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Inputtherapie in Zürichdeutsch - BSCW

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Departement 2<br />

Logopädie 08 - 11<br />

Bachelorarbeit<br />

<strong>Inputtherapie</strong> <strong>in</strong> <strong>Zürichdeutsch</strong><br />

Anwendung im logopädisch-therapeutischen<br />

Sett<strong>in</strong>g mit der Bildergeschichte<br />

„E<strong>in</strong> Tag mit Flo“ für K<strong>in</strong>der<br />

mit e<strong>in</strong>er Grammatikerwerbsstörung<br />

im Alter von vier bis sechs Jahren<br />

Interkantonale Hochschule für Heilpädagogik Zürich<br />

Begleitung: Erika Hunziker<br />

E<strong>in</strong>gereicht von: Lea Gerber, Raja Urner<br />

20.02.2011


Impressum<br />

<strong>Inputtherapie</strong> <strong>in</strong> <strong>Zürichdeutsch</strong><br />

Anwendung im logopädisch-therapeutischen<br />

Sett<strong>in</strong>g mit der Bildergeschichte „E<strong>in</strong> Tag mit<br />

Flo“ für K<strong>in</strong>der mit e<strong>in</strong>er Grammatikerwerbsstörung<br />

im Alter von vier bis sechs Jahren<br />

HFH Heilpädagogische Fachhochschule<br />

Schaffhauserstrasse 239<br />

Postfach 5850<br />

8050 Zürich<br />

Autoren:<br />

Raja Urner<br />

Lea Gerber<br />

Betreuung Dozent:<br />

Erika Hunziker


Abstract<br />

Bachelorarbeit<br />

<strong>Inputtherapie</strong> <strong>in</strong> <strong>Zürichdeutsch</strong><br />

In der Praxis gibt es wenig anwendbares Material für die logopädische<br />

Therapie bei K<strong>in</strong>dern mit e<strong>in</strong>er Grammatikerwerbsstörung <strong>in</strong> Mundart.<br />

Wir wählten die <strong>Inputtherapie</strong>, welche uns <strong>in</strong> der Vorlesung bei Meja<br />

Kölliker Funk besonders begeisterte, aus den verschiedenen Therapieansätzen<br />

für Grammatikerwerbsstörungen aus. Dieser Entscheid<br />

wird <strong>in</strong> der Arbeit theoretisch untermauert.<br />

Das Ziel dieses Entwicklungsprojekts ist e<strong>in</strong>e theoriegeleitete Übungssammlung<br />

zur Umsetzung der <strong>Inputtherapie</strong> <strong>in</strong> Mundart herzustellen.<br />

Diese stützt sich auf e<strong>in</strong> Literaturstudium <strong>in</strong> den Bereichen der Generativen<br />

Grammatik, der Theorie zur <strong>Inputtherapie</strong>, dem Erwerb der<br />

schweizerdeutschen Grammatik sowie der damit verbundenen Schwierigkeiten.<br />

Die grundlegende Fragestellung, ob <strong>Inputtherapie</strong> mit e<strong>in</strong>er<br />

Bildergeschichte umsetzbar ist, kann mit der Umsetzung dieses Entwicklungsprojekts<br />

mit Vorbehalten bejaht werden.<br />

2


Inhaltsverzeichnis<br />

Bachelorarbeit<br />

<strong>Inputtherapie</strong> <strong>in</strong> <strong>Zürichdeutsch</strong><br />

Abstract 2<br />

1. E<strong>in</strong>leitung 6<br />

1.1 Motivation 6<br />

1.1.1 Warum die <strong>Inputtherapie</strong> 6<br />

1.1.2 Warum e<strong>in</strong>e Bildergeschichte? 6<br />

1.2 Fragestellung 7<br />

1.2.1 Für welches Sett<strong>in</strong>g soll die<br />

Übungsserie konzipiert werden? 7<br />

1.2.2 In welcher Sprache sollen die Inputstrukturen<br />

umgesetzt werden? 7<br />

1.2.3 Für welches Alter wollen wir die<br />

Übungssammlung konzipieren? 8<br />

1.3 Ausgearbeitete Fragestellung 8<br />

1.4 Formale Anmerkungen 8<br />

1.5 Inhaltsübersicht 8<br />

2. Grammatik 9<br />

2.1 Def<strong>in</strong>ition von Grammatik 10<br />

2.2 Die Generative Grammatik <strong>in</strong> ihren Grundzügen 10<br />

2.2.1 Lexikon 11<br />

2.2.2 Syntax 12<br />

2.3 Grammatik des Schweizerdeutschen<br />

gestützt auf die Generative Grammatik 14<br />

2.3.1 Der schweizerdeutsche Nebensatz 14<br />

2.3.2 Der schweizerdeutsche Hauptsatz 14<br />

2.3.3 Die Verbprojektionsanhebung 15<br />

2.3.4 Wackernagel-Position der Pronom<strong>in</strong>aklitika 16<br />

2.3.5 Selektive Auslassung von Pronom<strong>in</strong>a 16<br />

2.3.6 Die <strong>in</strong>terne Struktur der Nom<strong>in</strong>alphrase 17<br />

3. Grammatikerwerb im Schweizerdeutschen 19<br />

3.1 Der ungestörte Grammatikerwerb 19<br />

3.2 Bootstrapp<strong>in</strong>g 20<br />

3.3 Die Wichtigkeit der Schnittstellen bei den<br />

Bootstrapp<strong>in</strong>gstrategien 22<br />

3.4 Die Grammatikentwicklung <strong>in</strong> drei<br />

Phasen nach Zvi Penner 23<br />

3.5 Der Erwerb der Nom<strong>in</strong>alphrase <strong>in</strong> drei Phasen 26<br />

3.6 Zusammenfassung des ungestörten<br />

Grammatikerwerbs 27<br />

3.7 Der gestörte Grammatikerwerb 28<br />

3.7.1 kanonisch vs. nicht-kanonisch 28<br />

3.7.2 global vs. residual 28


Bachelorarbeit<br />

<strong>Inputtherapie</strong> <strong>in</strong> <strong>Zürichdeutsch</strong><br />

3.7.3 Auslöser und das sich zeigende Bild des<br />

Dysgrammatismus 28<br />

3.7.4 Vere<strong>in</strong>fachte Darstellungen der Architektur der<br />

Grammatik 29<br />

3.7.5 Die Folgen von Stagnation – erklärt am Modell von<br />

Schale und Kopf 30<br />

3.7.6 Schlussfolgerungen und e<strong>in</strong>e Def<strong>in</strong>ition von<br />

Grammatikerwerbsstörung 31<br />

4. <strong>Inputtherapie</strong> 31<br />

4.1 Entwicklungsproximaler Ansatz / Inszenierter<br />

Spracherwerb (Dannenbauer 2002, 2003) 31<br />

4.1.1 Strikt entwicklungsproximaler Ansatz<br />

(Penner und Kölliker Funk 1998) 33<br />

4.2. Therapie der Grammatikerwerbsstörung 33<br />

4.2.1 Vergleich verschiedener Möglichkeiten zur<br />

Intervention 35<br />

4.3 Inputspezifizierung 37<br />

4.3.1 Präsentationsarten der Inputspezifizierung 38<br />

4.3.2 Kriterien der Inputspezifizierung 39<br />

4.4. <strong>Inputtherapie</strong> 40<br />

4.4.1 Sprachlicher Input 40<br />

4.4.2 Grundlagen der <strong>Inputtherapie</strong> 41<br />

4.4.3 Vorgehen 41<br />

4.4.4 Durchführung der <strong>Inputtherapie</strong> 42<br />

4.5 Inputstrukturen 43<br />

4.5.1 Erstellen von Inputstrukturen 43<br />

5. Symbolische Kompetenzen 47<br />

5.1 Voraussetzungen 47<br />

5.1.1 Wahrnehmung 47<br />

5.1.2 Erfassungsspanne 47<br />

5.1.3 Figur-H<strong>in</strong>tergrund-Differenzierung 47<br />

5.1.4 Abstraktionsvermögen 48<br />

5.2 Symbolische Kompetenzen 48<br />

5.3 Symbolische Kompetenzen beim K<strong>in</strong>d 49<br />

6. Entwicklung der Übungssammlung 50<br />

6.1 Grundidee 50<br />

6.2 Methodisches Vorgehen 51<br />

6.2.1 Auswahl der Inputstrukturen 51<br />

6.3 Anwendung der Übungssammlung 52


Bachelorarbeit<br />

<strong>Inputtherapie</strong> <strong>in</strong> <strong>Zürichdeutsch</strong><br />

7. Auswertung der Übungssammlung 53<br />

7.1 Persönliche Auswertung 53<br />

7.2 Expertenme<strong>in</strong>ung 54<br />

8. Ausblick 56<br />

9. Dank 56<br />

10. Literaturverzeichnis 57<br />

10.1 Abbildungsverzeichnis 59<br />

10.2 Tabellenverzeichnis 59<br />

10.3 Abkürzungsverzeichnis 60


1. E<strong>in</strong>leitung<br />

1.1 Motivation<br />

Bachelorarbeit<br />

<strong>Inputtherapie</strong> <strong>in</strong> <strong>Zürichdeutsch</strong><br />

Unsere Motivation diese Arbeit zu schreiben, hat zwei Gesichter. E<strong>in</strong>erseits<br />

haben wir <strong>in</strong> den Vorlesungen zu Grammatikerwerbsstörungen<br />

schon viel über den normalen und den gestörten Grammatikerwerb erfahren.<br />

Weiter wurden uns verschiedene Therapieansätze vorgestellt.<br />

Trotzdem blieben viele Fragen offen. Im Gegensatz zu Schriftsprach-<br />

und Aussprachestörungen sowie semantisch-lexikalischen Störungen,<br />

konnten wir das Bild der Grammatikerwerbsstörung weniger klar fassen.<br />

In diesem Zusammenhang fühlten wir uns auch noch unsicher<br />

e<strong>in</strong>e kompetente Grammatiktherapie durchzuführen. Die Motivation<br />

h<strong>in</strong>ter der Arbeit ist also zu e<strong>in</strong>em grossen Teil auch „Nicht-Wissen“<br />

über Grammatikerwerb, dessen Störung, der logopädischen Diagnostik<br />

und Therapie. Natürlich ist es nicht möglich alle diese Bereiche<br />

aufzuarbeiten. Daher haben wir uns weiter e<strong>in</strong>geschränkt. Hier kam<br />

e<strong>in</strong> zusätzlicher Aspekt h<strong>in</strong>zu. Es war uns wichtig, dass aus unserer<br />

Bachelorarbeit e<strong>in</strong> Produkt entsteht. Daher entschieden wir uns für e<strong>in</strong><br />

Entwicklungsprojekt. Wir haben uns gefragt, welcher Therapieansatz<br />

uns am meisten fasz<strong>in</strong>ierte und wie sich dieser <strong>in</strong> der Praxis umsetzen<br />

liesse. Besonders präsent war uns bei diesen Überlegungen die <strong>Inputtherapie</strong>.<br />

Wie später noch begründet wird, haben wir uns entschieden,<br />

die <strong>Inputtherapie</strong> mit Hilfe e<strong>in</strong>er Bildergeschichte für die Praxis leichter<br />

anwendbar zu machen. Als Grundlage wollten wir uns ebenfalls dem<br />

normalen und gestörten Grammatikerwerb des Schweizerdeutschen<br />

widmen.<br />

1.1.1 Warum die <strong>Inputtherapie</strong><br />

In der Vorlesung zur Grammatikerwerbsstörung hat uns Meja Kölliker<br />

Funk mit der <strong>Inputtherapie</strong> vertraut gemacht. Natürlich hat sie uns<br />

„ihren“ Ansatz besonders detailliert erklärt und sie konnte uns ihre<br />

Begeisterung dafür weitergeben. Als wir uns dann mit der Wahl des<br />

Therapieansatzes im Bereich der Grammatiktherapie ause<strong>in</strong>andersetzten,<br />

fühlten wir uns persönlich am meisten mit der <strong>Inputtherapie</strong><br />

verbunden. Diesen Ansatz zu wählen, war aber nicht nur e<strong>in</strong>e Gefühlsangelegenheit,<br />

sondern es schien uns sehr spannend uns mit e<strong>in</strong>em<br />

für das Schweizerdeutsch (Sdt.) konzipierten Ansatz zu beschäftigen.<br />

Ansonsten ist es wissenschaftlich nicht immer korrekt, die Theorien<br />

der Standartsprache e<strong>in</strong>fach auf das Sdt. zu übertragen. Nicht zuletzt<br />

erschien es uns auch <strong>in</strong>teressant Meja Kölliker Funk persönlich zu<br />

kennen und sie bei der Auswertung möglicherweise als Expert<strong>in</strong> beiziehen<br />

zu können.<br />

1.1.2 Warum e<strong>in</strong>e Bildergeschichte?<br />

Wir haben uns gefragt, wie wir die Inputstrukturen anbieten können,<br />

damit es für die K<strong>in</strong>der e<strong>in</strong> spielerisches Erlebnis ist. Schnell s<strong>in</strong>d wir<br />

von e<strong>in</strong>er ganzen Geschichte abgekommen, da diese nicht flexibel e<strong>in</strong>-<br />

6


Bachelorarbeit<br />

<strong>Inputtherapie</strong> <strong>in</strong> <strong>Zürichdeutsch</strong><br />

setzbar ist. In der Therapie arbeiten wir mit K<strong>in</strong>dern mit verschiedenen<br />

Aufmerksamkeitsspannen, kognitiven Möglichkeiten, Entwicklungsständen<br />

und Motivationen. Es macht somit S<strong>in</strong>n, dass die Länge der<br />

Geschichte angepasst werden kann. In e<strong>in</strong>er weiteren Stunde kann<br />

die Geschichte erweitert oder e<strong>in</strong>e neue begonnen werden. Das Bilderbuch<br />

muss immer während derselben Stunde oder zum<strong>in</strong>dest über<br />

mehrere Lektionen verteilt zu Ende erzählt werden und kann somit weniger<br />

flexibel e<strong>in</strong>gesetzt werden. Die gewählte Bildergeschichte „E<strong>in</strong><br />

Tag mit Flo“ ist besonders anpassbar. Sie besteht aus 75 farbigen<br />

Bildkarten, welche fortlaufend e<strong>in</strong>en Tagesablauf zeigen. Zu jedem<br />

Bild können Inputstrukturen gesammelt werden und <strong>in</strong> frei gewählter<br />

Länge angeboten werden. Weiter war uns wichtig etwas zu erarbeiten,<br />

was es <strong>in</strong> der Praxis noch nicht gibt. Diesen Grundsatz erfüllt e<strong>in</strong>e Bildergeschichte<br />

im Zusammenhang mit der <strong>Inputtherapie</strong>.<br />

1.2 Fragestellung<br />

Kann <strong>Inputtherapie</strong> mit Hilfe e<strong>in</strong>er Bildergeschichte umgesetzt<br />

werden?<br />

Diese Fragestellung ist noch zu offen, deshalb haben wir uns folgende<br />

Gedanken zur E<strong>in</strong>schränkung unserer Arbeit gemacht.<br />

1.2.1 Für welches Sett<strong>in</strong>g soll die Übungsserie konzipiert<br />

werden?<br />

Wir erarbeiteten die Übungsserie mit dem Fokus auf e<strong>in</strong> logopädischtherapeutisches<br />

Sett<strong>in</strong>g. Dies be<strong>in</strong>haltet vorwiegend E<strong>in</strong>zeltherapien,<br />

kann jedoch auch für kle<strong>in</strong>e Gruppen <strong>in</strong> der Therapie genutzt werden.<br />

Da der Input jedoch sehr spezifiziert ist und somit direkt an das Wissen<br />

e<strong>in</strong>es K<strong>in</strong>des anknüpft, um dieses <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Entwicklung zu fördern,<br />

müssten die K<strong>in</strong>der e<strong>in</strong>er Gruppe auf e<strong>in</strong>em sehr vergleichbaren<br />

Grammatikerwerbsstand se<strong>in</strong>. Ansonsten macht <strong>Inputtherapie</strong> <strong>in</strong> der<br />

Gruppe ke<strong>in</strong>en S<strong>in</strong>n.<br />

1.2.2 In welcher Sprache sollen die Inputstrukturen<br />

umgesetzt werden?<br />

Wir haben uns entschieden, die Inputstrukturen <strong>in</strong> „<strong>Zürichdeutsch</strong>“<br />

auszuarbeiten. Dies entspricht unserer Muttersprache. Wir haben uns<br />

gegen die Schriftsprache entschieden, da der Ansatz der <strong>Inputtherapie</strong><br />

von Zvi Penner und Meja Kölliker Funk erarbeitet und <strong>in</strong> Berndeutsch<br />

umgesetzt wurde und somit auf der Grammatikentwicklung<br />

des Sdt. basiert. Umgesetzt wurde die Therapie <strong>in</strong> Berndeutsch. Dies<br />

ist uns beiden jedoch nicht geläufig, deshalb haben wir unseren Zürcher<br />

Dialekt gewählt.<br />

7


Bachelorarbeit<br />

<strong>Inputtherapie</strong> <strong>in</strong> <strong>Zürichdeutsch</strong><br />

1.2.3 Für welches Alter wollen wir die Übungssammlung<br />

konzipieren?<br />

Die Grammatik <strong>in</strong> ihren Grundzügen erwirbt e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d <strong>in</strong> den ersten drei<br />

Lebensjahren. Es wäre also s<strong>in</strong>nvoll, mit den K<strong>in</strong>dern schon sehr früh<br />

mit e<strong>in</strong>er Therapie zu beg<strong>in</strong>nen oder im Bereich der Grammatik abzuklären.<br />

In diesem Alter s<strong>in</strong>d sie noch sensibler auf bestimmte Strukturen.<br />

Aus folgenden Gründen haben wir uns dennoch entschieden<br />

e<strong>in</strong>e Übungsserie für K<strong>in</strong>der zwischen 4 - 6 Jahren zu konzipieren. Je<br />

nach grammatikalischem Entwicklungsalter kann sie auch für ältere<br />

oder jüngere K<strong>in</strong>der mit Grammatikerwerbsstörungen genutzt werden.<br />

Wir haben uns für diese Altersgruppe entschieden, da diese K<strong>in</strong>der im<br />

Zusammenhang mit dem K<strong>in</strong>dergartene<strong>in</strong>tritt gut erfasst werden können<br />

und somit auch vermehrt die Logopädie besuchen. Gleichzeitig ist<br />

zu diesem Zeitpunkt das für die Bildergeschichte nötige Symbolverständnis<br />

ausgereift, welches sich im Laufe des zweiten Lebensjahres<br />

entwickelt. Bevor sich diese Kompetenz nicht ausgebildet hat, ist das<br />

bewusste Nutzen von Medien so gut wie unmöglich (vgl. Grau, 2008,<br />

S.16f). Es ist uns e<strong>in</strong> Anliegen, dass die Übungsserie auch <strong>in</strong> der Praxis<br />

e<strong>in</strong>setzbar ist. Deshalb schien uns dieses Alter s<strong>in</strong>nvoll. Aufgrund<br />

all dieser Überlegungen hat sich nun folgende umfassende Fragestellung<br />

ergeben.<br />

1.3 Ausgearbeitete Fragestellung<br />

Kann <strong>Inputtherapie</strong> <strong>in</strong> <strong>Zürichdeutsch</strong> bei K<strong>in</strong>dern mit e<strong>in</strong>er<br />

Grammatikerwerbsstörung im Alter von vier bis sechs Jahren<br />

mit Hilfe der Bildergeschichte „E<strong>in</strong> Tag mit Flo“ im logopädischtherapeutischen<br />

Sett<strong>in</strong>g umgesetzt werden?<br />

1.4 Formale Anmerkungen<br />

In der folgenden Arbeit wird stets die weibliche Form genutzt, wobei<br />

immer auch die männliche mitgeme<strong>in</strong>t ist.<br />

Die Bespiele s<strong>in</strong>d jeweils erfunden und stützen sich nicht auf beobachtete<br />

Aussagen von K<strong>in</strong>dern. Sie lehnen sich aber an Beispielen aus der<br />

für diesen Abschnitt angegebenen Quellen an.<br />

1.5 Inhaltsübersicht<br />

Im folgenden Abschnitt möchten wir e<strong>in</strong>e kurze Übersicht über unsere<br />

theoretische Arbeit und die Übungssammlung im Anhang geben.<br />

Die <strong>Inputtherapie</strong> ist e<strong>in</strong>e Therapieform zur Behandlung von Grammatikerwerbsstörungen.<br />

Daher wird unter 2. die Theorie der deutschen<br />

Grammatik erläutert. Erst wird e<strong>in</strong>e kurze Def<strong>in</strong>ition gegeben,<br />

wie Grammatik <strong>in</strong> dieser Arbeit verstanden wird. Anschliessend gehen<br />

wir auf die Generative Grammatik als e<strong>in</strong>e Theorie der deutschen<br />

Grammatik e<strong>in</strong>. Schliesslich wird die Theorie der Schweizerdeutschen<br />

Grammatik, gestützt auf die Generative Grammatik, erklärt.<br />

8


Bachelorarbeit<br />

<strong>Inputtherapie</strong> <strong>in</strong> <strong>Zürichdeutsch</strong><br />

Kapitel 3 widmet sich dem Erwerb der Schweizerdeutschen Grammatik<br />

bei K<strong>in</strong>dern. Als erstes kann dort der ungestörte Grammatikerwerb<br />

nachgelesen werden. Anschliessend werden Bootstrapp<strong>in</strong>g und die<br />

Wichtigkeit der Schnittstellen bei den Bootstrapp<strong>in</strong>gstrategien erläutert.<br />

Da die <strong>Inputtherapie</strong> von Penner und Kölliker Funk entwickelt<br />

wurde, wird danach auf die Grammatikentwicklung <strong>in</strong> drei Phasen<br />

nach Zvi Penner e<strong>in</strong>gegangen. Es folgen die Erklärungen zum Erwerb<br />

der Nom<strong>in</strong>alphrase. Schliesslich wird der ungestörte Grammatikerwerb<br />

nochmals kurz zusammengefasst, wobei darauf folgend der gestörte<br />

Grammatikerwerb erklärt wird.<br />

Im Kapitel 4 folgen Theorien zur <strong>Inputtherapie</strong>. Zuerst wird dort e<strong>in</strong><br />

allgeme<strong>in</strong>er Überblick über die zugrunde liegenden Ansätze gegeben<br />

und dann die Therapie der Grammatikerwerbsstörung dargelegt. Darauf<br />

folgen Ausführungen zur Inputspezifizierung und schliesslich die<br />

Theorie der <strong>Inputtherapie</strong> mit den dazugehörigen Inputstrukturen. Da<br />

unsere Übungssammlung auf e<strong>in</strong>er Bildergeschichte basiert, werden<br />

unter 5. die dafür nötigen symbolischen Kompetenzen erläutert. Hier<br />

geht es zuerst um wichtige Voraussetzungen für symbolische Kompetenzen,<br />

wobei später auf symbolische Kompetenzen im Allgeme<strong>in</strong>en<br />

und schliesslich auf symbolische Kompetenzen beim K<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>gegangen<br />

wird. Unter 6. folgen schliesslich noch Erläuterungen zu unserer<br />

Übungssammlung, wobei erst auf die Grundidee der Sammlung e<strong>in</strong>gegangen<br />

wird. Danach f<strong>in</strong>den sich die Erläuterungen zu unserer<br />

Auswahl der Inputstrukturen. Abschliessend wird die Anwendung der<br />

Inputstrukturen nochmals genau erklärt. Im Kapitel 7 folgt die Auswertung<br />

der Übungssammlung. In den Kapiteln 8, 9, und 10 s<strong>in</strong>d der<br />

Ausblick, der Dank und das Literaturverzeichnis zu f<strong>in</strong>den.<br />

2. Grammatik<br />

Wenn wir Sprache benutzen, ist uns klar, dass Sprache mit s<strong>in</strong>nvollen<br />

Inhalten verbunden werden muss, um als erfolgreiches Kommunikationsmittel<br />

zu dienen. Dabei denken wir <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie an den semantischen<br />

S<strong>in</strong>n, die Bedeutungen der Wörter, welche aufgereiht <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>em Satz e<strong>in</strong>en geme<strong>in</strong>samen S<strong>in</strong>n ergeben. Das willkürliche Zusammensetzen<br />

von zwei oder mehreren Wörtern ergibt jedoch e<strong>in</strong>e<br />

sehr vieldeutige Sprache. Aus diesem Grund braucht die Sprache e<strong>in</strong><br />

Regelsystem. Meja Kölliker Funk beschreibt dies folgendermassen:<br />

„Die Gesamtheit aller Bedeutungen, ihr Zusammenwirken ergibt e<strong>in</strong>en<br />

zusätzlichen ´S<strong>in</strong>n´. Diesen zusätzlichen S<strong>in</strong>n, ob e<strong>in</strong>e Frage gestellt,<br />

e<strong>in</strong>e Antwort gegeben oder e<strong>in</strong> Zusammenhang erklärt wird, geben<br />

wir durch die grammatische Struktur e<strong>in</strong>er Äusserung“ (Kölliker Funk,<br />

1998, S.40).<br />

Durch das Regelsystem der Grammatik wird e<strong>in</strong>e Aussage strukturiert<br />

und dem Zusammenhang der Wörter meistens E<strong>in</strong>deutigkeit verliehen.<br />

Für die e<strong>in</strong>deutige und damit erfolgreiche Kommunikation, s<strong>in</strong>d neben<br />

grammatischen und semantisch-lexikalischen, weitere Komponenten<br />

des Sprachwissens wichtig. Dazu zählen kommunikativ-pragmatisches,<br />

phonologisches und prosodisches Sprachwissen. (vgl. Kölliker<br />

Funk, 1998, S. 39ff) Diese Arbeit wird sich mit dem grammatischen<br />

Sprachwissen beschäftigen.<br />

9


2.1 Def<strong>in</strong>ition von Grammatik<br />

Bachelorarbeit<br />

<strong>Inputtherapie</strong> <strong>in</strong> <strong>Zürichdeutsch</strong><br />

Aufgrund des obigen Abschnittes und der Def<strong>in</strong>ition von Grammatik<br />

aus Grohnfeld wird Grammatik für diese Arbeit wie folgt def<strong>in</strong>iert:<br />

Grammatik ist e<strong>in</strong> Regelsystem, welches neben anderem Sprachwissen<br />

zur erfolgreichen Kommunikation beiträgt, weil dadurch „…<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

Satz Bedeutungen zu Beziehungen transformiert werden“ (Grohnfeld,<br />

2007, S. 125). Sie gibt jeder Aussage neben dem semantischen e<strong>in</strong>en<br />

grammatikalischen S<strong>in</strong>n, welcher die Art des Zusammenhangs der e<strong>in</strong>zelnen<br />

Wörter bestimmt.<br />

2.2 Die Generative Grammatik <strong>in</strong> ihren Grundzügen<br />

Dieses Kapitel lehnt sich an das „Studienbuch L<strong>in</strong>guistik“ von A. L<strong>in</strong>ke,<br />

M. Nussbaumer und P. Portmann (2004) an. Vieles wird nur angesprochen<br />

und nicht weiter erläutert. Bei Interesse können die Details<br />

im erwähnten Buch im Kapitel 3. Grammatik II: Generative Grammatik<br />

nachgelesen werden.<br />

Die Generative Grammatik (GG) f<strong>in</strong>det ihren Ursprung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Veröffentlichung<br />

von Chomsky 1957. Sie steht als Gegenpol zur Systeml<strong>in</strong>guistik.<br />

Die Systeml<strong>in</strong>guistik sucht <strong>in</strong> den vorhandenen sprachlichen<br />

Daten (Korpus) nach Regeln. Sie vertritt die Ansicht, dass die K<strong>in</strong>der<br />

beim Grammatikerwerb ebenfalls im Korpus nach Regeln suchen.<br />

Die GG befasst sich nicht mit dem Korpus sondern mit der sprachlichen<br />

Kompetenz. Diese setzt das Zusammenspiel von kognitiven<br />

Kompetenzen voraus. Dazu zählen unter anderem Weltwissen, Handlungswissen,<br />

Motorik, Sprache und als Teil von Sprache auch die<br />

Grammatik. Die Grammatik oder die Semantik machen nur je e<strong>in</strong>en<br />

Teil der Sprache aus. Aus diesem Grund unterscheidet man auch zwischen<br />

grammatischer und semantischer Korrektheit:<br />

Leise fliegen die Fische schreiend über die blauen Felder. ( sem. fehlerhaft)<br />

Leise fliegt die Fische schreiten über das blauen Felder. ( sem./gram.<br />

fehlerhaft)<br />

Ebenfalls sollte verdeutlicht werden, dass Sprachkompetenz nicht<br />

dasselbe ist wie der Gebrauch der Sprachkompetenz, die so genannte<br />

Performanz. Diese ist mit der Pragmatik gleichzusetzen. Damit ist der<br />

Begriff Pragmatik klar von Grammatik abzugrenzen (vgl. L<strong>in</strong>ke, Nussbaumer,<br />

Portmann, 2004, S. 113ff).<br />

Für die Gründer der GG war mit dem Ansatz der Systeml<strong>in</strong>guistik nicht<br />

zu erklären, warum die K<strong>in</strong>der immer die gleichen, zum Teil <strong>in</strong> der<br />

Umgebungssprache nicht vorkommenden, Fehler machen. Gleichzeitig<br />

können die K<strong>in</strong>der die Grammatik auch mit sehr wenig und teilweise<br />

<strong>in</strong>korrektem Input (alle sprachlichen Informationen der Umwelt<br />

des K<strong>in</strong>des) erfolgreich erwerben. Daher gehen die Gründer von e<strong>in</strong>er<br />

Universalgrammatik (UG) aus, die <strong>in</strong> jedem Menschen verankert ist.<br />

Sie „enthält Pr<strong>in</strong>zipien, die für alle Sprachen gelten und Parameter,<br />

deren Wert im Verlauf des Spracherwerbs festgelegt werden. Es gibt<br />

e<strong>in</strong>e endliche Anzahl verschiedene, unterschiedliche Parameter“ (Kölliker<br />

Funk, 1998, S. 43). Je nach Input werden die passenden Parameter<br />

bevorzugt. Somit entsteht e<strong>in</strong>e sprachspezifische Grammatik.<br />

10


Bachelorarbeit<br />

<strong>Inputtherapie</strong> <strong>in</strong> <strong>Zürichdeutsch</strong><br />

Der Grammatikerwerb erfolgt also deduktiv (vgl. L<strong>in</strong>ke et al., 2004, S.<br />

98ff). Unter Input versteht man alle sprachlichen Informationen, welche<br />

von der Umwelt des K<strong>in</strong>des ausgehen.<br />

Nach der GG enthält die M<strong>in</strong>imalgrammatik vier Bereiche: Lexikon,<br />

Syntax, phonetische Form und semantische Form. Aufgrund dieses<br />

Wissens lässt sich beurteilen, ob e<strong>in</strong>e Aussage grammatikalisch korrekt<br />

ist und semantischen S<strong>in</strong>n enthält. Sehr vere<strong>in</strong>facht erklärt, bilden<br />

die zwei Erstgenannten den Kern und werden <strong>in</strong> den nächsten Abschnitten<br />

genauer erläutert. Daraus entstehen grammatikalisch korrekte<br />

Aussagen, welche danach <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er phonetischen Form, also <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>er lautlichen Gestalt umgesetzt werden. Die Bedeutungszuschreibung<br />

erfolgt danach im Bereich der semantischen Form (vgl. L<strong>in</strong>ke et<br />

al., 177ff).<br />

2.2.1 Lexikon<br />

Semantik<br />

Wortart<br />

phonetische Form<br />

morphosyntakische<br />

Merkmale<br />

Das Lexikon enthält spezifische,<br />

syntaktische Wörter. Das heisst,<br />

die Wörter s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> ihrer Wortform<br />

und mit ihren grammatikalisch<br />

relevanten signifié-Merkmalen (=<br />

Bedeutung) abgespeichert. Die<br />

wichtigen Informationen e<strong>in</strong>es<br />

syntaktischen Wortes s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der<br />

folgenden Abbildung im Überblick<br />

dargestellt, wobei die fett umrandeten<br />

Merkmale die „syntaktisch<br />

relevante Charakteristik e<strong>in</strong>es Wortes“ (L<strong>in</strong>ke et al, 2004, S. 122) ausmachen.<br />

Für den Abschnitt Semantik ist e<strong>in</strong>e Anmerkung zu Selektion wichtig.<br />

Sie hält fest, wie viele und welche Art von Argumenten der Kopf im<br />

<strong>in</strong>ternen oder externen Bereich (siehe 2.4.1) des Satzes verlangt. Natürlich<br />

können Argumente ergänzt werden (vgl. L<strong>in</strong>ke et al., 2004, S.<br />

121).<br />

1. Argument Kopf 2. Argument 3. Argument<br />

Extern Intern<br />

Mario legt den Ball <strong>in</strong> die Tasche<br />

Mario wirft den Ball<br />

Mario schläft<br />

Selektion<br />

graphische Form<br />

Abb.1: Informationen e<strong>in</strong>es syntaktischen<br />

Wortes (L<strong>in</strong>ke et al., 2004, S. 122)<br />

Tab.1: Beispiele zur Veranschaulichung der <strong>in</strong>ternen und externen Argumente<br />

Die GG besagt, dass die häufigsten syntaktischen Wörter <strong>in</strong> ihrer Ganzheit<br />

gespeichert s<strong>in</strong>d und nur die Selteneren anhand von Bildungsregeln<br />

geformt werden müssen. Im Lexikon s<strong>in</strong>d die syntaktischen Wörter<br />

stark vernetzt. Die Vernetzung kann sich auf semantische, graphematische<br />

oder phonologische Ähnlichkeit beziehen. Weiter können sie<br />

anhand von Grundmorphemen, welche sich zu Lexemen und Lexemgruppen<br />

zusammenschliessen, gruppiert werden. Das Lexikon wächst<br />

stetig und die Vernetzung wird durch neues Wissen und Erfahrung<br />

anders vernetzt (vgl. L<strong>in</strong>ke et al., 2004, S. 120ff).<br />

11


2.2.2 Syntax<br />

Bachelorarbeit<br />

<strong>Inputtherapie</strong> <strong>in</strong> <strong>Zürichdeutsch</strong><br />

Die Syntax enthält e<strong>in</strong> Regelsystem, welches e<strong>in</strong>e feste Struktur aufweist.<br />

Diese autonomen Pr<strong>in</strong>zipien geben vor, wie die Wortgruppen<br />

und Sätze gebildet werden und heben sich von den wortgebundenen,<br />

syntaktischen Merkmalen ab. Beides zusammen befähigt den Sprecher<br />

korrekte Sätze zu formulieren.<br />

→ Phasenstrukturpr<strong>in</strong>zip<br />

NP<br />

VP<br />

PP V<br />

Mario will den Ball über den Teich werfen<br />

Abb.2: Hierarchische Struktur<br />

Das Phrasenstrukturpr<strong>in</strong>zip hält<br />

fest, dass e<strong>in</strong> Satz grundsätzlich<br />

e<strong>in</strong>e Phrase ist und wiederum<br />

aus Phrasen besteht, welche<br />

jeweils ihre eigenen Köpfe<br />

haben. In der Abb.2 s<strong>in</strong>d beispielsweise<br />

die Verbalphrasen<br />

(VP), Nom<strong>in</strong>alphrase (NP) und<br />

die Präpositionalphrase (PP)<br />

bezeichnet. In der GG ist der<br />

Satz ke<strong>in</strong> l<strong>in</strong>eares Gebilde,<br />

sondern weist e<strong>in</strong>e hierarchische Struktur auf. Syntaktische Wörter<br />

müssen meist ergänzt werden, um zu Phrasen zu werden. Die PP<br />

„über den Teich“ besteht zum Beispiel aus dem syntaktischen Wort<br />

„über“ (e<strong>in</strong>er Präposition) und muss durch die NP „den Teich“ ergänzt<br />

werden. Die NP liesse sich weiter aufteilen. Wie und mit wie vielen Argumenten<br />

syntaktische Wörter ergänzt werden müssen, bestimmt die<br />

Selektion. Jede Schnittstelle nennt man Knoten und an jedem Knoten<br />

sitzt e<strong>in</strong>e Konstituente (VP, PP, V’,…). E<strong>in</strong>e Konstituente kann also e<strong>in</strong><br />

ganzer Satz oder nur e<strong>in</strong> Wort se<strong>in</strong>.<br />

YP<br />

XP<br />

X‘<br />

ZP X<br />

Abb.3: X‘-Schema<br />

V‘<br />

Dieses Schema kann auch sehr allgeme<strong>in</strong> aufgezeichnet<br />

werden. Die Vertreter der GG stellen sich<br />

vor, dass Schemen <strong>in</strong> dieser Art <strong>in</strong> der UG vorhanden<br />

s<strong>in</strong>d. Jede Phrase X enthält X als Kopf und<br />

kann durch weitere Phrasen Y und Z ergänzt werden.<br />

Diese enthalten wiederum je e<strong>in</strong>en Kopf Y bzw.<br />

Z. (L<strong>in</strong>ke et al., 2004, S. 131)<br />

→ Satz Grundkonstituente<br />

Nun bleibt unklar, ob der Satz als Ganzes e<strong>in</strong> verbales oder e<strong>in</strong> nom<strong>in</strong>ales<br />

Gebilde ist. Was ist der Kopf des ganzen Satzes? In diesem<br />

Zusammenhang wurde die GG durch zwei weitere Begriffe ergänzt:<br />

Complementizer „C“ s<strong>in</strong>d im Deutschen untergeordnete Konjunktionen.<br />

Inflections „I“ s<strong>in</strong>d die Flexionsmerkmale des Verbs. Sie stehen im<br />

Deutschen selten autonom. Verb und I s<strong>in</strong>d somit oft verschachtelt<br />

wie beispielsweise <strong>in</strong>: Mario schläft. (= Endung des Verbs). Im Beispielsatz:<br />

Mario will (I) den Ball über den Teich werfen (V). stehen sie<br />

jedoch autonom.<br />

C ist somit der Kopf e<strong>in</strong>es Satzes (CP), welcher mit e<strong>in</strong>er IP ergänzt<br />

wird.<br />

Wie kommt man nun zur Grundstruktur e<strong>in</strong>es deutschen Satzes?<br />

12


Bachelorarbeit<br />

<strong>Inputtherapie</strong> <strong>in</strong> <strong>Zürichdeutsch</strong><br />

Die Verzweigungsrichtung [ist] nicht mehr neutral zu lesen;<br />

vielmehr ist hervorzuheben, dass I und V ganz nach rechts<br />

verzweigen. L<strong>in</strong>ks „unter der IP ist e<strong>in</strong>e NP vorgesehen, das<br />

traditionelle „Subjekt“. Unter VP s<strong>in</strong>d die traditionellen „Objekte“<br />

zu denken. Das ergibt e<strong>in</strong>e l<strong>in</strong>eare Abfolge S(ubjekt),<br />

O(bjekt) und V(erb): Das Deutsche gilt als e<strong>in</strong>e sogenannte<br />

SOV-Sprache. (L<strong>in</strong>ke et al., 2004, S. 133).<br />

CP<br />

Die Darstellung zeigt die so genannte<br />

D-Struktur. Diese entspricht der<br />

Struktur e<strong>in</strong>es deutschen Neben-<br />

C IP<br />

satzes (NS). Wie daraus e<strong>in</strong> deutscher<br />

NP<br />

I‘<br />

Hauptsatz (HS) entsteht, wird im folgenden<br />

Abschnitt erklärt (vgl. L<strong>in</strong>ke et<br />

VP<br />

I al., 2004, S. 132f).<br />

TOP C‘<br />

S O V<br />

Abb. 4: SOV-Schema / D-Struktur<br />

(L<strong>in</strong>ke et al., 2004, S. 133)<br />

V<br />

→ „Move α“<br />

Mit Verschiebungen von Wörtern können verschieden Satzstrukturen<br />

entstehen. Die Wörter dürfen nicht willkürlich verschoben werden, damit<br />

der Satz grammatikalisch korrekt bleibt. Es gilt folgende Regel:<br />

„Bewegt werden darf nur <strong>in</strong> Positionen, die <strong>in</strong> der D-Struktur vorgesehen,<br />

aber lexikalisch ungefüllt geblieben s<strong>in</strong>d“ (L<strong>in</strong>ke et al., 2004, S.<br />

134).<br />

Wenn C besetzt ist, kann nichts dorth<strong>in</strong> verschoben werden. Damit<br />

bleibt die D-Struktur bestehen.<br />

Top C NP NP PP V und I<br />

----- weil Mario den Ball über den Teich kickt<br />

Tab.2: Ke<strong>in</strong>e Möglichkeiten der Verschiebung: D-Struktur (vgl. L<strong>in</strong>ke et al. 2004, S. 135)<br />

Wenn C leer steht, muss I dorth<strong>in</strong> verschoben werden. Da I und V<br />

meistens verschachtelt vorkommen, werden beide bewegt. Damit entsteht<br />

e<strong>in</strong> Interrogativsatz. Fakultativ kann zusätzlich die leere Topposition<br />

gefüllt werden. Diesen Vorgang nennt man Topikalisierung.<br />

(siehe 2.4.2)<br />

Top C (V und I) NP / PP NP / PP<br />

----- kickt Mario den Ball über den Teich ?<br />

Mario kickt den Ball über den Teich<br />

Über den Teich kickt Mario den Ball<br />

Den Ball kickt Mario über den Teich<br />

Tab.3: Beispielhafte Möglichkeiten der Verschiebung / S-Struktur<br />

Damit ist die so genannte S-Struktur e<strong>in</strong>er Phrase aufgezeigt. Sie entspricht<br />

der Struktur e<strong>in</strong>es deutschen HS. Es zeigt das Deutsch e<strong>in</strong>e<br />

Verbzweit-Sprache ist (vgl. L<strong>in</strong>ke et al., 2004, S.134).<br />

Natürlich gibt es Beschränkungen und die Strukturen dürfen nicht willkürlich<br />

verschoben werden. Sie s<strong>in</strong>d im erwähnten Buch auf den Seiten<br />

136ff. beschrieben. In dieser Arbeit s<strong>in</strong>d unter 2.4.3, 2.4.4 und<br />

2.4.5 spezifische Regeln für das Sdt. zu f<strong>in</strong>den.<br />

Nun ist e<strong>in</strong> Überblick zur GG gegeben worden. Der unter Punkt 2.4<br />

beschriebene Grammatikerwerb bezieht sich auf diese Theorie.<br />

13


Bachelorarbeit<br />

<strong>Inputtherapie</strong> <strong>in</strong> <strong>Zürichdeutsch</strong><br />

2.3 Grammatik des Schweizerdeutschen gestützt auf die<br />

Generative Grammatik<br />

Im folgenden Abschnitt wird klar, dass sich auch das Sdt. an die beschriebenen<br />

Regeln der GG hält und viele benannte Strukturen <strong>in</strong> derselben<br />

Form wieder vorkommen. Sdt. ist e<strong>in</strong>e Verbzweit-Sprache. Der<br />

Satz hat e<strong>in</strong>e hierarchische Struktur. Die Wörter können somit nicht <strong>in</strong><br />

willkürlicher Form und Reihenfolge ane<strong>in</strong>ander gereiht werden. Er kann<br />

<strong>in</strong> Wortgruppen aufgeteilt werden. Diese wiederum gehören dem Satz<br />

<strong>in</strong>ternen (AGR-) oder externen (C-) Bereich an. Im Sdt. besitzt jeder<br />

dieser Teile ebenfalls e<strong>in</strong>en Kopf. (<strong>in</strong> 2.3.1 beschrieben)<br />

2.3.1 Der schweizerdeutsche Nebensatz<br />

Im NS lassen sich diese beiden Bereiche (extern / <strong>in</strong>tern) sichtbar trennen.<br />

Der Kopf, als satzbestimmendes Glied, steht im Satz externen<br />

C-Bereich und enthält den Complementizer (siehe 2.2.2). Die weiteren<br />

Teile des NS stehen im satz<strong>in</strong>ternen Bereich, dem AGR-Bereich. „Diese<br />

Abkürzung bezieht sich auf den Begriff agreement („Übere<strong>in</strong>stimmung“),<br />

der die Markierung der Subjektkongruenz am flektierten Verb<br />

bezeichnet (z.B.: du tr<strong>in</strong>ksch)“ (Penner, Kölliker Funk, Zimmermann,<br />

1992, S. 39). Der AGR-Bereich wird vom flektierten Verb bestimmt,<br />

welches im NS <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Basisposition der Endstellung steht. Die Wortstellung<br />

lautet dann S-O-V.<br />

C-Bereich (extern) AGR-Bereich (<strong>in</strong>tern)<br />

----- dass de Mario mit em Ball im Garte spiilt<br />

warum dass de Mario mit em Ball im Garte spiilt.<br />

Tab.4: Veranschaulichung der Satze<strong>in</strong>teilung des Nebensatzes (vgl. Penner et al., 1992)<br />

Die Wortstellung kann im NS des ARG-Bereichs fakultativ umgestellt<br />

werden. E<strong>in</strong>zig die VP muss an ihrer Basisposition bleiben und der<br />

Negationspartikel im NS steht immer direkt l<strong>in</strong>ks (präverbal) daneben.<br />

dass de Mario nöd het wellä go poste. (nöd bezieht sich auf den<br />

ganzen Satz)<br />

Die Negation kann auch l<strong>in</strong>ks des Inf<strong>in</strong>itivkomplexes go poste und<br />

rechts (postverbal) vom flektierten Verb stehen.<br />

dass de Mario het wellä nöd go poste. (nöd bezieht sich nur auf den<br />

Inf<strong>in</strong>itivkomplex) (vgl. Penner et al., 1992. S. 40ff)<br />

2.3.2 Der schweizerdeutsche Hauptsatz<br />

Wie die Verbzweitstellung (V2) im HS entsteht, wurde bereits im Kapitel<br />

der GG erläutert. Der externe C-Bereich wird durch das flektierte<br />

Verb e<strong>in</strong>genommen, welches somit aus dem AGR-Bereich verschw<strong>in</strong>det.<br />

Dies nennt man die V2-Regel. Das K<strong>in</strong>d erwirbt damit den wichtigen<br />

Unterschied der Verbposition im HS und NS. Diese zu lernen,<br />

bedeutet e<strong>in</strong>en wichtigen und zeitaufwändigen Erwerbsschritt für die<br />

K<strong>in</strong>der. Daher wird bei 3.4 Phase III noch genauer auf diese Schwierigkeit<br />

e<strong>in</strong>gegangen. Die Top-Position kann wie bei 2.2.2 beschrieben<br />

von e<strong>in</strong>er Phrase aus dem ARG-Bereich e<strong>in</strong>genommen werden (vgl.<br />

2.2.2 Move α).<br />

14


Bachelorarbeit<br />

<strong>Inputtherapie</strong> <strong>in</strong> <strong>Zürichdeutsch</strong><br />

C-Bereich (extern) AGR-Bereich (<strong>in</strong>tern)<br />

----- kickt de Mario de Ball über de Teich?<br />

De Mario kickt de Ball über de Teich.<br />

Über de Teich kickt de Mario de Ball.<br />

Den Ball kickt Mario über den Teich<br />

Tab.5: Möglichkeiten der Verschiebung im Hauptsatz (vgl. Penner et al., 1992, S. 39)<br />

Der Negationspartikel muss immer rechts vom Verb stehen. Wenn das<br />

flektierte Verb vom AGR-Bereich <strong>in</strong> den C-Bereich verschoben wird,<br />

bleiben die „Verbreste“ im AGR-Bereich <strong>in</strong> der Endstellung. Die Regel<br />

heisst somit: Der Negationspartikel im HS muss rechts vom flektierten<br />

Verb und l<strong>in</strong>ks von den „Verbresten“ stehen.<br />

De Mario kickt de Ball nöd weg.<br />

Zusätzlich dürfen auf der rechten Seite vom Negationspartikel niemals<br />

Objekte des Verbs stehen. Ansonsten werden nur Teile des Satzes<br />

verne<strong>in</strong>t.<br />

De Mario kickt nöd de Ball weg.<br />

(vgl. Penner et al., 1992, S. 40ff)<br />

2.3.3 Die Verbprojektionsanhebung<br />

Die Verbprojektionsanhebung (VPA) ist e<strong>in</strong>e spezifisch für das Sdt. geltende<br />

Regel der Grammatik. Dazu s<strong>in</strong>d zuerst e<strong>in</strong>ige Grundregeln der<br />

Verwendung von Verben im Sdt. beschrieben. Es werden viele Sätze<br />

mit Hilfs- oder Modalverben gebildet:<br />

De Mario wott spiile.<br />

dass de Mario spiile wott.<br />

Es braucht immer e<strong>in</strong> Hilfsverb, um Vergangenheit auszudrücken<br />

(Perfekt):<br />

dass de Mario het wellä mit em Ball spiile.<br />

dass de Mario het mittem Ball spiile wellä. (Anmerkung: Diese Wortstellung<br />

lehnt sich ans Hochdeutsche an und ist z.B. im Berndeutschen nicht erlaubt. Im <strong>Zürichdeutsch</strong>en<br />

und beispielsweise auch im St.Galler Deutsch darf man die Sätze aber<br />

so formulieren.)<br />

Verben können im Präsens und <strong>in</strong> der Vergangenheit auch verdoppelt<br />

werden:<br />

dass de Mario gat go spiile.<br />

dass de Mario het wellä ga go spiile.<br />

Wie bei der “move α“ beschrieben, darf auch der sdt. Satz umgestellt<br />

werden. E<strong>in</strong>e spezifische Umstellungsmöglichkeit für das Sdt. bietet<br />

die so genannte VPA.<br />

Mit VPA ist die Regel geme<strong>in</strong>t, die Inf<strong>in</strong>itv- und Partizipialkomplementen<br />

von Modal- und Auxiliarverben (ha „haben“,<br />

si „se<strong>in</strong>“, tue „tun“) und den sog. Verdoppelungsverben (cho<br />

kommen, ga „gehen“, la „lassen“, …[afange] „beg<strong>in</strong>nen“)<br />

von ihrer Basisposition l<strong>in</strong>ks zum Verb nach rechts versetzt.<br />

(Penner et al., 1992, S. 44)<br />

15


Bachelorarbeit<br />

<strong>Inputtherapie</strong> <strong>in</strong> <strong>Zürichdeutsch</strong><br />

Entweder kann die ganze Verbalphrase (VP) nach rechts versetzt werden<br />

oder nur Teile daraus, wie beispielsweise: Sie seit,<br />

dass er de Ball über de Teich kicke wett. (An Basisposition)<br />

dass er wett de Ballt über de Teich kicke. (ganze VP rechts vom flekt.<br />

Verb)<br />

dass er de Ball wett über de Teich kicke. (nur PP aus VP rechts vom<br />

flekt. Verb)<br />

dass er über de Teich wett de Ball kicke. (nur NP aus VP rechts vom<br />

flekt. Verb)<br />

Nun stellt sich noch die Frage, wie die VPA im HS angewendet wird.<br />

Im HS wirkt bereits die V2-Regel. Aus diesem Grund wird die VPA nur<br />

sichtbar, wenn mehrere Inf<strong>in</strong>itiv- oder Partizipialkomponenten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

Satz Platz f<strong>in</strong>den:<br />

De Mario het de Ball wellä über de Teich kicke.<br />

De Mario de Ball kickt über de Teich.<br />

(vgl. Penner et al., 1992, 43ff)<br />

2.3.4 Wackernagel-Position der Pronom<strong>in</strong>aklitika<br />

Die unbetonten Pronomen, Pronom<strong>in</strong>aklitika (Pk), werden im Sdt. an<br />

den Kopf des C-Bereichs angehängt. Diese Position wird Wackernagel-Position<br />

genannt. Damit entstehen Sätze wie:<br />

Will-en de Mario wegkickt.<br />

De Mario kickt-en weg.<br />

Im Spracherwerb glauben K<strong>in</strong>der, dass das Pk e<strong>in</strong>e freiwillige Prädikatsendung<br />

ist. Da <strong>in</strong> diesem Fall Kongruenz mit dem Subjekt gegeben<br />

se<strong>in</strong> muss, kann das Pk nur e<strong>in</strong> Subjektklitika und ke<strong>in</strong> Objektklitika<br />

se<strong>in</strong>. Damit entstehen <strong>in</strong> Phase II (siehe 3.4) doppelflektierte Sätze:<br />

ich chan-i.<br />

Bis anh<strong>in</strong> wurde e<strong>in</strong> Satz immer <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en C-Bereich und e<strong>in</strong>en AGR-<br />

Bereich e<strong>in</strong>geteilt. Der AGR-Bereich lässt sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en AGR1-Bereich<br />

(Wackernagel-Position) und e<strong>in</strong>en AGR2-Bereich aufteilen.<br />

C-Bereich AGR1 AGR2<br />

De Mario het en weggrühert.<br />

Tab.6: Dreiteilung des Satzes (vgl. Penner et al., 1992, S. 47ff)<br />

2.3.5 Selektive Auslassung von Pronom<strong>in</strong>a<br />

Es gibt noch weitere Spezialitäten des Sdt. Das Personalpronomen<br />

der 2. Person S<strong>in</strong>gular darf ausgelassen werden (Subjekt Pro-drop):<br />

De Zmittag hesch gern gha. (von: De Zmittag hesch du gern gha)<br />

Dies wäre <strong>in</strong> Standarddeutsch ke<strong>in</strong> grammatikalisch richtiger Satz:<br />

Das Mittagessen hast gern gehabt.<br />

In bestimmten kommunikativen Kontexten gilt dies im HS auch für<br />

Pronomen, welche <strong>in</strong> der Topposition stehen würden (Topik-drop). Es<br />

kann je nach Situation das Objekt oder das Subjekt <strong>in</strong> der Topposition<br />

weggelassen werden.<br />

16


Bachelorarbeit<br />

<strong>Inputtherapie</strong> <strong>in</strong> <strong>Zürichdeutsch</strong><br />

S: Wo isch de Mario higange? – isch go tr<strong>in</strong>ke.<br />

O: Häsch s’Mittagässä gern gha? – Ja, han-i gern gha (von: Ja, das<br />

han-i gern gha).<br />

Daraus folgt, dass die Pronomen nur weggelassen werden dürfen,<br />

wenn sie aus dem Kontext erschliessbar s<strong>in</strong>d (vgl. Penner et al., 1992,<br />

S. 49ff).<br />

2.3.6 Die <strong>in</strong>terne Struktur der Nom<strong>in</strong>alphrase<br />

E<strong>in</strong>e NP besteht m<strong>in</strong>imal aus e<strong>in</strong>em Nomen und e<strong>in</strong>em Determ<strong>in</strong>er.<br />

Dies ist e<strong>in</strong> Sammelbegriff für Artikel, Possessiv-, Demonstrativpronomen<br />

und mengenbezeichnende Pronomen (= Quantoren: beide, jeder,<br />

alle, e<strong>in</strong>ige,…). Die NP kann durch Adjektive ergänzt werden.<br />

Im Gegensatz zum Standarddeutsch trägt das Nomen im Sdt. nur das<br />

Merkmal des Nummerus (N). Dieser ist zusätzlich nicht immer erkennbar<br />

(Buech → Büecher, Schachtlä → Schachtlä). Das Adjektiv enthält<br />

die Merkmale Kasus (K), Genus (G) und N. Am Determ<strong>in</strong>er lässt sich<br />

K, N, G und Bestimmtheit (Best.) erkennen.<br />

Determ<strong>in</strong>er und Adjektive s<strong>in</strong>d mit dem Nomen <strong>in</strong> G und N kongruent.<br />

Bei e<strong>in</strong>em unbestimmten Artikel besteht die Kongruenz auch im K.<br />

In der Kasusverteilung unterscheidet sich das Sdt. weiter vom Standarddeutschen.<br />

Das Sdt. besitzt nicht vier sondern nur zwei Fälle. E<strong>in</strong>erseits<br />

den Non-Obliquus, welcher für den Akk. und den Nom. <strong>in</strong> der<br />

Standardsprache steht. Andererseits steht ergänzend dazu der Obliquus,<br />

welcher den Dat. und den Gen. der Standardsprache umfasst.<br />

Die Merkmalsverteilung kann sich verändern. Sie ist abhängig von der<br />

Anzahl Bereiche, welche <strong>in</strong> der NP gefüllt s<strong>in</strong>d. Weiter hat der Referentialitätsgrad<br />

e<strong>in</strong>er NP e<strong>in</strong>en grossen E<strong>in</strong>fluss auf die Merkmalsverteilung.<br />

Dieser legt die Bestimmtheit der Phrase fest. „Referentielle NP’s<br />

haben e<strong>in</strong>en bestimmten Artikel, e<strong>in</strong> Possessivpronomen oder e<strong>in</strong>en<br />

Quantor des Typs jeder als Determ<strong>in</strong>er. Nicht-referentielle NP’s haben<br />

entweder e<strong>in</strong>en unbestimmten Artikel oder e<strong>in</strong>en leeren Determ<strong>in</strong>erbereich“<br />

(Penner et al., 1992, S. 54).<br />

Die Merkmale G, N und Person s<strong>in</strong>d die <strong>in</strong>härenten Merkmale des Nomens.<br />

Diese werden jedoch nicht direkt am Nomen ausgedrückt, sondern<br />

s<strong>in</strong>d durch Kongruenz am Determ<strong>in</strong>er oder Adjektiv abzulesen.<br />

Die Best. wird jedoch durch den Diskurs festgelegt. Das Verb oder die<br />

Präposition gibt den K vor. Best. und K zählen deshalb zu den externen<br />

Merkmalen.<br />

Die Merkmale wechseln je nach Ausgangslage den Träger. Im Folgenden<br />

s<strong>in</strong>d alle Möglichkeiten tabellarisch aufgelistet (vgl. Penner et<br />

al., 1992, S. 51ff).<br />

Die <strong>in</strong>härenten und externen Merkmale müssen auf den Determ<strong>in</strong>er<br />

kopiert werden, wenn ke<strong>in</strong> Adjektiv vorhanden ist.<br />

17


Bachelorarbeit<br />

<strong>Inputtherapie</strong> <strong>in</strong> <strong>Zürichdeutsch</strong><br />

Dä/En ----- Tisch<br />

D-ARG A-ARG Nomen-Bereich<br />

S<strong>in</strong>gular (S<strong>in</strong>gular)<br />

Männlich (Männlich)<br />

Non-Obliquus<br />

Bestimmt/Unbestimmt<br />

Tab.7: A-ARG-leer (vgl. Penner et al., 1992, S. 55)<br />

Die <strong>in</strong>härenten Merkmale werden auf Determ<strong>in</strong>er und Adjektiv kopiert.<br />

Das externe Merkmal des K zeigt sich ebenfalls <strong>in</strong> beiden Bereichen.<br />

En gross-e Tisch<br />

D-ARG A-ARG Nomen-Bereich<br />

S<strong>in</strong>gular S<strong>in</strong>gular (S<strong>in</strong>gular)<br />

Männlich Männlich (Männlich)<br />

Non-Obliquus Non-Obliquus<br />

Unbestimmt<br />

Tab.8: A-ARG-besetzt, nicht-referentiell (vgl. Penner et al., 1992, S. 55)<br />

Die <strong>in</strong>härenten Merkmale bleiben <strong>in</strong> beiden Bereichen sichtbar, während<br />

die externen Merkmale ausschliesslich auf den Determ<strong>in</strong>er übertragen<br />

werden. Die Endungen e<strong>in</strong>es Adjektivs m.Sg. fällt weg, f.Sg.<br />

bleibt es „i“ und bei n.Sg. wird es „e“.<br />

De gross- Tisch (m.) / Di gross-i Chiste (f.) / S’ gross-e Tuech (n.)<br />

Diese Verschiebung der Merkmale nennt man stark-schwach-Assymetrie.<br />

Diese Regel gilt nur im Non-Obliquus.<br />

De gross- Tisch<br />

D-ARG A-ARG Nomen-Bereich<br />

S<strong>in</strong>gular S<strong>in</strong>gular (S<strong>in</strong>gular)<br />

Männlich Männlich (Männlich)<br />

Non-Obliquus<br />

Bestimmt<br />

Tab.9 A-ARG-besetzt, referentiell (vgl. Penner et al., 1992, S. 55)<br />

Im Obliquus ist der Determ<strong>in</strong>er mit e<strong>in</strong>er Präposition verschmolzen und<br />

somit nicht mehr eigenständig. Er wird unabhängig von N und G mit<br />

„e“ gebildet.<br />

Am(ene) gross-e Tisch<br />

An(ere) grosse-e Chiste<br />

Am(ene) gross-e Tuech<br />

D-ARG A-ARG Nomen-Bereich<br />

S<strong>in</strong>gular S<strong>in</strong>gular (S<strong>in</strong>gular)<br />

Männlich Mask. / Fem. / Neutr. (Mask. / Fem. / Neutr.)<br />

Obliquus Obliquus<br />

Bestimmt/Unbestimmt<br />

Tab.10 A-ARG-besetzt, referentiell (vgl. Penner et al., 1992, S. 55)<br />

Wenn ke<strong>in</strong> Determ<strong>in</strong>er vorhanden ist, werden alle Merkmale vom Adjektiv<br />

übernommen. Bei mehreren Adjektiven bleiben die Endungen<br />

im Sdt. gleich. In der Standardsprache müssen sie <strong>in</strong>nerhalb der NP<br />

angepasst werden.<br />

18


Bachelorarbeit<br />

<strong>Inputtherapie</strong> <strong>in</strong> <strong>Zürichdeutsch</strong><br />

----- mit laut-em freudige-em Geschrei<br />

D-ARG A-ARG A-AGR Nomen-Bereich<br />

S<strong>in</strong>gular S<strong>in</strong>gular (S<strong>in</strong>gular)<br />

Neutrum Neutrum Neutrum<br />

Obliquus Obliquus<br />

Unbestimmt Unbestimmt<br />

Tab.11: D-AGR-leer (vgl. Penner et al., 1992, S. 55)<br />

Zusammenfassend ist zu sagen,<br />

dass das Lernziel im Bereich der NP die Merkmalsträger<br />

und das Pr<strong>in</strong>zip der Merkmalsverteilung umfasst. Dabei<br />

spielt die Identität des Determ<strong>in</strong>ers, <strong>in</strong>sbesondere der Unterschied<br />

zwischen dem bestimmten und unbestimmten<br />

Artikel, e<strong>in</strong>e zentrale Rolle. Zu beachten ist, dass der Erwerbsprozess<br />

dadurch erschwert wird, dass der Artikel im<br />

Normalfall ke<strong>in</strong>en Akzent trägt und deshalb vielfach ke<strong>in</strong>e<br />

eigene morphologische Manifestation aufweist (Penner et<br />

al., 1992, S. 57)<br />

[wie beispielsweise d’Büecher → BBüecher]<br />

In manchen sdt. Dialekten verschw<strong>in</strong>det der Determ<strong>in</strong>er im Zusammenhang<br />

mit Präpositionen die e<strong>in</strong>en Non-Obliquus verlangen völlig.<br />

Berndeutsch: i See <strong>Zürichdeutsch</strong>: <strong>in</strong> See (Determ<strong>in</strong>er bleibt sichtbar)<br />

(vgl. Penner et al, 1992, S. 54ff)<br />

3. Grammatikerwerb im Schweizerdeutschen<br />

3.1 Der ungestörte Grammatikerwerb<br />

Wenn e<strong>in</strong>e erwachsene Person e<strong>in</strong>e Fremdsprache und damit auch<br />

deren Grammatik lernen will, dann ist dies mit vielen Anstrengungen<br />

verbunden. Obwohl man sich über mehrere Jahre mit E<strong>in</strong>satz um das<br />

Erlernen e<strong>in</strong>er Sprache bemüht, fühlen sich wenige <strong>in</strong> dieser Sprache<br />

je so sicher wie <strong>in</strong> ihrer Muttersprache. K<strong>in</strong>der lernen die Grammatik<br />

ihrer Erstsprache(n) meist mit sche<strong>in</strong>barer Leichtigkeit. Die Grundsätze<br />

der schweizerdeutschen Grammatik beherrschen K<strong>in</strong>der bereits gegen<br />

Ende ihres dritten Lebensjahres. „Im Alter von 2;6 (zweie<strong>in</strong>halb Jahren)<br />

sprechen K<strong>in</strong>der schon „zielkonform“, d.h. ohne wesentliche Abweichungen<br />

von der zu erwerbenden Sprache“ (Penner und Kölliker Funk,<br />

1998, S. 21). Die Theorie der GG von Chomsky hat die Vorstellung des<br />

Grammatik- und damit des Spracherwerbs stark geprägt. Das K<strong>in</strong>d<br />

lernt nicht durch e<strong>in</strong>faches Nachahmen, sondern versucht aus dem<br />

Parameter der UG die spezifischen Merkmale der Umgebungssprache<br />

herauszufiltern. Beim Filtern des Inputs nach dessen Merkmalen hält<br />

sich das K<strong>in</strong>d an die im Folgenden dargelegten Regeln, welche sich<br />

nach dem Pr<strong>in</strong>zip des Bootstrappens richten (vgl. Kölliker Funk, 1998,<br />

S. 42f).<br />

19


3.2 Bootstrapp<strong>in</strong>g<br />

Bachelorarbeit<br />

<strong>Inputtherapie</strong> <strong>in</strong> <strong>Zürichdeutsch</strong><br />

Nach Bryant (2006, S. 36f) können K<strong>in</strong>der im Grammatikerwerb referentielle<br />

Verb<strong>in</strong>dungen über Satzgrenzen h<strong>in</strong>aus herstellen. Dabei<br />

wenden K<strong>in</strong>der e<strong>in</strong>e Strategie der Analogieführung an, für die sich <strong>in</strong><br />

der Fachliteratur der Begriff „Bootstrapp<strong>in</strong>g“ etabliert hat.<br />

Der Begriff Bootstrapp<strong>in</strong>g 11 ist abgleitet von der englischen Redewendung<br />

to pull oneself with one’s own bootstrapps. Dies bedeutet frei<br />

übersetzt: Sich am eigenen Stiefelriemen hochziehen. Dieses Bild ist<br />

mit der Leistung des Sprachlernens von K<strong>in</strong>dern vergleichbar. In der<br />

Erwerbsstrategie des Bootstrapp<strong>in</strong>g nutzt das K<strong>in</strong>d bereits gewonnenes<br />

Wissen über Grammatik, um weitere Regeln und Zielstrukturen<br />

der Grammatik zu erwerben. „Voraussetzungen für Bootstrapp<strong>in</strong>g<br />

s<strong>in</strong>d Gleichnisse. So erkennen K<strong>in</strong>der bereits nach wenigen Monaten<br />

syntaktische E<strong>in</strong>heiten im Input, weil sie von prosodischen auf<br />

syntaktische Grenzen schliessen können“ (Bryant, 2006, S.36). Damit<br />

verb<strong>in</strong>det sich die Vorstellung, dass K<strong>in</strong>der mithilfe des nonverbalen<br />

Kontextes wichtige syntaktische Beziehungen erfassen können, die<br />

sie danach auf ihre gesamte Grammatik anwenden können.<br />

„Die Bootstrapp<strong>in</strong>gstrategien stellen verschiedene Formen des „Wissens-Wo“<br />

dar. D.h., sie enthalten Anweisungen darüber, wo die für<br />

den Grammatikerwerb relevante und zuverlässige Information im Input<br />

versteckt ist“ (Penner und Kölliker Funk, 1998, S. 33). K<strong>in</strong>der sche<strong>in</strong>en<br />

jedoch so etwas wie e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>nere Uhr zu besitzen. Damit werden<br />

sie zu e<strong>in</strong>em bestimmten Zeitpunkt auf spezifische Merkmale ihrer<br />

Umweltsprache automatisch aufmerksam. E<strong>in</strong> solches Merkmal nennt<br />

man Trigger. E<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d achtet sich nicht auf alle Informationen des Inputs,<br />

sondern sucht sich die momentan wichtigen Trigger aus dem<br />

Input heraus. Alle Trigger zusammen bilden den Intake, welcher nur<br />

e<strong>in</strong>en kle<strong>in</strong>en Teil des Inputs enthält. Hierbei kann es natürlich auch<br />

zu falschen Schlüssen und Übergeneralisierungen kommen. Deshalb<br />

sollte sich e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d nicht von dauerhaft falschen Annahmen über die<br />

Generalisierbarkeit der Syntax auf falsche Fährten locken lassen und<br />

sollte deshalb im Idealfall <strong>in</strong> der Lage se<strong>in</strong>, Widersprüche im Input<br />

gegene<strong>in</strong>ander abzuwägen und gegebenenfalls zu überarbeiten (vgl.<br />

Bryant, 2006, S.36f).<br />

P<strong>in</strong>ker (1987, S.417) sagt dazu: „… a smart learner should be able<br />

to draw conclusions from an aggregate of <strong>in</strong>dividually nondiagnostic<br />

but mutually consistent evidence.” Meist funktionieren die Mechanismen<br />

des Bootstrapp<strong>in</strong>g ohne Probleme, was anhand ihrer Komplexität<br />

sehr bee<strong>in</strong>druckend ist. Bei K<strong>in</strong>dern mit Grammatikerwerbsstörungen<br />

kommt es nun aber zu e<strong>in</strong>er Stagnation im Bootstrappen. Sie s<strong>in</strong>d<br />

nicht <strong>in</strong> der Lage, die für den nächsten Entwicklungsschritt nötigen<br />

Informationen ihrem Input zu entnehmen (vgl. Kannengieser 2009, S.<br />

187). Die immer gleichen Strategien zu kennen, ist für die <strong>Inputtherapie</strong><br />

sehr wichtig. Dort wird das sprachliche Material so angeboten,<br />

dass e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d die Bootstrapp<strong>in</strong>g strategien optimal ausnutzen kann.<br />

Aus diesem Grund sollen diese nun im Folgenden kurz erläutert werden<br />

(vgl. Penner & Kölliker Funk, 1998, S. 23).<br />

1 Dieser Begriff wurde erstmals von P<strong>in</strong>ker (1984) gebraucht<br />

20


Bachelorarbeit<br />

<strong>Inputtherapie</strong> <strong>in</strong> <strong>Zürichdeutsch</strong><br />

→ Ziehe den Nebensatz dem Hauptsatz vor<br />

„E<strong>in</strong>e dieser Anweisungen besagt z.B., dass Nebensätze, da sie strukturell<br />

konservativer s<strong>in</strong>d, die Grundstruktur und Wortstellung besser<br />

aufbewahren als Hauptsätze. Dies hängt mit der Tatsache zusammen,<br />

dass Nebensätze diskursbed<strong>in</strong>gten Prozessen weniger ausgesetzt<br />

s<strong>in</strong>d als Hauptsätze“ (Penner und Kölliker Funk 1998, S. 24). Durch<br />

diese Klarheit der Satzstruktur, fokussiert das K<strong>in</strong>d zuerst auf den NS.<br />

Den HS lernt es später kennen, <strong>in</strong>dem es vorwiegend auf die Differenzen<br />

zum NS achtet.<br />

→ Ziehe sekundäre Ableitungen komplexen Wortbildungen vor<br />

Bei der Wortbildung gibt es zwei Arten von Bildungstypen. Die e<strong>in</strong>e<br />

Gruppe besteht aus unregelmässigen Formen und jedes Item muss<br />

e<strong>in</strong>zeln gelernt werden. Die andere Gruppe richtet sich nach wortübergreifenden<br />

Regeln und ist daher durch Ableitung lernbar. Nun ist<br />

es schwierig zu wissen, welches Wort zu welcher Gruppe gehört. Beispielsweise<br />

bei der Partizipbildung lassen sich aber auch für diese<br />

Zuteilung Regeln festhalten. Auf “t“ und nicht auf „en“ enden die Partizipien,<br />

welche folgendes erfüllen (vgl. Penner und Kölliker Funk, 1998,<br />

S.25):<br />

„Aus Nomen abgeleitete Verben des Typs „Bagger>baggert>gebaggert“<br />

Aus Adjektiven abgeleitete Verben des Typs „dunkel>dunkeln>gedunkelt“<br />

Aus Zusammensetzungen abgeleitete Verben [des] Typs<br />

„handhaben>gehandhabt“<br />

Lehnwörter des Typs „stylen>stylen>gestylt (Penner und Kölliker Funk,<br />

1998, S.26)<br />

→ Ziehe bedeutungslose (=expletive) 2 Elemente vor<br />

Expletive Elemente haben ke<strong>in</strong>en semantischen Gehalt für e<strong>in</strong>e Aussage.<br />

Sie s<strong>in</strong>d für e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d im Grammatikerwerb aufgrund ihrer syntaktischen<br />

Bedeutung sehr wertvoll. Sie dienen als Platzhalter und lassen<br />

die K<strong>in</strong>der die syntaktische Grundstruktur erkennen. Beispiele für solche<br />

Strukturen haben Penner und Kölliker Funk <strong>in</strong> ihrem Buch Therapie<br />

und Diagnostik von Grammatikerwerbsstörungen, E<strong>in</strong> Arbeitsbuch,<br />

1998 festgehalten:<br />

Expletive Elemente Beispiel Grammatikalische Funktion<br />

Referenzlose Pronom<strong>in</strong>a Es s<strong>in</strong>d 10 Ch<strong>in</strong>d cho Vorfeldposition markieren<br />

Dummies<br />

z.B. Verdoppelungsverben Er gaht go luegä Position von flektiertem Verb markieren<br />

das <strong>in</strong>haltsleere „tun“ Er tuet Velo fahre Position von flektiertem Verb markieren<br />

Überflüssige Artikel bei Eigennamen<br />

De Mario / d’Annna<br />

Tab.1: Die expletiven Elemente<br />

Die Kongruenz von Determ<strong>in</strong>er und<br />

Nomen anzeigen<br />

Das K<strong>in</strong>d konzentriert sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er ersten Phase auf diese beschriebenen,<br />

<strong>in</strong>haltslosen Elemente. Damit ist es fähig die Basis der Schweizerdeutschen<br />

Grammatik schon vor der Zweiwortphase zu beherrschen<br />

(vgl. Penner und Kölliker Funk, 1998, S. 27f).<br />

2 „Als Expletivum (auch: Expletiv) bezeichnet man e<strong>in</strong> Pronomen (im Deutschen das Pronomen<br />

„es“), das ausschliesslich aus Gründen des korrekten Satzbaus verwendet wird, aber ke<strong>in</strong>en<br />

<strong>in</strong>haltlichen Bezug zu e<strong>in</strong>em Gegenstand oder e<strong>in</strong>er Person aufweist. Unter Expletiven wird auch<br />

der Gebrauch e<strong>in</strong>es Wortes als Füllwort ohne spezifische Bedeutung verstanden“<br />

(vgl. wikipedia.org)<br />

21


Bachelorarbeit<br />

<strong>Inputtherapie</strong> <strong>in</strong> <strong>Zürichdeutsch</strong><br />

→ Lerne de<strong>in</strong>en Wortschatz mithilfe syntaktischen Cues<br />

K<strong>in</strong>der können beispielsweise dem zweideutigen Wort „anfeuern“ nicht<br />

aufgrund von Erfahrung und konzeptuellem Wissen e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>deutige<br />

Bedeutung geben, wie das Erwachsenen möglich ist. Diese Netzwerke<br />

von Erfahrungen und konzeptuellem Wissen s<strong>in</strong>d noch zu wenig ausgereift,<br />

um durch Verknüpfung das Lexikon zu erweitern.<br />

Für das Erlernen des lexikalischen Wissens ist der Input vielfach unterdeterm<strong>in</strong>iert<br />

(nicht e<strong>in</strong>deutig). Die Bootstrapp<strong>in</strong>gstrategie geht davon<br />

aus, dass K<strong>in</strong>der bereits Grundstrategien besitzen, damit sie den e<strong>in</strong>zelnen<br />

Wörtern überhaupt Bedeutungen zuordnen können. Diese kompensieren<br />

die Unterdeterm<strong>in</strong>iertheit des Inputs. E<strong>in</strong>e der Grundregeln<br />

(Cues) heisst „ The Wohle Assumption“. Das bedeutet, dass sich e<strong>in</strong>e<br />

Aussage <strong>in</strong> der Regel auf die Ganzheit e<strong>in</strong>es Objekts bezieht und nicht<br />

nur Teile davon. Wenn die Mutter also auf die Puppe zeigt und „Bäbi“<br />

sagt, dann me<strong>in</strong>t sie damit weder den Kopf, noch das Kleid, noch die<br />

Hand, sondern das ganze Objekt. E<strong>in</strong>e weitere Regel lautet „Syntactic<br />

Bootstrapp<strong>in</strong>g“. In der GG wurde bereits erklärt, dass Verben e<strong>in</strong>e<br />

unterschiedliche Menge an Argumenten benötigen. Mit dem Wissen<br />

wie viele Argumente z.B. geben (3) und nehmen (2) besitzen, lassen<br />

sich diese beiden Wörter unterscheiden. Alle<strong>in</strong> aus e<strong>in</strong>er Szene kann<br />

e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d die Wörter nicht klar trennen, da immer beides gleichzeitig<br />

geschieht. Solche Verben nennt man „symmetrische Verbpaare“ (vgl.<br />

Penner et al., 1998, S. 29ff).<br />

→ Zerlege den Input mithilfe prosodischer Merkmale<br />

K<strong>in</strong>der können die Lautsignale der Sprache schon sehr früh <strong>in</strong> Phrasen<br />

und Sätze segmentieren. Bereits zwischen dem sechsten und neunten<br />

Lebensmonat gel<strong>in</strong>gt ihnen dies auch auf Wortebene. Durch das<br />

Erkennen von prosodischen Merkmalen kann das K<strong>in</strong>d syntaktische<br />

Strukturen erlernen (vgl. Penner und Kölliker Funk, 1998, S. 31f).<br />

3.3 Die Wichtigkeit der Schnittstellen bei den<br />

Bootstrapp<strong>in</strong>gstrategien<br />

Die oben beschriebenen Bootstrapp<strong>in</strong>gstrategien s<strong>in</strong>d fast alle bimolar<br />

(= mit kanonischen Lernstrategien erfassbar, siehe 3.7.1.). Das<br />

bedeutet, dass mehrer Module (oder Komponenten) gleichzeitig gebraucht<br />

werden. Beispielsweise bei den sekundären Ableitungen betrifft<br />

es „Lexikon“ und „Morphologie“. E<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d muss wissen, zu welcher<br />

Wortkategorie e<strong>in</strong> Lexem gehört, um die entsprechenden morphologischen<br />

Regeln beispielsweise für die Partizipbildung anwenden zu<br />

können. E<strong>in</strong> weiteres Beispiel wäre, dass e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d, um expletive Elemente<br />

vorzuziehen, Informationen zur „Semantik“ und zur „Syntax“<br />

mite<strong>in</strong>ander verknüpfen muss. So erkennt es die semantische Information<br />

der Inhaltslosigkeit und leitet daraus die syntaktische Funktion<br />

dieser Wörter ab. E<strong>in</strong> letztes Beispiel ist das Zerlegen der Aussagen<br />

mithilfe von prosodischen Merkmalen. Das K<strong>in</strong>d nutzt die „Prosodie“<br />

um syntaktische Strukturen zu erschliessen (vgl. Penner und Kölliker<br />

Funk, 1998).<br />

22


Bachelorarbeit<br />

<strong>Inputtherapie</strong> <strong>in</strong> <strong>Zürichdeutsch</strong><br />

3.4 Die Grammatikentwicklung <strong>in</strong> drei Phasen nach Zvi<br />

Penner<br />

In den oberen Abschnitten wurde beschrieben, mit welchen Techniken<br />

sich die K<strong>in</strong>der helfen, um die grammatischen Strukturen zu erfassen.<br />

Mehrmals wurde die <strong>in</strong>nere Uhr angesprochen, welche K<strong>in</strong>der leitet,<br />

um <strong>in</strong> verschiedenen Phasen auf bestimmte Strukturen aufmerksam<br />

zu werden. Die verläuft bei e<strong>in</strong>em unauffälligen Spracherwerb <strong>in</strong> immer<br />

gleicher Reihenfolge und im gleichen zeitlichen Rahmen, wobei<br />

m<strong>in</strong>imale Abweichungen immer noch als normal gelten. Zvi Penner hat<br />

diese Abfolge für das Sdt. untersucht und <strong>in</strong> drei Phasen e<strong>in</strong>geteilt,<br />

diese stützen sich wiederum auf die Grammatik der GG-Theorie.<br />

Alter Phase Bereich<br />

1;8 – 2;3 Phase I ----- ----- AGR2-Bereich<br />

2;3 – 2;5 Phase II ----- AGR1-Bereich AGR2-Bereich<br />

2;6 - Phase III C-Bereich AGR1-Bereich AGR2-Bereich<br />

Tab.2: Grammatikentwicklung nach Zvi Penner (Penner et al., 1992, S. 65)<br />

Wichtig ist anzumerken, dass Merkmale, welche <strong>in</strong> bestimmten Phasen<br />

auftreten immer Merkmalskomb<strong>in</strong>ationen s<strong>in</strong>d (vgl. Penner et al.,<br />

1992, S. 65). Es s<strong>in</strong>d nicht e<strong>in</strong>zelne Merkmale, die den Charakter e<strong>in</strong>er<br />

Phase ausmachen, sondern ganze Merkmalskomb<strong>in</strong>ationen.<br />

→ Phase I, bis 2;3.Jahre<br />

Das Merkmal dieser Phase ist die Verbendstellung. Diese entspricht<br />

der Struktur des AGR2-Bereichs. Dies ist e<strong>in</strong> HS mit der Wortstellung<br />

e<strong>in</strong>es zielsprachlichen NS. Das Verb kann flektiert, e<strong>in</strong> Inf<strong>in</strong>itiv oder e<strong>in</strong><br />

Partizip se<strong>in</strong>. Die f<strong>in</strong>iten Verben werden <strong>in</strong> der frühen Grammatik meist<br />

durch e<strong>in</strong> Hilfsverb ausgedrückt. Diese rufen die VPA hervor. Somit<br />

wird der Inf<strong>in</strong>itiv (mit se<strong>in</strong>en Komplementen) nach rechts verschoben.<br />

Dies führt zur phasentypischen Verbendstellung im HS. Diese Wortstellung<br />

trifft auch auf Inf<strong>in</strong>itiv- und Partizipialsätze zu. Das Objekt und<br />

teilweise auch e<strong>in</strong> Subjekt stehen immer l<strong>in</strong>ks vom Verb. Im Zusammenhang<br />

mit dem Pr<strong>in</strong>zip der Optimalen Anpassung und der Maximalen<br />

Strukturellen Vielfalt 3 und aufgrund der variablen Anwendung der<br />

VPA ergeben sich dieselben Wortstellungsmöglichkeiten, wie im NS<br />

der Zielgrammatik. Das Verb kann an erster an zweiter oder an dritter<br />

Position stehen.<br />

wellä Öpfel ässä Öpfel wellä ässä Öpfel ässä wellä<br />

Trotz der Wortstellungsvielfalt bildet die Verbendstellung, wie e<strong>in</strong>leitend<br />

erwähnt, das Hauptmerkmal der Phase I. Diese Verbstellung verschw<strong>in</strong>det<br />

<strong>in</strong> den weiteren Phasen.<br />

Aufgrund des fehlenden C-Bereichs können verschiedene Strukturen<br />

nicht zielsprachlich gebildet werden. Es werden Ersatzstrategien e<strong>in</strong>gesetzt.<br />

Präkonjunktionale NS kann der Zuhörer aus dem Diskurs <strong>in</strong>terpretieren.<br />

Weiter weist die phasentypische Verbendstellung auf e<strong>in</strong>en NS<br />

3 Die stufenspezifischen Grammatiken des K<strong>in</strong>des s<strong>in</strong>d phasenkonsistent. Bei der Bildung der<br />

verschiedenen Satzstrukturen passen sich die K<strong>in</strong>der an die Zielgrammatik dadurch optimal an,<br />

dass sie vom vollen Spektrum der verfügbaren strukturellen Vielfalt Gebrauch machen<br />

(Penner et al., 1992, S. 64).<br />

23


Bachelorarbeit<br />

<strong>Inputtherapie</strong> <strong>in</strong> <strong>Zürichdeutsch</strong><br />

der ersten Phase h<strong>in</strong>. In diesen Ersatzstrategien verharren oft K<strong>in</strong>der<br />

mit Grammatikerwerbstörungen.<br />

Sunne da isch, usse ga<br />

Bei W-Fragen stehen vorwiegend zwei Ersatzstrategien zur Verfügung.<br />

E<strong>in</strong>erseits können W-lose Fragen gebildet werden hesch du?.<br />

Andererseits wird an Stelle des Frageworts e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>lautliches, klitisches<br />

Element (k, d, u, s) gesetzt d’ hesch du?. Letzterer Fragetyp wird<br />

Partikelfrage genannt. Im auffälligen Spracherwerb tritt e<strong>in</strong> weiterer<br />

Fragetyp auf, welcher beim normalen Spracherwerb sehr selten ist.<br />

Diese Fragen heissen W-<strong>in</strong>-situ. Dort steht das Fragewort an se<strong>in</strong>er<br />

ursprünglichen Stellung im ARG-Bereich.<br />

Luegt da was s’Meitli? (Platz des Objekts)<br />

isst Brot wer? (Platz des Subjekts)<br />

E<strong>in</strong>e vierte Art W-Fragen zu stellen, wurde <strong>in</strong> der Standardsprache<br />

beobachtet und von Penner ebenfalls diskutiert. Dort wird die Partikelfrage<br />

mit der Verbendstruktur verbunden s’du hesch?<br />

In der ersten Phase s<strong>in</strong>d viele subjektlose Sätze zu f<strong>in</strong>den. Bei Inf<strong>in</strong>itivkonstruktionen<br />

bedeutet dies ke<strong>in</strong>e Verletzung der Regeln <strong>in</strong> der Zielgrammatik,<br />

da das Subjekt dort normalerweise auch wegfällt Chuechä<br />

ässä. Anders ist es bei Sätzen mit f<strong>in</strong>iten Verben wett Chuechä ässä.<br />

Diese Auslassung kommt fast nur <strong>in</strong> deklarativen Sätzen vor. Sie entspricht<br />

der zielsprachlichen Auslassung von Pronom<strong>in</strong>a <strong>in</strong> der Topikposition,<br />

wie sie <strong>in</strong> 2.3.4 beschrieben ist.<br />

Die Negation wird <strong>in</strong> Inf<strong>in</strong>itiv – und Präpositionalsätzen zielsprachlich<br />

und somit präverbal gebildet Chuechä nöd ässä. Bei flektierten Verben<br />

stehen die Negationspartikel <strong>in</strong> prä- und postverbaler Position nöd<br />

wett Chuechä ässä / wett nöd Chuechä ässä. Dies entspricht den<br />

möglichen Negationsstellungen im zielsprachlichen NS. Die postverbale<br />

Stellung im HS ist <strong>in</strong> allen Phasen möglich. Phasenspezifisch ist<br />

die präverbale Stellung im HS und daher für die Bestimmung der Phase<br />

massgebend<br />

(vgl. Penner et al., 1992, S. 66ff).<br />

Zusammenfassend s<strong>in</strong>d die primären und sekundären Merkmalskomb<strong>in</strong>ationen<br />

der Phase I:<br />

„Primäre Merkmale Sekundäre Merkmale<br />

- Verbendstellung im HS<br />

- präverbale Negation im HS<br />

(Penner et al., 1992, S. 73)<br />

- präkonjunktionale NS<br />

- Verbendfragen<br />

- W-<strong>in</strong>-situ-Fragen<br />

- Fragen ohne W-Pronomen<br />

- Partikelfragen<br />

- permissive Subjektauslassungen“<br />

→ Phase II, zwischen 2;3 und 2;6 Jahre<br />

Diese Phase ist e<strong>in</strong>e Zwischenstufe. Sie ist bei K<strong>in</strong>dern jedoch schwierig<br />

zu beobachten, da die Altersangaben <strong>in</strong>dividuell schwanken und<br />

die Dauer dieser Phase sehr kurz ist. Zum AGR2-Bereich kommt der<br />

AGR1-Bereich dazu. Dies hat verschiedene Auswirkungen.<br />

Die klitischen Subjekte nehmen stark zu. Vom K<strong>in</strong>d werden sie als<br />

fakultative Verb<strong>in</strong>dungen wahrgenommen und s<strong>in</strong>d mit dem Verb kongruent.<br />

Die klitischen Objekte nehmen nicht zu, da diese nicht mit dem<br />

Verb kongruent s<strong>in</strong>d. Aus den als Verbendungen wahrgenommenen<br />

24


Bachelorarbeit<br />

<strong>Inputtherapie</strong> <strong>in</strong> <strong>Zürichdeutsch</strong><br />

Subjektklitika entstehen doppelflektierte Äusserungen, da das Verb<br />

und das Subjekt im AGR1-Bereich verbunden werden i wett-i Chuechä<br />

nümme. Die Verberstsätze nehmen sprunghaft zu und erreichen e<strong>in</strong>en<br />

Wert von 70%. Die meisten davon s<strong>in</strong>d subjektlos(a), es kommen aber<br />

auch subjektklitische(b) und subjekthaltige(c) Sätze <strong>in</strong> dieser Phase<br />

vor.<br />

a: wett Chuechä ne<br />

b: gangi furt<br />

c: isst de Bueb detä<br />

Weiter verschw<strong>in</strong>det die für die Phase I typische präverbale Negation<br />

(vgl. Penner et al., 1992, S. 73f).<br />

Zusammenfassend s<strong>in</strong>d die primären und sekundären Merkmalskomb<strong>in</strong>ationen<br />

der Phase II:<br />

„Primäre Merkmale Sekundäre Merkmale<br />

- Zunahme von Subjektklitika bei Fehlen der Objektklitika<br />

(Penner et al., 1992, S. 75)<br />

- präkonjunktionale NS<br />

- Verbendfragen<br />

- W-<strong>in</strong>-situ-Fragen<br />

- Fragen ohne W-Pronomen<br />

- Partikelfragen<br />

- permissive Subjektauslassungen<br />

- Verberst-Dom<strong>in</strong>anz<br />

- Doppelflexion<br />

- postverbale Negation“<br />

→ Phase III, ab 2;6 Jahren<br />

In dieser Phase wird der C-Bereich dem AGR-Bereich vorangestellt.<br />

Es ist e<strong>in</strong> grosser Lernaufwand, dessen Sonderfunktion im Input zu<br />

entdecken. Beim normalen sprachlernenden K<strong>in</strong>d dauert diese Phase<br />

deshalb am längsten, wobei es für K<strong>in</strong>der mit Grammatikerwerbsstörung<br />

oft e<strong>in</strong>e zu hohe Hürde bedeutet. Der Lernaufwand ist so gross,<br />

weil im HS der C- und AGR-Bereich verschmolzen s<strong>in</strong>d. Das flektierte<br />

Verb steht im C-Bereich. Es ist der Kopf des ganzen Satzes. Fakultativ<br />

kann e<strong>in</strong>e weitere Konstituente aus dem AGR-Bereich herausgeschält<br />

werden. Dieser Vorgang ist hoch komplex, braucht Zeit, um gelernt zu<br />

werden und wird durch die beschriebene V2-Regel festgelegt.<br />

Die Auswirkungen der Entdeckung des HS s<strong>in</strong>d vielschichtig. Die<br />

Verbzweitstellung nimmt stark zu. Die Verben werden zielsprachlich<br />

flektiert, da das Subjektklitikon nicht mehr als e<strong>in</strong>e fakultative Verb<strong>in</strong>dung<br />

angesehen wird. Dies bewirkt, dass nun auch Objektklitikon<br />

produziert werden. Die subjektlosen Sätze nehmen auf 1% von allen<br />

Verbsätzen ab, dies entspricht der Zielgrammatik. Die Struktur der W-<br />

Fragen ist ebenfalls grammatikalisch korrekt, wobei zuerst vorwiegend<br />

„Wo“- und „Was“-Fragen gestellt werden. Die weiteren Fragewörter<br />

kommen später dazu.<br />

Der NS wird nun durch e<strong>in</strong>e im C-Bereich stehenden Konjunktion e<strong>in</strong>geleitet.<br />

Die neu entdeckte Verbzweitstellung wird im NS nie übergeneralisiert<br />

angewendet. Man führt dies darauf zurück, dass die K<strong>in</strong>der<br />

<strong>in</strong> der ersten Grammatikphase bereits mit NS-Strukturen gesprochen<br />

haben. Diese ihnen bereits bekannten Regeln können somit <strong>in</strong> der<br />

Phase III übergangslos wieder genutzt werden. Zu Beg<strong>in</strong>n werden vorwiegend<br />

Kausal-, Bed<strong>in</strong>gungs- und Relativsätze formuliert. Indirekte<br />

25


Bachelorarbeit<br />

<strong>Inputtherapie</strong> <strong>in</strong> <strong>Zürichdeutsch</strong><br />

Fragen s<strong>in</strong>d ebenfalls häufig. Andere NS-Typen kommen später h<strong>in</strong>zu<br />

(vgl. Penner et al., 1992, S. 76ff).<br />

Zusammenfassend s<strong>in</strong>d die primären Merkmalskomb<strong>in</strong>ationen der<br />

Phase III:<br />

„Primäre Merkmale<br />

- Verbzweit-Verbend-Alternation zwischen HS und NS<br />

- Schwund der Subjektsauslassung<br />

- Zielsprachliche W-Fragen<br />

- Schwund der Doppelflexion und Auftreten der Objektklitikon“<br />

(Penner et al., 1992, S. 80)<br />

3.5 Der Erwerb der Nom<strong>in</strong>alphrase <strong>in</strong> drei Phasen<br />

Die detaillierten Regelungen der Merkmalsverteilung <strong>in</strong> der NP können<br />

bei 2.3.5 nachgelesen werden. Es wird dort beschrieben, dass die<br />

NP im Sdt. nicht die gleichen Merkmale aufweist, wie die NP <strong>in</strong> der<br />

Hochsprache. Aus diesem Grund s<strong>in</strong>d auch die Forschungen <strong>in</strong> der<br />

Hochsprache bezüglich des Erwerbs der NP nicht mit dem Erwerb der<br />

sdt. NP gleichzusetzen. Die K<strong>in</strong>der müssen während des Erwerbs erkennen,<br />

dass die NP aus <strong>in</strong>härenten und externen Merkmalen besteht<br />

und wie die Merkmalsverteilung <strong>in</strong>nerhalb der funktionalen Bereiche<br />

(D-ARG und A-ARG) korrekt erfolgt. Dies geschieht laut Penner et al.<br />

<strong>in</strong> drei Phasen. Damit sie sich von den drei Phasen des Grammatikerwerbs<br />

abheben, bezeichnen sie diese als Phase I n , Phase II n , und<br />

Phase III n (vgl. Penner et al., 1992, S. 80f).<br />

Alter Phase Bereiche<br />

- 2;4 Phase I n ----- ----- Nomen-Bereich<br />

2;4. – 2;10 Phase II n ----- A/D-Bereich Nomen-Bereich<br />

2;10 - Phase III n D-Bereich A-Bereich Nomen-Bereich<br />

Tab.3: Entwicklung der Nom<strong>in</strong>alphrase nach Zvi Penner (Penner et al., 1992, S. 81)<br />

→ Phase I n<br />

Wie die Tabelle oben zeigt, ist <strong>in</strong> der ersten Phase nur der Nomen-<br />

Bereich (= Nomen-ARG) gefüllt. Selten kommen (bestimmte) Artikel<br />

h<strong>in</strong>zu. Folgende Merkmale lassen sich aus der Sprache von K<strong>in</strong>dern <strong>in</strong><br />

der Phase I n bereits erkennen:<br />

Genus Neutrum vs. Non-Neutrum<br />

Kasus Obliquus vs. Non-Obliquus<br />

Bestimmtheit def<strong>in</strong>it vs. <strong>in</strong>dev<strong>in</strong>it<br />

Tab.4: Merkmale der Phase In (Penner et al., 1992, 82<br />

Im Obliquus wird fast immer e<strong>in</strong> bestimmter Artikel produziert de Ma.<br />

Ebenfalls steht jener vor e<strong>in</strong>em neutralen Nomen Dim<strong>in</strong>iutiv s’Büechli.<br />

Penner et al. haben festgestellt, dass NP mit Präpositionen, welche e<strong>in</strong>en<br />

Non-Obliquus verlangen zielsprachlich realisiert werden „mit eme<br />

Hammer“. (Penner et al., 1992, S. 84)<br />

Dem K<strong>in</strong>d ersche<strong>in</strong>en die Merkmalsträger (Adjektive, Determ<strong>in</strong>er) noch<br />

als fakultativ. Wenn sie jedoch verwendet werden, passen sie sich<br />

der Zielgrammatik – ausser im Geschlecht – an. Wenn e<strong>in</strong>e Nomenexterne<br />

Position verlangt wird, ist der Anteil an Artikeln im Neutrum zu<br />

Beg<strong>in</strong>n auffällig hoch. Dies könnte darauf h<strong>in</strong>weisen, dass sich K<strong>in</strong>der<br />

26


Bachelorarbeit<br />

<strong>Inputtherapie</strong> <strong>in</strong> <strong>Zürichdeutsch</strong><br />

im Input zuerst diesen Teil beachten, diesen dann übergeneralisieren<br />

und später ausdifferenzieren (vgl. Penner et al., 1992, S. 81ff).<br />

→ Phase II n<br />

Die wichtigste Neuentdeckung <strong>in</strong> dieser Phase ist, dass der AGR-<br />

Bereich obligatorisch ist. Dabei ist dem Lernenden aber die Merkmalsverteilung<br />

noch nicht völlig klar. Dies erkennt man auch an der Morphologie<br />

der Artikel het känä Öpfel (aus: het kän Öpfel). Weiter wird<br />

die stark-schwach-Asymmetrie bei Verb<strong>in</strong>dungen des Determ<strong>in</strong>er mit<br />

attributiven Adjektiven <strong>in</strong> der Reihe<strong>in</strong>folge D-ARG – A-ARG produziert.<br />

Dabei wird der Determ<strong>in</strong>er aber manchmal weggelassen, obwohl die<br />

Zielgrammatik e<strong>in</strong>en solchen verlangen würde.<br />

Zu dem zu Beg<strong>in</strong>n noch hohen Anteil an neutralen Artikeln, kommen<br />

zuerst maskul<strong>in</strong>e dann fem<strong>in</strong><strong>in</strong>e dazu. In den Bereichen K und Best.<br />

bleibt die Merkmalsunterscheidung gleich (vgl. Penner et al., 1992, S.<br />

83ff).<br />

→ Phase III n<br />

Die Verteilung der Merkmalsträger entspricht <strong>in</strong> dieser Phase der Zielsprache.<br />

Damit werden auch die Bereiche D-AGR und A-AGR klar<br />

getrennt. So können <strong>in</strong> diese Bereiche die korrekten Merkmale verteilt<br />

werden. Die Nomen stehen immer (Ausnahme deiktische Ausdrücke)<br />

mit Artikel, zudem wird vor attributiven Adjektiven stets e<strong>in</strong> Determ<strong>in</strong>er<br />

platziert. Zu Beg<strong>in</strong>n behalten neutrale und maskul<strong>in</strong>e Artikel ihren<br />

erhöhten Anteil, später gleicht sich dies der Zielgrammatik an (vgl.<br />

Penner et al., 1992, S. 85f).<br />

3.6 Zusammenfassung des ungestörten Grammatikerwerbs<br />

Beim ungestörten Grammatikerwerb funktionieren die Bootstrapp<strong>in</strong>gstrategien<br />

problemlos. Mit diesen Techniken erlernt e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d die<br />

Basis der sdt. Grammatik bis zu se<strong>in</strong>em dritten Lebensjahr. Die Bootstrapp<strong>in</strong>gstrategien<br />

werden wie von e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>neren Uhr automatisch aktiviert<br />

und lassen das K<strong>in</strong>d auf spezifische Trigger aufmerksam werden.<br />

Damit können sie aus dem Input den Intake herausfiltern. Die<br />

Schwierigkeit für die Anwendung der Bootstrapp<strong>in</strong>gstrategien beruht<br />

vorwiegend darauf, dass die Strategien meist die Verknüpfung von<br />

mehreren Komponenten erfordern. Penner und Kölliker Funk def<strong>in</strong>ieren<br />

den ungestörten Grammatikerwerb folgendermassen:<br />

Normale Sprachentwicklung<br />

Der Prozess des Grammatikerwerbs verläuft nur dann ungestört<br />

(oder „normal“), wenn das Bootstrapp<strong>in</strong>gverfahren,<br />

das den Zugang zum gesamten Intake gewährleistet, voll<br />

<strong>in</strong>takt ist. In diesem Fall macht das K<strong>in</strong>d von der „fullcomputional<br />

power“ des Systems, ungeachtet se<strong>in</strong>er Komplexität,<br />

Gebrauch (Penner und Kölliker Funk, 1998, S. 34).<br />

27


3.7 Der gestörte Grammatikerwerb<br />

Bachelorarbeit<br />

<strong>Inputtherapie</strong> <strong>in</strong> <strong>Zürichdeutsch</strong><br />

Aus der oben stehenden Def<strong>in</strong>ition des ungestörten Grammatikerwerbs<br />

geht hervor, dass wenn die Bootstrapp<strong>in</strong>gstrategien nicht reibungslos<br />

funktionieren e<strong>in</strong>e Störung im Grammatikerwerb auftritt. Bootstrapp<strong>in</strong>g<br />

kann immer auf kanonische oder nicht-kanonische Merkmale zurückgeführt<br />

werden und globale oder residuale Lernstrategien betreffen.<br />

Diese Begriffe sollen sogleich erklärt werden (Penner und Kölliker<br />

Funk, 1998, S.34).<br />

3.7.1 kanonisch vs. nicht-kanonisch<br />

Beim kanonischen Lernen können Merkmale mit Bootstrapp<strong>in</strong>gstrategien<br />

leicht im Input erkannt werden. Die Strategien müssen bi-modular<br />

angewandt werden. Das bedeutet, dass zwei Module der Grammatik<br />

(z.B. Syntax und Semantik) für das Entdecken e<strong>in</strong>er Regel nötig s<strong>in</strong>d<br />

(siehe 3.3.). Das nicht-kanonische Lernen bezieht sich auf Merkmale<br />

der Grammatik, die beim Bootstrappen mehr als zwei Module betreffen.<br />

Dies ist e<strong>in</strong>e grosse Herausforderung für die Lernenden (Penner<br />

und Kölliker Funk, 1998, S.39ff).<br />

3.7.2 global vs. residual<br />

Erschwerend kommt h<strong>in</strong>zu, wenn die Merkmale nicht nur nicht-kanonisch,<br />

sondern auch noch residual s<strong>in</strong>d. Diese Merkmale lassen sich<br />

nicht auf e<strong>in</strong>e Regel pro Klasse beschränken. Es gibt <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>er<br />

Klasse weitere Regeln für spezielle Kategorien, welche im Alltag als<br />

Ausnahmen bezeichnet werden. Im Gegensatz dazu können globale<br />

Regeln <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>er Klasse auf alle Kategorien angewandt werden.<br />

(Penner und Kölliker Funk, 1998, S.42ff)<br />

3.7.3 Auslöser und das sich zeigende Bild des<br />

Dysgrammatismus<br />

Die residualen Regeln, welche mit nicht-kanonischen Lernstrategien<br />

erlernt werden müssen, bedeuten für K<strong>in</strong>der mit normalem Spracherwerb<br />

e<strong>in</strong>e besonders hohe Hürde. Es braucht daher mehr Zeit diese<br />

zu überw<strong>in</strong>den. Sie wirken erwerbshemmend. Für K<strong>in</strong>der mit Grammatikerwerbsstörung<br />

ist die Hürde ohne Unterstützung und nur mit dem<br />

Input aus dem Alltag nicht zu überw<strong>in</strong>den. Für Logopäd<strong>in</strong>nen bedeutet<br />

dies, dass die residualen Regeln, welche mit nicht-kanonischen Strategien<br />

erlernt werden, meistens die Auslöser des Grammatikerwerbs<br />

s<strong>in</strong>d und dort therapeutisch <strong>in</strong>terveniert werden muss.<br />

Wenn e<strong>in</strong>e Hürde nicht überwunden werden kann, äussert sich dies <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>er Stagnation des Erwerbs dieser und weiterer Strukturen. Anders<br />

ausgedrückt, hat die Stagnation an e<strong>in</strong>er Schnittstelle Auswirkungen<br />

auf alle weiteren Erwerbsschritte. Es ist als ob e<strong>in</strong> Ste<strong>in</strong> <strong>in</strong>s Wasser<br />

fällt, dadurch e<strong>in</strong>e Stosswelle auslöst, welche sich auf der Oberfläche<br />

als R<strong>in</strong>ge zeigt. Die Druckwelle ist die sich aufbauende Zwischengrammatik<br />

und die R<strong>in</strong>ge s<strong>in</strong>d die produzierten „sichtbaren“ Aussa-<br />

28


Bachelorarbeit<br />

<strong>Inputtherapie</strong> <strong>in</strong> <strong>Zürichdeutsch</strong><br />

gen. Nach der Parallelitätshypothese „stellt die stagnierte Grammatik<br />

des spracherwerbsgestörten K<strong>in</strong>des ke<strong>in</strong>e regellose, bizarre Sprache,<br />

sondern e<strong>in</strong>e wohlgeformte Untermenge der Grammatik e<strong>in</strong>es normal<br />

sprechenden K<strong>in</strong>des dar“ (Penner et al., 1998, S. 45).<br />

Direkt beobachtbare, primäre<br />

sprachliche Daten<br />

Zwischengrammatik (als Repräsentation<br />

des noch unvollständigen<br />

grammatikalischen Wissens)<br />

Schwer zu erwerbende Regeln,<br />

welche die Stagnation verursachen<br />

Ersatzstrukturen Zwischengrammatik E<strong>in</strong> noch unspezifiziertes Merkmal<br />

Ebene 3 –<br />

sichtbare R<strong>in</strong>ge<br />

Ebene 2 –<br />

unsichtbare Druckwelle<br />

Tab.5: Auslöser und Folgen e<strong>in</strong>er Grammatikerwerbsstörung<br />

(vgl. Penner und Kölliker Funk, 1998, S. 36)<br />

Ebene 1<br />

Ste<strong>in</strong> der <strong>in</strong>s Wasser fällt<br />

Die Stagnation lässt sich noch genauer beschreiben. Damit wird auch<br />

der Begriff Zwischengrammatik klarer. Jede Zielregel der Grammatik<br />

verfügt über mehrere, ihr zugrunde liegenden, „Pattern“ v – z (z.B. nur<br />

Subjektklitikon). E<strong>in</strong>es dieser „Pattern“ x gilt als neutral und kann an<br />

Stelle von allen anderen Pattern e<strong>in</strong>gesetzt werden. Dieses „Pattern“<br />

x ist e<strong>in</strong>e Teilrepräsentation der Zielregel. Schematisch kann dies folgendermassen<br />

dargestellt werden.<br />

Pattern<br />

v<br />

Pattern<br />

w<br />

Pattern x<br />

ist für alle Pattern e<strong>in</strong>setzbar<br />

Pattern<br />

y<br />

Zielregel<br />

Tab 6: Teilerwerb e<strong>in</strong>er Zielregel (Penner und Kölliker Funk, 1998, S. 53)<br />

Pattern<br />

z<br />

Wenn alle Patterns erworben s<strong>in</strong>d, spricht man von e<strong>in</strong>em vollständigen<br />

Grammatikerwerb für die entsprechende Zielregel. Das „Pattern“<br />

x wird benutzt, wenn der Sprecher ke<strong>in</strong>en besonderen semantischen<br />

oder pragmatischen Inhalt vermitteln will. Das K<strong>in</strong>d setzt x <strong>in</strong><br />

der Zwischengrammatik nicht anders e<strong>in</strong>, als dies beim Erwerb der<br />

Zielgrammatik immer der Fall ist. Die Sprache ist somit nicht falsch,<br />

sondern nur <strong>in</strong>flexibel. Daher ist es e<strong>in</strong>e Herausforderung diese Zwischengrammatiken<br />

mit Pattern wie x zu erkennen. Damit lässt sich der<br />

Therapiegegenstand bestimmen (vgl. Penner et al., 1998, S.35ff).<br />

Wie diagnostisch vorgegangen werden muss, ist beispielsweise <strong>in</strong><br />

Penner et al. (1998) nachzulesen, kann aber <strong>in</strong> dieser Arbeit aus Zeitgründen<br />

nicht weiter ausgeführt werden.<br />

3.7.4 Vere<strong>in</strong>fachte Darstellungen der Architektur der<br />

Grammatik<br />

In den Kapitel 2.2 und 2.4 wurde ausführlich erklärt, wie die deutschen<br />

bzw. sdt. Phrasen aufgebaut s<strong>in</strong>d. Den gestörten Grammatikerwerb<br />

kann man, wie gesagt, auf die schwierigen, mehr-modularen und residualen<br />

Schnittstellen zurückführen, diese lassen sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em stark<br />

vere<strong>in</strong>fachten Grammatikmodell aufzeigen. Dieses besitzt e<strong>in</strong>en Kopf<br />

und zwei Füsse. Penner und Kölliker Funk (1998) haben dies wie folgt<br />

dargestellt:<br />

29


Nom<strong>in</strong>alphrase<br />

Possessivstruktur<br />

Kopf / Poss-Pron.<br />

s<strong>in</strong>i<br />

Bachelorarbeit<br />

<strong>Inputtherapie</strong> <strong>in</strong> <strong>Zürichdeutsch</strong><br />

Fuss1 / Possessor Fuss2 / Possessum<br />

Am Meitli Jagge<br />

Abb.1: Possessivstruktur<br />

Nom<strong>in</strong>alphrase<br />

Quantor und Artikel<br />

Kopf / Artikel<br />

die<br />

Fuss1 / Quantor Fuss2 / Nomen<br />

Abb.2: Quantor und Artikel<br />

alli Schachtlä<br />

Hauptsatzstruktur<br />

Fragebildung<br />

Kopf<br />

het<br />

Fuss1 / Fragewort Fuss2 / Satz<br />

Abb.3: Fragebildung<br />

Was sii für es Glace gässä?<br />

Fuss1 /<br />

vorangestelltes Objekt<br />

Abb.4: Objektvoranstellung<br />

Hauptsatzstruktur<br />

Objektvoranstellung<br />

Kopf<br />

het<br />

Fuss2 /<br />

Subjekt und Hauptverb<br />

sii es Erdebeeriglace gässä<br />

Nebensatzstruktur<br />

(ich weiss nöd,..)<br />

Kopf / Konjunktion (C)<br />

dass<br />

Fuss1 / Fragewort Fuss2 / Satz<br />

Abb.5: Nebensatzstruktur<br />

was sii gässä het<br />

Diese Schemas lassen sich <strong>in</strong> zwei funktionale Ebenen e<strong>in</strong>teilen. Die<br />

e<strong>in</strong>e ist die Schale, welche den Fuss1 und den Kopf umfasst. Sie<br />

geben an, wie der Inhalt <strong>in</strong>terpretiert werden soll, denn dort erkennt<br />

man formale Zusammenhänge (Syntax). Der Fuss2 ist der so genannte<br />

Kern und gibt den eigentlichen Inhalt des Satzes an (Semantik)<br />

(vgl. Penner et al., 1998, S. 56).<br />

3.7.5 Die Folgen von Stagnation – erklärt am Modell von<br />

Schale und Kopf<br />

Bei Stagnationen wird oft die Schale nicht erworben. E<strong>in</strong>e Nom<strong>in</strong>alphrase<br />

besteht somit nur aus e<strong>in</strong>em Nomen und e<strong>in</strong> HS hat die zielsprachliche<br />

Struktur e<strong>in</strong>es NS. Dies ist, wie beschrieben, auch im normalen<br />

Spracherwerb für e<strong>in</strong>e gewisse Phase der Fall, entwickelt sich<br />

30


Bachelorarbeit<br />

<strong>Inputtherapie</strong> <strong>in</strong> <strong>Zürichdeutsch</strong><br />

aber weiter. Beim gestörten Grammatikerwerb bleibt das K<strong>in</strong>d zu lange<br />

<strong>in</strong> diesem Stadium. Wenn die Schale fehlt, wird nicht nur formal falsch<br />

gesprochen, sondern das Verständnis ist ebenfalls e<strong>in</strong>geschränkt. Die<br />

<strong>in</strong> der Schale festgelegten Instruktionen, bezüglich der Interpretation<br />

e<strong>in</strong>es Satzes, fehlen. W-Fragen werden nicht verstanden, da die für<br />

alle HS-Strukturen wichtige Topikalisierung nicht entdeckt wird Warum<br />

hebt er de Hund a de Le<strong>in</strong>e – rot (geme<strong>in</strong>t die Farbe der Le<strong>in</strong>e). Dies<br />

ist nur e<strong>in</strong> Beispiel. Den K<strong>in</strong>dern fehlen aber die Möglichkeiten e<strong>in</strong>e<br />

Phrase bezüglich: Bestimmtheit/Menge, Fragen, Zeit, Pronomen und<br />

HS-NS-Struktur korrekt zu <strong>in</strong>terpretieren. Der Grund dafür liegt dar<strong>in</strong>,<br />

dass für die korrekte Deutung, die Schale, benötig wird, diese aber<br />

nur mit nicht-kanonischen Lernstrategien gefunden werden können<br />

und ihnen residuale Regeln zu Grunde liegen. Die Therapiemerkmale<br />

lassen sich also auf die strukturelle Dimension der Schale begrenzen<br />

(vgl. Penner et al., 1998 59ff). Unsere Übungssammlung soll es<br />

der Therapeut<strong>in</strong> erleichtern, die strukturellen Dimensionen der Schale<br />

durch gezielten Input zu erkennen.<br />

3.7.6 Schlussfolgerungen und e<strong>in</strong>e Def<strong>in</strong>ition von<br />

Grammatikerwerbsstörung<br />

Aus den oben stehenden Abschnitten geht hervor, dass sich die Abweichungen<br />

im Grammatikerwerb klassifizieren lassen. „Sie legen fest,<br />

welche Untermengen diese Daten zur Bestimmung des grammatikalischen<br />

Wissens des K<strong>in</strong>des dienen (Diagnose) und welche Daten den<br />

Therapiegegenstand ausmachen (Therapiemerkmale)“ (Penner und<br />

Kölliker Funk, 1998, S. 67). Dabei muss man die Lernperspektive (kanonisch<br />

- nicht-kanonisch), das Format der Regel (global – residual)<br />

und die strukturelle Dimension (Kern – Schale) beachten (vgl. Penner<br />

und Kölliker Funk, 1998 66f).<br />

E<strong>in</strong>e Grammatikerwerbsstörung kann entstehen, wenn Merkmale <strong>in</strong><br />

mehr-modularen Schnittstellen erworben werden müssen. Diese s<strong>in</strong>d<br />

residual und können kanonisch im Input nicht erschlossen werden,<br />

denn die Merkmale s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der Schale e<strong>in</strong>es Satzes zu f<strong>in</strong>den. Dies<br />

führt zu e<strong>in</strong>er Stagnation im Grammatikerwerb. Das K<strong>in</strong>d sucht nach<br />

Ersatzstrategien und bildet e<strong>in</strong>e Zwischengrammatik.<br />

4. <strong>Inputtherapie</strong><br />

4.1 Entwicklungsproximaler Ansatz /<br />

InszenierterSpracherwerb (Dannenbauer 2002, 2003)<br />

Annahme: Sprache ist Grundste<strong>in</strong> der menschlichen Kommunikation.<br />

Folglich soll therapeutisches Handeln im Kontext von Kommunikation<br />

und Handeln geschehen (Siegmüller und Bartels, 2010, S. 99).<br />

Pr<strong>in</strong>zip: Gemäss dem Entwicklungsalter des K<strong>in</strong>des werden angemessene<br />

Therapieziele aufgestellt. Zielstrukturen werden gemäss ihrer<br />

Relevanz für den Grammatikerwerb e<strong>in</strong>es K<strong>in</strong>des ausgewählt. Als diagnostisches<br />

Mittel wird meist die Spontansprachanalyse e<strong>in</strong>gesetzt.<br />

31


Bachelorarbeit<br />

<strong>Inputtherapie</strong> <strong>in</strong> <strong>Zürichdeutsch</strong><br />

Grundlegend für die Therapie ist also der momentane Entwicklungsstand<br />

des K<strong>in</strong>des <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Grammatikerwerb. Als Vergleichs<strong>in</strong>strument<br />

wird nicht Erwachsenensprache, sondern ungestörte K<strong>in</strong>dersprache<br />

des jeweiligen Entwicklungsniveaus angewendet. Die Therapie<br />

soll auf den bereits vorhandenen Kompetenzen und Stärken des K<strong>in</strong>des<br />

aufbauen und diese als Hilfsmittel e<strong>in</strong>setzen (vgl. Siegmüller und<br />

Bartels 2010, S. 99f.).<br />

Die Betitelung „entwicklungsproximaler Ansatz“ weist darauf h<strong>in</strong>, dass<br />

sich die Therapie e<strong>in</strong>es K<strong>in</strong>des nach der natürlichen Erwerbsreihenfolge<br />

der Grammatik richtet und das nächste angestrebte Therapieziel<br />

auf der jeweils höheren Stufe der bisher gemachten Entwicklung liegen<br />

soll. Der Zusatz „Inszenierter Spracherwerb“ deutet an, dass dem<br />

K<strong>in</strong>d, trotz Therapie und gezieltem Angebot, e<strong>in</strong> natürliches Lernen<br />

ermöglicht werden soll (vgl. Dannenbauer, 1994, S. 1ff).<br />

Dannenbauer (1994) nimmt an, dass auch für das K<strong>in</strong>d mit Grammatikerwerbsstörung<br />

ke<strong>in</strong>e anderen Eigenschaften des Sprachlernens<br />

nötig s<strong>in</strong>d als bei K<strong>in</strong>dern mit ungestörter Sprachentwicklung. Jedoch<br />

soll das Angebot des natürlichen Spracherwerbs <strong>in</strong>tensiviert werden<br />

(vgl. Kannengieser 2009, S. 187ff). Um, trotz des <strong>in</strong>tensiven Angebots,<br />

die Therapieziele erreichen zu können und um das K<strong>in</strong>d nicht zu überfordern,<br />

wird das sprachliche Angebot auf die Zielstruktur ausgerichtet<br />

und konzentriert dargeboten. Dies geht aus der Annahme hervor,<br />

dass das K<strong>in</strong>d <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em derzeitigen Grammatikerwerbsstand verharrt<br />

und von selbst die Stagnation nicht aufheben kann. Folglich braucht<br />

es gezielte Konfrontation, um nicht auf demselben Stand zu verbleiben<br />

(vgl. Kannengieser 2009, S. 188f).<br />

Nach Dannenbauer (1994, S. 1ff) ist es wichtig, dass sich K<strong>in</strong>der nicht<br />

bewusst kognitiv mit dem Grammatikerwerb und der Zielgrammatik<br />

ause<strong>in</strong>ander setzen. Dies basiert auf dem Wissen, dass das explizite<br />

metasprachliche Wissen über Sprache und die Ause<strong>in</strong>andersetzung<br />

damit erst ab dem 10. bis 12. Lebensjahr möglich ist und somit ab<br />

dann für die Therapie genutzt werden kann (vgl. Kölliker Funk 1998,<br />

S. 68).<br />

Wichtig für den entwicklungsproximalen Ansatz ist, dass die Therapiegrundlagen<br />

gesichert s<strong>in</strong>d. Das heisst, dass die Arbeit auf e<strong>in</strong>er guten<br />

Beziehung zwischen K<strong>in</strong>d und Therapeut<strong>in</strong> und auf motivierenden<br />

Interaktionen beruht (vgl. Dannenbauer, 1991, S. 1ff). Die Therapeut<strong>in</strong><br />

funktioniert dann als Modell für das K<strong>in</strong>d und verwendet die von Dannenbauer<br />

(1984) entwickelten Modellierungstechniken. Gleichzeitig<br />

ist darauf zu achten, dass die Präsentation der Zielstruktur ständig<br />

flexibel an das aktuelle Geschehen angepasst wird. „Dadurch, dass<br />

diese Äusserungen e<strong>in</strong> Geschehen, e<strong>in</strong> geme<strong>in</strong>sames Tun mit e<strong>in</strong>er<br />

bestimmten Sachlogik begleiten und im Dialog erfahren werden, soll<br />

sich die Funktion der grammatischen Struktur offenbaren“ (Kannengieser,<br />

2009, S.188).<br />

Da das K<strong>in</strong>d jedoch nicht e<strong>in</strong>fach die vorgesprochenen Äusserungen<br />

wiederholen soll, werden verschiedene Modellierungstechniken verwendet.<br />

Man soll sich auch nicht an e<strong>in</strong> vorgelegtes Therapieprogramm<br />

halten. Vielmehr sollen Ideen aus dem natürlichen Dialog zwischen<br />

K<strong>in</strong>d und Therapeut<strong>in</strong> geschöpft werden. Dies erfordert e<strong>in</strong>erseits e<strong>in</strong>e<br />

gute Vorbereitung auf mögliche Angebote dem K<strong>in</strong>d gegenüber, andererseits<br />

soll die Therapeut<strong>in</strong> flexibel se<strong>in</strong>, nicht auf vorbereiteten<br />

32


Bachelorarbeit<br />

<strong>Inputtherapie</strong> <strong>in</strong> <strong>Zürichdeutsch</strong><br />

Situationen verharren und die Zielstruktur an die jeweilige Situation<br />

anpassen (vgl. Kannengieser 2009, S. 188ff).<br />

4.1.1 Strikt entwicklungsproximaler Ansatz (Penner und<br />

Kölliker Funk 1998)<br />

Penner und Kölliker Funk wenden den entwicklungsproximalen Ansatz<br />

nach Dannenbauer (siehe 2.3) bezüglich der Grammatikerwerbsstörung<br />

bei K<strong>in</strong>dern an (vgl. Siegmüller und Bartels, 2010, S, 101f).<br />

Sie nehmen an, dass das K<strong>in</strong>d auf Grund se<strong>in</strong>er Grammatikerwerbsstörung<br />

<strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Grammatikerwerb auf e<strong>in</strong>er gewissen Stufe stagniert.<br />

Das K<strong>in</strong>d kann die nötigen grammatikalischen Regeln nicht aus der<br />

Spontansprache der Umwelt ableiten und <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Sprache umsetzen.<br />

Dies ist vor allem der Fall, wenn die Bootstrapp<strong>in</strong>gregeln (siehe 3.2)<br />

auf mehrere Module der Sprache angewendet werden müssen.<br />

Das heisst, dass die Schwierigkeiten vor allem bei komplexeren grammatikalischen<br />

Regeln auftreten, wobei e<strong>in</strong>fache Regeln meist problemlos<br />

erworben werden können. Die Stagnation im Grammatikerwerb<br />

kann das K<strong>in</strong>d nicht alle<strong>in</strong>e überw<strong>in</strong>den. Penner und Kölliker Funk<br />

(1998) gehen davon aus, dass niedrigere Ebenen im Grammatikerwerb<br />

e<strong>in</strong>en „auslösenden Charakter“ (Siegmüller und Bartels, 2006,<br />

S.101) für komplexere Ebenen darstellen. 4 Die Therapie orientiert sich<br />

deshalb genau an dieser Entwicklungsreihenfolge. Es werden nur die<br />

sprachlichen Bereiche <strong>in</strong> die Therapie e<strong>in</strong>bezogen, <strong>in</strong> denen die Störung<br />

beziehungsweise die Verzögerung des Grammatikerwerbs begründet<br />

liegen.<br />

Als Grundlage e<strong>in</strong>er jeden Therapie soll e<strong>in</strong>e exakte Diagnostik durchgeführt<br />

werden, um somit den Stagnationszeitpunkt e<strong>in</strong>schätzen<br />

zu können. Im Gegensatz zu früheren Ansätzen wird hier auch das<br />

Sprachverständnis mite<strong>in</strong>bezogen.<br />

Der strikt entwicklungsproximale Ansatz orientiert sich nur an der Inputspezifizierung,<br />

die als Inputsequenz (siehe 4.4 Inputstrukturen) angeboten<br />

wird (vgl. Siegmüller und Bartels, 2006, S. 101). Dieser Ansatz<br />

ist somit die Grundlage der <strong>Inputtherapie</strong>.<br />

4.2. Therapie der Grammatikerwerbsstörung<br />

Liegt bei e<strong>in</strong>em K<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e Grammatikerwerbsstörung vor, erfordert<br />

dies von der Therapeut<strong>in</strong> e<strong>in</strong> gezieltes, störungsspezifisches Vorgehen<br />

(vgl. We<strong>in</strong>ert, 1994, S. 33ff). Um e<strong>in</strong>e Therapie nach diesen Kriterien<br />

durchführen zu können, bedarf es zuerst e<strong>in</strong>er exakten Diagnostik.<br />

Auch sollte der Therapieverlauf genau protokolliert und fortwährend<br />

überprüft werden (vgl. Kölliker Funk, 1998, S.66ff.). Zur Bestimmung<br />

des Grammatikerwerbsstandes und im H<strong>in</strong>blick auf e<strong>in</strong>e geplante <strong>Inputtherapie</strong><br />

eignet sich vor allem das Diagnoseverfahren von Penner<br />

(1999 5 ). Die unter 3.1 beschriebenen Merkmale e<strong>in</strong>es normalen Gram-<br />

4 Vgl. auch „Pr<strong>in</strong>zipien-Parameter-Modell“, Sprache Sprechen Stimme Schlucken, Kap. 2.6<br />

5 Penner, Z. (1999) Screen<strong>in</strong>gverfahren zur Feststellung von Störungen <strong>in</strong> der Grammatikentwick<br />

lung. Edition SZH. Luzern.<br />

33


Bachelorarbeit<br />

<strong>Inputtherapie</strong> <strong>in</strong> <strong>Zürichdeutsch</strong><br />

matikerwerbs werden <strong>in</strong> diesem Verfahren mittels Spontansprachanalyse<br />

ermittelt. Daraus lassen sich Schlüsse auf allfällige Stillstandsphasen<br />

oder Stagnationen im Grammatikerwerb ziehen (vgl. Kölliker<br />

Funk, 1998, S.66ff). Die Spontansprachanalyse lässt sich beliebig<br />

wiederholen und eignet sich somit auch für die Evaluation des Therapieverlaufes.<br />

Nachdem die Diagnostik abgeschlossen wurde, ist also bekannt, welche<br />

Zielstruktur für das jeweilige K<strong>in</strong>d besonders wichtig ist, um se<strong>in</strong>en<br />

Grammatikerwerb fortsetzen zu können. Nun liegt es an der Therapeut<strong>in</strong>,<br />

diese Informationen für das K<strong>in</strong>d wahrnehmbar zu machen.<br />

„Wahrnehmung beruht auf dem Entdecken von Veränderungen oder<br />

Gegensätzen. Gleichbleibendes kann nur entdeckt werden als etwas,<br />

das den Veränderungen standhält. Erst wenn verschiedene Strukturen<br />

mite<strong>in</strong>ander verglichen werden, kann sich e<strong>in</strong>e Grundstruktur herauskristallisieren“<br />

(Kölliker Funk, 1998, S.67).<br />

Grimm und We<strong>in</strong>ert (1989, S. 15ff) erwähnen, dass auch K<strong>in</strong>der mit<br />

Entwicklungsstörungen konfrontiert se<strong>in</strong> können, welche <strong>in</strong> normalen<br />

Verhältnissen aufwachsen. Die K<strong>in</strong>der s<strong>in</strong>d also auch mit e<strong>in</strong>em normalen<br />

Angebot an Umweltsprache umgeben. Aus Gründen, die noch<br />

nicht geklärt s<strong>in</strong>d, genügt ihnen jedoch dieses Angebot nicht, um e<strong>in</strong>e<br />

normale Sprachentwicklung durchleben zu können. Diese K<strong>in</strong>der benötigen<br />

demnach e<strong>in</strong>deutige und leicht wahrnehmbare Informationen,<br />

um diese verarbeiten zu können. Für die Therapie bedeutet dies, dass<br />

dem K<strong>in</strong>d gezielte Äusserungen angeboten werden müssen, die Wörter<br />

mit re<strong>in</strong> grammatischen Informationen enthalten (vgl. Kölliker Funk,<br />

1998, S.66). Somit können verschiedene Strukturen gezielt und mite<strong>in</strong>ander<br />

vergleichbar angeboten werden, was <strong>in</strong> der Spontansprache<br />

nie so direkt möglich ist.<br />

We<strong>in</strong>ert (1994, S.33ff) fordert bezüglich der logopädischen Therapie<br />

drei Schwerpunkte. Zwei davon, nämlich die Strukturiertheit des Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gs<br />

und das K<strong>in</strong>d als aktive Problemlöse<strong>in</strong>stanz, können durch e<strong>in</strong>e<br />

Therapie dieses Ausmasses erfüllt werden. „Denn zwei unterschiedliche<br />

oder gegensätzliche, aber gleichzeitig angebotene Strukturen<br />

führen das K<strong>in</strong>d zur aktiven Verarbeitung dieser Strukturen und zum<strong>in</strong>dest<br />

zur Erkenntnis, dass Sprachstrukturen wichtig s<strong>in</strong>d, oder aber<br />

zum Problem, wie diese Strukturen eigentlich beschaffen s<strong>in</strong>d“ (Kölliker<br />

Funk, 1998, S. 69).<br />

Se<strong>in</strong>e dritte Forderung, die Alltagsnähe, lässt sich etwas schwieriger<br />

herstellen. Kommunikation kann nämlich auch gut funktionieren und<br />

s<strong>in</strong>nvoll se<strong>in</strong>, wenn die grammatische Struktur nicht stimmt. Daher<br />

sollte e<strong>in</strong>e Kommunikationssituation geschaffen werden, <strong>in</strong> der e<strong>in</strong>e<br />

grammatikalische Struktur erforderlich ist (vgl. Kölliker Funk, 1998, S.<br />

70f).<br />

34


Bachelorarbeit<br />

<strong>Inputtherapie</strong> <strong>in</strong> <strong>Zürichdeutsch</strong><br />

4.2.1 Vergleich verschiedener Möglichkeiten zur Intervention<br />

We<strong>in</strong>ert (1994, 33ff) nennt sieben Möglichkeiten der Intervention bei<br />

sprachgestörten K<strong>in</strong>dern:<br />

• Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g durch allgeme<strong>in</strong>e Stimulation<br />

• Inzidentielles Sprachtra<strong>in</strong><strong>in</strong>g<br />

• Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g durch Expansion<br />

• Verständnisorientierter Ansatz<br />

• Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g durch fokussierende Stimulation<br />

• Imitationsorientiertes Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g<br />

• Modellorientiertes Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g<br />

Nach Kölliker Funk (1998, S.69) eignen sich die beiden erstgenannten<br />

Interventionsmöglichkeiten nicht für e<strong>in</strong>e Therapie bei e<strong>in</strong>em K<strong>in</strong>d<br />

mit e<strong>in</strong>er Grammatikerwerbsstörung. Das „Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g durch Expansion“<br />

wirkt sich nach Tracy (1990, S. 22ff) vor allem auf den Wortschatzerwerb,<br />

jedoch nicht auf die Entwicklung von syntaktischen Strukturen<br />

aus. Laut Kölliker Funk (1998, S. 69) wäre der „verständnisorientierte<br />

Ansatz“ sehr viel versprechend für die Grammatiktherapie. Um den<br />

Ansatz jedoch umsetzen zu können, müsste das Schweizerdeutsche<br />

im Wettbewerbsmodell (auch Competition-Modell) untersucht worden<br />

se<strong>in</strong>, was es noch nicht ist. Das Wettbewerbsmodell ist e<strong>in</strong> dynamisches<br />

Verarbeitungsmodell. Entwickelt wurde es <strong>in</strong> den 1980er<br />

Jahren von Elisabeth Bates und Brian MacWh<strong>in</strong>ney (1989, S. 3ff).<br />

„Laut dem Wettbewerbsmodell s<strong>in</strong>d bestimmte H<strong>in</strong>weise e<strong>in</strong>er Sprache<br />

wie Betonung, Intonation und Rhythmus, morphologische Markierung<br />

und die Wortstellung immer im Wettbewerb und <strong>in</strong>teragieren mite<strong>in</strong>ander<br />

dynamisch“ (vgl. Brehme, 2008, S.22f). Das Modell postuliert,<br />

dass die Bedeutung der Sprache durch den Vergleich e<strong>in</strong>er Reihe von<br />

sprachlichen Signalen <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>es Satzes <strong>in</strong>terpretiert wird (vgl.<br />

wikipedia.org). Das Modell besagt weiter, dass je nach Entwicklungsstufe<br />

verschiedene H<strong>in</strong>weise (cues) wichtig s<strong>in</strong>d und eher wahrgenommen<br />

werden. Der Wettbewerb zwischen H<strong>in</strong>weisen ist bei K<strong>in</strong>dern<br />

noch viel e<strong>in</strong>geschränkter als bei Erwachsenen. Das K<strong>in</strong>d muss erst<br />

noch herausf<strong>in</strong>den, welche cues vorhanden s<strong>in</strong>d. Auch kann es se<strong>in</strong>,<br />

dass e<strong>in</strong>em H<strong>in</strong>weis mehr Bedeutung zukommt, als ihm zusteht (vgl.<br />

Brehme, 2008, S. 23). Somit würden die Stärken und Konkurrenzen<br />

der verschiedenen Verknüpfungen das therapeutische Vorgehen leiten<br />

(vgl. Kölliker Funk, 1998, S.69).<br />

35


Bachelorarbeit<br />

<strong>Inputtherapie</strong> <strong>in</strong> <strong>Zürichdeutsch</strong><br />

Die Ansätze „Imitationsorientiertes Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g“, „Modellorientiertes Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g“<br />

und „Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g durch fokussierende Stimulation“ sollen anhand<br />

folgender Tabelle etwas genauer erläutert werden.<br />

Imitationsorientiertes<br />

Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g (Imitation)<br />

Vere<strong>in</strong>fachte Erwachsenensprache<br />

wird vom K<strong>in</strong>d nachgeahmt.<br />

wiederherstellend:<br />

Ausgegangen wird von spezifischen<br />

Defiziten (grammatischen<br />

Fehlern). Das K<strong>in</strong>d erlernt die<br />

richtige Grammatik über das<br />

Nachsprechen korrekter Sätze.<br />

Ziel:<br />

Das K<strong>in</strong>d macht weniger grammatische<br />

Fehler.<br />

Modellorientiertes Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g<br />

(Modellieren)<br />

K<strong>in</strong>dliche Äusserungen werden<br />

auf der morphosyntaktischen<br />

Ebene erweitert.<br />

entwicklungsproximal:<br />

Das K<strong>in</strong>d wird zu vollständigeren<br />

syntaktischen Äusserungen angeregt.<br />

Diese orientieren sich am<br />

natürlichen Spracherwerb.<br />

Ziel:<br />

Das K<strong>in</strong>d spricht <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er morphosyntaktisch<br />

späteren Phase.<br />

Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g durch fokussierende<br />

Stimulation<br />

(<strong>Inputtherapie</strong>)<br />

Dem K<strong>in</strong>d werden Inputstrukturen<br />

mit e<strong>in</strong>deutig wahrnehmbaren<br />

Informationen angeboten.<br />

strickt-entwicklungsproximal:<br />

Das K<strong>in</strong>d entnimmt die notwendigen<br />

Informationen für se<strong>in</strong>en<br />

Grammatikerwerb aus den angebotenen<br />

Inputstrukturen.<br />

Ziel:<br />

Das K<strong>in</strong>d erkennt und versteht<br />

die Bedeutung grammatischer<br />

Strukturen.<br />

Tab. 1: Vergleich therapeutischer Methoden bei der Behandlung von Grammatikerwerbsstörungen.<br />

(vgl. Penner und Kölliker Funk 1998 , S.92)<br />

Die Tabelle macht deutlich, dass sowohl das „imitationsorientierte Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g“<br />

als auch das „modellorientierte Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g“ dem K<strong>in</strong>d ausgewählte<br />

Äusserungen der Zielsprache der Erwachsenen anbieten. Genau<br />

dies verleitet jedoch das K<strong>in</strong>d zu nachahmenden, ja sogar papageienhaften<br />

Äusserungen und nicht „zum eigenständigen Aufbauen von<br />

Sprachstrukturen, die sich gemäss dem k<strong>in</strong>dlichen Erwerbsprozess<br />

verändern“ (Kölliker Funk, 1998, S.69). Dies wird dem K<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der<br />

<strong>Inputtherapie</strong> ermöglicht, <strong>in</strong>dem es die Möglichkeit bekommt, die Bedeutung<br />

grammatischer Strukturen selbst zu entdecken und diese so<br />

schlussendlich zu verstehen.<br />

Von den sieben Möglichkeiten zur Intervention nach We<strong>in</strong>ert (1994,<br />

S.33ff) eignet sich, unserer Me<strong>in</strong>ung nach, deshalb das “Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g<br />

durch fokussierende Stimulation“ als Intervention für K<strong>in</strong>der mit e<strong>in</strong>er<br />

Grammatikerwerbsstörung am besten. Bei dieser Art von Therapie<br />

werden dem K<strong>in</strong>d konzentriert und vermehrt bestimmte l<strong>in</strong>guistische<br />

Formen angeboten. Dieses Angebot kann <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Spielsituation oder<br />

im Rahmen e<strong>in</strong>er Geschichte stattf<strong>in</strong>den, wobei die Zielstruktur gehäuft<br />

angeboten wird (vgl. Kölliker Funk, 1998, S. 69f). Die Zielstruktur<br />

wird aufgrund der Spontansprachanalyse bestimmt und enthält die<br />

Merkmale, die das K<strong>in</strong>d zur Auflösung se<strong>in</strong>er Stagnation im Bootstrapp<strong>in</strong>g<br />

benötigt. Die Merkmale müssen jedoch e<strong>in</strong>deutig se<strong>in</strong> und <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e<br />

gut wahrnehmbare Form gebracht werden (vgl. Kölliker Funk 1998,<br />

S.70). „Wahrnehmbar bezüglich syntaktischer Information heisst, dass<br />

der Vergleich von zwei verschiedenen Strukturen zum Erkennen der<br />

für diese Sprache grundlegenden Struktur führt“ (Kölliker Funk, 1998,<br />

S.70). Dem K<strong>in</strong>d werden also zwei prägnante Äusserungen angeboten,<br />

die sich <strong>in</strong> Bezug auf dasjenige Merkmal unterscheiden, welches<br />

das K<strong>in</strong>d für die Fortsetzung se<strong>in</strong>es Grammatikerwerbs benötigt. Diese<br />

Angebote an das K<strong>in</strong>d bezeichnet man als Inputstrukturen (vgl.<br />

Kölliker Funk, 1998, S.70, siehe 4.5).<br />

36


Bachelorarbeit<br />

<strong>Inputtherapie</strong> <strong>in</strong> <strong>Zürichdeutsch</strong><br />

Penner et al. (1992, S. 133ff) beschreiben zwei Interventionsmöglichkeiten<br />

bei Grammatikerwerbsstörungen:<br />

→ Anbieten von Inputstrukturen<br />

Dem K<strong>in</strong>d werden beim Erzählen e<strong>in</strong>er Geschichte oder e<strong>in</strong>es Bilderbuches<br />

komplex sche<strong>in</strong>ende Strukturen angeboten. Diese enthalten<br />

jedoch e<strong>in</strong>deutige Informationen bezüglich e<strong>in</strong>es bestimmten strukturellen<br />

Merkmals. Ziel dieses Angebots ist es, dass das K<strong>in</strong>d die grammatische<br />

Struktur knacken kann. Das K<strong>in</strong>d soll jedoch nicht die gleichen<br />

Sätze wie die Therapeut<strong>in</strong> äussern können.<br />

→ Kreatives Variieren e<strong>in</strong>er grammatischen Struktur<br />

Die Struktur, die das K<strong>in</strong>d für den weiteren Erwerb benötigt, wird modelliert.<br />

Ziel ist der kreative Umgang und nicht die Übernahme exakt<br />

dieser Struktur.<br />

Nach Dannenbauer (1992, S.119ff) ist e<strong>in</strong> später Sprechbeg<strong>in</strong>n e<strong>in</strong>es<br />

der Merkmale der dysgrammatischen K<strong>in</strong>der. Somit haben diese K<strong>in</strong>der<br />

e<strong>in</strong>en Erfahrungsrückstand im Anwenden sprachlicher Strukturen.<br />

Sie sollen diesen durch diese Form der Therapie aufholen können.<br />

Wie <strong>in</strong> unserer E<strong>in</strong>leitung begründet, beschränken wir uns <strong>in</strong> unserer<br />

theoretischen Arbeit wie auch im Übungsteil auf das Anbieten von Inputstrukturen.<br />

4.3 Inputspezifizierung<br />

Als Inputspezifizierung def<strong>in</strong>iert man das Anbieten e<strong>in</strong>er speziell auf<br />

das K<strong>in</strong>d ausgerichteten Inputstruktur <strong>in</strong> der Therapie. Diese wird dem<br />

K<strong>in</strong>d angeboten, bevor es die Zielstruktur selbst anwendet.<br />

In der Abklärung werden die für das K<strong>in</strong>d relevanten Items erfasst<br />

und ihm im Input, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er vorstrukturierten Situation und nach bestimmten<br />

Kriterien (vgl. 4.3.2) präsentiert. Der dem K<strong>in</strong>d angepasste<br />

Input wird <strong>in</strong> dafür vorgesehenen Therapiesituationen oder <strong>in</strong> geme<strong>in</strong>samen<br />

Handlungssequenzen angeboten. Das K<strong>in</strong>d soll die ihm angebotene<br />

Zielstruktur wahrnehmen und dafür sensibilisiert werden. Die<br />

Anforderung an das K<strong>in</strong>d beschränkt sich jedoch nur aufs Zuhören. Es<br />

hat ke<strong>in</strong>e weiteren Aufgaben. Somit wird der Fokus se<strong>in</strong>er Aufmerksamkeit<br />

auf die Zielstruktur gelenkt. Bei der Durchführung e<strong>in</strong>er Inputspezifizierung<br />

gibt es zwei relevante Phasen: Die Vorbereitungs- und<br />

die Präsentationsphase (vgl. Kauschke und Siegmüller, 2006, S.29).<br />

In der Vorbereitungsphase wird der sprachliche Input im H<strong>in</strong>blick auf<br />

die gewünschte Zielstruktur h<strong>in</strong> vorbereitet und der Kontext der Therapiesequenz<br />

def<strong>in</strong>iert. Zur Vorbereitung des Inputs gehört, wie schon erwähnt,<br />

die Festlegung der Zielstruktur. Darüber h<strong>in</strong>aus wird der für die<br />

Zielstruktur nötige Wortschatz def<strong>in</strong>iert und die grammatische Struktur<br />

des Inputs festgelegt. Wenn dies alles def<strong>in</strong>iert worden ist, wird der<br />

situative Kontext erarbeitet. Dieser soll sich nach dem Wortmaterial<br />

und dabei <strong>in</strong>sbesondere nach den verwendeten Verben richten. Bei<br />

der Vorbereitung des Kontextes wird das Thema der Therapiesequenz<br />

gewählt, die gewünschte Präsentationsart def<strong>in</strong>iert und das benötigte<br />

Material bereitgestellt. „Steht die Wahrnehmung … von syntaktischen<br />

Strukturen im Vordergrund, so muss Wortmaterial ausgewählt werden,<br />

das die Zielstrukturen transportiert. Wichtig ist, dass die Zielstruktur<br />

37


Bachelorarbeit<br />

<strong>Inputtherapie</strong> <strong>in</strong> <strong>Zürichdeutsch</strong><br />

im Wortmaterial transparent und erkennbar se<strong>in</strong> muss“ (Kauschke und<br />

Siegmüller, 2006, S. 30).<br />

In der Darbietung des Inputs kann man zwischen zwei möglichen Inputsituationen<br />

wählen:<br />

Inputsequenz: Hierbei wird der Input durch Geschichten, Bilderbücher<br />

oder Bildergeschichten angeboten. Die Therapeut<strong>in</strong> kann dem K<strong>in</strong>d<br />

auch e<strong>in</strong>en Dialog mit e<strong>in</strong>er Handpuppe präsentieren.<br />

Interaktive Inputspezifizierung: Hierbei handelt es sich um Handlungssituationen<br />

zwischen der Therapeut<strong>in</strong> und dem K<strong>in</strong>d, welche es dem<br />

K<strong>in</strong>d ermöglichen, durch das spezifische Handlungsangebot der Therapeut<strong>in</strong><br />

die Zielstruktur kennen zu lernen. Wichtig ist dabei immer,<br />

dass für die gesamte Dauer der Inputspezifizierung die Anforderungen<br />

an das K<strong>in</strong>d nicht verändert werden. Das K<strong>in</strong>d darf zwar <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e nichtsprachliche<br />

Handlung mite<strong>in</strong>bezogen werden. Es besteht jedoch zu<br />

ke<strong>in</strong>er Zeit der Anspruch e<strong>in</strong>er direkten sprachlichen Äusserung durch<br />

das K<strong>in</strong>d.<br />

Bed<strong>in</strong>gt durch die Komplexität e<strong>in</strong>er Inputsequenz ist es ratsam, e<strong>in</strong>e<br />

solche schriftlich vorzubereiten. Durch spontanes Handeln während<br />

der Therapiesituation können für das K<strong>in</strong>d wichtige Informationen verloren<br />

gehen. E<strong>in</strong> Beispiel e<strong>in</strong>er solchen schriftlichen Vorbereitung f<strong>in</strong>det<br />

sich <strong>in</strong> „Pathol<strong>in</strong>guistische Therapie bei Sprachentwicklungsstörungen“<br />

von Kauschke und Siegmüller (2006, S.30).<br />

4.3.1 Präsentationsarten der Inputspezifizierung<br />

Wie oben bereits erwähnt, kann Inputspezifizierung auf zwei Arten<br />

präsentiert werden. Zum e<strong>in</strong>en besteht die Möglichkeit der <strong>in</strong>teraktiven<br />

Inputspezifizierung.Die zweite Möglichkeit ist die der Inputsequenz,<br />

wobei der Unterschied zwischen den beiden Therapiemöglichkeiten<br />

vor allem <strong>in</strong> ihrer funktionalen E<strong>in</strong>bettung liegt (vgl. Kauschke und<br />

Siegmüller, 2006, S.30).<br />

In der Inputsequenz wird der sprachliche Input gehäuft angeboten wobei<br />

das K<strong>in</strong>d die Rolle des Zuhörers übernimmt. Inputsequenzen dieser<br />

Art stellt die <strong>Inputtherapie</strong> nach Penner und Kölliker Funk (siehe 4.4)<br />

dar. Dah<strong>in</strong>gegen übernimmt das K<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der <strong>in</strong>teraktiven Inputspezifizierung<br />

e<strong>in</strong>e aktive und handelnde Rolle im selbständigen Spiel. Das<br />

K<strong>in</strong>d bef<strong>in</strong>det sich jedoch auch hier <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er sprachlich re<strong>in</strong> rezeptiven<br />

Aktivität. Je nach Entwicklungsstand und derzeitiger Therapiephase<br />

können die beiden Möglichkeiten der Inputspezifizierung nun gegene<strong>in</strong>ander<br />

abgewogen werden. Die beiden Varianten können jedoch gut<br />

auch komb<strong>in</strong>iert angewendet werden und sich <strong>in</strong> ihrer Wirksamkeit<br />

ergänzen. Nach Kauschke und Siegmüller (2006, S. 31) können sehr<br />

junge K<strong>in</strong>der mir re<strong>in</strong>en Inputsequenzen überfordert se<strong>in</strong>. Also ist es<br />

wichtig, dass die Therapeut<strong>in</strong> dies erkennt und gegebenenfalls nur auf<br />

die Therapieform der <strong>in</strong>teraktiven Inputspezifizierung zurückgreift. Bei<br />

e<strong>in</strong>em K<strong>in</strong>d mit e<strong>in</strong>er verm<strong>in</strong>derten Aufmerksamkeitsspanne können<br />

die begleitenden Handlungen der <strong>in</strong>teraktiven Inputspezifizierung e<strong>in</strong>e<br />

ablenkende Wirkung erzielen. In diesem Fall empfiehlt es sich, den<br />

Input <strong>in</strong> kurzen und stark komprimierten Inputsequenzen anzubieten<br />

(vgl. Kauschke und Siegmüller, 2006, S. 31).<br />

38


Bachelorarbeit<br />

<strong>Inputtherapie</strong> <strong>in</strong> <strong>Zürichdeutsch</strong><br />

E<strong>in</strong>e Studie von Siegmüller et al. (2010, S.16-23) belegt, dass, trotz<br />

der unterschiedlichen Rollen des K<strong>in</strong>des, die beiden Präsentationsarten<br />

die gleiche Wirksamkeit bezüglich des Worterwerbs zeigen. Inwiefern<br />

dies auch für den Grammatikerwerb zutrifft bleibt zu ermitteln<br />

(Siegmüller et al., 2010, S.18). Auch betonen sie, dass „wir erst beg<strong>in</strong>nen<br />

zu verstehen, wie wir mit Hilfe von Inputverstärkungen die Effektivität<br />

und Effizienz k<strong>in</strong>dlicher Sprachtherapie verbessern können“<br />

(Siegmüller et al., 2010, S.22).<br />

4.3.2 Kriterien der Inputspezifizierung<br />

Um e<strong>in</strong>e gute Wirkung zu erzielen und dem K<strong>in</strong>d den bestmöglichen<br />

Nutzen zu br<strong>in</strong>gen, müssen die Inputsequenzen e<strong>in</strong>ige Kriterien erfüllen.<br />

Diese müssen schon <strong>in</strong> der Vorbereitung der Sequenzen genauestens<br />

beachtet werden.<br />

Nach Kauschke und Siegmüller (2006, S. 31ff) besteht das erste Kriterium<br />

<strong>in</strong> der „natürlichen Präsentation der Zielstruktur“. Dies bedeutet,<br />

dass sich die Therapeut<strong>in</strong> <strong>in</strong> der Wahl ihres Sprachstils an die jeweilige<br />

Situation anpassen muss. So muss zum Beispiel das Vorlesen<br />

e<strong>in</strong>es Bilderbuches anders präsentiert werden als der Dialog zweier<br />

Plüschtiere. Prosodische Merkmale wie Sprechtempo, Lautstärke und<br />

Betonung müssen zur Situation passen und zudem der natürlichen<br />

Sprechweise entsprechen. In gewissen Situationen ist es jedoch s<strong>in</strong>nvoll,<br />

die Zielstruktur speziell zu betonen oder auch das Sprechtempo<br />

zu verlangsamen. Auf jeden Fall müssen aber die Äusserungen der<br />

Therapeut<strong>in</strong> grammatikalisch und dem S<strong>in</strong>ne nach korrekt se<strong>in</strong>.<br />

E<strong>in</strong> zweites wichtiges Kriterium der Inputspezifizierung stellt die „frequente<br />

Präsentation“ dar, also die möglichst häufige Wiederholung der<br />

Zielstruktur. Dieses Kriterium ist zugleich e<strong>in</strong> Grundbauste<strong>in</strong> der Inputspezifizierung,<br />

da es festlegt, dass die Zielstruktur dem K<strong>in</strong>d häufiger<br />

als <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er normalen Umweltsprache angeboten wird. Die frequente<br />

Präsentation stellt auch sicher, dass die Therapeut<strong>in</strong> dem K<strong>in</strong>d die<br />

Zielstruktur <strong>in</strong> verschiedensten thematischen und syntaktischen Varianten<br />

anbietet.<br />

Das Kriterium der „Prägnanz“ legt fest, dass die Inputspezifizierung<br />

auf die Interessen des K<strong>in</strong>des e<strong>in</strong>gehen soll. Hierbei ist es wichtig,<br />

auch das jeweilige Entwicklungsniveau des K<strong>in</strong>des zu beachten. Hat<br />

es nämlich die kognitiven Fähigkeiten für die Umsetzung e<strong>in</strong>es Inputs<br />

noch nicht erworben, ist es ihm auch nicht möglich, die Zielstruktur<br />

erfolgreich anzuwenden (vgl. Kauschke und Siegmüller, 2006, S.31).<br />

Indem die Zielstruktur <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em geeigneten Sett<strong>in</strong>g e<strong>in</strong>gebettet wird,<br />

bleibt der Inhalt im Interessensgebiet des K<strong>in</strong>des und die Prägnanz<br />

kann gewährleistet werden. Durch Beobachtung des Blickkontaktes<br />

des K<strong>in</strong>des kann der geme<strong>in</strong>same Aufmerksamkeitsfokus sichergestellt<br />

werden.<br />

Der präsentierte Inhalt sollte e<strong>in</strong>e hohe „Variabilität“ aufweisen. Dies<br />

gilt vor allem für das verwendete Wortmaterial, das so variantenreich<br />

se<strong>in</strong> soll, damit das K<strong>in</strong>d die Zielstruktur nicht lexikalisch lernt. Dies<br />

könnte nach Kauschke und Siegmüller (2006, S.31) beispielsweise der<br />

Fall se<strong>in</strong>, wenn neue syntaktische Strukturen mit dem immer gleichen<br />

Wortmaterial angeboten werden. E<strong>in</strong> sehr wichtiges Kriterium der In-<br />

39


Bachelorarbeit<br />

<strong>Inputtherapie</strong> <strong>in</strong> <strong>Zürichdeutsch</strong><br />

putspezifizierung ist weiter die „flexible Präsentation“ des Inhaltes. Diese<br />

betrifft die Varianten der Satzstrukturen, <strong>in</strong> denen die Zielstruktur<br />

angeboten wird. Der Input soll <strong>in</strong> unterschiedlichen Satzstrukturen an<br />

das K<strong>in</strong>d gerichtet werden. Auch soll die Struktur <strong>in</strong>nerhalb des Satzes<br />

verändert werden (beispielsweise: Subjekt-Verb-Objekt → Objekt-<br />

Verb-Subjekt). Wenn alle Sätze <strong>in</strong> der Subjekt-Verb-Objekt Reihenfolge<br />

angeboten werden, weiss das K<strong>in</strong>d zum Beispiel nicht, ob dies die<br />

starre Wortreihenfolge ist oder ob immer die Verbzweitstellung gilt.<br />

Wichtig ist zu beachten, dass die Kontraste <strong>in</strong> der immer gleichen Reihenfolge<br />

angeboten werden und dass ke<strong>in</strong>e phonologischen Assimilationen<br />

(Bsp.: D’Tanja ← → Tanja) oder semantische Mehrdeutigkeiten<br />

(d’Bire) vorkommen (vgl. Kölliker Funk, 2002, S. 12). Die Flexibilität<br />

<strong>in</strong> der Präsentation muss auch dann beachtet werden, wenn der Entwicklungsstand<br />

des K<strong>in</strong>des noch sehr tief ist und es selber noch ke<strong>in</strong>e<br />

langen oder komplexen Aussagen produziert.<br />

Als letztes Kriterium der Inputspezifizierung nennen Kauschke und<br />

Siegmüller (2006, S. 33f.) den „Kontrast“. Das angebotene Material<br />

soll kontrastreich se<strong>in</strong>, um dem K<strong>in</strong>d die Wahrnehmung der Zielstruktur<br />

zu erleichtern (weitere Ausführungen dazu unter 4.2.1).<br />

4.4. <strong>Inputtherapie</strong><br />

4.4.1 Sprachlicher Input<br />

Nach Ritterfeld (2000, S. 406) muss sprachlicher Input drei wichtige<br />

Aspekte erfüllen. Er soll die Aufmerksamkeit des K<strong>in</strong>des auf die Umweltsprache<br />

lenken und dem K<strong>in</strong>d diejenigen Daten liefern, welche es<br />

zu diesem Zeitpunkt für se<strong>in</strong>e Entwicklung benötigt. Ausserdem soll<br />

das K<strong>in</strong>d durch den Input zu eigener verbaler Kommunikation angeregt<br />

werden. Bereits 1987 hat Bruner auf die aufmerksamkeitsfördernde<br />

Funktion der Inputsprache h<strong>in</strong>gewiesen. Diese kann jedoch erst erfolgen,<br />

wenn beide Gesprächspartner die Aufmerksamkeit teilen und der<br />

Erwachsene dem K<strong>in</strong>d die l<strong>in</strong>guistischen Strukturen anbieten kann,<br />

aus denen es sich die nötigen Informationen für se<strong>in</strong>en Spracherwerb<br />

extrahiert (Ritterfeld, 2000, S. 406).<br />

Das K<strong>in</strong>d kann nur dann e<strong>in</strong>e adäquate Sprache erwerben, wenn die<br />

Qualität und die Quantität des ihm angebotenen Inputs stimmen und<br />

wenn es auch zu eigenen sprachlichen Äusserungen angeregt wird.<br />

Trotzdem lässt sich ke<strong>in</strong>e allgeme<strong>in</strong>gültige Regel <strong>in</strong> dem S<strong>in</strong>ne festlegen,<br />

dass das Anbieten möglichst vieler Informationen für den gelungenen<br />

Spracherwerb ausreicht. Auch wenn guter Input das K<strong>in</strong>d<br />

anregen und im Spracherwerb weiterbr<strong>in</strong>gen kann, so reicht dies nicht<br />

aus, um e<strong>in</strong>en problemlosen Spracherwerb zu durchlaufen. So muss<br />

trotz e<strong>in</strong>es qualitativ hoch stehenden und entwicklungsadäquaten Inputs<br />

sichergestellt werden, dass dem K<strong>in</strong>d Gelegenheiten zur eigenen<br />

Sprachproduktion geboten werden (vgl. Ritterfeld, 2000, S. 408). So<br />

kann sich das K<strong>in</strong>d aktiv mit se<strong>in</strong>er Sprache ause<strong>in</strong>andersetzen. Dies<br />

heisst nun, dass wenn mit dem K<strong>in</strong>d <strong>Inputtherapie</strong> durchgeführt wird<br />

und es zum Beispiel auch CDs mit nach Hause nimmt, ihm doch <strong>in</strong> der<br />

Therapie, wie auch natürlich zu Hause, noch die Möglichkeit zu eigenen<br />

Sprachäusserungen geboten werden muss.<br />

40


Bachelorarbeit<br />

<strong>Inputtherapie</strong> <strong>in</strong> <strong>Zürichdeutsch</strong><br />

Ritterfeld weist darauf h<strong>in</strong>, dass Spracherwerb als e<strong>in</strong> Zusammenspiel<br />

von Voraussetzungen im K<strong>in</strong>d selber sowie auch von Gegebenheiten<br />

der Umwelt verstanden werden kann. Somit können Defizite <strong>in</strong> beiden<br />

Feldern für e<strong>in</strong>en gestörten Spracherwerb verantwortlich gemacht<br />

werden. Empirische Befunde weisen jedoch darauf h<strong>in</strong>, dass die Ursachen<br />

für Sprachentwicklungsstörungen eher beim K<strong>in</strong>d als bei der<br />

Umwelt zu suchen s<strong>in</strong>d. Doch selbst wenn die Umweltfaktoren nicht<br />

ausschlaggebend für e<strong>in</strong>e Sprachentwicklungsverzögerung s<strong>in</strong>d, so<br />

bleibt doch die Überzeugung, dass durch Veränderung der Umwelt<br />

kompensatorisch auf den Spracherwerb e<strong>in</strong>gewirkt werden kann (Ritterfeld,<br />

2000, S.424).<br />

E<strong>in</strong>e Möglichkeit der gezielten Veränderung der Umwelt (zum<strong>in</strong>dest im<br />

Rahmen der Logopädietherapie) bietet die <strong>Inputtherapie</strong> nach Penner<br />

und Kölliker Funk (1998).<br />

4.4.2 Grundlagen der <strong>Inputtherapie</strong><br />

Nach Penner (1998) besteht <strong>Inputtherapie</strong> dar<strong>in</strong>, dass die Stagnation<br />

im Bootstrappen aufgelöst werden soll. „…bezogen auf den gestörten<br />

Spracherwerb wird angenommen, dass im sprachentwicklungsgestörten<br />

K<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e zu schwache Verarbeitung erfolgt, so dass der Input<br />

nicht optimal verarbeitet werden kann. Um Sprachentwicklungsgestörte<br />

K<strong>in</strong>der bei der Verarbeitung des Inputs zu unterstützen, wird<br />

dieser verstärkt“ (Siegmüller et al., 2010, S.17). Dies soll durch das<br />

vermehrte Anbieten der für den Intake (siehe 3.2) relevanten grammatischen<br />

Strukturen geschehen. Das K<strong>in</strong>d soll somit <strong>in</strong> der Lage se<strong>in</strong>,<br />

se<strong>in</strong>en Spracherwerb selbst fortzusetzen und die weitere Grammatik<br />

zu entdecken. „Im Input s<strong>in</strong>d grundsätzlich alle Informationen enthalten,<br />

die e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d braucht, um die Spracherwerbsschritte zu durchlaufen“<br />

(Kauschke, 2007, S.4-16). Die Methode der Inputspezifizierung,<br />

die als Inputsequenzen e<strong>in</strong>gesetzt wird, wird e<strong>in</strong>zig im strikt entwicklungsproximalen<br />

Ansatz (siehe 4.1.1) e<strong>in</strong>gesetzt (vgl. Siegmüller und<br />

Bartels, 2006, S.102).<br />

4.4.3 Vorgehen<br />

S<strong>in</strong>d die für das K<strong>in</strong>d relevanten Sprachstrukturen (Trigger) erst e<strong>in</strong>mal<br />

festgelegt, werden sie ihm im Input vermehrt angeboten. So soll das<br />

Defizit im grammatischen Wissen des K<strong>in</strong>des ausgeglichen werden.<br />

Wie bereits erwähnt, soll dem K<strong>in</strong>d so die Möglichkeit gegeben werden,<br />

die Stagnation <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Grammatikerwerb aufzulösen. Der Fokus<br />

liegt hierbei auf dem Anbieten der benötigten Zielstruktur, wobei<br />

diese nicht <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Dialog e<strong>in</strong>gebettet werden muss. Die Eigenaktivität<br />

des K<strong>in</strong>des wird auch durch re<strong>in</strong>en Input angeregt. Wie weiter oben<br />

erwähnt, braucht das K<strong>in</strong>d jedoch für e<strong>in</strong>e gute Sprachentwicklung die<br />

Möglichkeit, sich auch selbst verbal zu äussern.<br />

Weiter gilt es zu beachten, dass die Trigger durch empirische und<br />

theoretische Grundlagenforschung festgelegt werden und nicht immer<br />

der Spontansprache entsprechen (vgl. Siegmüller und Kauschke,<br />

2006, S. 102f).<br />

41


Bachelorarbeit<br />

<strong>Inputtherapie</strong> <strong>in</strong> <strong>Zürichdeutsch</strong><br />

Wie mehrfach erwähnt, hat die <strong>Inputtherapie</strong> zum Ziel, dem K<strong>in</strong>d grammatische<br />

Strukturen durch stark aufbereitetes sprachliches Angebot<br />

zugänglich zu machen. Deshalb wird der Input speziell <strong>in</strong> verschiedenen<br />

Kontrasten vorbereitet (siehe 4.3.2).<br />

Das Ziel der <strong>Inputtherapie</strong> ist es, dass das K<strong>in</strong>d die Sprachverarbeitung<br />

schneller und effizienter durchführt und somit das grammatische<br />

Grundmuster <strong>in</strong> der Sprachverarbeitung nutzen kann. Auch se<strong>in</strong><br />

Sprachverständnis sollte nach Kölliker Funk (2002, S.14) besser werden,<br />

da es die Informationen, die sich <strong>in</strong> den kle<strong>in</strong>en grammatischen<br />

Wörtern verbergen und die eigentlich aufzeigen, welche Bereiche der<br />

Phrase Gültigkeit haben, aus dem Sprachangebot herausfiltern kann.<br />

Hierzu e<strong>in</strong> Beispiel (nach Kölliker Funk, 2002, S.14):<br />

De Globi hät Chueche gässe. – De Globi hät de Chueche gässe.<br />

Wie viel Kuchen Globi gegessen hat (Chueche ← → de Chueche) liegt<br />

im bestimmten Artikel. Dieser bestimmte Artikel ist der Kopf der Nom<strong>in</strong>alphrase<br />

(siehe 2.2.1). Das bedeutet, dass das K<strong>in</strong>d dieses Grundmuster<br />

der Sprache erst entdecken muss, um beim Verstehen die<br />

Bedeutung des bestimmten Artikels und somit die Mengenangabe erkennen<br />

zu können (vgl. Kölliker Funk, 2002, S.14).<br />

4.4.4 Durchführung der <strong>Inputtherapie</strong><br />

Nach Penner und Kölliker Funk (1998, S. 91) werden dem K<strong>in</strong>d ungefähr<br />

fünf bis zehn M<strong>in</strong>uten pro Tag Inputstrukturen angeboten. Wichtig<br />

ist abzubrechen, wenn das K<strong>in</strong>d nicht mehr se<strong>in</strong>e volle Aufmerksamkeit<br />

auf das Therapiematerial und natürlich vor allem auf das Zuhören<br />

lenken kann. Die Häufigkeit dieses Angebotes muss sehr hoch se<strong>in</strong>,<br />

damit die kurze Dauer kompensiert werden kann. Penner und Kölliker<br />

Funk empfehlen, zweimal während e<strong>in</strong>er logopädischen Therapie Inputstrukturen<br />

zum gleichen Thema anzubieten. Idealerweise soll die<br />

Therapie zu e<strong>in</strong>em Merkmal der Dauer e<strong>in</strong>es Schulquartals entsprechen.<br />

Danach sollte e<strong>in</strong> Quartal ohne Therapie, jedoch mit e<strong>in</strong>er Nachkontrolle<br />

am Ende folgen. Dabei kann überprüft werden, ob das K<strong>in</strong>d<br />

se<strong>in</strong>en Grammatikerwerb weiterführen und somit die Stagnation im<br />

Bootstrappen auflösen konnte. Falls e<strong>in</strong>e neue Stagnation festgestellt<br />

wird, soll nach dem strikt entwicklungsproximalen Ansatz dasjenige<br />

Merkmal bestimmt werden, welches im nächsten Quartal <strong>in</strong> der Therapie<br />

angeboten werden soll.<br />

Um die <strong>Inputtherapie</strong> gut vorbereiten zu können, spricht die Therapeut<strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>e Geschichte, die <strong>in</strong> ihren grammatischen Merkmalen an die<br />

Zielstruktur angeglichen wurde, auf e<strong>in</strong>en Tonträger. Nach Penner und<br />

Kölliker Funk (1998, S.91) erreicht sie damit drei Ziele:<br />

1. Durch die genaue Vorbereitung können die Inputstrukturen unter<br />

Berücksichtigung aller Kriterien (beispielsweise der e<strong>in</strong>wandfreien<br />

Phonologie) fehlerfrei angeboten werden.<br />

2. Logopäd<strong>in</strong> und K<strong>in</strong>d können die Geschichte geme<strong>in</strong>sam hören. Die<br />

Therapeut<strong>in</strong> kann dabei genauer beobachten, wie lange das K<strong>in</strong>d<br />

aufmerksam zuhören kann. Wenn beide geme<strong>in</strong>sam zuhören, wird<br />

ihre Beziehung, trotz der etwas seltsamen Erzählform, nicht verändert.<br />

42


Bachelorarbeit<br />

<strong>Inputtherapie</strong> <strong>in</strong> <strong>Zürichdeutsch</strong><br />

3. Wie erwähnt sollte die Zielstruktur vom K<strong>in</strong>d möglichst oft und immer<br />

wieder gehört werden. Das K<strong>in</strong>d kann daher die Kassette auch<br />

zu Hause hören. Dies jedoch nur unter dem Vorbehalt, dass das<br />

K<strong>in</strong>d motiviert ist und die Eltern über die <strong>Inputtherapie</strong> <strong>in</strong>formiert<br />

s<strong>in</strong>d.<br />

4.5 Inputstrukturen<br />

4.5.1 Erstellen von Inputstrukturen<br />

Das K<strong>in</strong>d mit e<strong>in</strong>er Grammatikerwerbsstörung kann auf Grund se<strong>in</strong>er<br />

Störung nur e<strong>in</strong>en kle<strong>in</strong>en Teil der sprachlichen Informationen aus se<strong>in</strong>em<br />

Umfeld, die kanonischen Regeln (siehe 3.7.1) nutzen. Die Strukturen<br />

<strong>in</strong> der Therapie müssen daher so gestaltet se<strong>in</strong>, dass sie dem<br />

K<strong>in</strong>d die fehlenden spracherwerbsrelevanten Daten verstärkt anbieten.<br />

Diese Daten betreffen somit ausschliesslich die nicht-kanonischen Regeln<br />

(siehe 3.7.1).<br />

Der Input, der dem K<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der Therapie angeboten wird, besteht folglich<br />

aus den Daten, die ihm unter normalen Umständen nicht zugänglich<br />

s<strong>in</strong>d. Durch diese soll das K<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der Lage se<strong>in</strong>, den Stillstand im<br />

Bootstrapp<strong>in</strong>g aufzuheben und mit dem Grammatikerwerb weiterzufahren.<br />

Die sprachliche Interaktion spielt während des Anbietens von<br />

Inputstrukturen e<strong>in</strong>e untergeordnete Rolle. Vielmehr wird das K<strong>in</strong>d <strong>in</strong><br />

dieser Therapie als Empfänger wichtiger und spezifischer Informationen<br />

angesehen, die es ihm ermöglichen sollen, aktiv und selbstgesteuert<br />

Bootstrapp<strong>in</strong>g zu betreiben.<br />

Als Methode bietet sich daher <strong>in</strong> der <strong>Inputtherapie</strong> das Erzählen von<br />

Geschichten an, welche die für das K<strong>in</strong>d nötigen Informationen gehäuft<br />

enthalten (vgl. Penner und Kölliker Funk, 1998, S. 87). Hier soll<br />

darauf h<strong>in</strong>gewiesen werden, dass die Strukturen so zusammengestellt<br />

werden sollen, dass sie e<strong>in</strong>e dreimodulare Schnittstelle darstellen (vgl.<br />

Penner und Kölliker Funk, 1998, S.88).<br />

Prosodische<br />

Informationen<br />

Semantische und<br />

Diskurs<strong>in</strong>formationen<br />

Syntaktische<br />

Informationen<br />

Abb.1: Drei-Modulare Schnittstellen von Inputstrukturen (vgl. Kölliker Funk, 1998, S.88)<br />

Wie <strong>in</strong> der Abbildung gezeigt wird, weisen diese drei-modularen<br />

Schnittstellen jeweils e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>deutige Übere<strong>in</strong>stimmung zwischen Prosodie,<br />

Semantik und Syntax auf.<br />

Nach Penner und Kölliker Funk (1998, S.88) ist es genau diese wiederholt<br />

angebotene Übere<strong>in</strong>stimmung dreier Komponenten der Grammatik,<br />

durch die das K<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der Lage ist die Stagnation im Bootstrappen<br />

aufzulösen. Wie bereits erwähnt, s<strong>in</strong>d Inputstrukturen nach dem<br />

Pr<strong>in</strong>zip der Asymmetrie aufgebaut. Das bedeutet, dass das K<strong>in</strong>d aus<br />

den direkt nache<strong>in</strong>ander angebotenen, kontrastiven Inputstrukturen<br />

die Grundregeln der Grammatik ableiten kann.<br />

Weiter gehen Penner und Kölliker Funk (1998, S.88) auf die Bedeutung<br />

der Expletivität im Grammatikerwerb und deren Nutzen für die<br />

<strong>Inputtherapie</strong> e<strong>in</strong>. Besonders wirkungsvoll s<strong>in</strong>d also diejenigen Wörter,<br />

welche ke<strong>in</strong>e eigentlichen semantischen Informationen tragen,<br />

43


Bachelorarbeit<br />

<strong>Inputtherapie</strong> <strong>in</strong> <strong>Zürichdeutsch</strong><br />

sondern die semantische Information verdeutlichen, somit also e<strong>in</strong>e<br />

re<strong>in</strong> syntaktische Funktion haben (Penner und Kölliker Funk nennen<br />

als Beispiele: Artikel bei Eigennamen, das Wörtchen „tun“, Verdoppelungsverben).<br />

Dem K<strong>in</strong>d wird klar, dass diese Wörter wichtige grammatische<br />

Informationen darstellen, da sie nichts Neues bedeuten.<br />

Beispiel „Tun“:<br />

Er tuet choche.<br />

Das unflektierte Verb „choche“ trägt die semantische Information.<br />

Das flektierte Verb „tuet“ trägt die grammatische Information (Flexion)<br />

(siehe 2.2).<br />

Penner und Kölliker Funk (1998, S.88) erwähnen, dass die Inputstrukturen<br />

<strong>in</strong> der Therapie nache<strong>in</strong>ander dreimodulare Schnittstellen enthalten<br />

(dar<strong>in</strong> be<strong>in</strong>haltet s<strong>in</strong>d auch Expleti vität und Asymmetrie). Sie<br />

werden zu Geschichten zusammengefügt und bilden e<strong>in</strong>en Therapiebauste<strong>in</strong>.<br />

Um dem K<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>deutige Informationen anbieten zu können, müssen<br />

die Inputstrukturen sehr sorgfältig zusammengestellt und anschliessend<br />

gründlich überprüft werden. Sowohl grammatisch als auch phonologisch<br />

müssen sie e<strong>in</strong>deutig (siehe auch 4.3.2) und wahrnehmbar<br />

se<strong>in</strong>. Es ist daher zentral, dass man sie genau vorbereitet und nicht<br />

spontan <strong>in</strong> der Situation mit dem K<strong>in</strong>d erf<strong>in</strong>det (vgl. Penner und Kölliker<br />

Funk, 1998, S. 90).<br />

44


Bachelorarbeit<br />

<strong>Inputtherapie</strong> <strong>in</strong> <strong>Zürichdeutsch</strong><br />

4.5.2 Beispiele von Inputstrukturen<br />

Inputstrukturen zum Entdecken der Verbzweitstellung im Hauptsatz:<br />

Inputstruktur und Beschreibung Beispiele: Schweizerdeutsch<br />

Tun-/ Nicht-Tun Konstruktionen:<br />

E<strong>in</strong> Verb wird e<strong>in</strong>mal als fortlaufende Handlung mit<br />

tun gebildet; <strong>in</strong> der nächsten Äusserung folgt e<strong>in</strong>e<br />

zielgerichtete Handlung ohne tun. „Tun“ ist somit<br />

e<strong>in</strong> grammatisches Wort ohne semantische Information.<br />

Es bietet dem K<strong>in</strong>d im Input re<strong>in</strong>e grammatische<br />

Information (Vorsicht: „Tun“ wird auch für<br />

Handlungen im Futur verwendet; Deshalb den Input<br />

mit e<strong>in</strong>em Ausdruck für e<strong>in</strong>e fortlaufende Handlung<br />

ergänzen).<br />

Satzbeg<strong>in</strong>n mit Subjekt / Satzbeg<strong>in</strong>n mit e<strong>in</strong>em Nicht-Subjekt:<br />

Die V2 wird für das K<strong>in</strong>d erst e<strong>in</strong>deutig, wenn<br />

es entdecken kann, dass im Sdt. OVS (Objekt-<br />

Verb-Subjekt) oder AVS (Adverbiale-Verb-Subjekt)<br />

möglich s<strong>in</strong>d und das Verb somit immer an zweiter<br />

Stelle im Satz steht. In der <strong>Inputtherapie</strong> folgt e<strong>in</strong>er<br />

OVS- oder AVS-Äusserung e<strong>in</strong>e SVO- Äusserung<br />

oder umgekehrt. Das K<strong>in</strong>d soll den Unterschied<br />

entdecken können.<br />

Äusserungen mit Fragewort / Äusserungen ohne Fragewort<br />

Fragen mit e<strong>in</strong>em Fragewort enthalten V2. Deshalb<br />

eignen sie sich, gefolgt von e<strong>in</strong>er Aussage ohne<br />

Fragewort, als Inputstruktur. Besonders geeignet<br />

s<strong>in</strong>d sie mit der zusätzlichen Unterscheidung von<br />

„tun“ <strong>in</strong> der Frage/ „nicht-tun“ <strong>in</strong> der Aussage oder<br />

e<strong>in</strong>em Satzbeg<strong>in</strong>n mit dem Nicht-Subjekt <strong>in</strong> der<br />

Aussage. (Vorsicht: Die Aussage muss e<strong>in</strong>e ganze<br />

Äusserung se<strong>in</strong> und nicht bloss e<strong>in</strong>e Antwort, da<br />

Antworten oft ohne Subjekt dastehen).<br />

Hauptsatz mit „tun“ / Nebensatz ohne „tun“<br />

In dieser Inputstruktur wird die Regel, „im HS darf<br />

„tun“ stehen, im NS darf „tun“ nicht benutzt<br />

werden“, angeboten.<br />

Hauptsatz ohne „du“ / Nebensatz mit „du“<br />

Das unbetonte Pronomen d’ (du) kann im HS weggelassen<br />

werden und ist im NS nötig. Dabei sollte<br />

nach dem d’ e<strong>in</strong> Wort folgen, das mit e<strong>in</strong>em Vokal<br />

beg<strong>in</strong>nt.<br />

De Flo tuet gähne. - Er isch nanig wach.<br />

De Flo tuet s<strong>in</strong>i Auge riibe. – Er gseht nanig richtig<br />

us s<strong>in</strong>e Auge use.<br />

De Flo tuet s<strong>in</strong>i Chleider zäme sueche. – Er gaht<br />

jetzt go dusche.<br />

De Flo tuet langsam is Badzimmer laufe. – Er isch<br />

immerno sehr müed.<br />

Siehe Übungsserie<br />

Grad siebe Flüüge schlat s Schniederli hüt tot.<br />

S’Schniederli tötet drum mängisch gar kei Flüüge.<br />

Jede Namittag tuet s Schniederli am Tisch schaffe.<br />

S’Schniederli schaffet drum am Morge immer i de<br />

Chuchi.<br />

Was tuet de Hansli jedä Tag s<strong>in</strong>ge?<br />

De Hansli s<strong>in</strong>gt jedä Morge es Lied;<br />

oder<br />

Es Lied s<strong>in</strong>gt de Hansli jedä Morge.<br />

Hauptsatz mit Verbzweitstellung / Nebensatz mit Verbendstellung<br />

Das gleiche <strong>in</strong>haltsreiche Verb wird <strong>in</strong> der Gegenwart<br />

und <strong>in</strong> der dritten Person E<strong>in</strong>zahl im HS und NS<br />

verwendet.<br />

Noch e<strong>in</strong>deutiger wird der Unterschied, wenn<br />

Verne<strong>in</strong>ung und Partikel gebraucht werden, die<br />

im HS vor dem Verb, im NS jedoch nach dem Verb<br />

stehen. Im HS kann man durch Objektvoranstellung<br />

die V2 noch besonders betonen.<br />

Tab.2: vgl. Penner und Kölliker Funk (1998, S.71ff)<br />

De Flo tuet d’Schue usem Chäschtli usehole, will<br />

die det dr<strong>in</strong> versorgt s<strong>in</strong>d.<br />

De Flo tuet sich am Chäschtli feschthebä, will er<br />

suscht umgheit.<br />

De Flo tuet d’Schue zuchläbe, will er nanig chan<br />

b<strong>in</strong>de.<br />

De Flo tuet de rächt Schue alegge, bevor er de<br />

l<strong>in</strong>ggi aleit.<br />

Siehe Übungsserie<br />

Chasch es Guetsli hole, eis wo d’us de Schachtle<br />

därfsch nä.<br />

Weisch no weli Guetsli, die wo d’immer im Lade<br />

chaufsch.<br />

S’Mami holt d’Jagge vom Haagge, während de<br />

Flo no de Rägeschirm holt.<br />

De Flo hebt d’Jagge mit l<strong>in</strong>ks fescht, will er mit<br />

rächts de Riisverschluss hebt.<br />

De Flo zieht de Riisverschluss bis ufe zue, will’s<br />

verusse zieht.<br />

Siehe Übungsserie<br />

45


Inputstrukturen zum Entdecken der Verbflexion:<br />

Verdoppelungsverben<br />

Verdoppellungsverben wie z.B. du chunsch cho<br />

luege (du kommst kommen schauen) tragen nur<br />

syntaktische, ke<strong>in</strong>e semantische Information.<br />

Wenn sie <strong>in</strong> der dritten Person S<strong>in</strong>gular verwendet<br />

werden, können sie beim K<strong>in</strong>d zum Entdecken der<br />

V2 führen. Später können K<strong>in</strong>der daran erkennen,<br />

wie Verben im Sdt. flektiert werden.<br />

Tab.3: vgl. Penner und Kölliker Funk (1998, S.71ff)<br />

Bachelorarbeit<br />

<strong>Inputtherapie</strong> <strong>in</strong> <strong>Zürichdeutsch</strong><br />

De Flo gaht go luege, öb niemer im Badzimmer<br />

isch.<br />

De Flo gaht go Türe vom Badzimmer ufmache.<br />

De Flo rüeft am Mami: „Ich chum cho Zmorge esse,<br />

wänn ich tusched han“<br />

Siehe Übungsserie<br />

Inputstrukturen zum Entdecken der Nebensatzstruktur:<br />

K<strong>in</strong>der, die Sdt. sprechen, sollen Konjunktionen lernen, sobald es ihnen<br />

<strong>in</strong> ihrer Entwicklung möglich ist. Diese regieren im Sdt. den NS.<br />

Aufzeigen der Notwendigkeit vom E<strong>in</strong>satz von Konjunktionen<br />

K<strong>in</strong>der bilden <strong>in</strong> ihrem Grammatikerwerb zuerst<br />

vorkonjunktionale NS. Dabei lassen sie e<strong>in</strong>e Lücke<br />

an der Stelle der eigentlichen Konjunktion oder setzen<br />

Platzhalter oder Passepartouts e<strong>in</strong>. Das Beispiel<br />

zeigt dem K<strong>in</strong>d, wie Konjunktionen gebraucht<br />

werden müssen.<br />

Tab.4: vgl. Penner und Kölliker Funk (1998, S.71ff)<br />

De Flo leit de Pulli a, will’s hüt chalt isch.<br />

De Flo trült de Pulli, damit er en richtig aleit.<br />

De Flo schlüft <strong>in</strong> Pulli <strong>in</strong>e, damit er hüt schön warm<br />

hät.<br />

Siehe Übungsserie<br />

Sobald K<strong>in</strong>der mit Grammatikerwerbsstörungen die V2 entdeckt haben,<br />

kommt es häufig vor, dass sie diese übergeneralisieren. Das heisst,<br />

sie verwenden sie nun auch <strong>in</strong> NS. Bei K<strong>in</strong>dern mit normalem<br />

Grammatikerwerb tritt dies nicht auf. Nur falls dieser Fehler auftritt, ist<br />

es nötig, folgende Inputstruktur anzubieten.<br />

Lexikalisches Lernen von Nebensätzen mit bestimmten Verben<br />

Wenn die V2 im HS sicher erworben worden ist, können wir dem K<strong>in</strong>d gewisse Verben anbieten, die im NS<br />

an erster oder zweiter Stelle stehen können. So soll es auf das Verb im NS aufmerksam gemacht werden.<br />

V2 im Wechsel mit Verbendstellung De Flo freut sich, er chan use gah.<br />

De Flo freut sich, dass er use gah chan.<br />

Siehe Übungsserie<br />

Verberststellung im Wechsel mit Verbendstellung<br />

D’Laura rüeft, muesch schnell zu eus cho.<br />

D’ Laura rüeft, dass de Flo schell zu ihne cho muess.<br />

Siehe Übungsserie<br />

Nur Verbendstellung möglich Ich han vergässe, dass ich hüt gange.<br />

Tab.5: vgl. Kölliker Funk (1998, S.71ff)<br />

Laut Penner und Kölliker Funk (1998) führt das Anbieten solcher und<br />

ähnlicher Inputstrukturen bei vielen K<strong>in</strong>dern zur selbständigen Fortsetzung<br />

des Grammatikerwerbsprozesses. Daher sollte auch das Ziel<br />

e<strong>in</strong>er Grammatiktherapie se<strong>in</strong>, dem K<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>en kreativen Umgang mit<br />

Sprache anzubieten, um ihm zu ermöglichen, se<strong>in</strong>en Grammatikerwerbsprozess<br />

erfolgreich weiterführen oder antreiben zu können. „K<strong>in</strong>der<br />

erweisen sich früh als kreative und aktive Kommunikationspartner,<br />

deren natürliche Kompetenzen durch e<strong>in</strong>e anregende Umgebung herausgefordert<br />

werden sollten“ (Tracy, S.3). 6<br />

6 Tracy, R. Kompetenzen kompetent fördern: Handreichung zur Optimierung sprachlicher Frühför<br />

derung<br />

http://www.aktioncourage.org/media/raw/Tracy_Kompetenzen_kompetent_foerdern.pdf (Stand<br />

20.10.2010)<br />

46


5. Symbolische Kompetenzen<br />

Bachelorarbeit<br />

<strong>Inputtherapie</strong> <strong>in</strong> <strong>Zürichdeutsch</strong><br />

Unsere Übungssammlung basiert auf e<strong>in</strong>er Bildergeschichte. Damit<br />

e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d diese erfassen kann, braucht es symbolische Kompetenzen.<br />

Daher sollen im Folgenden die Voraussetzungen für das Entwickeln<br />

symbolischer Kompetenzen dargelegt und e<strong>in</strong>e kurze Def<strong>in</strong>ition zu<br />

symbolischen Kompetenzen gegeben werden.<br />

5.1 Voraussetzungen<br />

5.1.1 Wahrnehmung<br />

Für jeden kognitiven Prozess braucht es grundlegend zuerst e<strong>in</strong>mal<br />

Wahrnehmung. Als Wahrnehmung werden nach Ruf-Bächtiger (1995,<br />

S.23) sämtliche Prozesse verstanden, die bei der Verarbeitung von<br />

S<strong>in</strong>nesreizen im Gehirn ablaufen. Wahrnehmung ist demzufolge e<strong>in</strong><br />

aktiver Prozess, der sich im Laufe der Entwicklung e<strong>in</strong>es K<strong>in</strong>des stetig<br />

verändert und verfe<strong>in</strong>ert. Erstaunlicherweise ist dabei die Vollkommenheit<br />

der peripheren Organe eher sekundär, um gute funktionelle<br />

Hirnorgane aufzubauen. E<strong>in</strong> Defizit <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em der S<strong>in</strong>nesorgane kann<br />

durch gute Leistungen e<strong>in</strong>es anderen S<strong>in</strong>nesgebietes ausgeglichen<br />

werden. Falls sich jedoch e<strong>in</strong> funktionelles Hirnorgan durch genetische<br />

oder exogene Faktoren nicht vollständig entwickeln kann, bleiben<br />

auch die <strong>in</strong> ihm ablaufenden Wahrnehmungsprozesse fehlerhaft<br />

(vgl. Ruf-Bächtiger, 1995, S.24). Nach Zoll<strong>in</strong>ger (1989, S. 12ff) weisen<br />

vor allem Handlungen, die man als übersehen <strong>in</strong>terpretieren kann<br />

und bei denen die räumliche Anordnung auffällig ist bzw. gar nicht<br />

beachtet wurde, auf Schwierigkeiten <strong>in</strong> der visuellen und räumlichen<br />

Wahrnehmung h<strong>in</strong>.<br />

5.1.2 Erfassungsspanne<br />

Nach Ruf (1995, S. 24f.) bezeichnet der Begriff der Erfassungsspanne<br />

die Menge an Information, die e<strong>in</strong> S<strong>in</strong>neskanal auf e<strong>in</strong>mal aufnehmen<br />

kann. In den ersten zwei Lebensjahren beträgt die Anzahl solcher<br />

Informationen e<strong>in</strong>s bis zwei, wobei sie sich bis zum Ende des Grundschulalters<br />

auf das Erwachsenenniveau von etwa sieben Elementen<br />

entwickelt (vgl. Ruf-Bächtiger, 1995, S.24ff). Da die e<strong>in</strong>zelnen Bilder<br />

der Bildergeschichte zwar e<strong>in</strong>ige Informationen enthalten, aber trotzdem<br />

nicht überladen s<strong>in</strong>d und das Wesentliche gut wahrnehmbar ist,<br />

erachten wir die Bildergeschichte „E<strong>in</strong> Tag mit Flo“ <strong>in</strong> diesem Punkt<br />

als sehr geeignet.<br />

5.1.3 Figur-H<strong>in</strong>tergrund-Differenzierung<br />

Die Wahrnehmungspsychologie spricht von Figur-H<strong>in</strong>tergrund-Differenzierung<br />

und me<strong>in</strong>t damit die Fähigkeit unseres Gehirns „ganz<br />

automatisch und ohne besondere Anstrengung, Wesentliches von<br />

Unwesentlichem [zu] unterscheiden“ (Ruf-Bächtiger, 1995, S. 47).<br />

Wesentliches rückt <strong>in</strong> den Vordergrund, Unwesentliches wird nicht<br />

47


Bachelorarbeit<br />

<strong>Inputtherapie</strong> <strong>in</strong> <strong>Zürichdeutsch</strong><br />

bewusst wahrgenommen. In diesen Bereich gehört auch die Fähigkeit,<br />

bei vielen Reizen aus der Umwelt nicht überfordert zu se<strong>in</strong> und sich<br />

dar<strong>in</strong> zu verlieren, sondern Prioritäten setzen zu können (vgl. Ruf-Bächtiger,<br />

1995, S. 47). Bevor also mit e<strong>in</strong>em K<strong>in</strong>d mit unserer Übungssammlung<br />

gearbeitet werden kann, muss sichergestellt se<strong>in</strong>, dass es<br />

die Fähigkeit zur Figur-H<strong>in</strong>tergrund-Differenzierung ausgebildet hat.<br />

Ansonsten kann das K<strong>in</strong>d die nötigen Informationen aus den Sätzen<br />

nicht mit den Bildern verknüpfen.<br />

5.1.4 Abstraktionsvermögen<br />

Bei der Wahrnehmung und Speicherung neuer Inhalte werden diese immer<br />

mit bereits Bekanntem verglichen und, sofern möglich, Gleichem<br />

oder Ähnlichem zugeordnet. So Zusammengefasstes kann später<br />

leichter wieder gefunden und weiterverwertet werden. Auch ist e<strong>in</strong>e<br />

solche Aufteilung wahrgenommener Informationen e<strong>in</strong>e der Voraussetzungen<br />

für logisches Denken. Die Fähigkeit Wahrgenommenes so zu<br />

klassifizieren ist e<strong>in</strong>e Funktion, die im K<strong>in</strong>d <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Entwicklung heranreift.<br />

Das heisst, dass das K<strong>in</strong>d normalerweise mit zunehmendem<br />

Alter immer besser nach abstrakteren Merkmalen ordnen kann. Das<br />

abstrakte Denken ist demnach nicht von Anfang an gegeben. Viel<br />

mehr entwickelt es sich langsam während der Hirnreifung des K<strong>in</strong>des<br />

und kann sich auch bis <strong>in</strong>s hohe Erwachsenenalter immer noch weiterentwickeln<br />

(vgl. Ruf-Bächtiger, 1995, S. 64).<br />

Da die Bildergeschichte „E<strong>in</strong> Tag mit Flo“ sehr konkret dargestellt ist<br />

erfordert sie wenig Abstraktionsvermögen. Dieses ist allerd<strong>in</strong>gs bei der<br />

Wahrnehmung und der Speicherung der neuen Informationen aus den<br />

Inputsequenzen notwendig.<br />

5.2 Symbolische Kompetenzen<br />

„Symbolische Kompetenzen s<strong>in</strong>d generell komplexe und plastische<br />

kognitive Fertigkeiten“ (vgl. Posner und Rober<strong>in</strong>g, 2004, S.2555). „Die<br />

Fähigkeit zur Symbolbildung (symbolische Kompetenz) ist die Grundlage<br />

menschlichen Bewusstse<strong>in</strong>s und menschlicher Vernunft. Die kausale<br />

Bed<strong>in</strong>gung der Symbolwelt und der logischen Verknüpfungen<br />

zwischen den Symbolen ist aber nicht das Gehirn, sondern die Lebenswelt,<br />

die sie zu beschreiben sucht“ (vgl. Hammacher et al., 1992,<br />

S. 27).<br />

Hammacher et al. (1992, S.27) beschreiben den Begriff der Symbolkompetenz<br />

(<strong>in</strong> Anlehnung an Chomskys Begriff der l<strong>in</strong>guistischen<br />

Kompetenz) als die e<strong>in</strong>zigartige Fähigkeit des Menschen die Welt und<br />

auch sich selbst zu erkunden und Vorstellungen Begriffen zuzuordnen.<br />

Die Symbolkompetenz erlaubt es dem Menschen, die Repräsentationen<br />

der Umwelt <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Gehirn, sich selbst <strong>in</strong> der Reflektion und<br />

anderen <strong>in</strong> der Kommunikationssituation zum Ausdruck zu br<strong>in</strong>gen.<br />

Dies setzt voraus, dass der sprechende Mensch selbst und ebenso<br />

se<strong>in</strong>e Gesprächspartner e<strong>in</strong> Bewusstse<strong>in</strong> für Symbole und deren Bedeutung<br />

haben. Somit ist die Symbolkompetenz eng mit der l<strong>in</strong>guistischen<br />

Kompetenz, also mit der Fähigkeit zur Sprache, verbunden,<br />

48


Bachelorarbeit<br />

<strong>Inputtherapie</strong> <strong>in</strong> <strong>Zürichdeutsch</strong><br />

wenn nicht sogar identisch. Diese beiden Kompetenzen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> den<br />

Sprachzentren (meist <strong>in</strong> der l<strong>in</strong>ken Hirnhemisphäre) verankert. Doch<br />

selbst wenn man die Kompetenzen im Hirn lokalisieren kann, so s<strong>in</strong>d<br />

Symbole der Umwelt dennoch ke<strong>in</strong>e Konstruktionen des Gehirns. Vielmehr<br />

stehen sie für die Objekte der Umwelt selbst und die komplexen<br />

Beziehungen unter ihnen. Der Mensch kann mittels Symbolen die<br />

Objekte se<strong>in</strong>er Lebenswelt beschreiben. Ebenso ermöglichen sie ihm<br />

se<strong>in</strong>e Erfahrungen mit der Umwelt zu verarbeiten und schliesslich zu<br />

versprachlichen. Die Möglichkeit Erfahrungen zu sammeln, ist jedoch<br />

begrenzt durch die Handlungsfähigkeit des Menschen sowie se<strong>in</strong>en<br />

physiologischen Möglichkeiten. Ebenso wird sie durch die Vernunft,<br />

das Wissen und die bereits gemachten Erfahrungen e<strong>in</strong>es Individuums<br />

weiter e<strong>in</strong>geschränkt. Somit ist die symbolische Kompetenz durch die<br />

körperlichen Grenzen e<strong>in</strong>es jeden Menschen bestimmt (vgl. Hammacher<br />

et al., 1992, S.27).<br />

Wie bereits erwähnt, s<strong>in</strong>d die Bedeutungen der Symbole nicht durch<br />

die Organisation des Gehirns festgelegt. Vielmehr werden sie def<strong>in</strong>iert<br />

durch die D<strong>in</strong>ge der Umwelt und die Erfahrungen, für die sie stehen.<br />

Durch sie kann der Mensch Modelle von se<strong>in</strong>er Umwelt schaffen, die<br />

auf se<strong>in</strong>en Beobachtungen und Erfahrungen aufbauen.<br />

Der Mensch versucht somit mittels Symbolen se<strong>in</strong>e Umwelt zu beschreiben<br />

und letztlich auch zu verstehen. Hierzu benötigt er auch<br />

Worte für Bef<strong>in</strong>dlichkeiten wie beispielsweise Emotionen, Angst und<br />

existentielle Fragen (vgl. Hammacher et al., 1992, S.28). Es ist möglich<br />

durch Beschreibungen und Verknüpfungen die Lebenswelt annähernd<br />

zu beschreiben. Allerd<strong>in</strong>gs können solche Versuche nie e<strong>in</strong> Abbild der<br />

Wirklichkeit se<strong>in</strong>, denn „die Grenzen me<strong>in</strong>er Sprache bedeuten die<br />

Grenzen me<strong>in</strong>er Welt“ (Wittgenste<strong>in</strong>, 2003, S.118).<br />

Der Mensch denkt also notwendigerweise <strong>in</strong> Begriffen. Ohne die entsprechenden<br />

Worte kann er Gedanken nicht formulieren. Da er jedoch<br />

nicht für alle D<strong>in</strong>ge der Lebenswelt e<strong>in</strong>en Begriff hat, beschränkt se<strong>in</strong><br />

Wortschatz se<strong>in</strong> Denken. Dieses verändert sich sobald er neue Begriffe<br />

erlernt. Nach Hammacher et al. (1992, S.28) kann dieser Satz<br />

von Wittgenste<strong>in</strong> auf den gesamten Bereich der symbolischen Weltbeschreibung<br />

angewendet werden.<br />

5.3 Symbolische Kompetenzen beim K<strong>in</strong>d<br />

Nach Fuisz-Szammer und Samonig zeigen sich die symbolischen<br />

Kompetenzen e<strong>in</strong>es K<strong>in</strong>des <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en Möglichkeiten, Vorstellungen <strong>in</strong><br />

se<strong>in</strong>em Inneren aufzubauen, welche die Umwelt repräsentieren. „Diese<br />

<strong>in</strong>neren Bilder werden mit körperlichen und sprachlichen Symbolen<br />

verknüpft und bilden damit die Basis für kommunikative Prozesse“<br />

(vgl. Fuisz-Szammer und Samonig, 2009, S. 46f.). Im Laufe des zweiten<br />

Lebensjahrs lernen K<strong>in</strong>der zu akzeptieren, dass ihre Vorstellungen<br />

der Realität, die sie umgibt, nicht deckungsgleich mit derselben s<strong>in</strong>d.<br />

Bevor sich diese Kompetenz nicht ausgebildet hat, ist das bewusste<br />

Nutzen von Medien so gut wie unmöglich (vgl. Grau, 2008, S.16f).<br />

Nach Zoll<strong>in</strong>ger (1997, S.46) setzt das Betrachten von Bilderbüchern<br />

und Bildergeschichten voraus, dass sich das K<strong>in</strong>d auf das Handlungsresultat<br />

konzentrieren kann. Nur so ist es möglich, dass das K<strong>in</strong>d auf-<br />

49


Bachelorarbeit<br />

<strong>Inputtherapie</strong> <strong>in</strong> <strong>Zürichdeutsch</strong><br />

grund der Abbildungen lebendige Vorstellungen <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Innern aufbauen<br />

kann. Wäre ihm dies nicht möglich, würde es die Bilder lediglich<br />

als H<strong>in</strong>weis auf den abgebildeten Gegenstand verstehen.<br />

In ihrer Studie zum „Zusammenhang zwischen non-verbaler und verbaler<br />

Symbolkompetenz <strong>in</strong> der k<strong>in</strong>dlichen Entwicklung“ belegen Fuisz-<br />

Szammer und Samonig die Korrelation zwischen motorisch-expressiven<br />

und sprachlichen Fähigkeiten. Somit bee<strong>in</strong>flussen und ergänzen<br />

sich non-verbale und verbale Kommunikationsarten (genauer nachzulesen<br />

<strong>in</strong>: Fuisz-Szammer und Samonig, 2009, S. 46f).<br />

Auch verändern sich die Vorstellungen und Bilder während der Entwicklung<br />

vom Konkreten zum Abstrakten, werden aber gleichzeitig<br />

auch flexibler, was den K<strong>in</strong>dern ermöglicht, über Abstraktes, Gedanken<br />

und Gefühle zu kommunizieren (vgl. Fuisz-Szammer und Samonig,<br />

2009, S. 46f). Nach Capone und McGregor (2004, S. 1468 ff) ist die<br />

Entdeckung der Symbolfunktion ab dem zwölftem Lebensmonat beispielsweise<br />

anhand symbolischer Gesten beobachtbar, welche vom<br />

K<strong>in</strong>d nicht imitativ sondern spontan e<strong>in</strong>gesetzt werden. Symbolische<br />

Gesten haben dabei e<strong>in</strong>e feste semantische Bedeutung. Sie sche<strong>in</strong>en<br />

dem Sprachgebrauch vorauszugehen (vgl. Schlesiger, 2009, S.27),<br />

wobei der non-verbale Ausdruck die Sprache <strong>in</strong> der frühen E<strong>in</strong>wortphase<br />

zunächst häufig ersetzt, später aber meist auch verstärkt, dann<br />

also parallel zur verbalen Äusserung e<strong>in</strong>gesetzt wird (vgl. Capone und<br />

McGregor, 2004, S. 1468ff).<br />

6. Entwicklung der Übungssammlung<br />

6.1 Grundidee<br />

Die im Anhang vorliegende Übungssammlung soll Logopäd<strong>in</strong>nen <strong>in</strong> der<br />

Praxis die Möglichkeit geben, <strong>Inputtherapie</strong> e<strong>in</strong>fach umzusetzen. Sie<br />

enthält Inputstrukturen zur Verbzweitstellung, Verbflexion und Nebensatzstruktur.<br />

Die Inputstrukturen können mit den K<strong>in</strong>dern im Zusammenhang<br />

mit der Bildergeschichte „E<strong>in</strong> Tag mit Flo“ erarbeitet werden.<br />

Diese Bildergeschichte ist ideal, da auf 75 Bildkarten verteilt, e<strong>in</strong> ganzer<br />

Tagesablauf dargestellt ist und somit alle Bilderkarten ane<strong>in</strong>andergereiht<br />

werden könnten. Je nach symbolischen Kompetenz und<br />

Konzentrationsspanne des K<strong>in</strong>des kann die Therapeut<strong>in</strong> die Länge der<br />

Bildergeschichte frei wählen und auch den Ausschnitt aus dem Tagesablauf<br />

bestimmen. Dieser bildet thematisch e<strong>in</strong>en für das K<strong>in</strong>d <strong>in</strong>teressanten<br />

Gesprächsanlass. Der Ablauf kann auch an den Tagesablauf<br />

des K<strong>in</strong>des angepasst werden (z.B. duschst du am Morgen oder am<br />

Abend?). In diesem Zusammenhang können auch immer wieder Brücken<br />

zu den Alltagserfahrungen des K<strong>in</strong>des geschlagen werden<br />

(z.B. frierst du auch immer, wenn du aus der Dusche kommst?). Somit<br />

kann die <strong>Inputtherapie</strong> e<strong>in</strong>en für das K<strong>in</strong>d s<strong>in</strong>nvollen Rahmen bilden.<br />

Zu jeder Bildkarte und zu jeder grammatikalischen Kategorie stehen<br />

je zwei bis vier Aussagen zur Verfügen. Diese s<strong>in</strong>d alle im Anhang<br />

aufgelistet. Sie s<strong>in</strong>d auf <strong>Zürichdeutsch</strong> ausformuliert, s<strong>in</strong>d aber bewusst<br />

nicht auf CD gesprochen worden. Es macht mehr S<strong>in</strong>n, wenn<br />

e<strong>in</strong>e Logopäd<strong>in</strong> beim Benutzen der Inputstrukturen diese selbst auf<br />

CD spricht, denn so kann sie dialektale Anpassungen vornehmen. Sie<br />

50


Bachelorarbeit<br />

<strong>Inputtherapie</strong> <strong>in</strong> <strong>Zürichdeutsch</strong><br />

kann nur die Sätze auf CD sprechen, welche zum gewählten Abschnitt<br />

der BG passen. Dies vere<strong>in</strong>facht das Hören als Hausaufgabe.<br />

6.2 Methodisches Vorgehen<br />

Durch das Modul „Grammatikerwerbsstörungen“ hatten wir schon<br />

e<strong>in</strong>e ungefähre Ahnung von <strong>Inputtherapie</strong> und der zugrunde liegenden<br />

Theorie des Grammatikerwerbs. Allerd<strong>in</strong>gs reichte unser bisheriges<br />

Wissen und die vorliegende Literatur bei Weitem nicht aus. Deshalb<br />

machten wir als erstes Literaturrecherche. Dabei merkten wir, dass es<br />

zum Thema Grammatik, im Vergleich zu den anderen Sprachebenen,<br />

relativ wenig Literatur gibt. Wie die Literaturliste zeigt, kam dann aber<br />

doch e<strong>in</strong>iges zusammen. Wir begannen den Aufbau der verschiedenen<br />

Bücher zu studieren und bekamen e<strong>in</strong>e erste ungefähre Vorstellung<br />

davon, wie unsere Arbeit aufgebaut se<strong>in</strong> könnte und welche Schwerpunkte<br />

wir setzen wollen.<br />

Danach machten wir uns an die Bearbeitungen der verschiedenen<br />

Theorieschwerpunkte, woraus dann schlussendlich der theoretische<br />

Teil unserer Arbeit entstand.<br />

Ausgehend von der Theorie suchten und verglichen wir verschiedene<br />

Bildergeschichten und Bilderbücher und entschieden uns schliesslich<br />

für die Bildergeschichte „E<strong>in</strong> Tag mit Flo“ (siehe 1.1.2).<br />

Ausgehend von der Theorie zur <strong>Inputtherapie</strong> nach Penner und Kölliker<br />

Funk und ihren praktischen Beispielen, begannen wir, nach genauem<br />

Muster (siehe 4.5.2), eigene Sätze zu den Bildern der Bildergeschichte<br />

zu erstellen.<br />

Zur Evaluation unserer Übungssammlung führten wie e<strong>in</strong> Leitfaden<strong>in</strong>terview<br />

mit Meja Kölliker Funk durch. Das Leitfaden<strong>in</strong>terview ist e<strong>in</strong>e<br />

Befragungstechnik der qualitativen empirischen Sozialforschung. Dabei<br />

werden zwar vorher festgelegte Fragen gestellt, die aber sehr offen<br />

beantwortet, kommentiert oder erklärt werden können (Atteslander,<br />

2006, S. 132). Die Vorgehensweise ist somit teilstrukturiert (Atteslander,<br />

2006, S. 123). Wir haben diese Form des Interviews gewählt, da<br />

wir mittels des Fragenkataloges zwar konkrete Fragen stellen konnten,<br />

Meja Kölliker Funk aber offen antworten und das Gespräch auch auf<br />

neue Apekte lenken und uns somit auf neue Ideen br<strong>in</strong>gen konnte.<br />

Die Auswertung des Interviews <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>er Zusammenfassung der<br />

<strong>in</strong>haltlichen Schwerpunkte f<strong>in</strong>det sich unter 7.2.<br />

6.2.1 Auswahl der Inputstrukturen<br />

Wir haben uns dafür entschieden, dass die Übungssammlung möglichst<br />

umfassend se<strong>in</strong> soll, da wir e<strong>in</strong>e Sammlung erstellen wollten,<br />

die direkt und für alle K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> der Praxis e<strong>in</strong>setzbar ist. Im Rahmen<br />

unserer Bachelorarbeit war es uns jedoch leider nicht möglich, alle<br />

von Meja Kölliker Funk (1998, S.71ff) vorgeschlagenen Inputstrukturen<br />

umzusetzen. Deshalb haben wir uns auf e<strong>in</strong>e Auswahl beschränkt, die<br />

im Folgenden erläutert werden soll. Die Auflistung aller von Kölliker<br />

Funk genannten Inputstrukturen kann unter 4.5.2 nachgelesen werden.<br />

51


Bachelorarbeit<br />

<strong>Inputtherapie</strong> <strong>in</strong> <strong>Zürichdeutsch</strong><br />

Als Inputstruktur zur Verbzweitstellung haben wir uns so entschieden,<br />

dass wir mit Hauptsätzen mit „Tun“- und „Nicht-tun“-Konstruktionen<br />

beg<strong>in</strong>nen möchten. Diese sehen wir als E<strong>in</strong>stiegsmöglichkeit für K<strong>in</strong>der,<br />

die die Nebensatzstrukturen noch nicht erworben haben. Danach<br />

folgen Sätze zur Inputstruktur „Hauptsatz mit „tun“ / Nebensatz ohne<br />

„tun““. Hier werden auch Nebensätze mite<strong>in</strong>bezogen, was die Beispiele<br />

schwieriger macht als die Vorhergehenden.<br />

Ebenfalls für K<strong>in</strong>der, die die Nebensatzstrukturen bereits erworben<br />

haben, dienen die Beispiele zur Inputstruktur „Hauptsatz mit Verbzweitstellung<br />

/ Nebensatz mit Verbendstellung“. Sie ist ebenfalls anspruchsvoller<br />

als Vorhergehende. Durch die Unterschiede <strong>in</strong> der Komplexität<br />

der Beispiele kann die Therapeut<strong>in</strong> die Übungen genau auf die<br />

Bedürfnisse jedes e<strong>in</strong>zelnen K<strong>in</strong>des anpassen.<br />

Die restlichen Inputstrukturen zur V2 ersche<strong>in</strong>en uns im Rahmen e<strong>in</strong>er<br />

Bildergeschichte weniger gut umsetzbar, da es sich vor allem um dialogische<br />

Strukturen („Äusserungen mit / ohne Fragewort“) oder um<br />

Strukturen, die die 2. Person S<strong>in</strong>gular erfordern (HS ohne „du“ / NS<br />

mit „du“), handelt.<br />

Zur Verbflexion nennt Kölliker Funk (1998, S71ff) nur e<strong>in</strong>e mögliche<br />

Inputstruktur, die wir somit auch <strong>in</strong> unserer Sammlung umsetzen.<br />

Die zwei genannten Inputstrukturen zum „Entdecken der Nebensatzstruktur“<br />

ersche<strong>in</strong>en uns beide wichtig. Daher f<strong>in</strong>den sich <strong>in</strong> unserer<br />

Sammlung sowohl Sätze zum „Aufzeigen der Notwendigkeit vom E<strong>in</strong>satz<br />

von Konjunktionen“ (2/3 der Übungsbeispiele), als auch zum „Lexikalischen<br />

Lernen von Nebensätzen mit bestimmten Verben“ (1/3 der<br />

Übungsbeispiele). Die Gewichtung der Beispiele kommt daher, dass<br />

laut Literatur (Kölliker Funk, 1998, S. 72ff) das Übergeneralisieren der<br />

V2 der seltenere Fall ist und somit weniger Beispiele zum „Lexikalischen<br />

Lernen von Nebensätzen mit bestimmten Verben“ benötigt<br />

werden.<br />

Laut Meja Kölliker Funk muss im Grammatikerwerb zuerst die Verbstellung<br />

entdeckt werden, weil spätestens <strong>in</strong> der ersten Klasse das<br />

Verstehen von W-Fragen von zentraler Bedeutung ist. Erst danach<br />

wird die Inputstruktur Nom<strong>in</strong>alphrase für die E<strong>in</strong>setzungsregeln von<br />

Artikeln wichtig.<br />

Verbal- und Nom<strong>in</strong>alphrase werden daher auch nicht vermischt, sondern<br />

nache<strong>in</strong>ander angeboten. Unsere Übungssammlung ist für K<strong>in</strong>der<br />

von vier bis sechs Jahren gedacht. Vom Alter her wäre das die richtige<br />

Zeit, um die Nom<strong>in</strong>alphrase als Inputstruktur anzubieten. Da es sich<br />

jedoch um K<strong>in</strong>der mit Grammatikerwerbsstörungen handelt, gehen wir<br />

davon aus, dass das Entdecken der Verbstellung hier noch das grössere<br />

Problem darstellt. In e<strong>in</strong>er weiteren Arbeit könnte die Übungssammlung<br />

ausgebaut und die Nom<strong>in</strong>alphrase als weitere Inputstruktur<br />

h<strong>in</strong>zugefügt werden.<br />

6.3 Anwendung der Übungssammlung<br />

Wie bei 4.4.4 beschrieben soll e<strong>in</strong>e Zielstruktur während etwa e<strong>in</strong>em<br />

Schulquartal m<strong>in</strong>destens zwei Mal pro Therapielektion angeboten werden.<br />

E<strong>in</strong>e Möglichkeit der Umsetzung ist, dass der Tagesablauf der<br />

Bildergeschichten auf die Lektionen dieses Quartals aufgeteilt wird.<br />

52


Bachelorarbeit<br />

<strong>Inputtherapie</strong> <strong>in</strong> <strong>Zürichdeutsch</strong><br />

In jeder Lektion wird die Sequenz der letzten Stunde zu Beg<strong>in</strong>n nochmals<br />

angeschaut. Am Lektionsende wird immer e<strong>in</strong>e neue (evtl. teilweise<br />

überschneidende) Sequenz mit den grammatikalisch gleichen<br />

Inputstrukturen angeboten. Es macht S<strong>in</strong>n auch zu Hause zu üben.<br />

Deshalb könnte das K<strong>in</strong>d immer den neuen Teil als Hausaufgabe mitnehmen.<br />

Dabei ist e<strong>in</strong>e CD mit den aufgenommenen Sätzen unumgänglich.<br />

Somit kann das K<strong>in</strong>d täglich den Ausschnitt des Tagesablaufs<br />

<strong>in</strong> Bildern ansehen und sich die Inputstrukturen dazu anhören.<br />

K<strong>in</strong>der lieben Wiederholungen und Strukturen erleichtern das Lernen.<br />

Daher sehen wir dieses etwas sture und langwierig ersche<strong>in</strong>ende Lernen<br />

nicht als störend.<br />

Bei den Inputstrukturen zum Entdecken der V2 im HS, liegen drei<br />

Übungsserien vor. Es steigert die Wirksamkeit, wenn Sequenzen aus<br />

diesen Übungsserien ergänzend angeboten werden.<br />

7. Auswertung der Übungssammlung<br />

7.1 Persönliche Auswertung<br />

Bevor wir e<strong>in</strong>en Überblick über die Resultate des Leitfaden<strong>in</strong>terviews<br />

mit Meja Kölliker Funk geben (siehe 7.2), möchten wir unsere eigenen<br />

Anmerkungen zur Bildergeschichte und zur Übungssammlung geben.<br />

Nachdem wir die Bildergeschichte „E<strong>in</strong> Tag mit Flo“ ausgewählt hatten<br />

(siehe 1.1.2), haben wir uns auf Grund der Übungssammlung und den<br />

e<strong>in</strong>zelnen Sätzen natürlich genauer mit ihr ause<strong>in</strong>andergesetzt. Wir<br />

s<strong>in</strong>d immer noch davon überzeugt, die richtige Bildergeschichte ausgewählt<br />

zu haben. Jedoch ersche<strong>in</strong>en uns e<strong>in</strong>ige Inhalte und Bilder der<br />

Geschichte verbesserungswürdig. So stimmen zum Beispiel gewisse<br />

Abläufe nicht. Genauere Bemerkungen dazu f<strong>in</strong>den sich direkt <strong>in</strong> der<br />

Übungssammlung. Auch f<strong>in</strong>den wir es sehr schade, dass sich Flo <strong>in</strong><br />

der Geschichte morgens für die Schule vorbereitet und auch h<strong>in</strong> geht,<br />

jedoch <strong>in</strong> der Schule selbst nichts anderes macht, als auf die Toilette<br />

zu gehen. Hier sehen wir noch Verbesserungspotential. Denn vor allem<br />

für den E<strong>in</strong>satz <strong>in</strong> der Therapie, wäre der Bezug zur Schule und der<br />

dortigen Tätigkeiten natürlich sehr s<strong>in</strong>nvoll.<br />

Das Erstellen der Übungssammlung und das Zusammenstellen der<br />

e<strong>in</strong>zelnen Sätze war e<strong>in</strong>e sehr zeit<strong>in</strong>tensive Arbeit. Obwohl wir Beispiele<br />

aus der Literatur hatten und die Sätze nach genauem Muster<br />

erstellen konnten, war die Umsetzung nicht ganz e<strong>in</strong>fach. So merkten<br />

wir schnell, wie wenig Literatur und Beispiele es zur <strong>Inputtherapie</strong> gibt.<br />

Wir konnten uns für unsere Übungen nur auf Beispiele von Zvi Penner<br />

und Meja Kölliker Funk stützen. So bedurfte es zuerst e<strong>in</strong>iger Diskussionen,<br />

bis wir genau festlegen konnten, wie die Sätze nun gestaltet<br />

werden müssen.<br />

Da die Sätze nach e<strong>in</strong>em genauen Muster aufgebaut s<strong>in</strong>d, hatten wir<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen Fällen nicht viel Handlungsspielraum. Wir konnten die Sätze<br />

zwar mit eigenen Inhalten füllen, trotzdem mussten sie zum jeweiligen<br />

Bild und natürlich zur gewählten Inputstruktur passen. So ersche<strong>in</strong>en<br />

uns <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen Fällen die Sätze etwas unnatürlich, wie zum Beispiel<br />

bei den Sätzen zur Inputstruktur „Hauptsatz mit Verbzweitstellung /<br />

Nebensatz mit Verbendstellung“ (z.B.: De Flo tr<strong>in</strong>kt Milch, will er die<br />

53


Bachelorarbeit<br />

<strong>Inputtherapie</strong> <strong>in</strong> <strong>Zürichdeutsch</strong><br />

am Morge am liebschte tr<strong>in</strong>kt.). Hier musste jeweils im Haupt- und im<br />

Nebensatz das gleiche Verb stehen. Die Sätze wirken dadurch etwas<br />

steif und der Aufbau wiederholt sich öfters. Allerd<strong>in</strong>gs sahen wir dies<br />

als Herausforderung und waren uns bewusst, dass die richtige Form<br />

der Sätze und der damit verbundene Nutzen für die K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> der Therapie<br />

nur so gewährleistet werden kann.<br />

7.2 Expertenme<strong>in</strong>ung<br />

Im Folgenden möchten wir die Punkte auflisten, die uns Meja Kölliker<br />

Funk zur Optimierung der Übungssammlung vorgeschlagen hat.<br />

Ke<strong>in</strong>e Modalverben<br />

In den Übungen sollen ke<strong>in</strong>e Modalverben gebraucht werden, da diese<br />

ke<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>deutigen grammatikalischen Informationen aufweisen und das<br />

K<strong>in</strong>d irritieren können. Laut Meja Kölliker Funk wird klare Stellung des<br />

Verbs bei Modalverben durch das zusätzliche Hilfsverb nicht sichtbar.<br />

Objektvoranstellungen<br />

In unseren Übungen zur Verbzweitstellung benutzten wir sehr wenige<br />

Objektvoranstellungen. Meja Kölliker Funk empfahl uns, diese zu nutzen<br />

um die Verbzweitstellung zu verdeutlichen. Denn das Verb bleibt<br />

an zweiter Stelle, auch wenn das Objekt vorangestellt wird. Deshalb<br />

haben wir die Objektvoranstellung <strong>in</strong> unseren Übungen zum Erwerb<br />

der Verbzweitstellung (Tun-/Nicht-Tun Konstruktionen, HS mit tun/NS<br />

ohne tun, HS mit V2/NS mit Vend) nachträglich noch e<strong>in</strong>gefügt.<br />

Pronomen<br />

Meja Kölliker Funk wies uns darauf h<strong>in</strong>, dass Pronomen für K<strong>in</strong>der mit<br />

Schwierigkeiten im Grammatikerwerb oft unklar s<strong>in</strong>d, da sie ke<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>deutige<br />

Information vermitteln und somit den Input sogar e<strong>in</strong>schränken<br />

können. Laut Meja Kölliker Funk stört es im Input überhaupt nicht,<br />

wenn Nomen doppelt genannt werden. Wir haben uns deshalb dazu<br />

entschieden, dies so umzusetzen. Zum Teil haben wir, immer im Kontrast<br />

zu Sätzen mit doppelter Nennung der Nomen, dennoch Pronomen<br />

benutzt, um das K<strong>in</strong>d auf die Existenz und die Verwendung der<br />

Pronomen h<strong>in</strong>zuweisen.<br />

Klitika<br />

Klitika (…will’s spannend isch) s<strong>in</strong>d sehr komplexe Strukturen, die vom<br />

K<strong>in</strong>d nicht aufgelöst werden können und es so vom eigentlichen Input<br />

ablenken. Deshalb sollen Klitika wahrnehmbar gemacht werden (…will<br />

s’Buech spannend isch).<br />

Phonologische Verschmelzungen<br />

Wie unter 4.3.2 erwähnt, sollten <strong>in</strong> der Übungssammlung ke<strong>in</strong>e phonologischen<br />

Verschmelzungen (d’Tanja) vorkommen. Wir haben versucht,<br />

sie, wo möglich, zu ersetzen. Da dies jedoch e<strong>in</strong> sehr aufwändiger<br />

Prozess ist, haben wir uns dazu entschieden, dass wir e<strong>in</strong>zelne<br />

Verschmelzungen <strong>in</strong> der Übungssammlung belassen, wenn sie die<br />

Zielstruktur nicht bee<strong>in</strong>flussen (d’Türe, d’Zahpasta usw.).<br />

54


Bachelorarbeit<br />

<strong>Inputtherapie</strong> <strong>in</strong> <strong>Zürichdeutsch</strong><br />

Haben/se<strong>in</strong><br />

Die Verben „haben“ und „se<strong>in</strong>“ sollen laut Meja Kölliker Funk im Input<br />

nur selten gebraucht werden, da es ke<strong>in</strong>e prom<strong>in</strong>enten Verben s<strong>in</strong>d<br />

und sie so die Inputstruktur nicht so klar zum Ausdruck br<strong>in</strong>gen wie<br />

andere Hauptverben. Wir haben versucht, diese Verben durch andere<br />

zu ersetzen, was uns aber auf Grund der E<strong>in</strong>schränkungen durch die<br />

Bildergeschichte nicht <strong>in</strong> allen Fällen gelang.<br />

Wahl der Konjunktionen<br />

Meja Kölliker Funk bemerkte, dass wir <strong>in</strong> der Übungssammlung nur<br />

wenige verschiedene Konjunktionen zur Verb<strong>in</strong>dung von Haupt- und<br />

Nebensätzen gebraucht haben. Dies liegt e<strong>in</strong>erseits an der Wahl der<br />

Bildergeschichte, die nur gewisse Konjunktionen zulässt. Andererseits<br />

haben wir bewusst nur e<strong>in</strong>fache und hochfrequente Konjunktionen gewählt,<br />

damit das K<strong>in</strong>d nicht überfordert ist. Auch bemerkten wir, dass<br />

wir im <strong>Zürichdeutsch</strong>en nicht viele verschieden Konjunktionen benutzen<br />

und wollten deshalb auch ke<strong>in</strong>e künstlichen Sätze.<br />

Andere Personen<br />

Meja Kölliker Funk wies uns darauf h<strong>in</strong>, dass es wichtig wäre, dass die<br />

Personen (auch S<strong>in</strong>gular, Plural) abwechseln würden, um durch diesen<br />

Kontrast die Stellung und vor allem die Konjugation des Verbs besser<br />

wahrnehmbar zu machen. Die sei vor allem bei den Verdoppelungsverben<br />

wichtig. Durch die Wahl unserer Bildergeschichte, die Flo als<br />

Hauptperson hat und ke<strong>in</strong>e Dialoge be<strong>in</strong>haltet, wird dies erschwert.<br />

Wir erkennen im Nachh<strong>in</strong>e<strong>in</strong>, dass auch dieses Kriterium bei der Wahl<br />

e<strong>in</strong>er Bildergeschichte e<strong>in</strong>e Rolle spielen sollte.<br />

Reihenfolge der Übungen<br />

Aufgrund der Literatur folgten <strong>in</strong> unserer Sammlung die Übungen zu<br />

den Verdoppelungsverben auf die Inputstrukturen zum Erwerb der<br />

Verbzweitstellung. Wie Meja Kölliker Funk richtig bemerkte, s<strong>in</strong>d die<br />

Übungen zu den Verdoppelungsverben die Grundlage aller anderen<br />

Übungen, da sie dem K<strong>in</strong>d zum Entdecken der Konjugation von Verben<br />

verhelfen sollen. Deshalb haben wir diese Übungen nun allen anderen<br />

vorangestellt.<br />

55


8. Ausblick<br />

Bachelorarbeit<br />

<strong>Inputtherapie</strong> <strong>in</strong> <strong>Zürichdeutsch</strong><br />

Am Ende unserer Arbeit möchten wir noch e<strong>in</strong>ige Gedanken anfügen,<br />

wie diese weitergeführt werden könnte.<br />

E<strong>in</strong>e Möglichkeit wäre die Überarbeitung der Bildergeschichte. Denn<br />

diese hat den vorwiegenden Nachteil, dass nie zu sehen ist, wie Flo <strong>in</strong><br />

der Schule arbeitet. Im Zusammenhang mit der logopädischen Arbeit<br />

<strong>in</strong> der Schule, ersche<strong>in</strong>t uns dies aber als sehr wichtig. Die K<strong>in</strong>der sollen<br />

an bekannte Erlebnisse anknüpfen und die Sätze im Zusammenhang<br />

mit ihrem Alltag sehen können. Ausgehend von neuen Bildkarten<br />

wäre es s<strong>in</strong>nvoll, die Übungsserie um die entsprechenden Sätze zu<br />

erweitern.<br />

Weiter bleibt die Nom<strong>in</strong>alphrase <strong>in</strong> unserer Übungsserie unbearbeitet.<br />

Sätze dazu zu formulieren, wäre e<strong>in</strong>e weitere Möglichkeit, um die Arbeit<br />

zu ergänzen.<br />

Gestützt auf die Theorie, könnten neben der Übungssammlung zur<br />

Nom<strong>in</strong>alphrase auch weiter Übungssammlungen beispielsweise zur<br />

Verbzweitstellung entstehen. Es war uns aus Zeitgründen nicht möglich,<br />

alle bestehenden Inputstrukturen <strong>in</strong> die Übungssammlung zu <strong>in</strong>tegrieren.<br />

E<strong>in</strong>ige Strukturen könne auch mit dieser Bildergeschichte<br />

schlecht umgesetzt werden. Es könnte daher s<strong>in</strong>nvoll se<strong>in</strong>, weitere<br />

Übungen auf die <strong>in</strong> dieser Arbeit erklärte Theorie zu stützen, wobei die<br />

Umsetzung an e<strong>in</strong> anderes Medium oder e<strong>in</strong>e anderes Thema gekoppelt<br />

wird.<br />

E<strong>in</strong>e besonders <strong>in</strong>teressante Arbeit wäre, die Umsetzbarkeit und<br />

Wirksamkeit der Übungsserie im Feld mit K<strong>in</strong>dern mit Grammatikerwerbsstörung<br />

empirisch zu evaluieren. Dabei könnte man die Sätze<br />

gleichzeitig noch modifizieren und somit optimieren. Die Sätze können<br />

vorgelesen oder per Tonträger abgespielt werden. Das K<strong>in</strong>d kann<br />

dazu die Bildergeschichte anschauen. Weiter wäre es möglich, dass<br />

das K<strong>in</strong>d im Rollenspiel die entsprechenden Handlungen umsetzt.<br />

Wir freuen uns, somit am Schluss unserer Bachelorarbeit angelangt zu<br />

se<strong>in</strong> und hoffen, dass e<strong>in</strong>ige unserer Ideen weitergeführt werden und<br />

noch mehr Abhandlungen und Materialien zu diesem <strong>in</strong>teressanten<br />

Thema entstehen.<br />

9. Dank<br />

Für das Gel<strong>in</strong>gen dieser Arbeit möchten wir uns bei unserer Begleitperson<br />

Erika Hunziker bedanken. Sie hat uns viel Freiraum gelassen,<br />

unsere Ideen stets unterstütze und bei Fragen weitergeholfen.<br />

E<strong>in</strong>en wichtigen Betrag lieferte Meja Kölliker Funk. Sie hat ihre Begeisterung<br />

für die <strong>Inputtherapie</strong> an uns Studierende weitergeben können.<br />

In der Entstehung der Arbeit hat sie uns bei Fragen zur Literatur und<br />

bei <strong>in</strong>haltlichen Unklarheiten geduldig Auskunft gegeben. Ihre kritische<br />

Begutachtung wäre für die Verbesserung und Weiterführung unserer<br />

Arbeit von grosser Bedeutung, da ihre Expertenme<strong>in</strong>ung uns zur Evaluation<br />

diente.<br />

Wir möchten uns auch bei Christa Gerber, Stefan Urner, Max Nater<br />

und Thomas Aellig herzlich bedanken. Sie haben sich die Mühe gemacht<br />

unsere Bachelorarbeit Korrektur zu lesen und auszuarbeiten.<br />

56


10. Literaturverzeichnis<br />

Bachelorarbeit<br />

<strong>Inputtherapie</strong> <strong>in</strong> <strong>Zürichdeutsch</strong><br />

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57


Bachelorarbeit<br />

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58


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10.1 Abbildungsverzeichnis<br />

2.<br />

Abb.1: Informationen e<strong>in</strong>es syntaktischen Wortes (L<strong>in</strong>ke et al., 2004, S. 122)<br />

Abb.2: Hierarchische Struktur (L<strong>in</strong>ke et al., 2004, S. 131)<br />

Abb.3: X’-Schema (L<strong>in</strong>ke et al., 2004, S. 131)<br />

Abb.4: SOV-Schema / D-Struktur (L<strong>in</strong>ke et al, 2004, S. 133)<br />

3.<br />

Abb.1: Possesivstruktur (vgl. Penner et al., 1998, S. 56)<br />

Abb.2: Quantor und Artikel (vgl. Penner et al., 1998, S. 56)<br />

Abb.3: Fragebildung (vgl. Penner et al., 1998, S. 56)<br />

Abb.4: Objektvoranstellung vgl. Penner et al., 1998, S. 56)<br />

Abb.5: Nebensatzstruktur (vgl. Penner et al., 1998, S. 56)<br />

4.<br />

Abb. 1: Drei-Modulare Schnittstellen von Inputstrukturen (vgl. Kölliker Funk, 1998, S.88)<br />

10.2 Tabellenverzeichnis<br />

2.<br />

Tab.1: Beispiele zur Veranschaulichung der <strong>in</strong>ternen und externen Argumente (vgl. L<strong>in</strong>ke<br />

et al., 2004, S. 120ff)<br />

Tab.2: SOV-Schema / D-Struktur (L<strong>in</strong>ke et al, 2004, S. 133)<br />

Tab.3: Beispielhafte Möglichkeiten der Verschiebung / S-Struktur (vgl. L<strong>in</strong>ke et al.,<br />

2004, S.134)<br />

Tab.4: Veranschaulichung der Satze<strong>in</strong>teilung des Nebensatzes (vgl. Penner et al. 1992)<br />

Tab.5: Möglichkeiten der Verschiebung im Hauptsatz (vgl. Penner et al., 1992, S. 39)<br />

Tab.6: Dreiteilung des Satzes (vgl. Penner et al., 1992, S. 47ff)<br />

Tab.7: A-ARG-leer (vgl. Penner et al., 1992, S. 55)<br />

Tab.8: A-ARG-besetzt, nicht-referentiell (vgl. Penner et al., 1992, S. 55)<br />

Tab.9 A-ARG-besetzt, referentiell (vgl. Penner et al., 1992, S. 55)<br />

Tab.10 A-ARG-besetzt, referentiell (vgl. Penner et al., 1992, S. 55)<br />

Tab.11: D-AGR-leer (vgl. Penner et al., 1992, S. 55)<br />

59


3.<br />

Bachelorarbeit<br />

<strong>Inputtherapie</strong> <strong>in</strong> <strong>Zürichdeutsch</strong><br />

Tab.1: Die expletive Elemente (vgl. Penner und Kölliker Funk, 1998, S. 27f)<br />

Tab.2: Grammatikentwicklung nach Zvi Penner (Penner et al., 1992, S. 65)<br />

Tab.3: Entwicklung der Nom<strong>in</strong>alphrase nach Zvi Penner (Penner et al., 1992, S. 81)<br />

Tab.4: Merkmale der Phase Iⁿ (Penner et al., 1992, 82)<br />

Tab.5: Auslöser und Folgen e<strong>in</strong>er Grammatikerwerbsstörung (vgl. Penner und Kölliker<br />

Funk, 1998, S. 36)<br />

Tab. 6: Teilerwerb e<strong>in</strong>er Zielregel (Penner und Kölliker Funk, 1998, S. 53)<br />

4.<br />

Tab. 1: Vergleich therapeutischer Methoden bei der Behandlung von Grammatikerwerbsstörungen.<br />

(vgl. Penner und Kölliker Funk 1998 , S.92)<br />

Tab. 2-5: Inputstrukturen (vgl. Penner und Kölliker Funk,1998, S.71ff)<br />

10.3 Abkürzungsverzeichnis<br />

AGR Agreement<br />

Best. Bestimmtheit<br />

C Complementizer<br />

CP Complementizerphrase (ganzer Satz)<br />

HS Hauptsatz<br />

I Inflection (Flexionsmerkmale des Verbs)<br />

IP Inflectionfrage (Verbalphrase des flektierten Verbs)<br />

G Genus<br />

GG Generative Grammatik<br />

K Kasus<br />

N Numerus<br />

NP Nom<strong>in</strong>alphrase<br />

NS Nebensatz<br />

Pk Pronom<strong>in</strong>aklitika<br />

PP Präpositionalphrase<br />

Sdt. Schweizerdeutsch<br />

UG Universalgrammatik<br />

VP Verbalphrase<br />

VPA Verbprojektionsanhebung<br />

V2 Verbzweitstellung<br />

V Verb<br />

60


Bachelorarbeit<br />

<strong>Inputtherapie</strong> <strong>in</strong> <strong>Zürichdeutsch</strong><br />

61

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