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Holzstaub für die Lungen

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D a s b e s o n d e r e T h e m a<br />

<strong>Holzstaub</strong> <strong>für</strong><br />

<strong>die</strong> <strong>Lungen</strong><br />

Text: Christian Kaiser, dipl. Ing. Architekt SIA, Baubiologe IBR<br />

Les poussières de bois<br />

faces aux poumons<br />

Vu l‘augmentation drastique<br />

des prix de combustibles<br />

tel que le pétrole et<br />

le gaz, les propriétaires<br />

sont tentés de diminuer<br />

leur frais de chauffage annuel<br />

en utilisant des chauffages<br />

au bois. Le bois est<br />

un excellent combustible<br />

local, facilement disponible<br />

et diffuse une chaleur<br />

agréable. Mais pendant<br />

sa combustion, il dégage<br />

une grande quantité<br />

de poussières fines que<br />

nos poumons respirent<br />

et qui parviennent dans<br />

notre système sanguin.<br />

De la même manière les<br />

chauffages à pellets, dits<br />

écologique, diminuent<br />

l‘émission de CO2, mais<br />

pas les poussières fines.<br />

Polvere di legno per i<br />

polmoni<br />

A causa dell‘aumento dei<br />

prezzi dei combustibili<br />

come il petrolio e il gas,<br />

i propietari delle case<br />

cercano, di minimizzare i<br />

costi annuali dell‘energia<br />

con le stuffe a legno. La<br />

legna è economica e nelle<br />

nostre zone è molto<br />

disponibbile. In più riscalda<br />

bene le case. Però<br />

mentre la legna bruccia<br />

produce un infinità di polveri<br />

che fanno male alla<br />

salute. Queste entrano<br />

nel systema polmonare e<br />

nel nostro sangue. Anche<br />

i termosiffoni a pellet con<br />

tutti i suoi vantaggi ecologici<br />

hanno una produzione<br />

di CO2 assurda.<br />

24<br />

Angesichts der nie da gewesenen<br />

Preisanstiege bei fossilen Brennstoffen<br />

wie Heizöl und Erdgas, sind Gebäudebesitzer<br />

versucht, mit Holzöfen <strong>die</strong> Jahresenergiekosten<br />

zu senken. Holz ist ein bestens<br />

heimisch verfügbarer und günstiger<br />

Brennstoff, der noch dazu <strong>für</strong> gemütliche<br />

Wärme sorgt. Doch daneben stösst er<br />

beim Verbrennungsvorgang Unmengen<br />

gesundheitlich bedenklicher Feinstäube<br />

aus, <strong>die</strong> in unser <strong>Lungen</strong>system und in <strong>die</strong><br />

Blutbahnen gelangen. In gleicher Weise<br />

führen Holzpellet-Heizungen ihre ökologischen<br />

Vorteile bei der Verminderung an<br />

CO2-Ausstoss ad absurdum.<br />

Wer in <strong>die</strong>sem Jahr wieder im Spätsommer<br />

den Heizöl-Vorrat <strong>für</strong> den Winter anlegen wollte,<br />

durfte erschreckt feststellen, dass es in<br />

Zeiten von Irankrise und Libanonkrieg kaum<br />

noch vergünstigte Sommerkonditionen gibt.<br />

Im Gegenteil, seit der letzten Heizperiode sind<br />

<strong>die</strong> Heizölpreise auf weitgehend konstant (hohem)<br />

Niveau geblieben, bzw. sogar noch leicht<br />

gestiegen.<br />

Wer in den eigenen vier Wänden einen zusätzlichen<br />

Ofen oder Cheminée hat, preist<br />

sich daher glücklich und wird nun versucht<br />

sein, seinen Brennholzvorrat zu vergrössern,<br />

um im bevorstehenden Winter weniger Heizöl<br />

zu benötigen. Und wer noch keine zusätzliche<br />

Holzfeuerstelle hat, wird vielleicht darüber<br />

nachdenken, <strong>die</strong>sem Manko abzuhelfen und<br />

noch rechtzeitig vor der Heizsaison nachzurüsten.<br />

Holzöfen sind günstig und gemütlich<br />

Seit jeher erfreuen sich Holzöfen der unterschiedlichsten<br />

Bauarten grosser Beliebtheit,<br />

denn aufgrund des grossen Angebotes an<br />

Brennholz aus heimischer Forstwirtschaft bei<br />

gleichzeitig vergleichsweise geringer Nachfrage,<br />

ist naturbelassenes Waldholz der günstig-<br />

ste der verfügbaren Brennstoffe. Wird es auch<br />

noch selber eingeschlagen oder zumindest<br />

aufbereitet und gelagert, so macht es auch<br />

noch zweimal warm: einmal beim Spalten und<br />

Schichten, das zweite Mal beim Verbrennen<br />

im gemütlichen Ofen an kalten Herbst- und<br />

Winterabenden.<br />

Gesundheitlich bedenkliche Emissionen<br />

Doch der schöne (Holzfeuer-) Schein trügt.<br />

Neben Giftemissionen aus Holz- und Kohleöfen,<br />

wie Dioxinen, Teer und krebserregenden<br />

Kohlenwasserstoffen (PAH) emittieren<br />

Holzbrandöfen Unmengen an gesundheitlich<br />

höchst bedenklichen Feinstäuben, laut Statistiken<br />

sogar in derselben Grössenordnung wie<br />

sämtliche Verbrennungsmotoren im Verkehr.<br />

Durch den vermehrten Griff der Nutzer zum<br />

Holzofen steigt <strong>die</strong> Konzentration der Feinstaubbelastung<br />

durch Holzöfen unaufhaltsam<br />

weiter. Bisher galt Heizen mit Holz stets als<br />

umweltfreundlich und ökologisch, da es CO2neutral<br />

und klimaschonend erfolgt. Die Belastung<br />

von Lebewesen und der Umwelt mit<br />

feinsten Staubpartikeln wurde dabei jedoch<br />

noch nicht ausreichend zur Kenntnis genommen.<br />

In der Summe zusammen mit dem sommerlichen<br />

Grill-Wochenendvergnügen und<br />

der steigenden Anzahl ohne Filteranlagen<br />

eingebauter „ökologischer“ Holzpellet- oder<br />

Holzschnitzelheizungen lassen <strong>die</strong> Feinstaubemissionen<br />

aus Holzfeuerungen <strong>die</strong> gegenwärtigen<br />

Diskussionen und Bemühungen der<br />

Fahrzeugindustrie um den nachträglichen und<br />

vorsorglichen Feinstaub- und Russfiltereinbau<br />

in Verbrennungsmotoren verblassen.<br />

Tempolimits ohne Wirkung<br />

Während der Erlassung von Tempolimits auf<br />

Schweizer Autobahnen im Frühjahr 2006 in elf


I N D I E S E R<br />

R U B R I K<br />

Wir berichten in<br />

<strong>die</strong>ser Rubrik über<br />

Themen am Wegrand,<br />

<strong>die</strong> das baubiologischeThemenfeld<br />

berühren und<br />

inspirieren, jedoch<br />

nicht immer als praxisbezogenesBauplanungs-<br />

oder Bauausführungsthema<br />

anzuwenden sind.<br />

In <strong>die</strong>ser Rubrik wollen<br />

wir Horizonte<br />

weiten und eröffnen.<br />

Gerne erwarten wir<br />

auch Ihre Vorschläge<br />

<strong>für</strong> besondere<br />

Themen, deren Erörterung<br />

lohnend sein<br />

könnte.<br />

Kantonen konnte bei Kontrollmessungen als<br />

überraschendes Ergebnis festgestellt werden,<br />

dass <strong>die</strong> „Holzfeuerungen bezüglich<br />

Feinstaub unterschätzt“ wurden (Paul-Scherrer-Institut<br />

PSI).<br />

In gleicher Weise wurde im Dorf Roveredo<br />

an der San-Bernardino-Autobahn festgestellt,<br />

dass bei hohem Holzfeuerungsanteil im Dezember<br />

2005 <strong>die</strong> Heizungen des Dorfes stärker<br />

„staubten“ als <strong>die</strong> benachbarte Autobahn.<br />

Wer nun meint, <strong>die</strong>se Spitzen der Entwicklung<br />

liessen sich mit gesetzlich erlassenen<br />

Vorschriften und Grenzwerten eindämmen,<br />

der sollte wissen, dass <strong>für</strong> private Feuerungsanlagen<br />

mit niedrigen Leistungen von meist<br />

unter 15 kW derzeit keine Grenzwerte bestehen.<br />

Viel wichtiger als eine Verurteilung oder<br />

Abschaffung der gemütlichen und günstigen<br />

Wärmequellen wäre auch <strong>die</strong> Entwicklung<br />

serienreifer Filterungsanlagen, in denen <strong>die</strong><br />

lungengängigen Feinstäube zurückgehalten<br />

werden, um nicht in der Umwelt in weitem<br />

Umkreis verteilt zu werden.<br />

Je kleiner um so gefährlicher<br />

Die Brisanz der Feinstaub Emissionen liegt<br />

dabei viel weniger in ihrer Quantität, als vielmehr<br />

in ihrer Qualität begründet, <strong>die</strong> sich über<br />

<strong>die</strong> Grösse der Teilchen definiert.<br />

Physikalisch unterschieden werden drei Fraktionen:<br />

Die grobe Fraktion mit einer Körnchengrösse<br />

von PM 10-2,5 Mikrometer ist teilweise<br />

<strong>für</strong> das Auge sichtbar, aufgrund seiner Grösse<br />

und damit verbundenem Gewicht aber kaum<br />

vom Menschen aufnehmbar. Selbst <strong>die</strong> feine<br />

Fraktion mit einer Partikeldicke unter 2,5 Mikrometern<br />

zusammensetzt, bleibt noch in den<br />

vorderen Atemwegen stecken, ohne massive<br />

Einwirkungen auf den Organismus ausüben<br />

zu können. Die ultrafeine Fraktion der Mikropartikel<br />

unter 0,1 Mikrometer dagegen ist so<br />

D a s b e s o n d e r e T h e m a<br />

fein, dass sie über <strong>die</strong> Atemwege und <strong>Lungen</strong>bläschen<br />

bis tief in den Körper eindringen und<br />

dort in <strong>die</strong> Blutbahn geraten und nachweislich<br />

krebserregend sind. Diese Stäube setzen sich<br />

zwar aus unterschiedlichsten Herkünften, wie<br />

Wüstenstäuben, Meersalztröpfchen, landwirtschaftlichen<br />

und industriellen Aerosolen, Hautschuppen,<br />

Viren, Bakterien, etc. zusammen,<br />

werden aber von Schwebstäuben aus Hölzern<br />

und Verkehrsabgasen dominiert.<br />

Filteranlagen oder<br />

Verbrennungsoptimierung?<br />

Bis der Partikelfilter <strong>für</strong> Holzbrandanlagen Vorschrift<br />

wird, ist es nur noch eine Frage der Zeit.<br />

Die Ofenindustrie arbeitet stetig daran, den<br />

Verbrennungsvorgang so zu optimieren, dass<br />

darauf verzichtet werden kann. Bei Hackschnitzeln<br />

und Scheitholz dürfte <strong>die</strong>s sehr schwierig<br />

werden. Metallgewerbefilter – ähnlich wie Katalysatoren<br />

–oder Elektrofilter könnten Partikel<br />

im Ofenrohr abscheiden und durch Nachbrennen<br />

vernichten. In der Folge drohen aber Verstopfungen<br />

durch Teer und Russ, so dass der<br />

Ofen erlischt.<br />

Eventuell könnten Filtersysteme mit einer<br />

„Nasswäsche“ <strong>die</strong> Probleme lösen und gleichzeitig<br />

<strong>die</strong> Wärmeausbeute durch Wasserdampfgewinnung<br />

erhöhen. Hier ist also nicht<br />

nur <strong>die</strong> Aufmerksamkeit und Sensibilität beim<br />

Nutzer gefragt, sondern auch Erfindergeist<br />

und Innovationswille bei Herstellern und Gesetzgebern.<br />

Fraglos ist jedoch, dass <strong>die</strong>se Erkenntnisse<br />

und Entwicklungen auch den Preis der Holzfeuerungen<br />

in Zukunft ansteigen lassen, so<br />

dass letztendlich, der Unterschied zwischen<br />

den hohen Preisen <strong>für</strong> fossile Brennstoffe und<br />

den Gesamtsystemen der Holzfeuerungsanlagen<br />

wieder zusammenschrumpfen wird.<br />

Die Prospekte der<br />

Holzpelletindustrie<br />

werben mutig mit dem<br />

Slogan: „Heizen mit<br />

reinem Gewissen“ und<br />

eine „<strong>für</strong> eine intakte,<br />

gesunde Umwelt.“ Angesichts<br />

des gesundheitlich<br />

bedenklichen<br />

hohen Feinstaubausstosses<br />

relativiert sich<br />

der ökologische Vorteil<br />

der geringen CO2-<br />

Emmissionen.<br />

25

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