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1 Das Goethe-Jahr 2012 - Klassik Stiftung Weimar

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<strong>Klassik</strong> <strong>Stiftung</strong> <strong>Weimar</strong> Pressestelle Burgplatz 4<br />

99423 <strong>Weimar</strong><br />

Dr. Julia Glesner Tel +49 (0) 03643 | 545-104<br />

Pressesprecherin Mobil + 49 (0) 172 | 84 62 910<br />

julia.glesner@klassik-stiftung.de<br />

Timm Schulze M.A. Tel +49 (0) 3643 | 545-113<br />

Pressereferent Mobil + 49 (0) 172 | 79 999 59<br />

<strong>Jahr</strong>espressekonferenz<br />

des Präsidenten<br />

am 16. Februar <strong>2012</strong><br />

timm.schulze@klassik-stiftung.de


Inhalt<br />

1 DAS GOETHE-JAHR <strong>2012</strong> .............................................................................................................. 2<br />

1<br />

1.1 <strong>Weimar</strong>er <strong>Klassik</strong>. Kultur des Sinnlichen ......................................................................................... 2<br />

1.2 Wiedereröffnung des <strong>Goethe</strong>- und Schiller-Archivs ....................................................................... 3<br />

1.3 Lebensfluten – Tatensturm. Die neue <strong>Goethe</strong>-Ausstellung ........................................................... 4<br />

1.4 Neues Bauhaus-Museum. Ausstellung zum Architekturwettbewerb ......................................... 5<br />

1.5 Bauhaus: Art as Life ................................................................................................................................ 5<br />

1.6 Abschied von Ikarus. Bildwelten in der DDR – Neu gesehen ...................................................... 5<br />

1.7 Weitere Ausstellungen <strong>2012</strong> ................................................................................................................. 7<br />

1.8 Ausstellungsübersicht <strong>2012</strong>................................................................................................................. 11<br />

1.9 Aus dem Veranstaltungsprogramm <strong>2012</strong> ........................................................................................ 12<br />

1.10 Tagungen und Kolloquien <strong>2012</strong> ......................................................................................................... 15<br />

1.11 Wissenschaftliche Publikationen <strong>2012</strong> ............................................................................................ 18<br />

1.12 Projekte der Bildungsarbeit <strong>2012</strong> ....................................................................................................... 18<br />

1.13 Bauvorhaben <strong>2012</strong> ................................................................................................................................. 19<br />

1.14 Der Haushalt <strong>2012</strong> ................................................................................................................................. 20<br />

2 BILANZ DES LISZT-JAHRES 2011 .......................................................................................... 21<br />

2.1 Evaluation durch den Wissenschaftsrat .......................................................................................... 21<br />

2.2 Franz Liszt – Ein Europäer in <strong>Weimar</strong>............................................................................................. 22<br />

2.3 Augengespenst und Urphänomen – 200 <strong>Jahr</strong>e <strong>Goethe</strong>s Farbenlehre ...................................... 22<br />

2.4 Weitere Ausstellungen 2011 ............................................................................................................... 23<br />

2.5 Der Haushalt 2011 ................................................................................................................................. 23<br />

2.6 Wichtige Personalien ............................................................................................................................ 24<br />

2.7 Besuchszahlen 2011 ............................................................................................................................... 24<br />

2.8 Bautätigkeit 2011.................................................................................................................................... 25<br />

2.9 Rückblick auf das Veranstaltungsprogramm 2011 ....................................................................... 26<br />

2.10 Aus den Direktionen ............................................................................................................................. 27<br />

3 AUSBLICK AUF DAS VAN-DE-VELDE-JAHR 2013 ........................................................... 39


1 <strong>Das</strong> <strong>Goethe</strong>-<strong>Jahr</strong> <strong>2012</strong><br />

<strong>2012</strong> ist kein <strong>Goethe</strong>-<strong>Jahr</strong>: Zwar jährt sich in diesem <strong>Jahr</strong> sein Todestag zum 180. Mal, zwar<br />

erschien vor zweihundert <strong>Jahr</strong>en der zweite Teil von Dichtung und Wahrheit und ebenfalls vor<br />

zweihundert <strong>Jahr</strong>en trafen sich <strong>Goethe</strong> und Beethoven zum ersten Mal. Aber das Gedenken dieser<br />

Ereignisse begründet nicht die Entscheidung der <strong>Klassik</strong> <strong>Stiftung</strong> <strong>Weimar</strong>, <strong>2012</strong> dennoch als<br />

<strong>Goethe</strong>-<strong>Jahr</strong> zu begreifen. Drei Höhepunkte bilden den <strong>Jahr</strong>esschwerpunkt; sie alle thematisieren in<br />

jeweils spezifischer Weise die Frage, wie und mit welchem Erfolg die Epochen nach <strong>Goethe</strong> mit<br />

seinem Leben und Werk umgegangen sind – und umgehen. <strong>Das</strong> ist die Kernaufgabe der <strong>Klassik</strong><br />

<strong>Stiftung</strong> <strong>Weimar</strong>.<br />

Die Ausstellung »<strong>Weimar</strong>er <strong>Klassik</strong>. Kultur des Sinnlichen« beleuchtet die <strong>Weimar</strong>er<br />

<strong>Klassik</strong> ab dem 16. März jenseits ihrer literarisch-ideellen Dimensionen als eine spezifische<br />

Kultur des Sinnlichen, indem sie die drei Kulturpraktiken Wohnen, Sammeln und<br />

Schreiben in den Mittelpunkt rückt.<br />

Nach zweijähriger Grundsanierung und Erweiterung wird das <strong>Goethe</strong>- und Schiller-Archiv<br />

im Juni wiedereröffnet. Mit der erfolgreichen Anpassung des Archivgebäudes an heutige<br />

Anforderungen wird das erste Projekt des Masterplans »Kosmos <strong>Weimar</strong>« abgeschlossen.<br />

Die neue <strong>Goethe</strong>-Ausstellung »Lebensfluten – Tatensturm« heißt Besucher ab dem 28.<br />

August im <strong>Goethe</strong>-Nationalmuseum willkommen. Weit über sein literarisches Schaffen<br />

hinaus wird <strong>Goethe</strong> dort als Zeuge der einsetzenden Moderne präsentiert und sein<br />

faszinierendes Leben und Werk in zeitgenössischen Kontexten gezeigt.<br />

Weitere Informationen: www.goethe<strong>2012</strong>.de<br />

1.1 <strong>Weimar</strong>er <strong>Klassik</strong>. Kultur des Sinnlichen<br />

16. März bis 10. Juni <strong>2012</strong> | Schiller-Museum<br />

Wer sich mit der <strong>Weimar</strong>er <strong>Klassik</strong> beschäftigt, konzentriert sich zumeist auf die literarischen,<br />

kunsttheoretischen und geschichtsphilosophischen Werke von <strong>Goethe</strong> und Schiller, Herder und<br />

Wieland. Die große Sonderausstellung im Frühjahr <strong>2012</strong> erschließt die <strong>Weimar</strong>er <strong>Klassik</strong> nun<br />

erstmals jenseits ihrer literarisch-ideellen Dimension als eine spezifische »Kultur des Sinnlichen«.<br />

Im Mittelpunkt der Ausstellung, die vom 16. März bis 10. Juni <strong>2012</strong> im Schiller-Museum zu sehen<br />

ist, stehen drei Kulturpraktiken: Wohnen, Sammeln und Schreiben. Sie vergegenwärtigen, mit<br />

welchem Anspruch man im klassischen <strong>Weimar</strong> die sinnliche Erfahrung zum Maßstab einer neuen<br />

Wohnkultur und zur Richtschnur einer reflektierten Kunstbetrachtung erhoben hat. Ausgestellt<br />

werden Kunst-, Natur- und Alltagsgegenstände, die einen faszinierend neuen Blick auf das<br />

scheinbar so vertraute Epochenphänomen »<strong>Weimar</strong>er <strong>Klassik</strong>« eröffnen. Ein Höhepunkt der<br />

Ausstellung ist eine 3D-Simulation, die erstmals verschiedene Einrichtungssituationen in <strong>Goethe</strong>s<br />

Wohnhaus am Frauenplan rekonstruiert. Die Simulation wird im Anschluss Eingang in die<br />

Ausstellung »Lebensfluten – Tatensturm« im <strong>Goethe</strong>-Nationalmuseum finden.<br />

Die Ausstellung geht aus einem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten<br />

Forschungsprojekt hervor, das die <strong>Klassik</strong> <strong>Stiftung</strong> in Kooperation mit dem Deutschen Forum für<br />

Kunstgeschichte in Paris realisiert hat. Zur Ausstellung erscheint ein reich bebilderter Katalog, der<br />

die Erträge des Projekts bündelt.<br />

2


1.2 Wiedereröffnung des <strong>Goethe</strong>- und Schiller-Archivs<br />

3<br />

Ab 27. Juni <strong>2012</strong> | <strong>Goethe</strong>- und Schiller-Archiv<br />

Die <strong>Klassik</strong> <strong>Stiftung</strong> <strong>Weimar</strong> erreicht ein wichtiges Etappenziel im Masterplan »Kosmos <strong>Weimar</strong>«,<br />

wenn am 27. Juni die Pforten des <strong>Goethe</strong>- und Schiller-Archivs wieder geöffnet werden. Nach einer<br />

Bauzeit von etwas mehr als zwei <strong>Jahr</strong>en wird in Realisierung der Pläne der <strong>Weimar</strong>er<br />

Architekturbüros Dr. Krause und gildehaus.reich architekten BDA sowie des Erfurter<br />

Ingenieurbüros Hirsch das Gebäude grundsaniert und erweitert in neuem Glanz erstrahlen.<br />

Mit den neuen Magazinräumen im Kellergeschoss und dem Tiefmagazin unter dem Vorplatz<br />

wurden die notwendigen Erweiterungsflächen für die Archivalien geschaffen und die<br />

konservatorischen Bedingungen für deren Aufbewahrung, Transport und Benutzung dauerhaft<br />

optimiert. Die platzsparende Kompaktregalanlage als neues Aufbewahrungssystem der Bestände<br />

entspricht modernsten Anforderungen ebenso wie die Gaslöschanlage, die den Sauerstoffgehalt der<br />

Luft im Ernstfall auf 11 bis 12 % reduziert. Die Klimaanlage für die Magazinbereiche befindet sich<br />

in Technik-Räumen, die sich im Keller im Übergangsbereich vom historischen Gebäude zum<br />

unterirdischen Anbau befinden. Im Rahmen von Sonderführungen wird es möglich sein, durch<br />

eine Glaswand einen Blick in das Innere des Magazins zu gewähren, ohne dass die Besucher selbst<br />

das Magazin betreten. Zudem entstanden im Erweiterungsbau unter dem Vorplatz, von den<br />

Architekten als »Schublade« bezeichnet, acht neue Arbeitsräume, in denen die Mitarbeiter nur<br />

kurze Transportwege bei der Arbeit mit den Archivalien haben werden.<br />

Im Erdgeschoss findet sich künftig der Technik-Lesesaal für die Benutzung der Mikrofilme und<br />

Digitalisate. Die Räume der ehemaligen Hausmeisterwohnung wurden als Büroräume eingerichtet.<br />

Der Eingangsbereich präsentiert sich künftig insgesamt übersichtlicher und freundlicher. In der<br />

Eingangshalle wird ein Empfangstresen eingerichtet; der Zugang zu Garderobe und Cafeteria<br />

erfolgt ebenfalls von hier.<br />

<strong>Das</strong> erste Obergeschoss wird in seiner Nutzung aus klimatischen und organisatorischen Gründen<br />

um 180 Grad gespiegelt. Vom Mittelsaal ausgehend, wird im rechten Saal der Benutzersaal für<br />

Handschriften eingerichtet. <strong>Das</strong> ehemalige Direktorenzimmer wird künftig als Seminarraum<br />

dienen. Die Klimatisierung erlaubt auch dort die Arbeit an Originalhandschriften. Im<br />

ursprünglichen Benutzersaal wird ein Vortragsraum eingerichtet; ausgestattet mit der neuesten<br />

Technik und mit einer Bestuhlung für bis zu 80 Personen kann der Saal für Konferenzen oder<br />

Tagungen genutzt werden. Hier findet auch die Petersen-Bibliothek wieder Aufnahme. Um den<br />

ursprünglichen Raumeindruck dieser Etage als ehemaliges »Schaumagazin« für Besucher erlebbar<br />

zu machen, sind Benutzer- und Vortragssaal mit Glastüren versehen. Der Mittelsaal selbst wurde<br />

durch den Einbau neuer denkmalschutzgerechter Fenster, die allen konservatorischen Ansprüchen<br />

und Sicherheitsanforderungen entsprechen, für die Ausstellung von Originalhandschriften<br />

ertüchtigt.<br />

Im zweiten Obergeschoss befinden sich auch zukünftig die Büros der Archivmitarbeiter. Im<br />

Dachgeschoss werden erstmals Werkstätten für Papierrestaurierung, Mikroverfilmung und<br />

Digitalisierung eingerichtet.<br />

Mit der Grundsanierung wurden bestmögliche konservatorische und sicherheitstechnische<br />

Bedingungen für das Archivgut geschaffen – einerseits durch optimale Zuordnung und<br />

Verknüpfung der einzelnen Funktionsbereiche bzw. der Lage im Gebäude, andererseits durch eine<br />

denkmalverträgliche, substanzschonende und wirtschaftliche Haus- und Klimatechnik.<br />

Die Nutzungsbedingungen und Infrastrukturen für Benutzer und Besucher zeigen sich<br />

grundlegend verbessert. Die Handschriftenbenutzung an den Leseplätzen wurde optimiert (kurze<br />

Transportwege und Bereitstellungsraum für die Archivalien mit Zugang zum Aufzug,<br />

durchgehende Arbeitstische, verschließbare Rollcontainer). <strong>Das</strong> Gebäude wurde behindertengerecht


erschlossen (u. a. Rampen neben der Eingangstreppe, automatische Türöffner, Rollstuhlfahrer-WC,<br />

Aufzugnutzung).<br />

Durch die Sanierung kann im <strong>Goethe</strong>- und Schiller-Archiv ein breiteres kulturelles Angebot<br />

umgesetzt werden, denn mit diesen baulichen Maßnahmen<br />

ist eine Erhöhung der Nutzerfrequenz zu erwarten,<br />

wird das Bildungsangebot für Schüler und Studenten ausgebaut,<br />

kann die Ausstellungs- und Vortragstätigkeit intensiviert werden,<br />

wird es möglich, mehrtägige Blockseminare anzubieten,<br />

wird eine verstärkte Öffnung für Gruppen- und Individualreisende erreicht,<br />

wird das <strong>Goethe</strong>- und Schiller-Archiv öffentlichkeitswirksam in den »Kosmos <strong>Weimar</strong>«<br />

eingebunden und seine Sichtbarkeit innerhalb der <strong>Klassik</strong> <strong>Stiftung</strong> erhöht.<br />

1.3 Lebensfluten – Tatensturm. Die neue <strong>Goethe</strong>-Ausstellung<br />

Ab 28. August <strong>2012</strong> | <strong>Goethe</strong>-Nationalmuseum<br />

<strong>Das</strong> <strong>Goethe</strong>-Nationalmuseum zeigt ab dem 28. August <strong>2012</strong> eine neue Ausstellung, die <strong>Goethe</strong>s<br />

faszinierendes Werk in seiner Vielschichtigkeit ebenso präsentiert wie Zeugnisse seines privaten<br />

Lebens. »Lebensfluten – Tatensturm« veranschaulicht sein Wirken als Dichter,<br />

Naturwissenschaftler und Staatsmann, aber auch seine Tätigkeiten als Zeichner und Kunstsammler.<br />

Die Ausstellung stellt <strong>Goethe</strong> als Zeitgenossen des kulturellen und gesellschaftlichen<br />

Epochenumbruchs um 1800 vor und thematisiert gleichermaßen, dass seine Leistungen und<br />

Entwürfe noch immer aktuell sind. Die Kombination ausgewählter Beispiele seines Handelns und<br />

seiner Denkansätze sollen die Spezifik von <strong>Goethe</strong>s Leistungen herausstellen, ohne dabei Brüche<br />

und Widersprüche auszuklammern. Nur die <strong>Klassik</strong> <strong>Stiftung</strong> <strong>Weimar</strong> kann aus dem einzigartigen<br />

Fundus wertvoller Originale schöpfen, die ursprünglich in das historische Wohnhaus gehörten, seit<br />

dessen Musealisierung aber in Depots verwahrt werden. So werden Objekte aus <strong>Goethe</strong>s Kunst-<br />

und naturwissenschaftlichen Sammlungen präsentiert, persönliche Erinnerungsstücke und<br />

Alltagsgegenstände. Ein besonderes Augenmerk gilt ausgewählten Beispielen seiner literarischen<br />

Produktion.<br />

Die Ausstellung wird auf zwei Etagen gezeigt. Sie ist in Sektionen gegliedert, denen jeweils ein<br />

Leitbegriff zugeordnet ist: Genie – Gewalt – Welt – Liebe – Natur – Kunst – Erinnerung. Diese<br />

Leitbegriffe gestatten einen Zugang zu den kulturellen Diskursen um 1800. Gleichzeitig bieten sie<br />

einen Brückenschlag zu Themen der heutigen Zeit. Beide Etagen verbindet eine innere<br />

Treppengalerie, in welcher der »Faust« als lebensumspannendes Werk <strong>Goethe</strong>s thematisiert wird.<br />

Ein Einführungsraum bietet eine erste Orientierung für den Besuch der Ausstellung. In zwei<br />

Kabinetten werden kostbare Werkmanuskripte und originale Zeichnungen <strong>Goethe</strong>s gezeigt.<br />

Die neue Ausstellung ist ein wichtiger Baustein bei der Schaffung eines ganzheitlichen<br />

Bildungserlebnisses im <strong>Goethe</strong>-Nationalmuseum. Sie soll den atmosphärischen Eindruck des<br />

historischen Wohnhauses und seines Gartens gezielt ergänzen, indem sie vom Schüler bis zum<br />

<strong>Goethe</strong>-Kenner ein vertiefendes Vermittlungsangebot für verschiedene Zielgruppen offeriert. Aus<br />

diesem können die Besucher je nach Zeitreservoir und Interessenschwerpunkten wählen.<br />

Individuell kombinierbare Angebote für Besucher mit unterschiedlichen Vorkenntnissen als<br />

Grundlage der Vermittlungsarbeit im <strong>Goethe</strong>-Nationalmuseum stellen die Basis für<br />

selbstbestimmtes Lernen während des Ausstellungsbesuchs: Jeder Gast erhält an der Kasse einen<br />

Medienguide, der ihm profunde Informationen zur Ausstellung liefert. Ein Katalog, ein animierter<br />

Kurzfilm zu <strong>Goethe</strong>s Leben und Werk, eine 3D-Animation, die an ausgewählten Beispielen <strong>Goethe</strong>s<br />

baulich-ästhetische Eingriffe ins Wohnhaus zeigt, sowie ein Lese- und Hörkabinett bieten die<br />

Möglichkeit, das in der Ausstellung gewonnene Wissen zu erweitern.<br />

4


1.4 Neues Bauhaus-Museum. Ausstellung zum Architekturwettbewerb<br />

5<br />

18. März bis 09. April <strong>2012</strong> | Neues Museum <strong>Weimar</strong><br />

<strong>Das</strong> Preisgericht des internationalen Architekturwettbewerbs wird Mitte März <strong>2012</strong> seine<br />

Entscheidung über den Sieger des Wettbewerbs zum Neuen Bauhaus-Museum <strong>Weimar</strong> der<br />

Öffentlichkeit vorstellen. Alle Entwürfe der zweiten Wettbewerbsphase werden anschließend im<br />

Neuen Museum <strong>Weimar</strong> ausgestellt.<br />

Am 14. Juli 2011 hatte der <strong>Stiftung</strong>srat der <strong>Klassik</strong> <strong>Stiftung</strong> <strong>Weimar</strong> die Auslobung eines<br />

internationalen und offenen Architekturwettbewerbs zum Neuen Bauhaus-Museum <strong>Weimar</strong><br />

beschlossen. 2.189 Architekten aus 60 Nationen hatten sich für den Wettbewerb registrieren lassen.<br />

2.039 Anmeldungen kamen aus 32 europäischen Ländern, davon 1.151 aus Deutschland. 536<br />

Teilnehmer reichten ihre Beiträge bis Anfang Oktober 2011 ein. Am 01. November 2011 wurden<br />

vom Preisgericht 27 Bewerber dazu eingeladen, für die zweite Phase des Wettbewerbs ihre<br />

städtebaulichen, architektonischen und innenräumlichen Konzepte für den Neubau des Bauhaus-<br />

Museums vertiefend zu bearbeiten.<br />

<strong>Das</strong> aufwendige, zweiphasige Verfahren dient dazu, eine architektonisch innovative, nachhaltige,<br />

energetisch optimierte und museologisch überzeugende Lösung für die Errichtung des Museum zu<br />

erhalten, die das große städtebauliche Potential des Standorts am <strong>Weimar</strong>hallenpark entwickelt.<br />

<strong>Das</strong> gesamte Wettbewerbsverfahren ist anonym.<br />

Weitere Informationen: www.das-bauhaus-kommt.de<br />

1.5 Bauhaus: Art as Life<br />

03. Mai bis 12. August <strong>2012</strong> | Barbican Art Gallery, London/UK<br />

Nachdem die drei sammlungsführenden Bauhaus-Institutionen in Deutschland – die <strong>Klassik</strong><br />

<strong>Stiftung</strong> <strong>Weimar</strong>, das Bauhaus-Archiv Berlin und die <strong>Stiftung</strong> Bauhaus Dessau – mit »Modell<br />

Bauhaus« im Berliner Martin-Gropius-Bau 2009 erstmals eine gemeinsame Ausstellung<br />

präsentierten, die im Anschluss zu großen Teilen im Museum of Modern Art in New York gezeigt<br />

wurde, sind die drei Häuser nun Kooperationspartner der Barbican Art Gallery zur Ausstellung<br />

»Bauhaus: Art as Life«. Sie findet vom 03. Mai bis zum 12. August <strong>2012</strong> im Begleitprogramm der<br />

Olympischen Sommerspiele statt und wird die größte Bauhaus-Schau in England seit vierzig<br />

<strong>Jahr</strong>en. Mit mehr als 400 Exponaten aus Malerei, Bildhauerei, Architektur, Film, Fotografie,<br />

Produkt- und Möbeldesign u.a. sind die wichtigsten Künstler des Bauhauses vertreten: Josef Albers,<br />

Herbert Bayer, Marianne Brandt, Marcel Breuer, Walter Gropius, Johannes Itten, Wassily<br />

Kandinsky, Paul Klee, Ludwig Mies van der Rohe, László Moholy-Nagy, Oskar Schlemmer, Gunta<br />

Stölzl und andere. Der Hauptanteil der Objekte stammt aus den Beständen der Bauhaus-<br />

Kooperation.<br />

Weitere Informationen: www.bauhaus-online.de<br />

1.6 Abschied von Ikarus. Bildwelten in der DDR – Neu gesehen<br />

19. Oktober <strong>2012</strong> bis 03. Februar 2013 | Neues Museum <strong>Weimar</strong><br />

Die Ausstellung versteht sich als aktueller Beitrag zur anhaltenden Debatte um die Kunst aus der<br />

DDR und präsentiert mit musealen Mitteln den neuen Forschungsstand. Ihr Ziel besteht in der<br />

›Sichtbarmachung‹ der heute zumeist in Depots befindlichen Kunst aus der Sowjetischen<br />

Besatzungszone (SBZ) und der DDR. Zugleich soll mit der Ausstellung ein wesentlicher Beitrag zur<br />

Versachlichung des ›deutsch-deutschen Bilderstreites‹ geleistet werden. Dieser Konflikt hatte eine


herausragende Funktion im Prozess der deutschen Wiedervereinigung. <strong>Weimar</strong> ist dafür ein<br />

besonders geeigneter Ort, weil der deutsche Bilderstreit hier 1999 im DDR-Teil der Ausstellung<br />

»Aufstieg und Fall der Moderne« seinen international beachteten Höhepunkt erreichte.<br />

»Abschied von Ikarus« rekonstruiert die Entwicklung der »Kunst in der DDR« – von der<br />

Darstellung des antifaschistischen Gründungsmythos über die Popularisierung der Kunst als<br />

›Ersatzöffentlichkeit‹ bis hin zu den Diagnosen eines Systemzerfalls in den 1980er <strong>Jahr</strong>en. Mit<br />

zirka 160 bis 180 Arbeiten aus Malerei, Grafik, Fotografie, Skulptur und Installation suggeriert die<br />

Erzählung der Ausstellung keine lineare Zwangsläufigkeit des bekannten Geschichtsverlaufes. An<br />

die Stelle einer chronologischen Aufreihung tritt eine komplexe Darstellung in Themenclustern,<br />

welche das Spannungsfeld zwischen offizialisierten und ›nonkonformen‹ Bildwelten in den Blick<br />

nehmen. Konzeptioneller Zugriff ist dabei das in der Kunst gespiegelte Verhältnis zwischen<br />

utopischem Anspruch und sozialistischer Wirklichkeit. Dies wird nicht nur in der facettenreichen<br />

Interpretation des Ikarus-Mythos durch viele Künstler deutlich, sondern bleibt ein Leitmotiv für die<br />

gesamte DDR-Kunstgeschichte.<br />

Die zentrale Ausstellung im Neuen Museum <strong>Weimar</strong> wird begleitet von zwei Ausstellungen, die<br />

Einzelaspekte der »Kunst in der DDR« exemplarisch beleuchten. <strong>Das</strong> Angermuseum Erfurt zeigt<br />

»Tischgespräch mit Luther. Christliche Motive in einer atheistischen Welt«. Die Kunstsammlung<br />

Gera widmet sich in ihrer Exposition »Schaffens(t)räume. Atelierbilder und Künstlermythen« vor<br />

allem dem Atelierbild in der DDR und dem Konflikt zwischen »Staatskünstlern« und<br />

»Dissidenten«.<br />

»Abschied von Ikarus« wird gemeinsam organisiert von der <strong>Klassik</strong> <strong>Stiftung</strong> <strong>Weimar</strong> und dem vom<br />

Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Verbundprojekt »Bildatlas: Kunst in<br />

der DDR« mit seinen Partnern – den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, Galerie Neue Meister;<br />

der Technischen Universität Dresden, Institut für Soziologie; dem Kunstarchiv Beeskow und dem<br />

Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam. In dreijähriger Verbundarbeit gelang es, die<br />

zwischen 1945 und 1990 in der SBZ und DDR entstandene Malerei umfänglich zu dokumentieren.<br />

Dabei handelt es sich um mehr als 19.000 Werke in 150 Sammlungen, die sich in Museen,<br />

Unternehmen, Sonderdepots und öffentlich zugänglichen Privatsammlungen befinden. Die<br />

Ergebnisse werden neben der Ausstellung und dem Begleitbuch auch in einer internetbasierten<br />

Datenbank sowie einem gedruckten Bildatlas veröffentlicht.<br />

Projektleitung:<br />

Prof. Dr. Wolfgang Holler (Generaldirektor der Museen, KSW)<br />

Prof. Dr. Karl-Siegbert Rehberg (Wissenschaftlicher Leiter des BMBF-Verbundprojektes »Bildatlas:<br />

Kunst in der DDR«)<br />

Koordinierende Kuratoren:<br />

Dr. Ulrike Bestgen (<strong>Klassik</strong> <strong>Stiftung</strong> <strong>Weimar</strong>, Leiterin Neues Museum)<br />

Dr. Eckhart Gillen (Kulturprojekte Berlin)<br />

Dr. Paul Kaiser (BMBF-Verbundprojekt)<br />

In Zusammenarbeit mit Dr. Birgit Dalbajewa (Staatliche Kunstsammlungen Dresden, Galerie Neue<br />

Meister), Dr. Dorit Litt (Bonn), Holger Saupe (Leiter der Kunstsammlung Gera), Prof. Dr. Kai Uwe<br />

Schierz (Direktor der Städtischen Museen Erfurt), PD Dr. Thomas Schaarschmidt (Zentrum für<br />

Zeithistorische Forschung Potsdam), Prof. Dr. Wolfgang Ullrich (Staatliche Hochschule für<br />

Gestaltung Karlsruhe), Dr. Ilona Weser (Kunstarchiv Beeskow)<br />

6


1.7 Weitere Ausstellungen <strong>2012</strong><br />

StipVisite. Thüringer Stipendiaten Bildende Kunst<br />

Benedikt Braun, Kati Münter, Sibylle Reichel, Ulrike Theusner<br />

03. Februar bis 04. März <strong>2012</strong> | Neues Museum <strong>Weimar</strong><br />

Seit mehr als einem <strong>Jahr</strong>zehnt vergibt der Freistaat Thüringen gemeinsam mit der Kulturförderung<br />

»ART-regio« der SparkassenVersicherung Arbeitsstipendien für Bildende Künstler. Bisher konnten<br />

71 Thüringer Künstler mit einem <strong>Jahr</strong>esstipendium in ihrer künstlerischen Entwicklung gefördert<br />

werden.<br />

Die vier Preisträger für das <strong>Jahr</strong> 2011 – Benedikt Braun (<strong>Weimar</strong>), Kati Münter (Erfurt), Sibylle<br />

Reichel (Uhlstädt-Kirchhasel) und Ulrike Theusner (<strong>Weimar</strong>) – werden mit Arbeiten vorgestellt, die<br />

im Rahmen dieses <strong>Jahr</strong>esstipendiums entstanden sind. Es sind viele künstlerische<br />

Ausdrucksformen in großer thematischer Bandbreite vertreten, von der Installation bis zum Video,<br />

von Gemälden bis zu Zeichnungen.<br />

Spieler. Harald Reiner Gratz beobachtet Thomas Thieme<br />

Mit Videoinstallationen von YouAreWatchingUs<br />

12. Februar bis 15. April <strong>2012</strong> | Neues Museum <strong>Weimar</strong><br />

Der Maler Harald Reiner Gratz widmet sich in seiner Malerei immer wieder ungewöhnlichen und<br />

herausfordernden Projekten. Mehr als zwei <strong>Jahr</strong>e beobachtete er den Schauspieler Thomas Thieme,<br />

der in zahlreichen großen Rollen u.a. am Schauspielhaus in Hamburg, am Berliner Ensemble oder<br />

am Deutschen Nationaltheater in <strong>Weimar</strong> reüssierte. Auch in zahlreichen Film- und<br />

Fernsehproduktionen war Thieme präsent, unter anderem in »<strong>Das</strong> Leben der Anderen«, der 2007<br />

in der Kategorie »bester fremdsprachiger Film« mit dem Oscar ausgezeichnet wurde.<br />

Die Ausstellung präsentiert ein faszinierendes Spektrum an Bildern des Schauspielers, die von<br />

sensiblen und auch kraftvollen Rollenporträts bis hin zu umfangreichen, filmisch inspirierten<br />

Spiel-Szenen reichen. Sie zeigt alle Techniken, derer Gratz sich in dieser Zeit bediente,<br />

großformatige Gemälde ebenso wie Zeichnungen oder fotografische Collagen. Begleitend<br />

entwickelt die <strong>Weimar</strong>er Künstlergruppe YouAreWatchingUs Videoinstallationen, die sich mit<br />

bekannten Inszenierungen beschäftigen, in denen Thieme vertreten war.<br />

Weitere Informationen: www.klassik-stiftung.de/Gratz-Thieme<br />

Kamelie und Skulptur<br />

Pflanzenschau 03. bis 18. März <strong>2012</strong>, Metallskulpturen bis 09. April <strong>2012</strong> | Orangerie Belvedere<br />

Die Kamelie, die Mitte des 18. Jh. von Ostasien nach Europa kam und als eine der bedeutendsten<br />

Modeblumen Anfang des 19. Jh. einen Siegeszug durch ganz Europa nahm, war 1816 bereits in<br />

zehn verschiedenen Arten in den Belvederer Gewächshäusern in voller Blüte zu sehen. 27 zum Teil<br />

kostbare Exemplare werden im 1820 herausgegebenen »Hortus Belvedereanus« aufgeführt.<br />

Unter dem Titel »Aufbruch« stellt die Galerie Profil aus <strong>Weimar</strong> begleitend zur Pflanzenschau<br />

Plastiken von Thomas Lindner aus Erfurt aus. Die Auswahl der Pflanzen und die eigens<br />

geschaffenen Plastiken sind geprägt von einer Formenverwandtschaft zu vegetativen Elementen<br />

und veränderlichen Naturprozessen. Stumpfe und polierte Metalle in verschiedener Ausbildung<br />

münden in Formen, die auf die besondere Poesie des Ortes eingehen. Kompakte, massive, gebaute<br />

Plastiken einerseits und transparente, leichte Plastiken andererseits werden mit der Pflanzenwelt in<br />

Beziehung gesetzt.<br />

7


Eine Ausstellung in Zusammenarbeit der Galerie Profil, <strong>Weimar</strong><br />

Galilei, <strong>Goethe</strong> und Co. – Freundschaftsbücher der Herzogin Anna Amalia Bibliothek<br />

24. März <strong>2012</strong> bis 10. März 2013 | Herzogin Anna Amalia Bibliothek, Renaissancesaal<br />

Die Herzogin Anna Amalia Bibliothek verwahrt die weltweit größte Sammlung an<br />

Freundschaftsbüchern (»Alba Amicorum«) aus der Zeit von 1550 bis 1950. Der Grundstock für den<br />

heute mehr als eintausend Werke umfassenden Bestand wurde in jener Epoche gelegt, als <strong>Goethe</strong><br />

die Herzogliche Bibliothek leitete. 1805 veranlasste er den Ankauf von 275 Stammbüchern aus dem<br />

Besitz des Ulmer Buchdruckers Christian Ulrich Wagner.<br />

Mit achtzig kostbaren Werken gibt die Ausstellung Einblick in die Entstehungsgeschichte,<br />

Überlieferung und Erforschung dieser literarischen Gattung. Vorgestellt werden Alben, in denen<br />

sich Martin Luther, Philipp Melanchthon, Galileo Galilei, Johannes Kepler, Gotthold Ephraim<br />

Lessing oder Johann Wolfgang von <strong>Goethe</strong> verewigt haben.<br />

<strong>Das</strong> Begleitbuch zur Ausstellung in Form eines »Immerwährenden Kalenders« nimmt in besonderer<br />

Weise auf den privaten Charakter der Freundschaftsbücher Bezug: Denn Gedenk- und Geburtstage<br />

von Freunden zu notieren, entspricht der Erinnerungsfunktion, die ihnen ihre Besitzer einst<br />

zugedacht hatten.<br />

Die Bauhäuslerin Benita Koch-Otte. Textilgestaltung und Freie Kunst 1920–1933<br />

20. April bis 10. Juni <strong>2012</strong> | Neues Museum <strong>Weimar</strong><br />

Benita Koch-Otte (1892–1976) gehört zu den bedeutendsten Textilgestalterinnen am Bauhaus. Sie<br />

schuf den großen Knüpfteppich für das Direktorenzimmer des Staatlichen Bauhauses als Teil der<br />

Bauhaus-Ausstellung in <strong>Weimar</strong> 1923. Ihren berühmten Teppich für ein Kinderzimmer und einen<br />

Wandbehang mit Quadratstruktur übergab Walter Gropius 1925 mit mehr als 160 weiteren<br />

Werkstattarbeiten an die Staatlichen Kunstsammlungen zu <strong>Weimar</strong>. Diese Sammlung bildet den<br />

ältesten Bestand des Bauhaus-Museums in <strong>Weimar</strong>.<br />

Benita Koch-Otte studierte von 1920 bis 1925 an der Weberei des Bauhauses in <strong>Weimar</strong>, von 1925<br />

bis 1933 leitete sie die Textilklasse, eine Lehr- und Produktionswerkstatt, an der<br />

Kunstgewerbeschule Burg Giebichenstein in Halle/S. und setzte neue Akzente im Textildesign.<br />

Nach ihrer Entlassung 1933 arbeitete sie ein <strong>Jahr</strong> als freischaffende Designerin in Prag. Von 1934<br />

bis 1957 leitete sie die Weberei der Bodelschwinghschen Anstalten in Bethel, wo sie ihre<br />

Meisterprüfung nachholte.<br />

Die <strong>Klassik</strong> <strong>Stiftung</strong> zeigt erstmals mehr als 70 Handzeichnungen, Textilentwürfe und Webproben<br />

aus ihrem privaten Nachlass. Dazu zählen Vorkursarbeiten und De-Stijl-Übungen ebenso wie freie<br />

künstlerische Arbeiten, die von Paul Klee und Lyonel Feininger inspiriert scheinen. Die hallesche<br />

Periode ist durch zahlreiche Textilentwürfe, Web- und Knüpfproben bis hin zu einem<br />

»Ornamentbaukasten« für Textilarbeiten vertreten, die durch prominente Originalfotos von<br />

Textilien und Raumgestaltungen erweitert werden.<br />

Die Ausstellung präsentiert ebenfalls Bestände der Kooperationspartner Bauhaus-Archiv/Museum<br />

für Gestaltung Berlin und der Kunsthochschule Halle Burg Giebichenstein und wird um Leihgaben<br />

der <strong>Stiftung</strong> Bodelschwinghsche Anstalten Bethel, der Kunstsammlungen Chemnitz, <strong>Stiftung</strong><br />

Moritzburg Halle, dem Museum im Grassi Leipzig sowie privater Leihgeber bereichert.<br />

Die Ausstellung entstand in Zusammenarbeit mit dem Bauhaus-Archiv Berlin und der Kustodie an<br />

der Kunsthochschule Halle Burg Giebichenstein.<br />

8


THIS IS WHAT WE MEAN WHEN WE SAY _______<br />

Arbeiten von Christine Hill und der Professur Moden & öffentliche Erscheinungsbilder der<br />

Bauhaus-Universität <strong>Weimar</strong><br />

29. April bis 10. Juni <strong>2012</strong> | Neues Museum <strong>Weimar</strong><br />

Die US-amerikanische documenta- und Biennale-Teilnehmerin Christine Hill wird im Rahmen<br />

dieser Ausstellung eigene Werke sowie ausgewählte Arbeiten von Studierenden und Alumni ihrer<br />

Professur Moden & öffentliche Erscheinungsbilder an der Bauhaus-Universität <strong>Weimar</strong> vorstellen.<br />

Allen ist das Thema zu Eigen, den »Service-Charakter« von Kunst in verschiedener Hinsicht zu<br />

befragen.<br />

Hills Volksboutique ging aus von einem Secondhandladen im Berlin der frühen 90er <strong>Jahr</strong>e und<br />

begründete, was in der Folgezeit von vielen Künstlern kopiert wurde: das Prinzip des Künstlers als<br />

Dienstleister und der Kunstaktion als partizipatorisches Projekt. Die Arbeiten dieser Ausstellung<br />

überführen ihre Ideen ins Heute und beziehen den Besucher des Neuen Museum aktiv in die<br />

Ausstellung ein. Stellte die Volksboutique von Christine Hill in ihrem unmittelbaren<br />

zeitgeschichtlichen Kontext noch eine Referenz an den Volkseigenen Betrieb der DDR dar, so ist<br />

mittelbar auch die Losung Hannes Meyers für das Dessauer Bauhaus »Volksbedarf statt<br />

Luxusbedarf« darin enthalten.<br />

Varietas. Neues aus den Museen<br />

Nach einem erfolgreichen Beginn 2011 setzen die Museen <strong>2012</strong> ihre Ausstellungs- und<br />

Veranstaltungsreihe »Varietas. Neues aus den Museen« fort. Die kleinen, in die Museen<br />

integrierten Präsentationen ermöglichen es, neue Erwerbungen sowie Forschungsergebnisse und<br />

Resultate der Restaurierungswerkstätten vorzustellen.<br />

Die Ausstellung »Cranachs Sibylle« mit angeschlossener Veranstaltungsreihe im Schlossmuseum<br />

<strong>Weimar</strong> thematisiert die vor 500 <strong>Jahr</strong>en geborene und 1554 in <strong>Weimar</strong> verstorbene Prinzessin<br />

Sibylle von Jülich-Cleve und Berg (14. Juli <strong>2012</strong> bis 15. Januar 2013). Lucas Cranach d. Ä. hat die<br />

Gemahlin Kurfürst Johann Friedrichs 1526 als Braut dargestellt. <strong>Das</strong> berühmte Porträt befindet sich<br />

heute in der Cranach-Galerie des Schlossmuseums in <strong>Weimar</strong>. In den begleitenden<br />

Veranstaltungen, die sich an Kinder und Erwachsene richten, wird das Gemälde näher beleuchtet,<br />

kulturhistorische Aspekte vertieft und die Brücke zum Cranach-Altar in der Herderkirche<br />

geschlagen.<br />

Im Neuen Museum wird Norbert Hinterberger, Professor für Freie Kunst an der Bauhaus-<br />

Universität <strong>Weimar</strong>, im Rahmen der Reihe »Odyssee heute« in der Prellergalerie das Thema des<br />

Reisens aus aktueller Sicht interpretieren (29. April bis 10. Juni <strong>2012</strong>). Hinterberger wird Beispiele<br />

aus seiner Sammlung von Schiffsmodellen zeigen wie auch zeitkritische Videos zum Thema<br />

heutiger Odysseen, die nicht nur freiwillig erfolgen.<br />

Zwei bisher nicht bekannte Bildnisse der Christiane Vulpius von Johann Friedrich August<br />

Tischbein werden vom 19. Mai bis zum 24. Juni <strong>2012</strong> in den Christiane-Zimmern von <strong>Goethe</strong>s<br />

Wohnhaus gezeigt. Die Portraits sind eine Schenkung der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-<br />

Thüringen, die beim Ankauf vom Freundeskreis des <strong>Goethe</strong>-Nationalmuseums e.V. unterstützt<br />

wurde.<br />

<strong>Das</strong> <strong>Goethe</strong>-Nationalmuseum wird außerdem den Spuren von <strong>Goethe</strong>s Enkelin Alma anhand von<br />

Bildnissen, Gegenständen und schriftlichen Zeugnissen nachgehen. Anlass ist der Ankauf einer<br />

<strong>Weimar</strong>er Privatsammlung zum Thema (01. Dezember <strong>2012</strong> bis 15. Januar 2013).<br />

Weitere Informationen: www.klassik-stiftung.de/varietas<br />

9


<strong>Goethe</strong>zeichnungen<br />

Herbst <strong>2012</strong> | Casa di <strong>Goethe</strong>, Rom<br />

Die Graphischen Sammlungen zeigen in Kooperation mit der Casa di <strong>Goethe</strong> im Spätherbst in Rom<br />

50 ausgewählte Zeichnungen von <strong>Goethe</strong>, die während seiner italienischen Reise oder retrospektiv<br />

der italienischen Reise gewidmet sind. Ausgewählt werden Zeichnungen, die bislang nicht<br />

ausgestellt wurden. Möglich wurde die Ausstellung durch die Sonderförderung des Beauftragten<br />

der Bundesregierung für Kultur und Medien, durch die die Restaurierung aller 2.000<br />

<strong>Goethe</strong>zeichnungen des <strong>Weimar</strong>er Bestandes möglich wurde.<br />

Erik Niedling 18.10.1973–29.02.<strong>2012</strong><br />

01. Juli bis 12. August <strong>2012</strong> | Neues Museum <strong>Weimar</strong><br />

Erik Niedling, in Erfurt und Berlin arbeitend, lebte ein <strong>Jahr</strong> so, als sei es sein letztes. So<br />

konzentrierte er sich auf das, was für ihn und seine Kunst wichtig und bewahrenswert ist.<br />

Biografische Erinnerungen, Tagebuchtexte, Werke, die einschneidende Ereignisse in seinem Leben<br />

thematisieren, und auch die Konzeption der eigenen Grabkammer werden in der Ausstellung<br />

nachvollziehbar. Erik Niedling nimmt mit dem Blick auf die eigene Endlichkeit das seit der Antike<br />

tradierte Thema des »Carpe Diem« auf, das ein intensives Leben vor dem Hintergrund der<br />

Bewusstwerdung eigener Vergänglichkeit einfordert.<br />

Gulag. Spuren und Zeugnisse 1929–1956<br />

21. August bis 21. Oktober <strong>2012</strong> | Schiller-Museum<br />

Erstmals in Deutschland präsentiert eine Ausstellung zahlreiche Dokumente und Relikte der<br />

Geschichte des Gulags, darunter viele Exponate aus dem Besitz ehemaliger Häftlinge.<br />

»Gulag« steht für die 1930 gegründete »Hauptverwaltung Lager«, die für die Organisation und<br />

Verwaltung der Straflager in der Sowjetunion zuständig war. Mit dem Begriff wird zugleich das<br />

System von Zwangsarbeitslagern bezeichnet, das sich seit Ende der 20er bis Mitte der 50er <strong>Jahr</strong>e<br />

über die gesamte Sowjetunion erstreckte. Insgesamt 20 Millionen Häftlinge mussten dort unter oft<br />

extremen Bedingungen Zwangsarbeit leisten.<br />

Aus deren Perspektive werden Geschichte und Erfahrung des Gulags 1929–1953/56 rekonstruiert.<br />

Gleichzeitig wird so erstmals die eindrucksvolle Sammlung der internationalen<br />

Menschenrechtsorganisation »Memorial« Moskau außerhalb Russlands umfassend präsentiert.<br />

Zur Ausstellung erscheint ein Begleitband im Wallstein Verlag (ca. 160 Seiten mit ca. 150 z. T.<br />

farbigen Abb., € 14,90, ISBN: 978-3-8353-1050-6).<br />

Eine Ausstellung der Gesellschaft »Memorial« Moskau und der <strong>Stiftung</strong> Gedenkstätten Buchenwald<br />

und Mittelbau-Dora in Kooperation mit der <strong>Stiftung</strong> Schloss Neuhardenberg<br />

10


1.8 Ausstellungsübersicht <strong>2012</strong><br />

Laufzeit Titel Ort<br />

Jan. <strong>2012</strong> bis 29.04.<strong>2012</strong> Pflanzensammlung im Langen Orangerie Belvedere, Langes<br />

Haus<br />

Haus<br />

03.02.<strong>2012</strong> bis 05.02.<strong>2012</strong> Christrosen-Wochenende Orangerie Belvedere, Langes<br />

Haus<br />

03.02.<strong>2012</strong> bis 04.03.<strong>2012</strong> StipVisite. Thüringer Stipendiaten<br />

Bildende Kunst<br />

Benedikt Braun, Kati Münter,<br />

Sibylle Reichel, Ulrike Theusner<br />

Neues Museum <strong>Weimar</strong><br />

12.02.<strong>2012</strong> bis 15.04.<strong>2012</strong><br />

11<br />

Spieler. Harald Reiner Gratz<br />

beobachtet Thomas Thieme. Mit<br />

Videoinstallationen von<br />

YouAreWatchingUs<br />

03.03.<strong>2012</strong> bis 18.03.<strong>2012</strong> Kamelie und Skulptur mit<br />

Metallskulpturen von Thomas<br />

Lindner, Erfurt<br />

16.03.<strong>2012</strong> bis 10.06.<strong>2012</strong><br />

Eröffnung: 15.03.<strong>2012</strong> / 17.00<br />

Uhr<br />

17.03.<strong>2012</strong> bis 09.04.<strong>2012</strong><br />

24.03.<strong>2012</strong> bis 10.03.2013<br />

Eröffnung: 23.03.<strong>2012</strong> / 18.00<br />

Uhr<br />

20.04.<strong>2012</strong> bis 10.06.<strong>2012</strong><br />

Eröffnung: 19.04.<strong>2012</strong> / 17.00<br />

Uhr<br />

29.04.<strong>2012</strong> bis 10.06.<strong>2012</strong><br />

Eröffnung: 29.04.<strong>2012</strong><br />

<strong>Weimar</strong>er <strong>Klassik</strong>.<br />

Kultur des Sinnlichen<br />

Ausstellung zum<br />

Architekturwettbewerb für das<br />

Neue Bauhaus-Museum <strong>Weimar</strong><br />

Galilei, <strong>Goethe</strong> und Co –<br />

Freundschaftsbücher der Herzogin<br />

Anna Amalia Bibliothek<br />

Die Bauhäuslerin<br />

Benita Koch-Otte. Textilgestaltung<br />

und Freie Kunst 1920 bis 1933<br />

THIS IS WHAT WE MEAN WHEN<br />

WE SAY _______<br />

Arbeiten von Christine Hill und der<br />

Professur Moden & öffentliche<br />

Erscheinungsbilder<br />

29.04.<strong>2012</strong> bis 10.06.<strong>2012</strong> Odyssee heute<br />

Norbert Hinterberger<br />

Neues Museum <strong>Weimar</strong><br />

Orangerie Belvedere, Langes<br />

Haus<br />

Schiller-Museum<br />

Neues Museum <strong>Weimar</strong><br />

Herzogin Anna<br />

Amalia Bibliothek<br />

Neues Museum <strong>Weimar</strong><br />

Neues Museum <strong>Weimar</strong><br />

Neues Museum <strong>Weimar</strong>,<br />

Prellergalerie<br />

03.05.<strong>2012</strong> bis 12.08.<strong>2012</strong> Bauhaus: Art as Life Barbican Art Gallery im<br />

Barbican Centre, London<br />

19.05.<strong>2012</strong> bis 24. 06.<strong>2012</strong><br />

Eröffnung: 18.05.<strong>2012</strong><br />

24.06.<strong>2012</strong> bis 05.08.<strong>2012</strong><br />

Eröffnung: 24.06.<strong>2012</strong><br />

Christiane Vulpius.<br />

Zwei Bildnisse von<br />

J. F. A. Tischbein<br />

Erik Niedling 18.10.1973 bis<br />

29.02.<strong>2012</strong><br />

<strong>Goethe</strong>s Wohnhaus,<br />

Christiane-Zimmer<br />

Neues Museum <strong>Weimar</strong>


27.06.<strong>2012</strong> Festakt zur Wiedereröffnung des<br />

<strong>Goethe</strong>-und Schiller-Archivs<br />

28.06. bis 31.08.<strong>2012</strong> Schätze des <strong>Goethe</strong>-<br />

und Schiller-Archivs<br />

<strong>Goethe</strong>-und Schiller-Archiv<br />

<strong>Goethe</strong>- und Schiller-Archiv<br />

13.07.<strong>2012</strong> bis 15.01.2013 Cranachs Sibylle Schlossmuseum,<br />

Cranach-Galerie<br />

Aug. <strong>2012</strong> bis Sept. <strong>2012</strong> Arte povera (im Rahmen des<br />

Kunstfestes <strong>Weimar</strong>)<br />

21.08.<strong>2012</strong> bis 21.10.<strong>2012</strong> Gulag. Spuren und Zeugnisse<br />

Eröffnung: 19.08.2011 1929 bis 1956<br />

Neues Museum <strong>Weimar</strong><br />

Schiller-Museum<br />

25.08.12 bis 23.09.<strong>2012</strong> Dahlienschau Schlosspark Belvedere,<br />

Blumengarten und Gärtnerei<br />

26.08.<strong>2012</strong> Festakt zur Wiedereröffnung des<br />

<strong>Goethe</strong>-Nationalmuseums<br />

Eröffnung: 28.08.<strong>2012</strong> Lebensfluten – Tatensturm<br />

Die neue Ausstellung im <strong>Goethe</strong>-<br />

Nationalmuseum<br />

19.10.<strong>2012</strong> bis 03.02.2013<br />

Eröffnung: 18.10.<strong>2012</strong><br />

Abschied von Ikarus<br />

Bildwelten in der DDR – Neu<br />

gesehen<br />

<strong>Goethe</strong>-Nationalmuseum<br />

<strong>Goethe</strong>-Nationalmuseum<br />

Neues Museum <strong>Weimar</strong><br />

Herbst <strong>2012</strong> <strong>Goethe</strong>zeichnungen Casa di <strong>Goethe</strong>,<br />

Rom<br />

01.12.<strong>2012</strong> bis 15.01.2013<br />

Eröffnung: 30.11.<strong>2012</strong><br />

Alma von <strong>Goethe</strong> <strong>Goethe</strong>-Nationalmuseum<br />

1.9 Aus dem Veranstaltungsprogramm <strong>2012</strong><br />

Wiedereröffnung des sanierten Schlosses Kochberg<br />

01. April <strong>2012</strong> | 10 Uhr<br />

Seit November 2010 wurden Bereiche des Schlosses und des Theaters saniert und restauriert. Für<br />

die Durchführung dieser Maßnahmen stellte die Thüringer Landesregierung der <strong>Klassik</strong> <strong>Stiftung</strong><br />

<strong>Weimar</strong> zwei Millionen Euro aus dem Konjunkturpaket II zur Verfügung.<br />

Mit der Wiedereröffnung, die die <strong>Klassik</strong> <strong>Stiftung</strong> mit Lesungen im Schloss und im<br />

Liebhabertheater feiert, wird die Einzigartigkeit des Kochberger Ensembles mit seinem Schloss,<br />

dem authentischen Theater der <strong>Goethe</strong>zeit und dem herrlichen Landschaftspark in Zukunft noch<br />

mehr zur Geltung kommen.<br />

Konzertreihe »Klingendes Schloss«<br />

Die historischen Hammerflügel der Sammlung Beetz im Konzert<br />

Eine Veranstaltungsreihe der <strong>Klassik</strong> <strong>Stiftung</strong> <strong>Weimar</strong> in Zusammenarbeit mit der Hochschule für<br />

Musik FRANZ LISZT <strong>Weimar</strong><br />

Stadtschloss <strong>Weimar</strong>, Festsaal<br />

12


Seit einiger Zeit können die Besucher in der Belétage des <strong>Weimar</strong>er Schlossmuseums eine<br />

außergewöhnliche Sammlung historischer Hammerflügel bewundern. Die seltenen Instrumente<br />

haben die <strong>Weimar</strong>er Sammler Birgit und Prof. Ulrich Beetz zusammengetragen. Im Rahmen der<br />

Konzertreihe »Klingendes Schloss« finden regelmäßig Konzerte statt, in denen die restaurierten<br />

historischen Hammerflügel vorgestellt werden.<br />

Die vier Konzerte <strong>2012</strong> stehen unter dem Motto »Klang«. Die Entwicklung der Klavierbaukunst hat<br />

im 19. <strong>Jahr</strong>hundert eine rasante Entwicklung genommen. Es entstand eine bis dahin unbekannte<br />

Vielfalt an Tasteninstrumenten, die sich signifikant in ihrem Klang unterscheiden; rasch<br />

veränderten sich Aufführungspraxis und Komposition. Die wertvolle Sammlung von Klavieren, die<br />

die <strong>Klassik</strong> <strong>Stiftung</strong> im Stadtschloss beherbergt, bietet einzigartige Möglichkeiten, diese<br />

beeindruckende Entwicklung nachzuvollziehen.<br />

Sonntag | 29. April | 11 Uhr<br />

Der Klang der 1840er <strong>Jahr</strong>e<br />

Gert Hecher, Pianist und Restaurator, stellt Flügel von Pleyel (Paris 1843), Erard (London 1844) und<br />

die Neuheit der Sammlung, einen Flügel von Friedrich Hoxa (Wien 1842), vor.<br />

Sonntag | 27. Mai | 11 Uhr<br />

Wolfgang Amadeus Mozart –<br />

Der Klang seiner Musik im Wandel der Zeit<br />

Avedis Kouyoumdjian und Ulrich Beetz spielen die Sonaten G-Dur KV 301 (1778), C-Dur KV 303<br />

(1778), e-Moll KV 304 (1778), G-Dur KV 379 (1781) und B-Dur KV 454 (1784) von W. A. Mozart<br />

(1756–1791) auf Flügeln von John Broadwood and Son (London 1808), Johann Fritz (Wien 1828),<br />

Friedrich Hoxa (Wien 1842) und Julius Bluthner (Leipzig 1864) sowie auf Violinen von Franziscus<br />

Antonius Luppo (Mailand 1729) und Nicolas Lupot (Paris 1821).<br />

Avedis Kouyoumdjian (Hammerklavier) Ulrich Beetz (Violine)<br />

Sonntag | 24. Juni | 11 Uhr<br />

Musik im historischen Klang<br />

Jung-Youn Kum spielt auf Flügeln von John Broadwood and Son (London 1808), Johann Fritz<br />

(Wien 1828), Erard (London 1844) und Carl Bechstein (Berlin 1869)<br />

Sonntag | 07. Oktober | 11 Uhr<br />

Wort und Musik<br />

»Eine Winterreise« von Wilhelm Müller und Franz Schubert. Bernd Lange liest die Winterreise von<br />

Wilhelm Müller (1794–1827) und die <strong>Weimar</strong>er Solisten spielen die Musik von Franz Schubert<br />

(1797–1828).<br />

Bernd Lange (Sprecher)<br />

Birgit Erichson (Violoncello | Andrea Castagneri, Paris 1847) Gerlinde Otto (Hammerklavier |<br />

Johann Fritz, Wien 1828)<br />

Kosmos Klavier<br />

Konzerte der <strong>Klassik</strong> <strong>Stiftung</strong> <strong>Weimar</strong><br />

Stadtschloss <strong>Weimar</strong>, Festsaal<br />

Donnerstag | 07. Juni | 19.30 Uhr<br />

Cora Irsen<br />

Franz Liszt (1811–1886): Grand Galop Chromatique<br />

Liszt: Lohengrins Verweis an Elsa<br />

Liszt: Mephistowalzer Nr.1<br />

Liszt: Liebestraum<br />

Marie Jaell (1846–1925): Entrainement<br />

Marie Jaell: 2 Walzer<br />

13


Liszt: Mephistowalzer Nr.3<br />

Liszt: Totentanz<br />

Flügel: Nachbau des Boisselot & fils<br />

Samstag | 09. Juni | 19.30 Uhr<br />

Jérome Boutillier (Bariton), Alyana Abitova (Klavier)<br />

Franz Schubert (1797–1828), Winterreise<br />

Flügel: Johann Fritz, Wien, um 1830<br />

Sonntag | 10. Juni | 11 Uhr<br />

Rebecca Maurer<br />

Informationen zum Programm werden noch bekanntgegeben.<br />

Flügel: John Broadwood & Son, London 1808<br />

Lange Nacht der Museen<br />

02. Juni <strong>2012</strong><br />

Am 01. Juni <strong>2012</strong> gehen in den Museen von Erfurt und Jena die Lichter nicht aus. Am 02. Juni <strong>2012</strong><br />

folgen die Kulturstadt <strong>Weimar</strong> und das <strong>Weimar</strong>er Land. Durch die gemeinsame Abstimmung<br />

können die zahlreichen Angebote in der Region auch besser durch Bewohner und Gäste genutzt<br />

werden.<br />

Die <strong>Klassik</strong> <strong>Stiftung</strong> öffnet ihre Häuser und bietet für Jung und Alt ein abwechslungsreiches<br />

Veranstaltungsprogramm an.<br />

MelosLogos 11 – Poetische Liedertage in <strong>Weimar</strong><br />

»Kehre wieder, holdes Blütenalter der Natur« (Friedrich Schiller)<br />

16. bis 18. November <strong>2012</strong><br />

MelosLogos, die poetischen Liedertage in <strong>Weimar</strong>, zielen bei jährlich wechselnden thematischen<br />

Schwerpunkten auf die Verbindung von Dichtung und Musik. <strong>2012</strong> wird sich alles um Friedrich<br />

Schiller drehen.<br />

Herausragende Künstler wagen bei MelosLogos jenseits des gängigen Repertoires das Besondere,<br />

das Experiment. In den vergangenen <strong>Jahr</strong>en waren dies u.a. Juliane Banse, Anja Silja, Dietrich<br />

Fischer-Dieskau, András Schiff, Imre Kertész, Udo Samel, Jutta Lampe, Bruno Ganz u.a.<br />

<strong>Das</strong> Programm <strong>2012</strong> wird im April veröffentlicht.<br />

www.meloslogos.de<br />

Weitere Veranstaltungen:<br />

Fortsetzung der Veranstaltungsreihen »Der Landschaftspark und seine Elemente«, »Dialoge<br />

mit der Erde« in der Parkhöhle, »Einblicke – Werkstattgespräche mit Experten« und<br />

»Sichtbarer Glaube«<br />

20. Mai <strong>2012</strong>: Beteiligung am <strong>Weimar</strong>er Blumenmarkt<br />

26. Mai <strong>2012</strong>: Beteiligung am Kochberger Gartenvergnügen<br />

03. Juni <strong>2012</strong>: Pflanzenbörse Belvedere, Schlossplatz Belvedere<br />

09. September <strong>2012</strong>: Tag des offenen Denkmals<br />

14


15<br />

Gemeinsame Veranstaltungen mit dem Verein »Grüne Wahlverwandtschaften«, z.B.<br />

Parkspaziergang mit Musik<br />

1.10 Tagungen und Kolloquien <strong>2012</strong><br />

Wissenschaftliche Tagung in Kooperation mit der Rudolf-Borchardt-Gesellschaft<br />

»Rudolf Borchardt und die <strong>Klassik</strong>«<br />

16. bis 18. Februar <strong>2012</strong> | Stadtschloss <strong>Weimar</strong><br />

Der seit 1903 überwiegend in Italien lebende Autor Rudolf Borchardt propagierte in seinen Reden<br />

und Essays mit immer neuen Akzentuierungen eine umfassende Aneignung alteuropäischer<br />

Traditionsbestände. Angetrieben wurde er dabei von der Vorstellung, in einem von<br />

unwiederbringlichen Verlusten bestimmten Zeitalter zu leben. Am Beginn des mit Nachdruck<br />

betriebenen Aneignungsprojektes stand 1912 die Diagnose: »Verschwunden ist die Arena von<br />

Olympia«.<br />

Der Rückgriff auf die griechische und römische Antike bildete für Borchardt zeit seines Lebens das<br />

Fundament aller Bemühungen um eine Wiederbelebung des europäischen Kulturerbes. Zugleich<br />

profilierte Borchardt jedoch auch verschiedene nachantike Epochen als klassische Perioden, wobei<br />

sich normative und stiltypologische Bestimmungen wechselseitig überlagerten. Für Borchardts<br />

Orientierung an klassischen Kulturepochen waren Johann Wolfgang <strong>Goethe</strong> und August Wilhelm<br />

Schlegel wichtige Gewährsleute. Eine vergleichbare Bedeutung attestierte er erst wieder seinen<br />

Zeitgenossen Stefan George und Hugo von Hofmannsthal.<br />

Die Tagung ist der Frage gewidmet, wie sich Borchardts Œuvre im Licht einer methodisch und<br />

wissenschaftsgeschichtlich reflektierten <strong>Klassik</strong>forschung bestimmen lässt. Analysiert wird<br />

Borchardts Verhältnis zur Antike und zu deren Transformationen im Kontext neuzeitlicher<br />

<strong>Klassik</strong>en sowie neoklassizistischer Strömungen am Beginn des 20. <strong>Jahr</strong>hunderts. Besondere<br />

Aufmerksamkeit gewinnt dabei nicht zuletzt Borchardts ›klassische‹, am Vorbild <strong>Goethe</strong>s<br />

orientierte Selbstinszenierung, die mit Selbststilisierungen zeitgenössischer Autoren zu vergleichen<br />

ist.<br />

<strong>Jahr</strong>estagung des Zentrums für <strong>Klassik</strong>forschung<br />

»Farben der <strong>Klassik</strong>«<br />

29. bis 31. März <strong>2012</strong> | Stadtschloss <strong>Weimar</strong><br />

Die wirkungsmächtigste Bestimmung der <strong>Klassik</strong> und zugleich ein zentrales Element des<br />

Klassizismus liegt in der Orientierung auf Form und Gestalt. Farbe scheint in diesem<br />

Zusammenhang nur eine untergeordnete Rolle zu spielen, in klassizistischen Programmen wird sie<br />

mitunter auch als Opposition zum Ideal reiner Marmorweiße abgelehnt. Diesen Positionen stehen<br />

zwei signifikante Beobachtungen gegenüber: Einerseits wandelt sich in der Zeit um 1800 das Bild<br />

der Antike gerade im Hinblick auf chromatische Fragen, andererseits affizieren unterschiedliche<br />

Transformationen des Farbwissens und der Farbauffassung die künstlerische Praxis und die<br />

Lebenswelt in vielfältiger Weise. Die epochemachenden Ausgrabungen von Wandmalereien und<br />

Alltagsgegenständen in Herkulaneum und Pompeji fördern eine leuchtend bunte Antike zutage, die<br />

eine Herausforderung sowohl für die klassizistische Kunsttheorie als auch für die zeitgenössische<br />

Malerei, Skulptur, Architektur und Gebrauchskunst darstellt.<br />

Mit <strong>Goethe</strong>s Farbenlehre wiederum liegt ein besonders spektakulärer von mehreren zeitgleichen<br />

Versuchen vor, physikalische, physiologische, chemische und ästhetische Aspekte der<br />

Farbforschung in einen umfassenden Entwurf zu integrieren. Um 1800 ist Farbe ein höchst<br />

virulentes Thema, das in der Interaktion unterschiedlichster Wissensgebiete und Praxisfelder


verhandelt wird. Allen gemeinsam ist die Farbensprache, deren Gebrauch in Philologie und<br />

Philosophie reflektiert und deren Kodifizierung von Theoretikern und Praktikern der Zeit versucht<br />

wird.<br />

Die <strong>Jahr</strong>estagung des Zentrums für <strong>Klassik</strong>forschung nimmt diese multiple Bedeutung der Farbe<br />

als Material und Diskurselement, in ihrem ästhetischen Wert und als wissenschaftlicher<br />

Gegenstand für den Klassizismus um 1800 in den Blick. Ziel ist es, gegen das gängige Bild eines<br />

betont unbunten Klassizismus seine Farbigkeit – und das heißt eben auch: seine Vielfalt und<br />

sinnliche Vitalität – wieder erkennbar werden zu lassen.<br />

Weitere Informationen: www.klassik-stiftung.de/forschung/zentrum-fuer-klassikforschung<br />

Meisterkurs <strong>2012</strong> mit Susan Neiman (Berlin)<br />

»Was heißt Aufklärung im 21. <strong>Jahr</strong>hundert?«<br />

04 bis 07. Juli <strong>2012</strong> | <strong>Goethe</strong>-Nationalmuseum<br />

Als historische Bewegung wird die Aufklärung vielerorts studiert, als gegenwartsrelevantes<br />

Ideenfundament der Gesellschaft eher verpönt. Sowohl in den Feuilletons wie in der Philosophie<br />

werden Vorwürfe wiederholt: die Aufklärung hielt die menschliche Natur für vollkommen, den<br />

Fortschritt für zwangsläufig, die Vernunft für unbegrenzt, die Wissenschaft für unfehlbar, den<br />

Glauben für eine abgegriffene Antwort auf Fragen der Vergangenheit und die Technik für eine<br />

Lösung aller Probleme der Zukunft. Sofern diese Einwände nicht hinreichen, um die Relevanz der<br />

Aufklärung für heutige Probleme anzuzweifeln, wird noch hinzugefügt, sie sei<br />

Herrschaftsinstrument des europäischen Imperialismus. Der Meisterkurs wird diese Vorwürfe<br />

sowohl historisch anhand ausgewählter Texte wie auch philosophisch untersuchen. Dabei gilt es,<br />

die Werte der Aufklärung in ihre heutige Bedeutung herauszuarbeiten.<br />

Die US-Amerikanerin Susan Neiman ist Direktorin am Einstein-Forum Berin. Sie studierte<br />

Philosophie in Harvard und an der Freien Universität Berlin und unterrichtete ihr Fach in Yale und<br />

Tel Aviv.<br />

Der Meisterkurs wird in Kooperation mit der Friedrich-Schiller-Universität Jena konzipiert.<br />

Johann Heinrich Meyer – Kunst und Wissen im klassischen <strong>Weimar</strong><br />

19. bis 22. September <strong>2012</strong><br />

Ausgehend von der sich in den letzten <strong>Jahr</strong>en kontinuierlich intensivierenden<br />

Forschungsdiskussion widmet sich die Tagung den Leistungen des Künstlers, Ästhetikers und<br />

Kunsthistorikers Johann Heinrich Meyer (1760–1832). Über 45 <strong>Jahr</strong>e war er nicht allein<br />

Weggefährte und enger Mitarbeiter <strong>Goethe</strong>s: Als Künstler, Kunstberater, Kunstpädagoge und<br />

Kunsthistoriker hatte er auch einen entscheidenden Anteil an der ästhetischen Konturierung der<br />

<strong>Weimar</strong>er <strong>Klassik</strong>.<br />

Ziel der Tagung ist es, Meyer als Protagonisten des europäischen Klassizismus im Rahmen der<br />

Wissensgeschichte und Künstlerpraxis des 18. und frühen 19. <strong>Jahr</strong>hunderts in den Blick zu<br />

nehmen.<br />

Veranstalter ist das gleichnamige DFG-Projekt, das seit Juli 2010 als Kooperation zwischen<br />

Friedrich-Schiller-Universität Jena und <strong>Klassik</strong> <strong>Stiftung</strong> <strong>Weimar</strong> besteht und mit zwei Teilprojekten<br />

die kunst- und wissensgeschichtliche Dimension von Meyers Werk erforscht.<br />

16


<strong>Klassik</strong>-Kolleg <strong>2012</strong><br />

»Drama und Geschichtsschreibung in Aufklärung und <strong>Goethe</strong>zeit«<br />

22. bis 26. Oktober <strong>2012</strong><br />

Mit Prof. Dr. Daniel Fulda (Halle), Prof. Dr. Nina Birkner (Jena), Prof. Dr. Gérard Laudin (Paris) und<br />

Nachwuchswissenschaftlern aus Halle, Jena und Paris<br />

Weitere Informationen: www.klassik-stiftung.de/forschung/tagungen<br />

Bestandserhaltung digital – Sicherung und Identifizierung stark geschädigten Schriftguts<br />

07. November <strong>2012</strong> | Herzogin Anna Amalia Bibliothek<br />

<strong>Das</strong> Kolloquium der Herzogin Anna Amalia Bibliothek thematisiert die besonderen Anforderungen<br />

an die Bestandserhaltung nach Unglücksfällen und die Möglichkeiten einer digitalen Präsentation<br />

stark geschädigten Schriftguts. In den beiden Panels »Sicherung« und »Identifizierung« werden<br />

Maßnahmen, Arbeitsabläufe und technische Konzepte erörtert. Die neuen Wege der virtuellen<br />

Rekonstruktion und Rekontextualisierung werden gemeinsam mit Vertretern des Historischen<br />

Archivs der Stadt Köln sowie des Bundesbeauftragten für die Unterlagen des<br />

Staatssicherheitsdienstes, Berlin, beleuchtet. Zielgruppe der Veranstaltung sind Mitarbeiter und<br />

Mitarbeiterinnen von Bibliotheken und Archiven sowie eine interessierte Fachöffentlichkeit.<br />

Kolleg Friedrich Nietzsche<br />

<strong>Das</strong> Kolleg Friedrich Nietzsche wird in Zukunft vermehrt Veranstaltungen auch außerhalb von<br />

<strong>Weimar</strong> durchführen. Dadurch soll es verstärkt zum ›intellektuellen Schaufenster‹ der <strong>Klassik</strong><br />

<strong>Stiftung</strong> werden.<br />

<strong>Das</strong> Kolleg wird seine große Reihe zur Kritischen Theorie der Frankfurter Schule durch Vorträge<br />

von Albrecht Wellmer (27. Februar <strong>2012</strong>, 18.00 Uhr, Vortragssaal Schiller-Museum), Alfred<br />

Schmidt (12. März <strong>2012</strong>, 18.00 Uhr, Vortragssaal Schiller-Museum) und Sigrid Weigel (19. März,<br />

18.00 Uhr, Schloss Ettersburg) abschließen. Dem Kolleg Friedrich Nietzsche ist es gelungen, die<br />

noch lebenden Vertreter der Frankfurter Schule in <strong>Weimar</strong> zu präsentieren. Alfred Schmidt, der<br />

Assistent von Max Horkheimer und Theodor W. Adorno, erweiterte die Frankfurter Schule u.a. um<br />

Aspekte der Naturphilosophie.<br />

<strong>Das</strong> Kolleg Friedrich Nietzsche wird mit einem großen internationalen Kongress die aktuellen<br />

Strömungen der Frankfurter Schule darstellen, die heute vor allem aus den Vereinigten Staaten<br />

von Amerika und Brasilien kommen. Dieser Kongress soll in Frankfurt am Main stattfinden.<br />

Friedrich Nietzsche bleibt einer der bedeutendsten Diagnostiker der Moderne. Sein Denken ist<br />

immer auch ein »riskantes Denken«. Unter diesem Titel wird der Literaturwissenschaftler Hans<br />

Ulrich Gumbrecht am 26. Mai <strong>2012</strong> sein Fellowship eröffnen. In sechs Vorlesungen, die dann im<br />

<strong>Jahr</strong> 2013 folgen werden, wird er die vom Wissenschaftsrat hervorgehobene Fragestellung vom<br />

Denken der Welt aufgreifen. Er wird fragen, inwieweit das neuzeitliche Denken, das man<br />

möglicherweise insgesamt als riskantes Denken bezeichnen könnte, uns nach dem Tode Gottes<br />

keine Möglichkeiten mehr gibt, verbindliche ethische Imperative zu entwickeln.<br />

Eine für <strong>2012</strong> geplante Veranstaltung des Kollegs Friedrich Nietzsche wurde schon im Vorfeld<br />

besonders ausgezeichnet. Die vom 26. bis 29. September <strong>2012</strong> stattfindende Tagung »200 <strong>Jahr</strong>e<br />

Wissenschaft der Logik« (Festsaal <strong>Goethe</strong>-Nationalmuseum) wurde von der Deutschen Gesellschaft<br />

für Philosophie als die wichtigste philosophische Tagung des <strong>Jahr</strong>es angekündigt. Die Deutsche<br />

Gesellschaft der Philosophie wird aus diesem Grund ihre <strong>Jahr</strong>estagung <strong>2012</strong> im Rahmen des<br />

Kongresses zur Hegelschen Logik in <strong>Weimar</strong> abhalten.<br />

Weitere Informationen: www.klassik-stiftung.de/forschung/kolleg-friedrich-nietzsche<br />

17


1.11 Wissenschaftliche Publikationen <strong>2012</strong><br />

<strong>Jahr</strong>buch <strong>2012</strong>:<br />

»Literatur ausstellen. Museale Inszenierungen der <strong>Weimar</strong>er <strong>Klassik</strong>«<br />

<strong>Das</strong> <strong>Jahr</strong>buch <strong>2012</strong> widmet sich der Frage, mit welchem Anspruch und vor welchem kulturgeschichtlichen<br />

Hintergrund deutsche Memorialstätten und Literaturmuseen die <strong>Weimar</strong>er <strong>Klassik</strong><br />

seit der Mitte des 19. <strong>Jahr</strong>hunderts präsentiert haben. Ein besonderes Augenmerk gilt dabei jenen<br />

Ausstellungen, die während der vergangenen zehn <strong>Jahr</strong>e in <strong>Weimar</strong> und Marbach konzipiert<br />

wurden.<br />

›<strong>Klassik</strong> und Moderne‹, Band 4:<br />

»<strong>Goethe</strong>s Liebeslyrik. Semantiken der Leidenschaft um 1800«<br />

Gegen Ende des 18. <strong>Jahr</strong>hunderts durchläuft der traditionelle Liebesdiskurs einen tiefgreifenden<br />

Wandel, der durch die Verbürgerlichung eines zuvor aristokratisch geprägten Schreibens über<br />

Liebe angestoßen wird. Verwoben ist dieser Transformationsprozess mit jenem kulturellen und<br />

sozialen Epochenumbruch, den die Geisteswissenschaften als Inkubationsphase der Moderne<br />

beschrieben haben.<br />

Unmittelbar vor der Drucklegung befindet sich die Monographie zu Leben und Werk von<br />

Clemens Wenzeslaus Coudray (1775–1845), die vom ehemaligen Direktor der Kunstsammlungen<br />

zu <strong>Weimar</strong>, Rolf Bothe, erarbeitet wurde. Erscheinungstermin ist Sommer <strong>2012</strong>. Die Publikation<br />

umfasst das Werkverzeichnis des 1816 nach <strong>Weimar</strong> berufenen Architekten und Oberbaudirektors.<br />

Der Katalog der überlieferten Zeichnungen erschließt nicht allein die Bestände in der Plankammer<br />

der Graphischen Sammlung der <strong>Klassik</strong> <strong>Stiftung</strong>, sondern auch die Pläne, die sich im Bauarchiv der<br />

Stadt <strong>Weimar</strong> befinden, und dokumentiert damit vollständig das Schaffen Coudrays in <strong>Weimar</strong><br />

und in der Region.<br />

In Vorbereitung befindet sich außerdem der Katalog der Italienischen Majoliken aus <strong>Goethe</strong>s<br />

Besitz, der durch Johanna Lessmann aus Hamburg (ehemals Museum für Kunst und Gewerbe<br />

Hamburg) – eine international anerkannte Kennerin der Materie – bearbeitet wird. Der<br />

Bestandskatalog der rund 100 Objekte umfassenden Sammlung soll Ende des <strong>Jahr</strong>es <strong>2012</strong><br />

erscheinen.<br />

1.12 Projekte der Bildungsarbeit <strong>2012</strong><br />

Wen interessiert noch <strong>Goethe</strong> ? –<br />

Neue Wege der Vermittlung klassischer Kultur<br />

Symposion mit anschließender Tagung am 09./10. November <strong>2012</strong><br />

<strong>Goethe</strong> und Schiller, die für humanistische Kultur und Bildung stehen, ziehen bis heute viele<br />

Menschen nach <strong>Weimar</strong>.<br />

Was lässt sich jedoch von den Gedanken und Projekten um 1800 verstehen? Und welche Relevanz<br />

haben diese Erkenntnisse für die jeweiligen Lebenswelten der Besucher?<br />

Solche Fragen werden auf dem Symposion am 09. November mit einem größeren Publikum<br />

diskutiert. Am darauffolgenden Tag werden die aufgeworfenen Fragen und Positionen in<br />

verschiedenen Workshops vertieft.<br />

Führungen mit Musik im Stadtschloss<br />

Die erfolgreichen Führungen mit Musik werden in diesem <strong>Jahr</strong> von April bis Oktober im<br />

monatlichen Turnus fortgesetzt. Dabei wird zweimal pro Halbjahr auch eine Sonderführung mit<br />

Musik für Kinder angeboten.<br />

18


Werkstattgespräche mit Experten<br />

Von November bis April <strong>2012</strong> gibt es monatlich die Gelegenheit, hinter die Kulissen der <strong>Klassik</strong><br />

<strong>Stiftung</strong> <strong>Weimar</strong> zu schauen. Dabei werden sowohl Einblicke in die goethesche Garderobe anhand<br />

von Schneiderrechnungen gegeben, als auch die aktuellen Forschungsprojekte zu Johann Heinrich<br />

Meyer und zum NS-Raubgut der Herzogin Anna Amalia Bibliothek dargestellt. Dabei können die<br />

Besucher direkt mit den Wissenschaftlern der <strong>Klassik</strong> <strong>Stiftung</strong> ins Gespräch kommen. Ab<br />

September <strong>2012</strong> werden die beliebten, alle zwei Wochen stattfindenden Kunstgespräche im dann<br />

wiedereröffneten <strong>Goethe</strong>-Nationalmuseum wieder aufgenommen. Die Kustoden stellen Objekte aus<br />

<strong>Goethe</strong>s Sammlungen vor.<br />

1.13 Bauvorhaben <strong>2012</strong><br />

Siehe auch 2.10 »Aus den Direktionen/ Schlösser, Gärten, Bauten«<br />

<strong>Goethe</strong>-Nationalmuseum<br />

Funktionale Neuordnung der Foyerbereiche, Neu- und Umgestaltung der Ausstellungsflächen<br />

In Vorbereitung der neuen Ausstellung im <strong>Goethe</strong>-Nationalmuseum »Lebensfluten – Tatensturm«<br />

sind Bau- und Umgestaltungsmaßnahmen zur funktionalen Neuordnung und Gestaltung der<br />

Foyerbereiche im Erdgeschoss und der beiden Ausstellungsetagen im 1. und 2. Obergeschoss<br />

durchzuführen. Baubeginn in den beiden Ausstellungsetagen war im Juli 2011, im Foyerbereich im<br />

September 2011. Den künftigen Besucher werden nach Abschluss der Baumaßnahmen im<br />

Erdgeschoss ein zentraler Servicebereich, verbesserte Garderobemöglichkeiten und ein separater<br />

Museumsladen im insbesondere für Besuchergruppen großzügiger gestalteten Foyer erwarten.<br />

Orangerie Belvedere<br />

Mit Förderung aus dem Investitionsprogramm Nationale UNESCO-Welterbestätten kann die<br />

<strong>Klassik</strong> <strong>Stiftung</strong> in den kommenden <strong>Jahr</strong>en die grundhafte Sanierung der Orangerieanlage<br />

Belvedere fortsetzen.<br />

Ende Mai 2011 begannen die umfangreichen Sanierungsmaßnahmen zeitgleich am Nord- und am<br />

Südflügel der Orangerieanlage. Um bei jedem Wetter und ungehindert bauen zu können, aber auch<br />

zum Schutz der Bausubstanz wurden auf die Gerüste Wetterschutzdächer aufgesetzt. Nach<br />

Maßnahmen zur Dekontaminierung im Dachraum, der Abnahme der alten Dachdeckung und<br />

teilweisen Bergung der historischen Dachziegel zur möglichen Wiederverwendung am Neuen Haus<br />

erfolgten Reparaturen und konstruktive Ergänzungen am Dachtragwerk und die Neueindeckung<br />

der Dachflächen. Ziel ist es, einerseits die originale Substanz an Stuckprofilen, Deckenputz und an<br />

der teils noch barocken hölzernen Tragwerkskonstruktion zu erhalten, andererseits die Gebäude<br />

mit der Nutzung als Orangerie nachhaltig zu sanieren und zu ertüchtigen. Nach nur knapp<br />

viermonatiger Bauzeit konnten der Nord- und Südflügel baulich soweit fertig- gestellt werden, dass<br />

seit 25. September 2011 die Pflanzenbestände in den Gebäude überwintern.<br />

In diesem <strong>Jahr</strong> werden die Arbeiten an den Fassaden und im Innenraum des Nord- und Südflügels<br />

einschließlich Pavillonbauten fortgesetzt. Die Baumaßnahmen am Neuen Haus, Gärtnerwohnhaus<br />

und an der Großen Grotte beginnen im Frühjahr <strong>2012</strong>.<br />

Architekturwettbewerb zum Neuen Bauhaus-Museum <strong>Weimar</strong><br />

Der Architekturwettbewerb zum Neuen Bauhaus-Museum <strong>Weimar</strong> findet im internationalen<br />

zweiphasigen Verfahren statt. <strong>Das</strong> gesamte Investitionsvolumen für den Museumsneubau beträgt<br />

rund 22 Millionen Euro, inkl. des städtischen Anteils am Architekturwettbewerb.<br />

19


Zentrales Museumsdepot<br />

Die Entwurfs- und Genehmigungsplanung sowie die entsprechenden Unterlagen für den<br />

Zuwendungsantrag konnten planmäßig im Frühjahr 2011 fertiggestellt und eingereicht werden.<br />

Die Ausführungsplanung wurde fortgesetzt und nach Vorliegen der Prüfbescheide<br />

konnten die Rohbauarbeiten ausgeschrieben und vergeben werden. Der notwendige<br />

Oberbodenabtrag wurde vorgezogen, um den Archäologen des Thüringer Landesamtes für<br />

Denkmalpflege und Archäologie die Gelegenheit zu sondierenden Untersuchungen zu geben.<br />

Am 24. Oktober 2011 konnte der erste Spatenstich für den Baugrubenaushub gesetzt werden. Die<br />

milde Witterung ermöglichte ein Weiterbauen und Fertigstellen der Bodenplatte noch vor dem<br />

<strong>Jahr</strong>eswechsel. Bereits im Winter <strong>2012</strong>/2013 soll das Gebäude fertiggestellt werden, so dass im<br />

Frühjahr 2013 der Probebetrieb aufgenommen und ab April mit dem Umzug der Depotbestände<br />

begonnen werden kann.<br />

Dichterzimmer im Stadtschloss <strong>Weimar</strong><br />

In Vorbereitung der für die <strong>Jahr</strong>e <strong>2012</strong>/2013 geplanten Konservierungs- und<br />

Restaurierungsarbeiten in der <strong>Goethe</strong>-Galerie und dem Wielandzimmer wurden die<br />

restauratorischen und naturwissenschaftlichen Untersuchungen fortgesetzt und entsprechende<br />

Musterachsen erstellt, so dass die Ausführungsarbeiten <strong>2012</strong> beginnen können.<br />

Planungsvorbereitende Maßnahmen<br />

Zur Vorbereitung der Umsetzung des Masterplans »Kosmos <strong>Weimar</strong>« wurden im vergangenen<br />

<strong>Jahr</strong> Aufmaßarbeiten durchgeführt, so im <strong>Goethe</strong>-Nationalmuseum, in <strong>Goethe</strong>s Wohnhaus,<br />

Schillers Wohnhaus, im Wittumspalais, in <strong>Goethe</strong>s Gartenhaus, im Nietzsche-Archiv und dem<br />

Gebäudekomplex Marstallstraße. Diese Aufmaßarbeiten und Bestandserfassungen, einschließlich<br />

Erarbeiten von Raumbüchern in ausgewählten historischen Häusern, werden im <strong>Jahr</strong> <strong>2012</strong><br />

fortgesetzt.<br />

Vorhaben im Bereich Parks und Gärten<br />

Gutspark Oßmannstedt: Beginn der Wiederherstellung der Außenanlagen, Rückbau und<br />

Wiederherstellung der oberen Parterreflächen<br />

Haus Hohe Pappeln: Wiederherstellung einer historischen Laube, Wegebau,<br />

Rabattenbepflanzung<br />

Schlosspark Kochberg: Planung und Konzeption für das Schlossumfeld, Entschlammung<br />

Wallgraben<br />

<strong>Goethe</strong>- und Schiller-Archiv: Fertigstellung der Außenanlagen um das Archiv bis zur<br />

Wiedereröffnung<br />

Garten an <strong>Goethe</strong>s Gartenhaus: Planung des Wegebaus<br />

Park an der Ilm: Neuvermessung<br />

UNESCO-Welterbestätten: Fertigstellung des Managementplanes<br />

1.14 Der Haushalt <strong>2012</strong><br />

Für das Haushaltsjahr <strong>2012</strong> sieht der Wirtschaftsplan der <strong>Klassik</strong> <strong>Stiftung</strong> <strong>Weimar</strong> 3,7 Millionen<br />

Euro Eigeneinnahmen und 20,737 Millionen Euro an institutioneller Förderung des Bundes, des<br />

Landes und der Stadt <strong>Weimar</strong> vor sowie zusätzliche Projektmittel des Bundes in Höhe von 7,864<br />

Millionen Euro und des Freistaats Thüringen in Höhe von 8,384 Millionen Euro inklusive der<br />

Mittel aus dem Sonderinvestitionsprogramm zur Realisierung des Masterplans »Kosmos <strong>Weimar</strong>«.<br />

Weiterhin werden Mittel aus dem Investitionsprogramm für nationale UNESCO-Welterbestätten<br />

für Sanierungsarbeiten der Orangerie und dem Park Belvedere eingesetzt.<br />

20


Die <strong>Klassik</strong> <strong>Stiftung</strong> <strong>Weimar</strong> beschäftigt insgesamt 384 Mitarbeiter, darunter 253 unbefristet<br />

Beschäftigte und 131 projektbezogene Mitarbeiter, Volontäre, Auszubildende etc. (Stand:<br />

01.01.<strong>2012</strong>).<br />

Im Bereich der Sicherheitsdienstleistung wurde ein tariflicher Mindestlohn eingeführt.<br />

Dadurch werden auch <strong>2012</strong> die Personalkosten nochmals ansteigen.<br />

2 Bilanz des Liszt-<strong>Jahr</strong>es 2011<br />

2.1 Evaluation durch den Wissenschaftsrat<br />

Von besonderer Bedeutung für die weitere Entwicklung der <strong>Klassik</strong> <strong>Stiftung</strong> war die erneute<br />

Evaluation durch den Wissenschaftsrat. Dieser hatte 2004 erstmals eine Stellungnahme zur <strong>Klassik</strong><br />

<strong>Stiftung</strong> erarbeitet und eine grundlegende Neustrukturierung empfohlen, für die eine (auf<br />

Empfehlung des Wissenschaftsrats eingesetzte) ›Strukturkommission‹ unter dem Titel »Zukunft<br />

<strong>Weimar</strong>er <strong>Klassik</strong> und Kunstsammlungen« die Grundlage entwickelte. Nunmehr stellt der<br />

Wissenschaftsrat fest, dass die <strong>Klassik</strong> <strong>Stiftung</strong> insgesamt eine deutlich positive Entwicklung<br />

genommen habe. Zugleich weist er auf die Notwendigkeit weiterer Anstrengungen zur Profilierung<br />

der <strong>Klassik</strong> <strong>Stiftung</strong> hin. In diesem Zusammenhang mahnt er ein Gesamtkonzept für die <strong>Stiftung</strong><br />

an. Darüber hinaus empfiehlt der Wissenschaftsrat der <strong>Stiftung</strong> eine noch intensivere<br />

Zusammenarbeit mit universitären und außeruniversitären Forschungseinrichtungen sowie eine<br />

weitere Stärkung ihrer Wahrnehmbarkeit in der nationalen wie internationalen<br />

Forschungslandschaft.<br />

Die <strong>Klassik</strong> <strong>Stiftung</strong> trägt für wichtige Ereignisse der deutschen Kulturgeschichte eine aus dem ihr<br />

anvertrauten kulturellen Erbe erwachsende Verantwortung. In diesem Kernbereich ihrer Aufgaben<br />

wird sie deshalb weiterhin bewahrend, sammelnd, erschließend, vermittelnd, bildend und nicht<br />

zuletzt forschend tätig sein. Wegen dieser Anknüpfung an das in <strong>Weimar</strong> erhaltene kulturelle Erbe<br />

wird sie, auch wenn ihre Arbeit in allen Bereichen der wissenschaftlichen Fundierung bedarf, im<br />

Kern eine Kultureinrichtung bleiben. Dennoch ist es von besonderer Bedeutung, dass der<br />

Wissenschaftsrat der <strong>Stiftung</strong> zu prüfen empfahl, ob mit dem Deutschen Literaturarchiv in<br />

Marbach und der Herzog August Bibliothek in Wolfenbüttel ein Forschungsverbund gebildet<br />

werden könne. Gemeinsam mit den genannten Einrichtungen hat die <strong>Klassik</strong> <strong>Stiftung</strong> bereits<br />

begonnen, die Voraussetzungen und Möglichkeiten eines solchen Verbundes zu beraten, wobei das<br />

21


Bundesministerium für Bildung und Forschung diese Entwicklung als prospektiver<br />

Zuwendungsgeber eines Verbundes ebenso interessiert wie intensiv begleitet. Entstehen könnte ein<br />

schlank strukturierter, auf weiterhin rechtlich selbständig verfassten Sammlungsinstituten<br />

basierender Zusammenschluss, der die kulturwissenschaftliche Forschung in Deutschland auf<br />

vielfältige Weise befruchtet und in herausragender Weise international sichtbar macht. Dabei liegt<br />

der eigentliche Reiz dieses Verbundes in dem überaus reichen Sammlungsgefüge, das in<br />

Wolfenbüttel, <strong>Weimar</strong> und Marbach das kulturelle Erbe Deutschlands von der Reformationszeit bis<br />

zur Gegenwart in singulärer Weise abbildet.<br />

2.2 Franz Liszt – Ein Europäer in <strong>Weimar</strong><br />

24. Juni bis 31. Oktober 2011 | Schiller-Museum, Schlossmuseum <strong>Weimar</strong><br />

27.259 Besucher zählte die Landesausstellung anlässlich des 200. Geburtstages von Franz Liszt. Im<br />

Mittelpunkt dieser Kooperation mit der Hochschule für Musik FRANZ LISZT in <strong>Weimar</strong> standen die<br />

europäische Dimension dieser Künstlerpersönlichkeit sowie seine in <strong>Weimar</strong> verwirklichten<br />

Kunstprojekte. Auf besonders großes Interesse stießen die öffentlichen Führungen. Die insgesamt<br />

70 öffentlichen Führungen zum Ausstellungsteil im Schlossmuseum, die von einer Pianistin<br />

begleitet wurden, erreichten insgesamt 2.209 Teilnehmer, also rund 32 Teilnehmer pro Führung.<br />

Auch der begehbare Flügel im Schlosshof, der eine unmittelbare Klang- und Körpererfahrung der<br />

Besucher ermöglichte, zog die Aufmerksamkeit vieler Besucher auf sich.<br />

Der erste Ausstellungsteil im Schiller-Museum <strong>Weimar</strong> zeigte die biographisch-künstlerische<br />

Entwicklung Liszts mit dem Höhepunkt <strong>Weimar</strong> auf. Dabei wurde nicht nur Liszts Wirken und<br />

Werk, sondern auch die Bedeutung Liszts für die europäische Musik- und Geistesgeschichte<br />

dokumentiert. Im zweiten Ausstellungsteil im Schlossmuseum <strong>Weimar</strong> wurde unter dem Motto<br />

»Kosmos Klavier« der technischen Entwicklung, der Klangästhetik und dem kulturgeschichtlichen<br />

Kontext des Klaviers der Ära Liszt nachgespürt. Eine Besonderheit war hier der für die<br />

Landesausstellung nachgebaute Liszt-Flügel der Marseiller Klavierbauer Boisselot & fils, den Liszt<br />

nicht nur für Kompositionen nutzte, sondern den er auch auf seiner letzten großen Konzerttournee<br />

verwendete.<br />

Eine face-to-face-Befragung von 753 Besuchern der Ausstellung ergab, dass 91% der Befragten sich<br />

mit der Landesausstellung sehr zufrieden zeigten. Ebenso viele (92 %) empfehlen diese Ausstellung<br />

ihren Freunden, 82% äußerten die Absicht, <strong>Weimar</strong> erneut zu besuchen. Die Gesamtkonzeption<br />

der Liszt-Landesausstellung stieß auf große Resonanz. Der Audioguide erfreute sich großer<br />

Beliebtheit. Die organisierten Führungen erzeugten aber eine größere Zufriedenheit.<br />

Drei Viertel aller Befragten kamen gezielt zur Ausstellung nach <strong>Weimar</strong>. Etwa zwei Drittel der<br />

Besucher kamen aus anderen Bundesländern und drei Viertel davon übernachteten ein oder<br />

mehrere Nächte in <strong>Weimar</strong>. Fast 70% der Besucher kamen zum wiederholten Male in die Stadt.<br />

Erfahren haben die Besucher von der Liszt-Ausstellung vor allem durch Presseberichte, über die<br />

Außenwerbung und die Homepage.<br />

2.3 Augengespenst und Urphänomen – 200 <strong>Jahr</strong>e <strong>Goethe</strong>s Farbenlehre<br />

19. Juni 2010 bis 22. Mai 2011 | <strong>Goethe</strong>-Nationalmuseum<br />

Zum 200. <strong>Jahr</strong>estag der Farbenlehre-Erstausgabe würdigte die <strong>Klassik</strong> <strong>Stiftung</strong> erstmals in einer<br />

umfassenden Ausstellung die Vielschichtigkeit und wissenschaftshistorische Bedeutung der<br />

Farbenlehre <strong>Goethe</strong>s. Auf beiden Etagen des <strong>Goethe</strong>-Nationalmuseums wurden Exponate<br />

unterschiedlicher Art gezeigt. Neben Mineralien, Tierpräparaten, farbigen Gebrauchsgegenständen<br />

und Gemälden aus <strong>Goethe</strong>s Sammlungen waren es besonders die physikalischen Geräte, die seine<br />

Farbstudien veranschaulichten. Zu ihnen gehören das große Wasserprisma, verschiedene Schirme<br />

für Farbexperimente und die Farbkreisel.<br />

22


Die Ausstellung war mit insgesamt über 60.000 Besuchen ein großer Publikumserfolg.<br />

2.4 Weitere Ausstellungen 2011<br />

Die vom 25. Februar bis 08. Mai 2011 geöffnete Ausstellung »Rembrandt. Meisterwerke aus den<br />

graphischen Sammlungen« präsentierte 70 ausgewählte Radierungen des Niederländers, ergänzt<br />

durch Werke seiner Schüler und anderer Künstler. Die Ausstellungsstücke stammten aus den<br />

Graphischen Sammlungen der <strong>Klassik</strong> <strong>Stiftung</strong> <strong>Weimar</strong> und gehen auf die Ankäufe von Herzog<br />

Carl August von Sachsen-<strong>Weimar</strong> zurück, der ein Bewunderer der Radierungen Rembrandts war.<br />

Die Ausstellung sahen 4.335 Besucher.<br />

Vom 08. April bis 13. Juni 2011 zeigte das Neue Museum <strong>Weimar</strong> eine Ausstellung von Hans-<br />

Christian Schink, einem der wichtigsten, international tätigen Fotografen der Gegenwart. Die<br />

Ausstellung stellte vier von Schinks thematisch-ästhetischen Schwerpunkten vor: Wände und leere<br />

Innenräume (1995–2003), »Verkehrsprojekte Deutsche Einheit« (1995–2003), außereuropäische<br />

Landschaften (u.a. Los Angeles 2002/03, Peru 2004/05, Vietnam 2009) und sein Projekt »1 h«, bei<br />

dem Schink über einen Zeitraum von 2005 bis 2010 den Verlauf der Sonne während einer Stunde<br />

an unterschiedlichsten Orten der nördlichen und südlichen Hemisphäre mittels der fotografischen<br />

Technik der Solarisation aufnahm. Die Ausstellung zählte 2.809 Besucher.<br />

Die Herzogin Anna Amalia Bibliothek stellt seit dem 09. April 2011 und noch bis zum 11. März<br />

<strong>2012</strong> unter dem Titel »Reise in die Bücherwelt. Drucke der Herzogin Anna Amalia Bibliothek<br />

aus sieben <strong>Jahr</strong>hunderten« eine Auswahl von 50 gedruckten und repräsentativen Werken aus. Zu<br />

sehen sind zum Beispiel Isaac Newtons 1687 erschienene »Principia mathematica« oder »<strong>Das</strong><br />

römische Carneval« von Johann Wolfgang von <strong>Goethe</strong> aus dem <strong>Jahr</strong> 1789. Die Ausstellung wird<br />

begleitet von einer Vortragsreihe, welche die Werke in den Sammlungszusammenhang der<br />

Bibliothek und darüber hinaus einordnet. Im <strong>Jahr</strong> 2011 wurde die Ausstellung bei kostenfreiem<br />

Eintritt von 55.001 Besuchern gesehen.<br />

Im Rahmen der Reihe »Varietas – Neues aus den Museen« wurden insgesamt vier Ausstellungen<br />

gezeigt: »Odyssee heute: Katharina Hohmann – Passage« im Neuen Museum <strong>Weimar</strong> sowie im<br />

Schlossmuseum <strong>Weimar</strong> »Zwei in Einem. Jacopo de’Barbaris Christusbildnis«, »Die Kaiserin aus<br />

<strong>Weimar</strong>. Augusta von Sachsen-<strong>Weimar</strong> und Eisenach« sowie » Blickfang im Innenraum. Feine<br />

Stickereien an Ofenschirmen«.<br />

2.5 Der Haushalt 2011<br />

Der institutionelle Haushalt der <strong>Klassik</strong> <strong>Stiftung</strong> wurde 2011 mit 19,221 Millionen Euro durch die<br />

Zuwendungsgeber Bund, Freistaat Thüringen und Stadt <strong>Weimar</strong> aus geplanten Mitteln für 2011<br />

gefördert. Der prozentuale Anteil der Zuwendungen des Bundes betrug 45,49% (= 8,743 Millionen<br />

Euro), des Freistaats Thüringen 43,87% (= 8,433 Millionen Euro) und der Stadt <strong>Weimar</strong> 10,64%<br />

(=2,045 Millionen Euro). Hinzu kamen Projektmittel des Bundes in Höhe von 2,608 Millionen Euro<br />

und des Freistaats Thüringen in Höhe von 6,971 Millionen Euro. Die Gesamtzuwendungen aus<br />

geplanten Mitteln für 2011 setzen sich zusammen aus institutioneller Förderung und<br />

Projektmitteln. Sie beliefen sich 2011 auf 11,351 Millionen Euro von Seiten des Bundes, 15,403<br />

Millionen Euro vom Freistaat Thüringen sowie auf 2,045 Millionen Euro von der Stadt <strong>Weimar</strong>.<br />

Dem stehen 3,687 Millionen Euro an Eigeneinnahmen (Eintritte, Verkauf von Publikationen etc.)<br />

zur Seite. Zusätzlich hat die <strong>Klassik</strong> <strong>Stiftung</strong> <strong>Weimar</strong> 2,15 Millionen Euro an Projektmitteln und<br />

Spenden eingeworben. Für den Wiederaufbau des Buchbestandes der Herzogin Anna Amalia<br />

Bibliothek wurden bis Ende 2011 Spenden und Zuwendungen in Höhe von 15,87 Millionen Euro<br />

eingesetzt.<br />

23


2.6 Wichtige Personalien<br />

Der <strong>Stiftung</strong>srat hat in seiner Sitzung am 07. April 2011 Hellmut Seemann für den Zeitraum vom<br />

01. Juni 2011 bis zum 31. Mai 2015 erneut zum Präsidenten der <strong>Klassik</strong> <strong>Stiftung</strong> bestellt. In seiner<br />

Sitzung am 23. November 2011 wählte der <strong>Stiftung</strong>srat Dr. Thomas Leßmann zum neuen<br />

Verwaltungsdirektor der <strong>Klassik</strong> <strong>Stiftung</strong>. In dieser Funktion wurde er zugleich zum<br />

Vizepräsidenten der <strong>Stiftung</strong> bestellt.<br />

2.7 Besuchszahlen 2011<br />

Insgesamt besuchten im Liszt-<strong>Jahr</strong> 2011 736.704 Personen die Museen und Ausstellungen der<br />

<strong>Klassik</strong> <strong>Stiftung</strong> <strong>Weimar</strong>; die Veranstaltungen der <strong>Klassik</strong> <strong>Stiftung</strong> besuchten 10.147 Personen (u.a.<br />

<strong>Goethe</strong>-Geburtstag, Konzerte, Eröffnungen).<br />

Die Museen der <strong>Klassik</strong> <strong>Stiftung</strong> verzeichneten dabei insgesamt 633.509 Besucher. Im Vergleich<br />

zum Vorjahr mit 667.167 Besuchern bedeutet das einen Rückgang um 5,04%, der ungefähr der<br />

vom dwif ermittelten rückläufigen Entwicklung im Bereich Museen/Ausstellungen entspricht (vgl.<br />

Sparkassen-Tourismusverband Ostdeutschland, Tertialbericht 2/2011).<br />

Der große Gewinner unter den Einrichtungen der <strong>Klassik</strong> <strong>Stiftung</strong> ist das Liszt-Haus, das sich mit<br />

27.084 Besuchern eines enormen Besucherinteresses erfreute. Im Vergleich zu den <strong>Jahr</strong>en vor der<br />

Sanierung (2010/2011) konnten die Besuchszahlen hier mehr als verdoppelt werden.<br />

Besuchermagnete blieben <strong>Goethe</strong>s Wohnhaus (152.704 Besucher), die Herzogin Anna Amalia<br />

Bibliothek (82.688 Besucher), Schillers Wohnhaus (82.024 Besucher), das Bauhaus-Museum (69.461<br />

Besucher) sowie <strong>Goethe</strong>s Gartenhaus (50.429 Besucher).<br />

Regen Zuspruch erfuhren die Bildungsprogramme der <strong>Klassik</strong> <strong>Stiftung</strong> (u.a. Cicerone,<br />

<strong>Weimar</strong>pedia, Lehrerfortbildungen) mit über 18.000 Teilnehmern.<br />

Besuchszahlen der Museen 2011<br />

Rang Objekt Besucher<br />

1 <strong>Goethe</strong>s Wohnhaus 152.704<br />

2 Herzogin Anna Amalia Bibliothek 82.688<br />

3 Schillers Wohnhaus 82.024<br />

4 Bauhaus-Museum 69.461<br />

5 <strong>Goethe</strong>s Gartenhaus 50.429<br />

6 Schlossmuseum 38.944<br />

7 Fürstengruft 28.317<br />

8 Liszt-Haus 27.084<br />

9 Wittumspalais 19.309<br />

10 Schloss Belvedere 15.636<br />

Die Sonderausstellungen der <strong>Klassik</strong> <strong>Stiftung</strong> <strong>Weimar</strong> zählten 2011 103.195 Besucher. Die<br />

Landesausstellung »Franz Liszt – Ein Europäer in <strong>Weimar</strong>« sahen 27.259 Besucher. Auf besonders<br />

großes Interesse stießen hierbei die öffentlichen Führungen. Die insgesamt 70 öffentlichen<br />

Führungen zum Ausstellungsteil im Schlossmuseum, die von einer Pianistin begleitet wurden,<br />

erreichten insgesamt 2.209 Teilnehmer, also rund 32 Teilnehmer pro Führung.<br />

24


2.8 Bautätigkeit 2011<br />

Siehe auch 2.10 »Aus den Direktionen/Schlösser, Gärten, Bauten«<br />

Museale Neugestaltung des Kapellenraumes in der Fürstengruft auf dem historischen Friedhof<br />

<strong>Weimar</strong><br />

Die in den <strong>Jahr</strong>en 1824–1827 fertiggestellte Fürstengruft, die Grablege des Hauses Sachsen-<strong>Weimar</strong><br />

und Eisenach ist und in der die Sarkophage von <strong>Goethe</strong> und Schiller stehen, ist ein Einzeldenkmal<br />

und seit 1998 als UNESCO-Welterbestätte eingetragen. Durch den Einbau einer gesteuerten<br />

Lüftung im Projekt »Verbesserung der raumklimatischen Verhältnisse und<br />

Brandschutzmaßnahmen« in den <strong>Jahr</strong>en 2009/2010 konnte eine erhebliche Verbesserung der<br />

raumklimatischen und konservatorischen Bedingungen im Gruftraum erreicht werden. Ende 2010<br />

und im Januar 2011 wurden Maßnahmen zur musealen Umgestaltung und der Einbau einer<br />

tageslichtunterstützenden Raumbeleuchtung im Kappellenraum der Fürstengruft durchgeführt.<br />

Mit einem neuen Servicebereich wird seit 01. Febraur 2011 der Besucher der Fürstengruft im<br />

Kapellenraum empfangen. Eine neue Tafelausstellung informiert zur Bau- und Nutzungsgeschichte<br />

und zur Sargaufstellung im Gruftgewölbe. Einige der erhaltenen und von der preußischen Königin<br />

Augusta 1865 für die Fürstengruft gestifteten Inventarstücke werden einschließlich einer<br />

großformatigen Bibel im Kapellenraum gezeigt.<br />

Liszt-Haus<br />

In Vorbereitung des Lisztjubiläums 2011 wurden am Liszt-Haus Dach, Fassade und Einfriedungen<br />

instandgesetzt. Auf der Grundlage von umfangreichen bauhistorischen Recherchen,<br />

Farbfassungsuntersuchungen und entsprechend einer abgestimmten denkmalpflegerischen<br />

Zielstellung konnte die Fassade des Gebäudes in der Farbfassung der Lisztzeit wieder hergestellt<br />

werden. Im Inneren wurden die Räume im Obergeschoss, die Liszt während seiner <strong>Weimar</strong>er<br />

Aufenthalte von 1869–1886 bewohnte, nach Befunduntersuchungen und auf der Grundlage von<br />

Archivrecherchen neu gefasst. Mit einer festlichen Veranstaltung wurde das Liszt-Haus am 21.<br />

März 2011, dem Geburtstag Johann Sebastian Bachs, im Rahmen des Liszt-<strong>Jahr</strong>es wiedereröffnet.<br />

Grundsanierung und Erweiterung des <strong>Goethe</strong>- und Schiller-Archivs<br />

Im <strong>Jahr</strong> 2011 konnte die Grundsanierung und Erweiterung des <strong>Goethe</strong>-und Schiller-Archivs<br />

fortgesetzt werden. Die wichtigsten funktionalen Änderungen und der damit verbundenen<br />

baulichen Ergänzungen, konzentriert im Magazingeschoss des Archivs, wurden im <strong>Jahr</strong> 2011<br />

umgesetzt. Nachdem der Winter 2010/2011 frühzeitig eintrat, mussten bereits im November 2010<br />

die Baumaßnahmen im Außenbereich unterbrochen werden. Die Wärmedämmung mit<br />

Schaumglas in der Erweiterungsfläche des Archivs – der sogenannten Schublade – konnte erst im<br />

Februar 2011 erfolgen, nachdem die Witterungsbedingungen es wieder zuließen. In dieser Zeit<br />

wurden trotz niederster Temperaturen die Aushubarbeiten im Magazingeschoß des<br />

Bestandsgebäudes zur Angleichung des Fußbodenniveaus an den Erweiterungsbau umgesetzt. Im<br />

April 2011 konnte der Druckbeton auf die Schublade, als wichtiger Meilenstein für die Andienung<br />

und Befahrung der Baustelle, aufgebracht werden. Die Balustrade wurde neu gesetzt. Die<br />

Fassadenelemente der Schublade wurden eingebracht, so dass das Gebäude parkseitig geschlossen<br />

werden konnte. Die haustechnischen Gewerke haben eine Vielzahl von Leitungen für die<br />

zukünftige Funktionsfähigkeit des Gebäudes hinsichtlich Klimatechnik, Sicherheitstechnik,<br />

Beleuchtung und Brandschutz verlegt. Die Anlagen werden im Frühjahr <strong>2012</strong> in Betrieb genommen<br />

und dann für die Lagerung der historischen Schriften eingeregelt.<br />

Auf der Baustelle waren 2011 ca. 45 Gewerke aktiv, darunter Tischler, Stuckateure, Restauratoren,<br />

Putzer, Maler, Steinmetze. Eine Vielzahl an erfahrenen Handwerkern hat so zur Bewahrung der<br />

gestalterischen und baukünstlerischen Besonderheiten des historischen Bauwerks beigetragen.<br />

Ende des <strong>Jahr</strong>es 2011 stand das Gebäude in der baulichen Fertigstellung.<br />

<strong>Das</strong> Frühjahr <strong>2012</strong> wird im Zeichen der Ausstattung des Gebäudes sowie der Herstellung der<br />

Freiflächen stehen. <strong>Das</strong> <strong>Goethe</strong>- und Schiller-Archiv wird im April <strong>2012</strong> dem Nutzer übergeben. Die<br />

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aulichen und denkmalpflegerischen Ziele wurden unter Einhaltung des knapp bemessenen<br />

Budgets erreicht.<br />

Kapelle im Stadtschloss <strong>Weimar</strong><br />

Nachdem bei sondierenden Untersuchungen Ende des <strong>Jahr</strong>es 2010 überraschende Funde unter den<br />

Anstrichen der seit den späten 1960er <strong>Jahr</strong>en als Magazin genutzten Schlosskapelle zu Tage traten,<br />

wurde Anfang des <strong>Jahr</strong>es 2011 die restauratorische Freilegung im Rahmen der<br />

planungsvorbereitenden Maßnahmen durchgeführt. Trotz der massiven Eingriffe durch den<br />

Magazineinbau fanden die Restauratoren die Ausmalungen des 19. <strong>Jahr</strong>hunderts in einem<br />

erstaunlich guten Zustand vor. In Sonderführungen von April bis Juni 2011 konnte die<br />

wiedergewonnene Fassung dem interessierten Publikum präsentiert werden.<br />

Schloss Kochberg<br />

Die im Spätherbst 2010 begonnenen Bauarbeiten im Rahmen des Konjunkturpaketes II<br />

konnten nach dem langen und strengen Winter im Frühjahr 2011 fortgesetzt werden. Die<br />

Umsetzung der Vielzahl an unterschiedlichen Einzelmaßnahmen bei teilweiser Aufrechterhaltung<br />

der Gastronomienutzung und der zu berücksichtigenden Aufführungen im Liebhabertheater stellte<br />

alle Beteiligten vor große Herausforderungen. Dennoch konnten die Baumaßnahmen im Dezember<br />

<strong>2012</strong> fertiggestellt werden. Die Maßnahmen beinhalteten unter anderem die Erneuerung der<br />

Heizungsanlage, die Erneuerung der haustechnischen Erschließung der Einzelobjekte, den Einbau<br />

eines Fahrstuhles und die Herstellung einer barrierefreien Zuwegung sowie einer modernen WC-<br />

Anlage im Untergeschoss.<br />

Maßnahmen im Bereich Gärten und Parks<br />

Park Belvedere: Sanierung des Gasthofsteiches, Wiederherstellung der Wege im<br />

Possenbachtal, Beginn der Sanierung und Restaurierung des Nordflügels der Orangerie und<br />

des Orangeriehofs<br />

Gutspark Oßmannstedt: Beginn der Wiederherstellung der Außenanlagen, Rückbau und<br />

Wiederherstellung der oberen Parterreflächen<br />

<strong>Goethe</strong>- und Schiller-Archiv: Beginn der Wiederherstellung der Außenanlagen und<br />

Baumaßnahmen<br />

Liszt-Haus: Fertigstellung der Außenanlagen, Instandsetzung des Wirtschaftshofes mit<br />

Erneuerung der Grundleitungen und Benzinabscheider<br />

Schlosspark Kochberg: Erstellung einer Konzeption für das Schlossumfeld<br />

Park an der Ilm: Die vom Hochwasser im Januar 2011 geschädigte Uferbefestigung wurde<br />

von der Thüringer Landesanstalt für Umwelt und Geologie wieder instandgesetzt. Die<br />

ebenfalls geschädigten Parkwege wurden wieder hergerichtet<br />

Aktive Mitarbeit im Gartennetzwerk »GartenKultur Thüringen« bei der Vorbereitung von<br />

Veranstaltungen wie dem Thüringentag in Gotha und der Erarbeitung spezieller<br />

Gartenrouten auch durch die Anlagen der <strong>Klassik</strong> <strong>Stiftung</strong><br />

2.9 Rückblick auf das Veranstaltungsprogramm 2011<br />

Die verschiedenen Veranstaltungen der <strong>Klassik</strong> <strong>Stiftung</strong> <strong>Weimar</strong> zählten 2011 10.147 Besucher.<br />

Davon entfallen u.a. 3.244 auf die Eröffnung der Landesausstellung zu Franz Liszt, 2.000 auf das<br />

Parkfest »Poetische Inseln« zu <strong>Goethe</strong>s Geburtstag, 1.000 auf die Pflanzenbörse in Belvedere und<br />

gut 800 auf die unterschiedlichen Konzerte, u.a. der Reihe »Klingendes Schloss«. Zur »Langen<br />

Nacht der Museen« kamen rund 15.000 Besucher bei 16 teilnehmenden Häusern der <strong>Klassik</strong><br />

<strong>Stiftung</strong> und 50 Veranstaltungen im Rahmenprogramm. Die poetischen Liedertage »MelosLogos«<br />

feierten ihr zehnjähriges Bestehen unter dem Motto »Flaschenpost aus dem 20. <strong>Jahr</strong>hundert«. Im<br />

26


neuen Veranstaltungsformat zum Masterplan »Kosmos <strong>Weimar</strong>« wurden acht Sonderführungen<br />

durch die Schlosskapelle angeboten, in der bereits mit der Freilegung der Wandfassungen von<br />

1868 begonnen wurde. Mit einem Konzert auf der Baustelle des <strong>Goethe</strong>- und Schiller-Archivs, das<br />

als zweiter Teil der Veranstaltungsfolge realisiert wurde, war der »Schauplatz Kosmos« für die<br />

Öffentlichkeit ganz unmittelbar greifbar. Erfolgreich etablierte Veranstaltungen und Reihen wie<br />

bspw. die Vortrags- und Führungsreihe »Der Landschaftspark und seine Elemente«, der »Tag des<br />

offenen Denkmals« und der »Tag der Freunde«, zu dem die Mitglieder aller sechs Freundeskreise<br />

der <strong>Klassik</strong> <strong>Stiftung</strong> zusammenkamen, wurden erneut angeboten.<br />

2.10 Aus den Direktionen<br />

Museen<br />

Im Zentrum der Arbeit stand die Entwicklung eines »Musealen Gesamtkonzepts«, das am 14. Juli<br />

2011 vom <strong>Stiftung</strong>srat zustimmend zur Kenntnis genommen wurde. <strong>Das</strong> Konzept beschreibt auf<br />

dem Fundament des Masterplans die künftige Profilierung aller von der Direktion betreuten<br />

Museen und Häuser. Weitere Arbeitsschwerpunkte während des <strong>Jahr</strong>es 2011 waren die<br />

weiterführenden Planungen für das Zentrale Museumsdepot, insbesondere die Planungen und<br />

Vorarbeiten zu den Depotumzügen sowie die Vorbereitungen zur Ausschreibung des Wettbewerbs<br />

für das Neue Bauhaus-Museum. Im <strong>Goethe</strong>-Nationalmuseum begannen im Spätsommer 2011 die<br />

Bauarbeiten zur Neugestaltung des Foyers, zur Sanierung der Haustechnik sowie zur Einrichtung<br />

der neuen Dauerausstellung, die am 28. August <strong>2012</strong> ihre Pforten öffnen wird.<br />

Bereits zu Beginn des <strong>Jahr</strong>es 2011 wurde die obere Halle der Fürstengruft in ihrer neuen<br />

Einrichtung erstmals der Öffentlichkeit präsentiert. Zur Neuausstattung gehört neben dem Einbau<br />

eines Kassen- und Verkaufsbereichs eine Dokumentation jener wechselvollen Geschichte, die die<br />

fürstliche Grablege als frühes Zeugnis der <strong>Weimar</strong>er Memorialkultur erlebt hat. <strong>Das</strong> neu eingebaute<br />

Lichtsystem bringt die überlieferten, museal präsentierten Ausstattungsstücke der in den 1860er<br />

<strong>Jahr</strong>en umgestalteten Andachtshalle nun besser zur Geltung. Anlässlich des Liszt-Jubiläums konnte<br />

auch das am westlichen Rand des Parks an der Ilm liegende Liszt-Haus restauratorisch und museal<br />

überarbeitet werden. Vor der Wiedereröffnung am 21. März 2011 wurden in enger<br />

Zusammenarbeit mit der Direktion Schlösser, Gärten und Bauten insbesondere die Raumfassungen<br />

des Obergeschosses untersucht und rekonstruiert. Vor allem die textile Ausstattung, die Möbel<br />

sowie kunstgewerbliche Einzelstücke aus dem Nachlass des Komponisten erfuhren eine gründliche<br />

Überarbeitung. Im Schloss Belvedere wurde die Präsentation der Porzellane aus Thüringer<br />

Manufakturen nach Abschluss der Jubiläumsausstellung zum Thüringer Porzellan 2010 neu<br />

aufgebaut.<br />

Am 24. Juni eröffnete die <strong>Klassik</strong> <strong>Stiftung</strong> gemeinsam mit der Hochschule für Musik im Schiller-<br />

Museum und im Schlossmuseum die Landesaustellung »Franz Liszt – Ein Europäer in <strong>Weimar</strong>«.<br />

Während im Schiller-Museum vor allem die Biographie und das Werk des Komponisten im<br />

Zentrum standen, gewährte der Ausstellungsteil »Kosmos Klavier« in der Beletage des<br />

Schlossmuseums Einblicke in die Geschichte des Klavierbaus während des 19. <strong>Jahr</strong>hunderts.<br />

Präsentiert wurden mehrere Hammerklaviere, die zuvor im Rahmen eines von der<br />

Bundeskulturstiftung geförderten Projekts (»Historische Tasteninstrumente in den Sammlungen<br />

der <strong>Klassik</strong> <strong>Stiftung</strong> <strong>Weimar</strong>«) restauriert werden konnten. Die spielfähigen Instrumente wurden<br />

im Rahmen regelmäßiger Klangführungen dem Publikum vorgestellt und mit Hilfe verschiedener<br />

Medienstationen erläutert. Den Höhepunkt bildete die im Zuge des Restaurierungsprojekts<br />

hergestellte Kopie des Liszt-Flügels der Firma Boisselot & fils von 1846. Hergestellt wurde die<br />

konzertant einsetzbare Kopie in der bei Prag gelegenen Werkstatt von Paul McNulty. Nach fast<br />

einjähriger Laufzeit schloss die Ausstellung »Augengespenst und Urphänomen – 200 <strong>Jahr</strong>e <strong>Goethe</strong>s<br />

Farbenlehre« im <strong>Goethe</strong>-Nationalmuseum im Mai 2011. Sie war mit über 60.000 Besuchen ein<br />

großer Publikumserfolg. Die Graphischen Sammlungen präsentierten im Schiller-Museum die<br />

27


Ausstellung »Rembrandt. Meisterwerke aus den Graphischen Sammlungen«. Anlässlich der<br />

Ausstellung erschien im Böhlau-Verlag ein von Erik Hinterding bearbeiteter Bestandskatalog der in<br />

den <strong>Weimar</strong>er Sammlungen befindlichen Rembrandt-Radierungen. Im Rahmen der gezielten<br />

Ausrichtung des Neuen Museums auf die Kunst der Moderne und Gegenwart zeigte das Neue<br />

Museum eine Ausstellung zum Nachwirken des Bauhauses. Die Präsentation zeigte Werke des<br />

Bauhäuslers Jean Leppien, der nach dem Zweiten Weltkrieg für den kulturellen Austausch<br />

zwischen Frankreich und Deutschland eintrat und ein eindrucksvolles Œuvre schuf. Da ein<br />

konzeptioneller Schwerpunkt im Neuen Museum auf der Förderung zeitgenössischer Kunst aus<br />

Mitteldeutschland liegt, wurde 2011 eine international beachtete Ausstellung zum Werk des<br />

Fotografen Hans-Christian Schink gezeigt, die anschließend das Museum Küppersmühle für<br />

Moderne Kunst in Duisburg übernahm. Der Katalog in Form einer umfangreichen, zweisprachigen<br />

Monographie zum Werk des Künstlers wurde zusammen mit dem Museum in Duisburg<br />

veröffentlicht.<br />

Die Direktion Museen rief bereits 2010 das neue Ausstellungsformat »Varietas. Neues aus den<br />

Museen« ins Leben. Dessen Ziel ist es, mittels kleiner Interventionen in den Räumen verschiedener<br />

Dauerausstellungen Einblicke in die museale Arbeit anhand von unbekannten, neuerworbenen<br />

oder auch restaurierten Sammlungsstücken zu geben. Die Ausstellung »Landschaften des Mäzens.<br />

Schenkungen Dr. Wilhelm Winterstein« im Schlossmuseum, in der das langjährige Engagement<br />

eines Sammlers für die Graphischen Sammlungen gewürdigt wurde, eröffnete am 16. November<br />

2010 diese Reihe. Weitere Präsentationen im Rahmen von »Varietas« waren im Schlossmuseum<br />

»Zwei in Einem – Jacopo de’Barbaris Christusbildnis« sowie, anlässlich des 200. Geburtstages der<br />

Prinzessin Augusta von Sachsen-<strong>Weimar</strong> und Eisenach, »Die Kaiserin aus <strong>Weimar</strong>«. Zu sehen<br />

waren bislang kaum gezeigte Sammlungsstücke zum Leben der Gemahlin des preußischen Königs<br />

und späteren deutschen Kaisers Wilhelm I.<br />

Die im Kunsthaus Apolda gezeigte Ausstellung »Die <strong>Weimar</strong>er Malerschule und das <strong>Weimar</strong>er<br />

Land« (Juni bis August 2011) wurde kuratorisch intensiv unterstützt. Für die im Herbst <strong>2012</strong><br />

eröffnende Ausstellung zur Kunst der DDR »Abschied von Ikarus. Bildwelten in der DDR – neu<br />

gesehen« mit dem Verbundprojekt des Bundesministeriums für Bildung und Forschung »Bildatlas:<br />

Kunst in der DDR« der TU Dresden begannen umfangreiche wissenschaftliche Recherchen sowie<br />

die Einwerbung von Drittmitteln. Für eine gemeinsam mit dem Bauhaus-Archiv Berlin und der<br />

<strong>Stiftung</strong> Bauhaus Dessau geplante Bauhaus-Ausstellung in der Londoner Barbican Art Gallery im<br />

Sommer <strong>2012</strong> wurden inhaltliche und organisatorische Vorbereitungen getroffen, ebenso für eine<br />

geplante Ausstellung zur Bauhäuslerin Benita Koch-Otte im Frühjahr <strong>2012</strong> im Neuen Museum. Die<br />

Museen der <strong>Klassik</strong> <strong>Stiftung</strong> waren im Berichtszeitraum an 48 Sonderausstellungen im In- und<br />

Ausland mit Leihgaben beteiligt. Es wurden 265 Einzelobjekte fotografiert, dokumentiert und<br />

restauratorisch sowie organisatorisch für den Transport und die Präsentationen in<br />

Sonderausstellungen vorbereitet. Im Einzelnen wurden 149 Objekte der Graphischen Sammlungen,<br />

68 kunstgewerbliche Objekte, 67 Gemälde und 11 Plastiken ausgeliehen.<br />

Inventarisierung und Bestandserschließung hatten auch im <strong>Jahr</strong> 2011 einen hohen Stellenwert: Um<br />

die Nutzungsgeschichte des Residenzschlosses differenziert aufarbeiten zu können, wurde eine<br />

Vielzahl historischer Fotos erfasst und mit den verschiedenen Beständen in den <strong>Weimar</strong>er<br />

Archiven abgeglichen. Die Inventarbände der ehemaligen Kunstsammlungen zu <strong>Weimar</strong> wurden<br />

vollständig digitalisiert (etwa 4.500 Digitalisate). Folgende Bestandsgruppen der Kunstsammlungen<br />

wurden für den Katalog der Museen revisioniert oder neu erfasst: Gipsabgüsse von Antiken,<br />

Daktyliotheken, Kunsthandwerk der Ausstellung im Schloss Belvedere, bislang nicht erfasste<br />

Objekte im Nachlass von Franz Liszt und im Gemäldebestand aus der zweiten Hälfte des<br />

19. <strong>Jahr</strong>hunderts, die Sammlung der historischen Wagen im Kutschenmuseum Auerstedt,<br />

Jagdwaffen der Ettersburger Gewehrkammer, Kunsthandwerk aus der Herzoglichen Kunstkammer.<br />

In den Graphischen Sammlungen wurden insbesondere die Bestände der ehemaligen<br />

Kunstsammlungen, die Druckgraphik der <strong>Goethe</strong>-Sammlung sowie die Sammlung Worbes weiter<br />

erfasst. Nachdem im November 2010 die rund 2.100 Stücke zählende Sammlung Ludewig nach<br />

<strong>Weimar</strong> transportiert und in einem Interimsdepot untergebracht worden war, konnten die<br />

28


Inventarisierung der Sammlung sowie die objektbezogenen Recherchen anlaufen. Seit Beginn des<br />

<strong>Jahr</strong>es 2011 wurde der gesamte Bauhaus-Bestand einer gründlichen Inventur unterzogen.<br />

Die Arbeit der Restauratoren, Depotmeister und Museumstechniker wurde neben der allgemeinen<br />

konservatorischen Betreuung des Sammlungsbestandes vor allem durch die Ausstellungstätigkeit,<br />

die Fortführung des Restaurierungsprogramms, den umfangreichen Leihverkehr und die intensive<br />

Vorarbeit in Verbindung mit dem anstehenden Neubau des Zentralen Museumsdepots bestimmt.<br />

Acht Ausstellungen der <strong>Stiftung</strong> wurden restauratorisch betreut. Im Rahmen der Neueinrichtung<br />

des Liszt-Hauses wurden der gesamte Kunstgutbestand und die originalen Einrichtungsgegenstände<br />

restauratorisch überarbeitet sowie historische Draperien rekonstruiert. Restaurierungs-<br />

und Konservierungsmaßnahmen wurden darüber hinaus in verschiedenen Bestandsgruppen<br />

durchgeführt beziehungsweise betreut. So konnte die vom Beauftragten der<br />

Bundesregierung für Kultur und Medien geförderte Restaurierung von 150 italienischen<br />

Handzeichnungen und die Restaurierung von 150 niederländischen Handzeichnungen<br />

abgeschlossen werden. Fertiggestellt wurden auch die 2010 begonnenen Restaurierungs- und<br />

Konservierungsarbeiten an fünf großformatigen niederländischen Bildnissen sowie die<br />

Retuschearbeiten am Gemälde »Wilhelmine Eleonore von Sachsen-<strong>Weimar</strong>« von Christian Richter.<br />

Die holztechnische Stabilisierung der Sitzmöbel aus dem Wohnzimmer von Großherzogin Sophie<br />

sowie die Konservierung, Ergänzung und Restaurierung der Vergoldung der originalen<br />

Goldfassung begannen, ebenso die Voruntersuchung und Bestandserfassung der Sitzmöbel aus<br />

dem Luisenzimmer des Residenzschlosses. Die Restaurierung der Bodenstanduhr von David<br />

Roentgen und Christian Kinzing wurde weitergeführt, die Restaurierung der Kinderzimmer-Möbel<br />

aus dem Haus am Horn von Alma Siedhoff-Buscher fertiggestellt. Drei Altanfiguren aus Schloss<br />

Tiefurt wurden restauriert und die Restaurierung von Gipsen und Marmorskulpturen<br />

weitergeführt. Zur konservatorisch nachhaltigen Deponierung unterschiedlichster textiler Objekte<br />

wurden Materialien erworben (säurefreie Kartonagen, Rollen, Seidenpapiere etc.).<br />

Bestandserhaltende Maßnahmen wurden unter anderem an den Daktyliothekensammlungen und<br />

am Majolikabestand durchgeführt. Zudem wurden zwei Terrakotta-Kandelaber aus der<br />

Fürstengruft restauriert.<br />

Die im Vorfeld des Bauhaus-<strong>Jahr</strong>es 2009 intensivierte Zusammenarbeit mit der <strong>Stiftung</strong> Bauhaus<br />

Dessau und dem Bauhaus-Archiv Berlin wurde während des zurückliegenden <strong>Jahr</strong>es fortgesetzt. Die<br />

Entwicklung einer gemeinsamen Internet-Plattform (www.bauhaus-online.de) stand im<br />

Mittelpunkt der Aktivitäten. Ziel der Internetseite ist es, alle zentralen Informationen zum<br />

Bauhaus, zu seiner Geschichte und zu aktuellen Veranstaltungen zu bündeln. Die <strong>Klassik</strong> <strong>Stiftung</strong><br />

war nicht nur an der Planung und am inhaltlichen Aufbau der Website intensiv beteiligt, sondern<br />

übernahm zwischen Juli und Dezember 2011 auch die redaktionelle Verantwortung.<br />

Die Wissenschaftler der Museen waren in verschiedene Bildungsprojekte der <strong>Stiftung</strong><br />

eingebunden. Die Hausverantwortlichen der Museen unterstützten konzeptionell-inhaltlich sowie<br />

organisatorisch die Einführung von Audioguides in zwölf Häusern. Die vierzehntägig stattfindende<br />

Vortragsreihe »Kunstpause« im <strong>Goethe</strong>-Nationalmuseum führten wissenschaftliche Mitarbeiter der<br />

Museen in enger Abstimmung mit dem Referat Forschung und Bildung durch. Die Reihe<br />

»Sichtbarer Glaube« wurde mit dem Thema »Zeichen und Wunder – Religiöse Symbole in der<br />

Kunst« in Zusammenarbeit mit den Kirchengemeinden im Schlossmuseum fortgesetzt. Mitarbeiter<br />

nahmen Lehraufträge an der Friedrich-Schiller-Universität Jena wahr, betreuten studentische<br />

Praktikanten und Examensarbeiten und führten Fortbildungen für die freien pädagogischen<br />

Mitarbeiter durch. Im März 2011 gründete sich die Kooperation »Wege zu Cranach«, in der<br />

Institutionen aus Kronach, Gotha, Coburg, Wittenberg, Eisenach und Dessau zusammenwirken.<br />

Außerordentlich bereichernd war für die Museen die Zusammenarbeit mit den Freundeskreisen.<br />

Der Freundeskreis des <strong>Goethe</strong>-Nationalmuseums engagierte sich, über sein bewährtes<br />

Veranstaltungsprogramm hinausgehend, bei der Erwerbung von Exponaten. Der Freundeskreis der<br />

<strong>Weimar</strong>er Kunstsammlungen formierte sich neu zum Verein »Bauhaus.<strong>Weimar</strong>.Moderne. Die<br />

Kunstfreunde«. Er brachte sich in die Diskussion um das Neue Bauhaus-Museum ein, unterstützte<br />

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die Museen durch den Ankauf einer Fotografie von Hans-Christian Schink und warb Drittmittel für<br />

kleine Ausstellungsprojekte im Neuen Museum ein. Unter dem Arbeitstitel »<strong>Weimar</strong>er<br />

Kunstgesellschaft. Von Cranach bis Rohlfs« wurde eine Initiative zur Gründung eines neuen<br />

Freundeskreises ins Leben gerufen. Der Verein der Freunde des Liebhabertheaters Schloss<br />

Kochberg e.V. belebte die Schlossanlage in Kochberg mit einem anspruchsvollen und<br />

publikumswirksamen Theater- und Veranstaltungsprogramm. Der Verein ist gemeinsam mit den<br />

Museen und dem Referat Forschung und Bildung an der Entwicklung neuer Nutzungskonzepte für<br />

Kochberg beteiligt. Die erfolgreiche Einwerbung von Fördermitteln aus dem Konjunkturpaket II ist<br />

einer Initiative des Vereinsvorstandes zu danken.<br />

Aus Privatbesitz konnten Arbeiten von <strong>Weimar</strong>er Künstlern erworben werden: Karl Buchholz,<br />

Album des <strong>Weimar</strong>er Künstler-Kegelvereins, 1878-1880; Paul Wilhelm Tübbecke, Erntelandschaft<br />

bei <strong>Weimar</strong>, 1885, Öl auf Leinwand; Alfred Ahner, Porträt Esther Dülberg, 1923, Pastell; ein<br />

Konvolut von Druckgraphiken aus dem Nachlass von Alexander Olbricht, darunter der Zyklus<br />

»Zwölf Radierungen aus <strong>Weimar</strong>« von 1910. Für die kunsthandwerklichen und kulturhistorischen<br />

Sammlungen wurden Objekte aus dem Nachlass Vulpius erworben; Puppenkleider aus dem Besitz<br />

Alma von <strong>Goethe</strong>s und eine Spielzeugpuppe aus dem Besitz der Großherzogin Feodora vom Ende<br />

des 19. <strong>Jahr</strong>hunderts kamen ebenso hinzu wie Porzellane aus den Thüringer Manufakturen<br />

Gotha und Ilmenau sowie ein silberner Tafelleuchter aus dem Besitz der Großherzogin Maria<br />

Pawlowna (St. Petersburg um 1800). Als Schenkung der Familie Krug, Augsburg, kam ein<br />

Tafelklavier des <strong>Weimar</strong>er Hofinstrumentenmachers Johann Georg Schenck von 1789 in die<br />

Sammlung. Dr. Winterstein, München, schenkte für das Graphische Kabinett eine Kreidezeichnung<br />

von Joseph-Ferdinand Lancrenon (»Oreithyia wird von Boreas entführt«) sowie ein Aquarell von<br />

Theodore Rousseau mit einer Ansicht von Rouen aus dem <strong>Jahr</strong>e 1830. Als Dauerleihgaben der<br />

Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen kamen zwei Blätter von Vertretern der<br />

Künstlerfamilie Tischbein in die Graphischen Sammlungen: Johann Anton Tischbein (1720-1784),<br />

Badende Nymphen, Feder in Braun, Aquarell; Johann Heinrich Wilhelm Tischbein (1751-1829),<br />

Drei Italienerinnen in einer Landschaft, Feder und Pinsel in Braun, über Graphit. Die Erwerbung<br />

des Nachlasses ›Heinrich Reinhold‹ wurde abgeschlossen. Aus Privatbesitz konnten verschiedene<br />

Lisztiana, darunter der Gipsabguss der Kinderhand des Künstlers erworben werden. Für das Neue<br />

Museum konnten zwei Fotografien von Hans-Christian Schink gewonnen werden, eine davon als<br />

Geschenk des Künstlers.<br />

Zu Beginn des <strong>Jahr</strong>es <strong>2012</strong> ist die bedeutende Erwerbung eines Möbels aus deutschem Kunsthandel<br />

möglich geworden, das der für den Wiederaufbau des Schlosses tätige Berliner Architekt Heinrich<br />

Gentz für die <strong>Weimar</strong>er Residenz um 1802 entworfen hat. Die Entwurfszeichnung für den offenbar<br />

ursprünglich karmesinrot bezogenen Sessel befindet sich unter den Entwürfen von Gentz für<br />

<strong>Weimar</strong> in der Graphischen Sammlung. Bislang war keines der ausgeführten Stücke zu den in<br />

<strong>Weimar</strong> erhaltenen Entwürfen bekannt. Deshalb stellt das Möbel eine interessante Entdeckung und<br />

Bereicherung der ursprünglichen klassizistischen Ausstattung des Stadtschlosses dar.<br />

<strong>Goethe</strong>- und Schiller-Archiv<br />

Mit Erfolg hat das <strong>Goethe</strong>- und Schiller-Archiv auch das zweite <strong>Jahr</strong> in den Ausweichquartieren<br />

bewältigt. Die durch die Grundsanierung des historischen Archivgebäudes bedingte Auslagerung<br />

der Bestände und der Umzug der Mitarbeiter auf vier verschiedene Standorte haben alle laufenden<br />

Arbeiten des Archivs jedoch weiterhin stark beeinflusst. Die benutzungsintensivsten<br />

Handschriftenbestände konnten mit großen organisatorischen Herausforderungen im<br />

Thüringischen Hauptstaatsarchiv <strong>Weimar</strong> in der Marstallstraße den Benutzern zur Verfügung<br />

gestellt werden, die Filmbestände wurden im Studienzentrum der Herzogin Anna Amalia<br />

Bibliothek für die Benutzung und die Anfertigung von Kopien bereitgestellt. Der größte Teil der<br />

Mitarbeiter arbeitete im Ausweichquartier in der Steubenstraße.<br />

30


Die Sanierungsarbeiten am historischen Archivgebäude gingen zügig voran, obwohl der frühe<br />

Winterbeginn Ende 2010 für Verzögerungen und erschwerte Arbeitsbedingungen im<br />

Außenbereich sorgte. Die Reinigungs- und Restaurierungsarbeiten an den Fassaden des Gebäudes<br />

sind vollständig abgeschlossen, ebenso der Einbau der neuen sicherungs- und klimatechnisch<br />

leistungsfähigen Fenster. Als Kernstück der Sanierung entstanden die neuen Magazinräume im<br />

Kellergeschoss des historischen Gebäudes und als Neubau unterirdisch vor dem Gebäude, ergänzt<br />

durch acht neue Büroräume. Im Sommer 2011 erfolgte der Einbau der aufwendigen<br />

Gebäudetechnik für die Magazine und künftigen Lesesäle. Im Außenbereich wurde begonnen, die<br />

Stützmauer zur Ilm hin wieder aufzubauen und die Mauer, die das Archiv-Gebäude umgibt, neu zu<br />

festigen.<br />

Die Erschließung und Verzeichnung der Handschriftenbestände sowie die Pflege und<br />

Fortschreibung der Datenbanken des Archivs wurden fortgesetzt. Die Archivbestände Ludwig von<br />

Hofmann und René Jacques Baerlocher sind vollständig verzeichnet worden. Über eine<br />

Fördermaßnahme wurde auch die Zeitungsausschnittsammlung des Nietzsche-Archivs weiter<br />

bearbeitet. Die Inventarisierung des <strong>Goethe</strong>-Bestandes ist einen weiteren Schritt vorangekommen:<br />

Im November 2011 erschien der gedruckte Band für die Dramen, Romane und Erzählungen.<br />

Die Förderung der in Kooperation mit dem Freien Deutschen Hochstift und der Julius-Maximilians-<br />

Universität Würzburg entstehenden historisch-kritischen Ausgabe von <strong>Goethe</strong>s »Faust« durch die<br />

Deutsche Forschungsgemeinschaft ist für drei <strong>Jahr</strong>e verlängert worden. Seit Juli 2011 wird die<br />

Ausgabe mit einer Wissenschaftlerstelle am <strong>Goethe</strong>- und Schiller-Archiv unterstützt. Die<br />

langjährigen guten Beziehungen zwischen dem Freien Deutschen Hochstift und dem <strong>Goethe</strong>- und<br />

Schiller-Archiv führten dazu, dass die <strong>Weimar</strong>er Ausstellung zum Briefwechsel zwischen <strong>Goethe</strong><br />

und Schiller mit 50 Originalbriefen aus dem Archiv vom 07. Mai bis 26. Juni 2011 auch in<br />

Frankfurt gezeigt werden konnte.<br />

Eine Hauptaufgabe des Archivs bestand 2011 in der Vorbereitung der Eröffnung der in<br />

Kooperation mit der Hochschule für Musik Franz Liszt veranstaltete Landesausstellung „»Franz<br />

Liszt – Ein Europäer in <strong>Weimar</strong>« vom 24. Juni bis 31. Oktober 2011. Evelyn Liepsch war seitens der<br />

<strong>Stiftung</strong> als Kuratorin für Konzeption, Recherche und Realisierung der Ausstellung zuständig. Sie<br />

arbeitete mit den Restauratorinnen des Hauses und anderen Mitarbeitern der Museen zusammen,<br />

war maßgeblich an der Erstellung des Katalogs beteiligt und hat die Ausstellung unter Beteiligung<br />

am vielfältigen Rahmenprogramm der <strong>Stiftung</strong> mit zahlreichen Führungen und Interviews<br />

begleitet.<br />

Zweifellos gehört die Erwerbung eines einmaligen Konvoluts mit <strong>Goethe</strong>-Autographen aus der<br />

Familienbibliothek der Welfen im Frühjahr 2011 zu den Höhepunkten in der<br />

Erwerbungsgeschichte des Archivs. <strong>Das</strong> Konvolut besteht im Kern aus sechs eigenhändigen<br />

Gedichthandschriften <strong>Goethe</strong>s sowie zwei Briefen des Dichters an Prinzessin Friederike zu<br />

Mecklenburg-Strelitz, spätere Herzogin von Cumberland und Königin von Hannover. Der Ankauf<br />

wurde mit Mitteln des Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, der<br />

Kulturstiftung der Länder, der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen, der <strong>Stiftung</strong><br />

Wüstenrot, der Freundesgesellschaft des <strong>Goethe</strong>- und Schiller-Archivs sowie vielen weiteren<br />

ungenannten Spendern großzügig unterstützt. Ein Albumblatt <strong>Goethe</strong>s mit zwei Versen aus dem<br />

»West-östlichen Divan« ist dem Archiv von der Mommsen-Foundation übergeben worden.<br />

Weiterhin konnte der Nachlass der Schriftstellerin Gisela Kraft erworben werden. Unter den<br />

Neuerwerbungen sind außerdem Autographen von Achim von Arnim, Caroline Herder, Franz<br />

Liszt, Friedrich Gentz, Heinrich Luden, Ludwig Preller und Karl Friedrich Zelter hervorzuheben.<br />

Eine im Oktober 2011 auf einer Auktion in Basel angebotene Handschrift der Ode »An die Freude«<br />

von Friedrich Schiller konnte die <strong>Klassik</strong> <strong>Stiftung</strong> trotz großzügiger Groß- und zahlreicher<br />

Einzelspenden nicht erwerben. Der Zuschlag wurde bei einem Gebot von 500.000 Schweizer<br />

Franken erteilt.<br />

31


Die »Historisch-kritische Ausgabe der Briefe <strong>Goethe</strong>s« wurde mit den Arbeiten an den Bänden 3, 7<br />

und 8 fortgesetzt, u. a. im Rahmen einer Langzeitförderung durch die DFG. Neben der<br />

Editionsarbeit wurde das im Internet abrufbare »Repertorium der <strong>Goethe</strong>-Briefe« kontinuierlich<br />

gepflegt und aktualisiert.<br />

Bei der historisch-kritischen Ausgabe von »<strong>Goethe</strong>s Tagebüchern« werden derzeit die Bände 6, 7<br />

und 8 bearbeitet, die die Texte und Kommentare zu <strong>Goethe</strong>s Tagebüchern von 1817 bis 1822<br />

enthalten.<br />

Band 8 der »Briefe an <strong>Goethe</strong>. Gesamtausgabe in Regestform« ist 2011 erschienen. Damit sind die<br />

Briefe an <strong>Goethe</strong> bis 1819 erschlossen. Die Arbeiten an Band 9 (1820–1822) liefen planmäßig<br />

weiter. Die bestehenden Datenbanken wurden weiter ausgebaut. Die Volltextdatenbank enthält zur<br />

Zeit die Daten zu etwa 7.500 Briefen an <strong>Goethe</strong>; die ständig aktualisierte und erweiterte<br />

Personendatenbank stellt die Ergebnisse der intensiven Personenrecherchen über die <strong>Klassik</strong><br />

<strong>Stiftung</strong> hinaus auch Nutzern im Internet zur Verfügung.<br />

Für die <strong>Weimar</strong>er Arnim Ausgabe (WAA), die durch externe Bandherausgeber erarbeitet wird,<br />

erfolgte in der am GSA angesiedelten Arbeitsstelle die technische und inhaltliche Endredaktion der<br />

Bände vor Absendung an den Verlag. 2011 erschien der 13. Band (Schaubühne), Anfang <strong>2012</strong> Band<br />

32 (Briefwechsel 1805–1806). Die Arnim-Bibliographie wurde kontinuierlich fortgeschrieben.<br />

Zudem wurden die Bandbearbeiter durch Auskünfte und Recherchen sowie die Dokumentation<br />

von Sekundärliteratur unterstützt.<br />

Die historisch-kritische Herder-Briefausgabe kann durch eine Förderung der Deutschen<br />

Forschungsgemeinschaft durch Günter Arnold, den langjährigen Bearbeiter der Edition, fortgeführt<br />

und abgeschlossen werden.<br />

An allen noch ausstehenden Bände der Schiller-Nationalausgabe sowie den Nachtragsbänden<br />

wurde durch externe Bearbeiter weitergearbeitet. Vorangekommen ist die Arbeit an zwei noch<br />

ausstehenden Bänden der NA. <strong>Das</strong> Manuskript zu Band NA 41 II (Lebenszeugnisse. Teil 2 B:<br />

Dokumente zu Schillers Leben, Kommentar) befindet sich in der Endredaktion. Fortgesetzt wurde<br />

die redaktionelle Betreuung von NA 9 II N und NA 19 II (Kommentar zu Band 17 und 18).<br />

Der noch ausstehende letzte Band der Heine-Säkularausgabe (Kommentarband 12, Späte Prosa)<br />

wurde an externe Bandbearbeiter vergeben und ist zum Teil abgeschlossen.<br />

Herzogin Anna Amalia Bibliothek<br />

<strong>Jahr</strong>esausstellung und Schülerseminar<br />

Am 08. April 2011 wurde im Renaissancesaal der Bibliothek die Ausstellung »Reise in die<br />

Bücherwelt« eröffnet. Es werden noch bis 11. März <strong>2012</strong> 50 gedruckte Werke aus dem reichen<br />

Buchbestand ausgestellt. Zu ihnen zählen bibliophile Raritäten wie die 1534 bei Hans Lufft in<br />

Wittenberg gedruckte Luther-Bibel als erste Gesamtausgabe der Lutherischen Bibelübersetzung,<br />

Basilius Beslers »Hortus Eystettensis« von 1613, mit dem der Kupferstichdruck in Deutschland<br />

begann, oder Isaac Newtons 1687 erschienene »Principia mathematica« als Gründungsdokument<br />

der modernen Naturwissenschaft. Ebenso werden Bücher, die in besonderer Weise mit <strong>Weimar</strong><br />

verbunden sind, vorgestellt, darunter »<strong>Das</strong> römische Carneval« von Johann Wolfgang von <strong>Goethe</strong><br />

aus dem <strong>Jahr</strong> 1789, von dem er selbst kein Belegexemplar mehr besaß, Sulpiz Boisserées<br />

folgenreiches Buch über den unvollendeten Kölner Dom von 1823 sowie Friedrich Nietzsches »Ecce<br />

Homo«, das 1908 von Henry van de Velde gestaltet wurde. Jedes Buch eröffnet eine andere Welt<br />

und ist auf seine Weise eine Kostbarkeit. Ausstellung und Katalogband (Böhlau Verlag) werden von<br />

der Gesellschaft Anna Amalia Bibliothek e.V. gefördert. Eine Vortragsreihe vertieft einzelne<br />

Aspekte.<br />

32


Bei einem Europäischen Schüler-Seminars, veranstaltet von der Gesellschaft Anna Amalia<br />

Bibliothek e.V. vom 14. bis 27. August, konnten Schüler aus Bulgarien, Frankreich, Griechenland,<br />

Estland, der Slowakei und Deutschland begrüßt werden. <strong>Das</strong> Seminar stand unter dem Thema »Zur<br />

Nation euch zu bilden, ihr hoffet es, Deutsche, vergebens!« Mit Unterstützung des Freundeskreises<br />

erhielten 2010 sechs Gymnasien aus dem Umkreis <strong>Weimar</strong>s, aus Schnepfenthal und Wolfenbüttel,<br />

im Rahmen eines Leistungskurses zu einem bestimmten Thema drei Tage lang in der Bibliothek zu<br />

arbeiten. Die Gesellschaft Anna Amalia Bibliothek e.V. hat etwa 400 Mitglieder.<br />

Brandfolgenprojekte<br />

Der Umgang mit Mengenschäden war das zentrale Thema eines Kolloquiums, das am 24.<br />

September 2011 im Studienzentrum der Herzogin Anna Amalia Bibliothek stattfand und an dem<br />

107 Fachleute aus 5 Ländern teilnahmen. Im Rahmen dieser Veranstaltung wurden die Ergebnisse<br />

eines seit 2008 laufenden Projektes vorgestellt, das für einen Zeitraum von fünf <strong>Jahr</strong>en von der<br />

Volkswagen<strong>Stiftung</strong> gefördert wird. Eines der Projektziele ist die Entwicklung innovativer<br />

Methoden bei der Mengenrestaurierung der beim Brand geschädigten Ledereinbände. Bei den ca.<br />

7.500 zu restaurierenden Ledereinbänden sollen Erfahrungen aus der Papierrestaurierung auf die<br />

Ledereinbandrestaurierung übertragen werden, um auf diese Weise Abläufe zu optimieren und<br />

neue Standardverfahren zu etablieren. Neben ganz praktischen Fragen zu spezifischen<br />

Problemstellungen – etwa zur Ästhetik oder der Schadenserhebung und Auftragszusammenstellung<br />

– standen interdisziplinäre Ansätze im Vordergrund. So wurden auch<br />

Schadensbilder und Restaurierungskonzepte aus den Bereichen der Lederarchäologie und der<br />

Restaurierung von Ledertapeten vorgestellt.<br />

Im Rahmen der Kooperation mit der Fachhochschule Hildesheim fand in der Zeit vom 20. bis 24.<br />

September eine Projektwoche für acht Studierende im Sondermagazin Carlsmühle statt. Die<br />

Studierenden des Studienganges Konservierung und Restaurierung haben zunächst nach<br />

vorgegebenen Kriterien den etwa 2200 Bände umfassenden Bestand an wasser- und<br />

hitzegeschädigten Gewebeeinbänden durchgesehen und die Bücher in Schadensguppen eingeteilt.<br />

Die Zahl der restaurierten Aschebuchblätter durch die bibliothekseigene Werkstatt für<br />

brandgeschädigtes Schriftgut in <strong>Weimar</strong>-Legefeld stieg gegenüber dem Vorjahr um 8.000 auf<br />

86.117; damit wurden 237.000 Blatt seit 2008 restauriert. Nimmt man die Produktion der Berner<br />

Werkstatt mit 31.100 Blatt hinzu, wurden seit 2008 insgesamt 293.000 Blatt, das sind 1.500 Bände,<br />

restauriert. Die Herzogin Anna Amalia Bibliothek geht von ca. 8.000 Aschebüchern aus, deren<br />

Restaurierung möglich ist. Erfolgreich war ein Antrag der Gesellschaft Anna Amalia Bibliothek e.V.<br />

bei der Friede Springer <strong>Stiftung</strong> zur Restaurierung der brandgeschädigten Pergamenteinbände in<br />

der Größenordnung von 120.000 €.<br />

Seit dem Unglück vom 2. September 2004 unternimmt die Herzogin Anna Amalia Bibliothek<br />

systematisch den Versuch, die historischen Buchbestände durch Wiederbeschaffung ehemals<br />

vorhandener Ausgaben sowie durch die Aufnahme wertvoller Privatsammlungen zu bereichern.<br />

Bisher wurden im Rahmen dieses Programms 32.000 alte Bücher neu in den Bestand der Herzogin<br />

Anna Amalia Bibliothek integriert. <strong>Das</strong> entspricht einer so großen Menge an antiquarischen<br />

Erwerbungen pro <strong>Jahr</strong>, wie sie die sechs großen Bibliotheken der Arbeitsgemeinschaft Sammlung<br />

deutscher Drucke, d.h. die Bayerische Staatsbibliothek München, die Herzog August Bibliothek<br />

Wolfenbüttel, die Niedersächsische Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen, die<br />

Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg Frankfurt a. M., die Staatsbibliothek zu Berlin<br />

und die Deutsche Nationalbibliothek, insgesamt nicht erreichen. Von den 33.000 Büchern wurden<br />

19.500 durch Kauf erworben, 13.500 kamen als Geschenk in den Bestand. Damit konnten 9.000<br />

Brandverluste im engeren Sinne ersetzt werden.<br />

Insgesamt wurden in den letzten sieben <strong>Jahr</strong>en für die Brandprojekte (Buchrestaurierung und<br />

Wiederbeschaffung, befristet eingestelltes Personal) etwa 15 Mio. € ausgegeben.<br />

33


<strong>Klassik</strong> online: »gut aufgearbeitet und nutzerfreundlich«<br />

Seit 1960 werden in <strong>Weimar</strong> Publikationen zur klassischen deutschen Literatur bibliographisch<br />

erfasst und zugänglich gemacht. Bis 2008 (Berichtsjahr 2005) erschienen die Ergebnisse dieser<br />

Arbeit in gedruckter Form, zuletzt unter dem Titel »Internationale Bibliographie zur deutschen<br />

<strong>Klassik</strong> 1750–1850« beim Verlag de Gruyter. Seither wurde in einem befristeten Projekt mit<br />

Fördermitteln der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) die gedruckte Quelle in einen<br />

modernen Online-Dienst umgewandelt. Die weitere Verzeichnung der Literatur ist dabei nicht<br />

befristet, diese Arbeiten werden aus Mitteln der Bibliothek bzw. der <strong>Klassik</strong> <strong>Stiftung</strong> laufend<br />

fortgeführt. Die Gutachter der DFG haben den Abschlussbericht der Bibliothek über das Projekt<br />

gebilligt und betont, dass die dafür »avisierten Ziele durchweg realisiert wurden«. Die<br />

Informationsmenge sei »gut aufgearbeitet« und die Bedienung »nutzerfreundlich«. Positiv<br />

hervorgehoben wurde, dass bei der angebotenen Dokumentlieferung »auf die bewährten Verfahren<br />

des GBV (= Gemeinsamen Bibliotheksverbunds; Anm. KSW) zurückgegriffen« werde. Insgesamt<br />

stelle <strong>Klassik</strong> online einen »einfachen und sinnvollen Zugang zur Forschungsliteratur deutsche<br />

<strong>Klassik</strong> bereit.«<br />

<strong>Das</strong> als PICA-Datenbank angelegte Informationssystem umfasst mehr als 125.500 Datensätze zu<br />

den Publikationen über die deutschsprachige Literatur der <strong>Goethe</strong>zeit aus den <strong>Jahr</strong>en 1990 bis<br />

<strong>2012</strong>. Es ist unter der Internetadresse http://opac.ub.uni-weimar.de/LNG=DU/DB=4.2/<br />

ohne Kosten zugänglich. Besonderheiten gegenüber der Erfassung in den üblichen<br />

Bibliothekskatalogen sind die Aufnahme von Aufsätzen und Rezensionen sowie die obligatorische<br />

Erschließung aller Einträge durch Schlagwörter und durch die Einordnung in eine Systematik. Für<br />

diese Systematik wird eine benutzerfreundliche Online-Darstellung angeboten, die neben den<br />

üblichen Suchmöglichkeiten auch ein systematisches Recherchieren in den Daten erlaubt. Zu den<br />

Vorzügen von <strong>Klassik</strong> online gehört außerdem die von den Gutachtern gelobte Funktion, für die<br />

Dokumentlieferung der angezeigten Publikationen direkt in den Verbundkatalog des Gemeinsamen<br />

Bibliotheksverbunds zu den entsprechenden Lieferbibliotheken wechseln zu können.<br />

Zusätzliche Dienste leisten sogenannte RSS-Feeds. Diese Option (engl. Really Simple Syndication)<br />

kann als individueller Aktualisierungsdienst beschrieben oder auch mit einem Nachrichtenticker<br />

verglichen werden: Im Anschluss an eine Suchanfrage erscheint die Anzeige »Diese Suchanfrage<br />

abonnieren (RSS)« mit entsprechendem Symbol oberhalb der Ergebnisanzeige. Wenn man nun<br />

dieses Feld aktiviert, wird im Web-Browser ein dynamisches Lesezeichen eingetragen, das vom<br />

Benutzer jederzeit angewählt werden kann, und das dann dieselbe Suchanfrage auf der Basis der<br />

aktuellsten Daten neu auslöst. Nach Ansicht der Gutachter wird dadurch »die Arbeit mit dem<br />

Informationsdienst erheblich erleichtert«. Außerdem besteht für die Nutzer die Möglichkeit, neue<br />

Titel online zu melden.<br />

Neben den technischen Finessen des elektronischen Dienstes stellen allerdings die Qualität der<br />

bibliographischen Angaben und die quantitative Dichte der Erschließung nach wie vor die<br />

Hauptvorzüge von <strong>Klassik</strong> online dar.<br />

Erstmals mehr als 1 Mio. Bände<br />

Der Bestand der Herzogin Anna Amalia Bibliothek hat Ende 2011 zum ersten Mal die Grenze von 1<br />

Mio. Medieneinheiten überschritten (genau: 1.005.880 Medieneinheiten). Damit ist die Sammlung<br />

wieder deutlich umfangreicher als vor dem Brand 2004, als der Gesamtbestand schon einmal auf<br />

960.000 Bände angewachsen und um 50.000 Bände plus eine noch unbekannte Menge an nicht zu<br />

restaurierenden Büchern dezimiert worden war.<br />

Insgesamt wurden 2011 ca. 18.000 Bücher neu in den Bestand aufgenommen – sowohl aktuelle<br />

wissenschaftliche Bücher, Zeitschriften und elektronische Medien zur Literatur- und<br />

Kulturgeschichte wie auch Antiquaria. Für Bucherwerbungen konnte die Bibliothek 1,13 Mio. €<br />

ausgeben. Diese Summe entspricht ungefähr der der Vorjahre, allerdings hat sich der Anteil der<br />

Spenden an den Erwerbungsmitteln auf mehr als die Hälfte erhöht. <strong>Das</strong> ist in Deutschland<br />

vermutlich einmalig.<br />

Unabhängig von den laufenden Erwerbungen bzw. dem Projekt der Wiederbeschaffung nach dem<br />

Brand gelang im Sommer 2011 ein besonderer Ankauf: Beate Dorfner-Erbs, in <strong>Weimar</strong> lebende<br />

Enkelin und Erbin eines der bedeutendsten künstlerischen Buchbinder der ersten Hälfte des 20.<br />

34


<strong>Jahr</strong>hunderts in Deutschland, Otto Dorfner (1885–1955), hat der Herzogin Anna Amalia Bibliothek<br />

dessen Sammlung von verschiedenen Druckausgaben zu <strong>Goethe</strong>s Faust in eigenen Einbänden<br />

veräußert. Der unabhängige Gutachter stufte die Sammlung in den Rang eines nationalen<br />

Kulturguts für Deutschland ein. Schon bisher befanden sich zahlreiche Dorfner-Einbände im<br />

Bestand der Bibliothek, vor allem in der Sammlung Haar.<br />

Die Benutzungskennziffern sind gegenüber den Vorjahren konstant geblieben: die Zahl der<br />

Entleihungen ist etwas gesunken auf 81.000, die Fernleihe für Nutzer anderer Bibliotheken im In-<br />

und Ausland auf 6.400 Bestellungen leicht gestiegen. Verglichen mit den <strong>Jahr</strong>en vor dem Brand<br />

sind die Benutzungskennziffern mehr als dreimal so hoch.<br />

Die DFG hat kürzlich ein Projekt zur Erschließung und Digitalisierung der Stammbuchsammlung<br />

der Herzogin Anna Amalia Bibliothek in Kooperation mit der Universitätsbibliothek Tübingen und<br />

dem Universitätsarchiv Tübingen neu bewilligt. Für die ersten drei von insgesamt fünf geplanten<br />

<strong>Jahr</strong>en sind Mittel in Höhe von 250.000 € zugesagt. Ziel ist die Bearbeitung frühneuzeitlicher<br />

Stammbücher bis 1765. Die Sammlung der Herzogin Anna Amalia Bibliothek in <strong>Weimar</strong> ist mit<br />

mehr als 1.100 Exemplaren aus der Zeit von 1550 bis 1950 der größte Bestand dieser Art weltweit.<br />

Der Grundstock der Sammlung wurde in der Zeit gelegt, als <strong>Goethe</strong> die Oberaufsicht über die<br />

Herzogliche Bibliothek innehatte. Im <strong>Jahr</strong> 1805 veranlasste er den Ankauf einer ansehnlichen<br />

Sammlung von 275 Stammbüchern aus dem Besitz des Ulmer Buchdruckers Christian Ulrich<br />

Wagner.<br />

Schlösser, Gärten, Bauten<br />

Auf der Grundlage einer Förderung durch das Investitionsprogramm »Nationale UNESCO-<br />

Welterbestätten« kann die <strong>Klassik</strong> <strong>Stiftung</strong> die Sanierung der Orangerieanlage Belvedere<br />

fortsetzen. Nach Abschluss der grundhaften Sanierung und Restaurierung des Roten Turmes und<br />

des Langen Hauses der Orangerieanlage im <strong>Jahr</strong> 2003 sind im Bauabschnitt bis 2014<br />

Baumaßnahmen am Nord- und Südflügel einschließlich der dazugehörigen Pavillonbauten, am<br />

Neuen Haus, am Gärtnerwohnhaus und an der Großen Grotte vorgesehen. Ende Mai 2011<br />

begannen die umfangreichen Sanierungsmaßnahmen am Nord- und am Südflügel der<br />

Orangerieanlage. Nach Maßnahmen zur Dekontaminierung im Dachraum, der Abnahme der alten<br />

Dachdeckung und teilweisen Bergung der historischen Dachziegel zur möglichen<br />

Wiederverwendung am Neuen Haus erfolgten Reparaturen und konstruktive Ergänzungen am<br />

Dachtragwerk und die Neueindeckung der Dachflächen. Trotz der überaus kurzen Bauzeit von nur<br />

knapp vier Monaten konnten die Pflanzenbestände pünktlich im September wieder in ihren<br />

angestammten Überwinterungshäusern aufgestellt werden.<br />

Im Vorfeld des Liszt-Jubiläums 2011 rückte das Liszt-Haus in den Fokus der Baudenkmalpflege. Es<br />

wurden umfangreiche restauratorische Untersuchungen vor allem an den Fassaden und den<br />

Innenräumen sowie eine ausgedehnte archivalische Recherche vorgenommen. Die Ergebnisse<br />

fanden in der genehmigungsrelevanten denkmalpflegerischen Zielstellung für die geplanten<br />

Maßnahmen ihren Niederschlag. Auf dieser Grundlage erfolgten die Sanierung des Daches und der<br />

Fassade. Neben der notwendigen Ertüchtigung des Dachtragwerkes wurde das Dach mit einer<br />

Neueindeckung mit Biberschwanzziegeln und Schiefergraten sowie einer neuen Blitzschutzanlage<br />

versehen. Durch Reparaturen und Ergänzungen konnten große Partien der historischen Putze<br />

erhalten werden. Die Natursteingesimse wurden ebenfalls einer Überarbeitung und Konservierung<br />

unterzogen. Die Gedenktafel – eine der frühesten in <strong>Weimar</strong> – befindet sich nach ihrer<br />

Restaurierung wieder am ursprünglichen Platz an der Südfassade. Im direkten Umfeld des Liszt-<br />

Hauses kam es sowohl zur Instandsetzung der Hofmauer an der Marienstraße einschließlich der<br />

Restaurierung der Schmuckvasen als auch der Torpfeiler und Zaunanlage im Süden. Im kleinen<br />

Hausgarten wurden die Beeteinfassungen und der gepflasterte Weg sowie das Blumenrondell<br />

überarbeitet. Die historischen Wohnräume zeigen auf der Grundlage von Fassungsuntersuchungen<br />

und Quellenrecherchen wieder die Farbigkeit der Lisztzeit. Die von Goldleisten gerahmten,<br />

manufakturgefertigten weißen Glanztapeten im Musiksalon prägen den reich ausgestatteten<br />

35


gründerzeitlichen Raum. Die übrigen Räume auf der Westseite des Gebäudes (Schlaf-, Speise- und<br />

Dienerzimmer) zeigen sich im Gegensatz zum Musiksalon in einer kräftigen Farbigkeit. Diese<br />

sorgfältige Annäherung an eine möglichst authentische Ausstattung lässt den Charakter des<br />

gründerzeitlichen Interieurs und seiner eleganten Tapezierkunst stärker als bislang hervortreten.<br />

Im <strong>Goethe</strong>-Nationalmuseum soll zum 28. August <strong>2012</strong> in den beiden Ausstellungsetagen des<br />

Erweiterungsbaus von 1935 die neue Ausstellung »Lebensfluten – Tatensturm« eingerichtet<br />

werden. Die Umgestaltung der Ausstellungsräume im ersten und zweiten Obergeschoss des<br />

Erweiterungsbaus ist die Voraussetzung für die Neueinrichtung einer ständigen Ausstellung zu<br />

Leben und Werk <strong>Goethe</strong>s. Dabei werden Beleuchtungssysteme und bestehende Klimaanlagen<br />

optimiert und die konservatorischen Bedingungen in den Ausstellungsräumen verbessert. Die<br />

zentrale Erschließung für <strong>Goethe</strong>s Wohnhaus, <strong>Goethe</strong>s Hausgarten, für die Ausstellung und<br />

verschiedene Benutzerbereiche ist künftig bereits im Foyer angesiedelt. In den bisherigen<br />

Ausstellungsbereichen begannen die Baumaßnahmen bereits im Juni 2011, für die Umgestaltung<br />

des Foyers fiel der Startschuss im September 2011. Bis zur Wiedereröffnung der Foyerbereiche im<br />

Juli <strong>2012</strong> sind alle Servicefunktionen für den Museumsbetrieb im Wohnhaus, in der<br />

Dienerwohnung und in den Erdgeschossräumen des Hinterhauses untergebracht.<br />

<strong>Das</strong> <strong>Jahr</strong> 2011 stand für das <strong>Goethe</strong>- und Schiller-Archiv im Zeichen umfassender Bauarbeiten. Die<br />

Stützmauer des Gebäudes wurde vor dem Archiv geöffnet, um in dem einstmals aufgeschütteten<br />

Bereich zusätzlichen Büroraum und Magazinflächen entstehen zu lassen. In diesem<br />

Zusammenhang wurde der Kellerboden des historischen Gebäudes tiefergelegt, um so einen<br />

stufenlosen Übergang vom Magazinneubau zum historischen Kellerbereich zu ermöglichen. Für<br />

das neue Magazin im historischen Gebäude wurden die Stützsäulen aus den Kellerräumen<br />

komplett entfernt und durch komplexe statische Lösungen ersetzt. Erst durch diese Maßnahme<br />

konnte der Platz für die neuen Kompaktregalanlagen gewonnen werden. Im Neubauteil des<br />

Magazins werden in Zukunft die wertvollsten Bestände aufbewahrt. Unmittelbar daneben sind<br />

Arbeitsräume entstanden, die den Mitarbeitern kurze Transportwege bei der Arbeit mit den<br />

Archivalien ermöglichen. Für die Magazine wie auch den Lesesaal im ersten Obergeschoss wurden<br />

Klimaanlagen eingebaut, die einen schonenden Umgang mit den Archivalien gewährleisten. Für<br />

das Archivgut wurde ferner eine Gaslöschanlage eingebaut, die im Brandfall einen automatischen<br />

Löschvorgang auslöst. <strong>Das</strong> Gebäude wird über alle Etagen mit einem Fahrstuhl erschlossen. Im<br />

Rahmen der Baumaßnahme wurden aus organisatorischen und klimatischen Gründen die<br />

Funktionen des Nord- und Südsaals in der ersten Etage getauscht, so dass der Südsaal künftig für<br />

kleine Konferenzen, Seminare oder Tagungen genutzt werden kann und der Nordsaal als<br />

Benutzersaal für Handschriften zur Verfügung steht. Die neuen Fenster wurden entsprechend<br />

den Anforderungen der Denkmalpflege und des historischen Erscheinungsbildes angefertigt<br />

beziehungsweise aufgearbeitet und mit Jalousien ausgestattet. In der dritten Etage entstanden<br />

Restaurierungs- und Digitalisierungswerkstätten.<br />

Im Stadtschloss wurden die Vorarbeiten für eine umfassende Restaurierung weiter vorangetrieben.<br />

In der Schlosskapelle, die seit dem Einbau einer Stahltragkonstruktion1968/1969 als Magazin<br />

genutzt wurde, konnten im Frühjahr 2011 einige Musterflächen der historischen Raumfassung<br />

freigelegt werden. Die überraschenden Ergebnisse der Freilegungen wurden der Öffentlichkeit im<br />

Rahmen von äußerst gefragten Sonderführungen zwischen April und Juni sowie am Tag des<br />

offenen Denkmals zugänglich gemacht. In einem nächsten vorbereitenden Teilschritt sollen als<br />

Pilotprojekt Teile der Stahltragkonstruktion rückgebaut werden: zum einen, um entsprechende, die<br />

historische Substanz schonende Rückbautechnologien zu erproben, zum anderen, um die<br />

Erstellung einer die Ebenen übergreifenden Musterachse zur Konservierung und Restaurierung zu<br />

ermöglichen. Für die Fortsetzung der Restaurierung der Dichterzimmer konnten die Rudolf-August-<br />

Oetker-<strong>Stiftung</strong> und der World Monument Fund als Förderer für die <strong>Goethe</strong>galerie und das<br />

Wielandzimmer gewonnen werden. Mit der Errichtung von Serverräumen im Kellerbereich des<br />

Südflügels wurde die Grundvoraussetzung zur Erweiterung der IT-Infrastruktur sowie deren<br />

Unterbringung in einem sicheren und angemessen klimatisierten Umfeld gelegt. <strong>Das</strong> eingebrachte<br />

Blockheizkraftwerk ist im <strong>Jahr</strong> 2011 in Betrieb gegangen. Derzeit wird in zahlreichen Bereichen des<br />

36


Schlosses ein Raumklimamonitoring durchgeführt. Die gewonnenen Daten dienen hauptsächlich<br />

den planungsvorbereitenden Maßnahmen für die umfassende Restaurierung.<br />

In verschiedenen Räumen des Roten Schlosses wurden 2011 Wärmeschutzmaßnahmen erprobt.<br />

Im Frühjahr wurden die Fenster einzelner Räume mit Wärmeschutzfolien beschichtet. In dem<br />

noch laufenden Raumklimamonitoring wird die Funktion der Folien erfasst und die Wirksamkeit<br />

ausgewertet. Bei einem positiven Abschluss der Testphase ist ein weiterer Einsatz der Folien in<br />

anderen Räumen denkbar. Bereits im November 2010 begannen die Arbeiten zum Umzug der<br />

Buchbinderei. Ziel war es, die Buchbinderei aus den sehr beengten Räumlichkeiten des<br />

Erdgeschosses im Roten Schloss in ausreichend große Räume im Dachgeschoss zu überführen. Als<br />

eine besondere Herausforderung stellte sich während der Realisierung des Projektes der<br />

Schallschutz für die Nachbarräume und Schwingungsschutz für die hochsensible<br />

Digitalisierungstechnik dar. Nach dreivierteljährigem praktischen Betrieb der beteiligten<br />

Arbeitsstätten konnten die realisierten Lärm- und Schwingungsschutzmaßnahmen bestätigt<br />

werden.<br />

Die bauliche Unterhaltung und bergtechnische Sicherung der Parkhöhle als unterirdische<br />

bergbauliche Stollenanlage sowie die Führung des geologischen und bergbaugeschichtlichen<br />

Untertagemuseums nach den Vorschriften des Bergrechtes obliegt federführend der Abteilung<br />

Baudenkmalpflege. Es wurden grundhafte bergtechnische Sicherungsarbeiten in den<br />

Stollenbereichen und Weitungsbauen zur Stabilisierung der Firste (Deckgebirge) und der Flanken<br />

(Stöße) im Umfang von 35.000 Euro realisiert. Gelockertes Travertinmaterial und Erdstofflinsen<br />

wurden entfernt beziehungsweise mit Spritzbeton stabilisiert. Ein 2009 konzipiertes<br />

Gemeinschaftsprojekt »Bauhaus Underground« zwischen der Bauhaus-Universität <strong>Weimar</strong> und der<br />

<strong>Klassik</strong> <strong>Stiftung</strong> in Form eines unterirdischen seismischen Messpunktes wurde nach einjähriger<br />

Erprobung im Februar 2011 in den Dauerbetrieb überführt. Die weltweiten Erdbeben werden auf<br />

einem Monitor dargestellt, deren Aufzeichnung mit einer ergänzenden Schautafel graphisch<br />

erläutert. Durch die Vernetzung mit der Bauhaus-Universität werden die Messdaten an das<br />

Erdbebenforschungszentrum übermittelt und dort wissenschaftlich ausgewertet. Dieses<br />

technikwissenschaftliche Projekt wurde durch bildkünstlerische Arbeiten der Mal- und<br />

Zeichenschule begleitet und als Ausstellung in der Parkhöhle präsentiert. Im Rahmen der seit zehn<br />

<strong>Jahr</strong>en durchgeführten geo- und naturwissenschaftlichen Vortragsreihe »Dialoge mit der Erde«<br />

werden jährlich zirka acht Veranstaltungen organisiert, wovon mindestens eine speziell für Schüler<br />

konzipiert wird.<br />

In Schloss Kochberg wurden die im November 2010 begonnenen Baumaßnahmen im Rahmen des<br />

Konjunkturpakets II fortgesetzt. Die zahlreichen Maßnahmen an verschiedenen Punkten der<br />

Liegenschaft und die daraus resultierenden zeitlichen und räumlichen Abhängigkeiten sowie der an<br />

den Wochenenden aufrechterhaltene Theater- und Gastronomiebetrieb erforderten eine<br />

aufwendige Koordinierung und Flexibilität von allen Beteiligten. <strong>Das</strong> Liebhabertheater konnte nach<br />

der Überarbeitung des historischen Fußbodens, der Instandsetzung der Künstlergarderoben und<br />

der Fertigstellung der neuen sanitären Einrichtungen mit der traditionellen Osteraufführung<br />

termingerecht eröffnet werden. Im Spätherbst wurden die letzten Arbeiten abgeschlossen, so dass<br />

auch der Museumsbetrieb im <strong>Jahr</strong> <strong>2012</strong> wieder aufgenommen werden kann.<br />

Die Planungen für den Neubau des Zentralen Museumsdepots wurden zügig fortgesetzt, so dass der<br />

Antrag auf Förderung durch Bund und Land im März 2011 eingereicht werden konnte. Die<br />

bauaufsichtliche Prüfung des Bauantrags konnte bis Anfang Juni 2011 abgeschlossen werden. Die<br />

Ausführungsplanung und Vorbereitung der Vergaben wurden unmittelbar fortgesetzt, so dass die<br />

ersten Ausschreibungen im September 2011 erfolgen konnten. Mit dem Spatenstich am<br />

24. Oktober begannen die Bauarbeiten.<br />

<strong>Das</strong> Neue Bauhaus-Museum <strong>Weimar</strong> wird gegenüber dem <strong>Weimar</strong>hallenpark entstehen. In der<br />

Baukommissionssitzung im Januar 2011 wurde die Auslobung eines internationalen, offenen und<br />

zweiphasigen Wettbewerbs für das Neue Bauhaus-Museum <strong>Weimar</strong> bestätigt. Bereits im März<br />

konnte im Rahmen eines Analogverfahrens ein Büro zur Betreuung des Wettbewerbs ausgewählt<br />

37


werden. <strong>Das</strong> Preisgericht wurde durch den <strong>Stiftung</strong>srat bestätigt. Die durch die <strong>Klassik</strong> <strong>Stiftung</strong><br />

und die Stadt <strong>Weimar</strong> erarbeitete Auslobungsunterlage wurde in der Preisrichtervorbesprechung<br />

am 29. Juni 2011 freigegeben und durch den <strong>Stiftung</strong>srat am 14. Juli 2011 bestätigt. Der<br />

Wettbewerb wurde am 14. Juli 2011 im Amtsblatt der EU veröffentlicht. 2.189 Architekten aus aller<br />

Welt hatten sich für den internationalen, offenen Wettbewerb registrieren lassen. Anmeldungen<br />

erreichten den Auslober aus 60 Nationen. 2.039 Anmeldungen kamen aus 32 europäischen<br />

Ländern, davon 1.151 aus Deutschland und 70 aus Thüringen. 536 Teilnehmer reichten ihre<br />

Beiträge bis Anfang Oktober 2011 ein. Die erste Preisgerichtssitzung fand am 29. November 2011<br />

statt, in deren Ergebnis 27 Teilnehmer für die Bearbeitung der zweiten Phase hervorgegangen sind.<br />

Die zweite Preisgerichtssitzung wird im März <strong>2012</strong> stattfinden, so dass noch im laufenden <strong>Jahr</strong> mit<br />

der Planung des Gebäudes begonnen werden kann.<br />

<strong>Das</strong> Gartenjahr 2010/2011 war von extremen Wetterlagen geprägt. Der Winter war lang und<br />

schneereich. Eine plötzliche, kurzzeitige Tauphase am 09. und 10. Januar 2011 führte zu starkem<br />

Hochwasser, das im Park an der Ilm, im Schlosspark Tiefurt und im Gutspark Oßmannstedt<br />

umfangreiche Schäden verursachte, die mit rund 180.000 Euro zu veranschlagen waren und bis<br />

zum Sommer 2011 behoben wurden. Die Ausspülungen an der Ilmböschung entlang des<br />

Marktwegs im Park an der Ilm wurden von der Thüringer Landesanstalt für Umwelt und Geologie<br />

instandgesetzt. Ein starker Gewittersturm am 22. Juni 2011 schädigte viele Bäume im Park an der<br />

Ilm, in den Schlossparks von Tiefurt und Kochberg sowie im Gutspark von Oßmannstedt. Es<br />

entstand insgesamt ein Schaden von etwa 50.000 Euro. Aufgrund verschiedener Veranstaltungen in<br />

den Parkanlagen musste sofort mit der Wiederherstellung der Verkehrssicherheit begonnen<br />

werden. Neben der Beseitigung der Hochwasser- und Sturmschäden sowie häufiger Spülschäden an<br />

den Wegen nach heftigen Regenfällen nahmen die Fäll- und Schnittarbeiten zur Wiederherstellung<br />

der Verkehrssicherheit an Bäumen, zur Ausformung historischer Sichtbeziehungen und<br />

charakteristischer Parkbilder einen großen Teil der Arbeitszeit in Anspruch. Vor allem im<br />

Schlosspark Belvedere wurden umfangreiche Schnitt- und Rodungsmaßnahmen durchgeführt.<br />

Insgesamt wurden 70 Bäume und 1.300 Sträucher neu gepflanzt.<br />

Im Sommer 2011 bildeten rankende Gemüse und farbige Blattpflanzen den thematischen<br />

Schwerpunkt für eine attraktive Bepflanzung der zahlreichen Beete und Rabatten. Ein Großteil der<br />

Pflanzenvielfalt wurde in den historischen Gärtnereien der Schlossparks von Belvedere und<br />

Kochberg angezogen. In der Belvederer Orangerie wurden 50 Kübelpflanzen<br />

umgesetzt und in Vorbereitung auf die Dahlienausstellung <strong>2012</strong> ein Dahliensortiment zur<br />

Sortensichtung aufgepflanzt. In der Kochberger Gärtnerei wurden der Gewächshausanbau sowie<br />

weitere Parkwege in Eigenleistung repariert. In <strong>Goethe</strong>s Hausgarten am Frauenplan setzten die<br />

Gärtner die Erneuerung der Rabatten fort. Im Garten am Stern konnte das historische Spalier<br />

wiederhergestellt werden.<br />

Die UNESCO fordert für eine zukunftsfähige Behandlung und Weiterentwicklung der<br />

Welterbestätten die Erstellung von komplexen Managementplänen. Um einen solchen Plan für das<br />

Ensemble »Klassisches <strong>Weimar</strong>« erarbeiten zu können, wurde im <strong>Jahr</strong>e 2011 an das Thüringische<br />

Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie ein Förderantrag gestellt, der kurzfristig bewilligt<br />

wurde. Seitdem arbeitet ein Architekturbüro, unterstützt von einer internen Arbeitsgruppe der<br />

<strong>Klassik</strong> <strong>Stiftung</strong>, an dieser Aufgabe.<br />

Im <strong>Jahr</strong> 2011 wurden folgende Veranstaltungen und Ausstellungen durchgeführt:<br />

04. bis 06. Februar 2011: Christrosen-Wochenende<br />

05. bis 20. März 2011: Kamelie und Skulptur<br />

22. bis 24. April 2011: Aurikel und Veilchen-Wochenende<br />

September bis Ende Oktober 2011: Kürbisausstellung<br />

Die Belvederer und Kochberger Gärtner beteiligten sich an den Pflanzenbörsen in Dornburg und<br />

Kochberg sowie am Blumenmarkt in <strong>Weimar</strong>. Am 5. Juni 2011 fand mit sehr guter<br />

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Publikumsresonanz die traditionelle Pflanzenbörse in Belvedere statt. Die Vortrags- und<br />

Führungsreihe zum »Landschaftspark und seinen Elementen« wurde fortgesetzt. Für Schüler,<br />

Studierende, Fachkollegen und Freundeskreise wurden 65 Fachführungen geleitet sowie zu<br />

Seminaren und Tagungen zehn Fachreferate zu verschiedenen Themen gehalten. Die<br />

Zusammenarbeit mit dem Verein »Grüne Wahlverwandtschaften« entwickelte sich weiterhin zu<br />

beiderseitigem Vorteil. Besonders hervorzuheben sind der »Parkspaziergang mit Musik« durch den<br />

Belvederer Park, die Erarbeitung eines Faltblatts zur Parknutzung sowie die Spende für die<br />

Erneuerung der Steintafel am Römischen Haus.<br />

Die Betreuung der musealen und historischen Liegenschaften der <strong>Klassik</strong> <strong>Stiftung</strong> übernehmen 17<br />

Hausmeister, die auch in Rufbereitschaft für Havarien und Alarme der Gefahrenmeldeanlagen<br />

waren. Die Gewährleistung und Herstellung der Verkehrssicherheit sowie die Ausführung<br />

verschiedener kleinerer Reparaturarbeiten gehörten zum regelmäßigen Alltagsgeschäft. Gleichzeitig<br />

übernahmen die Hausmeister sowohl die Betreuung der Klimatechnik als auch die<br />

Klimaüberwachung in den Museen und unterstützten Wartungs- und Reparaturfirmen<br />

bei deren Arbeiten.<br />

Zum Schutz und zur Gewährleistung der Verkehrssicherheit wurden nach dem Hochwasser im<br />

Januar ein spezielles Hochwasserschutzsystem für die Parkhöhle und Absperrzäune für die<br />

Brücken der betroffenen Parks angefertigt.<br />

Schwerpunkte der Technikerneuerung waren das <strong>Goethe</strong>-Museum in Stützerbach, das Schiller-<br />

Museum in Bauerbach und weiterführend das <strong>Goethe</strong>-Nationalmuseum sowie das <strong>Weimar</strong>er<br />

Stadtschloss. Für die Sammlung Ludewig wurde ein Depot mit Gefahrenmeldetechnik ausgerüstet.<br />

Zudem wurden im Rahmen der verschiedenen Baumaßnahmen die Meldetechnik im Liszt-Haus, in<br />

der Fürstengruft und in der neu eingerichteten Buchbinderwerkstatt im Studienzentrum<br />

erneuert beziehungsweise erweitert. Im Studienzentrum der Herzogin Anna Amalia Bibliothek<br />

wurde anhand des beauftragten übergeordneten Revisionskonzeptes das Zusammenspiel der<br />

technischen Anlagen im Brandfall überprüft. Die Prüfung der Brandmeldeanlagen durch einen<br />

unabhängigen Sachverständigen und die Revision der Feuerwehrpläne wurden ebenfalls<br />

kontinuierlich weitergeführt.<br />

Die Liegenschaftsverwaltung vertrat die <strong>Klassik</strong> <strong>Stiftung</strong> regelmäßig im Notfallverbund der Stadt<br />

<strong>Weimar</strong>. Im Fokus standen die Durchführung eines Erfahrungsaustausches der bundesdeutschen<br />

Notfallverbände sowie die Planung zu Schulungen der Notfallteams mit Containern zum Schutz<br />

des Kulturguts. Zur Verbesserung der Verkehrssicherheit bei Hochwasser wurden nach dem<br />

Hochwasser im Januar 2011 ein spezielles Hochwasser-Schutzgitter für die Parkhöhle und<br />

Absperrgitter für alle Brücken im Park an der Ilm und Tiefurter Park angeschafft.<br />

Die Anpassung der Brandmeldetechnik an neue Normen wurde weitergeführt. Im Ergebnis erzielte<br />

die <strong>Klassik</strong> <strong>Stiftung</strong> eine weitere deutliche Verringerung von Fehlalarmen. Die Aufrüstung der<br />

Einbruchmeldeanlagen ist beim Wittumspalais und bei der Parkhöhle abgeschlossen. Die<br />

Erneuerung der Einbruchmeldeanlagen im <strong>Goethe</strong>-Nationalmuseum und im Schloss Belvedere<br />

wurde 2011 begonnen und wird in <strong>2012</strong> fortgeführt.<br />

3 Ausblick auf das van-de-Velde-<strong>Jahr</strong> 2013<br />

Henry van de Velde (1863–1957), Ende 1901 als Berater für Industrie und Kunstgewerbe des<br />

Großherzogs berufen, nahm am 01. April 1902 seine Tätigkeit in <strong>Weimar</strong> auf. In der Laufbahn des<br />

»Alleskünstlers«, die den Zeitraum von rund 60 <strong>Jahr</strong>en umfasst, nehmen sich die <strong>Jahr</strong>e in <strong>Weimar</strong><br />

von 1902 bis zu seiner Kündigung im Juli 1914 auf den ersten Blick eher bescheiden aus. Nimmt<br />

man hingegen die hier entstandenen Werke, seine Lehre an der Kunstgewerbeschule sowie den<br />

Einfluss seiner bahnbrechenden Theorien in den Blick, so stellt sich diese Epoche als Höhepunkt<br />

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einer europäischen Karriere dar, und dies trotz aller Niederlagen, trotz einer Vielzahl nicht<br />

realisierter Projekte und trotz der Anfeindungen vor Ort, denen sich der berühmte Belgier seit 1906<br />

zunehmend ausgesetzt sah.<br />

Es erscheint somit folgerichtig, dass sowohl <strong>Weimar</strong> als auch der Freistaat Thüringen den 150.<br />

Geburtstag Henry van de Veldes zum Anlass nehmen, Persönlichkeit und Werk – sowie sein<br />

künstlerisches Umfeld – 2013 in einer Reihe von Ausstellungen zu ehren und zu feiern.<br />

Van de Velde hinterließ ein erstaunlich breit gefächertes Werk, das mit all seinen Facetten<br />

beleuchtet wird. Sein Œuvre wird aber nicht nur in <strong>Weimar</strong> mit Arbeiten von Wegbegleitern und<br />

Vorbildern flankiert; auch in Erfurt und Jena, in Apolda, Bürgel, Gera und Chemnitz wird sowohl<br />

der Person wie ihrem Umfeld gedacht, ein Ausstellungsreigen, der nach dem Bauhaus-<strong>Jahr</strong> 2009 die<br />

thematisch eng vernetzte Kulturlandschaft erneut zueinander in Beziehung setzt. Die <strong>Klassik</strong><br />

<strong>Stiftung</strong> hat wie auch bei der Vorbereitung und Durchführung des Bauhaus-<strong>Jahr</strong>es 2009 den<br />

Vorsitz in der Arbeitsgruppe »Kultur und Tourismus« der ImPuls-Region Erfurt-<strong>Weimar</strong>-Jena inne.<br />

Leidenschaft, Funktion und Schönheit.<br />

Henry van de Veldes Beitrag zur europäischen Moderne<br />

24. März bis 23. Juni 2013 | Neues Museum <strong>Weimar</strong><br />

Anhand von Spitzenwerken vermittelt die umfassende Ausstellung über Henry van de Velde das<br />

Spektrum seines Wirkens von 1890 bis Ende der 1930er <strong>Jahr</strong>e. Raumschöpfungen und prägnante<br />

Beispiele seiner kunstgewerblichen Kreationen – Möbel, Metall-, Textil- oder Keramikarbeiten<br />

sowie die Buchkunst – visualisieren das ›Gesamtkunstwerk‹ im Geiste des Künstlers.<br />

Ziel der Ausstellung in <strong>Weimar</strong> ist es, den agilen Flamen als einflussreichen Gestalter der Moderne<br />

darzustellen und seinen eminenten Stellenwert in der Kunstgeschichte zu vermitteln. Im steten<br />

Kampf gegen die als Verfall empfundene Epoche des Historismus folgte der ursprünglich in der<br />

Malerei ausgebildete Künstler und Theoretiker einer fortschrittlichen, seinem Credo nach<br />

»vernunftgemäßen« Formgebung, die er als Designer, als Architekt und Buchkünstler umsetzte und<br />

nicht zuletzt als begnadeter Redner und wortmächtiger Publizist propagierte. Entlang der einzelnen<br />

Lebensstationen und der vielschichtigen Schaffensphasen steht im Fokus die Idee des<br />

Gesamtkunstwerkes, in dem jedes künstlerische Detail mit seinem Umfeld harmoniert. Dieser<br />

Intention folgend, wird außerdem gezeigt, wie van de Velde als Kunstvermittler fungierte, der<br />

seine Kunden vielfach erstmals an die Moderne heranführte, ihnen Gemälde und Plastiken für die<br />

von ihm gestalteten Interieurs organisierte. Insofern werden hochrangige Bilder von Georges<br />

Seurat, Paul Signac, Paul Gauguin oder Edvard Munch sowie Plastiken von Georges Minne, Aristide<br />

Maillol oder Auguste Rodin die Kunst van de Veldes ergänzen.<br />

Schirmherrschaft:<br />

König Albert II. von Belgien<br />

Der Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland<br />

Kooperationspartner in Brüssel:<br />

Musées royaux d’Art et d’Histoire<br />

École Nationale Supérieure des Arts Visuels de la Cambre<br />

Peter Behrens – Vom Jugendstil zum Industriedesign<br />

24. März bis 16. Juni 2013 | Kunsthalle Erfurt<br />

Der deutsche Maler, Designer, Typograf und Architekt Peter Behrens (1868–1940) ist nicht nur ein<br />

Zeitgenosse Henry van de Veldes, sondern teilt auch biografische Charakteristika und künstlerische<br />

Auffassungen mit ihm. Dabei erweist sich Behrens als der Expansivere.<br />

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Nach der letzten größeren Ausstellung über Peter Behrens, die das Germanische Nationalmuseum<br />

in Nürnberg 1980 veranstaltete, wird der Künstler nach 33 <strong>Jahr</strong>en erstmals wieder in der ganzen<br />

Breite seines Schaffens in der Kunsthalle Erfurt vorgestellt. Neben seinen Anfängen als Maler und<br />

seinen herausragenden Beiträgen zur Architektur der Moderne werden vor allem die Leistungen<br />

von Behrens als Designer mit Spitzenstücken präsentiert, der sich ab 1906 zu einem der<br />

wegweisenden Formgestalter der Industrie entwickelte. Analog zur van de Velde-Ausstellung in<br />

<strong>Weimar</strong> wird auch Behrens in den zeitgenössischen europäischen Kontext gestellt, so dass sich für<br />

das Publikum die einmalige Gelegenheit ergibt, die beiden wichtigsten Designer der Moderne in<br />

Deutschland parallel zu erleben, eine Chance, die in dieser Form nicht wiederkehren wird.<br />

Die Ausstellung entsteht in Kooperation zwischen der <strong>Klassik</strong> <strong>Stiftung</strong> <strong>Weimar</strong> und der Erfurt<br />

Kunsthalle.<br />

Kurator: Thomas Föhl<br />

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