Das Magazin für Bildung und Karriere im Ausland - Itchy-feet
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Viel Neues <strong>im</strong> Fernen Osten<br />
Drei Monate bei einem englischen Verlag in Tokio<br />
Matthew ist sichtlich aufgeregt, als er seine Unterlagen nochmals durch-<br />
geht. Auch ich rücke mir abermals die Krawatte zurecht <strong>und</strong> atme leise,<br />
aber tief durch. Der anstehende Termin ist wichtig, es gilt einen Flyer <strong>für</strong> die<br />
Imagekampagne eines weltweit vertretenen Konzerns zu präsentieren. <strong>Das</strong>s<br />
Grafikdesigner Matthew mich überhaupt mitn<strong>im</strong>mt zu dieser Vorstellung,<br />
ist nicht selbstverständlich. Denn Praktikanten haben <strong>im</strong> fernen Japan fast<br />
schon Seltenheitswert, sind sie doch größtenteils nur bei ausländischen oder<br />
global agierenden Unternehmen zu finden. Zudem würden sich japanische<br />
Geschäftspartner gekränkt fühlen, wenn ein unerfahrener <strong>und</strong> in der Firmen-<br />
hierarchie niedrig stehender Praktikant ihnen gegenüber säße. Ein Zeichen<br />
der geringen Wertschätzung, so die mögliche Interpretation. Der Tokioter<br />
Vertretung des weltweiten Logistik-Konzerns macht meine Anwesenheit aller-<br />
dings nichts aus <strong>und</strong> das Schönste ist: Der Flyer kam sehr gut an!<br />
Aber von vorne. Schließlich bestand ich erst <strong>im</strong> Juni 2005 meine Abitur-<br />
prüfung, <strong>und</strong> damals lag selbst die nahe Zukunft noch weit weg. Gut,<br />
dass ich meinem Vater bereits vor Monaten von meinem Wunsch erzählt<br />
hatte, in Asien ein Praktikum zu machen. Als er mir dann kurz nach dem<br />
Abitur erzählte, er kenne eine Wohngelegenheit nahe Tokio, war meine<br />
Freude groß. Ein früherer Arbeitskollege meines Vaters <strong>und</strong> seine Frau<br />
hatten sich bereit erklärt, mich <strong>für</strong> r<strong>und</strong> drei Monate aufzunehmen.<br />
Musste also nur noch die passende Praktikumsstelle her. Die, so ver-<br />
w<strong>und</strong>erlich es klingt, war schnell gef<strong>und</strong>en! Via E-Mail schrieb ich dutzende<br />
ausländischer Unternehmen r<strong>und</strong> um Tokio an <strong>und</strong> hatte Glück: Ich bekam<br />
eine Zusage von einem Verlag <strong>für</strong> englischsprachige <strong>Magazin</strong>e <strong>und</strong> Bücher.<br />
Viele Einkäufe <strong>und</strong> Telefonate mit der Gastfamilie später saß ich einen<br />
Monat nach meinem Abitur <strong>im</strong> Flugzeug nach Narita, dem Flughafen nahe<br />
Tokio. Die Aufregung war groß, die Augen etwas feucht.<br />
Nach dem Zwölf-St<strong>und</strong>en-Flug holte mich meine deutsche Gastfamilie vom<br />
Flughafen ab. Um den Jet-Lag zu bekämpfen <strong>und</strong> mich wach zu halten, ging es<br />
direkt in die Millionen-Metropole Tokio. Den ersten Eindruck habe ich längst<br />
vergessen, aber ich war selbst am Ende der drei Monate stets fasziniert,<br />
wenn ich mich in Japans Hauptstadt aufhielt. Auf dem Gehsteig kommen<br />
einem nun mal nicht 100 Menschen entgegen, sondern mehrere Tausend. In<br />
den Elektronikgeschäften fl<strong>im</strong>mern die neuesten <strong>und</strong> flachsten Fernsehgeräte<br />
um die Gunst der Konsumenten. Und in der U-Bahn warten die einsteigenden<br />
Fahrgäste tatsächlich, bis die Aussteigenden den Waggon verlassen haben.<br />
Es war genau so, wie ich es mir vorgestellt hatte! Da meine Ankunft auf<br />
einen Freitagnachmittag fiel, hatte ich zweieinhalb Tage Zeit, mich zu akkl<strong>im</strong>a-<br />
tisieren. Meine Gastgeber fuhren mit mir zu einem Naturpark nahe der Tempel-<br />
stadt Kamakura, wo w<strong>und</strong>erschöne Grünanlagen eine riesige Buddha-Statue<br />
umgeben. Japan ist nicht nur das Land der Technologie, auch die Natur wird<br />
hoch geschätzt <strong>und</strong> gepflegt. Sonntags ging es dann zum Baden an einen der<br />
unzähligen Strände, deren Sand zwar nicht der schönste ist, die sich aber<br />
Jobs & Praktika – 43<br />
perfekt dazu eignen, kurz vor dem Wochenbeginn nochmals zu entspannen.<br />
Am Montag war es dann soweit. Gemeinsam mit meiner Gastgeberin fuhr<br />
ich mit dem Zug, der ab sofort mein Fortbewegungsmittel Nummer Eins sein<br />
würde, nach Tokio. <strong>Das</strong> Gebäude des Unternehmens war schnell gef<strong>und</strong>en,<br />
die Begrüßung fre<strong>und</strong>lich <strong>und</strong> die Einweisung in meine Tätigkeiten ließ<br />
nicht lange auf sich warten. Als Praktikant einer Mischform aus Verlag <strong>und</strong><br />
Design-Agentur sollten meine Aufgaben darin bestehen, Artikelkonzepte <strong>für</strong><br />
ein Tokio-Stadtmagazin zu prüfen, zu recherchieren <strong>und</strong> teilweise bereits<br />
in die Tat umzusetzen. So wurde ich beispielsweise zur Vorführung des