02.01.2013 Aufrufe

Holzstaub für die Lungen

Holzstaub für die Lungen

Holzstaub für die Lungen

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

I N D I E S E R<br />

R U B R I K<br />

Wir berichten in<br />

<strong>die</strong>ser Rubrik über<br />

Themen am Wegrand,<br />

<strong>die</strong> das baubiologischeThemenfeld<br />

berühren und<br />

inspirieren, jedoch<br />

nicht immer als praxisbezogenesBauplanungs-<br />

oder Bauausführungsthema<br />

anzuwenden sind.<br />

In <strong>die</strong>ser Rubrik wollen<br />

wir Horizonte<br />

weiten und eröffnen.<br />

Gerne erwarten wir<br />

auch Ihre Vorschläge<br />

<strong>für</strong> besondere<br />

Themen, deren Erörterung<br />

lohnend sein<br />

könnte.<br />

Kantonen konnte bei Kontrollmessungen als<br />

überraschendes Ergebnis festgestellt werden,<br />

dass <strong>die</strong> „Holzfeuerungen bezüglich<br />

Feinstaub unterschätzt“ wurden (Paul-Scherrer-Institut<br />

PSI).<br />

In gleicher Weise wurde im Dorf Roveredo<br />

an der San-Bernardino-Autobahn festgestellt,<br />

dass bei hohem Holzfeuerungsanteil im Dezember<br />

2005 <strong>die</strong> Heizungen des Dorfes stärker<br />

„staubten“ als <strong>die</strong> benachbarte Autobahn.<br />

Wer nun meint, <strong>die</strong>se Spitzen der Entwicklung<br />

liessen sich mit gesetzlich erlassenen<br />

Vorschriften und Grenzwerten eindämmen,<br />

der sollte wissen, dass <strong>für</strong> private Feuerungsanlagen<br />

mit niedrigen Leistungen von meist<br />

unter 15 kW derzeit keine Grenzwerte bestehen.<br />

Viel wichtiger als eine Verurteilung oder<br />

Abschaffung der gemütlichen und günstigen<br />

Wärmequellen wäre auch <strong>die</strong> Entwicklung<br />

serienreifer Filterungsanlagen, in denen <strong>die</strong><br />

lungengängigen Feinstäube zurückgehalten<br />

werden, um nicht in der Umwelt in weitem<br />

Umkreis verteilt zu werden.<br />

Je kleiner um so gefährlicher<br />

Die Brisanz der Feinstaub Emissionen liegt<br />

dabei viel weniger in ihrer Quantität, als vielmehr<br />

in ihrer Qualität begründet, <strong>die</strong> sich über<br />

<strong>die</strong> Grösse der Teilchen definiert.<br />

Physikalisch unterschieden werden drei Fraktionen:<br />

Die grobe Fraktion mit einer Körnchengrösse<br />

von PM 10-2,5 Mikrometer ist teilweise<br />

<strong>für</strong> das Auge sichtbar, aufgrund seiner Grösse<br />

und damit verbundenem Gewicht aber kaum<br />

vom Menschen aufnehmbar. Selbst <strong>die</strong> feine<br />

Fraktion mit einer Partikeldicke unter 2,5 Mikrometern<br />

zusammensetzt, bleibt noch in den<br />

vorderen Atemwegen stecken, ohne massive<br />

Einwirkungen auf den Organismus ausüben<br />

zu können. Die ultrafeine Fraktion der Mikropartikel<br />

unter 0,1 Mikrometer dagegen ist so<br />

D a s b e s o n d e r e T h e m a<br />

fein, dass sie über <strong>die</strong> Atemwege und <strong>Lungen</strong>bläschen<br />

bis tief in den Körper eindringen und<br />

dort in <strong>die</strong> Blutbahn geraten und nachweislich<br />

krebserregend sind. Diese Stäube setzen sich<br />

zwar aus unterschiedlichsten Herkünften, wie<br />

Wüstenstäuben, Meersalztröpfchen, landwirtschaftlichen<br />

und industriellen Aerosolen, Hautschuppen,<br />

Viren, Bakterien, etc. zusammen,<br />

werden aber von Schwebstäuben aus Hölzern<br />

und Verkehrsabgasen dominiert.<br />

Filteranlagen oder<br />

Verbrennungsoptimierung?<br />

Bis der Partikelfilter <strong>für</strong> Holzbrandanlagen Vorschrift<br />

wird, ist es nur noch eine Frage der Zeit.<br />

Die Ofenindustrie arbeitet stetig daran, den<br />

Verbrennungsvorgang so zu optimieren, dass<br />

darauf verzichtet werden kann. Bei Hackschnitzeln<br />

und Scheitholz dürfte <strong>die</strong>s sehr schwierig<br />

werden. Metallgewerbefilter – ähnlich wie Katalysatoren<br />

–oder Elektrofilter könnten Partikel<br />

im Ofenrohr abscheiden und durch Nachbrennen<br />

vernichten. In der Folge drohen aber Verstopfungen<br />

durch Teer und Russ, so dass der<br />

Ofen erlischt.<br />

Eventuell könnten Filtersysteme mit einer<br />

„Nasswäsche“ <strong>die</strong> Probleme lösen und gleichzeitig<br />

<strong>die</strong> Wärmeausbeute durch Wasserdampfgewinnung<br />

erhöhen. Hier ist also nicht<br />

nur <strong>die</strong> Aufmerksamkeit und Sensibilität beim<br />

Nutzer gefragt, sondern auch Erfindergeist<br />

und Innovationswille bei Herstellern und Gesetzgebern.<br />

Fraglos ist jedoch, dass <strong>die</strong>se Erkenntnisse<br />

und Entwicklungen auch den Preis der Holzfeuerungen<br />

in Zukunft ansteigen lassen, so<br />

dass letztendlich, der Unterschied zwischen<br />

den hohen Preisen <strong>für</strong> fossile Brennstoffe und<br />

den Gesamtsystemen der Holzfeuerungsanlagen<br />

wieder zusammenschrumpfen wird.<br />

Die Prospekte der<br />

Holzpelletindustrie<br />

werben mutig mit dem<br />

Slogan: „Heizen mit<br />

reinem Gewissen“ und<br />

eine „<strong>für</strong> eine intakte,<br />

gesunde Umwelt.“ Angesichts<br />

des gesundheitlich<br />

bedenklichen<br />

hohen Feinstaubausstosses<br />

relativiert sich<br />

der ökologische Vorteil<br />

der geringen CO2-<br />

Emmissionen.<br />

25

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!