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Das Magazin für Bildung und Karriere im Ausland - Itchy-feet

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24 – Reisen & Arbeiten<br />

Cowboyhüte <strong>und</strong> Kinderstiefel<br />

Au Pair in Texas<br />

Wieso denn ausgerechnet dahin? Da gibt’s doch nur Wüste <strong>und</strong> Cowboyhüte!<br />

Muss das sein? <strong>Das</strong> waren so ungefähr die Reaktionen, als ich meinen Lieben<br />

mitteilte, dass ich als Au Pair nach Texas gehen würde. Zugegeben, traumhaft<br />

hatte ich mir diesen südlichen Staat der USA auch nicht ausgemalt, aber da mein<br />

Wunsch-Ziel, Kalifornien, ziemlich aussichtslos war, sollte es zumindest <strong>für</strong> ein<br />

Jahr schön warm sein. Also „adé“ kaltes Deutschland. Da meine Erwartungen<br />

ja nun ziemlich niedrig angesetzt waren, hat mich Austin erstmal umgehauen.<br />

Austin ist eine wirklich schöne 1,3 Millionen-Studentenstadt. Nebenbei ist sie<br />

auch noch die Musikhauptstadt der Welt. Hier hat jeder schon mal gespielt,<br />

<strong>und</strong> einmal <strong>im</strong> Jahr verwandelt sich die ganze Innenstadt, jeder Pub, jedes<br />

Café, jede Disko zu „South by Southwest“ in eine einzige Live-Bühne.<br />

Aber erstmal von vorne. Mich hatte es also nach Austin verschlagen, wo ich die<br />

nächsten 12 Monate mit meiner w<strong>und</strong>ervollen Gastfamilie verbringen würde.<br />

Liz <strong>und</strong> Charles besaßen ihr eigenes Geschäft, weswegen sie meine Hilfe zur<br />

Betreuung von Jeane (12) <strong>und</strong> Charles David (9) brauchten. Hilfe heißt in diesem<br />

Fall Frühstück machen, Kinder zur Schule fahren, wieder abholen, bei den Haus-<br />

aufgaben helfen... <strong>und</strong> den Kleinen zum Heulen bringen, weil ich <strong>im</strong>mer bei den<br />

Videospielen gewinne. Naja, das gehörte natürlich nicht zu meinen Aufgaben,<br />

aber ihn einfach <strong>im</strong>mer gewinnen zu lassen, macht doch wirklich keinen Spaß!<br />

Da<strong>für</strong> hat er sich umso mehr gefreut, wenn er mich dann wirklich geschlagen<br />

hat. Ich muss sagen, dass ich mit den Wenzels wirklich unhe<strong>im</strong>liches Glück<br />

hatte. Viele meiner Bekannten <strong>und</strong> Fre<strong>und</strong>innen waren unzufrieden mit ihrer<br />

Familie oder hatten sogar die Familie gewechselt, weil sie es einfach nicht mehr<br />

ausgehalten hatten. Nicht so bei mir. Mich hätten keine zehn Pferde dazu bringen<br />

können, Austin wieder zu verlassen. Ich hatte tolle Arbeitszeiten, fast jeden<br />

Abend frei, jedes Wochenende frei, mein Auto, mein Handy, mein Kreditkarte,<br />

irgendwas vergessen? Aber wie gesagt, das ist wirklich nicht selbstverständlich<br />

<strong>und</strong> ich arbeite heute noch daran, wenigstens ein bisschen dieser unglaublichen<br />

Großzügigkeit zurück zu geben. Apropos Gastfamilie: Ich weiß nicht, wie das<br />

in anderen deutschen Familien aussieht, aber ich hatte mit 20 schon länger<br />

die Freiheit genossen, zu tun <strong>und</strong> zu lassen, was ich wollte. Hier hieß es dann<br />

erstmal: Um 12 bist du wieder zu Hause. Kein männlicher Besuch auf dem<br />

Z<strong>im</strong>mer. Ruf an, wenn du auswärts übernachtest. Tja, hier war ich noch nicht<br />

so richtig erwachsen. Ungewohnt war auch, dass die eigene Meinung bei der<br />

Erziehung der Kleinen wirklich nicht wichtig ist. Natürlich denkt man vorher:<br />

„Kein Problem, ist doch klar, dass die Mutter alleine entscheidet.“ Aber wenn<br />

sich der Kleine morgens <strong>im</strong>mer noch nicht selbst anzieht, die Kinder nicht einmal<br />

vorm Haus spielen dürfen, weil das zu gefährlich sei <strong>und</strong> die Kids sich über<br />

meine Anordnungen hinweg setzen, weil sie hinter meinem Rücken Mom gefragt<br />

haben, die ahnungslos ihr OK gegeben hat, dann sieht die Realität schon etwas<br />

anders aus. Aber das waren keine unüberwindlichen Probleme, <strong>und</strong> mittlerweile<br />

verstehe ich sogar die extreme Besorgnis um die Sicherheit der Kinder. Es ist in<br />

den USA halt alles etwas anders...<br />

Mein Leben in den USA bestand natürlich nicht nur aus Arbeit, <strong>und</strong> Austin hat<br />

jede Menge tolle Diskos <strong>und</strong> Kneipen zu bieten. Zu dumm, dass ich damals<br />

erst 20 war. Also „Under Age“, ergo: kein Alkohol <strong>und</strong> Eintrittsverbot in fast

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