Testbericht - Erni Hifi

plötzlich beginnt, nebenan die Felle zu
bearbeiten. Erfahrbar zu machen, dass
ein Bass überhaupt solch tragendes Su
stain und diese Obertöne — oder soll
ich sagen: Untertöne? — entwickeln
kann, gehört zu den Verdiensten dieser
außergewöhnlichen, höchst aufwendig
produzierten Live-Aufnahme. Befeuert
wurde der Ultrasone hierbei vom
kraftstrotzenden, diskret aufgebauten
„Violectrics HPA V200“-Kopfhörerverstärker
vom Bodensee. Bemerkens
wert ist übrigens, dass der Signature
Pro am Lautstärkeregler des Violectric
5122 weniger Pegel bei (erhört) glei
cher Lautstärke konsumiert als der
zum Vergleich betriebene AKG K-701.
Auch den exotisch-esoterischen Sai
tenklängen auf Hans Reichels Coco
Bolo Nights (Free Music Production,
FMP CD 10, 1989) verleiht der Signa
ture Pro Wärme, Transparenz und
lässt sie atmen. Das Rumpeln in Ram
blin‘ JackElliottsA StrangerHere (An
ti, CD 7005-2, 2009) bringt der Signa
ture Pro mit knackiger Hohlheit ans
Ohr. Dass der gezupfte Upright Bass
von David Piltch im Hörer hart an der
Subsonic-Grenze entlang schmiert, ist
keine Schande. Diese Aufnahme dien
te auch bereits richtig guten, großen
Lautsprechern als hohe Hürde. Der
leicht gebrochene Schmelz in Susan
Tedeschis Stimme auf dem großarti
gen Live-Dokument Everybody~s Tal
km‘ der Tedeschi Trucks Band (Sony
Masterworks, 88691-95983-2, 2012),
besonders im souligen „Midnight In
Harlemarlem“, rührt jeden zu Tränen,
der ein Herz hat. Der Signature Pro
befördert solche Emotionalität mit
der nötigen — akustischen — Intimität
und Intensität. Doch auch an mobilen
Gadgets wie einem iPod Classic macht der Signature Pro eine
gute Figur: Dank komfortabler Werte (32 Ohm Impedanz, 98 dB
Kennschalldruck) lässt er sich gern von diesem kleinen Kerlchen
auf Touren bringen.
Die Firma Ultrasone hat sich 1991 vom Start weg spezialisiert:
„Wir machen Kopfhörer. Und dann machen wir noch Kopfhö
rer“, bringt es CEO Michael Willberg auf den Punkt. Die noch re
lativ junge AG verschaffte sich Respekt, als sie 2004 einen High
End-Kopfhörer für 2700 Euro auf den Markt warf. „Damals
waren 200 Euro Top-End, die Masse der Kopfhörer ging für unter
100 Euro über den Ladentisch“, sekundiert COO-Kollege Micha
el Zirkel. Beide Michaels feixen, wenn sie sich an den Coup von
damals erinnern. „Wir haben eine Menge Wirbel gemacht, Flyer
und eine extra Website zur Vorankündigung. Dann erst erschien
mit der Edition 7 der bestklingende Kopfhörer, der zu kaufen war.
Mit einer Kapsel-Abdeckung vom selben Hersteller, der Emily
baut, die Kühlerfigur von Rolls Royce. Nur, dass wir ihn mit un
seren speziellen Anforderungen an seine technischen Grenzen ge
bracht haben ...“ Mit diesem provokanten Luxus-Modell hat der
aktuelle Signature Pro übrigens eine verblüffende optische Ähn
lichkeit. Wer einen leistungsfähigen, allzeit souveränen Kopfhörer
von hohem Niveau sucht, den er auch noch seinen Enkeln verer
ben kann, sollte sich überlegen, ob er nicht die rund 900 Euro in
dieses unprätentiöse, dafür aber potente Werkzeug für Ohren-Ar
beiter investieren sollte. Brauchen ja nicht immer alles die Amis
zu kriegen. 0
Kopfhörer
[Jitrasone Signature Pro
Funktionsprinzip: Dynamischer Schaliwandler, ge
schlossene Bauweise Frequenzgang: 8 bis 42.000
Hertz Impedanz: 32 Ohm Kennschalldruck: 98dB
Besonderheiten: 40 mm titan-beschichteter Mylar
Schallwandler, 5-Logic- und ULE-Technologie
Gewicht 315 Gramm ohne Kabel Garantiezeit 5
Jahre Preis: 900 Euro
Kontakt: Ultrasone AG, Gut Flaucherberg 3, 82407 Wielenbach, Telefon
0881/9011500, ~w.ultrasone.com
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