Begleitverletzungen beim schweren Beckentrauma
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Begleitverletzungen beim schweren Beckentrauma
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Urologische Ergebnisse<br />
Zwei Patienten gaben Miktionsstörungen<br />
an. Einer erlitt eine komplette Urethraruptur<br />
(Abb. 5), die primär mit einer<br />
Schienung, nach 10 Wochen sekundär<br />
mit direkter Naht behandelt wurde;<br />
4 Wochen später wurde eine Urethraplastik<br />
wegen einer Striktur durchgeführt,<br />
die nur teilweise eine Besserung<br />
erbrachte. Eine offene Scrotumverletzung<br />
führte ebenfalls zu einer subjektiv<br />
störenden Miktionsschwäche und einer<br />
erektilen Dysfunktion.<br />
Zwei apallische Patienten mit einer<br />
Blasen- bzw. Urethraruptur mußten mit<br />
einer permanenten suprapubischen<br />
Harnableitung entlassen werden.<br />
Neurologische Störungen<br />
10 Patienten wiesen neurologische<br />
Ausfälle peripherer Nerven an der unteren<br />
Extremität auf; 7mal lag eine motorisch<br />
und /oder sensible Störung des<br />
N. ischiadicus, 2mal eine Hypästhesie<br />
im Versorgungsgebiet des N. cutanaeus<br />
femoris lateralis und einmal im Ausbreitungsgebiet<br />
des N. pudendus vor.<br />
Zwei Patienten entwickelten auf<br />
der Intensivstation ein dialysepflichtiges<br />
Nierenversagen, einer eine schwere<br />
Pilzsepsis. Ein Patient wurde wegen<br />
frontaler posttraumatischen Hygrome<br />
2mal bohrlochtrepaniert. Er entwickelte<br />
ein apallisches Syndrom und heterotope<br />
Ossifikationen an beiden Hüften,<br />
Ellbogen und Knien. Nach einem ilioin-<br />
Abb. 5a–d �<br />
Patient S.C., 22 Jahre, männlich. a Unfallbild:<br />
Polytrauma mit komplexer Beckenringverletzung.<br />
b Primärversorgung mit<br />
Fixateur externe wegen hämodynamischer<br />
Instabilität; Versorgung der Extremitätenverletzungen.<br />
c Retrograde Urethrozystographie<br />
mit Darstellung der Urethraruptur.<br />
d Ausheilungsbild nach Abnahme des Fixateurs<br />
(Rekonstruktion der Urethra 6 Wochen<br />
postoperativ)<br />
Abb. 4 � Beckenoutcome<br />
guinalen Zugang trat einmal ein tiefer<br />
Infekt auf, der mit mehreren Revisionen<br />
unter Belassung der Implantate zur Abheilung<br />
gebracht werden konnte. Eine<br />
Patientin wurde primär wegen einer<br />
Milzruptur splenektomiert bzw. angiographisch<br />
embolisiert. Bei ihr lag weiters<br />
ein schweres Beckendécollement<br />
vor. Sie entwickelte eine Sepsis ausgehend<br />
von den Weichteilen, die sich später<br />
intraabdominell fortsetzte. Trotz unzähliger<br />
Revisionen über ein Laparostoma<br />
verstarb sie am 77. Tag im septischen<br />
Multiorganversagen.<br />
Bei 7 Patienten wurden rekonstruktive<br />
Eingriffe nach dem Trauma durchgeführt;<br />
3mal wurde eine Narbenhernie<br />
nach Laparatomie verschlossen, einmal<br />
zusätzlich ein Kolostoma rückoperiert.<br />
Einmal erfolgte nach 8 Monaten eine Arthrolyse<br />
und Neurolyse im Bereich des<br />
Hüftgelenks bzw. am N. ischiadicus nach<br />
einem hinteren Hüftverrenkungsbruch.<br />
Eine Totalendoprothese wurde 11 Monate<br />
nach einer Acetabulumtrümmerfraktur<br />
implantiert. Wegen einer Urethrastriktur<br />
mußte einmal eine Urethraplastik<br />
durchgeführt werden. Ein Patient<br />
stürzte während des Aufenthalts im Rehabzentrum<br />
und erlitt eine mediale<br />
Schenkelhalsfraktur, die mit einer DHS ®<br />
stabilisiert folgenlos ausheilte.<br />
Todesfälle<br />
11 Patienten überlebten ihre <strong>schweren</strong><br />
Verletzungen nicht; 7 davon verstarben<br />
innerhalb der ersten 2 h nach Einlieferung<br />
im Schockraum. Bei 2 von diesen<br />
lag eine schwere offene Beckenverletzung<br />
mit Décollement und massiver<br />
Blutung vor, bei den 5 anderen schwere<br />
extrapelvine <strong>Begleitverletzungen</strong>; 4 Patienten<br />
verstarben auf der Intensivstation<br />
im Multiorganversagen; 3 von diesen<br />
Der Unfallchirurg 7•2000 | 577