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Begleitverletzungen beim schweren Beckentrauma

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ilisiert werden [42]. Nach der Naht<br />

wird der Harn für 2–3 Wochen suprapubisch<br />

und über einen Dauerkatheter abgeleitet.<br />

Gefäßverletzungen<br />

Beckenfrakturen können zu einem<br />

großen Blutverlust führen, da das Retroperitoneum<br />

bis zu 6 l Blut aufnehmen<br />

kann [13]. Neben dem Knochen als<br />

Hauptblutungsquelle sind der venöse<br />

präsakrale und prävesikale Plexus, als<br />

auch Blutungsquellen aus dem Stromgebiet<br />

der A. iliaca interna (A. pudenda<br />

und A. obturatoria), sowie die A. iliolumbalis<br />

und A. glutaea superior anzusprechen<br />

[26]. Die Angabe zur Häufigkeit<br />

derartiger Blutungen variiert je nach<br />

Krankengut zwischen 0,6 und 27% [15,<br />

18, 25, 26]. Besonders hoch ist das Risiko<br />

bei Überrolltraumen und bei offenen<br />

Beckenverletzungen [6, 12, 39] Auch un-<br />

Tabelle 4<br />

Todesfälle<br />

sere 6 Patienten mit einer Gefäßverletzung<br />

wiesen eine Typ-C-Fraktur auf.<br />

Zur Therapie schwerer Blutungen<br />

im Beckenbereich werden mehrere<br />

Möglichkeiten angegeben. Präklinisch<br />

wird in der angloamerikanischen Literatur<br />

die Schockhose (,,MAST”) angegeben.<br />

In Europa fand sie wegen Berichten<br />

über das Auftreten von Kompartmentsyndromen<br />

bis zum Extremitätenverlust<br />

keine Anwendung [1, 43]. Baumgärtel<br />

gab 1996 erste Erfahrungen mit einem<br />

pneumatischen Notfallbeckengürtel an<br />

[2]. Sehr verbreitet ist die notfallmäßige<br />

Anlage eines ventralen Fixateur externe<br />

zur Verkleinerung des Beckeninhaltes<br />

bzw. zur Kompression [22, 29]. Vorteile<br />

sind die leichte Verfügbarkeit und<br />

schnelle Montierbarkeit. Nachteil ist die<br />

ungenügende vertikale Stabilität einfacher<br />

Konstruktionen bei Typ-C-Frakturen,<br />

da nur eine einfache Montage zur<br />

Notfallbehandlung in Frage kommt.<br />

Die Beckenzwinge stellt eine weitere<br />

gute Möglichkeit zur raschen Stabilisierung<br />

dar [29]. Nicht verwendet werden<br />

kann die Zwinge bei Ilium und transiliakalen<br />

Frakturen.Auch ist die exakte<br />

Anwendung schwieriger als <strong>beim</strong> Fixateur.<br />

Bei zu dorsaler bzw. distaler Anlage<br />

kann das gluteale Gefäß- und Nervenbündel<br />

mitverletzt werden. Bei ausgedehnten<br />

Sakrumfrakturen [29] kann die<br />

Zwinge durch die Kompression eine<br />

Nervenschädigung erzeugen.<br />

Verletzungen im Bereich der<br />

großen Gefäße machen eine chirurgische<br />

Intervention notwendig, massive<br />

Blutungen aus kleinen arteriellen Gefäßen<br />

können angiographisch embolisiert<br />

werden [13, 18, 27]. Moreno et al.<br />

wiesen bei 7 Angiographien 3 aktive Blutungsquellen<br />

bei 32 Patienten mit positiver<br />

Peritoneallavage nach, von denen 2<br />

erfolgreich embolisiert wurden. Hierbei<br />

waren je einmal die A. pudenda interna<br />

Fall Beckenfraktur Alter Pelvine Zusätzliche Notfallmaßnahmen Todesurssache Todeszeitpunkt<br />

[Jahre] Begleitverletzung Verletzungen<br />

17 C1.2 83 Décollement an - Manuelle externe Protrahierter Schock 60 min nach Eintreffen<br />

Becken und Kompression Fixateur Oberschenkel<br />

externe<br />

32 C 2.2. 29 Décollement, – Laparatomie Protrahierter Schock 90 min nach Eintreffen<br />

Milzruptur offene Reanimation<br />

22 C 1.2 35 Mesenterialabriß Haupbronchus- Laparatomie Protrahierter Schock 90 min nach Eintreffen<br />

ruptur offene Reanimation<br />

23 C 1.2 55 Gefäßverletzung Thoraxtrauma<br />

Bds. Femur und<br />

Unterschenkel fx<br />

Beckenzwinge Akutes Verbluten 30 min nach Eintreffen<br />

27 C 1.3 22 Gefäßverletzung Thoraxtrauma, Reanimation Akutes Verbluten 30 min nach Eintreffen<br />

Femur fx<br />

28 C 1.3 88 Blasenruptur SHT III° Reanimation SHT 120 min nach Eintreffen<br />

Thoraxtrauma Bds.<br />

Unterschenkel fx<br />

29 C 1.3 39 Milzruptur, SHT III° Laparatomie Akutes Verbluten 70 min nach Eintreffen<br />

Leberruptur, Thoraxtrauma<br />

Nierenruptur Femur fx<br />

31 C2.2 52 Urethra Schenkelhalsfx, Zutransfer im ARDS Multiorganversagen 29.Tag<br />

6 B 2.1 21 Leberruptur, SHT III° Laparatomie, Multiorganversagen 8.Tag<br />

Milzruptur Thoraxtrauma<br />

39 C 3.3. 48 Gefäßverletzung, Thoraxtrauma Laparatomie Multiorganversagen 77.Tag<br />

Decollement Zwerchfellruptur Embolisation<br />

37 C 3.2 55 Décollement Thoraxtrauma Weichteilversorgung Multiorganversagen 31.Tag<br />

Offene Genital- Acetabulum fx<br />

Der Unfallchirurg 7•2000 | 579

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