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Strassenkinder weltweit

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Unterrichtsbaustein zum Thema „Straßenkinder“<br />

(aus: Kinder – Materialien für die Schule Nr. 29, MISEREOR; 1999; Kinderrechte in der Einen Welt,<br />

MISEREOR/Deutsche Pfadfinderschaft Sankt Georg, 1998; Kinder - unsere Zukunft in der Einen Welt,<br />

MISEREOR, 1999))<br />

Straßenkinder <strong>weltweit</strong><br />

Ein Unterrichtsverlauf<br />

Bevor im Unterricht die Problematik von Straßenkindern thematisiert wird, bietet es sich an, Kinder aus den<br />

unterschiedlichsten Teilen dieser Welt in ihrem sozialen Umfeld zu betrachten. Hierzu können Bilder aus Illustrierten, Schulbüchern<br />

oder Broschüren von Hilfswerken beitragen. Es wird deutlich, dass alle Kinder dieser Welt sich ähnlich sind.<br />

Bedürfnisse, Freuden, Trauer u.a. prägen ihren Alltag, sie sehnen sich nach der Gemeinschaft von Erwachsenen und<br />

Freunden, wollen erwachsen werden. Durch Spielen entwickeln sie sich, das Übernehmen von Verantwortungen lässt sie<br />

reifen. Wenn Kinder in unseren Lerngruppen sich - bei aller Unterschiedlichkeit - der „Gleichheit" ihrer Bedürfnisse mit den<br />

Bedürfnissen von Kindern in anderen Kulturen bewusst werden, entwickeln sie eher emotionale Nähe und nicht so schnell<br />

ein Gefühl der Überlegenheit, wenn sie mit den Bildern der Not von Straßenkinder konfrontiert werden.<br />

Die Geschichten von Straßenkindern aus Afrika, Asien und Lateinamerika (M1, M2, M3) aber auch aus<br />

Deutschland (M4) bieten einerseits Einsichten in die Lebenssituation, die Lebenserfahrung und Gefühle von<br />

Straßenkindern; sie erlauben gleichzeitig Schülerinnen und Schülern nach dem Lesen oder Hören, eigene Gefühle<br />

mitzuteilen. Ein Unterricht zu diesem Thema muss die affektive Ebene nutzen, will er lernen im ganzheitlichen Sinne<br />

ermöglichen.<br />

Interessierende und vertiefende Fragen können im Anschluss an die jeweilige Geschichte gesammelt werden und<br />

ergeben eine erste Struktur für die weitere Arbeit. Denn, Erfahrungen und charakteristische Eigenschaften von<br />

Straßenkindern lassen sich aus den Texten erarbeiten. Drei Eigenschaften bzw. Erfahrungen, die den Schülerinnen und<br />

Schülern am Wichtigsten erscheinen, schreiben sie jeweils auf ein vorbereitetes Kärtchen. Diese werden um ein vom<br />

Lehrer vorbereitetes Poster eines Straßenkindes geheftet. Damit wird die Auswertung der Geschichte visualisiert.<br />

Mögliche doppelte Karten werden zurückgehalten, fehlende Gesichtspunkte ergänzt.<br />

Bei Fragen nach den Ursachen von „Straßenkinder-Karrieren" bietet M5 zusätzliche Informationen - „Ein Straßenkind<br />

entsteht". Dabei lassen sich die nachfolgenden Aspekte herausarbeiten und ebenfalls auf dem begonnen Straßenkind-<br />

Plakat visualisieren: Landflucht, Träume von der Stadt, soziale Verelendung der Familie, Verantwortung der Kinder, Flucht<br />

auf die Straße, Erfahrungen auf der Straße. Ein Vergleich zu Rechten und Freiheiten der Schülerinnen und Schüler bei uns<br />

veranschaulicht noch einmal, in welcher Situation sich Straßenkinder befinden.<br />

Jetzt kann am Beispiel eines MISEREOR-Projektes (M6, Info-Mappen) erarbeitet werden, wie umfassend ein solches<br />

Projekt angelegt sein muss, wenn es Straßenkinder weiter helfen will. Unter Rückgriff auf die zuvor erarbeiteten<br />

Ursachen wird deutlich, dass hier sowohl individuelle Unterstützung erfolgt, als auch gesamtgesellschaftlichen Ursachen<br />

entgegengewirkt wird. Zur Veranschaulichung ließe sich der „Weg auf die Straße" nun als „Scheideweg" erweitern: der<br />

eine Weg führt in die Ausweglosigkeit, der andere lässt Hoffnungen zu.<br />

Die Erarbeitung des Misereor-Projektes eröffnet der Klasse konkrete Handlungsmöglichkeiten (M7). Ein Flohmarkt, eine<br />

Schuhputzaktion o.a. ließe sich organisieren, das eingenommene Geld könnte einem der vorgestellten Misereor-Projekte<br />

zukommen.<br />

Diese Unterrichtseinheit ist weitgehend auf die Klassen 6-8 ausgerichtet. Hierbei wird sicherlich die Frage nach<br />

Straßenkindern in Deutschland auftauchen. Eine intensivere Abhandlung erscheint für die Klasse 6 noch verfrüht.<br />

Zumindest sollte aber mit den biographischen Notizen (M4) und den statistischen Angaben (M8) der qualitative<br />

wie quantitative Unterschied zwischen deutschen Straßenkindern und Straßenkindern in Afrika, Asien und Lateinamerika<br />

vermittelt werden. Je nach Lerngruppe sollte ein Hilfsprojekt (M9) angesprochen werden, um zu zeigen, dass auch in<br />

unserer Gesellschaft Auswege möglich sind. Für höhere Klassen bietet sich an, Ursachen genauer nachzugehen und vor<br />

dem entsprechenden Hintergrund Unterstützungsprojekte einzuschätzen.


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M1<br />

Situationen (1)<br />

Straßenkinder in Accra<br />

Eine Ahnung von Zuhause und Fürsorge<br />

„Ich bin hier zu Hause." Joyce lächelt selbstbewusst. „Und das hier sind alles meine Freunde." Mit<br />

einer Handbewegung erfasst das burschikose junge Mädchen - für Europäer ein Teenager, in Afrika<br />

eine junge Frau - rund 50 Gestalten, deren Gesichter die Dunkelheit bereits verschluckt hat. Zehn Uhr<br />

abends in Accra, der Hauptstadt Ghanas. Mit Beginn der Nacht schlägt der Puls im Bahnhofs- und<br />

Marktviertel langsamer: Das Leben auf dem Markt, tagsüber mit Farben, Gerüchen und Geräuschen<br />

ein Feuerwerk für die Sinne, ist verstummt.<br />

Hinter den Passagieren, die der letzte Zug an diesem Tag ausgespuckt hat, werden Tore geschlossen.<br />

Wächter passen auf, dass sich niemand auf dem Gelände verliert. Vor zwei Wochen wurde hier ein<br />

Mann ermordet. Niemand weiß, wer es getan hat. Niemand von der Bahn möchte, dass so etwas<br />

noch einmal passiert, schon gar keiner Weißen. Schon gar keiner Fremden - wie ich es im<br />

Bahnhofsviertel der Metropole bin. Hier, wo sonst niemand sein will, wo niemand sein darf, wohnen<br />

die Straßenkinder.<br />

Jeden Abend, wenn die Frau im schwachen Schein der Öllampe das Kochgeschirr ihres Imbissstandes<br />

an der Bahnhofszufahrt abräumt, kommen die Kinder der Straße. Der Platz ist ihr Zuhause. Sie rollen<br />

die Bastmatten im Staub aus, legen ihre Plastiktüten darauf ab und verbringen den Abend mit<br />

Reden, Tanzen und Flirten.<br />

Für die Kleinsten der „Familie" beginnt jetzt der Arbeitstag, sagt Gideon. Er lebte lange auf der Straße<br />

und weiß auch das, was ein Fremder nicht sieht: „Die Kleinen, fünf, sechs Jahre alt, werden in der<br />

Nacht auf Diebestour geschickt. Sie sind so gelenkig und geschickt, dass sie durch den kleinsten Spalt<br />

passen..."<br />

Joyce Antuiwaa hört es und lacht. Für sie hat das Leben auf der Straße seinen Schrecken verloren.<br />

Sie gewinnt ihm sogar Qualitäten ab: „Ich genieße hier meine Freiheit. Niemand sagt mir mehr, was ich<br />

tun soll. Ich tue, was ich will." Joyce ist vierzehn. Aber der überaus kurze Faltenrock, das körperbetonte<br />

Shirt zeigen, dass sie kein Kind mehr ist. Sie spricht mit dem Selbstbewusstsein einer Erwachsenen, die<br />

weiß, was sie will. Die Zeiten, da ihr die Eltern gesagt haben, was sie tun und lassen soll, sind vorbei.<br />

Vor zwei Jahren riss sie aus. Sie hatte „die Schnauze voll". Mit den Eltern verstand sie sich nicht mehr,<br />

sagt sie. Mit elf Jahren schlug sie sich nach Accra durch. Die Hauptstadt ist 300 Kilometer von ihrem<br />

Heimatort entfernt. In der Millionenstadt Accra landete sie auf der Straße.<br />

„Wir passen aufeinander auf, und wenn jemand von uns mal kein Geld hat, dann helfen wir ihm." Stolz<br />

schwingt in der Bemerkung mit. Die Familie hält zusammen - auch wenn die Spielregeln keineswegs<br />

immer nur fair sind. Wenn die Nacht kommt, haben Freunde keine Freunde mehr. Skrupel verschwinden.<br />

Joyce grinst: „Wenn ich mich zum Schlafen hinlege, stecke ich mein Geld in den<br />

Schlüpfer." Anfangs, als sie noch neu in der Stadt war, hat sie ihre paar Cedis (Währungseinheit in<br />

Ghana: 1235 Cedis = 1,00 DM) in den Träger ihres BHs geklemmt. Aber das hat sie sich schnell<br />

abgewöhnt. Sporadisch rotten sich die größeren Jungs in der Nacht zusammen und überfallen die<br />

jüngeren Kinder. Wer nicht aufpasst, wird leichte Beute.<br />

Womit sie ihr Geld verdient? Joyce weicht aus: Ein Job hier, ein Job da - außerdem hat sie einen<br />

Jungen, einen „boy-friend", der sich um sie kümmert. Später treffe ich Joyce wieder in einem<br />

Klassenraum der C.A.S. (Straßenkinderaktion in Accra). „Ich möchte nicht ein Leben lang darüber<br />

nachdenken müssen, ob ich morgen satt werde,“ gibt sie verlegen zu. „Ich möchte regelmäßig Geld<br />

verdienen, ein Dach über dem Kopf haben und vielleicht auch eine Familie gründen.“<br />

(Elke Silberer, freie Journalistin)<br />

Quelle: Kinder – unsere Zukunft in der Einen Welt, MISEREOR, 1999<br />

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MISEREOR: Straßenkinder <strong>weltweit</strong> – Baustein für den Unterricht


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M2<br />

Situationen (2)<br />

Straßenkinder in Delhi<br />

Zakir, 14 Jahre alt<br />

Zakirs Geschichte ist eine typische Biographie von einem der Millionen Straßenkinder in Indien: Der<br />

14-jährige Junge stammt aus einem bitterarmen Dorf in Bihar, einem der indischen Bundesstaaten mit<br />

besonders niedrigem Entwicklungsstand und ungerechter Landverteilung. Von frühester Kindheit an<br />

musste Zakir zum Lebensunterhalt der Familie beitragen. Eine Schule hat er deshalb nie besucht.<br />

Doch trotz harter Arbeit gab es nur selten genug zu essen. Und sein Vater, ein Ziegeleiarbeiter, schlug<br />

nicht nur ständig seine Mutter, sondern auch ihn und seine Geschwister. Mit zehn ist Zakir schließlich<br />

von zu Hause abgehauen, nachdem er gehört hatte, dass das Leben in den Städten ganz anders sei,<br />

man dort schnell viel Geld verdienen könne.<br />

In Delhi angekommen, war sein Traum von einem Leben in Wohlstand schnell ausgeträumt. Wie in<br />

anderen Metropolen Indiens konnten auch hier Infrastruktur und soziale Einrichtungen mit dem<br />

explosionsartigen Wachstum der Einwohnerzahl nicht mithalten. Nur die wenigsten der unzähligen<br />

Zuwanderer vom Land können mit einem Arbeitsplatz und einer Wohnung rechnen. So musste Zakir<br />

in einer für ihn völlig fremden Welt erst einmal ganz neue Überlebenstechniken erlernen. Anfangs<br />

wühlte er in Müllbergen nach Essensresten, dann schlug er sich mit Jobs durch wie Schuhputzer,<br />

Lastenträger oder Teeverkäufer. Abends suchte er sich einen Platz in Bahnhöfen, in Hauseingängen<br />

oder einfach auf dem Bürgersteig.<br />

Mit zwölf bekam Zakir erstmals Kontakt mit einem der 13 Sozialarbeiter und Sozialarbeiterinnen der<br />

Straßenkinderorganisation „Butterflies“, die seit ihrer Gründung 1988 von MISEREOR finanziell<br />

getragen wird. Die Sozialarbeiter suchen die Kinder auf der Straße auf und versuchen, ihr Vertrauen<br />

zu gewinnen durch Gespräche und gemeinsame Freizeitaktivitäten. Außerdem leisten sie bei<br />

gesundheitlichen Problemen oder Konflikten mit der Polizei erste Hilfe und vermitteln gegebenenfalls<br />

eine vorübergehende Unterkunft in Notquartieren. Haben die Kinder Vertrauen gefasst und zeigen ein<br />

entsprechendes Interesse, können sie sich für die Teilnahme an verschiedenen Bildungsprogrammen<br />

entscheiden. So hat Zakir erst einen Kurs in Elementarbildung absolviert und danach eine<br />

handwerkliche Ausbildung, die „Butterflies“ ihm vermittelt hat.<br />

Lal, 13 Jahre alt<br />

„Hallo, ich heiße Lal und bin 13 Jahre alt. Vor drei Jahren bin ich aus meinem Heimatdorf in Utter<br />

Pradesh weggelaufen. Ich habe es dort nicht mehr ausgehalten. Jeden Tag musste ich mit meinen<br />

Eltern im Steinbruch arbeiten, weil sie kein Geld hatten, um uns zu ernähren. Die Arbeit dort war hart.<br />

Dann hat mir jemand erzählt, dass man in der Stadt viel leichter Arbeit findet und Geld verdienen<br />

kann. Da bin ich weggelaufen und zwei Tage mit dem Zug hierher gefahren.<br />

Aber das Leben hier ist nicht leichter geworden. Wenigstens habe ich Freunde bei den Butterflies. Da<br />

habe ich auch Schreiben und Lesen gelernt. Und besser rechnen, damit mein Chef, ein<br />

Teeshopbesitzer, mich nicht mehr um meinen Lohn betrügt. Manoij, unser Streetworker, ist mein<br />

Freund. Er hilft mir, wenn ich von meinem Chef oder einem Polizisten geschlagen werde.“<br />

Salim, 10 Jahre alt<br />

„Ich bin 10 Jahre alt und heiße Salim. Vor fünf Jahren sind meine Eltern mit mir und meinen fünf<br />

Geschwistern nach Delhi gezogen, weil hier alles viel besser sein sollte als in unserem kleinen Dorf.<br />

Wir wohnen in einem Slum außerhalb der Stadt. Dort ging es uns bald sehr viel schlechter. Wir alle<br />

mussten noch mehr arbeiten, damit wir genug zu essen hatten. Mein Vater fing an, uns zu schlagen,<br />

da bin ich abgehauen. Irgendwann hat mich ein Freund zu den Butterflies mitgenommen. Seit einem<br />

Jahr bin ich Gesundheitshelfer und unterstütze den Arzt im Gesundheitsbus. Vielleicht werde ich ja<br />

später einmal Krankenpfleger.“<br />

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MISEREOR: Straßenkinder <strong>weltweit</strong> – Baustein für den Unterricht


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M3<br />

Situationen (3)<br />

Straßenkinder in Brasilien<br />

Padre Renato erzählt – „Nächtlicher Besuch“<br />

Es ist bereits Nacht, als die Hausglocke nachhaltig klingelt. Vor der Türe steht ein aufgeweckter Junge,<br />

schmutzig, barfuss, nur mit einer Hose bekleidet, einen Finger im Mund. „Bist du Padre Renato?" „Ja." „Mein<br />

Bruder ist im Haus für Minderjährige. Er hat mir von dir erzählt und gesagt, du nehmest Buben wie mich auf. Ich<br />

habe Hunger." Er hat einen wachen, schlauen Blick. Kaum ins Haus getreten, übersieht er alles, was es da<br />

gibt, auch das kleine Radio im Schrank.<br />

Ich lasse ihn sich duschen, gebe ihm ein Paar saubere Hosen und ein Leibchen: Er kommt als ein anderer aus<br />

dem Badezimmer. Auch Straßenkinder sind schön. Gott hat alle Kinder schön gemacht. Warum werden später<br />

manche hässlich? „Ich habe Hunger," wiederholt er.<br />

Zusammen decken wir den Tisch. Er setzt sich, recht verlegen, wagt nicht, das Besteck zu benutzen. Im Kühlschrank<br />

hat es etwas übrig gebliebenen Reis, Bohnen, Teigwaren. Auch vier große Brote sind da für das morgige<br />

Frühstück. Er isst rasch, verschlingt das Essen ohne zu kauen aus Angst, jemand könnte ihm die Speisen<br />

stehlen. „Iss langsamer." „Padre, ich habe schon oft Hunger gehabt. Meine Mutter ist arm, hat sechs Kinder.<br />

Mein Vater ist immer betrunken. Er kommt nach Hause ohne Geld, betrunken, schreit, bedroht uns.<br />

Meine Mutter kann uns nichts zu essen geben. Sie weint in einer Ecke des Zimmers."<br />

Und er verliert keine Zeit und verschlingt ein, zwei, drei große Brote. „Der Magen schmerzt mich vor Hunger.<br />

Oft holte ich im Hof Wurzeln und Gräser und machte davon einen Absud." Er spricht rasch, isst noch rascher,<br />

isst alles, auch das vierte Brot. Etwas ruhiger geworden, beginnt er zu erzählen.<br />

„Als ich drei Jahre alt war, ging ich bei den Nachbarn Essen betteln. Ein Knabe sagte, wir sollten nach<br />

Copacabana gehen; dort sei es schön. Ich wusste nichts von Copacabana, aber ich ging mit und sah dort<br />

wunderbare Dinge, wie ich sie noch nie gesehen hatte: Paläste, Strände, das Meer, gut gekleidete Leute,<br />

Esswaren in den Restaurants, Schaufenster mit allem, was man sich denken kann. Ich wohne jetzt in einem<br />

sehr armen Haus, ohne Tür und Fenster, in dem uns ein Herr umsonst wohnen lässt. Mein Vater und meine<br />

Mutter kamen aus dem Inneren von Brasilien. Sie sagten, sie seien nach Rio gekommen, weil es ihnen dort<br />

schlecht ginge. Mein Vater arbeitet nur hier und da und trinkt, und die Mutter weint. Ich werde wütend, wenn<br />

ich daran denke. Ich stehle und werde weiter stehlen. Ich will nicht verhungern."<br />

Dann fragte er: „Padre, wird morgen wieder Essen da sein?" Als er das Videogerät entdeckt, muss ich es<br />

einschalten. Es läuft ein Dokumentarfilm, der in Rio spielt. Als er die Plätze von Rio, die Strände von Copacabana<br />

sieht, springt er zitternd auf. „Da schau, auf dieser Bank schlafe ich nachts. Auf diesem Platz bin ich<br />

aufgewachsen. Da, in diesem Pappkarton, das bin ich. Diesen Knaben kenne ich, aber er wurde getötet. Mir ist<br />

es egal, wenn ich sterbe. Ich bin arm, kann weder lesen noch schreiben. Ich bin niemand. Da, das ist einer<br />

meiner besten Freunde. Er hat mit mir zusammen Überfälle gemacht. Einmal konnten wir einem Touristen 50<br />

Dollar stehlen. Er hat das Geld mit mir geteilt. Er ist ein braver Junge. Ich habe angefangen nach Rio zu<br />

gehen, um Bonbons zu verkaufen, zu betteln, Autoscheiben zu putzen. Das Geld brachte ich der Mutter, damit<br />

sie Milch für die kleinen Geschwister kaufen konnte. Ich hatte schließlich viele Freunde, schlief nachts in Rio.<br />

Die Straße, der Strand, das ist alles viel schöner als dort, wo ich wohne. Mir gefällt es auf der Straße."<br />

Er hat bereits acht Jahre Straßenleben und im ganzen elf Lebensjahre hinter sich. In seinem Herzen hat sich<br />

viel Leid angesammelt. Als ich mich einen Augenblick entferne und wieder zurückkomme, warnt er mich: „Ich<br />

habe in der Schublade Geld gesehen. Das darfst du nicht mehr so liegen lassen. Wenn andere Straßenkinder<br />

kommen, stehlen sie dir alles." Als er eine Puppe sieht, möchte er sie haben, um sie seinem Schwesterchen zu<br />

bringen, das keine Puppe habe.<br />

Ich bringe ihn zu Bett, gebe ihm einen Kuss und setze mich zu ihm auf den Bettrand. Während er mit einem<br />

kleinen Auto spielt, das er entdeckt hat, erzählt er weiter: „Die Polizei hat mich schon viermal geschlagen. Ich<br />

rauchte 'prizola 1 . Ich kenne die Favelas und die Hügel von Rio, wo ich 'prizola' und auch Kokain kaufte."<br />

„Schlaf jetzt mein Junge. Gott schütze dich." Er darauf: „Padre, darf ich bei dir wohnen?" Und dann: „Lass das<br />

Licht brennen, sonst habe ich Angst."<br />

Am frühen Morgen sucht mich der Elfjährige bereits in der Küche: „Ich habe Hunger." Er vertilgt vier weitere<br />

große Brote und verlangt noch mehr Brot, um es nach Hause zu bringen. „Meine kleinen Geschwister haben<br />

Hunger. Ich werde sie besuchen und ihnen Brot und die Puppe bringen. Das wird eine Überraschung sein!"<br />

Quelle: Folter lebt vom Schweigen. Eine Sammlung von Unterrichtstexten zum Thema Menschenrechte, ACAT Schweiz, Bern 1995, S. 9-11.<br />

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MISEREOR: Straßenkinder <strong>weltweit</strong> – Baustein für den Unterricht


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M4<br />

Situationen (4)<br />

Straßenkinder in Deutschland<br />

Pepsi, 16 Jahre alt<br />

Pepsi lief mit 14 von zu Hause weg, jetzt ist sie 16. Sie hatte Probleme mit dem Vater, hat ihn zum Tabu<br />

erklärt. Die Enttäuschungen sitzen tief bei ihr. Pepsi lebt auf einem Bauwagenplatz mitten in Berlin,<br />

zwischen Dealern, Dreck und Drogen. Sie will raus aus der Szene, clean werden. Mit der Hilfe von<br />

Sozialarbeitern sucht sie eine Wohnung. Pepsis Ansprüche sind nicht hoch. Trotzdem stößt sie immer<br />

wieder auf Ablehnung bei den Vermietern. Sie ist verletzt, denn das Gefühl, abgelehnt zu werden, ist ihr<br />

vertraut. Der einzige wahre Freund: ihr Hund Mogwai. Der käme nicht auf die Idee, sie einfach abzulinken,<br />

meint Pepsi.<br />

Hardy, 18 Jahre alt<br />

Hardy ist 18 Jahre alt. Seine Eltern leben getrennt, beide sind Alkoholiker. Der Junge wurde ständig hin und<br />

her geschoben. Mutter und Vater konnten nichts mit ihrem Sohn anfangen. Mit 11 warfen sie Hardy aus<br />

dem Haus. Seitdem lebt er auf der Straße, schnorrt sich das Nötigste zusammen und schläft in besetzten<br />

Hausbaracken. Die trübe Wirklichkeit versucht Hardy zu betäuben – mit Heroin. Seit drei Jahren hängt er an<br />

der Nadel, spritzt sich den Stoff 2-3 mal täglich.<br />

Zora, 18 Jahre alt<br />

Zora lebte jahrelang auf der Straße. Sie begann zu trinken, rutschte immer tiefer in die Szene ab. Ihre heile<br />

Welt stürzte ein, als ihr Mutter anfing, sie zu schlagen. Irgendwann ertrug sie es nicht mehr und haute von<br />

zu Hause ab. Dann mit 17, wurde sie schwanger. Ihr Sohn Sidney Ramon ist inzwischen zwei Monate alt.<br />

Sie will die Verantwortung für ihr Kind übernehmen, möchte ihm ein richtiges Zuhause geben. Noch ist<br />

allerdings nichtklar, ob das Jugendamt zustimmen wird und sie das Kind behalten darf. Denn Zora ist<br />

vorbestraft, als Straßenkind wurde sie beim Klauen erwischt. Das Amt ist sich nicht sicher, ob sie ihre Rolle<br />

als Mutter wirklich bewältigen kann.<br />

Zuhause<br />

Zuhause sein ist für mich ...<br />

... wo der Kaffee Herzrasen verursacht,<br />

das Bett zerwühlt und niemals gemacht ist,<br />

Klamotten auf dem Boden sind,<br />

der Zahnputzbecher samt Zahnbürste<br />

unbenutzt in der Ecke stehen,<br />

Haare in der Bürste sind, im Klo Zeitung zu lesen,<br />

meine Musik zu hören,<br />

wo die Schuhe niemals geordnet nebeneinander stehen,<br />

alles in den Schrank gestopft ist,<br />

der halbvolle Kühlschrank,<br />

mein Poster, das an der Wand hängt,<br />

das Licht und die Wärme,<br />

die dieser Raum durch das Chaos ausstrahlt,<br />

die Bücher mit den Eselsohren,<br />

der Ort, wo ich frei denken und träumen kann.<br />

Quelle: Zeitdruck 3/96, S. 29<br />

Nicht Zuhause zu sein ist für mich...<br />

...wo ich gefangen bin, ich geschlagen werde,<br />

keine Musik ist, die Wände kahl sind,<br />

das weinende Kind nebenan,<br />

die traurige Atmosphäre im Zimmer,<br />

wo alles aufgeräumt sein muss,<br />

der Kaugummi nicht schmeckt, der Toaster funktioniert,<br />

Streit, die Blutflecken an der Wand,<br />

das gewischte Regal,<br />

keine Zeit zum Träumen zu haben,<br />

Stress in meinem Zimmer,<br />

der Schrank, in den alles richtig eingeordnet ist,<br />

das Taschentuch, das gleich in die Mülltüte wandert,<br />

das fehlende Lachen und Angelachtwerden,<br />

die kaputte Brille, der Reisefernseher,<br />

die Holzpolitur und der Schwamm,<br />

Hass.<br />

Zora<br />

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MISEREOR: Straßenkinder <strong>weltweit</strong> – Baustein für den Unterricht


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M5<br />

Fakten und Hintergründe<br />

Ein Straßenkind entsteht<br />

Straßenkinder stammen aus sehr armen Familien, die meist in Elendsvierteln am Rande der großen<br />

Städte leben. Viele sind in die Stadt gezogen, weil sie auf dem Land nicht mehr überleben konnten.<br />

Aber auch in der Stadt finden sie bei hoher Arbeitslosigkeit und viel zu niedrigen Löhnen kein<br />

Auskommen. Schon früh, etwa ab dem fünften Lebensjahr, sind die Kinder gezwungen, auf irgendeine<br />

Weise zum Unterhalt der Familie beizutragen. Als Straßenverkäufer, Lastenträger oder Taschendiebe<br />

halten sie sich über Wasser; sie verbringen den Tag auf der Straße. Zunächst kehren die Kinder abends<br />

noch zu ihren Familien zurück, aber viele von ihnen haben auch dort kein richtiges Zuhause. In den<br />

beengten Wohnverhältnissen und der großen Armut entsteht Gewalt, und viele der Eltern betäuben ihren<br />

Kummer über die Arbeitslosigkeit und das Elend mit Alkohol und Drogen. Wird die Situation zu Hause<br />

für die Kinder unerträglich, kehren sie immer seltener zu ihren Familien zurück und versuchen schließlich,<br />

sich ganz alleine durchzuschlagen. Viele von ihnen schließen sich zum besseren Schutz einer<br />

Kinderbande an.<br />

Wie leben die Straßenkinder?<br />

Tagsüber arbeiten die Straßenkinder in der Regel. Sie machen verschiedene Gelegenheitsarbeiten,<br />

putzen Schuhe, waschen Autos, singen in Autobussen, verkaufen Zeitungen oder Bonbons. Viele von<br />

ihnen werden aber auch straffällig, weil sie keine andere Möglichkeit sehen, als durch Überfälle oder<br />

Einbrüche Geld für ihren Lebensunterhalt zu bekommen. Zu den schlimmsten Formen des<br />

Überlebenskampfes gehören wohl das Leben von und auf den großen Müllkippen und die Prostitution, in<br />

die viele Mädchen und auch Jungen schon sehr früh gedrängt werden. Zeit zum Spielen haben die<br />

Straßenkinder kaum. Viele von ihnen versuchen, ihrer harten Realität wenigstens für kurze Zeit zu<br />

entfliehen, indem sie betäubenden, giftigen Leim schnüffeln oder andere Drogen nehmen<br />

Gewalt gegen Straßenkinder<br />

In verschiedenen Staaten gehört Gewalt gegen Straßenkinder zur Tagesordnung. Straßenkinder sind<br />

leichte Beute für Kriminelle aller Art. Sie leben in ständiger Angst vor der Polizei. Allein die Tatsache,<br />

dass sie obdachlos sind, berechtigt die Polizei die Kinder aufzugreifen und tagelang einzusperren. Oft<br />

werden Straßenkinder von der Polizei misshandelt oder sogar getötet; in den Gefängnissen werden sie<br />

von Häftlingen missbraucht.<br />

Wie viele Straßenkinder gibt es <strong>weltweit</strong>?<br />

Verlässliche Angaben über die Zahl der Straßenkinder <strong>weltweit</strong> gibt es nicht. Nach Schätzungen von<br />

UNICEF sind es allein 33 Millionen Kinder, deren Lebensmittelpunkt die Straße ist und die keinen Kontakt<br />

zu ihren Familien haben. Rechnet man die Gruppe der Kinder hinzu, deren Arbeitsplatz die Straße ist und<br />

zu Hause schlafen, so kann man von einer Größenordnung von 100 Millionen Straßenkindern ausgehen.<br />

Die Hälfte davon lebt in Lateinamerika. „Kinder der Straße“ gibt es jedoch nicht nur in den Großstädten<br />

des Südens, sondern zunehmend auch in Osteuropa.<br />

Straßenkinder auch bei uns?<br />

Straßenkinder gibt es auch in Deutschland. Man trifft sie in Fußgängerzonen, in Parks und auf<br />

Bahnhöfen. Rund 7.000 Kinder leben in Deutschland auf der Straße und ihre Zahl nimmt zu. Den<br />

Lebensunterhalt verdienen sie mit Betteln und Stehlen, als Nachtlager dienen leerstehende Häuser<br />

und dunkle Ecken. Auf der Straße kommen sie mit Drogen und Prostitution in Berührung. Die<br />

Jüngsten der Straßenkinder sind zehn, die ältesten 18 Jahre alt. Meistens sind sie von zu Hause<br />

abgehauen im Streit mit Eltern und Erziehungsberechtigten, auf der Suche nach Freiheit und<br />

Unabhängigkeit. Viele leben lieber in der Clique auf der Straße als in Heimen. In einigen deutschen<br />

Städten gibt es bereits Anlaufstellen und Kontaktbüros für Straßenkinder.<br />

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MISEREOR: Straßenkinder <strong>weltweit</strong> – Baustein für den Unterricht


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M6<br />

Projekte (1)<br />

Zuflucht für junge Straßenmütter<br />

Neues Leben für Mädchen: Zukunft für Kinder<br />

MISEREOR-Projekt-Nr. P13601<br />

In Äthiopien leben und arbeiten schätzungsweise 150 000 Kinder und Jugendliche<br />

auf der Straße, allein 100 000 in der Hauptstadt Addis Abeba. Sie putzen Schuhe,<br />

waschen Autos, verkaufen Zeitungen, betteln oder verkaufen ihren Körper. Ein Teil<br />

dieser Kinder hält sich nur tagsüber auf der Straße auf, um den Lebensunterhalt für<br />

sich und die Familie zu verdienen. Andere Kinder haben den Kontakt zu ihrer<br />

Familie verloren. Sie leben auf der Straße und schlagen sich dort alleine durch.<br />

Warum wird ein Kind überhaupt zum Straßenkind? In Äthiopien leben 60 Prozent<br />

der Bevölkerung unterhalb der Armutsgrenze. Die Kinder müssen mitarbeiten, damit<br />

die Familie irgendwie über die Runden kommt. Jährlich wandern viele Familien in<br />

die Städte, in der Hoffnung, dort bessere Verdienstmöglichkeiten zu finden. Doch<br />

die meisten Zuwanderer landen in den Elendsvierteln, wo es weder Schulen noch<br />

Gesundheitsstationen noch Arbeit gibt. Unter diesen elenden Lebensbedingungen wächst der Druck<br />

in den Familien: Die Väter finden keine Arbeit. Frauen und Kinder verdienen auf der Straße den<br />

Lebensunterhalt. Alkoholismus, Drogenmissbrauch, Trennungen und Gewalt in der Familie sind die<br />

Folgen. Viele Kinder erleben die Familie nicht mehr als Ort der Geborgenheit. Sie landen auf der<br />

Straße, weil sie es zuhause nicht mehr aushalten.<br />

Jedes vierte Straßenkind in Addis Abeba ist ein Mädchen. Mädchen landen häufig auf der Straße,<br />

nachdem sie sexuell missbraucht worden sind – von ihren Arbeitgebern oder von männlichen<br />

Verwandten. Auch auf der Straße sind Mädchen sexueller Gewalt ausgesetzt. Einzige<br />

Überlebenschance für viele ist die Prostitution. Niemand weiß, wie viele ungewollte Kinder von diesen<br />

Mädchen auf der Straße geboren werden.<br />

Die Hilfe bewirkt deshalb so viel, weil sie die Selbsthilfekraft beflügelt. Die MISEREOR-Partner sind<br />

engagierte Äthiopier. Sie bieten den Mädchen für eine begrenzte Zeit ein Heim. Sie geben den<br />

Rückhalt einer Schicksalsgemeinschaft, organisieren eine praxisorientierte Ausbildung und vermitteln<br />

eine Unterkunft. Sie helfen mit einem Startkredit – zwar zinslos, aber eben nicht geschenkt! Sie setzen<br />

auf die Selbsthilfekraft und den Lebenswillen der Mädchen.<br />

Im Zeichen des Schmetterlings<br />

Straßenkinder-Programm der Organisation „Butterflies“ in Delhi, Indien<br />

MISEREOR-Projekt-Nr. P32101<br />

Seit ihrer Gründung 1988 wird die Straßenkinderorganisation „Butterflies“<br />

(Schmetterling) von MISEREOR finanziell getragen. Die Sozialarbeiter suchen<br />

die Kinder auf der Straße auf und versuchen, ihr Vertrauen zu gewinnen durch<br />

Gespräche und gemeinsame Freizeitaktivitäten. Außerdem leisten sie bei<br />

gesundheitlichen Problemen oder Konflikten mit der Polizei erste Hilfe und<br />

vermitteln gegebenenfalls eine vorübergehende Unterkunft in Notquartieren.<br />

Haben die Kinder vertrauen gefasst und zeigen Interesse, können sie sich für die Teilnahme an<br />

verschiedenen Bildungsprogrammen entscheiden. Kindern – etwa solche, die vom Müllsammeln leben<br />

– hilft „Butterflies“, sich genossenschaftlich zu organisieren und dadurch der Ausbeutung durch<br />

Zwischenhändlern zu entgehen. Eine weitere wichtige Aufgabe besteht darin, die Öffentlichkeit in<br />

Delhi mit der Erstellung von Wandzeitungen und Dokumentationen für die Not der verwahrlosten<br />

Kinder zu sensibilisieren. Die „Kinderentwicklungsbank“ (Bal Vikas Bank) ist ein Geldinstitut, bei dem<br />

nur Straßenkinder ihre Tageseinnahmen einzahlen können und wird von 9-18 jährigen Kindern und<br />

Jugendlichen geführt. Sie bietet Schutz vor Diebstahl – vor allem durch Erwachsene. „Viele Kinder<br />

haben ihr Geld aus Angst vor Diebstahl sofort wieder ausgegeben“, sagt Rita Panicker, die Initiatorin<br />

der Bank und Leiterin der Organisation „Butterflies“. „Für den Notfall bleib keine einzige Rupie übrig.“<br />

Das Bankkonzept machte Schule: Filialen gibt es bereits in anderen indischen Städten und in den<br />

Nachbarländern. Der Schmetterling ist für viele Straßenkinder zum Zeichen der Hoffnung geworden.<br />

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MISEREOR: Straßenkinder <strong>weltweit</strong> – Baustein für den Unterricht


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M6<br />

Projekte (2)<br />

Tötet meine Kinder nicht<br />

Straßenkinderprogramme in brasilianischen Großstädten und Förderung der Nationalen<br />

Straßenkinder-Bewegung<br />

MISEREOR-Projekt-Nr. P23302<br />

„Tötet meine Kinder nicht“ – dieser Appell steht an vielen Mauern brasilianischer<br />

Großstädte. Aufgesprüht wurde er von Sozialarbeitern, die seit Jahren<br />

Straßenkindern helfen, sie unterrichten und organisieren. Ein Großteil der<br />

brasilianischen Mittel- und Oberschicht sieht die Situation der Straßenkinder weniger<br />

als ein tragisches Alarmzeichen einer kranken Gesellschaft sondern vielmehr als eine<br />

Bedrohung ihres Wohlstandes. Der ehemalige Präsident der Ladenbesitzer in Rio<br />

sagte unter dem Beifall seiner Zuhörer: „Wer einen kleinen Dieb<br />

beseitigt, begeht keinen Mord, sondern tut etwas Nützliches für die Gesellschaft.“ Vor<br />

allem kirchliche oder der Kirche nahe stehende Organisationen mit finanzieller<br />

Unterstützung von MISEREOR unterhalten in fast jeder brasilianischen Großstadt Einrichtungen mit<br />

umfangreichen Sozialprogrammen für die Straßenkinder. Sie bieten ihnen medizinische und<br />

psychologische Betreuung sowie Vorschulunterricht und berufsbildende Kurse an. Sie stellen den<br />

Kindern Zentren als Ruhezonen und für gemeinsame Aktivitäten zur Verfügung. Sie unterstützen sie<br />

beim Aufbau von Interessenvertretungen geben Ihnen Hilfe bei Konflikten mit der Polizei. So wichtig<br />

die direkte<br />

Hilfe ist, so wichtig ist auch die politische Arbeit, die an den Ursachen des Straßenkinderproblems<br />

ansetzt. Dafür steht die nationale Straßenkinder-Bewegung. Diese hat es geschafft, in den meisten<br />

brasilianischen Bundesstaaten die Parlamente zum Beschluss einer Kinder- und Jugendschutzgesetzgebung<br />

zu bewegen, die allen von den Vereinten Nationen geforderten Standards entspricht.<br />

Damit die Gesetze auch zur Anwendung kommen, braucht die Straßenkinderbewegung auch<br />

weiterhin internationale Unterstützung.<br />

Weitere Informationen wie auch Fotos auf CD-ROM zu den vorgestellten Projekten könnt ihr anfordern<br />

bei MISEREOR, Frau Elke Hildebrand, Tel./Fax 0241/442-544, E-Mail hildebrand@misereor.de<br />

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M7<br />

Handlungsmöglichkeiten<br />

Straßenhändler oder Schuhputzer<br />

Warum nicht? Warum nicht einmal ausprobieren, wie andere leben? Viele Schulklassen haben es<br />

inzwischen versucht. Am Anfang ist es immer etwas komisch und ungewohnt sich anzubieten, anderen<br />

Leuten die Schuhe zu putzen oder als Straßenhändler seine Ware anzupreisen. Aber auch dies ist<br />

Wirklichkeit bei den Straßenkindern. Zwei Möglichkeiten beim Schulfest oder einfach in der<br />

Einkaufsstraße:<br />

Verkauft für 10 oder 20 Cents Bonbons auf der Straße.<br />

Bastelt euch dazu aus Schuhkartons und Bindfaden einen Bauchladen.<br />

Zieht los als Schuhputzerinnen.<br />

Dazu braucht ihr: einen kleinen Schemel, Schuhputzzeug und eine Kiste, auf die die Kunden ihren<br />

Fuß stellen können. Zum Üben kann man auch erst einmal die Klasse aufteilen nach Passanten und<br />

Schuhputzern. Wenn so die ersten Erfahrungen gesammelt sind, die erste Unsicherheit verflogen ist,<br />

kann man sich raus auf die Straße wagen. Mal schauen, was die Leute sagen!<br />

Wichtig ist, dass man viel Werbung macht: mit Sandwichkartons, Ausrufern oder Flugblättern. Die<br />

Werbeaktion könnt ihr mit Informationen über die Situation von Straßenkindern spicken.<br />

Auswertung: Sicher habt ihr viele spannende Erlebnisse und Eindrücke zu erzählen. Trotzdem können ein<br />

paar Fragen helfen: Könnt ihr euch vorstellen, jetzt schon jeden Tag Geld verdienen zu müssen? Was<br />

würde dann mit euren Hobbys und eurer Schule passieren? Warum putzen die Straßenkinder die<br />

Schuhe von anderen Leuten?<br />

Hoffnungszeichen<br />

Ein Hoffnungszeichen wurde 1998 gesetzt: der <strong>weltweit</strong>e Marsch für Kinderrechte (Global March<br />

against Child Labour). Bei dieser bisher einmaligen Initiative konnten in der ganzen Welt Kräfte zur<br />

Durchsetzung von Kinderrechten mobilisiert und gebündelt werden. Der Global March hatte ein<br />

einfaches, aber beeindruckendes Symbol: In allen Ländern der Erde wurden Daumenabdrücke von<br />

Kindern und Erwachsenen gesammelt. Damit wollten sie ihre Solidarität mit den Kinderarbeitern, die<br />

meistens nicht lesen und schreiben lernen können, deutlich machen. Die vielen unterschiedlichen<br />

Daumenabdrücke sollten außerdem die Einzigartigkeit jedes Menschen vor Augen führen. In einem<br />

„Daumenbuch" wurden die Abdrücke schließlich gesammelt. Auch wenn der Global March vorbei ist, so ist<br />

es wichtig, sein Anliegen aufrecht zu erhalten.<br />

Daumenabdrücke sammeln<br />

Sammelt während der Pause Daumenabdrücke eurer Mitschülerinnen und Mitschüler, Lehrerinnen<br />

und Lehrer. Mit den Daumenabdrücken und den Informationen über Straßenkinder könnt ihr ein<br />

großes Plakat, eine Weltkugel, eine Weltkarte, T-Shirts oder ähnliches gestalten. Vielleicht kann das<br />

„Daumen-Kunstwerk" einen festen Platz in eurer Schule erhalten und so immer wieder an die<br />

Umsetzung der Kinderrechte erinnern.<br />

Aufsehenerregende Aktionen in der Fußgängerzone oder Einkaufszentrum<br />

- schwere Säcke schleppen<br />

- an einem Stand Streichhölzer in Schachteln sortieren, abgezählt und im Akkord<br />

- mit Pappkartons, Müllsäcken, Zeitungen einen Schlafplatz eines Straßenkindes nachbauen<br />

Mit solchen Aktionen lässt sich die Situation Straßenkinder in Afrika, Asien und Lateinamerika<br />

natürlich nicht annähernd darstellen, aber es hilft, die Menschen in Deutschland auf die Not der<br />

Kinder aufmerksam zu machen.<br />

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M8<br />

Straßenkinder in Deutschland<br />

Wer lebt in der Szene?<br />

In der Kernszene leben überwiegend männliche Jugendliche. Sie scheint für diese Jugendlichen anziehend zu sein,<br />

weil sie hier ihre Männlichkeit stärker ausleben können. Einen relativ wirklichkeitsgetreuen Ein- und Überblick in die<br />

Straßen- bzw. Bahnhofsszene findet sich im Projektbericht KIDS, eines Hamburger Anlaufpunktes für Straßenkinder<br />

am Hauptbahnhof:<br />

„Die Zusammensetzung der Szene um den Hamburger Hauptbahnhof herum ist multikulturell. Deutsche,<br />

türkische, kurdische, afrikanische, osteuropäische und junge Menschen anderer Nationalitäten halten sich<br />

hier auf; Drogen konsumierende junge Menschen, die sich ihren Drogenkonsum mit Beschaffungsprostitution,<br />

Beschaffungskriminalität, Betteln, Schnorren und Dealen finanzieren; Ausreisserinnen, die aufgrund<br />

von Konflikten in der Herkunftsfamilie, der Einrichtung oder im Stadtteil auf die Suche nach Alternativen<br />

gehen; Jungen, die Kontakte zu Päderasten haben; Mädchen, die ein Doppelleben zwischen Szenealltag<br />

und versuchter Normalität führen und minderjährige, unbegleitete Flüchtlinge, die sich hier treffen, um ein<br />

Stück Heimat in der Fremde zu erleben...<br />

Der Hauptbahnhof ist fadenscheinige Alternative zu Bisherigem und vermittelt die Illusion von Dazugehörigkeit.<br />

Das Verbindlichste an der Atmosphäre sind ihre Unverbindlichkeit und ihre Beliebigkeit. Dies macht die<br />

Szene so anziehend.<br />

Es droht in der Regel keine, am Ende doch wieder verletzende, intensive Beziehung. Ebenso droht keine, in<br />

der Vergangenheit häufig erlebte Ausgrenzung. Alle finden ihren Platz, ihre Nische, ihre Insel am Vormittag, die<br />

aber schon am Nachmittag durch eine Alternative ersetzt werden kann und am Abend wieder eine andere ist.<br />

Solidarität, wie wir sie meinen, hat hier in den meisten Fällen keinen Platz und wäre, berücksichtigt man die<br />

erforderlichen Konsequenzen, um sich in dieser Szene durchzusetzen, situationsunangemessen.<br />

Viele Kontakte unter den jungen Menschen sind von einer Zweckrationalität gekennzeichnet, die, für uns oft<br />

schwer nachvollziehbar, eine angemessene Reaktion auf bisher Erlebtes ist. Echte, authentische Beziehungen<br />

sind die Ausnahme. Danach wird auf dem Hauptbahnhof auch nicht gesucht.<br />

Die jungen Menschen finden hier genau das, was sie suchen: Ablenkung, Zerstreuung, Dazugehörigkeit<br />

in Beliebigkeit, verbindliche Unverbindlichkeit."<br />

Quelle: H. J. Lembeck, Basisprojekte e.V. -Jahresbericht 1996, Projekt KIDS, Hamburg.<br />

Das statistische Durchschnittsstraßenkind<br />

Das Statistikstraßenkind hat eine allein erziehende Mutter, ist im Alter von 13 bis 14, besucht eine Haupt- und<br />

Sonderschule, in der es durch Schulbummelei auffällt. Die Mutter hat einen neuen Mann oder Freund. In der Familie<br />

liegt Arbeitslosigkeit vor. Die Kinder berichten über massive Probleme mit den Bezugspersonen, vor allem mit dem<br />

Stiefvater. Die Väter sind meistens unbekannt. Die Kinder erleben oft unerträgliche Zustände, allerdings weniger in<br />

Form von heftiger Gewaltanwendung oder sexuellem Missbrauch, sondern es sind die stetigen subtilen Verletzungen,<br />

die jahrelang angehäuft zur Überforderung der Kinder führen (zum Beispiel: „Na du kleine Fette, frisst du schon<br />

wieder.").<br />

Quelle: DJI, Straßenkinder - Annäherung an ein soziales : Problem, München 1995.<br />

Alters- und Geschlechtsverteilung von Straßenjugendlichen im Hamburger Projekt KIDS (1996)<br />

Alter weiblich männlich gesamt<br />

16 14 22 36<br />

1618 33 60 93<br />

unklar 61 83 144<br />

Gesamt 152 226 378<br />

(40,2 %) (59,8 %)<br />

In Hamburg gibt es eine Anlaufmöglichkeit für Straßenjungendliche der Kernszene, das Projekt KIDS, in der Nähe<br />

des Hauptbahnhofs. Die statistischen Daten wurden 1996 u.a. zu den Aspekten Geschlecht und Altersverteilung<br />

erfasst. Sie sind nicht repräsentativ verwertbar.<br />

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M8<br />

Projekte für Straßenkinder in Deutschland<br />

„Freezone“<br />

Eine Anlaufstelle für Straßenkinder in Mannheim<br />

Für die deutschen Straßenkinder wurden bundesweit Kontaktbüros und Anlaufstellen eingerichtet.<br />

Eine davon heißt „Freezone" in Mannheim. Mädchen und Jungen, die auf der Straße leben,<br />

finden dort eine „freie Zone", frei von Beschimpfung, Gewalt, Drogen, frei von Polizei und Erwachsenen.<br />

Anonymität wird gewahrt, Hund und Ratte dürfen mitgebracht werden. In „Freezone" dürfen die<br />

Kids durchatmen, durchhängen, essen und trinken, duschen und Kleider wechseln. Es gibt ein Sofa,<br />

eine Hängematte, einen Billardtisch und sehr nette Betreuer, die um die innere und äußere Not der<br />

Kinder wissen. Salvatore Tilk, er war selber mal ein Heimkind, erzählt, was diese Kinder, die auf der<br />

Straße leben, wirklich brauchen: „Liebe, Zuneigung, Wärme, einfach Toleranz, Verständnis, die<br />

allgemeinen Dinge, die jeder Mensch eigentlich braucht. Sie brauchen es sehr verstärkt, denn auf<br />

der Straße lernen sie, sich durchs Leben zu kämpfen, zum Teil mit Betrug, Diebstahl, Prostitution,<br />

und dann gibt es diese Werte nicht mehr, auch diese Zuneigung und das Verständnis, das sie<br />

brauchen, das gibt es nicht, das ist ein knallhartes Geschäft, da geht es um Geld, da gibt es keine<br />

Gefühle, da muss man alles unterdrücken. Und man kann nicht immer nur mit den Kids reden,<br />

muss sie spüren lassen, dass man sie mag, sie einfach mal in den Arm nehmen. Es sind 16jährige<br />

da, die sich öffnen, wenn man mit ihnen spielt, allerdings Kinderspiele, richtige Kinderspiele, die<br />

freuen sich tierisch, wenn man mit ihnen spielt, das können sie nicht auf der Straße. Es gibt sogar<br />

welche, die Spielzeug im Kaufhaus klauen, weil sie es sich so nicht leisten können, und kommen<br />

dann her und freuen sich wie kleine Kinder, sie holen das nach, was sie nie in ihrer Kindheit<br />

bekommen haben."<br />

Es sind Kinder, sagt Salvatore, die niemals Kinder sein durften. Vielleicht waren sie von Anfang an<br />

unerwünscht, vielleicht standen sie erst später ihren Eltern, der Mutter oder dem Vater im Weg.<br />

Vielleicht erlebten sie Brüche, die die Familie aus der Bahn geworfen haben. Tod, Trennung,<br />

Arbeitslosigkeit, Armut ...diese namenlose Traurigkeit, die diese Kinder mit sich herumschleppen,<br />

kleiden sie immer in dieselben Worte: „Mich will sowieso keiner, ich wurde in meiner Vergangenheit<br />

nicht gebraucht, ich werde auch in Zukunft nicht gebraucht, niemand sucht nach mir." In dieser<br />

seelischen Verfassung trifft die Sozialpädagogin Anja Pille viele Straßenkids in „Freezone" an, sie<br />

sagt: „Ich könnte mir vorstellen, dass das bei vielen die Grundstimmung ist, was sie als Antwort<br />

geben würden, warum sie dieses Leben leben, dass sie sagen: Ich hab ’ ja keine Zukunft, ich habe<br />

keinen Schulabschluss, da weiß ich genau, ich kriege keine Lehrstelle, keinen Arbeitsplatz, meine<br />

Eltern haben schon von Sozialhilfe gelebt, oder: Meine Eltern wollen mich nicht, ich habe nichts, wie<br />

soll ich überhaupt irgendwann irgendwo Fuß fassen? Und sie sind auch von sich selber überhaupt<br />

nicht überzeugt. Sie haben ganz, ganz wenig Selbstbewusst-sein, auch wenn sie es nach außen hin<br />

oft ganz anders darstellen. Aber wenn man sie näher befragt, sie glauben einfach nicht an sich, weil<br />

sie zu oft schon gesagt bekamen: Du kannst das nicht."<br />

Deshalb, sagt Andrea Schult, die Leiterin von „Freezone", ist es das Wichtigste, die Kinder so<br />

anzunehmen, wie sie sind, ihnen zu sagen: Ich mag dich, egal wie du aussiehst, wo du herkommst.<br />

„Freezone" heißt auch, den Kindern und Jugendlichen die freie Wahl zu lassen. Erst wenn sie sagen:<br />

Ich will hier raus, ich will keine Drogen mehr, keine Prostitution, hilf mir, dass ich es schaffe, stehen<br />

die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ihnen auf der Suche nach neuen Wegen zur Seite. Mit<br />

eisernem Willen, mit Geduld, Liebe und vor allem mit Toleranz, aber den Zeitpunkt muss der<br />

Jugendliche selbst bestimmen, sagt Andrea Schulz: „Wir wollen den Jugendlichen nichts mehr<br />

überstülpen, nicht mehr besser wissen, was gut ist für ihn, und wenn er es nicht schafft, wenn er<br />

wieder Drogen nimmt oder auf der Straße landet, dann machen wir ihm keine Vorwürfe, wenn er in<br />

seinem Sinne versagt hat und er kommt trotzdem zu uns zurück, dann wird er so wieder<br />

angenommen. Klar kriegt er gesagt, eh, warum, wieso, weshalb ...? Aber er weiß genau, das Grundgefühl:<br />

Ich mag dich wird dadurch nicht angetastet."<br />

Quelle: Publik-Forum-Jugendmagazin PROVO, Oberursel, Ausgabe Nr. 3/98.<br />

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