04.01.2013 Aufrufe

von Bernadette DANNERER Dipl.-Ing. Antonia ROM Prof. Anton ...

von Bernadette DANNERER Dipl.-Ing. Antonia ROM Prof. Anton ...

von Bernadette DANNERER Dipl.-Ing. Antonia ROM Prof. Anton ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Butanol aus biogenen Reststoffen<br />

August 2012<br />

<strong>von</strong><br />

<strong>Bernadette</strong> <strong>DANNERER</strong><br />

<strong>Dipl</strong>.-<strong>Ing</strong>. <strong><strong>Anton</strong>ia</strong> <strong>ROM</strong><br />

<strong>Prof</strong>. <strong>Anton</strong> FRIEDL<br />

Im Auftrag des<br />

OeAD und BMWF im Rahmen der Aktion<br />

„Rio+20 – Jugendliche ziehen Bilanz“<br />

TU-ThVT 1662 2012004<br />

3 Seiten<br />

Institut für Verfahrenstechnik,<br />

Umwelttechnik und Technische Biowissenschaften<br />

Forschungsbereich<br />

Thermische Verfahrenstechnik und<br />

Simulation<br />

A-1060 Wien, Getreidemarkt 9/166<br />

Tel.: +43/1/58801/166202<br />

Gefördert bzw. finanziert in der Programmlinie „A3plus“ vom<br />

Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie (BMVIT)


Wir bringen das Stroh in den Tank<br />

Biobutanol – der Treibstoff der Zukunft<br />

Biobutanol ist ein Biotreibstoff der 2. Generation. Diese Treibstoffe stehen nicht in<br />

Konkurrenz mit der Nahrungsmittelproduktion, sondern werden aus Bioabfällen oder<br />

Lignocellulose hergestellt.<br />

Von li.: <strong>Dipl</strong>.-<strong>Ing</strong>. <strong><strong>Anton</strong>ia</strong> Rom, <strong>Bernadette</strong> Dannerer,<br />

<strong>Prof</strong>. <strong>Anton</strong> Friedl<br />

Die Forschungen, die den Rahmen für<br />

dieses Projekt geboten haben, sollen<br />

einen wichtigen Beitrag dazu leisten, die<br />

aufgrund ihrer Konkurrenz zu<br />

Nahrungsmitteln heftig diskutierten<br />

Biotreibstoffe der 1. Generation<br />

abzulösen. Regional anfallende<br />

Biomasse soll den Rohstoff für den<br />

Biotreibstoff bieten und die Abhängigkeit<br />

<strong>von</strong> fossilen Rohstoffen vermindern. Die<br />

Verwendung vorhandener Biomasse, wie<br />

z. B. Molkeabfälle oder Weizenkleie, führt<br />

zu einer verbesserten ökologischen Bilanz im Gesamtprozess. Da somit keine eigenen<br />

Ackerflächen benötigt werden, bleibt die Biodiversität erhalten und es kommt zu keiner<br />

Konkurrenz mit der Produktion <strong>von</strong> Nahrungsmitteln und der Nutzung <strong>von</strong> Trinkwasser.<br />

Das Potenzial <strong>von</strong> Biobutanol wird als enorm groß eingeschätzt, wobei der Bedarf sich laut<br />

Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen nicht nur auf den Einsatz als Treibstoffersatz<br />

beschränkt. Der derzeitig bestehende kommerzielle Markt an Butanol wird auf über 5<br />

Milliarden US-Dollar geschätzt. [1]<br />

Mit seinen Vorteilen gegenüber Ethanol könnte kommerziell hergestelltes Biobutanol den<br />

Markt der Biotreibstoffe erobern. Während Ethanol nur 60 % des Energieinhalts <strong>von</strong> Benzin<br />

hat, hat Butanol 90 %, seine Verwendung führt also zu einer erhöhten Kraftstoffeffizienz. Es<br />

ist zudem in höheren Konzentrationen mit Benzin, Diesel und Kerosin mischbar.<br />

Wissenschaftler/innen in den USA haben bereits Ottomotoren mit 100 % Butanol betreiben<br />

können. [1] Einen weiteren Vorteil bietet die Verwendbarkeit der bereits bestehenden Pipelines<br />

und Tanks. Aufgrund der hydrophoberen Eigenschaften <strong>von</strong> Butanol kommt es hier anders<br />

als bei Ethanol nicht zu Korrosion und zu keinen Problemen mit der Wasseraufnahme.<br />

Die fermentative Herstellung <strong>von</strong> Butanol ist ein bekannter Prozess und wurde <strong>von</strong> Louis<br />

Pasteur 1861 entdeckt. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts entwickelte sich die industrielle<br />

ABE-(Aceton-Butanol-Ethanol)-Fermentation. Mit dem Aufkommen der Erdölindustrie kam


die fermentative Produktion <strong>von</strong> Butanol zum Stillstand, da das Butanol auf Basis <strong>von</strong><br />

fossilen Brennstoffen kostengünstiger hergestellt werden konnte. Die Ölkrise in den 70er<br />

Jahren gab den Forschern und Forscherinnen Anlass, die Diskussion um erneuerbare<br />

Energien zu starten. Damals wurde das Hauptaugenmerk auf die effizientere Ethanol-<br />

Fermentation gelegt. Seither suchen Wissenschaftler/innen nach Möglichkeiten, die<br />

Produktion unterschiedlichster Biotreibstoffe auf ein wettbewerbsfähiges Niveau zu bringen.<br />

Der wichtigste Schritt bei der Gewinnung <strong>von</strong> Butanol ist die ABE-Fermentation. Dabei wird<br />

aus Biomasse mit Hilfe <strong>von</strong> Clostridien (Mikroorganismen) eine wässrige Lösung gewonnen,<br />

in der Aceton, Ethanol und Butanol im Verhältnis 3:1:6 enthalten sind. Im nächsten Schritt<br />

muss das Butanol <strong>von</strong> den anderen Stoffen getrennt und aufkonzentriert werden. Eine<br />

Möglichkeit dafür ist die Destillation. Wegen der geringen Butanol-Konzentration, die man<br />

darüber gewinnt, wäre reine Destillation zu energieaufwendig. Die Membranabtrennung ist<br />

ein effizienter Zwischenschritt, um die ABE-Komponenten mit etwas Wasser<br />

aufzukonzentrieren und danach mittels Destillation zu trennen.<br />

Versuchsanordnung (siehe Abbildung 1)<br />

Roter Bereich Feedstrom Die Fermentationslösung wird im Kreis gepumpt.<br />

Grüner Bereich Membran Das Gemisch wird aufgrund unterschiedlicher<br />

Flüchtigkeiten aufgetrennt.<br />

Blauer Bereich Sweepgas Der Trägergasstrom transportiert Butanol ab.<br />

In unserer Versuchsreihe wurde der Einfluss des Sweepgasstromes auf die Selektivität<br />

sowie den transmembranen Fluss bei unterschiedlichen Feedkonzentrationen untersucht.<br />

Der transmembrane Fluss ist die Menge an Lösung, die durch die Membran fließt. Die<br />

Selektivität gibt die Fähigkeit der Membran an, zwischen den Komponenten einer Lösung zu<br />

unterscheiden. Aufgrund des Gewichtsverlusts sowie der Konzentrationsänderung im Feed<br />

können wir den transmembranen Fluss und die Selektivität berechnen. Die Erhöhung des<br />

Volumenstromes des Sweepgases führte zu gesteigerten Flüssen. Auf die Selektivität hatte<br />

dies keinen Einfluss. Diese blieb während der Versuche annähernd konstant (Abbildung 2).<br />

Abbildung 1: Versuchsanordnung der<br />

Membranabtrennung<br />

Abbildung 2: Selektivität α und transmembraner<br />

Fluss J über dem Sweepgasstrom aufgetragen


Butanol ist ein vielversprechender Ersatz und eine Entlastung der zurzeit benötigten fossilen<br />

Rohstoffe, doch es gibt einen sehr hohen Forschungsbedarf, um den technischen Prozess<br />

zu verbessern. Allgemein verringern Biotreibstoffe die Abhängigkeit <strong>von</strong> Erdöl. Jedoch<br />

können diese nur bedingt fossile Treibstoffe ersetzen, da sie nicht in den benötigten Mengen<br />

produziert werden können. Gegenüber der Energiegewinnung aus Photovoltaikanlagen hat<br />

Butanol den Vorteil, dass die Energie leichter gespeichert und transportiert werden kann.<br />

Bisher ist die Gewinnung <strong>von</strong> Biobutanol noch zu energieaufwendig, um wettbewerbsfähig<br />

produziert zu werden und sich am Markt halten zu können. Forschungspotenzial bei der<br />

Biobutanolherstellung findet sich sowohl auf der fermentativen Seite des Prozesses als auch<br />

im Bereich der Aufkonzentrierung. Forschungsarbeiten zu Mikroorganismen mit verbesserter<br />

Substratumsetzung als auch zu Membrantrennprozessen, die die Kosten um 40 bis 50 %<br />

senken können, werden in Österreich <strong>von</strong> der Firma <strong>Prof</strong>actor und der TU Wien<br />

durchgeführt. Das bestehende Potenzial <strong>von</strong> Biobutanol hat mittlerweile auch das Interesse<br />

der Industrie geweckt. Nicht nur Unternehmen in den USA (Green Biologics Ltd.) arbeiten an<br />

der Herstellung, [2] auch in Europa wurde das Potenzial erkannt. Die Konzerne BP und<br />

DuPont haben 2009 ein gemeinsames Unternehmen gegründet, Butamax Advanced<br />

Biofuels LLC. Im Zuge dessen soll in Großbritannien eine Pilotanlage eröffnet werden. [3]<br />

Ein herzlicher Dank gilt dem FFG für die Förderung des Projekts 831.095, im Rahmen<br />

dessen das Praktikum durchgeführt wurde, sowie dem Projektpartner, der Firma <strong>Prof</strong>aktor.<br />

Während des Praktikums konnte auch eine Biogasanlage in Österreich besucht werden und<br />

Herrn Dr. Gruber Schmidt sei für die Führung gedankt.<br />

Ein großer Dank ist nicht zuletzt auch Frau Kalchbrenner, dem OeAD und dem BMWF<br />

auszusprechen, die dieses Praktikum im Rahmen der Aktion „Rio+20 – Jugendliche ziehen<br />

Bilanz“ ermöglicht haben.<br />

<strong>Bernadette</strong> Dannerer <strong><strong>Anton</strong>ia</strong> Rom <strong>Anton</strong> Friedl<br />

1. www.biobutanol.com (Zugriff am 22.8.2012).<br />

2. www.butanol.com (Zugriff am 17.8.2012).<br />

3. www.butamax.com (Zugriff am 21.8.2012).<br />

4. Friedl, A. et. al., 1991: Continuous ACEton-Butaol-Ethanol Fermentation using immobilized cells of Clostridium acetobuylicum in a bed<br />

reactor and integration with product removal by pervaporation. Biotechnol. Bioeng. 38: 518–527.<br />

5. Qureshi, N. et al., 1992: Application of Continuous Substrate Feeding to the ABE Fermentation: Relief of Product Inhibition Using<br />

Extraction, Perstraction, Stripping,and Pervaporation. Biotechnol. Prog. 8: 382–390.<br />

6. Vane, L. M., 2008: Separation technologies for the recovery and dehydration of alcohols from fermentation broths. Biofuels. Biopr. Bioref. 2:<br />

553–588.<br />

7. Rey, L. et.al., 2010: Fahrt ins Grüne, Kurzfassung der Studie „Future Perspectives of 2nd Generation Biofuels“. Bern.<br />

8. Braun, R. et.al., 2009: Biotreibstoffe – Chancen und Grenzen. Schweizerische Akademie der Technischen Wissenschaften. Zürich.<br />

9. Wagemann, K. et. al. 2012: Roadmap Bioraffinerien. Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (BMELV).<br />

Berlin.<br />

10. Jauschnegg, H. et.al., 2012: Wärme. Strom. Treibstoffe – Bioenergie 2020. Österreichischer Biomasse-Verband. Wien.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!