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Der Landkreis Deggendorf in Lentners Ethnographie von ...

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<strong>Der</strong> heutige <strong>Landkreis</strong> <strong>Deggendorf</strong> <strong>in</strong> der ethnographischen<br />

Beschreibung <strong>von</strong> J. F. Lentner<br />

Isar-Ra<strong>in</strong>, rechtes Ufer<br />

Gericht Osterhofen, Landau, D<strong>in</strong>golf<strong>in</strong>g<br />

1. Landschaft<br />

Von dem flachen Donaugestad zwischen Ple<strong>in</strong>tl<strong>in</strong>g (!) und Plattl<strong>in</strong>g, wo der Isarfluß<br />

endlich aus se<strong>in</strong>en Auen <strong>in</strong> die Donau mündet, steigt südlich bei Ber<strong>in</strong>g 28 das Isarufer<br />

alsbald als e<strong>in</strong> Steilrand <strong>in</strong> die Höhe und dehnt sich als solcher dem Fluß entlang durch<br />

das ganze Gebiet dieser Gruppe und noch weiter. Das ganze Land dah<strong>in</strong>ter ist somit<br />

Hochebene und zieht sich als solche herüber gegen das Vilsthal, <strong>in</strong> dessen Hügel sie sich<br />

verläuft. In den leichten Hügelstreifen, die es durchfurchen, <strong>in</strong> dem Wechsel <strong>von</strong> bebauten<br />

Boden, Wiese und Wald, stimmt es mit dem angränzenden Vilsthal übere<strong>in</strong><br />

und hat auch dieselbe Ansiedlungsart der Bewohner <strong>in</strong> E<strong>in</strong>öden, Weilern und kle<strong>in</strong>en<br />

Dörfern.<br />

2. Bewohner<br />

Das Volk im Isar=Ra<strong>in</strong>, sofern es auf der großen Fläche an der Donau sitzt, wo es sich<br />

häufiger <strong>in</strong> Dörfer zusammenf<strong>in</strong>det, hängt <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Ersche<strong>in</strong>ung und <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en Eigenschaften<br />

mit demjenigen zusammen, welches wir <strong>in</strong> der neunten Hauptgruppe im<br />

Fachgebiete zwischen Donau und Isar auf dem sogenannten Gäuboden <strong>in</strong> der Ebene<br />

am l<strong>in</strong>ken Isarufer ausführlich darstellen werden. Es ist starkes, wenn auch nicht hübsches<br />

Volk, guten Aussehens, gesund und nicht ohne geistige Begabung. Großer Fleiß,<br />

Ruheliebe, Vorliebe fürs Alte und Gutwilligkeit s<strong>in</strong>d se<strong>in</strong>e Tugenden. Trunksucht,<br />

Aberglaube, Roheit im Rausche und Gew<strong>in</strong>nsucht s<strong>in</strong>d se<strong>in</strong>e Fehler. Dem Fluß entlang<br />

auf der Hochebene ist das Volk vollkommen verwandt mit dem des untern Vilsthales,<br />

um vieles roher, leblustiger, prunk- und neuerungssüchtiger. Dort, sagte man<br />

uns, gegen die Donau gilt solide Tüchtigkeit, hier oben äußerliches Wesen. Auch um<br />

die Moral ist es dort etwas besser bestellt; auf 6 eheliche K<strong>in</strong>der rechnet man e<strong>in</strong>s oder<br />

anderthalb; heroben auf 3 e<strong>in</strong> illegitimes.<br />

3. Wohnung<br />

In der Fläche <strong>von</strong> Osterhofen bestehen die Dörfer ebenfalls aus großen Gehöften mit<br />

drei und vier Firsten. Kle<strong>in</strong>ere Häuser haben nur das Erdgeschoß mit Strohdach und<br />

s<strong>in</strong>d dann häufig gemauert; die Holzbauten, wenn auch noch so kle<strong>in</strong>, zweistöckig.<br />

Die meisten Stadel s<strong>in</strong>d gemauert, aber mit Stroh gedeckt. <strong>Der</strong> Roßstall bef<strong>in</strong>det sich<br />

meist im Wohnhause. Die E<strong>in</strong>theilung ist die bekannte, die E<strong>in</strong>richtung bäuerisch.<br />

Auf dem Höhenzug gegen das Vilsthal, wo sich die Ansitze <strong>in</strong> E<strong>in</strong>zelhöfe und Weiler<br />

zersplittern, f<strong>in</strong>den wir die Bauart des Vils= und Rott-Thals.<br />

Zu dieser wollen wir als Nachtrag bemerken, was uns an der Ornamentik und dem Stile<br />

der Holzbauten Weiteres auffiel.<br />

Die Firste des Vilsthales ziert oft e<strong>in</strong> eng an e<strong>in</strong>ander stehendes, gekreuztes Paar Pferdeköpfe,<br />

und zwischen ihnen e<strong>in</strong> Kreuz.<br />

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