03.01.2013 Aufrufe

CHE GUEVARA: - Sozialistische Alternative

CHE GUEVARA: - Sozialistische Alternative

CHE GUEVARA: - Sozialistische Alternative

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Seite 33<br />

bringen, und wollte, dass sein Vater und seine Familie die<br />

Flugtickets aus Argentinien selber zahlten, als sie ihn auf<br />

Kuba besuchten. Seine Hingabe an die Revolution und sein<br />

Lebensstil brachten ihm einen besonderen Platz in den<br />

Herzen der kubanischen und lateinamerikanischen Massen<br />

ein.<br />

Che reagierte zunehmend feindselig auf das, was er in der<br />

Sowjetunion sah. Bei einem Besuch war er im Apartment<br />

eines Regierungsbeamten zum Essen eingeladen und<br />

aß von feinstem importierten französischen Porzellan.<br />

Während des Mahles wandte er sich zu seinem Gastgeber<br />

und witzelte sarkastisch: "So, das Proletariat hier isst von<br />

französischem Porzellan, wie?" Zurück auf Kuba war er<br />

frustriert über die Qualität der Lieferungen aus Moskau, die<br />

er als "Pferdescheiße" beschimpfte. In einem Fall, als er unter<br />

einem besonders schweren Asthmaanfall litt, wurde er von<br />

seinem Freund Padila besucht, der gerade aus der UdSSR<br />

zurückkam und anprangerte, was er gesehen hatte. Che<br />

unterbrach ihn: "Ich muss dir sagen, dass ich dir nicht zuzuhören<br />

brauche, weil ich schon alles darüber weiß. ich weiß,<br />

dass es ein Schweinestall ist; ich habe es selber gesehen." Che<br />

war zwar durch das abgestoßen, was er in der UdSSR sah,<br />

und frustriert über die entstehenden bürokratischen<br />

Methoden und Fehler auf Kuba, hatte aber keine klare<br />

<strong>Alternative</strong>. Seine zentrale Schwäche, sein fehlendes<br />

Verständnis der Rolle der ArbeiterInnenklasse bei der<br />

Revolution und in der bewussten Planung und Leitung der<br />

Gesellschaft, hinderte ihn jetzt daran, eine gangbare politische<br />

<strong>Alternative</strong> zu entwickeln. Dem muss sein Fehlen einer<br />

ausgearbeiteten Erklärung der stalinistischen Staaten in der<br />

UdSSR und Osteuropa hinzugefügt werden. Von einem marxistischem<br />

Standpunkt aus betrachtet wandten sich diese beiden<br />

Mängel in seinen Ideen gegen ihn. Er strebte zwar richtigerrweise<br />

die Ausdehnung der Revolution über Kubas<br />

Grenzen hinaus an, erfasste aber nicht, wie das getan werden<br />

könnte.<br />

INTERNATIONALE POLITIK<br />

Alles was er bieten konnte, war ein Appell, die Revolution<br />

und ihre Methoden der "Guerillataktik" zu wiederholen.<br />

Aufgrund der Autorität der kubanischen Revolution hatte<br />

dies eine große Wirkung auf Schichten von Jugendlichen und<br />

Intellektuellen in ganz Lateinamerika und Europa. Aber trotz<br />

der Sympathie der mächtigen und heranwachsenden<br />

ArbeiterInnenklasse in Chile, Argentinien, Brasilien, Bolivien<br />

und anderen Ländern für die kubanische Revolution und<br />

Che, schien ihnen diese Kampfmethode nicht angebracht.<br />

Che schaffte es nicht, sich dieser mächtigen und potenziell<br />

revolutionären Klasse zuzuwenden und ihr ein revolutionärsozialistisches<br />

Programm als <strong>Alternative</strong> zu<br />

Klassenkollaboration, Reformismus und Volksfrontpolitik<br />

anzubieten, die ihnen von den sozialistischen und<br />

Kommunistischen Parteien der Region offeriert wurden.<br />

Ches Ideen zum Internationalismus hatten auf Kuba<br />

Massenunterstützung und das neue Regime war bereit, sie als<br />

Gegengewicht gegen die bedrohliche Blockade durch den<br />

Imperialismus zu übernehmen.<br />

Unter Ches Einfluss unterstützte und gründete das<br />

Regime Guerillaorganisationen in zahlreichen Ländern.<br />

Dies wurde von der Bürokratie in der UdSSR für kurze Zeit<br />

toleriert, obwohl es ihr ein paar Probleme beim Umgang mit<br />

örtlichen Kommunistischen Parteien schaffte, die diese<br />

Methoden zurückwiesen. Konflikte und Meinungsverschiedenheiten<br />

gab es auch zwischen Havanna und Moskau. Aus<br />

dem Blickwinkel des Kreml war es wie die Wirtschaftshilfe,<br />

die Moskau an Kuba gab, ein Preis, der sich zu zahlen lohnte,<br />

weil er ihr internationales Prestige besonders in den kolonialen<br />

und halbkolonialen Ländern hob. Die Unterstützung<br />

des Castro-Regimes für zahlreiche Guerillakräfte in<br />

Lateinamerika irritierte die Moskauer Bürokratie zwar,<br />

bedrohte sie aber nicht. Sie konnten sie eine Weile lang dulden<br />

und sogar zu ihrem eigenen Vorteil gegen den US-<br />

Imperialismus nutzen.<br />

Die unterschiedliche Haltung, die Chruschtschow gegenüber<br />

den Ereignissen in Ungarn 1956 und dem, was<br />

sich auf Kuba entwickelte, zeigte, veranschaulicht den<br />

Charakter des Regimes in Havanna. Im Ungarnaufstand wurden<br />

ArbeiterInnenräte gebildet. Die Macht war in der Hand<br />

der ArbeiterInnenklasse und der Massen, was eine tödliche<br />

Bedrohung für die Bürokratie darstellte. Eine siegreiche<br />

Revolution in Ungarn hätte gedroht, sich in einer Reihe von<br />

Aufständen in Osteuropa und der UdSSR auszudehnen. Mit<br />

dieser Bedrohung war die Bürokratie nicht bereit, einen<br />

Kompromiss zu schließen. Chruschtschow ertränkte die<br />

ungarische Revolution in Blut. Aber in Havanna streckten sie<br />

die Hand der Freundschaft in der Form von<br />

Handelsabkommen und Hilfe aus, weil der Charakter des<br />

Castro-Regimes die Herrschaft der Bürokraten im Kreml<br />

nicht bedrohte.<br />

D ie internationale Politik spiegelt die Innenpolitik wieder.<br />

1968, nach Ches Tod, versuchte Havanna, die<br />

Beziehungen zum US-Imperialismus und seinen<br />

Handlangern in Lateinamerika zu entspannen. Dies spiegelte<br />

die Festigung der Macht der Bürokratie und eine vorübergehende<br />

Lockerung des Handelsboykotts durch die USA wieder.<br />

Die kubanische Unterstützung für revolutionäre<br />

Bewegungen international verringerte sich. Die Interessen<br />

des nationalen Regimes hatten Vorrang vor der internationalen<br />

revolutionären Bewegung. Die mexikanische Regierung<br />

war der einzige kapitalistische Staat, der die diplomatischen<br />

Beziehungen zu Kuba aufrecht erhielt. Sie wirkte als Kurier<br />

zwischen Havanna und Washington, wie sie es heute macht.<br />

In Mexiko massakrierte das Militär im Oktober 1968 bis zu<br />

Tausend StudentInnen. Kein Wort des Protests kam von der<br />

Kubanischen Kommunistischen Partei oder der Regierung.<br />

Obendrein gab es einen deutlichen Widerspruch zwischen<br />

der Politik, die Kuba gegenüber den Guerillabewegungen<br />

und den Kämpfen der ArbeiterInnenklasse betrieb. Als im<br />

stürmischen Jahrzehnt der 60er Jahre<br />

ArbeiterInnenbewegungen begannen, waren Castro und das<br />

kubanische Regime auffällig still. Als der europäische<br />

K apitalismus durch den Generalstreik von 10 Millionen<br />

ArbeiterInnen in Frankreich im Mai 1968 erschüttert wurde,<br />

schwieg Havanna. Im selben Jahr unterstützte Castro die<br />

Militärintervention der russischen Bürokratie in der<br />

Tschechoslowakei.<br />

Che Guevara: Revolutionär und Internationalist

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!