Das Mai Magazin als PDF - Angelmagazin.com
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So ließ ich den Verkäufer erst mal stehen und begab mich in<br />
die heiligen Hallen der Angelfischerei. Ich suchte mir eine<br />
Rute aus, die man zusammenschieben kann. Sehr praktisch.<br />
Sie schien mir sehr gut geeignet. Nicht zu kurz, nicht zu<br />
lang, nicht zu dick und nicht zu dünn. Eine Rolle war auch<br />
bald gefunden, schön silbern glänzend und sogar schon mit<br />
Schnur. Opas Korkposen gab´s auch, Klasse. Noch Bleie,<br />
Haken und – das hatte ich gelernt – Wirbel, brauch ich. Ach<br />
ja, einen Kescher und einen Hakenlöser brauch ich auch<br />
noch. Hab ich jetzt alles ? Ich denke schon, und wenn nicht,<br />
wird improvisiert.<br />
Ach so, mein Enkelchen muss ja auch noch was haben. Ich<br />
erinnerte mich daran, das mein Opa mir dam<strong>als</strong> einfach<br />
einen Weidenstock geschnitten hat. Vorne ein Stück Schnur<br />
und eine kleine Pose dran. So find ich am Ufer handlange<br />
Fische. Eine Mordsgaudi für mich.<br />
Nun hielt ich einen Stock für nicht mehr zeitgemäß – ich<br />
war ja ein gebranntes Kind – wollte aber auch nicht zu viel<br />
Geld anlegen. Wer weiß, ob der Bengel überhaupt Spaß<br />
daran hat.<br />
Im Lehrgang hab ich von einer unberingten Stipprute<br />
gehört. So was passt sicher.<br />
Also noch eine kleine Stipprute gekauft, drei Meter sollten<br />
reichen, Schnur kann ich von meiner Rolle nehmen. Fertig.<br />
An der Kasse zahlte ich, unter merkwürdigen Blicken des<br />
Verkäufers , meine 86,95 €. Ziemlich viel Geld für ein<br />
bisschen angeln, fand ich. Ich wollt schon grade wieder<br />
gehen, da merke ich, das ich ja auch eine Angelerlaubnis<br />
brauche. Einen „ Tagesschein „, wie es so schön heißt. Am<br />
besten geh ich mit meinem Enkel zum Waldteich, da ist´s<br />
ruhig und es gibt viel zu sehen. Auch den bekam ich und<br />
machte mich frohen Mutes auf nach Hause. Irgendwie<br />
fühlte ich mich stolz und befreit. Geschafft, ganz alleine.<br />
<strong>Das</strong> Wochenende nahte, Sonntag sollte es mit Enkelchen<br />
zum Waldsee gehen. Samstags haben wir zusammen die<br />
Würmer aus dem Kompost geklaubt. Genau wie früher mit<br />
Opa. Und genau wie ich dam<strong>als</strong>, entwickelte mein<br />
Enkelchen einen großen Eifer bei der Wurmjagd. Abends<br />
war er kaum ins Bett zu bringen, so aufgeregt war er.<br />
Schließlich hatte ich ihm ja auch schon erzählt wie ich<br />
dam<strong>als</strong> mit meinem Opa angeln war. Und wie wir den<br />
großen Karpfen gefangen haben, den meine Oma dann am<br />
nächsten Tag zubereitet hatte. Wie hatte er sich über die<br />
kleine Stipprute gefreut. So eine große Angel und nur für<br />
ihn alleine.<br />
Sicher hat er davon geträumt, wie er damit riesige Fische<br />
bändigt.<br />
Ich muss zugeben, dass ich nicht viel weniger aufgeregt<br />
war.<br />
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