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Chlorodont - Althofen

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<strong>Chlorodont</strong> <strong>Chlorodont</strong><br />

<strong>Chlorodont</strong><br />

Gegründet 1907 in Dresden<br />

Die erste Zahncreme in der Tube<br />

Wie viele Erfinder, so war auch der Apotheker Dr. Ottomar Heinsius v. Mayenburg<br />

(1865-1932) seiner Zeit voraus, als er dem erstaunten Publikum im Jahre 1907 eine<br />

weiße Paste zum Reinigen der Zähne anbot. Waren sich doch die Gelehrten einig,<br />

dass ein chemisches Mundwasser völlig ausreiche und die tägliche Zahnpflege eher ein Luxus der reichen<br />

Leute sei. Der Doktor war da ganz anderer Meinung: Nur auf mechanischem Wege,<br />

also mit Bürste und Paste, sei eine sinnvolle und gründliche Zahnreinigung<br />

möglich. Und er hat Recht behalten.<br />

Mit dem 'Laboratorium Leo', einem kleinen Arbeitsraum in der Dresdner<br />

Löwen-Apotheke, war der Anfang gemacht. Schon bald hatte der junge<br />

Unternehmer so viele Menschen von seiner Zahnpaste ”<strong>Chlorodont</strong>” überzeugt, dass er eine eigene Fabrik<br />

bauen musste, um der Nachfrage Herr zu werden. "Es ist heute selbstverständlich, dass jeder Mensch sich<br />

nicht nur täglich waschen, sondern auch die Zähne putzen muss”.<br />

Der Markenname ist übrigens aus den griechischen Wörtern "chloros" (hellgrün; hier in<br />

der übertragenen Bedeutung "frisch") und "odon" (Zahn) zusammengesetzt. In den<br />

Fünfziger Jahren warb <strong>Chlorodont</strong> mit der Familie Fröhlich: "Wir sind die Familie<br />

Fröhlich. Von unseren Bekannten werden wir die <strong>Chlorodont</strong>-Familie genannt. Das<br />

kommt von unseren gesunden, weißen Zähnen, die wir täglich mit <strong>Chlorodont</strong> putzen." 1977<br />

erwarb die Hans Schwarzkopf GmbH mehrheitlich Anteile an den Leo-Werken und wurde Markeninhaber<br />

von <strong>Chlorodont</strong>.<br />

Heute bemüht sich das Unternehmen Dental-Kosmetik GmbH & Co KG (Nachfolgeunternehmen der Leo<br />

Werke) - der eigenen Tradition verpflichtet - zugleich mit dem Aufbau des Werkarchives und um den<br />

Rückerwerb der <strong>Chlorodont</strong> Markenrechte. Als<br />

moderne Standtube erlebte die Dresdener<br />

Zahncreme 1996 bereits ihre Wiedergeburt. Man<br />

darf gespannt sein, wie und vor allem von wem<br />

die Marke zu ihrem 100. Geburtstag im Jahre<br />

2007 präsentiert wird.<br />

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Der Apotheker OTTOMAR HEINSIUS von MAYENBURG (1865 - 1932) entwickelt 1907 in einem kleinen<br />

Laboratorium auf dem Dachboden der Dresdner Löwen-Apotheke die <strong>Chlorodont</strong> -Zahnpaste. Zwanzig Jahre<br />

später war sie die führende Weltmarke und die Dresdner Leo-Werke standen selbstbewußt an der Spitze<br />

der deutschen Dental-Industrie.<br />

1907 Gründung des Laboratorium Leo im Dachgeschoß der Löwenapotheke am Dresdner Altmarkt durch<br />

den Apotheker und Chemiker Dr. Ottomar Heinsius von Mayenburg; Entwicklung der Zahncreme<br />

<strong>Chlorodont</strong>; der ersten maschinell hergestellten Zahncreme, abgefüllt in Metalltuben.


Entwurf von Henry DuMont (1915)<br />

1917 Errichtung der Leo-Werke in Dresden-Neustadt, dem heutigen Standort der Dental Kosmetik GmbH &<br />

Co. KG; beschäftigt wurden 60 Arbeiter und Angestellte.<br />

Die Leo-Werke um 1920<br />

1924 Die Leo-Werke entwickeln sich zum größten europäischen Zahncremehersteller mit 1000<br />

Beschäftigten und 27 Niederlassungen in Deutschland, Europa und Übersee; Produktionsprogramm: Mund-<br />

und Zahnpflegemittel, Kosmetika und pharmazeutische Spezialitäten (darunter die berühmte Leo-Creme<br />

und Leo-Pillen).<br />

Ein gelungener Werbe-Auftritt – der Sprache nach in Litauen<br />

Werbung war überhaupt ein maßgeblicher Begleitfaktor und mitentscheidend für Erfolg oder Misserfolg.<br />

Da in Europa das Fensehen noch nicht erfunden war, wurden alle kreativen Möglichkeiten ausgeschöpft,<br />

um an die Verbraucher möglichst direkt heranzukommen.<br />

Dabei waren alle Mittel recht, da wurde nicht am falsche Platz gespart – und im Unterschied zu heute war<br />

so manches Wissenswerte inhaltlich beigefügt….


Diese ganzseitige Werbung aus 1930, die wir von Hrn. Dir. Pois, ehemaliger Geschäftsführer der<br />

„<strong>Chlorodont</strong>“ in Wien zur Verfügung gestellt erhielten, reflektiert die seinerzeitige europäische Einstellung


zur Werbung: zuerst belehrende Information! Geradezu rührend mutet die Aufforderung an,<br />

„Ersatzprodukte“ umgehend zurückzuweisen….<br />

Die nachfolgenden Werbe-Einschaltungen aus 1930 – immerhin vor 80 Jahren – sind ganz rare Produkt-<br />

und Zeitdokumente, die dem geneigten Leserkreis nicht vorenthalten werden sollen…..


Straßenbahn in Bochum mit <strong>Chlorodont</strong>-Werbung – ca. 1930<br />

Foto e-Bay 2009


Fotos zur Verfügung gestellt von Albert Atzhorn, Deutschland<br />

1939-1945 Kriegsproduktion und volksgesundheitsbezogene Aufklärungsarbeit zur richtigen Zahnpflege –<br />

siehe oben.<br />

Feb.1945 Die Leo-Werke werden bei den Bombenangriffen auf Dresden stark beschädigt.<br />

Nov.1945 Wiederaufnahme der Produktion im Hauptwerk Dresden und schrittweise Rekonstruktion des<br />

Unternehmens. Monopolist für die DDR und di Sowjetunion.<br />

1952 Verstaatlichung und Umbenennung des Unternehmens in VEB Elbe-Chemie.<br />

1952-1989 Arbeit als Spezialbetrieb für Mund- und Zahnpflegemittel in der DDR.<br />

Hoch der 1. Mai – <strong>Chlorodont</strong><br />

beim Festumzug<br />

1960 – ein neues Produkt für<br />

Kinder. Werbung im Stile des<br />

„Sandmännchens“


1990 Umwandlung der Firma in die Dental Kosmetik GmbH & Co. KG Dresden; Verwaltung durch die<br />

Treuhandanstalt Berlin; Inbetriebnahme moderner Produktionsanlagen.<br />

1.Mai 1992 Reprivatisierung der Firma; Alleingesellschafter: ARGENTA Internationale Anlagegesellschaft<br />

mbH München<br />

Verwaltungsgebäude nach Rekonstruktion 2002 - Produktions-Standort inmitten der Dresdner Neustadt<br />

2007- <strong>Chlorodont</strong> ist 100 Jahre alt<br />

Jubiläumsausstellung im Deutschen Hygienemuseum Dresden März-Mai 2007<br />

<strong>Chlorodont</strong><br />

in Österreich<br />

zunächst wurde die <strong>Chlorodont</strong>-Zahnpaste von <strong>Chlorodont</strong>-Österreich in Wien 16., Odoakergasse, produziert.


Mitte der 60-iger-Jahre hat dann die Wiener Firma „Eggochemia“ in Wien 19., Heiligenstädterstraße 158, die<br />

Firma „<strong>Chlorodont</strong>“ gekauft und in der Folge die<br />

<strong>Chlorodont</strong> – Mirodrog Gesellschaft m. b. H.<br />

Wien XIX., Sickenberggasse 10<br />

Industrie Compass 1980/81 Seite 1586<br />

gegründet, wo die Zahnpasta, die „Leo“-Pillen und die „Leo“-Creme (wie im DDR-Stammhaus - siehe oben)<br />

zunächst weiter produziert wurde.<br />

Als aber als Folge verstärkten Umweltbewusstseins „Chlor“ ein immer negativeres Image in weiten Teilen der<br />

Öffentlichkeit erhielt, sah man es in einer speziellen Anwandlung von „vorauseilenden Gehorsames“ ratsam,<br />

die Marke auf „Eggodont“ zu entschärfen – mit dem „Erfolg“ dass die neue Marke vom Markt überhaupt<br />

nicht angenommen wurde.<br />

Nach einigen Monaten verzweifelten und erfolglosen Gegensteuerns wurde dann die Produktion eingestellt…<br />

.…. gleichermaßen kam auch der Zusatz „mit Fluor“ ziemlich unter<br />

Druck und verschwand im Laufe der Zeit….<br />

Quellen:<br />

Angela Woschek<br />

Albert Atzhorn<br />

Gedächtnis-Notizen + Fundus Dir. Pois,<br />

<strong>Chlorodont</strong>-Mirodrog, Wien<br />

Industrie Compass 1980/81<br />

Dental-Kosmetik GmbH & Co. KG, Dresden


Adaptiert für den Almanach „Die Geschichte der Chemischen Industrie Österreichs 1914 – 2004“<br />

http://www.althofen.at/AvW_Museum/Seiten_d/geschichte_chemie.html<br />

von<br />

Werner Kohl<br />

werner.kohl1@tele2.at<br />

Projekt-Manager Auer von Welsbach Forschungs-Institut, <strong>Althofen</strong><br />

Wien, Dezember 2009 – ergänzt August 2010

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