05.01.2013 Aufrufe

100 Jahre Mozartschule Rheingönheim - Schulmuseum ...

100 Jahre Mozartschule Rheingönheim - Schulmuseum ...

100 Jahre Mozartschule Rheingönheim - Schulmuseum ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

"Des gedenkt mer ah noch"<br />

von Eugen Baumann 1898 - 1988<br />

Zu meiner Person:<br />

Ich wurde am 1. Oktober 1898 als Sohn des Malers und Tünchers Eugen Baumann<br />

und dessen Ehefrau Katharina, geb. Schärf, geboren.<br />

In dem Hause meines Onkels Jakob Schärf, Ecke Mutterstadter Weg und Eisenbahn-<br />

straße kam ich zur Welt. Die Familie Käb in der Eisenbahnstraße waren Onkel und<br />

Tante. Barbara Meyer, eine verwitwete Tante, wohnte in der Hartmannstraße.<br />

Deren Tochter betrieb dort einen Strickereibetrieb. Die Frau des Metzgers Otto<br />

Bernhard, Hauptstraße, war Cousine zu mir. Meine Eltern wohnten im Mühlweg.<br />

An die Schulzeit in <strong>Rheingönheim</strong> erinnere ich mich noch genau:<br />

Die Einrichtung des Schulsaales war karg. Die Bänke waren meiner Erinnerung nach<br />

so breit, daß sechs bis sieben Schüler Platz nehmen konnten. Die eigene Schiefertafel,<br />

der Griffelkasten und das Lesebuch brachte ich in dem Fach unter dem Banktisch-<br />

deckel unter. Vor der ersten Bank stand der Tisch des Lehrers mit einem Stuhl.<br />

Wenn der Lehrer Platz nahm, hatte er rechter Hand seinen Papierkorb stehen,<br />

der rutengeflochten war. Linker Hand stand die große Tafel, die man umschwenken<br />

konnte. Zwischen Stuhl und Tafel stand ein Waschlavoir, ein Gestell auf dem oben<br />

eine weißemaillierte Waschschüssel stand und darunter eine Wasserkanne, mit<br />

Handtuch vervollständigt.<br />

Der übliche Spucknapf für den Lehrer stand dort auch gleich in der Ecke neben<br />

der Eingangstür. Ob ein Schrank im Saal stand, kann ich mich nicht mehr erinnern.<br />

Der Lehrer hatte eine abschließbare Tischschublade. Als Wärmespender stand ein<br />

großer eiserner Ofen im Saal, der vom Schuldiener bedient wurde. Brennmaterial<br />

stand immer bereit.<br />

An das Aussehen des Ungetüms kann ich mich nicht mehr so genau erinnern,<br />

ebenso wenig an die Beleuchtung, welche nur als Petroleumlampen bestand.<br />

In den meisten Schulklassen lag das berühmte Bambusstöckchen auf dem Tisch,<br />

das einen Durchmesser von dreiviertel bis einem Zentimeter hatte,<br />

je nach Temperament des Benutzers.<br />

Einen derartigen Rohrstock gab es bei unserem Lehrer, Herrn Schneider, nicht.<br />

Es gab für Ruhestörung oder sonstige Untugend als Strafe das Eckstehen rechts<br />

neben dem Lehrer. Dies war für den Missetäter schon hart genug. In der heutigen<br />

Zeit würde man Lehrer Ernst Schneider als Schöngeist betrachten. Er ging gern<br />

in das Theater nach Mannheim. Den Weg legte er zu Fuß zurück. Er war ein guter<br />

Mensch und hat jedem geholfen, soweit er konnte. Er hat manchem Schüler mit<br />

einem goldenen Griffel ausgeholfen. Wie die Pausen angezeigt wurden, kann ich<br />

mich nicht mehr entsinnen.<br />

Von sadistischen Strafen, die früher vorkamen, haben wir in unserer Schule<br />

nichts bemerkt. Wir kannten nur das Stehen in der Ecke oder vor der Tür. Als<br />

härtere Strafe gab es das Handflächetatschen mit dem Stock (für Mädchen und<br />

Buben). Buben wurde gestraft durch Kopfnüsse, Ohrumdrehen, Ohrfeigen und<br />

durch das übliche "Über-das-Knie-Legen" und "Den-Hosenboden-versohlt-<br />

Bekommen". Auch Nachsitzen kam vor und 10- oder 20-mal ein Wortungefüge<br />

neben der Hausaufgabe zu schreiben.<br />

23

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!