Wenn Facebook schwermütig macht - Junges Theater Göttingen
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Meinung im Internet ‐ Vom Elend der Nutzerkommentare ‐‐ sueddeu... h�p://www.sueddeutsche.de/kultur/2.220/meinung‐im‐internet‐vo...<br />
im Internet einen "Troll" nennt. Rund um die Uhr scheint sie<br />
Kommentarfelder und Benutzerforen mit Texten zu überschwemmen, die<br />
sich entweder gegen Migranten oder bekannte Feministinnen wenden.<br />
Ihre Texte sind aggressiv, aber stets gut formuliert und nie drohend.<br />
Dennoch will ich ihre Kommentare nicht auf Newsmill, auf meiner Seite.<br />
Sie tragen dazu bei, uns ein braunes Gepräge zu geben. Immer häufiger<br />
höre ich, dass Leute deshalb nicht mehr für uns schreiben wollen. Der<br />
Troll verschreckt sie.<br />
Es gibt mehrere Arten von Trollen. Viele überfluten die Kommentarfelder<br />
mit Propaganda, Hassreden und Verleumdungen - oder genauer: mit<br />
Texten, die von den meisten Menschen in unserer Gesellschaft für<br />
Hassreden gehalten werden.<br />
Andere beschäftigen sich mit einem Gegenstand, der nichts mit dem<br />
Artikel zu tun hat, zu dem das Kommentarfeld gehört. Es wird eine lange<br />
Nacht. Meine Versuche, die Frau an einer Mitarbeit auf meiner Seite zu<br />
hindern, verläuft bei weitem nicht so schmerzfrei, wie ich mir das gedacht<br />
habe.<br />
Vor zehn Jahren war ich, als junger politischer Redakteur, für die<br />
Meinungsseite der schwedischen Abendzeitung Expressen<br />
verantwortlich. In Schweden hat es immer vier Tageszeitungen gegeben,<br />
die im ganzen Land gelesen werden. <strong>Wenn</strong> jemand mit einem<br />
Debattenbeitrag Wirkung erzielen wollte, war er auf die Meinungsseiten<br />
dieser Zeitungen angewiesen.<br />
Den höchsten Respekt erwarb man sich auf der Meinungsseite von<br />
Dagens Nyheter. Im Rang folgte die Meinungsseite von Svenska<br />
Dagbladet, der anderen Morgenzeitung. Die Meinungsseite von<br />
Expressen galt jedoch - nicht zuletzt unter Politikern - als besonders<br />
wirkungsvoll. Und es war schwierig, einen Text dort unterzubringen.<br />
Veröffentlicht wurde nur, wer wirklich etwas zu sagen hatte. Jeden Tag<br />
lehnte ich, zufrieden, ein paar Dutzend eingesandte Texte ab.<br />
Ein Redakteur dieser Seite war ein echter Gatekeeper, einer, der darüber<br />
verfügte, wer Zugang zur großen Öffentlichkeit erhielt und wer zur<br />
großen Menge der Abgelehnten gehörte, die ihre Ansichten für sich<br />
behalten mussten.<br />
Ich kenne Redakteure, in den Feuilletons und den politischen<br />
Redaktionen, die es nicht nötig hatten, auf Briefe oder Mails von Lesern<br />
zu antworten, die ihnen nicht einmal den Respekt erwiesen, sie<br />
abzulehnen, und die das Telefon nicht abnahmen. Und mit den<br />
2 von 6 22.09.2011 14:21