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Musterantworten zur Probeprüfung der Fachprüfung Regel ... - Agogis

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agogis<br />

Höhere Fachschule für Sozialpädagogik<br />

<strong>Musterantworten</strong> <strong>zur</strong> <strong>Probeprüfung</strong> <strong>der</strong> <strong>Fachprüfung</strong><br />

<strong>Regel</strong>-HF<br />

Teil A<br />

1. Grundbegriffe <strong>der</strong> kognitiven Entwicklung<br />

1.1 Vgl. Hobmair S. 230 (beide Begriffe kurz hintereinan<strong>der</strong> definiert). Nach Lehrbuch definierte<br />

Begriffe ergeben Maximalpunktzahlen. Ebenfalls ergeben Maximalpunktzahlen Definitionen<br />

in eigener Sprache, die alle Merkmale <strong>der</strong> Lehrbuchdefinition enthalten, sachlogisch<br />

und ebenso differenziert wie die Begriffe aus dem Lehrbuch sind.<br />

1.2 Def. Akkomodation vgl. S. 232 Hobmair (muss nicht explizit definiert werden, wenn das<br />

Beispiel zeigt, dass Akkommodation richtig angewendet wurde)<br />

Der 30jähre leicht kognitiv beeinträchtigte Hans darf in <strong>der</strong> neu gegründeten Arbeitsgruppe<br />

„Tierstall“ mitarbeiten. Als zuständige Person zeige ich ihm, wie <strong>der</strong> Ablauf beim<br />

Füttern <strong>der</strong> Ponnys ist (Misten, Futter in vorgesehene Schalen bereit machen, Futter geben<br />

etc.). Er macht dies zuerst mit Hilfe von mir, dann mit einer von uns beiden erstellten<br />

Liste und nach nur zwei Wochen kann er die Ponys selber füttern. Er hat durch Akkommodation<br />

eine neue kognitive Struktur „Pony füttern“ gelernt, indem er neue Schemata<br />

erworben und vorhandene Schemata differenziert hat. (Wenn ein Beispiel ohne Anpassung<br />

an das Praxisfeld von <strong>der</strong> Pflichtlektüre direkt übernommen wurde Punktzahl 0/0,<br />

wenn <strong>der</strong> Praxistransfer gut gelungen ist, gibt es ein genügend).<br />

1.3 Als Sozialpädagogin ist es wichtig, den kognitiv beeinträchtigen KlientInnen immer wie<strong>der</strong><br />

neue Reize anzubieten, damit sie neue kognitive Schemata o<strong>der</strong> Strukturen erlernen<br />

können und somit in ihrer Umwelt handlungsfähig bleiben, resp. in einer sich verän<strong>der</strong>nden<br />

Umwelt handlungsfähig werden.<br />

Dabei muss ich mir als Sozialpädagogin überlegen, wie viele neue Reize ein bestimmter<br />

Klient / eine bestimme Klientin erträgt und wie ich diesen Reiz darbieten muss, damit er<br />

o<strong>der</strong> sie überhaupt neue Schemata und Strukturen aufbauen kann. Ich darf sie o<strong>der</strong> ihn<br />

auf keinen Fall überfor<strong>der</strong>n und muss auch darauf achten, dass die KlientInnen auch assimilieren<br />

können. Dafür ist es von Vorteil, wenn ich den kognitiven Entwicklungsstand<br />

<strong>der</strong> Klientel kenne.<br />

2 Lerntheorie<br />

2.1 vgl. Hillenbrand S. 90f. Nach Lehrbuch definierte Begriffe ergeben Maximalpunktzahlen.<br />

Ebenfalls ergeben Maximalpunktzahlen Definitionen in eigener Sprache, die alle Merkmale<br />

<strong>der</strong> Lehrbuchdefinition enthalten, sachlogisch und ebenso differenziert wie die Begriffe<br />

aus dem Lehrbuch sind.<br />

HF <strong>Agogis</strong> / <strong>Musterantworten</strong> <strong>zur</strong> <strong>Probeprüfung</strong> <strong>der</strong> <strong>Fachprüfung</strong> <strong>Regel</strong>-HF S10/B10 1


2.2 Def. Sekundärer Verstärker vgl. S. 90f. Sekundärer Verstärker muss nicht explizit definiert<br />

werden, wenn das Beispiel zeigt, dass <strong>der</strong> Begriff Sekundärer Verstärker richtig angewendet<br />

wurde)<br />

Auf <strong>der</strong> Wohngruppe, in <strong>der</strong> ich arbeite, arbeiten wir im Moment bewusst mit positiven<br />

Verstärkern. Wenn ein Kind die ganze Woche alle Ämtli macht, die es machen muss und<br />

den an<strong>der</strong>n MitbewohnerInnen und den SozialpädagogInnen beim Essen nicht ins Wort<br />

fällt, kann es sich am Schluss <strong>der</strong> Woche aus einer Geschenkkiste ein kleines Geschenk<br />

(sekundärer Verstärker) auswählen. Mit den Kin<strong>der</strong>n wurde festgelegt, dass wir dies nun<br />

einen Monat lang machen und die Massnahme in einer Gruppensitzung auswerten und<br />

dann entscheiden werden, wie es weitergehen soll (sollte nicht zu lange gemacht werden).<br />

(Wenn ein Beispiel ohne Anpassung an das Praxisfeld von <strong>der</strong> Pflichtlektüre direkt übernommen<br />

wurde Punktzahl Punktzahl 0/0, wenn <strong>der</strong> Praxistransfer gut gelungen ist, gibt<br />

es ein genügend).<br />

2.3 Als Sozialpädagogin ist es mir sehr wichtig, dass ich mit positiven Verstärkern arbeite,<br />

weil ich nicht immer die Bestrafende sein, son<strong>der</strong>n den Kin<strong>der</strong>n Anerkennung und Lob<br />

geben möchte, wenn etwas klappt. Dies kann durchaus auch mittels kleinen Geschenken<br />

o<strong>der</strong> Toknesystemen geschehen (Smilies), die zu solchen Geschenken führen.<br />

Obschon ich weiss, dass viele Verhaltensweisen durch operantes Konditionieren gelernt<br />

werden, möchte ich als Sozialpädagogin in meiner täglichen Arbeit nicht immer auf Bestrafungen<br />

und Belohnungen <strong>zur</strong>ückgreifen, weil die Kin<strong>der</strong>n dann oft nur etwas tun,<br />

wenn sie dafür auch etwas kriegen o<strong>der</strong> um eine unangenehme Situation (z.B. Fernsehverbot)<br />

abzuwenden. Falls ich mich dennoch bewusst für das operante Konditionieren<br />

entscheide, möchte ich es nur für einen festgelegten Zeitrahmen machen, um dann wie<strong>der</strong><br />

damit aufhören zu können.<br />

3 Soziale Kommunikation und Interaktion<br />

3.1 Vgl. S. 341 und 342 Hobmair. Nach Lehrbuch definierte Begriffe ergeben Maximalpunktzahlen.<br />

Ebenfalls ergeben Maximalpunktzahlen Definitionen in eigener Sprache, die alle<br />

Merkmale <strong>der</strong> Lehrbuchdefinition enthalten, sachlogisch und ebenso differenziert wie die<br />

Begriffe aus dem Lehrbuch sind.<br />

3.2 Ich sitze mit meiner Bezugsperson nach dem Mittagessen beim Kaffee (wechselseitig<br />

aufeinan<strong>der</strong> bezogenes Verhalten zwischen Menschen). Dabei fragt sie mich, ob ihr<br />

Freund heute Abend auf <strong>der</strong> Gruppe essen könne. Ich erkläre ihr, dass dies nicht gehe,<br />

da heute Bewohnerin X Geburtstag habe (wechselseitiger Ablauf von Mitteilungen zwischen<br />

zwei Personen). Sie beschimpft mich, steht auf, geht ins Zimmer und schlägt die<br />

Zimmertüre zu (Interaktion geht zuerst weiter und wird dann durch eine Handlung unterbrochen,<br />

indem die Bezugsperson mir die Möglichkeit nimmt, mich im Moment auf ihr<br />

Verhalten zu beziehen).<br />

(Wenn ein Beispiel ohne Anpassung an das Praxisfeld von <strong>der</strong> Pflichtlektüre direkt übernommen<br />

wurde Punktzahl Punktzahl 0/0, wenn <strong>der</strong> Praxistransfer gut gelungen ist, gibt<br />

es ein genügend).<br />

3.3 Soziale Interaktion und Kommunikation ist mir als Sozialpädagogin wichtig, weil ich nur<br />

so meinen KlientInnen deutlich machen kann, wie sie sich zu verhalten haben, damit ein<br />

geordnetes Zusammenleben in <strong>der</strong> Wohngruppe möglich wird.<br />

Zudem kann ich nur durch Soziale Kommunikation und Interaktion Beziehungen herstellen<br />

und aufrechterhalten. Deshalb ist es mir sehr wichtig, auf meine Kommunikation zu<br />

achten, damit ich gute Beziehungen aufbauen kann. Dabei ist mir die Unterscheidung<br />

von Beziehungs- und Sachebene in <strong>der</strong> Kommunikation beson<strong>der</strong>s wichtig geworden.<br />

HF <strong>Agogis</strong> / <strong>Musterantworten</strong> <strong>zur</strong> <strong>Probeprüfung</strong> <strong>der</strong> <strong>Fachprüfung</strong> <strong>Regel</strong>-HF S10/B10 2


Teil B<br />

1 Sozialisation und Sozialisationsinstanzen<br />

Als Sozialisation kennzeichnet man die lebenslange Auseinan<strong>der</strong>setzung einer Person mit den<br />

natürlichen Anlagen und <strong>der</strong> sozialen und physikalischen Umwelt in <strong>der</strong> sie lebt. Durch diese<br />

Auseinan<strong>der</strong>setzung entwickelt sie sich ein Leben lang.<br />

Sozialisationsinstanzen sind Teilsysteme <strong>der</strong> sozialen Umwelt, welche die Persönlichkeitsentwicklung<br />

<strong>der</strong> Menschen beeinflussen. Man unterscheidet zwischen primären, sekundären und<br />

tertiären Sozialisationsinstanzen. Sie beeinflussen die Sozialisation des Menschen.<br />

Sozialisationsinstanz Mutter:<br />

Es könnte sein, dass Tizius das Gefühl haben könnte, von seiner Mutter nicht geliebt zu werden,<br />

weil er nur zeitweise bei ihr aufgewachsen ist, sie ihn nicht unterstützt hatte, als er durch die<br />

Probezeit <strong>der</strong> Sekundarschule fiel und er das Gefühl haben könnte, dass seine Halbbrü<strong>der</strong> ihm<br />

von seine Mutter vorgezogen werden.<br />

Sozialisationsinstanz Grosseltern:<br />

Seine Grosseltern schauten gut zu ihm und hatten ihn gern, obschon sie ab und zu mit <strong>der</strong> Erziehung<br />

überfor<strong>der</strong>t waren. Ebenfalls zog Tizius nach dem Scheitern des Berufswahljahres wie<strong>der</strong><br />

zu ihnen. Eine mögliche Wirkung könnte deshalb sein, dass sie Tizius Geborgenheit und<br />

Liebe und das Gefühl verstanden zu werden gegeben haben.<br />

Sozialisationsinstanz Kollegenkreis:<br />

Tizius hat viele Freunde, mit denen er oft zusammen ist und in <strong>der</strong>en Kreis manchmal ein Delikt<br />

als Mutprobe verübt wird. Tizius wurde nun nach mehreren Delikten durch die Jugendanwaltschaft<br />

auf einer Beobachtungsstation platziert. Wirkung: Es könnte sein, dass Tizius von seinen<br />

Freunden Wertschätzung bekommen hat, wenn er ein Delikt verübt hat. Er könnte sich dadurch<br />

stark und <strong>der</strong> Gruppe zugehörig gefühlt haben. Zugehörigkeitsgefühl ist ein wichtiges Bedürfnis<br />

von Menschen.<br />

2 Psychosoziale Entwicklung nach Erikson<br />

Die psychosoziale Entwicklung nach Erikson ist ein Stufenmodell. Die Reihenfolge ist durch genetisch<br />

bedingte Entwicklungsprogramme festgelegt. Auf je<strong>der</strong> Stufe muss <strong>der</strong> Mensch bestimmte<br />

Krisen und Konflikte (Themen) bewältigen. Ein erfolgreiches bzw. erfolgloses Bearbeiten<br />

<strong>der</strong> Krisen, hat Auswirkungen auf die Möglichkeit <strong>der</strong> Krisenbewältigung in den folgenden<br />

Entwicklungsstufen. Bis zum Jugendalter sind es folgende Stufen:<br />

Urvertrauen – Urmisstrauen, Autonomie – Scham/Zweifel, Initiative - Schamgefühl, Leistung<br />

bzw. Werksinn – Min<strong>der</strong>wertigkeitsgefühl und Identität - Rollenkonfusion<br />

Ich bin zum Teil auf Spekulationen angewiesen (denn man müsste viel genauer wissen, was<br />

alles geschah), ich gehe also von Annahmen (Hypothesen) aus:<br />

Möglich, dass Tizius schon wenig Urvertrauen bekam. Seine Mutter war ja selbst noch Jugendliche<br />

und in einer schwierigen Lebenssituation, da <strong>der</strong> Kindsvater unbekannt ist. Möglich ist deshalb,<br />

dass Tizius wenig Liebe und Zuwendung in frühster Kindheit erhielt. Diese unsichere Basis<br />

wirkt sich dann auch auf die folgenden Entwicklungsstufen nach Erikson aus.<br />

Auffällig ist, dass es Tizius nicht gelingt, etwas zu Ende zu führen (Schule, Ausbildung), das<br />

könnte ein Hinweis darauf sein, dass er die 4. Stufe (Leistung bezw. Werksinn und Min<strong>der</strong>wer-<br />

HF <strong>Agogis</strong> / <strong>Musterantworten</strong> <strong>zur</strong> <strong>Probeprüfung</strong> <strong>der</strong> <strong>Fachprüfung</strong> <strong>Regel</strong>-HF S10/B10 3


tigkeitsgefühle) eher negativ bewältigt haben könnte. Grund dafür könnte sein, dass er sich gegenüber<br />

seinen Halbbrü<strong>der</strong> min<strong>der</strong>wertig gefühlt haben könnte.<br />

Hauptstufe/Thema von Tizius dürfe die fünfte Stufe sein: Identität- Identitätsverwirrung. Das ist<br />

auch ganz „normal" für die Jugendzeit, also altersgemäss. Tizius fragt sich, wer er ist, wer er<br />

einmal sein möchte, woher er kommt, wohin er geht. Er sucht, zu welchen sozialen Gruppen er<br />

gehört. Er orientiert sich <strong>zur</strong> Zeit an einer Clique mit ihren Wert und Normvorstellungen und<br />

kommt dadurch mit Normen <strong>der</strong> Gesellschaft (Delikte) und <strong>der</strong> Werkstatt in Konflikt. Ebenfalls ist<br />

er wie<strong>der</strong> zu seinen Grosseltern gezogen, um sich von seiner Mutter abzugrenzen. Dies entspricht<br />

aber nicht einer wirklichen Auseinan<strong>der</strong>setzung mit dem Elternhaus, was in dieser Stufe<br />

wichtig wäre.<br />

3 Kognitive Entwicklung nach Piaget<br />

Piaget nennt 4 Stufen <strong>der</strong> kognitiven Entwicklung sensumotorisches, prä-operatives, konkretoperatives<br />

und formal-operatives Denken. Wichtige Begriffe <strong>der</strong> sensumotorischen Stufe sind<br />

die Objektpermanenz und <strong>der</strong> Werkzeuggebrauch. In <strong>der</strong> prä-operativen Stufe finde ich die Begriffe<br />

Egozentrismus und analoges Schlussfolgern wichtig. In <strong>der</strong> konkret-operativen Stufe<br />

möchte ich hier die Begriffe Zentrierung und Seriation nennen. Zuletzt noch die beiden Begriffe<br />

für die formal-operative Stufe: Abstraktionsfähigkeit und <strong>der</strong> Beginn, vom Möglichen zum Konkreten<br />

zu denken.<br />

Tizius ist 17 Jahre alt und müsste demzufolge in <strong>der</strong> formal-operativen Stufe des Denkens nach<br />

Piaget sein. Zudem wird erwähnt, dass Tizius ein guter Schüler war und die Realschule absolviert<br />

hat. Realschule verlangt abstraktes Denken, was ebenfalls ein Merkmal <strong>der</strong> formaloperativen<br />

Stufe ist. Da Tizius seine Delikte planen musste (z.B. Fälschung von Unterschriften),<br />

könnte zeigen, dass Tizius durchaus im Bereich des Möglichen denken kann, was wie<strong>der</strong>um ein<br />

Merkmal <strong>der</strong> formal-operativen Stufe ist. Deshalb würde ich Tizian in <strong>der</strong> formal-operativen Stufe<br />

nach Piaget einstufen.<br />

Beurteilung:<br />

Jede Aufgabe wird mit 24 Punkten gewichtet. Total können also 144 Punkte erzielt werden. Mit<br />

96 Punkten ist die Prüfung bestanden (2/3). Vergleichen Sie dazu auch die Informationen für die<br />

Studierenden über die <strong>Fachprüfung</strong>.<br />

HF <strong>Agogis</strong> / <strong>Musterantworten</strong> <strong>zur</strong> <strong>Probeprüfung</strong> <strong>der</strong> <strong>Fachprüfung</strong> <strong>Regel</strong>-HF S10/B10 4

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