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STIFTE und KLÖSTER ÖSTERREICHS

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<strong>STIFTE</strong> UND <strong>KLÖSTER</strong><br />

IN ÖSTERREICH<br />

26. Februar 2008 bis 14. August 2008<br />

Ausstellungsraum der Münze Österreich<br />

Wien 3, Am Heumarkt 1<br />

Mo - Fr 9.00 - 16.00 Uhr, Mi bis 18.00 Uhr<br />

Eine Ausstellung der<br />

MÜNZE ÖSTERREICH<br />

in Kooperation mit


Österreich ist nicht nur das Land der Burgen, sondern auch das der Stifte <strong>und</strong> Klöster.<br />

Beides wird im Rahmen der Münzserie „Österreich <strong>und</strong> sein Volk - Stifte <strong>und</strong> Klöster<br />

in Österreich“ gewürdigt. Begleitend zu dieser herausragenden Silbermünzenserie zeigt<br />

die Münze Österreich kunstvolle <strong>und</strong> zugleich einzigartige Exponate aus den bedeutendsten<br />

Klöstern Österreichs.<br />

Unser besonderer Dank für die großzügige <strong>und</strong><br />

engagierte Mitwirkung bei der Ausstellung<br />

<strong>STIFTE</strong> UND <strong>KLÖSTER</strong><br />

IN ÖSTERREICH<br />

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gebührt:<br />

Benediktinerinnenabtei Nonnberg, Salzburg<br />

Bennediktinerstift Göttweig, Niederösterreich<br />

Bennediktinerstift Melk, Niederösterreich<br />

Bennediktinerstift St. Paul im Lavanttal, Kärnten<br />

Chorherrenstift Klosterneuburg, Niederösterreich<br />

Bennediktinerabtei Seckau, Steiermark<br />

Österreichisches Staatsarchiv, Wien<br />

Haus- Hof- <strong>und</strong> Staatsarchiv<br />

Kunsthistorisches Museum, Wien<br />

Münzkabinett<br />

Sammlung Tattersall, Wien


<strong>STIFTE</strong> <strong>und</strong> <strong>KLÖSTER</strong> <strong>ÖSTERREICHS</strong><br />

Die schöne österreichische Landschaft wird nicht nur von Wehrburgen <strong>und</strong> prächtigen<br />

Schlössern geprägt. Sie ist auch durch herrliche, ehrwürdige Stifte, Abteien <strong>und</strong><br />

Klöster gekennzeichnet. Unsere Münzserie „Stifte <strong>und</strong> Klöster in Österreich“ würdigt<br />

sechs dieser Häuser: die Benediktinerinnen-Abtei von Nonnberg in Salzburg, Stift<br />

Göttweig <strong>und</strong> Stift Melk in Niederösterreich, St. Paul im Lavanttal in Kärnten, Stift<br />

Klosterneuburg bei Wien <strong>und</strong> die Abtei Seckau in der Steiermark. Unsere Ausstellung<br />

will diese sechs Häuser den Besuchern näher bringen.<br />

Die Ursprünge<br />

Die Kloster-Bewegung, die Europa mitprägen sollte, begann mit den Asketen in den<br />

frühchristlichen Jahrh<strong>und</strong>erten. Die so genannten „Wüstenväter“ waren Einsiedler, die<br />

die Abgeschiedenheit der Wüsten suchten. Allmählich scharrten diese heiligen Männer<br />

Jünger um sich, die von ihnen lernen wollten. Die ersten einfachen Klostergemeinschaften<br />

entstanden. Laut Überlieferung wird die Gründung der ersten Klöster in<br />

Oberägypten dem hl. Antonius dem Großen (um 251-356) zugeschrieben. Kurz danach<br />

gründete der hl. Pachomius (um 287-346) große Klöster in Tabennisi (ebenfalls Oberägypten).<br />

Pachomius verfasste eine Regel, um das Leben seiner Mönche zu organisieren.<br />

Der Hl. Basilius der Große (329-379) schrieb auch eine Mönchsregel, die sich für das<br />

klösterliche Leben im Osten maßgebend erwies.<br />

Vom Osten her breitete sich das Klosterwesen über Italien nach Südfrankreich aus, wo<br />

der hl. Martin von Tours (316-397) Klöster nach dem griechischen Modell gründete.<br />

In Irland <strong>und</strong> Schottland entwickelte sich eine keltische Version von den östlichen<br />

Klöstern.<br />

Regula Benedicti<br />

Der hl. Benedikt von Nursia (480-547) war es, der die Regel schrieb, die das Klosterleben<br />

in Europa über die Jahrh<strong>und</strong>erte prägen sollte. Die Heilige Regel, wie sie genannt<br />

wird, ist durch ihre Flexibilität <strong>und</strong> Mäßigkeit gekennzeichnet. Die Mönche <strong>und</strong> Nonnen<br />

beteten <strong>und</strong> arbeiteten gemeinsam unter der Führung eines Abtes oder einer Äbtissin<br />

in einer Klostergemeinschaft. Sie schwören vier Gelübde: Armut, Keuschheit,<br />

Gehorsam <strong>und</strong> Stabilität.


Viele Klöster übernahmen die Regula Benedicti. Sie war die bevorzugte Regel für Neugründungen.<br />

596 sandte Papst Gregor der Große Benediktiner unter der Führung des<br />

hl. Augustinus nach England, um die Angelsachsen zu bekehren. Viel Missionsarbeit<br />

in Europa wurde von Benediktinermönchen geleistet. Unter Kaiser Ludwig I. dem<br />

Frommen (Sohn von Karl dem Großen) machten die Aachener Kapitularien 817 die<br />

Regel des hl. Benedikts bindend für alle Klöster des Reiches.<br />

Im Laufe der Zeit gab es verschiedene Reformbewegungen: etwa die Reform von Cluny,<br />

die im 10. Jahrh<strong>und</strong>ert ein Reich von Klöstern durch ganz Europa verbreitete, <strong>und</strong><br />

die eine elaborate Feier der Liturgie für zentral hielt. Im 12. Jahrh<strong>und</strong>ert verlangten<br />

die Zisterzienser (<strong>und</strong> vor allem ihr bedeutender Vertreter, der hl. Bernhard von Clairvaux)<br />

eine strengere Auslegung der Heiligen Regel.<br />

Die heilige Scholastika, die Zwillingsschwester des hl. Benedikt, gründete Frauenklöster,<br />

die ebenfalls der Regel ihres Bruders folgten. Geweihte Jungfrauen <strong>und</strong> Witwen<br />

gab es auch in heidnischen Religionen. (Man denke zum Beispiel an die Vestalinnen<br />

im alten Rom.) Die christlichen Nonnen jedoch sind viel mehr als geweihte Dienerinnen<br />

eines Tempels. So wie die Mönche sehen sie ihren Weg zur Heiligung in der<br />

Suche nach Gott. Mit der Zeit entfalteten sich viele Dienste aus Nächstenliebe, die von<br />

den Nonnen geleistet wurden.<br />

Andere Orden<br />

Neben den Benediktinern <strong>und</strong> Zisterziensern gibt es natürlich auch andere Regeln <strong>und</strong><br />

Orden. So gibt es den strengen Kartäuser Orden, der eine Mischung von Klosterleben<br />

<strong>und</strong> Einsiedelei ist. 1084 in Frankreich vom hl. Bruno von Köln gegründet, hatte der<br />

Orden in seiner langen Geschichte keinerlei Reform nötig!<br />

Die Augustiner-Chorherren bestehen seit 1100. Ihre Regel geht auf die Lehre des Kirchenvaters,<br />

den hl. Augustinus von Hippo, zurück. Bekannt sind auch die verdienstvollen<br />

Bettelorden der Franziskaner (1210) <strong>und</strong> der Predigerorden der Dominikaner<br />

(1216), der Karmeliter (1220), später der Jesuiten <strong>und</strong> vieler anderer, groß <strong>und</strong> klein.<br />

Nonnberg<br />

Die Abtei Nonnberg in Salzburg ist das älteste ununterbrochen bestehende Frauenkloster<br />

nördlich der Alpen. Es wurde 714/15 vom hl. Rupert, Bischof von Worms, im<br />

Auftrag des Bayernherzogs Theodor II. im römischen Juvavum (Salzburg) gegründet.


Knapp 20 Jahre vorher hatte er dort auch das Kloster St. Peter gegründet. Als erste<br />

Äbtissin holte Rupert seine Verwandte, die hl. Erentrudis (wahrscheinlich seine Nichte),<br />

nach Salzburg. Vermutlich war sie zu diesem Zeitpunkt bereits eine Nonne. Die<br />

hl. Erentrudis <strong>und</strong> die Nonnen von Nonnberg spielten eine wichtige Rolle in der<br />

Christianisierung von Salzburg <strong>und</strong> Umgebung. Tochterhäuser wie Nonnenreuth bei<br />

Tittmoning an der Salzach wurden gegründet. Das Kloster genoss die Patronanz <strong>und</strong><br />

Gönnerschaft der Agilolfinger, der bayrischen Herzöge.<br />

Im 9. Jahrh<strong>und</strong>ert übernahm Nonnberg die Regel des hl. Benedikt (wahrscheinlich<br />

817 im Zuge der Aachner Kapitularien). 1006 brannte die Klosterkirche ab. Kaiser<br />

Heinrich II. ließ eine Romanische Basilika bauen, die 1009 vollendet wurde. Es folgten<br />

weitere Gründungen: 1020 Göß in der Steiermark <strong>und</strong> Traunkirchen am Traunsee,<br />

1023 St. Georgen am Längsee in Kärnten, 1029 Sonnenburg im Pustertal, 1035 Eichstätt<br />

in Bayern, 1042 Gurk in Kärnten <strong>und</strong> 1050 Erla unweit von Enns.<br />

Von der Pest dezimiert wurde das Kloster im Jahr 1423 durch einen Brand großteils<br />

zerstört. Der Wiederaufbau dauerte. Ab 1464 wurde intensiv im gotischen Stil gebaut.<br />

Der romanische Turm aus dem 12. Jahrh<strong>und</strong>ert stand noch, aber die restliche, spätgotische<br />

Kirche, wie sie sich heute zeigt, wurde erst um 1509 vollendet.<br />

Nonnberg überstand alle kriegerischen Bedrohungen all die Jahrh<strong>und</strong>erte hindurch:<br />

die Bauernkriege, die Reformation <strong>und</strong> den Dreißigjährigen Krieg, die Türken im Osten<br />

<strong>und</strong> die Napoleonischen Kriege. Natürlich litten die Finanzen <strong>und</strong> Besitztümer der<br />

Abtei, aber immer wieder konnte sich Nonnberg erfangen. Die Nonnen überlebten<br />

sogar die Bedrohung der Säkularisierung zur Zeit der „Aufklärung“ im 18. Jahrh<strong>und</strong>ert.<br />

Es gelang den Nonnen sogar die drohende Auflösung durch das NS-Regime im<br />

Zweiten Weltkrieg hinauszuzögern <strong>und</strong> so zu überdauern.<br />

Das heutige Kloster beherbergt eine bedeutende Sammlung von mittelalterlichen<br />

Handschriften, sowie gotischen Figuren <strong>und</strong> Malerei. Die Benediktinerinnen leben<br />

hinter einer strengen Klausur. Abgesehen von den physischen Arbeiten innerhalb der<br />

Abtei, sind die Schwestern mit wissenschaftlichen <strong>und</strong> kulturellen Tätigkeiten, etwa<br />

im Archiv, in der Bibliothek <strong>und</strong> in Sammlungen beschäftigt. Sie unterhalten auch<br />

eine Keramikwerkstätte.<br />

Stift Göttweig<br />

Im Jahr 1072 weihte der hl. Altmann, Bischof von Passau, eine Kirche zu Ehren der<br />

hl. Erentrudis auf dem Göttweiger Berg, <strong>und</strong> 11 Jahre später stiftete er eben dort ein


Kloster für Chorherren unter der Regel des hl. Augustinus. 1091 starb der hl. Altmann<br />

<strong>und</strong> wurde im Göttweiger Kloster beigesetzt. 1094 übergab sein Nachfolger, Bischof<br />

Ulrich I. von Passau, Göttweig an die Benediktiner, die mit Abt Hartmann I. aus St.<br />

Blasien im Schwarzwald einzogen.<br />

Die Mönche des hl. Benedikts spielten eine entscheidende Rolle in der Seelsorge der<br />

Umgebung <strong>und</strong> bei verschiedenen Klosterreformbewegungen, wie der Melker Reform<br />

1418. Ein Tiefpunkt wurde im frühen 16. Jahrh<strong>und</strong>ert erreicht. Die Zahl der Mönche<br />

nahm ständig ab. Die Reformation brachte viel Verwirrung <strong>und</strong> Ratlosigkeit. 1529<br />

wurde das Stift von 6.000 Türken belagert, doch die Mönche <strong>und</strong> Angehörigen unter<br />

der Führung von Abt Matthias II. konnten dank ihrer fast uneinnehmbaren Lage<br />

erfolgreichen Widerstand leisten. Nichtsdestoweniger schrumpfte 1543 die Klostergemeinschaft<br />

auf nur sechs Brüder. Die Abtei wurde letztlich durch die entschlossenen<br />

Anstrengungen von Abt Michael Herrlich (1564-1603) gerettet, der als zweiter Gründer<br />

gilt.<br />

Der Barockumbau des Stiftes fand unter Abt Gottfried Bessel (1714-1749) statt. Nach<br />

dem Brand 1718 wurde der große Umbau nach Plänen von Johann Lucas von Hildebrandt<br />

begonnen. Diese Phase endete 1750 mit unvollständiger Stiftanlage– wie die<br />

Besucher heute noch feststellen können. Wie alle großen Stifte musste Gottweig bereit<br />

sein, den Kaiser <strong>und</strong> seinen Haushalt bei Reisen zu empfangen <strong>und</strong> zu beherbergen.<br />

Die prächtige Kaiserstiege wurde 1739 von Anton Pilgram nach Plänen von Hildebrandt<br />

fertig gestellt. Das Deckenfresko von Paul Troger ist eine Verherrlichung von<br />

Kaiser Karl VI. als Helios-Apoll.<br />

Göttweig entkam 1783 der Aufhebungen durch Joseph II. Stattdessen erhielt der Stift<br />

zusätzliche Pfarreien zur Betreuung. Die Seelsorgsstellen stiegen von 20 auf 31. Anders<br />

war die Lage 1939. Das NS-Regime konfiszierte das Stift <strong>und</strong> der Konvent wurde in<br />

Unternalb festgehalten. Das Stift wurde zum Kriegslazarett <strong>und</strong> zur politischen Erziehungsanstalt.<br />

1945 diente es 3.000 russischen Soldaten als Kaserne.<br />

Als die Mönche 1945 zurückkehrten, ließen die Zustände der Klosteranlage bezweifeln,<br />

ob eine Wiederbelebung überhaupt noch möglich wäre. Der Konvent aber gab nicht<br />

auf, <strong>und</strong> wie durch ein W<strong>und</strong>er entstand Stift Göttweig wieder im alten <strong>und</strong> neuen<br />

Glanz! Heute leben etwa 52 Mönche nach der Heiligen Regel St. Benedikts auf dem<br />

Göttweiger Berg.<br />

Als Muss für alle Besucher der Wachau <strong>und</strong> des Donautals ist Göttweig heute für seine<br />

großartigen <strong>und</strong> wichtigen Sammlungen bekannt. Die Graphische Sammlung zählt ca.<br />

32.000 Blätter. Die Musiksammlung von Autographen, ersten Ausgaben <strong>und</strong> Instru-


menten genießt weltweite Anerkennung. Die Bibliothek zählt ca. 145.000 Bände <strong>und</strong><br />

die Gemäldesammlung ca. 700 Bilder. Noch dazu hat das Stift eine umfangreiche <strong>und</strong><br />

angesehene Numismatische Sammlung.<br />

Stift Melk<br />

Anfang des 11. Jahrh<strong>und</strong>erts war Melk Sitz der Babenberger Markgrafen, <strong>und</strong> ab 1014<br />

die Begräbnisstätte des Märtyrers hl. Koloman. Mit der Erweiterung der Mark Ostarrichi<br />

nahm die strategische Bedeutung Melks für die Babenberger ab <strong>und</strong> es dürfte der<br />

hl. Bischof Altmann von Passau gewesen sein, der Markgraf Leopold II. beeinflusste,<br />

ein Benediktinerkloster auf den Höhen von Melk zu stiften. 1089 zogen Benediktiner<br />

aus Lambach unter Abt Sigibold in das neu gegründete Kloster ein.<br />

Im Jahr 1040 brachte Markgraf Adalbert ein Partikel des Heiligen Kreuzes nach Melk.<br />

Diese verehrte Reliquie wurde später im w<strong>und</strong>erschönen <strong>und</strong> kostbaren Melker Kreuz<br />

aufbewahrt, das von Herzog Rudolf IV. von Habsburg 1362 gestiftet wurde.<br />

1297 wurden Kloster, Kirche <strong>und</strong> Nebengebäude durch einen Großbrand zerstört.<br />

Raub der Flammen wurden auch viele der Handschriften in der Bibliothek, die aus<br />

dem Scriptorium (Schreibsaal) des Klosters stammten. Der Zerstörung der Klosteranlage<br />

folgten Pest <strong>und</strong> Missernten, die den Mönchen zu schaffen machten. In einer Zeit<br />

der allgemeinen Lockerung der kirchlichen Disziplin kamen Zwietracht <strong>und</strong> Laxheit<br />

auch nach Melk. 1414 beschloss das Konzil von Konstanz die Reform der Benediktiner-Klöster.<br />

Auf drängen von Albert V. wurde mit Melk ein Anfang gemacht. Nikolaus<br />

Seyringer wurde als Reformer nach Melk geschickt, wo er 1418 Abt wurde. Die Melker<br />

Reform war so erfolgreich, dass sie sich über ganz Österreich <strong>und</strong> den süddeutschen<br />

Raum ausbreitete.<br />

Die Zeit der Reformation setzt auch Melk zu. 1566 gab es im Kloster lediglich drei<br />

Patres <strong>und</strong> einige Laienbrüder. Ein neuer Aufschwung gelang Mitte des 17. Jahrh<strong>und</strong>erts<br />

mit der Hilfe von Mönchen aus dem süddeutschen Raum. 1700 wurde Berthold<br />

Dietmayr Abt <strong>und</strong> er beauftragte den Baumeister Jakob Prandtauer mit dem Umbau<br />

des Stiftes im barocken Stil. Im Gegensatz zu Göttweig wurde die Melker Barockanlage<br />

vollständig gebaut, obwohl Teile davon 1738 einem Großbrand zum Opfer fielen. Der<br />

alte Abt Dietmayr befahl trotzdem den sofortigen Wiederaufbau der zerstörten Teile.<br />

Es entstand eine der prächtigsten Barockkirchen der Welt, die 1746 geweiht wurde.<br />

Obwohl 1783 durch Joseph II. nicht aufgehoben, ließ der Kaiser die theologische Lehranstalt<br />

schließen, <strong>und</strong> wie bei Göttweig fügte er neue Pfarreien hinzu. Die Pfarrhöfe


<strong>und</strong> Schulen musste das Stift bezahlen. 1785 verhinderte er eine Wahl des neuen Abtes,<br />

doch nach seinem Tod 1790 konnte man die freie Neuwahl doch durchführen. Trotz<br />

finanzieller Lasten während der Napoleonischen Kriege gedieh Stift Melk weiter.<br />

1938 schloss das NS-Regime das klösterliche Gymnasium. Ein Großteil der Stiftsgebäude<br />

wurde für eine Staatliche Schule konfisziert. Das Schicksal der Göttweiger<br />

Mönche blieb Melk gerade noch erspart, <strong>und</strong> das Stift überlebte die Nazis <strong>und</strong> die<br />

Besatzungszeit ohne größere Verluste oder Schäden. 1989 feierte das Stift sein 900-jähriges<br />

Jubiläum mit einer großen Ausstellung. Die neulich vorgenommene große Renovierung<br />

des Klosters <strong>und</strong> die Neugestaltung des Museums machen für Einheimischen<br />

wie Touristen Stift Melk einen Besuch wert.<br />

St. Paul im Lavanttal<br />

1091 berief Graf Engelbert von Spanheim Mönche aus der Benediktiner Abtei Hirsau<br />

im nördlichen Schwarzwald nach Kärnten <strong>und</strong> übergab ihnen <strong>und</strong> dem 1. Abt Wecelin<br />

seine Burg <strong>und</strong> die Kirche von St. Paul im Lavanttal. In seinen letzten Jahren wurde<br />

sogar Graf Engelbert selbst Mönch im neuen Kloster, wo er 1096 starb.<br />

1367 fing die Holzdecke der romanischen Kirche Feuer <strong>und</strong> wurde durch ein gotisches<br />

Kreuzrippengewölbe ersetzt. Das Kloster litt unter mehreren Angriffen. 1439 <strong>und</strong> 1442<br />

sorgten die Soldaten des Grafen von Cilli für Verwüstungen. 1476 waren es die Türken,<br />

die in das Lavanttal einfielen. Ungarnkriege, Bauernkriege <strong>und</strong> die Reformationszeit<br />

machten der Abtei zu schaffen. Abt Ulrich Pfinzing (1515-1530) erlaubte sich einen derart<br />

prächtigen Hof, dass er die Abtei an den Rand des finanziellen Ruins brachte.<br />

Unter Abt Hieronymus Marchstaller (1616-1638) nahm St. Paul die heutige Form an.<br />

Marchstaller war sehr baufreudig <strong>und</strong> gilt als zweiter Gründer des Klosters. Er reformierte<br />

auch die klösterliche Disziplin <strong>und</strong> Observanz. Der übernächste Abt, Albert<br />

Reichart (1677-1727), wollte eine Art „Kärntner Escorial“ entstehen lassen, aber die<br />

zahlreichen Kriegsabgaben (Türken, Befreiung Ungarns, Spanischer Erbfolgekrieg)<br />

hinderten ihn daran.<br />

Das Hofdekret vom 7. Oktober 1782 verfügt die Aufhebung des Klosters wie so vieler<br />

anderer unter der Kirchenpolitik von Joseph II. Die Intervention von Abt Anselm II.<br />

von Edling (1778-1787) ermöglichte die Rückkehr der Mönche bereits im nächsten<br />

Jahr, aber die hohe Verschuldung des Klosters führte zu einer endgültigen Aufhebung<br />

durch den Kaiser am 10. April 1787. Die Bücher <strong>und</strong> Handschriften der Bibliothek<br />

wanderten nach Klagenfurt, wo der Großteil in der Universitätsbibliothek landete.


1806 erlitt die ehrwürdige Abtei St. Blasien im Schwarzwald ein ähnliches Schicksal<br />

im zuge der Napoleonischen Kriege. Das Kloster wurde aufgehoben, <strong>und</strong> Fürstabt<br />

Dr. Berthold Rottler <strong>und</strong> sein Konvent suchten zusammen mit ihren beachtlichen<br />

Kunstschätzen <strong>und</strong> Büchern Unterschlupf in Österreich. Zuerst wurdenihnen das aufgehobene<br />

Chorherrenstift Spital am Pyhrn in Oberösterreich zur Verfügung gestellt.<br />

Die Mönche wurden aber zum Unterricht am Lyzeum <strong>und</strong> Gymnasium in Klagenfurt<br />

verpflichtet. Um diese Aufgaben leichter zu gestalten, übergab Kaiser Franz I. die Abtei<br />

St. Paul im Lavanttal an die Mönche aus St. Blasien. Sie zogen am 15. April 1809 dort<br />

ein.<br />

Kärnten hatte wieder eine aktive Benediktiner Abtei mit eigenem Gymnasium <strong>und</strong><br />

vor allem hatte Kärnten auf einen Schlag einen prächtigen Kunstschatz erhalten; ein<br />

Schatz der über die Jahrh<strong>und</strong>erte zurückreichte. Nicht von ungefähr heißt St. Paul im<br />

Lavanttal das Schatzhaus Kärntens.<br />

Die weltliche Aufgabe der Mönche blieb der Unterricht. Sie lehrten am Klostergymnasium<br />

<strong>und</strong> bis 1904 am Klagenfurter Staatsgymnasium. 1940 wurde die Abtei vom<br />

NS-Regime erneut aufgehoben. Die Mönche kehrten aber 1947 wieder zurück.<br />

Heute besitzt das Kloster eine der größten Kunstsammlungen Europas. Die Bibliothek<br />

umfasst über 180.000 Bücher <strong>und</strong> 4.000 Handschriften. Jedes Jahr gibt es für zahlreiche<br />

Besucher große Ausstellungen zu bestaunen <strong>und</strong> zu bew<strong>und</strong>ern.<br />

Stift Klosterneuburg<br />

Das Stift Klosterneuburg bei Wien wurde bekanntlich 1114 von Markgraf Leopold III.<br />

dem Heiligen gegründet. Dazu gibt es die berühmte Schleierlegende. Als Agnes, die<br />

Gattin Leopolds, auf dem Leopoldsberg stand, hatte ein Windstoß ihren kostbaren<br />

Schleier weggeweht. Jahrelang konnte man den Schleier nicht finden, bis ihn Leopold<br />

selbst entdeckte, während er auf der Jagd war. Die heilige Jungfrau wies ihn an, dort<br />

ein Kloster zu gründen.<br />

In der Tat erfolgte die Gründung Klosterneuburgs im Zug der erweiterten Erschließung<br />

des Donauraumes durch die Babenberger. Ein Jahr zuvor (also 1113) hatte Leopold<br />

seine Residenz von Gars <strong>und</strong> Tulln nach Klosterneuburg verlegt. (Es blieb aber<br />

seinem Sohn Heinrich II. Jasomirgott, Wien als Haupt- <strong>und</strong> Residenzstadt zu ergattern.)<br />

Leopolds Gründung war ursprünglich für weltliche Kanoniker gedacht, aber 1133<br />

lud er Augustiner Chorherren unter Probst Hartmann von Chiemsee (später Bischof<br />

von Brixen) aus Salzburg nach Klosterneuburg ein. Im folgenden Jahr wurde das Stift


unter päpstlichen Schutz gestellt.<br />

Wie damals üblich, wurde das Stift ein Doppelkloster, das heißt das es sowohl Chorherren<br />

als auch Chorfrauen gab. Das Damenkloster wurde von den Chorherren betreut.<br />

Die Chorfrauenklöster verschwanden zur Zeit der Reformation.<br />

Im Mittelalter gedieh das Stift sowohl wirtschaftlich wie auch kulturell. Es wurde mit<br />

beträchtlichen Ländereien r<strong>und</strong> um Wien beschenkt. 1181 entstand ein Prachtstück der<br />

romanischen Emailkunst. Probst Wernher beauftragte den Goldschmied Nikolas von<br />

Verdun mit dem Werk, das wir heute als den Verduner Altar kennen. Ursprünglich<br />

als Verkleidung einer Kanzelbrüstung gedacht, ließ Probst Stephan von Sierndorf ihn<br />

nach Beschädigung durch einen Brand 1330 im folgenden Jahr zu einem Flügelaltar<br />

umgestalten.<br />

In der Zeit der Reformation unter Probst Georg Hausmanstetter (1509-1541) blieb das<br />

Stift katholisch, aber nach seinem Tod verfiel es der neuen Lehre. Der Weiterbestand<br />

des Stiftes war ernsthaft bedroht. 1563 gab es nur mehr 7 Chorherren, 7 Konkubinen, 3<br />

Ehefrauen <strong>und</strong> 14 Kinder! Das Stift war schwer verschuldet. Erst die Gegenreformation<br />

brauchte eine Wende. Ab 1578 unter einem neuen <strong>und</strong> katholischen Propst, Caspar<br />

Christiani, kehrten das Stift <strong>und</strong> die Stadt Klosterneuburg zum katholischen Glauben<br />

zurück. 1635 konnte man sogar Chorherren aus Klosterneuburg zu einer Neubesiedlung<br />

von Wittingau <strong>und</strong> Forbes in Böhmen entsenden. Es war die Zeit des Barocks.<br />

1634 wurde das Innere der romanischen Stiftskirche barock umgestaltet.<br />

1683, als das türkische Heer Wien belagerte, wurde auch Klosterneuburg angegriffen,<br />

aber die Chorherren <strong>und</strong> Ortsbewohner unter Probst Wilhelm Lebsaft konnten durch<br />

eigene Kraft die Türken zurückwerfen.<br />

Der große Umbau begann 1730, als sich Kaiser Karl VI. entschied, Klosterneuburg<br />

zu einer kaiserlichen Residenz nach dem Beispiel des Escorials bei Madrid in Spanien<br />

auszubauen. Der Architekt Donato Felice d’Allio fertigte Pläne für einen Gebäudekomplex<br />

mit vier Innenhöfen. Sieben Kuppeln sollten mit den diversen Kronen des<br />

Hauses Habsburg geschmückt werden. Der plötzliche Tod des Kaisers 1740 unterbrach<br />

die Arbeit. Maria Theresia hatte andere Probleme, politisch <strong>und</strong> finanziell, zu meistern.<br />

Nicht einmal ein Viertel von d’Allios Plänen war realisiert worden. 1836-1842 wurde<br />

wenigstens einer der vier Höfe vom Architekt Joseph Kornhäusel fertig gestellt.<br />

Klosterneuburg überlebte die Aufhebungen Josephs II; musste aber 10 neue Pfarreien<br />

errichten <strong>und</strong> erhalten. Während der Napoleonischen Kriege (in denen Wien zwei Mal<br />

von den Franzosen besetzt war) wurden die Ländereien des Stiftes schwer in Mitleid


enschaft gezogen. Im 20. Jahrh<strong>und</strong>ert folgten Bedrohungen durch das NS-Regime.<br />

1941 wurde das Stift aufgehoben <strong>und</strong> die Chorherren auf die Pfarreien aufgeteilt. Einige<br />

wurden von den Nazis als Widerstandskämpfer ins Gefängnis gebracht <strong>und</strong> sogar<br />

hingerichtet. Einige andere fielen als Soldaten im Krieg.<br />

Heute gibt es 47 Chorherren in Klosterneuburg. Wie viele andere Stifte Österreichs ist<br />

Klosterneuburg für seine Weinproduktion berühmt. Die kulturellen Sammlungen <strong>und</strong><br />

Schätze haben die zahlreichen Gefahren der Jahrh<strong>und</strong>erte überdauert. 2007 eröffnete<br />

das Stift sein erweitertes <strong>und</strong> neu gestaltetes Museum für die Öffentlichkeit.<br />

Benediktinerabtei Seckau<br />

Das Kloster begann sein Leben 1140 als Augustiner Chorherren-Stift in St. Marein-<br />

Feistritz bei Knittelfeld. Es war eine Stiftung des Adalram von Waldeck, die offensichtlich<br />

eine Buße für den Tod seines Vetters Adalbero (Albero) von Feistritz war.1141<br />

wurde Wernher von Galler zum ersten Probst gewählt. Im folgenden Jahr wurde das<br />

Stift nach Seckau übersiedelt, da St. Marein-Feistritz die erforderliche Ruhe für das<br />

Klosterleben nicht bot. 1143 bestätigte Papst Innozenz II. die Verlegung <strong>und</strong> nahm<br />

Seckau unter päpstlichen Schutz. Spätestens 1150 kamen Chorfrauen aus Salzburg, um<br />

das übliche Doppelkloster der Augustiner einzurichten.<br />

Um 1150 begann auch der Bau der w<strong>und</strong>erschönen, romanischen Basilika – eine der<br />

schönsten Kirchen Österreichs. Die Basilika wurde 1164 durch Bischof Hartmann von<br />

Brixen (der erste Probst von Klosterneuburg –siehe oben) geweiht. Die Kreuzigungsgruppe,<br />

die heute so dramatisch über dem Hochaltar hängt, wurde zwischen 1200 <strong>und</strong><br />

1220 geschaffen <strong>und</strong> stand ursprünglich auf einem Lettner (Trennungswand zwischen<br />

dem Altar <strong>und</strong> den Chorstühlen der Kanoniker <strong>und</strong> dem öffentlichen Kirchenschiff).<br />

Um 1200 entstand auch das Nikopoia, das Seckauer Gnadenbild, ein Marmorrelief der<br />

Heiligen Jungfrau <strong>und</strong> des Jesuskindes, das in der Gnadenkapelle der Kirche zu sehen<br />

ist. 1259 zerstörte ein Brand den Großteil der Holzdecke in der Kirche, die dann durch<br />

ein gotisches Gewölbe ersetzt wurde.<br />

1218 wurde für die Steiermark ein Bistum mit dem Sitz in Seckau von Papst Honorius<br />

III. <strong>und</strong> Erzbischof Eberhard II. von Salzburg eingerichtet. Seckau wurde dadurch<br />

zum Domstift, was es bis zur Aufhebung durch Joseph II. <strong>und</strong> der Verlegung des Bischofssitzes<br />

nach Graz blieb. Die Fresko-Porträts von Bischöfen in der Bischofskapelle<br />

datieren ab 1590 nach der Auflösung (Aussterben?) der Chorfrauen. Vorher gehörte die<br />

Kapelle den Chorfrauen, geweiht zuerst der hl. Margaretha <strong>und</strong> später (2. Hälfte der<br />

14. Jhdt.) der hl. Barbara.


Im Gegensatz zu vielen anderen Stiften hatte die protestantische Reformation in Seckau<br />

wenig Erfolg. 1528 zählte das Domstift noch 21 Chorherren. Sowohl Erzherzog Karl<br />

II. von Innerösterreich (1564-1590) <strong>und</strong> Fürstbischof Martin Brenner (1585-1610) waren<br />

entschlossene Verfechter des katholischen Glaubens. Beide haben ihre letzte Ruhestätte<br />

in der Basilika zu Seckau gef<strong>und</strong>en. Während der Bedrohung durch die Türken<br />

1683 machte das Stift Notfallpläne für eine Evakuierung nach Berchtesgaden, falls die<br />

Türken in die Steiermark einfielen.<br />

1782 wurde auch Seckau Opfer der Aufhebungen Kaiser Josephs. Seckau zählte noch<br />

31 Chorherren unter dem letzten Probst, Johannes von Poldt. Einige wurden in den<br />

Pfarren untergebracht; einige wurden in das neue weltliche Domkapital in Graz aufgenommen,<br />

als der Bischofssitz dort hin verlegt wurde. Auf eine Wiederaufnahme des<br />

Ordenslebens musste Seckau noch 100 Jahre warten.<br />

Die Neuansiedlung wurde von Benediktinern aus Beuron in Süddeutschland vorgenommen.<br />

Während Bismarcks Kulturkampf gegen Rom <strong>und</strong> die Katholische Kirche<br />

wurde die Abtei von Beuron an der Donau aufgehoben. Kaiser Franz Joseph gewährte<br />

den Mönchen Zuflucht zuerst in Tirol <strong>und</strong> dann 1880 im alten Kloster Emaus in Prag.<br />

Der Konvent nahm rasch zu, <strong>und</strong> bereits 1883 dachte man an eine Neugründung. Auf<br />

Anregung des Fürstbischofs Johannes Zwerger von Seckau/Graz gingen die Mönche<br />

nach Seckau. Sie kauften die Herrschaft um 70.000 Gulden.<br />

Am 8. September 1883 traf Pater Prior Willibrod Benzler mit 16 Mönchen aus Emaus<br />

in Seckau ein. Anwesend waren Bischof Zwerger <strong>und</strong> Erzabt Dr. Maurus Wolter, der<br />

Gründer von Beuron <strong>und</strong> Emaus. Nach 100 Jahren hallte die romanische Basilika mit<br />

gregorianischem Chorgesang wider.<br />

Von 1885 bis 1887 machte Erzabt Wolter, Seckau zu seiner Residenz. 1886 stürzte der<br />

Nordturm der Kirche ein. Wegen der Unsicherheit trug man vorerst auch den Südturm<br />

ab, bis beide Türme neu gebaut werden konnten. 1887 wurde der Cellerar von Emaus,<br />

Ildephons Schober vom Erzabt zum ersten Abt von Seckau (1887-1908) ernannt.<br />

1926 richtete man eine Schule ein <strong>und</strong> ab 1931 ein Abteigymnasium. Das wurde 1938<br />

von den Nationalsozialisten geschlossen. Am 8. April 1940 folgte die Aufhebung des<br />

Klosters auf Befehl Hitlers durch die Grazer Gestapo. Seckau zählte zu dieser Zeit 86<br />

Mönche, die alle prompt zu Staatsfeinden erklärt wurden. Sie mussten die Abtei binnen<br />

14 Tagen verlassen. Aller Besitz wurde beschlagnahmt. Die Nazis richteten eine<br />

„nationalpolitische Erziehungsanstalt“ (Napola) ein. 24 Patres <strong>und</strong> Laienbrüder wurden<br />

zum Aktivdienst in der Wehrmacht eingezogen.


Am Gründungstag, dem 8. September 1945, kehrte Abt Dr. Benedikt Reetz mit einigen<br />

Mönchen nach Seckau zurück. Auf die Rückgabe des enteigneten Vermögens musste<br />

man bis 1947 warten. Der Schaden während der Aufhebung betrug 170.000 Goldschilling.<br />

Vieles an Kunstwerken <strong>und</strong> Schätzen war verloren. Die Bibliothek der Augustiner<br />

war großteils in der Grazer Universität untergebracht, aber die Benediktiner von Seckau<br />

trugen selbst eine Bibliothek aus weit mehr als 100.000 Bänden zusammen.<br />

Kerry R.J. Tattersall


1. Der Hl. Benedikt gibt den Mönchen seine Regel<br />

Der Mönchvater gibt die Heilige Regel einem Abt <strong>und</strong> seinen Mönchen weiter.<br />

Auf Pergament gemalt, spätes 16. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />

Museum, St. Paul im Lavanttal<br />

2. Regula Benedicti<br />

Der Hl. Benedikt verfasste seine Regel für Mönche auf Monte Cassino. Sie besteht<br />

aus 73 Kapiteln <strong>und</strong> einem Prolog. Ausgestellt ist eine moderne Ausgabe des Codex<br />

914 aus der Stiftsbibliothek St. Gallen. Sie datiert aus dem 9. Jahrh<strong>und</strong>ert <strong>und</strong> basiert<br />

auf einer Textvorlage, die Karl der Große angeblich aus Monte Cassino holen ließ.<br />

Edition EOS der Erzabtei St. Ottilien 1983<br />

TS<br />

3. Hl. Benedikt <strong>und</strong> Hl. Scholastika<br />

Benedikt mit seiner Zwillingsschwester Scholastika, die als Gründerin der Benediktinerinnen<br />

gilt. Benedikt hält die Regel <strong>und</strong> darauf den gesprungenen<br />

Giftkelch. Scholastika hält als Äbtissin ein Gebetsbuch <strong>und</strong> den Krummstab.<br />

Auf Pergament gemalt, spätes 16. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />

Museum, Stift St. Paul im Lavanttal<br />

4. Heiliger Benedikt von Nursia (480-547)<br />

Geboren <strong>und</strong> aufgewachsen im Chaos während des Untergangs des Römischen<br />

Imperiums wurde Benedikt zuerst Einsiedler <strong>und</strong> dann der Gründer<br />

mehrerer Klöster. In seiner letzten <strong>und</strong> bedeutendsten Gründung auf<br />

Monte Cassino verfasste er eine Regel für das Leben der Mönche in seinen<br />

Klöstern. Diese Sancta Regula Benedicti wurde bestimmend für<br />

das Klosterleben von Männern <strong>und</strong> Frauen vom Mittelalter bis heute.<br />

Am 24. Oktober 1964 erhob Papst Paul VI. den Hl. Benedikt zum Patron Europas.<br />

Bronzemedaille von A. Hartig anlässlich des 1400. Todestags des Hl. Benedikt,<br />

70 mm.<br />

Avers: Hl. Benedikt mit erhobenem Kreuz <strong>und</strong> der Heiligen Regel.<br />

Revers. NIHIL AMORI CHRISTI PRAEPONERE Regula.IV<br />

(Bevorzuge Nichts vor der Liebe Christi – Regel Kap. IV)<br />

TS


5. Benediktinerinnenabtei Nonnberg<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

Gotisches Kirchenportal (1497-1499)<br />

Hl. Erentrudis mit der Stiftung Nonnberg (Steinguss, um 1400)<br />

Flügelaltar in der Stiftskirche, um 1515<br />

Die Krypta mit der Grabstätte der Hl. Erentrudis (Diese ist leer, da<br />

sich ihre Reliquien heute in einem Schrein in der Klausur befinden.)<br />

Karten,<br />

Abtei Nonnberg<br />

6. Gotisches Konventssiegel<br />

Typisch für Frauenklöster des Mittelalters.Ovales Siegel der Franziskanerinnen<br />

(Klarissen).<br />

Die Geburt Christi zu Bethlehem – darunter knien drei Nonnen im Gebet.<br />

+ S(igillum) CONVENT(us) SORORU(m) MINO-RU(m) DE GARDABE<br />

VIRGINIS<br />

Bronzenes Siegel mit Abdruck.<br />

TS<br />

7. Nonnberg im 18. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />

Ansicht des Benediktinerinnenklosters Nonnberg zu Salzburg aus der 1750 entstanden<br />

Stichsammlung von Anton Danreiter.<br />

Reproduktion<br />

8. Ansicht von Nonnberg heute<br />

Karte,<br />

Abtei Nonnberg<br />

9. Das Faldistorium<br />

1242 erhielt Äbtissin Gertraud von Stein im Namen des Papstes<br />

die Pontifikalien (Krummstab <strong>und</strong> Faltstuhl, Brustkreuz <strong>und</strong> sogar<br />

eine Krone) für sich <strong>und</strong> ihre Nachfolgerinnen von Erzbischof<br />

Eberhard II. von Salzburg. Hier der mittelalterliche Faltstuhl.<br />

Foto, Abtei Nonnberg<br />

Daneben eine zeitgenössische Darstellung der Übergabe des Faltstuhls.<br />

(Reproduktion)


10. €10 Silbermünze „Nonnberg“<br />

Avers: Ansicht der Abtei<br />

Revers: Die Hl. Erentrudis vor ihrer Grabstätte in der Krypta<br />

Gipsmodelle, Münze Österreich<br />

11. Innenansicht der gotischen Abteikirche<br />

Foto, Reproduktion<br />

Abtei Nonnberg<br />

12. Schedelsche Weltchronik, 1493<br />

Die Weltchronik von Hartmann Schedel ist eine der umfassendsten<br />

topographischen Beschreibungen aus der Zeit des Mittelalters<br />

<strong>und</strong> eines der herausragenden Werke der frühen Druckkunst. Gezeigt<br />

ist die Stadt Salzburg mit den Klöstern St. Peter <strong>und</strong> Nonnberg.<br />

Buch, auf Papier gedruckt, Hartmann Schedel, 1493<br />

Museum, Stift St. Paul im Lavanttal<br />

13. Die Benediktinerinnen beim Chorgebet<br />

Es gibt heute 35 Nonnen. Die Schwestern tragen schwarze Schleier, die Novizinnen<br />

tragen weiße.<br />

Foto, Reproduktion,<br />

Abtei Nonnberg<br />

14. Papst Pius VI. (1775-1799)<br />

Maria Theresia starb am 29. November 1780. Bereits Ende 1781 war Papst Pius<br />

VI. so besorgt um die Kirchenpolitik von Kaiser Joseph II., dass er einen persönlichen<br />

Besuch nach Österreich ankündigte. Anfang 1782 unternahm er eine<br />

vier Monate dauernde Reise nach Wien, um den Kaiser von seiner Absicht,<br />

eine Staatskirche einzurichten, abzubringen. Seine Mission blieb erfolglos.<br />

Gemälde von Pompeo Batoni (1708-1787)<br />

Reproduktion<br />

15. Joseph II. begrüßt den Papst, 1782<br />

Der Papst kam am 22. März in Wien an. Kaiser Joseph ritt ihm entgegen<br />

<strong>und</strong> begrüßte den überraschten Papst in der Nähe von Wiener Neustadt.


Kolorierter Stich von Hieronymus Löschenkohl, Wien, 1782<br />

Wien Museum, Reproduktion<br />

16. Pius VI. verhandelt mit dem Kaiser, 1782<br />

Der Papst versuchte Joseph II. von seinen Absichten abzubringen, aber<br />

Joseph blieb entschlossen, die Kirche unter staatliche Kontrolle zu bringen.<br />

Joseph begleitete den Papst auf der Rückreise bis zum Kloster Mariabrunn,<br />

das er ein paar St<strong>und</strong>en nach der Abreise des Papstes aufhob!<br />

Stich von A. Poggioli nach einem Gemälde von G. Beys.<br />

Reproduktion<br />

17. Medaille anlässlich des Besuches des Papstes 1782<br />

Avers: Porträt von Papst Pius VI. rechts. PIUS:VI:PONTIFEX:MAXIMUS:<br />

Revers: Inschrift - Gast von Joseph II. in Wien zwischen 11. April <strong>und</strong> 10. Mai<br />

1782. IOSEPHI:II:AUG:VINDOB:HOSPES:A.DIE:XI:KAL:APR:AD:X:<br />

KAL:MAI: MDCCLXXXII:<br />

Silber, Zinn, 38 mm, I. Donner, 1782<br />

KHM-MK, Inv. Nr. 17951/1914B, 6024bß<br />

18. Große Wappen von Kaiser Joseph II.<br />

Der Nimbus um den Kopf des Adlers symbolisiert das Heilige Römische Reich.<br />

Auf den Schild gesetzt sind die Kronen Ungarns <strong>und</strong> Böhmens.<br />

Reproduktion<br />

19. Kaiser Joseph II. (1765-1790)<br />

Joseph wurde nach dem Tod seines Vaters Franz I. Stephan Römischer Kaiser.<br />

Doch seine Alleinherrschaft in den Erbländern begann erst Ende 1780<br />

nach dem Tod seiner Mutter, Maria Theresia. Joseph war ein Anhänger der<br />

Aufklärung, ein so genannter „aufgeklärter Despot“. Er überflutete das Land<br />

mit Reformen von Oben, die nicht immer von seinen Untertanen begrüßt<br />

wurden. Vor allem seine Kirchenpolitik stieß auf Kritik <strong>und</strong> Ablehnung.<br />

Kleinporträt des Kaisers, Messing<br />

TS


20. Verzeichnis der aufgehobenen Klöster, 1787<br />

Ein Verzeichnis der neu eingerichteten Pfarren sowie der aufgehobenen Klöster.<br />

Joseph meinte, dass Klöster gemeinnützige Arbeit leisten müssten, um<br />

ihr Existenz zu rechtfertigen. „nutzlose“ Häuser oder Klöster mit größeren<br />

Schulden wurden aufgehoben, ihre Ländereien <strong>und</strong> ihr Besitz konfisziert.<br />

Joseph ließ auch viele neue Pfarren einrichten. Diese teilte er unter den Größeren<br />

Abteien des Landes auf; z. B. Göttweig, Melk oder Klosterneuburg.<br />

Nach dem Verzeichnis wurden 562 neue Pfarren eingerichtet<br />

<strong>und</strong> 299 Klöster mit 5.291 Mönchen <strong>und</strong> Nonnen aufgehoben.<br />

Aktennotiz, März 1787<br />

HHStA, KFA 72<br />

21. Siegel von Kaiser Joseph II.<br />

Der Kaiser sitzt unter einem kaiserlichen Baldachin umgeben von den Wappen<br />

seiner Länder.<br />

Moderne Replik<br />

TS<br />

Großbild: Der Hl. Benedikt auf Monte Cassino<br />

Der Heilige stürzte die heidnischen Götzenbilder (Hintergr<strong>und</strong> rechts) <strong>und</strong><br />

setzt das Kreuz Christi. Monte Cassino war seine letzte Gründung. Hier schrieb<br />

er die Heilige Regel <strong>und</strong> hier starb er 547. Ein Fantasiebild aus dem 18. Jh.<br />

Gemälde von Franz Josef Spiegler (1691-1757)<br />

Museum, Stift St. Paul im Lavanttal<br />

Großbild: Hl. Benedikt <strong>und</strong> Hl. Scholastika<br />

Die letzte Begegnung der Geschwister. Als Benedikt am Abend zurück ins Kloster<br />

wollte, wurde er durch ein heftiges Gewitter daran gehindert, das durch die<br />

Gebete der Scholastika hervorgerufen wurde. Ein Fantasiebild aus dem 18. Jh.<br />

Gemälde von Franz Josef Spiegler (1691-1757)<br />

Museum, Stift St. Paul im Lavanttal<br />

Großbild: Ansicht vom Stift Göttweig<br />

Eine idealisierte Darstellung vom Westen her, wie das Stift bei der Fertigstellung<br />

hätte aussehen sollen.


SCENOGRAPHIA MONASTERII GOTTWICENSIS versus OCCI-<br />

DENTEM.<br />

Kupferstich, Salomon Kleiner, 1744<br />

Museum, Stift St. Paul im Lavanttal<br />

22. Hl. Altmann, Bischof von Passau (1065-1091)<br />

1083 stifte der Hl Altmann ein Augustinerkloster auf dem Göttweiger Berg. Er<br />

starb 1091 <strong>und</strong> wurde in Göttweig beigesetzt. 1094 wurde das Kloster an Benediktiner<br />

übergeben. Diese Miniatur aus dem 12. Jh. zeigt den Hl. Altmann <strong>und</strong> seine<br />

Stiftung auf Göttweig. Die zwei sitzenden Figuren unten (ein Abt oder Bischof<br />

<strong>und</strong> ein König oder Kaiser) stellen den Investiturstreit dar, in dem der Hl. Altmann<br />

für den Papst Partei ergriff <strong>und</strong> deshalb aus Passau nach Göttweig fliehen musste.<br />

Miniatur aus der Exposito Symboli des Orignes, 12. Jahrh<strong>und</strong>ert, Stift Göttweig.<br />

Reproduktion, Benediktinerstift Göttweig<br />

23. Kaiserin Elisabeth Christine (1691-1750)<br />

Prinzessin Elisabeth Christine von Braunschweig-Wolfenbüttel heiratete 1708<br />

Erzherzog Karl in Barcelona, wo dieser seinen Anspruch auf die spanische<br />

Krone durchzusetzen versuchte. 1711 ließ Karl seine Gattin als Stellvertreterin<br />

in Spanien, während er nach Wien zurückkehrte, um Römischer Kaiser zu<br />

werden. 1713 folgte Elisabeth Christine ihrem Mann als neue Kaiserin nach<br />

Wien. Diese Medaille feiert die Rückkehr der Kaiserin aus Spanien.<br />

Avers: Kaiserin Elisabeth Christine nach rechts: ELISAB:CHRIST: D. G.<br />

ROMAN:AUGUSTA &c.<br />

Revers: Arche Noah, Taube mit Ölzweig im Schnabel: TUTA REDIT CON-<br />

STANTI ET REDDITUR ARCAE. Unten: E CATALONIA.<br />

Zinn mit Kupferstift, 44 mm, Georg Wilhelm Vestner, 1713<br />

Numismatische Sammlung, Benediktinerstift Göttweig<br />

24. Kaiser Karl VI. (1711-1740)<br />

Kaiser Karl spielte im Ausbau von Göttweig (Kaiserstiege <strong>und</strong> Kaiserapartment)<br />

sowie von Klosterneuburg eine wichtige Rolle. Diese Bronzemedaille<br />

wurde anlässlich seines plötzlichen Todes 1740 geprägt.<br />

Avers: Kaiser Karl rechts mit Zackenkrone: CAROLUS VI.D.G.ROM.IMP.


SEMP.AUG.<br />

Revers: Am Sarkophag Karls VI. trauende Germania <strong>und</strong> links eine verlöschende<br />

Fackel. Oben halten zwei Putten in einem Sternenkreis die Initialen<br />

„C VI A“: ULTIMUS AUGUSTAE GENTIS. Unten: NAT 1685 : DENAT<br />

1740<br />

Bronze, 44 mm, J.L. Oexlein, Nürnberg, 1740<br />

Numismatische Sammlung, Benediktinerstift Göttweig<br />

25. Der Göttweiger Konvent vor der Stiftskirche<br />

Der heutige Konvent mit Abt Clemens Lashofer; links von ihm Abt Johannes<br />

Gartner von Seckau, der auf Besuch in Göttweig war. Zur Zeit besteht das Stift<br />

aus 52 Mönchen.<br />

Foto,<br />

Benediktinerstift Göttweig<br />

26. Abt Gottfried Bessel (1714-1749)<br />

Der Barock-Umbau des Stiftes begann unter Abt Gottfried Bessel nach einem<br />

Großbrand im Jahr 1718. Mit der Planung beauftragte der Abt den berühmten<br />

Architekten Johann Lucas von Hildebrandt.<br />

Avers: Abt Gottfried rechts: GODEFRIDO.D.G.ABBATI.GOTVICEN.<br />

OPTIMO.PATRI<br />

Revers: Idealansicht der barocken Klosteranlage:<br />

OB.MONASTERIUM.AB.INCENDIO.RESTITUTUM.<br />

Unten: PRIOR.&.CAP.GOTV.D.D.C. MDCCXXIX<br />

Einseitige Silberprägungen (Proben?), 1729, G.W. Vestner (1677-1740)<br />

nach dem Entwurf von Philipp Christian Becker (1674-1743)<br />

Numismatische Sammlung, Benediktinerstift Göttweig<br />

27. Die Heilige Erentrudis<br />

S. ERENTRUDIS S. RUPERTI NEPTIS (Hl. Erentrudis, Nichte des Hl. Ruprechts).<br />

Der Kupferstich von Raphael Sadeler (1560-1632) zeigt die heilige Nonne<br />

beim Waschen von Aussätzigen.


Kupferstich von Raphael Sadeler aus Bavaria Sancta von Matthäus Rader S.J.<br />

(1561-1634), München 1615<br />

Graphische Sammlung, Benediktinerstift Göttweig<br />

28. Brustkreuz eines Abtes<br />

Eine Pektorale aus der 2. Hälfte des 18. Jahrh<strong>und</strong>erts.<br />

Bergkristalle in Silber gefasst.<br />

Stiftskirche, Benediktinerstift Göttweig<br />

29. €10 Silbermünze „Stift Göttweig“<br />

Avers: Ansicht des Stiftes<br />

Revers: Porträt von Kaiser Karl VI. vor der Kaiserstiege<br />

Gipsmodelle, Münze Österreich<br />

30. Die Kaiserstiege, 1744<br />

Die prächtige Kaiserstiege in Göttweig von Hildebrandt (1793 von Pilgram vollendet)<br />

in einem Kupferstich aus dem Jahr 1744 von Salomon Kleiner (1700-<br />

1761). Das Deckenfresko aus 1739 von Paul Troger zeigt die Apotheose Kaiser<br />

Karl VI. als Helios-Apoll.<br />

Kupferstich, 1744, von Salomon Kleiner<br />

Graphische Sammlung, Benediktinerstift Göttweig<br />

31. Schnupftabakdose von Wolfgang Amadeus Mozart<br />

Aus der Kunst – <strong>und</strong> W<strong>und</strong>erkammer des Stiftes kommt diese Schnupftabakdose,<br />

die dem großen Komponisten Wolfgang Amadeus Mozart gehörte.<br />

Schildpatt, eine Miniatur einer Straßenszene unter Glas mit einem Rotgoldband,<br />

um 1780.<br />

Kunst- <strong>und</strong> W<strong>und</strong>erkammer, Benediktinerstift Göttweig<br />

32. Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791)<br />

Mozart 1790/91 in dem unvollendeten Gemälde von seinem Schwager Josef<br />

Lange.<br />

Reproduktion


33. „Die Zauberflöte Quintetti“, 1791<br />

Mozarts „Zauberflöte“ in einer den Göttweiger Verhältnissen angepassten Besetzung.<br />

Die letzte große Oper von Mozart wurde am 30. September 1791 in Wien uraufgeführt.<br />

Mozart selbst dirigierte. Er starb zwei Monate später am 5. Dezember.<br />

Originalkopien für Geige, 1771a/1 <strong>und</strong> 1771a/2<br />

Musikarchiv, Benediktinerstift Göttweig<br />

34. Stift Göttweig aus der Luft<br />

Man sieht hier ganz deutlich den unvollendeten Teil des Barockbaus (rechts)<br />

Foto,<br />

Reproduktion<br />

35. „Der Evangelimann“ von Wilhelm Kienzl, 1894<br />

Die berühmteste Oper vom österreichischen Komponisten Wilhelm Kienzl<br />

(1857-1941). Lied der Magdalena „O schöne Jugendtage“ – Noten, Druck 1894<br />

Das Textbuch „Der Evangelimann“<br />

Heft, Druck 1952, Ed. Bote & G. Bock, Königliche Hofmusikalienhändler, Berlin-Wiesbaden<br />

Musikarchiv, Benediktinerstift Göttweig<br />

Karyatiden-Engel, 1639<br />

Eine Holzplastik vom barocken Hochaltar in Göttweig von Hermann Schmidt,<br />

1639. Dem überdimensionalen Engel fehlen die Arme. Oft hielten Engel Instrumente<br />

des Leidens Christi. Der Engel hatte ursprünglich auch keine Flügel.<br />

Holzfigur von Hermann Schmidt, 2 Meter 20 hoch, 1639<br />

Stiftskirche, Benediktinerstift Göttweig<br />

Großbild: Die Göttweiger Sammlungen<br />

Zwei Stiche von Salomon Kleiner 1744, welche die Kunst- <strong>und</strong> W<strong>und</strong>erkammer<br />

(unten) <strong>und</strong> die Münzsammlung (oben) zeigen. Die Sammlungen<br />

im Stift Göttweig sind von internationaler wissenschaftlicher Bedeutung.<br />

Kupferstiche, 1744, von Salomon Kleiner (1700-1761)<br />

Graphische Sammlung, Benediktinerstift Göttweig


Großbild: Das Stift Göttweig aus der Vogelperspektive<br />

Eine Idealansicht (wie auf der Medaille von Abt Bessel – siehe<br />

Kat. Nr. 26) vom Stift nach den Plänen von Johann Lucas<br />

von Hildebrandt. In dieser Form wurde das Stift nie vollendet.<br />

Kupferstich, 1744, von Salomon Kleiner (1700-1761)<br />

Graphische Sammlung, Benediktinerstift Göttweig<br />

36. Lederkasel, Ende 17. Jh.<br />

Ein Messgewand aus der Zeit Kaiser Leopold I. Das schöne Blumenmuster<br />

ist auf dünnes Leder gedruckt <strong>und</strong> bemalt. Die so genannte<br />

„römische“ Kasel wird vom Zelebrant bei der Heiligen Messe getragen.<br />

Das Manipel (das ursprünglich ein Taschentuch symbolisierte<br />

– Schweiß <strong>und</strong> Arbeit) wird vom Priester auf dem linken Vorarm getragen.<br />

Römische Kasel aus bemaltem Leder, Ende 17. Jh.<br />

Stiftskirche, Benediktinerstift Göttweig<br />

37. Silberner Abtsstab, 1911<br />

Gearbeitet nach einer Darstellung auf dem Grabstein des Abtes Bartholomäus<br />

Schönleben (1532-1541) für Abt Adalbert I. Dungel (1886-1923).<br />

Oben im Krummstab thront die Heilige Jungfrau als Königin mit dem<br />

Jesuskind auf zwei Blättern. Darunter sind gotische Nischen mit diversen<br />

Heiligen, z.B. Hl. Benedikt, Hl. Scholastika, Hl. Altmann, u.a.<br />

Silber teils vergoldet, 1911<br />

Stiftskirche, Benediktinerstift Göttweig<br />

Großbild: Ansicht von Stift Melk<br />

Eine Ansicht des Barockklosters aus der Vogelperspektive.<br />

CLOSTER MÖLCK - Kupferstich, Franz Leopold Schnitzer, 18. Jh.<br />

Museum, Stift St. Paul im Lavanttal<br />

38. Die zwölf Monate des Jahres 1645<br />

Diese Kupferstichserie der Monate des Jahres von Joachim von Sandart (1606-<br />

1688) diente auch als Vorlage für die Monatsreliefs auf den Balustradenvasen der<br />

Kaiserstiege von Johann Schmidt (1684-1761).<br />

Ausgestellt sind:


Februar: Stecher – Theodor Matham (1605/06-1676)<br />

Juli: Stecher – Reiner van Persyn (1614-1668)<br />

September: Stecher – Cornelis I. van Dalen (um 1602-1665)<br />

November: Stecher – Reiner van Persyn (1614-1668)<br />

Aus der Kupferstichserie 1645<br />

Graphische Sammlung, Benediktinerstift Göttweig<br />

39. Deckenfresko in der Kaiserstiege<br />

Apotheose Kaiser Karls VI. als Helios-Apoll umgeben von den verschiedenen<br />

Musen <strong>und</strong> Künsten.<br />

Fresko von Paul Troger, 1739, Reproduktion<br />

Benediktinerstift Göttweig<br />

40. Melker Stiftbrief, 1113<br />

Der Stiftsbrief von Markgraf Leopold III. (dem Heiligen, 1095-1136), datiert<br />

mit 13. Oktober 1113, bestätigt die Besitzungen des Benediktinerklosters: Pfarren<br />

<strong>und</strong> Güter in Mödling, Ravelsbach, Wullersdorf, Traiskirchen <strong>und</strong> Welkendorf.<br />

Solche Schenkungen waren für ein Kloster lebenswichtig. Sie sicherten die wirtschaftliche<br />

Existenzgr<strong>und</strong>lage.<br />

Benediktinerstift Melk, Reproduktion<br />

41. €10 Silbermünze „Stift Melk“<br />

Avers: Ansicht des Stiftes<br />

Revers: Das Melker Kreuz vor einer Innenansicht der Kuppel<br />

Gipsmodelle, Münze Österreich<br />

42. Das Barockstift Melk<br />

Gleich nach seiner Wahl zum Abt beschloss Berthold Dietmayr, Stift Melk in<br />

einen prachtvollen Barockbau umzuwandeln. Als Architekten beauftragte er<br />

Jakob Prandtauer, der bis zu seinem Tod 1726 das Großprojekt leitete. Nach<br />

Prandtauer wurde Joseph Munggenast mit der Fertigstellung beauftragt. Die<br />

herrliche Stiftskirche wurde 1746 geweiht.<br />

Foto<br />

Benediktinerstift Melk


43. Melker Annalen: Einzug der Benediktiner 1089<br />

Die 1123 begonnene Chronik von Stift Melk hielt alle merkenswerten Ereignisse<br />

in der Geschichte des Stiftes fest. Hier liest man, wie die Benediktiner unter Abt<br />

Sigibold aus Lambach 1089 nach Melk kamen.<br />

Benediktinerstift Melk, Reproduktion<br />

44. Abt Berthold Dietmayr (1700-1739)<br />

Der große Barockbaumeister von Melk im Ornat des Rektor Magnificus der<br />

Wiener Universität.<br />

Gemälde von J. Kupetzky, nach 1706.<br />

Benediktinerstift Melk, Reproduktion<br />

45. Die Stiftskirche<br />

Melk verfügt über eine der spektakulärsten Barockkirchen Europas. Abt Berthold<br />

Dietmayr überredete den Konvent, einen kompletten Neubau der Kirche<br />

zu gestatten. Innenarchitekt war Antonio Beduzzi. Die Deckenfresken wurden<br />

vom Salzburger Maler Johann Michael Rottmayr nach Entwürfen Beduzzis geschaffen.<br />

Die prächtige Kuppel entstand 1716/17. Oberhalb des Hochaltars reichen<br />

sich die Kirchenpatrone Petrus <strong>und</strong> Paulus die Hände zum Abschied vor<br />

ihrem Märtyrertod.<br />

Foto,<br />

Benediktinerstift Melk<br />

46. Erster Münzkatalog des P. Martin Kropff Ephemerides P. Mar<br />

tini Anno 1740. Stiftsbibliothek Melk Cod. 509 (1697).<br />

Aufgeschlagen Fol. 1r (32 x 42 cm). Fol. 1r-17r: Notizen über die Einrichtung<br />

einer Münzsammlung, Katalog der in der Vitrine der Melker Stiftsbibliothek<br />

ausgestellten antiken <strong>und</strong> mittelalterlichen Münzen. Fol. 35r-36v (Anhang):<br />

Auflistung weiterer antiker Münzen <strong>und</strong> Hinweise auf Neuerwerbungen. Fol.<br />

18r-34r Tagebucheintragungen zum Jahr 1752, Briefabschriften aus verschiedenen<br />

Archiven in Wien zum Jahr 1740. Aus der Einleitung zum Münzkatalog<br />

(Fol. 1) geht hervor, dass P. Martin Kropff (1701-1779) unter Anleitung des Bibliothekars<br />

P. Hieronymus Pez im Auftrag von Abt Adrian Pliemel (1739-1745)<br />

begonnen hat, ein „Cimeliarcheum“ (Zimelienarchiv), genauer ein so genanntes<br />

„Numophylacium“ (Münzbehälter, Münzkasten), einzurichten. Mit Erlaubnis<br />

des Abtes hat er dafür Sorge getragen, dass der hölzerne Kasten (Aufsatz) mit<br />

60 „Laden“ (scriniis) bzw. „Behältnissen“ (capsis) ausgestattet wurde. Dieser


wurde in der Mitte der Bibliothek aufgestellt. [Quod in medio Bibliothecae<br />

manuscriptorum piramide, statuisque aptis exornatum, positum erat. – Es ist<br />

nicht ganz klar, was hier gemeint ist: Bezieht sich das „pyramide“ auf die Form<br />

des Münzkastens oder ist hier von einem Ablagetisch mit Pultaufsatz für Handschriften<br />

in Form einer Pyramide die Rede, in dessen Mitte der mit Statuen geschmückte<br />

Münzkasten positioniert wurde?] P. Martin Kropff verweist darauf,<br />

dass P. Hieronymus Pez (1685-1756) bereits vor einigen Jahren begonnen habe,<br />

römische Münzen zu sammeln, unter denen eine Münze des Kaiser Hadrian<br />

mit der Aufschrift „Aegyptos“ besonders herausragt. P. Hieronymus habe sie<br />

von seiner Mutter als Geschenk erhalten, die sie in einem Gewässer bei Ybbs<br />

gef<strong>und</strong>en habe.<br />

Benediktinerstift Melk<br />

47. Hl. Koloman, Patron von Melk<br />

Koloman war ein irischer Pilger unterwegs ins Heilige Land. 1012 in Stockerau<br />

bei Wien wurde er seiner Kleidung <strong>und</strong> Sprache wegen für einen<br />

böhmischen oder ungarischen Spion gehalten <strong>und</strong> erhängt. W<strong>und</strong>er<br />

geschahen an seinem Grab, <strong>und</strong> 1014 ließ Markgraf Heinrich I.<br />

seinen Leichnam nach Melk bringen, um ihn zum Schutzpatron seiner neuen<br />

Mark Ostarrichi zu machen. Sein Festtag in Österreich ist der 13. Oktober.<br />

Spätgotisches Tafelbild, Anfang 16. Jh.<br />

Benediktinerstift Melk, Reproduktion<br />

48. Jakob Prandtauer (1660-1726)<br />

Der Architekt von Stift Melk <strong>und</strong> von Stift Klosterneuburg u.a. Hier steht er<br />

mir seinen Plänen <strong>und</strong> dem Maßstock vor dem Prälatenhof <strong>und</strong> der Melker<br />

Stiftskirche im Hintergr<strong>und</strong>.<br />

Gemälde, Künstler unbekannt, um 1722/26<br />

Benediktinerstift Melk<br />

49. Stiftung “CARITAS CENTRU SOCIAL SF. STEFAN SANIOB”<br />

unter dem Ehrenschutz des Benediktinerstiftes Melk<br />

Auro Danubia ist ein Verein in Niederösterreich, der sozial benachteiligte<br />

Kinder <strong>und</strong> Jugendliche in Rumänien unterstützen möchte. Es entstanden<br />

in Saniob, einem kleinen Ort auf dem Land in der Nähe von Oradea, zwei<br />

Waisenhäuser- <strong>und</strong> ein Jugend- <strong>und</strong> Bildungshaus. Die Trägerschaft dieses<br />

Sozialzentrums hat die internat. Stiftung “Caritas Centru Social Sf. Ste-


fan Saniob” (Österreich, Deutschland, Holland, Rumänien) übernommen.<br />

Schirmherrschaft des Vereines AURO DANUBIA ist Stift Melk.<br />

Hauptziel ist die Hilfeleistung für:<br />

• Kinder <strong>und</strong> Jugendliche, deren Familien eine kindgerechte<br />

Versorgung nicht gewährleisten können<br />

• Straßenkinder<br />

• Jugendliche, die wegen Überschreitung der Altersgrenze<br />

aus staatlichen Heimen entlassen werden<br />

•<br />

Aus- <strong>und</strong> Weiterbildung im ländlichen Raum<br />

Eine Art „Kinderdorf“ in Rumänien<br />

Abt Georg Wilfinger beim Besuch in Rumänien<br />

Fotos, Benediktinerstift Melk<br />

50. Das Chorgebet<br />

Ora et Labora - bete <strong>und</strong> arbeite - ist der berühmte Gedanke der Benediktiner<br />

Regel. Der Hl. Benedikt schrieb acht St<strong>und</strong>engebete vor, die den Tag <strong>und</strong><br />

die Nacht des Mönches heiligen sollten. Das Opus Dei (Arbeit Gottes) bleibt<br />

eine der wichtigsten Aufgaben von Mönchen <strong>und</strong> Nonnen. Der Hl. Benedikt<br />

mahnte, nichts dem Chorgebet vorzuziehen.<br />

Foto,<br />

Benediktinerstift Melk<br />

51. Der Melker Konvent heute<br />

28 Benediktiner Mönche – Mitte erste Reihe sitzend: Abt Georg Wilfinger;<br />

rechts von ihm sein Vorgänger, Abt Dr. Burkhard Ellegast.<br />

Foto,<br />

Benediktinerstift Melk<br />

52. Berühmter Besuch<br />

Abt Wilfinger <strong>und</strong> Abt Ellegast mit dem Dalai Lama – ein buddhistischer<br />

Mönch besucht christliche Mönche.<br />

Foto,<br />

Benediktinerstift Melk<br />

Großbild: Vesper in der Stiftskirche<br />

Ein stimmungsvolles Bild von Leopold Blauensteiner (1880-1947) zeigt die Benedik-


tinermönche im Chor der Melker Stiftskirche beim Abendst<strong>und</strong>engebet, der Vesper.<br />

Gemälde, Leopold Blauensteiner, frühes 20. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />

Benediktinerstift Melk<br />

53. Systematik der im Hauptsaal der Melker Stiftsbibliothek aufgestellten<br />

Druckwerke mit Planzeichnung] Ichnographia de bene ordinanda ornan<br />

daque bibliotheca Mellicensi ac praecipue de conficiendo duplici catalogo<br />

iudicio et approbationi reverendissimi perillustris ac amplissimi d.d. prae<br />

sulis sui demisissime subiecta ab obsequentissimo filio P.M.K.P.M. MDCCLI.<br />

Stiftsbibliothek Melk Cod. 1906.<br />

Geschlossen 29 x 19 cm, aufgeschlagen fol. 9r (Bibliotheksplan) 41 x 51 cm. Abt<br />

Thomas Pauer (1746-1762) hatte, nachdem nun der barocke Bibliotheksraum<br />

fertig gestellt worden war, den Auftrag erteilt, einen Bibliothekskatalog anzufertigen<br />

[fol. 1r: Posteaquam non ita pridem ad aures meas pervenit te reverendissime<br />

perillustris ac amplissime domine praesul et pater gratiosissime discupere ac<br />

etiam vehementer velle, ut exquisitus utilisque amplissimae nostrae bibliothecae<br />

catalogus tandem conficiatur, incredibili perfusus sum gaudio]. In der Ichnographia<br />

legte Kropff 1751 seine Ordnungskriterien, verb<strong>und</strong>en mit einem Plan über<br />

die Aufstellung der Bücher im Hauptsaal <strong>und</strong> im Bibliotheksvorraum, dar. Auf<br />

diesem Plan sind die beiden Globen <strong>und</strong> der in der Mitte des Hauptsaales befindliche<br />

Tisch (heute Untersatz für die Mittelvitrine) eingezeichnet, wo vor der<br />

Einrichtung der Oberen Bibliothek (Berglsaal) im Jahr 1768 vermutlich auch<br />

die Münzsammlung untergebracht war (es finden sich insgesamt 8 heute nicht<br />

mehr benützte Laden mit Vertiefungen für Münzen direkt unter dem Vitrinenaufsatz).<br />

Anschließend gibt er noch Hinweise darauf, wie der Katalog – idealiter<br />

– aussehen wird: Die Bücher werden alphabetisch, nach Autorennamen oder<br />

Sachbetreffen geordnet aufgenommen, dann folgt ein Kurztitel mit Datierung<br />

<strong>und</strong> schließlich noch eine Standortangabe, nach „pegma“ <strong>und</strong> „forulus“.<br />

Benediktinerstift Melk<br />

54. Die Bibliothek von Melk<br />

Die schöne <strong>und</strong> weltberühmte Bibliothek von Melk mit dem Deckenfresko von<br />

Paul Troger (der auch das Deckenfresko auf der Kaiserstiege in Göttweig malte).<br />

Die Bibliothek umfasst 1.800 Handschriften <strong>und</strong> über 100.000 Bücher.<br />

Foto, Benediktinerstift Melk


55. P. Gottfried Deppisch: Geschichte <strong>und</strong> W<strong>und</strong>erwerke des hl.<br />

Colomanni. Königlichen Pilgers <strong>und</strong> Marthyrs… Anhang, wo<br />

rinnen das Leben des Seeligen Gothalmi, <strong>und</strong> die Historie von<br />

dem Heiligen Mölckerischen Kreutze enthalten. Wien 1743.<br />

Stiftsbibliothek Melk Sign. 6024a.<br />

Geschlossen 32 x 22 cm. Geöffnet Kupferstichtafeln Ansicht Vorder- <strong>und</strong> Rückseite<br />

des Melker Kreuzes (eingeb<strong>und</strong>en nach S. 232) 39 x 44 cm. Kupferstiche<br />

von Franz Leopold Schmitner (1703-1761), der nach dem Tod seines Lehrers<br />

Andreas Schmutzer im Jahr 1740 selbständig in Wien tätig wurde. Das mit weiteren<br />

Kupferstichtafeln versehene Werk des Melker Konventualen Gottfried<br />

Deppisch (1698-1756) stellt die erste deutsche Druckausgabe der legendären<br />

Lebensbeschreibungen des Klosterpatrons <strong>und</strong> ersten Landesheiligen, des hl.<br />

Pilgers Koloman dar, der im Jahr 1012 bei Stockerau das Martyrium erlitten <strong>und</strong><br />

dessen Reliquien im Jahr 1014 in die damalige Babenbergerresidenz Melk überführt<br />

wurden. Beigegeben ist die Lebensbeschreibung des seligen Godhalm, des<br />

legendären Dieners des hl. Koloman, <strong>und</strong> die ebenfalls mit Legenden ausgeschmückte<br />

Geschichte des wichtigsten Melker Reliquienschatzes, des Melker<br />

Kreuzes.<br />

Benediktinerstift Melk<br />

56. Das Melker Kreuz, 1362<br />

Das kostbarste Heiligtum des Stiftes Melk ist das Melker Kreuz, ein w<strong>und</strong>erschönes<br />

Werk aus Gold <strong>und</strong> Edelsteinen. Es enthält einen großen Splitter vom<br />

Kreuze Christi, an dem angeblich noch Spuren des heiligen Blutes zu sehen sind.<br />

Die ursprüngliche Kreuzpartikel wurde um 1040 von Markgraf Adalbert (1018-<br />

1055) nach Melk gebracht – also 49 Jahre bevor die Benediktiner aus Lambach<br />

nach Melk kamen. 1362 ließ Herzog Rudolf IV. (1358-1365) ein kostbares Kreuz aus<br />

Gold in Wien anfertigen, um die verehrte Reliquie noch würdiger zu beherbergen.<br />

Das Melker Kreuz wird heutzutage nur zu besonderen Anlässen ausgestellt.<br />

Holzrepliken des Melker Kreuzes, Vorder- <strong>und</strong> Rückseite.<br />

Benediktinerstift Melk<br />

57. Gebete vor dem Melker Kreuz<br />

Der Konvent beim Gebet für einen verstorbenen Mitbruder vor dem Melker<br />

Kreuz (rechts).<br />

Gemälde, Leopold Blauensteiner, frühes 20. Jahrh<strong>und</strong>ert. Reproduktion.<br />

Benediktinerstift Melk


58. €10 Silbermünze „Stift Klosterneuburg“<br />

Avers: Ansicht des Stiftes<br />

Revers: Ein Glasfenster des Hl. Leopolds vor dem gotischen Kreuzgang<br />

Gipsmodelle, Münze Österreich<br />

59. Officium Augustini des Kantors Adam Scharrer, 1659<br />

Das große Gesangsbuch für das Lektionar in der Kirche aus der Zeit, als Adam<br />

Scharrer noch Kantor war. Später wurde Scharrer selbst Probst von Klosterneuburg<br />

(1675-1681).Der in Leder geb<strong>und</strong>ene Band mit den Noten des Chorals<br />

anlässlich des Fests des Hl. Augustinus trägt eine Darstellung des Heiligen <strong>und</strong><br />

seiner Mutter, Hl. Monika. Darüber ist das Wappen von Scharrer zu sehen.<br />

Stift Klosterneuburg, Stiftsbibliothek CCl 60<br />

60. Der Gründer von Klosterneuburg<br />

Markgraf Leopold III. der Heilige (1095-1136) gründete das Stift Klosterneuburg<br />

1114 in seiner neuen Residenz außerhalb von Wien. Der Legende nach wurde<br />

er von der Heiligen Jungfrau angewiesen, ein Stift dort zu gründen, wo er den<br />

kostbaren Schleier seiner Gattin Agnes wieder gef<strong>und</strong>en hat.<br />

Moderne Figur, Klosterneuburg.<br />

TS<br />

61. Stofffragment vom Markgrafenornat<br />

Ein kostbares, goldbesticktes Stoffstück vom Markgrafenornat aus dem 13. Jahrh<strong>und</strong>ert.<br />

Das Muster zeigt Greifvögel (Falken?) <strong>und</strong> Hähne, unter einem stilisierten<br />

Baum spielen zwei Hasen. Obwohl händisch gestickt, weist das Muster<br />

nur geringe Unterschiede auf.<br />

Goldstickerei, Unteritalien, 13. Jh.<br />

Museum Stift Klosterneuburg<br />

62. Gründungslegende Klosterneuburg<br />

Auf der Jagd entdeckte Leopold III. den verschollenen Schleier seiner Gemahlin<br />

Agnes. Die Mutter Gottes weist ihn an, an diesem Ort ein Kloster zu gründen.<br />

Tafelbild von Rueland Frueauf dem Jüngeren (um 1475- nach 1545), um 1505<br />

Stift Klosterneuburg, Reproduktion


63. Kirchenbau im 15. Jahrh<strong>und</strong>ert<br />

Französische Handschrift, 1448<br />

Reproduktion<br />

64. Kapitellbruchstück der romanischen Stiftskirche<br />

Das Kapitell einer Säule aus der alten romanischen Kirche. Daran kann<br />

man erahnen, wie farbenfroh Kirchen im Mittelalter ausgesehen haben.<br />

Sandstein, bemalt<br />

Museum Stift Klosterneuburg, Inv. Nr. PL 119<br />

65. Turmbau im Mittelalter<br />

Dieses flämische St<strong>und</strong>enbuch (Brevier) aus dem 15. Jahrh<strong>und</strong>ert zeigt den<br />

Turmbau zu Babel aus dem Alten Testament.<br />

Reproduktion<br />

Großbild: Stift Klosterneuburg aus der Vogelperspektive<br />

Das Foto zeigt ganz deutlich die unvollendete Eskoriade.<br />

Reproduktion<br />

66. Kelch des Propstes Ernest Perger (1707-1748)<br />

Ernest Johann Perger war zur Zeit des barocken Umbaus Probst des<br />

Stiftes. Er ließ den Architekten Donato Felice d’Allio 1727 (nach dem<br />

Tod des Baumeisters Matthias Steinl) die ursprünglichen Pläne von Jakob<br />

Prandtauer überprüfen <strong>und</strong> adaptieren. 1730 besuchte Kaiser Karl<br />

VI. das Baugelände <strong>und</strong> beschloss, eine kaiserliche Residenz <strong>und</strong> ein Kloster<br />

nach Vorbild des spanischen Escorials in Klosterneuburg zu bauen.<br />

Der Bau endete 1740 mit dem plötzlichen Tod des Kaisers unvollständig.<br />

Der goldene Kelch ist mit Edelsteinen besetzt <strong>und</strong> mit neun Emailminiaturen dekoriert,<br />

die dem Leiden Christi vom letzten Abendmahl bis zur Kreuzigung gedenken.<br />

Silber vergoldet, Email <strong>und</strong> Edelsteine, Wien, 1715#<br />

Museum Stift Klosterneuburg, Inv. Nr. KG 96<br />

67. Kaiser Karl VI. (1711-1740)<br />

Der Sohn von Leopold I. versuchte zuerst, die Krone Spaniens für sich <strong>und</strong> sein<br />

Haus zu sichern. 1711 nach dem Tod seines Bruders Joseph I. wurde er Römischer


Kaiser. Die Geschichte kennt ihn in erster Linie der Pragmatischen Sanktion wegen,<br />

mit der er versuchte, die Erbrechte seiner Tochter Maria Theresia abzusichern.<br />

Kaiser Karl VI. spielte eine entscheidende Rolle beim Umbau von Klosterneuburg,<br />

aber auch bei der Gestaltung des Kaiserapartments in Göttweig.<br />

Gemälde von Johann Gottfried Auerbach, um 1730<br />

Kunsthistorisches Museum, Reproduktion<br />

68. Das Barockstift Klosterneuburg<br />

Schon zu Beginn des 18. Jahrh<strong>und</strong>erts war der Neubau des Klosters geplant.<br />

Probst Jakob II Cini ließ Jakob Prandtauer Pläne anfertigen. Zwischen<br />

1723 <strong>und</strong> 1730 wurde die Innenkirche nach Plänen von Matthias Steinl barockisiert.<br />

Nach Steinls Tod 1727 wurde Donato Felice d’Allio von Propst Ernest<br />

Perger beauftragt, die Pläne Prandtauers zu prüfen <strong>und</strong> zu ändern.<br />

Am Leopolditag, dem 15. November, im Jahr 1730 besuchte Kaiser Karl das Stift<br />

<strong>und</strong> beschloss, eine kaiserliche Residenz mit angeschlossenem Stift, wie beim spanischen<br />

Escorial außerhalb Madrids, zu errichten. D’Allios Pläne sahen eine Anlage<br />

mit vier Innenhöfen vor. Sieben Kuppeln wären mit den Kronen des Hauses<br />

Habsburg zu schmücken. Der plötzliche Tod des Kaisers am 20. Oktober 1740<br />

brachte die Arbeiten zu einem abrupten Ende. Der Eingang zum neuen Museum<br />

ist ein anschaulicher Zeuge der plötzlichen Unterbrechung der Bautätigkeit.<br />

Kolorierter Stich, wahrscheinlich von Joseph Emanuel Fischer von Erlach (1695-<br />

1742)<br />

Reproduktion<br />

69. Hl. Augustinus von Hippo (354-430)<br />

Der Hl. Augustinus war von 395 bis zu seinem Tod Bischof von Hippo Regius<br />

in Nordafrika. Er gilt als einer der größten Kirchenlehrer aller Zeiten.<br />

Unter anderem schrieb er eine Regel für Frauen <strong>und</strong> Männer, die später<br />

(um 1100) die Regel der Regularkanoniker (Augustiner Chorherren) wurde.<br />

Barockfigur des Hl. Augustinus aus Korneuburg. Er hält seine Regel in der linken<br />

Hand <strong>und</strong> das flammende Herz (sein Symbol in der Kirchenkunst) in seiner<br />

rechten Hand.<br />

Museum Stift Klosterneuburg<br />

70. Heiliger Leopold III. von Österreich<br />

Ein Fahnenbild des Hl. Leopold kniend vor der Muttergottes. Leopold hält die<br />

Fahne von Österreich <strong>und</strong> reicht mit der rechten Hand sein Stift Klosterneu-


urg (gehalten von einer kleinen Engelsfigur, einer Putte) der Heiligen Jungfrau<br />

<strong>und</strong> dem Jesuskind. Über ihm schwebt eine Putte mit der Markgraf-Krone.<br />

Öl auf Leinwand, Barockzeit.<br />

Museum Stift Klosterneuburg, Inv. Nr. GM 694<br />

71. Der Verduner Altar, 1181<br />

Einer der berühmtesten Schätze von Klosterneuburg ist zweifelsohne<br />

der Verduner Altar. Probst Wernher beauftragte Nikolaus von Verdun<br />

mit diesem Hauptwerk der romanischen Gold- <strong>und</strong> Emailkunst.<br />

Die ursprüngliche Verkleidung einer Kanzelbrüstung ließ Probst Stephan von<br />

Sierndorf nach dem Brand 1330 in einen Flügelaltar umgestalten. 45 Kupferplatten<br />

zeigen Szenen aus dem Alten <strong>und</strong> dem Neuen Testament. Der<br />

Verduner Altar steht über dem Grab des Hl. Leopold in der Kirchenkrypta.<br />

Melchisedech, „König von Salem“ <strong>und</strong> Hohepriester, der Wein<br />

<strong>und</strong> Brot opferte <strong>und</strong> Abraham segnete. (Klosterneuburg)<br />

Anbetung der Heiligen Drei Könige. (Münze Österreich)<br />

Die Taufe Christi im Fluss Jordan. (Klosterneuburg)<br />

Reproduktionen. Münze Österreich<br />

72. Ein Augustiner Chorherr 1577<br />

Aus dem Zwettler Kodex 420a.<br />

Reproduktion<br />

73. Der heutige Konvent von Klosterneuburg<br />

Die Chorherren des Stiftes mit Propst Bernhard Backovsky im Jänner 2007.<br />

Foto, Stift Klosterneuburg<br />

Bild: Sozialprojekt Rumänien<br />

Das Stift Klosterneuburg unterstützt die Arbeit des Jesuitenpaters Georg Sporschill<br />

für die heimatlosen Kinder Rumäniens durch die Finanzierung von Bauprojekten<br />

<strong>und</strong> die Übernahme laufender Kosten von Gebäudeerhaltung bis zur<br />

Versorgung der Kinder mit Nahrung, Kleidung <strong>und</strong> Unterrichtsmitteln. Der<br />

Beitrag des Stiftes <strong>und</strong> Spenden von Pfarren, Schulklassen, Firmen <strong>und</strong> Privatpersonen<br />

ermöglichen es, den Kindern <strong>und</strong> Jugendlichen eine Ausbildung zu<br />

teil werden zu lassen, die ihnen Hoffnung für die Zukunft gibt.<br />

Foto, Harry Weber


Museum, Stift Klosterneuburg<br />

Großbild: Auffindung des Schleiers<br />

Auf der Jagd findet der Hl. Leopold den verlorenen Schleier seiner Gattin Agnes<br />

<strong>und</strong> wählt die Stelle als Ort für die Gründung seines Stiftes Klosterneuburg.<br />

Öl auf Leinwand, Künstler unbekannt, um 1755<br />

Museum Stift Klosterneuburg, Inv. Nr. GM 609<br />

74. Gotisches Ziborium, Ende 14. Jh.<br />

Das Ziborium diente der Aufbewahrung der Hostien im Tabernakel oder<br />

Sakramentshäuschen. Der Deckel ist mit einem Kirchturm geschmückt.<br />

Kupfer, vergoldet, Ende des 14. Jahrh<strong>und</strong>erts<br />

Museum, Stift St. Paul im Lavanttal<br />

75. Das älteste Druckwerk Gutenbergs, 1450<br />

Ein Messbuch auf Papier – das älteste gedruckte Buch der Welt!<br />

Die Diskussion um dieses Druckerzeugnis, das mit Gutenberg-Lettern gedruckt<br />

ist, hat noch kein definitives Ende gef<strong>und</strong>en. Das Papier, das aus<br />

Basel stammt, unterstreicht die historische Tatsache, dass Gutenberg in Basel<br />

Papier gekauft hat. Aus Basel dürfte auch der Holzschnitt der Kanontafel<br />

stammen. Die Lettern lassen sich eindeutig als Gutenberg Lettern identifizieren,<br />

sind allerdings im Vergleich zur Gutenberg Bibel sehr experimentell<br />

ausgeführt. Dieser Umstand spricht eindeutig dafür, dass es sich um den ersten<br />

Beleg Gutenbergs handelt, Bücher mit beweglichen Lettern zu drucken.<br />

Papier, 1450, Johannes Gutenberg (um 1400-1468)<br />

Museum, Stift St. Paul im Lavanttal<br />

76. Monstranz, Anfang 15. Jh.<br />

Die Monstranz hält das Allerheiligste Sakrament während der Exposition auf<br />

dem Altar oder einer Segnung.<br />

Kupfer, vergoldet, Anfang des 15. Jahrh<strong>und</strong>erts<br />

Museum, Stift St. Paul im Lavanttal<br />

77. Missale des Wolfgang Vorchtenauer, 1466<br />

Das Missale des Wiener Domherrn Wolfgang Vorchtenauer ist eines der


schönsten Beispiele spätmittelalterlicher Buchmalerei <strong>und</strong> steht exemplarisch<br />

für kunstvoll ausgeführte Messbücher, die in Klöstern in Verwendung standen.<br />

Aufgeschlagen ist der auferstandene Christus. Unten treiben zwei H<strong>und</strong>e einen<br />

Hirschen einem Jäger entgegen, der mit einer Armbrust bewaffnet ist.<br />

Handschrift auf Pergament, Wien, 1466<br />

Museum, Stift St. Paul im Lavanttal<br />

78. Das Reichenauer Missale, 11 Jahrh<strong>und</strong>ert<br />

Das Kloster Reichenau wurde 724 auf der Insel Reichenau im Bodensee gegründet.<br />

Über die Jahrh<strong>und</strong>erte bis zu seiner Auflösung im 18. Jahrh<strong>und</strong>ert war es sowohl<br />

politisch wie kulturell ein einflussreiches Haus. Seine Schreibschule war berühmt<br />

im Mittelalter. Dieses Missale für Gebrauch am Altar ist händisch auf Pergament<br />

geschrieben <strong>und</strong> enthält viele w<strong>und</strong>erschöne mit Gold dekorierte Initialen. Im ersten<br />

Teil finden sich Seiten mit einer Frühnotierung für den gregorianischen Choral.<br />

Handschrift auf Pergament, Abtei Reichenau, 11 Jh.<br />

Museum, Stift St. Paul im Lavanttal<br />

79. Psalter, 1450<br />

Eine Handschrift der Psalmen, die während des Opus Dei (Offizium) gesungen<br />

werden. Der Hl. Benedikt hielt an acht St<strong>und</strong>engebeten für seine<br />

Mönche fest, beginnend in der Nacht durch den ganzen Tag bis zum Sonnenuntergang:<br />

Matutin, Laudes, Prim, Terz, Sext, Non, Vesper, Komplet.<br />

Handschrift, reichlich geschmückt mit Randbildern, 1450<br />

Museum, Stift St. Paul im Lavanttal<br />

80. €10 Silbermünze „St. Paul im Lavanttal“<br />

Avers: Ansicht des Stiftes<br />

Revers: Das Südportal der Stiftskirche<br />

Gipsmodelle, Münze Österreich<br />

Großbild: Gebete vor dem Melker Kreuz<br />

Der Konvent beim Gebet für einen verstorbenen Mitbruder vor dem Melker<br />

Kreuz (rechts)<br />

Gemälde, Leopold Blauensteiner, frühes 20. Jahrh<strong>und</strong>ert. Reproduktion.<br />

Benediktinerstift Melk


81. Ansicht von St. Paul im Lavanttal<br />

Markus Pernhart (1824-1871) malte viele Burgen <strong>und</strong> Schlösser Kärntens mit<br />

größter Genauigkeit.<br />

Gemälde in grau-weiß Ton, Gold geschnittener Rahmen, Markus Pernhart, 19.<br />

Jh.<br />

Museum, St. Paul im Lavanttal<br />

82. Stiftungsurk<strong>und</strong>e von St. Paul im Lavanttal, 1099<br />

Das Kloster St. Paul wurde 1091 von Graf Engelbert von Spanheim<br />

als ein Akt der Sühne gestiftet. Er berief Benediktiner aus der Abtei<br />

Hirsau im Schwarzwald nach Kärnten. 1099 nahm Papst Urban<br />

II. (1088-1099) die Abtei in seinen persönlichen Schutz <strong>und</strong> gewährte<br />

St. Paul eine Exemption, die weit reichende Privilegien zusprach.<br />

URBANUS EPS. SERVUS SERVOR(um) D(e)I – Urban, Bischof, Diener der<br />

Diener Gottes ... an Abt Wecelin (WESILONI ABBI) von St. Paul (SCI PAULI)<br />

Datiert 26. März 1099 im Lateran Palast, Rom.<br />

Originale Stiftungsurk<strong>und</strong>e 1099 auf Pergament mit dem Bleisiegel des<br />

Papstes.<br />

Museum, Stift St. Paul im Lavanttal<br />

83. Papst Urban II. (1088-1099)<br />

Urban II., der den Stiftsbrief von St. Paul ausstellte, war zugleich jener<br />

Papst, der den ersten Kreuzzug ausrief. Das Bild zeigt Urban II. beim Konzil<br />

zu Clermont, wo er über die Ehe des französischen Königs urteilte.<br />

Französische Handschrift, 15. Jh.<br />

Reproduktion<br />

84. Zwei Barockdeckel für einen Kelch<br />

Blumenmuster <strong>und</strong> Goldstickerei. (Teil des Spitaler Ornats in der Eckvitrine.)<br />

Museum, Stift St. Paul im Lavanttal<br />

85. Der Augsburger Kelch, 1720<br />

Ein prachtvoller Messkelch mit sieben Email-Plaketten geschmückt: am Fuß<br />

die vier Evangelisten, Matthias, Markus, Lucas <strong>und</strong> Johannes; oben Jona <strong>und</strong><br />

der Walfisch, Hl. Benedikt <strong>und</strong> ein nicht identifizierter Heiliger des Ordens.<br />

Silber, vergoldet, Email, Brillianten, 1720


Museum, Stift St. Paul im Lavanttal<br />

86. Barockes Prunkpektorale mit Ring, um 1720<br />

Brustkreuz eines Abtes <strong>und</strong> der dazu gehörige Ring.<br />

Grüne Kristalle mit Brillianten im Silber vergoldet gesetzt. Rückwärts ein kreuzförmiges<br />

Fach für eine Reliquie. Der Ring aus Gold ist mit einem grünen Kristall<br />

mit Brillianten besetzt.<br />

Museum, Stift St. Paul im Lavanttal<br />

87. Chronik der Stadt Augsburg, um 1450<br />

Die Chronik des Augsburger Mönches Sigm<strong>und</strong> Meisterlein stellt eine der bedeutendsten<br />

Stadtbeschreibungen des Mittelalters dar. Unter anderem befindet<br />

sich in diesem Buch die älteste Darstellung der Stadt Augsburg. (aufgeschlagen!)<br />

Meisterlein hielt sich mehrere Jahre in Salzburg auf, wo er in der Abtei Nonnberg<br />

arbeitete.<br />

Handschrift auf Papier, um 1450<br />

Museum, Stift St. Paul im Lavanttal<br />

88. Kaiserin Maria Theresia (1740-1780)<br />

Unter den Habsburgern genoss das Kloster St. Paul hohes Ansehen<br />

<strong>und</strong> Maria Theresia selbst hat es mehrmals durch ihren persönlichen<br />

Besuch ausgezeichnet. Hier haben wir einen wahren Schatz<br />

aus dem Schatzhaus Kärntens von Hofmaler Martin von Meytens.<br />

Skizze mit rotem Stift auf Pergament, Martin von Meytens, um 1740<br />

useum, Stift St. Paul im Lavanttal<br />

89. Barocker Buchdeckel, um 1760<br />

Canon Missae Pontificalis (der Kanon der Messe für Bischöfe)<br />

Der Deckel ist mit einem aufwändigen <strong>und</strong> kunstvollen Silberbeschlag verziert. In<br />

der Mitte vorn zeigt es „IHS“ (Jesus) über einem Herzen mit den drei Nägeln der<br />

Kreuzigung. Rückwärts findet sich „MARIA“ über einem Herzen mit drei Blumen.<br />

Silberbeschlag, Augsburg, um 1760<br />

Museum, Stift St. Paul im Lavanttal<br />

90. Buchbindegerät


Wie man Jahrh<strong>und</strong>erte lang in Klosterbibliotheken gearbeitet hat. Buchbinden<br />

war besonders wichtig in jenen Klöstern, die eine Schreibstube (scriptorium)<br />

hatten.<br />

Benediktinerabtei Seckau<br />

Großbild: Frau mit Kind, 1619<br />

Die Grafik des Augsburger Meisters David Kustos ist ein Beispiel<br />

der umfassenden <strong>und</strong> qualitativ sehr hochwertigen Grafiksammlung<br />

des Stiftes St. Paul, die an die 30.000 Blätter umfasst.<br />

Rückenfigur, lavierte Feder, David Kustos, signiert <strong>und</strong> datiert 1619<br />

Museum, St. Paul im Lavanttal<br />

Eckvitrine: Der Spitaler Ornat<br />

Ein prächtiger Ornat für einen Bischof oder Abt mit barockem Blumenmuster<br />

<strong>und</strong> kostbarer Goldstickerei, eben restauriert.<br />

• Kasel oder Messgewand<br />

• Stola (um die Schultern <strong>und</strong> über der Brust gekreuzt)<br />

• Manipel (auf dem linken Arm)<br />

• Mitra (Bischofsmütze)<br />

• Schuhe<br />

• Polster<br />

•<br />

Handschuhe mit Goldbrokat, auf den Händen das Monogramm „IHS“<br />

Museum, Stift St. Paul im Lavanttal<br />

91. Stifter von Seckau<br />

Ein kniender Adalram von Waldeck bietet Gott die Seckauer Kirche an.<br />

Buchmalerei des 15. Jahrh<strong>und</strong>erts. Reproduktion<br />

Benediktinerabtei Seckau<br />

92. Das Siegel des Stiftbriefes<br />

Bischof Hartmann von Brixen weihte die Kirche in Seckau im Jahr 1164.<br />

Wachssiegel des Bischofs, 12. Jh.<br />

Benediktinerstift Seckau<br />

93. Papst Honorius III. (1216-1227)


Am 22. Juni 1218 ermächtigte Papst Honorius III. den Salzburger Erzbischof<br />

Erberhard II., ein Bistum für die Steiermark mit Sitz in Seckau zu errichten.<br />

Die Abtei Seckau wurde bis zur Aufhebung 1782 zum Domstift.<br />

Hl. Franziskus predigt vor Papst Honorius III.<br />

Fresko in der Basilika von Assisi: von Giotto di Bondone (1266-1337)<br />

Reproduktion<br />

94. Bleisiegel von Papst Honorius III.<br />

Avers: Die Köpfe von Hl Petrus <strong>und</strong> Hl. Paulus<br />

Revers: HONO – RIUS – PP . III (PP = Papa)<br />

TS<br />

95. €10 Silbermünze „Benediktinerabtei Seckau“<br />

Avers: Ansicht der Abtei<br />

Revers: Innenansicht der romanischen Kirche<br />

Gipsmodelle, Münze Österreich<br />

96. Die Abtei Seckau<br />

Ursprünglich 1140 als Augustiner Chorherren Kloster gegründet, wurde Seckau<br />

1218 zum Bischofssitz für das neu eingerichtete Bistum der Steiermark. 1782<br />

wurde das Kloster von Joseph II. aufgehoben. Erst 1883 kamen Benediktiner<br />

(ursprünglich aus Beuron in Süddeutschland), um das monastische Leben in<br />

Seckau wieder zu beleben. Die Kirchenfassade <strong>und</strong> die Türme wurden 1891-93<br />

in neoromanischer Form neu gebaut.<br />

Foto,<br />

Benediktinerabtei Seckau<br />

97. Das Seckauer Gnadenbild<br />

Das Nikopoia – ein Marmorrelief der Muttergottes <strong>und</strong> des Jesuskindes<br />

mit leichten byzantinischen Akzenten, zirka 1200 – befindet<br />

sich über dem Altar in der Gnadenkapelle der Kirche. Diese Darstellung<br />

der Heiligen Jungfrau ist das Objekt besonderer Verehrung.<br />

SPES MEA IESUS ET VIRGO MARIA: Jesus <strong>und</strong> der Jungfrau Maria (sind)<br />

meine Hoffnung.<br />

Foto, Benediktinerabtei Seckau<br />

TS


98. Die Barockabtei<br />

Eine Darstellung von Seckau vor dem neoromanischen Umbau der Kirchenfassade<br />

<strong>und</strong> der Türme.<br />

Benediktinerabtei Seckau, Reproduktion<br />

99. Die Romanische Basilika<br />

Die Kirche wurde zwischen 1143 <strong>und</strong> 1164 gebaut. Seckau ist eine der schönsten<br />

romanischen Kirchen Europas. Nachdem die Holzdecke 1259 Opfer eines<br />

Brandes wurde, entstand das gotische Gewölbe, das man heute sieht. Die mittelalterliche<br />

Kreuzigungsgruppe, die ursprünglich auf einem Lettner stand,<br />

hängt heute über dem Altar.<br />

Foto,<br />

Benediktinerabtei Seckau<br />

100. Das Refektorium<br />

Der Speisesaal der Mönche mit Fresken der Beuroner Kunstschule.<br />

Foto, Reproduktion<br />

Benediktinerabtei Seckau<br />

101. Der Kreuzgang<br />

Mönche im Kreuzgang von der Kirche aus gesehen.<br />

Foto, Reproduktion<br />

Benediktinerabtei Seckau<br />

Großbild: Kreuzigungsgruppe über dem Hochaltar<br />

Die mittelalterliche Kreuzigungsgruppe (1200-1220) hängt an Ketten über dem<br />

Seckauer Hochaltar. Früher stand sie auf dem Lettner, der den Chorraum der<br />

Kanoniker vom Kirchenschiff trennte.<br />

Foto, Reproduktion<br />

Benediktinerabtei Seckau<br />

Statuenensemble 20.Jh.<br />

Der Hl. Benedikt sitzend mit seiner aufgeschlagenen Regel <strong>und</strong> einem Kelch in<br />

der rechten Hand. (In seinem ersten Kloster versuchten einige böse Mönche,


den Mann Gottes mit einem vergifteten Kelch umzubringen.) Er wird vom<br />

Hl. Maurus (einem seiner Jünger) <strong>und</strong> dem Hl. Severin (um 410-482: Missionar<br />

<strong>und</strong> Klostergründer in Noricum – römischen Österreich) flankiert.<br />

Leibnitzer-Kalkstein, Heribert Nothnagel, Seckau,1979/80.<br />

Blechumrahmung von Br. Bernward Schmid aus der Goldschmiede der Abtei.<br />

Benediktinerabtei Seckau<br />

Großbild: Mönchszelle in der Benediktinerabtei Seckau<br />

Foto, Reproduktion<br />

Benediktinerabtei Seckau<br />

102. Ansicht von Stift Seckau, 1681<br />

Das Fürstentumstyft Secau, das Augustinerkloster, wie es 1681 aussah;<br />

aus “Topographia Ducatus Stiriae“, in der sämtliche Schlösser,<br />

Burgen <strong>und</strong> Klöster der Steiermark alphabetisch dargestellt sind.<br />

Kupferstich, 1681, von Georg Matthias Fischer<br />

Museum, Stift St. Paul im Lavanttal<br />

103. Diverse Goldschmiede-Werkzeuge<br />

Die Abtei Seckau unterhielt von 1945 bis 1997 eine Gold- <strong>und</strong> Silberschmiede<br />

unter Br. Bernward Schmid. Viele sakrale Gegenstände in den Kirchen Österreichs<br />

stammen aus dieser angesehenen Werkstätte. Einige Goldschmiede<br />

haben ihren Beruf bei Br. Bernward in der Seckauer Werkstätte gelernt.<br />

Diverse Werkzeuge; darunter Holzschablone für einen Kelch sowie ein Ringmaß<br />

mit Ringgrößenskala.<br />

Benediktinerabtei Seckau<br />

104. Pluviale-Schließe<br />

Das Pluviale (ursprünglich lateinisch Regenmantel) ist als Vespermantel<br />

bekannt. Dieser Umhang wird auf der Brust des Priesters mit einer<br />

prachtvollen Schließe befestigt. Diese schöne Schließe aus Seckau<br />

zeigt die thronende Muttergottes mit dem Jesuskind auf dem Schoß.<br />

Email, Br. Bernward Schmid, 1946<br />

Benediktinerabtei Seckau


105. Silberplakette des Gnadenbildes<br />

Aus der Seckauer Goldschmiede.<br />

TS<br />

106. Wappen der Abtei Seckau<br />

Die linke Hälfte zeigt ein Hermelin-Viertel oberhalb eines roten Feldes<br />

<strong>und</strong> erinnert an die Wappen der Augustiner Propste von Seckau. Die rechte<br />

Hälfte zeigt einen Baum mit kräftigen Wurzeln im grünen Feld <strong>und</strong><br />

oberhalb, wie der Baum trotz der Hacke im Stamm gedeiht (eine Anspielung<br />

an die Aufhebungen sowohl durch Joseph II. <strong>und</strong> das NS-Regime).<br />

Aus der Seckauer Werkstätte<br />

TS<br />

Melker Kreuz - Stift Melk


Vorschau auf die nächste Ausstellung im Ausstellungsraum der<br />

MÜNZE ÖSTERREICH<br />

Österreichische Eisenbahnen<br />

8. September 2008 bis 6. Februar 2009<br />

1769 entwickelte der Schotte James Watt eine neue <strong>und</strong> verbesserte Dampfmaschine.<br />

1814 wurde die erste erfolgreiche Dampflokomotive durch George Stephenson entwickelt.<br />

In Österreich galt Fürst Metternich als Befürworter dieser neuen Transporttechnologie.<br />

Am 4. März 1836 erteilte Kaiser Ferdinand die Berechtigung, eine Bahnlinie<br />

von Wien aus nach Norden zu bauen. Mit der Eröffnung der Kaiser-Ferdinands-Nordbahn<br />

am 19. November 1837 begann für Österreich das Bahnzeitalter. Die Münze Österreich<br />

beleuchtet in dieser Ausstellung die Entwicklung der Eisenbahnen in unserem<br />

Land; von den Anfängen bis zur Gegenwart. Zahlreiche Exponate erzählen ihre Geschichte<br />

<strong>und</strong> laden den Besucher zu einer Zeitreise erster Klasse ein.<br />

Der Termin für die erste Ausstellung des Jahres 2009,<br />

wird im nächsten Katalog <strong>und</strong> in der Zeitschrift<br />

„Die Münze“ veröffentlicht.


Legende der Leihgeber<br />

HHStA Österreichisches Staatsarchiv<br />

Haus-, Hof- <strong>und</strong> Staatsarchiv, Wien<br />

KHM-MK Kunsthistorisches Museum, Wien<br />

Münzkabinett<br />

TS Sammlung Tattersall, Wien<br />

Historische Leitung: Kerry R. J. Tattersall<br />

Ausstellungsleitung: Kerry R. J. Tattersall, Kurt Bock<br />

Technische Produktion: Franz J. Artmüller, Kurt Bock, Eric Stoklassa<br />

Katalogtexte: Kerry R. J. Tattersall<br />

Katalog: © 2008 Münze Österreich (Marketing),<br />

1030 Wien, Am Heumarkt 1<br />

Die im Katalog abgedruckten Texte der geschichtlichen Übersichten <strong>und</strong> Erläuterungen<br />

sind geistiges Eigentum der gezeichneten Verfasser; Nachdruck <strong>und</strong> Vervielfältigung,<br />

auch nur auszugsweise, nur mit Genehmigung des Autors.<br />

Katalogtexte: © Münze Österreich 2008. Nachdruck <strong>und</strong> Vervielfältigung, auch nur<br />

auszugsweise, nur mit Genehmigung des Herausgebers.<br />

© Umschlagbild: Stift Klosterneuburg/Stift Melk/Abtei Nonnberg<br />

© Layout: Stoklassa, Münze Österreich

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