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„Lesbisch, schwul, bisexuell... Ein Thema in der Jugendarbeit?“

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Die meisten Institutionen <strong>in</strong> Brandenburg beziehen die Lebenssituation von Lesben und Schwulen<br />

bislang nicht <strong>in</strong> ihre Arbeit e<strong>in</strong>. Sie spiegeln die gesamtgesellschaftlichen Vorbehalte wie<strong>der</strong> und<br />

s<strong>in</strong>d sich <strong>der</strong> Relevanz des <strong>Thema</strong>s für ihre Arbeit nicht bewusst. Bei <strong>der</strong> Bewältigung von<br />

Lebenskrisen- vor allem des Com<strong>in</strong>g-Out- spielt professionelle psychosoziale Beratung o<strong>der</strong><br />

Therapie e<strong>in</strong>e deutlich untergeordnete Rolle. Die wichtigste Unterstützung erhalten Lesben und<br />

Schwule im sozialen Nahbereich wie Freunde, Schule, Freizeite<strong>in</strong>richtung und Elternhaus.<br />

Akzeptanz <strong>der</strong> Vielfalt von Lebensweisen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Gesamtbevölkerung trägt sehr zur Verbesserung<br />

<strong>der</strong> <strong>in</strong>dividuellen Chancen auf Bewältigung e<strong>in</strong>er lesbischen o<strong>der</strong> <strong>schwul</strong>en Sozialisation bei.<br />

Solange Homosexualität vorrangig im Kontext Sexualerziehung angesprochen wird, solange es<br />

Schwulen und Lesbengruppen überlassen bleibt, dieses <strong>Thema</strong> zu bearbeiten, ist aber e<strong>in</strong><br />

gesellschaftliches Umdenken noch <strong>in</strong> weiter Ferne.<br />

In Brandenburg als Flächenland mit viel ländlichem Raum, ohne e<strong>in</strong> flächendeckendes<br />

Beratungsangebot und Freizeitangeboten für Lesben und Schwule wie <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>, ist von noch<br />

größerer Bedeutung, dass Jugende<strong>in</strong>richtungen und Schule offen für die <strong>Thema</strong>tik s<strong>in</strong>d. In den<br />

vergangenen Jahren wurden <strong>in</strong> vielen Städten Fachtagungen zum <strong>Thema</strong> durch den Landesverband<br />

An<strong>der</strong>sARTiG durchgeführt. Der Christopher-Street-Day, e<strong>in</strong>igen von ihnen sicher bekannt durch<br />

die alljährlichen großen Paraden wie <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong>, wird <strong>in</strong> Brandenburg als Städtetour durchgeführt,<br />

um <strong>der</strong> hier beson<strong>der</strong>en Situation entgegenzukommen. <strong>E<strong>in</strong></strong>e Woche tourt e<strong>in</strong>e Gruppe Lesben und<br />

Schwule durch das Land Brandenburg. <strong>E<strong>in</strong></strong>e Woche lang ist <strong>in</strong> vielen Städten Homosexualität<br />

erstmals <strong>Thema</strong>. <strong>E<strong>in</strong></strong>erseits soll Lesben, Schwulen, Bisexuellen und Transsexuellen , die oft<br />

versteckt <strong>in</strong> kle<strong>in</strong>en Städten und Dörfern leben, <strong>der</strong> Rücken gestärkt werden. Um ihnen das Gefühl<br />

zu nehmen, das sie alle<strong>in</strong> s<strong>in</strong>d. <strong>E<strong>in</strong></strong> Info-Mobil steht auf den belebtesten Plätzen. Lesben und<br />

Schwule verteilen Info-Material und suchen das Gespräch mit den Menschen auf <strong>der</strong> Strasse. Die<br />

Bürgermeister s<strong>in</strong>d angehalten die Regenbogenfahne, als sichtbares Zeichen <strong>der</strong> Solidarität mit<br />

Lesben und Schwulen am Rathaus ihrer Stadt zu hissen. In Jugende<strong>in</strong>richtungen werden Filme<br />

gezeigt, Lesungen mit homosexuellen Inhalten abgehalten und Diskussionen geführt. Es ist nach<br />

wie vor schwierig, Kooperationspartner hierfür zu gew<strong>in</strong>nen. Aber diejenigen, die sich <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Vergangenheit bereit erklärten, diese Aktionen zu unterstützen, würden es nach eigener Aussage<br />

immer wie<strong>der</strong> tun. Viele neue Kontakte und Zusammenarbeiten haben sich aus diesen Touren und<br />

Veranstaltungen ergeben, die für alle Beteiligten bereichernd s<strong>in</strong>d. Auch das <strong>schwul</strong>-lesbische<br />

Magaz<strong>in</strong> „so natural<strong>“</strong>, welches flächendeckend verteilt wird, ist e<strong>in</strong> großer Beitrag.<br />

Selbstverständlich neben an<strong>der</strong>en Broschüren kann es <strong>in</strong> Jugende<strong>in</strong>richtungen, Institutionen<br />

Schulen usw. ausgelegt werden. Hierbei werden unterschiedliche Ebenen angesprochen. <strong>E<strong>in</strong></strong>erseits<br />

als Möglichkeit <strong>der</strong> Öffentlichkeitsarbeit mit allen damit verbundene Ergebnissen und als<br />

Adressensammlung für Lesben und Schwule. Es ist nicht e<strong>in</strong>fach, manchmal sogar unmöglich für<br />

junge Menschen im Com<strong>in</strong>g-Out, auch nur nach e<strong>in</strong>er Adresse zu fragen.<br />

In den Bibliotheken gibt es kaum Literatur, vor allem ke<strong>in</strong>e jugendgerechte, die ausgeliehen<br />

werden kann. Selbst <strong>in</strong> den Buchläden muss erst e<strong>in</strong> Titel bestellt werden. Aber welcher<br />

Jugendliche geht <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Buchladen und lässt sich beraten, welches Buch mit homosexuellem<br />

Inhalt nun für ihn geeignet ist? Geschweige denn e<strong>in</strong>e Beratung, welches Buch wirklich schön, o<strong>der</strong><br />

spannend, o<strong>der</strong> auch hilfreich ist? So kle<strong>in</strong>e D<strong>in</strong>ge, die sich mit gutem Willen leicht<br />

bewerkstelligen ließen, s<strong>in</strong>d oft schon unüberw<strong>in</strong>dliche Hürden.<br />

Vorurteile gegenüber Lesben und Schwulen s<strong>in</strong>d nicht nur e<strong>in</strong> <strong>Thema</strong> <strong>der</strong> Jugend. Es ist e<strong>in</strong><br />

gesamtgesellschaftliches Problem. Vorurteile gegenüber Lesben und Schwulen s<strong>in</strong>d auch das<br />

Ergebnis des heterosexistischen Erziehungsalltags. Dem entgegenzuwirken muss <strong>der</strong> Beitrag aller

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