Ohne Scheiss: Unsere Bücher sind sage und ... - Nicolas Märki
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__NAWIMAT-Praktikum<br />
Vor nun schon fast drei Jahren startete ich an der Alten<br />
Kantonsschule Aarau in dem frisch lancierten Projekt NA-<br />
WIMAT. Schon von Anfang an fand ich Gefallen daran,<br />
dass wir als Elite der Kanti angesehen wurden <strong>und</strong> deshalb<br />
extrem hohe Ansprüche an uns gestellt wurden. Man<br />
könnte ja meinen, dass uns Naturwissenschaften einfach<br />
interessieren. Dem ist aber nicht so; wir <strong>sind</strong> Naturtalente<br />
in Biologie, Chemie, Physik <strong>und</strong> Mathematik. Berechtigterweise<br />
hört man häufig den Satz: „Aber ihr seid ja NAWI-<br />
MATLER, für euch ist das kein Problem.“<br />
Umso begeisterter war ich, als ich erfuhr, dass wir im dritten<br />
Jahr ein Praktikum in einem naturwissenschaftlichen<br />
Betrieb absolvieren müssen. Meine anfängliche Angst,<br />
dass ich in dieser Zeit den Schulstoff verpassen könnte,<br />
verschwand, als ich erfuhr, dass das gesamte Praktikum<br />
während den Herbstferien stattfinden würde. Drei von den<br />
insgesamt vier Wochen sollte es dauern.<br />
Ich erwischte ein Praktikum im Kantonsspital Aarau. Es<br />
klang sehr vielversprechend. Auf der handgeschriebenen,<br />
kaum leserlichen Beschreibung konnte ich Worte wie „Zytologie“,<br />
„PCR“, „Molekularbiologie“ <strong>und</strong> „Sequenzierung“<br />
entziffern. Deswegen war es für mich auch absolut kein<br />
Problem, das Praktikum auf vier Wochen zu erweitern <strong>und</strong><br />
absolut gar keine Ferien zu haben.<br />
Am ersten Tag wurde ich ein wenig herumgeführt <strong>und</strong> mir<br />
wurde mein Arbeitsplatz für die nächste Woche gezeigt.<br />
Dabei gab es immer wieder einige organisatorische Probleme<br />
<strong>und</strong> Missverständnisse. Dem KSA darf das aber auch<br />
ab <strong>und</strong> zu passieren.<br />
Auf jeden Fall war ich vom ersten Tag an Feuer <strong>und</strong> Flamme.<br />
Ich konnte häufig zusehen, oder herumstehen, oder<br />
herumsitzen, oder herumlaufen, oder irgendetwas lesen,<br />
oder etwas malen, oder ganz einfach gar nichts tun <strong>und</strong><br />
mich langweilen! Dies war meine erste grandiose Erfah-<br />
rung, wie es ist, in einem naturwissenschaftlichen Betrieb<br />
zu arbeiten.<br />
In den nächsten beiden Wochen sollte ich Blutproben in<br />
eine Datenbank einlesen. Vor Freude kamen mir fast die<br />
Tränen. Doch es sollte noch besser kommen. Mit vollem<br />
Elan stürzte ich mich auf die Arbeit. Das ging etwa so: Ich<br />
sitze alleine vor einem Computer mit einem Barcodeleser,<br />
so einer wie im Coop, den man in der Hand hält. Und da<br />
gibt es so kleine Röhrchen, die eine Blutprobe enthalten,<br />
<strong>und</strong> auf den Röhrchen gibt es einen Strichcode, der die<br />
ganzen Informationen über den Patienten enthält. Also<br />
scanne ich so vor mich hin. Eine Probe nach der anderen,<br />
jede Probe zweimal. Langeweile kommt dabei nie auf,<br />
denn es gibt immer wieder Fehler, wobei ich die Strichcodes<br />
von Hand eingeben muss.<br />
Am Ende dieser zwei Wochen fühlte ich mich wie ein wahrer<br />
Naturwissenschaftler, denn ich hatte genau 100 Boxen<br />
eingescannt, die ungefähr 40 Blutproben enthielten (für<br />
nichtNAWIMATLER: das <strong>sind</strong> ca. 4000 Röhrchen). Dies<br />
war meine zweite unvergessliche Erfahrung, wie es ist, in<br />
einem naturwissenschaftlichen Betrieb zu arbeiten.<br />
Es folgte noch die letzte Woche, die ähnlich der ersten<br />
war.<br />
Ich hatte im Vorhinein absolut keine Ahnung, was da auf<br />
mich zukam. Aber ich vermute, ich habe auf der erwähnten<br />
Beschreibung Worte wie „Langeweile“ <strong>und</strong> „Drecksarbeit“<br />
leider überlesen. Aber ich habe so viel in diesem<br />
Praktikum gelernt, vor allem was die Naturwissenschaften<br />
anbelangt. Unter diesen Umständen ist für mich absolut<br />
klar geworden: Ich werde einen naturwissenschaftlichen<br />
Beruf ausüben!<br />
Dr. Boreez Priis<br />
AaaaaKS A<br />
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