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Farne in Großbritannien

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<strong>Farne</strong> <strong>in</strong> <strong>Großbritannien</strong><br />

E<strong>in</strong>e Reise zu Parks, Gärtnereien, privaten und öffentlichen Gärten<br />

Teilnehmer: Ingo Carstensen, Ingo Danielsen, Wolfram Gaßner, Dr. Berndt Peters und Günter<br />

Stobbe<br />

Im August 2008 haben die oben genannten Mitglieder der Fachgruppe <strong>Farne</strong> e<strong>in</strong>e Studienreise<br />

nach England unternommen. Ziel war es, neue Kontakte zu Farnfreunden zu knüpfen und<br />

bereits bestehende wieder aufzufrischen. Weiter <strong>in</strong>teressierte es uns, neue Aspekte der<br />

Farnkultur und –verwendung kennenzulernen sowie neue Arten und Sorten zu entdecken und<br />

nach Möglichkeit zu erwerben. Wir waren neugierig, den Stand der britischen<br />

Farnkollektionen festzustellen.<br />

Die erste Station unseres Reise war der Garten von Gerry Downey <strong>in</strong> Fr<strong>in</strong>ton-on-Sea. Gerry<br />

Downey ist leider e<strong>in</strong>ige Wochen vor dem Beg<strong>in</strong>n unserer Tour überraschend verstorben, was<br />

unseren Besuch überschattete. Der Garten präsentierte sich als sehr gepflegter, artenreicher<br />

Sammlergarten mit etlichen Raritäten der verschiedensten Pflanzengruppen.<br />

Die Gewächshäuser und die angrenzenden<br />

Kulturflächen waren leer geräumt, zeugten aber <strong>in</strong> ihrer<br />

Anordnung und Organisation noch von e<strong>in</strong>em versierten<br />

Gärtner. Ihr umfangreicher Pflanzenbestand ist bei<br />

anderen Farnfreunden untergekommen und so blieb uns<br />

der Gang durch den Garten, der neben vielen bekannten<br />

auch e<strong>in</strong>ige Pflanzenschätze barg, die uns neu waren: so<br />

1. Abbildung: Im Garten von Gerry<br />

Downey <strong>in</strong> Fr<strong>in</strong>ton-on-Sea<br />

z.B. Polypodium diversifolium und P. postulatum sowie<br />

e<strong>in</strong>e Arachniodes standishii ähnliche Art mit auffallend<br />

rosa Austrieb.<br />

Dabei ist zu berücksichtigen, dass es <strong>in</strong> Fr<strong>in</strong>ton-on-Sea nur wenige Tage mit Dauerfrost gibt,<br />

wie überhaupt das Klima im Süden <strong>Großbritannien</strong>s viel milder als an den meisten Orten<br />

Deutschlands ist, so dass vieles, was man dort <strong>in</strong> englischen Gärten sieht, nicht auf unsere<br />

Verhältnisse übertragbar ist.<br />

Die Mittagspause verbrachten wir im Beth Chatto Garden mit angeschlossener Gärtnerei, die<br />

zwar an <strong>Farne</strong>n nichts Besonderes zu bieten hatte, dafür aber durchaus <strong>in</strong>teressante Stauden.<br />

So war dies der Auftakt zur Befüllung unseres Vans (9-Sitzer) mit Reisemitbr<strong>in</strong>gseln, was im<br />

Laufe der Tour bis zum „Nichts geht mehr ´re<strong>in</strong>“ ausgereizt werden sollte.<br />

Nachmittags besuchten wir Tim Pyner <strong>in</strong> Southend-on-Sea. Da Tim erst vor kurzem <strong>in</strong> se<strong>in</strong><br />

neues Heim gezogen ist, ist auch der Garten noch unvollkommen. Ihm fehlen vor allem alte<br />

Gehölze, die Schatten spenden. Obwohl den <strong>Farne</strong>n also der Schatten fehlte und sie noch


nicht e<strong>in</strong>gewachsen waren, machten sie e<strong>in</strong>en verhältnismäßig kräftigen E<strong>in</strong>druck. Wir sahen<br />

hier sehr viele <strong>Farne</strong>, deren Anblick wir als ausgepflanzte Exemplare nicht kannten, da sie <strong>in</strong><br />

Deutschland nicht zum m<strong>in</strong>desten w<strong>in</strong>terhart s<strong>in</strong>d. Darunter waren z.B. Baumfarne und<br />

etliche frostempf<strong>in</strong>dliche Blechnum-Arten aus Südamerika und Neuseeland.<br />

Der Garten ist e<strong>in</strong> re<strong>in</strong>er Sammlergarten mit Schwerpunkt <strong>Farne</strong>. Die Artenzahl ist enorm,<br />

schätzungsweise über 200. Interessant ist das Gestaltungskonzept: Der größte Teil der<br />

Pflanzflächen ist als Hochbeet ausgebildet, etwa e<strong>in</strong>en halben Meter hoch, mit Holzbohlen<br />

e<strong>in</strong>gefasst und mit sehr humoser, dunkler Erde aufgefüllt.<br />

2. Abbildung: Gewächshaus von Pat<br />

Acock, St. Mary Cray<br />

Am nächsten Morgen führte uns Pat Acock, St.<br />

Mary Cray, durch se<strong>in</strong>en Sammlergarten. Neben<br />

Anpflanzungen von Farnarten und e<strong>in</strong>igen<br />

Farnkultivaren ist hier e<strong>in</strong>e nahezu vollständige<br />

Sammlung der frostharten Equisetum-Arten und<br />

deren Hybriden <strong>in</strong> Conta<strong>in</strong>ern bemerkenswert.<br />

E<strong>in</strong>e vergleichbare Kollektion hatten wir noch<br />

nie gesehen. Das umfangreiche Farnsortiment<br />

be<strong>in</strong>haltet auch seltene Arten wie Dryopteris<br />

azorica, Woodwardia fimbriata und e<strong>in</strong>ige<br />

Hybriden. In e<strong>in</strong>em kle<strong>in</strong>en Gewächshaus<br />

kultiviert Pat e<strong>in</strong>e Fülle an subtropischen <strong>Farne</strong>n,<br />

darunter ebenfalls etliche Raritäten wie Polystichum falc<strong>in</strong>ellum von Madeira.<br />

Die anschließende Fahrt nach Cornwall unterbrachen wir e<strong>in</strong>mal, um die Gärtnerei Crawford<br />

Ferns zu besuchen. Neben exotischen Pflanzen wie Cycadeen und Palmen bot diese e<strong>in</strong><br />

umfangreiches Angebot an <strong>Farne</strong>n, allerd<strong>in</strong>gs etliche für unsere Möglichkeiten zu<br />

empf<strong>in</strong>dliche (unter anderem wieder viele Baumfarne). Doch reizte besonders das<br />

umfangreiche Sortiment an neuseeländischen Arten, <strong>in</strong>sbesondere Blechnum, e<strong>in</strong>ige von uns,<br />

die e<strong>in</strong> und andere Art zu Testzwecken zu erwerben. Leider wird <strong>in</strong> dieser Gärtnerei e<strong>in</strong><br />

großer Teil der <strong>Farne</strong> aus ihren Heimatländern importiert und dort aus der Natur entnommen,<br />

speziell bei den australischen und neuseeländischen Arten nahezu das gesamte Angebot.<br />

Der dritte Tag führte uns zu zwei Zielen <strong>in</strong> Cornwall. Zunächst stand der Besuch der Trevena<br />

Cross Nurseries <strong>in</strong> Breage auf dem Programm, die allerd<strong>in</strong>gs nicht ganz unseren Erwartungen<br />

entsprach. Das Angebot an <strong>Farne</strong>n bestand im wesentlichen wieder aus e<strong>in</strong>deutig<br />

subtropischen (Baum-)<strong>Farne</strong>n der Südhalbkugel, teilweise <strong>in</strong> sehr stattlichen Exemplaren.<br />

Wegen der mangelnden W<strong>in</strong>terhärte dieser Pflanzen konnten wir uns nicht zu Käufen<br />

entschließen. Das Angebot an Gehölzen hätte uns schon gereizt, aber wegen der begrenzten<br />

Ladekapazität unseres Vans, kamen auch diese leider nicht <strong>in</strong> Frage.<br />

3. Abbildung: Trevena Cross<br />

Nurseries


Der Nachmittag führte uns zum Trebah Garden <strong>in</strong> Falmouth. Dieser nimmt e<strong>in</strong>en sich zum<br />

Atlantik öffnenden Tale<strong>in</strong>schnitt e<strong>in</strong>, dessen ansteigende Seiten von lauter <strong>in</strong>teressanten<br />

Gehölzen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>drucksvollen alten Exemplaren bewachsen s<strong>in</strong>d. Den Talgrund nehmen große<br />

Bestände von Gunnera – man kann dort auf e<strong>in</strong>em Pfad unter ihren riesigen Blättern<br />

h<strong>in</strong>durchlaufen - und (gerade blühenden) blauen Hortensien beidseits e<strong>in</strong>es Baches e<strong>in</strong>. Vom<br />

oben gelegenen weißen Wohnhaus hat man e<strong>in</strong>en traumhaften Blick über den gesamten<br />

Garten zum Meer.<br />

Bei dem milden Klima Cornwalls gedeihen natürlich viele frostempf<strong>in</strong>dliche Pflanzen im<br />

Freien, unter anderem e<strong>in</strong>drucksvolle Gruppen verschiedener Baumfarne, große<br />

Bambushorste und verschiedene Pflanzen aus dem Verwandtschaftskreis von Aloe, Agave und<br />

Yucca.<br />

Durch private Vermittlung war es uns gelungen, für Tag 4 mit dem Besuch von Highgrove<br />

e<strong>in</strong>en Höhepunkt unserer Reise zu planen. Highgrove ist der Landsitz von Pr<strong>in</strong>z Charles, der<br />

bei Abwesenheit des Pr<strong>in</strong>zen für angemeldete Besuchergruppen geöffnet ist. Die<br />

verschiedenen Bereiche des Gartens s<strong>in</strong>d von bekannten Gartengestaltern zusammen mit dem<br />

Pr<strong>in</strong>zen geplant worden und zeigen deutlich unterschiedliche Stile und teils formalen, teils<br />

mehr naturhaften Charakter. Zahlreiche Skulpturen bekannter Künstler und Geschenke, die<br />

der Pr<strong>in</strong>z von se<strong>in</strong>en Reisen mitgebracht hat, geben dem Garten ebenfalls e<strong>in</strong> eigenes<br />

Gepräge. Selbst solch profane D<strong>in</strong>ge wie e<strong>in</strong> Geflügelstall zeigen <strong>in</strong> Highgrove besondere<br />

handwerkliche Qualität.<br />

Aus gärtnerischer Sicht s<strong>in</strong>d besonders erwähnenswert das Arboretum, die Gartenflächen<br />

direkt um das Wohnhaus mit zahlreichen geschnittenen Eiben, Staudenpflanzungen und<br />

Blumenwiesen, nationale Kollektionen von Hosta und <strong>Farne</strong>n, der allseitig von e<strong>in</strong>er Mauer<br />

e<strong>in</strong>gefasste Gemüse- und Obstgarten, e<strong>in</strong>e Sammlung alter Apfelsorten sowie die<br />

durchgängige Pflege nach organisch-biologischen Richtl<strong>in</strong>ien.<br />

Höhepunkt für uns war die gewaltige „Stumpery“, <strong>in</strong> der e<strong>in</strong> Großteil der <strong>Farne</strong> samt<br />

schattenliebenden Begleitstauden (vor allem Hosta) ausgepflanzt ist. Große Mengen an<br />

Baumstümpfen teils bee<strong>in</strong>druckender Ausmaße mit Ihren Wurzelanläufen s<strong>in</strong>d dort malerisch<br />

angeordnet und aufgestapelt. Sogar e<strong>in</strong> Torbogen, unter dem sich der Pfad h<strong>in</strong>durchw<strong>in</strong>det,<br />

wurde aus Baumstümpfen und Erde gestaltet. Aus den Zwischenräumen sprießen <strong>Farne</strong> und<br />

Schattenstauden sehr kräftig hervor. Die Anregung zu dieser Anlage und zahlreiche der <strong>Farne</strong><br />

erhielt der Pr<strong>in</strong>z durch se<strong>in</strong> Amt als Schirmherr der Britischen Farngesellschaft (BPS).<br />

Besonders bemerkenswert ist e<strong>in</strong> Exemplar von Blechnum cycadifolium, e<strong>in</strong> Endemit der<br />

südpazifischen Insel Juan Fernandez. Dieser Farn ist durch <strong>in</strong>ternationales<br />

Artenschutzabkommen streng geschützt, darf nicht gehandelt werden und sogar die<br />

Sporenweitergabe ist offiziell verboten. So bleibt dieser extrem attraktive langsamwüchsige<br />

M<strong>in</strong>iatur-Baumfarn (Stammhöhe bis 2 m) vermutlich unerreichbar. Diese Art bekamen wir<br />

nur <strong>in</strong> Highgrove zu sehen.<br />

4. Abbildung: Verkaufsflächen der Fibrex<br />

Nursery Pebworth<br />

Der fünfte Tag brachte e<strong>in</strong>en Abstecher<br />

zur Fibrex Nursery <strong>in</strong> Pebworth mit ihren<br />

Schwerpunkten <strong>Farne</strong>n, Efeu, Helleborus<br />

und Pelargonium. Bei den <strong>Farne</strong>n liegt das<br />

Hauptaugenmerk dieser Gärtnerei<br />

e<strong>in</strong>deutig bei den Kultivaren und wir<br />

konnten vor allem neue Sorten von<br />

Phyllitis und Polypodium erwerben. Aber<br />

auch bei Wildarten, <strong>in</strong>sbesondere


japanischen Dryopteris, ist die Gärtnerei gut sortiert. Neu für uns waren z.B. Cystopteris<br />

moup<strong>in</strong>ensis und Hypolepis ambigua.<br />

5. Abbildung: Mart<strong>in</strong> Rickard zeigt<br />

se<strong>in</strong>e Schätze<br />

Nachmittags besuchten wir Mart<strong>in</strong> Rickard <strong>in</strong> Tenbury Wells. Mart<strong>in</strong> ist mit se<strong>in</strong>en<br />

Aktivitäten für die BPS, se<strong>in</strong>en Fachbüchern und –artikeln und se<strong>in</strong>er bis vor e<strong>in</strong>igen Jahren<br />

geführten Farngärtnerei e<strong>in</strong>e Institution unter den Farnfreunden weltweit. Nach e<strong>in</strong>em Umzug<br />

besitzt er heute ke<strong>in</strong>e große Farnkollektion mehr. Um so bee<strong>in</strong>druckender aber ist se<strong>in</strong>e wohl<br />

weltweit e<strong>in</strong>malige Sammlung an alten und neuen Farnbüchern, -alben und –katalogen sowie<br />

wissenschaftlichen Publikationen. Darüber h<strong>in</strong>aus sammelt Mart<strong>in</strong> alle mit Farnmotiven<br />

geschmückten D<strong>in</strong>ge wie Bilder und Geschirr bis h<strong>in</strong> zur eisernen Sitzbank.<br />

Tag 6 führte uns zu Alan Ogden <strong>in</strong> Alvechurch bei Birm<strong>in</strong>gham. Er besitzt e<strong>in</strong> langes,<br />

schmales und abschüssiges Grundstück, das nach h<strong>in</strong>ten spürbar nasser wird. So bietet der<br />

Garten verschiedene Standorttypen, von der sonnig-warmen Trockenmauer an der<br />

Hausterrasse über mehr oder weniger beschattete Rabatten bis zu feuchten Bereichen für<br />

Osmunda und ähnlichen. Das Sortiment umfasste die gesamte Bandbreite der <strong>Farne</strong> außer der<br />

Sparte Alp<strong>in</strong>e. In se<strong>in</strong>er Sammlung waren für uns besonders bemerkenswert Drynaria s<strong>in</strong>ica<br />

und e<strong>in</strong> Blechnum chilense, den Alan aus Chile mitbrachte. Dieser ist e<strong>in</strong> von den bei uns<br />

kultivierten Pflanzen deutlich abweichender, gedrungenerer Typ, der vielleicht besonders hart<br />

ist.<br />

Außerdem zeigte uns Alan <strong>in</strong> der Nähe se<strong>in</strong>es<br />

Wohnortes als Besonderheit der heimischen<br />

Farnflora e<strong>in</strong>e Cristatum-Form des Adlerfarns,<br />

die <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Hecke am Feldrand wächst und die<br />

genauso wüchsig ist wie die Art. Es soll der<br />

e<strong>in</strong>zige Fundort e<strong>in</strong>er solchen Form <strong>in</strong> England<br />

se<strong>in</strong>. Aussaaten von Sporen dieser Form sollen<br />

zu e<strong>in</strong>em gewissen Prozentsatz e<strong>in</strong>e<br />

Grandiceps-Form hervorbr<strong>in</strong>gen, die<br />

6. Abbildung: Pteridium cristatum Form<br />

(Wildvorkommen)<br />

schwachwüchsig ist.<br />

Der anschließende Besuch bei Clive<br />

Brotherton <strong>in</strong> Dudley brachte uns <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en<br />

kle<strong>in</strong>en Stadtgarten mit ganz eigenem Gepräge. Clive <strong>in</strong>teressiert sich besonders für


xerophytische <strong>Farne</strong> und ist sicherlich e<strong>in</strong>er der größten Experten auf diesem Gebiet. Daher<br />

f<strong>in</strong>det man <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Garten kaum große Gehölze, sondern es dom<strong>in</strong>ieren sonnige Flächen<br />

mit sandig-kiesigem Boden. Dort gedeihen vorwiegend Kle<strong>in</strong>farne aus den Gattungen<br />

Asplenium, Cheilanthes, Notholaena, Pellaea und Woodsia. Aber auch e<strong>in</strong>ige <strong>in</strong>teressante<br />

Polypodiaceen und alp<strong>in</strong>e Polystichum standen an etwas schattigeren Stellen. Bemerkenswert<br />

und für uns neu waren Notholaena delavayi und Cheilanthes notholaenoides, da diese auch <strong>in</strong><br />

unserem Klima hart se<strong>in</strong> könnten.<br />

7. Abbildung: Gewächshaus von Clive<br />

Brotherton <strong>in</strong> Dudley<br />

Die sehenswerten Pflanzen im Freiland<br />

wurden noch übertroffen durch wunderbare<br />

Exemplare <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em kle<strong>in</strong>en Gewächshaus,<br />

<strong>in</strong> dem Clive e<strong>in</strong>ige Mutterpflanzen sowie<br />

e<strong>in</strong>e bee<strong>in</strong>druckende Zahl weiterer<br />

(subtropischer) Farnarten kultiviert, im<br />

wesentlichen aus der Gruppe der<br />

S<strong>in</strong>opteridaceen, aber auch e<strong>in</strong>ige andere<br />

wie Asplenium und Araiostegia.<br />

Am 7. und 8. Tag hielten wir uns <strong>in</strong> Wales auf und starteten dort mit dem Besuch bei Joy Neal<br />

<strong>in</strong> Glandyfi. Ihr riesiges Grundstück ist durch e<strong>in</strong>e Mauer von der Straße abgegrenzt, h<strong>in</strong>ter<br />

der nahe der E<strong>in</strong>fahrt e<strong>in</strong>e mächtige Gunnera thront. Die Auffahrt führt <strong>in</strong> Serpent<strong>in</strong>en h<strong>in</strong>auf<br />

zum Haus, von dem man e<strong>in</strong>en herrlichen Blick <strong>in</strong> die Landschaft hat. Neben der Größe und<br />

dem bewegten Gelände besticht das Anwesen durch e<strong>in</strong>en natürlichen Wildbach mit<br />

Wasserfällen direkt an der Grundstücksgrenze sowie e<strong>in</strong>em - auch genutzten - natürlichen<br />

Whirlpool. Unter den vielen alten Bäumen gedeihen <strong>Farne</strong> <strong>in</strong> zahlreichen Arten und<br />

Kultivaren. Natürliche Felsen, durch die hohe Luftfeuchtigkeit dicht von Moos überzogen, der<br />

9. Abbildung: im Garten von Joy<br />

8. Abbildung: natürlicher<br />

Neal <strong>in</strong> Glandyfi<br />

Wildbach <strong>in</strong> Joy Neals Garten<br />

steile Hang h<strong>in</strong>ab zum Wildbach und das Waldklima bieten, auch optisch, ideale<br />

Voraussetzungen für e<strong>in</strong>en prächtigen Farngarten.


Neben den <strong>Farne</strong>n <strong>in</strong>teressiert sich Joy für zahlreiche weitere Gartenstauden und –gehölze. So<br />

pflegt sie unter anderem e<strong>in</strong>e umfangreiche Sammlung von Hortensien.<br />

Die nächste Station war die für ihr ausgefallenes Angebot bekannte Crug Farm Nursery <strong>in</strong><br />

Caernarfon. Deren Besitzer unternehmen fast jährlich Expeditionen <strong>in</strong> für ihre <strong>in</strong>teressante<br />

Pflanzenwelt bekannte Regionen und können so regelmäßig Neue<strong>in</strong>führungen anbieten. Da<br />

das Angebot bereits etwas ausgesucht war und die Besonderheiten auch ihren Preis hatten,<br />

konnten wir leider nicht hemmungslos zuschlagen, was auch die <strong>in</strong>zwischen schon stark<br />

beanspruchte Ladekapazität unseres Vans schonte. Dennoch können wir jetzt so manche neue<br />

Rarität <strong>in</strong> unseren Gärten ausprobieren.<br />

wunderschönen <strong>Farne</strong> zu halten.<br />

Der 8. Tag brachte uns wieder <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e<br />

Spezialgärtnerei für <strong>Farne</strong>, Fern World <strong>in</strong> Pentir, die<br />

aus Rickard´s Hardy Ferns hervorgegangen ist. Ben<br />

Kettle führt regelmäßig Baumfarne verschiedener<br />

Größen aus Australien e<strong>in</strong>, die er dann <strong>in</strong> England<br />

topft und zum Neuaustrieb br<strong>in</strong>gt. Für uns<br />

<strong>in</strong>teressanter war e<strong>in</strong> Haus, <strong>in</strong> dem er Leptopteris<br />

suberba und L. hymenophylloides (aus der Familie<br />

der Osmundaceen) pflegt. In diesem Haus wird durch<br />

regelmäßiges und automatisches Versprühen von<br />

Wasser e<strong>in</strong>e sehr hohe Luftfeuchtigkeit erhalten.<br />

Diese ist unabd<strong>in</strong>gbar, da Leptopteris wie Hautfarne<br />

e<strong>in</strong> sehr dünnes und empf<strong>in</strong>dliches Wedelgewebe<br />

besitzt. Die Wedel s<strong>in</strong>d von e<strong>in</strong>zigartig filigraner<br />

Form und Struktur, dabei fast schwarzgrün, um die<br />

ger<strong>in</strong>gen Lichtmengen am heimatlichen Standort <strong>in</strong><br />

dichten, feuchten Wäldern optimal auszunutzen. Wir<br />

bedauerten alle (trotz des sündhaft hohen Preises),<br />

dass wir ke<strong>in</strong>e Möglichkeit haben, diese<br />

Neben dem Import von <strong>Farne</strong>n zieht Ben auch <strong>Farne</strong> aus Sporen heran. In Folientunneln und<br />

Frühbeetkästen steht e<strong>in</strong> recht breites Sortiment von Gartenfarnen zum Verkauf bereit,<br />

<strong>in</strong>sbesondere aus den Gattungen Athyrium, Dryopteris und Polystichum.<br />

Sehr spannend für uns war das e<strong>in</strong>ige Kilometer von se<strong>in</strong>em Verkaufsgelände entfernt<br />

gelegene Anzuchtquartier. In e<strong>in</strong>igen ehemals universitären Gewächshäusern steht Ben hier<br />

reichlich Raum für Farnanzuchten zur Verfügung. Wir sahen hier etliche Jungfarne, die aus<br />

Sporensammlungen <strong>in</strong> Taiwan hervorgegangen s<strong>in</strong>d und von denen wir e<strong>in</strong>ige erwerben<br />

konnten. Bemerkenswert aus unserer Sicht waren z.B. die folgenden Neuerwerbungen:<br />

Adiantum chilense, A. monochlamys, A. taiwanianum, Athyrium oppositt<strong>in</strong>um, A.<br />

reflexip<strong>in</strong>nulum, Cyclosorus tottoides, Dryopteris labordei, Polystichum chilense und<br />

Polystichum plicatum.<br />

Auf der Rückfahrt von Wales nach England machten wir Station <strong>in</strong> Bodnant Garden, den wir<br />

jedem Gartenfreund nur wärmstens empfehlen können, da es sich um e<strong>in</strong>en außerordentlich<br />

schönen Garten handelt. Bereits im 19. Jahrhundert <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em recht schmalen und steilen<br />

Tale<strong>in</strong>schnitt angelegt, der von e<strong>in</strong>em Bach durchflossen wird, besticht dieser großartige Park<br />

durch se<strong>in</strong>e Topographie, den z.T. alten Baumbestand, die Artenfülle und den sehr gepflegten<br />

Zustand. Sowohl Bewunderer ästhetischer Gärten als auch botanisch Interessierte kommen


hier voll auf ihre Kosten. Zahlreiche verschlungene Wege, teils fast abenteuerlich steil,<br />

eröffnen besonders am Rand der Schlucht fasz<strong>in</strong>ierende Blicke auf die vielseitige<br />

Bepflanzung.<br />

Manche der teils weit über 100 Jahre alten<br />

Baumveteranen haben mehr als e<strong>in</strong>en Meter<br />

Stammdurchmesser. So s<strong>in</strong>d dort riesige<br />

Exemplare von Cedrus, Chamaecyparis,<br />

Cryptomeria, Pseudotsuga, Magnolia, Quercus<br />

und Sequoiadendron zu bestaunen.<br />

Zum Abschluss des Tages besuchten wir die<br />

kle<strong>in</strong>e, aber bemerkenswert gepflegte und gut<br />

sortierte Alp<strong>in</strong>engärtnerei Aberconwy Nurseries<br />

<strong>in</strong> Graig. Hier bekamen wir zu sehr fairen<br />

Preisen e<strong>in</strong>ige Cheilanthes-Arten und e<strong>in</strong> paar<br />

weitere Ste<strong>in</strong>gartenstauden. Doch auch hier –<br />

schon weit vom fast subtropischen Cornwall<br />

entfernt fiel noch immer das deutlich mildere<br />

Klima auf. Viele der angebotenen Arten,<br />

<strong>in</strong>sbesondere aus Neuseeland, eignen sich <strong>in</strong><br />

Deutschland nur für die Kultur im Alp<strong>in</strong>enhaus.<br />

10. Abbildung: im Bodnant Garden<br />

Tag 9 begann mit der Fahrt nach Blundellsands bei Liverpool zu Dr. Michael Hayward. In<br />

dessen Garten f<strong>in</strong>det man zahlreiche bekannte Farnarten und –kultivare, aber auch etliche, die<br />

wir wegen mangelnder W<strong>in</strong>terhärte für unsere Gärten nie <strong>in</strong> Erwägung gezogen haben, z.B.<br />

Pteris umbrosa. Außerdem beherbergt der Garten sehr schöne Exemplare verschiedener<br />

Baumfarne im Freien, z.B. Lophosoria quadrip<strong>in</strong>nata aus Chile mit spektakulären weißen<br />

Blattunterseiten. Zum ersten Mal sahen wir hier Thyrsopteris elegans, e<strong>in</strong>en extrem<br />

gefährdeten Endemiten der Insel Juan Fernandez, allerd<strong>in</strong>gs bislang im Topf und frostfrei<br />

gezogen. Weitere nicht frostfeste Arten kultiviert Dr. Hayward <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em kle<strong>in</strong>en Gewächshaus<br />

sowie im Wohnhaus. Die Sammlung von Dr. Hayward – von der Artenzahl e<strong>in</strong>e der<br />

umfangreichsten, die wir gesehen haben - bee<strong>in</strong>druckt noch mehr, wenn man weiß, dass er<br />

sich erst seit etwa 8 Jahren stark für <strong>Farne</strong> <strong>in</strong>teressiert.<br />

Während der größere h<strong>in</strong>tere Gartenteil e<strong>in</strong>deutig von den <strong>Farne</strong>n dom<strong>in</strong>iert wird, beherbergt<br />

der Vordergarten e<strong>in</strong>e gewagte Mischung aus <strong>Farne</strong>n, Stauden, seltenen Gehölzen und


subtropischen Exoten wie Palmen, Yuccas und Keulenlilien. E<strong>in</strong>e zentral platzierte<br />

schmiedeeiserne Skulptur überdimensionaler sich entrollender Blechnum-Wedel <strong>in</strong><br />

verschiedenen Stadien zog unsere Blicke auf sich.<br />

Am letzten Tag unserer Reise machten<br />

wir <strong>in</strong> Crosthwaite bei Kendal Robert<br />

Sykes, dem derzeitigen Präsidenten der<br />

BPS, unsere Aufwartung. Auch se<strong>in</strong><br />

Grundstück ist dadurch gekennzeichnet,<br />

dass es recht hoch liegt und e<strong>in</strong>en<br />

umwerfenden Blick auf die umgebende<br />

Landschaft bietet. Im Garten fanden wir<br />

zahlreiche Kultivare von Polypodium,<br />

Dryopteris, Phyllitis und Polystichum<br />

setiferum vor. Mit Polystichum hat<br />

Robert allerd<strong>in</strong>gs leider ke<strong>in</strong> Glück mehr, da er e<strong>in</strong>en speziell diese Gattung befallenden Pilz<br />

im Boden hat, der die <strong>Farne</strong> <strong>in</strong>nerhalb weniger Jahre tötet. Dies war für uns Grund genug,<br />

trotz freundlichen Angebots ke<strong>in</strong>erlei Sporen und Pflanzen von hier mitzunehmen. Zu<br />

beiderseitiger Freude zeigte uns Robert e<strong>in</strong>ige der <strong>Farne</strong>, die er zwei Jahre zuvor bei<br />

Besuchen bei uns mitgenomen hatte und die gut gediehen.<br />

11. Abbildung: im Garten Anne und Barry<br />

Wright Tockwith<br />

Abschliessende Station unserer Tour war das Heim von Anne und Barry Wright <strong>in</strong> Tockwith.<br />

Ihr Grundstück ist relativ neu angelegt, trotzdem gibt der Garten schon e<strong>in</strong> gutes Gesamtbild<br />

und ihre <strong>Farne</strong> gedeihen sehr gut. Ausreichend viele und große Gehölze gliedern den Raum,<br />

verbessern das Kle<strong>in</strong>klima und schaffen geeignete Wuchsplätze für die stattliche Anzahl<br />

verschiedener <strong>Farne</strong>. Darüber h<strong>in</strong>aus gibt es auch farnfreie Areale wie e<strong>in</strong>en großen<br />

attraktiven Ste<strong>in</strong>garten oder Stauden- und Gräsersammlungen. Die Farnsammlung von Anne<br />

und Barry enthält e<strong>in</strong>e bemerkenswerte Fülle von Kultivaren der Gattungen Athyrium (z.B.<br />

schöne Plumosum-Typen), Dryopteris, Phyllitis, Polypodium und Polystichum, aber auch<br />

viele Arten. E<strong>in</strong>ige der besonders wertvollen und / oder empf<strong>in</strong>dlichen <strong>Farne</strong> stehen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

Schattenhalle und erreichen teils bisher nicht gesehene Dimensionen.<br />

Diese Exkursion brachte uns e<strong>in</strong>en aktuellen Abgleich der Farnbestände zwischen den<br />

Sammlungen <strong>Großbritannien</strong>s und Deutschlands. Abgesehen von subtropischen <strong>Farne</strong>n vor<br />

allem australisch/neuseeländischer Herkunft, die für uns leider nicht <strong>in</strong> Frage kommen,<br />

konnten wir ke<strong>in</strong>e erheblichen Defizite <strong>in</strong> deutschen Kollektionen feststellen. E<strong>in</strong>ige Lücken


der britischen Sammlungen konnten wir im Gegenteil durch unsere Mitbr<strong>in</strong>gsel schließen. Mit<br />

ca. 20-25 neuen <strong>Farne</strong>n war unsere eigene Ausbeute ebenfalls bemerkenswert.<br />

Unser Fazit ist, dass <strong>Großbritannien</strong> für Farnfreunde, wie für Pflanzenliebhaber allgeme<strong>in</strong>,<br />

nach wie vor e<strong>in</strong>e der ersten Adressen ist. Dies gilt um so mehr, als wir bei den britischen<br />

Farn- und Pflanzenfreunden überall mit Herzlichkeit und großer Gastfreundschaft empfangen<br />

wurden. Die Reise (für e<strong>in</strong>ige von uns die zweite nach 12 Jahren) war e<strong>in</strong> Erfolg und wird<br />

hoffentlich nicht unsere letzte nach <strong>Großbritannien</strong> gewesen se<strong>in</strong>.<br />

(Wolfram Gaßner, Dr. Berndt Peters; Fotos: Ingo Danielsen)

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