Das Magazin für Bildung und Karriere im Ausland - Itchy-feet
Das Magazin für Bildung und Karriere im Ausland - Itchy-feet
Das Magazin für Bildung und Karriere im Ausland - Itchy-feet
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www.itchy-<strong>feet</strong>.net<br />
Nr. 2 / 3,50 €<br />
Sommer 2006<br />
itchy <strong>feet</strong><br />
<strong>Das</strong> <strong>Magazin</strong> <strong>für</strong> <strong>Bildung</strong> <strong>und</strong> <strong>Karriere</strong> <strong>im</strong> <strong>Ausland</strong><br />
High School<br />
Sprachkurse<br />
Reisen & Arbeiten<br />
Studium<br />
Jobs & Praktika
Vorwort<br />
Auf geht´s!<br />
Im letzten November sind wir mit der ersten Ausgabe von itchy <strong>feet</strong><br />
gestartet. Natürlich waren wir ein wenig nervös, ob unser <strong>Magazin</strong> dem<br />
Urteil der Leser standhalten würde. Umso größer war unsere Freude über<br />
die riesige – fast durchweg positive – Resonanz <strong>und</strong> die vielen Anregun-<br />
gen, die wir <strong>im</strong> Rahmen unserer Möglichkeiten in die Konzeption dieser<br />
Ausgabe haben einfließen lassen. Da<strong>für</strong> möchten wir uns an dieser Stelle<br />
ganz herzlich bedanken.<br />
Was können wir dieses Mal bieten? Wieder einen bunten Strauß<br />
an Experten-Artikeln, die dir mit hilfreichen Informationen <strong>und</strong> Tipps<br />
verschiedene Wege in die Ferne eröffnen. Inhaltlich haben wir einen<br />
kleinen Schwerpunkt auf die Themenkomplexe Qualität <strong>und</strong> Finanzierungs-<br />
möglichkeiten von <strong>Ausland</strong>sprogrammen gelegt, da sich fast jeder, der<br />
Deutschland <strong>für</strong> eine Zeit verlassen will, mit diesen Punkten auseinander-<br />
setzen wird. Hinsichtlich der Geographie decken die Artikel <strong>und</strong> Angebote<br />
wieder alle fünf Kontinente dieser Erde ab – es dürfte also jeder auf<br />
seine Kosten kommen...<br />
Wenn du itchy <strong>feet</strong> zum ersten Mal in den Händen hältst, noch nicht<br />
weißt, was der Name unseres <strong>Magazin</strong>s überhaupt bedeutet, oder aber<br />
einfach nur Lust hast, die vielen interessanten Artikel der ersten Ausgabe<br />
zu lesen, dann schau doch mal unter www.itchy-<strong>feet</strong>.net vorbei, wo<br />
du all diese Informationen findest. Dort hast du auch die Möglichkeit,<br />
uns dein Feedback zu geben oder dich mit anderen Fernwehinfizierten<br />
auszutauschen.<br />
Viel Spaß mit unserem <strong>Magazin</strong><br />
Thomas Terbeck<br />
Magister Artium<br />
Ramon Tissler<br />
Dipl.-Kfm., M.B.A.
Inhaltsverzeichnis<br />
High School<br />
Sprachkurse<br />
Reisen & Arbeiten<br />
Studium<br />
Jobs & Praktika<br />
News<br />
Schüleraustausch lebt! – Die emotionale Achterbahn von Schülern <strong>und</strong> Eltern 4<br />
Highlight in my life – High School Year in the United States of America 6<br />
iSt stellt sich vor – <strong>Ausland</strong> macht Schule 9<br />
Barcelona para un año – Ein Schuljahr in Spanien 10<br />
Im Land der Pisa-Sieger – Ein Schuljahr in Schweden 11<br />
Schule in Down Under – Talentförderung inklusive 13<br />
If you get the chance - take it – High School Aufenthalt in Australien 14<br />
Qualität <strong>im</strong> Schüleraustausch – Legenden, Fakten, Tipps 15<br />
Der kürzeste Weg zu dir selbst führt einmal um die Welt – Sprachreise nach Damaskus 18<br />
Wie finde ich gute Sprachkurse? – Qualitätskriterien helfen bei der Suche 21<br />
Cowboyhüte <strong>und</strong> Kinderstiefel – Au Pair in Texas 24<br />
Life is too short to complain! Enjoy it! – Ein Reisebericht aus Australien 26<br />
Zon, zomer, strand en zee – Über die Eigenheiten Amsterdams 28<br />
„Der Bologna-Prozess“ – Reform des europäischen Hochschulsystems 30<br />
The Scholar Ship stellt sich vor – Campus auf hoher See 34<br />
Stipendienmöglichkeiten <strong>für</strong> Studierende – Ein kleiner Überblick 35<br />
Studieren in Großbritannien – Infos, Tipps, Tricks: Was man wissen sollte 37<br />
„HEENT: perrl, eomi“ – Klinisches Praktikum an der Harvard Medical School 41<br />
Viel Neues <strong>im</strong> Fernen Osten – Drei Monate bei einem englischen Verlag in Tokio 43<br />
Vermittlung von <strong>Ausland</strong>spraktika – Wann es sich lohnt, da<strong>für</strong> zu bezahlen 45<br />
Finanzierung eines <strong>Ausland</strong>spraktikums – Förderprogramme, Stipendien & Co. 46<br />
Coffee to Go, Small Talk <strong>und</strong> Linux-Server – Praktikum in Vancouver 48<br />
Neuigkeiten 50<br />
Inhalt
4 – High School<br />
Schüleraustausch lebt!<br />
Die emotionale Achterbahnfahrt von Schülern <strong>und</strong> Eltern<br />
Eines Tages gehst du vielleicht zu deinen Eltern <strong>und</strong> sprichst die Idee aus,<br />
die euer Leben auf den Kopf stellt: “Ich möchte ein Jahr ins <strong>Ausland</strong>!“ Die<br />
Reaktion deiner Eltern könnte „egoistisch“ sein: „Nein, kommt gar nicht in<br />
Frage!“ denn insgehe<strong>im</strong> denken sie: „O je, mein Kind wird erwachsen...“ –<br />
das soll es ja auch, aber geht das nicht ein bisschen zu schnell? An diesem<br />
Punkt sehen sich Eltern vor der Aufgabe, sich mit der konkreten Planung<br />
auseinanderzusetzen. Schließlich ist ein <strong>Ausland</strong>sjahr ein wichtiger Baustein<br />
in einer hochsensiblen Entwicklungsphase des eigenen Kindes, <strong>und</strong> das<br />
darf auf keinen Fall zur „Glücksreise“ werden. Welche Organisation soll<br />
beauftragt werden? Eine Frage, bei deren Beantwortung man sich klar<br />
auf sein Bauchgefühl verlassen sollte, denn Schüleraustausch ist weit<br />
mehr als die rein rationale Entscheidung, einen Teil des <strong>Bildung</strong>sweges <strong>im</strong><br />
<strong>Ausland</strong> zu verbringen, um später bessere berufliche Chancen zu haben.<br />
Schüleraustausch ist geprägt von tiefen Emotionen. Die Gefühle schwanken<br />
zwischen Freude <strong>und</strong> Stolz, aber auch He<strong>im</strong>weh <strong>und</strong> Angst gehören dazu.<br />
Gibt es eigentlich ein „Gehe<strong>im</strong>rezept“ <strong>für</strong> ein erfolgreiches Jahr? Die<br />
Antwort auf die Frage lautet: Nein! Sicher gibt es Tipps, die es leichter<br />
machen die nun kommende „Achterbahnfahrt der Gefühle“ besser in<br />
den Griff zu bekommen. Konkret: Hat das Kind soziale Kompetenz,<br />
Einfühlungsvermögen <strong>und</strong> die Fähigkeit, sich anzupassen, ist die beste<br />
Gr<strong>und</strong>lage <strong>für</strong> eine glückliche Zeit <strong>im</strong> <strong>Ausland</strong> geschaffen. Durch starre<br />
Vorstellungen, weil die neu erworbene Freiheit fernab der elterlichen<br />
Kontrolle gefeiert werden will, sind Probleme vorprogrammiert. Hier ist<br />
die Organisation gefragt, die Rahmenbedingungen zu schaffen, individuell<br />
zu beraten <strong>und</strong> alle Beteiligten zu betreuen. Intensive Gespräche vor <strong>und</strong><br />
während des Aufenthaltes sind unerlässlich <strong>für</strong> den Erfolg. Schon die<br />
Vorbereitung ist mit vielen Emotionen verb<strong>und</strong>en. Manchmal kommen<br />
Zweifel auf „Warum dauert das so lange?“ oder „Klappt das überhaupt<br />
alles?“ Vielleicht kommt man sogar dem Punkt nahe, an dem man lieber<br />
alles wieder absagen möchte. Hier stellt sich die Frage: Wie viel Angst <strong>und</strong><br />
Unsicherheit kann eine Organisation mit guter Vorbereitung <strong>und</strong> offener<br />
Kommunikation nehmen? Irgendwann ist es dann so weit, <strong>und</strong> es kommt<br />
der Tag, den keiner je vergessen wird: Der Abschied <strong>und</strong> die Abreise in<br />
eine unbekannte Welt, in der viele Herausforderungen gemeistert werden<br />
müssen. <strong>Das</strong> kann nur funktionieren, wenn Schüler, Betreuer <strong>und</strong> Eltern in<br />
einem Boot sitzen <strong>und</strong> als Team in die gleiche Richtung rudern!<br />
<strong>Ausland</strong> ist anders! Es gelten neue Regeln, denen du dich unterordnen musst<br />
<strong>und</strong> welche von dahe<strong>im</strong> nicht geändert werden können. Wenn das schwierig<br />
erscheint, <strong>und</strong> das ist es oft sowohl <strong>für</strong> die Jugendlichen als auch <strong>für</strong> Eltern,<br />
hilft es, sich noch einmal die Gründe <strong>für</strong> den Aufenthalt vor Augen zu halten:<br />
eine andere Kultur kennen zu lernen. Und dabei ist es nicht schlecht, wenn<br />
man sich bereits <strong>im</strong> Vorfeld keine Illusionen gemacht hat! Hier hilft eine<br />
qualitativ hochwertige Vorbereitung der betreuenden Organisation. Schon<br />
auf Seminaren sollten Themen wie Verhaltensweisen, He<strong>im</strong>wehbewältigung<br />
<strong>und</strong> Schulanforderungen besprochen <strong>und</strong> Hilfestellungen mit auf den Weg<br />
gegeben werden. Und doch sind gerade die ersten Wochen in der neuen
Umgebung nicht einfach, <strong>und</strong> einmal mehr heißt es <strong>für</strong> die Eltern: stark<br />
sein <strong>und</strong> einen kühlen Kopf bewahren. Elterliche Ferndiagnosen am Telefon<br />
sind schwer. Hier muss das Betreuernetzwerk der Organisation <strong>und</strong> der<br />
Mitarbeiter greifen, die mit ihrer Erfahrung Probleme professionell lösen.<br />
<strong>Das</strong> gilt <strong>für</strong> alle Phasen, welche der Austauschschüler erlebt. Zur Erinnerung:<br />
Schüleraustausch ist eine emotionale Angelegenheit, denn es geht hier um<br />
Menschen <strong>und</strong> das Zusammenleben in einem anderen Kulturkreis. In solchen<br />
Situationen muss das bereits positiv Erlebte, z.B. die ersten neuen Fre<strong>und</strong>e,<br />
in den Vordergr<strong>und</strong> gestellt werden! So ist das nun mal auf der Achterbahn –<br />
ein ständiges Auf <strong>und</strong> Ab.<br />
Kürzlich gestand uns ein Vater: „Erst als ich meinen Sohn gehen ließ, wurde<br />
mir klar, dass jetzt <strong>für</strong> ihn einer neuer Lebensabschnitt beginnt – <strong>und</strong> ich<br />
würde nicht dabei sein!“ Da wussten wir, dass diese Eltern verstanden<br />
hatten, loslassen zu müssen, um dem Kind diese unvergleichliche Chance zu<br />
bieten <strong>und</strong> später auf die „aufregendste Achterbahnfahrt“ <strong>im</strong> Leben eines<br />
jungen Menschen zurückblicken zu können.<br />
Geska S. Jäkel, M.A.<br />
international Experience e.V.<br />
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High School – 5<br />
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6 – High School<br />
Highlight in my life<br />
High School Year in the United States of America<br />
“Enjoy your t<strong>im</strong>e and learn something from it”, those were the last<br />
words from my mom when the moment to say good bye to my family<br />
had finally come. I knew my next step into the airplane would also be a<br />
step into a t<strong>im</strong>e full of challenges, and I wasn’t sure what to expect. A<br />
last smile from my sister, a hug from my dad, and then I was by myself<br />
and on my way into a new chapter of my life. I will always remember<br />
this moment, but now that my stay in the United States is over and I’m<br />
back in Germany, I know that there is so much more to remember. It was<br />
definitely an experience for me and I don’t regret it at all. I stayed in<br />
the East of the United States in Pennsylvania, near Harrisburg. The High<br />
School I went to was, compared to other American High Schools, very<br />
small, with about 700 students.<br />
Every morning we had to stand up for the Pledge of Allegiance, a symbol<br />
of the national pride. We had to turn our face to the flag and put the<br />
right hand to our heart. On my first morning in school, I wasn’t prepared<br />
to do this at all, and I was glad nobody saw that I put the wrong hand to<br />
my heart - but I got used to it quickly. Actually, you will get used to every<br />
challenge, because after a while, unfamiliar situations s<strong>im</strong>ply turn into<br />
things of your every day life.<br />
The classes I attended during school were American History, Math,<br />
English, French, Chemistry, Gym, Art and Yearbook. I remember how I<br />
called my dad after my first school day, because I was unable to do the<br />
math homework assignments. They were just too hard for me! At this<br />
moment I would have never guessed that, a couple months later, I would<br />
leave the class with an A. School really became fun for me. One thing<br />
about American High Schools is that school spirit and motivation are<br />
really <strong>im</strong>portant. For example, there were hat days, and on Valentines<br />
Day students and teachers wore red or pink shirts. Once I was elected to<br />
“student of the month”, and I got invited to have pizza with our principal.<br />
Regular meetings in the gym to present the sport teams and hear the<br />
school band were part of the school year, as well as Friday nights foot-<br />
ball games. Students, teachers, parents, cheerleaders and friends were<br />
united and dressed in our school colors, orange and black, to shout for<br />
our team. Even if we lost all games of the season, the spirit and the fun<br />
were what counted.<br />
The selection of after-school activities was enormous. You could join<br />
the math club, the west side singers, the sw<strong>im</strong>ming team, play tennis,<br />
baseball or basketball, wrestle, or be a part of the school newspaper<br />
staff. I was involved in the track and field team and had a wonderful<br />
t<strong>im</strong>e. During the spring months we had to practice every day after<br />
school and competed against other schools. It wasn’t just about<br />
winning; <strong>im</strong>portant was the feeling of doing something together with<br />
other teenagers. The best way to meet new friends and get accepted is<br />
to try something new and gain different and challenging experiences.<br />
Don’t wait for people to come and say: “Hey, do you want to come<br />
along?” Go ahead instead of being shy!<br />
I also took part in the school musical. I didn’t have any singing or<br />
dancing experience up to this point, but I just had to do it! It was the<br />
best thing I could have ever done and many memories are connected to<br />
it. Our musical was called “Zombie Prom” It was hard work to remember<br />
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the dance steps and song lines, but I met new<br />
people and made wonderful friends. We had<br />
three performances in the school assembly<br />
hall, and my host family and friends came to<br />
watch. Afterwards, we had a party with all the<br />
cast members. I still watch the video and listen<br />
to the CD all the t<strong>im</strong>e:<br />
“Here’s to us – here’s to us.<br />
Here’s to all we have in store.<br />
Here’s to you – here’s to me,<br />
You’ve made my life worth living for.”<br />
There are countless details and memories<br />
which will influence your future and keep you<br />
remembering the wonderful t<strong>im</strong>e abroad. They<br />
just come to you and create a feeling of pride<br />
and happiness. But, of course, my stay wasn’t<br />
only sunshine and sparkles. A tough situation<br />
I had to go through was changing my host<br />
family. At first, everything seemed perfect<br />
with my first family. Long before my departure<br />
in Germany, I stayed in contact with my host<br />
mom and sister and was glad to be part of a<br />
family in which I felt welcome and comfortable.<br />
But after a while I realized that the love I was<br />
used to from my family at home, wasn’t the<br />
love I got from my host family. It was a typical<br />
patch work family. More and more afternoons<br />
I stayed home alone and my homesickness<br />
kept increasing, the calls to my family became<br />
as numerous as the tears when I tried to fall<br />
asleep. The whole situation was topped when I<br />
learned that my host parents had problems and<br />
that a divorce was about to happen.<br />
A week before Christmas, I moved to a family<br />
that was related to my actual host family. This<br />
was the best decision ever! They <strong>und</strong>erstood<br />
the circumstances and took care of me so that I<br />
experienced the rest of my High School Year in<br />
a stable and harmonic family. I shared a room<br />
with the two oldest girls of the family, and they<br />
turned out to be not only the best host sisters<br />
I could ever wish for, no, there were, and still<br />
are, like best friends for me. This family was<br />
s<strong>im</strong>ilar to my German family, and maybe that<br />
is another reason why I got along with them<br />
so well. My new host dad made me laugh all<br />
the t<strong>im</strong>e, but he still showed that he was the<br />
boss. My host mom was open and listened to<br />
problems we girls had, no matter if we worried<br />
about grades or boys. She took care of things<br />
like school issues and doctor appointments.<br />
Of course there were arguments, too, but<br />
talks and the love for each other made the bad<br />
mood always disappear; and a family without<br />
arguments is not a normal family anyway. It<br />
is <strong>im</strong>portant to talk about problems and to be<br />
open, even if the people are strangers to you<br />
at first, they will become part of your life. You<br />
have to learn to trust them, and then they will<br />
trust you. Don’t run away from conflicts. Solve<br />
them with words and not with silence or a<br />
phone call home.<br />
Rules and chores are subjects to deal with<br />
as well. As a member of the family, you have<br />
to accept to do things like cleaning, doing<br />
la<strong>und</strong>ry or feeding the dogs. Don’t wait until<br />
you get instructions. Try to integrate yourself<br />
in the household. My family was very pleased<br />
AIFS_highschool_210x65 15.03.2006 11:28 Uhr Seite 1<br />
WELTWEIT LERNEN. KLASSE!<br />
and positively surprised, when I served them<br />
a typical German dish. American families do<br />
not get money for hosting a student. It is pure<br />
friendliness and the curiosity to experience<br />
a different culture. Teaching them about<br />
different traditions is much appreciated and a<br />
better way to express your gratitude than an<br />
expensive present.<br />
High School – 7<br />
The big final school ball was definitely one of<br />
the most exciting experiences during my stay.<br />
The whole school went crazy as the prom got<br />
closer and closer. Only 11th and 12th graders<br />
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8 – High School<br />
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can go, and a boy usually asks a girl to go to the prom. We girls are<br />
lucky, because our partners have to pay for the tickets and take care of<br />
the transport to the place where the prom is located. There are a lot of<br />
preparations that need to be done: you need to schedule an appointment<br />
with the hairdresser, you need a dress and matching shoes, jewellery and<br />
even a matching nail polish for your finger nails. This period of t<strong>im</strong>e is<br />
probably more exciting than the evening itself. My dress was light pink,<br />
and, compared to other gowns which reminded me of Cinderella, s<strong>im</strong>ple<br />
but still pretty. My date, a boy who I met during musical practice, picked<br />
me up, and lots of pictures for the family album were taken. We drove<br />
to the hotel where we met our class mates. The program of the evening<br />
included a big buffet with delicious food, the selection of the prom king<br />
and queen and great music. We danced the whole t<strong>im</strong>e, one song with<br />
the boy from my chemistry class, another song with a group of girls and<br />
the last song, of course, with my date.<br />
Another unforgettable experience was the day of my graduation. Since<br />
I was a Senior (12th grade), I had the chance to receive my High School<br />
Diploma. The requirements to leave high school and start college are<br />
not comparable to German schools, and easy final tests give almost all<br />
students the opportunity to finish the last year of school with a diploma.<br />
I was the 5th best out of 127 girls and boys in my grade and graduated as<br />
an Honor student, which can be attained through good grades. The third<br />
of June was the day when I officially finished school in the U.S. I had<br />
mixed feelings. We all wore gaps and gowns in our school colors. Some<br />
of you may have seen the square hats and long jackets in American<br />
movies. Our graduation was a fancy ceremony with family and friends,<br />
speeches of the school principal, other members of the school staff and<br />
of some students. Each one of us had to walk across the stage to receive<br />
the High School Diploma. That was the moment, when I really felt that I<br />
had achieved something and that it was a reason to be proud of myself.<br />
Of course, I had problems with the language during the first weeks.<br />
I didn’t <strong>und</strong>erstand a word but just kept smiling. After a while, the<br />
language problems disappeared, and every day I learned more words<br />
and new expressions. After three months, I started dreaming in English;<br />
my thoughts were in English as well, and at the end of my year, I had to<br />
learn some German words again, which amused my German family a lot.<br />
To sum it up, it was definitely an experience which I will never forget. I<br />
can look into the future with much more confidence and feel that I have<br />
done something unforgettable and <strong>im</strong>pressive in my life. I learned how<br />
to deal with critical and unknown situations and gained a whole lot of<br />
great memories.<br />
Anna Hedicke, 18 Jahre,<br />
besucht die gymnasiale Oberstufe der IGS Halle.
iSt stellt sich vor<br />
<strong>Ausland</strong> macht Schule<br />
Als Spezialist <strong>für</strong> High School <strong>und</strong> Sprachreisen bietet iSt <strong>für</strong> Schüler <strong>und</strong><br />
Erwachsene Sprachaufenthalte weltweit an. Seit vielen Jahren setzen die<br />
iSt Programme <strong>im</strong>mer wieder neue Trends be<strong>im</strong> Sprachenlernen <strong>im</strong> <strong>Ausland</strong>.<br />
Die langjährige Erfahrung <strong>und</strong> das umfangreiche Fachwissen kommen allen<br />
Teilnehmern zugute.<br />
Zu den iSt Programmen gehören Sprachreisen <strong>für</strong> Schüler <strong>und</strong> Erwachsene,<br />
High School, Studiensemester <strong>und</strong> Examenskurse sowie AuPair Aufenthalte<br />
weltweit. Außerdem werden berufsbezogene <strong>Ausland</strong>spraktika <strong>und</strong> Jobs <strong>im</strong><br />
Programm Work&Travel vermittelt. Ausführliche Informationen hierzu finden<br />
sich auch <strong>im</strong> Internet unter www.sprachreisen.de. <strong>Das</strong> Unternehmen ist in<br />
Heidelberg, Dresden, Zürich <strong>und</strong> Wien vertreten.<br />
iSt ist Mitglied <strong>im</strong> DFH Deutscher Fachverband High School <strong>und</strong> <strong>im</strong> FDSV<br />
Fachverband Deutscher Sprachreiseveranstalter. Als Mitglied verpflichtet<br />
sich iSt, deren strenge Qualitätsrichtlinien zu erfüllen. Unabhängige<br />
Fachbeiräte überprüfen regelmäßig die Mitglieder. Eine gute Garantie <strong>für</strong><br />
erfolgreiche High School- <strong>und</strong> Sprachaufenthalte mit iSt.<br />
In Kürze erscheint das neue iSt High School Programm <strong>für</strong> den Aufenthalt<br />
2007/08. Schülerinnen <strong>und</strong> Schüler zwischen 15 <strong>und</strong> 18 Jahren erhalten<br />
hier ausführliche Beschreibungen r<strong>und</strong> um den High School Aufenthalt <strong>im</strong><br />
<strong>Ausland</strong>. Mit den USA, Kanada, Neuseeland, Australien, England, Irland,<br />
Spanien, Südafrika, Japan <strong>und</strong> China kann man sich <strong>für</strong> insgesamt 10 Länder<br />
bewerben. Die iSt Teilnehmer haben außerdem die Möglichkeit zur gezielten<br />
Orts- <strong>und</strong> Schulwahl. Zum Angebot gehören auch Private High Schools. Die<br />
Teilnehmer können ihren Aufenthalt zwischen 1 <strong>und</strong> 10 Monaten wählen.<br />
Sehr großen Wert legt das Unternehmen von Anfang an auf die persönliche<br />
Betreuung der BewerberInnen. Jedem Teilnehmer steht ein persönlicher High<br />
School-Pate mit Rat <strong>und</strong> hilfreichen Tipps zur Seite. Vorbereitungstreffen <strong>und</strong><br />
ausführliches Informationsmaterial sorgen <strong>für</strong> eine gute Vorbereitung. Alle<br />
Teilnehmer werden während ihres Aufenthaltes betreut <strong>und</strong> natürlich auch danach.<br />
Ein besonderes Comeback erwartet alle Ehemaligen nach ihrer Rückkehr<br />
auf der großen „Welcome-Back-Party“. Wer jetzt mehr wissen möchte,<br />
sollte einmal die Erfahrungsberichte der ehemaligen Teilnehmer auf den iSt<br />
Internetseiten unter www.sprachreisen.de lesen. Die Homepage informiert<br />
außerdem über alle iSt Programme.<br />
Die neue High School Broschüre 2007/08 ist kostenlos zu beziehen bei:<br />
iSt Internationale Sprach- <strong>und</strong> Studienreisen GmbH<br />
Stiftsmühle<br />
69080 Heidelberg<br />
06221-89000<br />
iSt@sprachreisen.de<br />
www.sprachreisen.de<br />
High School – 9
10 – High School<br />
Barcelona para un año<br />
Ein Schuljahr in Spanien<br />
Bereits vor einigen Jahren packte mich das Fernweh, <strong>und</strong> ich entschloss<br />
mich, <strong>für</strong> ein Schuljahr ins <strong>Ausland</strong> zu gehen. Meine Eltern waren gegen<br />
ein Schuljahr in den Staaten, be<strong>für</strong>worteten aber Spanien. <strong>Das</strong>s ich<br />
allerdings noch kein Wort Spanisch beherrschte, sahen sie als weniger<br />
problematisch an, da sich diese Sprache auch ohne schulische Vorkenntnisse<br />
schnell erlernen ließe. Zu meiner großen Überraschung teilte auch meine<br />
Austauschorganisation diese Meinung. Da Spanisch eine <strong>im</strong>mer wichtigere<br />
„Weltsprache“ ist, war schließlich auch ich davon überzeugt, dass ein Jahr<br />
in Spanien mir von enormem Nutzen sein könnte. Ich bewarb mich, <strong>und</strong><br />
schon bald nach der Zusage ging alles Schlag auf Schlag: Meine Eltern<br />
unterschrieben den Vertrag, ich wurde bis zum Ausreisetag <strong>im</strong> September<br />
regelmäßig über R<strong>und</strong>briefe <strong>und</strong> nicht zuletzt durch ein Wochenendseminar<br />
vorbereitet, auf dem ich auch erfuhr, dass meine Gastfamilie in Barcelona<br />
wohnte. Dort ist Katalanisch die Amtssprache, aber auch normales Spanisch<br />
<strong>und</strong> Englisch sind den Barcelonesen nicht fremd. Diese Tatsache machte ich<br />
mir bereits am ersten Tag in Barcelona zu Nutze. Gr<strong>und</strong>legende Dinge wie<br />
Ess- <strong>und</strong> sonstige Gewohnheiten klärte ich mit meiner Gastfamilie bereits<br />
auf dem Weg vom Flughafen in das von Barcelona etwa 20 km entfernt<br />
liegende Zuhause ab. Ich war ziemlich erstaunt, wie he<strong>im</strong>isch <strong>und</strong> vertraut<br />
ich mich zu diesem Moment bereits bei meinen zwei jüngeren Gastbrüdern<br />
<strong>und</strong> meinen beiden Gasteltern fühlte. <strong>Das</strong> lag wahrscheinlich an der Fre<strong>und</strong>-<br />
lichkeit <strong>und</strong> Offenheit, mit der mich die Spanier während des Jahres als<br />
Sohn der Familie oder auch als normaler Klassenkamerad aufnahmen.<br />
Meine Schule war öffentlich <strong>und</strong> befand sich circa 25 km vom Stadtzentrum<br />
Barcelonas <strong>und</strong> etwa 10 km von meinem Zuhause entfernt. Gewöhnungs-<br />
bedürftig war, dass der gesamte Unterricht, bis auf das Unterrichtsfach<br />
Castellano selbst, auf Katalanisch gehalten wurde. Für mich stellte das<br />
eine doppelte Herausforderung dar, da ich somit parallel zum Normal-<br />
Spanisch auch noch Katalanisch lernen musste. Erstaunlicherweise gelang<br />
mir das aber alles schneller <strong>und</strong> besser als von mir <strong>und</strong> meiner Gastfamilie<br />
erwartet. Typisch <strong>für</strong> das spanische Abitur ist, dass man sich <strong>für</strong> einen von<br />
vier Schwerpunkten entscheiden muss: Humanístico, Sciencias, Tecnología<br />
oder Artes. Der Unterricht findet außerdem nicht <strong>im</strong> Kurs-, sondern <strong>im</strong><br />
Klassensystem statt. Meine spanische Betreuerin hat mir anhand meiner<br />
Bewerbungsunterlagen den Tecnología-Zweig empfohlen, was sich später als<br />
goldrichtig herausstellte, da ich so fast gänzlich jenen Schulstoff durchnahm,<br />
den ich auch in der 11 an meiner deutschen Schule bearbeitet hätte. So<br />
konnte ich sorglos nach meinem Jahr zusammen mit meinen Fre<strong>und</strong>en in die<br />
Jahrgangsstufe 12 wechseln, ohne große Wissenslücken zu haben.<br />
Ein ganz gewöhnlicher Nachmittag gestaltete sich wie auch hier in<br />
Deutschland: Ich ging mit dem H<strong>und</strong> <strong>im</strong> Park Gassi, erledigte meine<br />
Hausaufgaben <strong>und</strong> verbrachte die restliche Zeit entweder mit meinen<br />
Gastbrüdern oder mit Fre<strong>und</strong>en in der Stadt. <strong>Das</strong> gemeinsame Abendessen<br />
mit der Familie wurde genutzt, um über den Tag zu sprechen oder schon<br />
einmal Pläne <strong>für</strong> das nächste Wochenende zu schmieden, die das zentrale<br />
Familienleben in Spanien ausmachen. Während der wärmeren Tage fuhren<br />
wir oft an die Costa Brava. Dort hatte meine Familie ein kleines Häuschen<br />
an einem kleinen, schönen Strand. Während der Wintermonate verbrachten<br />
wir viel Zeit bei Verwandten inmitten der beeindruckenden Pyrenäen oder<br />
<strong>im</strong> Zentrum von Barcelona. Die riesigen Familienfeiern, bei denen vor allen<br />
Dingen laut diskutiert <strong>und</strong> üppig gegessen wurde, waren jedes Mal ein<br />
Highlight. Ebenfalls interessant war, dass Weihnachten in Katalonien erst<br />
am 6. Januar, dem Tag der Heiligen Drei Könige, gefeiert wird.<br />
Mittlerweile sind bereits mehr als sechs Monate seit meiner Rückkehr<br />
vergangen. Wenn ich zurückblicke, merke ich, wie problemlos ich mich<br />
wieder in die gewohnte Umgebung eingliedern konnte. Innerlich schwelge<br />
ich aber noch <strong>im</strong>mer in Emotionen <strong>und</strong> bin voller Euphorie, wenn ich in<br />
Gedanken das Jahr Revue passieren lasse. Mit meiner Gastfamilie <strong>und</strong><br />
meinen Fre<strong>und</strong>en vor Ort stehe ich auch jetzt noch teils in engem Kontakt,<br />
so dass ich meine „spanische Identität“ hoffentlich nie ganz aufgeben muss.<br />
Christian Husemann erhielt eines der acht Teilstipendien von AIFS<br />
Deutschland <strong>im</strong> Wert von je 2000 Euro. Weitere Infos dazu bei:<br />
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Im Land der Pisa-Sieger<br />
Ein Schuljahr in Schweden<br />
Montag, 11.30 Uhr, Säve Gymnasium in Visby<br />
auf Gotland, einer Insel südlich von Stockholm:<br />
„Yvonne, kannst du mir mal eben die Schlüssel<br />
<strong>für</strong> den Computerraum geben? Ich wollte an<br />
meiner PowerPoint-Präsentation über Gotland<br />
weiterarbeiten.“ Dies ist ein typischer Satz, den<br />
man nicht selten in schwedischen Schulen zu<br />
hören bekommt. Und er enthält gleich drei wichtige<br />
Aspekte, die das Schulsystem <strong>im</strong> Land der Elche<br />
auszeichnen. Denn Yvonne ist nicht etwa eine<br />
meiner Mitschülerinnen, wie man vermuten könnte,<br />
sondern unsere Englischlehrerin, die wir, wie<br />
alle anderen Lehrer, geduzt haben. Außerdem ist<br />
eigenverantwortliches Lernen ein weiterer wichtiger<br />
Bestandteil des Schulalltags. Und ferner musste ich<br />
feststellen, dass der Unterricht sehr praxisbezogen<br />
gestaltet wird. Ideale Vorraussetzungen also <strong>für</strong> ein<br />
gelungenes Austauschjahr!<br />
Die schwedische Natur war natürlich nicht der<br />
einzige Entscheidungsgr<strong>und</strong>, weshalb ich mich<br />
<strong>im</strong> Winter 2001 <strong>für</strong> Schweden als Gastland<br />
meines zehnmonatigen <strong>Ausland</strong>saufenthalts<br />
entschieden habe. Für einen Austauschschüler<br />
ist auch das landeseigene <strong>Bildung</strong>ssystem ein<br />
Kriterium; schließlich muss man sich nicht nur<br />
in der Gastfamilie, sondern auch in der Schule<br />
wohl fühlen! Viele von euch, die sich <strong>für</strong> ein<br />
Austauschjahr interessieren, denken vielleicht<br />
als erstes an die Sprachbarrieren, die sich auftun,<br />
wenn man in ein Land fliegt, dessen Sprache man<br />
höchstens bruchstückhaft beherrscht. Eine Hand<br />
voll Worte, die man eventuell aus dem Urlaub<br />
vor drei Jahren behalten hat, bringen einen wohl<br />
nicht wirklich weit. Aber zum Glück gibt es in<br />
Schweden ein Schulgesetz, welches festhält,<br />
dass jeder Schüler, dessen Muttersprache nicht<br />
Schwedisch ist, das Recht hat, Unterricht in<br />
Schwedisch zu erhalten. Wenn das mal keine<br />
guten Neuigkeiten <strong>für</strong> Austauschschüler sind! So<br />
schaffte meine Schulleiterin deutsch-schwedische<br />
Lehrbücher an <strong>und</strong> richtete Sonderunterricht in<br />
den ersten sechs Wochen ein, um mir <strong>und</strong> einer<br />
zweiten Austauschschülerin die Möglichkeit zu<br />
geben, in möglichst kurzer Zeit so viel Schwedisch<br />
wie möglich zu lernen. Tatsächlich hat es auch<br />
funktioniert – nach diesem Intensivkurs war<br />
ich in der Lage, dem Unterricht zu folgen, denn<br />
Schwedisch ist keine komplizierte Sprache.<br />
Aber natürlich macht der Extra-Unterricht <strong>für</strong> Nicht-<br />
Muttersprachler nicht das ganze Schulsystem<br />
<strong>im</strong> Land der Elche aus. Die Ausbildung auf dem<br />
Gymnasium umfasst drei Schuljahre, sodass<br />
Austauschschüler ihrem Alter <strong>und</strong> Lernstand<br />
entsprechend entweder die Eingangsklasse des<br />
Gymnasiums oder in das zweite Lernjahr eingestuft<br />
werden. Ich selbst kam in die Eingangsklasse, was<br />
es erleichterte, Fre<strong>und</strong>e zu finden, da quasi alle<br />
neu dabei waren <strong>und</strong> es noch keine Cliquen gab.<br />
Der Besuch eines Gymnasium ist in Schweden<br />
nicht verpflichtend, aber da das Angebot der<br />
Schule oft sehr breit gefächert ist, erhält jeder<br />
Schüler die Möglichkeit, eine seinen Interessen<br />
entsprechende Ausbildung zu absolvieren. Nur<br />
um die drei Kernfächer Schwedisch, Englisch <strong>und</strong><br />
Mathe kann sich keiner drücken. So muss jeder<br />
Schüler vor dem Schulwechsel auf das Gymnasium<br />
einen Schwerpunkt setzten <strong>und</strong> sich <strong>für</strong> ein Profil<br />
entscheiden. Landesweit anerkannt sind 17 Profile,<br />
die so genannten linjer. Man unterscheidet hier<br />
zwischen berufvorbereitenden Programmen <strong>und</strong><br />
solchen, die in erster Linie theoretisch orientiert<br />
sind; hierzu zählen vor allem das Sprach- <strong>und</strong> das<br />
Naturwissenschaftsprogramm. Für Austauschschüler<br />
ist mit Sicherheit das Sprachprogramm von beson-<br />
derem Interesse. <strong>Das</strong> dachte sich auch meine schwe-<br />
dische Schulleiterin <strong>und</strong> teilte mich der Klasse<br />
SP1e zu. SP seht <strong>für</strong> Sprachprogramm, 1 bezieht<br />
sich auf die erste Klasse auf dem Gymnasium <strong>und</strong><br />
e – na das könnt ihr euch ja denken... In diesem<br />
Programm erhält man die Möglichkeit, speziell in<br />
den Fremdsprachen gefördert zu werden. Dazu wählt<br />
man mindestens zwei Fremdsprachen, beispiels-<br />
weise Englisch <strong>und</strong> Französisch. Viele Schulen<br />
bieten auch die Möglichkeit, weitere Sprachen, wie<br />
z. B. Spanisch, Italienisch oder Latein zu lernen.<br />
Diese Fächer werden als Kurse mit unterschied-<br />
lichen Niveauanforderungen unterrichtet. A-Kurse<br />
vermitteln die Gr<strong>und</strong>lagen, B-Kurse bauen auf A auf<br />
<strong>und</strong> die folgenden C-, D- <strong>und</strong> E-Kurse sind sozusagen<br />
die Leistungskurse, in denen es richtig zur Sache<br />
geht. <strong>Das</strong> Sprachprogramm zeichnet sich demnach<br />
dadurch aus, dass alle Sprachen mindestens in<br />
B- oder C-Kursen abgehalten werden, Mathe<br />
hingegen in den Hintergr<strong>und</strong> tritt <strong>und</strong> nur als A-<br />
Kurs belegt werden muss. Wer braucht schon viel<br />
Mathe, wenn man Dolmetscher werden will?! Als<br />
Austauschschüler sollte man sich aber bewusst<br />
sein, dass Schwedisch <strong>für</strong> einen ja auch eine<br />
Fremdsprache ist, die selbstverständlich zusätzlich<br />
zu den Fremdsprachen unterrichtet wird.<br />
Die offizielle Unterrichtszeit ist 8.00 bis 15.30 Uhr.<br />
<strong>Das</strong> hört sich erstmal nach einer anstrengenden<br />
Ganztagsschule an, die ihren Schülern keine Zeit<br />
<strong>für</strong> Hobbys <strong>und</strong> Freizeitaktivitäten lässt. Diese<br />
Annahme bestätigt sich aber nicht, da in den<br />
schwedischen Schulen nie <strong>im</strong> 45-Minuten-Takt<br />
High School – 11<br />
unterrichtet wird <strong>und</strong> es mindestens eine lange<br />
Mittagspause gibt, in der man Essen gehen kann.<br />
Außerdem hat man keine Hausaufgaben, die einen<br />
davon abhalten, Fre<strong>und</strong>e zu treffen. Wenn man<br />
nach Hause kommt, hat man wirklich Freizeit. Im<br />
heutigen Lehrplan ist festgeschrieben, wie viele<br />
Minuten ein best<strong>im</strong>mtes Fach unterrichtet werden<br />
soll. Mathematik soll zum Beispiel <strong>im</strong> ersten Jahr<br />
auf dem Gymnasium mit 185 Minuten pro Woche<br />
unterrichtet werden. Jeder Schule steht es somit
12 – High School<br />
frei, ob sie daraus eine „Mega-Unterrichtsst<strong>und</strong>e“<br />
von drei St<strong>und</strong>en <strong>und</strong> fünf Minuten macht, oder<br />
drei kürzere St<strong>und</strong>en einplant. Theoretisch ist<br />
das möglich. Die meisten Schulleiter versuchen<br />
allerdings, die Minutenkontingente in möglichst<br />
sinnvolle Portionen zu teilen, sodass meine längste<br />
Unterrichtsst<strong>und</strong>e zwei St<strong>und</strong>en <strong>und</strong> 15 Minuten<br />
dauerte. Jeder meiner Lehrer hat zusätzlich nach<br />
eigenem Ermessen hier <strong>und</strong> da kurze Pausen ein-<br />
gebaut. Natürlich kann es dadurch vorkommen,<br />
dass Unterrichtsst<strong>und</strong>en unterschiedlich lang sind.<br />
Ein typischer Montag sah bei mir zum Beispiel so<br />
aus: Erst 90 Minuten Englisch, dann 110 Minuten<br />
Mathe, anschließend Mittagspause bis 14.00 Uhr<br />
<strong>und</strong> dann noch 60 Minuten Französisch. Ich hatte<br />
an keinem Tag von 8.00 bis 15.00 Uhr durchgängig<br />
Unterricht. Entweder man kommt später zur Schule<br />
oder man darf früher gehen. Viele Schüler sind<br />
aber auf den Schulbus angewiesen, sodass sie<br />
nicht wirklich einen Vorteil davon haben... Und<br />
dann kommt noch hinzu, dass der Unterrichtsablauf<br />
selbst ganz anders ist als in Deutschland. Während<br />
hierzulande der Frontalunterricht gang <strong>und</strong> gäbe ist,<br />
legen die Schweden viel Wert auf selbstständiges<br />
Arbeiten – alleine oder in Gruppen. Natürlich<br />
werden neue Themen am Anfang der St<strong>und</strong>e vom<br />
Lehrer vorgestellt, danach bekommt man in der<br />
Regel, zumindest <strong>für</strong> die Kernfächer, Wochen-<br />
oder Monatspläne mit Aufgaben, die erledigt<br />
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International Students<br />
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werden müssen. Überprüft werden die Lernerfolge<br />
gelegentlich in Tests oder Klassenarbeiten. In<br />
anderen Fächern arbeitet man oft in Projektgruppen,<br />
die gemeinsam ein Thema erarbeiten <strong>und</strong> später<br />
vor der Klasse ihre Arbeitsergebnisse präsentieren.<br />
Hier achten die Lehrer vor allem auf Kreativität.<br />
Talente <strong>und</strong> Fähigkeiten sollen hier zum Ausdruck<br />
kommen. Noten werden nach einem einfachen<br />
Prinzip vergeben: Nicht bestanden – bestanden<br />
– gut bestanden <strong>und</strong> sehr gut bestanden. Auf<br />
Schwedisch heißt das dann IG – G – VG <strong>und</strong> MVG.<br />
Ab dem zweiten Schuljahr auf dem Gymnasium hat<br />
man die Möglichkeit, ein Fach zu wählen, welches<br />
überhaupt nicht mit dem eigenen Programm in Ver-<br />
bindung steht. Schüler aus dem Sprachprogramm<br />
könnten theoretisch Mathe oder Erdk<strong>und</strong>e auf C-<br />
Kurs Niveau wählen, wenn sie wollten. Die Renner<br />
unter den „individuellen Fächern“, wie sie genannt<br />
werden, sind allerdings Fotografie, Theater <strong>und</strong><br />
Kochen. Jede Schule hat andere Möglichkeiten <strong>und</strong><br />
stellt ein entsprechendes Angebot zur Verfügung.<br />
So war es an meiner Schule auch möglich, Astro-<br />
nomie, Gebärdensprache, Psychologie oder den<br />
theoretischen Unterricht <strong>für</strong> den Führerschein als<br />
Unterrichtsfach zu belegen! Dieses individuelle<br />
Fach bringt den einhe<strong>im</strong>ischen Schülern zusätz-<br />
liche Punkte <strong>für</strong> den Schulabschluss, <strong>für</strong> Aus-<br />
tauschschüler ist es eher eine Möglichkeit,<br />
etwas Neues, Spannendes auszuprobieren.<br />
Außergewöhnlich ist <strong>im</strong> schwedischen Schulsystem<br />
auch das Verhältnis zwischen Lehrern <strong>und</strong> Schülern.<br />
Was in Deutschland <strong>und</strong>enkbar scheint, ist in<br />
Schweden gängige Alltagspraxis: Man duzt die<br />
Lehrer! Von vielen meiner alten Lehrer habe ich<br />
niemals den Nachnamen gekannt <strong>und</strong> werde ihn<br />
wohl auch nie erfahren, weil man ihn nie gebraucht.<br />
<strong>Das</strong> heißt aber nicht, dass mit dem Duzen ein<br />
Respektverlust einhergeht, ganz <strong>im</strong> Gegenteil: Die<br />
Lehrer überzeugen durch ihre fachliche Kompetenz,<br />
die sie durch ihre Ausbildung <strong>und</strong> ständige Fort-<br />
bildungen erwerben. Meine Lehrer waren Helfer,<br />
Berater, Mentoren <strong>und</strong> Ansprechpersonen <strong>für</strong> mich<br />
<strong>und</strong> alle anderen Schüler. Aber natürlich gab es auch<br />
<strong>im</strong>mer welche, zu denen man nie ein persönliches<br />
Verhältnis aufbauen konnte oder wollte. Lehrer sind<br />
eben auch nur Menschen!<br />
Nina Tabea Möller ist 19 Jahre alt <strong>und</strong> wohnt<br />
in Gelsenkirchen.<br />
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Schule in Down Under<br />
Talentförderung inklusive<br />
Es ist etwas Besonderes, ein halbes oder ein ganzes Schuljahr Down Under<br />
zu verbringen. Aber nicht nur wegen der Faszination, die von Australien <strong>und</strong><br />
Neuseeland ausgeht, wählt eine jährlich steigende Anzahl deutscher Schüler<br />
eines dieser Länder <strong>für</strong> den <strong>Ausland</strong>saufenthalt. Ein wichtiges Entscheidungs-<br />
kriterium <strong>für</strong> das so genannte „Fee Paying Programm“ ist die Tatsache, dass<br />
der Schüler sich mit Hilfe einer Organisation „seine“ Schule aussuchen kann.<br />
Gr<strong>und</strong>satzentscheidungen wie „große Schule“ oder „kleine Schule“, „Großstadt“<br />
oder „Kleinstadt“ stehen natürlich an erster Stelle <strong>und</strong> richten sich nach der<br />
Persönlichkeit des Schülers. Darüber hinaus können jedoch auch spezielle<br />
Wünsche erfüllt werden. So ist es möglich, <strong>für</strong> jeden Schüler die Schule zu<br />
finden, die am besten zu ihm passt sowie seine Talente <strong>und</strong> Fähigkeiten am<br />
besten fördert. Denn wesentlich mehr als in Deutschland definieren sich<br />
australische <strong>und</strong> neuseeländische High Schools über spezielle akademische<br />
oder außerschulische Schwerpunkte wie Sport, Musik oder Kunst. Bei kluger<br />
Auswahl der Schule können auch deutsche Schüler hiervon während ihres<br />
<strong>Ausland</strong>saufenthaltes sehr profitieren.<br />
Die Schulen in Down Under sind anders strukturiert <strong>und</strong> konzipiert als deutsche<br />
Sek<strong>und</strong>arschulen. So bieten alle Schulen den Bereich „Technology“ an –<br />
das ist ein breites Spektrum berufsbezogener, teilweise handwerklicher<br />
Fächer, wie man sie in Deutschland nur an Berufschulen findet. Schüler mit<br />
entsprechendem Interesse finden hier ein breites Aufgabenfeld, können sich<br />
auf ihren Lehrberuf oder ihr Ingenieur-Studium praktisch vorbereiten. „CAD“<br />
– Computer Aided Design – ist ein Schulfach, das mehrere Schulen bis hin<br />
zum hochschulqualifizierenden Abschluss anbieten ebenso wie die Fächer<br />
Elektrotechnik <strong>und</strong> Solartechnik, wo teilweise mit der ortsansässigen Industrie<br />
kooperiert wird. Interessant sind auch die Fächer „Hospitality <strong>und</strong> Catering“<br />
sowie „Food Technology“ <strong>und</strong> „Tourism“ <strong>für</strong> all diejenigen, die Berufe <strong>im</strong> Hotel-<br />
fach, in der Gastronomie <strong>und</strong> <strong>im</strong> Tourismus in Erwägung ziehen. Während<br />
die englische Sprache quasi „nebenher“ erlernt wird – eine unabdingbare<br />
Voraussetzung in diesen Berufen – erhält der Schüler die Möglichkeit, wert-<br />
volle erste Berufserfahrungen zu sammeln <strong>und</strong> die berufsspezifische englische<br />
Fachterminologie zu erlernen. Dieser Aspekt macht das <strong>Ausland</strong>sjahr zunehmend<br />
auch <strong>für</strong> Haupt- <strong>und</strong> Realschüler attraktiv, <strong>für</strong> die es auf dem engen deutschen<br />
Arbeits- <strong>und</strong> Ausbildungsmarkt besonders wichtig ist, sich <strong>im</strong> Rennen um<br />
Ausbildungs- <strong>und</strong> Arbeitsplätze Vorteile gegenüber der Konkurrenz zu ver-<br />
schaffen. Auch die Fächer „Bühnentechnik“ <strong>und</strong> „TV <strong>und</strong> Medien“ können – <strong>im</strong><br />
englischsprachigen <strong>Ausland</strong> belegt – bei späteren Bewerbungen von Vorteil sein.<br />
Auch <strong>für</strong> Schüler mit Begabungen <strong>und</strong> Interesse <strong>im</strong> mathematisch-naturwissen-<br />
schaftlichen Bereich gibt es eine große Anzahl von Schulen, die auf diesem<br />
Gebiet ihren Schwerpunkt haben. Generell hat die Begabtenförderung in diesem<br />
Bereich einen hohen Stellenwert.<br />
Neben den akademischen <strong>und</strong> berufsbildenden Programmen gibt es auch die-<br />
jenigen, die mit dem Begriff „Extracurricular“ umschrieben werden. Gemeint<br />
sind hier Schulprogramme auf den Gebieten Sport <strong>und</strong> Kultur. Vieles, was in<br />
Deutschland außerhalb der Schule in Clubs <strong>und</strong> Vereinen ausgeübt werden<br />
muss, ist Teil des Schulprogramms <strong>und</strong> oftmals ganz besonderer Stolz einer<br />
Schule. Für deutsche Schüler hat dies eine besondere Faszination. Ein Hockey-<br />
, Tennis- oder Fußballspiel unter dem frenetischen Jubel von 2.000 Mitschülern<br />
zu bestreiten oder ein Konzert vor H<strong>und</strong>erten begeisterter Mitschüler <strong>und</strong> Eltern<br />
zu geben, führt zu einer bei uns nicht gekannten Identifikation mit der Schule <strong>und</strong><br />
bedeutet <strong>für</strong> viele Schüler eine nachhaltige, denkwürdige Erfahrung. Für Schüler<br />
mit besonderen Leistungen auf sportlichem Gebiet können in beiden Ländern<br />
passende Schulen gef<strong>und</strong>en werden, die diese Talente fördern. So genannte<br />
„Sport Excellence Programmes“ ermöglichen es den Schülern, best<strong>im</strong>mte<br />
Disziplinen neben der Schule verstärkt zu betreiben. Musikalisch orientierte<br />
Schüler werden genauso engagiert unterstützt. So gibt es mehrere Schulen<br />
mit klassischen Orchestern von solcher Qualität, dass sie von R<strong>und</strong>funk <strong>und</strong><br />
Fernsehen engagiert werden <strong>und</strong> international auf Tournee gehen. Auch moderne<br />
Musik sowie die Bereiche Musical, Theater <strong>und</strong> Chor gibt es an mehreren<br />
Schulen als besonderen Schwerpunkt.<br />
Jeder Schüler, der ein gezieltes Interesse verfolgt – ob mit oder ohne berufs-<br />
spezifischen Hintergr<strong>und</strong> – sollte dies bei der Wahl der Schule einbeziehen, denn<br />
die entsprechende Wahl der Schule erleichtert die Integration <strong>und</strong> kann durchaus<br />
<strong>für</strong> den beruflichen Werdegang von Vorteil sein.<br />
Kristine Hausch<br />
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High School – 13
14 – High School<br />
If you get the chance – take it!<br />
High School Aufenthalt in Australien<br />
Seit PISA ist die <strong>Bildung</strong>sdiskussion in unserem Land ein Dauerthema. Da lohnt<br />
sich ein Blick über die Grenzen. Wie machen’s denn die anderen? Ein Schuljahr<br />
<strong>im</strong> <strong>Ausland</strong> kann da wertvolle Erkenntnisse <strong>und</strong> Zuwachs an Lebenserfahrung<br />
bringen. Jana Merz besuchte ein Jahr die Brighton Secondary School in Ade-<br />
laide. Sie berichtet über ihre Erfahrungen <strong>im</strong> australischen Schulsystem.<br />
Der Alltag an einer australischen Schule unterscheidet sich natürlich schon um<br />
einiges von den gewohnten Strukturen. Der Schultag beginnt zwischen 8.30<br />
<strong>und</strong> 9.00 Uhr <strong>und</strong> endet meist gegen 15.30 Uhr. Einerseits ist es toll, morgens<br />
länger schlafen zu können, da<strong>für</strong> muss man sich aber daran gewöhnen, jeden<br />
Nachmittag in der Schule zu sein. Ich fand das aber eigentlich ganz gut, denn<br />
während des Tages wird nicht nur Unterricht <strong>im</strong> klassischen Sinn gemacht. In<br />
den Schulen Australiens wird nach dem Kurssystem unterrichtet. Es gibt also<br />
keine „Klassen“ <strong>und</strong> somit auch kein Klassenz<strong>im</strong>mer, denn <strong>für</strong> fast jedes Fach<br />
sind speziell eingerichtete Räume vorhanden. Jede Schule besitzt auch eine<br />
richtig professionell ausgestattete Bibliothek mit Büchern, aktuellen Zeitungen<br />
<strong>und</strong> Zeitschriften <strong>und</strong> Computern <strong>für</strong> die Internet-Recherche. Überhaupt ist die<br />
Ausstattung der australischen Schulen den unsrigen meilenweit voraus. 100 bis<br />
200 PCs an einer Schule sind keine Seltenheit. Computergestütztes Lernen <strong>und</strong><br />
Internetrecherche gehören zum Schulalltag. Oft arbeitet man in kleinen Gruppen<br />
zusammen <strong>und</strong> diskutiert viel dabei. So habe ich gelernt, selbständig zu arbeiten<br />
<strong>und</strong> in Diskussionen meinen Standpunkt zu vertreten, was mir später an der Uni<br />
sicher sehr zu Gute kommen wird.<br />
Die Schulen in Australien verdienen meiner Meinung nach wirklich den Titel<br />
„allgemeinbildende Schulen“: Neben dem Theatersaal geht‘s zur Schreiner-<br />
werkstatt. Kurse in Metallbearbeitung gehören ebenso zum Standardprogramm<br />
wie eine Schulküche mit Kursen in Hospitality, Business Courses, Information<br />
Technology oder Einzelunterricht an Musikinstrumenten. Lernerfahrungen außer-<br />
halb des Schulgebäudes sind wichtiger Bestandteil der Erziehung. Outdoor Edu-<br />
cation mit Exkursionen <strong>und</strong> allerhand sportliche Aktivitäten sind der große<br />
Renner. Dazu kommt, dass australische Schulen permanent <strong>im</strong> Wettbewerb mit<br />
anderen Schulen stehen <strong>und</strong> <strong>im</strong>mer irgendwelche Meisterschaften stattfinden.<br />
Ich liebe Volleyball <strong>und</strong> bin dort ziemlich schnell in das Team gekommen, das bei<br />
den Staatsmeisterschaften mitmischte. An fast allen australischen Schulen wird<br />
eine Schuluniform getragen. Für uns Deutsche ist das zunächst ungewöhnlich,<br />
aber dort ist das vom Kindergartenalter an ganz normal. <strong>Das</strong> empfindet auch<br />
niemand als Zwang oder Gleichmacherei. Vielmehr vermittelt sie von klein auf<br />
das Gefühl einer „corporate identity“, das Gefühl, zu einer ganz best<strong>im</strong>mten<br />
Gemeinschaft dazu zu gehören <strong>und</strong> diese auch nach außen zu repräsentieren. Was<br />
mir am Anfang ziemlich ungewohnt vorkam: Lehrer <strong>und</strong> Schüler sind stolz auf ihre<br />
Leistungen <strong>und</strong> ihre Schule! Markenklamotten <strong>und</strong> Piercings sind hingegen kein<br />
taugliches Mittel zur Profilierung. Ausländische Gastschüler gehören übrigens zum<br />
Alltagsbild vieler Schulen. Es gibt so genannte Study Abroad Programs, die von den<br />
<strong>Bildung</strong>sministerien der B<strong>und</strong>esstaaten angeboten werden. Da geht es dann ganz<br />
international zu: Japaner, Chinesen, Brasilianer, Schweden – <strong>und</strong> du. So lernt man<br />
auch eine ganze Menge über andere Kulturen. Eines hatten wir alle gemeinsam:<br />
wir konnten uns über ein <strong>und</strong> dieselbe Sprache verständigen! Spätestens da habe<br />
ich gemerkt, wie wichtig es ist, eine der Weltsprachen zu beherrschen! Während<br />
dieses Jahres in Australien habe ich eine andere Welt kennen gelernt <strong>und</strong> dabei<br />
eine Menge an Lebenserfahrung gesammelt, die ich zuhause nie bekommen hätte.<br />
Wenn ich zurück blicke, dann vermisse ich jetzt schon eine ganze Menge: die<br />
angenehme Atmosphäre in der Schule, den fre<strong>und</strong>lichen Umgangston zwischen<br />
Lehrern <strong>und</strong> Schülern, auch das angenehme Kl<strong>im</strong>a <strong>und</strong> den Beach – <strong>und</strong> überhaupt<br />
den australischen Lifestyle nach dem Motto: “No worries, mate!“ Ich kann nur<br />
jedem raten:<br />
If you get the chance – take it!<br />
Der Aufenthalt von Jana Merz wurde von Southern Cross Education organisiert,<br />
dem High School Programm von Southern Cross Sprachreisen in Stuttgart:<br />
Southern Cross Education<br />
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highschool@edu-australien.de<br />
www.edu-australien.de
Qualität <strong>im</strong> Schüleraustausch<br />
Legenden, Fakten, Tipps<br />
Wer mit dem Gedanken spielt, an einem Schüleraustauschprogramm teil-<br />
zunehmen, hat die Qual der Wahl. Allein in Deutschland bieten über 50<br />
Organisationen mehrmonatige High-School-Aufenthalte an. Jedes Jahr<br />
müssen sich folglich viele Tausend potentielle Austauschschüler <strong>und</strong> ihre<br />
Eltern den Kopf darüber zerbrechen, welchem Anbieter sie ihr Vertrauen<br />
schenken sollen. Und bei dieser Entscheidungsfindung soll dieser Artikel ein<br />
wenig helfen. Dem weit verbreiteten Wunsch nach einer Rang ordnenden<br />
Tabelle der Veranstalter muss jedoch gleich zu Beginn eine klare Absage<br />
erteilt werden. Sagen bereits Schul- <strong>und</strong> Universitäts-Rankings in der Regel<br />
sehr wenig über die tatsächliche Lern- <strong>und</strong> Lehrrealität an der jeweiligen<br />
<strong>Bildung</strong>seinrichtung aus, so wäre die Erstellung einer „Top-Ten-Liste“ der<br />
Austauschorganisationen schlichtweg unseriös. Denn wie sollte man das<br />
zentrale Kerngeschäft der Veranstalter objektiv messen, nämlich welchen<br />
Anteil sie daran haben, dass das Zusammentreffen ihrer Austauschschüler<br />
mit Menschen anderer Nationen mehr oder weniger reibungslos funktioniert,<br />
oder eben auch nicht funktioniert? Eine halbwegs sinnvolle Evaluation<br />
müsste schließlich die Persönlichkeit <strong>und</strong> das situationsabhängige Kommuni-<br />
kationsverhalten jedes einzelnen Jugendlichen, seiner Betreuer <strong>und</strong> Gasteltern<br />
sowie den Faktor Zufall berücksichtigen. Und dies ist schier unmöglich.<br />
Was kann aber dann Orientierung verschaffen? Vielleicht die Rechtsform<br />
einer Organisation? Sicherlich nicht. Zwar hängen viele Deutsche noch<br />
<strong>im</strong>mer dem Glauben an, dass in eingetragenen Vereinen (e.V.) vor allem<br />
uneigennützige Gutmenschen arbeiten, deren Handeln, Ziele <strong>und</strong> Motivation<br />
per se höherwertig einzustufen seien als die Arbeit der Mitarbeiter<br />
„kommerzieller“ Organisationen. Schließlich, so die weit verbreitete<br />
Meinung, wollten privatwirtschaftliche Unternehmen wie GbRs oder GmbHs<br />
ja nur das schnelle Geld machen. Mit der Realität hat das jedoch in der<br />
Regel nichts zu tun, wie z.B. ein Blick in die Fußball-B<strong>und</strong>esliga verdeutlicht.<br />
Auch die Anerkennung als „gemeinnützig“, die von einigen Veranstaltern<br />
marketingtechnisch geschickt ausgeschlachtet wird, sagt nichts über die<br />
Arbeitsweise einer Organisation aus. Denn es handelt sich hierbei eben<br />
nicht um ein Qualitätssiegel, sondern lediglich um eine steuerrechtliche<br />
Anerkennung durch das Finanzamt. Und da die (nicht vorhandene) Gemein-<br />
nützigkeit einer Organisation überdies auch keinerlei Rückschlüsse auf das<br />
Preis-Leistungs-Verhältnis eines Programms oder die Gewinnspanne des<br />
Veranstalters erlaubt, ist dieses „Kriterium“ bei der Auswahl des Veran-<br />
stalters nutzlos.<br />
Wie erkenne ich aber dann eine gute Organisation? Durch die Mitgliedschaft<br />
in einem Verband? Derzeit gehören <strong>im</strong>merhin 15 Austauschorganisationen<br />
einem der beiden in Deutschland existierenden Schüleraustauschverbände<br />
an, womit sie freiwillig – in der Regel sehr begrüßenswerte – Qualitätsricht-<br />
linien anerkennen. Ein Ausschlusskriterium in die eine oder andere Richtung<br />
ist aber auch dies nicht. Denn sowohl der DFH (Deutscher Fachverband<br />
„High School“) als auch der AJA (Arbeitskreis gemeinnütziger Jugend-<br />
austauschorganisationen) sind nicht zuletzt aus den Programmteilnehmer-<br />
beiträgen finanzierte Interessensverbände, deren Aufgabe u.a. darin<br />
besteht, PR <strong>und</strong> Lobbyarbeit <strong>im</strong> Sinne ihrer Mitglieder zu betreiben. Dagegen<br />
ist an sich natürlich nichts einzuwenden, vor allem wenn da<strong>für</strong> sogar<br />
High School – 15
16 – High School<br />
Stipendiengelder bewilligt werden. Eigenartig mutet es jedoch an, wenn<br />
die Mitglieder eines der beiden Verbände auf anderen „Baustellen“ <strong>für</strong> sich<br />
reklamieren, prinzipiell kein Geld <strong>für</strong> Werbemaßnahmen auszugeben. Aber<br />
dies ist ein anderes Thema, das hier nicht vertieft werden kann.<br />
Anstatt sich von Äußerlichkeiten beeinflussen zu lassen, sollte man<br />
einen detaillierten Preis-Leistungs-Vergleich vornehmen <strong>und</strong> sich fragen,<br />
was man eigentlich von seiner Organisation erwarten kann. Klar: alle<br />
Programmteilnehmer wünschen sich eine möglichst frühzeitige Platzierung<br />
bei einer fre<strong>und</strong>lichen Gastfamilie. Aber all das hängt von so vielen Faktoren<br />
<strong>und</strong> nicht zuletzt auch vom Zufall ab, dass kein einziger Veranstalter <strong>im</strong> Vorfeld<br />
eine Garantie <strong>für</strong> einen reibungslosen <strong>Ausland</strong>saufenthalt abgeben kann.<br />
Schließlich ist es nun einmal Fakt, dass gut zehn Prozent der 14.000 Jugend-<br />
lichen, die derzeit an einem mehrmonatigen Schüleraustauschprogramm<br />
teilnehmen, zwei Wochen vor ihrer Abreise noch völlig <strong>im</strong> Unklaren darüber<br />
waren, bei welcher Familie sie überhaupt wohnen würden. Genauso un-<br />
strittig ist es, dass durchschnittlich jeder vierte Austauschschüler seine<br />
Gastfamilie wechselt, weil das Zusammenleben nicht funktioniert. Und fragt<br />
man ehemalige Austauschschüler danach, wie sie sich von ihren lokalen<br />
Betreuern gerade in persönlich schwierigen Phasen betreut fühlten, so ist<br />
das Urteil doch eher als „durchwachsen“ zu bezeichnen. Ist es vor dem<br />
Anzeige_EDU.qxd 09.02.2006 14:12 Seite 1<br />
Hintergr<strong>und</strong> dieser ganzen Unbekannten dann vielleicht nicht sogar völlig<br />
egal, <strong>für</strong> welchen Veranstalter man sich letztlich entscheidet? Auf keinen<br />
Fall! Denn wenn die deutsche Austauschorganisation viele Faktoren auch<br />
nicht selbst beeinflussen kann, so hat sie es aber doch in der Hand, ja es<br />
ist sogar ihre Pflicht, jeden einzelnen Austauschschüler <strong>und</strong> seine Eltern<br />
intensiv auf alle Eventualitäten vorzubereiten <strong>und</strong> sie auch während <strong>und</strong><br />
nach ihrem <strong>Ausland</strong>saufenthalt intensiv zu betreuen. Und diesbezüglich<br />
gibt es große Unterschiede: Eine gute Betreuung beginnt bereits mit dem<br />
Informationsgehalt der Werbebroschüren <strong>und</strong> Internetseiten, die weder<br />
in Wort noch in Bild falsche Erwartungen wecken, sondern detailliert<br />
informieren sollten. Bei der dann empfehlenswerten persönlichen ersten<br />
Kontaktaufnahme per Telefon oder durch den Besuch einer der einschlägigen<br />
<strong>Bildung</strong>smessen sollten die Mitarbeiter durch Sachkompetenz, verbindliche<br />
Auskünfte <strong>und</strong> ein angenehmes Kommunikationsverhalten überzeugen, nicht<br />
durch unhaltbare Versprechen. Auf dem dann folgenden mehrstündigen<br />
Beratungsgespräch, das idealer weise Face-to-Face in persönlicher Atmos-<br />
phäre stattfindet, sollten sich beide Seiten näher kennen lernen <strong>und</strong> die<br />
Eigenarten der anvisierten Programme besprechen. Hier ist es wichtig, dass<br />
der Bewerber auf der Gr<strong>und</strong>lage seiner Persönlichkeit, seiner Wünsche,<br />
schulischen Leistungen <strong>und</strong> finanziellen Möglichkeiten in alle Richtungen<br />
beraten wird, da man ja oft zu diesem Zeitpunkt einfach noch gar nicht<br />
weiß, welches Programm das richtige <strong>für</strong> einen ist. Erst nach der Klärung<br />
<strong>und</strong> schriftlichen Fixierung aller offenen Fragen sowie einigen Nächten des<br />
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„Überschlafens“ ist es schließlich empfehlenswert, das Vertragsangebot zu<br />
unterzeichnen.<br />
Als Ergänzung zu dem oben erwähnten Beratungsgespräch <strong>und</strong> schriftlichen<br />
Informationsmaterialien sollte einige Wochen vor der Abreise eine min-<br />
destens eintägige Vorbereitungsveranstaltung folgen, auf dem die Jugend-<br />
lichen <strong>und</strong> ihre Eltern noch einmal intensiv auf den Schuljahresaufenthalt<br />
eingest<strong>im</strong>mt werden, nicht zuletzt durch ein (inter)kulturelles Training.<br />
Best<strong>im</strong>mt nicht schädlich sind mehrtägige Einführungsseminare <strong>im</strong> Gastland,<br />
die einige Veranstalter anbieten, um ihren Programmteilnehmern den letzten<br />
Schliff zu geben, bevor sie zum ersten Mal auf ihre Gastfamilie treffen.<br />
Sehr sinnvoll ist ferner das Angebot einer Nachbereitung in Form eines<br />
Workshops, da den meisten Jugendlichen die Re-Integration in Deutschland<br />
genauso schwer fällt wie das Einleben <strong>im</strong> Gastland. Absolut zentral ist es jedoch,<br />
dass gerade in den ersten Wochen des <strong>Ausland</strong>saufenthalts ein schneller Infor-<br />
mationsaustausch zwischen Austauschschüler, Eltern, Gasteltern, lokalem<br />
Betreuer, Partnerorganisation <strong>im</strong> Gastland <strong>und</strong> dem deutschen Veranstalter<br />
gewährleistet ist. Denn erst wenn einmal Probleme <strong>im</strong> Gastland auftreten,<br />
stellt sich heraus, ob man sich tatsächlich <strong>für</strong> die richtige Organisation<br />
entschieden hat. Da eine funktionierende Kommunikationsstruktur der<br />
Gr<strong>und</strong>stein <strong>für</strong> jede Problembehebung ist, sollte bei der Auswahl des Ver-<br />
anstalters die Kommunikationskultur der Mitarbeiter eine entscheidende<br />
Rolle spielen. Denn wenn ich zum Beispiel schon vor Vertragsabschluss nur<br />
selten den richtigen Ansprechpartner erreiche, nicht zurückgerufen werde,<br />
meine Emails unbeantwortet bleiben, Auskünfte wenig verbindlich sind oder<br />
ich einfach auch nur ein „komisches Gefühl“ habe, dann kann ich daraus<br />
schließen, dass dies auch während des Programms wohl nicht gr<strong>und</strong>sätzlich<br />
anders sein wird. Und dann sollte man sich eben anderweitig umschauen.<br />
Einen Mangel an Alternativen gibt es schließlich nicht!<br />
Thomas Terbeck, M.A.<br />
Leiter von weltweiser ® - der unabhängige <strong>Bildung</strong>sberatungsdienst<br />
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High School – 17
18 – Sprachkurse<br />
„Der kürzeste Weg<br />
zu dir selbst führt einmal um die Welt“<br />
Sprachreise nach Damaskus<br />
Als ich angefangen habe, neben meinem eigentlichen Studiengang der<br />
Sprachen- <strong>und</strong> Kulturwirtschaft auch Arabisch zu studieren, entpuppte sich<br />
der Arabischdozent als nicht so begeisternder Lehrer, wie es eine so schwie-<br />
rige Sprache wie die arabische erfordert hätte. Nach zwei langen Semestern<br />
Arabisch-Unterricht beschloss ich herauszufinden, ob ich diese Sprache denn<br />
nun wirklich fast vier Jahre weiter studieren wollte. Nach Gesprächen mit<br />
anderen Studenten, die bereits einen Arabisch-Sprachkurs gemacht hat-<br />
ten, entschied ich mich <strong>für</strong> ein Programm in Syrien. Natürlich musste ich mir<br />
oft von vielen Seiten die üblichen Vorurteile anhören: Arabisches Land? Du,<br />
als blonde Frau? Alleine? Bei der ganzen Terrorgefahr? Ich habe mich trotz-<br />
dem bei der Sprachschule angemeldet, einen Flug gebucht, Bekannte be-<br />
fragt <strong>und</strong> Netzwerke durchforstet. So habe ich vor meiner Reise bereits ei-<br />
nige Informationen zu Syrien <strong>und</strong> Damaskus gesammelt <strong>und</strong> sogar einige Te-<br />
lefonnummern <strong>und</strong> Ansprechpersonen vor Ort gehabt. So cool wie sich das<br />
jetzt anhört, war ich dann natürlich am letzten Abend vor der Abreise nicht<br />
mehr. Selbstverständlich gingen mir auch viele Vorurteile durch den Kopf,<br />
<strong>und</strong> meine Fre<strong>und</strong>e machten Witze, dass in ein paar Wochen nur Kamele als<br />
Hochzeitsgeschenk <strong>und</strong> nicht ich zurückkommen würden. Aber letztendlich war<br />
es dann doch soweit. Nach nur fünf St<strong>und</strong>en Flug kamen wir (ich <strong>und</strong> die anderen<br />
Teilnehmer des Sprachkurses) in Damaskus an. Und da war ich zum ersten Mal<br />
wirklich froh, nicht alleine gereist zu sein. Alles war auf Arabisch, <strong>und</strong> wir hat-<br />
ten Probleme, den Raum mit den Koffern zu finden. Draußen erwarteten uns<br />
dann aber unser Lehrer <strong>und</strong> seine Gehilfen - zum Glück <strong>für</strong> uns, zum Unglück<br />
<strong>für</strong> die Taxifahrer, die bei unserem Auftreten schon große Augen bekommen<br />
hatten <strong>und</strong> wohl gerade überlegten, wie viel Geld sie von uns <strong>für</strong> eine Fahrt<br />
in die Stadt verlangen konnten. Wir rasten also, nicht angeschnallt aufgr<strong>und</strong><br />
von fehlenden Anschnallgurten, die Fahrseiten mehrmals von rechts nach<br />
links <strong>und</strong> wieder zurück wechselnd, nach Bab Tuma (Thomas-Tor), dem christ-<br />
lichen Viertel von Damaskus, wo wir die nächsten fünf Wochen wohnen wür-<br />
den. In weiser Voraussicht, dass man sich in einem arabischen Land nicht in<br />
kurzen Röcken oder knappen Oberteilen sehen lassen sollte, hatte ich diese<br />
Sachen zu Hause gelassen. Umso größer war dann meine Überraschung, als<br />
es <strong>im</strong> christlichen Viertel ganz anders aussah:<br />
Hier liefen die Mädels genauso gekleidet wie in Europa herum. Dieses<br />
Bild wurde natürlich schnell relativiert, wenn man sich <strong>im</strong> Zentrum von<br />
Damaskus befand...<br />
Wir wohnten die fünf Wochen bei Gastfamilien, wobei dieses Wort einer<br />
näheren Erläuterung bedarf. In Damaskus gibt es sehr, sehr viele Globetrotter.<br />
Um etwas Geld dazu zu verdienen, räumen viele Familien einen Raum <strong>im</strong><br />
Haus frei, um solche „Wanderer“ zu beherbergen. Die Familie, bei der man<br />
dann wohnt, hat in den meisten Fällen kein besonderes Interesse daran,<br />
etwas mit dem „Gastkind“ zu unternehmen. Letztendlich ist dies aber nicht<br />
weiter tragisch, da man genügend andere Menschen trifft <strong>und</strong> so Bekannt-
schaften schließen kann. Da unser zweiter Tag in Damaskus ein Sonntag war<br />
<strong>und</strong> dieser hier kein Feiertag ist, hatten wir bereits Unterricht. Die Schule lag<br />
in einem größeren Gebäude mitten <strong>im</strong> Zentrum von Damaskus <strong>und</strong> war um-<br />
geben von mehreren, äußerst leckeren Bäckereien, die wir täglich besuch-<br />
ten, um unsere neu erlernten Vokabeln auszuprobieren. Zum Unterricht muss<br />
ich Folgendes sagen: Dem Sinn einer Sprachschule wurde mein Unterricht<br />
nicht gerecht. Ich war in der Gruppe der „Fortgeschrittenen“ <strong>und</strong> musste<br />
Schneewittchen auswendig lernen, was mir bisher noch nie weitergeholfen<br />
hat. Wie oft braucht man denn auch Märchenvokabeln wie: Zwerge, Prinzes-<br />
sin, Schloss... Nichtsdestotrotz habe ich diesen Kurs bereits mehrmals wei-<br />
terempfohlen (mit dem Hinweis auf den schlechten Unterricht), da das Pro-<br />
gramm einen ganz anderen Sinn erfüllt: Man lernt Menschen <strong>und</strong> die Kul-<br />
tur kennen. Egal bei welcher Gastfamilie man landet, es gibt <strong>im</strong>mer andere<br />
Leute, die begeistert sind, von einem Fremden Arabisch zu hören (man be-<br />
Sprachkurse – 19<br />
kommt häufig irgendwelche Geschenke oder zumindest einen besseren Preis<br />
<strong>für</strong> die Ware, die man haben will), <strong>und</strong> vor allem baut man Vorurteile ab <strong>und</strong><br />
erfährt z.B., dass Kamele als Hochzeitsgeschenk total veraltet sind.<br />
Es gibt Eindrücke von Damaskus, die kann man weder anhand von Fotos noch<br />
mit Worten erklären. Aber ich möchte es trotzdem versuchen: Den Hauch des<br />
Orients spürt man,<br />
... wenn man einen Sonnenuntergang auf dem Jabbelquasium (Berg) in<br />
Damaskus beobachtet <strong>und</strong> einem diese riesige Stadt mit ihren unzähligen<br />
grünen Lichtern (Moscheen) vor den Füßen liegt, man frische Kaktusfrüchte,<br />
Melonen, Datteln <strong>und</strong> Feigen dabei isst <strong>und</strong> um einen herum die Damaszener<br />
picknicken...
20 – Sprachkurse<br />
... wenn man in Syrien an den Strand reist <strong>und</strong> feststellt, dass die Leute dort<br />
nicht ans Meer fahren, um zu schw<strong>im</strong>men, sondern um sich, gemeinsam <strong>im</strong><br />
Wasser stehend, zu unterhalten, <strong>und</strong> dass die Frauen in voller Montur<br />
(inklusive Schuhen) getrennt von den Männern in ihren Kreisen stehen <strong>und</strong><br />
von überall Musik erschallt...<br />
... wenn man Vorurteile abbaut, indem man mit einem Bekannten <strong>und</strong> seinen<br />
Fre<strong>und</strong>en plötzlich <strong>im</strong> Auto sitzt, ohne sich näher zu kennen <strong>und</strong> ganz ängst-<br />
lich fragt, wo man denn hinfährt (Bis heute machen sich die drei Syrer<br />
darüber lustig. Ich mich mittlerweile auch).<br />
Doch die absoluten Highlights sind:<br />
Coktail fawaki (frisch gepresster Saft): Dies ist nun wirklich nicht zu be-<br />
schreiben, da die Wörter: ‚frisch gepresster Saft‘ nicht <strong>im</strong> Geringsten den<br />
Geschmack dieses leckeren Getränkes (natürlich antialkoholisch) treffen<br />
können.<br />
Die Moschee: Ich habe noch nie ein so beeindruckendes Gebäude gesehen,<br />
welches zudem die Geschichte des Landes beschreibt. Im Hof der Moschee<br />
befindet sich ein Überbleibsel eines römischen Tempels. Auch ein christli-<br />
cher Turm steht in diesem Hof, denn die Araber hatten den Christen zunächst<br />
nur die Hälfte ihrer Kirche abgekauft <strong>und</strong> eine Moschee errichtet. Später<br />
Wege ins <strong>Ausland</strong><br />
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dann haben sie auch den anderen Teil gekauft, den Turm jedoch stehen<br />
lassen. Diese Moschee beschreibt in einer einzigartigen Weise Damaskus:<br />
Es ist das Land, in dem mehrere Religionen, Kulturen <strong>und</strong> Mentalitäten<br />
aufeinander stoßen, in dem trotzdem Friede herrscht <strong>und</strong> alle respektvoll<br />
miteinander umgehen.<br />
„Der kürzeste Weg zu dir selbst führt einmal um die Welt“ schrieb einst<br />
R. Hoffmann. Ich gebe mir Mühe.<br />
Anna Maria Gajda hat sich nach diesem Aufenthalt da<strong>für</strong> entschieden, ihr<br />
Arabischstudium fortzusetzen. Ihr Weg um die Welt hat sie mittlerweile<br />
auch ins spanischen Córdoba sowie nach Kairo geführt.<br />
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Wie finde ich gute Sprachkurse?<br />
Qualitätskriterien helfen bei der Suche<br />
Gute Sprachreisen <strong>und</strong> Sprachkurse zu finden, ist gar keine so leichte<br />
Aufgabe. Doch gibt es Informationsmöglichkeiten, die die Auswahl er-<br />
leichtern. Die folgenden Ausführungen, die z.T. auf Material des IJAB<br />
Internationalen Jugendaustausch- <strong>und</strong> Besucherdienstes der B<strong>und</strong>esrepublik<br />
Deutschland e.V. beruhen, sollen da<strong>für</strong> eine kleine Hilfe darstellen.<br />
Denn wer die zunehmende Globalisierung als Chance begreift, tut gut<br />
daran, ein, zwei oder auch mehr Fremdsprachen zu sprechen, um sich die<br />
Möglichkeit zu schaffen, <strong>im</strong> <strong>Ausland</strong> zu studieren oder zu arbeiten. Auch<br />
wer einfach nur eine Reise untern<strong>im</strong>mt, wird sich besser fühlen, wenn er<br />
in der Landessprache wenigstens ein paar Worte beherrscht. Und warum<br />
nicht einmal eine ausgefallene Sprache lernen? Wer kann schon Dänisch,<br />
Litauisch oder Kroatisch? Damit sind die Chancen <strong>im</strong> Berufsleben besser als<br />
„nur“ mit Englisch oder Französisch. Jeder sollte sich jedoch vorher genau<br />
klar machen, was er eigentlich will: einen intensiven Sprachkurs besuchen,<br />
ein bisschen Urlaub machen <strong>und</strong> ein bisschen Lernen, Gruppen- oder Einzel-<br />
unterricht... Dabei gibt es einige Kriterien <strong>und</strong> Institutionen, die bei der<br />
Suche nach einem geeigneten Sprachkurs, einer finanziellen Unterstützung<br />
etc. hilfreich sein können.<br />
Eine gute Hilfe kann dabei die seit 2006 gültige Europäische Norm DIN<br />
EN 14804 darstellen. Sie richtet sich an Anbieter von Sprachreisen,<br />
einschließlich Sprachschulen <strong>und</strong> Reisevermittler, soll aber auch K<strong>und</strong>en<br />
helfen, eine geeignete Auswahl unter den vielfältigen Sprachreiseangeboten<br />
zu treffen, <strong>und</strong> <strong>für</strong> einen erwartungsgerechten Reise- <strong>und</strong> Programmverlauf<br />
sorgen. Die DIN EN 14804 setzt Qualitätsmaßstäbe <strong>für</strong> <strong>im</strong> Klassenraum<br />
stattfindenden direkten Sprachunterricht <strong>im</strong> <strong>Ausland</strong> <strong>und</strong> <strong>für</strong> alle damit<br />
verb<strong>und</strong>enen Dienstleistungen wie z. B. Unterbringung, Betreuung <strong>und</strong><br />
Freizeitprogramm, die Bestandteile von Sprachreiseprogrammen sein können.<br />
Die Anforderungen der Norm beziehen sich in erster Linie auf die folgenden<br />
Aspekte<br />
- Informationen vor Vertragsabschluss<br />
- Unterbringung<br />
- Betreuung Minderjähriger<br />
- Gruppenleiter<br />
- Lehrplan<br />
- Unterricht<br />
- Lehrpersonal<br />
- Management.<br />
„EN 14804“ wird schon bald zum maßgeblichen Qualitätsausweis <strong>für</strong><br />
europäische Sprachreiseveranstalter werden.<br />
Gr<strong>und</strong>sätzlich lässt sich sagen, dass es sinnvoll erscheint, ausschließlich<br />
bei Anbietern zu buchen, die ihren Sitz in Deutschland haben. Denn dadurch<br />
müssen alle Informationen, die zur Buchung notwendig sind, in Deutsch<br />
vorliegen <strong>und</strong> den Paragraphen 651 ff des BGB Bürgerlichen Gesetzbuches<br />
entsprechen. <strong>Das</strong> ist <strong>für</strong> jeden Interessenten eine gute Basis. Darüber<br />
Sprachkurse – 21<br />
hinaus sollte darauf geachtet werden, dass der Veranstalter in möglichst<br />
vielen Dachverbänden Mitglied bzw. Partner ist, denn dadurch muss er ein<br />
breites Spektrum von Qualitätskriterien erfüllen. Speziell über Sprachreisen
22 – Sprachkurse<br />
informiert der Fachverband Deutscher Sprachreise-Veranstalter. Dies ist<br />
ein deutschlandweiter Zusammenschluss von Sprachreise-Anbietern, die<br />
sich verpflichtet haben, best<strong>im</strong>mte Qualitätsrichtlinien anzuerkennen.<br />
Darüber hinaus gibt es unter den Mitgliedern <strong>und</strong> Partnern des B<strong>und</strong>esForum<br />
Kinder- <strong>und</strong> Jugendreisen e.V. ebenfalls eine Reihe von Veranstaltern, die<br />
Sprachreisen <strong>und</strong> Sprachkurse anbieten. Sie müssen sich an die Qualitäts-<br />
kriterien <strong>und</strong> Leitsätze des B<strong>und</strong>esForums halten. Neben diesen deutschen<br />
Ansprechpartnern gibt es auch auf internationaler Ebene einige Verbände,<br />
deren Mitglieder Qualitätskriterien einhalten müssen.<br />
Dabei ist als erstes die FIYTO zu nennen. Sie ist der einzige weltweite<br />
Zusammenschluss von Anbietern <strong>und</strong> Organisationen, die auf Jugendreisen<br />
<strong>und</strong> Jugendtourismus spezialisiert sind. Aufgabe der FIYTO ist es, Jugend-<br />
mobilität zu fördern <strong>und</strong> die Identität von Jugendreisen zu bewahren.<br />
Speziell <strong>für</strong> den Bereich der Sprachreisen <strong>und</strong> Sprachkurse hat die FIYTO<br />
1998 bei der World Youth and Student Travel Conference in Miami, Florida,<br />
die ALTO gegründet. Alle Mitglieder müssen sich an deren Qualitätsgarantie<br />
halten. Mindestens alle drei Jahre überprüft EAQUALS seine Mitglieder.<br />
Die Mitgliedschaft wird nur zuerkannt, wenn die Schule die Erfüllung aller<br />
Vorgaben nachweisen kann. Die Satzung beschreibt die Dienstleistungen,<br />
auf die sich die Lernenden in einer von EAQUALS anerkannten Schule<br />
verlassen können. EAQUALS folgt den Zielvorgaben der Projektgruppe<br />
FERIENBÖRSE<br />
<strong>für</strong> alle von 6 bis 26<br />
Afrika Amerika Australien Au Pair Belgien Bulgarien China<br />
Deutschland Familienurlaub Ferienfreizeiten Finnland<br />
Frankreich Indien ISIC Irland Italien Griechenland<br />
Großbritannien Gruppenreisen High School<br />
Internationale Begegnungen Japan Jobs <strong>im</strong> <strong>Ausland</strong><br />
Klassenfahrten Kanada Kroatien Malta Neuseeland<br />
Niederlande Norwegen Österreich Polen Portugal<br />
Praktika Schweden Schweiz Spanien Sprachreisen<br />
weltweit Studium <strong>im</strong> <strong>Ausland</strong> Tschechien Türkei Ungarn<br />
voluntary services work & travel Workcamps<br />
Information Beratung Service<br />
Völkerverständigung durch Begegnung e.V.<br />
Ritterstraße 4/Theaterpassage<br />
04109 Leipzig<br />
Tel. 03 41-9 60 67 36<br />
Fax: 03 41-9 60 67 26<br />
www.ferienboerse.org, service@ferienboerse.org<br />
„Language Learning for European Citizenship“ des Europarates. IALC<br />
hingegen ist ein Verein <strong>für</strong> private, unabhängige Sprachschulen <strong>und</strong> Zentren,<br />
der Fremdsprachenkurse als akademische Intensiv-Studiengänge, <strong>für</strong> Beruf,<br />
Geschäft, professionelle Bedürfnisse, Freizeit <strong>und</strong> <strong>Ausland</strong>sreisen anbietet.<br />
Der Unterricht der IALC-Mitglieder wird in Kombination mit Unterkunft <strong>und</strong><br />
sozialen bzw. kulturellen Aktivitäten in 20 verschiedenen Ländern weltweit<br />
angeboten. Alle IALC Schulen bieten eine Qualitätsgarantie <strong>und</strong> sind<br />
etablierte, professionelle Sprachlehrinstitute.<br />
Besonders qualifizierte <strong>und</strong> intensive Sprachkurse <strong>für</strong> die Sprachen Arabisch,<br />
Chinesisch, Russisch, Japanisch, Polnisch <strong>und</strong> Koreanisch bietet das Landes-<br />
spracheninstitut Nordrhein-Westfalen. Wer Englisch lernen möchte, kann<br />
sich an den British Council wenden, Großbritanniens internationale Orga-<br />
nisation <strong>für</strong> kulturelle <strong>und</strong> wissenschaftliche Beziehungen. Der British<br />
Council verfügt in Berlin über ein so genanntes English Teaching Centre.<br />
Seit 2002 bietet er auch spezielle Englischkurse <strong>für</strong> Kinder <strong>und</strong> Jugendliche<br />
ab sechs Jahren an. Spanisch-Sprachkurse bietet das Instituto Cervantes,<br />
das offizielle spanische Kulturinstitut, das <strong>im</strong> <strong>Ausland</strong> mit der Förderung<br />
der spanischen Kultur <strong>und</strong> Sprache betraut ist. In Deutschland gibt es<br />
zurzeit je ein Institut in Berlin, Bremen <strong>und</strong> München. Französischkurse<br />
werden hingegen vom Institut Français in mehreren Städten Deutschlands<br />
angeboten. <strong>Das</strong> Deutsch-Französische Jugendwerk (DFJW) vergibt darüber<br />
Mitglieder <strong>und</strong> Partner des B<strong>und</strong>esForum Kinder- <strong>und</strong><br />
Jugendreisen e.V. halten sich an Leitsätze <strong>und</strong><br />
Qualitätskriterien.<br />
Weitere Informationen bei:<br />
B<strong>und</strong>esForum Kinder- <strong>und</strong> Jugendreisen e.V. Service<br />
Ritterstraße 4/Theaterpassage, 04109 Leipzig<br />
Tel. 03 41-9 60 67 16, Fax: 03 41-9 60 67 26<br />
leipzig@b<strong>und</strong>esforum.de, www.b<strong>und</strong>esforum.de
hinaus in jedem Jahr eine begrenzte Anzahl<br />
an Stipendien <strong>für</strong> Intensivsprachkurse. Bewer-<br />
ben können sich junge Menschen die an der<br />
Durchführung deutsch-französischer Programme<br />
beteiligt sind, Berufstätige die einen mind.<br />
sechswöchigen Arbeitsaufenthalt planen oder<br />
Studierende, die einen Studienaufenthalt an<br />
einer frz. Hochschule absolvieren. Außerdem<br />
fördert das DFJW binationale Intensivsprachkurse,<br />
die von Partnern des DFJW organisiert werden.<br />
Spezielle Angebote <strong>für</strong> Studierende findet man<br />
schließlich auf der Internetseite des DAAD,<br />
wo man in einer Datenbank nach Sprachkursen<br />
suchen kann, die an europäischen Hochschulen<br />
angeboten werden. Auch <strong>für</strong> diese Sprachkurse<br />
gibt es unter Umständen Stipendien. Eine gute<br />
Übersicht über Anbieter von Sprachreisen <strong>und</strong><br />
Links:<br />
DIN Deutsches Institut <strong>für</strong> Normung e. V.<br />
www.din.de/<br />
IJAB e.V.<br />
www.ijab.de/<br />
Fachverband Deutscher Sprachreise-Veranstalter e.V.<br />
www.fdsv.de/<br />
B<strong>und</strong>esForum Kinder- <strong>und</strong> Jugendreisen e.V. Service<br />
www.b<strong>und</strong>esforum.de<br />
LSI<br />
www. lsi-nrw.de<br />
Britisch Council<br />
www.britcoun.de<br />
Institut Francais<br />
www.kultur-frankreich.de<br />
Deutsch-Französisches Jugendwerk (DFJW)<br />
www.dfjw.org<br />
Instituto Cervantes<br />
www.cervantes.de<br />
Deutscher Akademischer Austausch Dienst (DAAD)<br />
www.daad.de<br />
Federation of International Youth Travel Organisations<br />
www.fiyto.org<br />
ALTO Association of Language Travel Organisations<br />
www.altonet.org<br />
EAQUALS European Association for Quality Language Services<br />
www.eaquals.org<br />
International Association of Language Centres<br />
www.ialc.org<br />
Eurodesk<br />
www.eurodesk.org<br />
Sprachkursen <strong>für</strong> Schüler, Studenten <strong>und</strong> andere<br />
jung Gebliebene bieten schließlich auch die<br />
Faltblätter „Internationale Begegnungen <strong>für</strong> junge<br />
Leute“, die be<strong>im</strong> IJAB kostenlos zu erhalten sind.<br />
Dieser Service wird vom deutschen Eurodesk<br />
Team angeboten, welches Teil eines europäischen<br />
Informationsnetzwerkes ist - mit Nationalagenturen<br />
in 27 Ländern <strong>und</strong> über 600 regionale Servicestellen<br />
in ganz Europa.<br />
Stephan Schiller, M.A.<br />
Vorsitzender Völkerverständigung durch Begegnung e.V.<br />
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24 – Reisen & Arbeiten<br />
Cowboyhüte <strong>und</strong> Kinderstiefel<br />
Au Pair in Texas<br />
Wieso denn ausgerechnet dahin? Da gibt’s doch nur Wüste <strong>und</strong> Cowboyhüte!<br />
Muss das sein? <strong>Das</strong> waren so ungefähr die Reaktionen, als ich meinen Lieben<br />
mitteilte, dass ich als Au Pair nach Texas gehen würde. Zugegeben, traumhaft<br />
hatte ich mir diesen südlichen Staat der USA auch nicht ausgemalt, aber da mein<br />
Wunsch-Ziel, Kalifornien, ziemlich aussichtslos war, sollte es zumindest <strong>für</strong> ein<br />
Jahr schön warm sein. Also „adé“ kaltes Deutschland. Da meine Erwartungen<br />
ja nun ziemlich niedrig angesetzt waren, hat mich Austin erstmal umgehauen.<br />
Austin ist eine wirklich schöne 1,3 Millionen-Studentenstadt. Nebenbei ist sie<br />
auch noch die Musikhauptstadt der Welt. Hier hat jeder schon mal gespielt,<br />
<strong>und</strong> einmal <strong>im</strong> Jahr verwandelt sich die ganze Innenstadt, jeder Pub, jedes<br />
Café, jede Disko zu „South by Southwest“ in eine einzige Live-Bühne.<br />
Aber erstmal von vorne. Mich hatte es also nach Austin verschlagen, wo ich die<br />
nächsten 12 Monate mit meiner w<strong>und</strong>ervollen Gastfamilie verbringen würde.<br />
Liz <strong>und</strong> Charles besaßen ihr eigenes Geschäft, weswegen sie meine Hilfe zur<br />
Betreuung von Jeane (12) <strong>und</strong> Charles David (9) brauchten. Hilfe heißt in diesem<br />
Fall Frühstück machen, Kinder zur Schule fahren, wieder abholen, bei den Haus-<br />
aufgaben helfen... <strong>und</strong> den Kleinen zum Heulen bringen, weil ich <strong>im</strong>mer bei den<br />
Videospielen gewinne. Naja, das gehörte natürlich nicht zu meinen Aufgaben,<br />
aber ihn einfach <strong>im</strong>mer gewinnen zu lassen, macht doch wirklich keinen Spaß!<br />
Da<strong>für</strong> hat er sich umso mehr gefreut, wenn er mich dann wirklich geschlagen<br />
hat. Ich muss sagen, dass ich mit den Wenzels wirklich unhe<strong>im</strong>liches Glück<br />
hatte. Viele meiner Bekannten <strong>und</strong> Fre<strong>und</strong>innen waren unzufrieden mit ihrer<br />
Familie oder hatten sogar die Familie gewechselt, weil sie es einfach nicht mehr<br />
ausgehalten hatten. Nicht so bei mir. Mich hätten keine zehn Pferde dazu bringen<br />
können, Austin wieder zu verlassen. Ich hatte tolle Arbeitszeiten, fast jeden<br />
Abend frei, jedes Wochenende frei, mein Auto, mein Handy, mein Kreditkarte,<br />
irgendwas vergessen? Aber wie gesagt, das ist wirklich nicht selbstverständlich<br />
<strong>und</strong> ich arbeite heute noch daran, wenigstens ein bisschen dieser unglaublichen<br />
Großzügigkeit zurück zu geben. Apropos Gastfamilie: Ich weiß nicht, wie das<br />
in anderen deutschen Familien aussieht, aber ich hatte mit 20 schon länger<br />
die Freiheit genossen, zu tun <strong>und</strong> zu lassen, was ich wollte. Hier hieß es dann<br />
erstmal: Um 12 bist du wieder zu Hause. Kein männlicher Besuch auf dem<br />
Z<strong>im</strong>mer. Ruf an, wenn du auswärts übernachtest. Tja, hier war ich noch nicht<br />
so richtig erwachsen. Ungewohnt war auch, dass die eigene Meinung bei der<br />
Erziehung der Kleinen wirklich nicht wichtig ist. Natürlich denkt man vorher:<br />
„Kein Problem, ist doch klar, dass die Mutter alleine entscheidet.“ Aber wenn<br />
sich der Kleine morgens <strong>im</strong>mer noch nicht selbst anzieht, die Kinder nicht einmal<br />
vorm Haus spielen dürfen, weil das zu gefährlich sei <strong>und</strong> die Kids sich über<br />
meine Anordnungen hinweg setzen, weil sie hinter meinem Rücken Mom gefragt<br />
haben, die ahnungslos ihr OK gegeben hat, dann sieht die Realität schon etwas<br />
anders aus. Aber das waren keine unüberwindlichen Probleme, <strong>und</strong> mittlerweile<br />
verstehe ich sogar die extreme Besorgnis um die Sicherheit der Kinder. Es ist in<br />
den USA halt alles etwas anders...<br />
Mein Leben in den USA bestand natürlich nicht nur aus Arbeit, <strong>und</strong> Austin hat<br />
jede Menge tolle Diskos <strong>und</strong> Kneipen zu bieten. Zu dumm, dass ich damals<br />
erst 20 war. Also „Under Age“, ergo: kein Alkohol <strong>und</strong> Eintrittsverbot in fast
jeder Kneipe. Also es ist wirklich nicht so, als ob<br />
ich hier in Deutschland wahnsinnig viel trinken<br />
würde, aber das hat mich dann doch gestört. Auch<br />
wenn ich will, darf ich nicht, naja... Außerdem<br />
musste ich unfairerweise auch noch den doppelten<br />
Eintrittspreis bezahlen, mindestens 10 Dollar. Da<strong>für</strong><br />
wurden mir dann mit Edding zwei große schwarze<br />
Kreuze auf beide Handrücken gemalt, damit ganz<br />
Austin auch noch Tage später erkennen konnte, dass<br />
ich meinen 21. Geburtstag noch nicht gefeiert hatte.<br />
Leider hatte ich dieses System aber nicht ganz so<br />
schnell verinnerlicht. Kaum da, musste ich natürlich<br />
mit meinen neuen Fre<strong>und</strong>en ausgehen. Eigentlich<br />
ist ja nichts dabei, von einem Fre<strong>und</strong> `nen Drink zu<br />
akzeptieren, aber der Türsteher sah das leider nicht<br />
so. Als ich auf seine Frage, wie alt ich denn sei,<br />
ganz verblüfft: „20“, antwortete, bugsierte er mich<br />
recht schnell zur Tür. Hätte schl<strong>im</strong>mer ausgehen<br />
können, wie ich später erfahren habe. Richtig<br />
gute Musik habe ich dann u.a. auf dem South by<br />
Southwest-Musikfestival (SXSW) gehört. Da war<br />
wirklich absolut alles vertreten, jede Musikrichtung,<br />
jede Nationalität. Aber auch abgesehen von SXSW<br />
ist Austin eine sehr vibrierende Stadt. Da gibt<br />
es noch Filmfestivals, Open-Air-Kino, das Pecan-<br />
Street-Festival, das Shakespeare-Festival <strong>und</strong> so viel<br />
mehr, an das ich mich gerade nicht erinnere. Richtig<br />
gefeiert wird natürlich auch an Silvester, am 4. Juli<br />
(Independence Day) <strong>und</strong> nicht zuletzt Mardi Gras.<br />
Letzteres ist ein ganz spezieller „Feiertag“. Müsste<br />
ich raten, würde ich denken, es ist der Feiertag<br />
der Exhibitionisten. Hier werden Beads, Ketten mit<br />
kleinen bunten Perlen, <strong>für</strong>`s Ausziehen verteilt. <strong>Das</strong><br />
heißt, die Frauen bekommen die Ketten, die Männer<br />
verteilen sie. <strong>Das</strong> Ganze nennt sich dann „flash“<br />
<strong>und</strong> heißt frei übersetzt in etwa: „Ziehst du dein<br />
Shirt hoch, gebe ich dir eine Plastikperlenkette.“<br />
Irgendwie waren aber ungleich viele Vertreter des<br />
männlichen Geschlechts anwesend... Auf meine<br />
persönliche Feiertagsliste hat es Mardi Gras jeden-<br />
falls nicht geschafft. Sollte man aber doch mal<br />
gesehen haben. So, <strong>und</strong> jetzt zum Schluss noch ein<br />
Reisen & Arbeiten – 25<br />
paar kleine „Einsichten“. Nein, nicht alle Texaner<br />
tragen Cowboystiefel <strong>und</strong> die passenden Hüte. Nein,<br />
wir haben uns auch nicht mit „Howdy“ begrüßt, aber<br />
es stand doch jeden Morgen an der Schultafel. Ja,<br />
der texanische Slang ist eine Sprache <strong>für</strong> sich. Es<br />
kam mehrmals vor, dass ich Wörter <strong>im</strong> Wörterbuch<br />
nachgeschlagen habe, die es theoretisch gar nicht<br />
gibt. Und definitiv „Ja“, es ist aus meiner Sicht<br />
unmöglich, in den USA nicht zuzunehmen. Einfach<br />
zu viele neue, leckere, unwiderstehliche Sachen.<br />
Aber die paar Pf<strong>und</strong>e purzeln auch schnell wieder,<br />
sobald man zurück in Deutschland ist. Und zu guter<br />
letzt das Wichtigste: Ich habe durch meinen Au-<br />
Pair-Aufenthalt neue, <strong>im</strong>mer noch bestehende<br />
Fre<strong>und</strong>schaften geschlossen, bin um eine ganze<br />
Menge Lebenserfahrung reicher, spreche eine<br />
Sprache mehr <strong>und</strong> habe mir das beste Souvenir von<br />
allen mitgebracht: meinen Verlobten Carlos...<br />
Angelina Rauber, 23, studiert Kommunikations-<br />
wissenschaft an der WWU Münster.
26 – Reisen & Arbeiten<br />
Life is too short to complain! Enjoy it!<br />
Ein Reisebericht aus Australien<br />
Als sich der ICE von Bonn zum Frankfurter Fern-<br />
bahnhof langsam in Bewegung setzte, war<br />
mit plötzlich klar, dass die große Tour endlich<br />
beginnen würde. Seit zwei Jahren hatten mein<br />
guter Fre<strong>und</strong> Christian <strong>und</strong> ich diesen Zeitpunkt<br />
herbeigesehnt. 24 Monate lang wurde <strong>im</strong>mer<br />
wieder von Australien gesprochen, geträumt<br />
<strong>und</strong> einfach mal so drauf los geschwärmt. Denn<br />
obwohl wir noch nie einen Fuß auf den Kontinent<br />
gesetzt hatten, war uns doch so viel Positives<br />
berichtet worden. Jetzt waren also unsere Lieben<br />
durchaus schweren Herzens verabschiedet worden<br />
<strong>und</strong> <strong>für</strong> uns ging es endlich los.<br />
Tatkräftige Unterstützung vor der finalen Abreise<br />
nach ”Down Under” haben wir durch unsere<br />
Austauschorganisation erhalten, über die wir<br />
unseren Work&Travel- Trip gebucht hatten.<br />
Neben den Flügen hat sie sich auch in vielen<br />
anderen Bereichen als sehr hilfreich herausgestellt,<br />
so z.B. bei der Beantragung des Visums. <strong>Das</strong><br />
Einrichten eines Bankkontos in Australien, sowie<br />
die Beschaffung der so genannten Tax File Number<br />
(wichtige Vorraussetzung, um einen Job vermittelt<br />
zu bekommen) waren dann am ersten Tag durch<br />
die Partnerorganisation in Sydney erledigt. Die<br />
informative Vorbereitung in Deutschland wurde<br />
durch ein zusammenfassendes Work&Travel-<br />
Handbuch abger<strong>und</strong>et. Man konnte sich also<br />
nahezu sorgenfrei in den Flieger begeben.<br />
Die ersten Tage <strong>im</strong> multikulturellen <strong>und</strong> w<strong>und</strong>er-<br />
baren Sydney standen noch ganz <strong>im</strong> Zeichen<br />
des Kollegen Jetlag. Chris <strong>und</strong> ich hatten große<br />
Schwierigkeiten, uns zu Beginn auf die vier-<br />
stündige Orientation <strong>im</strong> Work&Travel-Office zu<br />
konzentrieren. Die Strafe <strong>für</strong> unsere Schläfrigkeit<br />
war dann unter anderem auch die Unwissenheit<br />
<strong>im</strong> Umgang mit der australischen Bankkarte.<br />
Die arme Dame vom Westpac-Schalter, die uns<br />
aus unserer Misere befreien musste... Dämlicher<br />
Jetlag!<br />
Wohnungs- <strong>und</strong> Jobsuche standen am Anfang<br />
ganz oben auf unserer Liste. Erstere war schnell<br />
erledigt, da es sich <strong>für</strong> uns anbot, bei unserem<br />
Kumpel Andreas einzuziehen, der schon länger<br />
in Sydney lebte <strong>und</strong> in einer 5er WG nahe dem<br />
Darling Harbour wohnte. Perfekt! Zusammen mit<br />
zwei Mädels aus England <strong>und</strong> Irland haben wir<br />
die Bude in Beschlag genommen. 150 australische<br />
Dollar (90 EUR) Miete pro Woche waren auch<br />
noch wirklich billig <strong>für</strong> die Verhältnisse in Sydney.<br />
Selbst viele Hostels in <strong>und</strong> um Sydney herum ver-<br />
langen mehr. Man sollte sich in den ersten Tagen<br />
viel mit anderen Backpackern austauschen, die<br />
Sydney Trading Post (Zeitung) durchblättern <strong>und</strong><br />
auch <strong>im</strong>mer wieder ins Internet gehen. WGs sind<br />
eine gute <strong>und</strong> manchmal günstige Alternative<br />
zum Hostelleben. Keine Frage allerdings, dass ein<br />
nettes Hostel am Bondi oder Coogee Beach nicht<br />
zu verachten ist.<br />
Bei der Jobsuche bekommt man Hilfe durch<br />
die Work&Travel-Agentur. Man wird ausgiebig<br />
“interviewt”, <strong>und</strong> anhand des Gespräches wird<br />
ein persönliches Profil erstellt, auf welches das<br />
Work&Travel-Team bei Jobangeboten zurück-<br />
greift. Je nachdem, was man gelernt hat oder<br />
besonders gut kann, wird versucht, möglichst<br />
dort einen Job <strong>für</strong> Backpacker zu finden. Rea-<br />
listisch ist allerdings jedoch eher, dass ein
großer Anteil der Backpacker einfache Arbeiten<br />
in Lagerhäusern oder Fabriken bekommt <strong>und</strong> sich<br />
so ein Sümmchen dazu verdient. Traumjobs sind<br />
nun wirklich selten der Fall! Chris hat <strong>für</strong> Harley<br />
Davidson <strong>und</strong> Ducati Motorräder <strong>und</strong> Autos aus-<br />
gefahren, <strong>und</strong> ich habe <strong>für</strong> die Work&Travel-<br />
Company in den Straßen von Sydney nach Jobs<br />
<strong>für</strong> Backpacker in Bars, Kneipen <strong>und</strong> Restaurants<br />
gesucht. <strong>Das</strong> war eine ganz gute Möglichkeit,<br />
sich die Füße platt zu latschen <strong>und</strong> die Stadt<br />
kennen zu lernen. Ob man nun gleich am ersten<br />
Tag oder erst nach 2 Wochen einen Job bekommt,<br />
kann keiner garantieren. Ich empfehle daher<br />
jedem, <strong>für</strong> das doch recht teure Pflaster Sydney<br />
genügend Kohle einzuplanen. Manche Jobs sind<br />
nur <strong>für</strong> einen Tag <strong>und</strong> andere hingegen <strong>für</strong> 2 bis 3<br />
Monate, denn manche Arbeitgeber bestehen auf<br />
diesen Zeitraum als Min<strong>im</strong>um! Die Fre<strong>und</strong>lichkeit<br />
<strong>und</strong> Offenheit der Australier <strong>und</strong> der meisten<br />
Backpacker war von Beginn an ansteckend, so<br />
dass man nur selten Zeit hatte, He<strong>im</strong>weh zu<br />
bekommen oder sich <strong>und</strong> die ganze Tour in Frage<br />
zu stellen. Dennoch sind das Dinge, die meiner<br />
Meinung nach auch dazu gehören. Nachdem wir<br />
Sydney <strong>und</strong> Umgebung bis Ende Januar ganz gut<br />
kennen gelernt hatten <strong>und</strong> sich auch unsere Jobs<br />
dem Ende zuneigten, überlegten wir, wie <strong>und</strong> vor<br />
allem womit es weitergehen sollte. Prinzipiell hat<br />
man drei Möglichkeiten:<br />
a) Überland-Busse (gängigster Weg: z.B.<br />
Greyho<strong>und</strong> Australia verbindet das ganze Land)<br />
b) Kauf eines Gebrauchtwagen (riesiges Angebot<br />
in Sydney <strong>und</strong> Cairns)<br />
c) Inlandsflüge (Virgin Blue <strong>und</strong> Jet Star bieten<br />
Chris <strong>und</strong> ich haben uns zum Autokauf ent-<br />
schieden <strong>und</strong> uns <strong>für</strong> 1.800 EUR einen Toyota<br />
Camry “Oldt<strong>im</strong>er” Baujahr 1988 gekauft. Dieser<br />
hat uns dann auch 12.000 Kilometer kreuz<br />
<strong>und</strong> quer durch das Land geführt <strong>und</strong> sich<br />
bis auf ein paar kleinere Reparaturen auch<br />
vollends gelohnt. Ein eigenes Auto ist einfach<br />
der unabhängigste Weg zum Reisen. Der zu<br />
erledigende Papierkram ist schnell verstanden<br />
<strong>und</strong> sollte nicht abschrecken. Wir haben auch<br />
so manche Buckelpiste ausgewählt, um abseits<br />
der “Touri-Routen” zu fahren. Für uns war es die<br />
richtige Entscheidung! In Cairns haben wir den<br />
Toyota dann wieder <strong>für</strong> 1.100 EUR (2 1⁄2 Monate<br />
später) verkauft <strong>und</strong> waren damit am Ende<br />
zufrieden. Unzählige Backpacker versuchen dort<br />
ihre Wagen zu Schleuderpreisen zu verhökern.<br />
Bis dahin hat uns das Auto an die Great Ocean<br />
Road, die komplette Ostküste <strong>und</strong> viele Stationen<br />
<strong>im</strong> Inland geführt. Überall dort lernt man gerade<br />
zur Hochsaison <strong>im</strong> australischen Sommer viele<br />
junge Leute kennen <strong>und</strong> hat mit den meisten<br />
einfach nur viel Spass, viele gute Gespräche <strong>und</strong><br />
gemeinsame nächste Reiseziele. <strong>Das</strong> Traveln<br />
in Australien ist wirklich easy, wenn auch nicht<br />
ganz so billig, wie wir anfangs gedacht hatten.<br />
Man sollte schon ca. 3.500 EUR <strong>für</strong> ein halbes<br />
Jahr ansparen <strong>und</strong> hier <strong>und</strong> da auch nach einem<br />
Job suchen. Es ist kein Billig-Reiseland! Dann<br />
wird man wohl eine fantastische Zeit in einem<br />
fantastischem Land verbringen können, das uns<br />
bisher mit seiner Über- <strong>und</strong> Unterwasserwelt<br />
vollends begeistert hat. Mein persönlicher Ge-<br />
he<strong>im</strong>tipp <strong>für</strong> Naturbegeisterte <strong>und</strong> Wanderer<br />
ist Tasmanien. Die Insel “Under Down Under”<br />
ganz günstige Flüge an)<br />
hat wirklich einiges zu bieten. <strong>Das</strong> Great Barrier<br />
isa-anzeige itchy 210x65 12.09.2005 17:46 Uhr Seite 1<br />
Lang strecken…<br />
Reef an der Ostküste sowieso: Nemo <strong>und</strong> Co.<br />
haben ein zauberhaft schönes Wohnz<strong>im</strong>mer. Tauch-<br />
gänge sind verhältnismäßig günstig <strong>und</strong> absolut<br />
empfehlenswert. Aber es gibt noch viele, viele<br />
andere lohnenswerte Ziele in diesem doch recht<br />
großen Land. Von kleinen Tiefs, die einen während<br />
so einer Reise <strong>im</strong>mer mal wieder in Beschlag<br />
nehmen, sollte man sich nicht beirren lassen. Von<br />
einem solchen Aufenhalt kann man nur profitieren.<br />
Natürlich persönlich, aber sogar auch in beruflicher<br />
Hinsicht, da man die englische Sprache <strong>im</strong> Laufe<br />
der Zeit <strong>im</strong>mer besser versteht <strong>und</strong> spricht. <strong>Das</strong>s<br />
man selbst unabhängiger <strong>und</strong> offener wird <strong>für</strong><br />
fremde Kulturen ist wohl 100%ig sicher.<br />
Life is too short to complain! Enjoy it!<br />
G’day Mates, Jens<br />
Reisen & Arbeiten – 27<br />
Jens Hirschfeld, 26 Jahre, arbeitet seit 3 1/2<br />
Jahren in der <strong>Bildung</strong>sbranche <strong>und</strong> erfüllt sich<br />
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28 – Reisen & Arbeiten<br />
Zon, zomer, strand en zee<br />
Über die Eigenheiten Amsterdams<br />
Wer in ein exotisches Land verreisen möchte,<br />
sollte nicht nach Holland kommen. Wer wegen<br />
einer Fremdsprache ins <strong>Ausland</strong> will, muss auch<br />
nicht nach Holland kommen. Und wer vor allem<br />
endlich einen Platz an der Sonne sucht, der sollte<br />
erst recht nicht nach Holland kommen. War mein<br />
Praktikum also gar kein <strong>Ausland</strong>spraktikum?<br />
Wenn man aus Deutschland nicht zu viele Berge<br />
gewöhnt ist, dann merkt man die Landesgrenzen<br />
vielleicht erst, wenn der Bahnhof „Centraal<br />
Station“ heißt oder die Ausfahrt „Afrit“. Es<br />
st<strong>im</strong>mt nicht einmal, dass alle Straßen voll mit<br />
Wohnwägen sind. Wie ich später erfahren habe,<br />
fühlen sich vielmehr die Holländer selbst überrollt<br />
von den vielen Deutschen <strong>und</strong> deren Caravans.<br />
Tatsächlich sind Autofahrer, ob nun mit oder<br />
ohne Anhänger, besonders harmlos, geradezu<br />
zuvorkommend. Kein W<strong>und</strong>er allerdings, sie<br />
sind nämlich auch hoffnungslos in der Unterzahl<br />
gegenüber den in jeglicher Hinsicht privilegierten<br />
„fietsers“. <strong>Das</strong> Cliché der radelnden Holländer<br />
ist ja hinreichend bekannt <strong>und</strong> auch richtig. Was<br />
allerdings gerne <strong>und</strong> fatalerweise verschwiegen<br />
wird, ist, dass der radelnde Holländer sich<br />
keine weiteren Gedanken mehr darüber macht,<br />
ob es noch andere Verkehrsteilnehmer geben<br />
könnte. Während die Autofahrer (wenn sie<br />
nicht Ausländer sind) sich dieser Situation<br />
fügen <strong>und</strong> vor allem auch auf den vorgesehenen<br />
Wegen bleiben, neigen Fußgänger dazu, kreuz<br />
<strong>und</strong> quer durch die Stadt zu irren. Und sie<br />
fühlen sich sicher, wenn die Autos ausgesperrt<br />
bleiben. Was man dabei aber wissen sollte: der<br />
durchschnittliche Radler macht sicherlich eher<br />
zwe<strong>im</strong>al von seiner Klingel Gebrauch, als dass<br />
er seinen Rücktritt betätigt. Am leichtesten<br />
überlebt man daher, wenn man sich selber<br />
unauffällig unter die Masse der Fahrradfahrer<br />
mischt. <strong>Das</strong> ist jenseits aller Klassengrenzen<br />
möglich, nicht einmal der Rostzustand verrät,<br />
ob sich nun gleich ein alternativer Hausbesetzer<br />
oder der Investmentbanker <strong>im</strong> Anzug in den<br />
Sattel schwingen wird. Irritierenderweise sind<br />
die Preise, auch <strong>für</strong> gebrauchte Räder, völlig<br />
überzogen: Der Handelsdurchschnitt liegt bei<br />
110 Euro. Von der Schaltung über ein Neurad bis<br />
zum Zweitkindersitz <strong>und</strong> dem „bakfiets“ kann<br />
man den Preis natürlich noch beliebig steigern.<br />
Dazu kommen dann noch 50 Euro, die in Form<br />
eines kiloschweren Kettenschlosses den soeben<br />
erworbenen Besitz auch bewahren helfen sollen.<br />
Sonst muss man sein Rad <strong>für</strong> zehn Euro unter<br />
den ganzen anderen geklauten suchen gehen.<br />
Gerade in Amsterdam gibt es viele Menschen,<br />
die ihr Auto schon vor langer Zeit verkauft oder<br />
noch nicht einmal einen „rijbewijs“ haben. Was<br />
auch kein W<strong>und</strong>er ist, weil sich gerade in der<br />
Innenstadt die Autos regelmäßig so verkeilen,<br />
dass man sich auf jede andere Art schneller<br />
fortbewegt. Und das führt wiederum zu dem<br />
großen Vorteil, dass Autos zwar ziemlich weit in<br />
die Stadt fahren dürfen, <strong>im</strong> Endeffekt aber nicht<br />
sehr viele Leute auf diese Idee kommen.<br />
Da ich schon <strong>im</strong> März in Amsterdam ankam,<br />
war das Wetter noch nicht so rosig. Ein paar<br />
Heizstrahler <strong>und</strong> vor allem die unerschütterliche<br />
Vorliebe <strong>für</strong> Freiluft-Atmosphäre brachten die<br />
Holländer aber be<strong>im</strong> ersten Sonnenstrahl dazu,<br />
ihren „koffie verkeerd“ oder ihr „biertje“ auf der<br />
Straße zu trinken. Wenn man deutsches Normal-<br />
oder sogar sonnenverwöhntes Rheingraben-<br />
Wetter gewohnt ist, muss man <strong>für</strong> Holland seine<br />
Begriffe nicht nur <strong>für</strong> die Temperaturen ein<br />
wenig neu justieren. Weil es eigentlich <strong>im</strong>mer<br />
irgendwoher weht, gibt es einen nennenswerten<br />
Wind erst, wenn man schon von einem<br />
Sturm sprechen möchte, wogegen bei einem<br />
ausgewachsenen „storm“ schon die ersten Leute<br />
von den Brücken in die Gracht fallen können.<br />
Eigentlich stürmt es <strong>im</strong>mer mit Regen, was<br />
dummerweise Wasser von allen Seiten bedeutet.<br />
Amsterdam ist tatsächlich die erste Stadt, in der<br />
ich es gleichzeitig aus zwei unterschiedlichen<br />
Richtungen habe regnen sehen. Manchmal<br />
regnet es auch ohne Wind (gerade <strong>und</strong> dicht von<br />
oben, wie man das aus der Dusche kennt), <strong>und</strong><br />
es gibt auch Wind ohne Regen. Es gibt sogar<br />
Wasser ohne Regen, dann läuft man durch eine<br />
Wolke oder wie durch Tau, der den Weg bis zum<br />
Boden nicht gef<strong>und</strong>en hat. Am Ende ist der Effekt<br />
<strong>im</strong>mer der gleiche: Nass. Was machen die vielen<br />
Radfahrer bei einem solchen Wetter? Nun ja, Rad<br />
fahren eben. Holland, das Land der Regenbögen.<br />
Übrigens auch oft als Fahne zu finden...<br />
Die ganze Regenbeschreibung hört sich jetzt<br />
grässlich an, aber es scheint natürlich auch mal<br />
die Sonne. Dann wollen die Menschen natürlich<br />
gleich wieder in Richtung Wasser <strong>und</strong> das heißt:<br />
zon, zomer, strand en zee. Gerade die großen<br />
Städte genießen den großen Vorteil (solange<br />
die Polkappen noch halten), fast in Radlweite<br />
Nordsee-Zugang zu haben. In Amsterdam kann<br />
man <strong>für</strong> sein Feierabend-Bierchen auch mit<br />
einem Ausläufer des IJselmeers vorlieb nehmen,<br />
der vorzüglich mit einer äußerst entspannten<br />
Strandbar erschlossen ist. Besagter Strand<br />
ist eigentlich lediglich aus einer Definition<br />
entstanden: Hier Sand, da Wasser, folglich<br />
müssen wir an einem Strand sein. Da spielt<br />
es keine so große Rolle, dass das Wasser sich<br />
kaum mehr an seine Zeit <strong>im</strong> Meer erinnern kann<br />
oder dass der Sand vom Strand erst vor kurzem<br />
aufgeschüttet worden ist. An ein paar Stellen<br />
muss man sich denn auch die Baukräne <strong>und</strong><br />
monströsen Betonmischer wegdenken. Ganz in<br />
der recht bekannten Manier der Holländer wird<br />
Amsterdam nämlich ins Wasser ausgebreitet.<br />
Wenn das Millionen Kubikmeter an Sand<br />
erfordert, bis aus dem Wasser so etwas wie<br />
Bauland herausschaut, dann werden die mal eben
herbeigeschafft. Und man kann sich vorstellen, dass ein ganz ansehnliches<br />
Stück Strand dabei abfällt. Es gibt wohl in ganz Holland nicht mehr viel<br />
Land, das nicht von einem Ingenieur opt<strong>im</strong>iert wurde. An der Küste sowieso<br />
nicht, da ist das Meiste ohnehin neu, aber auch an anderen Stellen gibt es<br />
Maßnahmen gegen oder <strong>für</strong> Wasser, kanalisierte Flüsse, Gräben, Weiden<br />
<strong>und</strong> Tulpen- <strong>und</strong> Gemüsebeete soweit das Auge reicht. Und Berge sind ja<br />
bekanntlich ohnehin alle abgetragen worden – das Land wächst auch nicht<br />
von Nichts aus dem Meer. Aus diesem Willen zur Gestaltung der Umwelt<br />
erwächst bei Hochwasser <strong>und</strong> Springfluten oft auch der Zwang, sie zu<br />
beherrschen.<br />
Die niederländische Küche ist eigentlich ein Kapitel <strong>für</strong> sich, allerdings<br />
nicht, um die Geschmacksnuancen zu beschreiben, sondern eher um Ver-<br />
mutungen anzustellen, aus welchen Ausgangsstoffen wohl die Masse<br />
dieses Mal entstanden sein mag. Auf jeden Fall wird sie am Ende frittiert.<br />
Anstandshalber sei gesagt, dass es auch sehr leckeren „vis“ geben muss.<br />
<strong>Das</strong> ist der erste Hering der Saison, sprich Juni. Er gilt allerdings roh mit<br />
Zwiebeln als Delikatesse. Angesichts dieses Angebots ist es verständlich,<br />
dass viele Einwanderer lieber zu ihren kulinarischen Wurzeln zurückkehren<br />
wollten. Und nachdem Holland ab dem 17. Jhd. recht fleißig kolonisiert hat,<br />
kommen so Einflüsse aus aller Welt zusammen. Besonders ausgeprägt war<br />
das in der Nachbarschaft meiner Wohnung, dem Viertel Indische Buurt, zu<br />
finden: Wir hatten einen subjektiv geschätzten Inländeranteil von 15%.<br />
Schon in meiner ersten Wohnung mit einer brasilianischen Vermieterin,<br />
waren sieben Nationen versammelt, zumindest bis die brasilianischen<br />
Handwerker soviel Zwischenwände eingezogen hatten, dass der „wonings-<br />
dienst“ unserer lustigen Zwölfer-WG ein Ende setzte. Zum Glück konnten<br />
mein Mitbewohner <strong>und</strong> ich uns in die längerfristig zu habende Wohnung<br />
unseres neuen, marokkanischen Vermieters flüchten. Ein Glücksgriff <strong>und</strong><br />
noch dazu <strong>für</strong> 550 Euro warm <strong>für</strong> zwei Z<strong>im</strong>mer. Wohnungssuche in Amster-<br />
dam ist nämlich kein Spaß. Die Stadtverwaltung ist nicht umsonst so<br />
verzweifelt auf der Suche nach Wohnfläche, dass sie ihr IJmeer zuschüttet.<br />
Am besten sucht man daher über persönliche Kontakte. Wenn man, wie<br />
in unserem Fall, noch nicht die richtigen Leute kennt, muss man sich der<br />
normalen Mittel bedienen, als da wären die viavia-Zeitung, aus der die<br />
besten Angebote zwei St<strong>und</strong>en nach Verkaufsbeginn verschw<strong>und</strong>en sind,<br />
verschiedene Websites oder auch ein „makelaar“, der bei einem günstigen<br />
Z<strong>im</strong>mer oder bei der akuten Gefahr, auf der Straße zu landen, der wir uns<br />
gegenüber sahen, noch erschwinglich sein kann. Die besten Chancen<br />
hat man wohl, wenn man genug Zeit zum Suchen mit der Möglichkeit,<br />
ad hoc <strong>und</strong> gleich morgen einzuziehen kombiniert. Wenn man statt eines<br />
teuren Computers ein wenig Abenteuerlust mitbringt, kann man auch sehr<br />
erfolgreich ein Haus „kraken“ gehen oder in ein besetztes miteinziehen.<br />
An verschiedenen Ecken gibt es dazu von den Hausbesetzern in der<br />
„kraakspreekuur“ Infos, Tipps <strong>und</strong> Tricks. Auf Gr<strong>und</strong> der Wohnungsnot <strong>und</strong><br />
der niederländischen Gesetze ist das ein bisschen üblicher, als man das aus<br />
Deutschland kennt.<br />
Mit einer häuslichen Basis lässt sich dann viel angenehmer der Rest der<br />
Stadt erk<strong>und</strong>en. Gerade in Amsterdam wird es einem nicht so schnell<br />
langweilig. <strong>Das</strong> Angebot an interessanten Museen, Parks, Cafés, Bars <strong>und</strong><br />
Clubs ist w<strong>und</strong>ervoll reichhaltig. Eines Tages wird man feststellen, dass man<br />
schon seit Monaten in der Stadt ist <strong>und</strong> noch gar nicht das Bedürfnis hatte,<br />
mehr vom Rest des Landes zu sehen. Dabei ist das sehr einfach: Zugfahrten<br />
sind billig (die Strecken sind ja auch nicht lang) <strong>und</strong> mit einer „vordeel-<br />
urenkaart“ fährt man noch mal fast <strong>für</strong> die Hälfte. Dazu braucht man noch<br />
seine „strippen-kaart“, mit der man <strong>für</strong> alle Metros, Trams <strong>und</strong> Busse in ganz<br />
Holland stempeln gehen kann. Um den Kulturausflug komplett zu machen,<br />
kann man sich noch eine „museums jaarkaart“ kaufen, mit der fast alle<br />
Museen ein Jahr lang <strong>für</strong> umsonst zu besichtigen sind. Bis 26 Jahre kostet<br />
sie nur 15 Euro, was sich angesichts eines erstaunlichen Eintritts von neun<br />
Euro <strong>für</strong> das VanGogh-Museum sehr schnell lohnt. Außer <strong>für</strong> Fahrräder liegt<br />
das Preisniveau ziemlich auf dem von Deutschland. Ein „koffie verkeert“<br />
ist schon <strong>für</strong> 1,80€ zu bekommen, womit eigentlich der Ruf Amsterdams<br />
als teure Stadt widerlegt sein sollte. <strong>Das</strong> Problem ist vielmehr, dass es so<br />
viele verlockende Cafés gibt, dass man viel öfter zum „koffie“ oder „biertje“<br />
verführt wird <strong>und</strong> es am Ende der Nacht dann doch wieder verlustreich<br />
geworden ist. Mit ein paar guten Empfehlungen <strong>und</strong> einem wachen Auge<br />
findet man aber auch einen derart großen Reichtum an Veranstaltungen,<br />
zu denen man gratis eingeladen ist, dass man ohne weiteres auch ohne<br />
dicken Geldbeutel eine Menge Spaß haben kann. Die ult<strong>im</strong>ative Freizeit-<br />
veranstaltung ist dann wieder etwas komplizierter zu organisieren. An einem<br />
sonnigen Sonntagnachmittag sind nämlich mindestens so viele Menschen<br />
in ihren Booten <strong>und</strong> Bötchen unterwegs wie zu Fuß. Eigentlich wird alles<br />
benutzt, was nicht gleich untergeht <strong>und</strong> an dem man einen Außenborder<br />
befestigen kann. Es gibt zwar auch die luxuriösen Tropenholz-Varianten, viel<br />
wichtiger ist aber der entspannende Charakter der Bootstour. Und das heißt,<br />
dass man mindestens eine Flasche Wein, besser noch einen Grill <strong>und</strong> ein<br />
kaltes Buffet, an Bord hat.<br />
Johannes Landstorfer (26) studiert Kommunikationsdesign in Mannhe<strong>im</strong>.<br />
Über ein Leonardo- <strong>und</strong> Cusanuswerk-Stipendium verbrachte er einige Zeit<br />
als Praktikant in Amsterdam.<br />
Reisen & Arbeiten – 29
30 – Studium<br />
„Der Bologna-Prozess“<br />
Reform des europäischen Hochschulsystems<br />
Bologna-Prozess - dieser Begriff geistert seit einigen Jahren durch die Medien,<br />
meist <strong>im</strong> Zusammenhang mit den neuen Bachelor- <strong>und</strong> Masterstudiengängen,<br />
die zurzeit an vielen deutschen Universitäten <strong>und</strong> Fachhochschulen eingeführt<br />
werden. Doch was ist der „Bologna-Prozess“ eigentlich <strong>und</strong> welche Auswirkun-<br />
gen hat er auf die Möglichkeiten deutscher Abiturienten <strong>und</strong> Studenten, die ein<br />
<strong>Ausland</strong>ssemester oder auch ein komplettes Studium <strong>im</strong> <strong>Ausland</strong> planen? Dieser<br />
Artikel soll helfen, ein wenig Licht ins Dunkel zu bringen.<br />
Was also ist der „Bologna-Prozess“?<br />
Ende der 90er Jahre haben zahlreiche europäische Länder erkannt, dass ihre<br />
Hochschulen <strong>im</strong> weltweiten Vergleich nur noch bedingt wettbewerbsfähig<br />
waren. Universitäten in Nordamerika, aber auch in Australien <strong>und</strong> Neuseeland,<br />
hatten ihnen in Punkto Studienbedingungen <strong>und</strong> Reputation den Rang abge-<br />
laufen. Im Juni 1999 haben sich daher die Regierungen aus 29 europäischen<br />
Ländern gemeinsam dazu entschlossen, die Studien- <strong>und</strong> Hochschullandschaft<br />
in ihren Ländern zu reformieren. Dieser Entschluss <strong>und</strong> ein „Fahrplan“ <strong>für</strong> die<br />
Umsetzung der Reformen wurden während eines Regierungsgipfels in Bologna<br />
schriftlich in der so genannten „Bologna-Erklärung“ festgehalten. Seitdem wird<br />
der damit verb<strong>und</strong>ene Reformprozess als „Bologna-Prozess“ bezeichnet.<br />
Was will der „Bologna-Prozess“?<br />
<strong>Das</strong> übergeordnete Ziel ist die Schaffung eines „gemeinsamen europäischen<br />
Hochschulraums“ bis zum Jahr 2010. Dies beinhaltet vor allem die Einführung<br />
eines „Systems leicht verständlicher <strong>und</strong> vergleichbarer Studienabschlüsse“, wie<br />
es in der „Bologna-Erklärung“ heißt. Dadurch soll es Studenten leichter gemacht<br />
werden, zwischen unterschiedlichen Hochschulen in verschiedenen Ländern zu<br />
wechseln <strong>und</strong> einen Teil ihrer Hochschulausbildung – oder sogar ihr komplettes<br />
Studium - <strong>im</strong> <strong>Ausland</strong> zu absolvieren. <strong>Das</strong> wiederum fördert die Internationalität<br />
der Hochschulausbildung <strong>und</strong> trägt damit zur Wettbewerbsfähigkeit der euro-<br />
päischen Hochschulen bei. Angestrebt wird eine gestufte Studienstruktur mit<br />
drei aufeinander aufbauenden Studienabschnitten, wie sie weltweit schon<br />
in den meisten Ländern zu finden ist. Der erste Studienabschnitt ist dabei<br />
auf mindestens drei <strong>und</strong> höchstens vier Jahre angelegt <strong>und</strong> schließt mit dem<br />
Bachelor ab. Da bereits dieser erste Studienabschluss berufsqualifizierend sein<br />
soll, kann nach dem Erreichen des Bachelors entweder direkt der Einstieg in das<br />
Berufsleben erfolgen – oder aber die Fortsetzung des Studiums <strong>im</strong> Rahmen eines<br />
ein- oder zweijährigen Masterstudiengangs. Dieser zweite Studienabschnitt<br />
dient der Vertiefung <strong>und</strong> Erweiterung der erworbenen Kenntnisse <strong>und</strong> Methoden.<br />
Er befähigt bei erfolgreichem Abschluss zum Eintritt in die dritte Studienphase,<br />
die Doktorandenausbildung.<br />
Was ändert sich sonst noch?<br />
Zusätzlich zur Einführung vergleichbarer Studienabschlüsse in den am „Bologna-<br />
Prozess“ beteiligten Ländern sollen die Transparenz <strong>und</strong> Vergleichbarkeit der<br />
Studieninhalte <strong>und</strong> damit die gegenseitige Anerkennung der Studienleistungen<br />
verbessert werden. So soll gewährleistet werden, dass die Hochschulen bei<br />
einem Hochschulwechsel die bereits erbrachten Leistungen eines Studenten<br />
besser einordnen können <strong>und</strong> dass somit das Studium ohne Zeitverlust<br />
fortgesetzt werden kann. Um dieses Ziel zu erreichen, wurden in den letzten<br />
Jahren unter anderem folgende begleitende Maßnahmen vereinbart:
www.photocase.de<br />
•<br />
•<br />
•<br />
„Modularisierung der Studiengänge“ - Darunter versteht man die Zu-<br />
sammenfassung von inhaltlich zusammengehörenden Stoffgebieten <strong>und</strong><br />
Lehrveranstaltungen (Vorlesungen, Übungen, Seminare) zu abgeschlossenen<br />
Lehreinheiten (= Modulen), die in der Regel während eines Semesters<br />
gleichzeitig belegt <strong>und</strong> zusammen abgeprüft werden. Um das Studium<br />
abschließen zu können, muss eine best<strong>im</strong>mte Anzahl in der Studienordnung<br />
festgelegter Module aus verschiedenen Bereichen erfolgreich absolviert<br />
worden sein.<br />
Einführung eines „einheitlichen Leistungspunktsystems“ zur Bewertung<br />
der einzelnen Module auf der Basis des ECTS (European Credit Transfer<br />
System). Jedem Modul soll eine best<strong>im</strong>mte Anzahl von ECTS-Punkten<br />
zugewiesen werden, die sich nach der zeitlichen Arbeitsbelastung der<br />
Studenten richtet, die nötig ist, das Modul erfolgreich abzuschließen.<br />
Hierbei wird nicht nur die tatsächlich in Lehrveranstaltungen verbrachte Zeit<br />
mit eingerechnet, sondern auch die Zeit, die der Student mit der Vor- <strong>und</strong><br />
Nachbereitung verbringt.<br />
Ausgabe eines „Diploma Supplements“ nach Ende des Studiums, in<br />
dem in standardisierter Form Informationen über die Inhalte <strong>und</strong> den<br />
Aufbau des absolvierten Studiengangs festgehalten werden <strong>und</strong> das<br />
sowohl Arbeitgebern als auch Hochschulen europaweit die Beurteilung der<br />
•<br />
individuellen Qualifikationen der einzelnen Bewerber erleichtern soll.<br />
„Förderung der Zusammenarbeit“ zwischen den Hochschulen der<br />
teilnehmenden Länder – inzwischen sind es schon 45 – bei der Entwicklung<br />
integrierter Studien- <strong>und</strong> Forschungsprogramme sowie Lehrplänen <strong>und</strong><br />
Austauschprogrammen <strong>für</strong> Studenten <strong>und</strong> Wissenschaftler.<br />
Und wie weit ist Deutschland?<br />
Zu Beginn des „Bologna-Prozesses“ war Deutschland sehr schnell – die recht-<br />
lichen Voraussetzungen <strong>für</strong> die Einführung der Bachelor- <strong>und</strong> Masterstudien-<br />
gänge sind zum Beispiel schon <strong>im</strong> Jahre 2002 geschaffen worden. Der B<strong>und</strong><br />
<strong>und</strong> die Länder haben sich dabei in Zusammenarbeit mit den Hochschulen auf<br />
eine Regelstudienzeit von drei Jahren <strong>für</strong> den Bachelor <strong>und</strong> weiteren zwei<br />
Jahren <strong>für</strong> den Master geeinigt. Dies steht <strong>im</strong> Gegensatz zu vielen anderen<br />
europäischen Ländern, die sich am nordamerikanischen Modell orientiert <strong>und</strong><br />
daher <strong>für</strong> einen vierjährigen Bachelor entschieden haben. Bis 2010 soll die<br />
Umstellung der Studienabschlüsse in Deutschland abgeschlossen sein. Derzeit<br />
gibt es in Deutschland bereits knapp 3.000 Bachelor- <strong>und</strong> Masterstudiengänge,<br />
die allerdings erst knapp ein Drittel der in Deutschland insgesamt angebotenen<br />
Studiengänge ausmachen. Während es sich bei gut der Hälfte dieser Studien-<br />
gänge um komplette Neuentwicklungen handelt, sind die übrigen „alte Studien-<br />
gänge <strong>im</strong> neuen Gewand“, d.h. in überarbeiteter Form. Bei aller Schnelligkeit<br />
Deutschlands <strong>im</strong> Reformprozess darf man also nicht übersehen, dass derzeit<br />
Studium – 31<br />
Wirtschaftswissenschaft,<br />
Biowissenschaften, Zahnmedizin,<br />
Medizin, Pflegewissenschaft,<br />
Philosophie <strong>und</strong> Kulturreflexion<br />
(Studium f<strong>und</strong>amentale),<br />
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32 – Studium<br />
V E R A N S TA LT E R :<br />
STUDIUM,<br />
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START<br />
SCHUSS<br />
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28.10.2006 ESSEN<br />
02.12.2006 STUTTGART<br />
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noch etwa zwei Drittel der Studiengänge nach dem „alten Muster“ gestaltet<br />
sind. Hier ist noch viel Arbeit zu leisten.<br />
Welche Auswirkungen hat der „Bologna-Prozess“ auf die Möglichkeiten, <strong>im</strong><br />
<strong>Ausland</strong> zu studieren?<br />
Die wichtigste <strong>und</strong> positivste Veränderung <strong>für</strong> <strong>Ausland</strong>sstudienpläne durch<br />
den Bologna-Prozess ist mit Sicherheit die Einführung der Bachelor- <strong>und</strong><br />
Masterabschlüsse, da die bisherigen deutschen Abschlüsse des Diploms<br />
oder Magisters international weitgehend unbekannt sind. Dies war in<br />
der Vergangenheit besonders <strong>für</strong> Studenten ein Problem, die während<br />
ihres Studiums von einer deutschen Universität an eine Universität <strong>im</strong><br />
<strong>Ausland</strong> wechseln wollten, die bereits Bachelor- <strong>und</strong> Masterstudiengänge<br />
hatte, um dort ihr Studium fortzusetzen oder ein <strong>Ausland</strong>ssemester zu<br />
absolvieren. Da die Diplom- <strong>und</strong> Magisterstudiengänge „einstufig“ waren,<br />
fiel es ausländischen Universitäten oft schwer zu entscheiden, ob deutsche<br />
Bewerber nun noch in den Bachelor- oder bereits in den Masterstudiengang<br />
einzustufen waren. Dieses Problem ist nun weitgehend gelöst. Allerdings<br />
könnte es sich unter Umständen als nachteilig erweisen, dass der deutsche<br />
Bachelor nur auf drei Jahre angelegt ist. Derzeit ist noch nicht abzusehen,<br />
inwiefern der deutsche Bachelor völlig vorbehaltlos als gleichwertig zu<br />
den weiter verbreiteten vierjährigen Bachelorstudiengängen in anderen<br />
Ländern anerkannt wird. Entschärft wird dieses Problem aber durch die<br />
flächendeckende Einführung der (ECTS-) Leistungspunkte, da diese wie<br />
beschrieben eine bessere Vergleichbarkeit der Leistungen garantieren.<br />
Wenn innerhalb eines dreijährigen Bachelors in Deutschland genauso viele<br />
Leistungspunkte erlangt werden müssen wie innerhalb eines vierjährigen<br />
Bachelors <strong>im</strong> <strong>Ausland</strong>, wird sich dies sicherlich positiv auf die Anerkennung<br />
des deutschen Bachelors auswirken. Eine weitere positive Entwicklung der<br />
letzten Jahre, die auch auf den Zielen des „Bologna-Prozesses“ aufbaut,<br />
war die Entscheidung der B<strong>und</strong>esregierung, die finanzielle Förderung von<br />
<strong>Ausland</strong>sstudien auszubauen. So ist es <strong>für</strong> BAföGempfänger seit 2001<br />
möglich, das Studium nach einer ersten „Orientierungsphase“ in Deutschland<br />
von mindestens einem Jahr dann <strong>im</strong> europäischen <strong>Ausland</strong> fortzusetzen<br />
<strong>und</strong> das BAföG „mitzunehmen“. Dies ist natürlich ein sehr großer Vorteil, da<br />
vor der BAföGreform nur ein <strong>Ausland</strong>saufenthalt von max<strong>im</strong>al einem Jahr<br />
gefördert wurde. Für eine abschließende Bewertung des „Bologna-Prozesses“<br />
ist es <strong>im</strong> Moment natürlich noch zu früh. Es lässt sich jedoch bereits jetzt<br />
erkennen, dass sich der „Bologna-Prozess“ trotz kleinerer „Kinderkrankheiten“<br />
überwiegend positiv auf die Optionen deutscher Abiturienten <strong>und</strong> Studenten<br />
auswirken wird, die ihr Studium (teilweise oder ganz) <strong>im</strong> <strong>Ausland</strong> absolvieren<br />
wollen. Es ist zu hoffen, dass der „Bologna-Prozess“ noch mehr Studenten als<br />
bisher ermutigen wird, den Schritt ins <strong>Ausland</strong> zu wagen. Die Weichen hier<strong>für</strong><br />
sind gestellt.<br />
Alexandra Lembke, Diplom Politologin<br />
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ERASMUS UNIVERSITEIT ROTTERDAM<br />
Studium – 33
34 – Studium<br />
The Scholar Ship stellt sich vor<br />
Campus auf hoher See<br />
Fünf Jahre hat es gedauert, bis sich die Idee von<br />
Ron Zighelbo<strong>im</strong> (Managing Direktor) in Zusammen-<br />
arbeit mit Dr. Joseph Olander (President) <strong>im</strong> Januar<br />
2007 verwirklichen wird: Studenten aus der ganzen<br />
Welt zusammenbringen, um sie besser auf ihr<br />
Leben <strong>und</strong> den Beruf in einer vernetzten globa-<br />
lisierten Welt vorzubereiten. Neben dem Kennen-<br />
lernen historisch wichtiger Reiseziele werden die<br />
Studenten eine Vielfalt an Kulturen <strong>und</strong> Sprachen<br />
erleben <strong>und</strong> teilen.<br />
Bis zu 700 Studenten werden von Athen aus auf<br />
einem schw<strong>im</strong>menden Campus ein akademisches<br />
Programm mit einer Weltreise kombinieren. Den<br />
Campus „mitnehmen“, das Erlernte vor Ort <strong>und</strong> mit<br />
einer international lernenden Gemeinschaft in ein<br />
Projekt umsetzen – das ist The Scholar Ship.<br />
The Scholar Ship ist ein Konsortium von 6<br />
internationalen Universitäten (Australien, China<br />
(2), Marokko, Mexiko <strong>und</strong> Ghana) <strong>und</strong> einer<br />
der größten Kreuzfahrtreedereien. Auf einem<br />
speziell da<strong>für</strong> ausgestatteten Kreuzfahrtschiff,<br />
bereitgestellt von der Royal Caribbean Cruises<br />
Ltd, findet ein viermonatiges akademisches<br />
Programm (ein Semester) mit den Schwerpunkten<br />
Intercultural Leadership <strong>und</strong> Communication<br />
statt. Die Weltreise dauert 4 Monate <strong>und</strong> führt<br />
die Studenten von Athen nach Casablanca,<br />
Buenos Aires, Kapstadt, Perth, Singapur, Cochin,<br />
Larnarca <strong>und</strong> wieder zurück. Sowohl Programme<br />
<strong>für</strong> Undergraduate- als auch <strong>für</strong> Postgraduate-<br />
Studenten werden auf dem Schiff angeboten.<br />
Ein brandneues Modell in der<br />
interkulturellen Ausbildung<br />
Entscheidungsträger von Morgen müssen in der<br />
Lage sein, kulturelle, politische <strong>und</strong> sprachliche<br />
Barrieren zu überwinden. Deshalb ist es heute ein<br />
Muss, in den <strong>im</strong>mer globaler werdenden Strukturen<br />
von Studium <strong>und</strong> Beruf sein Wissen richtig<br />
umzusetzen.<br />
The Scholar Ship ist ein lebendiges <strong>und</strong> neues<br />
Beispiel <strong>für</strong> interkulturelles Lernen. Die Studenten<br />
nehmen an akademischen <strong>und</strong> kulturellen Pro-<br />
grammen sowie an verschiedenen Freizeitaktivi-<br />
täten auf dem Kreuzfahrtschiff <strong>und</strong> an Land teil.<br />
Sie vervollkommnen dabei ihre persönliche <strong>und</strong><br />
berufliche Entwicklung.<br />
<strong>Das</strong> Konsortium verpflichtet sich bei den aus-<br />
schließlich in Englisch unterrichteten Kursen<br />
zu höchstem akademischen Niveau. Studenten<br />
<strong>im</strong> Gr<strong>und</strong>studium nehmen an Undergraduate-<br />
Programmen <strong>und</strong> Studenten mit einem Bachelor-<br />
Abschluss an Postgraduate-Programmen teil.<br />
Zudem können sie an einem Forschungsprojekt<br />
partizipieren. <strong>Das</strong> tägliche Leben auf dem<br />
Kreuzfahrtschiff sowie die Hochschulseminare<br />
werden mit einem attraktiven Programm an<br />
Land abger<strong>und</strong>et. In jedem Zielhafen können<br />
die Studenten mit lokalen Unternehmen <strong>und</strong><br />
Regierungsbehörden Kontakte aufnehmen <strong>und</strong><br />
selbständig oder in Gruppen auf Entdeckungs-<br />
tour gehen. <strong>Das</strong> an Bord erlernte Wissen wird<br />
somit aktiv umgesetzt.<br />
Die zur Allianz der Universitäten gehörenden<br />
akademischen „Stewards“ sind <strong>für</strong> Programm-<br />
inhalte <strong>und</strong> deren Qualität verantwortlich. An den<br />
Programmen nehmen die Macquarie University<br />
in Sydney (Australien), Al Akhawayn University<br />
(Marokko), Beijing Foreign Studies University<br />
and Peking University (China), Tecnológico de<br />
Monterrey (Mexiko) and the University of Ghana<br />
(Afrika) teil. Nach Beschluss des Konsortiums<br />
wird die australische Macquarie University nach<br />
erfolgreichem Abschluss des Programms den<br />
Studierenden akademische Credits überreichen.<br />
Die Aufgabe des Konsortiums der Universitäten<br />
besteht darin, effiziente Strukturen <strong>und</strong> Mechanis-<br />
men zu etablieren, damit höchste Qualität in den<br />
Lernmethoden, eine zuverlässige Administration<br />
sowie gute Studienberatung überprüft <strong>und</strong> gewähr-<br />
leistet werden können.<br />
Undergraduate-Programm<br />
Nach erfolgreichem Abschluss des Programms<br />
erhalten die Studenten das Certificate in Inter-<br />
cultural Leadership<br />
Postgraduate-Programm<br />
Nach erfolgreichem Abschluss erhalten alle Stu-<br />
denten das Certificate in Intercultural Knowledge<br />
Managememt. Sie können zudem ein von der<br />
Macquarie University anerkanntes Postgraduate<br />
Certificate in International Communication an-<br />
fordern. Postgraduate-Studenten können sich mit<br />
den an Bord erhaltenen Credits <strong>für</strong> ein weiteres<br />
„Landsemester“ an der Macquarie University<br />
(Sydney) einschreiben. Ziel ist es, mit dem<br />
Master of Arts in International Communication<br />
abzuschließen.<br />
Anmeldeschluss <strong>für</strong> die Eröffnungsreise ist der<br />
1. August 2006. Weitere Informationen:<br />
The Scholar Ship<br />
Nicole Niedack - Regional Manager<br />
069-92 00 71 46<br />
NNiedack@TheScholarShip.com<br />
www.TheScholarShip.com
Stipendienmöglichkeiten <strong>für</strong> Studierende<br />
Ein kleiner Überblick<br />
Es gibt in Deutschland zahlreiche Förderungsmöglichkeiten <strong>für</strong> Studenten, die<br />
in den USA studieren oder einen Abschluss machen möchten. Viele Stipen-<br />
dienprogramme richten sich allerdings nur an eine best<strong>im</strong>mte Zielgruppe oder<br />
fördern nur ausgewählte Vorhaben. Schüler <strong>und</strong> Studenten, die planen, ein<br />
Semester oder ihr gesamtes Studium in den USA zu verbringen, müssen sich<br />
also zunächst einen Überblick über geeignete Förderprogramme verschaffen.<br />
Im Folgenden sollen die wichtigsten Stipendienorganisationen sowie deren<br />
Zielsetzungen kurz dargestellt werden.<br />
Einen guten ersten Überblick über die verschiedenen Programme kann man sich<br />
auf der Internetseite des Deutschen Akademischen Austausch Dienstes (DAAD)<br />
verschaffen. Er ist eine gemeinsame Einrichtung der deutschen Hochschulen<br />
<strong>und</strong> richtet sich an Studenten, die entweder <strong>Ausland</strong>ssemester einlegen oder<br />
ein Aufbau-Studium <strong>im</strong> <strong>Ausland</strong> aufnehmen möchten. Stipendien werden in<br />
der Regel an Bewerber vergeben, die mindestens <strong>im</strong> zweiten Semester sind<br />
bzw. ihr Gr<strong>und</strong>studium abgeschlossen haben <strong>und</strong> gute Noten nachweisen<br />
können. Eine Kommission überprüft in Auswahlgesprächen die Eignung der<br />
Kandidaten, welche dann je nach Programm unterschiedlich hoch dotierte<br />
Stipendien in Anspruch nehmen können. Ein ähnliches Konzept verfolgt die<br />
Fulbright-Kommission. Die vom amerikanischen Senator Fulbright ins Leben<br />
gerufene Einrichtung fördert den kulturellen <strong>und</strong> akademischen Austausch von<br />
Deutschen <strong>und</strong> US-Amerikanern. Zu diesem Zweck vergibt die Kommission<br />
akademische Stipendien an Studenten <strong>und</strong> Graduierte. Die Kommission fördert<br />
wie der DAAD vor allem Austauschjahre <strong>und</strong> Aufbaustudien mit Voll- <strong>und</strong> Teil-<br />
Stipendien, ist dabei allerdings sehr selektiv. Nur wenige Studenten pro Jahr<br />
kommen in den Genuss solcher Stipendien <strong>und</strong> verpflichten sich außerdem zur<br />
Teilnahme an Fulbright-Veranstaltungen während der Studienzeit.<br />
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• 1,300 International Students from over<br />
94 countries<br />
• 3.5 million (Cdn) available in Scholarships,<br />
Bursaries and Student Mobility Awards<br />
• 3 million (Cdn) available for student employment<br />
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Tel: 902.496.8280<br />
Fax: 902.420.5073<br />
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Besonders begabte Studenten werden bei ihren in- <strong>und</strong> ausländischen Studien<br />
von der Studienstiftung des Deutschen Volkes gefördert. Studenten können<br />
sich <strong>für</strong> eine Förderung allerdings nicht bewerben, sondern müssen von Schul-<br />
direktoren oder Professoren vorgeschlagen werden, wobei man seine Hochschul-<br />
lehrer natürlich auch um einen Vorschlag „bitten“ kann. Eine weitere Möglichkeit<br />
der Förderungen bieten die Partei-Stiftungen in Deutschland, deren Schwerpunkt<br />
aber eindeutig nicht auf der Förderung von <strong>Ausland</strong>sstudien liegt. Darüber hinaus<br />
gibt es auch private Organisationen, die gegen eine Servicegebühr Stipendien<br />
von US-Hochschulen an internationale Bewerber vermitteln. International<br />
Doorway to Education & Athletics (IDEA) richtet sich zum Beispiel vor allem<br />
an Studierende der unteren Semester <strong>und</strong> (Fach-) Abiturienten. Sie arbeitet<br />
mit Colleges <strong>und</strong> Universitäten zusammen, die ihre Studentenschaft weiter<br />
internationalisieren möchten <strong>und</strong> daher geeigneten Bewerber einen Großteil<br />
der Kosten <strong>für</strong> die Studiengebühren, Unterkunft <strong>und</strong> Verpflegung in den USA<br />
erlassen. Andere Voraussetzungen außer der Hochschulreife <strong>und</strong> dem Nachweis<br />
von ausreichenden Englischkenntnissen (TOEFL-Test) müssen die Bewerber<br />
nicht mitbringen, d.h. dieses Programm steht fast jedem Abiturienten offen.<br />
Leistungssportler haben besonders gute Chancen auf ein hohes Stipendium in<br />
den USA, wenn sie gut genug sind, um <strong>für</strong> die Universitätsmannschaften bei<br />
Halifax, Nova Scotia, Canada • www.smu.ca<br />
Studium – 35
36 – Studium<br />
Wettkämpfen anzutreten. In diesem Fall können die Athleten auf ein hohes<br />
Teil- oder ein Voll-Stipendium <strong>für</strong> ein Jahr oder bis zum Studienabschluss<br />
hoffen. Außerdem bietet es Sportlern die Möglichkeit, den Leistungssport<br />
<strong>und</strong> ein Universitätsstudium miteinander zu kombinieren, ohne dass man<br />
einen Bereich zu sehr vernachlässigen muss. Jenseits der Stipendien<br />
exisitert die Möglichkeit, <strong>Ausland</strong>s-BAföG zu beantragen, wenn man schon<br />
mindestens ein Jahr lang in Deutschland studiert hat. Die BAföG-Sätze <strong>und</strong><br />
Einkommensgrenzen <strong>für</strong> das <strong>Ausland</strong> liegen in der Regel höher als be<strong>im</strong><br />
Inlands-BAföG. <strong>Ausland</strong>s-BAföG kommt daher auch <strong>für</strong> diejenigen in Frage,<br />
deren Vermögensverhältnisse eine Förderung <strong>im</strong> Inland nicht zulassen. Dabei<br />
muss man allerdings beachten, dass das Studium in den USA höchstens<br />
ein Jahr dauern darf <strong>und</strong> zumindest teilweise <strong>für</strong> den deutschen Abschluss<br />
angerechnet werden muss.<br />
Philipp Liedgens, M.A.<br />
Geschäftsführer International Doorway Deutschland<br />
0251-2872423<br />
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Links:<br />
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Albane Ariza<br />
Tel: (949) 824-5958<br />
E-mail: arizaa@uci.edu
Studieren in Großbritannien<br />
Infos, Tipps, Tricks: Was man wissen sollte<br />
Ein Regenschirm. <strong>Das</strong> war das Geschenk, das<br />
mir mein Vater anlässlich meines anstehenden<br />
Studienaufenthaltes in London feierlich über-<br />
reichte. Die gute Nachricht zuerst: Ich habe ihn<br />
bei weitem nicht so oft gebraucht wie gemein-<br />
hin angenommen wird – das englische Wetter<br />
ist nämlich viel besser als sein Ruf, man könnte<br />
sogar sagen überwiegend fre<strong>und</strong>lich <strong>und</strong> mild.<br />
Ich kam 2003 zunächst als Erasmus-Studentin<br />
von Berlin nach London an die School of Oriental<br />
and African Studies (SOAS). Es gefiel mir so gut,<br />
dass ich mich entschloss, mein Studium dort zu<br />
Ende zu bringen, <strong>und</strong> so verbrachte ich 2004/2005<br />
ein weiteres Jahr an der SOAS, diesmal <strong>im</strong><br />
Master-Studiengang Asian Politics. Viele Dinge<br />
musste ich in den zwei Jahren selbst heraus-<br />
finden; manche Informationen finden sich in<br />
keinem Reise- oder Studienführer – <strong>und</strong> gewisse<br />
Fehler muss man vielleicht erst einmal machen.<br />
Über andere Dinge, wie zum Beispiel das Studien-<br />
system in Großbritannien, hatte ich mir vor<br />
meiner Ankunft ohnehin noch nicht wirklich<br />
Gedanken gemacht... Inzwischen bin ich frisch-<br />
gebackener „Master of Science“, wieder in<br />
London <strong>und</strong> um einiges weiser – wenigstens,<br />
was Studieren in Großbritannien betrifft.<br />
STUDIEREN<br />
Unter welchen Bedingungen man in Großbritan-<br />
nien studiert, hängt zunächst von der Art des<br />
Studiums ab. Wer sich entscheidet, nach dem<br />
Abitur komplett in Großbritannien zu studieren,<br />
bewirbt sich durch den Universities and Colleges<br />
Admissions Service (UCAS). UCAS entspricht<br />
in etwa der deutschen Zentralstelle <strong>für</strong> die Ver-<br />
gabe von Studienplätzen (ZVS), wobei alle BA<br />
Studienplätze durch UCAS vergeben werden.<br />
Im Bewerbungsformular dürfen Präferenzen<br />
<strong>für</strong> Universitäten angegeben werden, ob man<br />
dann auch dort landet, hängt ab von der Abitur-<br />
note <strong>und</strong> dem „personal statement“, in dem<br />
man begründet, warum man gerade dieses<br />
Fach an jener Uni studieren will. Studiengänge<br />
enden in der Regel nach drei Jahren mit einem<br />
Bachelor of Arts (BA) bzw. Bachelor of Science<br />
(BSc). Als Nicht-Brite muss ein Nachweis der<br />
Englischkenntnisse, zum Beispiel in Form eines<br />
IELTS oder TOEFL Tests erbracht werden (dies<br />
gilt auch <strong>für</strong> MA/PhD). Eine andere Möglichkeit<br />
ist, zu einem in der Regel einjährigem Master-<br />
programm nach Großbritannien zu kommen.<br />
Bewerber werden von den jeweiligen Universi-<br />
täten direkt ausgewählt. Voraussetzung ist ein<br />
BA oder dem BA äquivalenter Abschluss, das<br />
heißt zum Beispiel Vordiplom oder Zwischen-<br />
prüfung <strong>und</strong> ein paar zusätzliche Semester.<br />
Hilfreich kann es sein, der Bewerbung ein<br />
Schreiben eines Dozenten der bisher besuchten<br />
(deutschen) Universität oder Fachhochschule<br />
beizulegen, in dem erklärt wird, dass die eigenen<br />
Qualifikationen denen eines BA entsprechen.<br />
Ähnlich wie be<strong>im</strong> Master sieht es auch <strong>für</strong> eine<br />
Promotion aus – wer einen PhD anstrebt, durch-<br />
läuft ebenfalls ein Bewerbungsverfahren, in<br />
dem neben einer Beschreibung des Forschungs-<br />
vorhabens auch zwei Referenzen eingereicht<br />
werden müssen. Generell gilt: Deadlines <strong>im</strong> Auge<br />
behalten!<br />
Schließlich gibt es natürlich noch die Möglich-<br />
keit, <strong>im</strong> Rahmen eines Austauschprogramms<br />
wie Erasmus oder einer Partnerschaft zwischen<br />
Universitäten nach Großbritannien zu kommen.<br />
Ist der <strong>Ausland</strong>saufenthalt nicht in das Studium<br />
in Deutschland integriert, bedeutet das, dass<br />
man als so genannter „non-degree student“ (also<br />
einer, der keinen Abschluss anstrebt) relativ<br />
frei aus den angebotenen Kursen kombinieren<br />
kann; oftmals liegt sogar die Entscheidung,<br />
an den Klausuren am Ende des akademischen<br />
Jahres teilzunehmen, be<strong>im</strong> Studenten selbst. Ein<br />
Austauschprogramm kann eine gute Möglichkeit<br />
sein, sich einen ersten Eindruck zu verschaffen,<br />
wenn man zum Beispiel erwägt, <strong>für</strong> MA oder PhD<br />
nach Großbritannien zu kommen. Gleichzeitig<br />
ist es die günstigste Möglichkeit – als Erasmus-<br />
Student zahlt man keine Studiengebühren.<br />
Studium – 37
38 – Studium<br />
<strong>Das</strong> akademische Jahr in Großbritannien ist in<br />
Tr<strong>im</strong>ester unterteilt, mit größeren Ferien um<br />
Ostern <strong>und</strong> <strong>im</strong> Sommer. Vorlesungen werden<br />
von Seminaren begleitet, die gemeinsam<br />
„units“ bilden. Ein Jahr während des BA<br />
umfasst vier solcher „units“, be<strong>im</strong> MA sind<br />
es drei, die Abschlussarbeit zählt als vierte.<br />
Seminare haben oft eine Begrenzung der<br />
Teilnehmerzahl, was bedeutet, dass zu einer<br />
Vorlesung mehrere Seminare angeboten<br />
werden, um die Gruppen klein zu halten. In<br />
einigen Städten wie Cambridge, Oxford <strong>und</strong><br />
Durham basieren die Universitäten auf dem<br />
alten College System. Jeder Student muss von<br />
einem College aufgenommen werden, in dem<br />
er dann meist auch untergebracht ist. Mit dem<br />
College System einher gehen allerlei Bräuche<br />
wie Stocherkahnfahren (punting) oder formelle<br />
Abendessen (sog. Formal Hall), bei denen mit<br />
Talar bekleidet zu erscheinen ist.<br />
Diese Rituale, mögen sie zunächst ein wenig<br />
bizarr anmuten, sind <strong>im</strong> Gr<strong>und</strong>e sehr nett –<br />
ich war vor zwei Wochen zum ersten Mal bei<br />
der formal hall am College meines Fre<strong>und</strong>es<br />
in Cambridge dabei (<strong>im</strong> Abendkleid aber ohne<br />
Talar, den gibt’s nur <strong>für</strong> die Studenten) <strong>und</strong><br />
kam so in den „Genuss“ des schottischen<br />
Nationalgerichts Haggis (gefüllter Schafs-<br />
magen), begleitet von Dudelsackspielern <strong>und</strong><br />
schwarzgewandeten Nachwuchspoeten – so<br />
was bekommt man auch nicht alle Tage!<br />
WAS KOSTET’S?<br />
Womit ich auch schon be<strong>im</strong> Geld wäre. Im<br />
Gegensatz zu Deutschland sind Studien-<br />
gebühren in Großbritannien schon seit<br />
Jahren an der Tagesordnung, <strong>und</strong> seit einer<br />
umstrittenen Gesetzgebung 2004 ist es<br />
Universitäten erlaubt, Studenten bis zu<br />
£ 3000 (r<strong>und</strong> 4400 Euro) pro Jahr zu berechnen.<br />
Die Gebühren variieren von Universität zu<br />
Universität <strong>und</strong> innerhalb der verschiedenen<br />
Departments; <strong>für</strong> Master <strong>und</strong> PhD wird<br />
jährlich deutlich mehr berechnet. Trösten<br />
kann sich der Europäer damit, dass er nicht<br />
mehr als die Briten zahlen muss <strong>und</strong> ver-<br />
schont bleibt von den astronomischen Ge-<br />
bühren, die Studenten von außerhalb der<br />
EU berappen müssen. Leere auf dem Bank-<br />
konto muss nicht das Ende des Traums vom<br />
Studium in Großbritannien sein. Wer sich<br />
früh genug drum kümmert, hat gute Chancen,<br />
finanzielle Unterstützung zu bekommen:<br />
entweder durch ein Stipendium oder einen
Studiengebührenerlass der Universität selbst,<br />
durch unabhängige Institutionen (z.B. Re-<br />
search Councils) oder ein Stipendium eines<br />
deutschen Studienförderwerks. Erasmus- <strong>und</strong><br />
DAAD-Aufenthalte werden ebenfalls finan-<br />
ziell unterstützt. Auch vom Department for<br />
Education and Skills gibt’s die Möglichkeit,<br />
Studiengebühren erstattet zu bekommen, wenn<br />
man bei Beginn des BA Studiums über 25 ist.<br />
WOHNEN<br />
Leben in Großbritannien ist teuer. Als ich zum<br />
ersten Mal nach London kam, wurde ich <strong>für</strong><br />
mein Z<strong>im</strong>merchen <strong>im</strong> Studentenwohnhe<strong>im</strong><br />
monatlich um fast 600 Euro erleichtert –<br />
ein echter Schock, wo ich doch aus Berlin<br />
gewohnt war, <strong>für</strong> wenig Geld in hübschen<br />
Altbauwohnungen zu residieren. Die Lebens-<br />
haltungskosten sind letztendlich, was ein<br />
Studium in Großbritannien teuer machen.<br />
Natürlich gibt es Unterschiede <strong>und</strong> Tricks, mit<br />
denen sich sparen lässt: Studentenwohnhe<strong>im</strong>e<br />
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bieten Unterkunft in der Nähe der Uni zu In-<br />
klusivpreisen, das heißt, man muss sich nicht<br />
mehr um Rechnungen <strong>für</strong> Wasser oder Strom<br />
kümmern. Auch wenn es solchen Z<strong>im</strong>mern<br />
oft an individuellem Charme mangelt, bietet<br />
ein Aufenthalt <strong>im</strong> Studentenwohnhe<strong>im</strong> die<br />
Gelegenheit, schnell viele Leute kennen<br />
zu lernen. Ein Z<strong>im</strong>mer in einem Londoner<br />
Studentenwohnhe<strong>im</strong> kostet r<strong>und</strong> 100 Pf<strong>und</strong> –<br />
pro Woche. Mit Geduld <strong>und</strong> etwas Glück lassen<br />
sich auch Z<strong>im</strong>mer in Wohngemeinschaften<br />
finden, die deutlich billiger als die Z<strong>im</strong>mer <strong>im</strong><br />
Studentenwohnhe<strong>im</strong> sein können. Außerdem<br />
entkommt man so auch den feiernden 18jähri-<br />
gen, die als „first years“ die Studentenwohn-<br />
he<strong>im</strong>e bevölkern <strong>und</strong> anfangs ja auch wirklich<br />
nett <strong>und</strong> unterhaltsam sein können, sich aber<br />
spätestens, wenn man über einem Essay<br />
brütet, als echte Konzentrations- <strong>und</strong> folglich<br />
Launekiller entpuppen. Viele Universitäten<br />
haben außerdem Accomodation Offices, die<br />
bei der Suche nach einer Bleibe behilflich<br />
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sind. Mit was <strong>für</strong> Kosten während eines<br />
Studienaufenthaltes gerechnet werden muss,<br />
hängt letztendlich auch vom Studienort ab.<br />
London ist Spitzenreiter, anderswo kommt man<br />
auch mit weniger Geld klar. Im Zweifelsfall<br />
können die Universitäten Auskunft geben über<br />
die voraussichtliche Höhe der Lebenshaltungs-<br />
kosten. In London werden sie bei monatlich<br />
r<strong>und</strong> 960 Pf<strong>und</strong> (1400 Euro) veranschlagt.<br />
WAS MAN SONST NOCH WISSEN SOLLTE....<br />
Als Bürger eines EU Mitgliedslandes braucht<br />
man keinerlei Visum <strong>für</strong> Einreise <strong>und</strong> Studium<br />
in Großbritannien. Auch Arbeiten während des<br />
Studiums ist erlaubt, <strong>und</strong> es ist recht einfach,<br />
einen Job zu finden. Allerdings sollte man nicht<br />
unterschätzen, wie viel Zeit <strong>für</strong>s Studieren<br />
benötigt wird. Für die Eröffnung eines Bank-<br />
kontos in Großbritannien braucht man einen<br />
gültigen Pass, einen offiziellen Brief, mit dem<br />
man seine Adresse bestätigen kann sowie<br />
ein Schreiben der Universität. Als deutscher<br />
Studium – 39<br />
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40 – Studium<br />
Student hat man nach Registrierung bei einer Praxis Anspruch auf<br />
Ges<strong>und</strong>heitsversorgung durch den National Health Service (NHS). Wer<br />
mehr will, schließt eine <strong>Ausland</strong>skrankenversicherung ab. Ansonsten<br />
sollte man natürlich noch wissen, dass ein Studium in Großbritannien<br />
Kontakt mit Studenten aus aller Welt bringt, das Essen bei weitem<br />
nicht so <strong>für</strong>chterlich ist, wie stets behauptet wird (English Breakfast ist<br />
richtig lecker), die Musik <strong>im</strong> Radio besser als in Deutschland ist <strong>und</strong> die<br />
Briten alles andere als reserviert sind. Ich werde jedenfalls selbst wohl<br />
noch eine Weile hier bleiben. Oh, <strong>und</strong> meinen reizenden englischen<br />
Fre<strong>und</strong>, den hab ich übrigens in der Bibliothek kennen gelernt.<br />
Antonia Staats, 24, MSc Asian Politics, ist nach 3 Monaten Kambod-<br />
scha nun wieder <strong>im</strong> „fre<strong>und</strong>lichen <strong>und</strong> milden“ London angekommen<br />
<strong>und</strong> geht derzeit als Research Assistant am International Institute for<br />
Strategic Studies bewaffneten Konflikten in Asien <strong>und</strong> Afrika auf den<br />
Gr<strong>und</strong>.<br />
Studieren <strong>im</strong> <strong>Ausland</strong><br />
Kostenlose Studienberatung <strong>und</strong> Vermittlung<br />
an über 100 Hochschulen weltweit!<br />
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Bachelor- & Master-Abschlüsse<br />
Semester- & Summer-Sessions<br />
Weiterbildungen & Trainings<br />
Zentrum <strong>für</strong> Internationale <strong>Bildung</strong> & <strong>Karriere</strong><br />
Geiststr. 49 • 48151 Münster<br />
Tel.: 0251-53959524 • Fax: 0251-53959525<br />
E-Mail: beratung@college-contact.com • Web: www.college-contact.com<br />
University of Debrecen,<br />
Medical and Health Science<br />
Center (UDMHSC)<br />
General Medicine & Dentistry &<br />
Pharmacy Programs<br />
UDMHSC is a WHO listed and internationally<br />
accredited medical school. We offer foreign<br />
students medical fo<strong>und</strong>ation, M.D., D.D.S<br />
and Doctor of Pharmacy graduate programs,<br />
and M.Sc in Public Health master program.<br />
The language of instruction is exclusively<br />
English! At present some 800 international<br />
students represent countries from aro<strong>und</strong><br />
the world, particularly Canada, Germany,<br />
Israel, Scandinavia, USA, Vietnam.<br />
Contact:<br />
Secretariat of the English Program<br />
Univearsity of Debrecen, Medical<br />
and Health Science Center<br />
H-4012 Debrecen, Nagyerdei Krt.98,<br />
HUNGARY<br />
Tel: +36 52 447 751 • Fax: +36 52 414 013<br />
Web: http://www.eduoffice.dote.hu<br />
E-mail: info@edu.dote.hu
„HEENT: perrl, eomi“<br />
Klinisches Praktikum an der Harvard Medical School<br />
Die Harvard Medical School (HMS) gilt als Topadresse <strong>für</strong> Medizinstudenten<br />
weltweit. Diesem Bann konnte auch ich mich nicht entziehen <strong>und</strong> habe mich um<br />
ein klinisches Praktikum (clinical clerkship) beworben – erfolgreich, aber nicht<br />
ohne Hindernisse. Ein paar nützliche Tipps können helfen, wichtige Fehler zu<br />
vermeiden <strong>und</strong> Frust zu verhindern.<br />
Der Weg nach Harvard<br />
Als Medizinstudent war ich daran gewöhnt, mit dem Planen von <strong>Ausland</strong>s-<br />
aufenthalten mindestens ein Jahr <strong>im</strong> Voraus zu beginnen. Deswegen war ich<br />
zunächst überrascht <strong>und</strong> erfreut als ich erfuhr, dass in Harvard die Bewerbungs-<br />
frist erst sechs Monate vor Praktikumsanfang beginnt. Der späteste Zeitpunkt<br />
<strong>für</strong> eine Bewerbung liegt genau zwei Monate vor dem Anfangsdatum des<br />
Praktikums. Die Termine orientieren sich an den Monaten <strong>und</strong> werden auch so<br />
benannt (z.B. „November rotation“), allerdings beginnen die meisten Praktika<br />
bereits zwischen dem 20. <strong>und</strong> 25. des vorhergehenden Monats. Der Bewerbungs-<br />
prozess ist unkompliziert. Die Unterlagen stehen auf den Seiten des Office of<br />
the Registrar (Immatrikulationsbüro) zum Download bereit <strong>und</strong> enthalten alle<br />
wichtigen Informationen zu den Bewerbungsbedingungen sowie der aktuellen<br />
Höhe der Studiengebühren (= tuition, liegt derzeit bei $2950/Monat). Für<br />
jede Bewerbung fällt eine zusätzliche Bearbeitungsgebühr in Höhe von $100<br />
an. Dieser Betrag darf nicht überwiesen werden <strong>und</strong> nur mit einem auf eine<br />
amerikanische Bank ausgestellten Scheck bezahlt werden (keine Eurochecks).<br />
Solch eine Scheckausstellung kann bis zu zwei Wochen dauern, was in der<br />
Planung berücksichtigt werden sollte. In einem Online-Katalog kann man das<br />
gesamte Praktika-Angebot der HMS einsehen. Ich empfehle dringend, eine<br />
Extraseite in die Bewerbung einzufügen <strong>und</strong> möglichst viele Alternativen<br />
anzugeben, da die Damen <strong>im</strong> Immatrikulationsbüro nicht lange nach Alter-<br />
nativen suchen. Ursprünglich hatte ich mich <strong>für</strong> ein Praktikum <strong>im</strong> September<br />
beworben. Damals wusste ich nicht, dass alle zukünftigen amerikanischen<br />
Studenten, die hoffen, einen regulären Studienplatz <strong>im</strong> neuen Harvardjahr zu<br />
ergattern, versuchen, in der Sommerpause einen Praktikumsplatz zu erhalten.<br />
In den Monaten August <strong>und</strong> September sind Bewerbungen von internationalen<br />
Studenten daher nahezu aussichtslos. Allerdings ist es möglich, eine einmal<br />
abgelehnte Bewerbung durch erneutes Zusenden der Bearbeitungsgebühr<br />
noch einmal <strong>für</strong> einen späteren Monat zu verwenden. Ganz allgemein gilt: Die<br />
größte Hürde auf dem Weg zum Erfolg sind die Torwächter(innen). Nur durch<br />
hartnäckiges, stets fre<strong>und</strong>liches Hinterhertelefonieren wurde meine Bewerbung<br />
überhaupt zur Kenntnis genommen. Bis zum Tag meiner Ankunft in Boston konnte<br />
ich keinen Schriftverkehr mit der HMS vorweisen <strong>und</strong> hatte keine schriftliche<br />
Zusage der Harvard Medical School in der Hand. Nur durch direkte Kontakt-<br />
aufnahme mit dem mir mündlich mitgeteilten Krankenhaus <strong>und</strong> der in der Fach-<br />
abteilung betreuenden Ärztin hatte ich die Sicherheit, dass ich tatsächlich<br />
erwartet wurde.<br />
„HEENT: perrl, eomi“ - Ein Tag in Harvard<br />
Jobs & Praktika – 41<br />
<strong>Das</strong> eigentliche Praktikum in der Hämatologie/Onkologie (Blut- <strong>und</strong> Krebs-<br />
erkrankungen) des Beth Israel Deaconess Medical Center war eine erstklassige<br />
Erfahrung. Ich habe in einem fünfköpfigen Konsultationsteam (Attending,<br />
Fellow, Resident, Intern <strong>und</strong> Student) gearbeitet, das auf spezielle Anfragen<br />
aus allen Abteilungen gerufen werden konnte, um bei schwierigen Fällen den
42 – Jobs & Praktika<br />
behandelnden Arzt zu beraten <strong>und</strong> die Patientenbetreuung zu unterstützen. Ein<br />
gewöhnlicher Tag beginnt um acht Uhr morgens mit einer der verschiedenen<br />
täglichen Morgenkonferenzen. Vor jeder Konferenz sollte man bereits die<br />
aktuellen Labor- <strong>und</strong> Untersuchungsergebnisse <strong>für</strong> die eigenen Patienten<br />
durchgesehen haben. Angenehm, <strong>und</strong> <strong>für</strong> Studenten besonders wichtig, ist<br />
die sehr gute Verpflegung. Zu jeder Morgen- <strong>und</strong> Mittagskonferenz gibt es<br />
ausreichende <strong>und</strong> abwechslungsreiche Angebote, um den Tag gut überstehen<br />
zu können. Unangenehm <strong>für</strong> Studenten ist, dass sie zum Zeichen ihres<br />
Ausbildungsstandes hier in einem „short white coat“ – einem jacketartig<br />
verkürzten Arztkittel - herumlaufen müssen. <strong>Das</strong> führt dann manchmal dazu, dass<br />
man sich <strong>für</strong> Gespräche mit der Blutbank oder einer besonders hartnäckigen<br />
Krankenschwester den Resident (Facharzt in der Ausbildung) zur Verstärkung<br />
hinzuholen muss. Der Vormittag ist best<strong>im</strong>mt von der Weiterverfolgung der<br />
eigenen Patienten. Hier werden alle Patienten jeden Tag erneut komplett<br />
untersucht, es müssen täglich neue Berichte geschrieben <strong>und</strong> aktuelle Literatur-<br />
recherchen durchgeführt werden. Die Ergebnisse <strong>und</strong> der eigene Bericht werden<br />
dann vom Fellow (Facharzt) überprüft <strong>und</strong> in einem Gespräch diskutiert. Im<br />
Laufe des Tages kommen in unterschiedlicher Anzahl die Konsultationsanfragen<br />
von den einzelnen Stationen über die Pager, mit denen jeder ausgestattet ist.<br />
Jedes Mitglied des Teams, auch der Student, bekommt abwechselnd einen<br />
Patienten zugewiesen, der dann hauptverantwortlich betreut, untersucht<br />
<strong>und</strong> am Nachmittag dem Team vorgestellt wird. Die Nachmittagssitzung<br />
„ro<strong>und</strong>ing“, die eigentlich Visite, ist das tägliche Gespräch mit dem Attending<br />
(Chefarzt). Jeder stellt seine Patienten vor, der Chefarzt stellt Rückfragen,<br />
erwartet einen Behandlungsvorschlag <strong>und</strong> diskutiert dann mit dem gesamten<br />
Team das weitere Vorgehen. Danach werden die neuen Patienten gemeinsam<br />
besucht. Ein gewöhnlicher Tag geht zwischen 18.00 <strong>und</strong> 19.00 Uhr zu Ende.<br />
Der wohl schwierigste Part war der Umgang mit den inflationär verwendeten<br />
Abkürzungen. Obwohl in der amerikanischen Medizinsprache Abkürzungen sehr<br />
reichhaltig sind, schien es mir, als ob jeder Arzt sich zusätzlich noch eine Liste<br />
von eigenen Lieblingsabkürzungen geschaffen hätte. Ohne Hintergr<strong>und</strong>wissen<br />
konnte man die meisten Arztbriefe überhaupt nicht verstehen, <strong>und</strong> es hat mich<br />
eine Menge Schweiß <strong>und</strong> Schlaf gekostet, bis ich Abkürzungen wie diese <strong>im</strong><br />
Kopf hatte: HEENT: perrl, eomi? heißt: HEAD, EARS, EYES, NOSE, THROAT:<br />
pupils equal ro<strong>und</strong> reactive to light, extraocular muscles intact! (Standard-<br />
Beurteilungsangabe bei der Augenuntersuchung) Aber leider benutzen viele<br />
Ärzte Abkürzungen, die nicht standardisiert sind. Und häufig wird die gleiche<br />
Abkürzung <strong>für</strong> verschiedene Inhalte je nach Zusammenhang benutzt. Es kam<br />
daher <strong>im</strong>mer wieder vor, dass ich nachfragen musste. <strong>Das</strong> war ein Punkt, den<br />
ich als Erfahrung aus Harvard mitnehme: Fragen waren nicht nur erwünscht,<br />
sie wurden eingefordert <strong>und</strong> Nicht-Fragen wurde als Wissen gewertet. Diese<br />
Umstellung vom Wissen-Müssen zum Fragen-Müssen hat mir gefallen, hat<br />
die Atmosphäre <strong>im</strong> Team sehr entspannt <strong>und</strong> <strong>für</strong> mich selber den Umgang mit<br />
Nichtwissen einfacher gemacht.<br />
Außerhalb von Harvard – Boston in der Freizeit<br />
Boston ist das Europa von Amerika. „Beantown“, wie es auch <strong>im</strong> Vergleich<br />
zu seinem riesigen Rivalen New York genannt wird, ist eine durch <strong>und</strong> durch<br />
akademische <strong>und</strong> kulturelle Stadt Auch wenn die Arbeit in der Klinik <strong>und</strong> die<br />
Literaturrecherche einen Großteil meiner Zeit in Harvard einnahmen, habe<br />
ich mir doch einige Gehe<strong>im</strong>tipps nicht entgehen lassen. Der vier Kilometer<br />
lange „Freedom Trail“ ist eine durch einen roten Strich auf dem Bürgersteig<br />
markierte Wanderroute durch die Stadt. <strong>Das</strong> New England Conservatory ist eine<br />
international berühmte Musikhochschule. Nahezu jeden Abend werden in der<br />
beeindruckenden Jordan Hall hochklassige Konzerte gegeben, die das ganze<br />
Jahr über <strong>für</strong> die Besucher kostenlos sind. Jeden Samstag bietet das Goethe<br />
Institut in Boston ein deutsches Kulturprogramm, das je nach Themenstellung<br />
sehr spannend <strong>und</strong> unterhaltsam sein kann. Auch hier ist der Eintritt kostenfrei<br />
<strong>und</strong> oft gibt es auch noch leckeres Essen <strong>und</strong> Wein „on top“. Jeder Besuch in<br />
Boston muss natürlich einen Spaziergang durch Cambridge enthalten. Hier ist der<br />
Ursprungs-Campus der Harvard School zu finden. <strong>Das</strong> ganze Viertel hat eine sehr<br />
studentische Atmosphäre, hier sind die angenehmsten <strong>und</strong> spannendsten Bars<br />
<strong>und</strong> Pubs zu finden.<br />
Zurück von Harvard – ein Resümee<br />
Ich habe aus Harvard eine große Portion Motivation <strong>und</strong> Opt<strong>im</strong>ismus<br />
mitgenommen. Ich habe eine andere Form des klinischen Arbeitens kennen<br />
gelernt. Ich habe gesehen, wie man aktuelle wissenschaftliche Publikationen<br />
in den hektischen Behandlungsalltag einer Großstadtklinik integrieren kann.<br />
Und ich bin von allen Seiten auf großes Interesse <strong>und</strong> Engagement getroffen,<br />
so dass dies nicht mein letzter Aufenthalt in Harvard gewesen sein wird. Bei<br />
allem Opt<strong>im</strong>ismus ist mir aber auch klar geworden, dass auch in Harvard nur<br />
mit Wasser gekocht wird. Der große Respekt vor dem Namen <strong>und</strong> die Freude<br />
über einen Eintrag <strong>im</strong> Lebenslauf sind sicher nicht genug, um sich <strong>im</strong> Beth Israel<br />
Deaconess Medical Center wohl zu fühlen. Es bleibt ein Krankenhaus mit viel<br />
Arbeit <strong>und</strong> hoher Geschwindigkeit. Freude macht dieses Praktikum dem, der<br />
Freude am Arbeiten mit Patienten, also <strong>im</strong> Umgang mit Menschen hat.<br />
Christian Schulz ist 26 Jahre alt. Er absolviert ein Medizinstudium an der Privaten<br />
Universität Witten-Herdecke.<br />
Links:<br />
www.uni-wh.de<br />
www.harvard.edu
Viel Neues <strong>im</strong> Fernen Osten<br />
Drei Monate bei einem englischen Verlag in Tokio<br />
Matthew ist sichtlich aufgeregt, als er seine Unterlagen nochmals durch-<br />
geht. Auch ich rücke mir abermals die Krawatte zurecht <strong>und</strong> atme leise,<br />
aber tief durch. Der anstehende Termin ist wichtig, es gilt einen Flyer <strong>für</strong> die<br />
Imagekampagne eines weltweit vertretenen Konzerns zu präsentieren. <strong>Das</strong>s<br />
Grafikdesigner Matthew mich überhaupt mitn<strong>im</strong>mt zu dieser Vorstellung,<br />
ist nicht selbstverständlich. Denn Praktikanten haben <strong>im</strong> fernen Japan fast<br />
schon Seltenheitswert, sind sie doch größtenteils nur bei ausländischen oder<br />
global agierenden Unternehmen zu finden. Zudem würden sich japanische<br />
Geschäftspartner gekränkt fühlen, wenn ein unerfahrener <strong>und</strong> in der Firmen-<br />
hierarchie niedrig stehender Praktikant ihnen gegenüber säße. Ein Zeichen<br />
der geringen Wertschätzung, so die mögliche Interpretation. Der Tokioter<br />
Vertretung des weltweiten Logistik-Konzerns macht meine Anwesenheit aller-<br />
dings nichts aus <strong>und</strong> das Schönste ist: Der Flyer kam sehr gut an!<br />
Aber von vorne. Schließlich bestand ich erst <strong>im</strong> Juni 2005 meine Abitur-<br />
prüfung, <strong>und</strong> damals lag selbst die nahe Zukunft noch weit weg. Gut,<br />
dass ich meinem Vater bereits vor Monaten von meinem Wunsch erzählt<br />
hatte, in Asien ein Praktikum zu machen. Als er mir dann kurz nach dem<br />
Abitur erzählte, er kenne eine Wohngelegenheit nahe Tokio, war meine<br />
Freude groß. Ein früherer Arbeitskollege meines Vaters <strong>und</strong> seine Frau<br />
hatten sich bereit erklärt, mich <strong>für</strong> r<strong>und</strong> drei Monate aufzunehmen.<br />
Musste also nur noch die passende Praktikumsstelle her. Die, so ver-<br />
w<strong>und</strong>erlich es klingt, war schnell gef<strong>und</strong>en! Via E-Mail schrieb ich dutzende<br />
ausländischer Unternehmen r<strong>und</strong> um Tokio an <strong>und</strong> hatte Glück: Ich bekam<br />
eine Zusage von einem Verlag <strong>für</strong> englischsprachige <strong>Magazin</strong>e <strong>und</strong> Bücher.<br />
Viele Einkäufe <strong>und</strong> Telefonate mit der Gastfamilie später saß ich einen<br />
Monat nach meinem Abitur <strong>im</strong> Flugzeug nach Narita, dem Flughafen nahe<br />
Tokio. Die Aufregung war groß, die Augen etwas feucht.<br />
Nach dem Zwölf-St<strong>und</strong>en-Flug holte mich meine deutsche Gastfamilie vom<br />
Flughafen ab. Um den Jet-Lag zu bekämpfen <strong>und</strong> mich wach zu halten, ging es<br />
direkt in die Millionen-Metropole Tokio. Den ersten Eindruck habe ich längst<br />
vergessen, aber ich war selbst am Ende der drei Monate stets fasziniert,<br />
wenn ich mich in Japans Hauptstadt aufhielt. Auf dem Gehsteig kommen<br />
einem nun mal nicht 100 Menschen entgegen, sondern mehrere Tausend. In<br />
den Elektronikgeschäften fl<strong>im</strong>mern die neuesten <strong>und</strong> flachsten Fernsehgeräte<br />
um die Gunst der Konsumenten. Und in der U-Bahn warten die einsteigenden<br />
Fahrgäste tatsächlich, bis die Aussteigenden den Waggon verlassen haben.<br />
Es war genau so, wie ich es mir vorgestellt hatte! Da meine Ankunft auf<br />
einen Freitagnachmittag fiel, hatte ich zweieinhalb Tage Zeit, mich zu akkl<strong>im</strong>a-<br />
tisieren. Meine Gastgeber fuhren mit mir zu einem Naturpark nahe der Tempel-<br />
stadt Kamakura, wo w<strong>und</strong>erschöne Grünanlagen eine riesige Buddha-Statue<br />
umgeben. Japan ist nicht nur das Land der Technologie, auch die Natur wird<br />
hoch geschätzt <strong>und</strong> gepflegt. Sonntags ging es dann zum Baden an einen der<br />
unzähligen Strände, deren Sand zwar nicht der schönste ist, die sich aber<br />
Jobs & Praktika – 43<br />
perfekt dazu eignen, kurz vor dem Wochenbeginn nochmals zu entspannen.<br />
Am Montag war es dann soweit. Gemeinsam mit meiner Gastgeberin fuhr<br />
ich mit dem Zug, der ab sofort mein Fortbewegungsmittel Nummer Eins sein<br />
würde, nach Tokio. <strong>Das</strong> Gebäude des Unternehmens war schnell gef<strong>und</strong>en,<br />
die Begrüßung fre<strong>und</strong>lich <strong>und</strong> die Einweisung in meine Tätigkeiten ließ<br />
nicht lange auf sich warten. Als Praktikant einer Mischform aus Verlag <strong>und</strong><br />
Design-Agentur sollten meine Aufgaben darin bestehen, Artikelkonzepte <strong>für</strong><br />
ein Tokio-Stadtmagazin zu prüfen, zu recherchieren <strong>und</strong> teilweise bereits<br />
in die Tat umzusetzen. So wurde ich beispielsweise zur Vorführung des
44 – Jobs & Praktika<br />
Kinofilms „Charlie and the Chocolate Factory“ geschickt, um eine Kritik zu<br />
verfassen. Ein anderes Mal traf ich einen englischen Professor, der unserem<br />
Verlag Dokumente <strong>und</strong> Filmmaterial <strong>für</strong> einen Artikel zur Verfügung stellte.<br />
Der Chef des Unternehmens, der ursprünglich aus Deutschland kommt,<br />
sah glücklicherweise keine Veranlassung, mich nur <strong>im</strong> Büro zu behalten<br />
<strong>und</strong> Kaffee kochen zu lassen. Apropos Büroräume: die waren natürlich<br />
aus deutscher Sicht sehr klein, wie sollte es <strong>im</strong> engen Tokio auch anders<br />
sein. Für sieben Angestellte inklusive Praktikanten standen r<strong>und</strong> 35<br />
Quadratmeter zur Verfügung. Aber wie findet man sich eigentlich ohne<br />
Japanischkenntnisse in Nippon zurecht? Eigentlich ist das gar nicht<br />
schwer, denn die wichtigsten Straßenschilder sind auf Englisch, <strong>und</strong> wer das<br />
Bahnsystem einmal begriffen hat, der ist aus dem Gröbsten heraus. Ich muss<br />
allerdings gestehen, dass ich gleich am zweiten Arbeitstag, als ich alleine<br />
zur Arbeit fahren musste, in den falschen Zug gestiegen bin. Helfen konnte<br />
mir in dieser Situation niemand, denn JapanerInnen sprechen sehr schlecht<br />
oder oft gar kein Englisch.<br />
Wie das Zufallsprinzip dann wollte, bin ich doch noch in den richtigen<br />
Zug gestiegen – leider mit 30 Minuten Verspätung. Aber wie man sich<br />
denken kann, kommt man nur mit Englisch nicht besonders weit. Hier<br />
helfen entweder wildes Gestikulieren, ein paar Japanisch-Brocken oder,<br />
wie be<strong>im</strong> Bäckerladen, das schlichte Deuten auf etwas. Der morgendliche<br />
Weg in die Arbeit indes war, bis auf den erwähnten falschen Zug, nie<br />
ein Problem. Meine Gastfamilie wohnte allerdings mehr als eine St<strong>und</strong>e<br />
von Tokio entfernt, soll heißen: bis zum Arbeitsplatz dauerte es ca. 90<br />
Minuten. Da abends die gleiche Strecke zurück genommen werden musste,<br />
verbrachte ich jeden Arbeitstag also drei St<strong>und</strong>en <strong>im</strong> Zug. Leider hatte ich<br />
als Europäer nicht die Fähigkeit so vieler JapanerInnen, mit gesenktem<br />
Kopf <strong>im</strong> Zug einzuschlafen oder zumindest etwas zu dösen. Am Rande sei<br />
erwähnt, dass ich nicht <strong>im</strong>mer einen Sitzplatz ergattern konnte. Pendeln<br />
ist in Japan absolute Normalität, weswegen die Züge allmorgendlich sehr<br />
voll sind. Dazu kommt, dass jeweils etwa zwölf Sitzplätze pro Waggon<br />
<strong>für</strong> ältere oder behinderte Menschen zur Verfügung stehen als auch <strong>für</strong><br />
Kleinkinder <strong>und</strong> schwangere Frauen Plätze vorgesehen sind. Nach der<br />
Zugfahrt kam die Arbeit an Artikeln, danach ging es zur Mittagspause in<br />
diverse Restaurants. Allerdings meint der Begriff „Restaurant“ in diesem<br />
Fall keine noble Pizzeria oder Vergleichbares, sondern entweder eine Sushi-<br />
Bar oder sehr häufig auch eine einfache Nudelbar. Letztere werden mittags<br />
meist nur von Arbeitnehmern aufgesucht, um schnellstmöglich Fast-Food-<br />
Nudeln zu schlürfen (wörtlich gemeint!). In der Sushi-Bar geht es zur<br />
Mittagsst<strong>und</strong>e etwas weniger hektisch zu. Hier saß ich zum Beispiel mit<br />
einem Japaner Stuhl an Stuhl, der mir netterweise die Soja-Sauce in den<br />
da<strong>für</strong> vorgesehenen Becher füllte, während ich ihm da<strong>für</strong> etwas Wasser<br />
in den Trinkbecher goss. In japanischen Restaurants ist Wasser übrigens<br />
absolut kostenlos, selbst bei McDonalds! Den klassischen Kulturschock<br />
habe ich nicht erlebt. Da<strong>für</strong> sind die JapanerInnen zu fre<strong>und</strong>lich, Tokio<br />
zu aufregend <strong>und</strong> mein Leben als 19-Jähriger in diesem fernen Land zu<br />
spannend. Dazu trugen auch die „International Parties“ bei, bei denen sich<br />
Englisch sprechende JapanerInnen mit ausländischen Jugendlichen treffen.<br />
Hier wird sich in einem gemütlichen Sushi-Restaurant verabredet, um über<br />
die verschiedenen Kulturen zu plaudern. Apropos verschiedene Kulturen:<br />
Die deutsche Diskussion um Tagesschulen werden japanische Schüler<br />
kaum verstehen. Die Mehrzahl ist bereits bis Nachmittag in der Schule,<br />
lernt <strong>und</strong> isst dort, treibt aber auch viel Sport. Zum Beispiel Baseball, die<br />
Nationalsportart in Japan. So ist es auch nicht verw<strong>und</strong>erlich, wenn ganze<br />
Zugwaggons mit japanischen Schülern gefüllt sind, die sich <strong>im</strong> Baseball-<br />
Outfit zum Sportplatz aufmachen.<br />
Wer sich nach meinen Schilderungen <strong>für</strong> ein Praktikum in Japan interessiert,<br />
sollte folgende Punkte beachten: Ein Visum ist nötig, wenn ihr länger als<br />
90 Tage <strong>im</strong> Land bleiben möchtet oder ihr <strong>für</strong> das Praktikum ein Gehalt<br />
bekommt. Ich zum Beispiel wurde nicht bezahlt, weswegen ich das Touristen-<br />
visum verwenden konnte. Eine <strong>Ausland</strong>skrankenversicherung sollte sicher-<br />
heitshalber abgeschlossen werden, man weiß schließlich nie, was alles<br />
passieren kann. Praktikumsplätze lassen sich übrigens über die einschlä-<br />
gigen Praktikumsbörsen oder die Deutsche Industrie- <strong>und</strong> Handelskammer<br />
Japan finden. Die drei Monate in Japan vergingen wie <strong>im</strong> Flug. Dankbar<br />
bin ich besonders <strong>für</strong> die Perspektive, aus dem weit entfernten Asien auf<br />
Deutschland blicken zu können <strong>und</strong> feststellen zu dürfen, dass mein He<strong>im</strong>at-<br />
land bei Japanern sehr respektiert <strong>und</strong> geschätzt wird.<br />
Arigato goza<strong>im</strong>asu. Sayonara!<br />
Der Eichstätter Alexander Pöschl studiert mittlerweile Journalismus.<br />
Links:<br />
www.kopra.org<br />
www.dihkj.or.jp
Vermittlung von <strong>Ausland</strong>spraktika<br />
Wann es sich lohnt, da<strong>für</strong> zu bezahlen<br />
<strong>Ausland</strong>spraktika werden <strong>im</strong>mer beliebter. Die Perfektionierung der Sprachkennt-<br />
nisse, chronisches Fernweh, Lust auf Abwechslung oder <strong>im</strong>mer öfter auch der<br />
Druck des Arbeitsmarktes werden als Gründe genannt, Erfahrungen <strong>im</strong> <strong>Ausland</strong><br />
zu machen. Ein Unternehmen mit freien Praktikaplätzen soll also gef<strong>und</strong>en<br />
werden. Obwohl über das Web auf schnellstem Wege Informationen über Land,<br />
Leute <strong>und</strong> Firmen einzuholen sind, türmen sich <strong>im</strong> Vorfeld <strong>für</strong> den Bewerber<br />
schnell Berge von Fragen <strong>und</strong> Bedenken auf. Es beginnt mit der Bewerbungsmappe.<br />
Worauf legen die Entscheidungsträger wert? Wie soll der Lebenslauf aussehen?<br />
In welcher Sprache ist das Anschreiben zu verfassen? Woher soll ich wissen, ob<br />
das von mir gewünschte Unternehmen überhaupt Praktikanten einstellt? Kann ich<br />
die abgesprochenen Praktikumstätigkeiten auch wirklich durchführen oder werde<br />
ich später nur zum Kaffee-Kochen <strong>und</strong> Kopieren eingesetzt? Was erwartet mich vor<br />
Ort? Wie komme ich zu einer Unterkunft? Wie sieht diese aus? Und wenn ich trotz<br />
unzähliger Bewerbungen keine Zusage erhalte?<br />
Für viele sind die Risiken, ein Unternehmen eigenständig zu suchen, einfach<br />
zu groß. Sie wenden sich verstärkt an eine der zahlreichen Agenturen, die<br />
gewerblich Praktikanten an ausländische Unternehmen vermitteln. Durch<br />
den wachsenden Bedarf an den so genannten Work-Experience-Programmen<br />
konnte diese noch junge Vermittlerbranche in den letzten Jahren beständig<br />
wachsen. Die Vorteile <strong>für</strong> den Bewerber liegen auf der Hand: die aufwendige<br />
Suche nach einem Praktikumsplatz entfällt, die Agentur vermittelt genau in<br />
das Unternehmen, das die Arbeitskraft des Praktikanten in vorher festgelegten<br />
Arbeitsbereichen benötigt. So weit die Theorie. Leider sieht es in der Praxis<br />
oftmals anders aus <strong>und</strong> es mischen - wie so häufig, wenn es um das vermeintlich<br />
schnelle Geld geht - viele schwarze Schafe unter den Agenturen mit. Gegen<br />
hohe Gebühren werden lediglich Adresslisten verkauft. Auf individuelle Wünsche<br />
wird nur scheinbar eingegangen, die Realität sieht dann ganz anders aus. Für<br />
Probleme, die während des Praktikums auftreten, fühlen sich viele Agenturen<br />
nicht zuständig, etc.<br />
Wie kann ich herausfinden, welche Agenturen seriös arbeiten? Vor der Kontakt-<br />
aufnahme sollten Informationen über die Vermittlungsorganisation eingeholt<br />
werden. Größe, Erfahrung, Ablauf, Zahlungsmodalitäten, Bedingungen, Ansprech-<br />
partner, Referenzen – <strong>im</strong> Allgemeinen gilt: je größer <strong>und</strong> je länger <strong>im</strong> Geschäft,<br />
umso mehr Kontakte zu Unternehmen besitzt die Agentur <strong>und</strong> umso seriöser<br />
wird gearbeitet. Außerdem sollte jede Agentur folgende Fragen mit „Ja“<br />
beantworten: Bestehen von Seiten der Agentur persönliche Kontakte zu den<br />
Praktikumsbetrieben? Geht die Agentur auf individuelle Wünsche bezüglich der<br />
Praktikumsinhalte ein? Wird Hilfestellung bei der Erstellung des Bewerbungs-<br />
anschreibens gegeben? Wird von Seiten der Agentur da<strong>für</strong> gesorgt, dass das<br />
Unternehmen ein Praktikumszeugnis ausstellt?<br />
Einer der wichtigsten Punkte, bei dem sich oft die Spreu vom Weizen trennt,<br />
ist der persönliche Ansprechpartner <strong>und</strong> Betreuer vor Ort. Nur Agenturen,<br />
die <strong>im</strong> Zielland ansässig sind oder dort zumindest Verbindungen zu einer<br />
Partnerorganisation unterhalten, können einen Praktikumsbetreuer vor Ort<br />
vorweisen. Agenturen, die nur von Deutschland aus vermitteln, fehlt der genaue<br />
Einblick in den Markt. Kenntnisse über Mentalität <strong>und</strong> regionale Besonderheiten<br />
sind oft nicht vorhanden. Praktikaunternehmen sollten vom Agenturvertreter<br />
persönlich ausgewählt <strong>und</strong> besucht werden. Mit den Verantwortlichen <strong>im</strong><br />
Unternehmen müssen Inhalte, Aufgaben <strong>und</strong> Anforderungen besprochen werden,<br />
um die opt<strong>im</strong>ale Stelle <strong>für</strong> jeden Bewerber zu finden. Auch der Aspekt einer<br />
sauberen Unterkunft läßt sich nur mit einem Blick hinter die Kulissen prüfen. Auf<br />
schlecht vorhersehbare Probleme, die in Härtefällen einen Praktikawechsel nötig<br />
machen, kann oft nur vor Ort flexibel reagiert werden.<br />
Gr<strong>und</strong>sätzlich ist der Gedanke, bei der Praktikumssuche <strong>im</strong> <strong>Ausland</strong> die Hilfe<br />
einer professionellen Vermittlungsagentur in Anspruch zu nehmen, best<strong>im</strong>mt<br />
richtig. Ob es sich <strong>im</strong> Endeffekt auch wirklich gelohnt hat, kann man leider erst<br />
hinterher beurteilen. Mit der sorgfältigen Auswahl der Agentur kann man das<br />
Risiko eines Reinfalls zumindest reduzieren.<br />
Frank Sellingsloh, FU International Academy Tenerife<br />
0034-922-389303<br />
www.fu-teneriffa.de<br />
Jobs & Praktika – 45
46 – Jobs & Praktika<br />
Finanzierung eines <strong>Ausland</strong>spraktikums<br />
Förderprogramme, Stipendien & Co.<br />
<strong>Ausland</strong>saufenthalte sind beliebt <strong>und</strong> viele Studierende spielen mit dem<br />
Gedanken, <strong>Ausland</strong> <strong>und</strong> Praktikum zu verbinden. Doch nicht jeder kann auf<br />
die Eltern oder Gespartes zurückgreifen, um die Mehrkosten eines <strong>Ausland</strong>s-<br />
praktikums zu decken. Denn häufig ist das doch etwas teurer als man glaubt –<br />
zum Beispiel durch die höheren Lebenshaltungskosten oder die zum Teil sehr<br />
hohen Reisekosten. Hier setzen Förderprogramme speziell <strong>für</strong> <strong>Ausland</strong>spraktika<br />
an. Die Förderprogramme werden zumeist durch staatliche Mittel ermöglicht,<br />
zum Beispiel vom B<strong>und</strong> oder von der Europäischen Union. Die Gelder werden<br />
dann an Organisationen wie den DAAD (Deutscher Akademischer Austausch-<br />
dienst) weitergegeben, bei denen die Studierenden sich bewerben können.<br />
Allerdings muss man sich vor einer Bewerbung erk<strong>und</strong>igen: Gilt das Programm<br />
<strong>für</strong> das Land, in das man möchte? Welche Zusatzkriterien gibt es, muss das<br />
Praktikum zum Beispiel ein Pflichtpraktikum sein? Und essentiell natürlich: Wann<br />
spätestens muss man sich bewerben? Der Begriff Förderprogramm subsummiert<br />
dabei übrigens zwei Formen von „Förderung“:<br />
1. ein Stipendium in Form eines finanziellen Zuschusses. Beispiel hier<strong>für</strong> ist<br />
das Leonardo Programm. Die Leiterin der Leonardo Projekte der hessischen<br />
Hochschulen, Christina Langsdorf, klärt über die Rahmenbedingungen auf:<br />
„Selbstverständlich bemühen wir uns um die Einwerbung von Praktikumsplätzen,<br />
bzw. empfehlen qualitativ hochwertige Praktikumsfirmen gerne weiter. Kern<br />
unserer Arbeit ist jedoch die Bereitstellung von Stipendien. Wir können hier bis<br />
zu 500 Euro pro Monat, bis zu 350 Euro <strong>für</strong> Fahrtkosten <strong>und</strong> bis zu 200 Euro <strong>für</strong><br />
Sprachkurskosten an einen Stipendiaten ausbezahlen“ (siehe nähere Details<br />
auch auf www.practical-training.de/leonardo). Wie bei Leonardo ist es auch<br />
in anderen Programmen dieser Art durchaus üblich, dass die Studierenden den<br />
Praktikumsplatz selbst suchen. So zum Beispiel auch be<strong>im</strong> DAAD-Programm <strong>für</strong><br />
auslandsbezogene Studiengänge (www.daad.de).<br />
2. die (kostenlose) Vermittlung von Praktikumsplätzen, meist inklusive eines<br />
Sprachkurses. Bei einigen dieser Programme ist es üblich, zusätzlich Zuschüsse<br />
zu den Fahrtkosten oder ein Taschengeld zu erhalten. Es kann aber auch sein,<br />
dass man gar keine finanzielle Unterstützung erhält. Dennoch kann es sinnvoll<br />
sein, sich auch <strong>für</strong> ein Programm ohne finanzielle Zuschüsse zu bewerben, zum Beispiel<br />
ist das ASA-Programm eine der wenigen Möglichkeiten, ohne „Vitamin B“ oder<br />
(kostenpflichtige) Vermittlungsagentur einen Praktikumsplatz in Afrika zu erhalten.<br />
Allen Förderprogrammen gemein ist, dass sie eine Auswahl unter den einge-<br />
henden Bewerbungen treffen. Dabei unterscheiden sich das Vorgehen, die<br />
Mittel <strong>und</strong> die „Schärfe“ der Auswahl sehr stark. Eines der anspruchsvollsten<br />
Programme ist z.B. das Inwent-Programm <strong>für</strong> FH-Studierende. Bewerbungsfrist<br />
ist ein Jahr vor Praktikumsbeginn, wobei fast nur Bewerber mit bereits vorhan-<br />
denem Praktikumsplatz in die engere Auswahl kommen. Nach der schriftlichen<br />
Bewerbung erfolgen dann Vorbereitungs- <strong>und</strong> Auswahlgespräche. Gemeinsam<br />
ist aber allen Programmen die Vorgabe, dass der Studierende <strong>im</strong> Normalfall<br />
bereits drei Semester studiert haben sollte, einen Lebenslauf <strong>und</strong> ein Moti-<br />
vationsschreiben einreichen muss, zudem einen Notenschnitt bzw. eine Noten-<br />
übersicht oder das Vordiplom, die Zwischenprüfung etc. <strong>und</strong> zumeist auch<br />
mindestens ein Empfehlungsschreiben von einem Professor. Gerne werden<br />
auch Sprachnachweise verlangt. Alle Studierenden mit großem Interesse am<br />
<strong>Ausland</strong>spraktikum sollten zudem unter www.auslandsbafoeg.de <strong>und</strong><br />
www.bildungskredit.de nachsehen, ob sie ein Darlehen erhalten können.<br />
Dies kann insbesondere die kostenintensive Anfangszeit (Kautionskosten,<br />
Monatskarte <strong>für</strong> die U-Bahn etc.) <strong>für</strong> weniger Betuchte abfangen. Die meisten<br />
Förderprogramme können jedoch nur von deutschen Staatsangehörigen oder<br />
von Studierenden mit gesonderter Aufenthaltsgenehmigung genutzt werden. Für<br />
nicht-deutsche Studierende ohne gesonderte Aufenthaltsgenehmigung kommt<br />
nur noch das Leonardo da Vinci Programm in Frage, das Nicht-Deutsche zumindest<br />
theoretisch fördern kann. Zudem gibt es einige kleinere Organisationen wie Rotary<br />
Clubs, die gr<strong>und</strong>sätzlich jede Bewerbung einzeln prüfen.<br />
Nähere Infos zu den Förderprogrammen findet man auf<br />
www.practical-training.de. Bei der folgenden Tabelle<br />
handelt es sich lediglich um eine Auswahl.
Geltungsbereich<br />
weltweit<br />
weltweit<br />
weltweit<br />
weltweit<br />
weltweit<br />
weltweit<br />
weltweit<br />
weltweit<br />
weltweit<br />
weltweit<br />
weltweit<br />
weltweit<br />
europa<br />
Name des Förderprogramms / Organisation / Webseite<br />
ASA-Programm<br />
Inwent<br />
www.asa-programm.de/<br />
<strong>Ausland</strong>sbafög<br />
B<strong>und</strong>esministerium <strong>für</strong> Wissenschaft <strong>und</strong> Forschung<br />
www.bafoeg.bmbf.de<br />
www.auslandsbafoeg.de<br />
<strong>Bildung</strong>skredit<br />
B<strong>und</strong>esverwaltungsamt<br />
www.bildungskredit.de<br />
Fahrtkostenzuschüsse <strong>für</strong> Praktika in Übersee<br />
Deutscher Akademischer Austauschdienst<br />
www.daad.de<br />
Kombinierte Studien- <strong>und</strong> Praxissemester <strong>im</strong> <strong>Ausland</strong><br />
<strong>für</strong> Studierende<br />
Deutscher Akademischer Austauschdienst<br />
www.daad.de<br />
Praktika <strong>im</strong> Rahmen von auslandsbezogenen Studiengängen<br />
Deutscher Akademischer Austauschdienst<br />
www.daad.de<br />
Praktika in Internationalen Organisationen<br />
Deutscher Akademischer Austauschdienst<br />
www.daad.de<br />
Praktikantenprogramm der GTZ<br />
Deutsche Gesellschaft <strong>für</strong> Technische Zusammenarbeit GmbH<br />
www.gtz.de<br />
Praxissemester <strong>im</strong> <strong>Ausland</strong> – Reisekostenzuschuss<br />
Inwent<br />
www.inwent.org<br />
Praxissemester <strong>im</strong> <strong>Ausland</strong> – Teilstipendium<br />
Inwent<br />
www.inwent.org<br />
Rotary Club<br />
Rotary Club<br />
Sina Specht, Leonardo Kontaktstelle Fulda<br />
0661-2504011<br />
specht@inter-research.de<br />
www.inter-research.de<br />
www.rotary.org<br />
Stiftungskolleg <strong>für</strong> Internationale Aufgaben<br />
Studienstiftung des Deutschen Volkes<br />
www.studienstiftung.de<br />
Haniel-Stipendienprogramm<br />
Studienstiftung des Deutschen Volkes<br />
www.studienstiftung.de<br />
Zusatzinformationen<br />
Nur Entwicklungsländer; Gr<strong>und</strong>kenntnisse der Landessprache<br />
sind unabdingbar bereits bei der Bewerbung; inkl.<br />
Vorbereitungsseminare in Deutschland<br />
Nur Pflichtpraktika oder vom Fachbereich empfohlene<br />
Praktika in Europa; bei Praktika in Übersee gilt: entweder<br />
Pflichtpraktikum in Übersee oder besondere Spezialisierung<br />
(z.B. Tropenmedizin) oder Kombination von Studium <strong>und</strong><br />
Praktikum in Übersee<br />
Nur als zinsgünstiger Kredit erhältlich; auch <strong>für</strong> Bafög-<br />
Empfänger möglich; möglichst zu Beginn eines Jahres<br />
beantragen, da Kredite nur gewährt werden, bis der Topf leer ist<br />
Nur Praktika außerhalb Westeuropas; das Praktikum muss<br />
durch den Fachbereich empfohlen werden<br />
Nur Studien- <strong>und</strong> Praxissemester zusammen; Studiensemester<br />
kann freiwillig sein, Praktikum muss Pflichtpraktikum sein;<br />
beide Abschnitte müssen <strong>im</strong> selben Land absolviert werden<br />
<strong>Das</strong> <strong>Ausland</strong>spraktikum muss als Pflichtpraktikum bzw. als<br />
vom Fachbereich <strong>für</strong> das Studienziel dringend empfohlenes<br />
<strong>Ausland</strong>spraktikum anerkannt werden<br />
Nur Praktika bei Internationalen Organisationen; zwei<br />
Förderlinien: Förderung <strong>für</strong> selbst gesuchte Praktika <strong>und</strong><br />
Förderung, die an angebotene Praktikumsplätze geb<strong>und</strong>en<br />
ist (entscheidend <strong>für</strong> die Förderung ist dann die Zusage des<br />
Praktikumsplatzes)<br />
Nur Entwicklungsländer; keine Kenntnisse der Landessprache<br />
notwendig (aber gute Beherrschung einer Weltsprache)<br />
Nur <strong>für</strong> FH-Studierende, Bewerbung ein Jahr vorher!<br />
Nur <strong>für</strong> FH-Studierende, Bewerbung ein Jahr vorher!<br />
Sehr unterschiedlich, je nach Club <strong>und</strong> Budget; der Club<br />
fördert auch Schüler bei <strong>Ausland</strong>saufenthalten<br />
Nur Graduierte; es können sich auch Graduierte bewerben, die<br />
<strong>im</strong> Studium nicht durch die Studienstiftung gefördert wurden<br />
Nur Kombination von Studium <strong>und</strong> Praktikum; es können sich<br />
auch Studierende bewerben, deren Studium nicht durch die<br />
Studienstiftung gefördert wird<br />
Jobs & Praktika – 47
48 – Jobs & Praktika<br />
Coffee to Go, Small Talk <strong>und</strong> Linux-Server<br />
Praktikum in Vancouver<br />
Um es vorwegzunehmen: Ein Traum ging <strong>für</strong><br />
mich in Erfüllung! Es hätte einfach keinen<br />
besserer Zeitpunkt geben können, die Segel<br />
in Deutschland zu streichen, <strong>und</strong> sich in ein<br />
Abenteuer wie dieses zu stürzen. Vancouver<br />
erwartete mich – <strong>und</strong> ein halbes Jahr Frust<br />
<strong>und</strong> schlechte Laune in „Good Old Germany“<br />
war endlich vorbei. Obwohl ich erst über Um-<br />
wege (von Hamburg nach Zürich, von Zürich<br />
nach Dallas <strong>und</strong> schließlich von Dallas nach<br />
Vancouver) meinen Weg nach Kanada gemacht<br />
hatte, kam ich voller Energie <strong>und</strong> Tatendrang<br />
in Vancouver an. Der nächste Tag dann war der<br />
Start in eine andere Welt! Da ich in Nord Van-<br />
couver wohnte, bot sich mir bei strahlendem<br />
Sonnenschein ein fantastischer Ausblick auf<br />
Downtown Vancouver. Und direkt hinter mir<br />
lag die schneebedeckte Bergkette. Wow!<br />
Aller Unkenrufe zum Trotz gab es in Vancouver<br />
während meines Aufenthaltes auch kaum Regen,<br />
was historisch allerdings auch ziemlich einmalig<br />
war! Aber daran kann man sehen, selbst ein<br />
„Lonely Planet“ kann sich irren...<br />
Mein Praktikum habe ich bei einem eher kleinen,<br />
aber sehr geschäftigen, IT-Dienstleister namens<br />
NetworkMagic mitten <strong>im</strong> Herzen Vancouvers<br />
absolviert. NetworkMagic bietet nicht nur den<br />
gesamten technischen Support <strong>für</strong> diverse<br />
Unternehmen, sondern bietet seiner K<strong>und</strong>schaft<br />
auch individuelle Hardware-Lösungen sowie<br />
Beratung an. Zu den K<strong>und</strong>en gehören h<strong>und</strong>erte<br />
von Anwendern <strong>im</strong> nahen Umkreis Vancouvers,<br />
hauptsächlich Kleinunternehmen. Der Support<br />
findet entweder per Fernwartung oder Vor-Ort<br />
statt, so dass ich auch öfter die Gelegenheit<br />
hatte, mich bei den K<strong>und</strong>en aufzuhalten. Nach<br />
dem ich mich in der Firma schnell eingelebt<br />
hatte - was nicht wirklich schwierig war,<br />
wenn man die Mentalität der ‚Vancouverites’<br />
berücksichtigt - wurden mir nach <strong>und</strong> nach<br />
mehr Aufgaben zugeteilt, bzw. habe ich mich<br />
um entsprechende Aufgaben selbst gekümmert.<br />
Wobei hinzuzufügen ist, dass Eigeninitiative<br />
das A <strong>und</strong> O <strong>im</strong> Praktikum darstellt (<strong>für</strong> die,<br />
die es noch nicht wussten, lol), wenn nicht<br />
sogar die Gr<strong>und</strong>voraussetzung ist. Denn wann<br />
hat man schon mal die Chance, gleichzeitig<br />
nicht nur eine neue Kultur (auch Arbeitskultur!)<br />
kennen <strong>und</strong> schätzen zu lernen, sondern auch<br />
seine fachlichen <strong>und</strong> sprachlichen Fähigkeiten<br />
unter Beweis zu stellen <strong>und</strong> auszubauen. Und<br />
was das Arbeiten an sich in Vancouver angeht,<br />
ja, da können sich sicher so einige deutsche<br />
Unternehmen in Sachen Führung <strong>und</strong> Motivation<br />
gerne eine Scheibe von abschneiden. Um<br />
auf den täglichen Ablauf zurück zu kommen:<br />
Der Morgen begann bei mir natürlich, wie<br />
bei 90% der ‚Vancouverites’ auch, mit einem<br />
‚coffee to go’ bei einem der zahlreichen<br />
Kaffee-Franchisern. Nachdem man dann bei<br />
einem Small Talk mit seinen Kollegen die<br />
Geschehnisse des Vortags (oder der Nacht oder<br />
des Wochenendes) ausgetauscht hatte, konnte<br />
man sich seinen Aufgaben widmen. Zu meinen<br />
Aufgaben während des Praktikums gehörten u.a.<br />
das Aufsetzen <strong>und</strong> Konfigurieren eines Linux<br />
Servers, die Unterstützung der Anwender bei<br />
Hard- <strong>und</strong> Softwareproblemen telefonisch oder<br />
vor Ort sowie auch einfach nur die Recherche<br />
<strong>für</strong> eventuell neu in das Unternehmen zu<br />
integrierende Netzwerk-Tools, etc. Eigentlich<br />
genau das, was ich bei meinen bisherigen<br />
Arbeitgebern in Deutschland auch zu tun hatte.<br />
So kam mir das Praktikum gar nicht wie eines<br />
vor, was sicher nicht selbstverständlich ist. Im
Großen <strong>und</strong> Ganzen konnte man sich frei entfalten, <strong>und</strong> ich fand <strong>im</strong>mer ein<br />
offenes Ohr bei meinem Chef oder den Kollegen <strong>für</strong> Probleme sprachlicher<br />
als auch technischer Natur. Was ich persönlich noch hervorheben möchte:<br />
neben dem wirklich lockeren Arbeiten ertönte fast r<strong>und</strong> um die Uhr Musik<br />
aus den PC-Lautsprechern, <strong>und</strong> es war auch keine Seltenheit, dass man<br />
sich plötzlich zu einem Informationsaustausch mit Kollegen bei einer Tasse<br />
Kaffee oder Frappuccino in einem der zahlreichen Cafes Downtown wieder<br />
fand. So war es auch nicht weiter überraschend, dass man sich freitags<br />
zum Feierabend in einem der zahlreichen Pubs auf das Wochenende<br />
einst<strong>im</strong>mte, inklusive Chef der Firma.<br />
Und wenn man einmal Abstand gewinnen möchte vom Großstadtrummel<br />
<strong>und</strong> der Arbeit, so bietet Vancouver einem alles, was das Herz begehrt.<br />
Hiken oder Biken in den zahlreichen Naturschutzgebieten <strong>und</strong> Wäldern<br />
Greater-Vancouvers, Rollerbladen am Seawalk r<strong>und</strong> um den Stanley Park,<br />
Sonnenbaden an den zahlreichen Stränden oder Seen in <strong>und</strong> um Downtown<br />
herum, oder selbst noch <strong>im</strong> Frühjahr Snowboarden oder Skifahren in den<br />
Bergen Vancouvers oder <strong>im</strong> nahe gelegenen Skigebiet Whistler. Auch das<br />
kulturelle Angebot hier ist nicht zu verachten: von zahlreichen kostenlosen<br />
Festivals bis Theateraufführungen am Strand <strong>und</strong> natürlich reichhaltigen<br />
Live-Konzert Angeboten hat diese Stadt einfach eine Menge zu bieten.<br />
Und <strong>für</strong> diejenigen, die in die USA vernarrt sind... 2,5 St<strong>und</strong>en bis nach<br />
Seattle. Bus, Bahn, Auto - whatever! Und was soll man da noch groß zu<br />
sagen? Seattle rocks! <strong>im</strong> wahrsten Sinne des Wortes. Die beste Reisezeit,<br />
so weit ich es überblicken kann (<strong>und</strong> erlebt habe) ist auf alle Fälle von<br />
Februar bis September. Man erlebt den Frühling, kann die ersten warmen<br />
Sonnenstrahlen genießen <strong>und</strong> hat sogar noch die Möglichkeit, den letzten<br />
Schnee zu erleben! Und <strong>im</strong> Sommer bieten sich unzählige Möglichkeiten,<br />
wie z.B. Wochenendausflüge nach Vancouver Island oder Whistler oder ins<br />
Landesinnere, oder oder oder... Aber seht am besten selbst!!!<br />
Abschließend ist vielleicht noch anzumerken, dass sich bei all dem w<strong>und</strong>er-<br />
vollen Leben <strong>und</strong> der faszinierenden Landschaft der Einsatz während des<br />
Praktikums oftmals lohnen kann...in jeder Hinsicht natürlich. Ich durfte<br />
nach Vancouver zurückkehren – mit einem Arbeitsvisum <strong>für</strong> ein Jahr!<br />
Der Arbeitstag des Hamburgers Michael Neumann fängt noch <strong>im</strong>mer mit<br />
einem „Coffee to Go“ an.<br />
Jobs & Praktika – 49
50 – News<br />
Neuigkeiten<br />
Impressum<br />
High School<br />
High School USA, CAN, AUS, NZ – öffentl./priv.<br />
Schulen – Familien-/Internatsaufenthalt –<br />
ec.se, www.highschoolberater.de<br />
++++++++++++++++++++++++++++++++++++<br />
www.handbuchfernweh.de:<br />
Ratgeber, Links, High-School-Community<br />
Sprachreisen<br />
Kingsbrook Spanish School / Learn Spanish, Meet<br />
People and Enjoy the City of Barcelona – Spanish<br />
Courses / Internships / Au Pair Travesera Gracia,<br />
60 / 08006 Barcelona / T.(+34) 93 209 37 63 /<br />
info@kingsbrookbcn.com / www.kingsbrookbcn.com<br />
++++++++++++++++++++++++++++++++++++<br />
Interns / volunteers / English Language courses.<br />
Business Eng., Tours / Safari’s. Cape Town, S.A.<br />
Agents welcome. info@ctenglish.co.za<br />
++++++++++++++++++++++++++++++++++++<br />
www.language-programs.de:<br />
Die Sprachkurs-Suchmaschine <strong>für</strong> eine Direktsuche<br />
nach Sprachkursen <strong>im</strong> <strong>Ausland</strong> zum Original-Preis<br />
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Studium<br />
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Geschäftsführung: Thomas Terbeck, Ramon Tissler<br />
Copyright: International Education Network GmbH & Co. KG<br />
Redaktion: Angelina Rauber, Thomas Terbeck, Ramon Tissler<br />
aufnehmen, ohne einen best<strong>im</strong>mten Notenschnitt<br />
oder Wartesemester vorweisen zu müssen. Der<br />
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Falle einer Ablehnung durch die ZVS jedoch ein<br />
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Ungarn entscheiden, die Studienplätze an deutsche<br />
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ISSN: 1861-4817<br />
Druck: westermann druck GmbH, Braunschweig<br />
Vertrieb: IPS Pressevertrieb GmbH <strong>und</strong> eigene Auslieferung<br />
Bildquellen: www.photocase.de<br />
www.sxc.hu<br />
photodisc<br />
privat<br />
Design: Grafikstudio Carreira<br />
www.grafikstudio-carreira.de<br />
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News – 51
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aus dem In- <strong>und</strong> <strong>Ausland</strong><br />
Persönliche Beratung – Terminabsprache möglich<br />
Eintritt frei!<br />
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München 5. Mai 2007<br />
Augsburg 7. Mai 2007<br />
Nürnberg 8. Mai 2007<br />
Stuttgart 10. Mai 2007<br />
Frankfurt 11. Mai 2007<br />
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