OFC-NEWS - Kickers Offenbach
OFC-NEWS - Kickers Offenbach
OFC-NEWS - Kickers Offenbach
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
<strong>Kickers</strong>-Ehrenpräsident Waldemar Klein<br />
Der Bieberer Berg ist<br />
meine Heimat<br />
„Waldemar Klein ist der Mann, der bei den<br />
<strong>Kickers</strong> den Laden über Jahrzehnte zusammengehalten<br />
hat.” So steht es im Jahrbuch des <strong>OFC</strong><br />
zum 100-jährigen Bestehen. Zuletzt warfen<br />
Krankheiten Waldemar Klein zurück, doch<br />
nicht um. Der <strong>Kickers</strong>-Ehrenpräsident, der im<br />
Februar nächsten Jahres 90 Jahre alt wird, war<br />
an Entdeckung und Förderung von Spielern wie<br />
Rudi Völler, Dieter Müller, Uwe Bein und Rudi<br />
Bommer beteiligt. So sagte Rudi Völler anlässlich<br />
der Einweihung der Waldemar-Klein-Tribüne:<br />
„Ich habe von Waldemar viel gelernt, hauptsächlich<br />
das Betragen außerhalb des Stadions.“<br />
Im Jahr 2004 wurde Waldemar Klein wegen<br />
seines Engagements für krebskranke Kinder und<br />
behinderte Menschen das Bundesverdienstkreuz<br />
1. Klasse verliehen. Zuletzt nahm der Ehrenpräsident<br />
der <strong>Kickers</strong> den Hessischen Verdienstorden<br />
in Wiesbaden entgegen. Und heute gegen den<br />
VfB Stuttgart II will er wieder im Stadion sein.<br />
<strong>OFC</strong>-News: Herr Klein, die wichtigste aller<br />
Fragen: Wie geht es Ihnen?<br />
Waldemar Klein (<strong>OFC</strong>-Ehrenpräsident):<br />
Ich habe einige Monate hinter mir, an denen ich<br />
nahe am Abgrund stand. Herzstillstand, Wiederbelebung,<br />
Schlaganfall ... Das steckt man nicht<br />
so einfach weg in meinem hohen Alter. Ich bin<br />
dabei mich zu regenerieren. Und ich freue mich<br />
auf das nächste Spiel!<br />
<strong>OFC</strong>-News: Wie bewältigt man all diese<br />
Aufgaben nach so vielen Attacken?<br />
Klein: Indem man nie den Mut und die Moral<br />
verliert. Das gilt für alle Situationen im Leben<br />
und war immer mein Motto. Aufgeben gilt nicht.<br />
<strong>OFC</strong>-News: Die Unterstützung war enorm ...<br />
Klein: ... ja, das ist sie immer noch. Hunderte<br />
von Anrufen, Briefen, Nachfragen. Bei aller<br />
Bescheidenheit: Dieser Zuspruch baut einen auf,<br />
ich sehe das als Ergebnis meines Dienstes für<br />
meine Mitmenschen.<br />
<strong>OFC</strong>-News: Sie waren und sind in vielen Positionen<br />
bei den <strong>Kickers</strong> aktiv und kennen sicherlich<br />
das Zitat aus dem Jahrbuch: „Waldemar Klein<br />
hält den Laden zusammen”?<br />
Klein: Sicher war ich in den verschiedensten<br />
Positionen im Verein tätig, habe schwere Situ-<br />
ationen durchgefochten wie zum Beispiel den<br />
Kampf ums Stadion. Aber ich bin nur einer von<br />
vielen gewesen, die unseren <strong>Kickers</strong> halfen und<br />
helfen. Der Zusammenhalt bei den <strong>Kickers</strong>, die<br />
familiäre Stimmung, hält mich fit.<br />
<strong>OFC</strong>-News: Und erst Ihre Rede im <strong>Offenbach</strong>er<br />
Rathaus vor wenigen Monaten ...<br />
Klein: ... als sich die Abgeordneten aller Fraktionen<br />
erhoben. Das war ein klares Bekenntnis<br />
der Politiker zu den <strong>Kickers</strong>. Ich liebe die <strong>Offenbach</strong>er<br />
und ihre Mentalität.<br />
<strong>OFC</strong>-News: Sie können von den <strong>Kickers</strong> nicht<br />
lassen?<br />
Klein: Nie!<br />
INTERVIEW<br />
<strong>OFC</strong>-News: Schon drei Wochen, nachdem<br />
Sie ins künstliche Koma versetzt wurden, waren<br />
Sie gegen Eintracht Frankfurt im Pokal wieder<br />
auf dem Berg. Und nun sitzen Sie bei den Heimspielen<br />
wieder auf Ihrem Stammplatz. Bei aller<br />
Aufregung und Spannung – die <strong>Kickers</strong> tragen<br />
auch zur Gesundung bei?<br />
Klein: Ich habe hier so viele Freunde. Ich fühle<br />
mich hier sehr gut aufgehoben. Der Zuspruch<br />
und die Sympathie, die ich erfahre, sind für mich<br />
Motivation, den Kampf um meine Gesundung<br />
anzunehmen. Es lohnt sich zu kämpfen – in allen<br />
Bereichen. Aber natürlich sehe ich auch, dass<br />
mein hohes Lebensalter ein Gottesgeschenk ist.<br />
<strong>OFC</strong>-News: Wir störten Sie bei der Zeitungslektüre<br />
...<br />
Klein: ... Sie stören nicht.<br />
<strong>OFC</strong>-News: Danke. Sie sind weiterhin bestens<br />
informiert?<br />
Klein: Das gehört dazu. Die Lektüre hält mich<br />
geistig fit.<br />
<strong>OFC</strong>-News: Wie würden Sie Ihr Lebensmotto<br />
beschreiben?<br />
Klein: Der Mensch ist das Maß aller Dinge. Ob<br />
nun ein Hilfsarbeiter oder ein Millionär – alle<br />
sind gleich wichtig. Man sollte jeden Menschen<br />
achten, wie er es verdient.<br />
<strong>OFC</strong>-News: Das Bundesverdienstkreuz und der<br />
Hessische Verdienstorden sind auch Ausdruck<br />
<strong>OFC</strong>-<strong>NEWS</strong><br />
und Dank für Ihre Haltung und soziales Engagement?<br />
Klein: Ja, so habe ich sie angenommen –<br />
Bundesverdienstkreuz wie Sportmedaille. Ich<br />
habe sie ja nicht (nur) für die Arbeit für den <strong>OFC</strong><br />
bekommen, sondern auch für meine anderen<br />
Aktivitäten, wie den Einsatz für behinderte<br />
Menschen, an Krebs erkrankten Menschen.<br />
Man sollte immer überlegen, was kann man für<br />
die Mitmenschen tun und nicht die Hände in den<br />
Schoß legen.<br />
<strong>OFC</strong>-News: Gegen den VfB werden Sie wieder<br />
im Stadion sein?<br />
Klein: Ich will da sein, auch wenn es mit Anstrengung<br />
verbunden ist. Der Wille ist vorhanden,<br />
dorthin zu gehen, wo man jahrzehntelang<br />
daheim war und ist. Bei allen Schicksalsschlägen,<br />
die ich erlebt habe, wusste ich stets: Am<br />
Berg, meiner Heimat, bin ich nie alleine, sondern<br />
immer eingebunden in die Gemeinschaft.<br />
<strong>OFC</strong>-News: Ein Mensch in Ihrem Alter, mit<br />
Ihrem bewegten und erfüllten Leben – welche<br />
Wünsche sind da noch offen?<br />
Klein: Für die <strong>Kickers</strong> wünsche ich mir, dass sie<br />
in die Zweite Liga aufsteigen, die junge Mansnchaft<br />
zusammenbleibt, das Präsidium seine sehr<br />
gute Arbeit fortführt und – wenn das Stadion<br />
fertig ist – die Menschen aus <strong>Offenbach</strong> und<br />
aus Hessen Freude daran haben. Für mich<br />
persönlich möchte ich die Frage mit Worten von<br />
Heinz Rühmann, dem deutschen Schauspieler,<br />
beantworten. Ich habe keine Wünsche mehr im<br />
Sinne von materiellen Wünschen. Ich habe nur<br />
noch den Wunsch, gesund zu bleiben bis zu<br />
dem Tag, an dem mein Leben endet. Ich möchte<br />
die Zeit, die mir bleibt, in dem Gefühl leben<br />
können, dass ich getan habe, was zu tun war.<br />
13