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Auf den Spuren von „Paw Paw“

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<strong>Auf</strong> <strong>den</strong> <strong>Spuren</strong> <strong>von</strong> <strong>„Paw</strong> <strong>Paw“</strong><br />

Erfahrungen mit dem Anbau <strong>von</strong> „Indianerbanane“ in der<br />

Obstbaufachschule Gleisdorf<br />

Die Indianerbanane (Paw-Paw<br />

oder lat. Asimina triloba)<br />

wächst natürlich als Unterholz<br />

in <strong>den</strong> Wäldern im südöstlichen<br />

Teil der USA. Diese Obstart kann aber<br />

wegen ihrer hohen Frosttoleranz <strong>von</strong><br />

bis zu –25°C auch in gemäßigten<br />

Klimazonen angebaut wer<strong>den</strong>, während<br />

die restlichen Vertreter der Familie<br />

der Annonacae wie z.B. die<br />

Papaya oder Cherimoya u.a. in <strong>den</strong><br />

Tropen beheimatet sind. Die Frucht<br />

mit dem exotischen Geschmack wurde<br />

bereits <strong>von</strong> <strong>den</strong> Indianern Nordamerikas<br />

verwendet. Viele der Sorten,<br />

die heute angebaut wer<strong>den</strong>, sind im<br />

Bundesstaat Indiana entstan<strong>den</strong>, <strong>von</strong><br />

dort kommt auch der Name „Indianerbanane“.<br />

Die Paw Paw, wie sie<br />

auch genannt wird, ist die größte,<br />

in Nordamerika heimische, essbare<br />

Frucht.<br />

Seite 16<br />

Abb. 5: Die Einzelfrüchte der Indianerbanane<br />

bil<strong>den</strong> ähnlich wie die normale Banane<br />

sogenannte „Cluster“ (Sorte: Overleese).<br />

Abb. 1: Indianerbanane Jungbaum im 5. Standjahr zu Blühbeginn<br />

und nach der Ernte in der FS Gleisdorf (Abb. 2)


Variante Stratifi kationsbeginn Stratifi kationsdauer Datum - Aussaat<br />

Von der Indianerbanane sind ungefähr<br />

70 Sorten bekannt, <strong>von</strong> <strong>den</strong>en<br />

allerdings nur ca. 20 eine Bedeutung<br />

haben. Die in <strong>den</strong> USA für <strong>den</strong> Anbau<br />

bedeutendsten Sorten sind Prima,<br />

Sunfl ower, Overleese, Davis, Taytoo,<br />

Potomac, Shenandoah, Wabash<br />

und Taylor.<br />

Vermehrung und Anzucht<br />

Vermehrt wer<strong>den</strong> Indianerbananen<br />

durch die Anzucht <strong>von</strong> Sämlingen,<br />

die anschließend mit <strong>den</strong> verschie<strong>den</strong>en<br />

Sorten mittels Chip budding<br />

veredelt wer<strong>den</strong>. Ein Hauptproblem<br />

und somit ein wesentlicher Hemmschuh<br />

für <strong>den</strong> großfl ächigen Anbau<br />

stellt die Verfügbarkeit <strong>von</strong> hochwertigem<br />

und kostengünstigem Pfl anzmaterial<br />

dar. Die Preise für Containerpfl<br />

anzen bewegen sich je nach<br />

Sorte und Pfl anzmaterialqualität<br />

zwischen EUR 15 – 60.-. Ein Bezug<br />

ist in Österreich über die Gartenbaumschule<br />

Praskac (www.praskac.<br />

at) und die Baumschule Schreiber<br />

(www.schreiber-baum.at) möglich.<br />

Holländische Bezugsquellen sind die<br />

Baumschulen Auke Kleefstra (www.<br />

vruchtboom.nl) und Elsveld (www.<br />

esveld.nl). In der Schweiz bieten<br />

die Baumschule Häberli (www.haeberli-beeren.ch)<br />

und in Italien die<br />

Baumschule Battistini (www.vivaibatistini.com)<br />

ein unterschiedliches<br />

Sortiment <strong>von</strong> Jungpfl anzen an.<br />

Stefan Kirchengast beschäftige sich<br />

in seiner Fachbereichsarbeit mit der<br />

Sämlingsvermehrung dieser in der<br />

Steiermark noch relativ ungekannten<br />

Obstart. wobei verschie<strong>den</strong>e Stratifi -<br />

kationsmetho<strong>den</strong> (Kaltstratifi kation<br />

-KS, Kalt-Warmstratifi kation KW) zur<br />

Anwendung kamen. Zusätzlich wur<strong>den</strong><br />

bei zwei Varianten Gibberelline<br />

(GA3 100 ppm) zur Keimförderung<br />

verwendet. Die Kerne wur<strong>den</strong> am<br />

1. Mai 2010 ausgepfl anzt und die<br />

Keimdauer beträgt im Normalfall<br />

rund 50 – 60 Tage, d.h. nach ca. 3<br />

Monaten brachen die ersten Keimlinge<br />

durch. Die Ergebnisse des Sämlingsvermehrungsversuches<br />

sind in<br />

der Tabelle 1 ersichtlich. Die höchste<br />

Keimrate (55 %) war bei der Kaltstratifi<br />

kation mit einem Zusatz <strong>von</strong> GA3<br />

zu erzielen. Die Ursache für die relativ<br />

geringe Ausbeute dürfte in der zu<br />

kurzen Stratifi kationsdauer liegen. In<br />

der Literatur wird ein Stratifi kationszeitraum<br />

zwischen 90 – 120 Tagen<br />

Anzahl Keimlinge am Keimrate<br />

in %<br />

8/9/2010 9/2/2010<br />

KS 2/1/2010 89 Tage 5/1/2010 15 20 33,3<br />

KS + GA3 2/1/2010 89 Tage 5/1/2010 28 33 55,0<br />

KW 2/1/2010 89 Tage 5/1/2010 14 15 25,0<br />

KW + GA3 2/1/2010 89 Tage 5/1/2010 16 20 33,3<br />

KS ganze Frucht Okt-09 ca. 220 Tage 5/1/2010 9 11 19,0<br />

Tab. 1: Keimrate nach verschie<strong>den</strong>en Stratifi kationsverfahren<br />

bei Temperaturen zwischen 0 – 5°C<br />

als optimal angesehen. Die jungen<br />

Sämlinge sind lichtempfi ndlich und<br />

sollten im ersten Jahr zwecks Schutz<br />

vor intensiver Sonneneinstrahlung<br />

abgedeckt wer<strong>den</strong> (Hagelnetze).<br />

Erfahrungen in der<br />

FS Gleisdorf<br />

In der Praxis- und Demonstrationsfl<br />

äche der Obstbaufachschule wur<strong>den</strong><br />

im Frühjahr 2005 vier Sorten<br />

(Prima, Davis, Overleese, Sunfl ower)<br />

im Abstand <strong>von</strong> 4,0 m x 2,0 m<br />

(1.250 Bäume/ha) ausgepfl anzt. Dabei<br />

handelte es sich um zweijährige<br />

Veredlungen im Container, geliefert<br />

<strong>von</strong> der Baumschule Praskac in Tulln.<br />

Die Jungpfl anzen wuchsen zunächst<br />

nur sehr langsam an mit einer durchschnittlichen<br />

jährlichen Neutriebbildung<br />

<strong>von</strong> 10 bis 30 cm. Bis dato<br />

wurde auf Schnittmaßnahmen ver-<br />

Abb. 3: Keimende<br />

Samen <strong>von</strong><br />

Asimina triloba<br />

(Quelle: Kirchengast<br />

St.)<br />

Seite 17


zichtet; in <strong>den</strong> nächsten Jahren ist<br />

ein leichter Auslichtungsschnitt geplant.<br />

Erste Blüten konnten bereits<br />

im zweiten Jahr beobachtet wer<strong>den</strong>,<br />

aber die ersten Früchte entwickelten<br />

sich erst 2008. Erste nennenswerte<br />

Erträge lieferten die Jungbäume erst<br />

in <strong>den</strong> Jahren 2009 und 2010 (siehe<br />

Tabelle 2).<br />

Prima und Sunfl ower präsentierten<br />

sich mit ca. 3 kg/Baum (ca. 3.700<br />

kg/ha) als die fruchtbarsten Sorten<br />

in diesem Demonstrationsversuch.<br />

Als ertragsschwach hat sich bisher<br />

die Sorte Davis mit Erträgen deutlich<br />

unter 1 kg/Baum gezeigt. Das<br />

Clustergewicht (meist 3 – 4 Früchte)<br />

schwankt je nach Sorte zwischen<br />

500 – 1.000 g (Abb. 5).<br />

Hinsichtlich Fruchtgröße der Einzelfrucht<br />

schnei<strong>den</strong> die Sorten Davis<br />

(auch als Folge des niedrigen Ertrages)<br />

und Prima mit ca. 200 g am<br />

besten ab. Die Fruchtgröße wird entschei<strong>den</strong>d<br />

<strong>von</strong> der Kernzahl und somit<br />

auch <strong>von</strong> der Befruchtung beeinfl<br />

usst. Je mehr Kerne (6 – 8), umso<br />

größer sind die Früchte. Bei nur<br />

einem oder zwei Samen entwickeln<br />

sich sogenannte Pygmäenfrüchte,<br />

die eine typische Kugelform aufwei-<br />

Sorte<br />

Davis Overleese Prima Sunfl ower<br />

Seite 18<br />

0,38<br />

Abb. 4: Blüte und Jungfrüchte <strong>von</strong> Paw-Paw<br />

sen und deutlich unter einem Fruchtdurchmesser<br />

<strong>von</strong> 50 mm liegen.<br />

Prima kann unter Gleisdorfer Standortverhältnissen<br />

als frühreifend (Mitte<br />

September – Anfang Oktober)<br />

eingestuft wer<strong>den</strong>; Davis ist mittelfrüh,<br />

Overleese mittelspät reifend.<br />

Die Sorte Sunfl ower reift relativ spät<br />

(ab Mitte – Ende Oktober) und kann<br />

deshalb nur für sehr frühe Lagen<br />

(Weinlagen) empfohlen wer<strong>den</strong>.<br />

Gezielte Pfl anzenschutzmaßnahmen<br />

wur<strong>den</strong> bis jetzt keine durchgeführt,<br />

was eine Eignung auch für eine biologische<br />

Produktion möglich erscheinen<br />

lässt. Es ist jedoch nicht auszuschließen,<br />

dass mit einem verstärkten<br />

Anbau (ähnlich wie beim Holunder)<br />

Indianerbanana - FS Gleisdorf 2010<br />

0,50<br />

0,53<br />

0,65<br />

0 0,5 1,0 1,5<br />

kg<br />

2,0 2,5 3,0<br />

Tabelle 2: Ertrage und Clustergewicht im Versuchsjahr 2010<br />

1,14<br />

1,59<br />

2,74<br />

kg/Baum<br />

2,97<br />

Clustergeweicht<br />

und mit zunehmender Kulturdauer<br />

auch spezifi sche Krankheiten und<br />

Schädlinge auftreten, die dann einer<br />

gezielten Bekämpfung bedürfen.<br />

Zusammenfassung der<br />

Anbauerfahrungen in der<br />

FS Gleisdorf<br />

Hauptproblem: Qualitativ minderwertiges<br />

Pfl anzmaterial und<br />

extreme Kosten<br />

Mangelnde Sorten- und Pfl anzmaterialverfügbarkeit<br />

Empfehlenswerte Sorten für<br />

<strong>den</strong> Anbau: Prima (Frühsorte)<br />

und Overleese (mittelspät)<br />

Niedrige Anfangserträge: 2 – 3<br />

kg/Baum (5. Standjahr)<br />

Max. 10 kg/Baum im Vollertragsjahr<br />

Bestäubungs- und Befruchtungsprobleme?<br />

Kernzahl bestimmt Fruchtgröße<br />

(Pygmäenfrüchte)<br />

Einfache Erziehung + Schnitt<br />

Keine relevanten Krankheiten<br />

und Schädlinge<br />

Mehrmaliges Durchpfl ücken<br />

unbedingt erforderlich<br />

Begrenzte Lagerfähigkeit<br />

Rasche Vermarktung - Direktabsatz<br />

Dr. Gottfried Lafer

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