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Bionisches Bauen - zeka Architektur

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T i t e l t h e m a<br />

B i o n i s c h e<br />

4<br />

La construction Bionique<br />

L’étude intensive de la nature<br />

représente une impulsion<br />

importance pour des nouvelles<br />

solutions technologiques.<br />

Lors d’un congrès en 1960<br />

l’expression „Bionique“ a été<br />

introduite en reliant la biologie<br />

et la technique. Entre-temps la<br />

Bionique devint une discipline<br />

reconnue traitant de la mise en<br />

œuvre du développement des<br />

systèmes biologiques dans le<br />

domaine de la construction<br />

tout en élaborant de nouvelles<br />

méthodes techniques. En<br />

architecture ce procédé est<br />

encore peu diffusé, par contre<br />

les formes architecturales<br />

organiques et biologiques en<br />

comparaison avec les lignes<br />

droites et cubiques sont de<br />

plus en plus utilisées.<br />

Une architecture dans les<br />

termes du développement durable<br />

intégrant une meilleure<br />

compréhension des modèles<br />

biologiques de la nature, serait,<br />

dans le sens de la Bionique<br />

un nouveau pas vers l‘art<br />

de la construction écologique,<br />

à l‘exemple du développement<br />

de façades à multi couches,<br />

de l’amélioration de l’efficience<br />

énergétique et l’utilisation de<br />

moins de matériaux.<br />

Die Natur selbst ist das häufigste Vorbild für kreativ schaffende Menschen. Als bewährte<br />

Hilfsmittel für die Erklärung und Nutzung der teilweise unerklärlichen und unbezähmbaren<br />

Naturphänomene haben sich Geometrie, Technik und Naturwissenschaften erwiesen.<br />

Doch oft genug hat sich das technisch logische Denken des Menschen weit von den<br />

natürlichen Ursprüngen entfernt und eigene Welten geschaffen, die nicht im Einklang mit<br />

Natur und Umwelt stehen.<br />

Von der Natur lernen bedeutet, Wissen von<br />

den Konstruktionen und Verfahrensweisen<br />

der Natur auf die Technik zu übertragen. Dies<br />

bedeutet nicht bloss ein Kopieren , sondern<br />

vielmehr ein tiefgründiges Verständnis für die<br />

Wirkmechanismen der Natur, um diese analog<br />

oder auch nur annähernd auf technische<br />

Anwendungen zu übertragen. Die Anregungen<br />

der Natur können somit wertvolle Impulse für<br />

das technische Gestalten durch Ingenieure<br />

liefern.<br />

Biologie + Technik = Bionik ?<br />

Die Verbindung der scheinbaren Gegensätze<br />

„Biologie“ und „Technik“ könnte man als<br />

„Technische Biologie“ beschreiben, in der<br />

die Natur unter Einbringung der technischen<br />

Wissenschaften erforscht und beschrieben<br />

wird. Paradebeispiel für diese Vorgehensweise<br />

ist weiterhin das Universalgenie Leonardo<br />

da Vinci (1452-1519), der nicht nur die<br />

menschliche Anatomie detailliert erforschte<br />

und zahlreiche raffinierte Kriegsmaschinen für<br />

seine Auftraggeber entwickelte, sondern auch<br />

aus dem Studium der Aerodynamik des Vogelfluges<br />

um 1505 technische Flugapparate mit<br />

Knochengelenksmechanik entwickelte.<br />

Auf einem Kongress in Dayton/Ohio wurde<br />

1960 für diese technische Disziplin vom amerikanischen<br />

Luftwaffenmajor J.E.Steele ein neuer<br />

Begriff geprägt: bionics, der die Verbindung<br />

von Biologie und Technik bezeichnete.<br />

Inzwischen hat sich die Bionik als eigenständige<br />

wissenschaftliche Disziplin etabliert,<br />

die sich mit der technischen Umsetzung und<br />

Anwendung von Konstruktions-, Verfahrens-<br />

und Entwicklungsprinzipien biologischer Systeme<br />

befasst. Voraussetzung für die Bionik ist<br />

das technische Verständnis biologischer Vorgänge,<br />

eine Wissenschaft, die als Biologische<br />

Technik bezeichnet wird.<br />

Technologie der Zukunft<br />

Obwohl die Verbindung von Natur und Technik<br />

bereits seit Jahrhunderten von Menschen<br />

experimentell angewandt wurde, wird die<br />

Bionik heutzutage als Technologie der Zukunft<br />

gehandelt. Frühestes Beispiel der<br />

kreativen Verbindung von Natur und Ingenieurskunst<br />

ist die Sage von Daedalos,<br />

dem Architekten des minoischen<br />

Labyrinthes von Knossos, der sich und seinem<br />

Sohn Ikarus für die Flucht von der Insel Kreta<br />

nach dem Vorbild der Natur aus Adlerfedern<br />

und Bienenwachs künstliche Flügel baute. Das<br />

Ende der Geschichte ist bekannt, denn Ikarus<br />

flog zu nah an die Sonne, das Bienenwachs<br />

schmolz und er stürzte ins Meer. Ein Sinnbild<br />

für Erfindergeist und Selbstüberschätzung des<br />

Menschen.<br />

Das kreative Lernen von der Natur entspringt<br />

weniger einem restaurativen und romantisierenden<br />

„Zurück zur Natur“, als vielmehr dem<br />

Wunsch, die Segnungen moderner Technik<br />

und Wissenschaft im Einklang mit der Natur<br />

zu nutzen. Es ist auch ein deutliches Zeichen<br />

für die Einsicht, dass viele Konstruktionen und<br />

Systemlösungen in der Natur bereits umfassender<br />

„angedacht“ und umgesetzt sind, als<br />

es menschliche Technik bisher vermochte.


s B a u e n<br />

Dieser unermessliche Schatz an Ideen und<br />

komplexen Lösungen wartet darauf, vom Menschen<br />

erschlossen zu werden. Ein wesentlicher<br />

Unterschied liegt jedoch in den Ausgangsbedingungen:<br />

Während in der biologischen Natur<br />

alle Dinge sich durch Wachstum entwickeln,<br />

muss der Mensch die Dinge durch <strong>Bauen</strong> und<br />

Konstruieren erschaffen.<br />

Von der Bienenwabe zum Snowboard<br />

Bionische Konstruktionen haben bereits auf<br />

breiter Front Einzug in den menschlichen Alltag<br />

gehalten. Die raumoptimierte und statisch<br />

ausgereifte Anordnung in Wabenstruktur verwenden<br />

nicht nur die fleissigen Bienen für ihre<br />

Honigablagen, sondern dienen heute bereits<br />

zur Aussteifung von Aussenwandungen von<br />

Raumschiffen und Flugzeugen, werden in der<br />

Fahrzeugtechnik als Kühl- und Luftklappen,<br />

sowie als Katalysator-Reaktionsflächen angewandt<br />

und haben auch der Tragstruktur von<br />

Snowboards Pate gestanden.<br />

Selbst im Bauwesen ist die raumsparende Wabenstruktur<br />

immer wieder sowohl in konstruktiv-<br />

statischer Hinsicht bei Richard Buckminster<br />

Fullers geodätischen Kuppeln (1967), als<br />

auch in organisatorischer Weise beliebt, wie<br />

z.B. bei den orginellen Bucky-Domes der amerikanischen<br />

Hippie-Generation.<br />

Weiterhin glänzen in der Natur die Wespen mit<br />

grossartigem Einfallsreichtum, denn mit ihren<br />

kugelartigen Nestern haben sie uns Menschen<br />

nicht nur die Produktion von hauchdünnem<br />

„Papier“ vorgemacht, sondern auch für Gebäudetechniker<br />

wertvolle Impulse für optimal belüftete<br />

mehrschalige Konstruktionen geliefert.<br />

Statik der Zellen<br />

Biologische Zellen bestehen aus Kernen, die<br />

durch geeignete Hüllen geschützt sind und in<br />

Verbindung mit weiteren Zellen zu Gesamtorganismen<br />

gefügt sind. Dies führt zu hochkomplexen<br />

Systemen mit eindrücklichen Zellstrukturen.<br />

Der Anteil zwischen Material und<br />

Hohlraum ist dabei jeweils aufs Vorteilhafteste<br />

optimiert, also ein hervorragendes Beispiel<br />

für raum- und materialsparende Ingenieurslösungen.<br />

Die Zellstrukturen von Holz, Waldreben,<br />

Bambus und anderen Gewächsen können<br />

bei der Schaffung moderner High-Tech-<br />

Gewebe, wie z.B. Carbonfasern höchstens im<br />

Ansatz primitiv nachgeahmt werden. Besser<br />

zur Anregung geeignet sind die verzweigten<br />

Fachwerkstrukturen von Blättern, besonders<br />

der eindrücklichen Riesenseerosen, die in der<br />

Ingenieursbaukunst schon seit mehr als hundert<br />

Jahren begeisterte Nachahmer fanden.<br />

So orientierte sich sowohl Sir Joseph Paxtons<br />

Kristallpalast in London (1851) als auf Gustave<br />

Eiffels gleichnamiger Turm zur Weltausstellung<br />

in Paris (1889) an den bewährten Prinzipien<br />

der Lastableitung in der Natur. Neben den<br />

Stabtragwerken finden auch Flächentragwerke,<br />

besonders im Betonschalenbau der 60er<br />

Jahre natürliche Urformen im Schildkrötenpanzer<br />

und in der Geometrie der Eierschalen.<br />

Reinheit der Natur<br />

Besondere Faszination auf den Menschen<br />

üben auch die Blätter der Lotusblume aus, die<br />

dank ihrer speziellen noppenartigen Oberfläche<br />

keinen Halt für Schmutz und Wasser bieten<br />

und damit einen sogenannten „Selbstreinigungseffekt“<br />

aufweisen.<br />

Die bionische Technologie erforscht nun verschiedene<br />

Möglichkeiten zur Nachahmung<br />

dieser Eigenschaften. Das Ziel der Schaffung<br />

von „selbstreinigenden“ Oberflächen und<br />

Fassaden könnte die Verlängerung der Haltbarkeit<br />

von Bauteilen sein und damit Ressourcen<br />

sparen, andererseits könnte der Einsatz<br />

von konventionellen (auf Erdölbasis hergestellten)<br />

Reinigungsmitteln reduziert werden.<br />

Inzwischen wird der „Lotus-Effekt“ bereits für<br />

Fassaden, Dachziegel, Folien und Geschirr mit<br />

speziellen Mitteln angepriesen. Doch oftmals<br />

dient die Bionik noch als Marketinginstrument<br />

und weniger als nachhaltige Anwendung.<br />

Costruzioni bioniche<br />

Lo studio intenso della natura<br />

può essere un impulso essenziale<br />

per la ricerca di nuove<br />

soluzioni tecniche. Durante<br />

un congresso del 1960, per<br />

descrivere questo processo,<br />

fu coniato il termine di Bionica<br />

come unione di biologia e<br />

tecnica. Nel frattempo la bionica<br />

è diventata una disciplina<br />

scientifica riconosciuta, che si<br />

occupa della realizzazione e<br />

dell’applicazione dei principi<br />

costruttivi, metodologici e di<br />

sviluppo di sistemi biologici.<br />

In architettura, l’applicazione<br />

di questo modo di procedere<br />

ha trovato finora poco spazio,<br />

per contro aumentano le<br />

forme organiche o parventi<br />

biologiche in contrapposizione<br />

ad un linguaggio architettonico<br />

cubico e lineare. Per<br />

un‘architettura sostenibile, la<br />

comprensione strutturale di<br />

esempi e procedure biologici<br />

come per esempio lo sviluppo<br />

di facciate multistrati, il miglioramento<br />

dell’efficienza energetica<br />

ed un limitato consumo<br />

di materiale, nel senso bionico<br />

potrebbe essere un nuovo e<br />

necessario passo della costruzione<br />

ecologica, conforme ai<br />

nostri tempi.<br />

5


Abbildungen<br />

(von oben nach unten):<br />

In seinem „Codex über den<br />

Vogelflug“ untersuchte das<br />

Universalgenie Leonardo da<br />

Vinci bereits 1505 den natürlichen<br />

Flug systematisch, um<br />

daraus verschiedene Studien<br />

zu menschbetriebenen Flugapparaten<br />

zu entwickeln. Erst<br />

deutlich später gelang es dem<br />

Flugpionier Otto Lilienthal<br />

1896, mit ähnlichen Apparaten<br />

kürzere Flugexperimente<br />

durchzuführen.<br />

6<br />

T i t e l t h e m a<br />

Bionik der Nachhaltigkeit<br />

Von der Natur lernen, um im Einklang mit der<br />

Natur zu leben. Dies sollte die Devise bionischer<br />

Entwicklungen sein. Die Ressourcen der<br />

Erde sind begrenzt und damit auch die Langzeitperspektive<br />

des menschlichen Lebenskomforts<br />

auf der Basis konventioneller technischer<br />

Errungenschaften.<br />

Die unumstrittene Problematik der Technik liegt<br />

einerseits darin, dass sie Natur und Umwelt<br />

mehr entnimmt, als dass sie zurückgibt, somit<br />

auf Konsum basiert. Anderseits werden durch<br />

Verbrauch und Verschleiss ständig wachsende<br />

Abfallberge produziert, die durch Recyling<br />

nicht vollständig abbaubar sind.<br />

Allein die Lagerung und Entsorgung der Elektronikschrott-<br />

und Atommüllabfälle der letzten<br />

40 Jahre ist ein Thema, für welches in absehbarer<br />

Zeit keinerlei Lösungen in Sicht sind.<br />

Weiterhin ist moderne Technik und der Lebenskomfort<br />

in den westlichen Gesellschaften<br />

in hohem Masse abhängig von jederzeit<br />

verfügbaren Energien und Rohstoffen, sei es<br />

Wärme, Elektrizität oder Wasser.<br />

Der unablässig steigende Energiebedarf bringt<br />

das Gleichgewicht der Natur in Schieflage, da<br />

auch hierfür immer mehr Rohstoffe entnommen<br />

werden müssen und immer mehr Abwärme<br />

und Abgase bei der Herstellung und Aufbereitung<br />

entsteht.<br />

Von der Natur lernen kann daher auch bedeuten,<br />

Sparsamkeit und Nutzung vorhandener<br />

Ressourcen als Vorbild zu nehmen. Biologische<br />

Systeme zeigen sich besonders überlebensfähig,<br />

indem sie mit geringem Energiebedarf<br />

extremen Situationen trotzen. Dabei sind<br />

immer wiederkehrende Motive bei Bauten in<br />

der Natur:<br />

- geringer Materialverbrauch<br />

- geringer Energieverbrauch<br />

- optimale klimatische Verhältnisse (Wärmehaltung,<br />

Lüftung, Kühlung,etc.)<br />

- Verfügbarkeit der Materialien vor Ort<br />

- Wiederverwendbarkeit<br />

Weitere interessante Informationen zum Thema:<br />

Eine Bionik der Nachhaltigkeit sollte diese<br />

Grundregeln des Konstruierens und Lebens<br />

verinnerlichen und beherzigen. Damit könnte<br />

ein wesentlicher Beitrag für eine lebenswerte<br />

und langfristig nutzbare Erde geleistet werden.<br />

Organische <strong>Architektur</strong>en<br />

In der gebauten Umwelt ist nach langen<br />

Jahren des gebauten Puritanismus und Minimalismus<br />

derzeit eine deutliche Renaissance<br />

organischer Formen festzustellen.<br />

In einer zunehmend als kälter und ausgrenzend<br />

empfundenen Gesellschaft wecken geradlinige<br />

und kühle Raumkonzepte unangenehme<br />

Assoziationen und weichere Formen,<br />

die der Organik entlehnt sind, haben Konjunktur.<br />

Unter dem Schlagwort „Organische <strong>Architektur</strong>“<br />

finden natürlich anmutende Bauformen<br />

vermehrt Akzeptanz und Anwendung.<br />

Florale Formen und geschwungene<br />

Linien- und Raumführungen brechen Sehgewohnheiten<br />

auf und suggerieren einen spielerischen<br />

Umgang mit Räumen. Ungeübte<br />

<strong>Architektur</strong>betrachter tun sich schwer bei der<br />

Unterscheidung von rein formalen organischen<br />

und biologischen Raumstrukturen und<br />

den eher inhaltlich der Natur entlehnten Bauformen.<br />

Das Gros organischer Bauten bedient<br />

sich vorwiegend in rein formalistischer Weise<br />

organischer Muster.<br />

Der österreichische Maler, Bildhauer und<br />

Architekt Friedensreich Hundertwasser hat<br />

es vorgemacht, wie mit den Sehnsüchten<br />

der Menschen nach bunten und gerundeten<br />

Behausungen Kasse gemacht werden kann.<br />

So hat er als reinen Dekor bunte Elemente<br />

am Bau drapiert und das ganze mit zukkerbäckerischem<br />

Elan mit goldenen Häubchen<br />

und Zwiebeltürmchen garniert, so<br />

dass eine immer wiedererkennbare Form<br />

entstand, die eine regelrechte Fankultur begründet<br />

hat. Wenn man so will, hat er damit<br />

bewusst oder unbewusst eine regelrechte<br />

Popkultur der organischen <strong>Architektur</strong> be-<br />

- Archithese 2/02: Architecture, Biologie, Techniques, Niggli Verlag<br />

- Prozess und Form „Natürlicher Konstruktionen“, Sonderforschungsbericht 230, Verlag<br />

Ernst& Sohn, 1996<br />

- HiTechNatur, Drei Museen- Drei Ausstellungen, Begleitbroschüre zu den Sonderausstellungen,<br />

Hrsg.: Natur-Museum Luzern/ St. Gallen und Solothurn, www.hitechnatur.ch<br />

- Links im Internet: - www.biokon.net Kompetenzzentrum Bionik im Netz<br />

- Studienorte für Bionik (D) - TU Berlin, Universität Saarland, TU Ilmenau<br />

- In der Schweiz betreiben die EMPA Dübendorf und die ETH Zürich bionische Studien


Abbildungen auf dieser Seite<br />

a. oben rechts<br />

Die Leichtigkeit der Zeltdachstruktur des deutschen Pavillons auf der Weltausstellung<br />

in Montreal 1967 (Architekt: Frei Otto) ist in vollendeter strukturaler<br />

Effizienz natürlichen Tragwerken, wie z.B. Spinnennetzstrukturen<br />

nachempfunden.<br />

b. unten links<br />

Der Architekt Norman Foster bezeichnet das von ihm 2004 in der Innenstadt<br />

Londons errichtete Bürogebäude mit solargesteuerten Jalousien als<br />

„Kiefernzapfen“. Im Londoner Volksmund wird der 180-Meter-Turm lieber<br />

als „Gurke“ bezeichnet.<br />

c. unten Mitte<br />

Nicht nur formal werden beim Kulturzentrum des pazifischen Inselreiches<br />

Neukaledonien in Kanak (Architekt: Renzo Piano) traditionelle Bauformen<br />

der örtlichen Kultur aufgenommen, sondern auch ein ausgeklügeltes Beschattungs-<br />

und Belüftungssystem angewandt.<br />

d. unten rechts<br />

Mehrschichtige Fassadenstrukturen übertragen die Eigenschaften einer<br />

Haut auf den Bau und dienen hauptsächlich der optimierten Entlüftung .<br />

Der Entwurf des Büros „Future Systems“ bildet als Zuluftkanal ein offenes<br />

Atrium aus.<br />

B I O G R A P H I E<br />

Christian Kaiser hat<br />

in Berlin und an der<br />

ETH Zürich <strong>Architektur</strong><br />

studiert, und hat<br />

als Dipl.-Ing. Architekt<br />

SIA nach langjährigerMitarbeit<br />

in einem<br />

baubiologischen <strong>Architektur</strong>büro<br />

in Zürch<br />

sein eigenes <strong>Architektur</strong>büro<br />

am Hochrhein<br />

gegründet.<br />

Seine Fortbildung<br />

zum Baubiologen hat<br />

er am Institut für Baubiologie<br />

Rosenheim<br />

abgeschlossen und<br />

ist seit mehreren Jahren<br />

Mitglied des SIB,<br />

der FGHU und des<br />

deutschen Verbandes-<br />

Baubiologie.<br />

Seit Anfang 2005 leitet<br />

er die inhaltliche Profilierung<br />

der Zeitschrift<br />

„Baubiologie“.<br />

gründet. Ebenso erfolgreich, jedoch baulich<br />

wesentlich professioneller beglücken die geschwungenen<br />

Baukörper des amerikanischen<br />

Architekten Frank Gehry seit mehreren Jahrzehnten<br />

die Freunde organischer <strong>Architektur</strong>.<br />

Frank Gehry schafft überraschende und ungewohnte<br />

Räume und Baukörper, indem er<br />

im Entwurfsprozess verschiedene skulpturale<br />

Lösungen am gekneteten Objekt sucht, bis er<br />

diese mit Hilfe moderner digitaler Scantechnik<br />

in Baupläne übersetzt.<br />

Lernen oder Kopieren von der Natur?<br />

So belebend der Einzug organischer und formal<br />

an Naturformen angelehnter Gebäude in<br />

die Städte der Neuzeit sein mag, so fragwürdig<br />

ist deren rein äusserlich an die Natur angelehnte<br />

Formfindung und gestalterische Begründung.<br />

Hier wird nicht wirklich vom Reichtum<br />

der Natur gelernt, sondern auf einfachste Art<br />

Klischees menschlicher Erwartung gegenüber<br />

einer „biologischen“ <strong>Architektur</strong> bedient.<br />

Bereits in den 60er Jahren nutzten junge Architektengruppen,<br />

wie z.B. das britische Kollektiv<br />

„Archigram“ in Ermangelung tatsächlicher Aufträge<br />

dieses Potential, um comicstrip-ähnliche<br />

<strong>Architektur</strong>phantasien mit aufblasbaren gebärmutterähnlichen<br />

Baukörpern zu entwickeln.<br />

Interessanter scheint dabei das Potential zu<br />

sein, welches im strukturalen - und nicht nur im<br />

formalen- Verständnis der Natur liegt. Atmende<br />

Fassaden, Gebäude mit „Haut“-Schichten, intelligente<br />

Lüftungs- und Beschattungssysteme<br />

führen auch zu speziellen und unverwechselbaren<br />

Bauformen, die durchaus ein bionisches<br />

<strong>Architektur</strong>verständnis begründen könnten.<br />

Derzeitige Protagonisten dieser Bewegung<br />

bedienen sich allerdings noch verstärkt einer<br />

High-Tech-Ästhetik, die aus baubiologischer<br />

Sicht nicht immer im Sinne menschgerechter<br />

Räume sein dürfte.<br />

Organik- Biologie- Baubiologie<br />

Es könnte durchaus eine Aufgabe und ein Ansporn<br />

für ökologisches und baubiologisches<br />

<strong>Bauen</strong> sein, diesen Zielkonflikt zu lösen. Organisches,<br />

biologisches und baubiologisches<br />

<strong>Bauen</strong> zielen alle in Richtung einer menschgerechten<br />

und zukunftsfähigen <strong>Architektur</strong>, die<br />

mit offenem Sinn für Vorbilder der Natur agiert.<br />

Die bionische Technik verfolgt auf breiter Basis<br />

ähnliche Ziele. Dennoch gelingt es noch zu<br />

selten, dass aus natürlichen Vorbildern moderne<br />

und gesunde Bauten geschaffen werden.<br />

Es scheint, dass solche Häuser nicht gebaut,<br />

sondern vielmehr geboren werden müssen...<br />

7

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