Das Magazin für Bildung und Karriere im Ausland - Itchy-feet
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10 – High School<br />
Barcelona para un año<br />
Ein Schuljahr in Spanien<br />
Bereits vor einigen Jahren packte mich das Fernweh, <strong>und</strong> ich entschloss<br />
mich, <strong>für</strong> ein Schuljahr ins <strong>Ausland</strong> zu gehen. Meine Eltern waren gegen<br />
ein Schuljahr in den Staaten, be<strong>für</strong>worteten aber Spanien. <strong>Das</strong>s ich<br />
allerdings noch kein Wort Spanisch beherrschte, sahen sie als weniger<br />
problematisch an, da sich diese Sprache auch ohne schulische Vorkenntnisse<br />
schnell erlernen ließe. Zu meiner großen Überraschung teilte auch meine<br />
Austauschorganisation diese Meinung. Da Spanisch eine <strong>im</strong>mer wichtigere<br />
„Weltsprache“ ist, war schließlich auch ich davon überzeugt, dass ein Jahr<br />
in Spanien mir von enormem Nutzen sein könnte. Ich bewarb mich, <strong>und</strong><br />
schon bald nach der Zusage ging alles Schlag auf Schlag: Meine Eltern<br />
unterschrieben den Vertrag, ich wurde bis zum Ausreisetag <strong>im</strong> September<br />
regelmäßig über R<strong>und</strong>briefe <strong>und</strong> nicht zuletzt durch ein Wochenendseminar<br />
vorbereitet, auf dem ich auch erfuhr, dass meine Gastfamilie in Barcelona<br />
wohnte. Dort ist Katalanisch die Amtssprache, aber auch normales Spanisch<br />
<strong>und</strong> Englisch sind den Barcelonesen nicht fremd. Diese Tatsache machte ich<br />
mir bereits am ersten Tag in Barcelona zu Nutze. Gr<strong>und</strong>legende Dinge wie<br />
Ess- <strong>und</strong> sonstige Gewohnheiten klärte ich mit meiner Gastfamilie bereits<br />
auf dem Weg vom Flughafen in das von Barcelona etwa 20 km entfernt<br />
liegende Zuhause ab. Ich war ziemlich erstaunt, wie he<strong>im</strong>isch <strong>und</strong> vertraut<br />
ich mich zu diesem Moment bereits bei meinen zwei jüngeren Gastbrüdern<br />
<strong>und</strong> meinen beiden Gasteltern fühlte. <strong>Das</strong> lag wahrscheinlich an der Fre<strong>und</strong>-<br />
lichkeit <strong>und</strong> Offenheit, mit der mich die Spanier während des Jahres als<br />
Sohn der Familie oder auch als normaler Klassenkamerad aufnahmen.<br />
Meine Schule war öffentlich <strong>und</strong> befand sich circa 25 km vom Stadtzentrum<br />
Barcelonas <strong>und</strong> etwa 10 km von meinem Zuhause entfernt. Gewöhnungs-<br />
bedürftig war, dass der gesamte Unterricht, bis auf das Unterrichtsfach<br />
Castellano selbst, auf Katalanisch gehalten wurde. Für mich stellte das<br />
eine doppelte Herausforderung dar, da ich somit parallel zum Normal-<br />
Spanisch auch noch Katalanisch lernen musste. Erstaunlicherweise gelang<br />
mir das aber alles schneller <strong>und</strong> besser als von mir <strong>und</strong> meiner Gastfamilie<br />
erwartet. Typisch <strong>für</strong> das spanische Abitur ist, dass man sich <strong>für</strong> einen von<br />
vier Schwerpunkten entscheiden muss: Humanístico, Sciencias, Tecnología<br />
oder Artes. Der Unterricht findet außerdem nicht <strong>im</strong> Kurs-, sondern <strong>im</strong><br />
Klassensystem statt. Meine spanische Betreuerin hat mir anhand meiner<br />
Bewerbungsunterlagen den Tecnología-Zweig empfohlen, was sich später als<br />
goldrichtig herausstellte, da ich so fast gänzlich jenen Schulstoff durchnahm,<br />
den ich auch in der 11 an meiner deutschen Schule bearbeitet hätte. So<br />
konnte ich sorglos nach meinem Jahr zusammen mit meinen Fre<strong>und</strong>en in die<br />
Jahrgangsstufe 12 wechseln, ohne große Wissenslücken zu haben.<br />
Ein ganz gewöhnlicher Nachmittag gestaltete sich wie auch hier in<br />
Deutschland: Ich ging mit dem H<strong>und</strong> <strong>im</strong> Park Gassi, erledigte meine<br />
Hausaufgaben <strong>und</strong> verbrachte die restliche Zeit entweder mit meinen<br />
Gastbrüdern oder mit Fre<strong>und</strong>en in der Stadt. <strong>Das</strong> gemeinsame Abendessen<br />
mit der Familie wurde genutzt, um über den Tag zu sprechen oder schon<br />
einmal Pläne <strong>für</strong> das nächste Wochenende zu schmieden, die das zentrale<br />
Familienleben in Spanien ausmachen. Während der wärmeren Tage fuhren<br />
wir oft an die Costa Brava. Dort hatte meine Familie ein kleines Häuschen<br />
an einem kleinen, schönen Strand. Während der Wintermonate verbrachten<br />
wir viel Zeit bei Verwandten inmitten der beeindruckenden Pyrenäen oder<br />
<strong>im</strong> Zentrum von Barcelona. Die riesigen Familienfeiern, bei denen vor allen<br />
Dingen laut diskutiert <strong>und</strong> üppig gegessen wurde, waren jedes Mal ein<br />
Highlight. Ebenfalls interessant war, dass Weihnachten in Katalonien erst<br />
am 6. Januar, dem Tag der Heiligen Drei Könige, gefeiert wird.<br />
Mittlerweile sind bereits mehr als sechs Monate seit meiner Rückkehr<br />
vergangen. Wenn ich zurückblicke, merke ich, wie problemlos ich mich<br />
wieder in die gewohnte Umgebung eingliedern konnte. Innerlich schwelge<br />
ich aber noch <strong>im</strong>mer in Emotionen <strong>und</strong> bin voller Euphorie, wenn ich in<br />
Gedanken das Jahr Revue passieren lasse. Mit meiner Gastfamilie <strong>und</strong><br />
meinen Fre<strong>und</strong>en vor Ort stehe ich auch jetzt noch teils in engem Kontakt,<br />
so dass ich meine „spanische Identität“ hoffentlich nie ganz aufgeben muss.<br />
Christian Husemann erhielt eines der acht Teilstipendien von AIFS<br />
Deutschland <strong>im</strong> Wert von je 2000 Euro. Weitere Infos dazu bei:<br />
AIFS Deutschland GmbH<br />
0800-7772299<br />
info@aifs.de<br />
www.aifs.de