Ambulante Betreuung lymphologischer Patienten - Lymphologic ...
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QUALITÄTSMANAGEMENT<br />
<strong>Ambulante</strong> <strong>Betreuung</strong><br />
<strong>lymphologischer</strong> <strong>Patienten</strong><br />
Erfahrungsbericht des KV-Qualitätszirkels<br />
Lymphologie, Hessen<br />
W. Jungkunz1 , P. Wörmann2 , R. Gatzenberger3 1Dermatologisch-phlebologische Gemeinschaftspraxis V. Asmus-Reuter und<br />
W. Jungkunz, Friedberg/Hessen,<br />
2Schwerpunktpraxis für Lymphologische Therapie Wörmann, Hanau,<br />
3Lymphologische Fachabteilung SH Wittlich, Bad Ems<br />
Zusammenfassung<br />
Bei den verschiedenen Partnern im deutschen Gesundheitswesen besteht Konsens<br />
darüber, dass im Hinblick auf die etwa vier Millionen <strong>Patienten</strong> mit chronischen<br />
lymphostatischen Erkrankungen eine extrem hohe Fehlsteuerungsrate<br />
besteht – mit vermeidbarer Invalidisierung und hohen Sozialkosten vor allem<br />
infolge der progredienten lymphostatischen Fibrosklerose.<br />
Der hohe Qualitätsstandard in einigen wenigen lymphologischen Spezialkliniken<br />
steht im Gegensatz zur Häufigkeit von Fehldiagnose und Fehlversorgung in nicht<br />
spezialisierten Institutionen und in der ambulanten Versorgung. Es wird gezeigt,<br />
dass die Latenzphase sowie die langfristige Erhaltung der Arbeitsfähigkeit und<br />
sozialen Funktion unter folgenden Bedingungen erreicht werden kann:<br />
1. frühzeitige konsequente gezielte Therapie im Sinne der KPE (Kombinierte<br />
Physikalische Entstauung),<br />
2. hohe Qualität jedes einzelnen Gliedes der Versorgungskette – Ärzte in Klinik<br />
und Ambulanz, Lymphdrainagetherapeuten, Bandagisten/Sanitätshäuser, <strong>Patienten</strong>schulung/Selbsthilfe.<br />
Die bisherige Qualitätsverbesserung nach drei Jahren KV-Qualitätszirkelarbeit<br />
wird anhand von Fallberichten und Statistiken dargestellt – mit konkreten Auswirkungen<br />
auf <strong>Patienten</strong>versorgung, Weiterbildung und Gesundheitspolitik.<br />
Schlüsselwörter: Lymphödem, Manuelle Lymphdrainage, lymphologische Kompressionsbandage,<br />
kombinierte physikalische Entstauungsbehandlung<br />
Summary<br />
The different partners of the German health care system basically agree, that in<br />
the group of approximately four million patients suffering from chronic lymphostatic<br />
diseases misguiding is extremely frequent, leading to avoidable disability<br />
of patients and increasing social costs due to lymphostatic fibrosclerosis.<br />
The high quality standard in lymphedema clinics seems to be in contrast to<br />
misdiagnosis and deficits in other institutions as well as in outpatient lymphedema<br />
management. It has been shown that the so-called stage of latency<br />
and the longtime maintenance of fitness for work and social functions can be<br />
reached under the following conditions:<br />
1. Early beginning of consequent combined physical decongestive therapy,<br />
2. High quality of each member of the supplying chain and network cooperation.<br />
(E.g. physicians, therapists, specialists of bandaging, patient education/self<br />
aid).<br />
Improvements in quality management after a three year period of »Lymphology<br />
Quality Circles« is demonstrated by case reports and studies implicating<br />
effects on education programs and health politics.<br />
Key words: lymphostatic fibrosclerosis, disabling, Quality Circles, network<br />
cooperation<br />
Bestandsanalyse<br />
Im Rahmen einer gemeinsamen bundesweiten<br />
Fortbildung der Deutschen Gesellschaft<br />
für Lymphologie mit der Ärztekammer<br />
Hessen in der Ärztlichen<br />
Akademie in Bad Nauheim für Ärzte des<br />
Medizinischen Dienstes der Krankenkassen<br />
und Vertreter der GKV am 11.<br />
Mai 2001 wurde in der Podiumsdiskussion<br />
mit Vertretern von Fachgesellschaften,<br />
KV, Ärztekammer, MDK und Kassen<br />
folgender Basiskonsens festgehalten:<br />
1. In Deutschland leiden ca. vier<br />
Millionen <strong>Patienten</strong> an lymphostatischen<br />
Erkrankungen.<br />
2. Auffällig ist die hohe Fehlsteuerungsrate<br />
gerade in der ambulanten Versorgung.<br />
Oftmals wird die korrekte Diagnose<br />
erst nach vielen Jahren gestellt.<br />
Dadurch werden die <strong>Patienten</strong> statt mit<br />
der korrekten lymphologischen unter diversen<br />
anderen Diagnosen registriert.<br />
Der hohe Leidensdruck der chronischen<br />
Krankheit und die Verunsicherung durch<br />
erfolglose Polypragmasie führt zur jahrelangen<br />
Konsultation verschiedener<br />
Ärzte mit teuren überflüssigen oder<br />
kontraindizierten diagnostischen Maßnahmen<br />
und Therapieversuchen – ggf.<br />
mit entsprechenden Nebenwirkungen.<br />
Diese verursachen überflüssige Kosten<br />
und schaden dem <strong>Patienten</strong> mehr als sie<br />
nutzen (Abb. 4) (2, 29, 46).<br />
3. Sekundärkomplikationen – Invalidisierung:<br />
Bei den häufigsten Krankheitsbildern<br />
kommt es ohne adäquate<br />
qualitätsgesicherte kontinuierliche Therapie<br />
in allen Bereichen der Versorgungskette<br />
zu folgender Kaskade: Lymphostase<br />
– proteinreiches Ödem –<br />
inflammatorische Kaskade – Lymphostatische<br />
Fibrosklerose (LSF), ggf. mit<br />
Fettablagerung. Die LSF ist das pathomorphologische<br />
Substrat für Diffusionsstörung<br />
und lokale Immundefizienz und<br />
somit für die funktionsmindernden und<br />
kostenträchtigen Sekundärkomplikationen<br />
wie Entzündungsprozesse in Haut<br />
und Subkutis, lokale Infektneigung (Erysipelrezidive<br />
u. a. Infekte am Hautorgan;<br />
Abb. 10), Übergreifen auf Gelenkstrukturen<br />
im Sinne lymphostatische Ligamentose,<br />
Periostose, Tendinose, Arthropathie.<br />
Darüber hinaus kommt es auf<br />
84 (Viavital Verlag GmbH, Essen) LymphForsch 5 (2) 2001; 84–93
<strong>Ambulante</strong> <strong>Betreuung</strong> <strong>lymphologischer</strong> <strong>Patienten</strong><br />
dem Boden der LSF in selteneren Fällen<br />
zur Förderung der Entstehung maligner<br />
Prozesse, z. B. Spinaliom, malignes Melanom<br />
(Abb. 9), Angiosarkom (1, 9, 11,<br />
29, 49, 52).<br />
4. Frühzeitige Therapie spart Kosten.<br />
Funktionsmindernde (Invalidisierung)<br />
und kostenträchtige Sekundärkomplikationen<br />
(Krankenhausaufenthalte, Häusliche<br />
Krankenpflege, Arbeits-, Berufs-,<br />
Erwerbsunfähigkeit) können durch eine<br />
frühzeitige konsequente gezielten Therapie<br />
im Sinne der KPE (Kombinierte/Komplexe<br />
Physikalische Entstauung)<br />
vermieden werden (6, 7, 11, 12, 18, 19,<br />
21, 22, 27, 30, 31, 37, 39, 53). Wenn die<br />
gerade in Deutschland vorhanden<br />
Grundlagen gezielt eingesetzt werden,<br />
ist nicht nur mit einem gesundheitlichen<br />
sondern auch mit einem auch wirtschaftlichen<br />
Nutzen zu rechnen.<br />
5. Voraussetzung dafür ist eine Qualitätssicherung<br />
in allen fünf Bereichen<br />
der Versorgungskette: Stationärer und<br />
ambulanter ärztlicher Bereich – Therapeuten<br />
– Bandagisten/Sanitätshäuser –<br />
<strong>Patienten</strong>schulung/Selbsthilfe. Gerade<br />
hierzulande werden aufgrund eines verbreiteten<br />
Halbwissens inkonsequente<br />
und inkomplette Therapien ohne Therapieerfolg<br />
oder gar mit Folgeschäden immer<br />
häufiger. Qualitätsmängel bereits in<br />
einem einzigen Bereich der Versorgungskette<br />
(z. B. Fehler bei der Kompressionsstrumpfversorgung)<br />
verhindern<br />
langfristige Therapieerfolge und stellen<br />
wirtschaftlich gesehen eine ernstzunehmende<br />
Vergeudung von Ressourcen dar.<br />
»Jede Kette ist so stark wie ihr schwächstes<br />
Glied« (3, 8, 28, 40, 45, 46, 47, 48,<br />
51).<br />
Langfristige Therapieerfolge<br />
durch Qualitätssicherung in<br />
allen Bereichen der lymphologischen<br />
Versorgungskette<br />
Therapieziel<br />
Entödematisierung, Fibrosklerosereduktion<br />
und langfristige Erhaltung (Verhinderung<br />
von Fibroseprogression und Reödematisierung)<br />
durch kontinuierliche<br />
sachgerechte Dosierung der beiden Pha-<br />
sen des therapeutischen Goldstandards,<br />
der »KPE« (gebräuchliche Begriffe:<br />
Kombinierte/Komplexe Physikalische<br />
Entstauung oder Physikalische Ödemtherapie)<br />
und damit Wiederherstellung<br />
Abb. 1<br />
Oben links: Primäres Beinlymphödem vor Beginn der<br />
ambulanten KPE I<br />
Oben rechts: Nach 20 Tagen ambulanter KPE I: Volumenreduktion<br />
> 4 l<br />
Unten links: Nach 30 Tagen ambulanter KPE I: beginnende<br />
Fibrosereduktion auch am Oberschenkel medial,<br />
Arbeitsfähigkeit wiederhergestellt.<br />
Unten rechts: Nach 30 Tagen ambulanter KPE I: Effekt<br />
des täglichen antiproliferativen LKV (<strong>lymphologischer</strong><br />
Kompressionsverband) am Oberschenkel; Verbesserung<br />
der Gewebekonsistenz<br />
und Erhaltung der beruflichen und sozialen<br />
Funktion (11, 39, 42).<br />
Fallbeispiel 1: 33-jähriger Patient mit<br />
rechtsseitigem primärem Beinlymphödem.<br />
Manifestation 18-jährig.<br />
Vorangegangene Therapie: Dreimal<br />
stationär in <strong>lymphologischer</strong> Fachklinik<br />
mit erfolgreicher Entstauung. <strong>Ambulante</strong><br />
lymphtherapeutische Weiterbehandlung<br />
mit MLD jedoch ohne adäquate<br />
lymphologische Kompressionsbandage<br />
QUALITÄTSMANAGEMENT<br />
(LKB). Progrediente LSF, Arbeitsunfähigkeit.<br />
Therapiemanagement im Bereich eines<br />
ärztlichen Qualitätszirkels mit vernetzter<br />
Versorgungskette (Abb. 1, 2):<br />
KPE Phase I, ambulant über<br />
20 Tage MLD 60 min, LKV,<br />
Bewegungstherapie. Volumenreduktion<br />
> 4 l rechtes<br />
Bein. KPE Phase I, ambulant<br />
weitere 10 Tage tgl., im Anschluss.<br />
Phase II, hier zweimal<br />
pro Woche MLD 60 min<br />
+ LKV über drei Monate,<br />
adäquate LKB (flachgestrickte<br />
Nahtware, Qualitätsanforderungen<br />
s. u.): Deutliche<br />
Fibrosereduktion mit<br />
nun schlaffer Gewebekonsistenz,<br />
Wiedererreichen der<br />
Arbeitsfähigkeit. Nach TherapiepauseReödematisieung,<br />
erneute Fibroseprogredienz.<br />
Nach erneuter kurzzeitiger<br />
KPE Phase I, Ödemund<br />
Fibrosereduktion. Nach<br />
Therapiepause Reödematisieung,<br />
erneute Fibroseprogredienz.<br />
Aktuelles Langzeitergebnis<br />
zwei Jahre nach<br />
Therapiebeginn: Langfristige<br />
Erhaltung der Ödem- und<br />
Fibrosereduktion sowie der<br />
Arbeitsfähigkeit.<br />
Durch frühzeitige konsequente<br />
KPE ist nach E. Földi<br />
auch die Rückführung ins<br />
Latenzstadium (»Stadium<br />
0«) und dessen Erhaltung<br />
möglich (11, 39, 52).<br />
Erfahrungen aus Netzwerkstrukturen<br />
im Bereich von KV-Qualitätszirkeln<br />
belegen diese Ansicht wie<br />
das nachfolgende Beispiel zeigt.<br />
Fallbeispiel 2: 14-jähriges Mädchen mit<br />
einseitigem primärem Beinlymphödem<br />
rechts.<br />
Weitgehend reversibles Zehen- und<br />
Vorfußödem rechts. Beginnende Fibrose<br />
im Bereich der Zehen und des Vorfußes.<br />
Therapie: KPE Phase I mit tgl.<br />
MLD, LKV, im direkten Anschluss.<br />
LymphForsch 5 (2) 2001; 84–93 (Viavital Verlag GmbH, Essen) 85
QUALITÄTSMANAGEMENT<br />
KPE Phase II ein- bis zweimal pro Woche<br />
MLD in Abhängigkeit vom Fibrosegrad.<br />
Verlauf über zwei Jahre: unter KPE<br />
Phase II einmal pro Woche mit regelmäßig<br />
getragener Lymphologischer Kompressionsbestrumpfung<br />
(LKB) in flachgestrickter<br />
Nahtware für Zehen-, Vorfußund<br />
Unterschenkel sowie alltagsintegrierten<br />
Eigenmaßnahmen: Rückführung<br />
ins so genannte Latenzstadium (»Stadium<br />
0«) und dessen Erhaltung. Wiederherstellung<br />
der vollen Funktionsfähigkeit<br />
und deren Erhaltung.<br />
Abb. 2<br />
Standardisierte Elektronenoptische Volumenmessung (Perometer,<br />
Messgenauigkeit 1-3 %) zur Verlaufskontrolle über<br />
anderthalb Jahre<br />
Qualitätsmängel und<br />
Vergeudung von Ressourcen<br />
außerhalb von LymphologischenFachkliniken/Qualitätsnetzen<br />
Lymphologie<br />
Diagnostischer Bereich<br />
1. Mangelnde Beachtung der erforderlichen<br />
Qualitätsstandards bei der<br />
Durchführung z. B.: Funktions-<br />
Lymphszintigraphie (3, 48)<br />
2. Fehlende Indikation: häufig im<br />
Hinblick auf z. B. Phlebographie,<br />
Computertomogramm.<br />
Therapeutischer Bereich<br />
1. Zu spätes Einsetzen der adäquaten<br />
Therapie<br />
In einer Erhebung des Qualitätszirkels<br />
Lymphologie der KV Hessen (QL KVH)<br />
von 12/1998 bis 12/1999 wurde bei 210<br />
Patientinnen mit sekundärem Arm-<br />
lymphödem nach axillärer Lymphknotendissektion<br />
bei Mammakarzinom (mit<br />
und ohne Strahlenbehandlung) in zweierlei<br />
Hinsicht differenziert (Abb. 3):<br />
1.1. Kein sicherer oder minimaler<br />
(Lymphödem-Stadium I) versus deutlicher<br />
Nachweis einer lymphostatischen<br />
Fibrosklerose (Lymphödem-<br />
Stadium II oder III).<br />
1.2. Beginn der adäquaten lymphologischen<br />
Therapie bis sechs Monate<br />
nach Ödembeginn versus danach.<br />
Diese erfolgte i. d. R. erst nach<br />
Vorstellung in einer Lymphologischen<br />
Fachklinik oder in einer<br />
Praxis des QL KVH. Als<br />
Indiz für inadäquate lymphologische<br />
Therapie<br />
wurde nur der Nachweis<br />
eindeutiger Therapiefehler<br />
gewertet:<br />
a) Fehlende bzw. fehlerhafte<br />
Lymphologische<br />
Kompressionsbandage<br />
(LKB) bei primärer Therapie.<br />
Da meist nur die<br />
Manuelle Lymphdrainage,<br />
nicht aber die eigentlich<br />
unbedingt erforderliche<br />
zusätzliche LKB (11,<br />
39, 43) verordnet wurde,<br />
wurden sicherlich große Beträge für eine<br />
nicht effektive Behandlung ausgegeben.<br />
b) Fehlbestrumpfung.<br />
Außerhalb des QL KVH<br />
wurden i. d. R. statt notwendiger<br />
flachgestrickter<br />
Nahtware (28, 45, 51)<br />
rundgestrickte Strümpfe<br />
verordnet, was nicht nur<br />
fehlende Wirksamkeit,<br />
sondern auch Folgeschäden<br />
mit sich brachte. Die<br />
wenigen Patientinnen, die<br />
mit flachgestrickter Naht-<br />
ware versorgt waren,<br />
konnten ihre Strümpfe<br />
meist wegen schwerwiegender<br />
Qualitätsmängel<br />
nicht tragen.<br />
2. Fehlbehandlung durch Medikamente<br />
In einer weiteren Erhebung des QL<br />
KVH von 12/1998 bis 12/1999 wurden<br />
<strong>Ambulante</strong> <strong>Betreuung</strong> <strong>lymphologischer</strong> <strong>Patienten</strong><br />
bei zahlreichen <strong>Patienten</strong> mit lymphostatischen<br />
Erkrankungen verzichtbare<br />
medikamentöse Therapien festgestellt<br />
(Abb. 4.).<br />
Registriert wurden nur die Medikamente,<br />
die auch tatsächlich abgesetzt<br />
werden konnten. Diuretika wurden nur<br />
dann als verzichtbar gewertet, wenn sie<br />
langfristig zur Entödematisierung eines<br />
lymphostatischen Ödems gegeben wurden,<br />
nicht hingegen, wenn noch eine andere<br />
Indikation erkennbar war, wie bei<br />
latenter Herzinsuffizienz oder als Bestandteil<br />
einer anithypertensiven Therapie.<br />
Eine überflüssige Medikamentengabe<br />
war aufgrund von Nebenwirkungskaskaden<br />
oftmals mit hier nicht registrierter<br />
weiterer Medikamentengabe<br />
kombiniert. Das Absetzen von Psychopharmaka<br />
bei erfolgreicher Langzeit-<br />
Lipödemtherapie wurde häufig beobachtet,<br />
ging jedoch aufgrund des eher<br />
geringen Anteils von Lipödempatientinnen<br />
an der Erhebung und des nur einjährigen<br />
Beobachtungszeitraums nur zu<br />
einem Bruchteil in die Statistik ein. Deshalb<br />
wird hier eine Langzeiterhebung<br />
durchgeführt.<br />
Fazit: In Deutschland kann von einer<br />
Nichtversorgung <strong>lymphologischer</strong> <strong>Patienten</strong><br />
keine Rede sein. Stattdessen<br />
Abb. 3<br />
Beginn der adäquaten lymphologischen Therapie in der<br />
Regel erst nach Vorstellung in einer Lymphologischen<br />
Fachklinik oder in einer Praxis des QL KVH<br />
überwiegt eine oft aufwendige polypragmatische<br />
Fehlversorgung mit unnötiger<br />
oder kontraindizierter Diagnostik<br />
und Therapie, die jeweils einen hohen<br />
86 (Viavital Verlag GmbH, Essen) LymphForsch 5 (2) 2001; 84–93
<strong>Ambulante</strong> <strong>Betreuung</strong> <strong>lymphologischer</strong> <strong>Patienten</strong><br />
Kostenfaktor darstellt, insbesondere<br />
durch initial falsche Einordnung, Fehlsteuerung,<br />
»Verschenken« des rechtzeitigen<br />
qualitätsgesicherten lymphologischen<br />
Therapieansatzes. Somit ist die<br />
lymphologische Versorgungsqualität in<br />
Deutschland nach § 12 SGB V weder<br />
ausreichend noch zweckmäßig noch<br />
wirtschaftlich.<br />
Einen hohen Qualitätsstandard weisen<br />
hingegen die Lymphologischen<br />
Fachkliniken mit ihren Umfeldern und<br />
Qualitätsnetze im Bereich von KV-Qualitätszirkeln<br />
auf, die somit als Modell für<br />
die künftige Versorgungsstruktur dienen.<br />
Abb. 4<br />
Adäquate Therapie von lymphostatischen Erkrankungen –<br />
absetzbare Medikamente<br />
Qualitätssicherung in<br />
den fünf Bereichen der<br />
Versorgungskette –<br />
Aufgabenverteilung<br />
1. Schnittstellenproblematik: Aufgabenverteilung<br />
stationär – ambulant<br />
In Deutschland als dem »Mutterland<br />
der Lymphologie« verfügen wir über einige<br />
wenige lymphologische Fachkliniken<br />
mit sehr hohem Qualitätsstandard.<br />
Die Problematik im stationären Sektor<br />
liegt in der häufigen Fehlleitung von<br />
<strong>Patienten</strong> in nicht geeignete Akut- oder<br />
Reha-Kliniken und der häufig noch fehlenden<br />
Qualitätssicherung in allen Bereichen<br />
der ambulanten Versorgungskette.<br />
Jeweils zu aktualisierende Handlungsempfehlungen<br />
sind deshalb erforderlich<br />
und werden von den Kassen und<br />
dem sie beratenden MDK entsprechend<br />
nachgefragt.<br />
Die folgenden Handlungsempfehlungen<br />
des BKV QZ Lymphologie sind<br />
in Zusammenarbeit mit den lymphologischen<br />
Fachgesellschaften und ihren<br />
Arbeitskreisen erstellt worden und entsprechen<br />
dem augenblicklichen wissenschaftlichen<br />
und Konsensusstand.<br />
Stationäre Entödematisierung<br />
(KPE Phase I)<br />
Im Regelfall über mindestens drei bis<br />
vier Wochen (11, 50), Indikationen:<br />
– Lymphödem:<br />
Stadium II und III, Refluxkrankheit,<br />
Malignes Lymphödem, Radiogene<br />
Plexopathie. Artifizielles Lymphödem,<br />
Kopflymphödem, Genitallymphödem.<br />
Außerdem<br />
bei allen anderen lymphostatischen<br />
Erkrankungen<br />
mit zusätzlichen angiologischen/internistischen/neurologischen/onkologischen/orthopädischen<br />
Begleitkrankheiten,<br />
insbesondere wenn sie latente<br />
Kontraindikationen<br />
für die KPE darstellen.<br />
Ferner Komplikationen<br />
wie häufige Erysipelrezi-<br />
dive und ausgeprägte<br />
Lymphödemmanifestation<br />
an mehr als zwei Körperabschnitten.<br />
Wenn trotz qualitätsgesicherter<br />
ambulanter Therapie eine<br />
Progredienz der Erkrankung nachweisbar<br />
ist oder Sekundärkomplikationen<br />
auftreten. Kinder unter zehn<br />
Jahren. BG-Fälle.<br />
<strong>Ambulante</strong> tägliche Entödematisierung<br />
(KPE Phase I)<br />
Alle übrigen lymphostatischen Erkrankungen,<br />
ausgenommen: Kontraindikationen<br />
für die KPE (1, 2).<br />
Die Erfüllung folgender Qualitätsvoraussetzungen<br />
muss hierfür in der<br />
Ambulanz gewährleistet sein, um an<br />
Klinikstandards heranreichen zu können:<br />
Möglichkeit zur sachgerechten<br />
Durchführung von: fünf- bis sechsmal<br />
pro Woche MLD bis 60 min mit anschließendem<br />
spezifischem Lymphologischem<br />
Kompressionsverband (LKV).<br />
Gewährleistung der kontinuierlichen<br />
Kompressionstherapie mit LKV auch an<br />
MLD-freien Tagen (sonntags). Bewe-<br />
QUALITÄTSMANAGEMENT<br />
gungstherapie (Übungsbehandlung oder<br />
KG), auch zum Erlernen eines Eigenübungsprogramms.<br />
Qualität des LKV, so<br />
dass darin entsprechende Bewegungstherapie<br />
durchgeführt werden kann. Gewährleistung<br />
des sicheren Nachhausewegs<br />
mit öffentlichen Verkehrsmitteln,<br />
Abholung, ggf. per Fahrrad. Bestehende<br />
juristische Unklarheiten hinsichtlich<br />
»mit LKV selbst PKW fahren« bedürfen<br />
dringend einer differenzierten Klärung<br />
durch die Fachgesellschaften! Berücksichtigung<br />
von Hautpflege/Infektprophylaxe,<br />
insbesondere bei Hautdefekten.<br />
Grundlagen der kombinierten Ulkustherapie.<br />
Anmessen des LMKS (Lymphologisch-MedizinischerKompressionsstrumpf,<br />
Goldstandard: durch zertifizierten<br />
und erfahrenen Bandagisten! Unter<br />
Beachtung der e-funktionsartigen<br />
Entödematisierungskurve in der zweiten<br />
Hälfte der KPE Phase I. Die Bandagisten<br />
können dabei nach entsprechender<br />
Abb. 5<br />
Primäres Beinlymphödem. Verstärkte Faltenbildung<br />
Zehengrundgelenke, bereits<br />
Fibrose an Zehen und Vorfuß. Inspektion<br />
interdigital (Mykose?)<br />
Ausbildung die jeweils noch zu erwartende<br />
Umfangsverminderung in Ihre<br />
Strumpfkonzeption mit einbeziehen, so<br />
dass nach Abschluss der Phase I der<br />
Kompressionsstrumpf gefertigt und geliefert<br />
ist. Der lückenlose Übergang von<br />
der tgl. Kompression mittels LKV in die<br />
Lymphologische Kompressionsbestrumpfung<br />
(LKB) hat oberste Priorität<br />
(auch gemäß Lehrinhalt des ersten zerti-<br />
LymphForsch 5 (2) 2001; 84–93 (Viavital Verlag GmbH, Essen) 87
QUALITÄTSMANAGEMENT<br />
fizierten Kurses der Bundesfachschule<br />
für Orthopädietechnik für LKB)!<br />
<strong>Ambulante</strong> Erhaltungstherapie (KPE<br />
Phase II)<br />
Alle lymphostatischen Erkrankungen,<br />
ausgenommen: Kontraindikationen für<br />
die KPE (11, 24, 43, 52, 53) ein- bis<br />
dreimal pro Woche MLD, bei progredienter<br />
oder deutlicher Neigung zur Reödematisierung<br />
mit speziellen LKV.<br />
Gezielte Kompression im Bereich<br />
von Kulissen, Kalibersprüngen, Arealen<br />
mit Einschnürungsgefahr. Antiproliferative<br />
Wirkung. Complianceförderung: an<br />
allen Tagen ohne LKV konsequentes<br />
Tragen der lymphologischen Kompressionsbestrumpfung<br />
(LKB) als flachgestrickte<br />
Nahtware.<br />
Die Langzeitbehandlung mit kontinuierlicher<br />
KPE ist beim Lymphödem<br />
im Regelfall unverzichtbar, um Sekundärkomplikationen<br />
zu vermeiden. Eine<br />
Ausnahme stellt lediglich ein äußerst<br />
günstiger Verlauf nach sehr erfolgreicher<br />
KPE im Stadium I dar. Auch bei dieser<br />
Ausnahme führen jedoch zu lange KPE-<br />
Pausen i.d.R. zur progredienten LSF mit<br />
vermeidbaren Sekundärkomplikationen.<br />
Noch offene Fragen zum Therapiemanagement<br />
sollten durch prospektive<br />
randomisierte Studien auf Evidence-Based-Medicine<br />
Niveau geklärt werden.<br />
Ein entsprechender Vorschlag wurde<br />
vom QL KVH innerhalb von KV und<br />
Ärztekammer erarbeitet und allen Fachgesellschaften<br />
vorgelegt.<br />
2. Aufgaben ambulant tätiger Ärzte<br />
2.1.Diagnostik<br />
Exakte lymphologische Diagnose.<br />
Gezielte Indikation zu und Vermeidung<br />
unnötiger apparativer Diagnostik<br />
unter Beachtung folgender Punkte: reichen<br />
sorgfältige Anamnese, Inspektion,<br />
Palpation aus (Abb. 5, 6). Nicht invasiv<br />
vor invasiv/belastend (z. B. Farbduplex<br />
vor Phlebographie, CT). (5, 29, 30, 31,<br />
36) (Abb. 7, 8).<br />
Vorteile: Wiederholbarkeit, schonend,<br />
Beurteilung angiologischer Zusatzerkrankungen<br />
sowie von möglichen<br />
Kontraindikationen für die KPE (tiefe<br />
Venenthrombose, Thrombophlebitis, arterielle<br />
Verschlusskrankheit) (5, 29, 36).<br />
Vermeidung von Mehrfachuntersuchungen<br />
(Schnittstellenproblematik!)<br />
Wenn Indikation zur quantitativen<br />
standardisierten Lymphfunktionsszintigraphie,<br />
dann Beachtung der aktuellen<br />
Abb. 6<br />
Primäres Beinlymphödem, kongenital:<br />
sehr selten<br />
Qualitätsstandards bei der Durchführung<br />
(3, 4, 15, 20, 44, 48, 51).<br />
2.2. Wenn nötig, engmaschige Diagnostik<br />
hinsichtlich möglicher Kontraindikationen<br />
für die KPE<br />
Beispiele: manifeste Herzinsuffizienz,<br />
tiefe Venenthrombose, Thrombophlebitis,<br />
arterielle Verschlusskrankheit, Mikroangiopathie,<br />
aktuell nicht einstellbare<br />
Hypertonie, Erysipel (11, 15, 39, 52,<br />
53).<br />
2.3. Koordinierung aller fünf Bereiche<br />
der Versorgungskette und Verordnungsqualität<br />
Die Veranlassung stationärer<br />
Therapie zieht derzeit<br />
meist »viel Papierkrieg«<br />
mit den Leistungsträgern<br />
nach sich.<br />
KPE (Heilmittel):<br />
Phase I oder II indiziert?<br />
MLD als Ganz-,<br />
Groß- oder Teilbehandlung?<br />
LKV einmal, zweimal<br />
oder dreimal (z. B. zwei<br />
Extremitäten und perige-<br />
nital, präpubisch). Einzelheiten<br />
siehe aktuelle<br />
Handlungsempfehlungen<br />
des BKV QZL.<br />
<strong>Ambulante</strong> <strong>Betreuung</strong> <strong>lymphologischer</strong> <strong>Patienten</strong><br />
Eine Verordnung »MLD« ohne LKV<br />
in der KPE I ist im Regelfall (d. h. von<br />
seltenen Indikationen wie Sklerodermie<br />
abgesehen) kontraindiziert. In der Phase<br />
II ist die alleinige MLD nur dann indiziert,<br />
wenn eine adäquate Kompressionsbestrumpfung<br />
vorhanden ist und<br />
die Therapieziele (s. o.) mit MLD ohne<br />
LKV erreicht werden (s. a. gemeinsamer<br />
Änderungsantrag HMR in diesem Heft).<br />
Da auch die neuen Heilmittelrezepte<br />
(seit 01.07.2001) keine körperregionbezogenen<br />
Hinweise zu speziellen LKV-<br />
Varianten zulassen, wie z. B. »Daumenecken«<br />
oder »Schneiderpacks« (39, 43)<br />
sind die im QL KVH bewährten DIN A4<br />
Rezeptbeiblätter KPE mit aufgedrucktem<br />
Körperschema weiterhin zu empfehlen.<br />
Darüber hinaus gezielte Verordnung<br />
von Kompressions-Hilfsmitteln z. B.:<br />
Materialien zum LKV, zur LKB<br />
(flachgestrickte Nahtware) sowie geeignete<br />
Geräte zur Apparativen Intermittierenden<br />
Kompression (9–12 Kammer-,<br />
gezielter Einsatz in Kombination mit<br />
KPE).<br />
LKV: verschiedene Versionen eines<br />
lymphologischen Kompressionssets inkl.<br />
Grundausstattung zur Fibroselockerung<br />
trugen dazu bei, das Defizit des »fehlenden<br />
oder rudimentären Wickelns« zu beheben.<br />
Sie ersetzen jedoch nur bei einem<br />
Teil der Fälle die zeitraubende individuelle<br />
Rezeptur.<br />
Zur gezielten Verordnung von flachgestrickter<br />
Nahtware wurden in KV-<br />
Abb. 7<br />
Darstellung des suprafaszialen Gewebes hinsichtlich<br />
Ödem- (Marshall'sche Gewebespalten) und Fibrosekriterien<br />
(zum Beispiel Verlauf hinsichtlich Septenbildung),<br />
Bedeutung einer Seitenastvarikosis<br />
88 (Viavital Verlag GmbH, Essen) LymphForsch 5 (2) 2001; 84–93
<strong>Ambulante</strong> <strong>Betreuung</strong> <strong>lymphologischer</strong> <strong>Patienten</strong><br />
QL Rezeptbeiblätter entwickelt (mit der<br />
Auflage, diese dynamisch weiterzuent-<br />
Abb. 8<br />
Sicherer Nachweis einer zusätzlichen Stammvarikose<br />
mit Beurteilung der relevanten hämodynamischen Wirksamkeit<br />
wickeln) und nach zwei Jahren positiv<br />
evaluiert.<br />
Prinzip: die viel zu kleinen Rezepte<br />
verhindern geradezu eine notwendige<br />
gezielte Verordnung und Kontrolle.<br />
Konzept: freie Zeilen für individuelle<br />
Rezepturen (z. B. »Einarbeitung einer<br />
Pelotte perimalleolär links lateral, hochgezogen<br />
bis über 15 cm Fußbodenabstand,<br />
feingenoppte unruhige Oberfläche,<br />
allseits abgeschrägt«. Zahlreiche<br />
Grundstandards sind anklick- oder ankreuzbar,<br />
inkl. der Anweisung, in welchem<br />
Zeitraum während der KPE I anzumessen<br />
ist. Selbstverständlich ist mit<br />
dem Beiblatt auch die notwendige Verordnung<br />
ohne vorangegangene KPE<br />
möglich. Nota bene: Verordnung von<br />
Wechselversorgung.<br />
2.4. Therapie- und Verlaufskontrolle.<br />
Volumenreduktion: Perometer (1–3 %<br />
Fehlergenauigkeit), Wasserverdrängung,<br />
Maßband.<br />
Verlauf der Fibrosklerose: Beurteilung<br />
des Hautorgans, Sonographie. Sekundärkomplikationen?<br />
Funktionsbeurteilung: z. B. Gelenkbeweglichkeit<br />
(Winkelmesser), Belastbarkeit,<br />
auch im Beruf (in welchem<br />
Maße arbeitsfähig?). Kompressionsstrumpfkontrolle<br />
(inkl. Reklamationen)<br />
und Compliance-Kontrolle (5, 28, 32,<br />
33, 51).<br />
2.5. Diagnostik, Therapie<br />
und therapeutische Koordination<br />
bei Sekundärkomplikationen<br />
und Zusatzerkrankungen<br />
Beispiele: Lymphokutane<br />
Zysten/Fisteln (23, 38).<br />
Hauttumoren, bakterielle<br />
Hautinfektionen (Erysipel<br />
etc.) (Abb. 9) (16, 17, 35)<br />
sowie Mykosen (Abb. 10),<br />
arterielle und venöse Erkrankungen<br />
(11, 14, 15, 52,<br />
53).<br />
Differenzierte Schmerztherapie,<br />
onkologische (37,<br />
41), neurologische, orthopädische,psychosomatische<br />
<strong>Betreuung</strong> in interdisziplinärer<br />
Netzwerk-Kooperation unter enger Einbindung<br />
der Hausärzte.<br />
3. Aufgaben ambulant tätiger Lymphtherapeuten<br />
Bewältigung vielfältiger Aufgaben mit<br />
hohem Qualitätsanspruch, wie LKV zur<br />
Fibrosereduktion, oder Lymphödemen<br />
im Genital-, Mamma- und Thoraxwandbereich.<br />
KPE Phase I möglichst an sechs<br />
Tagen pro Woche. Ferner kombinierte<br />
Ulkustherapie. Bewährt hat sich die enge<br />
Zusammenarbeit lymphtherapeutischer<br />
und ärztliche Schwerpunktpraxen in<br />
Lymphnetzwerken die nur in wenigen<br />
Regionen etabliert ist.<br />
Beispiele für alltägliche »kaum bezahlte<br />
Qualitätsvoraussetzungen«: Anfertigung<br />
einer abgeschrägten Schaumgummipelotte<br />
zur gezielten anitproliferativen<br />
Therapie der Ödem- und Fibrosekissen<br />
an Handrücken und distalem<br />
Oberarm. So gelingt die Lösung eines<br />
immer noch sehr häufig auftretenden<br />
Problems – der zunehmenden fibrotischen<br />
Einschnürung am Handgelenk als<br />
Abflussbarriere (Abb. 11). Optimale<br />
Vorfußkompression bei gleichzeitiger<br />
guter Beweglichkeit unter Aktivierung<br />
der Muskel-Gelenkpumpen im Alltag<br />
(Abb. 12).<br />
QUALITÄTSMANAGEMENT<br />
4. Aufgaben von Bandagisten/Sanitätshäusern<br />
Der lymphologisch medizinische Kompressionsstrumpf<br />
(LMKS) ist bei der Behandlung<br />
<strong>lymphologischer</strong> Erkrankungen<br />
unverzichtbar. Die Anmessung<br />
erfordert handwerkliches Geschick, spezielle<br />
Kenntnisse und Erfahrungen mit<br />
den vielfältigen Kombinationsmöglichkeiten<br />
und Fallstricken (Abb. 13). Die<br />
Wirkung des LMKS liegt im exakten<br />
Druckaufbau durch die flachgestrickte<br />
Herstellungstechnik mit Naht (45, 47,<br />
54).<br />
Von flächendeckender Versorgungsqualität<br />
sind wir leider noch weit entfernt.<br />
Aufgrund bisheriger Erfahrungen<br />
handelt es sich derzeit noch um das<br />
schwächste Glied der Versorgungskette.<br />
Gefahr: die Arbeit der anderen vier Kettenglieder<br />
wird zunichte gemacht (43,<br />
45, 51), somit Vergeudung von Ressourcen.<br />
Eine Verbesserung der Situation wird<br />
in einer regelmäßigen, qualifizierten,<br />
und zertifizierten Weiterbildung der Sanitätshaus-Mitarbeiter<br />
gesehen.<br />
5. Aufgaben von <strong>Patienten</strong>schulung/<br />
Selbsthilfe<br />
Complianceförderung, alltagsfähiges Eigenübungsprogramm<br />
in Ergänzung zur<br />
kontinuierlichen KPE. Modellprojekt<br />
Friedberger Lymphschulung: Fünf-Jahres-Ergebnisse<br />
äußerst positiv. Kontinuierliche<br />
Durchführung mit personeller<br />
Kontinuität über fünf Jahre, veranstaltet<br />
von der Selbsthilfegruppe »Deutsche<br />
Lymphschulung e.V.« <strong>Patienten</strong>schulungen,<br />
Lymphgymnastik, Wassergymnastik,<br />
Erlernen alltagsfähiger Eigenübungsprogramme,Complianceförderung.<br />
Ein entsprechendes Programm für<br />
eine prospektive randomisierte Studie<br />
auf evidence-based-medicine Niveau<br />
wurde gemeinsam mit KV und Ärztekammer<br />
erarbeitet. Die Umsetzung<br />
scheiterte bisher an fehlender finanzieller<br />
Unterstützung<br />
Der neugegründete Bundesverband<br />
Lymph-Selbsthilfe (BLS) (s. Informationen<br />
in dieser Ausgabe, Abschnitt<br />
»Mitteilungen«) bemüht sich gemeinsam<br />
mit Lymphnetzwerken um flächen-<br />
LymphForsch 5 (2) 2001; 84–93 (Viavital Verlag GmbH, Essen) 89
QUALITÄTSMANAGEMENT<br />
deckende <strong>Patienten</strong>schulungen und Gefäßsportprogramme.<br />
Diskussion<br />
Problemanalyse –<br />
gemeinsame Konsequenzen für<br />
die Versorgungsqualität<br />
1. Schnittstelle ambulant/stationär<br />
Um eine richtungsgebende Verschlechterung<br />
bei lymphostatischen Erkrankungen<br />
(z. B. progrediente LSF!) zu verhindern,<br />
ist es notwendig, dass der Patient<br />
möglichst bald in die richtigen Hände<br />
kommt (Lymphologische Schwerpunktpraxis<br />
oder Lymphologische Fachklinik).<br />
Zu häufig gelingt weder das eine<br />
noch das andere. Die Möglichkeit einer<br />
Akut-Einweisung in eine lymphologische<br />
Klinik fehlt fast völlig. Ein verwirrendes<br />
Pingpongspiel mehrerer Beteiligter<br />
von der ersten Antragsstellung auf<br />
Rehabilitation bis zur Genehmigung<br />
(»wenn man es oft genug versucht, wird<br />
es irgendwann ja doch genehmigt«) kostet<br />
<strong>Patienten</strong>, Ärzten und Kassen Nerven,<br />
Zeit und Geld für vermeidbare Bürokratie.<br />
Die richtungsgebende Verschlechterung<br />
infolge des Zeitverlustes<br />
durch bürokratische Wirren führt zusätzlich<br />
zu vermeidbaren Gesundheitskosten.<br />
Sehr häufig werden »primär lymphologische«<br />
<strong>Patienten</strong> in psychosomatische-,<br />
»Diät«- oder verschiedene andere<br />
Kliniken fehlgeleitet, wo sie u. a. auch<br />
»2x/Woche Lymphdrainage« zweifelhafter<br />
Qualität ohne LKV erhalten. Nur<br />
ein Bruchteil der <strong>Patienten</strong> mit klarer Indikation<br />
findet auf Anhieb den Weg in<br />
die wenigen geeigneten Fachkliniken,<br />
die auf dem notwendigen hohen Qualitätsniveau<br />
arbeiten. Die anspruchsvolle<br />
stationäre Therapie dieser meist multimorbiden<br />
<strong>Patienten</strong> lässt sich zum Discountsatz<br />
jedoch nicht durchführen. Genauso<br />
kommt eine Verkürzung der<br />
Regel-Aufenthaltsdauer auf unter 3–4<br />
Wochen einer Vergeudung von<br />
Ressourcen aufgrund des ausbleibenden<br />
Therapieerfolgs gleich.<br />
Die Trennung »stationär oder ambulant«<br />
ist aufgrund fehlender konsentierter<br />
Leitlinien häufig unklar. In gemeinsamen<br />
Seminaren und Sitzungen von<br />
MDS/MDK, Fachgesellschaften und<br />
KV-QZ wurden deshalb konsentierte<br />
Leitlinien, ein Entscheidungsraster für<br />
den MDK und beschleunigte Genehmigunsverfahren<br />
auf dieser klaren Basis<br />
angemahnt.<br />
2. Ambulant tätige Ärzte<br />
Warum ist die <strong>Betreuung</strong> <strong>lymphologischer</strong><br />
<strong>Patienten</strong> bei niedergelassenen<br />
Ärzten so unbeliebt? Warum gilt die<br />
Einhaltung o. g. Qualitätsstandards häufig<br />
als utopisch? Antworten: abschreckende<br />
Komplexität der Versorgungs-<br />
Abb. 9<br />
Phleb-Lymphödem mit LSF, Sekundärkomplikation:<br />
> 30x Erysipel am linken<br />
Unterschenkel. Rasches Aufschießen eines<br />
nodulären malignen Melanoms mit<br />
regionären Metastasen im lymphostatischen<br />
Bereich<br />
kette – Multimorbidität der <strong>Patienten</strong> –<br />
fehlende Weiterbildungs- und Vergütungsstruktur.<br />
Für die ärztliche ambulante <strong>Betreuung</strong><br />
<strong>lymphologischer</strong> <strong>Patienten</strong> in<br />
Deutschland gibt es bisher überhaupt<br />
keine strukturelle Verankerung. Von<br />
ärztlichem Idealismus getragene Qualitätsnetze<br />
geraten derzeit zunehmend unter<br />
Zeitdruck und zwar proportional zur<br />
lymphologischen <strong>Patienten</strong>zahl, wobei<br />
die tägliche intensive Auseinandersetzung<br />
mit vielen verschiedenen Krankheitsbildern<br />
wiederum zur ärztlichen<br />
Qualität beiträgt.<br />
Aktuelle Kalkulationen bei Praxen<br />
mit zahlreichen lymphologischen <strong>Patienten</strong><br />
ergaben: die Gesamt-Quartalsvergütung<br />
wäre sogar höher, würde man<br />
ab sofort keine lymphologischen <strong>Patienten</strong><br />
mehr annehmen! Der hohe qualitati-<br />
<strong>Ambulante</strong> <strong>Betreuung</strong> <strong>lymphologischer</strong> <strong>Patienten</strong><br />
ve und personelle Aufwand führt somit<br />
nicht nur zu einer enormen unbezahlten<br />
Mehrarbeit, sondern sogar zu einem direkten<br />
finanziellen Verlust! Ohne Vergütungsstruktur<br />
wird sich auf Dauer keine<br />
Praxis solch eine teures Hobby leisten<br />
können. Die Folge, ein erneutes »unwürdiges<br />
Verschieben« von chronisch<br />
Kranken, muss jedoch durch gesundheitspolitische<br />
Entscheidungen an höchster<br />
Stelle verhindert werden, was ja<br />
auch vom aktuellen Sachverständigengutachten<br />
angemahnt wird!<br />
Bisher läuft seit zwei Jahren das Ärztecurriculum<br />
mit Zertifizierung (36 Punkte)<br />
durch die Ärztekammern. Nach der<br />
Änderung des §§-Teils der WBO besteht<br />
aktuell die Chance, eine ärztliche Weiterbildung<br />
Lymphologie zu etablieren – unter<br />
einem hohen Zeitdruck. Voraussetzung<br />
ist ein Minimalkonsens zur Durchsetzung<br />
in der Delegiertenversammlung,<br />
der dreierlei berücksichtigen muss, will<br />
er nicht von vornherein zum Scheitern<br />
verurteilt sein: 1. Bedarfsnachweis<br />
(Grundlagen in dieser Arbeit), 2. versorgungsrealistisch<br />
notwendige Qualität,<br />
3. erfüllbare Bedingungen für eine<br />
jetzt und zu künftig ausreichende Zahl<br />
von niedergelassenen Ärzten. Aussichtsreich<br />
erscheinen derzeit entweder<br />
Schwerpunkt oder Befähigungsnachweis<br />
als weiterbildungspolitisch machbare Stufe.<br />
Bei einem Scheitern droht automatisch<br />
das »Betätigungsfeld« ohne Qualitätsbindung,<br />
erreichbar lediglich durch Angabe<br />
der <strong>Patienten</strong>zahl.<br />
Um die zahlreichen, bereits erwähnten,<br />
Qualitätsbedingungen zu erfüllen,<br />
bedarf es eines hohen Organisationsgra-<br />
Abb. 10<br />
Mykose, Paronychie im Bereich von<br />
Papillomatosis cutis bei primärem Beinlymphödem<br />
90 (Viavital Verlag GmbH, Essen) LymphForsch 5 (2) 2001; 84–93
<strong>Ambulante</strong> <strong>Betreuung</strong> <strong>lymphologischer</strong> <strong>Patienten</strong><br />
des und Personalaufwandes (u. a. zahlreiche<br />
Formulare diverser Kategorien,<br />
verschiedene Messungen mit hohen<br />
Qualitätsanforderungen, Sichtung und<br />
Einscannen umfangreicher Akten, <strong>Betreuung</strong><br />
multimorbider/onkologischer/<br />
invalider <strong>Patienten</strong> in der Praxis, aufwendige<br />
Wundversorgungen und Verbände;<br />
Beantwortung häufiger Rückfragen<br />
von Therapeuten, Sanitätshäusern,<br />
Kollegen, Kassen, Versorgungsamt etc.).<br />
Da ohne ärztliche Konsequenz und<br />
Sorgfalt die gesamte Versorgungskette<br />
nicht funktioniert, andererseits der Arzt<br />
die Zusatzzeit zugunsten der lymphologischen<br />
<strong>Patienten</strong>, die den Praxisablauf<br />
erheblich beeinträchtigen, nicht beliebig<br />
ausdehnen kann, bedarf es einer ausgeklügelten<br />
Systematik, um in der zur Ver-<br />
Abb. 11<br />
Schaumgummipelotte handgelenksübergreifend,<br />
individuell<br />
fügung stehenden Zeit Fehler und Inkonsequenz<br />
zu vermeiden.<br />
Bei der komplexen Versorgungskette<br />
führt das »fehlende Festlegen einer<br />
Kleinigkeit« bereits zum fatalen Interpretationsspielraum<br />
und damit erfahrungsgemäß<br />
zu nicht mehr kontrollierbaren<br />
Qualitätsmängeln. Bewährt hat<br />
sich eine Mischung aus eigenem »lymphologischen<br />
PC-Programm« und mehreren<br />
Rezeptbeiblättern. Grundprinzip:<br />
viel Platz für Individualrezepturen, rasches<br />
Abdecken von Standardsituationen<br />
mit Sicherheitssystem.<br />
3. Therapeuten<br />
Probleme: fehlerhafte/unklare Verordnung<br />
kann schwerlich therapeutische<br />
Qualität nach sich ziehen. Ein Knackpunkt<br />
ist die fehlende Verordnung und<br />
unverhältnismäßig geringe Vergütung<br />
des LKV (lymphologische Kompressionsbandage).<br />
Hochspezialisierte »Qua-<br />
litäts-Schwerpunktpraxen«,<br />
die die o.g. Qualitätsanforderungen<br />
(z. B.<br />
erfolgreiche tägliche<br />
KPE, LKV in jeder Körperregion)<br />
erfüllen, sind<br />
auch deshalb außer im<br />
Bereich von QualitätsnetzenLymphologie/Fachkliniken<br />
immer noch selten.<br />
Die Kommunikation mit<br />
den Ärzten wurde nach<br />
einer vorläufigen Evaluierung<br />
durch die neuen<br />
Rezeptformulare nicht verbessert.<br />
Typisch sind stereotype Wiederholungen<br />
der derzeitigen fragwürdigen<br />
HMR-Texte (siehe Änderungsantrag) und<br />
die Aufforderung, weiter und mehr MLD<br />
zu verordnen. Eine echte fachliche Synergie<br />
Lymphdrainagetherapeut-Arzt findet<br />
man hingegen in Lymphnetzwerken.<br />
Konsequenzen: Verankerung von<br />
Qualitätsvoraussetzungen für KPE Phase<br />
I und II (DGL-Arbeitskreis ambulante<br />
Lymphologie), was sich auch in der<br />
Vergütungsstruktur niederschlagen sollte,<br />
insbesondere Förderung von Schwerpunktpraxen<br />
mit an Klinikstandards<br />
heranreichenden Therapieergebnissen.<br />
Zertifizierung, Refresherkurse. Aufrufe<br />
zur aktiven Mitarbeit in Lymphnetzwerken,<br />
hier insbesondere am Qualitätszirkel<br />
Lymphtherapeutischer Schwerpunktpraxen<br />
und am Qualitätszirkel<br />
LKV.<br />
4. Bandagisten/Sanitätshäuser<br />
In Kooperation mit dem DGL-Arbeitskreis<br />
KV-Qualitätszirkel, Lymphnetzwerke,<br />
Selbsthilfe hat inzwischen der erste<br />
Fortbildungskurs über die »LymphologischeKompressionsstrumpfversorgung<br />
in der Bundesfachschule für<br />
Orthopädietechnik stattgefunden (s. a.<br />
unter »Mitteilungen« in dieser Ausgabe)<br />
5. <strong>Patienten</strong>schulung/Selbsthilfe<br />
Aufgrund der heterogenen Selbsthilfesituation<br />
mit zahlreichen verschiedenen<br />
lymphologischen Selbsthilfegruppen<br />
wurde ein bundeseinheitlicher Verband<br />
als Informationsstelle und Interessensvertretung<br />
für alle <strong>Patienten</strong> mit lymphostatischen<br />
Erkrankungen in der BRD<br />
QUALITÄTSMANAGEMENT<br />
Abb. 12<br />
Optimale Vorfußkompression bei gleichzeitiger guter Beweglichkeit<br />
gegründet und u. a. von KV und Frauenselbsthilfe<br />
nach Krebs e.V. als stabiler<br />
Partner begrüßt.<br />
Der Bundesverband Lymph-Selbsthilfe<br />
(BLS) bemüht sich gemeinsam mit<br />
Lymphnetzwerken auch um flächendeckende<br />
<strong>Patienten</strong>schulungen und Gefäßsportprogramme<br />
Voraussetzung für die<br />
Mitgliedschaft: ist der Nachweis einer<br />
chronischen lymphostatischen Erkrankung.<br />
Die Mitgliedschaft im Paritätischen<br />
Wohlfahrtsverband ist beantragt.<br />
Nun gilt es, die <strong>Patienten</strong> zur aktiven<br />
Mitarbeit im BSL zu motivieren!<br />
Ausblick<br />
Da derzeit gesundheitspolitisch wichtige<br />
Fristen ablaufen hat die Bündelung<br />
der lymphologischen Aktivitäten erste<br />
Priorität, um das wissenschaftliche und<br />
versorgungspolitisch wirksame Gesamtpotential<br />
im Sinne der chronisch Kranken<br />
zu nutzen und kontraproduktive Alleingänge<br />
zu verhindern.<br />
Ein positives Beispiel ist der von den<br />
drei lymphologischen Fachgesellschaften<br />
und dem Bundes-KV-QL gemeinsam<br />
erarbeitete und trotz Termindrucks<br />
fristgerecht eingereichte Änderungsantrag<br />
zu den Heilmittelrichtlinien (HMR).<br />
Aufgabe des Bundes-KV QZL ist als<br />
Vertretung der Lymphologie in der KBV<br />
die bundesweite Abgleichung von Handlungsempfehlungen<br />
aus den KV Qualitätszirkeln.<br />
Handlungsempfehlungen haben<br />
den Vorteil der laufenden Anpassung<br />
an die Versorgungsrealität und können<br />
detaillierter auf Fragen aus dem Praxis-<br />
LymphForsch 5 (2) 2001; 84–93 (Viavital Verlag GmbH, Essen) 91
QUALITÄTSMANAGEMENT<br />
alltag eingehen als die übergeordneten<br />
Leitlinien der Fachgesellschaften, für die<br />
sie ggf. Material liefern können. Die<br />
dringend notwendige Erarbeitung von<br />
gemeinsamen Leitlinien aller Lymphologischer<br />
Fachgesellschaften gerade<br />
auch für die ambulanteVersorgungsqualität<br />
(u. a. Arbeitskreis<br />
<strong>Ambulante</strong><br />
Lymphologische<br />
Therapien) kann z. B.<br />
dem Bundesausschuss<br />
der Ärzte und<br />
Krankenkassen als<br />
»Steilvorlage« für<br />
übergeordnete bindende<br />
Richtlinien<br />
dienen – mit direkten<br />
Auswirkungen auf<br />
die <strong>Patienten</strong>versorgung.<br />
Qualitätsgesicherte Lymphologie ist<br />
als integrativer Bestandteil der derzeit<br />
formulierten Gesundheitsziele wie Tumornachsorge<br />
(insbesondere Brustkrebs),<br />
Diabetes, Ulcus cruris etc. unverzichtbar!<br />
Deshalb wurden vom<br />
DGL-Arbeitskreis KV-Qualitätszirkel,<br />
Lymphnetzwerke und Selbsthilfe im<br />
Rahmen einer evidence-based-medicine-<br />
Studie zur Tumornachsorge bereits Elemente<br />
zur qualitätsgesicherten Durchführung<br />
der KPE eingearbeitet.<br />
Von dem Beispiel der erfolgreichen<br />
Konferenz von mehr als zehn Fachgesellschaften<br />
und des Bundesverbandes<br />
Frauenselbsthilfe nach Krebs zur Formulierung<br />
von Basiskonsenspunkten zur<br />
Versorgungsqualität in der Tumornachsorge<br />
mit erheblichen Auswirkungen auf<br />
die Gesundheitspolitik lassen sich wertvolle<br />
Hinweise für das Procedere in der<br />
Lymphologie ableiten, damit »der Konsens<br />
eingetütet wird.« Eine dem entschieden<br />
interdisziplinären Charakter<br />
des Faches entsprechende Basiskonsensus-Konferenz<br />
unter Einschluss der<br />
Bundesverbände Frauenselbsthilfe nach<br />
Krebs und Selbsthilfe Lymphologie sollte<br />
den Bedarf an gemeinsam getragenen<br />
Evidence-Based-Medicine Studien mit<br />
versorgungspolitischen Konsequenzen<br />
und entsprechender Unterstützung des<br />
Bundesgesundheitsministeriums festle-<br />
gen. Gleichzeitig sollte der tatsächliche<br />
Bedarf für die ärztliche Weiterbildung<br />
Lymphologie gemeinsam definiert werden,<br />
um bei den Entscheidungsträgern<br />
der Ärzteschaft eine bisher nicht vorstellbare<br />
Mehrheit für die Verabschie-<br />
Abb. 13<br />
Häufiges Problem trotz sonst guter Kompression mit flachgestricker<br />
Nahtware: mangelnde Vorfußkompression<br />
dung in der bevorstehenden ärztlichen<br />
Delegiertenversammlung zu erreichen.<br />
Ohne geregelte ärztliche Weiterbildung<br />
laufen die hoffnungsvollen gemeinsamen<br />
Qualitätsbemühungen zur<br />
ambulanten <strong>Betreuung</strong> <strong>lymphologischer</strong><br />
<strong>Patienten</strong> letzlich doch ins Leere.<br />
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Lymphologie, Gustav Fischer Verlag, Stuttgart-<br />
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evaluation of qualitative and quantitative lymphoscintigraphy<br />
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45. Weissleder H, Schuchhardt Ch: Der Lymphödem-Kompressionsstrumpf<br />
- Ein Beitrag zur<br />
Qualitätssicherung in der Therapie lymphostatischer<br />
Extremitätenödeme. LymphForsch<br />
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46. Weissleder H: Hessen vorn. LymphForsch<br />
1999; 3 (1): 45<br />
47. Weissleder H: Grundsätzliches zur Kompressionsstrumpfversorgung.<br />
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(Hrsg.) Erkrankungen des Lymphgefäßsystems.<br />
Viavital Verlag, Köln 2000<br />
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des Lymphgefäßsystems. 35-48. In:<br />
Weissleder H, Schuchhardt Ch. (Hrsg.) Erkrankungen<br />
des Lymphgefäßsystems. Viavital<br />
Verlag, Köln 2000<br />
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oder stationäre Entstauung. 351-354. In:<br />
Weissleder H, Schuchhardt Ch: (Hrsg.) Erkrankungen<br />
des Lymphgefäßsystems. Viavital<br />
Verlag, Köln 2000<br />
51. Weissleder H, Schuchhardt Ch: Qualitätsmanagement.<br />
412-421. In: Weissleder H,<br />
Schuchhardt Ch: (Hrsg.) Erkrankungen des<br />
Lymphgefäßsystems. Viavital Verlag, Köln<br />
2000<br />
52. Werner GT, Klimczyk K, Rude J: Checkliste<br />
Physikalische und Rehabilitative Medizin.<br />
Thieme-Verlag, Stuttgart 1997<br />
53. Werner GT, Reissauer A: Leitlinie: Behandlung<br />
des Lymphödems der Dt. Ges. f. Physikalische<br />
Medizin und Rehabilitation. Stand<br />
der letzten Aktualisierung: 07. 10. 1998.<br />
AWMF-Leitlinien-Register Nr. 036/004<br />
54. Wienert V, Altenkämper H, Berg M, et al.<br />
Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Phlebologie<br />
zum medizinischen Kompressionsstrumpf<br />
(MKS). vasomed 1996; 8: 276-277<br />
Korrespondenzadresse<br />
Dr. med. Willi Jungkunz<br />
Haingraben 11<br />
61169 Friedberg<br />
QUALITÄTSMANAGEMENT<br />
26. Recklinghäuser<br />
Forum<br />
„Venenerkrankungen<br />
– Diagnostik und<br />
Therapie mit<br />
modernen Operationsmethoden“<br />
Mittwoch<br />
30. Januar 2002<br />
Beginn 17.00 Uhr<br />
Vortragsraum<br />
Knappschaftskrankenhaus<br />
Recklinghausen<br />
Informationen:<br />
Frau Prof. Dr. Maria Zabel<br />
Klinik für Haut-, Allergie-, Venenund<br />
Umwelterkrankungen<br />
Knappschaftskrankenhaus<br />
Recklinghausen<br />
Akad. Lehrkrankenhaus<br />
der Ruhr-Universität Bochum<br />
Dorstener Straße 151<br />
45667 Recklinghausen<br />
Sekretariat Frau Beate Hlacer<br />
Tel. 02361/563201<br />
Fax 02361/563298<br />
e-Mail:<br />
dermatologie@kk-recklinghausen.de<br />
www.hautklinik-recklinghausen.de<br />
LymphForsch 5 (2) 2001; 84–93 (Viavital Verlag GmbH, Essen) 93