Großpilze - Landesamt für Umwelt, Wasserwirtschaft und ...
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- Veränderung der Bodenfeuchte;<br />
- Nährstofffreisetzung durch Mineralisation<br />
der Bodenstreu.<br />
Diese Maßnahmen werden offiziell oft mit<br />
der Notwendigkeit des Erhaltes der Ertragskraft<br />
bestimmter Standorte begründet.<br />
Eine der Ursachen <strong>für</strong> den Artenschw<strong>und</strong><br />
in unseren Wäldern ist deren Übernutzung!<br />
Dies gilt nicht nur <strong>für</strong> die Pilze. Eine quantitative<br />
Ernte ganzer Waldschläge bedeutet mit<br />
großer Wahrscheinlichkeit <strong>für</strong> viele Myzelien<br />
das Aus. Als Pilzart profitiert von dieser<br />
Situation der Hallimasch (Armillaria mellea<br />
(VAHL.: FR.) KUMM. s.l.), wie diverse Beobachtungen<br />
bestätigen. Von einigen der neuerdings<br />
vermehrt angepflanzten Baumarten<br />
sind keine (einheimischen) Mykorrhizapilze<br />
bekannt (Douglasie, Bergahorn).<br />
Manche Pilze bilden erst Mykorrhizen mit<br />
erwachsenen Bäumen. Ihre Fruchtkörper<br />
fehlen weitgehend im Dunkelwald. Eine<br />
Erklärung da<strong>für</strong> ist auch, dass man Fruchtkörper<br />
mancher Mykorrhizapilze nur unter<br />
freistehenden alten Exemplaren ihrer potentiellen<br />
Baumpartner findet – <strong>und</strong> sie so<br />
zu „typischen Arten in Parks <strong>und</strong> Gärten“<br />
gestempelt werden.<br />
6.2 Nutzungsänderungen in Wäldern<br />
Die Orchideen-Buchenwälder (Carici-Fagetum)<br />
<strong>und</strong> Eichen-Hainbuchenwälder<br />
(Stellario-Carpinetum) über Muschelkalk im<br />
Zweibrücker Hügelland wurden nach dem<br />
Kriege, soweit nicht schon vorher durch den<br />
Flugplatz- <strong>und</strong> Straßenbau beeinträchtigt,<br />
systematisch weiter zerschnitten, dezimiert<br />
oder ganz beseitigt (z.B. Hainbüchelwald<br />
| Rote Liste | <strong>Großpilze</strong> | | 27<br />
bei Höhfröschen, Schmalscheider Wald bei<br />
Mauschbach). Diese Biotopvernichtung setzt<br />
sich leider bis heute fort.<br />
An den verbleibenden Waldstandorten hat<br />
man vor dem Kriege auf den trockenen<br />
Stellen den natürlichen Baumbestand eliminiert<br />
<strong>und</strong> die Flächen, wie auch in der<br />
Nähe liegende Mesobrometen, zunächst mit<br />
Schwarzkiefern aufgeforstet. Auf vernässten<br />
Standorten trat im Zuge eines steigenden<br />
Bauholzbedarfes die Fichte in den Vordergr<strong>und</strong>.<br />
Nachdem die Sturmereignisse anfangs<br />
der 90er Jahre die Risiken eines solchen<br />
Vorgehens offenbarten, tritt hier neuerdings<br />
forstwirtschaftlich bedingt eine weitere<br />
standortfremde Baumart auf, die dazu<br />
noch mit einer exzessiven Samenverbreitungsstrategie<br />
ausgestattet ist: der Bergahorn.<br />
Ausgehend von Samenbäumen dringt<br />
die Art massiv in die Kraut- <strong>und</strong> Strauchschichten<br />
der umliegenden, oft noch naturnäheren<br />
Bestände ein.<br />
Ein weiterer Gr<strong>und</strong> <strong>für</strong> den Rückgang von<br />
vielen Pilzarten dürfte in den andauernden<br />
Immissionen zu suchen sein. Ammoniumeinträge<br />
aus der umgebenden Intensivlandwirtschaft<br />
<strong>und</strong> Stickoxyde aus Autoabgasen<br />
seien beispielhaft angeführt.<br />
Mykorrhizapilze von Buche <strong>und</strong> Eiche auf<br />
Kalkstandorten, die in Rheinland-Pfalz im<br />
Wesentlichen nur noch in den Räumen<br />
Zweibrücker Hügelland <strong>und</strong> Westeifel vorkommen,<br />
stellen die am meisten gefährdete<br />
ökologische Gruppe unter den <strong>Großpilze</strong>n<br />
bei uns dar.