Achtung Zimmer frei! Vorsicht bei solchen Wohnungsangeboten - asta
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Kultur<br />
kam. Dass die Serie bereits nach einer Staffel eingestellt<br />
wurde lag daher wohl auch weniger an der<br />
aufwendigen Produktion als an Problemen mit der<br />
weiteren Finanzierung, mangelnden Einschaltquoten<br />
und den manchmal haarsträubend dämlichen<br />
Plots.<br />
Da<strong>bei</strong> konnte die Serie ähnlich wie Star Wars mit<br />
einer aus Populärkultur und Religion zusammengeklaubten<br />
Mythologie aufwarten. Die Idee der<br />
außerirdischen „Brothers of Man“, welche in den<br />
fernen Weiten des Alls um ihr Überleben kämpfen<br />
ist da<strong>bei</strong> eine elaborierte Version der esoterischen<br />
„Ancient Astronaut“-Theorie des schweizer Pseudo-Wissenschaftlers<br />
Erich von Däniken, in dessen<br />
populärem Buch Chariots of the Gods? (dt. Erinnerungen<br />
an die Zukunft, 969) über einen außerirdischen<br />
Ursprung der Menschheit und die Identität<br />
der menschlichen Götter mit außerirdischen<br />
Besuchern fabuliert wird. Mit seinem Star Wars-<br />
Look, eingestreuten Versatzstücken aus Larson‘s<br />
mormonischer Religion und griechischer Mythologie<br />
und dem Verwursten der „Ancient Astronaut“-<br />
Theorie von Dänikens war das Galactica-Original<br />
also selbst schon Produkt eines eher mehr als weniger<br />
ungeschickten Recyclingverfahrens.<br />
Wagenzüge zu den Sternen<br />
Trotz des Misserfolgs des Galactica-Franchises erschien<br />
2003 eine Neuauflage der Geschichte um<br />
die vor bösen Robotern fliehenden Schwerstern<br />
und Brüder der Menschheit im Zuge der im neuen<br />
Jahrtausend grassierenden Wiederbelebungsmanie<br />
den Verantwortlichen <strong>bei</strong>m US-Sender Sci-Fi<br />
(seit diesem Jahr unter dem Namen Sy-Fy firmierend)<br />
wie eine gute Idee, hatte sich die Serie doch<br />
in den letzten 2 Jahren dank häufiger Wiederausstrahlungen<br />
eine nicht zu verachtende Fanbasis<br />
erspielt. Die behutsam modernisierte Geschichte<br />
blieb da<strong>bei</strong> grundlegend die gleiche wie in der<br />
978er Version. Mit dem feinen Unterschied, dass<br />
die sich gegen die menschliche Zivilisation wendende<br />
Roboterbedrohung hier menschengemacht<br />
ist: metallerne Versionen von Frankenstein‘s<br />
Monster also, die sich gegen ihre Erschaffer wenden.<br />
Auch hier werden zwölf Planeten mitsamt ihrer<br />
Millarden Bewohner zerstört, auch hier bleibt<br />
das tapfere Raumschiff Galactica zusammen mit<br />
einer überschaubaren Anzahl von unbewaffneten<br />
Frachtern und Handelsschiffen letzte Hoffnung<br />
einer dezimierten Menschheit, welche, von einem<br />
unbarmherzigen Feind verfolgt, sich ihre Rettung<br />
von dem Erreichen eines mythisch verklärten, pa-<br />
radisischen Planeten namens Erde erhofft. Die Geschichte<br />
zeichnet da<strong>bei</strong> erneut relativ offensichtlich<br />
den amerikanischen Gründungsmythos der<br />
heimatlosen, verstoßenen Siedler nach, welche mit<br />
wenigen Habseligkeiten und einer handvoll Schiffen<br />
nach der strapaziösen Reise über den Atlantik<br />
das noch nicht eroberte nordamerikanische Festland<br />
vorfanden und dort die Grundsteine für die<br />
amerikanische Zivilisation legen sollten.<br />
Damit steht die Neuauflage Kampfstern Galactica<br />
in bester Tradition des amerikanischen Sci-Fi-<br />
Fernsehens: Bereits eine andere, 966 zum ersten<br />
Mal über amerikanische Bildschirme geflimmerte<br />
Serie teilt diese Grundprämisse, und trägt den Bezug<br />
auf die Besiedlung Nordamerikas bereits im<br />
Namen: Gene Roddenberrys Star Trek – Wagenzug<br />
zu den Sternen.<br />
Roddenberry konzipierte seine Serie durchaus<br />
mit politischem Anspruch, als wenig verhüllter<br />
Kommentar auf den US-Alltag der 60 Jahre, erfand<br />
da<strong>bei</strong> aber selbst das Rad nicht neu. Als<br />
Inspirationsquelle diente ihm die populäre Western-Serie<br />
„Wagon Train“, welche die Reise eines<br />
Siedler-Treks von Missouri nach Kalifornien kurz<br />
nach dem amerikanischen Bürgerkrieg nachzeichnet.<br />
Seinen Serienentwurf verkaufte Roddenberry<br />
dementsprechend als ein „Wagon Train to the<br />
Stars“, womit er eine Verbindung zwischen dem<br />
fantastischen, utopischen Weltraum-Setting und<br />
einem der Gründungsmythen der amerikanischen<br />
Geschichte schaffte. Die Besiedlung des amerikanischen<br />
Westens und die Zeit der Reconstruction,<br />
des Wiederaufbaus und Wiederzusammenwachsens<br />
der jungen Nation nach dem amerikanischen<br />
Bürgerkrieg - <strong>bei</strong>de an sich schon Stoff für eine<br />
schier unendliche Zahl Romanen, Filmen und Geschichten<br />
- sind als solche definierende Momente<br />
für das (vorgestellte) nationale Selbstverständnis<br />
der US-amerikanischen Gesellschaft. Die Besiedlungsgeschichte<br />
der Teile Nordamerikas, welche<br />
heute zu den USA gehören, hatte einen ihrer Anfänge<br />
n der Landung der puritanischen Siedler innen<br />
in Massachusetts und Virginia, im Erschließen<br />
des heiligen Landes, welches den von den Siedlerinnen<br />
als von Gottes Hand gegeben verstanden<br />
wurde, und das von ihnen anschließend (mitsamt<br />
seinen „heidnischen“ Bewohnern) unterworfen<br />
und zivilisiert werden musste. Die bis zum Ende<br />
des 9. Jahrhunderts folgende Weiterverschiebung<br />
der Grenze nach Westen, und die damit einhergehende<br />
fortschreitende Besiedlung verlängerte diese<br />
Vorstellung vom Auftrag zur Zähmung, Unterwerfung<br />
und Zivilisierung des nordamerikanischen<br />
Kontinents. Gleichzeitig traten im weiteren Verlauf<br />
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