Inputtherapie in Zürichdeutsch - BSCW
Inputtherapie in Zürichdeutsch - BSCW
Inputtherapie in Zürichdeutsch - BSCW
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Departement 2<br />
Logopädie 08 - 11<br />
Bachelorarbeit<br />
<strong>Inputtherapie</strong> <strong>in</strong> <strong>Zürichdeutsch</strong><br />
Anwendung im logopädisch-therapeutischen<br />
Sett<strong>in</strong>g mit der Bildergeschichte<br />
„E<strong>in</strong> Tag mit Flo“ für K<strong>in</strong>der<br />
mit e<strong>in</strong>er Grammatikerwerbsstörung<br />
im Alter von vier bis sechs Jahren<br />
Interkantonale Hochschule für Heilpädagogik Zürich<br />
Begleitung: Erika Hunziker<br />
E<strong>in</strong>gereicht von: Lea Gerber, Raja Urner<br />
20.02.2011
Impressum<br />
<strong>Inputtherapie</strong> <strong>in</strong> <strong>Zürichdeutsch</strong><br />
Anwendung im logopädisch-therapeutischen<br />
Sett<strong>in</strong>g mit der Bildergeschichte „E<strong>in</strong> Tag mit<br />
Flo“ für K<strong>in</strong>der mit e<strong>in</strong>er Grammatikerwerbsstörung<br />
im Alter von vier bis sechs Jahren<br />
HFH Heilpädagogische Fachhochschule<br />
Schaffhauserstrasse 239<br />
Postfach 5850<br />
8050 Zürich<br />
Autoren:<br />
Raja Urner<br />
Lea Gerber<br />
Betreuung Dozent:<br />
Erika Hunziker
Abstract<br />
Bachelorarbeit<br />
<strong>Inputtherapie</strong> <strong>in</strong> <strong>Zürichdeutsch</strong><br />
In der Praxis gibt es wenig anwendbares Material für die logopädische<br />
Therapie bei K<strong>in</strong>dern mit e<strong>in</strong>er Grammatikerwerbsstörung <strong>in</strong> Mundart.<br />
Wir wählten die <strong>Inputtherapie</strong>, welche uns <strong>in</strong> der Vorlesung bei Meja<br />
Kölliker Funk besonders begeisterte, aus den verschiedenen Therapieansätzen<br />
für Grammatikerwerbsstörungen aus. Dieser Entscheid<br />
wird <strong>in</strong> der Arbeit theoretisch untermauert.<br />
Das Ziel dieses Entwicklungsprojekts ist e<strong>in</strong>e theoriegeleitete Übungssammlung<br />
zur Umsetzung der <strong>Inputtherapie</strong> <strong>in</strong> Mundart herzustellen.<br />
Diese stützt sich auf e<strong>in</strong> Literaturstudium <strong>in</strong> den Bereichen der Generativen<br />
Grammatik, der Theorie zur <strong>Inputtherapie</strong>, dem Erwerb der<br />
schweizerdeutschen Grammatik sowie der damit verbundenen Schwierigkeiten.<br />
Die grundlegende Fragestellung, ob <strong>Inputtherapie</strong> mit e<strong>in</strong>er<br />
Bildergeschichte umsetzbar ist, kann mit der Umsetzung dieses Entwicklungsprojekts<br />
mit Vorbehalten bejaht werden.<br />
2
Inhaltsverzeichnis<br />
Bachelorarbeit<br />
<strong>Inputtherapie</strong> <strong>in</strong> <strong>Zürichdeutsch</strong><br />
Abstract 2<br />
1. E<strong>in</strong>leitung 6<br />
1.1 Motivation 6<br />
1.1.1 Warum die <strong>Inputtherapie</strong> 6<br />
1.1.2 Warum e<strong>in</strong>e Bildergeschichte? 6<br />
1.2 Fragestellung 7<br />
1.2.1 Für welches Sett<strong>in</strong>g soll die<br />
Übungsserie konzipiert werden? 7<br />
1.2.2 In welcher Sprache sollen die Inputstrukturen<br />
umgesetzt werden? 7<br />
1.2.3 Für welches Alter wollen wir die<br />
Übungssammlung konzipieren? 8<br />
1.3 Ausgearbeitete Fragestellung 8<br />
1.4 Formale Anmerkungen 8<br />
1.5 Inhaltsübersicht 8<br />
2. Grammatik 9<br />
2.1 Def<strong>in</strong>ition von Grammatik 10<br />
2.2 Die Generative Grammatik <strong>in</strong> ihren Grundzügen 10<br />
2.2.1 Lexikon 11<br />
2.2.2 Syntax 12<br />
2.3 Grammatik des Schweizerdeutschen<br />
gestützt auf die Generative Grammatik 14<br />
2.3.1 Der schweizerdeutsche Nebensatz 14<br />
2.3.2 Der schweizerdeutsche Hauptsatz 14<br />
2.3.3 Die Verbprojektionsanhebung 15<br />
2.3.4 Wackernagel-Position der Pronom<strong>in</strong>aklitika 16<br />
2.3.5 Selektive Auslassung von Pronom<strong>in</strong>a 16<br />
2.3.6 Die <strong>in</strong>terne Struktur der Nom<strong>in</strong>alphrase 17<br />
3. Grammatikerwerb im Schweizerdeutschen 19<br />
3.1 Der ungestörte Grammatikerwerb 19<br />
3.2 Bootstrapp<strong>in</strong>g 20<br />
3.3 Die Wichtigkeit der Schnittstellen bei den<br />
Bootstrapp<strong>in</strong>gstrategien 22<br />
3.4 Die Grammatikentwicklung <strong>in</strong> drei<br />
Phasen nach Zvi Penner 23<br />
3.5 Der Erwerb der Nom<strong>in</strong>alphrase <strong>in</strong> drei Phasen 26<br />
3.6 Zusammenfassung des ungestörten<br />
Grammatikerwerbs 27<br />
3.7 Der gestörte Grammatikerwerb 28<br />
3.7.1 kanonisch vs. nicht-kanonisch 28<br />
3.7.2 global vs. residual 28
Bachelorarbeit<br />
<strong>Inputtherapie</strong> <strong>in</strong> <strong>Zürichdeutsch</strong><br />
3.7.3 Auslöser und das sich zeigende Bild des<br />
Dysgrammatismus 28<br />
3.7.4 Vere<strong>in</strong>fachte Darstellungen der Architektur der<br />
Grammatik 29<br />
3.7.5 Die Folgen von Stagnation – erklärt am Modell von<br />
Schale und Kopf 30<br />
3.7.6 Schlussfolgerungen und e<strong>in</strong>e Def<strong>in</strong>ition von<br />
Grammatikerwerbsstörung 31<br />
4. <strong>Inputtherapie</strong> 31<br />
4.1 Entwicklungsproximaler Ansatz / Inszenierter<br />
Spracherwerb (Dannenbauer 2002, 2003) 31<br />
4.1.1 Strikt entwicklungsproximaler Ansatz<br />
(Penner und Kölliker Funk 1998) 33<br />
4.2. Therapie der Grammatikerwerbsstörung 33<br />
4.2.1 Vergleich verschiedener Möglichkeiten zur<br />
Intervention 35<br />
4.3 Inputspezifizierung 37<br />
4.3.1 Präsentationsarten der Inputspezifizierung 38<br />
4.3.2 Kriterien der Inputspezifizierung 39<br />
4.4. <strong>Inputtherapie</strong> 40<br />
4.4.1 Sprachlicher Input 40<br />
4.4.2 Grundlagen der <strong>Inputtherapie</strong> 41<br />
4.4.3 Vorgehen 41<br />
4.4.4 Durchführung der <strong>Inputtherapie</strong> 42<br />
4.5 Inputstrukturen 43<br />
4.5.1 Erstellen von Inputstrukturen 43<br />
5. Symbolische Kompetenzen 47<br />
5.1 Voraussetzungen 47<br />
5.1.1 Wahrnehmung 47<br />
5.1.2 Erfassungsspanne 47<br />
5.1.3 Figur-H<strong>in</strong>tergrund-Differenzierung 47<br />
5.1.4 Abstraktionsvermögen 48<br />
5.2 Symbolische Kompetenzen 48<br />
5.3 Symbolische Kompetenzen beim K<strong>in</strong>d 49<br />
6. Entwicklung der Übungssammlung 50<br />
6.1 Grundidee 50<br />
6.2 Methodisches Vorgehen 51<br />
6.2.1 Auswahl der Inputstrukturen 51<br />
6.3 Anwendung der Übungssammlung 52
Bachelorarbeit<br />
<strong>Inputtherapie</strong> <strong>in</strong> <strong>Zürichdeutsch</strong><br />
7. Auswertung der Übungssammlung 53<br />
7.1 Persönliche Auswertung 53<br />
7.2 Expertenme<strong>in</strong>ung 54<br />
8. Ausblick 56<br />
9. Dank 56<br />
10. Literaturverzeichnis 57<br />
10.1 Abbildungsverzeichnis 59<br />
10.2 Tabellenverzeichnis 59<br />
10.3 Abkürzungsverzeichnis 60
1. E<strong>in</strong>leitung<br />
1.1 Motivation<br />
Bachelorarbeit<br />
<strong>Inputtherapie</strong> <strong>in</strong> <strong>Zürichdeutsch</strong><br />
Unsere Motivation diese Arbeit zu schreiben, hat zwei Gesichter. E<strong>in</strong>erseits<br />
haben wir <strong>in</strong> den Vorlesungen zu Grammatikerwerbsstörungen<br />
schon viel über den normalen und den gestörten Grammatikerwerb erfahren.<br />
Weiter wurden uns verschiedene Therapieansätze vorgestellt.<br />
Trotzdem blieben viele Fragen offen. Im Gegensatz zu Schriftsprach-<br />
und Aussprachestörungen sowie semantisch-lexikalischen Störungen,<br />
konnten wir das Bild der Grammatikerwerbsstörung weniger klar fassen.<br />
In diesem Zusammenhang fühlten wir uns auch noch unsicher<br />
e<strong>in</strong>e kompetente Grammatiktherapie durchzuführen. Die Motivation<br />
h<strong>in</strong>ter der Arbeit ist also zu e<strong>in</strong>em grossen Teil auch „Nicht-Wissen“<br />
über Grammatikerwerb, dessen Störung, der logopädischen Diagnostik<br />
und Therapie. Natürlich ist es nicht möglich alle diese Bereiche<br />
aufzuarbeiten. Daher haben wir uns weiter e<strong>in</strong>geschränkt. Hier kam<br />
e<strong>in</strong> zusätzlicher Aspekt h<strong>in</strong>zu. Es war uns wichtig, dass aus unserer<br />
Bachelorarbeit e<strong>in</strong> Produkt entsteht. Daher entschieden wir uns für e<strong>in</strong><br />
Entwicklungsprojekt. Wir haben uns gefragt, welcher Therapieansatz<br />
uns am meisten fasz<strong>in</strong>ierte und wie sich dieser <strong>in</strong> der Praxis umsetzen<br />
liesse. Besonders präsent war uns bei diesen Überlegungen die <strong>Inputtherapie</strong>.<br />
Wie später noch begründet wird, haben wir uns entschieden,<br />
die <strong>Inputtherapie</strong> mit Hilfe e<strong>in</strong>er Bildergeschichte für die Praxis leichter<br />
anwendbar zu machen. Als Grundlage wollten wir uns ebenfalls dem<br />
normalen und gestörten Grammatikerwerb des Schweizerdeutschen<br />
widmen.<br />
1.1.1 Warum die <strong>Inputtherapie</strong><br />
In der Vorlesung zur Grammatikerwerbsstörung hat uns Meja Kölliker<br />
Funk mit der <strong>Inputtherapie</strong> vertraut gemacht. Natürlich hat sie uns<br />
„ihren“ Ansatz besonders detailliert erklärt und sie konnte uns ihre<br />
Begeisterung dafür weitergeben. Als wir uns dann mit der Wahl des<br />
Therapieansatzes im Bereich der Grammatiktherapie ause<strong>in</strong>andersetzten,<br />
fühlten wir uns persönlich am meisten mit der <strong>Inputtherapie</strong><br />
verbunden. Diesen Ansatz zu wählen, war aber nicht nur e<strong>in</strong>e Gefühlsangelegenheit,<br />
sondern es schien uns sehr spannend uns mit e<strong>in</strong>em<br />
für das Schweizerdeutsch (Sdt.) konzipierten Ansatz zu beschäftigen.<br />
Ansonsten ist es wissenschaftlich nicht immer korrekt, die Theorien<br />
der Standartsprache e<strong>in</strong>fach auf das Sdt. zu übertragen. Nicht zuletzt<br />
erschien es uns auch <strong>in</strong>teressant Meja Kölliker Funk persönlich zu<br />
kennen und sie bei der Auswertung möglicherweise als Expert<strong>in</strong> beiziehen<br />
zu können.<br />
1.1.2 Warum e<strong>in</strong>e Bildergeschichte?<br />
Wir haben uns gefragt, wie wir die Inputstrukturen anbieten können,<br />
damit es für die K<strong>in</strong>der e<strong>in</strong> spielerisches Erlebnis ist. Schnell s<strong>in</strong>d wir<br />
von e<strong>in</strong>er ganzen Geschichte abgekommen, da diese nicht flexibel e<strong>in</strong>-<br />
6
Bachelorarbeit<br />
<strong>Inputtherapie</strong> <strong>in</strong> <strong>Zürichdeutsch</strong><br />
setzbar ist. In der Therapie arbeiten wir mit K<strong>in</strong>dern mit verschiedenen<br />
Aufmerksamkeitsspannen, kognitiven Möglichkeiten, Entwicklungsständen<br />
und Motivationen. Es macht somit S<strong>in</strong>n, dass die Länge der<br />
Geschichte angepasst werden kann. In e<strong>in</strong>er weiteren Stunde kann<br />
die Geschichte erweitert oder e<strong>in</strong>e neue begonnen werden. Das Bilderbuch<br />
muss immer während derselben Stunde oder zum<strong>in</strong>dest über<br />
mehrere Lektionen verteilt zu Ende erzählt werden und kann somit weniger<br />
flexibel e<strong>in</strong>gesetzt werden. Die gewählte Bildergeschichte „E<strong>in</strong><br />
Tag mit Flo“ ist besonders anpassbar. Sie besteht aus 75 farbigen<br />
Bildkarten, welche fortlaufend e<strong>in</strong>en Tagesablauf zeigen. Zu jedem<br />
Bild können Inputstrukturen gesammelt werden und <strong>in</strong> frei gewählter<br />
Länge angeboten werden. Weiter war uns wichtig etwas zu erarbeiten,<br />
was es <strong>in</strong> der Praxis noch nicht gibt. Diesen Grundsatz erfüllt e<strong>in</strong>e Bildergeschichte<br />
im Zusammenhang mit der <strong>Inputtherapie</strong>.<br />
1.2 Fragestellung<br />
Kann <strong>Inputtherapie</strong> mit Hilfe e<strong>in</strong>er Bildergeschichte umgesetzt<br />
werden?<br />
Diese Fragestellung ist noch zu offen, deshalb haben wir uns folgende<br />
Gedanken zur E<strong>in</strong>schränkung unserer Arbeit gemacht.<br />
1.2.1 Für welches Sett<strong>in</strong>g soll die Übungsserie konzipiert<br />
werden?<br />
Wir erarbeiteten die Übungsserie mit dem Fokus auf e<strong>in</strong> logopädischtherapeutisches<br />
Sett<strong>in</strong>g. Dies be<strong>in</strong>haltet vorwiegend E<strong>in</strong>zeltherapien,<br />
kann jedoch auch für kle<strong>in</strong>e Gruppen <strong>in</strong> der Therapie genutzt werden.<br />
Da der Input jedoch sehr spezifiziert ist und somit direkt an das Wissen<br />
e<strong>in</strong>es K<strong>in</strong>des anknüpft, um dieses <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Entwicklung zu fördern,<br />
müssten die K<strong>in</strong>der e<strong>in</strong>er Gruppe auf e<strong>in</strong>em sehr vergleichbaren<br />
Grammatikerwerbsstand se<strong>in</strong>. Ansonsten macht <strong>Inputtherapie</strong> <strong>in</strong> der<br />
Gruppe ke<strong>in</strong>en S<strong>in</strong>n.<br />
1.2.2 In welcher Sprache sollen die Inputstrukturen<br />
umgesetzt werden?<br />
Wir haben uns entschieden, die Inputstrukturen <strong>in</strong> „<strong>Zürichdeutsch</strong>“<br />
auszuarbeiten. Dies entspricht unserer Muttersprache. Wir haben uns<br />
gegen die Schriftsprache entschieden, da der Ansatz der <strong>Inputtherapie</strong><br />
von Zvi Penner und Meja Kölliker Funk erarbeitet und <strong>in</strong> Berndeutsch<br />
umgesetzt wurde und somit auf der Grammatikentwicklung<br />
des Sdt. basiert. Umgesetzt wurde die Therapie <strong>in</strong> Berndeutsch. Dies<br />
ist uns beiden jedoch nicht geläufig, deshalb haben wir unseren Zürcher<br />
Dialekt gewählt.<br />
7
Bachelorarbeit<br />
<strong>Inputtherapie</strong> <strong>in</strong> <strong>Zürichdeutsch</strong><br />
1.2.3 Für welches Alter wollen wir die Übungssammlung<br />
konzipieren?<br />
Die Grammatik <strong>in</strong> ihren Grundzügen erwirbt e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d <strong>in</strong> den ersten drei<br />
Lebensjahren. Es wäre also s<strong>in</strong>nvoll, mit den K<strong>in</strong>dern schon sehr früh<br />
mit e<strong>in</strong>er Therapie zu beg<strong>in</strong>nen oder im Bereich der Grammatik abzuklären.<br />
In diesem Alter s<strong>in</strong>d sie noch sensibler auf bestimmte Strukturen.<br />
Aus folgenden Gründen haben wir uns dennoch entschieden<br />
e<strong>in</strong>e Übungsserie für K<strong>in</strong>der zwischen 4 - 6 Jahren zu konzipieren. Je<br />
nach grammatikalischem Entwicklungsalter kann sie auch für ältere<br />
oder jüngere K<strong>in</strong>der mit Grammatikerwerbsstörungen genutzt werden.<br />
Wir haben uns für diese Altersgruppe entschieden, da diese K<strong>in</strong>der im<br />
Zusammenhang mit dem K<strong>in</strong>dergartene<strong>in</strong>tritt gut erfasst werden können<br />
und somit auch vermehrt die Logopädie besuchen. Gleichzeitig ist<br />
zu diesem Zeitpunkt das für die Bildergeschichte nötige Symbolverständnis<br />
ausgereift, welches sich im Laufe des zweiten Lebensjahres<br />
entwickelt. Bevor sich diese Kompetenz nicht ausgebildet hat, ist das<br />
bewusste Nutzen von Medien so gut wie unmöglich (vgl. Grau, 2008,<br />
S.16f). Es ist uns e<strong>in</strong> Anliegen, dass die Übungsserie auch <strong>in</strong> der Praxis<br />
e<strong>in</strong>setzbar ist. Deshalb schien uns dieses Alter s<strong>in</strong>nvoll. Aufgrund<br />
all dieser Überlegungen hat sich nun folgende umfassende Fragestellung<br />
ergeben.<br />
1.3 Ausgearbeitete Fragestellung<br />
Kann <strong>Inputtherapie</strong> <strong>in</strong> <strong>Zürichdeutsch</strong> bei K<strong>in</strong>dern mit e<strong>in</strong>er<br />
Grammatikerwerbsstörung im Alter von vier bis sechs Jahren<br />
mit Hilfe der Bildergeschichte „E<strong>in</strong> Tag mit Flo“ im logopädischtherapeutischen<br />
Sett<strong>in</strong>g umgesetzt werden?<br />
1.4 Formale Anmerkungen<br />
In der folgenden Arbeit wird stets die weibliche Form genutzt, wobei<br />
immer auch die männliche mitgeme<strong>in</strong>t ist.<br />
Die Bespiele s<strong>in</strong>d jeweils erfunden und stützen sich nicht auf beobachtete<br />
Aussagen von K<strong>in</strong>dern. Sie lehnen sich aber an Beispielen aus der<br />
für diesen Abschnitt angegebenen Quellen an.<br />
1.5 Inhaltsübersicht<br />
Im folgenden Abschnitt möchten wir e<strong>in</strong>e kurze Übersicht über unsere<br />
theoretische Arbeit und die Übungssammlung im Anhang geben.<br />
Die <strong>Inputtherapie</strong> ist e<strong>in</strong>e Therapieform zur Behandlung von Grammatikerwerbsstörungen.<br />
Daher wird unter 2. die Theorie der deutschen<br />
Grammatik erläutert. Erst wird e<strong>in</strong>e kurze Def<strong>in</strong>ition gegeben,<br />
wie Grammatik <strong>in</strong> dieser Arbeit verstanden wird. Anschliessend gehen<br />
wir auf die Generative Grammatik als e<strong>in</strong>e Theorie der deutschen<br />
Grammatik e<strong>in</strong>. Schliesslich wird die Theorie der Schweizerdeutschen<br />
Grammatik, gestützt auf die Generative Grammatik, erklärt.<br />
8
Bachelorarbeit<br />
<strong>Inputtherapie</strong> <strong>in</strong> <strong>Zürichdeutsch</strong><br />
Kapitel 3 widmet sich dem Erwerb der Schweizerdeutschen Grammatik<br />
bei K<strong>in</strong>dern. Als erstes kann dort der ungestörte Grammatikerwerb<br />
nachgelesen werden. Anschliessend werden Bootstrapp<strong>in</strong>g und die<br />
Wichtigkeit der Schnittstellen bei den Bootstrapp<strong>in</strong>gstrategien erläutert.<br />
Da die <strong>Inputtherapie</strong> von Penner und Kölliker Funk entwickelt<br />
wurde, wird danach auf die Grammatikentwicklung <strong>in</strong> drei Phasen<br />
nach Zvi Penner e<strong>in</strong>gegangen. Es folgen die Erklärungen zum Erwerb<br />
der Nom<strong>in</strong>alphrase. Schliesslich wird der ungestörte Grammatikerwerb<br />
nochmals kurz zusammengefasst, wobei darauf folgend der gestörte<br />
Grammatikerwerb erklärt wird.<br />
Im Kapitel 4 folgen Theorien zur <strong>Inputtherapie</strong>. Zuerst wird dort e<strong>in</strong><br />
allgeme<strong>in</strong>er Überblick über die zugrunde liegenden Ansätze gegeben<br />
und dann die Therapie der Grammatikerwerbsstörung dargelegt. Darauf<br />
folgen Ausführungen zur Inputspezifizierung und schliesslich die<br />
Theorie der <strong>Inputtherapie</strong> mit den dazugehörigen Inputstrukturen. Da<br />
unsere Übungssammlung auf e<strong>in</strong>er Bildergeschichte basiert, werden<br />
unter 5. die dafür nötigen symbolischen Kompetenzen erläutert. Hier<br />
geht es zuerst um wichtige Voraussetzungen für symbolische Kompetenzen,<br />
wobei später auf symbolische Kompetenzen im Allgeme<strong>in</strong>en<br />
und schliesslich auf symbolische Kompetenzen beim K<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>gegangen<br />
wird. Unter 6. folgen schliesslich noch Erläuterungen zu unserer<br />
Übungssammlung, wobei erst auf die Grundidee der Sammlung e<strong>in</strong>gegangen<br />
wird. Danach f<strong>in</strong>den sich die Erläuterungen zu unserer<br />
Auswahl der Inputstrukturen. Abschliessend wird die Anwendung der<br />
Inputstrukturen nochmals genau erklärt. Im Kapitel 7 folgt die Auswertung<br />
der Übungssammlung. In den Kapiteln 8, 9, und 10 s<strong>in</strong>d der<br />
Ausblick, der Dank und das Literaturverzeichnis zu f<strong>in</strong>den.<br />
2. Grammatik<br />
Wenn wir Sprache benutzen, ist uns klar, dass Sprache mit s<strong>in</strong>nvollen<br />
Inhalten verbunden werden muss, um als erfolgreiches Kommunikationsmittel<br />
zu dienen. Dabei denken wir <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie an den semantischen<br />
S<strong>in</strong>n, die Bedeutungen der Wörter, welche aufgereiht <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>em Satz e<strong>in</strong>en geme<strong>in</strong>samen S<strong>in</strong>n ergeben. Das willkürliche Zusammensetzen<br />
von zwei oder mehreren Wörtern ergibt jedoch e<strong>in</strong>e<br />
sehr vieldeutige Sprache. Aus diesem Grund braucht die Sprache e<strong>in</strong><br />
Regelsystem. Meja Kölliker Funk beschreibt dies folgendermassen:<br />
„Die Gesamtheit aller Bedeutungen, ihr Zusammenwirken ergibt e<strong>in</strong>en<br />
zusätzlichen ´S<strong>in</strong>n´. Diesen zusätzlichen S<strong>in</strong>n, ob e<strong>in</strong>e Frage gestellt,<br />
e<strong>in</strong>e Antwort gegeben oder e<strong>in</strong> Zusammenhang erklärt wird, geben<br />
wir durch die grammatische Struktur e<strong>in</strong>er Äusserung“ (Kölliker Funk,<br />
1998, S.40).<br />
Durch das Regelsystem der Grammatik wird e<strong>in</strong>e Aussage strukturiert<br />
und dem Zusammenhang der Wörter meistens E<strong>in</strong>deutigkeit verliehen.<br />
Für die e<strong>in</strong>deutige und damit erfolgreiche Kommunikation, s<strong>in</strong>d neben<br />
grammatischen und semantisch-lexikalischen, weitere Komponenten<br />
des Sprachwissens wichtig. Dazu zählen kommunikativ-pragmatisches,<br />
phonologisches und prosodisches Sprachwissen. (vgl. Kölliker<br />
Funk, 1998, S. 39ff) Diese Arbeit wird sich mit dem grammatischen<br />
Sprachwissen beschäftigen.<br />
9
2.1 Def<strong>in</strong>ition von Grammatik<br />
Bachelorarbeit<br />
<strong>Inputtherapie</strong> <strong>in</strong> <strong>Zürichdeutsch</strong><br />
Aufgrund des obigen Abschnittes und der Def<strong>in</strong>ition von Grammatik<br />
aus Grohnfeld wird Grammatik für diese Arbeit wie folgt def<strong>in</strong>iert:<br />
Grammatik ist e<strong>in</strong> Regelsystem, welches neben anderem Sprachwissen<br />
zur erfolgreichen Kommunikation beiträgt, weil dadurch „…<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />
Satz Bedeutungen zu Beziehungen transformiert werden“ (Grohnfeld,<br />
2007, S. 125). Sie gibt jeder Aussage neben dem semantischen e<strong>in</strong>en<br />
grammatikalischen S<strong>in</strong>n, welcher die Art des Zusammenhangs der e<strong>in</strong>zelnen<br />
Wörter bestimmt.<br />
2.2 Die Generative Grammatik <strong>in</strong> ihren Grundzügen<br />
Dieses Kapitel lehnt sich an das „Studienbuch L<strong>in</strong>guistik“ von A. L<strong>in</strong>ke,<br />
M. Nussbaumer und P. Portmann (2004) an. Vieles wird nur angesprochen<br />
und nicht weiter erläutert. Bei Interesse können die Details<br />
im erwähnten Buch im Kapitel 3. Grammatik II: Generative Grammatik<br />
nachgelesen werden.<br />
Die Generative Grammatik (GG) f<strong>in</strong>det ihren Ursprung <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Veröffentlichung<br />
von Chomsky 1957. Sie steht als Gegenpol zur Systeml<strong>in</strong>guistik.<br />
Die Systeml<strong>in</strong>guistik sucht <strong>in</strong> den vorhandenen sprachlichen<br />
Daten (Korpus) nach Regeln. Sie vertritt die Ansicht, dass die K<strong>in</strong>der<br />
beim Grammatikerwerb ebenfalls im Korpus nach Regeln suchen.<br />
Die GG befasst sich nicht mit dem Korpus sondern mit der sprachlichen<br />
Kompetenz. Diese setzt das Zusammenspiel von kognitiven<br />
Kompetenzen voraus. Dazu zählen unter anderem Weltwissen, Handlungswissen,<br />
Motorik, Sprache und als Teil von Sprache auch die<br />
Grammatik. Die Grammatik oder die Semantik machen nur je e<strong>in</strong>en<br />
Teil der Sprache aus. Aus diesem Grund unterscheidet man auch zwischen<br />
grammatischer und semantischer Korrektheit:<br />
Leise fliegen die Fische schreiend über die blauen Felder. ( sem. fehlerhaft)<br />
Leise fliegt die Fische schreiten über das blauen Felder. ( sem./gram.<br />
fehlerhaft)<br />
Ebenfalls sollte verdeutlicht werden, dass Sprachkompetenz nicht<br />
dasselbe ist wie der Gebrauch der Sprachkompetenz, die so genannte<br />
Performanz. Diese ist mit der Pragmatik gleichzusetzen. Damit ist der<br />
Begriff Pragmatik klar von Grammatik abzugrenzen (vgl. L<strong>in</strong>ke, Nussbaumer,<br />
Portmann, 2004, S. 113ff).<br />
Für die Gründer der GG war mit dem Ansatz der Systeml<strong>in</strong>guistik nicht<br />
zu erklären, warum die K<strong>in</strong>der immer die gleichen, zum Teil <strong>in</strong> der<br />
Umgebungssprache nicht vorkommenden, Fehler machen. Gleichzeitig<br />
können die K<strong>in</strong>der die Grammatik auch mit sehr wenig und teilweise<br />
<strong>in</strong>korrektem Input (alle sprachlichen Informationen der Umwelt<br />
des K<strong>in</strong>des) erfolgreich erwerben. Daher gehen die Gründer von e<strong>in</strong>er<br />
Universalgrammatik (UG) aus, die <strong>in</strong> jedem Menschen verankert ist.<br />
Sie „enthält Pr<strong>in</strong>zipien, die für alle Sprachen gelten und Parameter,<br />
deren Wert im Verlauf des Spracherwerbs festgelegt werden. Es gibt<br />
e<strong>in</strong>e endliche Anzahl verschiedene, unterschiedliche Parameter“ (Kölliker<br />
Funk, 1998, S. 43). Je nach Input werden die passenden Parameter<br />
bevorzugt. Somit entsteht e<strong>in</strong>e sprachspezifische Grammatik.<br />
10
Bachelorarbeit<br />
<strong>Inputtherapie</strong> <strong>in</strong> <strong>Zürichdeutsch</strong><br />
Der Grammatikerwerb erfolgt also deduktiv (vgl. L<strong>in</strong>ke et al., 2004, S.<br />
98ff). Unter Input versteht man alle sprachlichen Informationen, welche<br />
von der Umwelt des K<strong>in</strong>des ausgehen.<br />
Nach der GG enthält die M<strong>in</strong>imalgrammatik vier Bereiche: Lexikon,<br />
Syntax, phonetische Form und semantische Form. Aufgrund dieses<br />
Wissens lässt sich beurteilen, ob e<strong>in</strong>e Aussage grammatikalisch korrekt<br />
ist und semantischen S<strong>in</strong>n enthält. Sehr vere<strong>in</strong>facht erklärt, bilden<br />
die zwei Erstgenannten den Kern und werden <strong>in</strong> den nächsten Abschnitten<br />
genauer erläutert. Daraus entstehen grammatikalisch korrekte<br />
Aussagen, welche danach <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er phonetischen Form, also <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>er lautlichen Gestalt umgesetzt werden. Die Bedeutungszuschreibung<br />
erfolgt danach im Bereich der semantischen Form (vgl. L<strong>in</strong>ke et<br />
al., 177ff).<br />
2.2.1 Lexikon<br />
Semantik<br />
Wortart<br />
phonetische Form<br />
morphosyntakische<br />
Merkmale<br />
Das Lexikon enthält spezifische,<br />
syntaktische Wörter. Das heisst,<br />
die Wörter s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> ihrer Wortform<br />
und mit ihren grammatikalisch<br />
relevanten signifié-Merkmalen (=<br />
Bedeutung) abgespeichert. Die<br />
wichtigen Informationen e<strong>in</strong>es<br />
syntaktischen Wortes s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der<br />
folgenden Abbildung im Überblick<br />
dargestellt, wobei die fett umrandeten<br />
Merkmale die „syntaktisch<br />
relevante Charakteristik e<strong>in</strong>es Wortes“ (L<strong>in</strong>ke et al, 2004, S. 122) ausmachen.<br />
Für den Abschnitt Semantik ist e<strong>in</strong>e Anmerkung zu Selektion wichtig.<br />
Sie hält fest, wie viele und welche Art von Argumenten der Kopf im<br />
<strong>in</strong>ternen oder externen Bereich (siehe 2.4.1) des Satzes verlangt. Natürlich<br />
können Argumente ergänzt werden (vgl. L<strong>in</strong>ke et al., 2004, S.<br />
121).<br />
1. Argument Kopf 2. Argument 3. Argument<br />
Extern Intern<br />
Mario legt den Ball <strong>in</strong> die Tasche<br />
Mario wirft den Ball<br />
Mario schläft<br />
Selektion<br />
graphische Form<br />
Abb.1: Informationen e<strong>in</strong>es syntaktischen<br />
Wortes (L<strong>in</strong>ke et al., 2004, S. 122)<br />
Tab.1: Beispiele zur Veranschaulichung der <strong>in</strong>ternen und externen Argumente<br />
Die GG besagt, dass die häufigsten syntaktischen Wörter <strong>in</strong> ihrer Ganzheit<br />
gespeichert s<strong>in</strong>d und nur die Selteneren anhand von Bildungsregeln<br />
geformt werden müssen. Im Lexikon s<strong>in</strong>d die syntaktischen Wörter<br />
stark vernetzt. Die Vernetzung kann sich auf semantische, graphematische<br />
oder phonologische Ähnlichkeit beziehen. Weiter können sie<br />
anhand von Grundmorphemen, welche sich zu Lexemen und Lexemgruppen<br />
zusammenschliessen, gruppiert werden. Das Lexikon wächst<br />
stetig und die Vernetzung wird durch neues Wissen und Erfahrung<br />
anders vernetzt (vgl. L<strong>in</strong>ke et al., 2004, S. 120ff).<br />
11
2.2.2 Syntax<br />
Bachelorarbeit<br />
<strong>Inputtherapie</strong> <strong>in</strong> <strong>Zürichdeutsch</strong><br />
Die Syntax enthält e<strong>in</strong> Regelsystem, welches e<strong>in</strong>e feste Struktur aufweist.<br />
Diese autonomen Pr<strong>in</strong>zipien geben vor, wie die Wortgruppen<br />
und Sätze gebildet werden und heben sich von den wortgebundenen,<br />
syntaktischen Merkmalen ab. Beides zusammen befähigt den Sprecher<br />
korrekte Sätze zu formulieren.<br />
→ Phasenstrukturpr<strong>in</strong>zip<br />
NP<br />
VP<br />
PP V<br />
Mario will den Ball über den Teich werfen<br />
Abb.2: Hierarchische Struktur<br />
Das Phrasenstrukturpr<strong>in</strong>zip hält<br />
fest, dass e<strong>in</strong> Satz grundsätzlich<br />
e<strong>in</strong>e Phrase ist und wiederum<br />
aus Phrasen besteht, welche<br />
jeweils ihre eigenen Köpfe<br />
haben. In der Abb.2 s<strong>in</strong>d beispielsweise<br />
die Verbalphrasen<br />
(VP), Nom<strong>in</strong>alphrase (NP) und<br />
die Präpositionalphrase (PP)<br />
bezeichnet. In der GG ist der<br />
Satz ke<strong>in</strong> l<strong>in</strong>eares Gebilde,<br />
sondern weist e<strong>in</strong>e hierarchische Struktur auf. Syntaktische Wörter<br />
müssen meist ergänzt werden, um zu Phrasen zu werden. Die PP<br />
„über den Teich“ besteht zum Beispiel aus dem syntaktischen Wort<br />
„über“ (e<strong>in</strong>er Präposition) und muss durch die NP „den Teich“ ergänzt<br />
werden. Die NP liesse sich weiter aufteilen. Wie und mit wie vielen Argumenten<br />
syntaktische Wörter ergänzt werden müssen, bestimmt die<br />
Selektion. Jede Schnittstelle nennt man Knoten und an jedem Knoten<br />
sitzt e<strong>in</strong>e Konstituente (VP, PP, V’,…). E<strong>in</strong>e Konstituente kann also e<strong>in</strong><br />
ganzer Satz oder nur e<strong>in</strong> Wort se<strong>in</strong>.<br />
YP<br />
XP<br />
X‘<br />
ZP X<br />
Abb.3: X‘-Schema<br />
V‘<br />
Dieses Schema kann auch sehr allgeme<strong>in</strong> aufgezeichnet<br />
werden. Die Vertreter der GG stellen sich<br />
vor, dass Schemen <strong>in</strong> dieser Art <strong>in</strong> der UG vorhanden<br />
s<strong>in</strong>d. Jede Phrase X enthält X als Kopf und<br />
kann durch weitere Phrasen Y und Z ergänzt werden.<br />
Diese enthalten wiederum je e<strong>in</strong>en Kopf Y bzw.<br />
Z. (L<strong>in</strong>ke et al., 2004, S. 131)<br />
→ Satz Grundkonstituente<br />
Nun bleibt unklar, ob der Satz als Ganzes e<strong>in</strong> verbales oder e<strong>in</strong> nom<strong>in</strong>ales<br />
Gebilde ist. Was ist der Kopf des ganzen Satzes? In diesem<br />
Zusammenhang wurde die GG durch zwei weitere Begriffe ergänzt:<br />
Complementizer „C“ s<strong>in</strong>d im Deutschen untergeordnete Konjunktionen.<br />
Inflections „I“ s<strong>in</strong>d die Flexionsmerkmale des Verbs. Sie stehen im<br />
Deutschen selten autonom. Verb und I s<strong>in</strong>d somit oft verschachtelt<br />
wie beispielsweise <strong>in</strong>: Mario schläft. (= Endung des Verbs). Im Beispielsatz:<br />
Mario will (I) den Ball über den Teich werfen (V). stehen sie<br />
jedoch autonom.<br />
C ist somit der Kopf e<strong>in</strong>es Satzes (CP), welcher mit e<strong>in</strong>er IP ergänzt<br />
wird.<br />
Wie kommt man nun zur Grundstruktur e<strong>in</strong>es deutschen Satzes?<br />
12
Bachelorarbeit<br />
<strong>Inputtherapie</strong> <strong>in</strong> <strong>Zürichdeutsch</strong><br />
Die Verzweigungsrichtung [ist] nicht mehr neutral zu lesen;<br />
vielmehr ist hervorzuheben, dass I und V ganz nach rechts<br />
verzweigen. L<strong>in</strong>ks „unter der IP ist e<strong>in</strong>e NP vorgesehen, das<br />
traditionelle „Subjekt“. Unter VP s<strong>in</strong>d die traditionellen „Objekte“<br />
zu denken. Das ergibt e<strong>in</strong>e l<strong>in</strong>eare Abfolge S(ubjekt),<br />
O(bjekt) und V(erb): Das Deutsche gilt als e<strong>in</strong>e sogenannte<br />
SOV-Sprache. (L<strong>in</strong>ke et al., 2004, S. 133).<br />
CP<br />
Die Darstellung zeigt die so genannte<br />
D-Struktur. Diese entspricht der<br />
Struktur e<strong>in</strong>es deutschen Neben-<br />
C IP<br />
satzes (NS). Wie daraus e<strong>in</strong> deutscher<br />
NP<br />
I‘<br />
Hauptsatz (HS) entsteht, wird im folgenden<br />
Abschnitt erklärt (vgl. L<strong>in</strong>ke et<br />
VP<br />
I al., 2004, S. 132f).<br />
TOP C‘<br />
S O V<br />
Abb. 4: SOV-Schema / D-Struktur<br />
(L<strong>in</strong>ke et al., 2004, S. 133)<br />
V<br />
→ „Move α“<br />
Mit Verschiebungen von Wörtern können verschieden Satzstrukturen<br />
entstehen. Die Wörter dürfen nicht willkürlich verschoben werden, damit<br />
der Satz grammatikalisch korrekt bleibt. Es gilt folgende Regel:<br />
„Bewegt werden darf nur <strong>in</strong> Positionen, die <strong>in</strong> der D-Struktur vorgesehen,<br />
aber lexikalisch ungefüllt geblieben s<strong>in</strong>d“ (L<strong>in</strong>ke et al., 2004, S.<br />
134).<br />
Wenn C besetzt ist, kann nichts dorth<strong>in</strong> verschoben werden. Damit<br />
bleibt die D-Struktur bestehen.<br />
Top C NP NP PP V und I<br />
----- weil Mario den Ball über den Teich kickt<br />
Tab.2: Ke<strong>in</strong>e Möglichkeiten der Verschiebung: D-Struktur (vgl. L<strong>in</strong>ke et al. 2004, S. 135)<br />
Wenn C leer steht, muss I dorth<strong>in</strong> verschoben werden. Da I und V<br />
meistens verschachtelt vorkommen, werden beide bewegt. Damit entsteht<br />
e<strong>in</strong> Interrogativsatz. Fakultativ kann zusätzlich die leere Topposition<br />
gefüllt werden. Diesen Vorgang nennt man Topikalisierung.<br />
(siehe 2.4.2)<br />
Top C (V und I) NP / PP NP / PP<br />
----- kickt Mario den Ball über den Teich ?<br />
Mario kickt den Ball über den Teich<br />
Über den Teich kickt Mario den Ball<br />
Den Ball kickt Mario über den Teich<br />
Tab.3: Beispielhafte Möglichkeiten der Verschiebung / S-Struktur<br />
Damit ist die so genannte S-Struktur e<strong>in</strong>er Phrase aufgezeigt. Sie entspricht<br />
der Struktur e<strong>in</strong>es deutschen HS. Es zeigt das Deutsch e<strong>in</strong>e<br />
Verbzweit-Sprache ist (vgl. L<strong>in</strong>ke et al., 2004, S.134).<br />
Natürlich gibt es Beschränkungen und die Strukturen dürfen nicht willkürlich<br />
verschoben werden. Sie s<strong>in</strong>d im erwähnten Buch auf den Seiten<br />
136ff. beschrieben. In dieser Arbeit s<strong>in</strong>d unter 2.4.3, 2.4.4 und<br />
2.4.5 spezifische Regeln für das Sdt. zu f<strong>in</strong>den.<br />
Nun ist e<strong>in</strong> Überblick zur GG gegeben worden. Der unter Punkt 2.4<br />
beschriebene Grammatikerwerb bezieht sich auf diese Theorie.<br />
13
Bachelorarbeit<br />
<strong>Inputtherapie</strong> <strong>in</strong> <strong>Zürichdeutsch</strong><br />
2.3 Grammatik des Schweizerdeutschen gestützt auf die<br />
Generative Grammatik<br />
Im folgenden Abschnitt wird klar, dass sich auch das Sdt. an die beschriebenen<br />
Regeln der GG hält und viele benannte Strukturen <strong>in</strong> derselben<br />
Form wieder vorkommen. Sdt. ist e<strong>in</strong>e Verbzweit-Sprache. Der<br />
Satz hat e<strong>in</strong>e hierarchische Struktur. Die Wörter können somit nicht <strong>in</strong><br />
willkürlicher Form und Reihenfolge ane<strong>in</strong>ander gereiht werden. Er kann<br />
<strong>in</strong> Wortgruppen aufgeteilt werden. Diese wiederum gehören dem Satz<br />
<strong>in</strong>ternen (AGR-) oder externen (C-) Bereich an. Im Sdt. besitzt jeder<br />
dieser Teile ebenfalls e<strong>in</strong>en Kopf. (<strong>in</strong> 2.3.1 beschrieben)<br />
2.3.1 Der schweizerdeutsche Nebensatz<br />
Im NS lassen sich diese beiden Bereiche (extern / <strong>in</strong>tern) sichtbar trennen.<br />
Der Kopf, als satzbestimmendes Glied, steht im Satz externen<br />
C-Bereich und enthält den Complementizer (siehe 2.2.2). Die weiteren<br />
Teile des NS stehen im satz<strong>in</strong>ternen Bereich, dem AGR-Bereich. „Diese<br />
Abkürzung bezieht sich auf den Begriff agreement („Übere<strong>in</strong>stimmung“),<br />
der die Markierung der Subjektkongruenz am flektierten Verb<br />
bezeichnet (z.B.: du tr<strong>in</strong>ksch)“ (Penner, Kölliker Funk, Zimmermann,<br />
1992, S. 39). Der AGR-Bereich wird vom flektierten Verb bestimmt,<br />
welches im NS <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Basisposition der Endstellung steht. Die Wortstellung<br />
lautet dann S-O-V.<br />
C-Bereich (extern) AGR-Bereich (<strong>in</strong>tern)<br />
----- dass de Mario mit em Ball im Garte spiilt<br />
warum dass de Mario mit em Ball im Garte spiilt.<br />
Tab.4: Veranschaulichung der Satze<strong>in</strong>teilung des Nebensatzes (vgl. Penner et al., 1992)<br />
Die Wortstellung kann im NS des ARG-Bereichs fakultativ umgestellt<br />
werden. E<strong>in</strong>zig die VP muss an ihrer Basisposition bleiben und der<br />
Negationspartikel im NS steht immer direkt l<strong>in</strong>ks (präverbal) daneben.<br />
dass de Mario nöd het wellä go poste. (nöd bezieht sich auf den<br />
ganzen Satz)<br />
Die Negation kann auch l<strong>in</strong>ks des Inf<strong>in</strong>itivkomplexes go poste und<br />
rechts (postverbal) vom flektierten Verb stehen.<br />
dass de Mario het wellä nöd go poste. (nöd bezieht sich nur auf den<br />
Inf<strong>in</strong>itivkomplex) (vgl. Penner et al., 1992. S. 40ff)<br />
2.3.2 Der schweizerdeutsche Hauptsatz<br />
Wie die Verbzweitstellung (V2) im HS entsteht, wurde bereits im Kapitel<br />
der GG erläutert. Der externe C-Bereich wird durch das flektierte<br />
Verb e<strong>in</strong>genommen, welches somit aus dem AGR-Bereich verschw<strong>in</strong>det.<br />
Dies nennt man die V2-Regel. Das K<strong>in</strong>d erwirbt damit den wichtigen<br />
Unterschied der Verbposition im HS und NS. Diese zu lernen,<br />
bedeutet e<strong>in</strong>en wichtigen und zeitaufwändigen Erwerbsschritt für die<br />
K<strong>in</strong>der. Daher wird bei 3.4 Phase III noch genauer auf diese Schwierigkeit<br />
e<strong>in</strong>gegangen. Die Top-Position kann wie bei 2.2.2 beschrieben<br />
von e<strong>in</strong>er Phrase aus dem ARG-Bereich e<strong>in</strong>genommen werden (vgl.<br />
2.2.2 Move α).<br />
14
Bachelorarbeit<br />
<strong>Inputtherapie</strong> <strong>in</strong> <strong>Zürichdeutsch</strong><br />
C-Bereich (extern) AGR-Bereich (<strong>in</strong>tern)<br />
----- kickt de Mario de Ball über de Teich?<br />
De Mario kickt de Ball über de Teich.<br />
Über de Teich kickt de Mario de Ball.<br />
Den Ball kickt Mario über den Teich<br />
Tab.5: Möglichkeiten der Verschiebung im Hauptsatz (vgl. Penner et al., 1992, S. 39)<br />
Der Negationspartikel muss immer rechts vom Verb stehen. Wenn das<br />
flektierte Verb vom AGR-Bereich <strong>in</strong> den C-Bereich verschoben wird,<br />
bleiben die „Verbreste“ im AGR-Bereich <strong>in</strong> der Endstellung. Die Regel<br />
heisst somit: Der Negationspartikel im HS muss rechts vom flektierten<br />
Verb und l<strong>in</strong>ks von den „Verbresten“ stehen.<br />
De Mario kickt de Ball nöd weg.<br />
Zusätzlich dürfen auf der rechten Seite vom Negationspartikel niemals<br />
Objekte des Verbs stehen. Ansonsten werden nur Teile des Satzes<br />
verne<strong>in</strong>t.<br />
De Mario kickt nöd de Ball weg.<br />
(vgl. Penner et al., 1992, S. 40ff)<br />
2.3.3 Die Verbprojektionsanhebung<br />
Die Verbprojektionsanhebung (VPA) ist e<strong>in</strong>e spezifisch für das Sdt. geltende<br />
Regel der Grammatik. Dazu s<strong>in</strong>d zuerst e<strong>in</strong>ige Grundregeln der<br />
Verwendung von Verben im Sdt. beschrieben. Es werden viele Sätze<br />
mit Hilfs- oder Modalverben gebildet:<br />
De Mario wott spiile.<br />
dass de Mario spiile wott.<br />
Es braucht immer e<strong>in</strong> Hilfsverb, um Vergangenheit auszudrücken<br />
(Perfekt):<br />
dass de Mario het wellä mit em Ball spiile.<br />
dass de Mario het mittem Ball spiile wellä. (Anmerkung: Diese Wortstellung<br />
lehnt sich ans Hochdeutsche an und ist z.B. im Berndeutschen nicht erlaubt. Im <strong>Zürichdeutsch</strong>en<br />
und beispielsweise auch im St.Galler Deutsch darf man die Sätze aber<br />
so formulieren.)<br />
Verben können im Präsens und <strong>in</strong> der Vergangenheit auch verdoppelt<br />
werden:<br />
dass de Mario gat go spiile.<br />
dass de Mario het wellä ga go spiile.<br />
Wie bei der “move α“ beschrieben, darf auch der sdt. Satz umgestellt<br />
werden. E<strong>in</strong>e spezifische Umstellungsmöglichkeit für das Sdt. bietet<br />
die so genannte VPA.<br />
Mit VPA ist die Regel geme<strong>in</strong>t, die Inf<strong>in</strong>itv- und Partizipialkomplementen<br />
von Modal- und Auxiliarverben (ha „haben“,<br />
si „se<strong>in</strong>“, tue „tun“) und den sog. Verdoppelungsverben (cho<br />
kommen, ga „gehen“, la „lassen“, …[afange] „beg<strong>in</strong>nen“)<br />
von ihrer Basisposition l<strong>in</strong>ks zum Verb nach rechts versetzt.<br />
(Penner et al., 1992, S. 44)<br />
15
Bachelorarbeit<br />
<strong>Inputtherapie</strong> <strong>in</strong> <strong>Zürichdeutsch</strong><br />
Entweder kann die ganze Verbalphrase (VP) nach rechts versetzt werden<br />
oder nur Teile daraus, wie beispielsweise: Sie seit,<br />
dass er de Ball über de Teich kicke wett. (An Basisposition)<br />
dass er wett de Ballt über de Teich kicke. (ganze VP rechts vom flekt.<br />
Verb)<br />
dass er de Ball wett über de Teich kicke. (nur PP aus VP rechts vom<br />
flekt. Verb)<br />
dass er über de Teich wett de Ball kicke. (nur NP aus VP rechts vom<br />
flekt. Verb)<br />
Nun stellt sich noch die Frage, wie die VPA im HS angewendet wird.<br />
Im HS wirkt bereits die V2-Regel. Aus diesem Grund wird die VPA nur<br />
sichtbar, wenn mehrere Inf<strong>in</strong>itiv- oder Partizipialkomponenten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />
Satz Platz f<strong>in</strong>den:<br />
De Mario het de Ball wellä über de Teich kicke.<br />
De Mario de Ball kickt über de Teich.<br />
(vgl. Penner et al., 1992, 43ff)<br />
2.3.4 Wackernagel-Position der Pronom<strong>in</strong>aklitika<br />
Die unbetonten Pronomen, Pronom<strong>in</strong>aklitika (Pk), werden im Sdt. an<br />
den Kopf des C-Bereichs angehängt. Diese Position wird Wackernagel-Position<br />
genannt. Damit entstehen Sätze wie:<br />
Will-en de Mario wegkickt.<br />
De Mario kickt-en weg.<br />
Im Spracherwerb glauben K<strong>in</strong>der, dass das Pk e<strong>in</strong>e freiwillige Prädikatsendung<br />
ist. Da <strong>in</strong> diesem Fall Kongruenz mit dem Subjekt gegeben<br />
se<strong>in</strong> muss, kann das Pk nur e<strong>in</strong> Subjektklitika und ke<strong>in</strong> Objektklitika<br />
se<strong>in</strong>. Damit entstehen <strong>in</strong> Phase II (siehe 3.4) doppelflektierte Sätze:<br />
ich chan-i.<br />
Bis anh<strong>in</strong> wurde e<strong>in</strong> Satz immer <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en C-Bereich und e<strong>in</strong>en AGR-<br />
Bereich e<strong>in</strong>geteilt. Der AGR-Bereich lässt sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>en AGR1-Bereich<br />
(Wackernagel-Position) und e<strong>in</strong>en AGR2-Bereich aufteilen.<br />
C-Bereich AGR1 AGR2<br />
De Mario het en weggrühert.<br />
Tab.6: Dreiteilung des Satzes (vgl. Penner et al., 1992, S. 47ff)<br />
2.3.5 Selektive Auslassung von Pronom<strong>in</strong>a<br />
Es gibt noch weitere Spezialitäten des Sdt. Das Personalpronomen<br />
der 2. Person S<strong>in</strong>gular darf ausgelassen werden (Subjekt Pro-drop):<br />
De Zmittag hesch gern gha. (von: De Zmittag hesch du gern gha)<br />
Dies wäre <strong>in</strong> Standarddeutsch ke<strong>in</strong> grammatikalisch richtiger Satz:<br />
Das Mittagessen hast gern gehabt.<br />
In bestimmten kommunikativen Kontexten gilt dies im HS auch für<br />
Pronomen, welche <strong>in</strong> der Topposition stehen würden (Topik-drop). Es<br />
kann je nach Situation das Objekt oder das Subjekt <strong>in</strong> der Topposition<br />
weggelassen werden.<br />
16
Bachelorarbeit<br />
<strong>Inputtherapie</strong> <strong>in</strong> <strong>Zürichdeutsch</strong><br />
S: Wo isch de Mario higange? – isch go tr<strong>in</strong>ke.<br />
O: Häsch s’Mittagässä gern gha? – Ja, han-i gern gha (von: Ja, das<br />
han-i gern gha).<br />
Daraus folgt, dass die Pronomen nur weggelassen werden dürfen,<br />
wenn sie aus dem Kontext erschliessbar s<strong>in</strong>d (vgl. Penner et al., 1992,<br />
S. 49ff).<br />
2.3.6 Die <strong>in</strong>terne Struktur der Nom<strong>in</strong>alphrase<br />
E<strong>in</strong>e NP besteht m<strong>in</strong>imal aus e<strong>in</strong>em Nomen und e<strong>in</strong>em Determ<strong>in</strong>er.<br />
Dies ist e<strong>in</strong> Sammelbegriff für Artikel, Possessiv-, Demonstrativpronomen<br />
und mengenbezeichnende Pronomen (= Quantoren: beide, jeder,<br />
alle, e<strong>in</strong>ige,…). Die NP kann durch Adjektive ergänzt werden.<br />
Im Gegensatz zum Standarddeutsch trägt das Nomen im Sdt. nur das<br />
Merkmal des Nummerus (N). Dieser ist zusätzlich nicht immer erkennbar<br />
(Buech → Büecher, Schachtlä → Schachtlä). Das Adjektiv enthält<br />
die Merkmale Kasus (K), Genus (G) und N. Am Determ<strong>in</strong>er lässt sich<br />
K, N, G und Bestimmtheit (Best.) erkennen.<br />
Determ<strong>in</strong>er und Adjektive s<strong>in</strong>d mit dem Nomen <strong>in</strong> G und N kongruent.<br />
Bei e<strong>in</strong>em unbestimmten Artikel besteht die Kongruenz auch im K.<br />
In der Kasusverteilung unterscheidet sich das Sdt. weiter vom Standarddeutschen.<br />
Das Sdt. besitzt nicht vier sondern nur zwei Fälle. E<strong>in</strong>erseits<br />
den Non-Obliquus, welcher für den Akk. und den Nom. <strong>in</strong> der<br />
Standardsprache steht. Andererseits steht ergänzend dazu der Obliquus,<br />
welcher den Dat. und den Gen. der Standardsprache umfasst.<br />
Die Merkmalsverteilung kann sich verändern. Sie ist abhängig von der<br />
Anzahl Bereiche, welche <strong>in</strong> der NP gefüllt s<strong>in</strong>d. Weiter hat der Referentialitätsgrad<br />
e<strong>in</strong>er NP e<strong>in</strong>en grossen E<strong>in</strong>fluss auf die Merkmalsverteilung.<br />
Dieser legt die Bestimmtheit der Phrase fest. „Referentielle NP’s<br />
haben e<strong>in</strong>en bestimmten Artikel, e<strong>in</strong> Possessivpronomen oder e<strong>in</strong>en<br />
Quantor des Typs jeder als Determ<strong>in</strong>er. Nicht-referentielle NP’s haben<br />
entweder e<strong>in</strong>en unbestimmten Artikel oder e<strong>in</strong>en leeren Determ<strong>in</strong>erbereich“<br />
(Penner et al., 1992, S. 54).<br />
Die Merkmale G, N und Person s<strong>in</strong>d die <strong>in</strong>härenten Merkmale des Nomens.<br />
Diese werden jedoch nicht direkt am Nomen ausgedrückt, sondern<br />
s<strong>in</strong>d durch Kongruenz am Determ<strong>in</strong>er oder Adjektiv abzulesen.<br />
Die Best. wird jedoch durch den Diskurs festgelegt. Das Verb oder die<br />
Präposition gibt den K vor. Best. und K zählen deshalb zu den externen<br />
Merkmalen.<br />
Die Merkmale wechseln je nach Ausgangslage den Träger. Im Folgenden<br />
s<strong>in</strong>d alle Möglichkeiten tabellarisch aufgelistet (vgl. Penner et<br />
al., 1992, S. 51ff).<br />
Die <strong>in</strong>härenten und externen Merkmale müssen auf den Determ<strong>in</strong>er<br />
kopiert werden, wenn ke<strong>in</strong> Adjektiv vorhanden ist.<br />
17
Bachelorarbeit<br />
<strong>Inputtherapie</strong> <strong>in</strong> <strong>Zürichdeutsch</strong><br />
Dä/En ----- Tisch<br />
D-ARG A-ARG Nomen-Bereich<br />
S<strong>in</strong>gular (S<strong>in</strong>gular)<br />
Männlich (Männlich)<br />
Non-Obliquus<br />
Bestimmt/Unbestimmt<br />
Tab.7: A-ARG-leer (vgl. Penner et al., 1992, S. 55)<br />
Die <strong>in</strong>härenten Merkmale werden auf Determ<strong>in</strong>er und Adjektiv kopiert.<br />
Das externe Merkmal des K zeigt sich ebenfalls <strong>in</strong> beiden Bereichen.<br />
En gross-e Tisch<br />
D-ARG A-ARG Nomen-Bereich<br />
S<strong>in</strong>gular S<strong>in</strong>gular (S<strong>in</strong>gular)<br />
Männlich Männlich (Männlich)<br />
Non-Obliquus Non-Obliquus<br />
Unbestimmt<br />
Tab.8: A-ARG-besetzt, nicht-referentiell (vgl. Penner et al., 1992, S. 55)<br />
Die <strong>in</strong>härenten Merkmale bleiben <strong>in</strong> beiden Bereichen sichtbar, während<br />
die externen Merkmale ausschliesslich auf den Determ<strong>in</strong>er übertragen<br />
werden. Die Endungen e<strong>in</strong>es Adjektivs m.Sg. fällt weg, f.Sg.<br />
bleibt es „i“ und bei n.Sg. wird es „e“.<br />
De gross- Tisch (m.) / Di gross-i Chiste (f.) / S’ gross-e Tuech (n.)<br />
Diese Verschiebung der Merkmale nennt man stark-schwach-Assymetrie.<br />
Diese Regel gilt nur im Non-Obliquus.<br />
De gross- Tisch<br />
D-ARG A-ARG Nomen-Bereich<br />
S<strong>in</strong>gular S<strong>in</strong>gular (S<strong>in</strong>gular)<br />
Männlich Männlich (Männlich)<br />
Non-Obliquus<br />
Bestimmt<br />
Tab.9 A-ARG-besetzt, referentiell (vgl. Penner et al., 1992, S. 55)<br />
Im Obliquus ist der Determ<strong>in</strong>er mit e<strong>in</strong>er Präposition verschmolzen und<br />
somit nicht mehr eigenständig. Er wird unabhängig von N und G mit<br />
„e“ gebildet.<br />
Am(ene) gross-e Tisch<br />
An(ere) grosse-e Chiste<br />
Am(ene) gross-e Tuech<br />
D-ARG A-ARG Nomen-Bereich<br />
S<strong>in</strong>gular S<strong>in</strong>gular (S<strong>in</strong>gular)<br />
Männlich Mask. / Fem. / Neutr. (Mask. / Fem. / Neutr.)<br />
Obliquus Obliquus<br />
Bestimmt/Unbestimmt<br />
Tab.10 A-ARG-besetzt, referentiell (vgl. Penner et al., 1992, S. 55)<br />
Wenn ke<strong>in</strong> Determ<strong>in</strong>er vorhanden ist, werden alle Merkmale vom Adjektiv<br />
übernommen. Bei mehreren Adjektiven bleiben die Endungen<br />
im Sdt. gleich. In der Standardsprache müssen sie <strong>in</strong>nerhalb der NP<br />
angepasst werden.<br />
18
Bachelorarbeit<br />
<strong>Inputtherapie</strong> <strong>in</strong> <strong>Zürichdeutsch</strong><br />
----- mit laut-em freudige-em Geschrei<br />
D-ARG A-ARG A-AGR Nomen-Bereich<br />
S<strong>in</strong>gular S<strong>in</strong>gular (S<strong>in</strong>gular)<br />
Neutrum Neutrum Neutrum<br />
Obliquus Obliquus<br />
Unbestimmt Unbestimmt<br />
Tab.11: D-AGR-leer (vgl. Penner et al., 1992, S. 55)<br />
Zusammenfassend ist zu sagen,<br />
dass das Lernziel im Bereich der NP die Merkmalsträger<br />
und das Pr<strong>in</strong>zip der Merkmalsverteilung umfasst. Dabei<br />
spielt die Identität des Determ<strong>in</strong>ers, <strong>in</strong>sbesondere der Unterschied<br />
zwischen dem bestimmten und unbestimmten<br />
Artikel, e<strong>in</strong>e zentrale Rolle. Zu beachten ist, dass der Erwerbsprozess<br />
dadurch erschwert wird, dass der Artikel im<br />
Normalfall ke<strong>in</strong>en Akzent trägt und deshalb vielfach ke<strong>in</strong>e<br />
eigene morphologische Manifestation aufweist (Penner et<br />
al., 1992, S. 57)<br />
[wie beispielsweise d’Büecher → BBüecher]<br />
In manchen sdt. Dialekten verschw<strong>in</strong>det der Determ<strong>in</strong>er im Zusammenhang<br />
mit Präpositionen die e<strong>in</strong>en Non-Obliquus verlangen völlig.<br />
Berndeutsch: i See <strong>Zürichdeutsch</strong>: <strong>in</strong> See (Determ<strong>in</strong>er bleibt sichtbar)<br />
(vgl. Penner et al, 1992, S. 54ff)<br />
3. Grammatikerwerb im Schweizerdeutschen<br />
3.1 Der ungestörte Grammatikerwerb<br />
Wenn e<strong>in</strong>e erwachsene Person e<strong>in</strong>e Fremdsprache und damit auch<br />
deren Grammatik lernen will, dann ist dies mit vielen Anstrengungen<br />
verbunden. Obwohl man sich über mehrere Jahre mit E<strong>in</strong>satz um das<br />
Erlernen e<strong>in</strong>er Sprache bemüht, fühlen sich wenige <strong>in</strong> dieser Sprache<br />
je so sicher wie <strong>in</strong> ihrer Muttersprache. K<strong>in</strong>der lernen die Grammatik<br />
ihrer Erstsprache(n) meist mit sche<strong>in</strong>barer Leichtigkeit. Die Grundsätze<br />
der schweizerdeutschen Grammatik beherrschen K<strong>in</strong>der bereits gegen<br />
Ende ihres dritten Lebensjahres. „Im Alter von 2;6 (zweie<strong>in</strong>halb Jahren)<br />
sprechen K<strong>in</strong>der schon „zielkonform“, d.h. ohne wesentliche Abweichungen<br />
von der zu erwerbenden Sprache“ (Penner und Kölliker Funk,<br />
1998, S. 21). Die Theorie der GG von Chomsky hat die Vorstellung des<br />
Grammatik- und damit des Spracherwerbs stark geprägt. Das K<strong>in</strong>d<br />
lernt nicht durch e<strong>in</strong>faches Nachahmen, sondern versucht aus dem<br />
Parameter der UG die spezifischen Merkmale der Umgebungssprache<br />
herauszufiltern. Beim Filtern des Inputs nach dessen Merkmalen hält<br />
sich das K<strong>in</strong>d an die im Folgenden dargelegten Regeln, welche sich<br />
nach dem Pr<strong>in</strong>zip des Bootstrappens richten (vgl. Kölliker Funk, 1998,<br />
S. 42f).<br />
19
3.2 Bootstrapp<strong>in</strong>g<br />
Bachelorarbeit<br />
<strong>Inputtherapie</strong> <strong>in</strong> <strong>Zürichdeutsch</strong><br />
Nach Bryant (2006, S. 36f) können K<strong>in</strong>der im Grammatikerwerb referentielle<br />
Verb<strong>in</strong>dungen über Satzgrenzen h<strong>in</strong>aus herstellen. Dabei<br />
wenden K<strong>in</strong>der e<strong>in</strong>e Strategie der Analogieführung an, für die sich <strong>in</strong><br />
der Fachliteratur der Begriff „Bootstrapp<strong>in</strong>g“ etabliert hat.<br />
Der Begriff Bootstrapp<strong>in</strong>g 11 ist abgleitet von der englischen Redewendung<br />
to pull oneself with one’s own bootstrapps. Dies bedeutet frei<br />
übersetzt: Sich am eigenen Stiefelriemen hochziehen. Dieses Bild ist<br />
mit der Leistung des Sprachlernens von K<strong>in</strong>dern vergleichbar. In der<br />
Erwerbsstrategie des Bootstrapp<strong>in</strong>g nutzt das K<strong>in</strong>d bereits gewonnenes<br />
Wissen über Grammatik, um weitere Regeln und Zielstrukturen<br />
der Grammatik zu erwerben. „Voraussetzungen für Bootstrapp<strong>in</strong>g<br />
s<strong>in</strong>d Gleichnisse. So erkennen K<strong>in</strong>der bereits nach wenigen Monaten<br />
syntaktische E<strong>in</strong>heiten im Input, weil sie von prosodischen auf<br />
syntaktische Grenzen schliessen können“ (Bryant, 2006, S.36). Damit<br />
verb<strong>in</strong>det sich die Vorstellung, dass K<strong>in</strong>der mithilfe des nonverbalen<br />
Kontextes wichtige syntaktische Beziehungen erfassen können, die<br />
sie danach auf ihre gesamte Grammatik anwenden können.<br />
„Die Bootstrapp<strong>in</strong>gstrategien stellen verschiedene Formen des „Wissens-Wo“<br />
dar. D.h., sie enthalten Anweisungen darüber, wo die für<br />
den Grammatikerwerb relevante und zuverlässige Information im Input<br />
versteckt ist“ (Penner und Kölliker Funk, 1998, S. 33). K<strong>in</strong>der sche<strong>in</strong>en<br />
jedoch so etwas wie e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>nere Uhr zu besitzen. Damit werden<br />
sie zu e<strong>in</strong>em bestimmten Zeitpunkt auf spezifische Merkmale ihrer<br />
Umweltsprache automatisch aufmerksam. E<strong>in</strong> solches Merkmal nennt<br />
man Trigger. E<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d achtet sich nicht auf alle Informationen des Inputs,<br />
sondern sucht sich die momentan wichtigen Trigger aus dem<br />
Input heraus. Alle Trigger zusammen bilden den Intake, welcher nur<br />
e<strong>in</strong>en kle<strong>in</strong>en Teil des Inputs enthält. Hierbei kann es natürlich auch<br />
zu falschen Schlüssen und Übergeneralisierungen kommen. Deshalb<br />
sollte sich e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d nicht von dauerhaft falschen Annahmen über die<br />
Generalisierbarkeit der Syntax auf falsche Fährten locken lassen und<br />
sollte deshalb im Idealfall <strong>in</strong> der Lage se<strong>in</strong>, Widersprüche im Input<br />
gegene<strong>in</strong>ander abzuwägen und gegebenenfalls zu überarbeiten (vgl.<br />
Bryant, 2006, S.36f).<br />
P<strong>in</strong>ker (1987, S.417) sagt dazu: „… a smart learner should be able<br />
to draw conclusions from an aggregate of <strong>in</strong>dividually nondiagnostic<br />
but mutually consistent evidence.” Meist funktionieren die Mechanismen<br />
des Bootstrapp<strong>in</strong>g ohne Probleme, was anhand ihrer Komplexität<br />
sehr bee<strong>in</strong>druckend ist. Bei K<strong>in</strong>dern mit Grammatikerwerbsstörungen<br />
kommt es nun aber zu e<strong>in</strong>er Stagnation im Bootstrappen. Sie s<strong>in</strong>d<br />
nicht <strong>in</strong> der Lage, die für den nächsten Entwicklungsschritt nötigen<br />
Informationen ihrem Input zu entnehmen (vgl. Kannengieser 2009, S.<br />
187). Die immer gleichen Strategien zu kennen, ist für die <strong>Inputtherapie</strong><br />
sehr wichtig. Dort wird das sprachliche Material so angeboten,<br />
dass e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d die Bootstrapp<strong>in</strong>g strategien optimal ausnutzen kann.<br />
Aus diesem Grund sollen diese nun im Folgenden kurz erläutert werden<br />
(vgl. Penner & Kölliker Funk, 1998, S. 23).<br />
1 Dieser Begriff wurde erstmals von P<strong>in</strong>ker (1984) gebraucht<br />
20
Bachelorarbeit<br />
<strong>Inputtherapie</strong> <strong>in</strong> <strong>Zürichdeutsch</strong><br />
→ Ziehe den Nebensatz dem Hauptsatz vor<br />
„E<strong>in</strong>e dieser Anweisungen besagt z.B., dass Nebensätze, da sie strukturell<br />
konservativer s<strong>in</strong>d, die Grundstruktur und Wortstellung besser<br />
aufbewahren als Hauptsätze. Dies hängt mit der Tatsache zusammen,<br />
dass Nebensätze diskursbed<strong>in</strong>gten Prozessen weniger ausgesetzt<br />
s<strong>in</strong>d als Hauptsätze“ (Penner und Kölliker Funk 1998, S. 24). Durch<br />
diese Klarheit der Satzstruktur, fokussiert das K<strong>in</strong>d zuerst auf den NS.<br />
Den HS lernt es später kennen, <strong>in</strong>dem es vorwiegend auf die Differenzen<br />
zum NS achtet.<br />
→ Ziehe sekundäre Ableitungen komplexen Wortbildungen vor<br />
Bei der Wortbildung gibt es zwei Arten von Bildungstypen. Die e<strong>in</strong>e<br />
Gruppe besteht aus unregelmässigen Formen und jedes Item muss<br />
e<strong>in</strong>zeln gelernt werden. Die andere Gruppe richtet sich nach wortübergreifenden<br />
Regeln und ist daher durch Ableitung lernbar. Nun ist<br />
es schwierig zu wissen, welches Wort zu welcher Gruppe gehört. Beispielsweise<br />
bei der Partizipbildung lassen sich aber auch für diese<br />
Zuteilung Regeln festhalten. Auf “t“ und nicht auf „en“ enden die Partizipien,<br />
welche folgendes erfüllen (vgl. Penner und Kölliker Funk, 1998,<br />
S.25):<br />
„Aus Nomen abgeleitete Verben des Typs „Bagger>baggert>gebaggert“<br />
Aus Adjektiven abgeleitete Verben des Typs „dunkel>dunkeln>gedunkelt“<br />
Aus Zusammensetzungen abgeleitete Verben [des] Typs<br />
„handhaben>gehandhabt“<br />
Lehnwörter des Typs „stylen>stylen>gestylt (Penner und Kölliker Funk,<br />
1998, S.26)<br />
→ Ziehe bedeutungslose (=expletive) 2 Elemente vor<br />
Expletive Elemente haben ke<strong>in</strong>en semantischen Gehalt für e<strong>in</strong>e Aussage.<br />
Sie s<strong>in</strong>d für e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d im Grammatikerwerb aufgrund ihrer syntaktischen<br />
Bedeutung sehr wertvoll. Sie dienen als Platzhalter und lassen<br />
die K<strong>in</strong>der die syntaktische Grundstruktur erkennen. Beispiele für solche<br />
Strukturen haben Penner und Kölliker Funk <strong>in</strong> ihrem Buch Therapie<br />
und Diagnostik von Grammatikerwerbsstörungen, E<strong>in</strong> Arbeitsbuch,<br />
1998 festgehalten:<br />
Expletive Elemente Beispiel Grammatikalische Funktion<br />
Referenzlose Pronom<strong>in</strong>a Es s<strong>in</strong>d 10 Ch<strong>in</strong>d cho Vorfeldposition markieren<br />
Dummies<br />
z.B. Verdoppelungsverben Er gaht go luegä Position von flektiertem Verb markieren<br />
das <strong>in</strong>haltsleere „tun“ Er tuet Velo fahre Position von flektiertem Verb markieren<br />
Überflüssige Artikel bei Eigennamen<br />
De Mario / d’Annna<br />
Tab.1: Die expletiven Elemente<br />
Die Kongruenz von Determ<strong>in</strong>er und<br />
Nomen anzeigen<br />
Das K<strong>in</strong>d konzentriert sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er ersten Phase auf diese beschriebenen,<br />
<strong>in</strong>haltslosen Elemente. Damit ist es fähig die Basis der Schweizerdeutschen<br />
Grammatik schon vor der Zweiwortphase zu beherrschen<br />
(vgl. Penner und Kölliker Funk, 1998, S. 27f).<br />
2 „Als Expletivum (auch: Expletiv) bezeichnet man e<strong>in</strong> Pronomen (im Deutschen das Pronomen<br />
„es“), das ausschliesslich aus Gründen des korrekten Satzbaus verwendet wird, aber ke<strong>in</strong>en<br />
<strong>in</strong>haltlichen Bezug zu e<strong>in</strong>em Gegenstand oder e<strong>in</strong>er Person aufweist. Unter Expletiven wird auch<br />
der Gebrauch e<strong>in</strong>es Wortes als Füllwort ohne spezifische Bedeutung verstanden“<br />
(vgl. wikipedia.org)<br />
21
Bachelorarbeit<br />
<strong>Inputtherapie</strong> <strong>in</strong> <strong>Zürichdeutsch</strong><br />
→ Lerne de<strong>in</strong>en Wortschatz mithilfe syntaktischen Cues<br />
K<strong>in</strong>der können beispielsweise dem zweideutigen Wort „anfeuern“ nicht<br />
aufgrund von Erfahrung und konzeptuellem Wissen e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>deutige<br />
Bedeutung geben, wie das Erwachsenen möglich ist. Diese Netzwerke<br />
von Erfahrungen und konzeptuellem Wissen s<strong>in</strong>d noch zu wenig ausgereift,<br />
um durch Verknüpfung das Lexikon zu erweitern.<br />
Für das Erlernen des lexikalischen Wissens ist der Input vielfach unterdeterm<strong>in</strong>iert<br />
(nicht e<strong>in</strong>deutig). Die Bootstrapp<strong>in</strong>gstrategie geht davon<br />
aus, dass K<strong>in</strong>der bereits Grundstrategien besitzen, damit sie den e<strong>in</strong>zelnen<br />
Wörtern überhaupt Bedeutungen zuordnen können. Diese kompensieren<br />
die Unterdeterm<strong>in</strong>iertheit des Inputs. E<strong>in</strong>e der Grundregeln<br />
(Cues) heisst „ The Wohle Assumption“. Das bedeutet, dass sich e<strong>in</strong>e<br />
Aussage <strong>in</strong> der Regel auf die Ganzheit e<strong>in</strong>es Objekts bezieht und nicht<br />
nur Teile davon. Wenn die Mutter also auf die Puppe zeigt und „Bäbi“<br />
sagt, dann me<strong>in</strong>t sie damit weder den Kopf, noch das Kleid, noch die<br />
Hand, sondern das ganze Objekt. E<strong>in</strong>e weitere Regel lautet „Syntactic<br />
Bootstrapp<strong>in</strong>g“. In der GG wurde bereits erklärt, dass Verben e<strong>in</strong>e<br />
unterschiedliche Menge an Argumenten benötigen. Mit dem Wissen<br />
wie viele Argumente z.B. geben (3) und nehmen (2) besitzen, lassen<br />
sich diese beiden Wörter unterscheiden. Alle<strong>in</strong> aus e<strong>in</strong>er Szene kann<br />
e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d die Wörter nicht klar trennen, da immer beides gleichzeitig<br />
geschieht. Solche Verben nennt man „symmetrische Verbpaare“ (vgl.<br />
Penner et al., 1998, S. 29ff).<br />
→ Zerlege den Input mithilfe prosodischer Merkmale<br />
K<strong>in</strong>der können die Lautsignale der Sprache schon sehr früh <strong>in</strong> Phrasen<br />
und Sätze segmentieren. Bereits zwischen dem sechsten und neunten<br />
Lebensmonat gel<strong>in</strong>gt ihnen dies auch auf Wortebene. Durch das<br />
Erkennen von prosodischen Merkmalen kann das K<strong>in</strong>d syntaktische<br />
Strukturen erlernen (vgl. Penner und Kölliker Funk, 1998, S. 31f).<br />
3.3 Die Wichtigkeit der Schnittstellen bei den<br />
Bootstrapp<strong>in</strong>gstrategien<br />
Die oben beschriebenen Bootstrapp<strong>in</strong>gstrategien s<strong>in</strong>d fast alle bimolar<br />
(= mit kanonischen Lernstrategien erfassbar, siehe 3.7.1.). Das<br />
bedeutet, dass mehrer Module (oder Komponenten) gleichzeitig gebraucht<br />
werden. Beispielsweise bei den sekundären Ableitungen betrifft<br />
es „Lexikon“ und „Morphologie“. E<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d muss wissen, zu welcher<br />
Wortkategorie e<strong>in</strong> Lexem gehört, um die entsprechenden morphologischen<br />
Regeln beispielsweise für die Partizipbildung anwenden zu<br />
können. E<strong>in</strong> weiteres Beispiel wäre, dass e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d, um expletive Elemente<br />
vorzuziehen, Informationen zur „Semantik“ und zur „Syntax“<br />
mite<strong>in</strong>ander verknüpfen muss. So erkennt es die semantische Information<br />
der Inhaltslosigkeit und leitet daraus die syntaktische Funktion<br />
dieser Wörter ab. E<strong>in</strong> letztes Beispiel ist das Zerlegen der Aussagen<br />
mithilfe von prosodischen Merkmalen. Das K<strong>in</strong>d nutzt die „Prosodie“<br />
um syntaktische Strukturen zu erschliessen (vgl. Penner und Kölliker<br />
Funk, 1998).<br />
22
Bachelorarbeit<br />
<strong>Inputtherapie</strong> <strong>in</strong> <strong>Zürichdeutsch</strong><br />
3.4 Die Grammatikentwicklung <strong>in</strong> drei Phasen nach Zvi<br />
Penner<br />
In den oberen Abschnitten wurde beschrieben, mit welchen Techniken<br />
sich die K<strong>in</strong>der helfen, um die grammatischen Strukturen zu erfassen.<br />
Mehrmals wurde die <strong>in</strong>nere Uhr angesprochen, welche K<strong>in</strong>der leitet,<br />
um <strong>in</strong> verschiedenen Phasen auf bestimmte Strukturen aufmerksam<br />
zu werden. Die verläuft bei e<strong>in</strong>em unauffälligen Spracherwerb <strong>in</strong> immer<br />
gleicher Reihenfolge und im gleichen zeitlichen Rahmen, wobei<br />
m<strong>in</strong>imale Abweichungen immer noch als normal gelten. Zvi Penner hat<br />
diese Abfolge für das Sdt. untersucht und <strong>in</strong> drei Phasen e<strong>in</strong>geteilt,<br />
diese stützen sich wiederum auf die Grammatik der GG-Theorie.<br />
Alter Phase Bereich<br />
1;8 – 2;3 Phase I ----- ----- AGR2-Bereich<br />
2;3 – 2;5 Phase II ----- AGR1-Bereich AGR2-Bereich<br />
2;6 - Phase III C-Bereich AGR1-Bereich AGR2-Bereich<br />
Tab.2: Grammatikentwicklung nach Zvi Penner (Penner et al., 1992, S. 65)<br />
Wichtig ist anzumerken, dass Merkmale, welche <strong>in</strong> bestimmten Phasen<br />
auftreten immer Merkmalskomb<strong>in</strong>ationen s<strong>in</strong>d (vgl. Penner et al.,<br />
1992, S. 65). Es s<strong>in</strong>d nicht e<strong>in</strong>zelne Merkmale, die den Charakter e<strong>in</strong>er<br />
Phase ausmachen, sondern ganze Merkmalskomb<strong>in</strong>ationen.<br />
→ Phase I, bis 2;3.Jahre<br />
Das Merkmal dieser Phase ist die Verbendstellung. Diese entspricht<br />
der Struktur des AGR2-Bereichs. Dies ist e<strong>in</strong> HS mit der Wortstellung<br />
e<strong>in</strong>es zielsprachlichen NS. Das Verb kann flektiert, e<strong>in</strong> Inf<strong>in</strong>itiv oder e<strong>in</strong><br />
Partizip se<strong>in</strong>. Die f<strong>in</strong>iten Verben werden <strong>in</strong> der frühen Grammatik meist<br />
durch e<strong>in</strong> Hilfsverb ausgedrückt. Diese rufen die VPA hervor. Somit<br />
wird der Inf<strong>in</strong>itiv (mit se<strong>in</strong>en Komplementen) nach rechts verschoben.<br />
Dies führt zur phasentypischen Verbendstellung im HS. Diese Wortstellung<br />
trifft auch auf Inf<strong>in</strong>itiv- und Partizipialsätze zu. Das Objekt und<br />
teilweise auch e<strong>in</strong> Subjekt stehen immer l<strong>in</strong>ks vom Verb. Im Zusammenhang<br />
mit dem Pr<strong>in</strong>zip der Optimalen Anpassung und der Maximalen<br />
Strukturellen Vielfalt 3 und aufgrund der variablen Anwendung der<br />
VPA ergeben sich dieselben Wortstellungsmöglichkeiten, wie im NS<br />
der Zielgrammatik. Das Verb kann an erster an zweiter oder an dritter<br />
Position stehen.<br />
wellä Öpfel ässä Öpfel wellä ässä Öpfel ässä wellä<br />
Trotz der Wortstellungsvielfalt bildet die Verbendstellung, wie e<strong>in</strong>leitend<br />
erwähnt, das Hauptmerkmal der Phase I. Diese Verbstellung verschw<strong>in</strong>det<br />
<strong>in</strong> den weiteren Phasen.<br />
Aufgrund des fehlenden C-Bereichs können verschiedene Strukturen<br />
nicht zielsprachlich gebildet werden. Es werden Ersatzstrategien e<strong>in</strong>gesetzt.<br />
Präkonjunktionale NS kann der Zuhörer aus dem Diskurs <strong>in</strong>terpretieren.<br />
Weiter weist die phasentypische Verbendstellung auf e<strong>in</strong>en NS<br />
3 Die stufenspezifischen Grammatiken des K<strong>in</strong>des s<strong>in</strong>d phasenkonsistent. Bei der Bildung der<br />
verschiedenen Satzstrukturen passen sich die K<strong>in</strong>der an die Zielgrammatik dadurch optimal an,<br />
dass sie vom vollen Spektrum der verfügbaren strukturellen Vielfalt Gebrauch machen<br />
(Penner et al., 1992, S. 64).<br />
23
Bachelorarbeit<br />
<strong>Inputtherapie</strong> <strong>in</strong> <strong>Zürichdeutsch</strong><br />
der ersten Phase h<strong>in</strong>. In diesen Ersatzstrategien verharren oft K<strong>in</strong>der<br />
mit Grammatikerwerbstörungen.<br />
Sunne da isch, usse ga<br />
Bei W-Fragen stehen vorwiegend zwei Ersatzstrategien zur Verfügung.<br />
E<strong>in</strong>erseits können W-lose Fragen gebildet werden hesch du?.<br />
Andererseits wird an Stelle des Frageworts e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>lautliches, klitisches<br />
Element (k, d, u, s) gesetzt d’ hesch du?. Letzterer Fragetyp wird<br />
Partikelfrage genannt. Im auffälligen Spracherwerb tritt e<strong>in</strong> weiterer<br />
Fragetyp auf, welcher beim normalen Spracherwerb sehr selten ist.<br />
Diese Fragen heissen W-<strong>in</strong>-situ. Dort steht das Fragewort an se<strong>in</strong>er<br />
ursprünglichen Stellung im ARG-Bereich.<br />
Luegt da was s’Meitli? (Platz des Objekts)<br />
isst Brot wer? (Platz des Subjekts)<br />
E<strong>in</strong>e vierte Art W-Fragen zu stellen, wurde <strong>in</strong> der Standardsprache<br />
beobachtet und von Penner ebenfalls diskutiert. Dort wird die Partikelfrage<br />
mit der Verbendstruktur verbunden s’du hesch?<br />
In der ersten Phase s<strong>in</strong>d viele subjektlose Sätze zu f<strong>in</strong>den. Bei Inf<strong>in</strong>itivkonstruktionen<br />
bedeutet dies ke<strong>in</strong>e Verletzung der Regeln <strong>in</strong> der Zielgrammatik,<br />
da das Subjekt dort normalerweise auch wegfällt Chuechä<br />
ässä. Anders ist es bei Sätzen mit f<strong>in</strong>iten Verben wett Chuechä ässä.<br />
Diese Auslassung kommt fast nur <strong>in</strong> deklarativen Sätzen vor. Sie entspricht<br />
der zielsprachlichen Auslassung von Pronom<strong>in</strong>a <strong>in</strong> der Topikposition,<br />
wie sie <strong>in</strong> 2.3.4 beschrieben ist.<br />
Die Negation wird <strong>in</strong> Inf<strong>in</strong>itiv – und Präpositionalsätzen zielsprachlich<br />
und somit präverbal gebildet Chuechä nöd ässä. Bei flektierten Verben<br />
stehen die Negationspartikel <strong>in</strong> prä- und postverbaler Position nöd<br />
wett Chuechä ässä / wett nöd Chuechä ässä. Dies entspricht den<br />
möglichen Negationsstellungen im zielsprachlichen NS. Die postverbale<br />
Stellung im HS ist <strong>in</strong> allen Phasen möglich. Phasenspezifisch ist<br />
die präverbale Stellung im HS und daher für die Bestimmung der Phase<br />
massgebend<br />
(vgl. Penner et al., 1992, S. 66ff).<br />
Zusammenfassend s<strong>in</strong>d die primären und sekundären Merkmalskomb<strong>in</strong>ationen<br />
der Phase I:<br />
„Primäre Merkmale Sekundäre Merkmale<br />
- Verbendstellung im HS<br />
- präverbale Negation im HS<br />
(Penner et al., 1992, S. 73)<br />
- präkonjunktionale NS<br />
- Verbendfragen<br />
- W-<strong>in</strong>-situ-Fragen<br />
- Fragen ohne W-Pronomen<br />
- Partikelfragen<br />
- permissive Subjektauslassungen“<br />
→ Phase II, zwischen 2;3 und 2;6 Jahre<br />
Diese Phase ist e<strong>in</strong>e Zwischenstufe. Sie ist bei K<strong>in</strong>dern jedoch schwierig<br />
zu beobachten, da die Altersangaben <strong>in</strong>dividuell schwanken und<br />
die Dauer dieser Phase sehr kurz ist. Zum AGR2-Bereich kommt der<br />
AGR1-Bereich dazu. Dies hat verschiedene Auswirkungen.<br />
Die klitischen Subjekte nehmen stark zu. Vom K<strong>in</strong>d werden sie als<br />
fakultative Verb<strong>in</strong>dungen wahrgenommen und s<strong>in</strong>d mit dem Verb kongruent.<br />
Die klitischen Objekte nehmen nicht zu, da diese nicht mit dem<br />
Verb kongruent s<strong>in</strong>d. Aus den als Verbendungen wahrgenommenen<br />
24
Bachelorarbeit<br />
<strong>Inputtherapie</strong> <strong>in</strong> <strong>Zürichdeutsch</strong><br />
Subjektklitika entstehen doppelflektierte Äusserungen, da das Verb<br />
und das Subjekt im AGR1-Bereich verbunden werden i wett-i Chuechä<br />
nümme. Die Verberstsätze nehmen sprunghaft zu und erreichen e<strong>in</strong>en<br />
Wert von 70%. Die meisten davon s<strong>in</strong>d subjektlos(a), es kommen aber<br />
auch subjektklitische(b) und subjekthaltige(c) Sätze <strong>in</strong> dieser Phase<br />
vor.<br />
a: wett Chuechä ne<br />
b: gangi furt<br />
c: isst de Bueb detä<br />
Weiter verschw<strong>in</strong>det die für die Phase I typische präverbale Negation<br />
(vgl. Penner et al., 1992, S. 73f).<br />
Zusammenfassend s<strong>in</strong>d die primären und sekundären Merkmalskomb<strong>in</strong>ationen<br />
der Phase II:<br />
„Primäre Merkmale Sekundäre Merkmale<br />
- Zunahme von Subjektklitika bei Fehlen der Objektklitika<br />
(Penner et al., 1992, S. 75)<br />
- präkonjunktionale NS<br />
- Verbendfragen<br />
- W-<strong>in</strong>-situ-Fragen<br />
- Fragen ohne W-Pronomen<br />
- Partikelfragen<br />
- permissive Subjektauslassungen<br />
- Verberst-Dom<strong>in</strong>anz<br />
- Doppelflexion<br />
- postverbale Negation“<br />
→ Phase III, ab 2;6 Jahren<br />
In dieser Phase wird der C-Bereich dem AGR-Bereich vorangestellt.<br />
Es ist e<strong>in</strong> grosser Lernaufwand, dessen Sonderfunktion im Input zu<br />
entdecken. Beim normalen sprachlernenden K<strong>in</strong>d dauert diese Phase<br />
deshalb am längsten, wobei es für K<strong>in</strong>der mit Grammatikerwerbsstörung<br />
oft e<strong>in</strong>e zu hohe Hürde bedeutet. Der Lernaufwand ist so gross,<br />
weil im HS der C- und AGR-Bereich verschmolzen s<strong>in</strong>d. Das flektierte<br />
Verb steht im C-Bereich. Es ist der Kopf des ganzen Satzes. Fakultativ<br />
kann e<strong>in</strong>e weitere Konstituente aus dem AGR-Bereich herausgeschält<br />
werden. Dieser Vorgang ist hoch komplex, braucht Zeit, um gelernt zu<br />
werden und wird durch die beschriebene V2-Regel festgelegt.<br />
Die Auswirkungen der Entdeckung des HS s<strong>in</strong>d vielschichtig. Die<br />
Verbzweitstellung nimmt stark zu. Die Verben werden zielsprachlich<br />
flektiert, da das Subjektklitikon nicht mehr als e<strong>in</strong>e fakultative Verb<strong>in</strong>dung<br />
angesehen wird. Dies bewirkt, dass nun auch Objektklitikon<br />
produziert werden. Die subjektlosen Sätze nehmen auf 1% von allen<br />
Verbsätzen ab, dies entspricht der Zielgrammatik. Die Struktur der W-<br />
Fragen ist ebenfalls grammatikalisch korrekt, wobei zuerst vorwiegend<br />
„Wo“- und „Was“-Fragen gestellt werden. Die weiteren Fragewörter<br />
kommen später dazu.<br />
Der NS wird nun durch e<strong>in</strong>e im C-Bereich stehenden Konjunktion e<strong>in</strong>geleitet.<br />
Die neu entdeckte Verbzweitstellung wird im NS nie übergeneralisiert<br />
angewendet. Man führt dies darauf zurück, dass die K<strong>in</strong>der<br />
<strong>in</strong> der ersten Grammatikphase bereits mit NS-Strukturen gesprochen<br />
haben. Diese ihnen bereits bekannten Regeln können somit <strong>in</strong> der<br />
Phase III übergangslos wieder genutzt werden. Zu Beg<strong>in</strong>n werden vorwiegend<br />
Kausal-, Bed<strong>in</strong>gungs- und Relativsätze formuliert. Indirekte<br />
25
Bachelorarbeit<br />
<strong>Inputtherapie</strong> <strong>in</strong> <strong>Zürichdeutsch</strong><br />
Fragen s<strong>in</strong>d ebenfalls häufig. Andere NS-Typen kommen später h<strong>in</strong>zu<br />
(vgl. Penner et al., 1992, S. 76ff).<br />
Zusammenfassend s<strong>in</strong>d die primären Merkmalskomb<strong>in</strong>ationen der<br />
Phase III:<br />
„Primäre Merkmale<br />
- Verbzweit-Verbend-Alternation zwischen HS und NS<br />
- Schwund der Subjektsauslassung<br />
- Zielsprachliche W-Fragen<br />
- Schwund der Doppelflexion und Auftreten der Objektklitikon“<br />
(Penner et al., 1992, S. 80)<br />
3.5 Der Erwerb der Nom<strong>in</strong>alphrase <strong>in</strong> drei Phasen<br />
Die detaillierten Regelungen der Merkmalsverteilung <strong>in</strong> der NP können<br />
bei 2.3.5 nachgelesen werden. Es wird dort beschrieben, dass die<br />
NP im Sdt. nicht die gleichen Merkmale aufweist, wie die NP <strong>in</strong> der<br />
Hochsprache. Aus diesem Grund s<strong>in</strong>d auch die Forschungen <strong>in</strong> der<br />
Hochsprache bezüglich des Erwerbs der NP nicht mit dem Erwerb der<br />
sdt. NP gleichzusetzen. Die K<strong>in</strong>der müssen während des Erwerbs erkennen,<br />
dass die NP aus <strong>in</strong>härenten und externen Merkmalen besteht<br />
und wie die Merkmalsverteilung <strong>in</strong>nerhalb der funktionalen Bereiche<br />
(D-ARG und A-ARG) korrekt erfolgt. Dies geschieht laut Penner et al.<br />
<strong>in</strong> drei Phasen. Damit sie sich von den drei Phasen des Grammatikerwerbs<br />
abheben, bezeichnen sie diese als Phase I n , Phase II n , und<br />
Phase III n (vgl. Penner et al., 1992, S. 80f).<br />
Alter Phase Bereiche<br />
- 2;4 Phase I n ----- ----- Nomen-Bereich<br />
2;4. – 2;10 Phase II n ----- A/D-Bereich Nomen-Bereich<br />
2;10 - Phase III n D-Bereich A-Bereich Nomen-Bereich<br />
Tab.3: Entwicklung der Nom<strong>in</strong>alphrase nach Zvi Penner (Penner et al., 1992, S. 81)<br />
→ Phase I n<br />
Wie die Tabelle oben zeigt, ist <strong>in</strong> der ersten Phase nur der Nomen-<br />
Bereich (= Nomen-ARG) gefüllt. Selten kommen (bestimmte) Artikel<br />
h<strong>in</strong>zu. Folgende Merkmale lassen sich aus der Sprache von K<strong>in</strong>dern <strong>in</strong><br />
der Phase I n bereits erkennen:<br />
Genus Neutrum vs. Non-Neutrum<br />
Kasus Obliquus vs. Non-Obliquus<br />
Bestimmtheit def<strong>in</strong>it vs. <strong>in</strong>dev<strong>in</strong>it<br />
Tab.4: Merkmale der Phase In (Penner et al., 1992, 82<br />
Im Obliquus wird fast immer e<strong>in</strong> bestimmter Artikel produziert de Ma.<br />
Ebenfalls steht jener vor e<strong>in</strong>em neutralen Nomen Dim<strong>in</strong>iutiv s’Büechli.<br />
Penner et al. haben festgestellt, dass NP mit Präpositionen, welche e<strong>in</strong>en<br />
Non-Obliquus verlangen zielsprachlich realisiert werden „mit eme<br />
Hammer“. (Penner et al., 1992, S. 84)<br />
Dem K<strong>in</strong>d ersche<strong>in</strong>en die Merkmalsträger (Adjektive, Determ<strong>in</strong>er) noch<br />
als fakultativ. Wenn sie jedoch verwendet werden, passen sie sich<br />
der Zielgrammatik – ausser im Geschlecht – an. Wenn e<strong>in</strong>e Nomenexterne<br />
Position verlangt wird, ist der Anteil an Artikeln im Neutrum zu<br />
Beg<strong>in</strong>n auffällig hoch. Dies könnte darauf h<strong>in</strong>weisen, dass sich K<strong>in</strong>der<br />
26
Bachelorarbeit<br />
<strong>Inputtherapie</strong> <strong>in</strong> <strong>Zürichdeutsch</strong><br />
im Input zuerst diesen Teil beachten, diesen dann übergeneralisieren<br />
und später ausdifferenzieren (vgl. Penner et al., 1992, S. 81ff).<br />
→ Phase II n<br />
Die wichtigste Neuentdeckung <strong>in</strong> dieser Phase ist, dass der AGR-<br />
Bereich obligatorisch ist. Dabei ist dem Lernenden aber die Merkmalsverteilung<br />
noch nicht völlig klar. Dies erkennt man auch an der Morphologie<br />
der Artikel het känä Öpfel (aus: het kän Öpfel). Weiter wird<br />
die stark-schwach-Asymmetrie bei Verb<strong>in</strong>dungen des Determ<strong>in</strong>er mit<br />
attributiven Adjektiven <strong>in</strong> der Reihe<strong>in</strong>folge D-ARG – A-ARG produziert.<br />
Dabei wird der Determ<strong>in</strong>er aber manchmal weggelassen, obwohl die<br />
Zielgrammatik e<strong>in</strong>en solchen verlangen würde.<br />
Zu dem zu Beg<strong>in</strong>n noch hohen Anteil an neutralen Artikeln, kommen<br />
zuerst maskul<strong>in</strong>e dann fem<strong>in</strong><strong>in</strong>e dazu. In den Bereichen K und Best.<br />
bleibt die Merkmalsunterscheidung gleich (vgl. Penner et al., 1992, S.<br />
83ff).<br />
→ Phase III n<br />
Die Verteilung der Merkmalsträger entspricht <strong>in</strong> dieser Phase der Zielsprache.<br />
Damit werden auch die Bereiche D-AGR und A-AGR klar<br />
getrennt. So können <strong>in</strong> diese Bereiche die korrekten Merkmale verteilt<br />
werden. Die Nomen stehen immer (Ausnahme deiktische Ausdrücke)<br />
mit Artikel, zudem wird vor attributiven Adjektiven stets e<strong>in</strong> Determ<strong>in</strong>er<br />
platziert. Zu Beg<strong>in</strong>n behalten neutrale und maskul<strong>in</strong>e Artikel ihren<br />
erhöhten Anteil, später gleicht sich dies der Zielgrammatik an (vgl.<br />
Penner et al., 1992, S. 85f).<br />
3.6 Zusammenfassung des ungestörten Grammatikerwerbs<br />
Beim ungestörten Grammatikerwerb funktionieren die Bootstrapp<strong>in</strong>gstrategien<br />
problemlos. Mit diesen Techniken erlernt e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d die<br />
Basis der sdt. Grammatik bis zu se<strong>in</strong>em dritten Lebensjahr. Die Bootstrapp<strong>in</strong>gstrategien<br />
werden wie von e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>neren Uhr automatisch aktiviert<br />
und lassen das K<strong>in</strong>d auf spezifische Trigger aufmerksam werden.<br />
Damit können sie aus dem Input den Intake herausfiltern. Die<br />
Schwierigkeit für die Anwendung der Bootstrapp<strong>in</strong>gstrategien beruht<br />
vorwiegend darauf, dass die Strategien meist die Verknüpfung von<br />
mehreren Komponenten erfordern. Penner und Kölliker Funk def<strong>in</strong>ieren<br />
den ungestörten Grammatikerwerb folgendermassen:<br />
Normale Sprachentwicklung<br />
Der Prozess des Grammatikerwerbs verläuft nur dann ungestört<br />
(oder „normal“), wenn das Bootstrapp<strong>in</strong>gverfahren,<br />
das den Zugang zum gesamten Intake gewährleistet, voll<br />
<strong>in</strong>takt ist. In diesem Fall macht das K<strong>in</strong>d von der „fullcomputional<br />
power“ des Systems, ungeachtet se<strong>in</strong>er Komplexität,<br />
Gebrauch (Penner und Kölliker Funk, 1998, S. 34).<br />
27
3.7 Der gestörte Grammatikerwerb<br />
Bachelorarbeit<br />
<strong>Inputtherapie</strong> <strong>in</strong> <strong>Zürichdeutsch</strong><br />
Aus der oben stehenden Def<strong>in</strong>ition des ungestörten Grammatikerwerbs<br />
geht hervor, dass wenn die Bootstrapp<strong>in</strong>gstrategien nicht reibungslos<br />
funktionieren e<strong>in</strong>e Störung im Grammatikerwerb auftritt. Bootstrapp<strong>in</strong>g<br />
kann immer auf kanonische oder nicht-kanonische Merkmale zurückgeführt<br />
werden und globale oder residuale Lernstrategien betreffen.<br />
Diese Begriffe sollen sogleich erklärt werden (Penner und Kölliker<br />
Funk, 1998, S.34).<br />
3.7.1 kanonisch vs. nicht-kanonisch<br />
Beim kanonischen Lernen können Merkmale mit Bootstrapp<strong>in</strong>gstrategien<br />
leicht im Input erkannt werden. Die Strategien müssen bi-modular<br />
angewandt werden. Das bedeutet, dass zwei Module der Grammatik<br />
(z.B. Syntax und Semantik) für das Entdecken e<strong>in</strong>er Regel nötig s<strong>in</strong>d<br />
(siehe 3.3.). Das nicht-kanonische Lernen bezieht sich auf Merkmale<br />
der Grammatik, die beim Bootstrappen mehr als zwei Module betreffen.<br />
Dies ist e<strong>in</strong>e grosse Herausforderung für die Lernenden (Penner<br />
und Kölliker Funk, 1998, S.39ff).<br />
3.7.2 global vs. residual<br />
Erschwerend kommt h<strong>in</strong>zu, wenn die Merkmale nicht nur nicht-kanonisch,<br />
sondern auch noch residual s<strong>in</strong>d. Diese Merkmale lassen sich<br />
nicht auf e<strong>in</strong>e Regel pro Klasse beschränken. Es gibt <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>er<br />
Klasse weitere Regeln für spezielle Kategorien, welche im Alltag als<br />
Ausnahmen bezeichnet werden. Im Gegensatz dazu können globale<br />
Regeln <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>er Klasse auf alle Kategorien angewandt werden.<br />
(Penner und Kölliker Funk, 1998, S.42ff)<br />
3.7.3 Auslöser und das sich zeigende Bild des<br />
Dysgrammatismus<br />
Die residualen Regeln, welche mit nicht-kanonischen Lernstrategien<br />
erlernt werden müssen, bedeuten für K<strong>in</strong>der mit normalem Spracherwerb<br />
e<strong>in</strong>e besonders hohe Hürde. Es braucht daher mehr Zeit diese<br />
zu überw<strong>in</strong>den. Sie wirken erwerbshemmend. Für K<strong>in</strong>der mit Grammatikerwerbsstörung<br />
ist die Hürde ohne Unterstützung und nur mit dem<br />
Input aus dem Alltag nicht zu überw<strong>in</strong>den. Für Logopäd<strong>in</strong>nen bedeutet<br />
dies, dass die residualen Regeln, welche mit nicht-kanonischen Strategien<br />
erlernt werden, meistens die Auslöser des Grammatikerwerbs<br />
s<strong>in</strong>d und dort therapeutisch <strong>in</strong>terveniert werden muss.<br />
Wenn e<strong>in</strong>e Hürde nicht überwunden werden kann, äussert sich dies <strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>er Stagnation des Erwerbs dieser und weiterer Strukturen. Anders<br />
ausgedrückt, hat die Stagnation an e<strong>in</strong>er Schnittstelle Auswirkungen<br />
auf alle weiteren Erwerbsschritte. Es ist als ob e<strong>in</strong> Ste<strong>in</strong> <strong>in</strong>s Wasser<br />
fällt, dadurch e<strong>in</strong>e Stosswelle auslöst, welche sich auf der Oberfläche<br />
als R<strong>in</strong>ge zeigt. Die Druckwelle ist die sich aufbauende Zwischengrammatik<br />
und die R<strong>in</strong>ge s<strong>in</strong>d die produzierten „sichtbaren“ Aussa-<br />
28
Bachelorarbeit<br />
<strong>Inputtherapie</strong> <strong>in</strong> <strong>Zürichdeutsch</strong><br />
gen. Nach der Parallelitätshypothese „stellt die stagnierte Grammatik<br />
des spracherwerbsgestörten K<strong>in</strong>des ke<strong>in</strong>e regellose, bizarre Sprache,<br />
sondern e<strong>in</strong>e wohlgeformte Untermenge der Grammatik e<strong>in</strong>es normal<br />
sprechenden K<strong>in</strong>des dar“ (Penner et al., 1998, S. 45).<br />
Direkt beobachtbare, primäre<br />
sprachliche Daten<br />
Zwischengrammatik (als Repräsentation<br />
des noch unvollständigen<br />
grammatikalischen Wissens)<br />
Schwer zu erwerbende Regeln,<br />
welche die Stagnation verursachen<br />
Ersatzstrukturen Zwischengrammatik E<strong>in</strong> noch unspezifiziertes Merkmal<br />
Ebene 3 –<br />
sichtbare R<strong>in</strong>ge<br />
Ebene 2 –<br />
unsichtbare Druckwelle<br />
Tab.5: Auslöser und Folgen e<strong>in</strong>er Grammatikerwerbsstörung<br />
(vgl. Penner und Kölliker Funk, 1998, S. 36)<br />
Ebene 1<br />
Ste<strong>in</strong> der <strong>in</strong>s Wasser fällt<br />
Die Stagnation lässt sich noch genauer beschreiben. Damit wird auch<br />
der Begriff Zwischengrammatik klarer. Jede Zielregel der Grammatik<br />
verfügt über mehrere, ihr zugrunde liegenden, „Pattern“ v – z (z.B. nur<br />
Subjektklitikon). E<strong>in</strong>es dieser „Pattern“ x gilt als neutral und kann an<br />
Stelle von allen anderen Pattern e<strong>in</strong>gesetzt werden. Dieses „Pattern“<br />
x ist e<strong>in</strong>e Teilrepräsentation der Zielregel. Schematisch kann dies folgendermassen<br />
dargestellt werden.<br />
Pattern<br />
v<br />
Pattern<br />
w<br />
Pattern x<br />
ist für alle Pattern e<strong>in</strong>setzbar<br />
Pattern<br />
y<br />
Zielregel<br />
Tab 6: Teilerwerb e<strong>in</strong>er Zielregel (Penner und Kölliker Funk, 1998, S. 53)<br />
Pattern<br />
z<br />
Wenn alle Patterns erworben s<strong>in</strong>d, spricht man von e<strong>in</strong>em vollständigen<br />
Grammatikerwerb für die entsprechende Zielregel. Das „Pattern“<br />
x wird benutzt, wenn der Sprecher ke<strong>in</strong>en besonderen semantischen<br />
oder pragmatischen Inhalt vermitteln will. Das K<strong>in</strong>d setzt x <strong>in</strong><br />
der Zwischengrammatik nicht anders e<strong>in</strong>, als dies beim Erwerb der<br />
Zielgrammatik immer der Fall ist. Die Sprache ist somit nicht falsch,<br />
sondern nur <strong>in</strong>flexibel. Daher ist es e<strong>in</strong>e Herausforderung diese Zwischengrammatiken<br />
mit Pattern wie x zu erkennen. Damit lässt sich der<br />
Therapiegegenstand bestimmen (vgl. Penner et al., 1998, S.35ff).<br />
Wie diagnostisch vorgegangen werden muss, ist beispielsweise <strong>in</strong><br />
Penner et al. (1998) nachzulesen, kann aber <strong>in</strong> dieser Arbeit aus Zeitgründen<br />
nicht weiter ausgeführt werden.<br />
3.7.4 Vere<strong>in</strong>fachte Darstellungen der Architektur der<br />
Grammatik<br />
In den Kapitel 2.2 und 2.4 wurde ausführlich erklärt, wie die deutschen<br />
bzw. sdt. Phrasen aufgebaut s<strong>in</strong>d. Den gestörten Grammatikerwerb<br />
kann man, wie gesagt, auf die schwierigen, mehr-modularen und residualen<br />
Schnittstellen zurückführen, diese lassen sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em stark<br />
vere<strong>in</strong>fachten Grammatikmodell aufzeigen. Dieses besitzt e<strong>in</strong>en Kopf<br />
und zwei Füsse. Penner und Kölliker Funk (1998) haben dies wie folgt<br />
dargestellt:<br />
29
Nom<strong>in</strong>alphrase<br />
Possessivstruktur<br />
Kopf / Poss-Pron.<br />
s<strong>in</strong>i<br />
Bachelorarbeit<br />
<strong>Inputtherapie</strong> <strong>in</strong> <strong>Zürichdeutsch</strong><br />
Fuss1 / Possessor Fuss2 / Possessum<br />
Am Meitli Jagge<br />
Abb.1: Possessivstruktur<br />
Nom<strong>in</strong>alphrase<br />
Quantor und Artikel<br />
Kopf / Artikel<br />
die<br />
Fuss1 / Quantor Fuss2 / Nomen<br />
Abb.2: Quantor und Artikel<br />
alli Schachtlä<br />
Hauptsatzstruktur<br />
Fragebildung<br />
Kopf<br />
het<br />
Fuss1 / Fragewort Fuss2 / Satz<br />
Abb.3: Fragebildung<br />
Was sii für es Glace gässä?<br />
Fuss1 /<br />
vorangestelltes Objekt<br />
Abb.4: Objektvoranstellung<br />
Hauptsatzstruktur<br />
Objektvoranstellung<br />
Kopf<br />
het<br />
Fuss2 /<br />
Subjekt und Hauptverb<br />
sii es Erdebeeriglace gässä<br />
Nebensatzstruktur<br />
(ich weiss nöd,..)<br />
Kopf / Konjunktion (C)<br />
dass<br />
Fuss1 / Fragewort Fuss2 / Satz<br />
Abb.5: Nebensatzstruktur<br />
was sii gässä het<br />
Diese Schemas lassen sich <strong>in</strong> zwei funktionale Ebenen e<strong>in</strong>teilen. Die<br />
e<strong>in</strong>e ist die Schale, welche den Fuss1 und den Kopf umfasst. Sie<br />
geben an, wie der Inhalt <strong>in</strong>terpretiert werden soll, denn dort erkennt<br />
man formale Zusammenhänge (Syntax). Der Fuss2 ist der so genannte<br />
Kern und gibt den eigentlichen Inhalt des Satzes an (Semantik)<br />
(vgl. Penner et al., 1998, S. 56).<br />
3.7.5 Die Folgen von Stagnation – erklärt am Modell von<br />
Schale und Kopf<br />
Bei Stagnationen wird oft die Schale nicht erworben. E<strong>in</strong>e Nom<strong>in</strong>alphrase<br />
besteht somit nur aus e<strong>in</strong>em Nomen und e<strong>in</strong> HS hat die zielsprachliche<br />
Struktur e<strong>in</strong>es NS. Dies ist, wie beschrieben, auch im normalen<br />
Spracherwerb für e<strong>in</strong>e gewisse Phase der Fall, entwickelt sich<br />
30
Bachelorarbeit<br />
<strong>Inputtherapie</strong> <strong>in</strong> <strong>Zürichdeutsch</strong><br />
aber weiter. Beim gestörten Grammatikerwerb bleibt das K<strong>in</strong>d zu lange<br />
<strong>in</strong> diesem Stadium. Wenn die Schale fehlt, wird nicht nur formal falsch<br />
gesprochen, sondern das Verständnis ist ebenfalls e<strong>in</strong>geschränkt. Die<br />
<strong>in</strong> der Schale festgelegten Instruktionen, bezüglich der Interpretation<br />
e<strong>in</strong>es Satzes, fehlen. W-Fragen werden nicht verstanden, da die für<br />
alle HS-Strukturen wichtige Topikalisierung nicht entdeckt wird Warum<br />
hebt er de Hund a de Le<strong>in</strong>e – rot (geme<strong>in</strong>t die Farbe der Le<strong>in</strong>e). Dies<br />
ist nur e<strong>in</strong> Beispiel. Den K<strong>in</strong>dern fehlen aber die Möglichkeiten e<strong>in</strong>e<br />
Phrase bezüglich: Bestimmtheit/Menge, Fragen, Zeit, Pronomen und<br />
HS-NS-Struktur korrekt zu <strong>in</strong>terpretieren. Der Grund dafür liegt dar<strong>in</strong>,<br />
dass für die korrekte Deutung, die Schale, benötig wird, diese aber<br />
nur mit nicht-kanonischen Lernstrategien gefunden werden können<br />
und ihnen residuale Regeln zu Grunde liegen. Die Therapiemerkmale<br />
lassen sich also auf die strukturelle Dimension der Schale begrenzen<br />
(vgl. Penner et al., 1998 59ff). Unsere Übungssammlung soll es<br />
der Therapeut<strong>in</strong> erleichtern, die strukturellen Dimensionen der Schale<br />
durch gezielten Input zu erkennen.<br />
3.7.6 Schlussfolgerungen und e<strong>in</strong>e Def<strong>in</strong>ition von<br />
Grammatikerwerbsstörung<br />
Aus den oben stehenden Abschnitten geht hervor, dass sich die Abweichungen<br />
im Grammatikerwerb klassifizieren lassen. „Sie legen fest,<br />
welche Untermengen diese Daten zur Bestimmung des grammatikalischen<br />
Wissens des K<strong>in</strong>des dienen (Diagnose) und welche Daten den<br />
Therapiegegenstand ausmachen (Therapiemerkmale)“ (Penner und<br />
Kölliker Funk, 1998, S. 67). Dabei muss man die Lernperspektive (kanonisch<br />
- nicht-kanonisch), das Format der Regel (global – residual)<br />
und die strukturelle Dimension (Kern – Schale) beachten (vgl. Penner<br />
und Kölliker Funk, 1998 66f).<br />
E<strong>in</strong>e Grammatikerwerbsstörung kann entstehen, wenn Merkmale <strong>in</strong><br />
mehr-modularen Schnittstellen erworben werden müssen. Diese s<strong>in</strong>d<br />
residual und können kanonisch im Input nicht erschlossen werden,<br />
denn die Merkmale s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der Schale e<strong>in</strong>es Satzes zu f<strong>in</strong>den. Dies<br />
führt zu e<strong>in</strong>er Stagnation im Grammatikerwerb. Das K<strong>in</strong>d sucht nach<br />
Ersatzstrategien und bildet e<strong>in</strong>e Zwischengrammatik.<br />
4. <strong>Inputtherapie</strong><br />
4.1 Entwicklungsproximaler Ansatz /<br />
InszenierterSpracherwerb (Dannenbauer 2002, 2003)<br />
Annahme: Sprache ist Grundste<strong>in</strong> der menschlichen Kommunikation.<br />
Folglich soll therapeutisches Handeln im Kontext von Kommunikation<br />
und Handeln geschehen (Siegmüller und Bartels, 2010, S. 99).<br />
Pr<strong>in</strong>zip: Gemäss dem Entwicklungsalter des K<strong>in</strong>des werden angemessene<br />
Therapieziele aufgestellt. Zielstrukturen werden gemäss ihrer<br />
Relevanz für den Grammatikerwerb e<strong>in</strong>es K<strong>in</strong>des ausgewählt. Als diagnostisches<br />
Mittel wird meist die Spontansprachanalyse e<strong>in</strong>gesetzt.<br />
31
Bachelorarbeit<br />
<strong>Inputtherapie</strong> <strong>in</strong> <strong>Zürichdeutsch</strong><br />
Grundlegend für die Therapie ist also der momentane Entwicklungsstand<br />
des K<strong>in</strong>des <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Grammatikerwerb. Als Vergleichs<strong>in</strong>strument<br />
wird nicht Erwachsenensprache, sondern ungestörte K<strong>in</strong>dersprache<br />
des jeweiligen Entwicklungsniveaus angewendet. Die Therapie<br />
soll auf den bereits vorhandenen Kompetenzen und Stärken des K<strong>in</strong>des<br />
aufbauen und diese als Hilfsmittel e<strong>in</strong>setzen (vgl. Siegmüller und<br />
Bartels 2010, S. 99f.).<br />
Die Betitelung „entwicklungsproximaler Ansatz“ weist darauf h<strong>in</strong>, dass<br />
sich die Therapie e<strong>in</strong>es K<strong>in</strong>des nach der natürlichen Erwerbsreihenfolge<br />
der Grammatik richtet und das nächste angestrebte Therapieziel<br />
auf der jeweils höheren Stufe der bisher gemachten Entwicklung liegen<br />
soll. Der Zusatz „Inszenierter Spracherwerb“ deutet an, dass dem<br />
K<strong>in</strong>d, trotz Therapie und gezieltem Angebot, e<strong>in</strong> natürliches Lernen<br />
ermöglicht werden soll (vgl. Dannenbauer, 1994, S. 1ff).<br />
Dannenbauer (1994) nimmt an, dass auch für das K<strong>in</strong>d mit Grammatikerwerbsstörung<br />
ke<strong>in</strong>e anderen Eigenschaften des Sprachlernens<br />
nötig s<strong>in</strong>d als bei K<strong>in</strong>dern mit ungestörter Sprachentwicklung. Jedoch<br />
soll das Angebot des natürlichen Spracherwerbs <strong>in</strong>tensiviert werden<br />
(vgl. Kannengieser 2009, S. 187ff). Um, trotz des <strong>in</strong>tensiven Angebots,<br />
die Therapieziele erreichen zu können und um das K<strong>in</strong>d nicht zu überfordern,<br />
wird das sprachliche Angebot auf die Zielstruktur ausgerichtet<br />
und konzentriert dargeboten. Dies geht aus der Annahme hervor,<br />
dass das K<strong>in</strong>d <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em derzeitigen Grammatikerwerbsstand verharrt<br />
und von selbst die Stagnation nicht aufheben kann. Folglich braucht<br />
es gezielte Konfrontation, um nicht auf demselben Stand zu verbleiben<br />
(vgl. Kannengieser 2009, S. 188f).<br />
Nach Dannenbauer (1994, S. 1ff) ist es wichtig, dass sich K<strong>in</strong>der nicht<br />
bewusst kognitiv mit dem Grammatikerwerb und der Zielgrammatik<br />
ause<strong>in</strong>ander setzen. Dies basiert auf dem Wissen, dass das explizite<br />
metasprachliche Wissen über Sprache und die Ause<strong>in</strong>andersetzung<br />
damit erst ab dem 10. bis 12. Lebensjahr möglich ist und somit ab<br />
dann für die Therapie genutzt werden kann (vgl. Kölliker Funk 1998,<br />
S. 68).<br />
Wichtig für den entwicklungsproximalen Ansatz ist, dass die Therapiegrundlagen<br />
gesichert s<strong>in</strong>d. Das heisst, dass die Arbeit auf e<strong>in</strong>er guten<br />
Beziehung zwischen K<strong>in</strong>d und Therapeut<strong>in</strong> und auf motivierenden<br />
Interaktionen beruht (vgl. Dannenbauer, 1991, S. 1ff). Die Therapeut<strong>in</strong><br />
funktioniert dann als Modell für das K<strong>in</strong>d und verwendet die von Dannenbauer<br />
(1984) entwickelten Modellierungstechniken. Gleichzeitig<br />
ist darauf zu achten, dass die Präsentation der Zielstruktur ständig<br />
flexibel an das aktuelle Geschehen angepasst wird. „Dadurch, dass<br />
diese Äusserungen e<strong>in</strong> Geschehen, e<strong>in</strong> geme<strong>in</strong>sames Tun mit e<strong>in</strong>er<br />
bestimmten Sachlogik begleiten und im Dialog erfahren werden, soll<br />
sich die Funktion der grammatischen Struktur offenbaren“ (Kannengieser,<br />
2009, S.188).<br />
Da das K<strong>in</strong>d jedoch nicht e<strong>in</strong>fach die vorgesprochenen Äusserungen<br />
wiederholen soll, werden verschiedene Modellierungstechniken verwendet.<br />
Man soll sich auch nicht an e<strong>in</strong> vorgelegtes Therapieprogramm<br />
halten. Vielmehr sollen Ideen aus dem natürlichen Dialog zwischen<br />
K<strong>in</strong>d und Therapeut<strong>in</strong> geschöpft werden. Dies erfordert e<strong>in</strong>erseits e<strong>in</strong>e<br />
gute Vorbereitung auf mögliche Angebote dem K<strong>in</strong>d gegenüber, andererseits<br />
soll die Therapeut<strong>in</strong> flexibel se<strong>in</strong>, nicht auf vorbereiteten<br />
32
Bachelorarbeit<br />
<strong>Inputtherapie</strong> <strong>in</strong> <strong>Zürichdeutsch</strong><br />
Situationen verharren und die Zielstruktur an die jeweilige Situation<br />
anpassen (vgl. Kannengieser 2009, S. 188ff).<br />
4.1.1 Strikt entwicklungsproximaler Ansatz (Penner und<br />
Kölliker Funk 1998)<br />
Penner und Kölliker Funk wenden den entwicklungsproximalen Ansatz<br />
nach Dannenbauer (siehe 2.3) bezüglich der Grammatikerwerbsstörung<br />
bei K<strong>in</strong>dern an (vgl. Siegmüller und Bartels, 2010, S, 101f).<br />
Sie nehmen an, dass das K<strong>in</strong>d auf Grund se<strong>in</strong>er Grammatikerwerbsstörung<br />
<strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Grammatikerwerb auf e<strong>in</strong>er gewissen Stufe stagniert.<br />
Das K<strong>in</strong>d kann die nötigen grammatikalischen Regeln nicht aus der<br />
Spontansprache der Umwelt ableiten und <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Sprache umsetzen.<br />
Dies ist vor allem der Fall, wenn die Bootstrapp<strong>in</strong>gregeln (siehe 3.2)<br />
auf mehrere Module der Sprache angewendet werden müssen.<br />
Das heisst, dass die Schwierigkeiten vor allem bei komplexeren grammatikalischen<br />
Regeln auftreten, wobei e<strong>in</strong>fache Regeln meist problemlos<br />
erworben werden können. Die Stagnation im Grammatikerwerb<br />
kann das K<strong>in</strong>d nicht alle<strong>in</strong>e überw<strong>in</strong>den. Penner und Kölliker Funk<br />
(1998) gehen davon aus, dass niedrigere Ebenen im Grammatikerwerb<br />
e<strong>in</strong>en „auslösenden Charakter“ (Siegmüller und Bartels, 2006,<br />
S.101) für komplexere Ebenen darstellen. 4 Die Therapie orientiert sich<br />
deshalb genau an dieser Entwicklungsreihenfolge. Es werden nur die<br />
sprachlichen Bereiche <strong>in</strong> die Therapie e<strong>in</strong>bezogen, <strong>in</strong> denen die Störung<br />
beziehungsweise die Verzögerung des Grammatikerwerbs begründet<br />
liegen.<br />
Als Grundlage e<strong>in</strong>er jeden Therapie soll e<strong>in</strong>e exakte Diagnostik durchgeführt<br />
werden, um somit den Stagnationszeitpunkt e<strong>in</strong>schätzen<br />
zu können. Im Gegensatz zu früheren Ansätzen wird hier auch das<br />
Sprachverständnis mite<strong>in</strong>bezogen.<br />
Der strikt entwicklungsproximale Ansatz orientiert sich nur an der Inputspezifizierung,<br />
die als Inputsequenz (siehe 4.4 Inputstrukturen) angeboten<br />
wird (vgl. Siegmüller und Bartels, 2006, S. 101). Dieser Ansatz<br />
ist somit die Grundlage der <strong>Inputtherapie</strong>.<br />
4.2. Therapie der Grammatikerwerbsstörung<br />
Liegt bei e<strong>in</strong>em K<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e Grammatikerwerbsstörung vor, erfordert<br />
dies von der Therapeut<strong>in</strong> e<strong>in</strong> gezieltes, störungsspezifisches Vorgehen<br />
(vgl. We<strong>in</strong>ert, 1994, S. 33ff). Um e<strong>in</strong>e Therapie nach diesen Kriterien<br />
durchführen zu können, bedarf es zuerst e<strong>in</strong>er exakten Diagnostik.<br />
Auch sollte der Therapieverlauf genau protokolliert und fortwährend<br />
überprüft werden (vgl. Kölliker Funk, 1998, S.66ff.). Zur Bestimmung<br />
des Grammatikerwerbsstandes und im H<strong>in</strong>blick auf e<strong>in</strong>e geplante <strong>Inputtherapie</strong><br />
eignet sich vor allem das Diagnoseverfahren von Penner<br />
(1999 5 ). Die unter 3.1 beschriebenen Merkmale e<strong>in</strong>es normalen Gram-<br />
4 Vgl. auch „Pr<strong>in</strong>zipien-Parameter-Modell“, Sprache Sprechen Stimme Schlucken, Kap. 2.6<br />
5 Penner, Z. (1999) Screen<strong>in</strong>gverfahren zur Feststellung von Störungen <strong>in</strong> der Grammatikentwick<br />
lung. Edition SZH. Luzern.<br />
33
Bachelorarbeit<br />
<strong>Inputtherapie</strong> <strong>in</strong> <strong>Zürichdeutsch</strong><br />
matikerwerbs werden <strong>in</strong> diesem Verfahren mittels Spontansprachanalyse<br />
ermittelt. Daraus lassen sich Schlüsse auf allfällige Stillstandsphasen<br />
oder Stagnationen im Grammatikerwerb ziehen (vgl. Kölliker<br />
Funk, 1998, S.66ff). Die Spontansprachanalyse lässt sich beliebig<br />
wiederholen und eignet sich somit auch für die Evaluation des Therapieverlaufes.<br />
Nachdem die Diagnostik abgeschlossen wurde, ist also bekannt, welche<br />
Zielstruktur für das jeweilige K<strong>in</strong>d besonders wichtig ist, um se<strong>in</strong>en<br />
Grammatikerwerb fortsetzen zu können. Nun liegt es an der Therapeut<strong>in</strong>,<br />
diese Informationen für das K<strong>in</strong>d wahrnehmbar zu machen.<br />
„Wahrnehmung beruht auf dem Entdecken von Veränderungen oder<br />
Gegensätzen. Gleichbleibendes kann nur entdeckt werden als etwas,<br />
das den Veränderungen standhält. Erst wenn verschiedene Strukturen<br />
mite<strong>in</strong>ander verglichen werden, kann sich e<strong>in</strong>e Grundstruktur herauskristallisieren“<br />
(Kölliker Funk, 1998, S.67).<br />
Grimm und We<strong>in</strong>ert (1989, S. 15ff) erwähnen, dass auch K<strong>in</strong>der mit<br />
Entwicklungsstörungen konfrontiert se<strong>in</strong> können, welche <strong>in</strong> normalen<br />
Verhältnissen aufwachsen. Die K<strong>in</strong>der s<strong>in</strong>d also auch mit e<strong>in</strong>em normalen<br />
Angebot an Umweltsprache umgeben. Aus Gründen, die noch<br />
nicht geklärt s<strong>in</strong>d, genügt ihnen jedoch dieses Angebot nicht, um e<strong>in</strong>e<br />
normale Sprachentwicklung durchleben zu können. Diese K<strong>in</strong>der benötigen<br />
demnach e<strong>in</strong>deutige und leicht wahrnehmbare Informationen,<br />
um diese verarbeiten zu können. Für die Therapie bedeutet dies, dass<br />
dem K<strong>in</strong>d gezielte Äusserungen angeboten werden müssen, die Wörter<br />
mit re<strong>in</strong> grammatischen Informationen enthalten (vgl. Kölliker Funk,<br />
1998, S.66). Somit können verschiedene Strukturen gezielt und mite<strong>in</strong>ander<br />
vergleichbar angeboten werden, was <strong>in</strong> der Spontansprache<br />
nie so direkt möglich ist.<br />
We<strong>in</strong>ert (1994, S.33ff) fordert bezüglich der logopädischen Therapie<br />
drei Schwerpunkte. Zwei davon, nämlich die Strukturiertheit des Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gs<br />
und das K<strong>in</strong>d als aktive Problemlöse<strong>in</strong>stanz, können durch e<strong>in</strong>e<br />
Therapie dieses Ausmasses erfüllt werden. „Denn zwei unterschiedliche<br />
oder gegensätzliche, aber gleichzeitig angebotene Strukturen<br />
führen das K<strong>in</strong>d zur aktiven Verarbeitung dieser Strukturen und zum<strong>in</strong>dest<br />
zur Erkenntnis, dass Sprachstrukturen wichtig s<strong>in</strong>d, oder aber<br />
zum Problem, wie diese Strukturen eigentlich beschaffen s<strong>in</strong>d“ (Kölliker<br />
Funk, 1998, S. 69).<br />
Se<strong>in</strong>e dritte Forderung, die Alltagsnähe, lässt sich etwas schwieriger<br />
herstellen. Kommunikation kann nämlich auch gut funktionieren und<br />
s<strong>in</strong>nvoll se<strong>in</strong>, wenn die grammatische Struktur nicht stimmt. Daher<br />
sollte e<strong>in</strong>e Kommunikationssituation geschaffen werden, <strong>in</strong> der e<strong>in</strong>e<br />
grammatikalische Struktur erforderlich ist (vgl. Kölliker Funk, 1998, S.<br />
70f).<br />
34
Bachelorarbeit<br />
<strong>Inputtherapie</strong> <strong>in</strong> <strong>Zürichdeutsch</strong><br />
4.2.1 Vergleich verschiedener Möglichkeiten zur Intervention<br />
We<strong>in</strong>ert (1994, 33ff) nennt sieben Möglichkeiten der Intervention bei<br />
sprachgestörten K<strong>in</strong>dern:<br />
• Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g durch allgeme<strong>in</strong>e Stimulation<br />
• Inzidentielles Sprachtra<strong>in</strong><strong>in</strong>g<br />
• Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g durch Expansion<br />
• Verständnisorientierter Ansatz<br />
• Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g durch fokussierende Stimulation<br />
• Imitationsorientiertes Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g<br />
• Modellorientiertes Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g<br />
Nach Kölliker Funk (1998, S.69) eignen sich die beiden erstgenannten<br />
Interventionsmöglichkeiten nicht für e<strong>in</strong>e Therapie bei e<strong>in</strong>em K<strong>in</strong>d<br />
mit e<strong>in</strong>er Grammatikerwerbsstörung. Das „Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g durch Expansion“<br />
wirkt sich nach Tracy (1990, S. 22ff) vor allem auf den Wortschatzerwerb,<br />
jedoch nicht auf die Entwicklung von syntaktischen Strukturen<br />
aus. Laut Kölliker Funk (1998, S. 69) wäre der „verständnisorientierte<br />
Ansatz“ sehr viel versprechend für die Grammatiktherapie. Um den<br />
Ansatz jedoch umsetzen zu können, müsste das Schweizerdeutsche<br />
im Wettbewerbsmodell (auch Competition-Modell) untersucht worden<br />
se<strong>in</strong>, was es noch nicht ist. Das Wettbewerbsmodell ist e<strong>in</strong> dynamisches<br />
Verarbeitungsmodell. Entwickelt wurde es <strong>in</strong> den 1980er<br />
Jahren von Elisabeth Bates und Brian MacWh<strong>in</strong>ney (1989, S. 3ff).<br />
„Laut dem Wettbewerbsmodell s<strong>in</strong>d bestimmte H<strong>in</strong>weise e<strong>in</strong>er Sprache<br />
wie Betonung, Intonation und Rhythmus, morphologische Markierung<br />
und die Wortstellung immer im Wettbewerb und <strong>in</strong>teragieren mite<strong>in</strong>ander<br />
dynamisch“ (vgl. Brehme, 2008, S.22f). Das Modell postuliert,<br />
dass die Bedeutung der Sprache durch den Vergleich e<strong>in</strong>er Reihe von<br />
sprachlichen Signalen <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>es Satzes <strong>in</strong>terpretiert wird (vgl.<br />
wikipedia.org). Das Modell besagt weiter, dass je nach Entwicklungsstufe<br />
verschiedene H<strong>in</strong>weise (cues) wichtig s<strong>in</strong>d und eher wahrgenommen<br />
werden. Der Wettbewerb zwischen H<strong>in</strong>weisen ist bei K<strong>in</strong>dern<br />
noch viel e<strong>in</strong>geschränkter als bei Erwachsenen. Das K<strong>in</strong>d muss erst<br />
noch herausf<strong>in</strong>den, welche cues vorhanden s<strong>in</strong>d. Auch kann es se<strong>in</strong>,<br />
dass e<strong>in</strong>em H<strong>in</strong>weis mehr Bedeutung zukommt, als ihm zusteht (vgl.<br />
Brehme, 2008, S. 23). Somit würden die Stärken und Konkurrenzen<br />
der verschiedenen Verknüpfungen das therapeutische Vorgehen leiten<br />
(vgl. Kölliker Funk, 1998, S.69).<br />
35
Bachelorarbeit<br />
<strong>Inputtherapie</strong> <strong>in</strong> <strong>Zürichdeutsch</strong><br />
Die Ansätze „Imitationsorientiertes Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g“, „Modellorientiertes Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g“<br />
und „Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g durch fokussierende Stimulation“ sollen anhand<br />
folgender Tabelle etwas genauer erläutert werden.<br />
Imitationsorientiertes<br />
Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g (Imitation)<br />
Vere<strong>in</strong>fachte Erwachsenensprache<br />
wird vom K<strong>in</strong>d nachgeahmt.<br />
wiederherstellend:<br />
Ausgegangen wird von spezifischen<br />
Defiziten (grammatischen<br />
Fehlern). Das K<strong>in</strong>d erlernt die<br />
richtige Grammatik über das<br />
Nachsprechen korrekter Sätze.<br />
Ziel:<br />
Das K<strong>in</strong>d macht weniger grammatische<br />
Fehler.<br />
Modellorientiertes Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g<br />
(Modellieren)<br />
K<strong>in</strong>dliche Äusserungen werden<br />
auf der morphosyntaktischen<br />
Ebene erweitert.<br />
entwicklungsproximal:<br />
Das K<strong>in</strong>d wird zu vollständigeren<br />
syntaktischen Äusserungen angeregt.<br />
Diese orientieren sich am<br />
natürlichen Spracherwerb.<br />
Ziel:<br />
Das K<strong>in</strong>d spricht <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er morphosyntaktisch<br />
späteren Phase.<br />
Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g durch fokussierende<br />
Stimulation<br />
(<strong>Inputtherapie</strong>)<br />
Dem K<strong>in</strong>d werden Inputstrukturen<br />
mit e<strong>in</strong>deutig wahrnehmbaren<br />
Informationen angeboten.<br />
strickt-entwicklungsproximal:<br />
Das K<strong>in</strong>d entnimmt die notwendigen<br />
Informationen für se<strong>in</strong>en<br />
Grammatikerwerb aus den angebotenen<br />
Inputstrukturen.<br />
Ziel:<br />
Das K<strong>in</strong>d erkennt und versteht<br />
die Bedeutung grammatischer<br />
Strukturen.<br />
Tab. 1: Vergleich therapeutischer Methoden bei der Behandlung von Grammatikerwerbsstörungen.<br />
(vgl. Penner und Kölliker Funk 1998 , S.92)<br />
Die Tabelle macht deutlich, dass sowohl das „imitationsorientierte Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g“<br />
als auch das „modellorientierte Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g“ dem K<strong>in</strong>d ausgewählte<br />
Äusserungen der Zielsprache der Erwachsenen anbieten. Genau<br />
dies verleitet jedoch das K<strong>in</strong>d zu nachahmenden, ja sogar papageienhaften<br />
Äusserungen und nicht „zum eigenständigen Aufbauen von<br />
Sprachstrukturen, die sich gemäss dem k<strong>in</strong>dlichen Erwerbsprozess<br />
verändern“ (Kölliker Funk, 1998, S.69). Dies wird dem K<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der<br />
<strong>Inputtherapie</strong> ermöglicht, <strong>in</strong>dem es die Möglichkeit bekommt, die Bedeutung<br />
grammatischer Strukturen selbst zu entdecken und diese so<br />
schlussendlich zu verstehen.<br />
Von den sieben Möglichkeiten zur Intervention nach We<strong>in</strong>ert (1994,<br />
S.33ff) eignet sich, unserer Me<strong>in</strong>ung nach, deshalb das “Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g<br />
durch fokussierende Stimulation“ als Intervention für K<strong>in</strong>der mit e<strong>in</strong>er<br />
Grammatikerwerbsstörung am besten. Bei dieser Art von Therapie<br />
werden dem K<strong>in</strong>d konzentriert und vermehrt bestimmte l<strong>in</strong>guistische<br />
Formen angeboten. Dieses Angebot kann <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Spielsituation oder<br />
im Rahmen e<strong>in</strong>er Geschichte stattf<strong>in</strong>den, wobei die Zielstruktur gehäuft<br />
angeboten wird (vgl. Kölliker Funk, 1998, S. 69f). Die Zielstruktur<br />
wird aufgrund der Spontansprachanalyse bestimmt und enthält die<br />
Merkmale, die das K<strong>in</strong>d zur Auflösung se<strong>in</strong>er Stagnation im Bootstrapp<strong>in</strong>g<br />
benötigt. Die Merkmale müssen jedoch e<strong>in</strong>deutig se<strong>in</strong> und <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e<br />
gut wahrnehmbare Form gebracht werden (vgl. Kölliker Funk 1998,<br />
S.70). „Wahrnehmbar bezüglich syntaktischer Information heisst, dass<br />
der Vergleich von zwei verschiedenen Strukturen zum Erkennen der<br />
für diese Sprache grundlegenden Struktur führt“ (Kölliker Funk, 1998,<br />
S.70). Dem K<strong>in</strong>d werden also zwei prägnante Äusserungen angeboten,<br />
die sich <strong>in</strong> Bezug auf dasjenige Merkmal unterscheiden, welches<br />
das K<strong>in</strong>d für die Fortsetzung se<strong>in</strong>es Grammatikerwerbs benötigt. Diese<br />
Angebote an das K<strong>in</strong>d bezeichnet man als Inputstrukturen (vgl.<br />
Kölliker Funk, 1998, S.70, siehe 4.5).<br />
36
Bachelorarbeit<br />
<strong>Inputtherapie</strong> <strong>in</strong> <strong>Zürichdeutsch</strong><br />
Penner et al. (1992, S. 133ff) beschreiben zwei Interventionsmöglichkeiten<br />
bei Grammatikerwerbsstörungen:<br />
→ Anbieten von Inputstrukturen<br />
Dem K<strong>in</strong>d werden beim Erzählen e<strong>in</strong>er Geschichte oder e<strong>in</strong>es Bilderbuches<br />
komplex sche<strong>in</strong>ende Strukturen angeboten. Diese enthalten<br />
jedoch e<strong>in</strong>deutige Informationen bezüglich e<strong>in</strong>es bestimmten strukturellen<br />
Merkmals. Ziel dieses Angebots ist es, dass das K<strong>in</strong>d die grammatische<br />
Struktur knacken kann. Das K<strong>in</strong>d soll jedoch nicht die gleichen<br />
Sätze wie die Therapeut<strong>in</strong> äussern können.<br />
→ Kreatives Variieren e<strong>in</strong>er grammatischen Struktur<br />
Die Struktur, die das K<strong>in</strong>d für den weiteren Erwerb benötigt, wird modelliert.<br />
Ziel ist der kreative Umgang und nicht die Übernahme exakt<br />
dieser Struktur.<br />
Nach Dannenbauer (1992, S.119ff) ist e<strong>in</strong> später Sprechbeg<strong>in</strong>n e<strong>in</strong>es<br />
der Merkmale der dysgrammatischen K<strong>in</strong>der. Somit haben diese K<strong>in</strong>der<br />
e<strong>in</strong>en Erfahrungsrückstand im Anwenden sprachlicher Strukturen.<br />
Sie sollen diesen durch diese Form der Therapie aufholen können.<br />
Wie <strong>in</strong> unserer E<strong>in</strong>leitung begründet, beschränken wir uns <strong>in</strong> unserer<br />
theoretischen Arbeit wie auch im Übungsteil auf das Anbieten von Inputstrukturen.<br />
4.3 Inputspezifizierung<br />
Als Inputspezifizierung def<strong>in</strong>iert man das Anbieten e<strong>in</strong>er speziell auf<br />
das K<strong>in</strong>d ausgerichteten Inputstruktur <strong>in</strong> der Therapie. Diese wird dem<br />
K<strong>in</strong>d angeboten, bevor es die Zielstruktur selbst anwendet.<br />
In der Abklärung werden die für das K<strong>in</strong>d relevanten Items erfasst<br />
und ihm im Input, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er vorstrukturierten Situation und nach bestimmten<br />
Kriterien (vgl. 4.3.2) präsentiert. Der dem K<strong>in</strong>d angepasste<br />
Input wird <strong>in</strong> dafür vorgesehenen Therapiesituationen oder <strong>in</strong> geme<strong>in</strong>samen<br />
Handlungssequenzen angeboten. Das K<strong>in</strong>d soll die ihm angebotene<br />
Zielstruktur wahrnehmen und dafür sensibilisiert werden. Die<br />
Anforderung an das K<strong>in</strong>d beschränkt sich jedoch nur aufs Zuhören. Es<br />
hat ke<strong>in</strong>e weiteren Aufgaben. Somit wird der Fokus se<strong>in</strong>er Aufmerksamkeit<br />
auf die Zielstruktur gelenkt. Bei der Durchführung e<strong>in</strong>er Inputspezifizierung<br />
gibt es zwei relevante Phasen: Die Vorbereitungs- und<br />
die Präsentationsphase (vgl. Kauschke und Siegmüller, 2006, S.29).<br />
In der Vorbereitungsphase wird der sprachliche Input im H<strong>in</strong>blick auf<br />
die gewünschte Zielstruktur h<strong>in</strong> vorbereitet und der Kontext der Therapiesequenz<br />
def<strong>in</strong>iert. Zur Vorbereitung des Inputs gehört, wie schon erwähnt,<br />
die Festlegung der Zielstruktur. Darüber h<strong>in</strong>aus wird der für die<br />
Zielstruktur nötige Wortschatz def<strong>in</strong>iert und die grammatische Struktur<br />
des Inputs festgelegt. Wenn dies alles def<strong>in</strong>iert worden ist, wird der<br />
situative Kontext erarbeitet. Dieser soll sich nach dem Wortmaterial<br />
und dabei <strong>in</strong>sbesondere nach den verwendeten Verben richten. Bei<br />
der Vorbereitung des Kontextes wird das Thema der Therapiesequenz<br />
gewählt, die gewünschte Präsentationsart def<strong>in</strong>iert und das benötigte<br />
Material bereitgestellt. „Steht die Wahrnehmung … von syntaktischen<br />
Strukturen im Vordergrund, so muss Wortmaterial ausgewählt werden,<br />
das die Zielstrukturen transportiert. Wichtig ist, dass die Zielstruktur<br />
37
Bachelorarbeit<br />
<strong>Inputtherapie</strong> <strong>in</strong> <strong>Zürichdeutsch</strong><br />
im Wortmaterial transparent und erkennbar se<strong>in</strong> muss“ (Kauschke und<br />
Siegmüller, 2006, S. 30).<br />
In der Darbietung des Inputs kann man zwischen zwei möglichen Inputsituationen<br />
wählen:<br />
Inputsequenz: Hierbei wird der Input durch Geschichten, Bilderbücher<br />
oder Bildergeschichten angeboten. Die Therapeut<strong>in</strong> kann dem K<strong>in</strong>d<br />
auch e<strong>in</strong>en Dialog mit e<strong>in</strong>er Handpuppe präsentieren.<br />
Interaktive Inputspezifizierung: Hierbei handelt es sich um Handlungssituationen<br />
zwischen der Therapeut<strong>in</strong> und dem K<strong>in</strong>d, welche es dem<br />
K<strong>in</strong>d ermöglichen, durch das spezifische Handlungsangebot der Therapeut<strong>in</strong><br />
die Zielstruktur kennen zu lernen. Wichtig ist dabei immer,<br />
dass für die gesamte Dauer der Inputspezifizierung die Anforderungen<br />
an das K<strong>in</strong>d nicht verändert werden. Das K<strong>in</strong>d darf zwar <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e nichtsprachliche<br />
Handlung mite<strong>in</strong>bezogen werden. Es besteht jedoch zu<br />
ke<strong>in</strong>er Zeit der Anspruch e<strong>in</strong>er direkten sprachlichen Äusserung durch<br />
das K<strong>in</strong>d.<br />
Bed<strong>in</strong>gt durch die Komplexität e<strong>in</strong>er Inputsequenz ist es ratsam, e<strong>in</strong>e<br />
solche schriftlich vorzubereiten. Durch spontanes Handeln während<br />
der Therapiesituation können für das K<strong>in</strong>d wichtige Informationen verloren<br />
gehen. E<strong>in</strong> Beispiel e<strong>in</strong>er solchen schriftlichen Vorbereitung f<strong>in</strong>det<br />
sich <strong>in</strong> „Pathol<strong>in</strong>guistische Therapie bei Sprachentwicklungsstörungen“<br />
von Kauschke und Siegmüller (2006, S.30).<br />
4.3.1 Präsentationsarten der Inputspezifizierung<br />
Wie oben bereits erwähnt, kann Inputspezifizierung auf zwei Arten<br />
präsentiert werden. Zum e<strong>in</strong>en besteht die Möglichkeit der <strong>in</strong>teraktiven<br />
Inputspezifizierung.Die zweite Möglichkeit ist die der Inputsequenz,<br />
wobei der Unterschied zwischen den beiden Therapiemöglichkeiten<br />
vor allem <strong>in</strong> ihrer funktionalen E<strong>in</strong>bettung liegt (vgl. Kauschke und<br />
Siegmüller, 2006, S.30).<br />
In der Inputsequenz wird der sprachliche Input gehäuft angeboten wobei<br />
das K<strong>in</strong>d die Rolle des Zuhörers übernimmt. Inputsequenzen dieser<br />
Art stellt die <strong>Inputtherapie</strong> nach Penner und Kölliker Funk (siehe 4.4)<br />
dar. Dah<strong>in</strong>gegen übernimmt das K<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der <strong>in</strong>teraktiven Inputspezifizierung<br />
e<strong>in</strong>e aktive und handelnde Rolle im selbständigen Spiel. Das<br />
K<strong>in</strong>d bef<strong>in</strong>det sich jedoch auch hier <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er sprachlich re<strong>in</strong> rezeptiven<br />
Aktivität. Je nach Entwicklungsstand und derzeitiger Therapiephase<br />
können die beiden Möglichkeiten der Inputspezifizierung nun gegene<strong>in</strong>ander<br />
abgewogen werden. Die beiden Varianten können jedoch gut<br />
auch komb<strong>in</strong>iert angewendet werden und sich <strong>in</strong> ihrer Wirksamkeit<br />
ergänzen. Nach Kauschke und Siegmüller (2006, S. 31) können sehr<br />
junge K<strong>in</strong>der mir re<strong>in</strong>en Inputsequenzen überfordert se<strong>in</strong>. Also ist es<br />
wichtig, dass die Therapeut<strong>in</strong> dies erkennt und gegebenenfalls nur auf<br />
die Therapieform der <strong>in</strong>teraktiven Inputspezifizierung zurückgreift. Bei<br />
e<strong>in</strong>em K<strong>in</strong>d mit e<strong>in</strong>er verm<strong>in</strong>derten Aufmerksamkeitsspanne können<br />
die begleitenden Handlungen der <strong>in</strong>teraktiven Inputspezifizierung e<strong>in</strong>e<br />
ablenkende Wirkung erzielen. In diesem Fall empfiehlt es sich, den<br />
Input <strong>in</strong> kurzen und stark komprimierten Inputsequenzen anzubieten<br />
(vgl. Kauschke und Siegmüller, 2006, S. 31).<br />
38
Bachelorarbeit<br />
<strong>Inputtherapie</strong> <strong>in</strong> <strong>Zürichdeutsch</strong><br />
E<strong>in</strong>e Studie von Siegmüller et al. (2010, S.16-23) belegt, dass, trotz<br />
der unterschiedlichen Rollen des K<strong>in</strong>des, die beiden Präsentationsarten<br />
die gleiche Wirksamkeit bezüglich des Worterwerbs zeigen. Inwiefern<br />
dies auch für den Grammatikerwerb zutrifft bleibt zu ermitteln<br />
(Siegmüller et al., 2010, S.18). Auch betonen sie, dass „wir erst beg<strong>in</strong>nen<br />
zu verstehen, wie wir mit Hilfe von Inputverstärkungen die Effektivität<br />
und Effizienz k<strong>in</strong>dlicher Sprachtherapie verbessern können“<br />
(Siegmüller et al., 2010, S.22).<br />
4.3.2 Kriterien der Inputspezifizierung<br />
Um e<strong>in</strong>e gute Wirkung zu erzielen und dem K<strong>in</strong>d den bestmöglichen<br />
Nutzen zu br<strong>in</strong>gen, müssen die Inputsequenzen e<strong>in</strong>ige Kriterien erfüllen.<br />
Diese müssen schon <strong>in</strong> der Vorbereitung der Sequenzen genauestens<br />
beachtet werden.<br />
Nach Kauschke und Siegmüller (2006, S. 31ff) besteht das erste Kriterium<br />
<strong>in</strong> der „natürlichen Präsentation der Zielstruktur“. Dies bedeutet,<br />
dass sich die Therapeut<strong>in</strong> <strong>in</strong> der Wahl ihres Sprachstils an die jeweilige<br />
Situation anpassen muss. So muss zum Beispiel das Vorlesen<br />
e<strong>in</strong>es Bilderbuches anders präsentiert werden als der Dialog zweier<br />
Plüschtiere. Prosodische Merkmale wie Sprechtempo, Lautstärke und<br />
Betonung müssen zur Situation passen und zudem der natürlichen<br />
Sprechweise entsprechen. In gewissen Situationen ist es jedoch s<strong>in</strong>nvoll,<br />
die Zielstruktur speziell zu betonen oder auch das Sprechtempo<br />
zu verlangsamen. Auf jeden Fall müssen aber die Äusserungen der<br />
Therapeut<strong>in</strong> grammatikalisch und dem S<strong>in</strong>ne nach korrekt se<strong>in</strong>.<br />
E<strong>in</strong> zweites wichtiges Kriterium der Inputspezifizierung stellt die „frequente<br />
Präsentation“ dar, also die möglichst häufige Wiederholung der<br />
Zielstruktur. Dieses Kriterium ist zugleich e<strong>in</strong> Grundbauste<strong>in</strong> der Inputspezifizierung,<br />
da es festlegt, dass die Zielstruktur dem K<strong>in</strong>d häufiger<br />
als <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er normalen Umweltsprache angeboten wird. Die frequente<br />
Präsentation stellt auch sicher, dass die Therapeut<strong>in</strong> dem K<strong>in</strong>d die<br />
Zielstruktur <strong>in</strong> verschiedensten thematischen und syntaktischen Varianten<br />
anbietet.<br />
Das Kriterium der „Prägnanz“ legt fest, dass die Inputspezifizierung<br />
auf die Interessen des K<strong>in</strong>des e<strong>in</strong>gehen soll. Hierbei ist es wichtig,<br />
auch das jeweilige Entwicklungsniveau des K<strong>in</strong>des zu beachten. Hat<br />
es nämlich die kognitiven Fähigkeiten für die Umsetzung e<strong>in</strong>es Inputs<br />
noch nicht erworben, ist es ihm auch nicht möglich, die Zielstruktur<br />
erfolgreich anzuwenden (vgl. Kauschke und Siegmüller, 2006, S.31).<br />
Indem die Zielstruktur <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em geeigneten Sett<strong>in</strong>g e<strong>in</strong>gebettet wird,<br />
bleibt der Inhalt im Interessensgebiet des K<strong>in</strong>des und die Prägnanz<br />
kann gewährleistet werden. Durch Beobachtung des Blickkontaktes<br />
des K<strong>in</strong>des kann der geme<strong>in</strong>same Aufmerksamkeitsfokus sichergestellt<br />
werden.<br />
Der präsentierte Inhalt sollte e<strong>in</strong>e hohe „Variabilität“ aufweisen. Dies<br />
gilt vor allem für das verwendete Wortmaterial, das so variantenreich<br />
se<strong>in</strong> soll, damit das K<strong>in</strong>d die Zielstruktur nicht lexikalisch lernt. Dies<br />
könnte nach Kauschke und Siegmüller (2006, S.31) beispielsweise der<br />
Fall se<strong>in</strong>, wenn neue syntaktische Strukturen mit dem immer gleichen<br />
Wortmaterial angeboten werden. E<strong>in</strong> sehr wichtiges Kriterium der In-<br />
39
Bachelorarbeit<br />
<strong>Inputtherapie</strong> <strong>in</strong> <strong>Zürichdeutsch</strong><br />
putspezifizierung ist weiter die „flexible Präsentation“ des Inhaltes. Diese<br />
betrifft die Varianten der Satzstrukturen, <strong>in</strong> denen die Zielstruktur<br />
angeboten wird. Der Input soll <strong>in</strong> unterschiedlichen Satzstrukturen an<br />
das K<strong>in</strong>d gerichtet werden. Auch soll die Struktur <strong>in</strong>nerhalb des Satzes<br />
verändert werden (beispielsweise: Subjekt-Verb-Objekt → Objekt-<br />
Verb-Subjekt). Wenn alle Sätze <strong>in</strong> der Subjekt-Verb-Objekt Reihenfolge<br />
angeboten werden, weiss das K<strong>in</strong>d zum Beispiel nicht, ob dies die<br />
starre Wortreihenfolge ist oder ob immer die Verbzweitstellung gilt.<br />
Wichtig ist zu beachten, dass die Kontraste <strong>in</strong> der immer gleichen Reihenfolge<br />
angeboten werden und dass ke<strong>in</strong>e phonologischen Assimilationen<br />
(Bsp.: D’Tanja ← → Tanja) oder semantische Mehrdeutigkeiten<br />
(d’Bire) vorkommen (vgl. Kölliker Funk, 2002, S. 12). Die Flexibilität<br />
<strong>in</strong> der Präsentation muss auch dann beachtet werden, wenn der Entwicklungsstand<br />
des K<strong>in</strong>des noch sehr tief ist und es selber noch ke<strong>in</strong>e<br />
langen oder komplexen Aussagen produziert.<br />
Als letztes Kriterium der Inputspezifizierung nennen Kauschke und<br />
Siegmüller (2006, S. 33f.) den „Kontrast“. Das angebotene Material<br />
soll kontrastreich se<strong>in</strong>, um dem K<strong>in</strong>d die Wahrnehmung der Zielstruktur<br />
zu erleichtern (weitere Ausführungen dazu unter 4.2.1).<br />
4.4. <strong>Inputtherapie</strong><br />
4.4.1 Sprachlicher Input<br />
Nach Ritterfeld (2000, S. 406) muss sprachlicher Input drei wichtige<br />
Aspekte erfüllen. Er soll die Aufmerksamkeit des K<strong>in</strong>des auf die Umweltsprache<br />
lenken und dem K<strong>in</strong>d diejenigen Daten liefern, welche es<br />
zu diesem Zeitpunkt für se<strong>in</strong>e Entwicklung benötigt. Ausserdem soll<br />
das K<strong>in</strong>d durch den Input zu eigener verbaler Kommunikation angeregt<br />
werden. Bereits 1987 hat Bruner auf die aufmerksamkeitsfördernde<br />
Funktion der Inputsprache h<strong>in</strong>gewiesen. Diese kann jedoch erst erfolgen,<br />
wenn beide Gesprächspartner die Aufmerksamkeit teilen und der<br />
Erwachsene dem K<strong>in</strong>d die l<strong>in</strong>guistischen Strukturen anbieten kann,<br />
aus denen es sich die nötigen Informationen für se<strong>in</strong>en Spracherwerb<br />
extrahiert (Ritterfeld, 2000, S. 406).<br />
Das K<strong>in</strong>d kann nur dann e<strong>in</strong>e adäquate Sprache erwerben, wenn die<br />
Qualität und die Quantität des ihm angebotenen Inputs stimmen und<br />
wenn es auch zu eigenen sprachlichen Äusserungen angeregt wird.<br />
Trotzdem lässt sich ke<strong>in</strong>e allgeme<strong>in</strong>gültige Regel <strong>in</strong> dem S<strong>in</strong>ne festlegen,<br />
dass das Anbieten möglichst vieler Informationen für den gelungenen<br />
Spracherwerb ausreicht. Auch wenn guter Input das K<strong>in</strong>d<br />
anregen und im Spracherwerb weiterbr<strong>in</strong>gen kann, so reicht dies nicht<br />
aus, um e<strong>in</strong>en problemlosen Spracherwerb zu durchlaufen. So muss<br />
trotz e<strong>in</strong>es qualitativ hoch stehenden und entwicklungsadäquaten Inputs<br />
sichergestellt werden, dass dem K<strong>in</strong>d Gelegenheiten zur eigenen<br />
Sprachproduktion geboten werden (vgl. Ritterfeld, 2000, S. 408). So<br />
kann sich das K<strong>in</strong>d aktiv mit se<strong>in</strong>er Sprache ause<strong>in</strong>andersetzen. Dies<br />
heisst nun, dass wenn mit dem K<strong>in</strong>d <strong>Inputtherapie</strong> durchgeführt wird<br />
und es zum Beispiel auch CDs mit nach Hause nimmt, ihm doch <strong>in</strong> der<br />
Therapie, wie auch natürlich zu Hause, noch die Möglichkeit zu eigenen<br />
Sprachäusserungen geboten werden muss.<br />
40
Bachelorarbeit<br />
<strong>Inputtherapie</strong> <strong>in</strong> <strong>Zürichdeutsch</strong><br />
Ritterfeld weist darauf h<strong>in</strong>, dass Spracherwerb als e<strong>in</strong> Zusammenspiel<br />
von Voraussetzungen im K<strong>in</strong>d selber sowie auch von Gegebenheiten<br />
der Umwelt verstanden werden kann. Somit können Defizite <strong>in</strong> beiden<br />
Feldern für e<strong>in</strong>en gestörten Spracherwerb verantwortlich gemacht<br />
werden. Empirische Befunde weisen jedoch darauf h<strong>in</strong>, dass die Ursachen<br />
für Sprachentwicklungsstörungen eher beim K<strong>in</strong>d als bei der<br />
Umwelt zu suchen s<strong>in</strong>d. Doch selbst wenn die Umweltfaktoren nicht<br />
ausschlaggebend für e<strong>in</strong>e Sprachentwicklungsverzögerung s<strong>in</strong>d, so<br />
bleibt doch die Überzeugung, dass durch Veränderung der Umwelt<br />
kompensatorisch auf den Spracherwerb e<strong>in</strong>gewirkt werden kann (Ritterfeld,<br />
2000, S.424).<br />
E<strong>in</strong>e Möglichkeit der gezielten Veränderung der Umwelt (zum<strong>in</strong>dest im<br />
Rahmen der Logopädietherapie) bietet die <strong>Inputtherapie</strong> nach Penner<br />
und Kölliker Funk (1998).<br />
4.4.2 Grundlagen der <strong>Inputtherapie</strong><br />
Nach Penner (1998) besteht <strong>Inputtherapie</strong> dar<strong>in</strong>, dass die Stagnation<br />
im Bootstrappen aufgelöst werden soll. „…bezogen auf den gestörten<br />
Spracherwerb wird angenommen, dass im sprachentwicklungsgestörten<br />
K<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e zu schwache Verarbeitung erfolgt, so dass der Input<br />
nicht optimal verarbeitet werden kann. Um Sprachentwicklungsgestörte<br />
K<strong>in</strong>der bei der Verarbeitung des Inputs zu unterstützen, wird<br />
dieser verstärkt“ (Siegmüller et al., 2010, S.17). Dies soll durch das<br />
vermehrte Anbieten der für den Intake (siehe 3.2) relevanten grammatischen<br />
Strukturen geschehen. Das K<strong>in</strong>d soll somit <strong>in</strong> der Lage se<strong>in</strong>,<br />
se<strong>in</strong>en Spracherwerb selbst fortzusetzen und die weitere Grammatik<br />
zu entdecken. „Im Input s<strong>in</strong>d grundsätzlich alle Informationen enthalten,<br />
die e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d braucht, um die Spracherwerbsschritte zu durchlaufen“<br />
(Kauschke, 2007, S.4-16). Die Methode der Inputspezifizierung,<br />
die als Inputsequenzen e<strong>in</strong>gesetzt wird, wird e<strong>in</strong>zig im strikt entwicklungsproximalen<br />
Ansatz (siehe 4.1.1) e<strong>in</strong>gesetzt (vgl. Siegmüller und<br />
Bartels, 2006, S.102).<br />
4.4.3 Vorgehen<br />
S<strong>in</strong>d die für das K<strong>in</strong>d relevanten Sprachstrukturen (Trigger) erst e<strong>in</strong>mal<br />
festgelegt, werden sie ihm im Input vermehrt angeboten. So soll das<br />
Defizit im grammatischen Wissen des K<strong>in</strong>des ausgeglichen werden.<br />
Wie bereits erwähnt, soll dem K<strong>in</strong>d so die Möglichkeit gegeben werden,<br />
die Stagnation <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Grammatikerwerb aufzulösen. Der Fokus<br />
liegt hierbei auf dem Anbieten der benötigten Zielstruktur, wobei<br />
diese nicht <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Dialog e<strong>in</strong>gebettet werden muss. Die Eigenaktivität<br />
des K<strong>in</strong>des wird auch durch re<strong>in</strong>en Input angeregt. Wie weiter oben<br />
erwähnt, braucht das K<strong>in</strong>d jedoch für e<strong>in</strong>e gute Sprachentwicklung die<br />
Möglichkeit, sich auch selbst verbal zu äussern.<br />
Weiter gilt es zu beachten, dass die Trigger durch empirische und<br />
theoretische Grundlagenforschung festgelegt werden und nicht immer<br />
der Spontansprache entsprechen (vgl. Siegmüller und Kauschke,<br />
2006, S. 102f).<br />
41
Bachelorarbeit<br />
<strong>Inputtherapie</strong> <strong>in</strong> <strong>Zürichdeutsch</strong><br />
Wie mehrfach erwähnt, hat die <strong>Inputtherapie</strong> zum Ziel, dem K<strong>in</strong>d grammatische<br />
Strukturen durch stark aufbereitetes sprachliches Angebot<br />
zugänglich zu machen. Deshalb wird der Input speziell <strong>in</strong> verschiedenen<br />
Kontrasten vorbereitet (siehe 4.3.2).<br />
Das Ziel der <strong>Inputtherapie</strong> ist es, dass das K<strong>in</strong>d die Sprachverarbeitung<br />
schneller und effizienter durchführt und somit das grammatische<br />
Grundmuster <strong>in</strong> der Sprachverarbeitung nutzen kann. Auch se<strong>in</strong><br />
Sprachverständnis sollte nach Kölliker Funk (2002, S.14) besser werden,<br />
da es die Informationen, die sich <strong>in</strong> den kle<strong>in</strong>en grammatischen<br />
Wörtern verbergen und die eigentlich aufzeigen, welche Bereiche der<br />
Phrase Gültigkeit haben, aus dem Sprachangebot herausfiltern kann.<br />
Hierzu e<strong>in</strong> Beispiel (nach Kölliker Funk, 2002, S.14):<br />
De Globi hät Chueche gässe. – De Globi hät de Chueche gässe.<br />
Wie viel Kuchen Globi gegessen hat (Chueche ← → de Chueche) liegt<br />
im bestimmten Artikel. Dieser bestimmte Artikel ist der Kopf der Nom<strong>in</strong>alphrase<br />
(siehe 2.2.1). Das bedeutet, dass das K<strong>in</strong>d dieses Grundmuster<br />
der Sprache erst entdecken muss, um beim Verstehen die<br />
Bedeutung des bestimmten Artikels und somit die Mengenangabe erkennen<br />
zu können (vgl. Kölliker Funk, 2002, S.14).<br />
4.4.4 Durchführung der <strong>Inputtherapie</strong><br />
Nach Penner und Kölliker Funk (1998, S. 91) werden dem K<strong>in</strong>d ungefähr<br />
fünf bis zehn M<strong>in</strong>uten pro Tag Inputstrukturen angeboten. Wichtig<br />
ist abzubrechen, wenn das K<strong>in</strong>d nicht mehr se<strong>in</strong>e volle Aufmerksamkeit<br />
auf das Therapiematerial und natürlich vor allem auf das Zuhören<br />
lenken kann. Die Häufigkeit dieses Angebotes muss sehr hoch se<strong>in</strong>,<br />
damit die kurze Dauer kompensiert werden kann. Penner und Kölliker<br />
Funk empfehlen, zweimal während e<strong>in</strong>er logopädischen Therapie Inputstrukturen<br />
zum gleichen Thema anzubieten. Idealerweise soll die<br />
Therapie zu e<strong>in</strong>em Merkmal der Dauer e<strong>in</strong>es Schulquartals entsprechen.<br />
Danach sollte e<strong>in</strong> Quartal ohne Therapie, jedoch mit e<strong>in</strong>er Nachkontrolle<br />
am Ende folgen. Dabei kann überprüft werden, ob das K<strong>in</strong>d<br />
se<strong>in</strong>en Grammatikerwerb weiterführen und somit die Stagnation im<br />
Bootstrappen auflösen konnte. Falls e<strong>in</strong>e neue Stagnation festgestellt<br />
wird, soll nach dem strikt entwicklungsproximalen Ansatz dasjenige<br />
Merkmal bestimmt werden, welches im nächsten Quartal <strong>in</strong> der Therapie<br />
angeboten werden soll.<br />
Um die <strong>Inputtherapie</strong> gut vorbereiten zu können, spricht die Therapeut<strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>e Geschichte, die <strong>in</strong> ihren grammatischen Merkmalen an die<br />
Zielstruktur angeglichen wurde, auf e<strong>in</strong>en Tonträger. Nach Penner und<br />
Kölliker Funk (1998, S.91) erreicht sie damit drei Ziele:<br />
1. Durch die genaue Vorbereitung können die Inputstrukturen unter<br />
Berücksichtigung aller Kriterien (beispielsweise der e<strong>in</strong>wandfreien<br />
Phonologie) fehlerfrei angeboten werden.<br />
2. Logopäd<strong>in</strong> und K<strong>in</strong>d können die Geschichte geme<strong>in</strong>sam hören. Die<br />
Therapeut<strong>in</strong> kann dabei genauer beobachten, wie lange das K<strong>in</strong>d<br />
aufmerksam zuhören kann. Wenn beide geme<strong>in</strong>sam zuhören, wird<br />
ihre Beziehung, trotz der etwas seltsamen Erzählform, nicht verändert.<br />
42
Bachelorarbeit<br />
<strong>Inputtherapie</strong> <strong>in</strong> <strong>Zürichdeutsch</strong><br />
3. Wie erwähnt sollte die Zielstruktur vom K<strong>in</strong>d möglichst oft und immer<br />
wieder gehört werden. Das K<strong>in</strong>d kann daher die Kassette auch<br />
zu Hause hören. Dies jedoch nur unter dem Vorbehalt, dass das<br />
K<strong>in</strong>d motiviert ist und die Eltern über die <strong>Inputtherapie</strong> <strong>in</strong>formiert<br />
s<strong>in</strong>d.<br />
4.5 Inputstrukturen<br />
4.5.1 Erstellen von Inputstrukturen<br />
Das K<strong>in</strong>d mit e<strong>in</strong>er Grammatikerwerbsstörung kann auf Grund se<strong>in</strong>er<br />
Störung nur e<strong>in</strong>en kle<strong>in</strong>en Teil der sprachlichen Informationen aus se<strong>in</strong>em<br />
Umfeld, die kanonischen Regeln (siehe 3.7.1) nutzen. Die Strukturen<br />
<strong>in</strong> der Therapie müssen daher so gestaltet se<strong>in</strong>, dass sie dem<br />
K<strong>in</strong>d die fehlenden spracherwerbsrelevanten Daten verstärkt anbieten.<br />
Diese Daten betreffen somit ausschliesslich die nicht-kanonischen Regeln<br />
(siehe 3.7.1).<br />
Der Input, der dem K<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der Therapie angeboten wird, besteht folglich<br />
aus den Daten, die ihm unter normalen Umständen nicht zugänglich<br />
s<strong>in</strong>d. Durch diese soll das K<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der Lage se<strong>in</strong>, den Stillstand im<br />
Bootstrapp<strong>in</strong>g aufzuheben und mit dem Grammatikerwerb weiterzufahren.<br />
Die sprachliche Interaktion spielt während des Anbietens von<br />
Inputstrukturen e<strong>in</strong>e untergeordnete Rolle. Vielmehr wird das K<strong>in</strong>d <strong>in</strong><br />
dieser Therapie als Empfänger wichtiger und spezifischer Informationen<br />
angesehen, die es ihm ermöglichen sollen, aktiv und selbstgesteuert<br />
Bootstrapp<strong>in</strong>g zu betreiben.<br />
Als Methode bietet sich daher <strong>in</strong> der <strong>Inputtherapie</strong> das Erzählen von<br />
Geschichten an, welche die für das K<strong>in</strong>d nötigen Informationen gehäuft<br />
enthalten (vgl. Penner und Kölliker Funk, 1998, S. 87). Hier soll<br />
darauf h<strong>in</strong>gewiesen werden, dass die Strukturen so zusammengestellt<br />
werden sollen, dass sie e<strong>in</strong>e dreimodulare Schnittstelle darstellen (vgl.<br />
Penner und Kölliker Funk, 1998, S.88).<br />
Prosodische<br />
Informationen<br />
Semantische und<br />
Diskurs<strong>in</strong>formationen<br />
Syntaktische<br />
Informationen<br />
Abb.1: Drei-Modulare Schnittstellen von Inputstrukturen (vgl. Kölliker Funk, 1998, S.88)<br />
Wie <strong>in</strong> der Abbildung gezeigt wird, weisen diese drei-modularen<br />
Schnittstellen jeweils e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>deutige Übere<strong>in</strong>stimmung zwischen Prosodie,<br />
Semantik und Syntax auf.<br />
Nach Penner und Kölliker Funk (1998, S.88) ist es genau diese wiederholt<br />
angebotene Übere<strong>in</strong>stimmung dreier Komponenten der Grammatik,<br />
durch die das K<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der Lage ist die Stagnation im Bootstrappen<br />
aufzulösen. Wie bereits erwähnt, s<strong>in</strong>d Inputstrukturen nach dem<br />
Pr<strong>in</strong>zip der Asymmetrie aufgebaut. Das bedeutet, dass das K<strong>in</strong>d aus<br />
den direkt nache<strong>in</strong>ander angebotenen, kontrastiven Inputstrukturen<br />
die Grundregeln der Grammatik ableiten kann.<br />
Weiter gehen Penner und Kölliker Funk (1998, S.88) auf die Bedeutung<br />
der Expletivität im Grammatikerwerb und deren Nutzen für die<br />
<strong>Inputtherapie</strong> e<strong>in</strong>. Besonders wirkungsvoll s<strong>in</strong>d also diejenigen Wörter,<br />
welche ke<strong>in</strong>e eigentlichen semantischen Informationen tragen,<br />
43
Bachelorarbeit<br />
<strong>Inputtherapie</strong> <strong>in</strong> <strong>Zürichdeutsch</strong><br />
sondern die semantische Information verdeutlichen, somit also e<strong>in</strong>e<br />
re<strong>in</strong> syntaktische Funktion haben (Penner und Kölliker Funk nennen<br />
als Beispiele: Artikel bei Eigennamen, das Wörtchen „tun“, Verdoppelungsverben).<br />
Dem K<strong>in</strong>d wird klar, dass diese Wörter wichtige grammatische<br />
Informationen darstellen, da sie nichts Neues bedeuten.<br />
Beispiel „Tun“:<br />
Er tuet choche.<br />
Das unflektierte Verb „choche“ trägt die semantische Information.<br />
Das flektierte Verb „tuet“ trägt die grammatische Information (Flexion)<br />
(siehe 2.2).<br />
Penner und Kölliker Funk (1998, S.88) erwähnen, dass die Inputstrukturen<br />
<strong>in</strong> der Therapie nache<strong>in</strong>ander dreimodulare Schnittstellen enthalten<br />
(dar<strong>in</strong> be<strong>in</strong>haltet s<strong>in</strong>d auch Expleti vität und Asymmetrie). Sie<br />
werden zu Geschichten zusammengefügt und bilden e<strong>in</strong>en Therapiebauste<strong>in</strong>.<br />
Um dem K<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>deutige Informationen anbieten zu können, müssen<br />
die Inputstrukturen sehr sorgfältig zusammengestellt und anschliessend<br />
gründlich überprüft werden. Sowohl grammatisch als auch phonologisch<br />
müssen sie e<strong>in</strong>deutig (siehe auch 4.3.2) und wahrnehmbar<br />
se<strong>in</strong>. Es ist daher zentral, dass man sie genau vorbereitet und nicht<br />
spontan <strong>in</strong> der Situation mit dem K<strong>in</strong>d erf<strong>in</strong>det (vgl. Penner und Kölliker<br />
Funk, 1998, S. 90).<br />
44
Bachelorarbeit<br />
<strong>Inputtherapie</strong> <strong>in</strong> <strong>Zürichdeutsch</strong><br />
4.5.2 Beispiele von Inputstrukturen<br />
Inputstrukturen zum Entdecken der Verbzweitstellung im Hauptsatz:<br />
Inputstruktur und Beschreibung Beispiele: Schweizerdeutsch<br />
Tun-/ Nicht-Tun Konstruktionen:<br />
E<strong>in</strong> Verb wird e<strong>in</strong>mal als fortlaufende Handlung mit<br />
tun gebildet; <strong>in</strong> der nächsten Äusserung folgt e<strong>in</strong>e<br />
zielgerichtete Handlung ohne tun. „Tun“ ist somit<br />
e<strong>in</strong> grammatisches Wort ohne semantische Information.<br />
Es bietet dem K<strong>in</strong>d im Input re<strong>in</strong>e grammatische<br />
Information (Vorsicht: „Tun“ wird auch für<br />
Handlungen im Futur verwendet; Deshalb den Input<br />
mit e<strong>in</strong>em Ausdruck für e<strong>in</strong>e fortlaufende Handlung<br />
ergänzen).<br />
Satzbeg<strong>in</strong>n mit Subjekt / Satzbeg<strong>in</strong>n mit e<strong>in</strong>em Nicht-Subjekt:<br />
Die V2 wird für das K<strong>in</strong>d erst e<strong>in</strong>deutig, wenn<br />
es entdecken kann, dass im Sdt. OVS (Objekt-<br />
Verb-Subjekt) oder AVS (Adverbiale-Verb-Subjekt)<br />
möglich s<strong>in</strong>d und das Verb somit immer an zweiter<br />
Stelle im Satz steht. In der <strong>Inputtherapie</strong> folgt e<strong>in</strong>er<br />
OVS- oder AVS-Äusserung e<strong>in</strong>e SVO- Äusserung<br />
oder umgekehrt. Das K<strong>in</strong>d soll den Unterschied<br />
entdecken können.<br />
Äusserungen mit Fragewort / Äusserungen ohne Fragewort<br />
Fragen mit e<strong>in</strong>em Fragewort enthalten V2. Deshalb<br />
eignen sie sich, gefolgt von e<strong>in</strong>er Aussage ohne<br />
Fragewort, als Inputstruktur. Besonders geeignet<br />
s<strong>in</strong>d sie mit der zusätzlichen Unterscheidung von<br />
„tun“ <strong>in</strong> der Frage/ „nicht-tun“ <strong>in</strong> der Aussage oder<br />
e<strong>in</strong>em Satzbeg<strong>in</strong>n mit dem Nicht-Subjekt <strong>in</strong> der<br />
Aussage. (Vorsicht: Die Aussage muss e<strong>in</strong>e ganze<br />
Äusserung se<strong>in</strong> und nicht bloss e<strong>in</strong>e Antwort, da<br />
Antworten oft ohne Subjekt dastehen).<br />
Hauptsatz mit „tun“ / Nebensatz ohne „tun“<br />
In dieser Inputstruktur wird die Regel, „im HS darf<br />
„tun“ stehen, im NS darf „tun“ nicht benutzt<br />
werden“, angeboten.<br />
Hauptsatz ohne „du“ / Nebensatz mit „du“<br />
Das unbetonte Pronomen d’ (du) kann im HS weggelassen<br />
werden und ist im NS nötig. Dabei sollte<br />
nach dem d’ e<strong>in</strong> Wort folgen, das mit e<strong>in</strong>em Vokal<br />
beg<strong>in</strong>nt.<br />
De Flo tuet gähne. - Er isch nanig wach.<br />
De Flo tuet s<strong>in</strong>i Auge riibe. – Er gseht nanig richtig<br />
us s<strong>in</strong>e Auge use.<br />
De Flo tuet s<strong>in</strong>i Chleider zäme sueche. – Er gaht<br />
jetzt go dusche.<br />
De Flo tuet langsam is Badzimmer laufe. – Er isch<br />
immerno sehr müed.<br />
Siehe Übungsserie<br />
Grad siebe Flüüge schlat s Schniederli hüt tot.<br />
S’Schniederli tötet drum mängisch gar kei Flüüge.<br />
Jede Namittag tuet s Schniederli am Tisch schaffe.<br />
S’Schniederli schaffet drum am Morge immer i de<br />
Chuchi.<br />
Was tuet de Hansli jedä Tag s<strong>in</strong>ge?<br />
De Hansli s<strong>in</strong>gt jedä Morge es Lied;<br />
oder<br />
Es Lied s<strong>in</strong>gt de Hansli jedä Morge.<br />
Hauptsatz mit Verbzweitstellung / Nebensatz mit Verbendstellung<br />
Das gleiche <strong>in</strong>haltsreiche Verb wird <strong>in</strong> der Gegenwart<br />
und <strong>in</strong> der dritten Person E<strong>in</strong>zahl im HS und NS<br />
verwendet.<br />
Noch e<strong>in</strong>deutiger wird der Unterschied, wenn<br />
Verne<strong>in</strong>ung und Partikel gebraucht werden, die<br />
im HS vor dem Verb, im NS jedoch nach dem Verb<br />
stehen. Im HS kann man durch Objektvoranstellung<br />
die V2 noch besonders betonen.<br />
Tab.2: vgl. Penner und Kölliker Funk (1998, S.71ff)<br />
De Flo tuet d’Schue usem Chäschtli usehole, will<br />
die det dr<strong>in</strong> versorgt s<strong>in</strong>d.<br />
De Flo tuet sich am Chäschtli feschthebä, will er<br />
suscht umgheit.<br />
De Flo tuet d’Schue zuchläbe, will er nanig chan<br />
b<strong>in</strong>de.<br />
De Flo tuet de rächt Schue alegge, bevor er de<br />
l<strong>in</strong>ggi aleit.<br />
Siehe Übungsserie<br />
Chasch es Guetsli hole, eis wo d’us de Schachtle<br />
därfsch nä.<br />
Weisch no weli Guetsli, die wo d’immer im Lade<br />
chaufsch.<br />
S’Mami holt d’Jagge vom Haagge, während de<br />
Flo no de Rägeschirm holt.<br />
De Flo hebt d’Jagge mit l<strong>in</strong>ks fescht, will er mit<br />
rächts de Riisverschluss hebt.<br />
De Flo zieht de Riisverschluss bis ufe zue, will’s<br />
verusse zieht.<br />
Siehe Übungsserie<br />
45
Inputstrukturen zum Entdecken der Verbflexion:<br />
Verdoppelungsverben<br />
Verdoppellungsverben wie z.B. du chunsch cho<br />
luege (du kommst kommen schauen) tragen nur<br />
syntaktische, ke<strong>in</strong>e semantische Information.<br />
Wenn sie <strong>in</strong> der dritten Person S<strong>in</strong>gular verwendet<br />
werden, können sie beim K<strong>in</strong>d zum Entdecken der<br />
V2 führen. Später können K<strong>in</strong>der daran erkennen,<br />
wie Verben im Sdt. flektiert werden.<br />
Tab.3: vgl. Penner und Kölliker Funk (1998, S.71ff)<br />
Bachelorarbeit<br />
<strong>Inputtherapie</strong> <strong>in</strong> <strong>Zürichdeutsch</strong><br />
De Flo gaht go luege, öb niemer im Badzimmer<br />
isch.<br />
De Flo gaht go Türe vom Badzimmer ufmache.<br />
De Flo rüeft am Mami: „Ich chum cho Zmorge esse,<br />
wänn ich tusched han“<br />
Siehe Übungsserie<br />
Inputstrukturen zum Entdecken der Nebensatzstruktur:<br />
K<strong>in</strong>der, die Sdt. sprechen, sollen Konjunktionen lernen, sobald es ihnen<br />
<strong>in</strong> ihrer Entwicklung möglich ist. Diese regieren im Sdt. den NS.<br />
Aufzeigen der Notwendigkeit vom E<strong>in</strong>satz von Konjunktionen<br />
K<strong>in</strong>der bilden <strong>in</strong> ihrem Grammatikerwerb zuerst<br />
vorkonjunktionale NS. Dabei lassen sie e<strong>in</strong>e Lücke<br />
an der Stelle der eigentlichen Konjunktion oder setzen<br />
Platzhalter oder Passepartouts e<strong>in</strong>. Das Beispiel<br />
zeigt dem K<strong>in</strong>d, wie Konjunktionen gebraucht<br />
werden müssen.<br />
Tab.4: vgl. Penner und Kölliker Funk (1998, S.71ff)<br />
De Flo leit de Pulli a, will’s hüt chalt isch.<br />
De Flo trült de Pulli, damit er en richtig aleit.<br />
De Flo schlüft <strong>in</strong> Pulli <strong>in</strong>e, damit er hüt schön warm<br />
hät.<br />
Siehe Übungsserie<br />
Sobald K<strong>in</strong>der mit Grammatikerwerbsstörungen die V2 entdeckt haben,<br />
kommt es häufig vor, dass sie diese übergeneralisieren. Das heisst,<br />
sie verwenden sie nun auch <strong>in</strong> NS. Bei K<strong>in</strong>dern mit normalem<br />
Grammatikerwerb tritt dies nicht auf. Nur falls dieser Fehler auftritt, ist<br />
es nötig, folgende Inputstruktur anzubieten.<br />
Lexikalisches Lernen von Nebensätzen mit bestimmten Verben<br />
Wenn die V2 im HS sicher erworben worden ist, können wir dem K<strong>in</strong>d gewisse Verben anbieten, die im NS<br />
an erster oder zweiter Stelle stehen können. So soll es auf das Verb im NS aufmerksam gemacht werden.<br />
V2 im Wechsel mit Verbendstellung De Flo freut sich, er chan use gah.<br />
De Flo freut sich, dass er use gah chan.<br />
Siehe Übungsserie<br />
Verberststellung im Wechsel mit Verbendstellung<br />
D’Laura rüeft, muesch schnell zu eus cho.<br />
D’ Laura rüeft, dass de Flo schell zu ihne cho muess.<br />
Siehe Übungsserie<br />
Nur Verbendstellung möglich Ich han vergässe, dass ich hüt gange.<br />
Tab.5: vgl. Kölliker Funk (1998, S.71ff)<br />
Laut Penner und Kölliker Funk (1998) führt das Anbieten solcher und<br />
ähnlicher Inputstrukturen bei vielen K<strong>in</strong>dern zur selbständigen Fortsetzung<br />
des Grammatikerwerbsprozesses. Daher sollte auch das Ziel<br />
e<strong>in</strong>er Grammatiktherapie se<strong>in</strong>, dem K<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>en kreativen Umgang mit<br />
Sprache anzubieten, um ihm zu ermöglichen, se<strong>in</strong>en Grammatikerwerbsprozess<br />
erfolgreich weiterführen oder antreiben zu können. „K<strong>in</strong>der<br />
erweisen sich früh als kreative und aktive Kommunikationspartner,<br />
deren natürliche Kompetenzen durch e<strong>in</strong>e anregende Umgebung herausgefordert<br />
werden sollten“ (Tracy, S.3). 6<br />
6 Tracy, R. Kompetenzen kompetent fördern: Handreichung zur Optimierung sprachlicher Frühför<br />
derung<br />
http://www.aktioncourage.org/media/raw/Tracy_Kompetenzen_kompetent_foerdern.pdf (Stand<br />
20.10.2010)<br />
46
5. Symbolische Kompetenzen<br />
Bachelorarbeit<br />
<strong>Inputtherapie</strong> <strong>in</strong> <strong>Zürichdeutsch</strong><br />
Unsere Übungssammlung basiert auf e<strong>in</strong>er Bildergeschichte. Damit<br />
e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d diese erfassen kann, braucht es symbolische Kompetenzen.<br />
Daher sollen im Folgenden die Voraussetzungen für das Entwickeln<br />
symbolischer Kompetenzen dargelegt und e<strong>in</strong>e kurze Def<strong>in</strong>ition zu<br />
symbolischen Kompetenzen gegeben werden.<br />
5.1 Voraussetzungen<br />
5.1.1 Wahrnehmung<br />
Für jeden kognitiven Prozess braucht es grundlegend zuerst e<strong>in</strong>mal<br />
Wahrnehmung. Als Wahrnehmung werden nach Ruf-Bächtiger (1995,<br />
S.23) sämtliche Prozesse verstanden, die bei der Verarbeitung von<br />
S<strong>in</strong>nesreizen im Gehirn ablaufen. Wahrnehmung ist demzufolge e<strong>in</strong><br />
aktiver Prozess, der sich im Laufe der Entwicklung e<strong>in</strong>es K<strong>in</strong>des stetig<br />
verändert und verfe<strong>in</strong>ert. Erstaunlicherweise ist dabei die Vollkommenheit<br />
der peripheren Organe eher sekundär, um gute funktionelle<br />
Hirnorgane aufzubauen. E<strong>in</strong> Defizit <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em der S<strong>in</strong>nesorgane kann<br />
durch gute Leistungen e<strong>in</strong>es anderen S<strong>in</strong>nesgebietes ausgeglichen<br />
werden. Falls sich jedoch e<strong>in</strong> funktionelles Hirnorgan durch genetische<br />
oder exogene Faktoren nicht vollständig entwickeln kann, bleiben<br />
auch die <strong>in</strong> ihm ablaufenden Wahrnehmungsprozesse fehlerhaft<br />
(vgl. Ruf-Bächtiger, 1995, S.24). Nach Zoll<strong>in</strong>ger (1989, S. 12ff) weisen<br />
vor allem Handlungen, die man als übersehen <strong>in</strong>terpretieren kann<br />
und bei denen die räumliche Anordnung auffällig ist bzw. gar nicht<br />
beachtet wurde, auf Schwierigkeiten <strong>in</strong> der visuellen und räumlichen<br />
Wahrnehmung h<strong>in</strong>.<br />
5.1.2 Erfassungsspanne<br />
Nach Ruf (1995, S. 24f.) bezeichnet der Begriff der Erfassungsspanne<br />
die Menge an Information, die e<strong>in</strong> S<strong>in</strong>neskanal auf e<strong>in</strong>mal aufnehmen<br />
kann. In den ersten zwei Lebensjahren beträgt die Anzahl solcher<br />
Informationen e<strong>in</strong>s bis zwei, wobei sie sich bis zum Ende des Grundschulalters<br />
auf das Erwachsenenniveau von etwa sieben Elementen<br />
entwickelt (vgl. Ruf-Bächtiger, 1995, S.24ff). Da die e<strong>in</strong>zelnen Bilder<br />
der Bildergeschichte zwar e<strong>in</strong>ige Informationen enthalten, aber trotzdem<br />
nicht überladen s<strong>in</strong>d und das Wesentliche gut wahrnehmbar ist,<br />
erachten wir die Bildergeschichte „E<strong>in</strong> Tag mit Flo“ <strong>in</strong> diesem Punkt<br />
als sehr geeignet.<br />
5.1.3 Figur-H<strong>in</strong>tergrund-Differenzierung<br />
Die Wahrnehmungspsychologie spricht von Figur-H<strong>in</strong>tergrund-Differenzierung<br />
und me<strong>in</strong>t damit die Fähigkeit unseres Gehirns „ganz<br />
automatisch und ohne besondere Anstrengung, Wesentliches von<br />
Unwesentlichem [zu] unterscheiden“ (Ruf-Bächtiger, 1995, S. 47).<br />
Wesentliches rückt <strong>in</strong> den Vordergrund, Unwesentliches wird nicht<br />
47
Bachelorarbeit<br />
<strong>Inputtherapie</strong> <strong>in</strong> <strong>Zürichdeutsch</strong><br />
bewusst wahrgenommen. In diesen Bereich gehört auch die Fähigkeit,<br />
bei vielen Reizen aus der Umwelt nicht überfordert zu se<strong>in</strong> und sich<br />
dar<strong>in</strong> zu verlieren, sondern Prioritäten setzen zu können (vgl. Ruf-Bächtiger,<br />
1995, S. 47). Bevor also mit e<strong>in</strong>em K<strong>in</strong>d mit unserer Übungssammlung<br />
gearbeitet werden kann, muss sichergestellt se<strong>in</strong>, dass es<br />
die Fähigkeit zur Figur-H<strong>in</strong>tergrund-Differenzierung ausgebildet hat.<br />
Ansonsten kann das K<strong>in</strong>d die nötigen Informationen aus den Sätzen<br />
nicht mit den Bildern verknüpfen.<br />
5.1.4 Abstraktionsvermögen<br />
Bei der Wahrnehmung und Speicherung neuer Inhalte werden diese immer<br />
mit bereits Bekanntem verglichen und, sofern möglich, Gleichem<br />
oder Ähnlichem zugeordnet. So Zusammengefasstes kann später<br />
leichter wieder gefunden und weiterverwertet werden. Auch ist e<strong>in</strong>e<br />
solche Aufteilung wahrgenommener Informationen e<strong>in</strong>e der Voraussetzungen<br />
für logisches Denken. Die Fähigkeit Wahrgenommenes so zu<br />
klassifizieren ist e<strong>in</strong>e Funktion, die im K<strong>in</strong>d <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Entwicklung heranreift.<br />
Das heisst, dass das K<strong>in</strong>d normalerweise mit zunehmendem<br />
Alter immer besser nach abstrakteren Merkmalen ordnen kann. Das<br />
abstrakte Denken ist demnach nicht von Anfang an gegeben. Viel<br />
mehr entwickelt es sich langsam während der Hirnreifung des K<strong>in</strong>des<br />
und kann sich auch bis <strong>in</strong>s hohe Erwachsenenalter immer noch weiterentwickeln<br />
(vgl. Ruf-Bächtiger, 1995, S. 64).<br />
Da die Bildergeschichte „E<strong>in</strong> Tag mit Flo“ sehr konkret dargestellt ist<br />
erfordert sie wenig Abstraktionsvermögen. Dieses ist allerd<strong>in</strong>gs bei der<br />
Wahrnehmung und der Speicherung der neuen Informationen aus den<br />
Inputsequenzen notwendig.<br />
5.2 Symbolische Kompetenzen<br />
„Symbolische Kompetenzen s<strong>in</strong>d generell komplexe und plastische<br />
kognitive Fertigkeiten“ (vgl. Posner und Rober<strong>in</strong>g, 2004, S.2555). „Die<br />
Fähigkeit zur Symbolbildung (symbolische Kompetenz) ist die Grundlage<br />
menschlichen Bewusstse<strong>in</strong>s und menschlicher Vernunft. Die kausale<br />
Bed<strong>in</strong>gung der Symbolwelt und der logischen Verknüpfungen<br />
zwischen den Symbolen ist aber nicht das Gehirn, sondern die Lebenswelt,<br />
die sie zu beschreiben sucht“ (vgl. Hammacher et al., 1992,<br />
S. 27).<br />
Hammacher et al. (1992, S.27) beschreiben den Begriff der Symbolkompetenz<br />
(<strong>in</strong> Anlehnung an Chomskys Begriff der l<strong>in</strong>guistischen<br />
Kompetenz) als die e<strong>in</strong>zigartige Fähigkeit des Menschen die Welt und<br />
auch sich selbst zu erkunden und Vorstellungen Begriffen zuzuordnen.<br />
Die Symbolkompetenz erlaubt es dem Menschen, die Repräsentationen<br />
der Umwelt <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Gehirn, sich selbst <strong>in</strong> der Reflektion und<br />
anderen <strong>in</strong> der Kommunikationssituation zum Ausdruck zu br<strong>in</strong>gen.<br />
Dies setzt voraus, dass der sprechende Mensch selbst und ebenso<br />
se<strong>in</strong>e Gesprächspartner e<strong>in</strong> Bewusstse<strong>in</strong> für Symbole und deren Bedeutung<br />
haben. Somit ist die Symbolkompetenz eng mit der l<strong>in</strong>guistischen<br />
Kompetenz, also mit der Fähigkeit zur Sprache, verbunden,<br />
48
Bachelorarbeit<br />
<strong>Inputtherapie</strong> <strong>in</strong> <strong>Zürichdeutsch</strong><br />
wenn nicht sogar identisch. Diese beiden Kompetenzen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> den<br />
Sprachzentren (meist <strong>in</strong> der l<strong>in</strong>ken Hirnhemisphäre) verankert. Doch<br />
selbst wenn man die Kompetenzen im Hirn lokalisieren kann, so s<strong>in</strong>d<br />
Symbole der Umwelt dennoch ke<strong>in</strong>e Konstruktionen des Gehirns. Vielmehr<br />
stehen sie für die Objekte der Umwelt selbst und die komplexen<br />
Beziehungen unter ihnen. Der Mensch kann mittels Symbolen die<br />
Objekte se<strong>in</strong>er Lebenswelt beschreiben. Ebenso ermöglichen sie ihm<br />
se<strong>in</strong>e Erfahrungen mit der Umwelt zu verarbeiten und schliesslich zu<br />
versprachlichen. Die Möglichkeit Erfahrungen zu sammeln, ist jedoch<br />
begrenzt durch die Handlungsfähigkeit des Menschen sowie se<strong>in</strong>en<br />
physiologischen Möglichkeiten. Ebenso wird sie durch die Vernunft,<br />
das Wissen und die bereits gemachten Erfahrungen e<strong>in</strong>es Individuums<br />
weiter e<strong>in</strong>geschränkt. Somit ist die symbolische Kompetenz durch die<br />
körperlichen Grenzen e<strong>in</strong>es jeden Menschen bestimmt (vgl. Hammacher<br />
et al., 1992, S.27).<br />
Wie bereits erwähnt, s<strong>in</strong>d die Bedeutungen der Symbole nicht durch<br />
die Organisation des Gehirns festgelegt. Vielmehr werden sie def<strong>in</strong>iert<br />
durch die D<strong>in</strong>ge der Umwelt und die Erfahrungen, für die sie stehen.<br />
Durch sie kann der Mensch Modelle von se<strong>in</strong>er Umwelt schaffen, die<br />
auf se<strong>in</strong>en Beobachtungen und Erfahrungen aufbauen.<br />
Der Mensch versucht somit mittels Symbolen se<strong>in</strong>e Umwelt zu beschreiben<br />
und letztlich auch zu verstehen. Hierzu benötigt er auch<br />
Worte für Bef<strong>in</strong>dlichkeiten wie beispielsweise Emotionen, Angst und<br />
existentielle Fragen (vgl. Hammacher et al., 1992, S.28). Es ist möglich<br />
durch Beschreibungen und Verknüpfungen die Lebenswelt annähernd<br />
zu beschreiben. Allerd<strong>in</strong>gs können solche Versuche nie e<strong>in</strong> Abbild der<br />
Wirklichkeit se<strong>in</strong>, denn „die Grenzen me<strong>in</strong>er Sprache bedeuten die<br />
Grenzen me<strong>in</strong>er Welt“ (Wittgenste<strong>in</strong>, 2003, S.118).<br />
Der Mensch denkt also notwendigerweise <strong>in</strong> Begriffen. Ohne die entsprechenden<br />
Worte kann er Gedanken nicht formulieren. Da er jedoch<br />
nicht für alle D<strong>in</strong>ge der Lebenswelt e<strong>in</strong>en Begriff hat, beschränkt se<strong>in</strong><br />
Wortschatz se<strong>in</strong> Denken. Dieses verändert sich sobald er neue Begriffe<br />
erlernt. Nach Hammacher et al. (1992, S.28) kann dieser Satz<br />
von Wittgenste<strong>in</strong> auf den gesamten Bereich der symbolischen Weltbeschreibung<br />
angewendet werden.<br />
5.3 Symbolische Kompetenzen beim K<strong>in</strong>d<br />
Nach Fuisz-Szammer und Samonig zeigen sich die symbolischen<br />
Kompetenzen e<strong>in</strong>es K<strong>in</strong>des <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en Möglichkeiten, Vorstellungen <strong>in</strong><br />
se<strong>in</strong>em Inneren aufzubauen, welche die Umwelt repräsentieren. „Diese<br />
<strong>in</strong>neren Bilder werden mit körperlichen und sprachlichen Symbolen<br />
verknüpft und bilden damit die Basis für kommunikative Prozesse“<br />
(vgl. Fuisz-Szammer und Samonig, 2009, S. 46f.). Im Laufe des zweiten<br />
Lebensjahrs lernen K<strong>in</strong>der zu akzeptieren, dass ihre Vorstellungen<br />
der Realität, die sie umgibt, nicht deckungsgleich mit derselben s<strong>in</strong>d.<br />
Bevor sich diese Kompetenz nicht ausgebildet hat, ist das bewusste<br />
Nutzen von Medien so gut wie unmöglich (vgl. Grau, 2008, S.16f).<br />
Nach Zoll<strong>in</strong>ger (1997, S.46) setzt das Betrachten von Bilderbüchern<br />
und Bildergeschichten voraus, dass sich das K<strong>in</strong>d auf das Handlungsresultat<br />
konzentrieren kann. Nur so ist es möglich, dass das K<strong>in</strong>d auf-<br />
49
Bachelorarbeit<br />
<strong>Inputtherapie</strong> <strong>in</strong> <strong>Zürichdeutsch</strong><br />
grund der Abbildungen lebendige Vorstellungen <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Innern aufbauen<br />
kann. Wäre ihm dies nicht möglich, würde es die Bilder lediglich<br />
als H<strong>in</strong>weis auf den abgebildeten Gegenstand verstehen.<br />
In ihrer Studie zum „Zusammenhang zwischen non-verbaler und verbaler<br />
Symbolkompetenz <strong>in</strong> der k<strong>in</strong>dlichen Entwicklung“ belegen Fuisz-<br />
Szammer und Samonig die Korrelation zwischen motorisch-expressiven<br />
und sprachlichen Fähigkeiten. Somit bee<strong>in</strong>flussen und ergänzen<br />
sich non-verbale und verbale Kommunikationsarten (genauer nachzulesen<br />
<strong>in</strong>: Fuisz-Szammer und Samonig, 2009, S. 46f).<br />
Auch verändern sich die Vorstellungen und Bilder während der Entwicklung<br />
vom Konkreten zum Abstrakten, werden aber gleichzeitig<br />
auch flexibler, was den K<strong>in</strong>dern ermöglicht, über Abstraktes, Gedanken<br />
und Gefühle zu kommunizieren (vgl. Fuisz-Szammer und Samonig,<br />
2009, S. 46f). Nach Capone und McGregor (2004, S. 1468 ff) ist die<br />
Entdeckung der Symbolfunktion ab dem zwölftem Lebensmonat beispielsweise<br />
anhand symbolischer Gesten beobachtbar, welche vom<br />
K<strong>in</strong>d nicht imitativ sondern spontan e<strong>in</strong>gesetzt werden. Symbolische<br />
Gesten haben dabei e<strong>in</strong>e feste semantische Bedeutung. Sie sche<strong>in</strong>en<br />
dem Sprachgebrauch vorauszugehen (vgl. Schlesiger, 2009, S.27),<br />
wobei der non-verbale Ausdruck die Sprache <strong>in</strong> der frühen E<strong>in</strong>wortphase<br />
zunächst häufig ersetzt, später aber meist auch verstärkt, dann<br />
also parallel zur verbalen Äusserung e<strong>in</strong>gesetzt wird (vgl. Capone und<br />
McGregor, 2004, S. 1468ff).<br />
6. Entwicklung der Übungssammlung<br />
6.1 Grundidee<br />
Die im Anhang vorliegende Übungssammlung soll Logopäd<strong>in</strong>nen <strong>in</strong> der<br />
Praxis die Möglichkeit geben, <strong>Inputtherapie</strong> e<strong>in</strong>fach umzusetzen. Sie<br />
enthält Inputstrukturen zur Verbzweitstellung, Verbflexion und Nebensatzstruktur.<br />
Die Inputstrukturen können mit den K<strong>in</strong>dern im Zusammenhang<br />
mit der Bildergeschichte „E<strong>in</strong> Tag mit Flo“ erarbeitet werden.<br />
Diese Bildergeschichte ist ideal, da auf 75 Bildkarten verteilt, e<strong>in</strong> ganzer<br />
Tagesablauf dargestellt ist und somit alle Bilderkarten ane<strong>in</strong>andergereiht<br />
werden könnten. Je nach symbolischen Kompetenz und<br />
Konzentrationsspanne des K<strong>in</strong>des kann die Therapeut<strong>in</strong> die Länge der<br />
Bildergeschichte frei wählen und auch den Ausschnitt aus dem Tagesablauf<br />
bestimmen. Dieser bildet thematisch e<strong>in</strong>en für das K<strong>in</strong>d <strong>in</strong>teressanten<br />
Gesprächsanlass. Der Ablauf kann auch an den Tagesablauf<br />
des K<strong>in</strong>des angepasst werden (z.B. duschst du am Morgen oder am<br />
Abend?). In diesem Zusammenhang können auch immer wieder Brücken<br />
zu den Alltagserfahrungen des K<strong>in</strong>des geschlagen werden<br />
(z.B. frierst du auch immer, wenn du aus der Dusche kommst?). Somit<br />
kann die <strong>Inputtherapie</strong> e<strong>in</strong>en für das K<strong>in</strong>d s<strong>in</strong>nvollen Rahmen bilden.<br />
Zu jeder Bildkarte und zu jeder grammatikalischen Kategorie stehen<br />
je zwei bis vier Aussagen zur Verfügen. Diese s<strong>in</strong>d alle im Anhang<br />
aufgelistet. Sie s<strong>in</strong>d auf <strong>Zürichdeutsch</strong> ausformuliert, s<strong>in</strong>d aber bewusst<br />
nicht auf CD gesprochen worden. Es macht mehr S<strong>in</strong>n, wenn<br />
e<strong>in</strong>e Logopäd<strong>in</strong> beim Benutzen der Inputstrukturen diese selbst auf<br />
CD spricht, denn so kann sie dialektale Anpassungen vornehmen. Sie<br />
50
Bachelorarbeit<br />
<strong>Inputtherapie</strong> <strong>in</strong> <strong>Zürichdeutsch</strong><br />
kann nur die Sätze auf CD sprechen, welche zum gewählten Abschnitt<br />
der BG passen. Dies vere<strong>in</strong>facht das Hören als Hausaufgabe.<br />
6.2 Methodisches Vorgehen<br />
Durch das Modul „Grammatikerwerbsstörungen“ hatten wir schon<br />
e<strong>in</strong>e ungefähre Ahnung von <strong>Inputtherapie</strong> und der zugrunde liegenden<br />
Theorie des Grammatikerwerbs. Allerd<strong>in</strong>gs reichte unser bisheriges<br />
Wissen und die vorliegende Literatur bei Weitem nicht aus. Deshalb<br />
machten wir als erstes Literaturrecherche. Dabei merkten wir, dass es<br />
zum Thema Grammatik, im Vergleich zu den anderen Sprachebenen,<br />
relativ wenig Literatur gibt. Wie die Literaturliste zeigt, kam dann aber<br />
doch e<strong>in</strong>iges zusammen. Wir begannen den Aufbau der verschiedenen<br />
Bücher zu studieren und bekamen e<strong>in</strong>e erste ungefähre Vorstellung<br />
davon, wie unsere Arbeit aufgebaut se<strong>in</strong> könnte und welche Schwerpunkte<br />
wir setzen wollen.<br />
Danach machten wir uns an die Bearbeitungen der verschiedenen<br />
Theorieschwerpunkte, woraus dann schlussendlich der theoretische<br />
Teil unserer Arbeit entstand.<br />
Ausgehend von der Theorie suchten und verglichen wir verschiedene<br />
Bildergeschichten und Bilderbücher und entschieden uns schliesslich<br />
für die Bildergeschichte „E<strong>in</strong> Tag mit Flo“ (siehe 1.1.2).<br />
Ausgehend von der Theorie zur <strong>Inputtherapie</strong> nach Penner und Kölliker<br />
Funk und ihren praktischen Beispielen, begannen wir, nach genauem<br />
Muster (siehe 4.5.2), eigene Sätze zu den Bildern der Bildergeschichte<br />
zu erstellen.<br />
Zur Evaluation unserer Übungssammlung führten wie e<strong>in</strong> Leitfaden<strong>in</strong>terview<br />
mit Meja Kölliker Funk durch. Das Leitfaden<strong>in</strong>terview ist e<strong>in</strong>e<br />
Befragungstechnik der qualitativen empirischen Sozialforschung. Dabei<br />
werden zwar vorher festgelegte Fragen gestellt, die aber sehr offen<br />
beantwortet, kommentiert oder erklärt werden können (Atteslander,<br />
2006, S. 132). Die Vorgehensweise ist somit teilstrukturiert (Atteslander,<br />
2006, S. 123). Wir haben diese Form des Interviews gewählt, da<br />
wir mittels des Fragenkataloges zwar konkrete Fragen stellen konnten,<br />
Meja Kölliker Funk aber offen antworten und das Gespräch auch auf<br />
neue Apekte lenken und uns somit auf neue Ideen br<strong>in</strong>gen konnte.<br />
Die Auswertung des Interviews <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>er Zusammenfassung der<br />
<strong>in</strong>haltlichen Schwerpunkte f<strong>in</strong>det sich unter 7.2.<br />
6.2.1 Auswahl der Inputstrukturen<br />
Wir haben uns dafür entschieden, dass die Übungssammlung möglichst<br />
umfassend se<strong>in</strong> soll, da wir e<strong>in</strong>e Sammlung erstellen wollten,<br />
die direkt und für alle K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> der Praxis e<strong>in</strong>setzbar ist. Im Rahmen<br />
unserer Bachelorarbeit war es uns jedoch leider nicht möglich, alle<br />
von Meja Kölliker Funk (1998, S.71ff) vorgeschlagenen Inputstrukturen<br />
umzusetzen. Deshalb haben wir uns auf e<strong>in</strong>e Auswahl beschränkt, die<br />
im Folgenden erläutert werden soll. Die Auflistung aller von Kölliker<br />
Funk genannten Inputstrukturen kann unter 4.5.2 nachgelesen werden.<br />
51
Bachelorarbeit<br />
<strong>Inputtherapie</strong> <strong>in</strong> <strong>Zürichdeutsch</strong><br />
Als Inputstruktur zur Verbzweitstellung haben wir uns so entschieden,<br />
dass wir mit Hauptsätzen mit „Tun“- und „Nicht-tun“-Konstruktionen<br />
beg<strong>in</strong>nen möchten. Diese sehen wir als E<strong>in</strong>stiegsmöglichkeit für K<strong>in</strong>der,<br />
die die Nebensatzstrukturen noch nicht erworben haben. Danach<br />
folgen Sätze zur Inputstruktur „Hauptsatz mit „tun“ / Nebensatz ohne<br />
„tun““. Hier werden auch Nebensätze mite<strong>in</strong>bezogen, was die Beispiele<br />
schwieriger macht als die Vorhergehenden.<br />
Ebenfalls für K<strong>in</strong>der, die die Nebensatzstrukturen bereits erworben<br />
haben, dienen die Beispiele zur Inputstruktur „Hauptsatz mit Verbzweitstellung<br />
/ Nebensatz mit Verbendstellung“. Sie ist ebenfalls anspruchsvoller<br />
als Vorhergehende. Durch die Unterschiede <strong>in</strong> der Komplexität<br />
der Beispiele kann die Therapeut<strong>in</strong> die Übungen genau auf die<br />
Bedürfnisse jedes e<strong>in</strong>zelnen K<strong>in</strong>des anpassen.<br />
Die restlichen Inputstrukturen zur V2 ersche<strong>in</strong>en uns im Rahmen e<strong>in</strong>er<br />
Bildergeschichte weniger gut umsetzbar, da es sich vor allem um dialogische<br />
Strukturen („Äusserungen mit / ohne Fragewort“) oder um<br />
Strukturen, die die 2. Person S<strong>in</strong>gular erfordern (HS ohne „du“ / NS<br />
mit „du“), handelt.<br />
Zur Verbflexion nennt Kölliker Funk (1998, S71ff) nur e<strong>in</strong>e mögliche<br />
Inputstruktur, die wir somit auch <strong>in</strong> unserer Sammlung umsetzen.<br />
Die zwei genannten Inputstrukturen zum „Entdecken der Nebensatzstruktur“<br />
ersche<strong>in</strong>en uns beide wichtig. Daher f<strong>in</strong>den sich <strong>in</strong> unserer<br />
Sammlung sowohl Sätze zum „Aufzeigen der Notwendigkeit vom E<strong>in</strong>satz<br />
von Konjunktionen“ (2/3 der Übungsbeispiele), als auch zum „Lexikalischen<br />
Lernen von Nebensätzen mit bestimmten Verben“ (1/3 der<br />
Übungsbeispiele). Die Gewichtung der Beispiele kommt daher, dass<br />
laut Literatur (Kölliker Funk, 1998, S. 72ff) das Übergeneralisieren der<br />
V2 der seltenere Fall ist und somit weniger Beispiele zum „Lexikalischen<br />
Lernen von Nebensätzen mit bestimmten Verben“ benötigt<br />
werden.<br />
Laut Meja Kölliker Funk muss im Grammatikerwerb zuerst die Verbstellung<br />
entdeckt werden, weil spätestens <strong>in</strong> der ersten Klasse das<br />
Verstehen von W-Fragen von zentraler Bedeutung ist. Erst danach<br />
wird die Inputstruktur Nom<strong>in</strong>alphrase für die E<strong>in</strong>setzungsregeln von<br />
Artikeln wichtig.<br />
Verbal- und Nom<strong>in</strong>alphrase werden daher auch nicht vermischt, sondern<br />
nache<strong>in</strong>ander angeboten. Unsere Übungssammlung ist für K<strong>in</strong>der<br />
von vier bis sechs Jahren gedacht. Vom Alter her wäre das die richtige<br />
Zeit, um die Nom<strong>in</strong>alphrase als Inputstruktur anzubieten. Da es sich<br />
jedoch um K<strong>in</strong>der mit Grammatikerwerbsstörungen handelt, gehen wir<br />
davon aus, dass das Entdecken der Verbstellung hier noch das grössere<br />
Problem darstellt. In e<strong>in</strong>er weiteren Arbeit könnte die Übungssammlung<br />
ausgebaut und die Nom<strong>in</strong>alphrase als weitere Inputstruktur<br />
h<strong>in</strong>zugefügt werden.<br />
6.3 Anwendung der Übungssammlung<br />
Wie bei 4.4.4 beschrieben soll e<strong>in</strong>e Zielstruktur während etwa e<strong>in</strong>em<br />
Schulquartal m<strong>in</strong>destens zwei Mal pro Therapielektion angeboten werden.<br />
E<strong>in</strong>e Möglichkeit der Umsetzung ist, dass der Tagesablauf der<br />
Bildergeschichten auf die Lektionen dieses Quartals aufgeteilt wird.<br />
52
Bachelorarbeit<br />
<strong>Inputtherapie</strong> <strong>in</strong> <strong>Zürichdeutsch</strong><br />
In jeder Lektion wird die Sequenz der letzten Stunde zu Beg<strong>in</strong>n nochmals<br />
angeschaut. Am Lektionsende wird immer e<strong>in</strong>e neue (evtl. teilweise<br />
überschneidende) Sequenz mit den grammatikalisch gleichen<br />
Inputstrukturen angeboten. Es macht S<strong>in</strong>n auch zu Hause zu üben.<br />
Deshalb könnte das K<strong>in</strong>d immer den neuen Teil als Hausaufgabe mitnehmen.<br />
Dabei ist e<strong>in</strong>e CD mit den aufgenommenen Sätzen unumgänglich.<br />
Somit kann das K<strong>in</strong>d täglich den Ausschnitt des Tagesablaufs<br />
<strong>in</strong> Bildern ansehen und sich die Inputstrukturen dazu anhören.<br />
K<strong>in</strong>der lieben Wiederholungen und Strukturen erleichtern das Lernen.<br />
Daher sehen wir dieses etwas sture und langwierig ersche<strong>in</strong>ende Lernen<br />
nicht als störend.<br />
Bei den Inputstrukturen zum Entdecken der V2 im HS, liegen drei<br />
Übungsserien vor. Es steigert die Wirksamkeit, wenn Sequenzen aus<br />
diesen Übungsserien ergänzend angeboten werden.<br />
7. Auswertung der Übungssammlung<br />
7.1 Persönliche Auswertung<br />
Bevor wir e<strong>in</strong>en Überblick über die Resultate des Leitfaden<strong>in</strong>terviews<br />
mit Meja Kölliker Funk geben (siehe 7.2), möchten wir unsere eigenen<br />
Anmerkungen zur Bildergeschichte und zur Übungssammlung geben.<br />
Nachdem wir die Bildergeschichte „E<strong>in</strong> Tag mit Flo“ ausgewählt hatten<br />
(siehe 1.1.2), haben wir uns auf Grund der Übungssammlung und den<br />
e<strong>in</strong>zelnen Sätzen natürlich genauer mit ihr ause<strong>in</strong>andergesetzt. Wir<br />
s<strong>in</strong>d immer noch davon überzeugt, die richtige Bildergeschichte ausgewählt<br />
zu haben. Jedoch ersche<strong>in</strong>en uns e<strong>in</strong>ige Inhalte und Bilder der<br />
Geschichte verbesserungswürdig. So stimmen zum Beispiel gewisse<br />
Abläufe nicht. Genauere Bemerkungen dazu f<strong>in</strong>den sich direkt <strong>in</strong> der<br />
Übungssammlung. Auch f<strong>in</strong>den wir es sehr schade, dass sich Flo <strong>in</strong><br />
der Geschichte morgens für die Schule vorbereitet und auch h<strong>in</strong> geht,<br />
jedoch <strong>in</strong> der Schule selbst nichts anderes macht, als auf die Toilette<br />
zu gehen. Hier sehen wir noch Verbesserungspotential. Denn vor allem<br />
für den E<strong>in</strong>satz <strong>in</strong> der Therapie, wäre der Bezug zur Schule und der<br />
dortigen Tätigkeiten natürlich sehr s<strong>in</strong>nvoll.<br />
Das Erstellen der Übungssammlung und das Zusammenstellen der<br />
e<strong>in</strong>zelnen Sätze war e<strong>in</strong>e sehr zeit<strong>in</strong>tensive Arbeit. Obwohl wir Beispiele<br />
aus der Literatur hatten und die Sätze nach genauem Muster<br />
erstellen konnten, war die Umsetzung nicht ganz e<strong>in</strong>fach. So merkten<br />
wir schnell, wie wenig Literatur und Beispiele es zur <strong>Inputtherapie</strong> gibt.<br />
Wir konnten uns für unsere Übungen nur auf Beispiele von Zvi Penner<br />
und Meja Kölliker Funk stützen. So bedurfte es zuerst e<strong>in</strong>iger Diskussionen,<br />
bis wir genau festlegen konnten, wie die Sätze nun gestaltet<br />
werden müssen.<br />
Da die Sätze nach e<strong>in</strong>em genauen Muster aufgebaut s<strong>in</strong>d, hatten wir<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen Fällen nicht viel Handlungsspielraum. Wir konnten die Sätze<br />
zwar mit eigenen Inhalten füllen, trotzdem mussten sie zum jeweiligen<br />
Bild und natürlich zur gewählten Inputstruktur passen. So ersche<strong>in</strong>en<br />
uns <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen Fällen die Sätze etwas unnatürlich, wie zum Beispiel<br />
bei den Sätzen zur Inputstruktur „Hauptsatz mit Verbzweitstellung /<br />
Nebensatz mit Verbendstellung“ (z.B.: De Flo tr<strong>in</strong>kt Milch, will er die<br />
53
Bachelorarbeit<br />
<strong>Inputtherapie</strong> <strong>in</strong> <strong>Zürichdeutsch</strong><br />
am Morge am liebschte tr<strong>in</strong>kt.). Hier musste jeweils im Haupt- und im<br />
Nebensatz das gleiche Verb stehen. Die Sätze wirken dadurch etwas<br />
steif und der Aufbau wiederholt sich öfters. Allerd<strong>in</strong>gs sahen wir dies<br />
als Herausforderung und waren uns bewusst, dass die richtige Form<br />
der Sätze und der damit verbundene Nutzen für die K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> der Therapie<br />
nur so gewährleistet werden kann.<br />
7.2 Expertenme<strong>in</strong>ung<br />
Im Folgenden möchten wir die Punkte auflisten, die uns Meja Kölliker<br />
Funk zur Optimierung der Übungssammlung vorgeschlagen hat.<br />
Ke<strong>in</strong>e Modalverben<br />
In den Übungen sollen ke<strong>in</strong>e Modalverben gebraucht werden, da diese<br />
ke<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>deutigen grammatikalischen Informationen aufweisen und das<br />
K<strong>in</strong>d irritieren können. Laut Meja Kölliker Funk wird klare Stellung des<br />
Verbs bei Modalverben durch das zusätzliche Hilfsverb nicht sichtbar.<br />
Objektvoranstellungen<br />
In unseren Übungen zur Verbzweitstellung benutzten wir sehr wenige<br />
Objektvoranstellungen. Meja Kölliker Funk empfahl uns, diese zu nutzen<br />
um die Verbzweitstellung zu verdeutlichen. Denn das Verb bleibt<br />
an zweiter Stelle, auch wenn das Objekt vorangestellt wird. Deshalb<br />
haben wir die Objektvoranstellung <strong>in</strong> unseren Übungen zum Erwerb<br />
der Verbzweitstellung (Tun-/Nicht-Tun Konstruktionen, HS mit tun/NS<br />
ohne tun, HS mit V2/NS mit Vend) nachträglich noch e<strong>in</strong>gefügt.<br />
Pronomen<br />
Meja Kölliker Funk wies uns darauf h<strong>in</strong>, dass Pronomen für K<strong>in</strong>der mit<br />
Schwierigkeiten im Grammatikerwerb oft unklar s<strong>in</strong>d, da sie ke<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>deutige<br />
Information vermitteln und somit den Input sogar e<strong>in</strong>schränken<br />
können. Laut Meja Kölliker Funk stört es im Input überhaupt nicht,<br />
wenn Nomen doppelt genannt werden. Wir haben uns deshalb dazu<br />
entschieden, dies so umzusetzen. Zum Teil haben wir, immer im Kontrast<br />
zu Sätzen mit doppelter Nennung der Nomen, dennoch Pronomen<br />
benutzt, um das K<strong>in</strong>d auf die Existenz und die Verwendung der<br />
Pronomen h<strong>in</strong>zuweisen.<br />
Klitika<br />
Klitika (…will’s spannend isch) s<strong>in</strong>d sehr komplexe Strukturen, die vom<br />
K<strong>in</strong>d nicht aufgelöst werden können und es so vom eigentlichen Input<br />
ablenken. Deshalb sollen Klitika wahrnehmbar gemacht werden (…will<br />
s’Buech spannend isch).<br />
Phonologische Verschmelzungen<br />
Wie unter 4.3.2 erwähnt, sollten <strong>in</strong> der Übungssammlung ke<strong>in</strong>e phonologischen<br />
Verschmelzungen (d’Tanja) vorkommen. Wir haben versucht,<br />
sie, wo möglich, zu ersetzen. Da dies jedoch e<strong>in</strong> sehr aufwändiger<br />
Prozess ist, haben wir uns dazu entschieden, dass wir e<strong>in</strong>zelne<br />
Verschmelzungen <strong>in</strong> der Übungssammlung belassen, wenn sie die<br />
Zielstruktur nicht bee<strong>in</strong>flussen (d’Türe, d’Zahpasta usw.).<br />
54
Bachelorarbeit<br />
<strong>Inputtherapie</strong> <strong>in</strong> <strong>Zürichdeutsch</strong><br />
Haben/se<strong>in</strong><br />
Die Verben „haben“ und „se<strong>in</strong>“ sollen laut Meja Kölliker Funk im Input<br />
nur selten gebraucht werden, da es ke<strong>in</strong>e prom<strong>in</strong>enten Verben s<strong>in</strong>d<br />
und sie so die Inputstruktur nicht so klar zum Ausdruck br<strong>in</strong>gen wie<br />
andere Hauptverben. Wir haben versucht, diese Verben durch andere<br />
zu ersetzen, was uns aber auf Grund der E<strong>in</strong>schränkungen durch die<br />
Bildergeschichte nicht <strong>in</strong> allen Fällen gelang.<br />
Wahl der Konjunktionen<br />
Meja Kölliker Funk bemerkte, dass wir <strong>in</strong> der Übungssammlung nur<br />
wenige verschiedene Konjunktionen zur Verb<strong>in</strong>dung von Haupt- und<br />
Nebensätzen gebraucht haben. Dies liegt e<strong>in</strong>erseits an der Wahl der<br />
Bildergeschichte, die nur gewisse Konjunktionen zulässt. Andererseits<br />
haben wir bewusst nur e<strong>in</strong>fache und hochfrequente Konjunktionen gewählt,<br />
damit das K<strong>in</strong>d nicht überfordert ist. Auch bemerkten wir, dass<br />
wir im <strong>Zürichdeutsch</strong>en nicht viele verschieden Konjunktionen benutzen<br />
und wollten deshalb auch ke<strong>in</strong>e künstlichen Sätze.<br />
Andere Personen<br />
Meja Kölliker Funk wies uns darauf h<strong>in</strong>, dass es wichtig wäre, dass die<br />
Personen (auch S<strong>in</strong>gular, Plural) abwechseln würden, um durch diesen<br />
Kontrast die Stellung und vor allem die Konjugation des Verbs besser<br />
wahrnehmbar zu machen. Die sei vor allem bei den Verdoppelungsverben<br />
wichtig. Durch die Wahl unserer Bildergeschichte, die Flo als<br />
Hauptperson hat und ke<strong>in</strong>e Dialoge be<strong>in</strong>haltet, wird dies erschwert.<br />
Wir erkennen im Nachh<strong>in</strong>e<strong>in</strong>, dass auch dieses Kriterium bei der Wahl<br />
e<strong>in</strong>er Bildergeschichte e<strong>in</strong>e Rolle spielen sollte.<br />
Reihenfolge der Übungen<br />
Aufgrund der Literatur folgten <strong>in</strong> unserer Sammlung die Übungen zu<br />
den Verdoppelungsverben auf die Inputstrukturen zum Erwerb der<br />
Verbzweitstellung. Wie Meja Kölliker Funk richtig bemerkte, s<strong>in</strong>d die<br />
Übungen zu den Verdoppelungsverben die Grundlage aller anderen<br />
Übungen, da sie dem K<strong>in</strong>d zum Entdecken der Konjugation von Verben<br />
verhelfen sollen. Deshalb haben wir diese Übungen nun allen anderen<br />
vorangestellt.<br />
55
8. Ausblick<br />
Bachelorarbeit<br />
<strong>Inputtherapie</strong> <strong>in</strong> <strong>Zürichdeutsch</strong><br />
Am Ende unserer Arbeit möchten wir noch e<strong>in</strong>ige Gedanken anfügen,<br />
wie diese weitergeführt werden könnte.<br />
E<strong>in</strong>e Möglichkeit wäre die Überarbeitung der Bildergeschichte. Denn<br />
diese hat den vorwiegenden Nachteil, dass nie zu sehen ist, wie Flo <strong>in</strong><br />
der Schule arbeitet. Im Zusammenhang mit der logopädischen Arbeit<br />
<strong>in</strong> der Schule, ersche<strong>in</strong>t uns dies aber als sehr wichtig. Die K<strong>in</strong>der sollen<br />
an bekannte Erlebnisse anknüpfen und die Sätze im Zusammenhang<br />
mit ihrem Alltag sehen können. Ausgehend von neuen Bildkarten<br />
wäre es s<strong>in</strong>nvoll, die Übungsserie um die entsprechenden Sätze zu<br />
erweitern.<br />
Weiter bleibt die Nom<strong>in</strong>alphrase <strong>in</strong> unserer Übungsserie unbearbeitet.<br />
Sätze dazu zu formulieren, wäre e<strong>in</strong>e weitere Möglichkeit, um die Arbeit<br />
zu ergänzen.<br />
Gestützt auf die Theorie, könnten neben der Übungssammlung zur<br />
Nom<strong>in</strong>alphrase auch weiter Übungssammlungen beispielsweise zur<br />
Verbzweitstellung entstehen. Es war uns aus Zeitgründen nicht möglich,<br />
alle bestehenden Inputstrukturen <strong>in</strong> die Übungssammlung zu <strong>in</strong>tegrieren.<br />
E<strong>in</strong>ige Strukturen könne auch mit dieser Bildergeschichte<br />
schlecht umgesetzt werden. Es könnte daher s<strong>in</strong>nvoll se<strong>in</strong>, weitere<br />
Übungen auf die <strong>in</strong> dieser Arbeit erklärte Theorie zu stützen, wobei die<br />
Umsetzung an e<strong>in</strong> anderes Medium oder e<strong>in</strong>e anderes Thema gekoppelt<br />
wird.<br />
E<strong>in</strong>e besonders <strong>in</strong>teressante Arbeit wäre, die Umsetzbarkeit und<br />
Wirksamkeit der Übungsserie im Feld mit K<strong>in</strong>dern mit Grammatikerwerbsstörung<br />
empirisch zu evaluieren. Dabei könnte man die Sätze<br />
gleichzeitig noch modifizieren und somit optimieren. Die Sätze können<br />
vorgelesen oder per Tonträger abgespielt werden. Das K<strong>in</strong>d kann<br />
dazu die Bildergeschichte anschauen. Weiter wäre es möglich, dass<br />
das K<strong>in</strong>d im Rollenspiel die entsprechenden Handlungen umsetzt.<br />
Wir freuen uns, somit am Schluss unserer Bachelorarbeit angelangt zu<br />
se<strong>in</strong> und hoffen, dass e<strong>in</strong>ige unserer Ideen weitergeführt werden und<br />
noch mehr Abhandlungen und Materialien zu diesem <strong>in</strong>teressanten<br />
Thema entstehen.<br />
9. Dank<br />
Für das Gel<strong>in</strong>gen dieser Arbeit möchten wir uns bei unserer Begleitperson<br />
Erika Hunziker bedanken. Sie hat uns viel Freiraum gelassen,<br />
unsere Ideen stets unterstütze und bei Fragen weitergeholfen.<br />
E<strong>in</strong>en wichtigen Betrag lieferte Meja Kölliker Funk. Sie hat ihre Begeisterung<br />
für die <strong>Inputtherapie</strong> an uns Studierende weitergeben können.<br />
In der Entstehung der Arbeit hat sie uns bei Fragen zur Literatur und<br />
bei <strong>in</strong>haltlichen Unklarheiten geduldig Auskunft gegeben. Ihre kritische<br />
Begutachtung wäre für die Verbesserung und Weiterführung unserer<br />
Arbeit von grosser Bedeutung, da ihre Expertenme<strong>in</strong>ung uns zur Evaluation<br />
diente.<br />
Wir möchten uns auch bei Christa Gerber, Stefan Urner, Max Nater<br />
und Thomas Aellig herzlich bedanken. Sie haben sich die Mühe gemacht<br />
unsere Bachelorarbeit Korrektur zu lesen und auszuarbeiten.<br />
56
10. Literaturverzeichnis<br />
Bachelorarbeit<br />
<strong>Inputtherapie</strong> <strong>in</strong> <strong>Zürichdeutsch</strong><br />
Atteslander, P. (2006). Methoden der empirischen Sozialforschung. (11. neubearbeitete<br />
Auflage). Berl<strong>in</strong>: Erich Schmidt.<br />
Bates, E., MacWh<strong>in</strong>ney, B. (1989). Functionalism and the competition model. In B.<br />
MacWh<strong>in</strong>ney & E. Bates (Hrsg.), The cross-l<strong>in</strong>guistic study of process<strong>in</strong>g (S. 3-73). New<br />
York: Cambridge University Press.<br />
Brehme, S. (2008). Die Rolle von Verben im Spracherwerb nach dem „usage-based<br />
approach“. Norderstedt: Gr<strong>in</strong><br />
Bruner, J. (1987). Wie das K<strong>in</strong>d sprechen lernt. Bern: Huber<br />
Bryant, D. (2006). Koord<strong>in</strong>ationsellipsen im Spracherwerb. Die Verarbeitung potentieller<br />
Gapp<strong>in</strong>g-Strukturen. Berl<strong>in</strong>: Akademie<br />
Capone, N., McGregor, K. (2005). The Effect of Semantic Representation on Toddlers’<br />
Word Retrieval. Journal of Speech, Language, and Hear<strong>in</strong>g Research. 48, S. 1468-1480<br />
Chomsky, N. (2006). Language and M<strong>in</strong>d. New York: Cambridge University Press<br />
Dannenbauer, F., M. (1991). Aspekte der entwicklungsproximalen Sprachtherapie und<br />
des Therapeutenverhaltens bei entwicklungsdysphasischen K<strong>in</strong>dern. In M. Grohnfeldt<br />
(Hg.): Handbuch der Sprachtherapie, Bd. 4: Störungen der Grammatik. Berl<strong>in</strong>.<br />
Dannenbauer, F., M. (1992). Grammatik. In S. Baumgartner, I. Füssenich (Hrsg.). Sprachtherapie<br />
mit K<strong>in</strong>dern. Re<strong>in</strong>hardt: München.<br />
Dannenbauer, F. M. (1994). Grundl<strong>in</strong>ien entwicklungsproximaler Intervention.<br />
Der Sprachheilpädagoge, 3, S. 1-23.<br />
Dannenbauer, F. M. (1994). Zur Praxis der entwicklungsproximalen<br />
Intervention. In H. Grimm & S. We<strong>in</strong>ert (Hrsg.). Interventionen<br />
bei sprachgestörten K<strong>in</strong>dern. Stuttgart: Gustav Fischer.<br />
Fuisz-Szammer, N., Samonig, H. (2009). Körpersprache. Zusammenhang zwischen<br />
non-verbaler und verbaler Symbolkompetenz <strong>in</strong> der k<strong>in</strong>dlichen Entwicklung. Sprache,<br />
Stimme, Gehör, 33. Stuttgart/New York: Georg Thieme<br />
Grau, A. (2008). Fernsehen will gelernt se<strong>in</strong>. Gehirn und Geist. Das Magaz<strong>in</strong> für Psychologie<br />
und Hirnforschung, 9. Heidelberg: Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft.<br />
Herausgeber: Dr. habil. Re<strong>in</strong>hard Breuer<br />
Grimm, H. & We<strong>in</strong>ert, S. (1989). Mütterliche Sprache und Sprachverarbeitung dysphasischer<br />
K<strong>in</strong>der. Heilpädagogische Forschung.<br />
Grimm, H., (Ed.) (2000). Sprachentwicklung. Enzyklopädie der Psychologie, Band C3/3.<br />
Gött<strong>in</strong>gen: Hogrefe<br />
Grohnfeld, M. (2007). Lexikon der Sprachtherapie. Stuttgart: W. Kohlhammer Druckerei<br />
GmbH + Co.<br />
Hammacher, K., Schottky, R., Schrader, W. (Hrsg.). (1992). Transzendentalphilosophie<br />
und Evolutionstheorie. Amsterdam: Rodopi<br />
Kannengieser, S. (2009). Sprachentwicklungsstörungen. Grundlagen, Diagnostik, Therapie.<br />
München: Urban & Fischer<br />
Kauschke, C. (2007). Sprache im Spannungsfeld von Erbe und Umwelt. Die Spracheilarbeit,<br />
52, S. 4-16.<br />
Kölliker Funk, M., Penner, Z. (1998). Therapie und Diagnose von Grammatikerwerbsstörungen:<br />
e<strong>in</strong> Arbeitsbuch. Luzern: Edition SZH/SPC<br />
57
Bachelorarbeit<br />
<strong>Inputtherapie</strong> <strong>in</strong> <strong>Zürichdeutsch</strong><br />
Kölliker Funk, M. (1998). Grammatisches Wissen e<strong>in</strong>es K<strong>in</strong>des mit Spracherwerbsstörung:<br />
E<strong>in</strong>zelfallstudien. Luzern: Edition SZH/SPC<br />
Kölliker Funk, M. (2002). Grammatikerwerbsstörungen im Rahmen von Spracherwerbsstörungen.<br />
Therapieansätze, Elizitierungsverfahren und <strong>Inputtherapie</strong>. SAL-Bullet<strong>in</strong><br />
Nr.105<br />
L<strong>in</strong>ke, A., Nussbaumer, M., Portmann, R. (2004). Studienbuch L<strong>in</strong>guistik. (5. erweiterte<br />
Auflgage). Tüb<strong>in</strong>gen: Max Niemeyer Verlag<br />
Penner, Z., Kölliker Funk, M. & Zimmermann, H. (1992). Gestörter Grammatikerwerb im<br />
Schweizerdeutschen. Luzern: Edition SZH/SPC.<br />
Penner, Z. (1995) Störungen im Erwerb der Nom<strong>in</strong>alphrase. E<strong>in</strong> spontansprachliches Diagnoseverfahren<br />
zur Feststellung von Entwicklungsstörungen im Schweizerdeutschen.<br />
Edition SZH, Luzern.<br />
Penner, Z. (1999) Screen<strong>in</strong>gverfahren zur Feststellung von Störungen <strong>in</strong> der Grammatikentwicklung.<br />
Edition SZH. Luzern.<br />
P<strong>in</strong>ker, S. (1987). The bootstrapp<strong>in</strong>g problem <strong>in</strong> acquisition <strong>in</strong>: Mechanism of language<br />
acquisition. New Jersey: Lawrence Erlbaum Association.<br />
Posner, R. Rober<strong>in</strong>g, K., Sebeok, T. A. (2004). Semiotik /Semiotics. E<strong>in</strong> Handbuch zu<br />
den zeichentheoretischen Grundlagen von Natur und Kultur /A Handbook on the Sign-<br />
Theoretic Foundations of Nature of L<strong>in</strong>guistics & Communication Science.<br />
Berl<strong>in</strong> und New York: Gruyter<br />
Siegmüller, J., Bartels, H. (2010). Sprache, Sprechen, Stimme, Schlucken. München:<br />
Urban & Fischer<br />
Siegmüller, J. & Kauschke, C. (2006). Pathol<strong>in</strong>guistische Therapie bei Sprachentwicklungsstörungen.<br />
München, Elsevier (Urban & Fischer).<br />
Siegmüller J. et al. (2010). Wie effektiv ist die Inputspezifizierung? In: Forum Logopädie,<br />
1, S. 16-23<br />
Schlesiger, C. (2009). Sprachtherapeutische Früh<strong>in</strong>tervention für Late Talkers: E<strong>in</strong>e randomisierte<br />
und kontrollierte Studie zur Effektivität e<strong>in</strong>es direkten und k<strong>in</strong>dzentrierten<br />
Konzeptes. Idste<strong>in</strong>: Schulz-Kirchner<br />
Tracy, R. (1990). Spracherwerb trotz Input. In M. Rothweiler (ed.). Spracherwerb und<br />
Grammatik. S. 22-49. Opladen: Westdeutscher Verlag<br />
We<strong>in</strong>ert, S. (1994). Interventionsforschung und Interventionspraxis bei dysphasischsprachgestörten<br />
K<strong>in</strong>dern: Psychologische Perspektiven. In: H. Grimm und S. We<strong>in</strong>ert<br />
(Hrsg.): Intervention bei sprachgestörten K<strong>in</strong>dern, S.33-57. Stuttgart: Gustav Fischer.<br />
Wittgenste<strong>in</strong>, L. (2003, orig<strong>in</strong>ally 1922). Tractatus Logicophilosophicus. Barnes & Noble<br />
Books<br />
Zoll<strong>in</strong>ger, B. (1989). Spracherwerb und Wissen über die Sprache. Lehrerzeitung, 16, S.<br />
12 – 16. Schweiz<br />
Internetadressen:<br />
Bootstrapp<strong>in</strong>g (Syntaktik). Internet:<br />
http://de.wikipedia.org/wiki/Bootstrapp<strong>in</strong>g_%28Syntaktik%29 [17.10.2010].<br />
Tracy, R. Kompetenzen kompetent fördern: Handreichung zur Optimierung sprachlicher<br />
Frühförderung. Internet:<br />
http://www.aktioncourage.org/media/raw/Tracy_Kompetenzen_kompetent_foerdern.<br />
pdf [20.10.2010].<br />
58
Bachelorarbeit<br />
<strong>Inputtherapie</strong> <strong>in</strong> <strong>Zürichdeutsch</strong><br />
Competition model of language acquisition. Internet: http://en.wikipedia.org/wiki/Competition_model_of_language_acquisition#References<br />
[06.11.2010].<br />
E<strong>in</strong>ecke, G. Onl<strong>in</strong>e-Didaktik Deutsch – Günther E<strong>in</strong>ecke – seit 2003. Internet: http://<br />
www.fachdidaktik-e<strong>in</strong>ecke.de/2_Lernen_<strong>in</strong>_Deutsch/<strong>in</strong>duktiv_deduktiv_meth.htm<br />
[08.10.2010].<br />
10.1 Abbildungsverzeichnis<br />
2.<br />
Abb.1: Informationen e<strong>in</strong>es syntaktischen Wortes (L<strong>in</strong>ke et al., 2004, S. 122)<br />
Abb.2: Hierarchische Struktur (L<strong>in</strong>ke et al., 2004, S. 131)<br />
Abb.3: X’-Schema (L<strong>in</strong>ke et al., 2004, S. 131)<br />
Abb.4: SOV-Schema / D-Struktur (L<strong>in</strong>ke et al, 2004, S. 133)<br />
3.<br />
Abb.1: Possesivstruktur (vgl. Penner et al., 1998, S. 56)<br />
Abb.2: Quantor und Artikel (vgl. Penner et al., 1998, S. 56)<br />
Abb.3: Fragebildung (vgl. Penner et al., 1998, S. 56)<br />
Abb.4: Objektvoranstellung vgl. Penner et al., 1998, S. 56)<br />
Abb.5: Nebensatzstruktur (vgl. Penner et al., 1998, S. 56)<br />
4.<br />
Abb. 1: Drei-Modulare Schnittstellen von Inputstrukturen (vgl. Kölliker Funk, 1998, S.88)<br />
10.2 Tabellenverzeichnis<br />
2.<br />
Tab.1: Beispiele zur Veranschaulichung der <strong>in</strong>ternen und externen Argumente (vgl. L<strong>in</strong>ke<br />
et al., 2004, S. 120ff)<br />
Tab.2: SOV-Schema / D-Struktur (L<strong>in</strong>ke et al, 2004, S. 133)<br />
Tab.3: Beispielhafte Möglichkeiten der Verschiebung / S-Struktur (vgl. L<strong>in</strong>ke et al.,<br />
2004, S.134)<br />
Tab.4: Veranschaulichung der Satze<strong>in</strong>teilung des Nebensatzes (vgl. Penner et al. 1992)<br />
Tab.5: Möglichkeiten der Verschiebung im Hauptsatz (vgl. Penner et al., 1992, S. 39)<br />
Tab.6: Dreiteilung des Satzes (vgl. Penner et al., 1992, S. 47ff)<br />
Tab.7: A-ARG-leer (vgl. Penner et al., 1992, S. 55)<br />
Tab.8: A-ARG-besetzt, nicht-referentiell (vgl. Penner et al., 1992, S. 55)<br />
Tab.9 A-ARG-besetzt, referentiell (vgl. Penner et al., 1992, S. 55)<br />
Tab.10 A-ARG-besetzt, referentiell (vgl. Penner et al., 1992, S. 55)<br />
Tab.11: D-AGR-leer (vgl. Penner et al., 1992, S. 55)<br />
59
3.<br />
Bachelorarbeit<br />
<strong>Inputtherapie</strong> <strong>in</strong> <strong>Zürichdeutsch</strong><br />
Tab.1: Die expletive Elemente (vgl. Penner und Kölliker Funk, 1998, S. 27f)<br />
Tab.2: Grammatikentwicklung nach Zvi Penner (Penner et al., 1992, S. 65)<br />
Tab.3: Entwicklung der Nom<strong>in</strong>alphrase nach Zvi Penner (Penner et al., 1992, S. 81)<br />
Tab.4: Merkmale der Phase Iⁿ (Penner et al., 1992, 82)<br />
Tab.5: Auslöser und Folgen e<strong>in</strong>er Grammatikerwerbsstörung (vgl. Penner und Kölliker<br />
Funk, 1998, S. 36)<br />
Tab. 6: Teilerwerb e<strong>in</strong>er Zielregel (Penner und Kölliker Funk, 1998, S. 53)<br />
4.<br />
Tab. 1: Vergleich therapeutischer Methoden bei der Behandlung von Grammatikerwerbsstörungen.<br />
(vgl. Penner und Kölliker Funk 1998 , S.92)<br />
Tab. 2-5: Inputstrukturen (vgl. Penner und Kölliker Funk,1998, S.71ff)<br />
10.3 Abkürzungsverzeichnis<br />
AGR Agreement<br />
Best. Bestimmtheit<br />
C Complementizer<br />
CP Complementizerphrase (ganzer Satz)<br />
HS Hauptsatz<br />
I Inflection (Flexionsmerkmale des Verbs)<br />
IP Inflectionfrage (Verbalphrase des flektierten Verbs)<br />
G Genus<br />
GG Generative Grammatik<br />
K Kasus<br />
N Numerus<br />
NP Nom<strong>in</strong>alphrase<br />
NS Nebensatz<br />
Pk Pronom<strong>in</strong>aklitika<br />
PP Präpositionalphrase<br />
Sdt. Schweizerdeutsch<br />
UG Universalgrammatik<br />
VP Verbalphrase<br />
VPA Verbprojektionsanhebung<br />
V2 Verbzweitstellung<br />
V Verb<br />
60
Bachelorarbeit<br />
<strong>Inputtherapie</strong> <strong>in</strong> <strong>Zürichdeutsch</strong><br />
61