann für einen Ausländer, der nicht darauf eingestellt ist, oft anstrengend<br />
und frustrierend sein. Allerdings gebietet es jedoch die Höflichkeit,<br />
jemanden nicht öffentlich bloß zu stellen. Kennt man den Grund, bringt<br />
man viel leichter Verständnis für das Verhalten auf. Wenn Frauen oder<br />
besser gesagt „Cholitas“, die traditionell gekleideten Bolivianerinnen,<br />
in das Büro kamen und um Aufnahme ins Frauenhaus baten, setzte ich<br />
mich regelmäßig zu der zuständigen Sozialarbeiterin. Nach einiger Zeit<br />
konnte ich sogar ins Gespräch mit den betroffenen Frauen kommen<br />
und teilweise sogar mehr über die Hintergründe der Gewalttaten, die<br />
meist der Grund für den Aufenthalt waren, erfahren. An manchen<br />
Arbeitstagen gab es auch außerhalb des Frauenhauses Aufgaben zu<br />
erledigen. So besuchten wir Frauen, die sich in der Vergangenheit im<br />
Frauenhaus aufgehalten hatten und jetzt wieder zu Hause lebten. Diese<br />
Hausbesuche sollen den Frauen die Sicherheit geben, nicht mehr so<br />
schnell Opfer von Gewalt werden zu können, da die Mitarbeiterinnen des<br />
Frauenhauses weiterhin einen Einblick in die Lebensverhältnisse haben<br />
und Hilfestellung leisten. Zudem wollen die Mitarbeiterinnen durch den<br />
fortgeführten Kontakt erwirken, dass die Frauen auch in ihrer indigenen<br />
Aymarakultur Eigenständigkeit oder zumindest Selbstschutz lernen –<br />
Dinge, die sie durch ihre meist sehr traditionelle Erziehung nie vermittelt<br />
bekommen haben.<br />
Nach einiger Zeit der Eingewöhnung fing ich an, Bolivien und die angren-<br />
zenden Länder Chile und Peru zu erkunden. Mit dem Bus erreichte ich<br />
einen Landstrich nach dem anderen. Bolivien ist ein Land das unzählige<br />
verschiedene Vegetationszonen hat: Über die Hochlandgebiete wie zum<br />
Beispiel den Altiplano, wo man Tagestouren über befahrbare Salzseen<br />
machen kann, bis hin zu den tropischen Gebieten des Amazonas<br />
gibt es die Faszination Natur zu entdecken. Das Einzige was fehlt, ist<br />
vielleicht das Meer, aber als Ersatz kann Bolivien mit dem Titicaca-<br />
See aufwarten und seinen ganz eigenen Charme verbreiten. Die größte<br />
Insel des Sees, die „Isla del sol“, ist einer der wenigen aber beliebten<br />
Backpackertreffpunkte des Landes. Kein Wunder, denn die Insel ist<br />
traumhaft schön und wirkt durch die Einwohner, die sich nur mit wenigen<br />
Dingen über Boote versorgen können, sehr geheimnisvoll. In der am See<br />
gelegenen Stadt Copacabana wird immer gefeiert, sei es ein Stadtfest<br />
oder die Einweihung eines neu gekauften Wagens. Die faszinierende<br />
und überall präsente Kultur kam an jedem Platz Boliviens anders zum<br />
Ausdruck. In Tiwanaku, wo Zeugnisse der indianischen Kultur zu sehen<br />
sind und in den Regenwäldern, wo viel angebaut wird, kann man den<br />
Fotoapparat kaum noch aus der Hand legen. Ein kurzer Abstecher mit<br />
Reisen & Arbeiten – 29<br />
dem Fahrrad über die berühmte Panamericana in Peru durfte natürlich<br />
auch nicht fehlen und verpasste meiner Reisezeit, neben dem größten<br />
Chaos, auch den größten Spaß. Die überladenen Fahrräder hatten<br />
schon nach zwei Kilometern die ersten Pannen, sodass wir mit Hilfe<br />
von Taschenmessern ein Schutzblech absägen mussten. Zu guter Letzt<br />
verkauften wir dann innerhalb von 20 Minuten drei Fahrräder auf der<br />
Straße.<br />
Anfang Dezember wechselte ich mein Projekt und arbeitete nun noch<br />
intensiver mit Frauen aus den Randgebieten von El Alto zusammen. Sie<br />
arbeiteten in einer kirchlichen Gruppe, wo sie durch die Herstellung von<br />
fair gehandelten Filzprodukten etwas Unabhängigkeit und finanzielle<br />
Unterstützung erlangten. Ich half dort bei der Arbeit und versuchte<br />
mit den mir gegenüber doch sehr verschlossenen Frauen zu reden, zu<br />
scherzen oder nach einiger Zeit sogar über persönliche Probleme zu<br />
sprechen. Es gibt bisher wirklich kaum einen Lebensabschnitt, der mir<br />
so viel Geduld und Toleranz abverlangt hat und mich dazu gebracht hat,<br />
meine eigenen Werte nicht die Oberhand gewinnen zu lassen. War ich<br />
beispielsweise zu aktiv, ging zu schnell und mit zu vielen Worten auf die<br />
Frauen zu, gingen diese wieder einen Schritt zurück. Dabei war es doch<br />
das, was ich in Deutschland immer gelernt hatte: Offenheit. Was wollte<br />
ich doch gleich im Ausland? Freiheit? Einsicht? Bekommen habe ich<br />
alles, was ich mir erhofft habe und oben drauf Gefühle und Erinnerungen,<br />
die mir niemand mehr nehmen kann. Es gab Familien, die mich innerhalb<br />
von Sekunden mit strahlenden Gesichtern empfingen und glücklich<br />
waren, dass ich bei ihrer traditionellen Familienfeier mitmachte und mit<br />
ihnen tanzte. Schuhputzende Kinder mit einer Mütze über dem Gesicht,<br />
die mir im Gespräch erzählt haben, dass sie nicht in die Schule gehen,<br />
weil sie erst Geld für die Familie brauchen oder sogar ihr Studium damit<br />
finanzieren. All diese Erfahrungen sind das, was einen Auslandsaufenthalt<br />
unersetzbar macht und meine Reiselust am Leben hält.<br />
Hanna Hielscher, 20, ist Studentin der Politikwissenschaften, Kultur- und<br />
Sozialanthropologie in Münster.<br />
103-02-07_Anzeige-ItchyFeet-RZ 20.02.2007 16:05 Uhr Seite 2<br />
Work & Travel weltweit<br />
AuPair weltweit<br />
iSt Internationale Sprachund<br />
Studienreisen GmbH<br />
Discover the world!<br />
www.sprachreisen.de<br />
Stiftsmühle • 69080 Heidelberg • Tel.: (0 62 21) 8 90 00 • iSt@sprachreisen.de
30 – Reisen & Arbeiten<br />
Gap Year Continued<br />
In and Out of Africa<br />
Well, a few months have passed since my last article about my Gap<br />
Year in „<strong>itchy</strong> <strong>feet</strong>“ #3. At that time, I was teaching children in an Early<br />
Childhood Development Centre in Accra/ Ghana. I just loved Ghana.<br />
Being a volunteer makes you get to know the people and places bet-<br />
ter than you could ever have imagined and after a while you feel like<br />
part of the family. After two weeks out of my six-week stay, I was<br />
given a Ghanaian name by my host-family: Instead of being called<br />
Obroni (meaning white lady) they started calling me Amivi, which is<br />
the expression for Saturday-born-girl and a common name in Ghana.<br />
Nearly everybody in Ghana is named after the day of the week he or<br />
she was born on! Kofi Annan, if I remember it correctly, is a Tuesday-<br />
born-boy.<br />
As I said, I was teaching in a Daycare Centre called Little Angels for<br />
four weeks. My class was Lily Class and the oldest of the lot. The<br />
children were five years old and very hard to teach. They had a very<br />
short attention span, but nonetheless I managed to teach them the<br />
sounds of the letters, to count to 20 and a couple of songs. The youngest<br />
children at the Daycare were only one year old. But still they had to<br />
wear a yellow uniform with a Little Angels Emblem on the front. And<br />
they looked really cute in their uniforms. We teachers had to do 15<br />
minutes of exercise with them each morning, just stretching arms and<br />
legs and generally singing all the songs they knew. Before they went<br />
to class, however, they had to sing their school’s anthem and march<br />
around the playground. As it is for the upper class, Little Angels can-<br />
not be regarded as a typical Ghanaian Daycare Centre. School Fees<br />
applied, and those who could not afford the 150.000 Cedis (approx.<br />
15,- €) could not send their children there.<br />
We were seven people in the family (Reverend Ezekiel, his wife<br />
Martha Osofomami, their children). On top of those seven sharing two<br />
of the three rooms in the house, they took in six volunteers! We had<br />
a bunk bed and a couch in our room, which we had to share between<br />
five girls. Because girls and boys just do not mix in a Reverend’s house-<br />
hold, the only boy had a room next door in the neighbour’s house. As<br />
you can imagine, our house was crowded! We shared the yard out<br />
front with two other families, as well as the toilet and the shower.<br />
Running water was a luxury we did not have. We had to fetch our<br />
water each time we wanted to shower or use the toilet, and water<br />
shortage became a common issue. Electricity was known in our com-<br />
munity in Achimota, North Accra, but it got turned off every two days<br />
for twelve hours, either at 6am or 6pm. But it is easy to adapt to those<br />
circumstances because there is just no way it could ever be changed!
And complaining does not help either! I was<br />
really sad when my six weeks in Ghana came<br />
to an end, and I had to board the plane to go<br />
to South Africa for another work placement.<br />
First, I was placed in Johannesburg for three<br />
weeks. I was living in Reiger Park, one of the<br />
coloured communities of Johannesburg. I did<br />
not have a good start in South Africa as my<br />
luggage got lost in Lagos/ Nigeria on the way.<br />
So I was standing in a foreign country, with-<br />
out local money, without an address to go to<br />
and without my luggage. I felt genuinely lost.<br />
Well, needless to say that all I wanted to do<br />
at that moment was to enjoy the Ghanaian<br />
hospitality some more. In Johannesburg, I<br />
tried to learn some words in Afrikaans, which<br />
was quite easy as it is so similar to German<br />
and Dutch. I also tried to get a placement in<br />
the media sector, which I did not get after<br />
all. Because I had done teaching in Ghana, I<br />
was supposed to teach in a primary school,<br />
but I soon quit that job and translated my<br />
organization’s website into German.<br />
Reiger Park was not the safest area, and<br />
I was locked in my host-family’s house at<br />
5:30pm every night, to be picked up at 8am<br />
the next morning. My host-family and I did<br />
not get along well. Thus, I decided to move<br />
into a hotel. I made friends with most of the<br />
staff and one of the staff members was even<br />
playing with the thought of accompanying<br />
me around the world. I made good friends at<br />
work. But to be honest, I was quite happy to<br />
leave Johannesburg to go to Cape Town for<br />
five weeks. On my arrival at Cape Town, the<br />
paperwork at my work placement had not<br />
been processed yet. That gave me one week<br />
of sightseeing in the city. My new family con-<br />
sisted of a 79-year-old lady. In a way it was<br />
nice living with her. I had my own room, she<br />
loved to have someone around to cook for<br />
and she was not so lonely in her big house.<br />
But we were living in one of the suburbs. I<br />
had to take the train for 30 minutes every day<br />
Reisen & Arbeiten – 31<br />
to go to work, and all there was in the neigh-<br />
bourhood was a corner store. I was working<br />
for a newspaper called the Daily Voice, the<br />
Cape Town version of the German BILD news-<br />
paper. Finally, I was working in proper jour-<br />
nalism. The Daily Voice writes in English and<br />
Afrikaans, and I joined the reporting team.<br />
Although they let me do paperwork for the<br />
first few days, I helped with quite a few artic-<br />
les and photo-shootings over the four weeks<br />
I was actually working for them. This gave<br />
me a great insight into journalism. As the<br />
Daily Voice was the newspaper for the coloured<br />
community, I got the chance to accompany<br />
reporters into the suburbs and townships, re-<br />
porting about quite a few shocking things. It<br />
is amazing to see how people can live under<br />
these circumstances!<br />
Although I enjoyed my stay in Cape Town, I<br />
could not wait to leave it behind for Christ-<br />
mas. I joined a four-week overland-safari tour<br />
across East Africa from Johannesburg to
32 – Reisen & Arbeiten<br />
Nairobi/ Kenya. I had a great time on that trip mostly because I had<br />
an awesome group to go with. What we saw, however, was not the<br />
Africa I was longing to see. We truly were tourists on that tour. We<br />
went on quite a few safaris, for example in Kruger National Park in<br />
South Africa and in Chobe in Botswana, where we saw the Big Five:<br />
lions, rhinos, hippos, elephants and leopards. On this trip, we cam-<br />
ped every night and we got really good at pitching our tents. Our<br />
first tour was from Johannesburg to Livingstone in Zambia, where<br />
our tour split up and rejoined with other travellers to see the Victoria<br />
Falls. In Zimbabwe, we had the chance to walk with lions, which was<br />
great. Christmas was spent in Malawi on a beachside campsite and<br />
since we were such a big group none of us got homesick. Other bon-<br />
ding experiences included four days on the island of Zanzibar over<br />
New Year’s with a celebration on the beach, and going to the Seren-<br />
geti. Seeing the Serengeti and Ngorongoro Crater had always been a<br />
dream of mine, and so I took the chance and went hot air ballooning<br />
over a part of the endless plains that no tourist can ever see from the<br />
street. It did not last long, but I guess that balloon ride was my favourite<br />
moment of the trip.<br />
The four weeks flew by, and after 20 weeks in total on the African<br />
continent, I left Africa behind and made my way to Australia. I have<br />
been Down Under for a week now, meeting up with some Austra-<br />
lian guys I had met in Africa. They let me stay with them in the heart<br />
of Sydney and showed me around. By now, I am in the middle of New<br />
South Wales in a small country town, about to begin a Jackaroo/ Jilla-<br />
roo course, the Australian equivalent to a Cowboy/ Cowgirl school. I<br />
will learn how to throw a Lasso, how to shear sheep and how to mus-<br />
ter cattle, so I can go around Australia and work on farms afterwards.<br />
I cannot wait! As a born and bred city girl, I really want to get to know<br />
the farmer’s life in the Outback.<br />
The last 21 weeks have shown that I can travel alone and be comfor-<br />
table about it. I just meet so many nice people on the way that I never feel<br />
alone. Each bend of the road holds an adventure. By now I’m pretty<br />
confident about what I’m doing, and I know that I can handle more<br />
strange situations than I thought I could. I will let you know how my<br />
Cowgirl-Life in Australia went! Until then, Happy Travels!<br />
Cornelia Kaufmann, 19 years old, is currently taking a Gap Year. After<br />
several weeks in Africa, she arrived in Australia.
An Experience like Nothing Else<br />
Au Pair in den USA<br />
Die Idee ins Ausland zu gehen, entwickelte ich zum Ende der Abiturphase.<br />
Ich wollte studieren, das war klar, aber nicht bevor ich den Teil der Erde<br />
gesehen hatte, nach dem ich mich sehne seitdem ich denken kann. So-<br />
mit wandelte sich ein Traum zu einem konkreten Plan: Ich würde als Au<br />
Pair für ein Jahr nach Amerika gehen. Die Zeit bis zur Abreise verbrachte<br />
ich mit gemischten Gefühlen. Auf der einen Seite war die Vorfreude sehr<br />
groß und auf der anderen war ich traurig, mein Zuhause für eine lange<br />
Zeit zu verlassen. Nach einer großen Abschiedsfeier ging es mit dem Ziel<br />
New York City los. Als mir die Stadt mit all ihren funkelnden Lichtern, riesi-<br />
gen Autos und überragenden Gebäuden entgegenblickte, war ich überwäl-<br />
tigt. Nun hatte ich zum ersten Mal begriffen, wo ich angekommen war. Das<br />
Abenteuer konnte beginnen. Ich war so aufgeregt! Eine Woche lang soll-<br />
ten die einreisenden Au Pairs in den Umgang mit amerikanischen Kindern<br />
und den American Way of Life eingewiesen werden. Gegen Ende der Wo-<br />
che wurde die Stimmung kribbelig, und alle fieberten dem Treffen mit ihren<br />
Gasteltern entgegen. Auch ich war etwas nervös. Wir wurden mit Bussen<br />
zu einem Treffpunkt gefahren. Alle drückten sich die Nasen an den Fenster-<br />
scheiben platt, um zu sehen, ob die eigene Familie schon da war. Ich stieg<br />
aus und der Bus fuhr ab. Im gleichen Moment näherte sich ein riesengro-<br />
Reisen & Arbeiten – 33<br />
ßer Amischlitten und hielt direkt vor meiner Nase. Die Tür wurde aufgeris-<br />
sen und meine Gastmutter kam mir mit einem breiten Grinsen auf dem Ge-<br />
sicht entgegen und umarmte mich – so eine tolle Familie, ich schwebte auf<br />
Wolke sieben. Auf der Fahrt nach New Jersey wurden alle möglichen In-<br />
formationen ausgetauscht, und meine zukünftigen Kids schienen mich auf<br />
Anhieb zu mögen. Jason (8 Jahre) stellte mir pausenlos Fragen und war<br />
total fasziniert von meinem Harry Potter Buch, das ich gerade las. Carly<br />
(3 Jahre) hingegen zeigte mehr Interesse an meinen Armbändern. Zu-<br />
hause angekommen führten mich die Kids im ganzen Haus herum und zeig-<br />
ten mir alles. Ich packte meine Sachen aus und übergab die typisch deut-<br />
schen Geschenke, die das Eis noch mehr zum Schmelzen brachten. Meine<br />
Gastmutter hatte das Zimmer, das für ein Jahr meins sein sollte, sehr ge-<br />
mütlich eingerichtet. Noch am gleichen Abend sind wir einkaufen gefah-<br />
ren und ich habe den Ort gesehen. Als wir wieder zurückkamen, klingelte<br />
schon das Telefon. Ein paar Au Pairs fragten, ob sie mich abholen könnten.<br />
So sind wir in das berühmt berüchtigte Eisrestaurant „Friendly´s“ gefahren<br />
und ich habe meine ersten „American Ice Cream“-Erfahrungen gemacht.<br />
Mmmhhh, danach habe ich nie wieder anderes Eis gegessen.
34 – Reisen & Arbeiten<br />
Am folgenden Tag gab es das nächste Highlight. New York City stand auf<br />
dem Programm. Das durfte ich natürlich nicht verpassen. Auch wenn ich<br />
noch viele Male die Weltstadt gesehen habe, an das erste Mal mit meiner<br />
Gastfamilie erinnere ich mich noch ganz genau: Ich kam aus dem Staunen<br />
nicht mehr heraus. Nun konnte ich die Stadt einmal ganz persönlich mit<br />
eingefleischten New Yorkern besuchen. So lebte ich mich also die ersten<br />
paar Wochen mit vielen Unternehmungen ein. Die ersten drei Tage beglei-<br />
tete mich meine Gastmutter noch überall hin. Dann habe ich mich mit einer<br />
Straßenkarte und Beschreibungen von meinem Gastdad durchgeschlagen.<br />
Ich war fasziniert von den riesigen Einkaufszentren mit so gigantischen<br />
Parkplätzen, dass man eine Kleinstadt drauf bauen könnte. In den ersten<br />
Wochen gab es jeden Tag etwas neues Interessantes zu erleben und nette<br />
Leute zu treffen. Unter der Woche war ich von 7 Uhr morgens bis 16 oder 17<br />
Uhr mit den Kindern zusammen. Jason war bis nachmittags in der Schule<br />
und danach habe ich ihn zum Fußball, Schwimmen oder zu Freunden ge-<br />
fahren. Oft sind wir seiner Lieblingsbeschäftigung nachgegangen: Game-<br />
cube spielen. Carly war drei Tage in der Woche morgens in der Vorschule<br />
und die anderen zwei Vormittage bei der Gymnastik und beim Ballett. Die<br />
Zeit habe ich meistens genutzt, um ins Fitnessstudio zu gehen und zu jog-<br />
gen. Wenn ich sie mittags abgeholt habe, hatten wir uns den Mittagsschlaf<br />
wohlverdient. Nachmittags sind wir öfters noch in eine Buchhandlung ge-<br />
gangen, auf den Spielplatz oder zu einem so genannten „Playdate“. Die<br />
Mamas von den Kindern haben mich dabei mindestens genauso gut mit<br />
Eis und Soda versorgt wie die Kids selbst. Nebenher habe ich den neusten<br />
Klatsch und Tratsch aus dem Dorf erfahren. Es war immer sehr amüsant.<br />
Dienstags stand College für mich auf dem Programm und ich habe einein-<br />
halb Stunden etwas über American Geography gelernt. Der Kurs war sehr<br />
interessant und hat mir im Nachhinein an der Uni geholfen, abgesehen da-<br />
von, dass ich viele amerikanische Jungendliche getroffen habe.<br />
Die Wochenenden habe ich, wenn ich nicht gerade mit meiner Gastfami-<br />
lie unterwegs war, mit drei Mädels verbracht: Billy und Maren, zwei Deut-<br />
schen, und Sofie, einer Schwedin. Wir haben uns viele Städte angeschaut,<br />
waren auf Partys oder haben uns einfach nur getroffen, um die Hunde<br />
auszuführen. Wir haben den Hafen von Baltimore, das Weiße Haus in<br />
Washington D.C., das Empire State Building in New York, die Liberty Bell in<br />
Philadelphia, die berühmte Princeton University und vieles mehr gesehen<br />
und waren außerdem am Strand in Atlantic and Ocean City. Weniger spek-<br />
takuläre aber auch gemütliche Wochenenden haben wir in den Malls ver-<br />
bracht, nachdem wir herausgefunden hatten, dass man in Amerika auch<br />
sonntags einkaufen gehen kann. Und abends haben wir uns oft noch in<br />
einem der vielen gemütlichen Starbuckscafés getroffen. Ohne die wären<br />
die USA gar nicht denkbar. Im Frühling sind meine Schwester und meine<br />
beste Freundin zu Besuch gekommen und haben mit mir zwei Wochen lang<br />
ein super Sightseeing-Programm an der Ostküste genossen. Schon im Mai<br />
fing es an, richtig warm zu werden und wir haben viel Zeit draußen ver-<br />
bracht. Auch mit den Kindern war ich oft am Pool, im Garten und auf dem<br />
Spielplatz. Sofie, Billy, Maren und ich haben einige längere Touren unter-<br />
nommen und uns dabei die Niagara Fälle von der kanadischen Seite ange-<br />
schaut und den großen National Park in Upstate New York erkundet.<br />
Atemberaubend war das – und ein Paradies für Fotografen.<br />
Die Ideen für Unternehmungen gingen uns nie aus, doch leider waren<br />
die zwölf Monate fast vorbei. Nun war ich traurig, Amerika und all meine<br />
Freunde erst einmal für einen Weile verlassen zu müssen. Doch bevor das<br />
geschah, wollte ich den letzten Monat noch zum Reisen nutzen. Mit Billy<br />
buchte ich eine Zelttour durch den ganzen Süden Amerikas. In San Fran-<br />
cisco ging es los, weiter durch die Wüste von Nevada nach Las Vegas<br />
und von dort durch die Staaten Arizona, Utah, Colorado und New Mexiko,<br />
um ein paar der schönsten National Parks zu sehen, die das Land zu bie-<br />
ten hat. Einer meiner Lieblingsparks ist der Arches National Park, der nach<br />
den vielen natürlichen steinernen Brücken und Bogen benannt ist. Von dort<br />
aus ging es nach Santa Fé, Del Rio, San Antonio und weiter nach New<br />
Orleans, wo wir das Nachtleben genossen. Nach drei Wochen endete die<br />
Tour in Orlando, Florida und wir mussten uns schweren Herzens von den elf<br />
anderen Teilnehmern und dem Tourführer verabschieden. Ein super Erleb-<br />
nis, das ich sicher nie vergessen werde. Wenn ich meine dreizehn Monate<br />
in den USA jetzt rekapituliere, kann ich sagen, dass es ein Jahr voller<br />
„Action“ und vieler neuer Erfahrungen war, welche mich sehr geprägt<br />
haben. Zu den meisten der Leute, die ich in den USA kennen und schätzen<br />
gelernt habe, habe ich noch heute Kontakt und plane Reisen nach Kanada,<br />
Schweden, England und Südamerika, um alle wieder zu sehen.<br />
Yvonne Kohl, 23, studiert Englisch und Mathematik auf Lehramt in Münster.<br />
Nebenbei jobbt sie bei der Au-Pair-Agentur, mit der sie in den USA war.
A Wwoofer in the Kiwizone<br />
Ein Kuhliesel-Dasein<br />
Man sollte die Schreiber der Guidebooks verklagen, die das Märchen<br />
vom Kiwi in Gummistiefeln und Holzfällerhemd, umzingelt von Schafen,<br />
erzählen. Hier in Auckland gibt es die bessere Mode, den trendigeren<br />
Style: Röhrenjeans und lange Stiefel sind in, riesige Sonnenbrillen (im-<br />
merhin: Die hab ich auch dabei), Nietengürtel, Seitenscheitel, Kamm in<br />
der Tasche: Rockabilly. Auckland grooves! In meinem Trainingsanzug-<br />
Bauchtaschelook kann ich hier jedenfalls keinen Blumentopf gewinnen.<br />
Aber immerhin habe ich es geschafft, ein Konto zu eröffnen, Mitglied<br />
der Bibliothek zu werden und meine SIM-Karte zu wechseln. Ich bin<br />
also gut angekommen am anderen Ende der Welt. Und hier werde ich<br />
das nächste halbe Jahr bleiben, reisend und arbeitend. Meinen ers-<br />
ten Abend verbrachte ich dann auch gleich beim Quiz im Irish Pub bei<br />
einem Gingerbeer mit Gleichgesinnten. Die Fragen habe ich nur zur<br />
Hälfte verstanden, entsprechend fielen auch meine Antworten aus.<br />
Da ich aber meine intellektuelle Brille trug, erkannte man am Anfang<br />
nicht gleich meine Inkompetenz und so hatte unsere Gruppe den sieb-<br />
ten Platz von neun möglichen ergattert. Quiz-Veranstaltungen in Pubs<br />
scheinen hier üblich zu sein. Ein netter Einstieg für mich und Geldfluss<br />
für die Kneipen, in denen im Übrigen nicht geraucht werden darf, was<br />
ich als Pluspunkt empfinde.<br />
Auckland hat riesige Highways und Skyscraper im amerikanischen Stil.<br />
Hier treffen verschiedene Kulturen aufeinander. Vor allem die Asiaten<br />
haben Auckland als neue Heimat für sich entdeckt. Aber die Mentali-<br />
tät scheint insgesamt sehr europäisch. In Neuseeland herrscht Links-<br />
verkehr, sodass es für mich jedes Mal wie ein Wunder ist, die Straße<br />
lebend überquert zu haben. Wie ich hier meine Fahrpraxis erweitern<br />
soll, bleibt mir noch ein Rätsel. Es ist kein Gerücht, dass sich die Leute,<br />
wenn sie aus dem Bus steigen, beim fröhlich pfeifenden Fahrer bedan-<br />
ken, dass sie dich auf der Strasse ansprechen und fragen, wo du her-<br />
kommst und ob man dir helfen kann, dir geduldig und lächelnd alle For-<br />
malitäten zum zehnten Mal erklären, wenn du es nicht begriffen hast,<br />
oder dir Adressen von ihren Freunden geben, bei denen du mal klingeln<br />
kannst, wenn dir langweilig ist. Das macht alles viel einfacher. Außer-<br />
dem stolpert man hier über viele Deutsche in ähnlicher Situation. Mein<br />
Englisch holpert so vor sich hin. Besonders beeindruckend können die<br />
Gespräche mit mir nicht sein. Beim dritten Missverständnis lächle ich<br />
nur brav, in der Hoffnung, dass mein Gegenüber mir keine Frage gestellt<br />
hat. Aber man versichert mir immer wieder, dass mein Englisch „pretty<br />
good” sei, auch so eine Höflichkeit der Kiwis: Sie würden lieber lügen,<br />
als dich zu kränken. Mit der Lupe auf der Landkarte kann man sie er-<br />
kennen: die Weima Hills im Norden Neuseelands, nahe bei Kaikohe.<br />
Und sie sind atemberaubend. Nichts gegen die deutsche Alm, aber hier<br />
Reisen & Arbeiten – 35<br />
gibt es Farne so groß wie Palmen. Und die Obstbäume blühen hinterm<br />
Haus. Und mir unbekannte Vögel singen Balzlieder. Und der Ozean ist<br />
nicht weit. Aber um nicht nur Exotisches aufzuzählen, sondern bei der<br />
Vorstellung einer Alm als Hilfestellung auch an Bekanntes anzuknüpfen,<br />
erwähne ich, dass ich bei Ursel und Erwin, einem ursprünglich bayri-<br />
schen Paar mit zwei blonden Kindern auf einer Rinderfarm wohne und<br />
arbeite. Und hier wird auch ordentlich gebayert. Ade, mein hart er-<br />
kämpftes Englisch der ersten Tage. Dabei war ich doch gerade soweit,<br />
einen Austin-Powers-Film ohne Wörterbuch zu verstehen. Heute<br />
konnte ich nicht einmal mehr ein Rezept für Brownies enträtseln. Denn<br />
das sind meine Hauptaufgaben: backen und kochen, Kinder bespa-<br />
ßen, Rasen mähen. Und morgen repariere ich den Hühnerstall. Letzte-<br />
res scheint komischerweise eine nicht seltene Arbeit für Wwoofers, die<br />
Willing Workers on Organic Farms, zu sein, zu denen ich derzeit gehöre.<br />
In meinem Neuseelandbuch habe ich kürzlich darüber gelesen. Mit den<br />
Rindern selbst hatte ich bisher noch nicht viel Kontakt, abgesehen von<br />
der Dominanz an Wurst und Fleisch im Kühlschrank, der surrenden rie-<br />
sigen Tiefkühltruhe direkt hinter meiner Zimmerwand und den auf der
36 – Reisen & Arbeiten<br />
Wiese verstreut liegenden Schädeln und ganzen Skelettteilen für die<br />
Hunde. Erst heute bin ich den Genuss gekommen, diese vor dem Rasen-<br />
mähen wegzuräumen.<br />
Wie schön ist es doch, in der Morgensonne auf der Terrasse zu sitzen<br />
– mit Sonnenhut, versteht sich – seinen Tee zu genießen und auf die<br />
blauen Berge zu sehen. Erwin arbeitet auf der Farm. Uschi wienert die<br />
Küche. Was für ein herrliches Wwooferleben! Nach knapp zwei Wo-<br />
chen, die ich nun schon bei den Eisenmanns bin, kann ich mich ganz<br />
selbstbewusst als Kuhliesel bezeichnen. Ich habe Weidezäune gezo-<br />
gen, in der „butchery“ das Fleisch von den Knochen gepellt, Würste<br />
verknotet, alles in Tüten gepackt und zusammen mit Uschi auf dem<br />
Markt verkauft. Nicht nur meine Hemden, auch Poren und Haare tragen<br />
den süßlichen Duft des Fleisches glücklich gestorbener Kühe. Und<br />
jeder Abend endet mit einer deftigen Auswahl der vielseitigen Variationen<br />
vom Rind: Hackbällchen, Gulasch, Würstchen, Steak, Corned Beef,<br />
Hackbraten und wieder Hackbällchen. Die Familie mitsamt ihrem Ge-<br />
tier ist mir ans Herz gewachsen. Aber jedes schöne Kuhliesel-Leben hat<br />
auch sein Ende. Und so ziehe ich weiter zu Alfred, dem Metzger. Er ist<br />
ein Freund der Familie und hilft Uschi in der „butchery“. Umgeben von<br />
Fleisch und Knochen lud er mich zum gemeinsamen Forellenfischen ein.<br />
Das ist wahrscheinlich äußerst spannend. Wir werden stundenlang im<br />
Boot auf dem Lake Waikere sitzen und ins Wasser starren. Aber Alfred<br />
ist ein echter Kiwi mit dunkelschwarzem Humor. Und der Lake Waikere<br />
soll wunderschön sein. Er ist auf der Nordinsel an der Westküste un-<br />
weit vom Waipoua Forest zu finden. In diesem Naturgebiet gibt es noch<br />
uralte riesengroße Kauri-Bäume, die selten gewordenen Könige der<br />
Wälder Neuseelands. Seit seine Frau gestorben ist, lebt Alfred alleine<br />
in der Nähe von Omapere, keine 200 Meter vom Strand entfernt. Hier<br />
werde ich also die nächsten Tage verbringen, mit Alfred im Pub Kara-<br />
oke singen, am Meer entlang spazieren, fischen gehen und große Bar-<br />
becue-Sessions zusammen mit den Eisenmanns auf Alfreds Veranda<br />
abhalten. Ich freu mich drauf.<br />
Sabine Dressler, 27, setzt derzeit ihren Aufenthalt in Neuseeland fort.<br />
So arbeitete sie als Zimmermädchen im Hotel und war anschließend für<br />
Greenpeace im Bereich Fundraising tätig.
<strong>itchy</strong> <strong>feet</strong> Nr. 5 erscheint im Nov. 2007!<br />
www.<strong>itchy</strong>-<strong>feet</strong>.net<br />
Nr. 5 / 3,50 € <strong>itchy</strong><br />
<strong>feet</strong><br />
Das Magazin für Bildung und Karriere im Ausland<br />
Schreibe deinen<br />
Erfahrungsbericht!<br />
High School<br />
Sprachkurse<br />
Reisen & Arbeiten<br />
Studium<br />
Jobs & Praktika<br />
Bei Abdruck wird dein Artikel prämiert!<br />
Weitere Infos unter www.<strong>itchy</strong>-<strong>feet</strong>.net<br />
Einsendeschluss ist der 31.07.2007.<br />
Das Online Magazin www.<strong>itchy</strong>-<strong>feet</strong>.net<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
Fußfoto gesucht!<br />
Mit oder ohne Schuhwerk -<br />
am besten im Freien!<br />
Bei der Verwendung für unser<br />
Deckblatt gibt es 100 Euro!<br />
Erfahrungsberichte<br />
Artikel<br />
Branchen-News<br />
User Feedback<br />
pdf Downloads der Printausgaben
38 – Studium<br />
Scharfsüßer Kulturencocktail<br />
Sechs Monate Studium in Malaysia<br />
Allahu Akbar, Gott ist groß. Es ist kurz nach fünf, der Ruf zum Morgenge-<br />
bet schallt vom Minarett der Moschee über die Dächer. Im Nebenzimmer<br />
wird meine Mitbewohnerin nun aufstehen, sich den großen weißen Gebets-<br />
schleier überziehen und den Teppich in Richtung Mekka ausrollen. Als<br />
ich einzog hat Hasniyati gleich zwei Bedingungen aufgestellt, die ihr sehr<br />
wichtig waren: kein Schweinefleisch und kein Alkohol im Haus. Ursprüng-<br />
lich hatte sie aus praktischen Gründen am liebsten mit anderen muslimi-<br />
schen Malaiinnen zusammen wohnen wollen, aber die ersten, die sich auf<br />
ihren Aushang meldeten, waren Sheena und ich. Sheena ist Malaysierin<br />
indischen Ursprungs und Hindu. In Malaysia leben viele verschiedene eth-<br />
nische Gruppen und Religionen zusammen und bewahren ihre kulturellen<br />
Bräuche. So steckt Hasniyati jeden Morgen ihr Kopftuch fest und Sheena<br />
trägt den Salwar Kameez, eine lange Bluse mit einem Schal über einer<br />
lockeren Hose. Mit ihrer Familie spricht sie das südindische Tamil, mit<br />
Hasniyati Malaiisch und mit mir Englisch. In der Kolonialzeit brachten die<br />
Engländer viele Inder und Chinesen ins Land, um Rohstoffe zu gewinnen.<br />
Die Plantagen- und Mienenarbeiter ließen sich hier nieder, brachten ihre<br />
Familien mit und sind Teil der malaysischen Gesellschaft.<br />
Nach Malaysia wollte ich schon lange. Ich studiere Politikwissenschaften<br />
und Südostasienstudien im fünften <strong>Semester</strong> und wollte gerne einmal eine<br />
andere Sichtweise auf Themen wie Globalisierung und Internationale<br />
Beziehungen kennen lernen. Malaysia ist dafür ein spannendes Land, da<br />
die Menschen hier einerseits sehr modern sind und andererseits oft kri-<br />
tisch westliche Einflüsse hinterfragen. Nicht nur Traditionelles und Moder-<br />
nes stehen in einem dauernden Spannungsfeld; es brodelt auch intern zwi-<br />
schen den vielen ethnischen Gruppen. Genau diese Vielfalt hat mich hier-<br />
her gezogen: Wir feiern das chinesische Neujahrsfest und sehen kurz<br />
danach einer indischen Prozession zu, lassen uns von unseren Kommilito-<br />
ninnen die Vorteile des Kopftuchs erklären und essen dabei mit Stäbchen<br />
und trinken indischen Tee. Morgens esse ich mit Hasniyati malaiisches<br />
nasi lemak, in Kokosnussmilch und Chili gekochten Reis, und mittags gehe<br />
ich zusammen mit meinen europäischen und japanischen Freundinnen in<br />
die indische Mensa und esse Curry mit Naanbrot. Gleichzeitig macht es ge-<br />
rade die Vielfalt ethnischer Gruppierungen schwierig, den Einheimischen<br />
nahe zu kommen. Da die Gruppen meistens unter sich bleiben, landete ich<br />
anfangs schnell in der „Weißen-Ecke”. Man muss sich in Malaysia, ähnlich<br />
wie in Deutschland, selbst um Freundschaften bemühen und darf nicht er-<br />
warten, dass man bei der Hand genommen und herumgeführt wird.<br />
An der Uni werden alle Kurse auf Malaiisch oder Englisch unterrichtet. Es<br />
gibt viele private Universitäten die ihren Unterricht komplett auf Chinesisch<br />
oder Englisch anbieten, doch die Technische Universität Malaysia (USM)<br />
ist eine staatliche Einrichtung und dementsprechend dominiert die malai-<br />
ische Sprache. Die „International Students” können dennoch aus einem<br />
großen Angebot an englischsprachigen Kursen wählen. In diesem Semes-<br />
ter sind etwa 150 internationale Studierende aus allen möglichen Ländern<br />
hier. Insgesamt sind etwa 35.000 Studentinnen und Studenten eingeschrie-<br />
ben und die USM ist damit die größte Uni in Malaysia. Einige deutsche<br />
Fachhochschulen haben Verträge mit der Uni, so dass die Studiengebüh-
en der Studenten übernommen werden. An-<br />
dere, so wie ich, nehmen ein Urlaubssemester<br />
und schreiben sich individuell ein. Das bedeutet,<br />
dass wir die vollen Gebühren zahlen. Wenn man<br />
kein Stipendium bekommt, ist das recht teuer,<br />
aber man kann dies durch die geringen Lebens-<br />
haltungskosten ausgleichen. So liegen die Ge-<br />
bühren für ein <strong>Semester</strong> bei knapp 800,- €, die<br />
Miete im Studentenwohnheim beträgt dafür nur<br />
30,- € und man kann sich für zwei Euro pro Mahl-<br />
zeit satt essen. Das Studentenwohnheim ist bei<br />
den meisten europäischen Studierenden aller-<br />
dings nicht besonders beliebt, da es strenge Re-<br />
geln und nur zwei Badezimmer pro Etage gibt.<br />
Dafür lernt man im Fernsehraum und in der Cafe-<br />
teria natürlich am schnellsten Leute kennen.<br />
Bevor man hierher kommt, sollte man sich über-<br />
legen, welche Art von Erfahrungen man machen<br />
will. Ob man zum Beispiel schon scheinfrei ist<br />
und mehr wegen der Sprache, des Spaßes oder<br />
der Kultur herkommt oder ob man tatsächlich<br />
Stoff mitnehmen will, entscheidet anfangs über<br />
den Stundenplan. Im Nachhinein stelle ich fest,<br />
dass ich sehr viel mehr hätte lernen können,<br />
wenn ich mir vorher einen konkreten Plan ge-<br />
macht hätte. Die Qualität der Vorlesungen und<br />
Seminare ist leider nicht immer so gut wie in<br />
Deutschland, sodass man sich bemühen muss,<br />
wenn man etwas lernen und nicht nur von der<br />
Tafel abschreiben und auswendig lernen will.<br />
Andererseits nehmen sich die Dozenten in ihren<br />
Sprechstunden viel Zeit, wenn sie merken, dass<br />
man tatsächlich interessiert ist. Das Fach „Inde-<br />
pendent Studies” ermöglicht die individuelle Be-<br />
treuung durch eine Lehrkraft bei einem selbst<br />
gewählten Projekt. So konnte ich mit einem mus-<br />
limischen Yale-Doktoranden über das Verhält-<br />
nis von Islam und Demokratie diskutieren und<br />
habe dabei vermutlich mehr gelernt, als ich es<br />
in Deutschland jemals hätte können. Wenn man<br />
von Büchern und Theorien genug hat, muss man<br />
sich nicht faul an den Strand legen. So haben<br />
wir gleich die ersten paar Wochen mit Tanz-<br />
proben verbracht und bei einer Univeranstaltung<br />
dem König und der Königin einen traditionellen<br />
malaiischen Tanz vorgeführt. Andere machten<br />
lieber beim Tauchclub mit oder fuhren mit der<br />
Astronomiegruppe zum Sternegucken an den<br />
Strand. Wenn man Initiative zeigt und herum-<br />
fragt, bietet die Uni viel. Die Verständigung ist<br />
dabei fast nie ein Problem, da der Großteil der<br />
Leute sehr gut Englisch spricht. Die Organisation<br />
ist zwar oft anstrengend und chaotisch, aber<br />
letztendlich klappt eben doch das meiste. Man<br />
ist hier nicht so perfektionistisch. Liebhaber<br />
von Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit sollten<br />
wohl lieber nicht in einem Land wie diesem<br />
studieren. Man braucht in Malaysia viel Geduld.<br />
Die Einheimischen nennen ihr Zeitkonzept<br />
„Gummizeit.“ Zeit ist hier flexibel und dehnbar.<br />
Fünf Minuten können eine halbe Stunde werden<br />
und „morgen“ bedeutet niemals der nächste<br />
Tag, sondern irgendwann in naher Zukunft. Die<br />
meisten ausländischen Studierenden erleben<br />
zwischendurch frustrierende Momente. Vier<br />
Wochen nach <strong>Semester</strong>beginn fühlte ich mich<br />
danach, einfach alles hinzuschmeißen und lieber<br />
irgendwo ein Praktikum zu machen, blieb dann<br />
aber, um dem Ganzen noch eine Chance zu geben.<br />
Ich denke, nur wenn man eingrenzen kann<br />
wonach man sucht, kann man die Initiative ent-<br />
wickeln und alles selbst ein bisschen steuern.<br />
Will ich meine Zeit mit Einheimischen oder ge-<br />
nerell mit internationalen Studierenden verbrin-<br />
gen? Will ich die Wochenenden zum Reisen<br />
nutzen und die Region erkunden oder will ich zu<br />
Hause bleiben und den Unialltag erleben? Will<br />
ich meine Zeit mit Recherche und Hausarbeiten<br />
verbringen oder lieber nur die Mindestanforde-<br />
rungen erfüllen und stattdessen ins Theater ge-<br />
hen und reisen und alles im nächsten <strong>Semester</strong><br />
zu Hause nachholen? Dafür hilft es, sich mit an-<br />
deren auszutauschen, die schon ein Auslands-<br />
semester hinter sich haben. Natürlich kann man<br />
auch einfach losfahren und sich überraschen<br />
lassen, falls man dafür flexibel und tolerant ge-<br />
nug ist. Wenn man nicht alles bis ins Letzte plant,<br />
bleibt Platz für Wendungen und Überraschun-<br />
gen. Nun packe ich schon langsam meine Sa-<br />
chen zusammen und bin etwas traurig über den<br />
nahenden Abschied. Ich werde das Essen und<br />
die bunte ethnische Mischung auf Malaysias<br />
Straßen vermissen. Der morgendliche Gebets-<br />
ruf vom Minarett wird mir ebenfalls fehlen. Ich<br />
freue mich aber auch schon darauf, an Deutsch-<br />
land Seiten zu entdecken, denen ich bisher nicht<br />
viel Beachtung geschenkt habe. So werde ich<br />
die Zuverlässigkeit zu schätzen wissen und öfter<br />
mal bei dem türkischen Restaurant um die Ecke<br />
reinschauen. Denn schließlich haben wir auch in<br />
Deutschland unsere spannenden Minderheiten,<br />
von denen wir interkulturell profitieren können.<br />
Das Wichtigste beim Auslandsaufenthalt scheint<br />
mir zu sein, seinen Blick zu ändern: den Blick auf<br />
die Welt und das eigene Leben. Und das kann<br />
man natürlich umso besser, je weiter man sich<br />
von seinem gewohnten Leben entfernt.<br />
Wieder zurück in Berlin: Ich esse morgens noch<br />
immer Reis mit Chilisauce und spare, damit ich<br />
möglichst bald wieder nach Malaysia oder Indo-<br />
nesien kann.<br />
Saskia Louise Schaefer, 23, ist Studentin der<br />
Südostasienstudien, Politikwissenschaft und<br />
Germanistik in Berlin.<br />
INTERNATIONAL<br />
ZÜGIG<br />
PRAXISNAH<br />
Wir bieten Ihnen ein 3-jähriges<br />
kompaktes, internationales und<br />
praxisnahes Studium mit intensiver<br />
Sprach ausbildung inklusive<br />
Aus lands semester und -praktikum.<br />
Neben dem International<br />
Diploma der European Ma nage -<br />
ment Academy (Paris) absolvieren<br />
Sie optional den <strong>Bachelor</strong> of Arts<br />
(Hons) in Business Ma nage ment<br />
der Uni versity of Sunderland<br />
(UK).<br />
International Business<br />
Management<br />
möglicher Schwerpunkt:<br />
Asian-Pacific Management<br />
Tourism & Event<br />
Management<br />
möglicher Schwerpunkt:<br />
Asian-Pacific Management<br />
Hühnerposten 12<br />
20097 Hamburg<br />
Telefon 040 323370-0 · Fax -20<br />
info@ebc.hamburg.eso.de<br />
www.ebc-hamburg.de<br />
Aschaffenburg · Berlin · Bielefeld ·<br />
Bonn ·Dresden · Düsseldorf · Hamburg ·<br />
Jena · München<br />
Studium – 39
40 – Studium<br />
Studieren auf hoher See<br />
The Scholar Ship ist startklar für erste akademische Weltreise<br />
Nur noch fünf Monate, dann legt The Scholar<br />
Ship zu seiner ersten akademischen Weltreise<br />
mit 600 Studenten und Absolventen aus der<br />
ganzen Welt für 16 Wochen ab.<br />
Die Idee<br />
Interkulturelle Kommunikation, globale Themen,<br />
internationale Beziehungen nicht nur studieren,<br />
sondern auch erleben und leben. Das Erlernte<br />
gleich in die Praxis umsetzen. Vor Ort diskutie-<br />
ren, worüber andere zu Hause lesen und spe-<br />
kulieren.<br />
Die Reise<br />
An einem interkulturellen akademischen Pro-<br />
gramm teilzunehmen, während man die Welt<br />
an Bord eines Passagierschiffs bereist, ist eine<br />
außergewöhnliche Gelegenheit. Das Scholar<br />
Ship läuft zweimal im Jahr zu einer einsemestrigen<br />
Reise rund um die Welt aus, beginnend im Sep-<br />
tember 2007 und danach jeweils im Januar und<br />
September. Die Reiserouten variieren, sind<br />
jedoch alle konzipiert, um umfassende Lerner-<br />
fahrungen durch die Hafenprogramme zu bie-<br />
ten, die den Lehrplan an Bord ergänzen. Dieser<br />
schwimmende Campus dient als Plattform ei-<br />
nes ununterbrochenen interkulturellen Treffens,<br />
welches auf einem Festland-Campus nahezu<br />
unmöglich wäre.<br />
Zusammenschluss akademischer Förderer<br />
Ein Zusammenschluss führender, hochklassiger<br />
Universitäten trägt zum Programm des Scholar<br />
Ships bei, beaufsichtigt die Qualität seiner aka-<br />
demischen Angebote und stellt sicher, dass es<br />
strenge akademische Standards befolgt. Als<br />
Teil dieses Konsortiums, besteht die Rolle der<br />
Universitäten auch darin, Standards zur Durch-<br />
führung des Unterrichtens, Lernens, Führens<br />
und der Studentenbetreuung zu kontrollieren<br />
und zu verbessern. Die auf dem Scholar Ship an-<br />
gebotenen akademischen Programme weisen<br />
dieselben Qualitätsstandards auf wie die auf dem<br />
Campus der angeschlossenen Universitäten.<br />
Landprogramm<br />
Das Landprogramm des Scholar Ships kommt<br />
seiner Verpflichtung zu einem auf Erfahrungen<br />
beruhenden Lernmodell nach. Die Reiseroute<br />
wird sehr sorgfältig geplant, um sicherzustel-<br />
len, dass jeder angelaufene Hafen und jedes<br />
Land umfangreiche Ausbildungmöglichkei-<br />
ten für Studierende bereit hält. Während genü-<br />
gend Zeit für Freizeit und Erholungsaktivitäten<br />
zur Verfügung steht, ergänzen die Studierenden<br />
ihre Erfahrung mit der Teilnahme an einem der<br />
drei verschiedenen Möglichkeiten des Land-<br />
programmes: akademische Landprogramme,<br />
Küstenexkursionen und eigenständiges Reisen.<br />
Das Leben an Bord<br />
An Bord des Scholar Ships bilden individuelle<br />
kulturelle Hintergründe, Glaube, Werte und vor-<br />
herige Lebenserfahrungen die Basis unserer<br />
internationalen Lerngemeinschaft. Diese Bord-<br />
gemeinschaft integriert akademische, kulturelle<br />
und soziale Erfahrungen in Programmen, die<br />
die persönliche und berufliche Entwicklung der<br />
Studenten fördern. Mitglieder dieser inter-<br />
nationalen, unterschiedlichen Gemeinschaft<br />
werden zusammenwachsen, voneinander ler-<br />
nen und unschätzbare lebenslange Beziehun-<br />
gen auf der ganzen Welt entwickeln.<br />
Undergraduate (Studenten) Programme<br />
Während des <strong>Bachelor</strong>, Diplom oder Magister-<br />
studienganges müssen/ können Studenten ein<br />
Auslandssemester absolvieren. Nach erfolgrei-<br />
chem Abschluss des The Scholar Ship Programmes<br />
erhalten die Studenten das Certificate in Inter-<br />
cultural Leadership und mindestens 30 ECTS<br />
Punkte. Sie können sich aus fünf verschiede-<br />
nen Schwerpunkten einen auswählen:<br />
International Business and Communication,<br />
Sustainable Development, Conflict Studies,<br />
Global Cultures and Social Changes, Worlds of<br />
Art and Culture.<br />
Postgraduate (Absolventen) Programme<br />
Für Absolventen gibt es neben dem „einfachen“<br />
Auslandssemester nach dem <strong>Bachelor</strong>studium<br />
(Postgraduate Certificate in International<br />
Communication) viele Möglichkeiten, um einen<br />
<strong>Master</strong>studiengang in Zusammenarbeit mit<br />
unseren Partneruniversitäten zu absolvieren.<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
<strong>Master</strong> in International Relations<br />
<strong>Master</strong> in International Communication<br />
<strong>Master</strong> in International Business<br />
<strong>Master</strong> of Commerce in Business<br />
Maestría en Comunicación<br />
<strong>Master</strong> of International Studies and<br />
Diplomacy<br />
Sowie auch doppelte <strong>Master</strong>abschlüsse<br />
The Scholar Ship<br />
Nicole Niedack – Regional Manager<br />
0172-314 87 56<br />
NNiedack@TheScholarShip.com<br />
www.TheScholarShip.com
Saint Mary’s University<br />
Study in Nova Scotia – Home of Most Amazing Natural Wonders<br />
Founded in 1802, the university has a long tradition of academic<br />
excellence in teaching and research. Saint Mary’s University is a<br />
thoroughly modern urban university with a population of 8.800 students.<br />
Graduates and students from around the world, including Germany,<br />
describe it best when they talk about the spirit of the Saint Mary‘s<br />
community and school pride, the quality of the programs, and the<br />
individual attention that students receive. With a population of 1.300<br />
international students from 94 countries Saint Mary’s University campus<br />
has a distinctly international flavour, where students learn to become<br />
true global citizens.<br />
Arts, Commerce and Science<br />
The Faculty of Arts provides a supportive learning environment for you.<br />
Getting a Saint Mary’s comprehensive and innovative Arts education<br />
ensures you have the right qualities for today’s workforce. With more<br />
than a 200-year tradition our professors and researchers will work with<br />
you to ensure that you reach your education goals.<br />
The Sobey School of Business is accredited by the prestigious AACSB<br />
International (www.aacsb.edu). Recognized internationally, AACSB<br />
accreditation ensures that employers and graduate schools around<br />
the world recognize the quality of Sobey School graduates. The Sobey<br />
School is a world-class business school, ranked 4th in Canada, with<br />
state-of-the-art facilities and educational tools designed to make it easier<br />
for you to study and succeed.<br />
Saint Mary’s Faculty of Science will help you develop your skills for<br />
analyzing complex situations or data. You will have the chance to<br />
participate in cutting-edge research either as a summer student or in an<br />
honours project. Saint Mary’s is also proud to offer the only astrophysics<br />
undergraduate, <strong>Master</strong>’s and PhD programs in Atlantic Canada. The<br />
Astronomy Department operates the Burke-Gaffney Observatory, which<br />
houses a 40cm telescope, used for teaching, public tours, and research<br />
projects which include searching for extra-galactic supernovae, and<br />
charting the orbits of asteroids in the solar system.<br />
One University. One World. Yours<br />
Saint Mary’s University’s active presence on the international scene<br />
is an exceptional advantage for students. It has been argued that<br />
internationalization – integrating a stronger international/ intercultural<br />
dimension into teaching, research and community service – may well be<br />
one of the “mega trends” in university education in many countries for<br />
the 21st century. There is a high level of consensus among universities<br />
that the key rationale for internationalization efforts is to “prepare<br />
graduates who are internationally knowledgeable and interculturally<br />
competent.”<br />
Please note that Saint Mary’s has a number of programs that are<br />
“international” by their very nature. These include:<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
International Development Studies (graduate and undergraduate)<br />
Asian Studies<br />
Women’s Studies (graduate)<br />
Global Business<br />
Modern Languages (Arabic, Mandarin, Japanese, French, Spanish,<br />
German, Italian)<br />
Programs such as Environmental Science, Geography, Criminology, and<br />
Studium – 41<br />
Marketing, just to name a few, also have major portions of their programs<br />
which are internationally focused. Saint Mary’s Teaching English as a<br />
Second Language (TESL) centre offers students the option to upgrade<br />
their language skills before moving into academic programming.<br />
Monica Wood<br />
Director, Student Recruitment<br />
Saint Mary‘s University, Canada<br />
001-902-420-5070<br />
monica.wood@smu.ca<br />
www.smu.ca
42 – Studium<br />
Jura auf Französisch in Genf<br />
Viel mehr als Schweizer Käse<br />
Folgender französischsprachiger Ort schien die Voraussetzungen für<br />
ein interessantes Austauschsemester zu erfüllen: Genf, die Stadt am<br />
letzten Zipfelchen der Schweiz, 20 Minuten zu Fuß von unserem altbe-<br />
kannten Nachbarn und Euroland Frankreich entfernt. Schon während<br />
der <strong>Semester</strong>ferien zog ich nach Genf, um die angebotene Hausarbeit<br />
im Bürgerlichen Recht für Fortgeschrittene zu schreiben. Die Erstellung<br />
der schriftlichen Arbeit beanspruchte circa fünf Wochen Zeit, sodass<br />
mir neben der intensiven Auseinandersetzung mit dem gestellten Sach-<br />
verhalt auch ein wenig Zeit blieb, mich vor <strong>Semester</strong>beginn auf eine<br />
neue Stadt einzustellen. Nebenbei beschäftigte ich mich mit den mir bis<br />
dahin unbekannten, aber durchaus delikaten Unterschieden zwischen<br />
den französischen und schweizerischen Vokabeln. Denn bereits die<br />
erste Bestellung eines Café au lait wurde mit leichtem Unverständnis<br />
quittiert und der Begriff des „Renversés“ prägte sich mir bald ein.<br />
Aufgrund ihres enormen Angebots an Veranstaltungen, Vorlesungen<br />
und Seminaren im internationalen Rechtsbereich, ihres guten Rufs und<br />
nicht zuletzt auch wegen der französischen Unterrichtssprache hatte<br />
ich mich für die Universität Genf entschieden. Ferner bildete auch der<br />
bereits erwähnte Schein im Bürgerlichen Recht für Fortgeschrittene,<br />
der an allen deutschen Universitäten anerkannt wird und auch mein<br />
letzter sein sollte, einen weiteren Grund für meine Bewerbung. Für mich<br />
bot sich in Genf die interessante Möglichkeit ohne Zeitverlust sowohl<br />
mein reguläres Studium studienplanmäßig zu absolvieren, als auch<br />
gleichzeitig einen Einblick in ein anderes Rechtssystem zu erlangen.<br />
Die Übung im Bürgerlichen Recht für Fortgeschrittene stellte sich dabei<br />
als große Herausforderung dar: Aufgrund der kleinen Gruppen (circa<br />
20 Personen) bot sich erstmals die Gelegenheit, viele Fragen in und au-<br />
ßerhalb der Vorlesung stellen zu können und die volle Aufmerksamkeit<br />
des Professors bei Verständnisschwierigkeiten zu bekommen. Ferner<br />
wurden die Hausarbeiten und Klausuren mit derselben Gründlichkeit<br />
und Sorgfalt korrigiert, sodass jeder Teilnehmer eine detaillierte Ana-<br />
lyse seiner Arbeiten erwarten konnte. Diese umfassend intensive und<br />
aufmerksame Betreuung durch den Professor und die Assistenten hat<br />
mich sehr beeindruckt. Ebenso haben wir in den Übungen einige exa-<br />
mensrelevante Klausurfälle besprochen, durch die wir ein wenig an die<br />
Examensvorbereitung herangeführt werden sollten.<br />
Neben der Übung im Bürgerlichen Recht besuchte ich ausschließlich<br />
Vorlesungen in französischer Sprache. Da ein Grund für mein Auslands-<br />
semester in Genf die Vertiefung meiner Französischkenntnisse in fach-<br />
spezifischer Richtung darstellte, entschied ich mich, an einem Seminar<br />
über Menschenrechte teilzunehmen. Dieses lief über das ganze Semes-<br />
ter und bot mir die Möglichkeit, mich mit vielfältigen Texten in französi-<br />
scher Fachsprache, den entsprechenden Termini auseinanderzusetzen<br />
und auch eine Seminararbeit anzufertigen. Das Thema konnte ich bis<br />
zu einem bestimmten Grad selbst wählen und wurde hierbei, wie auch<br />
beim späteren Anfertigen der Arbeit, in jeglicher Hinsicht von dem lei-<br />
tenden Professor sowie seinem Assistenten unterstützt. Durch diese<br />
Seminararbeit bekam ich nicht nur die Chance, einen tieferen Einblick<br />
in die Arbeitswelt einer internationalen Organisation zu erhalten, son-<br />
dern auch, juristische Gutachtentexte auf Französisch zu verfassen.<br />
Neben meiner Wissenserweiterung im Bereich des fachspezifischen<br />
Französisch, konzentrierte ich mich auf die Verbesserung meiner Fran-<br />
zösischkenntnisse an sich, weshalb ich noch einen Grammatik- und<br />
einen Mediensprachkurs besuchte. Letzterer beschäftigte sich vor<br />
allem mit der Alltagssprache von Zeitungen und Fernsehen, sodass<br />
ich auch auf diesem Gebiet meinen Wortschatz umfassend erweitern<br />
konnte und diesen dann auch in regelmäßigen Referaten aktiv anwen-<br />
den musste. Dieser Sprachkurs war für mich von zentraler Bedeutung,<br />
da er mir insbesondere im Rahmen von zwanglosen und freien Unter-<br />
haltungen mit Professoren wie mit anderen Studenten extrem geholfen<br />
hat. Seitens der Universität Genf werden diverse Sprachkurse auf ins-<br />
gesamt drei unterschiedlichen Niveaus angeboten, die Gebiete wie Gram-<br />
matik, Sprechen und Schreiben sowie spezifische Themen abdecken.
Rückblickend auf die fünf Monate kann ich trotz größerer und<br />
kleinerer Widrigkeiten sagen, dass es sowohl in fachlicher als<br />
auch in persönlicher Hinsicht eine Bereicherung war. Hinsicht-<br />
lich des Studiums würde ich Jurastudenten jedoch empfehlen,<br />
ein ganzes Jahr anstatt nur ein <strong>Semester</strong> zu bleiben. Durch die<br />
Ausarbeitung meiner Seminararbeit, die ich mehr oder weniger<br />
parallel zu meinem großen Schein im Bürgerlichen Recht absol-<br />
vierte, hatte ich stets Zeitprobleme in Bezug auf die anderen<br />
Fächer und war oft dem starken Druck ausgesetzt, allen An-<br />
forderungen gerecht zu werden. Ich kann einen einsemestri-<br />
gen Aufenthalt nur denjenigen empfehlen, die bereits vor ihrer<br />
Ankunft in Genf sowohl im deutschen Zivilrecht als auch in der<br />
französischen Fachsprache ein sehr fundiertes Wissen besitzen<br />
und auch bereit sind, konsequent zu arbeiten.<br />
Das Leben im Ausland stellt sich gerade am Anfang eines Aus-<br />
tauschjahres als durchaus kompliziert dar. Man muss sich nicht<br />
nur im Alltag einer anderen Kultur organisieren und dabei ler-<br />
nen, sich und seinen gewohnten Tagesablauf zu integrieren,<br />
sondern auch die neue Umgebung in sein Leben einzubringen.<br />
Aufgrund der permanenten Nähe von anderen Austauschstudie-<br />
renden aus aller Welt, musste ich jedoch nur selten das Gefühl<br />
von Heimweh erleben und konnte bereits am Anfang feststel-<br />
len, dass sich alle letztendlich über dieselben Fragen den Kopf<br />
zerbrechen. Schließlich kann ich jedem ein Auslandssemester<br />
bzw. ein Auslandsjahr an der Universität in Genf nur empfehlen.<br />
Unerwähnt sollten dabei für alle Wintersportler wie Sommer-<br />
freunde nicht die Nähe zu den Alpen und die perfekten Segel-<br />
und Rudermöglichkeiten auf dem Lac Léman bleiben. Für Kul-<br />
turfreunde gibt es eine erstaunlich große Auswahl an Museen,<br />
Theater- und Opernaufführungen sowie alle Kinofilme in Origi-<br />
nalsprache! Natürlich ein Muss für alle Gourmets unter uns: ge-<br />
schmolzener Käse als Schweizer Nationalgericht. Fondue-Käse,<br />
Raclette-Käse und auch Rivella sind für den adaptierten Aus-<br />
tauschstudenten nicht mehr wegzudenken. Zu guter Letzt ist<br />
eins ganz sicher: In Genf ist man niemals ein Ausländer.<br />
Aufgrund der großen Anzahl an Hauptsitzen von internationalen<br />
Organisationen ist Genf nicht unbedingt eine Projektion einer<br />
traditionellen Kleinstadt in der Schweiz, dafür aber das Ebenbild<br />
von Internationalität.<br />
Die Jurastudentin Martina Terzic, 23 Jahre, hat im Anschluss an<br />
ihr <strong>Semester</strong> in Genf ein zweites Auslandssemester in Spanien<br />
begonnen.<br />
SSA07 München Anz 109x268 16.02.2007 9:36 Uhr Seite 1<br />
V E R A N S TA LT E R :<br />
STUDIUM,<br />
AUSBILDUNG,<br />
KARRIERE:<br />
START<br />
SCHUSS<br />
ABI<br />
Studium – 43<br />
DIE INFO-VERANSTALTUNG<br />
FÜR SCHÜLER<br />
IN DER OBERSTUFE<br />
27.10.2007 RUHRGEBIET<br />
1 7.11.2007 STUTTGART<br />
DEINE CHANCEN IN STUDIUM UND BERUF<br />
JETZT BEWERBEN: www.startschuss-abi.de
44 – Studium<br />
Studies in<br />
American<br />
Language<br />
www.sal.sjsu.edu<br />
• Academic and<br />
TOEFL Prep English<br />
• <strong>Semester</strong> at SJSU<br />
• MBA Preparation<br />
• Communication and Culture<br />
San José, California<br />
San José State University<br />
Foundation<br />
Französisches Flair<br />
Wirtschaft im Straßencafé<br />
Wir sitzen in einem kleinen Straßencafé und trin-<br />
ken Espresso. Die Augen folgen den Passanten,<br />
ab und zu fällt ein kurzer Kommentar. Eigentlich<br />
sind wir zu träge zum Reden, die milde Oktober-<br />
sonne macht uns schläfrig. Das Straßencafé<br />
liegt an der Place Erlon, die Place Erlon befindet<br />
sich in Reims, und Reims wiederum ist eine<br />
kleine Stadt in Frankreich, etwa 180 km östlich<br />
von Paris.<br />
Meine Mitkaf<strong>feet</strong>rinker und ich studieren seit ein<br />
paar Monaten hier. Der Studiengang nennt sich<br />
Internationale Betriebswirtschaftslehre. Begon-<br />
nen habe ich ihn vor etwa zwei Jahren an der<br />
European School of Business in Reutlingen. Das<br />
Studienprogramm sieht drei Studiensemester so-<br />
wie ein Praxissemester in Deutschland und das-<br />
selbe noch einmal im Ausland vor. Die Tatsache,<br />
dass ich jetzt im fünften <strong>Semester</strong> hier in Frank-<br />
reich bin, ist ein Eingeständnis an meine Fran-<br />
zösischkenntnisse. Aber eigentlich schlage ich<br />
mich ganz gut durch. Den Lehrern zu folgen ist<br />
seltsamerweise überhaupt kein Problem, was<br />
daran liegen mag, dass sie alle bezüglich lang-<br />
samer und deutlicher Aussprache instruiert wor-<br />
den sind. Das selbstständige Schreiben gestal-<br />
tet sich etwas schwieriger, aber wozu hat man<br />
denn seine französischen Mitstudenten? Etwa<br />
die Hälfte der circa 150 Studierenden in mei-<br />
nem <strong>Semester</strong> sind Franzosen, die anderen kom-<br />
men aus Italien, Großbritannien, Spanien, Irland,<br />
den USA, Mexiko, Australien, China und natür-<br />
lich Deutschland.<br />
Bis vor einer halben Stunde waren meine Mitkaf-<br />
<strong>feet</strong>rinker und ich noch fleißig mit unseren Lap-<br />
tops beschäftigt. Hausarbeiten werden hier sehr<br />
groß geschrieben. In multinationalen Gruppen.<br />
Bei uns heißt das: zwei Deutsche, ein Chinese,<br />
eine Mexikanerin und der Quotenfranzose fürs<br />
Korrigieren. Diesmal war es eine vom Umfang<br />
her recht kleine Hausarbeit im Bereich Mar-<br />
keting. Alle hatten sich gut vorbereitet, sodass<br />
ein Samstag genügte, um eine druckfertige Ver-<br />
sion zu produzieren. Jetzt also die verdiente Er-<br />
holung im Café. Für heute Abend stehen noch<br />
die Übungsaufgaben für Finanzierung in meinem<br />
Terminkalender, für den morgigen Sonntag ab<br />
10 Uhr wieder Gruppenarbeit. Mit einer anderen<br />
Gruppe, für ein anderes Fach. Ein Zuckerschle-<br />
cken ist es nicht, das Studium am CESEM, dem<br />
Centre d’Etudes Européennes de Management.<br />
Der Stundenplan variiert von Woche zu Woche,<br />
manchmal haben wir bis zu zehn Zeitstunden<br />
Vorlesung am Tag. Dazu kommen die zahllosen<br />
Hausarbeiten und natürlich die Prüfungsvorbe-<br />
reitung. Das ist dann der Hammer am Ende des<br />
<strong>Semester</strong>s: zehn Prüfungen, Dauer zwischen<br />
eineinhalb und drei Stunden, an nur vier Tagen.<br />
Gleichzeitig müssen wir uns für das im An-<br />
schluss anstehende Praxissemester bewerben.<br />
Viel geschlafen wird also nicht in den fünf Mo-<br />
naten hier in Reims.<br />
Der Unterricht selbst erinnert mich sehr an<br />
meine Schulzeit. So richtig mit Aufzeigen, wenn<br />
man was fragen will. Unser <strong>Semester</strong> ist in drei
feste Klassen eingeteilt, nur für den Sprachunterricht ändern sich die<br />
Gruppen. Diese Verschulung der Uni ist ganz normal in Frankreich und<br />
mag daran liegen, dass die Franzosen deutlich jünger als wir Deutschen<br />
sind, wenn sie mit dem Studium beginnen. Ein bisschen Drill wird darum<br />
für nötig erachtet. Das verschulte System hat aber auch große Vorteile.<br />
Wer sich etwas schwer mit der Selbstdisziplin beim Lernen tut, dem<br />
wird hier jede Sorge abgenommen, da man ständig mit Hausarbeiten<br />
beschäftigt wird. Außerdem weiß man immer ganz genau, was in den<br />
Prüfungen abgefragt wird; genau wie in der Schule, eben der im Unter-<br />
richt durchgenommene Stoff und nichts darüber hinaus.<br />
Die Herbstsonne blinzelt, wir blinzeln auch. Am Nebentisch wird<br />
Champagner serviert. Ein Handy piepst. Ob wir heute Abend noch mit-<br />
wollen, Treffen um 23 Uhr im Café Latino. Nun ja... wenn ich mich mit<br />
meinen Übungsaufgaben beeile... Man studiert schließlich nur einmal.<br />
Carpe diem!<br />
Friederike von Redwitz, 25, hat ihr Studium im Sommer 2006 abge-<br />
schlossen. Derzeit macht sie in München ein Volontariat in der<br />
Pressestelle einer großen Consulting Group.<br />
summer @ UCLA<br />
email: international@summer.ucla.edu<br />
tel: 310.825.4101, 9am - 5pm, Monday - Friday<br />
w w w . s u m m e r . u c l a . e d u<br />
Studium – 45<br />
Internships<br />
More than 500 courses<br />
selected from the<br />
regular curriculum<br />
that carry full UCLA<br />
academic credit<br />
Wide range of courses<br />
open to high school<br />
students in<br />
grades 10-12<br />
Convenient six- and<br />
special eight- and<br />
ten-week sessions<br />
Convenient on-campus<br />
housing available with<br />
and without meal plans<br />
07
46 – Studium<br />
Innovative in the<br />
heart of Europe<br />
Get to know five Maastricht<br />
University programmes through<br />
the stories of the students below<br />
Maastricht University, or Universiteit Maastricht (UM) in Dutch, has<br />
a strong European and international outlook, as you will immediately<br />
realise from its broad range of internationally-oriented study<br />
programmes. During your studies you will work using Problem-Based<br />
Learning, an educational model that is centred on you, the student.<br />
Another thing that makes UM special is its academic research, which<br />
is focused on current issues in today’s modern, globalised society.<br />
Then you have the location, Maastricht, one of the oldest cities in the<br />
Netherlands that sits at the crossroads of different cultures and in the<br />
heart of Europe. The city is also known for the Maastricht Treaty (1992),<br />
which marked the establishment of the European Union. Europe has a<br />
special significance for the university, and this is reflected in every area<br />
of its operations.<br />
For more information about the UM programmes, please visit:<br />
www.unimaas.nl and the Extra Open Day of Maastricht University:<br />
Wednesday 6 June 2007<br />
European Law School<br />
The European Law School programme gives you the opportunity to get<br />
to know the different legal systems of the most influential European<br />
countries, and to gain an insight into both American and international<br />
legal systems. This knowledge will make it possible to choose where you<br />
want to work once you’ve graduated.<br />
It worked out perfectly<br />
“I’m German, and lots of people ask me why<br />
I chose to study in Maastricht. They ask me<br />
if it’s possible to go study in the Netherlands<br />
with a non-Dutch diploma. Of course it is! They<br />
also wonder how I ended up here. I started<br />
studying law at a university in Germany,<br />
but I was somehow disappointed with the<br />
educational system there because it consists<br />
mostly of lectures. I also had to take minors that were not specifically<br />
aimed at law. When I heard of Maastricht University and the European<br />
Law School I was very interested. The educational system in Maastricht<br />
is very different, dealing with practical legal problems in small groups.<br />
That was exactly what I was missing in Germany. So I took a chance –<br />
and transferring to Maastricht has worked out perfectly for me!”<br />
Peter Birk, Germany<br />
Third-year European Law School student
Faculty of Economics and Business Administration<br />
For years, programmes offered by Maastricht University have achieved<br />
top-rankings in Dutch magazines like Elsevier, but also by the Dutch<br />
Government inspection. Next to these national proofs of quality, the Faculty<br />
of Economics and Business Administration has additional proof of offering<br />
top quality education on an international level, as it has been accredited<br />
by both the American AASCB and the European Equis, two international<br />
accreditation organizations. Only about forty universities in the world can<br />
say the same thing!<br />
Ranked and accredited as one of the best<br />
“During my study in International Business,<br />
I have learned to work in teams because of<br />
our small scale education system, and have<br />
become used to studying and working in an<br />
international atmosphere due to the many<br />
international students and my study abroad<br />
period in Hong Kong. And now, as I am close<br />
to the end of my studies and have started to look for a challenging job to<br />
begin my professional career, I experience that especially international<br />
companies value these skills of Maastricht graduates. The rankings and<br />
accreditations help me proof to a future employer, also to those abroad,<br />
that my education at Maastricht University has been an ideal preparation<br />
for a successful international career!”<br />
Faculty of Health, Medicine and Life Sciences<br />
Colin Bom, the Netherlands<br />
Third-year International Business student<br />
The merger of the faculties of Health, Medicine and Life Sciences has created<br />
a unique profile and a synergy between medical, molecular life sciences<br />
programmes. The bachelor programmes offered include General Health<br />
Sciences, Medicine, Molecular Life Sciences and European Public Health.<br />
My vision is to improve the health of<br />
Europeans<br />
“European Public Health is a very<br />
practical study which combines biological,<br />
psychological and social health with<br />
organisation and integration of health systems<br />
in Europe. Students work with real life<br />
problems about European health issues.<br />
Polish people have not yet fully become part of Europe and do not have the<br />
same perception of such illnesses like stress and burnout as they do in the<br />
Netherlands for example. I want to break down the walls between Eastern<br />
and Western Europe in the field of public health and I really have the<br />
feeling that I, as a graduated European Public Health graduate, will be able<br />
to achieve this as a result of the education received here in Maastricht!“<br />
Ania Mikolajec, Poland<br />
First-year European Public Health student<br />
Faculty of Psychology<br />
Psychology is about everything people do, feel and think. Psychologists<br />
Studium – 47<br />
want to understand, explain, predict and, if necessary, change how people<br />
think and what they do. Think of anything you like and psychologists will<br />
have studied it! If you come to Maastricht to study psychology, you’ll get<br />
an introduction to all these different approaches. The distinction between<br />
this and other psychology programmes is that the further on you get in your<br />
programme, the more emphasis there will be on two important approaches,<br />
namely cognitive psychology and biological psychology.<br />
Psychology is the thing for me!<br />
“Psychology in Maastricht is the ideal study for<br />
me. There is a great atmosphere at the faculty, the<br />
three-year bachelor’s programme is compact and<br />
there are many master specialisations to choose<br />
from. The bachelor’s programme covers a vast<br />
variety of topics within psychology. Knowledge<br />
about human behaviour, the functioning of the<br />
brain, and the different theories that psychologists<br />
have are some of the topics discussed. I am especially interested in human<br />
behaviour and how this is affected by the brain. I am also looking forward to<br />
the Research Practical that will take place at the end of the second year. Then I<br />
can set up my own research with a few other fellow students. Another positive<br />
aspect of this study is that there are many possibilities to go abroad. I intend to<br />
follow some electives in Spain during my third year.”<br />
Knowledge Engineering and Computer Science<br />
Johanna Hauke, Germany<br />
Second-year Psychology student<br />
Knowledge is the most important factor in modern society. We see many<br />
problems that are very complex and are awaiting talented people. The<br />
Knowledge Engineering programme trains students to come up with<br />
solutions using the latest technological insights. The programme offers a<br />
thorough foundation in application-oriented mathematics and computer<br />
science and trains students to deal with projects in groups.<br />
The ideal combination of applied mathematics<br />
and computer science<br />
“From the beginning I knew that I would like to study<br />
mathematics or computer science. In Knowledge<br />
Engineering I found the ideal combination of applied<br />
mathematics and computer science. You are<br />
working with exact sciences and can apply them<br />
immediately. You are in fact a problem solver who,<br />
with the help of techniques from artificial intelligence and mathematics, can<br />
translate existing information in organisations into useful knowledge. You work<br />
particularly on real problems in projects. That is one of the nicest parts of the<br />
education programme for me. You immediately put what you have learned into<br />
practice and therefore you remember everything much better.”<br />
Jordi Heijman, the Netherlands<br />
Third-year Knowledge Engineering student
48 – Studium<br />
College-Contact.com<br />
Auslandsstudium à la carte<br />
College-Contact.com ist 1997 als erstes privat organisiertes Unternehmen<br />
zur Unterstützung junger Menschen bei der Umsetzung ihrer Studien-<br />
vorhaben im Ausland gegründet worden. Mehrere hundert Studierende<br />
und Schüler der Oberstufe nutzen mittlerweile jedes <strong>Semester</strong> unsere<br />
Beratungs- und Vermittlungstätigkeiten zu Universitäten weltweit. Unsere<br />
mehr als 130 Partnerhochschulen finanzieren dabei unser Marketing und<br />
unsere für die Interessenten und Bewerber völlig kostenlosen Dienstleis-<br />
tungen.<br />
Der Sitz von College-Contact.com befindet sich im Zentrum für internati-<br />
onale Bildung und Karriere in Münster zusammen mit anderen führenden<br />
Unternehmen der Bildungsbranche.<br />
Unsere Philosophie<br />
Wir möchten ergänzend zu staatlichen und universitären Austausch-<br />
programmen mit unseren Dienstleistungen mehr jungen Leuten die Mög-<br />
lichkeit bieten, mit Hilfe eines akademischen Auslandsaufenthalts ihren<br />
eigenen Horizont zu erweitern und beruflich konkurrenzfähiger zu wer-<br />
den. Durch ein ständig wachsendes Angebot an Partnerhochschulen<br />
weltweit möchten wir jedem Interessenten kostenlos ein individuell<br />
zugeschnittenes Studienprogramm vermitteln können und somit den per-<br />
sönlichen und akademischen Erfolg des Auslandsaufenthalts sicherstellen.<br />
Unsere Angebotspalette<br />
Folgende Studienprogramme kann College-Contact.com in seinem Unter-<br />
nehmensnetzwerk weltweit anbieten:<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
Studiengänge mit <strong>Bachelor</strong>-, <strong>Master</strong>- und Ph.D.-<strong>Abschlüsse</strong>n in allen<br />
Fachbereichen an staatlichen und privaten Hochschulen<br />
<strong>Semester</strong>programme mit umkompliziertem Bewerbungsverfahren und<br />
flexibler fachbereichsübergreifender Kurswahl<br />
Summer Sessions für Schüler, Studierende, Berufstätige und Interes-<br />
sierte<br />
Aufbaustudiengänge und Weiterbildungen für alle Zielgruppen<br />
Prüfungsvorbereitungskurse, spezialisierte Seminare und Trainings für<br />
Berufstätige (Einzelpersonen und Gruppen)<br />
Möglichkeiten zum Studium ohne Abitur<br />
Kontakt & Informationsmöglichkeiten<br />
Mit www.college-contact.com betreuen wir eine umfangreiche und er-<br />
folgreiche Internetseite zum Thema „Studieren im Ausland“ auf der Inte-<br />
ressierte Informationen zu allen Themen rund um das Auslandsstudium<br />
finden:<br />
Detaillierte Profile unserer Partnerhochschulen mit ausführlichen<br />
Informationen zu Studienangeboten sowie Bildergalerien und<br />
Videopräsentationen, Broschüren und Bewerbungsformulare,<br />
Studien- und Hochschulführer für zahlreiche Länder, Erfahrungsberichte<br />
ehemaliger Auslandsstudenten, Neuigkeiten, Foren und Artikel zum<br />
Auslandsstudium als auch Veranstaltungshinweise und Tipps.<br />
Unser kompetentes Team von Studienberatern, die alle selbst über Aus-<br />
landsstudienerfahrung verfügen, helfen gern bei der Auswahl einer pas-<br />
senden Hochschule und eines geeigneten Programms. Wir sind täglich<br />
sowohl per Telefon, per Email und natürlich vor Ort in unserem Beratungs-<br />
zentrum erreichbar und freuen uns darauf, euch bei eurem Weg ins<br />
Ausland zu begleiten und zu unterstützen.<br />
College-Contact.com<br />
Zentrum für internationale Bildung und Karriere<br />
Geiststraße 49<br />
48151 Münster<br />
Öffnungszeiten: Mo – Fr 10.00 - 12.30 und 13.30 - 17.00 Uhr<br />
0251-53959524<br />
beratung@college-contact.com<br />
www.college-contact.com
Liberal Arts: A Philosophy<br />
American College Life in the Netherlands<br />
None of my friends knew where Middelburg is<br />
located. As a matter of fact, very few people<br />
seem to have heard of this small yet charming<br />
town. This excludes Dutch people. However, they<br />
usually shake their heads when they find out I go to<br />
college there. And I have to admit, they do have a<br />
point. Middelburg is not a typical, vibrating student<br />
town such as Berlin, where I am originally from. It<br />
lacks a boosting nightlife, museums and cultural<br />
diversity, but it has its own captivating charm<br />
housing a small harbor, a busy marketplace and<br />
picturesque Graachten. It is one of those towns<br />
that have kept their authenticity. Yes, there is a<br />
McDonalds and an H&M, but next to these chains<br />
are cute little shops owned by local people, passed<br />
on over centuries, selling local goods. Middelburg<br />
is home to Roosevelt Academy, a small Liberal<br />
Arts College with an international atmosphere.<br />
It consists of four departments: Academic Core,<br />
Arts and Humanities, Science, and Social Science.<br />
Liberal Arts Colleges can mainly be found in the<br />
USA or Canada. When I was an exchange student<br />
in Alaska, I got to know the university system<br />
and was very much impressed by the freedom of<br />
choice in courses that is typical for the Liberal Arts<br />
system. Unfortunately, the tuition fees in those<br />
countries are exceptionally high. The Netherlands<br />
therefore presented an excellent alternative to<br />
the Northern American countries. Three Liberal<br />
Arts Colleges, designed after their counterparts<br />
in the United States, were founded over the last<br />
few years: The University College of Maastricht,<br />
the University College of Utrecht and Roosevelt<br />
Academy. The tuition fees for any university in<br />
the Netherlands amounts to about 1.500 Euros a<br />
year. Each year EU-students can apply for study<br />
financing (Studiefinanciering) through the IB-<br />
Groep (Informatie Beheer Groep, similar to the<br />
German ZVS). The Dutch government then usually<br />
refunds about 1.000 Euros.<br />
My first semester at Roosevelt Academy ended in<br />
December, and thus it was time for a little resume<br />
of the first months of time-consuming studies,<br />
cultural adaptation and intense socializing. Soon<br />
after I had sent my application to Middelburg, I<br />
was called for an interview by the Dean. During<br />
our conversation I was questioned about my<br />
Curriculum Vitae and my study habits as well as my<br />
attitude towards studying. The Dean immediately<br />
told me that I was accepted. Shortly after, I<br />
received my new address and packed my bags to<br />
move to the Dutch province called Zeeland. When<br />
I started university in late August, I already knew I<br />
was interested in the great variety of courses the<br />
Social Science Department offered. The academic<br />
year started of with an Introduction Week for all<br />
freshmen organized and run by students. Through<br />
BBQs, bar hopping, games and beach days we<br />
got to know the town and the university. We thus<br />
Studium – 49<br />
UDMHSC is a WHO listed and<br />
internationally accredited<br />
medical school. We offer foreign<br />
students medical foundation,<br />
M.D., D.M.D. and Doctor of<br />
Pharmacy graduate programs,<br />
and M.Sc. in Public Health<br />
master programs. The language<br />
of instruction is exclusively<br />
English!<br />
At present some 1200<br />
international students enrolled<br />
in our programs represent<br />
countries from around the world,<br />
particularly:<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
Canada<br />
Germany<br />
Israel<br />
Scandinavia<br />
USA<br />
Korea<br />
Vietnam.<br />
University of Debrecen,<br />
Medical and Health Science<br />
Center (UDMHSC)<br />
General Medicine & Dentistry &<br />
Pharmacy Programs<br />
International Educational Center<br />
University of Debrecen,<br />
Medical and Health Science Center<br />
H-4032 Debrecen,<br />
Nagyerdei Krt.98, HUNGARY<br />
Tel: +36 52 447 751<br />
Fax: +36 52 414 013<br />
Web: http://www.edu.dote.hu<br />
E-mail: info@edu.dote.hu
50 – Studium<br />
Edith Cowan University<br />
Perth, Australia<br />
• An innovative and modern University<br />
• Over 300 courses at <strong>Bachelor</strong> and<br />
<strong>Master</strong>s level, including Study Abroad<br />
programs<br />
• Key strengths in Business, Computing,<br />
Health Sciences, Education,<br />
Communications and the Arts<br />
• Perth - a friendly city with beautiful<br />
beaches, offering a great lifestyle<br />
quickly settled into our new homes and became acquainted with our<br />
roommates. An important part of the student culture is partying, and we<br />
did a lot of that during the first week of the semester.<br />
All of us had to take an English test so we could be placed in an English<br />
course appropriate to our language proficiency. As all classes at the<br />
university are taught in English, students are required to meet certain<br />
language requirements. Those who have trouble expressing themselves<br />
properly can take English courses during the summer. After the English<br />
tests were evaluated, we finally got our class schedules. Students take<br />
four courses each semester. A few of them, such as Statistics offered<br />
by the Academic Core Department, are compulsory for every freshman.<br />
When I heard that I had to take four courses only, I did not believe I<br />
would end up with such an immense workload. During the interview the<br />
Dean had told me that I was expected to work about 56 hours a week on<br />
my studies and that it probably would not be possible to have a part-time<br />
job. Back then I thought he was exaggerating. A couple of weeks into the<br />
semester though I noticed that I needed those hours if I wanted to keep<br />
up with the many reading assignments and homework in my classes.<br />
I also had to prepare presentations, write papers, essays and reviews,<br />
do research and interviews for projects and so on.<br />
The first half of the semester demanded a lot of time and self-disci-<br />
pline. In order to receive a sound education, students at Roosevelt<br />
Academy are required to take classes from different fields of studies:<br />
The Science Department includes subjects such as Chemistry, Phy-<br />
sics and Biology. Politics, Anthropology and Psychology for example<br />
are offered by the Social Science Department. Creative minds longing<br />
for an education in the fields of Theater, Music, Art, History and Religion<br />
strive for a major in Arts and Humanities. Students have to choose a<br />
major at the beginning of their second year. Keeping in mind certain<br />
restrictions and regulations, they are able to design their own programs.<br />
Study...and explore!<br />
A U S T R A L I A<br />
@ ECU<br />
Want to know more? http://www.ecu.edu.au<br />
CRICOS IPC 00279B
Interesting for many students are interdisciplinary majors: The so-<br />
called tracks (i.e. one track equals three courses in Sociology) are not<br />
merely completed in one department but in two or three.<br />
Roosevelt Academy is a small institution. By next year about 600 students<br />
will be enrolled. All students are required to live on campus for the whole<br />
three years as the residential experience is believed to engage the<br />
students more deeply in the academic experience. The campus consists<br />
of three university buildings called Theodore, Eleanor and Franklin and<br />
three student dormitories scattered around town, all within ten minutes<br />
reach of the main buildings. Living on campus enables students to keep<br />
a close relationship with the faculty members. Learning is fundamentally<br />
characterized by active student involvement, regular efforts to link<br />
theory and practice, frequent faculty contact, ongoing assessment and<br />
feedback. Classes are small; the maximum number of students in one<br />
class is 30. That keeps the lectures personal and allows room for intense<br />
discussions. As a unique and interesting institution, the Academy puts<br />
emphasis on the development of the whole person. In Europe, Liberal<br />
Arts Colleges are not yet well known. In America though the number<br />
of Liberal Arts Colleges increases continuously and because their<br />
graduates are generally balanced, flexible, creative and prepared for<br />
constant learning, businesses and industrial enterprises are more and<br />
more interested in hiring them.<br />
In the beginning, a newly founded College struggles with problems of<br />
course. Even though the Academy is an English-speaking institution,<br />
many Dutch students keep on talking in their mother tongue. This<br />
especially annoyed me in the beginning as it always excludes one<br />
from conversations and makes you feel as if you do not belong to the<br />
community. There are many administrative problems, which eventually<br />
will be solved over time, but as for now they can be awfully frustrating.<br />
An aspect that particularly upsets me is the required high Grade Point<br />
Average needed to be allowed to attend exchange programs during<br />
the 4th or 5th semester. For international students the high rent and the<br />
badly-equipped dorm rooms present a further problem. Many arrive by<br />
plane and have difficulties affording the necessary furniture, transporting<br />
it or constructing it themselves.<br />
Attending a College that is modelled after an American institution<br />
involves fun activities such as Proms, Halloween parties and the<br />
existence of sororities or fraternities. Motivated teachers and students<br />
organize field trips around the country and help to explain the Dutch way<br />
of life to international students. Traditions like Sinter Klaas (the Dutch<br />
“Nikolaus“) were unknown to me and daily trips to the supermarket or<br />
bank presented a linguistic challenge. Luckily, most Dutch people speak<br />
English very well, are friendly and willing to help. To make the cultural<br />
adaptation as smooth as possible, international students are required<br />
to take a Dutch language course for at least one semester. So far,<br />
Roosevelt Academy has taught me a lot. I learned to think critically, argue<br />
logically and think open-mindedly when it comes to new ideas. I can now<br />
structure essays, deliver a high-quality presentation and express myself<br />
academically. During the last months I learned a lot about myself. All the<br />
challenges I have overcome have been worth the effort and have been a<br />
great learning experience.<br />
Jasmin Reitzig, 21, studies Human Geography at a Liberal Arts &<br />
Studium – 51<br />
Sciences University College, the Roosevelt Academy, in the Netherlands.<br />
Studieren im Ausland<br />
Kostenlose Studienberatung und Vermittlung<br />
an über 100 Hochschulen weltweit!<br />
•<br />
•<br />
•<br />
<strong>Bachelor</strong>- & <strong>Master</strong>-<strong>Abschlüsse</strong><br />
<strong>Semester</strong>- & Summer-Sessions<br />
Weiterbildungen & Trainings<br />
Zentrum für Internationale Bildung & Karriere<br />
Geiststr. 49 • 48151 Münster<br />
Tel.: 0251-53959524 • Fax: 0251-53959525<br />
E-Mail: beratung@college-contact.com • Web: www.college-contact.com
52 – Jobs & Praktika<br />
Das Land der guten Laune<br />
Familiensinn und Arbeitsalltag in Mexiko<br />
Mexiko ist ein Land voller Farben, mit täglichem Sonnenschein und vielen<br />
Feiern. Ich hatte das Glück, meine Träume Realität werden lassen zu<br />
können und zu erfahren, wie es sich im Alltag mit den Mexikanern lebt<br />
und arbeitet. Als Teil meiner praktischen Ausbildung zur approbierten<br />
Apothekerin verbrachte ich sechs Monate in der pharmazeutischen<br />
Industrie bei BAYER de México. Indem ich telefonisch Kontakt zu phar-<br />
mazeutischen Unternehmen aufnahm, von denen ich einige in der Metro-<br />
pole Mexiko Citys vermutete, habe ich das Praktikum selbst organisiert.<br />
Bereits der Landeanflug auf diese im Tal gelegene Stadt ist ein Erlebnis<br />
für sich und lässt ihre pulsierende Energie spüren. Jeden Tag faszinierte<br />
mich die Masse an Autos und Verkehrsspuren sowie das Alter der öffent-<br />
lichen Busse aufs Neue. Die mexikanische Gelassenheit bekam ich vom<br />
ersten Tag an bei der Beförderung zu spüren. Für umgerechnet acht Cent<br />
ließ ich mich täglich bei ungefähr 15km/h durchruckeln und schmollte<br />
den Busfahrer an, der alle 50m hielt, um neue Fahrgäste mitzunehmen.<br />
Auch wenn es in Mexiko möglich ist, an jedem beliebigen Punkt einzu-<br />
steigen, sollte man dabei jedoch nie vergessen, den Arm auszustrecken.<br />
Man stünde sich sonst die Beine in den Bauch! Für mich war bereits in<br />
den öffentlichen Verkehrsmitteln die klassische Arbeiterschicht erkenn-<br />
bar: Wer es sich leisten kann, und das können bei dem Verkehr in Mexiko<br />
anscheinend sehr viele, kauft sich ein Auto. Eine Führerscheinausbildung<br />
gibt es nicht, man macht nur eine Fahrprüfung und erhält die Licencia.<br />
Damit ist das Verkehrschaos vorprogrammiert, und es wird von den vie-<br />
len alten Autos noch gefördert. Den TÜV-Test würden diese Fortbewe-<br />
gungsmittel vermutlich nicht bestehen.<br />
So wenig Wert die Mexikaner auf ihre Autos legen, beim Umgang mit<br />
Ausländern konnte ich nur eine ausgeprägte Freundlichkeit feststellen. In<br />
der Firma begegnete ich jeden Tag fremden, jedoch stets lächelnden Ge-<br />
sichtern und einem freundlichen „Buenos Días!“ Als Nichtmexikanerin<br />
wurde ich in dem relativ kleinen Produktionsstandort schnell identifiziert.<br />
Aber das hatte nur unglaubliche Hilfsbereitschaft und sofortige Verfüg-<br />
barkeit bei Fragen meinerseits zur Folge. Da ich im Unternehmen sowohl<br />
im Büro arbeitete als auch direkt der Produktion beiwohnen konnte,<br />
musste ich mich schnell in verschiedene Teams einordnen. Englisch wird<br />
in Mexiko, wenn überhaupt, nur wenig oder schlecht gesprochen. So<br />
blieb mir nichts anderes übrig, als mich in der Landessprache verständ-<br />
lich zu machen. Das stellte jedoch überhaupt kein Problem dar. Denn mit<br />
einigen Grundkenntnissen und der klaren Aussprache war kaum ein Ver-<br />
ständigungsproblem vorhanden. Da die Mexikaner ein sehr kommunika-<br />
tives Volk sind, wird gern und viel erzählt und wenn nötig, mehrmals wie-<br />
derholt. Ich habe auch in dieser Hinsicht die Mexikaner sehr für ihre<br />
Geduld bewundert.<br />
In den sechs Monaten durchlief ich drei Stationen. Während ich im Büro<br />
eigene kleinere Aufgaben am Computer erledigte und mich mit umfang-
eichen spanischen Texten auseinandersetzen<br />
musste, konnte ich bei der Produktion die Her-<br />
stellungsleiter an den Maschinen begleiten.<br />
Sofort nahm sich jeder Ansprechpartner Zeit,<br />
mir alles zu erklären, sei es, wie eine Anlage<br />
auf ein neues Präparat eingestellt oder mit wel-<br />
chen Problemen gerade gekämpft wurde. Als<br />
ich zum Schluss selbst nach spanischen Nach-<br />
weisvorschriften im Labor arbeiten durfte, war<br />
ich mit der Organisation des Praktikums sehr<br />
zufrieden. Ich konnte nach dem halben Jahr<br />
bestätigen, dass die Arzneimittel in Mexiko ge-<br />
nauso sicher auf den Markt kommen wie in<br />
Deutschland und die gleiche Sorgfalt Beach-<br />
tung findet, wie es die weltweit geltenden Re-<br />
geln zur Herstellungspraxis verlangen. Da ich<br />
während des Mittagessens nicht nur Fachge-<br />
spräche mit den Mexikanern führte, erfuhr ich<br />
viel über das Arbeitsleben. Herrscht doch in<br />
Deutschland oft die Ansicht der Mexikaner<br />
arbeite nicht viel, so muss ich dagegen halten:<br />
Ein Arbeitsverhältnis beginnt mit null Tagen<br />
Urlaub, der Urlaubsanspruch steigert sich<br />
im ersten Jahr auf sechs Tage und wird jähr-<br />
lich um nur zwei Tage erhöht. Erst mit mehr als<br />
zwanzig Jahren Betriebszugehörigkeit hat man<br />
Anrecht auf etwa drei Wochen Urlaub im Jahr.<br />
Allerdings gibt es in fast jedem Monat einen<br />
Feiertag und es scheint, dass an solch einem<br />
Tag ganz Mexiko auf den Straßen ist. Mit nur<br />
wenigen Stunden Entfernung zum Pazifik und<br />
dem besonders aus den achtziger Jahren als<br />
Luxusurlaubsort bekannten Acapulco, erweisen<br />
sich die Mexikaner als äußerst reisefreudiges<br />
Völkchen. Dass für einen Wochenendausflug<br />
für eine Strecke bis zu sechs Stunden Fahrzeit<br />
hier in Deutschland wohl kaum denkbar.<br />
Der Familie gehört das Wochenende, welches<br />
gern auf dem Zucalo verbracht wird. Als zen-<br />
traler Platz, vorhanden in wirklich jeder noch<br />
so kleinen Stadt, ist er der Tummelplatz vieler<br />
Paare und Familien. Mir gefielen besonders die<br />
Pavillions um die früher flaniert wurde, um zu-<br />
künftige Ehen zu arrangieren. Das sonntägliche<br />
Familienessen ist in Mexiko eine Selbstverständ-<br />
lichkeit. Apropos Essen, eines der Hobbys<br />
schlechthin! Der Mexikaner kocht gerne und<br />
noch viel lieber vertreibt er sich die Zeit mit<br />
Essen. Neben all der Vielfältigkeit der Gerichte<br />
– leider konnte ich mir bei aller Freude an der<br />
Sprache die Namen nie merken – können ich<br />
unbekümmert in Kauf genommen werden, wäre und meine Waage bestätigen, dass das Essen<br />
isa-anzeige <strong>itchy</strong> 07 210x60+3 08.02.2007 13:35 Uhr Seite 1<br />
ungemein lecker ist. Zudem ist es auf der<br />
Straße sehr billig und – entgegen aller Befürch-<br />
tungen – verträglich. Denn welches Bakterium<br />
kann sich schon hundert Grad heißem schmo-<br />
renden Fett widersetzen? Nachdem mich meine<br />
Kollegen an einem Freitag die Tacos de Bistek<br />
(mit Rindfleisch gefüllt) probieren ließen, gab<br />
es für sie kein Erbarmen mehr. Ich bestand ab<br />
diesem Zeitpunkt jede Woche aufs Neue auf<br />
meine Tacos. Tortillas auf der Straße sind für<br />
die Mexikaner wie die Currywurst für uns<br />
Deutsche. Das Weihnachtsfest und das Jahres-<br />
ende wird mit einem üppigen Mahl gefeiert,<br />
allerdings zu so später Stunde, dass einem der<br />
Magen bereits in den Kniekehlen hängt. Es gibt<br />
zwei Bräuche zu dieser Zeit: das vorweihnacht-<br />
Reiseversicherungspakete<br />
für junge Menschen unterwegs.<br />
Versicherungspakete für Reise, Studium, Job<br />
und vieles mehr im Ausland.<br />
Lang strecken…<br />
... und die Reise genießen. Egal, ob Ferien, Praktikum, Studium oder zum Jobben ins Ausland: ISIS Auslands-Reiseversicherungen<br />
für junge Menschen geben den vollen Schutz. ISIS Auslands-<br />
Reiseversicherungen haben lange Laufzeiten, machen Auszahlungen am Aufenthaltsort möglich<br />
und decken Sportrisiken ab. Sie helfen sofort und rund um die Uhr, wenn es mal kritisch wird.<br />
Noch Fragen? Wenden Sie sich an<br />
International Service Assekuranz<br />
Sicher gehts weiter.<br />
Jobs & Praktika – 53<br />
Tel.: 040-41 46 49-65/-66<br />
www.isa-office.de
54 – Jobs & Praktika<br />
FERIENBÖRSE<br />
für alle von 6 bis 26<br />
Afrika Amerika Australien Au Pair Belgien Bulgarien China<br />
Deutschland Familienurlaub Ferienfreizeiten Finnland<br />
Frankreich Indien ISIC Irland Italien Griechenland<br />
Großbritannien Gruppenreisen High School<br />
Internationale Begegnungen Japan Jobs im Ausland<br />
Klassenfahrten Kanada Kroatien Malta Neuseeland<br />
Niederlande Norwegen Österreich Polen Portugal<br />
Praktika Schweden Schweiz Spanien Sprachreisen<br />
weltweit Studium im Ausland Tschechien Türkei Ungarn<br />
voluntary services work & travel Workcamps<br />
Information Beratung Service<br />
Völkerverständigung durch Begegnung e.V.<br />
Ritterstraße 4/Theaterpassage<br />
04109 Leipzig<br />
Tel. 03 41-9 60 67 36<br />
Fax: 03 41-9 60 67 26<br />
www.ferienboerse.org, service@ferienboerse.org<br />
lich stattfindende Zerschlagen der Piñata und das Essen von zwölf Wein-<br />
trauben zur mitternächtlichen Stunde der Silvesternacht. Bei der Piñata<br />
handelt es sich um selbst gebastelte Figuren aller Art und Größe, die mit<br />
Süßigkeiten gefüllt sind. In einer geselligen Runde fröhlicher Mexika-<br />
ner werden die Figuren zerschlagen, um sich danach auf den Inhalt zu<br />
stürzen. Auf der Arbeit präsentierte übrigens jede Abteilung ihre eigene<br />
Piñata, welche hoch in die Luft an eine Schnur gehangen und dort zer-<br />
schlagen wurde. Besser und lustiger konnte Weihnachten gar nicht be-<br />
ginnen.<br />
Die Familie spielt im gesamten Leben eine sehr große und wichtige Rolle<br />
in Mexiko. Für mich ungewohnt, lebt man bis zur Heirat mit Eltern, Groß-<br />
eltern und Tanten etc. unter einem Dach, bis man eine lang andauernde<br />
Beziehung ehelicht und erstmals zusammenwohnt. Die Mexikaner mach-<br />
ten jedes Mal große Augen, wenn sie von mir hörten, was in Deutsch-<br />
land Gang und Gäbe ist. Allerdings habe ich mit großem Erstaunen auch<br />
feststellen müssen, dass das Durchschnittseinkommen deutlich unter<br />
dem deutschen liegt, Preise für Grundnahrungsmittel in den Supermärk-<br />
ten und Mieten proportional jedoch nicht niedriger sind. Dass es somit<br />
zweier Einkommen bedarf, um sich ein Haus zu leisten und zu unterhal-<br />
ten, wurde mir schnell klar. So lernte ich das Land von der Familien- und<br />
Arbeitsseite her kennen und bewunderte im Allgemeinen die fröhliche<br />
und, wie mir schien, unkomplizierte Mentalität der Mexikaner. Werden<br />
Pläne gemacht, heißt es noch lange nicht, dass sie auch wirklich reali-<br />
siert werden. Nachdem ich immer wieder mit neuen Ideen zum Thema<br />
Geld oder Reisen meiner teilweise noch studierenden Freunde konfron-<br />
tiert wurde, quittierte ich diese nach einiger Zeit nur noch mit einem Lä-<br />
cheln und einem begeisterten „Ist ja toll! Klingt ja wirklich super...!“ In-<br />
nerlich fragte ich mich schmunzelnd, wer denn wirklich seine Ideen um-<br />
setzen und zur Realität werden lassen würde. Geredet und kommuniziert<br />
wird viel, aber in Mexiko gilt wirklich das Motto: heute ist heute, morgen<br />
ist morgen. Das machte das Leben für mich ein wenig unbekümmerter<br />
und ließ mich lernen, den Blick nicht immer nur gen Zukunft zu richten,<br />
sondern das Heute und Jetzt mit gutem Gewissen genießen zu können.<br />
Wanda Guschel, 26, arbeitet mittlerweile bei einem französischen<br />
Pharmaunternehmen und ist aus beruflichen Gründen viel im Ausland<br />
unterwegs.
Herz in Lima gelassen<br />
Musik im Blut mitgenommen<br />
„Lima, was willst du denn dort?“, fragte mich ein Lehrer erstaunt,<br />
als ich ihm erklärte, weshalb ich kurz vor dem Abitur nicht Mathe,<br />
sondern Spanisch büffelte. „Weißt du denn nicht, dass die Stadt<br />
nicht nur Hauptstadt Perus, sondern auch die des Drecks, des<br />
Smogs und der Kriminalität ist?“ Um ehrlich zu sein, diese Frage hat<br />
mich damals ziemlich erschrocken. Trotzdem oder vielleicht gerade<br />
deswegen klammerte ich mich an die Vorstellung von dem Idyll der<br />
Berge, Lamas und Inkas und beschloss, die Schauergeschichten<br />
einfach zu verdrängen. Immerhin hatte ich schon zugesagt, als Frei-<br />
williger ein Jahr lang an einer peruanischen Schule für behinderte<br />
Kinder zu unterrichten. Einen Rückzieher zu machen, kam für mich<br />
nicht in Frage. Als ich mich dazu entschloss, nach Peru zu gehen,<br />
stand ich gerade mitten im Abitur. Mein Ziel war es damals, endlich<br />
Abstand zu den Büchern, den Klausuren und mir selbst zu gewinnen<br />
und das Leben einmal aus einer anderen Perspektive zu betrachten.<br />
Außerdem lockte das Abenteuer, etwas mir völlig Neues und Unbe-<br />
kanntes kennen zu lernen. Der Umstand, dass hierzulande so wenig<br />
über Peru bekannt ist, verstärkte meine Neugier und den Wunsch,<br />
das Land zu entdecken.<br />
Mein erster bleibender Eindruck von Lima war tatsächlich der Ge-<br />
stank. Der Küstennebel, welcher die Stadt im Winter bedeckt hält,<br />
verstärkt den Smog und belastet die Atemorgane. In der Anfangs-<br />
zeit litt ich etwas unter diesen Bedingungen, doch bald schon ge-<br />
wöhnte sich mein Körper daran, genau wie an das Essen von der<br />
Straße, von dem ich anfangs wochenlang Durchfall bekam. Bei der<br />
Ankunft am Flughafen begrüßte mich Elvira, die Lehrerin der Klasse<br />
für die ich eingeteilt war. Dann chauffierte uns ein älterer Taxifahrer<br />
in halsbrecherischem Tempo durch die Stadt, bis wir schließlich im<br />
staubigen Stadtteil Chorrillos vor dem Eingangstor des Colegios<br />
standen. Als sich das schwere hölzerne Schultor öffnete, glaubte<br />
ich meinen Augen nicht zu trauen. Hier eröffnete sich uns ein riesi-<br />
ger Garten. Eine Oase, die im scharfen Kontrast zu den staubigen<br />
Straßen und halb verfallenen Gebäuden des Stadtteils steht.<br />
Zunächst war ich für den Unterricht in der Unterstufe eingeteilt.<br />
Zusammen mit Elvira und einem deutschen Zivi hatte ich vier Kin-<br />
der im Alter von fünf bis dreizehn Jahren zu betreuen, davon zwei<br />
mit Down-Syndrom und eine Schülerin im Rollstuhl. Der Unterricht<br />
zielte darauf ab, möglichst spielerisch an den Schwächen der Kin-<br />
der zu arbeiten, zum Beispiel in Form von einfachen Ball- und Brett-<br />
spielen. Außerdem wurde ich dazu angeregt, viel Gitarre zu spielen<br />
und mit den Kindern Lieder zu singen. Neben dem Schulunterricht<br />
bietet die Christoferus-Schule auch Therapien an. Der momentane<br />
Stolz des Colegios ist die neue Pferdetherapie. Leider können nicht<br />
alle Schüler davon profitieren, da die Stunden viel Geld kosten und<br />
somit für die meisten Familien unbezahlbar sind. Deshalb wurde ein<br />
Fond ins Leben gerufen, der es allen ermöglichen soll, bei Bedarf<br />
an einer solchen Therapie teilzunehmen. Bedauerlicherweise er-<br />
hält die Schule keinerlei Unterstützung vom Staat, die Finanzierung<br />
läuft deshalb ausschließlich über Spenden und Schulgebühren. Zum<br />
Glück stehen diese im Verhältnis zum Einkommen der Eltern.<br />
Manche bekommen auch die Möglichkeit, auf andere Art und Weise<br />
etwas für die Schule zu tun, wie die Mutter einer Schülerin, die<br />
jedes Wochenende die Klassenzimmer putzt. Für deren Familie sind<br />
die regulären Schulgebühren unbezahlbar. Sie entsprechen in etwa<br />
dem Monatsverdient ihres Mannes. Leider ist nicht sichergestellt,<br />
dass dieses System auch weiterhin funktionieren wird. Die Schule<br />
hat ernsthafte finanzielle Probleme und es besteht die Gefahr, dass<br />
in Zukunft nur noch die Kinder wohlhabender Eltern aufgenommen<br />
werden können.<br />
Jobs & Praktika – 55<br />
Dank der Herzlichkeit, mit der ich empfangen wurde, verging die<br />
Phase der Eingewöhnung wie im Flug. Auch mein Spanisch verbesserte<br />
sich rasch. Zwischen den sechs deutschen Praktikanten bildeten sich<br />
schnell die ersten Freundschaften. Während jener Zeit zogen wir<br />
oft zusammen los, um das Nachtleben Limas zu entdecken oder<br />
quetschten uns in einen der winzigen Minibusse, um in ein Viertel<br />
zu fahren, das wir noch nicht kannten. Mich faszinierte während<br />
der ersten Wochen vor allem das Salsatanzen. In Peru existiert<br />
eine Tanzkultur, die es hier in Deutschland so nicht gibt. Auf jeder<br />
Party und jedem Familienfest wird getanzt. Schon die Kinder lernen
56 – Jobs & Praktika<br />
das Tanzen auf eine natürliche Art und<br />
Weise, als ob es eine Selbstverständlichkeit<br />
wäre, wie die Fähigkeit zu sprechen oder<br />
zu laufen. Neben dem Tanzen habe ich<br />
während meines Aufenthalts außerdem<br />
sechs Monate lang dreimal die Woche<br />
abends einen Capoeirakurs (brasilianische<br />
Kampfkunst) besucht. In Deutschland hätte<br />
ich Probleme gehabt, den Kurs zu finanzieren.<br />
In Lima kostete er nur 15,- € pro Monat.<br />
Überhaupt ist das Leben in Peru sehr günstig.<br />
Allerdings kann man dort nicht damit rechnen,<br />
ein hohes Taschengeld gezahlt zu bekommen.<br />
In meinem Fall mussten Kost und Logis aus-<br />
reichen, zusammen mit etwas Essensgeld für<br />
die Wochenenden und die Ferien. Um mir<br />
etwas dazuzuverdienen, unterrichtete ich<br />
eine Zeit lang in einer Art Volkshochschule<br />
im Zentrum Limas Englisch.<br />
Anfang Januar rückten die lang erwarte-<br />
ten zweimonatigen Sommerferien näher. Während<br />
der Ferien reiste ich als Backpacker durch<br />
den Norden Perus, Ecuador, Kolumbien und<br />
Venezuela. Höhepunkt der Reise war die<br />
Teilnahme am Weltsozialforum in Caracas,<br />
der wichtigsten Gegenveranstaltung zum<br />
Weltwirtschaftsgipfel. Schon damals zeichnete<br />
sich die Spaltung Venezuelas in Anhänger und<br />
Gegner des charismatischen Präsidenten Chavez<br />
ab. Ein Großteil der verarmten Bevölkerung<br />
Venezuelas setzt große Hoffnungen darauf,<br />
dass unter ihm endlich die gravierenden so-<br />
zialen Ungleichheiten beseitigt werden.<br />
Auch Peru hat mit sozialen Problemen zu<br />
kämpfen. Die wohl größte Herausforderung<br />
sind das Stadt-Land-Gefälle und die damit<br />
verbundene Verelendung der Landbevölke-<br />
rung. Die bekam ich vor allem im Laufe einer<br />
Reise in das Hochland um Huaraz zu spüren.<br />
Eingeladen von einem Freund, besuchten<br />
wir dessen Eltern in einem kleinen Berg-<br />
dorf namens Piscobamba. Die dort lebenden<br />
Campesionos sind sehr arm und ihr Leben<br />
unterscheidet sich kaum von dem ihrer Vorfah-<br />
ren, der Inkas. Im Haushalt unserer Gastfamilie<br />
gab es weder Toiletten noch fließendes Wasser<br />
und im Garten traf man auf Hühner, Schafe,<br />
Ziegen und Meerschweinchen. Während der<br />
Osterfeier wurde ein Großteil der Tiere ge-<br />
schlachtet. Für unsere Gastfamilie war das<br />
ein ganz besonderes Ereignis, denn im All-<br />
tag besteht deren karges Essen nur aus<br />
Mais, Weizensuppe und gelegentlich etwas<br />
Obst. Trotz des einfachen Lebens genoss ich<br />
die Zeit und war froh darüber, dem hekti-<br />
schen Alltag Limas für eine Weile entfliehen<br />
zu können. Zurück im Colegio gab man mir<br />
die Möglichkeit, die letzten zwei Monate in<br />
einer anderen Klasse zu verbringen.<br />
Dort hatte ich nun nicht mehr Kinder im<br />
Grundschulalter, sondern sieben bereits<br />
erwachsene Behinderte zu betreuen. Bald<br />
war der Juni gekommen und das Ende mei-<br />
nes Aufenthalts rückte unaufhaltsam<br />
näher. Im Colegio verbrachten wir die Tage<br />
vor allem damit, mit den Schülern das Thea-<br />
terstück „Die Bremer Stadtmusikanten“<br />
einzuüben. Die Proben nahmen viel Zeit in<br />
Anspruch. Das Ergebnis war eine Auffüh-<br />
rung, von der alle begeistert waren, allen<br />
voran die Eltern. Ich selbst erlebte diesen<br />
letzten Höhepunkt mit gemischten Gefühlen,<br />
denn der Tag der Aufführung war gleichzei-<br />
tig mein letzter Schultag und mir wurde be-<br />
wusst, dass ich „meine“ Kinder an jenem<br />
Abend zum letzten Mal sehen würde. Ehe<br />
ich mich versah, saß ich auch schon im<br />
Flugzeug und blickte wehmütig auf die Stadt<br />
zurück, die mir zur zweiten Heimat gewor-<br />
den war. Bis heute habe ich das Gefühl, ein<br />
Teil meines Herzens befinde sich noch in<br />
Lima. Die Fülle an Erfahrungen hat mich be-<br />
reichert und meinen Horizont erweitert,<br />
gleichzeitig aber vor das Problem gestellt,<br />
meinen Platz und mein Leben in Deutsch-<br />
land wieder neu definieren zu müssen.<br />
Manchmal überkommt mich das Fernweh.<br />
Dann höre ich tagelang Salsa, betrachte die<br />
verstaubten Fotos und verliere mich in Erin-<br />
nerungen an eine wunderschöne Zeit.<br />
Jonas Nonnenmann ist 20 Jahre alt und seit<br />
einigen Monaten freier Mitarbeiter bei einer<br />
Regionalzeitung im Schwarzwald. Er hat ge-<br />
rade sein Philosophie- und Englischstudium<br />
aufgenommen.
„Selemat Datang. Nama saya Yvonne.“<br />
Das war Indonesisch.<br />
Nach einem endlosen Flug und einigen Zwischenstopps war ich in Ja-<br />
karta gelandet. Eine heiße und tropische Luft strömte mir außerhalb des<br />
Flughafens entgegen, genauso wie unzählige Gepäckträger, die in Mas-<br />
sen auf westlich aussehende Menschen zustürmten und unbedingt das<br />
Gepäck tragen wollten. Diesen Andrang überwunden und um einige Ru-<br />
piah (Landeswährung) erleichtert, ging es im klimatisierten Auto zur Un-<br />
terkunft. Aufgrund der knapp neun Millionen Einwohner, können auch<br />
kurze Strecken sehr lang sein und es scheint, dass alle Einwohner am<br />
Straßenverkehr beteiligt sind. Anders als in Deutschland ist hier jedes<br />
Mittel recht, um als erster sein Ziel zu erreichen. Es wird gehupt, Licht-<br />
hupe gegeben und bei Bedarf einfach auch eine weitere Spur eröffnet,<br />
sodass aus einer zweispurigen plötzlich eine vierspurige Fahrbahn wird.<br />
Das Beste dabei: Niemanden stört es. Naja, dementsprechend sehen<br />
auch die meisten Autos aus. Und weil Platz Mangelware ist, passt auch<br />
schon mal eine vierköpfige Familie auf ein Moped. Überall sind außerdem<br />
Minibusse zu sehen, die kreuz und quer für wenig Geld durch die Stadt<br />
düsen. Nach kurzer Zeit hatte ich mich jedoch an die täglichen Staus und<br />
die rasante Fahrweise gewöhnt und langweilig wurde es nie.<br />
Das erste von insgesamt zwei Praktika absolvierte ich bei der Firma<br />
Telkom, ähnlich der Deutschen Telekom. Die Arbeit befand sich circa<br />
eineinhalb bis zwei Stunden von meiner Unterkunft entfernt mitten im<br />
Zentrum Jakartas. Die Abteilung Datacom, der ich zugeordnet war,<br />
beschäftigte sich mit der Organisation und dem Vertrieb der hauseigenen<br />
Produkte für den Internetzugang. In dieser Abteilung arbeiteten zehn<br />
Angestellte, die mehr recht als schlecht Englisch konnten. „Selemat<br />
Jobs & Praktika – 57<br />
Datang. Nama saya Yvonne“ (Guten Tag, mein Name ist Yvonne) war<br />
deshalb auch der erste indonesische Satz, der mir beigebracht wurde.<br />
Im Unternehmen gehörte ich zu den ersten ausländischen Studenten<br />
überhaupt, und so war ein langsames Herantasten notwendig. Nachdem<br />
die Produkte anhand aufwendiger Präsentationen vorgestellt worden<br />
waren und mir die Abläufe transparenter erschienen, zeichnete sich<br />
auch eine sinnvolle Aufgabe für die nächsten zwei Monate ab. Mit Hilfe<br />
verschiedener Methoden bzw. Programme bereitete ich die Auswertung<br />
von Kundendaten vor. So weit, so gut. Die Schwierigkeit bestand hierbei<br />
vorwiegend in der Kommunikation. Der Verantwortliche, der jeden<br />
Monat diese Auswertungen vornahm, sprach nämlich ausschließlich<br />
Bahasa Indonesia. Doch das gehört eben in einem fremden Land dazu.<br />
Man glaubt gar nicht, was man mit Händen und Füßen alles erklären<br />
kann. Übrigens können nicht sehr viele Indonesier Englisch. Somit ist es<br />
ratsam, Bahasa Indonesia zumindest ansatzweise zu lernen. Die Sprache<br />
an sich ist sehr einfach: Die Wörter werden aneinandergereiht, Fälle und<br />
sonstige Deklarationen gibt es nicht.<br />
Auf der Arbeit habe ich sehr viele Eindrücke bezüglich der Kultur gewinnen<br />
können. Jeden Morgen gab es eine Art Appell, bei dem der Abteilungs-<br />
chef jeden zu seinen Aufgaben und deren Fortschritten befragte. So wurden<br />
alle Probleme besprochen und mit dem Slogan „Telkom – go, fight, win“<br />
wurde einstimmig in den Tag gestartet. Im Gegensatz zur deutschen<br />
Mentalität geschieht der gesamte Tagesablauf etwas gemütlicher.<br />
So ist es nicht verwunderlich, dass ab und an ein Fernseher läuft und<br />
schmachtende Soaps zeigt. Die Religion ist auch während der Arbeitszeit
58 – Jobs & Praktika<br />
fester Bestandteil. Mehrmals am Tag wird ge-<br />
betet und über Lautsprecher, die in jedem Zimmer<br />
angebracht sind, wird daran erinnert. Freitags<br />
ist es den Männern vorbehalten, in eine nahe<br />
gelegene Moschee zu gehen und dort eine<br />
Stunde zu beten. Ansonsten ist die Atmosphäre<br />
ähnlich der in deutschen Büros. Am Mittag<br />
geht man oftmals in umliegende Lokale oder<br />
Imbissbuden und auch die Arbeitszeit von 8 bis<br />
16 Uhr ist mit unserer vergleichbar. Letztendlich<br />
wurde ich herzlich aufgenommen und aktiv in<br />
das Arbeitsleben integriert.<br />
Das zweite Praktikum führte mich für den Zeit-<br />
raum von einem Monat an die Swiss German<br />
University, die sich etwas außerhalb der Haupt-<br />
stadt befindet. Es ist eine sehr modern einge-<br />
richtete Universität mit Wireless Lan und einer<br />
insgesamt sehr guten Ausstattung. Studenten<br />
lernen neben den eigentlichen Studieninhalten<br />
vor allen Dingen Fremdsprachen. So konnte ich<br />
mit den meisten Studenten, mit denen ich zu-<br />
sammen in einem Studentenwohnheim gelebt<br />
habe, Deutsch reden und oft genug über eine<br />
nahezu perfekte Aussprache staunen. Diejeni-<br />
gen, die an dieser Universität studieren dürfen,<br />
kommen aus der Oberschicht Indonesiens. Sie<br />
haben ihr eigenes Auto, gehen jeden Abend es-<br />
sen und sind insgesamt gesehen besser situiert<br />
als viele deutsche Studenten. Während des<br />
Praktikums bestand meine Aufgabe darin, eine<br />
bereits eingesetzte Software, die für die Ver-<br />
waltung aller Kontaktdaten der Universität<br />
genutzt wird, zu optimieren. Dazu wurden zu-<br />
nächst die Mitarbeiter nach ihren Wünschen<br />
befragt, die mit dieser Software arbeiten. Im<br />
Anschluss konnte für jeden eine eigene Struk-<br />
tur mit den für ihn relevanten Daten erstellt<br />
werden. Die Aufgabe war innerhalb der vier<br />
Wochen sehr gut zu bewältigen. Besonders ge-<br />
fallen hat mir die selbstständige Arbeitsweise.<br />
Zum Schluss möchte ich noch ein paar Eindrü-<br />
cke und Empfehlungen zum Essen und dem Rei-<br />
sen weitergeben. Die Esskultur an sich war<br />
anfangs ungewöhnlich, aber eine Erfahrung<br />
wert. Es gibt viel Fisch, Hühnchen, Rind, Reis<br />
und Nudeln – natürlich alles sehr sehr scharf.<br />
Auf Schwein wird aus religiösen Gründen ver-<br />
zichtet. Wem das Angebot nicht reicht, der fin-<br />
det in den riesigen Einkaufszentren bestimmt<br />
das passende Essen. Da gliedert sich ein west-<br />
licher Essensstand an den nächsten, sodass<br />
man nicht verhungern muss. Während der<br />
Ramadan Zeit, in der Muslime vier Wochen<br />
lang von morgens bis abends nichts essen und<br />
trinken dürfen, werden die Fenster einschlägi-<br />
ger amerikanischer Ketten zugehängt, sodass<br />
niemand beim Fasten gestört wird. Auch sonst<br />
ist während der Ramadan Zeit nicht viel los,<br />
außer dass Restaurants und Imbisse mit be-<br />
sonders günstigen Angeboten locken und alle<br />
Malls wie leergefegt sind. Viel gearbeitet wird<br />
in diesen Wochen nicht, da man nur nachts es-<br />
sen und trinken darf. Nach dieser Zeit wird<br />
drei Tage lang gefeiert und gegessen was rein<br />
passt. Und im nächsten Jahr auf ein Neues.<br />
Die letzten vier Wochen meines Aufenthaltes<br />
habe ich für Reisen genutzt, um Indonesien von<br />
all seinen zahlreichen Seiten kennen zu ler-<br />
nen. Indonesien hat außerhalb der oft etwas<br />
verdreckten Städte eine wunderschöne Land-<br />
schaft zu bieten. So empfiehlt es sich, mit dem<br />
Zug von Jakarta nach Bandung zu reisen und<br />
die unzähligen Reisplantagen zu bewundern.<br />
Die Reisekosten an sich sind sehr günstig.<br />
Ein unbedingtes Muss sind auch die Thousand<br />
Islands. Hierbei handelt es sich um viele kleine<br />
Inseln vor der Küste, die ein wenig das „Para-<br />
dies-Feeling“ vermitteln – leere Strände,<br />
klares Wasser und einfach Seele baumeln las-<br />
sen. Tja, und dann gibt es ja auch noch Bali.<br />
Wer möchte nicht als Student auf Bali schnor-<br />
cheln gehen? Man muss sich übrigens bewusst<br />
sein, dass man mit seinem westlichen Aussehen<br />
immer und überall auffällt. Nicht selten kam<br />
es vor, dass ich angesprochen wurde, um ein<br />
Foto machen zu lassen. Das kommt jedoch nur<br />
in den weniger touristischen Gegenden vor. In-<br />
donesier verbinden wohl mit einer hellen Haut<br />
auch einen entsprechenden Reichtum. In der<br />
Werbung werden sogar Produkte angepriesen,<br />
die anstatt zu bräunen, die Haut aufhellen, was<br />
bei indonesischen Mädchen sehr beliebt ist.<br />
Alles in allem ist Indonesien ein interessantes<br />
Land und bietet viele Gegensätze zu Europa.<br />
Die gemachten Erfahrungen möchte ich nicht<br />
missen und würde mich wieder für Indonesien<br />
entscheiden.<br />
Yvonne Leifer, 26 Jahre alt, hat gerade den<br />
<strong>Master</strong>studiengang eBusiness an der<br />
TU Cottbus begonnen.
Arbeiten im Ausland<br />
Welche Möglichkeiten gibt es?<br />
Auch in diesem Jahr schließen wieder viele<br />
junge Menschen die Schule ab und wissen<br />
noch nicht, welchen Weg sie in Zukunft ein-<br />
schlagen sollen. Die Entscheidung für oder<br />
gegen ein Studium oder eine Ausbildung muss<br />
getroffen werden. Da viele Jugendliche diesen<br />
Schritt nicht überstürzt machen wollen und si-<br />
cher gehen möchten, das zu finden, was ihnen<br />
wirklich Spaß macht, nimmt der Wunsch nach<br />
einer „Auszeit“ nach der Schule stetig zu. Doch<br />
welche Möglichkeiten gibt es?<br />
Jeder Jugendliche hat unterschiedliche Ansprüche<br />
und Erwartungen, Wünsche und Vorstellungen.<br />
Deshalb ist es wichtig, die verschiedenen<br />
Möglichkeiten für einen Auslandsaufenthalt<br />
zu kennen und die richtige Wahl zu treffen.<br />
Was passt am besten zu dir: AuPair, Praktikum,<br />
ein Hoteljob, eine Sprachreise oder ein Sprach-<br />
helferaufenthalt? Alle Angebote haben unter-<br />
schiedliche Inhalte, verfolgen jedoch dieselben<br />
Ziele: Verbesserung der Sprachkenntnisse und<br />
damit erhöhte Jobchancen bei der Rückkehr<br />
nach Deutschland, Kennen Lernen neuer Kultu-<br />
ren und Menschen und das Sammeln von<br />
Erfahrungen im Berufsleben bei der Arbeit in<br />
einem anderen Kulturkreis.<br />
Zu den Aufgaben eines AuPairs gehören das<br />
Betreuen der Kinder einer ansässigen Gastfa-<br />
milie. Ein AuPair muss bereits erste Erfahrun-<br />
gen in der Kinderbetreuung gesammelt haben,<br />
belastbar sein und Freude am Umgang mit Kin-<br />
dern haben. Für aktive junge Menschen, wel-<br />
che die Gesellschaft von Erwachsenen und<br />
Kindern lieben und Lust auf eine intensive Er-<br />
fahrung mit einer Gastfamilie haben, bietet sich<br />
diese Art von Auslandsaufenthalt an.<br />
Ein Praktikum im Ausland eignet sich besonders für<br />
Personen, die Erfahrungen in einer bestimmten<br />
Berufssparte sammeln möchten, z.B. als Vor-<br />
praktikum für ein Studium oder als „Test“ für<br />
eine bevorstehende Ausbildung. Je nach Länge<br />
deines Praktikums assistierst und be-<br />
obachtest du oder wirst in verschiedene Pro-<br />
jekte und Abläufe eingebunden. Während des<br />
Praktikums perfektionierst du die Sprachkennt-<br />
nisse für die Arbeit und den Beruf und<br />
lernst die Arbeitsabläufe im Ausland<br />
kennen. Die Praktika sind oft unbezahlt.<br />
Ein Praktikum ist einer Aus- und Weiterbil-<br />
dung gleichzusetzen und eine Investition in<br />
deine Zukunft und die Karriere.<br />
Möchtest du dir den Aufenthalt im Ausland<br />
durch einen bezahlten Job finanzieren? Dann<br />
bewirb dich in der Hotellerie! Du erhältst für<br />
deine Tätigkeit im Service, an der Bar, an der<br />
Rezeption oder als Zimmermädchen den lan-<br />
desüblichen Lohn. Kost und Logis sind frei oder<br />
werden gegen eine geringe Gebühr zur Verfü-<br />
gung gestellt. Du hast noch nie in der Gastrono-<br />
mie gearbeitet? Macht nix! Es ist wichtig, dass du<br />
gut darauf vorbereitet bist. Zum Arbeitsplatz im<br />
Ausland gehört mehr Wissen und Information als<br />
zu einer Reise. Die Kurse an der European Hotel<br />
Academy in Heppenheim beinhalten ein intensi-<br />
ves berufsbezogenes Sprachtraining, Workshops<br />
zum Thema „Leben im Ausland“ sowie ein prakti-<br />
sches Service- und Rezeptionstraining. Allen Be-<br />
werbern, die am Kurs teilnehmen, wird ein Job in<br />
der Hotellerie vermittelt, die Abreise erfolgt direkt<br />
nach Kursende und du bist bestens vorbereitet!<br />
Als Sprachhelfer lebst du bei einer Gastfami-<br />
lie und erteilst 15 Stunden Deutschunterricht pro<br />
Woche. Als Gegenleistung hast du freie Kost und<br />
Logis und genügend Freizeit, um Land und Leute<br />
kennen zu lernen und deine Sprachkenntnisse<br />
zu verbessern. Ein pädagogischer Abschluss ist<br />
nicht erforderlich – du solltest Freude am Lehren<br />
und Spaß an der eigenen Sprache mitbringen.<br />
Wenn du zusammen mit deiner Familie deine<br />
Sprachkenntnisse verbessern willst und eine<br />
neue Kultur kennen lernen möchtest, aber nicht<br />
ins Ausland reisen kannst, empfehlen wir die Auf-<br />
nahme eines Gastschülers<br />
oder eines Sprachhel-<br />
fers aus einem anderen<br />
Jobs & Praktika – 59<br />
Land. Als Gastfamilie bietet man freie<br />
Kost und Logis und erhält dafür als<br />
Gegenleistung 15 Stunden Sprachunterricht.<br />
Wenn du zwischen Schule und Studium oder<br />
Ausbildung nur wenig Zeit hast, raten wir dir<br />
zur Teilnahme an einer Sprachreise. Während<br />
der Reise besuchst du halbtags oder ganztags<br />
eine Schule, an der die Sprache deines Reise-<br />
landes unterrichtet wird. Durch die internati-<br />
onale Gruppenzusammensetzung und die<br />
Unterkunft in der Gastfamilie bist du intensiv<br />
in den Alltag und die Sprache des Reiselandes<br />
eingebunden und kannst schnell deine Sprach-<br />
kenntnisse perfektionieren.<br />
The European Hotel Academy e.V.<br />
in Zusammenarbeit mit DFSR<br />
06252-689397<br />
www.europeanhotelacademy.de<br />
info@europeanhotelacademy.de
60 – Jobs & Praktika<br />
Fernsehen am Mittelmeer<br />
Arbeiten wo andere Urlaub machen<br />
Dieser Sommer sollte etwas ganz Besonderes werden: Einerseits wollte<br />
ich in Ferienstimmung versetzt werden, andererseits meine <strong>Semester</strong>fe-<br />
rien auch sinnvoll nutzen. Die perfekte Mischung fand ich in Barcelona,<br />
wo ich mich erfolgreich um ein dreimonatiges Praktikum beim Fernseh-<br />
sender TV3 beworben hatte. Somit würde ich meine vorlesungsfreie Zeit<br />
in der wunderbaren katalanischen Stadt am Mittelmeer verbringen.<br />
Da ich bereits zuvor im Spanisch sprechenden Ausland gelebt hatte, gab<br />
es keinerlei Sprachschwierigkeiten und das Abenteuer konnte beginnen.<br />
Nachdem ich ein Zimmer in einer WG gefunden hatte, bereitete ich mich<br />
auf meinen ersten Arbeitstag vor. Solche Tage sind ja leider eher unan-<br />
genehm, da erstmal alles neu und ungewohnt ist, aber den Katalanen ge-<br />
lingt es, jegliches mulmige Gefühl bereits nach kurzer Zeit zu beseitigen.<br />
Meine Chefin meinte gleich zu Beginn: „Unsere Praktikanten hier arbei-<br />
ten nie mehr als vier Stunden pro Tag, schließlich soll noch genug Zeit blei-<br />
ben, um an den Strand zu gehen, das Meer und die Sonne zu genießen.“<br />
Dem hatte ich natürlich nichts entgegenzusetzen...<br />
Mit dem Ziel, möglichst viele Abteilungen des Fernsehsenders kennen<br />
zu lernen, war mein Praktikum in drei Teile gegliedert: Den ersten Monat<br />
verbrachte ich in der Medienforschung. Meine Aufgabe bestand darin,<br />
die deutsche Medienlandschaft zu analysieren und für TV3 einen Bericht<br />
darüber anzufertigen, wie weit Deutschland mit der Verbreitung des digi-<br />
talen Fernsehens ist, welche Sendungen, Serien und Talkshows beson-<br />
ders erfolgreich sind und wie deren Aufbau ist. Ziel dieses Unterfangens<br />
war es, neue Ideen und Anregungen für das Programm des Senders zu<br />
gewinnen. Die Katalanen waren insbesondere von den deutschen Flirt-<br />
shows sehr angetan: Ob „Herzblatt“, „Nur die Liebe zählt“ oder „Liebe,<br />
Lisa!“, eine dieser Unterhaltungsshows wird es, nach deutschem Vor-<br />
bild, in einer ähnlichen Form sicher bald auf TV3 geben. Während meines<br />
zweiten Monats war ich Teil des Produktionsteams des Tochtersenders<br />
von TV3, einem Nachrichtensender. Dort lernte ich, wie man an Meldungen<br />
von internationalen Agenturen herankommt, wie Videos über Satelliten<br />
bestellt werden, wie Live-Sendungen aufgebaut werden, wie Dolmetscher<br />
eine Pressekonferenz aus dem Ausland simultan übersetzen und<br />
vieles mehr. Die Regie und die Redaktion eines Nachrichtensenders sind<br />
für mich besonders faszinierend: Alles muss schnell gehen, die Informati-<br />
onen müssen so aktuell wie möglich sein und die dazugehörigen Bilder<br />
müssen den Text perfekt untermalen. So ruhig und ausgeglichen der<br />
Nachrichtensprecher die aktuellen Geschehnisse verliest, so hektisch<br />
und chaotisch geht es derweil hinter den Kulissen zu, wo noch schnell<br />
ein Stück fertig geschnitten und in den Ablaufplan eingeschoben wird.<br />
Eine spannende Welt!<br />
Eine Besonderheit des Fernsehsenders TV3 ist übrigens die Tatsache,<br />
dass jeder Text der über den Äther geht, erst an die Linguistik-Abteilung<br />
geschickt werden muss, die diesen auf Fehler in der katalanischen Gram-<br />
matik untersucht. Die Katalanen hegen und pflegen ihre Sprache nämlich<br />
besonders und möchten eine hohe Sprachqualität fördern. Derzeit absol-<br />
viere ich meinen letzten Monat bei TV3 in der Abteilung Dokumentarfilme<br />
und Reportagen. Hier werden sowohl Kurz- als auch Langzeitproduktio-<br />
nen hergestellt: Das können Reportagen über politische Themen, die Tier-<br />
welt, die Umwelt oder über ferne Länder sein. Entweder werden bereits<br />
fertige Dokumentationen auf Katalanisch vertont oder eigene Kamera-<br />
teams liefern das Material für einen neuen Beitrag, der dann in diesem<br />
Bereich so bearbeitet wird, dass er gesendet werden kann. Dieses Prak-<br />
tikum ist auf jeden Fall eine wertvolle Erfahrung. Die Katalanen sind sehr<br />
geduldig, erklären und teilen ihr Wissen und ihre Kenntnisse sehr gerne mit<br />
Praktikanten. Ich kann jedem, der sich für einen Beruf im journalistischen<br />
Bereich interessiert, ein Praktikum im Ausland wärmstens empfehlen,
weil man die Arbeits- und Denkweisen mit denen in Deutschland vergleichen<br />
kann und außerdem viele neue Ideen aus dem Gesehenen und Erlebten<br />
schöpft.<br />
Doch es soll nicht der Eindruck entstehen, dass Barcelona nur ein Ort<br />
ist, an dem man arbeitet. Vielmehr hat man in Barcelona ständig das Ge-<br />
fühl, Teil einer großen Feier zu sein: In der Stadt ist immer was los, es<br />
gibt Bars und Restaurants en masse, das kulturelle Angebot ist immens<br />
und auch alle Sportbegeisterten kommen auf ihre Kosten. Aber der Reihe<br />
nach: Es empfiehlt sich natürlich, sich einen möglichst aktuellen<br />
Barcelona-Führer zu kaufen, denn Barcelona ist eine Stadt im stetigen<br />
Wandel. Orte, die gerade noch „in“ waren, sind schnell wieder „out“,<br />
oder Clubs, in denen früher tolle Musik lief, gibt es vielleicht schon gar<br />
nicht mehr. Für alle Kunst- und Architekturinteressierten ist Barcelona<br />
das absolute Paradies: Architekten wie zum Beispiel Gaudí haben hier<br />
außergewöhnliche Werke im Jugendstil hinterlassen, die das Stadtbild<br />
Barcelonas prägen. Von paradiesischen Verhältnissen kann man auch<br />
sprechen, wenn es um die Vielfalt der Museen und Galerien geht. Vom<br />
Mittelalter bis zur Neuzeit sind hier sämtliche Epochen vertreten. Beson-<br />
ders empfehlenswert finde ich das Museum der zeitgenössischen Kunst<br />
von Barcelona, das sich im Stadtviertel Raval befindet und das stets<br />
extravagante Ausstellungen modernen Künstler bietet. Wer die klassi-<br />
sche Kunst bevorzugt, ist besser im nationalen Kunstmuseum von Katalo-<br />
nien aufgehoben. Bedeutende Werke der Gothik, der Klassik und des<br />
Barocks sind ebenso vertreten wie Bilder aus dem 20. Jahrhundert.<br />
Nach so viel geistiger Nahrung sollte man auf jeden Fall wieder die Seele<br />
baumeln lassen. Der stadtnahe Strand namens Barceloneta eignet sich<br />
dafür perfekt. Wer Lust hat, kann sich von den „fliegenden Verkäufern“<br />
eine Auswahl an Schmuck zeigen oder sich von Masseusen den Rücken<br />
durchkneten lassen. Wenn man am Strand spazieren geht, entdeckt man<br />
noch weitere Sehenswürdigkeiten: das riesige Casino Barcelonas, das<br />
gleich neben dem olympischen Dorf gelegen ist. Während der Olympi-<br />
schen Spiele 1992 waren hier Sportler aus der ganzen Welt einquartiert.<br />
Ahh, ich könnte natürlich noch weiter von dieser Stadt schwärmen, aber<br />
der beste Rat ist wohl: Bewerbung schreiben, Praktikum beginnen und<br />
selbst auf Entdeckungsreise in Barcelona gehen!<br />
Patricia Czarkowski, 27 Jahre alt, ist Studentin der Kulturwissenschaften<br />
und der Interkulturellen Kommunikation an der Universität des Saarlan-<br />
des in Saarbrücken.<br />
Jobs & Praktika – 61
62 – Jobs & Praktika<br />
Gastfreundschaft bei Nacht<br />
Entwicklungszusammenarbeit in Mali<br />
Für viele Hochschulabsolventen stellt die Entwicklungszusammenarbeit<br />
die lukrativsten Arbeitsplätze. Wer träumt nicht davon, bei schönem<br />
Wetter in exotischen Ländern und malerischen Landschaften zu arbei-<br />
ten, Auslandszuschlag zu kassieren und dabei das Gefühl zu bekommen,<br />
Menschen zu helfen? So auch ich. Durch mein Studium der Angewand-<br />
ten Afrikastudien in Bayreuth hatte ich bereits allerlei Interessantes über<br />
Afrika gehört und fühlte mich vorbereitet genug, erste praktische Erfah-<br />
rungen zu sammeln. Ich begann, einen Praktikumsplatz zu suchen und<br />
nahm über Beziehungen meiner Professoren direkten Kontakt zu Nicht-<br />
regierungsorganisationen auf. Nach einem Telefonanruf eines Dozenten<br />
in Mali hatte ich meine Praktikumsstelle. Ich verließ das Büro mit einem<br />
breiten Grinsen, denn schließlich war ich mit einem Fuß schon in Afrika.<br />
Mein Arbeitgeber war ein Verein, der sich um den Erhalt der einzigarti-<br />
gen Tradition des Nomadenvolks der Tuareg bemüht. Projekte wie Brun-<br />
nen- bzw. Schulbau, die Einrichtung von Dokumentationszentren und die<br />
Ausbildung von Krankenschwestern sollen dem Volk der Tuareg helfen,<br />
mit den Herausforderungen der globalen Welt besser umgehen zu können.<br />
Das Besondere an dem Verein ist, dass er nur mit der lokalen Bevölke-<br />
rung zusammenarbeitet, somit die Kreativität und Lösungskompetenzen<br />
dieser fördert und durch den Verzicht auf ein Büro in Mali Ausgaben für<br />
den Verwaltungsapparat spart. Einen Großteil meiner Vorbereitungen<br />
widmete ich der Geschichte der Tuareg, den Begebenheiten des Landes,<br />
den Aktivitäten des Vereins und den Richtlinien der Entwicklungszusam-<br />
menarbeit. Nach mehreren ärztlichen Untersuchungen, zahlreichen Imp-<br />
fungen und letzten unabdingbaren Besorgungen wie einem Moskitonetz,<br />
dem Buch „Wo es keinen Arzt gibt“ von David Werner und Medikamen-<br />
ten, war ich bereit, in einem der ärmsten Länder der Welt mein erstes<br />
Praktikum anzutreten.<br />
Nach der Landung in Bamako hatte ich zunächst drei Tage Zeit, mich an<br />
mein neues Leben in dem schwülen Klima Malis zur Regenzeit und an die<br />
Auswirkungen des Kulturschocks zu gewöhnen. Das Vorhaben, ein halbes<br />
Jahr in einem fremden Land zu bleiben, verbunden mit der menschlichen<br />
Angst vor dem Fremden, wirkte ziemlich ermüdend auf den Körper. So<br />
verbrachte ich die ersten Tage mit Lesen und Schlafen auf meinem Hotel-<br />
zimmer. Doch irgendwann packte mich die Neugier und ich begann, mir<br />
meine Arbeitswelt zu erschließen und mir einen groben Plan zu erstellen.<br />
Meine Arbeitsaufgabe war schon in Deutschland klar: Ich würde bereits<br />
existierende Projekte des Vereins begutachten und dokumentieren,<br />
darüber Interviews mit der lokalen Bevölkerung führen, Modifikationen<br />
aufnehmen und in Projektvorschläge umformulieren. Mein Arbeitsplatz<br />
waren die von den Tuareg bewohnten und nur schwer zugänglichen<br />
Wüstengebiete im Südosten und Norden des Landes. In diesen Regionen<br />
gibt es keine Infrastruktur. Dort wo eine Straße sein sollte, ist meistens<br />
nur eine Piste, wenn diese nicht während der letzten Regenzeit weg-<br />
geschwemmt wurde oder überschwemmt ist. Die schlechten Straßen-<br />
verhältnisse erlauben es nur Allradwagen und LKWs in diese Gebiete<br />
zu gelangen. Vorne in der Kabine gibt es zwei Plätze für vier Passagiere,<br />
die restlichen dreißig nehmen oben auf der Ladefläche Platz. Platz neh-<br />
men heißt, sich irgendwo hinzusetzen, sein Gepäck irgendwo festzubin-<br />
den, und sich mit allen möglichen Körperteilen die ganze lange Fahrt über<br />
festzuhalten. Dank der schlechten Straßenverhältnisse fährt man nicht<br />
schnell. Man hat gute Chancen, heil aus der Sache heraus zu kommen.<br />
Fahrpläne gibt es nicht, nur Richtwerte und Routen, über die aber fast je-<br />
der in der Stadt Auskunft geben kann. Wartezeiten von fünf bis 20 Stun-<br />
den muss man schon einplanen, falls man sich überhaupt so etwas wie<br />
einen Plan gemacht hat. Die Dauer der Fahrt für eine Strecke von 200km<br />
kann zwischen zehn Stunden und drei Tagen dauern.<br />
Als ich nach zehn Stunden in Ménaka ankam, war die Nacht schon vor-<br />
angeschritten und es gab keine Beleuchtung in dem 3.000-Seelen-Dorf.<br />
Ich bat einen Mitreisenden, mich zu dem Haus des „chef de village“ zu<br />
führen, denn Hotels gab es in diesem Dorf keine und ich wollte nicht auf<br />
der Straße neben den Kühen übernachten. Trotz meiner Dreistigkeit emp-<br />
fing mich die Hausherrin sehr herzlich. Sie bot mir ein Bett, etwas zu Es-<br />
sen und eine Dusche an. Am besten vergegenwärtigt man sich diese<br />
Gastfreundschaft, wenn man die Situation auf ein Dorf in Deutschland<br />
überträgt. Ein Afrikaner klopft nachts an der Tür des Bürgermeisters und
ittet um eine Übernachtungsmöglichkeit. Wie<br />
wäre die Reaktion hierzulande? Bei Tageslicht<br />
sorgte meine Anwesenheit für Furore und im<br />
Laufe des Tages kamen viele Menschen vorbei,<br />
um mich zu begrüßen. Die Neugierde meiner-<br />
seits war ebenfalls groß, und die Zeit bis zum<br />
Essen verging wie im Flug. Berührungsängste<br />
muss man hinter sich lassen und pingelig darf<br />
man auch nicht sein, wenn man mit der lokalen<br />
Bevölkerung leben möchte. Besteck gibt es nur<br />
bedingt, gegessen wird mit der rechten Hand,<br />
zumeist Reis oder Hirse mit ein wenig Fleisch.<br />
Es ist wirklich unglaublich wie lecker etwas<br />
so Einfaches sein kann! So schnell das auch<br />
mit der kulturellen Eingewöhnung ging, an die<br />
Arbeitsumstände konnte ich mich mit meiner<br />
deutschen Pünktlichkeit nur bedingt gewöhnen.<br />
Oft kam es vor, dass Verabredungen nicht ein-<br />
gehalten wurden oder ein Arbeitstreffen nicht<br />
das erreichte, was ich wollte. Lange Mittags-<br />
pausen sind besonders beliebt und Termin-<br />
treue ist eher selten. Das berühmte Sprichwort<br />
„In Europa haben sie Uhren, in Afrika haben wir<br />
Zeit“ kann ich bestätigen. Eine Schuldzuwei-<br />
sung wäre jedoch fehl am Platz. In Mali können<br />
Meetings abends beim Lagerfeuer abgehalten<br />
werden und zur Besprechung besonders wich-<br />
tiger Dinge gibt es sehr starken grünen Tee.<br />
Einen geregelten Arbeitsalltag hatte ich nicht,<br />
da meine Arbeit immer orts- und situationsge-<br />
bunden war. Es gab jedoch einige Parallelen in<br />
den Tagesabläufen. Aufgestanden wurde gene-<br />
rell bei Sonnenaufgang, damit man das Tages-<br />
licht ausnutzten konnte. Schon beim Frühstück<br />
mit dem „chef de village“ kamen die ersten<br />
Dorfbewohner vorbei und erläuterten ihre<br />
Probleme oder unterbreiteten Vorschläge.<br />
Weil vieles in der Sprache der Tuareg besprochen<br />
wurde, konnte ich leider nicht besonders viel<br />
verstehen. Nach dem Frühstück begleitete ich<br />
den „chef de village“ häufig bei seinen Fahrten<br />
im Dorf und manchmal auch ins Nachbardorf.<br />
Dort wurden überregionale Angelegenheiten<br />
besprochen, wie beispielsweise der Besuch<br />
des Premierministers in der Bezirkshaupt-<br />
stadt. Dies geschah immer in Anwesenheit vie-<br />
ler Dorfbewohner und bei noch mehr Tee oder<br />
beim Mittagessen. Manchmal wurde ein ge-<br />
meinsames Mittagsnickerchen gehalten. Am<br />
Nachmittag folgten weitere Besprechungen.<br />
Ab und zu schauten wir uns Schulen oder Korn-<br />
speicher an, schätzten Schäden und erstellten<br />
Kostenvoranschläge. Dadurch, dass ich oft mit-<br />
genommen wurde, bekam ich einen sehr gu-<br />
ten Einblick in die politische Struktur des Volkes<br />
der Tuareg. Die Leute antworteten mir immer<br />
und ausführlich auf meine Fragen. Die Ant-<br />
worten konnte ich dann in meine Abschluss-<br />
berichte und Projektvorschläge aufnehmen.<br />
Eine meiner Hauptaufgaben war es, eine bes-<br />
sere Wasserversorgung für das Dorf Andé-<br />
ramboukane zu erarbeiten. Dazu wertete ich<br />
Projektvorschläge anderer Nichtregierungs-<br />
organisationen aus, setzte die vorhandenen<br />
Brunnen in Proportion zu den Haushalten, be-<br />
fragte die Leute nach dem Stand und der Quali-<br />
tät des Wasser aus dem angrenzenden See und<br />
erstellte eine Liste der Krankheiten für Mensch<br />
und Tier, die durch sauberes Wasser verhin-<br />
dert werden würden. Ich dokumentierte alles<br />
mit einem Diktiergerät und meinem Fotoappa-<br />
rat. Abends machte ich mir Notizen, die es zu<br />
verarbeiten galt, sobald ich einen Computer zur<br />
Hand hatte. Kurz nach 19 Uhr wurde es dunkel<br />
und wir versammelten uns für das Abendessen.<br />
Mit der etwas süßlichen Kamelmilch wurde das<br />
Essen abgerundet.<br />
Luxus war, wenn wir abends den Generator an-<br />
machten und ein wenig fernsehen konnten.<br />
Um einen kleinen Fernseher saßen circa zwan-<br />
zig Leute, die alle kollektiv zurückschreckten,<br />
wenn ein Krokodil auf die Kamera zulief. Sehr<br />
beliebt waren Seifenopern aus Südamerika und<br />
natürlich auch die Nachrichten. Insgesamt war<br />
mein Praktikum in Mali eine überragende Er-<br />
fahrung. Die einzigartige Kultur der Tuareg und<br />
die, trotz der Kargheit, pittoresken Landschaf-<br />
ten haben sich in mein Gedächtnis eingebrannt.<br />
Die Welt aus einer anderen Perspektive wahr-<br />
zunehmen war das Beste, was ich mir je hätte<br />
Jobs & Praktika – 63<br />
erträumen können. Im Sinne Joseph Conrads<br />
möchte ich mit dem Satz abschließen: „Eine<br />
Reise in das Innere Afrikas, ist eine Reise zum<br />
inneren Selbst.“<br />
Artur Beifuß, 24, ist an der Universität Bayreuth<br />
eingeschrieben. Er schließt dort gerade den<br />
<strong>Bachelor</strong>studiengang „Angewandte Afrika-<br />
studien: Kultur und Gesellschaft Afrikas“ ab<br />
und möchte im Oktober in Berlin ein <strong>Master</strong>-<br />
programm aufnehmen.
64 – Länderprofil<br />
Neuseeland<br />
Bildungseinrichtungen<br />
Aotearoa, Neuseeland, ist ein faszinierendes Land und hat<br />
für einen Aufenthalt viel mehr als nur eine atemberaubende<br />
Landschaft zu bieten. Neuseelands Bildungssystem ist von<br />
hoher Qualität. Die Institutionen legen den Schwerpunkt auf das<br />
Vermitteln von Fähigkeiten und Kenntnissen, die sowohl für eine<br />
Karriere als auch für die persönliche Entwicklung notwendig<br />
sind. Ein Bildungsaufenthalt in Neuseeland gibt jungen Leuten<br />
die Möglichkeit, eine andere Kultur kennen zu lernen, eröffnet<br />
berufliche Perspektiven und erweitert den Horizont.<br />
Schulen der Sekundarstufe (Secondary Schools)<br />
Diese Schulen werden als High Schools, Grammar Schools und<br />
Colleges bezeichnet. Es gibt über 400 Sekundarschulen, die ein<br />
breit gefächertes Angebot bereithalten. Fast alle Einrichtungen sind<br />
staatlich. Die meisten sind gemischte, so genannte Co-educational<br />
Schools. Etwa 10% sind reine Mädchen- oder Jungenschulen.<br />
Das Schuljahr beginnt im Januar und endet im November. Es ist in<br />
vier Quartale (Terms) eingeteilt. Ausländische Schüler haben die<br />
Möglichkeit, sich zu jedem Term einzuschreiben. Deutsche Schüler<br />
bevorzugen den Einstieg im Januar oder Juli. Zu empfehlen ist<br />
ein Schulaufenthalt von mindestens zwei Terms, um die Sprache<br />
ausführlich zu lernen, Freundschaften zu festigen und sich bei<br />
der neuen Familie einzuleben. Deutsche Schüler haben auch<br />
die Option, den Schulabschluss in Neuseeland zu machen. Das<br />
neuseeländische Äquivalent zum deutschen Abitur nennt sich<br />
National Certificate of Educational Achievement (NCEA). Der<br />
Abschluss wird international anerkannt und auch von einigen<br />
deutschen Universitäten als Zugangsberechtigung akzeptiert.<br />
Hochschulen (Tertiary Institutes)<br />
In Neuseeland gibt es acht staatliche Universitäten an sechs<br />
Standorten. Die Universitäten bieten <strong>Bachelor</strong>-, Certificate-,<br />
Diploma- und <strong>Master</strong>abschlüsse sowie Doktorandenprogramme<br />
(PhD) in den Natur- und Geisteswissenschaften an. Vor dem<br />
eigentlichen Studium kann man Grundlagenkurse (Foundation<br />
Studies) belegen, die Studierende mit fehlenden Kenntnissen<br />
auf das Erststudium in einem bestimmten Fach vorbereiten.<br />
Viele der Universitäten haben sich auf Fachgebiete wie Jura,<br />
Medizin, Ingenieurwissenschaften, Informatik, Agrarwirtschaften,<br />
Technologie oder Umweltforschung spezialisiert. Die <strong>Semester</strong><br />
beginnen in der Regel im Februar und im Juli. Zusätzlich erfreuen<br />
sich Sommerprogramme zunehmender Beliebtheit, da diese<br />
den Studenten eine dritte Studienperiode bieten. Neben den<br />
Universitäten hat Neuseeland 21 staatliche Fachhochschulen<br />
(Polytechnics) und Technische Hochschulen (Institutes of<br />
Technology, ITPs). Die <strong>Abschlüsse</strong> dort nennen sich Certificates
und Diplomas. An vielen ITPs werden zudem <strong>Bachelor</strong>abschlüsse<br />
sowie Foundation Studies und Sommerprogramme angeboten.<br />
Private Hochschulen, die sowohl akademische als auch berufs-<br />
bildende Studiengänge im Programm haben, sind oft auf bestimmte<br />
Fachbereiche wie Tourismus, Design, Flugausbildung, etc.<br />
spezialisiert. Für deutsche Studierende, die bereits einen Hoch-<br />
schulabschluss haben oder die eine bestimmte <strong>Semester</strong>anzahl<br />
nachweisen können, reduzieren sich an neuseeländischen<br />
Hochschulen die Studiengebühren: Die „international fees“<br />
entfallen und die Studenten zahlen nur die Gebühren, die auch für<br />
die Einheimischen gelten.<br />
Sprachanbieter (English Language Provider)<br />
Englischkurse werden in Neuseeland von Universitäten, Fach-<br />
hochschulen, Technischen Institutionen und ca. 100 privaten<br />
Sprachschulen angeboten. Die Auswahl der Kurse ist sehr groß.<br />
Es können allgemeine Englischkurse, Prüfungsvorbereitungskur-<br />
se und fachspezifische Englischkurse wie z.B. Business English<br />
belegt werden. Die Klassen sind mit in der Regel weniger als<br />
zwölf Teilnehmern eher klein und werden für Einzelpersonen und<br />
Gruppen angeboten. Darüber hinaus können Sprachkurse mit<br />
Freizeitaktivitäten gewählt werden, die nach dem Unterricht eine<br />
Vielzahl von Sportaktivitäten bereithalten. Die meisten Sprachkurse<br />
beginnen jeden Montag und sind nicht an die allgemeinen Ferien-<br />
zeiten gebunden. Oft ist die Unterbringung in Gastfamilien möglich.<br />
New Zealand – Your Place to Grow<br />
Entdecke die Möglichkeiten! Entwickle dich weiter!<br />
Wachse an Herausforderungen!<br />
Ausführliche Informationen zu Bildungsmöglichkeiten in<br />
Neuseeland: www.newzealandeducated.com/germany<br />
Christiane Horn<br />
hamburg@nzte.govt.nz<br />
Länderprofil – 65
66 – News<br />
Neuigkeiten<br />
Impressum<br />
High School<br />
High School USA, CAN, AUS, NZ – öffentl./priv.<br />
Schulen – Familien-/Internatsaufenthalt – ec.se,<br />
www.highschoolberater.de<br />
++++++++++++++++++++++++++++++++++++<br />
High School und College Aufenthalte in AUS und<br />
NZ mit dem Spezialisten Southern Cross Education.<br />
Mehr Infos unter www.edu-australien.de<br />
oder 0711-3803416<br />
++++++++++++++++++++++++++++++++++++<br />
Bei uns kannst Du auch jetzt noch High Schools +<br />
Sommercamps z.B. in Kanada und Irland buchen!<br />
www.do-it-sprachreisen.de<br />
++++++++++++++++++++++++++++++++++++<br />
Neuauflage: Handbuch Fernweh. Der Ratgeber<br />
zum Schüleraustausch, mit Preis-Leistungs-<br />
Tabellen von High-School-Programmen für 18<br />
Gastländer, 6. Auflage 2007, 544 Seiten, 18.50 €<br />
www.handbuchfernweh.de<br />
++++++++++++++++++++++++++++++++++++<br />
weltweiser Auslandsforum<br />
Angebote, Termine und Informationen von<br />
Austauschorganisationen & Agenturen<br />
www.weltweiser.de<br />
Sprachreisen<br />
Kingsbrook Spanisch Schule<br />
Lern Spanisch, triff nette Leute und genieße die Stadt!<br />
Sprachkurse / bezahlte Praktika / Au Pair<br />
Barcelona / info@kingsbrookbcn.com<br />
Herausgeber: International Education Network GmbH & Co. KG<br />
Schloss Cappenberg<br />
59379 Selm-Cappenberg<br />
02306-758882<br />
02306-758884<br />
marketing@<strong>itchy</strong>-<strong>feet</strong>.net<br />
www.<strong>itchy</strong>-<strong>feet</strong>.net<br />
Geschäftsführung: Thomas Terbeck, Ramon Tissler<br />
Copyright: International Education Network GmbH & Co. KG<br />
Redaktion: Jens Hirschfeld, Annike Hüske, Angelina Rauber,<br />
Thomas Terbeck, Ramon Tissler<br />
Reisen & Arbeiten<br />
Hostelworld.com ist der weltweite Führer für online<br />
Buchungen auf dem Budget und Jugendreisemarkt.<br />
Unsere Seite bietet online Reservierungen für<br />
über 12.000 Herbergen und Budget-Unterkünfte in<br />
165 Ländern, sowie Städte Guides, Reisetipps und<br />
Touren. Für mehr Info geh zu www.hostelworld.com<br />
++++++++++++++++++++++++++++++++++++<br />
Wir vermitteln Au-pairs weltweit: USA, Australien,<br />
Neuseeland, Frankreich, England, Irland, Spanien,<br />
Italien; Info: 0761-7076917; info@aupair-ams.de<br />
www.aupair-ams.de; Anna Maria Schlegel Au-pair<br />
Vermittlung<br />
Roosevelt Academy<br />
Studium<br />
Englischsprachiges University College<br />
mit 600 Studenten aus aller Herren Länder<br />
in Middelburg, den Niederlanden<br />
www.roac.nl<br />
++++++++++++++++++++++++++++++++++++<br />
Sport Stipendien in den USA<br />
Sport-Scholarships.com vermittelt Sport<br />
Stipendien in 29 Sportarten an nahezu allen<br />
Universitäten und Colleges in den USA.<br />
www.sport-scholarships.com<br />
++++++++++++++++++++++++++++++++++++<br />
Medizin Studienplätze im Ausland<br />
Medizin im Ausland studieren – die bessere<br />
Möglichkeit, wenn die ZVS deutsche Studienplätze<br />
in Medizin verwehrt. Optionen und Gratisinfos<br />
unter: www.medizinstudium-im-ausland.de<br />
Auflage: 50.000<br />
ISSN: 1861-4817<br />
Druck: westermann druck GmbH, Braunschweig<br />
Vertrieb: IPS Pressevertrieb GmbH und eigene Auslieferung<br />
Bildquellen: www.photocase.de, www.stockxpert.de<br />
CIVC, Epernay<br />
privat<br />
Design: Grafikstudio Carreira<br />
Pauschale Stipendien für <strong>Bachelor</strong> Studium USA<br />
International Doorway vergibt jedes Jahr ca.<br />
200 Pauschalstipendien an deutsche Bewerber<br />
mit mindestens Fachabitur für ein <strong>Bachelor</strong><br />
Studium in beliebigen Fachrichtungen an diversen<br />
akkreditierten Colleges und Universitäten in<br />
den USA. Die schnellsten Bewerber haben ein<br />
Stipendium sicher. www.internationaldoorway.de<br />
www.grafikstudio-carreira.de<br />
Querbeet<br />
Nachwuchsautoren und Hobbyfotografen aufgepasst!<br />
Für die 5. Ausgabe unseres Magazins, die Anfang<br />
November erscheint, sammeln wir wieder Er-<br />
fahrungsberichte über eure Auslandsaufenthalte. Be-<br />
sonders freuen wir uns immer über Texte in einer<br />
Fremdsprache (z.B. Englisch, Spanisch oder Fran-<br />
zösisch). Jeder abgedruckte Bericht wird mit<br />
100,- € prämiert. Zudem suchen wir kreative<br />
Fußfotos für unser Deckblatt – egal ob barfuß<br />
oder mit Schuhwerk! Falls veröffentlicht, gibt es<br />
100,- € von uns. Einsendeschluss für Erfahrungs-<br />
berichte und Fußfotos ist der 31.07.2007. Bitte<br />
sendet uns die Bilder in ausreichender Auflösung zu<br />
(300 dpi/A4). Weitere Informationen findet ihr auf<br />
www.<strong>itchy</strong>-<strong>feet</strong>.net.<br />
++++++++++++++++++++++++++++++++++++<br />
Karriere im Ausland<br />
Ob Sprachkurse, Work & Travel, High School<br />
Aufenthalte, Freiwilligenaufenthalte oder Auslands-<br />
studium – Karriere-im-Ausland klärt auf und<br />
präsentiert euch die interessantesten Programme<br />
und wichtigsten Agenturen Deutschlands.<br />
www.karriere-im-ausland.de<br />
Namentlich gekennzeichnete Artikel geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Für unverlangt zur Verfügung gestelltes Text- und Bildmaterial wird nicht gehaftet.
<strong>itchy</strong> <strong>feet</strong> Nr. 5 erscheint im Nov. 2007!<br />
www.<strong>itchy</strong>-<strong>feet</strong>.net<br />
Nr. 5 / 3,50 € <strong>itchy</strong><br />
<strong>feet</strong><br />
Das Magazin für Bildung und Karriere im Ausland<br />
Schreibe deinen<br />
Erfahrungsbericht!<br />
High School<br />
Sprachkurse<br />
Reisen & Arbeiten<br />
Studium<br />
Jobs & Praktika<br />
Bei Abdruck wird dein Artikel prämiert!<br />
Weitere Infos unter www.<strong>itchy</strong>-<strong>feet</strong>.net<br />
Einsendeschluss ist der 31.07.2007.<br />
Das Online Magazin www.<strong>itchy</strong>-<strong>feet</strong>.net<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
•<br />
Fußfoto gesucht!<br />
Mit oder ohne Schuhwerk -<br />
am besten im Freien!<br />
Bei der Verwendung für unser<br />
Deckblatt gibt es 100 Euro!<br />
Erfahrungsberichte<br />
Artikel<br />
Branchen-News<br />
User Feedback<br />
pdf Downloads der Printausgaben