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Stadionzeitung 19. Spieltag (KSC - 1860 München) - Karlsruher SC

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10 |Story<br />

der die Reanimation möglich ist.<br />

Hitze dagegen wird die Zeit eher<br />

verkürzen. Alles Aspekte, die beim<br />

Outdoor-Einsatz beachtet werden<br />

müssen und die das Fußballstadion<br />

und den Trainingsplatz doch deutlich<br />

vom OP unterscheiden.<br />

Auch wenn der Schockgeber nicht<br />

verwendet werden darf, die Thorax-<br />

Kompression von Hand und mit Körperkraft<br />

geht immer. „Bewusstlosigkeit<br />

und der geringste Zweifel sprechen<br />

für den sofortigen Start der<br />

Reanimation“ antwortete Dr. Wawer-Matos<br />

auf die Fragen der<br />

Anwesenden. Noch deutlicher<br />

brachte esMarcus Schweizer auf den<br />

Punkt: „Nichtstun ist schlimmer!<br />

Besser gleich loslegen, es kann<br />

nichts kaputt gehen.“ Und selbst eine<br />

gebrochene Rippe ist deutlich<br />

besser zu verschmerzen als der<br />

Herztod wegen unterlassener oder<br />

zu spät begonnener Wiederbelebung.<br />

Vor allem der Betroffene<br />

selbst wird das so sehen, und auch<br />

die <strong>K<strong>SC</strong></strong>-Mediziner an diesem Abend,<br />

die ihre Sache sehr ernst nahmen.<br />

Zwar wurde auch gelacht, die Bilder<br />

vom Anfang aber waren allen überaus<br />

deutlich imKopf.<br />

Im Kraftraum des Wildparkstadions<br />

konnten sie in Ruhe ausprobieren –<br />

wenn eshart auf hart kommt, gilt<br />

nur noch eines: Handeln. So, wie es<br />

Doc Schweizer damals im August getan<br />

hat, 2008, als er Ümit Özat mit<br />

seinem beherzten Eingreifen ins<br />

Leben zurück holte. Ohne Fremdeinwirkung<br />

war der Kapitän des 1.FC<br />

Köln bei dessen Auswärtsspiel in<br />

Karlsruhe inder 27. Minute zusammengebrochen,<br />

war mehrere Minuten<br />

bewusstlos. Die Herzdruckmassage<br />

des <strong>K<strong>SC</strong></strong>-Teamarztes ließ Özat<br />

kurz zu sich kommen, ehe ererneut<br />

das Bewusstsein verlor. Erst im<br />

Kabinengang kam erwieder zusich,<br />

wollte direkt wieder aufs Spielfeld.<br />

Stattdessen ging‘s ins Krankenhaus,<br />

und die knapp 30.000 Stadion-besucher,<br />

Verantwortlichen und beide<br />

Teams atmeten hörbar auf, als<br />

Stadionsprecher Martin Wacker verkündete,<br />

Özat sei wieder zusich ge-<br />

kommen und den Umständen entsprechend<br />

stabil. Im März 2009 beendete<br />

der Türke beim FCKöln aus<br />

gesundheitlichen Gründen seine<br />

Karriere, nachdem eine sog. Myokarditis,<br />

also eine Herzmuskelentzündung<br />

diagnostiziert worden war.<br />

Zwar galt er als geheilt, wollte und<br />

sollte aber das Risiko Leistungssport<br />

nicht mehr eingehen. Was bei ihm<br />

gerade noch mal gut gegangen war,<br />

gilt leider nicht für den Bruder des<br />

ehemaligen <strong>K<strong>SC</strong></strong>-Kickers Matthias<br />

Zimmermann. Christian Zimmermann,<br />

gerade einmal 23 Jahre alt,<br />

brach während eines Testspiels zusammen.<br />

Trotz Erstversorgung durch<br />

zwei Gästespieler und sofortiger<br />

medizinischer Betreuung starb er<br />

wenig später. Ereignisse und Bilder<br />

wie die von Fehér und Zimmermann<br />

und vielen anderen sind es, die zu<br />

Herzen gehen und die uns zeigen,<br />

dass der Fußball vielleicht eine<br />

Herzensangelegenheit, aber dennoch<br />

nicht alles im Leben ist.<br />

Manchmal zählt das Herzklopfen<br />

unendlich viel mehr.

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